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Full text of "Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften"

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SITZUNGSBERICHTE 



D8K 



PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN KLASSE 



DKR KAISKKUCHEN 



AKADEMIE DKR WISSENSCHAFTEN. 



HUNDERTACHTUNDFUNFZIGSTER BAND. 

(MIT 12 TAFELN.) 



WIEN, 1908. 

IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDE K 

K. U. K. HOP- UKD VXITUUUTiTS-BUCBHiHDLIB 
BUCHHiVDUUt DIE KAUIEUCHIK AKADIUl DIE WISSIMlCHAmiC. 



Livuck !«• A4«a ■«Uku««!, 



INHALT. 



L Abliandlangr* Wessely: Ein Sprachdenkmal des mittelägyptischen 
(baschmorischen) Dialekts. 
IL Abhandlung. Beer: Die Handschriften des Klosters Santa Maria 
de Ripoll. II. (Mit 12 Tafeln.) 
III. Abhandlung, y. Kraelits-Greifenhorst: Bericht über den Zug des 
Groß-Botschafters Ibrahim Pascha nach Wien im Jahre 1719. Im 
Originaltexte heransgegeben, übersetzt nnd erläutert 

IT. Abhandlung. SeemUller: XI. Mitteilung der Phonogramm-ArehiTS- 
Kommission. Deutsehe Mundarten. I. 

T.Abhandlung. GoUob: Medisinische griechische Handschriften des 

Jesuitenkollegiums in Wien (XIII. Lainz). 
Tl. Abhandlung, y. Grienberger: Das Hildebrandslied. 



i_^^^^f 



XVIL SITZUNG VOM 3, JULI 1907, 



Se. Exzellenz dor Vorsitzötide maclit Mitteilung von dem 
am K Juli l J. su Hapallo erfolgten Ableben des auswärtigen 
EhreDtnitgUedes^ Sr. Exzellenz des Gmfon KonstaDtin Nigra* 

Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erlieben von 
den Sitzen Äugdruek. 



Der Sekretär verliest zwei eingelaufene Dankschreiben, 
und Äwar: 

h von dem k, M, V, Wilhelm Schmidt, S. V. D., in St. 
Gabriel bei Mödling, ftlr die Erlaubnis, seine in den Sitzungs- 
berichten erschienene Abhandlung fBvLch des Ragawan, der 
Königsgeschicbte' in englischer Übersetzung ah Supplement 
zum Jndian Antiqnary^ wieder abdrucken zu dürfen; 

2. von der Vorstehung der Abtei St. Pierre de öolesmes, 
derzeit in Wroxall (We of Wight^ England j, für die Über- 
lassung der Denkschriften der Kksse. 



Die Verwaltung des Mnneum Francisco Garolinum in Linz 
übermittelt die Pflichtexemplare des mit Subvention der Klasse 
gedruckten Werkes »Urkundenbuch des Landes ob der Enns. 
IX, Band. HorauBgegeben vom Verwaltungsrat des Museums 
Francisco CaroUnum in Lims mit Unteretütaung der kaiserh 
Akademie der WissenschaflBu in Wien. Lina 190G' (samt 
, Index zum ürkundenbuch des Landes ob der Enns, IX* Band. 
Herausgegeben etc, Linz 1906*}. 



VI 

Das k. M. Professor Dr. Karl Wessely überreicht eine 
Abhandlung mit dem Titel: ,Ein Sprachdenkmal des mittel- 
ägyptischen (baschmurischen) Dialekts' für die Sitzungsberichte 
der philos.-hist. Klasse. 

Der Sekretär überreicht drei vom Autor, Professor Eduard 
Gollob in Wien, eingesandte Manuskripte, und zwar: 

1. eine Abhandlung, betitelt: ,Die medizinischen griechi- 
schen Handschriften des Jesuitenkollegiums in Wien, XIII. 
LainzS um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der Ver- 
fasser bittet. 

2. Beschreibung und Inhaltsangabe zweier medizinischen 
griechischen Handschriften des Jesuitenkollegiums in Wien, 
Xni. Lainz, als Nachtrag zu seinem im Jahre 1903 für das 
,Corpu8 medicorum antiquorum* der internationalen Assoziation 
zusammengestellten , Katalog der in den Bibliotheken Öster- 
reichs vorhandenen Handschriften der griechischen Arzte'. 

3. Berichtigungen und Ergänzungen zu dem Buche von 
H. Diels ,Die Handschriften der antiken Arzte*. 



Das w. M. Professor W. Meyer-Lübke überreicht als 
Obmann der Kirchenväter-Kommission den H. Teil der Ab- 
handlung des Kustos der k. k. Hofbibliothek, Dr. Rudolf Beer, 
,Die Handschriften des Klosters Santa Maria de RipoU' mit 
dem Antrage auf Aufnahme derselben in die Sitzungsberichte. 



Das w. M. Hofrat F. Kenner legt als Obmann der Limes- 
Kommission das eben erschienene Heft VIII des Werkes ,Der 
römische Limes in Österreich. Mit 3 Tafeln und 85 Figuren 
im Text. Ex hereditate Josephi Treitl. Wien 1907' vor. 

Ferner überreicht derselbe als Obmann der antiquarischen 
Sektion der Balkankommission das eben erschienene V. Heft 
der ,Schriften der Balkankommission, Antiquarische Abteilung', 
enthaltend ,Zur Geschichte und Topographie von Narona von 
Karl Patsch. Mit 3 Tafeln und 66 Abbildungen im Texte. 
Wien 1907'. 



vir 



Das w. M. Hof rat F. Kenner bringt wetters namens der 
Kleinasiatischen Kommission zar Vorlage ein Matiuakript von 
Dr. Josef Keil und Dr. Anton von Prem erst ein in Wien, 
betitelt: Jnschriften ans Lydien und der südlichen Aioüs. Ge- 
sammelt 1906 im Auftrage der kaiseri Akademie der Wissen- 
scbafteii (Widmung Seiner Dnrcblaucht des regierenden Fürsten 
Johann von und zu LiechteD&tein)^ 

Die Abhandlung umfaßt die Ergebnisse der Ton den Ver- 
fassern im Vorjahre im Auftrage der Klelnasiatischcn Kom* 
mission unternommenen Bereisutig der genannten Länder unter 
Beigabe von zablreicben Faksimilien nnd führt in den Erläu- 
terungen dbr Texte zu vielen wertvollen Ergebnissen sowohl 
in epigraphischer als auch in antiquarischer Bezieh ang; sie 
bildet zugleich eine Vorstudie zu dem geplanten^ die Indischen 
und aiolischen Inschriften umfassonden Bande der Tituli Asiae 
minoris. 

Die Verfasser bitten um die Aufnahme der Abhandlung 
in die Denkschriften^ in welchen auch die älteren analogen 
Reisebariclito und Stadien in Kleinasien von Heberdej, Wilhelm 
u> a. niedergelegt sind* 



In der Oesamtsitzung der Kais. Akademie vom 27. Juni 
L J. wurden an» den Mitteln der philosophisch - historischen 
Klasse folgende Sabventionen bewilligt^ und zwar: 

1, die im Vorjahre beimgefallenen und wieder angesucbten 
Subventionen flir 

ä) P, Pirmin Lindner^ Bibliothekar des Stiftes St. Peter in 
Salzburg^ zur Herausgabe des jMonasticon metropolis Salis- 
burgensis antiqoae^ 2000 K; 

b) Schriftsteller Adalbert Sikora in ßregenz fllr tbeater- 
geschiciitliche Forschungen iu Tirol 600 K; 

2. folgende neue SubventioneUj und zwar: 
a) dem Privatdüzenten der Universität in Graz Dr-J. Peisker 

für eine Geschichte des Pfluges 1000 K; 
h) dem k* M. Professor Dopsch in Wien zur Herausgabe 
seiner .Forsch ungen zur Inneren Geschichte Österreichs' 
1000 K. 



VIII 



XVIIL SITZUNG VOM 10. JULI 1907. 



Der Sekretär überreicht die an die Klasse geschenkweise 
gelangten Druckwerke, und zwar: 

1. Vincenzo Albanese di Boterno, ,Nota sui Simboli 
delle Genti. Modica 1907'; libersandt vom Verfasser; 

2. ,Documents pour une biograpbie complfete de Jean- 
Baptiste- Andre Godin, rassembWs par sa veuve, nie Mario 
Moret. IP Volume (Documents parus dans la revue mensuelle 
,Le Devoir', 1902—1906). Familistfere de Guise (Aisne) 1902— 
1906'; übersandt von der Herausgeberin, V'^' J. B. Andr^ Godin; 

3. ,L'organisation syst^matique de la Documentation et le 
Döveloppement de Tlnstitut International de Bibliographie. 
Bruxelles 1907'; 

4. ,Madonna Verona. Annata prima. Fascicolo 1. Prima- 
vera 1907', übersandt von der Direktion des ,Museo civico 
di Verona'. 

Es wird für diese Werke der Dank der Klasse ausge- 
sprochen. 

Die k. und k. österreichisch- ungarische Botschaft in St. 
Petersburg übermittelt eine Liste der Publikationen der kais. 
russischen Archäographischen Kommission. 



Der Landesausschuß des Königreichs Dalmatien in Zara 
teilt mit Bezug auf ein seinerzeit von der kais. Akademie ver- 
sandtes Zirkular, worin um Übersendung von Verzeichnissen 
über Urbare und ähnliche Aufzeichnungen gebeten worden ist, 
mit, daß dort keinerlei Urbare oder ähnliche Aufzeichnungen 
vorhanden seien. 

Der Sekretär überreicht die Pflichtexemplare des mit 
Subvention der phil.-histor. Klasse gedruckten Werkes ,Mona- 
sticon metropolis Salzburgensis antiquae. Verzeichnisse aller 
Abte und Pröpste der Miinnerklöster der alten Kirchenprovinz 



SabbGfg. Von F*. Pirinin Lindnerj Ronedi ktiner des Ktiflea 
St. Peter in Salsbarg. (Mit UnterBttlt^uDg dt^r kals. Akademie 
der Wissenschaften zu Wien.) I. Abteilung. Sabburg 1907^ 



Der Sekretlir m>crreiclit oine von dem a, o. Universitnts- 
Professor und Kos tos der UniverBitätsbibliotliek in Czcmowitsfij 
Dr* Theodor Ritter von ^irienberger^ mit der Bitte um Auf* 
nabme in die SitKunga berichte Übersandte Abi Handlung; betitelt: 
,Das Kildebrandslied^ 

Die AbhatidlongTon Dr. Friedrich von Kraelitas-Greifen* 
hörst in Wien, betitelt: 3^^*<^'i* ^^^^ ^^^ ^^S ^^^ Großbot- 
sehafters Ibrahim Pascha nach Wien im Jahre 1719*, wird in 
die Sitzungsberichte aufgenommen. 



Desgleichen wird die Abbandlaug von Professor Eduard 
Gollob in Wien, betiielt: ,Die medisinisehen griechischen 
Handschriften des Jesuitonkolleginms in Wien, XUL Laina'j 
in die Sitzungsberichte aufgenommen. 



XIX. SITZUNG VOM 9. OKTOBER 1907. 



Se* ExaellcsnÄ, der Vorsitzende Viscepräsident Eugen Kittcr 
von Bühm-Bawcrkj begrüßt die Mitglieder bei der Wieder- 
aufnahm o ihrer akademischen Tätigkeit nach den Ferion und 
heißt insbesondere die beiden erschienenen neugewäblten wirk- 
lichen Mitglieder, Herren Hofrat Rudolf Ritter von Scherer und 
Prolessor Emil Kelseh, Willkomm ©ik 



Hierauf gedenkt derselbe des VerluateSj den die Akademie 
ipesiell die mathematisch-naturwiBaenschafttiebe Klasse, durch 
das am 2. Oktober L .L £u Matlnilz in Kärnten erfolgte Ab^ 



leben ihres wirklichen Mitgliedes, Herrn Hofrates Edmund 
Mojsisovics Edlen von Mojsvär, erlitten hat. 

Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von 
den Sitzen Ausdruck. 



Das w. M. Professor Oswald Redlich berichtet über die 
Feierlichkeiten anläßlich der Enthüllung eines Denkmales flir 
Eduard Richter, weiland wirkliches Mitglied der kais. Akademie, 
auf dem Mönchsberg zu Salzburg. 



Der Sekretär, Hof rat Ritter von Karabacek, verliest 
die nachstehende Note des hohen Kuratoriums, ddo. 28. Sep- 
tember 1907: 

Seine kaiserliche und königlich - Apostolische Majestät 
haben mit Allerhöchster Entschließung vom 31. August d. J. 
die Wiederwahl des emeritierten Professors der Qeologie an 
der Universität in Wien Dr. Eduard Suess zum Präsidenten 
und die Wahl des ordentlichen Professors der politischen 
Ökonomie an der Universität in Wien, Geheimen Rates und 
Ministers a. D. Dr. Eugen Böhm Ritter v. Bawerk zum 
Vizepräsidenten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 
in Wien für die statutenmäßige Funktionsdauer von drei Jahren, 
dann die Wiederwahl des ordentlichen Professors der Physik 
an der Universität in Wien, Hofrates Edlen v. Lang zum 
Generalsekretär und zugleich zum Sekretär der mathematisch- 
naturwissenschaftlichen Klasse sowie des ordentlichen Professors 
der Geschichte des Orients an der Universität und Direktors 
der Hofbibliothek in Wien, Hofrates Dr. Josef Ritter v. Kara- 
bacek zum Sekretär der philosophisch -historischen Klasse 
dieser Akademie für die statutenmäßige Funktionsdauer von 
vier Jahren allergnädigst zu bestätigen und zu wirklichen 
Mitgliedern dieser Akademie, und zwar in der mathematisch- 
naturwissenschaftlichen Klasse den ordentlichen Professor der 
Botanik in Graz Dr. Gottlieb Haberlandt, in der philosophisch- 
historischen Klasse den ordentlichen Professor der klassischen 
Archäologie an der Universität in Wien Dr. Emil Reisch und 
den ordentlichen Professor des Kirchenrechtes an der Univer- 



XI 



sität in Wien Hofrat Dr. Radolf Ritter v. Seil er er huldvollst 
xa ernennea geruht, 

SeiDo kaiserliche uüd königlich- Apostolische MajestHtlt 
haben ferner die Wahl des emeritierten Direktors und Ku- 
rators dßß Museum of comparativ^ Zoology au der Harvard- 
Universität in Cambridge Alexander Agaedis und des Pro- 
fessors der Chemie an der Universität in München Dr. Adolf 
V, Baeyer^ ferner des Professors der slawischen Sprachen an 
der Universiti&t in Leipzig Dr. August Leskien und des 
Professors der semitischen Philologie an der Universität in 
Straßbarg Dr. Theodor N ö 1 d e k e , zu Ehrenmitgliedern in 
der mathematisch - naturwissenschaftlichen , beziehungsweise in 
der philosophisch * historischen Klasse dieser Akademie im 
Auslände haldreichst za genehmigen und die von der Aka< 
demie weiters vorgenommenen Wahlen von korrespondierenden 
Uitgliedern im In- und Auslande allergnädigst zu bestätigen 
geruht, und zwar: 

tu der philosophisch -historisahen Klasse die Wahl des 
ordentlicheu Professors ftlr germanische Sprachgeschichte und 
Altertumskunde an der Universität in Wien Dr. Eudolf Muchj 
des Landesarchivars von Kärnten Dr* Augost Ritter Jak seh 
v; Wartenhorst in KlageDfurt und des außerordeutlichen 
Professors der griechischen Altertoraskunde und Epigraph! k 
an der Universität in Wien Dn Adolf Wilhelm zu korrespon- 
dierenden Mitgliedern im Inlande^ dann die Wahl des Pro- 
fessors der Indologie an der Universität in Qdttiugen^ Dr. Franz 
Kielhornj des Professors der Staatswissenschafteu an der Uni- 
versität in Berlin Dr. Gustav SchmoUer^ des Generaldirektom 
der königlich preuQischen Staatsarchive Dr. Reinhold Koser, 
im Professors der deutschen Philologie an der Universität in 
Erlangen Dr. Ehas Steinmeyer^ des Professors der Ägypto- 
logie an der Universität und Direktors des ägyptischen Museums 
in Berlin Dr. Adolf Er man und des Professors der romanischen 
Philologie an der Universität in Bonn Dr. Wendelin Foerster 
zu korrespondierenden Mitgliedern im Auslande; 

in der mathematisch naturwiseenschÄftlichen Klasse: die 
Wahl des ordentlichen Professors der Geographie an der Uni* 
versität in Wien Dr. Eduard Brllcknar und des ordentliclmn 
Professors der Chirurgie und Vorstandes der I. chirurgischen 



XII 

Klinik an der Universität in Wien, Hofrates Dr. Anton Frei- 
herrn V. Eiseisberg zu korrespondierenden Mitgliedern im 
Inlande, sowie die Wahl des Professors der Zoologie und ver- 
gleichenden Anatomie an der Universität in Göttingen, Ge- 
heimen Regierangsrates Dr. Ernst Ehlers, des Professors 
der physikalischen Chemie an der Universität in Stockholm 
Dr. Svante Arrhenius, des Professors der Universität in Berlin, 
Geheimen Sanitätsrates Dr. Wilhelm Waldoyer und des 
ständigen Sekretärs der Acad^mie des sciences, Mitgliedes des 
Bureau des Longitudes in Paris Jean Gaston Darboux zu 
korrespondierenden Mitgliedern im Auslande. 



Im Anschlüsse daran teilt der Sekretär den Wortlaut der 
Dankschreiben der neugewählten Mitglieder der Klasse mit, 
und zwar: der Herren August Leskien und Theodor Nöl- 
deke für ihre Wahl zu auswärtigen Ehrenmitgliedern und 
des Herrn August Jaksch Ritter von Wartenhorst für 
seine Wahl zum inländischen korrespondierenden Mitgliede der 
Klasse. 

Ferner verliest derselbe die folgenden Dankschreiben 
und zwar: 

1. vom Präsidenten der Real Accademia dei Lincei in 
Rom, Herrn P. Blaserna, für die Übermittlung des Beileides 
der kais. Akademie anläßlich des Ablebens des E.-M. Grafen 
Konstantin Nigra; 

2. vom Vorsitzenden Sekretär der königl. preußischen 
Akademie der Wissenschaften in Berlin, Herrn Geheimrat 
Hermann Di eis, fUr die Übermittlung der Goll ob sehen 
Nachträge zum Katalog der Handschriften der griechischen 
Mediziner; 

3. von den Herren Adalbert Sikora in Mühlau bei Inns- 
bruck, P. Pirmin Lindner in Salzburg, k. M. Professor Alfons 
Dopsch in Wien und Privatdozent Dr. J. Peisker in Graz 
für die ihnen durch Beschluß der Gesamtsitzung vom 27. Juni 
1. J. bewilligten Subventionen. 



xm 

Die königl bayeriBclie Akadeniie der Wissen schiiften iti 
München macht Mitteilung tllier die Abbaltanf^ des näcbsteti 
KarteUtageB^ speziell Über die Frage der geplanten Heransgabe 
der mittelaltarlichen Bibliothekskataloge, 



Der Sekretär legt den vom Direktor de» k* k. Staats- 
gymnasinms in Mährisch *Wcißkirchenj Herrn Josef Fuchs, 
eingesaiidien Bericht über seine im Jahre IWö mit Unter- 
stützung der phil.-hiat. Klasse zum Zwecke der Fortsetaang 
seiner Stadien liber den asweiten puniscben Krieg unternommene 
Bereiiung der Westalpen vor. 



Dr. Alfred Jahn^ Professor am k. k. Staatsgymnasinm 
im XV HL Bezirke in Wien^ übersendet eine Abhandlung unter 
dem Titel: , Lautlehre der Sabo- Sprache^ und bittet um deren 
Aufnahme in die Sitzungsberichte. 



Das w, M. Professor Josef SeemüHer überreicht eine 
zur Aufnahme in die Sitzungsberichte bestimmte Abliandlung 
unter dem Titel; ,XI. Mitteilung der Phonogramm -Archivs- 
Rommission: Deutsche Mundarten. T. 



Das w, M. Hofrat Jagi 6 legt das neueste, achte Heft der 
Schriften der Balkankommission ^ linguistische Abteilung, vor, 
unter dem Titel: ,Der Itokanschc Dialekt von Milan Reietar 
(Mit 2W0i Karten) Wien 1907^ 



Die Abhandlung von Professor Eduard G oll ob in Wien, 
betitelt: .Die medizinischen griechischen Handschriften des 
JesuitenkoUegiums in Wien^ XHL Lainz*, sowie jene von dem 
a. Üniversitätdprofeasor und Kuatos der Universitätsbibliothek 
in CVernowitz, Dr. Theodor Ritter von Grien berger, betitelt: 
«D^ Hildebrandglied \ werden in die Sitzungsberichte auf- 
genommen. 



XIV 

Die Akademie hat in ihrer Gesamtsitzung vom 12. Juli 
1. J. aus den Mitteln der phil.-hist. Klasse folgende Subven- 
tionen bewilligt, und zwar: 

1. der Weistümer- und Urbar kommission (als Dotation 
pro 1907) 6000 K; 

2. für Herausgabe der Regesta Habsburgica 3000 K; 

3. als außerordentlichen Beitrag der Klasse zum ,The- 
saurus linguae latinae^ 1200 K. 



1. Ahh.i Weaiely. Eid äprftchdeDkmäl de« mittdügjpt DiilckU. l 



I 



Ein Sprachdenkmal 
des mittelägyptisehen (baschmurisehen) Dialekts. 



Yoa 



Dr. Karl Wasaely, 



(^Qf^tltgi in a«? SiuiiDf vm. 3- Juli 1907^) 



Die literariechen DeDkmäler jenes mittelägypttscheit Dia- 
lekts ^ der koptischen Sprache, der am reinsten und eigen- 
^artigsteo im Fajam gesprochen worden ist und daher faju misch 
— früher flllschHch baschmorisch — genannt wird^ sind von 
sehr geringem Umfang, Nur folgende Tcstpnblikationen kom* 
men für ihn in Betracht: Zoega, eatalogns codicum copticorum 
(Rom 1810) p, 139—168 W, F, Kngelbreth, fragmenta Bas^ 
marico Coptica veteris et novi testamenti qtiae in museo Bor- 
giano VcliLriB asser van tnr cum rehquis versionibus Aegyptiis 
Icontulit latine vertit nee non critieia et philologicis adnotatiouibus 
illustravit llavniae 1811 (mit Schriftproben) U. Bonriantj Frag* 
ments baehmoariqncs in den M^moires preseiitis ei Ins k Tinsti- 
int Egyptien II p. 567— ßü4 überholt von Emile Chassinat, 
fragmenta de manascrits coptes en dialecte fayomnique im 
Bnlletin de rinetitut franyais d'arch^ologic Orientale 11^ 1902, 
171—206 (mit Abbildungen von Alphabeten der Handschriften) 
Qnatrem&re, Recherches p. 228 flf, J, Krall, Mitteünngen aus 
der Sammlung der Papyrus EraElierzog Kainer I 67—69 und 
II — lUj 69 — 71 0. V, Lemm^ ägyptisch© Bibelfragmente, 
Masp^ro im Recueil de travanx XL 116 W* E. Crum, Journal 
of iboological itndies 1900 und coptic manuscripts brought from 

^ Vgl L. Ste^^ Eopllaclte Grammatik § IS, G. Stcindorff, Kopiiicbe GrAxn* 
m«lik, S, Attfl, p. 4, Hemricli Aamiu, t}l*er Fragtneate m mitlelilfjptl* 
icbciiit DiAleklp Diu. 1904 (OattiD^cn, Dtetcricb), p. 66 E . 

8iUaa|Bbfjr, d. pfaiL.-biit. El, 15«. Bd. I. 4b%. 1 



2 I. Abhandlung: Weisely. 

the FajyüiD. Auf die Bücher der heiligen Schrift des alten 
und nenen Testaments verteilen sich folgende Fragmente:* 

Isa. 1 1—6. 7. 8—11. 12. 13—16 V, 8—25 — XXIX 24— 
XXXVII— 3 (Bouriant-Chassinat). 

Joan. IV. 28-34. 36. 37—40. 43-47. 48. 49—53 — 
III 5. — IV 18. 23—35. 45—49 (Crum, Journal of theolog. 
stadies 1900). 

1 Cor. VI, 19—20; VH, 1—5. 6. 7. 9—33. 34. 35. 36—40; 
Vm. 1—13; IX, 1—16; XIV, 33—38; XV, 1—35. 

2 Cor. Xn, 9 — Xm, 13 (Bouriant-Chassinat). 

Hebr. I, 1-3 (Bouriant-Chassinat) V, 5—9. 14; VI, 1—3. 
8—11. 15—19. 20; VII, 1. 2—5. 9-13. 17—23. 24. 25. 26. 
27—28; VIII, 1—2. 3. 4. 5—13; IX, 1—9. 10. 11. 12—28; X, 
1—2. 3—22. Ephe8.VI,18. 19—24; Philipp. I, 1—30; H, 1—2. 

1 Thess. I, 1-10; II, 1—9. 11—20; III, 1—6. 

Lament. IV, 22 — V, 1— 22 ; Baruch VI, 1— 72 (Quatremire). 

Marc. Vni, 24 — IX, 12 (Bouriant-Chassinat). 

XIV, 36-38. 40. 41. 43—47. 48—61. 62. 67. 68. 
XV, 1. 6. 7. 13—26. 29—40. 41. 42. 44. 45. 46. 47. 
XVI, 2. 3. 6. 7. 8. 11. 12. 20 (O. von Lemm.). 

Rom. XI, 18—27. 30—36; XII, 1. 3—18 (KraU, Mitt I, 
69—70). 

Matth. V, 46—48; VI, 1—19 (Masp^ro) XI, 27 (Krall, 
Mitt. II 68) XI, 27—28; XH, 1—3. 6—10. 11—12 (Crum, Coptic 
ms.) Xin, 12 — XIV, 8 (Bouriant-Chassinat). 

Psal. CIX, 1 ; CXLVni, 4 (Krall, Mitt. I, 67). 

Erst durch den Papyrusfund von El-Faijum gelang es, 
den Dialekt zu lokalisieren, der aber selbst in seinen wenigen 
Überresten noch immer Gruppen unterscheiden läßt, die sprach- 
lich voneinander verschieden sind, insbesonders nach dem 
Gesichtspunkt, ob sie dem sahidischen Spracheinfluß näher stehen. 
Asmus, Über Fragmente in mittelägyptischem Dialekte, S. 63, 
§ 106 unterscheidet in seiner grammatischen Analyse der Reste 
von Jesaja (29, 24—37, 3) Matth. 13, 12—14, 8 Marcus 8, 24— 
9, 12; 2 Cor. 12, 9—13, 13 und Hebr. 1, 1—3 Matth. 5, 46—48; 

^ Sacromm biblionim fragmenta copto-sahidica masei Borg^iani vol. in. 
NoTom Testamentnm edidit P. J. Balestri, Rom 1904, p. LXVI. Crams 
Catalogne of the Coptic Manuseripts in the British Mnsenin war mir 
noch uniagänglich. 



6, 19 Rom. 11, 18—27, 30—36; 1*2, 1, 3—18 Joh< 3, 5— f 18, 
23 — 35, 45 — 41) vier Gruppen, von denen eine durcli die Uber- 
liefemng von 2 Cor. und den von Krall lierauggegebenen Brucb- 
sttlcken des KömerbriefB repräsentiert wird. Es ist aber nicht 
nur die grammatische Analyse allein in Betracht zu »ieheii, 
Bondern insbeeonders auch die paläographiächc Beschaffenheit 
der Handachriftcn, in deoen diese Sprachreste überliefert sind, 
ssu erwägen. Diesbezüglich unterscheidet Emile Chassinat, Frag- 
ments de mannscrits coptes en dialecte fayoumtque im Bulletiü 
de rinstitut fraD9ais d'arehdologie Orientale 11 1902, 8. 205 im 
ganzen drei Manuskripte. MS. Ä. enthält die Jesaja Fragmente in 
Rom Jesaja I, 1 — 16 Pagina-Bezeichnung A— ß 2 Seiten 
Rom jj V, 8—25 „ „ IX— Iß 2 Seiten 

Kairo „ XXIX, 24-- „ „ a[r— OH 16 Seiten. 

XXXVII, 3 

Mauuskript B, 

Kairo Matth. XII, 12— XIV, 8 Pag^Bez. XX— XA 4 Seiten 

Kairo Marcus VUI, 24— IX, 12 ^ „ HZ—HH 2 Seiten 

Rom Job. IV, 28— 53 (lückenhaft) „ ,, (fehlt) 2 Seiten. 

Manuskript C* 

Rom 1 Korinther VI, 19 ^IX, 16 Pag. Bez. XX— XA 4 Seiten 

Rom „ XIV,33— XV, 35 „ „ MP— MA 4 Seiten 

fKairo 2KorintherXlI,9— XIH, 13 ^ „ äÜk^lB i 
iKairo Hebräarbrief I, 1-4 „ „ «f ^öeiten 

Rom „ Vj5--X, 22 „ „ (fehlt) 8 Seiten 

/Rom Epheser VI. 18— Ende „ „ Wr » ux «c * 

iRom PMlipper I-II, 2 l „ l^"^ ^^^'^^^ 

Rom Thessaloniker I--III, 6 „ „ (feblt) 2 Seiten, 

Dazu kommt, was Chasetnat nicht wissen konnte^ 
Wien Bömerbrief XI, 17— XII, 18 Pag.-Bez. l^- IH 2 Selten. 

Diesen Aufstellungen Chassinats liber die Handechrift der 
Briefe widerspricht Asmus p. 65: ,Wa3 die Fragmente der 
pauliniachen Briefe anlangt, zu denen noch unser H^m(erbrief) 
zu ziehen ist, so sind die Zoega-Texte, wie schon oben gesagt^ 
eigentlich noch unregelmäßiger und dem Sahidischen zum größten 
Teil noch näher stehend als unsere Texte, so daß ich fast nicht 

1* 



L Äbliftndlung: Woflaely, 



glauben katinj daß sie von demselben Mann übersetzt sin 
Die einzelnen voneinander verschiedenen Abschnitte rubren 
von verschiedenen Übersetzern her und sind dann, wenn sie, 
wie CbaBainat behauptet, denselben Handschriften angehören, 
hier zosamraengeschrieben** Für die Beurteilung des Charakters 
dieser mittelägyptiscben Übersetzung ist es unter diesen Ver- 
hältnissen von großer Wichtigkeit, in diese paläograpbiscben 
Beziehungen einen Einblick zu gewinnen; denn sobald diese 
für mehrere Blätter sicher erkannt sind, verfUgeu wir llber 
größere Komplexe von Text als Substrat für die 
spracblicben Untersuchungen, 

Über die Provenienz der Kairiner Fragmente bei Bourianl 
Chassinat sagt letzterer S. 170: jlls proviennent trhs vraisem- 
blablement de la hibliotbeque du Deir el-Abiadj d'oü sont sortis 
tant de pr^cieux documents. Malgr4 les recherches aüxquellea 
jo me suis livr^, je n'ai pae pu recueillir de noaveaux rensei 
gnemcnts pr^cis sur leur origine/ Auf p, 201 bringt er d 
Faksimile des Alphabets von der Schrift des Blattes 2 Kor. 
XII, 9— XIII, 13 Hehr, 1, 1 — 4 mit dessen genauer Besehreibung 
C'est le dernier feuiilet d'un cahier cotö A. Les pages sont 
numerotees 2[A] — £B. Elles ont les dimensions ordinaires (haut^M 
m, 3b cenLj hrg, m. 26 cent.), Comrae d'hahitnde, elles sont^ 
divitj^ea eu deuit colonncs de texte de qnarante h quarantc-trois 
lignes. L'deriture en est assez petite et sorröe 5 eile est r^gulifen 
et bien forniöey presque sans pleins ni d«51ieSj ce qui lui donne 
un aspect carrü. Tontcfois le scrihe^ lorsqu'il n'iitait pag gcnü 
par le manque de place, au eommencement des pages ou h h 
ün des lignes par exemplc, a laiss^ courir son calame et a tei 
min^ par un trait laned ccrtaines lettres teltes qiie le t? Ic 2 ei 
le Y' II ^'^»t eependant montr^ aobre dana la döcoration du 
texte et a rednit au minimum le nombre des majuscules ornoes i| 
ou Don. On eil trouve trois ä la page %[K]i mais, a la page £B, 
Tinlervalle compris entre les deux colonnes de texte est occupc 
du haut en bas par uo ornement vert, roug© et jaune qui se j 
terminc au sonimet par un oisean de momes conleursj et auquel 
vient se raitacher le 2 initial^ orn6 et enlumin<5 de rouge et de_^ 
jaunti de rKpitre aaiE H^breux , . . Les ligatures sont tr^äfl 
raret; on reneontre toutefols le GC et le ^Kp. Les points qui 
SEirmontent certaines lettres dans les inanuscrits reproduitg pro 



Ein Sprachdenkmal det tnittelifyptischen (baKlim.) Dt*I«kU« O 

e^demment sont remplacds ici par <Ies tralts. L'abrdviation deö 
mots se terminant en H h la fin de3 ügnes, est indiqu^e^ comme 
k rordinaire, par un trait bog — , Chassmat glaubte Dach einer 
Schriftprobe, die Eögelbreth, Fragmenta Basmurico-Coptica von 
den bei Zoega p. 151 — 168 publizierten Bmchatüeken in Rom 
gibt, urteilen zu köaDen^ daß aucli diese zu derselben Hand- 
schrift gehören; vorsichtiger wird es sein, solange nicht mehr 
Material vorliegt, dies nur ab eine Verrautang zu verzeichnen* 

Auch in Wien, Hofbibliothek, Sammlung Papyrus Erz- 
herzog Rainer, werden zwei Blätter in diesem mittelägyptischen 
Dialekt aofbewahrlj denen Professor Krall die Nummern K9001 
und 9002 gab, deren Zusammengehörigkeit er alao erkannt 
hatte; es ist diese in der Tat nicht zu. verkennen, so sehr ist 
die Schrift, Größe und Ausstattung beider Blätter ähnlich. Und 
diese stimmt wieder ganz und gar überein mit den Eigentttm- 
lieh ketten des Kairiner Blattes^ dessen oben reproduzierte genaue 
Beschreibung wir Chassinat verdanken. Diese Vermutung der 
Zusammengehörigkeit nach äußeren Indizien wird aber ^ur 
Evidenz, wenn wir den Text des Blattes K 9002 genauer an- 
sehen. Wir machen da die Entdeckung, daß dieses sich knapp 
an das Kairiner Blatt anschließt, indem letzteres mitten in dem 
Satz und in dem Worte aufhört, mit dem das Wiener Blatt 
beginnt, das allerdings am Anfang beachjidigt ist. Wir orkcn- 
uen öo die Zusammengeharigkeit der drei Blätter und 
erhalten einen Text im Umfang von zwölf Kolumnen, 
die wir nunmehr folgen lassen; denn auch das Blatt K 9001 
mit dem Römerbrief erheischt^ weil unvoUstlindig von KraU 
herausgegeben, eine neue Bearbeitung. 

K ^001 ist 35 cm hochj 27 cm breit, Rand oben 3 cwi, unten 
3'5 cm^ links 3 cm^ rechta 3 6 cm^ Kolumnenbreite 9 an^ Intcr- 
kolumniura 2 3 cm. Im obern Rand steht die Blattaberachrift TO 
npOC I apCOMXlOC in der Mitte über beiden Kolumnen. Die Be- 
zeiclmung ,2. Blatt' B entspricht dem Ä auf dem Kairiner Blatte 
(s.oben). Lücken, deren Größe, wenn unausgefllllt, Punkte entspre- 
chend der Anzahl der ausgefallenen Buchstaben anzeigen^ werden 
mit [ ] gekennzeichnet Unsichere Buchstaben tragen Punkte 
unter sieh. Angesichts der Schwankungen dieses Dialekts muß 
betont werden, daß meine Erganzungsvorschlilge keinen Anspruch 
auf Fehlerlosigkeit machen, sondern nur giongomäß sein woUfn. 



I. Abhandlang: Wessely. 



E9001. 



Fleischseite, 1. Eolamne. 
:B- - 2p(DMATOC^ 

Rom. 11, 17 1 eXYTX(?K 62XHI N2HTOY 

Xy(D XKQ)(Dm NKINONOC* 
MnKHNNl NTBCD NXii'T • 

„18 MnexqjoYojoY mmok 6X6n 

6 NGKXATOC . 6q)X6 KOJOY "* 
q)OY A6 MMOK NTAK 6N GT 
Bl 2X TNOYNI • XWA TNOY 

„ 19 Nl TGTBI 2Ä\XK- KN6XOOC 

NHI X6 AYCljeeT 2T1KXXTOC : 

„ 20 10 XGKeeC 6Y6TA(?T KAXOC • 
2N OYM6TAniCTOC xyij^ss 
TOY • NTAK AG 6K(D2I 6 
X6TK 2N THTCTTC • M 
nexXICI N2HT XXXX XXI2X-I'- 

„21 16 6q)X6 rxp Mne nNOY+ +cx 

GNGKXXTOC • 6X6 2CDOY N6 • 

NHNX-f-CX 6XXK 6N 2CD(DK 
„ 22 XN6Y <?H 6TM6TXPC. MN 

TM6Tq)(D(DT 6BOX Mn<}>+ 
20 MN TM6TX6Hqj(D(DT N 

N6MTXY2HHI - TM6T 

XpC A6 hm^'\' eXXDK • 6K 

U)XN<?a> 2N TM6TXpC • 
„ 23 6q)(Dni MMXN 2(DCDK C6 
25 N6q)66TK • NIK6KXYI 



R. 11, 17, Z. 3 ff. dwR^coni^ nninonoc MiiRHnm _nT&(o 

H2S.dwlT, boheirisch dwHepOjftHp AillHeni nT€ enOTIfl tl'^ftcd 
H2iL(0lT cu-pw^vwvog T>3? ^^s^<? >^*t iciÖTYjTog T>3? IXa(ag ey^voü in unserem 
MS fehlt also (tyj«; p{i;r<; xa{). 



^V Eid Sprachdenkmta de» miHsligjptitehta (baaclim.) Ülalekta. 7 ^^H 


1 Rjim. 11, 23 


2CIKDK JkYCQTMffCD 2N TGY ^^| 




MeTXTMe2+ CeNATXffOY • ^^M 


B 


6C9X6 NTAK rJ^p XYM)€€TK ^^| 




CBOX . 2N OYKC» NXIT ^^H 




30 2XOYT 2N OYM66f . XYU> ^^M 




nXfi, T6KMINI AYTJk&K ^^| 




6YEU) NXITMOYTM- HO ^^| 




CON MAWON NGI62XiNl ^^H 




X(DN6 • CeMJ^TJwCOY 6 IGY ^^| 




36 BtD NXAIT MMIN MMXY = — ^^| 


^r^ " 


•f-oYüxg Ae eTpureiNei ^^H 




Ml NXCMHY eneiMYCTH ^^M 




plON ■ X6K66C NMefij ^H 




qjtuni nhTT ncxbh - xe ^H 




40 AYTCDM N2HT CQU)ni 2M ^^M 




zxYni MniHx- (gA,UT6 ^^1 




nX(DK NNI60NOC Gl 620Y~ ^^M 


^^ » 


XYC1> T6I T6eH MTX niHX ^^M 




THfH OYXei ' KXTX 06 6T ^^M 




ib C2HOYT X6 MNHY 6KOX m ^^M 


1 Pagina 


^^m 


1 Rum. n, 36 


1 CICDN UG\ nCl'NOYZM NM ^^M 




KTX NTMGTUjei t^ 6KOX ^^| 


H 


SN IXKIDB • XYU) TGI ^^M 




T6 TAIXOHKH GTUjOOfl ^^M 




& NHY 6BOX2ITXXT • 6t(9X~ ^^| 




KCD 6BOX NH6TMNOBI • ^^H 


^^^ « 28 


KXTX MMeM[n6Y^rr]6xio""- ^^| 

egen du Ende ist T flbermgend, daneben e kleiner. ^^^H 


^^ Z. S6 p 


■ Z. 36 Initiale 


in rat, «ehwars nod grün, ^^^| 
17» Z. 6 e&oA.glTe^f^T ■:;*? liASü fehlt itn Bobeiriscbeo. ^^H 


^■^ K. 11,S 



8 I. AbhandlnDg: Wessely. 

Rom. 11, 28 AY6XXeXI 6TB[HHTHN]0[Y] 
KXTA TMeT[CX]nT AG 
10 sTiMepiT N[6 eTB]6 NeYtA+ • 
„29 ZH AT6X 2T[H VXf] Hß NGXX 
PICMA Mn<|>^' MN neHTCD 

„ 30 2eM . Nee rxp ntxtn 

M[ ]OYA6iq) NTX TeT6N 

15 exxTNea^ en4>+ . +noy 

A6 AYNeei" NHTN 2T1 TMGT 

„ 31 ATNe^f- NNei . xei re 

eH NN61 2CDOY TewoY • gay 
exxTN62'f' eneTNNA • 
20 xBKxc 2CDOY BYeNeeT nh y • 

„ 32 MNNCOC- X nNOY+ TXp 
AHT OyXH NIM e20YN GY 
M6TATNe2^ XGKXXC 
GHSNA NXY THpOY' 

„ 33 26f(D nq^CDK NTMGTpeM 

MXO • MN TC04>IA • MN 

ncooYN Mn4>+- ngh 
exe M6Ya)Mxq)T N626n • 
MnNOY+ • -^Y^ 2eN 
30 XT(?eNxeTOY we NeH2ixYi : 

„ 34 NIM rxp nexe xmimi en 
2HT Mn^. nei gtnx 

„ 35 ceBiHTH eBox- Te nim ne 

T6 XHU)(Dni NHH UKBH 

35 xiu)xxNi • Te NIM ne 
Te XHixi HHH Nojxpen . 

„ 36 NTXXeHTOYlA HHH • XG 

Z. 16 T am Ende überragend. 



33, Z. 27 tiefen MlinOT'^ la xp {(xaia 6eoö aber sahidisch 
neqpdwil griech. t3c xp{{JiaTa aOxsO. 



Ein Sprachdenkmal de# mUtelSf^ptiieben (bmachmO Dmlokts. 
Köm. 11, 3 G riTHpH ZU eSOX MMXH 

M6- xYü> eBoxaiTX 
40 XTH ' xycD eyNXKXTOY 
6XX4* ncüq ne neooy 

» MCJ)X Nl6Ni 2XMHN : 

12, 1 ie f nxpXKXxfc ce mmxtn 



TTaarselte^ 1, Kalurane, 



Pagina 
Rom. 12, 1 



m 



Tenpoc 



15 



1 wecNHY ^JTM MeMGTcyx 
NX2THM Mnnoyf ^ e 

nXpSlCTX HHeTNCCDNX 

woYöycix ecxN2 ecovees* 
6 ecepxwHH Mni40Y+* ne 

TNajHMC^l llf€MH2HT- 

[XYü> x]i MnecMXT en 

[2N]n[6l6N62] ' XXXX 6T6 
TN XI M[neC]MXT HTMex 
10 Beppe [Mn6T]H2HT- €T 

pGT6T[N]AOKiMX2e xe oy" 
ne noycDü) Mn4»+' eT 

NXNOy^ 0TepXMH4 BH 
XHK GBOX* -f^XCD 

=rxp HMoc zirii Toxxpfc ri 

TXYT61H WHI ' NOyXM 



Z. 4a InitUle in den Band TCropnngend in icbwarx, rot und grün. 
Z, 15 ü groß in d^n Rand Torspringend. 



R. 12, 2 [^Tij> atiJMnecAVAT cn jjn]_^n[€i€n€2] %m ^ii 
neie^iüin. 12, 2, z. n^e ot~~ (iLiEch für ^^ ot. 12, 3, 

Z. Ih rey^l^flC nT*^TT€iq Hmit i?t falsch für HTÄ^TTeiC, Babiüiacb 



A :: ArtiiMiilmiy V^m^^lj 



XJCk mHT' MHAfA GH 

€nr6(9i9H eMMtoy»- jlx 
M AA MmKrf& irrvi ee^re 
HMSRT. noY6^ noY 
e^ji iiee itta n^ tidcq 
$mr% MTfc^ MrncfC' 

^ 4 KATX BH TAf 6X6 OY^^ITHN 

» ^HTfXTX KM6XOC 211 Oy 

CCDHX iiOYCirr - 01 
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TeilTM IIIH6XOC THpOY - 

^ Ä rei xe xm2h xHp6ii jliia"" 
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JUIJUI II6M6XOC IIN6II 
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M6Y liitisMAX 6YC9Xse • 
36 KAXX xexxpic iixxYxeTc 
„ 7 UHU • CIT6 ovnpo<|>Y 

-f-X KXTX nCQI IITniC+C 
Oi'W OYAIAKONIA 2N T 

AUKOMU . e'ixe nex 

iiOTiupxKXxi 2M nconc. 
iiirr-f- 2N oYM6X2xnxoYC 

2. Kolamno. 

itnm. la, H I iioxnpo2icxx 2n oycho 
AH . nexN66Y 2T1 OYOY 

1«. 5, X. »0. aO d^nd^n OTCCOM^^, danach ergänie bei Balestri 
|i. lUil (K«crorum liibUuruiii fragmenU copto-sahidica, Band III) [d^tiojn 



^H Ein Sprichdenkmal d«i mittoUKjrptischeii (bKchm.) Dial«kta. 11 ^^H 


Hnöm. 13, 9 


pxT * TJ^rARH xeNzynoK ^H 




pme- ereTNMxcf m ^H 




6 nneoooy . ererNTaxpi ^H 




MMxfN enneTNXwoYH • ^| 


^^^^ ^^ 


CT6TN2(DX6- 620YN ^NG ^H 




TNepHY 2N OVM6TMXICA~- ^^ 




ereTNXici NMefiaepHY ^H 


^L » 


10 epATH 2M nTA.'lA 6N ^H 




T6TNXI NOJXCN aTl TGC ^H 




noAH eTefNBxpBep ^^ 




2M nenNX ■ 6T€tmxi nzm ^H 


^r r, 


aex Mnec ereTwxe ^H 




16 0)1 2N eexnic - ererü ^H 




zynoMiNe zTi reexi-fTc ^H 




exefNnpocrxpTHpi e ^H 


^^^ 13 


necgXHX • 6TGTNKI ^H 




rtOMt 6N6XPIX NN6TOY ^| 




SO XXB • €T6TNnHT N ^H 




CX TM6TMXta)eMMXO ^^ 


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CMOY eNtilllHT NC(OTN ^H 




CMOY xY(i> MnexcCY^i • ^H 


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xea^i MM NCTxeq)! • ^H 




SA XIMi MN NGTXIMt - ^H 


■ 


bieTNMHHOYG) eYMHOY ^H 




61 NOYCUT MN N (corr. «X T) 6TN6pHY ■ ^H 




6TGTMCXHC GM 6NIM CT ^H 




XXCI2HT- XXXA 6T6 ^H 




30 TNMOOCQt Mll II6TOCU ^^ 


H 


HY' MnexcgtDni u ^H 




cxBM mnü OYA6<m'HNY> ^H 




6NTeTNTU)U)BI 6N NOY ^H 




neeooY zi^ OYneeooY n ^H 




a« XXXY - 6T6TNMI MH ^| 



12 I. Abhandlung: Wessely. 

Rom. 12, 17 XAOYCl) NNeneTNXNoyM 
MneMTX GBOX NXCDMI 

„18 NIM . eq)xe oy^n c^ 

(?OM exnATAATTHNOY 
40 eexSipHNH MN p(DM6 
NIM • BTeTNeiXI 6N M 



Das Eairlner Blatt nach Bourlant-Chasslnat. 

Pagina 61, 1. Eolamne. 



KopiNe[ioc] 

2 Kor. XII. 9 1 N(?l T(?OM MnexC • 6X66 
„ 10 n6l Oyu -f-THK N2HT 2N 
2NM6T(7(DB- 2N O^CDC^ 
MN 2N XNXrrH • 2T1 2N 
6 AIOKMOC • MN 2NX(DX 
2X n6XC • 20TXN FXp X6T 
qjXN6XXT(?OM • TOT6 C^XI 
„ 11 (?6M(?XM. XICQCDni NX 
eHT NTXTN T6T6NXNXr 
10 KXZ6 MMXI • XNXK TXp 
qjqjH 6TPXCYN2ICTX M 
MXI 2lfN THNOY • M 

niqjCDCDT rxp nxxxy 
Mnxpx NNX<y NxnocTo 

16 XOC • 6qjX6 XNXK OY 
„ 12 XXXY N6MH6IN NTM6T 

XnOCTOXOC XI6ITOY 2N 

THNOY- 2N 2HnOMO 

NH NIM- MN 2T1MHI" 
20 MN 2Tiq)nHpi . MN 26"" 

„ 13 (?oM. OYN rxp n6NTX 

T6T6NqjCD(DT MMOM 



Etil SprAcbdenkinsl des mittolägyptlftchen (bAschm,) Dialekts. 

SKor.XILia HApA nKecHHni nni 

AHOCTOXOC m HI8KK 

26 xHCiI' eFMK-f- xe xhok 

MniOYBi 2ICI eXAT6N < 
KiD MHI 6BOX MneiXIM 
H (yXNC: -- nM62rNCOn 

ne ne? ^ceBxcDT eeF qjx 

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T6N ■ MXÖQUjH rxp eu 

35 WNeqjitxi eccDoye e^oy^ 

Nweix+* xxxx Neixf 

15 NHe^Hx!- XNOK Ae 26^ 

oynioi j^^xk GBOx • xycD 
CGNXxxT esox zx uereH 

HMxfFi GMxqjx- TeroTe" 



13 



3* Kolumne* 



Pagina - ^ ^[X] h- 

2 Kor. XIL16 i HHI MMXI 2(DN oyKOYI 

, 16 xycD XNXK Mnmxpx h 

MXT€N - XXXX MXIXI 

Hf ixNoyproc ^ xixi tn 
5 Noy wrxXH * mh xibxg^ 

THiioy iixxxy m neti 
^ IT TXiTXoyxy üjxpxTeii ^ 
„ ta xmxpxKxxi mtitoc ■ 

xycD xiTxyA MncricxiT 

10 neMHH ^ MH X ÄlTOC 



14 L Abhandlang: Wessely. 

2 Kor. XII. 18 BX(?THNOY • MH NXNMO 

ocgi BN 2M neinfil Noy 

(DT . Fe NN6l2IXYei NOY 
„ 19 (DT 6N N6- nXNTOC 
16 T6T6NMHHOY6r X6 ANA 

noxonze nhtn Mnen 
tI eßox MnNOY+ eNc^e 
-r- XI 2M nexc : 

NAMexe-t- 6NIXI MnTHpH 
„ 20 20 2X neTCNKCDT. +6p 

2X+ Ae xe MHnoTX xiei 

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26 exxF NGH eMT6T6NOY 

Bijgrr mmxc 6n . : mh 
ncDTe oyxH 2nait(dn 

2NTHNOY» MN 2NK(D2"" 
MN 2N(?(DNT- MN 2N 
30 XHXXeX . _ MN 2TIKXTX 
XXXIX* MN 2NK6CK6C- 
MN 2NXICIN2HT • MN 
„ 21 2N(9TXPT6P • nHnOTX" 

NTxei NTe nxNOY+ ee 

36 BIXI 6TB6THNOY • TX6X 
2HIBI NOYMHH(91- 6XY 
6XNOBI NXIN6(])Xpn X Y(D • 
MnOYMeTXNO[6l] • 62XHI 6 

xeN TXKxexp[cix ]mn 

40 TnopNIX MN nC(D(DM N 
XIII. 1 TXYBN : — nMe2fN 

c[o]n [+NHY] (pxpxTe"" 



^^^^ Ein Spraobdeokin*) de« mitteUlgyptiicbeR (bMcbm.) Dialekti, 15 ^^H 




Tagina 63, t. Kolamne. ^^^H 


Pap. ^TlT;- 


[T]6 npoc ^H 


K Kor. Xm. 1 


I XGK66C CBOX2N X(DH M ^H 




MefpH i 16 r epe q)exi ni" ^| 


^^^ „ 2 


Bl (D2i6x6TOY- XIXO ^H 




oc rxp NXiN ecgopn ay^ ^| 




5 AN -f-extgoph Nxtu mmoc ^H 




atDC eN'^2XT€NTHNÖY ^H 




€N-f-NOY - 6TC26I NN6N ^H 




TXY6xa)opn nxooc mxin ^H 




ci^opn ■ MN nKecHHm ^H 




10 THPH X6 eiCQXNI Mncicon - ^H 


^H 


N-f^Ne-f ex 6N ■ 6BOX ^H 




X6 TefNUJINI HCX TAOKI ^H 




MH Mnexc excgexi w2ht ^^ 




nei 6TNXSXI NXT<70M ^H 




16 620YN exXT6N • XXXX ^H 


^^t " 4 


Hff6M&OM 2NTHNOY- K6 ^H 




rxp XY[CTXYP}oY mmom zm oy ^H 




XC06N1X • XXXX XHX ^H 




MX? 2N T<?OM HnNOYXe ^H 




so K6 rxp XNXN SÜKDN T6N ^| 


^^^^^^^^B* 


CQtDNI N3HTH ■ XXXX ^| 




TGNNXCDNZ NeMHH XN ^| 




2N TGOM Hn^-]; 620YN € ^^ä 


^^^» & 


xxN • xe rereN iü t ^H 




2& nicffC AU)KIMX7'6 HMX ^H 




reN- le HTeT6NCooYN 6~ ^^ä 




xe nexc ic zTi tcnoy- e? ^H 




MH-f- nXNTOC NTXT6N SN ^H 


^H " 


xxoYT • 't'n'CTeYeT a6 ^H 




äO xe T6fNNX6IMI X6 XNXM ^H 



16 I. Abhandlang: Wessely. 

2 Kor. XIII. 7 2NXAOYT 6N ■ TBHiJ^ 

KHK A6 K n^ 6(9fMTpe N 

6XXAAY MneexY • x6K6 

eC BN NXOYCDN2 6BOX NCOnT 
35 XYCD NT6TeN6X nnCTNX 
NOYM XNXN A6 NT6N 
(QCDni 2(DC CCDRT 6N • 
„ 8 M6N<?OM rxp MMXN e-^NGY 

„9 e 6TM66I- reNNexeqji 

40 rxp 6Nq)XN(9(DNI • N 
TXTN A6 NTeTeN(9(Dni 6 

TGTNXxxp- nei x(D ne 
T6U (ij[xHx] 6TN[.. ne]TeN 



2. Kolumne. 



Blatt n: A IZ 

2 Kor. XIII. 10 1 cxB-f- . eTB6 nei eN-^sxTe 

THNOY +C2ei NN6I TXXpCD 
NOYCPCDCDT 6BOX. KX 

TXTesÖYcTx NTX ri^c reic 

5 NHI eYKCDT XYCD NOY 

„ 1 1 (9xxq)6x eN • 't'^o Y <y" 

N6CNHY xeq)T ceBTe thn • [l. thnoy?] 
conc • MHHOYcTc (l. 6) neiMH 

HOYel NQYCOT ' XXI 21 
10 pHNH • XYCD n<|>+ N-j- 
PHNH NXCQCDni NeMHTN 

„ 12 xcnxze nn6T6N6phy- 

2N oYni ecoYAXB- cecgi 
m epxreN uei weTOY^^ß 

„ 13 16 THpoY- Texxpic MneN 
€C IC nexc- mn txfx 



Ein HprAchdenkmal des mittelXgyptitehen (basehm.) Dialekts. 17 
2 Kor. XIII. 13 nH NT6 n<|>'t' • MN T 

KINONIX MneriNX eroy 

XXB NCMHTN THpT6N • — 

20 i Tenpoc . Kopmeoc i 
i Tenpoc. 26BpxToc- X 

Hebr. I. 1 26N Oy^TB 2H MN Oy 

XTA NCMAT. 6X 

n<|>'f' q)6xi MN Ne"" 
2öTx't' NM)opn- 2N Nl 

^ 2 npO<|>HTHC- 2N OXH 

Ae NN6I200Y NeT xMoje 

XI N6MHN 2M neHOJH 

pe- neiNTXMKe 

30 6H NrXHpONOMOC N 
KGCNI NIM- nei HTM 
TAMIX NNieCDN GBOX2I 

r, 3 TXXTH • ere nel ne noy 

xeiN MneY6ooY- ^Y^ 
35 niNi MneHTxxpx • 6h 
ßi 2X nxHpH 2M ncgexi 

NTeH(?XM • 6BOX2ITXXTH 
XHIXI MnT6BO NNeNNOßl- 
XH2MOOC 2N TOYNXM NT 
„4 40 M6TNO(? m NGTXXCI • XH 

K9002. 

