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Full text of "Siebenzig Lieder des Rigveda"

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in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/siebenzigliederdOOroth 


SIEBENZIG  LIEDER  J)ES  RIGYEDA. 


SlEBENZICx  LIEDEE 


DES 


RIGVEDA 


UBERSETZT 


KARL  GELDNER  und  ADOLF  KAEGL 


MIT  BEITRAGEN  VON  R.  ROTH. 


TUBINGEN,  1875. 
VERLAG  DER  H.  L  A  U  P  P  'SCHEN  BUCHHANDLUNG. 


Diuck   vuu  H.  L  «  II  1)  p    in  Tiibiiigeii. 


■  OX^"^ 


Die  sieljenzig  Lieder,  welche  hier  iibersetzt  werden, 
,sind  so  ausgewiihlt,  dass  in  ihnen  sovvohl  die  bedeutendsten 
Gottheiten  des  vedisehen  Himmels  als  auch  charakteri- 
«tiyche  Ziige  aus  dem  Leben  und  Denken  jenes  alien 
Volkes  zvir  Anschauung  kominen.  Die  kleine  Sannnlung 
soil  also  mit  dazu  dienen  denjenigen,  welclien  die  Textc 
selbst  niclit  zuganglich  sind.  ein  ubersiolitliehes  Bild  .voin 
Tnhalt  des  Veda  zu  geben.  Man  wird  daher  in  der  Aus- 
wahl  manche  Lieder  linden,  die  schon  Ifingst  als  besonders 
bedeutsam  erkannt  sind ,  und  an  welchen  mehr  als  ein 
Interpret  und  Uebersetzer  seine  Kunst  versucht  hat.  Der- 
gleiclien  Vorgange  haben  weder  fur  noch  gegen  die  Wahl 
der  einzelnen  Stiicke  entschieden;  denn  auch  eine  Nach- 
lese  fallt  hier  immer  noch  reichlich  aus.  Dieser  Zweck 
stand  aber  fiir  die  Uebersetzer  nicht  im  Vordergrund.  Sie 
wollten  vielmehr  fiir  die  Erklarung  des  Veda  arbeiten, 
indeni  sie  eine  Uebersetzung  nach  den  Grundsalzen  ver- 
suchten,  welche  ich  in  der  Zeitschrift  der  deutschen  mor- 
genliindischen  Gesellscliaft  24,301  aufgestellt  und  durcli 
einige  Beispiele  belegt  habe.  Der  Versuch  ist  unter  meiner 
Theilnahme  au.ssrefuhrt  worden  *   und  sein  Ersrebniss  wird 


■•■  Von  K.  Geldner  sind  iibersetzt  I  bis  XV,  XVII  bis  XIX, 
XXI  bis  XXV.  LX.  LXI.  LXIV  bis  LXIX,  von  A.  Kacgi  XXVI. 
XXVIII  bis  LIX  (ausgenommen  XXXIVj  und  LXIII.  Von  niir  sind 
beigegeben  XVI.  '  XXVII,  und  aus  der  Zeitschrift  d.  d.  ui.  (i.  mit 
einigen  Anderungen   abgedruckt  XX.   XXXIV.   LXII.  LXX. 


VI 

zeigen,  class  Verstiindniss  und  Kritik  des  Veda  auf  hoherer 
Stufe  stehen,  als  diejenigen  uns  glauben  maclien  wollen, 
welche  noch  immer  dariiber  hinundherreden,  wie  der  Veda 
erklart  werden  solle,  und  uns  ihre  kiinftigen  Thaten  nur 
abnen,  niemals  seben  lassen. 

Nicbt  die  Schwierigkeit  allein,  sondern  audi  der  Uiu- 
faiig  del  Aufgabe  schreckte  wohl  manchen  von  einer  Uelier- 
setzung  des  Veda  ab.  Es  ist  indessen  gar  kein  Grand, 
weshalb  die  Sairimlung  nicbt  sollte  zerpfliickt  und  von 
jedem  nur  geleistet  werden,  wozu  ibm  Lust  und  Zeit  reicbt. 
Alsdann  mogen  andere,  wenn  ibnen  solcbe  Vorganger  einen 
Tbeil  der  Arbeit  erleiehtert  liaben,  sicb  an  das  Ganze 
wageii.  Die  Lieder  des  siebenten  Bucbs  zuin  Beispiel 
batten  wobl  einen  Bearbeiter  reizen  konneii,  und  da  sie 
nicbt  bloss  von  der  Ueberlieferung  als  zusammengeborig 
Ijetracbtet  werden,  sondern  aucb  innere  Merkmale  der  Ver- 
wandtscbaft  tragen ,  ware  nocb  sine  besondere  Berecbti- 
gung  zu  abgesonderter  Bebandlung  vorlianden.  Dagegen 
wird  niemand  obne  Ueberwindung  sicb  an  das  neunte  Bucb 
macben.  Solche  Partien  bleiben  fiir  denjenigen  tibrig,  der 
sie  nicbt  umgeben  darf. 

Hier  liegt  etwa  der  vierzebnte  Tbeil  des  Rigveda  und 
zwar  Lieder  der  verscbiedensten  Gattungen  verstiindlicb 
und  lesbar  iibersetzt  vor.  Nicbt  alien  wobnt  ein  poetiscber 
Wertb  inne,  aber  viele  wird  man  niit  wirklicbem  Genuss 
lesen,  bei  andern  durrli  die  Friscbe  und  Einfalt  der  Ge- 
danken  sicb  angezogen  finden.  aucb  dei*  Uebersetzung  das 
Zeugniss  geben,  dass  sie  darauf  ausgegangen  ist  den  Sinn 
des  Textes  vollstandig  zu  ermitteln.  Es  ist  ein  Vorzug 
der  luetriscben  Uebersetzung.  dass  sie,  weil  unmoglicb 
immer  Wort  und  Wortstellung  in  einfacbem  Abdruck  sicb 
wiedergeben  lassen,  desto  mebr  gebalten  ist  den  wirklicben 
Werth  des  Gedankens  zu  fassen  und  das  ricbtige  Aequi- 
valent   dafur  zu  sucben.     Richtiaf   arefasst   aber  treten  uns 


VII 

jene  Vorstellungen  einer  ui'alten  Welt  niilier,  sie  legen  die 
nebelhaften  Foriuen  ab,  in  welchen  man  sie  wie  aus  der 
Feme  erblickte,  und  sehen  iins  niensehlich  an. 

Welche  wunderliche  Dinge  erklarte  man»  in  Indien 
nicht  allein,  sondem  audi  bei  uns  in  diese  Texie  hinein, 
well  man  nichi  das  klare  in  der  Nahe,  sondern  in  grauer 
Feme  vei'scliwommenes  sucbte.  Die  Anfangsworte  des 
vierten  Verses  von  Rigveda  1,104  zum  Beispiel  wurden 
nach  dem  Commentator  bedeuten:  die  Heimath  des 
u  n  s  t  a  t  e  n  (namlich  des  Druuons)  ,  d  e  r  u  n  t  e  r  (nanilich 
dem  Wasser),  sich  liefand,  war  verborgen.  Ein 
neuerer  Uebersetzer  hat  darin  gefunden:  Verwirrung 
bring  t  der  Nabel  des  h  inter  en  Wandlers  d.  h. 
die  nabelartig  geballte  Masse  der  nachfolgenden  Wolken! 
Wie  ware  es ,  wenn  wir  ]-uhig  auf  der  Erde  blieben  und 
iibersetzten :  des  n  ;i  c  b  s  t  e  n  N  a  c  li  1)  a  r  s  H  a  u  s  i  s  t 
ausgewischt  d.  b.  niebt  mehr  siehtbar,  weil  das  Ge- 
witter  die  Luft  mit  Dunst  Staub  Rcgeu  f'ullte  ? 

Es  gibt  freilicb  nocb  vereinzelte  Sonderlinge,  die  das 
verstandliche  modern  finden  und  das  verworrene  und  ge- 
sehmacklose  als  antik  Jieben.  Diese  A^orliebe  moge  ibnen 
unverkiimmert  bleiben,  dafiir  sollen  sie  uns  gestatten,  mit 
demjenigen  was  einen  fassbaren  Simi  liat  uns  zu  begniigen. 

Der  Veda  wird,  wenn  er  aucb  nocb  so  gut  iibersetzt 
wlirde,  kein  populilres"  Bucb  werden  konnen.  Dem  steht 
seine  Einfoiinigkeit  entgegen.  Er  nunmt  aber  eine  so 
einzige  Stellung  ein,  dass  er  wenigstens  in  Proben  jedem 
Kenner  und  Liebhaber  des  Altertbums  bekannt  werden 
muss,  wegen  seiner  hoben  Bedeutung  fiir  die  erste  Geistes- 
entwicklung  bei  einem  Volk  unseres  8tanunes.  Darin  ist 
kein  anderes  Bucb  ibm  zu  vergleicheu.  Es  muss  also 
aucb  eine  Form  gefunden  werden,  in  welcher  er  einem 
gebildeten  Leser  geniessbar  wird.  Dem  deutscben  Obr  ge- 
niigt  der  jambische  Scbluss  einer  Zeile  nocb  nicht  um  aus 


vm 

ihr  eineii  Vers  zu  inachen.  die.se  Eigenlhuiiiliihkeit  des 
vedischen-  Versbaus  musste  also  aufgegel)en  und  der  ganze 
Vers  jambisch  werden.  Im  iibrigen  ist  die  Silbenzahl 
eingfthalteii. 

Eine  besondere  Schwierigkeit  sind.  wie  fur  den  Ueber- 
i^etzer  Homers,  die  stehenden  Beiworter  und  ahnliclie  dem 
Dichter  bequeme  Verzierungen ,  liier  manchnial  so  iiber- 
fliissig  angebrac-ht  wie  dort.  Wenn  der  Uebersetzer  zu- 
weilen  genothigt  war  ein  solclies  fallen  zu  lassen,  so  ent  • 
gelit  dem  Leser  dadurch  niclits  fur  das  Verstandniss. 

Die  Art  wie  die  Textkritik  geubt  vvurde  mag  fiir  sirli 
selbst  reden.  Ich  mochte  nur  auf  zwei  Erseheinungen  liin- 
weisen,  iiber  welehe  schon  liei  der  Bearbeitung  der  vor- 
liegenden  Lieder  eine  klare  Einsicht  sich  gewinnen  liess. 
Die  eine  derselben  ist  die  Thatsache,  welehe  ich  in  meiner 
Schvift  der  Atharvaveda  in  Kaschmir  S.  19  beriilirt  habe, 
dass  auch  in  vollstandig  iiberlieferten  Liedeni  nicht  selten 
die  Reihenfolge  der  Verse  zerstort  ist  und  einer 
Correction  bedarf.  Findet  sich  aber  dieser  Mangel  selbst 
an  gu.terhaltenen ,  um  wie  viel  mehr  wird  er  denjenigen 
Stucken  zukommen,  welehe  zugieich  anderweitige  Einbussen 
erlitten  haben. 

Die  zweiie  Beobachtung  bezieht  sich  auf  den  stro- 
phischen  Ban  der  Lieder,  von  welchem  man  zahkeiche 
Beispiele  finden  und  daran  sehen  wird ,  welcher  Vortheil 
fiir  die  Herstellung  der  urspriinglichen  Fassung  sich  daraus 
Ziehen  lasst.  Eine  Menge  von  Liedem  fallen  unter  dieses 
Gesetz,  weit  melirere,  als  man  bislier  anzunehmen  geneigt 
war.  In  Lied  LXVII  ergibt  sich  dadurch  mit  Evidenz, 
dass  zwischen  V.  4  und  5  mindestens  ein  Vers  ausgefaUen 
ist,  in  XXXIII  die  Nothwendigkeit  einer  Versetzung  des 
ersten  Verses ,  wodurch  das  ganze  in  die  beste  Ordnung 
kommt.  Und  eben  so  sicher  sieht  man  in  Lied  LXV,  dass 
der  siebente  Vers ,  dei-  auch  eine  metrische  Variation  hat, 


IX 

iiberzahlig  ifit.  Dagegen  wild  •/..  B.  in  deiii  SLhonen  Lied 
Rv.  1,25  der  sechste  Vers,  den  man  wegen  des  iinver- 
mittelt  einfallenden  Dualis,  wornach  sich  die  Anrede  an 
Mitra-Varuna  anstatt  wie  sonst  durch  das  ganze  Lied 
an  den  letzteren  allein  richtet,  in  seinem  Rechte  geschiitzt 
dureli  den  dreigliedrigen  Strophenbau  des  Stiickes .  der 
ganz  unversehrt  vorliegt.  Wer  dennocli  den  Vers  bestreiten 
wollte,  wofur  mir  aber  die  Griinde  nicht  zureichend  schei- 
nen,  der  miisste  annehnien,  dass  dieser  Vers  einen  anderen 
aus  seiner  Stelle  gedrangt  liabe. 

Sorgfiiltige  Beobaelitungen  liljer  das  Vorhandensein 
oder  Fehlen  strophischer  Anlage  vverden  in  vielen  Filllen 
den  Kritiker  des  Veda  sicker  fiihren,  wie  aiich  fiir  bedeu- 
tende  Partien  des  Avesta  jeder.  der  diesen  Weg  versnchen 
will,  dieselbe  Brfakrung  maehen  kann. 

Tubingen,  Juni  1875. 

R.  ROTH. 


INHALT 


H- 


Nr. 
I. 
II. 

in. 

IV. 
V. 
VI. 
VII. 
VIII. 
IX. 
X. 
XI. 
XII. 
XIII. 
XIV. 
XV. 
XVI. 
XVII. 
XVIII. 
XIX. 
XX. 
XXL 
XXII. 
XXIII. 
XXIV. 
XXV. 
XXVI. 
XXVII. 
XXVIII. 
XXIX. 
XXX. 
XXXI. 
XXXII. 


Lied                                           Jj  Seite 

2,28     An  Varuna      ^-.. 1 

5.85  An  Varuna     ,^^^ 4 

7.86  An  Varuna 

7.87  An  Varuna 

7.88  An  Varuna     ^' 10 

7.89  An  Varuna 12 

1,152  An  Mitra- Varuna 13 

7,61     An  Mitra- Varuna     p 15 

3,59     An  Mitra    .      .     ^ 17 

1.41  An  die  Aditja      ^. 19 

2,27     An  die  Aditja      ,A. 21 

10,185   An  die  Aditja    .     ^ 25 

4.42  Varuna's  und  Indra's  Rangstreit      ....  26 

7.82  An  Indra-Varuna 29 

7.83  An  Indra-Varuna       .^.     .^ 32 

1,124  An  die   Morgenrothe  '    •   ^ 35 

7,76     An  die  Morgenrothe      .  O- 38 

7,69     An  die  Ajvin 40 

10,39  An  die  Agvin 42 

2,38     An  Savitar 46 

5,81     An  Savitar     A  .     _.« 49 

1,42     An  Pushan     .^. 51 

1,154  An  Vishnu      t^ ^    ■     ■_:. 53 

1,115   An   die  Sonne    '.     Q    .      . 55 

10,189  An  die  Sonne    .   \ 57 

2,12     An  Indra        .     .  0, 58 

4.18  An  Indra        .     .     .  "^^y    ......  62 

4.19  An  Indra        .     ./3— .~.- 6G 

4,24     An  Indra        .      .' 69 

4,30     An  Indra       .      .^-j.     .„ 72 

7,28     An  Indra        .     . /^TTj__^ 76 

10,108  Der  Sarama  Fahrt  zu^den  Pani  A   •     •     •  ''^ 


XII 


Nr.  Lied  Seite 

XXXIII.  10,119  Selbstgesprach  des  betrunkenen  Indra  ,  jQ  81 

XXXIV.  1,165  An  die  Majut 84 

XXXV.     7,57     An  die  Marut  ^^i^i^»'.- V .■.     .     .     .  88 

XXXVI.      2,33      An  Rudra ►     .      .     .      .  90 

XXXVII.  7,46      An  lludra      (^    .........     .  'J4 

XXXVIII.      10,168   An  Vata      ."T^T^''. 95 

XXXIX.      5,83      An  Parg'anja 96 

XL.      7,102  An  Parg'anja      ii_s„«*-M"'- 99 

XLI.      1,143   An  Agni   .      .     ^.,.,^,5^.- 100 

XLII.  6,9        An  Agni  VaiQvanara    .      .,'3.  ,^>f'%"  •     •      •  102 

XLIII.  10,51    Gesprach   zwischen  Varuna  und   Agni  ^  ~.iSei«Afl4 

XLIV.     4,50      An   Brihaspati .  107 

XLV.     9,113  An  Soma 110 

XL VI.      10,25   An   Soma .113 

V     XLVII.      6,74     An  Soma-Rudra    (3    .      ■     • 11  ^ 

XLVIII.     1,161  An  die  Ribhu 117 

XLIX.     4,33     An  die  Ribhu 121 

L.      5,84     An   Pritbivi   .     .  ^ 124 

LI.      7,49      An  die   (iewasser    /- 125 

LII.     6,50     An  die  Vicjve  Devas 126 

LIII.     8,29     An  die  Vi^ve  Devas    .^. 129 

LIV.     8,30     An  die  Vi§ve  Devas  ik 131 

LV.  3,33      Vi^vamitra  mit  den  Flussen   Vipfig  und  ^u- 

tudri      .     ^ 132 

LVI.      7,54      An  Vastoshpati 135 

LVII.      10,125   An  die   Vac 136 

LVIII.      10,127   An  Ratri 138 

LIX.      10,146  An  Araiijani     .     (3 HO 

LX.      10,10      Jama  und  Jam! 142 

LXL      10,14     Zur  Leichenfeier   .      .    -ir  - 146 

LXII.      10,18     Zur  Leichenfeier 150 

LXIII.      10,175   An  die   Gravanas        •      •      •  , 154 

LXIV.      10,117   Die  PHicht  des  Wohlthuns  0 155 

LXV.      10,34      Der  Spieler 158 

LXVI.      10,71      Das   Weisheitslied 162 

LXVII.  10,129   Der  Anfang  der  Dinge  .     -^^il^.     ...  165 

LXVIIL      9,112      Alles  lauft  nach  Geld    . 167 

LXIX.      7, 1 '3      Die   Frosche      ....      ft 169 

LXX.      10,97      Das  Lied   des  Arztes      . 172 


NAGH  DEE  RETHENFOLGE  IM  RIGVEDA: 


Rv  Nr.  ^  Seit.- 

/    1,41  X  P 19 

1,42  XXII  A 51 

1,115  XXIV  .0. 55 

1,124  -XVI  35 

1,143  XLI  3 100 

1,152  VII  13 

1,154  XXIII  >3 53 

1,161  XLVm 117 

1,165  XXXIV 84 

2,12  XXVI  B 58 

2.27  XI  S 21 

2.28  I  1 

2,33  XXXVI 90 

2,38  XX                  46 

3,33  LV  Id 132 

3,59  IX  fh 17 

4.18  XXVII 62 

4.19  XXVIII  .3. 66 

4,24  XXIX 69 

4,30  XXX  k^ 72 

4,33  XLIX  id 121 

V4,42  XIII  26 

4,50  XLIV 107 

5,81  XXI  £> 49 

5.83  XXXIX 96 

5.84  L  Q) 124 

5.85  II  ..3 4 

6,9  XLII  .<3 102 

6,50  LII  .  -' 126 

6,74  XLVII  :'b 116 

7,28  XXXI  Q) 76 

7,46  XXXVII  O 94 


XIV 

Rv            Nr.  n  Seite 

7,49       LI             P 125 

7,54       LVI          g 135 

7,57       XXXV      IV 88 

7,61       VIII         l3 ' 15 

7,69    -  XVIII 40 

7,76       XVII        .3 38 

7.82  XIV 29 

7.83  XV            /D 32 

-J7,86       III            6 

7,87       IV             8 

V  7,88       V               10 

7,89        VI 12 

7.102  XL            /5 99 

7.103  LXIX       iZ 169 

8.29  LIII          « 129 

8.30  LIV          (b \Z\ 

9.112  LXVIII i67 

9.113  XLV          '    ...  110 

10,10     LX            142 

^10,14     LXI           146 

^10,18     LXII 150 

10,25      XLVI        113 

10,34     LXV          158 

10,39     XIX 42 

10,51      XLIII       Jj 104 

10,71      LXVI        162 

10,97     LXX               172 

10,108  XXXII       iH 78 

10,117  LXIV        /?> 155 

^  10,119   XXXIII     /b. 81 

10,125  LVII         136 

10,127   LVIII 138 

10,129   LXVII      .6 165 

10,146  LIX           (\) 140 

10,168  XXXVIII 95 

10,175   LXIII              154 

10,185   XII            ('^ 25 

10,189   XXV               57 


I.   AN  VARUNA. 


1.  Die  Welt  ist  Aditja's  ^  des  weisen  Konigs, 

er  schalt'  und  walte  machtig  iiber  alles. 
Ich  strebewiirdig  Varuna  zu  preisen 

den  grossen,  der  des  Beteus  liebstes  Ziel  ist. 

2.  In  deinem  Dieuste  Jass  uns  gliicklich  leben 

und  dankbar  dir,  o  Varuna,  lobsingen 

Mit  jeder  lichten  Morgenrothe  Kommen, 

wie  taglich  unsre  Opferflamme  lodert. 

3.  Lass  uns  in  deiuer  Obliut  siclier  weilen, 

du  Weitgebieter,   Flibrer  reicb  an  Mannern! 
Ibr  Sobne  Aditi's.  ibr  uiiberiickte, 

verstattet  uns  deu  Buud  mit  eucb  zu  scbliessen. 

4.  Der  Weltenordner  liess  die  Fliisse  rinuen, 

sie  laufen,  wie  es  Varuna  bestimmte, 
Sie  bleiben  niemals  aus,  ermiideu  niemals, 
sie  streicben  wie  die  Yogel  iiber  Land  bin. 

5.  Wie  von  dem  Strick  eutlasse  micb  der  Siinde: 

des  frommen  Siunes  Quelle  will  icb  offnen ; 
Es  reisse  uicbt  der  Faden  meiner  Andacbt, 
es  brecbe  nicbt  zu  friib  der  Stab  des  Werkraanns  ^. 

1 


6.  Bewahre  mich,  o  Varuna,  vor  Schreckiiiss, 

in  Gnaden  sieh  mich  an,  gerechter  Konig, 
Erlose  mich  vod  Noth  wie's  Kalb  vom  Bande ; 
in  deiner  Hand  steht  meines  Auges  Zwinken. 

7.  Nicht  treffe  uns  die  WafFe  deiner  Boten  ^, 

die  jeden  schuldigen,  o  Gott,  bestrafen; 
Noch  raocht  ich  nicht  vom  Lichte  Ahschied  nehmen, 
vernichte  meine  Feinde,  mich  lass  leben. 

8.  Wir  ehrten  glaubig  dich  seit  manchen  Jahren 

und  thun  6s  jetzt   und  immerdar ,    du  starker ; 
Auf  dir,  uutriiglicher,  als  einem  Felsen 
sind  ewig  fest  die  Satzungeu  gegriindet. 

9.  Nimm  meine  eigneu  Missethaten  von  mir 

und  lass  mich  nicht,  o  Herr,  fiir  fremde  biissen. 
Gib,  Varuna,  dass  ich  noch  viele  Morgen, 
die  klinftig  leuchten  werden,  lebend  schaue. 

10.  Will  ein  Gesippter  oder  Freund  im  Traume 

das  bange  Herz  durch  Drohung  mir  erschrecken, 
Und  will  ein  Dieb  und  Wolf  ein  Leid  mir  anthun, 
so  nimm  mich,  Varuna,  in  deine  Obhut. 

11.  Ein  reicher  Gouner  ^^  Varuna,  gewogen 

von  offnen  Handen  moge  nie  mir  fehlen, 
Noch  mein  geordnetes  Besitzthum  schwinden. 
Es  schalle  laut  im  Rath  der  unsern  Stimme  ^ ! 

Rv  2,   28.     Verf.  Kiirma,   Sohn  des  Gritsauiada  oder  Gritsamada 
selbst. 


3 

Varuna  ist  der  oberste  Herr  des  Weltalls  v.  1.,  Urbeber  der 
ewlgen  Naturgesetze  (z.  B.  des  staten  Laufs  der  Gewasser  v.  4)  und 
Wacbter  liber  die  sittlicbe  Weltordnung;  als  solcher  ricbtet  und  be- 
straft  er  durcb  Verarmung,  Krankbeit  und  Tod  den  Uebertreter  v.  7. 
Darum  wendet  sicb  der  reuige  Sunder  an  ibn  mit  demiitbiger  Bitte 
um  Vergebung  v.   5.   9.   — 

1.  Die  Aditja,  Sobne  der  Aditi ,  sind  die  obersten  Licbtgotter, 
Varuna  an  ibrer  Spitze  beisst  vorzugsweise  der  Aditja.  2.  Nimm  die 
Last  des  Scbuldbewusstseins  von  mir,  dann  ■will  iob  meinem  Dank  freien 
Lauf  lassen ,  wenn  nicbt  vorzeitiger  Tod  meinen  Wunscb  vereitelt. 
3.  iiber  die  Boten  Varuna's  siebe  Lied  IV,  3  und  VIII,  3.  5.  4.  Der 
Sanger  wiinscbt  stats  einen  reicben  Gonner,  der  seine  Dienste  fiir 
Opferbandlungen  in  Ansprucb  nimmt  und  ibn  belohnt.  5,  Die  Scbluss- 
zeile ,  welcbe  einem  grossen  Theil  des  zweiten  Bucbes  eigentbumlich 
ist,   bat  vermutblicb  ofter  einen  urspriinglichen  Verstbeil  verdrangt. 


II.    AN  VARUNA. 


1.  Das  Lied  stimm    au  bald  laut  bald  leiser  tonend 

dem  Varuna  deni  Herru  des  Alls,  das  liebe, 
Ihra,  der  die  Erde  spaunto,  wie  der  Schlaebter 
die  Stierhaut  in  dera  Soiineuscheine  spreitet. 

2.  Die  Liifte  bat  mit  Wolken  er  durcbwobeu, 

ins  Ross  den  Mutb  gelegt,  die  Milcli  iu  Kiibe, 
Verstaud  ins  Herz,  iu  Wasserflatbeu  Feuer  \ 
die  Sonn'  am  Himmel,  auf  den  Fels  den  Soma. 


Die  Wolkentonne  stilrzt  er  nm  und  lasst  sie 
zerrinueu  iu  die  Luft,  nacb  Erd  und  Himmel: 

So  tranket  er  der  Konig  alles  Lebens 

die  Wesen  wie  des  Feldes  Frucbt  der  Regeu. 

Er  netzt  der  Erde  Bodeu  und  den  Himmel; 

sobald  er  jene  Milcb  will  melken  lassen  ^, 
So  biilleu  Berge  sicb  in  Wetterwolken, 

und  riistige  Manner  bringeu  sie  zuni  Scbmelzen  ^. 


5.    Aucb  dies    gewaltige  Wunderwerk  Varuna's 

des  bocbgeriibmten  Gottes    will  icb  kiiudeu: 
In  Llifteu  stelieud  misst  er  mit  der  Souue 

die  Erdenniume  wie  mit  eiuem  Maasse  *•    "^    ~ 


6.  Auch  dies  geAvaltige  Wuuderwerk  des  Gottes 

des  hoclisten  Weisen  tastet  keine  Hand  an, 
Dass  aller  Strome  bliukeude  Gewasser 

in  e  i  n  e  See  gegosseu  sie  nicht  fiilleu.  ^ 

i  o^r^vvi    '\]<^d  'p'irvdr-''--^--    4'rtch 

7.  Wenu  wir  den  nah  befreundeten  und  lieben 

Genossen  oder  Bruder  oder  Nachbarn, 
Wenn  wir  den  Landsmanu  oder  Fremdeu  jemals, 
o  Varuna,  verletzten,  so  vergib  das. 

8.  Wenn  wir  wie  Scbelme    bei  dem  Spiel  betrogen, 

wenn  wissentlich  wir  fehlten  oder  anders, 
So  lose  alle  diese  Schuld  wie  Flocken ; 

dir  lieb    und    werth   zu  sein  ist  unser  Streben. 


Rv   5,   85.   Verf.   Atri. 

Strophische  Anordnung.  —  Varuna  hat  die  Welt  geordnet  und 
allem,  was  darin  ist,  seine  Bestimmung  gegeben  v,  1.  2.  Insbeson- 
dere  ist  er  es,  der  die  Gewasser,  welche  in  seinem  Reiche  ihre 
eigentliche  Heimath  haben ,  Uber  Himrael  und  Erde  sich  ergiessen 
lasst  V.  3.  4.  Seine  grossten  Wunderwerlje  sind  der  regelmassige 
Lauf  der  Sonne ,  und  dass  die  rastlos  fliessenden  Strome  den  Ocean 
nie  Uberfiillen  v.  5.  6.  Daran  schliesst  sich  die  Bitte  um  Sunden- 
vergebung  v.    7.   8. 

1.  den  Blitz  in  die  Wolke.  2.  Die  Milch  ist  das  in  der 
Wolke  wie  in  einem  Euter  verschlossene  Wasser,  das  er  beim  Ge- 
witter  durch  die  StUrme,  die  Marut,  zuni  Fliessen  bringt.  3.  ^rath 
Medium  im  Sinn  des  Activum.  4.  Die  Sonne,  welche  die  ganze  Aus- 
dehnung  der  Erde  durchlauft,  dient  dem  Gott  gleichsam  als  Maassstab 
•der  Grosse  der  Erde. 


III.    AN  VARUNA. 


1.  Von  tiefer  Weisheit  zeugen  seine  Werke: 

dass  er  den  weiten  Welten  Stiitzen  machte, 
Das  hocli  erhabne  P^irtnament  bewegte  \ 

fiir  immer  Sterne  und  das  Erdreich  streckte. 

2.  Und  kann  ich  zi\  ihm  selbst  vertraulich  reden? 

wie  werd  ich  in  Varuna's  Nahe  driugeu  ? 
Wird  ohne  GroU  er  meines  Worts  sich  freueu? 
wann  schaut  mein  Herz  getrostet  seine  Gnade? 


3.  Begierig  forsehe  ich  nach  meiner  Siinde 

und  gehe  zu  den  Weiseu  sie  zu  frageu, 
Nur  eine  Antwort  geben  mir  die  Seher: 
Vahrhaftig  Varuna  ist's,  der  dir  ziirnet'. 

4.  Was  war  doch,  Varuna,  die  schlimmste  Unthat, 

urn  welche  du  den  Freuud  und  Sanger  heimsuchst? 
Sprich,  seliger,  untriiglicher,  ich  mochte 
alsbald  gebeugt  entsiindigt  vor  dich  treten. 


5.    Vergib  was  unsre  Vater  einst  gefrevelt, 

vergib  was  wir  mit  eigner  Hand  versehen; 
•    Wie  einen  rinderlustigen  Dieb,  o  Konig, 

so  lass  Vasishtha  los    wie's  Kalb  vom  Stricke. 


6.  Ist's  doch  nicht  uuser  Wille,  iieiu  Verfiilirung, 
der  Wein,  die  Wiirfel,  Zorn  und  unsre  Thorheit ; 
Dem  starkeren  erliegt  der  schwache  Siiuder, 
sogar  derTrauin  verschliesst  sich  nictitdemUnrecht. 


7.  Ich  will  dir  folgen,  dir  dem  strengen  Gotte, 

als  Knecht  dem  guten  Herren  treu  und  redlicli. 
Dem  eifrigen  erleuchtet  Gott  die  Einfalt, 

dem  klugen  hilft  des  Aveisern  Rath  zum  Gllicke. 

8.  0  dass  die  Worte  meines  Lieds  dir  wirklich, 

Varuna  seliger,  zu  Herzen  drangen! 
Es  gllicke  uns  Erwerben  und  Besitzen ! 

Ihr  G5tter,  schirmet  uus  in  stater  Wohlfahrt  ^  I 

Rv  7,  86.  Verf.  Vasishtha.  —  M.  Miiller  Anc.  Sansk.  Lit. 
540.    Essays  1,  39. 

Der  Diehter  ist  krank  (v.  3.  vgl.  Lied  V  und  VI  desselben 
Verfassers)  und  halt  seine  Krankheit  fiir  eine  Strafe  des  Gottes. 
Zweifelnd,  ob  Varuna,  der  in  seinen  Schopfungen  so  erhaben  er- 
scheint,  dem  Menschen  zuganglich  sei  v.  1 .  2,  wendet  sich  Vftsishtha 
doch  an  ihn,  da  er  nach  der  Aussage  der  Seher  gegen  ihn  gesiindigt 
hat,  um  seine  Sunde  zu  erfahren  und  Abbitte  zu  thun  v.  3.  4. 
Varuna  moge  der  Schwache  der  menschlichen  Natur ,  die  der  Ver- 
suchung  erliegt ,  verzeihen  v.  5.  6.  Hinfort  will  der  Sanger  dem 
Gott  treu  dienen,  wofiir  jener  ihn  erhoren,  erleuchten  und  mit  Gliick 
segnen  soil  v.   7.   8.    —  , 

1.  die  scheinbare  Bewegung  des  Himmelsgewcilbes.  2.  im  sie- 
benten  Buch  hauiig    vorkommende  Schlusszeile  vgl.  Lied  I.   5). 


IV.  AN  VARUNA. 


1.  Der  Sonne  machte  Varuna  die  Pfade, 

die  fluthenden  Gewasser  stromen  vorwarts  ^, 
Den  Tagen  scliuf  er  ihre  weiten  Bahnen 

und  lenkt  sie  wie  ein  Renuer  seine  Stuten  ^ 

2.  Sein  Odem  ist  der  Wind  die  Lnft  durchrauschend, 

wie  durch  ein  Ried  das  wilde  Thier  sicli  Bahn  bricht. 
Was  weite  Erd  und  lioher  Hinimel  fasseu, 
das  alles  ist  dein  liebes  Reicli,  Varuna. 

3.  Von  dir  geheissen  iiberwachen  Spaher 

die  beideu  festgebauten  Welteu  ringsuin ; 
Gei*eeht  sind  nur  die  opferkundigen  Weisen, 
aus  deren  Herz  die  Andaeht  sich  emporhebt  '. 

4.  Ich  horte  eiust  von  Varuna  und  merkt'  es : 

'die  Aghnija  *  hat  dreimal  sieben  Namen ; 
Der  Weise,  der  des  Worts  Geheimniss  kennet, 
versuche  nicht  die  Nacbwelt  das  zu  lehren . 

5.  Von  ihra  ^  umsclilossen  ist  der  Himmel  Dreiheit, 

drei  Erden  drunter:  eine  Reih  von  sechsen. 
Und  Konig  Varuna  der  kluge  machte 

den  soldnen  Ball  ^  am   Himmel  dort  zu  laufen. 


9 

€.  Es  taucht  ins  Meer  der  Gott,  es  tauclit  der  Himmel, 

der  grosse  Vogel   taucht  —  ein  heller  Tropfen. 

Den  Grund  beherrscht  er,  sehaltet  in  den  Liifteu, 

er  herrscht  als  Fiirst  bis  an  des  Weltalls  Granzen  ''. 

7.  Der  Gott,  der  selbst  des  Sunders  sich  erbarmet, 
o  mochteu  wir  uns  nie  an  ihm  vergehen, 
Und  Aditi's  Gebote  recht  erfiillen.  — 

Ihr  Gotter  sehirmet  uns  in  stater  Wohlfahrt ! 

Rv   7,   87.     Verf.   Vasishtha. 

1.  seit  Varuna  ihnen  die  Bahn  gezeigt  hat.  2.  d  h.  auf  dem 
gradesten  Wege.  sargah  srshtah  ein  losgelassener  Renner ,  ein  Wa- 
genlenker  in  vollem  Lauf.  3.  Varuna's  Grenien  iiberwachen  das 
Thun  aller  Menschen,  nur  die  aufrichtigen  Beter  sind  vor  ihnen  gerecht. 
4.  Es  will  uns  nicht  gelingen  den  Sinn  der  geheimnissvollen  Olfen- 
,barung  ganz  zu  entrathseln,  welche  ja  aueh  der  Gott  dem  Silnger 
zu  profanieren  verbietet.  Aghnija  sonst  die  Kuh  bezeichnend  konnte 
nach  der  urspriinglichen  Bedeutung  des  Wortes  die  Unzerstorbare 
d.  h.  die  ewige  Naturkraft,  das  Grundwesen  der  'W'elt  bedeuten. 
Dreimal  sieben  ist  die  unbestimmte  Vielheit,  Name  s.  v.  a.  Form, 
Erscheinung.  Die  mystischen  Worte  sprachen  demnach  von  der 
Mannigfaltigkeit  der  Natur.  5.  von  Varuna.  Varuna  ist  zugleich 
die  letzte  Granze  des  Weltalls.  Nach  der  kosmologischen  Vorstellung 
des  Veda  bestehen  Erde  und  Himmel  aus  je  drei  iibereinander  lie- 
genden  Schichten,  womit  die  Grosse  beider  angedeutet  wird.  6.  die 
Sonne.  ,7.  Wie  der  helle  Himmel  und  die  Sonne,  der  grosse  Vogel, 
am  Tage  oben  sind,  des  Nachts  in  die  Tiefe  sich  senken,  also  beiden 
Raumen  angehoren,  so  erstreckt  sich  auch  Varuna's  Herrschaft  iiber 
beide. 


V.   AN  VARUNA. 


1.  Ein  schmuckes  Lied  bring  jetzo  dar,  Vasishtha, 

dem  Varuna  dera  giitigen,  ein  erwiinschtes, 
Ihm,  der  das  Sonneuross  das  heilige  grosse 
das  tausend  Gaben  bringeude  heranfiibrt. 

2.  Wenn  icb  in  seinen  Anblick  mieh  versenke, 

dann  daucbt  sein  Aussebn  mir  wie  strablend  Feuer, 
So  mich  der  Herr  am  Himmel   scbauen  lasset 
die  Wunderpracht  des  Lichtes  und  des  Dunkels  ^. 


3.  Einst  stiegen  Varuna  und  icb  zu  Scbiffe, 

wir  steuerten  binaus  dem  boben  Meer  zn 
Und  glitteu  Liber  der  Gewasser  Spiegel, 

so  flogen  scbaukelnd  wir  im  scbwanken  Nacben. 

4.  Im  ScbifFe  bat  der  Gott  Vasisbtba  bei  sicb 

und  machte  ibn  mit  Wunderkraft  zum  Risbi 
An  jenem  Gliickstag  seinen  Sanger,  fortbin, 
solan g  die  Tage  und  die  Morgen  wabren.    , 


Docb  was  ist  nun  aus  unsrem  Bund  geworden, 
da  wir  vordem  so  barmlos  frob  verkebrten, 

Und  icb  zur  boben  Burg  den  Zutritt  batte, 
zu  deinem  tausendtborigen  Hause,  sel'ger? 


11 


6.    Wenn  je  der  bisher  liebe  uud  vertraute 
au  dir,  Varuna,    sicli  vergangeu  liatte, 
So  straf,  verborguer,  nicht  uach  unsrer  Siinde; 
sei  du  des  Sangers  Scbirm  iiacb  deiuer  Weisheit. 


7.    In  dieseu  sichreu  Sitzeu  lass  uns  wohueu, 

urn  deine  Hilf  aus  Himmelsschosse  flebend ; 
Es  lose  Varuna  von  uns  die  Fessel  ^ ! 

Ihr  Gotter  scbirmet  uns  in  stater  Wohlfabrt! 


Rv   7,   88.  Verf.   Vasishtha. 

Der  Kern  des' Liedes  sind  die  v.  3  — 6.  Der  Sanger  glaubt  sich 
von  Varuna  seinem  Gonner  verlassen;  mit  Wehmuth  gedenkt  er  des 
trauten  Verkehres  mit  dem  Gott  in  friiheren  Zeiten.  In  einer  Vision 
sieht  er  sich  gleichsam  in  Varuna's  Reich  mit  dem  Gott  zur  See 
fahren  und  von  ihm  die  Berufung  zum  Rishi  d.  i.  zum  heiligen 
Sanger  empfangen  und  ist  mit  ihm  in  seinem  Pallaste  zusammen. 
Jetzt  hat  Varuna  seine  Gunst  von  ihm  gewandt ,  und  doch  sollte  er 
sich  seines  Sangers  erbarmen  und  ihn  nicht  so  hart  fur  seine  Stinden 
bussen  lassen.  —  Das  Lied  konnte  urspriinglich  mit  v.  6  geschlossen 
haben. 

