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SIEBENZIG LIEDER J)ES RIGYEDA.
SlEBENZICx LIEDEE
DES
RIGVEDA
UBERSETZT
KARL GELDNER und ADOLF KAEGL
MIT BEITRAGEN VON R. ROTH.
TUBINGEN, 1875.
VERLAG DER H. L A U P P 'SCHEN BUCHHANDLUNG.
Diuck vuu H. L « II 1) p in Tiibiiigeii.
■ OX^"^
Die sieljenzig Lieder, welche hier iibersetzt werden,
,sind so ausgewiihlt, dass in ihnen sovvohl die bedeutendsten
Gottheiten des vedisehen Himmels als auch charakteri-
«tiyche Ziige aus dem Leben und Denken jenes alien
Volkes zvir Anschauung kominen. Die kleine Sannnlung
soil also mit dazu dienen denjenigen, welclien die Textc
selbst niclit zuganglich sind. ein ubersiolitliehes Bild .voin
Tnhalt des Veda zu geben. Man wird daher in der Aus-
wahl manche Lieder linden, die schon Ifingst als besonders
bedeutsam erkannt sind , und an welchen mehr als ein
Interpret und Uebersetzer seine Kunst versucht hat. Der-
gleiclien Vorgange haben weder fur noch gegen die Wahl
der einzelnen Stiicke entschieden; denn auch eine Nach-
lese fallt hier immer noch reichlich aus. Dieser Zweck
stand aber fiir die Uebersetzer nicht im Vordergrund. Sie
wollten vielmehr fiir die Erklarung des Veda arbeiten,
indeni sie eine Uebersetzung nach den Grundsalzen ver-
suchten, welche ich in der Zeitschrift der deutschen mor-
genliindischen Gesellscliaft 24,301 aufgestellt und durcli
einige Beispiele belegt habe. Der Versuch ist unter meiner
Theilnahme au.ssrefuhrt worden * und sein Ersrebniss wird
■•■ Von K. Geldner sind iibersetzt I bis XV, XVII bis XIX,
XXI bis XXV. LX. LXI. LXIV bis LXIX, von A. Kacgi XXVI.
XXVIII bis LIX (ausgenommen XXXIVj und LXIII. Von niir sind
beigegeben XVI. ' XXVII, und aus der Zeitschrift d. d. ui. (i. mit
einigen Anderungen abgedruckt XX. XXXIV. LXII. LXX.
VI
zeigen, class Verstiindniss und Kritik des Veda auf hoherer
Stufe stehen, als diejenigen uns glauben maclien wollen,
welche noch immer dariiber hinundherreden, wie der Veda
erklart werden solle, und uns ihre kiinftigen Thaten nur
abnen, niemals seben lassen.
Nicbt die Schwierigkeit allein, sondern audi der Uiu-
faiig del Aufgabe schreckte wohl manchen von einer Uelier-
setzung des Veda ab. Es ist indessen gar kein Grand,
weshalb die Sairimlung nicbt sollte zerpfliickt und von
jedem nur geleistet werden, wozu ibm Lust und Zeit reicbt.
Alsdann mogen andere, wenn ibnen solcbe Vorganger einen
Tbeil der Arbeit erleiehtert liaben, sicb an das Ganze
wageii. Die Lieder des siebenten Bucbs zuin Beispiel
batten wobl einen Bearbeiter reizen konneii, und da sie
nicbt bloss von der Ueberlieferung als zusammengeborig
Ijetracbtet werden, sondern aucb innere Merkmale der Ver-
wandtscbaft tragen , ware nocb sine besondere Berecbti-
gung zu abgesonderter Bebandlung vorlianden. Dagegen
wird niemand obne Ueberwindung sicb an das neunte Bucb
macben. Solche Partien bleiben fiir denjenigen tibrig, der
sie nicbt umgeben darf.
Hier liegt etwa der vierzebnte Tbeil des Rigveda und
zwar Lieder der verscbiedensten Gattungen verstiindlicb
und lesbar iibersetzt vor. Nicbt alien wobnt ein poetiscber
Wertb inne, aber viele wird man niit wirklicbem Genuss
lesen, bei andern durrli die Friscbe und Einfalt der Ge-
danken sicb angezogen finden. aucb dei* Uebersetzung das
Zeugniss geben, dass sie darauf ausgegangen ist den Sinn
des Textes vollstandig zu ermitteln. Es ist ein Vorzug
der luetriscben Uebersetzung. dass sie, weil unmoglicb
immer Wort und Wortstellung in einfacbem Abdruck sicb
wiedergeben lassen, desto mebr gebalten ist den wirklicben
Werth des Gedankens zu fassen und das ricbtige Aequi-
valent dafur zu sucben. Richtiaf arefasst aber treten uns
VII
jene Vorstellungen einer ui'alten Welt niilier, sie legen die
nebelhaften Foriuen ab, in welchen man sie wie aus der
Feme erblickte, und sehen iins niensehlich an.
Welche wunderliche Dinge erklarte man» in Indien
nicht allein, sondem audi bei uns in diese Texie hinein,
well man nichi das klare in der Nahe, sondern in grauer
Feme vei'scliwommenes sucbte. Die Anfangsworte des
vierten Verses von Rigveda 1,104 zum Beispiel wurden
nach dem Commentator bedeuten: die Heimath des
u n s t a t e n (namlich des Druuons) , d e r u n t e r (nanilich
dem Wasser), sich liefand, war verborgen. Ein
neuerer Uebersetzer hat darin gefunden: Verwirrung
bring t der Nabel des h inter en Wandlers d. h.
die nabelartig geballte Masse der nachfolgenden Wolken!
Wie ware es , wenn wir ]-uhig auf der Erde blieben und
iibersetzten : des n ;i c b s t e n N a c li 1) a r s H a u s i s t
ausgewischt d. b. niebt mehr siehtbar, weil das Ge-
witter die Luft mit Dunst Staub Rcgeu f'ullte ?
Es gibt freilicb nocb vereinzelte Sonderlinge, die das
verstandliche modern finden und das verworrene und ge-
sehmacklose als antik Jieben. Diese A^orliebe moge ibnen
unverkiimmert bleiben, dafiir sollen sie uns gestatten, mit
demjenigen was einen fassbaren Simi liat uns zu begniigen.
Der Veda wird, wenn er aucb nocb so gut iibersetzt
wlirde, kein populilres" Bucb werden konnen. Dem steht
seine Einfoiinigkeit entgegen. Er nunmt aber eine so
einzige Stellung ein, dass er wenigstens in Proben jedem
Kenner und Liebhaber des Altertbums bekannt werden
muss, wegen seiner hoben Bedeutung fiir die erste Geistes-
entwicklung bei einem Volk unseres 8tanunes. Darin ist
kein anderes Bucb ibm zu vergleicheu. Es muss also
aucb eine Form gefunden werden, in welcher er einem
gebildeten Leser geniessbar wird. Dem deutscben Obr ge-
niigt der jambische Scbluss einer Zeile nocb nicht um aus
vm
ihr eineii Vers zu inachen. die.se Eigenlhuiiiliihkeit des
vedischen- Versbaus musste also aufgegel)en und der ganze
Vers jambisch werden. Im iibrigen ist die Silbenzahl
eingfthalteii.
Eine besondere Schwierigkeit sind. wie fur den Ueber-
i^etzer Homers, die stehenden Beiworter und ahnliclie dem
Dichter bequeme Verzierungen , liier manchnial so iiber-
fliissig angebrac-ht wie dort. Wenn der Uebersetzer zu-
weilen genothigt war ein solclies fallen zu lassen, so ent •
gelit dem Leser dadurch niclits fur das Verstandniss.
Die Art wie die Textkritik geubt vvurde mag fiir sirli
selbst reden. Ich mochte nur auf zwei Erseheinungen liin-
weisen, iiber welehe schon liei der Bearbeitung der vor-
liegenden Lieder eine klare Einsicht sich gewinnen liess.
Die eine derselben ist die Thatsache, welehe ich in meiner
Schvift der Atharvaveda in Kaschmir S. 19 beriilirt habe,
dass auch in vollstandig iiberlieferten Liedeni nicht selten
die Reihenfolge der Verse zerstort ist und einer
Correction bedarf. Findet sich aber dieser Mangel selbst
an gu.terhaltenen , um wie viel mehr wird er denjenigen
Stucken zukommen, welehe zugieich anderweitige Einbussen
erlitten haben.
Die zweiie Beobachtung bezieht sich auf den stro-
phischen Ban der Lieder, von welchem man zahkeiche
Beispiele finden und daran sehen wird , welcher Vortheil
fiir die Herstellung der urspriinglichen Fassung sich daraus
Ziehen lasst. Eine Menge von Liedem fallen unter dieses
Gesetz, weit melirere, als man bislier anzunehmen geneigt
war. In Lied LXVII ergibt sich dadurch mit Evidenz,
dass zwischen V. 4 und 5 mindestens ein Vers ausgefaUen
ist, in XXXIII die Nothwendigkeit einer Versetzung des
ersten Verses , wodurch das ganze in die beste Ordnung
kommt. Und eben so sicher sieht man in Lied LXV, dass
der siebente Vers , dei- auch eine metrische Variation hat,
IX
iiberzahlig ifit. Dagegen wild •/.. B. in deiii SLhonen Lied
Rv. 1,25 der sechste Vers, den man wegen des iinver-
mittelt einfallenden Dualis, wornach sich die Anrede an
Mitra-Varuna anstatt wie sonst durch das ganze Lied
an den letzteren allein richtet, in seinem Rechte geschiitzt
dureli den dreigliedrigen Strophenbau des Stiickes . der
ganz unversehrt vorliegt. Wer dennocli den Vers bestreiten
wollte, wofur mir aber die Griinde nicht zureichend schei-
nen, der miisste annehnien, dass dieser Vers einen anderen
aus seiner Stelle gedrangt liabe.
Sorgfiiltige Beobaelitungen liljer das Vorhandensein
oder Fehlen strophischer Anlage vverden in vielen Filllen
den Kritiker des Veda sicker fiihren, wie aiich fiir bedeu-
tende Partien des Avesta jeder. der diesen Weg versnchen
will, dieselbe Brfakrung maehen kann.
Tubingen, Juni 1875.
R. ROTH.
INHALT
H-
Nr.
I.
II.
in.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXL
XXII.
XXIII.
XXIV.
XXV.
XXVI.
XXVII.
XXVIII.
XXIX.
XXX.
XXXI.
XXXII.
Lied Jj Seite
2,28 An Varuna ^-.. 1
5.85 An Varuna ,^^^ 4
7.86 An Varuna
7.87 An Varuna
7.88 An Varuna ^' 10
7.89 An Varuna 12
1,152 An Mitra- Varuna 13
7,61 An Mitra- Varuna p 15
3,59 An Mitra . . ^ 17
1.41 An die Aditja ^. 19
2,27 An die Aditja ,A. 21
10,185 An die Aditja . ^ 25
4.42 Varuna's und Indra's Rangstreit .... 26
7.82 An Indra-Varuna 29
7.83 An Indra-Varuna .^. .^ 32
1,124 An die Morgenrothe ' • ^ 35
7,76 An die Morgenrothe . O- 38
7,69 An die Ajvin 40
10,39 An die Agvin 42
2,38 An Savitar 46
5,81 An Savitar A . _.« 49
1,42 An Pushan .^. 51
1,154 An Vishnu t^ ^ ■ ■_:. 53
1,115 An die Sonne '. Q . . 55
10,189 An die Sonne . \ 57
2,12 An Indra . . 0, 58
4.18 An Indra . . . "^^y ...... 62
4.19 An Indra . ./3— .~.- 6G
4,24 An Indra . .' 69
4,30 An Indra . .^-j. .„ 72
7,28 An Indra . . /^TTj__^ 76
10,108 Der Sarama Fahrt zu^den Pani A • • • ''^
XII
Nr. Lied Seite
XXXIII. 10,119 Selbstgesprach des betrunkenen Indra , jQ 81
XXXIV. 1,165 An die Majut 84
XXXV. 7,57 An die Marut ^^i^i^»'.- V .■. . . . 88
XXXVI. 2,33 An Rudra ► . . . . 90
XXXVII. 7,46 An lludra (^ ......... . 'J4
XXXVIII. 10,168 An Vata ."T^T^''. 95
XXXIX. 5,83 An Parg'anja 96
XL. 7,102 An Parg'anja ii_s„«*-M"'- 99
XLI. 1,143 An Agni . . ^.,.,^,5^.- 100
XLII. 6,9 An Agni VaiQvanara . .,'3. ,^>f'%" • • • 102
XLIII. 10,51 Gesprach zwischen Varuna und Agni ^ ~.iSei«Afl4
XLIV. 4,50 An Brihaspati . 107
XLV. 9,113 An Soma 110
XL VI. 10,25 An Soma .113
V XLVII. 6,74 An Soma-Rudra (3 . ■ • 11 ^
XLVIII. 1,161 An die Ribhu 117
XLIX. 4,33 An die Ribhu 121
L. 5,84 An Pritbivi . . ^ 124
LI. 7,49 An die (iewasser /- 125
LII. 6,50 An die Vicjve Devas 126
LIII. 8,29 An die Vi^ve Devas .^. 129
LIV. 8,30 An die Vi§ve Devas ik 131
LV. 3,33 Vi^vamitra mit den Flussen Vipfig und ^u-
tudri . ^ 132
LVI. 7,54 An Vastoshpati 135
LVII. 10,125 An die Vac 136
LVIII. 10,127 An Ratri 138
LIX. 10,146 An Araiijani . (3 HO
LX. 10,10 Jama und Jam! 142
LXL 10,14 Zur Leichenfeier . . -ir - 146
LXII. 10,18 Zur Leichenfeier 150
LXIII. 10,175 An die Gravanas • • • , 154
LXIV. 10,117 Die PHicht des Wohlthuns 0 155
LXV. 10,34 Der Spieler 158
LXVI. 10,71 Das Weisheitslied 162
LXVII. 10,129 Der Anfang der Dinge . -^^il^. ... 165
LXVIIL 9,112 Alles lauft nach Geld . 167
LXIX. 7, 1 '3 Die Frosche .... ft 169
LXX. 10,97 Das Lied des Arztes . 172
NAGH DEE RETHENFOLGE IM RIGVEDA:
Rv Nr. ^ Seit.-
/ 1,41 X P 19
1,42 XXII A 51
1,115 XXIV .0. 55
1,124 -XVI 35
1,143 XLI 3 100
1,152 VII 13
1,154 XXIII >3 53
1,161 XLVm 117
1,165 XXXIV 84
2,12 XXVI B 58
2.27 XI S 21
2.28 I 1
2,33 XXXVI 90
2,38 XX 46
3,33 LV Id 132
3,59 IX fh 17
4.18 XXVII 62
4.19 XXVIII .3. 66
4,24 XXIX 69
4,30 XXX k^ 72
4,33 XLIX id 121
V4,42 XIII 26
4,50 XLIV 107
5,81 XXI £> 49
5.83 XXXIX 96
5.84 L Q) 124
5.85 II ..3 4
6,9 XLII .<3 102
6,50 LII . -' 126
6,74 XLVII :'b 116
7,28 XXXI Q) 76
7,46 XXXVII O 94
XIV
Rv Nr. n Seite
7,49 LI P 125
7,54 LVI g 135
7,57 XXXV IV 88
7,61 VIII l3 ' 15
7,69 - XVIII 40
7,76 XVII .3 38
7.82 XIV 29
7.83 XV /D 32
-J7,86 III 6
7,87 IV 8
V 7,88 V 10
7,89 VI 12
7.102 XL /5 99
7.103 LXIX iZ 169
8.29 LIII « 129
8.30 LIV (b \Z\
9.112 LXVIII i67
9.113 XLV ' ... 110
10,10 LX 142
^10,14 LXI 146
^10,18 LXII 150
10,25 XLVI 113
10,34 LXV 158
10,39 XIX 42
10,51 XLIII Jj 104
10,71 LXVI 162
10,97 LXX 172
10,108 XXXII iH 78
10,117 LXIV /?> 155
^ 10,119 XXXIII /b. 81
10,125 LVII 136
10,127 LVIII 138
10,129 LXVII .6 165
10,146 LIX (\) 140
10,168 XXXVIII 95
10,175 LXIII 154
10,185 XII ('^ 25
10,189 XXV 57
I. AN VARUNA.
1. Die Welt ist Aditja's ^ des weisen Konigs,
er schalt' und walte machtig iiber alles.
Ich strebewiirdig Varuna zu preisen
den grossen, der des Beteus liebstes Ziel ist.
2. In deinem Dieuste Jass uns gliicklich leben
und dankbar dir, o Varuna, lobsingen
Mit jeder lichten Morgenrothe Kommen,
wie taglich unsre Opferflamme lodert.
3. Lass uns in deiuer Obliut siclier weilen,
du Weitgebieter, Flibrer reicb an Mannern!
Ibr Sobne Aditi's. ibr uiiberiickte,
verstattet uns deu Buud mit eucb zu scbliessen.
4. Der Weltenordner liess die Fliisse rinuen,
sie laufen, wie es Varuna bestimmte,
Sie bleiben niemals aus, ermiideu niemals,
sie streicben wie die Yogel iiber Land bin.
5. Wie von dem Strick eutlasse micb der Siinde:
des frommen Siunes Quelle will icb offnen ;
Es reisse uicbt der Faden meiner Andacbt,
es brecbe nicbt zu friib der Stab des Werkraanns ^.
1
6. Bewahre mich, o Varuna, vor Schreckiiiss,
in Gnaden sieh mich an, gerechter Konig,
Erlose mich vod Noth wie's Kalb vom Bande ;
in deiner Hand steht meines Auges Zwinken.
7. Nicht treffe uns die WafFe deiner Boten ^,
die jeden schuldigen, o Gott, bestrafen;
Noch raocht ich nicht vom Lichte Ahschied nehmen,
vernichte meine Feinde, mich lass leben.
8. Wir ehrten glaubig dich seit manchen Jahren
und thun 6s jetzt und immerdar , du starker ;
Auf dir, uutriiglicher, als einem Felsen
sind ewig fest die Satzungeu gegriindet.
9. Nimm meine eigneu Missethaten von mir
und lass mich nicht, o Herr, fiir fremde biissen.
Gib, Varuna, dass ich noch viele Morgen,
die klinftig leuchten werden, lebend schaue.
10. Will ein Gesippter oder Freund im Traume
das bange Herz durch Drohung mir erschrecken,
Und will ein Dieb und Wolf ein Leid mir anthun,
so nimm mich, Varuna, in deine Obhut.
11. Ein reicher Gouner ^^ Varuna, gewogen
von offnen Handen moge nie mir fehlen,
Noch mein geordnetes Besitzthum schwinden.
Es schalle laut im Rath der unsern Stimme ^ !
Rv 2, 28. Verf. Kiirma, Sohn des Gritsauiada oder Gritsamada
selbst.
3
Varuna ist der oberste Herr des Weltalls v. 1., Urbeber der
ewlgen Naturgesetze (z. B. des staten Laufs der Gewasser v. 4) und
Wacbter liber die sittlicbe Weltordnung; als solcher ricbtet und be-
straft er durcb Verarmung, Krankbeit und Tod den Uebertreter v. 7.
Darum wendet sicb der reuige Sunder an ibn mit demiitbiger Bitte
um Vergebung v. 5. 9. —
1. Die Aditja, Sobne der Aditi , sind die obersten Licbtgotter,
Varuna an ibrer Spitze beisst vorzugsweise der Aditja. 2. Nimm die
Last des Scbuldbewusstseins von mir, dann ■will iob meinem Dank freien
Lauf lassen , wenn nicbt vorzeitiger Tod meinen Wunscb vereitelt.
3. iiber die Boten Varuna's siebe Lied IV, 3 und VIII, 3. 5. 4. Der
Sanger wiinscbt stats einen reicben Gonner, der seine Dienste fiir
Opferbandlungen in Ansprucb nimmt und ibn belohnt. 5, Die Scbluss-
zeile , welcbe einem grossen Theil des zweiten Bucbes eigentbumlich
ist, bat vermutblicb ofter einen urspriinglichen Verstbeil verdrangt.
II. AN VARUNA.
1. Das Lied stimm au bald laut bald leiser tonend
dem Varuna deni Herru des Alls, das liebe,
Ihra, der die Erde spaunto, wie der Schlaebter
die Stierhaut in dera Soiineuscheine spreitet.
2. Die Liifte bat mit Wolken er durcbwobeu,
ins Ross den Mutb gelegt, die Milcli iu Kiibe,
Verstaud ins Herz, iu Wasserflatbeu Feuer \
die Sonn' am Himmel, auf den Fels den Soma.
Die Wolkentonne stilrzt er nm und lasst sie
zerrinueu iu die Luft, nacb Erd und Himmel:
So tranket er der Konig alles Lebens
die Wesen wie des Feldes Frucbt der Regeu.
Er netzt der Erde Bodeu und den Himmel;
sobald er jene Milcb will melken lassen ^,
So biilleu Berge sicb in Wetterwolken,
und riistige Manner bringeu sie zuni Scbmelzen ^.
5. Aucb dies gewaltige Wunderwerk Varuna's
des bocbgeriibmten Gottes will icb kiiudeu:
In Llifteu stelieud misst er mit der Souue
die Erdenniume wie mit eiuem Maasse *• "^ ~
6. Auch dies geAvaltige Wuuderwerk des Gottes
des hoclisten Weisen tastet keine Hand an,
Dass aller Strome bliukeude Gewasser
in e i n e See gegosseu sie nicht fiilleu. ^
i o^r^vvi '\]<^d 'p'irvdr-''--^-- 4'rtch
7. Wenu wir den nah befreundeten und lieben
Genossen oder Bruder oder Nachbarn,
Wenn wir den Landsmanu oder Fremdeu jemals,
o Varuna, verletzten, so vergib das.
8. Wenn wir wie Scbelme bei dem Spiel betrogen,
wenn wissentlich wir fehlten oder anders,
So lose alle diese Schuld wie Flocken ;
dir lieb und werth zu sein ist unser Streben.
Rv 5, 85. Verf. Atri.
Strophische Anordnung. — Varuna hat die Welt geordnet und
allem, was darin ist, seine Bestimmung gegeben v, 1. 2. Insbeson-
dere ist er es, der die Gewasser, welche in seinem Reiche ihre
eigentliche Heimath haben , Uber Himrael und Erde sich ergiessen
lasst V. 3. 4. Seine grossten Wunderwerlje sind der regelmassige
Lauf der Sonne , und dass die rastlos fliessenden Strome den Ocean
nie Uberfiillen v. 5. 6. Daran schliesst sich die Bitte um Sunden-
vergebung v. 7. 8.
1. den Blitz in die Wolke. 2. Die Milch ist das in der
Wolke wie in einem Euter verschlossene Wasser, das er beim Ge-
witter durch die StUrme, die Marut, zuni Fliessen bringt. 3. ^rath
Medium im Sinn des Activum. 4. Die Sonne, welche die ganze Aus-
dehnung der Erde durchlauft, dient dem Gott gleichsam als Maassstab
•der Grosse der Erde.
III. AN VARUNA.
1. Von tiefer Weisheit zeugen seine Werke:
dass er den weiten Welten Stiitzen machte,
Das hocli erhabne P^irtnament bewegte \
fiir immer Sterne und das Erdreich streckte.
2. Und kann ich zi\ ihm selbst vertraulich reden?
wie werd ich in Varuna's Nahe driugeu ?
Wird ohne GroU er meines Worts sich freueu?
wann schaut mein Herz getrostet seine Gnade?
3. Begierig forsehe ich nach meiner Siinde
und gehe zu den Weiseu sie zu frageu,
Nur eine Antwort geben mir die Seher:
Vahrhaftig Varuna ist's, der dir ziirnet'.
4. Was war doch, Varuna, die schlimmste Unthat,
urn welche du den Freuud und Sanger heimsuchst?
Sprich, seliger, untriiglicher, ich mochte
alsbald gebeugt entsiindigt vor dich treten.
5. Vergib was unsre Vater einst gefrevelt,
vergib was wir mit eigner Hand versehen;
• Wie einen rinderlustigen Dieb, o Konig,
so lass Vasishtha los wie's Kalb vom Stricke.
6. Ist's doch nicht uuser Wille, iieiu Verfiilirung,
der Wein, die Wiirfel, Zorn und unsre Thorheit ;
Dem starkeren erliegt der schwache Siiuder,
sogar derTrauin verschliesst sich nictitdemUnrecht.
7. Ich will dir folgen, dir dem strengen Gotte,
als Knecht dem guten Herren treu und redlicli.
Dem eifrigen erleuchtet Gott die Einfalt,
dem klugen hilft des Aveisern Rath zum Gllicke.
8. 0 dass die Worte meines Lieds dir wirklich,
Varuna seliger, zu Herzen drangen!
Es gllicke uns Erwerben und Besitzen !
Ihr G5tter, schirmet uus in stater Wohlfahrt ^ I
Rv 7, 86. Verf. Vasishtha. — M. Miiller Anc. Sansk. Lit.
540. Essays 1, 39.
Der Diehter ist krank (v. 3. vgl. Lied V und VI desselben
Verfassers) und halt seine Krankheit fiir eine Strafe des Gottes.
Zweifelnd, ob Varuna, der in seinen Schopfungen so erhaben er-
scheint, dem Menschen zuganglich sei v. 1 . 2, wendet sich Vftsishtha
doch an ihn, da er nach der Aussage der Seher gegen ihn gesiindigt
hat, um seine Sunde zu erfahren und Abbitte zu thun v. 3. 4.
Varuna moge der Schwache der menschlichen Natur , die der Ver-
suchung erliegt , verzeihen v. 5. 6. Hinfort will der Sanger dem
Gott treu dienen, wofiir jener ihn erhoren, erleuchten und mit Gliick
segnen soil v. 7. 8. — ,
1. die scheinbare Bewegung des Himmelsgewcilbes. 2. im sie-
benten Buch hauiig vorkommende Schlusszeile vgl. Lied I. 5).
IV. AN VARUNA.
1. Der Sonne machte Varuna die Pfade,
die fluthenden Gewasser stromen vorwarts ^,
Den Tagen scliuf er ihre weiten Bahnen
und lenkt sie wie ein Renuer seine Stuten ^
2. Sein Odem ist der Wind die Lnft durchrauschend,
wie durch ein Ried das wilde Thier sicli Bahn bricht.
Was weite Erd und lioher Hinimel fasseu,
das alles ist dein liebes Reicli, Varuna.
3. Von dir geheissen iiberwachen Spaher
die beideu festgebauten Welteu ringsuin ;
Gei*eeht sind nur die opferkundigen Weisen,
aus deren Herz die Andaeht sich emporhebt '.
4. Ich horte eiust von Varuna und merkt' es :
'die Aghnija * hat dreimal sieben Namen ;
Der Weise, der des Worts Geheimniss kennet,
versuche nicht die Nacbwelt das zu lehren .
5. Von ihra ^ umsclilossen ist der Himmel Dreiheit,
drei Erden drunter: eine Reih von sechsen.
Und Konig Varuna der kluge machte
den soldnen Ball ^ am Himmel dort zu laufen.
9
€. Es taucht ins Meer der Gott, es tauclit der Himmel,
der grosse Vogel taucht — ein heller Tropfen.
Den Grund beherrscht er, sehaltet in den Liifteu,
er herrscht als Fiirst bis an des Weltalls Granzen ''.
7. Der Gott, der selbst des Sunders sich erbarmet,
o mochteu wir uns nie an ihm vergehen,
Und Aditi's Gebote recht erfiillen. —
Ihr Gotter sehirmet uns in stater Wohlfahrt !
Rv 7, 87. Verf. Vasishtha.
1. seit Varuna ihnen die Bahn gezeigt hat. 2. d h. auf dem
gradesten Wege. sargah srshtah ein losgelassener Renner , ein Wa-
genlenker in vollem Lauf. 3. Varuna's Grenien iiberwachen das
Thun aller Menschen, nur die aufrichtigen Beter sind vor ihnen gerecht.
4. Es will uns nicht gelingen den Sinn der geheimnissvollen Olfen-
,barung ganz zu entrathseln, welche ja aueh der Gott dem Silnger
zu profanieren verbietet. Aghnija sonst die Kuh bezeichnend konnte
nach der urspriinglichen Bedeutung des Wortes die Unzerstorbare
d. h. die ewige Naturkraft, das Grundwesen der 'W'elt bedeuten.
Dreimal sieben ist die unbestimmte Vielheit, Name s. v. a. Form,
Erscheinung. Die mystischen Worte sprachen demnach von der
Mannigfaltigkeit der Natur. 5. von Varuna. Varuna ist zugleich
die letzte Granze des Weltalls. Nach der kosmologischen Vorstellung
des Veda bestehen Erde und Himmel aus je drei iibereinander lie-
genden Schichten, womit die Grosse beider angedeutet wird. 6. die
Sonne. ,7. Wie der helle Himmel und die Sonne, der grosse Vogel,
am Tage oben sind, des Nachts in die Tiefe sich senken, also beiden
Raumen angehoren, so erstreckt sich auch Varuna's Herrschaft iiber
beide.
V. AN VARUNA.
1. Ein schmuckes Lied bring jetzo dar, Vasishtha,
dem Varuna dera giitigen, ein erwiinschtes,
Ihm, der das Sonneuross das heilige grosse
das tausend Gaben bringeude heranfiibrt.
2. Wenn icb in seinen Anblick mieh versenke,
dann daucbt sein Aussebn mir wie strablend Feuer,
So mich der Herr am Himmel scbauen lasset
die Wunderpracht des Lichtes und des Dunkels ^.
3. Einst stiegen Varuna und icb zu Scbiffe,
wir steuerten binaus dem boben Meer zn
Und glitteu Liber der Gewasser Spiegel,
so flogen scbaukelnd wir im scbwanken Nacben.
4. Im ScbifFe bat der Gott Vasisbtba bei sicb
und machte ibn mit Wunderkraft zum Risbi
An jenem Gliickstag seinen Sanger, fortbin,
solan g die Tage und die Morgen wabren. ,
Docb was ist nun aus unsrem Bund geworden,
da wir vordem so barmlos frob verkebrten,
Und icb zur boben Burg den Zutritt batte,
zu deinem tausendtborigen Hause, sel'ger?
11
6. Wenn je der bisher liebe uud vertraute
au dir, Varuna, sicli vergangeu liatte,
So straf, verborguer, nicht uach unsrer Siinde;
sei du des Sangers Scbirm iiacb deiuer Weisheit.
7. In dieseu sichreu Sitzeu lass uns wohueu,
urn deine Hilf aus Himmelsschosse flebend ;
Es lose Varuna von uns die Fessel ^ !
Ihr Gotter scbirmet uns in stater Wohlfabrt!
Rv 7, 88. Verf. Vasishtha.
Der Kern des' Liedes sind die v. 3 — 6. Der Sanger glaubt sich
von Varuna seinem Gonner verlassen; mit Wehmuth gedenkt er des
trauten Verkehres mit dem Gott in friiheren Zeiten. In einer Vision
sieht er sich gleichsam in Varuna's Reich mit dem Gott zur See
fahren und von ihm die Berufung zum Rishi d. i. zum heiligen
Sanger empfangen und ist mit ihm in seinem Pallaste zusammen.