Dieselben Maße wie bei K 9001. 

Fleischseite, 1. Kolumne. 



Pagina 6 26BP60C 

Hebr. 1, 4 i [q)(Dni] GHCXnT G20Y6 eNI- 

[xrrexoc] a>c eHOY^Ten 

[e20Y6 6PX]Y- XHKXH 



8itxaoKs¥«r. d. pkil.-hist. Kl. 158. Bd. 1. Abk. 



18 I. Abhandlung^: Wessely. 

Hebr. 1, 4 [pONOMI NOY]X6N GBOX Oy 

„ 5 5 [ NN]iM m Nixrre 

[XOC XHXCD MM]OC NHH 6N62 • 

[xe 6]NTAK ne nxqjHxi \ 
[NX]K xixnxK Mnooy 
xycD xe XNXK -^nxcqcd 

10 ni NHH eyrcOT • NTXH • 
A6 HTlXCQCDni NHl eyiJ^H 

„ 6 [XI]- ecQConi Ae xn gh 

[CQjXNiNi Mnq)xpn[M]ici 

[62]0[Y]N eAIKOYMYNH- H 
16 XCD [MMOJC xe [MlXpoyCDCQT 

NXH THpoy N<yi Nexrrexoc- 

„ 7 Mn<|>'f'- HXCD MMOC 

XN 6TBe Nixffexoc- xe 
nexTXMix NNeHxrre;^c 
20 MnfTx • NenxiTOYproc 

Nq)X2NCX't' • NX2peM 

ncQHxi Ae HxcD MMOC xe 
„ « neKopoNoc n<|>'f' hojx 

xn NCQX eNe2 NTe nieNi- 
25 xycD niJxpcDM MncxYTeN 
ne niJxpcDM NTeKMerepx- 

„ 9 XKMepi TAYKeOCYN[H XK] 

Meere nx[i]N(yoNC[ • er] 
Be nei x[q]Te2CK n[xi] 
30 neKNOY+ NOYNe2 [Nxe] 

XHX nxpx NeT2ITOY[Cl>K] 
„ 10 THpOY- AYCD xe N[TX]K 

n^ NXiNeqjopn xk2i 
CHN-f- MneKexi- NesßH 
35 oYeT NNeKö'ix Ne FieMnH 

Z. 19 nneqd^rrcAoc mit untergesetztem O. 



Rill Sprachdenkmal dflü mittfllBglptintJiPH (ba.'^clim.) Dialckls 



19 



Hebr. 1,11 OY^I HT[X]Y M6 r AKX H 

TkK AO [K]MX6'ü>mr ce 

NAOX[X]C 1 HpOY NOH HOy 
„12 r iKNGKXHOy NOH 

4*j [HOYJepcocDN wcoajmi * n 
TXK ne* xytD iitxk xn iie^ 
xycü HeKpxMiu NXoixeN e^, 

Hebr. I^ 4^ Z. 1. Nach dem Bobeirischen ee^qit|Li>nt und eot 
Bprechenil der Grö0e der Lßcke mt %a ergänzen &.C|'[u|COlll]^ wobei das 
Rairiner Blatt mit dem Wiener iti engeterZuäjimmengehöi-igkeit erecbeitit. 
Das Weitere lautet im Bobeirischcn: e^^CtOTn €gOT€ tll^wPf^Xoc 
tlTJltMJ^fR MnipH'l €Tivq€puAHp0llOMltt HOTp^U €OTOtt 

ujib^ MMoq egCTcpciioTT aahtdi^cb nee «Tqcoxn «tti^t^cTVOkc 
T^X Oll T^ ee irTÄqHAKponöMet noTpÄ^n eqiyo&e epoov 

TOffouw Äpih-;(i>v Yiv2|*cvc; niv i'p/iXwv 05w 3ta<fOf(ij-af ov (eqöTi^Teq 
2u SaiüdiBeh OTTöT^ft praesUre) ^ap' aocroy; X4xXr^püyc|i,T|XiV 5v5p.x In 
d«!r Lücke v(<n Z. 5 Tehlt das Ende de» A(|iiivaEeDCB für Traf'' srursu^ und 
der Anfang von V. 5 Tivi ^fip eixe tcots twv a^fY^/jav etc. boheirbch 
cTA.qgE.ooc t'Ä.p nniM nen^^T ^e« niA.t*r€*\oc asLe, sabidisdi 
tiTe^q2£.öoc UÄ.p luuM nueqÄ.i'reTVöe eii€g ss^e) Hebr, I 13 be- 
ginnt mit [dwqano Jwui]oc e6.p HiuM gn tin[€e^er€?V]0c eiteo 

1,5, Z. 9. Der Anfang kutet ö^TW 2fi.€ ohne i^ttj dagegen bohei- 
rlacb OTTOg nevTVm 2i^e, sahidiseh ö^ttw Ott ta^^e t xati tcatXtv. 

Ij 6j Z, 12. Die Konstruktion iat dem Bobeiriseben ; ^UjCOlt 
2^€ Ott f^qus^^lttill MniUJO^nMMiei nltber als das SabidkcU© 
equfd^tieme 3^€ on MTiiupiiMMicc Ixm U %€ki^ (otf im Kop- 
tischen) ilGiSt'XTfri Tbv TTpWTGTikoV* 

I, 7, Z. 17. qtJLm MMOC e^ti €TfilC IVIÄ.l'eGAoc 2fi.€ ,er sagt 
wieder wegen der Engel* eteht dem BobririeehonOTO£ee&€ nia^ei^eAoc 
q!2£.i^ AlMOC 2£.e ,itnd ilber die Kugel sagt er' näher als dem Sahidiachen 
l||A.q^DOe Aien nitÄ^Optl tlÄ^üt^cXoc 2£.C grlechiBcb xoil ?:pb; p.bi 
tS'j; i*^7£X£j; >.£7£t. ni^Op^M ißt in unserer Handschrift erst im fol* 
genden gebrauchte ndh£p€M nUjHAl ^^€ ^pb; Ik ih^ u^iv, 

I, 9, Z, SO. n[3e.i] neHrtOIT'l^ ,dein Gott* boheirifteh ltrSL€ f^-J* 
tl€BtlOT^ — n^p^ neT^iTöT[(i>H] THpoT rsfpa i^u; i^fTixc^; ^a,> 
^VT*; hoheiriaeb €£öTe nK€TÄÄ.0OTtan Trap tcu; |Ji€T^/,5y; 50U. 



20 I. Abhandlung: Wessely. 

I, 10, Z. 32 Ä.TCO 2SL€ n[T&.]H H^ H2LineU|0pn Ä.RglCHn'f 
MnCRCO'l cü xaT' apx*<?, >uipi£, tTiV "/^v i6e{i.e}v{a)aa(; boheirisch OTop 

I, 12, Z. 38 xai Tzd'neq (Ix; IjjiaTiov ^aXaiwOi^coviai xai oxisl irspi- 
ßoXaiov IX(^£i^ a^TOUj; xai aTcaXXoYK^aovTai boheirisch cend^€pd^nd^C 
THpoTT Mc^pH'^" noTTgfcoc Mc^pH'^" noTTcpuicon ^nd^HoTVoT 

OTOp cei\d^U|I&^: Die Stelle ist in unserem MS. zerstört. In der 
Lücke stand die Bezeichnung für ,Rleid^ 



2. Kolumne. 
Hebr. I. 13 i [AHXCD MM]OC VXf NNIM m 

NN[6xrrex]oc 6Ne2- xe 

2M[AXC 21 OYN]XM MMXI 

q)x[NTeiKX ] NNeioce 
5 XI T[. . 2inec]HT NNeK 

„ 14 OY^PCH-^- M]H N2NXI 

TOYPr[iKON n]NX THpoy 6N 
Ne- [ eyTXYJA mmxy em 

AI[XKONI]X GTBe NGTNX 

10 KXHpoNOMi MnoYxei • 
II. 1 eTB6 nei ojcqh epxN n2^x 

eTpeN-f-^TH NeNGTeN 

ccDTM epxY- MHnOT 
y, 2 NT6NCxe(yxe(y • eqjxe rxp 

15 nCQGXI NTXHXXX[H 6BOX] 

2ITXXTOY NNxrre[xoc] 

XHq)CDni 6HTXXPHY 

XYü> nxpxBxcic nTm 

MN MGTXTCCDfM NIM 
20 XYXI NOYBeKH GYBMn 

„3 q)H MMOH- cene 



Z. 2 M große Initiale in rot, grün, schwarz. Z. 11 O tiber- 

geschrieben. Bis Z. 18 stören Spuren abgedrückter Schrift. 



Ein Sprachdenkmal des mittelägyptischen (baschm.) Dialekte. 21 
Hebr. II. 3 q)eN2H XUkH T6NNX 

q)exBXx eNCQXNAMexY 
en6CNO(? NOYX6Y- nei" 

26 NTXHXIXPXH N(96XI 

epxM 2ifM n^'\' XH 

TX[XPlA 620YN epXN 2ITeN 

[NTXYca>T]M epxi- e 
n 4 ||xei|[<|>+ epiMerpH n6m 

30 ||MX,Y 2N 2NMHTN • MN 
[2N]q)nHpi- MN 2Tl(yOM 
[eY]q)ABe- mn iFincopx 

MnNX 6TOY6eB- KATA 
neHOYCDCQ NXXHSHHO (1. nTd^q^nno) 

„ 5 36 Txcci eN NNexrrexoc n 
AIKOYMYNH eTNxqjcDni 

THereNqjexi epxc- 
„ 6 -T- X OY^ A.e epMerpH m oym6 • 
enxcD MMXC- xe oyn 
40 ne npcDMG xe Kipe nnen 
MHOY6T. ncQHpe MnpcD 
Ml xe Kö'iMi MneHCQiNi. 

Hebr. 1,13, Z. 5. Vgl. bohfeirisch JH^^'^X*' ^€U2SLÄ.2SLI Cd^lieCHT 

I, 14, Z. 8. Td^OTd^ zu sahidisch TOTO ,mitto*; boheirisch 
€irOT(opn AiM(OOT eT!2^ld^U(OHldw sl; Stotxovfav dtiro(JT£XXo{jL£va. 
I, 14^ Z. 9. tt€Tnd^ eine Scblimmbesserung ist das überschriebeneU 

Haarseite, 1. Kolumne. 



Pagina [i]A • T6 npoc 

Hebr. 2. 7 i XKÖ'XXeH N[OYKOYI] Mnx 

px Nixrr6[xoc oYjeooY 

MN OYTX[TX XKTeiTjpY [N]OY 
Z. 38 d^ ebenso in schwarz, grün, rot als Initiale. 



22 I. Abhandlung: Westely. 

Hebr. 2. 7 KXXM 2l[Xa>H ...]••• 

6 AKKX[eiCTA MMX]H 6X6" 
N62BH[Ye THPOY NNGK] 
„ 8 ^IX. A[KeeBIA NHH] NKG 

eNI NIM 2[in6CH]T UHß 

HOYcpH't'- [?2N nerpenjee 

-h 10 BIX Ae NKeeNINj N[IM] 

16 MneHKG xxxY eN[H2Y] 

nOTXCCI NHH 6N- +NPY 
A6 MnXT6NN6Y 6KeeN.I 
NIM eXY2HnOTXCCI NGH 
„9 15 neT6NTXY<yAXeB NOY 

[KOY]i MnxpxNixfrexoc • 

[T]NNeY 61 HC 6TBe 112101 
MRMOY eHCTe<|>XNOY 
2N 0Y600Y MN OYTXIX 
20 XCK66C 2M ne2MXT MR 
NOY+ 6H6XI+ni MHMOY 

„ 10 2x nTHpi- Necnpeni 
rxp ne Mnerepe k66ni 
N[iM] q)oon eTBHTH • xycd 

25 XX K66NI NjM C^CDHI 
GBOX 2ITXXT[H] PYeTX 
NCQHXI XHeNTQY [ e20YN] 

eneooY N[xa>K gbox nxp] 
xHroc Mn[OYxei 2itn]||n2N! 
„ 11 30 2ICI- neTTGBxi [rxp] 

MN NH6TOYT6BX M[MXY] 

2N eBOX2N OY66T TH[pOY] NG 

GTBe nei NHCQ[i]ni e^ 
eMOY+ 6pxY xe nxcngy* 

35 6HXa> MMOC xe 't'NX 

Z. 33 e große Initiale in schwarz, rot und gelb. 



Ein SprAehd«tikiiiftl da« mitt«t%yptiieh€fi (b«schm.) DiftlekU. 33 

Hebra 12 XCD HnBKpAN GNXCf^Y 

m IMH-f^ MjeKKAHCIA* 

„ 13 -f HXCMOY ßpAK * xycö 
XM xe xfikK I^NXcytDni 

4ti eiNX^ OpXK^ AYÜ> 

AM X6 zeire xnak mcn 

Hebr. 2, 7, Z. 3 Über die Form ^UTeiTjcir, au '\ gebMgi 
Tgl. Äflmui § 66. 

^^ 7, Z. 4. Nach pl[2S.(jac( sind nocb drei ßucbetaben in der Lücke^ 
tnJltch koaimen vier uuleseHiche . ^TIT ? Am Torderen Katide der Zeile 
iet die InterpanktioD. 

2, 7, Z. 0. Dem gri^biicheo Tit t^ya xü^ }^ecpüjv aou ent^p riebt 
im Bobelriecbeti ltl|p&HOT! nxe nCK2tl?t. Un«ere Zeile weist eine 
Lücke von Biebeu Bacbatabea auf, obtie dall das Bobeiriache ehien An- 
balt^puakl zur ErgfinztiDg gibt* 

2 p Bf Z. 3. eh.[lV^e&l^ wegen deä Umfangs der Lücke erglaet, 
fiflr welche «^[upTPnOTevCCe zu groß iöt. 

Ü, 9, Z. lö, ]enTÄ.T5'ft.2L€&, oben Z. 1 AU^Ä.2fi.€q VgL 3, 2 

neftiti d. i. ne^Hli seigt den Wechsel von & und q Amuus § 14| wie 
auch d&A S&hidische. 

2, 11, Z, 31. ttH€TOTT€fc*s MCMa^-s*] fn e&oTVoii OTTCei" 
TH[poT; vergleiebt inaa die»« Stelle mit dem Boheiriacbea tlHeTOT- 
TOirto MMtOOTT ^!lO\ ^€n OTei TUpOTT griechiBch Qi i*;'ta];5|JLlV0i 
1^ i^c; zivTi;^ so erhell t^ d^iß gil offeabar unrichtig iat^ wohl iinti*ipicrt 
von dem folgenden etoXgH. 



2* Kolumne. 

H©br.2.ia I MecijHpeqjHM l ntx] 

„14 <|>^ Txxy Nxi [, enei oyw] 

X Hea)Hpe[qjHM xykimo] 

Hl eCApeX [MN CMXM XYÜ3 NTXM] 
b 2CD(DH Xp[ü)BHp eNei TC10H] 

X€Keec CBoxsrrM n[eMMOY] 
6*460YtDCH MneTeo[YN] 

THH MM6Y MriXMG2^ 

HI104MOY ere iieT ne n 



24 I. Abhandlang: Wesselj. 

Hebr. 2. 15 lO AIABOXOC • XyCD N[H] 

nxxx^"'»^ NHercgoon 2n t 
[20]'!' MnMOY- MneycHH 
THP.H MneY62i [xyc^cDne e] 

NQXPC N6YMeT[26M2]ex • 
„16 16 NXHXM62I FXf BH N2N 

xrrexoc • xxxx xhxm6 

21 MnecnepMX nxbpx2xm • 

„ 17 6TBe nei hxcd mmxc xe 

(pqjH exXM KXTX acDB 

20 n7m eeiNi nnchcnhy 
xeK66c 6Heq)(Dni n 

NXHT XyCD MniCTOC • 

Nxpxiepeyc NX2peM n 

^-^^ eTpeHKCD 6BOX 
„ 18 26 NNGNOBI MnXXOC • 2M 
n2ICl rxp NTXHUJXIIH- 

[xynipxze m]moh oy" 

[(JXM MMJQH eBp[H]ei 6N6 

[Txynlipxze m[m]xY- - 
3, 1 30 6TBe nei gh n6[cn]hy 

GTOYLXXB] MM6TOXOC- 
[N]niTa)[2]M G1 OY^^B 
NTRH- COYÜ>N IIX 

iiocroxoc XYü> nxpxH 
35 epeYC NTeN[2o]MoxonA 
„2 ic- eYnicitoc] iie nne"" 

TAHTXMIXH • N0H 
2CDCDH MMa>[YCHC] 6XM 

neBHi • X nei [rxp 6]Mna)H 
40 N0Y600Y N20Y^ nxpx mcdy 

|CHC' 

Z. 30 € große Initiale in rot, gelb und schwarz. 



Ein SpracbdeiikiDAl des mittolNgjptUch^D (ba«<2hm.) Dlnlekia. 



25 



Hebr 2, 13i Z. L Da die Lücke far IlTd^ allein zu groß iat^ dürrto 
cstne rnterpunktion mit darniiffolgendeiu freien Raum dagcattLntlen hüben. 

2, l4pZ. 2 €ni!^ll OTU m der boheiriachen ÜberBeUung eriebemt 
für die Lücke ssa groß; griechiach ea€I Oirn. 

2^ 14^ Z, 9. Mnd^M€^^ Ain€(i^MOir TQ it^otToi; TOÖ öavatTOu; man 
«rWjftTtct AiltMOT, bahelriicli M^-^MOT; wohl ein Fehler naeb dem in 
Z. 6 vorhergebenden e&CÄglTM ll[€C:|A*.Oir] 

2, 15, Z. 11. tl[q]lievA5' offenbar ist U verschrieben für T, 
boheirifcb nT€qT*^'\5'€ a%akKitY^. 

2, 15, Z. 12- MnCTCliq Tlipq bobeiriBcb MllOTfCHOT Tlipq 
Bei ravt:?, fiuhid. CllTTt baBchmur. CHOT crecUeiitt hier in der aufßiüigeii 
Ygyintite CRq, Dieau Stelle hi übrige tm schlecht erhalten. 

2» !5» Z, 13. MtieircHq Tiipq j^neTegi 2u irotvTo^ toö ^iijv 
mit doppeltem MltCT gcj^enüber dem baheirJachen MnoifeilOlT THpq 

2, 17, Z. 18, €T&e «et qts-io MM*kC 2£.e ujujH eA^q 
KibT«^ gojfe niM €^1111 nn^qettHiT die Worte q!X.o:> MMe^c 
3^e haben kein Äquivalent im Bohcirischen @e&i? <pÄ.\ C€MIIU|& 

"nT€qini itneqüttHOT ^en ptofi ni&en Hkv io^^iXs x^Tit Triv-za 

S, 1,Z. 36. ic, boheiriscb lli€ aber Xptrcbv 'Ir^üo^^ im Griechischen, 
3,2»Z.39, €2iLM lietHi boheirisch e^pilt €2t€M UeqHI ,io 
seinein Ha nee*, im Griechiachen Iv z7ao iuj sTitti* auxoö. 

3, 16 — 3, 3 lauten ssabidiach a^: Mllcq^M&^Tt' ce^p ttllÄ.e- 

P€Xoc. Ä?VAa^ q^A^Ä^pTe AiiiecnpMÄ. nev^pv^OtVAi i Ui «rfee 
neiti €iuui€ ^pciq UATÄ. go3& ihm emn^ nttG^cituir* :s.ctia.c 
eqeufcime tm^^iiT awiroj mhictoc iti^p;^ii'peTrc Tin^opM 
nttoirrc expeqiuo efeoA uurto&e mhAa^oc (18) ^m ugite 
pa^p "ttT&.Tjaomi €Tneipe^i;e MMöq ottviTom MMoq e&oiie€i 
tincTOT&oueei eu€T0Tiiip*<'5€ mjaoot (3, 1) eT&€ ttd^t T€ 
necuuir ctota^äA mm€toxoc Mura^pM «rne- coirn ni^- 
nocToAoc «vTüi ii6.p3(;^iepeTC nTiigOMoAoeei^. ic (2^ e 
cnrnicTOc iic MiiMTÄqTÄ^Mioq nee gtiHoq mmiotchc gM 
ttcqiii (3) ^ n*^i eöjp Älnu]^ lipoTo ^^^ir ii«^p& m^ji^tchc, 
H^TA e€ €T€ oirnT^q gOTreTd^€io mmät enii[i] h5I 
nnra^qT^Mioq. 



Wortindex. 



Abkürzungen: 

K(orintherbrief), R(ömerbrief), H(ebräerbrief), S(ahidi8ch), 

B(oheiri8ch). 

d^ n<p'\ S € nnoTT€ zpo^ Tbv Oeov K 12, 7. 

€nT€Tn«wi B epcTenoi R 12, 11. 

MHd^Me^'^- MueqMOT (B nid^Md.^1 S nd^Md^^Te) xb xpaxo? toö 

Oavaiou H 2, 1 d^qd^Me^i MnecnepMd^ Hd^&pd^^d^M li:(Xa|jL- 

ßxvexat (77:£p|jiaTO<; 'Aßpaa|i. H 2, 16. 
Ä.n (Ott TraXiv) H 1, 6 1, 7 1, 13 2, 13 K 12, 4 13, 2. 
Ä.nd.H K 12, 11 12, 12 12, 16 H 1, 5 2, 13 neben e^ttou K 12, 13 

12, 15. 
ewttd^tt (d^tton wir) K 12, 4 12, 6 12, 7 H 2, 3 THpe« d.ttd.(tt) 

ot iroXXol •fi[iei<; R 12, 5. 
d^qd^ttd.^ (^ow^) ^71 K 13, 4 renttd^cott^ i;r,c6|jie0a K 13, 4 

ttOTrevcid^ ecd^n"^ S ecottg 6ua(av l^öaav R 12, 1. 
d^ ntto-y^ TÄ^p Ä.1IT S d^ iittOTTe rd^p eiTr R 11, 32 (zu 

HT : TH vgl. €qcÄ.nT S eTqcorn B eqccoTn H 1, 4. 
c€ttÄ.€7V[Ä.]c S cend^epd^iidwc -iraAatwÖY^aovTat H 1, 2. 
d^TTCO passim z. B. R 11, 36. 

t£ko tt2SLd^iT B '^-fcw tt2SLC0iT iXala R 11, 17 OTfccon2S-iT R 11,24 
€TrfcC0 tt2S-IT nOTTM B e'^fcco tt2SLC0IT nnoTTTCM et? xaX- 
Aiaaiov RH, 24. 

noTfli€Rtt B ttOTTiyefcieflic^e |i.t(j6a7co5off(av H 2, 2. 

€T€Tn üid^püiep gM neiittk B epeTen^HM ^o^i:eq tw 7n>e6[jiaTt 
R 12, 11. 



Ein Sprftohdenkinal des mittel MgjrptiAcJien (bvebm*) Diilekt». 



27 



j|iL«; T£tqc K 12, 18. 



€1 a. I. 

e€Viii IS nx^qiui qj-suijOijvfit H 2, 17. 

IoA H 1^4 n 11, 35 €feoA2S_e i7cs( K 13, 3 €&o7Vgti 7Vt.>q 
8 gifit £7ct a^s|Aaio; K 13, J €&oTVoiTM U€qMöir B €&oA- 
giT€n fieqMOTT 5ii xqa Oavoi-ou H 2, 14 cfcoÄgiTÄ^e^Tq 
S e&oAgiTOOTq IC aüToü K 1 1, 3, 6 H 1, 2 1, 3 ctoTVgi- 
t*i^^t[cj] H 2, 10 €&o7VgiTÄÄ.T TTÄp' ip,oQ R 11, 27 efcoA 
ä^sXiiJv H 2, 2. 
.^=^itj K 12,5 12, lu 12, 18 12, 2<> K I L 1^ 11, 21 12,4 
H 1, 14 €n H 2^8 K 12, 6 12, 14. 
^«eg 7:^-i 8 tn€0 B nen^T H 1^ & 1, 13 u|^ eneg nT€ meng 
H 1, H ni^it^ 8 n!€ti€g ol aitlivE;. 
iCMatUi*k S €AiivTe K 12^ 15. 

^k^e . * - OB epe z. B. eA€ uttoir'V epAierpH H 2, 3* 
^piwTn R 12, 10 €p6.Teiv K 12, 12 12, 14 aber eAe^xen K 12, 13 
1^ €AÄT€ti K 13, 3 — epÄ.n S €pon £?; i^j^ä; H 2, 1 2, 3 
H sbor t^Ttt cAöJtt st; OfAi; K 12, 4 -^ «pd^R S cpoH 
■ H 2, 13 aber cTV^wu R 1 U 21 -- €pÄ.q B ;5*^poq H 2, 3 
^H aber «T^d^q S epoq KU, -30 11 2, IT - epe^i U 2, 3 cpö^c 
y H 2, 3 €pÄ.T B eptooT «^-£06; H_2, 1 2, IL 

nrrnepHT etc dXXijXojc R 12, 16 ctteTncpttir 8 cneTenepHOTT 

iX>.i;AWv R 12, 10 nii€H€pH7f iAAi^XüJV R 12, 5. 

jT]€pu|ü>n ^= B isepißoXatöv H l, 13. 

H 2, 9 ^i n€i [c&p €}Mnii|K iloireoÖT B Mniy^w 
itgOTOTdkjo Si^^; ckt; i^|{wT3Et H 3, 2 ueqeooir 8 Reooir 
B wcqtöOir fs is;a: oiiT^o H 1, 3 iieooir t; 5i;a R 11, 36 
ßlttOOT B €OTtniOT th 5i;ar/ fl 2, 10, 
"rrÄe H 1, 7 I, 14 K 12, 10 €T6e ngici B ee&e itiMHd^g ^'^ 
^ tb f^iCi^^a U 2, 9 cT&€ nei H 2, 1 2, II 2, U 3, 1 K 12, 10 
^■^ €t]&€ nei H 1, 9 cT&HTq B ^efcHTq 5; a^Tov H 2, 10 
^^^^ €T&€THnoT 'pb; :^ K 12, 2L 

^^P^e B iC2Le £? R 11, 18 U, 21 11,24 12, 18 K 12, 12 12, 15 
ei||!2fi.e v'iK^ B icai€ t5akp a ^i^ H 2, 2. 




I. Abhandtunf : Wes9el^. 



euftoni B eu|ü>n R U^ 23 etycotu €q[u|]^itiiti S €qufd^n€ine 

grTov ebflqaYT, H 1, Vk 

Ain€if€gi B H<ji>ttÄ Toy ^j H 2, 15, 

€^Ahi K 12,21 e^TVHi h^htöt B iiÄpm Üähtott Iv aCrrct^ 
RH, 17. 

eoöirti E?^ R 11, 25 11, 32 12, 10 K 12, 14 13, 3 H 2, B 

€goT€ eni[a^t'i^€Aoc] eqcÄHT BeooT€ ti!«^cc»€7^oc S er^coTn 
€lliwüi5€Aoc jtpiirjtijv Y^^-j*^^»; ^ö^ ÄY^feXtüv H 1, 4, 

e3L€H 8 €2s_n Ixt K 12^ 21 MneAujOTujoTr mmoh eaten ne- 
ikiiiKTOC B €2C-€il }XTj xaTaxaj/f7» Ttov kXäSwv R 11, 18 d^uil^- 
[eiCTa^ MMiv]^ €tSL€(ti) neo&H[Tre v.a'it7vt^^a<; atyiöv hrt tä 
IpY^ H 2, 7 e2£.M n€&Ht B e^^pf^i ersten tic^Hi H % 2. 

€2tüiR = B iiA oi R 11/22, 

ii€&Hi B neqHi H 3, 2. 



I 



]e€&iiv H 2, 8 e€&i«^i 8 e&fiioT K 12, 21 nexc^eftiHT fccTee 

&m«iTT TOEweivgt K I2j 16. 



(i, €i) V B nei H 2, 15 «luj^^iti S eiujii^tiei sav DJita K 12, 2 
UTiwei =A05v^a K 12, 21 ei ly^ptOTen sXOsr^ Tcpb; ufjtäc K 12, 14 

RH, 25. 
i€ R 11, 35 H 2, 8 K 12, 15 12, 18 (i€ RH. 35) fe le c S fc h i? 

K 13, 1. 
(iMif €iMi) ii€Te fwqiMi en*^HT S ii€itTd.q€iMe engKT (xi^) 

Ivvta vouv R 1 1, 34 xeTTmeweiMi T€Tti;^€!MC -pwci^Oi K 12, *? 

•^-oTtöuj eTpeTefneVJA I B n'^^OT€ty expeTenoi nTÄ.€Aii 

öO OsXü> OfJLji^ ä'poth R 1 1, 25. 
(IUI, €iil 4!;ii(oni €q[iy]a^nitti S cqnjevneme dxoc^ dütr^itff^ H 1,6 

«wqcuTOT H eevqmi iv^fivTac H 2, 10. 
nitii .uncqTei.2S.pds S neine m[ B hcmot nTeTeqoTiiocTÄ.cic 

(iTVi, €iAi, ip€, Ä^Äw) iiip€ Mn€qMiioT€i B ÄHepncqMe^'i t^.i|jt- 
viJOTtTj FI 2, ti aber d^qtAi AinTCÄo S €Ä.qeipe AinT6&o 
B «^qipi noiTTOTr&o j'.^ÖaptciJibv xoir^aetjj^evoc H 1,3 neTe^^qiTVi 
S uctiTA.qGip€ R 11, 35 eT€Ttte*fÄi €ii R 12^ IH etiiAi 
8 €tteip€ K 12, 19 - *wAiOi).f B i^pigo-^ r-ß°^ R 11,20 
dJVigipHnn S Api espHiiH tlpr^veGeTs K 12, 11 — «^ ottä. « 



Ei» Sprech d^nktnal de« inittelligjptisrJimi (hMt^ttm,) DtJiIrkU. 29 

B epMeepe i^'iAapTupcTv H 2^ 3 'l^epg^'^' ^c 8 "^pjc^Te 
fößoöiAat K 12, 10 (eT€piviiHq mx^icxo^ R 12, 2 «OTeTCi*^ 
ec€pi^HHq S ecpAii^qi aber eTVp€MtToiiT S cppMujiiT 
ctiKfi^ovew K 12, 3 nT€T€n eAnneTUdinoTv^q S exeTeu^n 

S e^^TpavTitÄgre i^zil^c^t^ R ll^^Vl vgl eAn6.T<^^^TTHiio^ 
B Ä^pt^^TFTeneHitoiP tb I; l^jjiüiv R 12. 18) nTÄfcT€T€ti «Aä^t^ 
HegT" etif^^ T^-itfir^^av -fji fiiai RH, Hü eö^ireAnoti !x.iti 
e^&pii S ee^TptiO&€ ^2£-in niyoptt 7:fpr,|:iap'n;iti':wv K 12^21 
TateA^Hi&t H Tewp^H&e r^v^^ji-j K 12, 21 oot^^h eiiyj^ti€- 

TiAT^OM [^ CllllMipdhTS'OM) CTarv iiH^iVin K 12, lU ÖW 

AT€'Ä.gT[ii B gi^n Ä^eoTtoju So© hott *|jiiTap.dXiQTa RH, 28 
T'eTVuiopn ii2«.to aimoc S ^inpH-^to mmoc ^paA£Y*i> 
K Ki, 2 mvenTATeAiyopn nse^ooc K 13, 2 — ^^^ Hcetit 
iiiM ^üim €&o7V oiTd^a^Tq B eT& g(o& tii&en tijiani 
e&oXgiTOTq h* Oü t3i ^ivta I! 2^ 10 i^ieiTOT 8 e^^i^^^T 
xcnetp-^ioOT] K 12^ 12 nccoüiq nTiwT€iq S enTÄ^Triwi^q ai5lX< 
vtia ^ lT:pÄ5av K 12^ 2 L 

hü^oii £t; zorlpa H 1^5 netiiÄ.'l B n^iietoxe S iieiiic^-|^ 
isaxpd^ H l, 1 ttncidt'^' S nneioxe K 12, 14 itCTiiw^ 
8 ttOTicl- 7c«t^f£4 RH, 28. 



Mneqne \b^KiF B Mncq^Ä. £\t ouäb ä^tj^ev H 2, 8 nem- 
xft.qH€€q ttt*AtipoticMoc B nettT^.qHA&q nuA Hpono- 
Moe 8 f^i^i €XÄ.q^atq tiuX. :v liit^r^ K)of;povi|Aov H 1, 2 
ttcö €fiö7V iiipitjao^i K 12, 13 rrpeqiuo €fco?V B eepeqx^*^ 
cfeoTV ti? T^ IXäsxccrOai II 2, 7 eiuj6.iituo e&oA B gox^it 
^t^ji^nu^Xl h%av ä^if^ui'^i R llj 27. 

nuejcitt tUM H % 8 Z, 8, 10, 13 €R€ciii «im Z. 13 iicciti 
ni.u Z, 25 r7V.HpotiOMoc ntiecni ihm S uiiTVHpotieMoe 
cnxHpq B noTOii ni&ett xiviwv H 1, 2. 

niR€HAT"l B lllH€^6iOTttl R 11, 23. 

OTftOTt ^TCÖV R 12, lo. 

OT1Ä6.M B X^*^-^ ^l^3£>=,* H 2, 7, 

iintottoc MHiiHnni B ty&iip Mniieni ay*ptofvtDv&; ris; Trid-nswi; 
R 11, 17. 



I. AbbArifJhm(>ft Wean^lj. 



nc 



nqiiT*^ MTM€Tujeq'V €&öA om idk.iuo& B eqcT^^cec üttiMe* 

rttÄiii^TCTr e*\«iq SeTTue^HöTOT cpoq d^ aWv R 11,36, 
iioicHii'^^ Mfiewegi B Mnii&gi lögiJtiXiW«; rJiv -^v Hl, 10 
tt^tiaw^OT B ;j^nÄ^iio*\oTr iAiqstc H 1, 13. 

Aa^oir B gTVi H 2, ö otä&äit K 12, lä uAivd.T ^ S K li, 1 1 

12, la B noTVi pivjJEv^ H lL>, IT. 
UMi Mrt nerAiMi B piMi H€M nuexpiMi KXdeiv f/,€to£ xXai6vT<*>v 
R 12, 15, 
"Xci^Mi (B piDMi) R 12, 17. 
noTjXeii B8 noTpiwii Svq/s H K 4. 

^tiyii K 12, 11 TV^iyi aui nexAciyt B p^ujt tt€M iiiieTpÄ.uj! 
yaiptvf [/.fta yoEipdvTwv R 12, lü T€t\ne'Ä*ty! yßi^o\ivf K 12, 9 
eTCTnA^uji B ep^Tenpd^ujt -/ßlpQ^n^: R 12, 12. 
Lü>q MMerpH & (S TTiwupö) ?jTi(xa 3uo |j.apT6pt.jv K 13, L 
pii?liO!2L S on7V(i)2LO cTTEvo/wpfai K 12, 10, 
git oirM€ B noiTMÄ H 2, il tm€€i i^Jfltij K 12, H gn OTMcei" 

/itk i;6:;iv U 11, 24 T€T€IIMHI S TeTttMe K 12, 15. 

MMin . . R 11, 24. 

MMe^t immer H 1, 13 K 12, 11 12, 15 MM*vT?t K 12, 15 mmä^th 

IS jyiMCOTn u(Aa; R 12, 1 *UAiATe7i K 12, ö MM£iT€n 
S JUiMüiT€n {i}jta^ K 12, IG — MJAKn immer RH, 23 
K12y8 MMAC DeLen m.moc mai6.c K 12, 10 eq!2£.üi 
MM^c 2fi.€ !I 2, q^toi MJa^.c !2te II 2, 17 mmoc Hl, 7 
R 12, 3 mm]oc H 1, 3; 1. n €q'x,to mmoc 2t€ H 2, U — 
MMOR Rtl, 18 — MMd^q neben MMoq MMivq SAiMoq 
RH, 36 MMoq H 2, 2 K 13, 4 MMoq K 12, 13 M]Möq 
H 2, 18 — MMe^T B MMüJOT H 1, 14 2, Ib RH, 24 ^ 
MMeir S MM^T R 12, 6. 
*^M€7V€'|' S ni^M€pÄT€ i'(X7rf,':zi K 12, 19 aber ^UMept 
T^VttCOCTItH B evHM€iipe '^■MCeMHI r^fXTrr^^JZ Biitat:t7ÜvY;v 
H 1^ 9 ^\ MepiT B i^dkit McnpA'l' r;or:n;-ci KU, 18 -|mhi 
AUM^e^TU T(ocTM upii^ K 12, 15. 
Mn passim z. B. K 12, 21 ufei^i mu ttcnt*^'^' 8 ^a^2t.e ÄTn 
n€it€iOT€ B CÄ.Ä€ itejtt n€nio^ ^iXis^e Toti; TJÄtpd^t H l, L 



Ein Sprachdi^Dkmnl des rnittellt^yftinchnTi (iiKSf^hm,) DiAlekta. 31 



H^p^ TeiiMiHi %apx sOcriv R 11^24, 
_^ gnMHVtt B ^en oe^nMHUU iv at;[A£b'.; H 2, B neA\H€in Tä 

8 Mn€A4T0t ^tlO'K HpCdMI IvMTCtSV ievÖftij^uiv H 12, 17, 
MM€TpH S MMUTpC p.3LpVJ^t>i/ K 13, l, 

I€T€TtlMHllOTeV €irMHOTr€l tfOTCiiT TO ^kb äVAljXoi^ fpOVOÖVT£i; 
I R 12j Ifj MHHO^CI €tl€lMllllOTr€l nOTTCOT Ti Tjxb i^pSvEtTE 

l K 12j 11 TeTenMHHOT€i ste Ss/.£T-£ :Tt K 12^ 1^ eMHHOTeT 
[ H 2, (J. 
HMCT fiivrrs^ H 2, 15, 

^P üiQsat; ivofJL(^v H 1, 9. 

^li TMH'I' nT€HH*Viicia^ 6v jji.£(j(i> liucXT^aiat^ H 2, 12. 

€MOTr'^^ (SeqMOT'^) ÄxActv H2, IL 
^-^&nMO€)U|i 'ipii-^uai^.ffafjLiv K 12, 18 eTeTifMooun BepeTcitAioiyi 
^^B auva;rsr^£|ji£'/oi R 12^ 16, 

l nOTMtlHlUi ^> ItCHTMHHUif ^T&XXoi? K 12, 21. 

iiM«^ F ncon K 12, 2L 

Iildungen mit M€T- OTTMexi^TiiCTOC S OTrM€Ta^TnÄg'|' ^ztg^h 
RH, 20 TMCTiWllOCTOAoC K 12, 12 lteM€TU)«kltd.^THq 
S MMtiTUjÄ.MgTHq o?y.T,p|jiif R 12, 1 GirjweT*wTtieg'|- S €öTr 
MnTÄ^TrtÄ.gT€ R 11^ 32 T€irAt€TÄTn€0-|' S 'l'MeTNenAg*! 
airiTtIa 11,23 TMeTÄ^Tn€ö'\' (ß 'V*'^^'^'^'*'*^^*^^'^^^ ä^c^Oei«) 
R 11,30 ^^ MeTÄTCCOTM — B ;:3fpantöi5 112^2 — itTAier 
ft€pp€ [MtteTjngHT H iiTMivr&ppe [ju]n€TngHT Xfi ivac- 
Äaiv<ii5£t X20 voö^ Li^tlij R 12, 2 TMetnoT S TAittTno^T 
B ^MCTuity'^ it iJt£YaAt»J5ti¥i3 H 1, 3 TCHMerepiv B reu 
AieXOTpO FI I , B OTTMeTMai^ICH^n B '^■M€TM*s!C0I1 ^rAOthAffa 
H 12, 10 n^ci:kH «TM€TpeMMd^o 8 niuftite tiTMtiTpMM&o 
icXo^Tou R 11, 33 TJ^eTMö.iui€MMdi.o ^tXcjEvfÄ R 12, 13 
TMeTyyüitöT e&oX B 'l-MeTpequicjiiT efcoTV -hroxz^h R 1 1, 22 
TMexiycq'V ^^^^ H 11, 2<> noTrM€T[g€Mg]€TV ^oyXsf« 
(B M€T&(J>H) H 2, 15 gtl M€T(fü>& io^^tmai K 12. 10, 
n€ Hl,4 1, 10 RH, 28 11,33 11,36 K 12, 18, 

f 3Xi::opi£v 'lnjaojv H 2, 9 MliÄ.T€iin€T 



|r]nn€ir eme B T€ntiATr eine 3Xi::< 



€H€€ni tllM B 



OS I AliliAiidliing; Wes^ely. 

H 2^ 8 iKW^T ^n «TMer^pe B d^iiÄ.Tr oirti e'^^MCT^pe 

qnHT e&öA git ciwn B eqci €&oA Äcn cia^n ij;ii h. Ztwv 
RH, 20 tiT^TwneT cÄd^t S tiT€Ttioe epöi ej^eöiTj üiaTv. 

S sieHi^c eq€H& Ha^Tr tva IXu^cnj RH, 32 2£.eHÄ.c eTreweei 

(8 n€Tita^) S £A£i;)v R li', 8 e^TtieeV iiHTrt B ä^th^wi iiüiTert 
u.i^r^t ini, m (iitt€i S nni^ei K 12, 10). 

iiTö^K II 1, lU 1, IS R 1 1, 18 11, 20 11, 24 e]iimu H M nrtKTn 
R tU:V> uT^rn K 12/J nmTcii Kl^.f) umTti K 12, 11 
(neTeittiiTen -a upLti*v K 12,14) ~ nT^^ 8 hto^ B iieoc| 
Fl 1, 5 R 12, ;i nmTP (B newoT) H 1, 10. 

nwi (H iiäV) R 11,18 12, '^ K 12,10 12, 13 wuth B moTCu 
K12, 17 ttiiTiT RH, 25 iiHTM K 12, U* itHT R U, 27 
aber nd^iP R 11, 32 — HHq H 1, 5 R 11, 35 12, 3 aber 
Mi^q H 1, 6 — neq Äk<.i Fl 2, 8. 

ttnei S ttn^i sütoi R 11, 31 nn€i B HTeiid.i xsjtwv R 11, 30. 

ncM HTn H 7i MM RTti ii%(y u\im K 12, 11 12, 13 weMHq StiMMÄq 
K 12, 4 12, 18 ti€MKtt S MMMdiU B neMd^u r^f^Tv H 1, 2. 

nneT€itcpHT iXXiiXcu; K 12, 12. 

niieTnno&i ra^ aL\Loipi:ictc at^-^wv R 11,27 nnetto&i B itnitio&i 
tä; afmpTfa? H 2, 17 nTe&o itii€ntto&f B 11T&&0 ntiennofiie 

S OTTTOTT&O nxe nino&l y,aOapt<?EJLbv w^ ifi^p-iwv irijjttüV H 1,3. 

niM K 12, 12Kll,34j 11,35; 12,16 12,17 12,18 111,13 2,2 
HÄ^Tö^ güifc niM H 2, 17 oTis^n niM S OTon niM RH, 32 
noTÄ^u niM -avd R 12, 3 niieetti ihm tvoevtwv H 1, 2 
aber u|€2£.i ui — &i S jüe^tSLe ihm K 13^1. 

nneTnöittOTpq xb xaXb K12, 7 n7i€i\CTSÄ.H0Tq xaXiR 12,17 
GTiiA.»OTq ^-^aU:; R 12, 2, 

TiioTiii B '^noirni i pi^oc R 11, 18. 

niiö. R 12, 14 K 13, 3 ücü>TnJi 12, 14 iicwtcii K 12, 14 etinc^s. 
K 12, 14 MttMcoc S MniiCüic RH, 31. 

nee mtä S ne^ nriK R 12^ 3. 

n^fi n€TitOTgM B «Äe ^H een£k.itO£eM c ^t^sf^evec RH, 26, 

oimeo H 1 , 9. 

Hdh.^peM rujhAi S nifd^gpM Tiu}Hpe Trpb^; ibv uUv H 1, 7* 

eTn^g't €pöiH xs^ctOoj^ i'z auT<i> H 2, 13. 



Ein SpraobdeDkind dei lüittel&gypttscheii (baicbm.) DUlektfl. 33 

nn^"^ S Htio<5' K 12, 11 cnecno'T noTiH-eei B en^uuvu'^ 

tioirt2S.da Tf/AcxÄiün;^ ffWTr,p(«^ H.^^ 3, 
n« K12, 9 liJ, 12 Hl^6. 
OT Artikel OTejooir Mtt oirT*ki[«^ B ntocnr n^jx ht^vio Sdfi^ 

mxs xi^^ H 2, 7 eqcT€^*KnoT gtt öireooTr Mtt otttä.!^ 

B a^qep nwoT neM tiT^vio noifX^^^ €2£.ü>q H 2^ 9. 
oir Tf = S R 12, 2. ^ 
OTtt t( K 12, 13 OTTti n€ npodMe B niM ne c{»p(OAif t( l^mv 

iv9puK;c; H 2, 6, 
ToinfatM = S; B OTina^M ^t^ii H l, 3. 

MIlQOir S MllOOT B Mf^OOTT «Jt;jAepOM H 1, 5. 

OTP!2t€i B eqenogCM ^tJ^^cxat R 11, 26 MnoT2L€l atisTY;f(av 

H 1, 14 €n€cnoif noT2L€i B noT2S.öwi" ir^haa^vri^ uwTiQplaq 

H 2, 3. 

e'^nOTPe cxMeci S e^^^OTrftc tm€ gegen die Wahrheit K 13, 8. 

^ OTö. cpM€TpH 5i£iJ!.apTjpa-6 ii^ H 2, 6 oireef B oiP«^"i el; R 12. 

rOTi^n niM S OTOn uim R11^32 K 12, 20 noTfvit mim R12,3, 

iioiri^€in MneqcoOT S noTeciii mhcoott B niMoire nrc 

rroTA^d^fi H 3, l nnnk eT0Tö.6.& K 12, 13 tttteTOir«^&& 
B nT€ niÄ.t*iöc 7(^v dt^W R 12, 13 tteTOTA.&A d S^toi 
K 12, 12 OTiii erOTTÄ^Jt 5t^sv f(Xr^i/a K 12, 12 aber nOT 
eTTcies. ecoTr€€6 (S ecoTrÄ.&&) R 12, 1 ^k CTOire€& 
(B ۀOTd.&) H 2, a 

OTTiviiTHii S OTHTOiin l'/ciAfv R 12, 4 MueTeo[Tni]THq 
^v Ixovta H 2, 14 euj2fi_e oiriwn ^5bM B iC2fi.€ oiroif 
Uj^OM tl 3uvar:5v R 12, 8 ncTenTu himcTVcc TiipöT 

B n€T€ OtSt€ MMgAoC TtlpOir -k iJifAi; ^/^i? R 1 2, 4, 

Ä€R€€e cmiÄwoirtoiig €£toA S ssl^ii^*.*! iwn Mtoii eiieOTCOit^ 

efioA ;ir/_ iva ^«vfüptiv K 12, 7, 
gn OTOTpA^T B gtt OTFOXpOT h a«p6Ti5n R 12, 8, 
iin«ROire[pHTS t&iv zg5wv aoü H 1, i:^ nHeqoirepH^ H 2, S. 
eqeoirtocq B rtT^qiiwpq r.&zzpr^t'rri H 2, 14. 
jen OTÄT€ gu 8 gii ^g MMepoc ^en o-reo lipw-^- t:oXl3 

jA£p«.K MIT OTi^TÄ nCAi^T S gtl gatg nCMOT B AUl OTTMifja 
«CMOT TC0Xj>TpSi;ti)C H 1, 1 OTeTÄ. tUlJIt'Xl B ttOTMIIttl 

ttttjHpt T:oXX:^k ylcug tl 2, 10 nQTKTin. jam^^Kov S gei^g 
MMtÄoc txiXti TTöXXi B 12, 4. 



34 



L Abhandlung: Wciiely. 



€qoTri^T€t| S oiroT€& praestans H 1, 4. 

noTü>T 10 öEuii K 12, 11 eAiTi€i£iü& hotü>t S eMiiei|^co& iioirtaT 

R12, 4 cirMHOTreV ttoirtoT xb aijTb (^psvt^jjuä) R 12/16 ^m. 

neinn^ tioirtoT t*j> ocu-Cü 7?n{i\m':i K 12^ 18 nitei^i&irei' 

noirü>T Töte Ä^otc rxvcGt K 12, 18, 
M[eT?]oTeweiUi (B rtOTrcHOT) ttctI R 11, 30. 
iiOTüiui MH^^'V ^ ^^1 '^ 'l'OTwui Um Rll, 25 ner40Trc3CiU| 

(B n€T€^tta^q) QdAT;<ri^ aüioü H 2, 3 wen ett'l'Ci'yeujc 

enTCTrtoireujT en S nee tt'l'OTikUjc nT€TnoT&^T ah 

g!0V O'J OlXst^ GU 0€A£Tt K 12, 20- 
[M]ApOTrtOUST S MÄ^pOTFtOUjT B MÄpOTFOTTCOiyT irpOQtUvr^ffÖCtwaOV 

H 1, 6. 
*VHA.OTr€g£ici K 12^ 14 MHioire^ gici S Mnioveg jic€ xarc- 

vip>ir^ga K 11, 8< 
ne H 2, 6, 

nei K 12, 10 B f|>H H 1, 9 2, 3 nci S hä.! R 11, 34 
nwq ne neooTT ^= S akoG T*i 36£a RH, 36. 
Hoire^Y TiOT€ei S hotpä. noTrat exarfo^; R 12, 3 ^aö' st? 

R 12, 5, 
tiTnw B tiTC Tt^e H 3, 1 iteMUHOirei B nr^tiHoiri ^t o&povol 

Hl, 10. 
oirni ^B^Ar,|Jt« K 12, 12. 
nnoTT-V (vgl f^-V) K 11, 21 11, 32 H 2, 8 MiinoH R H, 33 

R 12, l (K 12, 19) iieiuiorf H l, 9 inwitoH K 12, 21 

aber TtfOM MntiöTrxe K12, 4, 
n€Te . .^R 11, 35. 
git na^psfi. ([X£pt5|j.ig) H 2, 3, 
€T€TnnHT ucÄ B ep€Ten(rö2^t Tica. 3wI>ÄpvTe; R 12, 13 cmoit 

eii€T¥iHT nctOTit eOXojeiTE xoui; Siwxovrag L*|jLäq R 12, 13. 



p siehe A (z, H. iiTiw'JVeqTOTriat 8, TNpcqTOT€!0 R 11, 35)* 
nujHpc Mnpü^Mi uihq av^pti^Tccu H 2, ♦> aber npiaAi« H 2, 6 
M\\ pci)M€ niM 7uivT(«»v avftpt;i>;jwv (B tipo>Mi ni&eii) R 12, 18. 
nenpis^Miii B nenpoMni H 1, 13, 

M1l€Hp<)^n Tb OVOjxi «TOÜ H 2,11. 

B€TttUiHM^I tip^MtigHT S ttpMngHT TfjV Xo^m^V AOTpelötV &iJUäv 

R12, 1. 




Ein 9prftcbd«nkmft1 des Entttelitgjptle^heD (bmclin).) DialekU^ <#0 

neTVc6t»J 011 Tecfetö 5 ^iG3t<rKwv b* Tt; h^a^j^oChh R \2, 7 (nei 
€TiiÄC€&iHTq e&oA S MCI €Tii^CÄ.&e €iivTq efioA R 1 l;3n) 

'.fivtjtot R \2, 17. 

ujA*av xarripTicEv K 12, 9 CCÄTC TH[TTn )tar;apxi;c^£ K 12, 11. 
nTcncXesT^eö' (B nrenpms e&o'X) %ap^pp'jüp,tv H 2, 1. 
CMOF R 12, 14 '^'HavCMOTr cpiwii S "^^na^cMOTT cpOR H 2, 13. 

erCTtlCÄMC €tt (S COMC) JAI^ 9f>Gvo0vX£? R 12, 16, 
CT&TA RcMiwT S OÄ^O «CMOT B OTMHUj ttCMOT 7:OA'JTp6TaiiX; 
H 1, 1 2EJ Mfl€CAl*^T iStS^igpfi, 3£.lAin^[HT] C^Ttf^T;(i^E^m 

jüiTopipp^Sc^ai R 12, 2. 

iftiicncdwn t:^ ihX^sv K 12, 18 wd^cnrr S itÄ^cnnoT H 2, II 
€iid^ctt€T H 2, 12 aber ivecüHT K 12, 11 tiecnRT H3, 1 
R 12, 1 (S ne^civiiT) mieqciiiiir B iTncqctmoir H 2, 7. 

Ainetcon K 12, 2 njueg c ucon ^^S -ptTsv K 12, 13. 

ft«^P«^ tiHecHHiii BS cRni ■jr.kp ^(iv asizüiv K 12, 13 nu€CRHni 

TRpq S RR€C€€R€ TRpq TOt; AOtTTOT; K 12, 2. 

eoiic wf^BKoA^Mi K 12, 11 ReTne^pewKa^lVi gM nconc =? 

S xapaxjjAtliv Iv Ti; ::ap3rx>.T;ff£t R 12, >^. 
t^catiiT £goT€ €iii[ÄkC^e€7Voc B cqccoTR S €Tqcofii H l, 4 
TMCT[c&]nT B "VAieTCüaTn ^ Ikac-^ R 11, 28 itcouT 
lhtx}tc*. K 12, 7 güjc coanx €n üjc aB^itijji;: K 12, 7, 

H l, 7. _ 

ii€ticTeitCü>TJM. B rr«yineoejMOir Tct; ifÄS^^sta H 2, L 
neoaTtt R 11,33 ^^lic^c coirain HÄ^nocTo^oc xT^^crt^i^B ts*» 

iricTSAsy H 3, 1 TrrcneOOTFIl £:rt-fi*it^:^iT£ K 12, &. 

Mncft^TTcn B nncüiOTnreit eüO-jtisto^ H 1, 8. 

MtteT^ccT^t B Mncpces^oTi (x^ yuxzm^i^^ R12, 14. 

eti>07^ €£CTn K 12, 14 

-^eget K 12, 10 €irg€i K 13, 2 rrcgROTT 2t€ B ctcähoitt !sl€ 

Tlvpjrrrat K II, 26. 
nc&Ki^ = S i-*Vf£ta K 12, 2L 



Tti Kll,Sr7 etc _ 

^ gebet! tirr^ = S £ putjJs^j; R 12, 8 Pb rasen on^^^iTti^n 



36 I. Abhandlung: Wessely. 

cAd^u B 'l'd^co i^ebaxo nncq'^-d^co ^ebr^Taf cot R 11, 21 
U|U|H eTpcn'^-g^THn B u|€ nTcn^^-^enn Bei TTpoce/ecv ü|xa( 
H 2, 1 ii€T^c£i(o 6 SiBioxwv R 12, 8 — Te;)^Ä.pic nTÄ^TTTCü 
WHn S T€*)^Ä.pic WTd^iTTd^d^c nd^i TYiv xaptv TYjv SoOeicja^ 
T^jxiv R 12, 6 WTÄ. li?c T€ic i^v eSwxe 6 xupto? K 12, 1( 
(falsch Te9C.Ä.pic nTA.TrT€iq R 12, 3) neu|Hp€U|iiM [iiTd^^ 
c^'^- TÄ.Ä.ir HA.! T3t luaiSfa & fxot JSwxev 6 Oed? H 2, 13. 

wewTd^iTÄ.OTrÄ.Tr ujd^pd^Ten S wcnTd^i TnnooTTCc lyd^pcoTtt &' 
dx^ffiaXxa T:pb; ufxa? K 12, 17 d^iTd^TTd^ K 12, 18. 

gM 11TA.I0 T^ TlfXYJ R 12, 10 OTTTA^IA. R 2, 9. 

nTe&o nnewwo&i B 11T&&0 nnenno&e S ottoit&o wt< 
Hino&I )ia6ap(a{i.bv xiüv a{xapTiä)v f,(JiG>v H 1, 3 ll€TT€£id 
B ^>H eTTOT&o; WHeTOTrre&Ä. B ctotttoit&o 6 aYta^w' 
H 2, 10. 

€WT€TnT(0(o&i €W woTiieeooT [JLYj (iiuoBiSivrei; xonc6v R 12, 17 

^HKngHT e^Soxw K 12, 10. 

ncTd^Hd^ B cend^Td^HO docoXoOvrat H 1, 10. 