1.  Wortlich:  wenn  mir  der  Herr  am  Himmel  Licht  und  Dunkel, 
eine  Wundererscheinung  zum  Sehen  vorfiihrt.  —  Varuna  erscbeint 
in  dem  Licht  des  Tages-  wie  des  Nachthimmels.  2.  Durch  Umstellung 
des  zweiten  und  dritten  Pada  heben  sich  die  Schwierigkeiteu  des 
Textes.  Die  Fesseln  bezeichnen  symbolisch  die  Krankheit,  mit  wel- 
cher  Varuna  den  Sunder  bindet. 


VI.   AN  VARUNA. 


1.  Ich  mochte  uicht,  o  Konig,  jetzt 

hinabgehn  in  cler  Erde  Haus. 
Sei  gnadig,  Herrscher,  Gnade  gib ! 

2.  Ich  schiittere  bei  Schritt  uud  Tritt, 

ein  praller  Schlauch,  o  Schleuderer  ^. 
Sei  gnadig,  Herrscher,  Gnade  gib! 

3.  Der  Einsicht  Schwache  hat  einmal, 

du  reiner  Gott,  mich  irrgefiihrt. 
Sei  gnadig,  Herrscher,  Gnade  gib! 

4.  Im  Wasser  steh  ich  mitten  drin, 

und  doch  qualt  deinen  Sanger  Durst. 
Sei  gnadig,  Herrscher,  Gnade  gib ! 

5.  Obschon  wir  oft,  wie's  Menschen  geht,  o  Varuna, 

durch  unser  Thun  die  himmlischen  beleidigen, 
Und  wenn  im  Unverstand  wir  dein  Gesetz  gestort, 
so  such  uns  nicht  um  des  Vergehens  willen  heim  ^. 

Rv  7,  89.  Verf.  Vasishtha.  —  M.  Muller  Anc.  Sansk.  Lit.  540. 
Essays   1,   38.     Muir  S.  T.   5,    67. 

Der  von  der  Wassersuoht  einem  Leiden,  welches  Varuna  sendet, 
befallene  Dichter  bittet  um  Erhaltung  seines  Lebens  und  Linderung 
der  Krankheit,  die  er  als  Strafe  fiir  seine  Siinde  betrachtet. 

1.  Der  Ausdruck  passt  nur  auflndra,  dessen  Anrufung  an  dieser 
Stella  nicht  zu  erwarten  ist.  Was  dafiir  gestanden  babe,  ist  nicht 
zu  errathen.        2.   Der  letzte   Vers   ist  ein   Anhangsel. 


VII.    AN   MITRA-VARUNA. 


1.  Ihr  hiillet  euch  in  gleisseude  *  Gewauder, 

ein  ungebrochuer  Strom  ist  euer  Walten, 
Zu  Boden  beugt  ihr  jeden  Frevel,  Mitra 
und  Varuua,  ihr  haltet  fest  am  Rechte. 

2.  Nicht  jeder  keuuet  euer  Thun,  doch  wahr  bleibt 

das  Wort,  das  aus  des  Sehers  Muude  stiirmet: 
,     Die  starke  VierzackwafFe  ^  schlagt  den  Dreizack^ 
die  Gotterhasser  werden  baki  zu  Scbanden. 

3.  Voran  den  fussewandelnden  geht  fusslos  ^ 

die  eiue.  —  Wer  begreifet  eure  Fiigung?  — 
Ihr  Mutterscboss  bringt  seine  Biird,  sie  fordert 
Gerechtigkeit  und  kilmpft  das  Unrecht  nieder. 

4.  Wir  scbauen  wie  der  Buhle  naht  der  Jungfrau  *, 

doch  uimraer  ruhet  er  an  ihrer  Seite, 
In  weite  ungetheilte  Raume  schliipft  er, 
in  Varuna's  und  Mitra's  liebe  Pleimath. 

5.  Sich  baumend  schiesst  nach  oben  mit  Gewieher 

der  Renner  ohne  Ziigel ,  der  kein  Ross  ist.  — 
Die  Jugend  lauscht  der  unbegriifnen  Weisheit 
mit  Lust  und  preist  der  beiden  Gotter  Satzuug. 


14 

6.  Der  Mamateja,  Freund   der  heiligen  Weisheit, 

hat  strotzend  voller  Kiihe  reiche  Labung. 
Nur  wer  die  Regeln  ^  kenut,  begehr  des  Trankes, 
beiietzt  der  seiuen  Mund,  so  weicht  der  Mangel. 

7.  Zur  Opferfreude  lade  icli  iu  Ehrfurcht 

uud  herzlich  eueh,  o  Varuna  und  Mitra. 
Den  Sieg  im  Kampf  gewinue  uuser  Beten ; 
vom  Hiinmel  komme  uus  der  massige  Regen. 

Rv  1,  152.  Verf.  Dirghatamas ,  Sohn  des  Ucathja  und  der 
Mamata. 

Dieses  Lied,  absichtlich  in  mystische  Ausdrucksweise  gekleidet, 
soil  das  geheimnissvolle  Walten  der  beiden  Gotter  schildern :  sie  ver- 
folgen  das  Unrecht  und  wahren  das  Reoht  v.  1.  2;  als  ihr  wunder- 
barstes  Werk  aber  erscheint  der  Aufgang  und  Lauf  der  Sonne,  deren 
Beschreibung  den  Kern  des  Liedes  v.  3 — 5  bildet.  Vor  alien  leben- 
den  Wesen  kommt  in  der  Friihe  die  Morgenrothe,  die  fusslose,  zum 
Vorschein  v.  3.  Aus  ihrem  Schosse  entspringt  der  Sonnengott ,  wel- 
olier  ihr  Buhle  wird,  ihr  nacheilt  ohne  die  fliichtige  zu  erhaschen. 
Herein  tritt  nun  die  Sonne  in  den  weiten  Weltraum  v.  4  und  steigt 
wie  ein  Renner  rasch  empor,  Mit  5''  schliessen  diese  Bilder.  An- 
dachtig  lauscht  die  um  den  Dichter  versammelte  Jugend  seinem  Worte, 
und  wohlgefallig  spricht  er  in  v.  6  iiber  seine  reiche  Befahigung 
zur  heiligen  Poesie,  um  derentwillen  man  ihn  gem  zum  Opfer  beruft, 
wodurch  ihm  die  Kunst  zur  eintraglichen  Milchkuh  wird.  Der  Schluss- 
vers  enthalt  Einladung  und  JJitte  an  Mitra-Varuna. 

1.  pivasa  eigentl.  fettig,  fettglanzend  und  dieses  bildlich  fiir  die 
Fruchtbarkeit ,  die  vom  Ilimmel  kommt.  2.  Die  Vierzackwaflfe  ist 
nach  Rv  4,  22,  2  Indra's  Donnerkeil,  die  Waffe  der  Gotter.  Danach 
ist  der  Dreizack  die  mindere  Wafife  der  Gotterfeinde.  3.  vgl.  Rv  6, 
59,  6.  Das  Femininum  padvatinam  ist  durch  das  gleiche  Goschlecht 
von  apad  veranlasst.  4.  vgl.  Lied  XXIV,  2.  5.  die  Kunst  der  hei- 
ligen Poesie.  — 


VIII.   AN  MITRA-VARUNA. 


Die  Sonne,  euer  schones  Gotterauge, 

steigt  scheinencl  aufwarts ,  Varuua  und  Mitra  ; 
Sie  blickt  herab  auf  alle  Erdenwesen 

und  schaut  hineiu  selbst  in  das  Herz  der  Menschen. 

Euch,  Mitra-Varuna,  stimmt  an  der  Sanger 
in  Glauben  ein  Gebet,  das  weithin  tonet, 

Ihr  liebt  ja  seine  Lieder  so,  ihr  weise, 

dass  ihr  seit  Jahren    euch  daran  uicht  sattigt. 


3.  Ihr  sendet  iiber  weites  Laud,  ihr  giit'ge, 

wie  an  des  Himraels  Hohe  in  die  Flureu 
Und  Hauser  eure  schhimmerlosen  Spaher 
um  jeden  Uebertreter  zu  bewachen. 

4.  (5)  Es  folgen  alle  ^  eure  Rachegeister  ^ 

des  Frevlers  Spureu  uubeirrt,  ihr  starke, 
Fiir  niemand  merkbar  nach  Gestalt  und  Zeichen; 
und  nichts  ist  so  geheim,  das  euch  entginge  ^. 


5.  (4)  Gepriesen  sei  der  beiden  Gotter  Herrschaft, 
ihr  blosser  Odem  halt  die  Welt  in  Schranken. 
Des  Gotterfeiudes  Tage  schwinden  machtlos, 
zum  Piihrer  nehme  sich  das  Volk  den  frommen. 


16 


In  Ehrfurcbt  feire  ich  den  Dienst  der  Gotter, 
an  euch  ergeht  iubriinstig  heut  mein  Flehen, 

Ein  neu  Gedicht  soil  eurem  Preise  dienen, 
des  Beters  Spriiche  mogen  euch  erfreuen ! 


Es  iibt  der  Friester  seines  Amtes  Pfliehten 
fiir  euch,  o  Mitra-Varuua,  ihr  Gotter ; 

So  bringet  schiitzend  uns  durch  die  Gefahreu! 
Ihr  Gotter  schirmet  uns  in  stater  Wohlfahrt ! 


Rv  7,  61.  Verf.  Vasishtha.  Durch  Umstellung  der  Verse  4 
und  5  ergibt  sich  ein  fortlaufender  Gedankengang  und  korrekter 
Strophenbau.     v.    7   ist  Anhang,   vgl.  das  im  Rv  vorangehende   Lied. 

1.  Wir  lesen  amurah  vifvah ,  wie  auch  Grassniann  vermuthet 
hat.  2.  strafende  Genien  des  Mitra-Varuna,  vgl.  Lied  I,  7.  3.  acit 
das  Nichtverstehen. 


IX.  AN  MITRA. 


1 .  In  Orclnuug  briugt  des  Mitra  Wort  die  Menschen  \ 

er  halt  deu  Himmel  uud  die  Erde  aufrecht, 
Mit  offuem  Auge  wacht  er  liber  Volker, 
dem  Mitra  sei  geweiht  die  fette  Gabe  ^. 

2.  Der  sterbliche  soil  iui  Geuusse  lebeu, 

der  sicb  gehorsam  willig  dir  bezeiget, 
In  deiuem  Sckutze  trifft  ilin  keine  Plage, 

keiu  Schaden,  nicht  von  nab  und  fern  Bedrangniss. 

3.  In  frischer  Lebenslust  gesunden  Leibes 

und  fasten  Fusses  auf  dem  Erdenrunde 
Sei  uns  vergonnt  in  Mitra's  Reich  zu  wohneu, 
der  Gnade  Aditja's  uns  zu  erfreuen. 

4.  Ja  Mitra  ist  ein  hehrer  iiebevoller, 

ein  guter  Fiirst  in  wohlregiertem  Reiche, 
Drum  mochten  wir  uns  dieses  Gottes  Gnade 
des  Gliickes  seiner  Liebe  uns  erfreuen. 

A 

5.  Mit  Ehrfurcht  nahe  Aditja  dem  grosseu, 

die  Menschen  leukt  er,  er  ist  hold  dem  Sanger, 
So  giesst  nun  fiir  den  wunderbaren  Mitra 
die  stats  willkommne  Gabe  in  das  Feuer. 


18 

G.    Zu  weitbekanntem  Glanze  liilft 
des  Gottes  Mitra  Beistand  ims, 
Der  waltet  iiber  allem  Volk, 

7.  Des  Mitra,  der  in  seiner  Kraft 

den  ganzeu  Himmel  iiberzielit, 
Im   Flug  die  breite  Erd  umfasst. 

8.  Dein  hilfestarkeu  fiigen  sicb 

der  Menscben  Stamme  alle  fiinf  ^ ; 
Er  traojt  die  Gutter  iusgesammt. 

9.  Fiir  Gott  uud  Menscb  ein  lieber  Frenud 

verleibt  er  opfereifrigem 
Die  Krafte,  wie  er  sie  sicb  wiiuscht. 

Rv  3,    59.     Verf.  Vi§vamitra. 

Das  einzige  uns  erhaltene  Lied,   in   welchem  Mitra  mit  Afcschluss 
Varuna's    angerufen    wird.      Es    ist    niclit    aus  eineru  Guss ,    v.    1  —  5 
bilden    ein  Ganzes    und    schliessen    richtig  mit  dem  Opfer.     v.   6  —  9 
sind   ein   angeflicktes  Fragment. 
1.  Ahnlich : 

Dies  Preislied  bring  ich,  Varuna  und  Mitra, 

aufs  neue  euch  wie  Labung  dar,  ihr  Geister; 
Ein  starker  siohrer  Ftihrer  ist  der  eine 

von  euch,   das   Volk  halt  Mitra's  Wort  in   Ordnung. 
Kv  7,   .36,   2.   5,   65,   6.     Das  Thun  Mitra's  ist  dem  eines  Heerfiihrer? 
verglichen ,    dessen  Wort    die  Reihen    festhalt    und    lenkt    vgl.   v.   5. 
2.  das  in  das  Feuer  gegossene  Schmalz.     .3.   die  Arjer  als  Mittelpunkt 
und  die  in   den  vier  Weltgegenden  um  sie   herumwohnenden  Volker. 


X.    AN  DIE  ADITJA. 


1.  Wess  Hiiter  Mitra-Varuua 

unci  Arjamau  die  klugen   siud, 
Dera  sterblicbeu  geschieht  kein  Leid. 

2.  Wen  sie  mit  ihrer  eignen  Hand 

geleiteu,  scliiitzeu  vor  Gefahr, 
Der  Maun  lebt  uuversehrt  uud  bliiht. 

3.  Denn  vor  ibm  scheucben  sie  binweg, 

die  Konige  Gefabr  uud  Feind 
Und  fiihren  ihu  aus  scblimmer  Noth. 


4.  Dem  frommen  ist,   ibr  Aditja, 

gebabnt  und  dornenlos   der  Pfad, 
Bei  eucb  wird  nieraals  aufgezehrt. 

5.  Wess  Opfer  auf  dem  recbten  Weg, 

ibr  Aditja,  ibr  Manner  fiibrt, 
Der  findet,  was  sein  Herz  begebi't. 

n.    Der  sterblicbe  gelangt  durcb  eucb 
zu  jedem  wiinscbenswertben  Gut, 
Zu  Kindersegen  unverletzt. 

2 


20 

7.  Ihr  Freunde,  wie  gelingt  uus  doch 

ein  Lied  fiir  Mitra,  Arjaman, 
Eiu  Olireuschmaus  fur  Varuua  ? 

8.  Ich  preis  euch  keineu  Flucher  an 

und  keineu  Feind,  den  frommen  uur, 
Aufrichtig  snob  ich  eure  Guust. 

9.  Man  scheue  bis  aus  Eude  Gott, 

der  iu  der  Hand  die  Loose  *  halt; 
Er  achtet  des  Geschwatzes  nicbt. 

Rv  1,  41.  Verf.  Kanva,  Sohn  des  Ghora.  —  Benfey  Or.  u.  Occ. 
1,   392. 

Strophische  Anordnun^  von  je  drei  dreizeiligen  Versen.  Das 
Lied  ist  an  sammtliche  Aditja  gerichtet ,  nennt  aber  uur  die  vor- 
nehmsten  Varuna,  Mitra,  Arjaman.  —  Die  Aditja  sind  die  treusten 
Fiihrer  und  Beschiitzer  des  Menschen  v.  1  —  3.  Der  fromme  lebt 
glucklich  in  ihrer  Gunst  v.  4—  6.  In  der  letzten  Strophe  spricht 
der  Dichter  fiir  sich :  er  woUe  den  Gottern  keinen  unwiirdigen  em- 
pfehlen,  seine  Worte  seien  aufrichtig  gemeint,  denn  mit  unwahrer 
und  leerer  Rede  sei  den  Gottern  nicht  gedient,  und  man  habe  sie  za 
fiirohten. 

1.  eigentlich  die  vier,  d.  h.  die  vier  Wurfel,  als  Bild  fiir  das 
entscheidende  Loos,  das  erst  erkannt  wird,  wenn  der  Wurf  gefallen  ist. 


XL    AN  DIE  ADITJA. 


1.  Den  Aditja  den  Konigen  seit  Alters 

will  ich  dies  Lied  bei  Opferbutter  weihen 
Mitra,  Arjamau,  Bhaga  h5rt  uns  gnadig, 
gewaltiger  Varuna,  Daksha,  Am^a  M 

2.  An  meinem  Sange  sollen   sich  einmuthig 

Arjaman,  Mitra,  Varuna  erfreueu, 
Die  Gotter  licht  und  klar  wie  eine  Quelle, 
erhaben  liber  Makel,  Trug  uud  Schaden. 


3,  Sie  reichen  in  die  Weiten,  in  die  Tiefeu, 

es  triigt  sie  keiuer,  wie  er  sich  bemiihe  ^; 
Gerad  und  krumm  durchschauen  sie  vielaugig, 
fiir  sie  ist  alles  audi  das  fernste  nahe. 

4.  Was  geht  und  steht  erhalten  die  Aditja, 

sie  sind  des  Weltalls   liiramlische  Beschirmer, 
Audi  uber  Geistern  ^  wacht  ilir  scharfes  Auge, 
gerecht  bestrafen  sie  jedweden  Frevel. 


5.    Um  euren  Beistand  bitt  ich,  ihr  Aditja, 

ill  Stunden  der  Gefahr  um  eure  Trostung, 


22 

An  eurer  Hand,  Varuna  -  Mitra,   will  ich 

die  Noth  umgehen  wie  den  Rand  des  Abgrunds. 

Es  wandelt  eben  sich  auf  eurem  Pfade, 

nicht  iiber  Dorueu  fiihrt  er  stracks  zum  Ziele, 

So  leitet  uns  darauf  mit  eurem  Segen, 

errichtet  iiber  uns  ein  dauernd  Schirmdacli. 


7.  Es  fiihre  Aditi  die  Konigsmutter 

uud  Arjaman  uns  gliicklich   durch  die  Feinde ; 
Wir  wollen  reich  an  Manuern  sicher  leben 
in  Varuua's  uud  Mitra's  starker  Obhut. 

8.  Sie  tragen  die  drei  Himmel  *,  die  drei  Erden, 

in  drei  ^  Gebiete  ist  ihr  Volk  georduet; 
Fiirwahr,  Aditja,  hohe  Macht  ist  euer 
uud  railde  ^,  Mitra,   Arjaman,   Varuna ! 


9.  Die  goldnen,  lantern,  quellenklaren  Gotter 

sie  tragen  die  drei  liehten  Himmelsraume, 
Nicht  Sclilummer  uoch  Ermiidung  triibt  die  Blicke, 
ihr  Walten  folget  weithin  dem  gerechten  ^. 

10.  Du,  Varuna,  hist  Konig  liber  alles, 

was  Gott  heisst,    o  lebendiger,  oder  sterblich. 
Lass  mich  noch  huudert  lange  Jahre  leben, 
eiu  froh  behaglich  Alter  ist  mein  Wiinscheu. 


23 

11.  Die  Reclite  unci  die  Liuke,  vorn  unci  hiuten 
ist  an  euch  nicbt  zu  scheiden,  ilir  Aditja. 
Lasst  micli  zuni  Frieden  und  zum  Liclite  ^  eingehn 
an  eurer  Hand,  in  Einfalt  oder  Klugheit  ^. 


12.  Wer  den  gerecliten  Herrschern   Elire  zollet 

und  stiitig  im  Gedeihen   vorwarts  schreitet, 
Der  reiche  ist  der  erste  niit  deni  Wagen 

und  hat  den   Ruhm  als  Spender  wie  im  Rathe. 

13.  An   wasserreichen  Triften  wohnt  in  Frieden 

der   reine  frisch  in  Kraft  und  reicb  an  Hohnen, 
Nicht  nah  noeh  fern  kann  ihn  die  Waffe  treffen, 
.der   in  der  Obhut  der  Aditja  stehet. 


14.(15)  Es  stromeu  beide  Welten  ibre  Fiille, 

der  Himmel  Regen  —   er  gedeiht,  ist  gliicklicb, 
Er  wird  im  Kampfe  Herr  der  beiden  Lander  ^"j 
und  beide  Theile  fiigen  seinem  Wort  sich. 

15.(14)  Vergebet  Aditi,  Varuna,  Mitra, 

so  wir  uns  irgeud  wider  euch   versiiiidigt. 
Zu  Freiheit,   Licht  nnd  Frieden  fubre  ludra ; 
das  lange  Dunkel  "  soil  uns  feme  bleiben. 

16,  Die  Listen,   die  ihr  hehre  spinut  dem  Frevler, 

die  Scblingen,  die  dem  Bosewiclit  gestellt  siud, 
Gelinge  mir  auf  meiner  Fahrt  ^^  zu  meiden; 
es  decke  euer  wejter  Scbirm  uns  sicher, 


24 

17.  Ein  reicher  Gouiier,  Varuiia,  gewogen 

von  offuen  Handeii  inoge  iiie  mir  fehleu, 
Nocb  meiii  geordiietes  Besitztlium  schwinden  ^^. 
Es  schalle  laut  im  Rath  der  unsern  Stimme! 


Kv  2,  27.  Verf.  Kurma,  Sohn  des  Gvitsamada  oder  Gritsamada 
selbst. 

In  dem  sonst  ziemlich  wohlerhaltenen'Liede  hat  doch  die  Folge 
der  Verse  Storung  erlitten.  Dasselbe  scheint  in  Strophen  zu  zwei 
Versen  angelegt  gewesen  zu  sein,  wiev.  1.2 — 3.  4—5.  6 — 7.  8 — 12. 
13  zu  erkennen  geben.  V.  9  ist  eine  Analogic  zu  v.  8 ;  die 
drei  himmlisclien  Lichtraume  konnen  nichts  anderes  sein  als  die  in 
V.  8  schon  genannten  drei  Himmel;  auch  die  Wiederholung  des 
gucajo  dharajjutah  vg\.  v.  2  fallt  auf.  Ebenso  ist  v.  15  (des  Rv) 
eine  Variante  zu  v.  13.  Der  an  Varuna  allein  gerichtete  v.  10  ist 
den  iibrigen  ungleichartig  und  v.  11  passt  wenigstens  nicht  an  diese 
Stelle,  sondern  wiirde  sich  zu  einem  Schluss  eignen;  das  abbajaiu 
g'jotis  steht  in  v.  14  (des  Rv)  ebenfalls.  In  v.  15  (bei  uns)  ist 
Arjaman  statt  Adite  zu  vermuthen ,  auch  Indra  in  Pada  3  scheint 
eine  Entstellung  zu  sein. 

1.  sechs  Namen  von  Aditja,  ein  siebenter  fehlt.  2.  Es  ist  dip- 
sato  zu  vermuthen  vgl.  5,  19,  4.  .  3.  Gotter  wie  Damonen.  4.  vgl. 
Lied  IV,  5.  5.  die  Geschopfe  des  Himmels,  des  Luftgebietes  und 
der  Erde.  6.  caru  eigentlich  willkommen ,  den  Herrschern  wie  den 
Beherrschten.  7.  begleitet  ihn  schiitzend  allenthalben.  8.  zum  Frie- 
den  und  zur  lichten  AVelt  der  seligen.  9.  je  nach  meinen  Kraften, 
bald  irrend,  bald  richtig  handelnd.  10.  Er  gewinnt  zu  seinem  Land 
noch  das  der  Feinde.  —  Der  geschilderte  Lohn  des  frommen  ist  das 
Ideal  des  vedischen  Menschen :  Ansehen  bei  den  Menschen,  Sicher- 
heit  vor  Feinden,  eine  zahlreiche  heldenhafte  Familie  und  Wohlstand. 
11.  das  Dunkel,  wohin  die  Bosen  kommen.  12.  auf  der  Fahrt  des 
Lebens.  13.  der  Schluss wunsch  des  Sangers  fiir  seinen  eignen  Vor- 
theil  vgl.   Lied  I,   11. 


XIV  ^  I^  ADITJA. 


1.  Der  starke  Himmelsschutz  der  drei, 

Arjaman's,  Mitra-  Varuua's, 
Sei  uuaatastbar  uuser  Theil. 

2.  Der  Feiude  Tiicke  kann  daheiiu 

und  draussen  iu  dew  f'erneu   Wegs 
Gefahreu  sich  dem  Mami  nicht  nahu, 

3.  Weun  ihr,  der  Aditi  Geschlecht, 

aus  eurem  «nnerschopften  Licht 
Des  Meuscheu  Leben  kriiftiiret. 


Kv   10,    185.     Verf.  Satjadhriti  (d.  i.  der  einen  redlichen  Willen 
hat),  Sohn  des  Varuna. 


XIII.    VARUNA\S  UND  INDRA'«  RANGSTREIT. 

Varuiia : 

1 .  Das  Reich  ist  mein,  audi  kiinftig  mein  des  Herrschers 

der  ganzeii  Menschheit  wie  der  Himmelsschareu. 
Varnua's  Willeii  fiigen  sich  die  Gotter, 

mit  seiuen  Leiberu  ^  ist  das  Volk  mir  eigeu. 

2.  leh  biu  der  Konig  Vavuna,  es  eiguet 

die  Gottbeit  mir  voni  ersteu  Aiibeginue. 
Varuna's  Willen  fiigeu  sich  die  Gotter, 

mit  seineu  Leibern  ist  das  Volk  mir  eigen. 


Durch  meine  Macht,  o  ludra  ^,  steht  gegriindet 
der  Liifte  Doppelreich  ^  das  weite  tiefe ; 

Ein  kundiger  Bildner  formt'  ich  alle  Weseii, 
die  Erd,  den  Himmel ;  ich  \)\\\  ihr  Erhalter. 

Ich  liess  die  spritzendeu  Gevvasser  stromen, 
den  Himmel  halt  ich  hier  an  heiliger  Statte  *, 

Aditi's  Sohn  der  heilige  hat  auf's  beste 

den  dreiffetheilten  Weltenranm  ^  gebreitet. 


Indra: 
5.    Mich  rufen  reisige  Manner  in  dem  Wettkampf, 
mich  ruft  man  in  desSchlachtgewiihlsBedrangniss, 


27 

Deu  Streit  erreg  ich,  ich  der  reiche  Indra, 

und  in  dem  Staub  der  Schlachten  bin  ich  Sieger. 

6.    Icia  kann  das  alles  —  Giitterkrafte  selber 

sie  wehren    iiicht  dem  uubezwunguen  Helden, 
Wenn  Tranke    mich  berauschten  und  die  Lieder, 
so  bebt  der  unbes-rauzte  Raum   der  HiJhe. 


Der  Sanger: 

7.    Es  weiss  ja  jeder  deine  Thatcn,  wackrer, 
wie  dn  dem  Varuna  sie  ebon  riihraest, 
Dich,  ludra,  nennt  man   als  den  Feindetodter, 
du  machtest  frei  die  eingesperrten  Fliisse. 

Rv  4,   42.      Verf.  Trasadasju,  Sohn  des   Purukutsa. 

Ein  fiir  den  Umsohwung  in  der  Rangordnung  der  Gotter ,  der 
wahrend  der  vedischen  Zeit  sich  vollzieht,  charakteristisches  Lied. 
Der  in  der  arischen  Periode  an  der  Spitze  stehende  Gott  tritt  all- 
mahlich  zuEiick  gegen  den  national  indischen  Indra.  Eine  Reflexion 
iiber  dieses  Verhaltniss  sind  die  vorliegenden  Verse.  Varuna  will  die 
Herrschaft  behaupten,  welche  die  Gotter  anerkennen  v.  1.  2;  denn 
er  ist  der  Schopfer  und  Erhalter  der  Welt  v.  3.  4.  Dagegen  riihmt 
Indra  seine  Streitbarkeit,  welcher  nichts  widerstehe  v.  5.  6.  Der 
Dichter  erkennt  das  an  v.  7.  Ein  weiterer  Vers  soheint  verloren 
gegangen  zu  sein ,  in  welchem  gleielivvohl  der  Primat  Varuna's  aus- 
gesprochen  sein  mochte.  Die  drei  Schluss verse  8 — 10  an  dieselbcn 
zwei  Gotter  gerichtet  sind  durch  einen  Zufall  hierher  gekommen.  v.  8. 
Das  waren  unsere  Vjiter  die  sieben  Rishi,  zur  Zeit  als  des  Durgaha 
Sohn  gefangen  lag ,  welche  dem  Weib  durch  ihr  Opfer  den  Trasa- 
dasju verschafften,  einen  Feindebandiger  wie  Indra  einen  Ilalbgott. 
V.  9.  Denn  die  Purukutsani  diente  euch,  o  Indra-Varuna,  ehrerbietig; 
^da  gabt  ihr  derselben  den  feindetodtenden  halbgbttlichen  Trasadasju. 
—  Der  letzte  Vers  ist  ganz  unbedeutend  und  dem  gewandten  Dichtei 
des  Liedes   nicht  zuzutrauen : 


28 

10.    Lasst  uns   im  Vollgenuss  des  Reichthums  schwelgen, 
beitn  Opfer  GrOtter,   Herden   auf  der  Weide; 
Solch  eine   fette  Kuh,   Varuna  Indra, 

gebt  alle  Zeit  uns,  welche  nie  versage.  ^ 
1.  die  nachste  Hiille,  s.  v.  a.  der  Leib  des  Menschen.  2.  statt 
indro  ist  indra  zu  lesen.  3.  Der  Luftraum  zerfallt  in  zwei  Regionen 
nach  unten  der  Erde  nach  oben  dem  Himmel  zugehorig.  4.  die 
heilige  Statte  im  Himmel,  wo  die  Aditja  thronen.  5.  Erde,  Luft, 
Himmel. 


XIV.    AN  INDRA-VARUNA. 


1.  0  ludra  -  Varuua  bedeckt  dies  Opferfest 

und  unserHaus  und  Volk  mit  eurem  weitenScliirm, 
Im  Kampfe  lasst  bemeistern  uns  den  Bosewicbt, 
der  eurem  altgetreuen  Diener  Uebel  sinnt. 

2.  Allherrscber  ist  des  eiueu  Name,  Selbstberr  ^  der 

des  anderu,  aber  beide  seid  ihr  gross  und  reich. 

lu  eucb,  ihr  Manner,  legteu  ihre  Kraft  und  Macht 

die  Gotter  allesammt  im  hochsten  Himmelsraum. 

3.  Die  Brunneu  der  Gewiisser  schlosst  ihr  reichlich  auf, 

zuni  Himmel  fiihrtet  ihr  die  Soun'  die  herrliche, 

Im  Rausch  des  Zaubertrankes  -  lasset  sprudeln  ihr 

versiegten  Quell  aufsiieu,  in  uns  des  Herzens  Quell. 

4.  Zu  Wageu  unter  Streit  und  Kampf  —  in  Friedenszeit 

als  riistige  Manner  schaffend,  Indra-Varuna, 
Ergeht  an  each,  ihr  hilfbereite,   unser  Ruf; 
des  Kriegs  und  Friedens  Giiter  ruhn  in  eurer  Hand. 

5.  Seitdem  die  Weseu  aller  Arten  in  der  Welt 

ihr  fertig  habt  gesehaffen,  Indra-Varuna, 
Hat  Varuua  in  Frieden  Mitra's  Huldiguug  ^, 
der  andre  geht  mit  Marut  auf  die  Kriegesfahrt. 


30 

6.  Fiir grossenPreis  hat  der  —  und  der  fiir sein'enGlanz* 

die  Kraffce  alle,  die  sie  liaben,  eingesetzt ; 
Den  Feind  besieget  jeuer,  der  die  Waffe  ziickt, 
uiid  dieser  halt  raitkleiuer  Schar^die  Weltim  Zanm. 

7.  Nicht  Noth,  iiicht  Missgeschiek  ereilt  den  sterblichen, 

von  nirgends  her  Bedriiugniss,  Indra-Varuua, 
Bei  desseu  Opferfest  ihr  gern  zagegen  seid, 
und  eiues  Menschen  Tlicke  trifft  und  fiillt  ihn  uicht. 

8.  Mit  eurem   Gotterschutz ,  ihr  Manner,  uahet  euch, 

erhort  meiu  Flehen,  wenn  ich  euch  nach  Willen  bin ; 
Mit  euch  istFreuudschaft  mir  und  traulicherVerkehr, 
erbarmeud  seid  und  bleibt,  o  Indra-Varuua. 

9.  So  seid  in  jedem  Treffen,  Indra-Varuna, 

die  vordern  Kampfer  uns.  Bezwinger  alles  Volks, 

Waun  zu  euch  rufen  beide  Theile  in  der  Schlacht, 

wo  Manner  raehren  ihres  Hauses  Macht  und  Zahl. 

10.  Es  sollen  Varuna  uns,  Mitra,  Arjaman 

und  Indra  Tiichtigkeit  verleihn  und  festenS chirm. 
Das  Licht  ^  der  heiligeu  Aditi  das  ewige 
und  Savitar's  des  Gottes  Ruf  ^  erwiinschen  wir. 


Rv   7,   82.     Verf.   Vasishtha. 

Im  Gegensatz  zum  vorigeu  Lied  zeigt  uns  dieses  Indra,  und 
Varuna  im  Zusammenwirken  fiir  Begluckung  der  Welt  und  Beschir- 
rauDg  des  frommen.  Doch  erscheint  daneben  die  Verschiedenheit  in 
dem  Thun  beider  Gotter:  Varuna  ist  der  Gott  des  Friedens,  der 
ohne  Kampf  seine  allmiichtige  Herrschaft  ausubt;  Indra  ist  der  Gott 
des  Krieges,  dessen  Aufgabe  die  Besiegung  aller  feindlichen  Miichte  ist. 

1.  Varuna  ist  der  Herr  der  ganzen  AVelt,   Indra  in  seinem  Reich 


31 

ein  unbeschrankter  Gebieter.  2.  des  auf  wunderbare  Weise  wirkenden 
Soma.  3.  Diese  Worte,  wenn  wir  sie  richtig  auffassen,  sind  bezeich- 
nend  flir  die  Stellung  des  Mitra  zu  Varuna;  obgleich  beide  wesent- 
lich  gleichartig  sind,  steht  doch  Mitra  in  einem  Verhaltniss  der 
Unterordnung  zu  jenem.  4.  Indra  setzt  seine  ganze  Kraft  flir  den 
Preis  im  Kampf,  den  gieg  und  die  Beute  ein,  Varuna  fiir  das  An- 
sehen,  welches  er  fiir  sein  Gesetz  bei  den  Menschen  fordert.  5.  Die 
kleine  Schar  sind  Varuna's  Spaher  und  Boten  vgl.  Lied  I,  V;  zu 
Pada  3   u.   4   vgl.   Lied   XV,    9    und  Rv   6,    68,   3: 

Lobsinge  ihnen  jubelnd  und  voll  Ehrfurcht, 
gem  horen  Indra- Varuna  Gebete. 

Der  eine  schliigt  den  Feind  mit    wuchtiger  Keule, 
der  andre  ist  iui  Heim  ein  kluger  Walter, 
fi.   das  himmlische  Licht.      7.   der  Ruf,   durch  welchen  Savitar  taglieh 
zu   neuem  Leben   und   zur  Thatigkeit  weckt. 


XV.   AN  INDRA-VARUNA. 


1.  Auf  eucb,  ihr  Manner  \  eure  Freundschaft  bauend 

zog 
zur  Schlacht  die  muthige  Schar  mit  breiter  Axt 

bewehrt, 
Die  Feinde,  Arjer  wie  Barbaren  schluget  ibr 
und  wart  des  Sudas  Schiitzer,  Iiidra-Varnna. 

2.  Wo  Helden  aufeinander  stosseu,  Banner  webn, 

im  Kampf,  wo  alles  liebe  auf  deni  Spiele  stebt, 
Und  alles  bebt,  was  lebt  nud  was  die  Sonne  scbaut, 
war  euer  Segen  mit  uns,  Indra-Varuna. 


Man  sab  der  Erde  Enden  rings  in  Staub  gebiillt, 
gen  Himtnel    stieg,    Indra-Varuna,    Scblaclit- 

geschrei ; 
Der    Menscbeu     Hass     und    Feindscbaft     standen 

wider  micb, 
docb  eure  Hilfe,   treubereite,  war  mir  nab. 

Unwidersteblicb  trafet  ibr  mit  eurem  Wurf, 
den  Bbeda  "-,  rettetet  den  Sudas  aus  der  Notb. 

Tbr  Rufen  im  Gebete  babet  ihr  erbort, 

und  uusre  F'iirspracb  fiir  die  Tritsu  bat  gewirkt. 


33 

5.    Es  drohte  ura  mich*  her,  o  Indra-Varuna, 

Verderben    durcli    den  Hass    des    hiDteriistigen 

Feiuds, 
Doch  ihr  allein  seid  Herren  iiber  Scblacbteugluck, 
auf  unsrer  Seite  wart  ibr  am  Entscbeidungstag. 

G.    An  eucb  ergebt  in  Kampfen  beider  Heere  Rnf 
um  Si  eg  uud  reiebe  Beute,  Indra-Varuna  ; 
So  bracbtet  Hilfe  ibr  den  Tritsu  und  Sudas, 
der  von  den  zeben  Konio;en  bedrauget  war. 


7.  Der  Fiirsteu  zeben,  Gotterfeinde,  kouuten  nicbt 

den  Sudas  niederkampfen,   Indra-Varuna. 
Erfolgreicb  war  der  Preis  der  Manner^  bei  deni  Mabl, 
die  Gotter  kamen  ja  auf  ibren   Rnf  berbei. 

8.  Umringt  war  Sudas  in  dem  Zebenkonigskampf, 

docb  ibr  wart  seine  Heifer,  Indra-Varuna. 
So  neigen  jetzt  sicb  eucb  in  glaubigem  Gebet 
die  Tritsu  weissgekleidet  mit  geflocbtnem  Haar  *. 


0.    Der  eiue  scblagt  ini  Kampfe  nieder   jeden  Feind, 
der  andre  wacbt   bestiindig  iiber  dem  Gesetz  ^. 
Mit  Dankesliedern,  Manner,  rufeu  wir  zu  eucb, 
so  deckt  uns,   Indra-Varuna,  mit  eurem  Scbirm. 

10.  Es  sollen  uns  Varuna,  Mitra,  Arjaman 

undlndraTiicbtio-keitverleibn  uud  festen  Scbirm. 
Das  Licbt  der  heiligen   Aditi  das  ewige 

und  Savitar's  des  Gottes  Ruf  erwiinscben  wir. 

3 


34 

Rv  7,  83.  Verf.  Vasishtha.  —  Roth  zur  L.  u.  G.  d.  Weda  128. 
Muir  S.  T.   1,   323. 

Das  Lied  ist  geschiehtlich  und  erzahlt  von  einem  offers  erwahn- 
ten  siegreiohen  Kampf  des  Sudas  KSnigs  der  Tritsu  gegen  seine 
Feinde,  zehen  verbiindete  Fursten.  Die  Vasishtha  sind  die  Haus- 
priester  des  Sudas  und  schreiben  in  dem  vorliegenden  Dankliede  ihrer 
wirksamen  Fiirsprache  bei  Indra  und  Varuna  und  der  machtigen 
Hilfe  beider  Gotter  den  Sieg  des  Sudas  zu.  v.  8  scheint  der  ur- 
spriingliche  Schluss   zu  sein,  v.   10   ist  mit  Lied  XIV  gemeinsam. 

1.  Die  beiden  Gotter  sind  so  angeredet.  2.  Bheda  Name  eines 
der  zehen  feindlichen  KOnige  oder  Volksstamme.  3.  d.  h.  der  von 
Sudas  als  Gaste  und  Gebetslielfer  aufgenommenen  Vasishtha.  4.  Dies 
scheint  die  Tracht  der  Tritsu,  speciell  ihrer  Priester  der  Vasishtha 
zu  sein  vgl.   Rv   7,   33,    1.  —  5.  vgl.   Lied  XIV,   6  und  Note. 


m 


XVI.    AN  DIE  MORGENROTHE  (Ushas). 


1.  Der  Glaiiz  der  Uslias  bei  des  Feuers  Loderu  \ 

der  Sonue  Aufgaug  macht  die  Raurae  lielle. 
Der  Gott  Savitar  schickt  uns  an  die  Arbeit, 
es  sollen  Meusch  nud  Thier  sicli  wieder  regeu. 

2.  Nicht  tasteiid  an  den  Ordnungeu  der  Gotter, 

derMenscheu  wechselndes  Gescblecht  entfiibrend, 
Erglanzt  die  Usbas,  unter  den  vergang'nen 
die  letzte,  aller  kiinftigen  Tage  Erstiing. 

