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Full text of "Sebrané spisy"

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SPISY SAMOSTATNĚ VYDANÉ. 


INDEX TOMI 


MEERA EPBRIS PECULIARIBUS EDITA. 


Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. 
Erstes Bándchen. Beitráge zur Kenntniss des Sehens 
in subjectiver Hinsicht. 


Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. 
Zweites Bándchen. Neue Beitráge zur Kenntniss des 
Sehens in subjectiver Hinsicht 


Commentatio de examine physiologico organi viSus et Sy- 
stematis cutanei 


Symbolae ad ovi avium historiam ante incubationem 


De cellulis antherarum fibrosis nec non de <ranorum polli- 
narium formis commentatio phytotomica . 


De phaenomeno generali et fundamentali motus vibratorii 
continui in membranis tum internis animalium plurimorum 
et superiorum et inferiorum ordinum obvii . 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE 


ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


ERSTES BÁNDCHEN. 


BEITRÁGE ZUR KENNTNISS 
DES SEHENS IN SUBjJECTIVER HINSICHT. 


MIT 1 KUPFERTAFEL. 


POJEDNÁNÍ TOTO VYŠLO POPRVÉ 1819, PO DRUHÉ 1823, 
V PRAZE V KOMISI KNIHKUPECTVÍ J. CALVE. 


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enn anfangs dem sich zum Selbstbewusstseyn entfaltenden 
Menschen die gesamte Objectenwelt blos in seinem Innern 
wie ein Traum zu schweben scheint, Phantasie und Wirklich- 
keit wunderbar durcheinanderlaufen; so stellt er alles nach 
und nach ausser sich und sich allem entgegen und orientirt 
sich in dem Kreise seines Daseyns. Aber noch manches bleibt am Sinne 
haften, was ausserhalb der Spháre des individuellen Organismus nicht 
versetzt werden kann. 

Insgemein sind es Empfindungen, wie sie diesem oder jenem Sinne 
zukommen, denen aber nichts ausserhalb des Leibes entspricht, und die, 
insofern sie dennoch die Oualitáten und Formen usserer Dinge nach- 
ahmen, und dadurch oft zu Táuschungen Anlass geben, zum Theil mit 
Recht fiir Phantome, fiir blossen Schein, dem keine Wirklichkeit ent- 
spricht, gehalten werden. Diese mógen also nach den angegebenen 
Růcksichten immerhin subiective Sinnenphánomene heissen. Jedoch bleibt 
es stets eine unabweisbare Aufgabe des Naturforschers ihren objectiven 
Grund aufzuzeigen, indess es fiir den gemeinen Lebensgebrauch geniůgt 
zu wissen, dass sie nur dem Sinnesorgane angehoren, und keine ihnen 
entsprechenden Objecte ausserhalb des Kórpers weiter zu suchen sind. 

Mehrere dieser Phánomene hat sich von jeher die Optik, und noch 
neuerlichst die Farbenlehre zugeeignet, einige wurden Object besonde- 
ren Abhandlungen ohne an irgend einen vorhandenen Zweig des Wis- 
sens angeschlossen zu werden, viele reihte die Physiologie in die Sinnen- 
lehre ein, doch die meisten hat die specielle Pathologie vermog ihrer 
eigenthimlichen Auigabe in sich aufgenommen. 

Aber auí dem Standpuncte der reinen Naturforschung giebt es 
eben so wenig pathologische Zustánde, als es fiir den Botaniker €in 
Unkraut, fiir den Chemiker einen Unrath giebt. Diese Begrifie sind re- 


V 


3 


J. PURKYNĚ: 


lativ, und haben nur insoferne Giltigkeit, als sie der Erreichung irgend 
eines gegebenen Zweckes hinderlich sind. 

Der Physiolog erfasst mit gleicher Liebe das durch die Erschei- 
nungen klar durchbrechende Naturgesetz, wie die scheinbaren Aus- 
nahmen und Verwiklungen, des festen Glaubens, dass sich auch diese 
in eine alldurchgreifende Harmonie auflósen werden. 

Wollte man die Kunde von den subjectiven Sinnenphánomenen in 
den Bund der iibrigen Innungen des Wissens einfiihren, so móchte es 
wohl schwer fallen ihr sogleich den gehórigen Platz anzuweisen, da im 
allgemeinen ieder Gegenstand mehrseitiger Betrachtung fáhig ist. Am 
ehesten wiirde die sogenannte empirische Psychologie dieselbe sich vin- 
diciren, wenn nicht vieles darin zu náheren Bestimmungen materieller 
und dynamischer Verháltnisse innerhalb des individuellen Organismus 
selbst auffordern mochte. Die Physiologie in einem etwas strengeren 
Sinne genommen hat es nur mit dem Objectiven zu thun, und schliesst 
die Empfindungen als solche ganz aus. Diese sind ihr nur Buchstaben 
und Worte durch welche sie von den Dingen Kunde erhált, mit deren 
Grammatik sich eine eigene Lehre befassen mag. 

Jedoch sind auf einem freyeren Standpuncte alle diese Gránzschei- 
dungen zufállig und haben nur vorzůglich dadurch einen Werth, dass 
sie als besondere Tendenzen des Geistes mit desto grósserer Conse- 
guenz je getrennter sie sind nach allen Seiten verfolgt werden kónnen. 

Besser liesse sich dieser Gegenstand, der an den áussersten Grán- 
zen der Empirie steht, in die beschreibende Naturkunde €inordnen. 
Es «gábe auch eine Naturgeschichte der Sinne und ein Sinnenreich, 
innerhalb dessen Gránzen die Empiindungen in harmonischen Gruppen 
gegen einander gestellt in ihren verschiedenartigen Beziehungen ent- 
wickelt wiirden. 

Jeder Sinn kann durch Beobachtung und Experiment sowohl in 
seinem Eigenleben, als in seiner eigenthiimlichen Reaction gegen die 
Aussenwelt aufgefasst und dargestelit werden, jeder ist gewissermassen 
ein Individuum; daher die Specificitát, das zugleich Fremde und Eigene 
in den Empiindungen. 

Der einzige Weg in dieser Forschung ist, strenge sinnliche Ab- 
straction und Experiment am eigenen Organismus. Beide sind wichtige 
Zweige der physikalischen Kunst úberhaupt, und fordern eine eigene 
Richtung der Aufmerksamkeit, eine eigene und methodische Folge von 
Abhártungen, Uibungen und Fertigkeiten. Es giebt Gegenstánde der 
Naturforschung, die nur auí diesem Wege eruirt werden kónnen, vor. 
denen wir ausserdem kaum eine Ahndung hátten. 

Diesemnach wiůrde die Physiographie zu ihrer gegenwártigen blos 
objectiven Spháre auch eine subjective zugewinnen; wobei uns freylich 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


das scheinbare Missverháltniss des Umfangs beider nicht irren důrite, 
indem die Spháre des Subijectiven erst am Anfange ihrer Bearbeitung 
steht und sich dennoch eine Anssicht in ein reiches Gebiet machen 
lásst, wenn nur einmal die Concurrenz derer gross genug seyn wird, 
die innerhalb der besonderen Schranken der Sinne, vorziglich in pa- 
thologischen Zustánden ihre Aufmerksamkeit zu fixiren fáhig sind, und 
eine Terminologie sich wird gebildet haben, die der wechselseitigen 
Mittheilung fórderlich sey. 

Ich habe einiges hieher gehorige gefunden was mir neu scheint, 
oder was wenigstens von mir mehr als anderswo ins Einzelne verfolgt 
wurde. Ich werde in gegenwártiger Schriít theils beschreibend vorgehn, 
-die Bedingungen einer Sinneserscheinung, wenn sie mir bekannt, samt 
ihren Folgen darlegend, theils auf Analogieen aufmerksam machen, wie 
ich sie zwischen den einzelnen Phánomenen sowohl als zwischen ihnen 
und denen der Aussenwelt zu bemerken glaubte, ohne gerade damit 
auf gelungene Erklárungen Anspruch zu machen, da ich iiberzeust bin, 
dass jeder Gegenstand solange er nicht in der Gesamtheit seiner Er- 
scheinungen erkannt ist, immer nur einseitige Ansicht erlaubt und da- 
her das Gemith im Zustande des Zweifels erhált, der noch immer voll- 
kommenere Lósung erwarten lásst. 

Fůir itzt beschránke ich mich nur auf den Gesichtssinn. 


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TAKÉ PŘOKLETT 


I. 
DIE LICHT-SCHATTENFIGUR DES AUGES. 


aN'cudig schwelgt der muntere Sinn des Kindes in der bunten 

si Mannigfaltigkeit der einstromenden Aussenwelt; allenthalben 
W- formet er das Unbestimmte, weidet sich an der Wiederholung 
des Geformten; jeder Augenblick záhlt einen neuen Fund, 
offenbart neue und reichere Welten von Erscheinungen. Vor 
allem aber verfolgt es gerne die Spur des heiteren Lichtes und ver- 
tieft sich in der Farben reizende Gegenwart. 

Wer hat wohl nicht aus jener schónen Zeit dunkle Erinnerungen 
solcher Spiele zuriickbehalten? — Eines derselben, das auch die ern- 
steren Jahre wůrdig bescháftigen mag, ist folgendes: 

Ich stelle mich mit geschlossenen Augen in hellen Sonnenschein, 
das Angesicht senkrecht gegen die Sonne. Nun fahre ich mit gestreck- 
ten etwas auseinander gehaltenen Fingern vor den Augen hin und her, 
dass sie abwechselnd beschattet und beleuchtet werden. Auf dem sonst 
bei der blossen Schliessung der Augenlieder vorhandenen gleichmássig 
gelbrothen Gesichtsfelde erscheint nun eine schóne regelmássige Figur, 
die sich jedoch anfangs sehr schwer fixiren und náher bestimmen lásst, 
bis man sich nach und nach in ihr mehr orientirt. Im Fortgange der 
Fingerbewegung setzt sich diese Figur vom Einfachen zum Mannigfal- 
tigen immer mehr zusammen und erfiillt das ganze Gesichtsfeld. (Fig. 
E923: 4) 

Dies im Allgemeinen. Nun zu den einzelnen Momenten und zu ná- 
herer Bestimmung ihrer Bedingungen. Ich nehme zum Object der Be- 
trachtung die Figur in meinem rechten Auge, der des linken 
werde ich spáter erwáhnen. 

Im Allgemeinen unterscheide ich in der ganzen Figur primáre Ge- 
stalten und secundáre; jene bilden den Grund des Ganzen, diese das 
Aufgetragene. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Die primáren Gestalten sind gróssere und kleinere Viereckchen 
(Fig. 2.) abwechselnd licht und schatticht, die den gróssten Theil des 
Gesichtsfeldes gleich einem Schachbrette iiberziehen. 

An den Gránzlinien der Viereckchen bilden sich lángere und kiir- 
zere etwas lichtere Zikzaklinien, die bald da bald dort entstehen und 
wieder vergehen. Abwárts vom Mittelpuncte, der sich úbrigens durch 
ein dunkles Tipíchen mit lichtem Scheine auszeichnet, ist bei mir eine 
Strecke grósserer Sechsecke sichtbar, deren Gránzlinien grau, Inhalts- 
fláchen weiss sind. Vom Mittelílecke links nach unten bilden sich an 
den Viereckchen feine lichte an einandergesetzte Halbkreislinien, deren 
Reihen die Richtung immerfort abándern, man kónnte sie einem Baum- 
- schlage oder einer vierbláttrigen Rose vergleichen. 

Um diese Figur unvermischt mit der secundáren und gleichsam 
in abstracto zu bekommen richte man das offene Auge gegen eine 
lichte Fláche z. B. gegen den gleichmássig iberzogenen Fimmel oder 
gegen eine grosse weisse Wand, und fahre vor demselben mit den ge- 
streckten etwas von einander gespreizten Fingern hin und her. Weniger 
deutlich erscheint sie bei geschlossenen Augen im Sonnenlichte; hier 
spielen die secundáren Figuren die Hauptrolle. 

Jene lichten feinen Bogenreihen in der Mitte zeigen sich besonders 
lebhaft, wenn man recht nahe in eine flackernde Kerzenilamme hinein- 
sieht. Ferner erscheint das Wiirfelfeld ziemlich deutlich, wenn man in 
Newtons Farbenscheibe sieht, indem sie im hellen Lichte schnell ge- 
schwungen wird; jedoch braucht sie nicht gerade nach der gewóhnli- 
chen Angabe construirt zuseyn; es ist genug wenn weisse und schwarze 
Segmente in beliebiger Zahl mit einander abwechseln. Je enger sie sind, 
desto weniger schnell braucht die Scheibe gedreht zu werden. Auch 
andere Farben kónnen zu diesem Behufe aufgetragen werden; jedoch 
missen sie immer als hellere und dunklere neben einander stehn. Auch 
in den Sprossen eines gedrehten Rades bei lichtem Hlintergrunde er- 
scheint die Figur. Die allgemeine Bedingung ist also ein schneller Wech- 
sel von Licht und Dunkelheit in der Gesichtsspháre; je greller diese 
mit einander abwechseln, desto lebhafter die Erscheinung. 

Die secundáren Figuren erscheinen bei offenem Auge undeutlich, 
dagegen desto deutlicher bei geschlossenem im Sonnenscheine, wo hin- 
wiederum die primáren zuriicktreten. Ich unterscheide zwey Haupt- 
modificationen derselben: ein Schneckenrechteck und einen Achtstrahl. 

Wenn man gleich vom Anfange des Versuches, ehe das Auge vom 
Lichte zu sehr aufgereizt ist, die bloss mit den Augenliedern bedeckten 
Augen senkrecht gegen die Sonne gehalten, mit den Fingern auí be- 
schriebene Weise einmal hin und her fáhrt, und dieses in kleinen Ab- 
sátzen mehrmal wiederholt, so erscheinen beide Figuren in stark ab- 


J. PURKYNĚ: 


stehendem Lichte und Schatten in einander involvirt. (Fig. 1.) Der Acht- 
strahl sticht jedoch etwas mehr hervor; und das Schneckenrechteck ist 
nur mit Miihe in den Zwischenráumen der einzelnen Strahlen zu be- 
merken. Bewegt man nun die Finger anhaltend und schnell, so erscheint 
das Schneckenrechteck fiir sich (Fig. 3.) Es besteht aus mehreren im- 
mer grósser werdenden geraden Linien, die an ihren Endpunkten unter 
rechten Winkeln auf einander aufgesetzt sind, und schneckeníórmig vom 
Mittelpunkte erst rechts herab und dann links nach oben gehen. Diese 
Linien selbst sind náher betrachtet mehrfach; in der Mitte ist eine 
dunkle die an beiden Seiten helle Streifen begleiten, die wieder beider- 
seits von dem helleren Grunde der ganzen Figur begránzt sind. In dem 
Grunde selbst zwischen den einzelnen Linien erscheinen jedoch schwach 
und unbestimmt die oben beschriebenen Viereckchen. Der usserste 
sichtbare Umriss des Schneckenrechtecks besteht aus Reihen lichter 
Flecke mit dunklem Umkreise. Je weiter nach aussen vom Mittelpunkte, 
desto schwerer sind die einzelnen Theile der Figur zu unterscheiden; 
denn da sie innerhalb des Auges selbst ist, bewegt sie sich auch mit 
demselben wenn man irgend einen Punkt ausserhalb der Mitte zu fixiren 
wáhnt. 

Bald friiher, bald spáter als das Schneckenrechteck erscheint in 
dem Gesichtsfelde der Achtstrahl. Es sind vier Stábe, die sich in der 
Mitte durchschneiden und so eine Strahlenfigur bilden. (Fig. 4.) 

Sie sind auf áhnliche Weise gestreiít und begránzt wie im Vorigen. 
Unter den constituirenden Linien ist die von oben links nach unten 
rechts laufende am lichtesten, eben so die sie unter rechtem Winkel 
schneidende; in den ibrigen sind die dunklen Sáume vorherrschend. Die 
Enden der Linien verlieren sich nach Aussen im Unbestimmbare. 

Uiberhaupt muss ich bemerken, dass die secundáren Figuren ob- 
wohl deutlicher, dennoch sehr wandelbar sind; denn bald verschiebt 
sich das Schneckenrechteck, bald geht es in ein Schnechendreieck iiber, 
bald zerstěort sich der Durchschnittspunkt der Strahlenfigur und die Li- 
nien durchschneiden sich mehrfach an andern Stellen, in andern Rich- 
tungen oder gehen parallel, oder bilden geschlossene Dreyecke und 
Vierecke; bald ist die eine im Mittelstreifen lichter bald die andere; 
was aber alles sich auf die Grunderscheinung der primáren Viereck- 
chen reduziren lásst. 

Je nachdem námlich verschiedene Reihen von diesen auf der einen 
oder der andern, oder an beiden Seiten zugleich heller sind, bilden sie 
auch verschiedene Linien die dann in ihrer Relation gegen einander die 
secundáren Figuren geben. Jedoch sind jene zuerst beschriebenen bei 
mir am bestándigsten. Dass sie bei andern ganz verschieden aussehen 
měgen bin ich sehr geneigt zu glauben, und ich meyne, dass es vor- 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


zůglich von der synthesirenden Thátigkeit des Sinnes abhánge, welche 
Reihen aufgefasst und zur Einheit verbunden werden, und dass wenn 
mehrere Reihen nach denselben ráumlichen Verháltnissen ofter verbun- 
den worden eine Geneigtheit zurickbleibt dieselben wieder leichter her- 
auszufinden. Eben so bilden sich wie schon die Maler lángst bemerkt 
haben bei etwas lebhafterer Einbildungskraft auf jeder unregelmássig 
geflekten oder gestreiften Fláche die verschiedenartigsten Gestalten, bald 
edel bald fratzenhaít jenachdem die innere Stimmung und die áussere 
Veranlassung ist. Jedoch ist weder das eine noch das andere blosse 
Einbildung: immer miissen objective Bedingungen concurriren, welche 
geándert, zu ganz verschiedenen Bildungen der Sinnesthátigkeit Anlass 
geben. Ferner muss ich erwáhnen, dass die beschriebenen Figuren, vor- 
zůglich die Viereckchen von den meisten Individuen mit denen ich den 
Versuch machte, soweit eine unvollkommene Mittheilung durch Worte 
ohne Zeichnung moglich war bemerkt wurde. 

Sie kámen also nicht blos einzelnen Individuen unter durchaus spe- 
ciellen organischen Verháltnissen zu, sondern wáren in allgemeinen Be- 
dingungen des Organismus oder gar in den aller Materie zukommenden 
physischen Gesetzen gegriindet. 

Die Figur meines linken Auges welches schwachsichtig ist vermag 
ich nur unvollkommen zu sehen; ihre primáren Gestalten sind mehr 
krummlinige Netze als regelmássige Vierecke, ihre secundáren aber die- 
selben, nur nach entgegengesetzten Seiten gestellt. Weil ich im Folgen- 
den dieser Figuren noch ofter erwáhnen werde, so will ich sie Kiirze 
halber nach der Hauptbedingung ihrer Erscheinung die Licht-Schatten- 
figuren des Auges nennen. 


II. 
DIE DRUCKFIGUR DES AUGES. 


mlunáchst an diese Erscheinungen reihen sich diejenigen, welche 


A 


durch einen etwas anhaltenden Druck des Augapfels hervor 
RA gebracht werden. Im Wesen der Gestaltung ihnen sehr nahe 
= ZA kommend, unterscheiden sie sich vorzůglich durch die áusse- 
ren Bedingungen, und durch die eigenthiimliche Lichtauelle 
welche hier ganz innerhalb der Gránzen des Organismus liegt, dort in 
den allgemeinen Lichtmotoren der Aussenwelt zu suchen ist. 

Wenn ich das geschlossene Auge mit in eine Prise zusammen- 
geneigten Fingerspitzen náchst um die Cornea gelinde und gleichmássig 
driicke, so erscheint zuerst in der, iibrigens finstren Gesichtsspháre ein 


J. PURKYNĚ: 


schwach dámmernder breiter Ring in der Mitte, der immer sichtbarer 
wird, und aus kleinen mehr oder weniger lichten und dunklen Vier- 
ecken besteht (Fig. 5.) deren Reihen schief von unten links nach oben 
rechts laufen. Der áussere Umriss des Ringes náhert sich einer auf- 
rechtstehenden an den Ecken abgerundeten Raute. Die kreisfórmige 
Licke in der Mitte ist anfangs so wie die dussere Umgebung finster. 
Nach und nach erscheinen in ihr acht blass leuchtende strahlenformig 
divergirende Linien (Fig. 6.), indess die Vierecke in der Area des Rin- 
ges selbst, immer lichter werden, so dass bald alle schattigen Stellen 
verschwinden. Nun setzt sich gewóhnlich in dem unteren Ecke der 
Raute manchmal aber in einem oder dem andern Seitenecke ein gelb- 
lich weisser hellleuchtender Fleck an, mit scharí zugeschnittenen Rán- 
dern, der sich in der Area der Raute verbreitet, und sie endlich ganz 
einnimmt. (Fig. 7.) 

In dem hellichten Raume unterscheide ich gelbliche sehr fein ge- 
zeichnete Kreislinien dié aus mehreren Punkten seiner áusseren Gránze 
ausgehend, theils mit einander concentrisch laúfen, theils einander viel- 
fach durchschneiden und in einer bestándigen schimmernden Bewegung 
begrifien sind. Der áussere Rand der Raute hat einen diinnen orange- 
farbenen Saum. Wáihrend der gróssten Hóhe der Erscheinung ist noch 
ein weiterer schwach leuchtender Ring nach einem dunklen Intervalle 
um den vorigen zu sehen, der aber bald wieder verschwindet. 

Lasse ich nun wáhrend dem gróssten Leuchten der Raute vom 
Drucke ganz ab, so geht die leuchtende Raute dieselbe Reihe farbiger 
Verwandlungen durch wie jedes Blendungsbild (Nro. XIV.) das durch 
áusseres heftiges Licht (z. B. durch eine Kerzenflamme) im Inneren des 
Auges erzeugt wurde. Die helle Area verschmálert sich, um den orange- 
farbenen Rand erscheint ein schwach violetter, der sich immer breiter 
nach innen hereinzieht und dem auf gleiche Weise nach aussen €in 
bláulicher folgt; in beiden erscheinen nun jene Viereckchen wieder nur 
viel schwácher als anfangs. 

Der mittlere vom Ringe umgebene Raum war wáhrend des gross- 
ten Leuchtens der Figur gleichfalls mit bláulichem etwas schwácherem 
Lichte erhellt, durch welches jene acht Strahlen nur undeutlich hervor- 
blickten; (Fig. 8.) dieser bleibt nun noch lángere Zeit leuchtend, und 
mit ihm zugleich geht auch die den Ring zuvor umgebende Finsterniss 
in mildem Scheine auf, indess der Ring selbst nach und nach durch 
jene erwáhnten Farben in tiefe Dunkelheit untergeht. Wenn man wáh- 
rend seinem Verschwinden die Augenlieder fester schliesst und wieder 
erschlaft, so fángt die Figur wieder an zu ihrer vorigen Intensitát zu- 
rickzukehren, und schwindet wieder auf gleiche Weise. Wenn man 
wáhrend des gróssten Glanzes der Figur das Auge ófinet, und gegen 


10 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


beleuchtete Gegenstánde wendet, so sind diese nur in dem mittleren 
Raume, und in dem Felde ausserhalb des Ringes sichtbar. Der Ring 
selbst und die Radien in der Mitte iiberglánzen entweder €in schwa- 
ches, oder bei stárkerem áussern Lichte erscheinen sie dunkelgrau und 
halbdurchsichtig; doch werden sie nach und nach durchbrochen, und 
an ihrer Stelle schweben nur einzelne Flecke und Linien dem Auge 
vor, die den Vierecken und Radien entsprechen; auch sehe ich gewóhn- 
lich mehrere Fragmente von einer Aderfigur, die bei Schliessung des 
Auges so wie jene Flecke und Linien wieder leuchtend werden. Das 
Ende des Ganzen bildet endlich eine dunkle stumpfeckige Raute mit 
einem nach Art des Phosphorlichts bewegten matten Scheine umge- 
ben, bis das Ganze nach und nach in totaler Finsterniss sich auflóset. 
(Fig. 10.) 

Eine etwas verschiedene Reihenfolge entwickelt sich ein andersmal 
bei demselben saníten gleichmássig anhaltendem Drucke. Zuerst er- 
scheint die achtstrahlige Figur in graulichem Lichte; nach und nach 
kommen in den Zwischenráumen der einzelnen Linien jene kleinen Vier- 
eckchen zum Vorschein und bilden eine stumpfeckige Raute, in welcher 
bei vermehrtem Drucke sich eben so wie zuvor ein blendend leuchten- 
der zweihorniger Fleck ausbreitet, bis er die ganze Raute bedeckt, die 
in diesem Falle keinen Ring bildet, sondern ganz, bis auf einen kleinen 
schwarzen Punkt in der Mitte, geschlossen ist. Das Verschwinden der 
Figur ist ibrigens dasselbe wie im Vorigen. 

Driicke ich das geschlossene Auge gleich anfangs ziemlich stark 
und gleichmássig anhaltend, so erscheinen iiber das ganze verfinsterte 
Gesichtsfeld mattleuchtende Schlangenlinien deren Hauptrichtung vom 
Centrum nach der Peripherie geht, die mehrfach durcheinander gewun- 
den Schlingen und Geflechte bilden, die in einem bestándigen Wechsel 
von Hell und Dunkel durch einander spielen. (Fig. 11.a) Žwischen ihnen 
zeigen sich gróssere und kleinere Strecken mit Viereckchen besetzt, 
(Fig. 11. b.) die nach und nach erstere Figur verdrángen, und in die 
leuchtende Raute iibergehen. Wenn nach und nach das Auge durch óftere 
Wiederholung des Versuchs in diesem Chaos sich gefunden, so bilden 
sich ihm die Schlangenlinien zum Achtstrahle, die Viereckchen zum 
Schneckenrechteck aus. 

Bei noch stárkerem Drucke des Augapfels erscheinen eine Menge 
helleuchtender sehr feiner Punkte, zuerst in der Mitte, dann auch im 
úbrigen Raume, in Strahlenreihen auseinander gehend. (Fig. 12.) 

In der Mitte sind sie am geháuftesten nach aussen mehr zerstreut. 
Sie erscheinen abwechselnd, und verschwinden wieder indem sie jedes- 
mal einen ihnen entsprechenden schwarzen Punkt zuriicklassen, der bald 
vergeht um neuen Lichtpunkten Platz zu machen. Zwischen diesen 


11 


J. PURKYNĚ: 


mehr nach aussen erscheinen gróssere in bláulichem Lichte schim- 
mernde kreisfórmige Flecke, die eben so wie jene Punkte, iedoch in 
einem langsameren Zeitmasse mit Dunkelheit abwechseln. Bey Fort- 
setzung desselben Drucks horen jedoch zuerst die Lichtpunkte, dann 
auch die Kreisflecke zu erscheinen auf; nur einzelne der letzteren blei- 
ben noch lánger ruhig stehn in einem schonen bláulichen Lichte schim- 
mernd, bis auch diese, einer um den anderen etweichen. — Indessen 
háuft sich immer mehr und mehr ein unbestimmtes, hin und her lau- 
fendes Dámmerlicht; es erscheinen momentan in Gruppen und Reihen 
gegen einander kámpfende Flecken und Ringe die aus den feinsten re- 
gelmássig geordneten Viereckchen bestehen, und in der lebhaítesten 
Bewegung begriffen sind. 

Jedoch sind diese secundáren Gestalten nicht immer so regellos 
und stiirmisch. Wenn der stárkere Druck gleichmássig anhált und das 
Auge ruhig ist, so erscheinen momentan da und dort Strecken von 
grósseren Sechsecken, (Fig. 13.) deren an einander gránzende Seiten 
heller sind, das Innere matt leuchtet und ebenfalls aus jenen ungemein 
kleinen Viereckchen besteht. Bewege ich nun das Auge nur im gering- 
sten oder ándere den Druck ab, so iiberstirzen einander sogleich die 
sich wechselweise dámmenden Gránzlinien und ein schnelles Wogen 
durchláuít unregelmássig das Ganze; dieses wiederholt sich ofter oder 
seltener bis Ruhe eintritt, und auf kurze Zeit jene Sechsecke Wieder 
ruhig in die Erscheinung vorschweben. 

Zwischendurch zeigen sich im Mittelpunkte und ausserhalb dem- 
selben an einzelnen Stellen krumme mattleuchtende Streifen, die gleich 
den Fligeln einer Windmiihle um ein Centrum schnell im Kreise sich 
vorwárts und zurůck drehen. 

Lasse ich nun vom Drucke nach, so erscheinen lichte Aestchen 
und Zacken hin und her im Gesichtsfelde, (Fig. 14.) als Fragmente der 
Ader-Figur des Auges, (Nro. XIII.) bis die stumpfeckige Raute die von 
einem dunklen, dann einem mattleuchtenden Kreise umgeben ist, sich 
gebildet hat, und nun mit ihrem blendenden Lichte alles iiberstrahlt, 
dann allmáhlig durch Violett und Blau in Dunkelheit verschwindet. 

Nun komme ich zu dem Verhalten der beschriebenen Erscheinung 
bey Oefinung der Augen vor einer lichten Fláche. 

Wenn mir die leuchtende Raute erscheint, und ich wende das of- 
fene Auge gegen den lichten Himmel, so sehe ich theils parallele 
schráge, theils convergirende halbdurchsichtige graue Streifen, die bei 
Schliessung der Augenlieder wieder leuchtend werden, und den Vier- 
eckchen und Radien entsprechen. 

Wenn bei starkem Drucke die Gesichtsspháre gerade von Vier- 
ecken und Schlangenlinien wimmelt, und ich offne dann das Auge, so 


12 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


dringt anfangs das Tageslicht gar nicht durch, die Figur bleibt unver- 
ándert; bald aber zerreisst sie in der Mitte, und čfínet sich schnell 
nach allen Seiten, die Dámmerung zieht sich gegen die Peripherie und 
verschwindet allmáhlig. Wenn bei noch lánger anhaltendem Drucke 
schon die Viereckchen der zweiten Ordnung erschienen sind, so dauert 
es manchmal iiber zwanzig Secunden bis das Tageslicht hereinzubre- 
chen anfánst, und es bleibt noch lange durch undurchsichtige Fragmente 
der Aderfigur durch convergirende Striche und Flecken getriibt, welche 
alle zu der leuchtenden stumpfeckigen Raute gehóren. 

Morgens, wenn die Erregbarkeit des Auges am gróssten ist gelingt 
es mir oft, die noch zu beschreibende Aderfigur (Nro. XIII.) samt ihrem 
Ursprunge an der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven helleuchtend hervor- 
zurufen. (Fig. 14.) Sobald ich vom Drucke nachlasse zerreisst sie an 
vielen Stellen und ihr Licht verláuít der verschiedenen Verástlung ge- 
máss in krummen Linien da und dort, und verschwindet áhnlich den 
verlóschenden Fiinkchen im verglimmenden Papiere. Uiberhaupt muss 
ich bemerken, dass, wie leicht, und gleich beim ersten leisen Drucke 
die leuchtende Scheibe Friihhmorgens im Auge erregt wird, so selten 
gelingt es mir dieselbe Abends hervorzurufen, da hingegen das Wiirfel- 
feld zu jeder Zeit des Tages fast im gleichen Grade erregt wird. 


II. 


ERSCHEINUNG DER VORIGEN FIGUR UNTER ANDERN 
VERHÁLTNISSEN. ERKLÁRUNGSVERSUCH. 


un folgen noch einige Verháltnisse, unter denen áhniiche 
Wa Wůrfelfiguren zur Erscheinung kommen. Wenn ich nahe vor 
| dem Einschlummern meine Aufmerksamkheit auf das fin- 
VŘ stere Gesichtsfeld richte, so bemerke ich nebst den spá- 
=< ce ter zu beschreibenden wandelnden Nebelstreifen (Nro. V.) 
augenblicklich Phalangen von etwas grósseren Vierecken- als die vori- 
gen, die in verschiedenen Richtungen das Gesichtsfeld durchlaufen und 
wieder bald verschwinden. Hindert man den Blutumlauíf des Kopífes 
durch einen Druck auf die Carotiden, so erscheinen dáhnliche gróssere 
Vierecke, ja es kommt oft bis zur Bildung der leuchtenden Raute selbst. 
Dasselbe findet deutlich bei Anwandlung einer Ohnmacht statt. Auch 
bei nervóser Stimmung, durch Schwáchung des Nervensystems ber- 
haupt oder nach Genuss von narcotischen Substanzen kómmt das Wiirfel- 
feld bei ieder heftigeren Bewegung und Anstrengung zur Erscheinung. 


13 


J. PURKYNĚ: 


Zweimal erschien mir die leuchtende Raute bei starkem Winterfroste 
von selbst ohne sonstiges Gefiihl von. Missbehagen im iibrigen Koórper. 
Auch nach langem fortgesetzten tiefen Einathmen erscheinen Viereck- 
chen im Gesichtsfelde. 

Endlich bemerkte ich es auch in dem galvanischen Lichtphánomene 
wenn die Entladungen in einer schnellen ununterbrochenen Folge gleich- 
sam oscillatorisch geschahen z. B. beim Streifen der Entladungsketten 
an einander, welche Bedingung aber im Grunde sich auf schnellen 
Wechsel von Licht und Dunkelheit zu reduziren scheint. 

Nun sey mir erlaubt die Analogie der dargestellten Phánomene 
mit anderen Naturerscheinungen aufzuzeigen. So lange eine Beobach- 
tung im Reiche der Naturkunde isolirt steht, so lange sie nicht in mehr- 
fache Beziehungen zu anderen mehr oder weniger wichtigen Erfahrun- 
gen und Anwendungen gekommen ist und durch Einwirken in das ibrige 
System eine Art Charakter und Rang erworben hat, ist sie immer in 
Gefahr entweder lángere Zeit ganz unbeachtet zu bleiben, oder wenn 
sie sich anfangs durch eine neue Erscheinungsweise aufgedrungen hat, 
wieder in Vergessenheit zu gerathen; bis im ununterbrochenen Ent- 
wicklungsgange des Wissens die ihr náchst verwandten Gegenstánde 
mehrfach auí sie deuten, und sie endlich in die ihr gebiihrende Stelle 
aufnehmen, wo sie dann erst in dem ihr Zukommenden Lichte der 
Wissenschaft steht um nie wieder in die Finsterniss der Verborgenheit 
zuriickzukehren. Die beschriebenen Figuren im Inneren des Auges we- 
cken in mir unwiederstehlich die Erinnerung an die chladnischen Klang- 
figuren, und zwar vorziůglich an ihre primáre Form. Ich unterscheide 
námlich bei diesen, ebenso wie ich oben die verschiedenen Ordnungen 
der Wůrfelfelder als primáre, die aus ihrer wechselseitigen Beschrán- 
kung entstehenden Linien als secundáre Formen unterschied, auch bei 
den chladnischen Figuren primáre und secundáre Gestaltungen. Die er- 
steren werden durch die bewegten Stellen des tonenden Koórpers, die 
anderen durch die ruhenden constituirt. Mit letzteren hat sich vorzůglich 
Chladni bescháftiget. 

Die primáren Klangfiguren kommen zur deutlichen Erscheinung, 
wenn man auf die genau horizontal gehaltene Glasscheibe eine Schichte 
Flissigkeit ausgiesst, und nun durch Bogenstriche einen Ton hervor- 
bringt; sogleich werden die sonst beim Versuche mit Sande, leeren 
Stellen, mit den schonsten wechselweise erhobenen und vertieften vier- 
eckigen Wellen bedeckt erscheinen, die nach der Hóhe oder Tiefe des 
Tones kleiner oder grósser sind, sich in verschiedenen Richtungen ge- 
gen einander bewegen, und durch ihre Begránzungsstellen secundáre 
Figuren bilden wo sich die Fliissigkeit háuít, und wo beim Sandversuche 
der von den bewegten leeren Glasstellen hingeworfene Sand sich sammelt. 


14 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Dieser Versuch ist unentbehrlich zur Ergánzung der anderen chlad- 
nischen Versuche, und fiihrt erst recht eigentlich in die Elemente des 
Tones ein. Wenn Chladni's Sand-Versuche vorziůglich nur die secundá- 
ren Linien zeigen, so čfinet dieser Versuch den Blick fiir die primáren, 
und fiir die Entstehungsweise der secundáren selbst. Auffallend, und 
ausnehmend schón wird der Wasserversuch, wenn es gelingt sehr hohe 
Tóne hervorzubringen, wo dann die ganze Fláche von ungemein kleinen 
Viereckchen wimmelt die in vielíacher Begránzung untereinander die 
mannigfaltigsten und wandelbarsten secundáren Linien hervorbringen. 

Noch complicirter wird die Erscheinung, wenn manchmal mehrere 
hohere und tiefere Tóne zugleich erklingen, wo dann gróssere und klei- 
nere Wellen in der gróssten Mannigfaltigkeit durcheinander laufen. Die 
weitere Verfolgung dieser Phánomene, die Messung der Tonwellen, die 
Auffindung ihrer Gesetzmássigkeit, weitere Anwendung auf die Ton- 
lehre, auf Physiologie des Gehórs wáre ein Gegenstand weitláuítiger 
Abhandlungen. Ich habe sie nur beiláufig angefiihrt um auf ihre Analogie 
mit den Augenfiguren aufmerksam zu machen. 

Nun will ich meinen Gedankengang iiber diese Gegenstánde wie 
er sich nach und nach bei mir entwickelte vorlegen. 

Nachdem ich die Tonwellen vielfach beobbachtet hatte, versuchte 
die gescháftige Einbildungskraft wiederholt, sie in den Zusammenhang 
der iibrigen Naturerscheinungen einzufihren. Bald erschien mir die Ton- 
welt nicht mehr in ihrer tiefen Finsterniss, sondern begleitet von den 
zartesten Gestaltungen, aus wandelbaren Wellen augenblicklich geformt, 
die vor dem inneren Auge eben so schnell entstanden und verschwan- 
den und die lieblichsten Vegetationen des bewegten Luftmeeres bildeten. 
Was fehlt wohl, dachť ich, dass diese Tongebilde nicht auch dem empi- 
rischen Gesichtssinne in ihrer ganzen Pracht erscheinen? Nur einige 
Grade Lichtempfindlichkeit mehr, und verkorpert schweben die Tóne 
in den mannigfaltigsten Luftgestalten vor unseren Augen; denn das ist 
wohl unzweifelbar, dass wo so vielfache Oscillationen, wechselweise 
Contractionen und Expansionen eines Fliissigen da sind, dass dort nicht 
auch Wárme und Lichtstrahlung die wohl immer einander begleiten 
statt finden sollte. 

Auf der andern Seite bemiihte ich mich die Augenfigur auí verschie- 
denen Wegen zu erkláren. Bald zerfaserte ich die getrocknete Krystall- 
linse; bald betrachtete ich die Kórnchen des gefrorenen Glaskorpers, bald 
untersuchte ich mikroscopisch die Netzhaut und ihre Markkiigelchen; aber 
nirgends fand ich geniigende Erklárungsgrinde fůr jene Erscheinungen. 

Endlich drang sich mir die Aehnlichkeit der Viereckfelder im Auge 
mit den Tonwellen von selbst auf, und neigte mich zu dem Glauben, 
dass beide Phánomene ihren objectiven Bedingungen nach identisch seyen. 


15 


J. PURKYNĚ: 


Uiberall wo entgegengesetzte, continuirlich wirkende Kráfte ein- 
ander beschránken, entsteht im Wechselsiege der einen iiber die andere 
Periodicitát in der Zeit, Oscillation im Raume; jene als Vorherrschen 
der einen iiber die andere in verschiedenen Momenten, diese wegen 
Uiberwiegen der einen und Zuriůcktreten der anderen an verschiedenen 
Orten so dass auch bei einer scheinbaren áusseren Ruhe dennoch die 
innigste Bewegung in und zwischen den Begránzungspunkten statt fin- 
den kann. 

So wie dieses in der Tonbewegung wirklich statt findet, eben so 
ist es mir wahrscheinlich, dass das Auge, wenn es entweder von aus- 
sen gedriickt, oder aus eigener Kraft in sich selbst zusammengezogen 
ist in eine intime oscillatorische Bewegung geráth, die so lange dauert 
als die Contraktion, und die in verschiedenen Graden in allen Gebilden 
des Auges nach Massgabe ihrer Elastizitát mehr oder weniger statt fin- 
det. Das nun bei diesen Oscillationen theils im Nervenmarke des Auges 
selbst, theils in der náchsten Umgebung entwickelte Licht wird empfind- 
bar, und die Sinneskraft setzt es im Sehraume zu den beschriebenen 
Figuren zusammen. So wie sonst die Spannung, die Grósse der Oscilla- 
tion und die Hóhe des Tones mit einander wachsen und fallen, so auch 
hier die erscheinenden Viereckchen; und sie kónnen bis zur áussersten 
Feinheit sich verkleinern, wenn der Druck, und mit ihm die Spannung 
zunimmt, so wie auf der schwingenden Glasscheibe die Tonwellen bei 
hoheren Tónen immer kleiner werden. In den Fállen, wo Wechsel von 
Licht und Schatten statt findet, wozu auch die galvanische Lichterschei- 
nung zum Theile zu rechnen ist, glaubte ich, dass in Folge von Reiz 
und Mangel desselben, eine wechselweise Contraction und Restitution 
im Augapfel statt finde, welche dem áusseren Drucke gleich eine innere 
Oscillation hervorbringt. Eben so glaube ich eine Contraction des Aug- 
apfels annehmen Zu kónnen in den Fállen, wo ihm Blut so wie dem 
ganzen Kopie entzogen. wird als da sind: Schwáche der Thátigkeit des 
Herzens im ersten Momente nach dem Genusse von narcotischen Sub- 
stanzen und bei der Ohnmacht, bei Druck auf die Carotiden, bei oft 
wiederholtem tiefen Einathmen, bei welchem nicht bloss das Gehirn, 
sondern das ganze arterielle System und mit ihm alle weichen Gebilde 
mehr oder weniger in sich selbst zusammenfallen. Eben so Wirkt die 
Kálte unmittelbar contrahirend auf die organische Faser, daher mir 
schon zweimal in starkem Winterfroste, sowohl das Wůrfelfeld, als die 
leuchtende Scheibe erschienen ist. Die leuchtenden Gefássfragmente die 
in grósseren und kleineren Parthieen sich zeigen und verglimmen sind 
mir contrahirte Stellen des Nervenmarkes die unter der Centralvene 
liegen, welche als Zwischenkórper zwischen dem Glaskorper und der 
Netzhaut den Druck und mit ihm die Lichtentwicklung topisch vermeh- 


16 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


ret. Auf áhnliche Weise scheint mir die leuchtende Scheibe durch die 
Krystalllinse bedingt zu seyn. Die an der Mitte sich zeigenden an ein- 
ander gereihten sichelfórmigen Linien in Form eines Baumschlags ent- 
stehen sichtlich nur aus lichteren Stellen einzelner Viereckchen so wie 
die grósseren Sechsecke nur secundár sind. 

Die Fiinkchen und die leuchtenden Kreisilecke, měgen wohl den 
elektrischen analoge Entladungen seyn, die als Produkt einer expansi- 
ven und contraktiven Thátigkeit immer nach der Kreisform streben. 

Es ist nicht leicht das Chaos der Erscheinůngen die unter den an- 
gegebenen Bedingungen erzeugt werden zu entwirren und sich in der 
Mannigfaltigkeit und Wandelbarkeit derselben gehórig zu orientiren. Ich 
habe sie in friiher Jugendzeit bemerkt, sie nach Lust und Gelegenheit 
oít beobachtet und als in mir das Bediirfniss erwachte sie mitzutheilen, 
habe ich versucht sie zu fixiren, zu zeichnen in Worte zu bringen. In- 
dessen mógen andere ein grósseres Geschick dazu in der Disposition 
ihres Organismus und in dessen Verháltnisse zum Bewusstseyn be- 
sitzen. Schádlich fiir mein Organ fand ich diese Versuche keinesweges. 
Vielleicht ist aber auch eine festere Nerventemperatur meines myopi- 
schen Auges Ursache daran, und es diirfen presbyopische Augen in der 
Hinsicht mehr Schonung fordern. 

Die experimentale Kunst insoferne sie subjective Phánomene zum 
Gegenstande hat ist noch in ihrer Kindheit, und es gelten hier indess 
nur die Regeln, die auch sonst in der Therapie, die iibrigens auf glei- 
chen Wegen wandelt, gegeben werden, námlich, mit den geringsten 
Graden anzufangen, gehórig auszusetzen, die Folgen zu beobachten, und 
nur allmáhlig fortzuschreiten, bis zu dem Punkte, wo die Erscheinung 
nicht mehr weiter sich entwickelt, oder wo iúberhaupt die Gránze aller 
Empiindung ist und Bewusstlosigkeit einzutreten droht, oder wo die 
Hohe der Empfindung den erprobten Spielraum der Ausdauer iiber- 
steigen will. 


IV. 
DIE GALVANISCHE LICHTERSCHEINUNG. 


uj 


po od 9] 


pirmuthigt durch die eben vorgetragenen Beobachtungen, traute 
ich mir die Vorůibung zu, auch in dem galvanischen Licht- 
scheine irgend eine bestimmte Configuration zu bemerken, 
indem ich, soweit ich iiber diesen Gegenstand nachlesen 
==) konnte, nirgend von einer besonderen Gestaltung dieses Licht- 
scheines etwas bemerkt fand. Ich baute zu meinen Versuchen eine Sáule 
von zwanzig Plattenpaaren (Kupfer und Zink) mit, in Salmiakauflósung 
2 


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17 


J. PURKYNĚ: 


getauchten Zwischenlappen; zu Leitern nahm ich zwei mit Metall iiber- 
zogene Guitarresaiten. Brachte ich den Leiter des Zinkpols*) in den 
Mund, und beriihrte mit dem des Kupferpols die Mitte der Stirne, so 
erblickte ich in der vereinten Gesichtsspháre beider Augen wenn ich 
sie geschlossen hielt (Fig. 15.) einen schwarzen Bogenstreifen durch die 
Mitte gehend, dessen Concavitát nach oben gerichtet war, und dessen 
Enden etwas nach oben und aussen unbestimmt sich verloren. Innerhalb 
der Concavitát nach oben bis an die Gránze des elliptischen Gesichts- 
feldes gieng ein hell violetter Lichtschein, dessen grósste Intensitát in 
der Mitte des dunklen Bogens war; nach beiden Seiten von diesem 
Scheine und etwas tiefer, waren zwei genau begránzte dunkle Flecke 
zu sehen, die an die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven zu setzen sind. 
Unter dem dunklen Bogenstreifen, war die Augenspháre mit ebendem- 
selben hellvioletten Lichtscheine erfiillt, dessen grósste Intensitát in Ge- 
stalt von leuchtenden Rosen nach aussen sich zeigte. 

Hielt ich blos das rechte Auge geschlossen so dass die Erscheinung 
dem linken durch das Tageslicht unkenntlich wurde, so war nur die 
Hálite des dunklen Bogens zu sehen, und der Mittelpunkt des oberen 
Scheines fiel mit dem Achsenpunkte des Auges zusammen. 

Verwechselte ich die Pole; nahm ich den Leiter des Kupferpols in 
den Mund, und hielt den des Zinkpols in anhaltender Beriihrung mit 
der Stirne, so blieb die Erscheinung ihren Umrissen nach dieselbe, nur 
verwandelte sich der hellviolette Schein in einen gelblichen der nur 
schwach die Finsterniss des Grundes iiberzog und zwar mit umgekehrten 
Intensitáten, so dass der Mittelpunkt des Sehfeldes, und eine Stelle unter 
dem áussern Ende des dunklen Bogens, wo zuvor der hellste Schein war 
am finstersten waren. Hingegen zeigte sich statt jenem dunklen Flecke an 
der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven ein lichtvioletter scharí begránzter 
der um so mehr hervorstach je schwácher das iibrige gelbliche Licht war. 

Die Erscheinung zeigt also nicht blos einen Lichtgegensatz im Verhált- 
nisse zu der galvanischen Sáule, sondern innerhalb des Auges selbst steht 
die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven, mit dem Punkte der Augenachse, 
und noch einem anderen unter dem Bogen nach aussen im Gegensatze. 

Es ist merkwůrdig, dass sich die Lage des schwarzen Bogenstrei- 
fen verándert wie man mit den Entladungsstellen wechselt. Fahre ich 
von der Mitte der Stirne auf dem Riicken oder Nase herab, so wendet 
sich das innere Ende des Streifen abwárts, das áussere aufwárts. Riicke 
ich den Entlader am unteren Augenliede von innen nach aussen, So 
wird der Streifen nach und nach unbestimmt und scheint sich zu thei- 


*) Meine Sáule war von unten anzufangen auf folgende Art construirt: Zink Ku- 
píer Wasser Zink Kupfer. 


18 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PRiYSIOLOGIE DER SINNE. 


len. Komme ich mit dem Leiter an den áusseren Augenwinkel, so steht 
der Streifen schief, nahe der Senkrechten von unten und aussen nach 
oben und innen (Fig. 16.) und legt sich nach und nach wieder horizon- 
tal wie ich am oberen Rande des Auges zur Nasenwurzel zuriickkehre. 
Wie dieser Streifen bei Beriihrungen anderer Stellen des Kopfes oder 
auch des iúbrigen Kórpers zu stehen komme, konnte ich nicht unter- 
scheiden; denn die Erscheinung war nur dann gehórig deutlich wenn 
ich in der Náhe des Auges galvanisirte. 

Wenn ich mit den polaren Gegensátzen schnell wechselte, was bei 
jeder Beriihrung und Aufhebung derselben geschieht, so erscheinen mir 
in den lichten Wellen ober- und unterhalb des dunklen Bogens parallele 
wechselweise lichte und schattige krumme Streifen, die einander durch- 
kreuzend Vierecke bildeten, die jedoch betráchtlich grósser waren als 
in den vorigen Versuchen. Noch besser waren sie zu sehen, wenn ich 
ohne die Beriihrung in der Náhe des Auges zu unterbrechen, die Gui- 
tarresaiten an einander strich, wobei durch die umgewundenen Metall- 
dráhtchen ungemein schnelle Entladungen nach einander erfolgten. 

Wenn ich das Auge driickte, so wurde die galvanische Lichter- 
scheinung durch die Druckfigur verdránst, bis beim fortgesetztem und 
vermehrtem Drucke die noch zu beschreibende Aderfigur (Nro. XIII. 
Fig. 23.—24.) erschien, die bei jeder Entladung mit einem ungemein 
schónen hellvioletten Lichte vom Eintrittsorte des optischen Nerven die 
Gesichtsspháre durchblitzte, und zwar waren davon gróssere Parthieen 
rechts und links zu sehen als nach meiner gewohnlichen Erzeugungs- 
weise derselben. 

Das Wůrfelfeld im gegenwártigen Falle lásst noch eine weitere 
Reduktion zu. Es bildet sich námlich aus der Kreuzung paralleler lichter 
und dunkler Streifen. Diese also sind das Einfachere, jenes das Zusam- 
mengesetzte. Hier wáre gleichsam die letzte Struktur dieser Erscheinun- 
gen, und es liesse sich ein allzgemeines Gesetz ahnden, nach welchem 
im Gebiete des Lichtes, des Tons und der Crystallisation, die secundá- 
ren Formen in einer Folge von Contraktion und Expansion entstehen, 
die sich in verschiedenen Richtungen durchdringen, und sich wieder in 
entgegengesetzter Richtung in ihre Elemente zerkloven lassen. (Ver- 
gleiche Nro. XXIII. nro. 5. Fig. 29.) *) 


*) Ich mache hier auf das dort beschriebene gebeugte Band und den halbmond- 
fórmigen Fleck auímerksam die sich auch bei der galvanischen Figur zeigen (Fig. 16.) 
und die mich geneigt machen sie und die feurigen Ringe dort unter eine Classe zu se- 
tzen mit dem blos relativen Unterschiede dass bei der galvanischen Lichterscheinung 
eine totale von entgegengesetzten Seiten ausgehende Contraktion, bei dem feurigen 
Ringe eine einseitige Compression statt fánde. Der schwarze Streifen hier entspricht 


dem schwarzen Kreise dort. 
2 


19 


J. PURKYNĚ: 


VA 
WANDELNDE NEBELSTREJFEN. 


enn ich die Finsterniss des gegen alles áussere Licht wohl- 
verwahrten Auges fixire, so beginnen bald friiher bald spáter 
schwach aufdámmernde zarte Dunstgebilde darin sich zu be- 
wegen; anfangs unstát und formlos, bis sie sich nach und nach 
bestimmter ausbilden. Das Allgemeine davon ist, dass sie 
breite mehr oder weniger gekrimmte Bánder mit zwischenliegenden 
schwarzen Intervallen bilden, die entweder als concentrische Kreise gegen 
den Mittelpunkt des Sehfeldes sich bewegen, und dort sich verlieren, 
oder als wandelnde Bogen an ihm sich brechen und in sich selbst zusam- 
menkriimmen, oder als krumme Radien um ihn im Kreise sich bewegen. 
(Fig. 17, 18, 19.) Ihre Bewegung ist langsam, so dass es bei mir ge- 
wóhnlich acht Secunden braucht bis ein solches Band den Weg voll- 
endet und vóllig verschwunden ist. Nie ist die Finsterniss, auch im An- 
fange der Beobachtung vollkommen rein, immer schwebt darin €in 
Chaos von schwachem Lichte. Merkwůrdig hiebei ist, dass das Augen- 
mass an dieser Finsterniss ganz zu Schanden wird. Sie ist ein Endli- 
ches, in die Breite ausgedehntes, lásst sich von der Mitte aus messen, 
und doch kann man keine peripherische Gránze bestimmen. Wie die 
Messung mehr nach Aussen kommt, wird sie immer schwerer und 
endlich unměglich ohne dass jedoch ein sichtbarer Gránzpunkt statt fánde. 

Um jene nur kurz angefiihrten Fálle náher zu erórtern, so beob- 
achtete ich, wenn ich die Aufmerksamkeit auí alle noch so schwachen 
Lichtelemente im finstern Sehraume fixire, nach mehr oder weniger Mi- 
nuten in einem Falle 

1) in der Mitte einen schwachen Schein, (Fig. 17.) der in einer 
Centripetalbewegung begriffen, bald verschwindet. 

Um diesen herum ist ein schwarzer Ring nach aussen mit mattem 
Lichte begránzt, dieser bewegt sich eben so gegen die Mitte zu, und 
ersetzt bald die Stelle jenes Scheines als ein schwarzer runder Fleck; 
schon hat sich um diesen wieder ein lichter Ring gebildet, der mit ei- 
nem finstren Walle umgeben ist, der wieder einen schwachen Schimmer 
zur áusseren Begránzung hat. 

So folgen sich dunkle und lichte Ringe von aussen nach innen und 
werden vom Mittelpunkte verschlungen. 

2) Ein andermal kómmt das Licht von oben als ein breiter hori- 
zontaler Lichtstreifen, (Fig. 18.) der, wie er gegen den Mittelpunkt 
kommt, die Enden herabbeugt, und nun nach unten, zu einer einzigen 
Lichtmasse sich vereinigt die sich nun wieder gegen den Mittelpunkt 


20 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


bewegt, und in ihm verschwindet; ein áhnlicher aber schwarzer Strei- 
fen folgt dem vorigen gleichen Weges nach und verschwindet eben so; 
dasselbe gilt wieder von seinem lichten Nachfolger u. s. f. Oít bemerkte 
ich oberhalb dem Streifen, wenn ich durch ein Geráusch etwas auíge- 
schreckt wurde einen Hauch von Lichtschattenvierecken so dass die 
ganze Figur mit der galvanischen fast identisch wáre, wenn ihr ein leb- 
haíteres Licht gegeben wiůrde, um so mehr, da auch ihr Licht bláulich 
ist, und durch Farbengegensatz die Finsterniss wie mit einem gelblichen 
Flor iberzogen Wird. 

3) Diesem Falle analog sind andere, wo die lichten und dunklen 
Bánder entweder von unten hinauf, oder von den Seiten schrág und 
gueriber sich bewegen. 

4) Eine andere Form dieser Erscheinung besteht aus zwei vom 
Mittelpunkte ausgehenden nach entgegengesetzten Richtungen gekrimmten 
Bándern die sich im Kreise drehen. 

Spáter nach Ermiidung der Aufmerksamkeit fluthet alles in unregel- 
mássigen Licht- und Schattenwellen, bis sich auch diese ausgleichen 
und nur ein kaum bemerkbarer Flor von mattem Lichte ruhig die Finster- 
niss úberzieht. 

Die beschriebenen Figuren gehóren meinem rechten Auge zu, weil 
mein linkes etwas schwachsichtig diese zarten Erscheinungen nicht be- 
merken wiůrde. Bei denen, deren Augen gleiche Sehkrafít haben, werden 
wahrscheinlich die Figuren beider in eine einzige sich zusammensetzen 
so wie die Sehfelder beider in ein einziges verschmelzen. 

Auch diese Gestalten weisen auí alle vorher beschriebenen zuriick. 
Denn, denkt man sich die lichten Bánder von mehreren Seiten ausge- 


hend und in schneller Bewegung so werden hier wie dort Schlingen und 
Wiůrfelfelder sich bilden. 


VI 


LICHTERSCHEINUNG IM VERDUNKELTEN GESICHTS- 
FELDE MEINES RECHTEN AUGES BEI VERMEHRTER 
THÁTIGKEIT DES LINKEN. 


==enn ich bei hellem Tage eine viertel bis halbe Stunde im 
Freyen stark gegangen bin, und ich trete plótzlich in einen 
finsteren oder wenigstens stark verdunkelten Raum, so wallt 
und flackert im Gesichtsfelde ein mattes Licht gleich der 
auí einer horizontalen Fláche verlóschenden Flamme von 
ausgegossenem Weingeiste, oder gleich einer im Finstern schwach flim- 
mernden mit Phosphor bestrichenen Stelle. Bei schárferer Betrachtung 


21 


J. PURKYNĚ: 


bemerke ich, dass der flackernde Nebel aus unzáhlbaren, áusserst kleinen 
unregelmássigen lichten Piinktchen besteht, die sich in verschiedenen 
krummen Linien unter einander bewegen, sich bald da bald dort an- 
háufen, unbestimmt begránzte Flecke bilden die sich wieder zertheilen 
um sich anderwárts zu versammlen; jeder bewegte Punkt lásst eine 
lichte Spur seiner Bewegung hinter sich, welche Spuren sich mannig- 
faltig durchschneidend Netze und Sternchen bilden; so wimmelt es eine 
grosse Strecke im Inneren des Gesichtsfeldes und hindert das deutliche 
Sehen. Am áhnlichsten dieser ELO ASBUNÉ ist das Gewimmel der soge- 
nannten Sonnenstáubchen. 

Dasselbe geschieht, wenn ich bei bedecktem rechten Auge das 
linke, welches schwach- und fernsichtig ist, einige Minuten lang gegen 
eine lichte Fláche fixire. Es entsteht bald ein Kampf zwischen der Sicht- 
barkeit der Gesichtsfelder beider Augen, die Aufmerksamkeit kann sich 
nicht mehr andauernd im Gesichtsfelde des linken halten, und iiberspringt 
wiederholt, so oft die Intension der Willensthátigkeit nachlásst, ins rechte 
Auge, dessen Gesichtsfeld sich dann als eine Finsterniss vor den zu se- 
henden Gegenstand einschiebt. In diesem bemerke ich nun €in Gewimrmel 
von sehr kleinen runden weissen Piinktchen, die sehr nahe an einander 
gedrángt nur durch wenig schwarzen Grund geschieden, um und unter- 
einander sich in Wirbeln bewegen. So erscheinen die Punkte vorzůglich 
um die Mitte, nach aussen werden sie getrennter und unregelmássiger, 
und náhern sich der vorhin beschriebenen Erscheinung; endlich gehen 
sie bei lánger fortgesetztem Schauen mit dem linken Auge in ein flackern- 
des homogenes Dámmerlicht iiber. 

Eine andere Bedingung dieses Phánomens ist ein allmáhlig ver- 
stárkter Druck auf das linke Auge. 

In allen diesen Fallen erscheinen die lichten Piinktchen viel leb- 
hafter bei offenem als bei geschlossenem Auge, besonders wenn dasselbe 
nach einer nicht gánzlich verdunkelten etwas entfernten Stelle hinsieht. 
Das áussere Licht ist also in diesem Falle zur Verstárkung der Erschei- 
nung des inneren beforderlich. Die allgemeinere Bedingung in beiden 
letzteren Fállen ist, vermehrte Thátigkeit des linken Auges, welche das 
verfinsterte rechte mit in Consensus zieht, und es zur selbstthátigen 
Erzeugung eines inneren Lichtes veranlasst. Dieselbe mag auch im ersten 
Falle statt finden, wo mein linkes Auge als presbyop durch Fernsehen 
im Freyen mehr bescháftigt wird indess das rechte mehr oder weniger 
nach aussen ruht, hingegen in sich selber inneres Licht erzeugt das dann 
vor einem dunklen Grunde zur Erscheinung gelangt. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


VII. 


AUFSPRINGENDE LICHTPŮNKTCHEN BEIM ANSCHAUEN 
EINER HELLEN FLACHE. VON SELBST ENTSTEHENDE 
LICHTFLECKE IM GESICHTSFELDE. 


senn ich auí eine grosse etwas blendende Fláche starr hin- 
/ sehe (z. B. auf den gleichmássig mit Wolken iiberzogenen 
Í Himmel, oder nahe in eine Kerzenílamme), so springen in 
einigen Secunden wiederholt in der Mitte des Gesichtsfeldes 
lichte Punkte auf, die ohne ihre Stelle geándert zu haben 
schnell wieder verschwinden und schwarze Punkte zuriicklassen, die 
eben so schnell wieder vergehen. Wende ich wáhrend die Lichtpunkte 
hervorspringen das Auge gegen eine stark verdunkelte Stelle, oder 
schliesse es, so setzt sich die Erscheinung auf gleiche Weise fort; nur 
in einem gemilderten Lichte, so dass es erscheint, als wiirden durch 
das erste Hinsehen die Punkte nur entziindet, und glimmten dann fůr 
sich allein ab. Damit ein Fernsichtiger diese Erscheinung gewahr werde 
wird es wohl nothig seyn, durch ein convexes Glas hindurchzusehen; 
weil sonst eie Deutlichkeit der gesehenen áusseren Objecte seine Auf- 
merksamkeit von der Beobachtung des Subijectiven abzieht. 

Wenn man das Auge nach angeschauter lichter Fláche schnell schliesst 
noch bevor die lichten Piinktchen erschienen sind, so erscheinen sie den- 
noch fiir sich im Blendungsbilde das im dunklen Sehraume sich zeigt. 

Aehnliche Punkte, jedoch grósser und leuchtender, werden manchmal 
beim gewohnlichen Sehen, selbst im Finsteren, einzeln gleich Meteoren 
sichtbar, verschwinden plótzlich und lassen einen Fleck zuriick der vor 
einem weissen Grunde gelblich erscheint und das deutliche Sehen hindert. 
Hieher gehóren wohl die Flecke bei dem sich bildenden schwarzen Staare. 

Diese Erscheinungen sowohl als die bei der Druckfigur erwáhnten 
Fiinkchen (Fig. 12.) scheinen mir den elektrischen analog, indem sie im 
Contlicte von Contraktion und Expansion innerhalb der Nervensubstanz 
auí áhnliche Weise schnell entstehen und vergehen mógen wie jene in 
der Atmospháre. 


VIN. 
DIE EINTRITTSSTELLE DES SEHNERVEN. 


+„ariottes Versuch iiber das Verschwinden einzelner Bilder an 
SN dem der Eintrittsstelle des Sehnerven entsprechenden Orte 
des Gesichtsfeldes, ist hinlánglich bekannt und von Ber- 
noulli und Euler mit mathematischer Prácision erórtert. 
x Ich habe ihn oftmals wiederholt und mich dadurch erst im 
inneren Sehraume des Auges orientiert. Ich muss ihn in Erinnerung 
bringen, weil ich mich an mehreren Stellen auf ihn beziehe. Sehr be- 


- 
— 
= 
< 
— 
-= 
— 
= 
= 
= 
— 
— 
—= 
= 
-I 


-k 


23 


J. PURKYNĚ: 


aguem kann man den Versuch auf folgende Weise wiederholen. — 
Man mache aufs Papier zwei deutliche Punkte mit der Dinte, in der 
Entfernung eines Zolles von einander, den Punkt rechts, etwa eine 
Linie unter der Horizontalen, entferne das Gesicht auf fiinf Zolle, 
schliesse das linke Auge, und sehe nun fix auf den Punkt links: der 
Punkt rechts wird sogleich aus dem Gesichtsfelde verschwinden, wenn 
gleich andere noch mehr nach rechts von ihm gelegene absichtlich hin- 
gezeichnete Punkte bemerkbar bleiben. Dasselbe, nur mit verwechselten 
Seiten gilt fiir das linke Auge. 

Will man den Versuch mit beiden Augen machen, so zeichne 
man vier Punkte in denselben Verháltnissen. Um den Versuch in seiner 
Totalitát mit Leichtigkeit zu bewerkstelligen, mache man vier Kiigelchen 
von Wachse, stecke sie auf Dráthe und richte sie so dass sie unter den 
eben angegebenen Verháltnissen (1“ :5“) im Freyen stehen und gegen 
und iiber einander jenachdem es die vollstándige Austfiihrung des Ver- 
suches fordert willkihrlich bewegt werden kónnen. Ich nenne jene die 
den Achsenpunkten des Auges (Fig. 20. y) entsprechen a und á, die der 
Eintrittsstelle des Gesichtsnerven z, b und b“. 

Man bringe a und á in eine Entfernung aus einander die náher ist 
als die Entfernung beider Pupillen (lieber unter einem Zolle als dar- 
iiber, um den Versuch nicht unbeguem zu machen) und bewege hinter 
a, á einen Stift bis an die Stelle, wo er fiir das linke Auge a, fiir das 
rechte á zu beriihren scheint, (Fig. 20. 5) dort wo sich die Achsen beider 
Augen schneiden. Nun fixire man die Spitze des Stiftes mit beiden etwas 
nach Innen schielenden Augen; sogleich werden a, á in einen Punkt ver- 
flossen, und die zwei áusseren b, b' verschwunden seyn. Bewegt man 
b, a und á, b“ (wieder 1“:5“ der veránderten Entiernung gemáss) so 
gegen einander, dass a á nun an der Stelle wo vorher die Spitze des 
Stifts war einander decken, (Fig. 20. 8) und man fixirt nun a á wie 
vorher mit beiden Augen, so verschwinden eben so b b“ ohne das ein 
Stift vonnothen wáre. Es ist derselbe Fall wie der vorige, nur dass die 
Vereinigung von a á schon an sich, ohne Bewegung der Augenachsen 
bewerkstelligt wird. 

Bei nach Innen gegen einander schielenden Augen schneiden sich die 
Augenachsen nach Massgabe der Convergenz in (a á) die der Eintritts- 
stelle des Sehnerven entsprechenden geraden Linien in (b b“) und erstere 
mit letzteren in (b á) und (b“ a). Wenn nun bei festgestelllten Augen die 
Wachskiigelchen in proporzionirten relativen Entfernungen nach und 
nach, wie die Figur anzeigt, in die Durchschnittspunkte der Linien ge- 
rickt werden, so werden jedesmal b und b“ verschwinden, a und á als 
Eins im Sehraume erscheinen indess die Kiigelchen im Tastraume bald 
eine bald verschiedene Stellen (siehe Fig.) einnehmen. 


24 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Wenn im erwáhnten Falle die Convergenz der Augenachsen fixirt 
ist indess die Kiigelchen von Stelle zu Stelle geriickt werden, so kann 
man umgekehrt die Kiigelchen einen und denselben Ort einnehmen 
lassen indess der Durchschnittspunkt der Sehachsen bald vor (a á vor 
y, d, e, ©) bald hinter (a á hinter «) bald zwischen die Kiigelchen fállt, 
so werden dieselben im Sehraume im ersten Falle wie in » od. d od. « 
od. 3 gegeneinanderstehen, im zweiten Falle wie in 8 (wobei auch a 
und á mehr oder weniger auseinandergeriickt erscheinen kann) im dritten 
aber sowohl a, b, als a b' zu sehen seyn. 

Noch muss ich, damit man sich nicht irre bemerken, dass jedem 
Auge auch die Kiigelchen des anderen erscheinen, dass also in jedem von 
den angefiihrten Fállen zweimal so viele weniger zweien zu sehen sind. 

Hiemit hab ich eine Reihe Erscheinungen abgeleitet, die einzeln 
genommen sehr ráthselhaít scheinen měchten, in ihrem Zusammenhange 
aber fiir sich klar sind. Der letzte Fall ist identisch mit dem in Smiths 
Optik (bearb. v. Kástner) angefiihrten Versuche von Picard. Das dort 
bemerkte Wiedererscheinen und doppelt Werden des mittleren Punktes 
(b b“ in Vereinigung bei «) bei Verriickung des die Punkte a á deckenden 
Fingers, mit dessen Bewegung sich die Durchschnittsstelle beider Augen- 
achsen ándert, ist leicht dadurch zu erkláren dass die Achsenpunkte im 
Inneren der Augen (y) nicht von a á getrofien werden, sobald der Finger 
auf den die Augen fixirt werden a, á nicht mehr deckt, a, á also ausser- 
halb der Achse fállt, dass folglich auch die mit ihnen in bleibender Re- 
lation stehenden Punkte b b“ aus der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven 
treten, und hiemit sichtbar werden miissen. 


IX. 


VERSCHWINDEN DER OBJECTE AUSSERHALB DER 
EINTRITTSSTELLE DES GESICHTSNERVEN. 


== jroxler (in Schmidts und Himlys ophtalmologischer Bibliothek) 

= R fiihrt noch Fálle an, in denen begránzte Bilder innerhalb der 
= ERC Gesichtsspháre verschwinden kónnen. Die allgemeine Be- 
5 dingung davon ist diese. Man mache auf eine gleichfórmige 
3 lichter oder dunkler gefárbte Fláche einen hinlánglich ins 
A fallenden Fleck und um diesen herum in grósseren oder kleineren 
Distanzen andere. Fixirt man nun den erstěn (aus der Náhe oder Ferne 
jenachdem alles in grósseren oder kleineren Verháltnissen gezeichnet 
ist) und hált den Blick lángere oder kiirzere Zeit strenge fest auf den 
mittleren geheftet, so wird in der Augenspháre ein unbestimmtes Nebel- 
wallen beginnen wie wenn bei Wolkenhimmel der Tag bald heiter bald 


25 


J. PURKYNĚ: 


tribe wird, und wáhrend diesem werden einzelne, und auch Gruppen 
jener Flecken, selbst der Mittelileck, ja manchmal alles verschwinden 
und wiedererscheinen, indess der lichte Grund dabei nur wenig getribt 
wird. 

Gleich beim ersten Versuche drang sich mir der Gedanke auf, ob 
sich nicht diese Erscheinung auf die oben (Nro. V.) beschriebenen wal- 
lenden Nebelstreifen reduziren lassen, und es wurde mir leicht mich so- 
gleich ins Klare zu setzen. Ich vertheilte auf einem schwarzen Grunde 
auí gleiche Weise mehrere Papierschnitzchen, wehrte alles Seitenlicht 
vom Auge ab, und fixirte nun das mittlere; nach einer kurzen Zeit 
fingen die lichten Flecke zu verschwinden an; ich wartete noch etwas 
bis die Erscheinung ihr Maximum erreichte, blies dann die Papier- 
schnitzen weg, und siehe da, die wohlbekannten Nebelstreifen erschienen 
vor dem Auge in voller Bewegung, und wallten und verschwanden nach 
ihrer Weise. Hieher gehórt auch das Verschwinden und Wiedererscheinen 
der Lettern, wenn man wáhrend dem Lesen schláfrig wird, denn dann 
ist fiir die Erscheinung der Nebelkreise die beste Zeit. 


X. 


DIE EINTRITTSSTELLE DES GESICHTSNERVEN ALS 
FEURIGER KREIS SICHTBAR. 


senn ich das Auge wohl bedecke, und es schnell und kráfítig 
i gegen den usseren Augenwinkel drehe, so erscheint im 
FA! finstern Gesichtsfelde seitwárts nach aussen €in grosser 
= = leuchtender Ring. (Fig. 21.) Sein Licht ist in bestándigem 

MEZ Flimmern begrifien so wie sein innerer Raům sich wechsel- 
weise verengert und erweitert wie das schwer zu haltende Auge immer- 
fort nach innen abweicht und schwankt. Diese Erscheinung ist friihe 
nach dem Erwachen am lebhaftesten, wo ich nebstdem jedesmal, wenn 
ich das Auge plótzlich wende, das ganze Gesichtsfeld, oder auch nur 
zwei bogenfórmige Strecken oben und unten mit grossen gleichmássig 
von einander entfernten Funken bedeckt erblicke, die sogleich wieder 
verschwinden, wenn der feurige Ring sich kaum gezeigt hat. Ist das 
Gesichtsfeld erleuchtet so erscheint der Mittelraum des Ringes bei weissem 
Grunde grau, bei rothem Grunde wenn das Licht durch die geschlos- 
senen Augenlieder einfált dunkelblau, sonst bei andersgefárbtem Grunde 
nicht im Gegensatze der Farbe, sondern in derselben, nur etwas dunkler. 
Um ihn herum ist der Grund lichter, und zeigt (Fig. 22.) an der gegen 
den Mittelpunkt des Sehfeldes gelegenen Seite feine mit dem Flecke 
concentrische wechselweise lichte und dunkle Streifen die nach innen 


26 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


immer kiirzer werden und hin und her unterbrochen sind. Sieht man 
bei also seitwárts gewendetem Auge auf die vorhin bestimmten Stellen 
á und b', so geht b“ in dem Ringe unter, was also hinlánglich beweisst, 
dass er der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven entspricht. 

Sein Licht leite ich ab von der plótzlichen Zerrung des Gesichts- 
nerven, die vorziglich bei der Wendung nach aussen statt finden muss. 
da sein Eintritt an der entgegengesetzten Seite sich befindet. Diese 
Zerrung erregt in der Substanz des Nerven elektrische Gegensátze, und 
mit ihnen Lichtentwicklungen, die entweder durch einen grósseren oder 
kleineren Theil der Netzhaut sich verbreiten, oder bloss auf den Rand 
der Eintrittsstelle des Nerven beschránkt sind, und dort Wo sie ent- 
stehen auch empfunden werden. 

Wenn diese mehrmal erwáhnte Ansicht von elektrischen Entla- 
dungen innerhalb der Nervensubstanz, und ihrer Sichtbarkeit wahr ist, 
so wáre damit ein Blick gethan in das Innere der sich im Raume ver- 
breitenden Elektricitát. Denn es liegt in der Natur des Gesichtssinnes, 
dass, was wir mit den anderen nur miihsam von Stelle zu Stelle zu 
messen im Stande sind, uns durch diesen mit einem Schlage in seiner 
ganzen Gleichzeitigkeit gegeben wird. Dies beweisen vorzůglich Soebeks 
entoptische Figuren denen eine miihsame Messung von einfach und 
doppeltbrechenden Stellen im Glaswůrfel vorhergieng. 

Noch muss ich bemerken, dass ich jedesmal bei lángerer Fort- 
setzung dieses Versuches Anwandlungen von Schwindel und Uibelkeiten 
bekam. 


XI. 


DER LICHTSCHEIN AN DER EINTRITTSSTELLE DES 
GESICHTSNERVEN. 


Proxler bemerkt am oben angefiihrten Orte mit Recht, dass 
die Eintrittsstelle des Gesichtsnerven nicht, wie man friiher 
o behauptete, fiir das Licht unempfindlich sey, indem sie jedes- 
: -E mal mit der Farbe des Hintergrundes gefárbt, und in einem 
| * schón leuchtenden Lichtnimbus erscheine, wenn man statt 
dem gewóohnlichen Bilde in gehóriger Entfernung eine Lichtilamme an- 
bringt. Diese Beobachtung wáre allein schon hinreichend Mariottens Be- 
hauptung dass die Chorioidea auf der sich die Bilder der Gegenstánde 
malén das eigentliche Organ des Gesichtes sey, auf empirischem Stand- 
punkte zu widerlegen; denn wie wiirde die Lichtempiindung an den Ort 
kommen, wo keine Chorioidea sich fortspannt? 
Es scheint vielmehr, dass die Chorioidea nicht um der Lichtemp- 
findung willen da sey, sondern um das im Durchsichtigen, selbst in 


27 


J. PURKYNĚ: 


der Nervenhaut ins Unbestimmte sich verstrahlende Licht zu beschrán- 
ken, und hiemit die Bilder erst móglich zu machen. Wo diese fehlt, dort 
wird wohl Lichtempfindung statt haben, nie aber sich ein Bild gestalten. 
Um diesen Gegenstand náher zu erforschen, nahm ich einen brennenden 
Wachsstock um die Flamme so klein als móglich zu haben, und brachte 
diese mit ausgestreckter Hand, in den der Eintrittsstelle des Gesichts- 
nerven entsprechenden Ort des Gesichtsfeldes. Die Flamme verschwand 
sogleich und an ihrer Stelle ward ein schoner rother Nimbus zu sehen. 
Dieser Nimbus ist vollkommen gleichformig, sobald man aber die Licht- 
flamme nur etwas abwárts oder aufwárts nach aussen verriůckt, so ent- 
steht sogleich an der entgegengesetzten Seite eine schwarze Liicke in 
ihm, die sich parabolisch aufwárts, abwárts oder seitwárts ausbreitet, 
und an ihren Rándern mit dem Scheine der Flamme begránzt ist. Fiihre 
ich die Flamme in einem kleinen Kreise herum so bewegt sich eben so 
ihr gegeniiber jene Schattenliicke mit ihren Lichtgránzen herum. 

Ich finde in diesen Licht- und Schattenbewegungen die groósste 
Aehnlichkeit mit jenen welche in dem Kórnchen einer unreinen Glas- 
scheibe statt finden, wenn man sie vor einem begránzten Lichtbilde hin 
und her bewegt, indem um das Kórnchen herum an der jedesmal dem 
Lichte entgegengesetzten Seite ein Schattenbild an der gleichnahmigen 
ein Lichtbild herumwandelt so wie man die Glasscheibe in einem Kreise 
um das durchzusehende Licht herumfiihrt. Es kónnten wohl in beiden 
Fállen dieselbe objective Bedingungen statt finden. Wie námlich dort 
in der Scheibe das Kórnchen nichts anders als eine kleine Glaslinse ist, 
so stellte der ins Innere des Auges eintretende nabelíormig vorstehende 
und dann erst in die Nervenhaut verfliessende Gesichtsnerve ein áhn- 
liches vor. 

Der rothe Nimbus ist dadurch bedingt, dass das ins Innere des 
Nervenmarkes eindringende Licht in ihm als einem halbdurchsichtigen 
Mittel getriibt wird. Auf gleiche Weise erscheint ein Licht roth, wenn 
es durch Porzellán oder durch mehrfache Pergamentbláttchen ge- 
sehen wird. 


XII. 
DIE LICHTHÓFE. 


=< ie subjectiven Hěófe um Lichtflammen, und um andere stark 
AFL VN beleuchtete Bilder auf dunklem Grunde, so aůch des Breiter- 
| werden des lichten Bildes selbst, wáre ich geneigt an obi- 
zen Nimbus zunáchst anzureihen. Ich betrachte die Nerven- 
lim Naut als ein triibes Mittel dessen Tribheit durch die Dis- 
continuitát der Markkiigelchen bedingt ist, welche, obwohl einzeln durch- 
sichtig, dennoch durch die vielfache Reflexion an ihren Oberiláchen die: 


28 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Intension des durchgehenden Lichtes schwáchen, seine Oualitát ándern 
dass es farbig wird, und seine Richtung vielfach ableiten, so dass nach 
denselben Gesetzen wie ausserhalb des Organismus, in einem vor einem 
Lichte schwebenden Dunste oder in einem weissen Glase bald ein lichter 
Schein allein, bald mit farbigen Rándern erscheint, nur mit dem Unter- 
schiede, dass in der Netzhaut alle Modificationen des Lichtes eben dort 
wo sie entstehen auch empfunden werden. 

Dass iúbrigens áhnliche Hofe auch durch Triibung der iibrigen Me- 
dien des Auges entstehen kónnen versteht sich von selbst. Nach der 
vorgetragenen Ansicht muss das Pigment an der Chorioidea des Auges, 
und diese selbst nicht wenig Einfluss auf die Begránzung, Intension und 
Oualitát der Lichtempfindung ausiiben, indem das durch die Nervenhaut 
gehende Licht, entweder im Pigmente, wenn es dunkelgefárbt ist gedámpít, 
oder wenn es hellgefárbt oder gar metallisch glánzend ist, mit mehr 
oder weniger Energie in die Nervenhaut und in die iibrigen Medien des 
Auges reflectirt wird, was sowohl auf Verstárkung und Veránderung 
der Lichtempfindung selbst, als auf verschiedene Fárbuné und Beleuch- 
tung der Schattenparthien der Bilder Einfluss haben wird: Gewiss wůr- 
den diesem gemáss die Gegenstánde uns sehr verschieden gefárbt und 
beleuchtet erscheinen, wenn Wir uns in dem Gesichtssinn anderer Thier- 
gattungen versetzen konnten. 


XIII. 
DIE ADERFIGUR DES AUGES. 


= ») 3 Zolle vor dem rechten Auge langsam vom Aeussern des 
-n (Gesichtsfeldes nach den entgegengesetzten Seiten in ver- 

k edenen Richtungen, wohl auch im Kreise herum fiihre so erscheint 
mir in dem durch den Lichthof matt beleuchtetem Grunde ein schwar- 
zes (Fig. 23.) Adergeflecht welches von der Eintrittsstelle des Gesichts- 
nerven ausgeht, zwei Hauptzweige nach oben und zwei nach unten ab- 
giebt, von denen wieder zwei guer und bogenfórmig nach Innen gehen, 
und sich gegen die Mitte des Gesichtsfeldes verzweigen. Hier in der 
Mitte ist ein kreisfórmiger dunkler Fleck der bei verschieden ein- 
fallendem Lichte als eine Grube erscheint, was aber nur seiner Ver- 
dopplung zuzuschreiben ist, indem jede Parthie der Figur an den dem 
Lichte entgegengesetzten Seiten ein matt leuchtendes Nebenbild zeigt, 
welches sich von dem Schattenbilde nur halb getrennt hált. Eine áhn- 


29 


J. PURKYNĚ: 


liche Aderfigur erscheint mir im linken Auge jedoch ist der Fleck in der 
Mitte unregelmássig. (Fig. 24.) 

Die eine und die andere hat an der Ursprungsstelle ihrer Zweige 
einen dunklen senkrecht lánglichen Fleck mit einem lichten Scheine um- 
geben. Sonst erscheint mir diese Figur noch wie ich schon anderwárts 
beriihrt habe bei Hervorbringung der Licht-Schattenfigur, wenn ich das 
Auge nach Innen wende und das Licht von der Seite einfallen lasse; 
ferner bei der galvanischen Lichterzeugung, und auch sonst ohne diese, 
wenn ich das Auge stark driicke; ferner in mattleuchtenden Blendungs- 
bildern, aber nur fragmentarisch und augenblicklich sich verlaufend, wenn 
ich in der Abenddámmerung eine grosse weisse Fláche einige Zeit lang 
anstarre und dann das Auge schnell schliesse. 

Ihrer Conformation nach muss ich sie fiir das Bild der Centralvene 
halten, obwohl ich bis itzt noch auf keine Weise in ihr eine Blutbe- 
wegung bemerken konnte. 


XIV. 
DIE BLENDUNGSBILDER. 


522 | o : . 
sypis ist cin unabweisbarer Glaube des Naturforschers dass einer 


jeden Modification des Subjectiven innerhalb der Sinnen- 
spháre jedesmal eine im Obijectiven entspreche. Gewiss sind 
die Sinne die feinsten und erregbarsten Messer und Reagen- 
ten der ihnen gehorigen Oualitáten und Verháltnisse der 
Materie, und Wir miissen innerhalb des individuellen Kreises des Orga- 
nismus eben so die Gesetze der materiellen Welt eriorschen, wie der 
Physiker áusserlich durch mannigfaltigen Apparat. 

Kónnte das Subjective alle Materie so innig oder noch inniger 
durchdringen, wie es die Nervenmasse durchdrungen hált, so wiirden 
wahrscheinlich unzáhlbare neue hochst zarte Modificationen derselben 
zur Erscheinung kommen, von denen man es itzt kaum wagen móchte 
eine Ahndung zu fassen. Obwohl diese desswegen doch statt finden 
mógen, wenn gleich das Subijective nicht in innigeres Verháltniss zum 
Materiellen getreten ist. Wo das hingegen geschieht, dort missen aller- 
dings Schwárme von neuen ungewohnlichen Erscheinungen zu Tage 
kommen, die, insoferne sie auf den beschránkten Kreis des gewóohnli- 
chen Erdenlebens stórend einwirken, pathologische genannt werden mó- 
gen. Hieher gehórt wohl vor anderen die Hypochondrie und Hlisterie, 
so wie ein grosser Theil der iibrigen Nervenkrankheiten. Diesemnach 
wáre es allerdings erlaubt, die Gesetze des Lichtes an den Phánomenen 
innerhalb des Lichtorgans selbt zu studiren, wie wir es an denen der 


DTOVLY Paka PLAT 


30 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Aussenwelt thun; und, wie wir das im physikalischen Bereiche Gefun- 
dene wieder im Sinnesorgane 'selbst suchen und finden eben so das in 
diesem sich ergebende im Objectiven vorauszusetzen und zu erwarten. 
Gleichwie ich oben beim Erklárungsversuche der Druckfigur Lichtent- 
wicklungen aunahm, die weit iiber alle Erscheinung in der Aussenwelt 
gehen, und nur in der Nervenmasse selbst empfunden werden, so glaube 
ich an den bei Blendung durch starkes Licht oder nach Anschauen stark 
beleuchteter Gegenstánde im Inneren des Auges zuriickbleibenden Bil- 
dern, ihren Verwandlungen und Farben, Modificationen des Lichtprinzips 
zu finden, denen wohl in der materiellen Welt ausserhalb des Orga- 
nismus noch keine Erscheinung entsprechend vorgekommen ist, die aber 
desswegen doch nicht aufhóren materiell zu seyn, und ich bin geneigt 
zu glauben, dass in jedem Kórper wáhrend und nach der Beleuchtung, 
ein áhnliches Abklingen des Lichtes statt finde, wie dort in der Netz- 
haut, wenn es auch iibrigens noch nicht zur Erscheinung vorgedrungen 
ist, indem der Sinn, dessen Bestimmung doch ist, endlich zu seyn, um 
fůr alle Grade der einwirkenden Potenz Empfindlichkeit zu besitzen 
eine unendliche Breite haben miisste. 

Die grósste Analogie mit diesen Blendungsbildern, (so will ich sie 
der Kiirze halber nennen, weil sie das Wesen der Blendung des Auges 
ausmachen) mag wohl die Phosphorescenz haben, obwohl ich iibrigens 
gerne beide neben einander stehen lasse ohne Eins aus dem Andern 
erkláren zu wollen. 

Ja im Gegentheile scheinen sie sich umgekehrt gegen einander zu 
verhalten; denn, wenn das gelbrothe Licht, wie das weisse, lebhafte und 
lange ausdauernde Blendungsbilder zuricklásst, so sind die des Blauen 
nur schwach und kurz dauernd ohne die Reihe von Roth, Blau und 
Grau bis zum Verschwinden durchzuwandern wie die vorigen. 

Umgekehrt verhált es sich bei der Phosphorescenz wo nach See- 
beks Versuchen das blaue Licht die Phosphorescenz schnell entziindet, 
das gelbrothe sie eben so schnell dámpít und ablóscht. Diesemnach 
wiůrde es scheinen, wie wenn sich das Phosphorlicht zum Blendungs- 
lichte als freyes zum gebundenen, als nach Aussen gehendes zum nach 
Innen gehenden Lichte verhielte, und als wirkte der gelbe Lichtpol nur 
dadurch hlendend und beleidigend auf das Auge, weil er das Licht nach 
Innen treibt un anháuft, der blaue schonend und besánftigend, weil ers 
nach Aussen entbindet, und den Sinn davon befreyt. 

Nun einiges zur genaueren Entwicklung der Erscheinungen der Blen- 
dungsbilder. 

1) Wenn ich eine Kerzenilamme nur augenblicklich ansehe, und 
das Auge schnell mit der Hand bedecke, dass das Gesichtsfeld vollkom- 
men finster ist, so bleibt im náchsten Momente nach dem Anschauen 


31 


J. PURKYNĚ: 


noch ein gleiches helles Flammenbild stehn, das schnell von der Peri- 
pherie nach Innen zu verlóscht und einem hell rothen Platz macht, das 
auí gleiche Weise, und eben so schnell verschwindet und gegen die 
Mitte einen dunklen Raum hinterlásst. Wáhrend diesem bleibt der ur- 
springliche Umriss der Flamme in einem schwachgrauen Lichte stehen, 
welches nun nachdem die erste Erscheinung abgeblizt hat allmáhlig 
schón weiss wird und sehr deutlich die Kerzenflamme samt dem Dochte 
darstellt. Diese verkleinert sich nun langsam nach Innen zu, und lásst 
ihren ursprůnglichen Umriss als einen dunklen Rand um sich stehen, der 
mit einem grauen Scheine umgeben ist. 

Wenn endlich auch das weisse Bild gánzlich verschwunden ist, 
bleibt nur der schwarze Umriss der Flamme mit grauem Scheine zu- 
riick, bis auch iiber diesen der graue Schein sich schliesst und gánzlich 
verdámmert. Wende ich im ersten Momente der Erscheinung das Auge 
schnell gegen eine weisse Fláche, so bleibt das Blendungsbild eine kurze 
Zeit ganz unverándert, weil die Aufmerksamkeit ganz in die subiective 
Spháre des Auges verloren ist, und weil das áussere Licht zu schwach 
ist, um das innere blendende zu iiberstrahlen. Sobald aber der erste 
Moment vorůber ist, schwebt das im Finstern weisse Flammenbild dun- 
kelgrau auí dem vorgehaltenem Papiere, und hat einen weissen Rand 
um sich, der mit einem schwachen Schatten umgeben ist. 

Je grauer der objective Hintergrund wird, desto dunkler wird das 
Bild der Flamme, bis zu einem gewissen Grade, wo es wieder weiss 
zu erscheinen anfángt in eben der Stufenfolge als der Hlintergrund sich 
verfinstert. Wenn ich die Lichtilamme mehrere Secunden angeschaut 
habe so finden dieselben Verwandlungen statt, nur in groósseren Zeitver- 
háltnissen. Im Durchschnitte záhle ich auf eine Secunde des Anschauens 
zwanzig Secunden der Dauer des Blendungsbildes. 

2) Das andere Extrem dieses Versuches findet statt bei langem 
Anschauen der Kerzenilamme. 

Ich habe die Perioden des Anschauens von zwolí Secunden bis zu 
einer Minute andauern lassen, und immer das Nachhalten der Blendungs- 
bilder dem ersten Anschauen proportional (1 : 20) und die Nacheinander- 
folge der verschiedenen Flammenbilder dieselbe gefunden, nur dass in 
diesem Versuche die farbigen ihrer Lebhaftigkeit und Dauer nach vor- 
herrschen. Um die ganze Erscheinung leichter und deutlicher sich Vor- 
zustellen, denke man sich ein blendend Wweisses, ein gelbes, ein rothes, 
ein blaues, ein mild weisses und ein schwarzes Flammenbild von glei- 
cher Grósse, und wie Blátter iiber einander gelegt, und einander voll- 
kommen deckend. Im ersten Momente nach dem Anschauen der Licht- 
flamme, wenn das Auge bedeckt worden, sieht man nur das blendende 
Flammenbild welches aber blitzschnell von Aussen nach Innen ver- 


32 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


schwindet, und dem gelben den Platz lásst; dieses dauert lánger als das 
Vorige, und verschwindet auf gleiche Weise; dasselbe gilt von jedem 
folgenden bis auf das schwarze, welches am lángsten stehen bleibt, bis 
auch es vom grauen Scheine der die ganze Erscheinung umgab ver- 
schlungen wird. Jedoch darf man sich nicht vorstellen, dass ein farbiges 
Flammenbild auf das andere warte bis es verschwinde, sondern sie 
nehmen vom blendendweissen bis zum schwarzen in abnehmenden Ge- 
schwindigkeiten zugleich von der Peripherie ab, so dass ihre Ránder in 
verháltnissmássiger Breite einander iiberragen. 

Die ganze Erscheinung erinnert unwillkiůrlich an das epoptische 
Farbenspiel, wobei man auch versucht wird mehrere farbige Schichten 
úber einander anzunehmen, wovon die obersten bei vermindertem Drucke 
verschwinden, und den folgenden Platz machen, Ich habe nicht finden 
kónnen, dass die Blendungsbilder von einem schwarzen auf einen weissen 
Hintergrund geworfen ihre Farben nach der Regel des Gegensatzes ver- 
ánderten. Das Gelbe wird unscheinbar und lásst das Rothe durchschei- 
nen, oder hóchstens grau, das Rothe violett, das Blaue bleibt blau oder 
wird grinlich sobald die weisse Hinterfláche nur etwas ins Gelbe schielt; 
der schwarze Rand lásst das Weisse rein durchscheinen indess der 
graue Schein die weisse Grundiláche mit schwachem Schatten deckt. 

Es versteht sich, dass jene einander deckenden Flammenbilder nur 
um der Darstellung willen angenommen sind. 

Meine Ansicht iiber diesen Gegenstand ist folgende. 

Das Blendungsbild verhált sich gegen das áussere Licht wie ein 
tribes Mittel was aber in gehoriger Finsterniss selbst leuchtend ist. Wird 
es auf eine weisse Fláche geworfen, so scheint diese nur gelblich hin- 
durch indess das schwache Licht des Blendungsbildes selbst wegen 
stárkerer Erregung der Netzhaut durch das von den Seiten eindringende 
Licht unscheinbar wird. Sobald der áussere Grund sich allmáhlig ver- 
dunkelt, leuchtet das Blendungsbild nach und nach wieder bis er voll- 
kommen finster wird. Am dunkelsten wird das Blendungsbild erschei- 
nen, wenn die Intension des áusseren Lichtes gerade der des Inneren 
ist, wo also das Durchscheinen desselben durch das Blendungsbild zu- 
gleich am meisten gehindert wird, indess die Erregung der iibrigen Netz- 
haut gross genug ist um fiir das schwache Licht des selbstleuchtenden 
Blendungsbildes unempfánglich zu machen. Bei der Erscheinung im 
zweiten Versuche fánde dasselbe statt, nur dass da in der Mitte die 
Tribung des áusseren Lichtes so stark ist dass dariiber das Innere ob- 
wohl matt und grau sichtbar wird. Das rothe und blaue Bild triiben 
das áussere Licht weniger, und jenes zeigt sich durch eingemischte 
Dunkelheit nur etwas violett, dieses bekómmt einen Stich ins Grine 
weil die schwáchste Triibung des áusseren Lichtes gelblich ist. Noch 

3 


33 


J. PURKYNĚ: 


muss ich bemerken dass innerhalb des Blendungsbildes sowohl wáhrend 
dem Anschauen als beim allmáhligen Verloschen desselben der kreis- 
runde Fleck in der Mitte und einige Fragmente der Aderfigur (Fie. 23.) 
immer in der jedesmal verloschenen Farbe noch eine Weile gefárbt 
zuriůckbleiben. Wenn man die Lichtilamme lange angeschaut hat so 
lósen sich mehrere Folgen farbiger Bilder ab die glánzender sind als die 
oben angefiihrten, und die einen sehr schnellen Verlauf haben, So dass 
es einer strengen Aufmerksamkeit bedarí um sie gewahr zu werden. 

3) Wenn ich einige Augenblicke in die Sonne, oder auf die blen- 
dend weisse Stelle eines, in den Focus eines Brennglases gehaltenen 
Papiers schaue, so bleibt ein blerdend weisses Bild in dem vóllig ver- 
finsterten Gesichtsfelde znriick. Dieses dauert sehr lange an, bis die far- 
bigen Bilder erscheinen, die hier verháltnissmássig einen sehr schnellen 
Verlauí haben. — 

In den beschriebenen drei Fállen haben wir also einmal die lángste 
Dauer des mild weissen Blendungsbildes, das andermal der farbigen, 
endlich des blendend weissen. Es fehlte noch anzugeben, unter welchen 
Bedingungen das schwarze Bild und der graue Schein ihre lángste Dauer 
haben. 

4) Ich vermuthete sogleich nach dem Gange der ganzen Erschei- 
nung, dass es dann statt finden werde, wenn ich ein weniger blendendes 
Licht als die Kerzenílamme anstarrte. Ich wáhlte hiezu das Fenster 
welches ich bei einem grau iberzogenen Tageshimmel durch zwanzig 
Secunden starr ansah. Nachdem ich das Auge mit der Hand wohl be- 
deckte, erschienen mir zuerst die Scheiben weiss, die Rahmen schwarz. 
Wáhrend nun die weissen Vierecke verschwanden, und schwarze an 
ihre Stelle traten, wurde das Fensterkreuz nach und nach licht; so 
wechselte die Erscheinung zwischen Licht und Finsternis vier bis fiiní- 
mal, bis alles in einen schwachen grauen Schimmer zeriloss. Dies dauerte 
finf Minuten, und auch dann, als ich die Hand vom Auge zog und 
schwaches Licht durch die Augenlieder einstromte, stand das Fenster- 
bild wieder in voller Deutlichkeit mit dunklen Scheiben und lichten Fen- 
sterrahmen da. 

Die Dauer des Blendungsbildes ist in diesem Falle viel lánger als 
man nach der Intension des Lichtes und nach Massgabe der vorherge- 
henden Versuche erwarten sollte. Ein áhnliches Bewandniss hat es mit 
weissen Papierschnitzchen auf schwarzem Grunde; ihre dunklen Nach- 
bilder erhalten jederzeit einen grauen Schein der abwechselnd zeriliesst 
und die Ránder des Bildes aufhebt dann sich wieder sammelt, und diese 
erscheinen lásst. In dem mittlern Momente zwischen dem Licht und 
Schattenwechsel der Theile des Bildes verschwindet jedesmal alle Raum- 
begránzung bis sie wieder mit entgegengesetzter Beleuchtung erscheint. 


34 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


5) Die Farbenbilder und ihre Gegensátze gehóren ebenfalls in diesen 
Abschnitt. Bei stárkerer Beleuchtung erleiden sie sogar dieselbe Folge 
von Verwandlungen wie die Lichtilamme, 

6) Newtons gedrehte Farbenscheibe, gehort ebenfalls unter die 
Blendungsbilder als Grundphánomen. ; 

Wie der geschwungene Feuerbrand, wegen nachleuchtender Spur 
im Auge einen lichten Kreis hinterlásst, der die Finsterniss des Hinter- 
grundes deckt, so lásst jedes farbige Segment der Scheibe nach dem 
Antheil der seiner Farbe mehr oder weniger zukommenden Helligkeit 
eine lichte Kreisfláche auf der Netzhaut zurick indess das Schattenhafte 
der Farben bedeckt und iiberstrahlt wird. Diese Bedeckung ist iedoch 
nie vollkommen. Ein jedes schnell Bewegte, insoferne es eine Linie 
oder Fláche vorgauckelt erscheint als ein Halbdurchsichtiges, und lásst 
den lichten oder dunklen Grund mehr oder weniger getriůibt durchsehen, 
was in der Natur der Blendungsbilder liegt, die im geringeren Grade, 
nie die Reizbarkeit fiirs áussere Licht gánzlich aufheben. Dasselbe findet 
bei 'der Farbenscheibe statt; die weniger lebhaften Farbensegmente, 
bilden eben so gut ihre Scheiben als die lebhaften, und decken und 
durchdringen einander wechselweise. Daher die entstandene Farbe nie 
ein reines Weiss, sondern ein Grau ist, das in eine oder die andere der 
Hauptfarben schielt. Jedoch ist dieses Grau immer lichter, als die Summe 
des Lichtes aller Farben erwarten liesse, weil zu dem objectiven Lichte 
noch das nachleuchtende der Blendungsbilder hinzutritt. 

Dass an der Subjectivitát dieses Phánomens, auch ohne die, von 
selbst klare Analogie mit dem Feuerkreise, nicht zu zweifeln ist, lásst 
sich folgendermassen darthun. Wenn man námlich mit derselben Ge- 
schwindigkeit als sich die Farbenscheibe umdreht den Kopf oder den 
Augapfel im Kreise mitbewegt, so vermischen sich die Farben nicht, 
weil ein jedes bewegte Segment, wegen gleichnamiger Bewegung des 
Auges dieselbe relative Stelle auf der Netzhant behauptet. Dasselbe ge- 
schieht, wenn mann wáhrend der Umdrehung die Augen geschlossen 
hált sie dann plótzlich ofinet und wieder schliesst, wo ebenfalis die ein- 
zelnen Farbenabtheilungen, jedoch etwas verwaschen  unterschieden 
werden weil wáhrend dem kurzen Offenseyn des Auges das Nachbild 
nur einen kleinen Kreisabschnitt bilden konnte. In beiden diesen Fállen 
kann das Blendungsbild nicht zur Erscheinung kommen, weil dieses je- 
desmal, um zu erscheinen einen von seinem Urbilde in der Farbe unter- 
schiedenen Hintergrund fordert, was erst dann geschieht, wenn das Auge 
ruht und die Scheibe umgedreht wird. 

Wenn ich bei starker Beleuchtung etwas lánger auf die schnell be- 
wegte Farbenscheibe hinsehe, so erscheint nach und nach die Licht- 


schattenfigur (I.) des offenen Auges mit einer Lebhaftigkeit und Deut- 
3* 


35 


J. PURKYNĚ: 


lichkeit als man sie sonst selten zu sehen bekommt, was ganz einer 
ihrer Hauptbedingungen, námlich dem schnellen Wechsel von Schatten 
und Licht entspricht indem die Farben ebenfalls mehr oder weniger als 
Schatten und Licht gegen einander stehen. 

7) Noch muss ich der leuchtenden Raute erwáhnen, die denselben 
Verlauf ihrer Verwandlungen wie die Blendungsbilder hat, und ebenfalls 
zu Ende ein dunkles Bild mit lichtem Scheine zuriůcklásst die (Schein 
und Bild) lange Zeit gegen einander zwischen Licht und Schattenwechsel 
schwanken. 


XV. 


TRŮBE STREIFEN BEIM ANSCHAUEN PARALLELER 
LINIEEN. 


© chon seit langer Zeit bemerkte ich wenn ich ein genau aus- 
gefihrtes Parallellinienfeld in einem Kupferstiche fixirte, ein 
unbestimmtes Flimmern darin, und wenn ich das Blatt vor 
oder rickwárts oder um einen Mittelpunkt hin und her be- 
24 wegte so wurde streifenweise das Sehen getriůbt, und die 
einzelnen Linieen ununterscheidbar, und zwar waren bei horizontalen 
Linien die Streifen ebenfalls horizontal aber etwas unregelmássig, bei 
senkrechten senkrecht, bei concentrischen Kreislinien liefen sie als schat- 
tichte Segmente je nachdem das Auge oder das Blatt bewegt wurde 
im Kreise hin und her. Lange konnte ich dieses Phánomen nicht er- 
kláren. Einige Zeit begniigte ich mich damit, es den Blendungsbildern 
als Grundphánomen zu unterordnen. Ich hatte mir es auf folgende Weise 
sehr wahrscheinlich gemacht. Ich zeichnete eine Zahl schwarzer paral- 
leler linienbreiter Streifen, in Linienentfernungen von einander auf ein 
schón weisses Papier. Starrte ich nun einen Punkt im weissen Inter- 
valle eine Weile an, und blickte plótzlich in den náchsten schwarzen 
Streifen hinein, so erschien das Weisse weisser, das Schwarze schwárzer, 
weil nun die zuvor die schwarzen Streifen aufnehmende Stellen der Re- 
tina, als die vom Reize verschonten, mit desto grósserer Empfindlich- 
keit das Licht der weissen aufnahmen, indess das schwarze Nachbild 
des Weissen die Dunkelheit der schwarzen Streifen noch vermehren 
halí. Bewegte ich nun das Auge wieder zuriick auí den weissen so war 
nun alles wie verwaschen, die schwarzen Streifen sowohl als die weissen 
wurden mehr oder weniger grau, und es brauchte wieder eine Weile 
bis beide deutlicher nebeneinander standen. Wáhrend dem zweiten Blicke 
wurde námlich das vom ersten Hinblicke zuriickgebliebene weisse 
Blendungsbild der weissen Streifen vor dem nun schwarzen Grunde in 


36 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


sich selbst mehr entwickelt, wie dieses beim Bedecken des Auges ge- 
schieht, indess sich an den vorigen Stellen der schwarzen Streifen neue 
Blendungsbilder der weissen bildeten, die um so stárker waren je greller 
beim zweiten Hinblicke Schwarz und Weiss gegen einander standen. 
Indem auf diese Art die Blendungsbilder sich entwickelten, mussten noth- 
wendig die objectiven getriibt werden. Eben so breiteten sich die Blen- 
dungsbilder iiber die objectiven und umgekehrt, beim vor- und riick- 
wárts Bewegen des Blattes, eben so bei Verriickung der Horizontalen 
wodurch secundáre Streifen gebildet wurden, deren Richtung durch die 
primáren bestimmt war. 

Hiemit glaubte ich, mir die Erscheinung abgeleitet zu haben. Jedoch 
lJiess mir der Úmstand noch einen Zweifel zuriick dass bei Kupferstichen 
das Anstarren nicht nóthig war, sondern gleich beim ersten Blicke die 
Streifen erschienen wenn ich das Blatt bewegte. Ich untersuchte also 
die Erscheinung noch náher, und wurde bald eines Anderen belehrt. 

Ich nahm dieselbe Zeichnung von linienbreiten schwarzen Streifen 
auí weissem Grunde stellte sie senkrecht dem Auge gegeniiber und fi- 
xirte sie nun mit dem Auge indem ich mich langsam in gerader Linie 
davon entfernte; so lange sie innerhalb dem Raume meines deůtlichen 
Sehens war, (von 3 bis 11 Zollen) waren die Ránder scharí begránzt, 
so wie ich iiber diesen hinauskam, theilten sich die weissen Streifen in 
zwei Nebenbilder, eben so die schwarzen, und bewegten sich iiber die 
zunáchst gelegenen Hauptbilder so dass nun Weiss mit Schwarz, Schwarz 
mit Weiss gedeckt war, jenes gelblich, dieses bláulich durchblickte; 
Dies fand statt bei einer Entfernung von fiinfzehn Zollen. 

Bewegte ich mich weiter bis achtzehn Zolle, so iibergriffen ein- 
ander die benachbarten Neben- und Hauptbilder, so dass nun Weiss 
iiber Weiss, Schwarz iiber Schwarz zu stehen kam und so die urspring- 
lichen Bilder wieder in grósserer Intension erschienen. Beim fortge- 
setzten Entfernen des Auges wiederholten sich diese Verwandlungen 
mehrmals bis endlich die Streifen gánzlich ununterscheidbar wurden. 
Nahm ich nun nach und nach immer scháriere Hohlgláser, so konnte 
ich die Entfernung noch weiter fortsetzen. Mit diesem nun identisch, 
nur hier ins gróssere gezogen, ist das angegebene Phánomen beim An- 
schauen des Kupferstiches. 

Der objective Grund sind wohl die einander iibergreifenden Licht- 
kegel hinter dem Brennpunkte der Krystalllinse. Auch ist zu bemerken, 
dass die hier vorkommenden Nebenbilder eine gleiche Eigenschaft wie 
die Blendungsbilder haben, indem sie das mit Weiss bedeckte Schwarze 
bláulich, das mit Schwarz bedeckte Weisse gelblich erscheinen lassen. 
Eben so brachten gelbe und blaue Streifen durch Deckung der Neben- 
bilder Violett und Griin hervor. Es ist also die Stelle der Netzhaut wo 


37 


J. PURKYNĚ: 


ein Nebenbild sich mahlt noch immer zugánglich fiir Aussere Gegen- 
stánde, nur mit veránderten Empfindlichkeit. 

Zunáchst hieher gehort wohl auch folgende Erscheinung. Wenn 
man einen Kamm mit feinen Záhnen nahe am Auge haltend gegen eine 
hellweise Fláche sieht so erscheinen zwischen den einzelnen schwach 
sichtbaren Záhnen sehr feine mit ihnen parallellaufende schwarze und 
weisse Linien, man mag die Záhne in welche Lage immer bringen. Hier 
mag wohl ein áhnlicher objectiver Grund statt finden, nur dass hier die 
Lichtkegel wegen der Náhe des Gegenstandes noch vor dem Brenn- 
punkte auf die Netzhaut fallen und einander mehrfach  iibergreifen. 
Uibrigens lásst sich vermuthen dass die Schichten der Krystalllinse in 
beiden Phánomenen Einfluss haben. 


XVI. 


ZIGZAGFORMIGES GEWIMMEL NACH ANSCHAUUNG 
VON PARALLELLINIEN. 


| linien fiinízehn bis zwanzig Secunden starr ansehe, und dann 
Al das Auge schliesse, so erscheint an deren Stelle ein Ge- 
AV wimmel von unbestimmten lichten und schattigen Zigzag- 

ad linieen, die in senkrechter Richtung gegen die friiher ange- 
starrten Linien wogenfórmig durcheinander laufen. Dieses Gewimmel 
dauert etwas kiůrzer als das erste Hinsehen, wird allmáhlig ruhiger und 
gleichmássig grau, bis endlich die Blendungsbilder der schwarzen und 
weissen Striche sich zeigen. Sind die schwarzen Linieen diinn und die 
weissen Intervalle weit auseinander so erscheinen die Blendungsbilder 
bei Schliessung der Augen sogleich, ohne dieses Gewimmel. 

Die schwarzen Streifen miissen nahe, und von gleichen Breiten mit 
den weissen Intervallen seyn. Uibrigens versteht es sich dass dasselbe 
erscheint, wenn man das Auge statt es zu schliessen gegen was immer 
fr einen entweder gleichfórmig weissen oder sonst gefárbten Grund 
hinwendet. Bis itzt ist mirs noch auf keine Weise gelungen dieses Phá- 
nomen abzuleiten; obwohl ich nicht zweifle dass es nur eine Modification 
der Erscheinungen der Blendungsbilder ist. Eine Hauptbedingung dabei 
ist dass die Linieen an €einander sehr nahe stehen. Dieser Umstand 
dirite wohl am ehesten zur Lósung des Problems leiten. Wahrscheinlich 
ist es mir dass sich dieses Gewimmel auf den Licht und Schatten- 
wechsel zwischen den Blendungsbildern und ihren Scheinen reduziren 
lasse. 


38 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


XVII. 


VERWANDLUNGEN PARALLELER GERADER LINIEEN 
IN WELLENFOÓRMIGE. 


l k welches náher betrachtet in einem Theilweisen Aneinander- 
8 náhern und Entfernen derselben besteht, so dass die Linieen 
= wellenfórmig erscheinen. — Das Wesen dieser Erscheinung 
le zum Theile in der Perspective, zum Theil in den Blendungsbildern. 
— In dem Achsenpunkte des Sehfeldes sind die Linieen etwas mehr 
von einander entiernt, und náhern sich einander an denen von dem- 
selben weiter abstehenden Stelien. Wie nun der Achsenpunkt im Linieen- 
felde hin und her bewest wird, neigen sich an den entfernteren Stellen 
die Linien gegen einander und entfernen sich in der jedesmaligen Mitte 
indess die ihnen entsprechenden Blendungsbilder ihre Gestalt behalten 
und sie vielfáltig decken und durchschneiden, wodurch eine Bewegung 
und mannigfaltige Beugung derselben entsteht, was ihnen ein wellen- 
fórmiges Ansehen giebt. 


XVII. 
WILLKŮRLICHE BEWEGUNG DER PUPILLE. 


amisher hat man die Bewegungen der Pupille, ausser einzelnen 
Ausnahmen, fůir unwillkůrlich gehalten. Mir ist es gelungen 
dieselben auf folgende bestimmte Weise der Willkiir zu unter- 
; ordnen. — Ich beobachtete, dass, wenn ich durch ein Doppel- 
=== === fenster sehend, den Blick auf zwei Kórnchen in der Glasmasse 
die in gerader Linie hinter einander standen wechselweise heftete jedes- 
mal ein Kórnchen um das andere undeutlich wurde, das entferntere beim 
Sehen náhere, das náhere beim Sehen auf das entferntere. Um dabei die 
Bewegungen des Auges zu beobachten nahm ich eine Glasscheibe mit 
einem Kórnchen und hielt sie vor einem Spiegel, in dem ich ebenfalls 
eine Stelle mit einem Punkte bezeichnete. Riickte ich nun das Kórnchen, 
den Punkt und das Bild der Pupille im Spiegel in eine gerade Linie 
hinter einander, jedoch so dass jedes fiir sich sichtbar blieb, und blickte 
von €inem Zum anderen, so erweiterte sich die Pupille beim Sehen des 
Entiernteren, und verengerte sich beim Sehen des Náheren. 

Nachdem ich diese Bewegungen lange wiederholt hatte, versuchte 
ich sie ohne Zwischenobjecte hervorzubringen und es gelang mir voll- 


39 


J*PURKYNĚ: 


kommen. so dass ich nun auch ohne bestimmten Gegenstand ins Leere 
hinsehend diese Bewegungen hervorbringen kann. 


XIX. 


FLECK IN DER MITTE DES GESICHTSFELDES BEIM 
ANGESTRENGTEN NAHESEHEN. 


z enn ich vor einer hellweissen Fláche das Auge zum Nahe- 
sehen einrichte so wie wenn ich in die náchstmogliche Náhe 
sehen wollte so erscheint mir in der Mitte des Gesichtsfeldes 
ein weisser durchsichtiger Kreis mit einer bráunlichen halb- 
durchsichtigen unbestimmt begránzten Umgebung. Lasse ich 
nun das Auge frey so verschwindet der Fleck und die weisse Fláche 
ist an der Stelle lichter als anderwárts. Komme ich dem nahesehenden 
Auge noch durch einen Druck an irgend einer Seite des Augapfels zu 
Hilfe, so wird der Fleck dunkelbraun und undurchsichtig, und hat eine 
lichtviolette halbdurchsichtige Umgebung, indess der weisse Kreis in der 
Mitte noch immer stehen bleibt; nur bekommt er bei noch mehr ver- 
stárktem Drucke einen braunen Fleck in die Mitte oder er verschwindet 
gar, und man sieht nur einige weisse Fleckchen an seiner Stelle. 

Schliesse ich das Auge und verwahre es wohl gegen Alles áussere 
Licht, so erscheint an der Stelle des Fleckes ein schwacher Licht- 
schimmer mit einem dunklen Kreise in der Mitte. Wer das Auge nicht 
in einem angestrengten Nahesehen zu halten vermag, der nehme €in 
Blatt weisses Papier setze es mit einer Ecke an den inneren Augen- 
winkel und wende nun das Auge kráftig nach Innen, so wird er die 
beschriebenen Erscheinungen mit leichter Miihe erhalten. 


a 3 ny 


XX. 
SICHTBARKEIT DES BLUTUMLAUFS IM AUGE. 


A 


ZN) male den von Steinbuch beobachteten Blutumlauf zu sehen. 
| In dem dunklen Flecke zu beiden Seiten des weissen Kreises 


zur Linken 'aufwárts, abwárts in der zur Rechten. Erst dadurch auf- 
merksam gemacht konnte ich auch sonst ohne oder bei nur schwachem 
Drucke die laufendem Kiigelchen bemerken. 


40 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


XXI. 
FLIEGENDE MŮCKEN. 


jier zunáchst verdient eine Erscheinung erwáhnt zu werden, 
die ich ebenfalls fiir sichtbare Blutkiigelchen im Auge zu halten 
geneigt wáre. — Wenn man bei aufgereiztem Gefásssysteme 
(entweder durch heftige Leibesbewegung oder sonst durch 

sr eine fieberhaíte Affection) gegen eine hellweise Fláche starr 
hinsieht (z. B. gegen einen gleichmássig iiberzogenen Himmel oder gegen 
ein Schneefeld) so erscheinen in der Gesichtsspháre viele einzelne hell- 
weisse Punkte (Fig. 28.) die plótzlich gleich Sternschnuppen an irgend 
einem Orte erscheinen, sich in verschiedenen krummen und geraden Li- 
nieen, schnell fortbewegen und friher oder spáter wieder verschwinden. 
Wenn man gegen eine begránzte lichte Fláche schaut z. B. gegen ein 
Fenster, so bemerkt man dass ein jeder Punkt an der von der Mitte 
des Sehfeldes abgekehrten Seite ein eben so kleines Schatteníeld nach- 
zieht. 

Zwischen den kleineren bemerke ich auch einzelne gróssere die 
nicht leicht bemerkbar und wie verwaschen sind und sich langsamer 
bewegen. 

Ganz deutlich sind die grósseren zu sehen, wenn man etwas schwe- 
res mit geneigtem Haupte gehoben, oder einige heftige Spriinge gemacht 
hat. Sie bewegen sich gleich Meteoren von den áussersten Gránzen des 
Gesichtsfeldes, langsam bald gerade bald in verschiedenen Krimmungen 
gegen die Mitte, sind an der der Mitte zugekehrten Seite licht, an der 
entgegengesetzten dunkel, und werden wie sie mehr gegen die Mitte 
kommen immer verwaschener und unscheinbarer. Sie sind nur bei offe- 
nen Augen, und bei gehoriger Beleuchtung zu sehen, und Von denen bei 
Nro. VII. erwáhnten lichten Punkten, die auch im Finstern sichtbar sind 
und die úbrigens mit ihnen gléiche Grósse haben, wohl zu unterschei- 
den. Dass sie zu ihrer Sichtbarkeit áusseres Licht fordern, und von 
einem Schatten begleitet sind kiindigt sie hinlánglich als Kórper an, in- 
dess ihr áusseres Ansehen, und der Umstand dass sie bei aufgeregtem 
Blute háufiger erscheinen auf Blutkiigelchen hindeutet. Meine Meinung 
ist, dass es frey in der wássrigen Feuchtigkeit herumschwimmende Blut- 
kůgelchen sind, die in verschiedenen Entfernungen von der Krystalllinse 
grósser oder kleiner, mehr oder weniger sichtbar sind davon ihre Er- 
scheinung und ihr Verschwinden abhánet. Dieses ist um so wahrschein- 
licher, da nach starken Anstrengungen des Kórpers wobei das Venen- 
blut im Kopfe zurickgehalten wird, eine Art Hámophthalmus entstehen 
kann, wo das Blut in der wássrigen Feuchtigkeit ist. Es scheint mir 
zweckmássiger die angefiihrte Erscheinung mit dem Namen fliegender 


——— 
M 


Jeretregprtartrrernt 


l 


41 


J. PURKYNĚ: 


Miůicken zu belegen als die auch sonst darunter begriffenen in der Glas- 
feuchtigkeit sichtbaren Fasern und Gefásse, da diese ihren Ort nie be- 
tráchtlich verándern jene hingegen frei den ganzen Umkreis des Seh- 
raumes durchschweben. 


XXII. 
KRUMMLINIGER STRAHLENKREIS. 


zasenn ich die Hornhaut mittelst des Augenliedes stark gerieben 
habe, und dann an einer Seite des Augapfels drucke, so er- 
scheint jedesmal nach plótzlich aufgehobenem Drucke in 
der Mitte des Gesichtsfeldes ein kleiner lichter Kreis (Fig. 26.) 
und ausserhalb diesem einzelne Biindel von parallelen grauen 
und weissen wellenfórmigen Strichen bald auf dieser bald auf einer an- 
dern Seite jenachdem die Stelle des Druckes am Augapfel verándert 
wird. Endlich bei lánger fortgesetztem Drucke zeigt sich die Gesamtheit 
der Biindel als ein Strahlenkreis, der rechts von parallelen senkrechten 
Linieen begránzt wird. (Fig. 26.) 

Diese Figur ist von der Nro. XVIII. beschriebenen genau zu unter- 
scheiden und kann ohne ihr und neben ihr hervorgebracht werden. Weil 
sie durch Reibung der Hornhaut bedingt ist, so glaube ich dass ihr Sitz 
in der Hornhaut selbst sey, in welcher durch den Druck und die Rei- 
bung ein verándertes Cohásionsverháltniss hervorgebracht wirde, wel- 
ches theilweise Abánderung in der Lichtleitung folglich auch verschie- 
dene Durchsichtigkeit einzelner Stellen zur Folge hátte; wiewohl mich 
von der anderen Seite die Bestimmtheit der Linieen dieser Figur daran 
zweifeln lásst die wohl wegen dem Uiberstrahltwerden durch das áussere 
Licht in diesem Masse nicht statt finden kónnte. Nach diesem Versuche 
ist das Sehen in jeder Entfernung auf mehrere Minuten getribt. Das- 
selbe geschieht wenn man einige Zeit mit in den Ellenbogenbug ge- 
drůickten Augen geschlummert hat. 


XXIII. 
PULSIRENDE FIGUR. 


enn ich gelaufen bin, oder sonst heftige Korperbewegungen 
gemacht habe, so dass das Gefásssystem stark erregt wird, 
und der Puls im ganzen Leibe fiihlbar ist so erscheinen 


weiss schattirte gruppenweis gelagerte in einander ver- 
fliessende Kugeln (Fig. 27.) zweie an der rechten Seite des Gesichts- 
feldes eine Reihe an der unteren, dreie an der linken die mit jedem 


42 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


Pulsschlage sichtbar werden und wieder verschwinden. Noch deutlicher 
werden sie, wenn ich an irgend einer Seite des Augapfels driicke, wo 
sie auch ohne vorhergegangene Bewegung sichtbar werden. Dasselbe ge- 
schieht bei angestrengtem Husten. Nebst diesen ist um den Mittelpunkt 
ein grosser bei weissem Grunde an seinem Rande schwach grau schat- 
tirter Kreis zu sehen der rechts an einen Bogen eines anderen Kreises 
gránzt. An der Peripherie dieses Kreises erscheinen jene pulsirenden 
Kugeln. Auch in der Mitte dieses Kreises zeigt sich jener Fleck pulsi- 
rend, der durch Druck an der Seite des Augapfels zum Vorscheine 
kommt. Endlich zeigen sich bei sehr heftigem Husten mehrere von der 
Peripherie zum Centrum jenes Kreises laufende Gefássbilder grau und 
weiss und halbdurchsichtig die auch bei verfinstertem Gesichtsfelde 
schwach leuchtend sichtbar werden. Ich halte jenen Kreis fiir die er- 
scheinende Krystalllinse, bei welcher die mehr gegen die Peripherie ein- 
fallenden Strahlen wegen stárkerer Reflexion in ihrer Intension ge- 
schwácht werden (daher die graue Schattirung); indess das von der 
Seite einfallende Licht weniger gebrochen einen lichten Kreis bildet. 
Die pulsirenden Gefássbilder halte ich fiir die Erscheinung der sich 
an der hinteren Wand der Krystallkapsel verbreitenden Centralarterie. 


XXIV. 
DIE FEURIGEN RINGE. 


Jy E Eichel (Collectan. soc. med. havniensis 1774) a Elliot 

7 (Beobacht. u. Vers. iib. die Sinne) beobachtet und beschrie- 
se ben und ersterer schóne Folgerungen fiir die Theorie des 
SBRéns daraus gezogen. Ich fand es nothig sie zum Objecte einer náhe- 
ren Betrachtung zu machen, um ihr Verháltniss zu den iibrigen Pháno- 
menen auszumitteln. 

1) Wenn ich das Auge zum Nahesehen spannte so brachte die 
leiseste Beriihrung schon die Ringe hervor indess dieselbe beim Ferne- 
sehen betráchtlich verstárkt werden musste. Dieser Umstand und die 
Erscheinung des bráunlichen Flecks beim Nahesehen so wie beim Drucke 
des Augapfels beweisen hinlánglich dass das Auge wáhrend der Thá- 
tigkeit des Nahesehens contrahirt beim Fernesehen erschlafit werde. 
Zu derselben Bemerkung kam Home (Reils Arch. II. Bd.) bei seinen 
Messungen der Convexitát der Hornhaut beim Ferne- und Nahesehen, 
wo das Unstátte bei letzterem eine Muskelanstrengung andeutete. 


43 


J. PURKYNĚ: 


2) Diese Ringe sowie jene Nro. X. beschriebenen an der Eintritts- 
stelle des Gesichtsnerven erscheinen morgens beim Erwachen am leb- 
haftesten. Beide scheinen ihrem Wesen nach identisch, nur der Richtung 
nach verschieden, indem hier die Retina nach innen, dort nach aussen 
mittelst des Gesichtsnerven gezerrt wird; und es miissten analoge Er- 
scheinungen statt finden wenn man die Albuginea eben so an irgend 
einem Orte des Augapfels nach aussen zerren kónnte. 

3) Wenn man die Ecke eines Ouartblatts weissen Papiers an den 
inneren Augenwinkel hált, das Auge stark nach innen wendet, und nun 
mit einem stumpien zugespitzten Hólzchen an der áusseren Seite des 
Augapfels tief gegen die Orbita nach innen durch das Augenlied drickt, 
so erscheinen (Fig. 29.) wie bei Nro. X. Fig. 22. viele parallele concen- 
trische abwechselnd schwarze und weisse Linieen die von der áussern 
Begránzung des Kreises bis iiber den Fleck in der Mitte der Gesichts- 
spháre sich ausbreiten, und bei Veránderung der Druckstelle ijedesmal 
dem schwarzen Kreise parallel bleiben. Um sie recht deutlich zu be- 
kommen, muss man mit dem stumpfen Stiele so vielmoglich senkrecht 
in die Vertieflung zwischen dem Augapfel und dem Augenhohlenrande 
dricken, weil auf diese Art der Druck viel tiefer an die Hinterwand 
des Augapfels dringt. 

4) Bei der angegebenen Art des Druckes am áusseren Augenwin- 
kel erscheint an der entgegengesetzten Seite auf dem vorgehaltenen 
weissen Papiere ein grosser schwarzer mehr oder weniger kreisformi- 
ger Fleck an dessen gegen den Mittelpunkt des Sehfeldes gerichteter 
Seite jene parallelen schwarzen und weissen Striche sich befinden. Der 
entgegengesetzte Rand des Fleckes ist mit gelblich weissem Lichte be- 
gránzt, das bei vermehrtem Drucke mit dem Stiele bald sich gegen die 
Mitte verbreitet bald den Fleck in zwey Theile scheidet. Der Fleck 
selbst ist an der Peripherie dunkelschwarz, nach innen dunkelblaucgriin, 
auch dunkelviolett schillernd, was bei wohl bedecktem Auge ein schwa- 
ches Schimmerlicht giebt. Mit Rechte vergleicht ihn Elliot mit dem Auge 
an einer Píauenfeder. In ihm bemerkt man mehrere Partieen der oben 
beschriebenen Aderfigur schwarz in dem schillernden Lichte des Píauen- 
auges, die gerade dieselbe Verástlung haben wie dort angegeben ist. 

5) Wenn man sehr weit nach hinten driickt dass die parallelen 
Streifen bis in die Mitte des Gesichtsfeldes gehen, so zeigen sich hier 
zwei weisse Bánder, die sich verbreitend unter einem stumpfen Winkel 
nach aussen gehen und zwischen sich einen kleinen lichten Fleck halten; 
an der andern Seite ihrer Vereinigung ist ein bráunlicher halbmond- 
formiger Fleck. Beide folgen den jedesmaligen Bewegungen des Pfauen- 
auges, indem sie sich um den Mittelpunkt des Sehfeldes wie um eine 
Achse drehen. Wird der Druck verstárkt, so riickt der schwarze Fleck 


HH 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


bis gegen die Mitte hin, verschlingt die Schenkel der Bánder bis auí 
die Stelle ihrer Vereinigung die sich nun als ein weisser kreisrunder 
Fleck darstellt. Der halbmondfórmige Fleck macht sich auf, legt sich 
zuriick und verschwindet in den hinter ihm gelegenen Parallelen indess 
ein halbkreistormiger Vorsprung aus dem iibrigen Lichte hineindriůckt. 
Dieselben Bánder und Flecke zeigen sich in dem dunklen Mittelstreifen 
der galvanischen Figur wenn man das Auge gleichsam durch denselben 
hin und her bewegt. (Fig. 16.) 

6) Wenn man von dem Drucke an der Seite des Augapfels plotzlich 
nachlásst, so zieht sich der weisse Kreisfleck eben so schnell nach 
aussen Zzuriick, und an seiner Stelle bleibt eine kurze Zeit ein lichtbraun- 
violetter Nebel der durch einen weissen Streifen in zwei Theile getheilt 
ist; gewóhnlich ist bei mir der obere stárker und dunkler als der un- 
tere. Manchmal bleibt er, besonders in der Mitte lángere Zeit zuriick, 
und hindert das deutliche Sehen. 