Jetzt hat Varuna seine Gunst von ihm gewandt , und doch sollte er
sich seines Sangers erbarmen und ihn nicht so hart fur seine Stinden
bussen lassen. — Das Lied konnte urspriinglich mit v. 6 geschlossen
haben.
1. Wortlich: wenn mir der Herr am Himmel Licht und Dunkel,
eine Wundererscheinung zum Sehen vorfiihrt. — Varuna erscbeint
in dem Licht des Tages- wie des Nachthimmels. 2. Durch Umstellung
des zweiten und dritten Pada heben sich die Schwierigkeiteu des
Textes. Die Fesseln bezeichnen symbolisch die Krankheit, mit wel-
cher Varuna den Sunder bindet.
VI. AN VARUNA.
1. Ich mochte uicht, o Konig, jetzt
hinabgehn in cler Erde Haus.
Sei gnadig, Herrscher, Gnade gib !
2. Ich schiittere bei Schritt uud Tritt,
ein praller Schlauch, o Schleuderer ^.
Sei gnadig, Herrscher, Gnade gib!
3. Der Einsicht Schwache hat einmal,
du reiner Gott, mich irrgefiihrt.
Sei gnadig, Herrscher, Gnade gib!
4. Im Wasser steh ich mitten drin,
und doch qualt deinen Sanger Durst.
Sei gnadig, Herrscher, Gnade gib !
5. Obschon wir oft, wie's Menschen geht, o Varuna,
durch unser Thun die himmlischen beleidigen,
Und wenn im Unverstand wir dein Gesetz gestort,
so such uns nicht um des Vergehens willen heim ^.
Rv 7, 89. Verf. Vasishtha. — M. Muller Anc. Sansk. Lit. 540.
Essays 1, 38. Muir S. T. 5, 67.
Der von der Wassersuoht einem Leiden, welches Varuna sendet,
befallene Dichter bittet um Erhaltung seines Lebens und Linderung
der Krankheit, die er als Strafe fiir seine Siinde betrachtet.
1. Der Ausdruck passt nur auflndra, dessen Anrufung an dieser
Stella nicht zu erwarten ist. Was dafiir gestanden babe, ist nicht
zu errathen. 2. Der letzte Vers ist ein Anhangsel.
VII. AN MITRA-VARUNA.
1. Ihr hiillet euch in gleisseude * Gewauder,
ein ungebrochuer Strom ist euer Walten,
Zu Boden beugt ihr jeden Frevel, Mitra
und Varuua, ihr haltet fest am Rechte.
2. Nicht jeder keuuet euer Thun, doch wahr bleibt
das Wort, das aus des Sehers Muude stiirmet:
, Die starke VierzackwafFe ^ schlagt den Dreizack^
die Gotterhasser werden baki zu Scbanden.
3. Voran den fussewandelnden geht fusslos ^
die eiue. — Wer begreifet eure Fiigung? —
Ihr Mutterscboss bringt seine Biird, sie fordert
Gerechtigkeit und kilmpft das Unrecht nieder.
4. Wir scbauen wie der Buhle naht der Jungfrau *,
doch uimraer ruhet er an ihrer Seite,
In weite ungetheilte Raume schliipft er,
in Varuna's und Mitra's liebe Pleimath.
5. Sich baumend schiesst nach oben mit Gewieher
der Renner ohne Ziigel , der kein Ross ist. —
Die Jugend lauscht der unbegriifnen Weisheit
mit Lust und preist der beiden Gotter Satzuug.
14
6. Der Mamateja, Freund der heiligen Weisheit,
hat strotzend voller Kiihe reiche Labung.
Nur wer die Regeln ^ kenut, begehr des Trankes,
beiietzt der seiuen Mund, so weicht der Mangel.
7. Zur Opferfreude lade icli iu Ehrfurcht
uud herzlich eueh, o Varuna und Mitra.
Den Sieg im Kampf gewinue uuser Beten ;
vom Hiinmel komme uus der massige Regen.
Rv 1, 152. Verf. Dirghatamas , Sohn des Ucathja und der
Mamata.
Dieses Lied, absichtlich in mystische Ausdrucksweise gekleidet,
soil das geheimnissvolle Walten der beiden Gotter schildern : sie ver-
folgen das Unrecht und wahren das Reoht v. 1. 2; als ihr wunder-
barstes Werk aber erscheint der Aufgang und Lauf der Sonne, deren
Beschreibung den Kern des Liedes v. 3 — 5 bildet. Vor alien leben-
den Wesen kommt in der Friihe die Morgenrothe, die fusslose, zum
Vorschein v. 3. Aus ihrem Schosse entspringt der Sonnengott , wel-
olier ihr Buhle wird, ihr nacheilt ohne die fliichtige zu erhaschen.
Herein tritt nun die Sonne in den weiten Weltraum v. 4 und steigt
wie ein Renner rasch empor, Mit 5'' schliessen diese Bilder. An-
dachtig lauscht die um den Dichter versammelte Jugend seinem Worte,
und wohlgefallig spricht er in v. 6 iiber seine reiche Befahigung
zur heiligen Poesie, um derentwillen man ihn gem zum Opfer beruft,
wodurch ihm die Kunst zur eintraglichen Milchkuh wird. Der Schluss-
vers enthalt Einladung und JJitte an Mitra-Varuna.
1. pivasa eigentl. fettig, fettglanzend und dieses bildlich fiir die
Fruchtbarkeit , die vom Ilimmel kommt. 2. Die Vierzackwaflfe ist
nach Rv 4, 22, 2 Indra's Donnerkeil, die Waffe der Gotter. Danach
ist der Dreizack die mindere Wafife der Gotterfeinde. 3. vgl. Rv 6,
59, 6. Das Femininum padvatinam ist durch das gleiche Goschlecht
von apad veranlasst. 4. vgl. Lied XXIV, 2. 5. die Kunst der hei-
ligen Poesie. —
VIII. AN MITRA-VARUNA.
Die Sonne, euer schones Gotterauge,
steigt scheinencl aufwarts , Varuua und Mitra ;
Sie blickt herab auf alle Erdenwesen
und schaut hineiu selbst in das Herz der Menschen.
Euch, Mitra-Varuna, stimmt an der Sanger
in Glauben ein Gebet, das weithin tonet,
Ihr liebt ja seine Lieder so, ihr weise,
dass ihr seit Jahren euch daran uicht sattigt.
3. Ihr sendet iiber weites Laud, ihr giit'ge,
wie an des Himraels Hohe in die Flureu
Und Hauser eure schhimmerlosen Spaher
um jeden Uebertreter zu bewachen.
4. (5) Es folgen alle ^ eure Rachegeister ^
des Frevlers Spureu uubeirrt, ihr starke,
Fiir niemand merkbar nach Gestalt und Zeichen;
und nichts ist so geheim, das euch entginge ^.
5. (4) Gepriesen sei der beiden Gotter Herrschaft,
ihr blosser Odem halt die Welt in Schranken.
Des Gotterfeiudes Tage schwinden machtlos,
zum Piihrer nehme sich das Volk den frommen.
16
In Ehrfurcbt feire ich den Dienst der Gotter,
an euch ergeht iubriinstig heut mein Flehen,
Ein neu Gedicht soil eurem Preise dienen,
des Beters Spriiche mogen euch erfreuen !
Es iibt der Friester seines Amtes Pfliehten
fiir euch, o Mitra-Varuua, ihr Gotter ;
So bringet schiitzend uns durch die Gefahreu!
Ihr Gotter schirmet uns in stater Wohlfahrt !
Rv 7, 61. Verf. Vasishtha. Durch Umstellung der Verse 4
und 5 ergibt sich ein fortlaufender Gedankengang und korrekter
Strophenbau. v. 7 ist Anhang, vgl. das im Rv vorangehende Lied.
1. Wir lesen amurah vifvah , wie auch Grassniann vermuthet
hat. 2. strafende Genien des Mitra-Varuna, vgl. Lied I, 7. 3. acit
das Nichtverstehen.
IX. AN MITRA.
1 . In Orclnuug briugt des Mitra Wort die Menschen \
er halt deu Himmel uud die Erde aufrecht,
Mit offuem Auge wacht er liber Volker,
dem Mitra sei geweiht die fette Gabe ^.
2. Der sterbliche soil iui Geuusse lebeu,
der sicb gehorsam willig dir bezeiget,
In deiuem Sckutze trifft ilin keine Plage,
keiu Schaden, nicht von nab und fern Bedrangniss.
3. In frischer Lebenslust gesunden Leibes
und fasten Fusses auf dem Erdenrunde
Sei uns vergonnt in Mitra's Reich zu wohneu,
der Gnade Aditja's uns zu erfreuen.
4. Ja Mitra ist ein hehrer iiebevoller,
ein guter Fiirst in wohlregiertem Reiche,
Drum mochten wir uns dieses Gottes Gnade
des Gliickes seiner Liebe uns erfreuen.
A
5. Mit Ehrfurcht nahe Aditja dem grosseu,
die Menschen leukt er, er ist hold dem Sanger,
So giesst nun fiir den wunderbaren Mitra
die stats willkommne Gabe in das Feuer.
18
G. Zu weitbekanntem Glanze liilft
des Gottes Mitra Beistand ims,
Der waltet iiber allem Volk,
7. Des Mitra, der in seiner Kraft
den ganzeu Himmel iiberzielit,
Im Flug die breite Erd umfasst.
8. Dein hilfestarkeu fiigen sicb
der Menscben Stamme alle fiinf ^ ;
Er traojt die Gutter iusgesammt.
9. Fiir Gott uud Menscb ein lieber Frenud
verleibt er opfereifrigem
Die Krafte, wie er sie sicb wiiuscht.
Rv 3, 59. Verf. Vi§vamitra.
Das einzige uns erhaltene Lied, in welchem Mitra mit Afcschluss
Varuna's angerufen wird. Es ist niclit aus eineru Guss , v. 1 — 5
bilden ein Ganzes und schliessen richtig mit dem Opfer. v. 6 — 9
sind ein angeflicktes Fragment.
1. Ahnlich :
Dies Preislied bring ich, Varuna und Mitra,
aufs neue euch wie Labung dar, ihr Geister;
Ein starker siohrer Ftihrer ist der eine
von euch, das Volk halt Mitra's Wort in Ordnung.
Kv 7, .36, 2. 5, 65, 6. Das Thun Mitra's ist dem eines Heerfiihrer?
verglichen , dessen Wort die Reihen festhalt und lenkt vgl. v. 5.
2. das in das Feuer gegossene Schmalz. .3. die Arjer als Mittelpunkt
und die in den vier Weltgegenden um sie herumwohnenden Volker.
X. AN DIE ADITJA.
1. Wess Hiiter Mitra-Varuua
unci Arjamau die klugen siud,
Dera sterblicbeu geschieht kein Leid.
2. Wen sie mit ihrer eignen Hand
geleiteu, scliiitzeu vor Gefahr,
Der Maun lebt uuversehrt uud bliiht.
3. Denn vor ibm scheucben sie binweg,
die Konige Gefabr uud Feind
Und fiihren ihu aus scblimmer Noth.
4. Dem frommen ist, ibr Aditja,
gebabnt und dornenlos der Pfad,
Bei eucb wird nieraals aufgezehrt.
5. Wess Opfer auf dem recbten Weg,
ibr Aditja, ibr Manner fiibrt,
Der findet, was sein Herz begebi't.
n. Der sterblicbe gelangt durcb eucb
zu jedem wiinscbenswertben Gut,
Zu Kindersegen unverletzt.
2
20
7. Ihr Freunde, wie gelingt uus doch
ein Lied fiir Mitra, Arjaman,
Eiu Olireuschmaus fur Varuua ?
8. Ich preis euch keineu Flucher an
und keineu Feind, den frommen uur,
Aufrichtig snob ich eure Guust.
9. Man scheue bis aus Eude Gott,
der iu der Hand die Loose * halt;
Er achtet des Geschwatzes nicbt.
Rv 1, 41. Verf. Kanva, Sohn des Ghora. — Benfey Or. u. Occ.
1, 392.
Strophische Anordnun^ von je drei dreizeiligen Versen. Das
Lied ist an sammtliche Aditja gerichtet , nennt aber uur die vor-
nehmsten Varuna, Mitra, Arjaman. — Die Aditja sind die treusten
Fiihrer und Beschiitzer des Menschen v. 1 — 3. Der fromme lebt
glucklich in ihrer Gunst v. 4— 6. In der letzten Strophe spricht
der Dichter fiir sich : er woUe den Gottern keinen unwiirdigen em-
pfehlen, seine Worte seien aufrichtig gemeint, denn mit unwahrer
und leerer Rede sei den Gottern nicht gedient, und man habe sie za
fiirohten.
1. eigentlich die vier, d. h. die vier Wurfel, als Bild fiir das
entscheidende Loos, das erst erkannt wird, wenn der Wurf gefallen ist.
XL AN DIE ADITJA.
1. Den Aditja den Konigen seit Alters
will ich dies Lied bei Opferbutter weihen
Mitra, Arjamau, Bhaga h5rt uns gnadig,
gewaltiger Varuna, Daksha, Am^a M
2. An meinem Sange sollen sich einmuthig
Arjaman, Mitra, Varuna erfreueu,
Die Gotter licht und klar wie eine Quelle,
erhaben liber Makel, Trug uud Schaden.
3, Sie reichen in die Weiten, in die Tiefeu,
es triigt sie keiuer, wie er sich bemiihe ^;
Gerad und krumm durchschauen sie vielaugig,
fiir sie ist alles audi das fernste nahe.
4. Was geht und steht erhalten die Aditja,
sie sind des Weltalls liiramlische Beschirmer,
Audi uber Geistern ^ wacht ilir scharfes Auge,
gerecht bestrafen sie jedweden Frevel.
5. Um euren Beistand bitt ich, ihr Aditja,
ill Stunden der Gefahr um eure Trostung,
22
An eurer Hand, Varuna - Mitra, will ich
die Noth umgehen wie den Rand des Abgrunds.
Es wandelt eben sich auf eurem Pfade,
nicht iiber Dorueu fiihrt er stracks zum Ziele,
So leitet uns darauf mit eurem Segen,
errichtet iiber uns ein dauernd Schirmdacli.
7. Es fiihre Aditi die Konigsmutter
uud Arjaman uns gliicklich durch die Feinde ;
Wir wollen reich an Manuern sicher leben
in Varuua's uud Mitra's starker Obhut.
8. Sie tragen die drei Himmel *, die drei Erden,
in drei ^ Gebiete ist ihr Volk georduet;
Fiirwahr, Aditja, hohe Macht ist euer
uud railde ^, Mitra, Arjaman, Varuna !
9. Die goldnen, lantern, quellenklaren Gotter
sie tragen die drei liehten Himmelsraume,
Nicht Sclilummer uoch Ermiidung triibt die Blicke,
ihr Walten folget weithin dem gerechten ^.
10. Du, Varuna, hist Konig liber alles,
was Gott heisst, o lebendiger, oder sterblich.
Lass mich noch huudert lange Jahre leben,
eiu froh behaglich Alter ist mein Wiinscheu.
23
11. Die Reclite unci die Liuke, vorn unci hiuten
ist an euch nicbt zu scheiden, ilir Aditja.
Lasst micli zuni Frieden und zum Liclite ^ eingehn
an eurer Hand, in Einfalt oder Klugheit ^.
12. Wer den gerecliten Herrschern Elire zollet
und stiitig im Gedeihen vorwarts schreitet,
Der reiche ist der erste niit deni Wagen
und hat den Ruhm als Spender wie im Rathe.
13. An wasserreichen Triften wohnt in Frieden
der reine frisch in Kraft und reicb an Hohnen,
Nicht nah noeh fern kann ihn die Waffe treffen,
.der in der Obhut der Aditja stehet.
14.(15) Es stromeu beide Welten ibre Fiille,
der Himmel Regen — er gedeiht, ist gliicklicb,
Er wird im Kampfe Herr der beiden Lander ^"j
und beide Theile fiigen seinem Wort sich.
15.(14) Vergebet Aditi, Varuna, Mitra,
so wir uns irgeud wider euch versiiiidigt.
Zu Freiheit, Licht nnd Frieden fubre ludra ;
das lange Dunkel " soil uns feme bleiben.
16, Die Listen, die ihr hehre spinut dem Frevler,
die Scblingen, die dem Bosewiclit gestellt siud,
Gelinge mir auf meiner Fahrt ^^ zu meiden;
es decke euer wejter Scbirm uns sicher,
24
17. Ein reicher Gouiier, Varuiia, gewogen
von offuen Handeii inoge iiie mir fehleu,
Nocb meiii geordiietes Besitztlium schwinden ^^.
Es schalle laut im Rath der unsern Stimme!
Kv 2, 27. Verf. Kurma, Sohn des Gvitsamada oder Gritsamada
selbst.
In dem sonst ziemlich wohlerhaltenen'Liede hat doch die Folge
der Verse Storung erlitten. Dasselbe scheint in Strophen zu zwei
Versen angelegt gewesen zu sein, wiev. 1.2 — 3. 4—5. 6 — 7. 8 — 12.
13 zu erkennen geben. V. 9 ist eine Analogic zu v. 8 ; die
drei himmlisclien Lichtraume konnen nichts anderes sein als die in
V. 8 schon genannten drei Himmel; auch die Wiederholung des
gucajo dharajjutah vg\. v. 2 fallt auf. Ebenso ist v. 15 (des Rv)
eine Variante zu v. 13. Der an Varuna allein gerichtete v. 10 ist
den iibrigen ungleichartig und v. 11 passt wenigstens nicht an diese
Stelle, sondern wiirde sich zu einem Schluss eignen; das abbajaiu
g'jotis steht in v. 14 (des Rv) ebenfalls. In v. 15 (bei uns) ist
Arjaman statt Adite zu vermuthen , auch Indra in Pada 3 scheint
eine Entstellung zu sein.
1. sechs Namen von Aditja, ein siebenter fehlt. 2. Es ist dip-
sato zu vermuthen vgl. 5, 19, 4. . 3. Gotter wie Damonen. 4. vgl.
Lied IV, 5. 5. die Geschopfe des Himmels, des Luftgebietes und
der Erde. 6. caru eigentlich willkommen , den Herrschern wie den
Beherrschten. 7. begleitet ihn schiitzend allenthalben. 8. zum Frie-
den und zur lichten AVelt der seligen. 9. je nach meinen Kraften,
bald irrend, bald richtig handelnd. 10. Er gewinnt zu seinem Land
noch das der Feinde. — Der geschilderte Lohn des frommen ist das
Ideal des vedischen Menschen : Ansehen bei den Menschen, Sicher-
heit vor Feinden, eine zahlreiche heldenhafte Familie und Wohlstand.
11. das Dunkel, wohin die Bosen kommen. 12. auf der Fahrt des
Lebens. 13. der Schluss wunsch des Sangers fiir seinen eignen Vor-
theil vgl. Lied I, 11.
XIV ^ I^ ADITJA.
1. Der starke Himmelsschutz der drei,
Arjaman's, Mitra- Varuua's,
Sei uuaatastbar uuser Theil.
2. Der Feiude Tiicke kann daheiiu
und draussen iu dew f'erneu Wegs
Gefahreu sich dem Mami nicht nahu,
3. Weun ihr, der Aditi Geschlecht,
aus eurem «nnerschopften Licht
Des Meuscheu Leben kriiftiiret.
Kv 10, 185. Verf. Satjadhriti (d. i. der einen redlichen Willen
hat), Sohn des Varuna.
XIII. VARUNA\S UND INDRA'« RANGSTREIT.
Varuiia :
1 . Das Reich ist mein, audi kiinftig mein des Herrschers
der ganzeii Menschheit wie der Himmelsschareu.
Varnua's Willeii fiigen sich die Gotter,
mit seiuen Leiberu ^ ist das Volk mir eigeu.
2. leh biu der Konig Vavuna, es eiguet
die Gottbeit mir voni ersteu Aiibeginue.
Varuna's Willen fiigeu sich die Gotter,
mit seineu Leibern ist das Volk mir eigen.
Durch meine Macht, o ludra ^, steht gegriindet
der Liifte Doppelreich ^ das weite tiefe ;
Ein kundiger Bildner formt' ich alle Weseii,
die Erd, den Himmel ; ich \)\\\ ihr Erhalter.
Ich liess die spritzendeu Gevvasser stromen,
den Himmel halt ich hier an heiliger Statte *,
Aditi's Sohn der heilige hat auf's beste
den dreiffetheilten Weltenranm ^ gebreitet.
Indra:
5. Mich rufen reisige Manner in dem Wettkampf,
mich ruft man in desSchlachtgewiihlsBedrangniss,
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Deu Streit erreg ich, ich der reiche Indra,
und in dem Staub der Schlachten bin ich Sieger.
6. Icia kann das alles — Giitterkrafte selber
sie wehren iiicht dem uubezwunguen Helden,
Wenn Tranke mich berauschten und die Lieder,
so bebt der unbes-rauzte Raum der HiJhe.
Der Sanger:
7. Es weiss ja jeder deine Thatcn, wackrer,
wie dn dem Varuna sie ebon riihraest,
Dich, ludra, nennt man als den Feindetodter,
du machtest frei die eingesperrten Fliisse.
Rv 4, 42. Verf. Trasadasju, Sohn des Purukutsa.
Ein fiir den Umsohwung in der Rangordnung der Gotter , der
wahrend der vedischen Zeit sich vollzieht, charakteristisches Lied.
Der in der arischen Periode an der Spitze stehende Gott tritt all-
mahlich zuEiick gegen den national indischen Indra. Eine Reflexion
iiber dieses Verhaltniss sind die vorliegenden Verse. Varuna will die
Herrschaft behaupten, welche die Gotter anerkennen v. 1. 2; denn
er ist der Schopfer und Erhalter der Welt v. 3. 4. Dagegen riihmt
Indra seine Streitbarkeit, welcher nichts widerstehe v. 5. 6. Der
Dichter erkennt das an v. 7. Ein weiterer Vers soheint verloren
gegangen zu sein , in welchem gleielivvohl der Primat Varuna's aus-
gesprochen sein mochte. Die drei Schluss verse 8 — 10 an dieselbcn
zwei Gotter gerichtet sind durch einen Zufall hierher gekommen. v. 8.
Das waren unsere Vjiter die sieben Rishi, zur Zeit als des Durgaha
Sohn gefangen lag , welche dem Weib durch ihr Opfer den Trasa-
dasju verschafften, einen Feindebandiger wie Indra einen Ilalbgott.
V. 9. Denn die Purukutsani diente euch, o Indra-Varuna, ehrerbietig;
^da gabt ihr derselben den feindetodtenden halbgbttlichen Trasadasju.
— Der letzte Vers ist ganz unbedeutend und dem gewandten Dichtei
des Liedes nicht zuzutrauen :
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10. Lasst uns im Vollgenuss des Reichthums schwelgen,
beitn Opfer GrOtter, Herden auf der Weide;
Solch eine fette Kuh, Varuna Indra,
gebt alle Zeit uns, welche nie versage. ^
1. die nachste Hiille, s. v. a. der Leib des Menschen. 2. statt
indro ist indra zu lesen. 3. Der Luftraum zerfallt in zwei Regionen
nach unten der Erde nach oben dem Himmel zugehorig. 4. die
heilige Statte im Himmel, wo die Aditja thronen. 5. Erde, Luft,
Himmel.
XIV. AN INDRA-VARUNA.
1. 0 ludra - Varuua bedeckt dies Opferfest
und unserHaus und Volk mit eurem weitenScliirm,
Im Kampfe lasst bemeistern uns den Bosewicbt,
der eurem altgetreuen Diener Uebel sinnt.
2. Allherrscber ist des eiueu Name, Selbstberr ^ der
des anderu, aber beide seid ihr gross und reich.
lu eucb, ihr Manner, legteu ihre Kraft und Macht
die Gotter allesammt im hochsten Himmelsraum.
3. Die Brunneu der Gewiisser schlosst ihr reichlich auf,
zuni Himmel fiihrtet ihr die Soun' die herrliche,
Im Rausch des Zaubertrankes - lasset sprudeln ihr
versiegten Quell aufsiieu, in uns des Herzens Quell.
4. Zu Wageu unter Streit und Kampf — in Friedenszeit
als riistige Manner schaffend, Indra-Varuna,
Ergeht an each, ihr hilfbereite, unser Ruf;
des Kriegs und Friedens Giiter ruhn in eurer Hand.
5. Seitdem die Weseu aller Arten in der Welt
ihr fertig habt gesehaffen, Indra-Varuna,
Hat Varuua in Frieden Mitra's Huldiguug ^,
der andre geht mit Marut auf die Kriegesfahrt.
30
6. Fiir grossenPreis hat der — und der fiir sein'enGlanz*
die Kraffce alle, die sie liaben, eingesetzt ;
Den Feind besieget jeuer, der die Waffe ziickt,
uiid dieser halt raitkleiuer Schar^die Weltim Zanm.
7. Nicht Noth, iiicht Missgeschiek ereilt den sterblichen,
von nirgends her Bedriiugniss, Indra-Varuua,
Bei desseu Opferfest ihr gern zagegen seid,
und eiues Menschen Tlicke trifft und fiillt ihn uicht.
8. Mit eurem Gotterschutz , ihr Manner, uahet euch,
erhort meiu Flehen, wenn ich euch nach Willen bin ;
Mit euch istFreuudschaft mir und traulicherVerkehr,
erbarmeud seid und bleibt, o Indra-Varuua.
9. So seid in jedem Treffen, Indra-Varuna,
die vordern Kampfer uns. Bezwinger alles Volks,
Waun zu euch rufen beide Theile in der Schlacht,
wo Manner raehren ihres Hauses Macht und Zahl.
10. Es sollen Varuna uns, Mitra, Arjaman
und Indra Tiichtigkeit verleihn und festenS chirm.
Das Licht ^ der heiligeu Aditi das ewige
und Savitar's des Gottes Ruf ^ erwiinschen wir.
Rv 7, 82. Verf. Vasishtha.
Im Gegensatz zum vorigeu Lied zeigt uns dieses Indra, und
Varuna im Zusammenwirken fiir Begluckung der Welt und Beschir-
rauDg des frommen. Doch erscheint daneben die Verschiedenheit in
dem Thun beider Gotter: Varuna ist der Gott des Friedens, der
ohne Kampf seine allmiichtige Herrschaft ausubt; Indra ist der Gott
des Krieges, dessen Aufgabe die Besiegung aller feindlichen Miichte ist.
1. Varuna ist der Herr der ganzen AVelt, Indra in seinem Reich
31
ein unbeschrankter Gebieter. 2. des auf wunderbare Weise wirkenden
Soma. 3. Diese Worte, wenn wir sie richtig auffassen, sind bezeich-
nend flir die Stellung des Mitra zu Varuna; obgleich beide wesent-
lich gleichartig sind, steht doch Mitra in einem Verhaltniss der
Unterordnung zu jenem. 4. Indra setzt seine ganze Kraft flir den
Preis im Kampf, den gieg und die Beute ein, Varuna fiir das An-
sehen, welches er fiir sein Gesetz bei den Menschen fordert. 5. Die
kleine Schar sind Varuna's Spaher und Boten vgl. Lied I, V; zu
Pada 3 u. 4 vgl. Lied XV, 9 und Rv 6, 68, 3:
Lobsinge ihnen jubelnd und voll Ehrfurcht,
gem horen Indra- Varuna Gebete.
Der eine schliigt den Feind mit wuchtiger Keule,
der andre ist iui Heim ein kluger Walter,
fi. das himmlische Licht. 7. der Ruf, durch welchen Savitar taglieh
zu neuem Leben und zur Thatigkeit weckt.
XV. AN INDRA-VARUNA.
1. Auf eucb, ihr Manner \ eure Freundschaft bauend
zog
zur Schlacht die muthige Schar mit breiter Axt
bewehrt,
Die Feinde, Arjer wie Barbaren schluget ibr
und wart des Sudas Schiitzer, Iiidra-Varnna.
2. Wo Helden aufeinander stosseu, Banner webn,
im Kampf, wo alles liebe auf deni Spiele stebt,
Und alles bebt, was lebt nud was die Sonne scbaut,
war euer Segen mit uns, Indra-Varuna.
Man sab der Erde Enden rings in Staub gebiillt,
gen Himtnel stieg, Indra-Varuna, Scblaclit-
geschrei ;
Der Menscbeu Hass und Feindscbaft standen
wider micb,
docb eure Hilfe, treubereite, war mir nab.
Unwidersteblicb trafet ibr mit eurem Wurf,
den Bbeda "-, rettetet den Sudas aus der Notb.
Tbr Rufen im Gebete babet ihr erbort,
und uusre F'iirspracb fiir die Tritsu bat gewirkt.
33
5. Es drohte ura mich* her, o Indra-Varuna,
Verderben durcli den Hass des hiDteriistigen
Feiuds,
Doch ihr allein seid Herren iiber Scblacbteugluck,
auf unsrer Seite wart ibr am Entscbeidungstag.
G. An eucb ergebt in Kampfen beider Heere Rnf
um Si eg uud reiebe Beute, Indra-Varuna ;
So bracbtet Hilfe ibr den Tritsu und Sudas,
der von den zeben Konio;en bedrauget war.
7. Der Fiirsteu zeben, Gotterfeinde, kouuten nicbt
den Sudas niederkampfen, Indra-Varuna.
Erfolgreicb war der Preis der Manner^ bei deni Mabl,
die Gotter kamen ja auf ibren Rnf berbei.
8. Umringt war Sudas in dem Zebenkonigskampf,
docb ibr wart seine Heifer, Indra-Varuna.
So neigen jetzt sicb eucb in glaubigem Gebet
die Tritsu weissgekleidet mit geflocbtnem Haar *.
0. Der eiue scblagt ini Kampfe nieder jeden Feind,
der andre wacbt bestiindig iiber dem Gesetz ^.
Mit Dankesliedern, Manner, rufeu wir zu eucb,
so deckt uns, Indra-Varuna, mit eurem Scbirm.
10. Es sollen uns Varuna, Mitra, Arjaman
undlndraTiicbtio-keitverleibn uud festen Scbirm.
Das Licbt der heiligen Aditi das ewige
und Savitar's des Gottes Ruf erwiinscben wir.
3
34
Rv 7, 83. Verf. Vasishtha. — Roth zur L. u. G. d. Weda 128.
Muir S. T. 1, 323.
Das Lied ist geschiehtlich und erzahlt von einem offers erwahn-
ten siegreiohen Kampf des Sudas KSnigs der Tritsu gegen seine
Feinde, zehen verbiindete Fursten. Die Vasishtha sind die Haus-
priester des Sudas und schreiben in dem vorliegenden Dankliede ihrer
wirksamen Fiirsprache bei Indra und Varuna und der machtigen
Hilfe beider Gotter den Sieg des Sudas zu. v. 8 scheint der ur-
spriingliche Schluss zu sein, v. 10 ist mit Lied XIV gemeinsam.
1. Die beiden Gotter sind so angeredet. 2. Bheda Name eines
der zehen feindlichen KOnige oder Volksstamme. 3. d. h. der von
Sudas als Gaste und Gebetslielfer aufgenommenen Vasishtha. 4. Dies
scheint die Tracht der Tritsu, speciell ihrer Priester der Vasishtha
zu sein vgl. Rv 7, 33, 1. — 5. vgl. Lied XIV, 6 und Note.
m
XVI. AN DIE MORGENROTHE (Ushas).
1. Der Glaiiz der Uslias bei des Feuers Loderu \
der Sonue Aufgaug macht die Raurae lielle.