3.  Im  Osten  scbaut  man  sie,  des  Himmels  Tocbter 

mit  einem  Mai  in  Licbtgewand  gekleidet ; 
Sie  scbreitet  ^tracks  auf  vorgescbriebeneu  Pf'aden, 
des  Weges  kundig  feblt  sie  nicbt  der  Ricbtung. 

i.    Man  sieht  sie  wie  die  weisse  Brust  des  Madcbens, 
sie  breitet  ihre  Scbatze  wie  der  Kaufmanu  - ; 
Ein  friiber  Gast  erweckte  sie  die  Seblafer, 
die  jimgste  vieler,   welcbe  wiederkebren. 

5.    Im  Ost  der  duftigen  Liifte  zeigt  die  Mutter 

der  bunten  Wolkenscbar  ^    ibr  erstes  Zeicben, 
Und  weiter  weiter  wiicbst  es  in  die  Breite, 
•  bis  sicb  der  Scboss  von  Erd  und  Himmel  anfullt. 

3* 


36 

G.    So  bietet  sie  sich  reichlicli  zum  Bescliauen, 

dem  fremden  gonnt  sie  gleiches  wie  dem  eig'nen  ^, 
111  ilirer  makellosen  Sclioiie  praiigeiid 

eutzieht  ihr  Licbt  sie  vveder  lioch  noch  nieder. 

7.  Zu  Mannerii  tritt  sie  wie  die  bruderlose  ^, 

im   Wagen  sitzt  sie  wie  zum  Kriegeszuge, 
Sie  niramt  die  Hiille  lacbeliid  voii  dem  Nacken  ^ 
wie  die  verliebt  gepiitzte  vor  dem  Gatteii. 

8.  Die  Scbwester  '  riiumt  der  alterii  ibreii  Platz  ein, 

sie  weicbt,  sobald  sie  diese  nur  gewabrte, 
Und  Usbas  putzt  sicb  mit  der  Sonne  Strableu 
beraus  wie  Leute,  die  zum  Feste  geben. 

9.  Es  sind  die  Scbwesteru,  welcbe  Tag  fiir  Tag  sicb 

von  jeber  auf  dem  Fusse  folgend  kamen, 

So  mogeii  deun  die  jiiiigsteu  wie  die  friiberu 

des  Gliickes  Tage  priicbtig  uns  eroifueii. 

10.  Deu  MaiiD,  der  scbeukt,  erwecke  reicbe  Usbas  ^, 

der  Geizbals  moge  rubig  weiter  scblafeu. 
Erfriscbend,  pracbtig  steige  auf  dem  Geber  ^ 
und  Sanger,  gabenreicbe,  wonnevolle ! 


11.  Von  (3steu  leucbtet  zu   uns  ber  die  Jungfrau, 
sie  scbirrt  der  rotbeu  Kinder  ganze  Reibe, 
Es  dammert  scbon,  die  Helle  ist  im  Siegen, 
und  Feuer  stellt  sicb  ein  in  jedem  Hause. 


/^ 


37 

12.  Bei  cleinem  Lichte  fliegen  aiis  die  Vogel 

unci  auch  die  Miiuner  suclien  sich  das  Friihstiick ; 
Du  bringst  deru  sterblichen  ins  Haus,  o  Ushas, 
dem  froramgesinuten,  Gottin,  reiche  Schatze. 

l?,.  Ihr  lobesame  seid  gelobt  im  Spruehe 

und  gerue  habt,  ihr  leuehteude,    ergotzt  euch. 
Mit  eurer  Hilfe,  Gotterfraueu,  mochten 

wir  tausend  —  liundertfache  Beute  maclien. 

llv  1 ,  1 24.  Verf.  Kakshivant  Sohn  des  Dirghatamas.  Das  Lied 
ist  mit  V.  10  deutlich  geschlosson.  Die  iibrigen  Verse,  geringer  als 
die  vorangehenden,  sind   ein   Aniiang. 

].  neben  dem  Feuer,  das  zum  Morgenopfer  angezlindet  wird 
vgl.  V.  11.  — ■  2.  Das  mit  Kaufmann  iibersetzte  Wort  ist  schon  den 
altestcn  Erlilarern  unverstiindtich  und  nicht  aus  dem  Zusammenhang 
zu  erkennen.  Wir  denken  an  den  umherziehenden  Handler,  der  alles 
was  er  mit  sich  fiihrt,  zur  Sehau  stellt.  —  3.  wortlich  :  die  Mutter 
der  Kiihe ,  unter  welohen  wir  die  buntfarbigen  wie  eine  Herde  am 
Himmel  hinziehenden  leichten  Wolken  sehen.  4.  top  tjhoy  aviov 
avnri-Ufi  ini  Tioff^fjou;  y.ai  ayct^ov;  Matth.  5,  45.  5.  ohne  Gefahrten, 
wie  das  Madchen,  dem  der  Bruder  fehlt,  bei  Fest  und  Spiel  die  Ge- 
sellschaft  der  Manner  aufsuchen  muss.  6.  vgl.  5,  80,  6.  —  7.  die 
Nacht.  8.  vgl.  4,  51,  3.  —  9.  Der  Geber  oder  Stifter  ist  der- 
jenige,  welcher  die  Opferhandlung,  fur  die  das  Lied  ver^Jfisst  ist,  yer- 
anstaltet  und  bestreitet,  namentlich  den  Sanger  belohnt. 


XVII.    AN  DIE  MORGENROTHE. 


1 .  Es  steckt  das  ewige  allgemeiue  ^  Licht  anf 

der  Freiiad  der  Menscheu  Savitar  ^  am  Himmel. 
Die  Helle  scheinet  uach  der  Gotter  Willen, 
und  alle  Weseu  legt  die  Uslias  offeu. 

2.  Meiu  Auge  wird  gewahr  die  Gotterpfade  ^ 

gebabnt  von  Vasu's  *,  nie  den  Dieust  versagend  ^. 
Es  tauclit  im  Ost  der  Morgeurothe  Schein  auf, 
sie  kommt  und  stehet  iiber  unseru  Hausern. 

3.  Es  wareu  viele  lauge  Tage,  ehe 

am  Himmel   endlich  eine  Sonne  aufging ; 
Da  zogst  du  ein,  o  Ushas,  wie  ein  Braut'gam  *', 
erscbieuest  um  uns  nimmer  zu  verlassen. 

4.  Es  tbeilten  jene  rechtgesinnten  Weisen 

der  Vorzeit  mit  den  Gottern  ibre  Feste  ^ ; 
Und  sie  die  Vater  fanden  im  verborgnen 

das  Licbt,  die  wabren  sebufeii  uns  die  Usbas  ^ 

5.  In  ein  em  Kreise  sind  sie  all  versammelt, 

in  Eiutracbt  leben  sie  und  obne  Eifer, 
Sie  rdbreu  niemals  an  der  Gotter  Satzung 
und  sind  der  Vasu  fleissige  Gebilfen. 


Au. 


^^  kA^  d^je^  ^^'^^'H^  ^eM-  ^uJtjfrt^  jfC^a^ 

^?C<^   fU^^A-r^M^^  (7^i^j£uJi&  oyu/i^y^/u^  M^^/l/6ku 
r  Coo  cCU^  sPifi^^^^  ^fcct^^X^^  y^'^  '"^   ^"  '  ^ 


'9^       Je.^^     «>U«-»^     VC^/X^  »*«-6«'»^   t-'«-*'V^  .^ -t-l*-^     y  I 


leytuJjtL    OUXyO   CUCJ   ^4£jL  16   t<0*^^€<lvi^ 


39 

6.  Dich  griisseu  die  Vasishtha  mit  Gesangen 

des  Preises,  holde,  in  der  Morgeufriihe. 
Erglanze,  komme  du  zuerst,  o  edle, 
als  Gabeuherrin,  Leukerin  der  Kiihe  ^. 

7.  Dort  strahlt  sie  guadeubriugend ,    lusterweckend, 

ihr  schallt  entgegeu  Jauchzen  der  Vasishtha, 
A      Sie  schenkt  uds  eiueu  weitberiihmten  Wohlstaud. 
Ihr  Gotter  schirinet  uus  iu  stater  Wohlfahrt! 


Rv   7,   76.  Verf.   Vasishtha. 

1.  alien  Menschen  gemeinsam.  2.  vgl.  1,  113,  1.  Der  Sonnen- 
gott  Savitar  sendet  seinem  Erscheinen  die  Morgenrothe  voraus.  3.  auf 
denen  die  Gotter  zur  Erde  niedersteigen.  4.  die  Vasu  (eigentlich  die 
guten)Bezeichnung  der  Gotter.  5.  die  Pfade,  welche  stats  gleich  brauch- 
bar  sind.  6.  Psalm  19,  6.  —  7.  Sie  lebten  in  der  Gemeinschaft  der 
Gotter.  8.  ahnliche  Vorstellungen  siehe  Lied  LIII,  10  und  Note 
dazu.  Hieher  ist  auch  wohl  7,  90,  4  zu  ziehen.  9.  mit  welchen  sie 
fahrt,   den  hellen  Morgenwolken  vgl.   Lied  XVI,   5. 


XVIII.    AN  DIE  AgVIN. 


1.  Mit  seineu  Hengsteu  fahre  her  au  Himmel 

und  Erde  .stossend  euer  goldner  Wagen ; 
Sein  Gleis  ist  fett,  die  Schieiie  bliukt,  ihr  Fursteu  ^, 
nnd  Labimg  fliliret  er  mit  seineii  Renueru. 

2.  Auf  euren  Wink  sich  scliirreud,  dreigehausig, 

sich  streckend  iiber  alle  Volker  fahr  er, 
Dariu  ihr  kommet  zu  der  frommeu  Hausern 
uud  wie  ibr  wollt  den  Lauf ,  o  A^viu  ,  lenket. 

8.    Ibr  edle  Ritter  kebret  belfeud  zu  uus 

und  trinkt  den  siissen  Trank  ^,  der  eurer  wartet. 
Des  Himmels  Enden  streift  mit  deu  Geleisen 
der  Wagen  au,  auf  dem  das  Weib  ^  ibr  mitfiibrt. 

4.  In  Notb  uud  Fabrde  kiirte  eure  Scbonbeit 

die  Juugfrau  sicb,  des  Souueugottes  Tocbter  ■*, 

Ibr  spriugt  ja    belfeud  bei  dem  frommeu  Manue, 

in  eurem  Scbutz  eutgebt  er  beil  deu  Glutben  ^. 

5.  (7)  Ibr  zoget  deu  ins  Meer  gestossuen  Bbug'ju  " 

aus  Fbitbeu  vor  mit  euren  Fliigelrosseu, 
Den  sicbreu,  unermiidet  unverzagten, 

und  bracbtet  wunderbar  den  Maun  aus  Ufer. 


41 

G.  (5)  Wanu  euer  Wageu   sicli    in  Friihroth    kleiclet 
unci    wohlgeschirrt    die   Rundfalirt    macht,    ilir 

Streiter, 
So  seid  nus  hold  beim  ersten  Strahl  des  Morgens 
und  lenket  her  zu  unsrem  Opfer,  A^vin. 

7.  (6)  So  kommet  heut  zn  unsrer  Speude,  Manner, 
wie  durstige  Hirsche    zu  des  Wassers  Blinkeu ; 
Und  rufen  euch  auch  Bitten  allet  Orten, 

so  lasst  euch  nicht  von  andren  frommeu  halten. 


[8.    So  lauschet  doch  auf  meinen  Ruf,  ihr  Jungen, 
beginnt  erquickend  eure  Rundfalirt,  Ayvin; 
Fiir  uns  habt  Lohn,  fiir  unsre  Herren    ^  Leben  ! 
Ihr  Gotter  schirniet    uns  in  stater  Wohlfahrt!] 

Kv  7,    69.  Verf.   Vasishtha. 

Die  Folge  der  Verse  scheint  gestdrt  zu  sein,  v.  7  (des  Rv)  stand 
urspriinglich  wohl  hinter  v.  4;  v.  6  (des  Rv)  eignet  sich  zu  einem 
Schlussvers,  wahrend  v.  8  auch  Rv  7,  67  stehend  nur  ein  Anhang  ist.  — 

Die  beiden  Agvin ,  wortiich  die  Reiter ,  erscheinen  im  Morgen- 
grauen  noch  vor  der  Morgenrothe  auf  prachtigem  Wagen  und  bringen 
das   erste  Licht  des  neuen  Tages. 

1.  Wir  nehmen  an,  dass  nrpati  zu  lesen  sei  vgl.  Rv  7,  67,  1. 
71,  4.  2.  heisse  Milch.  3.  die  im  folgenden  Vers  genannte  Tochter 
des  Sonnengottes.  4.  Sie  fahrt  mit  auf  dem  Wagen  der  A^vin,  welche  sie 
sich  durch  eigne  Wahl  zu  ihren  Gatteu  machte.  R;V  1,  116,  17. 
117,  13.  119,  5.  —  5.  vgl.  Lied  XIX  Note  13.  —  6.  die  am  meisten 
gefeierte  That  der  Agvin.  Bhug'ju  wird  nach  1,  116,  3  von  seinem 
Vater  Tugra,  nach  7,  68,  7  von  bostvilligen  Gefahrten  ins  Meer  ge- 
stossen  und  von  den  A^vin  zu  Schiff,  zu  Wagen  oder  zu  Ross  heraus- 
gcliolt  z.  B.  Rvl,  116,  3—5.  117,  14.  118,  6.  119,  4.  182,  5—7. 
6,  62,  6.  —  7.  die  reichen  oder  machtigen,  welche  der  Sanger  bei 
den  Gottern  vertritt. 


XIX.   AN  DIE  AgVIN. 


1.  Auch  lieute  wieder  rufeu  wir  den  Wagen  au, 

der  rasch  eucli  A^viu  um  die  ganze  Erde  tragi, 

Im  Morgengraueii  schon  begriisst  vom  opfernden; 

so  gerne  "wie  des  Vaters  Nameu  ruft  man  ihn. 

2.  Weckt    frohen    Muth ,    macht    voll    des    frommen 

Beters  Herz 
und  bringet  uns  Erkenntniss,  darum  bitten  wir. 
Bescheidet,  A^vin,  uus  ein  gates  Theil  und  macht 
bei  reichen  Herreu  uns  beliebt  wie  Somasaft. 


3.«  Ihr  bringet  ja  der  alten  Jungfrau  *  Liebesgliick, 
dem  langsamen,  und  war's  der  letzte,  helft  ihr  fort ; 
Man  nennet  euch  als  gute  Aerzte,  Nasatja  ^, 
fiir  blinde  ^,  sieche,  fiir  Gebreste  jeder  Art. 

4.    Cjavana  *  lag  zerriittet  wie  ein  alter  Karrn, 

ihr  macht  ihn    wieder  jung  und  setztet  ihn  in 

Gang ; 
Aus  Wassers  Fluthen  zoget  ihr  des  Tugra^  Sohn; 
das  alles  singt  bei  Festgelagen  man  von  euch. 


Vor  allem  Volk  will  eure  alten  Thaten  ich 
verkiinden,  Aerzte  seid  ihr,  Schmerzenslinderer ; 


43 

Euch  lobesame  ziehen  wir  zur  Hilfe  her, 
damit  des  treueu  Glaube  immer  fester  sei. 

0.    Icl)  fleh  zu  euch,  ihr  Agviu,  offnet  euer  Ohr, 

erharmt  euch  meiner  wie  die  Eltern  ihres  Kiuds ; 

Ich  biu  eiu  armes  Weib,  verwaist  uud  ohue  Preuud 

uud  Sippe,  helf'et  doch  aus  solchem  Eleud  rair  ^. 


7.  lu  eurem  Wageii  fiihrtet  ihr  von  fern  herbei 

dem  Vimada  '    des  Purumitra  schmucke  Maid ; 
Die  Frau  des  Hammlings  betetc  zu  euch,  ihr  kanit, 
beschertet  der  Pnrandhi  ^  o-liickliche  Geburt. 

8.  Dem  Kali  ^  gabt  zuriick  ihr  seine  Jugeudkraft 

dem  Seher,  da  er  auf  des  Alters  Schwelle  stand, 
Und  aus  der  Falle  zoget  ihr  den   Vandana  '", 
mit  eurer  Hilfe  ging  sofort  die  Vi^pala  ^^ 


'J.    Ihr  hobt  empor  den  Rebha  ^^,   als  im  Wasser  er 

versunkeu  schon  dem  Tod,  ihr  Manner,  uahe  war ; 

Und  ihr  wart's,   die  dem  Atri  Saptavadhri  '^  einst 

im  heissen  Schlunde  selbst  keiu  Leid  geschehen 

liesst. 

10.  Dem  Pedu  '^^  schenktet,  Ayviu,  ihr  das  weisse  Ross, 
den  edlen  Renner,  dessen  hundertfache  Kraft 
Im  Fluge  seinen   Reiter  fuhrt;   man  ruft  zu  ihm, 
als  galte  es  die  Giite  eiues  guadigen  Herrn. 


44 

11.  Nicht  Noth,  uocli  Missgeschick  ereilt,  ihrKonige, 

von  nirgends  her  Gefahr,  o  Aditi,  den  Mann, 
Den  ihr  nobst    seiner  Ehegattin  vorwarts  bringt, 
ihr  hilfbereite,  falirend  auf  des  Sturmes  Bahu. 

12.  So  kommet  auf  d em  Wagen,  den  dieRibhu'^  euch 

gezimmert  liaben  schneller  als  Gedankeuflug, 
Des  Himmels  Tochter  *^  tritthervor,  es  scheidet  sich 
des  Tages  schones  Paar  ^'^  bei  seiner  Morgenfabrt. 


13.  Durcb  Felseu  '^  brack  sich  ener  Siegeswagen  einst 

die  Bahn,  die  Kuh  des  Qaju  ^^  fiilltet  ihr  rait  Milch ; 

Und  aus  des  Wolfes  Rachen  ^°  habet  helfend  ihr 

die  Wachtel  einst  befreit,  die  fast  verschlungeu 

war. 

14.  Dies  Preislied  fiigten   wir  fiir  euch,  ihr  A^vin, 

so  kunstvoll  wie  die  Bhrigu  "^  eiueu  Wagen 
Und  putzten  es  heraus,  wie  fiir  den  Jiingling 
das  Madchen  schraiicken  eines  Sohnes  Eltern  ^^. 

Rv   10,   39.    Verf.   Gosha,  Tochter    des  Kakshivant. 

1.  Von  der  angeblichen  Verfasserin  dieses  Liedes  heisst  es  Rv  1, 
117.  7:  der  Gosha,  welche  im  Hause  des  Vaters  ledig  geblieben  war, 
gabt  ihr  A^vin  in  ihrem  Alter  einen  Gatten.  2.  Benennung  der 
Agvin.  3.  Durch  welche  helfenden  Thaten  ihr  den  vorstossnen  scbirmt, 
den  blinden  sehen,  den  lahmen  gehen  macht  ...  Rv  1,  112,  8. 
4.  Dem  altgewordnen  Cjavana  nahmt  ihr  Nasatja  den  Leib  wie  einen 
Mantel  ab,  ihr  verlangertet  das  Leben  des  einsamen,  ihr  wunder- 
thatige,  und  machtet  ihn  sogar  zuin  Gemahl  von  jungen  Madchen  Rv  1, 
116,10.5,74,5.7,68,6.—  5.  vgl.  Lied  XVIIIN.  6.  —  6.  Zu  euch  rede 
ich  Gosha  eines  Konigs  Tochter,  umherirrend  und  wende  mich  biltend 
an  euch,  o  Manner,  stehet  mir  Tag  und  Nacht  bei,  helft  meinen 
Reisigen  zu  Ross  und  Wagen  Rv  10,  40,  5.  —  7.  Die  A^vin  geben 
dem  jungen  Vimada  zut  Gattin  das  jugendliche  Weib  oder  die  Tochter 


45 

(Sajana)  des  Pururaitra.  Rv  1,  1 16,  1.  11  7,  20.  Nach  1  n,  65,  12  heisst 
dieselbeKamadJLi.  Rv  1,  112,  19  sind  es  mehrere  Frauen.  8.  Purandhi 
an  einen  unvermogenden  Mann  verheirathet  bekommt  durcli  die  Hilfe  der 
A^vin  einen  Sohn,  den  Hiranjahasta,  Rv  1, 117,  24.  Dass  Purandhi  Eigen- 
name  sei,  schliessen  wir  aucli  aus  1,  116,  13.  —  9.  aueh  Rv  1,  112, 15  als 
Schutzling  derAjvin  erwahnt.  10.  Nach  unserer  Stelle  gerath  Vandana 
in  eine  Fanggrube  fiir  Antilopen  und  wild  von  den  Agvin  herausgezogen; 
dazu  stimmt  Rv   1,  118,    6;   eine  andere  Legende  von  Vandana  liegt 

I,  116,  11.  117,  5  vor,  wenn  nicht  die  erstere  Stelle  verdorben  und 
die*  letztere    ihr    nachgebildet    ist;    nocli    anders    lautet   1,    119,    7. 

II.  Im  Wettkampf  des  Khela  wurde  der  Vi§pala  im  Getiimmel  der 
Fuss  wie  der  Fliigel  einem  Vogel  abgerissen ,  sofort  setztet  ihr  der 
Vi^pala  ein  eisernes  Bein  an,  dass  sie  nach  doni  ausgesetzten  Katnpf- 
preis  laufen  konnte  Rv  1,  116,  15.  11  7,  11.  112,10.—  12.  Rebhawird 
von  bosen  Menschen  gefesselt  ins  Wasser  gestossen  und  neun  Tage  und 
Nachte  darin  gehalten  ;  die  Agvin  holen  ihn  heraus.  Rv  1,  112,  5. 
116,  24.  117,  4.  —  13.  An  unserer  Stelle  schelnen  Atri  und  Saptavadhri 
zu  einer  Person  zusammengeflossen  zu  sein ,  wllhrend  sonst  von  Atri 
erzahlt  wird,  dass  er  infolge  damonischer  Tiicke  mit  seinen  Leuten 
in  eine  Schlucht  mit  heissen  aufsteigenden  Dampfen  gerathen  dureh  die 
A^vin  kuhlende  Labung  und  schliessliehe  Rettung  findet  Rv  1,116,  8. 
117,;i.  118,  7.  119,  6.  180,  4.  5,  78,  4.  8,  62,3,  von  Saptavadhri,  dass  er 
in  einen  Baum  geklemmt  von  den  A9vin  befreit  wurde  Rv  5,  78,  5.  6. 
Die  Stelle  8,  62,  9  ist  unklar.  Mit  Sajana  Atri  und  Saptavadhri  zu 
trennen  nijthigt  zur  Annahme  einer  starken  Ellipse.  Eher  diirfteu 
beide  eine  Person  nnd  zwar  Saptavadhri  der  Name,  Atri  die  (ie- 
sehleehtsbezeichnung  sein.  Die  Anukramanika  nennt  als  Verfasser 
von  Rv  5,  78  Saptavadhri  aus  dem  Geschlecht  des  Atri.  14.  vgl. 
Rv  1,116,  6.  117,9.  118,9.  119,10.  7,71,5.-15.  vgl.  Rv  1,  20,  3. 
16.  die  Morgenrothe.  17.  Tag  und  Nacht.  18.  vgl.  1,  117,  16. 
6,  62,  7;  wohl  eine  Anspielung  auf  die  Legende  von  Gahusha:  den 
von  alien  Seiten  umlagerten  Gahusha  fiihrtet  ihr  bei  Nacht  auf  ge- 
bahnten  Pfaden  durch  die  Dunkelheit;  mit  eurem  spaltenden  Wagen, 
ihr  Nasatja,  habt  ihr  Berge  durchschnitten ,  ihr  ewig  jugendliche 
Rvl,  116,  20.  7,  71,  5.  —  19.  Die  nicht  mehr  Milch  gebendc  Geltkuh 
des  ^aju  liesst  ihr  wieder  von  Milch  strotzen  Rv  1,  117,  20.  116, 
22.  118,  8.  119,  6.  6,  62,  7.  7,  68,  8.  —  20.  vgl.  Rv  1,  112,  8. 
116,  14.  117,  16.  118,  8.  Die  Wachtel  ist  der  Lieblingsvogel  der 
Afvin,  weil  sie  am  friihsten  Morgen  zu  schlagen  beginnt.  21.  hier 
nnd  Rv  4,  16,  20  ist  vielleicht  rbhavas  d.  h.  Kiinstler,  Wagenbauer 
zu  lesen.  22.  Die  Eltern  des  Sohnes  statten  die  Braut  .aus,  welche 
sie  jenem   zufuhren. 


XX.    AN  SAVITAR. 


1.  Im  Wageu  fiibrt  herauf  der  Gott  Savitar, 

aufs  neu  seiu  Werk  zn  thuu  :  was  lebt  zu  treiben. 
Audi  beute  tbeilt  den  Gotteru  er  die  Sebatze, 
dem,  der  zum  Mabl  ibn  lud,  verleiht  er  Wohlfabrt. 

2.  Es  streckt  der  Gott  die  breite  Hand,  die  Arme 

dort  obeu  aus:  und  alles  bier  gehorcht  ihin ; 
Auf  sein  Gebeiss  begeben  sich  die  Wasser, 
sogar  de.s  Windes  Webeu  legt  sieh  ringsuin. 


Mit  Rennern  ging  die  Fabrt  —  er  spannt  sie  ab 

jetzt 

und  bringt  darait  des  eiligen  Lauf  zum  Steheu ; 
De.s  Seblangenstossers  beftigen  Flug  bezahmt  er : 

wenn    Savitar    gebeut,    so    komint   die  Loseriu 

Zusammeu  rollt  die  Weberin  den  Aufzug, 

sein  Werk  gibt  auf  der  Kiinstler  mitten  drinne : 

Der  Gott  bat  sicb  erboben,  um  die  Zeiten 

zu  scheiden  kommt  er,  rastet  nie  —  bier  ist  er ! 


5.    Wo  Menscben  '  wohnen  da  und  dort  verbreitet, 
erscbeint  Hausf'euers    weitbin  beller  Scbimmer ; 


47 

Das  beste  Theil  vergibt-  dem  Sohn  die  Mutter, 
weil  ihm  der  Gott  des  Essens  Lust  erregte. 

Wer  auf  Erwerb  gereist  war  keliret  wieder, 
uud  aller  Waiidrer  Selmeu  strebt  uach  Hause, 

Man  lasst    was  halb  gethan    um  heim  zu  geheu : 
das  ist  des  himmlischeu  Bewegers  Ordnung. 


7.    [Dem  Wasserthier  ^  gabst  du  die  Fluth  zu  eigen, 
und  auf  dem  trockneu  treibt  umher  das  Wild  sich, 
Den  Baum  dem   Vogel.     Sie  verletzen  niemals 
die  Orduuugeu  des  gottliclien  Bewegers.] 


8.  Der  Fiscb,  der  ewige  Zappler,  sucbt,  weuus  dunkelt, 

so  gut  er  kauu,  im  Wasser  seinen  Schutzort, 
Der  Sohn  des  Ei's  das  Nest,  den  Stall  die  Herde : 
vertheilt  hat  Savitar  die  Thierwelt  ortlicb. 

9.  Niebt  Varuna  nocb   Mitra,  nicht  Arjamau, 

aueh  Rudra  uicbt  verletzen  seine  Ordnung, 
Noeh  aueh  der  Unhold.     Heute  an  Savitar 
ergeht  mein  Ruf  in  Demuth  mir  zum  Heile. 


10.  Die  Liebe,  Andacbt  und  Erkenntniss  fordernd 
seid  gnadig  Narayansa,  Herr  der  Frauen. 
Wo  Gut  zu  haben  ist,  wo  Reichtbum  zustromt, 
da  moge  Savitar  der  Gott  uns  hold  seiu. 


48 

1 1 .  Vom  Himmel  her,  vom  Wasser,  aus  der  Erde 
lass  deine  lieben  Gabeu  zu  uns  koramen, 
Zum  Wohl  der  Beter,  sowie  deiues  Freundes 
des  Sangers,  dessen  Worte  weithin  toueD- 


iUL 


Rv  2,  38.  Verf.  Gritsainada  Sohn  des  ^unaka.  —  Z.  J.  d.  lu. 
Ges.  24,  306. 

Ein  Abendlied  an  Savitar.  Dieser  (Jott  hat  die  doppolte  Wirksam- 
keit  sowohl  den  Tag  als  die  Nacht  anzufiihren  (Rv  5,  82,  8.  Lied 
XXI ,  4)  und  zeigt  darin  eine  Verwandtschaft  des  Wesens  mit  dem 
grieehischen  Hermes.  Man  ruft  ihn  auch  an  bose  Traume  fern  zu 
halten.  In  dem  vorliegenden  Stuck  ist  nur  diejenige  Seite  hervor- 
gehoben,  nach  welcber  Savitar  durch  seine  Ankunft  am  Abend  die 
Nacht  einleitet;  er  ist  morgens  und  abends  der  Antreiber  oder  Be- 
weger,  der  dort  zur  Arbeit  hier  zur  Ruhe  ruft  v.  1.  Wenn  er  seinen 
Arm  gebietend  iiber  die  Welt  ausstreckt,  so  gehorcht  alles ,  sogar 
AVasser  und  Wind  legen  sich  in  der  Stille  der  anbrechenden  Nacht 
v.  2,  der  Wanderer  halt  an,  der  Raubvogel  ruht  v.  3,  des  Menschen 
Arbeit  endet  pliitzlich ,  denn  der  Gott  ceheidet  Tag  und  Nacht  v.  4. 
Nun  sieht  man  allenthalben  die  Abendfeuer  flammen,  der  heimkeh- 
rende  Sohn  des  Hauses  empfangt  sein  Abendbrod  v.  5,  alles  sucht 
seine  Heimath  v.  C,  sogar  der  ruhelose  Fisch  ,  der  Vogel,  die  Herde 
den  Stall  v.  8,  und  diese  feste  Ordnung  des  Tageslaufs  stiirt  keine 
andere  gottliche  oder  ungottliche  Macht  v.  9.  Die  Schlussverse  bitten 
um  die  Gaben,  die  Savitar  aus  alien  Gebieten  verleihen  kann.  — 
Die  Verse  7  und  8  sind  Variationen  des  gleichen  Gedankens  und 
konnen  nicht  urspriinglieh  nebeueinander  gestanden  haben.  v.  7 
ist  der  einfachere  und  v.  8  der  geziertere  Ausdruck,  dennoch 
mochlen  wir  den  letzteren  als  hieher  gehorig  betrachten,  weil  in  ihm 
die  Beziehung  auf  den  Abend  ausgesprochen  ist,  wahrend  jener  nur 
allgemein  von  der  Scheidung  der  Wohnsitze  der  Thiere  durch  Savitar 
redet.      v.   10   scheint  eine  Interpolation  zu  sein. 

1.  iijus  Leben,  concret  die  lebendigen,  die  Welt  vgl.  l^v  7,  90,6. 
2.  Wir  vermuthen   apja  apsu. 


XXL    AN  SAVITAR. 


1.  Zum  Beteu  riisteu  sich  inSammlung  cles  Gemiiths 

begeistert  Weise  in  des  grossen  Weisen  ^  Dieust, 

Er  macht  die  Opferfolge,  kennt  alleiu  die  Frist  ^, 

drum  zollt  man  Savitar  dem  Gotte  hohen  Preis. 

2.  Er  kleidet  kiinstlich  sich  in  aller  Farben  Pracht  ^, 

und  Wohlbehagen  seudet  er  fiir  Mensch  und  Thier, 
Den  Himmelsraum  erleuchtet  der  geliebte  Gott, 
er  zieht  der  Morgenrothe  uach  auf  ihrer  Bahn: 

3.  Auf  dieseu  Bahueu  folgeu  andre  Gotter  nach 

des  Gottes  maehtiger  Erscheinung  kraftbelebt ; 
Mit  Majestat  durchschreitet  Savitar  der  Gott 
der  schimraernd  bunte  dieses  untre  Reich  der  Luft. 

4.  Auch  in  die  lichte  Welt  *  des  Himmels,  Savitar, 

gelangst  und  weilest  du  in  Surja's  Strahleuglanz. 
Dein  Gang  begranzt  den  Anfang  und  den  Schluss 

der  Nacht  ^, 
durch    deine    feste  Satzung    wirst  du  Gott  uns 

Freund  ^. 

5.  Bewegen  und  beleben  kannst  nur  du  allein, 

ein  Pushan  ^  bist  dn  himmliseher  auf  Weg  und 

Steg, 

4 


50 

Du  bist  der  Walter  iiber  alles,  was  da  lebt. 
(^java9va  hat  fiir  dich  dies  Lob  zu  Stand  gebracht. 

Rv   5,   81.    Verf.  ^java^va,   aus   dem  Geschlecht  des   Atri. 

1.  des  Savitar.  2.  Der  Lauf  der  Sonne  theilt  die  Tage  und 
bestimmt  dadurch  Zeit  und  Reihenfolge  der  Opfer.  3.  der  uiannig- 
faltige  Farbenwechsel  der  Sonne.  4.  Savitar  erscheint  zuerst  am 
Horizont  im  Dunstkreis  v.  3 ,  von  da  steigt  er  nach  oben  in  die 
dreifache  Lichtwelt.  5.  vgl.  die  Bemerkungen  zu  Lied  XX.  6.  konnte 
auch  heissen:  wirst  ein  Mitra  du.  7.  d.  i.  ein  Geleitsmann  auf 
Wegen  und  Strassen. 


XXII.   AN  PUSHAN. 


1.  0  Pushan,  streif  die  Wege  durch, 

Geleitsraann,  wende  die  Oefahr, 
Als  Fiihrer  schreite  vor  uus  her. 

2.  Weuu,  Pushan,  uns  der  bose  Wolf, 

der  Unhold  auf  der  Lauer  sitzt, 
So  schlag  ihn  fort  vou  uusrem  Pfad. 

3.  Den  Wegelagerer,  den  Dieb, 

den  tiickischen  Schleicher  jage  dn 
Von  uusrer  Strasse  weit  davon. 


Des  Heuchlers  gliihendes  Geschoss, 

des  Bosewichtes,  wer  er  sei, 
Zertritt  und  losch  niit  deinem  Fuss. 

Uiu  deinen  Beistand  bitten  wir, 

—  Berather,  Heifer  in  der  Noth  — 
Der  unsren  Vatern  wirksam  war. 

Lass  uns,  du  allbegliickender 

—  das  goldne  Schwert  in  deiner  Hand 
Erwerben  Reichthum  ohne  Miih. 


52 


7.  Bring  uns  durch  jedes  Hinderniss, 

die  Wege  baliu  uud  ebne  du, 
0  Pushan  schaff  uns  guten  Rath. 

8.  Zu  fetteu  Trifteu  fiihre  uns, 

niclit  neues  Leiden  bring  der  Marscb, 
0  Pusbau  schaff  uns  guten  Rath. 

0.    Gib  reichlich  uud  mit  offuer  Hand, 
gewahre  und  mach  voll  den  Leib, 
0  Pushan  schaff  uns  ffuten  Rath. 


10.  Kein   Schelten  hort  der  Gott  von  uns, 
mit  schonen  Worten  loben  wir, 
Den  Heifer  bitten  wir  um  Gut. 


Rv  1,  42.  Verf.  Kanva,  Sohn  des  Ghora. —  Benfey  Or.  u.  Occ.  1, 
394.     Muir  S.  T.    5,   174. 

Pushan  bosungen  als  Geleitsmann  der  Menschen  auf  ihren  Ziigen ; 
er  saubert  die  Wege  und  fiihrt  Mensch  und  Vieh  zu  fruchtbaren 
Gefilden. 


XXIII.    AN  VISHNU. 


1.  Des  Vishnu  Mauuestliateu  slug  icli  jetzo- 

dess,  der  durchinesseu  hat  den  irdischeu  Dunst- 

,kreis, 
Dem  Reiche  in  der  Hohe  Stiitzen  machte, 

als  er  in   weiten  Schritten  dreimal  aiisschritt. 

2.  Verherrlicht  wird  ob  dieser  Grossthat  Vishnu, 

zu  fiirchten  wie  der  Lowe  im  Gebirge  * ; 
Es  haben  unter  Vishnu's  dreien  Schritten 
die  Wesen  alle  weiten  Raum  zur  Wohnung. 

B.    Es  schwing  sich  klangvoU  auf  das  Lied  zu  Vishnu 
dem  Hohenherrscher,  Mann  der  weiten  Schritte, 
Der  diesen  grossen  Raum  in  ganzer  Lilnge 
allein  durchmessen  hat  in  nur  drei  Schritten. 

4.  Mit  Siissigkeit  gefiillt  sind  seine  Stapfen 

die  drei,  man  schwelgt  an  ihnen  uuaufhorlich  ^. 
Den  dreigetheilten  ^  Raum,  die  Erd,   deu  Himmel 
erhalt  nur  er  allein  mit  alien  Wesen. 

5.  Zu  seiner  lieben  Heimath  mijcht  ich  eingehu, 

wo  gottergebne  Manner  selig  leben; 
Das  ist  die  Freuudesschar'*  des  machtigen  Schreiters, 
des  Siissen  Quell    an  Vishnu's  hochster  Stapfe. 


54 

[6.    In  eure  Wohuimg  mochteu  wir  gelangen, 
dahin,  wo  flimmerude  Gestirne  wandeln. 
Von  dorten  strahlt  in  reichem  Licht  hernieder 
zu  uns  des  machtigen  Schreiters  hochste  Stapfe  ^.] 

Rv  I,   154.    Verf.  Dirghatamas,  Sohn  des  Ucathja. — Muir  S.  T. 

4,  58. 

Von  Vishnu  kennt  die  altere  Poesie  nur  die  eine  That,  dass 
er  den  ganzen  Weltrauiu  in  drei  Scbritten  durchmessen  und  den 
Ilimmel  befestigt  hat,  und  dass  unter  seinen  drei  Fnsstapfen  die 
AVesen  geraumigen  Platz  zur  AVohnung  haben  (Rv  6,69,  5);  er  wohnt 
da,  wo  er  seinen  Fuss  am  hochsten  setzte,  auf  des  Himmels  Hohe 
und  mit  ihm  die   abgeschiednen  frommen  v.   5. 

1 .  wbrtlich :  wie  der  Lowe,  welcher  frei  herumstreicht  im  Gebirge. 
2.  Alle  Wesen  in  der  Welt  geniessen  die  Sussigkeit  seiner  hochsten 
Fusstapfe,  des  Himmels.  Von  Vishnu  geht  das  behagliche  Leben 
aus,  das  sich  in  der  dreifachen  Welt  fiihren  lasst.  3.  vgl.  Lied  XIII,  4. 
—  4.  vgl.  Rv  10,  15,  3  an  die  Manen  : 
Die  liebevollen  Vater  hab   entdeckt  ich, 

die  Kinder  und  die  hochste  Stapfe   Vishnu's  ; 
Sie,  die  des   saftigen  Trankes  auf  der  Grasstreu 
behaglich  kosten,  kommen   gerne   zu  uns. 

5.  Der  Vers  gehorl  nicht  zu  diesem  Liede ,  wegen  des  Duals  vam 
wiirde  er  etwa  in  ein  Mitra  -  Varunalied  passen.  Die  Worte  paramam 
padam  haben  seine  Einschiebung  hier  veranlasst. 


XXIV.    AN  DIE  SONNE  (Surja). 


1,  Es  steigt  empor  eiu  liclites  Gotterautlitz, 

das  Auge  Mitra-Varuiia's  uud  Agui's; 
Der  Gott  erfiillt  die  Liifte,  Erd  und  Himniel, 
des  lebenden  und  uiibelebtcu  Seele. 

2.  Der   Strahlengottiu  Ilshas  folget  Surja  ' 

wie  eines  Madchens  Spur  derJiingliug,  dorthin, 
Wo  fiir  die  fromraeu  Leben  sich  an  Leben 
das  eiue  schoner  als  das  audre  anreiht  ^. 

3..  Die  schouen,  falbeu,  lichten  Sonueurosse 

die  scbimnierndeu,    von  Jubellied  bewillkommt, 
Sie  kliiumen  vorgebeugt  zar  Himmelshohe, 
in  einem  Tag  umeilen  sie  den   VVeltraum. 

4.  Das  ist  die  Gotterkraft,  die  Macht  des  Surja: 

die  Arbeit  ruht,  wenn  audi  nur  halbvolleudet  ^, 
Sobald  vom  Wageu  er  die  Fiichse  losscbirrt ; 
uud  Nacht  bedeckt  mit  ibrem  Schleier  alles. 