7) Man kann sich des gegenwártigen Versuches ebenfalls bedienen 
sich zu iiberzeugen, dass die Gesichtsfelder beider Augen in €ins zu- 
sammenfallen; denn, driickt man an den einander links und rechts corre- 
spondirenden Stellen beider Augápfel so decken sich die hiebei erreg- 
ten feurigen Kreise, und man kann, wenn man den Druck auf diese Art 
an allen erreichbaren Punkten versucht hat das ganze Gesichtsfeld in 
allen seinen Richtungen ermessen; woraus sich ergiebt, dass iedes Auge 
das Seinige hat, beide aber einander vollkommen decken. 

8) Bei verfinstertem Gesichtsfelde erscheinen die beschriebenen 
schillernden Farben in der Mitte des Kreisileckes leuchtend, so wie auch 
der áussere Rand, der den schwarzen Ring umgiebt; die concentrischen 
Striche sind nicht unterscheidbar und geben nur einen matten Schein. 
Wenn man schnell vom Drucke nachlásst, so bewegt sich jedesmal ein 
heller Lichtstreifen von innen nach aussen «gleich einem Blitzstrahle. 
Das bei offenem Auge gesehene Gelblichweiss am áusseren Rande des 
Kreisileckes ist bei bedecktem schwarz und reicht ebenfalls gegen die 
Mitte des Flecks hinein. Es ist also urspriůnglich durchsichtig und hier 
nur schwarz aus Mangel des áusseren Lichtes. Dagegen ist das Schwarz 
des Randes und der concentrischen Linieen eine wirkliche Sensation 
und behauptet sich auch gegen das áussere Licht. 

9) Hieher gehort auch folgende Erscheinung. Wenn ich beim Wa- 
schen des Gesichtes mit der Handíláche vom oberen Augenhohlenrande 
auf den Augapifel falle so erscheint mir jedesmal eine grosse lichte Kreis- 
fláche, deren Licht an der Peripherie intensiver nach Innen schwácher 
ist. Dasselbe bemerke ich bei einem sanften plótzlichen Schlage mit dem 
Finger gegen die Hornhaut. 


45 


J. PURKYNĚ: 


XXV. 
EINHEIT BEIDER GESICHTSFELDER. DOPPELSEHEN. 


Jiben im vorhergehenden Abschnitte habe ich die Art beschrie- 
ben, wie man sich mittelst der feurigen Kreise von der 
wechselseitigen Deckung beider Gesichtsfelder iiberzeugen 
kann. Dasselbe kann man auch auf folgende Weise. — Man 
trage die Distanz beider Pupillen seiner Augen auf ein Blatt 
Kartenpapier, und mache an den bezeichneten Stellen zwei Oefinungen. 
Wird nun das Blatt knapp an die Augen gehalten, und man sieht vor sich 
ins Weite mit jedem Auge durch die ihm entsprechende Oefinung, so 
fallen beide Oeffnungen in eine zusammen. Dasselbe geschieht wenn man 
statt den Oefinungen zwei schwarze Punkte macht. Diese Punkte ent- 
sprechen den Mittelpunkten der Gesichtsspháren jedes Auges. Diese 
Punkte, obgleich auf dritthalb Zolle von einander entfernet fallen in 
Einen zusammen also auch die Gesichtsfelder. 


Nun drang sich mir der Gedanke auf, dass wohl auch bei grósserer 
Entfernung beider Augen, und bei veránderter Richtung der Pupillen wo 
sie z. B. krummlinig wie bei Thieraugen auseinander stehen, eine Ver- 
einigung beider Punkte statt finden kónnte. Ich nahm deshalb ein Blatt, 
bog dessen Rand etwas der Lánge nach unter einem senkrechten Winkel 
und zerschnitt das Umgebogene in der Mitte damit ich es iiber der Na- 
senwurzel beugen kónnte, und machte auf diesen Saum dessen Rand 
nach Aussen gewendet stand in der Distanz beider Pupillen zwei schwarze 
Punkte. Riickte ich nun den Saum nahe vors Auge und sahe gerade 
vor mich hin durch denselben in die Ferne, so waren beide Punkte in 
einen vereinigt. Hielt ich das Papier in derselben Lage betestist, und 
driickte nun mit den Zeigefingern oben von der Seite der Stirne herein- 
langend, beide Augen von innen nach aussen, dass beide Augenachsen 
auseinandergiengen, so bewegte sich der linke Punkt rechts iiber den 
rechten, und dieser umgekehrt auf vier bis fiiní Linien Distanz von ein- 
ander, und erst, nachdem ich neben jenen Punkten nach Aussen auí zwei 
Linieen zweie zeichnete, fielen diese wieder in einen zusammen. Es lásst 
sich vermuthen dass bei grósserer Divarication der Augen, wenn sie 
moglich wáre, dasselbe statt finden miisste, da in beiden Fállen nur ein 
auantitativer Unterschied da ist. Also wáren auch bei divergirenden 
Augenachsen die Gesichtsfelder in eins vereinigt. 


Wenn man auf Entfernung einiger Schritte einen Gegenstand an- 
sieht, und drickt nun beide Augápifel aus einander, so riickt das Bild 
des rechten Auges nach links das des linken nach rechts, indess in der 


46 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. 


Mitte zwischen beiden děr pulsirende Fleck sich zeigt der beim Drucke 
der Augen iiberhaupt Zu erscheinen pílegt, und der dem Mittelpunkte 
der Retina entspricht. Wenn bei divergirenden Augenachsen zwei Ge- 
sichtsfelder entstehen sollten so miisste der gesehene Gegenstand in 
gleichnamiger Richtung mit dem Auge sich bewegen. 


Also nicht bloss weil beide Augenachsen an ihren Enden sich ver- 
einigen, sondern auch ohne diesem sind beide Gesichtsfeldcr immer in 
eins vereinigt. 


Ich denke mir die Móglichkeit dieser Erscheinung auí folgende 
Weise. Jedes Auge kann solange das Bewusstseyn ganz in dessen be- 
sondere Begránztheit versunken ist als ein eigenes Individuum genom- 
men werden welches in Beziehung auf die Aussenwelt sein Vornen 
Oben und Unten, sein Links und Rechts hat. Dasselbe gilt von dem 
Tastsinne. Alle diese Begrifie aber sind relativ, und gelten nur in Riick- 
sicht des Subjects und seines ráumlichen Verháltnisses zum Objecte. Da 
es nun ein und dasselbe Bewusstseyn ist, was die hier vorausgesetzten 
besonderen Individualitáten der Sinne in Einheit verbindet, so miissen 
auch alle einzelnen Relationen in eine einzige zusammengehen. Ein 
gleiches miisste auch dann statt finden, wen mehrere Menschenindivi- 
duen in ein hoheres vereinigt werden kónnten. Im Gegentheile wieder 
kónnte es eine Art Doppelsichtigkeit geben welche ohne dass die ráum- 
lichen Verháltnisse der Organe geándert wirden, eine Krankheit der 
Seele, als ein Zerfallen der Einheit des Bewusstseyns-in seine unterge- 
ordneten Spháren zu denken wáre. 


1) Wenn das einzelne Auge seine Individualitát in Hinsicht des Ge- 
sammtbewusstseyns verliert, so dass das Vorne jedes derselben in €ins 
zusammenfállt, so geschieht dieses doch nicht in der Relation des Auges 
zu den Gegenstánden insoferne sie nach dieser oder jener Seite vom 
Mittelpunkte des Gesichtsfeldes liegen. Was fiir das eine Auge von der 
Sehachse rechts fiir das andere links liegt und umgekehrt, únd eben 
so nach oben und unten, wird auch so gesehen. Es werden also Gegen- 
stánde die zwischen beiden Sehachsen liegen immer doppelt gesehen 
werden miissen, wenn gleich die Mittelpunkte der Sehfelder in einen 
zusammenfallen. Bei entfernten Gegenstánden wird dieses Doppeltsehen 
unbemerkbar seyn, weil die Relationen derselben zu einem wie zu dem 
anderen Auge wegen Lánge der Entfernungslinien und Kleinheit der 
Winkel fast dieselben bleiben. Nicht so in der Náhe, wo die Relationen 
eines und desselben Punktes ausserhalb der Augen, zu jedem einzelnen 
derselben immer geschiedener werden je bedeutender die relative Grósse 
der Entfernung beider Augen zu den iúbrigen Entfernungen wird. Am 
auffallendsten wird die Doppeltsichtigkeit, wenn beide Augenachsen nahe 


47 


J. PURKYNĚ: 


vor der Nasenwurzel einander durchschneiden, indem man z. B. auf den 
vorgehaltenen Finger sieht. In diesem Falle gehen sie hinter dem Durch- 
schnittspunkte weit auseinander und es fallen viele Gegenstánde zwi- 
schen sie die von dem einen Auge rechts von dem anderen links ge- 
sehen werden, und die dann bei Vereinigung der Gesichtsfelder doppelt 
durcheinander stehen. 


Die Doppelsichtigkeit ist also der Natur des Sinnes getnáss, und 
kómmt nur desswegen weniger zum Bewusstseyn, weil die Aufmerk- 
samkeit jedesmal vorziůglich auf die sich am Gegenstande vereinigenden 
Achsenpunkte concentrirt ist, und nebst dem, dass gewoóhnlich ein Auge 
schwácher ist als das andere, so besitzt der Gesichtssinn noch eine Art 
Abstraktionsfáhigkeit vermóge welcher er bald in der Spháre des einen 
bald des anderen Auges sich festhalten kann. 


2) Es giebt ferner noch eine andere Art Doppelsichtigkeit aber nur 
eines einzelnen Auges. Wenn man den Augapfel nahe ober- oder unter- 
halb der Hornhaut gelinde driickt so werden die Bilder der Gegenstánde 
kleiner, deutlicher, und es treten von ihnen auf eine oder die andere 
Seite nach Verschiedenheit des Druckes matte Nebenbilder ab. Dasselbe 
geschieht, wenn man den áusseren Augenwinkel nach Aussen zieht. Eini- 
gemal dauerte diese Doppelsichtigkeit bei mir mehrere Stunden nachdem 
ich den Augapfel iiber Nacht mit einem Sáckchen Eisenfeilspáne be- 
schwert hatte. Ich glaube dass sich diese Erscheinung auf die Erfah- 
rung der neueren Physiker reduciren lásst, vermog welcher das Licht 
einfach brechende Substanzen durch Druck und Spannung doppelbre- 
chend werden, (Brewster.) 


3) Endlich gehort hieher, die, nur bei Kurzsichtigen statt findende 
Vervielfachung der Gegenstánde, wenn sie aus dem Punkte ihres deut- 
lichen Sehens getreten sind. Trete ich langsam vor einem Buche zu- 
riůick iiber die Distanz meines deutlichen Sehens, so werden erst die ein- 
zelnen Buchstaben verwirrt, indem ihre Nebenbilder iiber die Grund- 
bilder laufen. Bei weiterer Entfernung geschieht dasselbe mit den Li- 
nieen, auf eben die Art wie ich es oben Nro. XV. von den parallelen 
Strichen beschrieben habe. Vielleicht sind die Substanzen. im Auge der 
Kurzsichtigen in einer Uiberspannung und eben desswegen doppelbre- 
chend, und werden durch den Hornhautschnitt einfachbrechend wenn 
durch die Entleerung der Fliissigkeit die Uiberspannung gehoben ist. 


48 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


XXVI. 
DAS UNBESTIMMTE VORSICHHINSTARREN. 


> as unbestimmte Vorsichhinstarren ist ein dem fixirten Sehen 
und dem angestrengten Verfolgen bewegter Kórper oder 
ruhender Linieen mit dem Blicke entgegengesetzter Zustand 
des Auges. Wenn bei diesem die Aufmerksamkeit gleich- 
be Sam in einen einzigen Punkt concentrirt ist, so verstrahlt 
sie sich dort ins ganze Gesichtsfeld, und so wird das an Extension ge- 
wonnen, was an Intension verloren geht. Diese Art von Sehen wird 
hervorgebracht entweder willkůrlich indem man mit parallel gestellten 
Augenachsen ins unendlich Entfernte sieht als wollte man durch alle 
zwischengestellte Gegenstánde durchsehen, oder unwillkůrlich indem man 
bei offenen Augen ins Denken vertieft ist, oder auch sonst bei einer Ab- 
spannung des Bewusstseyns und Richtungslosigkeit im Denken, vorzůg- 
lich bei dem sogenannten Wůsteseyn des Kopfes, bei Zerstreutseyn, bei 
Schláfrigkeit und Stumpfsinn. In diesen Fállen kostet es oft grosse Můhe 
die Augen auf einen bestimmten Gegenstand zu fixiren, und kaum hat 
man sie fixirt, so zerfliesst schon wieder der Fixationspunkt in Bestim- 
mungslosigkeit. Weder die Augenachsen convergiren in einem bestimmten 
Punkte mit einander, noch ist das Auge in derienigen Thátigkeit, wo- 
durch es zum deutlichen Sehen naher und entfernter Gegenstánde sich 
einrichtet. Daher werden die Gegenstánde auch in der gewóohnlichen 
Distanz des deutlichen Sehens nur undeutlich gesehen, und die Pupille 
steht weit offen wie bei Narcosis oder bei noch fortdauernder Schláf- 
rigkeit nach dem man plótzlich geweckt worden, welche beide Zustánde 
wohl auch hieher gehóren mógen. 

In einer áhnlichen Verfassung ist das Auge wenn wir beobachten 
wollen was uns zur Seite vorgeht ohne dass es dazu das Ansehen hátte. 
Das Auge ist hiebei vor sich hin in die Ferne gerichtet, aber in einem 
bestándigen unmerklichen Schwanken begrifien um dem von zu beobach- 
tenden Gegenstánden einfallenden Lichte immer neue Fláchen der Netz- 
haut zu bieten, weil ausserhalb dem Mittelpunkte derselben die Empfind- 
lichkeit vorziůglich leicht erschopít wird so dass alle Lichtaualitáten und 
Umrisse ununterscheidbar werden. 

Jedoch muss ich bemerken, dass gerade bei diesem Starrsehen die 
Blendungsbilder sich tiefer und nachhaltender einprágen als bei fixirtem 
oder bewegtem Blicke. Es wiirde daraus die Regel fliessen beim Nach- 
denken lieber die Augen schliessen, und beim schnelien Schreiben oder 
Lesen lieber mit bestimmten schnellen Sehen jede Linie des Geschrie- 
benen oder Gelesenen zu verfolgen, als sich dem Totaleindrucke ein- 
zelner Zige und Worte hinzugeben. 


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49 


J. PURKYNĚ: 


XXVII. 
DIE BEWEGUNGEN DES AUGES. 


orerst ist diejenige Bewegung zu bemerken wodurch der 
Mittelpunkt des Sehfeldes, wo das Sehen am deutlichsten 
ist, den Gránziláchen und Linieen der áusseren Objecte ge- 
máss hin und her gefiihrt wird. Bei kleinen Gegenstánden, 
z. B. bei Schriftzigen gelingt es nur der leisesten Aufmerk- 
ST diese Bewegungen im eignen Auge zu empfinden, desto leichter 
bei grósseren. Diese Empfindung lásst verschiedene Grade und Rich- 
tungen von Spannung in der Augenhohle gewahr werden, deren Extrem 
diejenige ist, die bei gewaltsamen Verdrehungen der Augen statt findet. 
Wenn man auf diese Spannungen achtet, indem man bei festgehaltenem 
Kopfe das Auge nach-verschiedenen geraden und krummen Linieen bewegt 
so findet man dass nicht alle Linieen mit gleicher Ungezwungenheit be- 
schrieben werden kónnen; am leichtesten námlich Kreislinieen, gerade 
Linieen nach was immer fiir Richtung schwerer, indem es vorkómmt, 
als miisste man dem Auge im Durchgange durch die Mitte des Gesichts- 
feldes Gewalt anthun, damit es nicht in krummer Linie seitwárts ab- 
weiche. Unter den geraden Linieen sind wieder die wagrechte und vor- 
zůglich die senkrechte am leichtesten zu fiihren was beweist dass Ge- 
wohnheit und Uibung hiebei nicht wenig Einfluss haben miisse, indem 
diese Linieen am háufigsten im gemeinen Leben gesehen werden. 

Dass die Kreislinie vom Auge leichter ausgefiihrt wird, ist durch 
das Streben nach Gleichgewicht der im Antagonismus begriffenen ge- 
raden Augenmuskeln bedingt, welches sgleich einer Centripetalkraft die 
in der Peripherie nach gerader Linie fortgehende Bewegung in jedem 
Momente continuirlich zum Centrum hinlenkt, ohne dass eigene Willens- 
bestimmungen hiezu nothig wáren. Eben so ist es dem Auge leichter 
sich gegen den inneren als gegen den áusseren Augenwinkel leichter ab- 
wárts als aufwárts zu bewegen was wohl einzig und allein durch den 
Ort des in den Bulbus eintretenden Gesichtsnerven, und seine bei den 
angefihrten Bewegungen mehr oder weniger statt findende Zerrung be- 
stimmt wird. Am meisten wird er bei der Bewegung nach aussen und 
oben gezerrt, wodurch Schmerz und eine Art Betáubung hervorgebracht 
wird. Diese Bewegung úibt der Mensch bei heftigen Schmerzen instinkt- 
artig aus, als wollte er einen Schmerz durch einen anderen und durch 
Betáubung zur Ruhe bringen. 

Beim Anschauen regelmássiger geometrischer Linieen, Schnecken- 
Kreis- und Wellenlinieen, symmetrischer Gestalten, Zierrathen, Schnorkeln, 
wo úberhaupt Gesetz und Nothwendigkeit herrscht, fiihlt sich das Auge 
unwillkůrlich von den Umrissen der Gegenstánde fortgezogen, die Be- 


50 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


wegungen sind erleichtert, ja halb automatisch, so dass sie auí die ge- 
schauten Gegenstánde iibertragen werden in denen nun €in eigenes Leben 
und Bewegen erscheint, was einen eigenthiimlichen Eindruck gewáhrt, 
und ebenfalls von leisen Spannungsgefiihlen am Augapfel begleitet ist. 
Es wáre der Miihe werth diese Art Augenmusik die uns allenthalben 
aus der Natur und Kunstwelt entgegenwinkt als einen eigenen Kunst- 
gegenstand zu bearbeiten. Gewiss wiirde hier fiir das schafiende Genie 
eine neue Bahn gebrochen, wenn die Ausfiihrungen hinlánglich ins Grosse 
getrieben wůrden. Bis itzt scheint noch nicht fiir diese Kunst die Zeit 
gekommen zu seyn, sie muss als Sklavin zu Verzierungen von Kleidern, 
Gebáuden, Gárten etc. dienen. Nur im Feuerwerke, im Tanze so wie in 
gymnastischen Vorstellungen, Altáren, Ziergárten, transparenten Kreisen 
mit Centralbewegungen und neuerlichst im Kaleidoscope hat sie bisher 
ein selbstándiges Leben begonnen, wird aber noch immer, Weil sie zum 
Theil mit Gauklern durch die Welt zieht vom vornehmen Geschmake 
verkannt und iibersehen. 

Wenn man sich beim stillen in sich gekehrtem Phantasiren im 
Finstern oder bei geschlossenen Augen beobachtet so wird man eben- 
falls leise Bewegungen des Auges gewahr die wahrscheinlich die Vor- 
stellungen des Gesichtssinnes begleiten. Das Auge hat auch seinen Tast- 
sinn, und man konnte behaupten, dass dieser in ihm viel weiter ausge- 
bildet ist als in irgend einem anderen Bewegungsorgane. Die Bewegungen 
der Augen bei Blinden sind wahrscheinlich nichts anderes als bestán- 
dige Thátigkeiten des Tastsinnes, welche entweder das Denken beglei- 
ten, oder die Vorstellungen des Tastsinnes der Hánde auf einen kleine- 
ren leichter zu handhabenden Massstab reduciren. Daher hat das Auge 
der Blinden dennoch einen Ausdruck des Geistes, obwohl man wegen 
Mangel des Lichtsinnes vermuthen sollte, dass es ganz das Gepráge 
der Leblosigkeit an sich tragen miisste. Obwohl diese beschreibende 
Bewegungen des Auges sehr schnell und in áusserst kleinen Distanzen 
geschehen dass sie kaum an den Augen eines Anderen bemerkt werden 
sollten, so sind doch sie es nach meiner Meinung vorziglich die das 
Wesen des menschlichen Blickes ausmachen, der entweder schwankend 
und planlos ist wie bei Narren, oder trág und unbestimmt wie bei Blód- 
sinnigen, oder geordnet munter lebhait, oder langsam und fixirend, ruhig, 
gleichmássig sich bewegend mit strenger Auffassung der einzelnen Mo- 
mente, wild oder sanít, stark, schwach, ins Anschauen verloren, geist- 
voll oder geistlos, und wie alle die unendlichen Modificationen dessen 
seyn měgen die eine eigene hóchst interessante Geistersprache consti- 
tuiren die nur der zarteste physiognomische Sinn Zu verstehen vermag. 

Beim vollkommen durchgefiihrten Sehen wird der Sehpunkt durch 
alle, wie immer markirte Stellen und Linieen des Gegenstandes bewegt, 

č 


5l 


J. PURKYNĚ: 


beim oberfláchlichen Sehen nur durch einzelne Punkte und Linieen 
indem das úbrige iibersehen, oder nur unbestimmt von der Seite 
aufgenommen, oder als lángst bekanntes durch die Einbildungskraft 
ergánzt wird. 

Es wáre ein wichtiger Gegenstand der pádagogischen Methodik 
die Auffassungsthátigkeit des Auges in feste naturnothwendige Regeln 
zu bringen wodurch einzig und allein folgerechte Uibungen begonnen 
und bis zur Virtuositát dem hóchsten Ziele aller Erziehung, gesteigert 
werden kónnen. 


XXVIII. 


DAS NACHBILD. IMAGINATION, GEDÁACHTNISS DES 
GESICHTSSINNES. 


ít wunderte ich mich, dass das Blinzen des Auges das Sehen 

nicht store, indem ich mir vorstellte, dass wáhrend dem- 
selben eine gánzliche Finsterniss eintreten miůsste. Bei ná- 
herer Beobachtung fand ich aber, dass das Gesichtsfeld des 
== offenen Auges mit allen seinen Lichtern und Bildern noch 
eine kurze Zeit vor dem Sinne verharre, nachdem die Augenlieder ge- 
schlossen worden. Je aufmerksamer ich ein einfaches, nicht zu sehr 
ausgedehntes Bild auffasse desto lánger vermag ich es bei geschlossenen 
Augen vor dem Sinne festzuhalten. Dieses Nachbild ist genau von dem 
Blendungsbilde zu unterscheiden. Das Nachbild wird nur durch freye 
Thátigkeit lángere Zeit festgehalten, und verschwindet sobald der Wille 
nachlásst, kann aber von demselben wieder hervorgerufen werden; das 
Blendungsbild schwebt unwillkůrlich dem Sinne vor verschwindet und 
erscheint wieder aus objectiven Griinden. 

Die topisirende Thátigkeit des Sinnes, der Tastsinn des Auges, fáhrt 
fort das Nachbild ausserhalb des Organs zu setzen, eben so wie es beim 
wirklichen Sehen statt fand, auch stereometrisch begránzte Bilder kann 
es darstellen, und selbst beim Bewegen und Drehen des ganzen Koórpers 
behauptet das Nachbild seine urspriingliche Stelle und Lage. Das Blen- 
dungsbild hingegen stellt nur Fláchen dar, hat seinen Ort nur im Auge 
und folgt dessen Bewegungen. Die Lebhaftigkeit des Nachbildes ist nach 
Verschiedenheit der Stimmungen verschieden. Besonders lebhaft ist es 
bei erhohter Seelenthátigkeit nach Genuss geistiger Getránke oder nar- 
kotischer Substanzen, oder bei besonderem Interesse am Gegenstande; 
bei fieberhafter Aufregung des Blutes, besonders bei Hirnaffektionen ist 
es oft bis zu einer unvertilgbaren Objectivitát gesteigert. Das Blendungs- 
bild hingegen pílegt bei nervóser Stimmung, im asthenischen Zustande 


52 


3— 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


lánger nachzuhalten und verschwindet desto schneller je energischer das 
Organ vom Leben durchstrómt wird. Ferner ist das Nachbild desto 
deutlicher und objectiver je náher es dem Momente der Auffassung des 
Urbildes steht, und in jedem folgenden Momente wird es immer schwe- 
rer dasselbe in gleicher Klarheit vor dem Sinne zu erhalten. Das Blen- 
dungsbild hingegen, von mild leuchtenden Gegenstánden ist in den er- 
sten Momenten nach dem Anschauen verwirrt und bildet sich erst nach 
und nach vollkommen vor dem Sinne aus, der dabei nur einen passiven 
Zuschauer abgiebt. 


Ich glaube dass man durch Uibung, indem man nach ergreifender 
Anschauung des Gegenstandes das Nachbild immer lánger und inniger 
festhielte dasselbe wohl der dem Sinne befangender Realitát des Ur- 
bildes nahe bringen kónnte welche Uibung als Vorbildung des Gedácht- 
nisses und der Einbildungskraft nicht unwichtig seyn důríte. 


Es kónnte die Frage entstehen, in welchem organischen Gebilde 
das Nachbild seinen Sitz habe. In Růcksicht des Urbildes, und des Blen- 
dungsbildes ist die Meinung ziemlich gang und gábe dass es in der Re- 
tina empfunden werde, und dasselbe liesse sich mit gleichem Rechte von 
dem Nachbilde behaupten. Der empirische Standpunkt legt in beiden 
Fállen dem Verstande gleichen Zwang auí. 


Zunáchst diesem liesse sich behaupten, dass Gedáchtniss und Ein- 
bildungskraft in den Sinnésorganen selbst thátig sind, und dass jeder 
Sinn sein ihm eigenthiimlich zukommendes Gedáchtniss und Einbildungs- 
kraft besitze die als einzelne begránzte Kráfte der allgemeinen Seelen- 
kraít unterworfen sind. 

In der primáren Thátigkeit des Sinnes, wo er in unmittelbarer 
Wechselwirkung mit dem Gegenstande steht sind auch schon Gedácht- 
niss und Einbildungskraft implicirt und gerade dann am lebendigsten, 
so dass sie spáter nur als Schatten und Nebenbilder der eigentlichen 
Sinnesthátigkeit erscheinen, dagegen ihre hóchste Steigerung nur die ist, 
wo ihr Produkt der unmittelbaren Sinnesanschauung nahe kómmt. Der 
Unterschied dieser urspriinglichen und secundáren Sinnesthátigkeit wáre 
nach meiner Annahme darin gegriindet, dass bei jener wirkliche, bei 
dieser nur intendirte Bewegungen und Empfindungen im Organe statt 
finden, so dass, wenn dort z. B. das Auge den Umrissen der Gegen- 
stánde mit wirklichen Bewegungen folget, hier nur Differenziale von Be- 
wegungen in den gehorigen Muskeln angeregt werden ohne dass es zu 
wirklichen kommt. 


Leichter lásst sich diese Art von Bewegung in den Sprachorganen 
beobachten wenn wir uns in einem Selbstgespráche iiberraschen; auf 
eine grobere Weise lásst sich diese Thátigkeit in grósseren Muskel- 


53 


J. PURKYNĚ: 


parthieen z. B. der Extremitáten bemerken wenn die Bewegungstriebe der 
Muskeln durch usseren oder inneren Anlass zu wirken streben durch 
den Willen aber zurickgehalten werden. Es ist auch schon im Allge- 
meinen zu erwarten, dass jede wirkliche Bewegung auch eine intendirte 
haben miisse, so wie jeder freven Naturkraft eine gebundene entspricht 
ohne desshalb im Prinzip verschieden zu seyn, welche Begriffe die 
Physik durch die Erscheinungen getrieben, als Gewicht, latente Wárme, 
zebundene Elektricitát und Magnetismus oder als einander limitirende 
Spannungen und Tendenzen lángst ausgesprochen hat. Dasselbe gilt von 
intendirten Empfindungen. Jede Empfindung ist eine eigenthiimliche Mo- 
dification des Selbstgefiihls durch áussere Beschránkung. Die Tendenz 
eine áhnliche specifische Beschránkung durch innere Bestimmung her- 
vorzubringen wáre die intendirte Empfindung. 


Beide, die intendirten Bewegungen und Empiindungen haben in den 
ursprůnglichen Bewegungsapparaten so wie in den Sinnenorganen ihr 
Vermittelndes wie ihre Originale. 


Es ist úberiliissig dem Gedáchtnisse und der Einbildungskraft und 
ihren verschiedenen Arten eigene Organe im Gehirne anzuweisen. Die 
Gegenstánde beider sind eben so wie die unmittelbare Sinnesanschauung 
ins Unendlichkleine specificirt, warum wollte man ihnen im Gehirne 
dessen Bildung gerade am wenigsten ins Einzelne bestimmt ist Organe 
zu theilen, wodurch die Sache noch unbegreifbarer wird. Das Gehirn 
mag der Sitz und Sammler des Allgemeinen freyen in alle ibrigen Or- 
gane Leben strómenden Princips sevn welches erst in diesen seine be- 
sondere Beschránktkeit erhált. 


Lánsst hat man die Sinne als Thiere im Thiere dargestellt, man 
hat ihnen eigene Individualitáten zugestanden, welche aber nebst ihrem 
eigenen Leben noch von einem hoheren máchtigeren Leben beherrscht 
und zur Einheit der Thátigkeit und des Bewusstseyns gebracht werden. 


Wo dieses einende Princip seine Bande liiftet dort tritt sogleich 
das untergeordnete Eigenleben nach seiner Art hervor. Manche Narr- 
heit und Verriicktheit liesse sich als ein Absondern eines oder mehrerer 
Sinn- und Bewegungsorgane von der Einheit der Seelenthátigkeit denken, 
wodurch seine Produkte entiíremdet, seine Thátigkeiten unzweckmássig 
rebellisch gegen die Harmonie des iibrigen Organismus erscheinen. Schon 
im Schlafe scheinen die Sinne, jeder fiir sich auseinander zu gehen wie 
man leicht finden kann wenn man sich beim Einschlummern beobachtet, 
wo oft das Auge und das Ohr ganz verschiedene Tráume zu gleicher - 
Zeit tráumen. Hieher gehórt auch die Bemerkung dass gewóhnlich der 
Traum mit den Phantasiebildern  desienigen Sinnes am meisten be- 
scháftigt ist der die náchste Zeit vorher am meisten in Erregung war. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE 


Was ich hier von den Sinnen im allgemeinen aussprach versteht 
sich vorzůglich auch vom Auge. Wie ich mich durch die ganze Schrift 
nur mit dem bescháftigte, was innerhalb des Organes des Gesichtssinnes 
und zwar innerhalb seiner animalischen Spháre vorgeht schliesse ich 
damit, dass ich auí die Seele dieses Sinnes und ihre Beziehung zu 
ihrem hoheren Prinzipe aufmerksam mache. 


"uoyopurg 1 '9uujg J9p Ad0j0rskyď JNZ 94y9nSI9A pun uo5unjy9Lg094 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE 
ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. 


NEUE BEITRÁGE ZUR KENNTNISS 
DES SEHENS IN SUBJECTIVER HINSICHT. 


MIT 4 KUPFERTAFELN. 


POJEDNÁNÍ TOTO VYŠLO POPRVÉ 1825 V BERLÍNĚ 
TISKEM A NÁKLADEM G. REIMERA. 


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Sk. EXCBELENZTIERRN 


JOHANN WOLFGANG v. GÓTHE. 


Wenn unter der grossen Menge von Opfergaben, die Ew. 
Excellenz, als urspriůnglich von Ihnen erhalten, im Gefiihle der 
Dankbarkeit und schuldiger Huldigung dargebracht werden, 
auch ich mit einer kleinen erscheine, so bitte ich um gnádige 
Annahrmme. 

S. 41. Ihrer Farbenlehre war mir ein Befehl, der ein dunk- 
les, schon in friiher Jugend sich regendes Bestreben in mir 
weckte und ihm seine bestimmte Richtung anwiess. Wenn ich 
seitdem so gliicklich war, im subjectiven Reiche des Sehens 
einige Funde zu thun, und noch zu thun die Aussicht habe, so 
ist es nur als ein Tagewerk zu betrachten, was von Ihnen 
angeordnet und geleitet in Wirklichkeit tritt. 


Nehmen Sie, grosser Mann, diese treue Huldigung von 
einem Ihrer kleinsten, aber innigsten Verehrer. 


JOHANN PURKYNJE. 


T 
VM 


sal 


M VM 


INHALT. 


. Indirectes Sehen. 


. Die galvanische Lichtfigur. 
. Ueber wahre und scheinbare Bewegungen in der Ge- 


sichtsspháte. 


„D. | elliptischen Lichtstreifen. 
. Mattleuchtende elliptische Fláche bei Zusammenziehung 


und plótzlicher Erschlaffung der geschlossenen Augen- 
lieder. 


. Feld von Nebelilecken. 
. Von selbst erfolgende immerwáhrende Lichterzeugung 


im verfinsterten Gesichtsfelde. 


. Die Kreuzspinnengewebe-Figur. 

. Schláfrigkeit des Auges. 

. Untersuchungen iiber Blendungsfarben. 

„ Einiges iiber Druckfiguren. 

. Der schattige Kreis : | die Mitte des Gesichtsieldes. 

. Noch einige Methoden, die venose Figur der Retina 


zur Wahrnehmung zu bringen. 


. Focusbild im Innern des Auges. 
. Ueber das Flimmern vor den Augen nach dem Gebrau- 


che des rothen Fingerhuts. 


. Einige Bemerkungen vom Ferne- und Nahe-Sehen. 
„ Willkiihrliches Schielen. 


Wirkung der Belladonna auí das Sehen. 


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INDIRECTES SEHEN. 


„as Gesichtsfeld hat jedesmal nur eine einzige Stelle, ia man 
. kónnte sagen, nur einen einzigen Punct des vollkommen 
deutlichen Sehens; nur diese Stelle ist mit dem fiirs Indivi- 
duum móglich hochsten Grade des Bewusstseyns tingirt, 


Onalitát end die Gránzlinien einzelner Bilder aufs genaueste bestimmt. 
— Ausserhalb dieser Stelle gegen die Peripherie des Gesichtsfeldes 
hin nimmt die Bestimmtheit aller dieser Momente des Sehens gradweise 
ab, bis allmáhlich alle Sichtbarkeit verschwindet, so dass sich fiir die 
áusserste Peripherie des Gesichtsfeldes keine scharí bestimmte Gránze 
mehr angeben lásst, und diese nicht in eine objective Finsterniss, sondern 
in Unsichtbarkeit und Bewusstlosigkeit iibergeht. Jener Punct des deut- 
lichen Sehens liegt in der Sehachse des Auges, so dass diese in Hinsicht 
auf die Lage desselben vorwárts auf den Gegenstand hingerichtet ist; 
und so mag dieses Sehen ein directes heissen. Alle iibrige von den 
Gegenstánden zum Auge gezogenen Linien fallen mehr oder weniger 
schief auf dasselbe, und bestimmen die Richtung der neben und ausser 
dem Achsenpuncte des Auges, wo das deutliche directe Sehen Statt 
findet, gesehenen Gegenstánde. Das durch diese Linien vermittelte Sehen 
mag ein indirectes oder Nebensicht genannt werden. 

Den gesammten Inhalt und Umfang des directen und indirecten 
Sehens begreift das Gesichtsfeld. Der Umfang des Gesichtsfeldes fiir das 
directe Sehen wird bestimmt durch die allseitige Bewegung des Aug- 
apfels in seiner Hóhle bei unbewegtem Kopfe, wodurch die Aůúgenachse 


63 


J. PURKYNĚ: 


innerhalb eines Kegels von beiláufig hundert Graden nach allen Rich- 
tungen herumgefiihrt werden kann.*) 

Indem man direct vor sich hin sieht, bleibt noch €ine grosse Menge 
von Gegenstánden fiir das indirecte Sehen, obgleich mit verminderter 
und verschwindender Deutlichkeit nach allen Richtungen hin, bemerk- 
bar. Die Breite dieser Sichtbarkeit zu messen, bediene ich mich eines 
am Rande gradirten Kreissegments von Pappendeckel, von 7 Zollen 
Halbmesser (der Distanz meines deutlichen Sehens gemáss) und 140 
Graden Peripherie, welches mit seiner unteren Fláche an einem senk- 
rechten Handegriffe befestigt ist, und das von dem Mittelpuncte aus nach 
beiden Seiten Ausschnitte hat, um an die Wange oder an die Nasen- 
wurzel beguem angelegt werden zu kónnen, wobei das Centrum an die 
Mitte des untern Augenliedes angesetzt wird. 

Die einzelnen Intervalle von 10 zu 10 Graden markire ich durch 
kleine aufgesetzte Stiftchen von Wachs, damit die einzelnen Abschnitte 
fůr die horizontale Ansicht bemerkbarer werden.**) Nun setze ich die 
Spitze des Centrums an, lege den gróssern Ausschnitt an die Wange 
und ans Ohr, fixire mit dem Blicke eines der gerade vorwárts liegenden 
Wachsstiftchen, und bewege bei hinreichender Verfinsterung des Zimmers 
das Flámmchen eines Wachsstocks an der Peripherie der gradirten Scheibe, 
am besten von der áussersten Gránze des Gesichtsfeldes, wo die Flamme 
noch nicht sichtbar ist, ausgehend und gegen seine Mitte vorriickend. 
Wenn man die áusserste Gránze der Sichtbarkeit, die beim indirecten 
Sehen noch Statt findet, genauer bemerken will, so ist es gut, erst das 
Auge einige Zeit geschlossen zu halten, um seine Empfindlichkeit zu 
sammeln, und dann plótzlich zu ofínen, wieder einige Zeit anzustrengen, 
bis das Lichtbild unscheinbar wird, dann wieder zu schliessen, und so 
abwechselnd. Ferner ist es vortheilhaft, das Lichtbild in kleinen Inter- 
vallen hin und her zu bewegen, um es stets auf neue, noch nicht er- 
schopíte Stellen der Retina einwirken zu lassen, wodurch seine Sicht- 
barkeit erhóht wird. Nur auf diese Weise ist man im Stande, die áusserste 
Gránze des indirecten Sehens zum Bewusstseyn zu bringen, indem ohne 
diese kleinen Kunstgrifie die Erscheinung des Lichtbildes áusserst un- 
scheinbar und voribergehend, und die Bestimmung seiner Stelle sehr 
schwankend ist. 


*) Thomas Young, On the Mechanism of the Eye Philosoph, Transact. of the 
roy. soc. of London 1801, T. I. p. 46.; gibt 55 Grade nach allen Richtungen an, im Ganzen 
110 Grade, diese Bestimmung ist von unserer wenig ubweichend. Da sie von indivi- 
dueller Beweglichkeit und Bildung der Augenhohle und des Augapfels abhángt, so ge- 
hórt sie in ihrer Besonderheit mehr in die Spháre des practischen Physiologen, der 
als Arzt iiber die Constitution und den Sehumfang eines gegebenen Auges zu ent- 
scheiden hat. 

O) ESEIa. 


64 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


Meine Messungen der Breite des indirecten Sehens gaben mir gegen 
den áussern Augenwinkel 100 Grade (bei durch Belladonna erweiterter 
Pupille bis 115 Grade), nach unten 80 Grade, hinauf 60 Grade und eben 
so viel gegen den innern Augenwinkel. Young*) fand an seinem Auge 
90 Grade nach aussen, 60 Grade nach innen, 50 Grade nach oben und 
70 Grade nach unten. Derselbe berichtet, dass Wollaston in den- 
selben Verháltnissen, ausser nach oben etwas weiter, ein nach allen 
Dimensionen weiteres Gesichtsfeld besitze. Diese specielle Beschránkung 
nach den iibrigen Seiten ausser der áusseren setzt er in Parallele mit 
der natiirlichen Beschránkung des Gesichtsfeldes durch die Gesichts- 
theile, namentlich die Nasenwurzel, die Augenbraue und die Wange, 
ohne diesen Umstand zu einer Erklárung benutzen zu wollen. Wenn 
námlich die Fláche der Retina beim gewohnlichen Vorsichhinsehen un- 
ausgesetzt durch schief einfallende Lichtstrahlen in Erregung und Uebung 
ist, so bleiben diejenigen Partien derselben, denen durch oben ange- 
fihrte Theile das Gesichtsfeld beschránkt wird, ausser Erregung und 
Uebung, und sind daher in einem láhmungsartigen Zustande. Das Ge- 
sichtsfeld des directen Sehens, welches durch die Bewegungen des Aug- 
apfels beschrieben und durch die Umgebungen der Augenhohle beschránkt 
wird, bestimmt daher auch jenes des indirecten; je tiefer die Augen 
liegen, desto kleiner muss dieses seyn, je mehr sie hervorstehen, desto 
weiter. Die bisherigen Bestimmungen sind nur von einem Auge herge- 
nommen. Jedoch wird das gesammte Gesichtsfeld, oder die Gesichts- 
spháre des Menschen, wie sichs von selbst versteht, durch beide Augen 
und durch die Bewegungen des Halses, des Riickgrats und des Beckens 
um die Trochanteren in ihrer Vollkommenheit beschrieben, so dass der 
Mensch im aufrechten unverriickten Stande die ganze ihn zunáchst 
umgebende sichtbare Welt durch wenige begueme Bewegungen seinem 
Bewusstseyn aneignen kann. 

Ueber das Gesichtsfeld bei Thieren lásst sich nur nach den Daten 
der vergleichenden Anatomie und nach ihrem historischen Habitus und 
ihrer Lebensweise etwas bestimmen. So ist es wahrscheinlich, dass die 
zusammengesetzten Augen der Insecten nur ein unvollkommenes Ge- 
sichtsfeld des directen Sehens geben. Dieses selbst wird nach Aus- 
breitung der facettirten Augen, je nachdem sie halbsphárisch und gross 
wie bei Fliegen und Libellen, oder halbmondfórmig, wie beim Corambix, 
oder klein und durch andere Kopftheile beschránkt, wie bei Grillen und 
Wanzen und von dem verschiedenartigsten Umfange seyn. Die ein- 
fachen Augen der Insecten sind schon geeignet, Lichtkegel zu bilden, 
und es mag bei ihnen vermoge ihrer Structur schon ein Unterschied 


s) A. a. O. p. 44. 


-] 


J. PURKYNĚ: 


zwischen directem und indirectem Sehen Statt finden. Bei Thieren, wo 
der Sehnerve gerade in der Achse des Auges eintritt, wiirde, so sollte 
man glauben, auch kein Punct des directen Sehens anzunehmen seyn, 
weil die Eintrittsstelle des Sehnerven nach der Mariotte'schen Er- 
fahrung eines deutlichen Sehvermogens entbehrt. Die Gesichtsspháre 
kann ferner den Culminationspunct des directen Sehens entweder nach 
vorne haben, wie beim Menschen, dem Afien, den meisten Fleisch- 
fressern, den Eulen etc., oder mehr nach den beiden Seiten des Kórpers, 
wie bei den Pilanzenfressern, den meisten Vogel- und Fischgattungen 
und Amphibien, oder mehr nach oben, wie bei vielen Schlangen, Rochen, 
Aalen, dem Uranoscopus, Callionymus etc.. oder etwas nach unten, wie 
bei den Cetaceen. Ueberhaupt wáre es ein eigenes Studium in der Na- 
turgeschichte, aus der Stellung und Bildung des Auges einer jeden 
Species die Art ihres Gesichtsfeldes und seine Beziehung zur ibrigen 
Lebensweise zu bestimmen, wobei die Form der Pupille nicht zu iiber- 
sehen wáre, indem z. B. die senkrecht elliptische Pupille der Katzen 
fůr den Sprung, die wagrechte der Wiederkáuer mehr fiir das horizon- 
tale Wandeln und sich Umsehen berechnet zu seyn scheint. 

Wenn man frágt, wo und von welcher Art die áusserste Gránze 
des indirect sichtbaren Gesichtsfeldes sey, so kommt man in eine merk- 
wůrdige Verlegenheit, und wird in Folge dieser zu neuen wichtigen 
Fragen und Aufschliissen gefiihrt. Gemeinhin werden Unsichtbarkeit und 
Finsterniss fiir eins genommen, und die einfachste Antwort auf obige 
Frage wáre, dass die usserste Gránze des Sehfeldes in tiefe Nacht 
versenkt sey. Und wenn man dann weiter fragte, auf welche Weise 
diese Finsterniss sich ausbreite, und wo sie sich ende, ob sie das in 
dem nach vorne sichtbaren Raume begonnene Segment einer Spháre 
nach hinten schliesse, und somit die Totalitát der Gesichtsspháre als 
eine halb finstre, halb lichte Kugel vorzustellen sey, so findet man, dass 
die eigene empirische Erfahrung dieser Annahme durchaus widerspricht. 
Das Finstre und Schwarze gehórt eben so gut unter die sichtbaren 
10 Gegenstánde, wie das Lichte und Farbige. Es behauptet im Sehraume 

seine Stelle, seine Gestalt und Gránzen, und die Kraft des Sinnes, als 
Aufmerksamkeit, sammelt sich an demselben, ruht in ihm oder schweift 
voriiber, wie an jeder andern Lichtaualitát, kurz es ist das reine, in 
sich selbst begriffene, durch keine Lichtwirkung differenzirte Sehen, 
daher dem Wesen nach mit dem objectiven Sehen homogen, dasselbe 
begránzend und durch es begránzt, so wie der Schall mit der Stille 
(einem activen Hinhorchen) gránzt, und die Pause eben so gut zur mu- 
sicalischen Figuration gehórt wie der Ton. Das Finstre hat seine Aus- 
breitung, seine Ortsverháltnisse, seine Umrisse, und der Gesichtssinn ist 
in der Construction desselben eben so thátig, wie in jener des Lichten. 


o 


86 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHEÉ ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Etwas ganz anderes findet Statt, wenn man die Aufmerksamkeit iiber 
alle Gránzen des indirecten Sehens hinaus anstrengt, um die objective 
Beschaffenheit dieser Regionen wahrzunehmen; dann prásentiert sich 
die Unsichtbarkeit nicht als ein dunkles Nicht-Leuchtendes, sondern 
die sinnliche Aufmerksamkeit, die hier aufhort, in der Sehkraft nach 
aussen thátig zu seyn, verwandelt sich in die Thátigkeit der Imagina- 
tion, und der Erfolg des Sehens iiber die Gránzen des Sichtbaren ist 
nichts, als ein unbestimmtes subjectives Tráumen von Gesichtsgegen- 
stánden ohne Objectivitát, analog demijenigen, was man erfáhrt, wenn 
man auf etwas Gesehenes sich zu erinnern vergebens bemiiht ist, oder, 
bei thátiger Einbildungskraft, ein unmittelbarer Uebergang des Sehens 
ins Inmaginiren eines Sichtbaren. Das Sehfeld ist also nicht durch einen 
objectiven sichtbaren Sehraum begránzt und beschlossen, sondern durch 
einen subjectiven, der Gesichtsphantasie gehórigen, und seine Totalitát 
ist als eine zum Theil reale, zum Theil ideale Kugel zu betrachten. 
Etwas ganz entgegengesetztes findet im Gehórsinne Statt, der von allen 
Puncten der Circumferenz einer Spháre Eindriicke empfángt, und dessen 
Empfindungsraum mit einer durchaus realen zugleich und idealen Kugel 
oder Puncte zu vergleichen ist. 

Ein áhnliches Verháltniss mag bei Schwáche der ganzen Netzhaut 
oder bei vollkommener Láhmung der Sehkraft in einzelnen Stellen der- 
selben eintreten. Die einzelnen geláhmten Stellen werden sich nicht als 
dunkle Flecken darstellen, sonst miisste die Sehkraft noch in ihnen wirk- 
sam seyn, und der Sehsinn miisste ihnen noch Gestalt und Ort geben 
kónnen. Da sie also iiberhaupt aus aller Spháre der Sehkraít gerickt 
sind, und dem Gesichte eben so wenig angehóren wie sonst einem 
andern Sinne, so kómmt ihnen auch kein Ort im Sehraume zu, viel 
weniger eine Farbe, Leuchtung oder Dunkelheit. Diejenigen Bilder also, 
die sich nahe an solchen geláhmten Stellen der Refina befinden, werden 
iiber und durcheinander zu schwanken scheinen, weil sie alle mit gleichem 
Rechte neben und auf den der Sehkraft beraubten Ort bezogen werden 
kónnen. Man denke sich, dass ein betráchtlicher Theil in der Mitte der 
Retina z. B. von 2 Linien Durchmesser der Sehkraft beraubt wáre. 

Es wird vorerst nichts vorhanden seyn, wodurch die Liicke in der 
Mitte des Gesichtsfeldes ausgefůllt wiirde. Wáre die Sehkraft an der 
angenommenen Stelle wirksam und nur durch ein organisch Triibendes 
(wie z. B. beim grauen Staar oder beim Drucke aufs Auge, oder bei 
einzelnen alienirten Stellen der Netzhaut) nnr durch Verhinderung des 
áussern Eindrucks auf sich selbst reducirt, so miisste dort die schwarze 
oder sonst eine subjective Farbe erscheinen, und das Gesichtsfeld wiůrde 
etwa als ein Ring von sichtbaren Gesichtsbildern mit einem dunkeln 
Kreisflecke in der Mitte sich darstellen. Da aber vorausgesetzt wird, 

Ge 


67 


13 


14 


J. PURKYNĚ: 


dass an dieser Stelle die Sehkraft durchaus nicht thátig ist, so wird 
hier auch nicht einmal ein dunkler Fleck erscheinen kónnen, sondern 
sie ist im Gesichtsfelde gar nicht vorhanden, und die in deren Umkreise 
gelegenen Bilder werden gegeneinander zusammenricken, diejenigen 
Antheile der áusseren Gegenstánde hingegen, deren Eindruck gerade 
auf jenen Fleck fállt, gar nicht zur Erscheinung kommen, und nur erst 
durch die Bewegung des Auges ins sichtbare Gesichtsfeld eintreten. Es 
werden also Gegenstánde von einer gewissen Lánge verkiirzt erscheinen 
und in ihrer Mitte mangelhaft, ohne dass die Continuitát ihrer Lángen- 
dimensionen unterbrochen wáre: so werden einzelne Wórter Liicken 
von Sylben und Buchstaben haben, oder einzelne Sylben unbestimmbar 
úber und durcheinander schweben, und alles nur wie mit indirectem 
Sehen erfasst, auch das Gesichisfeld kleiner als in der Regel seyn. Trifit 
die Láhmung die Hálite der Refina, so dass die Gránze durch den Achsen- 
punct geht, so werden alle Gegenstánde, nach denen die Achse des 
Auges sich richtet, zwar deutlich, aber halbirt erscheinen, ohne dass 
man sagen kónnte, dass die Hálíte davon durch Dunkelheit bedeckt sey, 
sondern jede Reflexion in die unsichtbare Hálíte wird eine Verwirrung 
des Sinnes zur Folge haben. 

Nach diesen Bestimmungen der Gránzen des directen und indirecten 
Gesichtsfeldes gehe ich zu einer náheren Erórterung der materiellen 
Bestandtheile des indirecten Sehens iiber. 

1. Einer der merkwiůrdigsten in diesem Gebiete gemachten Funde 
ist die durch Edmund Mariotte 1668 zuerst entdeckte sogenannte 
Blindheit der Eintrittsstelle des Sehnerven. Es wáre hier iberfliissig, 
ausfiihrlicher hievon zu reden. Ich habe schon mehrere Methoden, diese 
Stelle zur Anschauung zu bringen, angegeben; hier noch eine. Ich stelle 
mich ins Sonnenlicht, wende das Auge stark nach innen, und lasse den 
Focus einer Linse von '/;—1 Zoll Brennweite durch die Sclerotica ins 
Innere des Auges fallen: sogleich erscheint die Gefássfigur in ihrer 
gróssten Ausbreitung und Verzweigung (besonders wenn man die Linse 
mássig auf und nieder bewegt) und die Eintrittsstelle des Sehnerven 
als ein dunkler Kreis mit einem schonleuchtenden hellen Lichtnimbus 
umgeben. Der Versuch gelingt eben auch gut beim Kerzenlichte. 

2. Eine im Gesichtsfelde des indirecten Sehens Statt findende Ei- 
genschaft der Sehkraft ist die, dass sie dort viel friiher erschopít und 
gegen áussere Eindriicke unempfindlich wird, als im Achsenpuncte des 
Auges, wo das directe Sehen seinen Sitz hat. Es zeigt sich als ein par- 
tielles Verschwinden und Wiederaufgehen einzelner kleiner Gesichts- 
bilder, dergleichen auch sonst bei uniiberwindlicher Schláfrigkeit und 
nach iibermássiger Anstrengung des Auges sich einfindet. Troxler*) 


*) Himly's und Sch midť's ophthalm, Bibliothek, Bd. II, St. 2. p. 1. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


hat dieses Phánomen zuerst als ein Experiment aufgestellt, auch Brew- 
ster*) hat es beriicksichtigt. Ich habe davon an einem andern Orte**) 
ausfihrlicher geredet, und es durch Erweiterung und Ergánzung des 
Versuchs auf eine, wie ich glaube, vollkommen befriedigende Weise er- 
klárt, wobei sich ergab, dass Verminderung der Receptivitát gegen 
áussere Potenzen von einer subjectiven erhohten Spontaneitát begleitet 
und bedingt ist, was als physiologisch-pathologisches Naturgesetz aller- 
dings eine allgemeinere Wichtigkeit hat, als das specielle Experiment. 

3. So wie im Felde des indirecten Sehens kleinere Gegenstánde 
bei lángerer Anstrengung vollkommen verschwinden, so erfahren gróssere 
Theils ein Undeutlichwerden ihrer áussern Umrisse, Theils ein Unschein- 
barwerden ihrer Farbengaualitáten. 

-— Wenn man am Rande des oben beschriebenen gradirten Bogens 
langsam von aussen gegen den Punct des directen Sehens ein gefárbtes 
Ouadrat bewegt, so hat man Anfangs bloss den Eindruck von einem 
der Gestalt und der Farbe nach unbestimmbaren Etwas, das sich vor- 
wárts bewegt. Jede Anstrengung, Gestalt und Farbe náher zu unter- 
scheiden, macht das Object gánzlich verschwinden; eben so schnell 
verschwindet es, wenn man die Aufmerksamkeit im Puncte des directen 
Sehens fixirt. Diess findet bei einem Winkel (nach aussen) von 110 bis 
900 Graden Statt. Unter 90 Grad beginnt schon die Farbengualitát und 
die Gestalt, aber noch immer sehr unbestimmt, bemerkbarer zu werden. 
Jedoch zeigt sich bei der Farbe mehr das allgemeine Schattige oder 
Lichte, so wie es sonst allmáhlich bei eintretender Dunkelheit des 
Abends an den vergehenden Farben der Gegenstánde zur Erscheinung 
kómrmnt. 

Zinnober zeigt sich am ussern Augenwinkel von 90—70 Graden 
blass fahlgelb, wird dann orange, und geht allmáhlich gegen das Centrum 
des Gesichtsfeldes in seine reine Farbenaualitát iiber; am innern Augen- 
winkel findet man dasselbe von 60 Graden an; ein schónes reines Purpur 
zeigt sich am ussern Augenwinkel bei 90 Graden schwarz, bei 80 
Graden blau, bei 70 Graden violett. und beginnt erst bei 50 seine eigen- 
thimliche Farbe anzunehmen; hellblau erscheint bei 90 Graden weiss, 
nimmt jedoch schon bei 80 Graden und den folgenden seine eigene 
Farbe an; ein gesáttigteres Blau zeigte sich gleich bei seinem ersten 
Eintreten ins Gesichtsfeld als solches; violett erscheint bei 90 Graden 
schwarz, bei 80 und 70 Graden blau, und erst bei 60 Graden und den 
folgenden als solches in verschiedenen Nuancen; ein gesáttigtes Griin 
zeigte sich schwarz bei 90 und 80 Graden, von da fing seine Farbe an, 


+) Annals of Philosophy by Thomson. Bd. XI. p. 151. 
**) Beitráge zur Kenntniss des Sehens in subiectiver Hinsicht, p. 76. 


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17 


J. PURKYNĚ: 


sich zu entwickeln; das helle Gelb prásentierte sich gleich beim ersten 
Eintreten als solches, eben so orange; rosenroth war erst weiss, seine 
Farbe entwickelte sich erst beim 70sten Grade; ein Blatt von Origanum 
majus zeigte sich bis zum 40sten Grade erst tribe, dann immer heller 
gelb, und von da durch Gelbgriin zu seiner eigentlichen Farbe. Am 
innern Augenwinkel und eben so in der Richtung nach oben und unten 
treten diese Farbenveránderungen noch friiher ein, so wie iiberhaupt 
nach dem schon friher Bemerkten hier das Gesichtsfeld beschránkter ist. 

4. Es ist kaum auszusprechen, wie schwierig es bei diesen Ver- 
suchen erscheint, die Umrisse des Gegenstandes bei grósserer Entfernung 
vom Centrum des direkten Sehens genau zu fassen; immer scheint der 
Raumsinn das Oben mit dem Unten, ein Seitliches mit dem andern 
verwechseln zu wollen, die Ecken erscheinen gar nicht oder nur augen- 
blicklich, und verschwinden wieder. Eben so ist das Urtheil iiber die 
Grosse des Gegenstandes sehr unbestimmt, indem dieser, wie man ihn 
zu fassen sich bestrebt, bald sich verkiirzt, bald verlángert, bald ver- 
engt, bald ausbreitet. 

5. So wie die Farben mit weniger Intensitát im Gesichtsfelde des 
indirekten Sehens einwirken, so lassen sie auch einen kiirzern, weniger 
intensiven Eindruck zuriick, und das Blendungsbild scheint, wenn nicht 
frůiher ganz zu verschwinden, doch friiher unbemerkbar zu werden. 
Und so kann man nach allen diesen Daten das Gesichtsfeld, ausser 
einem bis anderthalb Graden, wo im Achsenpuncte des Auges die Stelle 
des directen Sehens sich findet, als amblyopisch betrachten, und nur 
diese als oxyopisch. 

6. Im Allgemeinen haben die undeutlichen Anschauungen des indi- 
recten Sehens, besonders an dessen áusserster Gránze, Aehnlichkeit mit 
solchen Bildern der Erinnerung, die uns nicht selten undeutlich vor- 
schweben, ohne dass wir vermogend sind, sie vollkommen ins Gedácht- 
niss zu rufen, wie z. B. das Bild einer Person, das uns beim Nennen 
des Namens dunkel vor dem Sinne erscheint, ohne dass wir im Stande 
sind, die Umrisse im vollkommenen Lichte der Imagination anzuschauen. 


18 Man versuche nur, bei durch directes Sehen fixirtem erstem Buch- 


staben eines lángern uns unbekannten Wortes die iibrigen Buchstaben 
und Sylben durch indirectes Sehen deutlich wahrzunehmen und zu 
unterscheiden, und man wird sogleich die sonst bei vergeblichen Er- 
innerungsbemiihungen eintretende beángstigende Empfindung in Erfahrung 
bringen. Bei vorher bekannten Ziigen hingegen ist oft das undeutlichste 
indirecte Sehen hinreichend, uns das ganze zur klarsten Erinnerung zu 
bringen. Wenn man z. B. Thier- oder Pílanzenabbildungen nebst ihren 
Namen seinem Gedáchtnisse einprást, und sodann wiederholend sie vor 
das Auge bringt, um sich bei deren Anblick von freien auf den Namen 


70 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


zu erinnern, so ist bei vorkommender Hásitation das fliichtigste unvoll- 
kommenste Erblicken der beigeschriebenen Benennung hinreichend in 
uns die Erinnerung zu erwecken. Man sieht hieraus, welche innige Be- 
ziehung das wirkliche Sehen mit dem Imaginiren hat, und wie eins das 
andre unterstitzt. 

7. Wenn fiir Kurzsichtige schwarze Puncte von einigen Linien 
Durchmesser an einer weissen Wand in der Entfernung einiger Klaftern 
nicht mehr fiirs directe Sehen sichtbar sind, so erscheinen sie sogleich 
wieder, wenn das Auge 20 bis 30 Grade zur Seite gewendet wird, und 
diese mit indirectem Sehen aufgefasst werden. Diese Erscheinung wůrde 
beweisen, dass die Kurzsichtigkeit des Myops im Felde des directen 
Sehens grósser ist, als in jenem des indirecten. Ich werde auí diese 
Beobachtung bei dem Capitel iiber das Ferne- und Nahesehen wieder 
zurickkommen, und erwáhne ihrer nur, in so fern sie wenigstens der 
einen Bedingung nach hieher gehort. 

8. Es ist schwer zu bestimmen, ob das deutlichere Sehen im Achsen- 
puncte der Retina von der dort gróssern Intension des Lichtkegels, in- 
dem die Linse nach ihrer ganzen Breite gerade gegeniiber steht, oder 
von einer eigenthiimlichen Organisation und einer náhern Beziehung zur 
Seelenkraft an dieser Stelle abhánst. Dass diese sich organisch aus- 
zeichnet, beweist schon Sómmering's gelber Fleck. Eben so sehe 
ich bei den lebhaftesten Erscheinungen der Aderfigur diese Stelle jedes- 
mal rein von allen Gefássen; wenn die glánzende Raute der Druckfigur 
erscheint, so bleibt diese Stelle am lángsten frei von aller Triibung, 
und beim allmáhlichen Entweichen der Figur heitert sie sich auch immer 
zuerst auí. 

9. Ueber die Bedeutung von Sómmering's gelbem Flecke in 
Beziehung auf unsern gegenwártigen Gegenstand hegte ich einige Zeit 
folgende Meinung. Ich dachte mir die gelblichen Ránder, welche die 
mittlere durchsichtige Stelle scharf begránzen, analog den áussersten 
Enden eines Tastorgans, bestimmt die feinsten Umrisse der Gegenstánde 
nach allen Richtungen zu betasten, so wie allenthalben zur deútlichen 
Empfindung des Heterogenen genaue organische Begránzung des Sinn- 
organes gehórt. So wie die Hautnerven auf der ganzen Oberiláche 
Theils divergirend, Theils parallel in Nervenpupillen ausgehn, um durch 
allseitige wilikiihrliche Bewegungen den Gránzen solider Gegenstánde 
entgegengefiihrt zu werden, so dachte ich mir, gingen sie in der Retina 
convergirend um das Centralloch aus, dessen innerer Rand durch die 
Bewegungen des Augapfels in der Dimension der Fláche an den Gránzen 
der Gesichtsbilder herumgefiihrt wiirde. Dass das Centralloch selbst 
nicht gesehen werde, kónnte dadurch erklárt werden, dass ihm iber- 
haupt Sehnervenmasse mangele, also auch der Sinn. 


71 


2 


— 


22 


J. PURKYNĚ: 


Obgleich ich gegen diese Ansicht, weil ich sie nicht objectiv durch- 
zufiihren vermag, gleichgiltig geworden bin, so halte ich sie doch, da 
sie sich an etwas Allgemeines anschliesst, fiir einen Wink zu weiterer 
Forschung in einem der aufallendsten Phánomene der Nervenphysik. 
Auch folgende Betrachtung gehort hieher. Die Nervenmasse steht in 
den verschiedenen Stellen ihrer Ausbreitung zum bewusstseyenden 
Princip, zur Seele, in sehr verschiedenen náheren und entfernteren Be- 
ziehungen. Diese Intensionsgrade der Relation des Materiellen zum 
Psychischen sprechen sich in verschiedenen Graden der Dunkelheit und 
Klarheit der Empfindungen aus. An der áussersten Peripherie des Be- 
Wwusstseyns scheinen die vegetativen Nerven zu liegen: geringere Grade 
ihrer Empfindung, so lange sie sich nicht zum Schmerz oder zur Lust 
steigern, kommen mehr nur durch eine frohe oder bange Ahndung zum 
Bewusstseyn; dann folgen die Sinnesnerven nach ihrer bekannten Stei- 
gerung, bis im Auge der relativ hochste Grad errelcht wird. Auch hier 
sieht man das Bewusstseyn im Centrum und gegen die Peripherie hin 
verschieden vertheilt, und wird beim Erklárungsversuche dieses Phá- 
nomens das auf das Allgemeinere, was im gesammten Nervensysteme 
Statt hat, hingetrieben. Hier begegnet uns ebenfalls das Gesetz, dass 
gerade an den áussersten Enden und Ausgángen des Nervensystems im 
Vergleiche mit den radiellen Theilen die Bewusstigkeit am hochsten 
gesteigert ist, was uns wieder in Hinsicht aufs Auge dahin zurůckfiihrt, 
dass am Centralloche, als dem Puncte des deutlichsten Sehens, eine 
Ausgangsstelle der Sehnervenfasern seyn moge. 

10. Merkwůrdig ist das psychische Verháltniss der Aufmerksamkeit 
zum Gesichtsorgane, welches sich bei náherer Betrachtung des Gesichts- 
feldes ergibt. Man kann die Aufmerksamkeit in einzelnen Puncten oder 
Linien sammeln, oder im ganzen Gesichtsfelde zerstreuen. Beide Thátig- 
keiten des Sinnes stehen mit einander im Antagonismus. Je intensiver 
die Aufmerksamkeit bei directem Sehen auf eine einzige Stelle concen- 
triert wird, desto mehr verschwindet das iibrige indirecte Gesichtsfeld 
dem Bewusstseyn; starrt man hingegen ins Unbestimmte vor sich hinaus, 
so bemerkt man das vielfache Aussereinander, aber desto weniger Klar- 
heit hat der Punct des directen Sehens. 

Die Deutlichkeit des indirecten Sehens lásst sich durch Uebung 
steigern. Man kann die Aufmerksamkeit im Gesichtsfelde des indirecten 
Sehens, ohne das Auge zu bewegen, von Punct zu Punct fixiren, und 
in Linien herumfiihren. Die Anschauung, sagt Fichte oftmals, ist Linien 
ziehend. Diess gilt vorziůglich von der des Gesichtssinnes. Sie wiirde sich je- 
doch auf einem sehr engen Pfade bewegen, wenn nicht die Gleichzeitigkeit 
des indirecten Sehens die Totalitát der Eindrůcke festhielte, und hiemit schon 
im Sinne selbst ein Analogon der Phantasie und des Gedáchtnisses bildete. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


11. Die Fertigkeit im indirecten Sehen ist ein wichtiges Organon 
bei subjectiven Augenbeobachtungen. Denn, da bei denselben das Innere 
des Auges selbst zum Objectiven wird, und dieses subjective Gesichts- 
feld nur einen einzigen Punct dem directen Sehen darbietet, so miissen 
alle ausserhalb diesem vorgehende Erscheinungen durch indirectes Sehen 
erfasst werden. Bei einer systematischen Bearbeitung der Lehre von 
den subjectiven Gesichtsphánomenen miisste man also, um methodisch 
zu verfahren, das Capitel vom indirecten Sehen schon in den Prolego- 
menen abhandeln. 

12. Ausser dem Achsenpuncte des Auges, wo das directe Sehen 
in seiner gróssten Intension Statt hat, ist noch um diesen herum €ine 
nicht genau bestimmbare Fláche von einigen Graden Durchmesser, wo 
die Oualitáten der Gesichtsempfindungen, so wie auch die Umrisse der 
Formen an Klarheit und Deutlichkeit denen im Achsenpuncte am nách- 
sten kommen. Diese Eigenschaft dient dem Auge, die Oualitáten und 
Formen der Gesichtsgegenstánde, die in diesen Umkreis fallen, deutlich 
wahrzunehmen, ohne nothig zu haben, alle ihre einzelne Stellen mit dem 
Achsenpuncte durchzulaufen, also eine Coexistenz in die Gesichtswahr- 
nehmungen zu bringen, wodurch die Lebhaftigkeit der Anschauung er- 
hóht wird. Wir bedienen uns dieses kleinern Gesichtskreises des deut- 
lichern Sehens vorzůglich beim Lesen, und úberhaupt beim Anschauen 
kleiner und verkleinerter Gegenstánde in der Náhe und in der Ferne, 
wo sich uns ganze Sylben und Worte, oder sonst andere Gesichtsein- 
heiten desto lebhafter und intensiver darstellen, je weniger die Aufmerk- 
samkeit im Raume sich auszubreiten und zu zerstreuen braucht. Auch 
beim Fernesehen umfasst derselbe eine weit gróssere Anzahl Objecte 
als beim Nahesehen, weil nach den Gesetzen der Perspective desto 
mehrere in diesen Umkreis fallen, je entfernter sie sind. Beim Schreiben 
und beim Zeichnen gestattet uns diese Breite des deutlichen Sehens, 
den Zielpunct der Bewegung festzuhalten, und zu gleicher Zeit die vor- 
liegende Grundíláche nach jedesmaligem Vorbilde oder Idee Linien zie- 
hend zu bezeichnen. 

Beim Anschauen symmetrischer, paralleler oder in Gegensátzen 
gezeichneter Figuren werden wir durch dieses gleichzeitige Festhalten 
der Formen bei kleineren Gegenstánden in Stand gesetzt, in jedem Mo- 
mente der Anschauung fest ohne Vermittelung der Imagination und des 
Gedáchtnisses das sinnliche Vergleichungsurteil (wenn man So sagen 
darf) zu fállen. Durch diese Gleichzeitigkeit in der Anschauung vermag 
der Totaleindruck der Gestalten in seiner ganzen Lebendigkeit aufge- 
nommen zu werden, und die Gegenstánde gewinnen Character, eine 
physiognomische, fast ans Specifische gránzende Einwirkung. Insbe- 
sondere aber ist in Beziehung zur Imagination und zum Gedácht- 


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J. PURKYNĚ: 


nisse die Breite des deutlichen Sehens von keiner geringen Wich- 
tigkeit. 

Es ist nicht gleichgiiltig, ob man eine Gestalt in der ihr angemes- 
senen Ferne und Verkleinerung, wo sie grósstentheils oder ganz in diese 
Spháre fállt, aufgefasst hat, oder in zu grosser Náhe, wo man sie nur 
ruckweise iibersehen kann. Eben so wenig ist es gleichgiiltig, ob eine 
Form in grossem oder in verkleinertem Massstabe uns geboten Wwird, 
indem davon der Totaleindruck abhángt, der um so lebhafter ist, je 
mehrere Puncte erhohter Intension des Bewusstseyns er enthált, und in 
je kiirzerem Zeitabschnitte die Anschauung vollbracht wird. Somit wird 
auch das Object von der Imagination lebhafter erfasst, und inniger dem 
Gedáchtnisse anvertraut. Daraus diirfte sich ergeben, dass es gut sey, 
den Kindern klein gezeichnete Abbildungen der Gegenstánde vorzulegen, 
wie schon Jean Paul in seiner Levana anráth. 

Ich erinnere mich noch mit grosser Lebhaftigkeit der Bildchen des 
ehemals in einigen Schulen gebráuchlichen Orbis pictus des Amos von 
Comen, da mir grósser gezeichnete Bilder seit jener Zeit lángst ent- 
schwunden sind. Es wáre ein verdienstliches Unternehmen, eine Ency- 
clopaedia universalis minutissima aller bildlich darstellbaren Natur- und 
Kunstgegenstánde fiir grosse und kleine Kinder zu liefern, wo die dem 
Auge dargebotenen Anschauungen eines jeden Fachs in der grosst- 
moglichsten Contraction ausgefiihrt wáren. Etwas dem Aehnliches findet 
sich in Wildenow's Kráuterkunde, in Oken's Kupfertafeln zu seiner 
grósseren Naturgeschichte, ferner áusserst sauber auf dem Umschlage 
zu Dingler's technischem Journale. Eine in diesem Sinne gefiihrte 
Bearbeitung der Graphik kónnte allmáhlich eine allgemein verstándliche 
Hieroglyphenschrift oder vielmehr Geichensprache herbeifiihren, die fiir 
die Fortschritte der Wissenschaft und Kunst und fiir ihre allgemeinere 
Verbreitung von Nutzen wáre. 

13. Nicht ohne Wichtigkeit fiir die Deutlichkeit des directen Sehens 
ist die Undeutlichkeit des indirecten. Denn da zum Behufe des 
deutlichen Sehens beide Augen nach Massgabe der Entfernung des Ge- 
genstandes jedesmal so gerichtet werden, dass ihre Achsen an dem 
Gegenstande selbst convergirend sich beriihren, so ist dieser Punct der 
Convergenz der einzige, beiden Gesichtsfeldern gemeinschaftliche, und 
wird daher einfach gesehen, indessen alle iibrige, deren Objecte vor 
oder hinter dem Durchschnittspuncte der Achsen zu liegen kommen, 
doppelt erscheinen miissen. 

Wenn nun das indirect Gesehene mit eben solcher Klarheit und 
Deutlichkeit sich darstellte. wie das direct Gesehene, so miisste ein 
grosses Gewirre vor, neben und hintereinander befindlicher gleich und 
ungleichartiger Gesichtsbilder des einen und des andern Auges vor dem 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Sinne schweben, was nur mit der gróssten Anstrengung der Besinnung 
in seiner objectiven Ordnung zu erfassen wáre. Zur gróssern Veran- 
schaulichung des Gesagten sehe man Fig. 2. 

Es sei a der Gegenstand, in dem sich beide Achsen vereinigen, d 
e sey die Profillinie derienigen Fláche, deren gesammte Puncte gleiche 
perspectivische Entfernung mit a vom Auge haben, und welche durch 
die Gesammtheit derjenigen Orte bestimmt wird, in denen die Augen- 
achsen bei verschiedenen Wendungen der Augen gleiche Winkel ihrer 
Convergenz bilden (die iiber das ganze gemeinsame Gesichtsfeld beider 
Augen fortgesetzte Fláche dieser Linie ist in der Náhe des Auges Seg- 
ment eines Ellipsoids, davon jedes Auge im Focus liegt, und náhert sich 
bei immer grósserer Entfernung des Gegenstandes dem Segmente einer 
Spháre, indem bei Verlángerung der Vectoren die constante Distanz 
beider Focus unter einander einen immer kleineren Divisor der Vectoren 
bildet, also immer weniger in Rechnung kómmt), b und c sind Gegen- 
stánde vor und hinter der Distanzíláche d e. Diese senden fiir jedes 
Auge einzelne Bilder, die im Verháltnisse zum Gegenstande a auf der 
Distanziláche d e in cí c“ und b' b“ gesehen werden. Eine áhnliche 
Construction liesse sich fiir jeden andern Punct ausser a, b, und c des 
directen und indirecten Sehens vornehmen, um zu beweisen, welche 
Verwirrung und Vervielfachung, welches Durcheinander auf der gemein- 
schaftlichen Sehíláche beider Gesichtsfelder entstehen miisste, wenn nicht 
unsere Sehkraft sowohl in der Breite durch die Schwáche des indirecten 
Sehens, als auch in der Tiefe durch die beschránkte Distanz des deut- 
lichen Sehens, endlich durch die Unmóglichkeit, die Aufmerksamkeit des 
Sinnes auí mehrere Gegenstánde mit gleicher Intension zu heften, auf 
eine wohlthátige Weise beschránkt wáre. Man sieht aus dieser Be- 
trachtung, dass der Perspectivmaler immer nur fůr ein einzelnes Auge 
arbeiten kann, wozu ihn diese ursprůngliche Beschránktheit des Sinnes 
ohnediess von selbst leitet. 

14. Wesentlich richtig ist das indirecte Sehen, um objective Bewe- 
gungen im Gesichtsfelde wahrzunehmen und zu Anschauungseinheiten 
aufzufassen. Zur Wahrnehmung und Auffassung der objectiven Bewe- 
gung eines begránzten Gegenstandes gehort ein System relativ ruhender 
sichtbarer Stellen, gegen welche der bewegte Kórper seine Raumver- 
háltnisse, Richtung und Entfernung in jedem Zeitmomente abándert. 
Dieses gleichzeitig im Raume Existirende, woran die Bewegung als an 
einem Beharrenden wahrgenommen wird, ist nur durch die Breite des 
indirecten Sehens gegeben. Wáre nur die einzige Stelle der Achse des 
Auges fůr die áussern Wahrnehmungen offen, so wiirden wir das be- 
wegte Object entweder bloss bei ruhendem Auge als eine momentan 
voriibergehende Erscheinung bemerken, oder wenn wir dasselbe mit 


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© J PURKYNĚ: 


Bewegungen des Auges verfolgen wollten, so wiirde das Auge am Ob- 
jecte fixirt, und das Object selbst ruhend erscheinen, weil es sonst keine 
andere sichtbare unbewegte Stellen ausser ihm gábe, an deren relativer 
Ruhe seine Bewegung bemessen werden kónnte. 


Man kann sich von dem Gesagten sehr leicht durch die unmittel- 
bare Anschauung iiberzeugen, wenn man sein Gesichtsfeld durch me- 
chanische Vorrichtung so beschránkt, dass das indirecte Sehen auíge- 
hoben, und nur eine kleine Stelle des directen frei gelassen wird. Ich 
liess mir daher zwei Sehrohrchen*) mit breiten Ansátzen (a) und 
trichterfórmig ausgehohlten Vorstossen, um diese beguem ans Auge an- 
legen, und allenfalls entsprechende Brillengláser damit vor den Tubulus 
sperren zu kónnen, verfertigen. Ihre Lánge muss wenigstens der Distanz 
des individuellen deutlichen Sehens (fiir mich 7 Zolle) gleich seyn, oder 
wenn sie kiirzer ist, die Oefinung verháltnissmássig verengt werden, 
weil sie, je náher dem Auge, ein desto grósseres Gesichtsfeld offenbart. 
Ja, die Durchmesser der Oefinungen jedes der Rohrchen miissen ver- 
háltnissmássig ungleich seyn, wenn man, was bei vielen der Fall ist, an 
beiden Augen ungleichsichtig ist. Diese Roóhrchen werden vor die Augen 
gebunden, und ihre Achsen den Achsen der Augen conform oder disform, 
je nachdem es der Versuch fordert, eingerichtet. Man kann sich auf 
keine deutlichere Weise von der Wichtigkeit des indirecten Sehens ber- 
zeugen, als wenn man sich die Miihe nimmt, mit Hiilfe dieser Sehrohrchen 
Gestalten und Bewegungen der Gegenstánde aufzufassen. Ich empfehle 
einem jeden, den die Phánomene des Sehens iiberhaupt interessiren, 
sich diesen kleinen Apparat zu verschafien. 


Die Beschránkung des Sehens. die wir dadurch erfahren, ist wahr- 
haít iiberraschend, und bringt uns die Freiheit und Herrlichkeit des 
offenen Auges zum deutlichsten Bewusstseyn. 


Zur Auffassung zusammengesetzter Bewegungen, wo es unmóoglich 
Wwáre, mit einer einzigen, deutlich sehenden Stelle mehrfache gleichzeitige 
Ortsveránderungen zu verfolgen, ist das indirecte Sehen von der gróssten 
Wichtigkeit. Schon das einfachste von solchen Bewegungssystemen, z. 
B. ein um seine Achse gedrehtes Rad wiirde ohne indirectes Sehen un- 
aufiassbar seyn, um So weniger zusammengesetztere Bewegungsgruppen, 
wie die des Feuerwerks und grósserer Maschinen und Miihlwerke. 


Alle mechanische Bescháftigungen, wo die Aufmerksamkeit einen 
Punct fixirt erhalten muss, indess andere Objecte des Gesichtsfeldes, 
Hánde, Werkzeuge und die zu bearbeitenden Gegenstánde in Bewegung 
sind, ferner die gymnastischen Bewegungen, die Balancirkinste und 


*) Siehe Fig. 3. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


andere kunstreiche Handibungen, wie beim Kugelspiele der indischen 
Jongleurs etc., fordern im hohen Grade die Mitthátigkeit des indirecten 
Sehens, um mit gehóriger Prácision ausgefiihrt zu werden. 


15. Endlich ist auch der mimische Character des directen und in- 
directen Sehens nicht zu iibersehen. Wenn wir etwas mit directem 
Sehen fixiren, so convergiren beide Achsen im Objecte, das Auge ist 
unbeweglich, nach der Náhe oder Ferne des Gegenstandes, tiefer in die 
Orbila gezogen oder etwas hervorgetrieben, die Pupillen verengter, oder 
offner. Beim indirecten Sehen hingegen stehen die Augenachsen parallel, 
der Augapfel starrt aus seiner Hohle hervor, das Auge sieht ins Unbe- 
stimmte hinaus, die Pupille ist weit offen. Obgleich aber das letztere 
fůr das Sehen iiberhaupt von der gróssten Wichtigkeit ist, so ist es doch, 
wo es ausschliesslich getrieben wird, meistens in schlechtem Dienste. 
Bald dient es der Eitelkeit, der Koketterie, um von der Seite zu er- 
spáhen, ob andere Blicke auf sie gezogen werden, bald der List und 
Schlauheit, um auf eine scheinbar harmlose Weise zu erfahren, was 
rings herum vorgeht. 


Bei der Zerstreuung und Vertiefung findet es mehr auf eine nega- 
tive Art Statt, námlich als Mangel des directen Blickes, hieher gehóren 
der Blick des Entziickens, des tiefen Denkens, des stillen Phantasirens, 
des sich Erinnerns, sich Fassens, des Zweifels des werdenden Ent- 
schlusses, der Andacht, der schwármenden Hofinung. 


II. 
DIE GALVANISCHE LICHTFIGUR. 


=Fálých habe schon vor mehreren Jahren die galvanische Licht- 
| figur beobachtet und beschrieben. Dass seitdem die Physiker 
A und Physiologen diesen gewiss nicht unwichtigen Gegenstand 
noch nicht náher gewůrdigt haben, liegt vielleicht mehr in 
zufálligen Localitáten, als in der Constellation der Wissen- 
schaft. Ich kehre daher in einer Zeit, wo die allgemeine Aufmerksam- 
keit auf die galvano-magnetischen Phánomene aufs hochste gesteigert 
ist, auf diesen Gegenstand wieder zuriick, in der Hofinung, vielleicht 
diessmal einige Theilnahme den Naturforschern abzugewinnen, und da- 
mit einen oder den andern Mitarbeiter in meinen subjectiven Unter- 
suchungen, die nur durch Concurrenz individueller Beobachtungen Be- 
glaubigung und erfahrungsmássige Haltung gewinnen kónnen, zu er- 
werben. 


77 


J. PURKYNĚ: 


Farbe des galvanischen Lichtscheins. 


Mit dem allerersten Auftreten des Galvanismus konnte auch der 

galvanische Lichtschein nicht unbemerkt bleiben; jedoch wurde er immer 

32 nur in dieser Allgemeinheit und Unbestimmtheit (als blosser Lichtschein) 
beobachtet und ausgesprochen. 

Nur Ritter, der mit erfreulicher Lebensfrische das Gesammte 
der galvanischen Erscheinungen ergriff und verfolgte, richtete auch 
seinen Blick auf das mehr Specielle des galvanischen Blitzes. So wie 
er allenthalben den polaren Gegensatz aufsuchte, so musste sich ihm 
dieser auch hier zuerst in den Farben darbieten. Wahrscheinlich hat 
ihn die damals herrschende Vorstellung von der Reihe der Regenbogen- 
farben, als polarer Linie, verleitet, violett und roth als polare Farben- 
gegensátze anzunehmen, und sie auch in seiner Erscheinung zu finden; 
jedoch musste er die Wirkung der Maschiene sehr hoch steigern, bis er 
sich zu dieser Annahme zwang. Bei geringeren Graden fand er, wenn 
der Zinkpol ans Auge gebracht wurde, einen bláulichen, wenn der 
Kupíferpol, einen rothlichen Lichtschein. Bei hóherer Steigerung der 
Kraft steigerte sich der erstere in helles Roth, der letztere in ein inten- 
sives Blau. Das Roth lásst er aus dem anfánglichen Blau durch Ueber- 
gánge ins Griin und Gelb entstehn, und so muss ihm auf dem entgegen- 
gesetzten Wege das anfánglich schwache Roth durch Gelb und Griin 
ins Blau iibergehn.*) 

Wir sehen in beiden Fállen die Reihe der Regenbogenfarben ihn 

33 imponiren. Wáre schon damals der Gegensatz der Farben mit der Klar- 
heit ausgesprochen worden, wie es Góthe in seiner Farbenlehre that, 
und Runge an seiner Farbenkugel veranschaulichte, so wáre es Rit- 
tern ein Leichtes gewesen, denselben Gegensatz im galvanischen Licht- 
scheine wieder zu finden. Durch diese Bemerkungen will ich Ritter's 
Verdienste nicht geschmálert haben, und indem ich zeige, wie leicht es 
sey, bei subjectiven Untersuchungen in das Errare humanum zu gerathen, 
schárfe ich die Critik nur mehr gegen mich selbst. Bei geringeren 
Graden der galvanischen Wirkung lásst sich die Farbe des Lichtscheines 
nicht genau bestimmen, man kann sie hochstens als ein schwaches Grau 
ansprechen; erst bei hoheren Graden zeigt sie sich am Kupferpole hell- 
violett, von der Art, wie uns oftmals der Gewitterblitz oder der elec- 
trische Funke erscheint; beim Zinkpole hingegen zeigt sich der Licht- 
schein als ein gelblicher Dunst, der sich iiber einen schwarzen Hinter- 
grund zieht. Diess im Allgemeinen; iiber die speciellere ortliche Ver- 
theilung dieser Farben im Gesichtsfelde spáter bei der Beschreibung der 
galvanischen Lichtfigur selbst. Die Intension ist ungleich grósser beim 


*) S.Gilberťs Annalen. Bd. XIX, p. 6. et sea. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


violetten als beim gelben Lichtscheine. Ich habe bisher bei meinen Un- 
tersuchungen die Steigerung der Sáule bis zu 60 Plattenpaaren (die 
Platte zu 3 Zolle Durchmesser) mehr als hinreichend gefunden, be- 
sonders wenn man feines Lóschpapier zum Tráger des Salzwassers 
wáhlt. 

Das allmáhliche Bauen der Sáule von 15, 30 bis 60 Paaren machte 34 
nur in der Intension, nicht in der Farbe einen Unterschied, und hóher 
konnte ich den Versuch nicht fortsetzen, wegen der Heftigkeit der Wir- 
kung aufs Auge. 

Bei den Beobachtungen iiber die Farben des galvanischen Licht- 
scheins im Allgemeinen ist es gut, zur Abwechslung die Entladungen, 
besonders wenn sie sehr stark sind, nicht bloss am Auge oder in dessen 
Náhe, sondern auch am Hlinterhaupte, im Nacken, an der Brust, in der 
Herzgrube geschehen zu lassen, auch aus dem Grunde, damit er in 
seiner gróssten ráumlichen Unbestimmtheit erscheine, und somit die 
Auimerksamkeit mehr auf seine Farbe, als auf seine Gestaltung hinge- 
leitet werde. Es versteht sich von selbst, dass man, um zu reinen Re- 
sultaten zu gelangen, im Finstern experimentiren muss. 

Ich fand bisher nur den Gegensatz des Violetten und Gelben; viel- 
leicht gibt es auch Bedingungen, wo jener des Rothen und Griinen. des 
Orangen und Blauen in die Erscheinung gerufen werden kónnte. 

Ich machte auch den Versuch, ob diese subjectiven Farben den 
Eindruck der objectiven modificiren, und fand, dass das Lichtgelbe durch 
den violetten Lichtschein noch mehr erblasste, das Lichtviolette durch 
den gelblichen ergraute. 


Galvanische Lichtfigur bei leitender Beriihrung 3% 
des Augapfels selbst. 


Wenn sich in der Sáule noch keine sehr kráftige Wirkungsintension 
entwickelt hat, was gleich Anfangs der Fall ist, so kann man den Ver- 
such mit Beriihrung des von den Augenliedern bedeckten Augapfels be- 
ginnen. Zu Leitern hatte ich einfache silberne Dráhte, an deren Enden 
silberne Stifte angebracht waren. 

Um dem brennenden Gefiihle, das die galvanische Wirkung auf der 
Haut hervorbringt, auszuweichen, ist es gut, mit reinem Wasser be- 
netztes Lóschpapier oder Leinwandláppchen iiber das Auge zu schlagen, 
was wohl auch bei den iibrigen Hautberiihrungen vortheilhaft ist. Brachte 
ich nun den Leiter des Kupferpols in den Mund, und beriihrte mit dem 
Leiter des Zinkpols den Augapfel, so erschien in dem friiher finstern 
Gesichtsfelde an der mir sonst wohlbekannten Eintrittsstelle des Seh- 
nerven eine hellviolette lichte Scheibe; im Achsenpuncte des Auges war 


79 


J. PURKYNĚ: 


ein rautenformiger dunkler Fleck, mit einem rautenfoórmigen gelblichen 
Lichtbande umgeben, darauí folgte ein gleiches finsteres Intervall und 
noch ein etwas schwácher leuchtendes gelbliches Rautenband; die 
áusserste Peripherie des Gesichtsfeldes aber deckte ein schwacher, licht- 
violetter Schein, der, wie man das Auge rollte, abwechselnd an €in- 


86 zelnen Stellen heller wurde.*) Somit zeigte sich hier der Gegensatz des 


37 


Sauren und Alkalischen, des Zink- und Kupferpols als Peripherisches 
und Centrales, als Nerveneintritt und Achsenpunct. Hob ich die Beriihrung 
auf, so kehrten sich die Farben um. Wechselte ich die Pole, brachte 
ich den Kupferpol ins Auge und den Zinkpol in den Mund, so kehrten 
sich die Farben, so wie auch die Licht- und Schattenpartien um.**) Am 
Eintrittsorte des Sehnerven war ein finsterer, kreisrunder Fleck, mit 
einem hellvioletten Scheine umgeben, der als ein hellviolettes Rauten- 
band gegen die Mitte des Gesichtsfeldes auf und niederstieg, und sich 
mit zwei convergirenden Schenkeln auf der entgegengesetzten Seite 
schloss; diesem nach innen war ein finsteres Intervall und im Achsen- 
puncte des Sehfeldes eine glánzende, hellviolette Rauteniláche. Das Licht- 
violett ist in dieser Erscheinung gesáttigt und den Grund vollkommen 
deckend, das gelbliche Licht hingegen erscheint, selbst bei den stárksten 
Entladungen nur wie der Ueberzug eines schwachen Firnisses, wie wenn 
eine gelbe Saftfarbe auf schwarzen Grund aufgetragen wiůrde. 

Diese Figur, so wie auch die vorige erscheint jedesmal am leb- 
haftesten beim Eintritte der Beriihrung, ist wáhrend ihrer Andauer, wenn 
die Leitung nicht auf irgend eine Weise unterbrochen wird, nur schwach 
zu bemerken, und erscheint auf einen Augenblick mit entgegengesetzten 
Licht- und Farbenstellen bei der Trennung wieder. 

Will man sie also mit anhaltender Lebhaftigkeit vor dem Sinne 
behalten, so muss mit den Beriihrungen und Trennungen auf das schnellste 
abgewechselt werden. Dieses erzweckt man am besten dadurch, dass 
man statt der Dráhte feine Kettchen, oder auch mit Silberdraht um- 
sponnene Guitarresaiten nimmt. Das vielfache Ueberspringen des Funkens 
bei diesen von Glied zu Gliede theilt unzáhlbar den galvanischen Strom, 
und lásst seine Einwirkung als Oscillation entgegengesetzter Entladungen 
erscheinen. Zwar muss in diesem Falle ein schneller Wechsel der oben 
angefiihrten Licht- und Schattengestalten eintreten, so dass bei positiver 
Entladung Fig. 5., bei negativer Fig. 4. zum Vorscheine kommt; da je- 
doch die Aufeinanderfolge áusserst schnell ist, so dass der Eindruck 
der einen Figur als Nachbild in der Imagination noch fortdauert, wenn 
die andere schon wieder eintritt, so vereinigen sich beide zur Totalitát 


*) Siehe Fig. 4. 
**) Siehe Fig. 5. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


eines einzigen Bildes, in dem nothwendigerweise das schwache Gelb 
zuriicktreten, das Hellviolett aber allein vorherrschen muss. An der 
Gránze zwischen der centralen und peripherischen Lichterscheinung bil- 
det sich ein dunkler Kreis, der aus dem Conilicte beider Electricitáten 
zu entstehen scheint*). Da ich mich bei meinen ersten Beobachtungen 
iber die galvanische Lichtfigur der Kettchen zu Leitern bediente, so 
musste mir diese nůr in der zuletzt beschriebenen Weise erscheinen, 
und ich ibersah sowohl den Gegensatz der Farben als den der Stellen. 

Man muss daher, um den Versuch in seiner Vollstándigkeit aus- 
zufiůihren, erst mit einfachen Dráhten, und dann mit Kettchen experi- 
mentiren. 

An m. 1. Bei diesen Erscheinungen bemerke man vorerst einen 
Gegensatz im innern Gebiete des Gesichtsfeldes zwischen zwei Stellen 
der Retina, derienigen, wo der Gesichtsnerve mit gesammelter Masse 
ins Innere des Auges eintritt, und jener, die dem Seheloche gegeniiber 
in der Achsenlinie des Auges liegt, und die empfindlichste Stelle der 
Nervenhaut, den Punct des deutlichen Sehens, enthált. Beide erscheinen 
in entgegengesetzten Lichtzustánden je nach Verschiedenheit des Pols. 

Der Kupferpol (negative entsáurende) erleuchtet den Achsenpunct, 
und lásst den Nerven dunkel erscheinen, der Zinkpol erhellt den Nerven, 
und lásst den Achsenpunct finster. Wo beide Zustánde schnell mit ein- 
ander wechseln, da werden die Eintrittsstelle des Sehnerven und der 
Schein in der Náhe des Achsenpunctes gleichzeitig im hellvioletten 
Lichte sichtbar, obgleich dieses nur eine Táuschung ist, wie schon oben 
erwáhnt. Der andere polarische Gegensatz ist zwischen dem periphe- 
rischen Theile des Gesichtsfeldes und dem centralen. Der peripherische 
entspricht der Eintrittsstelle des Sehnerven, ist mit diesem zugleich er- 
leuchtet oder verdunkelt, der centrale Theil hingegen, der von dem oben 
beschriebenen dunkeln Ringe**) umgeben ist, ist dem am hellsten er- 
leuchteten Achsenpuncte gleichnamig, und so werden sie auch durch 
entgegengesetzte electrische Pole in Erregung gebracht. Dass ich hier 
mehr der Finsterniss als des oben beschriebenen gelblichen Lichtes er- 
wáhne, geschieht, weil in allen Fállen die Dunkelheit bei weiten be- 
merkbarer ist, als jener, schwache gelbliche Lichtschimmer, den man 
vielleicht nicht ohne Unrecht als eine blosse, durch subjectiven Gegen- 
satz erzeugte Blendungsfarbe betrachten konnte. Uebrigens kónnte jener 
Gegensatz zwischen dem peripherischen und dem centralen Theile der 
Retina auch ohne organische Bedingung bloss in dem innern, sich selbst 
erregenden Gegensatze der electrischen Kraft gegriindet seyn, indem 


*) Siehe Fig. 6. 
**) Siehe Fig. 6. 


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38 


40 


4 


= 


J. PURKYNĚ: 


diese, wie sie z. B. mit dem Sehnerven ins Innere des Auges einstrómt, 
in den náchsten organischen Umgebungen seinen Antagonisten erweckt, 
so, dass hiemit in der empfindenden Nervensubstanz ein Unterschied 
zwischen dem Centralen und Peripherischen zu Tage kómmt. 

Jener dunkle Kreisbogen wůrde dann die Bedeutung eines sich 
selbst erzeugenden, die entgegengesetzten electrischen Zustánde schei- 
denden momentanen Nichtleiters erhalten. Und somit wáre im strengsten 
Sinne des Wortes ein Blick in das Innere der electrischen Leitung 
durch materielle Substanzen gethan, indem in die Linie derselben, die 
gewóhnlich nur als + — + — vorgestelit wird, auch eine indifferente, 
einen realen Raum einnehmende Stelle einzuschalten, und also das Schema 
der Linie als + 0— 0+0 — etc. vorzustellen wáre. 

Anm. 2. Die Rautengestalten um den Achsenpunct des Auges 
herum erinnern an die Druckfigur, die ich in meinen ersten Beitrágen 
beschrieben, und Fig. 5—10. abgebildet habe, und kónnten eben auch 
in der organischen Structur der Retina begrindet scheinen. Wenn man 
mit einer zum Theil mechanischen Erklárung zufrieden seyn wollte, so 
kónnte man nach Analogie jenes Phánomens (der Rautenfigur), wo der 
Druck auf den Augapfel von vorne geschieht, annehmen, dass durch 
die Wirkung des galvanischen Stroms ebenfalls eine Contraction, wie 
dort ein Druck, in der Richtung von vorne nach hinten im Augapfel 
sich ereigne, die eine Compression der Nervenhaut und die subjective 
Lichtentwicklung zur Folge habe. Wenn jedoch auch die Lichtentwicklung 
nicht rein subjectiv zu seyn scheint, sondern von einem objectiven gal- 
vanischen Lichtstrome abhángst, so scheint doch die Empfindlichkeit der 
Retina in jenen Stellen, wo die Rautenfigur auch unter galvanischem 
Einflusse zur Erscheinung kommt, eigenthiimlich gestimmt und organisch 
vorgebildet zu seyn. 

Anm. 3. Ritter unterschied, auf eine zwar sehr unbestimmte 
Weise, bei den galvanisch entgegengesetzten Lichtzustánden im Auge, 
auf der einen Seite eine Verundeutlichung der Gegenstánde, auf der 
andern erhohte Klarheit derselben.*) Nach unsern Beobachtungen ist 
diess leicht zu erkláren, und braucht nicht als eine dunkle Oualitát des 
Galvanismus abgesondert gestellt zu werden. Wenn bei Wirkung des 
Kupferpols der Achsenpunct des Auges mit sobjectivem Lichte iiber- 
zogen ist, so muss nothwendig, da diese Stelle vorzugsweise zum Sehen 
dient, dieses subjective Licht alle Schattenpartien áusserer Gegenstánde 
bedecken, und da es nach Verschiedenheit seines Grades das Auge fiir 
áusseres Licht weniger empfindlich macht, so miissen selbst die Licht- 
partien des Objects durch dieses subjective Licht getribt erscheinen, 


*) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 469. 


82 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


und da durch den Contrast des Lichten und Schattigen sowohl an sich, 
als in den Farben vorzugsweise die Umrisse der Gesichtsbilder bestimmt 
werden, so miissen auch diese, in einander verfliessend, an ihrer Deut- 
lichkeit verlieren. 

Umgekehrt muss die Deutlichkeit sichtbarer Objecte, wenn nicht 
zunehmen, doch sich gleich bleiben, wenn bei Wirkung des Zinkpols 
der Achsenpunct vom subjectiven Lichte im hoheren Grade befreit wird. 
Wollte man sich aus dem Umstande, dass der eine Pol das subjective 
Licht in der vorziiglich deutlich sehenden Stelle des Auges anháutt, der 
andere es vermindert, eine medicinisch practische Regel abstrahiren, so 
wáre es vielleicht diese, dass beim anfangenden schwarzen Staare, der 
mit Lichterscheinungen beginnt, der den Achsenpunct des Auges vom 42 
subiectiven Lichte befreiende Zinkpol, bei jenem aber, dessen Anfang 
mit directer Schwáche eintritt, der Kupferpol, der das subjective Licht 
im Auge aufregt, zunáchst an dasselbe anzubringen wáre. 

Auch Ritter machte schon im Allgemeinen den Unterschied 
zwischen Erhóhung und Verminderung der im Auge stets vorhandenen 
subjectiven Lichtmasse,*) nur dass er ihre Stellen im Gesichtsfelde nicht 
náher bestimmen konnte. 

A nm. 4. Dass Ritter nahe daran war, die galvanische Lichtfigur 
in ihrer Besonderheit zu bemerken, beweist eine Anmerkung,**) wo es 
heisst: »Das gelbe Licht scheint gewóhnlich in der Mitte des Auges 
unter der Gestalt einer runden Scheibe von etwa drei Linien 
Durchmesser hervorzubrechen, und sich von hier auszubreiten<; und 
spáter: »beim blauen Lichte bemerkte ich ein Anfangen desselben in 
Gestalt einer, und zwar Anfangs scharf begránzten runden 
Scheibe«. Wir sehen hier in dieser spáteren Arbeit Ritter's gelbes 
und blaues Licht als Gegensátze deutlicher ausgesprochen, ferner zwei 
Mal einer runden Lichtscheibe Erwáhnung geschehen, die, da sie ein 
Mal in die Mitte des Auges versetzt, das andere Mal in Hinsicht der 
Stelle unbestimmt gelassen wird, ferner ein Mal als sich ausbreitend, 43 
ein anderes Mal als scharf begránzt beschrieben wird, wahrscheinlich 
zweierlei Lichtscheine, den einen im Achsenpuncte des Auges, den an- 
dern und zwar den scharifbegránzten an der Eintrittsstelle des Sehnerven 
bedeutet. Wáre Ritter inder subjectiven Topographie des Auges mehr 
einheimisch gewesen, hátte er den Achsenpunct und den der Eintritts- 
stelle des Sehnerven practisch vor dem Sinne gehabt, so hátte er das 
Wahre dieser an sich ziemlich verwirrenden Erscheinung sogleich treffen 
můssen. 


*) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 448. 
+*) Daselbst Bd. XIX. p. 6. 
6* 


i 


H+ 


45 


J. PURKYNĚ: 


Galvanische Lichtfiguren bei leitender Berůhrung der 
Umgegenden des Augapfels. 


Folgende merkwiůrdige Lichtfigur bot sich mir zu allererst dar, als 
ich mich daran machte, diesen Gegenstand iiberhaupt mehr ins Specielle 
zu verfolgen. Als ich bei kráftiger Ladung der Sáule den Kupferpol in 
den Mund brachte, und mit dem Zinkpole die wohlbenetzte Stirn be- 
rihrte, zeigte sich mir die Fig. 7. abgebildete Lichtgestalt in ihrer 
ganzen iúberraschenden Deutlichkeit. Zu Leitern hatte ich messingene 
Kettchen, welche bei der geringsten Bewegung eine Anzahl unterbro- 
chener Entladungen hervorbrachten, wodurch, wie schon oben bemerkt, 
die Lichtpartien der entgegengesetzten Pole gleichzeitig zur Erscheinung 
kamen. Der Kraftstrom wirkte gleichmássig von der Mitte der Stirne 
auf beide Augen, und die im vereinigten Gesichtsfelde beider erschei- 
nende Figur zeigte in ihrer Mitte einen hellvioletten Schein, der im 
Centrum am intensivsten war, und mitunter die achtstrahlige Figur*) 
erkennen liess; zu beiden Seiten nach aussen etwas tiefer waren zwei 
lichtviolette, hellglánzende, wohlbegránzte runde Scheiben; unter dieser 
ganzen Lichtpartie ging ein lichtloses Band gekrimmt von der Mitte 
nach beiden Seiten auísteigend und sich nach aussen und oben unbe- 
stimmt verlierend; ausserhalb des Bandes gegen die Peripherie zu, nach 
unten und nach den Seiten war wieder der hellviolette Lichtschimmner. 
wodurch die Umrisse desselben besonders deutlich erschienen. Riůckte 
ich mit dem Entlader an die Mitte des Augenbraunenbogens, so blieb 
der Lichtschein im Achsenpuncte und an der Eintrittsstelle des Sehnerven 
derselbe, der finstre Streifen aber bildete einen schwarzen Bogen in der 
untern Region des Gesichtsfeldes unter den beiden Lichtern der Mitte.**) 

Berůhrte ich das iusserste Ende der Augenbraune, so erschien 
der dunkle Streifen schief von unten nach innen und aufwártssteigend 
ienseits des Lichtscheines des Achsenpunctes. also dem Berihrungs- 
puncte diametral gegeniiber, der Gegend unter dem innern Augenwinkel 
entsprechend.***) 

Dieser Streifen trat nach innen, und stand senkrecht zur Seite des 
hellscheinenden Achsenpunctes, wenn der Leiter den ussern Augen- 
hohlenrand beriihrte.T) 

Wurde der Leiter an die Wangenhóhe gebracht, so erschien das 
dunkle Band in schiefer Richtung von innen nach oben.TŤ) 


*) S. meine Beitráge ete. No. I. Lichtschattenfigur Fig. 4. 
**) Siehe Fig. 8. 
**+) Siehe Fig. 9. 

+) Siehe Fig. 10. 

++) Siehe Fig. 11. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes an seiner untern Seite stand 
ein dunkler Bogen gerade iiber beiden Lichtscheinen.*) 

Wurde der Leiter unter den innern Augenwinkel gebracht, so lief 
der schwarze Streifen am áussern Rande des Gesichtsfeldes und etwas 
nach oben schief von innen nach aussen herab.**) 

Bei Beriihrung der Nasenwurzel zeigte er sich senkrecht nach aussen 
ausserhalb des lichten Kreises der Eintrittsstelle des Sehnerven.***) 

Růckte ich endlich von der Nasenwurzel an die Stirne, so zeigte 
er sich wieder schief in einem Bogen unter und nach aussen vom lichten 
Kreise und in Verbindung mit dem Lichtbilde des andern Auges als 
Fig. 7., oder vereinzelt als Fig. 15. 

Bewegte ich den Leiter an der Stirne abwárts, iiber die Nasen- 
wurzel am Nasenriicken (was iibrigens das unausstehlichste Gefiihl er- 
regt) herab, so krimmte sich der beiden Gesichtsfeldern gemeinschaft- 
liche schwarze Bogenstreifen nach aussen an beiden Seiten aufwárts, 
und wurde nach unten in seiner Mitte unscheinbar; T) bewegte ich den 
Leiter von der Nasenwurzel bis zur áussersten Hóhe der Stirn, so bog 
sich der dunkle Streifen auf bis zu einer sehr seichten Kriimmung in 
seiner Mitte.tT) 

Bewegte ich endlich den Leiter, von der Mitte der Stirn anfangend, 
schnell in einem Kreisbogen ums Auge herum bis wieder zuriick, so 
erschienen die eben einzeln beschriebenen dunkeln Streifen in schneller 
Continuitát nach einander, und schlossen sich in voriibergehender Er- 
scheinung als ein dunkles Kreisband um die beiden Lichter in der Mitte 
des Gesichtsfeldes.TTT) 

Je mehr man sich nach allen Seiten von der Náhe des Auges mit 
dem beriihrenden Leiter entfernt, desto unbestimmter wird die Licht- 
figur: so an den áussersten Gránzen der Stirn, an den Schláfen, den 
Wangen, im Munde, im Nacken und an allen behaarten Stellen des 
Schádels; am hellsten erscheinen noch bei heftigeren Entladungen die 
Eintrittsstellen der Sehnerven, am friihesten verschwindet alle Spur des 
dunkeln Streifens. 

Eine bemerkenswerthe Eigenthiimlichkeit hat dieser dunkle Streifen, 
dass er seinen Ort im Gesichtsfelde unabhángig von den Bewegungen 
des Augapfels behauptet, und dadurch eine gewisse objective Realitát 
erhált, die uns zwingt, seine Erzeugung unabhángig von einer orga- 


+) Siehe Fig. 12. 
**) Siehe Fig. 13. 
***)' Siehe Dig. 14. 
+) Siehe Fig. 16, 
++) Siehe Fig. 17. 
+T+) Siehe Fig. 18. 


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J. PURKYNĚ: 


nischen Disposition im Innern des Augen auf den objectiven Lichtmotor 
des Galvanismus zu beziehen. 

Am deutlichsten erscheint die Stabilitát des Streifens, wenn der- 
selbe bei Entladung am áussern Augenwinkel zur Seite nach innen vom 
Lichtscheine im Achsenpuncte senkrecht zu stehen kómmt.*) Wendet 
man dann den Augapfel allmáhlich nach innen, so stellt er sich Vor den 
Achsenpunct, und nimmt ihn als einen hellen Fleck in seine Mitte auf,**) 
geht endlich iiber denselben nach aussen hinaus, und stellt sich zwischen 
ihn und den hellen Kreis am Eintrittsorte des Sehnerven.***) 

Alle diese Versuche, wo der schwarze Streifen erscheint, miissen 
mit Kettchen als Leitern angestellt werden, weil nur unter dieser Be- 
dingung seine Begránzung durch das beiderseitige hellviolette Licht von 
innen und aussen zur deutlichen Ansicht kómmt, und man auf diese 
Weise die Configuration der galvanischen Lichterscheinung am besten 
beobachten kann; wenn gleich diese Erscheinung die complicirtere ist, 
so ist sie doch die anschaulichere. 

Nimmt man einfache Dráhte zu Leitern, so kommt mehr der gal- 
vanische Farbengegensatz im innern und áussern Gesichtsraume zum 
Vorscheine, und an der Stelle des dunkeln Streifens erscheint nur eine 
einfache Lichtgránze, die entweder von innen oder von aussen durch 
das hellviolette Licht bestimmt wird, indem das gelbliche so unscheinbar 
ist, dass es sich fast wie reine Finsterniss verhált. 

Ohne mich in weitláuítige Beschreibungen der beim Gebrauche 
einfacher Dráhte erscheinenden galvanischen Lichtiigur einzulassen, be- 
ziehe ich mich hier nur auf einige Abbildungen, die einige der Haupt- 
momente darstellen, ohne es fiir nothig zu achten, den ganzen Cyclus 
der Erscheinung beschreibend zu verfolgen. 

Fig. 21. ist die Lichtfigur, wenn mit dem einfachen Leitungsdraht 
des Zinkpols die Mitte der Augenbrauen berihrt wird. Die Gegend des 
Achsenpunktes ist in diesem Falle dunkel, nur mit einem schwach gelb- 
lichen Dufte umzogen. Die Eintrittsstelle des Sehnerven zeigt einen 
scharí begránzten, hellvioletten Lichtkreis, und unter beiden Stellen 
láuít ab und aufwárts, gewunden von einer Seite zur andern, der Rand 
eines hellvioletten Lichtscheins, der sich nach unten in der Extremitát 
des Gesichtsfeldes unbestimmt verliert. Fig. 22. ist die Modification 
dieser Erscheinung, wenn man mit dem Zinkpole den Rand der Augen- 
hohle am ussern Augenwinkel berihrt. Fiihrt man die Beriihrungen 
durch alle iibrigen Hautstellen am Umfange der Augenhóhle aus, so 
lassen sich die entsprechenden Figuren leicht nach dem Vorbilde der 


*) Siehe Fig. 10. 
**) Siehe Fig. 19. 
***) Siehe Fig. 20. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


Versuche mit Kettchen als Leitern construiren, wenn man statt des 
hellvioletten Lichtscheines in der Mitte des Gesichtsfeldes einen gelb- 
lichen sich imaginirt. 

Nimmt man den Kupferpol zur Berihrung, so wechseln die Farben; 
das Hellviolette tritt in die Mitte, die Eintrittsstelle des Sehnerven ist 
dunkel, und an einer oder der andern Seite der Peripherie des Gesichts- 
feldes, der Beriihrungsstelle gegeniiber, gránZzt sich etwas schárfer ein 
dunkles Gebiet ab. 

Auch diese Licht- und Schattengránzen, welche dem friiher beschrie- 
benen dunkeln Streifen entsprechen, behaupten unverriickt im objectiven 
Raume ihren Ort, wenn gleich der Augapfel und mit ihm der Achsen- 
punct und die Eintrittsstelle des Sehnerven hin und.her gewendet wird. 

Die polarische Trennung des Gesicltsfeldes in eine Licht- und 
Schattenseite entspricht also auch ihrer Richtung nach dem Kupíer- 
(dem Licht anháufenden, abstossenden) und dem Zinkpole, dem Licht 
entziehenden. Vielleicht deutet diese Erscheinung zugleich auf eine in- 
nere Gleichheit des Oxygens und des Lichtes. 

Endlich erwáhnt auch Ritter*) einer verkleinernden Wirkung des 
Zinkpols und einer vergrossernden des Kupíferpols, die sich dadurch 
áusserten, dass die Glasstange, womit die Sáule eingefasst war, im 
ersten Falle an der direct gesehenen Stelle verengt, im zweiten ange- 
schwollen sich darstellte. 

Ich konnte bisher dergleichen nie bemerken, selbst bei den kráf- 
tigsten Entladungen, und wáre geneigt, es fiir eine Folge der Zuckungen 
der Kreis- und Bewegungsmuskeln des Auges zu- halten, obgleich ich 
hiermit die Thatsache nicht abláugnen will. Ich mache darauf von neuen 
aufmerksam, ob nicht dadurch vielleicht wenigstens eine von den Be- 
dingungen der wunderbaren Kraft des Auges, sich fiir das Nahe- und 
Fernesehen einzurichten, entdeckt wiirde. 


II. 


UEBER WAHRE UND SCHEINBARE BEWEGUNGEN 
IN DER GESICHTSSPHARE. 


Fl ch unterscheide wahre subjective und objective Bewegun- 
ia gen in der Gesichtsspáre. Wahre subjective Bewegungen 
n jin der Gesichtsspháre sind nur solche, die durch ein Fort- 
ricken des Eindrucks von einer Stelle der Refina zur 
andern bei fixirtem Auge bedingt sind. Diese Bewegungen 
miissen, sie měgen einfach oder vielfach seyn, grósstentheils durch 
das indirecte Sehen erfasst werden, weil dem directen nur eine sehr 


j 
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*) Gilberťs Annalen, Bd. VII, p. 471. 


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J. PURKYNĚ: 


kleine Stelle der Refina bestimmt ist. Der Eindruck selbst kann ent- 


51 weder durch bloss innere organische Vorgánge (also in unserm Sinne 


52 


subiectiv), oder durch von der Aussenwelt ausgehende objective Bewe- 
gungen veranlasst werden. Um eine einzelne Bewegung iiberhaupt 
wahrzunehmen, muss zugleich eine Allheit fixirter Bewegungen oder 
Linien angeschaut werden, wodurch erst eine Unterscheidbarkeit in die 
Anschauung gebracht wird. Diese Allheit fixirter Orte, sie mag gleich- 
fóormig oder ungleichfórmig beleuchtet oder gefárbt seyn, ist der Hinter- 
grund, worauf die einzelne Bewegung in ihrer Besonderheit erscheinen 
kann. 

So wie das eigentliche Organ des Gesichtssinnes, die Retina, eine 
Fláche ist, so wird auch immer ursprůnglich nur eine Fláche gesehen, 
auf welcher alle sichtbare Bewegungen vorgehen. Wenn diese Fláche 
beim gewohnlichen Sehen durchbrochen und die Gesichtsobjecte in ver- 
schiedenen Entfernungen nach allen Dimensionen des Raumes dislocirt 
werden, so gehórt diese Thátigkeit strenge genommen dem mit dem 
Gesichtssinne untrennbar verbundenen allgemeinen Raumsinne zu, Wo- 
durch die vom Auge dargebotenen Empfindungen erst zu eigentlichen 
objectiven Anschauungen gebildet werden. Von dieser Anschauungsthá- 
tigkeit, welche Theils durch Muskelbewegungen des Organs selbst, 
Theils durch einen dem Sinne zugehorigen Zweig der allgemeinen Ima- 
gination vermittelt ist, muss an diesem Orte, wo es sich um die Auí- 
fassung der rein subjectiven Bewegung handelt, streng abstrahirt werden, 
um allein das passive Moment derselben, die Retina und ihre Modifica- 
tionen, in ihrer Unmittelbarkeit festzuhalten. Man muss sich willkiihrlich 
und kinstlich in denjenigen Zustand des Sehens versetzen kónnen, in 
welchem Anfangs das Kind und der blindgeborne Staaroperirte sich be- 
findet, wo beim einfachsten Sehen die Thátigkeit der raumbestimmenden 
Imagination noch nicht implicirt ist, und die Retina allein das unmittelbar 
Gesehene ist und sonst nichts. Es gehort eine eigene Kunstfertigkeit 
dazu, die einzelnen Acte des Sehens, die durch Gewohnheit und be- 
wusstloses Zusammenwirken zu einem untrennbaren Ganzen verbunden 
sind, willkiihrlich zu trennen und festzuhalten. Um jenes Moment der 
Passivitát zu fixiren, muss der Augapfel festgestellt werden, so wie auch 
der Kopf und der iibrige Kórper in vollkommener Ruhe seyn. Man 
muss sich ganz den áussern Eindriůicken hingeben, und das Gesichtsfeld 
bloss als eine Fláche von bleibenden, vergehenden oder wechselnden 
Emptindungen, die nur neben und aussereinander ohne Vor- und Hinter- 
grund, sich befinden, nehmen, so wie der Naturmensch ein Gemálde 
sieht, als eine blosse Fláche von verschiedenen Farben. Durch diese 
Abstraction, die doch zusgleich die speciellste Empirie ist, versetzt man 
sich rein in die Spháre des organischen lebendigen Subjectobiects, in 


88 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. 


welchem jeder materielle Vorgang zugleich ein ideeller, subjectiver ist, 
also in diesem Sinne jede Bewegung eine wahre Bewegung, und wo 
auch der Schein zur Wahrheit wird. Noch leichter wird diese Auígabe 
demijenigen, der schon friiher geiibt war, die Aderfigur, die Blutkůgelchen, 
die fliegzenden Fasern, die Blendungsbilder und den úbrigen Haufen sub- 
jectiver Gesichtsphánomene zu beobachten, und dadurch Zur unmittel- 
baren Anschauung der Retfina selbst zu gelangen, wobei es dann nur 
darauf ankómmt, von der Thátigkeit des Fern- une Nahesehns sich zu 
enthalten, und die durch objective Einwirkung hervorgebrachten Emp- 
findungen mit den durch subjective Modificationen der Retina erzeugten 
gleich zu setzen. 

In diesem Falle wird das an der Oberiláche der Nervenhaut sich 
bewegende Blutkiigelchen und der ausserhalb des Auges vorbeifliegende 
Vogel auf áhnliche Weise eine Empfindungsspur bilden, die als wahre 
Subjective Bewegung auízufassen ist. 

Sobald der Augapiel in Bewegung gesetzt wird, scheidet sich so- 
gleich das subjectiv Gesehene von dem objectiv Gesehenen, indem jenes 
bei allen Bewegungen des Auges, des Kopfes und des ganzen Kórpers 
seinen subjectiven Ort nicht verándert, also nur mit dem Augapfel selbst 
ruht, nur mit ihm oder in ihm sich bewegt, dieses hingegen, von jenem 
unabhángig, nur die Raumverháltnisse ausserhalb des individuellen Or- 
ganismus festhált, und mit dessen Ortsveránderung auch die obiectiven 
Beziehungen abándert. 

Mit der Bewegung des Augapfels treten auch die Unterschiede 
scheinbarer Ruhe und scheinbarer Bewegung zuerst auf, weil hier die 
empfindenden Stellen der Refina als organisch materielle Theile des Aug- 
apfels mit den áusseren Objecten in reelle Ortsbeziehungen kommen, 
und also an allen den Erscheinungen relativer und absoluter Ruhe und 
Bewegung Theil nehmen, deren Gesetze sonst in der allgemeinen Pho- 
ronomie ihre Giiltigkeit haben. Ich unternehme es nicht, diese Lehre 
hier wissenschaftlich zu erschopfen, sondern nur einige Beitráge, die in 
Hinsicht des Stofis oder der Behandlung neu sind, zu liefern. 

1. Es scheint wunderbar, dass bei einer einfachen Bewegung des 
Augapfels ein einzelner áusserer ruhender Gegenstand (z. B. eine Licht- 
flamme), obgleich sein Bild in der Refina nach Massgabe jener Bewegung 
eine Linie beschreibt, also eine subijectiv wahre Bewegung vorhanden 
ist, dennoch als ruhend erscheint. 

Diess liesse sich zunáchst dadurch erkláren, dass hier das Bild des 
einzelnen Gegenstandes sammt den neben ihm bestehenden in gleich- 
zeitiger gleichfórmiger Bewegung begrifien ist, so dass die einzelnen, 
ihre relativen Orte im Gesichtsfelde behauptend, obgleich insgesammt 
bewegt, dennoch in relativer Ruhe gegen einander bestehen. Im Gegen- 


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Ot 
W 


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J. PURKYNĚ: 


theile erscheinen die subjectiven Bilder (z. B. Blendungsbilder) gegen 
iene objectiven bei Bewegung des Augapfels beweglich, obgleich das 
Bild des objectiven Einflusses eben so sicher in der Retina sich bewegt, 
als diese mit dem Augapfel. 

Eine analoge Erscheinůng begegnet uns im Tastsinne, wenn wir 
mit der Flachhand eine hervorragende Spitze betasten, auch hier be- 
merken wir den festen Stand des Objects, obgleich die Empfindung, 
wodurch es sich ankiindigt, an der Handíláche nach Massgabe ihrer tas- 
tenden Bewegung hin und her láuft. In beiden Fállen ist es die objective 
Anschauung, die das in Riicksicht des Empfindungsorgans sich verán- 
dernde Raumverháltniss des Objects ausgleicht, und mit der Bewegung 
des Sinnorgans in Harmonie bringt. Ich werde daher auf diesen Gegen- 
stand wieder zuriickkommen, wenn ich die Anschauungen des Gesichts- 
sinnes einer besonderen Betrachtung unterwerfen werde. 

2. Die eben erwáhnte scheinbare Ruhe der Gesichtsobjecte findet 
jedoch nur bei langsamen, mássigen, oder auch bei schnellen, aber ge- 
wohnten Bewegungen des Augapfels Statt; sobald man aber diesen 
iiber alle Gewohnheit schnell bewegt, so erscheint jede Gránze von 
Licht und Schatten, besonders aber ein auf gleichfarbigem Grunde ein- 
zeln stehender, durch seine ausgezeichnete Helle oder Dunkelheit in die 
Augen fallender Gegenstand in scheinbarer Bewegung, und zwar desto 
deutlicher, je schneller und je plótzlicher man das Auge bewegt. 

Wird das Auge schnell und wiederholt auf- und abwárts gewendet, 
so oscillirt der Gegenstand eben so schnell, aber umgekehrt abwárts 
und aufwárts; wankt das Auge horizontal von einer Seite zur andern 
so springt der Gegenstand eben so schnell hin und her; wird das Auge 
in einer Bogenlinie von einer Seite zur andern gefiihrt, so beschreibt 
der Gegenstand in entgegengesetzter Richtung einen Katzensprung, und 
so umgekehrt; bewegt sich das Auge in einem Kreise, so macht der 
Gegenstand einen Gegenkreis etc. Je schneller, je unwillkiihrlicher diese 
Bewegungen des Augapfels sind, desto deutlicher ist die Scheinbewegung. 
Aber nicht bloss ein einzelner Gegenstand bewegt sich unter diesen 
Bedingungen, sondern das ganze Gesichtsfeld, indem seine Gránzen nach 
der Richtung der Bewegung erweitert werden. Zur Erklárung dieser 
Scheinbewegungen ist eine deutliche Kenntniss vom indirecten Sehen 
und vom Blendungsbilde nothig. Die Bewegung des Auges muss schneller 
seyn, als die Schnelligkeit des verschwindenden Blendungsbildes (daher 
glánzende Gegenstánde zu den Versuchen am besten taugen); auf solche 
Weise wird die Spur des Bildes sammt dem gegenwártigen Bilde selbst 
in der der Bewegung des Augapfels entgegengesetzten Richtung sicht- 
bar bleiben. Dabei wird nothwendig das Bild des Gegenstandes in Linien 
verzogen erscheinen, und grósstentheils ausser seinem Durchgange durch 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


den Achsenpunct des Auges, nur durch indirectes Sehen wahrgenommen 
werden. Eine entfernte Lichtilamme, die auf solche Art mit bewegtem 
Auge gesehen wird, wird gerade so erscheinen, wie wenn sie bei ru- 
hendem Auge im obijectiven Raume hin und her geschwungen wůrde, 
nur dass in unserm Falle die Bewegung im Subijecte ist, von diesem 
aber, wegen ihrer ungewohnter Schnelligkeit nicht deutlich wahrge- 
nommen, auís Objective iibertragen wird. Nebenbei sey bemerkt, dass 
das Auge zu diesem Versuche eine ungemeine Fertigkeit sich auf und 
abwárts zu bewegen, mitbringen muss, dahingegen die Bewegungen 
nach den iibrigen Richtungen usserst gezwungen sind. Zur Erklárung 
dieses Umstandes dient nicht allein die gróssere Uebung des Auges, 
auf und abwárts zu sehen, indem so viele senkrechte Linien allenthalben 
sich darbieten (sonst miisste die Bewegung in horizontaler Richtung 
beinahe eben so leicht seyn), sondern vorziglich die Disposition der 
Augenmuskeln. Die Kraft des oberen geraden, die den Augapfel auf- 
wárts wendet, wird durch die Kraft des Aufhebers des oberen Augen- 
liedes verdoppelt (man versuche nur, den Augapfel aufwárts zu wenden, 
indem man mit den Fingern das obere Augenlied abwárts hált), indessen 
die beiden schiefen jeder nach seiner Seite hin die Bewegung nach oben 
und nach unten unterstitzen. Es gibt kramptfhafte Zufálle, wo áhnliche 
Bewegungen des Augapfels sich einfinden, wo also auch die Gegen- 
stánde in áhnlichen scheinbar oscillirenden Bewegungen seyn werden. 
Noch eine Frage. Was bildet den jedesmaligen HHintergrund des den 
Ort verándernden Bildes? Auch hier ist es die anschauende Thátigkeit, 
welche die im ersten Momente aufgefasste Stelle des Bildes, ins Objec- 
tive wirft, und bei allen nachfolgenden Bewegungen desselben festhált. 

3. Hier findet zunáchst die Anfiihrung und Erklárung des Gesichts- 
schwindels ihren Ort, in so fern dieser zu den Scheinbewegungen des 
Gesichtssinnes gehórt. 

Es ist wohl niemand, dem nicht die scheinbaren Bewegungen der 
sichtbaren Gegenstánde, die beim krankhaften oder kiinstlich erzeugten 
Schwindel vorkommen, bekannt wáren. Auch diese beruhen auf unwill- 
kiůhrlichen Bewegungen des Augapfels, die, weil sie als solche 
nicht wahrnehmbar sind, aufs Objective úbertragen 
werden. Diese unwillkiihrlichen Bewegungen sind nach mássigen Um- 
drehungen um die eigene Kórperachse sehr unbedeutend, werden aber 
nach heftigen sehr bemerkbar. Ich sah solche bei einer widerspenstigen 
Wahnsinnigen in der Irrenanstalt auf dem Sonnensteine, nachdem sie 
im Drehstuhle gedreht worden, mit solcher Schnelligkeit erfolgen, dass 
ich mit dem Blicke kaum nachkommen konnte. 

Ein anderer Beweis, dass diese Scheinbewegungen von unwillkiihr- 
lichen Bewegungen des Augapfels abhángen, lásst sich auch daraus 


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fůhren, dass wenn der Augapfel willkiihrlich fixirt wird, diese Bewe- 
gungen nicht zur Erscheinung kommen. Wenn man, indem man sich 
einen Schwindel zu erregen, im Kreise dreht, eine Federspitze oder 
sonst etwas kleines (am besten den eigenen Augenstern in einem Hand- 
spiegel) nahe vor dem Auge hált und fixirt, und nachdem man die 
Drehung des Kórpers eingestellt hat, noch ferner fixirt erhált, so kommen 
die Schwindelbewegungen im Gesichtssinne gar nicht zur Erscheinung, 
obgleich sie im Tastsinne wie sonst auftreten. Sobald man jedoch das 
Auge aus seiner fixirten Haltung frei lásst, so tritt der Gesichtsschwindel 
sogleich ein, bis man wieder das Auge fixirt, und so ferner. Eben so 
kann man die Schwindelbewegungen ohne vorláufige Fixirung wáhrend 
des Drehens schnell zum Aufhóren bringen, wenn man, nachdem der 
Schwindel schon eingetreten ist, einen kleinen Gegenstand in der ge- 
wóhnlichen Distanz des deutlichen Sehens mit der angemessenen An- 
strengung mit dem Blicke festhált. Man kann also den Augenschwindel 
schnell curiren, wenn man das Auge durch willkiihrliche Anstrengung 
zum Stillstande bringt; ein Beweis, dass jene Scheinbewegungen nur 
von seinen bewusstlosen wahren Bewegungen abhángig sind. 

Was ich náchst zuvor iiber den Hintergrund der Bewegung und 
ihre Unterscheidbarkeit sagte, gilt auch hier. 

Porterfields*) Erklárung des Augenschwindels beruht auf der 
Annahme, dass wáhrend der Umdrehungen das Auge in einer schnellern 
reellen Bewegung begrifien ist, als wir uns vorstellen; daraus folgert 
er, dass, wenn das Umdrehen eingestellt wird, und das Auge in wirk- 
liche Ruhe kómmt, und jene Vorstellung noch immer anhált, die Ruhe 
als retrograde Bewegung erscheinen muss, indem die Vorstellung eben 
so wie dort hinter der Realitát zuriůckbleibt. Hátte Porterfield die 
Bewegungen der Augen, die den Schwindel begleiten, erfahrungsgemáss 
gekannt, so wáre seine Erklárung auch weniger formell ausgefallen. 
Woher wieder jene unwillkiihrliche Bewegung der Augen? Sie ist mit 
einer einseitigen Bewegungstendenz des gesammten Muskelsystems ver- 
kniipít, daher die Erscheinung des Schwindels im Tastsinne. Und wo 
hat wieder diese allgemeine Bewegungstendenz ihren Grund? In einer 
eigenthiimlichen Determination des Hirns und des iibrigen Nerven- 
systems. 