Der Gott Savitar schickt uns an die Arbeit,
es sollen Meusch nud Thier sicli wieder regeu.
2. Nicht tasteiid an den Ordnungeu der Gotter,
derMenscheu wechselndes Gescblecht entfiibrend,
Erglanzt die Usbas, unter den vergang'nen
die letzte, aller kiinftigen Tage Erstiing.
3. Im Osten scbaut man sie, des Himmels Tocbter
mit einem Mai in Licbtgewand gekleidet ;
Sie scbreitet ^tracks auf vorgescbriebeneu Pf'aden,
des Weges kundig feblt sie nicbt der Ricbtung.
i. Man sieht sie wie die weisse Brust des Madcbens,
sie breitet ihre Scbatze wie der Kaufmanu - ;
Ein friiber Gast erweckte sie die Seblafer,
die jimgste vieler, welcbe wiederkebren.
5. Im Ost der duftigen Liifte zeigt die Mutter
der bunten Wolkenscbar ^ ibr erstes Zeicben,
Und weiter weiter wiicbst es in die Breite,
• bis sicb der Scboss von Erd und Himmel anfullt.
3*
36
G. So bietet sie sich reichlicli zum Bescliauen,
dem fremden gonnt sie gleiches wie dem eig'nen ^,
111 ilirer makellosen Sclioiie praiigeiid
eutzieht ihr Licbt sie vveder lioch noch nieder.
7. Zu Mannerii tritt sie wie die bruderlose ^,
im Wagen sitzt sie wie zum Kriegeszuge,
Sie niramt die Hiille lacbeliid voii dem Nacken ^
wie die verliebt gepiitzte vor dem Gatteii.
8. Die Scbwester ' riiumt der alterii ibreii Platz ein,
sie weicbt, sobald sie diese nur gewabrte,
Und Usbas putzt sicb mit der Sonne Strableu
beraus wie Leute, die zum Feste geben.
9. Es sind die Scbwesteru, welcbe Tag fiir Tag sicb
von jeber auf dem Fusse folgend kamen,
So mogeii deun die jiiiigsteu wie die friiberu
des Gliickes Tage priicbtig uns eroifueii.
10. Deu MaiiD, der scbeukt, erwecke reicbe Usbas ^,
der Geizbals moge rubig weiter scblafeu.
Erfriscbend, pracbtig steige auf dem Geber ^
und Sanger, gabenreicbe, wonnevolle !
11. Von (3steu leucbtet zu uns ber die Jungfrau,
sie scbirrt der rotbeu Kinder ganze Reibe,
Es dammert scbon, die Helle ist im Siegen,
und Feuer stellt sicb ein in jedem Hause.
/^
37
12. Bei cleinem Lichte fliegen aiis die Vogel
unci auch die Miiuner suclien sich das Friihstiick ;
Du bringst deru sterblichen ins Haus, o Ushas,
dem froramgesinuten, Gottin, reiche Schatze.
l?,. Ihr lobesame seid gelobt im Spruehe
und gerue habt, ihr leuehteude, ergotzt euch.
Mit eurer Hilfe, Gotterfraueu, mochten
wir tausend — liundertfache Beute maclien.
llv 1 , 1 24. Verf. Kakshivant Sohn des Dirghatamas. Das Lied
ist mit V. 10 deutlich geschlosson. Die iibrigen Verse, geringer als
die vorangehenden, sind ein Aniiang.
]. neben dem Feuer, das zum Morgenopfer angezlindet wird
vgl. V. 11. — ■ 2. Das mit Kaufmann iibersetzte Wort ist schon den
altestcn Erlilarern unverstiindtich und nicht aus dem Zusammenhang
zu erkennen. Wir denken an den umherziehenden Handler, der alles
was er mit sich fiihrt, zur Sehau stellt. — 3. wortlich : die Mutter
der Kiihe , unter welohen wir die buntfarbigen wie eine Herde am
Himmel hinziehenden leichten Wolken sehen. 4. top tjhoy aviov
avnri-Ufi ini Tioff^fjou; y.ai ayct^ov; Matth. 5, 45. 5. ohne Gefahrten,
wie das Madchen, dem der Bruder fehlt, bei Fest und Spiel die Ge-
sellschaft der Manner aufsuchen muss. 6. vgl. 5, 80, 6. — 7. die
Nacht. 8. vgl. 4, 51, 3. — 9. Der Geber oder Stifter ist der-
jenige, welcher die Opferhandlung, fur die das Lied ver^Jfisst ist, yer-
anstaltet und bestreitet, namentlich den Sanger belohnt.
XVII. AN DIE MORGENROTHE.
1 . Es steckt das ewige allgemeiue ^ Licht anf
der Freiiad der Menscheu Savitar ^ am Himmel.
Die Helle scheinet uach der Gotter Willen,
und alle Weseu legt die Uslias offeu.
2. Meiu Auge wird gewahr die Gotterpfade ^
gebabnt von Vasu's *, nie den Dieust versagend ^.
Es tauclit im Ost der Morgeurothe Schein auf,
sie kommt und stehet iiber unseru Hausern.
3. Es wareu viele lauge Tage, ehe
am Himmel endlich eine Sonne aufging ;
Da zogst du ein, o Ushas, wie ein Braut'gam *',
erscbieuest um uns nimmer zu verlassen.
4. Es tbeilten jene rechtgesinnten Weisen
der Vorzeit mit den Gottern ibre Feste ^ ;
Und sie die Vater fanden im verborgnen
das Licbt, die wabren sebufeii uns die Usbas ^
5. In ein em Kreise sind sie all versammelt,
in Eiutracbt leben sie und obne Eifer,
Sie rdbreu niemals an der Gotter Satzung
und sind der Vasu fleissige Gebilfen.
Au.
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39
6. Dich griisseu die Vasishtha mit Gesangen
des Preises, holde, in der Morgeufriihe.
Erglanze, komme du zuerst, o edle,
als Gabeuherrin, Leukerin der Kiihe ^.
7. Dort strahlt sie guadeubriugend , lusterweckend,
ihr schallt entgegeu Jauchzen der Vasishtha,
A Sie schenkt uds eiueu weitberiihmten Wohlstaud.
Ihr Gotter schirinet uus iu stater Wohlfahrt!
Rv 7, 76. Verf. Vasishtha.
1. alien Menschen gemeinsam. 2. vgl. 1, 113, 1. Der Sonnen-
gott Savitar sendet seinem Erscheinen die Morgenrothe voraus. 3. auf
denen die Gotter zur Erde niedersteigen. 4. die Vasu (eigentlich die
guten)Bezeichnung der Gotter. 5. die Pfade, welche stats gleich brauch-
bar sind. 6. Psalm 19, 6. — 7. Sie lebten in der Gemeinschaft der
Gotter. 8. ahnliche Vorstellungen siehe Lied LIII, 10 und Note
dazu. Hieher ist auch wohl 7, 90, 4 zu ziehen. 9. mit welchen sie
fahrt, den hellen Morgenwolken vgl. Lied XVI, 5.
XVIII. AN DIE AgVIN.
1. Mit seineu Hengsteu fahre her au Himmel
und Erde .stossend euer goldner Wagen ;
Sein Gleis ist fett, die Schieiie bliukt, ihr Fursteu ^,
nnd Labimg fliliret er mit seineii Renueru.
2. Auf euren Wink sich scliirreud, dreigehausig,
sich streckend iiber alle Volker fahr er,
Dariu ihr kommet zu der frommeu Hausern
uud wie ibr wollt den Lauf , o A^viu , lenket.
8. Ibr edle Ritter kebret belfeud zu uus
und trinkt den siissen Trank ^, der eurer wartet.
Des Himmels Enden streift mit deu Geleisen
der Wagen au, auf dem das Weib ^ ibr mitfiibrt.
4. In Notb uud Fabrde kiirte eure Scbonbeit
die Juugfrau sicb, des Souueugottes Tocbter ■*,
Ibr spriugt ja belfeud bei dem frommeu Manue,
in eurem Scbutz eutgebt er beil deu Glutben ^.
5. (7) Ibr zoget deu ins Meer gestossuen Bbug'ju "
aus Fbitbeu vor mit euren Fliigelrosseu,
Den sicbreu, unermiidet unverzagten,
und bracbtet wunderbar den Maun aus Ufer.
41
G. (5) Wanu euer Wageu sicli in Friihroth kleiclet
unci wohlgeschirrt die Rundfalirt macht, ilir
Streiter,
So seid nus hold beim ersten Strahl des Morgens
und lenket her zu unsrem Opfer, A^vin.
7. (6) So kommet heut zn unsrer Speude, Manner,
wie durstige Hirsche zu des Wassers Blinkeu ;
Und rufen euch auch Bitten allet Orten,
so lasst euch nicht von andren frommeu halten.
[8. So lauschet doch auf meinen Ruf, ihr Jungen,
beginnt erquickend eure Rundfalirt, Ayvin;
Fiir uns habt Lohn, fiir unsre Herren ^ Leben !
Ihr Gotter schirniet uns in stater Wohlfahrt!]
Kv 7, 69. Verf. Vasishtha.
Die Folge der Verse scheint gestdrt zu sein, v. 7 (des Rv) stand
urspriinglich wohl hinter v. 4; v. 6 (des Rv) eignet sich zu einem
Schlussvers, wahrend v. 8 auch Rv 7, 67 stehend nur ein Anhang ist. —
Die beiden Agvin , wortiich die Reiter , erscheinen im Morgen-
grauen noch vor der Morgenrothe auf prachtigem Wagen und bringen
das erste Licht des neuen Tages.
1. Wir nehmen an, dass nrpati zu lesen sei vgl. Rv 7, 67, 1.
71, 4. 2. heisse Milch. 3. die im folgenden Vers genannte Tochter
des Sonnengottes. 4. Sie fahrt mit auf dem Wagen der A^vin, welche sie
sich durch eigne Wahl zu ihren Gatteu machte. R;V 1, 116, 17.
117, 13. 119, 5. — 5. vgl. Lied XIX Note 13. — 6. die am meisten
gefeierte That der Agvin. Bhug'ju wird nach 1, 116, 3 von seinem
Vater Tugra, nach 7, 68, 7 von bostvilligen Gefahrten ins Meer ge-
stossen und von den A^vin zu Schiff, zu Wagen oder zu Ross heraus-
gcliolt z. B. Rvl, 116, 3—5. 117, 14. 118, 6. 119, 4. 182, 5—7.
6, 62, 6. — 7. die reichen oder machtigen, welche der Sanger bei
den Gottern vertritt.
XIX. AN DIE AgVIN.
1. Auch lieute wieder rufeu wir den Wagen au,
der rasch eucli A^viu um die ganze Erde tragi,
Im Morgengraueii schon begriisst vom opfernden;
so gerne "wie des Vaters Nameu ruft man ihn.
2. Weckt frohen Muth , macht voll des frommen
Beters Herz
und bringet uns Erkenntniss, darum bitten wir.
Bescheidet, A^vin, uus ein gates Theil und macht
bei reichen Herreu uns beliebt wie Somasaft.
3.« Ihr bringet ja der alten Jungfrau * Liebesgliick,
dem langsamen, und war's der letzte, helft ihr fort ;
Man nennet euch als gute Aerzte, Nasatja ^,
fiir blinde ^, sieche, fiir Gebreste jeder Art.
4. Cjavana * lag zerriittet wie ein alter Karrn,
ihr macht ihn wieder jung und setztet ihn in
Gang ;
Aus Wassers Fluthen zoget ihr des Tugra^ Sohn;
das alles singt bei Festgelagen man von euch.
Vor allem Volk will eure alten Thaten ich
verkiinden, Aerzte seid ihr, Schmerzenslinderer ;
43
Euch lobesame ziehen wir zur Hilfe her,
damit des treueu Glaube immer fester sei.
0. Icl) fleh zu euch, ihr Agviu, offnet euer Ohr,
erharmt euch meiner wie die Eltern ihres Kiuds ;
Ich biu eiu armes Weib, verwaist uud ohue Preuud
uud Sippe, helf'et doch aus solchem Eleud rair ^.
7. lu eurem Wageii fiihrtet ihr von fern herbei
dem Vimada ' des Purumitra schmucke Maid ;
Die Frau des Hammlings betetc zu euch, ihr kanit,
beschertet der Pnrandhi ^ o-liickliche Geburt.
8. Dem Kali ^ gabt zuriick ihr seine Jugeudkraft
dem Seher, da er auf des Alters Schwelle stand,
Und aus der Falle zoget ihr den Vandana '",
mit eurer Hilfe ging sofort die Vi^pala ^^
'J. Ihr hobt empor den Rebha ^^, als im Wasser er
versunkeu schon dem Tod, ihr Manner, uahe war ;
Und ihr wart's, die dem Atri Saptavadhri '^ einst
im heissen Schlunde selbst keiu Leid geschehen
liesst.
10. Dem Pedu '^^ schenktet, Ayviu, ihr das weisse Ross,
den edlen Renner, dessen hundertfache Kraft
Im Fluge seinen Reiter fuhrt; man ruft zu ihm,
als galte es die Giite eiues guadigen Herrn.
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11. Nicht Noth, uocli Missgeschick ereilt, ihrKonige,
von nirgends her Gefahr, o Aditi, den Mann,
Den ihr nobst seiner Ehegattin vorwarts bringt,
ihr hilfbereite, falirend auf des Sturmes Bahu.
12. So kommet auf d em Wagen, den dieRibhu'^ euch
gezimmert liaben schneller als Gedankeuflug,
Des Himmels Tochter *^ tritthervor, es scheidet sich
des Tages schones Paar ^'^ bei seiner Morgenfabrt.
13. Durcb Felseu '^ brack sich ener Siegeswagen einst
die Bahn, die Kuh des Qaju ^^ fiilltet ihr rait Milch ;
Und aus des Wolfes Rachen ^° habet helfend ihr
die Wachtel einst befreit, die fast verschlungeu
war.
14. Dies Preislied fiigten wir fiir euch, ihr A^vin,
so kunstvoll wie die Bhrigu "^ eiueu Wagen
Und putzten es heraus, wie fiir den Jiingling
das Madchen schraiicken eines Sohnes Eltern ^^.
Rv 10, 39. Verf. Gosha, Tochter des Kakshivant.
1. Von der angeblichen Verfasserin dieses Liedes heisst es Rv 1,
117. 7: der Gosha, welche im Hause des Vaters ledig geblieben war,
gabt ihr A^vin in ihrem Alter einen Gatten. 2. Benennung der
Agvin. 3. Durch welche helfenden Thaten ihr den vorstossnen scbirmt,
den blinden sehen, den lahmen gehen macht ... Rv 1, 112, 8.
4. Dem altgewordnen Cjavana nahmt ihr Nasatja den Leib wie einen
Mantel ab, ihr verlangertet das Leben des einsamen, ihr wunder-
thatige, und machtet ihn sogar zuin Gemahl von jungen Madchen Rv 1,
116,10.5,74,5.7,68,6.— 5. vgl. Lied XVIIIN. 6. — 6. Zu euch rede
ich Gosha eines Konigs Tochter, umherirrend und wende mich biltend
an euch, o Manner, stehet mir Tag und Nacht bei, helft meinen
Reisigen zu Ross und Wagen Rv 10, 40, 5. — 7. Die A^vin geben
dem jungen Vimada zut Gattin das jugendliche Weib oder die Tochter
45
(Sajana) des Pururaitra. Rv 1, 1 16, 1. 11 7, 20. Nach 1 n, 65, 12 heisst
dieselbeKamadJLi. Rv 1, 112, 19 sind es mehrere Frauen. 8. Purandhi
an einen unvermogenden Mann verheirathet bekommt durcli die Hilfe der
A^vin einen Sohn, den Hiranjahasta, Rv 1, 117, 24. Dass Purandhi Eigen-
name sei, schliessen wir aucli aus 1, 116, 13. — 9. aueh Rv 1, 112, 15 als
Schutzling derAjvin erwahnt. 10. Nach unserer Stelle gerath Vandana
in eine Fanggrube fiir Antilopen und wild von den Agvin herausgezogen;
dazu stimmt Rv 1, 118, 6; eine andere Legende von Vandana liegt
I, 116, 11. 117, 5 vor, wenn nicht die erstere Stelle verdorben und
die* letztere ihr nachgebildet ist; nocli anders lautet 1, 119, 7.
II. Im Wettkampf des Khela wurde der Vi§pala im Getiimmel der
Fuss wie der Fliigel einem Vogel abgerissen , sofort setztet ihr der
Vi^pala ein eisernes Bein an, dass sie nach doni ausgesetzten Katnpf-
preis laufen konnte Rv 1, 116, 15. 11 7, 11. 112,10.— 12. Rebhawird
von bosen Menschen gefesselt ins Wasser gestossen und neun Tage und
Nachte darin gehalten ; die Agvin holen ihn heraus. Rv 1, 112, 5.
116, 24. 117, 4. — 13. An unserer Stelle schelnen Atri und Saptavadhri
zu einer Person zusammengeflossen zu sein , wllhrend sonst von Atri
erzahlt wird, dass er infolge damonischer Tiicke mit seinen Leuten
in eine Schlucht mit heissen aufsteigenden Dampfen gerathen dureh die
A^vin kuhlende Labung und schliessliehe Rettung findet Rv 1,116, 8.
117,;i. 118, 7. 119, 6. 180, 4. 5, 78, 4. 8, 62,3, von Saptavadhri, dass er
in einen Baum geklemmt von den A9vin befreit wurde Rv 5, 78, 5. 6.
Die Stelle 8, 62, 9 ist unklar. Mit Sajana Atri und Saptavadhri zu
trennen nijthigt zur Annahme einer starken Ellipse. Eher diirfteu
beide eine Person nnd zwar Saptavadhri der Name, Atri die (ie-
sehleehtsbezeichnung sein. Die Anukramanika nennt als Verfasser
von Rv 5, 78 Saptavadhri aus dem Geschlecht des Atri. 14. vgl.
Rv 1,116, 6. 117,9. 118,9. 119,10. 7,71,5.-15. vgl. Rv 1, 20, 3.
16. die Morgenrothe. 17. Tag und Nacht. 18. vgl. 1, 117, 16.
6, 62, 7; wohl eine Anspielung auf die Legende von Gahusha: den
von alien Seiten umlagerten Gahusha fiihrtet ihr bei Nacht auf ge-
bahnten Pfaden durch die Dunkelheit; mit eurem spaltenden Wagen,
ihr Nasatja, habt ihr Berge durchschnitten , ihr ewig jugendliche
Rvl, 116, 20. 7, 71, 5. — 19. Die nicht mehr Milch gebendc Geltkuh
des ^aju liesst ihr wieder von Milch strotzen Rv 1, 117, 20. 116,
22. 118, 8. 119, 6. 6, 62, 7. 7, 68, 8. — 20. vgl. Rv 1, 112, 8.
116, 14. 117, 16. 118, 8. Die Wachtel ist der Lieblingsvogel der
Afvin, weil sie am friihsten Morgen zu schlagen beginnt. 21. hier
nnd Rv 4, 16, 20 ist vielleicht rbhavas d. h. Kiinstler, Wagenbauer
zu lesen. 22. Die Eltern des Sohnes statten die Braut .aus, welche
sie jenem zufuhren.
XX. AN SAVITAR.
1. Im Wageu fiibrt herauf der Gott Savitar,
aufs neu seiu Werk zn thuu : was lebt zu treiben.
Audi beute tbeilt den Gotteru er die Sebatze,
dem, der zum Mabl ibn lud, verleiht er Wohlfabrt.
2. Es streckt der Gott die breite Hand, die Arme
dort obeu aus: und alles bier gehorcht ihin ;
Auf sein Gebeiss begeben sich die Wasser,
sogar de.s Windes Webeu legt sieh ringsuin.
Mit Rennern ging die Fabrt — er spannt sie ab
jetzt
und bringt darait des eiligen Lauf zum Steheu ;
De.s Seblangenstossers beftigen Flug bezahmt er :
wenn Savitar gebeut, so komint die Loseriu
Zusammeu rollt die Weberin den Aufzug,
sein Werk gibt auf der Kiinstler mitten drinne :
Der Gott bat sicb erboben, um die Zeiten
zu scheiden kommt er, rastet nie — bier ist er !
5. Wo Menscben ' wohnen da und dort verbreitet,
erscbeint Hausf'euers weitbin beller Scbimmer ;
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Das beste Theil vergibt- dem Sohn die Mutter,
weil ihm der Gott des Essens Lust erregte.
Wer auf Erwerb gereist war keliret wieder,
uud aller Waiidrer Selmeu strebt uach Hause,
Man lasst was halb gethan um heim zu geheu :
das ist des himmlischeu Bewegers Ordnung.
7. [Dem Wasserthier ^ gabst du die Fluth zu eigen,
und auf dem trockneu treibt umher das Wild sich,
Den Baum dem Vogel. Sie verletzen niemals
die Orduuugeu des gottliclien Bewegers.]
8. Der Fiscb, der ewige Zappler, sucbt, weuus dunkelt,
so gut er kauu, im Wasser seinen Schutzort,
Der Sohn des Ei's das Nest, den Stall die Herde :
vertheilt hat Savitar die Thierwelt ortlicb.
9. Niebt Varuna nocb Mitra, nicht Arjamau,
aueh Rudra uicbt verletzen seine Ordnung,
Noeh aueh der Unhold. Heute an Savitar
ergeht mein Ruf in Demuth mir zum Heile.
10. Die Liebe, Andacbt und Erkenntniss fordernd
seid gnadig Narayansa, Herr der Frauen.
Wo Gut zu haben ist, wo Reichtbum zustromt,
da moge Savitar der Gott uns hold seiu.
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1 1 . Vom Himmel her, vom Wasser, aus der Erde
lass deine lieben Gabeu zu uns koramen,
Zum Wohl der Beter, sowie deiues Freundes
des Sangers, dessen Worte weithin toueD-
iUL
Rv 2, 38. Verf. Gritsainada Sohn des ^unaka. — Z. J. d. lu.
Ges. 24, 306.
Ein Abendlied an Savitar. Dieser (Jott hat die doppolte Wirksam-
keit sowohl den Tag als die Nacht anzufiihren (Rv 5, 82, 8. Lied
XXI , 4) und zeigt darin eine Verwandtschaft des Wesens mit dem
grieehischen Hermes. Man ruft ihn auch an bose Traume fern zu
halten. In dem vorliegenden Stuck ist nur diejenige Seite hervor-
gehoben, nach welcber Savitar durch seine Ankunft am Abend die
Nacht einleitet; er ist morgens und abends der Antreiber oder Be-
weger, der dort zur Arbeit hier zur Ruhe ruft v. 1. Wenn er seinen
Arm gebietend iiber die Welt ausstreckt, so gehorcht alles , sogar
AVasser und Wind legen sich in der Stille der anbrechenden Nacht
v. 2, der Wanderer halt an, der Raubvogel ruht v. 3, des Menschen
Arbeit endet pliitzlich , denn der Gott ceheidet Tag und Nacht v. 4.
Nun sieht man allenthalben die Abendfeuer flammen, der heimkeh-
rende Sohn des Hauses empfangt sein Abendbrod v. 5, alles sucht
seine Heimath v. C, sogar der ruhelose Fisch , der Vogel, die Herde
den Stall v. 8, und diese feste Ordnung des Tageslaufs stiirt keine
andere gottliche oder ungottliche Macht v. 9. Die Schlussverse bitten
um die Gaben, die Savitar aus alien Gebieten verleihen kann. —
Die Verse 7 und 8 sind Variationen des gleichen Gedankens und
konnen nicht urspriinglieh nebeueinander gestanden haben. v. 7
ist der einfachere und v. 8 der geziertere Ausdruck, dennoch
mochlen wir den letzteren als hieher gehorig betrachten, weil in ihm
die Beziehung auf den Abend ausgesprochen ist, wahrend jener nur
allgemein von der Scheidung der Wohnsitze der Thiere durch Savitar
redet. v. 10 scheint eine Interpolation zu sein.
1. iijus Leben, concret die lebendigen, die Welt vgl. l^v 7, 90,6.
2. Wir vermuthen apja apsu.
XXL AN SAVITAR.
1. Zum Beteu riisteu sich inSammlung cles Gemiiths
begeistert Weise in des grossen Weisen ^ Dieust,
Er macht die Opferfolge, kennt alleiu die Frist ^,
drum zollt man Savitar dem Gotte hohen Preis.
2. Er kleidet kiinstlich sich in aller Farben Pracht ^,
und Wohlbehagen seudet er fiir Mensch und Thier,
Den Himmelsraum erleuchtet der geliebte Gott,
er zieht der Morgenrothe uach auf ihrer Bahn:
3. Auf dieseu Bahueu folgeu andre Gotter nach
des Gottes maehtiger Erscheinung kraftbelebt ;
Mit Majestat durchschreitet Savitar der Gott
der schimraernd bunte dieses untre Reich der Luft.
4. Auch in die lichte Welt * des Himmels, Savitar,
gelangst und weilest du in Surja's Strahleuglanz.
Dein Gang begranzt den Anfang und den Schluss
der Nacht ^,
durch deine feste Satzung wirst du Gott uns
Freund ^.
5. Bewegen und beleben kannst nur du allein,
ein Pushan ^ bist dn himmliseher auf Weg und
Steg,
4
50
Du bist der Walter iiber alles, was da lebt.
(^java9va hat fiir dich dies Lob zu Stand gebracht.
Rv 5, 81. Verf. ^java^va, aus dem Geschlecht des Atri.
1. des Savitar. 2. Der Lauf der Sonne theilt die Tage und
bestimmt dadurch Zeit und Reihenfolge der Opfer. 3. der uiannig-
faltige Farbenwechsel der Sonne. 4. Savitar erscheint zuerst am
Horizont im Dunstkreis v. 3 , von da steigt er nach oben in die
dreifache Lichtwelt. 5. vgl. die Bemerkungen zu Lied XX. 6. konnte
auch heissen: wirst ein Mitra du. 7. d. i. ein Geleitsmann auf
Wegen und Strassen.
XXII. AN PUSHAN.
1. 0 Pushan, streif die Wege durch,
Geleitsraann, wende die Oefahr,
Als Fiihrer schreite vor uus her.
2. Weuu, Pushan, uns der bose Wolf,
der Unhold auf der Lauer sitzt,
So schlag ihn fort vou uusrem Pfad.
3. Den Wegelagerer, den Dieb,
den tiickischen Schleicher jage dn
Von uusrer Strasse weit davon.
Des Heuchlers gliihendes Geschoss,
des Bosewichtes, wer er sei,
Zertritt und losch niit deinem Fuss.
Uiu deinen Beistand bitten wir,
— Berather, Heifer in der Noth —
Der unsren Vatern wirksam war.
Lass uns, du allbegliickender
— das goldne Schwert in deiner Hand
Erwerben Reichthum ohne Miih.
52
7. Bring uns durch jedes Hinderniss,
die Wege baliu uud ebne du,
0 Pushan schaff uns guten Rath.
8. Zu fetteu Trifteu fiihre uns,
niclit neues Leiden bring der Marscb,
0 Pusbau schaff uns guten Rath.
0. Gib reichlich uud mit offuer Hand,
gewahre und mach voll den Leib,
0 Pushan schaff uns ffuten Rath.
10. Kein Schelten hort der Gott von uns,
mit schonen Worten loben wir,
Den Heifer bitten wir um Gut.
Rv 1, 42. Verf. Kanva, Sohn des Ghora. — Benfey Or. u. Occ. 1,
394. Muir S. T. 5, 174.
Pushan bosungen als Geleitsmann der Menschen auf ihren Ziigen ;
er saubert die Wege und fiihrt Mensch und Vieh zu fruchtbaren
Gefilden.
XXIII. AN VISHNU.
1. Des Vishnu Mauuestliateu slug icli jetzo-
dess, der durchinesseu hat den irdischeu Dunst-
,kreis,
Dem Reiche in der Hohe Stiitzen machte,
als er in weiten Schritten dreimal aiisschritt.
2. Verherrlicht wird ob dieser Grossthat Vishnu,
zu fiirchten wie der Lowe im Gebirge * ;
Es haben unter Vishnu's dreien Schritten
die Wesen alle weiten Raum zur Wohnung.
B. Es schwing sich klangvoU auf das Lied zu Vishnu
dem Hohenherrscher, Mann der weiten Schritte,
Der diesen grossen Raum in ganzer Lilnge
allein durchmessen hat in nur drei Schritten.
4. Mit Siissigkeit gefiillt sind seine Stapfen
die drei, man schwelgt an ihnen uuaufhorlich ^.
Den dreigetheilten ^ Raum, die Erd, deu Himmel
erhalt nur er allein mit alien Wesen.
5. Zu seiner lieben Heimath mijcht ich eingehu,
wo gottergebne Manner selig leben;
Das ist die Freuudesschar'* des machtigen Schreiters,
des Siissen Quell an Vishnu's hochster Stapfe.
54
[6. In eure Wohuimg mochteu wir gelangen,
dahin, wo flimmerude Gestirne wandeln.
Von dorten strahlt in reichem Licht hernieder
zu uns des machtigen Schreiters hochste Stapfe ^.]
Rv I, 154. Verf. Dirghatamas, Sohn des Ucathja. — Muir S. T.
4, 58.
Von Vishnu kennt die altere Poesie nur die eine That, dass
er den ganzen Weltrauiu in drei Scbritten durchmessen und den
Ilimmel befestigt hat, und dass unter seinen drei Fnsstapfen die
AVesen geraumigen Platz zur AVohnung haben (Rv 6,69, 5); er wohnt
da, wo er seinen Fuss am hochsten setzte, auf des Himmels Hohe
und mit ihm die abgeschiednen frommen v. 5.
1 . wbrtlich : wie der Lowe, welcher frei herumstreicht im Gebirge.
2. Alle Wesen in der Welt geniessen die Sussigkeit seiner hochsten
Fusstapfe, des Himmels. Von Vishnu geht das behagliche Leben
aus, das sich in der dreifachen Welt fiihren lasst. 3. vgl. Lied XIII, 4.
— 4. vgl. Rv 10, 15, 3 an die Manen :
Die liebevollen Vater hab entdeckt ich,
die Kinder und die hochste Stapfe Vishnu's ;
Sie, die des saftigen Trankes auf der Grasstreu
behaglich kosten, kommen gerne zu uns.
5. Der Vers gehorl nicht zu diesem Liede , wegen des Duals vam
wiirde er etwa in ein Mitra - Varunalied passen. Die Worte paramam
padam haben seine Einschiebung hier veranlasst.
XXIV. AN DIE SONNE (Surja).
1, Es steigt empor eiu liclites Gotterautlitz,
das Auge Mitra-Varuiia's uud Agui's;
Der Gott erfiillt die Liifte, Erd und Himniel,
des lebenden und uiibelebtcu Seele.
2. Der Strahlengottiu Ilshas folget Surja '
wie eines Madchens Spur derJiingliug, dorthin,
Wo fiir die fromraeu Leben sich an Leben
das eiue schoner als das audre anreiht ^.
3.. Die schouen, falbeu, lichten Sonueurosse
die scbimnierndeu, von Jubellied bewillkommt,
Sie kliiumen vorgebeugt zar Himmelshohe,
in einem Tag umeilen sie den VVeltraum.