5.  Vor  Varuua's  und  Mitra's  Aug  entfaltet 

im  Hiramelsschosse  Surja  seine  Schonheit; 
In  ewiger  Folge  fiihren  seine  Rosse 

bald  lichte  Tageshelle,  bald  das  Dunkel. 


56 

6.    Befreit,  ihr  Gotter,  mit  der  Sonne  Aufgang 

von  Noth  und  Sorge  uns  am  heutigen  Tage ; 
Das  moge  Mitra-Varuna  erfiillen, 

die  Aditi  und  Sindhu,  Erd  und  Himmel. 

Rv  1,  115.  Verf.  Kutsa  aus  dem  Geschlecht  der  Arigiras.  — 
Benfey  Or.  u.  Occ.   3,   157. 

Sfirja  die  unmittelbare  Personifikation  der  Sonne  erscheint  hier 
in  gleicher  Eigenschaft  wie  Savitar  (vgl.  Lied  XX),  er  ftihrt  den  Tag 
wie   die  Nacht  herauf. 

1.  vgl.  Lied  VII,  4.  2.  d.  h.  zur  hochsten  Hohe  des  Hiin- 
mels,  wo  die  frommen  fiir  immer  ein  seliges  Leben  geniessen,  vgl. 
Lied  XXIII,   5.    XLV,    10.     3.  ahnlich  Lied  XX,   4. 


XXV.    AN  DIE  SONNE. 


1.  Dort  kommt  der  bunte  Stier  uud  setzt 

vor  Mutter  *  imd  vor  Vater  sich 
Auf  seinem  Wege  hiramelwarts. 

2.  Nun  tritt  er  iu  der  Sterne  Schar, 

vor  seinem  Hauch  verwehen  sie  ^, 
Der  machtige  erhellt  den  Tag. 

3.  Die  dreissig  Zeiten  ^  macht  er  licht ; 

man  griisst  mit  Sang  den  Hiegeuden 
Am  frijhen  Morgen  Tag  fiir  Tag. 

Rv  10,  189.  Verf.  Sarparag'n'i.  —  M.  Milller  Z.  d.  d.  m.  Ges. 
9,   XL 

Sonnenaufgang.  Wann  die  Morgensonne  am  Horizont  auftaucht, 
scheint  sie  einen  Augenblick  Halt  zu  machcn  zwischen  Himuiel  und 
Erde ,  aus  deren  Schosse  sie  entsprungen  ist  v.  1.  Bei  ihrem  Er- 
scheinen  erbleichen  die  Sterne,  und  es  wird  Tag  v.  2.  Freudig  wird 
sie  von  den  Menschen  begriisst  v.   3. 

1.  Die  Mutter  ist  die  Erde,    der  Vater  der  Himinel.  2.  Statt 

apanatt  ist  apanati  zu  lesen,  anati  ist  wohl  Plural  zu  aniti  Singular. 
3.  eigentlioh  Zeitraume,   gemeint   sind  die  dreissig  Tage  des  Monats. 


XXVI.    AN    INDRA. 


1.  Der  Gott,  der  kaum  t^eboreu  kiihiieu  8ianes 

zuerst  den  Muth  auch   iu  den  Gottern  weckte, 
Vor  desseu  Hauche  beide  Welten  bebten 

ob  seiner  Kraft  —   das  ist,   ihr  Volker,  Indra. 

2.  Der  festigte  die  Erde,  welche  waukte, 

und  steben  biess   die  taumeluden  Gebirge, 
Der  weiten  Luft  die  Maasse   und   dem  Himmel 
die  Stiitzeu  gab  —  das  ist,  ihr  Volker,  Indra. 

3.  Der  Abi  schkig,  die  sieben  Stroiue  frei  Hess 

und  aus  der  Hohle  Grund  die  Herde  holte, 
Und  Feuer  zeugte  zwischen  Erd  und  Himmel, 
ein  Beutemacher  —  ist,  ibr  Volker,  Indra. 

4.  Der  alles,  was  da  ist,  im  Grund  erscbiittert, 

der  die  Damonenbrut  gebaudigt  und  verjagt, 
Der  wie  den  Satz  der  Spielgewinuer  einstreicbt 
des  kargen  Gut  —  das  ist,  ibr  Volker,  Indra. 

5.  Von  dem  der  Zweifler  fragt :  'wo  ist  denn  Indra  V' 

und  leugnet,  dass  er  sei,  —  obscbon  so  furcbtbar  ! 
Der  wischt  wie  Striche  weg   des  kargen  Giiter : 
glaubt  nur  an  ibn :  er  ist,  ibr  Volker,  Indra  ^. 


59 

0.    Der  arm  uud  reich  zn  seinem  Dienste  treibet. 

desfromuien  SangersFlehu  unci  Sprucli  begeistert, 
Des  Mauues,  der  deu  Saft  ihm  keltert,  Gonner 
mit  schoner  Wange  ist,  ihr  Volker,  ludra. 

7.  In  dess  Befehl  die  Rosse  und  die  Kinder, 

in  dess  die  Scharen  und  die  Wagen  stehen  ; 
Der  schuf  die  »Sonne  und  die  Morgenrothe  ^ 
der  Wasser   Lenker  ist,  ihr  Volker,  Indra. 

8.  Er,   den  die  kampfbereiteu  Hcere  beide, 

das  eine  hier,  das   andre  diiiben  rufeu, 

Zu  deni  die  zwei  auf  eine  m   Wagen  ^  jeder 

besonders  rufeu,  ist,  ihr  Volker,  ludra, 

H.    Er,  ohne  den  die  Volker  niemals  siegeu, 

deu  sie  im  heissen  Kanipf  uui  Hilfe  rufen, 
Der  unbewegliches  bewegt  '^  und  jedem 

gewachseu  ist  —  das  ist,  ihr  Volker,   Indra. 

10.  Der  alle,  welche  grosseu  Frevels  schuldig, 

mit  seinem  Speere  trifft ,  da  sie  nichts  ahnen  ; 
Er,   der  an  Trotz  dem  trotzigsten  nichts  nachgibt, 
des  Unholds  Todter  ist,  ihr  Volker,  Indra. 

1 1 .  Der  (^ambara  im  vierzigsten  der  Herbste 

in  seinem  Lager  in  den  Bergen  auffand, 
Und  dann  den  hiugestreckteu  nuichtgen  Draclien  ^, 
den  Danu  ^  schlug  —  das  ist,  ihr  Volker,  Indra, 


60  ^ 

12.  Der  kraftgeschwellte  Held  mit  sieben  Zungeu, 

durch  dessen  Werk   die  sieben  Strome  fliessen, 
Der  mit  dem  Blitz  deu  Rauhina  ^  hinabstiess, 
den  Himmelsstlirmer  —  ist,  ihr  Volker,  Indra. 

13.  Vor  ihm  verueigen  Himmel  sich  und  Erde, 

vor  seiuera  Hauclie  beben  die  Gebirge; 
Den  man  beiui  Somatrauke  sieht,    die  Keule 
in  seiner  Faust  —  das  ist,  ihr  Volker,  Indra. 

14.  Er,  der  das  Keltern  fordert  wie  das  Kocheu, 

den  Sanger,  wie  den  fromm  geschaftgen  Diener, 
Er,  dem  Gebet,  dem  Trunk  und  dem  die  Gabe 
zur  Starkung  sind  —  das  ist,  ihr  Volker,  Indra. 


15.  Der  ungehemmt  dem  Keltrer  wie  dem  Koche 

zur  Beute  hilft,  —  gewiss ,  das  bist  allein  du ! 
Als  deine  Frennde  mochten  wir,  o  Indra, 

als  tapfre  Schar  im  Rath  die  Stimme  fiihren. 

Rv  2,  12.  Verf.   Grits amada,  Sohn  des  f  aunaka.   v.  15    ist  Zusatz. 
1.   vgl.   Rv   6,   18,   3   und   8,   89,   3.   4: 
der  Sanger: 
Erhebt  ein  lautes   Loblied  um  die  Wette, 

ein  wirkliohes  dem  Indra,  ist  er  wirklich. 
Den  Indra   gibt  es  nicbt,'  so  sagt  mir  mancher ; 
wer  sah  ihn  denn?     AVas  sollen  wir  ihn  preisen? 
Indra  antwortet : 
Ich   bins,   o  Sanger,   sieh  mich   an,  hier  steh  ich,    ■ 
und  ich  bin  mehr  als  alles  Sein  und  Wesen  u.  s.  w. 
2.   Rv  2,  21,  4.    3,   31,  15.   32,  8.    6,  17,  5.     3.  der  Kiimpfer  und  der 
Wagenlenker.      4.  Du  allein    ja  gehst    bin    die  Feinde  zu  erschlagen, 
das    unbewegliche    von  seiner  Stelle  bringend  3,  30,  4.       5.  Den  in 
den  Bergen  hausenden  Damon  fambara,    der  selbst  ein  kleiner  Gott 


61 

sich  diinkte  (7,  18,  20),  tcidtete  Indra  und  zerstorte  mit  seinein  Ge- 
schoss  dessen  neunundneunzig  Fel.senburgen  an  einein  Tage  und  am 
Abend  die  hundertste  mit  dem  ganzen  zugehorigen  Gebiete  zu  Gunsten 
des  Divodasa  Atitbigva:  2,  14,  6.  4,  26,  3.  7,19,  5;  vgl.  Lied  XXX, 
20.  6.  siehe  zu  Lied  XXX,  7.  7.  Wie  Indra  den  Rauhina  spal- 
tete  und  hinwarf  (1,  103,  2.  Av.  20,  128,  13),  so  schiittelte  er 
mit  List  die  binaufklimmenden  Diimonen ,  welche  in  den  Himmel 
steigen  wollten,  von  sieh   ab   8,   14,    14. 


XXVII.    AN  INDRA. 


Eiu    Gott : 


Das  ist  der  Weg  der  alte  wohlbekanute, 

auf  dein  die  Gotter  selbst  das  Licht  erblickten, 

Auf  ihin  sollst  reif  auch  du  geboren  werdeu, 
du  darfst  uicht  anderswie  der  Mutter  Tod  seiu. 

Indra : 

Das  thu  ich  nicht,  das  ist  eiu  iibles  Schlupfen, 
querdurch  will  icb,  will  durcb  die  Hiifte  gebeu, 

Noch  raanches  nie  gethane  werde  icb  thuu  : 
mit  diesen  kampfen  und  mit  jenen  Freund  sein. 

Ein  Gott: 

(4)  Wie  soUte  der  verkehrtes  unternehineu, 
den  Jabre  lang  *  die  Mutter  bat  getragen? 

Es  ist  ja  nirgeuds  eiuer  seiues  gleicbeu 

von  lebeudeu  und  kommeudeu  Gescblecbteru. 


4.  (5)  Wie  eiueu  Schimpf  beseitigte  die  Mutter 
den  Tudra,  der  von  Kraftefiille  strotzte; 
Da  stand  er  auf   und  nabm  den  Mantel  um  sicb 
und  fiillte  kaum  geboren  beide  Welten. 


63 

5.  (6)  Es  stromen  lustig  platschernd  dort  die  Quellen 

in  gleichem  Lauf  uud  raischen  ihre  Stimmeu  — 
Befrag  sie  doch,  warum  so  froh  sie  janclizen? 
Hat  Wassers  Kraft  den  Felseuwall  gebroclien? 

6.  (7)  Sind's  Grussesworte,  die  dem  Indra  gelten? 

Ist's  etwa  Holin,  den  ihm  die  Fliisse  bieteu? 
Mein  Soliu  ist's ,  der  mit  seiner  maclitgeu  Waffe 
deri  Vritra  traf  und  frei  die  Strome  machte. 


7.  (8)  Jetzt  wirft  beiseite  dicli  die  juuge  Mutter, 

und  jetzt  verschlingen  dich  Kushava's  ^  Tiefeu, 
Uud  jetzt  erbarmt  des  Kindes  sich  die  Welle: 
und  jetzt  erhebt  in  aller  Kraft  sich  Indra. 

8.  (9)  Jetzt  trifft  dich,  Gabenherr  %    Viausa's  Waffe 

und  schlagt    die  beiden  Backen  dir  in  Stiicke ; 
Obschon  verwundet  wirst  du  seiner  Meister, 
zermalmst  des  Damons  Haupt  mit  deiner  Keule. 


9.  (10)  Die  juuge  Kuh  gebar  ein  Kalb  ein  derbes, 

den  unbezwungnen  Stier  den  feisten :  Indra. 
Sie  leckt  '^  ihr  Junges,  will's  zum  Gehen  bringen, 
doch  das  weiss  selbst  sich  seinen  Wegzu  sucheu. 

10.  (11)  Besorgt  ist  um  den  jungen  Held  die  Mutter: 

mein  Sohn  die  Gotter  lassen  dich  im  Stiche! 
Und  Indra  sprioht  den  Streich  nach  Vritra  fiihrend  : 
Vishnu  mein  Freund  geh  etwas  aus  dem  Wege  ". 


G4 

11.  (12)  Wer  ist's,  cler  deiiie  Mutter  hat  verwaiset? 
wer  bat  ira  Liegen,  Laufeu  dich  getroffen? 
Erbarmte  deiuer  sich  ein  Gott?  du  hattest 
gepackt  deu  eignen  Vater  und  zerschmettert  ^. 


12.  (13)  Aus  Hunger  kocbte  ich  des  Hunds  Geweide, 
es  war  keiu  Gott,  der  meiner  sich  erbarmte''; 
Ich  sah  mein  eignes  Weib  betriibt  versebmachteu : 
da  brachte  mir  das  siisse  Kraut  der  Falke. 


13.  (3)  Er  sieht  es,  wie  die  eigne  Mutter  hinstirbt^: 
ich  lass  esnicht!  nein  ich  will  da  hiudurchgeh'n. 
In  Tvashtars  Haus  hat  Indra  aufgetrunkeu 
den  Saft  viel  Geldes  werth  aus  vollep  Schalen. 

Rv  4,  18.    Verf.  Vamadeva,    Sohn    Gotamas. 

Der  Grundstock  des  Lieds  ist  die  Kindheitsgeschichte  Indras.  Die 
Sammler  haben  Verse  zusammengestellt ,  welche  ganz  verschiedene 
Sagen  behandeln,  und  iiberdiess  vollig  fremdartiges  beigefiigt  y.  3.  12. 
13.  Die  Commeutatoren  beziehen  voUends  ganz  verkehrt  die  ersten 
Verse  auf  die  Geburt  des   Vamadeva. 

v.  1  —  3.  Indras  Gewalttbatigkeit  beginnt  schon  im  Mutterleib. 
Er  will  wie  Typhon  (Plutarch  iiber  Isis  und  Osiris  12)  durch  die 
Seite  seiner  Mutter  brechen.  Ein  Gott ,  nicht  die  Mutter  selbst, 
mabnt  ihn  davon  ab ,  und  die  Voraussetzung  scheint  zu  sein ,  dass 
Indra  der  Mahnung  folgte.  v.  5—11  des  Hv  gehoren  zu  der  anderen  Sage, 
dass  Indra  schw.Hchlioh  geboren  und  von  der  Mutter  aus  Scham  be- 
seitigt  wird  (vgl.  Hephastos,  IliaslS,  396),  oder  dass  sie  fiir  ihn  von 
seinen  Feinden  fiirchtet,  wahrend  er  selbst  sich  alsbald  zum  Kampf 
erhebt  und  siegt,  so  dass  die  Mutter  sich  des  Sohnes  riihmt  v.  6.  7. 
Auch  diese  Reihe  von  Versen  ist  nicht  aus  einem  Guss.  • —  v.  12 
geht  auf  einen  der  von  Indra  erschlagenen  Damonen.  v.  13  ist  der 
Klage  irgend  eines  Rshi  entnommen,  der  durch  den  vom  Bimmel 
gebrachteu  Soma  Rettung  findet.  v.  3  gehort  zu  den  Aufzahlungen 
von  Indras  Gewaltthaten  wie  z.  B.  Ait.  Br.  7,  28  und  ist  hier  nicht 
an  seiner  Stelle.  — 


65 

1.  wortlich:  tausend  Monate  und  viele  Herbste.  2.  Name  eines 
Stroms.  3.  Indra.  4.  Wir  verrauthen  aret  tam.  5.  Weit  entfernt 
den  Beistand  anderer  Gotter  zu  verraissen  bittet  Indra  seinen  ein- 
zigen  Bundesgenossen  ihm  freie  Bahn  zu  lassen.  6.  an  den  Fiissen 
gepackt  und  ihm  den  Kopf  zerschellt.  7.  wegen  dieses  Anklangs  an 
V.  13  hieher  gekommen.  8.  wohl  nur  so  zu  verstehen,  dass  er  nahe 
daran   war  die  Mutter  zu  tddten. 


XXVIII.    AN  INDRA. 


1.  So  haben  dich,  den  Blitzeschwinger  Indra 

die  G  otter  alle,  treue  Bundsgeiiossen, 
Ja  Erd  uud  Himmel  dich  deu  grossen  hohen 
als  einzigen  erwahlt  zum  Feindeskarapfe  ^ 

2.  Die  Gotter  batten  abgedankt  wie  Greise : 

du  wardst  Allherrscher  auf  dem  ewgen  Throne ; 
Dn  schlugst  den  Drachen,  der  die  Flutb  uralagert, 
iind  grubest  Bahnen  anf,  die  alles  tranken. 

3.  Als  ansgestreckt  im  tiefsten  Schlaf  der  Dr^^che 

des  Himniels  sieben  Hohen  deckend  da  lag, 
Zerschnittest  du  mit  deinem  Keile,  Indra, 

—  und  mitten  durch^  —  denLeib  des  nimmersatten. 

4.  Gewaltig  riittelte  der  Erde  Boden, 

wie  Winde  ungestiini  das  Wasser,  Indra, 
Riss  auf  ^  das  feste  seine  Starke  brauchend, 
und  hieb  herab  der  Berge  Felsengipfel. 

5.  Gebarend  gleiehsam  barst  *  derSchoss  derSteine: 

wie  Wagen  rollten  alle  auseinander. 
Die  Fluthen  stilltest,  liieltest  du  zusammen  ^ 
und  liessest  drauf  in  Stromen  frei  sie  laufen. 


67 

6.  Den  grossen  Fluss,  der  alles  trankend  strorate  ^, 

den  stautest  du  fiir  Vajja  un'd  Turviti. 
Gehorsam  stand  die  rasche  Pluth,   o  Indra, 
und  leicht  passierbar  machtest  du  die  Betten. 

7.  Den  welken  ^  Jungfern  lieh  fiir  ihre  Tugend 

er  frischen  Saft  lebendig  wie  die  Quelle; 
Besprengt  die  durstge  Flur  und  diirre  Triften, 
entloekte  Milch  den  Geltkiihn  den  beliexteu. 

8.  Manch  lieben  Morgen  und  viel  liebe  Jahre 

liess  er  nach  Vritras  Fall    die  Strome  fliesseii. 
Die  rings  umstellten  eingezwangten  Fluthen 
erbohrte  er  zu  fliessen  auf  der  Erde. 

9.  Du  Herr  der  Falben  zogst  aus  dem  Verstecke 

der  Jungfer  Kind,  an  dem  die  Ameis  nagte ; 
Der  blinde  sah,  als  er  die  Schlange  fasste, 

der  morsebe  ging,  es  scbloss  sicb  seiu  Gelenke  ^. 

10.  So  mit  Verstand  bab  deine  alten  Tbaten 

verstandgen  ich  erzablt,  was  uacb  der  Reibe 
An  -Mannestbat  naob  deiuer  eignen  Freude, 
an  Heldenwerk,  o  Konig,  du  vollfiibrtest. 


11.  Besungen  und  gepriesen  lass  dem  Sanger 

jetzt  wie   in  Stromen  reicbe  Nabruug  fliessen ; 
Ein  neuer  Sprncb  erscboll  dem  Rosselenker : 
lass  unsre  Einsicbt  stilts  den  Sieg  erringen. 

5* 


68 

Rv  4,   19.     Verf.   Vamadeva  Sohn  des   Gotama. 

1.  Da  dich  die  GStter  alle,  vielgerufener,  ausrusteten  zum  grossen 
Kampfe  Rv  3,  51,  8.  In  ihn  legten  die  Gotter  ihre  vereinigte  Mannes- 
kraft  und  Einsicht  und  Starke  1,  80,  15.  Durch  die  Gotter  wurde, 
o  Indra,  gleichsam  des  Himmels  ganze  Gotterkraft  zusammen  dir 
libertragen,  dass  im  Verein  mit  Vishnu  du  den  Drachen  Vritra  todtest, 
der  die  Wasser  umlagerte  6,  20,  2.  —  2.  an  einer  Stelle  ohne  Ge- 
lenk.  3.  vi  aubhnat  ist  zu  vermuthen.  4.  dadrus  von  dar.  5.  da- 
mit  sie  nicht  niitzlos  auseinander  fliessen;  Infinitiv.  6.  Du  liessest 
stille  stehen  fliessende  Wasser  zum  tlbersetzen,  den  Strom  fiir  Vajja 
und  Turviti  1,  61,  11.—  7.  dhvasra  abfallend,  zerfallend,  welk.  Er 
macht  die  ledig  gealterten  wieder  Jung.  8.  Rv  2,  15,  7.  13,  12. 
Lied  XXX,   16.   19. 


XXIX.    AN  INDRA. 


1.  Wie  konnte  unser  Lob  den  Indra  herziehn, 

uns  wolil  zu  thun,  den  Sohn  der  grossen  Thaten  V 
Dem  Sanger  pflegt  der  Held  das  Gut  zu  schenken, 
er  ist  der  Gnadeugaben  Herr,  ihr  Volker. 

2.  Zu  ihm  muss  rufen  man  und  flehn  im  Kampfe: 

der  hochgepriesne  hat  die  wahre  Gutthat; 
Dem  Menschen,  welcher  zu  ihm  betet,  spendet, 
dem  hilft  sein  Arm  auch  auf  den  Fahrten  vorwarts. 

3.  Die  Manner  schreien  zu  ihm  in  die  Wette 

in  Todeswagniss  stiirzend,  sie  zu  schiitzen  ; 
Wenn  Freuud  und  Feind  das  Gut  desLebens  hinwirft 
um  Haus  und  Hof   den  Frieden   zu  erkampfen. 

4.  Zur  Heerfahrt  riisten,  machtiger,  die  Volker 

zu  Kampf  und  Streit  sich  gegenseitig  ^  reizend ; 
Uud  stehn  die  Schareu  feindlich  gegenliber, 
da  mochte  man  den  Indra  fiir  sich  haben. 

5.  Da  bringen  die  dem  Indra  ^  ihre  Opfer, 

da  drangen  sich  die  Braten  und  die  Kuchen, 
Da  sind  des  Somas  vol!  die  friiher  kargen, 
ja  man  entschliesst  sich  einen  Stier  zu  opfern. 


70 

Indess  der  Gott  hilft  dem  zAira  Ziel,  der  wirklich 
den  Saft,  iiach  dem  ihn  llistet,  gerne  keltert 

Mit  ganzem  Herz,  und  ohne  dass  ihm's  leid  ist : 
zu  dem  gesellt  er  sich  im  Schlaehtgetiimmel  ^. 


Wer  heut  des  Krautes  Saft  dem  Indra  keltert, 
das  Backwerk  backt  und  ihm  die  Korner  rostet ; 

Des  frommen  Wort  lasst  Indra  sich  gefallen 
und  wird  ihm  Mannesmuth  und  Kraft  verleihen. 


Als  zornig  den  Zusammenlauf  er  merkte 

und  nach  dem  fernen  Platz  des  Kampfes  schaute, 

Da  rief  sein  Weib  zurlick  den  braven  Krieger, 
es  stehe  ihm  der  Trunk  bereit  im  Hause  *. 


Fiir  gute  Waare  bot  man  sehlechte  Preise : 
ich  schlug  nicht  los  und  ging  nach  Hause  lieber, 

Ein  andrer  gab  nicht  ab  um  hochste  Preise: 
gescheid    und    dumm ,    —    ein  jeder    sucht    zu 

s  eh  r  op  fen  ^. 


10.  Wer  bietet  mir  der  Kiihe  zehn 
fiir  diesen  meineu  Indra  hier? 
Wenn  er  die  Feinde  todt  gemacht, 
dann  gibt  er  ihn  mir  wieder  heim  ''. 


11.  Besungen  und  gepriesen  lass  dem  Sanger 

sofort  in  Stromen  reiche  Nahrung  fliesseu  ; 
Ein  neuer  Spruch  erscholl  dem  Rosselenker: 
lass  unsre  Einsicht  stats  den  Sieg  erringen. 


71 

Rv  4,   24.     Verf.   Vamadeva  Sohn  des  Gotama. 

Das  Lied  ist  zusammengesetzt ;  v.  1  —  6  schildcrn  Indra  als  den 
Schlachtengott  ,  den  jeder  gerne  sich  gewanne,  der  aber  nur  dem 
aufrichtig  und  allzeit  frommen  hilft ;  v.  7  ist  wegen  Ahnlichkeit  mit 
V.  6  hier  angefiigt;  v.  8 — 10  sind  vereinzelte  durch  Anklange  unter 
sich  und  an  das  vorangehende  hieher  gerathene  Bruchstiieke;  v.  11 
ist  ein  auch  sonst  vorkommender  Schlussvers  s.  XXVIII,   11. 

1.  sich  Muth  einsprechend.  2.  Wir  nehmen  an,  dass  indrijam 
an  Stelle  eines  dreisilbig  gesprochenen  indram  eingedrungen  sei ;  doch 
liesse  sich  auch  das  Adjectivum  als  'ein  dein  India  dargebrachtes 
verstehen.  3.  Hiezu  vergleiche  man  aus  dem  Liede  des  Vasukra  10, 
27,   1  —  4: 

Indra : 

1.  Ich  sollt',  0  Sanger,  wirklich  mich  bedenken, 

ob  dem  ich   helfen  soil,  der  presst  und  opfert? 
Ich  schlage  los  auf  jeden,  der  nicht  Wort  halt, 
die  Wahrheit  beugt,  den  rankevollen,  kargen. 

Der    bittende : 

2.  Wenn  ich  sie  nur  zum  Kampf  und  Stehen  brachte, 

die  Gotteslaugner,  die  so  frech  sich  briisten; 
Ich  wollte  einen  feisten  Stier  dir  braten 

daheim  und  wochenlang  ^)  vom  besten  sohenken. 

Indra : 

3.  Ich   hab'   es  nicht  erlebt,  dass  so  man  sprache, 

nachdem  die  Feinde  gllicklich  abgethan  sind. 
Ja,  wenn  sie  sehn,  wie  wlithend  das  <3efecht  geht, 
versprechen  sie  sogar  ein  Paar  von  Stieren. 

4.  Wenn  ich  entfernt  an  fremden  Orten  fort  bin, 

da  haben  alle  ihre  Hande  oflfen''); 
Ich  will  den  reichen  Knicker  elend  machen, 

am  Fusse  packen  und  am  Stein  zerschellen. 
4.  ein  eigenthumlicher  Zug  aus  dem  Indramythus:  sein  weib  ver- 
anlasst  ihn ,  wie  er  ungeduldig  zum  Kampf  eilen  will  ,  noch  den 
Trunk  bei  den  Menschen  mitzunehmen.  5.  sprichwortliche  Rede: 
saugt  das  Rohr  (d.  h.  seinen  sussen  saft)  aus,  oder  milkt  das  Enter 
aus.  6.  Dieses  scherzhafte  Ausgebot  ist  kaum  denkbar  ohne  ein  Bild 
Oder  wenigstens  Symbol  des  Gottes. 

a)  fiinfzehn  Tage,  von  einem  Mond  zum  andern.     b)  sat6magha- 
vanas  als  ein  Wort  zu  fassen. 


XXX.    AN  INDRA. 


1.  Es  ist  kein  hoherer  als  du, 

kein  starkerer,  du  Vritrafeind ; 
Ja  keiner  kommt  auch  nur  dir  gleich. 

2.  Es  ist,  als  zoge  deine  Fahrt 

die  Menscheu  —  alles  nach  sich  her  *. 
Dich  preist  man  allzumal  als  gross. 

3.  Die  Gotter  alle  konnten  nicht 

dir  widerstehn,  als  Indra  du 
Die  Tage  dehntest  in  die  Nacht  ^ 

4.  Und  als  fiir  die  geangsteten, 

fiir  Kutsas  Kampf  du  einst  das  Rad, 
0  Indra,  du  die  Sonne  stahlst  ^, 

5.  Und  als  die  Gotter  alle  dich 

ergrimmt  bekampft,  den  einzigen, 
Schlugst  Indra  deine  Gegner  du. 

6.  Und  als  dem  sterblichen  zu  Nutz 

die  Sonne  frei  du  laufen  liess'st, 
Hat  deine  Macht  ihr  Ross  beschiitzt. 


73 

7.  Denn  du  bist  ja,  o  Vritrafeiud, 

o  Gabenherr,  der  Eiferer, 
Du  bist  es,  der  den  Danu  *  zwang. 

8.  [Und  dein  ist  audi  die  Heldeuschaft, 

du  Indra,  thatst  die  Mannesthat, 
Dass  du  das  Weib,  das  Uuheil  sann, 
die  Himmelstochter  uiederscblugst,] 

9.  Die  Himmelstochter  ja  hast  du, 

o  grosser,  da  sie  gross  sich  schieii, 
Die  Ushas,  Indra,  du  zermalmt. 

10.  Erschrocken  sprang  die  Ushas  da 

von  dem  zersehmissnen  Wageu  fort, 
Als  ihn  der  starke  niederstiess. 

11.  Zerschlagen  liegt  ihr  Wagen  da 

aus  Rand  und  Band  und  ohne  Strang ; 
Sie  selbst  entfloh  in  weite  Fern  ^. 

12.  Das  Wasser  des  Vibali  Stroms, 

das  liber  Land  bin  sich  ergoss, 
Hast  Indra  du  mit  Kunst  gedammt. 

13.  Mit  festem  Griff  erfasstest  du 

sofort  des  (^^ushna  Hab  und  Gut, 
Als  seine  Burgen  du~  gescbleift  '^. 

14.  Kaulitara  den  Bosewicht  — 

und  von  des  Berges  Hohu  herab 
Schlugst  Indra  du  den  (^ambara  '. 


74 

15.  Dii  schlugsfc  die  hiiudert  tausende 

uud  fiinf  —  um  Varcin  her,  sowie 
Dem  Rade  man  den  Kranz  abschlagt  ^ 

16.  Den  Sohn  der  ledigeu  gesellt 

der  weise,  den  verstossenen 
Der  Zahl  der  dankeuden  er  bei  ^. 

17.  Zum  Ufer  bringt  der  helfende 
•       den  Jadu  und  den  Turva^a, 

Die  alle  beide  wasserscheu  ^^ 

18.  Die  Arjer  von  der  Saraju  *\ 

den  Arna  und  Citraratha 
Schlugst  beide  du  an  einem  Tag. 

19.  Zwei  armen  botest  du  die  Hand 

dem  blindeu  und  gebreehlichen, 
Es  kommt-  nichts  dieser  Gnade  gleich  '\ 

20.  Dem  frommen  Divodasa  dann 

zu  lieb  hat  hundert  Burgen  er, 
Aus  Fels  geschichtete,  zerstort  ^^. 

21.  In  Schlaf  versenkt  durch  Schlag  und  List 

hat  Indra  dreissig  tausende 
Der  bosen  zu  Dabhitis  Wohl  ^'. 

22.  Der  du  den  Vritra  todtlich  traf'st, 

du  bist  zugleich  der  Oberhirt, 
Der  du  die  ganze  Welt  bewegst. 


75 

2B.  Uiid  welche  That  du  kiinftig  iioch 
iiacli  Indra-Art  zu  thun  gedeukst, 
Es  wird  sie  keiner   storeu  dir. 


24.  [Viel  werthes  nud  viel  gutes  geb 
achtsamer,  dir  Gott  Arjaman, 
Viel  gutes  Bhaga,  Pusliau  auch, 
viel  gutes  der  holilzahu'ge  Gott  ^^.] 

Hv  4,   30.     Verf.  Vamadeva  Sohn  des  Gotama. 

Dieses  keineswegs  poetische  Lied  enthalt  dafiir  Ziige  einiger 
sonst  verschoUener  Sagen. 

1.  An  deiner  Fahrt  hangt  das  Leben  der  AVelt.  2.  Ansdehnung 
des  Tageslichts  iiber  seine  natiirliche  Zeit  vgl.  Josua  10,  12 — 15. 
3.  Der  Raub  der  Sonne  zu  Gunsten  des  Arg'uneja  Kutsa  wird  ge- 
wohnlich  im  Zusammenhang  mit  der  Beslegung  des  v.  13  genannten 
Damon  ^ushna   erzahlt.      4.  vgl.  Lied  XXVI.   11.  —  5.  vgl.    2,   15,   6. 

10,  138,  5.  —  6.  vgl.  1,  33,  12.  5,  29,  8.  8,  1,  28.  10,  22,  11. 
99,  9.  —  7.  vgl.  XXVI,  11.  —  8.  Die  beiden  Damonen  Varcin  und 
^ambara  die  feilschenden  erscblug  Indra  in  dem  Pferch  der  Wasser, 
d.  h.  am  Ort,  wo  die  Wasser  von  ihnen  eingesperrt  waren  6,  47,  21. 
2,  14,  6.  7,  99,  5.  —  9.  XXVIII,  9.  —  10.  Fiir  die  Nicbtarier  (8,  10,  5) 
Jadu  und  Turvafa  stellte  Indra  die  Wasser,  da  sie  iiber  den  Strom 
setzen  wollten  1,  174,  9  (=  6,  20,  12).   2,   15,    5.   5,31,8.   6,45,1.— 

11.  ein  Fluss.  12.  vgl.  XXVI,  11. —  13.  insbesondere  die  Dauioncn 
Cumuri  und  Dhuni:  2,  15,  4.  6,  20,  13.  26,  16.  7,  19,  4.  10,  113, 
9.   —    14.  Ptishan.     v.   24  ist  dem  Liede  urspriinglich  fremd. 


XXXI.    AN  INDRA. 


1.  Auf  unsre  Andacht  merkend  komm,  o  Indra, 

und  lenke  hieher  das  Gespann  der  Falben, 
Zu  sich  her  rufen  dich  wohl  alle  Leute, 
docli  unser  Fleheii  Lore,  Allbeleber. 

2.  Der  Ruf  an  dich,  o  Indra,  findet  Nachdruck, 

weil  du  der  Sanger  Spruch  beherzigst,  kraftger ; 
Wenn  mit  der  Hand  den  Donnerkeil  du  fassest, 
zuvor  schon  schreckend,  wirst  du  imbezwinglich  *. 

3.  Wenn  Erd  und  Himmel  sich  zum  Kampfe  stellen 

von  dir  gefiihrt,  wie  Manner,  die  sich  fordern, 
—  Zu  Macht  und  Herrschaft  bist  du  ja  geboren  — 
so  stiirzest  du  behend  den  unbehenden  ^. 

4.  Es  solleu  ja  die  bosen  Menschen  blissen  ^; 

an  solchen  Tagen  sei  uns  gnadig,  Indra: 
Die  Siinde,  die  Varuna  feiu  erspahte, 
mog  fortan  uns  der  fehlerlose  schenken. 

5.  So  lasset  rufen  uns  zum  reichen  Indra, 

dass  er  uns  Gut  und  andre  Wohlthat  schenke, 
Er,  der  vor  alien  auf  Gebete  horet! 

Ihr  Gotter,  schirmet  uns  in  stater  Wohlfahrt! 


77 

Rv   7,   28.     Verf.  Vasishtha  Sohn  des  Mitra  und  Varuna. 

1.  ygl.  8,  85,  5.  2.  Iin  gewaltigen  Kampf  der  ganzen  Natur 
ist  es  Indra,  der  durch  Niederwerfung  der  damonischen  Machte  wie- 
der  Ruhe  und  Ordnung  schafft.  ?>.  wortlich :  gereinigt,  gelautert 
werden. 


XXXIT.    DER  SARAMA   FAHRT  ZU  DEN  PANI. 


Die  Pani : 

1 .  Was  kommt  die  Sarama  bei  uns  zu  suchen  ? 

Der  Weg  ist  ja  so  weit  uud  abgelegeu. 
Wer  wies  dieh  herV  bestandest  du  Gefahr«i  V 
Wie  ubersetztest  du  den  Strom  der  Rasa  '? 

Sarama : 

2.  Von  Indra  abgesandt  komm  ich  als  Botin 

um  eure  grosseu  Schatze  zu  verlangen. 
So  schiitzt  er  niieh  auch  bei  deni  baugeu  Spruuge, 
und  gliicklicli  iibersetzte  ich  die  Rasa. 

Die  Pani : 

3.  Was  ist  er  denn  ?  wie  sieht  er  aus,  der  Indra, 

als  dessen  Botin  du  so  weit  gelaufen? 
Er  komme  her,  wir  wollen  Freundschaft  machen, 
er  kann  der  Hirte  unsrer  Klihe  werdeu. 

Sarama : 

4.  Es  spasst  sich  nicht  mit  ihm,  er  dreht  den  Spiess  urn, 

als  dessen  Botin  ich  so  weit  gelaufen, 
Ihn  konnen  tiefe  Strome  nicht  bedecken  ;    ^ 
ihr  Pani  lieget  bahl  von  ihm  erschlagen. 


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UuHo.     ycLSa^yK     cUJounrayyv)    pdLV\OLyis\ 

5  ^n-^E<^.4StW^~m^  prosH^  L-Lhti  M 


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'X.dkff'z  t(p    Vol  A^^'^.  ^^(^'^^^^-  JIlu^ 

Cpz^com,  voLdM^if  SayroAYi^  ddmb'USMno 

-fO.K^dcuvUi'tfyYy]  p/Oyr\a^o  Vie! /^u.a6p(^\ 

aha,  pL    f\<^0/m  ^UArhjl^a    blriMayyn^.y 


79 


Die  Pani : 

Die  Kiihe,  die  zu  holen  bis  zum  Ende 

der  Welt,  o  schone  Sarama,  du  flogest  — 

Wer  ware  feig  genug  sie  abzulassen  ? 

und  wir  furwahr,  wir  fiihren  scharfe  Waifen ! 

Sarama : 

Mit  VVorteu,  Pani,  kounet  ihr  uicht  fechteu ; 

und   waren  schussfest  eure  schlechten  Leiber, 
Der  VVeg  zu  euch  aueh  noch  so  seliwer  zu  zwingen, 

das  alles  wird  Brihaspati  "  nicht  kiimmern. 

Die   Pani : 

lui  Schoss  der  Berge  liegt,  o  Sarama,  der  Schatz 
gestopft  mit  Rossen,  Rindern  uml  mit  Giitern, 

Und  gute  Wachter  hiiten  den,  die  Pani! 

Du  kamst  umsonst,  qs  ist  hier  nichts  zu  holen. 

Sarama : 

Die  Rishi  werden  kommen  trunkbegeistert, 

Ajasia,  die  Angiras  Navagva. 
Die  werden^unter  sioh  die  Herde  tlieilen : 

dann  wird  die  Pani  dieses  Worts  gereuen  ^. 

Die  Pani : 

0  Sarama,  uun  bist  du  einmal  bei  uus, 
die  Gotter  haben  dieli  dazu  gezwungen. 

So  bleib !  zur  Schwester  woUen  wir  dicli  maeheu 
und  von  den  Kiihen,  liebe,  etwas  geben. 


80 

Sarama : 

10.  Von  Sch wester  iind  von  Bruder  schweiget:  Indra, 

—  die  grausen  Rishi  mit  ilim  —  wirds  eucli  sagen ! 
Sie  scliieuen  rinderliistern,  als  ich  wegging; 
davon  macht  euch ,  und  weit  davon,  ihr  Pani ! 

Der  Sanger : 

11.  Hinweg  von  hier  und  weit  davon,  ihr  Pani. 

heraus  die  Kiihe,  wo  sie  hingehoren ! 
Brihaspati  entdeckte  die  versteckten, 

die  Steine,  Soma  *  und  die  weiseu  Rishi, 

Rv  10,  108.  Verf.  die  Pani  ein  Damonengesohlecht  und  Sara- 
ma, von  den  Erklarern  als  Hiindin  der  Gotter  bezeichnet.  Nach  dem 
Liede  selbst  kann  sie  nicht  in  Thiergestalt  gedacht  wferden.  —  Auf- 
recht  in  der  Z.  d.  d.  m.  G.  13,  493.  M.  Muller  Vorles.  2,  496: 
vgl.  Kuhn  in  Haupt's  Ztschr.   6,  119. 