4. Als ich einst einem mehr denn eine Stunde dauernden Zuge von 
Reiterei zugesehen, und nun der Zug vorbei war, schienen mir die ge- 
geniiber stehenden Háuser in entgegengesetzter Richtung des Zuges 
sich zu bewegen. Indem das Auge wáhrend des Ansehens der Krieger- 
reihe jedes einzelne Individuum zu fixiren bemiiht war, bewegte es sich 


*) Porterfield, Treatise on the Eye. Vol. II. p. 425. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


bewusstlos in gleicher Richtung mit demselben; diese so oftmals wieder- 
holte Bewegung wurde fiir diese Zeit habituell, und setzte sich auch 
dann fort, als der Zug vorbei war. Das Auge wollte noch immer den 
ruhenden Gegenstand auf áhnliche Weise fixiren, wie es eben den be- 
wegten zu fixiren sich gewohnt hatte, es gleitete also bewusstlos von 61 
ihm nach der eingewóhnten Richtung ab, indessen der Gegenstand ihm 
nach der entgegengesetzten zu entschliipfen schien. 

Von áhnlicher Art ist diejenige Schwindelbewegung, die das Auge 
beim Anblicke eines schnellstromenden Wassers erleidet: indem es die 
erste náchste Welle fixirt, wird es mit dieser ohne Wissen und Willen 
nach gleicher Richtung fortgerissen, es ruht auf der bewesgten Welle, 
und diese scheint ihm zu ruhen, indessen die zunáchst liegenden Ufer 
schnell zurickiliehen. 

(Unter etwas complicirteren Verháltnissen kónnen wir diese Schein- 
bewegungen der fixirten und nicht fixirten Gegenstánde gegen einander 
beobachten, wenn wir zwei Bálle von einer Hand zur andern werfend 
wechseln. In diesem Falle wird der gegeniiber liegende Thirrand oder 
sonst ein mit den geworfenen Bállen in gleicher Hóhe befindlicher Ge- 
genstand von einer Seite zur andern sich zu bewegen scheinen, indem 
das Auge den Bállen in Bogenlinien abwechselnd folgt. Wechselt man 
die Bálle nur in einer Hand, so dass der eine senkrecht herabfálit, in- 
dem der andere aufsteigt, so scheint die Decke des Gemachs bald sich 
zu senken, bald wieder zu heben, je nachdem das Auge dem steigenden 
oder dem fallenden Balle folgt. Noch auffallender zeigen sich diese 
Scheinbewegungen, wenn man dabei mit dem ganzen Kopfe die Bewe- 
gungen der Bálle begleitet. Sind diese und áhnliche Bewegungen fiir 
die Nachfolge des Blickes zu schnell, so starrt dieser vor sich hin, und 62 
wird in die Bewegung nicht mit hineingerissen. Ferner kann man, wie 
allbekannt, diese Bewegungen so gewohnt werden, dass sie die Selbst- 
thátigkeit des Blickes, wenn er sich von ihnen wendet, durchaus nicht 
afiiciren, und dieser also auch mit keinen nachbleibenden Scheinbewe- 
gungen zu kámpfen hat. 

Endlich kónnen diese Scheinbewegungen bloss auf das Auge be- 
schránkt bleiben, oder sie theilen sich dem gesammten Bewegungs- 
systeme mit. Dieses letztere ist nach meiner Meinung durch eine krank- 
hafte Hirnthátigkeit vermittelt, die, wenn sie als Bewegungsinstinct auf 
die Bewegungsorgane iibergeht, in diesen entweder eine der Scheinbe- 
wegung des Gesichtssinnes gemásse, oder eine turbulente Bewegungs- 
tendenz erregt, die leicht in wirkliche Bewegung ausschlágt. Bei manchen 
Menschen zieht das Auge bei den geringsten Veranlassungen das Hirn 
in Mitleidenschaft, und macht den partiellen Schwindel zu einem allge- 
meinen: bei andern ist dieses hingegen nie der Fall, oder tritt nur dann 


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63 


64 


J. PURKYNĚ: 


ein, wenn das Gehirn krankhaft afficirt ist. Nachdem ich mich in einem 
Drehstuhle hatte drehen lassen, erfuhr ich an mir eine áhnliche Schwáche; 
das Sehen einer Radbewegung, der Blick von einer Hóhe, die mich 
sonst gar nicht afficirten, machten mich sogleich schwindeln. (Eine 
gleiche, passiv stimmende Einwirkung auf das Hirn hat die Furcht, und 
jede andere deprimirende Potenz.) 

5, Wenn wir aus einem dunkeln oder mássig beleuchteten Raume 
plótzlich in das helle Tageslicht kommen, wenn wir z. B. mehrere 
Stunden in einem Bergwerke zugebracht haben, oder wenn man Abends 
lange im Dunkeln gesessen, und nun plótzlich das Licht hereingebracht 
wird u. S. W., so empfinden die Muskelnerven des Auges eine €igene 
kitzelnde Empfindung, die sich nicht selten auch auf die Thránendriůse, 
den Stirnnerven und auf die Nasenschleimhaut fortpilanzt, dabei ge- 
rathen die Muskeln selbst in eine krampfartige Bewegung, welche be- 
strebt ist, das Auge zu schliessen und nach oben zu drehen, der jedoch 
zu gleicher Zeit durch ein entgegengesetztes Bestreben, das Auge zu 
ofinen, widerstanden wird. Dieser Antagonismus bringt eine oscilli- 
rende Bewegung der Augenlieder und des Augapfels hervor, welche, 
da sie sehr schnell und unwillkůhrlich ist, auf die Gesichtsobjecte iiber- 
tragen, diese in eine schwimmende Scheinbewegung versetzt. 

Auch hier ist das Aufheben des Augenliedes mit dem obern ge- 
raden associirt, und mit dem Augenliederschliesser im Wechselkampte. 
Hieher gehórt auch der Augenschwindel von Marcus Herz, der durch 
eine áhniiche krampihafte Oscillation den Augenmuskeln den Augapfel 
und mit ihm die Gegenstánde in Bewegung bringt. 

Endlich erzeugt auch der galvanische Reiz áhnliche oscillirende 
Bewegungen am Auge und an den Gegenstánden. 

6. Wenn man angestrengt auf einen Gegenstand hinsieht, z. B. in 
einem Buche liest, so ist die Aufmerksamkeit so sehr in dem Achsen- 
puncte des Auges concentrirt, dass wir selbst ausgezeichnete Gegen- 
stánde des indirecten Sehens gar nicht bemerken. Wird nun die Auf- 
merksamkeit plótzlich unterbrochen, so wird ein indirect sichtbarer, 
hinreichend ausgezeichneter Gegenstand mit einem Male mit einer 
Scheinbewegung in die Gesichtsspháre zu springen scheinen, wie wenn 
er zuvor gar nicht vorhanden gewesen wáre. Ich zweifle nicht, dass 
ein jeder in eigener Erfahrung áhnliche Fálle erlebt hat, indem z. B. auf 
dem Fussboden plótzlich ein kleiner dunkler Gegenstand, als eine auf- 
springende Maus, oder auf dem Papiere Dein intenfleck als eine Fliege, 
oder am náchtlichen Himmel ein entferntes Licht als ein Sternschnuppen 
in die Seitenschicht fállt, bis eine ausgefiihrtere Wendung des Auges 
uns vom Irrthume iiberzeust. Auch bei dieser Scheinbewegung ist eine 
unwillkiihrliche Bewegung des Auges mit im Spiele, indem die plótzlich 


94 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


aufgeregte Aufmerksamkeit dasselbe nach ihrer Richtung hinreisst; da- 
bei scheint das bewusstlos bewegte Auge ruhend, und der Gegenstand, 
der an sich ruht, springt aus der Spháre des indirecten Sehens gegen 
den Punct des directen. 

7. Wenn man den Augapfel in eine passive Bewegung bringt, so 
erscheint das Gesichtsfeld sammt seinen Bildern ebenfalls in Bewegung. 
Am besten bewerkstelligt man diesen Versuch, wenn man einen Finger 65 
an irgend einer Stelle der Augen andrickt, und nun nach beliebiger 
Richtung schnell hin und her bewegt, auch dazu das andere. Auge be- 
deckt hált; hierbei kommen alle Gegenstánde des Gesichtsfeldes in eine 
entsprechende kurze Bewegung. Die senkrechte Richtung erhált man 
am besten, wenn man den Finger ans untere, die wagrechte, wenn man 
ihn ans obere Augenlied anlegt. Bei diesem Versuche kann man am 
deutlichsten bemerken, dass das ideale Gesichtsfeld, welches ein Product 
der Imagination ist, als der eigentlich ruhende unbewegliche Hinter- 
grund angenommen werden miisse, an welchem das ganze erscheinende 
Gesichtsfeld in Bewegung begrifien ist. Denn da jede Bewegung nur 
dadurch als solche bemerkbar ist, dass sie im Gegensatze eines Ru- 
henden aufgefasst wird, hier aber das ganze reale Gesichtsfeld in Be- 
wegung begrifien ist, so kann das Ruhende nur €in imagináres seyn. 

Die Phantasie hált die beim ersten Hinaussehen ins Objective pro- 
iicirten Orte fest, und lásst die Verschiebung der Gegenstánde an ihnen 
vorůbergehen, was aber wieder durch eine Táuschung vermittelt ist, 
indem das reell beweste Auge als ruhend angenommen wird. 

8. Von dieser Scheinbewegung, die durch das Verriicken des ganzen 
Augapfels hervorgebracht wird, ist noch eine andere zu unterscheiden, 
die durch einen einfachen Druck, durch Veránderung der Conformation 
des Auges, erfolgt. Durch Veránderung der Convexitát der Hornhaut 66 
wird auch der Focus des Auges verschoben und von einer Stelle der 
Retina zur andern bewegt, und hiermit auch das Bild des Gegenstandes. 
Gewóhnlich ist diese und die vorige Scheinbewegung miteinander com- 
binirt. Wenn man sie rein erhált, so erscheint der Gegenstand zugleich 
verkleinert oder nach einer Seite hin verzogen, was sich von selbst 
versteht. 

9, Wenn man die Augen beide zugleich gegen einander, oder nur 
das eine oder andere schielend bewegt, so kommen die Gesichtsfelder 
sammt den darin enthaltenen Gegenstánden ebenfalls in scheinbare Be- 
wegung gegen einander, und zwar der Bewegung jedes einzelnen Auges 
gemáss, wenn die Sehkraft beider gleich ist; ist hingegen das eine 
schwachsichtig, so ist das starksichtige das die Scheinbewegung be- 
stimmende, dessen Gegenstánde in jedem Falle ruhen, es mag sich be- 
wegen oder unbewegt seyn, indessen die schwachsichtigen in schein- 


% 


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6 


-I 


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J. PURKYNĚ: 


barer Bewegung begriffen sind. In dem starksichtigen Auge, wenn es 
gleich in seiner Hohle sich bewegt, erscheinen die Gegenstánde im ob- 
jectiven Raume ruhend, weil seine Bewegung mit Bewusstseyn und 
Willkiihr geschieht, und also nicht aufs Object iibertragen wird; das 
schwachsichtige Auge hat aber gegen jenes nicht Selbststándigkeit ge- 
nug, die Phantasie ist in demselben nicht mit hinreichender Energie 
thátig, um seine Bilder an objective Orte zu fixiren, diese werden also 
mit seinen Bewegungen fortgefiihrt, und auf die gleichnamigen Bilder 
des andern Auges, die durch die schielende Bewegung aus ihrer Coin- 
cidenz getreten sind, in ihren ráumlichen Verháltnissen bezogen. Wessen 
Augen gleiche Stárke haben, der wird bald die Bewegungen der Bilder 
des einen, bald die des andern auf das andere beziehen kónnen, je 
nachdem er den Moment des Bewusstseyns in dem einen oder dem 
andern fixirt. Theilt er hingegen die Aufmerksamkeit auf gleiche Weise 
in beide Gesichtsfelder, so werden die Bewegungen der Bilder einander 
entgegenkommen oder auseinandergehen, je nachdem die Augenachsen 
mehr oder weniger convergiren. So wie man durch das mechanische 
Verricken des einen oder beider Augen ein kiinstliches Doppelsehen 
oder Schielen hervorbringen kann, so kann man ebenfalls dieses Mittel 
zur Beobachtung der Scheinbewegungen der Doppelbilder anwenden. 
Hier ist vorziiglich das Verriicken der Augen nach der senkrechteu 
Richtung leichter zu bewerkstelligen, so wie beim Schielen nur nach 
der horizontalen. Wenn das schwachsichtigere Auge verrůckt wird, so 
bewest sich sein Bild dem Drucke gemáss, indessen das gleiche Bild 
des starksichtigen in seinem objectiven Orte unverriůckt erscheint, wird 
hingegen das starksichtige Auge auf- oder abwárts bewegt, so bewegt 
sich nicht nur sein Bild, sondern auch das des schwácher sehenden, 
und zwar letzteres nach der entgegengesetzten Richtung. Werden beide 
Augen nach entgegengesetzten Richtungen verschoben, so wáchst ver- 
háltnissmássig die Distanz und die Bewegungsgeschwindigkeit der aus- 
und iibereinander tretenden Bilder. 

10. Wenn bisher bloss bei einfachen Bewegungen des Augapfels 
die Gegenstánde scheinbar bewegt erschienen, so findet dieses in einem 
noch viel ausgezeichneteren Grade Statt, wenn man, nachdem man den 
Augapfel (am besten nach oben) durch die gemeinsame Wirkung der 
Augenmuskeln in seiner Hóohle fixirt hat, den Kopf selbst auí und nieder 
bewest; das ganze Gesichtsfeld ist dann in gleichmássiger Bewegung 
abwárts und aufwárts. Es versteht sich von selbst, dass hnliche 
Scheinbewegungen nach allen iibrigen Richtungen vorkommen, sobald 
die angemessenen Bewegungen des Kopfes vorgenommen werden. In 
allen diesen Fallen hat man den Erfolg auch bei langsamen Bewegungen 
des Kopies, sobald nur das Auge vollkommen feststeht, um nicht durch 


96 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


seine Bewegungen die des Kopfes zu elidiren, wodurch wieder eine 
relative Ruhe in das Gesichtsfeld gebracht wůrde. Wird hingegen das 
Auge statt in sich selber am Gegenstande fixirt, so bleibt es bei más- 
sigen Bewegungen des Kopfes in seiner Hóhle unbeweglich, was aller- 
dings eine iiberraschende Erscheinung gewáhrt, indem sich der Kopí 
um das verháltnissmássig so kleine Auge, das durch die Augenachse 
(ein physikalisches Nichts) mit dem Gegenstande in Beriihrung steht, zu 
drehen scheint; man kónnte dieses mit der Bewegung des ganzen 
Kóorpers um den Kopí des Oberschenkelknochens in seiner Píanne ver- 
gleichen, wenn man auf einem Fusse stehend sich hin und her neist. 

11. Eine andere Art von Scheinbewegungen der Gesichtsgegen- 
stánde ist diejenige, die man die optische oder perspectivische nennen 
koóonnte: wo námlich der ganze Kórper und mit ihm das Auge in bedeu- 
tenderer Bewegung und Ortsveránderung begriffen ist, und daher die 
Gegenstánde gegen diesen und jenes ihre besonderen Entfernungen und 
Ortsverháltnisse abándern. Von diesen Phánomenen haben schon die 
Physiker weitláufiger gehandelt, ich beschránke mich hier bloss auf die 
Bemerkung, dass es durchaus auf die Bewegung oder Fixirung des Auges 
ankomme, welcher von mehreren gegen einander in relativer Ortsver- 
anderung begriffienen Kórpern als bewest oder ruhend, als schneller 
oder langsamer bewegt erscheine. Wenn man auf einem Fahrzeuge 
stehend einzelne schwimmende Holzsplitter auf der Wasseriiáche sieht, 
so scheinen diese in einer der des Fahrzeugs entgegengesetzten Richtung 
in Bewegung, welches indessen zu stehen scheint; fixirt man hingegen 
den Holzsplitter, und verfolgt ihn mit dem Auge, so kómmt sogleich die 
Bewegung des Schifies zur Erscheinung. Eben so kann man den Mond 
zwischen windbewegten Wolken bald als bewegt erscheinen sehen, 
wenn man den Wolken mit dem Blicke folgt, bald als ruhend, wenn 
man ihn selbst zum Ziele des Sehens macht, und an seinem Standpuncte 
die relativen Ortsveránderungen der Wolken abmisst. 

So glaubte einstmals ein Kind, dem eben das Copernikani'sche 
System demonstrirt worden, nachdem es freudenvoll von der Gasse 
ins Zimmer zuriickstiirzte, die Achsenbewegungen der Erde gesehen zu 
haben, indem es unter einer Dachtraufe gegen bewegte Wolken hin- 
blickend, die erstere und hiemit das ganze Gebáude und die ganze Erde 
in Bewegung glaubte, indessen das Auge den Wolken folgte. Es kommt 
also hierbei jedesmal darauf an, welchem Ende der Distanzlinien die 
durch Ortsveránderung anwachsenden oder abnehmenden Ráume ad- 
dirt oder abgezogen werden. Am beguemsten kann man sich von dem 
Einilusse der jedesmaligen Fixirung des Blickes auf die scheinbare Be- 
wegung der Gegenstánde iiberzeugen, wenn man den Finger einige 
Zolle vor dem Auge hált, und zugleich einen einige Schritte entfernten 

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7 


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J. PURKYNĚ: 


ruhenden Gegenstand hinter dem Finger bemerkt. Fixirt man die Spitze 
des Fingers mit dem Auge, indem man dabei den Kopf mássig um seine 
Achse dreht, so wird der Finger ruhend, der hinter ihm liegende Gegen- 
stand bewegt erscheinen, fixirt man hingegen unter gleichen Bedingungen 
den entfernten Gegenstand, so erscheint der Finger in Bewegung. 

12. Obgleich sichs von selbst versteht, dass die scheinbare oder 
relative Bewegung der Gegenstánde důrch die relativen Ortsverháltnisse 
des Gesichtsorgans, die Unterlagen, worauf der Kórper ruht (Erdball, 
Schiff, Wagen etc.), durch die Bewegung oder Ruhe des Kórpers selbst, 
oder durch die des Kopfes, oder endlich ausschliesslich nur durch die 
des Auges und seiner Theile bestimmt wird, und so leicht es ist, sich 
durch den Versuch davon zu iiberzeugen, ia ohne Versuch durch ein- 
fache mathematische Construction zur Gewissheit zu gelangen; so kann 
ich doch nicht unterlassen, hier noch einer Scheinbewegung zu erwáhnen, 
die, wenn gleich nicht vollig abstrus, doch etwas schwerer zu bemerken ist. 

Ich beobachtete sie zuerst an der Fassung meiner Brille, indem ich 
einen zur Seite liegenden Gegenstand bald durch indirectes Sehen inner- 
halb derselben, bald durch directes ausserhalb sah. 

Man bringt die Erscheinung bald ins Klare, wenn man die Spitze 
einer Feder in der Entfernung eines halben Zolles oder einiger Linien 
vor dem Auge so hált, dass dadurch beim indirecten Sehen ein ent- 
fernterer Gegenstand, z. B. die senkrechte Leiste eines Fensterkreuzes 
bedeckt wird; sieht man sodann auf die Fensterleiste direct, so erscheint 
die Federspitze nicht mehr sie deckend, sondern ihr zur Seite, indem 
sich die Lage der Pupille und mit ihr die Achse und der Achsenpunct 
der Retina gegen die so nahe Federspitze bedeutend verándert hat. Je 
entfernter man diese hált, desto unbedeutender und unbemerkbarer wird 
dieser Unterschied, indem der Winkel der Relation zwischen dem Auge, 
dem nahen und dem entfernten Objecte immer spitziger wird. Dieses 
Experiment zeigt, dass, so wie durch Locomotion des ganzen Kórpers, 
oder durch Drehung des Kopfes, so auch durch einfache Wendung des 
Augapfels der Winkel der Relation zwischen Auge, nahem und ent- 
ferntem Gegenstande geándert, und somit Scheinbewegungen zu Stande 
gebracht werden kónnen.*) 

13. Auch verdient das Springen des Gegenstandes aus einem Ge- 
sichtsfelde in das andere bei abwechselndem Schliessen und Oefinen 
des einen und des andern Auges hier einer Erwáhnung. 

14. Endlich kann ich nicht umhin, hier eines merkwůrdigen Ver- 
suchs von Charles Bell**) zu erwáhnen, wobei eigentlich eine schein- 


*) Vergl. de la Hire, Traité des differens accidens de la vue. No. XXX. Pars I. 
**) Philos. Transact. of the roy. soc. of Lond. 1823. No. XIV. Annals of Philo- 
sophy 1824. No. XXXVII. p. 64. 


98 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. 


bare Ruhe bei wirklicher Bewegung zur Anschauung kommt. Man wende 
bei geschlossenen Augenliedern das eine Auge gegen die Sonne, in- 
dessen das andere mit der Flachhand vollkommen zugedeckt wird, 
blicke schnell in die Sonne, und schliesse eben so schnell die Lieder 
wieder, damit man €in reines, nicht zu sehr blendendes Spectrum er- 
halte. 

Bewegt man nun bei geschlossenem Auge den Bulbus willkihrlich, 
so scheint das Spectrum sich gleichmássig mitzubewegen, wird hin- 
gegen der Bulbus auf passive Weise durch den Finger bewegt, so ruht 
das Spectrum bei den gewaltsamsten Verschiebungen an einer und der- 
selben Stelle. Ist hierbei das Auge ofíen, so scheinen die Gegenstánde 
sich zu bewegen, indessen das Spectrum ruht. Sobald jedoch die will- 
kiihrliche Bewegung eintritt, so scheinen die Gegenstánde zu ruhen, und 
das Spectrum sich zu bewegen. Eben so wenig erscheint das Spectrum 
bei verschlossenem Auge bewest, wenn wir uns in Schwindel versetzt 
haben; bei offenem Auge hingegen fiihrt es den klarsten Beweis von 
der unwillkihrlichen Bewegung des Bulbus wáhrend des Schwindels, 
indem das Lichtphantom immerwáhrend von dem zu fixirenden Gegen- 
stande flieht, und wieder von neuen zuriůckgefiihrt werden muss. 

15. Ich erwáhne hier noch einer Erscheinung, auf die ich spáter 
bei den Wirkungen der Belladonna auf das Sehen zurickkommen werde. 

Wenn man durch eine kleine Oefinung in einem Kartenblatte einen 
entiernten Gegenstand betrachtet, und nun das Kartenblatt in sehr 
kleinen Distanzen (so viel námlich der Diameter der Pupille betrást) 
hin und her bewegt, so scheint der Gegenstand in gleichen Richtungen 
dieser Bewegung zu folgen; hált man in der Náhe des Loches einen 
kleinen Gegenstand, z. B. einen Stecknadelkopíf, und unternimmt die- 
selbe der Hand kaum bemerkbare Bewegung, so bewegt sich dieser in 
bedeutenden Ráumen des Gesichtsfeldes in entgegengesetzter Richtung. 
Diese Bewegungen werden desto bedeutender, je offener die Pupille ist, 
daher bei der durch Belladonna erweiterten am gróssten. 


IV. 
DIE ELLIPTISCHEN LICHTSTREIFEN. 


ais úbersteigt allen Begriií, wie allmáhlich die Aufmerksam- 
keit bei subjectiven Sehversuchen sich nach dieser Richtung 
immer mehr steigert, und Phánomene wahrnimmt, die sonst 
bei dem gewohnlichen in die áussere Welt verlorenen Sehen 
33 immermehr zur Anschauung gelangen kónnten. Einstmals 
glaubte ich, indem ich Feuer schlug, an dem glimmenden Schwamme 
zwei schwachschimmernde Bogenstreifen zu bemerken, die von dem 


T 


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J. PURKYNĚ: 


Bilde des glimmenden Kórpers guer iiber das Gesichtsfeld auf und ab- 
wárts gingen, und das Centrum des deutlichen Sehens umfassten. Ein- 
mal auf dieses Phánomen aufmerksam gemacht, bemerkte ich es bei 
iedem Lichtanmachen immer deutlicher. 


Um die Beobachtung gehórig zu verlángern, schnitt ich von Ziind- 
schwamm einen langen diinnen Streifen, und liess ihn in der Dunkelheit 
abglimmen. Nun konnte ich das Phánomen beguem und in seinem ganzen 
Umfange beobachten. Das Bild des verglimmenden Schwammes darí 
nicht genau im Achsenpuncte des Auges liegen, sondern nahe daneben 
nach innen. Man erblickt sogleich beim ersten Hinsehen, wo der Ein- 
druck auís Auge noch am lebhaftesten ist, von dem obern und untern 


5 Umfange des leuchtenden Bildes zwei elliptische Streifen, erst breiter, 


dann diinner werdend, auf und abwárts und dguer nach aussen, gleich 
einem liegenden Hóornerpaare, gebogen, und mit den áussersten Spitzen 
nahe an der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven sich beinahe beriihrend.*) 
Die elliptischen Schenkel dieser Streifen sind nach oben und unten be- 
weglich, so dass sich der innere Raum, den sie einschliessen, erweitert 
oder verengert. Wie man den Achsenpunct des Auges aus der Náhe 
des leuchtenden Bildes mehr gegen den Mittelpunct des innern Raumes 
der Ellipse riickt, so ófinen sich die Horner derselben, und náhern sich 
der Gestalt des Kreises;**) wird hingegen das leuchtende Bild bis nahe 
an den Achsenpunct gebracht, so treten die Rórner der Ellipse immer 
náher zusammen, und ber ihren innern Raum Wird ein mattes Licht 
verbreitet.***) Dasselbe schien mir Anfangs zu erfolgen, wenn ich den 
glimmenden Schwamm dem Auge náherte, oder davon entfernte, oder 
auch, wenn ich bei unverriicktem Schwamme das Auge zum Nahe- oder 
Fernesehen einrichtete; ich fand aber bald, dass dieses von einer leichten 
Seitenverrickung des Bildes oder des Auges abhánge. 


Bewegt man den Schwamm abwechselnd etwas nach oben oder 
nach unten, so wird beim Hinaufricken der obere, beim Hinabriicken 
der untere Streifen sichtbarer. Man kann die Figur dadurch bemerk- 
barer machen, dass man den Schwamm in einem kurzen Intervalle 
schnell auf und nieder bewegt. Die scheinbare Grósse und Kleinheit der 
Figur hángt ibrigens wie bei allen Spectris davon ab, wie weit man 
sie in den áussern Raum projicirt; daher wird sie bei Entfernung des 
Schwamms vom Auge grósser, bei Náherung desselben kleiner. Das 
Licht dieser Streifen ist matt lichtbláulich. 


+) Siehe Fig. 2 
**+) Siehe Fig. 24. 
=)oStehe Fig. 25: 


100 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Wenn man den Versuch etwas lánger (20—30 Secunden) fortsetzt, 
ohne das Auge durch Wechsel mit Finsterniss ausruhen zu lassen, so 
wird man unfáhig, die Erscheinung ferner zu bemerken, bis sich die 
Empiindlichkeit durch Schliessen der Augenlieder wieder sammelt. Die 
Bemerkbarkeit derselben hánst auch von dem Grade der Leuchtung 
ab. So oft der mit Salpeter gebeizte Schwamm stárker aufglimmte, oder 
sanít angeblasen wurde, erschien die Figur deutlicher, und wurde wieder 
schwácher, oder verschwand bei geringerer Leuchtung. Im Gegentheile 
macht eine hohere Leuchtung ihrer Sichtbarkeit schon in sofern Ein- 
trag, als sie entweder die im Hintergrunde liegenden Gegenstánde mit 
beleuchtet, oder das so usserst schwache Licht durch die stárkere 
Lichtempfindung verdránst. 

Uebrigens kann man sie auch an einer Kerzenílamme bemerken, 
wenn man diese vor einen dunkeln Grund stellt, sie mit der Hand vollig 
bedeckt, und nur allmáhlich einen kleinen Theil davon sichtbar werden 
lásst. Eine wesentliche Bedingung zur Erscheinung der Ellipse ist eine 
bestimmte Kleinheit des Lichtbildes, indem sie bei einer breitern Flamme 
nicht mehr bemerkbar ist. Das Lichtbild muss so viel móglich nur €in 
Element der Linie selbst seyn, es muss die Aufmerksamkeit concentrirt 
erhalten, ohne sie auf einer grossen Fláche zu zerstreuen. Aber auch 
die Kleinheit hat ihre Gránzen, indem mit dem Kleinerwerden des Licht- 
bildes auch der Grad der Leuchtung vermindert wird. 

Einer der wichtigsten Umstánde bei dieser Erscheinung ist die je- 
desmalige Coexistenz eines Lichthofes, mit dem die elliptischen Streifen 
in unmittelbarem Zusammenhange stehen. Dieser Umstand scheint dahin 
zu deuten, dass, so wie der Lichthof, so auch die elliptischen Licht- 
streifen durch eine Dispersion des Lichts in den Medien des Auges be- 
dingt seyn moógen. Dass diese Ellipse mit einer constanten organischen 
Bildung im Innern des Auges in Verbindung steht, dass ihre Erzeugungs- 
stelle zwischen der Eintrittsstelle des Sehnerven und dem Achsenpuncte 
der Retfina ihren Sitz hat, wird auch niemand bestreiten, der einmal sich 
die Miihe nahm, die Erscheinung mit Deutlichkeit vor den Sinn zu 
bringen; ob aber Michalis's noch problematische Falte der Retina 
oder Jacobson's noch weitere Bestátigung erfordernde Fliissigkeit 
zwischen der Retina und Chorioidea, oder beide in Verbindung, oder 
keine von ihnen, sondern eine noch bis jetzt unentdeckte Organisation 
im Inndern des Auges Grund und Bedingung derselben sey, lásst sich 
schwer entscheiden. 


101 


79 


J. PURKYNĚ: 


V. 


MATTLEUCHTENDE ELLIPTISCHE FLÁCHE BEI ZUSAM- 
MENZIEHUNG UND PLOTZLICHER ERSCHLAFFUNG DER 
GESCHLOSSENEN AUGENLIEDER. 


jine andere, an die vorige zunáchst anzureihende, noch viel 
AA zartere Erscheinung, die nur auf einen Augenblick der Be- 
I | obachtung sich darstellt, ist folgende. Wenn man die Augen 
schliesst, und noch dazu mit der Hand bedeckt, um den 
Einfluss des áussern Lichtes vollkommen abzuwehren, und 
nun, indem man die Aufmerksamkeit nach irgend einem andern Sinne, 
z. B. nach dem Gehóre hinwendet, die Augenlieder strafier an den Aug- 
apfel andriickt, und diesen etwas aufwárts gerollt fixirt, (so wie dieses 
im Schlafe bei angestrengter Abstraction oder Erinnerungsbestreben, 
oder auch bei heftigem Schmerz, Wuth, Andacht etc. von selbst und 
unwillkihrlich geschieht), und nun, nachdem man in dem Vergessen 
alles Sehens eine Weile zugebracht, plótzlich seine Aufmerksamkeit in 
die verfinsterte Gesichtsspháre wieder hinwendet, wobei die Augen- 
liedermuskeln mit einem Male erschlafit, und der Augapfel wieder in 
seine natiůrliche Lage gebracht wird; so erscheint in demselben Zeit- 
momente der Restitution eine mattweisse, stark in die Lánge gezogene 
Ellipse,*) deren innerer Fláchenraum iedoch nicht continuirlich Weiss, 
sondern auf mannigfache Art, doch gleichmássig von dunkeln Stellen 
unterbrochen, gefleckt, getigert, geástelt ist, nicht selten mit denienigen 
Figuren zu vergleichen, welche entstehen, wenn man einen Farbenreib- 
stein plótzlich von der Farbe wegreisst, wo dann zerstreute oder zu- 
sammenhangende dendritische Gestalten kleinerer und grósserer Art 
zurůckbleiben. 

Die innere Spitze dieses elliptischen Flecks beriihrt den Achsen- 
punct des Gesichtsfeldes, die dussere verliert sich unbestimmt an der 
Eintrittsstelle des Sehnerven; die Ránder sind bald genauer begránzt, 
bald unbestimmt, bald lichter, bald schattirt. Die Grósse bleibt sich bei 
iedesmaliger Wiederholung ziemlich gleich. Um diese Ellipse sieht man 
nicht selten nebst einem dunkeln Intervalle zwei noch viel mattere, 
breite, gefleckte Streifen, die mit ihren Rándern paralell guer iiber das 
Gesichtsfeld auf- und niedersteigen;**) statt dieser Streifen sind ein- 
oder das andere Mal nur matte Nebelíilecke in noch grósserer Ver- 
breitung. 


F 
Ej 
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+ 
3 
< 


*) Siehe Fig. 26. 
n) ehe:Fic. 27 


102 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Nie zeigt sich bei der hier geforderten Blickbewegung das ibrige 
Gesichtsfeld vollkommen lichtlos, allemal erscheinen mit der Ellipse zu- 
gleich alleriei mattleuchtende Flecken und Streifen, die, da sie nur durch 
indirectes Sehen ergriffen werden kónnen, nur auf sehr unbestimmte 
Weise sich darstellen. 

Die Ellipse ist am háufigsten kolbenfórmig, das dickere Ende nach 
innen, jedoch auch oft gleichmássig elliptisch. -Das Ende gegen den innern 
Augenwinkel zu geht oft in einen oder mehrere zarte Spitzen und 
Aestchen aus, nicht selten in eine Linie, die sich mit dem umgebenden 
elliptischen Streifen verbindet, der gewoóhnlich auch nach dem innern 
Angenwinkel zu eine gróssere Lichtmasse bildet. Ueberdiess hánst die 
Lebhaftigkeit ihrer Erscheinung durchaus Von den vorhergegangenen 
Lichtzustánden des Auges ab. Morgens beim Erwachen, wenn es noch 
finster ist, bevor noch ein áusseres Licht ins Auge einstromte, ist sie 
durchaus nicht zur Erscheinung zu bringen; erst wenn usseres, be- 
sonders aber das volle Tageslicht mehrere Stunden hindurch auís Auge 
eingewirkt hat, wie wenn es gleich einem Lichtsauger phosphorisch ge- 
macht werden miisste, wird es fáhig, die Ellipse in gehoriger Lebhaítig- 
keit zu erzeugen; indessen kann sie auch durch die Lichtaction weniger 
Minuten, wenn man in der Nacht oder vor Anbruch des Tages Licht 
angeziindet, in einem jedoch sehr schwachen Grade sichtbar gemacht 
werden. Wenn man bei Tage im Freien herumgegangen ist, so dass 
der weite lichte Himmelsraum seinen Einfluss auís Auge ausgeiibt hat, 
und kómmt in dem schattigen Raume des Zimmers zur Ruhe, so zeigt 
sich unser Phánomen besonders deutlich, in einem gelblichweissen ho- 
mogenen Lichte mit schárfer begránzten Rándern und besonders kolbig; 
auch zeigt sich dann von den Flecken und Streifen um die Ellipse herum 
fast gar keine Spur. 

Je matter das weissere Licht, wie Mond- und Kerzenlicht, desto 
unscheinbarer ist die Figur; auch am Ende des Tages scheint das Auge 
erschópít und zu ihrer Erzeugung weniger tauglich. Wenn man das 
Experiment zu oft und zu bald nach einander wiederholt, so erscheint 
die Ellipse immer schwácher und endlich kaum bemerkbar, wie wenn 
das Licht allmáhlich entladen wiirde. 

Eben so wird ihre Erscheinung schwácher, und endlich gar nicht 
mehr erweckbar, wenn man, selbst bei Tage, das Auge lange voll- 
kommen zugedeckt gehalten hat, indem sich dieses subiective Licht in 
den Nebelgestalten, die auch bei der vollkommensten Finsterniss dem 
Auge vorschweben, zu verzehren scheint. 

Wenn wir auf die Bedingungen und Modificationen der Erzeugung 
und Erscheinungsweise dieses elliptischen Flecks zuriicksehen, so glaube 
ich, deutet seine bestimmte Gestalt, die unter geringen Abánderungen 


103 


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82 


J. PURKYNĚ: 


immer wiederkehrt, auf eine bleibende organische Conformation im In- 
nern des Auges und namentlich der Refina, die sie bedingt. Sie kónnte 
eben auch in der Falte der Netzhaut ihren Sitz haben, die durch plotz- 
liche Spannung und Nachlassung des Auges stárker afficirt wůrde, als 
die umliegenden Partien der Retina. Die iibrigen Unregelmássigkeiten 
der Lichtvertheilung, die sich in ihrem innern Raume und am Umfange 
als Fleckchen, Aestchen, Sternchen und Linien zeigen, wiirde ich von 
mechanischen Zufálligkeiten des Drucks, der Cohásionsveránderung, die 
gewiss in aller Materie mit den mannichfaltigsten partiellen Lichtent- 
wicklungen verbunden sind, und in einem sinnerfillten Stofie unmittel- 
bar empfunden werden, ableiten. 

Das Phosphorartige dieser Erscheinung kónnte auch einen rein 
physischen Ursprung haben, indem Phosphorescenz (abgesehen von der 
chemischen, die eine langsame Verbrennung ist) ein allgemeines Phá- 
nomen in der Natur seyn mag, wenn es gleich nicht iiberall fiir uns in 
unserer gegebenen Sinnenschranke zur Erscheinung kómmt. Endlich 
leitet uns diese Lichtellipse zur Unterscheidung eines ursprůnglich im 
Auge erzeusten und eines von aussen mitgetheilten subiectiven Lichtes, 
davon jenes nach der Ruhe der Nacht und der Finsterniss sich anháuít, 
durch die Einwirkung des Tages aber zerstort wird, dieses hingegen 
nur von aussen sich sammelt, aber in der Leere der Dunkelheit wieder 


verilackert. 


VI. 
FELD VON NEBELFLECKEN. 


M der Aufmerksamkeit erlordert. Wenn man eben in einem 
mássig erleuchteten Raume leise schlummert, und man wird 
oder durch ein áusseres nicht zu heftiges Geráusch, oder durch 
eigenen Vorsatz, oder was immer fiir andere innere Affection plótzlich 
geweckt, so erscheint das Gesichtsfeld, wenn gerade die Aufmerksam- 
keit nicht zu sehr nach aussen gerichtet wird, noch ehe das Auge sich 
ofinet, ganz mit neblichten Flecken, von gleichen Gróssen und gleichen 
Distanzen bedeckt. Immer muss ein solches Aufwachen, wenn die Er- 
acheinung eintreten soll, mit einem leisen Gefiihle des Erschreckens 
begleitet seyn, so dass diese Empfindung eine der Hauptbedingungen 
des Phánomens zu seyn scheint. Es gelingt mir jedoch nicht immer, 
und ich wáre geneigt, es eher fiir einen pathologischen als fiir einen 
physiologischen Zustand zu halten. 


104 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


VII. 


VON SELBST ERFOLGENDE IMMERWÁAHRENDE LICHT- 
n IM VERFINSTERTEN GESICHTSFELDE. 


FNIENÉ alle diese zarte, in den náchstvorhergehenden Nummern 
M betrachtete Lichterscheinungen reihen sich zunáchst dieje- 
4 nigen, die in tiefer Finsterniss vor dem immer thátigen 
Ů ES Sinne von selbst aufsteigen. Die Finsterniss wůrde kaum 

=== sichtbar oder in einem Raume ausgebreitet erscheinen, wenn 
nicht ein schwaches Dámmerlicht den Unterschied und das Auseinander 
hineinbráchte. 

Je lánger wir mit strenger Vertiefung in die Gesichtsspháre die 
Finsterniss betrachten, desto mehr entwickelt sich in ihr das Reich des 
Lichtes und der Gestalten, bis die Phantasie des Sinnes das Gescháft 
iibernimmt, und uns in eine leichte halbbesonnene Tráumerei, oder in 
den wirklichen Traum hiniůberfiihrt. 

In diesem Uebergange scheint der Sinn, wie die allgemeine Natur- 
kraft aus chaotischen Nebelbewegungen (Gruithuisen's Traumchaos) 
zu einfachen, gleichsam unorganischen Půncten und Linien, endlich zu 
organischen lebendigen Gestalten iiberzugehen. 

Denn immer zeigen sich Anfangs unbestimmbare Nebelstellen, die 
sich bald da, bald dort háufen. Mitunter springt in dieser oder iener 
Gegend (fast nie in Centrum) ein leuchtender Punct auf, der lángere 
oder kiirzere Zeit steht, wieder verschwindet, und einen schwarzen 
Fleck mit grauem Scheine hinterlásst, wie das Blendungsbild; oder es 
zeigen sich solche schwarze kleinere oder gróssere Flecke unmittelbar, 
innerhalb neblicher Stellen, die bald wieder von einem neuaufdámmern- 
den Lichte verschlungen werden. 

In den meisten Fállen beginnen nach mehr oder weniger Minuten 
die schon von Góthe*) erwáhnten, von mir **) genauer beschriebenen 
wandelnden Nebelstreifen, ihr Spiel zu treiben, die nicht selten zu einer 
solchen Lebhaftigkeit gedeihen, dass sie selbst farbige Erscheinungen 
geben. Spáter zeigen sich allerlei gerade und krumme lichte Striche 
von verschiedener Lánge; die geraden sind háufig parallel und senk- 
recht stehend, die krummen unregelmássig und fragmentarisch. Mitunter 
erscheint ein Wůrfelfeld ***) oder Fragmente der achtstrahligen Figur.Ť) 
Ueberdiess ist es nicht gleichgiiltig, welchen Druck die Muskeln der 


+) Farbenl. erste Abtheil. $. 96. 
*+) Beitr. p. 57. 
JA a. Op. 30. 

1)PA A0 p. 23 


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J. PURKYNĚ: 


Augenlieder und des Augapfels auís Auge hiebei ausiiben. Die geringste 
unwillkihrliche Bewegung desselben bringt bei der immer zarter Wwer- 
denden Empiindlichkeit die verschiedenartigsten Lichtphánomene zum 
Vorscheine, und zwar mehr nach aussen im Gesichtsfelde als in dessen 
Mitte. Diess zeigt sich am auffallendsten, wenn man, besonders bald 
nach plótzlichem Erwachen aus einem tiefen Schlafe, noch halb schlaf- 
trunken, in einem finstern unbekannten Raume, z. B. auf der Treppe 
eines fremden Hauses, tappend herumwandelt. In diesem Falle bringt 
eine jede unsichere Bewegung oder unerwartete Berihrung momentane 
Oscillationen des Auges hervor, die von zarten Lichtwolkchen und 
andern Lichtgebilden begleitet sind. Ich zweifle nicht, dass unter áhn- 
lichen Umstánden nicht selten bei einer plotzlichen Ueberraschung oder 
Schrecken, wo ein krampfartiger Zustand das Auge ergreift, diese Licht- 
erscheinungen zu einer solchen Intension gesteigert werden kónnen, dass 
sie dem unvorbereiteten befangenen Sinne als Gespenster erscheinen 
mógen, und dass manche Gespenstergeschichte oder Vision daher ihren 
Ursprung mag genommen haben.*) Der Schrecken ist ein Wahnsinn. Im 
Wahnsinne ist die Selbststándigkeit des Geistes so weit aufgehoben, 
dass ihm selbst seine eigensten Thátigkeiten der Erinnerung, der Phan- 
tasie etc. entíremdet sind, und als Objecte gegeniiber stehen, und es ist 
leicht anzunehmen, dass in dem augenblicklichen Sichselbstverlieren des 
Erschreckens subiective Sinnenphánomene fiir objective gehalten werden. 

Es wáre ein reichhaltiges Thema, ins Specielle zu untersuchen, auf 
welche verschiedene Arten diese subjectiven Lichtproductionen beim 
kiinstlichen Narcotismus und Entziindungszustande nach dem Genusse 
von Opium, Stechapfel, Hlyoscyamus etc. oder von Caffe, Campher, 
Moschus, Phosphor etc. zur Erscheinung kommen. 


VIII. 
DIE KREUZSPINNENGEWEBE-FIGUR. 


ie durch Figur 28. nach Móglichkeit dargestellte Erscheinung 
bemerkte ich zum ersten Male, als ich nach einem tiefen 
Schlafe Morgens im hellen Sonnenscheine erwachte, bevor 
7 ich noch die Augenlieder aufschlug. Der Grund des Gesichts- 

s ieldes ist rothgelb wegen Transparenz der Augenlieder; um 
das Centrum zeigen sich von derselben Farbe, nur etwas lichter, diinne 
parallele Linien, in manchen Fallen in concentrische Ouadrate**) in an- 
deren in concentrische Sechsecke geordnet.***) 


7) Hibberts, Philosophy of apparitions. Edinburgh. phil. journ. N. XX. p. 378. 
**) Siehe Fig. 29. 
3) Siche Fig.80. 


106 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


In dieser Form dauert die Erscheinung nur wenige Secunden, und 
geht schnell in ein Gitterwerk iiber, wie Fig. 31. darstellt. Endlich sieht 
man nur noch Reihen senkrechter Linien,*) bis sich alles in der Farbe 
der Grundiláche auflóst und ausgleicht. Alle diese Momente der Er- 
scheinung umgibt constant ein etwas dunklerer Kreisstreifen, von dem 
nach aussen das Gesichtsfeld wieder heller wird. Freilich nahm ich 
diese Figur in ihrer hochsten Complication, únd ihre einzelnen Ueber- 
gánge, wie ich sie hier beschreibe, nicht gleich das erste Mal wahr, 
ich konnte sie nur als ein Kreuzspinnengewebe ansprechen, und es ge- 
hórten unzáhlig wiederholte Beobachtungen dazu, bis alles zur klaren 
Anschauung gedieh. Ich wáhlte zu diesem Zwecke eine Schlaistelle, wo 
ich wáhrend des Sommers von dem vollen Strahle der aufígehenden 
Sonne geweckt wurde, und es war fast jedesmal mein erstes Geschátt, 
die sich unter solchen Umstánden einfindende Figur wahrzunehmen, und 
zu beobachten. War der Tag beim Erwachen weniger hell, so war die 
Gestaltung auch weniger deutlich, und zeigte sich nur in einem der ab- 
klingenden Momente, wie Fig. 30. oder Fig. 32. oder Fig. 35. 

Zwei wenn nicht wesentliche, doch sehr fórderliche Bedingungen 
zur Erzeugung dieser Erscheinung sind diese, dass das Auge aus dem 
Zustande des Schlafes plótzlich in den des Wachens iibergehe, ferner, 
dass beide Augen vom Sonnenlichte getroffen werden. Legte ich mich 
bei Tage in hellen Sonnenschein, und hielt die Augen einige Minuten 
mit einem schwarzen Tuche bedeckt, das ich sodann bei geschlossen 
gebliebenen Augenliedern plótzlich wegzog, so fiihlte ich mich sehr 
heftig geblendet, es zeigten sich die aufspringenden Lichtpiinctchen** 
und einige sich unregelmássig kreuzende Linien von obiger Art, aber 
die ruhige Erscheinung jener Figuren war durchaus gestort. Ueberliess 
ich mich hingegen dem Schlummer, nachdem ich eins der Augen zuge- 
bunden hatte, und erwachte im hellen Sonnenscheine, so schwebte die 
Finsterniss des bedeckten Auges vor dem Gesichtsfelde, und die Figur 
konnte nicht zur Wahrnehmung gelangen. Ob der Umstand, dass bei 
mir das eine Auge schwachsichtig, das andere kurzsichtig ist, mit unter 
die Bedingungen der Erscheinung gehort, muss eine von der Zeit zu 
erwartende vervielfáltiste Wiederholung dieser und áhnlicher Versuche 
entscheiden. 

Wir sehen bei dieser, so wie bei der náchst vorhergehenden Be- 
obachtung von den Nebelílecken einen neuen Gegensatz der Zustánde 
des Auges, subjective Erscheinungen hervorrufen, den des Schlafes und 
des Wachens, in dem beiden gemeinschaftlichen Momente des Erwachens. 


+) Siehe Fig. 32. 
**) Beitráge p. 67. 


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J. PURKYNĚ: 


Der Gegensatz des Lichtes und des Schattens deckte nur innere ur- 
spriůnglich organisch angelegte Gestalten auf, der des Druckes des Gal- 
vanismus war objectiv producirend, der gegenwártige scheint die zar- 
teste vegetative Thátigkeit in der Sensibilitátsspháre des Sinnes zu er- 
regen, und uns, obgleich seine Gebilde eine eben so feste sinnliche 
Wahrheit haben, wie das Tagesgestirn, an das Reich der Tráume her- 
anzufiihren, mit der Hinleitung und Gewáhrleistung, dass auch die Ge- 
bilde des Traumes und der Phantasie eine materielie, in der zarten 
Nervenmasse organisirte Grundlage besitzen. 


IX. 
SCHLÁFRIGKEIT DES AUGES. 


== ie Empfindung der Schlátrigkeit hat zwar ihren Sitz nicht 

Ň ausschliesslich in den Gebilden des Gesichtssinnes, sondern 
JÁ sie iiberschleicht alle Partien des Nervensystems auf eine 
ji mehr oder weniger eigenthiimliche Weise, deren náhere 

ed Auseinandersetzung in das Capitel vom Gefiihlssinne gehórt. 
Ich kann jedoch nicht umhin, schon hier derienigen Empfindungstorm 
zu erwáhnen, die der Schlaf in den Schláfen, zwischen den bewusst- 
vollisten auígewecktesten Sinnorganen, dem Auge und dem Ohre, seinen 
Sitz nehmend, mit wolliistig betáubenden Fliigelschlage iiber den einen 
und den andern Sinn hinweht. Beschreiben lásst sich dieses sůsse Zu- 
riickstreben des bewusstseyenden Lebens in das ruhige Keim- und 
Pilanzenleben mit keinen Worten, nur hinweisen kann man auf die Er- 
fahrung jedes Einzelnen, nur náher die Aufmerksamkeit hinleiten auf die 
besondern Sitze der Empfindung. 

Von den sinnvoll sogenannten Schláfen breitet sich das Gefiihl der 
Schláfrigkeit iiber den Vorkopí aus, und nimmt allmáhlich die ganze 
Augenhohle ein: die Augen fallen etwas ein, wie wenn das blutlose 
matte Auge sich in seine Hohle zurůchziehen wollte, die úussere Ober- 
iláche desselben wird trocken gefiihlt, die nach aussen unnitze Richtung 
der sich erweiternden Pupille wendet sich nach oben und innen, und 
ein leiser Krampí befállt den Ringmuskel und den Aufheber des obern 
Augenliedes, in deren Wechselkampfe das Auge erst blinzelt, dann 
aber die Ouelle des Lichts von der an sich finstern Aussenwelt vollig 
abgeschlossen wird. 

Noch friiher, besonders wenn das wachende Auge den iiberwin- 
denden Schlaf zu bekámpfen strebt, tritt oft momentan das friher von 
mir beschriebene Starrsehen ein.*) Die Aufmerksamkeit des Gesichts- 


*) Beitráge p. 155. 


108 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


sinnes kann sich nicht mehr in einem Puncte sammeln, die Gegenstánde 
werden unbestimmt, denn unfáhig ist der Sinn, ihnen ihren Ort im Ge- 
sichtsraume anzuweisen und festzuhalten; unterdessen bewólken wal- 
lende Nebelstreifen die Gesichtsspháre, oder es fliehen Wůrfelgestalten 
iiber das Sehfeld, ein spielendes Traumchaos iiberschleicht das noch 
offene Auge, und entriickt momentan die Gegenwart dem immer schwácher 
widerstrebenden Sinne. ; 

Wenn dann der wach bestrebte Wille, oder eine rohere Aussen- 
welt den unerlaubten Schlaf aufschreckt, fliehen die Schattengestalten 
schnell aus einander, und lassen oft lichte Spuren hinter sich. Bei dem 
allen ist die Empiindlichkeit gegen das Licht gesteigert, es blendet das 
Auge mehr als sonst, und das mit grósseren Graden der Blendung 
verbundene Gefihl des Kitzels, das in den Ciliar- und Muskelnerven- 
ásten seinen Sitz hat, ist viel intensiver, und verursacht ein unwillkiihr- 
liches Blinzeln der Augen; ein eigenes Gefiihl von Druck und Schwere 
nimmt die Orbita ein, welches zwar durch Zusammenpressen der Augen- 
lieder oder durch Reiben mit den Fingern auf eine Zeit verscheucht, 
und das Auge ermuntert wird, aber bald mit dem iibrigen Gefolge nur 
noch stárker zuriůckkehrt. Ueberhaupt kann jede erhohte Thátigkeit des 
Gesichtssinnes, angestrengtes Nahe- oder Fernesehen, das Sehen in eine 
Lichtflamme, Fixirung des Blicks, Erhóhung der Aufmerksamkeit etc., 
alle diese hereinbrechenden Phánomene der Schláfrigkeit auf kiirzere 
oder lángere Zeit zerstreuen, sie kommen aber bald wieder, wenn die 
Weckungsmittel nicht anhaltend gewirkt haben. Wird der Blick an 
einem Gegenstande fixirt, so tritt augenblickliche Munterkeit ein; bald 
aber bemáchtigt sich das Starrsehen des Auges, und es ist nicht fáhig, den 
gegebenen Punct der Entiernung des Gegenstandes festzuhalten, sondern 
schwankt vor und hinter denselben, meist aber spannt es sich zum 
fernsten Fernesehen ab, und nun treten amaurotische Dámmergestalten 
vor die Gesichtsspháre, und entriicken nach und nach die Aussenwelt 
dem Bewusstseyn. Eben so schwer ist es, die Aufmerksamkeit im Ge- 
sichtssinne zu fixiren: immer flieht sie Von neuen in das Chaos der 
Phantasie zuriick, welche von aussen nach innen zuriickweichend in der 
eigenen subjectiven Welt in Traumbildern thátig wird. 

Auch die freie Bewegung der Augenmuskeln bei Auffassung der Um- 
risse der Gegenstánde ist in einem láhmungsartigen Zustande, leicht 
schielen die Augen, und werden doppelsichtig. 

Alle solche partielle Aufregungen, sie mogen von aussen oder von 
innen ihren Ursprung haben, sind nicht hinreichend, die Gewalt des 
Schlafes, wie sie sich im Gebiete des Gesichtssinnes áussert, zu iiber- 
winden. Nur wenn das Gemiith in seinem Centrum ergriffen wird, wenn 
ein Afiect, oder mehrere zugleich das Nervensystem in Aufruhr bringen, 


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WH 


J. PURKYNĚ: 


wird auch die magnetisirende Kraft der Schláfrigkeit iiberwunden, und 
das wachende, in ein Centrum und seine Radien geschiedene Bewusst- 
seyn, das in die Unbestimmtheit des Urseyvns zuriickstrebte, wieder 
hergestellt. 

Bei meinen Versuchen, die Phánomene der Schláfrigkeit, wie sie 
sich gerade an dem edelsten Sinne áussern, zu erkláren, fand ich mich 
immer geneist, das hinter den Schláfen gelagerte Ganglion des fiinften 
Paars als den Heerd zu betrachten, von dem zunáchst das verfinsternde 
Princip des Schlafes durch seine Aeste nach den Sinnen hin, und durch 
seinen Stamm in das Innere des Gehirns und Riůickenmarks seinen Ein- 
fluss ausiibt. 


X. 
UNTERSUCHUNGEN ÚBER BLENDUNGSFARBEN. 


sas Bůffon iber die Mischung der subjectiven und objectiven 
ji Farben und ihre wechselseitige Erhóhung und Modificirung 
sagt, ist nicht tief genug gehend, und war fiir seine Zeit hinrei- 
ě chend; dass es aber noch heut zu Tage hin und wieder nach- 
geschrieben wird, ohne dass man weiter dringt, ist vielleicht 
nur darum verzeihlich, weil die Menge neuer und wichtiger Entdeckungen 
der Gegenwart die Aufmerksamkeit und das Interesse zu sehr in Anspruch 
nimmt. Aber auch unsere stillen Untersuchungen in dem engen Kreise 
der personlichen Subjectivitát haben einen nicht geringeren Werth und 
Wichtigkeit, und scheinen jene dynamischen Vorgánge, welche die ma- 
terielle Welt in Bewegung bringen, in ihrer Ouelle zu ergreifen. 

Wenigstens hat Darwin gezeist, dass eine sinnige Betrachtung 
derselben ihnen manchen wichtigen Satz fir Physiologie und Pathologie 
abgewinnen kónne. 

Ich wiinsche daher, dass es den Physikern und Physiologen nicht 
unter ihrer Wůrde zu seyn scheine, folgende erweiterte Versuche iber 
die Farbenspectra mit mir anzustellen. 

1. Ich richte mir viereckige Papierschnittchen von viermal vier 
Ouadratlinien von allen sechs Hauptfarben in ihrer měglichst reinen 
Oualitát vor. Diese werden auf eine Unterlage vom reinsten weissen 
Velinpapier gebracht. 

Ueberdiess bezeichne ich vorláufig jedes davon in seiner Mitte mit 
einem schwarzen Piinctchen, damit das Auge, wenn es dieselben fixirt, 
einen Anhalt habe. Ich wáhle nun zwei davon, z. B. ein rothes und ein 
grůnes, riůicke sie mit ihren Rándern genau an einander, und fixire in 
der Mitteldistanz des deutlichen Sehens die Mitte der gemeinschaft- 
lichen Gránze der beiden Ránder zwanzig Secunden lang, indem ich 


110 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


dabei die Schláge der nahen Uhr abzáhle. Nach diesem blicke ich auf 
eine freie Stelle des Papiers unterhalb der farbigen Papierguadrátchen, 
und záhle an den Uhrschlágen auf gleiche Weise die Dauer der Zeit 
ab, welche bis zum volligen Verschwinden der beiden nachgebliebenen 
Blendungsbilder verstreicht; es sind beinahe eben so viel (20) Secunden, 
in welchen das Spectrum in der Erscheinung feststeht. 


Sollte ein Auge fiir diese so zarten Phánomene weniger empfánglich 
seyn, so miisste die primáre Anstarrung lángere Zeit, 40, ja 60 Secunden 
fortgesetzt werden, bis das Blendungsbild mit hinreichender Intensitát 
eingeprágt wáre, und sodann miisste eben so genau seine Nachdauer 
abgezáhlt werden, weil auf diesem subjectiven Masse die ganze folgende 
Beobachtung beruht. Durch oftmalige Wiederholung dieser Operation 
mit verschiedenen Farben und verschiedenen Zeitmassen erwirbt man 
sich nach und nach den anschaulichen Begrifí von €inem Grundmasse, 
welches die normale Dauer des Blendungsbildes fiir das eigene Indi- 
viduum ausdriickt. 


2. Ich separire obige Papierschnittchen auf einen Zoll, starre nun 
z. B. das griine in seinem mit einem Půnctchen bezeichneten Mittel- 
puncte 20 Secunden an, und werfe sodann das Blendungsbild schnell 
hinůiber auf das rothe Papierschnittchen, indem ich dabei 10 Secunden 
abzáhle, und blicke sodann auf den weissen Grund. 


Hier zeigt sich keine Spur mehr eines rothen Blendungsbildes, der- 
gleichen die griine primáre Farbe forderte, sondern man sieht nur ein 
etwas weisseres Ouadrátchen als der umliegende Grund, wie wenn die 
primáren Farben nur als Grau gewirkt hátten. Man wiederhole diesen 
Versuch mit allen iibrigen Grund- und combinirten Farben, z. B. mit 
Gelb und Violett, mit Blau und Orange, und es wird sich jedesmal das- 
selbe bewáhren, dass das nachbleibende Blendungsbild in 
Memo tomdetrten aber objectiven Parbe ausgsgeloóscht 
wird; die rothe subjective Farbe wird durch eine rothe objective, die 
orange Subjective (von der blauen hervorgerufen) durch eine orange 
objective, die violette subjective von der gelben erregt, durch eine vio- 
lette objective u. s. w. in kiirzerer Zeit aufgehoben, als sie fiir sich auf 
weissem Grunde gedauert hátte. 


Ich kann bei obigem Experimente auch nur 5 Secunden záhlen, 
und die Aufhebung< ist schon vollendet. Weniger Secunden sind nicht 
hinreichend, die Ferbengaualitát vollkommen aufzuheben, sie schwáchen 
nur dieselbe; hált man hingegen den Blick lángere Zeit in der mit der 
subjectiven gleichnamigen Farbe getaucht, so wird sie nicht nur aufge- 
hoben, sondern es entwickelt sich wieder nach den bekannten Regeln 
ihr Gegensatz. Man kann daher den obigen Versuch, um dieses allmáh- 


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J. PURKYNĚ: 


liche Verifárben des Blendungsbildes recht deutlich zu sehen, auf fol- 
gende Weise modificiren. 

Wenn sich ein hinreichend lebhaftes Blendungsbild nach dem fixen 
Anschauen einer objectiven Farbe gebildet hat, so sehe man damit zwei 
Secunden lang in ein gleichnamig gefárbtes Object, dann wieder zwei 
Secunden auf den weissen Grund, und wieder zuriick in die Farbe und 
so abwechselnd, bis die Farbengualitát aufgehoben ist, und nun ferner, 
bis sich ein neues, dem vorigen entgegengesetztes Blendungsbild erzeugt. 
Noch eine Abánderung des Versuchs kann folgendermassen bewerk- 
stelligt werden. Man nehme einen Streifen schónes rothes Papier, lege 
es zur Hálíte iiber ein lichtgriines, so dass unter der halben Breite des 
rothen das griine als ein schmaler Saum hervorragt, und beide auf den 
weissen Grund. Nun fixire man einen Punct, etwa vier Linien hoch 
oberhalb der Ecke, wo sich das rothe und griine Papier deckt, und sehe 
es etwa 30 Secunden lang an, bis sich ein hinreichend lebhaftes Blen- 
dungsbild eingeprásgt haben wird. Nun werfe man den Blick in die 
Spitze der Ecke, so dass das griůine Blendungsbild zur Hálíte auf weissen, 
zur Hálite auf griinen Grund fállt; die Blendungsfarbe wird in den 
náchsten 10 Secunden eine ungleiche Einwirkung sowohl des objectiven 
Weissen als des Grinen erleiden. Jenes wird nicht vermoógend seyn, 
seine Farbengualitát aufzuheben, doch wohl dieses, und wenn der Blick 
noch tiefer auf rein weissen Grund geworfen wird, so erscheint jenes 
Blendungsbild nur zur Hálíte noch.*) 

3. Dass eine subjective Farbe die gleichnamige objective in den 
ersten Momenten erhoht, und durch sie erhóht wird, bis das gewóhn- 
liche Mass der Einwirkung eintritt, und dann bei fortgesetztem Anstarren 
der Eindruck sich abstumpít, haben von jeher die Maler practisch be- 
obachtet, und in Anwendung gebracht, und alle diejenigen erwáhnt, die 
wissenschaftliche Untersuchungen iiber diesen Gegenstand anstellten. 

Sieht man eine roth gefárbte Fláche lángere Zeit starr an, So ver- 
liert sich allmáhlich die Lebhaftigkeit der Farbenaualitát, wáhrend sich 
die subiective Gegenfarbe (hier die griine) immer intensiver erzeugt; 
wird diese sodann auf eine grin gefárbte Fláche geworfen, so erscheint 
sie erst ber das Mittelmass erhoht, kehrt dann zu diesem zuriick, und 
kommt endlich unter dasselbe. 

Im Allgemeinen lásst sich diese Erscheinung so ausdricken: der 
objective Einiluss wirkt in dem ersten Zeitmomente auí das reine, noch 
nicht speciell gestimmte Organ rein als solcher ein, daher auch die 
Einwirkung desselben in ihrer Ungetribtheit vernommen wird, und eine 
seiner Natur gemásse Veránderung hervorbrinst. Da es jedoch in der 


*) Vergl. Schopenhauer iiber das Sehen und die Farben p. 55. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


lebendigen Natur keine Einwirkung ohne eine gemásse Rickwirkung 
gibt, so wirkt das Organ aus innerem Principe dem objectiven Ein- 
flusse entgegen, und es wird in demselben eine der objectiven entgegen- 
gesetzte Abánderung oder Stimmung hervorgebracht, welche jene ent- 
weder vollkommen aufhebt, oder wenigstens bei fortdauernder áusserer 
Einwirkung zum Theile abstumpít. Wird der objective Reiz wegge- 
nommen, so bleibt die subjective Aufregung noch eine Zeit, und ver- 
mittelt die Aufnahme jedes folgenden Reizes (man sagt, das Organ ist 
verstimmt). Ein dem vorigen Reize entgegengesetzter bringt eine ent- 
gegengesetzte Aufregung hervor, beide subjective Aufregungen heben 
einander wechselseitig auf, und die Stimmung des Organs kehrt zu 
ihrer reinen allseitigen Receptivitát aus einseitiger Determination wieder 
zuriick. 

Es ist auffallend, wie hier die Gesetze der Homóoopathie mit der 
gróssten Bestimmtheit ausgedriickt sind. Die subjective Farbe ist ein 
Pathos, welches durch eine ihr gleichnamige objective aufgehoben wird.*) 
Man sieht jedoch hier zugleich tiefer in das innere der Erscheinung. 
Man unterscheidet primáre Einwirkung und secundaire subjective Riick- 
wirkung, einen Moment der Passion und einen der Action; man sieht, 
dass nur zwei in einem und demselben Substrate erregte, entgegen- 
gesetzte subjective Actionen einander bekámpfen und aufheben, dass 
der Moment der Passion nie unmittelbar das Wirksame sey, und dass 
das kranke Leben und seine ausschweifenden Thátigkeiten nicht durch 
objective, ausserhalb seiner Spháre liegende Mittel, sondern im eigenen 
Gebiete durch gleichbiirtige, nur durch áussern Anstoss geweckte Kráfte 
bekámpít werden, auf gleiche Art, wie dasselbe in der Spháre der Ideen 
und der Gefiihle von jeher giltig war. 

Diesemnach kónnte die Homoopathie, wenn was Wahres daran ist, 
mit noch grósserem Rechfe Heterosthenie heissen. 

4. Eine noch willkommnere Anwendung, jedoch mehr innerhalb 
unseres eigenen Kreises, finden obige Versuche und Beobachtungen auí 
die Erklárung der New ton'schen gedrehten Farbenscheibe. Man theile 
die Scheibe in mehrere gleiche Segmente, und vertheile die Farben mit 
folgender Abwechslung: roth, griin, weiss; blau, orange, weiss; gelb, 
violett, weiss. Man bringe vor die Scheibe, jedoch so, dass sie beguem 
gedreht werden kann, einen Deckel mit einer Oefinung, durch welche 
bloss eines von jenen Segmenten sichtbar ist, und setze die Scheibe in 
Bewegung, ehe der Zuschauer auf das Segment hinsieht. 

Hat nun dieser seinen Blick auf das Segment gerichtet, so ist nach 


*) Das griine Spectrum durch die grine objective Farbe, das gelbe durch die 


gelbe etc. 
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J. PURKYNĚ: 


obigen Erfahrungen kein Grund da, warum er eine andere als die reine 
weisse Farbe sehen sollte. Die Einwirkungen der nebeneinander liegenden 
farbigen Segmente heben einander durch objectiven und subjectiven 
Gegensatz vollkommen auf, und bewáhren das Organ als rein im 
náchsten weissen Felde, und so bei allen folgenden. Dasselbe gilt, wenn 
die Scheibe zuriickgedreht wird; auch wenn die weissen Segmente nicht 
zugegen sind, hat es nothwendig seine Giltigkeit, und diese sind nur 
eine Zugabe, um den Versuch von allem, auch dem entferntesten Hauche 
einer Farbengualitát zu befreien. 

Indessen bewirkt auch die gewóhnliche Dislocation der Farben nach 
Ordnung des Regenbogens ein Gleiches. Mán muss annehmen, dass hier 
die entgegengesetzten Farben, einander iibergreifend, sich abwechselnd 
aufheben, und auf solche Weise bei schneller Drehung der Scheibe ein 
gleiches Resultat hervorbringen. 

Ueberhaupt ist das Phánomen der gedrehten farbigen Scheibe eines 
der complicirtesten, die sich in der physiologischen Optik finden. Man 
kann es auf folgende Weise analysiren. Man richte sich sechs Kreise 
vor, jeden davon iiberziehe man lichtgrau bis auf ein Segment, €in 
Sechstel des Kreises, welches mit einer der sechs einfachen und zu- 
sammengesetzten Hauptfarben: roth, blau, gelb, griin, violett, orange, 
so rein als moglich gefárbt ist. Jeder dieser Kreise einzeln an die Scheibe 
geheftet, und in Umschwung gebracht, lásst diese homogen in der Farbe 
des Segments erscheinen, doch um so vieles geschwácht, als das far- 
bige Segment auch auf die úbrigen fiinf heile der Scheibe sich ausge- 
breitet hat. Fárbt man zwei Sechstelsegmente mit verschiedenen Farben, 
und bringt sie in Umschwung, so gilt dasselbe von ihnen; jedes der- 
selben breitet sich iiber die ganze Scheibe aus, verliert um so viel an 
Intension, und beide decken einander wechselseitig. Ist endlich die Scheibe 
mit sechs farbigen Segmenten bemahlt, so vereinigt der Umschwung 
auch diese in einem und demselben Raume, und die Wirkung der ein- 
zelnen Farben aufs Auge ist als gleichzeitig anzunehmen; daher ist es 
ganz gleichgiltig, in welcher Ordnung die Farben zusammengestellt sind, 
sie iibergreifen einander auf gleiche Weise, und die entgegengesetzten 
erregen und vernichten ihre Spectra, sie mógen nachbarlich oder e dia- 
metro stehen. Dass jedoch durch solche Mischung der einzelnen Farben 
ein Weiss von hoherer Leuchtung entsteht, als die Summe der einzelnen 
Antheile erwarten liess, kann nur durch Aufregung des subijectiven 
Lichts erklárt werden, welches durch entgegengesetzte Farbensollicita- 
tionen der Netzhaůt, wie die Electricitát, nach allgemeinen dynamischen 
Gesetzen sich entwickelt. 

5. Objective Farben in sehr kleinen Partikelchen unter einander 
gemischt, und in solche Entfernung vom Auge gebracht, dass ihre 


114 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Gránzen ununterscheidbar werden, geben eine homogene, zusammen- 
gesetzte Farbe, die wieder ein bestimmtes Blendungsbild erregt, so das 
aus Gelb und Blau zusammengesetzte Griin — Roth; das aus Gelb und 
Roth zusammengesetzte Orange — Blau; das aus Blau und Roth zu- 
sammengesetzte Violette — Gelb. Werden diese  zusammengesetzten 
Farben so erzeugt, dass eines ihrer Elemente objectiv, das andere sub- 
jectiv ist, so erfolgt nicht dasselbe Resultat, sondern es wirken das 
vorhandene und das zu erregende Blendungsbild innerlich und theilweise 
aufhebend und modificirend auf einander. Man errege z. B. durch das 
Anschauen des orangefarbenen Ouadrats ein blaues Spectrum, werfe 
dieses auf ein gelbes Ouadrat, so wird dieses durch Mischung des ob- 
jectiven Gelben und des subjectiven Blauen Gelbgriin erscheinen; es 
wird aber kein dieser Farbe entsprechendes bláulichrothes Spectrum 
sich erzeugen, sondern, wenn man den Blick priifend wechselweise auf 
das gelbe Ouadrat und den weissen Grund wirft, wird allmáhlich das 
blaue Spectrum in Violett iibergehen; eben so aus dem Violetten ins 
Blaue, wenn ich die Ordnung der angeschauten Ouadrate umkehre. 
Errege ich am Blauen ein orangefarbenes Spectrum, so verwandelt sich 
dieses durch Anschauen des Gelben allmáhlich in Roth, bláulich Roth, 
und endlich in Violett; umgekehrt verwandelt sich das durchs Gelbe 
erregte violette Spectrum am Blauen in Rotů, und endlich in Orange; 
stelle ich Roth neben Gelb, und wecke am Rothen das griine Spectrum, 
so verwandelt sichs am Gelben erst in Blau, dann in Violett; bringe 
-ich durch Gelb ein violettes Spectrum hervor, so wird dieses am Rothen 
erst blau, dann griin. Wenn durch Anschauen eines griinen Ouadrats 
ein rothes Spectrum zum Vorscheine kómmt, so geht dieses am gelben 
Ouadrate ohne eine vermittelnde einfache Farbe in Violett iber; eben 
so das violette Spectrum des gelben am griinen Ouadrate allmáhlich 
in Roth. 

Es wáre hier ůberiliissig, alle die iibrigen hieher gehórigen Ver- 
suche speziell durchzugehen. Man kann sich leicht die allgemeine Regel 
daraus abstrahiren, dass Spectra von benachbarten objectiven Farben 
nach Góthe's Farbenkreise ebenfalls benachbart sind, und durch ob- 
jective Einwirkung in einander wechselweise unmittelbar iibergehen; 
ferner, dass Spectra von heterogenen einfachen Farben, die durch eine 
gemischte vermittelt sind, z. B. gelb und roth, und solche von hetero- 
genen gemischten Farben, zwischen denen eine einfache liegt, z. B. 
orange und violett, wenn sie mit denen sie erregenden objectiven Farben 
in gekreuzte Wechselwirkung kommen, orange mit gelb, gelb mit violett 
u. s. w., ebenfalls nur durch ihre mittlere, einfache oder zusammen- 
gesetzte Farbe in einander ibergehen. Von den Spectris der entgegen- 
gesetzten war schon bei 2. die Rede. Man kann diesen und die vorher- 

= 


115 


103 


10 


O1 


106 


J. PURKYNĚ: 


gehenden Versuche auch auí folgende Art beguem anstellen. Man schneide 
sich von den Hauptfarben zweierlei Ouadrate, gróssere und kleinere im 
Verháltnisse von 3:6 Ouadratlinien, und werfe nach hinreichender An- 
starrung das Spectrum des einen oder des andern iiber oder in das 
andere und abwechselnd auf den weissen Grund, bis die Aufhebung 
oder Verwandlung der Farbe erfolst ist. 

6. So wie wir die objectiven Farben mischen, so kónnen wir auch 
die Mischung der subjectiven dadurch veranstalten, dass wir ihre ob- 
iectiven Erreger (unsere farbigen Ouadrate) in gleich kurzen Zeitab- 
schnitten (z. B. von zwei Secunden) so lange wechselsweise anschauen, 
als nóthig ist, ein hinreichend lebhaftes Blendungsbild zur Erscheinung 
zu bringen (40—60 Secunden); die Einwirkung jeder einzelnen Farbe 
wird dadurch so modificirt, dass jene des Spectrums eine mittlere zu- 
sammengesetzte oder einfache von denen wird, die durch abgesonderten 
Einiluss der objectiven Farben zu erwarten waren. Wenn man z. B. 
orange und griin durch 60 Secunden jedes abwechselnd zu zwei Secunden 
anschaut, so wird die Farbe des daraus entstehenden einfachen Spectrums, 
aus den dem Orange und Grin entsprechenden Farben blau und roth 
gemischt, violett seyn. Wáhlt man roth und gelb, so ist das daraus ge- 
mischte Spectrum blau, die Mittelfarbe der einzelnen, jenen Farben ent- 
sprechenden griinen und violetten Spectra. 

Um alle die Modificationen, welche die Spectra durch objective 
Farben erleiden, schematisch mit einem Male zu iibersehen, nehme man 
Figur 33. vor. 

Die Buchstaben sind als Anfangsbuchstaben der Farben hinreichend 
bezeichnend; die punctirten Linien bedeuten die Combinirung der Farben, 
um ein abgeándertes Spectrum zu erhalten; der Pfeil weist auf die 
Farbe hin, welche durch die combinirte Wirkung als Spectrum zuriick- 
bleibt; die Null im Centrum bedeutet, dass die hier einander e diametro 
gegeniůberstehenden Farben in ihren Spectris sich wechselseitig aufheben, 
und die reine Indifierenz wieder herstellen; endlich weisen die Combi- 
nationen je zweier náchst benachbarter Farben nach aussen hin auí n 
mit der Bedeutung, dass das aus ihrer Wechselwirkung entstehende 
Spectrum eine Niiancefarbe der Grundspectra gebe, also blaugriin, gelb- 
grůn, rothlichgelb, grůnlichblau, indig etc. Wáhlt man dreifarbige Oua- 
drátchen zur combinirenden Mischung der Blendungsbilder, so zeigen 
sich, man mag das abwechselnde Anstarren so lange forttreiben, als 
man will, jedesmal nur schwache, schnell voriibergehende Spectra, in 
schwachen, den einzelnen objectiven entgegengesetzten Farben, ein 
Beweiss, dass Abwechslung und nicht zu langes Verweilen an einer 
und derselben objectiven Farbe die Entwicklung der Blendungsbilder 
hindert. 


116 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


7. Die Intension der Farbengualitát ist beiihrer Erscheinung sowohl 
von ihren simultanen als von ihren successiven Verháltnissen abhángig. 
Man schneide gleiche Ouadrátchen, etwa von zwei Linien Breite, von 
jeder Farbe zweie, und lege eines davon auf weissen und schwarzen 
Grund: man wird einen fremden Zuschauer kaum iiberweisen kónnen, 
dass sie aus einem und demselben Stiicke geschnitten sind, so sehr er- 
hoht der schwarze Grund, und vertieft die Farbe der weisse. 

Aber auch derselbe weisse oder schwarze Grund afficirt die Inten- 
sion, je nachdem das farbige Stickchen grósser oder kleiner ist. Je 
kleiner es ist (bis */+ Linie etc. Breite), desto heller erscheint es auf 
schwarzem, desto dunkler auf weissem Grunde. 

In Hinsicht der Succession habe ich schon friůiher erwáhnt, dass 
das lángere Anstarren die Lebhaftigkeit der Farbengualitát vermindert, 
die Farbe in sich selbst verdunkelt. 

8. So wie allenthalben in der ganzen Natur an der gemeinschaít- 
lichen Gránze heterogener Kórper, oder auch bloss heterogener Zustánde 
eines und desselben Stofies sich eine Ouelle dynamischer Bewegungen 
entwickelt, eben so sehe ich ein Aehnliches, wenn nicht Gleiches in der 
Substanz der Reřina dort erfolgen, wo nach der Dimension der Breite 
verschiedenartige Beleuchtungen an einander gránzen. Man lege €in 
weisses Ouadrátchen von der Breite zweier Linien auf einen schwarzen 
Grund, starre es 20—30 Secunden an, und blicke sodann ins Schwarz 
hinein, so wird man €in noch dunkleres Viereck sehen, dessen Ránder 
mit einem graulichen, sich allmáhlich verlierenden Scheine umgeben 
sind. Legt man auf den schwarzen Grund statt des weissen Ouadrátchens 
ein rothes, so zeigt sein griines Spectrum einen róthlichen Schein; auí 
gleiche Weise das blaue Spectrum €inen orangen Schein u. s. w. Man 
sieht hieraus, dass die objective Farbe nicht bloss in die Tiefe der Re- 
tina, sondern auch in die Breite einwirkt, jedoch nicht gleichmássig 
nach ihrer ganzen Ausbreitung, sondern zunáchst an der Gránze der 
heterogenen Beleuchtungen am intensivsten. Die Wirkungen der beiden 
Beleuchtungen iiberstrómen die Ránder der gemeinschaftlichen Gránze, 
und bilden nach beiden Seiten eine endliche, allmáhlich verstrahlende 
Atmospháre.*) 

Wůrden solche Ránder in gehóriger Náhe vervielfáltigt, so kónnten 
ihre verschránkten Actionen und Strahlungen wahrscheinlich auch er- 
hoht werden. Ich wáre geneigt, das im ersten Bándchen**) beschriebene 
zickzackfórmige Gewimmel, das als Spectrum nach Anschauung von 
Parallellinien eine Weile zuriickbleibt, hieher zu rechnen, und es durch 


*) Vergl. Góthe's didakt. Theil d. Farb. S. 56. 
*+) Beitráge p. 119; jetzt 49. 


r 


108 


109 


110 


J. PURKYNĚ: 


die ineinander greifenden Strahlungen des an den Rándern entgegengesetzt 
gestimmter Stellen der Refina erregten subjectiven Lichtes zu erkláren. 

9. Dass die Farbengualitát etwas sehr Unbestándiges, objectiv Un- 
wesentliches sey, davon kann man sich auf vielfache Weise leicht iiber- 
zeugen. Schon die eigenen beiden Augen werden bei den meisten Per- 
sonen in dieser Hinsicht verschieden seyn. Gewóohnlich erscheint die 
Farbe dem schwachsichtigen Auge weniger lebhaft, als dem starksich- 
tigen; in der Dámmerung unterscheidet das starksichtige Auge die 
Farbengualitát noch dann, wenn sie fiir das schwachsichtige schon ver- 
schwunden ist. Wenn schon bei einem und demselben Individuum die 
beiden Augen in dieser Hinsicht so verschieden sind, um so mehr mag 
diese Verschiedenheit bei verschiedenen Individuen Zu finden seyn, nur 
dass es schwer ist, ein objectives Urtheil dariiber auszumitteln. Schon 
die beiden Hauptvarietáten der schwarzen und blauen oder grauen 
Augen mógen in Hinsicht der Empfánglichkeit fiir Farbe bedeutend ver- 
schieden gestimmt seyn. Das eine Extrem hievon bildet die Leucopathie, 
wo leider die Beobachter die Receptivitát fiir Farbe nie untersucht 
haben. Aber auch schon frihere Grade der Blonden werden fir blássere 
Farbenniancen weniger empfánglich seyn; am lebhaftesten werden 
wahrscheinlich die Schwarzhaarigen die Farbe empfinden. Dass die Re- 
tina gegen ihre Peripherie zu den Sinn fir Colorit allmáhlich verliere, 
habe ich schon in der ersten Abhandlung náher auseinander gesetzt. 
Obijectiv hat der Grad der Beleuchtung grossen Einfluss auf die Inten- 
sitát der Farbenaualitát. Um sich davon recht lebendig zu iiberzeugen, 
nehme man vor Anbruch des Tages, wo es eben schwach zu dámmern 
beginnt, die Farben vor sich. Anfangs sieht man nur schwarz und grau. 
Gerade die lebhaftesten Farben, das Roth und das Griin, erscheinen am 
schwárzesten. Das Gelb kann man von Rosenroth lange nicht unter- 
scheiden. Das Blau war mir zuerst bemerkbar. Die rothen Niiancen, 
die sonst beim Tageslichte am hellsten brennen, námlich carmin, Zinn- 
ober und orange zeigen sich lange am dunkelsten, durchaus nicht im 
Verháltnisse ihrer mittleren Helligkeit. Das Griin erscheint mehr bláulich, 
und seine gelbe Tinte entwickelt sich erst mit zunehmendem Tage. 

Von subiectiven Bedingungen unabhángig ist der Umstand, dass 
Saftiarben, besonders wenn sie etwas dicker aufgetragen sind, eben so 
farbige, durchsichtige Tincturen, wenn sie bei hellem Tageslichte noch 
so prangend sich weisen, bei schwachem Lichte unscheinbar werden, 
weil es bei diesen durchsichtigen Farben auf die Beleuchtung des lichten 
Hintergrundes am meisten ankoómmt, zu dem das schwache Licht durch 
das Pigment nicht hindurchdringen kann. 

Die Grósse der farbigen Figur hat auf die deutliche Erscheinine 
des Colorits einen noch viel bedeutenderen Einfluss in der Dámmerung 


118 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


als beim Tageslichte. Wenn ein Ouadrat von mehreren Zollen Breite 
schon ganz bestimmt als roth angesprochen Wwird, so erscheint €in 
Stickchen desselben Materials von einigen Linien noch immer als 
schwarz. 

10. So wie bekanntlich das Blendungsbild einer rothgliihenden 
Kohle durch ein griines Spectrum abklingt, und endlich einen matten 
Schein mit dunkler Mitte zuricklásst, so kann diese hier in der blossen 
Succession entwickelte Erscheinung auch ráumlich nebeneinander dar- 
gestellt werden, wenn man die Kohle mássig im Kreise bewegt, so dass 
die einzelnen Momente der Blendung friiher Zeit gewinnen, auszulóschen, 
ehe das Gluthbild auf seine erste Stelle zuriickkehrt; Fig. 34. stellt die 
Erscheinung beiláufig dar. Es zeigt ein rothes Band als Spur des ersten 
Moments des Eindrucks, diesem folgt ein leeres Intervall, dann das 
griine Spectrum, ebenfalls in ein Band verzogen und jenem ersten im 
Kreise nachlaufend, endlich eine schwarze Furche, von einem grauen 
Nebel umgeben. Es gehórt eine sehr feine Empfindlichkeit der Retina fiir 
Farbe und Licht und eine geiibte Aufmerksamkeit in der Richtung auí 
subjective Sinnenphánomene dazu, wenn der Versuch gelingen soll; und 
auch so lásst er sich nicht lange fortsetzen, indem die zarte Riick- 
wirkungsfáhigkeit bald abgestumpít wird. Dieser Versuch ist darum 
nicht unwichtig, weil er uns einen Zwischenmoment der vollkommnen 
Reactionsfáhigkeit zur Erscheinung bringt, der zwischen den objectiven 
Eindruck und das sich durch subjective Rickwirkung erhebende Spectrum 
als leere Indifferenz in die Mitte tritt, und wieder auf ein allgemeines 
Gesetz hinweiset, vermoge dessen alle Kraftgegensátze durch eine eben 
so reale Indifierenz, als sie selber sind, hindurchgehen miissen. 


XI. 
EINIGES ÚBER DRUCKFIGUREN. 
l. 


pie grosse mattleuchtende Kreisfláche bemerkte ich. zuerst 
"G im verdunkelten Gesichtsfelde, als ich beim Waschen des 
ň | 


22 — c | 
= = 


Gesichtes die Hand mit einem saníten Drucke iiber das 


sb te Z JIM 


Da Auge hinstrich. Jedoch wollte es mir nicht immer gelingen, 
hmm | die Erscheinung auf diese Art hervorzurufen; ich musste 
mich daher nach constanten Bedingungen umsehen. Diess gelang mir 
auf folgende Weise. 

Ich breite, wenn es bei Tage ist, ein dunkelfarbiges Tuch iiber das 
Gesicht aus, so dass vollkommene Finsterniss hergestellt wird; dann 
driůicke ich allmáhlich und sanít (jedoch nicht so stark, dass sich selbst- 


4 
“ 


119 


113 


11 


H+ 


J. PURKYNĚ: 


leuchtende Druckfiguren einzustellen anfangen) mit dem Theile der 
Flachhand, der sich vom Ballen des kleinen Fingers gegen den Hand- 
teller hinzieht, das Auge, und ziehe sodann die Hand, nachdem ich noch 
einen kleinen Nachdruck gegeben, plótzlich vom Gesichte wieder ab. 
Es zeigt sich dann in dem finsteren Gesichtsfelde ein vollkommen runder 
mattleuchtender Kreis*) mit scharfbegránzten Rándern gerade gegen- 
iiber, von 70—80 Graden Durchmesser, so dass fiir das indirecte Sehen 
in der Peripherie des Gesichtsfeldes ein finsterer Raum noch ůbrig 
bleibt. In den meisten Fallen ist die Mitte dieses Kreises dunkel oder 
mit einigen Nebelilecken besetzt, deren Gestalt sich nicht bestimmen 
lásst. Die Leuchtung hat meistens eine bestimmte Richtung in ihrer 
Bewegung, je nachdem die Handíláche auf einer oder der andern Seite 
friiher vom Auge abgehoben wird; selten erscheint sie gleichzeitig in 
allen Puncten, da námlich, wo sichs trifit, dass die Hand gerade senk- 
recht vom Auge wegzuckt. 


2. Wenn man bei diesem Experimente den Augapfel etwas nach 
aussen wendet, so erscheint nach jedesmaligem Drucke der in meinen 
ersten Beitrágen sub No. X. erwáhnte Lichtkreis in der Gegend der 
Eintrittsstelle des Gesichtsnerven. Man sieht diesen Lichtkreis zugleich 
etwas nach aussen verlángert, und zwar schief abwárts, schief aufwárts 
oder horizontal, je nachdem man das Auge abwárts oder aufwárts 
wendet, oder in der mittlern Lage erhált, was gerade den Zerrungs- 
richlungen des Sehnerven entspricht, die sich also eine kleine Strecke 
schief in die Nervenhaut fortsetzen miissen. 


3. Als ich den Bedingungen jenes Kreises weiter nachspůrte, fand 
ich, dass einzelne Partien eines seiner Kreisumrisse auch durch den 
blossen Fingerdruck, der an einzelnen Stellen zwischen dem Augapfel 
und dem Augenhohlenrande angebracht wird, zum Vorscheine kommen, 
und zwar am deutlichsten, wenn man die einzelnen Drucke und Nach- 
lásse am áussern Augenwinkel in schneller Folge nach einander wie- 
derholt. 


Es zeigt sich dann der gewoOhnliche leuchtende Kreis des Finger- 
drucks, den schon Dar win beschrieb; zwischen diesem aber und dem 
úbrigen inneren Raume des Gesichtsfeldes sieht man, nach einem kleinen 
dunkeln Intervalle, einen gróssern oder kleinern Arcus von einem grossen 
Kreise, dessen Centrum gerade in den Achsenpunct des Auges fállt. Ein 
gleicher Kreisbogen zeigt sich ihm gegeniiber an der áussern Seite des 
Gesichtfeldes, weniger deutlich sieht man ihn in den iibrigen Regionen 
des Kreisumfanges. Besonders deutlich kómmt er zum Vorscheine, wenn 


+) Siehe Fig. 35. 


120 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


man bei gleichem Verfahren das Auge stark nach innen wendet. Als ich 
denseiben Versuch bei Tage mit offenem Auge vor einer weissen Wand 
anstellte, sah ich diese Kreisfigur noch viel deutlicher, nur mit dem 
Unterschiede, dass die dort im Finstern mattleuchtenden Stellen hier 
tribe erschienen, weil das subjective Licht iiberhaupt tribend auf das 
objective einwirkt. (Bei Tage lásst sich dieser Kreis genauer beobachten, 
und auch sein Umfang im Gesichtsfelde durch den Gradmesser be- 
stimmen; ich fand ihn 30 Grade im Durchmesser.) Uebrigens zeigte sich 
bald die Identitát dieser Erscheinung mit jener, die ich im ersten Bándchen 
sub No. XXIII. als pulsirende Figur beschrieb, und wo ich diesen Kreis 
durch die an den Rándern abgeánderte Refraction der Krystalllinse be- 
dingt glaubte. Diese Ansicht, wenn sie auch den Schein fiir sich hatte, 
fiel durch den Umstand in ihr Nichts zurick, dass jene triiben Stellen 
nicht dem durch Zerstreuung geschwáchten objectiven, sondern einem 
durch Druck erregten subiectiven Lichte zuzuschreiben sind. Die mecha- 
nischen und organischen Bedingungen dieses Kreises sind jedoch schwer 
anzugeben, auch mag er nicht bei allen Augen und auf gleiche Weise 
sich finden, indem ich ihn schon an meinem linken Auge weder bei Tage 
noch im Dunkeln zur Erscheinung bringen kann. Dass iúbrigens orga- 
nische Bedingungen hierbei mit concurriren, lásst sich schon aus dem 
Umstande schliessen, dass, man mag den Druck auf einer Seite an- 
bringen, auf welcher man will, der Kreis immer dieselbe Gestalt be- 
hált. Dass die Augenmuskeln, die trichterfórmig den hintern Theil des 
Augapfels umífassen, mit im Spiele seyn mogen, liesse sich viel- 
leicht daraus vermuthen, dass derselbe Kreis sich „gleichfalls darstellt, 
wenn man das Auge zum Nahesehen anstrenst, und plótzlich wieder 
erschlafit. 

4. Endlich muss ich noch einer Aderfigur erwáhnen, deren Spuren 
ich als pulsirende Kugeln und Gefássbilder an dem oben angefiihrten 
Orte sub No. XXIII. angab, die sich mir aber spáter unter abgeánderten 
Bedingungen viel deutlicher darstellte. Wenn ich viel im Freien oder 
noch besser einen ganzen oder halben Tag im offenen Wagen fahrend 
bis in die Nacht zugebracht habe, so wird das Auge mit einem innern 
Phosphorlichte iiberladen, und der geringste Druck auf dasselbe, ja seine 
eigene Bewegung im Finstern bringt dann die lebhaftesten Lichterschei- 
nungen hervor. Wenn ich dann von oben und innen nach aussen herab 
leise andriickend mit der Flachhand iiber den Augapfel hinstreiche, so 
zeigt sich die Aderfigur (Fig. 36.) in sanítem Phosphorlichte auf schwarzem 
Hintergrunde, und wie der Druck voriiber ist, wechselt auf einen Augen- 
blick die Beleuchtung, der Hintergrund kleidet sich in einen matten 
Schein, und die Aderfigur erscheint dunkel; auch zeigt sie sich, wenn 
man mit Gewalt aufhustet, oder pulsirend, wenn man durch heftige 


121 


— 


16 


117 


J. PURKYNĚ: 


Bewegungen den Kreislauf des Blutes in Aufruhr bringt. Fiir jetzt bin 
ich geneigt, die Ciliararterien fiir die vermittelnde Ursache dieser Figur 
anzunehmen, die, so wie alle Arterienáste bei heftigen Anstrengungen 
der Lungen und des Herzens, so wie bei gehindertem venósen Kreis- 
laufe in eine relative Plethora gerathen, strotzend werden, und so einen 
Druck auf ihre Nebengebilde ausiiben, der in unserm Falle in der so 
sensibeln Retina als Lichterscheinung sich darstellt. 


XII. 


DER SCHATTIGE KREIS UM DIE MITTE DES 
GESICHTSFELDES. 


an nehme ein geschwárztes Papier, mache eine runde Oefi- 
Ynung von einer Linie Durchmesser in dasselbe, bringe es 
= 50 nahe ans Auge, dass es fast die Cornea beriihrt, und 
= stelle sich vor eine mit graulicher Farbe gleichmássig iiber- 
zogene Wand: man wird den gróssern Theil des Gesichts- 
oldeč frei erblicken. Wenn nun das Papier nicht zu schnell in Distanzen 
einer Linie von einer Seite zur andern bewegt wird, so zeigt sich die 
Peripherie eines grossen grauen Kreises von beinahe dreissig Graden 
Durchmesser, in dessen Mitte ein kleinerer lichter Kreis von zwanzig 
Graden Durchmesser sich befindet,*) dessen Rand bei mir nach oben 
und innen nicht vollkommen begránzt ist, und wie verwischt erscheint. 
Diess in meinem rechten Auge, im linken konnte ich von dieser Er- 
scheinung durchaus keine Spur bemerken. Diese Figur ist durchaus 
identisch mit derienigen, deren ich oben (pag. 113 resp. 120) unter den 
Druckfiguren erwáhnte; auch jene konnte ich am linken Auge nicht 
hervorbringen. 


Ich leite sie von einer der Anlage oder dem Habitus nach geringern 
Empiindlichkeit der Refina gegen das Licht an denienigen Stellen ab, die 
in der Figur grau erscheinen, welche sich aber erst bei einer gróssern 
Beschattung ergeben. 


Daher zeigt sich eine Spur dieser Figur auch dann, wenn ich, das 
Auge zum grósstmoglichen Nahesehen einrichtend, auf die graue Wand 
hinblicke, und dabei mit den Augenliedern etwas zublinzle, in welchem 
Falle die /ris selbst den schattenden Kórper abgibt. 


*) Siche Fig. 37. 


122 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


XIII. 


NOCH EINIGE METHODEN, DIE VENÓSE FIGUR DER 
RETINA ZUR WAHRNEHMUNG ZU BRINGEN. 


B 


ieselbe runde Oefinung des vorhergehenden Versuchs kann 
RA man anwenden, um die Aderfigur *) bis in ihre feinsten Zer- 
jď | ástungen und Anastomosen sichtbar zu machen. Man richte 
0 P den Blick, die Oefinung nahe am Auge haltend, statt gegen 

= 2 die graue Wand des vorigen Versuchs, gegen den lichten 
Himmelsraum, und bewege das Papier schnell zitternd und in kurzen 
Absátzen hin und her. Man erblickt ein áusserst complicirtes Adernetz 118 
in grau und weiss neben einander laufenden Linien; auch hier bleibt 
in der Achse ein runder Fleck von allem Geáder unberiihrt. Unter ge- 
genwártiger Bedingung des Versuchs finde ich vielfache Anastomosen 
zwischen den oberen und den unteren Aestchen, die sich mir bei der 
kreisenden Seitenbeleuchtung mit der Kerzenilamme (a. a. O.) nicht 
zeigten. Es wáre unmóglich, diese Figur bis in ihr letztes Detail zu 
zeichnen, und auch ůberiliissig, da dieser Versuch von einem jeden mit 
der gróssten Leichtigkeit angestellt werden kann. Wenn der Durch- 
messer einer Linie noch zu viel Licht durchlásst, so vermindere man 
ihn nach Erforderniss. 

2. Steinbuch's Adernetz mit circulirenden Blutkiigelchen, sicht- 
bar durch einen Druck am áussern obern Theile des Augapfels,**) gelang 
mir nur friher iragmentweise zu erblicken.***) Nunmehr aber habe ich 
durch unzáhlige Versuche das gehorige Mass des Drucks (welcher etwas 
plótzlich seyn muss) mir eigen gemacht, und nun erscheint mir in einem 
grósseren Umfange und Continuitát dieselbe eben erwáhnte venóse Figur 
der Retina. Die vollige Conformitát der Verástelung und das unausge- 
setzte Fortrollen der Kiůigelchen waren fiir mich entscheidend, sie fiir 
venós anzusprechen. Die Oscillation darf uns hierbei nicht irren, weil 119 
sie nur mittelbar auf die Erscheinung einen Einfluss ausiibt, in sofern 
sie die Wirkung des Drucks vermehrt oder vermindert. 

3. Noch eine andere Methode, die Aderfigur in grósster Deutlich- 
keit darzustellen, ist folgende. 

Man nehme eine Lupe von etwa einem Zolle Focusdistanz, stelle 
sich in hellen Sonnenschein, und werfe den Focus durch die Albuginea 


-= - 
U 


*) Beitráge p. 89, resp. 29. 
**) S. Harles Jahrbicher der deutscher Medicin und Chirurgie, IIIter Band 2tes 
Heit, Seite 270. 
***) Beitráge p. 127, resp. 40. 


123 


120 


J. PURKYNĚ: 


an der usseren Seite des Augapfels in das Innere desselben, indem 
man dieselbe zitternd hin und her bewegt. Man erblickt in einem hellen 
Nimbus, der die vorliegenden áusseren Gegenstánde iberzieht, die Ein- 
trittsstelle des Gesichtsnerven als eine bláuliche Ellipse, und von dieser 
aus das Geáder in schwarzen, hellverbrámten Linien nach seiner be- 
kannten anatomischen Gestaltung, wie sie Som mering€g in den Got- 
ting'schen Societátsschriften 1799 zuerst beschrieben hat. Dieser Versuch 
ist viel leichter anzustellen, als jener mit der Lichtilamme, und durchaus 
unschádlich fiir das Auge, weil das durch die Sclerotica und Choroidea 
durchdringende Licht áusserst gemildert ist. Um die Deutlichkeit der 
Erscheinung zu verstárken, kann man einen Bogen geschwárztes Papier 
vor das Gesicht halten. 


XIV. 
FOCUSBILD IM INNERN DES AUGES. 


„an nehme ein biconvexes Glas von 4 bis 5 Zollen Focus- 
S distanz, entferne sich 4 bis 5 Schritte von einer Kerzen- 
z Hlamme, und werfe den Brennpunct auf irgend eine Seite 
s/(HEE des Randes der Albuginea, und man wird im Gesichtsfelde 
(eme] nahe am Achsenpuncte einen mattleuchtenden Kreis mit 
einem lichteren excentrischen Flecke erscheinen sehen. Ich halte dieses 
Phánomen fiir das durch die immer etwas transparenten Membranen 
des Augapfels in Kreisgestalt zerstreute Flammenbild. 
Dieser Versuch erleidet mancherlei Modificationen, je nachdem man 
sich der Flamme náhert, oder von ihr entfernt. Auch hierbei komrnt die 
Aderfigur sehr deutlich zum Vorscheine. 


XV. 


UEBER DAS FLIMMERN VOR DEN AUGEN NACH DEM 
GEBRAUCHE DES ROTHEN FINGERHUTS.") 


=„eine leibliche Erfahrung iiber die so verschiedenartigen, bis 
ins Kleinste specificirten subjectiven Lichterscheinungen des 
z Auges lassen mich hinter den allgemeinen unbestimmten 
HE É Ausdriůicken von Schein, Flimmern, Funkeln u. s. w. jedes- 

=] mal etwas vermuthen, was bei náherer Beobachtung sich 
als etwas ganz Specielles, ráůmlich genau Bestimmtes erweisen miisse. 
Mich konnten daher auch die Angaben der Patienten ber ein gewisses 


*) Vergleiche J org, Materialien zu einer kiinftigen Heilmittellehre. I. Band. Leipz. 
pag. 457, 460—462. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Flimmern vor den Augen, nach dem Gebrauche der Digitalis purpurea 
niemaís befriedigen, und ich konnte dem Interesse nicht widerstehen, 
iiber diesen Gegenstand eine genauere Ueberzeugung zu suchen. Ich 
nahm deshalb vier Tage hindurch das wássrige Extract der Digitalis zu 
drei Granen táglich; ich spiirte bei dieser so geringen Dosis im úbrigen 
Korper keine Einwirkung, jedoch bemerkte ich schon den zweiten Tag 
ein sehr schwaches Flimmern vor dem linken Auge, wobei ich aber 
in der Vertheilung des Lichten und Schattigen keine bestimmte Confor- 
mation entdecken konnte. Es war, wie wenn bei jedem Blicken des Auges 
die Crystallinse erzitterte, wobei die veránderte Brechung eine schnell 
voribergehende Vertheilung der lichten und schattigen Stellen an den 
Gegenstánden hervorbrachte; der Schein machte mich auch geneigt zu 
glauben, dass eine solche mechanische Veránderung in den Gebilden 
des Auges die Erscheinung bedingen móge. Den dritten Tag wurde das 
Flimmern etwas bedeutender, es wurde nicht bloss bei Zublinzeln der 
Augen bemerkt, sondern auch jedesmal, so oft ich aus einer lichten 
Partie im Gesichtsfelde (z. B. dem Fensterraume) in eine dunkle hin- 
iiberblickte. Diess brachte mich auf die Vermuthung, dass nicht mecha- 
nische Bewegung, sondern der plótzliche Uebergang von Licht und 
Schatten eine von den Hauptbedingungen jener Erscheinung sey. Ich 
heftete daher das Auge gegen den lichten Himmel, und bedeckte es 
plótzlich, ohne es zu schliessen, mit der flachen Hand, wobei das Auge 
nicht im geringsten in Bewegung kam, und nun erschien das Flimmern 
eben so deutlich wie zuvor. Die folgenden Tage bildete sich die Er- 
scheinung auch am rechten Auge deutlicher aus. Wiederholte Beobachtung 
schárite den Blick, und ich konnte schon eine bestimmte Conformation 
unterscheiden; Fig. 38. gibt davon einen Abriss. Es zeigte sich in der 
Mitte des Gesichtsfeldes ein rundlicher Fleck von mattleuchtendem 
Lichte, der abwechselnd verschwand und wieder auftauchte, und um 
den concentrisch mehrere solche Licht- und Schattenwellen in áhnlicher 
Bewegung bemerkbar waren. Dieses Flimmern dauerte auch nach dem 
Gebrauche der Digifalis einige Tage (zusammen sieben) fort, nur wurde 
es zuletzt aussetzend und erschien jedesmal auf eine kurze Zeit, wenn 
ich aus dem Freien nach der mássigen Anstrengung des gewohnlichen 
Gehens und Treppensteigens ins Zimmer trat. Uebrigens war mir dieses 
Flimmern gerade so, wie es sich mir in seiner speciellsten Form nach 
dem Gebrauche der Digifalis darbot, aus friiherer Zeit nicht unbekannt. 
Sehr oft zeigte sich mir dasselbe nach heftigeren Anstrengungen der 
Athmungsorgane, wenn ich z. B. mit jemand um die Wette gelaufen 
war, und ich zweifle nicht, dass auch andere bei áhnlichen Gelegen- 
heiten dasselbe werden gefunden haben. Dieser Umstand deutet zugleich 
darauf hin, dass dieses Flimmern sympatisch sey, und seinen idiopa- 


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— 


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DÝ 


2 


1 


J. PURKYNĚ: 


patischen Sitz in den Lungen- und Herzpartien des Nervus vagus haben 


123 měge. Um mich davon zu iigerzeugen, und vielleicht eine noch klarere 


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W 


Erscheinung jenes Flimmerns zu erhalten, unternahm ich einige Wochen 
darauf einen ergiebigeren Versuch. 

Ich nahm Morgens um acht Uhr, eine Stunde nach einem mássigen 
Friihstiicke, eine concentrirte Abkochung der Blátter von Digifalis pur- 
purea (2 Drachmen auf ein halbes Ouart eine halbe Stunde gekocht.*) 
Erst gegen zehn Uhr fiillte ich Ekel, der Puls, der in seiner gewohn- 
lichen Freguenz zwischen 60—70 steht, war auf 54 gesunken, dabei 
manchmal aussetzend, und ich fiihlte eine Beklemmung bei jedem aus- 
setzenden Schlage, wie wenn das Herz gelinde mit der Hand angefasst 
wůrde; iibrigens fiihlte ich mich bei Kráften. 

Zu Mittage ass ich ohne Appetit die gewohnliche Portion, und 
dachte durch diesen Reiz das Ekelgefiihl aufzuheben. Nachmittags war 
das Befinden dasselbe. Abends gegen halb neun Uhr bekam ich eine 
Anwandlung des sogenannten Herzwurms mit aussetzendem Pulse, mit 
Congestionen gegen den Kopí, besonders gegen das Hinterhaupt und 
etwas links, und mit Neigung zum Erbrechen. Ich erregte also mehrmals 
das Erbrechen durch mechanischen Reiz der Zungenwurzel und des 
Kehldeckels, wobei eine grosse Menge Speichel nebst Schleim und ver- 
sauerten Speisen abging; vom Decocte der Digifalis zeigte sich keine 
Spur. In der Nacht erwachte ich aus einem ruhigen, traumlosen Schlafe 
drei Mal, von einem heftigen Niesen geweckt, welches vom Magen- 
munde als ein gelindes Ekelgefiihl aufstieg, und in den beim Niesen 
thátigen Nerven sich entlud. Erst den andern Tag gegen fiiní Uhr 
Morgens kam ein spontanes Erbrechen, welches keine Speiseiiberreste 
mehr, sondern eine Ouantitát des Decocts fast unverándert entleerte. 
Jetzt erst zeigte sich das Flimmern am linken Auge: Ekel, Herzbeklem- 
mung, Schwáchegefiihl und Zittern in den Muskeln dauerte den ganzen 
Tag. Ich war nicht aufgelegt, das Bette zu verlassen, der Appetit lag 
darnieder, und ich nahm nur zuweilen etwas reine Suppe, um das 
kinstliche Erbrechen, welches noch immer Digifalis fórderte, zu unter- 
stůtzen. 

Erst gegen Mittag zeigte sich das charakteristische Flimmern auch 
am rechten Auge ausgezeichnet deutlich, so dass ich seine Umrisse 
genau aufzeichnen konnte.**) 

Nebst diesem konnte ich im Auge bei Schliessung und gelindem 
Reiben desselben ein gualmendes Phosphoresciren erzeugen,***) von jener 


*) Vergl. Fogo's Fall der Wirkung einer ungewoóhnlich grossen Gabe der Digi- 
talis. Neue Sammlung auserlesener Abhandl. VII, Bd. 2tes Stiick p. 214. 
**) Siehe Fig. 39—41. 
***) Siehe Fig. 42. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Art, dergleichen ich in meinen ersten Beitrágen p. 63, resp. 21 beschrieben 
habe. Uebrigens war das Auge ungewóohnlich empfindlich gegen das 
Licht, jedoch fand ich die Pupille nicht im geringsten iiber ihr gewóhn- 
liches Mass erweitert. Ich erbrach mich noch mehrmals des Tages mit 
Hůlfe mechanischer Reizung, wenn Ekel und Neigung zum Erbrechen 
auf einen hoheren Grad stiegen. 

Selbst noch den dritten Tag blieben alle Symptome sich gleich. 
Erst den vierten Tag ging ich aus, fiihlte mich sehr abgespannt, be- 
sonders schmerzten die Waden, ich bekam eine leichte Diarrho, und 
liess einen sehr rothgefárbten brennenden Urin mit etwas Schleim. Am 
vierten Tage bemerkte ich nach einem im Auge gefiihlten Brennen eine 
kleine Pustel an der Peripherie der Hornhaut des rechten Auges, gegen 
den innern Augenwinkel zu, mit einem kleinen Kreise von Entziindungs- 
gefássen, wo ich sonst nie an einer spontanen Augenentziindung gelitten 
hatte. Erst am siebenten Tage verliess mich die Herzbeklemmung, der 
langsame Puls, der Wadenschmerz und die Appetitlosigkeit vollstándig. 
Das Flimmern zeiste sich noch bis zum Il5ten Tage. Wáhrend der 
ganzen Zeit war das Gehirn nicht im geringsten primár afficirt (wie z. 
B. nach Opium, Campher, Datura etc.). 

Ein habitueller Reizhusten, den ich seit mehreren Wochen hatte, 
blieb wáhrend dieser Affection rein aus, und ist auch spáter nicht wieder- 
gekehrt. 

Es ist mir leid, dass ich bei dieser Gelegenheit nicht auf den 
Rhythmus des Athmens, welcher durch den a der Digitalis lang- 
samer werden soll, aufmerksam war. 

Ich komme nun zu náherer Betrachtung der gesehenen Lichtge- 
stalten. Fig. 39 zeigte sich den zweiten Tag; den dritten zeigte sich 
auch mitunter Fig. 40 als ein gesteigerter Grad der ersteren. In den 
letzten Tagen, wo das Flimmern schon abnahm und aussetzte, zeigte 
sich nur noch ein Fragment, Fig. 41, jedoch nicht stets an gleicher 
Stelle und auf gleiche Weise. Ohne weitláufige Beschreibung mit Hin- 
weisung auf die Figuren will ich diese Gestalten Flimmerrosen nennen. 
Das Licht selbst ist ein subjectives, dem Wesen nach der Blendung 
gleich, die nach Einwirkung eines starken áusseren Lichtes im Auge 
zurůckbleibt. 

Dieses Licht ist aber nur einen senniok. wo der Wechsel 
zwischen Licht und Schatten Statt findet, andauernd, und verschwindet 
sogleich wieder. Es wird nur durch áusseres Licht angeregt, sonst durch 
kein Reiben oder Driicken. Es ist durchscheinend, daher es auf die 
Gegenstánde, besonders auf die Schattenpartien einen schwachen Blen- 
dungsschimmer Wwirft, und daher ihre Sichtbarkeit vermindert, ohne sie 
aufzuheben, nicht wie das Blendungsbild der Sonne thut. Diese Aehnlich- 


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já 


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-I 


J. PURKYNĚ: 


keit mit den Blendungsbildern gibt zugleich eine begueme Methode an 
die Hand, sich eine ziemlich deutliche Anschauung davon zu verschafien, 
ohne něthig zu haben, die unangenehmen Versuche mitzumachen. Man 
male nach dem Vorbilde der angefiihrten Figuren auf reines Wweisses 
Papier áhnliche Gestalten, nur dass die weissen Partien tief schwarz 
angelegt, die grauen weiss gelassen werden; nun sehe man die Figur, 
so nahe als měóglich am Auge, damit sie den gróssten Theil des Gesichts- 
feldes einnehme, im hellen Sonnenscheine eine Weile an, bis man glaubt, 
dass sich ihr Blendungsbild hinreichend eingeprágt hat, sehe sodann 
auf die náchsten Gegenstánde vor sich hin, und schliesse und čfíne 
abwechselnd das Auge, so wird man sich wenigstens von dem Ma- 
teriale und der Conformation der Lichtgestalt einen Begrifí machen 
kónnen. 

Die innere Bewegung aber, das Verschwinden und Aufblicken der- 
selben, zeigt am besten die bewegte Wasseriláche in einem breiten Ge- 
fásse, die durch schnelle Beriihrung an einer oder mehreren Stellen ins 
Schwanken gebracht wird. Fig. 42 gibt eine beiláufige Anschauung der 
oben genannten gualmenden Figur, die sich mir beim Schliessen und 
Reiben des Auges zeigte, nur muss man die einzelnen Lichtilecke in 
zunehmender und abnehmender Aufwallung und wechselseitiger Be- 
wegung gegen einander vorstellen. Am besten kann man sich dieselbe 
versinnlichen, wenn man mit einer Lósung von Phosphor in Oehl im 
Finstern auf einer Fláche áhnliche Striche macht, und sodann, wenn sie 
schon zu verschwinden anfangen, durch Zuwehen der Luft sie wieder 
anfacht, wobei ein áhnliches Oualmen, Ab- und Zunehmen des Lichts, 
Autblicken und Wiederverschwinden desselben, wie bei jener subjectiven 
Erscheinung zu beobachten ist. Beide Gattungen von Lichtgestalten 
haben in ihren Umrissen durchaus nichts Constantes, was auf eine innere 
Beziehung zur Organisation der Retina, wie diess beim Achtstrahle und 
beim Schneckenrechteck*) der Fall seyn kann, schliessen liesse. 

Obige Bemerkung, dass das Flimmern beim Gebrauche der Digi- 
talis mehr sympatisch als idiopathisch sey, und von Affectionen des 
Nervus vagus abhánge, bestátigt sich im letztern Versuche in einem noch 
hóhern Grade, indem alle iibrige Symptome, der Ekel, das Herzspannen, 
das Niesen, die Einwirkung aufs Herz und die Lungen, ein Ergriffenseyn 
dieses Nerven deutlich beweisen. 

Ich zweifle nicht, dass auch bei andern Affectionen desselben, z. 
B. nach dem Gebrauche anderer ekelmachender Mittel, ein áhnliches 
Flimmern erscheinen kónne. 


*) Vergleiche Beitráge Fig. 3 und 4. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


XVI. 


EINIGE BEMERKUNGEN ZUR LEHRE VOM FERNE- 
UND NAHESEHEN. 


m o wie des Auges Thátigkeit den Raum nach der Circum- 
ferenz der Gesichtsspháre durch directes und indirectes 
Sehen und durch die Bewegungen des Augapfels bestimmt, 
so besitzt es auch ein eigenes Vermogen, durch innere uns 
á A noch fast gánzlich unbekannte Modificationen seines Apparats 
denselben auch nach der Tiefe zu bestimmen; erst durch diese Thátig- 
keiten zusamengenommen wird das Gesichtsobject mit gleicher Klarheit 
nach allen Dimensionen angeschaut. 

Das Auge hat die Fáhigkeit, den Punct des deutlichen Sehens 
(Klarpunct), der durch optische Gesetze bestimmt wird, in der Richtung 
der Sehachse bis auf eine jedem Individuum eigene Entiernung von 7 
bis 30 und mehreren Zollen zu projiciren, und so wieder bis auf die 
Náhe einiger Zolle zuriichzuziehen, und dadurch sich der Náhe und Ferne 
der Gegenstánde zu accommodiren. Durch diese Thátigkeit wird zunáchst 
in der Achsenlinie ein Abschnitt des deutlichsten Sehens (die Klarweite) 
bestimmt. Wird das Auge im Conus des directen Sehens herumcgefiihrt, 
und dabei zugleich die Klarweite eines jeden Radius dieses Spháren- 
segments bericksichtigt, so ergibt sich eine Schicht von verschiedener 
Máchtigkeit bei dem und jenem Individuum, innerhalb welcher bei allen 
Bewegungen des Auges, mit oder ohne Zuthun des Kopfes und des 
úbrigen Kórpers, das deutlichste Sehen Statt findet (Klargebiet). Inner- 
halb dieses Gebietes ist das Auge reell und physiologisch thátig, seinen 
Gegenstand nach allen Richtungen mit gleicher Klarheit zu ergreifen; 
was ausserhalb desselben liegt, fállt mehr oder weniger der Imagination 
anheim, wie ich spáter zeigen werde. Wir iiben dieses Vermoógen, ohne 
dariiber zu reflectiren, und vollenden dadurch die Bestimmung des 
Raumes, der uns sonst immer nur als eine Fláche erscheinen wůrde. 

1. Ich habe schon an einem andern Orte*) die Methode beschrieben, 
wie man die Bewegungen der Pupille seiner Willkiihr unterwerfen 
kónne. Dieselbe dient auch, um das Nahe- und Fernesehen an sich, ohne 
Riůcksicht auf einen Gegenstand, recht in seine Gewalt zu bekommen. 
Man kann sich zu diesem Behufe einen eigenen Apparat einrichten. 

Man nehme mehrere (5—6) mássig grosse, reine, diinne Glasplatten, 
bemerke ihre Mittelpuncte mit weissen Tipfelchen, und befestige sie 
auí einem Brettchen parallel hintereinander, in Distanzen von 1 bis 2 
Zollen; werden sie nun vor das Auge gebracht, so dass das vorderste 


+) Beitráge p. 123, jetzt 39. 


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J. PURKYNĚ: 


weisse Tiipfelchen in der grósstmoglichsten Sehnáhe steht, die andern 
aber nahe an die Achsenlinie des Auges zu liegen kommen, so kann 
der Blick willkiihrlich von dem vordersten Tipfelchen zu den folgenden 
bis zum hintersten und wieder zurick frei bewegt werden, und bald 
in diesem, bald in jenem Puncte ruhen, oder sich iiber die entspre- 
chende Glasscheibe ausbreiten, wodurch der Punct als selbststándig im 
Raume locirt wird. 

Durch oftmalige Wiederholung dieses Versuches gelangt man nach 
und nach zum Gefiihle der willkůhrlichen Bewegungen des Auges beim 
Ferne- und Nahesehen. Auch wenn man die Schneide eines Lineals nahe 
an die Sehachse des Auges bringt, und nun abwechselnd die náheren 
und entfernteren Stellen derselben ansieht, wird man den Punct des 
deutlichen Sehens vor und riickwárts auf der Schneide hinfahren sehen. 
Wenn man €ine oder die andere dieser Uebungen vielfach angestellt 
hat, immer dabei aufmerkend auf die empfindbaren Bewegungen des 
Auges, so versuche man nun, dieselbe Thátigkeit ohne Gegenstand, z. 
B. vor dem reinen Himmel, fiir sich anzustellen. Ist es endlich gelungen, 
so hat man ein Organon mehr in der Kunst, subiective Gesichtspháno- 
mene zu beobachten. 

2. Hat man sich diese Fertigkeit erworben, so versuche man, ein 
Nahes wie ein Entferntes, ein Entferntes wie ein Nahes anzuschauen. 
Im ersten Falle muss man den Punct des deutlichen Sehens iiber den 
Gegenstand hinausriůicken, wie wenn man durch denselben durchsehen 
wollte; im zweiten Falle muss man ihn gleichsam seinem fernen Stand- 
puncte entreissen, und nahe vors Auge in die freie Luft hinsetzen. In 
beiden Fallen erweitert sich sein Bild und sein Umriss wird unbe- 
stimmter. 

im Edinbouroh Philosophical Journal II. 1820. p. 59. erzáhlt John 
Gillies in einem Briefe an Dr. Brewster einen ihn selbst betrot- 
fenen Zustand, der in einzelnen Fállen kam und wieder verschwand, 
und den ich als eine pathologische Form unseres eben dargestellten 
kůnstlichen Nahesehens des Fernen betrachte. Wenn er in Gesellschaft 
sass, oder auf irgend eine Weise bescháftigt war, wobei eine anhal- 
tende und genaue Aufmerksamkeit nicht von nothen war, schienen die 
Gegenstánde innerhalb seines Gesichtskreises zuriickzuweichen und ver- 
háltnissmássig kleiner zu werden. Dieser Zustand nahm jedesmal all- 
máhlich bis zu einem gewissen Maximum zu, und kehrte eben so all- 
máhlich zum natirlichen Sehen wieder zuriůck. Die Dauer war von 
einigen Minuten bis zu 7 oder 8 Stunden. Im hochsten Grade schienen 
die Gegenstáníle 6—8 Mal entfernt zu seyn. Ueberdiess war die Deut- 
lichkeit des Sehens mit Abschlag der scheinbaren Entfernung nicht ver- 
mindert. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


Diese Afiection betraf beide Augen, auch zeigte sich bei ihrer 
áusseren Untersuchung keine sichtbare Veránderung an denselben. Gil- 
lies war in dem Falle, in welchem derienige sich befindet, der plótzlich 
und ohne vorhergegangene Gewóhnung eines convexen Glases sich be- 
dient, wo ihm sodann die verkleinerten Gegenstánde auch entfernter 
erscheinen, bis sich allmáhlich das Auge in das Ausmessen des Raumes 
findet, und so der Widerspruch zwischen Erscheinung und Realitát aus- 
geglichen wird. Insbesondere aber glaube ich, dass sein Auge in einem 
krampihaften Zustande des Nahesehens (wo es convexer und verklei- 
nernd wird) auch bei entfernten Objecten begrifien war, so wie man 
solches auf oben angefiihrte Art kůnstlich hervorbringen kann. 

3. Das in den vorhergehenden Nummern erwáhnte kiinstliche Nahe- 
und Fernesehen findet seine náchste Anwendung zur Auffindung des 
Brennpuncts eines convexen Glases, ohne sich der gewóhnlichen objec- 
tiven Methode zu bedienen, durch den blossen einfachen Blick. Man 
nehme einen Massstab mit Zollen und Linien bezeichnet, und lege ihn 
auf das untere Augenlied; an diesem bewege man ein convexes Glas in 
der Achse des Auges vor und růickwárts, bis die im Hintergrunde lie- 
gende Landschaft ohne Anstrengung des Auges mit der gróssten Prá- 
cision und verkehrt erscheint. Nun riickée man zwischen dem Auge und 
dem Glase die Spitze einer Feder, oder sonst was dergleichen, langsam 
vor und rickwárts, ohne jedoch aufzuhóren, die Gegenstánde der Land- 
schaft oder iiberhaupt das entfernte Object in seiner Klarheit anzusehen; 
man wird auf diese Weise in der Achsenlinie einen Punct finden, wo 
das Bild im Glase und die Spitze vor demselben mit gleicher Deutlich- 
keit, mit gleicher Anstrengung gesehen werden: dieser Punct ist der 
Brennpunct des Glases. Man befestige Glas und Spitze in den gefun- 
denen Standorten an den Massstab, bringe diesen vom Auge, únd be- 
festige nun an der Stelle der Spitze ein weisses Kartenblatt, so wird 
sich auf diesem die Landschaft oder das Fenster mit der gróssten 
Deutlichkeit abbilden, zum Beweise, dass hier die Stelle des Brennpunctes 
ist. Das Auge sieht also die Landschaft vor dem Glase im freien Luft- 
raume, was sich nach den Gesetzen der Optik von selbst versteht. Das- 
selbe Phánomen ist das allgemeiner bekannte vor dem Hohlspiegel, wo 
uns die vorwárts bewegte Hand aus demselben frei entgegentritt. Auch 
in einem Hohlspiegel prásentirt sich die Landschaft verkehrt, und das 
Auge sieht sie nur dann deutlich, wenn es auf den in seiner Sehweite 
fallenden Brennpunct hinblickt, der iibrigens nach derselben Methode 
ermittelt wird. 

Auch beim Durchsehen durch convexe oder concave Gláser ist 
das Auge, was seine Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens betrifit, 
nicht bloss passiv, sondern es ist beim Durchsehen durch das convexe 

ge 


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J. PURKYNĚ: 


zum Fernesehen eingerichtet, beim Durchsehen durch das concave zum 
Nahesehen. Daher fiihlt man sich, Wenn man ungewohnt eine oder meh- 
rere Stunden concave Brillen gebraucht hat, ungewóhnlich kurzsichtig; 
hat man hingegen mit convexen Brillen mehrere Stunden gelesen, so 
fiihlt man das Auge beim Fernesehen erleichtert. Daher machen jene 
bei lángerem Gebrauche immer kurzsichtiger, diese immer fernsich- 
tiger. Ich habe, um meine Kurzsichtigkeit in etwas zu heilen, mich der 
convexen Brillen bei allem Lesen und Schreiben einen Monat hindurch 
bedient; ich fiihlte wohl, dass sie mein Auge stárkten, eine Abnahme 
der Kurzsichtigkeit habe ich jedoch nicht bemerkt. Ich zweifle nicht, 
dass wenn es irgend ein Mittel gibt, die Kursichtigkeit radical zu heilen, 


p es dieses hinreichend lange Zeit angewendet seyn miisse, weil das Auge 


dann immer zum Fernesehen angestrengt wird.*) 

4. Schon als Knabe bemerkte ich bei einer meiner damaligen Lieb- 
lingsbescháftigungen, dem Steinschleifen, dass, wenn ich in dem Glanze 
der reinpolirten Fláche den einige Schritte entfernten Fensterrahmen 
betrachtete, dieser bei gewissen Entfernungen sich ausbreitete, matter 
wurde und endlich in die feinsten parallelen Linien sich verwandelte. 

Spáter bemerkte ich diese Erscheinung allenthalben, wo auf glatten 
reflectirenden Fláchen, besonders wenn sie etwas weniges hohl oder 
erhaben und cylindrisch waren, die Ránder des Bildes in diejenigen 
Lage zum Auge kamen, dass sie sich allmáhlich verbreiteten und un- 
scheinbar wurden: so an hohlgeschlifienen Scalpellen, an Medicin- 
iláschchen, an iiber eine Fláche ergossenen Wassertropfen u. s. w., auch 
beim Durchsehen durch ungleich brechende durchsichtige Gegenstánde, 
wo sich das dahinter liegende Lichtbild verbreitet, indem seine Strahlen 
ins Innere des Auges so fallen, wie wenn ihr Ausgangspunct ausserhalb 
der Distanz des deutlichen Sehens befindlich wáre. Dass diese Linien 
nicht von der Beschafienheit der Oberiláche abhángen, davon habe ich 
mich unzáhlige Male iiberzeugt, indem, wenn auch kleine Furchen, wie 
z. B. an hohlgeschliffenen Messern, sich vorfinden, diese auf jene Linien 
keinen Einfluss haben, und diese auch an Fláchen von Fliissigkeiten er- 
scheinen. Auch keine optische Erklárung wollte mir vollkommen ge- 
niigen, obgleich eine von den wesentlichen Bedingungen der Erscheinung 
die ist, dass die Strahlen des Bildrandes ihren vollkommenen Focus 
nicht auf der Retina bilden diirfen, und dass man die Geschicklichkeit 
besitzen muss, die Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens gerade in 
demienigen Momente fest zu erhalten, Wo jene Streifen erscheinen. Al|- 
máhlich iiberzeuste ich mich immer mehr, dass das Phánomen gróssten- 
theils von subiectiven Bedingungen abhánge, indem ich in jenen Ouer- 


*) Vergl. Gilberťs Annalen, XXVI. p. 365. Baldwin's Cur der Fernsichtigkeit. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


strichen Andeutungen der Aderfigur zu entdecken glaubte, deren Aestchen, 
in so fern ihre Richtung mit der der Ouerstriche correspondirte, licht auf 
grauem Grunde zum Vorscheine kamen.*) Bis jetzt begniige ich mich, 
auf diese Erscheinung, in sofern sie in diesen Abschnitt gehórt, hinge- 
deutet zu haben. Wollte man sie zu einem Versuche erheben, so wůrde 
ich rathen, Stangen von reinem Glase von "'/ bis 1'/, Zoll Durchmesser 
zu wáhlen, und an denselben das Fensterkreuz zu beobachten, bis der 
Ouerrahmen den senkrechten unter einem spitzen Winkel schief durch- 
schneidet, sich ausbreitet und tribe wird, wo er sich sodann, wenn 
man die gehórige Entfernung vom Auge gliicklich getroffen hat, seiner 
Lánge nach in sehr feine, nicht ganz regelmássige Ouerstreiíchen auf- 
lóset, in denen mitunter eine etwas von der Richtung abweichende 
breitere Linie zu sehen ist, die ich auf die Aderfigur beziehe. 

Ist der Fensterrahmen breit, so erscheinen nur seine Ránder ver- 
wandelt, nur wenn er enge ist, lóst er sich solchergestalt ganz auf. 
Auch kann man bei dieser Reflexion, besonders wenn man ein blankes, 
hohlgeschliffenes Messer zum Versuche wáhlt, an den Rándern die gelbe 
und blaue Farbe erscheinen sehen. Die Erklárung wird sich wohl darauf 
reduciren, dass der Brennpunct der Brechung oder der Reflexion, aus 
dessen Stelle wir in der vorhergehenden Nummer das Luftbild her- 
kommen sahen, in eine solche Náhe des Auges komme, als sonst das 
Lóchlein des Kartenblattes, wodurch man die Mouches volantes beob- 
achten will. 

Aehnliche Ouerlinien erblickt man auf weissem Kartenpapiere, 
wenn man einen breiten, scharí begránzten Strich' mit Tusche macht, 
und diesen nahe iiber die Entfernung des deutlichen Sehens bringt. 
Fernsichtigen wird der Versuch kaum gelingen, weil bei ihnen der 
Strich, er miisste denn sehr breit und gross gemacht werden, durch die 
nothige Entfernung zu sehr verkleinert werden wiůirde. 