4. Das ist die Gotterkraft, die Macht des Surja:
die Arbeit ruht, wenn audi nur halbvolleudet ^,
Sobald vom Wageu er die Fiichse losscbirrt ;
uud Nacht bedeckt mit ibrem Schleier alles.
5. Vor Varuua's und Mitra's Aug entfaltet
im Hiramelsschosse Surja seine Schonheit;
In ewiger Folge fiihren seine Rosse
bald lichte Tageshelle, bald das Dunkel.
56
6. Befreit, ihr Gotter, mit der Sonne Aufgang
von Noth und Sorge uns am heutigen Tage ;
Das moge Mitra-Varuna erfiillen,
die Aditi und Sindhu, Erd und Himmel.
Rv 1, 115. Verf. Kutsa aus dem Geschlecht der Arigiras. —
Benfey Or. u. Occ. 3, 157.
Sfirja die unmittelbare Personifikation der Sonne erscheint hier
in gleicher Eigenschaft wie Savitar (vgl. Lied XX), er ftihrt den Tag
wie die Nacht herauf.
1. vgl. Lied VII, 4. 2. d. h. zur hochsten Hohe des Hiin-
mels, wo die frommen fiir immer ein seliges Leben geniessen, vgl.
Lied XXIII, 5. XLV, 10. 3. ahnlich Lied XX, 4.
XXV. AN DIE SONNE.
1. Dort kommt der bunte Stier uud setzt
vor Mutter * imd vor Vater sich
Auf seinem Wege hiramelwarts.
2. Nun tritt er iu der Sterne Schar,
vor seinem Hauch verwehen sie ^,
Der machtige erhellt den Tag.
3. Die dreissig Zeiten ^ macht er licht ;
man griisst mit Sang den Hiegeuden
Am frijhen Morgen Tag fiir Tag.
Rv 10, 189. Verf. Sarparag'n'i. — M. Milller Z. d. d. m. Ges.
9, XL
Sonnenaufgang. Wann die Morgensonne am Horizont auftaucht,
scheint sie einen Augenblick Halt zu machcn zwischen Himuiel und
Erde , aus deren Schosse sie entsprungen ist v. 1. Bei ihrem Er-
scheinen erbleichen die Sterne, und es wird Tag v. 2. Freudig wird
sie von den Menschen begriisst v. 3.
1. Die Mutter ist die Erde, der Vater der Himinel. 2. Statt
apanatt ist apanati zu lesen, anati ist wohl Plural zu aniti Singular.
3. eigentlioh Zeitraume, gemeint sind die dreissig Tage des Monats.
XXVI. AN INDRA.
1. Der Gott, der kaum t^eboreu kiihiieu 8ianes
zuerst den Muth auch iu den Gottern weckte,
Vor desseu Hauche beide Welten bebten
ob seiner Kraft — das ist, ihr Volker, Indra.
2. Der festigte die Erde, welche waukte,
und steben biess die taumeluden Gebirge,
Der weiten Luft die Maasse und dem Himmel
die Stiitzeu gab — das ist, ihr Volker, Indra.
3. Der Abi schkig, die sieben Stroiue frei Hess
und aus der Hohle Grund die Herde holte,
Und Feuer zeugte zwischen Erd und Himmel,
ein Beutemacher — ist, ibr Volker, Indra.
4. Der alles, was da ist, im Grund erscbiittert,
der die Damonenbrut gebaudigt und verjagt,
Der wie den Satz der Spielgewinuer einstreicbt
des kargen Gut — das ist, ibr Volker, Indra.
5. Von dem der Zweifler fragt : 'wo ist denn Indra V'
und leugnet, dass er sei, — obscbon so furcbtbar !
Der wischt wie Striche weg des kargen Giiter :
glaubt nur an ibn : er ist, ibr Volker, Indra ^.
59
0. Der arm uud reich zn seinem Dienste treibet.
desfromuien SangersFlehu unci Sprucli begeistert,
Des Mauues, der deu Saft ihm keltert, Gonner
mit schoner Wange ist, ihr Volker, ludra.
7. In dess Befehl die Rosse und die Kinder,
in dess die Scharen und die Wagen stehen ;
Der schuf die »Sonne und die Morgenrothe ^
der Wasser Lenker ist, ihr Volker, Indra.
8. Er, den die kampfbereiteu Hcere beide,
das eine hier, das andre diiiben rufeu,
Zu deni die zwei auf eine m Wagen ^ jeder
besonders rufeu, ist, ihr Volker, ludra,
H. Er, ohne den die Volker niemals siegeu,
deu sie im heissen Kanipf uui Hilfe rufen,
Der unbewegliches bewegt '^ und jedem
gewachseu ist — das ist, ihr Volker, Indra.
10. Der alle, welche grosseu Frevels schuldig,
mit seinem Speere trifft , da sie nichts ahnen ;
Er, der an Trotz dem trotzigsten nichts nachgibt,
des Unholds Todter ist, ihr Volker, Indra.
1 1 . Der (^ambara im vierzigsten der Herbste
in seinem Lager in den Bergen auffand,
Und dann den hiugestreckteu nuichtgen Draclien ^,
den Danu ^ schlug — das ist, ihr Volker, Indra,
60 ^
12. Der kraftgeschwellte Held mit sieben Zungeu,
durch dessen Werk die sieben Strome fliessen,
Der mit dem Blitz deu Rauhina ^ hinabstiess,
den Himmelsstlirmer — ist, ihr Volker, Indra.
13. Vor ihm verueigen Himmel sich und Erde,
vor seiuera Hauclie beben die Gebirge;
Den man beiui Somatrauke sieht, die Keule
in seiner Faust — das ist, ihr Volker, Indra.
14. Er, der das Keltern fordert wie das Kocheu,
den Sanger, wie den fromm geschaftgen Diener,
Er, dem Gebet, dem Trunk und dem die Gabe
zur Starkung sind — das ist, ihr Volker, Indra.
15. Der ungehemmt dem Keltrer wie dem Koche
zur Beute hilft, — gewiss , das bist allein du !
Als deine Frennde mochten wir, o Indra,
als tapfre Schar im Rath die Stimme fiihren.
Rv 2, 12. Verf. Grits amada, Sohn des f aunaka. v. 15 ist Zusatz.
1. vgl. Rv 6, 18, 3 und 8, 89, 3. 4:
der Sanger:
Erhebt ein lautes Loblied um die Wette,
ein wirkliohes dem Indra, ist er wirklich.
Den Indra gibt es nicbt,' so sagt mir mancher ;
wer sah ihn denn? AVas sollen wir ihn preisen?
Indra antwortet :
Ich bins, o Sanger, sieh mich an, hier steh ich, ■
und ich bin mehr als alles Sein und Wesen u. s. w.
2. Rv 2, 21, 4. 3, 31, 15. 32, 8. 6, 17, 5. 3. der Kiimpfer und der
Wagenlenker. 4. Du allein ja gehst bin die Feinde zu erschlagen,
das unbewegliche von seiner Stelle bringend 3, 30, 4. 5. Den in
den Bergen hausenden Damon fambara, der selbst ein kleiner Gott
61
sich diinkte (7, 18, 20), tcidtete Indra und zerstorte mit seinein Ge-
schoss dessen neunundneunzig Fel.senburgen an einein Tage und am
Abend die hundertste mit dem ganzen zugehorigen Gebiete zu Gunsten
des Divodasa Atitbigva: 2, 14, 6. 4, 26, 3. 7,19, 5; vgl. Lied XXX,
20. 6. siehe zu Lied XXX, 7. 7. Wie Indra den Rauhina spal-
tete und hinwarf (1, 103, 2. Av. 20, 128, 13), so schiittelte er
mit List die binaufklimmenden Diimonen , welche in den Himmel
steigen wollten, von sieh ab 8, 14, 14.
XXVII. AN INDRA.
Eiu Gott :
Das ist der Weg der alte wohlbekanute,
auf dein die Gotter selbst das Licht erblickten,
Auf ihin sollst reif auch du geboren werdeu,
du darfst uicht anderswie der Mutter Tod seiu.
Indra :
Das thu ich nicht, das ist eiu iibles Schlupfen,
querdurch will icb, will durcb die Hiifte gebeu,
Noch raanches nie gethane werde icb thuu :
mit diesen kampfen und mit jenen Freund sein.
Ein Gott:
(4) Wie soUte der verkehrtes unternehineu,
den Jabre lang * die Mutter bat getragen?
Es ist ja nirgeuds eiuer seiues gleicbeu
von lebeudeu und kommeudeu Gescblecbteru.
4. (5) Wie eiueu Schimpf beseitigte die Mutter
den Tudra, der von Kraftefiille strotzte;
Da stand er auf und nabm den Mantel um sicb
und fiillte kaum geboren beide Welten.
63
5. (6) Es stromen lustig platschernd dort die Quellen
in gleichem Lauf uud raischen ihre Stimmeu —
Befrag sie doch, warum so froh sie janclizen?
Hat Wassers Kraft den Felseuwall gebroclien?
6. (7) Sind's Grussesworte, die dem Indra gelten?
Ist's etwa Holin, den ihm die Fliisse bieteu?
Mein Soliu ist's , der mit seiner maclitgeu Waffe
deri Vritra traf und frei die Strome machte.
7. (8) Jetzt wirft beiseite dicli die juuge Mutter,
und jetzt verschlingen dich Kushava's ^ Tiefeu,
Uud jetzt erbarmt des Kindes sich die Welle:
und jetzt erhebt in aller Kraft sich Indra.
8. (9) Jetzt trifft dich, Gabenherr % Viausa's Waffe
und schlagt die beiden Backen dir in Stiicke ;
Obschon verwundet wirst du seiner Meister,
zermalmst des Damons Haupt mit deiner Keule.
9. (10) Die juuge Kuh gebar ein Kalb ein derbes,
den unbezwungnen Stier den feisten : Indra.
Sie leckt '^ ihr Junges, will's zum Gehen bringen,
doch das weiss selbst sich seinen Wegzu sucheu.
10. (11) Besorgt ist um den jungen Held die Mutter:
mein Sohn die Gotter lassen dich im Stiche!
Und Indra sprioht den Streich nach Vritra fiihrend :
Vishnu mein Freund geh etwas aus dem Wege ".
G4
11. (12) Wer ist's, cler deiiie Mutter hat verwaiset?
wer bat ira Liegen, Laufeu dich getroffen?
Erbarmte deiuer sich ein Gott? du hattest
gepackt deu eignen Vater und zerschmettert ^.
12. (13) Aus Hunger kocbte ich des Hunds Geweide,
es war keiu Gott, der meiner sich erbarmte'';
Ich sah mein eignes Weib betriibt versebmachteu :
da brachte mir das siisse Kraut der Falke.
13. (3) Er sieht es, wie die eigne Mutter hinstirbt^:
ich lass esnicht! nein ich will da hiudurchgeh'n.
In Tvashtars Haus hat Indra aufgetrunkeu
den Saft viel Geldes werth aus vollep Schalen.
Rv 4, 18. Verf. Vamadeva, Sohn Gotamas.
Der Grundstock des Lieds ist die Kindheitsgeschichte Indras. Die
Sammler haben Verse zusammengestellt , welche ganz verschiedene
Sagen behandeln, und iiberdiess vollig fremdartiges beigefiigt y. 3. 12.
13. Die Commeutatoren beziehen voUends ganz verkehrt die ersten
Verse auf die Geburt des Vamadeva.
v. 1 — 3. Indras Gewalttbatigkeit beginnt schon im Mutterleib.
Er will wie Typhon (Plutarch iiber Isis und Osiris 12) durch die
Seite seiner Mutter brechen. Ein Gott , nicht die Mutter selbst,
mabnt ihn davon ab , und die Voraussetzung scheint zu sein , dass
Indra der Mahnung folgte. v. 5—11 des Hv gehoren zu der anderen Sage,
dass Indra schw.Hchlioh geboren und von der Mutter aus Scham be-
seitigt wird (vgl. Hephastos, IliaslS, 396), oder dass sie fiir ihn von
seinen Feinden fiirchtet, wahrend er selbst sich alsbald zum Kampf
erhebt und siegt, so dass die Mutter sich des Sohnes riihmt v. 6. 7.
Auch diese Reihe von Versen ist nicht aus einem Guss. • — v. 12
geht auf einen der von Indra erschlagenen Damonen. v. 13 ist der
Klage irgend eines Rshi entnommen, der durch den vom Bimmel
gebrachteu Soma Rettung findet. v. 3 gehort zu den Aufzahlungen
von Indras Gewaltthaten wie z. B. Ait. Br. 7, 28 und ist hier nicht
an seiner Stelle. —
65
1. wortlich: tausend Monate und viele Herbste. 2. Name eines
Stroms. 3. Indra. 4. Wir verrauthen aret tam. 5. Weit entfernt
den Beistand anderer Gotter zu verraissen bittet Indra seinen ein-
zigen Bundesgenossen ihm freie Bahn zu lassen. 6. an den Fiissen
gepackt und ihm den Kopf zerschellt. 7. wegen dieses Anklangs an
V. 13 hieher gekommen. 8. wohl nur so zu verstehen, dass er nahe
daran war die Mutter zu tddten.
XXVIII. AN INDRA.
1. So haben dich, den Blitzeschwinger Indra
die G otter alle, treue Bundsgeiiossen,
Ja Erd uud Himmel dich deu grossen hohen
als einzigen erwahlt zum Feindeskarapfe ^
2. Die Gotter batten abgedankt wie Greise :
du wardst Allherrscher auf dem ewgen Throne ;
Dn schlugst den Drachen, der die Flutb uralagert,
iind grubest Bahnen anf, die alles tranken.
3. Als ansgestreckt im tiefsten Schlaf der Dr^^che
des Himniels sieben Hohen deckend da lag,
Zerschnittest du mit deinem Keile, Indra,
— und mitten durch^ — denLeib des nimmersatten.
4. Gewaltig riittelte der Erde Boden,
wie Winde ungestiini das Wasser, Indra,
Riss auf ^ das feste seine Starke brauchend,
und hieb herab der Berge Felsengipfel.
5. Gebarend gleiehsam barst * derSchoss derSteine:
wie Wagen rollten alle auseinander.
Die Fluthen stilltest, liieltest du zusammen ^
und liessest drauf in Stromen frei sie laufen.
67
6. Den grossen Fluss, der alles trankend strorate ^,
den stautest du fiir Vajja un'd Turviti.
Gehorsam stand die rasche Pluth, o Indra,
und leicht passierbar machtest du die Betten.
7. Den welken ^ Jungfern lieh fiir ihre Tugend
er frischen Saft lebendig wie die Quelle;
Besprengt die durstge Flur und diirre Triften,
entloekte Milch den Geltkiihn den beliexteu.
8. Manch lieben Morgen und viel liebe Jahre
liess er nach Vritras Fall die Strome fliesseii.
Die rings umstellten eingezwangten Fluthen
erbohrte er zu fliessen auf der Erde.
9. Du Herr der Falben zogst aus dem Verstecke
der Jungfer Kind, an dem die Ameis nagte ;
Der blinde sah, als er die Schlange fasste,
der morsebe ging, es scbloss sicb seiu Gelenke ^.
10. So mit Verstand bab deine alten Tbaten
verstandgen ich erzablt, was uacb der Reibe
An -Mannestbat naob deiuer eignen Freude,
an Heldenwerk, o Konig, du vollfiibrtest.
11. Besungen und gepriesen lass dem Sanger
jetzt wie in Stromen reicbe Nabruug fliessen ;
Ein neuer Sprncb erscboll dem Rosselenker :
lass unsre Einsicbt stilts den Sieg erringen.
5*
68
Rv 4, 19. Verf. Vamadeva Sohn des Gotama.
1. Da dich die GStter alle, vielgerufener, ausrusteten zum grossen
Kampfe Rv 3, 51, 8. In ihn legten die Gotter ihre vereinigte Mannes-
kraft und Einsicht und Starke 1, 80, 15. Durch die Gotter wurde,
o Indra, gleichsam des Himmels ganze Gotterkraft zusammen dir
libertragen, dass im Verein mit Vishnu du den Drachen Vritra todtest,
der die Wasser umlagerte 6, 20, 2. — 2. an einer Stelle ohne Ge-
lenk. 3. vi aubhnat ist zu vermuthen. 4. dadrus von dar. 5. da-
mit sie nicht niitzlos auseinander fliessen; Infinitiv. 6. Du liessest
stille stehen fliessende Wasser zum tlbersetzen, den Strom fiir Vajja
und Turviti 1, 61, 11.— 7. dhvasra abfallend, zerfallend, welk. Er
macht die ledig gealterten wieder Jung. 8. Rv 2, 15, 7. 13, 12.
Lied XXX, 16. 19.
XXIX. AN INDRA.
1. Wie konnte unser Lob den Indra herziehn,
uns wolil zu thun, den Sohn der grossen Thaten V
Dem Sanger pflegt der Held das Gut zu schenken,
er ist der Gnadeugaben Herr, ihr Volker.
2. Zu ihm muss rufen man und flehn im Kampfe:
der hochgepriesne hat die wahre Gutthat;
Dem Menschen, welcher zu ihm betet, spendet,
dem hilft sein Arm auch auf den Fahrten vorwarts.
3. Die Manner schreien zu ihm in die Wette
in Todeswagniss stiirzend, sie zu schiitzen ;
Wenn Freuud und Feind das Gut desLebens hinwirft
um Haus und Hof den Frieden zu erkampfen.
4. Zur Heerfahrt riisten, machtiger, die Volker
zu Kampf und Streit sich gegenseitig ^ reizend ;
Uud stehn die Schareu feindlich gegenliber,
da mochte man den Indra fiir sich haben.
5. Da bringen die dem Indra ^ ihre Opfer,
da drangen sich die Braten und die Kuchen,
Da sind des Somas vol! die friiher kargen,
ja man entschliesst sich einen Stier zu opfern.
70
Indess der Gott hilft dem zAira Ziel, der wirklich
den Saft, iiach dem ihn llistet, gerne keltert
Mit ganzem Herz, und ohne dass ihm's leid ist :
zu dem gesellt er sich im Schlaehtgetiimmel ^.
Wer heut des Krautes Saft dem Indra keltert,
das Backwerk backt und ihm die Korner rostet ;
Des frommen Wort lasst Indra sich gefallen
und wird ihm Mannesmuth und Kraft verleihen.
Als zornig den Zusammenlauf er merkte
und nach dem fernen Platz des Kampfes schaute,
Da rief sein Weib zurlick den braven Krieger,
es stehe ihm der Trunk bereit im Hause *.
Fiir gute Waare bot man sehlechte Preise :
ich schlug nicht los und ging nach Hause lieber,
Ein andrer gab nicht ab um hochste Preise:
gescheid und dumm , — ein jeder sucht zu
s eh r op fen ^.
10. Wer bietet mir der Kiihe zehn
fiir diesen meineu Indra hier?
Wenn er die Feinde todt gemacht,
dann gibt er ihn mir wieder heim ''.
11. Besungen und gepriesen lass dem Sanger
sofort in Stromen reiche Nahrung fliesseu ;
Ein neuer Spruch erscholl dem Rosselenker:
lass unsre Einsicht stats den Sieg erringen.
71
Rv 4, 24. Verf. Vamadeva Sohn des Gotama.
Das Lied ist zusammengesetzt ; v. 1 — 6 schildcrn Indra als den
Schlachtengott , den jeder gerne sich gewanne, der aber nur dem
aufrichtig und allzeit frommen hilft ; v. 7 ist wegen Ahnlichkeit mit
V. 6 hier angefiigt; v. 8 — 10 sind vereinzelte durch Anklange unter
sich und an das vorangehende hieher gerathene Bruchstiieke; v. 11
ist ein auch sonst vorkommender Schlussvers s. XXVIII, 11.
1. sich Muth einsprechend. 2. Wir nehmen an, dass indrijam
an Stelle eines dreisilbig gesprochenen indram eingedrungen sei ; doch
liesse sich auch das Adjectivum als 'ein dein India dargebrachtes
verstehen. 3. Hiezu vergleiche man aus dem Liede des Vasukra 10,
27, 1 — 4:
Indra :
1. Ich sollt', 0 Sanger, wirklich mich bedenken,
ob dem ich helfen soil, der presst und opfert?
Ich schlage los auf jeden, der nicht Wort halt,
die Wahrheit beugt, den rankevollen, kargen.
Der bittende :
2. Wenn ich sie nur zum Kampf und Stehen brachte,
die Gotteslaugner, die so frech sich briisten;
Ich wollte einen feisten Stier dir braten
daheim und wochenlang ^) vom besten sohenken.
Indra :
3. Ich hab' es nicht erlebt, dass so man sprache,
nachdem die Feinde gllicklich abgethan sind.
Ja, wenn sie sehn, wie wlithend das <3efecht geht,
versprechen sie sogar ein Paar von Stieren.
4. Wenn ich entfernt an fremden Orten fort bin,
da haben alle ihre Hande oflfen'');
Ich will den reichen Knicker elend machen,
am Fusse packen und am Stein zerschellen.
4. ein eigenthumlicher Zug aus dem Indramythus: sein weib ver-
anlasst ihn , wie er ungeduldig zum Kampf eilen will , noch den
Trunk bei den Menschen mitzunehmen. 5. sprichwortliche Rede:
saugt das Rohr (d. h. seinen sussen saft) aus, oder milkt das Enter
aus. 6. Dieses scherzhafte Ausgebot ist kaum denkbar ohne ein Bild
Oder wenigstens Symbol des Gottes.
a) fiinfzehn Tage, von einem Mond zum andern. b) sat6magha-
vanas als ein Wort zu fassen.
XXX. AN INDRA.
1. Es ist kein hoherer als du,
kein starkerer, du Vritrafeind ;
Ja keiner kommt auch nur dir gleich.
2. Es ist, als zoge deine Fahrt
die Menscheu — alles nach sich her *.
Dich preist man allzumal als gross.
3. Die Gotter alle konnten nicht
dir widerstehn, als Indra du
Die Tage dehntest in die Nacht ^
4. Und als fiir die geangsteten,
fiir Kutsas Kampf du einst das Rad,
0 Indra, du die Sonne stahlst ^,
5. Und als die Gotter alle dich
ergrimmt bekampft, den einzigen,
Schlugst Indra deine Gegner du.
6. Und als dem sterblichen zu Nutz
die Sonne frei du laufen liess'st,
Hat deine Macht ihr Ross beschiitzt.
73
7. Denn du bist ja, o Vritrafeiud,
o Gabenherr, der Eiferer,
Du bist es, der den Danu * zwang.
8. [Und dein ist audi die Heldeuschaft,
du Indra, thatst die Mannesthat,
Dass du das Weib, das Uuheil sann,
die Himmelstochter uiederscblugst,]
9. Die Himmelstochter ja hast du,
o grosser, da sie gross sich schieii,
Die Ushas, Indra, du zermalmt.
10. Erschrocken sprang die Ushas da
von dem zersehmissnen Wageu fort,
Als ihn der starke niederstiess.
11. Zerschlagen liegt ihr Wagen da
aus Rand und Band und ohne Strang ;
Sie selbst entfloh in weite Fern ^.
12. Das Wasser des Vibali Stroms,
das liber Land bin sich ergoss,
Hast Indra du mit Kunst gedammt.
13. Mit festem Griff erfasstest du
sofort des (^^ushna Hab und Gut,
Als seine Burgen du~ gescbleift '^.
14. Kaulitara den Bosewicht —
und von des Berges Hohu herab
Schlugst Indra du den (^ambara '.
74
15. Dii schlugsfc die hiiudert tausende
uud fiinf — um Varcin her, sowie
Dem Rade man den Kranz abschlagt ^
16. Den Sohn der ledigeu gesellt
der weise, den verstossenen
Der Zahl der dankeuden er bei ^.
17. Zum Ufer bringt der helfende
• den Jadu und den Turva^a,
Die alle beide wasserscheu ^^
18. Die Arjer von der Saraju *\
den Arna und Citraratha
Schlugst beide du an einem Tag.
19. Zwei armen botest du die Hand
dem blindeu und gebreehlichen,
Es kommt- nichts dieser Gnade gleich '\
20. Dem frommen Divodasa dann
zu lieb hat hundert Burgen er,
Aus Fels geschichtete, zerstort ^^.
21. In Schlaf versenkt durch Schlag und List
hat Indra dreissig tausende
Der bosen zu Dabhitis Wohl ^'.
22. Der du den Vritra todtlich traf'st,
du bist zugleich der Oberhirt,
Der du die ganze Welt bewegst.
75
2B. Uiid welche That du kiinftig iioch
iiacli Indra-Art zu thun gedeukst,
Es wird sie keiner storeu dir.
24. [Viel werthes nud viel gutes geb
achtsamer, dir Gott Arjaman,
Viel gutes Bhaga, Pusliau auch,
viel gutes der holilzahu'ge Gott ^^.]
Hv 4, 30. Verf. Vamadeva Sohn des Gotama.
Dieses keineswegs poetische Lied enthalt dafiir Ziige einiger
sonst verschoUener Sagen.
1. An deiner Fahrt hangt das Leben der AVelt. 2. Ansdehnung
des Tageslichts iiber seine natiirliche Zeit vgl. Josua 10, 12 — 15.
3. Der Raub der Sonne zu Gunsten des Arg'uneja Kutsa wird ge-
wohnlich im Zusammenhang mit der Beslegung des v. 13 genannten
Damon ^ushna erzahlt. 4. vgl. Lied XXVI. 11. — 5. vgl. 2, 15, 6.
10, 138, 5. — 6. vgl. 1, 33, 12. 5, 29, 8. 8, 1, 28. 10, 22, 11.
99, 9. — 7. vgl. XXVI, 11. — 8. Die beiden Damonen Varcin und
^ambara die feilschenden erscblug Indra in dem Pferch der Wasser,
d. h. am Ort, wo die Wasser von ihnen eingesperrt waren 6, 47, 21.
2, 14, 6. 7, 99, 5. — 9. XXVIII, 9. — 10. Fiir die Nicbtarier (8, 10, 5)
Jadu und Turvafa stellte Indra die Wasser, da sie iiber den Strom
setzen wollten 1, 174, 9 (= 6, 20, 12). 2, 15, 5. 5,31,8. 6,45,1.—
11. ein Fluss. 12. vgl. XXVI, 11. — 13. insbesondere die Dauioncn
Cumuri und Dhuni: 2, 15, 4. 6, 20, 13. 26, 16. 7, 19, 4. 10, 113,
9. — 14. Ptishan. v. 24 ist dem Liede urspriinglich fremd.
XXXI. AN INDRA.
1. Auf unsre Andacht merkend komm, o Indra,
und lenke hieher das Gespann der Falben,
Zu sich her rufen dich wohl alle Leute,
docli unser Fleheii Lore, Allbeleber.
2. Der Ruf an dich, o Indra, findet Nachdruck,
weil du der Sanger Spruch beherzigst, kraftger ;
Wenn mit der Hand den Donnerkeil du fassest,
zuvor schon schreckend, wirst du imbezwinglich *.
3. Wenn Erd und Himmel sich zum Kampfe stellen
von dir gefiihrt, wie Manner, die sich fordern,
— Zu Macht und Herrschaft bist du ja geboren —
so stiirzest du behend den unbehenden ^.
4. Es solleu ja die bosen Menschen blissen ^;
an solchen Tagen sei uns gnadig, Indra:
Die Siinde, die Varuna feiu erspahte,
mog fortan uns der fehlerlose schenken.
5. So lasset rufen uns zum reichen Indra,
dass er uns Gut und andre Wohlthat schenke,
Er, der vor alien auf Gebete horet!
Ihr Gotter, schirmet uns in stater Wohlfahrt!
77
Rv 7, 28. Verf. Vasishtha Sohn des Mitra und Varuna.
1. ygl. 8, 85, 5. 2. Iin gewaltigen Kampf der ganzen Natur
ist es Indra, der durch Niederwerfung der damonischen Machte wie-
der Ruhe und Ordnung schafft. ?>. wortlich : gereinigt, gelautert
werden.
XXXIT. DER SARAMA FAHRT ZU DEN PANI.
Die Pani :
1 . Was kommt die Sarama bei uns zu suchen ?
Der Weg ist ja so weit uud abgelegeu.
Wer wies dieh herV bestandest du Gefahr«i V
Wie ubersetztest du den Strom der Rasa '?
Sarama :
2. Von Indra abgesandt komm ich als Botin
um eure grosseu Schatze zu verlangen.
So schiitzt er niieh auch bei deni baugeu Spruuge,
und gliicklicli iibersetzte ich die Rasa.
Die Pani :
3. Was ist er denn ? wie sieht er aus, der Indra,
als dessen Botin du so weit gelaufen?
Er komme her, wir wollen Freundschaft machen,
er kann der Hirte unsrer Klihe werdeu.
Sarama :
4. Es spasst sich nicht mit ihm, er dreht den Spiess urn,
als dessen Botin ich so weit gelaufen,
Ihn konnen tiefe Strome nicht bedecken ; ^
ihr Pani lieget bahl von ihm erschlagen.
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'X.dkff'z t(p Vol A^^'^. ^^(^'^^^^- JIlu^
Cpz^com, voLdM^if SayroAYi^ ddmb'USMno
-fO.K^dcuvUi'tfyYy] p/Oyr\a^o Vie! /^u.a6p(^\
aha, pL f\<^0/m ^UArhjl^a blriMayyn^.y
79
Die Pani :
Die Kiihe, die zu holen bis zum Ende
der Welt, o schone Sarama, du flogest —
Wer ware feig genug sie abzulassen ?
und wir furwahr, wir fiihren scharfe Waifen !
Sarama :
Mit VVorteu, Pani, kounet ihr uicht fechteu ;
und waren schussfest eure schlechten Leiber,
Der VVeg zu euch aueh noch so seliwer zu zwingen,
das alles wird Brihaspati " nicht kiimmern.
Die Pani :
lui Schoss der Berge liegt, o Sarama, der Schatz
gestopft mit Rossen, Rindern uml mit Giitern,
Und gute Wachter hiiten den, die Pani!
Du kamst umsonst, qs ist hier nichts zu holen.
Sarama :
Die Rishi werden kommen trunkbegeistert,
Ajasia, die Angiras Navagva.
Die werden^unter sioh die Herde tlieilen :
dann wird die Pani dieses Worts gereuen ^.
Die Pani :
0 Sarama, uun bist du einmal bei uus,
die Gotter haben dieli dazu gezwungen.
So bleib ! zur Schwester woUen wir dicli maeheu
und von den Kiihen, liebe, etwas geben.
80
Sarama :
10. Von Sch wester iind von Bruder schweiget: Indra,
— die grausen Rishi mit ilim — wirds eucli sagen !
Sie scliieuen rinderliistern, als ich wegging;
davon macht euch , und weit davon, ihr Pani !
Der Sanger :
11. Hinweg von hier und weit davon, ihr Pani.
heraus die Kiihe, wo sie hingehoren !
Brihaspati entdeckte die versteckten,
die Steine, Soma * und die weiseu Rishi,
Rv 10, 108. Verf. die Pani ein Damonengesohlecht und Sara-
ma, von den Erklarern als Hiindin der Gotter bezeichnet. Nach dem
Liede selbst kann sie nicht in Thiergestalt gedacht wferden. — Auf-
recht in der Z. d. d. m. G. 13, 493. M. Muller Vorles. 2, 496:
vgl. Kuhn in Haupt's Ztschr. 6, 119.