Zu  den  Pani,  welche  die  geraubten  Herden  am  Ende  der  Ere' <}  ver- 
steckt  haben,  iindet  Indras  Botin  Sarama  den  Weg  und  fo-  t  der 
Raub  zuriick  v.  1.  2.  Hohnisch  fragen  die  Damonen,  wer  denn  India 
sei  V,  3 ;  aber  Sarama  warnt,  sie  v.  4.  Auf  ihre  Tar>ferkeit  pocbend 
wollen  die  Pani  von  Riickgabe  nichts  horen  v.  5.  Sie  ei^  .iren.  -vahrend 
Sarama  ihnen  den  Untergang  als  unausbleiblich  vorsteU*^  V.  6  8), 
dass  die  Herden  und  Schatze  nioht  zur  Stelle,  sondern  im  B  \,  ver- 
steckt  seien  (v.  7)  und  wollen  die  Botin  verfiihren  bei  ihnen  zu 
bleiben  v.  9.  Diese  verwirft  die  Loekung  und  rath  ihnen  zur  Flucht 
V.  10.     V.  11   bestatigt  den  Eintritt  des  von  Sarama  vorausgesagten. 

1.  ein  mythischer  Strom,  der  die  Erde  und  Luft  umfliesst.  2.  Bri- 
haspati als  Indras  Begleiter  und  Heifer  im  Kampf  2  ,  23  ,  18.  i 
3.  wortlich:  sie  werden  das  Wort  ausspeien  d.  h.  es  nicht  gesagt  j 
haben  wollen.  4.  Die  Somasteine,  weil  sie  den  zum  Sieg  begeistern-i 
den  Trunk  liefern ,  und  der  Soma  selbst  sind  gleich^iim  unter  den 
Eroberern. 


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XXXIII.    SELBSTGESPRACH  DES  BETRUN- 
.  KENEN  INDRA. 


1.  (2)  Wie  Schiittelu  ungestiimeii  Winds 

so  riittelte  tier  Trauk  mich  auf. 
Ists  deuu,  dass  ich  vom  Soma  trankV 

2.  (3)  Es  riittelte  der  Trank  mich  auf 

wie  rasche  Rosse  das  Geschirr. 
Ists  denn,  dass  ich  vom  Soma  trauk? 


3.  (4)  Die  Bitte  nahte  schreieud  mir 

wie  eiue  Mutter  zu  dem  Kalb. 
Ists  denn,  dass  ich  vom  Soma  trauk? 

4.  (.     Ich  dreh'  die  Bitte  hiu  uud  her: 

der  Drechsler  dreht  den  Wageusitz. 
Ists  denn,  dass  ich  vom  Soma  trauk? 

5.  (1)  Wie  mach  ich's  doch?  so  oder  so? 

geb  ich  das  Rind?  geb  ich  eiu  Ross? 
Ists  denn,  dass  ich  vom  Soma  trauk? 

G.    Wie  Souuenstaubchep  scheiueu  mir 

die  Meuscheuvolker  alle  fiiuf  ^  ^ 

Ists  denn,  dass  ich  vom  Soma  trauk? 

G 


82 

7.  Nicht  meiner  einen  Halfte  gleich 

zusammen  ist  die  Doppelwelt, 
Ists  denii,  dass  icb  vom  Soma  trauk  ? 

8.  Den  Himmel  iiberrage  icli 

und  diese  grosse  Erde  weit  ^, 
Ists  deiin,  dass  icli  vom  Soma  traiik  ? 


9.  Wohlaii,  die  Erde  setz  ioh  hier  — 

icli  seize  besser  dort  sie  bin  ! 
Ists  deun,  dass  icb  vom  Soma  trank  ? 

10.  Im  Aiigeublicke  will  icb  sie 

zerscbmettern  bier  wobl  oder  dort  ^ ! 
Ists  denn,  dass  icb  vom  Soma  trank? 


ll.Ziir  Halfte  bin  im  Himmel  icb, 

die  andre  streck'  icb  weit  binab. 
Ists  denn,  dass  icb  vom  Soma  trank  ? 

12,  Icb  bin  so  macbtig  gross,  dass  icb 
die  Wolkenbobe  iiberrag'. 
Ists  denn,  dass  icb  vom  Soma  trauk  ? 


1 8.  Icb  geb  nun  woblversehn  uacb  Haus  * 
und  bring  den  Gottern  Opfer  mit: 
Ists  denn,  dass  icb  vom  Soma  trank? 


-7  b^MJ>,.JJ^'^tU<^^y^y^'^^^''^^^ 


83 

Rv   10,  119.     Verf.   Laba  Sohn  des   Indra.  —    Muir  S.  T.  5,   90. 

Die  Erklarer  erzahlen,  Indra  babe  in  Gestalt  einer  Wachtel  Soma 
getrunken ,  sei  so  von  den  Rishi  gesehen  worden  und  babe  sich 
selbst  mit  diesem  Liede  gepriesen.  Das  Lied  bietet  keine  Ankniipfung 
fur  diese  sonderbare  Legende,  —  Durch  Versetzung  von  v.  1  an  die 
Stelle  zwischen  v.  5  und  6  ergibt  sich  ein  korrekter  Strophenbau : 
V.  13  ist  wie  haufig  uberzahliger  Schlussvers.  Der  Gott  fiihlt  die 
Wirkung  des  Tranks  v.  2.  3  ,  da  kommt  die  Bitte  der  Menschen  an 
ihn,  die  er  sich  iiberlegt  v.  4.  5  ;  daran  kniipft  sich  die  ruhmredige 
Schilderung  seiner  Grosse  und  Starke  ,  welcher  gegeniiber  Erde  und 
Menschen  versehwindend  klein  sind  v.  7  bis  12.  Befriedigt  gebt  er 
heim  und  bringt   den  Gottern   etwas   vom  Schmause   mit  v.   13. 

1.  vgl.  Lied  IX  Note  3.  —  2.  Er  iiberragt  den  Himmel  und 
die  Erde,  seine  Halfte  kommt  gleich  beiJen  Welten  6,  30,  1;  vgl. 
8,  59,  5.  —  3.  Wenn  du  die  beiden  unendlichen  Welten  zusammen- 
fassest,  so  ist  es  dir  eine  Hand  voll.  3,  30,  5.  —  4.  Das  unver- 
stiindliche  grho  erklaren  wir  als  eine  von  den  Sammlern  des  Veda 
nicht  aufgeloste  Contraction    aus   grham-u. 


XXXIV.    AN  DIE  MARUT. 


Der  Sanger: 

1.  Auf  welcher  Fahrt  sincl  insgemeiu  begriffen 

(lie  altersgleiclien  mitgeborneii  Marut? 
Was  wollen  sie?  woher  des  Wegs?     Das  Pfeifen 
der  Manner  klingt :  sie  wollen  etwas  haben. 

2.  An  wesseu  Spriicheu  freuen  sich  die  Juugen  ? 

wer  lenkt  die  Marut  her  zu  seiuem  Opfer  ? 
Gleich  Falken  streichend  durch  denRaum  der  Liifte— 
wie  bringt  man  sie   durch  Wunsclieskraft  zuni 

Stehen? 

Die  Marut: 

3.  Wie  kommt  es,  Indra,  dass  du  sonst  so  munter 

heut  ganz  alleine  fahrst,  sag  an  Gebieter ! 
Du  pflegtest  auf  der  Fahrt  mit  uns  zu  plaudern  ; 
was  hast  du  wider  uns,  sprich  Rosselenker ! 

Indra : 

4.  Icli  liebe  ^priiche,  WUnsche  und  die  Tranke, 

der  Duft  steigt  auf,  die  Presse  ist  geriistet; 
Sie  llehen,  locken  niich  mit  ihrem  Anruf; 
und  meine  Piiehso  fiihren  mich  zum  Mahle. 


85 


Die  Marut: 

5.    So  werclen  Avir  uud  mit  uus  unsre  Nachbarn  ^ 
die  freieu  Manner  unsre  Riistuug  nehmen 
Und  lustig  unsre  Schecken  alsbald  schirren : 
du  kommst  uns  eben  ganz  uach  Wunsch,  o  ludra, 

Indra : 

G.    Da  wars  euch  nicht  so  ganz  nach  Wunsch,  ihr  Marut, 
als  ihr  allein  mich  gegen  Ahi  schicktet ! 
Ich  aber  kraftig  tapfer  uuerschrockeu, 
ich  traf  die  Geguer  alle  mit  Geschossen. 

Die  Marut: 

7.  Gewaltiges  hast  du  gethan  —  im  Bunde 

mit  uns,  o  Held,  wir  mit  vereinter  Starke. 
Gewaltiges  vermogeu  wir,  o  Indra, 

du  Held,  wenn  uns  ein  Ernst  ist,  ihr  Gesellen ! 

Indra : 

8.  Den  Vritra  schlug  mit  eigner  Kraft  ich,  Marut  I 
^       uud  meine  Wutli  wars,  die  so  kiihn  mich  machte, 

Ich  wars,  der — in  der  Faust  denBlitz — deraMenscheu 
den  Zugang  bahute  zu  den  blanken  Wassern. 

Die  Marut: 

9.  Gewiss  ist  uichts,  was  je  dir  widerstiinde, 

und  so  wie  du  gibts  keiuen  zweiten  Gott  niehr, 
Nicht  jetzt  noch  kiinftig,  der  Avas  du  vermochte; 
so  thu  begeistert,  was  zu  thun  du  vorhast  ^! 


86 

ludra : 

10.  Ho  soil  der  Stiirke  Vorraug  mir  alleiu  seiii : 

was  ich  gewagt,  vollfiihr  icli  mit  Verstandniss. 
Mau  kennt  mich  als  den  starkeu  wobl,  ihr  Marut, 
an  was  ich  riihre  —  Indra  der  bemeistert's. 

ll.Entziickt  hat  euer  Rlihmen  mich,  ihr  Marut, 
das  lobenswerthe  Wort,  das  ihr  gesprochen, 
Fiir  mich,  deu  Indra,  fiir  den  freudigen  Helden, 
alsFreundefurdenFreund,fur  mich— von  selbstihr. 

12.  Gefallen  find  icli,  wie  sie  sind,  an  ihnen 

in  Raschheit  und  in  Frische  nnvergleichlich. 
So  oft  ich  euch  im  Schmnck  erblickte,  Marut, 
erfreut  ich  mich,  und  freue  jetzt  an  euch  mich. 

Der  Sanger : 
IH.  1st  irgendwo  ein  Fest  fiir  euch  bereitet? 

so  fahrt  docli  her  zu  unsrer  Schar,   ihr  Scharen! 
Der  Andacht  Regungen  in  uns  belebend, 
und  werdet  Zeugen  meiner  frommen  Werke. 

IJ.  Weun  uns  des  Manja  Kunst  zur  Feier  herzieht, 
wie  Dichter  ja  zu  Festen  gerne  rufeu  ^, 
So  kehrt  auch  ihr,  o  Marut,  ein  beim  Weisen, 
euch  gelten  ja  des  Beters  heilige  Spriiche. 

15.  Geweiht  ist  euch  der  Preis,  die  Lieder,  Marut, 
des  Manja  des  Mandarasohns  des  Dichters. 
Mit  Labuug  kommt  herbei,  mir  selbst  zur  Starkung, 
[gebt  Labung  uns  und  wasserreiche  FlureuJ  ^. 


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87 

Rv  1,  165.  Verf.  Agastja  (vgl.  jedoch  v.  14.  15).  —  Z.  d.  d, 
m.  (i.  24,  ;;02.  —  Der  Sanger  fragt,  wohin  die  Marut  eilen,  und  weni  es 
wohl  gelingen  werde  sie  bei  seinem  Opfer  zu  balten  v.  1  und  2. 
In  Form  eines  Zwiegesprachs  zwischen  den  Marut  und  Indra,  v.  3 
bis  12,  soil  nun  das  Lob  der  ersteren  verkiindet  werden ,  obschon 
Indra  dor  Preis  zufallt,  docb  insofern  nicht  unpassend,  als  dieses  Lob 
.>chU€sslich  dem  Gott  selbst  in  den  Mund  gelegt  wird  v.  11.  12. 
Indra,  das  ist  der  Ilergang  des  Dialogs,  sonst  auf  lustiger  Fabrt  mit 
den  Marut  vereinigt,  filhrt  diesmal  allein  und  wird  von  jenen  schonend 
gefragt,  weshalb  er  sie  nicbt  mitnehme  v.  3.  Ausweichend  ant- 
wortet  er,  dass  er  auf  dem  Weg  zu  einem  Opfermabl  sei  v.  4;  darauf 
bin  sind  sie  alsbald  bereit  ihn  zu  begleiten  v.  5,  Indra  dagegen  meint 
spottiscb ,  sie  die  jetzt  zum  Scbmaus  bei  der  Hand  sind,  haben  da- 
mals  nicht  ebenso  geeilt,  als  es  den  gefahrlichen  Kampf  mit  Ahi 
dem  Drachen  gegolten,  den  er  allein  erlegt  babe  v.  6.  Die  Marut 
wissen  darauf  nichts  zu  entgegnen,  sondern  erinnern  nur  selbstzu- 
frieden,  dass  sie  mit  Indra,  Indra  mit  ihnen  schon  grosse  Dinge  ge- 
than  haben  und  das  auch  kiinftig  beweisen  wollen  v.  7.  Indra  ist 
nicbt  gestimmt  seinen  Ruhm  mit  ihnen  zu  theilen  und  rlihmt  sich 
aufs  neue  seiner  Thaten  v.  8 ,  so  svnd  die  Marut  genotbigt  seine 
Macbt  ohne  Vorbehalt  anzuerkennen  und  ibn  als  den  ersten  der 
Gotter  zu  ruhmen  v.  9.  Dadurch  ist  der  Gott  befriedigt  und  nimmt 
den  Mund  wiederum  voll  v.  10,  dankt  aber  auch  den  Marut  fur  ibre 
unumwundene  Huldigung  v.  11  und  erklart,  dass  ihm  das  Herz  auf- 
gehe,  wenn  er  sie  sehe  v.  12.  Iliermit  ist  also  die  Versohnung  be- 
siegelt.  In  den  Scblussversen  13  bis  15  wendet  sich  der  Dichter  an 
die  Marut  selbst,  unter  Nennung  seines  Namens,  sucht  ihre  Aufmerk- 
samkeit  auf  das  fiir  sie  veranstaltete  Fast  und  auf  soin  kunstreiches 
Lied  zu  lenken  und  sie,  sammt  ihren  Gaben,  zur  Einkehr  zu  veranlassen. 

1 .  Nur  einzelne  aus  der  Schar  sind  als  redend  gedacht ;  so  er- 
klart sich  auch  der  Vocativ  in  v.  7  d,  indem  die  Sprecher  die  iibrigeu 
gleichsam  zu  Zeugen  ihrer  Worte  aufrufen.  Indessen  ware  auch  ein 
Accentfehler  moglich.  Dass  sie  ihre  Gefahrten  als  freie  Manner  bc- 
zeichnen ,  soil  den  Werth  ihrer  Bereitwilligkeit  in  Indras  Gefolge  zu 
sein  erhohcn.  2.  Wir  nehmen  an,  dass   karishjah   zu  lesen  sei.  — 

3.  Wir  vermuthen  duvasja  statt  duvasjat  vgl.  duvoja  und  fassen  du- 
vkse  als  Inflnitiv  wie  dhruvase  und  ahnliche  Formen.  4.  Durch  den 
auch  sonst  vorkommenden  Schlusssatz  ist  vermuthlich  die  letzte  Halb- 
zeile  des  urspriinglicben  Liedes  verdriingt  worden,  da  dem  geiibten 
Dichter  die  ungeschickte  Wiederholung  von  ish  kaum  zuzutrauen  ist. 
Ausserdem  scheint   das  Lied  an   keiner  Entstellung  zu  leiden. 


XXXV.    AN  DIE  MARUT. 


1.  Beim  Fest  cles  siissen  Traukes  weiss  mau  tiicbtig 

eucli  zu  begeisteru,  liehre  Scbar  der  Marut, 
Euch,  die  erscliiittern  beide  weite  WelteD, 

weim  macbtig  ibr  erscbeiut  die  Brunneu  scbwel- 

leud. 

2.  Ibr  acbtet  ja,  ibr  Marut,  auf  den  Sanger 

und  seid  die  Fiibrer  fiir  des  frommeu  Audacbt. 
So  setzt  in  unsre  Reiben  auf  die  Streu  eucb 
zum  Mable  beut  und  lasst  es  eucb  bebagen. 

3.  Nicbt  glanzen  andre  Marut  so  wie  diese 

an  Goldgescbmeide,  Wa£fen  und  an  Ausebn  ^ 
Sic  wissen  scbmuck  die  ganze  Welt  zu  niacben 
und  tragen  alle  gleicben  Staat  zur  Ausfabrt. 

4.  Lasst  eueru  Pfeil  docb  feme  von  uns  bleibeu ! 

ob  wir  gesiindigt  aucb  nacb  Meuscbenweise, 
Wir  seien  niemals  dessen  Opfer,  bebre: 
die  liebevollste  Guade  lasst  uns  scbauen ! 

5.  An  uuserm  Werke  mogen  sie  sicb  freuen 

die  tadellosen,  lautereu  und  reiuen ; 
Ibr  bebre  belft  durcb  eure  Gunst  uns  vorwarts, 
verbelft  zum  Woblstand  uns  durcb  reicbe  Beute. 


89 

Geprieseu  mogeu  freuiitllicli  imu  die  Miiniier 
in  voller  Zahl  ^  zu  uusern  Opfern  komiueu. 

Verleiliet  unseru  Kinderu  uicbt  zu  sterben 
und  spendetReichthumuns  undfroheuWohlstaud. 


7.    Gepriesen  kommet  insgesamint,  ihr  Marut, 
rait  eurer  Hilfe  zu  den  Opferherren, 
Die  uns  durch  hundertfachen  Lohn  erfreuen. 
Ihr  G5tter  schirmet    uns  in    stater  Wohlfalirt! 


Rv  7,   57.     Verf.  Vasishtha  Sohn  des  Mitra  und  Varuna. 

1.  Auf  euern  Schultern  Speere ,  an  den  Fiissen  Spangen ,  auf 
den  Briisten  Goldschmuck  fahrt  rasch  im  Wagen  ihr  daher,  ihr  Marut 
(ratheyubhah) ;  fcuerglanzende  blitzende  Waffen  in  den  Hiinden,  goldne 
lleluic  auf  das  Haupt  gesetzt  5,  54,  11;  vgl.  1,  166,  10.—  2.  vgl.  5, 
•13,   10. 


XXXVI.    AN  RUBRA. 


1.  Es  iiahe,  Vater  Rudra  \  deine  Huld  ims, 

missgonn'  uns  nicht  der  Sonne  Licht  zu  scUaueu ; 
Der  Held  erweis  sicli  giiadig  imsern  Rosseu  ^ 
und  segne  uiiser  Haus  mit  vieleu  Kiuderu. 

2.  Durch  deine  allerbesten  Arzeneien 

mocht  ich  es  wohl  aiif  bnndert  Winter  bringen  ; 
Hinweg  verseheucbe  von  uns  Hass  und  Drangsal, 
binweg  die  Plagen  fern  nacb  alien  Seiten. 

3.  Du  bist  an  Schone  der  geborneu  scbonster, 

der  starken  stiirkster  mit  dem  Blitz  ^  in  Handen; 
Bring  gliieklicb   liber  Drangsal  uns  hiniiber 
und  balte  fern  den  Anlauf  aller  Scbaden. 

4.  Nicht  wecke  deinen  Zorn,  o  Herr,  Verebrung, 

nicbt  falscbes  Lied  und  nicht  der  Ruf  iui  Chore. 
Hilf  unsern  Mannern  auf  durch  deine  Mittel : 
der  Aerzte  bester  bist  du  ja,  so  hort  man. 

5.  Der  sich  durch  Rufe  rufen  lasst  und  Opfer, 

den  Rudra  mucht  in  Liedern  ich  beschwichtgen  ; 
Nicht  geb  uns  bin  dem  Neid  der  mildbereite, 
der  rothlichbraune  *  mit  den  voUen  Wangeu. 


91 

6.  Erfreut  liat  iiiich  Jer  Held  iiii  Sturmgcl'olge 

durch  fVische  Kraft,  als  ich  uiu  Hilf'e  flebte ; 
Wie  unverselirt  vor  Souuenglutli  ''    deu  Scluitten 
so  moclite  Rudras  Guade  ich  erreiclieii. 

7.  Wo  ist  sie  denn,  o  Kudra,  voll  Erbarnicu 

die  Hand,    die  Heilung  schafft  uud  Schuierzen 

liiidert, 
Die  selbst  den  gottgesandten  Schadeu  wegninmitV 
lass  raicli  erfahren,  starker,  dein  Verzeihen. 

8.  J^em  Stier  dem  rothlichen  mit  weissen   Zeichen 

lass  froh  ''  ein  grosses  Loblied  ich  erscballen. 
Man  neige  sich  dem  fiinkelnden  in   Denintb  : 
des  Rudra  niajestiitiscb  Wesen  preis'  icb. 

!•.    Mit  starken  Gliedern  nnd  mit  blankem  GoUbi 

schmiickt  sich  der  starke    branne  vielgestaltig ; 
Vom  Herrscber  nl)er  alle  Creaturen, 
von  Rudra  weicbet  nie  die  Lebensfiille. 

10.  Ein  wiirdiger  tragst  Pfeile  du  und  Bogen, 

ein  wiirdiger  den  lieliren  bunten  Goklscbniuck, 
Ein   wiirdiger  besitzest  hocbste  Macbt  dn  : 
nicbts  ist  ja  machtiger  als  du,  o  Rudra. 

11.  Sing  dem  beriibmten  auf  dem  Wageusitze, 

der  wie  ein  scbrecklicb  Wild  den  Gegner  aufallt ; 
Dem  Sanger,  der  dicb  preiset,  zeig  Erbarmen : 
binstrecke  dein  Gescboss,  wer  niebt  mit  uns  ist ''. 


92 

12.  Wie  seines  Vaters  Gruss  das  Knabchen  zustrebt  ^ 

so  streck  ich  mich  uach  deiuem  Komrnen,  Rudra. 

Dam  Kriegsmaun  sing  ich,  der  die  Flille  austheilt : 

du  gibst  den  Heiltraiik  uus,  da  wir  dich  preisen. 

13.  Was  ihr  fiir  klare  Safte  habt,  ihr  Marut, 

die  trefflicli  heilen  iind  Erquickung  bringeu, 
Die  uuser  Vater  Mauu  scbon  sich  ausbat  ^, 
die  wiiusch  zu  Nutz  uud  Frommen  ich  vou  Rudra. 

14.  Vorbei  au  uus   mog  Rudras  Speer  sich  wenden, 

vorbei  des  hoheu  schwere  Ungunst  geheu. 
Sei,  giitiger,  uicht  hart  ^°  rait  unsern  Lohnherrn 
uud  iibe  Schonung  uus  au  Kind  uud  Eukel. 

15.  Erscheiust  du,  brauuer  Mann,  so  zeige  so  dich  *^, 

dass  du,  o  Gott,  nicht  ziirnest  uud  uicht  todtest. 
Du  horst  den  Ruf,  so  habe  Acht  auf  uus  hier! 
Es  kliug-e  laut  ini  Rath  der  unsern   Stimme  ^^! 


Rv  2,  33.  Verf.  Gritsamada  Sohn  des  ^unahotra.  —  Muir  S. 
T.  4,  308.  Das  Lied  scheint  aus  verschiedenen  Stiicken  zusammen- 
gesetzt  zu   sein. 

1.  Rudra  der  heulende ,  der  Vater  der  Marut,  ist  der  Gott 
des  verheerenden  Sturms,  zugleich  Abwender  von  Seuchen.  2.  Die 
Herden  stehen  besonders  unter  seinen  Schutz ;  1,  43,  6.  —  3.  Indras 
Geschoss  ist  hier  auch  Rudra  beigelegt.  4.  Geht  wohl  auf  die  Farbc 
der  Haare  vgl.  v.  8.  —  5.  ghrnl  ist  Instrumental.  6.  mahas  ist  Ad- 
verbium.  7.  Av.  11,  2,  19.  8.  kumara  bezeiehnet  im  Veda  meist 
das  kleine  Kind;  bei  unserer  Fassung  ist  die  Aenderung  in  vanda- 
manas   (Delbriick  Chrest.   S.   10)  nicht  nothig. 

9.    Was  Vater  Manu  sich  zu  Nutz  and  Frommen 
erbat,  gewahr  uns,   Rudra  deine  Fiihrung. 
1,  114,   2.  —  10.  Doppelle  Fassung  ist  moglich:   sei  nicht  hart  gegen 


93 

unsere  Lohnherrn ,  oder :  lasst  die  Lohnherrn  gegen  uns  nicht  hart 
sein  d.  h.  mach  sie  geneigt  uns  reich  zu  lohnen,  Nach  dem  Com- 
mentator: spanne  den  Bogen  ab.  11.  Aus  dem  Vocativ  cekitana  ist 
der  Imperativ  des  Verbs  noch  einmal  hinzuzudenken.  12.  rgl. 
Lied  I  Note    5. 


XXXVII.    AN  RUDRA. 


1 .  Dem  Gott  mit  starkem  Bogou,  rascliein  Pfeile  briiigt, 

(leni  mimiiscliraiikten  Horrscher  Rndra  dieses  Lied, 

Dem  tiichtgeii  Sieger,  den  nocli  keiner  je  besiegt, 

dem  Gott  rait  spitzeuWaffen.  Leih  or  uiissein  Ohr ! 

2.  Der  Erde  Soliue  scliauet  er  vom  lioheii  Sitz 

und  bat  als  Herrscber  Acbt  aufs  bimmliscbe  Ge- 

scblecbt ; 
Und  konime  gern  zu  unsrem  Hans,  das  dicb  erwiinscbt, 
und  nab  dicb,  Rudra,  unsern  Kiudern  obue  Leid  ! 

?>.    Lass  deinen  Pfeil,  der  von  dem  Himmel  bergescbnellt 
anf  Erden  fabrt,  sicb  scbonend  wenden  von  uns  ab. 
Heibnittel  bast  du  freundlicber  uuzablige: 

drum  scbiitz  vor  Scbaden  uns  in  Kind  und  Kindes- 

kind! 

4.    So  triff  uns  nicbt,  nicbt  gib  dabin  uns,  Rudra, 
nocb  seien  wir,  wo  du  im  Zoru  dabiufiibrst ; 
Verstatt  uns  Tbeil  an  Opfer  und  an  Herrscbaft! 
Ibr  Gotter  scbirmet  uns  in  stater  Wobl fabrt! 

Rv   7,   4G.      Verf.  Vasishtha    Sohn    des    Mitra    und  Varuna.    — 
Muir  S.   T.   4,    315, 


XXXVm.   AN  VATA   (den    Wind). 


1.    Dos  reisigeii  Vtita  (rrosse  will  icli  preiseu ; 

zerbreclieiid  gebt  or,   donnergleicli  sein  Toseii. 
Am  Himmel  streiclit  or  liin  und  maclit  die  lifjtlion, 
uud  Staiib  aufwirbelnd  geht  or  anf  der  Erde. 

'2.    Und  hinterdrein  die  Wiude  aller  Arten 

heran  zu  ibni  wie  Weiber  zu  dem  Feste  ^ 
Vereint  mit  ihnen  eilt  in  eiuem  Laufe 

der  Gott  hiuweg  der  ganzen  Welt  Beberrscber. 

3.  Wenn  auf  den  li>ftgen  Pfaden  er  dabiufabrt, 

so  steht  er  nie  und  nirgends  etwa  stille  ^ 
Der  Fluthen  erstgeborner  Freund   der  beiTge, 
wo  ward  geboreu  er,  und  wober  koramt  er? 

4.  Der  Gotter  Lebenshaucb,   der  Welten  Sprossliug 

bewegt  der  Gott  sicb,  wo  es  ibn  geliistet. 
Sein    Rauschen    bort    man ,    —    wie    er    anssiebt, 

niemand  ^ : 
den  Vata  lasset  nns  mit  Opfer  ebreu ! 

Rv    10,     168.      Verf.    Anila    (d.  h.    Wind)    Vatajana.    —     Muir 

5.  T.   5,   145. 

1.  Sie    gehen    mit    einamlcr    zum    Tanze.      2.   alia    statt     ahah. 
3.   Dasselbe  Zeugma  ist  im  Text.     Ev.  Job.   3,   8. 


XXXIX.    AN  PARGANJA. 


1.  Begriiss  den  macbtigeii  mit  dieseni  Liede, 

Parg'anja  preise,  fiihr  ihn  her  iu  Ehrfurcht! 
Mit  lautem  Brullen  scliiekt  der  Stier   den  Sanien 
bespritzend  in  die   Krauter  sie  zu  schwangern. 

2.  Die  Baume  spaltet  er  und  trifft  die  Rakshase  ^ 

ein  jedes  Wesen  bebt  vor  seinem  grosseu  Speer ; 
Vor  dem  gewaltgen  fliebt  auch  wer  sieh  scbiildlos 

fiiblt, 
wenu  die,    so    iibles    tbun,    Parg'anjas  Donner 

'  trifft. 

3.  Und  wie  ein  Fubrmann  seine  Rosse  peitscbt  nnd  jagt, 

so  sobeucbt  Parg'anja  seine  Regenboten  anf. 
Man  hurts  wie  eines  Lowen  Briillen  in  der  Fern, 
wenn    dort    der  Gott  zum  Regen  sammelt  sein 

Gewolk. 

4 .  Die  Winde  webn,  es  fallen  Blitze  Sehlag  auf  Scblag  ; 

dieXrauter  steben  anf,  der  Hinimel  scbwillt  nnd 

strotzt ; 
Und  jedem  Wesen  wird  ein  Labetrunk  zn  Tbeil, 

wenn  giinstig  stromt  P-arg'anjas  Sanien  anf  das 

Laud. 


97 

5.    Auf  dessen  Wink  die  Erde   tief  sich  beuget, 
sich  alles  regt,  was  Klaueu  triigt  und  Hufe, 
111  dessen  Hand  die  bunteii  Kriiuter  stelien  : 
Parg'anja  goiiiie  seineii  starken  Scliirni  mis. 

G.    Vom  Himniel  speudet  Regeu  uns,  ihr  Marut, 
in  Fiille  lasst  des  Hengstes  Giisse  stromen  ^: 
Herbei  zu  uns,  vom  Dounertou  begleitet! 
Der  ewige  Tater  schiittet  aus  die  Wasser. 

7.  So  briille,  donn're,  streue  du  den  Samen 

und  fahr  uniher  niit  wasservoUem  Wagen ; 

Mach  auf  den  Schlauch  und  neige  ihn  nacb  unten 

das  Thai,  die  Hiigel  sollen  ebeii  voll  sein ! 

8.  Die  grosse  Kufe  ^  beb  und  giess  sie  iiieder, 

die  Bache  lass  entfesselt  vorwarts  fliesseu ; 
Mit  Fett  benetze  Himniel  du  und  Erde: 
es  werde  eiue  Tranke  fiir  die  Herdeu. 


Wenn  Parg'anja  dein  Doiiner  rollt 
und  du  die  Ubeltliater  triffst, 

Daiiu  jauelizet  lustig  auf  zu  dir, 
was  alles  auf  der  Erde  lebt. 


10.  Du  bast  geregnet,  lass  es  nun  genug  sein! 
du  setztest  unsre  Plureii  uiiter  Wasser, 
Du  hiessest  Kriiuter  spriessen  uns  zur  Nabrung 
uud  bast  erfiillt,  woruni  die  Menscben  baten. 

7 


98 


Rv  5,  83.  Verf.  Atri  Sohn  Bhumis,  —  Biihler  Or.  u.  Occ.  1, 
216.  Muir  S.  T.  5,  140.  Parg'anja  wird  als  der  Gott  des  befruch- 
tepden  Regens,  namentlich  des  Gewitterregens  gepriesen.  Das  Lied 
ist  au3  mehreren  Stiicken  zusammengefiigt. 

1.  die  Geister  des  Dunkels.  2.  Bild  der  Wolke.  AV.  4,  15,  11. 
3.  die  Wolke. 


XL.    AN  PARCiANJA. 


1.  Parg'auja  singet  euer  Lied, 

des  Hiiiimels  gabenreichem  Sohn ; 
Er  sucbe  imsre  Felder  heim. 

2.  Er  ists,  der  Samen  gibt  dera  Kraut, 

der  Kub  uDd  Stute  ibre  Tracht, 
Des  Mannes  Weibe  Fruchtbarkeit. 

3.  Ihm  leget  spendeud  in  den  Muud 

die  OpferbutteK  bonigsiiss : 
Er  scbaff  uns  Woblstand  fort  uud  fort. 


Rv   1,   102.     Verf.  Vasishtha  Sohn  des  Mitra  und   Variina    oder 
Kuinara  Sohn   Agnis.    —    Biihler  Or.   u.   Occ.    1.   218. 


XLI.   AN  AGNL 


1.  Dem  Agni  stimm  icli  an  ein  iieu  und  kraftig  Lied; 

Gedanken,  Worte  weih^ich  ihm  dem  Solin  der 

Kraft; 
Der  Flutlien  Kind,  der  Gotter  Liebling^  kam  zur  Erd' 
zn  woline]!  alsein  Priester,  der  die  Satzung  kennt. 

2.  Er  ward  geboren  in  deii  letzten  Himmelshohn, 

und  Mataricvau  wurde  seinen  Selieiu  sfewahr, 
Erfasste  ihn  im  Penerbrand,  nnd  plotzlich  hat 
auf  Agnis  Willeu  lichter  Glanz  die  Welt  erfiillt. 

3.  (4)  Die  Bbrigu  bracbteu  einst  den  Gott ,    der  alias 

weiss, 
herab  und  mitten  in  die  Welt  und  Volk  hinein, 
So  lock  den  Agni  nun  mit  Bitten  in  dein  Hans: 
der  G  i\  t  e  r  Herr  ist  er,  ein  andrer  Varuna. 

4.  (B)  Durchdringend  ist  sein  Strahl,  ist  seines  Liehtes 

Scbein 
des  schonen  mit  dem  scbonen  Angesiclit  und  Blick. 
Dem  Schimmer  gleicb  der  auf  des  Stromes  ^  Pliiclie 

scbwimmt, 
so  llimmeru  Agnis  Strablen  obne  Rub  und  Rast. 


101 

5.    So  wenig  als  den  schrillen  Sturm,  den  Pfeil  im  Flug 

und  als  des  Hinimels  Blitz,  so  weuig  hemmt  man  ihn. 

Er  kaut  und  isst  mit  spitzera  Zalin  und  fallt  den  Wald 

zu  Boden,  wie  ein  Held  der  Feinde  Reihen  streckt  ^. 

G.    Ob  Agui  wohl  an  uuserm  Spruch  sich  freut?  und  ob 
der  gute  uns  mitGiitern  unsern  Wunsch  erfiilltV 
Ob  fordernd  unsre  Bitten  er  zum  Ziele  briugtV 
den  Gott  mit  klarem  Autlitz  pveiset  dies  mein  Lied. 

7.  Zum  fettbetrauften  Lenker  unsers  beilgen  Werks, 

zu  Agni  strebt  der  fromme  wie  zn  einem  Preund. 
Er  flamme  auf  ein  glauzend  Banner  in  der  Schar  * 
und  bebe  unsre  liehte  Andacbt  bimraelwiirts, 

8.  0  Agni,  wacker  selbst,  mit  wackern  Wacbtern 

mit  bolden,  bilfbereiten  sei  zum  Scbutz  uus. 
Bedacbtsam,  unbetbort  und  obne  Scblumraer, 
Gebieter,  lass  sie  unser  Haus  bebiiten. 

Rv  1,  143.  Verf.  Dirghatamas  Sohn  des  Ucathja.  —  Agni  der 
Gott  des  Feuers,  selbst  vom  Hiramel  gekommen,  ist  der  Vermittler 
zwischen  Gottern  und  Mensohen,  weil  er  die  Opfer  zu  den  Gottern 
Oder  die  Gotter  zum  Opfer  bringt,  also  auch  Priester;  er  schiitzt 
gegen  die  Geister  der  Finsterniss;  ist  Hiiter  des  Hauses. 

1.  als  beliebter  Genosse  mit  den  Gottern  zusammen  wohnend 
oder  gerne  mit  den  Gottern  wohnend.  2.  sindhavas  fiir  sindhvas  als 
Genetiv.  3.  vgl.  1,  65,  4.  —  4.  das  liber  den  Kreis  der  andach- 
tigen  in  die  Hohe  schlagende  Feuer. 


XLII.   AN  AGNI  VAigVANARA. 


1.  Es  rolleii  liclit  iiud  schwarz  die  Tageshtilften 

vor  unserm  Aug"  iui  Doppelreich  der  Liifte  *; 
Vai9vanara  bezwiuget  kaum  geboreu 

mit  seiuem  Glanz  das  Dimkel  als  ein  Kouig. 

2.  Den  Faden  weiss  ich  uiclit  zu  webeii,  welcheu 

zuiii  Wettgesaus'  sich  scharend  sie  verwebeu. 
Wie  sollte  eiues  Manues  Sohu  iu  Rede 
dem  Vater  es  zuvorzuthuu  vermogeu? 

o.    Den  Faden  weiss  zu  weben  nnd  die  Rede 

wie  siclis  gebiihrt  zu  setzen,  wer  gelernt  bat 
Deu  ewigeu  aufzumerken^  wesseu  Auge 

von  bier  aus  schauend  waiter  dringt  als  andre. 

4.  (6)  Das  Ohr  gebt  auf,  es  offuet  sich  meiu  Auge, 

das  Licht  iu  meiuem  Herzen  wird  lebendig, 
Der  Geist  in  weite  Feme  sucbend  ziebet: 

was  soil  ich  sagen  uud  was  soil  icb  dicbteiiV 

5.  (4)  Der  erste  Priester  ist  es,  sehet  bier  ibn ! 

ein  Liebt  ist  er,  bei  sterblicben  unsterblicb. 
Er  ward  geboreu,  setzt  sich  bleibeud  nieder 
fiir  immer  dauerud,  aus  sieb  selbst  erwachsend. 


103 

6.  (5)  Eiii  Licht  ist  uiis  zum  Sdiauen  festgesetzet, 

voudeui  was  fliegt  das  weit  gedankeuschnellste^; 
Die  Gotter  all  beeilen  sich  zu  kommen 

in  einem  Geist  uiid  Sinu  zu  einem  Werke. 

7.  Die  Gotter  all,  sie  huldigeii  dir,  o  Agni, 

in  banger  Scheu,  wie  du  im  Duukel  da  stehst; 
Vai9vanara  so  hilf  mit  deiner  Hilfe, 
der  ewige  helfe  uus  mit  seiner  Hilfe. 


Rv  6,  9.  Vcrf.  Bharadvag'a  Sohn  des  Brihaspati.  —  Vaicjvanara 
heisst  Agni  als  der  bei  alien  Mannern  wohncnde  Gott,  der  Gast  aller 
Menschen.  —  Wic  der  Zusammenhang  des  schonen  Liedes  zeigt,  ist 
V.  6  zwischen  v.  3  und  4  zu  setzen:  der  junge  Sanger  soil  im  Wett- 
gesang  sich  messen  und  ist  zaghaft  gegeniiber  den  iilteren  v.  2 ; 
aber  er  trostet  sich  damit,  dass ,  wer  auf  die  Gotter  zu  achten  sich 
gewohut  habe,  ihr  Wesen  deutlicher  erkenne  als  andere  v.  3 ;  er 
wird  erleuchtet  v.  4  und  sein  Lied  ertont  dem  strahlenden  Gott, 
der  bei  den  sterblichen  sich  seine  .Static  erwahlt  und  die  Gotter  allc 
zu  sich,   also  auch   zu  den  Menschen   zieht   v.    5.   6.    7. 

1.  vgl.  Lied  XIII,    Note  3.      2.   nianog'avishtham  als  ein  Wort. 


XLlll.     GESPRAOH  ZWISCHEN   VAKUNA   UND 
AGNI. 


Varuna : 

lu  einen  starken  dichten  Balg  dicb  hiillend 
bist  in  das  Wasser  du  gefloheu,  Agui. 

Uud  doch  gibts  einen  Gott,  o  Gatavedas  \ 
der  deine  Glieder  da  und  dort  entdeokte. 

