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vA'iJ \&miL
1932
Vi0 Ochs, Siegfried, Dirigon-t AR-C.68?
geb. 19.4.1858 Frankfurt/M.
gest. 6.2.1929 Berlin
1. Foto 25x30 cm lp
(Siegfried Ochs war Dirigent des Chors der
Berliner Philharmonie)
l.Name 2. Foto Ochs 3. Beruf Kuenstler Musik
1 Ochs, Siegfried
1858-1929 Dirigent
AR-B.270
Aut o gr aph en 2422
1. "Canon zu 3 Stimmen (Mezzosoprano). (1888
und 1908)." eigenh. Notenblatt mit unter-
legtem Text u eigenh Unterschr "Siegfried Ochs,
vulgo der Muz." n.p.
1P
6 Notenzeilen, Text beginnt "Wenn Du glaubst,
ich lieb Dich nicht.."
2. Brief an die "Redaktion der Vorwärts" (John
Schikowski] Berlin 5.7. 1922 eigonh
Hand sehr u Unterschr 2p
2. Karte
l.Name 2. Beruf Kuenstler Musik, Dirigent 3. Autographen
Ochs 4.Schikowski,John
AR-B.270
2422
2>Karto Ochs, Siogfried, Autographen
Betr. einen Aufsatz im Voraerts "Die
Wissenschaft im Ordens schmuck"
"..Ich.. weiss nichts von einer Rektorats-
feier und habe auch infolgedessen ebensowenig
wie von jeher, die Absicht, bei einer solchen
mit Orden angetan zu erscheinen..".
Beiliegend das Programm der betr. Feier vom
1.7.1922. Druck 2p
3. Musikmanuskript Berlin 22.4.1907 eigenh
Handschr von Koten u Text rn eigenh Unterschr
u eigenh Briefumschl an Arnold Berliner in
"evv York 2p 3.Karte
3_. Karte Ochs, Siegfried, Autographen
Musikpotpourri üeberschrift •
"Derolinenaa" mit Motiven aus Spohr,
Schubert, Mozart, Schumann, Gluck
Beethoven, Wacner n » o? m„4.
i HtigiiBi u.a. da Motonzeilen
AR-B.270
2422
1
Siegfried Ochs
Dirigent, Chor der Berliner Philharmonie
geboren 19.4.1858 in Frankfurt/Main
gestorben 6.2.1929 in Berlin
S ( £ Q ? K I
'•■"'-<>^ ^
i-t^
Jcifdjen Sanbtag trat, väbrenb ULI yuilj.ll 4 IU L i e t n l) a
lififjeSerte&rSmimllev AWißt g§ fW&t audj feft, baß nun gegen J>o» fertxße SOBevE bon
leinet mageren ©eftntt
jjarafteriftifdje 0figur,
iStabtrat in SDlaitanb
|niu8, beffen immer
jScbute er bertritt.
|ib ticfübeuäcngt, unb
: b r ii b e r u n g mit
unä „uorbifdjen S«.
Icta tuft, Wie unfer
"3talien atlge-
in Sluteuil geboren
IfiteS an bev Facultc
lv Ecole libre des
Itenbfte !3ötiev>
J Schule ift eine grofje
Ifpiel ö r a n dj i 1 1 e ,
len.
lä ajölferrecht, fonbern
l.gaen herausgegebene?
nbe8 SBerf.
Im aber weniger auf
IlöSüar mit ben aahl=
Tun bei neunjiger Qiahre
Jiterbilbung beä
pibatredjteS iiattfanbeit.
unb 1904 entworfene
lifang für eine b e r =
Internationalen
Ibe gegangenen aioeiten
Kür bie SR e f o r m b e 8
ler ba3 internationale
jelluug biefer fDlaterie.
tifeä fanb, Wie auä
[ bei heutigen Slobeb
pnSbreiS 3ii »erleiden
in Siocfrjolm er.
|t)l getabener ©äfte,
biplomatifcSen florpS
Vi Uhr erfchienen
|s 9iobel . SomiteS ;
Jnnete beut b e t =
lärmen 3! a ä) r u f ,
lir bieU rieben 8 >
beWegung unb Je;.ne Söerbienfte 3 u t Schaltung b e 8
triebe n 3 Währenb bev 3lnf l bf ung' b er Union her»
PDrhob. Sanadj Ijielt ber bänifche ©efanbte $ rofeffor § a g e r u p ,
ein fülitglieb ber jlDeiten §aager griebenäfouferenj, einen Vortrag
über bie Konferenz im fcnag, itjorauf Söblanb bie Stamen ber SJrieöenä*
Preisträger belantitgab.
Sa3 Stefultat ber !))reiSbevteilunn rief eine allgemeineUeber*
r a f d) u n g Ijerbor, ba man allgemein geglaubt hat, ber Ukeiä
Würbe ämifdjen bem Säuen Sajer unb bem Sdjtoeben Slrnolbfon
geteilt Werben, bie beibe ihr Sehen lang aufS eifrigfte für
bie fjriebeuifadje tätig geWefen finb. Oienault mar bon Srnft Sehr,
ißrofeffor Saine, Sr. Sion=Eaen unb ßebebgrj borgefdjtagen Wölben,
SJtoneta unter anberen Bon SiobicoW unb SSjöriifon.
76 3»tro 2(bkb£it »CS Simmgologcti SProfcfforS Säjutibt«
2Rc<jtcr loivb un? iiod): au» 3r r a n f f u r t a. 2ft. gemelbct, bafj ber
SBitme beS berühmten ©eleljrteu 18 e ileiöäte leg Damme be§
J? a i i e r S unb ber ß a t f e r i tt äugingen.
I
3> Sie freier beä fünfunb3We>K,iigiäf)rigen SSefteljenS be3 9Jhil=
harmontfehen ghorä uitb bei 3uüi[äuinS feines Sirigenten Sieg,
frieb Dcb3 bie am 93lontag mit einer Aufführung Bei- H-moTl-
9Jkffe begonnen hatte , loarb geftern abenb mit einem
Sr e ft b a n f e 1 1 in ber löfjitharinoiiie befdjloffen. Sem
feierlid)en Gloria unb Sanctus be3 !Bad)fd)en gwigfeitSWerfeS
raufd)tc für eine Dieitje bergänglidjer Stuuben ber bunte Sreuben-
ftrom ber ©efelligfeit nad). Sera Sirigenten beä bebeutenbl'ten
SBerliuer Sljorbereinä ju ©tjreii loar baä fünftteriidje
unb iuiffenfdjaftlidje Jöerliit in bieten feiner tjerbDr»
ragenbften SUepväfeiitanteu erjdjienen; au ben mit SNofeit nub
Gljrrjjantlieineii gefd)niiic£len Öfefttafelu fa& bie SuteHigenä mit
ber Sdjönljeit Bereinigt. !Bon ben Süfjrern beä mufifalijdjen
Sebenä ber 5Reid)ät)aubtftabt faf) man bie ({Jrofefforen §uinberbintf ,
©ernS5e',n> Sdjnlje; auserbeiu waren bie Seiter ber größten
^Berliner 3)lufitbeveinigungeii unb Sonferbatorien faft bottjäljlig
erfdjieneii. ,
3luS ber jafjllofen tülenge ber befaunteften 9!ameu .feien nur
Sireftor Subioig 18 a mal), SuliuS ßieban, Üßaut
Ruübfer, Slbolf ß'Strronge, Sürgermeifter pieicte
genannt. Cberregieruugärat fjfriebljcim bradjte juuädjft
baä flaifertjodj au§; bann folgte ein flranj bon Sieben, bie
alte um baS $aupt be§ bevbienftgelrönten 3ubi(arä geft.