TeJAn'A^drfaXXIaa^ B ^e\WK H 1, 9. 

nqndJÄÄ. I. täTGsl B wTeqTÄAtye SeKakXd^ H 2, 15. 

d^iTTWM n^HT u|(oni B OTrewM S^ht d^quicom Tctüpwcti; ^i^o^v 
RH, 25. 

neiitTd^qrd^Mid^ nniecon Snd^iHTd^qnoHe Hd^icon Bd^qed^MK 
nnieneg £::o{r<(7£ toü^ atova? H 1, 2 MneitTd^qTd^Mid^q % 
irotT^idavTt aüTsv H 3, 1. 

gn THWOT S WgHTTHITTtt h ü[jlTv K 12, 12 01Pd^€€TTHtt01l 

B MMd^Td^Tcn eHtiOTT Tcap' eouToi; R 12, 17. 
-^WOT B ^noiF H 2, 8 K 12, 11; 13, 2 -^noTT s^c RH, 30 abei 
Tenoip S TewoTT vöv R 11, 31. 

€UJTMTp€n cAd^d^lP S CTMTpCTlip Aä^ö^IP (atj iroiTJcai fATj^d' 

_K 12, 7. 

THpq K 12, 2 MUCTTCHq THpq B MUOTrcHOTT THpq §ta 7C(anrc6( 

H 2, Iö^rihTC THpq R 1 1. 26 HTHpq xavra H 1, 3 R 11, 3( 

MUTHpq K 12, 19 — THpoiP H 1, 9 THpoiP R 11, 31 

12,4 Hl, 6 1, 12 1, 14 2, 11 K 12, 12 — THpcw d.Hd.(n 

S THpw [d^ttojn Ol TToXXol YifjLst; R 12, 5 — THpTcn K 12,13 

n^^^ T(OUJ 6 Oeb; IjjiipiGs R 12, 3. 

n]niT(o[g]M B tiTC niecog€M xXy^csw; H 3, 1 neqTcogeÄ! 
B uie(Og€M y; xat-sic RH, 29. 

d^[q]T€gci\ woTiicg B d^qed^gCH woTiicg ^9^^^ <?£ H 1, 9. 



Bin Spracbdenkmd tiea tnitlelügjptijärheo (b»icbm.) Didektg. 37 



H 1, 3. 
^-yTi^'fii eTftco (B «virepiiirw^^pi'jiu c'l^fetoj IvEXEvtpfo^r^; d; 

t(Dai«v) II 11, 24 eevTrewru €i^'\iii ngHTOT (B ^^Tep- 
Hin^pi'jin MMOu u^pHt m^htot) IvEÄevTpiöOiiiq Iv amoXi; 
K II, 17 cen^kTe^^oT GTeT&ti> nss.^.i'T MMin mmäw^* 
B €irndfc€pUTti:^pi^lH MMIOOTT eTOT&ÜJ H2£.t0lT MÜin 
MMbyoT ^ivTpiufiT^^gov-fai t^ B{oi iXai« R 1 1, 24 3teH€€C 
rveT^^CSV Iva lyKSVipi^)**! RH, 20. 
ti>gl cX^Tll B l\0£l €pöiTU ioTTQKJE^ RH, 20. 

, n ui2£>€rt sKvijpof R 12, 1 1 ti€Kp^Aini tid^üäsceti cn B iteHpoMni 

^B MHATMOirnH T<^ S-n] (TCÜ ö6x lxX£('|0i^GtV H 1^ 13. 

^m^T^ njyi httuc^'c )^ati tt^v ivaXo*^f«v t^c Ttfinsdi; R 12, 6 
f noTuji A^mc^G = S fA^tp&v 7:£^tw^ R 12, 3. 

I ^{U^'eJUCfd^M S lyekl^^^^OM Suvatdi; d\u K 12, 10, 

nceu)i&i flAXoEy/^cov^Ät H 1, 13 on^bM [€T]iy«w&e T:oK%Chat äuvi(A£i^ 
^H H 2, 3 n^^Mi^T eTtti^e Sligen^MOT eiriüco&c /apta- 
^y fAorcot !ii^opoc R 1 2, 6. 

nujiOH B nujtue ßdOo; R tl, 33. 

n&tyiiT^t H 1, 5 nujH'Xi H 1, 7 ttujHTVi H 2, 10 ittieti^iiTVi 
K 12, 14 €Ttyii[ H 1^ 5 aber nyiipe 11 2, 6, 

T€nrt^gj€A&e^7V S Tennen ttjepe&olV. iv^vj^6[i.E^a H 2, 3. 
I neiyAii'^ (B '^■npoceip^H) R 12, 12 tghujTVrA A.i\f:|>'|' EÖ/oiAat 
^^ f:p:;^f:v Oc:v K 12^ 7 iiei Aü3 neT€niy[*\KA ö UM pto 
^^ n^TnigAnA xoüiq r^^o^B^x^pi^^a K 12, 9. 

ÖtU|äAu|€A S OTUjopUip ÄaOalpSfJi^ K 12, 10. 

MeTiijMi\lUT STineTFeujMeujT ave^spsuvT^^a RH, 33, 
, tl€TltU|KMlJ^I np€Mrt£rtT S neTtiiyMiijc HpjÄltgHT Tnv Xo^mti^ 
^H Xarpeiov u^v R 12, 1. 

^^Ä.iiijiiii HC«^ s^itTj K 12, 14 C€Ufini in^ilo^non K 12, 12 
I TeTummi ÜCÄ S T€Tnu|m€ wca. ^t^tsTts K 13, 3. 

U}ai.nT€ ii2£.(üR ... ei B lya^Te n!».(üii i ixpi; sS Tb TcXiSfCiJiJLa 
IfM R11,J5, 
nuiüiii! n^HTq S TW^yboft ngHTq ädJevoOfiisv K 12, 4 €iti||eihn 
jycoiti £t«v i^OeviüfAiv K 12, 9. 



38 I. Abhandlung: Wessely. 

neueponoc equid^d^n nu|d^en€^ S n. uioon u|d^ ene£ H 1, 8 
aber T2^id^eHHH eTU|Oon HHir €&oA^iTd^d^T B Td^2^idi- 
eHKH eend^uscom wcooip t^ -rcaf lixoö SiaOnixi) R 11, 27 
MnCTcpe Heeni n[iM] ujooii eT&HTq B n^^q <|>h er^^ 
n^^Ä.! ni&eH uicom ce&HTq 5i Sv ta xivr« . . a.t(0 ö^a. 
Heeni niM ujconi e&oA £iTA.A.T[q]: oto^ €TA. ^cofc 
Hi&eH uiconi e&oA ^iTOTq xal $i oü la xivra H 2, 10 — 
HTd^q^d^nq H 2^ 18 — d^niyconi nhihohoc B dwKepjy- 
((>Hp (7UYxotv(i)vb(; Iy^vou Ell, 17 d^iujcom K12, 11 Hditt|(Olii 
K 12,11 qndi^coiii €TU)h[Ai] S qnd^^cone eoTjyHpe 
Idai et? üi6v H 1, 5 d^q^coni Iy^vsto = B H 2, 2 niM 
d^q^ioni HHq uAeqiSLiuidwaLni ':(<; (TupißouXoi; Iy^vsto RH, 35 
nT€T€wuj(oni K 12, 9 eHTenujconi S HTn^coiic wi; Ä|jLev 
K 12, 7 '^-ud^^coni S €i€^(oni laofjLai H 2, 13 aLeneec 
eiycoiii Hitd^HT B ^iHd^ nTeqiycoiii eqoi "nnd^HT ?va 
Y^vr^Tai IXeiJixwv H 2, 17 €Tnd^U|(oni xYiv [xiXXouaav H 2, 3 
2s.ei\eec nneTHUicoiii B ^iwä. nT€TeHtt|TeMU)(oiii Tv« 
{jly; ^t£ R 11, 25^MneA'^(oiii R 12, 17. 

^njuinnpi H 2, 3 ^niyiiHpi S ^eniyiiHpe -cepaxa K 12, 12. 

nquiini cn S qu}ini mmoc Ä.n oix ^7;aio7uveTat H 2, 11. 

U|d^pd^T€n S u}d^p(OT€H irpb? ufxa; K 12, 14 13, 1 R 12, 17 A.iei 
uid^pdiTen (S TÄ.ei) IXOwv upc; u|xa? K 12, 30. 

€U|d^ph K 12, 21 niM ncTed^qiAi nnq Hiyd^peii S niM neK- 
Td^qeipe WÄ.q niyopn -t; irpoeSwxev aO-cw RH, 35 aber 
lyopn K 13, 2 neujoph ta; apxa<; H 1, 10 nu|opTi = S 
H 1, 1 eiyopli S itusopn K 13, 2€Auiopn K 13, 2. 

Mnujd^pnMici S u)pnMMic€ B ujopnMMici xptoTo-coxov H 1, 6. 

MniUJ(0(OT = S Cir/ uCT^piQCJa K 12,11 n€WTd^T€T€nUJ(öcOT MMoq 
S liettTd^T€TWUJ(0(OT MMOq TiZvffirr.t K 12,13 nOTUJCOCOT 

€£ioA S ^u oiPujcocoT e&öÄ oxot^jao); K 12, 10 d^irujeeT 
^h\ä.TOC i$£y.XaaOr,7av ci xXaJot R 11, 19 C€neU|eeTK 
B cend^HopaLH ixxoiniatj R 11,23 ö^ipujccth e&oA RH, 24. 

^nuiTd^pTCp S ^€ttUJTOpT€p h.aiOL<r:acion K 12, 20. 

U|U|H epd^n B cu|e $ei II 2, 1 u|U)h S €U|U|€ uKpeiXov K 12, 11 
^U|H €€mi B C€Mnu)d^ WTcqini w^etXs c|xoi(o0^vat H 2, 17 
itd^U|U)H S Hneujiye sux d^tChet K 12, 14 €Teu)U|H S €T€U|^e 

C $£i R 12, 3 OT&€UH CTCMHCUJH MMOq B OT^€£iie&€^€ 

Ä€n OTgÄ.n €qMnu|d^ IvSixoi; {jLi(j6azc3o(;{a H 2, 2. 
£nu|(o^ ü^psi; S ^nccoiy K 12, 10. 



Eia SprAcbdonkmal des mlHc^lMi^yptiselieii (bjuehni.) PUlekiB* BB 

Mii€Äu|OTiyoT MMoti €2£_eii hcrAälToc B MncpjyoTTjyoiT 

MMOii €2C.€il ni2£.6X lATj if.&xa%miyß Ttiv jtXa^wv E 11^ 18, 
Uje2£~l S U]e^2£.6 K 13j 1 nuje2£.l 6 A^YO; H 2^ 2 gM llW|€!2£.l 

k^tt \aX€t^n H2j3 €TUS€!2S,J h^ht X^XoUvtq; £v eptoi K1H^3 
€ttU|€2£.l gM nc^j^ £v Xptr:iT> XaXoS(A£v K 12j 9 €&. n^^^ 
ig€2Li S e^ nttOTTTe ^e^2£.€ B «^ ^^ cä.ä.i ö Otb? XaXij- 

5ä; H 1, l diqU|€2£-I S ^C|U]dk!2£.€ B ^qcd.!X.I IX^Xr^ffE TH 

eT€tiu)€:äi €p4^e B eiwi cTeHca^Äi ee&RT€ xspi ^5i >^- 

XsOiiiäv H 2, 3, 

€T€Tnqi MnAe^OTui B eperentji M^ptooTuj ^povoou|ji£vot 
R 12j 17 GT&i gev TiioTrni TtioTtti B crq^i Äa^ "l'noTrtti 

• . T€T&I g^.'^^H B €TTCOOTPtt i^^pOR ßacriU^ 'fllV plljav 

4XXa 1% f{Ca t?g R 11, 18 €qti gew nTHpcj S ccjqi g^, n. 
B eqqiwi Äa. nxHpq fsptav t« :civia H 1, 3. 

io^r^^d K 13, 3. 

f^M^ K 12, 15 12, 9 ^iK nex^ K 12, 10 cq&i g*< UTHpq 
S €qqi g^[ B €qq^i g^ UTHpq ^spwv -rat xiv^a H 1, 3 
JA. RTlipq B €!2teil OTOil Rl&Ctl J7;4p xd^tbi^ H 2, 9 g^^ 

TttOiTrti gew'AA^R R 11, 18. 

^i[2La)q] [«^rt€it]ot [n]oTHAeuA B ä^hthitot hotxAoJ^ 
€2t.63q ic^ifi'^iü'soiQ ayiGv 11 2j 7. 

€if|g*^T€HTHrtOT S tf^-gÄtTeTHirTn xafwv K 12, 10 13, 2. 

g(i)(a II K 11, 23 €n gioioii o6$l 0OO R 11^ 31 nen gcoiaq 
MJvi[cüir(!iie iii; jcat Miüjsri;; H 3^ 2 gton K 12,15 gt^cmt 
K 12, 4 gtoOTT R II, 21 n, 31 nnei gtüoir RH, 3L 

oTa^Te OH S ga^g MMcpoc B o^eo «pii"^ :r?Xv|jL€pi;j= H l, 1 
C€t\€t||€ngH -^q H 3, 3 eR S ^€ R 12, 3 nee R 11, 30 
aber nen II I, 12 1, 13 K 13, 20 n]eR H 3, ^ weR eT€ 
S nee €T€ R 11, 33 ti«kT^. eii xaOiiuep R 12^ 4 ii^e^ ee 

€TCgHOTPT ÄfltÖujC 7i7p«:rr3Et RH, 26 Tej T^ÖH 8 TW T€ 

e€ R 11, 26 11, 31 Tei TcTtigH S tm ee Tcnjc eß™*; 
R12, FV. 
nttenTATgHRi B iiReTA.Tg€i ot THäu^YSi.^ RH, 22, 



40 I. Abhandlang: Wessely. 

nd^i€gooT H 1, 2. 
n€qgiÄ.TrY S weqgiooipc al 5Sol auxoö R 11, 39 nnei^id^Tei 
S nigiooTc' t/v6(jt K 12, 18. 

TOüTWV H 1, 2. 

woTneeooir ^ä. oiPii€eooT xoxbv ^vtI xoxoö (B HTU|e£ii(0 dvrQ 
R 12, 17 need^T >cax6v K 12, 7 GTeTWMÄ.c^- nneeooT 
^7co(nuYOüVT£<; ib 7:ovr^p5v R 12, 9. 

n^oTÄ. Hd^pd^ M(OTCHc B e^oTe mcotchc irapa Mwc^v H 3, 2. 

Hd^Td^ ^co£i WIM II 2, 7 €Mnei^(o£i wot(ot xpa^iv Ttjv a&miv = S 
R 12, 4 H€^£iHOT€i B ni^&HOTi H 1, 10 ne^&Hir[ H 2, 7. 

€T€Tn^(i>?(^ €^01PW €W€Tn€pH1P S eT€TWT(05fe MMlOTIt 91X6- 

oTopYoi, xoXX(I)fjLevot $!<; ÄXXt5Xou<; R 12, 9; 12, 10. 
ngM^eA SoöXot (B m&cou) R 12, 11. 
g^M[ H 1, 13 d^qg^^ooc ^n tottwö^m S d^q^Mooc ^i TOTndJsi 

B d^q^eMci CÄ. OTiitd^M ^xaOicjsv h Ss^ta H 1, 3. 
nc^Md^T MUttoiP'l- B hi^mot mhiiot'^- xipt? 6eoö H 2, 8 

n^n^Md^T €iPujÄ.£i€ S itgew^MOT €TU)dite yapl(JiL(xzoL 

xotxfXa R 12, 6. 
^it R 12, 10 gnTCwoT S li^HTTKirTn ^v j|^.iv K 12, 5 12, 20 

13, 3 CT^THtioT 6 S)v Iv üfjLiv R 12, 3 d^qpMOOC git iyux- 

Otcjev £v H 1, 3 OTccoMd^ noTCOT ^m ne^j^c tv aöfx« ^v X. 

R12, 5 gtt OTCiOMd^ noT(OT = S Iv dvi aa)fxaTt R 12, 4 

WH€T^001I ^ T[gO'^-] Scjot Iv (pdßo) H2, 15 A. OTA. CpMCTpH 

gw OTM€ B d^q€pM€epe noiPMd^ iiefjLapTupoxö tk; H 2, 6 
niM ^ itid^uueAoc T(vt töv ä-h'O.wv H 1, 5 1, 13 d^qjyestLi 
2M. ii€qu}Hpe B d^qu)d^2£.e gn neq^npe iXdXr^aev h \Am 
H 1, 2 gtt wiiipoc^>HTHC h ToT<; irpo^YJTat; H 1, 1 gn €&oA 
MMd^q S gen e&oA MMoq I; auTcö R 11, 36. 

gn gd^Vni B Ä€w oird^noMcpoc R 11, 25 neiegd^mi A(oh€ 
S goin€ qaidam RH, 24. 

negen S negd^n RH, 33. 

gici S gice Kl 2, 13 H 2, 10 ngici mrmot -o irdÖYjfjLa toö 6«- 
vdTou H 2, 9 gM ngici h w ttsxovOev H 2, 18. 

Ä.HgicHW'l- B d^ugiceuTi IO£iJL6X(ü)(ja<; H 1, 10. 

g€iT€ iBoj H 2, 13. 

WgHT K 13, 3 egAHI WgHTOT B nj^pHi WÄHTOT Iv outoT; 

R 11, 17 OTTTWM WgHT TTwpwaK; RH, 25 UTMeTÄcppc 



Ein Spracbclenkiii^ d^i iitl|t«]%7pti8ch«Q (baachm.) Dialekt«. 41 



[MIl€T]n0HT i-^ avaxaiwtost toO ^obq UjJUTiv H 12^ 2 €UJTAI!2LICI 

ngHT R 12, H MueAtanci tigHT ja^ ü->/AOfp:v£i R 11^ 2t> 

MÄweHT ^^ S Äfpw^ El 2, 11. 
gA-V S göre K 12, 20 R 11 20 (>3ilg^^f B Apigoxe fQßaoV 
giTii Te^Ä^pVc ätat Tfjq xiptis? R 12, B giTii iieMeTiyArt^bgTiiq 

ES glTIl ^ti Twv ofKTtp^J^fTJv R 12^ 1 gl T IV TH 11 OTT 69' ufAWV 
^ K 12, 11 giTen uie6 H 2, 3 oitm w^'\ B e&oAgiTCW n5fc 
lih TO'J ÄUp^öU H 2, 3. 
nCTglTOir[u>ll] TGuq lAETi/cü; crou Hl, 9. 
|ko» ii2t.IT ga^OTTT B &ü>ti2£.ti>iT uu)£wiyi (S. gooTT ugreatis) 
iypiiXattoc RH, 24, 

2te H 2, 13 R 11, 36 ort H 2, 6 K 12, 2 R II, 25 eTpeTeT[H]- 

^OHIMA^e 2L€ OT tlg TO äoXlpuätCEtV T< R 12, 2. 

e&Ö\ lyiaxavr/J^,<?Grj.ai K 12, 15, 

AI2LO0C K 13^ 1 nneuTÄ.ir€Au|opTi uäooc KJJJ» 2 imcis-ooc 
2t€ B ^iiJVÄOc IpiT^ R 11, 18 — 'leAuiopn uä-O) mmoc 
K 13, 2 €q2Ä.W MMOC 2t€ H 2, 11 2, 6 (mm*^c); q^Lto 
AiMOC 2fi.€ II 1, 6 1, 7 2j 13 2, 17 (mmac); '^^atüi mmoc 
R 12, 3 '|^nÄ^!Ä.£o Mn€iip6.ii B '^it^w^fi.e neivpÄit ixa^iXt^ 
jo Byo^ 7c^ H 2, 11 nujeaE.1 itT^^qssLe^e^q eboTifir^^rov 
nti*^ör€[Äoc B nicd^^fi.! €TÄ.qci^2£_i MMoq c&oT^giTeii 
m^cre^OC t hC a-nsXuv XaArfitti; U'^üq H 2, 2. 

«kii2fi.i THtiOTT r/>»ßov üpi.ä^ K 12, 16 ^eq^ciiijASttti S pcq^i- 
ii|03.it€ ^jjjLßovAoq R 11, 35 n2£.[i]n(5biic iva^xb H 1, Ö 
neiÄt niSXnc S neison^bnc rriv Htxkv Totj-nsv K 12, 13 
ttTivq5£.i evp^H B cTe^q5tewpxw ^P//i^ Xaß^v H 2, 3 

&T3U tt07&€Hll B &T2fi.i nOTrU|C&I€&€^e r/.jßs lJ.t^3' 

TcoJoakv H 2, 2 cq€2£^i^ni mumot B tiT€qtx.€M^iii 
M^MOT yt\i<rt^ai 9aviT0'j H 2, 9 ats MliecMd^T (JucxT^ixa-cC* 
J^itOsäi |A£iäiAOpfaD50at II 12, 2, 

i!S.üin ^ B -XitpcaiAa R 11, 25 €q2£.Hii efcoX -dXaoq R 12, 2. 

2t€ii€cc Vv» B giti*^ H 2, 14 2, 17 R ll,2ü 11, 25 K 13, l a.€- 
Re€C 0Tj*i^ B gonüic 11 2, 8 sa^euecc cn o&x tva K 12, 7 
Aber 55L€HA.c S steHd^c R 11, 31 :s.ei\^^^ R 11, 32. 

gw 2tii7V2Le7V K 12,20, 

2c.m K 12, 21 tt2£.m c^oph S ^t^iit ttiyopri K 13, 2* 



42 I. Abhandlung: Wessely. 

Td^CA^HH 2L€ngiTrilOI\pm€ S TA.rA.llH AÄ.W ^THOHpme iYdxY) 

<ivüiü6xpiT0<; R 12, 9. 
AI2£.nAH S AI2SL110H B AI2S.((>OI\ ye-^i^Yfpud (J£ H 1, 5. 
€T€Tn3SLAAp S €T€Tn2SLOOp SüVaTOt ^JTS K 12, 9. 

euiTÄüscici ngiHT jxt) incep^poveiv R 12, 13 Mn€A2fi.ici wgiHT 
B MnepisLici n^HT R 11, 20 €T€tw2slici ^m htaia 
TCpoTjYoujxevot Tij tijxyj R 12, 10 €T2LACI^ht B €T(5^aci2HT 
li^rikd R 12, 16 ^naLicittgHT S ^»LicengiHT ^uaiw^eK; 
K 12, 20 gilt n€T2LAci S gn w€T2SL0ce B Äcn uKeTCToci 
h CKJit)Xot; H 1, 3. 

ginaLAOTTT S gieuÄ-ooTT dJoxtfxot K 13, 5. 

HHei\2s.€2s.i B nneH!2s.A2s.i Toüi; t/ßpo\)(; aou H 1, 13 ATreAaLestLi 
B ^AnaLAaLi ^Opo{ RH, 18. 

(Te oi3v = S R12, 1. 

5U H3,l K22,ll. _ 

eHujAiKfco ^n TMeT^^pc B d^HUiANO^i Äcn t. lav lirt|ji.e{vtj(; 
TT) xpt)(jt6ttjti R II, 22 ATUlfÄKfCO B ATU}TeMO^i ^dv iici" 
{x£(vü>ai RH, 23. 

TA(5lewTHnoir S uta^c €p(OT€H eupeOw Ojmv K 12, 20 g^euAT- 
(SIehActot w€ ttcqgiAiri B HN€Teu|€HpATOT nne- 
q^iOOTe i^ziiyyioLfnoi a\ bloi okoö RH, 33. 

T5bM = S K 12, 9 13, 4 Mew (Tom mmah o6 SuvipLeOa K 12, 8 
^n5bM Süva[jL£i<; H 2, 3 = ^€W(yoM K 12, 12 aber niyestLi 
HTcqcfdJSi S iiu|dw2SLe nT€q(rbM B iiu)€2£.i nTeq<rdJSi pf^fxa 
T^; Büvajxsa); aiioö H 1,3 oiPw[(rAM? MM]oq €&OHei H2,18. 

Aq^TcM^ToM SuvaxeT K 13, 3. 

h(51mi Mneqiyini B AucTeMnequsmi iTctoxeTrqr) «ütöv (S (JiMi) 
H 2, a 

n^'ApiOM MncATTcw B niy&coT muccoottcw pdßSo^ eb^drrtxoq 
H1^8. 

HjnA^iocÖT (B HUjon) 5ia{jL£V£T^ H 1, 10. 

(Ti2SL H 2, 7 n€^£iHOT€i nn€i\5'i2SL xd Ip-^a twv -/Eipöv aou H 1, 10 

B WI^&HOTTI nT€ H€I\2U2SL H 1, 10. 

ii€T]€nTAT5i^2SL€£i B c^>H ciiTAqee&ioq tov TJjXoTcwpLivov H 2, 8 
AH(TK2SL€q v.dTTwca; auTÖv B AHe€&ioq H 2, 7. 

n^R 11, 34 12, 11 K 12, 13 H 1, 10. 

11^ H 1,1 1,6 1,8 2,3 K 12, 11 12,13 RH, 22 11,29 11,30 
11,33 12,2 12,3. 



Lehnwörter. 



T«^i5«^iiH dtYflbcT, R 12,_9 K 12, 13. 

ne^^rc^Aoc Hl, 6 ennned^i^i^eTVoc toTc oL-^i'/.oa; H2, 3 nnÄ.e- 

i5€[Aoc H 2, 2 nid.i?i5€[Aoc H 2, 7 nid.??€[Aoc H 1, 7. 
T«^H«^edi.p[cidi.] E 12, 21. 
HHi€(OH Slid^Kon B nnien€^ tou; aliova; H 1, 2. 
A3VA<k K 12, 14; 12, 16; 13, 3 R 11, 18; 11, 20; 12, 3; 12, 16 

H 2, 16. 
enufd^HdOieAi B d^ntyd^nepd^MeTVec afxcXTjaavTe^ H 2, 3. 
^dJ^Hli depLi^v R 11, 36. 
T€T€lid^ndJ(5Hdi.';€ T^vxpiaaaTe K 12, 11. 
^Hd^Hd^üBlt Ävorptat K 12, 10. 

£n OTMCT^Ä^nTVoTc S gn OTAuiTgÄ^nTVoirc sv a::X6TY)T'. R 1 2, 8. 
2L€ d^Hd^noAoci'^e nHTii S 2sl€ €nÄ.no7Voi?i'5€ niifn 5ti «7:0- 

XoYoujAsOa u|Mv R 12, 19. 
nd^nocToAoc H 3, 1. 

ItTd^q^CI Ä^PX** WUJ€2M S €TÄ.q5ldipxw nCÄ.2SLl ap/v Xaßoöga 

XaXeTceai H 2, 3. 
n[d.p]XHTOc = S H 2, 10. 
n^^pX^cp^Tc H 2, 17 nÄ.pxHepeirc H 3, 1. 
OTd^cecnid^ K 13, 4. 
d^cn^^^e dtcTcal^ovTai K 12, 12. 

Mni&d^pd^ MMd^Ten 8 MUieni&d^pei MM(OTen cu xaTeßapr^aa 

ü|jux(; K12, 1^/t. 
e&OHei ßor^eijaat H 2, 18. 
üikp RH, 21 11,24 11,30 11,34 12,4 K 12, 10 12,13 12,14 

13,1 Hl, 13 2,18. 



44 I. Äbbaudlußg: Wcssely. 

2^e RH, 18 11,20 11,25 11,28 12,5 H 1,1 2,6. 
oir:^vjevuoiiie^ R 12, 6 €^i!2^i[e<Honidk Hl, 14. 
T!^i«weHKii R 11, 27, -^ 
TS?i.VR€ocirnH B '^MeeM hi H 1, 9, 

|^!2^I0UM0C dlbi^\i,d K 12j 10. 

eTp€TeT[u]2^otttM*v^€ =8 glg Tc Söxifj-i^Etv R 12,2 ^^loiiijuev^e 
i€ T^tipiZ/,'^ ü K 12, 5 T€Tett . , . :^ü>UIMe^^€ r.npil^ETt 

K 12, 5. 

T2h.ORIMH SoÄtptl^V K 13, 3, 

eiAlH'f K 12, 13 eiMH'^' HA^tlTOC S eiMHTI 2£.e MeU]£kH d 

fii^Tt K 12, 5- 
n'^'pHWH iffq Upi^Tt^ K 12j 11 €€7^^ipiinH B e€p^ipHtiH sJp)' 

vi6ovT^ R12, la 

€Vt€ R12, 6. _ 

ni^RHAHci^v ixxAYjcte K 12, 13 HTCiitÄRci;^ H 2, 12, 

ec^nic 'l^^cAmc R 12, 12 ii IXirf;, 

Te'zoirciÄ. K 12, 10. 

TceAit^rie B nioostg^iH. R 12^ 12. 

ncHopoitoc H 1, 8, 

iioireirci&. Öudav R 12, L 

ÄwRRA[eiCTö^ H 2, 7. 

iie ud.p m\ ydp K 13, 4. 

RäAoc ^.QLkuif; R 11, 20. 

K6.Tiw K 1 1, 28 ue^Tev nuj l = S xa-ra ttjv hctko^iav R 12, 6 R^T^l 

Te^j^e^pic R 12, 6 r^ta g^uißi mxi B Ä€n gwfi ui&eii 

H 2, 17 R£^T^ neqoirtouj xaTa ttjv OcXirjctv «utöu H 2^ 3 

R^TdtL Xe^OTTCIÄ. K 12, 10. 
onn^Tö.Tiö.'KiA^ K 12, 20, 
neuTVevToe R ni2s,*KA xXaBcdv R 11, 18 j>n rAä^toc R 11, 20 

€n€RAÄ.TOc R 11, 2L 
SrARpotioMoc II 1,2 iüqRARfpoiiOMi H 1,4 neTH^vRAtipo- 

ttOMi B Rtl^ett^wepilARpoitOMin icb^ pifAXovTat^ y,Xr,psvG}X£T¥ 

H 1, 14. 
AiTiAÄ^oc: B nre niA^wOc toeS Xaoü H 2, 17. 
neqTViTOTppoe H 1, 7. 
tionAiTOi!rpe[!Ron n]\ik H 1, 14, 
«otta^tä MMeTS^oc i^eXr^ TccXXat R 12, 4 niMc'Xcn! TwpoT 



Ein Sprach denk mal des tmttelägyptiicben (b&achm.) Dialekts. 45 



S MM €JVoc THpoiT tot ptsXij Tuivia R 12, 4 iieM€*Xoc R I2j5, 
ItldhTfW MM£M [ll€Tra^er]€TVlO(ll) KOt-a (Jl£V TO ilfaY^^EAESV R 11,28, 

[mm€to;X10c H 3, 1. 

M]H Hl, 14 MH K12, 16. 

MHTiOTf^ S MHnoTe jjti^^wi; K 12^ 20 MHnoT*^tt S mhhot^ öti 
^P yJ^ %£kvf K 12, 21 MHHOT nTencAe^TAe^S' [t.ißO'z^ Trapap- 
^^ pjt5|jLtv H 2, 1, 

ciieiMTCTRpion R 11, 25, 

n^^IUOTMirilH ^V üho^^ivrpi H 2, 3 ÄJROTMTtlH B TOIKOTT- 

MetiH H 1, 6, 
OTti wjv S ^^e K 12, 10, 
go]Mo^ociÄ^ H 3^ 1 (B iienoTü>rt£ cfcoA)* 
^OTö^n K 12, 10. 
MRÄ^noirpeoc K 12, 16. 
netUTOc S Meuj^^ii K 12, 19, 
HÄ^pA TeKMini RH, 24 ita^pdh H€TgiTOT[ü>R] B ejoTe 

Inil€TÄd.eoirü>ll 7^ap3 TO'js; pL£Ts*/cüc <:cj II 1, l* Mn^^pe^ 
tiiatt*i?e[7ioc zo^f (ä^f^^Xot^ H2, 7 H2^9 MttiUiiocoT ivKö.^^ 
Mue^pdi. nna^^ tti^.nocToAoc oOOAv Oot^ptqu« uzip Xbv ä^o- 
OIcXwv K 12, 11 €U|TM2£,!CI ll^HT Mndwp& S Tl^^p^ (wTEp- 

|na.pf!^&a^eic niM H 2^ 2, 
iteTn^.pdt.ud^'TVi 6 -^apaKaXe;)/ R 12, S •^^natpi^udAi Ttapct^aXw 
R 12, 1 a.mö.p^Ha.'Xi K 12, 18. 
indwpglCT*^ Tuapac-rijaai R 12, 1, 
^n TntcTic K 12, 5 tuictic, OTrMCT^vntcToe RH, 20 ^\t^ 
nujt IITUIC'^'C y.at3i tvjv dvaXoYfav rrj; mffTSü>? R 12| 6, 

I^iiicT€irei S '^-HÄ.gTC i}.%i\^tis E 12, 6. 

kirco MiiiCTOc nö,p^i€p€Trc tt£^gp€M Ti'^i'^ B OTOg n^p- 
I ^Hepeirc eqengox ge^fj*'^' xal %itnbq apytepeu^ t« icpb^ to'^ 
öeiv H 2, 17 eirniCTOc n€ i;£itbv Svra H 3, 1. 

OTPM€Te^TliCTOC KU, 20; 

TTiopt\i*w K 12, 2!, 

Tiocoti MdwAXott B Tiü)co Md^AAou z6w fjLäXXov R 11, 24, 

tiecnpeni r^^p ne B ttfvCMnujDh. p*^p ii€ ^TTpeus H 2, 10, 

nernpogfCTA, h %^oi^d\iB^cq R 12, 8. 

€TeTimpoci'A.pTHpi B epCTetlMüH :Tpo(7xapT£poövTeq R12, 12. 

gTi tiinpo^liHTHC H 1, 1 OTriipof^TT'^Ä R 12, 6* 

TCO'^iiÄ. KU, 33, 



46 I. Abhandlung: Wessely. Ein Sprachdenkmal etc. 

cnepMd^ H 2, 16. 

gn OTcno2^H ev ctcouSy) R 12, 8 Tecnos^H oxouSiJ R 12^ 11. ^ 

€qcT€<|>dinoip ^ oireooT jaw otttä^iä. B d^qepniooT nü 
HTd^io noTTj^AoM e2L(oq l<7C£(pav(i)pidvov 865^] xai ti|xyj H l^j 
aber d^i\T€iT]oiP [n]oiPH\Ä.M H 2, 7. -= 

€TpÄ.C1PIIJICTÄ. (7uv{cTa(76ai K 12, 11. 

OTCiOMdi. noTuiT R 12, 4 12, 5 nnefnccoM*^ t« ccj^ixora u|a 
R 12, 1. 

TOT€ K 12, 10. 

tä.c'ä.hh ssLen^TnoHpine (i^axr^ dvurcöxpiTo; R 12, 9. 
€T€TngipnoMin€ B €peT€n€p^TnoM€nin R 12, 12. 
£HnoMonH E 12, 12. 

^HnoTd^cci H 2, 3 €Ä.ip^HnoTÄ.cci H 2, 8 €H[q2''']^OTdi^C 
H2, 8. 

T€5^Ä.pic R 12, 3 12, 13 Hdi^Tdi. Tex^pjc R 12, 6. 

nej^d^piCAUÄ. T^t yapiaiLor.a R 11, 29. 

enej^pld^ xaT? xp^iai? R 12, 13. 

Td.X£<»> XpTjcwfjiat K4 ^, 10. ^^^^ 

neTCMxJnrjC.** 'W^' 'V<^^ K 12, 15. 

(O ntycoH a> ßaOc<; R 11, 33. 

g(Oc üK K 12, 7 13, 2 eqcÄ^nT e^ove €ni[d^c'ü€7V.oc] o 

€q01Pd^T€q[ C7(i) Sia^cpu)T£pov H 1, 4. 

n€ x^ XptaT6;_R 12, 5 K 12, 13; 12, 19 xmexi^ K 12, 
13, 3 n€5C.c IC K 12, 5 dazu gehört die Schreibm 
TMCT^J^pc xpr^r:ÖTr<; R 11, 22 d^n€7r (Jk CTMCT^^I 
B d^nd^ir OTn c'^-MCT^pc ^^ oh y^^r^Q^b'r{Z(x RH, 21. 

nnd^ zveöfxa K 12, 18 nuÄ. eTovccft xvsöjjLa S-ficv H 2, 3 Mnit 
Hl, 7 nennk R12, 11. 

Mnii?\ R 11,25. 



II. Abh. : Die HandKchriftcn des Klostcre 8»iiU UarU de Bipoll. II. 1 



IL 

Die Handsclirifteu des Klosters Santa Maria 
de Ripoll. 

11.^ 

Rudolf Beer. 
(Mit l2TÄfdu.) 



(Viinpjlfigl in der Silwjiif »t» 8* Juli J&OT*) 



, Mobile ceiioljiuoi, qiiod ob reiierentiam totius religioöm 
cientie olim caput et specimen uniucrse e^so meruit Espe- 
fte* war Santa Maria de Ripoll unter nusdrücklicliem Binweia 
Atif die HodibllUe dos Klosteriä T^itlircnd des Hirtenamtes des 
Ables OHvä (lOOÖ'-KMe) von Bernbard IL, (4ntfen von Besalu, in 
einetii Schreiben an Bernliard de Ruthenis, Abt von Sankt Viktor 
Tan Marseitle/ 1070 genannt worden, und die mächügen An- 
äwegungen^ welebe Oliva gageben hatte, wirkten auch auf dem 
Föebiet© literarischen Schaffens in der uoinittelbar folgenden Zeit 
naoh/^ In cj-ster Linie erscbeint der Hönch Oliva* als Träger 

^ 0«f erst« Teuf ala 3. AbhAüdluiig des BatideA CLY dieser SUvuuf aberichl« 
iper5fFi»nt licht, wird im foIj*enden mit der Sigle T. I xUiert 
Hii^r bb nützt nAL'h der Ausgabe in der Coli ec Hon de doe. inSd. sur ThU- 
li>lr# dft Fmiice. i'rciiiierc S«5rie. — BisioirE jvolitique. Collection dca 
Cjirtuljiire» de France. Tom. Vlll, IX: CartulaifR de TAbbaye de SAint- 
Viftor d« Man»«01e, p, p. On^rard avec coHnboratiou de MM. M»riön 
*t Ddiftle, rarii 1S57, Bd. IX, Nf. 817, 8. 166. 

1050 vPTÄpriebt ein Kloster der DtÖsMo Vieh dem Kloster Sjin Martin 
de C»iiijfA, ili^fl Bisebofa Oliva ,cmus ftudiis ftapientiae dum prAeseni 
•nperfuit ipüd fie«, iutor recloro« ©cde»ia© sni ordlnla namy extitit m* 
CQndiii' m gedenket!; eine ipiterc RemiuisKenis bildet d&s Elogium OHyu 
in den «OcstA Fetri Dneis VenetJÄe Ätqne Dalmatläe* (Petnis UneolttÄX 
M*bil)oti, ASOSB saee, V, 888, 

T. J, Hfif,; dl«? bir(f^rxphie«he Noti« Über den MOnch Oliva in d**n Me- 
ltw>r «m para ajtidar k furniar un Diecionario critico de lois Gteritore« 
«r. 4. pbU.-Uit Kl. 15» M. t. Abh, 1 



2 n. Abhandlung: Beer. 

der großen Überlieferung; dies zeigen zunächst seine bald nach 
dem Tode des Abtes Oliva verfaßten Epistulae de paschali cyclo 
Dionysiali. Als erster gab Baluze in der Marca Hispanica von 
der kleinen, aber beachtenswerten Schrift, die er in einem 
,Colbertinus' gefunden hatte, Kunde, noch zweifelnd, ob der 
Abt oder der Mönch Oliva der Verfasser sei, aber mit der be- 
stimmten Angabe: haberaus librum editum anno MXLVII;* 
Villanueva, der die epistulae in einer noch in RipoU aufbewahrten 
Handschrift sah (T. I, 8ü), gab (Viage VIII, 220) eine Probe 
(den Prolog in Versen) und bemerkt, ohne die Stelle in der 
Marca zu zitieren, betreffs der Entstehungszeit (a. a. O. 56): 
,Baluzio la supone escrita el ano 1047/ Die Angabe in den 
Memorias des Torres Amat S. 447: ,HälIasc esta obrita en Ba- 
luzio lib. IV aiiadiendo: editum anno MXLVIP ist durchaus 
irrig; der Sachverhalt ist vielmehr folgender. 

Die von Villanueva benutzte, ftir die Gcistesgeschichto des 
Klosters in mehrfacher Beziehung (T. I, 86 f. und weiter unten 
S. 5) aufschlußreiche Mischhandschrift (nach seiner Angabe 
s. XI— XII; im Katalog des B. Rivas unter Nr. 37: ,letra medio 
Komana medio Götica del siglo XI*) ist leider, wie ich nunmehr 
einem urkundlichen Zeugnis entnehme, endgültig verloren; in 
dem von Prc)spero Bofarull angelegten Katalog* erscheint näm- 



cAtaUnos von Torres Amat, 447 f., weist aiifTAllend viele Fehler und Un- 
^enauigkciten auf. 

^ Marca Hispanica col. 44G: ,In codicc C242 bibliothccae Colbertinae habe- 
tntis librum de cyclo paschali editum anno MXLVII ab Oliva monacho 
sanctae virginis Mariao Kivipolientis . . . Vidcndnm an haec hicubratio 
referenda sit ad Olivani Kpiscopum Ausonensem, qui monachns quoqne 
Hivipullensis/ Das Kiclitigc vermutete schon Enrique FlurcE, Eapafia 
8Agrada XXVIII (1774), V^\). Bayer in den Noten zur Bibliothcca vetns 
des Nicolaus Antonio II, 5, wollte allerdings von einem Mönch Oliva 
als Autor des Werkchen« nichts wissen: ,quo de oper« fruatra Balnsios 
atquc ex eo Cl. Florezius T. XXVIII, p. 139, n. 39, subdubitant, num 
alius Olivae UivipuUensis item Moutichi sit; cum nullum cognominem 
Scriptorem norint Bil)liogra]dii/ 

* Bei dies«>r Gelegenheit sei erwähnt, daß mir außer den schon fQr den 
ersten Teil der Studie herangezogenen Kopien des ültesten Haud- 
schrifteninventars (Olivianischer Bestand) sowie des von Benito Rivas 
angelegten Verzeichnisses nunmehr noch zwei umfangreiche Kataloge in 
guten Abschriften zur Verfügung stehen, nftmlich die für Etienno Balnse 
angef«>rtigte Liste und die von l'rospero Bofarull unter Benütsung der 



Die HiDcIacliriften des Klosters Santa M&rla de RIpo!L 11. 



3 



lieh ihrer Signatur (Est. 1, Caj, 2, Nr. 19) das Zeichen bei- 
gefügt^ das ^yerbrannt* be deutete Dagegen ist das von Bai 112 e 



Tpa Hoque OUlnelta^ mitgetellteii Noiis^n TerfAßten Beschreibungen der 
Mariufkripte. Daa hier bcQÜtzte Kätalugmaterial hl demgemäß folgeniiefl* 

1. ,Breuh librnraoi SancUe Maiiae/ D&s aach dem Tode des 
AUlcB OHva (f I04tj) angelobe IijTeßtar, auf Gnind der bis dahin un- 
Teröffentlichten Abschrift de« Benito Eitiii T, I, 101 ff. mitg eteilt und im 
Icdgenden mtt der Sigte 4U. Kat. bezelcbnet 

3. j,BE]Tiiinaria descrlptio librorum itianiiäerifitorum in bibliottieea 
tTKiijafilenL KiTipuU€<üsij!i^ die 2B Atign^ii 1649/ Paria^ ßibliothi^qiie Natm- 
iialc« CoIIgcIloh Bahne 372. Vgl. T. l, 10:^. BpnUtxt nach eiuc^r im Auf-< 
trage der ICirchi^nvliter-Kommisäion derkais, Akademie der Wissennchaften 
von dem Bibliothekar der Biblioth^qne Sainte-Genevi^TO, Herrn Am^d^e 
Boin«>i, sorgfUltig angefertigten Abschrift. Diesca Verzeichnis wird tUf 
dk Oejchiebte und Bcnchreihung der Rlpoller Handschriften jetzt %nm 
«TitQEi Male lierangcxogen und Ut In der Totgc mit der i^igle Rat. BaL 
bexoichnet 

3, ^Catälogo de los CMicei MSS. quo oy di» ^xislen en i& Biblio* 
tecm dcl Ecal Mona^tcrio de RlpoLl en el Principado de OAtnliiilfi/ Van 
ßnnitö Ulvm ca, 1800 angelegt (miiige Ätinilge in Ev^aldäi Kei^e, Nene« 
ArchiT, VI [ISBl], 389 C] und In chwr von der kg!. Akad&mle der Ge- 
ichichtc jii Madrid der kain. Akademie in Wien geneigtttfit zur Verfügung 
geateHten Ab^ijbHft bentitat; vgl. T. 1, 23, ÖO, CS. ^ Siglo: Kat EW. 

4* fCftliiiogo de ioB codieeÄ nmnuieritos qne en virtnd de la Real 
orden do 20 de Noviooibre de 1822 ha remitido h aste Arehivo General 
de la Corona de Aragon ml «nbdelegado D. Pedro M.irtir de 01»inellas 
. . , per teDeci enteil »1 »iiprimido monaiterio de Monje« Bencdietinos de 
Itipöil j que Ke coVocÄdo i«gan el orden de eftancia», cajones y nümoroi 
quo tensan en aque! montitorio * , , (Am EndL*;) Barcolüiia y Octubrti 
1^ do 18S3. Prd«pero de BofanilK* — Die(es luTentaf war »ett geraumer 
Zeit bekannt (vgl Ewald a. a, O. 391), die Benütsung im Jahre 1D05 abe^r 
nicht gestatlet worden; eine volbtHndtge sorgaame Abschrift verdanke 
ich der besonderen LiebenswOrdigkcit des Herrn Jos6 Pijoan-Bareeloua. 
Für die Ge^sehicbte der Eipoller BoJtäiidc i»t das Verzciehtiiit anoh darum 
wichtig,, weil Bofaruil naeb dem Brande, und awar noch im Jabre \S3h^ 
jene Mandacbrirten ausdrdeklieh bexeiehnele;, die Ton ihm ans dem Krön- 
rcbiTe nach Ripoil aurflckgesendet worden waren nud dort verbrannten, 
ttgle: Kai. Bot 

Kodiieh wnrdc noeb an nenem bÄDd84;hriftH<rhi'n Material 

5. der Band 107 der Coiteetion Baloxe benUi/t» den die Ad mini* 
itration der Pariaer Nationalbibliothek durch Vermittlung der Direktion 
der k. k. Hofbibliotbek nacb Wien darge lieben batle. Der Band entbätt 
tahlreielie Abschriften wertvoller Ri polier Urkunden (T. I. TU, Anm. 2), 
aber auch Anstüge und Abaehriften ana alten Bipoller Codices^ anf die 
ieii vri^erholt xarückkommen werde. Siglci: BaL. 107, 



4 II. Abhandlung: Beer. 

benützte Manuskript der Epistulae heute noch erhalten. Der 
von ihm a. a. O. genannte Colbertinus 6242 ist identisch mit 
dem Kodex der Pariser Nationalbibliothek F. lat. 7476 (Cata- 
logus Cod. M. S. Bibl. Regiae, Paris 1774, vol. IV, 364, auch dort 
als Colbertinus bezeichnet), den ich eingesehen habe; wohl noch 
dem 12. Jahrhundert angehörend (nicht s. XIII, wie der Cata- 
logus angibt), füllt die Niederschrift genau einen Quarternio. 
Die bereits erwähnte Angabe Baluzes: Habemus librum de cyclo 
paschali editum anno MXLVII ab Oliva monacho kann mög- 
licherweise formell zu Mißverständnissen Anlaß geben, sachlich 
ist sie zutreffend. Eine Supposition, wie Villanueva meint, liegt 
nicht vor; im Kapitel 3 des Büchleins (De presenti cicli huius 
anno) fol. 3** der Hs. heißt es nämlich: Si uis nosse quotus sit 
annus cicli huius uide annos domini qui sunt in presenti I XL 
VII™. Eine Reihe von Indizien legt die Annahme nahe, daß 
auch diese Abschrift Kipoller Ursprungs ist — auf jeden Fall 
ist erwiesen, daß das Schriftchen ein Jahr nach dem Tode des 
Abtes Oliva von dem gleichnamigen Mönche verfaßt wurde. 
Die Tätigkeit dieses Mönches Oliva erstreckt sich aber noch 
weit über dieses Datum hinaus. In der bereits T. I, 86 — 87 
analysierten, jetzt verlorenen Handschrift fand Villanueva auch 
eine Epistula OHvae monachi ad Dalmacium monachum de feria 
dici nativitatis Christi, deren Text von ihm (Viage VIII, 225 f.) 
publiziert wurde; in dieser lesen wir; qua racione de annis 
Domini, qui sunt modo I LX* V*', voiunt unum auferre annum 
und entnehmen daraus, daß der Mönch Oliva noch 1065, also 
etwa zwei Dezennien nach dem Tode seines großen Gönners, des 
Abtes, literarisch tiltig war.^ Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch 
die Abfassung anderer vom Mönch OHva verfaßter Schriften, 
des Traktats de ponderibus et mensuris sowie der regulae abaci 
in diesen Zeitraum fiUlt; bestimmt trifft dies bei einer kompu- 
tistischen Arbeit zu, von der bisher keiner der Biographen 
Olivas und auch sonst meines Wissens niemand Kunde gegeben 
hat. Im Kat. Bof. finde ich gleich am Beginn der Beschreibung 
des Kodex Est. 2, Caj. 3, Nr. G folgende Inhaltsangabe: 

Tabulae computi ecclesiastici editae ab Oliba monacho 

* Wohl durchwegs oder vorwie^^end in Ripoll weilend; 10C3 legte er das 
Inventar der cnfcrmeriA des Klosters an, vgl. Villanueva VllI, 10. 



Die Handachriftea doft Klosters SadUi Maria de Kipoll. 11, 



Kiviputleim aiio 106L^ Wir erhalten also luer Nachrit^ht von 
einer Arbeit auf dem Gebiete der kirchliehen Chronologie, die 
ein Lastnita vor dem Briefe an Dalmiiims^ der letzten datierten 

[t^chrift des Mönches Oliva, herausg^egeben wurde. Bezll^liub 
dtir Niederschrift des Textee Ist ein Umstand zu beachten, der 
»113 den Bosch reib II ngGfi des hetrcflfendeu Manuskriptes im Kat, 
Ri¥, und Kat. Bot nicht hervorgeht^ jedoch im Kat. BaL ge- 
wissenhaft verzeichnet wird;* ebenso wie in der verlorenen 
Misch handsehriftf weiche die meisten Werke des Mönelies tUiva 
enthielt (vgh oben S, 2)^ waren auch in diesem, gleichfalls zu* 

[gründe geganpfenen Misclikodex mit der Computus- Arbeit Olivas 
mnalisti.^che Anfzeiehnnngen vereinigt, deren Ursprung zweifel- 
los im Eipoller Kluster-Scriptorinm zu soeben ist Dar Kat, 
Bai. führt nämlich in der betreffenden Beschreibung (Nr. 112) 
nacli der allgemeinen Charnkterisierung des Inhaltes: Liber 
Computi et tractatus Prisciani de munine et verbo, folgendes an ; 

Jaiinarinaf Augiiitu« et Decembcr Xlir nanis habont XVIIII post 
lidti«! utc* rofitea sie: du scniiünt' Beali Seuerim cpisieopt l*Ic, roatea: 
Em milli^ima CXXXV* eitiita'* Hierusaleni reddita cM- ChrjRtitmiäi, Kt 
modo eit millüsiaia CC*XVIL Anno miUesimo C*XLVIII captu egt 
Furtosa ab iuelito R. Barchinünotjsi Comito et regi Aratj^ouiN Furia V* 
tpOtd natalü 111 KuK Janutmi Barehinonc^nsi. Postea tratst a1 dt> eiclü 
t«bulii tttsu dignia. 

Wie sieh nun an die koniputislisuhen Arbeiten drs Mö rieh es 
Olrva Ännalen anschlössen^ die ftlr das Prosaschrifltum liiiiolls 
von Bedeutung weiden sollten, so ist uns aus der Periode seiner 
Wirksamkeit auch die Reminiszenz au ein versifi/ierteB flerr- 



' Öl« mir vor]i<^eude Abschrift bietest ajn J^lircsiMiliI 11*J1, dÄS bt aber, 
Wia ««eil «chon fttUi der LöbeiiBx^it i|t«s Autor*) «rpbt, (jewiß olii 4^*^l^rtvLb- 
fc^hlff; aucb foLj^t gleich Lii der B^dcbreiüuug Holbiil büi dvt D^ttierang 
mue« Anderen Sttteke« d't^ Angabe; Eiicrito en el mt&mo ^Iglo XI. fm 
K*t. Riy. Ui Ollva äU Aiitor iiiclit genatiuti jedcjeh (anler Nr. 102) der 
laliAtt iliespf (wie ana dein beig^csetKlGn im Kat. Bot bor vorgeht, glwleh- 
fiilli vc-rbrftEiUten) Handstdirift öb^mcbtUcbcr Äii^cgebcint I4ber Conipii- 
loriuu, Libf?r Ofticioruiu AuiäUrU Eplacopi Ad K^gciu Cariiltiiu. lioiimuiia 
Oräo l» Ilcbdüttijida m«iö?i cum ^c^sti« Bypodnlibus ranorutn c^DiicUiüraoi. 
Trftetsim» t^ruciam Gramraatki, En pergimino de foL mnyor» «n l«tr» 
M Elglü XL 

* tii«r bt also der ält^te der au^nibrUcben Kalalogo milicbhißrelt^ber al» 
dir «päter ron geicbatttfii Forscliern ang^IegtPii Yerseicbniftac. 



6 n. Abhandlung: Beer. 

scherelogium erhalten ^ dem andere noch zu besprechende 
Schöpfungen ähnlicher Art folgten. 

In diese Zeit (etwa Mitte des 11. Jahrhunderts) filUt näm- 
lich die einzig und allein in einem Ripoller Manuskript erhaltene 
Niederschrift eines Klageliedes auf den 1017 gestorbenen Grafen 
von Barcelona Kaimundus Borelli. Baluze hat das Gedicht in 
der Marca Hispanica^ col. 427 f. herausgegeben^ jedoch seine 
Quelle (aus guten Gründen) nicht verraten (,In veteri codice 
M. S. reperi'). Er schöpfte aber zweifellos aus der heute in der 
Pariser Nationalbibliothck aufbewahrten Mischhandschrift 5941 
(olim Baluzianus). Im Catalogus Cod. M. S. Bibl. Reg. IV, 179 
wird das betreffende Stück, das älteste der Handschrift, irrig 
erst in das 12. Jahrhundert gesetzt^ das Gedicht als Epicedium 
in funere Kaimundi Comitis Tolosani bezeichnet, dadurch die 
Sachlage erst recht verwirrt. 

Daß Baluze in seinem Abdruck die 10. Strophe mit C, die 
21. mit S, die 22. mit H beginnen läßt, zeigt, daß er die Absicht 
des Verfassers, einen alphabetischen Sang zu liefern, verkannte, 
damit dem Verfasser das nahm, worauf dieser wohl am meisten 
stolz war^ außerdem ist von ]3aluze manche Stelle unzutreffend 
gelesen worden. Ebenso verhält es sich mit dem Abdruck, den 
Bofarull, Condcs vindicados I, 217 ff. genau nach Baluze veröffent- 
lichte und Amador de los Rios, llistoria cdtica de la literatura 
Esp. II, 335 wiederholte; noch vor Amador hat Du M^ril (wohl 
als erster, denn Archiv f. ä. d. Oeschichtskunde VIII, 365 wird 
nichts hierüber erwähnt) in den Poesies inedites du moyen-ftge, 
Paris 1854, 277 Anm. kurz darauf hingewiesen, daß das Epi- 
cediun alphabetisch ist (vers asclcpiades et reunis cn quatrains). 
Einen entsprechenden Abdruck lieferte erst Dümmler (Neues 
Archiv III, 1878, 407 ff.), der aber das Carmen ftlr ungedruckt 
hielt, auch betreffs der sicher zu erweisenden Hipoller Provenienz 
der Handschrift nichts bemerkte;^ die entscheidende Bedeutung 
des Str. 13 gegebenen Hinweises ist ihm offenbar entgangen. 
Anlaß zu der auf Grund neuer Revision der Handschrift im 
nachfolgenden gebotenen Wiedergabe des Gedichtes bietet die 

' Unerwähnt bliob «las m\» historisches Zeugnis zu beachtende Gedicht in 
dem auch die ältereu Uipoller Quellen berücksichtigenden Aufsatz: 
Ilistoringraffa de Catalunya von J. Mass<S Torrenti, Revue Hispanique 
XV (1906), 480 ff. 