Agni : 

Wer  bat  micb  denn  gesebn  ?  wer  von  deu  Gottern, 
der  meine  Glieder  da  und  dort  entdeckte? 

Wo  stecken  all  die  Flammeu,  welcbe  vorraals 
zum  Himmel  stiegen,  Varuna  uud  MitraV 

Varuna : 
Wir  sucbten  iiberall,  o  G'atavedas, 

im  Wasser    und    in  Krautern   den  versteckteu ; 
Und  Jama  wars  ^,  der  deinen  Strabl  bemerkte, 

er  scbimmert  ja  wobl  durcb  ein  dutzend  Decken. 

Agni : 
Icb  flob  aus  Purcbt,  o  Varuna,  vom  Opfer, 

dass  nicbt  die  Gutter  micb  dabei  verwendeu ; 
Uud   wobl  versteckt  icb  darum  meine  Glieder: 

icb,  Agni,  will  nun  uicbts  mebr  davon  wissen. 


105 


Varuna : 
5.    So  komm  docb,   fromme  Menscheu  wolleu  optern 
unci  stehn  bereit ;  was  steckst  du  denn  ini  Duukel  V 
Du  sollst  die  Gotterwege  gangbar  macben 
imd  willig  ibre  Gaben  dortbiu  bringen. 

Agni : 

().    Es  haben  lange  meine  Brikler  dieses 

Gescbaft  besorgt  wie  seine  Fabrt  der  Fiibrmann  ; 
Aus  Scbeu  davor,  wie  vor  der  Sebue  Scbuellen 
das  Reh,  so  sucbt  icb,  Varuna,  das  Weite. 

Varuna : 

7.    Damit  im  Dienste  du  nicbt  leidest,  Agni, 
verscbaff  icb  dir  ein  unzerstorbar  Leben ; 
Dafiir  sollst  dn  den  Gottern  ihren  Antbeil 
am  Opfer  willig  iiberbringen,  edler. 

Agni : 

b.    So  gib  mir  ganz  die  erst  uud  letzte  Spende 

und  gib  den  saftereicbsten  Tbeil  des  Opfers, 
Des  Wassers  Rabm   und  das  Arom  der  Kniuter, 
und  lange  soil  das  Leben   Agnis  daueru. 

Varuna : 
!).    Gebor  dir  ganz  die  erst  und  letzte  Spende, 
gehoren  dir  die  saftereicbsten  Tbeile! 
Das  ganze  Opfer  bier  soil  dein  sein,  Agni, 
und  alle  Lande  sollen  dir  sicb  beugen! 


lOG 

Rv  10,  51.  Verf.  die  Gdtter  und  Agni  Saucika.  —  Agni,  der  die 
vielen  Opfer  den  Gottern  zuzufuhren  hat ,  ist  des  pienstes  iniide  ge- 
worden  und  versteckt  sich  ins  Wasser.  Er  wird  von  Jama  verrathen 
und  von  Varuna  dem  Vertreter  der  Gotter  zur  Wiederaufnahmc 
seiner  Verrichtungen  durcb  die  Zusage  eines  vorziiglichen  Antheils 
Tn   den  Opfern  veranlasst. 

1.   Beiname  Agnis.      2.  anders: 

Der  Gotter  Wachter  hat   es   mir  verrathen, 

dass  in  den  Wassern  du  verborgen  liegest; 
Gemerkt  hat  Indra  es  und  dich  erschauet : 

von  ihm  berichtet  komme  ich,  o  Agni.  10,  32,  6:  vgl.  5,  2,8. 
Der  Inhalt  unsers  Liedes  ist  in  T.  S.  2,  6,  6,  I  in  folgende  Legendc 
vorarbeitet:  Agni  hatte  drei  altere  Brlider,  welchc  sich  iiber  der  Zu- 
I'lihrung  der  Opferspeisen  zu  den  Gottern  aufrieben.  Da  fiirchtetc 
Agni,  es  werde  ihm  dasselbe  Ungliick  geschehen ,  verschwand  und 
tauchte  ins  Wasser.  Die  Gotter  suchten  nach  ihm  und  ein  Fiseh 
vcrrieth  ihn;  den  vcrfluchte  Agni:  erschlagen  soil  dich,  jeder  wie  cs 
ihm  einfallt,  well  du  mich  verrathen  hat.  Deswegen  todtet  man  die 
Fische  nach  Belieben ;  denn  sie  sind  verflucht.  —  Die  Gotter  aber 
fanden  den  Agni  und  spiachen  zu  ihm:  Komm  wieder  zu  uns  und 
bringe  uns  die  Opfergaben  Er  antwortete :  Ich  will  einen  Wunsch 
thun ;  was  von  dem  Opfer ,  nachdem  es  (in  den  Lciffel)  gefasst  ist 
und  bevor  es  ins  Feuer  gcbracht  wird ,  ausserhalb  der  Ilolzlage  ab- 
fallt,   das   soil  meinen  Briidern  gehoren.   — 


XLIV.     AN    BRIHASPATI. 


1.  lliii,  desseu  Ruf  *  der  Erde  Euden  stiitzte 

im  Nu,  Briliaspnti   der  drei  Gebiete  ^, 
Deu  Gott  des  lieblicbeii  Gesanges  stellteii 
hIs  Priester  auf  die  alteii  weiseu  Rishi. 

2.  (B)  Brihaspati,  aus  feruster  Feme  kameii 

nnd  sitzeu  sie  den  lieiligeii  Dieiist  zu  iiben; 
Die  steineiitquoiruen  Bruunen  ^  siiid  gegrabeii 
und  stromen  dir  den  Ueberscbwang  des  Siissen. 

:H.  (4)  Aus  Glanzesfiille  eben  erst  geboreu 

in  Himmelsboben  blies  uiit  seiuem  Rufe 
Mit  siebeufacber  "^  Zuug'  und  Stimme  krjiftig 
Bribaspati  das  Dunkel  auseinander. 

4.  (2)  Den  guteu  Wacbter  batten  sie  ^  uns  beinilicb 

berauscbt,  Brihaspati,  uud  unsre  Herde 
Geraubt  die  bunte,  fette,  woblbewabrte : 
bewacb,  o  Gott,  die  Statte,  wo  sie  hinkam. 

5.  Mit  jnbelndem  und  preisendem  Gefolge 

erbracb  durch  seinen  Ruf  die  Felsenhoble 
Bribaspati  und  trieb  mit  Larni  die  Kiihe 
bervor  die  blockeudeu,  des  Opfers  Quellen  '^, 


108 

6.  Drum  lasst  clem  Vater  uns  dem  gottlich  grosseii 

mit  Audacht,  Ehre  uud  mit  Opfer  dieneu! 
Brihaspati,  gib  Kinder  uns  und  Manner 
und  mach  uns  zu  Besitzern  von  Vermogen. 

7.  Der  Konig  kann  bestehen  alle  Gegner 

.    durch  seine  Tapferkeit  und  Maunesstarke, 
Der  sorgsam  pflegt  und  artig  halt  und  lobet 
Brihaspati  uud  ihra  den    Vorzug  einraumt. 

8.  Der  Konig  wohnt  begliickt  im  eignen  Hause, 

in  Fiille  quellen  Triinke  ihm  und  Speisen, 
Von  selber  beugen  Volker  sich  dem  Willen 
des  Konigs,  der  den  Vortritt  lasst  dem  Brahman. 

1).    Er  sammelt  ohue  Schwierigkeit  sich  Schatze 
von  iiberall,  vom  Feiude  wie  vom  Freunde. 
Dem  Konig,  der  dem  hilfeflehenden  Brahman 
sein  Recht  verschafft,  dem  werden  Gotter  helfen. 


10.  Den  Soma  trinkt  und  schwelgt  darin  beim  Feste 

Indra  -  Briluispati,  ilir  Giiterherreu  : 
Der  Tranke  Fiille  miSge  euch  durchdriugen ; 
und  uns  verschaffet  allgemeinen   Wohlstand ! 

1 1 .  Brihaspati  und  Indra,  gebt  Gedeihen, 

und  eure  Gunst  begleite  unsre  Wege. 
Den  Geist  belebet  uud  die  Einsicht  wecket, 
entkraftet  unsrer  Feinde  bosen  Anschlag ! 

Rv  4,  50.  Verf.  Vamadeva  Sohn  des  Gotama.    —    Das  Lied  bosteht 
aus  drei   Stucken,  die  nicht  urspriinglich  zusammengehoren.     v.  1—  6 


109 

besingen  den  Gott  Brihaspati,  in  welchem  die  priesterliche  Thatigkeit 
personificirt  ist.  v.  7 — 9  ruhmen  die  Vortheile,  welche  einem  Fiirsten 
erwachsen,  der  einen  Priester  anstellt  und  hochhalt.  Der  Priester  ist 
der  inenschliche  Briliaspati;  v.  10.  11  sind  an  Indra  und  Brihaspati 
gemeinsam  gerichtet,  wie  das  vorhergohende  Lied  Rv  4,   49, 

].  sein  Gebetsruf.  2.  d.  h.  den  drei  Gebieten  Himmel,  Lnft, 
Erde  gleichmassig  angehorig.  3.  die  Somatranlie ,  welche  mit  den 
Steinen  ausgeschlagen  werden.  4.  sieben  als  Bezeichnung  der  un- 
bostimmten  Vielheit.  5.  die  Pani  vgl.  XXXII,  6.  —  6.  weil  sic  Milch 
und  Schmalz  liefern. 


XLV.    AN  SOMA. 


1.  Den  Soma  trink  aus  uuserm  Schaff 

der  ludra,  der  die  Feinde  schlagt, 
Dass  er  sich  schaffe  Heldeukraft 
zu  seiner  nachsten  grossen  That. 

2.  Gelautert  strome  aus  dem  Fass, 

o  Somasaft,  du  Landerherr, 
Mit  wahrem  und  geradem  Sinn, 
mit  Treu  und  Glauben  ausgepresst. 

3.  Parg'anja  uahrt'  das  starke  Kraut, 

des  Surja  Tochter  bracht'  es  her, 
Und  die  Gandharven  ^  nahmens  auf, 
sie  legten  diesen  Saft  hineiu. 

4.  Zu  reden  recht,  des  Rechtes  Freuud, 

'in  reden  wahr,  wahrhaftiger, 
Zur  Glaubensstarkuug,  fiirstlicher, 
dazu  erschuf  der  Schopfer  dich. 

5.  Es  sammelt  das  Gerftine  sich 

des  hoheu,  des  gewaltigen; 
Des  saftigen  Safte  mischen  sich 
und  trjiufeln  golden  zum  Gebet, 


Ill 

G.    Wo,  Kouig  Soma,  dir  den  Spruch 

der  Brahman,  den  gereimten  ^,  spricht, 
Uud  seine  Steine  lustig  schwingt: 
er  zeugt  den  Trunk  zum  Freudenfest. 


7.  Wo  Licht  ist,  welches  nie  erlischt, 

und  wo  der  Himmelsglanz  erstrahlt, 
Dahiu,  in  die  Unsterblichkeit 
die  ewige  bringe  Soma  mich  ^ ! 

8.  Wo  Konig  ist  Vaivasvata  ^, 

und  wo  des  Himmels  innerstes, 
Wo  jene  ewigeu  Wasser  sind,  — 
o  Soma,  mach  unsterblich  mich ! 

9.  Wo  man  nach  Wunsch  sich  regt,  bewegt 

in  dritter  Hoh'  des  Himmelreichs, 
Wo  glanzvoll  alle  Raume  sind,  — 
o  Soma,  mach  unsterblich  mich ! 

10.  Wo  Wunsch  und  Sehnsucht  sind  gestillt 

an  rother  Sonne  Gipfelpunkt  ^, 
Wo  Lust  und  Siittigung  zugleich,  — 
o.  Soma,  mach  unsterblich  mich  ! 

1 1 .  Wo  Lust  und  Freud'  und  Frohlichkeit 

und  Wonne  wohnen,  wo  der  Wunsch 
Des  wiinschenden  Erfiillung  hat,  — 
o  Soma,  mach  unsterblich  mich ! 

Rv  9,   113.    Verf.  Kagapa  Sohn  Marici's.  —  Das  Lied   zerf.'illt  in 
zvvei  Theile,    wovon  der  erste  den  Soma  preist   v.   1—6,    der   zweite 


112 

eine    Schjlderung    des  Wohnorts    der    seligen    enthait.     Der   Refrain: 
'traufle,   o  Soma,   dem  Indra  ab'  ist  weggelassen. 

1.  Die  Gandharven  oder  der  Gandharve  wird  auch  sonst  als 
Bewahrer  des  Soma  genannt  8,  66,  5.  —  2.  sva.  metrischen.  3.  Roth 
Z.  d.  d.  m.  G.  2,  225.  4,427.  Miiller  Essays  I,  45.  Muir  S.  T.  4,  469. 
4.  Der  Solin  Vivasvant's  ist  Jama.  5.  wo  die  Sonne  den  hochsten 
Punkt  ihres  Laufs   erreicht;   vgl.  Av    10,    10,   ,31.    Rv   8,    58,    7. 


XLVI.    AN  SOMA. 


1.  Erweck  in  iins  den  guten  Sinn, 

(xedanken,  Wille  seioii  gut ; 
Danii  freuen  wir  beim  Trunks  uns, 
wie  Uerden  sicli  der  Weide  freiin  '. 

2.  An  alien  Orten  sitzen  sie 

bemiiht  zu  riihreu  dir  dein  ITerz. 
So  Ziehen  nieine  Wunsclie  jetzt 
hinaus  und  Helm  nin  Gutei-'didi, 

3.  Wohl  hab  ich  je  im  Unverstand, 

o  Soma,  dein  Gebot  verletzt; 

Docli  wie  ein  Vater  seinem  Solm 

erlass  die  schwere  Strafe  mir. 

4.  Wie  zu  dem  Quell  die  Herde  stronit, 

zu  dir  bin  unsre  Andacht  eilt: 
Wie  dich  der  Beclier  in  sich  schliesst, 
bewabr  in  uns  die  Lebeuskraft  ^. 

5.  Mit  deiner  Hilfe  braclien  sie  ^ 

begierig  aber  klug  dabei 
Den  Stall  von   Ross  mid  Rindern   voll 
des  selilauen  und  gewaltigen. 


114 

6.  Auf  unsre  Herde  achtest  du ; 

was  allerorteu  steht  uud  gelit 
Haltst  du  zusammeu,  dass  es  lebt; 
die  Wesen  all  umfasst  dein  Blick. 

7.  Ein  Hiiter,  welchem  nichts  entgeht, 

wolier  es  komme,  sei  du  uns! 
Den  Feinden  webr,  uud  lass  uus  niclit 
gerathen  iu  des  argeu  Haud ! 

8.  0  Soma  kluger  wache  du, 

dass  wir  gesuud  uud  kriiftig  sein. 
Du  keuust  am  besten  Weg  uud  Steg; 
vor  Angst  uud  Scbaden  wabre  uus. 

9.  Du  zwingst  die.  meisten  Feinde  uus, 

o  Saft,  des  Indra  lieber  Freund, 
Wenn  sie  dicb  rufen  iu  der  Scblaclit, 
die  kampfeudeu  um  Hans  uud  Hof. 

10.  Das  ist  ein  kraftiger  Trunk  fiirwabr, 

der  Liebliug  ludras  zeigt  sicb  gross. 
Er  bat  zu  frobem  Sang  eutziickt 
Kaksbivants  *  dicbteriscbeu  Geist. 

11.  Er  treibt  dem  gottergebuen  Manu 

die  berdeureiche  Beute  zu, 
Und  mebr  als  andre  zebn  es  tbun, 
macbt  blinde,  labme  er  gesuud. 

Rv  10,   25.    Verf.    Vimada  Sohn  des   Indra  oder  des  Prag'apati, 
Oder  Vasukrit  Sohn   des  Vasukra.  —  In  dem  Liede  sjiielen  die  beiden 


115 

Bedeutungcn  des  Wortes  soma,    niimlich  Trank  und  Mond   (v.   6  —  8) 
ineinander. 

1.  Der  Refrain,  der  mit  dem  Inhalt  nicht  zusammenhangt,  ist 
weggelassen.  2.  camasain  verstehon  wir  als  Instrumental  mit  Nasalie- 
rung:  wie  in  einem  Becher ,  und  leiten  das  ]5ilil  vom  Somatrink- 
gefass  her.  3.  die  HlsVii.  4.  ein  bekannter  Rishi,  der  hiedureh  auch 
als  Verfasser  des  vorliegenden  Liedes   bezeichnet  zu  sein  scheint. 


XLVTL     AN  SOMA-RUDRA. 


1.  Bevvabret  Soma-Rudra  eure  Gottheit, 

so  sollet  ihr  geuug  der  Opfer  habeii. 
In  jedes  Haus  legt  eure  sieben  Scbatze, 

seid  uns  zuNutz  uudFroiuuieii,Tbiei'  imdMenscheu. 

2.  0  Soma-Rudra,  treibet  recbts  und  links  bin 

die  Krankheit,  die  in  uuser  Hans  gedruugen. 
In  alle  Feme  sebeucbet  das  Verderben: 
des  Gliiekes  Jnbel  soil  man  bei  nus  boren! 

3.  0  Soma-Rudra,  gebt  in  unsre  Leiber 

die  Arzeneien  alle,  die  ibr  babet. 
Erlost  und  streifet  ab,  was  an  uus  haftet 
von  Siindeuscbuld,  die  wir  auf  uns  geladeu. 

4.  Ibr  Trager  spitzen  Speers  und  scbarfer  Lanze, 

erweiset  gniidige  Hukl,   o  Soma-Rudra. 
Und  von  der  Scblinge  Yarunas  befreit  uus, 
und  nebmet  freundlich  uns  in  eure  Obbut ! 

Rv  6,   74.    Vevf.     Bharadvag'a    Sohn  Brihaspatis.  —    Muir  R.   T. 
4,    313. 

Beide  Gotter  siml   nach   ihrer   heilenden   Thiitigkeit  aufgefasst. 


XLVllI.    AN  DIE  RIBHU. 

Die  Ribhu: 
1      Kam  demi  ikv  lUtste,  kam  der  jungste  hev-m  unsV 
uiul  welche  Botscliaft  bringt  er  uns  =*      -    . 

Was  sagteu  wir  r 
mcU  schirapften  wir\lenBecher,clervon  guterArt; 
(les  Holzes  Giite  riihinteu,  Bruder  Agm,  wir. 

Agni: 
o     Aus  einem  Becher  sollt  ihr  viere  fertigen: 

das  sagen  euch  die  Gotter,  darum  komme  ich. 

Weun  ibr,  Sudbanvans  Sobne,  solcbes  werdet  tbun, 

so  babt  ibr  mit  den  Gotteru  an  den  Ebren  Tbeil. 

Der  Sanger: 
3     Als  i\n-  dem  Boten  Agni  drauf  die  Antwort  gabt : 
■wir  ...achen  euch  ei«  Koss,  den  Wageu  auch  da.u, 
Und  eine  K.ih,  nnd  wieder  Jung  ein  altes  Paai , 
It  alles  das  voUbracht,   dann  folgen  w.r  ench 

nach !    — 

4      Da  thatet  alles  ihr  sofort  nnd  fraglet  dann : 
•wokau.erhin,de>unsdieBotschafthatgebracl 

Und  Tvashtav,  ab  ev  vier  ''--.^^t'-wSchlr'' 
verstecktc  ffink  sicbhinter  semev  Weiberbchai   . 


118 


Als  Tvashtar  sprach  :  'wohlan  wir  wollen  todten  sie, 
weil  sie  tier   Gotter  Trinkgetass  zum  Spott  ge- 

macht',  — 

Da  wandelten  sie  ihre  Form  beim  Somafest 
uud  so  verwandelt  retteteein  Madchen  sie  ^ 


6.  (14).  Am  Himmel  fahren  Marut,  auf  der  Erde 

der  Agui  und  im  Luftreich  fahret  Vaju, 
Und  Varuna  durclilauft  des  Meeres  Fluthen, 
zu  sucheu  euch  der  Heldeukraft  eutsprossne. 

7.  (6)  Die  Falbeu  sehirrte  Indra  sich  uud  ihr  Gespanu 

das  A9vinpaar,  die  Schecke  holt  Brihaspati. 
So  gingt  ihr  Ribhu  sammtlich  zu  deu  Gotteni  ein 
und  nahmt  an  ihren  Ehren  Theil  durch  eure  Kimst. 


8.  (7)  Ihr  lostet  mit  Verstaud  die  Kuh  aus  ihremFell* 

und  machtet  beide  altersschwache  wieder  jung  ^  ; 
Aus  ein  em  Rosse  schufet  ihr  eiu  zweites  Ross, 
bestiegt  den  Wageu  dauu  uud  fuhrt  denGotteru  zu. 

9.  (8)  ^Das  Wasser  trinket  ihr,'  so  habet  ihr  gesagt. 

'das  Spiilieht  mogt  ihr  triukeu  von  dem  Rohr- 

geflecht.'*'  — 
'Wenn  ihr's,  Sudhanvansohne,  jetzt  nicht  eben  mogt, 
so  soil  es  bei  der  dritteu  Spende  muuden   euch !' 

10.  (0)  Dereiuesprach:  'das  Wasser  ist  das  wichtigste  ^ 

einaudrer  raeint:  'dasFeuerist  das  wichtigste  ! 

Der  dritte  zieht  deu  Blitzstrahl  allem  audern°  vor, 

verstandige  Worte  tauschend  macht  die  Becher  ihr.' 


119 


11  (10)  Der  eine  treiht  zuui  Wasser  hiu  die  lahme  Kuh; 

der  aiidre  backt  des  Fleisch,  das  man  ini  Korb 

gebracht, 
Uud  gegeu  Abend  scbafft  der  dritte  weg  den  Mist: 
__''ob  wohl  di^Eltern  billigten  der  SohneThun? 

12  (11)  DieKranter  liesset  ihr  ihm  sprossen  auf  denHohn 

und  Wasser  fliessen  in  dem  Thai  durch  eure  Kunst, 
Als  ihr  der  Ruhe  pflegtet  in  Agohjas  Haus;  — 
das  fiihrt  ihr  heute  nicht  mehraus,  ihrRibhavas. 

13.Darauf,  nachdera  ihr  ausgeschlafeu,  frnget  ihr: 
'Ao-ohija,  wer  wars,  der  ebeu  uns  geweckt? 
Da  gib  der  Bock  an,  dass  der  Hnnd  der  Weckersei; 
nach  Jahres  Ablauf  schhigt  ihr  dort  die  Augen  ant. 

M.  (12)  Als  ihr  geschlossnen  Aug's  '  die  Weseu  rings 

umschlicht, 
wo  war  denn  daraals  ener  zartlich  ElternpaarV 
Ihr  flnchtet  dem.  der  hindernd  in  den  Arm  euch  fiel, 
und  botet  dem.  der  ench  begrasst,  den  Gegengrnss. 

Rv  1     161     Verf.  Dirghatamas  Sohn   desUcathja.   -    A.  Ludwig 

Nachrichten   5.   -    Ein  Lied  aus  Bruchstucken  ^-^l^^'^^'^;'^''^  ,^„ 

Drei  Brlider,     welche  Sohne  des  Sudhanvan  heissen    fuhren   den 

ge  Jn^cen  Na.en    der  Kibhu,    odev  ein.eln:    f  ^^   ^J^  ^/^ 

Vae'a      Nach    dem  Mythus    erwerben    sie    sich    d.e    gottl.che  Wurde 

der;iie  rn^terblic.  Jit  durcb  ihre  .underbade  Kunstf.t.gke.        D. 

Einzelnheiten    der  Sage    Uber  sie    sind    ^^  «-^°^/'^^"^\^;;;l;  ,t 

unverstanden.     v.  1-5:    Agni  bringt  an  f^  .^f  ^"^.^^^^  .^^'^^^^^.f. 

Gutter    aus    dem    einen    von  Tvashtar  verfertigten  (1,  20    6)  Beeher 

^■Tzn  machen.     Die  Ribhu   sagen  noch  viel   grOssere  Le.stungen  ^u 

und   mhren   .ie   aus,  wodurch  Tvashtar  der    eigentliche   ««tterkunst  e 

b  soh.mtund„eidisch,vird.  -  v.  14  des  Rv  (den  wirumgestellthaben) 


120 

und  V.  6  schildern,  wie  die  Cxotter  die  Ribhu  zu  sich  holen.  -  v  7-9 
und  10-13,  deren  Anordnung  gestort  ist,  zeigen,  dass  ein  ganzer 
Complex    von  Fabeln    iiber  die  drei  kunstfertigen  Bruder    im  Umlauf 

den  Ribhu  am  Abend  zn  spenden  damit ,  dass  ihnen  die  Spende  des 
Morgens   und  Mittags   nicht  gut  genug  war.    -  P       e  aes 

2  w!;  r'^^f'T''  '°"  '"'  demllgenden  errathen  werden. 
2.  W,e  d:e  Gotter  ihre  Scharen,  Indra  die  Marut,  Rudra  die  Rudras 
u.  w  so  hat  Tvashtar  als  der  Bildner  lebemliger  Wesen  die  Weiber 
Gotterfrauen    zur    Umgebang.       3.    sonst    ganz    unbekannter  Zug    der 

zeTh  f    '  '''  '■  ''   '''   '■  ~  '■   '^^^^^'   '■  -  '■  -bschatzige  Be- 

^e.chn„ng  des    zu  schwacben  Soma,    der    den  Ribhu  nicht  schmeckt. 

d^n  Ge!  "  ?"''''""  '"  '''"''  "'  ^'^^  "°'^'  -°  <^enschlummern- 
uen  Ofeschopfen  zu  verstehen. 


XLIX.    AN  DIE  lUBHU. 


1.  Den  Ribhu  Schick  ich  meine  8timm'  ah  Boten, 

— -  ich  fordre  weisse  Milch  um  sie  zu  gliitteii  \  — 
Den  Meisteru,  die  mit  Sturmeseile  fahreud 
an  einein  Tag  die  Hiiumelsbahu  umkreisten. 

2.  Als  ihre  Eltern  aufmerksam  die  Ribhu 

geheget  und  gepfiegt  mit  ^Vunderkrafteu : 
Euipfiug  sie  dort  die  gotthche  Gemeinschaft, 
sie  fanden  ihres  Eifers  Lohu,  die  guteu. 

o.    8ie  schufen  neue  Jugend  ihren  Eltern, 

die  altermorschen  Pfeilern  gleichend  lagen  '"*. 
Den  Siisses  liebenden  Genossen  Indras, 

demVag'a,  Vibhvau,  Ribhu  schmeck'  das  Opt'er. 

4.  Weil  sie  durch  Jahresfrist  die  Kuh  behiitet, 

weil    sie    das    Jahr   hindurch    das    Fleisch    zer- 

schnitten, 
Weil  sie  ein  .Jahr  laug  ilir  das  Futter  ^  brachten : 
f'iir  diese  Leistung  wurden  sie  unsteiblich. 

5,  Der  altste  sprach:  'mach  du  der  Becher  zweie!' 

der  jiiugeve:  \vir  wollen  dreie  machen!' 
Der  jiiugste  sprach:    'mach    vier  davaus!'  —   mit 

Stauueu 
vernahm  dies  ener  Wort  der  Bildner  Tvashtar. 


122 

G.    Heim   Worte  bliebs;   die  Manner  thaten  also 
und  fiihrten  ihren  Willen  aus,  die  Klinstler. 
Doch  Tvashtar  ward,  da  er  der  Becher  viere 
so  tageshell  erglauzeu  sail,  voll  Neides. 

7.  Wie  drauf  zwolf  Tage  als  Agohjas  Gaste 

die  Ribliu  sicli  vergniigt  in  trager  Musse, 
Da  brachte  Frucht  das  Land,  die  Stronie  flossen, 
die  Hoben  fiillte  Kraut,  die  Tiefen  Wasser. 

8.  Den  Mannerwagen  schuft  ibr  fliichtigen  Laufes  '\ 

die  bunte  Kuh,  von  welcber  Krafte  ausgebn  ■\ 
So  moget  denn  Besitz  aucb  uns  ihr  scbaffen 
mit  bilfbereiten  woblgeiibten  Handen. 

9.  An  ihrem  Werke  freuten  sich  die  Gotter, 

als  mit  Verstand  und  Sinn  sie  siclis  bescliauten  ; 
Der  Gotter  Werkmann  wurde  Vag'a,  Viblivan 
des  Varuna,  und  Ribhuksbau  ^  des  Indra. 

10.  Dem  Indra  scbufet  unter  frohen  Sprueheu 

ibr  woblbedacht  das  Paar  der  frommen  Rosse  ^; 
So  schenkt  Gedeiben  uns  und  raancbe  Gabe, 
wie  gern  den  Freund    man  im  Bebagen  siebet. 

11.  Zu  Trank  und  Freude  luden  sie  eucb  beute, 

nieht  miiblos  macbt  man  Gotter  sicb  zu  Freunden, 
So  scbaffet  uns  bei  dieser  dritten  Speude  ^ 
ein  reicbes  Gut  sofort  herbei,  ibr  Ribbu. 

Rv  4,   33.  Verf.  Vamadeva  Sohn  des  Gotama. 

1.    nach  der  tcchnischen  Bedoutung:     mit  Fett  iiberziehen,  also 


123 

schniieren.  2.  >^v  1,  20,  4.  1 1 1,  I.  4,  36,  3.  —  3.  bhasas  von  bhas  verzeh- 
ren.  4.  den  dreiradrigen  Wagen  der  A^vin  1,  20,  3.  4,  36,  J.  2.  —  5.  das 
(iespann  Brihaspatis.  6.  sva.  Ribhu  als  Eigennanie.  7.  Dem  Indra 
schufen  sie  das  aufs  Wort  sich  schirrende  Falbeni>aar  1,  20,  2.  —  S. 
Den  Ribhu   wird   am  Abend  gespendet. 


L.    AN  PRITHIVl  (die  Erde). 


1.  Gewiss  verstebst  du  Prithivi, 

wie  Berge  anzuzapfen  sind  \ 
Erquickest  weit  und  breit  das  Land, 
du  raumige,  an  Hiigeln  reich. 

2.  Man  jauchzt  dir  zu,  gepfadete  ^, 

wenn,  wiehernd  wie  ein  Ross,  von  dir 
Gejagt  der  Wolkenzug  entflieht 
mit  seinem  Duster,  schimmernde. 

3.  Dicht,  wie  du  bist,  haltst  mit  Gewalt 

die  Bjiume  du  im  Boden  test, 
Ob  auch  die  Blitze  des  Gewolks, 
des  Himmels  Regen  niederstiirzt. 

Rv   5,   84.    Verf.   Atri  Sohn  des  Bhumi. 

Die  tienie  der  Erde  hat  ein  Mittel  die  Wasser  iibcr  das  Land 
bin  fliessen  zu  lassen  v.  1 ;  kann  sich  der  Wolkendeckc  entlcdigen 
V.  2,  und  die  Biiume ,  welehe  der  Sturm  zu  entfiihren  droht ,  fest- 
halten  v.  3. 

1.  Khidra  ist  ein  Werkzeug,  etwa  ein  Hammer  oder  Bohrer, 
um  feste  Massen,  hier  die  Felsen,  7U  durehdringen,  damit  die  Quellcn 
austliessen.  Dieses  AVerkzeug  weiss  sie  zu  handhaben.  2.  worauf 
man  nach  verschiedenen  Richtungen  gehen  kann,  ;f^w>'  tuQvoSda. 


LI.    AN  DIE  CtEWASSER. 


1.  Die  Meeresschwestern,  die  clem  Schoss  der  Urfliith  ^ 

eutrinneud  fliessen  oline  je  zu  rasteii, 
ITnd  welchen  Indra  mit  dem   lilitze  Balm  maclit, 
die  gottlicbeu,  si(3   mugeu  jetzt  niir  l)eistehii. 

2.  Des  Hiinmels  Wasser,   was  iu  Baclieu  rieselt, 

was  man  ergrabt  uud  was  voii  selbst  liervorquillt, 
Die  klareu,  die  deu  Weg  zum  Meere  suchen, 
die  gottlichen,  sie  mi')gen  jetzt  mir  beistehn. 

3.  In  denen  Varuiia  der  Konig  binfahrt 

Betnig  iind  Wabrheit  iinter  Meiiscben  scbanend, 
Von  siissen  Siifteu   vol!  die  reineii   klaren, 
die  g(jtt]ielien,  sie  mogen  jetzt  mir  beislebn. 

4.  In   denen  Konig  Vavnna  und  Boma, 

in  denen  alb>  (Jiitter  Starkung   schliirfen, 
In  die  dei*  allgeliebte  Agni  scbliipfte  ", 

die  giUtlicben,  sie  mogen  jetzt  mir  beistebn. 

Rv  7,  49.  Verf.  Viisishtha  Sohn  des  Mitra  unci  Varuna.  —  Vf^l. 
Av.   1,   .".?.   (Weber   Intl.   Shid.   4,   428). 

I.  der  WasserbehaUer  im  lliinmel  ,  dev  hiuiiiilisolie  Ocean,  deni 
alles  Nass   entstammt.      2.  vgl.  Lied  XLIII. 


LTI.  AN  DIE  VigVE  DEVAS  (die  Gotter  iiisgeniein). 

1.  Ich  rnf  euch,  Gottin  Aditi  in  Demnth, 

zur  Gnade  Mitra,  Varuna  und  AgAi, 

Den  Arjaman,  den  Geber  eh'  wir  bitten, 

nnd  die  Erretter  Savitar  und  Bhaga. 

2.  Den  lichten  Gottern  Daksha's  Sohuen  \  Silrja, 

bezeuge  unsre  Unschald,  allerhochster, 
Den  doppellebigen  ^,  die  wahr,  gerecht  sind, 
wie  Aether  hell  und  hehr  uud  flamnienzungio-  ^. 


•n"» 


3.  Uud  euch,  o  Erd  und  Himmel  —  eure  Herrschaft 

ist  weit  uud  stark  ist  euer  Schirm,  ihr  gnadge, 
Daniit  ihr  willig  freien  Raum  uns  schaffet 
zuni   Wohuen  uugestort,  ihr  Weltbehalter  *. 

4.  (jerufen  mogeu  heut  des  Rudra  Sohne 

zu  uns  die  guten,  kiihneu,  her  sich  wenden ; 
Die  Marut  sind  die  Gotter,  die  wir  rufen, 
wenn  leichte  oder  sch-wiere  Noth  uns  festhlilt. 

f).    An  deneu  Rodasi  ^  die  Gottin  festhalt 

und  Pushan  sich  der  Spendebringer  anschliesst, 
Wenn  ihr  auf  unser  Rufen  fahrt,  so  zittert 
der  Boden  unter  euch,  die  Weseu  beben. 


127 

0.    Dem  liederfrohen  Heldeu  lass,  o  Sanger, 
eiu  neues  Lied  ertoueu,  unserm  ludra. 
Er  horcbe  unserm  Rufe,  wenn  wir  preiseu, 

uud  wer  ilim  singt,  dem  spend  er  willig  lohuend. 

7.  Gewahret  uuversehrten  Schutz,  ihr  Wasser, 

dem  Menschen  freimdlich,  Heil  fiir  Kind  undEnkel. 
Ihr  treue  Mutter  seid  fiir  uns  die  Arzte, 
gebaret  alles,  was  da  gelit  uild  stehet. 

8.  Es  komme  her  zu  uns  mit  goldnen  Handen 

der  hehre  Gott  Savitar,  der  Beschlitzer, 
Der  gabenreiche,  der  wie  Glanz  des  Morgens 
dem  frommen  seine  Herrlichkeiten  aufdeckt. 

0.    TTnd  mogest  du,  o   Sohn  der  Kraft,  uns  heute 
die  Gutter  her  zu  diesem  Opfer  bringen. 
0  diirft  ieh  deiuer  Gunst  mich  stats  erfreuen 
und  Sohnereiehthum    deiner  Hilfe  danken. 

10.  Dazu  auch  ihr  folgt  hieher  meiuem  Rufe, 

ihr  Nasatja,  vor  auderu  klug  an  Einsicht. 
Wie  Atri  ihr  erlost  aus  tiefem  Dunkel, 
so  rettet  mich,  ihr  Manner,  vor  Gefahren. 

11.  So  werdet  Geber  uns  von  reichem  Gute 

an  Rossen,  Manuern  und  an  Nahruugsfiille; 
Zum  besten  uns  erbarmet  euch,  ihr  Gotter 

in  Himmel,  Erde,  in  der  Luft  *' ,  im  Wasser  "^ ! 

Kr   6,  50.    Verf.   Rig'i^van  Sohn  des  BharadvAg'a.  —  An  verschie- 
dene  Gotter  in   der   Reihenfolge :    v.    1.   2    Aditja,    v.  ;!    Himmel  und 


128 

Erde,  v.  4.  5  Marut  mit  Rodasi  und  PilshaD,  v.  6  Indra,  v.  7  Ge- 
wJisser,  v.  8  Savitar,  v.  9  Agni,  v.  10  Ajvin;  v.  11  Zusammenfas- 
sung  aller.     Hier  ist  deutlich  der  Schluss  des  Liedes. 

1.  Daksha  Eigenname  eines  kosmogonischen  Gottes  wie  auch 
eines  Aditja.  Die  allsehende  Sonne  mag  iiber  unser  Leben  Zeugniss 
ablegen.  2.  wortlich :  zwiefache  Geburtsstatte  habend ,  etwa  im 
Himmel  und  auf  Erden,  weil  sie  nicbt  bloss  dort  sind,  sondern  aur-b 
hier  erseheinen.  3.  Ihre  Zunge  ist  die  Flamme ,  durch  welche  sie 
das  Opfer  verzehren.  4.  Himmel  und  Erde  als  zwei  Schaleil  gedacht, 
welche  alles  zwischen  sich  einschliessen.  5.  die  Gattin  Rudras  nach 
Nirukta  12,  46  vgl.  Sajana  zu  1,  167,  5.—  6.  vgl.  7,  35,  14,-7. 
Dem  Liede  ist  in  vier  sehr  prosaischen  Versen  eine  weitere  zum 
Theil  wiederholende  Aufzahlung  als   Vervollstandigung  angehangt : 

V.  12.  Die  sollen  uns  gniidig  sein,  Rudra  sammt  Sarasvati, 
Vishnu  und  Vaju  die  gabenreichen,  Ribhukshan,  Vag'a  der  gottliehe 
Ordner,  Parg'anja  und  Vata  mogen  uns  Labung  reiehlieh  .spenden. 
V.  13.  Und  der  Gott  Savitar  der  Herr,  der  Fluthen  Sohn")  soil  fordern 
uns  der  Thauspender,  Tvash.tar  mit  den  Gottern  und  den  Frauen  im 
Yerein,  der  Himmel  mit  den  Gottern  und  die  Erde  mit  den  Wassern. 
V.  14.  Und  Ahi  budhnija'')  soil  auf  uns  horen,  Ag'a  ekapad*^),  die 
Erde,  das  Meer;  die  heiligcn  Gotter  alle,  wenn  wir  sie  rufen  und 
preisen,  die  Spriiche,  die  der  Sanger  .'ipricht,  sollen  uns  helfen. 
V.  15.  So  preisen  meine  Enkel  die  Bharadvag'a  mit  Andacht .  mit 
Liedern:  die  Weiber,  die  unbezwinglichen  Gotter,  welche  wir  rufen: 
.nlle  seid  ihr  gepriesen,   ihr  hehre! 

a)    Agni.  b)  der   Drache   der   Tiefe.  c)  wahrscheinlich   ein 

Genius  des  Sturmes. 


LITL    AN  DIE  VigVE  DEVAS. 


1.  Der  eine  riithlich ,  jung  mid  froli  uud  wandelbar 

verziert  rait  golduem  Sclimucke  sicli. 

2.  Ein  andrer  sitzt  daheim  und  strahlt  in  seiueni  (xlan/, 

eiii  Weiser  iu  der  Gutter  Schar. 

3.  Ein  ehern  Messer  tragt  ei'n  andrer    in  der  ITand, 

sein  Platz  ist  in  der  GiUter  Schar. 

4.  Den  Dounerkeil  halt  einer  fest  in  seiner   Maud, 

womit  er  seine  Feiude  schljigt. 

5.  Uud  einer  tragt  in  seiner  Hand  ein  scharf  Geschoss, 

der  freundlich  auch  zu  heilen  sucht. 

6.  Ein  andrer  laiiert  an  dein  Weg  dem  Riiuber  gleieh  ; 

er  weiss  es,  wo  die  Schatze  siud. 