blumeii auf SJeflblumen loanben. ^rofeffor Krebs brieä bi
Sloeieiiiigfeit ttS''itnxS unb feines Sirigenten, aber nid)«-
4>ierju 5 löeibliitter.
mtuber bie götttidje ©robljeit bei ©efeierten, bem ber IBerein fehle
beften Erfolge au bauten ljabe.Sß!aäDd)8aUbDrbilbIid)er9Jliififbfiegerec.
leiftet.uub loeldjeajeretjruug fie itjni äoöen, baä bradjteu bicSJorftanbcbeS
!)31&ilb,armonifdiert OrdjefterS unb bcseijprä mit eljrtidjer SSegeifterung
rebnerifd) juin Sluäbrucf.
Hnb bann tam Odj§ felber, ber fidj bei biefer ©e-
legenfieit gleid) all SJleifter fovenfiidjer eionucuj eut=
bitbbte. @r Ijielt eine 5prad)trebe 3u gtjren feines
gf)or3, au§ beffen ©djictialäjaliren er biele ernfte unb heitere Stiinbeit
nod) einmal äluferftcljuug feiern lieG. Itllit elf gaujeu fDlitgliebern
Würbe etnft ber gfjor, ber beute beren jwölfbunbert jöhlt, begrunbet ;
feine beften (Srinnerimgeii ftiegen mit bem ©ebenEen an §anä
b. SSülow empor, ben Ott)» trefflid) djaratterifierte. ©djliefelid) madjle
er nod) SDlittetlung bon ber Serleitjung ber 6 b r e n m i t g 1 i e b °
f d) a f t an biejenigen etjormitglifber, bie beut löerein feit feinem
Seftehen angeboren.
Seil Samentoaft ^ielt ein ÜBeildjen fpäter SBiirger meifter
S r. Dt e i d e , ber natürlid) gteidjjeitig als offijieller SSertrcter
ber Stabt SBerlin bie SJevbienfte beä ©efeierten würbigte, Doc
attern. arui). feine men}d)tirf)en Cuatitäten. gr fällte baä geflügelte
SBovt: „Saä fBl e uf d)ener,c m u 1 a r Od)S ift baä ipbänomen",
unb im übrigen fefete er auf jtemlidj nberrafcbenbc SUeife baä Ser«
bältniä ber ©tobt iSerlin jur ffunft auäetnanbev. gr meinte unge»
fähr, bau auä einer Don feiten ber Stabt auS birigierten Ruuft nur
recljt wenig berauäfommeu fönne. „3ebe Stabt muffe itjre heim»
lidjen Aunftbegcrnenteii
3n fbäter 31ad)tftunbe harrt
eine feierliche IfJnrobie, auä
IReininifjenseii gemifdjt; ihre
haben.'1 So einer aber fei Öd)?.
ber adjthunbert fj-eftgäfte nod)
SDaguer. unb SRicharb Straufs.
Urheber hei&ett alt c j a n b e r
971 o 3 j f o W 3 t i unb 18 o q u m i l 3 e p l e r. SaB berfpric&t genug,
um fdjon jeljt 5U behaupten, bafj auch bie heitere 3J}i!Je 3U ben ernften
Seiftungen beä jtigeiibfcifdjen, ladienben ghrengaftes an biefemSlbtnb
mit IRedjt baä SJÖort ergriffen hat.
*
3> Sie JJlitflticbcr tei «iegf rieb Säiifiiieu fe'OoteS über,
reichten üjreni 9Jleifter ju feinem 25jährigen Subiläum eine
$Iafe.tte, bereu Slulführung in lefeter Stunbe bie IBilbijaiierm
Suife Staubinger in 3riebenau überitonimen hat. 91ad) ihrer
SiotienbUHg Wirb bie filberne Ißlatette, bie am Sefttng ein ptD0i>
forifcher ©ipäentwurf Bertritt, ein tanjenber unb mufijierenber
Stftäbdienreigen im altgriechifcheu SBafenftit jd)inücfen, tri : beffeu
6d)Ju6mittelftüd bie Sffiorte „3m SInfang War ber 9?f)»tl)m»3" einge=
fügt fiub. Sen 9J!ittetraum ber SRücffeite nimmt eine Weibliche ©eu'e
ein, bie bie ©efid)tä3üge ber STodjter beä 9Jleifter8 trägt. — SJoit
einem ghrencomite würbe §erni iprofeffor Odjs geftern eine Ioftbarc,
tünftlerifdj ausgeführte 31 b x e f f e überreidjt.
SERIE
80« SERIE95
F7»lTKYR¥2~reTneWÖlie^^ewebtjuni
U U 1 1 1 (J I C und geringelt
SERIE 415 SERIE 430
III I IV
Grosse Posten Damenstrümpfe
45- SE"E68" iK1E95
gestrickt, reine Wolle und
Wolle plattiert
SERIE
SERIE 4 30
Pf. IV
1
Grosse Posten Damenwesten mi^w***«.^».
145 S™$L™ 245
SERIE I
95
SERIE II
30
Damenröcke gestrickt ...*...* \ -J
DamenrÖCke Tricot mit Futter . 2
Blusenschoner reine woiie ............:.....;;. "|65
VelOUrS-Tücher reine Wolle
28?.
« 10 000 9aar Binder-Strümpfe
1 u. 1 gestrickt, schwarz Grösse 1 bis 3 4 bis 6 7 bis 10
Wolle plattiert 45 65 85 w.
Reine Wolle 58 95pf. 135
UrosseTosten Herrensocl
68 « SERIE85
SERIE
Grosse Posten Herrensocl
SERIE
t"35«t-58
SEK
Pf. II
Grosse Posten Herrenwes
SERIE I
>50
SERIE II
Golf blUSen reine Wolle, alle Farben . . . . ,
Damen-Golf-Paletots *n> Farben
Mädchen-Golf-Paletots «ue Farbe|
I65 245 350
ca.
toooo0emden,0[
Vigogne imitiert, aus Vigogne und Halbwolle
SERIE I SERIE II SERIE
1
25
1
65
Gm bedeutend unter 9reis
Am Sonntag, dm 15. tv. find tmfm ßäufer von ityr ab\
«Reft, außerhalb ber Stimme, mar nicht genug. ©r
bleibt ein Sünftler
3m allgemeinen 30g bas 2Bort ben fürseren.
gabelbaft fchlecbt rourbe gerebet. Unausfprechbar oer=
roifchenb.