5. Da ich von Natur kurzsichtig bin, so will ich diese Gelegenheit 
benutzen, einiges iiber die Erscheinungen zu sagen, die nur denen wahr- 
nehmbar seyn mógen, welche ein kurzes Gesicht haben. 

Jurine's Erklárungen“*) iiber die Ausbreitung des Bildes auf der 
Retina, wenn der Gegenstand zu nahe oder zu entfernt ist, um deutlich 
gesehen zu werden, sind wissenschaftlich begriindet, und haben ihre 
vollkommene Giiltigkeit fiir einfach brechende Mittel. Ich fand jedoch 
schon bei meinen ersten Versuchen ber das Sehen ausserhalb der ge- 
wóohnlichen Distanz der Deutlichkeit, dass zwar bei allmáhlicher bis zur 


*) Vergl, Farbenlehre Bd. I. $. 426. 
**) Abhandlung vom deutlichen und undeutlichen Sehen in Smiths Lehrbuch 
der Optik, iibersetzt von Kastner, p. 491. 


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J. PURKYNĚ: 


gróssten Náherung das Bild gleichmássig sich ausbreitet, an den Ecken 
abrundet nnd wie es nach dioptrischen Gesetzen von selbst folgt; 
dass hingegen, wenn man den Gegenstand von Linie zu Linie iiber die 
Distanz des deutlichen Sehens hinausrůckt, die Bilder, wenn ihr Umfang 
nicht zu gross ist, sich nach gewissen Richtungen verdoppeln, ja ver- 
dreifachen und vervielfáltigen. Schon der Halbmond erschien mir am 
Himmel von jeher beiláufig in fiinf einzelne Bilder zertheilt, davon jedes 
zwar matter, iedoch dort, wo es gegen den Himmelsraum hervorragte, 
vollkommen abgegránzt (nicht zerfliessend) war, und deren innere Enden, 
sich wechselseitig deckend, ein helleres unregelmássiges Centrum bil- 
deten. Eben dasselbe erfuhr ich an Kerzenilammen in einer Entfernung 
von 20 bis 30 Fuss. Riickte ich weiter bis 100 Fuss und dariiber, so 
zeriloss ihr Bild allmáhlich in einen runden Lichtileck, dessen Inneres 
mit verschiedenen hellen und dunkeln Tiipíchen und Linien bedeckt war 
(die sich iibrigens auf Ungleichheit der Brechung in den Medien des 
Auges beziehen, und wovon anderswo ein Mehreres). Man mache auf 
schwarzem Papiere eine weisse Kreislinie von einer Linie Durchmesser, 
und bewege diese allmáhlich bis ganz nahe vors Auge. Sie wird sich 
nach allen Dimensionen verbreiten, das schwarze Innere bedeckend, bis 
davon nur ein kleiner Punct mit gelbem Rande zu sehen ist; auch 
dieser verschwindet, es zeist sich nur noch ein gelblicher Fleck, und 
endlich ein weisser Mittelpunct bis zur grosstmoglichen Náherung. 

Diese Reihenfolge der Erscheinungen entspricht ganz derienigen, 
die sich bei einer Glaslinse nach optischen Gesetzen erwarten lásst, so 
wie Jurine demonstrirt und auís Auge angewendet hat. Nicht so ver- 
hált sich die Sache, wenn wir den Kreis iiber die Distanz des deutlichen 
Sehens vom Auge entfernen. Hier erweitert sich das Bild nicht in sich 
selber und von den einzelnen Puncten seines Inhalts aus, ohne seine 
Einheit zu verlieren, sondern es tritt auseinander, und vervielfáltigt sich 
als solches mit seiner urspriůnglichen Beschránkung; dabei vertheilt sich 
die im Urbilde concentrirte Lichtmasse gleichsam auf die iibrigen, und 
wird um so viel matter. Ich habe Fig. 43 diese Folge der Erscheinungen 
abgebildet, um den Vernsichtigen und denen, die sonst keinen Reiz 
fihlen, den Versuch nachzumachen, entgegen zu kommen. 

Ich zweifle nicht, dass andere Kurzsichtige die Brechungen und Ver- 
vielfáltigungen bei sich anders erfahren werden, worauf es iibrigens als 
Zufálligkeiten weniger ankómmt, wenn nur der Hauptsatz besteht, dass 
sich das Bild bei Wegriickung aus der Distanz des deutlichen Sehens 
und Entiernung vom Auge anders verhalte, als bei dessen Náherung, 
und zwar dass es sich vervielfáltige, statt sich einfach auszubreiten. 

Bei einer einfachen Linie, weiss auf schwarz, zeigen sich diese 
Phánomene bei mir sehr verschieden, je nach ihren verschiedenen Rich- 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


tungen. Am deutlichsten scheidet sie sich in der waagerechten, dann 
noch in mehreren andern bestimmten Richtungen; in andern Zwischen- 
richtungen hingegen vermischen und verwirren sich die einzelnen Bilder 
mehr, als bei den iúbrigen, in einigen ziehen sie sich auf einen Raum 
zusammen, in andern breiten sie sich mehr aus. Bei diesen Versuchen 
kómmt die oben erwáhnte Fertigkeit im freien Ferne- und Nahesehen 
sehr zu Statten, indem man die in der gewohnten Distanz entfernte 
Linie so ansieht, wie wenn sie ganz nahe dem Auge geriickt wáre, wo- 
durch es unnothig wird, sie zu weit vom Auge zu entfernen, und da- 
durch ihre Lichtwirkung zu schwáchen. Wenn man sie dann vor dem 
Auge um ihre Mitte herumdreht, so kann man sehr leicht diejenigen 
Richtungen beobachten, bei welchen die Verdoppelung und Verviel- 
fachung und das Auseinandertreten der Bilder am gróssten sind. Bei 
mir findet sich diese Vervielfachung am gróssten nahe an der waage- 
rechten Richtung, sowohl in €iner geringen Abweichung nach rechts 
als nach links. 

Ich unterscheide sechs solche auseinander tretende Linien, davon 
jedesmal eine heller, die andere matter ist, deren Trennungsraum noch 
eine Trůbung nachschleppt, und die sich wechselseitig iiber und gegen 
einander verschieben, so wie die Richtung der Linie verándert wird. 
Am meisten in einander verfliessend sind sie bei der senkrechten, am 
geschiedensten nahe an der waagerechten Richtung. Hierbei ist das 
merkwůrdig, dass bei allmáhlicher immer grósserer Entiernung der 
Linie vom Auge bei der waagerechten Richtung ein oberes Nebenbild 
sehr weit davon abtritt, indessen bei der senkrechten die Ausbreitung 
gleichfórmig geschieht. Es ist mir wahrscheinlich, dass diese Brechungen 
in der Hornhaut ihren Sitz haben, weil schon eine gróssere Thránen- 
schicht, ein leiser Druck durch das obere Augenlied auf dieselbe eine 
Abánderung darin verursacht, weil ein lánger anhaltender Druck auí 
die Cornea, wie ich schon anderswo bemerkt habe, eine Doppelbrechung 
hervorbringt, und weil diese Verdoppelung und Vervieliachung durch 
einen in einer der Divergenz unter 90“ entgegengesetzten Richtung an- 
gebrachten Druck eingeschránkt, ja vóllig aufgehoben werden kann. 

Am meisten problematisch war mir bei diesen Erscheinungen der 
Umstand, dass in denselben Medien des Auges zugleich Vervielfáltigung 
und einfache Brechung, je nach der Distanz des Gegenstandes, bei der- 
selben bleibenden Spannung und Disposition des Auges Statt finden 
kónnen. Hátten die Medien des Auges ein fixes Brechungsvermogen, 
wie das des Doppelspaths und anderer Krystalle, so miisste dieses bei 
allen Entfernungen concentrirte oder zerstreute mehrfache Bilder auí 
der Retina darstellen; da dieses aber nicht der Fall ist, so muss jene 
Vervielfáltigung einen andern Grund haben. Důrfte man sich die Horn- 


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J. PURKYNĚ: 


haut nicht ganz vollkommen convex denken, sondern mit mehrern 
kleinen, rund in einander iibergehenden Fláchen besetzt, so wáren alle 
Schwierigkeiten beseitigt. Ein nicht zu grosser Gegenstand wirde sich 
(so wie durch ein facettirtes Glas gesehen) in angemessener Entiernung 
vervielfáltigen; wáren die Winkel der Facetten gegen einander be- 
weglich, so kónnten sie gegen den Gegenstand so gestellt werden, dass 
sich die vervielfachten Bilder wieder vereinigten. Dass -dieser Fall bei 
der Hornhaut eintrete, davon kann man sich schon dadurch iiberzeugen, 
dass, wenn sie nur mit einer Schicht Thránen oder einer schleimigen 
Flissigkeit bedeckt, oder durch einen Seitendruck, oder noch mehr 
durch kleine Narben ungleichfórmig geworden ist, dieses sogleich auf 
die Verzerrung und Vervielfáltigung kleiner Gesichtsbilder Einfluss hat. 
Dass die Thátigkeit des Nahe- und Fernesehens diese Erscheinungen 
modificirt, liesse sich aus dem convexer und planer Werden der Horn- 
haut erkláren, so wie umgekehrt daraus auf die Veránderungen der 
Hornhaut zurickschliessen. Dass gerade die Kurzsichtigen diese Mehr- 
sichtigkeit mehr trifít, als die Fernsichtigen, wirde aus der bedeuten- 
deren Convexitát der Hornhaut folgen, an der die Differenzen einzelner 
móglicher Fláchen gegen einander grósser als an der planeren seyn, 
also auch die aufgefangenen Bilder der Gegenstánde mehr zerstreuen 
můssten. 

Dass bei der gróssten Náherung keine Vervielíáltigung, sondern 
eine blosse Verbreitung des Lichtbildes Statt finde, kónnte aus der Rea- 
litát der Convexitát der Hornhaut zur Entfernung des Gegenstandes 
erklárt werden, indem diese dann verháltnissmássig um so flácher 
scheint, je náher der Gegenstand an dieselbe geriickt wird. 

Noch eine andere Analogie kónnte man zur Erláuterung der Ver- 
vielfachung des Bildes wáhlen. Man nehme ein Kartenblatt, und steche 
sechs oder sonst eine beliebige Anzahl von Lóchlein in Entfernungen 
von halben Linien in dasselbe. Nun halte man es nahe ans Auge, und 
betrachte durch dasselbe eine Nadel. Diese wird in der Entfernung, wo 
sonst das Auge am deutlichsten sieht, einfach erscheinen, in noch grós- 
serer Entfernung beginnt sie nach der Zahl der gemachten Lócher sich 
zu vervielfíachen; dasselbe geschieht bei allmáhlicher Náherung bis nahe 
ans Auge, nur mit dem Unterschiede, dass dort die durch die Entfernung 
kleiner werdenden Bilder endlich auseinander treten, bei der Náherung 
hingegen grósser werden und verbunden bleiben, also im Ganzen eine 
unbestimmtere Erscheinung gewáhren. Im Allgemeinen zeigen sich hier 
dieselben Erscheinungen, wie im Vorhergehenden; es frágt sich nur, in 
wiefern die Hornhaut als ein Sieb vorzustellen wáre. Sobald man an- 
nimmt, dass die Cornea in einem gegebenen Auge nicht an allen Stellen 
gleiches Brechungsvermogen habe (Theils bedingt durch Unregelmássig- 


136 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. 


keiten ihrer Form, Theils durch Ungleichheit der Structůur und Cohásion 
der einzelnen Theilchen), so kónnen alle diejenigen Stellen, die das 
Licht divergent machen oder lange vor der Netzhaut sammeln, als dun- 
kele angesehen werden, die neben ihnen liegenden, den Strahl nicht ab- 
leitenden Stellen hingegen als durchsichtige, die allesammt durch die 
Linse bei bestimmter Conformation derselben in einen Focus auf der 
Relina gesammelt werden kónnen. Die Ausfiihrung der Analogie wáre 
úberiliissig.*) 

6. Um mit einem Male die eigene individuelle Disposition des Auges 
zur Vervielfáltigung und Doppelbrechung nach gewissen Richtungen in 
ihrer Besonderheit sich bekannt zu machen, muss man das, was oben an 
einer Linie und ihren verschiedenen Richtungen in der Succession be- 
obachtet worden, in seiner Coexistenz vor das Auge bringen. Man 
zeichne sich daher eine Reihe nahe an einander liegender (*/,—'/; Linie) 
concentrischer Kreise, so nett als móglich ausgefiihrt. Ich habe der- 
gleichen zur Beguemlichkeit Fig. 44. beigefiigt. Werden diese aus der 
Distanz des deutlichen Sehens hinausgeriickt, so erscheinen nach den 
Richtungen hin, wo die vervielfáltigten Bilder der Linien etwas reiner 
sich trennen, Bánder von deutlich unterscheidbaren parallelen Linien, 
dort hingegen, wo sich die vervielfáltigten Linien iibereinander schieben 
und verwirren, wolkichte Streifen und Zackennáhte, die alle vom Mittel- 
puncte nach der Peripherie gehen, und deren Zahl, Breite, Richtung bei 
verschiedenen Individuen verschieden, bei einem und demselben constant 
seyn mag. 

Driickt man an irgend eine Seite der Cornea, so bildet sich ein 
solcher Streifen, unter einem rechten Winkel zur Beriihrungsstelle, deut- 
licher aus. Hierbei ist zu bemerken, dass durch einen und denselben 
Druck das Auge theilweise fern- und nahesichtig gemacht wird, indem 
bei iibermássiger Náherung der concentrischen Kreise, indessen Druck 
und Fernsicht des Auges unverándert bleiben, die Richtung des Band- 
streifens um 90“ wechselt. Dasselbe kann man sehr deutlich an einer 
Figur von 16 und melr Radien***) zur Anschauung bringen. Wenn ich 
die Figur iiber die Gránze des deutlichen Sehens einige Linien entfernt 
halte, und einen leisen Druck an den oberen Theil der Cornea anbringe, 
so erscheinen die Radien in der Richtung des Drucks deutlich, indessen 
die iibrigen wegen der Entfernung undeutlich gesehen werden. Náhere 
ich nun, in die Ferne sehend, mit Beibehaltung des Druckes die Figur 
dem Auge, so kómmt eine Stelle, wo sie bis auf diejenigen Radien 


*) Vergl. Priestley's Geschichte der Optik, iibersetzt von Kliigel p. 487. 
Jurine, a. s. O. p. 506. 
**) La Hire, Accidens de la vue p. I. No. XX. LXIII. 
***) Siehe Fig. 45. 


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J. PURKYNĚ: 


deutlich gesehen wird, deren Deutlichkeit in grósserer Entfernung vom 
Drucke abhing; bei noch grósserer Náherung werden sie wieder tribe, 
bis auf einige Radien, die von den erstern unter einem rechten Winkel 
abstehen, und wieder klárer gesehen werden. Diese Versuche geben 
mir wieder wenigstens eine Analogie an die Hand, die in meinen ersten 
Beitrágen*) erwáhnten triiben Streifen beim Anschauen paralleler Linien 
zu erkláren. Wenn diese Streifen innerhalb des Raumes des deutlichen 
Sehens in der Richtung der Sehachse vor und rickwárts bewegt werden, 
so kann die Thátigkeit, womit das Auge zum Nahe- und Fernesehen 
sich einrichtet, hinter jener Bewegung zurickbleiben, oder ihr voreilen, 
wodurch den Streifen Anwandlungen grósserer Deutlichkeit oder Triůb- 
heit stellenweise mitgetheilt werden, die dann in ihrer Verbreitung iiber 
ganze Strecken der Parallellinien als Nebelstreifen erscheinen. 

7. Ein leiser Druck auf die Cornea, oder noch besser ein gelindes 
Zerren des áussern Augenwinkels gegen die Schláfen hin**) kann durch 
partielle Abplattung derseiben eine kiinstliche Fernsichtigkeit hervor- 
bringen, wobei allerdings die Umrisse der Gegenstánde nach dieser oder 
jener Seite verzerrt erscheinen. Ich kenne Personen, die sich dieser 
Mittel habituell bedienen. Jedesmal wird dabei das Auge auf eine kleine 
Weile fiir die Nahesicht getriibt. Ich las in einem Biichlein***) von einem 
Anonymus ein Mittel, die Kurzsichtigkeit zu Curiren, welches darin be- 
stand, dass man ein Sáckchen mit Feilspáhnen jede Nacht iiber das 
Auge binde. Der Autor erklárt die Wirkung des Mittels von einer ma- 
gnetischen Einwirkung. Ich dachte dabei sogleich auf den mechanischen 
Druck, wodurch die Cornea etwas abgeplattet werden důrfte, und machte 
den Versuch. Ich fiillte ein Sáckchen von Leder mit feinen Feilspáhnen, 
im Gewichte von einem halben Pfunde, und band es iiber Nacht ibers 
Auge. Als ich den andern Tag frih bei Tageslichte zu lesen versuchte, 
fand ich eine Triibheit an den einzelnen Buchstaben, die ich bald als 
Vervielfachung erkannte; hingegen sah ich ziemlich deutlich die aus- 
nummer guer iiber die Gasse, davon ich sonst kaum eine Spur unter- 
schied, nur waren neben, unter und dariůber hin schwache Nebenbilder 
zu sehen, die zum Theil in das Hauptbild eingriiien und es bedeckten. 
In einer Entfernung von 40 bis 50 Schritten konnte ich Personen fast 
so deutlich, wie mit dem Augenglase unterscheiden, nur war das Bild 
etwas matter, und in der Umgebung desselben mehrere noch mattere 
Nebenbilder. In gehóriger Entfernung traten diese ganz aus dem Grund- 
bilde heraus, daher erschien dieses mit reinen Umrissen; bei alimáh- 


+) Beitráge etc. p. 112, resp. 36. 
**) Della Hire, Accidens de la vue. No. XXXII. 
***) Heilkraít gewisser Bewegungen des Kórpers zur Vertreibung hartnáckiger Hy- 
pochondrie, Gicht und einiger andern Krankheiten. Leipzig. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PIHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


licher Náherung traten sie in dieses zum Theil zurick, und afficirten 
dadurch seine Begránzung. Diese Disposition des Auges dauerte, so 
lange ich den Versuch fortsetzte, einige Stunden Vormittags, da ich aber 
das Gewicht vielleicht zu schnell steigerte, so entziindete sich das Auge 
etwas, und ich musste davon abbrechen. Vielleicht wiirde ein anhal- 
tender Gebrauch dieses Mittels fiir die Heilung oder wenigstens fiir die 
Verminderung der Kurzsichtigkeit von gutem Erfolge seyn, und es wáre 
zu wiinschen, dass damit neue Versuche gemacht wiůrden. Gewiss ist 
die uns iibrigens so zugáneliche Cornea eins der Hauptorgane des Ferne- 
und Nahesehens.*) 

8. Wahrscheinlich haben mehrere kurzsichtige Augen folgende Ei- 
genschaft mit den meinigen gemein. Wenn ich einen entfernten Fleck 
an der Mauer, oder einen Stern bei einbrechender Nacht mit directem 
Sehen wahrzunehmen nicht vermag, so erscheint er sogleich, wenn ich 
das Auge nach irgend einer Seite wende, wo er nun durch indirectes 
Sehen aufgefasst wird. Wenn ich annehme, dass die Convexitát der 
Cornea (wie diess schon das von ihrer Oberiláche reflectirte Flammen- 
bild, das gegen ihre Peripherie hin breiter erscheint, wahrscheinlich 
macht) einen veránderlichen Radius besitze, so dass sie ringsherum in 
der Náhe der Einfigung in die Sclerotica von der geringern Convexitát 
derselben participire, und sich ihr als der hárteren anfiige, so ist es 
klar, dass die von der Seite einfallenden Strahlen ihren Focus entfernter 
werfen, und daher von entferntern Gegenstánden noch auf der Refina 
gesammelt werden, wo sie, von der vordersten Partie der Cornea auf- 
gefangen, schon vor der Netzhaut in einen Brennpunct zusammengehen, 
und auf diese nur in ihrer Zerstreuung gelangen, die so gross seyn kann, 
dass der umgebende lichte oder dunkle Grund das Bild des Gegenstandes 
vollkommen verschlingt und unsichtbar macht. 

9. Wenn man einen Gegenstand (am besten Gedrucktes) in der 
Sehachse in der Distanz des deutlichen Sehens dem Auge immerfort 
náhert, ohne die Deutlichkeit aufzugeben, bis das angestrengte Nahe- 


*) Erst nachdem diese Schrift zum Drucke fertig war, kamen mir die interes- 
santen heautognostischen Beobachtungen des Leucopathen Sachs (Neue Materialien 
fir die Staatsarzneikunde, Wundarzneikunde und practische Heilkunde von J. H. G. 
Sehlegel, II. Band. Meiningen 1824) unter die Hánde. Die dort erzáhlten Facta iiber 
die Sáume an den Gránzen zwischen Licht und Schatten (p. 103 et sa.), das Ineinander- 
fliessen von Vierecken und Lettern, das friihere Verschwinden senkrechter als waage- 
rechter Linien (p. 122), der Ausspruch iiber seine paradoxe Myopie, die convexer Gláser 
benóthigt ist (p. 133), lassen sich nach unserer Ansicht alle aus einer ungleichen Kriim- 
mung der Hornhaut erkláren, die durch das lebenslángliche Blinzeln veranlasst wurde. 
Man kónnte ein solches Auge und diesen Augenfehler als Nebensatz das Conophthalmos, 
Gomphophthalmos (Keilauge) nennen. Ich empfehle dieses den Ophtalmologen zur Be- 
herzigung. 


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J. PURKYNĚ: 


sehen schmerzhaft wird, so wird man bemerken, dass die Buchstaben 
allmáhlich kleiner werden; so wie man aber die Schrift vom Auge auf 
die mittlere Distanz des deutlichen Sehens entfernt, werden die Buch- 
staben sich vergrossern, und dariůber hinaus bei noch grósserer Ent- 
fernung sich perspectivisch wieder verkleinern. Die erstere Verkleinerung 
findet nur bei der gróssten Anstrengung des Auges zum Nahesehen 
Statt; starrt das Auge schlafí in die Ferne bei Náherung des Gegen- 
standes, so wird man nur dieienige Verbreitung und Vergrosserung des 
Bildes bemerken, die die Zerstreuung des Lichtes und die Náherung 
mit sich bringt. 

Die Fernsichtigen werden diese Erscheinung auffallender bemerken 
als die Nahesichtigen. Zwar scheint sie sehr paradox, doch kann sich 
von ihrer Wahrheit jeder leicht iberzeugen. Ich erkláre sie auf folgende 
Art. Wenn die Cornea oder die Linse durch die Anstrengung des Nahe- 
sehens convexer gemacht wird, so miissen auch die in kiirzere Brenn- 
weite geworfenen Bilder kleiner werden, und so wiůrde diese Erscheinung 
im Gegentheile auf das reale convexer Werden des einen oder andern 
Gebildes schliessen lassen. 

10. Als ich den bekannten Versuch *) der Umkehrung der Steck- 
nadel von einer nahe am Auge gehaltenen kleinen Oefinung eines Karten- 
blattes in einem weiteren Umfange, als gewóhnlich geschieht, wieder- 
holte, fand ich Folgendes. 

a. Ich hielt die Stecknadel einige Linien, die Oefinung des Karten- 
blattes einige Zolle vom Auge: der Stecknadelkopí sammt einem Theile 
des Stieles erschienen verkehrt, scheinbar ausserhalb der Oefinung, und 
im Hintergrunde die entfernten Gegenstánde. Náherte ich die Steck- 
nadel der Oefinung, so vergrósserte sie sich, náherte ich sie dem Auge, 
wurde sie kleiner; hielt ich sie unverriůickt vom Auge, und entfernte 
allmáhlich die Oefinung bis auf den Anfang der Distanz des deutlichen 
Sehens (was bei mir ohne Anstrengung des Auges zum Nahesehen schon 
in der Entfernung von fiinf Zollen beginnt), so wurde die Stecknadel 
kleiner, verschwand endlich ganz, und war in der ganzen Strecke der 
Sehachse, innerhalb welcher mein Auge deutlich sieht, unsichtbar. Ueber 
diese Strecke hinaus (bei 9 Zollen), wo sie die Lichtoffinung wegen 
Kurzsichtigkeit des Auges wieder zu verbreiten anfing, erschien das. 
Bild der Stecknadel wieder, aber nicht mehr verkehrt, sondern erst 


152 klein, dann immer grósser werdend; hierbei war, wie sich erwarten 


liess, von der hinterliegenden Landschaíft nichts mehr zu sehen. 
b. Dieselben Erscheinungen boten sich nur in einem kleinern Um- 
fange dar, wenn ich die Oefinung auf dritthalb Zoll entfernt hielt, und 


*) S. Gehler's physikalisches Wórterbuch, Art. Gesichtbetriigerei. B. II. p. 473. 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


nun abwechselnd mein Auge zum grósstmoglichen Nahe- und Fernesehen 
anstrengte, ohne das Blatt oder die Stecknadel zu verricken. 

Sowohl die Nichtumkehrung des Stecknadelkopís bei Entfíernung 
der Oefinung iiber die Sehweite, als die Abhángigkeit der Erscheinung 
von der Conformation des Auges machten mich gegen die gewohnliche 
Erklárung, die von der Kreuzung der Lichtstrahlen innerhalb der Oefi- 
nung hergenommen wird, misstrauisch. 

Im ersten Falle, bei iibermássiger Entiernung darí auf die Strahlen 
ausserhalb der Oefinung keine Růcksicht genommen werden, sondern 
man muss sie als unmittelbar von der Oefinung ausgehend annehmen, 
um den aufrechten Stand der Stecknadel zu erkláren. Warum sollte 
also diese Annahme nicht auch in jeder andern Entfernung, wenigstens 
zum Theile gůltig seyn? — 

Im zweiten Falle, wo die Erscheinung von den Modificationen des 
Auges abhángig ist, wird man von den obijectiven, ausserhalb dem Or- 
ganismus liegenden Bedingungen ins Innere des Organs hingeleitet, wo 
sich uns die Sammlung und Zerstreuung der Strahlen vor, an und hinter 
der Retfina als einziger móglicher Erklárungsgrund darbietet. 

c. Ich wurde daher veranlasst, zu versuchen, ob nicht jedes leuch- 
tende Bildchen in der erforderlichen Náhe oder Entfernung dieselben 
Erscheinungen darbieten wiirde, wie die Oefinung des Kartenblatts. 

Ich bediente mich sogleich zu diesem Versuche eines ganz blanken 
Stecknadelkopís, den ich auf einen Zoll vors Auge brachte, und dessen 
Lichtbild als eine mattleuchtende Scheibe sich darstellte. Zwischen diesen 
und das Auge riickte ich nun wieder einen andern Stecknadelkopí, der 
sich nun, wie ich eben erwartete, so wie zuvor vor der Oefinung im 
Kartenblatte verkehrt prásentirte. Bei der Entfernung des Lichtbildes 
bis in den Punct des deutlichen Sehens verkleinerte sich eben so wie 
zuvor das verkehrte Bild des Stecknadelkopis, verschwand, wáhrend 
sich das Lichtbild in der Distanz des deutlichen Sehens beweste, und 
als es iiber diese sich wieder verbreitete, kam wieder das Schattenbild 
der Stecknadel, Anfangs klein, dann grósser, in nicht verkehrter Stellung 
zum Vorscheine. Gleiche Erscheinungen zeigten sich, wenn ich bei un- 
verricktem Glanzbilde (wie zuvor auf dritthalb Zolle Entfernung) das 
Auge wechselsweise zum Nahe- und Fernesehen einrichtete. 

d. Weil jedoch dort gekreuztes und gebogenes Licht, hier reflec- 
tirtes die Erscheinungen vermittelte, so glaubte ich den ganzen Umfang 
derselben nicht erschopít zu haben, bis sie sich nicht auch am directen 
Lichte auf gleiche Art dargestellt hátten. An einer entfernten, in der 
Finsterniss der Nacht sichtbaren Lichtilamme zeigte sich das Schatten- 
bild der Stecknadel sogleich in nicht verkehrter Lage, wie in den 
beiden vorigen Fállen. 


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Nun handelte sichs darům, ein so kleines directes Lichtchen zu be- 
kommen, dass es in die grósste Náhe ans Auge gebracht, ohne dieses 
zu afiiciren, auf eben die Weise wie die Oefinung im Kartenblatte be- 
handelt werden koónnte. Ich wáhlte hiezu einen diinn abgeschnittenen 
Streifen Schwammpapier. Dieses entziindet und bis auf einen Zoll vors 
Auge gebracht. zeigte den Stecknadelkopf eben so verkehrt wie das 
Licht durch die Oefinung, und wie das Glanzbild des blanken Metalls. 

Bei allmáhlicher Entfernung des Lichtes wurde er unsichtbar, und 
zeigte sich endlich wieder in aufrechter Stellung. Dieselbe Reihe der 
Erscheinungen zeigte sich bei feststehenden Lichtchen, wenn das Auge 
vor und hinter dasselbe zum Nahe- und Fernesehen sich anstrengte. 

e. Nun glaubte ich hinreichende empirische Data zu besitzen, um 
an die Erklárung des Gegenstandes zu gehen. Bei directem Lichte findet 
sich keine Schwierigkeit. Man nehme den leuchtenden Kórper a Fig. 47. 
so klein als moglich an. Bei iibermássiger Náherung wird sein Focus 
hinter die Retina nach f geworfen. Auf der Retina selbst werden die 
Strahlen vor ihrer Vereinigung ein verbreitetes Bild erzeugen, davon 
einer der Durchmesser im Profildurchschnitte des Auges d ď sey. Wird 
nun ein undurchsichtiger Kórper e g zwischen den leuchtenden Punct 
und das Auge geriickt, so wird ein Biindel der Strahlen intercipirt und 
bildet in dem Zerstreuungsbilde auf der Relina einen Schatten d 7, und 
zwar auf derselben Seite wie ausserhalb des Auges, also fiir die Se- 
henden selbst an der entgegengesetzten, da, so wie das verkehrte Bild 
der Netzhaut aufrecht, das aufrechte verkehrt gesehen werden muss. 

Der leuchtende Punct miisste unter denselben Bedingungen fůr 
uns ebenfalls verkehrt erscheinen, wenn nur die Umkehrung desselben 
im Zerstreuungskreise úberhaupt wahrnehmbar wáre. 

Doch wo das Auge nicht sieht, kann noch der Verstand mit Hilfe 
einer geregelten Phantasie sehen. Riickt man den leuchtenden Punct 
vom Auge in die Distanz des deutlichen Sehens, so bildet sich sein 
Focus unmittelbar auf der Refina; der Zwischenkórper (e g) wird dann 
keinen Schatten werfen, er wird nur das Licht des Focus so viel matter 
machen, als gross die Menge der Radien ist, die er bei seinem Vor- 
růcken auffánst. Wird endlich der leuchtende Punct ausserhalb der 
Distanz des deutlichen Sehens geriickt, so bildet er seinen Focus vor 
der Retina, und auí diese selbst werden nach der Kreuzung divergirende 
Strahlen fallen, Fig. 48. In diesem Falle wird der Schatten d 4 binter 
dem Focus an der der Bedeckung des Zwischenkorpers entgegengesetzten 
Seite zum Vorscheine kommen, also ein verkehrtes Bild auí der Retina 
erzeugen, welches, durch das Sehen ins Objective projicirt, gerade wird. 

Wird bei unverriůcktem Lichtpuncte und Zwischenkorper das Auge 
so verándert, dass der Focus bald hinter, bald in und bald vor die Re- 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINN. II. 


tina geworfen wird, so gilt vollkommen das Vorige. Das Sonnenbildchen, 
von der Fláche des blanken Stecknadelkopís reflectirt, schickt nach Ge- 
setzen der Catoptrik die parallel empfangenen Sonnenstrahlen divergent 
aus, als wenn es der unmittelbare Ausgangspunct derselben wáre; es 
gilt also von ihrem weiteren Verháltnisse im Auge und ihrer theilweisen 
Bedeckung dasselbe, was von dem directen gesagt ist. 

Endlich habe ich in Riůcksicht des ersten Falles, wo die Licht- 
strahlen durch eine kleine Oefinung gehen, Folgendes zu bemerken. Wir 
sahen bei No 3. gegenwártigen Abschnittes, dass die im Focus sich 
kreuzenden Lichtstrahlen sich gegen die brechenden Medien des Auges 
gerade so verhalten, wie wenn der Brennpunct selbst der unmittelbare 
Ursprung der Strahlung wáre, warum sollte die an einer kleinen Oefi- 
nung Statt findende Kreuzungsstelle der Strahlen nicht ein gleiches Ver- 
háltniss darbieten? Diess wůrde seine volle Giiltigkeit haben, wenn die 
sich in der Oefinung kreuzenden Strahlen bloss einfach wáren: so aber 
miissen sie in Riicksicht der hinter der Oefinung liegenden entíernten 
Gegenstánde als Biindel von parallelen Strahlen angenommen werden, 
deren jedes seinen Focus vor der Retina bildet, davon aber die auí die 
Retina selbst fallenden Zerstreuungskreise wegen der Exilitát des Biindels 
so klein und begránzt sind, dass sie der Deutlichkeit keinen Eintrag 
thun. Diese Biindel wiirden hinter der Retina wieder einen gemeinschaít- 
lichen Focus bilden, worin nicht die entfernten Gegenstánde hinter der 
Oefinung, sondern die Oefinung selbst als ein Lichtkreis abgebildet 
wiůrde; auf die Refina selbst kommen einzeln divergirende Zerstreuungs- 
kreise zu liegen, die in ihrer Totalitát convergiren. Diesen scheinbaren 
Widerspruch wird Fig. 49 am besten durch die Anschauung selbst be- 
greiflich machen. Man sieht hier die Verháltnisse der Fig. 49 und der 
Fig. 50 in eins vereinigt. 

Das Schattenbild des Zwischenkorpers muss auch streng genommen, 
den einfachen Momenten der Erscheinung entsprechend, in den kleinen 
Zerstreuungskreisen ad, cd, ef in einer der des gróssern Sammlungs- 
kreises gh entgegengesetzten Richtung sich bewegen, kommt aber in 
diesen nicht zur deutlichen Sinnesanschauung, sondern erscheint nur 
als ein schwacher Vorschatten, der dem Hauptschatten vorherláuít. Man 
sieht aus allen den vorhergegangenen Versuchen, wo die Erscheinungen 
bei directem divergirendem Lichte, als auch bei reflectirtem, zerbro- 
chenem und gekreuztem dieselben bleiben, dass der Ausgang der Strahlen 
vor dem Durchschnittspuncte derselben keinen wesentlichen Umstand 
ausmacht, und dass jeder Punct des Lichtstrahles mit gleichem Rechte 
als Ende und als Anfang angenommen werden kann. 

f. Dass sich der Brennpunct eines convexen Glases eben so ver- 
halte, wie die Oefinung mit den sich kreuzenden Strahlen, liess sich mit 


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J. PURKYNĚ: 


Sicherheit erwarten. Ich wáhlte ein Objectivglas von 6 Zollen Brenn- 
punct. Entiernte ich mich von einer Lichtilamme auf 20 Fuss, und brachte 
das Glas in die Sehachse, so, dass der Brennpunct bis auf die Náhe 
eines Zolles vor dem Auge geworfen wurde, und bewegte nun in diesem 
Zwischenraume den Stecknadelkopí, so erschien der verkehrte Schatten 
desselben in dem vergrósserten Flammenbilde auf der Retina. Fiel der 
Brennpunct bei Náherung des Glases gerade auf die Stecknadel, so 
kehrte sich allmáhlich ihr Schattenbild um, sich um seine Achse drehend, 
bis es, sobald der Brennpunct náher am Auge als die Stecknadel war, 
in die entgegengesetzte Richtung iiberging, wie wenn die Stecknadel 
sonst beim Kartenblatte vor die Kreuzungsofinung gebracht wird. Wenn 
z. B. der Stiel der Stecknadel zwischen Auge und Brennpunct horizontal 
gehalten wurde, so dass ein horizontales Schattenbild desselben in der 
Lichtilamme zu sehen war, so richtete sich dieses beim Uebergehen des 
Brennpunctes auf die Stecknadel selbst rechts auf, ging in die schiefe, 
dann in die senkrechte Stellung iiber, legte sich bei fortgesetzter Ná- 
herung des Glases links nieder, und stand horizontal in entgegengesetzter 
Richtung, sobald der Brennpunct die Stecknadel passirt war, und zwischen 
sie und das Auge zu stehen kam. Wáre der Brennpunct wirklich ein 
Punct, so wůrde er unter den augefiihrten Verháltnissen von der Steck- 
nadel ganz bedeckt werden, und hiermit das Lichtbild verschwinden, 
so aber muss dieser als nach allen Dimensionen vervielfáltigt gedacht 
werden, so dass die denselben schneidende Stecknadel Theils convergi- 
rende, Theils divergirende Strahlen, Theils Kreuzungsstellen zu bedecken 
hat, wodurch in das Schattenbild eine Verwirrung kommen muss, wobei 
jedoch das am sonderbarsten ist, dass diese Verwirrung sich in die oben 
beschriebene regelmássige Umkehrung des Bildes auflóst. 

©. Endlich glaube ich auch an dieser Stelle der scheinbaren Be- 
wegung der Ránder dunkler Kórper nahe vor dem Auge Erwáhnung 
thun zu můssen, und sie an obige Erscheinungen und Erklárungen an- 
zureihen. Sie sind dem Wesen nach dieselben mit den vorigen, indem 
hierbei die Gestalt der Begránzung, ob sie ein Kreis oder eine gerade 
Linie sey, als eine auantitative Eigenschaft etwas Zufálliges ist. Dass 
es hierbei gar nicht darauf ankomme, ob das Licht aus einer Stelle 
hinter dem Raume oder unmittelbar von demselben seinen Ursprung 
nehme. davon úberzeugte ich mich sogleich dadurch, dass ich €in reines 
weisses Blatt steifes Papier zur Hálíte weiss fárbte, dieses bei gehoriger 
Beleuchtung nahe am Auge hielt, und nun den Rand eines schwarzen 
Blattes gegen den erstern gemalten bewegte; dieser schien sich eben 
so jenem entgegen zu bewegen, wie wenn er frei stiinde, und das weisse 
Licht vom hellen Himmel als Hintergrund káme. Weil hier jedoch noch 
der Einwurí gemacht werden konnte, dass an dem dem Auge náheren 


144 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PIYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


Rande ein entferntes Licht (das des Blattes) vorbeistreiche, so brachte 
ich diesen unmittelbar an das Blatt, und náherte ihn wieder dem ge- 
malten Rande, in welchem Falle beide gleichmássig gegen einander be- 
wegt erschienen. Es ist also zur Erklárung dieser Erscheinungen weder 
nothig, zur Beugung des Lichts seine Zuflucht zu nehmen, noch mit 
Melville*) sie aus dem Halbschatten eines an dem Rande eines frei- 
stehenden Kórpers vorbeistreichenden Lichtes ausschliesslich zu erkláren, 
indem jedes Dunkle, was unmittelbar neben einem hinreichend Lichten 
auf einer und derselben Fláche steht, nach dem Gesetze der Verbreitung 
des Lichtes, von jedem primár leuchtenden oder hinlánglich beleuchteten 
Kórper aus, je nach der Gestalt der aufifangenden Wand, seinen Haupt- 
und Halbschatten wirit. 


XVII. 
WILLKŮHRLICHES SCHIELEN. 


Pupis liegt nicht in dem Zwecke meiner gegenwártigen Arbeit, 
die es nicht unternimmt, das Vorhandene zu sammeln und 
zu ordnen, sondern neue Materialien herbeizuschafien, das 
Gesammte der bisherigen Erfahrungen und Ansichten iiber 
das Schielen und seine verschiedenen Arten darzustellen. 
Ich begniige mich, nur Einiges ber das willkiihrliche Schielen anzu- 
merken, und daraus einige Ansichten zur Erklárung des krankhaften ab- 
zuziehen. 

Nach der Gesammtheit der geometrischen Verháltnisse der beiden 
Augenachsen gegen einander, kann man ein convergirendes, paralleles 
und divergirendes Schielen unterscheiden. Jedes dieser kann wieder 
entweder mit zusammentrefienden oder einander verfehlenden Achsen 
Statt finden. 

Von allen diesen ist das convergirende Schielen mit zusammen- 
treffenden Achsen beim Nahe- und Fernesehen dem Menschen natiůrlich; 
es wird nur widernatirlich, wenn es nicht seinem Zwecke entspricht, 
námlich die Achsen der Augen in demijenigen Gegenstande mit einander 
in Berihrung zu bringen, der von jedem einzelnen im Achsenpuncte 
des Auges in vorziglicher Klarheit empfunden wird. Diese Convergenz 
ist auf die Distanz, die wir nóthig haben, um die Physiognomieen an- 
derer zu fixiren (zwischen 3—12 Schuhen fiir die gewohnliche Conver- 
sation), so wesentlich in der Conformation des ganzen Gesichtes und 
der physiognomischen Wirkung dessen, was wir Blick nennen, dass das 


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+) Edinb. Essays Vol. II. p. 55. 


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161 


162 


16 


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J. PURKYNĚ: 


Parallelsehen sogleich als ein Schielen auffallen wiirde. Erst wenn der 
Gegenstand den Augen iiber die gewohnliche Distanz des deutlichen 
Sehens genáhert wird, wird die sonst wegen ihrer nothwendigen Erklár- 
barkeit kaum bemerkbare Convergenz auffallender, indem wir ber 
unser instinktmássiges Urtheil hinausgehen miissen, um sie aus dem 
iibermássig genáherten Gegenstande zu erkláren. Aber auch daran wiůrde 
man sich unter bleibenden Verháltnissen bald gewoóhnen, und es wůrde 
diese Convergenz, da sie durch ihren Zweck begriindet ist, das Schrei- 
ende, den physiognomischen Sinn Emporende verlieren, was so sehr 
charakteristisch der Einwirkung des Schielens ist. Dieses natirlichen 
Schielens in seinem Uebermasse bedienen sich gewohnlich Knaben, wenn 
sie in ihrer spielenden Lustigkeit Schielende nachahmen wollen. Hierbei 
wird die Nasenspitze oder ein nahe an die Augen gehaltener Finger 
zum Zielpuncte des Sehens gewáhlt. Wird dieser letzte, náher oder ent- 
fernter, gerade vor der Nase gehalten, so convergiren beide Augen 
gleichmássig, und ihre Achsen bilden ein gleichschenkliges Dreieck mit 
derienigen Linie, die aguer iiber der Nasenwurzel beide Pupillen ver- 
bindet. 

Wird hingegen der Finger vor oder zur Seite des einen oder des 
andern Auges gehalten, so geht jenes Dreieck in ein recht- oder stumpí- 
winkliges iiber; in beiden letztern Fállen scheint nur ein Auge zu schielen, 
indessen das andere den Gegenstand direct ansieht. 

Diese Art des kiinstlichen Schielens ist eigentlich derjenigen áhnlich, 
die am háufigsten als krankhafter Zustand angetrofien wird, kann jedoch 
als spielende Nachahmung von freien Stiicken nicht hervorgebracht 
werden, weil kein Gegenstand (wie dort die Nasenspitze) in gehóriger 
Náhe zur Seite des Gesichtes befindlich ist, woran die Augenachsen mit 
ungleichen Schenkeln convergirten. 

Wer das Vermógen besitzt, die Pupille willkiihrlich zu bewegen, 
oder, was damit verkniipít ist, ins Leere hinaus fern und nahe zu sehen, 
der kann auch einen entfernten Gegenstand in einer und derselben Seh- 
achse als einen nahen, oder einen nahen als einen entfernten anschauen, 
wenn er die dazu erforderlichen innern Bewegungen im Auge willkiihrlich 
vornimmt.*) Wird nun auf solche Weise z. B. mit dem rechten Auge 
ein weit iiber die Distanz des deutlichen Sehens entferntes Kerzenlicht 
SO angeschaut, wie wenn es nur einige Zolle vor dem Auge wáre, so 
richtet sich das andere Auge, obgleich die Aufmerksamkeit ihren Sitz 
in demselben nicht fixirt hat, eben so zum Nahesehen ein, wie das rechte, 
und der Zwang der Association bringt seine Muskeln in solche Thátig- 
keit, dass seine Achse mit der Achse des rechten gerade in demienigen 


*) S. Abschnitt XV, No. 2. 


146 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


Puncte sich schneidet, in welchem dieses den entfernten Gegenstand, 164 


wenn er in der Sehachse genáhert wiirde, in seiner vollkommenen Deut- 
lichkeit erblickte. So lange das rechte Auge die gleiche Disposition der 
Tiefesicht behált, folgt auch das andere allen seinen Bewegungen unter 
gleichem Horopter, was fiir den Zuschauer als ein constantes Schielen 
des linken gegen das rechte erscheint. 

Wird nun derselbe Gegenstand, z. B. das entfernte Licht, mit dem 
andern Auge als ein náchstliegender fixirt, so zieht die Association das 
rechte Auge dem linken nach. Das linke scheint die Gegenstánde direct 
anzuschauen, indessen das rechte gegen den innern Augenwinkel ver- 
schoben ist; hierbei erscheinen die entfernten Gegenstánde undeutlich 
und verdoppelt. So ist also dieses eben beschriebene kiinstliche Schielen 
nur ein iibertriebenes Nahesehen gegen einen Zur Seite des einen oder 
"des andern Auges liegenden Punct im freien Durchsichtigen, ohne einen 
wirklichen Gesichtsgegenstand. 

Soll dieses kiinstliche Schielen seinen vollen Efiect auí den Zu- 
schauer hervorbringen, so muss man im Stande seyn, nahesehend mit 
dem einen Auge, entfernte Gegenstánde, wenn sie gleich undeutlich er- 
scheinen, zu verfoigen; dabei wird das einwárts gerichtete Auge jenes 
in seinen Bewegungen unwillkiihrlich begleiten, und so die Táuschung 
vollkommen machen. 

Damit diese Beobachtungen und Versuche iiber das kiinstliche 
Schielen nicht als ein leeres Spiel erscheinen mógen, will ich versuchen, 
ihnen eine wissenschaftliche Anwendung abzugewinnen. 

Die kráftige Association der Thátigkeiten des einen und des andern 
Auges beim Nahe- und Fernesehen und bei Convergirung des Winkels 
des Horopters, die beim kiinstlichen Schielen sich ergibt, lásst der Ver- 
muthung Raum, dass auch beim krankhaften Schielen eine áhnliche Ge- 
walt der Association das eine oder das andere Auge zur Convergenz 
bestimme. 

Obgleich ich gern zugestehe, dass Bůffons*) Untersuchungen 
iiber diesen Gegenstand ein unsterbliches Verdienst behalten, so glaube 
ich doch nicht, dass seine Erklárung durchaus unantastbar sey, und 
die Wahrheit vollkommen erschopit habe. 

Wahr isťs, dass bei fast allen Schielenden das eine Auge schwácher 
sey als das andere, oder vielmehr das eine kurzsichtiger, das andere 
fernsichtiger, auch ich habe das bei allen meinen bisherigen Untersu- 
chungen gefunden; aber dass das kurzsichtige Auge allein und aus- 
schliesslich sich nach dem innern Augenwinkel kehre, um gleichsam von 


*) Mem. de Paris 1743, p. 329. et seg. 
10* 


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166 


167 


J. PURKYNĚ: 


den Gegenstánden abzusehen, war mir von je her, obgleich es einen 
glánzenden Erklárungsschein von sich gibt, etwas verdáchtig. 

Warum schliesst sich nicht vielmehr das schwachsichtige Auge, 
oder kehrt sich nach oben unter das obere Augenlied, um der Ver- 
wirrung, die aus dem Zusammenstrahlen eines triiben und eines klaren 
Gesichtsfeldes entstiinde, zu steuern; warum muss es sich gerade in 
horizontaler Richtung gegen das andere Auge bewegen? Und dann trifit 
das Schielen nicht bloss das kurzsichtige Auge. Wenn man das fern- 
sichtige Auge eines Schielenden halb mit der Hohlhand bedeckt, so dass 
ihm der grósste Theil des Gesichtsfeldes benommen ist, dass man jedoch 
von der Seite seine Bewegungen beobachten kann, und lásst mit dem 
kurzsichtigen in einem Buche lesen, so wird man finden, dass jenes 
eben so und oft noch stárker nach innen schielt, als dieses. Uebrigens 
trágzt der Umstand, dass das Auge gegen die innere Seite der Nase 
sieht, um sich damit gewissermassen zu decken, gar nichts zur Unter- 
stitzung der Erklárung bei, indem in den meisten Fállen die Achse des 
schielenden Auges, welche doch die Trágerinn des deutlichsten Sehens 
ist, am Nasenrande in die Ferne vorbeistreicht, also sowohl das directe 
als das indirecte Sehen dem Auge unverwehrt bleibt, und der gróssere 
Theil des Gesichtsfeldes frei und ofien steht. Warum sind ibrigens nicht 
alle schwachsichtige Augen so klug, um dem besseren Auge zum Besten 
zu schielen? Denn die Mehrzahl der Menschen, besonders in Stádten, 
ist ungleichsichtig, und dennoch nicht schielend. Ja, ich finde, dass, je 
schwácher das eine Auge ist, selbst wenn es amblyopisch ist, es ge- 
rade dann desto weniger zum Schielen sich neige, sondern dass es dann 
passiv den Bewegungen des stárkern Auges unterthan sey. 

Nach meiner Ansicht ist das schielende Auge nichts weniger als 
unthátig; es sieht, aber auf einen viel náheren Punct ins Leere hinaus, 
ohne Gegenstand, und zwar aus einem ganz anderen Grunde, als um 
nicht zu sehen; es strengt sich in gleichem Masse mit seinem Consorten 
zum Sehen an, wenn gleich seine Anstrengung keinen Erfolg hat. 

Es seyen A und a*) zwei zu einem und demselben Individuum 
gehorige Augen, a b und AB ihre Sehachsen. 

Die Antheile cd und CD in jeder der beiden Sehachsen bedeuten 
die Ráume, in denen jedes der Augen bei grósster Náherung und Ent- 
fernung die Gegenstánde bis ins Kleinste mit Deutlichkeit unterscheiden 
kann. Fiir das Auge a sey die Distanz der gróssten Náherung ac, wo- 
bei es noch seinen Gegenstand deutlich sieht, drei Zolle, der gróssten 
Entiernung ad zehn Zolle; es wird also der Raum des deutlichen Sehens 
cd sieben Zolle enthalten, die ich in der Sehachse als einzelne Grade 


*) Siehe Fig. 46. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. Il. 


mit Ziffern 1. 2. 3. etc. bezeichne. In jedem dieser Grade strengt sich 
das Auge mit bestimmter Kraft zum Ferne- und Nahesehen an, die im 
Puncte c und d ihre Maxima erreicht. Fiir das Auge A, als das fern- 
sichtige, sey A C fiiní Zolle, AD sey 40 Zolle, so wird hier die Distanz 
des deutlichen Sehens 35 Zolle enthalten. Diese theile man auf gleiche 
Weise wie beim erstern Auge in 7 gleiche Intervalle 1“ 2“ 3“ etc., so 
wird jedes davon fiinf Mal so lang seyn als im vorigen, únd eben so 
entsprechende Kraftgrade bezeichnen, die das Auge zum Ferne- und 
Nahesehen ausiibt. Vermoge der innigen Association beider Augen unter 
einander werden auch die einzelnen Anstrengungsgrade zum Nahe- und 
Fernesehen mit einander associirt seyn. Wenn z. B. das Auge A in der 
Richtung der Sehachse nach 2“ hinsieht, wo sich ein wirklicher Gesichts- 
gegenstand befindet, und sich dieser Distanz gemáss in seinem Innern 
spannt, so wird auch das andere Auge a, der Kraft der Association 
gemáss in gleichem Grade gespannt, nach 2 hinsehen. Da aber vermoge 
einer andern Association die Augenmuskeln die Sehachsen nach Mass- 
gabe ihrer Anstrengung zur Convergenz bringen, so wird das kurzsich- 
tige Auge gegen denienigen Punct der Sehachse des Fernsichtigen hin 
convergiren, der dem Grade seiner Anrnstrengung entspricht, es wird 
gegen den Punct e ins Leere hinschielen, indessen das fernsichtige Auge 
seinen Gegenstand mit Bestimmtheit erfasst. Eben so wird das Auge A 
in die Sehachse des Auges a nach E hinsehen, wenn diesem der Gegen- 
stand bis an den Punct in 2 hingerůckt wird, wo es denselben mit 
Deutlichkeit unterscheiden kann. Diese Erklárung ist, wie man sieht, 
dem Vorgange beim kiinstlichen Schielen entnommen, nur dass dort 
die Distanzen des deutlichen Sehens fiir jedes Auge als gleich ange- 
nommen wurden. 

Bei dieser Art des Schielens, die wohl die gemeinste seyn mag, 
wo unsere Erklárung Anwendung findet, ist das durch blosse Association 
bewegste Auge mit seiner Sinnesthátigkeit gar nicht nach aussen ge- 
richtet, sondern nur in seinem innern Bewegungsgefiihl befangen, wo- 
durch es sich dem Bewegungsgefihle des andern gemáss blindlings 
einrichtet. 

Um €s zu heilen, muss seine Richtung mehr nach aussen nach den 
Gesichtsobjecten hin determinirt werden, damit es seine Bewegungen 
nicht durch subjective, sondern durch objective Reize bestimmen lerne. 

Darin haben denn auch die beiden Heilmethoden sowohl die An- 
wendung eines entsprechenden Hohlglases als das Schliessen des fern- 
sichtigen Auges ihren Grund. 


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J. PURKYNĚ: 


XVIII. 
WIRKUNG DER BELLADONNA AUFS SEHEN. 


jis gibt kaum irgend einen Theil in der Anatomie und Phy- 
4 siologie des menschlichen Kórpers, der so klein wáre, und 
| der dennoch eine so grosse Menge mannichfaltiger Pháno- 
mene darbote, und das Erklárungsbestreben der Physio- 

= logen so vielfach in Anspruch seit jeher genommen hátte, 
als die Iris. Eine specielle naturhistorische oder vielmehr morphologische 
Beschreibung ihrer Formen und Nuancen ist noch gar nicht unternommen, 
iiber ihre Anatomie, ihre Bewegungen gibt es nicht wenige und ausfiihr- 
liche Schriften, und dennoch ergreiít der Naturforscher immer mit neuem 
Interesse ein jedes Blatt, was von der Iris etwas Neues zu erzáhlen 
verspricht, ein hinreichendes Zeichen, dass die Acta noch nicht ge- 
schlossen sind. Ich habe es daher nicht fiir úberiliissig gehalten, denje- 
nigen Antheil zu untersuchen, den sie durch ihre Expansionen und Con- 
tractionen bei dem Sehen hat, und der vorziůglich durch die Einwirkung 
der Belladonna in seinen Extremen sich beobachten lásst. 

Mehrere Schriftsteller, Wells, Weber, Dunglison, haben die 
Wirkung der Belladonna aufs Auge mit der Presbyopie verglichen. Wenn 
sich auch beide Zustánde von einer Seite mit einander vergleichen lassen, 
so coincidiren sie doch nicht in jeder Hinsicht. Mit noch grósserem 
Rechte kónnte man hier Leucáthiopie*) in Vergleichung ziehen, in so- 
fern Lichtscheu eine natiirliche Folge der erweiterten Pupille ist. Doch 
ist durch diese beiden Benennungen weder das Phánomen in seiner 
Totalitát ausgesprochen, noch die Erklárung damit gefordert. Wir missen 
vielmehr von dem zweckmássig angestellten Experimente einen Auf- 
schluss iiber jene Zustánde selbst erwarten. 


1. Wirkung der Belladonna auf das Ferne- 
u. Nahesehen. 


Vorláufig war es nothig, den natirlichen Zustand der Sehkraft 
meines Auges (des rechten) genau zu průfen und anzumerken. Ich fand 
die grósste Náhe bei unbewafinetem Auge und mássiger Anstrengung 
zum Nahesehen 3'/, Zoll, die grósste Ferne 7 Zolle. War das Auge mit 
einem biconvexen Glase von 30 Zollen Brennweite bewafinet, so konnte 
ich eine mássige Druckschriít bis 2*/, Zoll dem Auge náhern, und bei 
5%, Zoll Entfernung begann schon die Vervielfáltigung der Ránder. 


*) Vergl. Schlegels neue Materialien zur Staatsarzneiwissenschaft, Illter Band, 
Darstellung der bei vier Albinos aufgefundenen Eigenthiimlichkeiten p. 1—148. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Sah ich endlich durch ein biconcaves Glas von 10 Zollen Focus, 
so konnte ich die Schrift nur bis 4 Zolle náhern, die Entfernung ging 
ins Unbestimmte bis zur verschwindenden Kleinheit. 

Nachdem ich einen Tropfen der gesáttigten Wasserauflósung des 
Wasserextracts der Belladonna ins Auge eingebracht hatte, wartete ich 
zwei Stunden, bis sich die Pupille auf den hóchsten Grad erweitert 
hatte. Die Priifung zeigte dann bei unbewafinetem Auge die grósst- 
mógliche Náherung einer gewohnlichen Druckschrift 6 Zolle, die grósste 
Entfernung 7 Zolle wie gewoóhnlich. Sah ich durch das biconvexe Glas 
von 30 Zollen Focusweite, so konnte ich den Gegenstand bis auf 5', 
Zoll náhern, und nur bis auf 6 Zolle entfernen, so dass fiir das Klarsehen 
nur ein Spielraum von “, Zoll iibrig blieb. Nahm ich endlich das bicon- 
cave Glas vors Auge, so war der Náherungspunct bis anf 15'/, Zoll be- 
schránkt, die Fernsicht fand ich nur etwas getriůbt, doch nicht beschránkt. 
Ich úberzeugte mich bald, dass ich auf solchem Wege zu keinen be- 
stimmten Resultaten iiber die Art der Triibung der Lichtbilder kommen 
wůrde. 

Um die Versuche noch genauer anzustellen, nahm ich eine Thermo- 
meterkugel (wie auch Wells*) bei Guttings Versuchen that), um 
mit dem daran erscheinenden reflectirten Bildchen der Lichtilamme die 
Nahe- und Fernsicht zu bestimmen. Ich fand dieselben Entfernungen und 
nur am Zerstreuungsbilde Einiges anzumerken. Zerstreuungsbild nenne 
ich ein solches, welches durch den noch nicht gesammelten oder bereits 
divergirenden Focus auf die Netzhaut gebildet wird; sein auf der Netz- 
haut rein ohne Zerstreuung erscheinender Gegenpart ist das Focusbild. 
Ich unterscheide daher auch ein Zerstreuungsbild der Convergenz und 
eins der Divergenz. Ich habe schon oben (Abschn. XV, 5.) iiber die 
merkwůrdigen Unterschiede beider bei kurzsichtigen Augen einige Be- 
obachtungen mitgetheilt; ich finde es meinem Zwecke gemáss, an diesem 
Orte noch Einiges náher dariiber anzumerken. 

Bei natirlichem Zustande des Auges zeigt sich das Focusbild einer 
Lichtilamme an der Thermometerkugel von 4 Linien Durchmesser als 
ein sehr kleiner Lichtpunct, dessen Umrisse man zwar wegen der un- 
gemeinen Kleinheit nicht genau unterscheidet, der iedoch auch keinen 
Zerstreuungsschein um sich bemerken lásst. Náhert man die Kugel dem 
Auge iiber die Gránze des deutlichen Sehens, so verbreitet sich das 
Focusbild in Gestalt einer Kreisfláche mit gleichmássig vertheilter, an 
Intension verminderter Lichtmasse.**) Entfernt man die Kugel vom Auge 


*) Beobachtungen und Versuche iiber das Sehen von Ch. Wells. Gilberťs 
Annalen Bd. XCIII. p. 132. 
**) Ohne Strahlen oder Sternspitzen. 


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J. PURKYNĚ: 


iiber die Gránze des deutlichen Sehens, so zeigt sich bei Kurzsichtigen 
ein Zerstreuungsbild der Divergenz, in Gestalt eines Sternes von ver- 
schiedener Lánge, Richtung, Zahl und Entfernung der Strahlen, in indi- 
vidueller Eigenthiimlichkeit, welches bei wachsender Entfernung in geo- 
metrischer Progression immer weiter sich verstrahlt, bis es verschwindet. 
Bei fernsichtigen Augen erscheint dieses Sternbild an entfernten Licht- 
flammen oder an den Sternen selbst. Die Spitzen an den Sternen, die 
jeder aus eigener Anschauung kennt, sind ihrem Wesen nach im Zer- 
streuungsbilde der Divergenz gegriindet. Nur bei Hyperpresbyopen 
diríten die Sterne ein Zerstreuungsbild der Convergenz geben. Die 
eigenthiimliche Figur dieser Sternfigur ist bei jedem Individuum ver- 
schieden und von der Organisation des Auges abhángig. Bei mir zeigt 
sie sich jedesmal, wie Fig. 50. An obiger Thermometerkugel ist sie fiir 
mich bei einer Entiernung von 13 Zollen nur noch zum Verschwinden 
bemerkbar. Dieses Sternbild des einfachen Lichtpunctes kann als das 
Element aller iibrigen Zerstreuungsbilder in Linien und Fláchen betrachtet 
werden, um diese in ihrer besonderen Conformation daraus abzuleiten. 
Es wáre interessant, das Mannichfache dieser sternfórmigen Bilder bei 
verschiedenen Individuen zu sammeln, ob sich nicht vielleicht bei allen 
ihren Zufálligkeiten dennoch etwas Allgemeines und Bleibendes fir die 
innere Organisation des Auges auffinden liesse. Ich habe dieser Zerstreu- 
ungsbilder hier weitláufiger erwáhnen miůissen, weil ein grosser Theil meiner 
Erklárung der Wirkung der Belladonna auf das Sehen darauí gegriindet ist. 

Bei durch Belladonna erweiterter Pupille verhalten sich das Focus- 
bild und die Zerstreuungsbilder der Convergenz sowohl als der Divergenz 
auí eigene Weise. 

Náhere ich die Thermometerkugel iiber die durch die Wirkung der 
Belladonna beschránkte Distanz des deutlichen Sehens, so verbreitert 
sich das Lichtbild und zeigt constante Strahlen, gegen 50 an Zahl, von 
ziemlich gleichen Entfernungen unter einander, die mit der Structur der 
Cornea oder der Linse, vielleicht mit deren Strahlenfortsátzen in Be- 
ziehung stehen mógen. Entferne ich die Thermometerkugel bis in den 
Punct des deutlichsten Sehens, so zeigt sich das Focusbild dennoch nie 
vollkommen rein, sondern an einer oder der andern Seite mit Strahlen 
besetzt, die entweder dem convergirenden Zerstreuungsbilde angehóren, 
oder dem bereits eintretenden divergirenden. 

Riůcke ich mit der Kugel iiber den Punct des deutlichen Sehens 
(also bei mir iiber die 7 Zolle), so kommt das Zerstreuungsbild der Di- 
vergenz. Ferner sind die Zerstreuungsbilder nach Massgabe der erwei- 
terten Pupille bei denselben Entfernungen breiter als im natirlichen 
Zustande des Auges. Auch haben sie sowohl als das Focusbild eine 
gróssere Lichtsumme, ebenfalls als Folge der Erweiterung der Pupille. 


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BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


Es ist leicht, die angefiihrten Phánomene in dieser Einfachheit nach 
optischen Griinden zu erkláren. Die bis aufs áusserste contrahirte Iris 
setzt die ganze Linse der Einwirkung des Lichtes aus, die sonst dem 
grósseren Antheile nach besonders beim Nahesehen bedeckt ist. Dadurch 
wird ein grósserer Lichtkegel aufgenommen, wodurch auch eine gros- 
sere Summe des Lichts ins Innere des Auges fállt. 

Den Grund des bedeutenderen Zerstreuungsbildes der Convergenz 
bin ich geneigt, in der Linse zu suchen, deren Randpartie, die sonst 
immer von der Iris bedeckt bleibt, mit zum Lichtsammler wird. Hier 
ist die Capsel um ihre Linse durch den Ciliarkorper und die Zonula 
ciliaris gespannt, und bildet wahrscheinlich ein weniger convexes Element 
der Spháreniláche als die Linse selbst, iiberdiess kónnte auch der Rand 
durch die Ciliariortsátze etwas, wenn auch áusserlich unbemerkbar, ge- 
kerbt seyn, wodurch die Sternspitzen in das Zerstreuungsbild der Con- 
vergenz hineingebracht wůrden, was mit ihrer Zahl und Regelmássigkeit 
wohi ziemlich iibereinstimmt. Aber auch die Cornea hat an ihrem Rande, 
wo sie mit der grósseren Kugel der Sclerotica in Verbindung steht, fla- 
chere Krimmungselemente als in ihrer Mitte, wie es das áusserlich auf 
derselben reflectirte Lichtbildchen deutlich zeigt; hier wird auch wahr- 
scheinlich ihre Durchsichtigkeit und ihre Brechungskraft durch die sich 
insinuirende fremde Bildung der Sclerotica afficirt. Auch hier wird bei 
der gewohnlichen Oefinung der Pupille die stórende Wirkung dieses 
Randes durch die Iris abgewehrt, nicht so, wenn die Pupille bis aufs 
áusserste offen steht: und so kann sowohl der Rand der Hornhaut als 
der der Linse, in sofern sie flácheren Brechungskórpern anzugehóren 
scheinen, ein Zerstreuungsbild der Convergenz geben, indessen ihre 
mittleren Antheile, besonders bei Kurzsichtigen, ein Zerstreuungsbild der 
Divergenz werfen, und bei dem allen kann noch das Focusbild auf die 
Relina fallen, welches daher eine mehrfache Triibung erleidet. Diese 
Betrachtung ist hinreichend, die Triibung und Umneblung der Gegen- 
stánde, welche in allen Entfernungen Statt findet, zu erkláren. Alle 
Schattenpartien sind dann mit einem matten Lichte iúiberstrahlt wegen 
der von den hellen Rándern in dieselben sich verbreitenden Zerstreuungs- 
bilder; aber auch das im innern Augenraume durch die weit geoffnete 
Pupille in grosser Menge eindringende und vielfach reflectirte Licht 
úiberzieht die dunkleren Antheile der Bilder, und macht die Umrisse un- 
scheinbar. Die Blendung, welche das durch Belladonna weit geoffnete 
Auge gewissermassen leukáthiopisch macht, erklárt sich leicht durch 
die wegen grósserer einstrómender Lichtmasse intensivern Focusbilder 
und durch die wegen des grósseren Conus der Convergenz und Diver- 
genz weiter verbreiteten Zerstreuungsbilder, die, wechselseitig in ein- 
ander strahlend, ihre Lichter combiniren und erhóhen. 


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J. PURKYNĚ: 


Der Umstand, dass man den Gegenstand bei weiten nicht so dem 
Auge náhern kann, ohne das Deutlichsehen aufzuheben, wie im natiir- 
lichen Zustande, hat die Beobachter veranlasst, die Wirkung der Bella- 
donna mit der Presbyopie zu vergleichen. Wells*) glaubte erst, dass 
die Belladonna die Augenmuskeln, welche das Auge zum Nahesehen 
Sspannen, erschlafie, so wie er dafiir hált, dass auch beim Fernesehen 
das Auge aus einem Zustande der Spannung in den der Relaxation 
iibergehe, so wie dieses auch mit zunehmendem Alter die Augenmuskeln 
treffe, und Mitursache der Presbyopie seyn móge; aber Cuttings 
Versuch,**) wodurch er die Achsen beider Augen in dem moglichst 
kleinsten Abstande eines Gegenstandes convergiren machte, ohne sonst 
eine ungewohnliche Anstrengung zu verspůren, brachten ihn sogar zu 
der entgegengesetzten Meinung, dass námlich die Augenmuskeln zum 
Nahesehen gar nichts beitrigen, und man einzig und allein dieses Ver- 
mógen im Linsenapparate suchen miisse. Man kann aber, wie ich mich 
leicht durch  Selbstversuche iiberzeust habe, die Augenachsen auís 
hochste convergiren machen, ohne diejenige Muskelanstrengung vorzu- 
nehmen, die sonst beim angestrengten Nahesehen so fiihlbar vorge- 
nommen wird. Im erstern Palle brauchen nur die das Auge nach innen 
wendenden Muskeln vorwaltend thátig zu seyn, im andern ziehen sie 
sich alle kráftig um den Augapfel zusammen, um seine Gestalt zu mo- 
dificiren; beide Thátigkeiten verhalten sich zu einander, wie die ein- 
fache Beugung des Arms zu dessen Erstrammung. Ich bin durch die 
wohlbekannten Empfindungen in den Augenmuskeln gedrungen, anzu- 
nehmen, dass sie auch nach der Einwirkung der Belladonna auf gleiche 
Weise und in denselben Graden, wie sonst beim Nahesehen, thátig sind, 
obgleich erfolglos, weil sie das durch die erweiterte Pupille und die 
veriláchten Ránder der Crystallinse auf die Retfina geworfene Zer- 
streuungsbild der Convergenz durch die vermehrte Convexitát der Cornea 
nicht in ein Focusbild sammeln kónnen. Daher ist bei mir in der Ent- 
fernung von 6 Zollen schon dieselbe Anstrengung erforderlich, wie sonst 
bei dreien, und ich bemerke dann eben so das Kleinerwerden der Ob- 
jecte, die ich oben (Abschn. XV, 9.) durch die grósser werdende Con- 
vexitát des brechenden Apparats erklárte. 

Dass ein biconvexes Glas das Zerstreuungsbild der Convergenz im 
Focusbilde sammle, finde ich durchaus in den optischen Gesetzen ge- 
griůindet, ohne dabei zu einer eigenen, durch die Belladonna herbeige- 
fůihrten Formánderung der Linse oder sonst eines Theiles recurriren zu 
miissen, und die Iris bleibt hierbei die einzig afficirte, obgleich der Ci- 


a. O. p. 129. 
A. a. O. p. 140. 


*k 


*) A 
) 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


liarkórper, der nach seinem áussern Habitus zu gleicher spongiós irri- 
tabler Bildung mit der Iris zu gehoren scheint, zugleich mit derselben 
sich contrahirend die Linsencapsel und mit ihr die Linse afficiren konnte, 
wie Jiingken*) nach Gráfe's Ansicht**) von den Bewegungen des 
Linsensystems vermuthet. 

Ich habe deshalb, um iiber letztere Ansicht ins Reine zu kommen, 
Katzenaugen geófinet, davon einzelne durch Wirkung der Belladonna 
hochst erweiterte Pupillen hatten, konnte aber bis jetzt zu keinem Re- 
sultate kommen, weil beim Sterben auch die ibrigen Augen ihre Pupillen 
erweitert hatten. 

Ich kann also nach meiner individuellen Erfahrung und nach meiner 
Theorie den Einfluss der Belladonna auf das Sehen sowohl in der Náhe 
als in der Ferne als storend aussprechen, obgleich ich nicht láugnen 
will, dass es Augen geben móge, die durch diese Wirkung beim Sehen 
gefórdert werden, in Fallen, wo die Mitte der Linse und der Cornea 
krankhaft afficirt ist und wo es mehr auf die Ránder derselben an- 
kommt, wie beim anfangenden grauen Staare, oder bei geringern Graden 
des Conophthalmus. Die bisherigen Versuche sowohl von Wells als 
Dunglison und Weber***) scheinen mir noch nicht strenge genug zu 
seyn, und ich empfehle den kiinftigen Beobachtern eine meiner hier be- 
folsten mit Anwendung der Thermometerkugel und mit scharfer Be- 
merkung der verschiedenen Form der Zerstreuungsbilder wenigstens 
ahnliche Methode. 


2. Von der durch Wirkung der Belladonna auí die Pu- 
pille besonders deutlich sich zeigenden Chromasie 
des Auges. 


Sobald man bei hellem Tageslichte mit durch Belladonna erweiterter 
Pupille die náchste beste Druckschrift zu lesen versucht, so wird man 
sogleich bei ungehoriger Náherung oder Entiernung die Buchstaben bald 
mit gelber, rother, bald mit bláulicher Farbe iiberzogen finden. 

Um diese Beobachtung zu einem Versuche zu erheben, nahm ich 
eine Nadel von mittlerer Grósse, stellte mich gegen den weiten lichten 
Himmel, und náherte sie unter 5 Zollen dem Auge. Hier erschien sie 
mehr oder weniger als ein triiber Schatten ohne deutliche Fárbung; bei 
5 Zollen zeigte sie sich gelb, bei 6'; gelbroth, bei 6*/, roth, bei 74, 
dunkelroth, bei 7'/, schwarz, bei 8 dunkelblau, bei 9 hellblau mit gelben 


*) Bemerkungen iiber den Nutzen der Iris, nach Dunglison, Gráfe's und v. 
Walthers Journal, IIter Band p. 675. 
**) Reil's Archiv, Bd. IX, p. 225. 
***) Weber, Tractatus de motu iridis, pag. 61. 


8 


181 


J. PURKYNĚ: 


Rándern, bei 10 von unbestimmten Umrissen und Fárbung und verdrei- 
facht. Nahm ich zwei Nadeln, und hielt sie am Massstabe so hinter ein- 
ander, dass sie sich deckten, und dass die náhere gelb, die entfernte 
blau erscheinen musste, so erhielt ich das schónste Griin. 

Noch schóner zeigten sich die Farben, wenn ich in ein Kartenblatt 
zwei Nadelstiche von zwei oder drei Linien Distanz der Oefinung der 
Pupille gemáss anbrachte, und nun bei einem hellleuchtenden Hinter- 
grunde, Himmel oder Feuerilamme, das Kartenblatt nahe am Auge hielt, 
und hinter demselben die Nadel vor und zurick bewegte. Die Nadel 
zeigte sich dann verdoppelt, bei der Náherung iiber den Punct des deut- 
lichen Sehens war der obere Rand der oberen Nadel blau, der untere 
gelb und gelbroth, bei der unteren Nadel der obere gelb und gelbroth, 
der untere blau. So wie die Nadel entfernt wurde, náherten sich die 
Ránder des Doppelbildes, die beiden gelben Sáume fielen zusammen 
und bildeten das schónste Purpur, dann deckten sich allmáhlich die 
Nadeln, die Verdoppeluag verschwand und auch alles Farbenspiel, die 
Nadel erschien schwarz; bei der Entfernung iiber den Punct des deut- 
lichen Sehens verdoppelte sich die Nadel wieder, nur dass die innern 

182 Ránder des Doppelbildes blau, die áussern gelbroth und gelb erschienen, 
Ehe sie sich noch vollig trennten, zeigte sich der gemeinschaftliche 
Theil der Bedeckung schon violett. Eben so kann man einen schwarzen 
Kreis von etwas kleinerem Durchmesser, als die Erweiterung der Pu- 
pille ist, nahe vors Auge halten, und damit den mittleren Theil der 
Linse decken, so wird die im Hintergrunde liegende lichte Fláche einen 
schwarzen Kreis mit einem gelbrothen Rande umkránzen. 

Diese Versuche lassen sich, wie sichs versteht, auch mit lichten 
Bildern auf schwarzem Hintergrunde darstellen, und geben dann eine 
umgekehrte Ordnung der Farben. 

Die Erklárung dieser Phánomene ist so einfach und so sehr den 
Gesetzen der Farbenzerstreuung gemáss, dass ich es fiir unnothig halte, 
mich weitláufiger dariiber auszulassen. Der Randantheil der Linse ist 
als ein kreisformiges Prisma zu betrachten, in dem die Lichtbilder weiss 
auf schwarzem, oder schwarz auí weissem Grunde nach derselben 
Ordnung an ihren Lichtgránzen, nur concentrisch die Farben zerstreuen, 
wie im gewohnlichen Prisma, und wo die diametral entgegengesetzten 
Abschnitte dieses Kreisprisma als mit ihren Riicken einander entgegen- 
stehende einfache Prismen zu betrachten sind, deren Spectra einander 
im Focus wechselseitig decken, und ein weisses Bild geben, und iiber 
dem Focus hinaus wieder rein fir sich, aber in verkehrter Ordnung 

183 der Farben erscheinen. Diese Weise der Erscheinung findet Statt, wo 
beim Durchsehen durch das Doppelloch des Kartenblatts die Mitte der 
Linse durch den Zwischenraum der beiden Lócher, oder, nach dem 


156 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNE. II. 


dritten Versuche, durch einen Kreis schwarzen Papiers bedeckt wird, 
so dass nur noch der Randantheil derselben als Kreisprisma zůr Durch- 
lassung des Lichts úbrig bleibt, und als solches eine auffallende Farben- 
zerstreuung bemerken lásst. 

Wenn dennoch jemand die Achromasie des Auges wenigstens fiir 
die mittlere Region der Crystalllinse, die sonst beim gewóhnlichen Zu- 
stande des Auges von der Pupille frei gelassen wird, in Schutz nehmen 
wollte, weil sonst das Auge an den Rándern der Gegenstánde keine 
Farben entdeckt, und weil sie von zwei grossen Mánnern (Gregory 
und Euler) aufs geradewohl hin behauptet, und seitdem unzáhlige Mal 
nachgebetet wurde, so kann er sich leicht durch denselben Versuch mit 
dem Doppelloche im Kartenblatte vom Gegentheile iiberzeugen, wenn 
er die Distanz der Lócher bis auf die gewóohnlichen Masse der Oefínung 
der Pupille, ja noch dariiber bis auf eine Viertel-Linie náhert, wo dann 
die Ránder der Nadel eben dieselben, wenn gleich viel engere Farben- 
sáume zeigen, indem die Elemente der Neigung der vordern und hintern 
Fláche des mittleren Antheils der Linse, wenn man die Tangenten nach 
aussen fortfiihrt, einem spitzwinkligen Prisma angehoren, dessen Farben- 
zerstreuung mit der Abnahme des Winkels immer geringer wird, bis 
sie bei parallelen Fláchen in Null iibergeht.*) 


3. Die Belladonna macht, wenn sie ihren hochsten Wir- 
kungsgrad erreicht hat, die Iris unbewecglich. 


Es haben zwar andere diese Unbeweglichkeit der Iris als Folge 
der Wirkung der Belladonna, so viel sie sich durch die áussere Ansicht 
wahrnehmen lásst, lángst angegeben; da jedoch sehr kleine Bewegungen 
derselben auf solche Weise dennoch nicht zur deutlichen Wahrnehmung 
kommen kónnten, sah ich mich nach einem Mittel um, was beinahe mit 
mikroskopischer Genauigkeit diese Bewegungen bemerkbar macht. Ich 
schneide mehrere Kreise aus schwarzem Papier von verschiedenen, der 
Oefinung der Pupille entsprechenden Durchmessern, und klebe sie mit 
Wachs an Stecknadelspitzen; davon wáhle ich einen, der gerade seiner 
Grósse nach dem Durchmesser der Pupille am meisten entspricht, und 
halte ihn so nahe als móglich und mit ruhiger Hand ans Auge, indem 
ich dabei eine Lichtilamme in einer Entfernung von 10 und mehreren 
Schritten anschaue. Das (bei mir als Myops) in Gestalt eines Kreises 
nach allen Richtungen hin zerstreute Flammenbild erscheint nun, weil 
dessen Mitte durch jenes kreisfórmige Bláttchen bedeckt wird, als ein 
feuriger Ring, der bei der geringsten Verengerung der Pupille sich ver- 


*) Vergl. Farbenlehre, I. Band $. 420 et sega. 


157 


J. PURKYNĚ: 


185 schmáhlert, oder von dunklen, aus der schwarzen Mitte des Ringes aus- 


186 


gehenden Strahlen theilweise bedeckt wird, oder ganz verschwindet, 
hingegen bei der Erweiterung der Pupille sich ausbreitet. 

Ist die Pupille durch Belladonna bis aufs áusserste geofinet, dann 
hat man keine Spur solcher Bewegungen. Fernsichtige miissen den 
Papierkreis auf die Mitte eines Vergrosserungsglases aufkleben und in 
gehorige Náhe des Auges halten, wenn sie gleiche Dienste davon haben 
wollen. Der Umstand, dass bei durch Belladonna unbeweglicher Iris das 
Auge sich dennoch zum Nahe- und Fernesehen, wenn gleich nicht mit 
vollem Erfolge einrichten kónne, beweist deutlich, dass dieses noch von 
etwas anderem als den Bewegungen der Pupille abhángig sey, und dass 
diese nur eine Hiilísfunction, die der Blendung oder Bedeckung, dabei 
verwalte. Wenn man gleich dadurch nichts Positives iiber die Art und 
Weise jener Operation des Auges beim Nahe- und Fernesehen erfáhrt, 
so hat es doch das negative Verdienst, dass man mit Nothwendigkčit 
hingewiesen wird, anzunehmen, dass es noch eigenthiimliche Bewe- 
gungen im Augapfel ausser denen der Iris beim Nahe- und Fernesehen 
geben miisse. 


4. Ich bediente mich ferner der durch Belladonna erwel- 
terten Pupille, Theils umíírihere autoscopische Augen- 
versuche daran zu pruren Ulhleilstum ste. zučet weuten: 


a) Das Gesichtsfeld des indirecten Sehens fand ich nach allen 
Seiten um mehrere Grade erweitert, nach aussen hin bis funfzehn, wie 
ich schon oben (Abschn. I.) davon Erwáhnung gethan habe; iiberdiess 
schien mir die Lichtilamme, wenn sie an die áusserste Gránze des Seh- 
teldes kam, bartfórmig erweitert. 

a) Auch hier konnte ich, und noch mehr als im natirlichen Zu- 
stande des Auges bemerken, dass entfernte klein erscheinende Gegen- 
stánde, Lichter, Sterne etc., wenn sie fiirs directe Sehen Bilder mit zer- 
streuten Umrissen gaben, oder gar nicht mehr sichtbar waren, noch 
immer in der Seitensicht und ohne Zerstreuungsrand gesehen wůrden, 
obgleich weniger lebhaít, weil die Reřfina ausser dem Achsenpuncte 
schwachsichtig ist. 

Eben so zeigt sich die fiir die Geradesicht in der Entfernung von 
mehreren Schritten vervielfáltigte Lichtilamme einfach in der Seitensicht. 

c) Eine der auffallendsten Wirkungen der Belladonna auís Auge ist 
der erhohte Lichteiniluss auf dasselbe; jedoch nicht durch Vermehrung 
der Empfindlichkeit fiirs Licht, sondern durch Aufnahme einer grósseren 
Masse desselben. Wer daher im natiirlichen Zustande seiner Augen die 
Intensitát der weissen Farbe fiirs rechte nnd linke gleich befunden hat, 


158 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNĚ. II. 


der wird sogleich einen Unterschied wahrnehmen, wenn die Pupille des 
einen Auges durch Belladonna erweitert ist. Auch dort, wo die Empiind- 
lichkeit beider Augen ungleich ist, wird dieser Unterschied nach Ver- 
háltniss wahrnehmbar seyn. 

Was hier vom weissen Lichte gesagt ist, gilt auch von den iúbrigen 
gefárbten; die Farben werden dem mehr geófineten Auge lebhafter er- 
scheinen. Dass das Auge im Dunkeln besser als sonst sáhe, wie sichs 
nach der Theorie vermuthen liess, habe ich nicht gefunden, wahrscheinlich, 
weil es auch sonst in diesem Falle bis aufs áusserste erweitert ist. Auch 
verdient hier bemerkt zu werden. dass alle diejenigen Schattenbildchen 
im Innern des Auges, wie die Blutkiigelchen, die Mouches volantes,. die 
Fasern und Ringe, die durch Druck sichtbar werdende Aderfigur etc., 
"die nur bei vermindertem Lichteinílusse deutlicher zum Vorscheine 
kommen, dann gar nicht oder nur schwer gesehen werden kónnen, wenn 
durch die weit geofinete Pnpille zu viel Seitenlicht einstrómt, und die 
zarten Schattenchen verschlingt. Dafiir aber zeigen sie sich an den Zer- 
streuungsrándern lichter Fláchen, die in unserm Falle weiter verbreitet 
sind, und deren Licht nicht zu stark ist, um jene kleinen Schatten zu 
úberstrahlen. 

Es ergibt sich aus der táglichen Erfahrung des Lebens, dass wenn 
das Auge viel im Dunkeln angestrenst, oder viel auf schwarze Gegen- 
stánde (beim Náhen schwarzer Kleider etc.) gerichtet wird, die Sehkraft 
dadurch auf irgend eine Weise, die jedoch nicht genau angegeben wird, 
Schaden leidet. 

Vielleicht ist es diese iibermássige Erweiterung der Pupille, wo- 
durch die Iris eine habituelle Tendenz zur Contraction erhált, und dafir 
das Vermógen, die Pupille zu verengen, vermindert ist, wodurch das 
Sehen derienigen Beschafienheit sich náhert, die durch Belladonna auf 
kůnstliche Weise und im hóchsten Grade hervorgebracht wird. 

Es braucht kaum erwáhnt zu werden, dass das Geblendetwerden 
des Auges in unserm Falle viel stárker und viel empfindlicher ist, be- 
sonders wenn man aus einem dunkeln Raume plótzlich in einen hellen 
tritt. Aber selbst ohne diesen plótzlichen Uebergang ist das Auge, wenn 
man sich in einem lebhaften Tageslichte befindet, immerfort geblendet, 
und die die Beschattung des Auges durch die Augenlieder und Augen- 
braunen vermittelnden Muskeln der Corrugator supercilii und orbicularis, 
unausgesetzt in einem gereizten Zustande, was dem Gesichte einen 
eigenthiimlichen physiognomischen Habitus, áhnlich dem der Albinos, 
ertheilt. 

d) Bekanntlich ist ein stárkerer Lichteinfluss aufs Auge mit einem 
eigenartigen Kitzel in den Nervenzweigen der Augenmuskeln und einem 
eigenen Drucke im Innern des Auges verbunden. Diese Empfindungen 


159 


187 


— 


88 


189 


190 


J. PURKYNĚ: 


zeigen sich in unserm Falle, weil beide Augen ungleich afficirt werden, 
úusserst disharmonisch, was einen ganz fremdartigen Eindruck gewáhrt. 
Besonders fiihlt man in dem von der Belladonna verschonten Auge einen 
Druck, wie wenn dasselbe leise beriihrt wůrde, wahrscheinlich weil die 
Pupille wegen stárkerer Lichtaffection des andern Auges sich in diesem 
iiber das gewohnliche Mass verengt, indem die Iris wohl mit der Refina 
sowohl des eigenen als des andern Auges in Sympathie steht, aber 
nicht mit der Iris desselben associirt ist. 

e) In dem Abschnitte von den Scheinbewegungen habe ich der 
enigen erwáhnt, die man bemerkt, wenn man einen entfernten Gegen- 
stand durch eine kleine mit einer Stecknadel im Kartenblatte gemachte 
Oefinung ansieht, indem man das Blatt nach beliebiger Richtung hin 
und her bewegt, wobei der Gegenstand nach entgegengesetzten Seiten 
sich zu bewegen scheint. Da der Gegenstand durch mehrere Oefinungen, 
die innerhalb des Durchmessers der Pupille liegen, mehrfach gesehen 
wird, so muss sich sein Bild auch so vielmal wiederholen, als verschie- 
dene Orte des Pupillenraums eine einzige Oefinung durchwandelt, was 
auf der Retina ein contuirlich wiederkehrendes und verschwindendes, 
oder was dasselbe ist, ein bewegtes Bild gibt, was irriger Weise auífs 
Objective iibertragen, uns als Scheinbewegung táuscht. 

Je grósser nun die Pupille ist, desto grósseren Spielraum hat jene 
Bewegung, und so auch im gegenwártigen Falle, wenn sie durch Bella- 
donna erweitert ist. 

f) Es ist natiirlich, dass man, wenn die Pupille auf zwei bis drei 
Linien gedfinet ist, auch die Lócher im Kartenblatte beinahe von der- 
selben Distanz anbringen kann, um die Gegenstánde verdoppelt zu er- 
blicken und die Gesichtsfelder der beiden Lócher in ihrer Mitte in eins 
verschmolzen zu sehen. 

Wenn man nahe hinter diesen Lóchern eine Nadelspitze bewegt, 
so erscheint sie erst in dem einen, dann verschwindet sie, so lange sie 
den Zwischenraum beider durchwandelt, und erscheint endlich wieder 
vor der andern Oefínung. Dieses Verschwinden ist desto auffallender, 
je mehr die Lócher bei vergrósserter Pupille von einander abstehen 
dirfen, und kann denjenigen, der mit solchen Phánomenen nicht náher 
vertraut ist, in Verwunderung setzen, weil die in einander verschmol- 
zenen Oefinungen ein einfaches, durchsichtiges Gesichtsfeld darbieten, 
wobei man nicht absieht, wie ein Gegenstand, der geradeweges hinein- 
gehalten wird, nicht sichtbar seyn kónnte. 

Man kann sich des Doppellochs bedienen, um die Zerstreuung eines 
entfernten Lichtbildes, und daraus wieder die Grósse der Pupille, und 
die Abhángigkeit jener Zerstreuung von der Grósse der Pupille zu be- 
weisen, wenn man jene Lócher nahe am Rande des Kartenblatts macht, 


160 


BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE ZUR PHYSIOLOGIE DER SINNÉ. II. 


um, durch eine sehr geringe Bewegung, einmal das Lichtbild fiir sich 
in seiner Ausbreitung, einmal durch das Doppelloch in seiner Verdop- 
pelung zu erblicken; wobei man finden wird, dass die Gránzen des aus- 
gebreiteten Bildes den Entfernungen des verdoppelten entsprechen, 
woraus wieder folgt, dass alle Zerstreuung und Verbreiterung der Licht- 
ránder mit der Weite der Pupille im Zusammenhange steht. 
Hátten wir ein Mittel in unserer Gewalt, das so wie die Belladonna 191 

die Pupille erweitert, dieselbe verengte, so kónnten wir auch bei Kurz- 
sichtigen eine voriibergehende Fernsichtigkeit hervorbringen. 


ERKLÁRUNG DER ABBILDUNGEN. 


Fig. 1. Der Gradmesser zur Bestimmung der Weite des Gesichtsfeldes. Vide pag. 5, 
resp. 64. 
2. Darstellung der Verdoppelung der vor und hinter der Peripherie des Horopters 
gesehenen Gegenstánde. Pag. 26, resp. 74. 
3. Der Seh-Tubulus zur Beschránkung des Gesichtsfeldes auí den engsten Raum. 
Pag. 28, resp. 75. 
4. Galvanische Lichtiigur bei Beriihrung des Augapfels mit dem Zinkpole. 
5. Galvanische Lichtfigur bei Beriihrung desselben mit dem Kupferpole. 
6. Galvanische Lichtfigur bei Beriihrung des Augapfels mit discreter Leitung. 
7. Bei Beriihrung der Stirne. 
8. Desgleichen der Mitte der Augenbraune. 
9. desgl. des áussern Endes der Augenbraune. 

10. Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes am áussern Augenwinkel. 

11. Desgleichen am Wangenknochen. 

12. Desgleichen unter der Mitte des untern Augenliedes. 

13. Desgleichen unter dem innern Augenwinkel. 

14. Desgleichen neben dem innern Augenwinkel an der Nasenwurzel. 

15. Desgleichen zwischen beiden Augenbraunen. 

16. Die gemeinschaftliche Figur beider Gesichtsfelder bei Beriihrung der Mitte der 
Nasenwurzel, 

17. Die gemeinschaftliche Figur bei Beriihrung der Stirn hoch oben. 

18. Lichtfigur bei schneller Bewegung des Leiters rings um den Augapfel am Augen- 
hohlenrande. 

19. Bei Beriihrung des Augenhohlenrandes am áussern Augenwinkel tritt der dunkle 
senkrechte Streifen in den Achsenpunct des Auges, wenn dieses etwas nach 
innen gewendet wird. 

20. Bei noch stárkerer Wendung tritt er zwischen den Achsenpunct und die Ein- 
trittsstelle des Sehnerven. 

21. u. 22. Lichtfiguren bei Beriihrung von Stellen des Augenhóhlenrandes mit dem 
einfachen Drahte (nicht Kettchen oder díscrete Leiter). 

23. 24. 25. Elliptische Lichtstreifen, die an dem Lichthofe eines kleinen glimmenden 192 
Kórpers erscheinen. 

26. u. 27. Die elliptischen Fláchen bei Zusammenziehung und plótzlicher Erschlafiung 
der Augenlieder in vollkommener Finsterniss. 

28—32. Arten und Uebergánge der Kreuzspinnengewebe-Figur. 

1 


161 


Fig. 


J. PURKYNĚ: BEOBACHTUNGEN UND VERSUCHE. II. 


33. Schema, wie sich die combinirten Blendungsbilder modificiren. 

34. Sichtbare Elemente des Feuerkreises eines geschwungenen gliihenden Kórpers. 

35. Lichtkreis bei plotzlichem Drucke des Augapfels mit der Flachhand. 

36. Aderfigur durch Druck von vorne her auf den Augapfel im Finstern. 

37. Der schattige Kreis um die Mitte des Gesichtsfeldes. 

38—41. Flimmerfiguren nach dem Gebrauche der Digitalis. 

42. Wallendes Phosphorlicht nach dem Gebrauche der Digitalis. 

43. Vervielfachung eines Kreises ausserhalb der Distanz des deutlichen Sehens in 
die Ferne hinaus bei Kurzsichtigen. 

44. Concentrische Kreise zur Priůfung der ungleichen Brechung kurzsichtiger Augen. 

45. Desgleichen Radien. 

46. Darstellung zweier Angenachsen mit ungleichen Lángen des deutlichen Sehens, 
eines kurzsichtigen und fernsichtigen Auges zur Erklárung des Schielens. 

47—49. Zur Erklárung der verkehrten Bewegung einer Stecknadel vor einem kleinen 
Lichtbilde nahe am Auge. 

50. Sternspitzen meines rechten Auges. 


COMMENTATIO 


DE 


EXAMINE PHYSIOLOGICO ORGANI 
ME EL SYSTEMATIS CUTANEI 


OUAM PRO LOCO 
IN GRATIOSO MEDICORUM ORDINE RITE OBTINENDO 
DIE XXII. DECEMBRIS MDCCOXNXII. 
a P BALE 


PUBLICE DEFENDET 


JOANNES EVANGELISTA PURKINJE 


MEDICINAE DOCTOR, PHYSIOLOGIAE ET PATHOLOGIAE PROFESSOR 
PUBLICUS ORDINARIUS DES. 


ASSUMTO SOCIO 
GUILELMO KRAUS 
MEDICINAE STUDIOSO. 


VRATISLAVIAE 
TYPIS UNIVERSITATIS. 


l: 
DE PRAXI PHYSIOLOGICA. 
INTRODUCTIO. 


| Z 
menti occurrit illud, guo non jam o kina k restau- 
rare, aut solummodo paullisper sustinere adlaborat, sed ubi 
ex Sinu naturae semper vigentis novo splendore vitam sese 
evolventem adiuvat, ab errore arcet, et denigue ad illud 
S mdae perfectionis et pulcritudinis culmen perducit, guo jam inte- 
merata ejus idea auasivero coeleste guoddam phaenomenon manifestetur. 

„ Tali munere fungens medicus artificis potisimum nomine gaudeat 
oportet, cum prius restauratoris potius officia profitetur, nec non Phidiae 
tunc aeguiparandus, aui Apollinem Junonemve moliatur, guamvis et re- 
stitutoris opera non minorem entheum deposcere videatur. 

Summa medici dignitas depromenda est a sublimiori illo statu, guo 
tamauam Physiocrates naturam ipsam juxta fines humanitatis moderatur. 
Negue despicienda veterum populorum Aegyptiorum, Persarum, Indo- 
rumaue sunt instituta, ubi veneranda classis physicorum, aut sacerdo- 
tum, aut Magorum, aut Braminorum nomine primum in regimine locum 
obtinebat, guamvis omnino abusum non defendam, guem aut consuetudo 
per saecula inveterata aut malus genius intulit. 

Datur certe medici guogue agendi ratio positiva, gua, cum vitae 
stamina iuxta leges naturae curando evolvit, evolutum organismum per 
omnes €ius periodos rationibus justis accommodat, individuum humanum 
in eum statum corporis et animae perducit, guo si plures, guamvis cha- 
racteribus diversis et individualibus in intimiorem societatis nexum con- 


165 


J. PURKYNĚ: 


currant, harmoniam illam sponte oriri necessum est, guam vix philo- 
sophorum,  platonicas. nectentium  respublicas  animus  Concipere Su- 
scepisset. 

Ouamvis vero dudum cognitum est, dari omnino artem aguamdam 
physicam, guamvis ob oculos nobis fere guotidie versentur specimina 
plantarum, guas gnarus cultor ad formam speciosissimam educavit, ani- 
malium exempla guae sagax oeconomus et statura et usu vitae perfectis- 
sima excoluit finibusgue Suis determinatis artis legibus adcommodavit: 
tamen, si guis ejusmodi aut possibilia aut consentanea de cultura orga- 
nismi humaní contendat, iam paradoxon clamitant, et dauasivero liber- 
tati humanae infestae inferantur manus, in eo reluctantur infensi, ubi 
agitur de vera ad libertatem asseguendam Corporis et animae infor- 
matione. 

Consvetum enimvero est, medicum in €0 semper versantem con- 
Spicere, guae ad aerumnas et miserias vitae humanae levandas et repa- 
randas contribuunt, ataue hoc opus pro praecipuo habere, ad guod agen- 
dum aut fragilitas humana aut depravata vivendi et educandae juven- 
tutis ratio Compulit, negue curatur, medicinam tunc primum omnibus 
numeris absolutam futuram esse, dum, guantum in tantis vicissitudinibus 
et potentiarum externarum influxu inimico fieri potest fragilitatem orga- 
nismi stabilire, adfectiones praecavere, morbos arcere instituet, hasaue 
institutiones exseguetur adeo ut vita humana per omnes suas periodos 
in guovis individuo justis terminis societati et sibi accommodatis ad 
naturalem usaue finem bene concepta, beata, speciosague promo- 
vebitur. Ouae guidem non sunt casui relinguenda, negue tamauam le- 
viora negligenda et postponenda illis guorum plerumaue sera medicina 
paratur. 

Jam ideo, guum dies diem doceat, clarius perspectum est civitatum 
rectoribus, ad salutem populi physicam servandam et promovendam, 
Medicinam publici iuris fieri debere, ut adeo sanitatem et physicam per- 
fectionem totius populi pro Scopo ponens, auctoritates et vires exsecu- 
trices publicas sibi vindicans, illud efficiat, guod dispersi singulorum Co- 
natus frustra tentaverint. 

Atgue hoc Medicinae munus, praxim eius physiologicam adpello, 
vixgue ullam adversantem mihi reperire autumno si affiirmaverim hanc 
tamguam cardinem esse statuendam circa guem primaria artis huius 
contentio versetur; et guum Physiologia hominis sit scientia de idea 
vitae humanae, de eius per individua et aetatis periodos normali mani- 
festatione, de ejus denigue ad mundum externum relationibus nativis 
finigue accommodatis, haud dubium est, contentionem illam, aut praxim 
auae ideam hanc vitae humanae, intemeratam per individua ataue aetates 
evolvi iustosgue numeros cum rebus externis inire Curat, praxim phy- 


166 


EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


siologicam iure meritogue vocandam. Atgue haec proprie Hygieine est, 
auae politiam medicam, doctrinam de educatione physica, diaeteticam 
et gymnasticam complectitur. 


B) 
DE COGNITIONE ORGANISMI INDIVIDUALIS IN GENERE. 


SC 


pulo medicis propriis utebantur, gui sibi in servandá valetudine semper 
a consiliis essent, ataue accuratius cognitá in statu sano et aegroto pe- 


culiari vitae indole facilius, occurente casu, medicinam parare valeant.' 


Nec raro eiusmodi opinionem vulgo ventilari audimus, medico cujus au- 
xilio jam per plures annos usi sumus maxime confidendum esse, guum, 
occasione datá, individualem characterem vitae nostrae, seu ut aiunt, 
naturam nostram exactissime cognoverit. Et plurimum auidem veritatis 
in hac communi opinione inesse persuasum habeo. Non enim satis est, 
cognovisse morbum, sed et subjectum cognovisse oportet, iň guo morbus 
locum obtinet. Practici guidem omnis aevi, morborum diagnosin, partem 
praxeos maximi momenti habebant; guum vero specialis forma morbi 
non tantum abstracti guidpiam sit et universalis, sed reipsa in certo de- 
terminatoaue individuo obtineat, inde ob olim non minoris momenti erat, 
specificos individuorum characteres investigare, guum in illis morbi et 
gradu et gualitate symptomatum, immo decursu et exitu, veluti in medio 
auodam peculiari lucis radiorum instar refringantur et coloribus novis in- 
solitisgue imbuantur, unde necessitas emergit in regimine morbi et remedio- 
rum applicatione normas dato solum individuo accommodatas assignare. 

Hoc auidem praxeos munus recentiores artem individualisandi (die 
Kunst des Individualisirens) nominarunt. Hac profecto in arte plurimus 
Successus praxeos medicae positus est, in hac potissimum ingenium me- 
dici vertitur, unde vulgo peculiari tactu aut sensu medicorum fundata, 
nec jam Commune scientiae bonum, sed singulorum hominum facultas 
aut a naturá donata, aut industriá acauisita nuncupatur. 

Fundamenta artis individualisandi strictissime physiologiae sunt vin- 
dicanda. Agitur enim de justá et determinatá cognitione specialis na- 
turae in dolis dati cujusdam individui, sanitatis eius relativae, facultatis 
externas potentias modo specifico recipiendi et in illas reagendi, consti- 


167 


6 


J. PURKYNĚ: 


tutionis, temperamenti, characterum sexualium, aetatis, hereditariae con- 
ditionis ex gente aut familia derivandae, influxuum guae a climate, so- 
cietate, moribus, opificiis, aliisgue civilibus institutis promanent. 

Nec jam sufficit notiones eorum generales lectione aut observa- 
tione superficiali acguisivisse, sed in singulis individuis signa e0rum eX- 
auisitissima ad ultima usgue repagula sunt perseguenda et experto iu- 
dicio assignanda ut inde luce clarius natura individualis eruatur. — 
Ouum vero individuum sit ens omnimode determinatum, etiam cognitio 
hujus sagaciorem obtutum reguiret, guam gui in concipiendis generali- 
oribus $cientiae positionibus desideratur. 

Ouodsi vero in rerum naturá exercitato circumspicimus oculo, omne 
ens characteribus determinatis in infinitum usgue designatum reperimus; 
increscit vero characterum moles, dum eius ad res externas relationes 
respicimus. Adeo in serie organismorum Cuiusvis generis, relatio speci- 
fica ad mundum externum, guasi sphaeram in se clausam constituit, intra 
cuius circuitum alteriores differentiae emergunt, guae ad singula usaue 
individua derivantur. Individuorum vero singulorum diversitas non for- 

7 tuito casu contigit, negue accidentali rerum externarum influxu conilata 
est, sed assumendum nobis, adesse normam et typum guemdam inter- 
num et necessario recurrentem, gui et varietatibus corporum organico- 
rum, intra limites speciei Cujusdam legem imponat, et cujus enodatio 
viam recludat ad absconditissimam naturae individualis cognitionem. 

Ditissima vero in hisce varietatibus ante omnes species humana 
est, ataue, nisi physiognomica scientia praeconceptis opinionibus et im- 
maturis de morali charactere coniecturis jam inde a primordiis suis a 
recto tramite deflexa fuisset, nunc saltem initia systematis naturalis Phy- 
siognomices  humanae possideremus in guo individuales characteres 
formae humanae externae, in classes, genera et species dispositi, descrip- 
tionibus succinctis illustrati, et iconibus sufficientibus ornati haberentur. 
Pari modo vix infantiae limen ingressa est cognitio de actione specifica 
potentiarum externarum aut elementarium, aut mineralium, aut organi- 
carum, in vivum guoddam individuum, guo inguillina eius indoles, et lex 
fundamentalis specificae eius facultatis res externas recipiendi et in eas 
reagendi, seu constitutio individualis patefiat. 

Hisce vero, ut ars individualisandi existentiam revera induat, ap- 
plicationem accedere necessum est, guá individuum cum rationibus ex- 
ternis in talem concentum collocabitur, gualem cognita eius natura sin- 
gularis, et relatio, guam suo modo ad res caeteras occupat, postulaverit. 

8 Simile problema ars educandi soívendum sibi proponit, dum, cognitá in- 
dividui cujusdam natura psychica, omnes rationes externas ita accom- 
modat, ut facultates evolvantur, vires exerceantur et harmonia illa ac- 
tionum et relationum oriatur, dua vivere, vitam primum constituit. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


NI. 
DE EXAMINE PHYSIOLOGICO. 


draxim physiologicam ad normam Therapiae considerare licet, 
guae diagnosi, prognosi, indicatione, et curá absolvitur. Dia- 
| gnosis fundatur examine guod tum de statu praesenti tum 
de praeterito accurate institutum viam parat ad religua pra- 
xeos munera rite instituenda. De examine guidem patholo- 
gico, ubi accurata symptomatum indagatione de morbi cujusdam naturá 
informamur, plurima in institutionibus medicorum et specimina et dog- 
mata invenimus. Non ita de examine physiologico, Cuius exercendí in 
vita communi necessitas non minor occurrit. 

Ouodsi enim de statu vitae ejusgue functionum, et de organismi 
conformatione individuali in dato auodam Ssubiecto humano indagamus, 
cognitionem inde acguirimus empiricam, guae ad principia scientiae sub- 
limiora reducta, Physiologiam individualem constituit. 

Ouemadmodum enim in acauirendis cognitionibus physiologicis ana- 
Iyticam plerumaue methodum applicamus, datas notiones empiricas ad 
generaliores conceptus reducendo, donec ad suprema principia scientiae 
regrediamur, ita contra non minoris est momenti ab universalibus ideis 
descendendo in concreto subiecto, ubi omnes notae sensuales et con- 
ceptus scientifici empiriae et rationis ope guasi in foco colliguntur, sedem 
contemplationis assignare. Ita fit, ut in objecto individuali omnis scien- 
tiae apparatus in obtutum sistatur, illague tunc primum guasi corpore 
donetur, subjectum vero empiricum duod secus emortuum et exanime 
jaceret mentis lumine illustratum vitam demum induat. 

Maximi certe momenti in guávis praxi est, etsi theoriam rei exacte 
teneamus, eo adlaborare, ut scientia acauisita nobis semper presto sit, 
et guas generales doctrinas rerum empiricarum tumultu intemeratas 
animo continemus, eas etiam in rerum Concretarum rudi indigestágue 
mole acuto ingenio discernamus. Ita primum Sscientia organon vivum 
fit, nec jam ut non raro contingit, in statu guasi embryonis guiescit, sed 
impetum sponte in res externas faciens, eas sibi subiicit et omnem auá 
late patet orbem, in ditionem suam abripit. 

Sie guae inter caeteras doctrinas hac vi polleat, certe Physiologia 
est, cujus auid aut immediatum aut remotius contemplandi agendive ob- 
jectum esse non possit, vix cognoverim. 

Hanc itaague generalis physiologicae doctrinae in organismorum sin- 
gularium empiricá cognitione applicationem Physiologiam individualem 
appellandam opinor. 

De Pathologiá guidem individuali Kieser in suo ingenuoso opere 
(Syst. d. Medizin p. 624.) plura et maxime laudanda disseruit. Ouum 


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J. PURKYNĚ: 


10 vero Pathologia ex Physiologiá fundamenta sua depromat, facilis in 


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nostrum usum eorum auae de illa praedicantur, fiet accommodatio. Pro- 
totypus nempe vitae universalis in guávis organismorum sphaerá aut latiori 
aut angustiori, in guovis systemate organico immo in singulis organis pecu- 
liarem formam induit, adeogue in singulis etiam individuis organicis 
leges vitae generales ita modificantur, ut negue plura individua, nec 
idem diverso tempore, si aut externa aut interna spectes, penitus invicem 
aeguari possint. Hujus veritatem jam veteres perspectam habebant, dum 
de idiosyncrasiis, de sympathiis et antipathiis singulorum hominum ad- 
notarent. 

Ast non sufficit, hac in materie ea tantum Cognovisse, guae oculos 
percellunt, et inter casus insolitos relata sunt, sed eruenda erit cujusvis 
individui, Cuiusvis organi idiosyncrasia et natura et forma specialis, ut 
inde Physiologia individualis enascatur. 

Hoc in opere examen individuorum physiologicum omnem sibi lo- 
cum occupat. 

Hinc observandae erunt formae peculiares, guae in organismo suapte 
offeruntur, aut indagandae actiones, guae vitali processu manifestantur, 
vel rerum externarum naturali aut artificioso iníluxu moventur. 

Inde, ubi observatio non sufficiet, experimento opus erit, guod 
guum in corpore vili non instituatur, maxima praecautio reauiretur, aut 
summa devotio, ubi nosmet ipsos periculo subjicimus. 

Nunc, si materiem de examine physiologico penitius eruere susce- 
pissem, disserendum mihi esset de eius in therapiá, in politiá medicá et 
mediciná forensi, in arte obstetriciá; in educatione, in vitá communi ad 
opificiorum et munerum vitae normas statuendas, in artibus denigue 
plasticis usu atgue applicatione; assignandae forent methodi, auibus in 
indagatione organismi individualis aut notae empiricae ordine anatomico 
inguiruntur, aut physiologicae notiones, concreto casu modificatae, in- 
vestigantur, ubi a simplicissimis phaenomenis ad complicata more pae- 
dagogorum fit progressio, aut a manifestis ad abstrusiora penetratio; 
adnotandum esset de experimentis in vivo rite cauteaue instituendis; 
singula demum physiologica momenta, ad guae attentio dirigenda est, 
character nempe humanus, stirpis nationalis, familiaris et individualis, 
character sexus et aetatis, constitutio, temperamentum, idiosyncrasia etc. 
enumeranda forent. 

Praeter haec diathesis morbosa aut hereditaria aut acauisita, Sa- 
nitas relativa, et peculiaris in morbis vis, medicatricis naturae manife- 
stationes non negligenda essent nec minus consuetudinis, diaetae, vitae 
conditionis in organismum efiectus. Imprimis vero functiones vitae gene- 
rales, reproductio, irritabilitas et sensibilitas in guovis organismo con- 
cesso spectanda forent, guarum guaevis peculiares characteres aut in 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


forma plastica, aut in motuum organicorum et voluntariorum  ratione, 
aut in subjectivá sensationum sphaerá prae se ferunt. Relationes denigue 
naturales et arteficiales mundi externi ad organismum individualem phy- 
sicae, chemicae, organicae et psychicae, guorum cognitio rite ordinata 
aetiologiam physiologicam constituit, observatione et experimento guan- 
tum permissum respiciendae essent. 

Ast, guum negue scopus, nec locus, nec tempus haec exigant, partes 
interim saltem aliguas propositae operae aliguomodo explere suscepi. 

Seguentibus itague praecipua momenta, guae in examine physio- 
logico organi visus et systematis cutanei occurrunt assignare, et in illis 
nova guaepiam, guae etiam porro non negligenda forent attentioni le- 
ctorum sistere conatus sum. 


IV. 


EXAMEN ORGANI VISUS PHYSIOLOGICUM EXTERNUM. 
l- 


uaestio guae hac in materie consueto more prima ofiertur, 
plerumaue myopiam aut presbiopiam dati cujusdam subiecti 
á attinet. Hanc si guaestionem acribiá mathematicá diiudicare 
a volumus, apparatus, cujusmodi Optici (Lipsiensi Tauber usu 
venire solet), aut similis hujus optime guadrare videtur. Asserculo 
nempe horizontaliter posito ataue scala in lineas diviso, immo, sub- 
diviso, pedibusgue bene firmis solo insistenti, cui longitudo sit triginta 
aut guadraginta digitorum, pulpitum fibulis rite instructum, guibus ta- 
bulae aut folia characteribus signata adaptari possint, perpendiculari 
situ adeo applicetur, ut lente per asserculum horizontale promoveri aut 
removeri possit, ataue adeo scala ad minutissimas usaue differentias 
metiri. In anteriori fine asserculi disponatur apparatus cum iusta aper- 
tura, cui oculus cernens immo caput ipsum spectantis immobile adaptetur. 
Specula vero hac simul cum asserculo horizontali in statumine dispo- 
natur, guod paullatim elevari aut submitti ataue in omni altitudine 
trochleis adprimentibus sustineri possis pro magnitudine spectatorum 
aut situ corporis eorum erecti aut considentis. Cum accuratio summa 
reguiratur, ut distantia inter oculum, et objectum in tabula visum nu- 
meris minutioribus exprimatur opus erit, ut a latere oculi lamina cum 
foraminulo, horizontaliter mobilis applicetur duo corneae catagraphus 
(Profil) cernatur ataue adeo in scalá initium distantiae visoriae accurate 
determinetur. Ad haec in promptu sint aliguot tabellae punctis et lineis 
diversorum diametrorum micrometro metitorum notatae, albis in fundo 
nigro, nigris in albo aut ad varios usus aliis coloribus delineatis. Ad 


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J. PURKYNĚ: 


pulpitum porro praesto sit stylus, duo pro variis consiliis haec aut illa 
in tabella nota demonstrari possit. Instrumento hujusmodi presbyopia 
aut myopia subiecti Cuiusdam summá accuratione determinari poterit, 
et simul experimenta institui, guo modo punctorum et linearum formae 
mutentur, dum aut removentur ultra visionis spatium aut oculo nimis 
admoventur. ÚUbi res minutiem tantam non reguirit, uti in vita communi 
obvenire solet, folium characteribus scriptis aut impressis notatum pul- 
pito illi impositum et legendo oblatum jam sufficiet, ut oculi acies aut 
hebetudo discernatur. 

2. Idem apparatus guadrat, ubi agitur de determinando spátio dis- 
tinctae visionis, nempe de magnitudine illius partis axis visoriae, in auá 
objecta aut porro admota aut ulterius remota ab oculo pari acumine 
discernuntur, duo facultas illa oculi determinatur, guá interna eius com- 
pages et mechanismus opticus, ita disponitur, ut radii per pupillam in- 
fluentes aut remotorum aut propriorum objectorum focum in retiná ipsá 
efforment. 

3. Plerumaue fit, ut objecta splendentia si ultra spatium distinctae 
visionis removentur, plures aut pauciores appendices, immo dupplicatam 
et multiplicatam imaginem repraesentent, ut guisaue fere expertus est, 
ubi eminus noctu lumen candelae intuetur. Haec diffractio lucis sine 
dubio a diversa frangente vi Corneae caeterorumaue mediorum oculi 
pendet, et apud nonnullos ad morbosum usgue gradum evehitur, ubi 
guodvis objectum splendens aut albicans, hac aut illac distractum coma- 
tum aut barbatum cernunt. Huic incommodo bene observando appa- 
ratus descriptus non minus inserviet, ubi tabellarum loco lamina metal- 
lica punctis lineisgue pertusa adeogue perspicua pulpito imponitur, in 
cuius parte posteriori lata flamma ellychnio texto exardeat, auá puncta 
illa et lineae illuminentur. Caveatur caeterum aptá inclusione flammae 
ne minimum luminis a guávis alia parte nisi ex illis foraminulis fissuris- 
gue in oculum incidat; guo facto admota aut remota simul cum lampade 
laminá, distractio luminis, ejus directio et pro varia distantiá amplitudo 
apparebit, guo inaegualitatis corneae aut caeterorum mediorum refrac- 
tionis modus insinuabitur. 

4. Idem apparatus, adhibitis justis remediis ad diversos mensura- 
tosaue gradus tenebrarum aut diluculi aut plenissimi luminis obtinendos. 
oblatisaue certis objectis, in aguibus comparatio instituatur, inservire 
posset ad photometrica experimenta, guibus aut gradus lucescentiae cu- 
jusdam obijecti v. g. coeli lunae aut stellarum, aut diversorum corporum 
albicantium, aut gradus sensibilitatis oculi in lumen dijudicetur. 

5. Pari modo sensibilitas oculi in specificam coloris cujusdam dua- 
litatem, ad diversas distantias, et sub certis gradibus luminis examinari 
poterit; nam notum est aualitatem illam colorum in objectis affatim mi- 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


nutis ad justas distantias evanescere, et superficies coloratas, lumine 
paullatim disparente ex griseo aut bruneo in penitus obscurum transire. 

6. Ut facultas oculi guá intuitus vel adspectus per objecta movetur, 
ut robur ejus, guo objectis infigitur et firmitas celeritasgue aguá ab uno 
ad alterum transit notari possit, offeratur punctum vix conspicuum album 
fundo nigro inscriptum aut contra Cui oculus cernens haereat, obser- 
vando simul in horologio minuta secunda elapsa a primo intuendi initio, 
donec aut obscuratio invasit, aut oculus defessus vacillet et puncto dato 
jam amplius figi non valeat. Ouodsi robur in libero et arbitrario oculi 
motu dijudicandum proponitur, exhibeantur series punctorum minutis- 
simorum, distantiae inter se perexiguae, lineis rectis aut Curvis dispo- 
sitae, guorum numerus jam antea cognitus est, guae si puncta oculus 
brevissimo tempore, guod omnino mensurabitur, absgue ullá haesitatione 
aut rediteratione operis absaue falso vel minimo computaverit, jam valor 
eius in aperto erit. Bene observandus simul in hoc experimento oculus, 
cujus aut fixi firmitas aut moti rigor comprobabit, guod jam ab expedito 
punctorum computu concludimus. 

7. Datur in area visoria punctum in lineá axis positum, ubi visio 
prae ceteris clarior est. Ouum in hoc punctum axis oculi directione 
perpendiculari insistat, visione recta obtutui oblatum esse dicimus; cae- 
tera puncta, guae in area extra lineam axis posita sunt a latere tantum 
cernuntur negue adeo distinctá visione, ataue hanc obliguam appellamus. 
Habet recta visio suum ambitum, gui describitur lineam axis per objecta 
circumferendo dum oculus in orbita vertitur. Hic directae visionis am- 
bitus eo amplior erit, guo magis oculus prominet, et guo maior facultas 
adest oculum undeguague volvendi, ita ut conus guem axis describit, 
basim maximam cum angulo cacuminis gui in oculo situs est, guantum 
fieri potest obtusissimo offerat. Ut amplitudo directae visionis paullo 
accuratius observetur, construatur segmentum trium guadrantum circuli, 
gradibus notatum, ex cujus centro oculus capite religuo immobili ima- 
ginem bene conspicuam in peripheriá mobilem cernat, guod guam diu 
distincto fit, modo enuntietur, donec ad limites motus bulbi perveniatur, 
ubi imago in peripheria sisti et in gradibus angulus adnotari debebit, 
aguem oculus in latera motus asseguutus est. 

Idem de religuis motus directionibus experiri fas est, ubi segmen- 
tum a horizontali positione circa axim ad religuas movebitur. 

8. Sphaera obliguae visionis circumscribitur spatio illo, auod oculo 
in unicum punctum fixo, in religuá sphaerá visoriá visioni minus distin- 
ctae patet. Ut magnitudo sphaerae visonis obliguae eruatur, idem ut in 
priori apparatus inserviet, additá solum imagine e regione oculi guae 
fixa intueatur, dum altera bene lucida a latere promovetur aut remo- 
vetur. 


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9. Idem circulus applicari potest ad determinandam rationem inter 
punctum, dguod axis in retiná penetrat, et locum, ubi nervus opticus in 
eam ingrediatur. Id nempe singulare huic in retina loco obtigit, ut guae 
imago in caeteris partibus plus minusve distincta cernitur, hic penitus 
evanescat. Erit itague, fixá prius oculi axi in imagine directe oppositá, 
guae pro re rata aut elevari aut demitti possit linea lateralis in circulo 
horizontali huc illucve movenda donec evanescat, gui locus notatus, 
ataue ad axeos in retina punctum relatus ductis inde lineis imaginariis 
per lentem crystallinam locum introitus nerví optici determinat, gui in 
diversis individuis et horizontali et perpendiculari a f0co visionis dis- 
cCessu variare potest. 

10. Ad determinandam penitius convexitatem corneae et anterioris 
bulbi faciei, fissura linearis lucida bené metita ex justá distantiá ab oculo 
bene fixo reflexa, microscopio horizontali adhibito micrometro contem- 
planda foret. Ouo minor imaguncula illa linearis repraesentatur eo bre- 
vior erit radius segmenti sphaerici Cuius partem anterior facies corneae 
aut albugineae constituit. Ut vero ratio inter longitudinem lineolae re- 
flexae diametrumaue sphaerae stabiliatur, indegue series dimensionum 
ad comparationem facilem instituendam praesto habeatur, prius experi- 
menta in serie segmentorum sphaericorum ex vitro confectorum guorum 
diameter bene cognitus sit eodem microscopio ataue micrometro insti- 
tuenda erunt. Huc guogue referri debet methodus gua E. Home modi- 
ficationes corneae dum prope aut in distans cernitur, microscopio a latere 
oculi applicato, determinare conatus est. 

11. Bulbi ex orbita prominentia aut per se in oculos cadit aut tactu 
inguiritur porrectis et margine orbitae malaegue appositis digitis ut si- 
mul summitas bulbi palpebrá obtecti attingatur. Freguens exercitium in 
oculis diversissimis, sat habilem reddent manum, duo de prominentia aut 
recessu eorum Coniectura instituatur. 

Aliud prominentiae aut recessus bulbi criterium palpebrae offerunt, 
guae aut summe apertae aut conniventes aut penitus clausae, guum an- 
teriori bulbi faciei arctissime iunguntur, eius guodgue figuram perfecte 
referunt, praesertim si a latere juxta catagraphum faciei perlustrantur, 
ubi distantia palpebrae ab extrema linea radicis nasi, atgue eius ad ar- 
cum superciliorum situs plurimum indigitat. 

12. Magnitudo et figura cartilaginis palpebrae superioris ex illa 
parte palpebrae divinari potest, guae clauso leniter oculo inter marginem 
et plicam superiorem versatur, namaue hoc in spatio cartilago integumentis 
externis aliguanto strictius adnata est. Haec plica guae ab arcu super- 
ciliorum cute decurrente et in se revolutá formatur ubi in illam guae carti- 
lagini arctius nectitur transit valde diversas in diversis individuis lineas 
refert et pictoribus ad characterem oculi exprimendum maximi momenti est. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


13. Organicus status conjunctivae et eius praesertim vasa capillaria 
lente jam simplici indagari possunt, ubi praesertim in statu subinílam- 
matorio mira vasculorum distributio conspicua est. 

In subiectis tenerioribus, maxime post somnum nocturnum Stria 
prominula e canthis oculi ad corneam procurrens et € pressione margi- 
num palpebralium orta conspicitur. 

14. Sensibilitas coniunctivae ex duratione temporis colligitur, guo 
oculus apertus aěrem adluentem duin firmetur Sustinet. Respectus in 
hoc experimento habendus est praeter chemicam ačris indolem etiam 
ejus temperaturae, ut appareat guantam difierentiam frigidus et tepidus 
in eodem subjecto sit habiturus. 

Ubi sensibilitas minor est, aéris actio sufilando extollatur. Hoc 
saepe modo magis regimen mentis in Corpus guam ipsa sensibilitatis 
ratio evincetur. 

15. Hoc mentis in corpus regimen magis adhuc apparet, dum oculo 
aperto repente digitus appropinguatur, guem si oculus immotus perdu- 
raverit strenuus dicatur, animogue bene obtemperans. Haec guamvis 
ludicra videantur, et nonnisi pueris usitata, physiologus tamauam dia- 
gnostica momenta non despiciet. 

16. Ouam abundans latice suo lacrymarum sit glandula, variis guo- 
aue irritamentis externis inguiri potest. Optime huic scopo inserviet aut 
ammonium fluidum aut carbonas ammonii aut pulvisculus subtilissimus 
sacchari oculo inflatus. Eius cum plexibus cordis sympathiam fors ob- 
servando assegui non vero experimentis indigare licet. 

17. Puncta lacrymalia suapte jam libero oculo sese ofierunt. An 
aperta an obstipata sint, optime experimur ubi naso et ore clauso ačrem 
exspirando vehementius ad spiracula compellimus, ubi, cum aperturae 
nullae aliae pateant, per canaliculos lacrymales, ataue adeo per puncta 
ipsa tenui sibilo protruditur digitogue obvenienti tamauam sufflatus fri- 
gidiusculus sentitur. 

18. Membrana nictitans optime obtutui patefit, ubi oculus guantum- 
auantum fieri potest, ad canthum externum convertitur paullulumaue 
digitorum apicibus palpebrae dimoventur. 

19. Caruncula lacrymalis et lacus, glandulae meibomianae earumaue 
ekstomoses, interna facies palpebrarum, superciliorum pili, eorum longi- 
tudo, dispositio et numerus, superciliorum Situs ataue forma, haec omnia 
sponte offeruntur oculo. Indoles guogue Cutis externae oculum eiusaue 
vicinia obtegentis ejus teneritudo, tensio aut rugositas, coloratio, pororum 
in periorbitá conformatio, plicae palpebrarum, et rugae aguae oculo con- 
nivente ad eius canthos, in íronte ad malas et in radice nasi oriuntur, 
nullatenus sunt praetervidenda, cum aut physiognomicos characteres, 
aut musculorum sub cute latentium fabricam enuntient. 


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20. Grassitudo et pelluciditas corneae optime observari potest lu- 
mine candelae obliguá directione ad oculum posito, ubi imago flammae 
ab externa simul et interna superficie reflexa (Fig. 1.) duplicata appa- 
rebit, guo crassities ejus et lumine ex interná substantiá reflexo pelluci- 
ditatis gradus manifestatur. Respiciendum porro ad marginem Corneae 
gui aut diffiluens, aut accuratius circumscriptus cernitur, aut jam se in- 
sinuante vel penitus efformato arcu senili includitur, guorum omnium 
ratio praesertim in semiotice humanae vitae aetatum habenda est. 

21. Albuginea membranam fibrosam refert, ex cuius itague habitu 
de constitutione totius fibrosi systematis in religuo corpore juxta patho- 
logicam et physiologicam individui indolem judicium conceditur. 

Ejus albedo guae in infantibus ob transparentem chorioideam ali- 
auantulum coerulescens apparet, in adultis vasibus sanguiferis lutescit, 
in nonnullis vero individuis insolito candet et auasi cretacea est, in di- 
versis humani generis varietatibus diversum praetera tingorem attrahit. 
Pelluciditas albugineae optime visui offertur, ubi a latere canthi externí 
oculi candela ardens ita locatur, ut flammae lumen obligue in bulbum 
incidat ataue adeo corneam humoremaue agueum penetrans in margine 
corneae ad canthum internum colligatur, ubi tunc ex interná substantia 
albugineae et ex anteriori facie iridis reflexum formam coni lucentis 
praesentat cuius basis corneae insidet, acies canthum versus porrigitur. 
(Fig. 5.) Ingruente, nec non efformatá varicositate oculi, guae plurimum 
in chorioidea locum obtinet, livor guogue tum topicus, tum universalis 
albugineam occupat aut extenuatá ejus membraná, aut vasis varicosis 
substantiam eius internam perrepentibus. Ruboris guogue variae species, 
gradus et loci in diversis inflammationum formis occurrere consueverunt. 
In summo xerophthalmiae gradu albuginea simul cum corneá callosae 
epidermidis habitum induit. 

22. De humore agueo difficilis est inguisitio. Ejus copia ex con- 
vexitate et duritie corneae diiudicanda foret nisi adeo esset arduum 
convexitatem hanc accuratius determinare ataue duritiem persentiscere. 
Limpiditas humoris aguei et pelluciditas corneae turbata minime guidem 
latet ubi jam ad statum pathologicum accedit, obligue cameram ante- 
riorem lustrantibus, guodsi vero minutiores jam gradus assignandi sunt 
ob tam exiguam hujus liguidi Copiam visu vix guidpiam asseguemur, 
nisi forsan microscopium validum ita instruatur, ut lumine ex internis 
oculi aut a lente aut abiride reflexo speculi instar illuminantis, guod in 
microscopio obiectis supponitur, datum sit liguorem intermedium ingui- 
rere, guod omnino apparatum opticum singularem oculo juste ac firmiter 
applicandum postularet. In subjectiva visionis sphaera, turbatio humoris 
aguei halonibus coloratis flammam candelae ambientibus praesentatur 
guomodo vero hoc criterio gradus turbationis distinguantur difficile est 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


compertu, guum comparatio internarum sensationum in pluribus indi- 
viduis non tam expedite institui possit; id vero persuasum habeo, si 
aguae corpuscula aut fibrillae aut globuli in subiectivo visionis ambitu 
visuntur, ea locum ante lentem habere non posse, horum namaue imago 
radiis a latere undigue ingruentibus penitus in retiná deletur, nisi fors 


eorum magnitudo relate ad exilitatem luminis externi tanta sit, ut um- 


bram sui distinctam in pariete nerveo efiormare valeant, ubi tunc ma- 
culae in luminis externi imagine conspicientur, guarum tamen singularem 
characterem non tam facile assignaveris guum obstacula in cornea in 
lente et in humore vitreo similem fere effectum prodere debeant. 