Zu den Pani, welche die geraubten Herden am Ende der Ere' <} ver-
steckt haben, iindet Indras Botin Sarama den Weg und fo- t der
Raub zuriick v. 1. 2. Hohnisch fragen die Damonen, wer denn India
sei V, 3 ; aber Sarama warnt, sie v. 4. Auf ihre Tar>ferkeit pocbend
wollen die Pani von Riickgabe nichts horen v. 5. Sie ei^ .iren. -vahrend
Sarama ihnen den Untergang als unausbleiblich vorsteU*^ V. 6 8),
dass die Herden und Schatze nioht zur Stelle, sondern im B \, ver-
steckt seien (v. 7) und wollen die Botin verfiihren bei ihnen zu
bleiben v. 9. Diese verwirft die Loekung und rath ihnen zur Flucht
V. 10. V. 11 bestatigt den Eintritt des von Sarama vorausgesagten.
1. ein mythischer Strom, der die Erde und Luft umfliesst. 2. Bri-
haspati als Indras Begleiter und Heifer im Kampf 2 , 23 , 18. i
3. wortlich: sie werden das Wort ausspeien d. h. es nicht gesagt j
haben wollen. 4. Die Somasteine, weil sie den zum Sieg begeistern-i
den Trunk liefern , und der Soma selbst sind gleich^iim unter den
Eroberern.
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XXXIII. SELBSTGESPRACH DES BETRUN-
. KENEN INDRA.
1. (2) Wie Schiittelu ungestiimeii Winds
so riittelte tier Trauk mich auf.
Ists deuu, dass ich vom Soma trankV
2. (3) Es riittelte der Trank mich auf
wie rasche Rosse das Geschirr.
Ists denn, dass ich vom Soma trauk?
3. (4) Die Bitte nahte schreieud mir
wie eiue Mutter zu dem Kalb.
Ists denn, dass ich vom Soma trauk?
4. (. Ich dreh' die Bitte hiu uud her:
der Drechsler dreht den Wageusitz.
Ists denn, dass ich vom Soma trauk?
5. (1) Wie mach ich's doch? so oder so?
geb ich das Rind? geb ich eiu Ross?
Ists denn, dass ich vom Soma trauk?
G. Wie Souuenstaubchep scheiueu mir
die Meuscheuvolker alle fiiuf ^ ^
Ists denn, dass ich vom Soma trauk?
G
82
7. Nicht meiner einen Halfte gleich
zusammen ist die Doppelwelt,
Ists denii, dass icb vom Soma trauk ?
8. Den Himmel iiberrage icli
und diese grosse Erde weit ^,
Ists deiin, dass icli vom Soma traiik ?
9. Wohlaii, die Erde setz ioh hier —
icli seize besser dort sie bin !
Ists deun, dass icb vom Soma trank ?
10. Im Aiigeublicke will icb sie
zerscbmettern bier wobl oder dort ^ !
Ists denn, dass icb vom Soma trank?
ll.Ziir Halfte bin im Himmel icb,
die andre streck' icb weit binab.
Ists denn, dass icb vom Soma trank ?
12, Icb bin so macbtig gross, dass icb
die Wolkenbobe iiberrag'.
Ists denn, dass icb vom Soma trauk ?
1 8. Icb geb nun woblversehn uacb Haus *
und bring den Gottern Opfer mit:
Ists denn, dass icb vom Soma trank?
-7 b^MJ>,.JJ^'^tU<^^y^y^'^^^''^^^
83
Rv 10, 119. Verf. Laba Sohn des Indra. — Muir S. T. 5, 90.
Die Erklarer erzahlen, Indra babe in Gestalt einer Wachtel Soma
getrunken , sei so von den Rishi gesehen worden und babe sich
selbst mit diesem Liede gepriesen. Das Lied bietet keine Ankniipfung
fur diese sonderbare Legende, — Durch Versetzung von v. 1 an die
Stelle zwischen v. 5 und 6 ergibt sich ein korrekter Strophenbau :
V. 13 ist wie haufig uberzahliger Schlussvers. Der Gott fiihlt die
Wirkung des Tranks v. 2. 3 , da kommt die Bitte der Menschen an
ihn, die er sich iiberlegt v. 4. 5 ; daran kniipft sich die ruhmredige
Schilderung seiner Grosse und Starke , welcher gegeniiber Erde und
Menschen versehwindend klein sind v. 7 bis 12. Befriedigt gebt er
heim und bringt den Gottern etwas vom Schmause mit v. 13.
1. vgl. Lied IX Note 3. — 2. Er iiberragt den Himmel und
die Erde, seine Halfte kommt gleich beiJen Welten 6, 30, 1; vgl.
8, 59, 5. — 3. Wenn du die beiden unendlichen Welten zusammen-
fassest, so ist es dir eine Hand voll. 3, 30, 5. — 4. Das unver-
stiindliche grho erklaren wir als eine von den Sammlern des Veda
nicht aufgeloste Contraction aus grham-u.
XXXIV. AN DIE MARUT.
Der Sanger:
1. Auf welcher Fahrt sincl insgemeiu begriffen
(lie altersgleiclien mitgeborneii Marut?
Was wollen sie? woher des Wegs? Das Pfeifen
der Manner klingt : sie wollen etwas haben.
2. An wesseu Spriicheu freuen sich die Juugen ?
wer lenkt die Marut her zu seiuem Opfer ?
Gleich Falken streichend durch denRaum der Liifte—
wie bringt man sie durch Wunsclieskraft zuni
Stehen?
Die Marut:
3. Wie kommt es, Indra, dass du sonst so munter
heut ganz alleine fahrst, sag an Gebieter !
Du pflegtest auf der Fahrt mit uns zu plaudern ;
was hast du wider uns, sprich Rosselenker !
Indra :
4. Icli liebe ^priiche, WUnsche und die Tranke,
der Duft steigt auf, die Presse ist geriistet;
Sie llehen, locken niich mit ihrem Anruf;
und meine Piiehso fiihren mich zum Mahle.
85
Die Marut:
5. So werclen Avir uud mit uus unsre Nachbarn ^
die freieu Manner unsre Riistuug nehmen
Und lustig unsre Schecken alsbald schirren :
du kommst uns eben ganz uach Wunsch, o ludra,
Indra :
G. Da wars euch nicht so ganz nach Wunsch, ihr Marut,
als ihr allein mich gegen Ahi schicktet !
Ich aber kraftig tapfer uuerschrockeu,
ich traf die Geguer alle mit Geschossen.
Die Marut:
7. Gewaltiges hast du gethan — im Bunde
mit uns, o Held, wir mit vereinter Starke.
Gewaltiges vermogeu wir, o Indra,
du Held, wenn uns ein Ernst ist, ihr Gesellen !
Indra :
8. Den Vritra schlug mit eigner Kraft ich, Marut I
^ uud meine Wutli wars, die so kiihn mich machte,
Ich wars, der — in der Faust denBlitz — deraMenscheu
den Zugang bahute zu den blanken Wassern.
Die Marut:
9. Gewiss ist uichts, was je dir widerstiinde,
und so wie du gibts keiuen zweiten Gott niehr,
Nicht jetzt noch kiinftig, der Avas du vermochte;
so thu begeistert, was zu thun du vorhast ^!
86
ludra :
10. Ho soil der Stiirke Vorraug mir alleiu seiii :
was ich gewagt, vollfiihr icli mit Verstandniss.
Mau kennt mich als den starkeu wobl, ihr Marut,
an was ich riihre — Indra der bemeistert's.
ll.Entziickt hat euer Rlihmen mich, ihr Marut,
das lobenswerthe Wort, das ihr gesprochen,
Fiir mich, deu Indra, fiir den freudigen Helden,
alsFreundefurdenFreund,fur mich— von selbstihr.
12. Gefallen find icli, wie sie sind, an ihnen
in Raschheit und in Frische nnvergleichlich.
So oft ich euch im Schmnck erblickte, Marut,
erfreut ich mich, und freue jetzt an euch mich.
Der Sanger :
IH. 1st irgendwo ein Fest fiir euch bereitet?
so fahrt docli her zu unsrer Schar, ihr Scharen!
Der Andacht Regungen in uns belebend,
und werdet Zeugen meiner frommen Werke.
IJ. Weun uns des Manja Kunst zur Feier herzieht,
wie Dichter ja zu Festen gerne rufeu ^,
So kehrt auch ihr, o Marut, ein beim Weisen,
euch gelten ja des Beters heilige Spriiche.
15. Geweiht ist euch der Preis, die Lieder, Marut,
des Manja des Mandarasohns des Dichters.
Mit Labuug kommt herbei, mir selbst zur Starkung,
[gebt Labung uns und wasserreiche FlureuJ ^.
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87
Rv 1, 165. Verf. Agastja (vgl. jedoch v. 14. 15). — Z. d. d,
m. (i. 24, ;;02. — Der Sanger fragt, wohin die Marut eilen, und weni es
wohl gelingen werde sie bei seinem Opfer zu balten v. 1 und 2.
In Form eines Zwiegesprachs zwischen den Marut und Indra, v. 3
bis 12, soil nun das Lob der ersteren verkiindet werden , obschon
Indra dor Preis zufallt, docb insofern nicht unpassend, als dieses Lob
.>chU€sslich dem Gott selbst in den Mund gelegt wird v. 11. 12.
Indra, das ist der Ilergang des Dialogs, sonst auf lustiger Fabrt mit
den Marut vereinigt, filhrt diesmal allein und wird von jenen schonend
gefragt, weshalb er sie nicbt mitnehme v. 3. Ausweichend ant-
wortet er, dass er auf dem Weg zu einem Opfermabl sei v. 4; darauf
bin sind sie alsbald bereit ihn zu begleiten v. 5, Indra dagegen meint
spottiscb , sie die jetzt zum Scbmaus bei der Hand sind, haben da-
mals nicht ebenso geeilt, als es den gefahrlichen Kampf mit Ahi
dem Drachen gegolten, den er allein erlegt babe v. 6. Die Marut
wissen darauf nichts zu entgegnen, sondern erinnern nur selbstzu-
frieden, dass sie mit Indra, Indra mit ihnen schon grosse Dinge ge-
than haben und das auch kiinftig beweisen wollen v. 7. Indra ist
nicbt gestimmt seinen Ruhm mit ihnen zu theilen und rlihmt sich
aufs neue seiner Thaten v. 8 , so svnd die Marut genotbigt seine
Macbt ohne Vorbehalt anzuerkennen und ibn als den ersten der
Gotter zu ruhmen v. 9. Dadurch ist der Gott befriedigt und nimmt
den Mund wiederum voll v. 10, dankt aber auch den Marut fur ibre
unumwundene Huldigung v. 11 und erklart, dass ihm das Herz auf-
gehe, wenn er sie sehe v. 12. Iliermit ist also die Versohnung be-
siegelt. In den Scblussversen 13 bis 15 wendet sich der Dichter an
die Marut selbst, unter Nennung seines Namens, sucht ihre Aufmerk-
samkeit auf das fiir sie veranstaltete Fast und auf soin kunstreiches
Lied zu lenken und sie, sammt ihren Gaben, zur Einkehr zu veranlassen.
1 . Nur einzelne aus der Schar sind als redend gedacht ; so er-
klart sich auch der Vocativ in v. 7 d, indem die Sprecher die iibrigeu
gleichsam zu Zeugen ihrer Worte aufrufen. Indessen ware auch ein
Accentfehler moglich. Dass sie ihre Gefahrten als freie Manner bc-
zeichnen , soil den Werth ihrer Bereitwilligkeit in Indras Gefolge zu
sein erhohcn. 2. Wir nehmen an, dass karishjah zu lesen sei. —
3. Wir vermuthen duvasja statt duvasjat vgl. duvoja und fassen du-
vkse als Inflnitiv wie dhruvase und ahnliche Formen. 4. Durch den
auch sonst vorkommenden Schlusssatz ist vermuthlich die letzte Halb-
zeile des urspriinglicben Liedes verdriingt worden, da dem geiibten
Dichter die ungeschickte Wiederholung von ish kaum zuzutrauen ist.
Ausserdem scheint das Lied an keiner Entstellung zu leiden.
XXXV. AN DIE MARUT.
1. Beim Fest cles siissen Traukes weiss mau tiicbtig
eucli zu begeisteru, liehre Scbar der Marut,
Euch, die erscliiittern beide weite WelteD,
weim macbtig ibr erscbeiut die Brunneu scbwel-
leud.
2. Ibr acbtet ja, ibr Marut, auf den Sanger
und seid die Fiibrer fiir des frommeu Audacbt.
So setzt in unsre Reiben auf die Streu eucb
zum Mable beut und lasst es eucb bebagen.
3. Nicbt glanzen andre Marut so wie diese
an Goldgescbmeide, Wa£fen und an Ausebn ^
Sic wissen scbmuck die ganze Welt zu niacben
und tragen alle gleicben Staat zur Ausfabrt.
4. Lasst eueru Pfeil docb feme von uns bleibeu !
ob wir gesiindigt aucb nacb Meuscbenweise,
Wir seien niemals dessen Opfer, bebre:
die liebevollste Guade lasst uns scbauen !
5. An uuserm Werke mogen sie sicb freuen
die tadellosen, lautereu und reiuen ;
Ibr bebre belft durcb eure Gunst uns vorwarts,
verbelft zum Woblstand uns durcb reicbe Beute.
89
Geprieseu mogeu freuiitllicli imu die Miiniier
in voller Zahl ^ zu uusern Opfern komiueu.
Verleiliet unseru Kinderu uicbt zu sterben
und spendetReichthumuns undfroheuWohlstaud.
7. Gepriesen kommet insgesamint, ihr Marut,
rait eurer Hilfe zu den Opferherren,
Die uns durch hundertfachen Lohn erfreuen.
Ihr G5tter schirmet uns in stater Wohlfalirt!
Rv 7, 57. Verf. Vasishtha Sohn des Mitra und Varuna.
1. Auf euern Schultern Speere , an den Fiissen Spangen , auf
den Briisten Goldschmuck fahrt rasch im Wagen ihr daher, ihr Marut
(ratheyubhah) ; fcuerglanzende blitzende Waffen in den Hiinden, goldne
lleluic auf das Haupt gesetzt 5, 54, 11; vgl. 1, 166, 10.— 2. vgl. 5,
•13, 10.
XXXVI. AN RUBRA.
1. Es iiahe, Vater Rudra \ deine Huld ims,
missgonn' uns nicht der Sonne Licht zu scUaueu ;
Der Held erweis sicli giiadig imsern Rosseu ^
und segne uiiser Haus mit vieleu Kiuderu.
2. Durch deine allerbesten Arzeneien
mocht ich es wohl aiif bnndert Winter bringen ;
Hinweg verseheucbe von uns Hass und Drangsal,
binweg die Plagen fern nacb alien Seiten.
3. Du bist an Schone der geborneu scbonster,
der starken stiirkster mit dem Blitz ^ in Handen;
Bring gliieklicb liber Drangsal uns hiniiber
und balte fern den Anlauf aller Scbaden.
4. Nicht wecke deinen Zorn, o Herr, Verebrung,
nicbt falscbes Lied und nicht der Ruf iui Chore.
Hilf unsern Mannern auf durch deine Mittel :
der Aerzte bester bist du ja, so hort man.
5. Der sich durch Rufe rufen lasst und Opfer,
den Rudra mucht in Liedern ich beschwichtgen ;
Nicht geb uns bin dem Neid der mildbereite,
der rothlichbraune * mit den voUen Wangeu.
91
6. Erfreut liat iiiich Jer Held iiii Sturmgcl'olge
durch fVische Kraft, als ich uiu Hilf'e flebte ;
Wie unverselirt vor Souuenglutli '' deu Scluitten
so moclite Rudras Guade ich erreiclieii.
7. Wo ist sie denn, o Kudra, voll Erbarnicu
die Hand, die Heilung schafft uud Schuierzen
liiidert,
Die selbst den gottgesandten Schadeu wegninmitV
lass raicli erfahren, starker, dein Verzeihen.
8. J^em Stier dem rothlichen mit weissen Zeichen
lass froh '' ein grosses Loblied ich erscballen.
Man neige sich dem fiinkelnden in Denintb :
des Rudra niajestiitiscb Wesen preis' icb.
!•. Mit starken Gliedern nnd mit blankem GoUbi
schmiickt sich der starke branne vielgestaltig ;
Vom Herrscber nl)er alle Creaturen,
von Rudra weicbet nie die Lebensfiille.
10. Ein wiirdiger tragst Pfeile du und Bogen,
ein wiirdiger den lieliren bunten Goklscbniuck,
Ein wiirdiger besitzest hocbste Macbt dn :
nicbts ist ja machtiger als du, o Rudra.
11. Sing dem beriibmten auf dem Wageusitze,
der wie ein scbrecklicb Wild den Gegner aufallt ;
Dem Sanger, der dicb preiset, zeig Erbarmen :
binstrecke dein Gescboss, wer niebt mit uns ist ''.
92
12. Wie seines Vaters Gruss das Knabchen zustrebt ^
so streck ich mich uach deiuem Komrnen, Rudra.
Dam Kriegsmaun sing ich, der die Flille austheilt :
du gibst den Heiltraiik uus, da wir dich preisen.
13. Was ihr fiir klare Safte habt, ihr Marut,
die trefflicli heilen iind Erquickung bringeu,
Die uuser Vater Mauu scbon sich ausbat ^,
die wiiusch zu Nutz uud Frommen ich vou Rudra.
14. Vorbei au uus mog Rudras Speer sich wenden,
vorbei des hoheu schwere Ungunst geheu.
Sei, giitiger, uicht hart ^° rait unsern Lohnherrn
uud iibe Schonung uus au Kind uud Eukel.
15. Erscheiust du, brauuer Mann, so zeige so dich *^,
dass du, o Gott, nicht ziirnest uud uicht todtest.
Du horst den Ruf, so habe Acht auf uus hier!
Es kliug-e laut ini Rath der unsern Stimme ^^!
Rv 2, 33. Verf. Gritsamada Sohn des ^unahotra. — Muir S.
T. 4, 308. Das Lied scheint aus verschiedenen Stiicken zusammen-
gesetzt zu sein.
1. Rudra der heulende , der Vater der Marut, ist der Gott
des verheerenden Sturms, zugleich Abwender von Seuchen. 2. Die
Herden stehen besonders unter seinen Schutz ; 1, 43, 6. — 3. Indras
Geschoss ist hier auch Rudra beigelegt. 4. Geht wohl auf die Farbc
der Haare vgl. v. 8. — 5. ghrnl ist Instrumental. 6. mahas ist Ad-
verbium. 7. Av. 11, 2, 19. 8. kumara bezeiehnet im Veda meist
das kleine Kind; bei unserer Fassung ist die Aenderung in vanda-
manas (Delbriick Chrest. S. 10) nicht nothig.
9. Was Vater Manu sich zu Nutz and Frommen
erbat, gewahr uns, Rudra deine Fiihrung.
1, 114, 2. — 10. Doppelle Fassung ist moglich: sei nicht hart gegen
93
unsere Lohnherrn , oder : lasst die Lohnherrn gegen uns nicht hart
sein d. h. mach sie geneigt uns reich zu lohnen, Nach dem Com-
mentator: spanne den Bogen ab. 11. Aus dem Vocativ cekitana ist
der Imperativ des Verbs noch einmal hinzuzudenken. 12. rgl.
Lied I Note 5.
XXXVII. AN RUDRA.
1 . Dem Gott mit starkem Bogou, rascliein Pfeile briiigt,
(leni mimiiscliraiikten Horrscher Rndra dieses Lied,
Dem tiichtgeii Sieger, den nocli keiner je besiegt,
dem Gott rait spitzeuWaffen. Leih or uiissein Ohr !
2. Der Erde Soliue scliauet er vom lioheii Sitz
und bat als Herrscber Acbt aufs bimmliscbe Ge-
scblecbt ;
Und konime gern zu unsrem Hans, das dicb erwiinscbt,
und nab dicb, Rudra, unsern Kiudern obue Leid !
?>. Lass deinen Pfeil, der von dem Himmel bergescbnellt
anf Erden fabrt, sicb scbonend wenden von uns ab.
Heibnittel bast du freundlicber uuzablige:
drum scbiitz vor Scbaden uns in Kind und Kindes-
kind!
4. So triff uns nicbt, nicbt gib dabin uns, Rudra,
nocb seien wir, wo du im Zoru dabiufiibrst ;
Verstatt uns Tbeil an Opfer und an Herrscbaft!
Ibr Gotter scbirmet uns in stater Wobl fabrt!
Rv 7, 4G. Verf. Vasishtha Sohn des Mitra und Varuna. —
Muir S. T. 4, 315,
XXXVm. AN VATA (den Wind).
1. Dos reisigeii Vtita (rrosse will icli preiseu ;
zerbreclieiid gebt or, donnergleicli sein Toseii.
Am Himmel streiclit or liin und maclit die lifjtlion,
uud Staiib aufwirbelnd geht or anf der Erde.
'2. Und hinterdrein die Wiude aller Arten
heran zu ibni wie Weiber zu dem Feste ^
Vereint mit ihnen eilt in eiuem Laufe
der Gott hiuweg der ganzen Welt Beberrscber.
3. Wenn auf den li>ftgen Pfaden er dabiufabrt,
so steht er nie und nirgends etwa stille ^
Der Fluthen erstgeborner Freund der beiTge,
wo ward geboreu er, und wober koramt er?
4. Der Gotter Lebenshaucb, der Welten Sprossliug
bewegt der Gott sicb, wo es ibn geliistet.
Sein Rauschen bort man , — wie er anssiebt,
niemand ^ :
den Vata lasset nns mit Opfer ebreu !
Rv 10, 168. Verf. Anila (d. h. Wind) Vatajana. — Muir
5. T. 5, 145.
1. Sie gehen mit einamlcr zum Tanze. 2. alia statt ahah.
3. Dasselbe Zeugma ist im Text. Ev. Job. 3, 8.
XXXIX. AN PARGANJA.
1. Begriiss den macbtigeii mit dieseni Liede,
Parg'anja preise, fiihr ihn her iu Ehrfurcht!
Mit lautem Brullen scliiekt der Stier den Sanien
bespritzend in die Krauter sie zu schwangern.
2. Die Baume spaltet er und trifft die Rakshase ^
ein jedes Wesen bebt vor seinem grosseu Speer ;
Vor dem gewaltgen fliebt auch wer sieh scbiildlos
fiiblt,
wenu die, so iibles tbun, Parg'anjas Donner
' trifft.
3. Und wie ein Fubrmann seine Rosse peitscbt nnd jagt,
so sobeucbt Parg'anja seine Regenboten anf.
Man hurts wie eines Lowen Briillen in der Fern,
wenn dort der Gott zum Regen sammelt sein
Gewolk.
4 . Die Winde webn, es fallen Blitze Sehlag auf Scblag ;
dieXrauter steben anf, der Hinimel scbwillt nnd
strotzt ;
Und jedem Wesen wird ein Labetrunk zn Tbeil,
wenn giinstig stromt P-arg'anjas Sanien anf das
Laud.
97
5. Auf dessen Wink die Erde tief sich beuget,
sich alles regt, was Klaueu triigt und Hufe,
111 dessen Hand die bunteii Kriiuter stelien :
Parg'anja goiiiie seineii starken Scliirni mis.
G. Vom Himniel speudet Regeu uns, ihr Marut,
in Fiille lasst des Hengstes Giisse stromen ^:
Herbei zu uns, vom Dounertou begleitet!
Der ewige Tater schiittet aus die Wasser.
7. So briille, donn're, streue du den Samen
und fahr uniher niit wasservoUem Wagen ;
Mach auf den Schlauch und neige ihn nacb unten
das Thai, die Hiigel sollen ebeii voll sein !
8. Die grosse Kufe ^ beb und giess sie iiieder,
die Bache lass entfesselt vorwarts fliesseu ;
Mit Fett benetze Himniel du und Erde:
es werde eiue Tranke fiir die Herdeu.
Wenn Parg'anja dein Doiiner rollt
und du die Ubeltliater triffst,
Daiiu jauelizet lustig auf zu dir,
was alles auf der Erde lebt.
10. Du bast geregnet, lass es nun genug sein!
du setztest unsre Plureii uiiter Wasser,
Du hiessest Kriiuter spriessen uns zur Nabrung
uud bast erfiillt, woruni die Menscben baten.
7
98
Rv 5, 83. Verf. Atri Sohn Bhumis, — Biihler Or. u. Occ. 1,
216. Muir S. T. 5, 140. Parg'anja wird als der Gott des befruch-
tepden Regens, namentlich des Gewitterregens gepriesen. Das Lied
ist au3 mehreren Stiicken zusammengefiigt.
1. die Geister des Dunkels. 2. Bild der Wolke. AV. 4, 15, 11.
3. die Wolke.
XL. AN PARCiANJA.
1. Parg'auja singet euer Lied,
des Hiiiimels gabenreichem Sohn ;
Er sucbe imsre Felder heim.
2. Er ists, der Samen gibt dera Kraut,
der Kub uDd Stute ibre Tracht,
Des Mannes Weibe Fruchtbarkeit.
3. Ihm leget spendeud in den Muud
die OpferbutteK bonigsiiss :
Er scbaff uns Woblstand fort uud fort.
Rv 1, 102. Verf. Vasishtha Sohn des Mitra und Variina oder
Kuinara Sohn Agnis. — Biihler Or. u. Occ. 1. 218.
XLI. AN AGNL
1. Dem Agni stimm icli an ein iieu und kraftig Lied;
Gedanken, Worte weih^ich ihm dem Solin der
Kraft;
Der Flutlien Kind, der Gotter Liebling^ kam zur Erd'
zn woline]! alsein Priester, der die Satzung kennt.
2. Er ward geboren in deii letzten Himmelshohn,
und Mataricvau wurde seinen Selieiu sfewahr,
Erfasste ihn im Penerbrand, nnd plotzlich hat
auf Agnis Willeu lichter Glanz die Welt erfiillt.
3. (4) Die Bbrigu bracbteu einst den Gott , der alias
weiss,
herab und mitten in die Welt und Volk hinein,
So lock den Agni nun mit Bitten in dein Hans:
der G i\ t e r Herr ist er, ein andrer Varuna.
4. (B) Durchdringend ist sein Strahl, ist seines Liehtes
Scbein
des schonen mit dem scbonen Angesiclit und Blick.
Dem Schimmer gleicb der auf des Stromes ^ Pliiclie
scbwimmt,
so llimmeru Agnis Strablen obne Rub und Rast.
101
5. So wenig als den schrillen Sturm, den Pfeil im Flug
und als des Hinimels Blitz, so weuig hemmt man ihn.
Er kaut und isst mit spitzera Zalin und fallt den Wald
zu Boden, wie ein Held der Feinde Reihen streckt ^.
G. Ob Agui wohl an uuserm Spruch sich freut? und ob
der gute uns mitGiitern unsern Wunsch erfiilltV
Ob fordernd unsre Bitten er zum Ziele briugtV
den Gott mit klarem Autlitz pveiset dies mein Lied.
7. Zum fettbetrauften Lenker unsers beilgen Werks,
zu Agni strebt der fromme wie zn einem Preund.
Er flamme auf ein glauzend Banner in der Schar *
und bebe unsre liehte Andacbt bimraelwiirts,
8. 0 Agni, wacker selbst, mit wackern Wacbtern
mit bolden, bilfbereiten sei zum Scbutz uus.
Bedacbtsam, unbetbort und obne Scblumraer,
Gebieter, lass sie unser Haus bebiiten.
Rv 1, 143. Verf. Dirghatamas Sohn des Ucathja. — Agni der
Gott des Feuers, selbst vom Hiramel gekommen, ist der Vermittler
zwischen Gottern und Mensohen, weil er die Opfer zu den Gottern
Oder die Gotter zum Opfer bringt, also auch Priester; er schiitzt
gegen die Geister der Finsterniss; ist Hiiter des Hauses.
1. als beliebter Genosse mit den Gottern zusammen wohnend
oder gerne mit den Gottern wohnend. 2. sindhavas fiir sindhvas als
Genetiv. 3. vgl. 1, 65, 4. — 4. das liber den Kreis der andach-
tigen in die Hohe schlagende Feuer.
XLII. AN AGNI VAigVANARA.
1. Es rolleii liclit iiud schwarz die Tageshtilften
vor unserm Aug" iui Doppelreich der Liifte *;
Vai9vanara bezwiuget kaum geboreu
mit seiuem Glanz das Dimkel als ein Kouig.
2. Den Faden weiss ich uiclit zu webeii, welcheu
zuiii Wettgesaus' sich scharend sie verwebeu.
Wie sollte eiues Manues Sohu iu Rede
dem Vater es zuvorzuthuu vermogeu?
o. Den Faden weiss zu weben nnd die Rede
wie siclis gebiihrt zu setzen, wer gelernt bat
Deu ewigeu aufzumerken^ wesseu Auge
von bier aus schauend waiter dringt als andre.
4. (6) Das Ohr gebt auf, es offuet sich meiu Auge,
das Licht iu meiuem Herzen wird lebendig,
Der Geist in weite Feme sucbend ziebet:
was soil ich sagen uud was soil icb dicbteiiV
5. (4) Der erste Priester ist es, sehet bier ibn !
ein Liebt ist er, bei sterblicben unsterblicb.
Er ward geboreu, setzt sich bleibeud nieder
fiir immer dauerud, aus sieb selbst erwachsend.
103
6. (5) Eiii Licht ist uiis zum Sdiauen festgesetzet,
voudeui was fliegt das weit gedankeuschnellste^;
Die Gotter all beeilen sich zu kommen
in einem Geist uiid Sinu zu einem Werke.
7. Die Gotter all, sie huldigeii dir, o Agni,
in banger Scheu, wie du im Duukel da stehst;
Vai9vanara so hilf mit deiner Hilfe,
der ewige helfe uus mit seiner Hilfe.
Rv 6, 9. Vcrf. Bharadvag'a Sohn des Brihaspati. — Vaicjvanara
heisst Agni als der bei alien Mannern wohncnde Gott, der Gast aller
Menschen. — Wic der Zusammenhang des schonen Liedes zeigt, ist
V. 6 zwischen v. 3 und 4 zu setzen: der junge Sanger soil im Wett-
gesang sich messen und ist zaghaft gegeniiber den iilteren v. 2 ;
aber er trostet sich damit, dass , wer auf die Gotter zu achten sich
gewohut habe, ihr Wesen deutlicher erkenne als andere v. 3 ; er
wird erleuchtet v. 4 und sein Lied ertont dem strahlenden Gott,
der bei den sterblichen sich seine .Static erwahlt und die Gotter allc
zu sich, also auch zu den Menschen zieht v. 5. 6. 7.
1. vgl. Lied XIII, Note 3. 2. nianog'avishtham als ein Wort.
XLlll. GESPRAOH ZWISCHEN VAKUNA UND
AGNI.
Varuna :
lu einen starken dichten Balg dicb hiillend
bist in das Wasser du gefloheu, Agui.
Uud doch gibts einen Gott, o Gatavedas \
der deine Glieder da und dort entdeokte.
Agni :
Wer bat micb denn gesebn ? wer von deu Gottern,
der meine Glieder da und dort entdeckte?