Unb nicht bie SSallabe tarn heraus, fonbern ein
Bühnenftücf.
. . . gmifdjen bem erften unb bem jroeiten STufjug
foll bie #elbin ein SBab nehmen. Scb erwartete fchon
in biefem #aus eine Einlage. Sie ftumme ©jene:
„©atherina im 58abe".
Soch (ie erfolgte nicht
In summa. lugenb unb 3Rangel biefes 2Ibenbs mar
es, einen ernftlichen Siebter bargeftellt . . . unb ihn
entf teilt 511 haben ! Allred Kerr.
©er }3f)Uf)armomfd)e <£f)or.
<^er Shilharmonifche ©bor unb (ein Sirigent !ßro=
•*• feffor Siegfrieb Ochs begingen bas. 3u6iläum
ihres 25 jährigen 3ufammenroirtens in roürbigfter
SBeife burd) bie Aufführung oon Sachs H-moll-2Jceffe.
5Richt über biefe Aufführung roill ich fprechen ; benn
fie bot bas gewohnte 33ilb einer gtansootlen SBieber»
gäbe bes tjerrlithen SBerfes, fonbem über ben ©hör,
über ben ßeiter unb bie (Beleiteten möchte ich einige
SBorte fagen.
(Es gibt manche ©horoereine, bie ebenfolange be»
ftehen, wie ber Shilharmonifche, unb es gibt einige,
bie fchon auf eine längere ßehensbauer gurüdblicten
fönnen; roas biefer 3ubelfeier aber bas ganj be=
fonbere ©epräge gibt, bas ift bas Verhältnis, in bem
ber ©hör unb fein Sirigent gueinanber Jtehen. ©s ift
befannt, aus mie fleinen anfangen ber „Ochsfche
©efangnerein" fich entroietett rjat : aus ben ©hbr=
Übungen in einem funftfreunblichen Vrioatfjaufe ; es
ift befannt, mie fchüchtern bie erften Schritte in bie
Öffentlichfeit maren, bie ber junge Verein tat; aber
mir haben auch mit angefehen, roie fehnetl es mit ihm
aufroärts gegangen ift. SBie fich bie 3ahresringe um
ben Saum legen unb ben Stamm ftärten, fo hat fiel)
oon 3ahr 3U 3ahr ein neuer SRing oon SDcitgliebem
um ben Stamm bes ©höre* gefthloffen, unb fo ift er
grojj geroorben in gefunbem, organifdjem SBachstum,
grofs nicht nur an Qat)\, fonbern auä) an fünftlerifcher
Vebeutung; benn immer höheren aufgaben hat er
fich sugemenbet, unb mit immer größerer greiheit hat
er fie bemältigt, unb heute bemunbern roir in ifim
ben beftgefchulten unb leiftungsfähigften gemifchten
©hör Seutfchlanbs.
Um folches 3U erreichen, muß ein Sirigent eigene
9caturgaben befitjen, basu aber auch ben eifernen
gleifj, biefe ©oben aussubilben, unb beibes ift Ochs
oerliehen. ©r oermag es, ein Eunftroert fo lange an=
3ufchauen, fich fo lange in basfelbe 3U »ergraben, bis
es fich ihm in befonberer Art offenbart bat ; unb bas
fo perfönlich erfaßte Sßefen bes SSunftroerfs teilt er
nun burch bie SDtittel ber TOenfehenftimme unb bes
Drchefters ben Quhörern mit. gür biefen 5Btitteilungs=
att finb ihm bie heften Anleitungen auteil geroorben:
oon Abotf Schule bat er bie lechnif ber ©horübung
erlernt, non fyans 0. SBütoro, beffen Drchefterproben
er fo gtücflich mar, beiroofmen 3U bürfen, bie S?unft,
Singe hörbar 3U machen, bie fonft nur ber !ßartitur=
lefer bemerft, bie Sunft, alle jene fleinen Mittel,
Stimmenoerftärfung unb bergleichen , anauroenben,
burch bie fo grofje SBirfungen erhielt roerben. Aber
roas er oon aufjen empfangen, bas tjat er in fich meiter
entroietett unb fich hierburd) ein Sarftellungsoermögen
angeeignet, bas uns immer aufs neue in ©rftaunen
fegt. Unb um bas als mufifaltfct) notroenbig ©rfannte
in bie Xat umsufetjen, basu oerfügt Dd)s auch über
bie menfehtichett ©igenfehaften : ben großen ©ntbu=
fiasmus, ohne ben feine roirfliche Sunfttat benfbar ift,
ben ©nthufiasmus, ber fich 00m ßeiter auf bie aus*
führenben Organe überträgt unb fie über fich felbft
hinaushebt ; bie £reue ber Pflichterfüllung, bie uor==
bilblich roirft; bie Unermüblichfeit , 31t üben unb
roieber 3U üben, bis jebe Nuance „fiöt"; bie 5Riefen=
energie, bie -j«ben- -einseinen ber 2Jtitroirfenben unter
feinen SBilten gmingt.' Sas Qufammenroirfen aller
biefer fünfflerifchen unb menfcfjlichen ©igenfehaften hat
ben Vhilfiarmonifchen ©bor auf bie #öhe gebracht,
auf ber er heute fich befinbet! Unb menn Siegfrieb
Ocfjs oor ber Schar feiner ©etreüen ftehf, bann barf
er mit gerechtem Stobj fagen ;': Sies ift mein ©efehöpf !
Sies rounberoofle Stusbrucfsorgan habe ic^ mir ins
ßeben gerufen unber^gen, auf ihm fann ich fpielen,
auf ihm meine ©mpfinbungen ausfingeri roie ein Stabier=
fünftter auf einem herrlichen Seeijfteinpg et. Unb mit
nicht geringerem Stola barf ber ©hör ihm 3urufertJ:
Subiftunfer! Su haft uns sur Sünftlerfehaft er=
hoben, unb bu btft mit uns grof3 geroorben, roir finb
untrennbar miteinanber qerrorichfen. Unb mir, bas
Sublitum, bas biefer ^roeteinigfeit Sfunben beb
höchften fünftlerifchen ©enuffes oerbanft, roir freuen
uns bes ©reigniffes unb roünfchen be*n ©hör
— roeniger, baf3 er noch röachfe, als oielmehr, bafjer
meiter lebe unb gebeifje, ber Sunft 3um ^eil, 5Berlin
3um Stols.
Solche ©efühte fchienen auch bas Sublifum, bas ber
H-moll-aKeffe beiroohnte, 3U beroegen; benn am
Schlufj ber ausgeseichneten Sluffüijrung brachte es
bem Sirigenten begeifterte ^ulbigungen bar unb über*
fchüttete ihn mit fiorbeerfränsen. SBSir roiffen, bafj
Siegfrieb Ochs biefe. fiorbeern nicht benutzen mirb,
um' auf ihnen aussuruhen. cari Kreb».