Die flAndichriften des Klotiers Sn»ta Maria de Ripoll. U. 7 

Tatsaclie, daß es sich gnt in die Reihe der aiis Ripoll be kannte u 
vorsifizierten Elo^a auf Verstorbeue einfügt* und den Übergang 
vom Pafiegyricus zum episch geftlrbteu Sang verraittelt, 

1 U €«nnon populi flebile (jancti An res nunc aiiimo fert« benlgno« 
Qtiad pAtig^H meritU* uiuere Ijiudes Ralmundi pmceria, pAtria et almL 

2 1l«ll)i ti^rr« potent, ubere ^Audcns Quo nunc espori^* uuliierQ Innguenft, 
Ctii tujTia pülrii; ^t* lipA« rpponte KaiinuDdus prqc^rf Iiudc uaort^ premetii«. 

'S et AH projrenlos pulcrA bori^Ui Rainiiiiidufl teneria cuplt ab annie 

Dm icBlgito pAtrU iua modf^randum, XpUti pr«Cipiius iiiunere fj^olus. 
4 Heim cebtift procemm culminc »taret Cemicemque patm^ fiectorcjt orbls» 

EiloUt liidnU dulds amMor ol roctor pcipali" ceu pkter omnb* 
b Effutnit fidei luce tidelU Pniiccpa egregius j^emper in orbe, 
fuflttii itidicid, fAtnine tioruA^ Ho^tU ralsiluquia hie erftt acer. 
> Faltus preiidb Duiinnk «Itl, Ducea« cjiatr« sibi foitU XPI 
StfAuit b«rban«tii ffttiflque IriatI Coltureqne del iempU dJciiail. 
7 Oefttb prepiisdil cuticU pot^snter, Sio pulsU tfMiebns orbe^ pri^pbanii 

Strttiit X PI coli»" cA»ira salutii, HarcbinanJl pateiis, te renauauit. 
H Ute pf<r luAtlciu Umina cedens Prebcbat* populia Iii^aa saliitit, 

t*t uiuendq pic rogiia sublrcat Ci^l&stis patrit' poat sine tine. 
1> IWi ctir» fuit maiima r<^ni SeiASiLrAS plAcidu stringere pftcki, 

t>i#tTtird««^i|Ue ßibi nectorc m«uics Primo ncqnllii; fraude rßpulsm. 
10 Kftftix'" hic populia extlttt orbU, Qu! tnmm^** merili tranf tulit i>t»tra 

Et e#l«o ml&uit nomine terris, Ut sol in rAdiii orbß rfifusia. 
tt J^x tng^ent paLrie, gloriji |citi% O raimundi^f tuia quam piua iillm 

DomniM moT*^ pätm cuncic^* fuisti, Qu! acalMiu eitiera^ triBtibu» «lumv,^' 
i% Mim mt*, mopftSf fouit amur(»> Vi^stri tutor crnt diilcli et altof^ 

S»M% i|Ui>d «euA iiiAnuä souti^ ademlt Vobis re.'itUuit'* iure pi^rcglt. 
13 Jittm «Jierata del templft beAuit Doniii eximii^ el dci^örauil 

Et eltirum patrit; föuil bone^to, O borcUüt^* oingis iti eilte preAul. 

' J. F dp Maadeii, Hiitirla Crltiua de EspanA XIII, ttl7, moint niaht mit 
Unreelit, e» «ei die cnri3£i|?e ^jioestA tolorable*, die fleh auf ib«rischoro 
llödf^n am jener Zeit erhalten hnt. 

* mertta» t^iigelbreeht. * eÄperU t* (d. h,: oBt) Engel brecht. 

* tmmmler et. * patri Kngelb rocht 

* ji<»pu]u4 V erbewert in pnptiU* Ha , bemerk I DU mm 1er rtchlif^. 
▼ ore DUm Oller, • Kein ötricb aber XPL 

* Oedebil Djilti««, '* Carua BaluÄö. 
■» Die llandscbrift bat daatlich fammä. 
" tmcU^ Dümmler* 
*" So ia def Hft&dieliHft und in aUcu Au^aben (auch bei Dtlmmler). Engel* 

bfeehl «mendiert vortrefQieh: Qui Aolameu eraa triatiban omue. 
** r«»ütiil Eogclbffrüht, 
«* fi«»rrJ1iia, Biacbüf (praeatil) ¥on Vicb 1010—1017, der Yoffinger de* Bi- 

•ebo^ QU? a, gleichseitigen Abta von Kipok), wmt hier £U beaeblen tat 



8 n. Abhandlung: Beer. 

14 quo XPicolis^ urbs sat oUmpbi Terragona piis clara ste^ti, 
Te prisco statui ferro parabat, Uinc^ ornare tuam presole plebem. 

15 Pro, quantis fieres clarus in actu,^ O raimunde, tuis lux patrieque, 
Ni te seua tuis mors rapuisset, At flatus petiit regna quietis. 

16 Quam post regifico ductus honore Quoram certa plo pignora papa 
Hernardi comitis pacem^ tulissct, Inuidit properans mors remeantt 

17 Reuera patric tarn decus ingens Ut raigrasse ferunt, fluxit ad immas 
Plebs omnis lacrimas, undique uultus'^ Multus fit^ patrium cernere fonos. 

18 Se dant precipites uulnere cordis; Pars scindunt facies — flebile uisu — 
Dant luctus uarie milia plebis Et clamore truci sidera pulsant. 

19 Te, raimunde procer, quam cito, pulcher, Nobis mors rapuit seua misellU! 
Quis tam dulcis erat rector in orbo Extans, qui dominus ceu pater adait? 

20 Ve tellus tencbris mersa doloris, Te liquit patrie gloria fulgensl 
Harcbinona, tibi quis dolor hesit. Qua defuncta patris membra putrescunt! 

21 Xero maue^ piü plange patronuin Harcbinona potens urbsque gerunda 
U^que ausona simul urgella tellus Hinc quadrata fleant climata mnndL 

22 Yranum* ferte deo dulciter almo, Qui pro patre dedit pignus in aruis. 
lluic parete, uiri, corde fideli lussis uosque pio subdit9' matris. 

23 Zelo nunc fidci poscite cuncti: Lucis summe '° pater, cede quietem 
Kaimundo proprio prolis amore, Quo tecum deus et flammtne^' reg^at. amen. 

Außer den eben besprochenen Zeugnissen besitzen wir 
noch verschiedene andere Hinweise darauf, daß die RipoUer 
Klostcrschule in der unmittelbar auf die olivianische Glanzperiode 
folgenden Zeit ihren Traditionen treu bUeb.^^ Zu beklagen ist, 

* Kein Strich über XPi. * hie Engelbrecht. ' actis Engelbrecht. 

* pace richtig Dümmler. * Bai. vermutet luctus, Engelbrecht uulgns. 

• Bai. irriji: sit. ' Scromane Bai. ' Uymnum Bai. 

• So die Handschrift und die Ausgaben; es sind die der Oberin nnter- 
stchenden Nonnen, uiri die MOnche. 

^^ Bai. korrigiert summe. ^^ flamminae in der Hs. 

*• Auch für das Oberhaupt der RipoUer Klosterschule während der Oliviani- 
pchen Zeit, für den gelehrton Amallus scholasticus, über den T. I, 90 
gesprochen wurde, scheint man in späterer Zeit einen entsprechenden 
Vertreter, vielleicht Nachfolger gefunden zu haben, worauf das Transsumpt 
eines bisher unbekannten Aktes hinweist, das sich in Bai. 107, fol. 2771^ f. 
findet. Die Urkunde: Anno X Uegni Hcnrici Kegis, also 1041, d. h. fQnf 
Jahre vor dem Tode des Abtes Oliva ausgestellt, int stilistisch und auch 
kulturhistorisch beachtenswert, außerdem als einer der spärlich erhalte- 
nen Privatakte jener Zeit wichtig, wird daher hier im Auszuge mitgeteilt. 

Nach einer Einleitung über die Absicht des SchOpfers bei Er- 
schaffung Evas aus Adam heißt es: 

Idcirco ego Haymundus cognomcnto Bernardi bis mortalium legi- 
bus honesta copulatione productus et amore suscipiendae Dominoque 
seruiendae prolis inductus hunc tituluro dotis seu douationis tibi dilec- 



Die HjindtEchrifteti des Klosters H^tit» Munn dp HipoU, IL *) 

duß wir über wiclitii^e, hierher ^eliörende Detikmüler nur in- 
direkte Kunde (durcli die vor dem Brande angelegten Kataloge) 
erhalten, so über ein scliun ausgestattetes Evangeliar^ das am 
ausfUlirliehätcn von Benito Rivas beschrieben wurde :^ es ist 
^euiiu datiert^ wurde ein Jahr uaeh dem Tode des Abtes Üliva 
volletidety dio Anfertigung vielleicht noch von ihm selbst an- 
betbhlcn. Zum ersten Male begegnet uns ein Produkt des Ri- 
poller Scriptoriums, das reichen ornamentalen und fignralen 
ächmnck aufweist; die Iiirtialen wareu illuminiert und vor jedem 
der vier Evangelien das Bildnis des betroäendeu EvangeUsten 



tisslmai» «ponsae mcAe Ermejtciidi nomioä ImblturJiiii (so) pcrpetiin trado. 
Ciutctajii (ino4iic det'ifuam parte m reriim niearuui . . . tibi concedo^ deiih 
quc jii3(U If gc» Gdtorum WneMas aritiquitusi if^ittlatas liaee otDtiia «iitmo 
Ircam gratinti pej-eotupk^ el cq dileciioul^ umculo quandiu uiui fiieri- 
III ii§ t<?ctiin pormnnere desidero. Quo bcatuH Po^ulufi ApviJttoluü ('t doctor 
|retitittiii iubet itxorea dilig^ndiui essR fl«^mpc?r \n Domino, Fttctü c$t Uaec 
scriptitra iu coeuobio Iteatai; Mariae iiirgiiiis Ei »tpullcntt^ 
Annu X Regiii Heitrici Regia lertio tiou^irufu Jaiiuxrlstrum die scnpii 
maiiiti Reinuudi ad vicem AniAUl i^oolaatici praefutl Cocuobii 
lutarii- Svg 4- oum praedicti Heiiiuudi qui Iianc donattotif^m dutis freit 
tfSBtes firraare rü^rttMt. Sig ^f' muh G<'rberti Sig *^ rmrii Ebuli (Üll- 
dtinrii, Bemardi, Ädan><?rti). 
' 4'iber Evang^tiorum cum praefatiofiibus saucti llieroujfni presbyteri nd 
papam D»iiia$iiiin Es nn codice en per^amino en 4^ ma^Qr i?on varios 
«dunios y Ü|furaä d<; loa 4 tsvangeliatA!^ d« piutarft basU, Coiitieii« tarn- 
U'wn la jrt*iiüHlngia de CJiriato Sefior nuestro dt^sde Ada» Iiasta JosepJi, 
liijti d«^ Jacitbt c^^iiihgit dt^ Maria, y iw» obritaüi §i^ui(;iiti.^st Hubricae et ora* 
tUmt^ id Catbecumenos faeicndos» Variae oratianea ad tionlemplatiurteni 
t»ii«ae. Lib^r sacrainentöniiii edttiis a B. Ge1a;^o papa ernftndatns a beatn 
orio« Mi»a<^ lotiu» annl et c|Ua^ dleeiida mmt tu fcttivitatibuii saoc* 
Lt^etiuiiei citCopUe do vetüri novoque tcstaiiK^iitu ad Tniüsaa p«r 
tiHtim ftönnui- — 8ü h*lra e» mnj borniosa j iü\ ve* de manu de 
»Ignii jmongo del mianiii Uipoil, pixcs so etcriblt^ en l<>48t pt*i'i|iiG 
al tili de liT Getivnlogi« die«: Ftnit. V. etas. Ineipit VI, jmtlii gciioratio- 
nüm Qtd tf^mporaiii st^ri^ ct^rta. sed totins geculi toriniuü finmida cillas 
iam irattfiuzti «uui lXI>VtLL P(»ito ab tnitio miiiidl nsc|tie in priM^iit 
t4-tii|iij4 (j«^i bic Ubfr scriptum ri«t suut aaut VCCCLVIÜ. FresuTno que 
r*tr peedijau Codicp se duibiii al ienar Ca tu po matte»/ (Nr, 15&.) 

£d iat offenbar dieselbe Uandacbrift» die YiUanueirat Viage VUI^ 
13, we^catUfb kÜraeT bcscbreibt; ,Cddic« d© los IV evangelios con laa 
itiiciala» ilaDiinidaii iiti dutincctdu de capitulos, e«arito eu el sigio XI. 
Preoedea ««^gun eoatumbre laa tablaa äa las concordaDci«», j k c«da evan* 
gel kl U Imagen de au autur de dibuj^i iucorrectiaimu. 



10 II. Abhandlung: Beer. 

angebracht. Es läßt sich leicht einsehen, daß der herrliche 
figurale Schmuck, den der von Oliva aufgeführte Prachtbau 
der Klosterkirche trug und der heute noch trotz vandalischer 
Zerstörung unsere Bewunderung weckt, auch im Scriptorium 
des Klosters ein Echo fand; man denke nur an die Skulpturen 
der zwölf Apostel, deren Ausführung auf Grund von Skissen 
und Entwürfen erfolgen mußte. Da die Bilderhandschrift bei 
dem Brande im Jahre 1835 zugrunde gegangen ist, können 
wir über die Art der Evangelist endarstellung nur Vermutungen 
aussprechen; doch fehlt das Vergleichsmaterial für katalanische 
Handschriftenillumination jener Zeit nicht völlig. H. Denifle und 
E. Chatelain haben bei der Publikation des ,Inventarium codicum 
manuscriptorum capituli Dertusensis^, Revue des Biblioth&ques 
VI (1896), 1 ff., den guten Gedanken gehabt, von einem der 
ältesten, wohl noch der Mitte des 12. Jahrhunderts angehörenden 
Manuskripte der Kapitelbibliothek zu Tortosa,^ enthaltend Ora- 
tiones pro missis (Kodex 11), eine ganzseitige Miniatur sowie 
die ornamental wie figural geschmückten Einbanddecken durch 
leidlich gelungene Nachbildungen bekannt zu machen. Die 
Nachwirkung des byzantinischen Einflusses ist unverkennbar; 
die Darstellungen stecken noch tief im archaischen Stil der 
Miniaturmalerei und man darf annehmen, daß Rivas und 
Villanueva auch hier über ,pintura basta' und ,dibujo in- 
correctisimo' geklagt hätten. Da die Kirche von Tortosa dem 
Grafen Ramon Berenguer IV., dem Gönner Ripolls, Gründung 
und Dotierung verdankt, ist es nicht ausgeschlossen, daß 
die Ripoller Schreib- und Malschule^ damals die berühmteste 
ganz Kataloniens, bei der Anfertigung des Missales von Tor- 
tosa ebenso Einfluß geübt hat wie z. B. bei der noch zu be- 
sprechenden Niederschrift gewisser Provinzialannalen in einem 
Dcrtusiensis. 

Eigentliche Bilderhandsehriften aus Kipoll, die noch dem 
11. Jahrhundert angehören würden, sind uns nicht erhalten. Doch 
flndet sich in der etwa aus der Mitte dieses Jahrhunderts stam- 
menden, heute noch in Ripoll aufbewahrten Handschrift Nr. 151, 
die Baeda de locis sanctis, Augustinus de Magistro, Joannes 

* Zwischen BarceloDa und Valencia gelegen, von Ramon Berengner IV. 
1048 erobert. 



Die H&ndscliHft^n dea Klostcrt! SnntA Maria de KipolL IL 



ii 



Chrysostomuä Jo rcparatbne Inpsi, Augustinus de Fide, Bacliiarias 
de Fide mitbitlt (diesen wohl nach einer aus Italien beschafften 
Abschrift, vgl. T. I, 96 f,^), auf fol. 15i^ ein Bild der Jungfrau 
mit dem Kinde (Tnf. 1), das nicht so sehr durch die Technik 
wie dnrcti charakteristische Ge&taltang des Hujets Aufmerksam* 
keit vt*rdient So deutlich der io jener Zeit selbstverständliche 
byscantintsche Einfluß durchschlägt, so merkt man doch sofort 
die für Spanien hezeichnende selbständi^'e Erfassung der Auf- 
gabe, den nicht falh'echt, sondern nach der Breite sich ordnenden 
Faltenwurf, den dem Nonnenkleide entsprechend bedeckten 
Hals, die vom Konventionellen durchaus abweichenden^ vielmehr 
aitsgesproehen individuell gehaltenen Gresichtszügej so daß P. 
AdrJen Manier^ der das Bild pi'Ut^Cj der Ansicht ist^ es habe 
eine Nonnc^ vielleicht eine Äbtissin zum Bilde Modell gesessen* 
man braucht sich nur daran zu erinnorn, daß das benachbarte 
Kh)ster S. Juan de RijioU (San Juan de las AbadesasJ bis 
1017 Nonnen beherbergte, um diese MtJ^Hchkeit zuzugeben. 
Die hier naheliegende Vergleichung mit dem Marienbilde (aur 
Kochten des Gekreuzigten) auf dem von DeniBe und Ohatelain 
reprod äderten Einbanddeckel des eben besprochenen Missales 
von Torlosa liefert für die kunstgceehichtliclie Würdigung dos 
Uijioltcr Bildes weitere Kriterien* Ferner wird die kuustbisto- 
ni»che Forschung auf eine in demselben lÜvipullensis 151 be* 
findliche sorgfältige Zeichnung des locus jcaene* domini (Fol 4^ 
in Baeda de locia sanctis, sorgfältiger als as, B, im Viudob. 580, 
foL 12^} aufmerksatn zu machen sein, desgleichen auf die ori- 
ginellen Initialen, die Menschen- und Tierköpfe, Geweibe etc. 
Motive verwerten. Bei diesem Anlaß sei auch orwHhnt, daß 
ler später, etwa Ende des IL Jahrhunderts entstandene, durch 

^ frht^f andere Stücke derselben Hundichnft, daniiiter da« ,Vitlicit»iuiii 
KimiÄe% Ewald ». &« O. 388. Dieses Vaticiniüm ist tdcutiäcb mit den 
\Vi-tA>^a (jungen, die sieh im coci. E9('uriai1eii»ls & l. 3 a. XI (1017) ßnden; 
KvvrtUl bemerkt a. il. O. !^4Ü, daß dit^cvs gtiick äich auch Im Pantbcou 
dd G^tltfried von Viterbo finde^ jedoch ^nacb dorn Alter dflr Handsehrift 
diM«»! iikdit e&liiaiiiiiieti sein kann'* Utts trt^t £U^ es Biud »ämUcli die 
•itil litttg«in bekanntem Weissagungen, die unter Baedm Werk«n gedmokt 

^ufd^n (M. m^ lim], 

* VfL bi«au Jos. Oiidrol j Canill, Koeiont de ArqueolofCa «agrada Cati- 
Una. Vicli, lyat», S. 320 if. : RefirßÄtMitacion« de la Verge Maria* Dia Ö. tm 
gebottffioti AbbUdongen sind leider un»itr«iüboiid. 



i^ II. Abhandlung: Beer. 

eine Urkunde als alter Ripoller Besitz erklärte Cod. 199 mit 
dem Baeda zugeschriebenen Liber Scintillarum und Augustins 
(Baedas) De conflictu vitiorum et virtutum gleichfalls inter- 
essante, altertümliche Initialen aufweist.^ 

Andere illustrierte Manuskripte Ripoller Provenienz sind 
aus jener Zeit nicht bekannt, doch ftlhrt das Kloster-Scriptorinm 
fort, gelegentlich wertvolle Codices herzustellen, so z. B. ein 
1094 vollendetes Evangeliar, das Bofarull in seinem Kataloge 
unter der Signatur Est. 1, Caj. 1, Nr. 10 als ,C<idigo preciosisimo 
y curioso^ rühmt.^ Dasselbe Verzeichnis gibt ferner unter der 
Signatur Est. 1, Caj. 1, Nr. 13 und mit dem Zeichen 0, also 
,verbrannt', die Beschreibung einer in der Folge eingehender 
zu besprechenden Handschrift, welche ,Epistola8 morales^ des 
Papstes Gregors des Großen und dann einen ,Catalogo del los 
SU mos Pontifices dcsde S. Pedro hasta Urbano IL, en 1098', 
enthält; Bofarull fügt bei: de cuyo siglo sin duda es este cödigo 
aunque sigue de letra menos antigua el catalogo hasta de- 
mente IV con un cronicon, wir werden also hier gleichfalls auf 
das 11. Jahrhundert als Zeit der Anlage des Ms. gewiesen; 
aus Gründen, die noch spilter einleuchten sollen, ist an der Ri- 
poller Provenienz des viel behandelten Manuskriptes kaum zu 
zweifeln. 

Außer den eben genannten, zum Teile verlorenen Stücken 
ist bis jetzt keine Handschrift bekannt geworden, welche der 
Periode zuzuweisen wäre, die wir hier ins Auge fassen, d, h. 
dem auf den Tod des Abtes Oliva folgenden Jahrhundert. 
D.18 gilt sowohl von den noch erhaltenen, gerade mit Rücksicht 
hierauf genau geprüften Codices, wie auch von den zum größten 

* £i(:enartige Initialen vorzirrung findet sich in dem noch dem 12. Jahr- 
hundert angehörenden Codex Nr. 129 der Kapitelbihliothek zu Tortosa, 
der die ,Summa codici»* überliefert. Eine Probe in ,Lo codi*, heraus- 
gegeben von Herrn. Fitting und Herm. Suchicr I (190ü), Taf. 1. 

' Seine Benchrcibung dieser gleichfalls verlorenen Handschrift lautet: Los 
santofl cuatro evangelios con las prefaciones de San Geronimo y los diez 
canoncs de Eusevio Cesariense siguiendo a Ammonio Alejandrino con 
tablas de correspoudencia para saber los lugaros en que concuerdan los 
evangelistas segun se hallan en el Griego: C<>digo preciosisimo y curioso 
en folio menor escrito sobre pergamino el ano 1094. Empieza y 
acaba con algunas ojas tambieu de pergamino de letra menos antigua 
con varias oraciones de la Iglesi« propias de Semana Santa. 



Die HAüdidkriflan 6ca Kloaters SahU Marta da HipolL IL 



13 



Teile verbrannten Manuskripten, die in den vor 1835 angelegten 
Katalogen mit Angabe ihres Alters beschrieben sind. Aus diesem 
Umstände allein auf ein Nach lassen der ScLreibtätigkett im 
Bäpoller Scriptorium oder im allgemeinen auf den Rückgang 
geistiger BetMigung der Klüstergomcindcn zu schließen, wäre 
verfehlt; es ist ja gezeigt worden^ daß wir ohne den alten 
Katalog, welcher die reichen Bestände der Klosterbibliothek am 
Schluß der oüvianischen Periode vor Augen führt^ einen durch- 
aus unvollkommenen Einblick in die alte Klosterbihliothek be* 
^ißen. Nun dürfen wir aber trotzdem betretfs der eben er- 
wähnten Periode tatsächlich auf ein sehr erheblicheB Nachlassen 
wissenschaftlicher Arbeit in Ripoll schheßen, ein Umstandj der 
in djesem Falle mit Lockerung der klosterliehen Zucht und un- 
wllrdiger Haltung der Abte in Zusammenhang steht. Auf die 
Hochblüte unter Oliva, die sich als Resultante angespannter in- 
tellektueller Tätigkeit und gewaltiger Machtentfaltung auf der 
Orytidlage ausgedehnten Güterbesitzes ergab, folgt ein Jahr- 
Iittndcrt unverkennbaren Verfalles. Ein grelles Streitiichl auf 
die ZusülndCj welche im Kloster herrschten^ wirft bereits die im 
Jmhre 1063^ also 11 Jahre nacli dem Tode des Abtes Oliva^ vom 
Papst Alexander IL an das Kloster erlassene Bulle (heraus- 
gegeben nach einer Urkunde des Archivs des Klosters Ripoil 
von Baluxe, Marca Uispanica CCLIV, cok U22f.); sie enthält 
eine ernBtlichc Malinnug^ an die Mouche^ dem abgelegten Gc- 
Ittbdü treu zu bleiben, der Verschleuderung der Klostergüter 
durch die Abte äu steuern und namentlich Akte der Simonie 
bei den Abtwahlen nicht zu dulden.^ Der pltpstliche Macht- 
gprueh hatte allerdings jsur FolgCj daß ein gewisser Adalbertus^ 
iler aU Gegeniibt des Gu Herrn us Bernardus durch Gewalt und 
Simonie die AbtwUrde an sich gerissen hatte^ abgesetjst wurde. 
Die in der Bulle enthaltene allgemeine Mahnung blieb aber 
ohne Ertblg, <lit* Zustände iuuerlialb der Klostergemeindc ver- 



' MofliiiDU]! ut pror<*!wi<iöis »ancl«e pro j>oii tarn ... pro vinhüj« »(iiiiper 
nnxtcidUlif ii*fc ab Hlo in iveutriim pÄrt<?m uUo wotio [lcgbt«tis . » . — 
Qoi |iri*diii ... ilono Atbatum tjou sati« ti\^QG pr«eüitlentitirn mpu raphia 
vel tttvjtiiano . « . poMidcre vid^inliir . . . 11 U nequiquain rrtincani . , * 
— PräiMripImiifl nt üallu« utiindö pi deinci^ps vo»ljl coenobii repiiien per 
usmmUmmm linere^im ablincii iit^x- i|aa1kTirutue iugtinici aiitv T15I pu>t uc- 
eiplttni hooiireiii per pecuutu locum Abbaib nrnpiat 



14 n. Abhandlung: Beer. 

schlechterten sich immer mehr^ so daß, als sich sechs Jahre 
später das Schauspiel wiederholte und Miro durch Bestechung 
Abt von RipoU wurde, Bernhard II., Graf von BesalA, sich 
genötigt sah, dem schändlichen Treiben ein Ende zu machen 
und, unterstützt von den Bischöfen von Vieh und Oerona^ das 
Kloster Ripoll 1070 unter die Jurisdiktion von St. Viktor in 
Marseille zu stellen. Wenn Pellicer y Pagös, der jüngste Historio- 
graph des Klosters, die Behauptung wagt, diese in das Kloster- 
leben einschneidende Maßregel sei nur erfolgt, um die Mönche 
zu beruhigen, ,no para una reforma que no necesitaban, ni para 
restaurar la disciplina mondstica que no habia decaido^ so stehen 
dieser Behauptung unanfechtbare urkundliche Zeugnisse ent- 
gegen. In dem am Eingang dieser Studie zitierten Schreiben 
wird mit rücklialtsloser Offenlioit erklärt, daß Ripoll seit dem 
Tode des Abtes Oliva ein Herd der Simonie und Marktplatz 
für schimpflichen Würdenverkauf gewesen. Die Maßregel der 
Affinierung Ripolls an St. Viktor erfolge, damit religiöses Leben 
und wissenschaftliches Streben sich in Zukunft so wie ehedem 
entfalte.* Noch deutlicher drückt sich der am 28. Dezember 
1070 ausgefertigte Schenkungsakt des Orafen (Cartulaire de 
St.- Victor N. 819) aus; Ripoll wird direkt ein Ort genannt, der 
wegen der Simonie seiner Abte paene absque religione et sine 
regula sancti Benedicti manebat.^ Zeugnisse der kirchlichen wie 

' (Graf Bcrnliard an Bernhard de Rutlicnis, Abt von St. Viktor.) . . . nonerit 
ucstri pia sollicitudo lociim Doi f^cnetricis Marie Rinipollentis conobii, 
qui a tempore domni Oliiio pontiiiciR a siinoniaohis male posaessus tnrpi- 
bufl nuccubaerat questilins . . . mc ab omni cretico prauitatis contagio 
emundasse illumiine psendoabbatcm Mironom, qui post interdictam aedis 
apostolice eiusdem regnuni conatu» est simoniache optinere, domni Gai- 
fredi archiepiscopi necnon Berenpi'arli Gernndensis episcopi ac Guilelmi 
Ausonensis presnÜs adiutorio cum suis satcllitibus uniuersis a loco . . . 
expuliMe. Quo depul^o (Mim «{uercrcm qualiter ... ab illo sancto loco 
omnem hereticum ambitum de cetoro precauere posscm, id mihi . . . 
KUfirg^estum est, ut uextre dominationi (der gedruckte Text hat: donationi) 
uestris<iue institutis illum subicero non refuj^erem . . . Hoc nobile ceno- 
bium, quo<l ob reuerentiam totins religionis et scientie olim caput et 
specimen uniueree esse meruit Esperie, . . . per uos in statum pristintim 
cupimus reparari. (A. a. 0., S. 105 f.) 

' . . . donator snm omnipotenti Deo et sancte Marie sanctoquo Victori 
martyri de Massilia ac Bemardo, abbati i]>sins monasterii . . . dono eis 
monastoriuni sancte Marie de ICiuopullo . . . sub eo tenore, ut ipse Ber- 



r 



Die ftjiiidichridcii dpi KloHl^rs Santa Mjiri« <le Hipoll. 



weltliclieD Obrigkeit bestutigon also einmütig den Verfall 
klödlerlichen Lebens in Ripoll und, wenn in einem dieser Zeug- 
tiisse gewilngcht wird, daß nicht bloß IleligioD, sondern auch 
,Scientia' wieder zar einstigen Blüte gelangen mögen j so liegt 
hierin die Beantwortung der Frage, warum im Gegensatz zur 
regen Entfaltung literarischen und wissenschaftlichen Schaffens 
l^rahrend der oltvianischen Periode die Pflege geistiger Betätigung 
P 10 erheblich nachließ. Seit dem Jahre 1065, in dem der Mönch 
r Oliva seine kleine, an Dalmatius gericlitote Sclirift verfaßt hatte^ 
I ver»treicht fast ein Jahrhundert, bis wir wieder ein datiertes 
lit**rari3chcB Produkt der Abtei f*lie Bogcnannte jbrevis hiatoria*) 
I antreffen, noch längere Zeit, bis wieder der Name eines Ili poller 
Kloatcrbrndcrs erscheint, der sich schrifUtellcrisch betätigt So 
dnrfen wir denn flir die erwähnte Periode annehmen^ daß dem 
Fehlen von Natih rieh ton üb er Produkte des Ei poller »Scriptoriums 
auf nicht litiirgischera Oe biete auch der tatsitchlichc Mangel an 
^^nlehen Werken entspricht. 

l>ie hierarchische capitis diminiitioj welche das altangesehene 
Kloster Itif^oU durch seine Unterordnung unter St. Viktor traf, 
konnte aber die Kraft dieses intellektuellen Vorortes Kataloniens 
nicht mit einem Male vernichten oder die Intf^gritiJt der histo- 
riflchen ReÜquien, Arclnv* und Haudsehriftenschatze, die ge- 
sammelt vorlagen, erheblieh berühren* Andererseits ist es von 
vomeherein anÄiineliraen, daß die Abtei St, Viktor, ihrerseits 
Auf Sammlung und Verwertung literarischer Hilfsmittel bedacht, 
flie Archivalien und CodiceSj welche das neu affiliierte kata- 
Iimische Kloster besaß, nicht aus dem Auge gelassen haben 
^Hiag; tatdÄchlieh finden wir in den Arebives des Bouchcs du 
^Bkdiie S5U Marseille eine Reihe von Urkunden, deren Kipoller 
Provenienz feststeht und die gewiß durch die Vermittlung vou 
St Viktor in ihre gegenwärtige Aufbpwahrimgsstättc gelangt sind.* 



jiAriliti ei mec^mate» eiu» eligaat ic^tn|ter et mittunt Ibi »bbatei qui scr- 
oieimn Del in coäam monMtono fAcUnt et r«ftilaiti «inistt ßtnedictt ibi 
teti«atil «t tenerc facJAiit, et obedicnteft Ainl seitiper in Omnibus alibjilefl 
«t omnii cotifTrc'gJitio ipütu« tnonaitadi M«Milienii aUbnÜ , , . El hoc 
idcQ cfti facitumt quin lo&ns Hb propt«r s}rmoutiici>s a1>b»l«ii pe<iiv* 
•bcqci« rrligioni^ «tdn« regtxlA »nncti Hctii^dicti rnJinebut, (A. a O, iTt f; 
^1. «VGlk tbiil. ms ih n'^,) 



16 II. Abhandlnng: Beer. 

Sucht man nach einem Denkmal^ das auf eigentlich lite- 
rarischem Gebiet die geistigen Beziehungen der beiden alten 
Klöster illustrieren würde, so findet man ein solches heute aller- 
dings nicht in Marseille, auch nicht in Barcelona, sondern in 
Rom. Der in seinem Hauptteile im Jahre 1055 geschriebene 
Vaticanus Reginensis Nr. 123, dessen Provenienz aus St, Viktor 
von Marseille feststeht, ist zuerst von Ludwig Bethmann im 
Archiv f. alt. d. Gesch. XII (1874), 268, genauer bekannt ge- 
macht worden. Der Band enthält nach Bethmann ,De ratione 
temporum', ein großes Werk aus Baeda und Isidor, Baedas 
Chronik, Zyklen, die Jahre 532 — 1063 umfassend mit annalisti- 
schen Bemerkungen, z. T. von späterer Hand (s. XII), dann wie- 
der 28 Zyklen, 1064 — 1595, von späteren Händen, abermals 
mit annalistischen Einzeichnungen, den sogenannten Annales 
Massilienscs.^ 

Diese Annalen sind wiederholt, zuletzt von Pertz, nach 
einer von Hermann Pabst revidierten Kopie in den Monumenta 



* Über diese Handschrift teilt mir P. Franz Ehrle freundlichst folgendes mit: 
yWas den Gesamtinhalt des Bandes angeht, so fallt ihn ein Werk 
mit vier BUchern. 

Lib. !"• de solc ff. 1—74 mit 73 Kapiteln, Lib. 2«» de luna ff. 74— 
110 mit 47 Kapiteln (ff. 11—125^ die 27 cycli mit den Annales; f. 126', 
126^ cpla domini Olive), Lib. 3"" de natura rcrum ff. 127 — 161 mit 
163 Kapiteln, Lib. 4"" de astronomia ff. 152—219 mit 122 Kapiteln, 
ff. 220 — 223 Kalender von Januar bis August inkl. 

Jedem Buch geht das Verzeichnis der Kapitel vorher (ff. 74, 127, 
152) und bei jedem Kapitel ist der Auktor, dem e^ entnommen ist, an- 
gegeben. 

Bei weitem das meiste ist aus Baeda, vieles aus Isidor, anderes 
aus Augustin, Hieronymus, Dionysius, Anatolius, Victorinus, Proterins, 
Hyginus, Plinins, Macrobius, Ambrosius, Fulgentius. 

Dem ersten Buche fehlen die ersten 13 Kapitel.* 
AI. Vidier, der einen eingehenden Bericht über dieselbe Hand- 
schrift im Bulletin de la Sociale des Antiquaires de France zu veröffent- 
lichen gedenkt, teilt mir noch weitere Einzelheiten ans dem mannig- 
faltigen Inhalt des Manu.skriptes mit: (nach einem neuen Absatz ,Epistola 
Bedac nnde supra*) Chronologie sommaire de Justinien k Charles le Chauve 
mentionnant des pht^nomenes naturels (]U*on retrouve dans les annales 
d*origine »^nonaise, mentionnant aussi Tobit de deux archev^ques de Sens 
du 0*" siöcle. En outre le ms. contient nne carte du nionde oü la Gallia 
n'est repr^sentee que par une seulc ville: ,Senones.* — Dadurch sind sehr 
alte Beziehungen Kipolls zu 6ens nachgewiesen. 






Die Ifandflchrlftcn des Ktosterä S»tita Maria de Eipoll. 



toiiniae^ Sen XXni (1874), 1 ff. herausgegebou worden, 
B]ieKiell mit UUcksicht auf die Annales Massiliensos iBt darauf- 
hin die Handschrift von I. H. Albau&s in drei umfangreichen 
Au&ätzen besprochen worden: ^La chronique de 8aint Victor 
de Marseille', Melanies d'Arch^ologic et d'Histoire VI (1886), 
64 ff., 287 ff.j 454 ff.* Das hier zunächst in Betracht kommende 
Ergebnis der neuea Prüfung der Handschrift ist der von Alban^s 
allerdings nicht zusammenhangend geführte Nachweis eines ge* 
ivmen Parallelismus in der Zusaramensetzung des Reginensis 
Nr, 123 und des von Villanueva, Viage VHI, 55 ff-, beschrie- 
benen Rivipullenais, d. h. jener von uns bereits wiederholt heran- 
gea&ogenen Mischhandachrift^ welche die meisten dor kleinen 
Schriften des Mönches Oliva birgt. Wir können nunmehr fest- 
ttellen, daß sowohl der Reginensis 123 wie auch der verlorene 



^ Die voD Aiban^ g«übie Kritik der in den Mouumenta Germaniae ge- 
baleaen Au$^ibe der AaDalen gibt Yeraut&asmig, zu seinera AusfUlifungeii 
auch iD dieser Besiebung Stell ang' sii ueiimen^ sttEiial AHtih. in der e weiten 
Aofl^abe der Bibliotheca hiatorica von l'ottliaiit I^ 95 an dem Barcelo^ 
mtm&t Oripratig des «rit«n Teiles der Anuales Mass, festgehalten wird und 
lilerAtti wie ans dein Re8um4 über jene Beitr^er ^BespHcUt lebhaft die 
Foftxsclie Ansgabe, wo Fehler aller Art übcrflteßeti sollen' leicbt ge- 
sdbktiteti werden kann, aufweiche Seite mch heute die Vulgnia der hifitci^ 
Hieben Kritik stellt. (VgL auch Watti^nbscb, DGulachtaiadfl Oesebiehts- 
qiiell«D V 1904, ä. 3S9.) Nun ist richtig, daß «tch AI bau As außer klelfieren 
Yerveben («o soll Abt und Dincbof Oliva justju'anx envirou» de lOöO* 
fftkbt baben, S. 197) ancb schwerer wiegende Irrtlimer auJchulden koiu- 
mim Ueßj der erste Teil des Vat Reg. t23 wird f2ilaoblicli mit ßaeda de 
teaiparibas identifiKiert (obwohl itehan Bethminn, Archiv XII^ 26S den 
rfohtifen Weg gmwiesen hatte) und die!sr!r Irrtum erst gattx %nm Scliluß 
im Naebtrsg berichtigt; es werden dadurch, abgeseben von der irrigen 
Datierung des allen Ri peil er Kataloges, die au diese Ideutitikatiou g«- 
knllpflen Folgernngen blnfillig. Andererseits wird man dem tempera- 
mentTollen Pranicosen augestebeu, daB er als der erste den frlibesten Teil 
des TiJile* der Cbronik bestlmrot Ri|.)oli »uge wiesen und die belreffenden 
Aufiu^ichDungen i^charfhlickend mit dem Wirken de^ Munches Oliva in 
Zii4smmen|iang gabracbt hat, obwohl ihm dessen Arbeiten nur sum Tf^il, 
die bistorLsehi^Mi Anfcciubunngen des Kloaten, dii? Ahi^cbnfi der Annatei 
Anlanenses, das Kartular (iu der Coli. Bainxe), die einschlägigen Ab- 
tcbnitt« In der ,Uistoria brevis monast. RivipnUen^i^' und iu den Gesta 
comllnm etc* äugen schein lieh gar nicht bekannt waren. Von ÄnnaUa 
3*rcinonense«* als Qmndstoak der Ann. Mass. darf j*t«t oichl mehr ge- 
sprochen werden; ähnlicbei gilt betrefis der Annales m den Monumt'iita« 
Seript. XIX, 601 

IKtiufi%«r. 4. filL-kiii« Kl. im BA. 1. AU. f 



: 




18 II. Abhandlung: Beer. 

Rivipullensis Textquellen für Olivas komputistische Tafeln und 
flu* die sich anschließenden annalistischen Aufzeichnungen dar- 
stellen. Aus einer von Albanfes dem letzten Aufsatz beigefügten 
Appendix erfahren wir ferner^ daß der Reginensis die beiden 
Briefe des Mönches Oliva an Abt (Bischof) Oliva und an Dal- 
matius enthält; eben dieselben Briefe standen auch in dem heute 
verlorenen Rivipullensis. Vielfache Übereinstimmung weisen 
endlich die Annalen der beiden Handschriften auf, eine Tat- 
sache, die wir dadurch, daß Villanueva im V. Bande seines 
Viage, 241 — 249, die betreffenden Einzeichnungen aus dem Rivi- 
pullensis veröffentlicht hat, genau nachweisen können. Eine be- 
trächtliche Zahl derselben, so z. B.: 1097 Osca ciuitas capta 
est — 1118 Cesaraugusta capta est a rege Aragonense — 
1147 Almeria capta est — 1148 Tortosa capta est — sind in 
beiden Textzeugnissen identisch; dasselbe gilt auch von anderen, 
umfangreicheren Noten, die über das Maß jener knappen anna- 
listischen Noten hinausgehen. Diese Übereinstimmung reicht 
aber durchaus nicht so weit, wie Albanfes auf Grund der vor- 
geführten Konkordanzen glauben machen will; vielmehr ist der 
von ihm nicht berücksichtigte Umstand hervorzuheben, daß Ein- 
zeichnungen im Reg. 123 stehen, die in dem Rivipullensis (d. h. 
in der Ausgabe Villanuevas, die aber sicher vollständig ist) 
fehlen/ daß umgekehrt in dem Reg. eine große Zahl solcher 
Noten nicht beigeschrieben wurden, die der Rivipullensis laut 
Villanuevas Zeugnis enthielt, und zwar vornehmlich solche, die, 
der älteren Hausgeschichte von Santa Maria geltend, für Sankt 
Viktor belanglos waren.* Daraus ergibt sich, daß die von Al- 
banes ausschließlich mit Rücksicht auf die übereinstimmenden 
Noten aufgestellte Behauptung (S. 293): II existe une Chronique 
de Ripoll, qui va jusqu'k la fin du Xir* sifecle . . . C'est donc 
Ik qu'il faut chercher Torigine de celleci (d. h. de la Chronique 
de Saint -Victor) nicht ohne weiteres angenommen werden kann. 
Betreffs der Provenienz der in beiden Handschriflen ent- 
haltenen annalistischrn Einzeichnungen ist zimäehst zu be- 



' So gloicli im Anfangfe die Einzeichnungen zn den Jahren 568, 571, 
C61. 

' 8o: 882 His diebus erat Daginus abbas Riuipiillensis. 888 Prima dedi- 
catio notitri coenobii sab Dagino abbate. 912 obitus Wifredi comiti» 
bonae memoriae, cuiun patcr quiescit in cenobio S. Marias RiuipuU. 



lerkeii^ daß sdion Enrique Florez in dem 1774 erschieneDen 
Bande dertiipafia Sagr,, 345ff* .ExccrpU ex chrooico S. Vic- 
toris MassUietisis^ (nach der Ausgabe Labbes in der Nova BibL 
I HSS. 339) verdffentllciit und bei der Einzei ebnung des Jahres 
bJICXV: Monaaterium S, Johatinis redditur Ciericis durch seine 
^^^klürung: ,De Abbatissis nuncupatum in Dioecosi Ausononsi^ 
1 auf S. Juan de RipoU (San Juan de las Abadesas) hingewiesen, 
' damit also in lokaler Beziehung den entscheidenden Fingerzeig 
gegeben bat; auch hat er in demselben Bande der Espaila 
Sagrada S. 51 völlig richtig dargelegti daß bei Ordnung der An* 
golegenheiten von San Juan de RipoU Sanct Victor zu Mar- 
^^letUe ebenso interessiert lyar^ wie Santa Maria zu Hipolh AU 
^^ies isl Herrn Alban^s ebenso unbekannt geblieben wie Pertz 
^ äoliUIheh der Herausgabe der Chronik in den Monumenta Gcr- 

Iouifiiac* Wenn nun Alban^s unter Hinweis auf die frQher aus- 
gebobenen Einzeiebnungen zu den Jahren 1097^ 1118^ 1147 und 
1 148 behauptet (S* 292), diese Noten kannten nicht in Marseille^ 
nicht In Barcelona, sondern nur in Santa Maria eingezeichnet 
Orden sein, denn ^KipoU se trouvait au centre de toua ces 
inements'^ so werden gescliichtlicbe Fakten mit deren Regi- 
strierungj wenn man will, Qeneratstabsquartier mit Archiv ver- 
echselt. Auch die Polemik des französ lachen Gelehrten gegen 
Se Annahme von Pertz, daß der erste Teil der sogenannten 
Annaleg Masaijicnses eigentlich Annales Bareinonensea seien, 
rdert, obwohl sachlich berechtigt, zu Bemerkungen heraus. 
i© Biirceloneser Annalen sind durchaus kein P hau tasicge bilde, 
ie Alban^s annimmt (»Fouvrage n'a jamais exist^ qu'en imagi- 
.tioo'). Wer suchen will^ findet in dem eben zitierten Bande 
r B^p, Sagr* (331 ff.) zwei Chronica Barcinoneusia, eines nach 
Achery, das andere nach BalusEe von Florez mitgeteilt j es 
daher a priori keineswegs auBgesehlossen, daß im 1 L Jahr- 
en eine solche Annalensammhmg in Barcelona hiUte nieder- 
eben werden kOnnen, zumal einzehie Einzeich nungen dca 
eil Ölirenicon Barcinonense mit den korrespondierenden No- 
izen der oft erwähnten Annales ^Massilicnses^ tibereinstimmen* 
iJle Sache liegt also durchaus nicht so einfach und ist durch 
von Alban^a vorgebrachten Qr linde keineswegs so nobediugt 
erwiesen, wie er meint. Die Provenienzfrage kann zu 

en Kipoils dann überzeugend entschieden werden, wenn 

2» 



4. 



20 II. AbhundluDg: Beer. 

wir nachzuweisen imstande sind, daß die Einzeichnangen nicht 
nur direkt oder indirekt mit den Interessen des Klosters Ripoll 
zusammenhängen, sondern auch ein Glied in einer Kette histo- 
rischer, speziell national- und provinzial-geschichtlicher Arbeiten 
darstellen, die nur in Ripoll, und zu jener Zeit in gar keinem 
anderen hier in Betracht komm'enden literarischen Zentrum zu 
belegen sind. Das ist nun tatsächlich der Fall. Es sei an das 
historisch rückschauende Carmen des Bischofs Oliva auf das 
Kloster, an die von ihm veranlaßten geschichtlichen Aufiseich- 
nungen, femer an die große Fürsorge erinnert, die man dem 
Urkundenschatze des Klosters zuwendete. Bereits in der ersten 
Hälfte des 12. Jahrhunderts besaß das Kloster nicht etwa bloß 
eine Registratur von Akten, sondern ein wohlgeordnetes, amt- 
lichem Gebrauche dienendes Archiv (,Archiva publica' lautet 
der Ausdruck) und nur auf Grund sorgfältiger Aktensammlang 
sowie gewissenhafter Registrierung denkwürdiger Voi^änge 
konnten Arbeiten wie das aus dem Jahre 1147 stammende, anter 
dem (nicht ganz zutreffenden) Namen Brevis historia monaaterii 
Rivipullensis bekannte Promemoria, die verschiedenen Fassungen 
der Gesta comitum oder die Vita Petri ürseoli ausgearbeitet wor- 
den sein. Als ein für das Fortwirken dieser Studien bezeich- 
nender und gerade hier zu beachtender Beleg ist der Umstand 
zu erwähnen, daß die von Villanueva, Viage V 236 flf., unter 
dem Namen ,Cronicon Dertusense 11/ aus einer Handschrift 
der Kirche von Tortosa edierten Annalen sich ebenso wie die 
Annales Massilienses auf Ripoller Quellen (und zwar von S. 7uan, 
wie Villanueva richtig erkannte) gründen; auch hier erscheint 
die Notiz: Era MCLIII, anno MCXV monasterium S. Johannis 
redditum est canonicis regularibus. 

Wichtig, wenigstens teilweise auch von Alban^s gewürdigt, 
ist ferner die Ähnlichkeit der von Villanueva beschriebenen, 
jetzt verlorenen Kipoller Handschrift und des Reginensis 123 
in gewissen Teilen, in den Zyklen, Annalen, Briefen des Mönches 
Oliva. Faßt man die hier angeführten Gründe zusammen, so 
ist die von Albanfes (S. 297) aufgestellte Behauptung: ,si le meine 
Oliva n'a pas fait lui-m^me le beau livre oü est notre chronique 
(d. h. der Reginensis 123) il Ta du moins fait faire et en a sur- 
veilW Texecution' wirklich durch das Zusammentreffen der er- 
wähnten Tatsachen begründet. 



Di« Bandfichrtfteti de» iCloBt<>«rft Santa Maria de Eipoll. IL 



21 



01© eingehende Behandlung der Provenietizfrago ist durch 
die Wichtigkeit der aus ihr zu ziehenden Schlußfolgcrungcii 
bedingt. Der liegin ensis 123 ist wahrscheinlich im Ripoller 
Seriptorium geschrieben (1055), sicherlich auf Qmnd von Ma- 
tariaüenj die man von dort her bezogen hatte, züsammengeBtellt 
worden* So bildet er ein neugewonnenes Literaturdenkmal ans 
der Zeit dee Mönches OÜvAj dessen fruchtbare Wirksamkeit 
wir eingehend untersucht haben. Die im ReginenBiB enthaltenen 
Exjscrptü auB Baeda und Isidor sind der Zeit ihrer Niederschrift 
und ihrer Provenienz nach nunmehr bestimmt und verdienen 
von diesen Gesichtspunkten aus erhöhte Beachtung, Die Form 
der Eintragung der historischen Notizen in dem heutigen Re- 
gineasis 123 bietet aufs Neue ein Beidpiel dafür, daß Baedas 
Ostertafel — hier von Mönch OHva fortgesetzt — als Gerippe 
fer annahstische Aufzeichnungen denk würdiger Ereignisse ver- 
wendet wurde und den Ausgangspunkt ftlr das Jalirbuch^ für 
die Chronik j auch für das Martyrologium bildete^ wie wir dies 
in der Geschichte des Klosters Kipoll in der Tat Schritt fUr 
Schrill verfolgen können. Der Grundstock dieser Einzeichnungen 
Brird als Annales Rivipnllenscs betrachtet^ die Annahme Barce* 
loDcser oder Marseillaiser Provenienz dagegen ausgeschlossen 
werden müssen, Ripoll kommt mit nur noch sehr wenigen an* 
deren mittelalterlichen Kulturzentren Spaniens das Verdienst zu, 
historische Aufzeichnungen von entschiedenem Wert übermittelt 
sa haben. Die mit HUcksicht hierauf wohl bald zu erwartende 
neue Ausgabe der Annalen wird natürlich nicht bloß den Re- 
finen&ifl^ sondern auch den durch Villanueva bekannten Rivi- 
pullensis als Textzeugnis heranziehen raüssen. Das Erläuterungs- 
materialj in der jüngsten Ausgabe (Atbanfes 316 ff,) dürftig, wird 
bcblicb bereichert^ ja erschöpfend ausgestaltet werden können^ 
iPmo man nicht nur die von uns bereits namhaft gemachten, 
üradern auch die anderen historischen Hilfsmittel und Arbeiten 
beiüeksiehtigt, auf die wir noch zu sprechen kommen. 

Ein Wort ijocb über die Fortsetzung der Annales Rivi- 
pollenses in St.-Victor zu MarBeille: die von Albanes geführte 
Ußtersuehung^ auf die hier nicht näher eingegangen werden 
kanO; macht es wahi'scheinlich^ daß die Einzeichnungen bis 
1163 noch In Ripoll erfolgten, die vom Jahre 1185 an bei- 
Eefilgtcn Noten bereits in MarsoUle geschrieben wurden, daß 



22 n. Abhandlung: Beer. 

also jeDer lokale Wechsel mit der Zeit zusammentriflft, da Ripoll 
wieder selbständig wurde und St.- Victor die Oberhoheit über 
das katalanische Kloster verlor. Wir sehen also auch hier, wie 
die Fortsetzung klösterlicher Tätigkeit auf einem Gebiete der 
Geisteswissenschaften sich den hierarchischen Verhältnissen an- 
schließt. Dieses Beispiel geistiger Transmission zwischen Sipoll 
und St.-Victor (wie auch zwischen Ripoll und Tortosa, 8. oben 
S. 20) steht nicht vereinzelt da, ist aber an und für sich be- 
achtenswert genug. Wenn Alban&s gleich im Eingange seiner 
Studie über die extreme pauvreti der Provence auf dem (Je- 
bicte mittelalterlicher Chroniken klagt und bei diesem Anlasse 
bemerkt: La chronique de Saint -Victor de Marseille fait seule 
exception h ce silence universell so sieht man sofort, daß hier 
die Ausnahme die Regel bestätigt. Man hatte sich in Marseille 
an keine Originalarbeit gemacht, man wäre zu der FortsetEung 
der Annalen nicht gekommen, wenn nicht Ripoll den Grund- 
stock geliefert hätte. Wir werden, wie schon angedeutet wurde, 
darauf achten müssen, ob der geistige Vorort Kataloniens nicht 
auch auf anderen Gebieten der Provence gegenüber als Geber 
erscheint. 

Die im Nachfolgenden zu rechtfertigende neue Auffassung 
eines seit langem bekannten literarischen Produktes der RipoUer 
Schule soll zeigen, daß auch dieses in gewissem Sinne mit dem 
Abhängigkeitsverhältnis zusammenhängt, in dem das Kloster zu 
St.- Victor stand. Unter dem Titel: Brevis historia monasterii 
Rivipullensis a quodam monacho Rivipullensi scripta anno Christi 
MCXLVII hat Baluze in der Marca Hispanica col. 1295 ff. 
einen zwar kurzen, jedoch in mehrfacher Beziehung merk- 
würdigen Traktiit ,Ex veteri codice M. S. monasterii Rivipullen- 
sis* herausgegeben. Die Datierung ist sicher, denn zum Schlüsse 
heißt es: ,usque ad praesentem dominicae incarnacionis annum 
qui c:>t millesimus contesimus quadragesimus septimus*, aber der 
Titel ist von Baluze willkürlich gewählt worden. Ks ist richtig, 
daß in dem Schriftstück einige wichtige Daten der Kloster- wie 
auch der politischen Geschichte angeführt und verwertet er- 
scheinen, und Prospero de BofarulP hatte von seinem Stand- 



* Njich ilini auch Pellicer y I*a(r^s 119, immer noch id derselben AniTawiinf^ 
(lea bloU historischen Zweckes der Schrift. 



Diß Handa^^hnft^ii de» Klo^tor« SaiiU Mari» de RipoU 11 io 

pnnktG aus Recht; den Verfasser in seinen Condes vhidicados 
als jpriinef hiatariador de Cataluna' zu bezeichnen. Prüft man 
aber das ScIiriftstUck etwas genauerf so merkt man sofort^ daß 
die Daten der Kloster- und Zeitgeschichte nur eine sehr durch* 
sichtige Hülle für die breite Darlegung der Gerechtsamen des 
Klosters^ der Legitimität seiner BesitÄtllmer, Privilegien und 
Freiheiten bilden* Auch die gleich am Anfange gegobenc Var- 
Sicherung des Verfassers, daß er bei Mitteilung der Schenkung 
Wifreds sich auf die Urkunde stütze^ die in dem ^olfentlichen 
Archiv des Klosters* vorhanden sei (faeiens dotem eidem ec- 
elcsiae in die eonseeratioiilB eins quae in archiuis pubhcis etusdem 
coenobit continetur), dient wesentlich da^u, dem angedeuteten 
Zweck dokumentarische Stütze zu geben, der namentlich bei 
der Schilderung der Glanzepoche ÜÜvas, bei Anführung der 
Privilegien der Landcafiirstcn und der PUpste und in der wieder- 
holten Betonung der unbedingt gewährleisteten Freiheit und 
Selbsiftndigkeit des alten Klosters deutlieh zutage tritt. Was 
ako der Mönch an einer Stelle seines Expos<^s als Summe jener 
Nachweise bezeichnet; (cap. VI.) Haec eBt igitur coli actio nie 
summa de dignitatibus et libertatibus Riuipullensis 
coenobii, wird sich zutreffender denn der bisher geläufige 
Titel ak Bezeichnung einer Schrift empfehlen, die nicht sowohl 
10 kur7.e Geschichte als vielmehr eine Apologie^ man kann 
'lagcnj eine Streitschrift zu gnnsten der verbrieften Rechte Ri- 
polb darstellt^ 

' Bfttuxft tat die IlÄiidÄcUrift, au» der er deu roerkwiirdigen Text sch5|jfte, 
wiö g«w5]iDtic1i nielit näher li0»eichu©t* Bei der g^eimuereu Durchaicht 
von Bai. t07 fand ich fol. SOL E die für BaluEe hergeAtelU« Äbscfarlft; 
an« der v orange hcti den echt iiutarieUe^ii Verankerung wie auti der Angabe^ 
dAÜ »ich der Text im Kartnbr (iniSti'unietila ^Etti«!»» ^nn dieto nlünJistorin 
f»ctentU) fandf ergibt sieh auch die äußere Ueätätt|riing daftlr^ daß d«r 
,Bi«torU tir«¥ij% wie sie Bahise nannlOf urkundllclie Bedeutung^ Mukiin; 
tiuui vergleiche die &. a. O. gegebene Einkleidung: 

JtUe e$% tran«Utnin beoe et ßdeUter sttniptttm in VitU EiuipuUi 
^vleesiiua finari« die niend» Julii anno a natitiltate Doaiinl millesitno 
tliof^nteiiimo quinto decinio attetorttatc et dt^erelo mignilici Petri 
Joannli Ferren utritiiquo hms Ueeneijiti tudleiir ordinarii Curia« saccu* 
Un» de RiiijptilJo infenuA manu iua propria BubicnbentU in hijs inier* 
aenientibai « quodani alle tran»l«to «uctentlco pergmoieno inetruinentu 
in arthiuu ma^no Monaitc^rij Bo4iac Maria« d« Riuipntlo reconditi» 
fliitenli lüittü qüideui initruiuenü Biue transUti jiuctenttei tenor laij» 



24 n. Abhandlang: Beer. 