Wo stecken all die Flammeu, welcbe vorraals
zum Himmel stiegen, Varuna uud MitraV
Varuna :
Wir sucbten iiberall, o G'atavedas,
im Wasser und in Krautern den versteckteu ;
Und Jama wars ^, der deinen Strabl bemerkte,
er scbimmert ja wobl durcb ein dutzend Decken.
Agni :
Icb flob aus Purcbt, o Varuna, vom Opfer,
dass nicbt die Gutter micb dabei verwendeu ;
Uud wobl versteckt icb darum meine Glieder:
icb, Agni, will nun uicbts mebr davon wissen.
105
Varuna :
5. So komm docb, fromme Menscheu wolleu optern
unci stehn bereit ; was steckst du denn ini Duukel V
Du sollst die Gotterwege gangbar macben
imd willig ibre Gaben dortbiu bringen.
Agni :
(). Es haben lange meine Brikler dieses
Gescbaft besorgt wie seine Fabrt der Fiibrmann ;
Aus Scbeu davor, wie vor der Sebue Scbuellen
das Reh, so sucbt icb, Varuna, das Weite.
Varuna :
7. Damit im Dienste du nicbt leidest, Agni,
verscbaff icb dir ein unzerstorbar Leben ;
Dafiir sollst dn den Gottern ihren Antbeil
am Opfer willig iiberbringen, edler.
Agni :
b. So gib mir ganz die erst uud letzte Spende
und gib den saftereicbsten Tbeil des Opfers,
Des Wassers Rabm und das Arom der Kniuter,
und lange soil das Leben Agnis daueru.
Varuna :
!). Gebor dir ganz die erst und letzte Spende,
gehoren dir die saftereicbsten Tbeile!
Das ganze Opfer bier soil dein sein, Agni,
und alle Lande sollen dir sicb beugen!
lOG
Rv 10, 51. Verf. die Gdtter und Agni Saucika. — Agni, der die
vielen Opfer den Gottern zuzufuhren hat , ist des pienstes iniide ge-
worden und versteckt sich ins Wasser. Er wird von Jama verrathen
und von Varuna dem Vertreter der Gotter zur Wiederaufnahmc
seiner Verrichtungen durcb die Zusage eines vorziiglichen Antheils
Tn den Opfern veranlasst.
1. Beiname Agnis. 2. anders:
Der Gotter Wachter hat es mir verrathen,
dass in den Wassern du verborgen liegest;
Gemerkt hat Indra es und dich erschauet :
von ihm berichtet komme ich, o Agni. 10, 32, 6: vgl. 5, 2,8.
Der Inhalt unsers Liedes ist in T. S. 2, 6, 6, I in folgende Legendc
vorarbeitet: Agni hatte drei altere Brlider, welchc sich iiber der Zu-
I'lihrung der Opferspeisen zu den Gottern aufrieben. Da fiirchtetc
Agni, es werde ihm dasselbe Ungliick geschehen , verschwand und
tauchte ins Wasser. Die Gotter suchten nach ihm und ein Fiseh
vcrrieth ihn; den vcrfluchte Agni: erschlagen soil dich, jeder wie cs
ihm einfallt, well du mich verrathen hat. Deswegen todtet man die
Fische nach Belieben ; denn sie sind verflucht. — Die Gotter aber
fanden den Agni und spiachen zu ihm: Komm wieder zu uns und
bringe uns die Opfergaben Er antwortete : Ich will einen Wunsch
thun ; was von dem Opfer , nachdem es (in den Lciffel) gefasst ist
und bevor es ins Feuer gcbracht wird , ausserhalb der Ilolzlage ab-
fallt, das soil meinen Briidern gehoren. —
XLIV. AN BRIHASPATI.
1. lliii, desseu Ruf * der Erde Euden stiitzte
im Nu, Briliaspnti der drei Gebiete ^,
Deu Gott des lieblicbeii Gesanges stellteii
hIs Priester auf die alteii weiseu Rishi.
2. (B) Brihaspati, aus feruster Feme kameii
nnd sitzeu sie den lieiligeii Dieiist zu iiben;
Die steineiitquoiruen Bruunen ^ siiid gegrabeii
und stromen dir den Ueberscbwang des Siissen.
:H. (4) Aus Glanzesfiille eben erst geboreu
in Himmelsboben blies uiit seiuem Rufe
Mit siebeufacber "^ Zuug' und Stimme krjiftig
Bribaspati das Dunkel auseinander.
4. (2) Den guteu Wacbter batten sie ^ uns beinilicb
berauscbt, Brihaspati, uud unsre Herde
Geraubt die bunte, fette, woblbewabrte :
bewacb, o Gott, die Statte, wo sie hinkam.
5. Mit jnbelndem und preisendem Gefolge
erbracb durch seinen Ruf die Felsenhoble
Bribaspati und trieb mit Larni die Kiihe
bervor die blockeudeu, des Opfers Quellen '^,
108
6. Drum lasst clem Vater uns dem gottlich grosseii
mit Audacht, Ehre uud mit Opfer dieneu!
Brihaspati, gib Kinder uns und Manner
und mach uns zu Besitzern von Vermogen.
7. Der Konig kann bestehen alle Gegner
. durch seine Tapferkeit und Maunesstarke,
Der sorgsam pflegt und artig halt und lobet
Brihaspati uud ihra den Vorzug einraumt.
8. Der Konig wohnt begliickt im eignen Hause,
in Fiille quellen Triinke ihm und Speisen,
Von selber beugen Volker sich dem Willen
des Konigs, der den Vortritt lasst dem Brahman.
1). Er sammelt ohue Schwierigkeit sich Schatze
von iiberall, vom Feiude wie vom Freunde.
Dem Konig, der dem hilfeflehenden Brahman
sein Recht verschafft, dem werden Gotter helfen.
10. Den Soma trinkt und schwelgt darin beim Feste
Indra - Briluispati, ilir Giiterherreu :
Der Tranke Fiille miSge euch durchdriugen ;
und uns verschaffet allgemeinen Wohlstand !
1 1 . Brihaspati und Indra, gebt Gedeihen,
und eure Gunst begleite unsre Wege.
Den Geist belebet uud die Einsicht wecket,
entkraftet unsrer Feinde bosen Anschlag !
Rv 4, 50. Verf. Vamadeva Sohn des Gotama. — Das Lied bosteht
aus drei Stucken, die nicht urspriinglich zusammengehoren. v. 1— 6
109
besingen den Gott Brihaspati, in welchem die priesterliche Thatigkeit
personificirt ist. v. 7 — 9 ruhmen die Vortheile, welche einem Fiirsten
erwachsen, der einen Priester anstellt und hochhalt. Der Priester ist
der inenschliche Briliaspati; v. 10. 11 sind an Indra und Brihaspati
gemeinsam gerichtet, wie das vorhergohende Lied Rv 4, 49,
]. sein Gebetsruf. 2. d. h. den drei Gebieten Himmel, Lnft,
Erde gleichmassig angehorig. 3. die Somatranlie , welche mit den
Steinen ausgeschlagen werden. 4. sieben als Bezeichnung der un-
bostimmten Vielheit. 5. die Pani vgl. XXXII, 6. — 6. weil sic Milch
und Schmalz liefern.
XLV. AN SOMA.
1. Den Soma trink aus uuserm Schaff
der ludra, der die Feinde schlagt,
Dass er sich schaffe Heldeukraft
zu seiner nachsten grossen That.
2. Gelautert strome aus dem Fass,
o Somasaft, du Landerherr,
Mit wahrem und geradem Sinn,
mit Treu und Glauben ausgepresst.
3. Parg'anja uahrt' das starke Kraut,
des Surja Tochter bracht' es her,
Und die Gandharven ^ nahmens auf,
sie legten diesen Saft hineiu.
4. Zu reden recht, des Rechtes Freuud,
'in reden wahr, wahrhaftiger,
Zur Glaubensstarkuug, fiirstlicher,
dazu erschuf der Schopfer dich.
5. Es sammelt das Gerftine sich
des hoheu, des gewaltigen;
Des saftigen Safte mischen sich
und trjiufeln golden zum Gebet,
Ill
G. Wo, Kouig Soma, dir den Spruch
der Brahman, den gereimten ^, spricht,
Uud seine Steine lustig schwingt:
er zeugt den Trunk zum Freudenfest.
7. Wo Licht ist, welches nie erlischt,
und wo der Himmelsglanz erstrahlt,
Dahiu, in die Unsterblichkeit
die ewige bringe Soma mich ^ !
8. Wo Konig ist Vaivasvata ^,
und wo des Himmels innerstes,
Wo jene ewigeu Wasser sind, —
o Soma, mach unsterblich mich !
9. Wo man nach Wunsch sich regt, bewegt
in dritter Hoh' des Himmelreichs,
Wo glanzvoll alle Raume sind, —
o Soma, mach unsterblich mich !
10. Wo Wunsch und Sehnsucht sind gestillt
an rother Sonne Gipfelpunkt ^,
Wo Lust und Siittigung zugleich, —
o. Soma, mach unsterblich mich !
1 1 . Wo Lust und Freud' und Frohlichkeit
und Wonne wohnen, wo der Wunsch
Des wiinschenden Erfiillung hat, —
o Soma, mach unsterblich mich !
Rv 9, 113. Verf. Kagapa Sohn Marici's. — Das Lied zerf.'illt in
zvvei Theile, wovon der erste den Soma preist v. 1—6, der zweite
112
eine Schjlderung des Wohnorts der seligen enthait. Der Refrain:
'traufle, o Soma, dem Indra ab' ist weggelassen.
1. Die Gandharven oder der Gandharve wird auch sonst als
Bewahrer des Soma genannt 8, 66, 5. — 2. sva. metrischen. 3. Roth
Z. d. d. m. G. 2, 225. 4,427. Miiller Essays I, 45. Muir S. T. 4, 469.
4. Der Solin Vivasvant's ist Jama. 5. wo die Sonne den hochsten
Punkt ihres Laufs erreicht; vgl. Av 10, 10, ,31. Rv 8, 58, 7.
XLVI. AN SOMA.
1. Erweck in iins den guten Sinn,
(xedanken, Wille seioii gut ;
Danii freuen wir beim Trunks uns,
wie Uerden sicli der Weide freiin '.
2. An alien Orten sitzen sie
bemiiht zu riihreu dir dein ITerz.
So Ziehen nieine Wunsclie jetzt
hinaus und Helm nin Gutei-'didi,
3. Wohl hab ich je im Unverstand,
o Soma, dein Gebot verletzt;
Docli wie ein Vater seinem Solm
erlass die schwere Strafe mir.
4. Wie zu dem Quell die Herde stronit,
zu dir bin unsre Andacht eilt:
Wie dich der Beclier in sich schliesst,
bewabr in uns die Lebeuskraft ^.
5. Mit deiner Hilfe braclien sie ^
begierig aber klug dabei
Den Stall von Ross mid Rindern voll
des selilauen und gewaltigen.
114
6. Auf unsre Herde achtest du ;
was allerorteu steht uud gelit
Haltst du zusammeu, dass es lebt;
die Wesen all umfasst dein Blick.
7. Ein Hiiter, welchem nichts entgeht,
wolier es komme, sei du uns!
Den Feinden webr, uud lass uus niclit
gerathen iu des argeu Haud !
8. 0 Soma kluger wache du,
dass wir gesuud uud kriiftig sein.
Du keuust am besten Weg uud Steg;
vor Angst uud Scbaden wabre uus.
9. Du zwingst die. meisten Feinde uus,
o Saft, des Indra lieber Freund,
Wenn sie dicb rufen iu der Scblaclit,
die kampfeudeu um Hans uud Hof.
10. Das ist ein kraftiger Trunk fiirwabr,
der Liebliug ludras zeigt sicb gross.
Er bat zu frobem Sang eutziickt
Kaksbivants * dicbteriscbeu Geist.
11. Er treibt dem gottergebuen Manu
die berdeureiche Beute zu,
Und mebr als andre zebn es tbun,
macbt blinde, labme er gesuud.
Rv 10, 25. Verf. Vimada Sohn des Indra oder des Prag'apati,
Oder Vasukrit Sohn des Vasukra. — In dem Liede sjiielen die beiden
115
Bedeutungcn des Wortes soma, niimlich Trank und Mond (v. 6 — 8)
ineinander.
1. Der Refrain, der mit dem Inhalt nicht zusammenhangt, ist
weggelassen. 2. camasain verstehon wir als Instrumental mit Nasalie-
rung: wie in einem Becher , und leiten das ]5ilil vom Somatrink-
gefass her. 3. die HlsVii. 4. ein bekannter Rishi, der hiedureh auch
als Verfasser des vorliegenden Liedes bezeichnet zu sein scheint.
XLVTL AN SOMA-RUDRA.
1. Bevvabret Soma-Rudra eure Gottheit,
so sollet ihr geuug der Opfer habeii.
In jedes Haus legt eure sieben Scbatze,
seid uns zuNutz uudFroiuuieii,Tbiei' imdMenscheu.
2. 0 Soma-Rudra, treibet recbts und links bin
die Krankheit, die in uuser Hans gedruugen.
In alle Feme sebeucbet das Verderben:
des Gliiekes Jnbel soil man bei nus boren!
3. 0 Soma-Rudra, gebt in unsre Leiber
die Arzeneien alle, die ibr babet.
Erlost und streifet ab, was an uus haftet
von Siindeuscbuld, die wir auf uns geladeu.
4. Ibr Trager spitzen Speers und scbarfer Lanze,
erweiset gniidige Hukl, o Soma-Rudra.
Und von der Scblinge Yarunas befreit uus,
und nebmet freundlich uns in eure Obbut !
Rv 6, 74. Vevf. Bharadvag'a Sohn Brihaspatis. — Muir R. T.
4, 313.
Beide Gotter siml nach ihrer heilenden Thiitigkeit aufgefasst.
XLVllI. AN DIE RIBHU.
Die Ribhu:
1 Kam demi ikv lUtste, kam der jungste hev-m unsV
uiul welche Botscliaft bringt er uns =* - .
Was sagteu wir r
mcU schirapften wir\lenBecher,clervon guterArt;
(les Holzes Giite riihinteu, Bruder Agm, wir.
Agni:
o Aus einem Becher sollt ihr viere fertigen:
das sagen euch die Gotter, darum komme ich.
Weun ibr, Sudbanvans Sobne, solcbes werdet tbun,
so babt ibr mit den Gotteru an den Ebren Tbeil.
Der Sanger:
3 Als i\n- dem Boten Agni drauf die Antwort gabt :
■wir ...achen euch ei« Koss, den Wageu auch da.u,
Und eine K.ih, nnd wieder Jung ein altes Paai ,
It alles das voUbracht, dann folgen w.r ench
nach ! —
4 Da thatet alles ihr sofort nnd fraglet dann :
•wokau.erhin,de>unsdieBotschafthatgebracl
Und Tvashtav, ab ev vier ''--.^^t'-wSchlr''
verstecktc ffink sicbhinter semev Weiberbchai .
118
Als Tvashtar sprach : 'wohlan wir wollen todten sie,
weil sie tier Gotter Trinkgetass zum Spott ge-
macht', —
Da wandelten sie ihre Form beim Somafest
uud so verwandelt retteteein Madchen sie ^
6. (14). Am Himmel fahren Marut, auf der Erde
der Agui und im Luftreich fahret Vaju,
Und Varuna durclilauft des Meeres Fluthen,
zu sucheu euch der Heldeukraft eutsprossne.
7. (6) Die Falbeu sehirrte Indra sich uud ihr Gespanu
das A9vinpaar, die Schecke holt Brihaspati.
So gingt ihr Ribhu sammtlich zu deu Gotteni ein
und nahmt an ihren Ehren Theil durch eure Kimst.
8. (7) Ihr lostet mit Verstaud die Kuh aus ihremFell*
und machtet beide altersschwache wieder jung ^ ;
Aus ein em Rosse schufet ihr eiu zweites Ross,
bestiegt den Wageu dauu uud fuhrt denGotteru zu.
9. (8) ^Das Wasser trinket ihr,' so habet ihr gesagt.
'das Spiilieht mogt ihr triukeu von dem Rohr-
geflecht.'*' —
'Wenn ihr's, Sudhanvansohne, jetzt nicht eben mogt,
so soil es bei der dritteu Spende muuden euch !'
10. (0) Dereiuesprach: 'das Wasser ist das wichtigste ^
einaudrer raeint: 'dasFeuerist das wichtigste !
Der dritte zieht deu Blitzstrahl allem audern° vor,
verstandige Worte tauschend macht die Becher ihr.'
119
11 (10) Der eine treiht zuui Wasser hiu die lahme Kuh;
der aiidre backt des Fleisch, das man ini Korb
gebracht,
Uud gegeu Abend scbafft der dritte weg den Mist:
__''ob wohl di^Eltern billigten der SohneThun?
12 (11) DieKranter liesset ihr ihm sprossen auf denHohn
und Wasser fliessen in dem Thai durch eure Kunst,
Als ihr der Ruhe pflegtet in Agohjas Haus; —
das fiihrt ihr heute nicht mehraus, ihrRibhavas.
13.Darauf, nachdera ihr ausgeschlafeu, frnget ihr:
'Ao-ohija, wer wars, der ebeu uns geweckt?
Da gib der Bock an, dass der Hnnd der Weckersei;
nach Jahres Ablauf schhigt ihr dort die Augen ant.
M. (12) Als ihr geschlossnen Aug's ' die Weseu rings
umschlicht,
wo war denn daraals ener zartlich ElternpaarV
Ihr flnchtet dem. der hindernd in den Arm euch fiel,
und botet dem. der ench begrasst, den Gegengrnss.
Rv 1 161 Verf. Dirghatamas Sohn desUcathja. - A. Ludwig
Nachrichten 5. - Ein Lied aus Bruchstucken ^-^l^^'^^'^;'^''^ ,^„
Drei Brlider, welche Sohne des Sudhanvan heissen fuhren den
ge Jn^cen Na.en der Kibhu, odev ein.eln: f ^^ ^J^ ^/^
Vae'a Nach dem Mythus erwerben sie sich d.e gottl.che Wurde
der;iie rn^terblic. Jit durcb ihre .underbade Kunstf.t.gke. D.
Einzelnheiten der Sage Uber sie sind ^^ «-^°^/'^^"^\^;;;l; ,t
unverstanden. v. 1-5: Agni bringt an f^ .^f ^"^.^^^^ .^^'^^^^^.f.
Gutter aus dem einen von Tvashtar verfertigten (1, 20 6) Beeher
^■Tzn machen. Die Ribhu sagen noch viel grOssere Le.stungen ^u
und mhren .ie aus, wodurch Tvashtar der eigentliche ««tterkunst e
b soh.mtund„eidisch,vird. - v. 14 des Rv (den wirumgestellthaben)
120
und V. 6 schildern, wie die Cxotter die Ribhu zu sich holen. - v 7-9
und 10-13, deren Anordnung gestort ist, zeigen, dass ein ganzer
Complex von Fabeln iiber die drei kunstfertigen Bruder im Umlauf
den Ribhu am Abend zn spenden damit , dass ihnen die Spende des
Morgens und Mittags nicht gut genug war. - P e aes
2 w!; r'^^f'T'' '°" '"' demllgenden errathen werden.
2. W,e d:e Gotter ihre Scharen, Indra die Marut, Rudra die Rudras
u. w so hat Tvashtar als der Bildner lebemliger Wesen die Weiber
Gotterfrauen zur Umgebang. 3. sonst ganz unbekannter Zug der
zeTh f ' ''' '■ '' ''' '■ ~ '■ '^^^^^' '■ - '■ -bschatzige Be-
^e.chn„ng des zu schwacben Soma, der den Ribhu nicht schmeckt.
d^n Ge! " ?"''''"" '" '''"'' "' ^'^^ "°'^' -° <^enschlummern-
uen Ofeschopfen zu verstehen.
XLIX. AN DIE lUBHU.
1. Den Ribhu Schick ich meine 8timm' ah Boten,
— - ich fordre weisse Milch um sie zu gliitteii \ —
Den Meisteru, die mit Sturmeseile fahreud
an einein Tag die Hiiumelsbahu umkreisten.
2. Als ihre Eltern aufmerksam die Ribhu
geheget und gepfiegt mit ^Vunderkrafteu :
Euipfiug sie dort die gotthche Gemeinschaft,
sie fanden ihres Eifers Lohu, die guteu.
o. 8ie schufen neue Jugend ihren Eltern,
die altermorschen Pfeilern gleichend lagen '"*.
Den Siisses liebenden Genossen Indras,
demVag'a, Vibhvau, Ribhu schmeck' das Opt'er.
4. Weil sie durch Jahresfrist die Kuh behiitet,
weil sie das Jahr hindurch das Fleisch zer-
schnitten,
Weil sie ein .Jahr laug ilir das Futter ^ brachten :
f'iir diese Leistung wurden sie unsteiblich.
5, Der altste sprach: 'mach du der Becher zweie!'
der jiiugeve: \vir wollen dreie machen!'
Der jiiugste sprach: 'mach vier davaus!' — mit
Stauueu
vernahm dies ener Wort der Bildner Tvashtar.
122
G. Heim Worte bliebs; die Manner thaten also
und fiihrten ihren Willen aus, die Klinstler.
Doch Tvashtar ward, da er der Becher viere
so tageshell erglauzeu sail, voll Neides.
7. Wie drauf zwolf Tage als Agohjas Gaste
die Ribliu sicli vergniigt in trager Musse,
Da brachte Frucht das Land, die Stronie flossen,
die Hoben fiillte Kraut, die Tiefen Wasser.
8. Den Mannerwagen schuft ibr fliichtigen Laufes '\
die bunte Kuh, von welcber Krafte ausgebn ■\
So moget denn Besitz aucb uns ihr scbaffen
mit bilfbereiten woblgeiibten Handen.
9. An ihrem Werke freuten sich die Gotter,
als mit Verstand und Sinn sie siclis bescliauten ;
Der Gotter Werkmann wurde Vag'a, Viblivan
des Varuna, und Ribhuksbau ^ des Indra.
10. Dem Indra scbufet unter frohen Sprueheu
ibr woblbedacht das Paar der frommen Rosse ^;
So schenkt Gedeiben uns und raancbe Gabe,
wie gern den Freund man im Bebagen siebet.
11. Zu Trank und Freude luden sie eucb beute,
nieht miiblos macbt man Gotter sicb zu Freunden,
So scbaffet uns bei dieser dritten Speude ^
ein reicbes Gut sofort herbei, ibr Ribbu.
Rv 4, 33. Verf. Vamadeva Sohn des Gotama.
1. nach der tcchnischen Bedoutung: mit Fett iiberziehen, also
123
schniieren. 2. >^v 1, 20, 4. 1 1 1, I. 4, 36, 3. — 3. bhasas von bhas verzeh-
ren. 4. den dreiradrigen Wagen der A^vin 1, 20, 3. 4, 36, J. 2. — 5. das
(iespann Brihaspatis. 6. sva. Ribhu als Eigennanie. 7. Dem Indra
schufen sie das aufs Wort sich schirrende Falbeni>aar 1, 20, 2. — S.
Den Ribhu wird am Abend gespendet.
L. AN PRITHIVl (die Erde).
1. Gewiss verstebst du Prithivi,
wie Berge anzuzapfen sind \
Erquickest weit und breit das Land,
du raumige, an Hiigeln reich.
2. Man jauchzt dir zu, gepfadete ^,
wenn, wiehernd wie ein Ross, von dir
Gejagt der Wolkenzug entflieht
mit seinem Duster, schimmernde.
3. Dicht, wie du bist, haltst mit Gewalt
die Bjiume du im Boden test,
Ob auch die Blitze des Gewolks,
des Himmels Regen niederstiirzt.
Rv 5, 84. Verf. Atri Sohn des Bhumi.
Die tienie der Erde hat ein Mittel die Wasser iibcr das Land
bin fliessen zu lassen v. 1 ; kann sich der Wolkendeckc entlcdigen
V. 2, und die Biiume , welehe der Sturm zu entfiihren droht , fest-
halten v. 3.
1. Khidra ist ein Werkzeug, etwa ein Hammer oder Bohrer,
um feste Massen, hier die Felsen, 7U durehdringen, damit die Quellcn
austliessen. Dieses AVerkzeug weiss sie zu handhaben. 2. worauf
man nach verschiedenen Richtungen gehen kann, ;f^w>' tuQvoSda.
LI. AN DIE CtEWASSER.
1. Die Meeresschwestern, die clem Schoss der Urfliith ^
eutrinneud fliessen oline je zu rasteii,
ITnd welchen Indra mit dem lilitze Balm maclit,
die gottlicbeu, si(3 mugeu jetzt niir l)eistehii.
2. Des Hiinmels Wasser, was iu Baclieu rieselt,
was man ergrabt uud was voii selbst liervorquillt,
Die klareu, die deu Weg zum Meere suchen,
die gottlichen, sie mi')gen jetzt mir beistehn.
3. In denen Varuiia der Konig binfahrt
Betnig iind Wabrheit iinter Meiiscben scbanend,
Von siissen Siifteu vol! die reineii klaren,
die g(jtt]ielien, sie mogen jetzt mir beislebn.
4. In denen Konig Vavnna und Boma,
in denen alb> (Jiitter Starkung schliirfen,
In die dei* allgeliebte Agni scbliipfte ",
die giUtlicben, sie mogen jetzt mir beistebn.
Rv 7, 49. Verf. Viisishtha Sohn des Mitra unci Varuna. — Vf^l.
Av. 1, .".?. (Weber Intl. Shid. 4, 428).
I. der WasserbehaUer im lliinmel , dev hiuiiiilisolie Ocean, deni
alles Nass entstammt. 2. vgl. Lied XLIII.
LTI. AN DIE VigVE DEVAS (die Gotter iiisgeniein).
1. Ich rnf euch, Gottin Aditi in Demnth,
zur Gnade Mitra, Varuna und AgAi,
Den Arjaman, den Geber eh' wir bitten,
nnd die Erretter Savitar und Bhaga.
2. Den lichten Gottern Daksha's Sohuen \ Silrja,
bezeuge unsre Unschald, allerhochster,
Den doppellebigen ^, die wahr, gerecht sind,
wie Aether hell und hehr uud flamnienzungio- ^.
•n"»
3. Uud euch, o Erd und Himmel — eure Herrschaft
ist weit uud stark ist euer Schirm, ihr gnadge,
Daniit ihr willig freien Raum uns schaffet
zuni Wohuen uugestort, ihr Weltbehalter *.
4. (jerufen mogeu heut des Rudra Sohne
zu uns die guten, kiihneu, her sich wenden ;
Die Marut sind die Gotter, die wir rufen,
wenn leichte oder sch-wiere Noth uns festhlilt.
f). An deneu Rodasi ^ die Gottin festhalt
und Pushan sich der Spendebringer anschliesst,
Wenn ihr auf unser Rufen fahrt, so zittert
der Boden unter euch, die Weseu beben.
127
0. Dem liederfrohen Heldeu lass, o Sanger,
eiu neues Lied ertoueu, unserm ludra.
Er horcbe unserm Rufe, wenn wir preiseu,
uud wer ilim singt, dem spend er willig lohuend.
7. Gewahret uuversehrten Schutz, ihr Wasser,
dem Menschen freimdlich, Heil fiir Kind undEnkel.
Ihr treue Mutter seid fiir uns die Arzte,
gebaret alles, was da gelit uild stehet.
8. Es komme her zu uns mit goldnen Handen
der hehre Gott Savitar, der Beschlitzer,
Der gabenreiche, der wie Glanz des Morgens
dem frommen seine Herrlichkeiten aufdeckt.
0. TTnd mogest du, o Sohn der Kraft, uns heute
die Gutter her zu diesem Opfer bringen.
0 diirft ieh deiuer Gunst mich stats erfreuen
und Sohnereiehthum deiner Hilfe danken.
10. Dazu auch ihr folgt hieher meiuem Rufe,
ihr Nasatja, vor auderu klug an Einsicht.
Wie Atri ihr erlost aus tiefem Dunkel,
so rettet mich, ihr Manner, vor Gefahren.
11. So werdet Geber uns von reichem Gute
an Rossen, Manuern und an Nahruugsfiille;
Zum besten uns erbarmet euch, ihr Gotter
in Himmel, Erde, in der Luft *' , im Wasser "^ !
Kr 6, 50. Verf. Rig'i^van Sohn des BharadvAg'a. — An verschie-
dene Gotter in der Reihenfolge : v. 1. 2 Aditja, v. ;! Himmel und
128
Erde, v. 4. 5 Marut mit Rodasi und PilshaD, v. 6 Indra, v. 7 Ge-
wJisser, v. 8 Savitar, v. 9 Agni, v. 10 Ajvin; v. 11 Zusammenfas-
sung aller. Hier ist deutlich der Schluss des Liedes.
1. Daksha Eigenname eines kosmogonischen Gottes wie auch
eines Aditja. Die allsehende Sonne mag iiber unser Leben Zeugniss
ablegen. 2. wortlich : zwiefache Geburtsstatte habend , etwa im
Himmel und auf Erden, weil sie nicbt bloss dort sind, sondern aur-b
hier erseheinen. 3. Ihre Zunge ist die Flamme , durch welche sie
das Opfer verzehren. 4. Himmel und Erde als zwei Schaleil gedacht,
welche alles zwischen sich einschliessen. 5. die Gattin Rudras nach
Nirukta 12, 46 vgl. Sajana zu 1, 167, 5.— 6. vgl. 7, 35, 14,-7.
Dem Liede ist in vier sehr prosaischen Versen eine weitere zum
Theil wiederholende Aufzahlung als Vervollstandigung angehangt :
V. 12. Die sollen uns gniidig sein, Rudra sammt Sarasvati,
Vishnu und Vaju die gabenreichen, Ribhukshan, Vag'a der gottliehe
Ordner, Parg'anja und Vata mogen uns Labung reiehlieh .spenden.
V. 13. Und der Gott Savitar der Herr, der Fluthen Sohn") soil fordern
uns der Thauspender, Tvash.tar mit den Gottern und den Frauen im
Yerein, der Himmel mit den Gottern und die Erde mit den Wassern.
V. 14. Und Ahi budhnija'') soil auf uns horen, Ag'a ekapad*^), die
Erde, das Meer; die heiligcn Gotter alle, wenn wir sie rufen und
preisen, die Spriiche, die der Sanger .'ipricht, sollen uns helfen.
V. 15. So preisen meine Enkel die Bharadvag'a mit Andacht . mit
Liedern: die Weiber, die unbezwinglichen Gotter, welche wir rufen:
.nlle seid ihr gepriesen, ihr hehre!
a) Agni. b) der Drache der Tiefe. c) wahrscheinlich ein
Genius des Sturmes.
LITL AN DIE VigVE DEVAS.
1. Der eine riithlich , jung mid froli uud wandelbar
verziert rait golduem Sclimucke sicli.
2. Ein andrer sitzt daheim und strahlt in seiueni (xlan/,
eiii Weiser iu der Gutter Schar.
3. Ein ehern Messer tragt ei'n andrer in der ITand,
sein Platz ist in der GiUter Schar.
4. Den Dounerkeil halt einer fest in seiner Maud,
womit er seine Feiude schljigt.
5. Uud einer tragt in seiner Hand ein scharf Geschoss,
der freundlich auch zu heilen sucht.
6. Ein andrer laiiert an dein Weg dem Riiuber gleieh ;
er weiss es, wo die Schatze siud.