Wwn Buches rechnen; ich (eiber betenne, bafj mir bie
fantlfcbe Sebre oom „inteüigiblen ffborafter" noch niemals
In ihrer ©röfje, ober auch äugleicb in ibrer SBiberfprucbsfüUe
fo plaftifch oors Huge getreten Ift roie in biefen beiben Bor«
lefungen. ©injelne SBenbungen tonnten aOerblngs auch hier
nod) burd) leichtere erfeßt werben.
SBinbelbanb legt einen ftaupmacbbrucf barauf, ju jeigen,
baß bie SBlllensfreibeit überhaupt fein einfaches Problem
ift, fonbern baß in biefem Segriffe (ehr oerfchiebene
Probleme einanber treujen, unb bag barum eben bie
meiften Sisfufftonen aneinanber oorbeireben. er löft aus
bem Knäuel juerft bie beiben gäben heraus, bte am
leichtefte.n »erfolgt werben fännen: bie „greibelt bes
J)anbelns" (ober bie pfnajopbnfifdje SBiUensfreibeit) unb bie
„Sreibeit bes ÜBäblens" (ober bte pfncbologlfcbe Sffiillens»
frelbeit). Sie Erörterung btefer beiben gormen erfüUt bie
erften fünf Vorlefungen. Sie gretyelt bes ^anbelns Ift
bie normale ©ebrauchsfähigfeit berjenigen törperlicben
Organe, bie unfere ©ntfchlüffe in loten umfe&en: banbelns-
unfrei ift 3. SB., roer etroas fagen möchte, roem aber (erroa
oor 3orn ober Scbrecf) bas „2Bort auf ber gunge erftirbt",
b. h. roenn ber Slffeft ben ©ebrauch ber Sprechorgane
momentan lähmt Sie greibeit bes SBäblens ift bie Vor-
berrfrhaft ber fonftanten SDcotiDe über bie momentanen:
hier befennt fleh SEBinbelbanb mit erfreulieber Schärfe jum
Seterminismus unb mit nicht minber erfreulicher Schärfe
gur ausfcblaggebenben Sftoüe ber ©efühle unb ©emüts.
Bewegungen bei ber Setermination einer ©ntfebeibung.
9cun beginnt ober erft bie tieffte Sebwierigtelt bes
«Problems. «DIU triftatTener Klarheit roirb an ber
Sinologie bes „Singes" unb feiner „Gigenfchaften" bar=
gelegt, roie mir alle bie „Ver|önliehfeit", bas felbft*
bewu&te „3ch", nicht bloß als ein Konglomerat ton«
ftanter SDcotioe (b. b. burth SBieberbolung unb ©efüblsftärte
befeftigter Vorftellungen), fonbern als ein biefes Konglo-
merot erft aufammenfaffenbes, abfolut einheitliches, hinter
feinen «Biotinen ftebenbes Gtwas empfinben, »on bein fich
tonn, otjne fid) |elber ju negieren"? SäfTinTler- SEeTne
SBerte bas Snbloibuum bas ©lementare ift, mögen Die
©lementarien in ber SBelt ber SBMrtungen aufgefaf3t toerben,
roie immer fie roollen? Sies nur als SRanbfrage. 3m
übrigen ift es äu&erft bantensmert, wie SBinbelbanb barauf
hinweift, baß bie formen, bie als SOlaßftäbe bes Verant»
wortlichfelns gelten, febr »erfebiebenartig unb oerfebieben'
merlig finb, unb baß bie Slbfcbrecfung, bie Vefferung, bie
Vergeltung nur Seile ber ©efamtaufgabe barftellen, um bie
es fich bei ber ©eltenbmacfaung ber 9lorm gegenüber Ihrer
Verlegung hanbelt, mäbrenb fie oon ihren Vertretern mit
Vorliebe als bas Vrlnjip par excellence, bas biefen Sjngen
jugrunbe ju legen fei, ausgegeben 3U toerben pflegen.
Sie SBiUensfreibeit ift eines jener Vrobleme, bie bem ge-
bilbeten Säten bas Sntereffe unb bie SBertfchä&ung für bie
Vfncbologle bittieren. Sie Vfodjologie forbert bie Setermt«
natlon — bas prattifdje fieben forbert ebenfo gebieterifcb bie
Verantwortung, unb jwar nicht bloß bie „foaiale", fonbern
bie perfönliche unb moralifche. SBeber bie Sßfnchologie noch
bas mertenbe ßeben tonnen ihre Sßofition aufgeben. Ser
pfnchologifctje Sacboerftänbige fiebt bie eine Seite ber
Sache — bie ©rllärung; ber SRid)ter bat bie anbere ju
fetjen, bie SBertung, unb nur in ber Vorfrage, roie roeit
überbaupt eine SBertung, eine Verantwortungsfroge in Ve*
traebt tommt, foroie in ber Hilfsfrage, roie bie SKotioation
bes Vefcbulbigten roobl oerlaufen fein mag, ift er auf ben
Sacboerftänbigen angeroiefen. Sas Urteil über ben galt,
ben ber Sacboerftänbige thm bat oerfteben helfen, liegt in
feiner J)anb. über biefe beiben Seiten ber Angelegenheit
berrfebt roenig Klarheit, auch bei Richtern unb Sachoer»
ftänbigen felber. #err|cbte fie, ber Kampf um pfnehologifehe
Strafrechtgrunblagen tonnte einfacher fein. SBtnbelbanbs
Vucb ift ein bebeutfamer SBerfucb, aus ben Srrgängen ber
Vroblemoerwtrrung jur unterfcheibenben ©infidjt ju füfjren.
Silusgerüftet mit ber gülle pfnctjologifcben SBtffens unb
pfnchologifdjer ©efichtspuntte, führt es über bie blofj pfncho»
logifefae SBetraajtung binaus, roeil biefe bas Problem, um
hnjterifcbe gr|chetnungen seitigt Sie ift al[o nur ein SBeg
ber Erregung neben anöeren. SBebält man bas im üluge,
fo !ft bie ijnfterie nicht fo boffnungslos problematifd), roie
es naa) manchen Silutoren (feinen möchte. 3bre Schroierig-
teiten finb roobl, rubtg befehen, nicht größer als bie
Sd)a>lerigleiten ber pftjcbologtjcben Seutung feelifeber Sitbnorm'
juftänbe überhaupt,
Privatdozent Dr. Willy Hellpach.
S>t«r«nfcr?orj.