7.  Und  dreimal  schritt  ein  andrer  in  dem  weiten  Ranra. 

\v()  sich  die  seligeu  Gutter  freun. 

>^.    Mit  einer  ziehn  anf  Fliigeh'osseu  zweie  ans, 
sie  fahreu  hin  iu  weite  Fern  *. 

9 


130 

9.  Im  Hiramel  iiahmen  iliren  Sitz  die  hochsten  zwei, 

AUherrsclier,   schliirfend  Opfertrauk. 

10.  Und  eiue  SHugerschar    ersann  eiu  machtig  Lied; 

die  Somi  eutflaramteu  sie  damit  ^ 


Rv  8,  29.  Verf.  Manu  Sohn  Vivasvants  oder  Kagjapa  Sohn 
Maricis.     Muir  S.  T.  4,   90. 

Aus  kurzen  Beschreibungen  sollen  die  Gotter,  welche  gemeint 
sind,  errathen  werden.  Sie  sind  folgende  :  v.  1  der  Mond,  v.  2  Agni, 
V.  3  Tvashtar,  der  als  Bildner  das  Schnitzmesser  fuhrt,  v.  4  Indra, 
V.  5  Rudra,  v.  6  Pushan,  vgl.  Lied  XXII,  v.  7  Vishnu,  v.  S  die 
A^vin,   V.   9   Mitra-Varuna,  v.   10   die   Atri. 

1.  die  Sonnentochter  Surja  ,  welche  die  A^vin  auf  ihrem  Wagen 
fiihren ;  vgl.  Lied  XVIII,  4.  2.  Die  Sonne,  welche  der  Damon  Suar- 
bh^Qu  in  Dunkel  versenkt  hatte,  fanden  die  Atri  wieder  auf:  nicht 
andere  vermochten  dies   5,   40,   9;   vgl.   Lied  XVII,   4  und  Note. 


LIV.    AN  DIE  VigVE  DEVAS. 


1.  Nicht  ist  ein  kleiner  unter  euch, 

ihr  (iriUter,  und  keiii  sckwaches  Kind, 
Ihr  habt   der  Grosse  Ebenniaass. 

2.  Geprieseu  also  seid,  der  Feinde  Untergaug, 

ihv  drei  uiid  dreissig-  an  der  Zahl  \ 
Der  Meiischlieit  lieilige  (T()tterseliar. 

3.  Ihr  rettet  uns,  ihr  helfet  uus, 

ihr  gonut  des  Trostes  Znspruch  uns. 
Nicht  fiihret  vou  der  Viiter  altem   Pfade  uns 
in  eine  fremde  Feme  ab. 

4.  Ihr  Gotter,  die  ihr  alle  hier  ^ 

und  iusgesammt  versammelt  seid : 
Erriehtet  euern  weiteu  Schirm 

zura  Schutze  uns  und  Ross  und  Rind. 


Rv  8,  30.  Verf.  Manu  Sohn  des  Vivasvant.  —  M.  MUller  Ane. 
Sansk.  Lit.   531. 

1.  lifter  genannte  Zahl  der  Gotter:  Ihr  Gotter,  die  ihr  ini 
llimniol  eilf  seid,  eilf  auf  der  Erde  und  eilf  in  den  Wassern  woh- 
nend    I.    \?.9,    U;   vgl.  Muir  S.  T.    5,   9.    —    2.  beim  Opfer. 


LV.    VigVAMITllA  MIT  DEN  FLUSSEN  VTPAg 
UND  gUTUDRI 


1.  Es  eileu  liistig  aus  dem  Schoss  der  Berge 

im  Wettlauf  wie  zwei  losgelassne  Stuten, 
Wie  schmucke  Kiihe  leckeud  ihre  Kalber 
Vipa9  und  Qutudri  mit  ihren  Flutheu. 

2.  Arif  Tiidras  Ruf  und  kanm  den  Wink  erwartend 

wie  Wageurenner  strebet  ihr  zum  Meere. 

Zusammenlanfend  niit  geschwollnen   Wogeu 

ergiesst  ihr  in  einander  euch,  ibr  scbone. 

Vi9vamitra : 
8.    Teh  fuhr  zu  meinem  raiitterlicheii  Strome, 
wir  kaiiien  zur  Vipfi^  der  breiten,  lieben, 
Zu  beiden,  welche,  wie  zu  ihrem  Juugen  ^ 
die  Eltern,  nach  demselben  Ziele  laufen. 

Die   FlUsse : 
4.    Mit  diesem  vollen  Wogenschwalle  strebeu 

wir  zu  dem  Ziele,  das  der  Gott  uns  steckte ; 

DemPfeilschuss  gleicheud  sind  wir  nicht  zu  hemmen : 

was  will  der  Sanger,  dass  er  ruft  die  Fliisse  ? 


133 


Vi9vamitra : 

5.  So  stehet  docli  iu  eurem  gleicheii  Laufe 

auf  eine  Weile  meinem  Avarmen  Zuruf. 
Mit  lautem  Flehen  schrei  icli  zu  clem  Strome, 
um  seiueii  Beistaiid,  Ku^ikas  erzeugter. 

Die  Fliisse: 

6.  Ei'ljohrt  hat  iins  der  Blitzewerfer  Indra 

den  Vritra  todtend,  der  die  Strome  sperrte; 
Gefiihrt  Gott  Savitar  mit  scboneu  Han  den, 
auf  dess  Gelieiss  im  breiten  Bett  Avir  fluthen. 

Vi9vamitra : 

7.  Gepriesen  sei  zu  jeder  Zeit  die  Kraftthat 

des  Indra,  der  den  Drachen  schlug  in  Stiicke; 
Sein  Blitz  zerscbmiss  sie,  die  sicli  rings  gelagert, 
das  Wasser  lief,  das  freien  Ausgang  suchte. 

Die  Fliisse: 

8.  Vergiss,  o  Sanger,  uiemals  dieses  Wortes, 

damit  die  Nachwelt  uoch  von  dir  es  hore; 
0  Dicliter,  zeig  im  Lied  uns  deine  Treue : 

vor  Lenten  zeig  uns  Achtung !  —  Ehre  sei  dir ! 

Vi^varaitra : 

9.  Und  ilir,  ihr  Soli  western,  merket  auf  den  Sanger: 

von  Feme  kam  ich  her  mit  Kbss  und  Wagen. 
Drum  neiget  euch  und  macht  mir  leicht  den  Durch- 

gang, 
und  uetzt  die  Achsen  nicht  mit  euern  Wellen. 


134 

Die   Fliisse : 
10.  Wir  merken  wolil,  o  Sanger,  cleine  Worte, 

von  Feme  kamst  clu  her  mit  Ross  und  Wageu. 
Ich  neige  mich  und  offne  meine  Arme 

fiir  dich,  wie  fiir  den  Mann  die  bliihnde  Juugfrau. 

Vi9vamitra : 
1  1.  Wenn  erst  die  Bharata  ^  each  iiberscbritten 

die  riistige  Schar  uach  Indras  Willen   kriegeud, 
Danu  mogen  pfeilscliuell  eure  Wasser  schiesseu ; 
um  eure  Guade  bitt  ich  euch,  ihr  hehre ! 

Der  Diehter: 
12.  Die  Bharata,  die  Krieger  setzten  liber, 

den  weisen  ward  zu  Theil  die  Gnnst  der  Fliisse ; 
Nun  bringet  schwellend  Nahrung  uus  und  Wohlthat, 
die  Betteu  fiillet,  fliesst  in  raschem  Laufe! 


lo.  Die  Welle  geh  nicht  bis  zum  Pfiock, 
ihr  Wasser  lasst  die  Strange  los. 
Versiege  nie  das  Fliissepaar 
das  harmlos  gute,  ewige  ^. 

Rv  3,  33.  Verf.  Vigvamitra  Sohn  des  Gathin,  Enkel  des  Ku^ika. 
—  Roth  zur  L.  u.  G.  d.  Weda  101.  114.  Muir  S.  T.  1,  339.  A. 
Ludvvig  Nachrichten  20. 

Vipag  ('Ynanig)  und  futudri  {ZaSdS(>>]i.  Sydrus)  sind  zwei  Fliisse 
iin  Pendschab.  Die  Handlung  ist  in  der  Nahe  ihres  Zusainmenflusses 
zu  denken.  « 

1.  um  es  zu  lecken,  zu  liebkosen.  2.  Zum  Stamm  der  Bharata 
gehort  das  Goschlecht  des  Vi§vamitra.      3.  v.   13  ist   angehiingt. 


LVl.    AN  VASTOSHPATl  (den  Genius  des  Hauses). 


1.  ()  Hausesherr,  erkenn  uns  als  die  deinen : 

den  Eingang  segne,  mach  ihn  frei  von  Siechthum. 
Und  was  wir  von  dir  bitten,  das  gewillir'  uns 
zu  Nutz  und  Frommen  Menschen  wie  den  Thieren. 

2.  0  Hausesherr,  befordre  du  und  mehre 

den  Hausstand  uns  mit  Ross  undRiuderu,  Indu'. 
0  lass  uns  im  Verkehr  mit  dir  nicht  altern, 
und  sei  uns  freundlich,  wie  dein  Sohn  der  Vater. 

15.    0  Hausesherr,  raach  uns  des  froh  bequemen, 
des  trostlichen  Vereins  mit  dir  theilhaftig! 
In  Arbeit  und  Genuss  beschiitz  zuerst  uns! 
Ihr  Gotter  schirraet  uns  in  stater  Wohlf'ahrt ! 


Rv   7,    54.    Verf.  Vasishtha  Sohn  des  Mitra  und  Varuna. 
1.  sonst  Name    des  Mondcs.     Vielloicht  iibertrug    man  ilas  Amt 
des  Haushtiters   ziiKleiuh   auf  den  Mond  als  den   bei  Nacht  wachenden. 


LVII.    AN  DIE  VAC  (das  Wort). 

].    Ich  f'alire  mit  den  Rudra  uiid  den  Vasu, 
icli  rait  den  Aditja  mid  alien  Gottern  ^ 
Ich  hege  Mitra-Varuua  die  beiden, 
ich  ludra-Agni  uud  die  beiden  A9viu. 


o 


Ich  hege  Somas  scliwellend  lippige  Safte, 

den  Tvashtar  ich,  den  Pushau  und  den  Bhaga. 
Ich  bins,  die  Habe  leiht  und  Gut  dem  Opfrer, 
dem  aufmerksamen  Beter  und  dem  Spender. 

o.    Ich  bin  die  Herrin,  Samnilerin  der  Giiter, 
und  ich  zuerst  begriff  die  hehren  Gotter. 
Sie  haben  allerorten  mich  verbreitet, 
allgegenwartig  alles  zu  durchdriugen. 

4.  Wenn  einer  Speise  nimmt  und  sieht  und  athniet, 

gesprochnes  hort,  so  thut  durcli  mich  er  alles. 

Sie  ahnens  nicht  und  hiingen  doch  von  mir  ab  — 

so  hort,  so  hort,  mein  Wort  verdienet  Glauben  ! 

5.  So  will  ich  Sblber  offen  nun  verkiiuden, 

was  Gotter  und  was  Menschen  anerkenncn: 
Ich  mache  den  gewaltig,  den  ich  lie])e, 

den  Priester  und  den  Kishi  und  den  Weiseu. 


137 

6.  Ich  spaune  selbst  den  Pogeu  fur  den  Rudra, 

damit  sein  Pfeil  den  Gotteslaugner  tretfe ; 
Ich  selber  scbaffe  Streit  und  Kampf  den  Menschen, 
.  und  ich  durchdring  den  Himrael  und  die  Erde. 

7.  Ich  stelle  meiuen  Vater  an  die  Spitze  ^, 

im  Meer  ist,  in  den  Wassern  meine  Stlitte. 
Von  da  verbreit  ich  mich  in  alle  Weseu 

und  streif  niit  meinem  Scheitel  an  den  Himmel. 

8.  Ein  Hauch  wie  Windeswehen  stromet  von  niir, 

damit  beriihr  ich  die  lebendigen  Wesen 
Bis  jenseits  dieser  Erde  und  bis  jenseits 
des  Hinimels:    wahrlich  ich  verniag  das  alles ! 


Kv  10,  125.  Verf.  Vac  Toehter  des  Ambhrina.  —  Colobrooke 
Misc.  Ess.  1,   32.     Weber  Ind.   Stud.   9,   474. 

Vac,  das  Wort  als  nachste  Erscheinungsform  des  Ueistes  repra- 
sentiert  den  Geist  selbst.  Von  ihm  gehen  alle  llegungen  des  Lebens 
in   dcr  Welt  aus. 

1.  alle  Gotter  iiach  dein  spateren  BegriflF  als  besondere  Gotter- 
klasse  wie  die  Rudra,  Vasu  u.  s.  vv.  2.  an  die  Spitze  dieses,  niim- 
lich  des  Alls;   es  ist  unbcstimmt,  vvic  dieser  Gott   zu  benenncn  ist. 


LVlll.     AN  RATRl  (die  Nacht). 


1.  Die  Nacht,  die  Gottiu  zieht  berauf, 

ans  vielen  Augeu  blickt  sie  her, 
Mit  voUem  Schmiicke  angethan. 

2.  Die  Gottiu  fiillt,  die  ewige, 

die  Hohu  uud  Tiefeu  weit  und  breit, 
Vertreibt  mit  Glanz  die  Finsteniiss. 


o.  (7)  Die  Dunkelbeit  mit  l)lankom  Scbmuck, 
das  lichtverzierte  Scbwarz  ist  da: 
Bezabl  die  Wette,  Abendroth  M 

4.  (o)  Die  Gottiu  kam  uud  trieb  hiuweg 
das  schwesterlicbe  Abeudroth, 
Und  mit  ihm  flieht  die  Damnierung. 


5.  (4)  Du  kamst  zu  uns,  nuu  sucheu  wir 
des  Lagers  Ruhestatte  auf, 
Wie  Vogel  zu  dem  Neste  ziehn. 


139 


6.  (5)  Zur  Ruhe  geht  das  ganze  Dorf, 

zur  Ruh,  was  liiuft,  zur  Rnh,  was  tiiegt, 
Zur  Ruhe  selbst  der  gierige  Aar. 


7.  (G)  Den  Wolf,  die  Wolfin  halte  fern, 

halt  ab  den  Dieb,  o  diistre  Nacht, 
Und  bring  uns  heil  zum  Morgen  hiu. 

8.  Die  Herdeu  trieb  ich  fiir  dich  ein, 

Avie  Beute  um  den  Sieger  her: 
So  nimm  sie  hin,  du  Himmelskind  !  ^ 

Rv  10,  127.  Verf.  Ku^ika  Sohn  des  Sobhari,  odor  Ratri  Tochtcr 
Eharadvag'as.   —    Muir  S.   T.   4,   498. 

Die  Nacht  wird  als  die  vom  Sternenlicht  verschonte  gepriesen. 
Wird  V.  7  vor  v.  .3  gesetzt,  so  ergeben  sich  Strophen  von  je  zwei 
Versen  mit  der  richtigen  Gedankenfolge:  1.  2:  die  Nacht  kommt 
uber  das  ganze  Land ;  7.3:  sie  vertreibt  den  Abend ;  4.5:  alles 
geht  zur  Ruh ;   6.8:   schiitze  Haus  und  Hof. 

1.  d.  h.  in  dem  Wetlstreit  um  den  Vorzug  der  Schonheit'  zwi- 
schen  dem  dammerigen  Abendroth  und  der  sternblinkenden  Nacht 
bleibt  diese  Siegerin.  2.  AVir  konnen  iiiit  dem  iiberlieferten  Wort- 
laut  dieses  Verses  nicht  zurechtkommen  und  vermuthen  vagamstatt 
stomam  nach  Rv  6,  46,  2.  Auch  halten  wir  die  Umstellung  von 
I'ada  zwei  und  drei  flir  nothig ,  um  die  ganz  zwecklose  Zerrcissung 
dcs  Satzes  wcgzuschaffen.  Die  Herde  wird  fiir  die  Nacht,  als 
gehorte  sie  ihr  fiir  die  Dauer  ihrcr  Hcrrschaft,  eingetrieben,  wic  uiu 
den  Sieger  die  Beute  versammelt  wird. 


LIX.   AN  ARANJANI  ODER  DIE  WALDFRAU. 


1.  0  Waldfrau,   Waldfrau,  hore  mich ! 

ich  sage,  du  verirrst  dich  ja! 
Warum  erfragst  du  niclit  das  DorfV 
kommt's  uiemals  iiber  dich  wie  Furclit  V 

2.  Weim  auf  des  Kukuks  lauteii  Ruf 

der  lustige  Zeisig  Ant  wort  gibt  ^ 
Uud  tauzt  wie  nach  der  Cymbelu  Takt : 
daun  freiit  die  Araujani  sich. 


3.'  Und  Herden,  meint  man,  weiden  da, 
vind  ein  Gehofte  will  man  sehn  ^, 
Und  wie  ein  Wagen  knarrt  es  wohl 
zur  Dammerzeit  im  Hoize  driu. 

4.    Es  locke  einer  seine  Kuh, 

auch  "wohl,  es  werde  Holz  getallt, 
Es  tone  Klageruf:  so  meiut 

im  Walde  man,  wenns  dunkel  wird. 


5.    Die  Waldesfrau  tliut  nieniaud  Leid, 
weun  einer  sie  niclit  selber  reizt. 


141 

An  slissen  Frlichten  labt  sie  sicli 
luid  ruhet  ans,  wie's  ilir  beliebt. 

0.    Von  Salb  unci  Wiirze  duftet  sie, 

an  Speisen  reich,  auch  ohne  Pflno- : 
Ibr,  die  des  Wildes  Mutter  ist, 
der  Aranjani  gilt  mein  Lied. 

Rv  10,  146.  Verf.  Devamuni  Sohn  des  Irammada.  —  Muir 
S.   T.   5,   423. 

Aranjani  (Waldfrau,  virgo  silvestris)  ist  die  Genie  des  Wiildes 
(v.    1 — 4)  und  der  Waldeinsamkeit  (v.   5.   6.)   — 

1.  Im  Texte  heissen  die  beiden  Viigel  vrshiirava  der  Briiller 
(wie  ein  Stier)  und  ciccika  nach  seinem  Ruf  tschi-tschi.  2.  Man 
vergleiche  die  ahnlichen  Vorstellungen  der  deutschen  und  der  linni- 
sohen  Sage. 


LX.     JAMA.  UND  JAMI. 


Jami: 

1.  Tell   will  den  Freund  vertraulich  zn  mir  locken, 

und  lief  er  auch  davou  dnrch  Luft  mid  Wasser  ' ; 
Der  Schopfer  soil  voni   Vater  eineir  Solm  selui. 
wann  kiinf'tig  er  die  Erde  iiberblicket. 

Jama : 

2.  Voii  soldier  Lieb   will  dein  Gesell  iiichts  wisseii, 

wobei  der  aiidre  Theil  des  gleiclien  Bluts  ^  ist ; 
Des  grossen  Geistes  ^  Sohne  seiue  Dieuer, 
des  Himmels  Ordner  habeii  scharfe  Augen. 

Jami: 
?).    Ja  wolil !  die  Gotter  sind's,  die  dieses  wolleii, 
voni  eiiizigeii  Erdeiisohne  eiiieii  Nachwuchs; 
So  sei  mit  rair  e  i  n  Herz  und  e  i  n  e  Seele 

nnd  uinim  Besitz  von  mir  als  deiuem  Weibe! 

Jama : 
4.    Wir  sollten,  meinst  du,   tliuu  was  wir  gemieden, 
das  gute  redeii  nnd  der  Siinde  folgeu  ■*? 
(ilandliarva  in  deni  Luftnieer  und  die  Meerfran 
sind  unsre  Eltern,  wir  sind  Niiclistverwandte. 


143 


Jami : 

5,    Ini  Mutterleib  bestimmte  nns  zii  Gatteii 
der  formenreiclie  Lebengeber  Tvashtar; 
Uud  was  er  ordnet  ist  nicht  auzutasteu: 

dess  sind  der  Himmel  und  die  Erd  mir  ^  Zeugen. 

Jama : 

(i.    Wer  weiss  deini  noch  vou  jeuem  ersten  Tage, 
wer  sah  ilm   denn   und  kanii  davon  erzahlen  ? 
Die  8cliopi'ung  Mitra-Varuua's  ist  endlus  "; 
waruni   beriickest,  dreiste,  du  die  Manner'? 

Jami : 

7.  Zum   Brnder  zieht  die  Schwester  ihr  Verlangen 

init  ihm  zn  theilen  gleiches   Dach  und  Lager; 
Tell  iiberlass  mich  dir  als  Weib  dem  Gatten, 
wir  wollen  fest  uns  in  die  Arme  sehliessen. 

Jama: 

8.  Es  stehen  niemals  still  und  schluramern  nienials 

der  (jotter  Spaber,   die  die  Welt  durchstreifen. 
Gesell  dich  flugs  zu  eiuem  andern,  dreiste: 
den  magst  du  fest  in  deiue  Arme  sehliessen ! 

Jami : 

D.    Ist  sie  bei  Tag  und  Nacht  ihm  gern  zu  Willen  '^, 
so  schliesst  der  Sonne  Auge  sich  ein  Weilehen  — 
In  Erd  und  Himmel  paart  sich  das  verwandte, 
und  fremd  dem  liruder  sollte  sein  die  Schwester? 


144 


Jama : 

10.  Gewiss  es  werden  iioch  Geschlechter  kommen, 

wo  man  Geschwister  lebeu  sieht  wie  fremde  ^; 
So  nimm  denn  eiueu  Mauu  in  deine  Arme, 
nicht  mich  —  erwahl  dir  einen  anderu,  schone ! 

Jami : 

11.  1st  das  ein  Bruder,  der  die  Zuflucht  weigert, 

mid  eine  Sch wester,  die  Verderben  zuliisst  ^? 
Ira  Drang  der  Liebe  fleh  ich  immer  wieder: 
lass  deiuen  Leib  dem  meineu  sich  vermahlen. 

Jama : 

12.  Teh  werde  niemals  mich  mit  dir  vermahlen, 

fiir  siindhaft  gilt's  der  Schwester  sich  zn  gatten ; 
Mit  einein  andern  pflege  dieser  Freuden, 

darnach  verlangt  den  Bruder  nicht,  o  schone! 

Jami : 

in.  Ein  .Jammer,  Jama,  bist  du  doch,  ich  werde 
deiu  Herz  und  deine  Neiguug  nie  gewinnen; 
Ein  andres  Weib  wird  wie  den  Baum  die  Rauke 
nnd  wie  ein  Ross  das  Halfter  dich  umschlingen. 

Jama: 

14.  So  sollst  anch  du  umschlingen  einen  andern 

und  jener  dich  wie  Ranken  eiuen  Baumstamm ; 
Gewiune  seine  Neigung,  er  die  deine, 

und  lebe  rait  ihm  fort  in  schonster  Eintracht ! 


145 

Rv  10,  10.  Verf.  Jama  und  Jami  die  Kinder  des  Vivasvant. 
—  Roth  Journ.  Am.  Or.  Soc.  3,  .335.  Z.  d.  d.  m.  G.  4,  426. 
Muir  S.  T.   5,   288. 

Nach  einer  sehon  friihzeitig  verklingenden  Sage  sind  die  ersten 
Menschen  (v.  3)  ein  Zwillingspaar  Jama  und  Jami  d.  h.  Bruder  und 
Schwester.  Die  spatere  Reflexion  legt  an  die  Sage  den  moralischen 
Maassstab  und  findet  ihre  Voraussetzungen  verwerflicli.  Der  Dichter 
dieses  Lieds  lasst  von  dieser  Betrachtung  aus  den  .Jama,  der  als 
Haupt  der  seligen  im  Himmel  einen  solchen  Flecken  nicht  an  sich 
tragen  darf,  die  Verbindung  mit  der  Schwester  verschm.Hhen.  Itass 
er  dadurch  nicht  bloss  einen  einzelnen  Zug,  sondern  den  ganzen  In- 
halt  der  Sage   aufhebt,   stfirt  ihn  in  seinem   Eifer  nicht. 

1.  Wir  vermuthen  g'agamjat  nach  Anleitung  der  v.  1.  in  Sv  1, 
4,  1,  5,  9.  2.  d.  h.  zwischen  Bruder  und  Schwester.  3.  des  Ya- 
runa  vgl.  Lied  I,  7.  4.  Wir  vermuthen  sapema  statt  rapema.  5.  wohl 
veda  me  asja  zu  lesen  vgl.  Rv  1,  105,  1.  —  6.  Niemand  entsinnt  sich 
mehr  des  Schopfungstages ,  auch  ist  die  Schopfung  .so  gross ,  dass 
man  sie  nicht  iibersehen  kann.  7.  Wir  betonen  da^asjet.  —  Die 
allschauende  Sonne  mag  mit  uns  eine  Ausnahme  machen,  uns  nicht 
verrathen.  8.  als  Mann  und  Weib.  9.  wenn  sie  das  Erloschen  des 
Geschleehts   zugabe. 


10 


LXI.    ZUR  LEICHENPEIER. 


1.  Der  hiugegaugen  uacli  den  weiten  Hohen  S 

den  vielen  nach  ihm  einen  Weg  gezeigt  hat, 
Den  Sohn  Vivasvant's  jeueu  Volkersammler, 
den  Konig  Jama  ehre  jetzt  mit  Opfer. 

2.  Er  ojiug  vorau  mid  faud  uus  eiue  Wohustatt 

auf  jeuer  Flur,  die  nieraaud  uus  entfremdet, 
Wohiu  der  Vorzeit  Vater  heimgegaugeu  : 
seiu  Weg  fiihrt  dorthiu  jedeu  erdgeboruen. 

3.  Dort  frent  sicli  Matali  ^  mit  Kavjas,  Jama 

mit  Aiigiras,  Brihaspati  mit  Rikvans, 
Ein  jeder  sucht  deu  auderu  zu  begliickeu  ^: 
die  Vater  labt  der  Trank  *,  die  Gotter  Heilruf  ^. 

4.  Komm  Jama,  lass  dich   uieder  auf  dem  Teppich 

im  Buude  mit  deu  Augiras  uud  Vateru ; 
Der  Sanger  zieli  dich  her  mit  seiuen  Liederu, 
lass  dir,  o  Kouig,  uuser  Opfer  schmecken! 

f).    Komm  mit  den  heiligen  Aiigiras,  o  Jama, 

mit  den  Vairupa  ^'  lass  dir's  bei  uns  schmecken  ! 
Auch  den  Vivasvant  deinen  Vater  lad  ich 
zu  diesem  Opfer  auf  der  Grasstreu  sitzend. 


H^TUnj  niafxi^  (h/ua^  t<ni^aM..if^ 
wok  Uu  ^it^i^^y^k,  ^^^^  ^  ^h'  ^^<u 


j£^SAy\^  ^a^\cy/v\  '<U4Wa/M4.  ^u^^^^C^ 
^o^m^^  hOL^^^^^  \loiAjmjOmtcL  dju^mi 

J^  ^ya  ya||  bOifJXAy^mm  (Uux/rvOM 


147 


Die  Angiras,  die  Viiter,  die  Navagva  "^ 

und  die  Atharvaii,  Bhrigu,   fromnie  Schareu, 
Sie  mogeii  uus  init  ilirer  Huld  begliickeu, 
die  hehreu  mit  der  Wohlthat  ihrer  Liebe. 


7.  So  zeuch  deiiii  bin  auf  jeueu  alteii  Pfadeu, 

worauf  der  Vorzeit  Vater  beimgegangeu  ! 
Jama  uud  Varuna  den  Gott  ^  wirst  schaueu 
in  ihrer  Seligkeit  die  beiden  Fiirsten. 

8.  Dort  iinde  uusre  Viiter,  dort  deu  Jama 

uud  dort  der  TugeudLobu  iui  biJchsteu  Himinfl, 
Zur  Heimatb  ^  kehre   aller  Mangel  ledig, 
uimni  an  deuKorper*"  neu  in  Kraft  erbliibend  ! 

9.  So  geht,  zerstreut  euch,  ziehet  eures  Weges, 

ihm  gabeu  Viiter  dort  die  freie  Statte, 
Uud  Jama  bietet  einen  Ruheort  ibm, 

wo  Wasser  fliessen,  Tag  und  Nacbte  wecbsdn  ^'. 

10.  Vorbei  an  Sarama's  ^^  gelieckteu  Hunden 

den  viergeaugten  lauf  geraden  Weges  ; 
Tritt  in  deu  Kreis  der  liebevoUen  Vater, 
die  dort  mit  Jama  in  (.Teuiissen  schwolo-en. 


11.  Dcm  Scbut/e  deiner  beiden  treuen  Ilinule 
d^rviergeaugten  Weo--  uud  Maunerhiiter 

DO  O 

10* 


148 

Vertraue  ihu,  o  Kouig  Jama,  fortan; 
verleih  ibm  Wolilergeheu  und  Gesuudheit. 

12.  Die  Boteu  ^^  Jama's  braun  mit  breiten  Nasen 
durchspiiren  nimmer  satt  die  Menschenscbaren ; 
Sie  mogeii  uns  das  liebe  Lebeu  lassen, 

das  Licbt  tier  Sonne   langer  nofli  zu  scbaueu. 

fiir  Jama  giesst  die  Butter  aus, 
Das  fertige  Opfer  strebet  zu 
dem  Jama,  Agni  briugt  es  biu. 


<^ 


L//^.''" 

V 


1 4.  Fiir  Jama  giesst  das  Opferfett 

ins  Feuer,  tretet  zum  Altar: 
Er  fiibre  uns  ins  Gotterreieb 
fiir  eine  lange  Lebenszeit. 

15.  Dem  Kouig  Jama   giesset  denn 

die  siisse  Opferbutter  aus, 
Und  vor  den  Risbi    aus  der  Vorzeitneiget  eucb, 
die  uns  zuerst  den'Weg  ^*  o-ebabnt. 


Rv   10,   14.  Verf.  Jama.    —    Muir  S.   T.   5,   291. 

Das  Lied  besteht  aus  vier  aneinander  geflickten  Stucken:  v.  1  — 10. 
11  — 12.  13  — 15.  16.  Den  Grundstoek  bilden  V.  1 — 10  ein  vollstandiges 
Todtenlied  mit  stropbischer  Anordnung  von  je  zwei  Versen :  Jama 
der  Sohn  des  Vivasvant,  welcher  als  der  erste  gestorbene  zuerst  den 
Weg  nach  dem  Himmel  und  den  Gefilden  der  seligen  aufgefunden 
hat  V.  1.  2,  und  nun  dort  mit  den  Gottern  und  Viitern  ein  Leben 
der  Wonne  fiihrt  v.  3,  soil  in  Begleitung  der  Manen  zu  dem  Todten- 
opfer  herabsteigen  v.  4 — 6.     Mit  v.  7    wendet    sich  der  Sprecher  an 


149 

den  todton,  wclchem  die  Geleitsworte  nach  dem  Jenseits  zugerufcn 
werden  v.  7.  B.  Zuletzt  heisst  er  die  vcrsammelten  sich  ontfernen, 
da  der  todtc  nicht  mehr  zu  ihnen  gehore  v.  9.  —  v.  10  wiinscht 
dem  abgeschicdenen  eine  gliickliche  Reise.  v.  11.  12  ist  Fragment 
durch  die  Envahnung  von  der  Sarama  Hunden  herein  gekommen. 
V.  13  —  15  ist  ein  gewohnliclies  Jamalied.  v.  16  gehort  gar  nicht 
hicrher  und  ist  offenbar  wegen  der  Nennung  Jama's  angehangt:  In 
die  Trikadrukagefasse  (oder  an  den  Trikadrukatagen)  fallt  or  (der 
Soma);  sechs  Raume  (der  Welt)  und  ein  hohes  (der  dariiber  liegende 
Himmel)>   Trishtubh,  Gajatri  und   alle  Metren  beruhen  auf  Jama. 

1.  des  Himmels,  zum  Sitz  der  seligen.  2.  Matali  oder  Matalin 
ein  gottliches  Wesen,  weiter  nicht  bekannt.  Die  Kavja,  Angiras 
sind  fromme  Geschlechter  der  Vorzeit;  die  Rikvan  sind  die  Genien, 
welche  den  Brihaspati  umgeben  vgl.  Rv  7,  10,  4.  —  3.  d.  h.  die 
Gutter  die  Viiter  und  umgekehrt.  4.  ein  susser  Trank,  welcher  den 
Manen  dargebracht  wird.  5.  der  Ruf  svaha,  unter  dem  das  Opfer 
an  die  Gotter  uberreicht  wird.  6.  eine  Abtheilung  der  Ahgiras. 
7.  Navagva,  Atharvan  u.  s.  w.  sind  Namen  frommer  Geschlechter  aus 
der  Vorzeit.  8.  Nicht  ohne  Absicht  ist  'Gott'  beigefiigt.  9.  Der 
Himmel  ist  also  auch  die  Heimath,  von  wo  die  Seele  kommt.  10.  einen 
andern  Korper,  wie  er  fur  jenes  Reich  passt,  statt  des  modernden 
Oder  verbrannten  vgl.  Rv  10,  16,  5.  —  11.  d.  h.  wo  die  Annehmlich- 
keiten  der  Erde  sich  ebenfalls  flnden.  12.  zu  Sarama  vgl.  Lied  XXXII ; 
ihre  beiden  Hunde  halten  am  Eingang  in  die  Todtenwelt  Wache. 
13.  Jene  Ilunde  crscheinen  hier  als  unter  den  Menschen  wandelnd 
und  diejenigen  aussuchend,  welche  sterben  mussen.  14.  nach  dem 
Himmel. 


LXri.    ZUR  LEICHENFEIER. 


I.    Eutfern  dich,  Tod,  imd  ziehe  deiue  Strasse 

fiir  dich,  geschiedeu  vou  dem  Weg  der  Gotter. 
Du  siehst  imd  liorest  was  ich  zu  dir  rede, 

verletz  uus  iiicht  die  Kinder,  uiclit  dieMiinuer! 


Ihr  die  ilir  kamt  des  Todes  Tritt  verwischeud 
imd  feriierbiu  des  Lebeus  Kraft  geuiesseud, 

Zuuehnieud  an  Besitz  uud  Kiiidersegen, 

ibr  froinme,    euer  Sinn  sei  rein  und  lauter! 


3.  Gescbieden  sind  die  lebeuden  voni  todteu, 

der  Gottesdienst  gelang  uus  beute  gliicklicb, 
Und  wir  sind  da  bereit  zu  Tanz  uud  Scberzon, 
aucb  fernerbin  des  Lebeus  Kraft  geuiesseud. 

4.  Icb  setz  die  Scbeidewand  fiir  die  so  lebeu, 

dass  uiemand  mebr  zu  jeuem  Ziele  laufe. 
Sie  soUeu  buudert  lauge  Herbste  lebeu, 

den  Tod  durch  dieseu  Felseu  von  sicb  halten. 


5.    Wie  Tag  auf  Tag  in  einer  Folge  aufgebt, 

uud  wie  des  Jabres  Zeiteu  ricbtig  waudeln, 


151 

Die  folgende  iler  friiheru  uiclit  eutsteliet, 
so  mach,  o  Scliopfer,  ihre  Lebenszeiteu ! 

Zu  Jahreu  kommt  uud  seht  das  Greiseualter 
je  nach  der  Reihe  euerii  Lauf  vollendend. 

Der  Bilduer  tuchtiger  Geschopfe  Tvashtar 
verschaffe  lange  Daiier  eurem  Leben. 


7.  Die  Weiber  hier,  Nichtwittweu,  froh  des  Gatteii, 

sie  treten  eiii  and  bringeu  fette  Salbe, 
Uud  ohue  Thraue,  bliiheud,  scli5n  geschmlicket, 
beschreiteu  sie  zuerst  des  todteu  Statte. 

8.  Erhebe  dich,  o  Weib,  ziir  Welt  des  Lebeiis: 

des  Odem  ist  eutfloh'ii,  bei  dem  du  sitzest, 
Der  deiue  Hand  einst  fasste  uiid  dich  freite, 
mit  ilim  ist  deiue  Ehe  uuu  volleudet. 


Den  Bugeu  uebni  icb  aus  der  Haud  des  todteu 
fiir  uns  ein  Pfaud  der  Herrscbaft,  Ebre,  Starke. 

Du  dort,  hieuiedeu  wir  als  brave  Miiuner, 
wir  wolleu  scblageu  jedes  Feiudes  Augritf. 


10.  So  gebe  ein  zur  miitterlicheu  Erde, 

sie  offnet  sich  zu  giitigem  Empfauge 
Dem  frommeu  zart    uud  liude    wie  ein  Madcheu ; 
sie  schiitze  fortan  dicb  vor  dem  Verderben ! 


152 

11.  OuErde  tbu  dicli  aiif  fiir  ibn  unci  .ei  nicht  eim 
den  Eintritt  mach  ihm  leicht,   er  schmieg  .sich 

an  dich  an  ! 
Bedeck  ihu  wie  die  Mutter,  die 
das  Kind  in  ihr  Gewaud  verliiillt. 

12.  Gemumig  stehe  fest  die  Erdenwohnung, 

von  tauseud  Pfeilern  werde  sie  getrageu. 
Von  nun  an  bleibe  das  seiu  Hans  mid  Reichthum  ^ 
ein  sichres  Obdach  ihm  fiir  alle  Zeiteu. 

1.;.  Die  Erde  bab  icb  rings  urn  dicb  befestigt: 

mir  scbade  nicbt,  dass  icb  die  Scbolle  le^e. 
Die  Vater  niogen  dir  die  Saule  balten, 
dort  aber  Jama  eiuen  Sitz  bereiteu. 


14.  Ls  kommt  ein  Tag,  wo  man  mich  selbst 
wie  Federn  aus  dem  Pfeile  reisst. 
Von  biuten  bait  die  Stimme  icb, 

wie  man  ein  Ross  mit  Ziigeln  bemmt  \ 

468  ^y?;    WM    ^''/"  ^^^^^'""^^  Sohn  Jamas.   -    Z.  d.  d.  m.  G.  8, 
•ibb.     H.   H.   Wilson  Journal   R.  As.  Soc.    16,   202. 

di.  A?H  ^''"^^  ''T    '"^   ''''''  ''^'^'''^  «*«"«  "«^  neben.ihr  sitzt 
?o  d     ;    7"   .  ■;""  '"^'"'^^  '^^^    ^°^  ^>«^  -  -tfernon  v. 

dasfroheGefuh    aus,    dass    das  Todesloos    nicht    ibnen    gef alien  let 
V.  3.       i.,n    zwischen    den    todten    und    die    versammelten    gelegter 

TelVr        TV''  '"'^^'""^  '''  beidenReiche  des  Tode    ^ 
des  Lebens  V.  4.        Daran  schliesst  sich  der  Wunsch,    dass    den  "„ 
wesenden   em  langes  Leben  bestimmt  sein  moge  v.  5.  6.     Nun    trelen 
irauen  mit  Salben    in  den  Kreis    i.r„l  in   a-    %-v.      \ 
todten    nm    H,v    w**  °  ^'^  ^^^^  '^^^  aufgebahrten 

todten    um    die    Wittwe    zu    schmucken    zum  Zeichen    ihres  Wieder- 


153 

eintritts  in  den  Verkehr  der  lebcnden  v.  7.  Der  Pricstcr  fordert 
sic  auf  sich  vom  Leichnam  zu  trennen  v.  8  iind  nimmt  selbst  den 
Bogen  aus  der  Hand  des  todten  als  das  Symbol  seiner  Tiichtigkeit, 
welchc  bei  der  Gemeinschaft  bleiben  soli  v.  9.  Die  Grablegung  — 
ofters  in  einem  Sarg  vgl.  Av.  18,  2,  25  —  geht  unter  passendcn 
AVorten  vor  sich  und  scbliesst  mit  dem  Wunsch,  dass  der  abgeschiedeno 
einc  Stiitte  in  der  jenseitigen  Welt  finden  miige  v.   10   bis   13. 

1.  Die  Fussspur,  welche   der  Tod  eben  liinterliess,  wird  verwischt, 
damit    er    seinen  AVeg    nieht    wieder    finde.  2.  vgl.    Z.  d.   d.  m. 