Daß die Abfassung einer so selbstbewußten Proklamation 
gerade in die Zeit der Unterwerfung des Klosters unter die 
Herrschaft einer ausländischen Abtei (iüli, erscheint nicht auf- 
iUllig^ ist vielmehr angesichts des bekannten ünabhängigkeits- 
sinnes der Eastiiianer wie der Katalanen fast selbstyerstftndlich; 
schon aus der Zeit des RipoUer Hirtenamtes des Marseillaiser 
Abtes Elias (1120—1124) weiß Villanueva (Viage VIII, 13) su 
berichten ^que los dnimos andaban turbados con el gobiemo 
extrangero^ Es ist bezeichnend^ daß in dem 1147 geschriebenen 
Libell einer für das Klosterleben so wichtigen Maßr^^ der 
Unterordnung unter St. Viktor^ mit keinem Worte &wfthnong 
getan wird; aus diesem Stillschweigen ergibt sich ein neuer 
Beweis dafUr, daß wir in der auch sonst mit Absicht parteiisch 
gefärbten Schrift keine eigentliche Historia zu suchen haben. 
Es entsteht nun die Frage, ob zur allgemeinen Disposition, das 
Marseillaiser Joch abzuschütteln, noch besondere äußere Ver^ 
hältnisse traten, die zu einer in diesem Sinne zu unternehmenden 
Aktion speziell ermunterten. Diese Frage kann bejaht werden. 
Wie ein Landesfiirst, Bernhard U., Graf von Besalä, mit Unter- 
stützung der maßgebenden kirchlichen Oberhirten die ünter- 

e«t. Hoc C5t trausUtum bene et lidelit€r samptam in Villa Rinipalli 
duodecima mensU Fcbniarii anno a natiuitatc Domini Millesimo qnadri* 
gentesimo aicesimo tertio auctoritatc et decreto uenerabilis et discnti 
Domini Petri de Campo Dci, ludicis ordinarii Curiae Rinipalll inferiui 
subscribentis auctoritatem snam iudiciariam praettantis a qaodam instm- 
mento continuato et scripto in quodam libro antiiino pergameneo 
cxistenti in Monasterio Beatae Mariae de Kiaipullo in qao sunt conti- 
uuaU et scripta instrumenta autitjua pro diclo monasterio £acieiiii« «t 
oidem sonantia. Cuius quiaom instrumouti tenor talis e«t. Primus Coe- 
nobii ^^anctae Mariae Riaipulleusis fuudator usw. 

Die Abschrift reicht bis lum Ende von Fol. 303^. 

Fol. 304' oben: BostÄti^ung rou Vtinis De Campo Dei, Index 
urdiuarius Curiae Kiuipulli. 

Folgt: Signum mei Bernarüi de Viuoa . . . notarii public! and des 
Jacobus de iiinabroia. 

Dann: Signum mei Nanrissi de MoUs presbiteri notariiqne poblici 
Riuipullensis auctontate Venerabilis Conuentus Monasterii eiuideB qni 
hniusm^HÜ translatum a sno originalt Üdeliter sumptum . . correctmn 
et comprobatum . . - scribi teci et clausi XllI mensi« Februarii Aano « 
natini:ate Domini MCCCCXXUl ZuleUt die Betätigung des Petma 
Joannes Ferraa. 



Die HAA^Jchriften dt$ Klotter« ÖagUi Mari» de Ripoll. 11. 



werfung verfllgte, so koonte ja ein andeierj dem Kloster 
besser geäinnter Landesherr^ ein wirklicher Gönner, die Ab- 
aehtlttettitig des Joches fördern; ein solcher war denn dem 
Kloster auch in Ramoo Berenguer IV. ^ Qrafen von Barcelona^ 
erstanden. 

Die lichte Heldengestalt dieses Fürsten, der durch meister- 
Iiafte Strategie sowie pcrsunlii'hcn Mat iin Kampfe gegen den 
Erbfeind und Tdr die nationale Unabhängigkeit größere Erfolge 
errang als irgendeiner seiner Vorfahren, hat im Kloster Ripoll 
begeisterte Verherrlich uiig gefunden; man pries die von ihm errun- 
genen Siegey die wührcnd seiner Hen'schaft gesteigerte Wohl- 
fahrt de» VoikeSj vor allem — aus ganz bestimmten Rückeichten 
— die glänzenden Eigeuschafleiip welche die PersönUchkeit 
des Grafen auszeichneten» Schon 1141, also 21 Jahre vor seinem 
Tode^ hatte er laut einer von Baloze in der Marea Hispaniea 
App* Ko. CCCXCIX, coli. 1287 fl". ,Ex archivo monasterii Rivi- 
pulleosis' unter dem nicht ganz entsprechenden Regest; Prae- 
ceptum Raymundi Comitis Barcinonensia de scpeliendo corpore 
suo in monasterio RivipuUensi herausgegebenen Urkunde das 
Kloster mit einer reichen Widmung bedacht Zu Beginn des 
Dokumentes heißt es allerdings: dono Domino Deo et beatae 
Mariae coenobii Rivipullensis et monacbis eiusdem . . . animam 
meam et corpus ad sepeliendum^ aber eigentlicher Schenkungs- 
akt wird die Urkunde dadurch^ daß der Graf ein ihm gehörendes 
Gut in der Grafschaft Bcealü, bei der Stadt MuluarSj mit allen 
seinen Einktlnften dem Kloster Ripoll fdr immerwährende Zeiten 
zuweist^ aus der näheren Beschreibung der Schenkung geht 
hervor, daß es sich um ein ausgedehntes Gebiet mit reichen 
Erträgnissen handelt. Daß der Graf der Stätte, wo einst seine 
iterblichen Überreste ruhen sollten^ dauernd seine Gunst erhielt, 
ist leicht einzusehen und wird außerdem durch dieses Zeugnis 
bestätigt. Darum ist es auch erklärlich^ daß der Verfasser der 
Itiir» vorher besprochenen Summa libertatum (Brevis Historia)^ 
der während der Regierungszeit des Ramon Berenguer IV, 
uhrieh (1147), aus dem nationalen Streben des LandesfUrsten 
Se Hoffnung schöpfen konnte, es werde gelingen, mit seiner 
Unterstützung das fremde, auf dem Kloster Ripoll lastende Joch 
»zuschUtteln, In dieser Hoffnung hat sich der RipoUer MOnch 
io^oferne getäuscht, daß noch einige Jahre nach dem Tode 



26 II. Abhandlung: Beer. 

des Grafen verstreichen mußten, bis es dem Kloster gelang, 
seine Selbständigkeit wiederzugewinnen. 

Das große Vertrauen, welches das Kloster auf seinen hohen 
Protektor setzte, die über das Grab hinaus währende Verehrung, 
die es ihm bewies, hat mehrfachen, beachtenswerten Aasdmck 
gefunden, zunächst in einem längeren Epitaph, das, auf Perga- 
ment geschrieben, an dem Sarge des FUrsten angebracht wurde. 
Dieses war durch den Abdruck in der Espafia Sagrada XLIII 
(1819), 466 fF. (Epitafium . . . anno 1803 dum eius ossa transferri 
in Ecclesiam est curatum in tumba inventum pergamena cliarta 
exaratum) und in P. de Bofarulls Condes vindicados 11, 201 ff. 
sowie durch die mangelhafte spanische Übersetzung, die Pellicer 
y Pag^s, Santa Maria de Monstaria de Ripoll, S. 125 ff. mitteilte, 
bekannt. Eine Abschrift des lateinischen Originaltextes fand ich 
unter den zahlreichen Papieren, welche Bai. 107 einschließt 
(Fol. 461 ff.). Dort liest man zunächst eine ,Oratio* für den 
Verstorbenen und dann folgt die Angabe: Et in suo sepulcro 
est sequcns epitapliium scriptum in pergameno, quod est holos- 
modi: Epitaphium serenissimi ac uictoriosissimi Domini Ray- 
mundi Berengarii Comitis Barcinonae, Regis Aragonum et Ducis 
Prouinciae; nach wenigen einleitenden Worten heißt es: ... 
Dci uirtute protectus Almeriam, Tortosam, Ciuranam et usque 
ad quadraginta oppida circa I herum amncm pugnando cum 
Sarraccnis potenter abstulit. lUerdam et Fragam uno die 
simul cepit ... in obitu damit miraculis. Aus dieser einen 
Probe entnimmt man, daß wir hier nicht ein Epitaph im land- 
läufigen Sinne des Wortes, sondern vielmehr ein enthusiastisches 
Encomium vor uns haben.* Eine umfassende historische Wür- 
digung des Wirkens Ramon Berenguers IV. finden wir in den 
mchrcrwähnten, gleichfalls in Jlipoll entstandenen ,Qesta Co- 
niitum', und zwar im XVII. Kap.: De nobili Raimundo Beren- 
garii Coniite Barchinonae qui in Ecclesia RivipuUi in sepulcro 
argenteo tumulatur (Marca Ilisp. col. 546 ff.). Der Abschnitt 

* Am Schluß »tollt in Jial. 1U7 die in den Drucken nicht enthAltene An- 
fTAbo: Pcrpiniani anno Doniini millcsimo centc9inio nonagefiimo quarto 
und hierauf die sclion in den Cond. vind. II, 200 mitf^^e teilten Verse (1. H.): 
Dux egu de niatre, Hex coniuge, Marehio patre, 
Marte, famc frep'i Mauros dum tempore defn 
Et sine iactura tenui Domino sua iura. 



Die Handfichrifl«!! d»s Rloviera EmüIü Maria de Ripoll. U. 



27 



febt Sil mit einer liebevoll eingöbenden Schihlcrung Ars aas- 
^'aseiclineten Charaktei^ sowie der blenden den äußeren Er- 

belniing des Helden,^ enthalt dann eine Darstellung: seiner 
Rmgesjciige mit genauer Angabe der Daten (ein Umstand, der 
mich neben anderen QrUnden veranlaß^ die Abfassung dieses 
Abschnittes ab bald nach dem Tode des Grafen erfolgt an- 
^nsehon) und kbngt in eine Totenklage aus, die in itirem rhe- 
torischen Seliwung kaum von irgendeinem älmlichen Produkt 
jener an epideikti scher Prosa niebt armen Zeit liberti*oifen wird.* 
Die eben besprochen en^ dem Preise Ramon Berengucrs IV* 

n enden Schriften sind gute Hilfsmittel, um ein seinem wesent- 

hen Inhalt(^ nach bisher unbekanntes Gediclit zu erklären, 

das aich in der gegenwärtig in der Pariser Nationalbibliothek 

bewahrten Handschrift F, L5132 findet. Ed eitstand Du M^ril 

t in seinen Poösies populaires latines du moyen äge, Paris 
1847, S. 302 ff, eine ausfuhrliehe Beschreibung dieser reich- 
Iialtjgen Mischbandscbrift gegeben und ich nahm Anlaß^ seine 
Angaben zu überprüfe u. Die KipoUer PravenienZj schon von 

el>tt MeriJ und anderen als wahrscheinlich angenommen, steht 
■numstößlich lest* Ich kann nunmehr bestimmt nachweisen, daß 
aie Handachrift noch zur Zeit Balus^es in Kipoll war^ denn die 
fljir ihn aus dem Kodex angefertigten Abechriften tragen diesen 
ft*ovenieasvormerk ; auch Mabillon, der die Gesta Pctri (Ur- 
seoli) Ducis Vcnetiae zw^cifellos nach einer ans derselben Hand- 
schrift geschöpften Kopte ASOSB saec. V.^ 878 ff, heran sgab^ 
bemerkt ausdrücklich, der Text stamme ,Ex ms* codice Rivi* 



* Hlc mira |irobit*te, ftc:ipiiti,i, iue:eiiio ac t^ousUio (k»Ugii& toto orbt l'iimo' 
«tnifiiai cUruit. Fuil iiempe imtiirAliter magu-inimu^t itud?i.\, i*rcjbu*, 
ftieilii et »ubtHi», lii protKrtito ciiTtstHiis et (jroai4iK«, gestu ot di^liitii ap- 
pfobjitidi uiributi pmc^poUcns, siatiira ardutt» ac (>rt>eefUA, manu prumpttiSp 
€or|ior& imlMti^, oicinbri* Nptiis^ diiposltionc üomposiitt», culore |>uk'hvr- 
rimni^, sie quod niliil, iit fc^rcbattir catiiTtiumUr, dcfult fi boni; limiiu 
MifiivnUar ac abutirlantior otuuLbus sui» temporibu« cititit 

* Obtit in Doiiiino, buo reliiifjtirTis lnctttm popubi^ ppriinliim patna^« bntii- 
biu gaudinm, lameiittim püipcribus^ rc^ngioiU Btiipirium. ta eitia nf^mpc 
nbitii eilnit lalro, prae»tiitipsU pracdö, lituit patipftr, c^hniiouit cloni«^ lull 
iiief>1a, iaeaiit KoetK fnf::ii viciona, ereitit fuga» gtadiu^ In donK^stküs 
efTeralut et patna e;xtertiiinio praciparatur . * . UorpiiB ilaque iam dicti 
riotiiliKtimi ProidpU ad «uam «rt patrijirt] ri'iwrtJitum i*t in HiiüpultvtiHi 
uuniasteriOt ijnod ipi* pltirimum diJuxerat, ln>iiünJice eai g^pulluiu. 



28 n. Abhandlaog: Beer. 

pollensi^ Die Übertragung des wertvollen Manuskriptes nach 
Paris steht offenbar mit der Mission des Pierre de Marca, als 
dessen Sekretär Baluze fungierte (vgl. T. I, S. 3 f.), im Zu- 
sammenhang. Der Kodex ist aber nicht bloß aus Ripoll ge- 
kommen, sondern auch dort geschrieben und, wie wir sehen 
werden, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus großen- 
teils bodenständigem Material zusammengestellt worden. Diese 
in mehrfacher Beziehung wichtige Tatsache läßt sich mit ab- 
soluter Sicherheit erweisen. Der Miszellankodex überliefert 
Schriften, von denen wir bestimmt wissen, daß sie in Ripoll 
verfaßt wurden, wie eine noch zu besprechende Redaktion der 
Gesta comitum Barcinoncnsium, ferner jüngere Abschriften aus 
Codices, die einst in Ripoll vorhanden waren, so die Altercatio 
fidei catholicae inter Arrium prcsbiterum et Athanasiom epi- 
scopum Probe iudice residente des Vigilius Thapsensis (T. 1, 
109, Nr. 246 des alten Kataloges), endlich eine große Anzahl 
von Aktenstücken, deren Aufzeichnung in einer anderen als in 
einer Ripoller Handschrift unerklärlich wäre, weil sie direkt 
mit dem Klosterleben in Zusammenhang steht. Auf Fol. 109' 
findet sich nun, wie Du M^ril a. a. O. 306 bemerkt, an poime 
sur la mort d'un grand capitaine dont on ne peut plus 
lire que le commencement; der von ihm gelesene und mit- 
geteilte Anfang lautet nach seiner Herrichtung des Textes: 

1 Müutom meam laedit dolor, 
iiaiu natuHs soli color, 

2 Cülor, inquam, gcnuinus 
fit rcpcntc pcrcprinus. 

3 Color qiiippc naturalis 
nunc afflictam gentom malis 

4 Mirc nupcr dccurabut, 
dum uir magnus radiabut. 

5 Magnus, inquaoi, eomes ille, 
qui destruxit seras mille 

»> Mahumcti caedo* gcntis 

gcnu nobifl iam Üectentis. 
7 Sensit Lorcba* uirum tantum, 

» So Du M«?ril; di« Handschrift bietet d*s richtige ,fede* (-= fide). 
^ Du M^ril bemerkt richtig: Liorca en Catalogne, que Pline «ppelait Ilor- 
cum, Hist. uat. 111, 1. 



Die HAiidacfariften d«s Klosters Suta Maria ds EipolL H. 



29 



Der Rest des Gedichtes ist tatsäclilieli in der Hamlselinft 
stark verblaßt; zum Teil abgeschabt; immerhin läßt sich mit 
Aufwand einiger Geduld der weitaua größte Teil de» Gedichtes 
flMk ohne Reagentien entziffern. Aus dieser Lesung ergibt 
ibÜf daß gerade der wichtigste Teil, d. h. derjentge^ der uns 
über die Persönlichkeit des jGrand capitaine* genau unterrichtet, 
bisher verborgen blieb, Jcder^ der in der Geschichte Kata- 
loniens ein wenig bewandert ist, erkennt beim Durchsehen des 
neu gelesenen Tcxtteiles auf den ersten Blick, daß der Ge- 
feierte niemand anderer sein kann als Hamon Berenguer IV.j 
der mächtige Schirmherr Ripolls (f 6. August 1162); übrigens 
slahip wie mau sich aus der auf Tafel 3 gebotenen Nachbildung ^ 
d^ merkwürdigen StUckes überzeugen kann, ganz oben auf 
dem Bande in sehr kleiner, aber noch lesbarer Schrift: In laude 
Rai^di bengarij comitis barch. et principis aragonensis et co- 
mitis proYmcif,* 

Vergleicht man genauer die früher besprochenen Ge- 
schiehtsqucllen, so merkt man, daß der Dichter sich an die 
durch diese vertretene Überlieferung hielt, wenn man auch 
nicht verkennt^ daß er zum Zwecke des künstlerischen Auf- 
baues seines Gedichtes — ein solcher ist angestrebt, zum Teil 
erreicht — die betreffenden Daten nach freiem Ermessen grup- 
picrte,* Im übrigen ist aber die historische Treue gewahrt, im 
gansen m streng, daß ich die Erklärungen durch den oben be- 
sprochenen Abschnitt der Gesta comitnm (G, C, Cap. XVJI, 
Harca Iliip, coL 547 f.) sowie durch das sogenannte Epitaphium 
liefern lasse. Bezüglich der Wiedergabe des Originales sei be- 



^ Dt«i« %mgi ancb, «laß die Elnzeichnnnir sieht, wi« bisher All(^tn«lxi m* 
l^nnaiMeu wnrde, dem 13,, iondem der KTvmten Hftlfte iUs 12. Jalirhan- 
d«Tt* auf t' hört, aho bald n»eh dem Tode de* Grafen erfolgte; dieser 
tJinctJind keim Uli noch l>ei dt^m iiiiitc^r «a liefernden Kachweis der Art 
4ar ZflAAminetüttenntij^ der Ifnndachrift «»r Spruche, tVher die dem Sang 
VOfgtt«tlt«ll Huaikiiüleri teilt niir Gtiiifo Adler freund liehst Ft:ilg'endes mltt 
i0le S^itheitimmiitig und die rrdveüteiiK »liirirtit: Em sind aquiUnifiche 
Ncvsieii auf vier Litiieti (respektive drei) mit F-ficIiHlsael anf der ersten 
und C-Schlüssel auf der dritten Linie.* 

'Die iiiodeme NotU auf dem Rande rechts »Ummt von PauUu Parifi. 

* W. Hejrer, der iu den neu geleieneu Tert Einsicht nabiu^ «eheidet im 
Aufbaut 1— &; Einleitnnf, 5—13^ EriegsUlen, 1» bü Schlu0! Allfemelno 
Chirakterktik. 



30 II. Abhandlung: Beer. 

mcrkt^ (laß die Umschrift diplomatisch getreu ist und im Gegen- 
satz zu Du Meril Langzeilen hergestellt wurden, was bereits 
Wilhelm Meyer (Speyer) in einer brieflichen Mitteilung vor- 
geschlagen hatte, obwohl ihm das Original nicht vorgelegen war. 

7 et siurana mens gigantam. 

Almeria cum carinis. sed tortosQ mox uicinis. 

Hunc hylerÜQ urbs cxpauit. fraga uirum trepidaait. 
10 qu9 sub una simul luce. hoc succumbunt nostro duce. 

Barch inonam. taragonem. arclatem. taraschonem. 

rexit. florens. opc. fama. terrens hostes bis plus flamma. 

üictor scmpor numquam uictiis cuius terror fuit bictus 

sepe furcs emit auro illos ornans crucis laaro 
15 Ausu constans pcrtinaci sensu uigens perspicaci. 

ad sc orbera fere totum. traxit tonans in remotum. 

Nara hunc magnus rex francorura. mirabatur et anglorum. 

Huic fauebat alemannus. dextram dabat tolotanus. 

Pa . . (?) ... plena (?) probitatis . . . uena 
20 Sub communi cessit mortc. sed celesti uiuat sorte. 

7 Anno Christi MCLIII non dicam munitissimum castrum Sinranam, sed 
montana fortissima et alia plurima castra circa litus Iberi amnis cepit. 
G. C, Del uirtute protectus Almariam, Tortosam, Siuranam . . . pagnando 
cum Sarracenis potenter abstulit. Epü, 

8 Ad capiendam Almeriam Ildefonsum Toletanum Imperaiorem ac claasem 
Januensium incitauit ... et usque ad captam ac spoliatam urbem . . . 
perstitit. G. C. Tortosam cum Janucnsibus obsidens ... et ad altimam 
urbem capiens anno Christi MCXLVIII sedem ibi episcopalem institniL 
ö. C. 

9 Sequenti autem anno Christi MCXLIX urbem Ilerdam . . . obsedit; et 
uno eodcmquo die ipsius anni, VIII. scilicct Kai. Noucmbris eandem 
Ilerdam ac Fragam ccpit. G. C. Ilerdam ac Fragam uno die simul ce- 
pit. KpiL 

11 Urbem Arclatensem contra se tumentem usque ad turrium multarum de- 
structionem coropressit penitus et uastauit. G. C, 

14 Nach 14 am Rande: al firmans pacem auro. Decor suis, terror mauro. 
Den Sinn dieser Variante interpretiert Aug. Engelbrecht dahin, daß ,der 
Graf nicht bloß ein Kriegsheld war, sondern aucli im Frieden durch 
Geldspenden und geldkostende Einrichtungen und Maßregeln seine ge- 
treuen Untertanen unterstützte*. 

18 Über alemannus: «f- inipr (imperator) uidelicet; über toletanus: impr. 

18 Kaimundo Berengarii sun nepoti neptem Imperatoris Alamanniae matri- 
monialiter copulauit ducatumque Prouinciae nt^poti eidem ab «ödem im- 
peratore perpetiio adquisiuit. G. C, 

18 (Tuletanus): s. oben Anm. zu Almeria. 




djebriften de 

Zu <lon bereits bekannten Pro&a-Elogion auf Ramoti Bereü- 
' IV. ist nunmehr also auch ein Hymnus in Versen neu ge- 
warmen; wer sich an die früher gegebenen Ausführungen über 
die bidtorischen Studien in RipoU erinnert und die erläuternden 
Anmerkiitigen zum Hauptteil des Hymnus vergleich t, wird nicht 
ÄweifelUi daß die Heimat des Gedichtes in Ripoll zu suehen ist 
Ein deutlich zn verfolgender Weg führt von den an die Zyklen 
Anschließenden aunalistischen Aufzeich Qungen zu den Chroniken^ 
snr Summa dignitatum (Historia brevia), zu den einschlägigen 
Beriehten der Gesta Comitum und endlich zum Hymnus. Der 
mächtige Graf, s&u Lebzeiten ein Beschützer des KloatcTSj hatte 
in diesem seine Grabstätte gefunden, die Mönche von Ripoll 
hatten ein analoges Interesse, ihn zu feiern,^ wie später die 
von Pöblet Jaime I. von Aragon oder auf kaätilianiscbem 
Bodcti die MCiUche von Cardena den Campeador und die von 
Silos Santo Damingo.' 

Die Fülle der dem Grafen Berenguer IV. von Ripoll dar- 
gebrachten Huldigungen ist gleichwohl überraschend^ sie über* 
trifft weitaus das^ was man dem Abt Oliva an Lobpreisung 
hatte angedeihen lassen. Dieser Tatsaehe entspricht auch der 
Umstand^ daß wir — vorläufig wenigstens - — dem Berenguer- 
lijrtiuluft keine ähnliche Schöpfung an die Seite stellen können^ 
keuief die so sehr in der kontinuierlichen Tradition der lite- 
Tarochen Tütigkeit des Klosters wurzelte. 

An und für sich merkwürdig^ ist der jetzt bekannt ge- 
wordene Hymnus geeignet, auch die Beurteilung eines in Form 
und Vorwarf wesentlich verschiedenen , durcli gewisse Umstände 
aber verwandten Gedichtes näher zu rücken, des Carmen lati- 
nuiii vom Cid: unter allem, was Geschichte, Sage, Dichtung 
Ton dem spanischen Nattonalhctos melden^ als Schriftdenkmal 
in erster Reihe stehend ist es zuerst von Du M^ril a, a* ü. 
308—314 veroflcntlicht worden und hat sehr bald den Gegen- 
stand eifriger Kontroversen gebildet Wir k^innen diese nicht 

ejehtienil itl die SteUa im EpUAphiitni; In obitu etmm »ao olnmit 

lirAcnlift . . . per toliim hvt dum Corpn« eiua ad Moua»l«nam Riöi- 

'fiull^jiii^ afferrelar . . . iUiqne sepu et B^plsalme euidentiba» crebri« ela* 

ruit mirai-uli«. 

' EilM b«Mnd«re ü iiteraurhuD^ kümUfl itacbweisen, daß »ieb ein ^itur TeU 

«itläcdillgigcii Qaell^n jeUt in der Pjiris«r NalioiiAlbibllotbek findet 




32 II. Abhandlang: Beer. 

umgehcD; weil sich das lateinische Cidgedicht in derselben 
ehemals Ripoller, jetzt Pariser Handschrift findet^ aus welcher 
der Berenguerhymnus mitgeteilt wurde.* 

Die einander gegenüberstehenden Argumente der Fo^ 
scher^ welche für das Cid-Carmen katalanischen Ursprung an- 
nehmen (vermutungsweise Du Möril, nachdrücklich Mil& De la 
poesia heröico-popular castellana, 1874, S. 226f.)y und der ande- 
ren, welche den sehr naheliegenden kastilianischen Ursprung 
behaupten (Amador de los Kios, dem sich in jüngster Zeit auch 
Men^ndez y Pelayo, Antologia de poetas liricos XI (1903), 
308 f. anschloß), hat 6. Baist in dem Aufsatz: Die Heimat des 
lateinischen Hymnus auf den Cid, Zeitschr. f. rom. Phil. V (1881), 
64 fF. einer scharfsinnigen Kritik unterzogen. Die Qründe, 
welche namentlich Mild für, Amador gegen den katalanischen 
Ursprung geltend machte, mögen an jenem Orte nachgelesen 
werden. ,So sehr man an sich geneigt sein mag, eine Meinung 
des gelehrten Katalanen derjenigen Amadors vorzuziehen', meint 
Baist, so müsse man doch neuerdings an die unbefangene Prü- 
fung des Gedichtes herantreten. Für ihn ist Strophe 5 maß* 
gebend: 

Eia laeiando populi cateryae 

Campi doctoris hoc Carmen audito. 

Magis qui eius frcti estis ope 

Cuncti venite. 

Das kann nach Baist nur ein Kastilianer ausgerufen haben.' 
Man lese das Gedicht nochmals unbefangen, aber in Er- 
kenntnis dessen, was das Volk (Catervae populi) verstand, ver- 

' Ein ApogfAphnm des CidgedicliteR, sicherlicli ans der eben besprochenen 
Handschrift geflossen, findet sich in üal. 107, fol. 320*^ (mit der wohl 
von Haluze eigenliHndig vorgesetzten Überschrift: Ex codicc MS. mona* 
sterii Kivipnllensis); diese einzige ältere Abschrift ist wegen gewiaier 
Verbesserungen zu berücksichtigen, so beißt es gleich am Anfang statt 
ella gestorum richtig Bella gestornm, wodurch die Konjektnren Ton Du 
M^ril (»Probablcment une contraction d',En illa*) und Amador de loa 
Rios, Hist. critic.i de la lit. Esp. II, 342 (,Eia') widerlegt werden. 

' jDiejenigen, welche ihr Vertrauen anf Cid setzen, kennen nur seine 
Zeitgenosson und seine Landslente sein. Die Katalanen haben sich 
nicht auf den Cid rerlassen, sondern sich mit ihm geschlagen. Der 
Hymnus ist also noch zu I^bzeiten des Cid geschrieben für Kastilianer 
und unter Kastilianern, also auch von einem Kastilianer.* 




des Klostüri Santa Maria de Rlpoll. II . 



33 



'ttelieii woUto, unci man wird sich der Überzeugung nicht ver- 
idiließen, daß die eugere^ un>^st& Heimat di^s Gediclu^^s Dicht 
Kastilien, nicht Katadonieii war, sondero die Schreibstube^ 
diese ist internationalj hier, weno wir uiia geläufigeren Vor- 
stelttingen Rechnung tragen wollen, interprovin/Ja), Wir müßten 
alles, was wir ¥0n einer direkt sich an die Massen wendenden 
Valkspoesie wissen, anf den Kopf steUen^ wenn wir amiohmeti 
waUten^ das Oedicht sei etwas anderes als ein — man mag 
sn^bea^ von einem gewandten und kundigen 8cholastikus ver- 
faßtes — Scbulprodukt 

Aus dieser Auffassung erklärt sich die gesucht künstliche 
Form, der gelehrte Aufputz des GodichteSp erklären sich ver- 
»chiedeDe miB verstandene Stellen, so ^. B. die Nova bella Ro- 
derici, die unmittelbar auf die ^acta paganoruin dum iam vile- 
BGmui vetastate molta^ folgen, wodurch der Verfasser schul- 
mäßig von seinem Gesichtspunkte aus Altertum und Neuzeit 
gegenüberstellt; auch die AnHlhrung des Kampfes um Lerlda^ 
die scur Annahme führte, daß das Gedicht vielleicht für die 
, Bevölkerung von Lerida* verfaßt wurde (Du M^nl), wird ver* 
«tftndlichy wenn man in den Aunalen^ Chroniken und sonstigen 
geschichtlichen Aufzeichnungen blättert und findet, daß diese 
Stadt eben eines der am heißesten umstrittenen Kampfobjekte 
bilde ta>^ Die Erwähnung dieser Stadt »owie des ^Marehio, 
eomes Barchinonae, cui tributa dant Madiunitue^^ war l\lr 
MilA in sachlicher Beziehung maßgebend, das Carmen Katalo* 
nien zuzuweisen; den äußeren Umstand, daß wir es in einer 
Rtpaller Handschnft und nur in dieser finden, hat er nicht 
etwa bloß beiläufig erwähnt, sondern diese Tatsache an die 
Spitze seiner Beweisführung gestellt: ,debe creerse compuesta 
(Iä poesl&l en Cataluna, ya en razdn de! manuscritc en que se 
halta, cuyos documentos pertenecen todas ä cosas de eete pais,* 
Aueh hat er die Gründe, warum gerade RipoU dazu kam, das 
Gedicht aufzuzeichnen, gut angedeutet^ Ramon Berenguer IIL 
war mit einer Tochter des Cid verheiratet, ,dc quienes nacid 
Maria, mujer del conde de Besalu que era el major potentado 

' D«utUeli »precij^n $lcli hierüber liie Qi^aU ComUum in der Bert*rip«pr- 
ViU MUS (Cül. &47 di^r M«rca Hi»|i.): Sequenli antio Ckriflü MCXLtX 
itrbera llerdüiu uostrae f^anU iufeAlladiLUjiiTi «l diu eitopUtam oti»eiIit. 
^ De U poeaiA hertiitici-pcipuUr cut«naüA 2*11 i. 
8lliu|il«r. lt. rhiL-^l«t. KL l^S Bd. 3. Abb. I 



34 II. Abhandhinfr: Beer. 

de las cercanias de Ripoll & cuyo monasterio pertenecia el MS 
del Cantor latino^^ So richtig nun ist, was Baist hervorhebt, 
daß die Katalanen sich mit dem Cid schlugen, so stolz war 
man andererseits auf die Verbindung einer seiner Töchter mit 
dem regierenden Grafengeschlecht von Barcelona, ein Stolz, 
der auch am Schluß des altkastilianischen Poema del Cid deut- 
lich durchklingt; zu beachten ist ferner, daß aus den ,Catervae 
populi' diejenigen ,qui eins (Campi-doctoris) freti ope^ durch 
ein ,magis^ gesondert und speziell zum Anhören eingeladen 
werden. Zu den angeführten äußeren Indizien kommt natür- 
lich noch der Umstand, der weder MilA noch Baist bekannt 
sein konnte, daß nämlich das CidOedicht in demselben Kodex 
neben dem Hymnus auf Berenguer IV. steht, den Sohn des 
mit Dulcia, der Tochter des Cid, vermählt gewesenen Beren- 
guer III.; auch könnte darauf hingewiesen werden, daß poetische 
ilnkomien auf Verstorbene in Ripoll traditionell geworden waren 
und daß, wie noch gezeigt werden soll, die literarische Pro- 
duktion des Klosters gerade im letzten Drittel des 12. Jahr- 
hunderts zu neuem Aufschwung ausholte. 

Gleichwohl halte ich an der Überzeugung fest, daß der 
lateinische Cantar auch in Kastilien verfaßt und nach Ripoll 
importiert worden sein kann, zumal wir die Beziehungen des 
Ramon Burengiior IV. zu Alfonso VI. (Imperator Toletanus) 
kennen; ja, ich bin in der Lage, den konkreten Fall anzugeben, 
daß ein wichtiger, umfangreicherer Text gerade zu jener Zeit 
im äußersten Westen Spaniens von einem Ripoller Mönch zum 
großen Teile abgeschrieben und diese Kopie der Klosterbiblio- 
thek einverleibt wurde, ein Vorgang, über den wir mit aller 
nur wünschenswerten Genauigkeit unterrichtet sind. 

Gemeint ist zunächst der Hrief, den Arnaldus de Monte, 
Mönch von Rijioll, im Jahre 1173 anläßlich einer Wallfahrt 
nach Santiago de Compostela von dort aus an den Ripoller Abt 
Raimundus de Berga und den Großprior des Klosters ,B.' 

* Mil.a stutzt a'icIi hicbei auf die aus iirkiindliclien Quellen gcscliitpfto An- 
fjabe Htifarulls in den Condes vindicado» II, 151); Bernhard, letster 
(.■raf von Kenalu, hatte seiner CJattin, der Enkelin des ('id, ,todo8 sus 
honore!« y eondadii.« de Ke.<«alu« Hipoll, Vallespir, Funulla y Perapertusa, 
en caso de inorir sin hijcxt ex dotata coninpre filia prolis Mariae 
Kuderici' |;eschenkt. 




fwalir&cheiiiljcli Bernanlo de Peramok, NadifoJger deß Rai- 
mund ii9 de Berga, 12UtJ— 1212[?]) gerichlet liat. Dieses Schrei- 
bell ist zuerst von L. Delisle jLe Cabinet historiqne XXIV* 
ll878), Iff*: Note sur le Recueil intituM De mirauuliä eaticti 
lAcobi, nach zwei Abschrifteiu die sich in Bah 107 finden^ 
ftrAii^gegebeu worden. Kurz darauf orachicn in den Recuar- 
de un viagti A Santiago de Galtcia per el P. Fidel Fita y 
^nreliano FernÄndex-Guerra, Madrid, 1880, 42 ff,, oine 
iche Übersetzung dieses von Delisle bekannt gera achten 
Textes mit sacbkundigen Erläuternugen, welche die Wichtig- 
it des Schreibens für die Kunde mittcIaUerUchen Sehrifttums 
Relief setzten. In der Tat hat der Ripoller MOnch A, de 
Monte eine auerkennens werte Arbeit geleistet, indem er spe- 
&U mit Küeksicht auf die Interessen des Klosters (was er ans^ 
rilckhch hervorhebt) ans dem beute noeh in Santiago de 
»mpostela aufbewahrten ßogenauDteii ,Codex Calixtinus* drei 
Icber, Q^mlieh das 2., 3. und 4. ganz^ die anderen (1 und 5} 
Iweiße abschriek Zu meiner Freude gelang es mir schon 
ar JabreUj nicht bloß das Original des von Delisle nacli den für 
BalEze hergestellten Kopien edierten Briefes, sondern auch die von 
Amaldui de Monte angefertigte Abschrift in dem heute im Barce* 
pneser Kronarehiv aufbewahrten KivipuUensis 9U aufzuünden. 
Der Fund war überrascheöd; niemand konnte ahnen ^ 
laß sieb »o umfangreiche, direkt ans dem CompostelaDer Ori- 
[tnal genommene Auszüge im Ripoller Bestände linden würden, 
ich derjenige nicht, der die vorhandenen Verzeichnisse der 
^mmlung genau durchgesehen hatte, Villanueva^ der sonst 
literariiehe Kcjstbarkciten ein wachsames Auge besaß, Heß 
en Kodex unberücksichtigt^ Ewald leitete durch seine Beschrei- 
zng (Reise 388) ,mombr. s. XIL Brief Calixt IL über Santiago 
d Turpin. Copiado 1173 por un monje de Ripoll qiK* fu4 
peregrinacion ä .Santiago^ dit^ekt irre, dürfte das Manuskript 
ir nicht in der Hand gehabt und sich wohl auf die ilhoHch 
^utcnden Aagaben des Kiit. Bof verhissen haben; auch Kat. 
iL ftllu*t unter Nr, 38 bloß an: Liber inscriptus: Incipit epi- 
Ask beati Cahxti pupe , . . Tractat de Santo Jauobo apostolo , . , 
%i aber durch die vollständige MiU*"ibing des oben erwähnten 
icfit« den Aufsatz Delisles und so die Aufrollung der Frage 
inlaßL Die jüagalc-n, tlen van Arualdus de Monte nbge- 

3* 



36 II. Abhandlang: Beer. 

schriebenen Coinpostelaner Text betreffenden Angaben Des- 
lisles (a. a. O. S. 1, Anm.)^ und A. Farinellis in den Apuntes 
sobre viages y viageros por Espana, Oviedo, 1899, p. 7 (Re- 
vista Critica de Historia 1898)* gehen auf den Inhalt der 
Kompilation nicht ein; auch Gustav Loewe hat in verzeih- 
licher Unkenntnis des 1878 noch nicht veröffentlichten Ver- 
gleichsmaterials bei Beschreibung eines handschriftlichen Ebcem- 
plares des Textes den Inhalt nicht genug präzisiert,' ja Pott- 
hast, Bibliotheca historica II*, 1384 weiß sogar zu melden, 
daß Fita ,Livres 4^ publiziert habe und daß diese Ausgabe von 
der königl. Akademie der Geschichte zu Madrid als ,Supple- 
ment zu Tom. XX von Florez Esp. Sagr.* veröffentlicht wurde.* 
Diesen Angaben gegenüber ist zunächst festzustellen, daß Ar- 
naldus de Monte in seinem Briefe (nach dem Original von mir 
in den Handschriftenschätzen Spaniens, 413 ff., neu heraus- 
gegeben) das von ihm gefundene Buch (reperi volumen ibidem, 
quinque libros continens) dem Inhalte nach richtig charakteri- 
sierte, was Fita in den Recuerdos 49 auf Grund der Prüfung 
des von ihm benützten Compostelaner Originals ausdrücklich 
feststellt; dieses enthielt ursprünglich im ersten Buch ,Scripta 
sanctorum patrum ad laudem Jacobi apostoli*, im zweiten ,Apo- 
stoli miracula', im dritten ,Translatio apostoli', im vierten ,Qua- 
liter Karolus Magnus domuerit et subiugauerit iugo Christi 
Hyspanias^, im l'üiiften ,De diuersis ritibus, de itineribus etc.* 
Auch spricht Fita in seiner genauen Analyse des Originales 
a. a. O. 50 von dem cuarto libro que contiene las gestas de 



^ »Suivant M. Ic CIcrc (Hist. litt. XXI, 282) 1e Guide de P^lerins oe 
pourrait guöre se placer avant la fin du XII' si^cle. La lettre qai ta 
etre publice prouvc qu*il cxistait d^jk en 1173*. 

* ,Hacia 1140 escribiose cl Über Jacobi, guia practica para los pereg^ioos 
que iban en romeria a Santiago. El libro 5*» (so, der Sache nach rich- 
tig, nicht aber dem Titel entsprechend), que contiene el Itinerarium ha 
.sido publicado por el I*. Fita: Le Codex de Saint- Jacques-de-Compostelle, 
Paris 18ft2*. 

* ,Eiu Werk des Calixtus über Jacobus* Bibliotheca Patram latinoram 
Hiflpaniensifl I, 179 (^gl. auch 8. 38, Anni. 5). 

* Das ist Wort für Wort un«utreffend; der Titel der Ausgabe lautet 
genau: Le Codex de Saint-Jacques-de-C*onipostelle (Liber de nüracuHs 
8. Jacobi) Lirre IV. Publie pour la premiöre fois en entier par le F. 
F. Fit«, avec le coucours de Julien Vinson, Paris, 1882. 




ie Hatidsohrirtpn de» Kloiten Santa Muri* <!« ßi|)oll n. 



37 



1 



i 



'arlo-Mngiio y de RoldÄn, endlich a, a. O. 57 von dem ultimo 
bro — once capitiilos de inestimabits valor lustdrico j geogrÄ- 
CO* Den Widerspruch, daß Fita eben dieses letzte^ also doch 
fünfte Bach in seiner eben zitierten Sonderausgabe im aus* 
'ärückltcben Gegensatz zur Angabe des Ärnaldtis de Monte als 
iriertes Buch bezeichnet, vermochte ich lange Zelt nicht zu 
iaen, umsowenigerj da Fita selbst den die Karlageste enthal- 
nden Teil unter dem Titel: Li bro IV del codice Calix- 
no veröffentlicht hat und nach meinen Aufzeichnungen im 
Rivipullensis 99, d. h. also in dem von ArnalduB de Monte ge- 
icbriebenen Kodex^ auf fol, 55* deutlich zu Beben ist: Incipit 
dex IUI sancti iacobi de expedimento et conuersionc jspauie 
gftllecie editns a beato turpino archiepiscopo^ dann f, 80 iinit 
codex quartus . . . Incipit bber Vtus und hierauf faiat der ganze 
^11 Kapitel umfassende) Text dieses Buches; in der Mitte des 
10. Kapitels bricht nämüch Arnaldus mit den Worten: pere- 
grinis sancti Jacobi in hospitali (S. 61 der Ausgabe Fitas) ab. 
Die Lösung des Rätsels^ damit die Quelle der betreffs des 
leutigen Bestandes, speziell betreffs der Bucheinteilung des 
Compostelaner Originals seit Jahrzehnten verbreiteten Irrtümer, 
liefert die genaue Beschreibung des ManuskriptSj die Fidel 
Fita in den von ihm zusammen mit Antonio Lopez Ferreiro 
BraosgegebeneQ Monumentoe aütiguos de la Iglesia Compo- 
telana* mitteilte. Das vierte Buch der Kompilation wurde aus 
der Handschrift herausgerissen, das fllnfte Buch durch Fäl 
schung zum vierten gemacht (vgl. a. a. O. 77£). Fita hält 
fUr, daß die Verstümmelung auf die Bedenken zurückzu- 
istj die Ambrosio Morales gegen den Inhalt des IV. Bu- 
hegte.* 

Der Wert der hiemit neu nachgewiesenen direkten Ab- 
hrift AUS dem Compostelanus, speziell aus dem 4. Bnch^ wird 



^ Madrid ISBt. Ein Exemplar der bereiU TergrijffetieD PablikAtion wurde 
von mir in PsrU (N^t.-BibL) «iügesehcn. 

* D«r Aßfabe tqö Guido Uaria Dr^vea, HjmDodiA Hiberica II (4s a- 
IftcU HjmDlca medii aeiri XVIJ), 8. 5: ,PergAineiithjit;dii>hrift, fef«n* 
wirtif in KW ei Teile getrennt, Indem seincrseit auf VernnUsJUi;^ dei 
bKTtlbmten Ambrosio de Morakf das vierie Bnch ab «unwOrdig' &u^ 
fMebnltten und bevouder» eingehnnämn wurdeS «t«bt FiUs V<^n»ichi?nirif 
fff e&aber^ dmß dtf«ea 4. Buob ser>i5rl wiurde. (Vgl. d. folg, Aam.) 



38 II. Abhaudlung: Beer. 

also erhöht durch den Umstand, daß gerade dieser Teil in der 
Urschrift fehlt,^ während er im Rivipullensis tadellos erhalten ist; 
da dieser Kodex mit seinen scharfen, schlanken Charakteren 
geradezu als Muster der Ripoller Schreibkunst jener Zeit hin- 
gestellt werden darf und genau datiert ist (1173),* wurden zwei 
Seiten (fol. So"", 36') reproduziert (Taf. 3), dadurch der Vergleich 
mit der von Fita aus dem Compostelaner Kodex veröffentlichten 
Schriftprobe' ermöglicht, der wohl zum Vorteil des Ripoller 
Apographums ausfallt. Wichtig ist auch der Umstand, daß wir 
nunmehr genaue Daten darüber erhalten, wann die Karlssage 
auf katalonischem Boden zum erstenmal in einem literarischen 
Zentrum bekannt wurde, damit den Anhaltspunkt, um Portwirken 
und allfUllige weitere Benützung des Stoffes auf eine bestimmt 
nachzuweisende Quelle zurückzuführen. Die Verbreitung des 
im Codex Compostelanus (dem sog. Calixtinus) enthaltenen Tex- 
tes ist bekannt;^ auch auf spanischem Boden finden wir noch 
einige jüngere Abschriften, deren unmittelbare Vorlage freilich 
nicht so genau nachgewiesen werden kann^ wie die der -Ripoller 



* Fita bemerkt in den einleitenden Worten zu seiner Ausgabe des ,Libro 
IV del C/)dice Calixtino*, Traduccion Gallega, im Boletin de la R. Aea- 
domia de la Historia VI (1885), S. 253 : La fuente latina de que dimanö 
ha sido tristementc cegada y barbaramento destruida en el cödice arqui* 
tipo del siglo XII. 

' Fita, Kecuerdos 49: ,1173, 6 un afüo antes* und erinnert in der An- 
merkung: Scgun el computo Pisano el aAo 1173 de la Encarnaci6n 
comenzaba eu 25 de Marzo de 1172. 

' In der oben zitierten Ausgabe: Le codex de Saint-Jacques, zu Seite 16 
(vgl. auch Kecuerdos 47 f.). 

* Vgl. die Vorrode zur Ausgabe: Turpini Historia Caroli Magni et Rotho- 
landi von Ferd. Castets (Publications de la Sociotö pour T^tude des 
langues romanes VII, Montpellier 1880) mit spezieller Berücksichtigung 
der Montispes^iulani; die Parisini werden besprochen von Julien Vinson, 
Les Basqiies du XII« siMe, Revue de linguistique et de philologie com- 
paree XIV (18S1), 128 ff., die Mss. des Britischen Museums von Ward, 
Catalogue of Romances I (1883), 646 ff. Die einschlägige Literatur wurde 
zuletzt zusammengestellt von Ph. Aug. Becker, Grundriß der afr. Litera- 
tur, Heidelberg, 1907, 8. 46 f. 

» Kodex 2. L. 1 der Madrider Palastbibliothek, s. XIII—XIV, von Hartel- 
Loewe BPLH I, 479 beschrieben, ein zweiter in der Madrider National- 
bibliothek, Lat. P. 120, eine junge, von Fray Juan de Azcona 1638 an- 
gefertigte Kopie, vgl. Fita, Recuerdo« 50. 



i 



Die Handsührifteti des Kbit^rg SadU U^na de RipolL U. 39 

opie^ ferner auch die galizisehe UbersetzuDg^ dieselbe, aua 
er FitiL das 4. Buch mitgeteilt hat,^ 

Unverkennbare Äbnlichkeit mit der eben besprochenen 
bsehrjftj die der Ri polier Moucli Amaldus de Monte aus dem 
ompostelaner Origmal Dahin, weist eine andere, gleiehfalk bis 
\etzi nobeachtet gebliebene HtpoUer Handschrift auf, Kod* 19ä, 
die außer vieleu anderem* ,Paalmodiao laudes^, dann einen Trak- 
tat über ^eognomina^ und jadvocationes* der Jungfrau enthält^ 
welchem Wunder der Jungfrau von Montserrate folgen; da- 
dureb wird der Kodex äachlich der von uns behandelten Samm- 
Inng zugewiesen, da ja das berühmte Bergheiligtum, wie wir 
gesehen haben (I, 79), dem Kloster RipoU gehörte. Den Schluß 
acht eine kleine Abhandlung de Saeramentis^ die mit folgen- 
en Worten eingeleitet wird; Dilecüssimo fratri, G* magalonenBi 
piäcopo *B- siguensis episcopus salutem* Cum Borne quondam in 
insula in domo episcupo portuensis sinüle (so) eagemui . . . cepisti 
mirari tu, cepi mirari et ego , . * quod aliqua illis (nämlich 
rebus ueteris tcstamenti) similia adhuc in ecclesia fieri uideri- 
mus * . . PetiBti igitur a me ut sicut illa exponeram ita et ista 
exponere temptarem'. Unter den Bischöfen von Maguelona 
(Montpellier) und Sigilenza kommen hier nur Gualterus (Gautier 
dd Lille, nicht identiach mit dem Verfasser der Ätexandi*eis) 
und Bemard in Betracht; der Erstgenannte war vom Jahre 



' Dttr T«iEt diesem Bocb^a beginnt (Kod. der Madrider NaüonalbiblioCfaeli, 
T. 25&)t Au Aqai yoi co»Umoi d« irAsltdft^aa d nur«^?« de Santiago 
e äts &(\ut ead«! aule vos contjiremos crome Cftlrros librou E«p&!la do 
podcrfo do» moUfMj i^pm eonta Dou Turpim, «rs^ibii|io do Eci^nea. 

' Kai. Eiv. Nr. ^a enlliäll Mg^ende (ItterL^) Bescbreibuti|,'^ 

De Uiupore sAlisfaetioDii» an ^it imponenda ujoritun». TheodoniA 
Cautuäri^'nsi» Archiepiaco|mji in P^DiteDliaU suo. Cttoasa rlrgiDii Marie; 
i4 l&iideiu et honc^rem eiUB «acra »omin«^ Quedani mlracula per mter- 
otMion«!!! Virginb Murie. Ejrp^iiÜQ evanfeltoruni «Miniii est Gabriel 
Aofelüsr et iiitravit Jtüu« in quoddjuu Caeipllmn/ Tractaitui de diTer* 
sitale iUa qae agitUF in Ofßciü Mi^e. Eipoaitio de eccleaiartlitt dedi* 
raüunibus i?t de eccleflie sacrümentt^. Expoüitio nUt|Uormn Eyangelio' 
rutn f^t Fit^hiioruia. 8errtiaui'« varU. Qu^am ttUmcula per iutercafiftiouetri 
V. Marie de Mün(e§errato, IbnUeb ist die Be«cbreibung im Kat. Bof. 
ntiti^r der Sign. EaL 2" Cji|, ^"^ nnm. 2b, nar wird dort eine kleinf , imroer* 
bin bpzflicbneode Eintrag^ung berücksicUllgt: AI pHDclpio bay |a crooo- 
b»s:U dt \o9 r^res de Francia. Von Bernhard, d^m Atitnr de« Traktait 
d« 8a«raiiiontia, bat keice der bekanitten Liat«ii Notiz fenomiuen. 



40 II. Abhandlung: Beer. 

1104 an Bischof, starb nach Gams, Ser. ep. 579 i. J. 1128, 
nach den Angaben der Histoire litt^raire de la France XI 
(1841), S. 82, i. J. 1129; Bernard, Bischof von Sigttenza, re- 
gierte 1128 — 1143 (Qams 74), so daß die Abfassung seiner 
Schrift de Sacramentis, die er dem noch lebenden Gantier 
sendete, in das Jahr 1128 oder 1129 fallen muß. Die Auf- 
nahme des bisher unbekannten Traktates in eine RipoUer Hand- 
schrift zeigt ebenso wie die soeben besprochene Abschrift des 
Arnaldus de Monte, wie sehr sich der literarische Interessen- 
kreis des Klosters erweitert hatte. Bemard war Franzose, 
Mönch von Cluny, und unter der Regierung Alfonsos VI. von 
Eastilien bei der Wiederaufrichtung des Bistums von Sigttenza 
dorthin als Oberhirt berufen worden. Als Schriftsteller ist er 
bisher überhaupt nicht bekannt, obwohl aus den mitgeteilten 
Einleitungsworten hervorgeht, daß er sich schon früher in der 
Auslegung des Alten Testamentes versucht haben muß. Gautier 
de Lille hatte sich schon frühzeitig schriftstellerisch betätigt; wir 
kennen von ihm außer anderen Arbeiten Kommentare zu den Psal- 
men (Histoire littöraire a. a. O.), die den Anknüpfungspunkt zu den 
exegetischen Versuchen des späteren Bischofs Bemard gebildet 
haben mochten. In einem alten Siguenser Episkopolog^ (der ein- 
zigen Quelle für die vita Bernards, die mir zur Verfügung steht) 
findet sich die Angabe, daß Qualtcrius, Bischof von Sigüenza, 
zum Bischof von Santiago gewählt wurde, somit identisch wäre 
mit dem von Gams S. 26 angeführten Bcrnardus de Angino. 

Ist diese jetzt nicht kontrollierbare Angabe^ richtig, dann 
ergeben sich zwischen dem Rivipullensis 123 und der von Ar- 

* Diego Sanchcz l'ortocarrero, Nuevo Catalogo de los obispoa de la Santa 
Iglesia de Sigüenza, Madrid, 1646, S. 14 ff. berichtet: Don Bernardo, 
Frances de nacion, natural de Kgen o Anguino, Monge Cluniacense j 
uno de aquellos seftalados y virtuosos varones que para instruir las Igle- 
Sias nuevas do £spafta passaron de Francia con el Ar<;obi8po Priroado 
de Toledo, Don Bernardo, en el Reynado de Don Alonso VI. Fui Capi- 
scol de Toledo y Capellan dol Emperador Don Alonso VII., y el pii- 
roero que despues de tanto silencio sc llam<^ obispo de Sigüen^a. La 

primera rez que le hallo con este titulo es af&o 1122 no falta 

apoyo para lo que dize (el Epitaphio) de la promocion 6 eleccion de 
D. Bernardo para la silla de Santiago. 

* Man antwortete Gams, der um genauere Daten zur Feststellung der Bi- 
scho&listen nach Compostela schrieb: arcbivia ibi paene destructa eaae. 




Hftiidichri^eD dei Kli»Aters Swot« M^Ha de RipollJ 






ouldtui lier^estellteu Kopie des <.\>dex Sancti Jacobi außor der 
koilfttetiertcii Älinlichkcit der Sehiiftallge noch weiter© Bcasiehmi- 
p0ii; mcher ist jed(^nfalls^ daß Hipoll ^ur Zeit, in welche die 
Atifertigung der beiden oben besprochenen Manuskripte fällt 
4 letztes Drittel des 12> Jahrhunderts), auf literarischem Gebiete 
zu erneuter, iutensiver Arbeit ausholte. 