Sie Kenntnis ber geifrlgen Störungen ift eine reiche
gunbgrube für bie ©rforfa>ung bes Seelenlebens überhaupt
Sie entbülU uns nicht nur Diele feiner allgemeinen ©efege,
fie geroäbrt uns auch tiefe ©inblicfe in bie ©ntroirtlungs»
gefdjicbte bes Sffienfchengeiftes beim einäelnen roie bei
unferm gongen ©efct)lechte; fie gibt uns enblicb ben richtigen
SDcafjftab für bas Verftänbnis fo mancher gelftigen, fittfidjen,
religiöfen, fünftlerifchen Strömungen unb ©rfrbeinungen
unseres ©efelljcbaftslebens.
Straepelin, Cflnfa^rung In bie pfotfjtatrtfd)« Ällnit, S. 2.
Sen Stichter hält bas gefchriebene Slteäjt in ftorren SBanben,
bie nur roenig Spielraum für bie SBerücffidjflgung ber
pfncholcgifchen SDlotioe übriglaffen. Safj ben Umftänben,
burch bie ein S8erbrect)en oeranlafjt roirb, SRecbnung getragen
werben foll, gebt roobl aus ben SBeftimmungen über bie
SJeotlage, bie milbernben Umftänbe, bie Unjurechnungs»
fäbigfeit ber ©eiftestranfen, bie oöllige unb teitoeife Straf=
unmünbigteit beroor; ebenfo aus ber Strafoerfdjärfung bei
roieberboltem SRücffatle. Unb bod) finb bas nur einige
fümmerltdje ©efidjtspuntte, bie ber Slnforberung nad) pfndjo»
togifcher jSSeurteilung eines fo tompliaierten Sßbänomens, rote
bas Verbrechen ift, abfolut nicht geredjt werben tonnen.
5((d)o[[en bu rj, Sas Sertrcajen, S. 2.
:.s>\.
~ ."/&*
ßum 25jäbrigcti jubiläum bes philbaimonifcfren Chores.)
SnS oft fo bcbeutitugSlofe (Einerlei unfereS öffentlichen 5Dluft=
jüeveuS miube butdi bie fjiet fdwnberseichuete Aufführung tu ber
$hübanuonie unterbrochen, juit ber ber ^hilhavmönifcbe Ehor
,ben £ag feines 25jährigeu S3e|tehen§ beging. Sie SEatfachebiefeS
SubiläumS gob Änlajj jujn Jtachbeufeu, ba§ lebenbige 3eug>
ni§ be§ in folgern Seitvaum (Erreichten ju ©efüijleu ber
gfreube nnb SanfbarEeit. Sagen Wir e§ gerabe heraus : ber
©ebenEtag beS ShoreS mar ber (Ehrentag feines Dirigenten.
3u -tveiiein 3ufammenE)alteit, an ber gemeiufamen Arbeit
haben freiltd) »tele mitgeholfen; aber baS ift noch, fein 3}er=
bieufr, äitmnl wenn e§ firh fo mit (Erfolgen belohnt. CSiujta,
ber DJtmm, ber bie ^uitintibe ergriffen, ber fein fiönnen unb
|eiue (Energie, feine gauje $crfönlict)feit für ba§ ju fo hoher
,53Itite gelaugte Unternehmen eiugefefct hat, fann hur in
Sfvage fommcu. @o ift eS beim mit Ütedjt ©iegfrieb Ochs,
ben mau eigentlich, feiert, unb beut fid) in biefen Sagen unfere
^Betrachtung mit uuberhoblener ©enugtuung 3uweubet. 93et
foldjer ©elegeuheit bürfen alle Eritifcbeu Siebenten fchweigen.
Sticht at§ ob bie Aufführung ber Sadjfdjen H-moll-SJteffe, bie
ben Jinhalt be§ {JeftprogrammeS bilbete, fte ju färdfjteu hätte,
©ie gehört ja befauntlicb 31t ben 3iuE)meStaten beS S3ereinS.
Set) will auch §erru $rofeffor £)d)S jttdjt mieberholen, wa§
'oft uub aflerorteu über bie Seiftungen feines ®tjore§ gefegt
worben ift, noä) mitt ich bie ©efdjichte be§ SBereinS erjühlen,
bie ber Sefer ausführlich in ber hübfdjeu geftfehrift Bon
Sttcbarb ©temfelb berjeirfinet finbet. §eute, reo mau baS
SBirEen be§ Dirigenten überblicfen tann, rjat man fiel), meine
ict), bor allem bie grage oorjulegeu : SBaS bebeutet Siegfrieb
ßch§ unferem Stufitlebeu ?
©eitbem Seutfcbtnnb mit ben SBiener fllaffifern für lange
3eit an bie ©pifee ber mufiEalifdjen ^Bewegung getreten ift,
hat fich auch ein StjpuS be§ beutfeben 2Jiufifer§ 6erau§=
gebilbet. 3hm liegt ber £ang jum 5ücufijieren nicht fo im
Sölute wie etwa bem Italiener, bei bem auch, ber Sonfinn
fchon in ber Sprache entwiäelter ift. Aber in feinem anbeten
Sanbe finbet man ben gleichen SbealiSmuS, bie gleiche rüd«
rjaltlofe Eingabe an bie Sadje. Stuf biefen 3«8» ber
ficherlicb mit bem ftarfen Anflttigen ber ©emütSfaite
im 3ufammenb,aug fteht, möchte ich hinweifen, weil
et in ber ShariS füf un§ fo djataEtertftifdge 3uftänbe ge^
Jdjaffen w. ■ 3t)tn entftti^t bie oft aerli&mte Unibevjalttüt
be§ beutfcöen 3)lüfi!et§, fein gto^eS 3tnüaffung§bermögen ; 33or=
jüge, bie er nur 3U oft mit ei«er ©ctjäbiguug feiner Seiftungen
ju bejatjlett rjat. 2Bou mufj felber im SJtufiEleben geftmiben
haben, um gaujju ermeffen, mit welcher riiljreubeit ©elbft=
tofigEeit unfere 33cufifanteu, SDlänuIeiu wie SBeibleiu, ©iinger
wie ©öieler, fiefj für eine Sluffütjrung ju obfern oevmögen.
Sie flehrfeite ift nur, bafj bieg ohne Nachteil für bie ©acfje
fetbft utefit möglich ift. ©a§ ffituftormgen in lebter ©tuube,
ba§ Uebernehmeu uuoorteithafter Slufg'aben, bie JBereitmiHii>
Eeit, ade möglichen ©tile uub bie ©clja^e aller Siteratureu
3tt öermittelu, ba» Stichtuerjweifelu auch gegenüber ben
höchfteu Slnforberungeu : e§ ftommt aui berfelbeu
Öuette. ober, auch baZ oft 3in»rooifierte ber Ausführung,
bie Söerwilberung ber 2echuit auf manchen ©ebieteu uub
anbete offenfunbige ©chatteufeiten be§ beutfdjeu 93iufiEettuiu§
finb auf an fidtj fo liebenswerte ffiigenfchaften unb Eharafter=
bispofitionen gurücfäuführeu. Stubere Kationen hüten ftet),
im etujelneu wie im allgemeinen, ben Ä'reiä beffen, \va% fie
bemeiftern wollen, attjuweit ju }ieheu, unb — tch fpreche uon
Wirtlichen Äünftlern — etwa§ aubereS al§ ein fidhereS
fiönuen jur ©runbtage ihrer Sarbietungen 31t machen.