23. Externa iridis lustratio magnam varietatem colorum et fibrosae 
eius compagis offert. Prae caeteris tres et coloratione et structurá di- 
versi circuli notandi sunt. Horum extimus plerumaue obscurior. religuis 
ataue aliguot peripheriae parallelis fibrillis plicisaue notatus; medius lu- 
cidior est, fibrillis plicisaue radialibus; internus iterum umbrosior fibrillis 
et plicis multo adhuc numerosioribus ad centrum pupillae convergen- 
tibus, guam in nonnullis individuis infundibuli aut crateris forma am- 
biunt, constituitur. Fissuras, hiatus, plicas ataue recessus iridis optime 
inguirimus, ubi eam exiguá guantum potest ilammá a latere illustramus. 
Tuuc enim, moto paullatim huc et illuc lumine, umbrosae lucidaegue 
superficies adeo sese excipient, ut, armato praesertim oculo imago cla- 
rissima vallium iugorumaue iridis repraesentetur. Tunc etiam infundí- 
buliformis ille iridis ad pupillam recessus dgualis in guibusdam individuis 
maxime conspicuus est clarissime oculis offeretur. 

Variae guogue observandae sunt dimensiones membranae iridis pu- 
pillam inter et peripheriam ejus exteriorem, ubi aut pupillae circulus 
hac aut illac pressus distractusaue apparet, aut peripheria iridis externa, 
simul cum corneae perimetro a regulari circuli forma aberrat plerum- 
aue nonnihil in superiori parte depressa. Iridem oculi proprii optime 
examinamus dum candelae lumine a latere posito lentem, cuius focalis 
distantia sit dimidii pollicis, adplicamus, guo anterior iridis facies claris- 
sime illustrata vel minimas guidem fibrillas plicasgue in speculo oblato 
repraesentat. Clarius adhuc rem perscrutabimur dum microscopio adiuti 
cui lens illustrans juste affixa haereat oculum si licet alterius, examini 
Subjicimus. 

24. Irritabilitas iridis, ataue ejus contractilitatis gradus diversimode 
investigantur. Aut enim luminis et umbrae vicibus, aut obtegendo oculum 
alterutrum, aut cernendo in propingua remotiorave, aut denigue narco- 
ticis guibusdam uti solutione extracti Belladonnae, Hyosciami etc. pu- 
pilla ad dilatationem aut coarctationem sollicitatur.  Rudiora tentamina 
actionis narcoticorum in iridem guantum ad usum ophthalmiatricum suí- 
ficit jam pridem instituta sunt; ast ad physiologicum hujus rei scruti- 

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J. PURKYNĚ: 


nium mensura accuratior reguiritur. Diversae solutiones ad gradum de- 
terminatum concentratae, bene mensurata guantitate in diversis subjectis 
applicandae erunt ut justa ratio irritabilitatem inter organi et intensiones 
actionum inveniatur. Itague etiam iris apud presbyopes myopesve obser- 
vanda, auum visio in distans et in propinguo dilatationibus ejus et con- 
tractionibus comitetur. Tanta certe per aetates et sexus et per individua 
varietas iridis occurrit, ut Si guis omnes ejus formas colligere et justo 
ordini subjicere suscipiat haud sterilem laborem experiatur. 

25. Externa chlorioideae indagatio vix guidem possibilis est; apud 
infantes tamen livore leni et aeguabili per albugineam transparet, auodsi 
varices adsunt in adultis livore inaeguali. In subjectiva visionis sphaera 
chorioideae conformationem ramificationibus vasorum pulsantium guae 
post vehementem corporis motum, aut pressione oculi laterali visuntur 
manifestari autumo. Huc etiam referendas existimo maculas nigras, guae 
non raro aestatis tempore post validiorem corporis nisum dum V. €. 
scalae numerosae ascenduntur, subiectivá visione percipiuntur, guas tur- 
gentibus chorioideae venis membranam nerveam prementibus caussari 
opinor. 

26. Pigmenti conditio, eius coloratio aut aliguantes pelluciditatis 
gradus subiectivae visioni diversa in diversis individuis colorum obscu- 
rorum affectione manifestabitur. 

Ouantum momentum habeat coloratio pigmenti in lucidas umbro- 
sasaue partes imaginis in retiná depictae ex analogiá camerae obscurae 
tuto colligere licet, ubi si linteo subtili et transparenti, guod reflectendis 
radiis inservit, loco nigri subtegiminis aliter coloratum substruitur, unde 
imago ii linteo repraesentata vario colore afficietur. Externi nempe co- 
lores colore substrato aut elidentur v. g. ruber viridi, aut obsolescent, 
aut ad majorem vivacitatis gradum evehentur, partes vero coloris ex- 
pertes, ilum aui in recessu est induent. Haec, guamvis mere physica 
sint, tamen non haesito ea ad sensationum etiam modificationes expli- 
candas applicare, negue dubito, imaginem auae substrato retinae pig- 
mento varie tingitur, intuenti etiam animae adeo tinctam repraesentari. 

Albini certe imago pigmento pallescente etiam tota pallescit, nec 
dubium est, id guod Acyanoblepsia vocatur visionis phaenomenon, a pig- 
menti potissimum colore pendere, inguisitione anatomica comproba- 
tum iri. 

Huc etiam refero characterum typographicorum nigredinem purpura 
tinctam, dum soli occidenti obversi semiclusis palpebris lectionem insti- 
tuimus, ubi radii per cutim et membranas oculi obligue penetrantes re- 
tinam et pigmentum rubore afficiunt. 

Haud absurdum mihi videtur nigridinem in diversis individuis prout 
aut caesiis aut griseis nigrisve oculis invepiuntur Variam guoaue appa- 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


rere; guamvis guae mere subiectiva intuitione persentiuntur objectivae 
mensurae et comparationi subjicere permissum non est. Fors ut Čyano- 
meter ad coeruleum coeli colorem indagandum adhibetur, melanometer 
aliguis construendus esset, cujus nisi fallor communis mensura, nigredo 
assumeretur, guae bene obtectis oculis praesentatur; at vix haec guidem, 
guum facile phantasmatibus diversis et nebulis afficiatur. 


27. Capsula lentis tam subtilis guidem, atgue lenti adeo iuncta est, *ž 


ut, nisi in statu morboso, externam ejus superficiem ab illa lentis vix 
distinguas. Ouae itaaue seguentibus adíerimus, de communi guasi earum 
superficie intelligendum. Si lumen candelae distantiá fere sex pollicum 
ab oculo individuí cujusdam ita collocamus, ut flammula guae in cornea 
repraesentatur nobis e regione axis oculi sitis intra circulum pupillae ad 
peripheriae guandam partem adpareat, tunc in pupillá e diametro adhuc 
minor flammula ast obversa luminisgue languentis in recessu micans 
apparebit, guam a posteriori lentis facie reflexam facili coniecturá con- 
cludemus, comparatione in lente vitrea instituta (vid. fig. 2.). 

Anteriorem lentis faciem et partim internam ejus substantiain nisi 
admodum limpida sit, visui sistemus, si candelae lumen obligue pupillam 
inspicientes ex opposito a latere oculi ita collocamus, ut lineae ab oculo 
spectante et a candelae lumine ad pupilam ductae angulum obtusum 
constituant; tunc oblonga flammae imago repraesentatur, gnae cum erecta 
sit, a convexá facie lentis reflexam esse indicat. (fig. 3.). Ouodsi lentis 
substantia aliguantulum turbata est, tunc illa flammae imago ex internis 
iterata reflexione promanans lumine pallido difínente ex una alterave 
parte cingitur. : 

Ambas hasce methodos superficies lentis spectandi haud abs usu 


in inguisitione therapeutica fore autumo, praesertim ubi agitur de rigidá : 


distinctione affiectionis aut capsulae aut internae lentis substantiae aut 
posterioris ejus faciei membranaegue vitreae instituendá. Ex accurata 
mensura flammularum lentis in vivente, formam ejus atgue ad aciem 
visus relationem nimium operosum et inconstans guamvis mathematico 
examini n10n in accessum foret. 

Lentis recessum a margine iridis ex umbra guae in ea ab iride 
formatur atgue ex seriori maturiorive imaginis flammeae, promotá aut 
remotá candelá, ingressu colligere guodammodo licitum est (fig. 4.). 

28. Limpiditas vel turbatio corporis vitrei externe ex nigredine pur- 
pillae aut integrá aut nebulosá cognoscitur, distinctus obligua inspectione 
et illuminatione juxta methodos prius adnotatas, guae humori agueo aut 
lenti pertinent. 

Ast cavum guogue oculi ubi Corpus vitreum residet justa methodo 
inspicere casu mihi datum est, dum perspiciliis myopum armatus, canis 
oculum, candelae lumine a tergo ejus e longinguo lucente, €0 scopo in- 


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J. PURKYNĚ: 


Guisivissem, ut de naturá splendoris, gui non raro ex canum feliumgue 
oculis miro modo promanat, edocerer. Eu! guoties certá directione ocu- 
lum caniculi inspexissem, lumen illud percellens apparebat, donec fontem 
invenirem lumen e cavitate vitri in interna oculi reflexum indegue ite- 
rum retroflexum. Eodem statim in hominibus experimento repetito idem 
phaenomenon oblatum est, pupilla namgue integra laeto aurantio colore 
Incebat. De sede adhuc luminis reflexi in dubio versans oculum artifi- 
cialem conficiendum Curavi, cuius cavum agua limpida aut diversis gra- 
dibus turbida repletum posteriorem parietem simulgue liguidi substantiam 
reflexo lumine referebat. 

Jam itaaue nulla fere oculi membrana aut substantia interna liguidi, 
lumini rite reflexo oculogue inspicienti latebit, guae si practici anxiam 
fere physiologorum inguisitionem spernentes non despicient aut perhor- 
rescent non sine usu in oculorum Diagnostica invenient. 

In visione subjectiva plura adhuc phaenomena occurrunt, guorum 
conditiones organicas in corpore vitreo residere persuasum mihi est. 

Imo. Globuli et fibrillae marginibus parallelis alternatim lucidis et 
obscuris notatae, diversae flexionis et innodationis, guae, per exiguum 
foramellum in oppositam lucidam latamgue Superficiem spectando, aut 
per lentem oculo plurimum appropinguatam intuendo in objectum guod- 
dam minutum lucidum v. £. in flammulam candelae remotam, visuntur, 
et guae oculo aut violentius contorto aut capite nutante aut in partes 
converso, locum et figuram mutant donec iterum in statum guietis re- 
deant, in corpore vitreo certe resident. 

Phaenomena gue referunt, nil nisi umbrae sunt, guae a fibrillis va- 
sisgue aut emortuis aut parasitico modo enatis formantur, et guae libere 
in corporis vitrei cellulis fluctuant ita ut earum substiliores iuxta leges 
opticas locum retinae propinguiorum, grandiores vero remotiorem obti- 
neant. Ut appareant, necessario reguiritur, ut radii guantum fieri potest 
ex unico puncto promanent, ne tam exiguae umbrulae vel parcissima 
laterali luce irradiatae expallescant; ideogue apparatu opus est, gui lucem 
arceat et difiringat. Inde guo remotius objecta haec gualiacungue Sint, 
aut vasula aut fibrillae a retinae pariete versantur, €0 parcior lux regui- 
ritur, eo rigorosius omnis eius influxus lateralis arcendus, co minutius 
foramellum adhibendum, guod contrarium in illis obtinet, guae retinae 
parieti proxime sita sunt, cum vix lumen aliguod tam obligue a latere 
ingruere in oculum valeat, ut umbrulam penitus evanescere faciat, inde 
iam superficiem non admodum splendentem v. g. coelum nubibus ob- 
ductum inspicientes globulos et lineas prius allatas observamus. 

2do. Etiam illi guos Steinbuch primus observavit sanguinigue ad- 
scripsit, giobuli, mea guidem opinione in corpore vitreo locum occupant, 
et guidem membranae nerveae proximi, guo solo fieri potest, ut guamvis 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


exilissima sint haec corpuscula, umbrulas tamen suas aut focos lumine 
températo illustrata in proximo retinae pariete effingant. Optime hos 
globulorum torrentes hyemis tempore observare licet, dum aut campum 
nivibus obtectum, aut coelum. nivosis nubibus obvolutum diutius in- 
tuemur. 

Ad experimenta visionis nunc allata bene instituenda, ante omnia 
superficies lata luce languente lustrans reguiritur guae ut facile praesto 
sit, intueamur ilammam candelae lente majori Cujus focus sit duorum 
aut trium pollicum ex eů distantiá, gua lumen guo dilatatum magis eo 


mitigatius cernitur. Pauxillo tunc tempore omnis visionis sphaera glo- 3: 


bulis fibrillis filisgue nodosis ita implebitur, ut mirum fere videatur, duo- 
nam modo objecta externa locum adhuc inveniant, imperturbato lumine 
retinam attingendi. 

8tio. Halones et irides guas non raro candelarum flammas circum- 
dare e justis distantiis observamus an in humore agueo, an in vlíreo, 
aut nonnunguam in corpore crystallino resideant difficile est dijudicatu. 
Subjectivas plane esse, vel ex €0 apparet guod confestim dispareant 
dum imago flammae digito in visionis axim porrecto obtegitur, guod 
haud ita contingit in luná aut sole halonibus circumvallatis, ubi causa 
in atmosphaerae vaporibus guaerenda. 

27. Inguisitio membranae nerveae, nisi forsan prius allata illustra- 
tione corporis vitrei, nulla signa objectiva offert, eo tamen maior turma 
eorum occurit, guae subjectivis sensationibus distinguuntur. Opus esset, ut in 
diversissimis individuis magnus ille phaenomenorum subjectivorum nu- 
merus investigetur; guamvis plurimis vix facultas adesse videatur phae- 
nomena illa rite observandi aut veritati consensaneo modo enuntiandi, 
eo minus organa sua difiicilioribus guamvis innoxiis experimentis amore 
scientiarum ultro subjiciendi. Indaganda erit v. £.: 

a) Retinae sensibilitas aut sub vividiori aut sub minus intenso lu- 
mine, indagandum guo luminis gradu guo tenebrarem objecta certae 
magnitudinis adhuc distinguuntur, guantum luminis splendorum Sine 0cC- 
coecatione oculus sufierre valeat. 

b) Diversa guogue in diversis adest facultas, imagines illas adven- 
titias animadvertendi, guae post intuitionem colorum oppositis et guasi 
polaribus rationibus in oculo provocantur, et tempore guogue notando 
vestigia sui relinguunt. 

c) Lucida in oculo phaenomena guae galvanica actione gignuntur 
€0 vividius, eo0gue minori apparatu provocari possunt, guo guis nervo- 
rum systema sensibilius ad experimentum afierat. Maximam hic difficul- 
tatem obtrudit constans et certa galvanismi mensura in guá, tamguam 
canone individuorum diversitas compareat. 

d) Ouae pressione bulbi phaenomena eliciuntur, facillima sunt et 


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J. PURKYNĚ: 


a guovis, nisi praeoccupatae opiniones obstent, aut timor officiat, sine 
omni discrimine oculi, intuitioni internae praesentari possunt. 

e) Scintillas, et circulum igneum guae repentiná oculi in latus ex- 
ternum Conversione tempore praesertim matutino in obscuro cernuntur, 
vis guisguam erit gui non, etiamsi obiter aut casu fortuito, observaverit. 

f) Subtiliorem jam attentionis aciem et praegressi exercitii vires 
reguirit observatio figurae vasculosae guae mea guidem opinione vena 
centralis retinae est et guae tunc visioni optime sistitur, dum lumen 
candelae in circumferentia sphaerae visoriae lento motu circumferimus. 

g) Etiam visionis directae et obliguae in diversis individuis facul- 
tatem attentioni subjicere oportet, guum ex ea arctior aut laxior psyches 
cum organo Sensorio nexus patefiat. 

28. Haec atgue hujusmodi phaenomena guae omnia enumerare lon- 
gum esset et guae alium justius locum occupant, in examine physiolo- 
gico non sunt negligenda. Ast relatio oculi principalis obversatur cum 
centrali cerebri vi seu animá. Oculus non interruptá illá cum cerebro 
relatione praecipuum phantasiae organon videtur. 

Ouo majori cum energiá oculus ab anima penetratur, guo intimiori 
mentis attentione illustratur et conscientiae luminae imbuitur, eo celerius 
ataue clarius diversitas intuitionum oculo oblata in unitatem perceptionis 
colligetur, e0 magis sensus isthic ad organon guasi cogitandi extolletur. 
Sublimior iste et ad spiritus dignitatem accedens oculi character jam 
ultro observatoribus offertur, dum obtutum oculi, liberam eius et con- 
sultam mobilitatem, iustam et Suos scopos penetrantem directionem, 
attentione nostra colligimus, unde facili operá visionem acrem firmam 
et bene consciam, a hebeti vaga et obscura distinguere licet. Ouam 
mirus concentus inter visionis motum, et alias corporis autocraticas mo- 
tiones intercedat, non raro in artificibus musicis, scenicis aut plasticis 
non sine admiratione cernimus, nec non despicienda est par habilitas 
in gymnasticis, venatoribus, aut variae sortis opificibus, ubi diversissima 
oculos inter manusgue associatio peritiae facilitatisgue in opere arduo 
fons uberrima habetur. Oui maiori in re medica experientiae penu in- 
structi sunt, facile physiologicis semiologiae momentis pathologica guo- 
gue adiungent, ut cum una natura sit unde phaenomena vitae sane mor- 
bosaegue procedunt, una etiam de ejus essentiá sit inguisitio, et guem- 
admodum in spectandis objectis lucidas partes umbrosarum vicinio cla- 
rius distinguimus, ita pathologica physiologicis et vicissim illustrata laetam 
in animo et speciosam immaginem sui effingant. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


V. 


DE EXAMINE PHYSIOLOGICO EXTERNO SYSTEMATIS 
CUTANEL 


Siceat mihi porro seguentibus accuratiori inguisitioni subjicere 
| praecipua momenta, ad guae in observando systemate cu- 
Bi taneo individui cujusdam attentio dirigenda est. Principalia 

objecta, guae nobis hoc in opere occurrunt sunt, Cutis ex- 
(5a=m=H| (cerna, pili unguesaue, et partes illae membranae muciparae, 
guae diversis orificiis cum externá superficie communicant. 

1. Cutis externa sensu tactus explorata, mollis est vel dura, hu- 
mida, unguinosa, viscida, vel sicca, tepens aut frigida, elastica, rigens, 
aut pastacea, levis aut aspera, laxa vel tensa, ductilis vel stricta. ae 
proprietates in guovis individuo gradu et se diversimode combinatae 
aut in diverso actionis vitalis statu varie modificatae inveniuntur, ad 
auae attendendum ut inde peculiaris character eruatur unde diversorum 
temperamentorum, constitutionum, aetatum sexuum imo stirpium et na- 
tionum aligua saltem ex parte discrimina patefiant. In hoc inguisitionis 
munere ante omnia ipsius tactus organi, manus nostrae ratio habenda; 
nam ubi occalluit, aut ubi contrectantis motus admodum vehemens est 
ob musculorum infrenatum robur, aut ubi attentio ad subtilissimos resi- 
stentiae modos percipiendos non exercitata est, tunc etiam mollitiei aut 
duritiae, elasticitatis aut rigoris, et caeterarum cohaesionis modifica- 
tionum clara sensatio non obtinetur. 

Ouum caloris aut frigoris affectio pelkdvdonA tantum valorem pos- 
sideat prout nempe temperatura corporis nostri et objecti externi diversa 
sit, inguisitio inde vel nonnisi sub normali et communissimo caloris gradu 
manus contingentis instituatur, aut exercitatio eo dirigenda, ut sub guovis 
gradu de temperatura objecti recte asserere discamus, et adeo pluribus 
guasi scalis instructi, ea guae diversa sentiuntur, ast revera non sunt 
judicio firmo compensentur. Siccitatis aut humiditatis, unguedinis aut 
viscositatis et plurimum eiusmodi gualitatum accurata perceptio reduirit, 
ut ipsum organon nostrum ab iisdem immune Sit, ne proprietates guae 
ad subjectum pertinent, cum objectivis commiscéantur. Ubi enim manus 
sudore madet, aut viscida est, aut siccitate rigescit, mirum non est fallax 
de notis objecti judicium institui debere. Juvat guogue ubi dubium occurrit, 
pronam per vices et supinam manum, immo unguium Superficies in 
auxilium vocare. 

2. Inter caetera, guae cutis offert signa, color maxime cConspicuus 
est, et plerumaue invitis iam nobis obtruditur. Attendendum primum erit 
generatim ad coloris diversitatem, guam humani generis varietates offe- 


PENTA DY V TNTÝVITA 


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J. PURKYNĚ: 


runt, dein guae ex earum mistione, generatione guasi hibrida, oboritur. 
Innumerae hic et in subtilissimas dilutae modificationes inveniuntur Co- 
lorum Species, guas vix guidem enuntiare, pictoris tantum expertissima 
manu adumbrare cConcessum erit. 

Etiam Leucopathia guae per omnes humani generis stirpes diver- 
sissime modificata occurrit, attentionem physiologi deposcit. Nec satis 
est observasse eam, gualis characteribus eminentibus in nos impetit, sed 
minores etiam deviationes identidem occurrentes, guae ad eam accedunt 
studio nostro sunt perseguendae. 

Leucopathiae forsan nomine et re opponere liceret melanopathiam, 
guarum gradus medii saltem in stirpe caucasica flavicomis (Blonde) et 
nigricomis (Brunette) designantur. 

Ast cutis ille habitus gui solo oculorum iudicio discernitur, non 
colore tantummodo absolvitur; concurrunt in €0 Superficiei externae 
glabritas et rugis minutissimis poris et prominentiis notatio gua diversae 
lucis et umbrarum vices praesentantur; pelluciditas porro ac interna 
luminis flexio, guo ita dictus color localis constituitur, et gui pro diversa 
cutis textura et statu eius vitali certe diversus est, attentionem non 
effugiat; inde etiam in sexibus, aetatibus, constitutionibus et tempera- 
mentis tam varius color occurrit, guorum experientiam si nullus alius, 
certe pictores, gui nomine hoc revera digni sunt, lubentes comprobabunt, 
guum hac in re omnino non parum desudaverint. Etiam diversae et sin- 
gulae regiones systematis cutanei peculiari colore imbutae reperiuntur. 
Jam enim partes aeri et luci expositae saturato magis tingore ab iis 
distinctae sunt, guae tegumentis continuo foventur: partes vero aliae 
magis pellucidae guemadmodum in temporibus, periorbita, collo, ulnis 
ataue mammis venarum venularumaue vestigiis notantur, genae vero et 
palmarum plantarumaue facies internae arterioso magis sanguine tinctae 
esse videntur; areolae mammarum, regiones ani et genitalium guae jam 
ad membranas muciparas accedunt obscuriori colore imbuuntur; varius 
denigue status fluidorum corporis, gui aut bile, aut pituita, aut sanguine, 
aut melanosi guadam cutem afficit vario etiam colore manifestatur. 

3. Cutis guogue odor in inguisitione physiologica non negligendus 
est. Ouemadmodum nullus alius sensus varietate sensationum specifi- 
carum adeo abundat guam odoratus, ita profecto certitudine guadam 
concludere licet, innumeras adesse pro diversis nationibus immo indi- 
viduis odorum modificationes, guorum canis sagacitas verax nobis 
testis est. 

Ast mirum, nullum alium sensum adeo neglectum atgue contemptum 
iacere guam odoratum, gui jam in Ccommuni vita pudoris guasi pallio 
obvelatus, immerito hoc despectu ad scientiarum usague repagula per- 
seguitur. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


4. Non minori attentione dignae sunt peculiares cutis sensationes 
guae nonnisi inguillina heautoscopia eruuntur. Huc pertinent caloris aut 
ardoris, frigoris aut algoris sensus, horripilationes, myrmecismus, pressio, 
stupor, prurigo, sensibilitas, adaucta aut imminuta, variae dolorum pun- 
gentium stringentium vellentium etc. species guae aut cutim universam 
aut partes obsident, guae accurate sensu interno percepta clare et iustis 
terminis comparationibusgue adhibitis communicentur. 

5. Jam ab hisce mere sensualibus cutis proprietatibus transgredior 
ad organicam eius conformationem. Primum guod hic occurrit epidermis 
est. Notantur in hac pori et tubercula, valleculae diversimode tortae, 
rugulae ataue sulci maiores. 

An revera pori in epidermide existant, lis adhucdum inter auctores 
teritur; ego guidem poris eam pertusam esse existimo, gui tamen ob 
elasticitatem substantiae ita occlusi sunt, ut exsudanti guidem atgue a 
tergo protruso humori pateant, nullatenus vero oculo aut nudo, aut 
armato perspicui sint. Simile phaenomenon facile comparatur, dum ex- 
scissam membranulam gummi elastici subtili acu pertundimus, ubi guidem 
in superficie utrágue fossula conspicua est, canalis vero, etiamsi in mi- 
nutissimas lamellas disscindatur nullatenus apparet. Ita guogue in epi- 
dermide nil nisi fossulae in externa superficie visuntur, guas tamen 
canaliculo fluidis permeabili junctas esse sudor atgue suctio sanguinis 
immo €eius emanatio spontanea demonstrant. Distinctissime vero fossulae 
isthaec in vallecularum striis gyrisgue visuntur, guibus internae plan- 
tarum manuumgue plagae obsitae sunt, unde sudoris guttulas nudo etiam 
oculo videndas exprimere fas est. Notandum de his plurimas earum in 
provectiori senio occlusas inveniri, guod alioguin functionis cutaneae 
majorem tunc torporem demonstrat et explicat. Magnitudo meatuum 
sudoriferorum in diversis Cutis partibus diversa est. Jam in malis et 
fronte satis magni inveniuntur ubi fere ad cryptas mucosas et sebaceas 
accedunt, in periorbita papillas fere constituunt, ad radices pilorum in 
pliculis stellatis unde emergunt numerosissimi inveniuntur. Directio eorum 
plerumaue perpendicularis est, nisi ad unguium radices ubi obligue ad 
apices procurrere videntur. Nullibi interna epidermidis compages adeo 
crasso modo oculis obtruditur, guam in verrucis, gnae ut cumulus tubu- 
lorum parallelium concretorum lympham vel sanguinem vehentium ofie- 
runtur. (Fig. 21.) 

Epidermis praeterea textura sua ad Hydrophanem aut Pyrophanem 
mineralogorum accedere mihi videtur, guo fit, ut aut vaporibus atmosphae- 
rae aut emanationibus sanguinis continuo imbuatur, gua transspiratio cuta- 
nea et resorptio ab externis perficitur. Et revera vix guisguam erit, gui de 
hac epidermidis indole convictus non sit, guum eam in proprio Corpore mox 
humore tumidulam et guasi maceratam mox siccam et aridam inveniamus. 


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39 


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J. PURKYNĚ: 


Rugulae in variis cutis partibus diversae offeruntur. Harum magni- 
tudo et directio valde diversa est, et flexuris artuum Correspondet. 
Ouaedam earum Cum pilorum radicibus ubi guasi in centro concurrunt 
in relatione versantur nec non motus eorum dum horrore elevantur 
facilitant. Eiusmodi plicularum per universam cutis superficiem formas 
et modificationes describendas anatomia suscipiat. 

In plagulis guae inter rugulas istas sitae sunt tubercula minutissima 
visuntur, guae nil sunt nisi porulorum circumvalationes et crateres. 
Liceat guogue mentionem facere sulcorum majorum gui in internis pal- 
marum plagis inveniuntur. Notandi sunt praecipue guod olim doctrinae 
vanae Cheiromantorum originem dederint. Eos diversis motuum modis 
ad guos manus digitigue conformantur determinari nemo non dubitabit, 
exinde etiam diversa et his conformia nancisci possunt nomina. Ouare 
in genere distinguo lineas oppositionis, abductionis, adductionis, exten- 
sionis et flectionis. In specie seguentes recenseri merentur: 1) Linea 
oppositionis pollicis (fig. 6. lit. a) (a cheiromantis vitalis dicta) guae mi- 
norum musculorum pollicis prominentiam ambit. 2) Hance parallela fere 
directione seguitur linea adductionis pollicis (lit. b) (linea Martis.) 3. Linea 
abductionis digiti minimi sub hujus radice in margine manus externo 
sita est (lit. c) (linea matrimonii cheiromantis) 4) Linea occlusionis di- 
gitorum trium ulnarium (lit. d) (linea mensae) guae dum indice guidpiam 
demonstramus, flexione digitorum religuorum in plicam agitur, guam 
ideo inducantem appellaverim. 5) Linea manus clausae (lit. e) (linea 
naturalis) guae indicanti fere parallela transversa directione mediam 
manum percurrit. 6) Linea flexionis digitorum annularis et medii (lit. £) 
(linea Veneris) guae in guibusdam individuis radices horum circumit. 
7) Linea flexionis in carpo (lit. «) (linea Rascetta). 8) Linea oppositionis 
digitorum trium ulnarium (lit. h) guae caeteris minus conspicuae sunt 
et in carpo ad radicem indicis atgue medii parallela fere cum linea op- 
positionis pollicis directione procurrunt (cheiromantis lineae honoris et 
fortunae dicebantur). 9) Lineae denigue extensionis guae in articulatio- 
nibus digitorum dum intenduntur fortius freguenter et longitudinaliter 
protensae visuntur. Harum linearum guaedam analogae etiam in planta 
pedis inveniuntur, guamvis hujus mobilitas, pro scopo suo, magis limi- 
tata inveniatur. Etsi non negem hisce lineis physiognomicam etiam in- 
esse guempiam Significatum guum manus instrumentum sit praecipuum 
humani laboris, atgue diversi motus modi ad guos destinata est ad in- 
ternam guogue individui indolem indegue seguentes vitae casus conjec- 
turam facere perhibeant, parum tamen et vix guidpiam veritatis in chei- 
romantorum placitis adesse persuasum habeo et eorum operam augurum 
et haruspicum ex volatu avium intestinorumgue motibus vaticiniis aegui- 
parandam existimo. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


Mira vallecularum tangentium in interna parte manus pedisgue, 
praesertim in digitorum extremis phalangibus dispositio flexuraegue at- 
tentionem jam nostram in se trahit. In genere guidem mentio eorum 
semper aligua fit in omni Physiologiae aut Anatomiae compendio; ast 
in organo tanti momenti guemadmodum manus humana est, guae non 
modo diversissimis motibus, sed praecipue sensui tactus inservit, nulla 
inguisitio adeo minuta esse poterit, guae in ulteriori hujus organi 
cognitione grati guidpiam non afferat. Ego hucusgue post observationes 
innumeras novem potissimum varietates flexurarum inveneram ad guas 
valleculae tactui inservientes in interna parte extremae digitorum pha- 
langis disponuntur. 

Has pressis terminis eferam, religua icones explicabunt. 

1) Flexurae transversae (fig. 7.). Valleculae a plica articulari inci- 
piendo ex uno latere phalangis ad alterum linea fere recta transversim 
primo procurrunt, dein paullatim in medio incurvantur donec cum peri- 
pheria phalangis concentricis fere arcubus inflectantur. 

2) Stria centralis longitudinalis (fig. 8.). Eadem fere ut prius con- 
formatio, in e0 solum discrimen guod curvaturae transversae striolam 
in transversas valleculas perpendicularem guasi nucieum occludant. 

3) Stria obligua (fig. 9.). Inter strata flexurae transversae (1.) ex uno 
aut altero latere lineola solitaria obligue procurrens et ad centrum fere 
phalangis in se terminata interpolatur. 

4) Sinus obliguus (fig. 10.). Jam si haec lineola obligua simplici 
flexione ad latus unde prodierat recurrit et pluribus aliis simili flexione 
comitatur, sinus inde nascitur obliguus magis minusve erectus aut pro- 
cumbens ad cujus radicem ex parte una aut altera lineolarum trivium 
triangulum componit. Haec distributio vallecularum ubi sinus obliguus 
adest communissima inyenitur, et fere ut ita dicam homini specifica ob- 
tigit guum simiis valleculae potius longitudinales agminatae (fig. 19.) 
propriae sint. Vertex plerumague sinus obligui radialem marginem versus 
inclinatur; notandum tamen freguentissime in indice contrarium obtin- 
gere ita ut vertex ulnarem versus partem dirigatur. In digitis pedum 
nulla fere alia forma nisi isthaec obvenit. Freguenter etiam digitus an- 
nularis, ubi in religuis sinus obligui aut religue formae simpliciores ad- 
sunt, forma complicatiori insignitur. 

5) Amygdalus (fig. 11) ubi sinus in se recurrens obliguus, guem 
prius descripsi, in medium sui gyrum amygdaloideum recipit in vertice 
obtusum ad radicem cuspidatum vallecullis concentricis constitutum. 

6) Spirula (fig. 12). Imaginentur flexurae transversae sub (1) de- 
scriptae a lineis rectis ad sinuosas non paullatim sed protinus majori 
discrimine transeuntes, oriri inde spatium semicirculare necessum est 
guod lineolis rectis transversis veluti solo insistit. Hoc spatium linea 


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4: 


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kŠA 


J. PURKYNĚ: 


spirali aut simplici aut composita in se torta impletur. Simplex est spi- 
ralis ad sensum geometrorum, compositam voco, ubi a centro plures ex 
eodem puncto aut intervallis ramificatae lineae exeunt et in se tor- 
guentur. Ex utrague parte, ubi spirula rectarum et flexarum eam am- 
bientium discessuíi contigua est, triangula duo oriuntur, Cuiusmodi sinus 
obliguus ab uno tantum latere gerit. 

7) Ellipsis, Turbo ellipticus (fig. 13). Eadem, guae prius descripta 
est, lacuna semicircularis, ellipsibus concentricis, guae lineolam simplicem 
brevem in centro positam circumvallant, impletur. 

8) Circulus, turbo circularis (fig. 14). Simili ut prius modo lineola 
nunc tuberculum simplex centrum occupat, et concentricis circulis Cir- 
cumdatur donec lacunae semicircularis rugulas attingat. 

9) Vortex dupplicatus (fig. 15). Dum pars linearum transversalium 
sinuosa procurrit et sesgui meatu in se flectitur guam alia ex altera 
parte pari modo amplectitur, vortices inde duo in se implicati formantur. 
Haec figura fere nonnisi in pollice, indice et annulari offenditur. Vertices 
sinuum inflexorum diversa directione flectuntur, aut ad longitudinalem 
accedunt aut varia inclinatione obligue moventur, aut fere transverse 
procurrunt. 

In omnibus sub No. 6., 7., 8., 9. descriptis formis triangula, ubi li- 
neolae transversae ab inilexis discedunt ab utrogue latere visuntur. In 
religuis digitorum phalangibus lineolae ab uno angulo ad alterum trans- 
versae recta aut parum inflexa directione disponuntur. 

De vallecullarum viis et flexuris in vola manus varia guogue ad- 
notanda veniunt. In viciniis flexurae carpi conspicitur plerumaue trivium 
seu triangulum guod ad basim lineis carpo transversis terminatur, ad 
utrumgue vero latus valleculis in torum (Ballen) pollicis et digiti auri- 
cularis agminatim continuatis. 

Ex interstitio indicis et pollicis magnus numerus linearum paralle- 
larum procurrit guae in medio volae iuxta lineam palmaeformem in 
margines metacarpi digiti minimi et pollicis, divergentibus directionibus 
discurrunt donec trianguli ad carpum verticem attingant. Haec commu- 
nissima eorum conformatio est. Lineis ab interstitio pollicis et indicis 
ad marginem metacarpi externum transcurrentibus ex radicibus digi- 
torum aliae parallelae associantur, guibus ex interstitiis  excurrentes 
sinus ataue vortices interponuntur, guorum diversimodas varietates ex- 
ponere hic loci nimis longum foret. In toro pollicis plagula non raro 
occurrit trapezoides ubi valleculae transversa ad ambientes directione 
dispositae sunt. In toro auricularis digiti ad marginem metacarpi radialem 
saepe sinus maior observatur ubi valleculae e€ margine exeuntes in eum 
iterum reflectuntur, nonumguam etiam turbo ellipticus in tumidulo auri- 
cularis toro conspicitur. 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


Etiam in simiarum manibus, imo in e0rum cauda prehensili similes 
lineolae occurrunt, guarum distinctio ad characterem forsan specificum 
ulterius designandum guidguam conferet, guae, nisi parvi faciant, Zoologi 
ulterius assignabunt (fig. 19, 20). 

De significatu physiologico harum vallecularum porro disserere com- 
modiori aliguando tempori et loco destinaveram. 

6. Epidermidi origine sua proxime accedunt pili unguesgue. 

Pilorum freguentia, longitudo, et exilitas, flexio atgue € cute pro- 
crescentium directio, figura, structura, color, pelluciditas, durities aut 
mollities, firmitas guae tensioni resistit aut facile cedit, electricitas, gua- 
litas hygroscopica, immo si fieri potest chemica mixtio, in diversis indi- 
viduis inguisitioni subiiciantur. Praeter has proprietates physicas orga- 
nicae vegetativae non minus observentur, celeritas incrementi aut torpor, 
distributio per diversa corporis loca, tempus et rationes pullulationis et 
effluvii, canities et religuae discolorationes. 

Nos hic loci guaedam observata inseremus, guae de diversa di- 
rectione lanuginis per Suturas vortices et guadrivia vario modo dispo- 
sitae in foetu regulari masculo sex fere mensium, instituimus. 

Distinguendae sunt potissimum suturae in linea mediana Corporis 
sitae anterior et posterior, dein duae laterales, lineae denigue palmatae 
ubi pilorum linea diversimode flexa fit diremptio, vortices, et guadrivia 
ubi in plagas guatuor pili discedunt directionibus cruciatis convergendo 
et divergendo (fig. 16, 17, 18). 

Notanda primo sutura anterior media. Haec in manubrio sterni 
guadrivium continet, cuius pili in linea mediana a collo et ab umbilico 
venientes divergunt transversa vero directione ad latera discurrunt; 


descendentes ad umbilicum convergentes procedunt in Cuius Circum- © 


ferentia perturbati opposita pilorum Ssingulorum umbilicum versus di- 
rectione lineam continuant, guae in hypogastrio iterum in guadrivium 
discedit, in cuius angulo superiori pili iterum ut in sternali guadrivio 
sursum, in inferiori deorsum spectant et ad montem veneris fere eva- 
nescunt. Aliud guadrivium in collo inter os hyoides et laryngem obser- 
vatur Cuius inferior angulus pilis a guadrivio sterni in linea mediana 
continuatis sursum tendentibus et ad latera colli discendentibus formatur; 
simili modo in superiori angulo pili a barba procurrentes in latera dis- 
cedunt. In naso pilis destituto medius guasi locus guadrivii majoris irre- 
gularis ponendus est, cuius angulus superior a radice nasi pilis ascen- 
dentibus in frontem promovetur, inferior a septo narium pilis desceu- 
dentibus per labium superius et inferius et per barbam ad guadrivium 
colli continuatur. In fronte denigue guadrivium guogue adest, cujus an- 
gulus inferior pilis a radice naris ascendentibus ibigue diremptis et per 
supercilia utringue difiluentibus, angulus vero superior a coma capitis 


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m) 


J. PURKYNĚ: 


descendentibus constituitur. Seguitur vertex, cujus pilis e suo centro ad 
partes anteriores posteriores et ad latera arcuatim discedunt ita tamen, 
ut in parte sinistra (in aliis individuis in partibus diversis) palmatim 
dividantur et in occipite ad regionem fere vertebrae primae in laciniolam 
convergant, (fig. 17) unde per tergum linea lata et fere duplici, pilis 
parallelis ad coccygem usgue continuantur, ubi iterum prominente ali- 
guantulum coccendice in caudulam fere confluunt, guod utigue majorem 
adhuc in foetu cum brutis similitudinem in animum revocat. In ano di- 
rectiones pilorum partim ad coccendicis laciniolam partim pudenda versus 
discurrunt, unde cum decurrentibus a monte veneris pilis dupplex gua- 
drivium in ano et pudendis formari Concipitur. 

Distinguenda itague plura sunt guadrivia guorum pili relate ad li- 
neam medianam aut convergunt, aut vero divergunt. Convergentia in- 
veniuntur in fronte, in collo, in umbilico, in pudendis et in coccyge. His 
vicario modo interposita sunt guadrivia atgue divortia divergentia in 
vertice, in naso, in sterno, in hypogastrio et in ano. Utriusgue itague 
generis guadriviorum numerus guinguenarius invenitur. 

Praeter haec duae saturae laterales notandae sunt, guae a Costa 
guinta ubi fere cum cartilagine sua jungitur discedunt, et in anteriori 
parte cristae ossis ilei finiuntur. 

In regione costae guintae ubi originem sumunt, guadrivium adest 
convergens, cuius superior angulus in lineam transit palmatam, guae 
per plicam axillae anteriorem procedens in guadrivium terminatur, guod 
in regione insertionis deltoidei in humero efformatur. Alter suturae late- 
ralis terminus in anteriori angulo cristae ossis ilei iterum in guadrivio 
divergenti reperitur cuius angulus inferior in lineam palmatam femoris 
continuatur. Suturae itague laterales convergente superiori divergente 
inferiori guadrivio terminatae in suturas palmatas humeri et femoris 
transeunt. 

Ouadrivium humeri pilis aňguli Superioris et inferioris sursum et 
deorsum divergit; anguli laterales a concurrentibus ex utrague parte 
lineis palmatis, guae ex axilla prodeunt formantur. Itague axilla, guam- 
vis rarissimos (guod plane contrarium in adultis) possideat pilos, tam- 
guam commune centrum duarum linearum palmatarum considerari potest, 
aguarum anterior triplici directione ad aguadrivium laterale superius, ad 
sternale et ad humerale continuatur, posterior ad humerum flectitur 
ibigue angulum lateralem posteriorem guadrivii constituit, religuae di- 
rectiones pilorum in interiorem partem brachii, in latus trunci, in tergum 
et in pectus dipescuntur (fig. 18). 

In parte externa brachii pili processum versus anconeum Cubiti de- 
currunt, pari modo in interna, cubiti flexuram versus. In interiori anti- 
brachii parte pili ad volam usgue procurrendo ad latera utringue di- 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


vergunt ita ut in margine radiali arcubus fere transversis guorum con- 
vexitas manum versis cernit in regione externa ulnae in contrariam 
directionem transeant ita ut ibi a tergo manus olecranon versus tendant 
ubi brachii pilis obvii in fasciculum convergunt. In margine ulnari anti- 
brachii conspirantibus subito diversis directionibus pilis linea formatur 
hirsuta terminata in fasciculo olecrani. In externa manus plagae pili 
a margine radiali ad ulnarem obligua directione antrorsum moventur. 


Ouadrivium guo suturae laterales ad cristam ossis ilei terminantur “ 


inferiori suo angulo transit in lineam palmatam, guae obligua flexione 
ad tertiam fere partem marginis interní femoris promovetur, ubi in op- 
positas pilorum directiones dispescitur, guorum pars per suram decurrit, 
pars in posteriori femoris plaga nates versus retrocurrunt. Čaeterum in 
anteriori femoris parte pili descendunt in latere externo et interno trans- 
versim Sinuantur, in posteriori vero parte ut jam annotatum a poplite 
nates versus reflectuntur. In tibiis omnia deorsum vergunt. 

In parte posteriori helicis auris externae pili a lobulo incipiendo ad 
summitatem ejus brutorum modo aliguantulum cuspidatam sursum as- 
cendunt, simili modo in parte externa ita ut in cuspide concurrentes 
fasciculum Cconstituant; in plaga auriculae interna guae ad cranium 
spectat pili peripheriam versus discurrunt; in inferiori helicis parte trans- 
versa ubi musculus minor helicis latet pili ad interiora conchae vergunt. 
Internam tragi superficiem, guae in adultis pilis obsidetur nudam plane 
inveni. 

Pilorum in trunco inter suturas dispositio facile completur, si e0rum 
in guadriviis et lineis palmatis ad latera directiones ulteriores imagi- 
nando perseguimur. Ad latera colli dispositio maxime ambigua est, ubi 
tamen suturam guamvis inconspicuam adesse debere non dubito. 

Notandum ex praecedentibus plures in foetu inveniri characteres 
gui brutorum guamdam analogiam demonstrant; huc pilorum in Cuspide 
auris, in coccendice fasciculus; huc in externa parte brachii et antibrachii 
pilorum oppositis directionibus in olecrano concurrens guod alias tantuni 
Simiae Satyro et Troglodytae gua nota specifica tribuitur. 

Tanta porro similitudo inter pilorum et vallecularum tactui inser- 
vientium directiones earumgue formas gyratas, palmatas, angulares etc. 
intercurrit ut facile in mentem veniat naturam guae ubigue una eadem- 
gue est ex eadem guae pilis construendis inservit substantia epidermali 
in Suos usus valleculas illas formare guae coalitu guasi pilorum et eorum 
in cute remora et cumulatione concretae esse videntur. 

Non abs re esset de pilorum et unguium in diversis individuis in- 
cremento experimenta instituere, guum negotium hoc in mensuris justis 
assignandis accurationi fere mathematicae subijici possit. Unguium porro 
in singulis individuis formae diversae, eorum dimensiones propriae et 


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LI 


J. PURKYNĚ: 


ad manum religuumaue conpus relativae, eorum color et discolorationes 
lunularum magnitudo et forma non minus guam religua hucusgue recen- 
sita attentionem nostram deposcunt. 

In genere vegetatio systematis epidermidei observationi et experi- 
mento guam maxime pervia est, si aut exscindendo, aut premendo, aut 
chemicis substantiis agendo eam ad reactioném provocamus. Innumeras 
vero formarum modificationes sistunt cutis morbi diversi cachexiae im- 
petigines et exanthemata guae omnia ad vegetationis leges physiologicas 
symbolam suam conferunt. 

7. Rete Malpighii inguisitioni externae in vivo non tam facile patet 
nisi fors gelatinosam substantiam, guae vesicante aut ustione epidermide 
detracta in conspectum venit pro eo habeas. 

Non possum non hic loci guaedam de filamentis adnotare elasticis, 
diametri fere lanae ovillae mediocris, guae dum epidermis macerando 
laxata ab interna manus aut pedis plaga lente sublevata detrahitur, in 
angulo gui cute denudata et interna epidermidis facie formatur, aegualibus 
iere distantiis disposita et detractione continuata elastico motu dissi- 
lientia, facile visuntur. Mea guidem persuasione, guamvis in tam exili 
objecto errare humanum sit, filamenta haec e medio papillarum tangen- 
tium, guae seriatim convergunt emergentia in porulis terminantur, gui 
distantiis aegualibus valleculas epidermidis obsident. Haec an vasa sint 
aut fila solida, aut potius canaliculi excretorii difficile diiudicatu. Eadem 
siccata demonstrationi sistere casu mihi felici obtigit dum de analoga 
actione infusi coffeani et aceti pyrolignosi inguirens, pollicem humanum 
priori infuso imbutum exsiccandům religuissem, ubi epidermide ob mi- 
norem eius contractilitatem a corio retracta et abstante, fila haec ex 
utrague parte aut integra, aut medio disrupta spectabantur. 

Etiam in verrucas, dum maceratione structura eorum magis fit 
conspicua, fila ab externa facie corii Continuari distinctum est, guae 
epidermide simul cum verruca detracta penicilli instar Conspiciuntur, 
verruca vero in epidermide residua foramellis pertusa apparet. 

Non semel in propria manu verruca infesta notata, observare datum 
uit, eam nil esse nisi acervulum tubulorum, gui aut sectione perpendi- 
culari singuli dispescuntur, ubi per transparentia eorum latera fila san- 
guinea externum versus terminum procurrentia cernuntur, aut disscissione 
facta horizontali porulis aegualiter distantibus lympham aut sanguinem 
exsudant. 

8. Rete vasorum capillarium, guod sub epidermide universam cutis 
superificiem circumnectit, etiam in vivo inspectione externa oculo sistitur. 
Sumatur lens cuius focalis distantia dimidii fere sit pollicis, haec aptetur 
apparatui guali linteorum emptores ad fila in certo spatio numeranda 
utuntur, ubi in focali distantia lamina guadrangulo foramine pertusa 


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EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS ET SYSTEMATIS CUTANEI. 


firmatur objecto inspiciendo horizontaliter apponenda. oc apparatu 
cutis aut attritu, aut suctione rubefacta, in aprico solis fors epidermide 
oleo etiam imbuta auo pellucidior fiat, spectetur, tunc, praesertim in 
subiectis tenerioribus, rete vasorum minutissimorum et inde guogue ra- 
diculae in epidermidem sursum vergentes ibigue puncto rubro terminatae 
observabuntur. 

Hoc medio per omnem cutis superficiem absgue incommodo modiii- 
cationes in vasorum distributione et ramificationibus observari poterunt, 
adeogue inguisitioni etiam externae systematis vasorum via guodam- 
modo facilior patebit. Talis etiam inspectio in guibuscumague cutis afiec- 
tionibus, impetiginibus, exanthematibus, variisoue inilammationum et 
exulcerationum formis in vivo corpore observandis  omnino profi- 
cua est. 

-A Cutis arctam cum systemate fibroso et musculari iunctionem ex 
sulcis et fossulis coniicere licet, guae in torosis et macilentis inter la- 
certos singulos visuntur, et guae fibrosis inter Cutem et aponeuroses 
luncturis constituuntur. 

Maxime vero haec junctio patet in planta pedis, ubi aponeurosis 
plantaris cum substrato corio firmis fibrosis laminis pinguedine inter- 
textis arctissime copulatur. Par nexus in aponeurosi et fascia lata fe- 
moris conspicitur, ubi singulae longitudinales laminae a corio pingue- 
dinem penetrantes in eam figuntur, guod praesertim in glutaeo maximo 
in oculos cadit, cujus singuli fasciculi fibrosis a cute productionibus 
intertexti sunt, maxime vero in trochantere magno ubi glutaei inseruntur 
fibrosa haec cum cute junctio conspicua est, ubi etiam in pinguibus in 
externa superficie fossa cernitur, ubi si cutem digitis prehensam abstra- 
xeris facile glutaeorum et tensoris fasciae latae contractione retrahitur 
Linea alba corporis et in abdomine ubi suturae transversales musculum 
rectum perplexant fibrosa guogue retinacula in corium continuantur. In 
palma manus aponeurosis guogue palmaris et tendines musculi palmaris 
in carpo et metacarpo cuti strictissime accreta sunt. Talis guogue junctio 
in olecrano et in humero, sub actione musculorum vehementiori retrac- 
tione ibi Cutis et strictae eius ad ossa applicatione facile cernitur. In 
vultu hoc inter musculos et cutim nexu sulci et rugae efformantur, 
guarum directiones a decursu fibrarum muscularium sub cute agentium 
angulo fere rectangulo divergunt. 

Ejusmodi de cutis ad systema fibrosum et musculare relatione 
paullulum scrupulosior inguisitio maximi momenti est in anatomia sculp- 
torum pictorumgue ubi negue empirica nudi corporis imitatio, negue de- 
coriatorum lacertorum delineatio omnem operam absolvet, ubi agitur de 
minutissimis in superficie corporis elevationibus aut depressionibus ex 


natura organica firma atgue subtili perspectione. 
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J. PURKYNĚ: EXAMEN PHYSIOLOGICUM ORGANI VISUS. 


10. Simili ex argumento panniculus adiposus in Cutis guam sub- 
vestit inguisitione minime neglidendus est, guum eo superficies externa 
adeogue forma corporis maxime determinetur. Pinguedinis distributio et 
auantitas tum primo jam aspectu oculis sistitur, tum digitis in manipulum 
actis investigatur. Varia certe in diversis individuis occurrit pinguedinis 
consistentia color et accumulatio, hic tantum per transennam adnotare 
liceat, nates etiam in homine duos continere cumulos pinguedinis duri- 
usculae copiosa et firma tela cellulosa intertextos, gui analogiam guan- 
dam cum simiarum callosis natibus in animum revocant. 

11. Membrana denigue mucosa orificiis, guibus in externa patet 
inspicienda est. Hic veli palatini et tonsillarum varietates maxime vero 
linguae papillarum in diversis individuis assignandae, guibus omnibus 
ad cognitionem hominis individualem, guae, maxime in praxi, non mi- 
noris momenti guam generalis est, materiae idoneae contribuentur. 


THESES DEFENDENDAL. 


Constitutionis organicae notio nondum hucusague exacte definita est. 

Generatio spontanea existit. 

Autocratia naturae palmarium artis medicae remedium est. 

Chirurgiae a Medicina separatio nimis rigorosa, noxia est. 

Pathologia generalis doctrinae physiologicae arctissime jungenda esset. 

Praxis medica scientifica a praxi relate ad usus vitae communis stricte distincta est. 


O 67 


D9 


EXPLICATiO LITHOGRAPHI. 


Fig. 1. Flammulae candelae lucentis ab anteriori et posteriori corneae, et porro ab an- 
teriori et posteriori superficie lentis reflexae. 

Fig. 2. Reflexio flammulae ab anteriori superficie cCorneae et a posteriori lentis ubi 
imago inversa repraesentatur. 

Fig. 3. Reflexio flammulae ab anteriori superficie corneae, et ab anteriori lentis ubi 
imago erecta cernitur. 

Fig. 4. Umbrula semicircularis, guae ab iride ad anteriorem superiiciem lentis projicitur 

Fig. 5. Conus lucidus ex substantia albuginea focum camerae anterioris reflectens. 

Fig. 6. Sulci in vola manus guae cum €ejus articulationibus et flexionibus in relatione 
versantur. 

Fig. 7—15. Novem principales formae vallecularum tactui inservientium in extremis 
manus humanae phalangibus obviae. 

Fig. 16. Lanuginis in foetu forma, aguadrivii in linea corporis media discessus. 

Fig. 17. Discessio pilorum in vertice capitis. 

Fig. 18. Sutura lanuginis, guae ad auadrivium sterni, pectoris laterale, ataue humeri 
discurrit. 

Fig. 19. Vallecularum tangentium distributio gualis in manu Inui ecaudati invenitur. 

Fig. 20. Valleculae in inferiori superficie caudae Atelis Coaitae. 

Fig. 21. Structura verrucae scissione cruciformi et horizontali magis conspicuae et vitro 
amplificatae. 


194 


Examen physiologicum organi visus et systematis cutanei. 


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Examen physiologicum organ 


SYMBOLAE 
AD OVI AVIUM HISTORIAM 


ANTE INCUBATIONEM. 


AUCTORE 


JOANNE EVANGELISTA PURKINJE, 


PROFESSORE MEDICINAE P. O. VRATISLAVIENSI. 


ADJECTAE SUNT 
TABULAE DUAE LITHOGRAPHICAE. 


LIPSIAE, SUMPTIBUS LEOPOLDI VOSSII. 
MDCCCOXXX. 


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PRAEFATIO. 


Commentatiuncula mea de ovi avium evolutione ante incubationem, 
guae congratulationibus ab ordine medico Vratislaviensi BLUMENBACHIO 
oblatis semisaecularia ante guingue annos omine faustissimo celebranti, 
subjecta erat, typis tunc publici iuris non facta est, paucorum tantum 
manibus revoluta. Nihilominus, ob argumenti novitatem atgue momentum, 
a viris compluribus, guos facile proceribus mundi litterarii adnumeres, 
benignissime excipiebatur, immo etiam fructus peperit, (coní. C. E. a 
BAER de ovi mammalium et hominis genesi) gui majoris adhuc momenti 
videntur, guam argumentum ipsum de guo disserebatur. Nos nunc, 
a pluribus viris litteratis excitati, laborem hunc recudi fecimus, paucis 
tantum levibus mutationibus inductis aut notis adjectis, paucioribus 
omnino, guam desiderandum esset, guum aliis plane objectis hoc tempore 
animum intenderemus. Exoptandum itague, ut, dum multiplicatum opuscu- 
lum plurium naturae curiosorum manibus obversetur, horum forsan 
guempiam excitet, gui rem a nobis inchoatam aut penitius perseguatur 
aut ulterius promoveat. Commendamus praesertim investigationem de 
subitanea vesiculae germinativae disparitione, dum ovulum ab infundi- 
bulo ovarii excipitur. Sed plura, materiem severius indaganti, ultro offe- 
rentur. — Liceat denigue pagellas hasce iterum vovere BLUMENBACHIO 
Nestori sane naturae scrutatorum, lustro post semisaecularia faustis 
auspiciis ad finem vergente. 


Dabam Vratislaviae 30mo Maji 1830. 


197 


89) 


S 


ACCURATIOR INGUISITIO IN CICATRICULAM OVULI 
OVARII; DETECTIO EJUS VESICULAE. 


seguebar, tandem, dgua via patebat, ad cicatriculam vitelli 
in ovario retrogressus sum. Ovulum ovarii, uti notum, du- 
plici membrana, dguas junctas calycem vocant, instructum 
a > est. Harum exterior tenuis et sat firma, sacci aěriferi ab- 
dominalis propages, vasa sanguifera ovo adducit et ab e0 per petiolum 
ejus reducit, laxis cellulis interiorem ambiens, donec in stigmate sigmo- 
ideo ei penitus accrescat. Membrana interna crassiuscula, cujus externa 
facies asperior ultimas vasorum ramificationes excipit, hujus plaga in- 
terna tomentosa, poris sanguiferis aegualibus distantiis notata. 

Seauitur dein propria vitelli cuticula, tenuissima, Cui stricte vitellus 
cum cicatricula subest. Totum ovarii ovum, dum ad maturitatem vergit, 
aliguantulum oblongum est, et ex una parte ataue altera paullisper com- 
planatum, dguae forma orificio infundibuli oviductus respondet. Minora 
ovula ad sphaeram accedunt, minima, e tunica ovarii vix media Sui 
parte, exanthematis miliaris instar emergunt. 

Cicatricula (Hahnentritt) plagam unam alteramve ovuli notat, petiolo 
plerumaue propior guam stigmati, guamvis etiam sub petiolo ipso aut 
plane sub stigmate invenerim, nunauam tamen in extremitatibus, ne fors, 
auum longa axi in initiis oviductus promovetur vitellus, chalaza obtega- 
tur. Internam paginam membranae vitelli semper strato tenuissimo et 
aeguabili globulorum obductam inveni, gui sub microscopio magnitudinem 
et figuram sanguineorum, maiorem tamen his pelluciditatem exhibebant, 
caeterum organico modo dispositi, non fortuitam indigestamgue molem 
prae se ferentes. In viciniis cicatriculae acervati magis globuli isti zo- 
nulam latitudinis undigue plusauam semilineae constituunt, Cujus internus 
circuitus cumulum eorundem globurorum mammaeformem albescentem 
duarum fere linearum, ad interiora vitelli vergentem exhibet (Fig. I—IV.) 
In cacumine cumuli porus ita dictus pellucidus, ab utrague pagina Cica- 


198 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


triculae conspiciendus, formae circularis integerrimae offertur, Cujus dia- 
meter sextam fere partem lineae metitur. Porus hic auctorum in cicatri- 
cula ovorum, et eorum, gui in utero atgaue oviductu latent, nusguam in- 
venitur, negue apud auctores discrimen guoddam inter cicatriculam ovi 
et ovuli ovarii maturi assignatum reperi. Rem inde curatius inguirere 
momenti cujusdam esse judicavi. 

Sub lente itague simplici, cujus focus lineam sesguialteram metitur, 
acículis chalybeatis cumulum illum mammaeformem centrum versus de- 
struere institui, donec ad porum pellucidum pervenirem. Iterato conatui 
nil concessum erat, nisi cuticulam guandam tenuissimam dilacerare, guae 
humorem limpidum includebat. Formam guandam globularem subesse 
magis auspicari guam clare cognoscere datum fuit. Casus tandem for- 
tuitus multifaria et frustranea juvit conamina. 

Dum aguam, cui objecta submersa erant, sugendo aufero, cumulus 
descriptus, in umbone fundi vasculi vitrei ad siccum redactus, collabitur, 
et fere difiluit, adeogue porus ejus centralis, uno adhuc fere suo dia- 
metro undeguague dilatatur. Haec dum lentis ope perlustro, vesicula 
formosissima, parte margini pori adhaerens parte libera, haud parum 
mirabundo mihi offertur. Jam porro eam penitus solvere, et solam atgue 
integram sistere non difficile erat. (Fig. V—IX.) 

Porum itague, gui medium cicatriculae cumulum pertundere videtur, 
vesicula minutissima admodum pellucida occupat, guad substantiae illae 
globuliferae immersa, duas tantum facies, unam versus membranam ex- 
ternam vitelli, alteram ad colliculi cacumen, cratere ibi parvulo circum- 
data, versus vitelli interiora liberas praesentat, ita tamen, ut in facie 
externa aliguantulum membranae vitelli adhaereat, ut facile, dum ab ea 
solvitur, dilaceretur, in interiori vero stratum simplex globulorum invi- 
cem cohaerentium a colliculo per eam continuetur; atgue sic pori falsa 
species simulatur. 

Ouodsi hanc vesiculam penitus enucleare successit, reperies eam 
sphaerae paullulum complanatae figuram referentem, cuticula tenuissima 
obtectam, humorem difiluum limpidissimum continentem. Aliguoties zonu- 
lam ex substantia alba colliculi residuam, in peripheria sua horizontali 
gerebat, plerumaue tamen facili opera penitus liberam ab his sistere con- 
tigit, non semel etiam vestigia adhaerentis membranae vitelli conspi- 
cienda erant (Fig. VIII.) Inde in dubio adhuc remanebat, an vesicula 
colliculi substantiae ad zonam marginalem undigue accreta sit, atgue ora 
pori membranis specialibus occludantur. Post permultas vero inguisi- 
tiones vesiculam integram et singularem esse, dubium non supererat. 

Si licet in re tam subtili sensuum manuumaue habilitati imagina- 
tione succurrere, existimarem praeterea, ex marginibus pori cumuli 
membranulam globulosam ad circumferentiam vesiculae accedere, et per 


199 


3 


J. PURKYNĚ: 


utrůmgue ejus internum hemisphaerium continuari, salva adhuc propria 
vesiculae cuticula. 

Habet itague cicatricula ovi ovarii partem specialem et sibi pro- 
priam, vesiculam sphaericam subcompressam, membranula tenerrima con- 
stantem, lympha propria, fors generatrice repletam (inde vesiculam ger- 
minativam appellaverim), infossam cumulo albo mammaeformi e globulis 
composito, in medio pertuso, guem zonula plana albescens circumdat et 
guae inde in stratum globulorum, faciem internam membranae vitellinae 
obsidentiuim, de gua supra sermo fuit, continuatur. Ceterum cicatricula 
internae paginae měmbranae vitelli ita applicata est, ut cum ea semper 
a vitello secedant. 


SOA 


DIFFERENTIA INTER CICATRICULAM OVULI OVARII, OVI 
IN OVIDUCTU, OVIOUE ENIXIL 


am imaginatio praecox in vesicula hac germen foemineum in- 
s guilinum, ex guo deinceps pullus evolvatur, auspicabatur. 
=) Proximum itague erat, cicatriculam ovi exclusi recentis, ante 

ss omnem incubationem, summa cura perscrutari, guamnam in 

== e0 vesicula nostra metamorphosin subeat. — Novum dui- 
an discrimen se ofierebat in e0, guod cicatricula ovi jam exclusi 
membranae vitelli non adhaereat, guum illa ovi ovarii non sine diffi- 
cultate ab ea discedat, contra vero haec a subiacente vitello facile 
solvatur, illa vero sat arcte vitello accreta sit. Zona porro Cicatri- 
culae ovi ovarii tenuis adhuc et arctior in colliculum transit, in guo sub- 
stantia plastica guasi concentratur; in cicatricula vero ovi exclusi nec 
non ovi oviductus omnia in latum dispersa sunt, colliculus jam dissolu- 
tus, blastoderma ubigue spissitudinis aegualis semipellucidum, nedgue 
ullum vestigium vesiculae offerens. Cicatricula ovi jam efformati dupli- 
cem circulum format, guorum exterior vitello adhaeret, interior, dui 
a priore continuatur, fossula plana (MALPrGHrr fors colliguamento) a vi- 
tello separatur. Fossula haec circularis in vitello residet, in medio um- 
bonem albicantem ofiert (nucleum PANDERr) viscida semipellucida ma- 
terie obductum, cui granula alba farinae instar inspersa sunt. Eadem 
granula interiorem etiam faciem adspergunt, excepto centro (Fig. XI), 
auod nucleo incumbit aguin adhaereat. Blastoderma centrale hic semi- 
pellucidum ita, ut interstitium fossulae umbrosum plumbeo colore com- 
pareat, nucleus vero albido pelluceat. (Fig. IX—XI.) Vesicula itaaue ovuli 
ovarii in ovo €nixo dirupta, et in colliguamentum mutata esse videtur. 


200 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


Seguebatur cicatriculam inguirere, dum aut ovum in utero est, aut 
vitelius in tractu adhuc oviductus commoratur. In priori eadem reperi 
guae in enixo. Ast negue in vitello oviductus ullum vesiculae vestigium 
aderat, guamvis initio guidem, dum adhuc ad infundibulum haeret, colli- 
culi residuum aderat, a vitello facilius separandum. Videtur itague vesi- 
cula, dum vitellus semifluidus ab infundibulo excipitur, a contractionibus 
oviductus disrumpi aut dissolvi, atgue ejus lympha cum substantia colli- 
culi ita misceri, ut inde colliguamentum illud cum granulis albis enasca- 
tur, a residuo colliculi nucleus formetur*. 


Se 94 


DE EVOLUTIONE VESICULAE GERMINATIVAE 
(KEIMBLÁSCHEN). 


Sdroximum, guod offerebatur, opus erat, eandem vesiculam in 

V cicatriculis minorum adhuc ovulorum inguirere, guod facillimo 
'negotio, praesertim in illis successit, ubi substantia vitelli 
solitam nondum  Sspissitudinem adepta, emulsionis instar 
—e7 difilua, ovulo sub agua discisso membranam vitelli con- 
tinuo liberam sistebat. Conspicitur tunc in ejus facie interna vesicula 
prominula diaphana, halone exili materiei albae globulosae, guae in 
ovulo maturo cumulum constituit, circumdata. Membrana vitelli con- 
sistentiae tunc mollissimae est, et strato globuloso crassiusculo obtecta. 
Magnitudo vesiculae a primis initiis ad maturitatem usgue non eadem 
serie crescit, gua ovula integra. In minimis vesicula vix dimidiam 
partem minor est guam in perfectis, ita ut tunc fere totum loculum 
vitello destinatum adimpleat. Si evolutionis decursum  respicias, di- 
ceres, vesiculam primum esse in ovulo, guod germinando movetur, ast 
lento gradu, gui a vitello postea ejusaue velamentis ad maturitatem 
usgue longe superatur, ita ut, si mathematico modo efieras, duae series 
aeagualis longitudinis formentur ab aegualibus guantitatibus exorsae, gua- 
rum una tardius crescit, altera celerius augetur, ut guum membra prima 
rationem fere aegualitatis servent, ultima pluribus millibus magnitudine 
ab invicem discrepent. In ovulis jam diametri unius lineae et iníra sub 
lente mediocri macula circularis, umbrosa ob pelluciditatem ab externis 
conspicitur, vesiculae respondens. (Fig. X/I—XV.) PFacillime deprehendi- 
tur in ovulis guatuor aut sex linearum, ubi, membranis sub agua dis- 


új dů 


MALÍK 


* Verisimilius jam nunc mihi videtur, vesiculam blastoderma centrale umbrosum, 
de guo prius sermo erat (Fig. XI.), constituere, ejusgue haemisphaeria in membranam 
duplicem dilatari. 


o 


J. PURKYNĚ: 


cissis, et extracta vitelli membrana continuo patet. Ataue huc referen- 
dum puto locum TrEDEMANNI*, ubi cicatriculam ovulis Graafianis in 
mammalibus analogam, primum guod in ovulo evolvitur, formamaue ejus 
vesiculam compressam aut maculam albam esse dicit. Non eguidem 
adeo difiicile negotium est vesiculam hanc parvulis in ovis degetere, ubi 
substantiae albae globulosae nondum immersa est; in maturis ovis diffi- 
cilius opera haec succedit. Methodus, guam primo momento casus mihi 
fortuitus obtulit, me etiam postea maxime juvit. Cumulo nempe cum 
poro Suo, cautissime a membrana vitelli pistilli aut aciculae incurvae 
ope sub agua deterso, ad fundum vasis gui Convexus sit oportet, des- 
cendere sinas; agua deinde resorpta cumulus dilatabitur, vesiculamaue 
revelabit, guod si non primo, saltem iterato negotio succedet. Maxime 
vero caveas, ne objectum simul cum agua resorbeas destruasaue. Con- 
sistentia nempe vesiculae admodum tenera est, ut in minoribus ovulis 
ad instar bullae agueae a contrectatione levissima dissiliat. 


S 


VESICULA CICATRICULAE ORGANON NATURALE 
FOEMINEUM IN AVIBUS. 


am de significatu vesiculae hujus meditanti, proximus cogita- 
tk tus se offerebat, esse fors vestigium coitus galli, et fore, ut 
mi in ovulis gallinarum, dguae gallo socio usae non essent, non 
258 inveniatur. Ast et in gallinis eiusmodi guae solae degebant, 
Z et guarum ova omnia subventanea, documenti caussa, in- 
JE sunt, vesicula non deerat, guamvis, ut mihi videbatur, tenerior, 
et multo difficilius enucleanda; in aliis vero nullum plane discrimen 
inveniebatur. 


Sb 
DE VITELLI EVOLUTIONE EJUSOUE CENTRALI LATEBRA. 


a e evolutione vitelli pauca tantum adnotanda invenio. Initio 


Ď 5 


= lus tunc lympha fluida pellucida est a vesicula ea 
R vix distinguendus. Jam dum ovulum lineae diametrum 
n turbatur subalbidus vitellus et vesicula per membranas exter- 
nas transparet. Dum jam pisi magnitudinem adeptum est, vitellus co- 


Jj = 


* Zoologie Vol. III. p. 100. 


202 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE iNCUBATIONEM. 


lorem fere lactis spissioris subílavescentis induit. Tunc distinguendi 
globuli oleosi guamvis rariores, praevalente humore seroso et albu- 
minoso. Ita crescente magnitudine vitellus magis flavescit, donec in 
maturissimo ovo colorem fere aurantiacum induat. Vitellus in ovulo ma- 
turo, ac dum adhuc in initiis oviductus latet, multo etiam viscidior te- 
naciorgue invenitur guam ante fuit et guam postea evadit dum albumen 
adducit, et fors partem aliguam eius fluidam in se trahit. Jam ex eo, 
guo flavescere incipit, distinguitur in centro ejus substantia albidior 
fluidiorgue, guam in maturis, Cicatriculae propiorem invenies. Alba haec 
vitelli substantia in enixis primum ovis luculentissime observatur. Est 
profecto ea, guae Belliniano guondam problemati* ansam praebuit nec 
jam solummodo in ovis coctis, sed in recentissimis guogue, et in omni 
vitello ex e0 tempore, guo distinctior apparet, invenienda. Dum nempe 
forficula Cowperiana, a Cicatricula incipiens, partes vitelli sub agua ex- 
scindis, superiicies inde ortae zonas tres concentricas diversi coloris prae- 
sentant, guarum externa pallidor, media coloris ilavi saturioris est, in- 
terna rursus pallidior latebram substantiae albae fluidioris circumdans, 
cujus latex uti in centro residet, versus cicatriculae nodum canalem sub- 
tilem producere videtur**. (Fig. XVI—XVIII)  Caeterum centrum hoc 
album, cum ambientibus concentricis stratis, tantam similitudinem cum 
cicatriculae forma prae se fert, ut mirum non sit aliguantum praeposte- 
rum judicium unum cum altero comrmiscuisse, praesertim guum in ovo 
coctione indurato cicatricula, guae albuminosae est substantiae, ab albu- 
mine, cui adhaeret, vix distingui possit. 

Substantia haec alba in latebra centrali vitelli contenta, sub micro- 
scopio spectata, constat globulis albis maioribus albumine invicem junctis, 
ejusdem fere consistentiae et formae, guae est substantiae, colliguamen- 
tum cicatriculae occupantis, ita ut compareat, vigere guandam meta- 


* Cí. LAUR. BELLINI opuscula aliguot ad ARCHIBALD. PITCARNIUM. Lugd. 
Bat. 1714. p. 14. et porro: Comment. Bononiens. T. II. P. I. p. 85. P. II. p. 369. et sag. 
Comm. PAULI BAPT. BALBI de Belliniano problemate; item Miscell. soc. Taurinens. 
T. I. p. 3. et sa. in Commentario JOANNIS FRANC. CIGNA de ovorum elixatorum cica- 
tricula, gui primus BELLINUM refutare audet. 

** Seriores disguisitiones dubitationem de hac fabrica mihi invexerant. De BAER 
auidem in opere suo (Ueber die Entwicklungsgeschichte der Thiere Iter Theil Kónigsb. 
1828) nostram de latebra centrali vitelli ad theoriam de halonibus applicavit, an vero 
observatione propria confirmarit, nullibi liguet. Nisi jam chalazarum conformatio et firma 
ad vitellum mediante membrana DUTROCHETI adplicatio sufiiceret ad explicandum 
semper situm aegualem cicatriculae superiora versus, laticem centralem cum canaliculo 
suo ad cicatriculam tendente, perpendiculo analogum dicerem, guo viteilus, suapte gui- 
dem intra massam albuminis sursum tendens, a evolutione ulteriori detineretur, unde 
cicatricula semper eundem situm suprenium servaret. Latex omnino ille lymphaticus 
vitelli semioleosa substantia specifice gravior justo assumi potest. 


203 


le) 


J. PURKYNĚ: 


morphosis relationem inter locum utrumaue; religuum latebrae lympha 
satis fluida repletum est. In vitellis coctis commodius est, hanc vitelli 
compagem inguirere, dummodo persuasum habeas, non coctione primum 
fuisse productaim. Non semel tunc inter primum stratum et medium la- 
mellam sphaericam aibuminis coacti inveni, aut a centro albuminosas 
huc et illuc productiones, praesertim in ovis, guae aliguot horas jam in- 
cubationi subjecta erant. In vitello cocto comparet latebram centrale 
saepe irregularem ofiere figuram, et simul cum hac strata concentrica 
irregularia guogue evadere. In vitello cocto latebra centralis materiam 
lacteam saporis subsalsi continet, ut inde manifestum sit, chemicam ejus 
constitutionem a religuo vitello difierre. In pluribus ovis interius vitelli 
stratum magis oleosum semipellucidum profunde luteum reperi, nec mihi, 
a auibus conditionibus dependeat, hucdum compertum est. Ouas ulterio- 
res mutationes subeat vitellus sub incubatione, guomodo halones circa 
cicatriculam in eo formentur, auomodo albumen paullatim €i misceatur, 
seriori disauisitioni relinguenda. Pace horum, gui microscopicis delectan- 
tur observationibus, adhuc adjicio, vitellum coctum, gui facili opera in 
pulverem discedit, cumulos elegantissimorum corpuscolorum, crystallo- 
rum formam imitantium, exhibere, ita tamen, ut ex diversis vitelli locis 
deprompti diversam exhibeant speciem. 


S. 6. 
DE MEMBRANA VITELLI. 


itelli membrana tenerrima aeguabilis et pellucidissima est, 
negue sub microscopio guantumcunaue dilacerata aut ver- 
sata ullam organicam structuram prodit. Vesiculam format 
integerrimam, undigue clausam negue ullo poro instructam. 
In ovulo ovarii initio guidem vix distingues a stratis glo- 
bulosis, guae a vitello peripheriam versus deponuntur; tunc €etiam 
vesicula cicatriculae ita illi juncta est, ut una ab altera sine lae- 
sione separari non possit. Etiam in ovo maturiori membrana vesiculae 
cicatriculae huic vitellinae adeo accrevit, ut non raro, dum eam sol- 
vendo laceres, vestigium circulare relinauat. (Fig. VIJIK.)  Ataue ita vi- 
detur vesicula auasi in membrana vitelli ipsa nidulari et cum ea evolvi. 

Ouamdiu vitellus in ovario haeret, membranae ovuli externae re- 
late ad vitellinam admodum teneram adeo crassae sunt, ut opera tan- 
tum pertinacissima a membrana vitelli penitus auferri possint guin haec 
laedatur. Operae pretium esset inguirere, guale commercium inter hanc 
membranam et internam faciem membranae externae vasculosae in ovulo 
ovarii intercedat, auo fiat ut sanguis secretioni substantiae vitelli inser- 


204 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


viat. Hoc certum est, tune membranae vitellinae paginam internam 
omnem esse globulis aegualibus pellucidis, ad sanguineorum formam 
accedentibus obductam, guos facile a globulis oleosis vitelli distinguas. 

Membrana vitelli in infundibulo adhuc haerentis rugosa apparet et 
sat ductilis, ut vitellus, gui tunc viscidior maiorisgue Consistentiae est, 
figuram valde oblongam assumere valeat, auod necessarium erat, ut vi- 
tellus canalem sat strictum infundibuli, guin membrana dilaceretur, ad 
laxiorem ambitum oviductus permeare possit. 


9:7! 
DE MEMBRANIS CALICIS. 


magis magisaue pallescit, et guamvis non extenuetur, ita tamen mol- 
lescit, ut facillima demum opera dilaceretur vitellumaue efiundat. Mem- 
brana tunc externa vasculosa rete laxum €e venis tenuibus et latis con- 
tinet, guod utringue ad stigma surculis in pectines elegantissimos di- 
stributis inchoatur. Videtur esse apparatus resorptorius, guo substantia 
stigmatis sensim sine sensu solvatur vitellogue exitum paret. 

Stigma non ultimis primum temporibus in ovulo comparet, sed jam 
in ovulis uncialibus, guae caeterum semipellucida sunt, lineola albicante 
turbidiori manifestatur. Interna pagina membranae calicis, guae mem- 
branae vitelli contigua est, non, ut guidam volunt et uti adspectus ex- 
ternus docere videtur, velutinae compagis est, sed admodum laevis ataue 
pellucida, in cujus substantia corpuscula minuta, fors glandulosa, aut 
vasculorum ampullae aegualibus fere distantiis distribuuntur. 


S26: 


DE MOTIBUS OVIDUCTUS AT INFUNDIBULI ET DE EORUM 
ORGANO MUSCULARI. 


- um galiinam recens mactatam, guae ovum jam perfectum in 
utero gerit aperis, intestinague removes, guo organa ovi- 
para libere pateaní, tunc omnem oviductum et uterum mo- 
Z tibus continuis peristalticis convulsum deprehendes; prae- 
de. Sertim si aguae tepidae submergas, ubi dein fimbriae 
sinuosae, gua marginem infundibuli coronant, amoenissimis contracti- 
onum expansionumague vicibus Crispantur. Ouodsi, irritando partes, ve- 


205 


10 


11 


J. PURKYNĚ: 


ram oviductus motionum sedem inguiras, facili negotio in mesometrio 
reperies, guod tunc fibris muscularibus manifestissimis et numerosissimis 
instructum esse nemo negabit, gui attentus observaverit* Fors non su- 
pervacaneum erit descriptioni hujus apparatus unam alteramve lineam 
vovere. | 

Mesometrium tempore illo guo gallinae ova pariunt nullo modo 
mesenterii naturam prae se fert, guo intestinis vasa suppeditentur, sed 
verus musculus est aut potius membrana muscularis, guae omnino vasa 
etiam ad oviductum distribuit. Distinguitur duplex mesometrium, inferius 
et superius. Inferius punctum fixum in inferiori facie uteri (si ita vocare 
licet partem ultimam oviductus ubi testa formatur, et Cuius praecipue 
actione partus ovi periicitur) habet, ubi plexus fibrarum muscularium 
cruciformis (Fig. XIX.) sat densus ex utrogue latere ad uteri ambitum 
exporrigitur; in parte posteriori uteri guo loco vagina €i inseritur, sac- 
culus musculosus sat laxus formatur, aui sub partu vaginam ab ovo di- 
latatam ambit et protrusionem ejus adiuvat; antrorsum vero in membra- 
nam muscularem fibris reticulatam flabelli instar dilatatur, Cuius peri- 
pheria ab insertione oviductus in uterum incipit et insertione posterioris 
anguli infundibuli in eundem, in se ipsum duasi rediens, terminatur. Al- 
ter, anterior nempe infundibuli angulus in ligamentum sat compactum 
elasticum, fors totum aguantum musculare colligitur, aduod plerumaue ad 
radicem costae penultimae lateris sinistri insertum est; alias vero minus 
conspicue circa poros ačriferos pulmonum pluribus processibus tenuiori- 
bus firmatur. (Fig. XIX.) In medio huius ligamenti pars superior mem- 
branae sacci ačriferi abdominalís circumcirca affixa est. (Fig. XIX. h.) 

A Jigamento** isthoc lamina mesometrii superioris originem ducit, 
et ad latus sinistrum columnae vertebralis ex peritonaeo simul cum 
sacco aěriíero exorta, ad uteri parietem dorsalem continuatur. Exinde 
fibrae musculares ad superiorem partem oviductus descendunt, in cujus 
superiicie attenuantur adeo, ut visu vix colligi gueant, et membranam 
muscularem oviductus tenerrimam formantes, mesometrio inferiori OC- 
currunt. In infundibulo membrana interna oviductus glandulosa maxime 
attenuatur, donec ad limbum eius penitus dispareat, muscularis vero 
mesometrii continuatio evolvitur magis, ita ut ille limbus totus guantus 
e substantia musculari contextus compareat***. Formant vero fibrae 
musculares limbi rete tenerrimum maxime complicatum, Cuius maculae 
marginem versus continuo minores crebrioresaue evadunt ataue in mar- 


* Coní. GE. SPANGENBERG disguisitio circa partes genitales foemineas avium. 
Gotting. 1813 c. Tab. pag. 50. 

** Taenia fors SPANGENBERGII I. c. pag. 55. 

*+ Contrarium asserere videtur SPANGENBERG |. c. pag. 55. 


206 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


gine subcrenato subtilissimi desinunt. (Fig. XX.) Directio principalis ha- 
rum fibrarum transversa ad marginem infundibuli perpendicularis est. 
In linea media longitudinali infundibuli ita ex utrogue limbo fibrae mus- 
culares concurrunt, ut ibi saturam transversim striatam efforment; ubi 
vero orificium infundibuli patet, ibi per ejus parietes ad oviductum con- 
tinuantur. Aliae praeterea fibrillae parallelae marginibus limborum prio- 
ribus transversim intertextae sunt. Fibrillae hae ab extremitatibus in- 
fundibuli a ligamento nempe anteriori et ab utero originem ducunt et 
omnem ejus longitudinem ex utrague parte percurrunt. Hae dum con- 
trahuntur crispationem potissimum limbi efiiciunt. Atgue inde mobilitas 
mira infundibuli, de gua supra locuti sumus, derivanda. Religuae fibrae 
musculares mesometrii transversim ad oviductum protenduntur, plicis 
oblongis ac ramificationibus inter se communicant, segue invicem péěr- 
plectunt, ita tamen, ut interstitia pellucida relinguant, solis membranae 
serosae laminis occupata, caeterum a nervorum filis tenuissimis trans- 
versim, a vasis secundariis, guae oviductum adeunt, sub angulo acuto 
intertexta; vasa vero principalia proxima origini mesometrii cum ovi- 
ductu parallela decurrunt. Non ubigue latitudo mesometrii aegualis est. 
Prout nempe oviductus tribus flexuris sursum deorsumaue Sinuatur, 
mesometrium etiam brevius aut laxius evadit. Fibrillae musculares me- 
sometrii, ubi oviductum jamiam attingunt, ab invicem discedunt, eumaue 
amplectentes membrana musculari tenerrima obducunt, in gua fibras 
longitudinales, guas auctores adnotant*, frustra dguaesiveris, nisi in ul- 
tima parte oviductus, ubi uterum adiens per tractum duorum fere polli- 
cum coarctatur **. Hic ab utero fibrae longitudinales. distinctissimae con- 
tinuantur, et in ea regione, ubi oviductus amplificatur, continuo evane- 
scunt. Uterus ipse duplici strato musculorum obtegitur. In externo strato 
longitudinali directione ab apostomosi oviductus ad vaginae ora excur- 
runt, in interno membranam, guae testam ovi parat, circulares ambiunt. 
Etiam in vagina longitudinales fibrae praevalent, circulares potius in ejus 
sphinctere colliguntur. Vagina et infundibulum, dgua canales fere toti 
musculares, mirum in modum ductiles sunt, ita ut paullatim dilatando, 


* Fibrae isthaec longitudinales nil aliud sunt, nisi plicae oblongae membranae in- 
ternae oviductus, albumen secernentis, guae per membranam serosam atgue muscularem 
tenerrimas transparent. Rem ita esse facile comparet, dum detractis membranis illis 
plicas membranae secretoriae laminas ejus aperiendo spatula complanaveris. 

** Isthimum oviductus apellaverim. Haec pars, uti observavi, ad secretionem 
membranae testae destinata est. Dum ovum albumine jam instructum in isthmi initium 
intrat, prima parietum resistentia pars intrans compressa finem acutum ovi parat, se- 
auens iter jam dilatatum reperiens in obtusiorem polum rotundatur; in illa arctatione 
fors etiam conditio mechanica strictioris adcretionis albuminis, guam ligamentum TRE- 
DERI vocant, guaerenda est. 


207 


13 RN 


J. PURKYNĚ: 


facile plures digitos intrudere possis. Hlic ductilitas contractilitati juncta 
fuit, guum promovendis simul, et ne, oribus proxima, elabantur, retinen- 
dis corporibus destinata sint. 


S. 9. 


DE SUSCEPTIONE OVI OVARII AB OVIDUCTUS 
INFUNDIBULO." 


=. am ovuli maturi historiam ulterius considerare liceat, si fors 
k datum fuerit lucis guidpiam in rem tam tenebris tectam 

J afierre. Dum vitellus justam magnitudinem acauisivit, simul 
Š cum eo pedunculus calicis ita crescendo elongatur, ut inter 
M viscera -et ovarium retrocedens, infundibuli aperturam attin- 
gat. Si ovulum remotis omnibus visceribus ex ovario pendulum con- 
sideres, videbis complanatas eius facies ad dextram sinistramve obver- 
Sas, stigma vero deorsum spectans. Ouodsi iam viscera addas, ovulum 
orificio oviductus ita appriment, ut partes complanatae sursum deor- 
sumague vertantur, stigma vero ab infundibuli orificio exosculetur. Infun- 
dibulum ejusgue limbum, gui ovulum undeguague lambendo attingit 
ataue amplecitur tunc non esse ignavum, ejus musculosa Compages et 
cognita mobilitas facile evincit. 

Rem auidem ita concipio. Os infundibuli musculis suis longitudina- 
libus dilatatur, ovolumaue totum auantum excipit, limbus vero fibrillis, 
guae ad eius margines longitudinales decurrunt crispatur et Circa ovuli 
petiolum constringitur. Ita calix ovuli et motibus epistomii et ejus se- 
cretis guasi digeritur et guum Constrictione et pressione, sanguinis Cir- 
cuitus impeditus, omnem porro nutritionem sistit, extenuatur calix ad 
disruptionem usgue stigmatis, vitellus tunc provolvitur ab infundibulo 
ulterius excipiendus. Propriae tunc infundibuli fibrillae transversales, 
aguae saturam Supra descriptam formant, ataue mesometrii superioris et 
inferioris fibrae initiales, per vices, interiora canalis versus contrahuntur, 
vitellumague ex aperto calice penitus elidunt, gui ulterius per infundibu- 
lum promotus ad oviductum intermedium albumen secernentem pervenit. 
Infundibulum deinceps rursus aperitur calicemaue vacuum expellit. Talis 
conceptio ovuli ab oviductu processus, guamvis in vivo oculis observare 
vix unguam contingat, ab anatomica tamen organorum structura sat fir- 
miter comprobari videtur. Turgescentia guadam infundibuli motus hos 
peragi haud verisimile est, guam negue eam vasculosam spongiosamaue 
structuram prae se ferat, guae organis erectilibus peculiaris est, negue 
ad eam opus sit recurrere, si musculosum €jus apparatum respicimus. 

Situm infundibuli relate ad oviductum in gallinis recens mactatis 


* Conf. SPANGENBERG L. c. p. 59. et sad. 


208 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


valde varium inveni. Nunc orificium perpendiculariter dependet, nunc ad 
sinistrum nunc ad dextrum latus decumbit, negue obversum est ovi- 
ductui, negue necessario ab €0 aversum *, sed penes eum protenditur ex- 14 
tremitatibus suis costae penultimae sinistrae uterogue afiixum. 


S40 


EXUBERANTIA SECRETIONIS, ORGANORUM GENERATIO- 
NIS MARCENCENTIA. 


pre PAL 1 pluribus gallinis guae ovum perfectum in utero gesta- 
bant, ovi maturissimi superficiem jam duasi maceratam 
reperi, unde inducere ausus sum, limbi actionem guandam 
digerentem fuisse expertam. Hoc tempore plerumaue etiam 
Nin abdominis cavo serum flavescens, guasi soluto albumine 
. deprehendes, eundemaue liguorem non raro inter tunicas Ca- 
licis  efflusum invenies, cuius significatum assignare negueo, fors ab 
exuberantia nisus sanguinis vitelli secernendi derivandum, duales abs- 
cessus lactiformes post partum in feminis. Nonnunguam etiam ovulum 
maturum ruptum ita inveni, ut vitellus inter membranas calicis efiunde- 
retur, sphaerica ovuli figura in irregularem commutata. 

Ouodsi gallinae oviparae non satis nutriuntur, ovorum formatio ces- 
sat, et ea ovula, guae ad maturitatem accedebant, singularem mutatio- 
nem subeunt; rumpitur membrana calicis interna, vitellus in cellulas ex- 
terioris membranae efiluit, ovulum diminuitur, vitellus albescit et absor- 
betur; tunc etiam minora ovula sphaericam amittunt speciem et flaccida 
rugosague, vitello destituta pendent. 

Mirum est guam cito in ejusmodi gallinis, guae ova parere desie- 
rant, in mesometriis fibrillae musculares evanescant, ut tunc jam post 
paucos dies nonnisi vestigia guaedam eorum, lactei coloris, vix Conspi- 
cua deprehendas. Ast de his multa adhuc accuratius disserenda. 


š| 


00 10 l 
DE EVANESCENTIA VESICULAE GERMINATIVAE. 


=c 'itellus ab oviductu exceptus, chalazis, chalazarum membrana, 
: albuminae, membrana testae duplici testague in progressu 
suo instruitur. Horum internam structuram optime perspicies, 
si evolutionem per tractum oviductus proseguaris. — Pri- 15 
85 mum auidem, si cicatriculam inguiras, postauam vitellus ab in- 
Abůlo jam exceptus est, vesiculam guae prius in cicatricula ovuli de- 


* Cí., AL. MONRO Versuch einer Abhandlung ber vergleichende Anatomie a. d. 


Engl. Góttingen, 1790. p. 80. 
14 


J. PURKYNĚ: 


scripta fuit, nusauam deprehendes. Pori loco nunc internus circulus bla- 
stodermatis visendus est, cumulus in nucleum album mutatus esse vide- 
tur, et inter utrumaue spatiolum circulare granulis albis conspersum de- 
prehenditur. Si mechanica sufiiceret hujus mutationis expositio, dicerem, 
vitellum ex calice erumpentem et ab infundibulo exceptum, contractio- 
nibus hujus talem experiri agitationem, ut vesicula aliogui tenerrima dis- 
rumpatur. Ast observationis lacunas opinionum commenta non supplebunt. 
Recurrendum erit ad observationes iteratas et guidem acutissimas; nisi 
forte hic natura difficilis ad mysteria non accedenda se subtraxerit. 


NÉ 
DE FORMATIONE ALBUMINIS CHALAZARUMOUE. 


Lam me nunc ad ulteriorem ovi formationem converto. In 
initio oviductus, ubi plicae longitudinales membranae mucosae 
= incipiunt, stratum primum tenue albuminis comparet, vitelli 

s s membranam undigue obtegens, in oppositis partibus, ubi 

7 supra et iníra oviductus constringitur, nodulo albuminoso 
pelincito molli instructum, a guo utringue funiculus albuminosus, rugis 
laminae internae oviductus circumdatus continuatur, rudimentum cha- 
lazarum. (Fig. XXI.) Nullum adhuc tunc vestigium adest fibrarum 
albarum Ccontortarum, auae centrum chalazarum perfectarum | occu- 
pant, negue adhuc vitelli membrana a contorsione chalazarum rugis 
radialibus notatur. Prout motu oviductus peristaltico vitellus ulterius 
promovetur, stratum super stratum secreti a parietibus albuminis, spi- 
rali tractu superadditur. Prima interea albuminis ad vitellum lamina 
spissescit, et in membranam sat solidam, membranae vitelli arctissime 
adhaerentem commutatur, a gua interna albicantia stamina chalazarum 
continuantur. Vitellus adeo cum circumdante albumine circa axem suum 
mobilis, chalazas, membranae suae affixas, torguendo ita format, uti filum 
16 de colo carpitur, et in se ipso pluries atague iterum contorguetur. Hinc 
in extrema superficie albuminis ulterius efformati laminas in gyros Cir- 
cumactas reperies. Haec non imagiationis figmenta esse optime liguebit, 
guodsi ex ultima fere oviductus parte, ovum albumine jam perfecte ob- 
ductum eximas, et aguae fontanae frigidae recentissimae immersum, post 
horulam inguiras. Albumen, aguod primum pellucidum hyalinum erat, ab 
agua turbatur paullulum et albescit, et strias in superficie sua offert, 
guae ex fine obtuso a dextris sinistram versus procedentes, spirali modo 
ad finem acutum excurrunt. Has, si volsella arripias, lamellatim eadem 
directione discedunt, donec omne albumen ad chalazas usaue evolvatur. 
(Fig. XXII.) Jam dum fere ad chalazarum membranam, vitellum obte- 


210 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


gentem perveneris, ultima strata mollissima sunt, ut fere vacuum spa- 
tium credas; residuum tunc albuminis, guod ad chalazas suapte discedit, 
mitrellarum instar ex chalazis pendulum. Ex his colligere licet, FABRr- 
CIUM AOUAPENDENTE rectam omnino ideam de formatione albuminis et 
chalazarum proposuisse, negue adeo haec ex vitelli membrana germinare 
et plantarum instar vegetare guis crediderit. 


$. 13. 
DE MEMBRANA CHALAZIFERA DUTROCHETI. 


£-embrana chalazifera DuTRocHETI*, initio dguidem albumi- 
JN nosa, in progressu per oviductum solidescit, et denigue 
, eandem fere naturam induit, guae est membranae vitelli. 
HEE Internum albicans chalazarum filum hujus continuatio est, 

i ms] atgue a membrana isthac ad interna chalazarum guasi Ca- 
nalis in se plicatus torsionegue clausus protenditur; ac si saccum mem- 
branaceum utringue apertum sphaerae induas et in utrogue polo tor- 
aguendo occludas. 

Membrana vitelli propria salva atgue integra manet, uti in ovarii 
ovulo exstitit, negue per eam communio datur cum canali chalazarum, 
auo albumen ad interna vitelli perducatur. Canalem, guem LEVEILLE** 
vidit, facile demonstrabis, guodsi sub agua chalazam transversim perscin- 
das. Sed non in guavis succedet, in ea tantum, ubi bis in se torta est, 
auo torsiones ad se invicem applicatae canalem internum, dguasi spinam 
cochleae, necessario formant, gui tamen nullo modo cum vitello commu- 
nicat. (Fig. XXII.) Videtur membrana vitelli, guamvis sub microscopio 
porosa non appareat, humoribus nutritiis undigue permeabilis, uti fere 
in ovulo ovarii accidit, ubi a membrana interna vasculosa sanguinem 
excipiens, hunc ad interiora ducit, et in vitelli substantiam commutat; 
idem accidere videmus incipiente pulli evolutione, ubi albumen Supra Ci- 
catriculam, crateris forma evanidum, ad interna discedit. Simile itague 
haud sine dubio per omnem hujus membranae superficiem albumini con- 
tingere, facile conjicimus, guin opus sit suctorios canales fingere. Non diffi- 
cile est, membranam chalaziferam a subjacente vitellina, loco guo cha- 
lazae inseruntur, separare, ubi etiam pars ejus, in funiculum torta, in 
membranam explicatur. Ad hoc feliciter efficiendum, apprehendas vol- 
sella chalazam prope suam ad vitellum radicem, et ex vitello sub ea 


i 


* Journal de Physigue T. 88. p. 170. 
*9 REILS Archiv B. IV. p. 418. 
14* 


211 


17 


18 


J. PURKYNĚ: 


pendulo simul partem membranae vitellinae exscindas eluasaue, dein sub 
agua, lente mediocri munitus, membranas ambas (vitellinam et chalazi- 
feram) volsellis duabus, se invicem juvantibus, divellas. Dantur ova, in 
guibus libero oculo haec patent, membrana chalazifera, laxe tantum ad 
insertionem Cchalazarum vitellinae applicata. (Fig. XXIII.) Dantur alia, 
ubi funiculus non ad vitelli membranam, sed ad interpositum globum 
substantiae albuminosae, membrana chalazifera obductae, terminatur. 


SRL 


DE ZONA ALBICANTE IN VITELLI SUPERFICIE. 


n plurimis ovis, ex uno alterove funiculo per membranam 
chalaziferam, in superficie vitelli, una (Fig. XXIV.) aut plu- 
res striae albidae, nunc ex una nunc ex altera parte aut per 
omnem vitelli ambitum, modo inconstanti, continuantur, 

= guasi ibi membrana incrassata aut in se plicata esset. — 
Sunt isthaec, guae Vrco d'AzyR* zonan albicantem vocat, et guae in 
diversis ovis, diversissime disposita, nec, ut aguidam adducunt, con- 
stantem formam et ad vitellum rationem prae se ferendo, nil nisi vesti- 
gium manifestius membranae chalaziferae praesentant. Plerumaue striae 
hae a minori chalaza in parte obtusiori excurrunt, guae nonnunauam 
obligue torta in eas transit. Saepius plures sunt numero, partem aut 
omnem vitelli circumferentiam ambientes plerumaue cicatriculam evitant, 
nonnunguam tamen per mediam procedunt. Si membranam chalaziferam 
detrahas, plicas earum non raro detergere succedit; plerumaue tamen 
non plicae sunt, sed incrassata, tendinum instar argenteum reddens splen- 
dorem, substantia membranae chalaziferae. 

Nonnunauam in parte obtusiori ovi solae ejusmodi striae reperiun- 
tur, negue ullum vestigium chalazae**; tunc etiam albumen in obtuso 
fine ovi valde diminutum cernitur et fere omne in fine acutiori accumu- 
latur. Hujus si genesin in oviductu inguiras, diceres, a secretione albu- 
minis nimium praecipitata derivandam esse, guo fit, ut pars vitelli in via 
per oviductum anterior, membranam ejus ad secretionem copiosam irri- 
tet, guae vero cito exhauritur, ut dum in eundem locum finis vitelli sub- 
seguens promovetur, parum adhuc, guod secernatur, supersit. [laec in 
casu insolito accidentia, rationem etiam reddunt, Cur in statu normali, 
in parte ovi obtusiore minor adsit chalaza, minor etiam copia albuminis. 


* Oeuvres T. IV. p. 392. 
5"Gonf. LEVETLEE -Cp 416. 


212 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


S15. 


DE ALBUMINE ITA DICTO TERTIO DEOUE ZONA 
CEALAZARUM. 


+ e albumine tertio  inguirens, caveas ne in eandem cum 
M aliis* illusionem incidas, guae et mihi longius imponebat. 
Verum aguidem €Sť, albumen circa funiculum interiorem albi- 
JE Cantem chalazae Spissius esse, et fere ad gelatinam acce- 
Z dere, guod si, ut melius distinguas, tertium appellare velis, 
non obsum, guamvis paullatim, ad extremitates chalazarum, n albu- 
men religuum ita transeat, ut fines assignari nullo modo possint; 
ast guem auctor citatus cumulum circa chalazas depingit, continuatum 
in zonae formam ad extremitatem ovi alteram, atgue et hic chalazam 
ambientem, et guod albumen tertium designat, revera non est, sed cir- 
cumferentia albuminis secundi, obligue visi, vitello chalazisgue strictius 
appressi, religuo albumine in fundo vasis proprio pondere subsidente et 
efiuso; guod, mea auidem persuasione ob illusionem opticam, circumíe- 
rentiam peculiarem praesentare videtur. Similem illusionem videntur 
passi, gui de normali zona, chalazarum cicatriculam ambiente, et sphae- 
rulam vitelli ratione 80: 100 amplectente, logaebantur. 


VVVK 


S. 16. 
MEMBRANA PROPRIA ALBUMINIS NEGATUR. 


lominare guogue solent auctores membranam albuminis pro- 
$á priam; ast, an eam duis viderit, valde dubito, nisi prius 
farte paraverit, guum agua recens coagulando in albumen 
6 agat ubicungue tetigerit. Optime guidem ejusmodi membra- 
> nam manifestam reddere seguenti modo mihi successit. 
am recens testa exclusum sub adua frigida aliguod horas mersum 
facias. Albumen tunc superficiem solidiorem albescentem acauirit. Aufe- 
ras nunc sugendo aguam albumen ambientem, tubulumaue exilem in 
albuminis substantiam ad chalazae usague radicem intrudas et leniter 
inspirando albumen iníles; intumescit paullatim in bullam, et sexies 
fere volumine ovi augetur, ejusdemaue formam, guodsi bene opera suc- 
cessit, servat integerrimam. Tunc iterum aguam leniter afiundas, ut ovum, 
libere natans, inferiora guogue versus, ubi fundus vasis compresserat, 
expandatur. Vides tunc vitellum cum chalazis liberum fere, nisi hae extre- 
mitatibus suis in albumen utringue transirent, sacco magno inílato oviformi 
sat solido in superficie aguae fluctuante inclusum. Si tunc superficiem 


* Comes ab TREDERN diss. sistens ovi avium historiae prodr. Fig. II. et III. 


213 


21 


J. PURKYNĚ: 


leniter incidas, membranam crassiusculam albicantem ab ea detrahere 
licet, cujusmodi nova iterum formatur guoties aguam, aut spiritum vini 
afiundas. 


SBVÁ 
DE ALBUMINE FLUIDO. 


z din ovo, dum adhuc in oviductu versatur, albumen primum 
$ seu fluidum non comparet. At negue in ovo uteri, duamvis 
jam testa obducto, distinguitur. Albumen tunc secundum 
membranae testae adhaeret negue ligamentum albuminis 
in parte acutiori discernitur. In ovo mox excluso albumen 
hoc, dum ovum sub agua aperitur, non difiluit, sed ovi forma, paullu- 
lum pellucidius, albumen secundum circumdat, guamvis jam tunc multo 
fluidius. Videtur in formatione  hujus albuminis ačris atmosphaerici 
actio, uti dum crassamentum sanguinis formatur, plurimi esse momenti; 
fors etiam pressio ačris fluidiorem partem ex interstitiis lamellarum albu- 
minis secundi peripheriam versus elicit. Certum est, albumen secundum, 
dum fluidius illud ex €0 nondum separatum est, multo facilius ab agua 
recenti, cui immittitur, penetrari et lamellosam suam structuram prodere. 
Albumen hoc fluidum eximia plasticitate donatum est, uti comparet, dum 
ovum sub agua recenti aperias, ubi diffluxum brevi in membranas fibras- 
gue tenerrimas condensatur. 

Ouodsi ludum amoenum tibi parare velis, aperias in patella ovum 
guin aguam adhibeas; tunc facile distinguetur albumen fluidum, guod in 
fundo vasis difíusum est, a spissiore, guod vitellum circumdat; partem 
hujus deinde tubulo exili insugas et aguae recenti, aut gallarum solutioni 
agua dilutae instilles, aut tractim subsidendove efiundas: formantur tunc 
elegantissimi sacculi, vasa, membranae, cellulae, fibraegue, ut vix a ve- 
ris organicis productis distinguere valeas, proditurgue adeo processus, 
guo natura plasmata sua struere videtur. 


SOV 
DE CHALAZARUM GENESI ATOUE USU MECHANICO. 


itellus dum albumine in oviductu induitur, paullatim ulterius 
promovetur, donec ad isthkmum perveniat. In progressu suo 
non ecaguidem eodem modo movetur, dguo intestinorum 
musculosis parietibus contenta propelluntur. Motum hunc 
»b potissimum fibrae musculares  mesometriorum perficiunt, 
dum oviductum huc et illuc trahendo sinuant torguent atgue constrin- 


. gunt. Pars tunc membranae ejus mucosae, guae vitellum ambit, albu- 


214 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


men membranarum forma secernit, guod continuo huic adglutinatur, 
pars vero ante et post vitellum in se ipsa contracta albumini secreto 
funiculi tantum formam concedit, gui spiraliter promotus in se ipso con- 
torguetur et in utrogue ovi polo accumulatur; plerumague hac torsione 
ad radicem dua vitello applicatur redit et ibi in religuo albumine dispa- 
ret. (Fig. XXIV.)  Ouod a latere axis vitelli chalazae inserantur, servi- 
tium in eo praestare videtur, guod punctum gravitatis vitelli semper in 
suam partem trahant, duo fit, ut cicatricula semper supremum vitelli lo- 
cum occupet, proximum calori incubantis gallinae exponendum. 

Dum ovum apparatu mechanico celerrime Circumagis, chalazae inde 
numerosiores contorsiones non acauirunt, ast ligamentum albuminis de- 
tortum a testa abripitur. 


S. 19. 
DE FORMATIONE MEMBRANAE TESTAE. 


embrana testae ad albuminis superficiem externam in ultimo 
Ý primum tractu oviductus, gui inter ejus isthmum et ute- 
rum versatur, accedit. Prima intrat pars ovi acutior, mem- 
branamgue induit, ita ut in obtusiori albumen saepe nudum 
hd adhuc visendum sit. Sub hoc nisu tractus isthmicus adeo 
expanditur, ut plicae membranae interioris  penitus deleantur atgue 
maxima tensio habeatur strictioris plane partis oviductus, ubi fors 
major irritatio membranae succum densiorem guo membrana paretur, 
elicit.  Notanda porro interruptio brevis plicarum muciferarum plane 
sub isthmi strictura, guo intervallum inter secretionem albuminosam et 
membranaceam efficitur et fors conditio sistitur formandi ligamenti albu- 
minosi in parte ovi acutiori. Membrana testae duplex paratur, interior 
fibris microscopicis rectis contexta est, exterior texturam peculiarem non 
offert*. (Fig. XXV.) 


S52. 
DE SITU OVI IN UTERO ATOUE DE TESTAE FORMATIONE. 


itum ovi, dum adhuc in utero recens est, semper talem 
inveni, ut pars acutior vaginam, obtusior basin spectaret, 
in ovo vero penitus formato, ubi jam nisum ad partum ex- 
pertum est, nunc obtuso nunc acuto fine vaginae oribus 


pius volvitur donec situm commodum acauirat. 
Dum testa formatur, reperis membranam ejus primum minutissimis 


* Inovo Colubri Natricis stratum hoc interius fibris undulatis formosissimis constat. 
cenf. G. R. u. L. Ch. TREVIRANUS verm. Schriften Bd. I. pag. 142. 


23 


J. PURKYNĚ: 


micis calcareis, fere aegualibus, polygonis aspersam, (Fig. XXVI. XXVII.) 
guae dein cumulantur et concrescunt, interstitiis inconspicuis relictis, guae 
transpirationi inserviant. 

Ouodsi adeo oviductum ab ejus infundibulo usgue ad orificium ejus 
in cloacam apertum consideres, diversas ejus portiones seguentibus fun- 
ctionibus destinatas reperies: Infundibuli orificium e calice exclusum vi- 
tellum excipit; seguens dein tractus oviductus, gui fere guartam partem 
longitudinis ejus efficit, parciorigue apparatu glandulari instruitur, mem- 
branam DuTROCHETI intimague stamina chalazarum secernit; ulterius ca- 
nalis membrana interna parenchymate muciparo satis incrassato per duas 
fere guartas partes totius et ultro obducitur, albuminisgue largum indu- 
mentum vitello suppeditat; isthimus deinde oviductum coarctat, unde in 
tractu subseguenti, tertia fere parte totius, ad uterum usgue membranae 
testae albumen obducunt; uterus dein testae secernendae inservit; va- 
gina per orificium externum et cloacam ovum excludit. HHos organorum 
fines ad oculos spectare licet, negue opus hypothesium adminiculo ad 
imaginem naturae penitus extruendam. 


EXPOSITIO TABULARUM. 
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Fig. I. Particula membranae vitelli cum cicatricula ei adhaerente, in cujus centro porus 
pellucidus conspicitur. 

Fig. II. Idem objectum lente vitrea adauctum; in poro vesicula conspicua. 

Fig. III. Cumulus cicatriculae gui ad interiora vitelli cernit; in ejus cacumine crater 
exiguus, interna pori apostomosis. 

Fig. IV. Idem cicatriculae cumulus ex opposito visus. 

Fig. V. Cumulus in fundo vasis adgua resorpta difiluus, porus inde dilatatus vesiculam 
in medio manifestat. 

Fig. VI. Vesicula distinctius visui sistitur, substantia colliculi dimidia parte ablata. 

Fig. VII. Vesicula, inflexa cicatricula, in epigrapho visa. 

Fig. VIII. Vesicula parti membranae vitellinae adhaerens. 

Fig. VII*. Pars membranae vitelli cum vestigiis zonulae et vesiculae dilaceratae. 

Fig. IX. Vesicula cum colliculo in meédio discissa. 

Fig. X. Cicatricula acuta ovi jam enixi, cum duplici circulo blastodermatis, et nucleo 
in centro albícante. 

Fig. XI. Eadem cicatricula sublato interno circulo blastodermatis, guo cavum colligua- 
menti cum nucleo nudo et granulis farinosis conspiciatur. 

Fig. XII. Ovulum ovarii non maturum, in duo cicatriculae vestigium cernitur. 

Fig. XIII. Eadem cicatricula ex ovulo extracta parti membranae vitellinae adhaerens. 

Fig. XIV. Ovulum adhuc minus ovarii cum nota vesiculae. 

Fig. XV. Idem discissum et auctum, vesiculam continens. 

Fig. XVI. Vitellus a cicatricula incipiendo perpendiculari directione divisus. In centro 
latebra liguorem album continens, ex gua canalis ad cicatriculam continuatur. 


SYMBOLAE AD OVI AVIUM HISTORIAM ANTE INCUBATIONEM. 


Fig. XVII. Vitellus horizontali directione discissus, ubi strata diversicoloria substantiae 
vitellinae cernuntur. 

Fig. XVIII. Pars vitelli cum canali ad cicatriculam. 

Fig. XXI. Vitellus cum primo strato albuminoso unde membrana chalazifera exoritur, 
adnexis primis initiis chalazarum auales supra et infra inter plicas oviductus re- 
periuntur. 

Fig. XXII. Repraesentat albuminis vitellum ambientis structuram lamellosam. 

Fig. XXII*. Pars chalazae abscissa, in cvius segmento canalis conspicitur ex interni 
chalazae fili spiris exortus. 

Fig. XXIII. Pars membranae vitellinae cum adnexa membrana chalazifera in chalazam 
continuata. 

Fig. XXIV. Vitellus cum suis chalazis et zonula albicante VIco dAzyYRI. 


Tab. IH. 


Fig. XIX. Repraesentat oviductum gallinae cum infundibulo utero et parte vaginae: 
a. Uterus ovo gravidus. 5. Vagina. c. Fibrae musculares aguae ad vaginam, ad 
latera uteri et ad mesometrium inferius vergunt. ddd. Mesometrium inferius; dis- 
cernuntur in eo fibrae musculares et vasa directione parallela cum oviductu decur- 
rentia. e. Limbus fimbriatus infundibuli. f. Infundibuli os. £. Ligamentum infundibuli 
radici costae penultimae lateris sinistri affixum. /%. Pars abscissa sacci ačriferi liga- 
mento inserti. 

Fig. XIX*. Pars oviductus posterior ubi in isthmum transit, cum adnexo mesometrio 
fibris muscularibus nervis ataue vasis pertexto. 

Flg. XX. Pars fimbriae infundibuli aucta reticulis muscularibus pertexta. 

Fig. XXV. Pars membranae testae cuius margo structuram tomentosam offert. 

Fig. XXVI— XXVII. Particulae testae cum subiacente membrana dum crystallisando 
formatur. 

Fig. XXVIII. Oviductus formam dilucidat. 


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Symbolae ad ovi avium historiam ante incubationem. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS 


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DE GRANORUM POLLINARIUM FORMIS 


COMMEMTATIO PHYTOTOMICA 


AUCTORE JOANNÉ EV. PURKINJE, 


MEDICINAE DOCTORE ET PROFESSORE PUBL. ORDINJIN UNIVERSITATE LITTERARIA 

VRATISLAVIENSI, ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE NATURAE 

CURIOSORUM, SOCIETATIS SILESIACAÉ CULTURAE PATRIAE STUDIOSAE, SOC. 
POMERANICAE HISTORIAE ET ANTIOUITATUM SODALI. 


ACCEDUNT TABULAE LITHOGRAPHICAE XVIII. 


VRATISLAVIAE, 
SUMTIBUS J. D. GRUESONII. 
MDCCCXXX. 


Nýamk! 
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VIRO PERILLUSTRI 


CAROLO ASMUNDO RUDOLPHI 


MEDICINAE DOCTORI ET PROFESSORI 


REGI BORUSSORUM A CONSILIIS MEDICIS INTIMIS, ORDINIS REGII AOUILAE 
RUBRAE. NEC NON ORDINIS REGII SVECICI STELLAE AUSTRALIS EOUITI, 
PLURIMARUM SOCIETATUM LITTERARIUM SODALI. 


A primis inde temporibus, guum initiis litterariis feliciter superatis 
in rempublicam eruditorum jam intromissus idgue nactus essem oppor- 
tunitatis, ut interius illud, guo semper me flagrantem senserim, studium 
orbi litterato comprobarem, nihil magis habui in votis, guam ut publice 
mihi liceat profiteri, guanto gratissimi animi ardore erga viros praestan- 
tissimos sim affectus, guos me measgue res sapienti consilio, efficace 
praesidio, summa benivolentia sive privatim sive publice promovere 
memini perpetuogue meminero. 

Inter hos tales viros Tu, guem communi patris et amici nomine 
compellare mihi contigit, principem iure locum obtiňes. Tu enim eras, 
gui primus peregrinum et hospitem comiter excepisti, Tu gui timidum 
adhuc et sui non satis certum confirmasti, Tu gui terram fere ignotam, 
alteram ei patriam reddidisti: aditus ad Te, cui nescio emolumentine 
plus et utilitatis an voluptatis debeam, nunguam mihi non patebat, et 
ut cumulum adderes amori tuo, sanctissimo et intimo affinitatis foedere 
me Tibi jungi haud es dedignatus. 

Ouae guum ita sint, serena fronte levidense hoc accipias munus- 
culum, ab argumenti certe similitudine egregiis Tuis in anatomen plan- 
tarum meritis cognatum, duraturumaue Tibi sit documentum integerri- 
mae observantiae et pietatis. 

Vale et guod facis favere mihi perge. 


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PRAEFATIO. 


ey, Uum ego jam inde ab annis duobus, exemplis praeclaris plu- 
5 rium ex societate nostra Vratislaviensi botanophilorum ad 
disauisitiones microscopicas phytotomicas excitatus essem, 
mox, uti res ipsa ferebat, incredibili amore hujus studii in- 
census, et instrumentis affatim commodis adiutus, plura, duae 
amicorum et librorum testimonio nova aut nondum satis definita vel 
descripta essent, detegendi et illustrandi occasionem faustam nactus sum. 
Ex horum farragine liceat mihi, guaecungue de cellulis fibrosis antherarum 
et de granis pollinaribus observaveram et delineaveram, aliguot pagellis 
describere, fabulisgue lithographicis ante oculos collocare. Ouamvis cellularum 
fibrosarum existentia et formae diversae, nullo alio duce, aut indice, mea 
aualicungue diligentia jam tunc temporis detecta essent, negue ullam no- 
titiam haberem alterius, gui hanc ipsam rem aliguomodo pertractasset, 
palmam tamen primae inventionis aut saltem promulgationis tribuendam 
esse CI. Meyenio, gui in praeclaro libro (Anat. pbyfio[. Unterfufungen úber 
den Snbalt den Pflanzenzellen Berlin 1828 pag. 53 et 54) de fibris, auas 
antherarum cellulae continent, primus mentionem fecerat, ultro lubens- 
aue concedo, contentus deliciis guibus natura mirabilis sub labore ipso 
me cumulaverat, mercedem vero summam operis in e0 statuens, guodsi 
mihi contigerit guidguam in lucem protulisse, guod ad scientiae progres- 
sum conducat, et applausum botanices cultorum mereatur. 


223 


J. PURKYNĚ: 


Persvasum guidem mihi est innumeras adhuc, et multo accuratiores 
disguisitiones ad argumentum hoc prorsus absolvendum reguiri. At guid- 
nam natura continet, guod non sit immensum? Terminus vero statuendus 
erat. Ouare in praesenti libello eum mihi posui finem, ut conspěctum 
formarum per familias naturales digestarum ante oculos lectorum pone- 
rem, deinde classes, affinitates et discrimina ordine, agui mea opinione 
maxime conveniret, definirem et describerem. Me in priori operis parte: 
Conspectum :regni vegetabilis nuper a Reichenbachio editum normam 
auasi dispositionis iconum seguutum esse, in laudem potius auam in vi- 
tuperium conversum iri non dubito. 

Ouum vix fieri negueat, ut guicungue de antherarum Structura dis- 
auisitiones instituens, pollinis simul formas, máxime varias, semper sibi 
obvias non habeat, haud abs re duxi, etiam harum imagines guasi per 
transennam delineandas curasse, et conspectu lithographico ubi locus 
erat adiecisse, persuasus, nihil gualecumgue sit, esse omittendum, guod 
ad construendum omnimode systema naturale copias et materiem sup- 
peditare gueat. Gratum etiam spectatoribus fore spero, mensuram com- 
munem omnibus guae repraesentantur figuris ad latus cuiusvis tabulae, 
lineolis signatam, guae sexagesimam partem lineae parisiensis exprimunt 
adiectam esse; ita facile lector, gui in microscopicis observationibus 
versatus est, in rem inducetur guasi ipsissimus oculis spectaret armatis; 
commodum etiam certe est, dimensiones singulorum Ccomparativas, in 
exemplaribus naturalibus omnino fere specificas, uno guasi obtutu perci- 
pere et iudicare. 

Suavissimi denigue officii duco, viris doctis et nobilibus, collegis 
vere amicis, Ch. L. Trevirano et Henschelio, gratissimum animum in 
hoc loco publico significare, guorum prior plantas etiam rarissimas horti 
nostri academici usibus meis praestitit, alter varo consiliis et supellec- 
tile litteraria me amicissime adiuvit. 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


CAPUT L 


De notione cellularum fibrosarum in antheris genera- 
tim. Methodus indagationis. Exempla. 


ae LOnoculi antherarum, uti notum est, membranis aut tenuibus, aut 
crassiusculis constituuntur, adnatis antherio, guod stamini 
diversimode junctum est. Membranas illas loculorum Si pe- 
nitius in plantis phanerogamis inguiras, in utrague, externa 
et interna pagella diversimode conformatas reperies. Exte- 
rior nempe nil est, nisi productio communis epidermidis, dguae hic, in 
plantae cacumine, prout in religuis floris partibus, maiorem teneritudinem 
induit, ceteroguin characteribus specificis parum aut nihil differt, immo 
etiam in complurimis speciebus, prout epidermis religua, stomatiis in- 
struitur; altera pagella, guae globulos ipsos pollinis circumdat et includit, 
in complurimis plantis uno formatur strato aut pluribus cellularum sui 
generis, guas, guum fibris propriis more vasorum spiralium aliorumve 
diversimode obtextae sint, cellulas fibrosas vocaverim, guae membranam 
aut parenchyma efficiunt, guod in ea parte, ubi loculus antherio accre- 
vit, in hujus parenchyma commune dissolvitur. Etiam illa pars loculi 
spatii interni, guam raphen appellant, iisdem cellulis fibrosis constituitur, 
ad marginem vero valvularum in plantis complurimis aut diminuuntur, 
aut adeo disparent, ut fere epidermis sola remaneat. 

Si loculum antherae coniothecam appellaveris, membranae epidermi- 
dali externae exotliecii, interno vero cellularum contextui nomen endothecii 
iure tribuetur. 

Necessitas terminos hosce in descriptiones nostras invehendi in €0 
sita est, guod pars, de gua agitur nomine cellularum fibrosarum non satis 
circumscripta fuisset, guum in plantis numerosis in interna loculi anthe- 
rae pagina (endothecio nostro) nil plane guod cellulam voces inveniatur. 
Ouum porro haec pars per series familiarum valde diversos characteres 


PTL LE LEN VTIT 


induat, necessitas, ut ita dicam, logica vel grammatica eo adigebat, ut 


tam numerosis praedicatis, subjectum commune, vocabulo apto determi- 
natum, substerneretur. 

Ouodsi cellulas antherarum endothecii microscopii acie investiga- 
veris, invenies, paucis familiis exCeptis, singulas earum in phanerogamis, 
fibris tenuissimis et, ut videntur, elasticis, vario modo distinctas. Cel- 
lulae hae contactu inter se mutuo, et dimensionum suarum variatione 
formas diversissimas induunt, ataue etiam earum magnitudo constans 
esse solet in speciebus singulis, alias vero vix distinguendae, aut penitus 
disparentes. Altera pars constituens cellularum endothecii fibrae sunt, aut 
in earum cavo interno, aut inter cellularum parietes diversimode for- 


15 


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KS 


J. PURKYNĚ: 


matae ac dispositae; constant aut substantia solida pellucidissima, aut 
plane tubulos referunt, nisi oculi decipiant. Ouoad evolutionem harum 
partium elementarium aut praevalent endothecii cellulae, ut adeo fibris 
raris vel nullis distinctae sint, aut fibrarum formatio ita locum obtinet, 
ut cellularum parietes vix aut ne vix guidem distinguantur. 

Fibras organum principale endothecii esse duco, guibus functionem 
suam, dispersionem pollinis absolvit, cellulas vero earum guasi matrices 
in guarum cavo ex earum Succis propriis efformantur. Vis, guae, dum 
antherarum loculi dehiscent, fibras contrahit, videtur esse proprietas 
aduaedam communis physica fors hycroscopica, contractionem vero exsic- 
cationis guodam processu atmosphaerae aěris ambientis influxu suboriri 
putaverim. 

Fibrae in antherarum cellulis, dum flos nondum apertus est, prin- 
cipio plane non distinguendae sunt, guamvis jam anthera major fere sit 
guam posterius, ac tunc cellulae simplices tantum apparent. Fors fibrae 
tubulosae jam tunc praeformatae existunt, sed succo repletae et adeo 
approximatae ut parenchyma solidum constituant, donec eorum cavo 
exsiccatione evacuato pelluciditate parietum et superiicierum diversa re- 
fractione ac reflexione luci major effectus atgue oculo major cellularum 
ac fibrarum distinctio praebeatur. Sed de his indagationes accuratiores 
nondum institui aut alii tempori reservandas, aut aliis in scientiarum 
campo laboratoribus relinguendas. 


Ouum observationes de cellulis antherarum microscopio tantum- 
modo absolvi valeant, gratum me facturum spero naturae scrutatoribus, 
si e0s practico guasi modo in pares disguisitiones inducam, persvasus 
aliunde, hoc in pluribus rerum naturalium, guae abstrusiores sunt, de- 
seriptionibus magnum saepe sed frustraneum esse desiderium. 

Microscopium duo utor simplex est, guod, ut jam opinio plurimorum 
micrographorum magis ac magis confirmare videtur machinis et appara- 
tibus plerumaue locupletissimis praeferendum. Lentes tres ad indaga- 
tiones omnes sufficiunt, guarum una sit focalis distantiae duarum fere 
linearum parisiensium, dguae ad praeviam obijecti inguisitionem et prae- 
parationem dicata est, ubi oculus nudus, aut lens maior non suffecerint; 
altera sit focalis distantiae unius lineae parisiensis aut paullulum infra, 
ubi fere auinguagies diametro objectum augetur; haec cardinalis est, et 
plerisgue jam observationibus satisfacit; tertia denigue, focalis distantiae 
infra dimidium lineae centies aut ultra objectum adaugens, solummodo 
ad acutissimas disauisitiones v. g. de granulis fovillaribus, destinata sit. 
Lentes ita inclusae sint ut inferiorí superficie guae ad objectum versa 
est fere integrae pateant, guo maxima copia luminis excipitur, ocularis 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


vero foramello guantum potest minimo aperta sit et ita aptata ut oculus 
maxime approximari possit. (Gestatore objectorum utor micrometro la- 
minae vitreae inciso, aream efficientis unius lineae parisiensis aguadratae 
lineolis sexaginta parallelis exaratis, guae prius graphite subtilissimo 
denigrandae sunt, anteguam objectum guttula aguae irrigatum imponatur, 
guod nisi fieret lineolae alias in aére bene distinctae, ob minorem difie- 
rentiam refractionis aguae inter aguam et vitrum obtinet, vix distin- 
guendae forent. 

Objectum (membrana coniothecae aut granum pollinis) aauae gut- 
tulae penitus submergatur, ut fundum, ubi lineolae micrometricae exa- 
ratae sunt, penitus attingat, guo magnitudo partium lenti subjectarum 
rite mensurari possit. Ouodsi submersio non succedit, tubulo exili su- 
gendo exhauriatur guttula donec objectum ad micrometri faciem perve- 
niát, aut interdum adguae spiritus vini admisceatur. Ad praeparationes 
denigue rite instituendas opus est bacillis aliguot subtilibus ex ligno du- 
riusculo aut substantia cornea confectis, gui acubus exilissimis anglicanis 
in hamulum aliguantulum inflexis instructi sint, altera extremitate pro 
vario usu aut acuminata aut in spatulam excisa; porro cultelli et forci- 
pulae plures nec non forsicula ad manum sit. 

His instructum, guae vix pretio decem imperialium constant, duem- 
vis naturae amatorem, etiam minus locupletem indagationibus microsco- 
picis minutissimis, praesertim phytotomicis, parem fore non dubito, et 
maxime junioribus prae farragine librorum iterum iterumaue commendo. 

In microscopicis indagationibus magni est momenti, ut, si complexus 
guidam objectorum sibi affinium observandus est, illis'initium instituatur, 
guae oculorum aciei distinctissima sunt, et inde ad minus facilia transitus 
fiat donec difficillima guaegue adgredi valeamus. Ili aui primus objectum 
inguirit rarissime res ita feliciter succedit, guamvis non negandum, mul- 
tis in casibus spectatissima plerumaue prius in oculos incidere. Saepe 
tamen natura scrutatores aut ludere, aut subdifficilem se praebere prae- 
diligit. Ita in nostris inguisitionibus in Calla aethiopica et in Primula si- 
nensi prima vestiga fibrarum endothecii observasse contigit, guae tamen 
per plures dies, conatu assiduo obtutui penitus explicare vix successit, 
donec ad Liliaceas me converterem, ubi cellulae fibrosae antherarum, 
comparatae ad religuas, giganteae duasi reperiuntur. Monemus itague, 
ut gui eundem Cum nobis observationis tramitem inire tentaverint, an- 
theras Tuliparum, Liliorum, aut Fritillariae imperialis indagationi sub- 
jiciant. Exercetur pedetentim oculus et mentis attentio adeo invalescit, 
ut, guae abditissima erant principio, serius opera facillima clarissime 
nobis obversentur. Nam non solus oculus est gui videt, guam potius 
imaginatio et intellectus, gui visa nunc visis antea adordinat, et ex prius 


notis formas ignotas et obscuras enucleat. 
15* 
* 


227 


O 


J. PURKYNĚ: 


Liceat itague aliguot exemplis phytotomicis cum lectoribus operam 
nostram communicare. Sumas antheram Tulipae gesnerianae, aut Fritil- 
lariae imperialis. (Commendo in Tulipis antheras, guae sint coloris lutei, 
guum earum membranae magis sint pellucidae; guodsi exsiccatae fuerint, 
v. g. herbario decerptae, irriges agua tepida, donec intumescentes et 
emollitae pristinam magnitudinem obtinuerint; sed praeferendae omnino 
recentes.)  Antheram a polline penitus mundatam, incisione levi obligua 
in epidermide exothecii afficias, et particulam hujus forcipula subtrahas, 
dein guttulae aguae in micrometro submergas ita, ut facies interior sur- 
sum spectet. Plerumague tunc accidit, ut aliguot cellulae fibrosae, epider- 
midis paginae internae adhaerentes remaneant, et praesentabitur sub 
lente imago fere similis ejus, guam in Tab. III. 13 et 14 lit. b. aut d. 
delineavimus. Contingit etiam abradere aciculis cellulas singulas dguales 
sub litt. c. d. et e. 13. aut c. e. 14. praesentatae sunt; aut forte succedit 
forficula abscindere laciniolam membranae antherae guae perpendicula- 
rem cellularum inter se situm, dguales ab exteris ad interna sibi succe- 
dunt, praesentet, uti lit. e. 13. et lit. d. 14. ex medio et e margine loculi 
effictam conspicies. Jam si ulterius cellulas singulas ab omni parte in- 
guiris, invenies in Tulipa gesneriana oblongas lateribus a compressione 
mutua subhexagonas, diametro longiori gui '/;o lineae aliguantulum ex- 
currit directione ad raphen aut marginem loculi perpendiculari decur- 
rentes. Diameter brevior '/;o lineae non attingit, negue attingit penitus 
altitudo lateralis. Cellulas singulas amplectuntur fibrae numero fere sex 
ad parietes diversimode connatae, in pagina loculari plerumaue parallelae 
transversae, alias vero reticulatae; lateré epidermidi obverso fibrarum 
tantum extremitates ad marginem inflexae conspiciuntur. Haec de cellulis 
plerisaue valent in Tulipa; in diversis tamen partibus antherae, ad mar- 
gines valvularum, ad raphen ad basim aut apicem varie modificatae sunt, 
auod, uti etiam in religuis plantarum generibus singillatim recensere, ad 
antherarum potius descriptiones topographicas microscopicas pertineret. 
Praeterire tamen negueo, me internam faciem canalis antherii, Cujus 
cavo extremitas filamenti superior infixa est, vasculis annulatis elegantis- 
simis parallele confertis obductum invenisse, guod ulteriori observationi 
praesertim in Liliaceis commendo. Difficile plerumaue est diiudicatu, an 
fibrae intra cavum cellulae penitus abditae sint, an eam extrinsecus Cir- 
cumdent, an vero guasi intrusae sint inter paginam extěrnam internam- 
gue. In Liliaceis certe prior obtinet relatio, in aliis vero familiis mox 
ad hanc mox ad illam opinionem, ubi non suapte in oculos cadit, habitus 
externus fibrarum invitat. Inveniuntur in Tulipa hujusmodi cellularum 
strata duo, guod optime conspicies, si successerit laciniolam ad ambas 
facies membranae perpendicularem forficula excindere, (Tab. III. 13. e. 
14. d.) ubi tres cellularum series invenies, epidermidales, guibus impo- 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


sitae sunt fibrosae majores, guas seguuntur minores ad paginam locula- 
rem. Haec exempli caussa de Tulipa fusius explicavi, guo lectores ad 
similem indagationem excitentur. 