7. Und dreimal schritt ein andrer in dem weiten Ranra.
\v() sich die seligeu Gutter freun.
>^. Mit einer ziehn anf Fliigeh'osseu zweie ans,
sie fahreu hin iu weite Fern *.
9
130
9. Im Hiramel iiahmen iliren Sitz die hochsten zwei,
AUherrsclier, schliirfend Opfertrauk.
10. Und eiue SHugerschar ersann eiu machtig Lied;
die Somi eutflaramteu sie damit ^
Rv 8, 29. Verf. Manu Sohn Vivasvants oder Kagjapa Sohn
Maricis. Muir S. T. 4, 90.
Aus kurzen Beschreibungen sollen die Gotter, welche gemeint
sind, errathen werden. Sie sind folgende : v. 1 der Mond, v. 2 Agni,
V. 3 Tvashtar, der als Bildner das Schnitzmesser fuhrt, v. 4 Indra,
V. 5 Rudra, v. 6 Pushan, vgl. Lied XXII, v. 7 Vishnu, v. S die
A^vin, V. 9 Mitra-Varuna, v. 10 die Atri.
1. die Sonnentochter Surja , welche die A^vin auf ihrem Wagen
fiihren ; vgl. Lied XVIII, 4. 2. Die Sonne, welche der Damon Suar-
bh^Qu in Dunkel versenkt hatte, fanden die Atri wieder auf: nicht
andere vermochten dies 5, 40, 9; vgl. Lied XVII, 4 und Note.
LIV. AN DIE VigVE DEVAS.
1. Nicht ist ein kleiner unter euch,
ihr (iriUter, und keiii sckwaches Kind,
Ihr habt der Grosse Ebenniaass.
2. Geprieseu also seid, der Feinde Untergaug,
ihv drei uiid dreissig- an der Zahl \
Der Meiischlieit lieilige (T()tterseliar.
3. Ihr rettet uns, ihr helfet uus,
ihr gonut des Trostes Znspruch uns.
Nicht fiihret vou der Viiter altem Pfade uns
in eine fremde Feme ab.
4. Ihr Gotter, die ihr alle hier ^
und iusgesammt versammelt seid :
Erriehtet euern weiteu Schirm
zura Schutze uns und Ross und Rind.
Rv 8, 30. Verf. Manu Sohn des Vivasvant. — M. MUller Ane.
Sansk. Lit. 531.
1. lifter genannte Zahl der Gotter: Ihr Gotter, die ihr ini
llimniol eilf seid, eilf auf der Erde und eilf in den Wassern woh-
nend I. \?.9, U; vgl. Muir S. T. 5, 9. — 2. beim Opfer.
LV. VigVAMITllA MIT DEN FLUSSEN VTPAg
UND gUTUDRI
1. Es eileu liistig aus dem Schoss der Berge
im Wettlauf wie zwei losgelassne Stuten,
Wie schmucke Kiihe leckeud ihre Kalber
Vipa9 und Qutudri mit ihren Flutheu.
2. Arif Tiidras Ruf und kanm den Wink erwartend
wie Wageurenner strebet ihr zum Meere.
Zusammenlanfend niit geschwollnen Wogeu
ergiesst ihr in einander euch, ibr scbone.
Vi9vamitra :
8. Teh fuhr zu meinem raiitterlicheii Strome,
wir kaiiien zur Vipfi^ der breiten, lieben,
Zu beiden, welche, wie zu ihrem Juugen ^
die Eltern, nach demselben Ziele laufen.
Die FlUsse :
4. Mit diesem vollen Wogenschwalle strebeu
wir zu dem Ziele, das der Gott uns steckte ;
DemPfeilschuss gleicheud sind wir nicht zu hemmen :
was will der Sanger, dass er ruft die Fliisse ?
133
Vi9vamitra :
5. So stehet docli iu eurem gleicheii Laufe
auf eine Weile meinem Avarmen Zuruf.
Mit lautem Flehen schrei icli zu clem Strome,
um seiueii Beistaiid, Ku^ikas erzeugter.
Die Fliisse:
6. Ei'ljohrt hat iins der Blitzewerfer Indra
den Vritra todtend, der die Strome sperrte;
Gefiihrt Gott Savitar mit scboneu Han den,
auf dess Gelieiss im breiten Bett Avir fluthen.
Vi9vamitra :
7. Gepriesen sei zu jeder Zeit die Kraftthat
des Indra, der den Drachen schlug in Stiicke;
Sein Blitz zerscbmiss sie, die sicli rings gelagert,
das Wasser lief, das freien Ausgang suchte.
Die Fliisse:
8. Vergiss, o Sanger, uiemals dieses Wortes,
damit die Nachwelt uoch von dir es hore;
0 Dicliter, zeig im Lied uns deine Treue :
vor Lenten zeig uns Achtung ! — Ehre sei dir !
Vi^varaitra :
9. Und ilir, ihr Soli western, merket auf den Sanger:
von Feme kam ich her mit Kbss und Wagen.
Drum neiget euch und macht mir leicht den Durch-
gang,
und uetzt die Achsen nicht mit euern Wellen.
134
Die Fliisse :
10. Wir merken wolil, o Sanger, cleine Worte,
von Feme kamst clu her mit Ross und Wageu.
Ich neige mich und offne meine Arme
fiir dich, wie fiir den Mann die bliihnde Juugfrau.
Vi9vamitra :
1 1. Wenn erst die Bharata ^ each iiberscbritten
die riistige Schar uach Indras Willen kriegeud,
Danu mogen pfeilscliuell eure Wasser schiesseu ;
um eure Guade bitt ich euch, ihr hehre !
Der Diehter:
12. Die Bharata, die Krieger setzten liber,
den weisen ward zu Theil die Gnnst der Fliisse ;
Nun bringet schwellend Nahrung uus und Wohlthat,
die Betteu fiillet, fliesst in raschem Laufe!
lo. Die Welle geh nicht bis zum Pfiock,
ihr Wasser lasst die Strange los.
Versiege nie das Fliissepaar
das harmlos gute, ewige ^.
Rv 3, 33. Verf. Vigvamitra Sohn des Gathin, Enkel des Ku^ika.
— Roth zur L. u. G. d. Weda 101. 114. Muir S. T. 1, 339. A.
Ludvvig Nachrichten 20.
Vipag ('Ynanig) und futudri {ZaSdS(>>]i. Sydrus) sind zwei Fliisse
iin Pendschab. Die Handlung ist in der Nahe ihres Zusainmenflusses
zu denken. «
1. um es zu lecken, zu liebkosen. 2. Zum Stamm der Bharata
gehort das Goschlecht des Vi§vamitra. 3. v. 13 ist angehiingt.
LVl. AN VASTOSHPATl (den Genius des Hauses).
1. () Hausesherr, erkenn uns als die deinen :
den Eingang segne, mach ihn frei von Siechthum.
Und was wir von dir bitten, das gewillir' uns
zu Nutz und Frommen Menschen wie den Thieren.
2. 0 Hausesherr, befordre du und mehre
den Hausstand uns mit Ross undRiuderu, Indu'.
0 lass uns im Verkehr mit dir nicht altern,
und sei uns freundlich, wie dein Sohn der Vater.
15. 0 Hausesherr, raach uns des froh bequemen,
des trostlichen Vereins mit dir theilhaftig!
In Arbeit und Genuss beschiitz zuerst uns!
Ihr Gotter schirraet uns in stater Wohlf'ahrt !
Rv 7, 54. Verf. Vasishtha Sohn des Mitra und Varuna.
1. sonst Name des Mondcs. Vielloicht iibertrug man ilas Amt
des Haushtiters ziiKleiuh auf den Mond als den bei Nacht wachenden.
LVII. AN DIE VAC (das Wort).
]. Ich f'alire mit den Rudra uiid den Vasu,
icli rait den Aditja mid alien Gottern ^
Ich hege Mitra-Varuua die beiden,
ich ludra-Agni uud die beiden A9viu.
o
Ich hege Somas scliwellend lippige Safte,
den Tvashtar ich, den Pushau und den Bhaga.
Ich bins, die Habe leiht und Gut dem Opfrer,
dem aufmerksamen Beter und dem Spender.
o. Ich bin die Herrin, Samnilerin der Giiter,
und ich zuerst begriff die hehren Gotter.
Sie haben allerorten mich verbreitet,
allgegenwartig alles zu durchdriugen.
4. Wenn einer Speise nimmt und sieht und athniet,
gesprochnes hort, so thut durcli mich er alles.
Sie ahnens nicht und hiingen doch von mir ab —
so hort, so hort, mein Wort verdienet Glauben !
5. So will ich Sblber offen nun verkiiuden,
was Gotter und was Menschen anerkenncn:
Ich mache den gewaltig, den ich lie])e,
den Priester und den Kishi und den Weiseu.
137
6. Ich spaune selbst den Pogeu fur den Rudra,
damit sein Pfeil den Gotteslaugner tretfe ;
Ich selber scbaffe Streit und Kampf den Menschen,
. und ich durchdring den Himrael und die Erde.
7. Ich stelle meiuen Vater an die Spitze ^,
im Meer ist, in den Wassern meine Stlitte.
Von da verbreit ich mich in alle Weseu
und streif niit meinem Scheitel an den Himmel.
8. Ein Hauch wie Windeswehen stromet von niir,
damit beriihr ich die lebendigen Wesen
Bis jenseits dieser Erde und bis jenseits
des Hinimels: wahrlich ich verniag das alles !
Kv 10, 125. Verf. Vac Toehter des Ambhrina. — Colobrooke
Misc. Ess. 1, 32. Weber Ind. Stud. 9, 474.
Vac, das Wort als nachste Erscheinungsform des Ueistes repra-
sentiert den Geist selbst. Von ihm gehen alle llegungen des Lebens
in dcr Welt aus.
1. alle Gotter iiach dein spateren BegriflF als besondere Gotter-
klasse wie die Rudra, Vasu u. s. vv. 2. an die Spitze dieses, niim-
lich des Alls; es ist unbcstimmt, vvic dieser Gott zu benenncn ist.
LVlll. AN RATRl (die Nacht).
1. Die Nacht, die Gottiu zieht berauf,
ans vielen Augeu blickt sie her,
Mit voUem Schmiicke angethan.
2. Die Gottiu fiillt, die ewige,
die Hohu uud Tiefeu weit und breit,
Vertreibt mit Glanz die Finsteniiss.
o. (7) Die Dunkelbeit mit l)lankom Scbmuck,
das lichtverzierte Scbwarz ist da:
Bezabl die Wette, Abendroth M
4. (o) Die Gottiu kam uud trieb hiuweg
das schwesterlicbe Abeudroth,
Und mit ihm flieht die Damnierung.
5. (4) Du kamst zu uns, nuu sucheu wir
des Lagers Ruhestatte auf,
Wie Vogel zu dem Neste ziehn.
139
6. (5) Zur Ruhe geht das ganze Dorf,
zur Ruh, was liiuft, zur Rnh, was tiiegt,
Zur Ruhe selbst der gierige Aar.
7. (G) Den Wolf, die Wolfin halte fern,
halt ab den Dieb, o diistre Nacht,
Und bring uns heil zum Morgen hiu.
8. Die Herdeu trieb ich fiir dich ein,
Avie Beute um den Sieger her:
So nimm sie hin, du Himmelskind ! ^
Rv 10, 127. Verf. Ku^ika Sohn des Sobhari, odor Ratri Tochtcr
Eharadvag'as. — Muir S. T. 4, 498.
Die Nacht wird als die vom Sternenlicht verschonte gepriesen.
Wird V. 7 vor v. .3 gesetzt, so ergeben sich Strophen von je zwei
Versen mit der richtigen Gedankenfolge: 1. 2: die Nacht kommt
uber das ganze Land ; 7.3: sie vertreibt den Abend ; 4.5: alles
geht zur Ruh ; 6.8: schiitze Haus und Hof.
1. d. h. in dem Wetlstreit um den Vorzug der Schonheit' zwi-
schen dem dammerigen Abendroth und der sternblinkenden Nacht
bleibt diese Siegerin. 2. AVir konnen iiiit dem iiberlieferten Wort-
laut dieses Verses nicht zurechtkommen und vermuthen vagamstatt
stomam nach Rv 6, 46, 2. Auch halten wir die Umstellung von
I'ada zwei und drei flir nothig , um die ganz zwecklose Zerrcissung
dcs Satzes wcgzuschaffen. Die Herde wird fiir die Nacht, als
gehorte sie ihr fiir die Dauer ihrcr Hcrrschaft, eingetrieben, wic uiu
den Sieger die Beute versammelt wird.
LIX. AN ARANJANI ODER DIE WALDFRAU.
1. 0 Waldfrau, Waldfrau, hore mich !
ich sage, du verirrst dich ja!
Warum erfragst du niclit das DorfV
kommt's uiemals iiber dich wie Furclit V
2. Weim auf des Kukuks lauteii Ruf
der lustige Zeisig Ant wort gibt ^
Uud tauzt wie nach der Cymbelu Takt :
daun freiit die Araujani sich.
3.' Und Herden, meint man, weiden da,
vind ein Gehofte will man sehn ^,
Und wie ein Wagen knarrt es wohl
zur Dammerzeit im Hoize driu.
4. Es locke einer seine Kuh,
auch "wohl, es werde Holz getallt,
Es tone Klageruf: so meiut
im Walde man, wenns dunkel wird.
5. Die Waldesfrau tliut nieniaud Leid,
weun einer sie niclit selber reizt.
141
An slissen Frlichten labt sie sicli
luid ruhet ans, wie's ilir beliebt.
0. Von Salb unci Wiirze duftet sie,
an Speisen reich, auch ohne Pflno- :
Ibr, die des Wildes Mutter ist,
der Aranjani gilt mein Lied.
Rv 10, 146. Verf. Devamuni Sohn des Irammada. — Muir
S. T. 5, 423.
Aranjani (Waldfrau, virgo silvestris) ist die Genie des Wiildes
(v. 1 — 4) und der Waldeinsamkeit (v. 5. 6.) —
1. Im Texte heissen die beiden Viigel vrshiirava der Briiller
(wie ein Stier) und ciccika nach seinem Ruf tschi-tschi. 2. Man
vergleiche die ahnlichen Vorstellungen der deutschen und der linni-
sohen Sage.
LX. JAMA. UND JAMI.
Jami:
1. Tell will den Freund vertraulich zn mir locken,
und lief er auch davou dnrch Luft mid Wasser ' ;
Der Schopfer soil voni Vater eineir Solm selui.
wann kiinf'tig er die Erde iiberblicket.
Jama :
2. Voii soldier Lieb will dein Gesell iiichts wisseii,
wobei der aiidre Theil des gleiclien Bluts ^ ist ;
Des grossen Geistes ^ Sohne seiue Dieuer,
des Himmels Ordner habeii scharfe Augen.
Jami:
?). Ja wolil ! die Gotter sind's, die dieses wolleii,
voni eiiizigeii Erdeiisohne eiiieii Nachwuchs;
So sei mit rair e i n Herz und e i n e Seele
nnd uinim Besitz von mir als deiuem Weibe!
Jama :
4. Wir sollten, meinst du, tliuu was wir gemieden,
das gute redeii nnd der Siinde folgeu ■*?
(ilandliarva in deni Luftnieer und die Meerfran
sind unsre Eltern, wir sind Niiclistverwandte.
143
Jami :
5, Ini Mutterleib bestimmte nns zii Gatteii
der formenreiclie Lebengeber Tvashtar;
Uud was er ordnet ist nicht auzutasteu:
dess sind der Himmel und die Erd mir ^ Zeugen.
Jama :
(i. Wer weiss deini noch vou jeuem ersten Tage,
wer sah ilm denn und kanii davon erzahlen ?
Die 8cliopi'ung Mitra-Varuua's ist endlus ";
waruni beriickest, dreiste, du die Manner'?
Jami :
7. Zum Brnder zieht die Schwester ihr Verlangen
init ihm zn theilen gleiches Dach und Lager;
Tell iiberlass mich dir als Weib dem Gatten,
wir wollen fest uns in die Arme sehliessen.
Jama:
8. Es stehen niemals still und schluramern nienials
der (jotter Spaber, die die Welt durchstreifen.
Gesell dich flugs zu eiuem andern, dreiste:
den magst du fest in deiue Arme sehliessen !
Jami :
D. Ist sie bei Tag und Nacht ihm gern zu Willen '^,
so schliesst der Sonne Auge sich ein Weilehen —
In Erd und Himmel paart sich das verwandte,
und fremd dem liruder sollte sein die Schwester?
144
Jama :
10. Gewiss es werden iioch Geschlechter kommen,
wo man Geschwister lebeu sieht wie fremde ^;
So nimm denn eiueu Mauu in deine Arme,
nicht mich — erwahl dir einen anderu, schone !
Jami :
11. 1st das ein Bruder, der die Zuflucht weigert,
mid eine Sch wester, die Verderben zuliisst ^?
Ira Drang der Liebe fleh ich immer wieder:
lass deiuen Leib dem meineu sich vermahlen.
Jama :
12. Teh werde niemals mich mit dir vermahlen,
fiir siindhaft gilt's der Schwester sich zn gatten ;
Mit einein andern pflege dieser Freuden,
darnach verlangt den Bruder nicht, o schone!
Jami :
in. Ein .Jammer, Jama, bist du doch, ich werde
deiu Herz und deine Neiguug nie gewinnen;
Ein andres Weib wird wie den Baum die Rauke
nnd wie ein Ross das Halfter dich umschlingen.
Jama:
14. So sollst anch du umschlingen einen andern
und jener dich wie Ranken eiuen Baumstamm ;
Gewiune seine Neigung, er die deine,
und lebe rait ihm fort in schonster Eintracht !
145
Rv 10, 10. Verf. Jama und Jami die Kinder des Vivasvant.
— Roth Journ. Am. Or. Soc. 3, .335. Z. d. d. m. G. 4, 426.
Muir S. T. 5, 288.
Nach einer sehon friihzeitig verklingenden Sage sind die ersten
Menschen (v. 3) ein Zwillingspaar Jama und Jami d. h. Bruder und
Schwester. Die spatere Reflexion legt an die Sage den moralischen
Maassstab und findet ihre Voraussetzungen verwerflicli. Der Dichter
dieses Lieds lasst von dieser Betrachtung aus den .Jama, der als
Haupt der seligen im Himmel einen solchen Flecken nicht an sich
tragen darf, die Verbindung mit der Schwester verschm.Hhen. Itass
er dadurch nicht bloss einen einzelnen Zug, sondern den ganzen In-
halt der Sage aufhebt, stfirt ihn in seinem Eifer nicht.
1. Wir vermuthen g'agamjat nach Anleitung der v. 1. in Sv 1,
4, 1, 5, 9. 2. d. h. zwischen Bruder und Schwester. 3. des Ya-
runa vgl. Lied I, 7. 4. Wir vermuthen sapema statt rapema. 5. wohl
veda me asja zu lesen vgl. Rv 1, 105, 1. — 6. Niemand entsinnt sich
mehr des Schopfungstages , auch ist die Schopfung .so gross , dass
man sie nicht iibersehen kann. 7. Wir betonen da^asjet. — Die
allschauende Sonne mag mit uns eine Ausnahme machen, uns nicht
verrathen. 8. als Mann und Weib. 9. wenn sie das Erloschen des
Geschleehts zugabe.
10
LXI. ZUR LEICHENPEIER.
1. Der hiugegaugen uacli den weiten Hohen S
den vielen nach ihm einen Weg gezeigt hat,
Den Sohn Vivasvant's jeueu Volkersammler,
den Konig Jama ehre jetzt mit Opfer.
2. Er ojiug vorau mid faud uus eiue Wohustatt
auf jeuer Flur, die nieraaud uus entfremdet,
Wohiu der Vorzeit Vater heimgegaugeu :
seiu Weg fiihrt dorthiu jedeu erdgeboruen.
3. Dort frent sicli Matali ^ mit Kavjas, Jama
mit Aiigiras, Brihaspati mit Rikvans,
Ein jeder sucht deu auderu zu begliickeu ^:
die Vater labt der Trank *, die Gotter Heilruf ^.
4. Komm Jama, lass dich uieder auf dem Teppich
im Buude mit deu Augiras uud Vateru ;
Der Sanger zieli dich her mit seiuen Liederu,
lass dir, o Kouig, uuser Opfer schmecken!
f). Komm mit den heiligen Aiigiras, o Jama,
mit den Vairupa ^' lass dir's bei uns schmecken !
Auch den Vivasvant deinen Vater lad ich
zu diesem Opfer auf der Grasstreu sitzend.
H^TUnj niafxi^ (h/ua^ t<ni^aM..if^
wok Uu ^it^i^^y^k, ^^^^ ^ ^h' ^^<u
j£^SAy\^ ^a^\cy/v\ '<U4Wa/M4. ^u^^^^C^
^o^m^^ hOL^^^^^ \loiAjmjOmtcL dju^mi
J^ ^ya ya|| bOifJXAy^mm (Uux/rvOM
147
Die Angiras, die Viiter, die Navagva "^
und die Atharvaii, Bhrigu, fromnie Schareu,
Sie mogeii uus init ilirer Huld begliickeu,
die hehreu mit der Wohlthat ihrer Liebe.
7. So zeuch deiiii bin auf jeueu alteii Pfadeu,
worauf der Vorzeit Vater beimgegangeu !
Jama uud Varuna den Gott ^ wirst schaueu
in ihrer Seligkeit die beiden Fiirsten.
8. Dort iinde uusre Viiter, dort deu Jama
uud dort der TugeudLobu iui biJchsteu Himinfl,
Zur Heimatb ^ kehre aller Mangel ledig,
uimni an deuKorper*" neu in Kraft erbliibend !
9. So geht, zerstreut euch, ziehet eures Weges,
ihm gabeu Viiter dort die freie Statte,
Uud Jama bietet einen Ruheort ibm,
wo Wasser fliessen, Tag und Nacbte wecbsdn ^'.
10. Vorbei an Sarama's ^^ gelieckteu Hunden
den viergeaugten lauf geraden Weges ;
Tritt in deu Kreis der liebevoUen Vater,
die dort mit Jama in (.Teuiissen schwolo-en.
11. Dcm Scbut/e deiner beiden treuen Ilinule
d^rviergeaugten Weo-- uud Maunerhiiter
DO O
10*
148
Vertraue ihu, o Kouig Jama, fortan;
verleih ibm Wolilergeheu und Gesuudheit.
12. Die Boteu ^^ Jama's braun mit breiten Nasen
durchspiiren nimmer satt die Menschenscbaren ;
Sie mogeii uns das liebe Lebeu lassen,
das Licbt tier Sonne langer nofli zu scbaueu.
fiir Jama giesst die Butter aus,
Das fertige Opfer strebet zu
dem Jama, Agni briugt es biu.
<^
L//^.''"
V
1 4. Fiir Jama giesst das Opferfett
ins Feuer, tretet zum Altar:
Er fiibre uns ins Gotterreieb
fiir eine lange Lebenszeit.
15. Dem Kouig Jama giesset denn
die siisse Opferbutter aus,
Und vor den Risbi aus der Vorzeitneiget eucb,
die uns zuerst den'Weg ^* o-ebabnt.
Rv 10, 14. Verf. Jama. — Muir S. T. 5, 291.
Das Lied besteht aus vier aneinander geflickten Stucken: v. 1 — 10.
11 — 12. 13 — 15. 16. Den Grundstoek bilden V. 1 — 10 ein vollstandiges
Todtenlied mit stropbischer Anordnung von je zwei Versen : Jama
der Sohn des Vivasvant, welcher als der erste gestorbene zuerst den
Weg nach dem Himmel und den Gefilden der seligen aufgefunden
hat V. 1. 2, und nun dort mit den Gottern und Viitern ein Leben
der Wonne fiihrt v. 3, soil in Begleitung der Manen zu dem Todten-
opfer herabsteigen v. 4 — 6. Mit v. 7 wendet sich der Sprecher an
149
den todton, wclchem die Geleitsworte nach dem Jenseits zugerufcn
werden v. 7. B. Zuletzt heisst er die vcrsammelten sich ontfernen,
da der todtc nicht mehr zu ihnen gehore v. 9. — v. 10 wiinscht
dem abgeschicdenen eine gliickliche Reise. v. 11. 12 ist Fragment
durch die Envahnung von der Sarama Hunden herein gekommen.
V. 13 — 15 ist ein gewohnliclies Jamalied. v. 16 gehort gar nicht
hicrher und ist offenbar wegen der Nennung Jama's angehangt: In
die Trikadrukagefasse (oder an den Trikadrukatagen) fallt or (der
Soma); sechs Raume (der Welt) und ein hohes (der dariiber liegende
Himmel)> Trishtubh, Gajatri und alle Metren beruhen auf Jama.
1. des Himmels, zum Sitz der seligen. 2. Matali oder Matalin
ein gottliches Wesen, weiter nicht bekannt. Die Kavja, Angiras
sind fromme Geschlechter der Vorzeit; die Rikvan sind die Genien,
welche den Brihaspati umgeben vgl. Rv 7, 10, 4. — 3. d. h. die
Gutter die Viiter und umgekehrt. 4. ein susser Trank, welcher den
Manen dargebracht wird. 5. der Ruf svaha, unter dem das Opfer
an die Gotter uberreicht wird. 6. eine Abtheilung der Ahgiras.
7. Navagva, Atharvan u. s. w. sind Namen frommer Geschlechter aus
der Vorzeit. 8. Nicht ohne Absicht ist 'Gott' beigefiigt. 9. Der
Himmel ist also auch die Heimath, von wo die Seele kommt. 10. einen
andern Korper, wie er fur jenes Reich passt, statt des modernden
Oder verbrannten vgl. Rv 10, 16, 5. — 11. d. h. wo die Annehmlich-
keiten der Erde sich ebenfalls flnden. 12. zu Sarama vgl. Lied XXXII ;
ihre beiden Hunde halten am Eingang in die Todtenwelt Wache.
13. Jene Ilunde crscheinen hier als unter den Menschen wandelnd
und diejenigen aussuchend, welche sterben mussen. 14. nach dem
Himmel.
LXri. ZUR LEICHENFEIER.
I. Eutfern dich, Tod, imd ziehe deiue Strasse
fiir dich, geschiedeu vou dem Weg der Gotter.
Du siehst imd liorest was ich zu dir rede,
verletz uus iiicht die Kinder, uiclit dieMiinuer!
Ihr die ilir kamt des Todes Tritt verwischeud
imd feriierbiu des Lebeus Kraft geuiesseud,
Zuuehnieud an Besitz uud Kiiidersegen,
ibr froinme, euer Sinn sei rein und lauter!
3. Gescbieden sind die lebeuden voni todteu,
der Gottesdienst gelang uus beute gliicklicb,
Und wir sind da bereit zu Tanz uud Scberzon,
aucb fernerbin des Lebeus Kraft geuiesseud.
4. Icb setz die Scbeidewand fiir die so lebeu,
dass uiemand mebr zu jeuem Ziele laufe.
Sie soUeu buudert lauge Herbste lebeu,
den Tod durch dieseu Felseu von sicb halten.
5. Wie Tag auf Tag in einer Folge aufgebt,
uud wie des Jabres Zeiteu ricbtig waudeln,
151
Die folgende iler friiheru uiclit eutsteliet,
so mach, o Scliopfer, ihre Lebenszeiteu !
Zu Jahreu kommt uud seht das Greiseualter
je nach der Reihe euerii Lauf vollendend.
Der Bilduer tuchtiger Geschopfe Tvashtar
verschaffe lange Daiier eurem Leben.
7. Die Weiber hier, Nichtwittweu, froh des Gatteii,
sie treten eiii and bringeu fette Salbe,
Uud ohue Thraue, bliiheud, scli5n geschmlicket,
beschreiteu sie zuerst des todteu Statte.
8. Erhebe dich, o Weib, ziir Welt des Lebeiis:
des Odem ist eutfloh'ii, bei dem du sitzest,
Der deiue Hand einst fasste uiid dich freite,
mit ilim ist deiue Ehe uuu volleudet.
Den Bugeu uebni icb aus der Haud des todteu
fiir uns ein Pfaud der Herrscbaft, Ebre, Starke.
Du dort, hieuiedeu wir als brave Miiuner,
wir wolleu scblageu jedes Feiudes Augritf.
10. So gebe ein zur miitterlicheu Erde,
sie offnet sich zu giitigem Empfauge
Dem frommeu zart uud liude wie ein Madcheu ;
sie schiitze fortan dicb vor dem Verderben !
152
11. OuErde tbu dicli aiif fiir ibn unci .ei nicht eim
den Eintritt mach ihm leicht, er schmieg .sich
an dich an !
Bedeck ihu wie die Mutter, die
das Kind in ihr Gewaud verliiillt.
12. Gemumig stehe fest die Erdenwohnung,
von tauseud Pfeilern werde sie getrageu.
Von nun an bleibe das seiu Hans mid Reichthum ^
ein sichres Obdach ihm fiir alle Zeiteu.
1.;. Die Erde bab icb rings urn dicb befestigt:
mir scbade nicbt, dass icb die Scbolle le^e.
Die Vater niogen dir die Saule balten,
dort aber Jama eiuen Sitz bereiteu.
14. Ls kommt ein Tag, wo man mich selbst
wie Federn aus dem Pfeile reisst.
Von biuten bait die Stimme icb,
wie man ein Ross mit Ziigeln bemmt \
468 ^y?; WM ^''/" ^^^^^'""^^ Sohn Jamas. - Z. d. d. m. G. 8,
•ibb. H. H. Wilson Journal R. As. Soc. 16, 202.
di. A?H ^''"^^ ''T '"^ '''''' ''^'^'''^ «*«"« "«^ neben.ihr sitzt
?o d ; 7" . ■;"" '"^'"'^^ '^^^ ^°^ ^>«^ - -tfernon v.
dasfroheGefuh aus, dass das Todesloos nicht ibnen gef alien let
V. 3. i.,n zwischen den todten und die versammelten gelegter
TelVr TV'' '"'^^'""^ ''' beidenReiche des Tode ^
des Lebens V. 4. Daran schliesst sich der Wunsch, dass den "„
wesenden em langes Leben bestimmt sein moge v. 5. 6. Nun trelen
irauen mit Salben in den Kreis i.r„l in a- %-v. \
todten nm H,v w** ° ^'^ ^^^^ '^^^ aufgebahrten
todten um die Wittwe zu schmucken zum Zeichen ihres Wieder-
153
eintritts in den Verkehr der lebcnden v. 7. Der Pricstcr fordert
sic auf sich vom Leichnam zu trennen v. 8 iind nimmt selbst den
Bogen aus der Hand des todten als das Symbol seiner Tiichtigkeit,
welchc bei der Gemeinschaft bleiben soli v. 9. Die Grablegung —
ofters in einem Sarg vgl. Av. 18, 2, 25 — geht unter passendcn
AVorten vor sich und scbliesst mit dem Wunsch, dass der abgeschiedeno
einc Stiitte in der jenseitigen Welt finden miige v. 10 bis 13.
1. Die Fussspur, welche der Tod eben liinterliess, wird verwischt,
damit er seinen AVeg nieht wieder finde. 2. vgl. Z. d. d. m.
U. 9, XXV. Der Vers spielte in Indien eine Rolle wegen seiner
Cedeutung fiir das Loos der Witlwe und wurde durch Falschung in
scin Gegentheil verkehrt. Fitzedward Hall in Journal R. As. Soc.