Sei unS hat bie Segeifterung uub bie Steube an bet ßunft
einigermaßen ba§ ©efüht ber Sichtung cor ben technifebeu
Sorbebinguugeu ertötet ober richtiger nicljt teeijt 3nr 6nt-
wicEeütug fommen laffen.
Siefe aSemerfuugen finb natürlich cum grano salis gn
berftehtn. äöer aber folcheu SBeobachtuugeu sugäuglich ift,
witb Wiffen, maZ id) meine. 3Bit leben nun in einer 3eit,
in ber baZ Sechnifche in bet ßuuft eine befonbere 53ebeutung,
ber SBegriff be§ „SSirtuofen" eine neue ©chäfcung erlaugt hat.
®r. ©temfelb hat eS in feiner geftfehrift au§ge*jbrochen, bafj
wir mit manchem, maß ftüher eutsücEte, uu§ tücht nte^r be=
gnügen würben. <5§ mag hie-c unetörtert bleiben, wa§ uu§
bamalS für alle SDtängel entfdiäbigeu Eonnte, unb WaZ Wir
heute bieUeidht oergebeuS fudjen ; aEein bie (ErEenntuiS hat
fid) bod) SBahn gebrocfjeu, weld) unerinefjlicher SBett,
für eine ßörberfchaft noch mehr al§ für ben einsetuen, in 'bet
gewiffenhaften fünftletifchen 23otarbeit liegt. Sßagner, §an§
0. S3ülow waren JJcänner, bie nietjt oergebenS ba§ mufifalifetje
©ewiffen aufgerüttelt hatten. Sie 3eit ift borbei, wo man fiefj
„mit gegenfeitigen ßomblimenten" (ein SluSfbruch äßagner§)
über ©chwierigEeiten hinweghelfen tonnte, uub höchftenS bie
üJtifere be§ SEheatetS fdfjt suweilen fo fribole Sluffaffungeu
noch laut werben. Soor füujunbswansig fahren galt auü)
im fionjertleben rjäufig gemta bie leibige Sebije ; *@§ aefjt
auch fo." ©iegfrieb Dch§ War einer ber ©rften unb
ÜJtutigften, bie gegen ben Strom fchwammen unb lauttjin
fein: Kein, e§ geht nicht „auch fo"! rief. 3u günfttger
©tuube unb am richtigen *ßla6e erfefiten er. Sie
Sefferung Eünftlerifcher Serhältniffe bebarf praEtifchet
Smtitutiouen, bebarf ber £at, be§ S3eifpiet§. Unter biefem
©efid]t§pun£t gewinnt fein SBitEen unb ©djaffen Euuftgefd)id)t=
lidje SSebeutuug. ©tuen ßhor griinben, i^n grofesieljeu,
iuteteffante $rogramuie wachen, hätte maudj anberer unter
gleich günftigen S5ebingungeu aud) getonut. Safj er feine
©djöpfuHg einer gbee bienftbar gemneht bafj er neue
iPrinaiuieu eiumführen mitgeholfen unb in jahrelanger,
unermüblidjer Slrbeit ba§ öffentliche 2Rufi3iercn an einem
feinet gefätjtlichften fünfte betämpft bot : bn§ ift e§, wa§
Wir ©iegfrieb Dd}§ 31t bauten haben, uub Wofür ihm an
feinem ©htentage gerechte SlnevEeuuung gebührt.
Semgegeuüber brauchen feine Sßerbienfte um bie Pflege
be3 ©hotgefange» Weniger betont 311 werben, ©ie finb
notorifch, unb nicht ohne ©runb ift Söerlin auf feinen <Phil=
harmouifcheu Stjot ganj befonbetS ftolj. Sluch hiet hat ba§
„SBirtuofe" gefiegt. gtembe fUtuftEer, bie 3U einer ber 2luf=
führttngen Eommen, pflegen 3U ftauuen über bie ßunft bet
sphrafierung, ber einmütigen SlnSfptnche, be§ ?lu§bruct§, bet
gewaltigften ©teigerungen uub beä jarteften pianissimo, bie
gier in bi§het ungeahutet SBeife möglid) geworben. Ser ©hol-"
ift ein Suftrumeut in ber §aub be§ Sirigenten, be§ SJceifter§
einer eifemen, aber uotweubtgen SiSjiplin. @o fehr ift fein 9tuf
gefeftigt, baß bießritiE in jebeiu einjelnen gaUe, ohne gurd)t, ber
guten Sactje 31t fc^aben, ihre abweidjeuben SDteinungeu getroft
311m SluSbrucE bringen fauu. ©ue ©efahr fehe ich »uroeilen in
bem mächtigen Stumadjfen , biefer Sängerfdjaft. SüSit fteueru
ja auf allen ©ebieten amettEauifchcn SSerhältniffeu su, uub
ber SSert be§ SJtittelmaßeg uub ber Sutimität Eanu ba nicht
uachbrücElich genug in bie ®riunerung gerufen werben. Subeffen,
ber ^hiltjarmonifche Sljor betätigt fid) oorsugSweife in Jlufgabeu
hötjereu ©til§, unb fotauge eine füuftlerifche $erföulid)Ecit
wie Od)§ an ber ©pifee fteht, ift bie ©efahr nicht au"3u groß.
@o wüufche ich beim bem 6hor unb feinem Seiter, bem für
bie Kulturarbeit auf feinem ©oubetgebiet eine glüc!ltci)e,
fpesififche Söegabung 311t Seite fteht, ein uugehiubetteS 5ort=
fd)reiten auf bem eingcfchlageneu SBege unb eine fernere
reiche @rnte feinet aBittfamEeit, mit bet er weit über unfere
©tabt hinaus in bie ©eftaltung ber beutfdjen aJhififberrjätU
niffe eiitgegvtffen hat.
Dr. Leoeold Schmidt.
®et ÜDM#te$ foon 1907,
3« aller ©tille, tute fic burcfj ben Zob beS ßönigS OSEar
geboten toav, hat geftern in © t o <f I) o l in ©raf SB a d) t *
m e i ft e v , ber ehemalige fd)Webtfd)e ffiinifter be§ SluSwärtigen
unb Äanjler bei; lluiberfität llpfalo, bie g^obeU^Jieife »erteilt.
®S erhielten ben SfJreiS fite $ht)fif 3)t i d) e l f o n = ©Ifjicago,
für Shtmie SB u ch n e r = SBerlin, für SJlebmn Sab er an*
!.J3ariS, für Siteratur ß i b l i n g = Bonbon. Söit Inffen einige
nähere Slugaben über bie wiffenfcftaftltdhe ober fünftleriftfje
Sebeutung ber Preisträger hier folgen.
ijkofeffor Sbuarb SBudmer ift am 20. 3Jtai 1860 in
DMttchen geboren, ftetjt alfo jefct im 48. SebenSjahr.