Ditjser Aufschwung kam der Abschrift und sonätigen Er- 
werbung der hier zunftcbst in Betracht kommenden putristischen, 
littirgischen und hagiographisehen Texte zustatten^ joner Pe- 
riode gehören zwei von verschiedenen Hfinden geschriebene^ 
seit geraumer Zeit jedoch in einem VoUimen — heute cod, 217 
^ vereinigte Handschriften an, von denen die eine die drei 
Bücher der Sententiae Isidors^ die andere des Ildefonsus Tole* 
diuius Schrift De Virginita te Sanctae Mariae enthält. Etwas 
später (s. Xn— XIII) fällt die Anlage des heute unter Nr, 206 
attfliewahrten Kodex, der nach Hermones de diebus festivis 
und Walafridiis Strabo^ De exordiis et increoientis rerum eccle- 
«iasticamm (Fabricitis III^ 601) Äugustins Brief ad Macedonium 
(Epistel 153) birgt; etwa aus derselben Zeit stammt Kodex 130 
mit jKlores evangeliorum^y Kodex 170 ^Sermones de festivitati^ 
boj*. Noch dem 12, Jahrhundert gehören an: cod. 110 jEacpo- 
sitionea evangellorum'^ cod. 117 ^De ofüeiis ecctesiasticisj sowie 
eod. 214j ein scbones {illustriertes) Exemplar der Schrift De 
scripturis patnim ad perfectam contemplativam vitana (d. h, die 
jTlieoria', und zwar mit der Widmung an die Kaiserin Agnes^ 
Heinrichs 11 L Witwe, bei Mabillonj Änaleeta I, 120) des Joannes 
(abbas)*^ Die beigegebene Abbildung einer Seite (Tafel 4) er- 
möglicht einerseits ein Urteil über die woldausgehildete Schrift 

ie auch über die in diesem Exemplar enthaltene bildÜche Dar- 
Stellung, bei welcher uamentUch ein Detailj die Froskynesis^ 

igf*nseheinlich durch mannigfache Mittelglieder den byzantiüi- 
ie-h* n Vorbildern entlehnt^ Aufmerksamkeit verdient 

Manche kostbare Handschrift^ welche die älteren Kataloge 
i' rselhen Periode zuweisen, so ein laidorus in Pentateuchum, 
islirus Regunij Paralipomenon, Isaiam et Jeremiam (ViUanucva, 
viage VlII^ 45)^ und zwei Exemplare von Tajos Sententiae 
(VillaQueva a. a, O. 42) sind verloren, Erhalten ist jedoch ein 



* £«rald bfsliintiit {B^tm 8. SBB) d«i 41ter tum. l^^U. 



42 II. Abbandlang: Beer. 

in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschriebener Qua- 
ternio, in dem auf die ,Praefatio in libro Prosperi* (In epi- 
grainmata S. Prosperi ex sententiis S. Augustini) ein Teil der 
Epigramme selbst folgt, eine Abschrift, deren schon T. I, 54 
gelegentlich des Hinweises auf die merkwürdige Zusammen- 
setzung des Kodex 106 Erwähnung getan wurde. Dem erheb- 
lich älteren Hauptinhalt des Kodex wurde nämlich jener dem 
Format nach kleinere Quaternio vorgebunden, und zwar noch 
im 12. Jahrhundert, denn aus dieser Zeit stammt die augen- 
scheinlich von Bibliothekarshand dem Sammelbande vorgesetzte 
Inhaltsangabe : 

Liber de noticia artis metrice bede presbiteri Item Soli- 

or 

loquiorum lib. II. Sancti Augustini et catonis libri IUI. Et 
liber Beati prosperi Et Scdulii poete liber. 

Zu beachten ist nun, daß auch andere ältere Rivipnllenses 
ähnliche Inhaltsvermerke von Bibliothekarshand vorgesetzt ent- 
halten, so Kod. 40 mit den Kapitularien (T. I, 95): 

Translatio sancti Stephani Ecclesiasticua ordo ad E^rolam 
Epistule Hincmari ad Earolum. 

Dann in Kod. 204 s. XHI: 

Quadripartita Alani et ante claudianus eiusdem et liber 
inagistri ugonis de anima. 

Ferner in Kodex 52 mit den Horailien Gregors (vgl. T. I, 91): 
Vita gregoriana XXII Omclie super principia ibezechiel et 
fincm De *LX goncribiis lapidura prcciosorum qui colores que 
uirtutes quoiio reperiantiir. 

wobei zu bemerken wäre, daß die zuletzt erwähnte Inhalts- 
angabe auch darum wichtig ist, weil das an letzter Stelle an- 
geführte Steinbuch heute fehlt, woraus hervorgeht, daß manche 
Kodizes, im 12. und 13. Jahrhundert noch intakt, im Laufe der 
Zeit verstümmelt wurden (so auch 106). 

Endlich sei, da wir von der älteren Indizierung der Ri- 
poller Mischhaudschriften sprechen, noch die im Kodex 41 im 
13. Jahrhundert vorgesetzte Note erwähnt: 

Iste liber est de penis Infernalibus et barlaami et vita beati 

bredani et de vita et do Miracnlis sancti patris francisci et debet 

manere in armario clanstri inferiori et debes legere in refec- 

torio Vitam sancti francisci. 




Rjiodiehrifteii des K1aBtE>riH 8.iivta Blaria d« EtpolL IL 



43 



t 



Diese Einzeiclmuügeji sclieinen drirzutim^ daß man nament- 
lich den yersühiedene Stücke umfussenden älteren Kiripiillenses 
vom 12* Jahrhundert au ito Klostür eine sorgfältige Inhaltauf- 
imhitic zuteil werden ließi die» auch abgeseheu von der au 
IrlEtrr Stelle erwähnten Note» auf g^e wissenhafte Benlltziing der 
en^^orbenen BUe herschätze und deren lüTentarisieriing Jiinweist, 
während nach einer anderen Richtung hin aus diesen kurzen 
Eioxeiehnungen ersehen werden kann, fUr wie verschTcdene 
Texte exegetischer und hagiographischer Nntur man in Ripoll 
nach Wiedererlangung der Selbständigkeit des Klosters Inter- 
M»& »tt hegen begann. Diese Bemerkung mag die Besprechung 
einer ehedem in Kipolt aufbewalirten Handschrift einleiten , die 
wie keine andere ~ den Sammelkodex mit den Qesta eomituin 
und dem lateinischen Cid-Gedicht nicht ausgeschlossen — die 
Forschung aufs intensivste beschäftigt hat; wir meinen das 
gleichfalls im 12, Jahrhundert geseliriebene Manusknptj das 
iiach einer Sammlung der Briefe des Papstes Gregor des Großen 
außer zahlreichen kleineren Texten die Schriften des Bischofs 
HangeriuB von Luca barg und darum sehlechthin der Ripollor 
SangeriuB-Kodex genannt wird, 

In der Einleitung zu der von Ernst Sackur besorgten 
Ausgabe: Kangerii episc. Lucensis Li her de anulo et haculo 
(MoD. Qarm., Libelli de Ute 11^ öOoff.) finden sich die unsere 
Handschrift betreflfenden Untersuchungen, angefangen von den 
ersten Nachrichten Villanuevas über die Rangerius-Texte (Viage 
VlIIj 53 f.) und den Bemühungen der Leitung sowie der Mit 
Arbeiter der Monumenta um Äuftindung des seit 1H35 ver- 
ecbollenen Textes — diese war %^on Pertz (Archiv VIII, H) als 
eine der heidcu Hauplaufgaheti der von Hermann Knust unter- 
nommenen spanischen Reise bemchnet worden — bis zu der 

Ausgabe der Kangerius Gedichte durch La Fuente und in den 

lonuinenla gewiasenbafl zusammengeßtellt; es erübrigt demnach, 
akge^tfhen von einigen aus handschrifdichen VerÄetchniasen auß- 

►ht^benetj Nachträgen, die nunujehr ermöglichte schärfere 
T*efinterung der Stelle, welche die inhal tsreich e Mischhaud- 
M^hrift innerhalb der RipoUer literarischen Tradition innehatte. 
Auch hiebei müssen wir noch immer von der Beschreib 
lg des Kodex ausgehen^ die Prdspero de Bofarull in seiner 

fon tme wiederholt herangezogenen Liste vom Jahre 1823 ge 



44 H. Abhandlung: Beer. 

liefert hat. Ich lasse diese Beschreibung, obwohl ihr Haupt- 
inhalt bereits von Ewald, Reise S. 337 f., mitgeteilt wurde, voll- 
ständig ^ nach der mir von Herrn Pijoan überlassenen Abschrift 
unter Wahrung aller Eigentümlichkeiten der Orthographie usw. 
folgen. 

Kpistolas murales de Sn Geronimo Magno. Gatalogo do los 
Sumos Pontifices desdc Sn Pedro hasta Urbano II en 1098. de 
cuyo siglo sin duda es csto codigo aunque sigue de letra menos 
antigua el catalogo hasta demente IV con un cronicon. Poema de 
Hogerio (sie) Obispo do Luca que conticne mas de siete mil disti- 
cos en elogio de Sn Anselmo y Sn Gregorio VII y el Emperador 
Enrique y los opiisculos de anulo et baculo del mismo Rogerio 
todo en verso. Siguen otras poosias sobre la historia do Sn Jose, 
otras contra el ostado monastico, otras sobre el martirio de Sn 
Sixto y Sn Lorenzo otras sobre la vida de Sta Maria Egipciaca, 
otras sobre el martirio de Sn Mauricio, otras sobre la confesion 
del penitente; sigue scgun paroce cl juramento del Hey Enrriqne 
y unos vorsos del monge Felipe sobre las sibilas de facil lectnra, 
pero de dificil inteligencia y concluye con otros titnlados de tri- 
bus particulis Dominici corporis. Este codice estaba anti- 
guamcnte en Ripoll numerado 115 y asi lo oita el emdito Doo 
Jaime Villanueva en sus viagos literarios. Sus caracteres no bajan 
del siglo 11. Sobre pergamino. (Est. I, Caj. 1, Nr. 13.) 

Die für die Geschichte des geistigen Lebens Ripolls wich- 
tige Frage, ob der Ursprung der Abschrift aller hier ange- 
führten Texte in diesem Kloster zu suchen sei, scheinen die 
Beschreibungen aller Forseher, welche den alten Kodex noch 
sahen (Rivas,^ Villanueva, P. de Bofarull, ebenso, wie wir aeigen 
werden, ein noch viel älterer (iewährsmann) stillschweigend su 
bejahen, da sich nirgends ein Hinweis auf fremde Provenienz 
findet. Entöchiedon tritt La Fuente fUr den spanischen Ur- 
sprung der Handschrift ein; aber wenn er unter den orthogra- 
phischen Eigentümlichkeiten, die diese Provenienz beweisen 
stdlen. Formen wie estus, eijuor, sepe, contempnere, forcia 
u. iL m. anführt, so begreift man den von Morel-Fatio in seiner 

' Dem A»)druck bei Ewald fohlt das bei BofaruU vorgeseUta Zeichen: 0, 
da» heißt dio Bcstäliguntr, daß die Handschrift 1836 Utaichlich Ter- 
braunte. I)<«ii Sclilußsatz h.it Ewald in die Worte membr. «ec. XI lu- 
rtammmpefaßt, ohne der Zahl ein sie beizufügen. 

' Seine Beschreibung ist mitgeteilt Ton Ewald, Reise, 337. 



Dl« UAndBehnfteii dei EloAtera Sa&ta MaitU d« EipolL II 



45 



esprechung dieser Ausgabe (Revue Instorique IVj 1879, Tome 9, 
1S3J erhoWnen Kinwand: Qiioi qu'eu dise M, la Fiieute rien 
116 prouve qua 1@ ms* Aq Kipoll alt äta 4erit par un scribe 
espagnol: les singulariteg orthograpbiqiies qu'il Signale sont 
commtinea k tous les pays de TOccident au mojen-äge. Eher 
HeOon sich noch die von La Fudnte aasgehobeDon Fornien: 
hostendere^ habire^ hastra^ honus^ hordo^ als bispanische Cha- 
rakteristika ansprechen^ denn diese Graphik (nur eine solche 
ist es), das wahllose Weglassen und Aiiaetzen des h^ ändet sich 
gerade in spanischen Mss. häufig; ich erinnere an den in voll* 
ständigem Faksimile vorliegenden Legionenser Palimpseat der 
Lex Romana Wisigotornmj an den Toletanus XV, 8 der Ety- 
molögiae Isidors ( Ewald- Loewe, Exempla Tab. X — XII), spe- 
ziell an den Index zu den westgotischen Handschriften des 
Eugenius Toletanus in den Monumenta Germaniae^ Auct ant. 
XIV, 445 f. Aber das wenige^ das wir in dieser Hinsicht aus 
dem Rangeri US ' Kodex beibringen können^ ist nicht beweia- 
krllftig genug. So neigt denn auch Sackur der Ansicht eu, daß 
die ehemals iti Ripoll aufbewahrte Handschrift itaHenisclien 
Ursprnnp sei (a. a. 0,^ 507): ,Quod eo ipso ad veritatem pro- 
xime aecedere videtur; formae quoque hiapanicae perrarae 
sunt, quae scribis illis duobus apographi uostri (nämheh Villa* 
niieva mid Herrero) attribui possunt ut proienies (Vita An- 
selmi V. 3550, de anulo et baculo 913^) brebiabitur (V. Ans* 
V. 3Ö54)/ So zutreffend es iet^ die angeführte Form als Eigen- 
tftmJicbkdten der spanischen Schreibweise anzusehen, — es 
wäre ein Leichtes, dafUr zahlreiche Belege zu bieten — so 
vetiig gerechtfertigt erschiene es, diese Formen auf Villanuevas 

echnung zu setzen. Er hat die ganze Kopie selbst genau 
durchgesehen und er, der viele Hunderte lateinischer Texte 
diplomatisch getreu kopiert hat, wäre wohl der lotzte gewesen, 
der in einem für den Druck liergerichteten Manuskript sich 
derlei nationale Zugestandnisse erlaubt hätte. Was Sackur 
ViU&nuava zuschreibt, sind Ilispanismen^ die sich gewiO schon 
in dem alten Rtpoller Kodex fanden. Gleichwohl möchte ich 
dteöem Umstände kein solches Gewicht beimessen als anderen 
luden» die sich durchwegs aus dem Wesen der reichen hte* 



[±%^ oJeht mm. 



46 II. Abhsmdlang: Beer. 

rarischen Tätigkeit des Klosters ergeben. Ich kenne kein ein- 
ziges Ripoller Manuskript aus dem 12.^ auch keines aus der 
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts^ das ans Italien bezogen 
worden wäre. Dieser Umstand ist gerade deshalb zu beachten, 
weil sich schon in den relativ alten Manuskripten von unzweifel- 
hafter Ripoller Provenienz Schriften finden, deren Archetypa 
bestimmt in Italien geschrieben wurden. Es ist dies mit Ab- 
sicht bereits T. I, 96 f. näher ausgeführt worden. Einen schla- 
genden Beleg liefert die dort angeführte Übernahme der Nea- 
politaner Rezension der Excerpta des Eugippius. Finden wir 
eine solche in Ripoll, so würde es auch ,ad veritatem proxime 
accedere^ daß Import aus Italien vorliege; gleichwohl wissen 
wir bestimmt (vgl. T. I, 37 f \ daß diese spezifisch italienische 
Redaktion in RipoU von Suniarius presbyter und Senderedus 
levita unter dem Hirtenamte des Ripoller Abtes Arnulf (948 — 
970) kopiert wurde. Nicht anders verhält es sich mit der vita 
sancti Nicolai des Johannes Diaconus und der Schrift des 
Bacchiarius de Fide. die sich in zwei bestimmt aus Ripoll 
stammenden Misehhandschriften finden ^T. I, 96); Gegenstücke 
hiezu geben die zahlreichen nichtspanischen Schriften der 
Karolinger-ZeiU die gleichfalls in Manuskripten erhalten sind, 
an deren Ripoller Ursprung nicht zu zweifeln ist (T. I, 95). 
Daß von auswärts besehafl'te Texte nicht bloß einfache Auf- 
nahme, Sondern auch Umarbeitung im Ripoller Skriptorium 
fanden, zeigt in lehrreicher Weise die Redaktion der Translatio 
beati Stephani durch den KipolKr Schulmeister ^Scholasticus) 
Arnaldus, die er auf Ersurhen dos Mönches Segoinus vornahm 
ui. a. O. W\ Die Transkription der von auswärts bezogenen 
Texte durch Ripoller Mönche und in Ripuller Handschriften 
dauert auch im 1-. Jahrhundert fort, wie die beiden kurz zuvor 
angetuhrten Boispieh\ die Absolirifl dos i'odox Oalixtinus durch 
Arnaldus de Monte und die Autnaluno dos Traktates de Sacra- 
montis d«s Bornhard, Hisoliofs von SigUonza ^in oinor Mischhand- 
schritVi bozougon: ebenso instruktive Hoispi-.»lo lassen sich, wie noch 
gezeigt werdon wird, aus Ilandsohriflon dor sjxäteron Zeit anführen. 
TrUft man die hier durchwegs aus ooliton UivipuUenses 
angt'tuhrtrn Nachweise, so wird über den Ursprung des viel be- 
handelten Rangorius Kodox wohl kein Zwoitol obwahon kOnnen, 
ja. o> wordoii >ioh über dio .\rl dor Anlauo dor Mischhand- 



Die Handschriften det Klosters Santa Maria de Ripotl II 



47 



gcKrift begrandetß Vormtitungen aussprechen lassen. Die Briefe 
des Papstes Gregor des Gi'oßen waren wie dessen übrige 
Schriften sicbar seit sehr früher Zeit auf spanischem Boden 
hekannt, gewiß aucli die Sippe C + P, welcher Ewald (Neues 
Archiv III, 470) den Rivipöllensls beizählt, denn dio Kirche 
Köln 3G, B* besaß schon im 8. Jahrhundert ein Manuskript 
dieser Klasse tiud ein Exemplar derselben Rezension^ das 
aus Saint- Victor zu Paris in die Nation albibliothek kam — 
jetÄt der erste Teil des Cod* F. lat. 14500 — gehört noch dem 
10* Jahrhundert an. Leider lassen uns die bisher aur Ver- 
fügung stehenden Quellen beim Aufspüren näherer Kriterien 
des Textes der verlorenen RipolJer Handschrift im Stiche;^ 



^ Die eben erwähnten Studien Ewalde i^ur Aasgabe des Rt^^iBtere Qr^^ore L 
im Neuen Archiv^ ßd. III, 43S — 625 bildeti eipe Ir&fflLche YorArbeit za 
der bis jeUt noch nicht versncbten metbodiscben Darat^Hung der band- 
»cbrifliicben Propa^ation der Gregorbriefe In territorialer und UiternAÜo* 
naler Besiebung, Wie die llterarhi^torlsdie Forfchan^ ElnKelpmdukte dea 
Sehnftlnm« uieht mehr aus dlcaen allein erklärt, ao wird man einem 
mt ttfila her! i eben Denkmal von der Bedeutung der Gregorbriefe durdi 
die bloße Vorlage eines kritisch nocli eo norgfältig goreinigten Texte* 
Uddi nteht gerecht. Ea fnhtt noch die Utilerauebuiig der Wege der Pro* 
{»«gation, die gewla»ermaßeu in terrltortaler Beaiehung das Echo Ter* 
neluuen }?tQt, weldiea die Briefsammlung in bestimmten Gebieten weckte; 
fUr Sjianien etwa eine Darstellung, die von den Sclinftatpllerkatalofeu 
ä^ itidorna ond Ildefon^ufl au^ebend und die Konzil ieuBammiungen 
^enan berückaiebtlgeml, die meuiona der (Iregorb riefe bis xü dein Ap^ia- 
fmie d^^s Säen« de Aguirre eineraeita und bis %u kritischen Untersnchun- 
gen der Briefe anderseits (so in Kodex Q. 24 der Madrider Kational- 
MbÜotbek, vgl. GailardOf Eniayo de nna Biblloteca U, Ap^ndiee 08 und 
Hwiüd, Rei«c^ Sl l f fuhren müßte. Die gckeniiReicbnete Jjlleko bat lieh 
li«9>pita lUblbar gcmaebt. In der Überdieht der «besseren tlandsehriflen* 
der Greforbriefe bei Fottbast 1\ 5äfi ist als einziger spanischer Kodex 
der »Escorialensis d. 1 1 a. XV angeführt; dieser entbilt «her keineawega 
die ganxe Sammlung oder «neb nur eine» g^^rößtriMi Teil derselben, »on- 
liern etwa ein Dotzend Briefe, die dem Hauptinhalt (der Kispana) bei* 
^«schrieben sind. Ferner wird Mon. Germ. Ep. II pag. XXV betreff* des 
ItihalteÄTon E»04r.A !.0 nodi auf die dürftige Angabe im An^biv VUl, §09, 
ilatt anf die aniführlii^he Beadiretbanf Ewablst Neue^ Are luv VI, 225 
hinge frieden. Ober daa Schicksal der Handscbrift, von der wir «Ui- 
^tnf«n, borrsebt noch immer Unklarheit. Ewald berichtigt Archiv ITl^ 471: 
,V<i4rx. U, Maria« de HipoH Catalauniensis ißo) . . . «r tfcheint nach Barc&* 
Itiua gebrat^ht «ü s»*in und iai wi>bl dort bei einrin Brande verloren ge 
gftOgen^; «tbtftad« VI» ^iili deutift er neblig au^ daß die lland»ebrift beim 



48 IL Abhandlang: Beer. 

immerhin mochte ich hier einer sich mir aufdrängenden Ver- 
mutung Raum gebcD^ die mit den früher dargelegten Beziehun- 
gen Ripolls zu Saint-Victor von Marseille in Zusammenhang 
steht. Wir wissen bestimmt^ daß einige jetzt in der Pariser 
Nationalbibliothek aufbewahrte Handschriften der Abtei Saint- 
Victor-Paris aus Saint- Victor-Marseille stammen, so 14293 und 
14301 (Delisle, Le Cabinet des mss. de la Bibl. Nat II, 413). 
Nun kann der eben erwähnte erste Teil des heutigen Parisinas 
14500, welcher dieselbe Klasse der Gregorbriefe enthält wie 
der verlorene Rivipullensis gar nicht in Saint -Victor-Paris ge- 
schrieben worden sein, weil er dem 10. Jahrhundert angehört, 
diese Abtei aber erst ca. 1113 gegründet wurde. So liegt es 
nahe, an die Provenienz der Handschrift aus Saint- Victor-Mar- 
seille zu denken. Woher man dort wichtige patristische Texte 
bezog, haben wir gesehen ; es ist sehr leicht möglich, daß man 
im 12. Jahrhundert zu Ripoll die eben besprochene Mischhand- 
schrift (mit den Gregorbriefeu der Klasse C -f P) anlegte und 
die Vorlage für den einen Teil (d. h. den ersten Teil des Pari- 
sinus 14500 mit derselben Rezension der Gregorbriefe) an Saint- 
Victor abgab. Diese Erwägungen haben mich zu einer neuer- 
lichen Prüfung der Pariser Handschrift veranlaßt; der Habitus 
des Manuskriptes, die Schrift des Textes und der Überschriften* 
sprechen eher für Spanien (Katalonien) als für Frankreich und 
in diesem Urteil stimmen die Herren Omont und Dorez, die 
den Kodex mit mir untersuchten, überein. Gegen die Ver- 



Brande des Klosters KipoU Zugrundelegungen sei, läßt uns aber 8. 889, 
wo von dem Transport der Handschriften aus Ripoll nach Barcelona 
gesprochen wird, Über den eigentlichen Sachverhalt wieder im unklaren; 
so darf man sich nicht wundern, daß in der Einleitung der Ausgabe in 
den Monumenta (p. XV) vermutet wird: cod. S. Mariae de Ripoll Catala- 
niensis . . . qui, ut videtur, Barcelonam transUtus incendio periit, wSh- 
rend wir doch sahen, daß gerade das Umgekehrte der Fall war. Solche 
Versehen, an sich läßlich, weisen den nach der früheren Benütsung 
verlorener Handschriften Forschenden anf falsche Fährte. 
Am Anfang: Incipit Liber epistolarum SCI Gregorii Pape alternierend 
in roten und grtinen Buchstaben. FUr die Abstammung der Handichrift 
iiit eine am linken Rande des fol. 21'' (bei Brief LXXH) eingetragene 
Notiz von Belang: hoc de alia est epistola quia deerant epistolae in eo 
libro contra quem iste scriptns est a LXXH usque ad LXXVHI qnoniam 
folium unum furtim secatum inde est (Mon. Qerm. Ep. H, 47. Anm L 26). 



Die Hantücbrirtan d«a Klostera Bnut^ M^ria de Elpoll. IL 



49 



utung, daß cod. Par. F. lat* 14500 aus Ripoll stammej spricht 
oun allerdings scheinbar dar Umstand, daß ein solcher Text 
Im alten Katalog der Ripoller Bibliothek nicht ausdrücklicL Ter- 
zeichnet wird. Aber abgesehen davon, dass das Verzeichnis 
lUckeuhaf^^ überliefürt ist, wäre vielleicht der Utn&Uind zu be- 
achten, daß sich in diesem alten Kataloge unmittelbar nach 
drei Exemplaren der Bibel sowie zwei Abschritl;en der Moralia 
lOregors und vor dem liturgischen Apparat ^Cartiüaria li^ an- 
H||efbhrt finden; es ist nicht nur mdglich, sondern auch wahr- 
f scheinlich, daß diese beiden Cartalare auch Papstbriefe ent- 
I hielten. Das alte Cartular der Kathedrale von Bai*celona z. B. 
' liat folgende Aufschrift (Bai. 107 f, 116'): Incipit Über cartarum 
^Btdis Baichinonae. Prlmo continens pririlegia Eegum Franco- 
^^ktn. Secundario privllegia Barchinonensium Coinitum et Pnnci* 
P^litn, Tertio privilegia Romanorum PontiHcum et decrela. Quarto 
commissioiies, KipoU brauchte die Vorlage für die Abschrift 
der Briefe kaum aus dem Ausland zu beziehenj noch weniger 
die Quellen zur Anlage der in der Handschrift folgenden Papst- 
lisle (CatAlogo de los Stimos Pontitices desde Sn« Pedro haata 
Urbano II, en 1098* nach BofaruU), und zwar schon deshalb, 
weil das Kloster seit altersher über eine große Zahl einschlägiger 
historischer Quellen verfügte^ ja die Originale einer stattlichen 
Zahl von PapstbuUcn mit Stok als Eigenbesitz in dem Archiv 
hinterlegen konnte. Zu beachten ist nun die Angabe Bofarulls, 
daß die Fortsetzung der Papstliste bis Clemens IV* sowie ein© 
Chronik ^de letra menos antigua' von jüngerer Hand nach- 
getragen wurdcj und dasselbe gut selbstverständlich betreffs 
der Werke des erst 1112 gestorbenen Bischofs Rangerius von 
Luca; es ist sehr gut denkbar^ daß diese ebenso wie die bagio- 
graphischen und historischen Stücke ziemlich heterogener Natur 
^^acb und nach beigefügt wurden, genau so^ wie wir dies heute 
^^^ dem noch zu besprechenden Sammelkodex der Pariser 
' Kationalbibliothek F, lat, 5132 beobachten könneUi dessen Bi- 
poUer Ursprung außer Zweifel steht. 

Die Feststellung, daß der Rangerius- Kodex in Ripoll ge* 

leben und eben dort seit dem 12, Jahrhundert aufbewahrt 

rde, hat nicht bloß theoretiBche Bedeutung. Hätte Sackur 

t seiner Annahme italienischen Imports der Handschrift Rechte 

so wären wir betreffs der Nachforschungen über die Aufbe- 



50 IL Abhandlung: Beer. 

Wahrung des kostbaren Textzeugnisses vor Villanuevas Zeit 
auf ein ganz anderes Terrain gewiesen als auf RipoU; erinnert 
man sich der zahlreichen, Jahrzehnte hindurch fortgesetzten 
Bemühungen, wenigstens Abschriften aus dem 1835 verbrannten 
Kodex ausfindig zu machen, so gewinnt jede Angabe darüber, 
wo sich die Handschrift vor dem 18. Jahrhundert befunden hat, 
erhöhtes Interesse. Aus diesem Grunde erheischt eine Mittei- 
lung, die Morel-Fatio in seinem früher (S. 45) erwähnten Be- 
richte machte, unsere Aufmerksamkeit (a. a. O. S. 183, Anm. 2): 
des erudits franyais du XVIP siecle connaissaient ce ms., comme 
j'aurai bientot Toccasion de le montrer dans un memoire que 
je j)r(^[)arc sur hi biblioth&que du celfebre monast^re catalan. 
Sackur hat diese Bemerkung gekannt, dem gegebenen Finger- 
zeig jedoch keine weitere Beachtung geschenkt und sich be- 
treffs des Versprechens des französischen Gelehrten, bald (nach 
1879) eine Studie über die Bibliothek des berühmten katala- 
nischen Klosters zu liefern, mit der Bemerkung begnügt: ,Quod 
nescio num aliquo loco fecerit*. Morel-Fatio löste seine Zusage 
leider nicht ein und wir sind daher betreffs der Frage, welche 
französische (ielehrte des 17. Jahrhunderts er im Auge gehabt 
und wo diese die Handschrift benützt haben, auf Vermutungen 
angewiesen. So weit ich das cinschliigige Material überschaue, 
kann aber kaum etwas anderes von Morel-Fatio gemeint sein 
als der für p]tienne Baluze hergestellte Katalog, dem ja bereits 
eine Reihe schätzenswerter Angaben für die vorliegende Studie 
entnommen wurde. In der Tat enthillt dieser Katalog unter 
Nr. 32 folgende bisher noch nicht herangezogene Beschreibung 
des Kangerius-Kodex: 

LibcrSancti Gregorii ad instar cpiatolarura moralinm. Post 
soxiiginta folia circa medium continct nomina Summorum l'onti- 
ßcum u divo IVtro usque ad dementem qiiartum. Et postca sunt 
carmina heroyca sie incipientia: OniDibus in tote dominum me- 
tnentibiis erbe Kangcrius Christi scrvus et ccclesiac etc. Diirant 
nsquc ad finem libri. Et in ultimo folio repcritur titulus huius- 
modi: P. P P. dolo captii^ a rege Ilenrico timorcquc pcrtcrritus 
non observanda iurat privilegioquc confirmat. Incipit ita: Rex 
Scripte refutavit omnem investituram omnium ecclesiamm in 
manu domin i Pa{)ae in conspectu deri et populi in die corona- 
tionis suac etc. In fino dicit Dominus Papa P. non inquietabit 



Die Hsnd»cbr»ft«n de» Klosters Banta Mmrm d« Ei pol] . Tl, 



51 



dominum regom Hünrieum noqao citiB rcsgüum de lUTestltura 
e}}iBCO|)tittium et abhat iarnm ot ds iniuria sibi iUata et snu in 
[jer HOQ» sua et bonb aequc allquod mal um reddet etc« 

Der Wert dieser hiermit bekannt werdenden Beschrei- 
bung^ der einzigen, welche das letxte Blatt der alten Hand 
sehrift etwas eingehender berdcksichtigt, geht dai'tiber hinaus, 
djiß wir nunmehr in der Lage sind, die in ihr überlieferte 
Noti^ über Pasclmlis IL und Heinrich V, {Mll) kennen zu Jemen, 
cUmit die Vermutung, die Ewald (N. A. VI, 338) an diesen Text 
lüpfte, CS handlü sich um den in Caoossa geleisteten Schwur 
leinrichs IV, vom 28, Januar 1077, abzuweisen. I>ie in dem 
für ßaluze hergestellten Katalog enthaltene Beschreibung zeigt^ 
daß das Manuskript in seinen wichtigsten Teilen (Rangerius) 
inem der eifrigsten Quellen forscher, den Frankreich im 
17, Jahrhundert aufzuweisen hatte, bekannt wurde, und es 
ist meht unmöglich, daß sich Bahize Abschriften aus diesen 
wie auch so manchen anderen Iti poller Kodizes herstellen 
ließ^ die eben begonnene systematische DurL-hforschung der 
außerordentlich reichen, jetzt in der Pariser Nationalbibliothek 
I flu * wahrten Kollektaneen Baiuzes wird ja darüber Klarheit 
cbaifen, Nicht unwahrscheinlich ist auch, daß im Laufe des 
17, ttnd 18. Jahrhunderte, also vor Villanueva, Kipollcr Archi* 
vare oder sonstige Forscher von dem Kodex Notiz nahmen 
und wir ans den betrefl'enden Papiei^eo, über deren Fundstätten 
T. I, 14 f. Andeutungen gemacht wurden, wie auch aus den 
Tidleicht noch erhaltenen Exzerpten des Diego de Monfar und 
des Kamon de Vila (vgl, unten S, 56) noch nähere Aufschllisse 
tSber das Manuskript erwarten können. 

So große Wichtigkeit der eben besprochenen Handschrift 
als Textzeugnis innewohnen mag, an Wert für die Kenntnis 
der weitausgreifenden literarischen Interessen Ripolls wird sie 
doch noch von einer anderen bereits S. 27 anläßlich der Mit- 
totlufig des Berenguer-Hymnus erwähnten Mischhandscbrift über- 
trofFen, die freilich heute nicht mehr dem im Kronarchiv äu 
Barcelona aufbewahrten RipoUer Bestände angehört, sondern 
zh in der Pariser Nationalbibliothek als F, lat, 5132 findet 
Wlstand du M^ril kommt das Verdienst zu, in seinen Po^sies 
Dpulaires latines da moyen-ägo, Paris, 1847^ 302 ff*, wichtige 
in dieser Handschrift enthaltene Text« (so das Carmen Campi 



IL Abhatjdlting: Be«r. 



doctoris) zam erstenmal bekannt gemacht zu babeD; sein© Be* 
Schreibung des GesamtinhalteSj gegenüber der Indizier img im 
alten Catalogus codicum Bibliothecae regiae^ IV^ 42 einen sehr 
erheblichen Fortschritt aufweisend^ konnte aber trotz ihres Uin* 
fanges Hber die eigentliche Bedeutung der etwa 30 verschie- 
denen in dem Kodex entbnltenen Stücke noch kein abschließen^ 
des Urteil erzielen. Auch die nachfolgende Besprechung der 
Klosterhandschrift muß sich auf die frir unsere Studie wich- 
tigsten Nachträge beschränken. 

Zunächst ist im Anschbiß an das kurz vorher Bemerkte 
darauf hinzuweisen, daß der Pariainua F, lat 5132, dessen Ri- 
poUer Provenienz durch innere und äußere Merkmale über- 
zeugend nachgewiesen werden kann und der auch ganz bestimmt 
im Ripoller Skriptorium selbst zusammongestellt wurde^ einzelne 
Stücke enthält^ deren Vorlagen sicher von auswärts bezogeji 
wurden: so die Historia Uierosolymitana des liajinund de Agtti- 
lers» welche heute (akephal) die Mischhandschrift ertiffnet, sowie 
die Kpistula de Friderico I., die (nachträglich) auf Folio 80' — 
80 ^ * eingeaeiehnet wurde. Das nämliche würde man auch 
betreffs des den Hauptinhalt der Handschrift bildenden (5.) 
Stückes Altercatio Hdei catholice inter Arrium presbiterum et 
Athanasiuui episcopum Proho iudice residente annehmen, doch 
war diese Schrift (Vigilius Thapaensis), wie der von uns mitgeteilte 
Katalog des Bücherhestxmdes der OÜva Zeit (T, I, 109, Nr. 246) 
ausweist, bereits altes Ripoller Gut, und wir haben in dem 
Parisinus die jüngere Abschrift eines vielleicht sehr alten Rivi* 
pollensis vor uns. 

Der Teil des KodeXj in dem bereite der genins loci zu 
uns spricht, ist ein wenige Blätter (23—25) füllendes, von spi* 
t«n'er Hand mit der Anfscbrift: Incipit gesta vel ortus illustrium 
com i tum Barch inoneusi um versehenes Bruchstück, Du M4ril 
bat augcnschoinlich ßaluzcs Publikation der Gesta comitum in 
der Marca llispanica nicht gekannt, und damit war ihm die 
Möghchkeit des Vergleiches dieses haiidschriftlichen Fragments 
mit dem Druck und der Stützpunkt zur Erkenntnis der An- 
lage der ganzen Handschrift Par. F. lat. 5132 entzogen; sein 
Resnnie: ,Quoit|ue 4crit par plüsieurs niains^ toutes les pifeees 
sem bleut de la premilsre moitiä du XUl" si^cle^ hätte sonst 
gewiB eine Modifikation erfahren. An der Hand des gedrackten 



Die Handsclirifton d^i Kkater» Santa MaHa de RipolL U. 53 

Textos erkennt man, daß der in diesem Parisiniis enthaltene 
Text genauen Einblick in die allmäh üche Zusammenstellung des 
wertvollen Geschichtswerkes vermittelt. 

Auf Blatt 23' liest man nach dem später beigesetzten 
Titel (vgL oben) von erster Hand, die derjenigen, welche den 
BerengTi er- Hymnus schriebj ähnlich ist:* Antiquorum nobis rela- 
tione compertam est qnod miles quidam fuerit nomine Gm- 
fredus ntw. 

Diese Hand setzt die Darstellung auf 24' fort und sehlieBt 
auf dieser Seite: 

Cüius (Eamon ßerenguer IH., f 1131) tanta probitaa fuit 
ut ftliam saam bilde foQSO imperatofj tolctano in matrimonio copn- 
Uret de qna nobilissima et copiosa ac imperialis proles maTiaait. 
Cinitatem quoqae maiorieas (»o) cnrn olasse pisanorum obeedit« 
na«tAiiit et cepll; plure« etiam conti ictus cam flarraccnis nictot 
c^ereuit plunma ei nionitisaima opida illis abgtnlit tribtita deniquo 
ab eoriim prineipibns ualenci^ tortoe^ ethilerd^ exegit et aceepit 
(Karoa Eisp. coh 564 Mitte). 

Lru Ende der Seite (24') noch eine kurze spätere Eintra- 
gung über Ramon Berenguer IV,, ähnlich dem Eingang des 
Kap. XVII der ,Gesta' (Marca Hisp eol, 546 Ende). 

Eine zweite Hand^ auf fol. 24^ oben beginnend^ setzt fort: 

Exiade ad capiendam almortam ndefonsum tolataanm im- 
peratorem ac Janaciisiam ctassem incttaait . . . (Ramon BcFea- 
guer IV., Marca coL 547 Aaf.) 

tttid reicht bis zum Ende der Seite: 

»uc^ceftsit fUitta eiu& ErmcDgaudus (Ermengol Graf von Urgel^ 
t 1183» Marca col. 548 Anf.) qui neptem predicti Biiimuiidi 
bcrojigarii camitis barchinonen»i& et principia aragonenaia in nia- 
trlitvomnm a«isumpsit qui et nostris adhuc teniporibris in- 
clitus et fanioaisBimus (dazu von anderer Hand:) uixit. 

Mit dieser Versoseite schließt der Quaternio VIL 

Auf fol, 25^ auf der Vorderseite eines beigebundenen 
Eitizelblattes, schreibt die dritte Hand, etwa bis zum letzten 
Viertel der Seite reichend: 



' fti^r wie dort wird nmh ? Yerw«ad«t, dt» in d^ti ipftteren Einti-«gtingtn 
il«r «0efta' d«xD e w«idät. 



54 n. Abhandlang: Beer. 

NoD post moltum tempns prefatus Raimundus berengarii 
qui ducatum prouincie ab imperatore perpetuo adquisierat gratia 
et neneratione auunculi sui Eaimundi barchinonensis comitis ad 
uisitandum et consulendum consobrinum sunm Ildefonsam regem 
aragonensom barchinonam peruenit et ipsum Ildefonsam oonsobii- 
num suum educauit . . . 

Dann etwa in der Mitte der Seite: 

Et quia omnes reges yspanie discordes inter se tone tem- 
poris erant et quidam eorum dilcctionis fedus oum aarracenis 
habebant predictus Ildcfonsus qui prouidus in omnibos bonis erat 
in animo suo limina boati iachobi nisitare proposuit et omnes alios 
reges conuicinos eius inuicem conuocare ut dileccionis fedus inter 
eos mitteret contra agarenos cxpugnandos (Marca col. 551). 

Es folgt sein Begräbnis zu Pöblet, Angaben über seine Nach- 
kommen und zuletzt: 

Ecce de nita et actibus Ildcfonsi regia aragonensis filii 

quondam Raimund i berengarii bone memorie incliti Barohinonen- 

sis comitis huc usque scripta sufficiant. 

Die vierte Hand, im letzten Viertel fol. 25' beginnend: 

Cui snccessit petrus filius eius qui uiriliter regni habenas 
suscipiens non longe post mortem patris cum suis exercitibus ilde- 
fonsum regem castellanum contra regem maurorum secutus est et 
milites ipsius in manu ualida castrum de madrid liberauerat 

reicht bis fol. 25^ Mitte. 

Der letzte Absatz hingegen über Jaime I. den Eroberer^ 
seine Tüchtigkeit und seine Familie, schließend mit dem Be- 
richt über die Nachkommenschaft der Königin ,Yoles^ (Violante 
von Ungarn, der zweiten Gattin des Königs) auf fol. 25^: 

Similiter ex cadcm rcgina IUI babuit filiaa. yoles que fuit 

uxor alfoDsi regis castelle et mater ferrandi qui fuit a patre in 

regno hcrcditatus. Altcram filiam constanciam nomine habnit 

uxorcm hcmanucl frater prcdicti alfonai regis castele. Aliam 

u 
filiam s.* helisabct que fuit uxor Philipi regis francie IUI s.* 

dna M** uirgo doccsit (= Marca Ilisp. col. 556) 
ist bereits von merklich jüngerer Hand nachgetragen. 

Aus dieser Feststellung ergeben sich mehrere Schluß- 
folgerungen. Die Einzeichuung auf fol. 24^, der letzten Seite 

^ Scilicet 



Die Hmo(]ftc]iriftaa dm Klosters S^Tit« M^rlA ila HijM>1L II. ÖD 



^^■ci Qiiatemio VII der ureprlingiicheii Handschrift» ist» wie im 

^VQXte ausdrücklich bemerkt wird, noch zü Lebzeiten des im 

Jabre llftS gestorbenen Grafen Ermengol von Urgel geschris- 

ben worden; wir haben also hier die Bestiltigung der schon 

^.früber (S. 38) aufgesteJlteti Bakauptung^ daß die Anlage dor 

^PBandgchnft nicht, wie man bisher glaubte, in das dreizehnte, 

sondern in das zwölfte Jahrhundert fiillt Foh 25 hi ein später 

jLnn gefügtes Blatt mit nach trag] ichen Fortsetzungen der Oesta, 

^Hi^ sich also schon äußerlich — abgesehen von deutlichen 

fttilistischon Kennzeichen — nicht als einheitlicbeB GeBchichts- 

Hnrcrk darstellen, io daß die aeit Baluzö geläufige Annahm^s^ 

^^Kin jMonachus liivipuUensis* sei der Verfasser der Qesta, nicht 

^^Mttfrecht erhalten werden kann.^ 

^^ Der von Baluze pubHzierte Text flihrt die historische Dar- 

l^^lellung bis zum Jahre 1296^ ond mau erkennt^ daß das. was 

^Mrir als Oesta oomitum bezeichnen, auch in der von Baluze be- 

Hhiitsten Vorlage nicht schließt, sondern abbricht. Tatsächlich 

^TJit L, Barrau-Diliigo in einem verdienstUchen Aufsatz: Frag- 

itsents inedits des Gesta comitum Barciuonensiura et Kegum 

Aragoniae, Revue Hispanique IX, 1902, 472 ff., durch Mitteilung 

de« bis dahin noch unbekannten Schlusses ge^eigti daß die 

üesta bis zum Jahre 1299 fortgeführt wurden. Wir haben iia 

P^r, lat. 5132 einen ersten Entwurf vor uns^ der vielfach er- 

Inzt^ amgeformt, auch in die Vulgärsprache Übersetzt wurde 

ein Beweis dafUrj daß man dem Te^cte, dessen Wert Barrau- 

ihigo mit Hecht hervorhebt, im Lauf der Jahrhunderte fort- 

räbrendes Interesse entgegenbrachte,' 

Außer dem Pai'. F, lat- ö94l saec. XV, aus dem Bai uze 
einen Text herausgab, und dem eben von uns besprochenen 



^ J. MftMd Töirentfl, HiBtoriografi« de CAtakoja, Revue Hitpaaique XV 
{I9U0), 436 Ahnt d<?u Sachverhalt? Ep <jI cm de que lei ,GesU% conforiD^^ 
tn^Tii ftm U iraiiicies fosgtn oicrito« per ttn sol looiijö, devU tUüitar mita- 
rlilf qae eontenien deacripdona de viatA dels derr«rf comimi eis retrats 
lie Kjudoq Bereng-uer III i de Ramon Beronguer IV del&ten una cenei* 

* Vgh Uma6 ToiTf nU a. a. O. 492 C Auch hier kehit die horgehrachte 
Anfab« wkder: BibL nat. 5]:j2, Sambia degut a dlvemea tnavis^ tote» 
d«] XIU. aegle, WertToU sind die Nachweiie der noch erhaltenen 
katatanijK^hen Üb^rielaungen a. a O. 493 f. 




n. Äbhnndlnng: Beer. 

Par. lat, 5132 existieren zwei Handßchriften unseres Textes in 
der Madrider Nationalbibliothek^ die eiae^ G, 211 (aU), 1609 
(neu), in der die Gesta unter der Uberscbrift: GeneaJogia comi- 
tum Barcinoue^ Urgelli et alionim eomitatuum ab arcliivo Rivi- 
pulli ad quodam vetustissirao libro pergameneo abstracta erschei- 
nen^ die andere, E* 2 (alt) 51 (neu) s. X Villi mit dem Titel: 
Genealogta comitum Barcitione, Urgelli et aliorum comitatutim 
ab arcliivo Rivipolii a quodam Tetustissimo libro pergameneo 
scripto abstracta a me Bidaco Monfar et Sors* cive honor, Bar- 
ciuone transcriptaque a quodam translato abstracta per ad 
modum Kev, D, Jacobum Rajmundum de VilJa* a diclo arcbive 
anno MDC. In einem Nachtrage (Revue Hispaniqne X, ll>03. 
226) hat Barran-Dihigo auf eine im Boletin de la Real Aca- 
demia de la Historia XXX (1897)^ p, 96 erschienene Notiz 
über ein«? Handschrift der Gesta im Privatbesitz des Barcelo* 
neaer Gelehrten D. Salvador Sanpere j Miguel verwiesen, in- 
des übersehen, daß ich von eben demselben Manuskripte schon 
erheblich früher in den ^Handschriftenschätzen Spaniens' Mit- 
teilung gemacht habe< Das einscblligige Material ist aber hiemit 
noch immer nicht erschöpft: in BaL 107 finden sich nämlich 
auf foh 451 unter der mit dem Titel der Gesta im MatritensisES 
verwandten Überschrift; ^Genealogia Comitum Barcinonae ab 
antiquissimis libria monaaterii Riuipulli abstracta per admodnm 
Reuercndum Jacobum Raymundum Vila Praesbiterum mense 
Majo anno a natiuitate Christi 1600^, Aufzeichnungen^ die mit 
dem Inhalt der Gesta sich nah© berühren^ und denen auf 
foL 457 (bis fol. 460) unter der Aufschrift: Alia rubrica Comi- 
tum Barcioon*^ ah archiuo RiuipuUensi abstracta per Jacobum 
Ray mtin dura Vihi presbiterum mense et anno praedictO| Ähn- 
liche^ ;eu meist kUrzer gefaßte Notiisen folgen. Auf diese Ex- 
serpt6| die sum Teil mit dem Inhalt der Gesta llbereinstimmeD| 



* Barrau-Ditiig«»: »PorT. Dbgo de MonfAf y Son w*t Ärchivftf de« ÄrehiTo 

Iooa) iMit 1G41, V*rfjM»«r mehrerer blitc^riielii^r Wftfke, «Ue nicht in Druck 
«fleh Üb rn «mtl^ Yf^l. l'orrei AibAt, Hrrmoriu 4'J7. 

* Über Jftinio Raitioo VIU (to) vfl Torr«i AiuAt *. «. O. 656 f. 

* Dt« Einlcilnnf beginnt £ Geaiealof i«iii Comitum Bmrclnona« deicrlhere 
o^laa» m quo iidnitsi Comes oblitmlt ComlUlum dellborAul quodam- 

aecMliaritini fore ptM^mliUtm i|a«e tQqnniitar. 



Die Handscbrlften des Klosters ßanla MaHa do Ripolt IL 



57 



stim Teil, über die Zeit der unabhängigen Grafen von Barce- 
lona hinaufreichend^ die fränkische Oeedüchte betreffßti, kann 
hier Dicht näher eing^augen werden. Für uns sind sie in 
erster Linie als neuer Boleg fUr dou Reichtum Ripolls an histo- 
rischem Quell eomaterial merkwUrdig, 

Man erinnert sich dessen^ was über die Bedeutung des 
Kloaterarchivs auf diesem Gebiete bei Besprechung der Änualea 
Riiripiillenses (Masailienses) bemerkt wurde; es ist hier, da wir 
über die zu Ripoll erfolgte Anlage eines der wichtigsten Ge- 
schiehtawerke Spaniens aus dem 12* Jahrhundert handeln, Anlaß 
gegeben zu zeigen, wie jene Klostertradition noch in erweiter- 
teiu Umfange aufrecht erhalten wird, wobei berücksichtigt 
werden muß, daß zahlreiche historische Handschriften zum 
Teil verbrannt, zum Teil verstreut worden sind, Villanucvaj 
Viage VllI, Ö8 weiß von einem Quartband (Nr. 22) zu be- 
richten: ,qne es nn eronicon misceUneo 6 coleccion de noticias 
que alcanjsan desde el siglo XII hasta el XIV, muertes de 
obispoe, matrimonios de reyes^ emprasas navales, duelos etcJ; 
er enthielt (vgh a. a» 0* 227) nach einem Kalendarium mit 
ehronikartigen Einzeich nungen eine kurze Chronik der frHnki- 
i$chen Könige' sowie zahlreiche Aufzeichnungen betrefTend die 
KJöster- und Landesgeschichte (unter anderem auch über die 
ßrautfahrt Isabellas, der Tochter Jaimes L zu Philipp dem 
Schönen von Österreich, 1313*). Daran schließt sich noch eine 
eweite Chronik, die Villanueva richtig charakterisiert: ^Chroni- 
con Barcinonense iure appellandum^ 

Von den Handschriftenj die augenscheinhch in Ripoll dem 
^«esehichtlichen Quellcnstudinm dienten, haben sich einige er- 
^ftalten, zum Teil freilich nicht mehr zusammen mit dem alten 
[ Bestände* So enthält der Parisinus lat. &941, derselbe^ aus dem 



» VicHeidit dieselbö, dir Bund lüg d^r KnUektioa Batuse, Ul 108 ff. mit 
der Beiii«»rküng; ,Ex Mä, codic<> RivIpuUenai* und mit dem tncjpit: ^nul 
Regiitn Ffaflcomui Pipianj reg nftait «nao« XXX VU . . .* mw. «bga- 
•ctirieben tfiirde. 

' Vfl. II. T. Zetßberg, EHftibelh iroa Ar»ft>ni<^a, Qei»«blJB fVieddcbi d«« 
BdiAufia ton üsterreieh (1314—1330), — Diu Eegisier Nr. 31S des Ar- 
ehivi d«r AmfonesiAchen KrQtll^ in BArcelonA, — Siisüingaberlchto der 
kMh. kkidtmie der Wiiüentc haften in Wi«a, FhiL-biit, KL, Bd. CXXXVI], 
VJI M. Bd CXL, I, ISm 



58 n. Abhandlung: Beer. 

früher (S. 7 f.) das Klagelied auf Ramon Borel mitgeteilt wurde, 
ein Exemplar — so viel ich weiß, das einzige aus frttherer Zeit 
erhaltene — der Annales Anianenses, von dem wir bestimmt 
wissen, daß es ehemals Ripoller Gut war;* der gleich&lls in 
der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrte Kodex F. lat 5923 
enthält (vgl. Catalogus codicum manuscriptorom Bibl. regiae 
IV, 177) eine dem 12. Jahrhundert angehörende Abschrift der 
Gesta francorum edita a. B. Gregorio Turonensi sive potins 
vetusti Francorum annales a Troiane gentis origine ad Theo- 
doricnm ülinm Dagoberti. Auch diese, durch eine dem Text 
vorangehende Donatio monasterio RivipuUensi facta a Bemardo 
comite Bisuldunensi et uxore eius Tota, anno decimo regni 
Hugonis als alter Ripoller Besitz erklärte Handschrift ist wie 
die eben besprochene durch Etienne Baluze in die Pariser 
Nationalbibliothek gekommen (vgl. L. Delisle, Le Cabinet des 
ms. de la Bibliothfeque Nationale I, 364 f.). 

Die sowohl rezipierende wie auch produzierende histori- 
sche Tätigkeit der Ripoller Mönche jener Zeit hatte drei un- 
schwer erkennbare Leitmotive: die Kirche, das Kloster, das 
Pantheon. Wie in der heute verlorenen Ripoller «Consueta' aus 
dem 12. Jahrhundert (Nr. 40, Villanueva VIII, 52 f.) bemerkens- 
werte Riten im Sinne der nach und nach zugestandenen kirch- 
lichen Privilegien (so z. B. über das Alleluia am Tage der Purifi- 
kation) Aufzeichnung fanden, so boten Kalendarien und Mar- 
tyrologien das Gerüst zur Aufnahme wertvoller chronikartiger 



In der Kollektion Baluze Bd. 109 findet sich fol. 67 ff. eine Abschrift: 
Annales Anianenses ab anno DCLXX usque ad annura DC(X)XXI nunc 
prinium editi ex ueteri codice Ms. monasterii Kiuipullensis in Catalonia. 
— Die Angaben über das Alter des Originales schwanken in anffallender 
Weise: der Catalogus coil. ms. Bibl. regiae IV, 179 weist die jetmt einer 
Abschrift der Gesta Comitum vorgebundenen Annalen dem 13. Jahrhundert 
zu, Pertz, Mon. Germ. Scr. I, 2?*1, dem 9.— 10. Jahrhundert, in der Hi- 
ptoire du Languedoc von de Vic und Vais^ette IP Preuves 1: ,prob«ble- 
ment du XI«" si^le*. Die in Paris vorgenomnune Prüfung der Misch- 
haiidschrift ergab folgendes: Die Abschrift der Annales Anianenses stammt 
aus dem 12. Jahrhundert, die der Gesta gehiSrt dem U., das Epicedion 
auf Kamen Borel, wie bereit» angefilhrt wurde \^S. ö f.), dem 11. Jahr- 
hundert an; der hierauf folgende Brief: »Presbyter Johanneji . . . rex 
regrum tcrrenorum . . . Emanueli Komeou gubematori* wurde im 12. Jahr- 
hundert geschrieben. 



Di« HAndschnftcn dos Klosters SatiIa MaH^ de RlpolK n. 



59 



EititrAgtiiigeUy von denen nur ein Teil früher berücksiclitigt 
werden konnte.^ Als Klosterbrüder und Hüter des Herrscher- 
mm:QSoleumfi Zugleich betiUigen sich die Hipoller Mönch© in der 
Begistrierang einer ungewöhnlich reichen Zahl von Daten der 
S€it^nOssischen Kirchen- und Klostergesehichte; dieser Tätig- 
keit verdanken die Abt-y Grafen- und Papstlisten ihre Ent- 
Btehung, außerdem eine Fülle anderer geschichtlicher Auf- 
i^elinangcn, deren Verarbeitung etappenweise vorgenommen 
wurde. Wie in der allmählichen AusgcBtaltung und Verwertung 
des ainscliliigigen Materiales die B. 33 C beBprochene Summa 
bbertatum (Brevis historia) vom Jahre 1147 einen Markstein 
biklet, so bietet^ am wieder zu dem Pariser Kodex lat 5132 
Zurückzukehren; die in dieser Handschrift enthaltene Zusammen- 
stellung der Gesta comitum das Bild einer allmählich foH- 
schrcitenden umfangreichen Arbeit, deren Ausgestaltung erst 
etwa ein Jahrhundert später die mittelalterliche geschichtliche 
Tätigkeit Ripolls krönen sollte. Die im Parisinus P. lat, 5132 
erhAltene älteste Redaktion der Gesta, ziemlich vei'schieden von 
dem Texte, den die voUstäadigen Exemplare Hefern, reflektiert 
in Ähnlicher Weise, wie die im Bai, 107 enthaltenen CoUectanea^ 
daa Maierial der Darstellung heimischer Geschichte, wie man 
sie sich ungefähr kurze Zeit nach der wiedcrgßwonnenen Selb- 
slUndtgkeit des Ktostera dachte. 