Similia in Fritillaria' imperiali et in Liliorum speciebus invenies. In 
priori cellulae pleraegue subrotundae sunt et in pagina loculari reticulis 
fibrarum elegantissimis obsitae (Tab. III. 13. d.). 

Formam vulgatissimam sistunt cellulae semicylindricae oblongae 
utringue aut acutatae aut rotundatae, superficie plana epidermidi insi- 
dentes, subconvexa ad paginam locularem libera, fibris arcuatis aut re- 
tinaculiformibus transversis parallelis magis vel minus approximatis 
amplexae, guarum speciem praebet Nuphar aút Nymphaea (Tab. I. 8. 9.). 
Succedit nonnumaguam, maceratione modica praegressa, singulas harum 
cellularum a religuis separare et evertere, ubi fibrae laterales denticu- 
lorum pectinis instar coordinatae conspiciuntur, ut in Nuphare tab. I. 8. 
Potho crassinervia et Cucurbita Melopepone Tab. XVIII. 5. et 11. re- 
praesentavimus. 

Optime observationi offertur interna compages cellularum in Strobi- 
laceis, ubi pellucidissimae sunt. Invenies cellulas longas depressas super- 
ficie utringue planissima, ad margines parietum lateralium aut rectilineas 
aut sinuatas, ad parietes fibris rectis brevibus tubulosis, auae respectu 
ad fibras cellulae contiguae, aut sunt oppositae aut alternantes. Non ad- 
modum difficile succedit cellulas singulas a religuis separare, ubi dein 
fibrae aut massae cellulae immersae aut tantum appositae, alias vero 
sulcorum instar parietibus inaratae apparent. Exempla horum Tab. V. 
12. 13. 14. reperies. 

Etiam Ari formicati (Tab. I. 2.) cellulae exemplo adducendae, ubi 6 
guogue maxime pellucidae sunt, ita ut fibrae tubulosae ex interna facie 
epidermidis basi latiori paginam locularem versus, inter angulorum acies 
cellularum prismaticarum hexaedrarum erectae, clarissime conspici va- 
leant. Adduco haec partim ob tubulorum majorem perspicuitatem, par- 
tim ob fibrarum situm, gui non in cavo cellularum, sed revera extra po- 
situs esse videtůr. Cellulae Ari pertinent ad prismaticas, auae freguen- 
tissimae ac formis valde variis per plantarum familias reperiuntur. Di- 
stingue in cellulis prismaticis paginam epidermidalem, auae epidermidi 
affixa haeret, locularem, guae patet in cavum loculi, auae dein ad mar- 
gines parietibus aut lateribus guatuor ad sex circumcluduntur (Tab. V.21.). 
Parietes fibris rectis aut (rarius) incurvis obsessae sunt, guae aut sunt 
vere intercellulares, parietibus vicinarum cellularum sibi contiguarum 
communes, (Tab. VII. 10.) aut vero Cuivis cellulae propriae, ita ut re- 
spectu ad alias cellulas contiguas, aut sibi opponantur (Tab. XV. 11.), 
aut alternent (Tab. XI. 19.). Fibrae nonnunguam ad margines in paginam 
locularem inflectuntur, ubi aut abruptae sunt radiatim circumpositae 


229 


i 


J. PURKYNĚ: 


(Tab. XII. 21.), aut ulterius productae, aut plane marginem oppositum 
attingunt in fibras parietales e regione sitas continuatae (Tab. XVI. 12.). 
Saepe tamen paginae loculares rugulis tantum aut striis fibrarum loco 
notantur (Tab. XVII. 2.). Paginam epidermidalem in cellulis prismaticis 
nunguam fibris obsitam reperi. Ad prismaticas accedunt columnares ubi 
parietes magis vel minus cylindri superficiem praesentant (Tab. V. 24.); 
in his fibras intercellulares simplices non invenies, guia plerumaue minus 
contiguae sunt. Ubi columnares valde depressae sunt, orbiculares vo- 
Ccavi (Tab V55): 

Genesim fibrarum interstitialium praesertim in Viola odorata et Ane- 
mone Pulsatilla (Tab. XV. 9. f. et 13.) admodum distincte observare 
licet. Membrana paginae locularis ad margines aegualibus distantiis pro- 
ducta, ad latera denticulatim descendit, unde in intervallis lacunae re- 
linguuntur, guae cum contiguis cellulis poros guadrangulos efficiunt; haec 
in Viola. In Anemone ad parietes canaliculi trilaterales subsident, gui 
cum oppositis cellulae contiguae tubulos efformant guadrangulares, duo- 
rum Si parietes duriores sunt, revera fibras constituunt. In priori casu 
tors tantum pori emergunt; sed datur transitus ex una forma in alteram. 

Dum in cellulis orbicularibus membrana locularis firmior laciniis 
obliguis radiatim ad margines epidermidem versus decurrit, oriuntur 
variae formae cellularum asteroidearum, guarum plura exempla spectes 
in Tab. VIII. 2. 6. 8. 11. Alias vero fibrae singulae in asteriscos coordi- 
nantur et cellularum membrana penitus disparere videtur. Exempla prae- 
bet 'Bab:1IX7. 918911 et Tab:X 153718: 

Adducenda etiam sunt exempla fibrarum sine cellulis, et cellurarum 
sine fibris. Fibrae singulae rectilineae erectae solent esse versus inter- 
nam superficiem epidermidis, cui afiixae haerent acutatae, in parte vero 
loculari aliguantulum dilatantur. Sunt aut confertae, ut in Pipere emar- 
ginato Tab. V. 22. aut distantiores ut in Papilionaceis Tab. XII. 3. 4. 
Alias sunt curvilineae aut paullulum inilexae Tab. XII. 9. aut arcuatae 
vel retinaculiformes seriatim dispositae Tab. X. 10. 11. Incurvas prostras- 
tas disiectas invenies freguentissime ad margines valvularum, ubi cellulae 
in regione loculi intermedia integrae margines versus paullatim disso- 
Ivuntur. Exempla habes in Tab. VI. 18. VII. 7. IX. 12. XVI. 13. XVII ó. 
Cellulae absgue fibris cellulis epidermidalibus analogae occurrunt in spo- 
rangiis Lycopodiacearum Tab. XVIII. 6. 7. in clinandriis Orchidearum 
Tab."V5(mEricaceisvbab: A213 

In Gramineis et Compositis cellulae fere ad membranas reductae 
sunt, fibrae vero brevissimae desuper spectatae fere poriformes. Exempla 
sistit Tab. I. et VL. 

Sunt denigue cellulae vasculosae aut semivasculosae tubulos cy- 
lindricos aut semicylindricos offerentes fibris aut annularibus aut spi- 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


ralibus guae maxime ad raphen valvularum locum habent (Tab. II. 
5. 6.) aut hinc parallelae, aut perpendiculariter in eam dispositiae 
ab: III 12.). 


CAPUT IL 


Considerationes generales de cellularum fibrosarum 
formis variis et de earum functione physiologica. 


riusguam hasce considerationes generales lector nobiscum in- 
stituerit, monendum habeo, ut tabulas nostras cum €earum 
expositione perlustret. — Cellulae antherarum natura sua a re- 
liguis cellulis, guae omnes fere plantae partes constituunt non 

—J2 separandae sunt. Differunt solummodo fibris, guibus ad vasa 
spiralia accedunt. Hinc diu dubitabam, an potius cellulas vasculosas no- 
minare conveniat; dguo tamen potius analogia dguam forma specifica 
enunciata fuisset. Jam nomen cellularum fibrosarum eam difiicultatem 
includit, guod non omnes sint fibrosae, negue ubigue cellulae adsint, ubi 
fibrae inveniuntur. Sed nomen statuendum erat, et tale praeplacuit, guod 
plurimis saltem conveniret. 

Analogia cum vasculis diversi generis maxima certe est cellularum 
anthericarum. Si guam, cCuiusvis formae sit, prolongatam cogites, habebis 
vasculum aut spirale, aut porosum, aut reticulatum aut scalariforme. Nec 
non inter vasa cellulas invenies, corpuscula dicta vermiformia Trevirani 
aut vasa moniliformia Mirbeli, guae cum nostris cellulis maxime con- 
veniunt. Negue mirum, guum cellula pars elementaris totius plantae sit 
ex gua primum vasa ortum ducere videntur. Non tamen obstat, maxi- 
mum discrimen statuere inter cellulas anthericas et vasa Cuiuscumgue 
generis. Discrimen hoc jam in antherae ipsius indagatione clarissime 
manifestatur, dum cellulas communes antherii cum cellulis endothecii 
compares, et dein ad vascula spiralia staminum, dguae numauam in lo- 
culum continuantur, respicias. Vascula haec staminum semper sunt mi- 
nutissima, dum fibrae contra spirales aut annulares cellularum relate ad 
illa enormes fere videantur, ita ut nullum earum commercium statuen- 
dum sit. Constare porro videtur ex observationibus microscopicis vasa 
spiralia nullis esse membranis propriis instructa, dguum contra cellulae 
fibrosae, nisi formam plane cellularum deposuerint, distinctas membranas 
proprias habeant. Dantur tamen in religuis partibus, praesertim in nodis 
caulinis, vascula majoris voluminis ad cellulas anthericas maxime acce- 
dentia, ut non dubitaverim disguisitionem horum, etiam cognitioni illo- 
rum non parum luminis adlaturam esse. 

Primum, guod in cellulis anthericis considerandum venit, earum 
forma est. Hoc respectu sunt aut regulares aut irregulares, aut plane 


ADD NÍ 


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10 


J. PURKYNĚ: 


evanescentes. Regulares aut perfectas aut imperfectas formas referunt. 
Perfectae ad corpora stereometrica reducendae sunt. Cardinalis guidem 
forma, ut in religuis plantae cellulis, sphaeroidea est, guae protensa abit 
in ellipsoideam aut cylindricam, et mutua pressione in prismaticam. 
Cellulae anthericae polyedrae numguam adeo perfectas figuras referunt, 
auam cellulae, guae in intimo parenchymate sitae, et aeguabili undigue 
pressione efformatae sunt, guum membranam tantum obsideant, et ex 
una parte (facie loculari) ex altera vero parte (facie epidermidali) uno 
tantum plano continuo premantur; hinc guae a pressione mutua est con- 
formatio, parietes tantum laterales utriculorum attinet, adeogue ut plu- 
rimum magis figurae planimetricae occurrunt. 

Ex cylindro omnes fere formas religuas cellularum anthericarum 
derivare licet. Cylinder, aut basi plana paginae epidermidis internae in- 
sidet, altitudine sua ad cavum loculi directa, aut latere epidermidi in- 
cumbens considerari valet, ubi vergit in formas vasculosas. Priorem cy- 
lindrum stantem, posteriorem decumbentem habeas. Cylindri stantes, 
dum parietibus suis arctius premuntur, abeunt in prismata tetragona 
usaue ad hexagona, ubi pressio lateralis minor, aut plane interstitia in- 
tercellularia, cellulae columnares oriuntur. Ejusmodi cellulae columnares 
vel prismaticae aut sunt elatae, ubi altitudo latitudinem superat, aut in- 
termediae, ubi pares sunt, aut humiles vel depressae, ubi latitudo alti- 
tudine major, aut complanatae, ubi ad laminam fere redactae sunt. Co- 
lumnae depressae formam praesentant orbicularem. Pagina locularis cel- 
lulae columnaris vel prismaticae, aut est plana aut convexa. Dum con- 
vexitas crescit parietibus decrescentibus, abit in hemisphaeram, collicu- 
lum, aut conum. 

Cylindri decumbentes aut sunt integri, ubi ex nulla parte premun- 
tur, gui dum longissimi sunt, cellulas vasculosas referunt, aut non integri, 
ex una aut pluribus partibus a pressione applanati. Dum ex parte tan- 
tum epidermidali premuntur, semicylindri sunt, gui dum longissimi, cel- 
lulas semivasculosas praesentant; dum porro lateribus appressi tubulos 
auadrangulares efficiunt. Extremitates cylindrorum decumbentium aut sunt 
diversimode acutatae, cuspidatae, vel obtusae, aut sunt truncatae; dum 
parietibus planis (guod freguentissimum est) utringue acutantur, hexa- 
gona referunt, cujusmodi cellulas nonnumauam hexagonotomas appellavi. 
Pagina caeterum locularis cellularum decumbentium aut convexa aut plana 
est. Etiam hic altitudo aut maior, aut media aut minor et minima assu- 
menda, ubi denigue in laminas aut membranas abeunt, ab epidermide 
exothecii vix distinguendae. 

Cellulas decumbentes etiam ex columnaribus et prismaticis derivare 
licet, ubi has ad parietes utringue comprimas et utringue prolonges. 

Gellulae imperfecte regulares ad formas nunc allatas proxime ac- 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


cedunt. Sunt subellipticae, subglobosae, subcylindricae, subvasculosae, 
subcompressae, prismata subtetragona subhexagona etc. Transeunt de- 
nigue in cellulas penitus irregulares lateribus inaegualibus. Ouandoguidem 
cellulae endothecii penitus evanescere videntur, et tunc aut remanet epi- 
dermis sola exothecii, aut endothecium solis fibris constituitur. 


Cellulae guoad magnitudinem sunt aut exiguae, ubi guantitas dia- 
metrorum, dimidium mensurae nostrae normalis, guae una sexagesima 
pars lineae parisiensis est, non excedit, aut sunt mediocres, ubi pene 
huic adaeguatae sunt, aut magnae vel maximae, ubi ad duas, mensuras 
accedunt vel eas transgrediuntur. 


Cellulae guoad dimensiones relativas, sunt aut latae aut oblongae, 
prolongatae, vasculosae, subvasculosae; guoad altitudinem, aut altissimae 
aut altae, aut depressae, aut humiles, complanatae, et denigue ad mem- 
branas accedentes. Latitudo distantia paginarum parietum, altitudo di- 
stantia paginarum metienda. 


Ouoad situm proprium cellulae sunt aut erectae aut decumbentes. 
Oua solum, in guo erectae sunt, consideranda est interna facies epider- 
midis antherae. Ad priores referuntur columnares, prismaticae, orbicu- 
lares, hemisphaericae, conicae et colliculares; ad decumbentes cellulae 
ellipticae subellipticae, subcylindricae, hexagonotomae, vasculosae et 
semivasculosae omnes, ubi longitudo altitudinem et latitudinem superat. 


Ouoad dispositionem inter se, cellulae aut seriatim excurrunt, aut 
situ diverso inter se sunt collocatae. (Cellulae seriatim dispositae sunt 
aut alternantes ad modum prosenchymatis, aut oppositae. Series cellula- 
rum aut sunt ad raphen et margines loculorum perpendiculares, aut cum 
raphe parallelae, nonnunguam paullulum divergentes. 


Cellulae porro plerumaue simplici strato epidermidi applicantur, aut 
plura cellularum strata sibi superimposita inveniuntur. 


Cellulae in diversis loculi regionibus aut sunt sibi conformes, aut 
difformes. Praesertim ad raphen, et ad marginem valvulae variare so- 
lent, alias etiam ad apicem vel ad basim. Sed haec in topographia an- 
therarum subtilissima ulterius adhuc pertractanda. 


Junguntur cellulae inter se aut modo continuo, aut diverso gradu 
discretae ac distantes sunt. Continuae esse solent prismaticae fibris sim- 
plicibus; etiam membranaceae nonnullae dissepimenta propria non prae- 
sentant fors accrescendo evanida; vasculares, ellipticae, oblongae hexa- 
gonae, columnares et prismaticae pleraegue sunt contiguae, sed etiam 
inter has discretas invenies, praesertim colliculares et asterisciformes. 


Cellulae denigue anthericae sunt aut sine fibris aut fibrosae, aut 
merae fibrae in endothecio inveniuntur, absgue cellulis conspicuis. 


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J. PURKYNĚ: 


Cellulae absgue fibris aut distincte endothecium constituunt, aut 
cum epidermide adeo sunt concretae, ut nullum discrimen membranae 
endothecii ac exothecii compareat. 

Cellulae fibrosae aut sunt fere membranaceae ad epidermidis struc- 
turam accedentes fibris parietalibus aut brevissimis ac fere poriformibus, 
aut marginibus crenulis tantum alternis se excipientibus. 

Fibrae respectu ad cellulas aut sunt cellulis applicatae aut soli- 
tariae. Posteriores aut sunt rectilineae, erectae sibi adstantes, vel de- 
cumbentes, irregulari directione prostratae, aut in asteriscos combinatae, 
aut Sunt curvilineae, aut parum incurvatae, aut arcuatae, aut retína- 
culiformes. 

Fibrae cellulis applicatae aut sunt rectae, parietes cujusvis cellulae 
circumsistentes, aut rectae intercellulares cellulis duabus comrmiunes, in- 
star canalium intercellularium; alias fibrae rectae paginam locularem 
transversim parallele obsident, aut in cellulis collicularibus vel conicis 
situ obliguo radiatim in cacumen paginae locularis convergunt. [Fibrae 
incurvae aut parum incurvae parietes cellularum plerumaue orbicularium 
circumstant, aut in cellula colliculari vel hemisphaerica obligua directione 
ex basi ad apicem concurrunt, aut rectae parietales in paginam locula- 
rem radiatim inflectuntur, aut arcuatae vel retinaculiformes parietes et 
paginam locularem ambeunt, aut simul ad paginam epidermidalem inilec- 
tuntur, aut cellulam totam vel circulares vel guadrangulae annulis aut 
spiris undigue amplectuntur, aut denigue fibrae jugatim vel reticulatim 
inter se junctae cellulas circumdant. 

Si jam structuram fibrarum singularum consideres, invenies plerum- 
aue tubulos aut perfecte teretes aut subcompressos, alias vero tri- aut 
auadrilateros. Lumen tubuli optime conspicitur, ubi fibrae ad epidermi- 
dem substratam perpendiculares sub microscopio desuper visuntur, guod 
in columnaribus et prismaticis optime succedit. Etiam in retinaculiformi- 
bus partes laterales guae ad parietes cellularum decurrunt internum spa- 
tium tubuli guamvis minus distincte manifestant. Dum brevissimae sunt 
fibrae, poros tantum absgue parietibus conspicuis praesentare videntur. 
Posset guidem objici, etiam fibras perfecte solidas substantiae hyalinae 
eandem speciem tubulorum ofierre posse, sed inspectio immediata duem- 
vis de contrario edocere valebit, ataue magis adhuc comparebit, fibras 
interne cavas esse et revera tubulos referre, si guis inter laminas vi- 
treas comprimat, ubi confestim tubulosa compages disparet parietibus se 
invicem contingentibus, guae dein pressione laxata iterum restituitur. 
Alias etiam bullulae aěris tubulos manifeste occupant, guae diutiori mora 
sub agua paullatim disparent. Etiam discrimen inter fibras exsiccatas et 
madefactas tubulosam earum formam clarissime demonstrat; nam in 
priori statu filos praesentant obscuros inaeguales, parietibus collapsis et 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


diversimode approximatis, in posteriori vero intumescentes et evoluti 
teretem formam et tubulosam recuperant. 

Fibrarum tubuli in alterutram paginam endothecii, locularem aut 
epidermidalem plerumgue patere videntur; dum recti parietales sunt, in 
utramaue, dum arcuati aut retinaculiformes in epidermidalem tantum, 
nisi acuti finiantur. Dum in membranas aut reticula transeunt, etiam tunc 
cuticula duplici constare videntur. Membranae hyalinae auibus effor- 
mantur vi admodum hygroscopica instructae esse videntur, et fere ejus- 
dem naturae cum vesiculis pollinaribus, guae dum exsiccatae collabuntur, 
agua imbutae iterum intumescunt. Hinc etiam antherae exsiccatione con- 
tractae, aguae tepidae submersae, aut in oris cavo aliguo tempore com- 
moratae, mox multoties volumine suo excrescunt, guod praesertim valet 
ubi fibrae sunt freguentiores, minus ubi rariores. Similis aliguomodo re- 
latio ut inter antheras agua imbutas et exsiccatas, obtinet inter statum 
earum immaturum ante floris plenariam evolutionem ataue statum ma- 
turum, dum in eo sunt, ut explosione pollinem dispergant; prius majores 
et succis magis imbutae apparent posterius minores et auasi exsiccatione 
contractae; prius etiam fibrae cellularum ob statum molliorem et fors 
ob succum in earum tubulis contentum guasi tela guaedam amorpha vix 
distinguendae sunt, donec aut exsiccatione aut processu guodam lignifi- 
cante majorem firmitatem acguirant et in tubulos efiormentur, guo pro- 
cessu agente earum certe etiam actio aut functio intrat, aua loculi dis- 
rumpuntur, et valvulis dehiscentibus pollen emittunt. 

Modus aperturae, directio motus ataue vis expansionis certe cellu- 
larum fibrarumgue forma, freguentia, magnitudine, situ et dispositione 
inter se et ad valvularum margines, etiam earum variatione in diversis 
valvulae regionibus determinatur, de guibus omnibus observationes in 
viva natura acutissimae instituendae sunt. Nostra disguisitio phytotomica 
de his tantummodo hypothetice disserere permittit. 

Valvulae in statu antherae juniori ad margines primum auidem pe- 
nitus clausae ac concretae sunt; valvula hic tantum tenuior et fere ad 
epidermidem solam redacta esse solet, ita ut in hac auasi sutura de- 
hiscentia futura praeformata sit. Respondet haec sutura externa valvu- 
larum margini folii, cujus metamorphosis anthera est. Ad suturam val- 
vulae, cellulae, dum oblongae aut vasculares sunt, plerumaue perpendi- 
culariter decurrunt, ab interna raphe valvulae guasi a puncto fixationis 
utringue discurrentes, ita ut, si vim contractivam ad earum longitudinem 
agere cogites, suturae ruptura, ubi minima resistentia est, necessario se- 
auatur. Altera directio gua vis valvulam aperiens agere videtur est ad 
paginam internam epidermidis perpendicularis, guo eius superficies in- 
curva in magis planam expanderetur. Tertia denigue directio virium val- 
vulam aperientium ad longitudinem totius antherae spectat, cellulis ad 


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J. PURKYNĚ: 


raphen longitudinalibus. Ita guidem, si vim contractilem solis cellularum 
membranis adscriberes jam inde ruptura suturae et valvularum dehis- 
centia explicari posset, guin opus videretur ad fibras ipsas et varias 
earum formas ac directiones recurrendi. Ouum vero cellularum mem- 
branae tenuissimae sunt ac tenerrimae, et sua massa fibris longe infe- 
riores, ataue etiam in plurimis plantarum familiis plane disparere viden- 
tur fibris solis restantibus, hinc majoris eas momenti habere res ipsa monet. 

Ad functionem fibrarum enucleandam primum dguidem fibrae consi- 
derandae sunt in antheris, ubi solae tantum absgue cellulis reperiuntur, 

Offeruntur nobis hic primum endothecia fibris rectis confertis ad 
paginam epidermidis internam perpendicularibus absgue cellulis, cujus- 
modi in permultis Papilionaceis observare licet. Si, dum loculus adhuc 
clausus est, fibras sibi lateribus appressas ad expansionem lateralem 
tendentes repraesentes, tunc profecto earum vim tum ad suturam dis- 
rumpendam, tum, hac, disrupta, ad valvulam evolvendam et explanan- 
dam acturam esse facili inductione sedguitur. Idem valet de fibris in 
asteriscos coordinatis, guae loculo clauso sibi approximatae radiatim di- 
vergentes elatere proprio in omnilateram tendunt expansionem. In endo- 
theciis ubi fibrae singulae prostratae, diversa directione dispersae, pa- 
ginae internae epidermidis affiguntur, jam valvulae dehiscentes late pa- 
tentes demonstrant, elaterem fibrarum eas ex statu involuto ad tantam 
expansionem rigore elastico explicuise. Ubi fibrae arcuatae aut retinacu- 
liformes cellulas oblongas subcylindricas amplectentes parallelis perpen- 
dicularibus seriebus in valvularum margines aut potius, dum adhuc 
clausae sunt, in earum suturam protenduntur, tunc incurvae parte locu- 
lari magis approximatae pressionem elasticam experiuntur atgue tendunt 
figuram curvilineam in rectilineam commutandi. Idem valet de fibris an- 
nularibus aut spiralibus cellulis vasculosis ad raphen valvulae perpendi- 
cularibus circumpositis, de guo facili negotio persuasionem tibi compara- 
veris, si filum metallicum in spiram longam contortum incurvaveris, unde 
rursus elatere suo in directionem rectilineam restituetur. In cellulis co- 
lumnaribus et prismaticis, guas fibrae ex pagina interna epidermidis 
erectae rigidiusculae circumstant, apices paginae loculari cellularum vi- 
cinae dum loculus clausus est sibi magis approximantur ataue ex hoc 
situ subconico in parallelum renituntur, gui nisus dum satura valvulae 
disrumpitur libere agens loculum explicat et complanat. 

Vim vero suturam loculi disrumpentem triplicem assignare licet. 
Primum aguidem organica metamorphosis cellulas in sutura statu imma- 
turo coalitas, marcescentia guadam interna ad separationem disponit, 
auemadmodum in petiolis foliorum tempore autumnali caducorum, in se- 
palis calicum, in petalis florum, in staminibus, in pericarpii valvulis aliis- 
aue partibus observare licet. Tendunt porro grana ipsa pollinis dum sta- 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


tum maturitatis attingunt ad expansionem sphaericam ac disruptionem, 
auae tensio necessario membranae loculi communicatur, et agit in par- 
tem ubi minima resistentia, in suturam. Maxime vero fibrae endothecii, 
prius guidem molliores, metamorphosi organicochemica paullatim obri- 
gescentes maturitate progrediente illam elasticitatis vim acauirunt, guae 
ex interna jam earum conformatione ac dispositione, cooperantibus con- 
ditionibus religuis loculum aperit valvulasaue evolvit. Externa denigue 
momenta mechanica, a ventis et insectis, ataue roris pluviarumgue irri- 
gatio sua guogue contribuent. 

Haec ex hypothesi, viribus tantum vegetativis ac communibus pro- 
prietatibus physicis in auxilium assumptis exposui, guin necessarium du- 
cerem ad irritabilitatis guandam modificationem recurrendi. Ouodsi ob- 
jectum idem futuro tempore a naturae scrutatoribus maiori adhuc cura 
et experimentis omnimodis indagabitur, jam fors plura guae hypothetica 
protuli in veritatem omnibus numeris absolutam commutabuntur, alia 
vero inter commenta relapsa deleat dies dummodo divina scientia pro- 
moveatur. 


CAPUT III. 


Adnotationes generales de formis characteristicis cellu- 
larum anthericarum, respectu habito ad systema plan- 
tarum naturale. 


n Salviniaceis et Lycopodiaceis, (Conf. Tab. XVIII. 3. 6. 7.) 
alias ad Cryptogamiam relatis, vero polline non praeditis, 
negue etiam cellulae fibrosae in sporangio reperiuntur. Egui- 
seti (Tab. IV. 3) tamen capsulae, ut L. Ch. Treviranus pri- 

N mus observaverat, fibris spiralibus instructae sunt, atgue in 
eo revera antherarum characterem prae se ferunt; etiam sporulae magni- 
tudine, forma, et fovillari guasi substantia in vesiculis contenta, ad pol- 
linis grana maxime accedunt, negue elateres, dua fila penitus libera sta- 
minibus aeguiparandi, adeo ut de functione harum partium dubitare ad- 
huc liceat. Etiam Zamiae (Tab. I. 1. XVIII. 4.) coniotheca mere epider- 
midalis est, guo cryptogamis accedere videtur. 

Aroideae (Tab. I. 2. 3.) typum nobis hic constantem offerunt, cel- 
lulas aut prismaticas aut columnares, altas, fibris parietalibus rectis, pa- 
ginis locularibus nudis. Videntur tales cellulae, guum praesertim in an- 
theris crassioribus, ut in Dictamno, Euphorbia et cet. occurrant, majori 
vi contrahente praeditae esse; agunt una solum directione, loculi cavum 
augendo et valvularum margines dirimendo. — Pothos (Tab. XVIII. 5.) 
fibris arcuatis jam a typo Aroidarum abscedit, accedendo ad Hydro- 
charideas. 


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J. PURKYNĚ: 


Typha (Tab. I. 4.) fibris retinaculiformibus recte ad Helobias relata, 
guo etiam stricte a Gramineis et Cyperoideis separatur. Id potissimum 
peculiare habet, guod fibrarum series ad raphen parallelae sint, dum 
alias retinaculiformes ad raphen perpendiculares esse soleant. Ouum 
partes transversae fibrarum religuis praevaleant, et inter dissepimenta 
longitudinalia epidermidis locata sint, censendum est, harum actione val- 
vulas introvolvi. 

Alismaceae (Tab. I. 5. 6.) fibras cellularum retinaculiformes gerunt 
ad normam prosenchymatis dispositas, ad raphen perpendiculares. Fibrae 
transversae valvularum margines longitudinaliter dehiscere, fibrae pa- 
rietales vero membranam loculi complanari et evolvi facient. 

Eadem fere valent de Nymphaeaceis (Tab. /. 8. 9.), ubi tamen cel- 
lularum ordines parenchymatis formam referunt. 

Stratiotidis (Tab. I. 7.) fibrae spirales ad raphen perpendiculares 
dum curtantur valvulas dirimunt et explanant. 

In Gramineis (Tab. I. 10—16.) cellulae anthericae certum habent 
characterem familiarem, gui consistit in earum forma membranzcea ad 
rectangula accedente, dispositione ad raphen perpendiculari, fibris rectis 
brevissimis, ad margines plerumaue alternatim claviculozum instar in- 
fixis guod laxitati antherarum maxime convenit. Fibrae dum contrahun- 
tur, membranam loculorum explanant, et aperiunt, dui dein aut longi- 
tudinaliter incurvantur aut torguentur, dguod fors ab inaeguali structura 
cekularum derivandum, ac ulterius inguirendum. 

In Cyperoideis (Tab. I. 17—19.) adsunt cellulae discretae cylindricae 
subacutatae fibris annularibus distantibus instructae. Jam hisce charac- 
teribus longe separantur a Gramineis et Tyjhaceis, et potius ad Com- 
melinaceas et Sarmentaceas accedunt. Mirum guod forma Rumicis sit 
analoga, ubi stamina non minus jaxa numerusaue ternarius. 

In Commelinaceis (Tab. I. 20. 21.) fibrae arcuatae longis seriebus 
transversis dispositae praevalent. In Tradescantia valvulas latas longi- 
tudinaliter aperiunt. 

In Irideis (Tab. II. 1—4.) sicut in Liliaceis cellulae magnae sunt 
hexagonotomae oblongae. Characterem tamen familiarem assignare non- 
dum licet donec plura genera accuratius inguirantur. Notanda est con- 
gruentia cellularum Heloniae cum Iride. 

In Narcisso (Tab. II. 5. 6.) cellulas vasculosas annulatas ad raphen 
freguentissimas fors characteristicas assumere licet; actio earum con- 
tractilis raphen potissimum decurtat et fibrae retinaculiformes dispersae 
valvulas Jatas expandunt. 

In Sarmentacearum (Tab. II. 10.) Paride fibrae ad cellulas Zrans- 
versae et margines cellularum serrati characterem proprium denotare vi- 
dentur. Etiam in Convallaria fibrae transversae praevalent. 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


In Tulipaceis (Tab. JII.) guas inguisiveram fibras reliculatas charac- 
terem iamiliarem reperi, gui alias nullibi mihi adeo occurebat. 

Hyacinthus et Veltheimia (Tab. IV. 1.4.) cellulis vasculosis ad raphen 
perpendicularibus, diverse tamen annulatis inter se conveniunt. Hemero- 
callis graminea fibris parietalibus rectis distinguitur; etiam in fulva fibrae 
parietales praevalent guamvis ad paginam locularem inflexae. 

In Orchideis (Tab. IV. 5.) cellulas fibrosas nullas in clinandrio inveni; 
conveniunt adeo cum Asclepiadeis, et auamvis familiae alias remotissimae 
sint, tamen massis dguogue pollinaribus viscoso dguodam succo (fors 
e stigmate secreto) conglobatis concordant; similis conglobatio guatuor 
tantum granorum pollinis in Ericis (Tab. X. 12—14.) guarum guogue an- 
therae fibris destitutae sunt, observatur; idem etiam valet de Bignonia 
Catalpa (Tab. IX. 15.). Videtur explosio antherarum minus necessaria, ubi 
actio pollinis fors per succum illum conglobantem stigmati communicatur. 

Ex Scitamineis Canna indica (Tab. IV. 6.) certe distincta est fibris 
magnis retinaculiformibus, seriebus ad raphen perpendicularibus, cellularum 
membrana vix conspicua; plura tamen genera inguirenda guo character 
familiaris definiatur. 

Unica Palmarum, Chamaerops Palmetto, (Tab. IV. 7.) guam investi- 
gare hucusaue datum fuit, peculiaris nil praebuit. (De Lycopodiaceis et 
Eguiseto jam ad initium hujus capitis locutus sum). 

Taxearum (Tab. IV. 9.) character familiaris exemplo unico nondum 
constitui potest. Jain ex hoc tamen, cellulis longis complanatis epidermi- 
dalibus, affinitas strictior cum Strobilaceis conspicua est, eo tamen dis- 
crimine, guod fibrae marginales in interstitiales confluentes transeant. 

Ex Santaleis (Tab. V. 11.) unicum exemplar Elaeagni cellulis sub- 
globosis fibris arcuatis, (nec non polline triangulato), altiorem jam for- 
mationis gradum denotat, inde illos non errare putaverim gui Thymelaeis 
adnumerant. 

In Strobilaceis (Tab. V. 12—14.) character familiaris cellularum an- 
thericarum, cellulae complanatae longae epidermiformes fibris parietali- 
bus rectis brevibus, plerumaue alternantibus ad margines, valde con- 
spicuus est. Etiam hoc peculiare habent cellulae, guod sint pellucidis- 
simae, adeo ut fibrarum structura optime possit observari. Ouamvis cum 
Graminearum cellulis comparari possint, et cum his notam minoris per- 
fectionis gradus communem habeant, tamen in eo inferius adhuc secedunt, 
auod cum epidermide, guantum observare licuit, intime adeo coalescant, 
ut haec separata nusguam appareat, guod Lycopodiacearum sporangia 
in mentem refert. Posterius etiam de Aulace (pinifolia) valet ac de Ur- 
tica (dioica), ubi praeterea fibrae nullae comparent. 

Ex Amentaceis (Tab. V. 17. 18.) guas attuli, Salix et Populus, ad 
constituendum characterem familiarem non sufiiciunt. 


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Jam tamen cellulis separatis et fibris transversis parallelis a Stro- 
bilaceis longe separantur, et ad altiores plantarum familias accedunt. 

Urticae (Tab. V. 19.) cellulae epidermidales longae auadrilaterae 
pellucidae guodsi analogiam in aliis generibus servabunt, revera charac- 
terem familiarem constituent. 

Ex Nyctagineis (Tab. V. 21.) in Mirabili Jalappa cellulae subsepa- 
ratae, facie loculari convexae, cellulas colliculares Armeriae Polygalae 
et aliarum revocant. 

Piper fibras erectas confertas absaue cellulis, characterem fixum 
offert. Similis forma nonnisi in Papilionaceis, guae fere omnes religuos 
ludunt, iterum occurrit. 

Aristolochiae, (Tab. V. 23. XVII. 8.) guas investigavi, conveniunt 
cellulis prismaticis subhexagonis depressis, fibris parietalibus simplicibus, 
pagina loculari aut nuda aut striata; similem formam invenies in Phila- 
delpho (coronario) in Poterio (verrucoso) in Chelidonio et in plerisaue 
Ranunculaceis. 

Ex Laurineis (Tab. V. 24.) solam Laurum nobilem inguisivi, et cel- 
lulas columnares subdistantes fibris parietalibus obsitas illis proprias in- 
veni; guae forma tamen nimis ad communissimas accedit, guam ut no- 
tam characteristicam guandam suppeditare valeat. 

In Armeria (Tab. V. 25.) cellulae colliculares fibris arcuatis in aste- 
riscum dispositis Personatarum guarumdam et Papilionacearum formas 
similes in memoriam revocant, guamvis etiam in viciniori Rubia occur- 
rant. Plumbaginis (roseae) (Tab. VI. 1.) cellulae semivasculosae, fibris 
arcuatis distantibus, typum longe diversum atgue peculiarem praesentant, 
guod omnino respiciendum, donec membra formarum tam diversarum 
intermedia reperiantur. 

In Caprifoliaceis (Tab. VI. 1—6.) magna primo intuitu cellularum 
anthericarum diversitas regnare videtur, fibris tamen transversis omnes 
invicem conveniunt; auae vero nota nimis vulgaris, guam ut characte- 
rem familiarem constituat. 

In Rubiaceis (Tab. VI. 7—9.) fors cellulae orbiculares fibris radia- 
libus, aut asterisciformes, notam praebent characteristicam. 

Valde omnino definitus character familiaris Compositarum (Tab. VI. 
10—17.) est, cellulae fere epidermidales aut membraniformes, elongatae, 
ut plurimum longitudine ad raphen parallelae, marginibus aut fibris bre- 
vissimis (porisve) aut striolis, aut crenulis notatis, aut integris. 

In Cucurbitaceis (Tab. VI. 18. Tab. AVII. 11.) dguas hucusgue ob- 
servavi, cellulae subglobosae, fibris arcuatis transversis fere circinatis 
inveniuntur, guo tamen haud satis aliis formis distinguas. Negue in Cam- 
panulaceis (Tab. VII. 1. 2. 5.) notam characteristicam inveni, nisi in 
Campanula (nitida) fibras ut videntur solitarias seriatas, alternas, Cui fors 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


accedit forma fibrarum in Phyteumate (orbiculari) fibris arcuatis soli- 
tariis dispersis. 

In Labiatis (Tab. VII. 3—14.) duae praesertim formae characteri- 
sticae regnare solent. Prior, in Salviis et Nepeteis nondum penitus per- 
specta mihi est; notam peculiarem habet, interstitia magna intercellularia, 
guae tamen massa guadam pellucida aut membrana repleta videntur; 
altera forma sunt cellulae astericiformes, aut colliculares, aut orbiculares 
complanatae, aut prismaticae, ad guas accedunt subellipticae marginibus 
incisis. Jam etiam, si guid valet character ex cellulis anthericis sumtus, 
apparet major cognatio Verbenacearum cum Labiatis guam cum Asperi- 
foliis, (Tab. VII. 13. 15—18.) gue illis e diametro in e0 oppositae viden- 
tur, guod fibras transversas retinaculiformes aut arcuatas, ut in Pole- 
monio et Cynoglosso maxime efformatas demonstrent, guum contra in 
Labiatis fibrarum transversarum vix nota sit. 

In Convolvulaceis (Tab. VIJI. 1—4.) formae valde discrepantes allis 
etiam familiis communes occurrunt. Forma, guam Phlox (reptans) cum 
Veronica et Erino communem adeo distincte praesentat, monstrat mem- 
branulas proprias paginae locularis in fibras radiales non tubulosas ex- 
cisas cellulae religuae orbiculari insidentes; dguod discrimen suppeditat 
fibrarum membranacearum et tubulosarum. 

Polygalae (Tab. VIII. 5.) ut caetero habitu, etiam cellulis anthericis 
ad Papilionaceas admonent, guamvis etiam Personatarum auarumdam 
formis respondeant. 

Personatae, (Tab. VIII. 8—16. ef Tab. IX. 1—15.) familia tam late 
patens, omnes fere formas religuarum imitatur, membranaceis, guae in- 
ferioris ordinis videntur exceptis; transversae tamen, arcuatae aut re- 
tinaculiformes fibrae rariores sunt. Veronica et Erinus cellulis asterisci- 
formibus magis adhuc ad Polygalas et Campanulaceas guasdam acce- 
dunt. Acantheae vero, ut, Justicia, Acanthus, Thunbergia (cum Bignonia), 
cellulis fibris destitutis (nam in Acantho fibrae marginales nonnunguam 
etiam in religua tela cellulosa obveniunt, ut in Begoniae argentopunc- 
tatae foliis observavi, revera characterem familiarem prae se ferunt. Se- 
lago, Caldasia et Globularia, guas Reichenbachius Acantheis adnumerat, 
cellulis guidem inter se concordant, ab Acantheis vero discrepant, ma- 
jorem tamen analogiam cum Calceolaria, Pentstemone, Digitali, Linaria, 
(acutiola) verbo cum Scrophularinis demonstrant, cum guibus etiam ha- 
bitu conveniunt. Cellulas guales in Acantho sunt etiam in Swertia 
(perenni) Tab. XI. observavi. Linariae cymbalarie fibrae arcuatae singu- 
lares Campanulam revocant. Ruellia et Gloxinia Solanaceas imitantur. 

In Scrofularinis duae cellularum formae praevalent; columnares 
nempe, ubi membranae Crassiores sunt, et asterisciformes, ubi tenues. 


In Schizantho, ubi valvulae explosae patentissimae esse solent, inve- 
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niuntur fibrae dispersae, subarcuatae. In Anarrhina et Ramondia fibrae 
spirales apparent transversis junctae guo transitus fit ad Solanaceas. 

Solanaceae (Tab. IX. 14. 16. Tab. X. 1—4.) characterem familiarem 
satis constantem praesentant, cellulas oblongas teretes fibris transversis 
aut arcuatis aut retinaculiformibus aut spiralibus. Solum Solanum, in 
omnibus guos inguisivi generibus, fibris cellularum destituitur, cui etiam 
loculi antherarum clausi poris duobus in apice, prout in Ericis respon- 
dent. Etiam Epacris (Tab. X. 6.) e Lysimachiis endothecio fibris carente 
pollinegue triglobo ad Ericas, fors e Campanulaceis vergere videtur. 

Primulaceae (Tab. X. 7—11.) fibris transversis parallelis distantibus 
arcuatis, subarcuatis, aut retinaculiformibus, saepe separatis seriatim s 
currentibus, characterem familiarem sat distinctum offerunt. 

Ericaceae (Tab. X. 12-—14.) cellulas anthericas fere ebidermidáléší 
fibris destitutas, fixum characterem familiarem habent. Ouum eadem notá 
etiam aliis familiis conveniat, inguirenda esset conditio, guae naturam ad 
hunc effectum disponit. In genere assignari posset, tunc adesse hanc for- 
mationem, dum elatere fibrarum ad dispergendum pollinem opus non est, 
ubi dein guaestio suboritur, auibusnam viis aliis natura pon shemah 
communicet? 

Ericae non adeo habitu, guam fibrarum defectu Asclepiadeas- an- 
nunciant, ubi guogue valvulae, massae cellulari antherii insitae telam 
solum simplicem cellulosam praesentant; in ulterioribus tamen familiis, 
ubi antherae liberantur, cellulae fibrosae rursum comparent, cujus exem- 
plum Passifloram (caeruleam) solam adduximus cellulis elongatis semi- 
cylindricis compressis, fibris alte arcuatis. 

Ex Contortis (Tab. XI. 1—8.) aut potius Gčitishás Swertia (pe- 
rennis) cellularum forma ut in Acantho fibris angularibus aut si mavis 
canalibus intercellularibus instructa, Asclepiadearum et Ericacearum 
characterem iterum revocat. Vincae et Nerii fibrae annulares aut sub- 
annulares seriatae, notam aliguantulum characteristicam praebere vi- 
dentur, guae in confini Arduina iterum occurrit. In religuis Garisseis re- 
deunt fibrae transversae arcuatae aut aguadrangulae cellulis oblongis sub- 
cylindricis applicztae. Ligustrum et Syringa genera sibi subseguentia 
Oleinarum, (non sine iniuria ab illis diremtae) cellulis fibrosis magis 
inter se conveniunt, dguam cum Jasmino, habitu naturali remotiori. 

Endothecium Styracis (Tab. XI. 9.) valde peculiare est. Videtur esse 
membrana (fors elastica) poris dguadrangulis in penta -vel hexagona in- 
aeaualia dispositis interstincta. Ilex (Tab. XI. 10.) inter Aguifoliaceas 
priori formationi valde repugnat et potius ad Rhus (typhinum) accedit, 
auo iterum affinitas Aguifoliacearum et Terebinthinacearum confirmatur. 

Pleraegue Umbellatae (Tab. XI. 11—14.) guas investigaveram characte- 
řem familiarem, columnas auť prismata fibris parietalibus rectis simplicibus 


249 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


auadrangulis sat distinctum praesentant, guamvis etiam inter has jam 
Heracleum et Eryngium formas fibrarum transversarum offerant. Ouodsi 
in Vite asterisci apparentes fines sunt fibrarum rectarum parietalium 
polygonarum, tunc rite umbellatis associatur; aut vero asterisci hi guin- 
aue fibris tenuibus in pentaedron strictum coordinatis efiiciuntur dguarum 
similes videre licet in Stachyde Ianata (Tab. VII. 9.) et in Colutea fru- 
tescente (Tab. XII. 1.). Ouamvis Rhamnus (frangula) cellulis columna- 
ribus, fibris parietalibus rectis non penitus contradicat simili formae Um“ 
bellatarum, tamen marginibus profunde sinuatis adhuc magis convenit 
cum cellulis Spireae Melaleucae, Metrosideri, Eugeniae. 

Character negativus, omnibus Papilionaceis (Tab. XI. 17—19. Tab. 
XII. 1—14.) communis, est, defectus cellularum subcylindricarum fibris 
arcuatis transversis, gui in Genista Acacia et Mimosa striis tantum trans- 
versalibus indicatur. Communissima forma asterisci sunt, gui in fibras 
tandem erectas singulas confertas transeunt; fibrae arcuatae singulae 
disjectae aut seriatae in Cytiso et Spartio locum habent. Cassia laevi- 
gata iterum endothecium absaue cellulis aut fibris propriis, sicut in Ericis 
et cet. praesentat. 


Ex Saxifrageis guas adduximus: Tiarella, Saxifraga, Hydrangea, 
Philadelphus, et Decumaria, mirum in modum fibris rectis parietalibus 
inter se et cum Umbellatis concordant, Crassulacearum vero Consor- 
tium respuere videntur, guas maiori jure in viciniam Aizoidearum collo- 
caveris. 


In Ribesiaceis (Tab. XIII. 2. 3. 4.) Cactus et Ribes etiam in cellulis 
minutissimis demonstrant malam societatem iniisse; minus tamen Loasam 
praecedentem Cactus abhorret. Ribes potius, et fors Grossulariae in ge- 
nere, cellulis suis subglobosis fibris arcuatis subcircularibus ad Cucurbi- 
taceas magis vergere videntur. 


Inter Portulaceas (Tab. XIII. 5—10.) Rumex (Acetosella) cellularum 
fibrosarum forma Cyperaceas in mentem revocat. E religuis generibus 
Poligonum et Claytonia cellulis orbicularibus cellulis parietalibus ad pa- 
ginam locularem inflexis, et Rheum cum Montinia cellulis prolongatis 
fibris transversis obscuris sibi associantur. 


Begonia vero hic plane peregrina videtur, et, saltem guoad cellulas 
anthericas, potius Tiliaceis aut Hypericinis ut guidam volunt et aguidem 
Chlaenaceis adnumeranda foret. 


In Aizoideis (Tab. XIII. 11—14.) character familiaris fibrae arcuatae 
transversae cellulas oblongas aut elongatas amplectentes, nimium laxus 
ést; in Chenopodio et Beta magis Rheo et Montiniae respondet in Iresine 
magis Polygono et Claytoniae, Mesembryanthemum vero maxime Tetra- 
dynamarum formam characteristicam imitatur. 

16“ 


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J. PURKYNĚ: 


Rosacearum (Tab. XIH. 15—19. Tab. XIV. 1—3.) character familiaris, 
cellulae sunt oblongae aut teretes aut complanatae fibris transversis 
parallelis aut arcuatis aut retinaculiformibus. Ast etiam cellulae prisma- 
ticae fibris parietalibus rectis non penitus deficiunt, ut exempla in Po- 
terio Potentilla et Spiraea demonstrant; etiam fibris striatis transversis 
in pagina loculari, inter has duas formas communissimas transitus sta- 
tuitur. Desunt vero penitus asterici. 


Halorageae (Tab. XVIII. 14. Tab. XIV. 4. 7.) guogue cellulas gerunt 
oblongo ellipticas fibris transversis arcuatis aut retinaculiformibus. Vi- 
detur hic typus in genere plantis hydrophilis conveniens, ut jam in Helo- 
biis (Typha, Sagittaria, Stratiote, Nymphaea) apparuit; plantae vero 
aerophilae cellulas aut membranaceas aut asterisciformes aut rectas pa- 
rietales praediligunt. 


In Onagrearum (Tab. XIV. 5. 6. 8—10.) Oenothera et Lopezia fi- 
bras spirales valde distinctas inveni; Fuchsia fibris arcuatis ad hunc 
saltem characterem accedit; Circaea vero fibris parietalibus rectis longe 
discrepat, et inde magis vergit ad Myrteas. 

Ex Melaleucis (Tab. XIV. 11—13.) allatae, characterem sat fixum 
ofierunt, Calothamni fibrarum defectus fors lignificationis excessum de- 
notat, guod etiam in Cassia obtinere videtur. Eugenia Myrtacea simili 
formatione prioribus justo se associat; minime vero Amygdalus, dguae 
cellulis subglobosis fibris arcuatis transversis consortium Pomacearum 
efflagitare videtur. 


In Tetradynamis (Tab. XIV. 16—20.) characterem familiarem valde 
distinctum inveni, cellulas elongatas teretes, fibris arcuatis transversis 
subparallelis distantibus. 

In Papaveraceis (Tab. XIV. 22. Tab. XV. 1—8.) nullus comparet ge- 
neralis character familiaris. Fumaria, Coridalis et Podophyllum inter se 
concordant cellulis orbicularibus, fibris parietalibus radiatim ad paginam 

23 locularem inflexis, Impatiens ad has accedit cellulis conicis fibris ad apicem 
convergentibus. Conveniunt iterum Berberis, (Chelidonium, et Glaucium ?) 
cellulis prismaticis fibris parietalibus rectis simplicibus tubulosis, et ad 
Ranunculaceas fors accessum indigitant; negue Papaver (cujus ahae spe- 
cies adhuc indagandae) hic excludi valet, guamvis cellulae depressae 
elongatae et striis parallelis transversis notatae sint, guum fibrae parie- 
tales tubulosae adeo distincte compareant. Jefiersonia figuram nimis ob- 
scuram praesentat, guod fors non tam plantae speciei, guam individuo, 
non sub sole patrio crescenti, vitio dandum foret. 

Capparis (Tab. XVIII. 15.) a prioribus fibris spiralibus longe dis- 
crepat, guamvis religuo habitu conveniat, magis vero cellulis anthericis 
ad Resedam et Tetradynamas accedit. 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Ouamvis in Viola, (Tab. XV. 9.) pagina locularis diversimode per- 
tusa, insoliti guidpiam ofierat, tamen religua conformatio cellulas prisma- 
ticas fibris parietalibus rectis distinctissimas praesentat, guas cum Ane- 
mones et Delphinii comparare licet, negue etiam a Papaveracearum 
forma absonas, ut de loco hic ipsi accommodato, saltem hoc respectu, 
non dubitaverim. 

E Cistineis (Tab. XV. 10. 11.) Helianthemum et Cistus, revera dis- 
crepare videntur, negue haec pauca sufficiunt, ut character aligualis 
communis statui possit; conveniunt tamen cellulis depressis, prolongatis, 
fibris oppositis. 

Ranunculaceae (Tab. XV. 12—17. Tab XVI. 1—6.) pleraegue distinc- 
tissimum praebent characterem familiarem cellulis prismaticis plerumaue 
oblongis fibris parietalibus rectis; negue Aguilegia paradoxon offert, guum 
facillimum sit imaginando cellulas eius colliculares in prismaticas Del- 
phinii aut Anemones, dum paginam locularem auxeris et fibras parietales 
approximaveris, transmutandi. Non idem valet de Helleboro, Hibbertia, 
et Paeonia, guae, guamvis vere Ranunculaceae, Pomacearum, magis aut 
Tetradynamarum formas ofierunt. Videtur vis plastica naturae in guavis 
familia, immo fors in guovis genere, formam guandam characteristicam 
praediligere, haud minus vero in religuas guasi ludendo divergere, guod 
praesertim in foliorum formationibus maxime in oculos cadit; negue mi- 
rum, non secus, id in elementis plantarum abstrusissimis accidere. 

In Rutaceis (Tab. XVI. 7—10. Tab. XVII. 13.) communis character 
cellulae sunt columnares aut elevatae aut depressae fibris parietalibus 
nonnumauam in paginam locularem inflexis alias basim non attingentibus. 

In Sapindaceis (Tab. XVI. 11—14.) character familiaris nondum com- 
paret; plura adhuc genera inguirenda. Monstrant tamen cellulas oblongas 
fibris transversis. 


In Malvaceis cum Geraniaceis (Tab. XVI. 15. Tab. XVII. 1—6.) prae- : 


valent cellulae prismaticae elongatae complantae fibris parietalibus, Ra- 
nunculacearum analogae; striis in pagina loculari transversis ludunt in 
cellulas fibris arcuatis, guas in Mahernia speciosissimas efiormant; ro- 
paeolum orbiculares praediligit. 

Oxalis (Tab. XVII. 7. Tab. XVIII. 12.) solitaria cellulis oblongis fibris 
spiralibus ad familiam seguentem vergit. 

Caryophyllaceae (Tab. XVII. 8—10.) cellulis elongatis fibris retina- 
culiformibus distantibus distinctae sunt. In Arenaria partes fibrarum pa- 
rietales fere evanescunt solis transversis locularibus restantibus; in Di- 
antho denigue solae partes transversae epidermidi incumbentes relin- 
guuntur duo cellulae cancellatae adparent. Ouodsi haec forma commu- 
nior in aliis generibus, characterem omnino praebebit familiarem distinc- 
tissimum. : 


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J. PURKYNĚ: 


Celastrus (Tab. XVII. 13.) hic solitarius formam guidem peculiarem 
praesentat, haud vero sufficientem ad characterem guempiam determi- 
nandum, donec plura genera indagata fuerint. Idem valet de Hyperico. 

Tiliaceae (Tab. XVII. 14—18.) Lino non excepto formas Malvace- 
arum et Geraniacearum referunt. 

Ambae, aguas inguisivimus, Hesperideae (Tab. XVIII. 1.2.) fibras pa- 
rietales offerunt, cum striis tamen paginae locularis. In Melia praesertim 
crenuli marginales guam etiam in Rhamno, Acacia, Melaleucis et Eu- 
genia vidimus valde sunt conspicuae; videntur respondere sulcis pro- 
fundis guibus cellulae inter se aptantur, analogis sinubus cellularum epi- 
dermidalium Filicum aut guales ex Lycopodii sporangio, Delphinii, Oeno- 
therae, Sempervivi exothecio delineavimus, guo fors genesis fibrarum 
lateralium indigitatur. 


CAPUT IV. 


De iormis granorum pollinis relate ad familias natura- 
les adnotata nonnulla. 


zWormae granorum pollinis spnaerica et triangulata, inter omnes 
Communissimae sunt, et per diversissimas familias digre- 
9) diuntur. Sunt familiae, ubi sola grana sphaerica aut oblongo- 
a | sphaerica, aliae ubi sola triangulata vel trihila inveniuntur, 
z aliae denigue ubi mixta sunt. Videtur in his organica guae- 
= oppositio observari, guae in medio aeguabili componitur. 

2. Grana mere sphaerica glabra in Alismaceis, praecipue in Gra- 
mineis in Junceis, Scitamineis, Palmis, in Strobilaceis, Thymeleis, Amenta- 
ceis, Urtica, Lauro, Terebinthaceis, Loasa Portulaceis plerisgue, Aizoideis, 
inveni. Sphaerica glabra cum oblongosphaericis occurrunt in Aroideis, 
Irideis, Sarmentaceis, Coronariis, Labiatis plerisgne, Asperifoliis, Primula- 
ceis, in Tetradynamis, in Capparide. Etiam Asclepiadeae primo evolu- 
tionis stadio grana pollinaria sphaerica offerunt. Grana sphaerica glabra 
cum hirtis in Hydrocharideis reperi, in Cucurbitaceis, in Ribesiaceis, 
sola hispida in Malvaceis. Etiam in polline conglobato grana primarie 
sphaerica assumi debent, aualia in Epacride, in Ericis, in Bignonia et 
Mimosa. Multa porro grana sphaerica superficie varie notata, aut hirta 
ut jam dictum est, aut poris, rugis, verruculis, lineis, reticulis obsessa 
ac denigue (Passiflorae) trioperculata reperiuntur; etiam trihila, hilis 
mamillaribus halonatis aut semivesiculosis communiter sphaerica sunt. 

3. Grana mere triangulata ofiert Elaeagnus, Aulax (fors guod plura 
genera non investigata sunt), Sapotae, Rhamnus, Cassieae, Rosaceae 
omnes guas hucusaue inguisiveram, Melaleuceae, Myrteae, Amygdalus 


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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


(etiam hoc ad Rosaceas referenda), Viola, Oxalis, Celastrus.  Videmus 26 
itaaue inter Rosaceas, formas triangulatas regnare, fors etiam in Me- 
laleucis aut Myrteis et aliis ex solitariis guas adduximus; atgue inde 
apparet plantas potissimum habitus cujusdam solidioris virilis aut fors 
altioris ordinis tendere ad hanc formam, dguum contra plantae laxiores, 
et in serie Systematis naturalis inferiores, sphaeras aut perfectas aut 
oblongas praediligant. Non dubito simile guidpiam manifestatum iri in 
cellulis aut anthodiorum aut foliorum immo in omni parenchymate dum 
microscopicae indagationes satis in hoc promotae fuerint, guum grana 
pollinis nil nisi cellulae liberae et ad summam perfectionem perductae 
esse videantur. 

4. Grana pollinaria sphaerica cum triangulatis occurrunt in Amenta- 
ceis (?) Aristolochiis, Caprifoliis, Compositis, Campanulaceis, Convol- 
vulaceis, Personatis, Solaneis, Contortis, Papilionaceis, Corniculatis, Por- 
tulaceis perpaucis, Halorageis, Papaveraceis, Cistineis, Ranunculaceis, 
Geranieis et Tiliaceis. Atgue etiam in his familiis videntur genera la- 
xioris compagis tendere ad efformanda grana pollinaria sphaerica, ad 
triangulata vero, compagis solidioris. 

5. Si ad genesim harum formarum generalium inguirimus, condi- 
tiones sufficientes jam in primis dguasi earum incunabulis invenimus. Dum 
antherae adhuc in gemmula floris occultantur, reperies grana pollinis 
sibi invicem appressa plerumaue tetraedra, guae dein ulteriori evolu- 
tione, ubi a pressione partium ambientium paullatim liberata sunt, aut 
in sphaerulas expanduntur, aut pressione persistente minusve soluta, ori- 
ginariam sibi formam tetraedram conservant. Conglobata granula statum 
guasi embryoneum auo latebant in gemmula nondum penitus excesse- 
runt. Hili efformantur in angulis, ubi pressio minor, Tiliam Si excipias, 
ubi hili laterales pori sunt, itidem pressione et fors evanescentia parie- 
tum exorti. Idem fere valet de polygonis. Opercula Passiflorae fors. pri- 
marie nil sunt nisi plana tetraedri. Setae aut spicula granorum hirtorum 
aut hispidorum principio nil forte sunt nisi fibrae intercellulares, guae 
dein agente vita individua grani pollinaris, separantur ab invicem aut 
dilacerantur, aut plane evanida poros in superficie granulorum relinguunt, 
aut in tubercula mutata membranam attenuatam efilari faciunt. Grana 
myocephala Pini fors primum globosa sunt, serius grano se expandente, 
ob firmiorem in utrogue polo vesiculae compagem, hemisphaeris ad latera 
diremtis. In oblongis minor resistentia videtur esse in extremitatibus, ubi 
expansio fit, strictura vero in medio, ut in Heracleo conspicitur, ubi 
partiales tantum dehiscentiae hilos formant simplices aut plerumgue du- 
plices. Sed guum adhuc parcissimis experimentis hac in re fultus sim, 
haec tantummodo enunciata hypothetica habeatis, donec lumen micro- 
scopii etiam haecce abditissima revelaverit. 


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J. PURKYNĚ: 


6. Ouoad magnitudinem granorum pollinarium mediocris guaedam 
mensura, guae diametro communi circa sexagesimam partem lineae pa- 
risiensis versatur, religuis longe praevalet. Ouae hujus fere dimidia sunt 
granula, parva nominavi, guae dimidia mensura excedunt, magna, et 
utringue has guae mediocribus guadrante mensurae minora sunt, minima, 
guae ea mensura dimidia et ultra superant, maxima appellavi. Ad ma- 
xima refer grana Iridis, Pancratii, Hemerocallis, Cannae, Stachytarphetae, 
Mirabilis, Cacti, Oenotherae, Malvae, Althaeae; ad minima, grana, Myos- 
otidis et Cynoglossi; magnis adnumeres grana Elymi, Bromi, Trades- 
cantiae, Fritillariae, Tulipae, Armeriae et alia; parvorum denigue exempla 
habes in Asaro, in Rubiaceis, in Linaria, Ramondia, Dodecatheo, Andro- 
sace, in pluribus Papilionaceis et Corniculatis, in Rumice, Chenopodio, 
Iresine, in pluribus Rosaceis in Melaleucis et Myrteis, in Cheirantho, 
Reseda, Aguilegia Mahernia. 

7. Jam ex his verosimile videtur, magnitudinem guogue granorum 
pollinarium, saltem in plurimis casibus, cellulis in religuis plantae parti- 
bus, guodammodo proportionalem esse; auod tamen magna Cum Cau- 
tela enunciandum.  Valet haec regula magis relate ad classes integras, 
guam ut per familias aut genera singula vindicari possit. Sed haec in- 
dagationibus ulterioribus eruenda. 

Formae peculiares, guae aut singulis familiis propriae sunt, aut 
plures familias inter se associant sunt seguentes. 

8. Grana hirta aut hispida in Hydrocharideis, Caprifoliis (Lonicera) 
Convolvulaceis in Compositarum Lactuceis, Tageteis, Anthemideis, Inuleis, 
(non vero in Astereis et Centaureis guas inguisivi) in Cucurbita, in Čacto, 
in Malvaceis inveniuntur; guo saltem Malvaceae Cucurbitaceae et Cacti, 
alias e longinguo afiines, novum societatis vinculum ineunt. Etiam Com- 
positae et Caprifoliae agua Campanaceae non iniuste hic associantur, 
aguamvis alias multum discrepent. 

9. Plurimammillata grana ofierunt, Phyteuma, Stachytarpheta, Ca- 
praria, Nerium, Myriophyllum, Melia, Citrus, et Caryophyllaceae pene 
omnes. Haec itaaue forma Caryophyllaceis familiaris est, in reliauis fors 
relationem dguandam habet ad coniothecam teneriorem fibris arcuatis 
dispersis aut asterisciformibus minutissimis interstinctam, cui tamen grana 
auadrihila Nerii, Myriophylli, Meliae, et plurimammillata Citri repugnare 
videntur. Fors forma guadrihilorum peculiaris est, et per plura genera 
in familiis diversis indaganda. 

10. Granula polyedra et guidem vel icosaedra vel dodecaedra pen- 
tagonalia solis Cormpositis propria sunt, ataue adeo inter characteres 
familiares referenda; guamvis non characterem communem constituant, 
auum aliae subfamiliae pollinis formas plane diversas ofierant. Origo 
polygoni fors ab expansione vesiculae pollinis caeterum sphaerici aculeis 


M 
4 
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DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


conicis regulariter obsessi derivanda est. Dum ab expansione lineola 
sphaerica infringitur, conuli basibus sibi invicem obnitentes plana, rigida 
efformare contendunt, et sic angulorum acies atgue anguli per totum 
ambitum confestim inflectuntur, gui omnino regulares esse debent, si 
conuli regulari modo sphaerulam obsidebant. Tensione interna Contra 
resistentiam inaegualem ulterius agente, tetraedra denigue suborientur, 
donec explosio vesiculae in uno aut altero angulo aut in pluribus simul 
aut saltem laceratio membranae exterioris subsegueretur.  Notanda hic 
adhuc Iresine et Mahernia ubi grana striolis angulatis polyedrorum spe- 
ciem referunt; forsitan formae propriae sunt, ulterius indagandae. 

11. Strobilaceis et Gramineis propria sunt grana pollinaria pellucida ; 
sed in religuis etiam familiis praesertim Labiatis et Umbelliferis et aliis, 
cum diversis caeterum characteribus occurrunt. In genere haec pro- 
prietas in magnis rarior est guam in parvis aut minimis. Subpellucida sunt 
longe plurima. Dantur tamen fere adiaphana in Passiilora, Vinca, Jasmino, 
Ligustro, Mimosa, Polygono, Claytonia, praesertim vero in Geraniaceis. 

12. Inter triangulata distinguenda sunt ahila et trihila, fors in plu- 
ribus casibus diversa tantum momenta tensionis vesiculae pollinaris, non 
vero in omnibus. Nam invenies non raro granula in eadem anthera simul 
sphaerica, triangulata et ad speciem trihila ut in Cytiso (Tab. XII. 9.) 
in Reseda (X/V. 21.) in Chelidonio et Helianthemo (Tab. XV. 6. 10.) re- 
praesentavi. Distinguas tamen vera hila a spuriis. Posteriora in vesicula 
primum perfecte sphaerica aut triangulata, angulo deniaue uno aut pluri- 
bus disruptis exsurgunt, ubi dein aut membrana guaedam interior, aut 
si mavis massa resinacea aut ceracea fovillae, per fissuram ad externa 
papilliformis aut caudulata prorumpit, guod omnino speciem hilorum 
offerre potest. Vera hila nominanda erunt guae in vesicůla pollinari aut 
sphaerica aut triangulata jam praeformata sunt, vi vegetativa naturae, 
duce typo generico. Huc referrem hila halonata, ut in Populo, in Nerio, 
spinosa in Scabiosa, operculata Passiflorae, hila foraminibus circularibus 
magnis in Armeria, hila elliptica denudata papillata in Plumbacgine, Mi- 
mosa, corniculata in Oenothera, Celastro, trifida in Eugenia, Ricino, ad 
angulos attennata in Datura, Vinca, Jasmino, Ligustro, Styrace, Glaucio, 
Lino, papillata in Datisco, Viola, Euphorbia, Geranio, Oxalide, hila pori- 
formia lateralia in Tilia. 

13. Ad characteristicas formas certe referenda sunt grana oblonga, 
hilis lateralibus, uno, tribus duobusve, auae potissimum in Umbelliferis, 
porro in Papillionaceis familiaria sunt, ast etiam dispersim per alias fa- 
milias reperiuntur, ut in Corno in Sedo, in Diosma et Triumfetta. Alias 
auidem, praesertim in Liliaceis et per plurimas alias familias grana pol- 
linaria longa immo longissima (in Acanthis) invenies, numaguam vero 
hilis instructa. 


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IJ. PURKYNĚ: 


14. Characteristicam guogue formam praestare videntur grana sub- 
compressa, margine crenulata Polygalarum et Polemonii. Etiam in Ru- 
biaceis incisurae plures periphericae typum familiarem offerunt. 

14. Adhuc nonnullae rariores ac peculiares formae mihi occurre- 
bant, guae fors indagationibus de polline ulterius productis notas ali- 
guando aut genericas aut familiares suppeditabunt. Huc refero, grana 
caudulata Scirpi, cujusmodi formae non tantum singula, guod fors explo- 
sioni aut tensioni laterali dandum fuisset, sed omnia in antherae loculo 
reperi; idem valet de granis rostralis Trapae, de myocephalis Pini, de 
triangularibus Tropaeoli, de meridionatis Saxiíragae, de zonalis Salviae, de 
trioperculatis Passiflorae, de tessellatis Thunbergiae, de reticulatis Armeriae, 
de řabulatis Phlomis, Ruelliae ac Solidaginis, de porosis Mirabilis, de re- 
ticulatis Pancratii. 

15. Grana pollinis conglobata Ericís praesertim familiaria sunt. In 
Epacride trigloba videntur, nisi fors hili adeo in globos expansi fuerint. 
In Bignonia sicut in Ericis guatuor granis ad partem interiorem contactu 
mutuo triedris constituantur. In Acacia granula sex, septem, octo, immo 
sexdecim in orbiculos conglobata reperi. Notandum, ut jam prius adduxi, 
formam hanc pollinis junctam esse defectui fibrarum antherae endothecii. 
Solanum tamen, guamvis cellulas fibris destitutas gerat, granis pollinari- 
bus triangůlatis separatis instructum est. 

16. De fovilla ejusgue ex antherae vesicula protrusione.pauca tan- 
tum, guae occasione data observavi adnotabo, guum de his singulares 
inguisitiones non instituerim, nisi auae oblectamento guandoguidem pro- 
seguebar. Non dubito granula fovillaria plurium plantarum sub agua mo- 
tus curvilineos valde varios manifestare, guae tamen principio vitali in- 
dividuali tribuenda esse non censerem, potius processui Cuidam physi- 
cali aut chemico, guum invenissem ejusmodi granula succorum gummi- 
resinosorum uti Euphorbiae, Gummiguttae Asae foetidae praecipue activa 
apparere. Oui ejusmodi experimenta instituere cupit, seminum potius sub- 
stantiam praesertim acrium, Piperis Tetradynamearum, immo etiam Ca- 
rvophyllacearum indagationi subiiciat; grana cerealia et alia, ubi amyli 
copia, minus valere videntur; negue etiam pollinis fovilla successum 
semper faustum tribuit. Observavi in Calla Aethiopica, in Mirabili Ja- 
lappa, in Campanula nitida, et in complurimis aliis. In plurimis granis 
fovillaribus, praesertim in triangulatis et trihilis, fovillaris substantia ex- 
plosione ad angulos aut hilos ejaculatur, ubi saepe granulum reactione 
fluidi ambientis mirum in modum circumagitur; alias vero exosmosi in- 
conspicua, dguod praesertim in pellucidis, sphaericis et oblongis accidit, 
aguae communicari videtur; in Passiflora operculum unum aut alterum 
valvulae instar patefit; in Malvaceis per setulas filis radiatis substantia 
fovillaris protenditur, in Onagraeis telae instar subtilissimae per hila an- 


250 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


gularia exsudat. Mirum praebent spectaculum grana pollinaria pellucidis- 
sima Cupressi australis, ubi vesiculae repente explodentes granum sphae- 
ricum diametro longe maiori gelatinosum edunt, cum nucleolo centrali. 
Sed omnia haec, guae micrographum valde habilem exposcunt, indaga- 
tionibus ulterioribus acutissimis relinguenda. Monendum adhuc habeo, 
ad inguisitiones de motu elementari moleculorum fovillarium aut aliorum, 
nonnisi maxima augmenta, guae centies et ultra, diametrum amplificant, 
adhibenda esse, guum motus eorum tardissimus sit, gui tali tantum ad- 
auctione fit conspicuus. Ouum alias motus, guales infusoriorum sunt, ra- 
Didiores, exspectassem, hinc diu hosce elementares observare non suc- 
cessit, donec ad amplificationes summas recurrissem. Ouod omnino prae- 
cavendum, ne guis animum despondeat priusguam ad finem optatum 
pervenerit, 


CAPUT V. 


Expositio Tabularum. 
Praenotanda. 


eguens Expositio Conspectui Regni vegetabilis Reichenbachii 
(Lipsiae 1828) congrua, etiam Familiarum Generumaue ejus- 
dem operis numeros refert, guo facilior comparatio redda- 
tur. — Omnes fere figurae objecta desuper spectata prae- 
VA sentant, gualia sub microscopio apparent; ubi ex obliguo 
praesentantur, aut suo loco indicatum, aut per se clarum est. 

In linea dextra vel sinistra tabulam circumscribentě aeguales distan- 
tiae lineolis notatae sunt, guae uni sexagesimae parti lineae parisiensis 
respondent ad normam mensurae micrometricae gua in omnibus hisce 
indagationibus microscopicis usus sum, sexaginta lineolis parallelis con- 
stante, intra spatium lineae guadratae parisiensis lamellae vitreae ad- 
amante incisis. 

Dimensio longitudinalis cellularum fere semper alternatim ad spe- 
ciem prosenchymatis Linkii parallele juxta se positarum, plerumaue ad 
raphen loculi perpendicularis est; nonnumauam id lineolis indicatum, ubi 
tangentialis raphen, radialis cellularum directionem denotat; alias linea 
tantum simplex adjecta est, guae directionem cellularum longitudinalem 
ad raphen parallelam designat. 

Ouum opus esset singularum cellularum superficies penitus deter- 
minare, hinc paginam locularem auae ad internum cavi antherae spectat, 
epidermidalem guae epidermidi apposita, parietales denigue priores am- 
bas parietum instar Circumdantes, distinximus. 

Ubi structuram cellularum fibrarumaue endothecii penitus enucleare 
nondum concessum erat, descriptiones nostrae externum tantum objecto- 


251 


J. PURKYNĚ: 


32 rum habitum referunt; multa etiam hypothetice enuncianda erant, duae 


33 


suo loco indicavimus. In plurimis omnem fibrarum ambitum observare 
nondum potuimus guod diuturnas macerationes partium reguirebat, ha- 
bitu tamen et analogia confisi nonnumguam de earum figura iudicium 
edidimus. Agebatur in praesenti opere potius de conspectu familiarum 
guam de inguisitionibus specialibus aut monographiis microscopicis, guae 
omnibus numeris absolutae essent, guales aut alii instruent, aut nos alio 
loco ac tempore instituemus. 

Grana pollinaria denigue omnia describere haud opus erat, sed tan- 
tum formas excellentiores, aut ubi terminologiae respectus reguirebat. 


| Tab. XVIII. Salviniaceae. Fam. XXVI. | 
3 


517. Salvinia natans. a. Sporangium pedunculo adnexum. b. Parti- 
(Reichb.) cula sporangii cellulis epidermidalibus hexagonis. c. Spor- 
angii pedunculus exsiccatione contractus. 


Tab. I. 
Cycadeae. Fam. XXXII. 


1. 750. Zamia media. a. e. d. Sporula. f. Anthera magnitudine natu- 
(Reichb.) rali. c. Anthera mediocriter aucta. b. Particula sporangii sulcis 
abruptis longitudinalibus. 
Zamia longifolia (Tab. XVIII. 4.) a. Sporula. d. Anthera 
simplex magnitudine naturali. e. Eadem mediocriter aucta. 
b. Particula sporangii aut membranae antherae sulcis brevi- 
bus utringue acutis. 


Aroideae. Fam. XXXV. 


2.770. Arum fornicatum. a. c. Antherae loculi gemini semioperculati, 

(Reichb.) guales spadici insident non admodum aucti. b. Cellulae pris- 
maticae, altae, guingue aut sex lateribus, fibris rectis simpli- 
cibus, fors tabulosis ad angulos. 

3. 772. Calla aethiopica. a. Granum pollinis magnum oblongo sphae- 
ricum. c. Granula singula fovillae. b. Cellulae columnares altae 
fibris parietalibus subdistantibus pagina loculari plana. 

776. Pothos crassinervia. (Tab. XVIII. 5.) a. Granum pollinis par- 
vum pellucidum. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis sub- 
distantibus parallelis. c. Fibrae ex obliguo spectatae. 


Typhaceae. Fam. XXXVI. 


4. 790. Typha angustifolia. b. c. Endothecii fibrae retinaculiformis ad 
axim antherae parallelae, seriatim dispositae. a. Fasciculus ra- 
phidum guales in anthera occurrunt. 


10. 


VE. 


12. 


13. 


14. 


15. 
16. 


s- 


794. 


795. 


807. 


815. 


816. 


902. 


951. 


1001. 


1014. 


1022. 
1043. 


1097. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Alismaceae. Fam. XXXVII. 


Sagittaria sagittifolia. b. Cellulae prismaticae oblongae hexa- 
gonotomae fibris lateralibus rectis tenuibus approximatis pa- 
ginam locularem transversim parallele obducentibus. 

Alisma Plantago. Cellulae prismaticae elongatae utringue acu- 
tatae fibris tetragonis. 


Hydrocharideae. Fam. XXXVIII. 


Stratiotes aloides. a. Granum pollinis hirsutum. b. Cellulae cy- 

lindricae oblongae fibris spiralibus. 

Nuphar luteum. b. Cellulae prismaticae oblongae subrectan- 

gulae fibris retinaculiformibus. c. Cellula separata fibris parie- 

talibus ad paginam epidermalem acutis. 

Nymphaea alba. Cellulae ut in priori, fibrae ad paginam locu- 

larem arcuatae. 

Nota. Exemplaria praecedentia sub No. 4. 5. 6. 7. 9. ex plantis 
siccis desumpta sunt. 


Gramineae. Fam. XXXIX. 


Elymus sabulosus. b. Cellulae complanatae oblongae hexagonae 
fibris marginalibus brevissimis oppositis. c. Cellulae cum epi- 
dermide substrata ex obliguo spectatae. 
Agrostis stolonifera. b. Cellulae vix distinguendae fere mem- 
braniformes; fibrae brevissimae simplices seriatim dispositae. 
Phalaris picta. b. Cellulae fere membraniformes oblongae sub- 
auadratae, fibris brevissimis marginalibus alternantibus. Ad 
marginem valvulae antherae cellulae fibris destitutae. 
Festuca pallens. b. Cellulae minores rectangulae membrani- 
formes (semicanalibus epidermidis seriatim obtensae) fibris 
brevissimis aut obsoletis cellularum interstitia obsidentibus. 
c. Pars cellularum et epidermidis ex obliguo visa. d. Anthera 
explosa filamento afiixa. 
Melica altissima. b. Cellulae membraniformes vix distinguen- 
dae, fibris brevissimis simplicibus guadrangulis pororum instar 
interceptae. 
Bromus erectus. b. Ut in Festuca pallente. 
Avena latifolia. b. Cellulae membraniformes subguadrangulae, 
plerumaue oblongae, fibris marginalibus brevissimis alternan- 
tibus. 

Cyperoideae. Fam. XL. 
Schoenus mucronatus. Cellulae complanatae ellipticae prolon- 
gatae, fibris transversis parallelis aut annularibus (aut fors 
planis e!lipticis.) 


253 


34 


18. 
19. 


21. 


20. 


254 


1121. 
1123. 


1167. 


1L7Í. 


1176. 


sol 


ZAST 


O0; 


„ 1268. 


„ 1215. 


„ 1264. 


„ 1294. 


J. PURKYNĚ: 


Scirpus romanus. a. Pollen caudatum. b. Cellulae ut in priori. 
Eriophorum Polystachyon. Cellulae longissimae complanatae 
fibris subarcuatis transversis parallelis. 


Commelinaceae. F am. XLI 


Commelina coelestis. a. Granum pollinis oblongo sphaericum. 
b. Cellulae longissimae complanatae fibris subarcuatis trans- 
versis parallelis. d. Cellula singula marginibus crenatis. c. Par- 
ticulla epidermidis. 

Tradestantia virginica. Omnia ut in priori, majora tamen. 


Tab. II. 
Irideae. Fam. XLII. 


Marica iridifolia. Cellulae subhexagonae oblongae depressae, 
fibris tenuibus in pagina loculari transversis, parallelis, mar- 
ginibus crenatis. 

Sisyrinchium palmifolium. b. Cellulae subhexagonae oblongae 
depressae fibris crassioribus in pagina loculari transversis, 
parallelis, non integris. 


Iris florentina. a. Pollen maximum. b. Cellulae prismaticae 


auadrilaterae, magnae, hexagonotomae, fibris tetragonis paral- 
lelis. 
Gladiolus emarginatus. Omnia ut in Marica iridifol. 


Narcisseae. Fam. XLIIL. 


Narcissus Tazetta. b. Cellulae ad raphen sitae, vasculosae, 
fibris annulatis distantibus constringentibus. c. Pars epider- 
midis antherae cum stomate. 

Narcissus poeticus. b. Ad raphen, cellulae vasculosae fibris 
annularibus spiralibusve amplexae. c. In medio valvulae fibrae 
retinaculiformes (aut stapediformes) subparallelae seriebus 
disruptis. 

Hypoxis prolifera. b. Cellulae semivasculosae depressae fibris 
transversis non integris. | 
Pancratium declinatum. a. Granum pollinis magnum subellip- 
ticum reticulatum. b. Cellulae ellipticae oblongae depressae 
utringue acutae fibris arcuatis distantibus. 


Juncaceae. Fam. XLV. 


Helonias latifolia. b. Cellulae ut in Iride florentina. 


11., 1321. 


18. 1354. 


14. 1355. 


2, 1804. 


AE 


10. 1316. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Sarmentaceae. Fam. XLVI. 


Paris guadrifolia. b. Cellulae magnae oblongae subhexagonae 
fibris transversis rectis parallelis subdistantibus, marginibus 
serratis. 


Tab. III. 


Convallaria majalis. Cellulae ut in Marica fibris aliguantulum 
obscuris fors nondum penitus evolutis. 

- Gonvallaria Polygonatum. b. Cellulae vasculosae fibris 
semiannulatis  distantibus. Longitudo cellularum ad raphen 
perpendicularis ut lineola denotat. 


Coronariae. Fam. XLVII. 


Fritillaria imperialis L. a. Granum pollinis magnum oblongo- 
sphaericum. b. Particula epidermidis antherae. e. Cellularum 
strata ex obliguo Visa, ubi paginae laterales conspiciendae. 
e.'d. Cellularum paginae loculares, c. Cellularum paginae! epi- 
dermidales, epidermide pellucente supraposita. 

Inde descriptio: Cellulae subglobosae maximae lateribus 
compressiusculis subhexagonis, fibris in pagina loculari reticu- 
latis, lateralibus anastomoticis, in paginam epidermalem radia- 
tim inflexis non continuis; cellulae stratis duobus sibi impo- 
sitae. 

b. Tulipa gesneriana. a. Granum pollinis magnum sphaericum. 


>b. Pars epidermidis cellulis obsessa inversis ita, ut página 


epidermidalis nos spectet. c. Cellularum cumulus pagina locu- 
lari obversus, fibris transversis parallelis. e. Pagina locu!aris 
cellularum fibris reticularis. d. Endothecium incisum, cellulae 
ex obliguo spectatae. — Cellulae magnae, oblongae, subhexa- 
gonae, lateribus compressae, strato duplici sibi impositae, fi- 
bris in pagina loculari transversis parallelis distantibus, late- 
ralibus anastomoticis ad paginam epidermalem inflexis non 
continuis. 


Tab. IV. 


1. 1362. Hyacinthus orientalis. b. Cellulae vasculosae fibris annulatis 


3. 


distantibus; (ad marginem antherae perpendiculares). 

Hemerocallis fulva. b. Cellulae maximae subcolumnares fibřis 
parietalibus rectis distantibus ad paginam locularem diversa 
directione inflexis, aut abruptis aut continuatis, nonumguam 


- ramosis. 


Hemerocallis graminea. b. Cellulae oblongae depressae hexa- 
gonotomae, fibris parietalibus simplicibus incurvis, pagina loců- 


255 


*] 


„ 1401. 


„ 1461. 


„ 1608. 


„ 1656. 


1680. 


„ 1690. 


J. PURKYNĚ: 


lari striis parallelis transversis notata (guae fors fibrarum ve- 
stigia indicant). 

Veltheimia uvaria. b. Cellulae subvasculosae fibris annulatis 
(fors etiam spiralibus) approximatis. 


Orchideae. Fam. XLVIII. 


Orchis maculata. Massula singula massae pollinaris filo ela- 
stico appensa. c. Granula fovillaria. b. Cellulae clinandrii an- 
nulis (fors fibrosis) interstitialibus hinc inde instructae. 


Scitamineae. Fam. XLIX. 


Canna indica. b. Cellulae vasculosae magnae obtuse tetra- 
gonae, fibris compressis retinaculiformibus. 


Palmae L. 


Chamaerops Palmetto. b. Cellulae depressae subhexagonae, 
fibris in pagina loculari transversis parallelis ad parietes de- 
scendentibus. 


Lycopodiaceae. Fam. LIV. 


Lycopodium annotinum. (Tab. XVIII. 6.) a. c. Sporulae. e. d. 
Sguamae fructiferae. b. Particula sporangii. Cellulae fere epi- 
dermidales marginibus sinuatis absgue fibris Conspicuis. 


„ Psilotum triguetrum. (Tab. XVIII. 7.). a. c. Sporulae. d. Fructus. 


b. Tela cellulosa membranae sporangii, absgue fibris. 


Eguisetaceae. Fam. LVII. 


Eguisetum palustre. a. Massa grumosa seminis absaue vesi- 
cula. d. Vesicula massam grumosam seminis continens elate- 
ribus spiralibus jamiam devolutis: circumdata. e. Elateres se- 
parati. b. c. Particulae folliculi sguamulae peltatae amenti 
semina includentis. Folliculi membrana fibris spiralibus pro- 
tensis subparailelis obsita est, cellulis fors vasculosis inclusis. 


Taxeae. Fam. LVIII. 


Casuarina eguisetifolia. a. c. Grana pollinis sicca contracta. 
b. Cellulae longae complanatae subhexagonae ab epidermide 
non distinguendae fibris intercellularibus brevissimis obscuris 
connatis. d. Massa fors fovillaris nisi formatio guaedam aedui- 
voca me luserit. 

(Santolinam refer ad Tab. VI.) 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


1 


18. 


1715. 


1719. 


1722. 


1724. 


1749. 


1781. 


1781. 


1789. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Tab. V. 


Santoleae. Fam. LIX. 


Elaeagnus europaeus. a. Granum pollinis triangulatum tribus 
hilis pellucidis ad angulos. b. Cellulae subhemisphaericae fibris 
arcuatis parallelis crescentibus ac decrescentibus. 


Strobilaceae. Fam. LX. 


Juniperus communis. b. Cellulae elongatae pellucidissimae sub- 
parallelae (ad antherium convergentes) fibris parietalibus bre- 
vibus (fors tubulosis) alternantibus. Descriptio figurae seguen- 
tibus magis adhuc dilucidatur. 

Cupressus australis. a. Granum pollinis. d. Vesicula pollinaris 
disrupta in se contracta cui vicinus globulus major substantiae 
fovillaris pellucidissimus in centro nucleatus, gui, vesicula dis- 
rupta repente prosilit et (sub agua) intumescit. b. Cellulae 
elongatae rectangulae complanatae parietibus sinuatis, fibris 
in sinuum flexuris brevibus (fors tubulosis) alternantibus. e. f. 
Cellulae ex obliguo spectatae. 

Pinus rufa. a. Granum pollinis oblongosphaericum, medio pel- 
lucidum utringue corporibus globosis obscuris instructum, myo- 
cephalum vocaverim. b. Cellulae prolongatae subrectangulae 
complanatae pellucidae parietibus planis fibris brevibus semi- 
cylindricis appositis. c. Cellula singula ex obliguo visa. 


Proteaceae. Fam. LXI. 


Aulax pinifolia. b. Cellulae complanatae oblongae hexagonae 
fibris destitutae. c. Pars antherae non admodum aucta per- 
pendiculariter ad axim exscissa, 


Thymeleae. Fam. LXII. 


Daphne Laureola. b. Cellulae subvasculosae fibris arcuatis 
parallelis. 


Amentaceae. Fam. LXIII. 


Salis cinerea. b. Cellulae complanatae subhexagonae inaeguales, 
ad margines loculi antherae minores, parietibus anfractuosis, 
fibris aut rugulis transversis parallelis. a. Vesicula disrupta 
pollinis. 

Populus alba. a. Granum pollinis sphaericum tribus hilis ma- 
millatis halonatis. b. Cellulae plerumaue subcylindricae utrin- 
gue rotundatae fibris aut annularibus aut spiralibus. 

17 


257 


38 


BO- 


20. 


DY 
WD 


1800. 


1820. 


„ 1843. 


1855. 


18506. 


„ 1860. 


907: 


„ 1923. 


1920. 


J. PURKYNĚ: 


Urticeae. Fam. LXIV. 


Urtica dioica. a. Granum pollinis lineis angulatis notatum. 
b. Pars loculi antherae. Cellulae elongatae peliucidissimae epi- 
dermiformes, guadrilaterae ad vasa fibrosa accedentes. 

(De Cannabi sativa dubius haereo, hinc a descriptione abstinui). 


Nyctagineae. Fam. LXV. 


Mirabilis Jalappa. a. Granum pollinis maximum foveolis halo- 
natis aeguidistantibus notatum. b. Cellulae oblongae obtuse 
hexagonatae subdiscretae, fibris parietalibus rectis tenuibus, 
pagina loculari subconvexa. Adiecti sunt pulvisculi fovillares, 
guorum unum viam flexuosam motu organico Brownii de- 
scripsit, cuius vestigium lineola notatum. 


Piperaceae. Fam. LXVI 


Piper emarginatum. b. Endothecium constat fibris brevibus 
claviformibus arcte stipatis. 


Aristolochiae. Fam. LXVII. 


Aristolochia Clematites (Tab. XVIH. 3.)  Cellulae prismaticae 
depressae subtetragonae fibris parietalibus simplicibus, pagina 
loculari nuda. 

Asarum europaeum. b. Cellulae prismaticae complanatae sub- 
tetragonae irregulares, fibris parietalibus brevibus subcom- 
pressis crassiusculis (tubulosis) simplicibus pagina loculari 
striis parallelis distantibus notata. 


Laurineae. Fam. LXVIII. 


Laurus occidentalis. b. Cellulae columnares depressae subdis- 
tantes fibris parietalibus tenuibus pagina loculari nuda. c. Par- 
ticula exothecii cum duobus poris, fors oleiferis. 


Plumbagineae. Fam. LXIX. 


Armeriu fasciculata. a. Granum pollinis magnum hexagone 
reticulatum hilis tribus magnis circularibus. b. Cellulae, colli- 
culi orbiculares fibris parietalibus incurvis in cacumen Cuspi- 
dibus radiatim ex basi cConniventibus. 


- Tab. VI. 


Plumbago rosea. a. Granum pollinis magnum, tribus hilis ma- 
millatis fissuraeformibus. b. Cellulae semivasculosae fibris ar- 
cuatis parallelis distantibus. 


O1 


6. 


*1 


10. 


Jdi 


1935. 


9. 1944. 


1984. 


„ 1988. 


1989. 


O9 


2162. 


DW 
j—m 
-1 
C1 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Caprifoliaceae. Fam. LXX. 


Scabiosa montana. a. Granum pollinis magnum, tribus hilis 
conicis acuminatis. c. Pars globuli pollinis ubi fovilla ex de- 
hiscentia protruditur. b. Cellulae ellipsoideae subcompresse 
fibris parallelis arcuatis. 

Cornus mascula. a. Granum pollinis fere maximum oblongo- 
sphaericum, hilo unico laterali umbonato. (Similem. formam 
pollinis Umbellatarum et Papilionacearum in mentem revocat 
com. bab. XI- 11.134 14::et Tab. XII. 3. 4.) b. Cellulae cotii- 
planatae subhexagonae fibris in pagina loculari parallelis ob- 
scuris, marginibus crenatis. 

Valeriana Phu. b. Cellulae exiguae ellipsoideae utringue acu- 
tatae depressae, fibris transversis rectis parallelis distantibus. 
Viburnum rigidum. a. Pollen maius trigonum. b. Cellulae ma- 
iores fibris arcuatis tenuibus distantibus paginas loculares con- 
vexas cellularum constringentibus. 

Lonicera tartarica. a. Granum pollinis magnum hirsutum. b. Čel- 
lulae vasculares fibris spiralibus. 


Rubiaceae. Fam. LXXÍ. 


Crucianella molluginoides. a. Pollen disruptum, hilorum vesti- © 


gium tribus rugis notatum. b. Cellulae oblongae ouadrilaterae 
marginibus serratis, filis parietalibus filiformibus (guorum Sin- 
gula in latere dextro prominent, dilaceratione meinDbranae con- 
spicua reddita), paginae loculares nudae. 
Valantia chersonensis. a. Granum pollinis parvum, octo inci- 
suris notatum. (c. Simile granum zonulis guingue distinctum. 
b. Cellulae complanatae orbiculares marginibus (ad speciem) 
incisis. 
Rubia tinctorum. a. Granum pollinis parvum, inciSuris Sex. 
b. Cellulae colliculares asterisciformes, fibris parietalibus ex 
obliguo ad cacumen radiatim concurrentibus, pagina loculari 
circulari nuda. Una harum cellularum a religuis separata, a 
latere spectata. 

Compositae. Fam. LXXII. 


Leontodon Taraxacum. a. Granum pollinis hirtum figura sua 
dodecaedron pentagonale referens. c. Granum fere sphaericum 
tribus hilis oblongis notatum. b. Cellulae fere epidermales aut 
membraniformes elongatae poris aut crenulis marginalibus, 
pagina loculari nuda aut transversim striata. 

Scorzonera radiata, a. c. d. Grana pollinis hispida diversae 
formae: a. sphaericum. c. triangulatum trihilatum. d. penta- 

1 


259 


4í) 


4 


16. 


Sr 


18. 


1% 


260 


. 2380. 


2389. 


3. 2487. 


2609. 


20689. 


2749. 


27062. 


2074. 


J. PURKYNĚ: 


gonale polygonum. b. Cellulae fere epidermidales aguadran- 
gulae, seriebus rectis ad raphen parallelis dispositae, fibris 
destitutae, marginem valvulae versus poris guadrangulis, deni- 
aue punctis et striolis notatae. 

Stevia serrata. (Tab. XVIII. 9.). Cellulae subauadrangulae fere 
epidermidales, marginibus incisis.' 

Tagetes lutescens (Tab. XVII. 10.). Cellulae subguadrangulae 
fere epidermidales seriatim dispositae fibris brevissimis binis 
ad margines ad seriem transversos, religuis marginibus absaue 
fibris. 

Pyrethrum Clusii. b. CČellulae fere epidermidales subhexagonae 
elongatae utringue cuspidatae, marginibus ad raphen interio- 
ribus striolis (fors fibrillis) brevibus obliguis notata. 
Santolina eriosperma (Tab. IV. 10.) b. Cellulae ut in priori, 
striolae vero duplices oppositae ad utrumaue latus. 
Doronicum orientale. b. Cellulae subguadrangulae fere epi- 
dermidales marginibus biserrulatis, paginis locularibus longi- 
tudinaliter striatis. 

Cineraria maritima. b. Cellulae guadrangulae elongatae fere 
epidermidales marginibus integerrimis, fibris nullis. 

Solidago minuta. a. Granum pollinis errore huc pervenit 10rs 
ad Liliaceas referendum. b. Cellulae fere epidermidales ob- 
longae utringue acutae, lineae intercellulares crenulatae cre- 
nulis truncatis ad marginem valvulae cellulae minores oblonge 
rectangulae angustatae marginibus integris. 

Dahlia pinnata. b. Cellulae fere epidermidales subguadratae 
seriatim secundum raphen dispositae interstitiis  transversis 
serratis. 

Cnicus radiatus. a. Granum pollinis nudum, tribus hilis inilatis 
pellucidis. b. Cellulae elongatae guadrangulae, interstitiis fibris 
brevissimis subtergemiuis in utrogue margine. 


Cucurbitaceae. Fam. LXXIII. 


Bryonia dioica. b. Cellulae oblongae subcylindricae inaeguales, 
fibris arcuatis parallelis subdistantibus; ad marginem valvulae 
fibris singulis subincurvis dispersis. 

Cucurbita Melopepo (Tab. XVIII. 11.) a. Granum Polls mag- 
num aeguabiliter hirtum. b. c. d. Cellulae ellipsoideae magnae 
utringue obtusae, fibris arcuatis parallelis subcircularibus. 


Campanulaceae. Fam. LXXIV. 


Goodenia grandiflora. b. Cellulae subtetragonae irregulares, 
fibris parallelis transversis obscuris subdistantibus. 


20. 


2787. 


. 2193. 
. 2794. 


. 2800. 


. 2805. 


. 2814. 


. 2838. 


219: 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Lobelia triguetra. c. Cellulae elognatae utringue acutae, fibris 
arcuatis subparallelis distantibus. b. Cellulae exothecio junctae, 
aguod maculis nigris guadrangulis incurve seriatis notatum est. 


Tab. VII. 


Phyteuma orbicularis. a. Cellulae non conspicuae; fibrae Sin- 
gulae arcuatae, inordinate dispersae. b. Granum pollinis mag£- 
num mamrmillis halonatis raris obsitum. 
Trachelium caeruleum. a. Granum pollinis sphaericum pelluci- 
dum tribus hilis obscuris notatum. b. Cellulae subcylindricae 
vesiculosae fibris spiralibus. 

Campanula nitida. a. Granum pollinis trihilatum fovillam in- 
cludens, adiacent aliguot pulvisculi fovillares, guorum unum 
viam lineola notatam motu descripsit. d. Pollinis vesicula eva- 
cuata contracta. e. Stoma epidermidis antherae. b. Endothe- 
cium cellulis non conspicuis, fibris arcuatis distantibus seriatim 
dispositis alternantibus. 


Labiatae. Fam. LXXV. 


Salvia interrupta. a. Granum pollinis magnum oblongo-sphae- 
ricum fasciis duabus obscuris amplexum. b. Endothecium con- 
stare videtur cellulis conicis confertis, seriebus ad raphen per- 
pendicularibus substantia crassiori intercellulari disjunctis; sin- 
gulae filis fibrarum unicis secundum serierum directionem no- 
tatae sunt. 

Salvia pratensis. b. Cellulae seriatim dispositae substantia 
crassiori intercellulari disiunctae, fibris rarioribus parum dis- 
tinctis ad paginam locularem notatae. c. Cellulae subgiobosac 
fibris arcuatis parallelis ad apicem (?) antherae. 
Dracocephalum peregrinum. b. Cellulae subauadratae margi- 
nibus obscurae crenatis pagina loculari striis irregularibus 
notata. 

Ziziphora serpillacea. b. Cellulae rhomboideae oblongae, sepa- 
ratae, fibris raris ad paginam locularem transversim notatae, 
interstitiis intercellularibus latis pellucidis. c. Particula ex mar- 
gine valvulae deprompta fibris irregulariter flexuosis inscripta. 
Lamium rugosum. b. Cellulae complanatae orbiculares, inci- 
suris aegualibus in margine, pagina loculari striis diverse notata. 

Lamium flexuosum. b. Cellulae radiatae fibris fere octo 
ad centra obscuriora convergentibus. 

Stachys lanata. b. Cellulae prismaticae pentačdrae exignae, 
fibris parietalibus guingue acies angulorum obsidentibus. 


14. 


43 10. 


2880. 


. 2890. 


Jad. 


. 2940. 


3. 2942. 


ON 


OU 


„ 3025. 


J. PURKYNĚ: 


Phlomis fruticosa. b. Cellulae complanatae ellipticae (ad mar- 
ginem valvulae orbiculares minores) incisuris (a fibris fors 
brevissimis) marginalibus. 

Stachytarpheta mutabilis. a. Granum pollinis maximum trian- 
gulatum, tribus hilis bullatis (ad dimidiam adhuc mensuram 
reductum). c. Particula exothecii. b. Cellulae colliformes fibris 
pene octo lateralibus radiatis obliguis. 

Lippia dulcis. b. Cellulae subhexagonae fere epidermales, li- 
neolis (fibris) transversis minimis marginalibus. 

Lantana Camara. b. Cellulae complanatae orbiculares, striolis 
marginalibus, pagina loculari nuda. 


Asperifoliae. Fam. LXXVI. 


Echium micranthum. a. Granum pollinis parvum oviforme. 
b. Cellulae complanatae subhexagonae pagina loculari striis 
parallelis obsita, marginibus obscure crenatis. 

Pulmonaria officinalis. b. Cellulae subcylindricae oblongae 
utringue rotundatae, fibris retinaculiformibus parallelis. 
Heliotropium peruvianum.  b. Cellulae oblongae parvae sub- 
rectangulae complanatae, fibris in pagina loculari parallelis. 
Myosotis scorpioides. a. Granula pollinis minima. b. Pars mar- 
ginis valvulae, cellulas continens rectangulas complanatas li- 
neolis marginalibus alternantibus. c. Apex antherae lamella 
radiatim sulcata instructus. 

Cynoglossum nitidum. a. Granula pollinis minima. b. Cellulae 
ut in Pulmonaria. (Tab. XVIII. 16.) 

Symphytum bullatum. b. Cellulae exiguae hexagonae paullulum 
oblongae marginibus obscure crenatis. 


Tab. VIII. 
Convolvulaceae. Fam. LXXVII. 


Convolvulus dauricus. b. Cellulae longissimae subvesculosae 
complanatae, fibris transversis rectis  parallelis marginibus 
crenatis. 

Phlox reptans. b. Cellulae depressae orbiculares fibris radiatis 
in imargine. 

Polemonium caeruleum. a. Granum pollinis maiusculum com- 
pressiusculum striis periphericis radiatis brevibus in zona Con- 
vexiori (ut in Polygala). b. Cellulae subhexagonae fibris ra- 
dialibus marginalibus diversae longitudinis. 


- 


DO 


M: 


14. 


10. 


2 04 


12. 


13. 


15. 


16. 


. 3046. 


. 3063. 


3092. 


3093. 


3100. 


3103. 


3112. 


3131. 


. 3142. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Cantua foetidissima. b. Cellulae prismaticae subhexagonatae, 
fibris erectis parietalibus superficiem locularem subconvexam 
parallele ambientibus. 


Polygalaceae. Fam. LXXVIII. 


Polygala speciosa. a. Granum pollinis ex obliguo visum lenti- 
forme margine crenato. c. Idem visum desuper. b. Cellulae 
prismaticae depressae fibris parietalibus rectis. 

Polygala Chamaebuxus. a. c. Grana pollinis ut in priori 
maiora. b. CČellulae colliculares fibris radiatis lateralibus. 
Myoporum oppositifolium. b. Čellulae subcolumnares depressae 
fibris parietalibus rectis tenuibus ad paginam locularem paral- 
lele productis. c. d. Grana pollinaria post explosionem con- 
tracta. 


Personatae. Fam. LXXIX. 


Veronica perfoliata. b. Cellulae colliculares fibris lateralibus 
obliguis radialibus, pagina loculari orbiculari latiori. 
Globularia vulgaris. b. Cellulae complanatae orbiculares, fibris 
parietalibus rectis brevissimis, pagina loculari obscure striata. 
Selago fasciculata. b. Cellulae columnares altae fibris parieta- 
libus rectis attenuatis, pagina loculari obscure striata. 
Caldasia heterophylla. b. Cellulae prismaticae fibris parieta- 
libus pagina loculari diverse striata. 

Erinus alpinus. b. Cellulae depressae orbiculares, fibris latera- 
libus incurvis radiatim circumdatae. 

Jasticia plumbaginifolia. b. Endothecium sine cellulis ac fibris, 
hexagone reticulatum. 

Acanthus mollis. b. Cellulae prismaticae altae parietibus sub- 
hexaědris, fibris angulorum acies comitantibus. 

Ruellia formosa. a. Granum pollinis magnum hexagone reti- 
culatum. b. Cellulae oblongae subhexagonae, fibris arcuatis 
subdistantibus. 

Thunbergia alata. e. Granum pollinis guadrangulo-polyedrum. 
b. Endothecium sine cellulis aut fibris hexagone reticulatum. 
c. Margo valvulae ciliis moniliformibus obsessus non adeo 
auctus. d. Extremitas cilii auginento normali. 


Tab. IX. 


Calceolaria scabiosaefolia. b. Cellulae prismaticae subhexaědrac 
fibris parietalibus simplicibus. c. Pars ad antherium sita tribus 
cellularum Stratis. 


M 


45 


10. 


1 6 


13. 


12. 


15. 


14. 


16. 


264 


„ 3144. 


s 3171. 


. 3174. 


3205. 


3224. 


3231. 


3259. 


J. PURKYNĚ: 


Schizanthus pinnatus. b. Endothecium fibris minutis arcuatis 
subparallelis obsitum. 

Anarrhinum pubescens. b. Cellulae ellipsoideae fibris spiralibus, 
in pagina loculari parallele transversis in epidermidali paral- 
lele obliguis. 

Linaria cymbalaria. b. Cellulae non conspicuae; endothecium 
fibris arcuatis alternantibus. 

Linaria acutiola. b. Cellulae cylindricae subhexačdrae de- 
pressae, fibris parietalibus tenuibus brevibus, pagina loculari 
parallele striata, marginibus subserratis. 

Penstemon pubescens. b. Cellulae subcylindricae altiores, fibris 
parietalibus rectis, supra faciem locularem radiatim inflexis. 
Mimulus glutinosus. b. Cellulae subglobosae fere nudae, aut 
fibris obscuris arcuatis amplexae. Videntur esse simplices cel- 
Julae, aut fibris nullis, aut nondum evolutis. 

Scrofularia sambucifolia. b. Endothecium asteriscis fibrarum 
distantibus obsitum. 

Celsia lyrata. b. Endothecium stellulis minutissimis fibrarum 
depictum; verrucae epidermidis transparent. 

Verbascum virgatum. b. Endothecium asteriscis fibrarum di- 
stantibus instructum. 

Digitalis purpurea. b. Cellulae cylindricae latae depressae, 
parietibus subhexaedris, fibris parietalibus in superficiem lo- 
cularem subconvexam continuatis nonnumguam furcatis. c. An- 
therium versus cellulae pluribus stratis sibi suprapositae. 
Capraria biflora. b. Endothecium cellulis non conspicuis, fibris 
arcuatis brevibus in asteriscos dispositis versus valvulae mar- 
ginem disjectis. 

Didymocarpus Rhexii. b. Cellulae globosae subcompressae 
fibris incurvis lateralibus ad medium paginae locularis radiatim 
concurrentibus. | 

Gloxinia speciosa. b. Endothecium cellulis vix conspicuis, fibris 
leviter arcuatis subseriatis (Confer cum Schizantho.) 
Bignonia Catalpa. a. Grana pollinis magna duaterne conglo- 
bata. b. Endothecium sine cellulis ac fibris conspicuis figuris 
oblongis hexagonis notatum. 


Solaneae. Fam. LXXX. 


Ramondia pyrenaica. Cellulae subglobosae fibris (fors) spira- 
libus obliguis. 

Hyoscyamus orientalis. Cellulae ellipsoideae elongatae utringue 
acutae, fibris spiralibus 


43 


. 3283. 


. 3285. 


. 3288. 


. 3294. 


. 3327. 


„ 8352. 


. 8354. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Tab. X. 


Nicotiana anomala. b. Cellulae vasculosae guadrangulares, 
fibris retinaculiformibus distantibus. 

Datura Stramonium. b. Cellulae vasculosae teretes fibris an- 
nulatis aut spiralibus subdistantibus. 

Cestrum fasciculare. b. Cellulae ellipsoideae oblongae utringue 
acutae subdepressae, fibris arcuatis parallelis subdistantibus. 
Exothecii cellulae in papillas prolongatae. c. Eaedem ex ob- 
liguo spectatae. 

Solanum argenteum. c. Granum pollinis parvum, uno trium 
hilorum fovillam caudatim protrudens. b. Pars valvulae an- 
therae dissectae crassae vesiculis simplicibus cellularum con- 
stantis, guarum cumulus rite auctus inferius conspicitur. d. Par- 
ticula epidermidis. 


Lys machiaceae. Fam. LXXXI. 


Lysimachia vulgaris. b. Celiulae subvasculares fibris retinaculi- 
formibus parallelis. 

Epacris puichella. a. Pollen tribus granis conglobatum. b. En- 
dothecium hexagone reticulatum fibris nullis. 


Primulaceae. Fam. LXXXII. 


Plantago laxa. b. Cellulae subhexagonae inaeguales compla- 
natae, fibris lateralibus brevibus, pagina loculari parallela striata. 
Plantago media. b. Cellulae elongatae non contiguae compla- 
natae, fibris fere rectis transversis parallelis. 


„ Dodecatheon Meadia. b. Cellulae vasculosae fibris guandran- 


gulis rotundatis parailelis distantibus. 
Androsace acaulis. b. Cellulae vasculosae vix Conspicuae, 
fibris retinaculiformibus libere seriatim dispositis. 


. Primula sinensis. b. Ut in priori. 


Ericaceae. Fam. LXXXIII. 


„ Erica urceolata. a. Pollen tribus granis conglobatum. b. Endo- 


thecium hexagone reticulatum fibris destitutum. 


„ Andromeda pulverulenta. Ut in priori. 
. Azalea pontica. Endothecii cellulae magnae carnosae subgua- 


drangulae interna facie pulverulenta. 


Asclepiadeae. Fam. LXXXIV. 


Harum endothecium, si ita vocare licet, mere cellulare fibris 
propriis destitutum, hinc a delineatione abstinui. Plures adhuc 
earum subfamiliae investigandae. 


46 


. 3491. 


3039. 


. 3544. 


9438 


10. 


48 
islě 


266 


3024. 


3603. 


J. PURKYNĚ: 


C. Passiilor ea: 
Passiflora caerulea. a. c. Granum pollinis magnum, operculis 
tribus membrana tenui pellucida annulatim circumdatis, de- 
hiscentibus. b. Cellulae ellipticae elongatae utringue cuspidatae, 
fibris arcuatis excelsis distantibus parallelis. 


Tab. XI. 
Contortae. Fam. LXXXV. 


Chlora perioliata. b. Cellulae columnares, fibris parietalibus 
in paginam locularem aut parailele aut radiatim protensis. 
c. Fibrae arcuatae ad marginem valvulae antherae seriatim 
dispositae. 

Swertia perennis. b. Cellulae prismaticae subhexaědrae pa- 
gina loculari planae, fibris (?) angulorum acies comitantibus. 
(Coní. Acanthum.) 

Nerium Oleander. a. Granum pollinis magnum hilis guatuor 
papillatis halonatis. b. Cellulae obscure subvasculosae fibris 
arcuatis depressis tenuibus subdistantibus. 

Vinca herbacea. b. Cellulae vasculosae obscurae, fibris an- 
nulatis crassioribus. 


G. Carisseae 
Jasminum revolutum. b. Cellulae oblongae guadrilaterae ex- 
tremitatibus obtuse acutis, fibris parallelis guadrangulis aut 
spiralibus. (c. Pars epidermidis. 
Ligustrum vulgare. b. Cellulae oblongae semicylindricae altae 
lateribus compressis, fibris arcuatis parallelis tenuibus. 
Syringa vulgaris. b. Cellulae subsemicylindricae, ad paginam 
locularem transversim striatae, fibris fere arcuatis. 
Arduina bispinosa. b. Fibrae semivascůlosae obscurae, fibris 
arcuatis depressis parallelis crassioribus. 


Sapoteae. Fam. LXXXVI. 


Styrax officinalis. b. Endothecium membrana poris guadratis 
in figuras subhexagonas irregulares dispositis; exothecium com- 
ponitur cellulis oblongo sphaericis. 

Ilex ligustrina. b. Cellulae ellipsoideae oblongae fibris arcuatis 
parallelis subdistantibus. 


Umbelliferae. LXXXVII. 


Chaerophyllum rosaceum. a. Granum pollinis elongatum, hilo 
laterali papilliformi uno. b. Cellulae columnares humiles fibris 
parietalibus distantibus guadrangulis simplicibus. 


14. 


12. 


16. 


3822. 


30890. 


. 3882. 


. 3898. 


AD: 


M09. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Heracleum sibiricum. a. Granum  pollinis  elongatum medio 
coarctatum. b. Cellulae subvasculosae fibris subannulatis sub- 
distantibus. 

Cachrys seseloides. Omnia fere ut in Chaerophyllo; cellulae 
depressiores. 

Eryngium planum. a. Granum pollinis oblongum papillis hilo- 
rum tribus lateralibus. b. Cellulae ellipticae complanatae, fibris 
parietalibus brevibus, striis parallelis in pagina loculari. 


C Vautěae. 
Vitis vinifera. b. Cellulae subprismaticae, fibris parietalibus 
prismaticis subhexaědris. ©. Endothecii pagina locularis gut- 
tulis oleosis obtecta, aethere prius abluenda. d. Raphides. 


Plemnese Fam. LXXXVNÍ. 


Rhamnus frangula. b. Cellulae columnares altae, parietibus 
a fibris profunde sulcatis, 


Terebinthinaceae. Fam. LXXXIX. 


Rhus typhinum. b. CČellulae complanatae oblongae subhexa- 
gonae, fibris tenuibus parallelis transversis, marginibus serrulatis. 


Papilionaceae. Fam. XC. 


Astragalus Onobrychis. a. Granum pollinis oblongum hilo um- 
boniformi in latere utrogue. b. Endothecium fibris brevibus 
incurvis in asteriscos centro obscuriori dispositis. 

Robinia Caragana. Endothecium fibris brevibus dispersis hinc 
inde in asteriscos formatis. 

Robinia cespitosa. b. Cellulae complanatae subellipticae fibris 
lateralibus brevibus guadrangulis. 

Robinia Pseudoacacia. b. Cellulae complanatae suborbiculares, 
fibris marginalibus acutis radialibus. 


Tab. XII. 


Colutea frutescens.  Endothecii cellulae minutae subdiscretae 
prismaticae pentačdrae, fibris brevibus parietalibus guingue. 

Vicia oroboides. a. Granum pollinis oblongum absaue hilis. 
b. Cellulae asterisciformes fibris lateralibus arcuatis brevibus. 
Vicia pisiformis. a. Granum pollinis oblongum hilo mamillari 
laterali uno. b. Endothecium fibris erectis brevibus stipatum. 


267 


49 


50 


H= 


© © 


-] 


10. 


je 


12. 


£3 


14. 


15. 4189. 


16. 4190. 


17. 4200. 


. 3923. 
„ 3924. 
„ 3932. 


. 3970. 


. 4003. 


. 4029. 


4030. 


4031. 


41305. 


4162. 


4172. 


J. PURKYNĚ: 


Lathyrus latifolius. Omnia ut in priori. 

Orobus albus. Endothecium ut in Vicia oroboide. 

Kennedya rubicunda. a. Granum pollinis triangulatum tribus 
hilis mamillaribus ad angulos. b. Cellulae prismaticae fibris 
parietalibus brevibus. 

Psoralea bracteata. b. Endothecium fibris brevibus prostratis 
in asteriscos subdistantes dispositis. 

Hedysarum coronarium. b. Endothecium ut in priori, asteriscis 
fibrarum centris plerumaue obscuris. 


Cassieae. Fam. XCI. 


Cytisus foliosus. b. Endothecium fibris arcuatis inordinate dis- 
jectis (fors asterisci incompositi). 

Genista sagittalis. b. Cellulae ellipticae oblongae complanatae, 
marginibus incisis, striis in pagina loculari transversis paral- 
lelis. 

Spartium junceum. b. Cellulae subvasculosae complanatae 
fibris subparallelis subarcuatis distantibus. 

Cassia laevigata. b. Endothecium sine cellulis aut fibris sub- 
hexagone reticulatum. 


Mimoseae. Fam. XCIIL 


Mimosa polystachia. b. Cellulae complanatae inaeguales, fibris 
parietalibus subtetragonis brevibus, facie loculari transversim 
parallele striata. 
Acacia Lophantha. a. Pollen granulis sedecim conglobatum. 
b. Cellulae cylindricae compressae humiles, fibris rectis parie- 
talibus sulcatae, marginibus crenulatis, pagina loculari trans- 
versim striata. 

Acacia undulata. a. b. c. Pollen granis fere octo disci- 
forme conglobatum. Anthera admodum exigua, guo eius struc- 
turam enucleare non potui. 


Corniculatae. Fam. XCIII. 


Sedum aizoon. a. Granum pollinis sphaericum hilo mamillari 
nico. b. Cellulae ellipticae fibris arcuatis. 
Sempervivum globiferum. b. Cellulae subglobosae fibris paral- 
lelis arcuatis. 

Tiarella cordifolia. b. Cellulae columnares humiles fibris parie- 
talibus rectis duplicibus. c. Cellulae ex alia parte valvulae 
depromptae, fibris paginam locularem internam parallele sub- 
amplectentibus. 


db 


- 


. 4203. 


. 4216. 


. 4219. 
. 4220. 


. 4232. 


. 4244. 


. 4247. 


. 4286. 


„ 4291. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Saxifraga aguatica. Granum pollinis lineis guasi meridiona- 
libus striatum.  Cellulae fere ut in Tiarella, minutiores de- 
pressae fibris tenuissimis. 

Hydrangea auercifolia. b. Cellulae columnares depressae fibris 
parietalibus subcompressis. c. Cumulus raphidum. 
Philadelphus coronarius.  Cellulae ut in Tiarella. 

Decumaria sarmentosa. b. Cellulae columnares fibris parieta- 
libus rectis ultra marginem paginae locularis convexae ra- 
diatim inflexis. 


Tab. XHI. 


Loasaceae. Fam. XCIV. 


Loasa bryonifolia. Cellulae columnares depressae fibris latera- 
libus incurvis distantibus ultra marginem locularem paullulum 
inilexis. 

Ribesiaceae. Fam. XCV. 


Cactus flagelliformis. a. Granum pollinis magnum hirtum, tribus 
lineis (utringue) obtuse acietatum, hilis tribus lateralibus pa- 
pillatis, auarto polari triangulo epapillato. d. e. Grana polli- 
naria explosa. b. Cellulae colliculares hemisphaericae subde- 
pressae fibris arcuatis lateralibus radiatim in verticem con- 
vergentibus. c. Cellulae ex obliguo spectatae; inferiora hemi- 
sphaeria epidermidis sunt. 

Cactus speciosus. Grana pollinaria sphaerica integra. Cellulae 
fere uť in priori. 

Ribes floridum. b. Čellulae subsphaericae, fibris arcuatis raris 
distantibus parallelis. 


Portulaceae. Fam. XCVI. 


Rumex Acetosella. a. Granum pollinis granulis fovillae magnis 
transparentibus. b. Fibrae sunt annulatae distantes; in memo- 
riam revocat Scirpum et Schoenum (7ab. I.); differt tamen, 
auod series fibrarum plerumaue binae sint. 

Rheum ponticum. b. Cellulae e'ongatae complanatae aeguales 
utringue acutae, transversim obsoletae striatae, incisuris mar- 
ginalibus alternantibus. 

Polygonum emarginatum. b. Cellulae columnares breves, fibris 
parietalibus raris Supra marginem paginae locularis subcon- 
vexae inflexis. 

Begonia nitida. b. Cellulae depressae subhexagonae, fibris pa- 
rietalibus brevissimis tetragonis, striis in pagina loculari para!- 
lelis, aut transversis aut obliguis. 


269 


S. 4302. 


10. 4307. 


11. 4343. 


12. 4351. 


13. 4355. 


14. 4408. 


p2 19. 4449. 


J. PURKYNĚ: 


Montinia caryophyllacea. b. Cellulae subvasculosae fibris ar- 
cuatis transversis parallelis distantibus. 

Claytonia sibirica. b. Cellulae orbiculares fibris parietalibus 
obliguis radiatis. 


Aizoideae. Fam. XCVIÍ. 


Chenopodium Bonus Henricus. b. Cellulae aeguales prolon- 
gatae utringue acutae, striis parallelis transversis crenulatis 
distantibus. (Conf. Symphytum off. Tab. XVIII.) 

Beta trigyna. b. Cellulae ellipticae oblongae fibris arcuatis 
parallelis. 

Iresine diffusa. a. Granum pollinis parvum obscure polyedrum. 
b. Cellulae subauadrangulae aeguales depressae lateribus (a fi- 
bris) incisae. 

Mesembryvanthemum deltoides. b. Cellulae subcylindricae fi- 
bris (fors) annularibus subparallelis transversis distantibus. 
c. Cellularum intersectio ex obliguo. 


Rosaceae. Fam. XCVIII. 


Poterium verrucosum. b. Čellulae depressae subhexagonae pagi- 
na loculari varie striata, fibris brevibus parietalibus simplicibus. 
Alchemilla alpina. b. Cellulae depressae oblongae subtetra- 
gonae inaeguales, fibris parallelis transversalibus, rectis, appro- 
ximatis, marginibus Crenulatis. 

Rosa canina. b. Cellulae depressae ellipticae striis parallelis 
transversis in pagina loculari. 

Potentilla aurea. b. Cellulae depressae subhexagonae fibris 
orevibus duplicibus oppositis lateralibus. 

Waildsteinia geoides. b. Cellulae oblongae subcylindricae, fibris 
arcuatis parallelis distantibus. 


Tab. XIV. 


Spiraea salicifolia. b. Cellulae columnares breves fibris parie- 
taiibus rectis tenuibus. 

Pyrus communis. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis 
parallelis subdistantibus. 

Pyrus Cydonia. b. Cellulae subcylindricae fibris arcuatis te- 
nuibus parallelis distantibus. 


Halorageae. Fam. XCIX. 


(Tab. XVIII. 14.) 4477. Myriophyllum spicatum. a. Granum pollinis gua- 


270 


tuor hilis papillaribus. b. Cellulae elongatae auadrilaterae 
fibris retinaculiformibus. 


10. 


E. 


12. 


13. 


14. 


16. 


nj 


4479. 


D. 4494. 


4081. 


4709. 


4018. 


4724. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Trapa natans. a. Granum pollinis subtriangulatum acuminatunu, 
hilis binis baseos oppositis, acie ex acumine producta inter- 
media. b. Cellulae subcylindricae exiguae fibris arcuatis appro- 
ximatis parallelis. 

Datisca canabina. b. Cellulae subcylindricae fibris subparal- 
lelis distantibus arcuatis (fors spiralibus). 


Onagreae. Fam. C. 


Fuchsia coccinea. b. Čellulae oblongae subhexagonae depressae 
fibris arcuatis transversis parallelis. 
Oenothera tetragona. a. Granum pollinis maximum triangulare, 
hilis elongatis obtuse conicis. b. Cellulae vix conspicuae fibris 
minutissimis spiralibus. (Fibras spirales in aliis exemplaribus 
exactius observavi.) 
Lopezia miniata. b. Endotiecium cellulis non conspicuis fibris 
spiralibus parailelis devolutis. 
Circaea alpina. b. Cellulae columrares fibris parietalibus rectis 
simplicibus. 

Lythrariae. Fam. Čí. 


Lythrum alatum. b. Cellulae ellipticae oblongae depressae 
marginibus obtusangulis, fibris parallelis tenuibus subdistan- 
tibus. 

Melaleuceae. Fam. CIl. 
Calothamnus guadrifidus. b Endothecium irregulariter reticu- 
latum sine fibris aut cellulis conspicuis. 
Melaleuca hypericifolia. b. Cellulae columnares humiles fibris 
parietalibus profunde sulcatae. 


. Metrosideros Laphantha. Cellulae ut in priori. 


Myrteae. Fam. CIII. 
Eugenia australis. Cellulae ut in priori. 


Amygdalaceae. Fam. CIV. 


Amygdalus nana. b. Cellulae subglobosae fibris arcuatis raris 
parallelis. 

Tetradynamae. Fam. CY. 
Bunias orientalis. a. Granum pollinis oblongum parvum. b. Cel- 
Iulae oblongae tetraédrae hexagonotomae fibris tenuibus sub- 
distantibus tetragonis parallelis. 
Crambe grandiflora. b. Cellulae elongatae complanatae inae- 
auales fibris tenuibus transversis subparallelis. 


18. 4729. 


19. 4765. 


20. 4795. 


21. 4824. 


22. 4827. 


1. 4833. 


LDÝ 


. 4834. 


J. PURKYNĚ: 


Raphanus caudatus. b. Cellulae subvasculosae fibris tenuibus 
distantibus subparallelis pene aut penitus ambientibus. 
Alyssum podolicum. Cellulae fere ut in Crambe fibris cras- 
sioribus. 

Cheiranthus Cheiri. Cellulae ut in Crambe. c. Fibrae ex 
obliguo visae. 


C-"Goilo.carpileae. 


Reseda odorata. b. Cellulae subcylindricae varie incurvae 
fibris arcuatis parallelis stringentibus. 


Papaveraceae. Fam. CVIL. 


Fumaria formosa. b. Cellulae orbiculares depressae fibris late- 
ralibus tenuibus ultra margines paginae locularis paullulum 
inflexis. 


Tab. XV. 


Corydalis lutea. b. Cellulae orbiculares compressae fibris late- 
ralibus ultra marginem locularem pallulum incurvis. Priorem 
et praesentem formam confer cum figura cellularum in Podo- 
phyllo peltato XV. 5. ubi ex obliguo conspicienda. 

Impatiens parviflora. a. Granum pollinis parvum reniforme. 
b. Cellulae rotundo-conicae, fibris parietalibus rectis in ca- 
cumen arcuatim convergentibus; ad marginem valvulae fibrae 
minutae inordinate disjectae. 

Berberis aristata. b. Pars valvulae sursum dehiscentis; cel- 
lulae prismaticae rhombicae fibris parietalibus simplicibus. 
Jefiersonia diphylla. b. Pars valvulae sursum dehiscentis; cel- 
lulae oblongae ellipticae acutae obscure striatae. 
Podophyllum peltatum. b. Cellulae orbiculatae complanatae 
fibris parietalibus ad paginas incurvis. Confer Fumariam et 
Corydalim (Tab. XIV. XV.. 

Chelidonium majus. b. Cellulae subtetragonae depressae fibris 
parietalibus simplicibus guadrangulis. 

Glaucium luteum. b. Cellulae subpentagonae complanatae fibris 
lateralibus simplicibus compressiusculis. 

Papaver orientale. b. Cellulae complanatae ellipticae oblongae 
utringue acutatae, poris marginalibus, fibris transversis paral- 
lelis. 


Capparideae. Fam. CVII. 


(Tab. XVIII. 15.) 4874. Capparis spinosa. b. Cellulae subcylindricae fibris 


27% 


spiralibus. 


9. 4885. 


10. 


al 


12. 


13. 


14. 
16. 


15. 


1Wž 


4915. 


4916. 


4934. 


4944. 


4949. 
4950. 


4953. 


. 4961. 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Violaceae. Fam. CVIII. 


Viola odorata. Endothecium varias in diversis locis fibrarum 
formas continere solet. b. Communissimae sunt cellulae pris- 
maticae depressae subhexagonae fibris parietalibus rectis mem- 
brana paginae locularis diversimode pertusa. c. In apice an- 
therae occurrentes reperi cellulas complanatas subhexagonas 
marginibus crenatis facie loculari punctata. d. Ad marginem 
vidi cellulas complanatas obtuse ellipticas obsolete striatas 
marginibus incisis. e. Ad raphen occurrebant cellulae ellipsoi- 
deae fibris arcuatis parallelis. d. Ad infimas denigue partes 
valvularum cellulae magnae rectangulae parietibus sinuatim 
incisis, unde lacunulae guadrangulae intercellulares (alias pori). 
In aliis tamen exemplaribus excepta forma comunissima reli- 
auas variationes constantes non inveni. 


Cistineae. Fam. CIX. 
Helianthemum racemosum. b. Cellulae subvasculosae fibris 


„annularibus subdistantibus. 


Cistus canadensis. b. Cellulae elongatae subhexagonae com- 
planatae, fibris parietalibus brevissimis semicylindricis dupli- 
cibus oppositis. 


Bixaceae. Fam. CX. 
Harum endothecia inguirendi occasio non praesto erat. 


Ranunculaceae. Fam. CXI. 


Adonis vernalis. b. Cellulae oblongae subhexaágonae compla- 
natae, fibris parietalibus simplicibus (tubulosis) pagina loculari 
transversim parallele striata. Stomata in exothecio. 
Anemone Pulsatilla. Fere ut in priori, cellulae paullulum la- 
tiores maiores, pagina loculari nuda. 

Delphinium Reguienii. Endothecium ut prius. 

Aconitum Lycoctonum. Endothecium ejusdem formae ut priora. 
In omnibus cellularum longitudo cum raphe parallela. 
Aguilegia Gebleri. b. Cellulae colliculares fibris lateralibus 
obliguis radialibus. 

Thalictrum aguilegifolium. Exothecium cellulis exiguis inaegua- 
libus, fibris parietalibus brevibus simplicibus. 