Slachbem er 1888 in SMnchen promobtert tjatte, liefe er ftd)
1891 als SBribatbojent für Ehemie in JMndjeti nieber. Söou
1893 bi§ 1896 tonr er $ri»atboaent in fiiel, bon too er als
aufjerorbentlicher <J}rofeffor nach Tübingen berufen würbe.
3m Satire 1898 würbe er orbentlicher <Profeffor für
allgemeine ©hemie an ber SaubWirtfdmftlidjen
§oehfdntle in SBerlin: er ift atfo nicht, wie man
bisweilen fjört, nur SlgritulturdjemiEer. ©einen SJhif be=
grünbete bie GsutbecEuhg ber 3t)ma|e, b'a§ heifet be§ SnjrjmS
ber alEohoIifchen ®äruug, mit ber er 1897 in Tübingen buvch
eine Slrbeit in ben „SBerichten ber beutfehen ©hemifchen ©e*
feltfcfjaft" an bie OeffentlichEeit trat, ©eine ©tubien Würben
1902 in einem Sffierfe: „Sie 2jl)mafe»®arung" jufammen»
gefa&t. ©eine §abilitationSfchrift hatte bie @inroir£ung§.
pcobuEte uott Siajoefftg=@fter auf itngefättigte @äure=®fter
pm ©egenftanb ber Uuterfuchung (®fter ift bie SBerbinbung
b.eS SUEohols mit ©äuren). ©djon biefe Slrbeit bereitete bie
gtttbetfitng ber 3t)tnafe bor. SBttchner, ber als Dtad)=
folger ffltorih SleifrfjerS, beS jefeigen bortragenben OlateS im
JJttnifterium für Sanbroirtfchaft, nach SBerlin berufen würbe,
ift mit ber £od()ter beS Sübiuger 9JtathematiEprofeffor§
© t a I) l , einer (Snfelin be§ Philofophen §riebrich Srenbelen-
bürg, berfjeiratet.
J©idjeffüti.
Ser Sräger beS <£& fc. f iE »reif e S, Sllbert St. Wichet*
n ift ijkofeffor ber <}3ht)fiE an ber Uniberfität
Elicago, ©r hat hauptfädjlich auf bem ©ebiet ber
Ototil unb befonberS ber 3nterferena beS Siebtes
gearbeitet, ©eine widjtigfte (Srftrtbung ift baS fogenannte
©tufenfpettrofEop, ein Slpparat, ber ba§ Sicht fehr
weitgehenb fpettral jerlegt. gerner hat gjlichetfon fich
mit ber 3tttenfität ber SBerteilung beS Siebtes
in ben ©peEtraltimen befdjäftigt. Söerühmt ift fein
SBerfttcf), ben (Einflufj ber ffi r b b e m e g u n g auf bie gort*
pflauauttg beS Siebtes feftjufteEen. Siefer SBerfnd) fjatte ein
negatiUeS SJtefultati; ba§ Ijeifet, eS luurbe ermittelt, bafj bie
©rbberoegung £ einen (Sinfdtfj auf bie gortpflanaung be§
öicfjteS l)at.
Vloä) Jut'ä bor St i b l i n g 3 offisUKer StuSjeidjnung fjat
in ber geftern bon uuS mitgeteilten ffinpuete Dctabe !Blirbeau,
ber {yüljrer ber äufeerften Sinfen in ber franjöftfdjen ßiteratur,
gegen ben britifcljen „Srjanbinifteu" entrüftet broteftiert. Slucrj
ein gorfcfjer mie 50ietfcb,nifoff berroarf ben 9Xu§ertoal)(ten, in»
beffen ^rauce in feiner milben ©eredtjtigfeit fidf) iljm fefir günftig
aeigte. ®r glaubt nidjt an ßibtingS iftatiouatiSmuS unb
breift baS „ftarfe ©enie bon ungemötjulicl) ausgeprägter
©enfibtlitcit". 5Diefe beibeit, rabifal berfdjiebcnen Sluf»
faffungeu ftnb im 3) ob b el ro ef en beä englifdjen Öioman=
cierS begrünbet. Sfarjrelang tjat er einen fjodjmütigen
Imperialismus bertreten, ber jum SBeifpiel fid) nidjt befa'nu
bie©eutfd)en als „©oten unb §unuen" 31t fdimätjen!
SBäljrenb bc§ SBurenEriegeS fdjmeidjette er bem „iingoiftifdjen"
SJlob, unb feine Söerfe ertjobeu fid) nidjt über SltilttärmufiE unb
©ingfbielfjaü'en. Saneben jebod) mar er ein fraftboüer
©djilbcrer e^otifd)er 2Birflid)Eeiten, ein Sid)ter bon unerEjörter
einbringlidjEeit ber Sinne, ber Sntbedfer ber Ijeifjen Sffiunber»
welti'u ber „Sfdiungel". Sie uralte afiatifd)e ßultur Ijat er in
pacEenben SÜifiouen erfteljen lajfeit. ©eine inbiferjen ©olbaten»
gefcrjidjten finb ber ftärEfteu $ro|a 9)laupaffant§ ebenbürtig. ®r
bejeelte ba§ Unbefeelie, Singe beS ©portS, ©cfjiffe, Sifenbaf neu,
er jdjuf feltfome ^fjantafien, bie an $oe erinnern unb
Sierfabeln, bie ber mittelalterltdjen SöolESepif auf engfte be=
nadjbart finb.
©eine Siteratur ift ber 3Jieberfd)lag eines lbedjfelbollen
SebenS ; er mürbe 1865 in SBombarj geboren, würbe in jfnöien
et-5ogen unb reifte bnrdf) SBeugalen, SBirma, Sftina, 3apan unb
DlorbameriEa. SBcfaunt ift, bafj aud) ber ® e u t f rfj c St a i f e r
bor 3afjren bem ©djwercrEranEten feine SBeWunberung
bepefd)ierte. 3n febem ftaH Wirb man fagen bürfen, baft, ,
aurh
Pu»»a''
wie bei Garbucci unb SBiörnfon, auefj bieSmal eine europäifdie
Diattonahtdt in einem ifjrer diaraEteriftif diften Söer»
treter geetjrt worben ift.
lEaberan.