Nicht in das 13. Jahrhundert^ wie Du M4ril wollte, son- 
dern noch in das 12, werden wir auch durch die genauere 
Erforschung anderer Tede der ra ehrerwähnten Handachrift ge- 
führt, so zunächst durch die Fol. 93* ü\ eingezeichnete Vita B, 
Peti*i Uraeoh* Auch hier hätte Du M^ril, der ja im allgemeinen 
über gutö Literaturkenntnis verfligte^ bei seiner Beschreibung 
durch Einsichtnahme einer langst erschienenen, trefflich erlau- 
leroden Ausgabe des Textes wertvolle Aufschlüsse zur Beur- 



' £lii w«itereA Spextmen bietet die voo FriSgpcro de Bofamll (Goodi« 
Tiii£c«drifl T» 9. ril) Über das heute veHorene Kifdler Martyrolo^tiHi 
loilfetoilt« Nötis; cudice num. 19, cajoD S^ e$t. i'' äel a^rubiro de RipoU, 
■■oritö lobre pt^fgamioo con caracterea d«! üglo 10. al IL; en usaa ta- 
h\m üt ooniputofl Eunares con noias mirficale» domde fc lee: Era 530, 
«niio domin i 801« Itina 14» i^» aantM aprilis Docaiiit PascUc 2, naiias 
apiilb IiilroiTil Ludoricas in BArcbln<»iia filim prcLibati Karoli Mifiii 
et tuiit eiritalfin SimceDlf. 



60 n. Abhandlang: Beer. 

teilung des ganzen Manuskriptes^ zunächst betreffs des ftir 
ihn noch hypothetischen RipoUer Ursprungs (si nous ne nous 
trompons)^ erhalten. Mabillon hat dem Titel seiner Ausgabe 
(ASOSB s. V. 874 ff.): Vita B. Petri Urseoli ducis Venetiarum et 
Dalmatiarum tum Monachi S. Michaelis de Coxano in Catalania 
auctore anonyme incertae aetatis, ausdrücklich den Provenienz- 
vermerk beigefügt: ,ex ms. codice Kivipullensi' und in der Ein- 
leitung erklärt: vitae lucubrationem ex ms. codice Rivipullensi 
erutam nobis communicavit eruditissimus vir Stephanus Baluzios, 
woraus wir mit aller Sicherheit entnehmen können, daß die von 
Baluze zur Verfügung gestellte Kopie aus keinem anderen Ori- 
ginal geflossen sein kann als dem heutigen Parisinus F. lat 
5132. Obwohl Mabillon den Autor incertae aetatis nennt, hat 
er diese Angabe in seiner Einleitung einigermaßen präzisiert. 
Aus dem in der Vita enthaltenen Hinweise (§ 17 in Mabillons 
Ausgabe): multa quidem mira per eum Dens egit quae nobis 
sunt incognita, quia non sunt scripta nee oratione illorom qui 
eum viderunt relata; omnes enim qui eins praesentiam viderunt 
iam a saeculo migrarunt, schließt Mabillon wohl nicht mit 
Unrecht, daß der Verfasser dieser Vita kaum später als etwa 
ein Jahrhundert nach dem Tode des Petrus Urseolus (f ca. 997) 
die Lebensbeschreibung verfaßt haben mag. Über den Ort, 
wo die Vita geschrieben worden sein kann, spricht sich Ma- 
billon nicht näher aus, doch sind die betreffenden Grenzen 
ziemlich eng umschrieben. In erster Linie kommt Cuxi in Be- 
tracht, wo Petrus Urseolus sein Leben beschloß ; aber auch die 
Beziehungen zu Ripoll sind gegeben. Es ist ja bekannt, daß 
Oliva, Abt von Ripoll und Cuxä, zu Ehren des illustren Frem- 
den einen eigenen Kult einführte (vgl. Villanueva, Viage VI, 185; 
T. I, 77, Anm. 2). In eine begeisterte Huldigung des Wirkens 
des größten RipoUer Abtes, Oliva, klingt auch die Vita aus. 
Wenn wir nun sehen, daß die meisten Olivas Tätigkeit be- 
treffenden Urkunden, auch die Abschriften seiner Werke, sich 
in Ripoll finden, so wäre es ganz gut denkbar, daß einer der 
federgeUbten RipoUer Mönche sich an die Ausarbeitung der Vita 
des Petrus Urseolus gemacht habe; auf jeden FaU ist genügend 
erklärt, warum der Text, der kaum jünger sein kann als das 
11. Jahrhundert, in einer etwas späteren Abschrift dem RipoUer 
Sammelkodex einverleibt wurde. 



Di« Hiind»cihrii%«D dei RlMters Sänti Maria de KipoU. U. 



Abgeselieu von emem Senno zu Ehren der Jungfrau' 
(füL 21^ bis M') und einer Serie von Hoiuilien {SV hh L»2^)* 
findet! sich außer den frUher genannten (vgl* H, 52 ff,, 59 f.) 
keine uoifangrcii^heren Prosatoxte^ wohl aber eine sehr statt* 
Kche Heilie von Aktenab^eliriften und Einzcicbnungen^ die über 
die Genesis des Kodex, auch Über die Zeit der Zusam men- 
gte Ilnng eines guten Teiles desselben, Licht verbreiten. Einen 
ter minus ante quem schütnt auf den e rieten Blick die auf 
foL l*)5^ (einem später eingelegten Einzelblatt, vgL weiter unten 
S. 63) befindliche^ von Du Meril als pronostics pour Tannöe 
11711, par Johannes de Tolide bezeichnete Notiz äu geben; in 
der Tat lesen wir Ab anno ineaniationis domin i noatri illu x 
ÄICLXXVIIII usque in Vlil anno* menee septembri sole exl- 
lente in libra erit si ds uoluerit caniunctio omnium planetarum 
libra et eauda drachonis und aus dem erit si deus uoluerit 
lieOe sich fto erste wirklich sehlieQen^ daß wir es mit einer 
Vorhersage zu tun haben j deren spätere Ein Zeichnung keinen 
rechten Sinn hätte. Die seltsame Scblnßangabe der Notiz : Ego 
P* inueni hane epistolam apnd quendam dominum arehiepi- 
scopum pergentem ad dominum papam et assereutem huiusmodt 
^fioriptuni se habuisse a dotnino iohanne loletano qui eani trans- 
Itebat (so) per iam dietum arcbiepiseopum ad dominum papam 
benimmt jedoeh der Notiz stark ihre datierende Kraft, Anders 
Ljteht es jedoch mit Traussumplen von zwei UrkundeUj die sich 
^gegen Schluß der Handschrift auf foL 104% lOÖ^ und 107«^ 
finden, die erste, über ein© Feier am Tage Sancti Luche evan- 
geligte, datiert; Actum est hoc Vit, K* mai anno XXVI Regni 
i^iudoiiiei iunioris Oauzfredus abbasf, die andere eine Konstitution 
selben Oauzfredus^ betreffend die Verraehmög und Ver- 
llbeBsernng der den Mönchen RipollB regelmäßig zu verabfolgen- 
len Gewänder: Uuiuersis banc scriptnram audientibus notifieetur 
im ego Gauzfredus dei gnitia riuipullensis abbat uoluntate at- 



^ Ma 4tt rotm Obertcfarift: la bonor« Semper Vlrg'iiiis mane S«rmo. 

' iMt Aagal»« Du HiriH, daß dar ganaee recuetl d'bomälies aDoivymfls die 
Änfvchrift netiboi Aposloloram tra^e, iat irrig. Die Homilteu trügen 
koordinierte Titel (in rot)t 81^ De actibni a|>ostoloriim ubi daaduiii 
apo«to1i caraoertiut, 81^ lucipit de lectiotte aetutiia apostolorum ubi di* 
eil De SjnioDe Ma^o, SS'" De cornelio ceaturione et de Sjmone Peiro, 
i^T' laeipit da eiiaageno iecauducu marohiitii uaw. 



62 II. Abhandlang: Beer. 

qiie deuota instaiitissimaquc prcce Karissimi fratris nostri Geraldi 
KaDierarii asscnsu quoque atquc postulatione oiunium fratrom 
nostrorum dccerninius ... ad augendani scu meliorandam mo- 
nasterii nostri in uestinientis consuetudinem usw. Gauzfredos 
abbas f usw. 

Nach wiederholter, zusammen mit den Herren L. Delisle 
und II. Omont vorgenommener Prüfung dieser beiden Urkunden- 
einzeichnungeu gelangten wir zu dem Ergebnis, daß bei beiden 
Stücken die Namenszeichnung des Gauzfredus, des letzten Mar- 
scillaisor Abtes von Ripoll (1153 [?] — 1169), genuin ist, aber nicht 
bloß diese, sondern auch die Unterschriften der übrigen mit- 
zeichnenden Würdenträger des Klosters.^ Damit ist ein Terminus 
ante quem gegeben,* um den sich der Hauptinhalt der wichtigen 
Handschrift zeitHch zu gruppieren hat. In Übereinstimmung 
hiermit stehen die Transsumpte der Urkunde, betreffend die 
Einführung einer besonderen Feier zu Ehren der Jungfrau an 
jedem Samstage fol. 101^ . . . Anno igitur Dominica Incarna- 
tionis millesimo ÖLVH presidcnte in ecclesia RiuipuUensi pre- 
fato abbate nostro Domno Gaufredo . . . celebritas dominier 
matris in ecclesia nostra per omne sabbatum in perpetuum ob- 
servanda ita fieri instituta est. Diese Celebritas, deren urkund- 
liche Fassung mit den feierlichen Worten: Ad honorem et laudem 
gloriosissimae et intcmeratae uirginis Mariae anhebt, besteht 
darin, daß besondere kirchliche Zeremonien (so u. a. ein feierliches 
Hochamt) abgehalten, insbesondere den fratribus ferculum uel de 
caseo uel de ouis congruenti pipere aptatis dargeboten werden. 
In chronologischer Beziehung sind wieder zwei Einzeichnungen 
auf fol. 104^ und 106% betreffend die Einkünfte des Gebietes 
von Mojon, nämlich: Hoc est caput breue de honore de moion 
und Hcc est commemoratio tocius ipsius honoris et de censibus 
et usaticis que barchinonensis comes habet in terminio de moion, 
zu beachten. Du Meril hebt richtig hervor, daß das Gebiet 
von Mojon dem Kloster UipoU gehörte, hat aber den von ihm 
als fehlend bezeichneten Schluß der zweiten Einzeichnung über- 
sehen: Acta est ista carta supra dicte commemorationis XH Kl 
mai anno Uli X regni ludouici iunioris, wodurch wir auf das 

^ Die auf Taf. 5 f^ebotene Keproduktiun des sweiten Aktes gestattet, das 
eben mitgeteilte Ergebnis su überprüfen. 



tirlfteti des Kioatfir^ SAntJi Murin de Ri|ml1.* 



Hol, d. 1k also wieder in dio Zeit des Hiiieuaintea des 

Gatisjfrediis geführt werden* Ileraii^uziehen iat auch die 

ctietikung der Kirche toh Mojon an RipoU, deren urkundliche 

Iti^ng nicinea Winsens allerdings iioeli nicht bekannt war. 

VAkt: Donatio Eeclesiae de Moiiione quam teeit Episcopus 

(ierandensis Anno MCXLIIII (Petro eiusdeni motiasterii abhati) 

fiuiiet sich in Bai. 107, foL 194* kopiert und darauf folgt fol. 195 

dio Confirmatio Donuni Papae de Ecclesia de MoUione. Filgen 

wir noch luni^Uj thS unter den Prosast Ucken, mit denen wir 

«me gewisse Datierung verbinden konneui der foK 107* eut- 

hfiltene Brief Ollegarius dci gratia terraebonensis arehicj>i8Copus 

Vcnerabili fratri K. ausonensi episcopo (es ist Ramon L Gau- 

firedtis) Salutem auf eine noch frühere Zeit weist^ da Ollegarius 

1118—1137 regierte, also dieses Sehreiben über eine Frage der 

Priesterweihe noch in die erste Hulfte des 12, Jahi-hunderts 

fkllt, so it^^t dargütan, daß sieh die Zusammensetzung des Haupt* 

in Italic dieses unter aämtbehen erhaltenou Rivipulienses eine 

Bingulilre Stelle einneb menden Kodex nicht^ wie bisher alle 

Ftirscber auDahmen, im 13.^ sondern in der zweiten Hälfte des 

VJ^ Jahrhunderts volbogcn haben muß* Die beiden Aktenstücke, 

die dügegen zu sprechen scbeitieUt nämlich die Schenkung des 

KaimttnduB de Porcian an RipoU vom Jahre 1211 und der 

Verkauf des Petrus de Palad und seiner Famdie an das Kloster 

vom Jahre 1212, sind spütere Eintragungen: die erste findet 

sich auf der freigebli ebenen ersten Seite der Vita Petri Urseoli, 

die erst fob 93 verso beginnt^ die aweite anf foL 105^ einem 

Eiiiseelbiatt mit durchsus yerschiedenem Linienschema, welches 

dem Kursier der Handschrift so ungeschickt eingefügt wurde, 

daß die Urkunde über die Feier am Tage des E?aBgebsten 

Lucas in swei Teile geteilt erscheint, 104* und 106 ^> 

Die zahlreichen poetischen Stücke, die sich in der Hand 
icbrift tindeUf widersprechen dieser Auffassung nicht Das gilt 
speziell von den beraita besprochenen zeitgeschichtlichen (Ge- 
dichten^ von dem Carmen Canipi doctoris sowie dem Berenguer- 
Hjmmis, und man w^ird den umstand beachten^ daß dieser 
Hymnus auf den 1169 gestorbenen Grafen den Akten des Abtes 



^ Htcrdturh wtinte Jinch Du M^ril f^tMiiielit, der dl© T«*te ttif 104^ und 
lllO' (ob«it) für swot Tenohied«»« Urkimdem bielt. 




64 n. Abhandlang: Beer. 

Gauzfredus (f 1169) fast unmittelbar beigefügt erscheint. Von 
den übrigen Stücken in Versen schließt sich der Sang auf die 
Einnahme von Jerusalem fol. 21' bis 21^ (^Hiemsalem letare', 
von Du Meril a. a. O., S. 255 — 260 veröffentlicht) der voran- 
gehenden Historia Hierosolymitana des Raymond de Aguilers 
an. Die mit Neumen versehenen Hymnen: ,Ave Virgo gloriosa^ 
(fol. 105^), ,Vox elarescat mens purgetur' (fol. 107^), von Da 
Meril S. 305 veröffentlicht, dann ,Cedit frigus hiemale' (fol. 108^), 
Du Meril S. 32^ gleichfalls mit Musiknoten, sind später an frei- 
gebliebenen Stellen eingetragen worden; ebenso das Gedicht 
auf f. 109«^ und 109% von dem Du Meril (S. 306 f.) wegen der 
kläglichen Erhaltung nur den Schluß gab (^quod est anceps tu 
dissoluis — quod tegendum tu involvis^ etc.), und das foL 108^ ein- 
gezeichnete, von Du Meril 305 mitgeteilte Kätselgedicht ^Lunis 
procer et sub mense — somno splendor et immense — Martis 
procer atque duris^ — usw. (von Du Meril ,regles des horo- 
scopes ou plutot des divinations, . . . trop obscnres' genannt), 
für das Wilhelm Meyer-Speyer, wie ich einer brieflichen Mit- 
teilung entnehme, aus christlichen Hymnengedichten eine vor- 
treffliche Lösung gefunden hat. 

Unter sämtlichen erhaltenen Kodizes der alten Abtei — 
etwa dritthalb Hundert an der Zahl — ist die eben besprochene 
Handschrift die bodenständigste, die persönlichste. Geht man 
von den Gauzfredus -Akten, den historischen Stützpunkten der 
Mischhandschrift, aus, so begegnet uns in deren Inhalt eine 
wohl auch sonst nicht eben seltene, für Spanien aber speziell 
bezeichnende Vorliebe für die Bindung des Transzendentalen 
mit dem urwüchsig Praktischen, welche den ekstatischen Mysti- 
ker Luis de Leon zur Abfassung eines Lehrbuches der Führung 
des Haushalts, den größten Genius der spanischen Hochblüte 
aber zur Schaff'ung des unsterblichen Gegenübers der Vertreter 
des Idealismus und des KeaHsmus veranlaßte. Wie die neue 
Feier zu Ehren der Himmelskönigin und Schirmerin Ripolls 
auch durch eine Kollation, bestehend in Ferkeln, Käse und 
gepfeff'erten Eiern, an jedem Samstag begangen werden soll, so 
finden wir gleich neben Sermonen und Homihen das Dekret, 
belrefi'end die Aufbesserung der Garderobe der Mönche- neben 
der Vita, den Acta sowie dem entsprechenden Kult des jüngsten 
territorialen Heiligen, die gewissenhafte Verzeichnung der Ein- 



Ble HaDd»cbrifteo des Kloitora SAnta Maria de Eip^Il. 



kttofte der jtlDgsten großen Gebietsschenkung; neben Ent- 
selieidujigeQ in Gewissen sfragen und Canones der Konzilien 
Bowie astronümisclien Aufzeichnungen die älteste Redaktion der 
Qeata comitnnij in denen, wie wir gesehen habeuj das Kloster 
Bjpotl sich selbst ein stolzes Denkmal errichtotej aber auch das 
einzige umfangreichere ältere Werk der märkischen und kata- 
lünischen Geschichte lieferte. Das Hinübergreifen Über das 
Crebiei des Klosters zeigen auch die poetischen in derselben 
Handschrift enthaltenen Stlickcj da wir außer Hymnen und 
sonstigen geistlichen Gesängen auch das Gedicht auf Ramon 
Berenguer, ja auch das Carmen auf den Carapi doctor antreffen. 
lö Vers und in Prosa findet auch das bedeutendste weltgeschieht- 
liche Ereignis jener Zeit, der erste Kreuzzug, in unserer Hand- 
schrift ein Echo. 

Die eigenartige Zusammenstellung dieses merkwürdigen 
Sammelkodex wird man sich vor Augen halten mtissen, wenn 
man die literarische Bedeutung liipolls in den späteren Jahr- 
hunderten verstehen wilL AVas im 13., 14. und 15. Jahrhundert 
an Uandschriftftn zuwuchs, sei es durch Heimarbeit, sei es durch 
Ankäufe^ zu denen man sich entschloß, ergibt sich ungezwungen 
als Ergebnis des Fortwirkcns der hier aufgezeigten Interessen, 
In erster Linie kommen als Belege für das Gesagte ^wei 
wertvolle noch erhaltene Mischhandschriften des 13. Jahrhunderts 
in Betracht, die durch sichere Indizien als ursprüngliches Ui- 
IKiUer Gut erwiesen und hier zum erstenmal besprochen werden, 
Kodex 26^ ein mächtiger Folioband, enthillt nach einem um- 
fangreichen Traktat über die Passio Domini und Stlicken des 
tthäus-Evan^eliums samt Kommentar die anonyme Erklärung 
er jFigura Seraphin^, wie eine moderne Bezeichnung angibt; 
es ist ftber der bekannte, Alanus ab Insulis zugewiesene Traktat 
,De sex aJis Cherubim/ Die gewandte Zeichnung wie die Schrift-, 
aiugleicb Textprobe (Taf. 6 und 7) mögen mit dem Bilde und 
dem Abdruck bei Mignc 210, 267 ff. verglichen werden. Die 
ßipoUer Provenienz ist durch die noch aus dem 13. Jahrhundert 
itaiDmenden Transsumpte von vier auf das Kloster bezüglichen 
Sehenkungsakten bezeugt, die zn den ältesten Hausurkunden 
des Klosters zählen* Da das Archiv des Klosters verbrannt 
ist, gewinnen auch die in relativ späte Zeit fallenden Kopien 
an Bedeutung; gehöi^n sie doch mit den früher besprodienen 

dli»uiiW7, d. pbU.-ytt, KL 158. Bd r Abb. ^ 



K 



66 II. Abhandlnng: Beer. 

Einzeichnangen m Par. lat. 5132 za den ältesten Urkunden- 
Zeugnissen jenes Klosters, das wir als historisches Zentrum 
der Grafschaft Barcelona kennen gelernt haben. Hiesu kommt 
noch der Umstand, daß die Art der Eintragung dieser Trans- 
sumpte und deren Beglaubigung in die Rif>oller Urkunden- 
behandlung jener Zeit einen guten EinbUck gewährt; es wurde 
daher die betreffende Seite reproduziert (Taf. 8) und im nach- 
folgenden der an erster Stelle eingezeichnete Akt unter Be- 
rücksichtigung einiger von Alfons Dopsch freundlichst mitgeteilter 
Bemerkungen in Umschrift abgedruckt.^ Es handelt sich, wie 
man sieht, um eine Schenkung der Gräfin Ava, Gattin des 
Grafen Miro von Barcelona; das Instrument ist in gewissen 
Teilen seiner Ausfertigung dem freilich viel kürzeren Schenkungs- 
akt aus demselben Jahre i941) ähnlich, den Baluze in der Marca 
Hispanica, App. LXXVI, col. ?<ö8 veröffentlichte (Schenkung 
Avas an Cuxa .^ Auf diesen beziehen sich einige in den An- 
merkungen gegebene Hinweise ^Cuxä). 

^ Da keiner der neueren Benutzer der Ripoller Han«lschrifl ron d«n Ur- 
kunden Notiz p^uouimen hat, auch nicht PrtVtpero Bofanill \\m Kai. Bof. 
wird da< Manuskript nicht beschrieben ^ ebendowenig ViUana«Ta,ao fiber- 
ra<chte es mich, daC IVilf des oben transkribierten Sch«nkaiig8«ktef, 
uÄiuUch der Anfang und die Datierung, seit langer Zeit rerOffenUieht 
worden sind, und zwar Ton keinem Geringeren als MabiUon in einer 
otiras versteckten Anmerkung lu den ASOSB saec. IV, pars. 2^ pag. 423. 
Ks iVhlt a. a. O. jede tjueltenangabe; die Frage, wie Mabihon die Ur- 
kunden bekannt wurden, beantwortet wieder der Kat. Bai. In dietem 
ci-.iieu wir unter Nr. IV* eine Notiz über den Kv^dex. die nur daa erste 
Wort des Traktate5 über die Tassion und dann ausschließlich nor das 
Incipi: und Kiplicit der Tier l'rkuuden enthält, ein Zeichen, wie sehr 
man zu jener Z*»it g»'i:»Miübcr diesen den Wert des eigentlichen Inkaltes 
des KvHiei zuriick<e:zte. IVr lW«>oi», dAi> Mabillon nur ans der hier 
nachgewiesenen Quelle geschimpft haben kar.u. liegt darin, daß er nnr 
die Worte au-« dem re\:o mitteilt. >\ eiche tm Kat. Bai. aas der Urkunde 
ausgehoben «erden >^vg'. aueh Marca lh<pAuica, iVl. 3n>'. Ans Balnses 
Worten ist übrigen* eu entnehmen, dal* ihm der Ki(vl!er Schenknnft- 
akt selbst nicht x*»flAg; der betrertende Te\t, der auch in sprachlicher 
Hinsicht mar che» Beachten9%«erte bietet ^man Terg'.eiche a. R (n. dor^ 
navaut, d h de hac b\»ra tu ab ante, mit dem in der l'rkunde rorkom- 
menden ab hae hora \x\ .tuteA\ %«iid uutuuehr t;im erstenmal bekannt. 

' Antonio KiiA« de Moaii^, Kpt):'Ana xatAlana de la edai media, Kerista 
de Archi\o> \l ^l'.KU^ ^4. voieevchue« eiiujiv auf die Itattic de» Qrmlen 
Miro besiigliche Vrkundeii, die »ich im .\rvhu de« Kl^^ter» Kipoll befiuideB 



Pk nii]d«4ihriA«n d^s Klo^Ur« SftntJi Marii d« HipitlK It. 



6? 



10 



11 



[12 



Lit 



Iti Domine domini. Ego Ana. eoniettssa, ct. filti meH id ost. 
8timofredu9 ctjtnes et Wifredus comes, et OHba eomes. et miro 
Icuiia, fimnl in | donaturcs' domnm^i^aDete maric cenobii. situm 
In oamitatti Anaona. in locum quo uoeaBt ualla riopullo, ad pre- 
cticitim domum qui est fuadatus { in honoro HäDCtc dci g^rictricc. 
älaria pcrpettsa uirgine. uel üd abbat e Ennogone ne\ ad monacbia 
qtii ibidem doo dcscrniunt tani pre.^ontibuä | quam l'uturis Dona* 
mai ibidem alodem urum cum omnibus tenuinibus. et finibui, uel 
adiac^inclb illius quo nomlnant Agiae. qui efit in comitatu { ccr- 
danienfte in pogo Ituien^^e predictam uillam aginem, euni omue 
ftuidUB ot pOBieuiönes fintbus. et liniUibua» et tertnmibus* eorum 
iie donamus nel tradimti^ | ad prüdiotum üenobmm Sacote mane 
situm in predicta imlle riupullo. donamiiä ca&ua ca.^^libua orila* 
ortalibuB arboribus pomtferis ucl Iripomircrii^ nio|Iendinls« pratia. 
pmP(!uis aquii^ a(|Qarnm. uio dtictibus uel reductibua, ornnta et in 
otnnibiu^. qimntuni. Ibidem, habnit uirmeus de me predicta Anane 
dt I genitor de predict^s filios mees. Sic donamuii nel trfidimus 
ad predietam dorn um. Bancte Marie perpetue nirginis. et ad pre^ 
dictum abbatcm. uel ad mona|cbL!i* qul ibidem, deo seraiunt, uel 
lemieriut ut fiit illist cibuB tarn preaentibus quam futuri^. proprer 
remodium antmo depredtcto. MironiB, condam,^ sen. | et propter 
remediuniauituabuf nastris* Id eodem pactodiimego*uixero. Auu. 
iminia reacnio. in meam potestatcm. ui de ipaos frages quiquid. 
facere uolue J ro. in meam. rcseruo potestatom. sed tatitummodo, 
ab hae ora. ia antaa. donamusi. tradimus, atque concodim*!!), ipaas 
dueiraai et primieiaa. cum ipaa parrochia. | de predicta uilla. ad 
pTcdictam doraum. cenobii. aicut super insertum est, aic donamua 
uel tradirauf ab iategre. esceptus. utide acriptufam, fccimua ad 
fideli nostro [ ioudino, in eodcm conacntu. dum niuit. teneat et 
possideai» Post obituro sunm. omnia rGmancat. ad predictam dn* 



(aiistian), and iwar tom Jfthre 92S (Ksafinstninieat); 9SS (ßch«nknng 
an diu Kloster); 941 (Schenkaog: ,dpl «l^dto de A^a, 12 de lau KaI. de 
" Jitlio del ifjo 6 de Luis*); 96t (Sch^iikatLg dtirch die Test aiueu tarn! l- 
H^ •tr#cker). 
^V CiuA: ^el fltU« meia/ 

^V CaxÄ: ^Eioi «imul doii«niti8 in naam^; also vieUeicbt tlmal ia uaum 
Miisaj d(m^U>Tes. A. EDgelbrecbt f&ßt In donatoros = fir, ^ea doaa* 
l«art*, ^l» Geber*. 
" Cutk hjkt die Formel ; ^coiicedtiiitu atque tradimuft ad dooinm* wie später 
JibaUcb auch aatere Urkunde biete l. 
Korr. and oiioi. 

CtuI: rUt piiu et mjiericori sit Deal ia pecoitii aestrii el ia pec^atii 
, Mmai Cotaiti gealtori condam BQfftra/ 

5» 



68 II. AbhaDdlnng: Be«r. 

14 mum. ucl ibidem, dco semi cntibos. Hec omnia sicut saperios 
insertam est. sie donamas nel tradimns cnm ipsa eeelesia qui e^t 

15 in honore saneti iuliani ibidem fundata. propter remediam. | 
anime. Mironi. comiti. eondam. seu. inferamns. obi ibidem, et pro 
animabus nostris. Et qni contra hanc donaeionis. scriptnra. aenerit 

16 ad inrnpcndum. sen. predieti. nos nenerimas inferam sea in- 
feramns ubi ibidem deo semientibns dnplnm. illis perpetim habi- 

17 tnram. £t inantea donacio ista fiirmns. permaneat omniqne tem- 
pore, facta scriptnra XII. K. inl. anno. VI. regnante Ludooico 

1> rvp? tllio. Karoli. Ana. Pl Adroarin«. snbseripsi. | Calmdo. «ub- 
<crir5:. Victor, prvsbiter. <ubserip?i. Bellns preabiter anbscripsi. 

1^ Andericu?. prc^biter. qni hanc kartam elemosinaria. rc^atus. | 
fcrii?:. et <ub5cr:p<i die e: anno quo snpra. 

Ä* Jobar.riC> Monachus et lenita. Transcripsit cam litteris. in 

Villi linoa campna::«. anno. 1. Rcgni. PhilippÜ* 

Von anderen Manuskripten des 13. Jahrhundertay deren 
frühe Ripoller Prv^venienz durch bestimmte Indizien enriesen 
:<:. sei ranächst Kod. 41 erwähnt, in den eine ahe Hand die 
>. 4- niitc^tvilte Inh.-ilisar.iraW eintnic- Außer einer nach Kata- 
..-.'ier. weisender. Novlz* auf toL 1- findet sich foL 178^ eine Ur- 
k':r.de, i.-iut welcher KA:r.:-.ir.d. Abt von RipoII .^es ist Raimund 
IVibich , im Jahre II*:?:? oir»:^c Häuser zediert« sowie eine 
siäien? E:nir:fcirarg: l-X> iiiiis iKrt. die sanc;i Geranii prior riui- 

- IX# xriewa virvi rrk5:=:i*R «<^r>:*o iä Kat BaI j^t-jI S. ML Abb. 1> in 
Xir.Af cv'<r.'^i; K;'i-.r-*.U*r.>.* e: ^^ujici,* ^•ücvj'iii ii«e «Kt imi«it« aate- 
4 Kju Scr:eÄ:r-.> aä«o :? r*ctiJi»U» l,;i.l. -^.cv :>Jo?- 

v\-o .•>.o K^v. j'v ,'v^' 0» ,^v%%*vv,* -« >fc'.r^ r*j-.c..* i« KuiMY.tt£» «t «iat 

* \vw.' Mv\ \\ */N*,>,v» Ol ',' \« ,^ V.V.* v%.«s^4 >>*•■*>?>* >»tt 9^c VT^IRttCttnB 




daehriflen d«s Kloiters Sah 



pmUi credtdit poncio fabri usw. Einen noch Leacttenswei^teröii 
ProTenienxnacliweiä enthält Kod* 204; dem Hauptteil der Hand- 
sehrifl* aar die Werke des Äianus ab Ineulii und die Sehnfl 
de Anima des Hugo EtenanuB birgt (vgL die von etwas jüngerer 
Haod eingezeichnetej oben S. 42 mitgeteilte iQhaltsangabe)^ geht 
eine Anzahl BliUter vorans^ die zum Teil juridische Traktate, 
so De dampno iniaria dato, ex lege aquilia^ zum Tf^il auch 
bagiographieche Notizen, wie De martlrio tome sanctisgimi can* 
lOAriensis archiepiscopi^ enthatten. Auf foL 12 findet sich das flir 
uns hier belangreichste StÜck^ nämhcb die Zuschrift: Beuereodo 
in Christo patri B. dei gracia Abbatl totiqua connentui riui* 
pmileoBi fmter A. prior sancti paali de suburbio barchinone 
et magister petrus de albalato jlerdesis . , . uisitatores apo- 
stolice sedis. 

In Pedro de Albalat, Sacriita, später Bischof von L4nda, 
darmuf (1242) Erzbischof von Tarragona, tritt uns eine der be- 
deutendsten Gestalten des katalanischen Klerus jener Zeit ent- 
gegen (vgl. Torres Amat, Memoria s» 9). Er wurde vom Papst 
QregQT IX- zusammen mit Bernardo {I.) Calvö, Bischof von Vieh, 
und dem bekannten Kanonisten Kaimundus de Pennaforti de- 
kgiert, um den ersten Bischof von Mallorka zu wählen und 
dessen Ronsekration von q nehmen. Aus der Lebenszeit Albalats 
ergibt sich, daß unter dem ,R, Abhas* unserer Urkunde nur 
der Äbt Raimundas Dezhach (+ 1234) gemeint sein kann. Die 
B^ayehungen jenes Kirchenfürsten zu Ripoll werden im Auge 
sm behalten sein. Er ist als Verfasser kirchlicher Konstitutionen 
liekannt; das fUr eine ganze Literaturgattung, die Beichtzuchten ^ 
vorbildliche Hauptwerk seines Gefährten Raimund de Peiiaforte 
(f 1275)^ die sununa poenitentialiSj ist frühzeitig in der RipoUer 
Bibliothek vertreten, und zwar in vier heute noch erhaltenen 
Flxemplaren (vgl S. B2), von denen drei vielleicht kurz nach 
dem Tode des Autors angefertigt i^iirden. 

Auch der theologisch-dogmatische Hauptinhalt der Hand* 
Schrift, die wir als altes RipoUer Gut erkennen, verdient Be- 
achtung, Die Schrift Ue animae iramortalitale des Hugo Etenanus 
h\hU"X den ältesten Teil des Kodex nnd diese Abschrift, viel* 
leicht noch dem 12, Jahrhundert angehörend^ ist eine der frühesten 
des Werkes j auch mag daran erinnert werden, daß des Alanna 
Summa quadripartita de fide catholicA bald nach 1179 vom 



70 IL Abhandlung: Beer. 

Autor dem Grafen Wilhelm (VIII.) von Montpellier gewidmet 
wurde, daß also hier wieder eine regionale Beziehung gegeben ist 

Im Anschluß an das kurz vorher über die Aufzeichnung 
kirchlicher Konstitutionen Bemerkte sei erwähnt, daß eines der 
am meisten benützten Eonsultationswerke auf diesem Gebiete 
(vgl. Schulte II, 137), nämlich ,De concordantiis decretorum et 
decretalium auctore fratre Martino' (von Troppau), samt den 
Tabulae in einem sorgfältig geschriebenen Exemplar — jetzt 
Kod. 111 — vorhanden war, das wohl noch dem Ende des 
13. Jahrhunderts angehört.^ Die Angabe Ewalds (Reise, S. 388), 
die Handschrift stamme aus dem 15. Jahrhundert (1410), ist 
durch spätere Einzeichnungen veranlaßt, die abermals direkt 
auf Ripoll weisen, nämlich durch die auf den beiden ersten 
Blättern eingezeichneten Listen der Ripoller Abte, der Grafen 
von Barcelona und der Erzbischöfe von Tarragona. Der Abt- 
katalog, meines Wissens der einzige aus älterer Zeit handschrift- 
lich erhaltene (von mir kopiert), bricht nämlich bei der Ein- 
zeichnung: Dalmacius de cartiliano MCCCCX ab und hieraus 
muß wohl die irrige Datierung der Niederschrift des ganzen 
Kodex entstanden sein. 

Wie das Hauptwerk Martins auf kanonistischem Gebiete, 
so war auch dessen bekannteste historische Arbeit, die Chronik, 
in der Ripoller Bibliothek vorhanden. Auch dieses Exemplar, 
Kod. 123, stammt noch aus dem Ende des 13. Jahrhunderts und 
enthält von derselben Hand die Disciplina clericalis des Petrus 
Alfonsi eingetragen, deren Incipit: Iste Über uocatur spich mar 
gayl usualiter apud nos sed ut in titulo continetur nomen eios 
est ex re id est clericalis disciplina, durch die vulgärsprachliche 
Bezeichnung des Titels- dem ganzen Manuskripte einen Heimai- 
schein ausstellt. 

Eine gesonderte Behandlung verdient Kod. 103, dessen Her- 
stellung gleichfalls im 13. Jahrhundert abgeschlossen wurde. 
Kr ist reskribiert; aus Fragmenten mehrerer Handschriften zu* 

' Doni<>Ibcn Zeit int cod. 105 mit der collectio canonam des Dionyiiiii 

ExifTUUs zuzuwei8i»u, vielleicht Abschrift nach einem alten Ripoller 

Kxemplar. 
' Das Spoculum eccIcHiao dos Hugo dn S. Caro heißt in dem Druck v.J. 

U'J:i: Libre apellat Speciilum ecclesie, so es a dir Elspill ho Mirall niw. 

Vgl. Morel-Fatio in OrObers (Jruiidriß II, 2, 93. 




Die Haadichnften des K]o#ters Santa Maria de RipolL [I. 



71 



itnetigesetstj deren Inhalt sich nur sehr schwer, immerhin 
aber noch besser erkennen läßt, als die primäre ächrift des 
bereits früher (S, 12) erwähnten Kodex 199^ auf die der Liber 
icintUIariim und des Augustinus De conälctu vitiorum^ auf- 
gellten wurde. Der primäre Bestand vom Kodex 103 scbeidet 
sich, fiaweit ich erkennen konnte, in drei Teile: der erste 
(foL 1 — 46) enthielt Theologisches, etwa s* XI — XII (am Ende, 
fol, 46, konnte ich die Worte: confiteri peccata saeerdotl . . . 
dicit sanetuB Ämbrosins entziffern); der zweite Bruchstücke von 
Sermonen (s, XI^ — XII), und sEwar, wenn mich die Lesung einer 
Überschrift nicht täuschtej von Augustinus und Leo Magnus; der 
dritte einen medi:sinisclien Traktat in zwei Kolumnen, dessen 
Sebrift dem Ende des lü. oder dem Anfange des IL Jahrhun- 
deria angehört (foL 172 sind die Worte Alexandri — Ad capitis 
dolores, fol. 198 Dia yreos, foL 202 ad omnes fobres erkennbar). 
^P Der jilngere Bestand umfaßt eine Abschrift der Nova 
poetria des Galfredus de Vino Salvo mit reichlichen Schoben 
(Inc.: Antequam Gualfredus accedat ad propositum principale^ 
also nicht identidch mit dem von Fabr> II, 13 erwähnten Argu- 

Kintum)| an diese schließen sich Lukans ,PharaaIia^ sowie, mit 
r Atifachrift Assit principio uJrgo maria meo, Ovids Epistulae 
ex Ponlo- Nichts deutet darauf hin, daß diese Sammelhand* 
^piirift von auswärts nach RipoU gebracht worden wäröi ja die 
^H>en sfiitierte Aufschrift vor Ovids Epistulae findet sich gerade 
in Manuskripten von Santa Maria besonders häufig (cod. 69. 
79. 142, 147. 162. 165. 183. 184). Wir haben allem Ansclieine 
nach einen Kodex vor uns, dessen Beachreibatoff aus drei alten 
Ripoller Manuskripten zusammengestellt wnrdc; za den letzten 
Blättern mag eines der vier Exemplare ,Medioinalia', die im 
■hen Kataloge unter Nr. 113^ — 116 verzeichnet sind, das Material 
^^liefert haben; auch an theologischen Traktaten und Sermonen 
war schon zur olivianischen Zeit kein Mangel. 

IBei der Zerstörung alter Manuskripte zum Zwecke der 
haffung von neuen denkt man zuuäcliBt an eine gewisse 
1 Die büidpii HWipulUniiei ll)3 uud 19^1 Mvi* aucU cod. 182 (tu d«in «er- 
moDei defl 14. J&hrbtmdert« auf »ermonp^ dei 13, bts 13. Jahrhundertn ge* 
»cbriebea wvrdeiit ^gl^ 3' 1^^) treten deiunaeh «li Er^Hni^aEig tn der 
vosi i^mil« ChateUlo sasim tu «ngeit eilten Li«te; Los PiUmpseet«« Utln« 
I Anaoalru dor £^uol« iirAti^ue des ükuU« 4tvd^ 1904, 



72 n. Abhandlaog: Be«r. 

Zwangslage, in welche die Abschreiber durch das Fdilen ent- 
sprechenden Beschreibstoffes gebracht wurden; tatsftchfich lassen 
sich aas den zam Teil bisher unbekannten Eloaterorkunden 
Indizien gewinnen, welche eine solche Zwangsma0regel erklftren. 
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Zufuhr der 
nötigsten Lebensmittel zum Kloster derart schwierig g^eworden, 
daß man von Ripoll aus die Sicherung dieser sogar Tom pl^ist- 
liehen Stuhle aus gewährleistet wissen wollte. Eline Bulle des 
Papstes Alexander III. vom Jahre 1168 (Marca Hispanica, 
App. COCCLn, col. 1350) geht auf diesen Punkt speziell ein: 
RivipuUensis monasterii (ratres studiosa nobis narratione mon- 
strarunt, quod ipsi in montanis et locis aridis habitantes yictualia 
nonnisi aliunde non sine gravi labore illuc per muka terrarum 
spatia deferantur (Baluze a. a. O. .deferant*^ die Abschrift im 
Bai. 107^ fol. 198' hat differantur}; unde frequenter oontingity 
quod si bestiae iUorum cibaria deferentes ab aliquibua male- 
factoribus capiantur ipsi ^nämlich monachi) tam fitmia quam 
sitis inedia cruciantur. Für die Darstellung der Ilnanxlage des 
Klosters um die Mitte des 13. Jahrhunderts, also ungefiihr sur 
Zeit des Entstehens des sekundären Bestandes der Handschrift^ 
ist eine Balle Alexanders IV. an ,B-'- Bischof von Elna (es ist 
BereEgarius de Cantalupis\ datum Viterbii IIH Idns Mart, 
Pontiäcatus nostri anno quarto \^125-^. März 12)« bezeichnend, 
deren Abschrift ich in BaL 107. fol. 274* f. geftinden habe. Die 
Bulle erwähnt, daß die Mönche tilium Bertrandum eiusdem 
monasterii monachum. Priorem Prioratus Sanctae Mariae de 
Monte Serrato in Abbatem ooneonlartes ele^enint, und ermlchtigt 
dann den Bischof von Elna. die Bonediotio dieses Abtea an 
Stolle des Papstes vorzunehmen: .quia prediotum Monaslerium 
pr»ut asseritur tanta premitur saroina debitorum quod 
prediotus abbas non |H>test wnunle ad A(H>$:olicam sedem 
aooedon^ j»ro benediotionis munerx* obtineudo. Einen noch deut- 
licheren Einblick in die» wie es seheiut. namentlich durch leicht- 
5inr.ij:es iielviten des .Vbles Piitiu.ioio V.'oirarnca 1?34 — 1356) 
nerrilltelen \\irt>vii:it\hoheu VerhciUu sse K^v^lls j>Mrährt die noch 
unveKitlVnilieliie Verrtl^un»; JjiuueH \. \y^x^x Jahrv l?oT, die sich 
in R*%l. 107, t'ol. IVU»' uud IH'»»' lindel: Nv>s JAOobus . . . repara- 
tioni MoimMoni UixipulleuM* >\»leu!o» piwiderx^ .. . mandamus 
quod uulh hojijMl» (»iwuloHhiv doueo pr:iofaium MoQasterium 



IKt HAudi^iirifteii d«i KloeUtt» S«nU MaH« de Bipoll 11, 



73 



bno aere penttiis sit liberatum , . . Revocamtis etiam omnea 
venditioQas^ donatio aeg^ infeudationes et alietiationes contractas 
^H. qaas frater Dalmatius quondam abbaa eiusdem Monasterü 
^»ctt- Andererseits wird daran festzuhalten sein, daß das Re- 
skribierea von Kodizes im 13* Jahrhundert zu deo gewöhnlichen 
Maßnahmen der Skriptonen gehörte^ wie dies manche fUr das 
Tilgen der Handschriftentexte verfaßte Rezepte, unter an- 
derem auch die bekannte Stelle des Salimbene in seiner Chronik 
Tom Jahre 1235 bekunden; allerdings ist darauf zm achten^ 
welche Schriften man für überfitlasig hielt und welche Texte 
man neu für die Bibliothek %\\ erlangen sachte^ Diese BeoV 
achtoBg ist nun gerade fUr den vorliegenden Fall lehrreich. 
Die ältere Predigtliteratur, die Sermones der Väter, mußten 
den einschlägigen ErzeugniBsen der neuen Zeit weichen; nicht 
mtndcr charakteristisch ist auf medizinischem Gebiet der triumph- 
ArHge EioÄüg der Schriften der italienischen Schulen (vor allem 
der Ton Salerno). 

Unter den erhaltenen Ripoller Predigtensammlungen neuen 
Still bietet Kodex HO s. XII— SIII Sermones in festivitatibus 

ther Titel), 195 s. XII r Sermones de sanctis, 205 s. XIII Ser- 
onea de festivitatibus, 206 s.XlI — ^XIII (vorWalahfridus Strabo 
und Augustinus ad Macedonium, vgL oben S, 41) gleichfalls 
SisrmoTiea de dicbus festivis, 209 s. XIII is wischen einem moral- 
philosophischen Traktat und einem kleinen Opus de sanctis 
wieder Festtagspredigten; auch im Kod, 130 (s, XII— -XIII), 
Flor^fi evangeliorum betitelt (es sind eigentlich Auslegungen), 
finden sich sermones eingestreut. 

Außer einer Handschrift mit patris tischen Sermonen wurde 
aber auch «ur Herstellung der neuen Handschrift ein medi- 
^itiischer Traktat reskribiert, walirsdieinlich Teile der lateinischen 
Übersetzung des gi*oßen Werkes des Alexander von Tralles 
über Pathologie und Therapie enthaltend (Werüich-Hirsch, Bio- 
graphisches Lexikon der Arzte I, 100). Auch auf diesem Ge- 
biete zeugen noch erhaltene Ripoller Kodizes aus der von uns 
eben behandelten Zeit (XIIL Jahrhundert) filr das Anbrechen 
einer neuen Epoche, für die fremden (italienischen) EinflUssej 
fUr das Bekanntwerden modemer Autoren; diese medizinisch- 
ph&nnazeutischen Schriften in der aUen Ripoller Bücherei sind 
l\ beachtenswertj weil sie ein Abbild, vielleicht ein Vor- 



74 IL Abhandlung: Beer. 

bild jener ziemlich ausgreifenden naturwissenschaftlicheD, freilich 
vielfach mit alchimistischen Interessen kontaminierten Stadien 
in Katalonien darstellen, deren Kenntnis angebahnt^ jedoch bis 
jetzt noch nicht durch eine Spezialuntersuchung nähergerückt 
wurde. Unter den hierher gehörigen RivipuUenses enthält Kod. 50 
s. XIII mit der Schlußnote: Explicit liber amphorismonim (so) 
ypocratis cum commento G. (d. h. Galeni) die bekannte Schrift 
des Constantinus Afcr (Mönches von Moute-Cassino seit 1086) 
samt der Vorrede ad Glauconem discipulum; Kod. 174^ nach 
der Alexandreis Walters und des Galfredus Tranensis Snper 
titulis Decretalium als dritten beigebundenen Teil die Practica 
(tabulae) ^magistri sal', nach Corminas, der in seinem Snple- 
mento zu Torres Amat 311 die medizinische Literatur aus kata- 
lanischen Buchersammlungen zusammenzustellen sachte , die 
, Practica de botanica por el M. Sales' (sie*); es ist aber das 
pharmazeutische Lehrbuch des Magister Salernus (blühte 1130 
bis 11 60),^ das vor 1160 entstanden sein muß, da es schon in 
diesem Jahre von Bernhard von Provence (ein Anhaltspunkt 
für den Weg nach Katalonien) erläutert wurde. 

Mit recht exotischen Namen medizinischer Autoren wür- 
den wir durch die Vermittlung der Ripoller Haupthandschrift 
auf diesem Gebiete, des Kod. 181, bekannt werden, wenn die 
von Corminas a. a. (). gebotene Beschreibung — die einzige 
bisher veröffentHchtc — verläßlich wäre: Tratados medicos de 
Cophoca Jarros, Marbodo, Practica de Bartolomä.' Das ist 
nun nicht der Fall. Der Kodex enthält am Anfang Rezepte, 
einzelne kleinere Abschnitte de dolore capitum, de inflamma- 
tione ccrebri, darauf als erste selbständige Schrift f. 27' Pla- 
tearius liber causae, si^j^na, curae aegritudinum^ d. h. die Schrift 

^ Ungl.'iubl icher woisc berichtet Pellicer y Pag^s in dem der AmtsfÜbmiig 
des Abtes Kaimundo Sabares gewidmeten Abschnitt ganz ernsthaft (8. 166): 
,Otro monje, por nombro Salcs, escribo en la misma ^poca sobr« materias 
botanicas y de farinaciaS macht also den Magister Salernus so «inem 
Kipoller Klosterbruder. 

* Salvatorc de Kenzi, Collectio Salernitana, Napoli 1852 ff., sitiert I, 2S7C 
(vgl. auch III, 53) Manu!*kripte der Schriften des Magister Salemoi bloß 
aus Breslau und Florenz. Die Tabulae linden sich übrig«ni «ach im 
Montispessulanus 472 s. XIV (zusammen mit Platearius de Mftdieina). 

' Diese seltsame Namenreihe findet sich auch in Kat. Bof., «OS dem Cor- 
minas offenbar schöpfte. 




Die H«tidsehrift«ii d^a Klost«rif Satit» MariA de EipolL tt. 



15 



de aegfitudmum CTJtratione das Johanues Platearius des Altereo;^ 
dsan folgen die ^modi mi^dendi et coniitendi gectindam Magi- 
stmm Cophonem' (der .Cophoca^ des ConninasX ^so dj^ Ars 
medeDdi des jüngeren Copbo von Salenio (ca. 1085 — 1100),'* 

C Daran sehliaßeE uich Fragmente, deren Anfscbrift uns den 
bitselhafteti Jarros in der Beschreibung des Cormlnas erklärt; 
sie heißt: ^Incipiunt capitula tercii libri alexandri yatros sophi^te^, 
Bruchsttickc aus der lateinischen Übersetzung des bereits er- 
Wälinteti großen Werkes des Alexander von Tralles. Den 
Schluß macht die ^ Practica magistri Bartholomaei^, unzweifelhaft 
(wie ich dem von mir notierten Incipit entnehme) die Praktik 
des Bartholomäus von Halerno, die aus einem Kodex der Mar- 
eiana, Lat XV 11^ VII, vom Jahre 1400, also aus einer erheblich 
jüageren Handschrift von Renzi a. a, O. IV, B21 ff. heraus* 
gegeben wurde. Mitten unter diesen medizinischen Schriften 
ilecki nun jener Marbodus, den Corminas als Arzt vorstellt: 
eifi Blick auf die Schrift selbst zeigl, daß wir des Marbodus 
Kedonensis ^De ornamentis verbornm* (Fabriclus III, 18) vor 
UEI8 haben. 

Wie die eben angeftkhrten und einige in späterer Zeit 
knoch zugewachsene medizinisehe Scbritlten — so: Joannes de 
^^Baiicto Amando tractatus niedicinarum (Hist Littdraire XXI, 
S&7), Bruno Longoburgensis und Lanfrancus Mediolanensis Cbi- 
nifgia (Fabrieius I, 268; II, 525 f) in Kod, 126 s. XIV 5 Joannes 
de Tornamira De mictu sanguinis (Torres Amat, Memorias 6221) 
tu Kod, 129 s. XIV — an die Stelle der ^Medicinalia' des oli- 
▼ianischen Bestandes traten, wie die neuen PredigtensammluiL- 
gen die Sermones der Kirchenvater ersetzten, so mag man bei 
Zerstörung eines alten praktiseh-iheologisclieu Traktates gedacht 
haben, den Verlust durch Abschrift oder Erwerb mcdertier 
Arbeiten auf diesem Gebiete zu ersetzen. Dies iHßt sich tat- 
ilchlich beobachten; verfolgt man diese Wandlung auf dam 
Gebiet des theologischen Schrifttums, so tritt auch hier der 
oiiche Einfluß nierkiich hervor und wir sehen, daß die 
chwiBsensehafÜicfaen Impulse Italiens den bekannten Btrümun- 






76 



n, AbhAndlunf ; Beer. 



gen auf dem Gebiete der schonen Literatur unmittelbar voran* 
gitigeu. Der Import der neueren theologischen Literatur voll- 
zog sich rasch, die Bewegung ist eine zienahch allgemeine, den 
ganzen Nordosten Spaniens umfassend j sie findet ihren Stütz- 
punkt in bekannten Autoren (Raimund von Peilaforte) und es 
ist wieder die Ripoller Handichriftensammlung, die am trefflich- 
ßteo Exempel fixiert, dadurch ein heute noch deutlich erkennbares 
Bild der Bewegung liefert. So findet sich z. B, die Expositio 
Regulae Sancti Benedicti und das Speculum manachorum de« 
Bernard US Cassinensis, also zwei Schriften^ welche die Ripoller 
Mönche besonders interessieren mußten, in einem schön ausge* 
Stattelen Bivipullensis (Kod, 178), der, wie ich in meinen Auf* 
Zeichnungen bemerkte, noch der Mitte des 13, Jahrbaaderte 
angehört. Da Bernhard 1182 als Mönch in das Kloster Monte 
Cassino eintrat^ so erhellt daraus die Schnelligkeit, mit der sich 
Ripoll jene ftir eine Benediktiner- Abtei wichtigen Schriften ver 
schaffte. Man könnte nun freilich annehmen, daß der Import 
der Handschrift erst in späterer Zeit erfolgte, docli sind uns in 
mehreren Rivipullenses Erwcrbungsnotizen erhalten, die zelgefn^ 
daß Ankünfe unterschiedlicher, im Ausland hergestellter Manu- 
skripte gerade in der zweiten Hälfte des 13, Jahrhunderts 
wiederholt stattfanden. So trägt Kod, 33 mit Bonaventuras Kom- 
mentar 7*um 2, und 3, Buche der Sentenzen des Petrus Lom- 
barduB vor Beginn des 3. Buches folgende Einzeichnung: Iste 
tertius bonaventure est christophori de tholomeis Prioris de Sali* 
cani D, D* Pape Capelani emit Jenue pretio VUII Hb, Turon. 
MCCXXXVIII Mense Julio,* Am Schkisse des zweiten Buches 
steht in derselben Handschrift eine andere gleichfalls ziemlich zer- 
störte Besitzeniotfz mit dem deutlichen Hinweis auf den erfolgten 
Ankauf: Iste scdg bonaucntö ^ fris R^ de fauarof (fauaref ?) 
Monachi Riuipulli constitii/// ///, Der Name des Besitzers i 
innert an den eines späteren Ahts von HipoU;* eine Identifika* 



Ich ßcbe di^se Siibjtcriptio xnm T«ll mich der Basc^lireibmig^ des vS^ 
WiVMS tttigeleg'tpu EiUloge« (4 ort Hr. 97), der ein iiUerea Ven&elchaii 
rn Uutt^ gezogen haben dilrü«. Von den Namen iind heute kaam mvbr 
8p 11 reu «rk^nnbar, 

Kjiiniuiido dt S^bArls war 1362— ISÖO Abt Ton Ripoll, wie VUlanuvT», 
Viage VIU, 16 mitteilt. Enrique Claudio Girbal, ein eruat tu neliitiea- 
dor Forscher, der mtl fedlEltcliem Ürkandenmaterlal AfüdUt«, fibt 



Die BmidBchrilieii d^s KloAters Santa MarU de RipolU tL 



77 



lion war nicht vorznnehmeD^ weil ich auBdrücklich anmerkte^ 
daß auch diese Noti» noch dem 13. Jahrhundert entetanvrat. 
G^tiaueti Kaufvermerk entliält ferner Kodex 44, b. XIII^ eine 
umiaiigr eiche, schön auBgestattete Handschrift der Fsaltnen mit 
reieldleheni Kommentar; am Schluß der Handschrift steht die 
Notix: Constitit Septem libras par' anno domini M*'CC°L*Vin" 
Über Iste. Man darf also annehmen^ daß die — direkte oder 
in direkte — Erwerbung mancher aus dem Ausland stammen- 
den Texte, die wir in Ripoller Handschriften des 13. Jahrhun- 
derti 6nd^n^ ^iemhch rasch erfolgte; so im Kodex 187 die 
Schriften De com put o eccksiaatico und der Tractatus de sphaera 
tieft Joannes de Sacrobosco, im Kodex 132 De iinima des Thomas 
de Aquina^ sowie als einer der merk würdigsten Texte in Kod, 2Ö3 
der Liber formuhirum des Rainerius (de Penisio), Von der 
Flandfichrift der Ars notariatus Rainers in der Vadianisehen 
Bibliothek zn St. Gallen. Kod, 339 s. XUI mit der Einzeichnung: 
^Dies Buech hab ich auf dem Tan dl Markt zu Wien, in Oestr. 
kaufft N Schobinger^ boraorkt G. Scherer in seinem Verzeichnis 
[St. Gallen 1864) S. 97: ^ist neben einer zweiten in Florenz die 
ainsige bekannte laut Sarigny, Gesch. d* röni. Rechts im MA. 
V, 113. Siehe auch Pertz im Archiv V, 514*. Auch Bresslau, 
Hmodbach der Urkundenlehre I (1889), 631 kennt nur die 
Bseraplara von St Gallen und Florenz; aber außer dem Riyi- 
pttllcnsts 203 existiert noch eine Abschrift unter den Kodizea 
aas St,*Victor, jetzt Nat. BibL zu Paris F, 1. 15006. Die Ripoller 
Handaebrift isti soweit der Vergleich meiner Notizen mit den 
Angaben Scherors lehrt, dem Sangallensia durchaus ähnlich, 
jedenfalls nach 1215 geachriebenj da aus diesem Jahre die 



»Iwt m »cifißr Schrift TotsÄ (Qerona, 1S84) 8. 17 und im Abtkfttalo^ 

8, 40 äie Namenaforni Haimundo de 1« FairSi, eliento Pellieer j PAgät 

9. a. O. 165 nnd 400. Dagegen notierte ieb mum ä%T »Iten Ablllst« (i. XV 
in ) ä^s Cod« 111* KAjmnndut! de raüefio, wödurcti die AngmlM» VilU* 
nn^va« gesichert wird 5 dieae Form auch in der vor kiinem enohtenenen 
Siailie von Ed. GotixAlei norlebifl^, Revist« de BibliograBu CataUna IV 
OSWT). 191. — Der Kodex öl ». XIV ©ntbllt dl« Kaufnötis? Ista aecnnda 
ae«iiade sancti Thoroae eit fratris F (?) de nuarenAto (?) prepoaiti d<i 
palacio in Monaiterio RinipuIU et eonstltit libl Auinione vx {ml) flor 
cnm dimidio, 

^ LibrA Paruien«U, loTie] wie 2S solidif im GegeaiatE aur Toroneiisis ^ 
SO tolidL 



T«"^ II. AbhandluDg: Beer. 

späteste von Rainerius mitgeteilte Urkunde stammt. Daß die 
Erwerbung dieser Ars notariatus mit der Aufmerksamkeit, die 
man in Kipoll dem Urkundenwesen zuwendete, in Zusammen- 
hang steht, ist zweifellos; auch mag an dieser Stelle erwähnt 
werden, daß König Pedro III. von Aragon in der 1283 zu Barce- 
lona abgehaltenen ,Curia generalis' eine Bestimmung traf, die 
in den mir zugänglichen gedruckten Quellen nicht erwähnt 
wird, in dem Ripoller Kartular jedoch genau verzeichnet war, 
da ich sie unter den Abschriften in ]}al. 107 fol. 208 auffand: 
Et specialiter restituiiuus plene ac liberc notarias seu scribanias 
ecciesiis, locis religiosis, baronibus, militibus et aliis personis, 
ciuitatibus, uillis et castris, qui eas ab antiquo habere con- 
sucuerunt.^ sicut eas picnius antiquitus habuerunt . . . Acta 
fuorunt hec Barchinone in Curia generali supradicta VII. kal. 
Januarii anno doniini MCX^LXXXIII Sig +num Petri de Sancto 
(Elemente scriptoris' praedicti Domini Kegis qui mandato eins 
scribi fecit. 