N. S. 3, 183 und Rajendralal Mitra Einleitung zu Taitt. Aranjaka
S. 50 fgg. Der Wortlaut ist vollkommen klar und passt in die lland-
lung. Ansichten spaterer konnen also auf die Erkliirung keincn
Einfluss iiben. — 3. wortlich sein fetttriefcndes d. h. nahrungsreichcs
Haus, als ob der todte im Grab fortzulcbeti hatte. 4. Der Schluss-
vers ist angefliekt. Er enthalt die Besprechung eincs schwerkranken.
Die Stimme d. h. das Leben, welches entUiohen will, soli dadurch
festgehalten wcrden.
LXIIl. AN DIE GR/VVANAS (die Somasteine).
1. Bewegen soil, ihr Steiue, euch
Gott 8avitar clem Takte nach:
Schirrt an die Deichsehi ^ eucli uud zieht.
2. Ihr Steiue, Ungliick scheucht hiuweg,
binweg, wer uns auf iibles siiint,
Uud niacht zum Heiltrauk uus die Milch ^.
3. Die Steiue tauzen fi'oh gesellt
auf ihrem Biete ^ liiu iui Reih'u,
Dem Maune schafteud Mauueskraft.
4. Ihr Steiue, Savitar der Gott
bewege euch dem Takte nach,
Dem opferudeu, der Soma macht.
llv 10, 175. Verf. Urdhvagravan (d. h. derjenige, vvelcher die
Stcinc hebt) Sohn des Arbuda.
Das Somakraut wurde mit Steinen zerschlagen , ehe es geprcsst
wurde.
1. Die Deichseln sind die Finger. Wir ubersetzen, um beirn
Bild zu bleiben, zieht statt presset. 2. Dem Saft wurde Milch boi-
gemischt. 3. der Boden der Keltervorrichtung.
LXIV. DIE PFLICHT DES WOHLTHUNS.
If
1 , Die Gotter wolleir iiicht, dass Hunger Strafe ^ sei,
die Tode ^ treteu audi den .satteu Mensclien an.
Wer armen gerne gibt, der mindert uicht seiu Gut,
des kargeu Kuausers iiiiunit iudess kein Mensch
sicli an.
Und wer dem Bettler, deni herabgekommnen Maun,
niit dem er Iriiher geru verkelnte, seiu Gesuch
Uni Brod, woran es ihni uicht I'ehlt, mithartein Herz
versagt, audi eines solcheu uinimt keiu Mensdi
sidi an.
o. Der ist der redite Geber, der den Bitter
besdienkt, der ausgehuugert Esseu heischet ;
Dem Hilfernfe komiut er gern eutgegeu
und macbt zum Freuud sicb jeueu fiir die Zukunft.
4. Das ist kein Freuud, der nicbt seiu Brod mag tbeileu
niit eiuem treuen, ibm ergebuen Freuude ;
Der kehrt den Riickeu ihui — • bier ist kein Bleiben —
und sucht sich lieber eiuen fremden Geber.
156
5. Wer'skauii, der soil tlem hilfsbediirftigen speiiden,
den feriiern Weg des Lebens wohl bedenkeii^!
Das Gliick rollt hiii uud her wie Wageuradei",
bald kebrt es ein bei diesem, bald bei jeuem.
G. Der Thor ^ hat von dem Essen keinen Nutzen,
tiirvva^r ich sag : es wird ihm nur zar Strafe ;
Er zieht sicli keinen Liebeu noch Genossen ;
er isst allein — die Schuld ist ihm alleiue.
7. Die Pflugschar schafft das Brod, wenn man sie ziehet,
wer seine Fiisse regt, der konimt zuni Ziele;
DemBrahman bringt dasReden^ mehr als Schweigen,
ein Freund, der gibt, ist besser als ein karger.
8. Der Eiufnss *" schreitet sehneller als der Zweifuss,
der Zweifuss iiberholt im Lauf den Dreifuss,
Der Vierfuss lauft dem Zweifuss auf der Ferse,
er schaut und steht, wo fiinfe ' sich versammelu.
D. Zwei gleiche Haude schaflfeu uicht das gleiche,
und Schw ester kiihe milchen nicht das gleiche,
Ein Z willing gleicht dem andern nicht an Starke,
und zwei Geschwister schenkeu nicht das gleiche.
Rv 10, 117. Verf. Bhikshu d. i. der Bettler. — Muir S. T. 5, 431.
Nur V. 1 — 6 stehen in cngorem Zusammenhang, sie schildern
den Lohn des freigebigen und die Strafe des Geizhalses. Die letzten
drei Verse sind ahnliche Scntenzen, in welchen ?ich zugleieh Anklange
an den Grundstock des Liedes finden. v. 7 sagt : nur durch Bemiihung
157
erreicht man etwas ; v. 8: der Vorrang liegt nicht iuuner da, wo
er zu liegen scheint ; v. 9 : gleichartige leisten oft ungleiches.
1. ihr Strafmittel um den Mensehen zu todten. 2. der Tod
in verschiedener Gestalt. 3. den klinftig moglichen Wechsel seiner
Lage. 4. der verblendete , welcher dvirch Geiz seine Habe erhalten
will. 5. die Thatigkeit bei den Recitationen der Opfer, wofur er
belohnt wird. 6. Der Einfuss ist wohl der sonst genannte ag'a ekapad
ein Sturmwesen, der Zweifuss ist der Mensch, der Dreifuss der am
Stocke gehende Greis , der Vierfuss ist wohl der Hund. Es konnte
sich fragen, ob nicht auch hier der Vierfuss das kriechende Kind
sei, wie in dem Rathsel der Sphinx — welches nach Indian Antiquary
IV, 164 auch bei den Santals vorkommt — doch scheint das sam-
pa^jan, das mit einem gewissen Nachdruck an die Spitze des letzten
Pada gestellt ist, nicht fiir das kleine Kind zu passen, wahrend es
den auf einen Bissen vom Mahl oder auf einen Wink seines Herrn
wartenden Hund richtig zeichnet. Die Hunde sind im Veda als
Wachter oft genannt und nicht so verachtet wie bei den Semiten.
7. d. h. Gruppen von fiinf sva. Gesellschaften von Mensehen; der
Ausdruck ist eine spielende Fortsetzung der vorangehenden Zahlenreihe.
LXV. DER SPIELER.
1. Die eben noch am luftigen Wipfel * schwankteu,
benebeln mich , wenu sie im Plaue ^ rolleu ;
Die Niisse diiukt mir reizen meiue Sinne,
als war's eiu Trunk vom Saft der Miig'avautas ^.
2. Mein Weib bat nie inich aufgereizt, gescholten,
sie meint' as gut niit mir uud meiuen Freundeu ;
Obscbon sie tren war, stiess icb sie docb von mir
dem Wiirfel, der mir alles gilt, zu Liebe.
fJ. Nnn hasst die Scbwieger, weist micb ab die Gattin,
des Spielers Klageu iindeu kein Erbarmeii ;
Icb weiss aucb uicbt , wozu ein Spieler gut war,
so weuig als eiu tbeurer Gaul im Alter.
4. Nach seiuem Weibe greifen fremde Haude,
iudess mit Wiirfelu er auf Beute ausziebt *.
Der Vater, Bruder uiid die Mutter rufeu :
'weristderMenscb ? Nur fort mitibm inBaudeu'' !'
f). Uud sag icb mir: icb will uuu uicbt mebr spieleu,
so lasseu uiicb im Sticb die Freuude alle;
159
Doch hor icli wieder brauiie Wiirfel fallen,
so eil ich wie zum Stelldicheiu die Buhle.
C). Zum Spielhaus liiuft der Spieler in Gedaukeu,
'heut sieg icli\ spricht er iu die Brust sich werfeud.
Die Wiirfel aber streicheu ibm die Recbnnng,
er lasst dem Gegner seiueu gauzen Eiusatz.
7, Bie sind wie Augeln, die sich bobreu iu das Fleiscb,
Betriiger siud sie, breuueu, qualeu, peiuigen ;
Nach kurzem Gliicke rauben sie den Sieger aus,
deni Spieler siud sie deuuoch siisse Herzenslust.
8. Es tummelt sich die Schar der dreiuudfiinfzig ^
mit strenger llegel wie Savitar's Schalten.
Um Zorn der grossen siud sie uubekiiuiuiert,
sogar ein Kouig muss sich ihuen beugeu.
9. Sie rollen nieder, hiipfeu in die Hohe,
und ohne Hiiude zwiugeu sie die Fiiuste.
Die zauberhafteu Kohlen auf dem Plane
versengen jedes Herz, obwohl sie todt sind.
10. Verlasseu griimt des Spielers Weib sich einsam,
die Mutter, weil der Sohn wer weiss wo uun'rrt.
Er selbst verschuldet geht voll Angst auf Diebstahl,
verbirgt zur Nacbt sich unter fremdem Dache.
IGO
ll.Ein Well ergreift iliu, wenn er siebt die Gattin
iiud wohlbestellte Heimath eiues anderu. "
Am friilien Morgen schirrt '' er schon die brauueu :
erliscbt das Feuer *, siukt der Wicbt zusammeu.
12. Dem, welcher eures grosseu Haufeus Hauptmaiin,
den Oberkoiiig eurer Baude vorstellt,
Dem will icb wabrlich Gabe nicht versagen,
icb strecke meine Finger aus und scbwiir es !
«
13. (14) So scliliesst denn Frieden und erbarmt eiicli
raeiner
nnd bannt mich feruer nicht mit grausem Blend-
werk,
Versohnt sei euer Groll und eure Feindscbaft ;
im Netz 4er Wiirfel scbmaclite nun ein andrer !
14. (13) 'Den Wiirfel lass, bestelle deine Saaten,
bescheid dich deines Guts und halt's in Ebren.
Sieh bier dein Weib, du Spieler, deine Herden !'
Dies Wort that kund mir Savitar der treue.
Rv 10, 34. Verf. Kavasha Sohn des Ilusha oder Aksha d. i.
der Wiirfel Sohn des Mug'avant. — Muir S. T. 5, 425. R. Heinzel
Stil der a. g. Poesie 53.
Das Lied ist in Strophen angelegt ; v. 7 , auch metrisch ver-
schieden, mag Einschub seiu, v. 14 (des Rv) gehort hinter v. 12
und V. 13 (des Rv) ist eine Niitzanwendung, welche der Dichter a.n-
fiigt. — Ein Spieler schildert seinen unwiderstehliclien Hang ziiin
Wiirfelspiel , wodurch sein hausliches Leben wie seine Elire zerstiirt
wird. Zum Schluss fleht er die Wiirfel an ihn frei zu lassen.
1. A Is Wiirfel gebrauchte man die braunen NUsse der Terminalia
bellerica, deren Genuss berauscht, ebenso wie sie als Wiirfel des
Spielers Sinne befangen. Roth in Z. d. d. m, G. 2, 122. — 2. worauf
161
man die Wiirfel warf, vielleieht audi eine kiinstliche Vorrichtung
dazu. •'!. Name eines Volksstarames. 4. Die Wiirfel sind mit (Je-
sellen verglichen , welche der Spieler zum Beutezug fiihrt. 5. Seine
Verwandten verleugnen ihn , wann er seine Person verspielt hat.
6. vermutlilich Augen , welclie auf den Wiirfein angebracht sind.
7. d. h. er beginnt zu spielen. S. Tn der Nacht , wann man das
Licht loscht, ist er noeh auf deni Piatze.
11
LXVT. DAS WETSHETTSLTED.
1. Als eiust, Brill asp.ati, die Naraengeber
des Wortes ersten Aiifang vor sich bracbten,
Da kani /u Tage, was sie bisber ziirtlicb
als Kloiuod unbefleckt im Herzen trugen.
2. (H) Des Wortes 8pnr verfolgten sie init Audacbt
uiid fauden es gefliichtet in die Rischi,
Dort bolten sie's, vertbeilten es an viele,
nnd sieben Sanger jubeln es im Cbore '.
?>. (2) Wo kbige Manner sinnvoll Rede pflegen
die Worte sichtend wie im Sie]) die Korner,
Da wird bewnsst den Frennden ibre Freundschaft,
das Wort tragt ihres (lieistes beste Marke.
4. l^iin mancber sielit es und erkennt es docb niebt,
ein mancber bort es obne zu versteben,
Und andern gibt es sicb von selbst zn eigen
so willig als das scbmncke Weib dem Gatten.
f). Ein mancber stebt in (lessen Gnnst so feste,
dass inan niubt wagt znin Wettkampf ibn zn
fordern ;
16B
Ein aiiflrer hurt cs oliiie Frucht unci Bliithe,
er sucht das Trugbild einer Kuh zu melkeii.
6. (7) Bei gleichem Aug und Ohre sind Genossoii
in ihres Geistes Fiihigkeiteii ungleicli :
Wie tiefe Seen zum Mund nud Sehulter reicliend
und audi wie Teiclu', die znin Bade laden *•.
7. {{]) Wer ein^n treu ergel)nen Freund ini Sticli liisst,
dem ist der Antlieil an dem Wort verloi'en ;
Und wenn er's h(">rt, so hin-t er olme VVirkung,
er weiss den Pf'ad der Tugend nicht zu tinden.
S. (0) So jeniaud weder vor- uoch rilekwiirts schreitet^
nicht Priester ist und nicht den Soma keltert,
Der fas st das Wort verkelirt nud zettelt sein deweb
nicht riclitjo; wie die unuvschickte VVeheriii.
!). (8) Wann Priester sich zum Preis der (iotter einen
dem Drange ihres Herzens Ansdruck leihend,
So bleibt ein niancher weit znriick den anderii,
und wer die iichten Priester seien, zeigt sieh.
10. (11) Der eine stromet aus der Lieder Fiille,
der andre singt Gesang in vollen Tonen,
Ein dritter lehrt als Bralunan alles Wissen,
niul jeuer misst des Opfers richtige Maasse.
11*
164
11. (10) Es freueu alle sicli, wanu ihr beriihmter
Genosse konimt, das Haiipt in ihrer Gilde;
Er bessert ihre Fehler, liilft zum Wohlstaud
uud stellt den Maun zum Wettkampf aufgefordert.
Rv 10, 71. Verf. Brihaspati. — Muir S. T. 1, 254.
Dieses schwievige Stuck heisst bei den Commentatoren das Lied
von der Weisheit. Es ist sichtbar, dass die Ordnuug der Verse sehr
gestort ist ; wir haben versucht durch Umstellungen einen Zusammen-
hang zu erlangen und nehmen einen stro'phisehen Bau an. Die Bilder
in V. 1 und ?> harmoniren nicht ganz , doch ist hier eine mystische
Unklarheit zulassig. Die Bildner der Spracbe brachten aus dem
Innern des Menschen das beste zu Tage v. 1 ; sie fanden das Wort
in den Rishi den Tragern der altesten Weisheit, und vertheilten den
Schatz unter viele v. 3 (des Rv). Jetzt erkennen sieh am Wort
d. h. am Ausdruck des Gedankens die besten v. 2 , aber die Bega-
bung ist ungleich v. 4, — ebenso v. 5. 7. — Keinen Antheil am
Wort hat der untreue Freund v. 6 und wer davon ini Dienst der
(iotter keinen Gebrauch maehen will oder kann v. 9. — In den
Wettkampfen heiliger Diclitkunst zeigt sich am meisten, wer im Besitz
jener Weisheit ist v. 8. 11, und es ist der grosste Triumph auf diesem
Eelde es alien zuvorzuthun v. 10. Ein Schlussvers sebeint zu fehlen.
1. Unzahlige Sanger gebrauehen es nun. 2. dip einen von tiefer,
die andern von oberflachUcher Naturanlage.
LXVIL DER ANFANG DER DINGE.
1. Da gab es wecler Sein, nocli gab es Nichtseiu,
nicht war der Dunstkreis uud der Himmel driiber.
BeAvegt' sich wasV und woV in wesseu Obhnt ^V
gab es das Wasser uud deu tiefeu Abgruud ^ V
2. Nicht Tod und uicht Unsterblichkeit war damals,
der Tag war nicht geschieden von den Nachten.
Nur e i n e s athniet ohne fremdeu Anhauch
von selbst, uichts andres gab es iiber diesem.
3. Das Dunkel war in Dunkelheit versunken
am Anfang, alles wogte durcheinander,
Es ruhte auf dem leeren Raum die Oede,
doch e i n e s kam zum Lebeu kraft der Wiirme ^.
4. Da regte sich in ihm ^ zum ersten Male
der Trieb, es war des Geistes erster Same.
Ini Sinn des Herzens selbst begreifend fanden
die Weisen einen We<>' zum Sein vom Nichtseiu.
5. Uiul quer (lurch beide ist die Schnur gezogeu,
was 'War wohl unteu? oder was war obeuV
166
iStauiiiiviiter wiireii hier, dort warun Miicbte,
die Heimath iiuteu liier, uach dort das Strebeu.
6. Wer weiss es recht, wer kaun es uus verkliudeu,
woher eutstuud, woher sie kam die Sehopfmig,
Und ob die Gotter uach ihr erst gewordeu ?
AVer Aveiss es docb. von wainieii sie jjekommen V
/ .
Vuii wanuen diese Scbopfuug ist gekommen,
ob sie gescliatfeu oder imerscbaffeu,
Das weiss uur der, dess Auge sie bewacbet
vom boebstenHimmel — oder weiss er'saucb nicbt V
Hv 10, 129. Verf. Prag'apati Parameshtliin d. i. der oberstc
Schopfer. — M. Muller Ane. Sansk. Lit. 559, Essays 1, 7.3. Muir
S. T. 4, 3. 5, 356,
Das Lied ist im Veda einzig in seiner Art. Es ist ursiiviinglich
in Strophen angelegt gewesen, der erste. Vers der dritten Strophe
aber zwischen v. 4 und 5 ausgefallen, wie die Liicke in der Ge-
dankenfolge zeigt. — Anfanglich war nichts, ein leerer dunkler Raum.
Etwas aber athmete aus sich selbst in iliesem Chaos v. 1. 2 und
tritt wirklich ins Leben durch die Warme v. 3 . in ihm beginnt der
Trieb , der Anfang der Geistesthatigkeit , und die Weisen d. h. wohl
die kosmogonischen Gotter konnen nun von diesem Anfang aus das
Sein aus dem Nichtsein hervorlocken v. 4. In einem hier ausgo-
fallnen Verse scheint nun gesagt gewesen zu sein, welche Wesen oder
Wclten ins Dasein sprangen. Denn darauf be^ieht sich v. 5 , dass
mitten durc-h die Wesen dieser Urschopfung eine Granze gezogen ist,
welche sie in himmlische und irdische scheidet. Unterhalb ist die
Heimath der Stammvater, der Menschen; oberhalb sind die himm-
lischen Machte , welchen die untern zustreben v. 5. Ein Rathsel
bleibt aber dennoch dem Dichter die Schopfung, und er ist nicht sich cr,
ob selbst der hochste Himmelsgott dariiber Auskunft wisse v. (5. 7.
1. Nichts bewegte sich, und niemand war da, der eine Bewegung
leiten konnte. 2. vgl. Voluspa 3. — 3. Eine bemerkenswerthe Variantc
hat Taitt. Br. 2 , 8 , 9, 4 tamasas aus dem Dunkel fiir tapasas aus
der Warme. 4. in dem v. 3 genannten einen.
LXVllI. ALLES LAUFT NACH GELD.
1. Verschiedeu ist der Leute Sinn,
uud mancherlei ist ihr Beruf:
Der Brahman ^ wuuscbt den Opfertrunk,
der Arzt und Wagner Riss nnd Bruch.
2. Der iSchniied ^ mit Reisig auf deni Herd
uud in der Hand den Flederwisch,
Mit Amboss nnd mit Feuersglntli
wiinscbt eineu reicben Kuuden sicb.
o. (4) Den leicbten Wagen liebt das Pf'erd
nnd seines Treibers muuteru Schnalz,
hirsutam rimam mentula,
die Froscbe loben sicb den Pfiibl.
4. (o) Icb bin Poet, Papa ist Arzt
und Miillerin ist die Mama.
Wir treiben's in verscbiedner Art —
so jagen wir deni Gelde ^ nacb.
Rv 9, 112. Verf. C/\(^\i aus deui (icschlccht ilcr Angiras. —
Mail- S. T. 5, 424.
Humoristische Auslassung liber das Trcibcn dor Mcnschcn uni
<ield zu gewinnen. v. 3 (des Rv) bildct den passendcn Schluss. Der
Refrain, wolohcr zur Sache gar nicht gehort, derselbc wie in Lied XL^'.
ist weggelassen.
168
I. Er wiinscht, dass ein Opfer angestellt werde, wo er Beschaf-
tigung und Lohn findet. 2. der Metallarbeiter. i>. wbrtlich: wir
gehcn den Kiihen iiach. Das Verinogen jener Zcit besteht im Vieh.
LXIX. DIE FROSCHE.
1. Dhs Jalir tlnrcli lagen sie so still
wie Piiester im Geliilxlezwang \
Da kommt Parg auja unci erweckt
der Frosche lauteii Frendenschrei.
•
2, Sobald die Himmelsfiutli den Frosch beriihrte,
der wie eiu trockner Schlauch im Pfutile dalag,
So schallt im Chor eiii lustiges Gequacke,
als ob die Kiihe nach den Kalbern briillten.
ij. Waiiu in der Regenzeit die ersten Giisse
ersehnt auf die verlechzten niederstromen,
So kommt der eine zu dem audern griissend
mit frohem Laelieu wie der Sobn zum Vater.
4. [Der eine bringt dem andern seiueu Gliickwunscli
berauscht von Lust beim Fallen dieses Wassers.
In Freudenspriiugen hiipft das uasse Froschcheu,
das gelbe siugt sein Lied mit dem gefleckteu.]
5. Was einer vorsagt, plarrt der audre wieder :
so sprechen Schiiler nach des Lehrers Worte ;
Ein richtig aufgesagtes Peusuni ^ tonet
von euren helleu Kehleu aus der Lache.
170
G. Der eine blokt als Rind uud jener meckert
wie eine Ziege, der ist gelb, der fleckig;
Von eiuer Gattuiig siud sie docb so ungleicli,
in vielen Weiseu modeln sie die Stinimen.
7. VVie Priester bei deni iiberuacbtigen Soma
uni die gefiillte Kufe singeud sitzen,
iSo feiert ihr den Jabrestag, o Froscbe,
an dem der erste Regeuguss bereinbricht.
8. Sie scbreien wie die somatruDkuen Priester
und halteu piiuktlich ibre Jabresfeier
Im Scbweisse wie beini Kocben die Adbvarju ^;
vollzablig sind sie da, versteckt bleibt keiuer,
*J. Sie balten ein des Jabres beilige Ordnung,
vergessen uie die recbte Zeit, die Manner,
Sobald im Jabr die Regeuzeit gekommen,
die beisse Sonuenglutb ein Ende findet.
lU. [Der Briiller und der Meckerer verleibe
iins reicbes Gut, der gelbe wie der bunte.
Die Froscbeii geben einen Stall voll Kiibe
und langes Leben bei dem grossen Opfer.]
Kv 7, 103. Verf. Vasishtha. — M. Muller Anc. Sansk. Lit. 494.
3Iuir S. T. 5, 435. Haug Brahma und die Brahmauen 40.
Das Aufwachen der Frosche beim Beginn der Regenzcit , ihr
(^equacke und ihre Lustigkeit wird mit dem Gesang somatrunkener
Priester und dem Gerausch einer Schule verglieheu. Der AVitz
scheint den Brahmanen keinen Anstosa gegeben zu haben , denn
oflFenbar versuchen sich an dem Stoff mehrere Dichter, wie die
171
viclen AVicderholungen zeigen. v. 10 ist angehiingt urn dem Schcrz
cliis Ansehen eines Gebetslieds zu geben.
1. in eincui Gcliibde, das ihnen Schweigen auflegt. 2. Dicsc
Ucdeutung vermutbcn wir nach dem Zusammenhang vgl. WB parus 3).
o. Priester, welche die Arbeit verrichten.
LX'X. DAS LIED DES ARZTES.
1. Voin Kraut, das aus der Urzeit stanimt
— drei Alter vor den Gbttern selbst -
In himdertsiebeiifacher Art \
vom griiuenden will dicliten icli.
2. Ja hundertfacli ist eure Art
und tausendfacli ist euer Wuchs ;
Mit hundert Kraften wohlbegabt
macht dieseii krankeu mir gesuud !
3. So gehet lustig mir zur Hand
seis mit der Bliithe, mit der Prucht !
Der Stute gleich, die Preis gewinnt ^,
geleite uus das Kraut zum Sieg.
4. Ibr Miitterclieu, ihr himmlisclie,
ihr Krauter all, icli sag es euch :
Ross, Rind und Rock nniss haben icli
— sammt deinem Leben, lieber Mann !
5. Von Feigenliolz ist euer Bett,
das Nestchen ist vom Bolinenbaum :
Ihr waret mir viel Geldes werth,
wenn ibr mir rettetet den Mann.
173
fi. Bei wein tier Krilnter Schar sicli irift'i
wie Fiirst uml llauptor in deni llatli,
Deu nenut man den geschickten Arzt
Unhold- und Snchten-Bandiger.
7. Das wJissrige '', das niilchige,
das liahremle, das krilf'tige —
Beisaninieii sind sie alle hier,
/,u niaclien seinen Scliadeii lieil.
8. Der Kranter Diifte stronien aus,
wie aus dem Stall die Herde dringt,
Um zu gewinnen wertben Preis
— und aueh dein Leben, liebt>r Mann.
9. Wie eure Mutter A 11 e s r e c b t '^
heisst ihr die Tochter Allgereebt;
Gleicb Htronien scbwebt ibr durcb die Luft ^,
was sebadbaft ist, iiiaclit ibr gerecbt.
10. Kein Hennnniss bait sie auf, sie sind
der Dieb. der durcb die Ziiune briebt:
Die Krauter werfeu alles uni,
was an deru Leib Gebreste ist.
1 1 . VVenu ich, ibr Arzeneieu, euch
in nieine Hiinde drobeud fass\
So macbt das Sieclithum sicb davon :
es bangt ihm vor des Hascbers Grift" '^.
12. Auf eurera Weg von Glied zu Glied
und von Gelenke zu Gelenk
174
Treibt ihr das Sieehthiim vor euch her,
als wHi's dnrch stnnimen Itichters Spruch.
1 3. So fliege Krankheit, fliecf davou !
mit Elsteru, mit den Hahern flieg !
Aiif Wiudes Scliwinge f'alire hin,
dahin fahr mit dem Wirbelwind !
Hier scheint ein angemessener Abschluss des Liedes zu sein.
Von den folgenden Versen liessen zwar einzelne in das Lied selbst
sich einreihen, die meisten aber haben andere Tendenz und Farbe.
Sie folgen sich ohne Ordnung und Zusammenhang. Die Verse 1 5
und 16 gehoren nicht in den Mund des Arztes, sondern in den des
kranken und seiner angehorigen. Es ist leicht begreiflieh, dass im
Lauf der miindlichen Ueberlieferung maneher versuehen mochte ein
solches Lied durch eigene Kunst zu verzieren und weiter zu spinnen,
auch fiir sein Bediirfniss zurechtzumachen.
14. Ks helfe eius dein andereii,
ein jedes sei dem andern hold,
T"nd allesamnit vereiuigt encli
zn folgen diesem meinem Wort.
in. Was Priichte hat, was ohne Frucht
was bliihend ist und bliithelos —
Anf Brahmaiiaspatis '' Geheiss
erlosen sie uns aus der Noth.
in. Befreit mich von des Fluches Last ^,
von der, die Varuna gesandt,
Von Jamas Schlinge und von dem,
was gegen 0()tter ich verbrach.
175
17. Als von tlem Hiramel einst herab
die Krauter kamen, sprachen sie : *
Wen wir nocli lebend treffen au,
<ler Maim soil bleibeii unverselirt.
1 8. Was Kriiiiter siiid in Somas Reicli ^
(lie zaliUos vielgostaltigen,
Von alien bist das beste dn,
deiH Wnnsclie recht, dem Herz o-euehm-
19. Was Kriinter sind in Somas Reieb
veibreitet in dein Erdenranm —
Anf Brabmanaspatis Gebeiss
in dieses leget enre Kraft ^"!
20. Niebt nelime Sebadeu wer euch grabt,
nocli der, fiir welcben icb eucb g-rnb ;
All Men sell nnd Vieb was nns gebiirt,
das bleibe alles beil und ganz.
9A . Die ibv es bih'et was icb saff,
und die ibr in der Fernfe seid,
llir Kranterpflanzen allznmal,
in dieses leget enre Kraft.
22. Mit Soma ihrem Konige
bereden sicb die Kranter so :
l''iii' wen ein Ih-abn'iane nns branebt.
o Kouig, diesem belfen wir *'.
176
23. 0 Kraut, dii bist das oberste,
die Biiume sind dir horige :
So seianch der mein Hiiriger,
der irsend mir 7a\ schaden siicht.
RvlO, 97. Verf. Bhishag' d. h. Arzt, Sohn ties Atharvan cl. h. des
Zauberei's. — Z. d. d. m. Ges. 25, 645.
Das Lied kann als weitere Probe der heiteren (iattung gelten,
welche zu unserer Erfrisehung da iind dort in ilen Veda Eingang ge-
funden bat. Der Doctor und Apotheker in einer Person, der freilieh
als Dichter keine grosse Anspriiche uiaehen kann, treibt sein Hand-
werk nicht ohne Humor. Er macbt namentlinh kein ITehl daraus,
dass niftbt Menschenfreundlichkeit vorzugsweise ihn zur Pr-axis! treibe,
sondern dass der (xewinn der wesentliche Gesicbtspunkt sei v. 4. 5. 8.
Der Arzt ist ein Kriiuterinann, welcher in deni llolzkasteben, das er
uiit sieb fiihrt, eine Anzabl der duftendeu Krauter bereit bat, die
er als seine Bundesgenossen ini Kampfe niit der Krankbeit betracbtet
und zur Besiegung des Feindes anfeuert.
1. Beide Zahlen : bundert und sieben sind Bczeiebnungen der
unbestimmten Vielheit. 2. ein im Veda gelaufiges Bild vom Wett-
rennen. Bei dam unkriegeriscb werdendon Volke verscbwindet spater
diese Belustigung. 3. Wir vermutben apjavatim. 4. alles beil
machend. 5. Stroma des Woblgeruchs. 6. Die Krankbait ist der
Verbrecher, der vor dem Diener der Obrigkeit sich fiiiehtet. Ein
abnlicbes Bild gibt der folgende Vers. 7. So ist naeh dem Metrum
zu andern, auch v. 19. — 8. Die Krankbeit kann in dem Fluch eines
Feindes ibren Ursprung -baben. 9. Die Somapflany.e ist der Konig
der (iewachse. 10. Der Vers scheint desselben Ursprungs mit v. 15
und 21 zu sein. 11. In der Hand eines anderen Mannes wiirden die
Krauter keine Wirkung baben. Kein Wunder, dass man dieses br.ab-
manische Vorrecbt einzusebaltcn nicbt vergass. Die Stella ist einer
der Belega fiir dan aiganthumlicben Cbarakter iler supplementaren
Sammlung, welcbe das zabnte Bueb des Rigveda bildet.
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