rtt'IIÄ 8g«i§ ölp^onfe Sabjeran, ber (Smpfänger beS
5)JreifeS für aHebijm, würbe, wte unfer qjarifer flor=
refponbent unS bepefdjiert, am 18. 3uni 1845 als
Sobn emeS ©eiieralarateö in spariS geboren. (Sr
ftubterte an ber DJlihtärarabemie in ©trafibura wo er
18.6?t.. Eomo^ie,;te' W.'XS >»ie fein Söater junädift bie
imfitacifcbe fiatrtere ein unb würbe OberftabSant unb
jugleid) iflrofeffor an ber milttärtfctjen SlEabemie SBal be
©race m JPariS 1891 uarjm er feinen Slbfdjieb unb wibmete
ftd) auSfctjlicfeltd) feinen ©tubien unb ber fielir*
tättgEeit (BB ift aHitglieb beS 3nftitutS unb ber
mebmnifdjen Stfabemte. SOS SBerufSberpf[id)tung bat er-
bte Leitung be§ SaboratoriuntS im 3nftitut *)3afteur
übernommen. Sie grofje (Sntbedung feines ScbeuS ift
bie Sluffinbung beS 9JI a l a r t a e r r e g e r § im 931 e n f d) e n =
btu Stefe machte er 1880 in Sil gier Wäfjrenb feiner
Siertftaett bnrd) müf)fame Uitterfud)ung bon gegen 10,000
.Blutproben. @r fanb baS haematozoon malariae, baS feinen
tflamm bemfjmt gemacht bat.
lieber biefe gntbeefung erflärte uuferem fiotrefponbenten
ein tierborragenber SBaEteriologe : SaberanS Söerbienft befteht
barm, bafs er im ©egenfa^ ju ben berrfefteubeu 3been, welche
bte Urfache ber Malaria tn ßuft ober Söaffer fudftten, feine
govfd)ungeu auf SBIut auSbebute. §eute ift eS unbeftreitbare
Sffial)rl)ett, bafs bas, bon Saberau eutbedte miErofEopifd) Eleine
frihwara gefärbte Eörntge Sebewefen bat SlqeuS ber Malaria
Innfe^Pfpfml^f/1" fclf-Sfallc m Wala™ t)a«belt
tnug otefer ^3arafit au fiuben fem.
@in feltfomer 3ufaa will eS, bafj bie beiben Männer bie
auf Saberans gntbeclnng weiter bauenb, iie eigen lieh erft u'
praEttfchem 3£uhen für bie fflieufchheit führten, bereits bo"
ihm ben «obel=|!reiS erhielten; eS 'finb bieS SRobert
^°*. »n.b 3loitalb DJofe, ber SireEtor beS
En„WS $lr lXOp ^l «"»nrftettm in ßibapoof 9fo1
fanb bte DJoSEttoart, bie ben Matariaerreger ins SBIut bei
Ä^?««6/1"^- la«öing§ fi,at auch Saberau fa^on im
Saljre 1884 bte 3bee ausgefprodien, bafj ber SBaraf t
bnreb ein 3" *K übertraaeu 'werbe.' ©ei! feiner Tn!
w
FESTSPIEL
zum Jubiläurf des Herrn Professor
Siejjfrieö Ochs.
»Euphonia«
uon fllexanöer nioszkowski.
musik arrangierten Karl Wittkowsky u. ßogumil Zepler.
Regie: Ruöolph 6ernauer.
flm Klavier: Dr, ßesl unb Karl Wittkowsky.
n
PERSOnEH:
Oet König - - - Victor flrnolb
Oec Kanzler- - - -fllfreb Kühne
Die Prinzessin - - Irmgatb Lessmann
Des Königs Enkelin - Kleine Itlüller
Der Bürgermeister - Paul Jüsgen
Erster Komponist - - August TTlomber
Zweiter Komponist - Utax Schütz
Dritter Komponist - - Dr. Rubolph ßlümner
Sebastian ßach - - Paul Eonrabi
L. uan Beethoven - - Dr. Stephan Dienstag
Dr. Hans uon Bülow Heinrich ßrünfelb a. ß.
Richarb Wagner - - fllfreb Pezzey
Xristan Putnam Griswolb
Isolbe ----- Frances Rose
Ein Italiener - - - Julius Liban
Herobes ----- Paul Knüpfer
Salome - - - - Therese Rothauser
Isabora ----- Sylvia meyersberg
Der Jubilar - - - Oscar Sabo
Wem
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Tischlied
zum
25. STIFTUNGSFEST
des
Philharmonischen Ch
ores
in BERLIN.
Dienstag, den 10; Dezember 1907.
r
(Melodie : Friedrich Wilhelm Schulze hau' ein Weib, Marie.)
fer in der Weltstadt Strudel Tag für Tag sich stürzt.
Bei Adlon, Dressel, Aschinger die Zeit sich kürzt.
Mit Untergrund, Elektrischer und Autobus,
Gleich Fausten, von Begierde taumelt zum Genuß,
Der wird schließlich ganz blasiert —
Was auch Gutes ihm serviert,
„Kühnste Künste, Neustes", heißt es, „war schon da.
Recht hat nur Ben'Akibä",
Kinder, Minderjähr'ge, Zwerge still'n den Durst —
Ihm jedoch ist Alles Wurst.
Wenn im Theater noch so laut der Mime brüllt.
Wenn noch solch' weißes Marmordenkmal wird enthüllt,
Fortissimo der Flügelschlag des Bechsteih gellt.
Manch' Wunderkind vor Zeiten in die Saiten fällt —
Selten findet nur Genuß
Der Berliner Publikus,
Schaudernd, plaudernd, mäkelnd, häkelnd — je nachdem —
Wünscht er, wenn doch nur was kam'
Prächtig, mächtig, rüttelnd, schüttelnd, unerhört!
Ach! Ein Königreich für'n Pferd!
Wo so nach Allerneustem alle Welt verlangt,
Für Sensation von gestern sich schon heut' bedankt.
Die Mode stets zum Frühstück eig'ne Kinder frißt,
Sogar manch' junges Ehepaar sich rasch entschließt,
— Denn so will es der bon ton — ,
Zu 'nem schleun'gen „Divorcons!" —
Früh're Schwüre gelten selten, das ist klar.
Volle fünfundzwanzig Jahr,
Wahre, rare, richt'ge, tücht'ge Neigung blos
Garantiert solch' Silberloosl
Drum feiern, Siegfried, Männer heute Dich und Frau'n,
Die des Gesangs H-moll-Messias in Dir schau'n.
Ein stolz Tjedeum voll aus unser'n Kehlen ström' —
Wir Alle gönnen heut' uns keine Requiem,
Treu zu folgen Dir bereit
Gern zu jeder Jahreszeitl
Lehrend, hörend, weisend, reisend, unverzagt
Hast Du redlich Dich geplagt.
Kraftvoll, saftvoll Deine feine Schöpfung blüh' —
Aus den Fugen geh' sie nie!
ImfAnbeginn gar anspruchslos, ein enger Kreis —
Auch Bismarck hat klein angefangen, wie man weißl
Bald aber, dank der Herrschaft Deines milden Stocks,
Zu höchster Blüte führtest Du uns, Meister Ochs!
Daß wir staunend heute seh'n
Viel harmon'sche Chor'yFeen —
Lang' war dankbar gegen Segen solcher Art,
Wer sich je um Dich geschaart;
Neue Treue schwör'n wir gern Dir bis zum Styx —
Siegfried, freu' Dich Deines Siegs!
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