U.  9,  XXV.  Der  Vers  spielte  in  Indien  eine  Rolle  wegen  seiner 
Cedeutung  fiir  das  Loos  der  Witlwe  und  wurde  durch  Falschung  in 
scin  Gegentheil  verkehrt.  Fitzedward  Hall  in  Journal  R.  As.  Soc. 
N.  S.  3,  183  und  Rajendralal  Mitra  Einleitung  zu  Taitt.  Aranjaka 
S.  50  fgg.  Der  Wortlaut  ist  vollkommen  klar  und  passt  in  die  lland- 
lung.  Ansichten  spaterer  konnen  also  auf  die  Erkliirung  keincn 
Einfluss  iiben.  —  3.  wortlich  sein  fetttriefcndes  d.  h.  nahrungsreichcs 
Haus,  als  ob  der  todte  im  Grab  fortzulcbeti  hatte.  4.  Der  Schluss- 
vers  ist  angefliekt.  Er  enthalt  die  Besprechung  eincs  schwerkranken. 
Die  Stimme  d.  h.  das  Leben,  welches  entUiohen  will,  soli  dadurch 
festgehalten  wcrden. 


LXIIl.    AN  DIE  GR/VVANAS  (die  Somasteine). 


1.  Bewegen  soil,  ihr  Steiue,  euch 

Gott  8avitar  clem  Takte  nach: 
Schirrt  an  die  Deichsehi  ^  eucli  uud  zieht. 

2.  Ihr  Steiue,  Ungliick  scheucht  hiuweg, 

binweg,  wer  uns  auf  iibles  siiint, 
Uud  niacht  zum  Heiltrauk  uus  die  Milch  ^. 

3.  Die  Steiue  tauzen  fi'oh  gesellt 

auf  ihrem  Biete  ^  liiu  iui  Reih'u, 
Dem  Maune  schafteud  Mauueskraft. 

4.  Ihr  Steiue,  Savitar  der  Gott 

bewege  euch  dem  Takte  nach, 
Dem  opferudeu,  der  Soma  macht. 

llv  10,  175.  Verf.  Urdhvagravan  (d.  h.  derjenige,  vvelcher  die 
Stcinc  hebt)  Sohn  des  Arbuda. 

Das  Somakraut  wurde  mit  Steinen  zerschlagen  ,  ehe  es  geprcsst 
wurde. 

1.  Die  Deichseln  sind  die  Finger.  Wir  ubersetzen,  um  beirn 
Bild  zu  bleiben,  zieht  statt  presset.  2.  Dem  Saft  wurde  Milch  boi- 
gemischt.     3.  der  Boden  der  Keltervorrichtung. 


LXIV.     DIE  PFLICHT  DES  WOHLTHUNS. 

If 


1 ,    Die  Gotter  wolleir  iiicht,  dass  Hunger  Strafe  ^  sei, 

die  Tode  ^  treteu  audi  den  .satteu  Mensclien  an. 

Wer  armen  gerne  gibt,  der  mindert  uicht  seiu  Gut, 

des  kargeu  Kuausers  iiiiunit  iudess  kein  Mensch 

sicli  an. 


Und  wer  dem  Bettler,  deni  herabgekommnen  Maun, 
niit  dem  er  Iriiher  geru  verkelnte,  seiu  Gesuch 

Uni  Brod,  woran  es  ihni  uicht  I'ehlt,  mithartein  Herz 
versagt,  audi  eines  solcheu  uinimt  keiu  Mensdi 

sidi  an. 


o.    Der  ist  der  redite  Geber,  der  den   Bitter 

besdienkt,  der  ausgehuugert  Esseu  heischet ; 
Dem  Hilfernfe  komiut  er  gern  eutgegeu 

und  macbt  zum  Freuud  sicb  jeueu  fiir  die  Zukunft. 

4.    Das  ist  kein  Freuud,  der  nicbt  seiu  Brod  mag  tbeileu 
niit  eiuem  treuen,  ibm  ergebuen  Freuude ; 
Der  kehrt  den  Riickeu  ihui  — •  bier  ist  kein  Bleiben — 
und  sucht  sich  lieber  eiuen  fremden  Geber. 


156 

5.    Wer'skauii,  der  soil  tlem  hilfsbediirftigen  speiiden, 
den  feriiern  Weg  des  Lebens  wohl  bedenkeii^! 
Das  Gliick  rollt  hiii  uud  her  wie  Wageuradei", 
bald  kebrt  es  ein  bei  diesem,  bald  bei  jeuem. 

G.    Der  Thor  ^  hat  von  dem  Essen  keinen  Nutzen, 
tiirvva^r  ich  sag :  es  wird  ihm  nur  zar  Strafe ; 
Er  zieht  sicli  keinen  Liebeu  noch  Genossen ; 
er  isst  allein  —  die  Schuld  ist  ihm  alleiue. 


7.    Die  Pflugschar  schafft  das  Brod,  wenn  man  sie  ziehet, 
wer  seine  Fiisse  regt,  der  konimt  zuni  Ziele; 
DemBrahman  bringt dasReden^  mehr  als  Schweigen, 
ein  Freund,  der  gibt,  ist  besser  als  ein  karger. 


8.    Der  Eiufnss  *"  schreitet  sehneller  als  der  Zweifuss, 
der  Zweifuss  iiberholt  im  Lauf  den  Dreifuss, 
Der  Vierfuss  lauft  dem  Zweifuss  auf  der  Ferse, 
er  schaut  und  steht,  wo  fiinfe  '  sich  versammelu. 

D.    Zwei  gleiche  Haude  schaflfeu  uicht  das  gleiche, 
und  Schw ester kiihe  milchen  nicht  das  gleiche, 
Ein  Z willing  gleicht  dem  andern  nicht  an  Starke, 
und  zwei  Geschwister  schenkeu  nicht  das  gleiche. 

Rv  10,    117.    Verf.  Bhikshu  d.  i.  der  Bettler.  —  Muir  S.  T.  5,  431. 

Nur  V.  1  —  6  stehen  in  cngorem  Zusammenhang,  sie  schildern 
den  Lohn  des  freigebigen  und  die  Strafe  des  Geizhalses.  Die  letzten 
drei  Verse  sind  ahnliche  Scntenzen,  in  welchen  ?ich  zugleieh  Anklange 
an  den  Grundstock  des  Liedes  finden.     v.  7  sagt :  nur  durch  Bemiihung 


157 

erreicht  man   etwas ;     v.   8:    der  Vorrang    liegt    nicht   iuuner   da,     wo 
er  zu  liegen  scheint ;   v.  9  :   gleichartige  leisten  oft  ungleiches. 

1.  ihr  Strafmittel  um  den  Mensehen  zu  todten.  2.  der  Tod 
in  verschiedener  Gestalt.  3.  den  klinftig  moglichen  Wechsel  seiner 
Lage.  4.  der  verblendete ,  welcher  dvirch  Geiz  seine  Habe  erhalten 
will.  5.  die  Thatigkeit  bei  den  Recitationen  der  Opfer,  wofur  er 
belohnt  wird.  6.  Der  Einfuss  ist  wohl  der  sonst  genannte  ag'a  ekapad 
ein  Sturmwesen,  der  Zweifuss  ist  der  Mensch,  der  Dreifuss  der  am 
Stocke  gehende  Greis ,  der  Vierfuss  ist  wohl  der  Hund.  Es  konnte 
sich  fragen,  ob  nicht  auch  hier  der  Vierfuss  das  kriechende  Kind 
sei,  wie  in  dem  Rathsel  der  Sphinx  —  welches  nach  Indian  Antiquary 
IV,  164  auch  bei  den  Santals  vorkommt  —  doch  scheint  das  sam- 
pa^jan,  das  mit  einem  gewissen  Nachdruck  an  die  Spitze  des  letzten 
Pada  gestellt  ist,  nicht  fiir  das  kleine  Kind  zu  passen,  wahrend  es 
den  auf  einen  Bissen  vom  Mahl  oder  auf  einen  Wink  seines  Herrn 
wartenden  Hund  richtig  zeichnet.  Die  Hunde  sind  im  Veda  als 
Wachter  oft  genannt  und  nicht  so  verachtet  wie  bei  den  Semiten. 
7.  d.  h.  Gruppen  von  fiinf  sva.  Gesellschaften  von  Mensehen;  der 
Ausdruck  ist  eine  spielende  Fortsetzung  der  vorangehenden  Zahlenreihe. 


LXV.    DER  SPIELER. 


1.  Die  eben  noch  am  luftigen  Wipfel  *  schwankteu, 

benebeln  mich ,  wenu  sie  im  Plaue  ^  rolleu ; 
Die  Niisse  diiukt  mir  reizen  meiue  Sinne, 

als  war's  eiu  Trunk  vom  Saft  der  Miig'avautas  ^. 

2.  Mein  Weib  bat  nie  inich  aufgereizt,  gescholten, 

sie  meint'  as  gut  niit  mir  uud  meiuen  Freundeu ; 
Obscbon  sie  tren  war,  stiess  icb  sie  docb  von  mir 
dem  Wiirfel,  der  mir  alles  gilt,  zu  Liebe. 


fJ.    Nnn  hasst  die  Scbwieger,  weist  micb  ab  die  Gattin, 
des  Spielers  Klageu  iindeu  kein  Erbarmeii ; 
Icb  weiss  aucb  uicbt ,  wozu  ein  Spieler  gut  war, 
so  weuig  als  eiu  tbeurer  Gaul  im  Alter. 

4.    Nach  seiuem  Weibe  greifen  fremde  Haude, 

iudess  mit  Wiirfelu  er  auf  Beute  ausziebt  *. 
Der  Vater,  Bruder  uiid  die  Mutter  rufeu : 

'weristderMenscb  ?  Nur  fort  mitibm  inBaudeu'' !' 


f).    Uud  sag  icb  mir:  icb  will  uuu  uicbt  mebr  spieleu, 
so  lasseu  uiicb   im   Sticb  die  Freuude  alle; 


159 

Doch  hor  icli  wieder  brauiie  Wiirfel  fallen, 
so  eil  ich  wie  zum  Stelldicheiu  die  Buhle. 

C).    Zum  Spielhaus  liiuft  der  Spieler  in  Gedaukeu, 

'heut  sieg  icli\  spricht  er  iu  die  Brust  sich  werfeud. 
Die  Wiirfel  aber  streicheu  ibm  die  Recbnnng, 
er  lasst  dem  Gegner  seiueu  gauzen  Eiusatz. 


7,    Bie  sind  wie  Augeln,  die  sich  bobreu  iu  das  Fleiscb, 
Betriiger  siud  sie,  breuueu,  qualeu,  peiuigen  ; 
Nach  kurzem  Gliicke  rauben  sie  den  Sieger  aus, 
deni  Spieler  siud  sie  deuuoch  siisse  Herzenslust. 


8.  Es  tummelt  sich  die  Schar    der  dreiuudfiinfzig  ^ 

mit  strenger  llegel  wie  Savitar's  Schalten. 
Um  Zorn  der  grossen  siud  sie  uubekiiuiuiert, 
sogar  ein  Kouig  muss  sich  ihuen  beugeu. 

9.  Sie  rollen  nieder,  hiipfeu  in  die  Hohe, 

und  ohne  Hiiude  zwiugeu  sie  die  Fiiuste. 
Die  zauberhafteu  Kohlen  auf  dem  Plane 

versengen  jedes  Herz,  obwohl  sie  todt  sind. 


10.  Verlasseu  griimt  des  Spielers  Weib  sich  einsam, 
die  Mutter,  weil  der  Sohn  wer  weiss  wo  uun'rrt. 
Er  selbst  verschuldet  geht  voll  Angst  auf  Diebstahl, 
verbirgt  zur  Nacbt  sich  unter  fremdem  Dache. 


IGO 

ll.Ein  Well  ergreift  iliu,  wenn  er  siebt  die  Gattin 
iiud  wohlbestellte  Heimath  eiues  anderu.  " 
Am  friilien  Morgen  schirrt ''  er  schon  die  brauueu : 
erliscbt  das  Feuer  *,  siukt  der  Wicbt  zusammeu. 


12.  Dem,  welcher  eures  grosseu  Haufeus  Hauptmaiin, 

den  Oberkoiiig  eurer  Baude  vorstellt, 
Dem  will  icb  wabrlich  Gabe  nicht  versagen, 
icb  strecke  meine  Finger  aus  und  scbwiir  es ! 

« 

13.  (14)  So  scliliesst  denn  Frieden  und  erbarmt  eiicli 

raeiner 
nnd  bannt  mich  feruer  nicht  mit  grausem  Blend- 

werk, 
Versohnt  sei  euer  Groll  und  eure  Feindscbaft ; 
im  Netz  4er  Wiirfel  scbmaclite  nun  ein  andrer  ! 


14.  (13)  'Den  Wiirfel  lass,  bestelle  deine  Saaten, 

bescheid  dich  deines  Guts  und  halt's  in  Ebren. 
Sieh  bier  dein  Weib,  du  Spieler,  deine  Herden !' 
Dies  Wort  that  kund  mir  Savitar  der  treue. 

Rv  10,  34.  Verf.  Kavasha  Sohn  des  Ilusha  oder  Aksha  d.  i. 
der  Wiirfel  Sohn  des  Mug'avant.  —  Muir  S.  T.  5,  425.  R.  Heinzel 
Stil  der  a.  g.  Poesie   53. 

Das  Lied  ist  in  Strophen  angelegt ;  v.  7 ,  auch  metrisch  ver- 
schieden,  mag  Einschub  seiu,  v.  14  (des  Rv)  gehort  hinter  v.  12 
und  V.  13  (des  Rv)  ist  eine  Niitzanwendung,  welche  der  Dichter  a.n- 
fiigt.  —  Ein  Spieler  schildert  seinen  unwiderstehliclien  Hang  ziiin 
Wiirfelspiel ,  wodurch  sein  hausliches  Leben  wie  seine  Elire  zerstiirt 
wird.      Zum  Schluss  fleht  er  die  Wiirfel  an  ihn  frei  zu  lassen. 

1.  A  Is  Wiirfel  gebrauchte  man  die  braunen  NUsse  der  Terminalia 
bellerica,  deren  Genuss  berauscht,  ebenso  wie  sie  als  Wiirfel  des 
Spielers  Sinne  befangen.     Roth  in  Z.  d.  d.  m,  G.  2,    122.   —    2.  worauf 


161 


man  die  Wiirfel  warf,  vielleieht  audi  eine  kiinstliche  Vorrichtung 
dazu.  •'!.  Name  eines  Volksstarames.  4.  Die  Wiirfel  sind  mit  (Je- 
sellen  verglichen ,  welche  der  Spieler  zum  Beutezug  fiihrt.  5.  Seine 
Verwandten    verleugnen    ihn ,    wann    er    seine   Person    verspielt    hat. 

6.  vermutlilich   Augen  ,    welclie    auf    den    Wiirfein    angebracht    sind. 

7.  d.  h.  er  beginnt  zu  spielen.  S.  Tn  der  Nacht ,  wann  man  das 
Licht   loscht,   ist   er  noeh   auf  deni   Piatze. 


11 


LXVT.     DAS  WETSHETTSLTED. 


1.  Als  eiust,  Brill asp.ati,  die  Naraengeber 

des  Wortes  ersten  Aiifang  vor  sich  bracbten, 
Da  kani  /u  Tage,  was  sie  bisber  ziirtlicb 
als  Kloiuod  unbefleckt  im  Herzen  trugen. 

2.  (H)  Des  Wortes  8pnr  verfolgten  sie   init  Audacbt 

uiid  fauden  es  gefliichtet  in  die  Rischi, 
Dort  bolten  sie's,  vertbeilten  es  an   viele, 
nnd  sieben  Sanger  jubeln  es  im  Cbore  '. 


?>.  (2)  Wo  kbige  Manner  sinnvoll  Rede  pflegen 

die  Worte  sichtend   wie  im  Sie])  die  Korner, 
Da  wird  bewnsst  den  Frennden  ibre  Freundschaft, 
das  Wort  tragt  ihres  (lieistes  beste  Marke. 

4.    l^iin  mancber  sielit  es  und  erkennt  es  docb  niebt, 
ein   mancber  bort  es  obne  zu  versteben, 
Und  andern  gibt  es  sicb  von  selbst  zn  eigen 
so  willig  als  das  scbmncke  Weib    dem  Gatten. 


f).    Ein   mancber  stebt  in  (lessen  Gnnst  so  feste, 

dass  inan   niubt  wagt    znin  Wettkampf   ibn   zn 

fordern ; 


16B 

Ein  aiiflrer  hurt  cs  oliiie  Frucht  unci   Bliithe, 
er  sucht  das  Trugbild  einer  Kuh  zu  melkeii. 

6.  (7)  Bei  gleichem  Aug  und  Ohre  sind  Genossoii 
in  ihres  Geistes  Fiihigkeiteii  ungleicli : 
Wie  tiefe  Seen  zum  Mund   nud  Sehulter  reicliend 
und  audi   wie  Teiclu',  die  znin    Bade  laden  *•. 


7.  {{])  Wer  ein^n  treu  ergel)nen  Freund  ini  Sticli   liisst, 
dem  ist  der  Antlieil  an   dem   Wort  verloi'en  ; 
Und  wenn  er's  h(">rt,  so  hin-t  er  olme   VVirkung, 
er  weiss  den  Pf'ad  der  Tugend   nicht  zu   tinden. 

S.  (0)  So  jeniaud  weder  vor-  uoch  rilekwiirts  schreitet^ 
nicht  Priester  ist  und   nicht  den  Soma  keltert, 
Der  fas st  das  Wort  verkelirt  nud  zettelt  sein  deweb 
nicht  riclitjo;  wie  die  unuvschickte  VVeheriii. 


!).  (8)  Wann  Priester  sich  zum  Preis  der  (iotter  einen 
dem  Drange  ihres  Herzens  Ansdruck  leihend, 
So  bleibt  ein  niancher  weit  znriick  den  anderii, 
und  wer  die  iichten  Priester  seien,  zeigt  sieh. 

10.  (11)  Der  eine  stromet  aus  der  Lieder  Fiille, 
der  andre  singt  Gesang  in  vollen  Tonen, 
Ein  dritter  lehrt  als  Bralunan  alles  Wissen, 
niul  jeuer  misst  des  Opfers  richtige  Maasse. 

11* 


164 

11.  (10)  Es  freueu  alle  sicli,  wanu  ihr  beriihmter 
Genosse  konimt,  das  Haiipt  in  ihrer  Gilde; 
Er  bessert  ihre  Fehler,  liilft  zum  Wohlstaud 
uud  stellt  den  Maun  zum  Wettkampf  aufgefordert. 

Rv  10,   71.     Verf.    Brihaspati.   —    Muir  S.  T.   1,   254. 

Dieses  schwievige  Stuck  heisst  bei  den  Commentatoren  das  Lied 
von  der  Weisheit.  Es  ist  sichtbar,  dass  die  Ordnuug  der  Verse  sehr 
gestort  ist ;  wir  haben  versucht  durch  Umstellungen  einen  Zusammen- 
hang  zu  erlangen  und  nehmen  einen  stro'phisehen  Bau  an.  Die  Bilder 
in  V.  1  und  ?>  harmoniren  nicht  ganz ,  doch  ist  hier  eine  mystische 
Unklarheit  zulassig.  Die  Bildner  der  Spracbe  brachten  aus  dem 
Innern  des  Menschen  das  beste  zu  Tage  v.  1 ;  sie  fanden  das  Wort 
in  den  Rishi  den  Tragern  der  altesten  Weisheit,  und  vertheilten  den 
Schatz  unter  viele  v.  3  (des  Rv).  Jetzt  erkennen  sieh  am  Wort 
d.  h.  am  Ausdruck  des  Gedankens  die  besten  v.  2 ,  aber  die  Bega- 
bung  ist  ungleich  v.  4,  —  ebenso  v.  5.  7.  —  Keinen  Antheil  am 
Wort  hat  der  untreue  Freund  v.  6  und  wer  davon  ini  Dienst  der 
(iotter  keinen  Gebrauch  maehen  will  oder  kann  v.  9.  —  In  den 
Wettkampfen  heiliger  Diclitkunst  zeigt  sich  am  meisten,  wer  im  Besitz 
jener  Weisheit  ist  v.  8.  11,  und  es  ist  der  grosste  Triumph  auf  diesem 
Eelde   es    alien    zuvorzuthun  v.  10.     Ein  Schlussvers  sebeint   zu  fehlen. 

1.  Unzahlige  Sanger  gebrauehen  es  nun.  2.  dip  einen  von  tiefer, 
die  andern  von  oberflachUcher  Naturanlage. 


LXVIL    DER  ANFANG  DER  DINGE. 


1.  Da  gab  es  wecler  Sein,  nocli  gab  es  Nichtseiu, 

nicht  war  der  Dunstkreis  uud  der  Himmel  driiber. 

BeAvegt'  sich  wasV  und  woV  in  wesseu  Obhnt  ^V 

gab  es  das  Wasser  uud  deu  tiefeu  Abgruud  ^  V 

2.  Nicht  Tod  und  uicht  Unsterblichkeit  war  damals, 

der  Tag  war  nicht  geschieden  von  den  Nachten. 
Nur  e  i  n  e  s  athniet  ohne  fremdeu  Anhauch 
von  selbst,  uichts  andres  gab  es  iiber  diesem. 


3.  Das  Dunkel  war  in  Dunkelheit  versunken 

am  Anfang,  alles  wogte  durcheinander, 
Es  ruhte  auf  dem  leeren  Raum  die  Oede, 

doch  e  i  n  e  s  kam  zum  Lebeu  kraft  der  Wiirme  ^. 

4.  Da  regte  sich  in  ihm  ^  zum  ersten  Male 

der  Trieb,  es  war  des  Geistes  erster  Same. 
Ini  Sinn  des  Herzens  selbst  begreifend  fanden 
die  Weisen  einen  We<>'  zum  Sein  vom  Nichtseiu. 


5.     Uiul  quer  (lurch  beide  ist  die  Schnur  gezogeu, 
was 'War  wohl  unteu?  oder  was  war  obeuV 


166 

iStauiiiiviiter  wiireii  hier,  dort  warun  Miicbte, 
die  Heimath  iiuteu  liier,  uach  dort  das  Strebeu. 


6.    Wer  weiss  es  recht,  wer  kaun  es  uus  verkliudeu, 
woher  eutstuud,  woher  sie  kam  die  Sehopfmig, 
Und  ob  die  Gotter  uach  ihr  erst  gewordeu  ? 
AVer  Aveiss  es  docb.  von  wainieii  sie  jjekommen  V 


/ . 


Vuii  wanuen  diese  Scbopfuug  ist  gekommen, 
ob  sie  gescliatfeu  oder  imerscbaffeu, 

Das  weiss  uur  der,  dess  Auge  sie  bewacbet 
vom  boebstenHimmel —  oder  weiss  er'saucb  nicbt  V 

Hv  10,  129.  Verf.  Prag'apati  Parameshtliin  d.  i.  der  oberstc 
Schopfer.  —  M.  Muller  Ane.  Sansk.  Lit.  559,  Essays  1,  7.3.  Muir 
S.  T.   4,   3.   5,   356, 

Das  Lied  ist  im  Veda  einzig  in  seiner  Art.  Es  ist  ursiiviinglich 
in  Strophen  angelegt  gewesen,  der  erste.  Vers  der  dritten  Strophe 
aber  zwischen  v.  4  und  5  ausgefallen,  wie  die  Liicke  in  der  Ge- 
dankenfolge  zeigt.  —  Anfanglich  war  nichts,  ein  leerer  dunkler  Raum. 
Etwas  aber  athmete  aus  sich  selbst  in  iliesem  Chaos  v.  1.  2  und 
tritt  wirklich  ins  Leben  durch  die  Warme  v.  3  .  in  ihm  beginnt  der 
Trieb ,  der  Anfang  der  Geistesthatigkeit ,  und  die  Weisen  d.  h.  wohl 
die  kosmogonischen  Gotter  konnen  nun  von  diesem  Anfang  aus  das 
Sein  aus  dem  Nichtsein  hervorlocken  v.  4.  In  einem  hier  ausgo- 
fallnen  Verse  scheint  nun  gesagt  gewesen  zu  sein,  welche  Wesen  oder 
Wclten  ins  Dasein  sprangen.  Denn  darauf  be^ieht  sich  v.  5 ,  dass 
mitten  durc-h  die  Wesen  dieser  Urschopfung  eine  Granze  gezogen  ist, 
welche  sie  in  himmlische  und  irdische  scheidet.  Unterhalb  ist  die 
Heimath  der  Stammvater,  der  Menschen;  oberhalb  sind  die  himm- 
lischen  Machte ,  welchen  die  untern  zustreben  v.  5.  Ein  Rathsel 
bleibt  aber  dennoch  dem  Dichter  die  Schopfung,  und  er  ist  nicht  sich cr, 
ob  selbst  der  hochste  Himmelsgott  dariiber  Auskunft  wisse  v.   (5.    7. 

1.  Nichts  bewegte  sich,  und  niemand  war  da,  der  eine  Bewegung 
leiten  konnte.  2.  vgl.  Voluspa  3.  —  3.  Eine  bemerkenswerthe  Variantc 
hat  Taitt.  Br.  2 ,  8 ,  9,  4  tamasas  aus  dem  Dunkel  fiir  tapasas  aus 
der  Warme.      4.  in  dem  v.   3  genannten  einen. 


LXVllI.     ALLES  LAUFT  NACH  GELD. 


1.  Verschiedeu  ist  der  Leute  Sinn, 

uud  mancherlei  ist  ihr  Beruf: 
Der  Brahman  ^  wuuscbt  den  Opfertrunk, 
der  Arzt  und  Wagner  Riss  nnd  Bruch. 

2.  Der  iSchniied  ^  mit  Reisig  auf  deni  Herd 

uud  in  der  Hand  den  Flederwisch, 
Mit  Amboss  nnd  mit  Feuersglntli 
wiinscbt  eineu  reicben  Kuuden  sicb. 

o.  (4)  Den  leicbten  Wagen  liebt  das  Pf'erd 
nnd  seines  Treibers  muuteru  Schnalz, 
hirsutam  rimam  mentula, 

die  Froscbe  loben  sicb  den   Pfiibl. 

4.  (o)  Icb  bin  Poet,  Papa  ist  Arzt 
und  Miillerin  ist  die  Mama. 
Wir  treiben's  in  verscbiedner   Art  — 
so  jagen  wir  deni  Gelde  ^  nacb. 

Rv  9,  112.  Verf.  C/\(^\i  aus  deui  (icschlccht  ilcr  Angiras.  — 
Mail-  S.  T.   5,   424. 

Humoristische  Auslassung  liber  das  Trcibcn  dor  Mcnschcn  uni 
<ield  zu  gewinnen.  v.  3  (des  Rv)  bildct  den  passendcn  Schluss.  Der 
Refrain,  wolohcr  zur  Sache  gar  nicht  gehort,  derselbc  wie  in  Lied  XL^'. 
ist  weggelassen. 


168 


I.  Er  wiinscht,  dass  ein  Opfer  angestellt  werde,  wo  er  Beschaf- 
tigung  und  Lohn  findet.  2.  der  Metallarbeiter.  i>.  wbrtlich:  wir 
gehcn  den  Kiihen   iiach.     Das   Verinogen  jener  Zcit  besteht  im  Vieh. 


LXIX.    DIE  FROSCHE. 


1.  Dhs  Jalir  tlnrcli  lagen  sie  so  still 

wie  Piiester  im  Geliilxlezwang  \ 
Da  kommt  Parg  auja  unci  erweckt 
der  Frosche  lauteii  Frendenschrei. 

• 

2,  Sobald  die  Himmelsfiutli  den  Frosch  beriihrte, 

der  wie  eiu  trockner  Schlauch  im  Pfutile  dalag, 
So  schallt  im  Chor  eiii  lustiges  Gequacke, 
als  ob  die  Kiihe  nach  den  Kalbern  briillten. 

ij.    Waiiu  in  der  Regenzeit  die  ersten  Giisse 

ersehnt  auf  die  verlechzten  niederstromen, 
So  kommt  der  eine  zu  dem  audern  griissend 
mit  frohem  Laelieu  wie  der  Sobn  zum  Vater. 

4.  [Der  eine  bringt  dem  andern  seiueu  Gliickwunscli 

berauscht  von  Lust  beim  Fallen  dieses  Wassers. 

In  Freudenspriiugen  hiipft  das  uasse  Froschcheu, 

das  gelbe  siugt  sein  Lied  mit  dem  gefleckteu.] 

5.  Was  einer  vorsagt,  plarrt  der  audre  wieder : 

so  sprechen   Schiiler  nach   des  Lehrers  Worte ; 
Ein  richtig  aufgesagtes  Peusuni  ^  tonet 
von  euren  helleu  Kehleu  aus  der  Lache. 


170 

G.    Der  eine  blokt  als  Rind  uud  jener  meckert 
wie  eine  Ziege,  der  ist  gelb,  der  fleckig; 
Von  eiuer  Gattuiig  siud  sie  docb  so  ungleicli, 
in  vielen  Weiseu  modeln  sie  die  Stinimen. 

7.  VVie  Priester  bei  deni  iiberuacbtigen  Soma 

uni  die  gefiillte  Kufe  singeud  sitzen, 
iSo  feiert  ihr  den  Jabrestag,  o  Froscbe, 
an  dem  der  erste  Regeuguss  bereinbricht. 

8.  Sie  scbreien  wie  die  somatruDkuen  Priester 

und  halteu  piiuktlich  ibre  Jabresfeier 
Im  Scbweisse  wie  beini  Kocben  die  Adbvarju  ^; 
vollzablig  sind  sie  da,  versteckt  bleibt  keiuer, 

*J.    Sie  balten  ein  des  Jabres  beilige  Ordnung, 
vergessen  uie  die  recbte  Zeit,  die  Manner, 
Sobald  im  Jabr  die  Regeuzeit  gekommen, 
die  beisse  Sonuenglutb  ein  Ende  findet. 

lU.  [Der  Briiller  und  der  Meckerer  verleibe 

iins  reicbes  Gut,  der  gelbe  wie  der  bunte. 
Die  Froscbeii  geben  einen  Stall  voll  Kiibe 
und  langes  Leben  bei  dem  grossen  Opfer.] 


Kv    7,    103.      Verf.  Vasishtha.   —    M.  Muller  Anc.   Sansk.  Lit.  494. 
3Iuir  S.   T.   5,   435.     Haug  Brahma  und  die  Brahmauen  40. 

Das  Aufwachen  der  Frosche  beim  Beginn  der  Regenzcit  ,  ihr 
(^equacke  und  ihre  Lustigkeit  wird  mit  dem  Gesang  somatrunkener 
Priester  und  dem  Gerausch  einer  Schule  verglieheu.  Der  AVitz 
scheint  den  Brahmanen  keinen  Anstosa  gegeben  zu  haben ,  denn 
oflFenbar    versuchen    sich    an     dem  Stoff    mehrere  Dichter,     wie     die 


171 


viclen  AVicderholungen  zeigen.      v.   10   ist   angehiingt    urn  dem  Schcrz 
cliis   Ansehen  eines  Gebetslieds   zu  geben. 

1.  in  eincui  Gcliibde,  das  ihnen  Schweigen  auflegt.  2.  Dicsc 
Ucdeutung  vermutbcn  wir  nach  dem  Zusammenhang  vgl.  WB  parus  3). 
o.  Priester,    welche  die  Arbeit  verrichten. 


LX'X.   DAS  LIED  DES  ARZTES. 


1.  Voin  Kraut,  das  aus  der  Urzeit  stanimt 

—  drei  Alter  vor    den  Gbttern  selbst  - 
In  himdertsiebeiifacher  Art  \ 

vom  griiuenden  will  dicliten  icli. 

2.  Ja  hundertfacli  ist  eure  Art 

und  tausendfacli  ist  euer  Wuchs ; 
Mit  hundert  Kraften  wohlbegabt 
macht  dieseii  krankeu  mir  gesuud ! 

3.  So  gehet  lustig  mir  zur  Hand 

seis  mit  der  Bliithe,  mit  der  Prucht ! 
Der  Stute  gleich,  die  Preis  gewinnt  ^, 
geleite  uus  das  Kraut  zum  Sieg. 

4.  Ibr  Miitterclieu,  ihr  himmlisclie, 

ihr  Krauter  all,  icli  sag  es  euch : 
Ross,  Rind  und  Rock  nniss  haben  icli 

—  sammt  deinem  Leben,  lieber  Mann ! 

5.  Von  Feigenliolz  ist  euer  Bett, 

das  Nestchen  ist  vom  Bolinenbaum : 
Ihr  waret  mir  viel  Geldes  werth, 
wenn  ibr  mir  rettetet  den  Mann. 


173 

fi.    Bei  wein  tier  Krilnter  Schar  sicli  irift'i 
wie  Fiirst  uml  llauptor  in   deni    llatli, 
Deu  nenut  man  den  geschickten  Arzt 
Unhold-  und  Snchten-Bandiger. 

7.  Das  wJissrige  '',  das  niilchige, 

das  liahremle,  das  krilf'tige  — 
Beisaninieii  sind  sie  alle  hier, 
/,u  niaclien  seinen  Scliadeii  lieil. 

8.  Der  Kranter  Diifte  stronien  aus, 

wie  aus  dem  Stall  die  Herde  dringt, 
Um  zu  gewinnen  wertben  Preis 

—   und  aueh  dein    Leben,   liebt>r   Mann. 

9.  Wie  eure  Mutter  A  11  e  s  r  e  c  b  t  '^ 

heisst  ihr  die  Tochter  Allgereebt; 
Gleicb  Htronien  scbwebt  ibr  durcb  die   Luft  ^, 
was  sebadbaft  ist,  iiiaclit  ibr  gerecbt. 

10.  Kein  Hennnniss  bait  sie  auf,  sie  sind 

der  Dieb.  der  durcb  die  Ziiune  briebt: 
Die  Krauter  werfeu  alles  uni, 
was  an  deru  Leib  Gebreste  ist. 

1 1 .  VVenu  ich,  ibr  Arzeneieu,  euch 

in  nieine  Hiinde  drobeud  fass\ 
So  macbt  das  Sieclithum  sicb  davon : 
es  bangt  ihm  vor  des  Hascbers  Grift"  '^. 

12.  Auf  eurera  Weg  von  Glied  zu  Glied 

und  von  Gelenke  zu  Gelenk 


174 

Treibt  ihr  das  Sieehthiim  vor  euch  her, 
als  wHi's  dnrch  stnnimen   Itichters  Spruch. 

1 3.  So  fliege  Krankheit,  fliecf  davou ! 

mit  Elsteru,  mit  den  Hahern  flieg ! 
Aiif  Wiudes  Scliwinge  f'alire  hin, 
dahin  fahr  mit  dem  Wirbelwind  ! 


Hier  scheint  ein  angemessener  Abschluss  des  Liedes  zu  sein. 
Von  den  folgenden  Versen  liessen  zwar  einzelne  in  das  Lied  selbst 
sich  einreihen,  die  meisten  aber  haben  andere  Tendenz  und  Farbe. 
Sie  folgen  sich  ohne  Ordnung  und  Zusammenhang.  Die  Verse  1 5 
und  16  gehoren  nicht  in  den  Mund  des  Arztes,  sondern  in  den  des 
kranken  und  seiner  angehorigen.  Es  ist  leicht  begreiflieh,  dass  im 
Lauf  der  miindlichen  Ueberlieferung  maneher  versuehen  mochte  ein 
solches  Lied  durch  eigene  Kunst  zu  verzieren  und  weiter  zu  spinnen, 
auch  fiir  sein  Bediirfniss   zurechtzumachen. 

14.  Ks  helfe  eius  dein  andereii, 

ein  jedes  sei  dem  andern  hold, 
T"nd  allesamnit  vereiuigt  encli 
zn  folgen  diesem  meinem  Wort. 

in.  Was  Priichte  hat,  was  ohne  Frucht 
was  bliihend  ist  und  bliithelos  — 
Anf  Brahmaiiaspatis  ''  Geheiss 
erlosen  sie  uns  aus  der  Noth. 

in.  Befreit  mich  von  des  Fluches  Last  ^, 
von  der,  die  Varuna  gesandt, 
Von  Jamas  Schlinge  und   von   dem, 
was  gegen  0()tter  ich  verbrach. 


175 

17.  Als  von  tlem  Hiramel  einst  herab 

die  Krauter  kamen,  sprachen  sie :     * 
Wen  wir  nocli  lebend  treffen  au, 
<ler  Maim   soil  bleibeii  unverselirt. 

1 8.  Was  Kriiiiter  siiid  in  Somas  Reicli  ^ 

(lie  zaliUos  vielgostaltigen, 
Von  alien  bist  das  beste  dn, 

deiH   Wnnsclie  recht,  dem  Herz  o-euehm- 

19.  Was  Kriinter  sind  in  Somas  Reieb 

veibreitet  in  dein   Erdenranm   — 
Anf  Brabmanaspatis  Gebeiss 
in  dieses  leget  enre  Kraft  ^"! 

20.  Niebt  nelime  Sebadeu  wer  euch  grabt, 

nocli  der,  fiir  welcben  icb  eucb  g-rnb ; 
All   Men  sell  nnd  Vieb  was  nns  gebiirt, 
das  bleibe  alles  beil  und  ganz. 

9A .  Die  ibv  es  bih'et  was  icb  saff, 

und  die  ibr  in  der  Fernfe  seid, 
llir  Kranterpflanzen  allznmal, 
in  dieses  leget  enre  Kraft. 

22.  Mit  Soma  ihrem  Konige 

bereden  sicb  die  Kranter  so : 
l''iii'  wen  ein  Ih-abn'iane  nns  branebt. 
o  Kouig,  diesem  belfen  wir  *'. 


176 

23.  0  Kraut,  dii  bist  das  oberste, 
die  Biiume  sind  dir  horige : 
So  seianch  der  mein  Hiiriger, 
der  irsend  mir  7a\  schaden   siicht. 


RvlO,  97.  Verf.  Bhishag'  d.  h.  Arzt,  Sohn  ties  Atharvan  cl.  h.  des 
Zauberei's.    —    Z.  d.   d.  m.  Ges.   25,   645. 

Das  Lied  kann  als  weitere  Probe  der  heiteren  (iattung  gelten, 
welche  zu  unserer  Erfrisehung  da  iind  dort  in  ilen  Veda  Eingang  ge- 
funden  bat.  Der  Doctor  und  Apotheker  in  einer  Person,  der  freilieh 
als  Dichter  keine  grosse  Anspriiche  uiaehen  kann,  treibt  sein  Hand- 
werk  nicht  ohne  Humor.  Er  macbt  namentlinh  kein  ITehl  daraus, 
dass  niftbt  Menschenfreundlichkeit  vorzugsweise  ihn  zur  Pr-axis!  treibe, 
sondern  dass  der  (xewinn  der  wesentliche  Gesicbtspunkt  sei  v.  4.  5.  8. 
Der  Arzt  ist  ein  Kriiuterinann,  welcher  in  deni  llolzkasteben,  das  er 
uiit  sieb  fiihrt,  eine  Anzabl  der  duftendeu  Krauter  bereit  bat,  die 
er  als  seine  Bundesgenossen  ini  Kampfe  niit  der  Krankbeit  betracbtet 
und   zur   Besiegung  des  Feindes  anfeuert. 

1.  Beide  Zahlen :  bundert  und  sieben  sind  Bczeiebnungen  der 
unbestimmten  Vielheit.  2.  ein  im  Veda  gelaufiges  Bild  vom  Wett- 
rennen.  Bei  dam  unkriegeriscb  werdendon  Volke  verscbwindet  spater 
diese  Belustigung.  3.  Wir  vermutben  apjavatim.  4.  alles  beil 
machend.  5.  Stroma  des  Woblgeruchs.  6.  Die  Krankbait  ist  der 
Verbrecher,  der  vor  dem  Diener  der  Obrigkeit  sich  fiiiehtet.  Ein 
abnlicbes  Bild  gibt  der  folgende  Vers.  7.  So  ist  naeh  dem  Metrum 
zu  andern,  auch  v.  19.  —  8.  Die  Krankbeit  kann  in  dem  Fluch  eines 
Feindes  ibren  Ursprung  -baben.  9.  Die  Somapflany.e  ist  der  Konig 
der  (iewachse.  10.  Der  Vers  scheint  desselben  Ursprungs  mit  v.  15 
und  21  zu  sein.  11.  In  der  Hand  eines  anderen  Mannes  wiirden  die 
Krauter  keine  Wirkung  baben.  Kein  Wunder,  dass  man  dieses  br.ab- 
manische  Vorrecbt  einzusebaltcn  nicbt  vergass.  Die  Stella  ist  einer 
der  Belega  fiir  dan  aiganthumlicben  Cbarakter  iler  supplementaren 
Sammlung,   welcbe  das  zabnte  Bueb   des   Rigveda  bildet. 


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