Tab. XVI. 


Caltha palustris. b. Cellulae oblongae rectangulae pagina locu- 


lari plana fibris parietalibus pectinatis. 
18 


213 


56 


O9 
d 


8. 5012. 


2. 49604. 


. 4965. 


. 4987. 


o. 4991. 


„ 4992. 


J. PURKYNĚ: 


Helleborus foetidus. b. Endothecium cellulis non conspicuis 
fibris retinaculiformibus coniusis subparallelis. 

Paeonia tenuifolia. b. Cellulae subellipticae utringue rotundatae 
situ vario, fibris arcuatis fere penitus amplectentibus. d. c. Cel- 
lulae vasculosae ad raphen positae fibris annulatis aut spiralibus. 
Hibbertia crenata. b. Cellulae ellipticae oblongae stricturis 
(a fibris?) transversis parallelis distantibus. a. c. d. e. Grana 
pollinis plena et explosa. ad lit. a. Fovilla hilo angulari cau- 
dulae instar protrusa. 

Liriodendron tulipifera. Endothecium fere Adonidis; cellulae 
longitudine cum raphe decurrentes; ex planta sicca. 
Magnolia grandiilora. b. Endothecium fere eiusdem structurae 
ut prioris, situs cellularum diversus, ad axim magis longitudi- 
nalis. Etiam ex planta sicca. 


Rutaceae. Fam. CXII. 


Euphorbia procera. b. Cellulae columnares elevatae, fibris pa- 
rietalibus paginam epidermidalem non attingentibus. 


Tab. XVIII. 13. 5057. Ricinus lividus. a. Granum pollinis triangulatum 


10. 


jal“ 


13. 


274 


197. 


. 5202. 


5233. 


hilis angularibus fissuraeformibus. c. Cellulae orbiculares fibris 
parietalibus brevibus rectis, pagina loculari nuda aut radiatim 
striata. d. Cellula separata membrana parietali destituta. b. 
Alia forma cellularum ex eodem loculo ellipticarum, fibris 
arcuatis aut retinaculiformibus. 


. Ruta graveolens. b. Cellulae orbiculares marginibus crenatis 


radiatim incisis (fors a fibris lateralibus). 

Dictamnus albus. b. Cellulae columnares, fibris parietalibus 
basim non attingentibus, duplici strato sibi appositae. 

Diosma imbricata. a. Granum pollinis oblongum hilis latera- 
libus duobus mamillaribus (simile in Astragalo et in Umbel- 
latis). b. Cellulae columnares fibris parietalibus ultra marginem 
paginae locularis aut parallele aut radiatim striatae, flexis, 
nonnullae subcylindricae. 


Sapindaceae. Fam. CXIII. 


Zygophyllum Fabago. b. Cellulae subvasculosae fibris tenuis- 
simis approximatis spiralibus. 

Aesculus Hippocastanum. b. Cellulae columnares, fibris parie- 
talibus rectis ut plurimum Supra paginam locularem subcon- 
vexam parallele protensis. 

Melianthus major. b. Cellulae ellipticae obtusae marginibus 
crenatis fibris arcůatis raris; versus marginem valvulae mi- 
nores; denigue fibrae singulae absgue ordine dispersae. 


14. 5241. 


15. 5254. 


DÍ 
o 
BDÍ 
-I 
© 


4. 5278. 


5. 5280. 


6. 5305. 


Da, 


DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Acer Pseudoplatanus. b. Cellulae columnares ellipticae humiles, 
fibris parietalibus clavatis pagina loculari ad margines alter- 
natim striata. 

Malvaceae. Fam. CXIV. 


Malva Tournefortiana. a. Granum pollinis maximum hispidum. 
b. Cellulae oblongae rectangulae fibris parietalibus dentifor- 
mibus. 


Tab. XVII. 


. Althaea rosea. b. Cellulae parvae hexagonae inaeguales de- 


pressae, situ vario, marginibus incisis. 


Hibiscus Rosa sinensis. a. Granum pollinis magnum, spinulis 5 


basi orbiculari insidentibus aeaualiter obsitum. b. Cellulae ob- 
longae subhexagonae depressae, fibris lateralibus brevibus, 
striis inde ad paginam locularem productis transversis parallelis. 


Geraniaceae. Fam. CXV. 


Tropaeolum majus. a. Granum pollinis parvum triangulare. 
b. Celluláe orbiculares radiatim striatae. 

Pelargonium  cynosbatifolium. a. Granum pollinis magnuin. 
sphaericum hilis tribus pellucidis mamillaribus. b. Cellulae 
oblongae complanatae hexagonae fibris parietalibus guadran- 
gulis simplicibus. 

Geranium sanguineum. a. Granum pollinis magnum triangula- 
tum hilis tribus angularibus pellucidis mamillaribus. b. Cel- 
lulae oblongae hexagonae complanatae fibris parietalibus gua- 
drangulis alternis. 

Mahernia incisa. a. Granum pollinis parvum striolis anírac- 
tuosis notatum. c. Cellulae cornicae rotundatae fibris arcuatis 
crescentibus; marginem valvulae versus minores; singuli de- 
nigue arcus fibrarum dispersi subparalleli. d. Fibrae vascu- 
lares spirales ad raphen. b. Cellulae complanatae auadran- 
gulae marginibus crenatis ad antherae apicem. 


Bombaceae. Fam. CXVI. 
Oxalis floribunda. b. Cellulae subvasculares fibris spiralibus. 


(Tab. XVII. 12.) Oxalis incarnata. Cellulae ut in priori. 


Caryophyllaceae. Fam. CXVII. 


Cerastium repens. a. Granum pollinis verruculis distantibus 
pellucidis obsitum. b. Cellulae elongatae subcylindricae fibris 


retinaculiformibus. 
18* 


DS 
-I 
Ot 


58 


10. 


13. 


14. 


15. 


05 


18. 


O 


276 


. 5353. 


D398. 


5390. 


5433. 


5437. 


5446. 


. 5449. 


. 5505. 


. 5539. 


J. PURKYNĚ: DE CELLULIS ANTHERARUM FIBROSIS ETC. 


Arenaria tenuiflora. a. Pollen verruculis cinctum.  Endothe- 
cium fere ut in priori. 

Idem valet de (5359.) Gypsophila altissima. 11. et de 
Cucubalo Behen. (5364. 12.) 
Dianthus arenarius. a. Granum pollinis nudum. © b. Cellulae 
(si adsunt) vasculares fibris cancellatis. 


Theaceae. Fam. CXVIII. 


Celastrus scandens. b. Cellulae latae prismaticae subhexagonae 
filis parietalibus tenuibus rectis ad paginam locularem plerum- 
aue parallele productis. 


Tiliaceae. Fam. CIX. 


Triumfetta minor. a. Granum pollinis oblongum hilis duobus 
mamillaribus lateralibus. b. Cellulae planae elongatae hexa- 
gonae striolis alternantibus ad margines. 

Sparmannia africana. b. Čellulae inaeguales compressae ob- 
longae subhexagonae, marginibus serrulatis fibris tenuibus in 
paginam locularem parallele subexcurrentibus. 

Grewia occidentalis. b. Cellulae prismaticae subhexagonae, 
fibris parietalibus rectis simplicibus pagina loculari nuda. 
Tilia europaea. a. Granum pollinis triangulatům tribus hilis 
lateralibus porosis halonatis. 


Hypericinae. Fam. CXX. 


„ Linum arboreum. b. Cellulae columnares depressae fibris pa- 


rietalibus tetragonis simplicibus. 


. Hypericum canariense. b. Cellulae oblongae ellipticae fibris 


(fors) spiralibus. 
Tab. XVIII. 


(Guttiferae. Fam. CXXI.) 
Hesperideae. Fam. CXXII. 


Melia Azedarach. b. Cellulae complanatae subhexagonae mar- 
ginibus sinuose crenatis, striis parallelis transversis in pagina 
loculari. 

Citrus Aurantium. b. Cellulae columnares altissimae, parieti- 
bus striolatis, marginibus subserratis, pagina loculari striis 
transversis aut radialibus notata. 


DE PHAENOMENO 
GENERALI ET FUNDAMENTALI 


MOTUS VIBRATORII 
CONTINUI 


IN MEMBRANIS CUM EXTERNIS TUM INTERNIS 
© ANIMALIUM PLURIMORUM ET SUPERIORUM ET INFERIORUM 
ORDINUM OBVII. 


COMMENTATIO PHYSIOLOGICA. 


SCRIPSERUNT 


PROF. DR. JOH. EV. PURKINJE 
DR. G. VALENTIN, 


WRATISLAVIENSES. 


WRATISLAVIAE, 
SUMPTIBUS AUG. SCHULZ ET SOCII. 


AMSTERODAMI: APUD MUELLER ET COMP. LONDINI: APUD BLACK, YOUNG ET YOUNG. 
PARISIIS: APUD HEIDELOFF ET CAMPE. ST. PETROPOLI: APUD W. GRAEFF. 


MDCOCXXXV. 


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VIRO 
ILLUSTRISSIMO ATOUE EXCELLENTISSIMO, 
LIBERO BARONI, 


CAROLO SIGISMUNDO FRIDERICO 
STEIN aB ALTENSTEIN, 


CLEMENTISSIMI BORUSSORUM 
REGIS IN ADMINISTRANDIS RERUM PUBLICARUM NEGOTIIS 
A MINISTRIS PRIMARIIS VERE INTIMIS, 

RERUM ECCLESIASTICARUM, 
SCHOLASTICARUM ET MEDICINALIUM PER FINES REGNI BORUSSICI 
SUMMO PRAEFECTO, 

ORDINIS AOUILAE RUBRAE PRIMAE CLASSIS 
COMPLURIUMOUE ALIORUM SUPREMORUM ORDINUM 
EOUITI, 

REGIAE LITTERARUM ACADEMIAE SOCIO, 

REI: REL. REL. 


DISCIPLINARUM NATURALIUM FAUTORI ATOUE ADMINISTRATORI 
POTENTISSIMO, CLARISSIMO 


NEC NON 
© VIRO ILLUSTRISSIMO ATOUE EXCELLENTISSIMO 
LIBERO BARONI 


FRIDERICO ALEXANDROs: HUMBOLDT, 


AUGUSTISSIMI BORUSSORUM REGIS 
A CONSILIIS VERE INTIMIS, PRINCIPALIS CUBICULI PRAEFECTO 
AC CLAVIGERO, 
ORDINIS AOUILAE RUBRAE PRIMAE CLASSIS, 

ORDINIS IMPERIALIS ST. ANNAE CLASSIS PRIMAE, AL. EOUITI, 
ACADEMIAE SCIENTIARUM PETROPOLITANAE 
MEMBRO HONORARIO, 

SOCIETATIS ANGLICAE LONDINENSIS, 
ACADEMIARUM, OUAE BEROLINI, EDINI, MADRITI, MONACHI, PHILADELPHIAE, 
HOLMIAE, ALIIS LOCIS FLORENT, 

MEMBRO, 

PLURIMARUM ALIARUM SOCIETATUM LITTERARUM SOCIO, 
REDL REEGRUE 


NATURAE INVESTICATIONIS CULTORI 
ET PROMOTORI LONGE PRAESTANTISSIMO OBSERVANTIAE, 
GRATIAE ATOUE AMORIS SINCERUM AC PROBUM 
EXEMPLAR 


OPUS HOC SUUM OUALECUNOUE 


DEDTCATUM SSE VON 


JOH. EV. PURKINJE ET G. VALENTIN. 


VÁ 


LECTORIBUS BENEVOLIS 


SSE: 


AUCTORES. 


Infusoriorum, Polyporum ac Molluscorum motus vibratorius post- 
auam et aliorum scriptis et nostris ipsorum observationibus innotuit no- 
bis, anni MDCCCXXXIII. ineunte vere, ut re tam eleganti, guam artifi- 
ciosa sensus delectetur augeaturgue cognitio, Batrachiorum larvas in- 
vestigandi cepimus consilium. Ouibus rebus factum est, ut omnem fere 
hujus generis motum ciliis perfici nobis persuaderemus. Primo autem 
vere anni inseguuti Amphibiorum illas iterum retractavimus larvas, ut 
alia observatione reiterata confirmentur, alia rursus inspecta adcuratius 
intelligantur. Ouo guidem motu vibratorio guum omnis animus noster 
esset occupatus, casu accidit, ut alter cuniculi feminae, tribus abhinc 
diebus praegnatae, genitales partes eo consilio, ut ova in tubis detege- 
ret, perscrutatus divulsas membranae mucosae particulas minimas mo- 
veri libere et rotari cerneret. HHoc monstratum alteri extemplo pro motu 
vibratorio est agnitum. Tanti rei gravitate commoti, postero die avium 
adivimus oviductum, gui motum illum in membranae mucosae superficie 
tam clare manifestegue nobis exhibuit, ut adspectus praeberetur jucun- 
dissimus. "Tum etiam aliorum animalium vertebratorum et illa ipsa or- 
gana, et religua omnia adcurate explorabantur, unde motum vibratorium 
generale esse phaenomenon, guod in omnium Mammalium, Avium et 
Amphibiorum partibus respiratoriis ac genitalibus reperiatur, adparuit. 
Eidem rei, guantum fieri potuit, in animalibus evertebratis indagatae, 
auum haud exigua novarum observationum copia exstitisset, guae ab 


aliis jam erant proposita et relata, adiunximus. Minor tamen earum 
omnium rerum numerus, guam ut aeguo omnino satisfaciat censui. Ouo 
acrius nos, ut, guae inter motum vibratorium et res externas existant 
rationes, eruamus, dedimus operam; Cujus methodi guem perceperimus 
iructum, commentatio Tibi, L. B., ipsa monstrabit. 

Icones ideo omissae sunt, guod phaenomenon nobis oblatum ido- 
neorum huic rei instrumentorum beneficio facilius multo observari lucu- 
lenter, guam adcurate fidelitergue delineari possit. Figuras enim minus 
iustas obesse plus, guam prodesse, disciplinarum naturalium opera per- 
multa et docuerunt et docent. 


Dat. Galend. Januar. MDCCCXXXV. 


DE PHAENOMENO GENERALI 
MOTUS VIBRATORII CONTINUI 


IN MEMBRANIS 


CUM EXTERNIS TUM INTERNIS ANIMALIUM ET SUPERIORUM ET 
INFERIORUM CLASSIUM OBVII. 


COMMENTATIO PHYSIOLOGICA. 


Toutefois je ne půs m'empécher d'exprimer mon étonnement sur existence d'un 
tel mouvement, dgui paroit en effet incompatible avec la nature- des liens organigues. 


DUTROCHET in Annal. du Mus. XX. p. 469, 


Es ist mir nie eine zierlichere Erscheinung unter dem Microscope vorgekom- 
men. — Es sah aus, als wenn Ouecksilber in bunt geschliffenen Glasróhren sich be- 
weste, aber die Schnelligkeit erregte Bewunderung. — Die Yanze Erscheinung war 
mir so ráthselhaít und unerklárbar, dass ich mich stundenlang von diesem Anblicke 
nicht trennen konnte. 

MEYEN in Nov. Act. Ac. Leopold. N. C. Tom. XVI. P. 1. p. 385. 


CAPUT 1. 


PERTOSE©1G-US 
S 


omines guamvis plerigue animi guadam impatientia impulsi 
ataue inducti, arduo operosae experientiae itinere Spreto, 
principia, ideas generales communesgue rerum sententias 
amplectantur, tamen ea est vera ingenii nostri indoles et 
| Unorma, ut a singulis rebus ad generalia progressi Cum SY- 
stemata ponamus, tum certas illorum notiones et leges nobis compare- 
mus. Omnis enim rei cognitio ut a singulis proficiscitur et, guatenus illa 
sunt, existit, ita vagi ingenii ambages et phantasmatum fallaciae ataue 
hallucinationes vitandae fugiendaeaue €i sunt, gui verae experientiae 
Vvias animo cupido et indefesso ingressus proseguatur. Principiorum enim 
et legum, guae primum ornamentum ac decus in latis litterarum campis 
splendent ac fulgent, profectus et historiam per varias temporum series 
contemplati, illa omnia non illico, ut Minervam e capite Jovis egressa, 
sed e0, guod nunc in his, nunc in illis observationes sint institutae, Sin- 
gulae cum singulis collatae ac comparatae indegue generalis guaedam 
sententia sit deducta, efiecta esse videmus. Ouod ut uno guidem illustre- 
tur exemplo, sanguinis circulationem in animalibus vertebratis inesse 
primum est demonstratum, evertebratis, nisi omnibus, tamen permultis 
per temporum series postea inseguutis. Itague guamvis verum sanguinis 
circuitum in insectorum classe demonstrare recentissimis demum tem- 
poribus contigisset negue animalium iis inferiorum cohortis satis magnae 
circulatio a nobis plane sit cognita ac perspecta, ea tamen jure omni 
animalium regno propria res habetur et fertur, illis, in guibus hodie 
ignoramus, posteriorum indagini remissis ac traditis. Ouid de systemate 


=OZ 


4 


| 


— 
= 


285 


J. PURKYNĚ: 


nervoso? aguod existere in animalculis, guae dicunt infusoria, paucis ab- 
hinc annis tot tantigue observatores adeo negarunt, uti Germanae phy- 
siologiae olim guasi dux et antistes, guod nervorum vestigia ab iis ab- 
essent, characterem et notam judicaret nec solum discipuli clamitantes 
et circumforanei, sed critici guogue viri perspicacesgue id dictum segue- 
rentur. Supersedemus aliis, guae litterarum historia facillime suppeditet. 


S 


Ouae adhuc dicta sunt, ad nostram rem illustrandam adhibeantur. 
Motus, guem vocant vibratorium, h. e. motus superficiei continuus, ciliis 
vibrantibus effectus, guamvis per triginta lustra esset cognitus, tamen 
in singulis tantum animalibus fuit perspectus, dguasi res esset hinc inde 
observanda, animalium guorundam propria nec penitiori inguisitione 
digna, guae eleganti nitidogue adspectu sensum moveret animuingue de- 
lectaret. Crescebat guidem observationum numerus; confirmabantur nota; 
nova addebantur; tamen majores erant lacunae, guam ut omnino late- 
rent. E classibus infusoriorum, polyporum, molluscorum Singula inno- 
tuerant; secundo hujus saeculi anno lacertarum et batrachiorum larvae 
accesserant nec parva atgue exigua de vertebratis permultis addita 
fuerant. Ex guibus tamen veluti irustis ac fragmentis motum vibrato- 
rium generale guoddam esse et fundamentale phaenomenon, concludere, 
tam audax ac temerarius guis est, gui conetur? © Negue tamen non est. 
Ut enim nova detegere sortis beneficium habetur, detecta vero persedui 
singulisgue percurrere momentis, diligentiae ataue adsiduitatis, ita forte 
accidit, ut nos, alienissimis res naturales investigandi generibus dediti, 
phaenomeni indolem generalem reperiremus, dguippe guod in mammali- 
bus, avibus ataue amphibiis insit negue unguam, sicuti ipsa respiratio, 
circulatio sanguinis, sensatio nervosa al. deficiat. In piscibus motum, 
guamvis adsidue guaerentes, tamen nullum reperimus. Sed guodnam, 
aguaeso, L. B., de hac ipsa re penes nos judicium esse censes, a marium 
litoribus remotos, ab aguae, ut ita dicamus, zoologia sejunctos et parva 
tantum specierum minorigue generum copia usos? Etiamsi igitur motum 
vibratorium in piscibus non vidimus, tamen esse eum non negamus, sed 
opinamur ac Concludimus, non tam experientia, auam totius naturae 
analogia legumgue constantia freti. Oui litora marium incolant, gui na- 
vibus oceanum percurrant, hortamur et rogamus, ut suis explerent ob- 
servationibus, guae commentis explere justorum non sit fidorumaue scru- 
tatorum naturae. 

S 3. 


Generale guoddam ac fundamentale zoophysiologiae phaenomenon 
motum vibratorium esse haud dubii plantarum regnum ingressi sumus; 
Cujus una est res, guam motu guodam vibratorio effici facile credas. 


286 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


Dicimus enim motum illum circularem succi in guavis cellula contenti. 5 
Nam nostrae observationes guum €0rum experimenta confirment, duli 
dicant, non globulos ipsos sponte moveri, sed, moto fluido, trahi ac pro- 
trudi, aut fluidum ipsum movens est aut cellulae paries: dguae Si Sit 
caussa motum efficiens, ciliis continuo vibrantibus succumague promoven- 
tibus obsessa cogitari facile possit. Negue autem confirmatur experientia. 
Nunguam ad hoc tempus in Charis, nunguam in plantis aliis, guae Cir- 
culationis hoc genere non carent, v. c. Vallisneria spirali, Hydrocharide 
morsu ranae, Stratiote aloide, Tradescantia virginica al. cilia erant vi- 
denda. In Vallisneriam spiralem plus semel et assidue inguisivimus; cel- 
lulas guarum ille est circuitus, longas, singulas et discretas, tum integras, 
tum longitudinaliter dissectas, tum perpendiculariter descissas et maxima 
lentium amplificatione et luce diei clariori solisgue ipsius usi, nullo um- 
guam motus vibratorii vel ciliorum vestigio, contemplati sumus. Negue, 
id guod nos vidimus, in Ectospermatum et Vaucheriarum globulis pro- 
liferis, neaue in Oscillatoriis motus inesse videtur, ut et succi cellularis 
fluidum et globulos illos et fila vi insita per se moveri nec pro tempo- 
rum scientia vibrationem in plantis reperiri adfirmare conemur. (Ouae 
enim Gruithuisen (Salzb. mediz. chir. Zeitung. 1818. IV. p. 223) de 
Conferva auinina refert, ea ad Baciliarias — genus rebus maxime variis, 
animalibus enim et plantis, alias repletum — recensenda esse sentimus, 
guum et auetor de his loguatur et pleraegue, guae vera sunt animalia, 
Bacillariarum species motum vibratorium habeant. Confervae enim auininae 
filum progredi non videtur, nisi rem illam, a Meyen jam laudatam, guod 
spirali motu contorgueatur, cum vero motu vibratorio velis confundere. — 
Denigue animalculum nos ipsi cum Wimmer coniuncti adcuratius ante 
annum et guod excedit in Vaucheriae clavatae filis deteximus, dguod or- 
gano rotatorio utitur cujusgue jam embryones ovis inclusi vibrant. At 
verum hoc est entozoon plantae — vegetabilium enim helminthologiaim 
plane ad hoc tempus neglectam esse, jure dolemus — guod ea, dauae 
tradidimus, non adtingere luce est clarius. De animalculo cí. id, $ 30. 
Ehrenbergii observationes recentissimas relaturi exponemus. — 


CAPUT 2. 


Boru auae de motu vibratorioavariis auctoribus sunt 
rnelata conspectus brevis historico-criticus. 
S 4. 
uibus motus ille vibratorius notus fuisset auctoribus, guigue 
verba de eo fecissent, hinc inde monuerunt viri docti, de 
ei Singulo guodam hujus generis phaenomeno disserentes, v. c. 6 
Camo Grant. E- M Weber. Shatrev-LFoh. 
3 Můller, Meyen al. Tamen aui completam hujus rei 


287 


J. PURKYNĚ: 


historiam evolvat, reperitur nullus. Operae igitur sit pretium, guae 
dicta jam sint traditague ab aliis, monere, non singulis  guidem 
iisgue minutissimis momentis, ut cum pulvisculo rem excutiamus, guod 
et longum sit et supervacaneum, sed concinne, apte atgue ordinate, 
gravioribus tantum observatoribus et observationibus laudandis. Nec 
singulos Naturae scrutatores nominabimus, gui motum vibratorium in 
infusoriis, polypis, medusis al. tradidissent. Has enim relationes hinc 
inde tantum proferemus, ei uni solummodo studiosi, ut motus vibratorii 
primum guasi detectorem et doctorem in omni Sspecie cognoscamus et 
doceamur. Phaenomenon enim, guamvis notissimum sit maximegue tri- 
tum, tamen in anodontis secundum omnes fere rationes ante saeculare 
tempus cum dimidio fuisse perspectum ignorare videntur homines docti 
eruditigue plurimi, de dgua re fusius logui inferiori guodam i0co magis 
sit aptum. 
S 5. 


Mente ac cogitatione singulis omnibus perpensis, guattuor posuimus 
temporum non tam periodos, auam series, guarum limites terminigue 
hi sunt: 

Series I. Inde a primis temporibus, guo motus vibratorius bene 
sit cognitus, ad eam aetatem dgua motus ovorum ex polypis genitorum 
fuisset observatus. A Heide ad Ellisium. 1683-—1755. 

Series II. Ab hoc tempore ad motum vibratorium in vertebrato- 
rum, et batrachiorum auidem larvis, detectum. Ab Ellisio ad Steinbu- 
chium. 1755—1802. 

Series III. Inde ad motum vibratorium tamguam phaenomenou 
commune amphibiorum, avium et mammalium detectum. A Steinbuchio 
ad nos ipsos. 1802—1834. 

Series IV. Inde ad nunc, guo scribimus, temporis. — 


Wme1poTm Se essE 
DelIeide— Elis. 
1683- 1755: 

S 6. 

1683. 

Dee die 


Ant. de Heide (Anatome mytili. 1683. 8. ei Experimenta circa san- 

guinis missionem, fibras motrices, urtica(m) marinam etc. Accedunt ejus- 
7 dem auct. observationes medicae nec non anatome mytuli ed. nova 
1686. 8*), ut G. R. Treviranus (Erscheinungen und Gesetze des organi- 


*) In utroaue de Mytulo tractante libello paginae sunt eaedem. 


288 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


schen Lebens. Bd. I. p. 278.) jam refert, primus motum vibratorium 
descripsit (I. c. p. 11. p. 45—48.) Radiosum eum vocat sive tremulum 
(I. c. p. 45.) et »observatur«, inguit, »hic motus in plerisaue Mytuli par- 
»tibus; de pinguedine dubito, in musculis €um nunguam asseguutus, sum, 
»sed in nullis manifestior est, guam iů Cirris, in guibus ob tenuitatem 
»et perspicuitatem facillime examinatur. Radiosum eum voco, duia instar 
»radiorum e Cirri toto ambitu procedit, fere eodem modo, ac in solu- 
»tione oculorum Cancri, metallorum etc. bullulae aéreae e corpore sol- 
»vendo emittuntur; tremulus dici potest, guia partes eo agitati reciproce 
»vibrantur. Hic motus vegetat non tantum in integro cirro religuis My- 
»tuli partibus connexo, sed in ejusdem frustis minutissimis abscissis, 
»guae lymphae marinae innatantia radiando per liguorem saliunt. — Per- 
»severat hic motus in cirris per multos dies, si agua marina humectati 
»serventur: exsiccatus autem motus perit, gui nec integratur, ubi ma- 
»rina affunditur, nisi exsiccatio nimia praecesserit. Hoc motu € Cirris 
»exit fluidum agueum Cumaue €0 mucor tenax, Cujus partes ipsaemet 
»saepe motu radioso pollent; agueo fluido globosae particulae innatant; 
»guae videntur etiam e Cirris protrudi; hoc saltem constat, has parti- 
»culas motu radioso a Cirris dispelli, paulo post denuo ad €0s recursuras; 
»bullulas ačreas emitti numguam observavi.« (I. c. p. 45. 46.)  Negue 
circulationem guendam succi esse motum, sed in parte continenti posi- 
tum jure contendit (I. c. p. 46.). »Cirri pluviali madefacti motum minus 
»vegetum, guin aliguando nullum habent. Porro vero non absimile vide- 
»tur cirrorum aliorumague partium hoc motu gaudentium fibras instructas 
»esse tabulis vel poris, aguam ambientem admittentibus, gua eos subeunte 
»expelluntur particulae minus graves et sic excitatur motus radiosus, 
»eodem modo, ac igneae particulae e pruna aguae immersa extruduntur. 
»(I. c. p. 48.«) 


S 
A nte 1685. 
Joh. Swammerdamm. 


Joh. Swammerdamm, die xv. Februarii 1685 mortuus, primus, ut 
E. H. Weber (Meck. Arch. 1828. p. 419.) retulerat, motum in limacum 
embryonibus obvium rotatorium nudis oculis viderat. His enim verbis 
loguitur (Bibel der Natur. Aus dem Hollaendischen iibersetzt. Leipz. 
1752. Fol. pag. 77.): »Am 21. Márz ofinete ich wiederum eine andere 
»Schnecke, in der ich 44 so grosse als kleine Schneckchen, alle in ihren 
»Hiillen verschlossen und ordentlich in der Mutter an einander geschich- 
»tet fand. Drei andere offnete ich einige Tage darnach und záhlte in 
»einer 65, in der andern 67 und in der dritten 74 Schneckchen. Die 


»kleinsten davon waren nicht grósser, als eine Nadelspitze. Hielt ich sie 
19 


289 


J. PURKYNĚ: 


»an einem dunkeln Orte gegen ein brennend Licht und besah sie alsdann, 
»so sah ich, wie sie sich in der Feuchtigkeit der innern, amnium ge- 
»nannten Haut geschwind und sehr zierlich herumdrehten.« — Micro- 
scopica vero adcuratiori indagatione neglecta, caussam motus negue per- 
cepit, negue motum ipsum in branchiis anodontae (I. c. p. 82.) in cute 
limacis externa (1. c. p. 50.) in larvarum ranae branchiis ex corpore 
protensis (1. c. p. 322.) agnovit. 


S 8. 
1695, 
Antonius a Leeuwenhoeck. 


Eximio huic Micrographo, anodontarum embryones motu rotatorio: 
circa axin volvi, fuisse notum (cí. Arcana naturae ed. tert.*) 1722. 4. in 
litt. xrv. Calend. Octob. 1695. missis p. 26.) E. H. Weber (Meck. Arch. 
1828. p. 419—432) jam ante septem hos annos retulerat. Negue vero 
sola res ea est, auam notam Leeuwenhoekio debemus; guae in ano- 
dontis motu vibratorio efiecta cerni observarigue possint, ea omnia fere 
iam refert. Sic de altero motus vibratorii in anodontarum adultarum et 
iuniorum branchiis genere haec ait (Experimenta et Contemplationes. 
Delphis 1695. 4. p. 463.) »Cum barbam conchae intuerer, non solum eam 
»formatione repperi mirabilem, sed et motus minutissimarum particula- 
»rum, ex guibus illa barba ex parte constat, tam incredibiliter erat ma- 
»gnus, ut eum ad satietatem videre non possem nec facile percipi pos- 
»Sunt omnes motus, dguos in spatio, arenula non maijor(i) videram, ut 
»ante aliguot annos etiam narravi.«< — Negue eum nota illa tritague fu- 
gerat experientia, guod motu hoc vibratorio verus excitetur progressus 
et locomotio. Nam »Ouarto,« inguit (Experiment. et Contempl. in 
litt. xvrrr. Kal. Sept. 1695 missis. p. 565.) »Augusti die aliguot ex illis 
»ostreis aperui et ex uno exemi incredibilem copiam exiguorum ostreo- 
»rum, guae omnia viventia vidi, guaegue agitatione variorum minutis- 
»Simorum organorum (guae aliguantulum extra testes proferebant guae- 
»gue eas esse censebam partes, guas ostreorum barbas vocamus) jam 
»tantum in agua excitabant motum, ut jam aliguo modo celeriter in agua 
»natando progredi possint.«< — Ex loco illo, ab E. H. Weber. (I. c. 
p. 420) jam allato videtur elucere, fieri potuisse, ut auctor ille particulas 
ovarii libere se moventes vidisset, nec minus clare atgue egregie poly- 
porum adultorum motum vibratorium describit et infusoria minora €0 
ipDSO in os ingredi vel impelli demonstrat. (Epistolae physiologicae super 
compluribus naturae arcanis. Delphis. 1719. 4. p. 66.)  Ouin libere mo- 


*) Primae enim editioni haec epistola deest, guum novissimae, dguae insint litte- 
rae XVIII. Kal. Sept. Sint datae. 


290 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


veri ovula polyporum, gui primus observavisset, noster fuisse videtur. 
»Cum animalculum aliguamdiu et ad lassitudinem usgue fixis oculis con- 
»tuitus essem, compluries et continuatis vicibus adverti, auoties animal- 
»culum istud corpusculum suum e theca evolvebat et rotatam denticula- 
»tamaue machinam in gyrum Circumvertebat, toties ex perspicuo guodam 
»sive pellucido loco in conspectum prodire particulam dguandam rotun- 
»dam et adeo parvam, ut, nisi contentissime advigilaretur, inobserva- 
»bilis esset. Praeterea adverti hanc eandem particulam mole paullatim 
»augescentem rapidissime rotari Circa suam axem et loco suo constan- 
»ter inhaerere; usgue dum animalculum magna corpusculi sui parte re- 
»gressum esset in thecam. Tum enim animalculum eam, guam dixi, ro- 
»tundam gyratamgue particulam locabat in margine thecae seu pyxidis 
»suae ataue ita theca ipsa globulo uno auctior excreverat.«< 


S 9 
1748. 
Bohadsch. 

Bohadsch (de animalibus guibusdam marinis. Úbers. von Leske 
1776. 4.) sepiarum embryones in ovis contentos moveri vidit; (I. c. 
p. 155. 157.) guem vero motum automaticum esse negat (I. c. p. 157.) 
Haud dubie animalia, guae Curculiones vocat (1. c. p. 157), embryones 
rotantes fuerant. Ouare eorum, gui embryonum rotationes vidissent, ter- 
tius jure meritogue dici potest. 


RNemmpor nm Series. 
1755—1802. 
Blbs=Steinbiuch: 


S 10. 
B 4020: 
ERMGST DC IHAPE Me- 

J. Ellis (essai sur Vhistoire naturelle des Corallines. Traduit de 
VAnglois. A la Haye. 1756. 4.), polyporum plurimorum motibus fusius 
descriptis atgue enarratis (p. 19. 21. 28. 31. 35. 38. 41. 44. 97. et m. a. l.) 
singularem illam observationem ovorum libere se moventium addidit. 
Ouam aui confirmat locus, a Grant (Ann. des sc. nat. Tom. XII. p. 53. 
Froriep's Notizen 1828. No. 329. p. 323.) jam citatus hic est. Tractat 
enim diligens ille mercator Anglus operis sui Cap. XII. »de la maniěre, 
»dont les animaux des Corallines vésiculeuses se multiplient avec guel- 
»gues autres decouvertes microscopigues, faites au mois de Juin 1755.« — 
Comitibus Dr. Schlosser et Dom. Ehret in polypi specie, Filo maris 

nky 


291 


J. PURKYNĚ: 


dicta, ovis adcuratius observatis »Nous decouvrimes,< inguit (I. c. p. 116. 
117.) »dans dautres vésicules, gue ces oeuís commencoient, A sanimer; 
»ils nous parurent Čtre évidemment de jeunes Polypes vivants, gui de- 
»plovoient dans un ordre circulaire les griffes, gui partoient de leurs 
»tětes, comme dans les autres polypes. Pendant gue nous étions occu- 
»pés A les examiner, nous en vímes guelgues-uns, gui s'étant detachés, 
»tombérent au fond du verre plein d'eau, oů nous les avions mis; ils 
»commencérent ensuite a se mouvoir et a Sétendre de la méme maničre, 
»gue les Polypes deau douce.« — Cavolini (Abhandlungen iiber die 
Přlanzenthiere des Mittelmeeres iúbers. v. W. Sprengel. 1813. 4. p. 56.) 
et Grant (I. c. p. 54.) non polypis similia corpora illa fuisse, sed poly- 
porum ova vera, iure meritogue adfirmare videntur. 

J. Chr. Schaeffer (die Blumenpolypen der siissen Wasser beschrie- 
ben und mit den Blumenpolypen der salzigen Wasser verglichen. 1755. 
4. p. 13.) motus, aui tubuli initio vel fine in agua moventur, a Leeuwen- 
hoeckio  (epist. physiol. 1719. 4. p. 66.) jam cognitos, satis clare de- 
Scripsit et icones pro temporum ratione laudandas fidasaue (Tab. I. II.) 
adiunxit. 


ili 
1762. 1766. 1769. 
Baster! Ledermiller. Pallas: "Spallanz'amn 


v 


J. Baster (Opuscula subseciva 1/62. 4.) Mytili edulis animalculis, 
tamguam spermatozois, descriptis (I. c. Tom. I. p. 106.) de parvis My- 
tilis vix natis »intestinorum< inguit (l. c. p. 108.) »et linguae inprimis, 
»guae ne intra testas guidem umaguam guiescat, motum summa voluptate 
»contemplari licebat.« Ouem motum ex parte esse vibratorium, dubitabit 
nemo. Denigne »ostrearum recens natarum, guando vitro concavo, cui 
»aguae marinae aliguantulum infusum est, imponitur celerime natandi 
»facultate gaudere et undulato guidem branchiarum tunc parum e testis 
»exsertarum motu,« refert (I. c. T. II. p. 146.). Ceterum ultimus hic locus 
jam a Cavolini (Abhandl. iiber Pflanzenthiere ibers. v. Sprengel p. 51.) 
est indicatus, duobus tantum adjectis erroribus: 

1. guod auctor non Baster, sed Basta vocetur. 

2. auod opera ejus loco nominis opp. subseciv. opp. subst. no- 
minentur. 

M. F. Ledermiiller (Microscopische Gemiiths- und Augenergotzung. 
Nachlese. Erste Sammlung. 1762. 4.) primum, dgui ante se de polypis 
scripserint, recenset (I. c. p. 139—141.), de guorum igitur animalculorum 
vibratione L. B. curiosum, ne nimio plus hic referamus, haec relata ad- 
gredi iubemus. Describens vero animalculum guoddam microscopicum, 


292 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORI CONTINUI ETC. 


forsitan crustaceum (I. c. p. 140. sag.), motus vibratorii ciliis effecti men- 
tionem exactam facit (p. 142.). 

P. S. Pallas (Elenchus Zoophytorum. 1766. 8. Charakteristik der 
Thierpilanzen iibers. v. Wilkens und herausgegeben von Herbst. 1787. 4.) 
succinctam completamaue opinionum omnium de natura zoologica aut ve- 
getativa zoophytorum prolaturus (1. c. Tom. I. p. 37—46.) historiam mo- 
tus saepissime refert, singulasaue species describens (1. c. Tom. I. p. 96. 
123. 137. e. s. pl.) iterum adnotat. Denigue spongiarum poros aperiri 
claudigue secundum Ellis (Acta. Angl. Vol. 53. p. 432.), adsentiente, ut 
videtur, Jussieu (Act. Gall. 1742. p. 293.) contendit (I. c. Tom. II. p. 213.). 

Spallanzani (Physikalische und mathematische Abhandlungen. 1769. 8.), 
infusoriorum ventriculis permultis (?) jam descriptis (p. 127—131) e tri- 
tici infusione sumptorum animalculorum haec refert (1. c. p. 132.): »Als 
»etwas sonderbares und neues sah ich, dass aus den áusseren Theilen 
»des Leibes ringsherum, gleichsam wie ein Kranz von Fáden oder lan- 
»gen Spitzen herausging. Diese Spitzen fuhren mit solcher Heftigkeit 
»aus dem Kórper heraus, dass dadurch eine leichte Erschiitterung in der 
»wássrigten Materie entstund.« (1. c. p. 133.). 


S 19. 
1 
OE M ubbe r. 


Otho Fridericus Miller, systematico indagini plus, guam physiolo- 
gico incumbens, motum vibratorium minus, guam alii, respexisse vide- 
tur. Tamen animalcula microscopica descripturus (Vermium terrestrium 
et fluviatilium succincta historia. Pars I-III. 1774. 4.) multis locis (p. 71. 
96. 130. e. s. pl. (cilia vibrantia infusoriorum, a Leeuwenhoeck (Arcan. 
natur. p. 22. p. 255. etc.) jam cognita, denotat et characteribus generum 
vel specierum adplicare studet; negue minus in Zoologiae Danicae seu 
animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notarum descriptioni- 
bus et historia 1777. fol. idem ex parte facere pergit (1. c. p. 44. 45. etc.). 
Hydram explicaturus (Vermium terrestrium ete. P. III. p. 17.) motum in- 
vocat »velocissiimum minoremaue et minimum Tubulariarum< (1. c. 
p. 16—19.). Ouae autem de Medusa'aurita refert (Zoolog. Danic. etc. p.51.), 
num huc pertineant nec ne, non diudicemus. Haud dubie vero »dguod 
»tentacula annulorum abrupta incauto animalcula motu vitali simulantia 
»facile imponant« (p. 51.), motu vibratorio efiicitur. Negue vero ullibi 
singularis nostri phaenomeni explicationem invenimus, guamvis opus 
ilud praeclarum, ignis vi infesta rarissimum, de animalculis infusoriis 
scriptum, nulla umauam copia fuisset comparandi. 


12 


J. PURKYNĚ: 


S33 
VECÁTA oman Uf beji (* 
Gleicheu"Boitana E 1elot m: 

A. Gleichen (Abhandlung iiber die Saamen- und Infusionsthierchen. 
Niirnb. 1778. 4.) vorticem et adtractionem globulorum e Vorticellis fusius 
deseribit (cp. 15%) 

J. Fontana (traité sur le venin de la vipěre. Vol. I. II. Florence 
1781. 4. in's Deutsche ibers. Berl. 1787. 4.) Furculariae organa rotatoria 
non veras esse rotas, sed »brachia mobilia minima« demonstrat (I. c. 
p. 59.), motum cum rota s. d. ignea comparans. Negue corpuscula motu 
vibratorio in Corpus ineuntia ignorat (I. c. p. 60.). 

J. C. Eichhorn, adcuratas suas de animalculis aguaticis observa- 
tiones expositurus (Beitráge zur Naturgeschichte der kleinsten Wasser- 
thiere 1781. 4.) motum vibratorium polyporum et afiinium animalium 
tamauam ciliis effectum monet (l. c. p. 21. 22. 23. 25. 27. 29. 30. 31. 38. 
44. 45. 52. 59.) Denigue in larva aguadam insecti aguatica motus vestigia 
observasse videtur (l. c. p. 81.). 


Sn Z 
1785. 
Grav in“ 


Philippus Cavolini (Memorie per servire alla storia dei polipi ma- 
rini. Napoli 1785. 4. Abhandlungen iiber die Pílanzenthiere des Mittel- 
meeres. Aus dem Italienischen iibesetzt von W. Sprengel. Niirnberg 
1813. 4.), postauam tentacula Gorgoniae verrucosae fusius descripsit 
(I. c. p. 4 sag.), cutem externam, ciliorum fasciculis discretis verosimi- 
liter obsitam delineavit (1. c. tab. I. fig. 10.) generationigue huius ani- 
malis guam adcuratissime indagandae studuit (1. c. p. 8.); sacci ovula 
continentis forma proposita, nulla cilia effinxit (tab. I. fig. 6.). Sed ad- 
curatiora et latioria cum de Madrepora calyculari L., tum de ovorum 
exitu referuntur (l. c. p. 23.): »Als ich am 25. May 1784 eine Gruppe 
» Madreporen, die ich in einem Glase hatte, untersuchte, bemerkte ich 
»mehrere, hoch scharlachrothe, im Wasser umherschwimmende Kůgel- 
»chen. Ich heftete meine Blicke auf die Madreporen selbst, um zu er- 
»fahren, ob sie vielleicht ihnen zugehorten und wirklich entdeckte ich 
»eine, die in drei Kanálen dicht unter der Oberiláche sechs solcher Ků- 
»gelchen enthielt, wie ich wegen der durchsichtigen Oberhaut sehr deut- 
»lich sehen konnte.« — Inseguenti anno repetitis observationibus et auc- 
tis, eadem confirmavit loguutus (l. c. p. 47.): »Eine kleine, hochstens 
»6 Zoll lange Gorgonie brachte in Zeit von einer Stunde auf 70 Eier 
»hervor, die im Wasser herumschwammen und endlich an die Ober- 


294 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


»fláche des Gefásses kamen« pergitaue (1. c. p. 48.), »Kaum aber hatte 
»ich das Ei einige Momente betrachtet, so entiloh es, obgleich das Mi- 
»croscop fest stand, meinen Augen, und als ich es durch Bewegung des 
»Glases wieder zu Gesichte bekam, hatte es keine Gestalt verándert 
»und befand sich, so viel ich mit der Linse Nr. 64 wahrnehmen konnte, 
»in einer bestándigen, schnellen Bewegung.«< 

»Vom Microscope kehrte ich zum Gefásse zurick, wo sich alle 
»Eier in einer geordneten Reihe mit dem dickeren Ende an den Rand 
»des Gefásses angelegt hatten, so dass sie, wie ein Schwarm von Blatt- 
»láusen, die an einem Aste sitzen, erschienen. Ich fing an, sie mit einer 
»Nadel umzustossen und indem sie bald hierher, bald dorthin schwam- 
»men, veránderten sie ihre Gestalt auf eine bewunderungswůrdige Weise, 
»indem sie von der ovalen Form bald in die eines Kůirbis, einer Birne 
»und einer Feige iibergingen, dann kuglich wurden und dann nach kur- 
»zer Zeit wieder stufenweise durch dieselben Formen Zur ersten ova- 
»len gelangten. Alle schwammen aufsteigend im Wasser umher und, 
»wenn sie die Oberfláche erreichten, so fuhren sie sogleich in horizon- 
»taler Richtung dem Rande zu. Das Aufsteigen geschah mit einer Art 
»wurmfórmiger Bewegung; der horizontale Gang aber, indem sie sich 
»auf eine eigene Weise mit der zugerundeten Seite zuerst iberschlugen.«< 
Ci. etiam I. c. p. 60. Denigue p. 50: »Die Eyer der Madrepore boten, 
»sobald sie vom Mutterstamme getrennt waren, dieselben Erscheinun- 
»gen dar, die ich bei der Gorgonie umstándlich beschrieben habe.< — 
Eadem de Sertularia ramosa refert (1. c. p. 80.) 

Praeterea excellens ille scrutator alia citat motus vibratorii ge- 
nera et ex aliis iisgue ante magnam annorum seriem praegressis ob- 
servatoribus. (1. c. p. 51.): »Auch in der Klasse der Wiirmer finden sich 
»Beispiele von Eyern, die nicht als wirkliche Thiere vom miitterlichen 
»Kórper ausgegangen, dennoch einer willkihrlichen Bewegung geniessen. 
»Die Vermiccharia marina des Imperati (Hist. nat. p. 732.), von der man 
»vorher nicht wusste, wohin sie gehórte, ist das Erzeugnis des Lepus 
»marinus (Bohadsch de auibusdam animalibus marinis p. 27.). Die oben 
»erwáhnte Serpula Caraco befestigt an ihrer Róhre sackfórmige Grup- 
»pen von Eyern, welche sich willkiihrlich bewegen. Die Toetus der Ostrea 
»edulis, die sich unter mehreren Klippen in grósseren Massen findet, 
»bewegen sich nach Basta (Opusc. subst. Tom. II. p. 146.) im Uterus 
»der Mutter schon mittelst ihrer Kiemen sehr schnell und nehmen, wenn 
»sie geboren sind, durch diese Kiemen allemal ihren Wohnplatz unter 
»den Klippen ein.«< Denigue fere omnium polyporum adultorum motibus 
suis locis descriptis, mechanismum, guo motus vibratorii ope animalcula 
infusoria capiantur, e Sertularia refert. (1. c. p. 40.) — 


— 


4 


O1 


J. PURKYNĚ: 


S 15. 
195. 
E04 


G. X. Poli (Testacea utriusaue Siciliae eorumaue historia et ana- 
tome. Tom. II. 1775.) (primum enim tomum comparare nos non potuisse 
iure dolemus) pluries verosimiliter motum vibratorium viderat. Fieri fa- 
cile potest, ut illa de Venere Chione dicta (1. c. p. 87.) ad eum sint re- 
terenda. De Mytili edulis branchiis, animalculis ovarium habitantibus de- 
scriptis (1. c. p. 200.) haec refert (1. c. p. 201.) »Videbatur humor ex- 
»currere per canales labiorum transversos, guos infra indicabimus, motu 
»ultra fidem pertinacissimo, adeo ut tumultuose ebullire adpareret ad 
»modum undarum transversim progredientium ac se mutuo successive 
»prementium.« Non circulationem, sed motum fuisse vibratorium id, guod 
viderat, verosimili est majus. Testem nominamus Sharrey, gui eandem 
hallucinationem facile fieri posse non iniuria contendit. (Froriep's Noti- 
zen. 1830. Nr. 630.) | 


-r 


Hemporum Series: 
1802—1834. 
$ 16. 
1802. 
SMLTOR bien 


Joh. Georgius Steinbuch peculiari libello. (Analecten neuer Be- 
obachtungen und Untersuchungen fiir die Natůrkunde. Fiirth. 1802. 8.) de 
motu vibratorio in polypis amphibiorumgue larvis obvio singularibus 
duobus capitibus agit. Ouorum primum inscribitur: »Beobachtungen 
»iber den Larvenzustand, vorziůglich iiber das Athmen der jungen 
»Stumpfeydechsen.« (I. c. p. 24—88.) Per branchias extra corpus proten- 
sas respirationem tamguam peculiare guoddam respirationis genus con- 
templatus (1. c. p. 26.), vasorum minimorum retibus adcuratius descriptis, 
motum vibratorium teleologico guodam, ut ita dicamus, consilio fretus 
et, moleculas cum branchiis contiguas, respirationi non amplius aptas 
ilico removendas esse, opinatus enarrat. (1. c. p. 46.): »Wenn man bei 
»der vollkommensten Ruhe des Thieres, bei gánzlicher Ruhe der Kiefen 
»und des im Objectelase befindlichen Wassers den beschriebenen Kreis- 
»lauf im Microscope betrachtet, so bemerkt man, dass kleine in dem 
»Wasser schwimmende, durch's Microscop sichtbare Kórperchen, kleine 
»Infusionsthierchen u. dgl. von allen Seiten her pfeilschnell auf die Ober- 
»fláche dieser Kiefen hin und mit gleicher Geschwindigkeit plótzlich von 


296 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


»dieser Oberfláche wieder abfahren.« Praeclaregue addit (1. c. p. 47.): 
»Der denkende Beobachter findet sich bei Entdeckung dieses Phánomens 
»noch weit mehr in Verwunderung gesetzt, als zuvor bei Entdeckung des 
»beschriebenen, so sehr in die Augen fallenden Blutlaufs.« — Motus in- 
dolem explicaturus auodgue corpusculum velocitate semper aucta bran- 
chias aggredi, linearum aliguot distantia usum instar fulguris advehi, et, 
simulataue tactus esset factus, velocitate iterum minuta revehi, dum, in 
aguae spatio dguiescat, explicat (1. c. p. 48.). Eundem esse adgressus, 
auam regressus angulum, latere anteriori acutum posteriorigue obstusum 
adnotat (I. c. p. 49.), guo fiat, ut obliguo tramite progrediantur corpus- 
cula (I. c. p. 50.) Ouamvis corpuscula varia simul ratione moveantur, 
tamen ab exteriori posteriorigue parte ad centrum omnium commune 
fluxum guasi esse principem, a virium contrariarum diametro profectum 
(I. c. p. 52.). Negue in branchiarum particulis discretis motum illum de- 
esse (I. c. p. 54.). Ouin eae ipsae planetarum instar moventur: »In ei- 
»nem gleichartig lebhaften Gange bewesten sich diese kleinen Kiefen- 
»theile in bestimmten Richtungen durch den weiten Wasserraum des Uhr- 
»glases ununterbrochen umher. Ein jedes derselben beschrieb durch die 
»Art seiner Bewegung eine Bahn, welche ihrer Form nach mit der jáhr- 
»lichen Bahn des unseren Planeten, die Erde, begleitenden Trabanten, 
»des Mondes, iibereinkommt.« — Singulae partes eandem tenuerunt di- 
rectionem (I. c. p. 55.). Ouod minores illae moveantur partes, varium 
pondus specificum caussam esse habendam. »Die kleinen abgeschnittenen 
»Theile waren in diesem Falle die kleinere zu bewegende Masse und 
»ihr mit dem specifischen Gewicht des Wassers, worin sie schwammen, 
»iibereinstimmendes specifisches Gewicht, gab ihnen einen so hohen Grad 
»von Beweglichkeit, dass sie, anstatt zuvor die umgebenden Theilchen 
»von aussen anzuziehen, jetzt vielmehr diesen entgegengingen.« (1. c. 
p. 55.). Motum vero primigenum in agua cieri ex eo elucet, guod in 
mera agua particulae rotentur, guod agua, nec particulae, respirationis 
sint materiae (I. c. p. 57.). Evanescentibus branchiis, motus minuitur, 
dum cum branchiis ipsis evanidus reddatur. (1. c. p. 51.). Oui vero mo- 
tus non una omnis vice sistitur, sed singulis locis, gui ambitu semper 
augeantur (p. 62.). Nec fixi ii sunt, sed nunc hac in parte, nunc in illa 
reperiuntur (I. c. p. 63.) Oui jam cesserat motus, irritamento guodam 
V. c. concutione, acu, suis seta etc. iterum excitatur (p. 66.) Hlunc guam- 
vis a physicis caussis derivare conetur, tamen adesse cilia opinatur 
(I. c. p. 73. et p. 95.), guod eadem phaenomena in infusoriis ciliis effi- 
ciantur (1. c. p. 74.). Ouae omnia de Lacerta palustri. In ranarum larvis 
eadem occurunt, minora tantum et debiliora (1. c. p. 74.). Negue bran- 
chiarum in corpus retractarum superficies vibrat (I. c. p. 75.) negue 
aguae partes motus vibratorii ope ullo modo in ačreas partes mutantur 


297 


jm. 


1 


-I 


J. PURKYNĚ: 


(l. c. p. 78.). In novis vero et reproductis branchiarum partibus motus 
vibratorius ordinate succedit (l. c. p. 85.). 

In altero tractatu inscripto: »Beobachtungen iiber das Vermogen 
»des Federbuschpolypen, das ihn umgebende Wasser in Bewegung zu 
»setzen« (1. c. p. 89. sag.) motum vibratorium a Trembley (Abhandlun- 
gen zur Geschichte einer Polypenart des siissen Wassers iibers. v. Gótze. 
1775. 4. p. 289.) Rósel (Insektenbelustigung p. 458.) et Miiller (Verm. 
terrestr. et fluviatil. historia. Vol. I. P. II. p. 16.) al. jam descriptum ex 
ore, ut aligui proposuerant, egredi jure negat (1. c. p. 91.), eundemaue 
esse, guem in branchiis larvarum repererit, adfirmat. Eadem ratione 
particulae descissae in agua rotantur, Cilia tenuissima, sibi maxime ad- 
propinguata, tamaguam organon rotatorium, post multum laborem operam- 
ague observavit (I. c. p. 94. tab. I. fig. 5.); motu vero vibratorio parti- 
culas minimas in corpus invehi negat (I. c. p. 96.). 


SU. 
1805. 
Te sis: 


Tilesius (De Corallio singulari maris orientalis ejusaue organo la- 
pidifico in Mém. de ' Acad. impériale de St. Petersbourg. Tom. x. 1826. 
4. p. 322. sgg.], Milleporae rosseae motibus relatis (1. c. p. 325.), de ge- 
neratione hujus animalis loguutus (p. 328.), ut Meyen (Rob. Brown's 
verm. Schr. 10. p. 461.) jam refert, motus liberos ovorum describit. 
»Vita«, inguit (I. c. p. 329.), »praeditos fuisse (sc. globulos), ex motu 
»conclůdo, guo cum sensim celeriori et formam mutanti in circuitum re- 
»petitum per aguam natarunt, fundum denigue petentes formam hemi- 
»sphaericam induere videbantur et ambitu augeri.«< Haec omnia anno 1805 
observata essse ex iconibus additis (Tab. xx.) elucet. 


S 18. 
18121813: 
Diu "mr:ochet: 


Du Trochet (Recherches sur les Rotiféres in Ann. du Muséum d'hi- 
stoire naturelle. Tom. xrx. 1812. 4. p. 355. sag.) eorum, gui motum vi- 
bratorium eandem semper tenere directionem negassent, sed rariori in 
casu in contrariam etiam abire confirmassent, primus, rotiferas descri- 
bens, esse nobis videtur (I. c. p. 358.) et cum vortices motu rotatorio 
in agua efiectos, tum ejus ope factam rotationem animalis ipsius accurate 
describit (I. c. p. 363.) analogiamgue cum polyporum phaenomeno agno- 
vit (I. c. p. 364).  Atgue etiam motum guendam ovi observasse videtur 


298 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


loguutus (I. c. p. 365.): »Légérement jaunátre et trěs transparent, il agi- 
»toit lentement, mais sans changer de place, ni presgue de forme.< — 
In alia guadam Rotiferi specie aliud rotationis genus his verbis describit 
(I. c. p. 368.): »D'autres fois animal rentre en entier son pavillon en 
»laissant seulement dehors sa roue, dont la circonférence est diminuée 
»de plus de moitié et dont les dents transformées en bras s'agitent et 
»vibrent avec rapidité sans aucune rotation. Par ce nouveau mécanisme 
»animal forme un tourbillon plus petit, aue celui, gu'il produit par le 
»moyen de la rotation de sa roue.« — Rotiferum Leeuwenhoekii motu 
vibratorio alimenta capere contendit (1. c. p. 3783.). 

Idem auctor anno inseguenti (Sur le méchanisme de la rotation 
chez les Rotiféres in Ann. du Muséum. Tom. XX. 1813. 4. p. 469 saa.) 
mechanismum rotationis explicare studuit (I. c. p. 470—473.), guae res 
aguum sine figurarum additarum copia intelligi non possit, tractatum 
ipsum, L. B., ut adgrediaris, orare Te coacti sumus. 


$ 19. 
1815. 
Stiebel. 


Salomo Stiebel (Diss. inaugur. sistens Lymnaei stagnalis anatomen. 
Goetting. 1815. 4.) mirabilem illum rotatorium embryonum motum, gui 
inde a sexto ad septimum diem incipiat, describit (1. c. p. 39.). Volun- 
tarius capitis motus et corporis rotatorius duodecimo die reperiuntur 
(p. 39.); guem rotatorium cum planetarum viis comparat (1. c. p. 40.). — 
Sermone vernaculo Germanico eadem eodem anno repetuntur. Meck. 
Ache I. Eleit. 3. p. 424; 425. 

Novas anno post observationes de Lymnaei generatione communi- 
cans (Meck. Arch. Bd. II. Het 4. p. 357. saa.) infusoria in ovis contenta 
describit, auae libere moveantur et continuo circa axin volvantur (1. c. 
p. 560.). Ouae num moleculae fuerant ab embryone descissae? In rota- 
tionis motus solis lucem influere contendit (I. c. p. 561.) 


S20. 
1816—1817. 
Brman. 

Erman (Wahrnehmungen iiber das Blut einiger Mollusken in d. Ab- 
handlungen der kónigl. Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus den 
Jahren 1816. 1817. Berlin 1819. 4. p. 199. saa.) in bivalvorum tentaculis 
motum vibratorium, aliarum jam descriptarum observationum ratione 
non habita, observavit nec cům Circulatione sanguinis cohaerere bene 
monuit. Phaenomenon ipsum. conditionibus  hygroscopicis  fundatum 


299 


© 


J. PURKYNĚ: 


autumat (I. c. p. 214.). Minus autem, guae dicuntur, caetera (cf.. G. R. 
Treviranus verm. Schrift. Bd. III. p. 241.) probanda esse videntur, ex 
gr. guod post horas aliguot motus sistat, et, infusa agua, denuo incipiat; 
guod in particula primum per lucis flammam exsiccata denuoaue irrigata 
augeatur e. s. pl. Denigue corpora permulta rotunda, vesiculosa e sulcis 
tentaculorum exiisse dicuntur, dguae primis momentis motum guendam 
rotatorium circa sulcorum orificia, sectione orta, effecerint, tum vero 
ratione spontanea per aguam sint mota. Moleculae hae viventes, guo 
magis egrederentur, e0 magis motus vibratorius cessit negue igitur du- 
bium esse opinatur, guod horum motuum caussa in illarum molecularum 
motibus sit posita ac guaerenda. Phaenomenon nostrum in branchiis, 
pallio pedegue reperiri iniuria negat. Relationis vero fini verba haec vera 
imponit (I. c. p. 215.) »Die durchgángige Constanz des Phánomens, ver- 
»bunden mit dem fast ausschliesslichen Vorkommen der Molekeln in 
»diesem Organ, scheint mir die Vermuthung zu begriinden, dass nicht 
»ein blosser, gleichsam zufálliger Parasitismus von microscopischen 
»Entozoen hier Statt finde, sondern dass die Bedeutung wichtiger und 
»eingreifender sich ergeben werde.«< 


S21. 
1818—1820. 
Gruithuisen. Treviranus. Schweigcer. 


Gruithuisen (Physiologische und physiographische Bemerkungen 
iber microscopische Thiere etc. in Salzb. mediz. chir. Zeit. 1818. IV. 
p. 222 saa.), Volvocis sphaerulae ciliis vibratoriis permagnis commemo- 
ratis, Confervae guininae (verosimiliter false sic determinatae) cornua 
(I. c. p. 223.) et spermatozoa ciliorum opera progredi refert (l. c. p. 237). 
Planariarum cilia eo loco, guo difiluunt, moveri adhuc (I. c. p. 286.) 
observavit; limacum vero embryones in ovis progressos pro infusoriis 
haberi (I. c. p. 382.) voluit. Anno inseguenti idem auctor (Salzb. mediz. 
chir. Zeit. 1819. II. p. 447.), motum vibratorium in branchiis caudague 
larvarum ranae conspiciendum describit, guo idem effici adfirmat, guod 
in infusoriis ciliis vibratoriis perficiatur. — 

G. R. Treviranus (Ueber anatomische Bewegungen der organischen 
Elemente gewisser Organe der zweischaaligen Mollusken in d. Verm. 
Schrift. Bd. III. p. 234.) cum Mytili anatini branchiarum, tum partium 
minutissimarum descissarum motum vibratorium, guem spiritu vini vel 
exsiccatione organi sistere refert (I. c. p. 239. 240.), fusius describit. 

A. F. Schweigger (Beobachtungen auf naturhistorischen Reisen. 
Berlin 1819. 4.). variis de natura coralliorum expositis sententiis (p. 1—7.), 
spongiarum contractiones, ab Aristotele, Aeliano, Plinio, Imperato, 


300 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


Gessner, Linnaeo, al. enarratas cum Rondelet, Spallanzani, Cavolini, 
Lamouroux, Bosc, Peron al., propriis suffultus observationibus denegat 
(p. 32.). Foramen Spongiae coronatae longis tenuibusgue ciliis obsitum 
esse (1. c. p. 80.) exponit. Motum ovorum liberum, e Cavolini tractatibus 
sibi notum, cum phaenomeno illo comparat, guod ulvae et confervae in 
infusoria discedant, (1. c. p. 90. 91.) guae res secundum nostras observa- 
tiones Talsissima est. 

In libro illo de naturali evertebratorum animaiium historia conscripto 
posteriorigue anno edito (Handbuch der Naturgeschichte der skelett- 
losen, ungegliederten Thiere. Leipzig. 1820. 8.) idem ille auctor Rotato- 
riorum motum vibratorium secundum Dutrochet explicat (I. c. p. 300), 
Trichodarum vero, Keronarum al. cilia cur immobilia vocet (l. c. p. 301.) 
nescire nos fatemur. Negue respirationi, sed alimentorum captui esse 
rotationem censet (1. c. p. 303.). De polyporum ovis libere natantibus 
eadem, guae opere priori, iterum refert (I. c. p. 359.). Negue vero mo- 
tus vibratorii in molluscis obvii mentionem facit ullam. 

1821. 1822. 
Agardh. Gruithuisen. Joh. Miůller. 

C. A. Agardh (Beobachtungen einer der Zauberkraít hoherer Thiere 
ahnelnden Erscheinung bei Infusorien in Nov. Act. Ac. Caes. Leopold. 
Tom. X. 1821. 4. p. 127 saa.) motum rotatorium vorticellarum, guo mi- 
nora infusoria capiuntur, cum mirifica illa serpentum vi Comparare stu- 
det (p. 135.), guam rem saeculo antecedenti Wrisberg (de animalculorum 
infusoriorum satura. 1765. 8. p. 63.) jam opinatus fuerat. 

Gruithuisen (Die Branchienschnecke und eine aus ihren Ueberre- 
sten hervorwachsende lebendig gebár. Conferve in Nov. Act. Ac. Nat. 
Cur. X. p. 137 saa.) cilia motoria (vel. vibratoria) e Valvata sua bran- 
chiata describit. (I. c. p. 441.) et depingit (I. c. tab. xxvrur. fig. 5. 6.) 

Joh. Miller (Diss. sist. commentarios. de phoronomia animalium. 
Bonnae 1822. 4.), guamvis de zoophytorum et protozoorum motibus lo- 
auutus motus vibratorii mentionem nullam faciat (I. c. p. 41.) tamen stu- 
duisse se probat (1. c. p. 5.) »ut a vitae incunabulis et primordiis, ab 
»initiis vibrationum materiae animalis oscillantium exortus per phytozoa, 
»mollusca, polymeria, insecta, pisces, amphibia et altiores animalium 
»gradus ideam motus organici produceret.« — 


$ 238. 
1823. 1824. 
bbíse CGCarus. Bell Rosenthal Prevost 


Hugi (Isis. 1823. p.213. 214.) motum rotatorium embryonum Lymnaei 
stagnalis fusius describit. 


21 


2 


DI 


J. PURKYNĚ: 


Carus (von den áusseren Lebensbedingungen der weiss- und kalt- 
*bliitigen Thiere. 1824. 4.) motum in ovo rotatorium primarium cosmicum 
vocat (l. c. p. 60.). Incipere enim auarti diei initio et tempestate clariori 
lumine solis concentrato, prius incipere et incipientem augeri contendit 
(I. c. p. 61.). Die guinto vel sexto septem vel octo rotationes per sexa- 
gesimam horae partem peragit. Adesse vero praeter motum rotatorium 
progressorium guendam motum linea spirali iterum in se recurrenti 
usum (I. c. p. 62.) Ouem per longissimum tempus ibi durare, guo ince- 
perat, i. e. in fine hepatico (I. c. p. 63.).  Denigue spiralem hepatis et 
testae conformationem ab eo deduci confirmat (1. c. p. 64.). 

Th. Bell (Zoological Journ. Vol. I. No. 1. Isis 1829. p. 1315. 1316.) 
motum pulvisculi in agua, in gua spongiae insunt, vidit, guamvis ipsa- 
rum spongiarum contractionem illam habuisset. 

F. Rosenthal (Beitrag zur Anatomie der Ouallen in Tiedemann und 
Treviranus Zeitschrift. Bd. I. 1824. 4. p. 318 seg.) singulas Medusae 
auritae particulas descissas continuo moveri (1. c. p. 321.) et ova recta 
via progredi regredigue, nulla mutata forma, (l. c. p. 328.) enarrat. 

Prevost (De la generation chez les Moules des Peintres in Mém. 
de la Societé de Physigue et d'hist. naturelle de Géněve. Toi. III. Part I. 
1825. 4. p. 121.) partes vibrantes ovarii Myae pictonum pro animalculis 
spermaticis habet (I. c. p. 123.). 


$ 24. 


1825—1827. 
Dutrochet Garus. Grant. Home., Baer. Raspail ievden. 


Dutrochet (L'agent immédiat du mouvement vital. 1826. 8.) motus 
Spongillae haud dubie vibratorios fusius describit (I. c. p. 179. 180.). 

Carus, continuatis observationibus (Neue Beobachtungen iiber das 
Drehen des Embryo im Ei der Schnecken. Im Sommer 1825 und 1826. 
Im"Nove. Act 1Acad. Caes.11*C"Nat "Gurmos. VOL 2 p 703saa) 
motum rotatorium e Paludina vivipara refert (I. c. p. 766.). Embryonem 
e chorio exemptum libere moveri viderat, guamvis vivens adhuc animal 
post sexagesimas aliguot guiescat et ipse ille motus minus sit regularis. 
Parietem igitur chorii in motum ipsum habere influxum (I. c. p. 768.) 
opinatur. Praeterea regularis guidam albuminis ad certa embryonis 
puncta, guibus motus rotatorius efficitur, adfluxus adest (I, c. p. 769.). 
Ouod phaenomenon cum aguae influxu per orificia pallii efiluxugue per 
annum anadontarum jure comparat, cuius nihil aliud esse vim, guam 
adtractionem et repulsionem, cum ab omni embryone, tum a singulis 
eius partibus in albumen efiectam, gua vortex oritur, gui embryonem 
vix visibilem rotare possit (I. c. p. 771.), existimat. 


302 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


Grant (Cf. Isis. 1832. p. 1236 saa. Froriep's Notizen. 1826. No. 279. 
p. 225.) fusius adcuratiusaue aguae fluxu et refluxu per poros et canales 
Spongiae paniceae descripto (l. c. p. 228.), Schweigger, dui contraria 
ediderat, refellit, propria de libero ovorum motu, guae Ciliis vibratoriis 
muniantur et moveantur, observatione addita (I. c. p. 229.). Oui in agua 
macerata jam desiit motus, salina maris agua addita, denuo cietur (l. c. 
p. 228.).  Negue ullam umauam viderat in Spongiis contractionem (I. c. 
p. 229.) indegue haec concludit (I. c. p. 232.): »Wegen dieser ausser- 
»ordentlichen Unempifindlichkeit der Spongien fiir den Eindruck der 
»stárksten, kinstlichen Reizung unter allen Umstánden und wegen des 
»oben angefiihrten Umstandes, dass sich der Kórper derselben wáhrend 
»der Stromungen nicht freiwillig zusammenzieht, fiihlen Wir uns gedrun- 
»gen, diese Function, fiir welche der ganze Kórper des Thieres so be- 
»wunderunswůrdig gebildet scheint, irgend einigen Kráften zuzuschreiben, 
»welche, wáhrend die ganze iibrige Masse des Zoophyten in Ruhe ver- 
»harrt, in bestándiger Thátigkeit sind.« 

Idem auctor (the Edinburgh New philos. Journ. April— July. 1826. 
Froriep's Notizen. 1826. No. 329. p. 321. Isis. 1830. p. 202. Ann. des sc. 
nat. (om. XII, p. 52. Robert Brown's verm. Schrift. iibers. v. Nees. 
v. Esenbeck. Th. IV. p. 448.) egregium de motu libero ovorum Cam- 
panulariae, Georgoniae, Caryophylliae, Spongiae et Plumulariae tracta- 
tum exhibuit. Observata ab Ellis facta eo correxit, guod corpora illa 
non polypi veri sint, sed capsulae pellucidae, tria ova continentes (Rob. 
Brown's verm. Schr. IV. p. 450.). Haecgue ciliis muniri addidit (1. c. 
p. 451.), auibus vibrantibus motus eorum rotatorius efficiatur (I. c. 
p. 454.). Negue umguam posteriori fini rotundato cilia clare viderat. Mo- 
tus nunc relaxatur, nunc augetur negue in ovis dimidiatis deficit (I. c. 
p. 455.). Plumulariae vero ova, aliguo corpore v. c. crini, conferva, 
arenae globulo al. tacta contrahuntur formamaue mutant (I. c. p. 457.). 

De spongiarum guarundam Calcariam carbonicam continentium na- 
tura agens (Froriep's Notizen. 1826. No. 336 p. 85 sag. 1826. No. 338, 
plz sad- No. 375. p. 3 sada. und No. 376 p. 19 sga.) cilia vibratoria 
tenuissima nutritionis, respirationis, locomotionis caussa celerrime mo- 
veri contendit (I. c. No. 375. p. 6.). Particularum descissarum canales 


motus demonstrarunt, nullis ciliis observandis (I. c. p. 7.), guae adcura- “ 


tissime in ovis visa describit (1. c. p. 9.). Vibrationem vero primum 
certo guodam loco, tandemague omni superficie desinere observavit (l. 
ENO a16. p..20.). 

Idem auctor (Ueber das Daseyn und die Bestimmung der Wimpern 
bei den Jungen der Gasteropoden und die Ursache der Spiralform ein- 
schaaliger Schaalenthiere in the Edinburgh Journ. of. Science No. XIII. 
July 1827. Heusingers Zeitschrift fiir die org. Physik. Bd. I. 1827. 8. p. 


303 


W 


J. PURKYNĚ: 


263 sag.) in Buccini undati et Purpurae lapilli embryonibus celerem et 
continuum liguoris amnii in anteriorem corporis partem omni evolutionis 
ovi stadio dirigi viderat motum, guem ciliis in margine duorum proces- 
suum infundibuliformium anterioris corporis partis positis effici micro- 
scopio observavit (1. c. p. 264. 65.). Motum vibratorium primum em- 
bryvonis viventis esse signum, guum non solum motum, sed formationem 
cordis antecedat (1. c. p. 265.). Duos ciliorum circulos in Buccinis neo- 
natis per tempus aliguot adhuc reperiri (p. 266.). Eadem cum in Pur- 
pura tum in aliis se observasse molluscis (1. c. p. 267.). Trochi, Neritae 
al. embryones ciliis longissimis circa axim volvi iisgue ex ovis deinde 
protrudi; guae eadem in embryonibus Dorinis, Eolidis esse observanda 
(p. 267.). Embryones natos celerrime moveri ciliis (I. c. p. 268.). 

Ev. Home (Philos. Transact. 1827. P. I. p. 39 saa. Heusingers Zeit- 
schr. Bd. I. p. 391 sag.) motum rotatorium embryonum Myae descriptum 
secundum observationes Baueri a motu vermis cuiusdam parasitici de- 
»rivat! -—— »but Mr. Bauer's close and persevering examination,< induit, 
»very soon detected the true cause of this strange phenomenon, which 
»was produced by a small worm that had got into the vesicle, and 
»while feeding on the embryo, performed these revolutions, carrying 
»the young muscle round alongh with it, although itselí concealed from 
»the eye of the observer«: (I. c. p. 45.). Anglus num jocet, an somniet, 
nescire nos fatemur. 

C. E. a. Baer (Beitráge zur Kenntniss der niederen Thiere in Nov. 
Act. Ac. Caes. £1C5 Nat: Gur- Vol. xi P- 11 p: 523 sad.) (tractatbus 
annis 1824 et 1825 exaratis, nova multa de animalculis microscopicis 
communicavit. Aspidogastere, in pericardio Anodontae obvio fusius de- 
scripto (I. c. p. 527—555.) aliisaue horum animalium entozois explicatis 
(1. c. p. 556—593.) nomine: chaotisches Gewimmel im Innern der Mu- 
scheln I. c. p. 594 sga. particulas tractat motu vibratorio rotantes, inter 
auas et infusoria limites certos definitosgue esse negat. »Es ist, als ob 
»hier unter den Augen des Beobachters der Muschelleib in seine kórper- 
»lichen Atome zerfiele und ein jedes fiir sich ein besonderes Leben usur- 
»pirte, als sollte Oken's Idee von dem Verháltnisse der Infusorien zu 
»hohern Organismen durch die unmittelbare Anschauung bekráftigt wer- 
»den.« (I. c. p. 595.). — »Alles, was sich rest, bewegt sich aber auf 
»eigenthiimliche Weise und man erkennt eine allmáhlige Abstufung von 
»einer vollkommen entwickelten, freien Lebensregung zu einer streng 
»nothwendigen Bewegungsform und endlich zu einer Bewegung, die 
»durch Leben nicht mehr beherrscht scheint. Die letzten Formen alle 
»aufzuzáhlen, ist vóllig unmoglich; denn sie sind so mannigfach und so 
»wenig bestimmt, dass man, um mit Lichtenberg zu sprechen, sie im 
»Dunklen besser zeichnet, als am Tage«< (1. c. p. 596.). — »So ist hier 


304 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


»iiberall Gradation! In den beweglichen Kórpern selbst allmáhlige Ab- 
»stufung der Selbststándigkeit, — in den Theilen der Muscheln Abstu- 
»fung in der Fáhigkeit, in isolirtes Leben zu zerfallen und in den ver- 
»schiedenen Individuen der Muscheln nach ihrem Kórperzustande (1. c. 
»p. 602.).« — Ouae in ovario s. testi reperiantur, pro animalculis sper- 
matozois nuncupat (l. c. p. 598.), negue motum rotatorium saccorum ge- 
nituram continentium negligit (I. c. p. 648.). In planariis factas observa- 
tiones explicaturus particulam bis repertam commemorat (1. c. p. 711.) 
curvatam, casu ab animali dissecto amputatam, rotatorie se moventem, 
sicuti animalcula illa ex anodontis descripta. 

Raspail (Histoire naturelle de VAlcyonelle fluviatile (Alcyonella 
Stagnorum Lamk.) et de tous les genres voisins (An. 1827.) in Mém. 
de la société d'hist. nat. de Paris. 1828. 4. p. 75. sag.) secunda hujus 
tractatus parte (p. 131 sag.) fusius de motu vibratorio Alcyonellae, mol- 
luscorum et animalculorum infusoriorum agens nova guidem, dguamvis 
non ab omni parte absoluta et perfecta, descripsit. Cilia vibrantia, auia 
mota tantum videantur (guod vero maxime erraneum!), non existere 
(I. c. p. 132. 133.), sed, ut in branchiis Myae conspici possit, partes Ci- 
liis illico obtegi, corpusculis agua suspensis adtractis, adíirmat. Ouae 
eadem videri posse in palpis Myae, vix ac ne vix guidem in pallio; 
ovarium vero multas continere particulas se moventes (l. c. p. 134.). 
Negue deesse motum in pedibus, capite, tentaculis Lymnaei stagnalis et 
Paludinae vivipare (I. c. p. 185.); guin embryones albumine inclusos Ci- 
liis obtegi et moveri; guorum igitur totum corpus habendae sint bran- 
chiae (I. c. p. 136). Ne minimum vero motus vibratorii vestigium in 
batrachiorum branchiis et pulmonibus, in Hydrae tentaculis, in partibus 
stigmatum larvarum in agua viventium exterioribus observari (l. c. 
p. 136.). Eo, guod particulae branchiarum abscissae moveantur, concludi 
debere, cilia s. d. nihil aliud esse, guam vestigia substantiae aut inspi- 
ratae, sed minori certe, dguam medium ambiens, densitae praeditae (l. c. 
p. 136. 137.); guae igitur differentia densitatis aguae exspiratae efiiciun- 
tur (I. c. p. 141 et p. 159.). Itague organa polyporum, molluscorum et 
vorticellarum vibratoria respirationi inservire, simulaue vero motu ipso 
praeesse rotationi (I. c. p. 142.) Othonem Fridericum Miller particulas 
descissas tamaguam singula animalia, Trichodam farcimen, sulcatam, Ci- 
liatam, Leucophram fluidam, fluxam, armillam nominata, descripsisse, 
Home lobulos se moventes varias ejusdem vermis aetates habuisse 
p. 146. 147.) negue aliud esse Bačrii aspidogastera, in Froriep's Notizen. 
Jan. 1825 et Bull. des sc. nat. et de Géol. N. 593. descriptum (I. c. 
p. 147. 148.), ataue animalcula spermatica, a Prevost (Mém. de la soc. 
d'hist. nat. et phys. de Géněve. Tom. rr. P. 1. 1825. et Ann. des sc. 
nat. Tom. vrr1 Avril. 1826. p. 447.) observata (1. c. p. 147. 148.) existimat. 

20 


305 


25 


26 


J. PURKYNĚ: 


A Heyden (Naturwissenschaftl. Versamml. 1827. Isis 1828. p. 505—507.) 
Plumatellae cristatae Lam. motum, secundum Meyen (Rob. Brown's 
verm. Schr. rv. p. 324.) haud dubie vibratorium describit. 


S 25. 
1828. 1829. 


Meyen. Unger. Grant E. II. Weber: Píeitter. Tilesius. 
Eschsholtz. Rapp. AudouinetMilne Edwards. Dutrochet. 


Meyen (Naturgeschichte der Polypen. Isis 1828. p. 1225. saa.) Ci- 
liorum vibrationem ex Alcyonella stagnorum (I. c. p. 1227. et 1230.) 
motumgue ovi continuum ciliis confectum se observasse refert (I. c. 
p.. 2289)- 

Unger (Anatomisch-physiologische Untersuchung ůúber die Teich- 
muschel. Wien 1827. 8.), auamvis nulla usus microscopica inguisitione 
motum vibratorium ipsum non vidisset, tamen fluxum adguae per cana- 
lem alimentarem continuum, gui, si pigmenti pulvis in aguam spergatur 
optime cerni potest, observavit. Verae autem causae inscius, ori ipsi 
vim tribuit sugentem (I. c. p. 3.). 

Grant (Brewster Edinburgh. Journ. N. xv. Jan. 1828. Froriep's No- 
tizen. No. 440. Mai 1828. p. 837. saa.), novis in Lobularia digitata ob- 
servationibus factis communicatis, ovorum motum vibratorium. ciliis 
effectum adcuratissime exponit. 

F. H. Weber (Meck. Arch. 1828. p. 418 sag.) locis e Swammer- 
dammii et Leeuwenhoekii libris adlatis, veteres hos scrutatores naturae 
motum embryonum molluscorum rotatorium jam cognovisse demonstravit. 

Idem anatomes cultor egregius, guodsi in enarranda evolutionis hi- 
storia Hirudinis medicinalis (Meck. Arch. 1828. p. 366 sag.) de motu 
auodam undulatorio, auem nonnulli motum vibratorium aut aeguarunt, 
aut cum e0 compararunt, verba facit (I. c. p. 380 sgg.), nos ipsi, propriis 
edocti observationibus, non motum vibratorium ciliis, sed contractione 
fibrarum tenussimarum muscularium effectum esse, sicut in adultis hiru- 
dinibus, Diplozoo paradoxo al., adfirmare possumus. 

Baer (Isis 1828. p. 677.) de motu vibratorio guaedam refert, guae 
e theoria magis, guam ex experientia hausta esse videntur. Ita enim 
v. c. rotationem animalculorum rotatoriorum continuam esse contrac- 
tionum serie massae organicae et s. pl. opinatur. 

C. Pieiffer (Naturgeschichte deutscher Land- und Siisswassermol- 
lusken 1828. 4.) molluscorum embryones rotare denuo testatur. 

Tilesius (Beitráge zur Naturgeschichte der Medusen. I. Cassiopeae. 
In Nov. Act. Acad. Caes. Leopold. Carol. Nat. Curios. Vol. xv. P. II. 
p. 247 sagg.), motu systoles et diastoles e Cassiopea descripto (I. c. 


306 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


p. 271.), villos oscillantes nominat (l. c. p.277.) et cilia vibratoria e Cas- 
siopea Andromeda (tab. Lxrx. fig. 2. tab. Lxx. fig. 1.). Medusa frondosa 
(tab. Lxrr. fig. 1.) et Cassiopea Canariensi (tab. xxrr. fig. 2.) pingit. 

Fr. Eschscholtz (System der Acalephen. Einé ausfihrliche Beschrei- 
bung aller Medusenartigen Strahlthiere. Berlin. 1829. 4.) Ctenophorarum 
organa motoria tractaturus fila earum motoria describit (1. c. p. 4.) sin- 
gulatimgue in Mnenia refert (1.c. p. 31.) et depingit (l. c. tab. 2. fig. 3.). 
In Beroidis octo filorum rotatoriorum series reperiri (1. c. p. 35.) et 
Rhizostomatum guemcungue marginem crenulatum permultis, minimis, 
nudis oculis haud videndis filis uti monet (l. c. p. 47.).  Melicertae fila 
in interna disci superficie inesse (1. c. p. 105.). Siphonophorarum fila 
captatoria partim verrucis Ssuctoriis, partim parvis filis spiraliter con- 
tortis muniri (l. c. p. 121.). Denigue in magno Porpitae coeruleae exem- 
plari septem filorum captatoriorum gradus observari (1. c. p. 180.). 

W. Rapp (Ueber die Polypen im Allgemeinen und die Actinien ins- 
besondere. Weimar. 1829. 4.) Hydrarum tentacula magna sub lentium 
amplificatione singula cilia brevia ostendere (1. c. p. 13.) et Corynarum 
ova ciliis libere moveri (I. c. p. 14.) refert. 

Ouae Audouin et Milne Edwards (Ann. des sc. nat. Tom. xv. P. 13. 
Froriep's Notizen. 1829. No. 490. p. 84. 85.) de Ascidiis commemorant, 
ea ad motum vibratorium referenda esse videntur. 

Dutrochet motum vibratorium e Spongilla ramosa enarrat (Fro- 
riep's Notizen. 1829. No. 500. p. 244.—46.). 


S 26. 
1830. 
Tiedemann. Meyen. Sharrey. Ehrenbereg. 


Fr. Tiedemann (Physiologie des Menschen. Bd. I. Darmstadt. 
1830. 8.) non omnes animalium motus musculis perfici contendit (I. c. 
p. 561.). Praeclare O. F. Můller citat (I. c. p. 563.), motum rotatorium 
respicientem: »Volvox conilictor. Dextrorsum<, ait (Verm. terrestr. et 
iluviat. hist. P. I. 1. p. 29.) »sinistrorsumaue lente per intervalla rotatur, 
»loco tamen raro movetur. Moleculae innumerae, inter circulum conten- 
»tae in continuo motu et guasi in conflictu vehementi absgue omni or- 
»dine, hinc pro maiori coniligentium in alterum concursu sphaera ali- 
»guantisper dextrorsum vel sinistrorsum rotatur, moleculis eandem di- 
»rectionem seguentibus,« negue tamen auctorem bene intellexisse vide- 
tur, moleculas constitutivas moveri ratus (I. c. p. 562.). Polyporum ova 
natantia cum animalculis spermaticis motis comparat (1. c. p. 574.). 

F. I A. Meyen peculiari tractatu (historisch-physiologische Unter- 
suchungen iúiber selbstbewegliche Molekule der Materie in R. Brown's 

20* 


307 


28 


J. PURKYNĚ: 


verm. botanischen Schriften, iibers. v. Nees v. Esenbeck. Bd. rv. 1830. 
8. p. 327. saa.), guae de animalium partibus sese moventibus exstant, 
relaturus, observationes a Grant (1. c. p. 449—462.), Tilesius (I. c. p. 460. 
461.), Swammerdamm (1. c. p. 464.), Leeuwenhoek (I. c. p. 465—469.), 
Weber (p. 469.), Steinbuch (p. 471—478.), Erman, Treviranus et Ras- 
pail (I. c. p. 474.), Baer (1. c. p. 474—483.), factas refert; cui relationi 
de spermatozois (I. c. p. 488—486.), de vasorum biliferorum insectorum 
particulis (1. c. p. 486—487.), de molecularum in polypis circulatione 
(I. c. p. 487—1492.), observata adduntur. Cum omnis tractatus, tum ea, 
auae nos hic tangit particula, guamvis neguaguam perfecta sit dicenda, 
tamen multo labore esse eam exaratam, negare iniustum sit ataue im- 
probum. Molluscorum embryonum rotationes ciliis effici jure autumat 
(1. c. p. 470.) segue Alcyonellae stagnorum particulas a brachiis capta- 
toriis descissas (1. c. p. 478. 479.) et. Leucophrae solis ciliorum longo- 
rum fragmenta libere se moventia (1. c. p. 480. 481.) observasse com- 
municat. (Ouos vero e vasis insectorum biliferis motus describit (I. c. 
p. 486. 487.), ii nobis motus solummodo moleculares esse videntur. Ob- 
servationem, a Ileyden in polypis factam, ciliis effici, propriis experi- 
mentis nisus (I. c. p. 489.), negue vero in Hydrae fuscae interna bra- 
chiorum captatoriorum superficie (I. c. p. 491), negue in globulis san“ 
guinis inesse motum vibratorium (l. c. p. 491. 492.), jure contendit. 

Idem auctor liberum ovorum Alcyonellae motum ciliis effectum 
esse, iterum meminit (Isis 1830. p. 186.). 

W. Sharrey (the Edinburgh Medical and Surgical Journal Jul. 1830. 
Isis 1831. p. 434 sagg. Froriep's Notizen. 1830. No. 618. p. 17 sgg.) de 
vibratorio singulas easgue praeclaras observationes communicavit, guam- 
vis antecessorum omnium periecta non utatur congnitione. Motu vibra- 
torio branchiarum ranarum, earumaue particularum progressorio, fusius 
descripto (1. c. p. 18.), totius animalculi superficiem externam vibrare 
refert (p. 18.): »Eine allgemeine Strómung begann an dem vordern 
»Theile des Kopfes und setzte sich lángs des Riickens, des Bauches und 
»der beiden Seiten bis zum Schwanze und bis an dessen Spitze fort. 
»Sie war nicht so stark, wie die der Kiemen, stimmte aber in anderen 
»Beziehungen mit ihr iiberein. Die Kraft, Stromungen zu veranlassen, 
»mag deren Beschafienheit ibrigens sein, welche si wolle, ist lediglich 
»auf die áussere Oberfláche des Thieres beschránkt. Wenn man Stiicke 
»von der Raut ablóste und in Wasser that, in welchem sich eine pul- 
»verisirte Substanz befand, so bewesten sich die Theilchen nur an der 
»áussern Oberiláche der Fiautlappen hin. Theile, welche vom Thiere 
»abgelóst sind, erregen noch mehrere Stunden nach ihrer Trennung 
»Strómungen und bei der geringsten Portion ist diese Fáhigkeit wahr- 
»zunehmen. In diesen Fállen bewest sich die Stromung immer in Bezug 


308 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


»auf die Oberiláche der abgelósten Theile nach derselben Richtung, wie 
»vor der Ablósung.« — Motus superficiei larvarum vibratorius in po- 
steriori lateraligue parte longissime persistit et ultimi, gui vibrant, loci 
sunt basis caudae et ea, gua extremitates posteriores adplicantur, pars. 
In branchiis Salamandrae aguaticae eadem observavit (l. c. p. 19.). Ouin 
embryones in ovis contenti motum vibratorum ostendunt, cum in bran- 
chiis, tum in partibus capitis lateralibus. Ouae in molluscis organa vibra- 
toria reperiuntur, ciliis utuntur, iis zoophytorum et infusoriorum similli- 
mis (1. c. p. 20.), guae tota cum verarum, tum succenturiatarum bran- 
chiarum superficies et interna pallii facies habet (1. c. p. 21.). Ouae fere 
eadem e Nudibranchiatis in Dori et Eolide, e Pectinibranchiatis in Buc- 
cino undato al. et e Cyclobranchiatis in Patella et Oscabrio invenit. 
Deesse autem in Ascidia videntur, guamvis non certissimis id observa- 
tionibus reperisset. Denigue motum ex annelidis in branchiis Amphitri- 
tae et rediatis in Actinia observavit (I. c. p. 23.). In piscium et avium 
classibus frustra guaesivit. 

Ehrenberg (Beitráge zur Kenntniss der Organisation der Infusorien 
und ihrer geographischen Verbreitung in d. Abhandl. der kónigl. Aka- 
demie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1830. Berlin 1832. 
4. p. 1 sag.) infusoriorum organa tractaturus, Enchelydes et Paramaecia 
Mill. orificium anterius ciliis cinctum (l. c. p. 25.) organongue rotato- 
rium Melicertae ringentis Schrank simplex esse, guadrilobulatum et du- 
plici ciliorum serie praeditum, in guorum spatio cibi ad os moveantur 
(I. c. p. 45.), refert. Cilia vibratoria Leucophryos patulae (tab. II. fig. 2.), 
Actinophryos solis (tab. II. fig. 4.), Kolpodae cuculli (tab. III. fig. 2—12.), 
Glaucommatos scintillantis (tab. 1v. fig. 1.), Paramaecii Chrysalidis 
(tab. rv. fig. 2.), Loxodis cuculluli (tab. rv. fig. 3.), Trachelii fasciolae 
(tab. rv. fig. 4.) et anatis (tab. rv. fig. 5.), Vorticellae convallariae et ci- 
trinae (tab. v.), Keronae pustulatae (tab. vr. fig. 1.), Euploeae charontis 
(tab. vr. fig. 2.), Rotiferi vulgaris (tab. vír. fig. 1.), Philodinae erythrophthal- 
mae (tab. vír. fig. 2.), Eosphorae Najadis (tab. vrr. fig. 3.), Lepadellae 
ovalis (tab. vrr. fig. 4.) et Hydatinae sentae (tab. vír.) excellentissime 
pingit, eX gua XVII. Vaginas organorum rotatoriorum, dguarum ope cilia 
moveantur, describit (I. c. p. 28.). 


V 


27. 
| kos 10 UP 
Ehrenbersg. Gravenhorst. Faradey. G. R. Treviranus. Carus. 


Novas easaue continuatas de infusoriis observationes communica- 
turus Ehrenberg (Ueber die Entwickelung und Lebensdauer der Infusions- 
thiere, nebst ferneren Beitrágen zu einer Vergleichung ihrer organischen 


309 


29 


30 


J. PURKYNĚ: 


Systeme in d. Abhandl. d. Akad. der Wisss. zu Berlin. Aus dem Jahre 
1831. Berlin 1832. 4. p. 1 sag.) ciliorum vibratoriorum structuram peni- 
tiorem communicat (I. c. p. 29. 30.): »Bei den grossen Formen der Gat- 
»tungen Stylonichia und Kerona sah ich die Basis jedes wirbelnden Hár- 
»chens zwiebelformig und habe mich iiberzeugt, dass eine geringe schwan- 
»kende Drehung der Zwiebel auf ihrem Stiitzpunkte gróssere, kreisfor- 
»formige Schwingungen der Spitzen der Hárchen veranlasst, wodurch 
»mithin jedes dieser Hárchen bei der Bewegung eine konische Fláche 
»beschreibt, deren Spitze die Zwiebel ist. Durch je zwei Muskeln, wel- 
»che die Basis bewegen, fand ich das Wirbeln derselben erklárbar.« — 
In polygastricis cilia saepe corpus totum cingentia semper ordine con- 
spicuo sunt collocata. Totum corpus infusoriorum tantum nudorum ciliis 
munitur, guae Circa os longiora multo sunt. Colepis, loricatorum generis, 
lorica e particulis ordine certo collocatis, interstitiis ciliis repletis, con- 
stat (1. c. p. 30.). De organis rotatoriis seorsim agit (1. c. p. 31—38.). 
Ouae a vibratoriis ciliorum tantum dispositione differunt. Has eorum 
observari formas. 1. Unam efformare ea rotam vel circulum prope 08, 
auod e centro semper jacet (I. c. p. 32.). Rotatorium organon aut inte- 
grum esse in Monotrochis, aut margine lobato et diviso instructum in 
Schizotrochis (1. c. p. 33.). 2. Duplicia organa rotatoria eadem ratione, 
aua simplicia integra, formata et in anteriori inferiorigue animalis super- 
ficie, ore inter ea sito, esse posita. Reperiri in Zygotrochis. 3. Organon 
rotatorium manifeste a compluribus minoribus, plus minusve discretis 
componitur. Hydatina, Notommata, Diglena ceterague Polytrocha (I. c. 
p. 35.). Hydatinae organo rotatorio jam prius descripto id addendum 
esse, guod circa singula organa rotatoria corona ciliorum adsit densis- 
sima et striae musculares reperiantur, guae singula organa rotatoria 
inter se coniugant. -Deinde auriculas s. organa rotatoria animalculorum 
auorundam polytrochorum v.c. Notommatorum, Diglenarum, Synchaeta- 
rum, guae rudimenta organorum rotatoriorum Zygotrochorum esse vi- 
dentur (1. c. p. 36.), et lobulos tres, non tam cilia, guam stylos gerentes 
s. d. pectines Synchaetae describit (1. c. p. 37.). Stentoris organum ro- 
tatorium prope 0s positum spirali modo in infundibulum guoddam de- 
scendit (I. c. p. 37.). Duplex ex organis illis vibratoriis et rotatoriis egre- 
ditur fructus: 1. guod, materiis nutrientibus adtractis adlatisaue, nutri- 
tionem adiuvent, 2. guod locomotioni, imprimis natando inserviant. Nec 
vero, respirationi num sint, nec ne, dijudicari potest (1. c. p. 37.). Deni- 
aue cilia Microglenae volvocinae (tab. I. fig. 2.) Amblyopis viridis 
(tab. 11. fig. 7.), Ophryoglenae flavicantis (tab. rr. fig. 9.) et Eudorines 
elegantis (tab. rr. fig. 10.) elegantissime depingit. Praeterea in symbola- 
rum physicarum serie I. cum decade tabularum. 1831. fol. "Turbellaria 
definit »saepe setis retractilibus vibrantia« (fol. a) et in organo rotatorio 


310 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


rotatorium »praeter ciliorum fasciculos, musculis subglobosis, parum in- 
»ter se connexis immersos coronam ciliorum Curvorum retractilem ex- 
»ternam, totum rotationis adparatum ambientem reflexamaue« se vidisse 
refert (app. fol. g.). 

Egregiae hujus auctoris observationes jam receptae inveniuntur in 
Wiegmann et Ruthe Handbuch der Zoologie. Berlin 1832. 8. p. 507. 510. 
590. 600. al. 

Gravenhorst (Tergestina 1831. 8.) Actinoti sui motum describit (1. c. 
p. 155.), gui haud dubie vibrationi ortum debet, et observationes, cum 
a se ipso, tum ab aliis de organis infusoriorum rotatoriis factas fusius 
proponit (Nov. Aet. Ac. N. C. Vol. xvr. P. II. p. 862 saa.. p. 872 saa. 
et m. a. I.). 

Faradey (the Journ. of the royal institution. No. II. Febr. 1831. 
Froriep's Notizen. 1831. No. 661. 662. p. 1 sag.) de singulis guibusdam 
hallucinationibus opticis agens Furculariae non veras rotas esse, sed pro 
spectris habendas (1. c. p. 24.), physicorum more demonstrat. 

G. R. Treviranus (Die Erscheinungen und Gesetze des organischen 
Lebens. Bd. I. 1831. 8.) variis locis secundum aliorum et propria expe- 
rimenta motum vibratorium refert (p. 180. 181. 234. 235. 278. 279.), in- 
juria tamen cum aliis motum generibus comparat (1. c. p. 181. p. 235.) 
et cilia reperiunda negat (I. c. p. 279.). 

C. G. Carus (Neue Untersuchungen iiber die Entwickelungsgeschichte 
unserer Flussmuschel in Nov. Act. Acad. Nat. Cur. Tom. xvr. P. 1. 
p. 1 sgg.) motum embryonum rotatorium horizontalem ex Unione tu- 
mida, rotatorium circa axin ex Anodonta describit (I. c. p. 28.). Organa 
respiratoria percensens (I. c. p. 57 sag.), cilia vibrantia infusoriorum, 
polyporum (I. c. p. 61.), acalepharum branchiasaue molluscorum tractat 
(I. c. p. 62.), guem autem motum in branchiis molluscorum obvium non- 
dum esse perspectum (I. c. p. 62.) credentem errare, ex antecedentibus 
elucet. Negue admodum perspexisse videtur motum, guem effici undula- 
tione existimat; loco enim ejus guasi rudioris sonum, tamauam tenuis- 
simum motum, in vertebratis reperiri (1. c. p. 64.) opinatur. — Recte 
autem aguae fluxus et ovorum transitus et embryonum rotationes ex 
motu vibratorio derivare studet (I. c. p. 66. 67.). Denigue particulas con- 
tinuo Circa axin rotantes ovarii, a permultis aliis jam visas, nomine 
Peripheris conchiliospermatici (1. c. p. 77.) aliudaue animalculum rotato- 
rium nomine Nummulellae conchiliospermaticae (1. c. p. 86.) descri- 
bit. Denigue idem auctor se in Plumatella calcaria, interno fluidi circůitu, 
rotantia vidisse ova refert (Erláuterungstafeln zur vergl. Anat. 1831. 
fol. Heft 3. p. 8.), guam eandem rem Al. a Nordmann (Micrographische 
Beitráge zur Naturgeschichte der wirberllosen Thiere. 1832. 4. II. p. 75.) 
in Alcyonella diaphana observasse videtur. 


311 


32 


J. PURKYNĚ: 


$ 28. 
1832. 
Ro WasmnerWUWarlbeysmMe ne: 


Ehrenbergii de infusoriis factas observationes confirmaturus R. Wag- 
ner (Isis. 1832. p. 383 sag.) motum vibratorium in embryonibus, ovis 
adhuc inclusis, cerni posse refert (1. c. p. 386.). 

Varley (Inprovements in the microscope by M. W. Varley and 
M. W. Valentine. Lond. 1832. 8.). Vorticellarum cilia rotatoria bene de- 
scribit (I. c. p. 56. 57.) et eleganter depingit (l. c. Pl. 5. fig. 27. 28. 30.). 

Meyen (Beitráge zur Zoologie. Erste Abth. Ueber die Salphen in 
Nov. Act. Ac. N. C. Tom. xvr. P. I. p. 363 saa.) organa respiratoria 
Salpae tractaturus (I. c. p. 382 sagg.) verrucas minimas vibrantes optime 
describit (1. c. p. 283. 385.). Ouo vero motu particulas minimas adtrahi, 
iniuria nobis negare videtur (I. c. p. 383.). 


S 20. 
1833. 
Raspail. Brandt et Ratzebureg. Joh. Miller. Rathke. Oken. 


F. V. Raspail (Nouveau systěme de chimie des corps organisés. 
1833. 8. Neues System der Chemie organischer Kórper auf neue Metho- 
den der Beobachtung gegriindet, iibers. v. F. Wolff. Stuttg. 1834. 8.), 
veteribus observationibus repetitis (1. c. p. 409—411.) cilia adesse vibra- 
toria iterum negat (1.c. p. 412.) et notam jam suam erroneam opinionem 
fusius exponit (1. c. p. 413—422.). 

Ouod in opere illo egregio: Brandt und Ratzeburg medizinische 
Zoologie. Bd. rr. 1832. 4. motus vibratorii relati vestigium reperiundum 
non sit, jure mirati Sumus. 

Joh. Můller (Handbuch der Physiologie des Menschen. Bd. L 
Abth. I. 1833. 8.), observationibus a Steinbuch et Sharrey segue ipso 
factis explicatis (1. c. p. 298.), cum endosmosi conferre phaenomena 
vult, tamen comparationis lapsum ipse bene intelligit (l. c. p. 300.). 

H. Ratkke (Vorláufiger Bericht iiber seine Reise in die Krym dat. 
16. April 1833. in d. Dorpater Jahrbiich. fiir Litteratur, Statistik und 
Kunst. Bd. I. Heft I. p. 84—86.). Actiniarum ova, in ventriculo matris 
maturata, in agua posita continuo circa axim volvi et recta interdum via, 
nullis organis motoriis, imprimis setis videndis, progredi refert (l. c. p. 85.). 

Oken (Allgemeine Naturgeschichte fiir alle Stánde. Bd. 1. 2. 1833. 8.) 
variis locis (I. c. P. I. p. 406. P. 2. p. 16. 87.) motum vibratorium ciliis 
effectum commemorat et ultimo loco praeter Eichhorn (vid. $ 18.) etiam 
Bomme (Vliessinger Verhandlungen. Bd. I. 1779.) tamguim auctoritates 
ciliorum existentiam probantes refert (I. c. p. 88.). 


312 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


Temporum Series IV. 


Inde“ ab anno detectionis motus vibratorii, tamauam 
phaenomeni in vertebratis adultis obvii, ad id, duo scri- 
bimus, tempus. 


S 30. 
1834. 


Přckinije et Valentin. Carus. Lister. Lůnd. Jacguemiu. 
Ehrenbereg. 


Nullus ante nos fuerat, gui, motum vibratorium in mammalibus, 
avibus et amphibiis adultis inesse non solum observasset, sed ne opina- 
tus guidem esset. Ouum igitur experimentis ataue observationibus cer- 
tissimis freti illud declaravissemus, modestiae, mehercle, parum sit aptae, 
dignitatis ataue auctoritatis detectorum inscios nos, guasi parvum solum- 
modo additamentum sit, id declarare, aguod in rebus physiologicis cum 
maximi momenti est, tum fiet. Nam nobis primis ipsis motus ille vibra- 
torius tamauam generale et fundamentale guoddam phaenomenon, sicut 
circulatio sanguinis, existentia nervorum, musculorum etc. est demon- 
stratus. Ouo vero guid fere fieri majus potest?, guam singulare guod- 
dam phaenomenon in omnibus vel plurimis certe animalibus inesse pro- 
bare. Noli igitur mirari, L. B., guod nosmet ipsi veluti novam temporum 
seriem indicantes simus inscripti. 

Indicavimus primum ipsi novas nostras observationes brevissime 
guidem, ad certis verbis in Joh. Můiller's Arch. fiir die Anatomie, Phy- 
siologie und wissenschaftliche Medizin. Bd. I. Het 5. p. 391—400. trac- 
tatu die rv. Jul. 1834. confecto. Ibi autem errore scriptoris loco verbi: 
Rachenschleimhaut verbum: Nasenschleimhaut p. 395. lin. 7. est positum, 
guod ut L. B. emendet, oramus et petimus. 

Carus (Beobachtung iiber Leucochloridium paradoxum in Nov. Act. 
Acad. Caesar. Leopold. N. C. Vol. xvrr. P. I. p. 85 saa.) Succinae am- 
phibiae Drap. et Limacis agrestis embryones rotantes observavit (1. c. 
p. 88.). 

Idem auctor (Lehrbuch der vergleichenden Zootomie. 2te Auil. 
1834. 8.), infusoriorum motu vibratorio commemorato (I. c. P. II. p. 545.), 
anodontarum respirationem exponens, vibrationem ciliis ex parte effici 
concedit (I. c. p. 551.), Denigue ova Lithozoorum, Phytozoorum et Po- 
lyporum se moventia expositurus, (I. c. p. 790.) se ipse Lacinulariae em- 
bryonem in ovo jam vibrantem vidisse refert (I. c. p. 791.) et rotatio- 
nem embryonum omnibus molluscis esse propriam jure autumat (l. c. 
p. 795.). 

Lister (The Lond. and. Edinb. philosoph. Magazine and. Journ. of 
science. May 1834. E'roriep's Notizen. 1834. N. 877. p. 289 sagag.) motum 


318 


33 


3 


v 


J. PURKYNĚ: 


vibratorium eogue efiectos aguae fluxus e Tubulariae indivisae tubis, 
ore et ventriculo describit (1. c. p. 289.). In Sertularia alternatim fluxus 
nunc progreditur, nunc regreditur similegue aliguid in Campanularia et 
Plumularia est videndum. Negue vero cilia vibrantia observavit (I. c. 
p. 290.). Denigue in saccis branchiarum Ascidiarum fluxus ciliis effectos 
similesgue in Flustris reperit (1. c. p. 291.). 

M. A. Lund (Froriep's Notizen. 1834. N. 881. p. 1 sga.) motum 
haud dubie vibratorium refert corporum in partibus reperiundum, guae 
saccis oviferis Buccini et Fusi simillimae esse videntur (p. 3.), auamvis 
in his ipsis corpora talia vibrantia non observasset (p. 4.). Ouos motus 
ciliis effici conspexit (1. c. p. 5.), guae injuria in molluscis terrestribus 
aguaegue dulcis esse negat branchiasaue existimat. Motum vero vibra- 
torium nec maris aguae renovandae, nec parando e saccis oviferis egres- 
sui, nec voluntarium esse, recte monet (l. c. p. 8.). 

Jacauemin (Isis. 1834. Heft 5. p. 537 sgg.) evolutionem Planorbis 
corneae et Lymnaei palustris tractaturus, historico guodam conspectu 
falsis repleto praemisso, rotationes embryonum describit (1. c. p. 540—542.). 
Vibrationem cavi respirationis et tentaculorum, nulla mentione observa- 
tionum a Raspail, gui eadem ex parte exposuerat, institutarum facta, 
negue autem ex cute externa, ubi etiam adest, explicat. Praeterea mo- 
tum vibratorium circa os obvium in Lymnaeo observavit (1. c. p. 543.). 

Ehrenberg (Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes. 
Dritter Beitrag. 1834. 4.) algarum proliferorum globulorum motum vo- 
luntarium (I. c. p. 13.) et vim Vorticellarum incantantem, ab Agardh pro- 
positam, jure negat (I. c. p.21.); Peripherem vero conchyliospermaticum 
Caro synonyma esse Trichodae pediculi reperirigue in permultis aliis 
animalibus (ita eum nos ipsi in branchiis et ore Anguillae copiosissime 
invenimus.) adfirmat (1. c. p. 19.). Oui motus vibratorii functionem re- 
spiratoriam defendissent, auctoribus prolatis (I. c. p. 39. 40.), bran- 
chias internas tremulas a se detectas describit (I. c. p. 48.) singulague 
animalcula explicans (I. c. p. 53 sag.) organa cujuscungue rotatoria et 
vibratoria adcuratissime exponit. Denigue animalculum illud rotatorium, 
auod nos jam ante annum observavimus et demonstravimus (Čí. Ver- 
handlungen der schlesischen Gesellschaft fiir Vaterlándische Cultur im 
Jahre 1833. p. 71. 72.), tamauam novum guoddam atgue inauditum nul- 
logue antea visum, Notomma Werneckii nominatum (I. c. p. 73.), de- 
scribit. Iconibus animalculorum, in dguibus insunt, cilia eleganter pin- 
guntur. 

Idem auctor (Miiller's Arch. Bd. I. p. 578.) Echini saxatilis aculeos 
se munitos vidisse membrana ciliata vibranti jamaue antea se vibra- 
tionem characterem Turbellariorum posuisse et in intestino Rotatoriorum 
et Naidum indicasse omnemgue vibrationem cilii effici jure contendit. 


314 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


VE VŠ 

Oua relata omni, guas in libris nobis occurrentibus (nam auos ipsi 
non legimus, non citavimus.) invenimus, observationum de motu vibra- 
torio factarum memoratague dignarum copia, si totum respicimus, plura, 
gue, ut moneantur, digna esse nobis videntur. Ante omnia igitur series 
temporum ipsae considerandae nobis, sunt. Prima serie cum motus ano- 
dontarum adultarum vibratorius a de Heide et Leeuwenhoek 
fuerat detectus, tum infusoriorum et polyporum multifariae observatus, 
tum denigue rotatorius limacum et anodontarum al. a Swammerdamm, 
Leeuwenhoek, Bohadsch visus. De polyporum ovis se moven- 
tibus singulus, ne fidus guidem et certus, locus apud Leeuwenhoek 
reperitur. Altera vero serie praeter Baster, gui motum rotatorium 
embryonum viderit, est nemo; contra autem Ellis, Cavolini al. motum 
ovorum polyporum describunt, ne dicamus ea, guae O. F. Můller de 
Medusa aurita, idem, Spallanzani, Gleichen al. de infusoriis et 
polypis communicarunt. Denigue tertia serie guodcumaue motus genus 
descriptum est et illustratum. Negue iniuria primae seriei tamauam notam 
et characterem statuere possumus, guod motus in adultis vibratorius et in 
embryonibus rotatorius prae omnibus essét observatus; alterius vero, guod 
motus vibratorius cum rotatorius, tum progressorius ovorum innotuisset. 


S32 

At, gui primus motum vibratorium repererit, edicere plane est aliud. 
Infusoriorum enim animalculorum motum, gui primis momentis oculos 
fundit, ut mittamus, ceterorum motus generum detectorem non esse 
unum, sed plures, pro temporum vicissitudine varios, gui antegressarum 
observationum inscii novum guid proferre crediderint, ingenue fatemur. 
Sic in Anodontis adultis primum de Heide, et Leeuwenhoek motum 
detexerant, Poli viderat, Erman repererat et Raspail tamauam 
inauditum aliguid observaverat. Ouid? Swammerdamm, Leeuwen- 
hoek, Bohadsch, Baster, Stiebel, Carus, HHugi nonne antecessorum 
ignari vel immemores rotatorium embryonum motum exponunt? An aliud 
est in Medusarum particulis ab Oth. Frid. Můller et Rosenthal 
relatis? Num Gruithuisen de branchiis ranarum loguntus Stein- 
buchii experimenta indicat? Eadem fere, guamvis non omni ex parte 
congrua, de polyporum ovis degue iis, gui motum observaverint, ut 
Leeuwenhoek(?), Ellis, Cavolini, Grant, Tilesius, Meyen 
al. sunt dicenda. Ouos oimnes reprehenderemus, ni »non omnia possumus 
omnes«<, sententiae ipsi nos guam maxime semper memores essemus. 
»Certe nec mirum nec novum in rebus anatomicis est, idem diversis 
»hominibus, licet unus ab alio non moneatur, occurrere; nam structura 
»animalium sese unicuigue indagatori offert.« de Heide exper. p. 28. — 


315 


35 


36 


J. PURKYNĚ: 


CAPUM 3) 


De motu vibratorio 11 <enerejdegievaru seu madeo ns 
strandi methodis. 

$ 33. 

uodsi pars guaedam animalis, aguae vel fluido cuipiam alius 
generis immersa, fluxus excitet, guibus cCorpuscula minima 
Sisa nunc adtrahantur, nunc rejiciantur, gui Continuo processus, 
RSS nullo animalis motu vel actu voluntario, nulla maiori mu- 
sculari contractione, nulla circulatione definiente, excitetur, motum adesse 
vibratorium iure dicimus. Ouem non solum saepissime, sed omni in casu 
ciliis effici tenuibus motis, iníra fusius demonstrare conabimur. Hinc orti 
motus varii sunt generis. 

1. Pac Tibi partem esse animalis, motu vibratorio praeditam, fixam 
et immobilem, primum agua et deinde particulae in ea contentae move- 
buntur. Orietur fluxus fluidi secundum longitudinem superficiei motu 
vibratorio usae decurrens. 

2. Partes vero, motu vibratorio instructae, si parvae sint nec fixae, 
sed libere suspensae, aguae guidem Ciebitur fluxus, sed eo ipso et illae 
movebuntur et natabunt. Negue ulla hic, num particulae natura ipsa tam 
parvae sint exiguigue ponderis specifici, an arte cultrogue descissae, 
differentia reperitur ulla, utrogue genere moto. Tamen pro rerum varie- 
tate varii hi casus inveniuntur: 

a.) Particulae motu illo vibratorio progrediuntur solum, imprimis Si 
cilia vibratoria secundum longitudinem, aut in circulo, aegualigue et 
symmetrica ratione sunt disposita. 

b.) Rotantur circa axin, si aut per omnem aut magnam eamgue 
extensam superificiem Corporis disposita sunt cilia et pondus specificum 
certa guadam ratione tenetur. Tamen ubigue cum motu illo rotatorio 
progressorius guidam necessario coniungitur. 

c.) Circumvolvuntur veluti discus circa centrum v. c. in primis 
embrvonum stadiis, gui in Ovis unionum et anodontarum reperiuntur, 

d.) Fluctuant ab uno latere ad alterum latus, ut Paramaecia multa 
aliague infusoria. 

Fluctuatio et Circumvolutio status sunt verae rotationis primigeni 
minusgue perfecti. 

C. E. de Baer, de particulis minimis in ovario anodontarum 
inclusis loguutus (Nov. Act. Ac. N. C. Vol. xrv. P. II. p. 601.) de forma 
motum dependere contendit; cujus gravitas et momentum, guamvis nullo 
modo sit negandum, tamen unicum non est, guod motus genus constituat. 
Accedit ciliorum dispositio, celeritas, motus directio, al.. guae omnia cum 
in anodontis, tum in alio guovis partium genere cerni possunt. 


316 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


$ 84. 


Motus vibratorius ejusgue effectus aut nudis oculis aut opera micro- 
scopii ejusgue plus minusve amplificantis conspiciuntur. Nudis digno- 
scuntur oculis: 

1. Fluxibus aguae, gui haud raro tanti sunt in superficiebus, motu 
vibratorio praeditis longegue extensis, ut primo jam obtutu oculos fundant. 
Moneamus ex. gr. ea, guae in anodontis facile cernuntur; vortices enim 
per canalem alimentarem progredientes. Oui ut melius observentur, agua 
pulvisculo guodam levi v. c. carbonis, pigmenti cChorioideae al. insper- 
gatur, guo perfectius . particularum progressus atgue adcuratius distin- 
guantur. 

2. Motu rotatorio corporis jam maioris ipsus v. c. embryonum 
Limacis, Paludinae al. rotantium. 

3. Motu progressivo partis, inprimis excisae v. c. e tunica mucosa 
oviducti avium, tracheae bovis al., guae omnia manifeste progrediuntur. 

Ouae observationum genera omnia plus minusve vacillant. Hac enim 
in re, guum guiescere non possit investigator adcuratus et diligens, adeat 
necesse est microscopium, guo meělius omnia clariusgue perspiciantur 
adcuratiusgue observentur. 

$ 35. 

Varia autem in variis rebus inspectio microscopica instituatur. 

1. Totum corpus microscopio subiectum minori vitrorum amplifica- 
tione observatur, praesertim guum tam parvum est, ut motus nudis 
oculis non sit videndus aut progressivus, aut rotatorius v. c. in embryo- 
nibus anodontarum et s. pl. 

2. Particula guaedam descissa maiori amplificationi subjecta libere 
agua natans et nuda adspicitur; guod inprimis fieri potest in infusoriis, 
polypis, entozois, branchiis anodontarum, systemate cutaneo externo 
E115- pl. 

3. Denigue particula compressorio microtomico leviter comprimitur: 
cujus adiumenta, guae alter nostrum jam alio loco exposuit, ne superflue 
repetamus, hac in re prae omnibus ea sunt, ut objectum et inprimis 
margo liber vibrans melius, certius ac dilucidius conspiciatur. CČui et id 
accedit, guod particula vibrans, levi inhibito pressu, sistat vel minus 
cito progrediatur. Infusoria praeterea ut certis locis fixa teneantur, effi- 
cere facile potest. In omni igitur motus vibratorii genere landandum est 
compressorium microtomicum.  Nunc enim scrutatorem optime adiuvat 
et rem clariorem reddit, nunc necessarium adeo est, ut vix ac ne vix 
guidem sine eco motus vibratorius videri possit, v. c. in canali intestinali 
anodontarum, in oviducto et systemate respírationis mammalium, avium 
et amphibiorum adultorum et s. pl. Čui fini optimam hanc praecipimus 


317 


37 


J. PURKYNĚ: 


methodum.  Tunicae, guae vibrat, particula guam exactissime solvatur 
et ita plicetur, ut superficiei vibranti oppositae dimidiae partes se tangant, 
vibrans ipsa et superior sit et inferior et margo plicatus ac revolutus, 
eague leniter sensimgue aguae guttulae irnmersa hac sub rerum condi- 
tione comprimatur. Oua via in margine libero fluxus conspiciuntur exac- 
tissime et, guae singula sint monenda, optime dignoscuntur. Vernaculo 
sermone fusius de hac re nos tractantes v. in Joh. Můllers Arch. Bd. I. 
Heft 5. p. 394—396. 

38 Nec aguod Tibi in observationibus instituendis lucis genus eligas, 
minimi momenti rem habeas. Diei lux clarior et cautum obsorvatorem 
et primum intuentem plus decet alia. Coelo autem nubilo et turbido 
lucernae lucem longe meliorem et aptiorem esse in microscopio nostro 
Ploessliano sexcenties experti sumus, guam omni fere luci alii praeferre 
non dubitamus. Solis lumen immediate adhibitum plerumaue non tam 
juvat, auam turbat. 

Adjumenta guaedam chemica, aguibus ciliorum natura melius con- 
spiciatur, ne nos superilue repetamus, infra capite 10. recensuimus. De 
sanguine tamauam re motum nostrum retinenti ac conservanti Cap. 12. 
fusius tractabimus. 

Aguae fluxus et vortices guo melius dignoscantur, pulvisculus sub- 
tilissimus est addendus, cujus particulae motus genus et viam dilucidius 
indicent. CČui rei maceratum oculi pigmentum longe aptissimum repe- 
rimus. 

S 36. 

Neague adiumenta sola, sed etiam impedimenta observationum nomi- 
nanda nobis sunt majora facilesaue hallucinationes. Variae enim res 
motum vibratorium simulare possunt: 

1. Fluxus aguae se dilatantis celerior, inprimis si particula com- 
pressorio microtomico comprimitur. Oui error facile ab observatore 
cauto et usitato detegitur. 

2. Circulatio sanguinis, gui € vasis guidem capillaribus excurrens 
tam cito fluit, ut primum adspectum facile turbet; mox vero deinde sua 
ipsa natura certissime dignoscitur. Agua turbida, Monadibus repleta 
eundem saepe effectum habet. 

3. Cilia vibrantia, si stent, tamauam margo semipellucidus, super- 
ficiei adaptatus, apparent; dguo charactere agnoscantur. Tamen similis 
auidam margo opticus a lucis inflexione pendens et in superficiebus hinc 
inde non vibrantibus occurrit negue facile discernitur a margine ciliorum 
vero. Plerumaue histiologia partis recentis certiores nos reddere et 
debet et valet. Vide infra Cap. 7. 

Praeterea vero fluidorum genera, guibus particulae continentur, et 
temporis longitudo post mortem elapsi facile pro impedimentis mediatis 


318 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


haberi possunt, secundum animalium varietatem variis. Ne agua guidem 
destillata, id guod infra videbimus, excipitur, fluidis organicis, veluti 
ovorum vitello et albumine, sanguine al., ordinem guendam hujus rei 
adscendentem dguasi formantibus. De his vide infra Cap. 12. 


CAPUT IV. 


Conspectus classium, in guibus ad hoc tempus motus vi- 
bratorius sit observatus, additis Auctorum, gui eum ob- 
servassent, nominibus. 


S m 
S 37. 

Subijecta est divisio illa regni animalis a Goldfuss proposita, ea 
tamen differentia, ut a Mammalibus ad Protozoa recedamus. 


A. ANIMALIA VERTEBRATA. 
I. MAMMALIA. 


weChiroptera. ) 
Vespertilio murinus. 
2 Prensiculantia. 
a. Agilia. 
Sciurus vulgaris. 
b. Duplicidentata. 
Lepus cuniculus. 
c. Murina. 
Mus rattus. 
Arctomys scitillus. 
d. Subungulata. 
Cavia cobaya. 
3. Chelopoda. 
a. Canina. 
Canis familiaris. 
b. Sanguinaria, 
Felis catus. 
c. Subterranea. 
Talpa europea. 
4. Hoplopoda. 
a. Cavicornia. 
Ovis aries. 
Bos taurus. 
5. Multungulata. 
Sus domesticus. 


Purkinje et 
Valentin. 


319 


39 


ál 


320 


J. PURKYNĚ: 


II. AvEs. 


NI. 


l 


LÍ 


DA 


Oscines. 
a. Canori. 
Motacilla rubecula. 
b. Coraces. 
Corvus frugilegus. 
c. Passerini. 
Alauda arvenis. 
Fringilla carduelis. 
= Spinus. 


= domestica. 


d. Hiantes. 
Hirundo urbica. 


„Raptatores. 


a. Accipitrini. 
Falco tinnunculus. 


Amalilae: 


a. Limicolae. 
Scolopax rusticola. 


vVaallimnae. 


a. Columbini. 
Columba livia. 

b. Alectorides. 
Gallus domesticus. 


„Na tato. 


a. Anserines. 
Anas boschas. 
Anser cinereus. 


AMPHIBIA 


aaAd ulta: 
jl 


Chelonii. 
Emys europea. 

Saurii. 

a. Lacerta. 
Lacerta agilis. 


3. Ophidii. 


a. Helisontes. 
Coluber natrix. 


4 Bata. 


a. Ranae. 
Rana esculenta. 


—— 


Purkinije et 
Valentin. 


— m 


————————————— m 


Purkinje et 
| Valentin. 
] 


DE PIHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


Rana temporaria. | 
Hyla viridis. 
Bufo cinereus. 
b. Salamandrae. 

Salamandra terrestris. 
Triton palustris. 
Triton punctatus. ) 

bb. Embryones eťlarvae. 

Be AU. 
Bacerta. Stelnbaiu ch. 
2 Batracii. 


Rana et Bufo. Steinbuch. Gruithuisen. Sharrey. Joh. 
Můller. Purkinije et Valentin. 


Purkinje et 
Valentin 


IV. PIscEs. 
Sola haec est classis, in agua ad hoc usaue tempus nullus motus 
vibratorius est visus. 


B. ANIMALIA EVERTEBRATA. 
I. MoLLUSCA. 
1. Cephalopoda. 
Sepia. Bohadsch? 
2. Gasteropoda. 
a. Pulmobranchia. 


sí Swammerdamm. Stiebel Garus.lIugi 
Helix. 


mn kaspal Purkinje et Valentin al: 


b. Polybranchia. 
PONSSHarrey. 
c. Pectinibranchia. 
PalndnaCarus. Raspail: Purkinie et Valentin al. 
d. Siphonobranchia. 
Buccinum undatum. Sharrey. 
e. Cyclobranchia. 
Patella Sharrey. 
f. Anthobranchia. 
Doris. Sharrey. 
3. Crepidopoda. 
Oscabrion. Sharrey. 
E elecypoda. 
a. Myacea. 
Mya. Leeuwenhoek? Poli al. 
21 


321 


J. PURKYNĚ: 


b. Mytilacea. 
Unio pictorum al. Carus. Purkinje et Valentin al. 
Anodonta. Per multi. 
Mytilus edulis. Permulti. 
c. Ostracea. 
Ostrea edulis. Baster. Erman. 
5. Apoda. 
Salpa. Meyen. 
Ascidia: JE 1Sibes 
II. [NSECTA. 
Larva guaedam aguatica. Eichhorn? 
III POLYMERIA. 
Apus Schaefer? 
Daphnia. Gruithuisen? 
Achteres. A. Nordmann? 
IV. RADIARIA. 
Actinia. Sharrey. Rathke. 
Echinus. Delle Chiaje. Ehrenberg. 
V. ANNULATA. 
A pidi tae: 
43 Amphitrite. Sharrey. 
2. Gymmodermata. 
Planaria. Gruithuisen. A Baer. Purkinje et Valentin- 
Nais. O. F. Můller. Gruithuisen. Ehrenberg. 
VII ENTHELMINTHA (ET PARASITA). 
Permulta ut: 
Animalcula in ovario anodontarum contenta. Leeuwenhoek 
Poli. A Baer. Prevost. Raspail. Home permulti- 
Oe 
Bucephalus polymorphus. A Baer. 
Opalina ranarum.*) Purkinje et Valentin. 
VII. PRoTOozoA. 
1. Acalephae. O: F. Muller. Tilesius. Rosenthal. Esch- 
Sehobtz: 
. Lithozoa. | 
. Phytozoa. | 
„"Infusoria. Pere'ommnmes auctoresugu de 1swembades 
cissent praesemtim Ehrenberg: 


Els. Savo lin alpermmulti: 


PL- O3 DD 


*) Opalina nostra ranarum haud dubie synonyma est Bursariae? ranarum Ehrbg., 
cui novum addere nomen eo non dubitavimus, guod corpus concavum non praebeat, 
auae res signum generis Bursariae characteristicum habetur. Propter colorum super- 
ficiei splendorem et varietatem sub sole pleno adparentem Opalinam €am vocavimus. 


322 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


$ 38. 

Ouodsi praegresssa hac tabula animalia, in guibus motus vibrato- 
rius reperitur, indicavimus omnia, ea tantum nominavimus, guorum Cilia 
minima omnino microscopica vibrent. Negue autem certi in toto zoolo- 
gico regno hujus rei limites adesse videntur. Nam majora guaedam haud 
dubie organa reperiuntur, sive leviori sub amplificatione, sive nudis 
oculis conspicua, auae continuo moveantur sicaue motum vibratorium 
veluti majorem constituant. Ouo prae omnibus Annulata et Polymeria 
pertinent, guae G. R. Treviranus (Die Erscheinungen und Gesetze des 
org. Lebens. Th. I. p. 277.) ex parte jam agnovit. Ita v. c. O.F. Můller 
(Naturgeschichte einiger Wurmarten des siissen und salzigen Wassers. 
1800. 4. p. 28.) e Naide refert: »Dicht an dem After hat man einen der 
»angenehmsten Anblicke, den je ein Physiolog haben mag. Man sieht 
»die circulirende Feuchtigkeit gleich einem rieselnden Bache oder einem 
»stillen See, den der Westwind am Sommerabend runzelt, in unzáhl- 
»baren silbernen Wellen fliessen,< guod cum circulatione sanguinis con- 
ferre studet (l. c. p. 29.) Gruithuisen hoc phaenomenon a ciliis tc- 
nuissimis vibratoriis peti posse autumat (Nov. Act. Ac. N. C. Vol. xr. 
P. 1. p. 238.) et simile guid de Daphnia Sima (Nov. Act. Tom. xrv. P. 1. 
p. 461.) describit. Ouam rem confirmantia experimenta ab Ehrenberg 
instituta superiori guodam loco $ 30. jam retulimus. Eadem esse viden- 
tur in Achtere, in larva illa insecti, ab Eichhorn laudati e. s. pl. cer- 
tissimegue huc referenda sunt motus Daphniae pulicis, Onisci aguatici 
al. Negue in minimis animalculis eorumaue embryonibus motum nostrum 
deficere, Triarthra longiseta Ehrenberg (Organisation des kleinsten 
Raumes. 1834. 4. p. 78. 79.) demonstrare videtur. Denigue Apodem ele- 
ganti hoc spectaculo continuo oculos atgue animum delectare est no- 
tissimum. 

S 39. 

Collectis vero omnibus, motum vibratorium sive microscopicum, 
sive majoris ambitus, nulli animalium classi praeter pisces deesse vide- 
mus. In omninus enim mammalibus, avibus ataue amphibiis adultis, 
a nobis inguisitis, guum numguam defuisset, generale guoddam his clas- 
sibus esse, iure concludimus. Eadem de molluscis valere videntur, auippe 
auae fere omnia adcurate inguisita motum exhibeant. Aliis vero in clas- 
sibus fragmenta tantum sunt reperta, tamen non tam, ut videtur, guod 
desit, guam guod adcuratissime non sit inguisitus motus. Negue igitur 
minus, singula secundum singula momenta contemplari ac definire, operae 
sit pretium. 

S 40. 

Mammalium motus vibratorius, guamvis celerrimus sit, tamén 

auod ad latitudinem sive extensionem, minor est dicendus. Major repe- 
21* 


323 


44 


45 


7 


J. PURKYNĚ: 


ritur inavibus, inprimis in oviductu earum. In am phibiis varia inest 
differentia. Cheloniarum, Batrachiorum et Lacertarum cavum oris mi- 
nima inter vertebrata adulta gaudere videtur latitudine, negue vero Ce- 
leritate; major inest in pulmonibus, majorgue in oviductu latitudo. Idem 
fere de Lacertis, Tritonibus al. est referendum. In Ophidiis autem guam 
longe aliud! Nec solum maior in ore inest vibrationis latitudo, celeritas 
maior, sed omne phaenomenon tantum est, ut flammeum duasi torren- 
tem et vorticem praecipiti cursu delabi igneague inde flumina efiluere 
tibi videris. 
Ouigue halitus exit 
Ore niger Stygio, vitiatas inficit auras. 


In piscibus, guamvis nullum adhuc vestigium motus vibratorii 
sit repertum, tamen cum Sharrey (Froriep's Notizen. 1830. No. 618. 
D. 19.) in branchiis libere propendentibus embryonum Rajae et Sauali 
inesse opinamur. Ouae dubia ut, gui marium litora incolant, mox sol- 
vant, optamus et petimus. 


$ 41. 


Molluscorum motus cum motu avium et mammalium comparari 
in genere potest. Singula guaedam monenda adhuc v. infra. Insectorum 
tracheas, guamvis iteratis vicibus frustra tractavissemus, tamen motum 
in iis vibratorium inesse certo negare non audemus, guum ob minutias 
partium difficillime tractandarum error sit facillimus. Proxima aestate, 
observationibus continuatis, guae repererimus, Cum viris doctis commu- 
nicaturi sumus. Id tantum certissime edicere possumus, in Libellularum 
larvis nec branchias nec cutis externae ullam partem motu vibratorio 
uti. — Polymeriorum motus nec tam citi sunt, nec tam continui, 
aguam molluscorum et cum hanc ob caussam, tum €0, guod alia sit super- 
ficies, alium induunt adspectum. — Denigue minorum animalium motus, 
auod ad principale, cum molluscis conveniunt, tamen secundum ordinem 
cillorum vibrantium singularem hinc inde ofierunt characterem, ut V. C. 
saepissime verae rotae lusus et hallucinatio inde exoriatur. taaue unam 
eandemaué semper motui ciliis minimis effecto vibratorio generalem 
atgue essentialem indolem ac characterem esse videmus, Cujus vero sin- 
gulares modi a singularibus et individualibus rebus v. c. ciliorum dis- 
positione, magnitudine, copia, ordine al. dependent. Seguentium capitum 
locis variis varia adhuc hac de re monenda nobis erunt. 


324 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ITC. 


CAPUT 5. 


Enumeratio organorum organorumaue systematum, in 
OTIDUS.ILOUUS. Vb Ta 1oT1VUs est 
$ 4. 
riusguam organorum systemata ipsa in guibus motus ille 
vibratorius inest, nominemus, pauca guaedam de iis dicenda 
Y sunt, guae varii auctores de vibrantium partium functionibus 
- dixerunt. Nam systema respiratorium et alimentarium motu 
vibratorio uti, mox videbimus. Ouorum igitur functionibus, 
addita ea, guod animalia Ciliorum vibrantium ope moveantur, omnes 
superficies vibrantes adnumerari voluerunt permulti. Infusoria ciliorum, 
corporis superficiem externam tegentium opera respirare, longe plurimi 
horum animalculorum scriptores sunt opinati. Eo, guod vortices effician- 
tur et corpora minima in canalem alimentarium inducantur, Rud. W ag- 
ner (Lehrb. der vergl. Anatomie. Abth. I. 1834. 8. p. 69.) al. cilia pro 
organis adprehensionis habet. Molluscorum motum vibratorium esse or- 
ganum motorium jam de Heide et gui eum seguuti sunt, permulti exi- 
stimaverunt nec minus respirationi praeesse, Raspail alii cum ante- 
gressi tum inseguuti auctores sunt opinati. Polyporum ova ciliis vibran- 
tibus respirare Grant al. contenderunt e. s. pl., ut, si hos auctores se- 
guamur, organa secundum functiones perhibitas enumerare simus coacti. 
Tamen nec tam certa eorum placita sunt nec natura ipsa demonstrata, 
ut hac re a via nostra mere morphologica abscedamus. Enarrare igitur 
omnia secundum ordinem anatomicum malimus, guum de functionibus 
ipsis in fine operis placita nostra perexigua adiiciendi in votis habeamus. 


$ 43. 


Organa in guibus motus vibratorius reperitur, ad guatuor syste- 
mata pertinent: 


i Systema cutťaneum. 

2. Systema alimentarium. 
sovstema respirationis. 
4. Systema genitale. 


Ouae omnia functionibus corporis vegetativis praesunt. Negue au- 
tem certissimi inter singula reperiuntur limites, imprimis motus vibra- 
torii habita ratione. Sic cilia vibrantia infusoriorum rotatoriorum ad sy- 
stema cutaneum guidem pertinere videntur, tamen aedguo jure in initio 
canalis alimentarii posita ad systema alimentarium adnumerari possunt. 
Anodontarum branchiae ova continent uterigue simul sunt et s. pl. Verbo 
enim ut dicamus, omnia organa vegetativa, guum ex una eademaue idea 


325 


46 


4 


I 


J. PURKYNĚ: 


primigena emaneant, guamvis singulis in casibus discreta, tamen inti- 
mam connexionem ataue adfinitatem plus semel declarare transitu, si- 
militudine ataue aegualitate, guis est, gui neget? Praemittenda haec 
fuerunt, ne lubenter et injuste facere videamur, organa duplicis talis mo- 
menti ad simplex guoddam systema redactiuri. Nunc singula systemata 
pertractemus. 


S 44. 


|. SYSTEMA CUTANEUM. 

L Ampbua: 

a) Batrachiorum et Sauriorum larvae evolutionis certo 
stadio in tota cutis superficie vibrant (Sharrey, Purkinje et Va- 
lentin); gui vero totius superficiei motus postea evanescit, caudae basi, 
capitis lateribus et in anteriori parte certis duobus punctis exceptis; 
auae omnia et ipsa postremo auiescunt, ut, retractis branchiis atgue 
efformatis extremitatibus, nulla superficiei pars vibratione moveatůur. 

Z Mouse a: 

Gasteropodum tentacula vibrare Raspail et post eum 
Jacguemin monuerat. Ouantum nostrum fuit, fusius inguisituri, non 
solum tentacula, sed aut totum systema cutaneum externum vibrare aut 
permagnam €ejus partem et eam, guae testa includitur, reperimus. 

a) Pulmobranchia. Lymnaei stagnalis totam cutis superficiem 
externam vibrare, experti nos sumus. Eadem in Helice cellularia Pfeiffer 
vidimus. De tentaculis Raspail et Jacaguemin eadem referunt. 

b) PectinibDranchia. 

Paludinae viviparae secundum nostras observationes res plane 
eadem est, ac Lymnaei stagnalis. 

c) Pelecypoda. 

Pelecypodarum pallium una tantum pariete vibrat, ea enim, auae 
a testa aversa branchias respicit, guod ante nos Sharrey jam viderat. 
Haec autem tota in omni superficie motu utitur. Nullus vero cernitur et 
in margine pallii externo et in superficie ejus testae adversa. De ventre 
pedegue vid. $ 47. 

3. ANNULATA. 

a) Gymnoder mata. Planariae cutem externam vibrare, Gr uit- 
huisen, a Baer et nos ipsi saepius observarunt. 

4. ENTHELMINTHA (ET PARASITA). 

Ouae vibrant huius classis animalia, guod ad motum vibratorium, 
aut cum infusoriis conveniunt, ut animalcula in ovario anodontarum et 
unionum contenta, Opalina ranarum, Trichoda pediculus al., aut cum 
polypis, ut Bucephalus po ymorphus al. 


2326 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


5. PROTOZOA. 


a) Acalephae, de organis earum vibratoriis in superficie externa 
Dositis v. prae omnibus Eschscholtz I. c. Cí. $ 25. 

b)LithozoorumetPhytozoorum cutem externam aut omnem 
aut ex parte vibrare est notissimum. 

c) Infusoriorum aut omne corpus permagnis ciliis vibratoriis 
munitur aut corona simplex vel duplex, rarius multiplex, iis est OS Cin- 
gens, guae igitur eodem fere jure cum ad systema alimentarium, tum 
ad systema cutaneum referri possit. 


Adpendix. 


Polymeriorum corpus externum organis haud raro obtegi, guae 
a motu vibratorio continuo mere microscopico ad motum vibratorium 
continuum vel interruptum, nudis oculis percipiendum, transitum faciant, 
supra jam monuimus. Čí. $ 38. 


$ 45. 
II. SYSTEMA ALIMENTARIUM. 


1. Amphibia. Cavum oris et pharyngem in his animalibus vibrare, 
iam alio guodam loco (Můller's Archiv I. 5. p. 394.) tradidimus. In om- 
nibus enim motus inest in toto oris cavo, tuba Eustachiana et pharynge; 
uin in Cheloniis et Ophidiis oesophagi reperimus, cujus fines certissime 
limitantur. Colubri enim natricis motus e0 in loco sistitur, guo plicae 
longitudinales elevatae membranae internae ventriculum indicant; gui 
in Cheloniis magis definitus et exactissime ab oesophago discretus 
certissimos vibrationis fines ponit. Mirum guoddam naturae exemplum! 
guod cum functione harum partium respiratoria, in his animalibus obvia, 
cohaerere videtur. 

2. Mollusca. Nec minus in his classibus totam canalis alimen- 
tarii superficiem internam vibrare deteximus. Inguisivimus in Lymnaeum 
stagnalem, Paludinam viviparam, Helicem cellularem, Myas ataue Ana- 
dontas, aguorum animalium plane omnem canalis alimentarii superficiem 
vibrantem negue, id guod antea primum retulimus, solam cristam ele- 
vatam dbservavimus. Praeterea idem phaenomenon in Lymnaei stagnalis 
vesica illa massa albida repleta occurrit. Mirandum sane, guod in mol- 
luscis motus vibratorii momentum sit tantum, ut systema nutritionis 
totum occupet. 

a. Anuulata. 

Fieri potest, ut ea, guae O. F. Můller et Gruithuisen in Naide 
viderant, huc sint referenda, guod, teste Ehren berg, vix ac ne Vix 
«guidem dubitari potest. 


48 


49 


J. PURKYNĚ: 


29E1:0160:20,25 

Acalephae num nominandae hic sint nec ne, propriis observationibus 
nullis suffulti dijudicare supersedemus. De polypis, inprimis secundum 
Ehrenberg, Lister al. dubium esse neduit. De infusoriis loguuti 
jam sumus. Cí. $ 44. 

Adpendix. 

Organa canalis alimentaris accessoria, veluti hepar, lien al., nullum 
motus vestigium demonstrare solent; tamen alia omnino est res guod 
ad hepar molluscorum, Cuius ductus non solum initio, sed in extremos 
usaue fines luculentissime et vehementissime vibrant. 


S 46. 
III. SYSTEMA RESPIRATORIUM. 


1. Mammnalia. Totum systema respiratorium vibrat certissimisaue 
hac in re definitur ac cingitur limitibus. Motu gaudet et ex parte larynx, 
trachea, bronchi, bronchia ad minima usaue in pulmonibus ipsis ingui- 
renda. Rimae glottidis margines, guum fines motus reperivndi faciant, 
totum oris cavum, pharynx al. ne minimum guidem vestigium probare 
valent. Mira vero ratione nasus tamauam organon vere respiratorium 
exstat cujus membrana cum in septo, tum in lateribus, conchis sc., tuba 
Eustachiana, sinibus frontalibus, antro Higmori al. vibrat. Tamen, guod 
mucosa facillime siccescat, motus partium in ačre solo retentarum celer- 
rime et facillime evanescit. Membranae vero humidae per longius tem- 
poris spatium motum ubigue conservant. In canali lacrymali vibrationem 
irustra guaesivimus, auamvis membranae eandem structuram, guam mem- 
branarum vibrantium conspiceremus. Ouae omnis res non solum guod 
ad morphologiam, sed etiam aguod ad organologiam maxima haud dubie 
admiratione digna! 

2. Ouae de mamrmalibus dicta sunt, ad aves transferri possunt. 
Est vero addenda ea non minimi momenti res, guod saccorum aěreorum 
in iis reperiundorum Ssuperficies interna motum luculentissime exhibeat 
vibratorium. 

3. In amphibiis aliud est. Vibrat primum tota systematis ipsius 
respiratorii Superficies i. e. larynx et trachea vel eorum rudimenta, 
bronchi et pulmonum superficies,*) cavum nasi et tuba Eustachiana; 
deinde vero et totum oris cavum et pharynx, inde ab orificio externo 
ad finem, gui definitissirme plerumaue terminatur. Sic in Batrachiis et 
Sauriis exacte finitur e0 loco, guo trachea a pharynge recedit, negue 


*) Pulmorum horum animalium, guum superiicies interna reticulata sit, particula 


compressorio microtomico ita comprimitur, ut marginibus tantum emergentibus motus 
sit videndus. Cf. ea, guae hac de re diximus in Joh. Můller's Archiv. I. 5. p 396. 


328 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


ullum vestigium in canalis alimentaris posterioribus partibus est viden- 
dum, ut facillime sit habere particulam, cujus alterum dimidium et syste- 
mati alimentario ac deglutorio guasi proprium vibret, non vibret dimidiuru 
alterum. In Ophidiis et Cheloniis et oesophagum vibrare jam supra mo- 
nuimus, ubi de finibus hujus motus loguuti jam sumus. 

Sauriorum et batrachiorum larvarum branchias motu vibratorio 
saudere, Steinbuch, Gruithuisen, Sharrey, Joh. Můller et 
nosmet ipsi experti sumus.  Adest vero solummodo in iis, guae € Cor- 
pore exseruntur nec vero in iis, guae in corpore includuntur. Earum 
larvarum, guarum ex parte extremitates efformatae jam fuerant, motum 
vibratorium in cavo oris obvium deteximus et metiti sumus. Praeterea 
duo illa puncta vibrantia, in larvarum maiorum capitis fine anteriori 
posita, guae Steinbuch et nos observaverunt, fines esse narium et 
latera capitis vibrantia aperturas oris jure opinari nos censemus. 

4 Piscium motum vibratorium nullus guidem viderat adhuc, sed 
Rajae et Sauali brancias e corpore exsertas vibrare, cum Sharrey 
Opinamur. 

5. Molluscorum, ni omnium, tamen complurium organa respi- 
ratoria moveri Certissimum esse videtur. Tamen in pulmonibus Helicis, 
Lymnaei al. nullum adhuc nos vidisse vestigium, ingenue fatemur- 
Myacearum non solum branchias, sed etiam appendices accessorias a. 
d. Nebenkiemen moveri notum est. Ouod tanti est momenti, ut fusius 
nobis exponentibus liceat. Marginem branchiae striaegue cujuscungue 
vel costae extremum vibrare, primum totius phaenomeni detectorem, 
a Heide (Cf. $ 6.) non fugerat. Praeter guem extremum marginem 
auum striae guaecungue duos habeat laterales margines, gui vibrent, 
videamus, guaenam horum omnium sit ratio; guod dguo melius fiat, 
structuram penitiorem horum organorum adcuratius indagemus. Striae, 
auae branchiam constituant, guamvis contiguae sint, non solum imme- 
diate se non tangunt, sed remotae aliguantulum inter se ita sunt, ut, 
auum parallelae sibi fere jaceant, spatia inde oriantur longitudinalia, 
oblonga, a materie et substantia animali vacua et fluido ambeunte re- 
pleta. Ouae per omnen extendantur branchiae longitudinem, ni connectiva 
transversalia eas percurrant, guae veluti pontes ab una stria ad alteram 
striam transeant. Negue vero omnia in una eademaue superficie plana 
jacere facile videbis, majori vitrorum augmento usus. Ouibus omnibus 
areolae distinguuntur plus minusve oblongae, guarum paries v. c. dextra 
sinister est margo striae dextrae, paries sinistra dexter striae sinistrae 
margo, paries superior interior connectivi superioris margo, paries inferior 
connectivi inferiorismargo. Margo dexter et sinister vibrant idgue directio- 
nibus sibi contrariis, ut v. c. marginis dextri ab exteriori ad interius, marginis 
Sinistri fluxus ab inferiori ad exterius sit. Ouod inde evenit, guod, guum 


50 


J. PURKYNĚ: 


motus unius eiusdemaue striae eandem directionem teneat, propter infle- 
xionem v. C. sinistro latere adscendat, descendat dextro latere. Ouare, 
gui leviter observat, facile sibi cernere videtur verum fluidi circuitum, 
in Vallisneria et Charis reperiundo simillimum, ut Carus a Plumatella 
et AI. a Nord mann ex Alcyonella retulerunt. Adcuratiori vero inspec- 
tioni anodontarum branchiae aliud guoddam demonstrant. Fluxus enim 
non in connectivis inilectuntur, sed sub connectivo progrediuntur, nulla 
mutata directione vel re alia. Ouae omnia externae branchiae utriusaue sů- 
perficies exhibet. Ouod vero ad structuram internam differtinter se externa 
internague branchia. Haec enim libero utitur aditu, immediate transeunte 
in seriem loculorum, aui usaue ad marginem branchiae inferiorem ex- 
tenduntur; illa vero, guot costae sive striae sunt, tot loculis, non libere 
auidem, sed in canalem illum longitudinalem, oviductum nonnullis dictum, 
apertis. Hi praesertim in orificiis, illi vero per totam longitudinem ve- 
hementissime vibrant. — Praeterea in organo cum pulmonibus a nonnullis 
comparato pone anum sito motum deteximus. —  Apodum motum in 
organis respiratoriis obvium Meyen et Lister fusius descripserunt. 

6. De insectis v. ea, guae capite antecedenti diximus. 

7. Polymeria. Ouae Gruithuisen in Daphnia observaverat, 
huc haud dubie pertinent, Astaci vero iluviatilis branchias certissime 
non moveri experti nos sumus. 

8. Annulata. Recensendae sunt observationes in Naide ab O. F. 
Můller, Gruithuisen et Ehrenberg factae. 

9. De Protozois v. ea, guae de systemate cutaneo et alimen- 
tario diximus. Praeterea branchiae rotatorium internae, ab Ehrenberg 
recentissimis temporibus detectae (cí. $ 30.) in hoc loco ponendae esse 
videntur. 


S 47. 
IV. SYSTEMA GENITALE. 


1. Mammalia. Mammalium oviductum, uterum et vaginam motu 
vibratorio uti nos primum deteximus. Ouem vero in bestiis junioribus 
non inesse, observationibus permultis edocti sumus, ut inde evolutionis 
auidam gradus ad motum hunc in systemate genitali obvium necessarius 
esse videatur. Nec deficere graviditatis tempore, ubi in interstitiis a chorio 
vacuis reperitur, nec illico post partum, adfirmare certissime valemus. 
Tamen non raro nobis accidit, ut in mammalibus ab omni embryone 
vacuis motum solum in labiis uterinis reperiremus. Ouod facile cum 
desguamatione membranarum vibrantium cohaerere potest. 

Incipit plerumaue a tubae fini et ad externum genitalium internorum 
finem progreditur. 

2. Idem de A vibus et 


330 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


3. de Amphibiis est dicendum. 

4. Piscium vero peritoneum, guod oviducti vicibus gaudere videtur, 
certissime non vibrat. 

5. Ouod ad Mollusca, de Pelecypodis tantum loguimur, 
auorum Oobservationes nos ipsi instituimus.  Ovarium guidem organon 
discretum esse non videtur, tamen pes et venter, in guibus continetur, 
certissimo motu vibratorio gaudere, e nostris experimentis referimus. 
Ovula deinde in branchias devehi notissimum est. 

Corollarium. 

Fieri facile potest, ut ex ordine Molluscorum systema uri- 
narium secundum nostra detecta accedat. Organum illud atratum, prope 
anum positum, in Myaceis et vesica Limacum, si renum functionibus 
utantur (Cfí. Carus Lehrbuch der vergl. Zootomie. 2te Aufl. 1834. 8. 
Bd. II. p. 651 et 732.), novum hoc systema addere nobis licet. Ut primi 
enim vidimus, motu gaudent vibratorio velocissimo; imprimis sacculus 
ille in organo s. d. urinario Myacearum contentus adeo vibrat, ut vehe- 
mentiorem nůmauam vidissemus motum. 


S 48. 


De organis, in guibus motus vibratorius obvenit, loguuti, ea repe- 
tenda nobis esse videntur, dguae supra jam ex parte monuimus, motum 
vibratorium, dguamvis persaepe jam sit observatus, tamen saepissime 
adhuc esse inguirendum, inprimis in animalibus marinis, praecipue ever- 
tebratis, auippe auae longe plurima praestent. Itague ut conspectus, 
guem dedimus, hanc ad rationem lacunis replendis mox sit repletus, ex 
intimo animo optamus et rogamus. 


CAPUT 6. 


MAV DLMELONIS individualis motus vibratorii brevis con- 
SDOCbus.cut accedit excursus de motu prosressorio ét 
rotatorio ovorum ataue embryonum. 
I Animalia vertebrata. 
S 49. 
m ystema genitale non omni tempore motu uti vibratorio supra 
jam retulimus. Neonatis enim deest nec prius adparere vi- 
detur, guam animal maturitatis dguendam gradum sit nactum. 
Organa respiratoria interna in embryonibus mammalium, 
<A avium et amphibiorum ovo inclusis non vibrare, primum 
onnsli sumus. Inguisiveramus hanc ob rem in suem, columbam, galli- 
nam, batrachia al., tamen cilia in embryonis columbae fere excultae 


331 


J. PURKYNĚ: 


trachea vidisse nos fueramus certi. Sanguinem vero retinere diutius mo- 
tum postauam deteximus, vibrationem tracheae embryonum mammalium 
et nasus optime, certissime ac saepissime observavimus. Oui minimi 
foetus motum demonstrarunt, suilli erant longitudinis pollic. duorum. Vi- 
dimus vero praeterea in embryonibus bovis, ovis et suis majoribus. 
Negue autem in chorio, amnio, allantoide vestigium guoddam reperiri, 
Sharrey recte jam monuerat. In larvis amphibiorum plurium motus 
pharyngis vibratorius, formatis branchiis internis, illico intrat. Alia vero 
res est in larvis lacertarum, batrachiorum adhuc junioribus, dguorum 
branchiae e corpore exsertae non tantum vibrant, sed embryonis tota 
superficies ovo adhuc inclusi certissimo motu secundum nostra de- 
tecta utitur. 


S50. 
HA nimaliatevertebra ta: 

In his motus vibratorius, si adest, in embryonibus ovo adhuc in- 
clusis semper jam inesse videtur. De Molluscis et Proto0zois con- 
stat. Huc accedit, guod ova ipsa embryonem aut embryones includentia 
vel sacci proliferi ciliis et motu vibratorio gaudeant in Radiariis et 


Protozois, dua re e corpore matris emissa libere moveantur, rotei- 
tur et natení. 
$ 51. 

Motus progressorius et rotatorius, guamvis primo obtutu phaeno- 
menon sit tam mirificum, ut singulare guoddam esse atgue unicum jure 
censeretur, tamen nonnisi motu vibratorio continuo excitatur et disposi- 
tione ciliorum inprimis vero forma Corporis ejusaue pondere specifico 
definitur. Ouod et ortus hujus motus rotatorii omnisgue natura satis Su- 
perague demonstrat. Sic secundum observationes a Carus, Jacauemin 
et nobis ipsis in embryonibus institutas molluscorum primo est talis, 
gualis in disco circa centrum s. axin horizontalem moto, deinde gualis 
in globo circa axin perpendicularem ingrediente, denigue tandem rotato- 
rius simulgue progressorius. Tamen duietudine eleganti ac mira motum 
hunc in embryonibus molluscorum obvium rotatorium magnopere a motu 
rotatorio entozoorum et infusoriorum differre lubenter fatemur. At sin- 
gularum rerum motum constituentium singulis diversis, characteris vi- 
cissitudo efficiatur necesse est. Phaenomenon vero omnium princeps mo- 
tum vibratorium habemus. 

His praemissis, guibus rationibus sufiulti Steinbuch, Stiebel 
et, ni primus, tamen fusius Carus motum et rotatorium et progresso- 
rium simul in embryonibus Limacum reperiundum Cum motu planetarum 
contulerint, sponte elucet. Comparatio haud dubie acuminis plena! An 
vero vera simul, aliis- dijudicandum relinauimus. 


332 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


$ 52. 
Reperitur motus embryvonum in ovo inclusorum et rotatorius et 


progressorius: 

I. In Batrachiis. Nos primi hanc rotationem embryonum in ovo 
inclusorum certissime vidimus. Nec mirandum est, guum tota Corporis 54 
superficies externa tum temporis jam vibret. Ouae una adhuc memo- 
randa differentia major, ea est, guod, embryone plurimum ovi spatium 
replente, motus mere rotatorius nec prorsus omnino vel minimo tantum 
in gradu progressorius reperiatur. Četerum phaenomenon cum mollusco- 
rum rotatione convenit. 

I. Mollusci. Motus horum animalium notissimus guum sit, expo- 
sitioni fusiori jure supersedemus. Id tantum moneamus, guod motus vo- 
luntarius immediate involuntarium rotatorium excipiat, ut alter insegua- 
tur alterum. Ouam rem e patribus Baster jam edixerat. 


S 53. 

Denigue mirum est illud phaenomenon saepissime observatum, dguod 
sacci ova continentes vel ipsa Protozoorum, Actiniarum al. ova motu 
vibratorio libere moveantur. In guibus enim, dum in molluscorum em- 
bryonibus, mole corporis ad rationem maiori, albumine tenaciori, ciliis 
minoribus nec pari modo dispersis, aut motus rotatorius progressorium 
aeguat, aut antecellit; in aguae semper longe maiori copia, ciliis lon- 
gioribus, pariter totum corpus tegentibus, mole minori, inversa exstant 
h. e. motus progressorius rotatorio praeest. Čui et id accedit, guod vi- 
brationis ciliorum directio magni sit momenti. tague, dguae supra jam 
de variis his motus rationibus monuimus, hac ipsa observationum serie 
confirmari videmus. 


A dpendix. 


Conspectus organorurm, in guibus frustra motum vi- 
Mao ad hoc temporis guaesivimus. 

S 54. 

Mucosam systematis genitalis et respiratorii vibratione praeditam 
esse, postauam deteximus, fere omnia alia organa perguirere necesse 
nobis videbatur. Ouae enim norma, guae caussa, guod criterium motus 
vibratorii absentis supponi potuit et hodie fere adhuc potest? Omnia 
enim in rebus experientiae experiri veritatis reperiundae sola est me- 
thodus. Ouare ne alii, gui nos seguantur, observatores incerti de nostris 
ipsis experimentis frustraneis maneant, nominare nos juvat organa, in 
auibus ne minimum guidem motus vibratorii vestigium reperire potuimus. 
Nam experientia negativa via indirecta nos docet negue omnino reii- 
cienda aut vilis habenda esse videtur. 


333 


J. PURKYNĚ: 


$ 55. 
I. Animalia vertebrata. 


a) Mammalia. Arachnoida. Dura mater. Conjunctiva. Cornea. 


55 Iris. Mucosa linguae et oris. Pharynx. Tractus intestinorum. Pleura. 


Peritoneum. Ductus hepatici. Ductus choledochus et pancreaticus. Vesica 
fellea. Ureter et pelvis renalis. Vesica urinaria. Vas deferens. Urethra. 
Vesiculae seminales. Cutis externa. Membranae arteriarum et venarum. 
Corpuscula sanguinis et s. d. lymphae. 

b) Aves. Omnia, guae de mammalibus retulimus. CČloaca. Bursa 
Fabricii. Chorion. Amnion. Allantois. Saccus vitellinarius. 


c) Amphibia. Dura mater. Coniunctiva. Peritoneum. Tractus 
omnis intestinorum. Vesiculae s. d. seminales et ductus earum excretorii. 
Peritoneum. Capsula ova obducens. Vesica s. d. urinaria. Cutis externa. 
Membranae vasorum et s. pl. 

d) In piscibus, guia nullum adhuc vestigium motus vibratorii ad 
hoc temporis repertum est, permagnam operae nostrae partem posuimus. 
At frustra. Inguisivimus in branchias, membranas capitis serosas et mu- 
cosas, tractum intestinorum, vesicam felleam, renes, ureteres, peritoneum, 
cutem externam, pinnas omnes Sturionis, Percae, Cobitis, Anguillae, 
Cyprini al.; praeterea in fila tentacularia Sturionis, Cobitis fossilis, 
Anguillae fluviatilis al. — Anguillam fluviatilem, in guo certe aliguid 
reperiundum esse opinati sumus, iteratim perguisivimus guam adcura- 
tissime. Nec vero hic nec in embryonibus permultis Percae et Cyprini 
feliciores fuimus, ut, ni forte branchiae externae Rajae et Sguali vibrent. 
motum vibratorium in piscibus deesse edicentibus nobis jure liceat. 


S 56. 
II. Animalia evertebrata. 


e) Mollusca. — Posterior pars corporis, testae adnata. Hepar. 
Penis. Pulmo Helicis et Lymnaei? 

f) Insecta. Cutis externa. Motus voluntarii organa. [ractus in- 
testinorum. Vasa s. d. bilifera sive urinaria. Vasa sialagoga. Corpus 
adiposum. Stigmata. [racheae. Setae in corporis superficie haud raro 
adparentes. 

<) Polymeria. Branchiae et operculi eas tegentis membrana. 
Tractus intestinorum. Membranae cordis. Oviductus (?). Vesiculae virides. 
ante ventriculum in Astaco fluviatili reperiundae. Vas deferens. Utriculi 
hepatis. Oculus. Setae corpus externum hinc inde tegentes. Organa 
motus voluntarii. 

h) Annularia. Hirudinis et Lumbrici tractus intestinorum. Cutis 


334 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


externa. Vesiculae ačreae al. Negue in embryonibus Hirudinis medicinalis 
verum motum vibratorium reperimus. Cf. $ 25. 

i) Entozoa. Distomatum guorundam in colubro repertarum, Filariae 
sp. et Oxyuris vermicularis cutis externa al. 


CGAPUTI7 
De motus vibratorii natura ataue indole. 


9757 


peris nostri partem adimus, haud dubie difficillimam maxi- 
megue inplicitam, Cujus investigationi guamguam nos longe 
plurimum laboris ac studii impendimus, tamen non solum 
B/| rem ab omni procul dubio posuisse, sed permulta votis no- 
PZ] stris remota religuisse nos ingenue fatemur. Negue autein, 
L. B., ne reprehendas vel culpes, iure timemus. Rei enim minutiis tot 
tantisgue, difficultatibus adeo permagnis, ut antecedentium observatorum 
permulti, guamauam adsidui et in rebus investigandis pertinaces nec 
impigri, longissime a meta absint, nobis non omnia ex omni parte ex- 
plicaturis, guid inde opprobrii? guid irae? Sunt, auae aciem oculorum, 
optimis armatorum vitris, fugiant, negue ingenii ulli aCumini, mentis 
sagacissimae ulli labori et studio cedant, guae nescire nos homines posse, 


LUTOTLŮ 


be 


o6 


fatendum melius sit, guam hypothesium farragine expleri vel corrigi.- 


Cujus generis et motus illius vibratorii indolem esse, gui naturam ipsam 
adeat, lubentissime concedet. Phaenomenon tam mirificum tamaue in 
omni animalium structura grave tantis obrui difficultatibus, guae pro 
temporum nostrorum viribus vix negue unguam solvendae videantur, 
jure dolemus. An vero in aliis eiusdem momenti phaenomenis ac functi- 
onibus aliud? Cujus ut unum moneamus, guid de systematis nervosi 
natura scimus? guid nescimus? Fines sunt non tam diligentiae singulorum 
hominum, sed indolis et in omni natura nostra positi ingenii. 


S 58. 

Ouae de motus vibratorii natura atgue indole dicimus, ea sola 
e nostra ipsorum experientia ac perscrutatione hausta esse facile videbis. 
Aliorum commentis hic supersedemus, tum guod ex parte ea jam Čap. 2. 
retulimus, tum guod ipsa falsorum refutatio ex nostra expositione sponte 
emanet. Nam in omni rerum natura guum ea, guae de experimentis trac- 
tant, litem non admittant omnisgue in iis dissensio non tam in rebus, 
guam in opinionibus sit posita, verae sinceraegue experientiae expositio 
contraria experimenta falsasgue sententias optime refellit ac redarguit. 


335 


O 


i 


J. PURKYNĚ: 


$.50. 


Aguae fluxibus excitatis motus vibratorius ab observatore, guamvis 
minus cauto atague exercitato, primum dignoscitur. Nam secundum super- 
ficiem particulae vibrantis fluidum celeritate majori minorive delabitur; 
guem cursum, guum margo plerumaue partis oculis subjiciatur, huic 
margini tribuere dubitabit nemo. Haec dum fiunt, caussam phaenomeni 
tam singularis tamaue eximii in ea, dguam margo per se agit partem, 
esse positam existimare, guid est contrarium? dguidgue repugnat? Undu- 
latione fieri superficiei, hic elevatae, illic impressae, permulti censuerunt; 
permulti experimentis suis nisi explicuerunt. Negue veěro cum natura ipsa 
convenire ea, guae dicuat, nostris observationibus adeo evincitur, ut 
luce sit clarius ac dilucidius. Itague principem nostram sententiam ut 
principio demonstremus, primum id probandum nobis esse videtur, auod 
omnis omnium animalium vibratorius motus ciliis efficiatur; Cui adno- 
tationes nostras de ciliorum natura, de superficiei et membranae, in gua 
ila insunt, histiologia degue aguae fluxibus adiungere juvabit. 

60. 

Motum vibratorium ciliis efiici, non tam guum viget, guam dguum 
sistit, probari facile potest. Cernitur enim in superficie, imprimis in mar- 
gine membranae plicatae (vid. Cap. 3.), tamauam margo ceteris pellu- 
cidior, tenuis, ab omni alia membrana certissime discretus, guem vitro- 
rum trecenties augentium opera illico ciliorum minimorum agmen agnos- 
cas. Ouae si Tibi jam nota sunt, si guiescant, facillime mota eiusdem 
naturae esse videbis. Negue vero certum hac de re omnigue in casu 
facile est judicium. Marginem enim esse opticum, aui facillime a scru- 
tatore incauto cum ciliorum margine confundatur, supra jam monuimus. 
Sed cum in omni rerum naturalium investigatione, tum in his inguisi- 
tionibus, instrumentorum auxilium observatorisgue dexteritas et usus 
sola sunt, guae dubia solvant et vera a falsis ataue fallacibus discernant. 
Ab exercitato autem scrutatore non solum haec in margine posita cilia 
facile cernuntur, sed ea etiam observantur, guae in Superficie insunt, 
auippe guae minima discreta puncta adpareant. 

S61. 

Animalia, guorum cilia vibrantia saepe nos ipsi observavimus, haec 
sunt: 

1. Mammalia, aves et amphibia adulta. Ouot inguisivimus, 
tot ciliis uti reperimus. Ouin eorum singulorum animalium, guae, guum 
diu jam fuissent necata, motu carebant, cilia exacte observavimus, guae 
tamen, id guod infra monebimus, majori post mortem temporis spatio 
elapso, non cernuntur, cum obminutiem et tenuitatem ea elabi vel col- 
labi sit verosimile. 


UN 


336 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


2. Mammalium et avium embryones, guamvis rarissime pro- 
pter sensibilitatem eximiam motum vibratorium ipsum praebeant, ni par- 
tes in sanguine essent conservatae, tamen Cum in his, tum in iis, gui 
liberi remanserant, cilia saepissime facillimegue observantur. 

3. In batrachiorum Ilarvis cilia difficilius guidem, tamen haud 
dubie cernuntur. E ranarum et lacertarum branchiis descissam rarticu- 
lam, praesertim compressorio microtomico leniter compressam, dguod Si 
majori sub lentium augmento adspicias, cilia ipsa facillime videbis, guae 
ut in tota horum embryonum cCorporis externa Superficie cognoscas, eam 
Tibi commendamus cautionem, ut in objectum in fundo nigro positum 
solis lumen per prisma concentres; guo facto cilia illa minima, prisma- 
tum coloribus fulgentia et in fasciculos disposita Conspicies et cum animi 
cupiditatem satiabis, tum sensum spectaculo excellentissimo delectaberis. 

4. Molluscorum cilia facillime cernuntur saepissimeaue jam sunt 
observata. Cuius rei exemplar longe primum ac princeps, Unionis, Ana- 
dontae al. branchias nominamus, guippe auod cilia longissima, discreta 
sua ipsorum natura, optime discernuntur. Ouin majora adhuc sunt in 
intestino, organo illo pulmonario S. urinario et Ss. pl., ut, guod omnes rei 
observatores cilia non viderint, aut levitati aut instrumentorum culpae 
adnumerare non dubitemus. Embryonum cilia facillime observantur, aut 
omni corpore, aut maiori minorive ejus particula compressorio compressa. 

5. Eadem dicenda sunt de entozois, parasitis et infusoriis. 


S 62. 


Ouibus nunc expositis, guae de ciliis referenda sint, seorsim per- 
tractemus. 

1. Sunt enim fila tenuia, pellucida, decolora, aegualia, subsplendida, 
auorum basis membranae superficiei insidet, libera remanet apex. Ita in 
auovis animali inguisito adparent. 

2. Longitudine permultum variant, ut, guae reperiantur difierentiae, 
a 0,000075 Poll. Paris. ad 0,000908 Poll. Paris. progrediantur. Plura de 
his v. Cap. inseguenti, ubi de magnitudine crepidinis vibratoriae logue- 
mur. Ouam vero cum longitudine ciliorum ipsa confundere aut aeguam 
putare, erroneum sit, auippe guae illa non solum ab his, sed a directione 
et extensione motus dependeat. 

3. Latitudo ciliorum rarius tantum aegualis esse videtur; rarissime 
vero ita comparata, ut, basi minori et tenuiori, apice intumescat et cunei 
vel clavae inde formam induat; guod in Unionum branchiis hinc inde 
negue satis clare observare potuimus. In omni fere, guod nos adcuratius 
inguisivimus, animali, ciliorum basin latiorem, apicem tenuiorem obser- 
vavimus, ut dimidiae hinc oriantur partes, guae sensim sensimgue inter 


22 


337 


D8 


59 


60 


J. PURKYNĚ: 


se transeant. Ita, id guod Ehrenberg in Rotatoriis jam observaverat 
(vide S. 29.) bulbillum alio cilio multo latiorem luculentissime in Plana- 
riae sp. deteximus; gui idem, licet mole minor, in unionum branchiis 
nobis occurrerat. In ranarum ore bulbillum tenuiorem nec interrupte in 
cilii apicem transeuntem vidimus. Ouae omnia, guamauam sexcenties 
sunt observata, tamen ab omni parte esse certa extrague dubium omne 
posita jure negamus, guod plures ciliorum series, contrariis directionibus 
motorum vel sitorum, in baseos regionibus sese obtegentes, incrassati- 
onis hujus speciem efiicere facile possint. 

4. Crassitiei differentia ea tantum reperitur, guae latitudine ciliorum 
ipsa efficitur. 

5. Nec cavitas ulla, nec fila, nec granula constituentia unguam con- 
spiciuntur, sed massa aegualis, homogenea. 

6. Cilia num sint stricta, an elastica, e motuum ipsorum natura de- 
rivari potest, cuius rei dabimus infra $ 66. expositionem fusiorem. 

7. Tenerrima sunt, ut, majori minorive post mortem temporis spa- 
tio exacto, dispareant et chemicis permultis corporibus reagentibus eva- 
nescant "Gr Cap- 


$ 68. 


Cilia, guamvis conferta adeo sint, ut fere trecenties tantummodo 
augentium vitrorum opera singula ac discreta cognoscantur, tamen re- 
gulari guadam ratione esse disposita, observatu non est difficile. Ut enim 
externae cutis aut tegmina aut linearum eminentiae vel sulci iisdem illis 
spiralis dispositionis legibus, in plantis recentissimorum temporum stu- 
diis ac vigiliis demonstratis, utuntur, ita nostrorum ciliorum in plerisaue 
cum animalibus, tum e0rum partibus eadem esse videtur collocatio. Mis- 
sis enim, guae nota jam sint, aliis, adgrediamur Opalinam nostram, ani- 
malculum permagna in exemplarium copia in omni Ranae temporariae 
recto intestino reperiundum. CČuius superficiem externam lineis permultis 
spiralibus, guam maxime regulariter dispositis, obduci, in animalculis mor- 
tuis facillime observatur. Vivens vero eleganti spectaculo investigatorem 
allicit. Exoriuntur enim semispirales lineae fere decuplo, auam lineae 
illae post mortem videndae, a se remotae, guae aut, cum ab utrogue 
latere proficiscantur, sectione conveniant, aut per totam superficiem tran- 
seant; guarum vehemens est ciliorum vibrantium motus continuus. Nec 
certae eae sunt, nec fixae; sed, guae illico evanescunt, eas, guae novae 
exoriuntur, illico excipiunt, ut segetum maturarum ventis concussarum 
similitudo guaedam exoriatur. In molluscorum partibus series semper 
plures adsunt, guarum Cilia adcuratius se non tangunt, guibus a latere 
visis altera series alteram obtegat, sed ut alius cilia inter ciliorum alius 
spatia adpareant. Nec segetum illarum concussarum deficere vidimus 


338 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


speciem in intestino Unionum, cujus et externa facies vibrans eodem spec- 
taculo observatorem delectat. In animalibus superiorum ordinum ita dis- 
posita esse videntur, ut in margine replicato colliculi exoriantur, gui al- 
tero fine vicinum tangunt colliculum, altero vero linea recta ita prolon- 
gantur, ut paralleli omnes adpareant; guae omnia, si ad planitiem super- 
ficiei reddas, spiralem linearum Cursum certissime demonstrant. 


S 64. 


Itague spiralis vel circularis dispositionis leges cilia vibrantia fere 
omnia tenere, e nostris elucet observationibus. Ut vero systema, guod 
dicunt, vasorum capillarium, ossium canaliculi al. inter se guidem con- 
veniunt, tamen in omni partis particula minima peculiarem habent in- 
dolem, agua dignoscantur, ita ciliorum vibrantium in omni omnis animalis 
parte certam formam esse, experti nos sumus. Ouod ut uno dguidem 
ilustremus exemplo, in unionibus et anodontis, si ad omnia v. c. motus 
magnitudinem, celeritatem, intensitatem al. respicias, hoc Tibi ordine 
partes insegui facile videbis: pes, pallium, membrana branchiarum ex- 
terna, membrana branchiarum interna, branchiae accessoriae, organon 
urinarium et intestinum rectum. 


$ 65. 


Varius est singulorum ciliorum motus, cujus haec nos ad hoc tem- 
pus observavimus genera: 

1. Princeps et longe freguentissimum hujus motus genus infundibi- 
liforme dicendum id est, guod cilii basis tamguam infundibuli apex circa 
centrum moveatur, ita ut, auo major est cilii ipsius longitudo, e0 maior 
sit amplitudo circuli ab apice descripti. Motum vero relaxantem mino- 
remaue hunc Circa axin, vere circularem in oscillationem transire vide- 
mus, oscillatoriis illis plantulis propriam, aut a dextro latere ad sinistrum 
aut ab anteriori et superiori facie ad posteriorem et inferiorem progre- 
dientem. 

2. Totum cilium undulatim flectitur, ut fere spermatozoi cauda, id 
auod in animalibus guibusdam superiorum ordinum vidisse nos opinamur. 

3. Uncinatim curvantur cilia, ut, duabus inferioribus partibus aut 
plane non motis aut parum tantummodo motis, Superior tertia pars in- 
flectatur illicogue reflectatur, id guod in branchiis unionum hinc inde 
observavimus. Cum tribula inde comparatio re ipsa occurrit. 

Undulatione et uncinatione cilii effectos motus minoris pretii esse 
videntur, guum et in his casibus, in guibus insunt, primum motus genus 
deesse, negare non audeamus. 

22" 


339 


61 


62 


J. PURKYNĚ: 


S 66. 


Ouibus praemissis, motus natura ipsa explicanda nobis est. Aut 
enim viribus physicis, aut organicis, aut utriusaue generis viribus Con- 
ficitur. Cilia stricta ibi esse videntur, ubi, motu guiescente, stricta rec- 
taague adparent, ut in branchiis Anadontarum et Unionum, eorum organo 
pulmonario aut urinario et s. pl.; elastica vero, guum undulatim et serpen- 
tino modo moveantur; ubi ipsa sua elasticitate moveri ea facile credi- 
deris; guod vero sine principe illo motus genere non fieri supra jam 
ostendimus. Motus ille circa axin circularis, guem principem posuimus, 
aut eo efficitur, guod irritabilis guaedam vel muscularis substantia in 
bulbillo contineatur aut in fibris illis sit posita, Cuius nunc Š. inseguenti 
mentionem facimus. 

S 67. 

De membranarum enim, guae in Superficie motu vibratorio gaudent, 
histiologia si guaerimus, rem reperimus valde admirandam, auae, auo 
saepius observatur, eo plus dignitatis et momenti vindicare sibi videtur. 
Molluscorum enim, amphibiorum, avium et mammalium membranae, guae 
vibrat, praesertim compressorio microtomico leniter pressae adcuratius- 
gue inspectae, superficiem fibris componi rectis, parallelis, strictis, tenui 
auadam cellulosa substantia inter se junctis, facile videbis. Ouae in bovis 
trachea in agua tepida per horae dimidium posita, a membranae partibus 
inferioribus disiunguntur, ut singulae descissae in agua illa maxima in 
copia innatent. Ouas fibras irritabiles esse motusaue ciliorum vibratoríi 
caussas efficientes, guid est verosimilius? Tamen simile guoddam repe- 
riri fibrarum stratum in membranis certissime non vibrantibus V. C. in 
membrana mucosa intestini jeiuni Cheloniarum al., ingenue nobis est 
fatendum. Alia vero res est in membranis, guarum non amplius vibrat 
Superficies; in gua primum loco ciliorum processus globulosi adparent 
rotundi, pellucidi, guibus per aliguot tempus persistentibus omne mem- 
branae epithelium dissolvitur, ut inde ne minimum dguidem superficiei 
vibrantis vestigium adesse videatur. 

$ 68. 

Aguae fluxus motu nostro vibratorio cieri, primo jam vidimus. Oriun- 
tur enim progressus rapidi particularum, guae in agua continentur; guin 
majores etiam partes promoveri posse, in branchiis Unionum est obser- 
vandum, dguarum mucosae secretionis conglomerationes majores Satis 
cito progrediuntur. Plura de his v. infra, ubi de directione et usu motus 
vibratorii loguemur. Plerumgue agua sola cito in superficie membranae 
vibrantis decurrit. Tamen motu vehementiori veras oriri corporum in 
agua contentorum undas ac vortices, in branchiis unionum saepius Su- 
mus experti. 


340 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORI CONTINUT ETC. 


CAPUT 8. 


De motus vibratorii magnitudiue, celeritate 
et directione. 


S 69. 


SL epidinem vibratoriam s. sphaeram membranae limbum vi- 
" brantem vocamus, guem a longitudine ciliorum ipsorum di- 
KŘ fferre, ex eo elucet, guod cilia persaepe uncinatim sint reflexa, 
aut obligue disposita, aut undulatim contracta, aut ad angu- 
: "lum deflexa, guorum longitudo crepidine est major. CČrepido 
vero est statui illi vivacitatis propria, guae ipsa certe ciliorum longitu- 
dine definitior esse videtur, guamvis inter limites satis magnos eam va- 
cillare negandi nobis non sit animus. Ouare in exponendis magnitudinis 
numeris medium semper ut proponeremus, Sstuduimus. 

Ouum motu vibratorio ipso particula semper progrediatur, eam 
metiendi ingressi sumus viam, ut, micrometri nostri filo ad certum guen- 
dam gradum fixo, tempore, guo particula per id transeat, guam celer- 
rime crepidinem filo promoto metiremur; gua sola re certos esse nobis 
comparandos rectosgue numeros, persuasos non habemus. 


Z LN 
| UE SIA 
| 

by a 


U 


10. 
Inseguitur tabula graviores a nobis institutas mensiones explicans. 


Subiectae sunt pollices Parisiennes. 


mA etom vs. scitillus, cu- a bepus cunicwlis.meona= 
ius junioris animalis longitudo tus. 
8. poll. fuit. a. "Prachea 200000227 
a. Trachea immediate infra la- 4. Cavia cobaya. 
řynsem. :. .,. .0,000202 a. Initium tracheae . 0.000218 
b. [rachea prope b. Medium tracheae . 0,000227 
bronchiorum bifur- c. Bronchi ramus . © 0,000234 
cationem ©. . . . 0,00022% d. Concha nasi . . . 0,000235 


c. Ramus bronchi- 


k jů bs Bos. tam mus 

orum in initio pul- M 

mlonum positus . . 0,000252 | a. Mediuin sí 0,000354 
d. Bronchi pars . . 0,000358 6. Sus domesticus. 
EE 0. 0,000214 Embryonis poll. 2. tra- 
f. Conchae nasi . . 0,000824 chea. < -0000302 

ZPNEMS ra ttu S. a. Falco tinnuncu- 
smrachea 3  / .0,000202 s DT 115702 
b. Septum nasi. . . 0,000209 m al. 


341 


63 


64 


O0 


10. 


342 


J PURKYNĚ: 


Pollices Paris. 
a. Superior tracheae 


pars „. 0,000214 
b. Medium tracheae . 0,000227 
c. Larynx inferior  . 0.000302 
d. Bronchi pars . 0,000214 
e. Concha nasi. . 0,000220 


„Ga llina domestica: 


a. Medium tracheae . 0,000303 
b. Inferior tracheae 


pars . 0,000320 
c. Septum nasi.. . 0,000378 
d. Concha nasi . . 0,000354 

„ Emys.europaea. 
a. Cavum oris . 0,000252 


b. Medium pharyngis 0,000202 
c. Finis pharyngis . 0,000182 
d:Urachea.. . 0,000226 
e. Saccus pulmonarius 0,000180 
Golubernatrix. Lonsit. 
ped., 2*/;. 

a. In Maxilla superiori. 

A. Mucosae oris 


medium. . 0,000632 

b. In Maxilla inferiori. 
A. Intra dentes . . 0,000479 
B. Extra dentes . 0,000454 


Nb. In lingua ipsa deest. 


c. Mucosa nasi . . 0,000479 
d. In fine oris et pha- 

ryngis . 0,000556 
e. Vagina linguae . . 0,000315 
f. Initium tracheae . 0,000430 
g. Mucosa oesophagi 

eo loco, guo pulmo- 

nes incipiunt . . 0,000404 
h. Mucosa oesophagi 

eo loco, gui medio 

pulmonum respon- 

det . 0,000378 
i. Oesophagus prope 

hepatis initium . . 0,000353 


il: 


12. 


13. 


14. 


Pollices Paris. 
Nb. Eo in loco, gui 
hepatis medio res- 
pondet, motus jam 
deest; ubi mucosa 
in. magnas plicas 
longitudinales ele- 

vatur. 

k. Medium tracheae . 0,000252 
I. Finis tracheae et 

initium pulmonum 0,000227 

m. Medium pulmonum 0,000214 

ad 0,000252 

n. Finis pulmonum .. 0,000252 
o. Oviductus et supe- 
riori et. inierioti 

parte . 0,000227 
Rana temporaria. 


Femina.Longit.3.poll. 
a. Medium oviductus 0,000328 


b. Cavum oris . 0,000387 
c. Tuba Eustachiana 0,000429 
d. Cavum nasi.. . 0,000190 
e. Laryngis pars su- 

perior. . 0,000378 
f£. Bronchi pars . 0,000280 


<. Substantia pulmo- 

num . 0,000202 
Rana temporaria. 
Honepoll 218. 
a. Cavum oris . . 0,000277 
b. Mucosa pulmonum 0,000227 


c. Oviductus . . 0,000222 
Rana temporaria 
2pol: 
a. Cavum oris . 0,000224 
b. Oviductus  initium 
Superius . .. 0,000202 
c. Oviductus finis in- 
ferior - . 0,000286 


Larva ranae duabusex- 


15. 


16. 


M 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


Pollices Paris. 
tremitatibus posteri- 
MLADUSinstructa. 

a. Cavum oris . 0,000277 
Earva ranae guatuor 
extremitatibus instructa. 
a. Cavum oris . 0,000252 
b. Mucosa pulmonum 0,000328 
Bufo cinereus. 

a. Gavum oris . 0,000236 
b. Cavum pharyngis 0,000252 


c. Larynx . 0,000328 
Bufo igneus. 
„ a. Cavum oris . 0,000176 
b. Cavi pharingis 0€- 
sophago © proximi 
pars . 0,000156 
© LAryvnx . 0,000126 


18. 


19 


20. 


Evnmanaeus ostagnalis. 
Longit poll. */,. 

a. Margo pedis dexter 0,000170 
Lymnaeus stagnalis. 


Longit. poll. 1. 


ač Bes,,. . 0,000252 
b. Margo corporis a- 

cutus in testa in- 

clusus . . 0,000126 
c. Mucosa in intestini 

initio . 0,000176 
d. Mucosa in medio 

intestini . . 0,000353 
e. Mucosa in fine in- 

testini . . 0,000278 
t. Vesica lateralis 

massa albida re- 

pleta . 0,000330 


ad 0,000304 
Paludina vivipara. 


a. Tentacula . 0,000454 
b. Margo corporis ex- 
tremus . 0,000350 


c. Superficies corpo- 


25. 


Paludimae 


Pollices Paris. 
ris exterior  testa 


obducta . . 0,000176 
„Paludinae-sp. 
a. Tentacula . 0,000378 
b. Margo corporis ex- 
tremus . 0,000404 


2. Lymnaeiembryorotans. 


a. Margo corporis . 0,000430 
viviparae 
embryo rotans. 


a. Margo corporis . 0,000450 


-Uno pictorumEongit"4 


poll. 
a. Palíi superficies in- 

terior . . 0,000328 

ad 0,000352 

b. Margo branchi- 

arum extremus . 0,000460 
c. Organon pulmona- 

rium S. urinarium 0,000404 
d. Medium intestini . 0,000328 
ft. Intestinum prope 

anum . . 0,000606 
i. Linea intestini emi- 

nens . 0,000506 
g. Marginis pedis pars 

posterior . 0,000404 
Unio pictorum. Longit. 
23/, poll. 
a. Pallii superficies in- 


LEGIO. . 0,000378 
b. Margo branchiae 

extremus . 0,000430 
c. Margo transversus 

branchiae . 0,000454 
d. Musculosae pedis 

pars . 0,000323 
e. Branchiae acces- 

soriae.. . 0,000480 
f. Stria prope ova- 

rium . 0,000450 


343 


65 


66 


J. PURKYNĚ: 


Pollices Paris. 
<. Membrana pharyn- 


Pollices Paris. 
a. Superficies cutis 


gIS . 0,000328 externa „.0,000505 
h. Mucosa musculum ad 0,000550 
testae tegens . 0,000228 ad 0,000648 
261Uma0p 16017113 (on8it: 28. Opalina ranarum. 
1*/, poll. a. Superficies cutis 
a. Palliiinterna super- externa . 0,000566 
ficies . 0,000235 29. Trichodápedicu- 
b. Margo branchi- us. 
arum . 0,000506 a. Circulus rotatorius 
c. Organon pulmona- circa os positus —. 0,000804 
rium s. urinarium . 0,000678 20- Burculariasedi- 
d. Intestini medium . 0,000328 viva. 
e. Musculus pedis . . 0,000430 a. Organon rotato- 
AOP lama mWaesp. rium . 0,000768 
STU 


Ex his mensionibus, guamvis magnitudo inter limites plus minusve 
exiguos vacillet, tamen haec elucent. 

a. Crepidinis magnitudo in omni animalium regno 0,0001. excedit 
nec numerum 0,0002. tangit. Cilia vero ipsa rariori in casu minora ali- 
guanto esse, guam 0,0001, supra Š. 62. jam vidimus. 

b. In singulis animalis cuiusdam partibus eandem non semper habet 
magnitudinem. 

c. Aut enim certis guibusdam limitibus haud ordinate tenetur, aut 
iusto progreditur, aut vacillat, nunc amplificata, nunc minuta. 

d. In mam malibus inde ab initio tracheae ad fines bronchiorum 
saepe progreditur, auod exacte demonstratur in Arctomy scitillo (ex- 
cepto larynge), Cavia cobaya al. In naso plerumgue aliguanto maior 
esse videtur. 

e. In avibus eadem esse videntur, 
tinnunculi parte excepta. 

f. Varia de amphibiis sunt adnotanda. In Ophidiis omnem magni- 
tudinem adeo variare videmus, ut certam inde deducere legem non au- 
deamus. Decrescere videtur ilia non ranarum pulmonibus, oris cavo, 
varietatibus tamen haud exiguis. 

<. Mollusca. In Lymnaeo stagnali secundum progredientem ma- 
gnitudinis ordinem hae inseguuntur partes: Margo corporis in testa re- 
conditus. Mucosa in intestini initio. Pes.  Mucosa in fine intestini. Ve- 
sica urinaria et mucosa in medio intestini. In Paludina vivipara: Super- 
ficies corporis testa obducta. Margo corporis liber. Tentacula. In Unio- 


una tantum bronchi Falconis 


344 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


nibus primum ordinandae sunt pallii superficies interna, margo pedis et 
medium intestini, tunc margo branchiarum et branchiarum accessoriarum, 
tum denigue intestini finis et organi pulmonarii S. urinarii pars. 
h. Embryones rotantes permagnam habent crepidinis magnitudinem. 
Mittamus alia, guae largiori repetitague experientia fretis demon- 
stranda erunf. 
S42: 


Motus vibratorii celeritatem permultum cum in singulis animalibus, 
tum in singulis ejusdem animalis partibus variare, et diximus jam et 
deinde adcuratius explicabitur. Ouod ad animalia ipsa (ut enim minora 
taceamus), inter motum in cavo nasi mammalium et avium reperiundum 
et in Ophidiorum ore cernendum auanta differentia! guamtum plerum- 
gue motum branchiarum unionum a branchiarum accessoriarum motu 
abnorrere videmus; guibus omnibus, supra jam notatis, supersedere hic 
jure possumus. Omni enim parti suam esse pro indole et natura celeri- 
tatem facile cernitur; guam vero verbis definire eo est difficilius, guo 
magis res plane accessoriae minorisgue pretii in celeritatem ipsam in- 
fluant. Ita ex gr. sola concussione, ictu, reagentibus chemicis Corpo- 
ribus maxime dilutis eam augeri aliisaue rebus minimis minui, iníra do- 
cebimus. 

$ 73. 


Nec celeritatem ipsam numerandi conamen nostrum tacere possu- 
mus, non tam dguod litteris prosit, guam auod inseguentes observatores 
hortetur et doceat. Ouae his fieri censuimus. Definitis omnibus, parti- 
culae enim longitudine, latitudine, Crassitie, atgue aguae, in gua conti- 
netur, copia, micrometri ope spatium, guod pars vibrans in sexagesima 
horae parte percurrat, metiti sumus. At aguanta difierentia! Particula e 
branchiis Anodontae desumpta prima sexagesima spatium 0.000810 Poll. 
Paris. percurrerat, altera sexagesima 0,002428. poll. Paris. tertiague sexa- 
gesima 0,001720 poll. P., dum aguae copia dimidium poll. Paris. guadrati 
teneret; dgua numerorum inconstantia factum est, ut alia facere experi- 
mentia longosgue suscipere calculos abhorreremus. 


$ 74. 


Ciliorum motus, guem principem posuimus, guamvis sit talis, ut 
certam longitudinis aut latitudinis directionem vix ac ne vix guidem ad- 
mittere videatur, tamen particulas in agua Contentas secundum directi- 
onem guandam definitam moveri non raro vidimus, guod plerumaue 
motu cCiliorum uncinato vel undulato effici verisimile est. amen directio 
aut certa omnigue in casu definita esse videtur aut secundum rerum ac 
stadiorum varietatem varia. CČertam vidimus in branchiarum Unionum 


345 


6 


J. PURKYNĚ: 


finibus, pede et intestino ab anteriori ad posterius, in branchiarum late- 
ralibus marginibus ab exteriori ad interius, in larvarum ranarum bran- 
chiis e corpore protensis ab interiori ad exterius et s. pl. In mamma- 
libus et avibus difficillime tantum certam guandam directionem obser- 
vare nobis licuit, guam tamen semel in Gallinae domesticae trachea ab 
exteriori ad interius vicegue inversa in ejiusdem animalis oviductu ver- 
gentem vidimus guamaue sputis promovendis et semini plane inversam 
esse debere, facile intelligis. 
S 75. 

Directio, sive certa est ac defininenda, sive incerta negue eruenda, 
tamen plerumaue per omne vibrationis tempus et esse et perseverare 
eadem solet. Mutatio guaedam rhythmica, nunc in hoc latus, nunc in 
illud vergens rarissime observatur, guae aut in natura partis ipsius est 
posita aut in vi atgue intensitate motus et partium Circumiacentium in- 
dole fundata. Cuius primi generis branchiae, guas accessorias dicunt, 
Unionum esse videntur, in guibus, guamvis motus sit celeritate ac magni- 
tudine praecellens, tamen rhythmicam illam pulsui comparandam direc- 
tionis vicissitudinem ac varietatem pluries observavimus, motus via per 
7. ad 6. minuta secunda in dextrum latus, per idem temporis deinde 
spatium in sinistrum Ilatus progressa. Ouod idem itineris genus, motu 
larguido et muci maiori particula promovenda adiacenti, intrat. Nam Si 
tanta non est vibrationis vis, dua maior muci pars promoveatur, pro- 
pellitur guidem, tamen mox regreditur, denuo propellitur iterumgue re- 
greditur et s. pl., ut, guodsi alterius generis vicissitudo motus ipsius est 
res propria, alterum non tam motum, dguam partem promovendam ad- 
tingat. 


CAPUT 9. 


Ouamdiu post mortem motus vibratorius continuetir. 
S. 76. 

er varium tempus pro aetatum diversitate et vicissitudine 
V animaliumague natura post mortem aliguamdiu perseverat 
motus vibratorius. Ouae ut melius explicentur, varias a no- 
bis observatas classes pertractemus. 

1. Infusoria. Ex his Rotatoria ingrediamur, aguorum 
organum vibratorium mortis tempore ipso retrahitur et sistere videtur. 
Ouod in exsiccantibus animalculis idem occurrit, guamvis omni ex parte 
exsiccatorum animalium vim iterum reviviscendi, novissima praeter- 
lapsa aestate pluries experti nobis visi simus. Cum vita ipsa motus redit 
rotatorius. 


346 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORIH CONTINUI ETC. 


2. Entozoa et Parasita. Opalinae motus illico post mortem 
desinére videntur. 

3. Eadem, guamvis non omnino congrua ex Annulatis de Pla- 
naria sunt referenda, cujus vero particulae a corpore abscissae vibrando 
plerumgue per dguingue et, guod excedit, horas continuant. 

4. Molluscorum motus vibratorius pertinacissimus esse dicitur. 
Idaue recte. Vidimus eum enim non solum in unionibus paullo ante mor- 
tuis sexcenties, sed in corporibus putridis, semimaceratis et difiluxui 
proximis saepissime observavimus. Oui in particulis branchiarum majo- 
ribus amputatis, in eadem agua adservatis, putridis ac maceratis*) mo- 
tum tam vivacem post duodecim dies reperimus, guam in animali Vi- 
venti inesse cernimus, nullo, ut videbatur, particulae ipsius magnitudinis 
iniluxu; guam partes minimae ante duodecim dies descissae eadem, gua 
tota illa branchia, vehementia vibrarent. De singulis guibusdam v. infra. 

5. Tempus, per guod amphibiorum post mortem motus durat, 
valde esse varium reperimus. Evanescit enim in Batrachiis et Lacertis 
tempestate calidiori post bihorium, tempestate frigidiori post horam, guae 
eadem in Ophidiis esse videntur. In Cheloniis autem motas vibratorii 
tenacitas maxima! Interiecimus Emydem europeam hora undecima ma- 
tutina. Vidimus motum in trachea, oesophago et ore hora ejusdem diei 
auarta pomeridiana et nona vespertina, inseguuti diei hora decima ma- 
tutina, tertia pomeridiana et octava vespertina, tertii diei hora nona ma- 
tutina, pomeridiana guarta. Ouid multa! Ut verbo dicamus, motus vi- 
bratorius in ore per novem, in pulmonibus et trachea per tredecim 
et in oesophago per guindecim dies tam vehemens duravit, ut parti- 
culam ex animali paullo ante necato desumptam esse facile crederes. 
Patrefactio inde summum fere gradum attigisset, partes solummodo col- 
liauescentes vibrare desierunt. — Cor ad horam guartam alterius diei, 
capite amputato, sponte palptiabat musculigue cum voluntarii, tum invo- 


*) Silentio non possumus praeterire magnam illam vim, guae animalcula minima 
ipsa in destructionem partis macerandae habeant. Communis enim est atgue ab omnibus 
recepta opinio, putridas animalium partes macerationis ipsa vi destrui ac dissolvi. Ouod 
guidem negare nemo unguam audeat. Tamen minorem saepius hanc rem solummodo 
agere personam ex nostris experimentis referre valemus. Negue enim negligenda est 
destructio illa partium, animalculis infusoriis, guae in agua degunt, effecta, guippe guae 
partes comedant itague devástent. Ouod út uno eogue memoratu longe dignissimo exem- 
plo explicemus, in Unionis pictorum branchiae parte ab omni alio corpore dissecta, 
auam in agua pura posuimus, observavimus unius loci marginem laesum, ut substantia 
inde erosa esset et dilacerata. Eadem mansit, priusguam infusioriorum major copia, ma- 
ceratione progressa, adparuit. Animalculorum vero numero aucto, margo laesus, dum 
integer margo motus velocitate tueretur, de die plus erodiebatur, ut inde permagna 
pars branchiae ab infusoriis commederetur, dum in margine integro relicto motus vibra- 
torius vehementissime ageret ac perseveraret, Ouod experimenti genus facile in omni 
animalium parte duriori institui potest. 


347 


69 


Jj- PURKYNE: 


luntarii ad septimi diei horam guartam summam retinebant irritablilitatem. 
— Ouem motum vibratorium per tam longum tempus continuatum non 
solum in particulis cum animali coniunctis, sed in omni ejus parte libere 
aguae frigidae (temperiei 5“ R.) immersa aut compressorio microtomico 
compressa aut in sanguine al. reservata, nulla mutata celeritate dete- 
ximus. 

6. Avium et mammalium motus aliguanto minus durare vi- 
dentur tempestate frigida, guam tempore verno et aestatis calido et 
varii secundum varias partes sunt. Oviductus motum aestatis ternpore 
per tres post mortem horae partes durare vidimus; tracheae per horam 
et nasi per guattuor et guod excedit horas. Ouem vero nasi motum vix 
ac ne vix guidem per horae dimidium autumnali tempore durare obser- 
vavimus. 


Sr 


Ouae dicta sunt, ad eos tantum adplicentur casus, in guibus alia- 
rum virium rerumaue nullus adest influxus ataue efiectus. De his enim 
latiora aligua inseguentibus tribus capitibus proposituri sumus, ubi etiam 
de vi sanguinis conservati fusius loguemur. 


CAPUT 10. 


Devirium, guas physicas dicunt, in motum vibratorium 
inifluxibus. 


Š 78. 


e physicis viribus haec sola hoc loco monenda esse videntur: 
1. Concussione, ictu, tactu, al. motum, vibratorium nunc 
| minus vegetum celeriorem reddi, nunc sistentem reviviscere. 
cum ante nos nonnulli v. c. Steinbuch al. experti sunt, 

2£ tum nos ipsi Saepissime observavimus. Oua in re guanta 
sit motus vibratorii sensibilitas, saepius sumus mirati. Negue enim ad 
excitandum motum immediatus auidem tactus est necessarius, sed eo 
jam excitatur vel acceleratur, guod in tabulam, in gua positum est mi- 
croscopium, ineutias indegue aguae, particulam ambeuntis, concussionem 
excites. 

2. Per se vix ac ne vix guidem influxum habere lux videtur, ni 
caloris inde efiecti opera aliguid mutetur. Unionum enim e tenebris illico 
desumptarum branchiae eadem vibrant vehementia, dua animalia in luce 
versata utuntur. Negue alius est motus, luce diei clariori obscuriorive, 
luce solis lucegue artificiali; id ut notemus, guod animalium superiorum 
membranae vibrantes tenebris semper teneantur densissimis. 


= 
zi 


348 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORI CONTINUT ETC. 


S 70. 

Majus vero haud dubie est caloris momentum, guod cum sanguinis 
animalis ipsius temperie intime cohaerere videtur. Permultorum a nobis 
„institutorum periculorum ataue experimentorum haec est summa. Main- 
malium atgue avium motus durat, sin etiam pars per momentum in adgua 
temperiei 65“ R. manserit. Diutius autem, guin per sexagesimam tantum 
horae partem, retenta non vibrat. Magna enim in iis pro largiori tem- 
poris intervallo inest sensibilitas, ut animalium Superiorum post decem 
minuta in agua tepida conservatae membranae in superficie destruantur. 
Nam motu cedente, cilia efiluunt et fibrae illae longitudinales discedunt, 
ut liberae in agua innatent. Cuniculorum tracheam temperiei 59 R. expo- 
sitam illico non vibrare experti sumus, guum in ejusdem temperiei agua 
oesophagum Emydos europaeae vibrantem observavissemus. Cum Unio- 
num branchiis pericula guaedam Ssingularia instituimus. Ouas guum in 
agua temp. 47% et 45" R. per minutam horae partem tenuissemus, motus 
illico sistebat. Teneri vero potest particula, guin sistat motus, 

in agua temp. 35%“ R. per '/' 

» » » SKU o A a [9 

» » » 3 PEN O 
Alia particula, in agua temp. 32“ R. per duo minuta retenta, exempta 
per 45“ vibravit, alia vero per idem tempus in eijusdem temperiei agua 
retenta immutato motu est usa. Haud raro autem particula in agua Ca- 
lidioris temperiei retenta motu non interrupto uti videbatur; guod vero 
hallucinationis est, guum aaua libero aeris influxui commissa facillime 
fiat frigidior. 

S 80. 

De frigoris influxu minus certa edicere possumus. Mammalium et 
avium vibrationes temperie aguae 10%“ R. perdurant, 5%“ R. sistunt. Am- 
phibiorum membranae temperie 5% R. vehementissime adhuc vibrant. 
Nec motum desinere vidimus in unionibus et anadontis ex agua tempe- 
riei 09 sive et nive desumptis, ut superiorum ordinum animalia minorem 
frigoris gradum, inferiorum ordinum maiorem perferre posse eluceat. 
Ouo magis animal homini accedit vel abeo removetur, €0 magis majo- 
ribus temperiei gradibus, ut víbret, egere membrana eius vibrans videtur. 


S 31. 

Electricitatis vim ut cognoscamus, primum per aguam Unionem 
pictorum aliam continentem, deinde per Unionem aliam ipsam ictum 
electricum, sensui nostro satis gravem, Lugdunensi lagena collectum, 
misimus, nullo in motum vibratorium conspicuo efiectu. Itague electri- 
citatis gradus mediocres  motum vibratorium non turbant. Fieri facile 


349 


71 


J. PURKYNĚ: 


possit, ut gradus maiores, calore aucto motum inhibeant, guod posterio- 
ribus guibusdam temporibus experiundum restat. 


S 82. 

Galvanismi effectus non alius, aguam chemicus, esse videtur. Ouae 
instituimus pericula in Gallinae domesticae saccis aeriferis et Unionis 
pictorum branchiis sunt facta; guae utraegue partes easdem semper res 
demonstrarunt, ut de galvanismi in motum vibratorium iniluxu nihil inter 
vertebrata ataue evertebrata difierre iure concludamus. Exstruximus 
nobis columnam Voltaicam triginta duplicibus discis, guorum singuli 
poll. guadr. 2'/, tenerent, compositam filisgue argenteis galvanicam elec- 
tricitatem ad particulas primum vibrantes ipsas adplicavimus. Ubi ad- 
plicata sunt fila, illico, bullulis aereis exortis, motus desiit, vicinae vero 
partes et contiguae nec majori nec minori vehemeutia, sed, ut vide- 
bantur, nullo modo turbatae vibrarunt. Ouo facto in agua alteram par- 
ticulam ambeunte fila posuimus. Motus vivax e0 tantum sistit loco et 
tempore, ubi bullae aereae particulam adtingant. Eadem, sed lentius, 
viginti, decem, guinague et tribus duplicibus discis usi vidimus, unde ullum, 
praeter localem et chemicum in motum vibratorium esse influxum gal- 
vanismi jure negemus. 


CAPUT 11. 


De corporum reagentium.chemicorum etiectibus. 


Wie in der Mischungslehreanorganischer Stotfe 
das Verhalten eines Metalls gegen alle andern Metalle, alle 
Sáuren und Alkalien entwickelt wird, so muss die vitale 
Chemie das Verhalten der erregbaren Faser gegen alle Ob- 
jecte der áusseren Sinnenwelt untersuchen. Wenn man erwágt, 
dass einfache (noch uzerlegte) Substanzen in verschiedenen 
Graden der Liguiditát und Temperatur als verschiedenartige 
Reize wirken, wenn man ihre bináren, ternáren, auaternáren 
„.. Verbindungen, ihre gegenseitigen Umhiillungen berechnet, 
so zeigt sich eine so ungeheure Zahl von Combinationen, dass 
der kiihnste Experimentator iiber die Anforderungen erschrickt, 
welche die Physiologie an ihn thut. Was ein einzelner Mann 
in diesem Fache dem Publicum vorlegt, kann daher nur ein 
kleines Bruchstick, die schwache Grundlage zu einem Lehr- 
gzebáude sein, welches der Fleiss kommender Jahrhunderte 
aulfiihren wird. 

Alexander von Humboldt 

iiber die gereizte Muskel- und Nervenfaser. 
Bd/11S.*55:'56. 


350 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


$ 83. 


ogitantibus nobis, guae experiendi chemicorum a. d. reagen- 
 tium in motum vibratorium influxum via sit optima, primum 
Cum vertebrata, tum evertebrata inguisitionibus subiicienda 
esse videbantur. Ouodgue fecimus initio. Easdem corporum 
= solutiones et ad ranarum inucosam oris et ad anadontarum 
branchias, nulla unguam inter utrumague genus differentia, adp!'icuimus, 
ut, guod capitis antecedentis $. 82. de reagentibus physicis, imprimis de 
galvanismo, ediximus, chemicorum idem esse non dubitemus. Oua tum 
caussa ducti, tum €0 impulsi, guod vertebratorum motus vibratorius 
mox inter experiundum sua ipsa natura sponte sistat, inseguentibus in- 
stitutis observationibus ataue experimentis Unionis et Anadontae solius 
branchiis usi sumus. 


$ 84. 


Corporis cuiusvis solutionem concentratam, sive via frigida, sive 
caloris ope parandam, ita nobis comparavimus, ut aguae simplici destil- 
latae tantum adderemus, guantum non solum solveretur, sed Cujus pars, 
auae solvi amplius non possit, in vasis fundo remaneret integra. Ouam 
concentratam solutionem nomine No. 1. designavimus, Cuius tum partem 
unam cum novem partibus aguae destillatae simplicis commixtam solu- 
tionem No. 2. vocavimus. Solutionis No. 2. pars una cum nonis partibus 
aguae destilatae simplicis commixta est solutio Nr. 3.; Solutionis Nr. 3. 
pars una cum aguae partibus nonis commixta sol. No. 4. et s. pl., ut 
progressus numerus singulus solutionem decuplo tenuiorem indicet. 


S 85. 


Ouodsi superiori guodam loco (8. 35.) lucernae lucem in microsco- 
piis Ploesslianis adhibendis laudavimus, eius in instituendis hisce che- 
micorum corporum ag. d. reagentium efiectus ac vires perseguendi ac 
cognoscendi experimentis utilitas est tanta, ut, aui pericula faciat, hoc 
uti lucis genere jubeamus et ex intimo animo suadeamus. Nam, guam- 
vis et luce diei clariori motus natura aut perseverans, aut desinens, aut 
alia guadam ratione mutata observari et cerni luculenter possit, tamen 
sunt, aguae, in ipsorum corporum reagentium indole posita, adspectum 
ita perturbent, ut, ni lucernae lucem clariorem et splendidiorem adhi- 
beas, ne minimum guidem certa aguadam ratione observare possis. 
Cuius rei exempla proponimus Corpora, guae in agua aut plane non sol- 
vuntur aut difficillime solvuntur indegue fluidum turbant v. c. Catechu 
al. vel ea, guae brunneo vel dilute atrato colore utuntur v. c. Acidum 
pyro-lignosum al. vel ea, guae ob statum, in guo sunt, magis tenacem 


391 


73 


74 


J. PURKYNĚ: 


et subgelatinosum minori utuntur pelluciditate et s. pl. Lucernae vero 
lucem rem ne tantillum guidem turbare, gui pericula instituat ipse, 
primis oculis intelliget ac confirmabit. 

Nec minimi momenti res est, guo augmenti utaris genere. Ouod 
ad magnitudinem, optimum reperimus id, guod 150—200ies diametrum 
augeat, Cuius vero rei et ea bene est observanda cautio, ne focus nimis 
brevis sit et vitra inde objectiva microscopii corporum reagentium Cor- 
rosivorum vi destruantur. (Ouare augmenti maiores gradus hac in re 
non tam vitris obiectivis, auam ocularibus sunt adseauendi. In micro- 
scopio nostro Ploessliano tamaguam optimam huic rei aptam combinatio- 
nem reperimus, oculare vitrum No. 3. et objectiva vitra No. 1. 2. 3., 
auae diametrum 190ies augent. 


S 86. 

Inseguenti tabula permultorum nostrorum experimentorum indicem 
proponimus. Inscriptae sunt a dextro latere ad sinistrum latus variae 
in guovis corpore institutae solutiones; subscribitur effectus et, guam 
maxime ad latus Sinistrum vergens, nomen Corporis ipsius. 0 adnotat, 
auod motus illico sistat; numeri arabici cum Signis, post guot temporis 
minuta vel minuta secunda sistat; denigue 00, guod omnino non turbetur. 


S 87. 

Motum vibratorium. inhibendi viriumguae in varíisna: 
d. corporibus reasentibus.-chemicis insuntotabula 
SVO PDCA: 

OTOK EUC OTISKU ROCNE C O VE EVC TR T VC AE OAK RT 1. O2 O RA JS S O C 
7 7777 e===<c-EEE5 


i Solutiones. 
Nomina corporum 


| No. 1. | No. 2. JNo. 6. 


ACn ACetCUM 0 0 0 4 | © 
2.. Acidum benzoicum (in adgua 
LenpD0 Sol) 0 l 00 | « 
3.. Acidum hydrocyanicum pu- 
rum, adgua mere destillata | 
BODEM 00 (207 X X 00 oc | © | © 
4.. Acidum muriaticum concen- 
ELALRIM 5) kod Soc tee 0 0 40 |3 | | eo 
5.. Acidum nitricum concentra- 
(401 OPAK OPR JS STA ad 0 0. 0-1301::27|. o 
6- ACK. oxal Ce 10002 ve 1“ 31 |, (04 (noo |MeB 
7.  Acidum pyro-lignosum. . .| 0 0) 17) 05.| "seNeeo 
| 


13a. 


20a. 


22. 


24a. 


2ba. 


20. 


27. 
28. 
29, 
30. 
al 
da. 
Bb 
39a. 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


Nomina corporum 


Acidum sulphuricumdil.Ph. B. 


Aerugo. 3 

Aether so 
Alcohol. 

Alumen kalicum . 

Aloes extract aauos. 
Ammonium causticum v. lig. 
AČ 

a en 
Agua Kreosoti. 

Aaua Calcariae . 

Agua Laurocerasi Ph. B.. 
Argentum nitricum crystal- 
lisatum . 

Baryta tee 
Belladonnae extractum. 


Camphora v. Mixt. campho- 


rata : ; 
Capsici annui ee conc. 
Catechu. so : 
Chininum n : 
Chininum sulphuricum addita 
guttula acid. sulphur. dil.. 
Cuprum aceticum v. Aerugo 
Ferrum sulphuricum . 
Gummi mimosae v. Mucil. 
G. m. or 
Hydrargyrum en 
corrosivum . 

Kali bromatum 

Kali carbonicum. . 

Kali hydrocyanicum . 

Kali hydroiodinicum.. 

Kali nitricum . 

Kali sulphuratum 

Kali tartaricum . 
Kreosotum v. agua reusoh 


© 
jm 


gooo8o 


bÝ 


DS. .So SM ©.© 


“ 


0 
0-1"/;“ 


© 


8“ 
9! 


O0 


8 


6 


3“ 


No. 3. |No. 4.|No. 5.|No.6. 


6 
0-2“ 
10" 


O0 


8 8 


5/ 


8o8o 


“ 


M 


“ 


P RU 


Solutiones. 


9 


ho 


ČD 


8888888 


8 8888 


8 8 


8 


8 


BED 0:00 078 8 


8 88 8 8 8 


8 8 8 8. 


8 


8 


8599.98- 8 8 8 


75 


J. PURKYNĚ: 


SO tones: 
Nomina corporum 


No. 3. |No. 4.JNo. 5.|No. 6. 


34.. Liguor ammoniieaustici Ph. B. 0 0 0" a1209|.'6s 
85.  Liguor stibii muriatici . 0 0 V a Adec 
36.. Morphium'aceticin. (m. 00 00 00 (o o Moon 1455 
37.. Mixtura camphorata . 0 "hd 00 O5 oo|oo 
38. Moschi in agua solutio. . 00 00 00 oo..|.oo. co 
39.  Mucilago Gumrmi mimosae . 00 00 00 oo|4001|.405 
40.  Natrium muriaticum . . . . | 0-5“ 2 00 oo!1|'700 os 
41. Oleum empyreumaticum.. 0 5“ 00 oo Ji -ooo 
42. Opii in aaua solutio . 00 00 00 o5.!|'os.|.los 
43.. Plumbum aceticuní...£ 27 0 10“ 00 oo (ODA NOS 
44. Pyrethri rad. infus. 1“ 00 00 ©o4| (oonh|koo 
45.  Saccharum album. 0 4“ Dj Joojt hos. |wos 
46.. Salicinium O VE poetlšs 09) 00 00 00 | oo © 
47.. Strychninum nitricum . ... 00 00 00 oo. ||.00 (| 06 
48.1 astarus-stibiatns (4 c (6 0 2 40464. 00|ioo 
49.. Veratrinum muriaticum .. . 10 00 00 o | o | © 
50. Zincum sulphuricum .. . ... 0“ 4 | 5, | © | o | © 
$ 88. 


Variorum in tabula praegressa inscriptorum cCorporum in motum 
vibratorium varios effectus, aguos aěris temperie 10"—15" R. observa- 
vimus, respicientes nos haec inde deducimus : 

1. Nullum omnino effectum, ne concentratissime guidem soluta, ha- 
bent: Acidum hydrocyanicum purum, Aloes et Belladonnae extractum, 
Catechu, Moschi in agua solutio, Mucilago Gummi mimosae, Morphium 
aceticum, Opium, Salicinium, Strychninum et Decoct. Capsici annui. 

2. Omnia a nobis inguisita corpora in solutione No. 6. motum Vi- 
bratorium nullo amplius modo turbeat, guamvis singula nunc ea tantum 
aguae copia, nunc minori etiam rarefacta nullo utantur influxu. Ouae res 
in sol. No. 2. jam reperitur in Chinino sulphurico puro, Veratrino mu- 
riatico, radice Pyrethri, Agua Kreosoti; in sol. No. 3. in Alcohole, Alu- 
mine kalico. Ammonio muriatico, Agua Laurocerasi, Baryta muriatica, 
Chinino sulphurico addita guttula, Acidi sulphurici, Kali hydrocyanico, 
Kali sulphurato, Mixtura camphorata, Natro muriatico, Oleo empyreu- 
matico et Plumbo acetico; in solut. No. 4. in Acido benzoico, Acido 
pyro-lignoso, Acido sulphurico dliuto, Aethere sulphurico, Ferro sulphu- 
rico, Kali karbonico, Kali tartarico, Saccharo albo et Zinco sulphurico; 


354 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


in solut. Nr. 5. in Acido muriatico, nitrico, Aerugine et Tartaro stibiato; 
denigue tandem in solutione Nr. 6. in Acido acetico, liguore Ammonii 
caustico et liguore Stibii můriatici. 


$ 89. 


Neague eundem semper ordinem corpora, guae motum vibratorium 
inhibent, in omni solutionis genere tenent, guae si secundum scalam 
effectus adscendentem nominemus, haec sunt, guae corpora in Š. 88. 
antecedenti nominata non amplius reagentia praegredi elucet. 

Solutio Nr. 2. Kali hydrocyanicum, Plumbum aceticum (10“), Al- 
cohol. Alumen kalicum (8“), Ammonium muriaticum, Chininum sulphu- 
ricum (6), Agua Laurocerasi (5“), Saccharum album, Zincum sulphuri- 
cum (4“), Aether sulphuricus, Mixtura camphorata, Kali tartaricum, Fer- 
„rum sulphuricum (3“), Kali carbonicum, Natrum muriaticum, Tartarus 
stibiatus (2“), Acidum oxalicum, Kali sulphuratum (1), Acidum ben- 
zoicum, Baryta muriatica (1“), Liguor Stibii muriatici, Liguor Ammonii 
causticus, Kali nitricum, Hydrargyrum muriaticum corrosivum, Argentum 
nitricum crystallisatum, Aerugo, Acidum sulphuricum dilutum, Acidum 
pyro-lignosum, Acidum muriaticum, Acidum nitricum (0). 

Solutio Nr. 3. Aether sulphuricus, Kali carbonicum (10“), Acidum 
sulphuricum dilutum (6“), Zincum sulphuricum (5), Ferrum sulphuri- 
cum, Saccharum album (5“), Kali nitricum, Kali tartaricum, Tartarus sti- 
biatus (4“), Acidum benzoicum (3;), Acidum oxalicum (3“), Acidum 
pyro-lignosum (1“), Acidum muriaticum concentratum (40), Argentum 
nitricum crystallisatum, Llguor Stibii muriatici (30“), Acidum aceticum, 
Acidum nitricum, Aerugo, Hydrargyrum muriaticum corrosivum, Liguor 
Ammonii causticus (0). 

Solutio Nr. 4. Kali nitricum (7), Tartarus stibiatus (6“), Aerugo, 
Hydrargyrum muriaticum corrosivum (5“), Argentum nitricum crystalli- 
satum (4), Acidum muriaticum (8“), Acidum nitricum (2“). Liguor Am- 
monii causticus, Liguor Stibii muriatici (1'/,“), Acidum aceticum (0). 

Solutio Nr. 5. Liguor Ammonii causticus (20' ), Acidum aceticum, 
Liguor Stibii muriatici (4“). 


S 90. 
Ouae inde-deducantur, sunt: 


1. Corpora, guae et guatenus in nervorum systema solum agant 
ne minimum guidem in motum vibratorium habent effectum, ut 
Acidum hydrocyanicum cum adgua simplici destillata, Belladonna, 
Morphium aceticum, Opium, Strychninum nitricum al. 

2. Sed vis decomponens, corrosiva, erodiens sola esse videtur, 
auae motum inhibere videatur. Tamen guam ea, aua solvuntur, 

23e 


395 


78 


J. PURKYNĚ: 


copia non sit eadem ataue aegualis, ordinem, guo effectum prae- 

bent, ordini, duo vi Corrosiva gaudent, non respondere posse 

sponte elucet. 

3. Maximam vim habent: 

a. Acida: Acidum aceticum, muriaticum, nitricum al. 

b. Alkalia: Liguor Ammonii causticus. 

c. Salia alkalina (e veterum sententia a metallicis distinguenda): 
Kali nitricum. 

d. Salia metallina: Stibium muriaticum, Argentum nitricum 
crystallisatum, Hydrargyrum muriaticum corrosivum, Ae- 
rugo, Tartarus stibiatus. 

4. Minimam vim habent: 

a. Salia metallica: Plumbum aceticum. 

b. Salia alkalina: Alumen kalicum, Ammonium muriaticum, Ba- 
ryta muriatica, Kali hydrocyanicum, Kali sulphuratum. Natrum 
muriaticum. 

c. Corpora organica, praesertim vegetabilia: Chininum sulphu- 
ricum, Veratrinum muriaticum, Radix Pyrethri, Agua Kreo- 
soti, Alcohol, Agua Laurocerasi. 

Ouae corpora Nr. 3. nominavimus, ad solutionem Nr. 4. vel 5. re- 
agunt; ea vero, guae Nr. 4. protulimus, solut. Nr. 2. vel 3. agere jam 
desinunt. 

$ 91. 

Corporum reagentium in cilia vibrantia influxus diversus est ac 
peculiaris. Ita, ut minus certa et ea, guae variant, mittamus, liguore 
Ammonii caustico incrassantur; rigent Acido nitrico et Kali hydrocya- 
nico; confluunt acido pyro-lignoso hirsutague redduntur Acido acetico 
Nr. 3. et Kali tartarico. Crepidinis vibrantis latitudo Acido acetico Nr. 2., 
Zinco sulphurico, Aerugine al. multum minuitur. Elegans vero specta- 
culum mucilago Gumimi mimosae praebet, in gua, guamvis cilia non si- 
stant, tamen propter majorem densitatem et cohaesionem tam operose 
laborant, ut singulorum ciliorum motum infundibiliformen (v. $ 64.) op- 
timae discernas. Ouod fere idem oleo olivarum puro effici solet. Ouae, 
auo melius motus ipsius indoles cognoscatur, €0 magis saepiusaue et 
sunt adhibenda et a nobis ipsis adhibita atgue usitata. 


$ 92. 


Denigue mera agua sive fontana sive fluviatilis sive destillata, guam- 
vis inhibere illico motum non possit, tamen particularum diutius tenen- 
tium vibrationem non retinet, sed impedit et necat; guod plerumaue in 
agua calidiori prius fieri nobis est visum, guam in frigidiori. Tamen ut 


356 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


motus omnino adpareat, necessaria haud dubie est. Particulae enim 
plane exsiccatae nec sponte nec etiam denuo irrigatae et turgidae vi- 
brant, guod de Myaceis ante nos jam Treviranus jure contra ea, 
auae Erman ediderat, defendit. Nec vero in his solum, sed in verte- 
bratis idem est, ut inde partes, guae facile siccescant, sicuti mucosa 
nasus, cavum oris ranarum al. motus nullum vestigium cito exhibeant. 
Imperfecta vero exsiccatione praesente, particulae plůs, guam crepidinis 
latitudo est, aguae retinent eamaue ob caussam motu suo non turbantur. 


CAPUT 12. 


Deffluidorum animalium organicorum in motum 
Vb abortu. Vl 


$ 93. 


luida, guibus in experimentis usi sumus, sunt sanguis, lotium, 
fel, lac, albumen et vitellum in ovis Gallinae domesticae in- 
clusum. Mirandus et utilis effectus est sanguinis, duem inter 
res motum conservantes in principio locare non dubitamus, 
guum mammalium et avium vibrationes per triduum easgue 
klorim per auatriduum retineat. CČui rei optimum reperimus san- 
guinem, ne coagulet, concussum vel serum sanguinis a placenta dis- 
cretum, auamvis placentam ipsam eadem illa vis conservatrix nullo modo 
fugere videatur. Sic ex gr. Cuniculi trachea, cujus pars in agua destil- 
lata retenta, per horam vibravit, in sanguine concusso per triduum lu- 
culentissime motu est usa. Maxillae ranae inferioris, cuius alterum di- 
midium in sola agua vix per horam cum dimidio vibraret, per auatri- 
duum in sero sanguinis Cuniculi retentae dimidium alterum vibravit et 
s. pl. Ouibus aliisgue experimentis sexcenties repetitis e0 pervenimus, 
ut partes animalum domesticorum recenter mactatorum vibrantes, duin 
foetus in utero inclusos, in sanguine alius animalis, aeris temperie me- 
dia 8%“ et via ad nos perlonga, nobis adportari juberemus, in auibus 
motum observaremus vibratorium. Atgue optime successit conamen no- 
strum, ut cum homine ipso haec pericula instituere auderemus, de guibus 
v. ea, guae, guum novissimis tantum temporibus nobis evenerint. in ad- 
dendis referemus, 


VÁNÍ 


$ 94. 


Sanguinis in motum vibratorium efiectum anteguam derelinguimus, 
aliam proponamus rem remoratu dignissimam et inter plurima nostra 
hac de re detecta maxime fere admirandam, guod sanguis, guamvis 
summam vim habeat conservatricem motus vibratorii vertebratorum 


307 


79 


79 


J. PURKYNĚ: 


animalium (vidimus enim in Bove, Ove, Cuniculo, Sue, Gallina, Scolo- 
pace, Luscinia, Rana, Bufone, Emyde al.), in motum vibratorium ani- 
malium evertebratorum v. c. Anadontarum, Unionum al. non solum nullo 
sit effectu, agui prosit, sed venenum duasi sit vehementissimum, motum 
illico impediat et necet. Ita guodsi particulam € branchiis Unionum, 
Anadontarum al. desumptam aut in sero sanguinis aut in sanguine con- 
cusso nec coaglutato posuimus, motus vibratorius plerumaue eodem tem- 
poris momento desiit rariusgue per unum aut duo minuta duravit. Ne- 
gue ulla hic est differentia sanguinis v. c. Cuniculi, Bovis, Ovis, Gal- 
linae, Emydis, Ranae al., ut inde sanguinem surmmum motus vibratorii 
in vertebratis conservatorem summum fere motus vibratorii in everte- 
bratis venenum esse iure concludamus. 


S 95. 


Contrarium plane efiectum fel v. c. Bovis. Cuniculi al. perficit, cui 
immersa particula illico non amplius vibrat, nulla inter vertebrata et 
evertebrata differentia. Ouin Fel siccatum, a pharmocopolis acceptum 
iterumaue in agua satis concentrate solutum, eadem profert. Fel recens 
non solum concentrate, sed etiam solutione Nr. 2. motum illico inhibet; 
solutione vero Nr. 3. ne minimum guidem turbat. Lotium, guod mox in 
partes abit constitutivas, per bihorium, vitellum ovi per horas sex, al- 
bumen et lac per duedecim et guod excedit nec vero per viginti horas 
motum retinet, ut vim conservatricem, guamvis exiguam, tamen aliguam 
hoc habeant ordine, minimam enim lotium, majorem ovorum vitellum 
et in his rebus maximam albumen et lac. 


"CAPUT 13. 


Oualis sit motus vibratorius in organis respiratoriis 
animalium, dum per hiemem rigescCunt vel dormiunt, et 
in partibus inflammatis, disguiritur. 


S 96. 


rimum inguisivimus in Ranam esculentam, guae in vase agua 
repleto tenebatur. Animal autumnali tempore per magnam 
4 diei partem ita riguit, ut, clausis oculis et naribus, in fundo 
vasis agua ab omni parte tectum ac cCircumdatum jaceret 
negue ullam externam respirationem perageret. Circa horam 
solummodo undecimam matutinam vigil factum superficiem petiit aerem- 
gue inspiravit. Dormientem ranam ita trucidavimus, ut sub adua, in gua 
degeret, ipsa, nulla facta locomotione, caput amputaremus. Nec tamen 
mucosa oris minori vehementia vibravit, pulmonibus ipsis aere repletis 


358 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


atgue extensis, ut inter hunc statum et illum animalis vegetum ne mi- 
nimam guidem observaremus differentiam. De mammalibus per hiemem 
dormientibus v. ea, guae in addendis exponendi in votis habemus. 


S 97. 


Ut inflammationis in motum vibratorium efiectum videamus, pri- 
mum cuniculum pulverem Lyttae vesicatoriae in sacculo ad caput ad- 
plicato contentum, inspiraré jussimus, guod guum minus fausto succes- 
sisset, ferro candenti partes vibrantes adgredi optimum censuimus. Us- 
simus primum hora tertia pomeridiana cuniculi maris junioris nasum. 
Tertii diei hora undecima matutina guum animal iterum reciperemus, 
fluidum mucoso-puriforme e naribus egrediens nasusgue margines tu- 
midos reperimus. Bestia illico necata, guamvis adcuratissime guaesi- 
vissemus, tamen cum in partibus membranae nasus inflammatis aut de- 
structis, tum in partibus, guae videbantur, sanis, ne minimum auidem 
motus vibratorii vestigium reperire potuimus. Cui rei diffisi, altero die 
cum in secundi cuniculi maris naso, tum in tertiae cuniculi feminae va- 
gina idem ferri candentis experimentum repetivimus tertiogue abhinc 
die inguisitionem instituimus. At eventus tantum non iidem! Suppuratio 
in utriusgue animalis partibus ustis aderat. Nasus membrana nullum, 
sola una parte septi inflammati excepta, demonstravit. Cuniculi femina 
ante paucos dies partum ediderat, ut placentae foetales non omni ex 
parte evanidae, sed tamauam partes turgidae, elevatae, vasibus san- 
guineis repletae satis luculenter essent notatae. Tota vagina inflammata 
fuit. Tamen vibratio in solis uteri labiis prominentibus, neguaguam in- 
flammatis aut turgidis, in ceteris vero Jocis ne tantillum guidem inerat, 
ut ex his certe nostris experimentis motus vibratorius non solum in locis 
inflammatis, sed in toto, cui insunt, organo inhiberi videatur. 


CAPUT 14. 


De motus vibratorii ratione, functione et usu. 
$ 98. 


3 aemissis nostris observationum atgue experimentorum se- 
riebus, guibus variae phaenomeni vicissitudines explicantur 
et illustrantur, ad leges guasdam altiores et generales, guae 
Cum in omni scientia, tum in rerum naturalium disciplinis, re- 

2 bus visis tamguam laurea imponantur, adscendamus. Ouas 
ferre studiosi, nec hypothesium facillime allicientium riva florida, nec 
phantasmatum altum mare, nec acuminis vertices praecipites et peri- 
culosos petamus, sed haereamus in experientia ipsa, sicut plantula in 


359 


81 


J. PURKYNĚ: 


terrae globo implicita crescit, in aera, guibus impar est, translata sic- 
cescit. Itague duae seguuntur, ex prioribus jam expositis hausta sunt, 
aut ex observationibus guibusdam ipsis illico referendis sponte emanent, 
ut, gui ad finem nos inseguutus sit, L. B. omnia non solum intelligat et 
percipiat, sed eadem, si vult, ex observationum copia ac veluti fartura 
derivare ipse possit. Certa enim in rebus naturalibus et definita ex ex- 
perientiae copia sponte emanent. 


$ 99. 
Placitimm Dr 1m: 


Motus vibratorius phaenomenon est animalium clas- 
sibus generale. 


Generale eatenus dici potest, guatenus, nisi in omnibus, tamen plu- 
rimis animalium classibus nunc jam temporis repertum observatumaue 
sit phaenomenon nostrum. Motus vere microscopicus haud dubie obvenit: 
in Mammalibus, Avibus et Amphibiis adultis ($ 37.), in larvis 
Batrachiorum et Lacertarum ($ 52.), in Molluscis, Radi- 
ariis, Annulatis, Enthelninthis' ac /PaTas1tistetP1060z01s 
(S 37.); motus vibratorius. saltem maior in Insectis, Polymeriis, 
A nnulatis al. ($ 38.). Pisciu m motus guamvis nondum sit observatus, 
tamen eum non deesse est opinandum ($$ 40. 46.). Comitatur igitur 
motus animalia inde ab infusoriis ad hominem usaue. Itague rem in 
animalculis minimis momenti maximi in superiorum ordinum animalibus, 
aguamvis tantam, guantam in illis, tribuere vim nolimus, tamen personam 
guasi agere opinamur. 


S 100. 
Placitťum secundum. 


Et est organis plerisgue vegetativis generale 
phaenomenon. 


Reperitur in guattuor illis organorum vegetativorum sy- 
stematibus principalibus ($ 43.), systemate enim cutaneo ($ 44), 
alimentario (8 45.), respiratorio (8 46.), et genitali ($ 47.). 
E molluscorum classe systema verosimiliter urinarium accedit 
(Š$ 47.) nec in organo canalis alimentarii adpendiculari, hepate, deest 
(S 45.). Totius igitur animalium congeriei habita ratione, tantum non 
in omnibus organis vegetativis sic dictis obvenit. 


360 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


$ 101. 
Placmie mn tettintn 
Et evolutionis temporibus satis remotis jam adparet. 


In mammalium embryonibus, gui duorum tantummodo pollicum 
longitudinem habent, nasi et tracheae mucosae membranae superficies 
jam vibrat ($ 49.). Amphibiorum larvae minimae ovo adhuc inclusae 
jam motu nostro utuntur ($ 52.). Nec minus Molluscorum proles, 
guae ovis continetur, Polyporum ataue Infusoriorum embryones 
vibrationis phaenomena observanda praebent ($ 52.). Ouin ova poly- 
porum ipsa motus vibratorii ope natare libere videntur ($ 53.). 


$ 102. 
Přacitum auaT tum 


Motus vibratorius phaenomenon non solum est generale, 
sedetiam fundamentale. 


Generale guoddam est, guod omnibus cujusdam rei partibus pro- 
prium ac commune reperitur. Ouod vero duplex esse potest. Partes 
enim aut unum idemgue in eodem organo, guo omnes pari modo utuntur, 
habent, aut in omnibus guidem partibus unum idemgue generale repe- 
ritur, tamen ita comparatum, ut nunc in hoc insit organo, nunc in illo, 
guamvis ea, guae generalem illam rem Contineant, organa affinia sibi 
sint, et ex una guasi idea primigena profecta. Ouae ubi adsunt, forma- 
tionem vel phaenomenon jure, si ad totum respicias, generale, sin 
vero ad partium organa, fundamentale (vernaculo sermone germa- 
nico: morphologisches Urphaenomen) adpelles. Est enim guasi in fundo 
positum, cui organa illa instruantur, ut variare guidem, guae iliud ha- 
beant, nec vero liberari ab e0 et excludi possint. Ouibus praemissis: 


Motum vibratorium generale esse animalibus et fun- 
damentale phaenomenon organis g. d. vegetativis, 


facile intelligis. 
$ 108. 
Placitum guintum. 


Motus vibratorius nec a voluntate, nec a systemate ner- 
Voso, nec a musculorum majorum actione dependet. 


Functionibus, guas involuntarias physiologi dicunt, adnumerandum 
esse phaenomenon nostrum, sponte elucet. Negue ullam vidimus diffe- 
rentiam motus in animalibus sive somni sive vigoris tempore necatis, 
sive iis, guae dguiete moriebantur, sive iis, duae post multam repugna- 


361 


84 


J. PURKYNĚ: 


tionem longumaue certamen essent interfecta. Ouae corpora in systema 
nervosum solum agunt, velut Strychninum, Moschus, Acidum hydro- 
cyanicum purum al., ea nullum in motum nostrum exserunt effectum. 
Maiorem musculorum contractionem nocere plus in his observationibus 
motus vibratorii continui microscopici instituendis, guam prodesse, alio 
jam loco (Joh. Můller's Archiv. 1834. Bd. 1. Hit. 5. p. 894.) fusius expo- 
suimus. Ouod v. c. cerni potest in utero uterigue cornibus mammalium, 
guorum partem excisam atgue apertam musculosorum stratorum con- 
tractionibus ita convolvi vides, ut superficies membranae mucosae antea 
concava, convexa nunc fiat indegue membranae vibrantis plicatio apta 
ratione nec sponte fiat, nec facile, artis adiumentis adhibitis, fieri possit. 


S 104. 
Placitum. sextum. 


Neccum vitae ipsius intesgritate coniungitur, sed sive 

natura insita, sive artis adiumentistadhibitis“per.lom= 

z1ius/post.mortem tem por s" satin dutpartubusaud 
Haro zam.DULTd1s.A C mac e.261S%pT od uctu 


Ouod motus ille omnino adcuřate observari possit, eo innititur, 
guod, post mortem sive majori sive minori temporis spatio elapso, per- 
duret. Negue enim tam planae sunt in vertebratis ataue apertae vibran- 
tes membranae, guae in animali incolumi perspiciantur, ut in circulatione 
sanguinis observanda fieri plerumaue solet, negue tantis utuntur in alias 
organorum partes effectibus, ut, num vigeant, nec ne, non tam in iis 
ipsis, aguam in illis, guibus imperant et influunt, observari ac censeri 
possit, ut systematis nervosi functiones et vitales influxus cognoscantur, 
— guarum systematum alterum morphologicae inguisitioni, alterum phy- 
siologicae magis accedit — sed e0, guod motus vibratorius utriusaue 
generis res sit, et morphologici et physiologici, ac cum ciliis tum motu 
ipso dignoscatur, praeter vitrorum augmenta ad observationem institu- 
endam maxime necessaria indegue profectas observationum difficultates 
circulationi sanguinis antecellit, guod minima discreta pars phaenomenon 
exhibeat, systematis nervosi functionibus certus multo explicitur, guod 
non tam tortura responsa nobis dari jubeat, guam re ipsa suam omnem 
naturam sensui ac animo clare dilucidegue proponat. Nam et facie ex- 
terna et motus functione neguaguam turbata dignoscitur. Ouod guidem 
negari non potest in cordis palpitatione eadem fieri. Tamen et hac re 
motum nostrum alia Vincere, tempus, per guod duret, luculenter satis 
nobis demonstrat. Vi enim insita in animalibus vertebratis, cum Supe- 
rioribus, tum inferioribus, cordis palpitationibus, guas necem aliguamdiu 
persegui notum est, durare eum longius et explicavimus jam ($ 76.) et 


362 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


inde deducitur, guod mammalium Cor vix ac ne vix guidem per tres 
post mortem et auod excedit horas sponte palpitet, et eo probatur, auod 
adiumentis artificialibus, guae nova non tam addant, guam nociva remo- 
veant, per longissima temporis spatia, omnibus aliis functionum, ut ita 
dicamus, durationibus majora, nulla re mutata, teneatur. Cujus gradus 
guasi adscendentes aguam destillatam, albumen et vitellum ovorum 
gallinaceorum ($ 95.) et sanguinem vertebratorum pro animalibus verte- 
bratis ($ 93.) formare experti nos sumus. Ouin e vertebratorum classi- 
bus in Cheloniis et ex evertebratorum animalium classibus in Pelecy- 
podis, nulla arte adhibita, non tam putridas partes, guam colliguescentes 
motui fines imponere posse, supra $ 76. fusius explicavimus. Itague 
phaenomenon est, guod cum partium minimorum dispositione sensibus, 
tum functionibus continuis nec turbatis menti proponatur, cujus non solum 
eo innititur observatio, guod cum vitae ipsius integritate ataue incolu- 
mitate junctum sit simulgue intereat, sed post mortem ipsam tantum 
duret, guantum nec circulationem sanguinis, nec Vim nervosam, nec 
musculorum voluntariorum irritabilitatem, nec aliam guandam functionem 
vitalem ac dispositionem integram perseverare videmus. 


$ 105. 
Placitum septimuru. 


Neccum totius organi, in guoinest, incolumi statu ataue 

integritate cohaeret, nec cum omni partis, guae eo uti- 

tur. extensione et superficie coniungitur, sed suis in 
koc1sminimisinhaeret et restat 


Omnes fere animalium cum superiorum, tum inferiorum ordinum 
membranae vibrantes non integrae, ut motus cognoscatur, observantur, 
sed descissae et in partes minores sejunctae ($ 35.). Ouo non solum per 
momenta aligua vibrationes perdurant, sed tam longe fere, gam in mem- 
brana integra, guum, duae reperiantur, differentiae eo tantum innitantur, 
auod partes minores rebus nocivis plerisaue magis sint adgrediendae 
atgue expositae, guam integrae membranae, organorum integritate ab 
omni infestatione defensae. Ouibus vero solis externis veluti hostibus 
phaenomenon devastari inde evincitur, guod tracheae v. c. partes san- 
guine reservatae longius vibrent, guam trachea ipsa, auae in animalis 
corpore ipso illaesa fuerat relicta ($ 93.). Negue solum in animalibus, 
guae summa motus tenacitate utuntur, particulae descissae aut in mera 
agua aut in compressorio microtomico retentae, ad colliguescentiam 
usaue vibrationes retinentur, sed motus natura destructionem partis 
macerandae infusoriis peragendam aliguanto defendi, supra $ 77. nota 
explicuimus. Huc accedit, guod omnia a. d. reagentia Corpora nervina, 
auin eorum summa, ne minimum guidem habeant effectum ($ 90.). Nec 


363 


J. PURKYNĚ: 


vim sensibus nostris mere dynamicum in motum influere, amara guae- 
dam vel adstringentia, ut Aloe, Catechu, Strychninum al. probant ($ 88.). 
Motu alio loco sive per laesionem mechanicam sive per corpus cujus- 
dam generis reagens inhibito, alius dguidam vicinus et contiguus locus 
vibrando perseverat, ut nullum umaguam facilius sit ac saepius, guam 
habere particulam, cujus altera dimidia pars vibrando continuet, jam 
desierit altera (S 90.). Denigue tanta est in particulis minimis vis et 
vigor, ut, mole tum corporis minore, vibrationibus ea, guae in adgua 
continentur, non tam, procurrant, guam ipsa promoveantur, rotentur 
ac natent. 
s S 106. 
Itague omnes res in motum nostrum vibratorium solos 
habent eifectus locales. 


Chemicorum g. d. corporum reagentium effectus locales tantum 
esse, ut corrosi soli vel erosi loci inde destruantur, fusius demonstra- 
vimus ($ 90.); aua eadem re et in motum illum agere vidimus galva- 
nismum, Cujus influxus, guodsi inhibeat, chemicis tantum viribus excitatis 
innititur ($ 82.). Negue alia dicenda sunt de rebus mechanicis, de calore 
et frigore al. Partes minimae, guae, guum continuo vibrent, progre- 
diuntur, luculenter satis nobis demonstrant, nec totius necesse esse mem- 
branae vibrantis superficiem illaesam, nec particularum minimarum, guae 
longas ciliorum series contineant, adgregationes, sed omne fere cilium 
vibrans, cujus cum ipsius, tum membranae, cui insidet, locus sit illaesus, 
vibrando continuare itague banc ad rationem puncta minima vibrantia 
suam vitam habere, retinere ac tueri. 


$ 107. 
Ex his omnibus placitum nonum deducitur. 
Motum vibratorium rem esse animalium classibus ge- 
neralem et organiseorum vegetativis propriam et fun- 
damentalem, sua ipsa natura fundatam ac nisam, a nulla 
alia vi vel systemate vel functione generali dependen- 
tem, Suis locis fixam suisaue tantum locis (minimis 
adeundam ataue adgrediendam. 


$ 108. 
Placitum decimum. 

Oui jam desierit motus, guum a locali dispositione de- 
pendeat sola, ibi tantum restitui iterum potest, ubi cili- 
orum vibrantium natura nondum sit laesa. 

Ouae cilia corrugent, vel evěrtant, vel alia guadam ratione de- 
vastent ($ 91.), motum ita inhibent, ut nulla unguam ratione sit restituen- 


364 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


dus. Ouodsi ciliorum loco processus illi globulosi adparuerunt, vibrationes 
numguam redintegrantur. Ouae vero facile sive concussione, calore 
aucto al. (secundum motus inhibiti naturam variam variis), sive impedi- 
mentis solis remotis iterum redeunt, dum ciliorum integritas adhuc adsit. 
Alia guadam re, desguamatione enim, guam post partum uteri membra- 
nam mucosam inire est verosimile, eadem probantur, guum illico post 
partum peractum primisgue diebus, duin interdum septimanis post, motus 
vibratorius mammalium praeter labia uterina, nullibi in systemate geni- 
tali reperiatur; illico vero intret, ubi cilia in membranae mucosae novae 
superficie adpareant. De ciliorum igitur et baseos integritate sola motum 
nostrum cum vegetum, tum redintegrandum dependere effari audemus. 


$ 109. 
Propositio. 


Ouamvis localis motus vibratorii natura dubitanda non 

sit, tamen fieri potest, ut, gui omnem organi superficiem 

adtingant, processibus omnis membranae superficies 
vibrare desinat. 


Inguisitiones nostrae de inflammationis in motum vibratorium influxu 
institutae, dguamvis nobis ipsis tam certae non Sint visae, ut extra omnem 
dubitationis aleam sint positae, tamen, posterioribus guibusdam tempo- 
ribus guodsi confirmentur, casus guosdam exhibere possint, gui motum 
vibratorium in membrana uno tantum loco laesa per totam eius exten- 
sionem inhiberi demonstrent. Ouae dubia guidem esse, non negamus. 
Sin vero certa etiam sint, iis, guae de locali motus nostri natura pro- 
posuimus, non repugnabunt! Cujus rei tunc mehercle! tam recondita ac 
remota explicatio non est, ut sophismis vel verborum tinnitu e campo 
hoc litterario egredi vel evadere simus coacti. Inflammatione enim totius 
membranae naturam mutari ac perverti, nonne sanguiniferorum vasorum 
plenitudo, nonne secretionum aut mutatio aut defectus al. luculenter de- 
monstrant? Ouae omnes res majores guodsi per totam extensionem 
mutantur vel inhibentur, guid cilia illa minima, tenuia, itague comparata, 
ut, brevi post mortem spatio exacto, evanescant, guae processus primum 
globulosi et epithelii ipsius deinde desguamatio inseguuntur? 


S 0. 


Placitum undecimum. 


Necsingulaguadam eague definita organi cujusdam func- 
tione motus vibratorius utitur, sed phaenomenon, fun- 
damentale guum sit ,singula omni functione est superius. 

Ouae, rationibus inter se bene collatis ac comparatis, sponte elu- 
cent. Phaenomeno enim fundamentali, guum negue in singulis solum- 


365 


87 


J. PURKYNĚ: 


modo animalibus obveniat, negue in singulo guodam €eorum organo, sed 
in organorum coetu, una eodemaue idea primigena contento sit positum, 
functionem auandam singularem, organo Cuidam singulari propriam ac 
peculiarem, tribuere, guid falsius excogitari possit guidaue rationi ipsi 
magis repugnans? Ouod enim organorum congeriem complectitur, ejus 
functionum et habet nullam et in omnibus continetur, guum singularibus 
illis rebus in organis ipsis positis non utatur, tamaguam generale ac fun- 
damentale autem in omnium fundo sive principio sit positum. Ita v. c. 
motu nostro cum particulae ipsae progrediuntur, tum vicina Corpora, 
partibus vibrantibus fixis, promoventur, tum nutrimenta inferuntur, tum 
vortices continuo excitantur indegue fluidum ambiens omni fere momento 
mutatur et s. pl. Unde vibrationes functionem habere motoriam, respi- 
ratoriam, deglutitoriam, alius generis solam deducere, guis est, dui 
audeat? 
S 111. 


Placitum diodecin um. 


Particulae et contenta fluidiora motus vibratorii opera 
promoveri possuntí. 


Oui rerum parvitate fallitur, vix credat. Nec tamen non est. Mu- 
cosae enim particulae, guam cito superficiem vibrantem transeant, luce 
clarius in anadontarum branchiis, amphibiorum, avium et mammalium 
trachea, naso al. est videndum. Ouin particulae descissae ipsae guanta 
progrediuntur celeritate! Ouam continuus ac regularis motus est rota- 
torius embryonum in ovo inclusorum! Ouam cito aguas polyporum ova 
percurrunt! Anodontarum branchiae earumaue canalis alimentarius guam 
magnos superficiei vibratione vortices efficiunt! ut promovendi inde 
muci vim deducere mehercle! non sit ineptum. Čui rei motus ipsiu$ 
directio aut certa aut varia potest succurrere. De anodontis non est 
dubitandum; de pulmonibus animalium superioris ordinis opinari possu- 
mus. Ita v. c. per longius temporis spatium dormientes nos, mucum 
secretum non ex pulmonum ima altitudine, sed ex laryngis parte supe- 
riori e0 ipso loco, guo motus vibratorii in hac regione fines exstant, 
promovemus ut mucum motus nostri opera ad hunc usaue locum, duo 
terminatur, e bronchis per noctem esse promotum facile guis credat. 
Vera si sunt et confirmata experimenta a Prevost et Dumas instituta, 
semen ac spermatozoa motus vibratorii opera in tubas deferri, guid est 
verosimilius? guamvis fieri facile possit, ut egregii illi generationis ani- 
malium investigatores Gallici membranae mucosae particulae minimae 
solutae, vibratione continua libere rotantes ac natantes, cum animal- 
culis spermaticis ipsis hinc inde aeguassent. Mittamus alia, guae L. B. 
sponte proponantur. 


366 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUI ETC. 


CAPUT 15. 
E'milocus 
$ 112. 


taaue motum nostrum vibratorium tamauam phaenomenon 
l zoophysiologiae generale ac fundamentale per omnes ani- 
"U malium ordines, organa, tempora, vicissitudines, status ac 
V modos comitati, ad plantas iterum regrediamur, in guibus 
"SN nullum adhuc vibrationis nostrae vestigium esse repertum, 
initio jam exposuimus. Ouae guamvis ita se habeant, tamen phytophy- 
siologiae res singularis occurrit, guae nostri phaenomeni similitudinem 
guandam praebet. Dicimus enim Oscillatoriarum motum illum notissi- 
mum maximegue tritum. Ouarum guum fila aut ab uno latere ad alte- 
rum aut ab anteriori ad posterius vacillent, aut leviter flectantur et 
extendantur vel reflectantur, nonne ciliorum nostrorum motibus supra 
enarratis, undulationi enim et uncinationi, respondent? Ouin particulae 
ilarum abscissae eodem modo, duo integrae partes, moveri dicuntur 
(Schrank iiber die Oscillatorien p. 6.), et idem fere secundum ea, 
guae Scherer (Abhandlungen der bohmischen Gesellschaft der Wissen- 
schaften auf das Jahr 1786. 4. p. 259.) est expertus, corporum ga. d. 
chemicorum reagentium effectus esse videtur, cum in Oscillatorias, tum 
in motum animalium vibratorium. Tamen utriusgue rei indolem, celeri- 
tatem, durationem al. permultum difíere non negamus. Negue autem 
identitatem, sed naturam analogam ac similem defendimus. 

Denigue illud motus genus, observationibus a Rob. Brown, 
Brongniart, Mirbel, Cassini, Schultze, Meyen al. institutis 
cognitum ac perspectum, guod, guum in omnium fere corporum partibus 
minimis discretis, fluido alicui immersis, insit, moleculare dicere con- 
sueverunt Viri docti et illustres, cum motu illo vibratorio ne minimam 
guidem naturae atgue indolis analogiam exhibere nec inde comparari 
posse, sponte elucet. Itague phaenomenon nostrum singulare guoddam 
esse tot tantisaue momentis excellens, ut cum re, guae in plantis vel 
corporibus anorganicis reperiatur, alia et conferri plane negueat et com- 
parari tantum minoribus, rei caput non tangentibus, possit, guae diximus, 
omnia luce clarius demonstrant ac probant. 


V TOT 


367 


9 


já 


J. PURKYNĚ: 


ADDENDA, 


auibus ea, guae aut re ipsa aut temporum 
vicissitudinibus in opere 1DS0(exponi mneaguiveran: 
illustrantur. 


94113. 
Ad $ 30. 


HMistoTIC1 Couspectus."Gap2 exNTbai 
supplementum. 


Opus illud, a delle Chiaie confectum: Memorie per servire alla 
storia naturale degli animali senza vertebre del regno di Napoli. Vol. 
I-III. Nap. 1823—1825. 4., guum comparari a nobis ipsis non potuisset, 
precibus eum adivimus, gui plurima ex €0 in ephemeridibus, Iside, com- 
municavit, Rudolphum enim Wagner, ut, guae in illo de motu nostro 
vibratorio reperiantur, referat. Oui nobis unicum hac de re tractantem 
locum, libri citati Vol. II. p. 345 sag. reperiundum, illico benigne misit 
scriptum. Unde colligi posse nobis videbatur, cultorem illum anatomes 
Italicum partes aut a corpore Echini descissas, aut alius cuiusdam ge- 
neris, pro globulis sanguineis libere motis perperam habuisse. Tamen 
Echini ova mota liberegue natantia observasse eum verisimile est. Mo- 
tibus enim corpusculorum illorum perhibitorum sanguineorum explicatis 
addit: »Nel succennato liguido esistevano egiando alcuni corpi ovali, 
che merci »esatte osservazioni riconnobbi essere le uova di sifatti Echi- 
nodermi, le guali erano »perfettamente analoghe a auelle contenute nelle 
loro uvaie.« 

F. I. F. Meyen (iiber die Bewegung der Sáfte in den Pilanzen. 
Berlin 1834. 8.), postauam praeter plantarum species, in guibus cellu- 
larum succi circuitus obvenit, Najadis sp. nov. ac Pistiam Stratioten 
addidit (I. c. p. 8.) et detecta a Nees ab Esenbeck seniori in pedunculis 
Jungermanniarum facta communicavit ac confirmavit (1. c. pp. 8. 9.), 
iluidi granula continentis progressum ac regressum e Sertularia (1. c. p. 16.) 
et sanguinis memorabilem undulationem e Salpa (I. c. pp. 16. 17.) refert. 

Armand de Ouatrefages (Mémoire sur [embryogénie des Planorbes 
et de Limnées in Ann. des sc. natur. Seconde serie. Premičre année. 
1834. Aout. p. 107 saa.) Planorbis et Lymnaei embryonum rotationem, 
guam cum motu planetarum conferri nolit, septimo post primum embry- 
onis vestigium visum die (p. 110.) motumaue voluntarium foetuum in 
Ovis ipsis inclusorum die duodecirno observavit (p. 111.). De motu vibra- 
torio ipso, tamaguam caussa rotationis, nimis parvis, ut videtur, augmen- 
tis usus nihil addit. 


368 


DF PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


[14. 


N 
97. et 8 46. 


Ad$ 
De succi circuitů in animalibus observaťo. 


Plantarum cellulas succum haud raro Continere, gui Circuitu utatur 
continuo, observationibus a Corti, L. C. Ureviranus, Agardh, 
Nees ab Esenbeck, Meyen, Joh. Miiller, C. H. Schultz, 
Fritzsche, Mohl, Mirbel, Rob. Brown al. nobisaue ipsis factis 
extra omne dubium est positum. Ouem ciliis non effici circuitum, supra 
$ 3. retulimus. In animalibus vero ordinum inferiorum simile guoddam 
esse observatum vel perhibitum, Š 27. et $ 46. commemorare non ne- 
gleximus. Ouae omnia, gua re conficiantur, iure auaerimus. Aut enim 
eadem illa vi, guae plantarum succum in cellulis circulare jubet, aut eo 
excitatur et sustentatur, guod spatii, in guo ambit, omnes parietes ciliis 
continuo vibrantibus iluidumgue promoventibus sit obsessa. Alterius 
caussae verisimilitudo major num sit, an alterius, observatione ipsa di- 
iudicari difficillime potest. CČilia enim in spatiorum parietibus vibrantia, 
guodsi in organorum partibus illaesis Cerni non possint, tamen adesse 
neguimus negare, guoniam dissecare parietes, reflectere ac replicare 
non possumus; guod unum est ac princeps, duo certissime, motus vibra- 
torius num adsit, nec ne, dijudicetur. Huc accedit, guod organorum, in 
auibus motus vibratorius haud dubie occurrit, status guidam ac confor- 
matio observatori primo vel leviter intuenti facillime Circuitum verum 
simulet, guod v. c. ex unionum atgue anodontarum branchiis supra $ 46. 
jam retulimus. Ouid? nonne fieri possit, ut Sertulariae adcuratius in- 
spectae et praeparatae verae huic rem docendae nos aptae sint? Ouae 
ut mox fiant, guibus res memoratu dignissima physiologiae animali aut 
adiungatur, aut desumatur, oramus ac petimus. Negue enim negativis 
nostris experimentis certi guidauam diiudicare audemus. 


$ 115. 
Ad 8 9. 


De mammalium per hvemem dormientium moto 
vibratorio. 


Erinaceus europaeus, femina, guam Joh. Barkow nostro, ani- 
malium per hvemem dormientium investigatori tam felici, guam impigro, 
debemus, postauam nonnullis diebus antea dguietior fuit facta ac nunc 
dormivit nunc vigilavit, per novissimos guindecim dies somno est usa 
profundo ac guieto, ut animal profundissime dormiens — id guod in his 
hyberno tempore fieri plerumaue solet — vocari posset. Ouod ita est 
trucidatum, ut guam celerrime in duas seiungeretur partes, unde per- 

24 


369 


92 


93 


J. PURKYNĚ: 


fecte guidem non evigilavit, sed, Sicuti, anteguam omnino expergefieret, 
facere consueverit, sonum ederet murmuregue resonaret. Ouae in cavo 
abdominis illico adíuerat, temperies 109—12? R. aeguare nobis videbatur. 

Genitalium internorum membranae mucosae superficies munita erat 
fibris rectis supra S 67. fusius descriptis nec vero ciliis vel processibus 
globulosis al. Negue ullum vidimus aut in vagina, aut in utero, aut in 
tubis motus nostri vibratorii vestigium. Tracheae vero membranae mu- 
cosae superficies celeritate ataue intensitate nec solito majori nec mi- 
nori vibravit. Nec per auod duret tempus, differentiam guamaue ex- 
hibere videbatur, guum partes in sola agua retentae ante duodecim 
horarum spatium (temp. ačris 8“ R.) vibrare desierint, guamvis eae, guae 
in Sanguine retinerentur, per viginti et guod excedit horas vibrando 
continuarent. Itague guae e Batrachiis iam protulimus, somnum illum 
hybernum motum nostrum non solum non inhibere, sed vix ac ne vix 
auidem turbare ($ 96.) Mammalium inguisitione corfirmata et fundata 
videmus. 


S 116. 
A d S$ 37. 40. 46. al. 
De motu vibratorio'1n5oMrNÉE. obvo. 


Homo dguum post animam exspiratam tam cito inguiri negueat, ut 
motus vibratorius, gui restet adhuc, cernatur, guamvis adesse eum et 
verosimile sit et rationi consonum, tamen, ut videamus, plus semel stu- 
duimus operamaue variam impendimus. Viginti guattuor horis post mor- 
tem elapsis, tracheam  perguisivimus, Cuius membranam  processibus 
illis globulosis haud raro negue autem unauam ciliorum agminibus mu- 
nitam esse vidimus. Sanguinem vero summum esse motus nostri con- 
servatorem postauam deteximus, rem in Hominem ipsum transferendi 
consilium cepimus illico. Ouod ita est factum. Ouam fieri potuit, matu- 
rissime partes sanguine e vena emisso imbuimus, unde post triginta 
horas membranas investigavimus. Idgue optime successit. Ouamvis enim 
motum ipsum non amplius vidissemus, tamen luculentissime  observavi- 
mus. ciliorum agmen praeclarum, membranae illae fibrosae insidens, 
unde motum adesse vibratorium. Certissime edocti Sumus. Desumpta 
vero est pars e naso et trachea feminae XLV. annos natae, guae, guum 
antea delirio cum tremore laborasset, febri nervosa versatili vehemen- 
tissima die morbi guarto obierat. 

Vibrationis crepidinem 0,000828 Poll. Paris. ad 0,000404 Poll. Paris. 
numeravimus. CČilium auodgue ipsum est basi latiori, apice tenuiori et 
acuminato, Compressum et deflexum, pellucidum, aeguale, ut verbo di- 
Camus, formationí ili, guam in mamrmnalibus saepissime reperiri, in opere 


370 


DE PHAENOMENO GENERALI MOTUS VIBRATORII CONTINUT ETC. 


ipso fusius demonstravimus, simillimum. Omnia, guae aderant, cilia tam 
arcte sibi erant adpropinguata, ut primo obtutu striam Tibi efformare 
viderentur propriam ac peculiarem, Cui membranae illius fibrosae stra- 
tum subiaceret. Adcuratiori vero facta inspectione augmentogue vitrorum 
majori adhibito, cilia singula vel lamellulae tam luculenter dignoscere 
potuimus, guam in omni mammali illico post vitam exspiratam inguisito, 
cujus motus vibratorius aut adhuc viget aut nunc temporis vel mox 
sponte desierit. Itague guod in fine operis nostri motus vibratorii in 
Homine obvii demonstrationem exactam, certissima observatione nisam, 
ponere possimus, gaudemus jure et laetamur. 


871 


py 9 r 
A P 


OP Purkyně, Jan Evangelista 
6 Sebrané spisy 


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