Wollen wir die Darstellung des literarischen Interessen- 
kreises der Ripoller Mönche, wie er sich während des 13. Jahr- 
hunderts auf Grund der erhaltenen Handschriften erkennen 
lilßt, sehließen, so müssen wir zum Ausgangspunkt unserer 
Untersuchung, zu dem sekundären Teil des Palimpsestes (Ko- 
dex 103^ zurückgehen: die weit verbreitete Nova poetria des 
Galtredus de A'inosalvo, bekanntlieh dem Papst Innozenz HL 
[i i2U\) gewidmet, erseheint hier in einer frühen Abschrift, 
«leren Vorlage möglieherweise aus dem Norden kam, yielleicht 
aber auch aus Italien beschafft wurde. Diesem Lehrgedicht 

' l^io»«"!! Zn^.'itz erklärt xu (iiniMcn Kipoll« eine Reihe Ton Ui^anden, 
die frühefto mir bekannte auit dem J. 1041, mann Remandi nice AmalU 
. . . (Wnobii notarii ^rpl. oben i>. 8>; «u» der Mitte des eben betpro- 
ebenen Jahrhundert« die einem 1251 Ton Kaimand Visegrafen too Car- 
dona dem Kloster an<ire!(tellten Schutxbrief beigrefilf^te Beglaabigimg 
vuufdiert, in Abschrift Hai. 107, toi. 205'): E^ro Petras de Colonieo 
publieust Kintpullensi« »eeret arius jmbjk-ribo. Erst jüngst hat 
Krano««<o.i d'Ovidio in den Nuovi nttidii danteschi, Milano, 1907, &. 261 f. 
den triih<>r von Novati ^ut begründeten Gedanken: L*art« notaril« « la 
letteraria >i erano ^trette in tido connubio wieder aa%egTiffeii. 

^ llieniit t%ürt« die Sab^oriptio der Ab>chrif\ der TMtiei Barcbinoneaaea ia 
Kod. Kivip 23 9. MV -XV tu vei^leicben: Signam P. de taneto clamaata 
^oriptori:« predicti hoc «»oribi fecit 



r 



Difl ffantfNelirifteii dei Klc»lera 6«nta Mairiii 



folgen nun in deraelben Handsclirift klassische Muster, nämticli 
Itokans fPharsalia- und Ürids Briefe auB d^m Poutus, und es 
wäre leicht, an der Hand dieser und anderer Beispieb naeh- 
SQweiseQ, wie die Vorliebe für Dichten und Dichtung sich in 
RipoU seit den ältesten Zeiten (1\ I^ 94 f,) solange wach erhielt, 
wia überhaupt Uterarisehes Leben im Kloster blQhte, Den- 
selbau didaktischen Zweck wie die Nova poetria verfolgte die 
AtifDahme des kurs vorher (S. 75) erwähnten kleinen Qedichtes 
De omameDtis verborum des Marbodus voo Hennes^ das wir 
teltsaiiienreise mitten unter medistnischen Stücken finden, Ftlr 
dlie rasch erfolgte Erwerbung von bedeutenderen Neuerschei- 
mingeti spätlateinischer Oichlungen sseugt unter anderem der 
Umslaud, daß sich unter den RipoUer Handschriften zwei Exem- 
■ *J^hv ^^^ berühmten Alexandreis des Gualterins de Castilione 
iHfiaeii, die beide noch dem 13, Jahrhundort angehören: das 
^Bfaie in Nr. 174^ in dem bereits erwähnten MiszellaDkodex, der 
auch Qalfredus Trane nsis Super titulis deeretalium und die 
Tabulae des Mngister Salernitanus überhefcrtj das andere selb- 
ständig im Kod. 212j der die Einzeichnung: Sig + num. mei 
bcmardi da solaluch, enthält. Ist eine größere in diesen Ko^ 
ie% eingetragene Notiz nicht Slil oder Federprobe, so könnte 
nian annehmen^ daO das ManuBkript aus Barcelona den Weg 
WAcb KipoU genommen hat* 

I>er bedeutendsten selbstilndigen Leistuug^ die RipoU auf 
literarischem Gebiete während dos 13. Jahrhunderts aufzuweisen 
hAt, nätnlich des Abschlusses der ^Gesta comitunr ist schon 
früher (S. 59) gedacht worden. 

Die ebenso reiche wie mannigfaltige Ansgestaltung der 
Kloslerbibliothek im 14, und 15, Jahrhundert in gleicher, sta- 
tjirischer Weise zu verfolgen wie das Werden der Sammhing 
m früherer Zeit, ist angesichts der Fülle des Stoffes hier un- 
roOglich, Gerade destialb möge der knappen Übersieht tiber 
die wfthrend der beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters 
«rfolgte Bereicherung der Kipoller Handschriftenbestände in 

^ Sit omDibm Etotum i^nod efo Jaoobm» romei ciuit BArehlcott« cooflt^or 
«t r«e«giio«ro imbls GuUJtrmo j>rata «gri (so!) cnltorl etui BtTcijiEione 
^Qod folaiiiii tu rl a«l m«at uolunUies qtiftilrAfiiitii Isbr^ motitl« 
Barthiii mm 



■j^bZSh 



80 



II, Abhandlun^t Beor. 



deo eiDzelnGU Fächern eine aUgBineine Bemerkung vorangeheü 
So wenig es angebt^ die RipoUer Mönclie auf literarischem Ge- 
biete ala Seh olle« mensch ÜB anzuaehen - — man erinnert eich ja 
der Beziehungen unseres Kloßters ^u Flenry im 10, und des 
literarischen Ergebnisses der Heise des Mönchs Ärnaldus de 
Monte im IL Jahrhundert — so erscheint es doch angemessen^ 
bei Berücksjehtigung des Bibliothekszuwachses auf bestimmten 
Gebieten die einschlägigen praktischen Interessen der Kloster- 
gemeinde nicht außer acht ^u lassen. Das empfiehlt sich in 
erster Linie bei jenem Bestand, welcher der KlosterbiUiothek 
den markantesten Einschlag gibt, bei den juristischen Texten. 
Sie sind so zahlreich vertreten, daß luh nur eine katalanische 
Sammhing zu nennen wüßte, die mit KipoU in dieser Beziehung 
zu rivalisieren vermöchte, nämlich die Bibliothek der Käthe* 
drale zu Urfjel. Während aber die einst in sehr ansehnlicher 
Zahl vorhandenen juridischen Uandsehriften jenes Bergsitzea 
zum großen Teil verschollen sind, ist der ILiuptbeetand der 
Uipoller juridischen Manoskripte uns erhalten, freilich nach 
nicht ausgenützt, ja kaum bekanntgemacht worden. 

Die sich sofort aufdrfingende Frage, warum eine vor altem 
ktrctdiehe Interessen, daneben histonsche Arbeiten pflegende 
Gemeinde eine so große Menge juristischer Quellen und Er- 
läuterungen in den handschriftlichen Exemplaren aufzuspeichern 
suchte, läßt sich ausreichend beantworten. 

Der Abt von RipoU besaß in den dem Kloster von den 
Landeshenen im Laufe der Jahrhunderte immer zahlreicher 
verliehenen Ortschaften welthchc Jurisdiktion, deren Eigenart 
an einem bezeichnenden Beispiel Enrique Claudio Girbal in 
aeiner Monographie ,Tos8a* (Oerona 18^4) klargelegt hat. Da» 
Stäiltchön Tossa, in der Gerundcnser Grafschuft und Diijzese 
am mittelhlndisehen Meer gelegen, erscheint bereits 966 in einer 
Schenkung des Grafen Miro I. an Ripollj geht gegen Ende des 
11« Jahrhunderts in den Besitz des Klosters Über, dessen Abt 
liaimundo de Berga 1186 dem Orte den ersten Stadtbrief 
(CarU pucbla) verleiht: auf Grund eines jährlichen Zensus ist 
von jedem Hause oder Horde Tosaaa dem Kloster eine Henne 
zu entrichten; daftir wird den Ortsbewohnern Schutz der Person 
nahst anderen Rechten^ so besonders Freiheit bezüglich dea 
Handels^ gewährleistet, nur betreffs des Verkaufs von Wein 



Die HindiCilirifteo rief Kloetere S«üt« Miria de Blpotl. U. 



81 



lä fischen treten EinschräDknn^en mgunsten des Klosters 
in. Das Jurisdiktionsreeht Uipolls ia bessug auf Olot und 
Tossa muß vom AUt Hugo Üezbach (1336 — 1351) gegen An- 
griffe verteidigt werden und derselbe Abt bestellt 1348 Ar- 
naido Solefj Sohn des ian jährigen Vogtes von Tossa^ Bernard o 
Soler, sowie dessen Kaclikommen zu 3^^'^^ naturales^ dea 
ScklooseSf Gebietes und der Pfarre von Tossa, d. b. ^u VCJgten^ 
die im Namen des Äbtea Zivil- und Strafrechtsjurisdikrion zu 
Iben hatten. Schon dieae kurzen Hinweise geutigen, um soi 
zeigen, wie die weltliche Gerichtsbarkeit des Klosters der 
Quellen der Rechtschöpfung nicht entbehren konnte; erwägt 
man, daß sich die erwähnte klösterliche Jurisdiktion auf eine 
stattUehe Reihe vou Ortschaften erstreckte, so wird die Not- 
wendigkeit sorgfältiger Sammlung der einschlägigen Rechts- 
bllclier und deren Erläuterungen noch deutlichen Ripoll steht 
in dieser Beziehung natürlich nicht allein. Ernste^ wissensehaft' 
liehe Rechtspflege und legislatorische Tätigkeit sind während 
des erwähnten Zeitraumes auch sonst in Katalonien, namentlich 
in Barcelona zu Hause; noch in das 13. Jahrhundert reicht die 
Redaktion des bekannten ^Conaolat de la mar^ smrllck (vgl 
u, a. C&talogue des ms. esp. de la Bibh Nationale^ Paris, 13 ff,); 
frah wird der Codex Justinianeus in die Vulgärsprache iiber- 
Sfitzt (ho Codi). Ebenso mag erwähnt werden, daß der in 
oder bei Barcelona geborene KanoniBt Raimundus de Penna- 
forti von Papst Gregor IX, dazu ausersehen wurde^ die Aus- 
Arbeitung der unter dem Namen dieses Papstes gehenden 
Dekretalensammlnng zu übernebmen: sein Name fehlt in der 
von Schulte^ Geschichte der Quellen und der Literatur des 
rümischen Rechtes H, 539 angeführten Reihe von Spaniern, 
welche im 12. und in dem folgenden Jahrhundert in Bologna 
lehrten; fügen wir ihn hinzu^ so bildet diese Ergänzung ange- 
iichta der Tatsache, daß liaimund nach seinem Aufenthalt in 
Bologna und Rom lange Jahre hindurch in Barcelona wirkte, 
rine Personifizierung der rechtswissenscbaftlfehen Beziehungen 
iwischen Katalonien und Italien. Andererseits ist es mit Rück- 
tieht auf den Umstand, daß Raimund 137Ö starb, bezetch- 
nend, daß die Ripoller Sammlung von Raimunds allerdings 
weitverbreiteter Summa de casibus poenitentiae vier handschrift- 
liehe Exemplare besaß, von denen drei noch in das 13. Jahr* 



82 II. Abhandlung: Beer. 

hundert zurückreichen: 194 s. XIII; 215 s. XHI; 219 s. XIV; 
230 8. XIII. (Vgl. S. 69.) 

Hiemit sind die wesentlichsten Einflüsse angedeutet^ unter 
denen die bemerkenswerte Sammlung juristischer Handschriften 
KipoUs zustande kam; da sie Hänel nicht kannte, Heine (Sera- 
peum VIII, 1847, 82 ff.) nur dürftige Angaben über diese Manu- 
skripte machte, konnte in den grundlegenden Werken von 
Savigny und Schulte von ihnen nicht Notiz genommen werden, 
auch in den neueren verdienstlichen Spezialarbeiten: Institu- 
ciones del derecho civil catalän von Guillermo Maria de Broci 
und Juan Amell (Barcelona P, 1886) und Autores Catalanes 
que antes del siglo XVIII se ocuparon del derecho penal von 
Brocä (Barcelona 1901) blieben die einschlägigen Bestände fast 
unberücksichtigt. Eine nach den heute geltenden Qnmdsätzen 
durchgeführte Beschreibung dieser Kodizes bedeutet aber gerade 
bei RipoU mehr als das Schließen einer Lücke in unserer 
Kenntnis bestimmter fachwissenschaftlicher Quellen. Der Um- 
stand, daß ziemlich viele unter den heute noch erhaltenen Rivi- 
puUenses juristischen Inhalts Provenienz- und Besitzervermerke 
tragen, lehrt uns die direkt oder indirekt benützten Bezugs- 
quellen kennen; Italien und Frankreich (Avignon) treten in 
dieser Beziehung in den Vordergrund. Der Schluß liegt nahe, 
daß die erwähnten Provenienzstellen nicht bloß fllr luridica, 
sondern auch für andere Handschriften in Frage kommen, und 
dies läßt sich an einzelnen Beispielen bestimmt erweisen. So 
erhalten wir durch Berücksichtigung der erwähnten Vermerke 
einen unerwarteten Einblick in die ziemlich weitverzweigten 
literarischen Beziehungen Kipolls; die betreffenden Eünzeichnun- 
gen wurden denn auch bei der Auswahl von Handschriften der 
Quellen und Erläuterungen zum römischen und kanonischen 
Recht, die ich hier folgen lasse, speziell berücksichtigt. 

Corpus iuris civilis. 

lustiniaiius, Institutiones, mit Glosse, Kod. 22 s. XIV,Hoii- 
ricus do Pulteriis Mutine'. Bigesten lib. XXXIXff. Kod. 81 s. XIV 
— XV. — Kin an gewisse Quaestioiics des Cod.Iust. sich anschließender 
Kommentar in Kod. 158 s. XIV. 

Corpus iuris canonici. 
»Concordia diacordantium canonum*, also das Dekret Gratians 
(Schulte I, 46 tf.) Kod. 78 s. XIII. — Decrotalia örr-nrii IX.Kod. 7 




Di« HandAcbrifteii dea Klüsters Btttta Man« do EipolL 11, 



83 



s. XIV — -XV (liier mit Traotatus de conrnnguinitato — Abbildung auf 
Tafel 9 — nud den Consttttitjones iiovflo Linoceutii); Kod. 15 s, XIVj 
KocI. 25 s^ XI V (üum glossa) ; Kod. HS s*XI V; Kommentiir 2u den Bekre- 
Ulan Kod. 60 s. XIV. — Bonifaoius VllI Doerctttnum über VL 
Kdd. 6 e, XV; eod. 10 s.XV (mit dem iDTontarium ipeculi iudicicdii dei 
Bercsugeria.^ Htedcllus); Kod. 11 «.XIV (mit den Constitutioncs Clemen* 
tiiuu»); Kod. K 9 i. X 1 V (mit Miniattir, die Übergabe dos Buchen darstellend, 
TgL Taf. 10); Kod. 47 s. XIV (,A1 molt TevcTfiDt monsenjor labat Ripol?)« 
Clcimons V. Couatitutiones, Kod. 5 ß* XV; Kod, 8 s* XIV — 
XV (xüm Sokluß: Quesito disputata LV^y [ao!] per datninum Fyniim do 
aa^uAinis de Botiunia* Explicifc quostio dorn, pyni de arculils a. 1322); 
Kod. 9 i, XV (wie bei 8 mit Apparat des Job. Andreae); Kod* 21 a, XIV; 
Kod, 43 i, XIV; Kod. 43 §, XIV (,atmo 1325, eat Stepbani de BacJato 
cbr. Cfto/}; Kod. 02 i. XtV (Kommentar). — Inuoceutiuä IV. Con- 
ttttoitofies. KcMi. 7 a» XVj Tabtila super toto Innocentio, io Kod. 23 
Toa eitler ipäteron Hand a. XV beiges ehr iebeu, 

Erläuterungen, 

Abbas antiquus. Lectura seu Apparatur ad Beeret alea Gre- 
gorii IX (Schulte H. 130) Ki>d. 30 s, XIV— XV ; Vermerk des XVJahr- 
htttidcrtii: Est neuer abiÜA conuentas Eiuipulli. 

Albertus Gandinu«. De malcficii» (Seh. 11, 167) Kod. 80 
p- XV. tAqaest libre es del ReTereud mieer Miquel Ysalguer Abbat dcl 
^^foncftti? de Sant Johan ees Abbade^ses.' 1477 dem Kanonikus dieser 
^^unabe Jö. Lobera zur Aufbewahrung überleben. 

^H Atigelusdeübaldia (Fernsinus). Eepetttio legiim. Kod. 1 2 s. X V, 
^^ Baldui de übaldis Peruainus (f 1400) Lectura auper usjbus 
[ feitdomm (Seh. II, 276 f.) Kod. 35 (,per manua Jobaonia Mcrhout clc- 
ricl kodienais dioecesis 1414*, also kntz nach dem Tode des Autora), 
Bartole maeu» Brixiensis. Libellua ordinarii eompositus a ma- 
pMtm Taucredo (de Bononia), correctufl, (Seh. II, 85 f.) Kod. 39 s. XIV. 
Bartolus de ßaioforrato Tract-atus de Eeprcaalii», de Mu* 
nunt, Tractatus arguendi, de AUuYioaibus, Tractatns teaüum (vgt Sa- 
ni^ny VI*, 174ff.) Kod. 67 s. XIV— XV. Vorau geht ein Brief des 
Jr>bannt*fi de Sil vis, dde-anus eüclesie Saacti Agricoli Avinionis Datum 
AfiriioiK^ 1380 vgl. S. 88. 

Dlaus MngonaTiui<i. Iti tit, Do regults iuris (lib. Vi) (Seh. II, 
176X Kod. 43 «. XIV (aano dcTiiiiii 1325 fuit compoaitus über lato ot 
1 eil domini Btepbaui de ßaciato dar. caa^). — Kod. 114 s. XIV- 
I G off red US de Trang« Summa titulorum, also die Summa auper 

I mbriüb dcerolalium (Seh, II, &9) Kod* 28 s. XIV, — De teatAmeolia 
^ jt^ttu dum Gulfrcdum Küd, 219 ä. XIV, 

P 




84 IL Abhandlung: Beer. 

Guido de Baysio. Apparatua in librum VI. (Seh. II. 188). 
Kod.18 9.XIV— XV. 

Guilelmus de Mandagoto. Summa snper decreialibus (Seh. II, 
185 nennt nur eine Pariser Handschrift) Kod. 4 s. XV. De electioni- 
bu8 faciendis (Seh. II, 183) Kod. 4 s. XV; Kod. 29 8. XIV; Kod. 43 
s. XIV (1325, vgl. oben bei Dinus). 

Guilelmufl de Montelugduno. Apparatus super exiravag. 
JohannisXXII (8ch.II, 198) Kod. 1 s.XIV. Sacramentale (Sch.a.a,0.) 
Kod. 17 s.XIV — XV: Magister Jo. Blasii de Brabancia me scripsit 
mandato Venerabilis domini T* Pontiliani bacalarii iuria eanoniei; 
Kod. 24 s. XIV. 

Johannes Andreae. Apparatus super sexto Kod. 6 a. XV. 
Apparatus super Clomentinis Kod. 8 s. XIV — XV; Kod. 9 8. XV; 
Additiones domini Joannis andree super toto speculo iuris Scripte per 
fratrem Guillermum de col de canes cancellarium sancti benedioti do 
bagiis baccalarium in decretis 1377, Kod. 16 s. XIV — XV, d. h. eine 
dem Anschein nach spätere Abschrift. Darauf folgt: Iste sunt alle- 
gationes facte in causa Comitatus Sancti Seuerini super iure primo- 
geniture et agitabatur dicta causa in Ciuitate Auinione Coram in- 
clito principe domino E. Irlm et Sicilie Eege assistente (so!) eidem ali- 
quibus dominis Cardinalibus soUempnibus in iure ciuili. — Opus Hiero- 
nymianum, also: Hioronymianus seu vitA, facta, dicta, prodigia S. Hie- 
ronymi (Seh. II. 217) Kod. 89 s. XIV. 

Johannes Calderinus. Tabula auctoritatum et sententiarum 
biblie inductarum in compilationibus decretorum et deeretalinm. 
(Seh. II, 250.) Zum Schluß eine littera Pontani de Brimo decretorum 
doctoris an Petrus Sala decanus llivipuUensis. Kod. 88 s. XIV (1390). 

— De interdictis (ecclesiasticis) Kod. 66 s. XIV. — Modi arguendi 
(De modo argumentandi in iure Scb. II, 252 Anm. 39) Kod. 100 s.XV. 

— jlste über est bni (so) Jacob studentis in iure canonico. Viditberen- 
garius consocialis.* 

Joannes de Lignano. De censura ecclesiastica Kod. 66 s.XIV. 
(Der Anfang stimmt mit dem von Seh. II, 261 angegebenen Incipit.) 

Monaldi et aliquorum magistrorum Quaestiones. Kod. 91 s.XIV. 
(Vgl. Reh. II, 415). Am Schluß Stück eines Briefes an Guilabcrtos de 
Crudiliis (d. h. Cruilles). 

Obertus de Acrimonia (?) Summa quaestionum. Kod. 66 
s. XIV. (Am Schluß: Explicit tractatus quaestionum domini oberti de 
acrimonia doctoris bononiensis. Secundum alios est domini innoeentii 
IIU".) 

Paulus de Liazariis. Quaestionea Kod. 66 s.XIV. Lectora 
super Clementinis Kod. 14. 1344 von Mag. Petrus de Boctrario apnd 



¥ 




Die HandichnftBii des Klosters Santa M«na do Rl^^otl IL 



85 



ViriiJvfolJufji (VerPpuil?) geschrieben. (Scb* 11^ 247, wo Annu 1 äiG 
llAcicI^clmft 71 (los span. EoUegs zu Boloi^aa gisnatmt wird,) 

Fetrvis de Braco* Repertorium mvh canuuiei. (BcU. IJ^ 262.) 
Kod. 20» Compltätotii per Theodor! cum de Palade naeiüne Äbmaimnni. 
tforuiifje (OerQua) Mino lil9. 

Petrus Magiiardi. Cmm do oon^titutionibus, du reacripttii, de 
dertci». Kod. 152 i, XV. 

Feirae de BampBone, Norae coustitutionum kcturae« (Beb, 11, 
108.) Kad. 70 fl. XIV--XV, 

Pynu» (fle) d« Arcus luisi de Bonoma (Pyleus Bonaniac?, Fa- 
Wielm Vi, S28, Timboachi IV, 96, 348, 350). QuaeHio disputatÄ 
Kod. 8 i, XIV— XV, 

Itayniundus de* Bordellii Supplement um tractatua Alberti de 
GaadioD de uialijltcu^. Kod. 80 ^ XV ,Aqui3ai libro m del Reverend 

Miqatrl Yualguer Abbat del Monestir de sant Johaix ces Abba- 



Tancredus de Banonia. LibiilluB ordinarii corrcctns a Barto- 
Umanoo Brbcitjnfli (Beb, I, 109 f.). Kod, 39 a, XIV, 

Da3£ii noch einige allgemeine Werke, wie Spica Institute 
per queßtioneö, eine Art Wörterbuch, im Kod. 220 s. XV — XVI, 
vermischte Aufzeichnungen juristischen Inhalts, 35. T, nach Vor- 
lesuBgen (so im Kod, 58 s, XIV— XV, darin s. XV: Hec lex 
repetita fiiit per nobilem uirum dominum petrum de muris in 
cimlate Aulnionia). 

Auch die Bestimmungen der Provioaialrechtsgebung, so- 
wohl der kirchlichen wie der blirger liehen, fanden in der Rt- 
poller Sammlung ein Echo. Die hierher gehörigen Manuskripte 
siod ihrer Mehrzahl nach gleichfalls unbakaEUt; wiederbolt 
h«bcii selbst kenntniBreicbe katalanische Bililiographen, wio 
I, B* lon-es Ainat* als handschriftliche Quelle ftlr die Schriften 
der heimtschen Jaristen des Mittelalters Stücke aus fremden 
Sammlungen zitiert* während sie in der katalanischen Haus* 
bibtiothek, wie wir wohl die Ripoller alte Bücherei bezeichnen 
dürfen, nachxuweisen iind. Kod. 73 s. XIV überliefert Consti- 
tultones synodales editaa per dominos Aprilem et Petrum bonac 
niemoriae epiacopoi Urgellcnses, u. zw, mit dem Beisatee: Set 
est rerum quod nulla constitutio reperitur dieti domini Aprilis*' 



' G*tn«ittt eitid die BUchSfc^ von Urgel AprlUs (1157—1269), von dem 
wir wi«&ea, daß «r einer Provinxialfjiiode prlAldierto, fawie äeuen Nach- 



86 II. Abhandlung: Beer. 

In der Handschrift 133, s. XIV, die zu Beginn einen Kata- 
log der Bischöfe von Tarragona und der RipoUer Abte ent- 
hält, finden sich Constitutiones edite in ecciesia Tairaconensi 
per ven. dorn. Johannem Patriarchum Alexandrinum.^ Kod. 66 
s. XIV, ein verschiedene juristische Schriften vereinigender 
Sammelband, bietet an der Spitze einen Traktat: Qoaliter Pro- 
cessus sit faciendus super constitutionibus Tarrachonensibus 
contra invasores personarum et rerum ecclesiarum ; ' der S. 68 
erwähnte Kod. 41 s. XIII, zweifellos Kipoller Eigentum, enthält 
die Beschlüsse der 1220 in Tarragona behufs Reformation des 
Ordens vorsamnielten Benediktineräbte eingetragen. Zahlreich 
sind auch die zu Barcelona angelegten und von dort aus zur 
iioltung gelangten Konstitutionen und Usatici vertreten. Unter 
den betreffenden lateinischen Texten enthält Kod. 90 8. XIV 
die Constitutiones synodales, von Franciscus Rufat decretomm 
dootor Tholetanae et Barchinonensis ecclesiarum canonicos vica- 
rius in spiritualibus 1355 zusammengestellt, während er als 
Vikar seines Bischofs fungierte.* Darauf folgen Konstitutionen 
von Kr. Kern^r de Abella ^^13C^9\* Bemardo Oliver* (1345), Jo- 
hannes Talriarv^ha Alexandrinus \^132i^). Die fUr die Rechts- 
gt*schiohte sehr wichtigen Usatici Barcinonenses* finden sich in 



tolfy^r IVtrn* ^li*?— IS9S\ *ier äU VoT^iticn.i^r b^i iw« Sjnoden (1276 
un«i l^S«^' bekannt \<x. 

• JuA« ^lo .KfÄfy^n. :^^hn Jaimos U.. Krxb:*chv»t ron Tvrafoiia (f 1534). 
i'lvr *iic vor!k*h*.^li*u<'i', Tv^n ihm hcrA:5*jrfi^pJvn*a Konftitvtioiieii Tgl. 
l'on5ijtut:onum |^r\>%;rc-.**;ur.\ c\*c*05*iir TarTÄConec*!* libii qniiiqne. Ex 
\V'>oUor,<* AnV^r.'.i Av.c'.iMl'.v. ATv:.i^-,';Ä.v'j*i TAmoc*ceBsi«, Tamgoni 
U'S^. Kittl Nr \\ 1 l^.c An-ft^-Vr-.v.^T.i-. |:r.".r.il:vfce rntenvchaoig Ton 
lin**""*-^ '.f «^A- "^i VV. rATr.arvA P .'uAr. .*.' Arvf>a. Tamgona 1904, 
K*'v.«o wh r.ur *;;♦ .lor K.'^ ;*:* ,;f Ar^h;^ .* XI i*:4, ilO, 

» \\\ \Vm. t >., S ::S4 •» Vf; Acv.*! r 

* V .* ■ rr * A r.- At. .'. «• : M ** r,". ,^' . *< S ,^ >> /. ; .^v Sar; r.- * ^ r r b«spriciit, Bcniit 
rv.r txr.c U»r.*«k*>v,r^ r^i K**,vr.Ä** väoV ,*..t Arr*^« Bättw im Nico* 

' \ i*. ^K,^ A V. :w y \ .\ .s-v V "^ .* S ; ■.: .• x .- *. / ■.;' , r. « K" : i ."* Ü>«fr £e Csatiei 
K »'.■' • * .' ,^- .■ -' . V 1 1 / . *.-.r-* ^ •'. ''^* » •• '^ ■ i • ' * •' " '•?' ~t t^-^fcÜf itrfftncii««^ , 



Ok HAo^ftchrifteu de# Kloslert 8aiit;h MAria de Rtp^^lL IL 



87 



Ko<L 23 8* XIV — XV (Petrws de sancto Clement© lioc scribi 
fccit)^* ferner »iisammen mit der von Petrus Albertus veran- 
itallcten SamaJung* in dorn miniaturengeflchmUckten Kod, 32 
3^. XIV — ^XV, dann mit Conslituiiones paeium et treu^anim 
verscbiedener Landesherren in Kod. '6S b. XV Ihm eodlieli in 
doppelter Abschrift (foL 9—21 und 47—56) in Kod.39 s.XlV* — 
l>i«^ Constttntiones facUie per domirinm regem in curiis i^exie- 
r^libus super salariis eartarum processuuin in papiro scriptarnm 
im Km\, 140 s. XJV beweiyon, daß die Taxenbestimmungen für 
NotariAtsin&lmmente In Katalonien verhältnismäßig frühzeitig 
f.rlassen wurden,' 

Ausland und Inland steuern^ wie man sieht, der Ripoller 
Bibliothek so viele Quellen für Reciitspreehung und Jnsti^pfiega 
bei, daß die Tittlgkeit des Klosterskriptorinais auf diesem Ge- 
biete zurück tritt. Die Wege^ auf denen die betreffenden Sehriften 
Iltis Melden a, Bologna, Avigoon^ Urgel, Tarragona, Barcelona, 
Cjerona^ Bagea, Sau Juan de las Abadesas nach Hipoll gü* 
^Jangten, sind nur in einzelnen FlUlen zu erkennen, ganz dunkel 
bleibt die Wanderung der AbBcImften der beiden Niederlunder, 



ilie j«t«t sunt grOßlea Teil e^Hen gewordenen Drucke diesea Textes vet^ 
»ei ebnet «rvchelncn. leb benutzte den letzten Abdmck in der HUtorU 
fic 1a legfliUcion de E«pjifVn von Aitialio MAriclielir und Cajetftne Man* 
rifjüe» Vtl (lS03)t 232 ff. Fickrr nennt nnr iwei Manuskripte dw latei- 
nbdien IVite», die ritrimiii F, tat, 4671 und 4673; in den foBtitncion*^ 
del der« c ho eWU catAÜn von OuillernKi M^ari« de Brock aml Jnan 
Amc^U, Barcelona 1886, I» 21, Anm, G werden andere Iland«elinft<?n nani- 
halt gemacht, auch eine aus dem ArcbiTo general ile la Corona de 
Aragon^ die jedoch sna dem Landbaniafdilv stAmml (sin dnda el ori- 
g'inal latio que Fernando I manclu depodtar en el arcliiTO de 1a anti- 
{^la l>ipntaf!i/»n), also mit dem RiTipallensla 2S nfclit Identisch aein 
kann- Genaaere Kunde flbcr dnn Rivipnllenii« 3S gab Jos^ Corolea In 
«inrm von Ficker nicht bei Jtngeaogenen An&atK t (Mdigo de loa Ui^«i 
*U B&reelona, Boletin de k ße^l AeadeniU de la Qiitoria I? (1S8«}, 
Sdflf. unter Befcbreihung der knnat- und kultnrbistonÄeh bemerkeni- 
wtrleii Anfang«vtgnette (Bimt'm B*renf oer cl Viejo auf dotn Throme). — 
^Ilit beiden anderen Rivipu1tnn»ei der UsaÜd treten sa jenem hiibar 
#<kannten HaterifU ergHn^end hinsn. 
VfL die S. 7S tnilgeteUte Schlußnote xm der Abtekrifl der StÜndevef 
handlttttf eti ir> J. 12S3. 

Vgl. Torr«« Amat 10 und EroeA-Atnell m. m* O« 49* 

Vgt bieto di« von Villanai^ra, Viage VHI, 230 aut einem Ripoller Kodex 
«.Xm BiitfeteUteti, 1S13 tmd 1*241 erlaiaenett Vonchriften Air Notare. 



88 II. Abhandlung: Beer. 

des Magister Joannes Blasius aus Brabant (Kod. 17) sowie des 
Lütticher Klerikers Johannes Merhout^ (Kod. 35), ebenso des 
Deutschen Theodoricus de Palude (Kod. 20), die in der Ripoller 
Bibliothek auftauchen. Aber schon die von den juristischen Hand- 
schriften ausgehende Feststellung der Bezugsquellen als solche 
ist, wie sich leicht zeigen läßt, für die methodische Erforschung 
der Ausgestaltung der Ripoller Handschriftenbibliothek während 
der Renaissance von Belang. Der Rivipullensis Nr. 16 mit den 
Additiones des Johannes Andreae zum Speculum iuris (vgl. 
S. 84) ist 1377 von dem Baccalaureus in decretis Guillermus 
Col de Canes, damals Camerarius von San Benito de Bag^s, 
geschrieben worden. Nun hatte Torres Amat in den Memorias 
183 mitgeteilt, daß ein ,6uillermo Colldecanas, monje de Ripoll 
y prior de Panizars, dependiente del monasterio', einen ,Liber 
vitae solitariae' abgeschrieben habe, und Corminas, Suplemento 
302, wußte diese Mitteilung dahin zu ergänzen, daß die Ab- 
schrift des Werkes Petrarcas sich in ,Nr. 109' des Ripoller 
Fonds im Kronarchiv zu Barcelona finde. Nach diesem für die 
Geschichte des Petrarchismus in Spanien wertvollen Zeugnis 
ist in jüngster Zeit vergeblich gesucht worden (vgl. T. I, 8). 
Das Manuskript ist tatsächlich erhalten, allerdings nicht unter 
Nr. 109, sondern unter Nr. 104 der Ripoller Sammlung, und 
trägt die Schlußnotiz: Scriptus per fratrem Guillermom de 
Coli de canes priorem de Panissas litigantem prioratum de ma- 
guella quem pacifice possidere in breui sperat misericordia dei 
ipsum iuuante.^ Mehr Licht über den Schreiber der beiden 
erwähnten Handschriften verbreiten die ersten Blätter des Rivi- 
pullensis 67, der (vgl. oben S. 83) verschiedene Traktate des 
Bartolus de Saxüferrato enthält. Fol. 1 — 3 findet sich nämlich 
ein Schreiben des Johannes de Silvis, decanus ecclesie sancti 
agricoli (sie) avinionis an den Abt und Konvent Monasterii 
sancti Benedicti de Bagiis mit der Datierung: Datum et actum 
avinione in domo habitacionis uostre anno 1380, das zunächst 

^ Johannes de Meorhout, Augustiner, geboren gegen Ende des 14. Jahr» 
hunderts zu Diest in der Diözese Lüttich, f 1470, Theologe, Philolo^ 
Chronist und Dichter, Tgl. Biographie Nationale ... de Bel^ique XTV 
(1897), c. 257-259. 

* Hierüber Farinelli im Giomale ftorico della letteratara italUna 1907, 
176, Anm. 3. 




le nandnchrif^en de» Rlofitura SatitA MaHk de Hipoll. IL 



89 



die Studien zti Avignon im allgemeiiien bespricht und dann 
henrarhebt: ,Veiierabilis et Religioius Vir frater Onüerfniiö de 
Col de Canes monachus et Camerarius monastarii Supradicti 
Baoeti Benedicti de Bagiis in prepbäto studio aviDionensi in 
iure canonico continue insistens , . , qui a inense octobris anoi 
domitii MCCCLXXVII proxime preteriti citra in eodem studio 
contiuiie studuit et ceteros actus qiii per i?eros studentes tieri 
debeni exercuit.' Wir lesen also bier eine Art von Hochschul- 
Zeugnis^ das man dem äeißigen Geistlichen ausstellte^ und dürfen 
als aicher anBehtneD, daß der hier belegte Ejtpori literariseben 
Mmterials aus der berilbmten StudionBtlttte nach Katalonien 
oiclil vereinzelt dastand. Mindestens sei daran erinnert^ daß 
der bereits besprochene Kod, 51 den Kaufvermerk trägt: con- 
ttitit Arinione VX (so) flor. com diiiiidio und daß der S* *S5 
erwähnte RivipuUensia b^ mit der lex repetita per nobilem 
nirtim petrum de Muris in Ci vi täte Avinionis auch Stücke in 
katalanischer Sprache entliält, die Über die lokale Zuteilung ent- 
scheiden. 

Diese Nachweise wird man sich auch bei einigen ohne 
Provenienzindizien überlieferten Kipoller luridica vor Augen 
ballen dürfen, so bei einigen mit Mlniaturenscbmuek ausge- 
«tatteten Handsebriften wie Kod. 7 (Tractatus de consanguini- 
tate mit dem Arbor, Taf, 9) und besonders Kod, 19 (Boni- 
fadtis VlII^ Liber VI, Taf* 10), für die anter den angedeuteten 
Umatänden Avignon als Bezugsquelle wohl in erster Linie in 
Betracht kommt. Ist diese Annahme richtig, so läßt sich nicht 
nur auf iiterariachemy sondern auch artistischem Gebiete Avi- 
guons dominierende Stellung während des Trecento an bestimm* 
teil Beispielen der Handscbriftenillumination bei einem südlich 
der Pyrenäen gelegenen Kulturzentrum in ähnlicher Weise 
' n, wie dies Max DvoMk mit Rücksicht auf böhmische Mal- 
ilcn des 14. Jahrhunderts ftlr den Norden dargelegt hat»^ 
Der spezielle kunsthistorische Nach weis setzt allerdings im vor- 
liegenden Fall die Untersuchuog des hier in Frage kommen- 
den k&nonislischen Illastrationsmaterials voraus, durch welche 



^ Dit Illt^mmAtoren des JobAtiis von Ntumarkl. Wien l&Ol. Jahrbiieh 
dtir kuniitbulcinifcheti Bitiimlut)i«ii de» AllerhüebiteD Eaieerhansu XXII i 
H*a S, 8, 74 ff., ßl c 



90 n. Abhandlung: Beer. 

die jüngst erschienenen dankenswerten Studien von A. Lab&nde^ 
eine Fortsetzung erfahren könnten. 

Wie die meisten der eben registrierten juristischen Hand- 
schriften der RipoUer Sammlung als Studienbehelfe und Hilfs- 
mittel zur Rechtspflege und Verwaltung einer mehrhundert- 
jährigen, schon aus dem alten Kataloge (T. I, 104flf.)* erkenn- 
baren und, wie die S. 8 f. mitgeteilte Privaturkunde beweist, 
auch dem Volke zum Bewußtsein gelangten Tradition ent- 
sprechen, so knüpfen auch die Lehrbücher der Rechtssprechung 
in anderem Sinne des Wortes, die Grammatiken, an die be- 
treffenden sehr alten Bestände der Klosterbibliothek an: man 
weiß, daß die Libri artium schon in der Bibliothek der Oli- 
vianischen Zeit eine besondere Stellung einnahmen und daß 
(vgl. T. I, 106) Donatos IUI, Priscianos II, Priscianellos H 
diese Spezialsammlung eröflfneten. So sei hier, da wir von den 
Grammatiken des 14. und 15. Jahrhunderts sprechen^ gleich 
eine Bemerkung über ein Exemplar einer Lectura Prisciani 
minoris (Prisciancllus) angeschlossen. Die betreflfende Hand- 
schrift, cod. 131, trägt genaue Vermerke über Ort und Zeit der 
Entstehung (Toulouse 1307), überliefert anderweitig meines 
Wissens nicht belegte Namen mittelalteriicher Grammatiker 
und ist durch ihre gepreßten, scharf gebrochenen, von kursiven 
Elementen fast völlig freien Schriftzüge auch paläographisch 
beachtenswert, weshalb eine Reproduktion der Seite, welche 
die Subscriptio bietet, beigegeben wurde (Tafel 11). Die Schluß- 
notiz lese ich wie folgt: . . . secundus über prissiani minoris. 
et fuit abstracta ista lectura ab illa de magistro p. de coderco 
quam habuit ipse magister. j). a magistro Vitali de tarbia qui 
fuit magister suus et ipsc magistrauit cum scilicet magistrum 
p*" (petrum) et fuit scripta tholozo ad saiynerii die sabbati post 
festum pentecostes XIII Kl' lunii anno domini ÖCÖCVÜ. 

Auch noch andere lateinische Grammatiken in RipoUer 
Handschriften jener Zeit treten als ergänzendes Material zu den 
bisher vorliegenden einschlägigen Untersuchungen, so von Charles 



* Les miniaturistos AvignonaiH, Gazette des Beaux-Art», Ann46 47 (1907), 

21 3 ff., 289 ff. 
« Nr. 94—98: Canoncs V; Nr. 105—107: Lib. judices III; Nr. 107: Lex 

romana. 



IM« HnatUcbriftött d«« Rloitera SanU Miiri» da Elpoll, IL 



91 



Thoroti und J. J, Baebler,^ hinzu; Kod. 142 s. XIV Lat Gram- 
matik (jSecütidum philosopham in primo pliisicorum * . /) mit 
einer Tabula Lunae und der Besitzemotiz : Iste Über est iacobi 
pctjol; Eüd. 153 s. XI Y, Grammatik (^ad abendam alicalem oati- 
dam ia dotrina provcrbiandi * . /\^ Kod. 156 b. XIV ein kurzer 
grammatiselier Tractat mit einem Calculus solarid als Anhang; 
Kod.. 172 B. XIV (Ilie incipit regimen doetriualis Similia simili- 
Imi8 declarantur), Kod. fl^I s, XIV (1337) Orammatica de toto 
regimine (abrupt beginnend). Unter den niehtanonymen Uram- 
matiken mi das bekaimtliih als Stdiulbuch benützte Doctrinale 
_des Alexander de Villa Dei, wie zu erwarten war^ in melircren 

ixcmplaren vertniten, die ebenso wie die Kodixes mit Kom- 

mentAr^a dieser Grammatik deutliche Siiuren eifriger ße- 

aütjsong aufweisen: Kod. 70 s. XIV--XV, Kod. 79 s. XIV ex. 

Lommeotar: Hec &umma est secundum magistrum Guilermum 

I^oisa); Kad. 92 s. XIII^ — XIV {Besitzerrermerk: Isla lectura 

si Beniardi de Vi////, minoris dierum et scriptoria , . . fuit 
Kmpia (Vj in ciuitate Barchinone 1420); Kod. 97, chart s. XIV; 

tod, 154 8. XIV; Kod. 163 s.XV; Kod. 189 s. XIV; Kod. 200 
8. XJV (am Anfang und am Seh biß defekt). Auch von dem be- 
Ic ' t: Graedsmas des Eberhard ua Bethunensia sind mehrere 
1 i ire in der UipoUer Sammlung vorhanden; eines, Kod. 147, 

il »pezietl beachtenswert durch Datierung, Besitzernotizen und 

ichriftart, deren Reproduktton (Taf. 12) mit der kurz vorher 

^erwähnten Schriftprobe aus Toulouse verglichen werden möge. 

Die Sehhißnotizeu lauten: liite^ Über fuit explieitum in die 

i^aiieti beneti abbat!» a XX et ono die marci^ in anno do- 

* RaUccs et «itraiti 4* diT€ra m». IäL p^ur »«ffk 4 rhUtoire t\i^s dttc* 
Irliif^B ^Atfim«ticalf'« 411 ttioyc^n A^c. Notico« «t ^itmlts d«8 ms. de \m 
Bibliolh^uc imp^riAle, FArift. XXil (180§}, 2. 
» Beilr%e Kit eiacT GeMihiebt« rler lateitilaohen Grammatik im MittcUIter, 
HaU« a. 8. 1885. 
^ '^ 'AiiiQbftiQctid derselbe Traktat Endet stoli aueh In einem atis dem Kl<i« 

^^H Pt«r Saniai Cr«UA itammaiaden Matiu«krlpt dt*r Frovlazialbibliciliiek so 
^^V Taffagmia^ da« kQraä«li Yon Jaimii^ BofaruU, KeTiAtJi riv liibliograßa 

■ caUlatia UI (t903), SUfT. unter Beigabe einer Seh^riflprobft aQ^fubrlicU 

■ baac^ri^bon wnr4e. Die Hoblußnotla; Aqnevtes note« lon tU Fra Tnma» 
I BsnatcJi monjo de Sentea Creiu beliebt «ich aber bicbt auf den Vor* 

■ faaaar» wia Bofarull S. 216 anzudeuten Mtbeinl. 



92 n. Abhandlung: Beer. 

mini millesimo CCC terdecimo quarto. Und zum Schluß: Iste 
über est Bernardi de Bacho de camporotundo (Camprodon) de 
gerundensis episcopatu cui deus dct bonam vitÄm. Qui predic- 
tum furatus faerit suspendetur. Der Name des ersten Besitzers 
ist durchgestrichen und ,Petro de Modio' darübergeschrieben 
worden. 

Kod. 189 s. XIV enthält den Liber synonymorum des Jo- 
hannes de Garlandia; Kod. 190, welcher zum Schluß die Ein- 
zeichnung enthält: Signum // Raymundi de insula qui istum 
librum scripsit anno domini MCCCXX sexto, birgt die ars dic- 
tandi des Pontius Provincialis, d. h. also das dictamen de compe* 
tenti dogmate dieses Grammatikers, über welches Thurot a. a. O. 
38 f. eingehend handelt. Vielleicht ist im Anschluß an das S. 22 
und 48 Bemerkte darauf zu achten, daß eine der von Thurot 
herangezogenen Handschriften aus St. Victor zu Paris stammt. 
— Vorläufig nicht näher bestimmbar sind die ,proverbia regi- 
minis secundum tomam' im Kod. 183 s. XIV (heg.: Liber ma- 
gistri est magno utilitatis qm uult eine unus nostrorum; aus einer 
zum Teil ausgekratzten Besitzer- und Ankaufsnotiz läßt sich 
noch folgendes erkennen: Iste liber est Raymundi Y///// solidis) 
sowie die Summa de grammatica magistri Thurandi (Duranch) in 
Kod. 109 s. XIV (beg.r Quoniam oratio est ordinatio diccionum). 

Wie zu erwarten war, fehlt in den einschlägigen Arbeiten 
und Abschriften auch die bodenständige nationale Note nicht. 
Kod. 122 s. XIV enthält eine lateinische Grammatik in Versen 
(z. T. leon. Hex.)/ deren Einleitung mit dem von Thurot S. 50 
aus Paris, lat. 8175 fol. 47 (Hugucio de dubio accentu) ange- 
führten Incipit übereinstimmt: Sapientis est desidie marciscenti 
non succumbere . . . Dann heißt es: ... Hcet non me sufficien- 
tem tanto reputem operi ad onorem tarnen domini. t. venera- 
bilis episcopi pallentini per quem palencie virgineus elicon ni- 
gere Studium gratulatur . . . 

Der Bischof ,.t.*, unter dem in Palencia ein virgineus Heli- 
con für das Studium erblühte, kann niemand anderer sein als 
Tello, dessen Hirtenamt in die Jahre 1212—1246 Mt; denn 
zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1212 oder 1214) war auf 



Sola mori nescit eclipsis netcia airtos 
Non ergo moritur huius qni laude potitur. 



Di« FfjiDdscbrlften de^ Elasters Saiiüi MariA ile Ripoll. II. 



m 



Tellos Betreiben von König Alfons IX. in Palencia ein Scien- 

tiaram Studium generale, eine Art Hochschule, ins Leben ge- 

mfen worden; die hier auBgehobene Notiz verrät nicht nur die 

Zeit der Zusamraenstellung des besprochenen Textes, sie lehrt 

uns auch eine der ersten Grammatiken der ältesten Universität 

Spaniens kennen. In das aragonesische Qebtet werden wir 

tltircb eine in Kod, 184 überlieferte Darstellung von Regeln de 

circumlocutionibns pariicipiorum nobis deficientium n. ä. m. ge* 

rüb]% an deren Schluß bemerkt wird: Expliciunt supleciones 

edite a rayniitndo catalano baeallario cesarauguste (ZaragoEa) 

I- Tociones fuiTunt Scripte per manum ,p. amiedali anuo 

1*^1 ._iX. Herde (Loricla) erani taue et nunc. Die Umschau 

In den mir zugänglichen Qu eilen werk eu^ auch in den aragone- 

en Schriftstcllerlexika (Latassa) nach dem ^Raymundus 

ilanus* (es gibt ihrer %ne!e)j der hier gemeint sein kanUj blieb 

"vergeblich; doch findet sich bei Miirchi-Bertolani, Inventario dci 

mmnoscritti deUa R. Biblioteca Universitaria di Paviaj I, 234 

die Beschreibung der in Kod. 418 enthaitenen doetrina inueniendi 

KhetoricG subiectuai, deren Autor Kaimundus Catalanus mit 

dem Verfasser der supleciones identifi^ziert werden kann; die 

SchlDßnotiz^ erinnert uns an die während des 14* Jahrhunderts 

«o häufigen und erfolgreichen Züge der Katalanen nach Grie- 

chenland> Eine Frncht des aufblühenden spanteehen Humi^ 

uismus ist möglicherweise auch die in Kod* 173 e, XIV — XV 

^ntbaitene lat. Grammatik (ohne Überschrift: ^Et secundum 

quod dicit philoaophus qnarto metafisicos substancia precedit 

qitelibet acciones tempore*), die am Schluß als jcartapacium 

magi&trt alavate* bezeichnet wird; freilich bleibt der Verfasser* 

name noch dunkeh Vielleicht kann man au Andres de Albalat 

(den Binider de» S* 69 erwähnten Pedro de Albalat) denken^ 

der Bisebof von Valencia war und dort 1259 einen Lehrstuhl 

für Grammatik errichtete (Torres Amat, Meraorias, 8). Spaniich 

kÜngt auch der Harne des Verfassei^ eines in Kod. 173 «. XV 



^ ^oittli est Über Ute ad dei gtoriAm et hoDorera in <|ao tradit« «st doc* 
Irin« ianeniendl Bethorice fabiectani . . . lätum ItAct&tiuP coaipilftiiit 
RAjraiaBdu» OithaUnua secandam u&Jgarem stnnm in InsaU Cipii in 
I(oti4st«rio S«Dett JohAimli Crifostomi Anno domial MCCCI in tueiuo 
S«pt«mbrt9 Bßä Anno CGCIII fult in UÜnam irviiUttift in Jaaa« Ciiii- 
t«l« YttU« Amen. 



Ö4 



IL Abbandlun^i Beer. 



I 



enthaltenen Traktates^ der beginnt: Quanto aliqiild nobiliuB , , , 
ianto prius ; propter quod multorum de discipuJis sea äcoUri- 
bas tuüis prccibus inclinatus egg magister B. de Ffita. scribere 
presunipai de utilitatibus artis grammatice seu de arte pra- 
nerbkndi. 

Als Lesebuch zur Einübuug der fiegeln diente wohl 
zunäelist Walters AI ex and reis, wie schon aus der großen Zahl 
der erhaltenen RipoUer Handschriften dieses Werken geschlossen _ 
werden kann; zu den noch aus dem 13, Jahrhundert stammen- ■ 
den Exemplaren (Kod. 174, 196^ 212) wuchsen noch manche 
in Bpäterer Zeit zu (meist starke G e brau chaa puren aufweisend): 
Kod. 137 ß. XIV (mit Kommentar), Kod. 188 s. XIV (1332; 
,Ego Ilaimnndus de Frigula^ filiuÄ Arnaldi de FrigulÄ, tabe^ 
narii Incole Bisulli ^ perfeci istiun librum'); Kod. 201 s* XIV; 
Kod* 208 s. XIV, Ahnlichen didaktischen Zwecken diente auch 
die Lektüre des in zwei Exemplaren, Kod. 207 und 21 1 (beide 
s. XIV), vorhandenen ,Tobias' dea Mathaeus Vindocinensia, ferner 
der jÜietieha Catonis*, von denen sich außer der T. I, 10 u. 61 
besprochenen alten Absehr ift noch zwei jüngere Esemplare er- 
halten habenj eines in Kod. 166 e, XI V^ — XV, ein anderes m 
Kod. 129 8. XIII, der außerdem noch andere Sprllcbe in Hexa- 
metern und Fabeln (De lupo et cane^ De capra) enthält. Zu den 
Prosatoxten^ die Ubungsstllcke abgaben, mögen Cicero De offi- 
ciis (in Kod. 136 a. XV)j etwa auch das Exemplar von Boetbius 
De consolatione (in Kod, 81) gehört haben, das am Schlüsse die 
Einzeichnnng trägt: explectionem assumpsit manibus iohannis 
terrat studentis 1478» 

Unter den sich an die Grammatiken schulgemäß anschließen- 
den Traktaten über die Logik (Dialektik) ist ein Exemplar der 
Summulae des Petrus Hispanus an erster Stelle zu nennen. 
Das betreffende Manuskript, Kod. 216 s. XIV (auf das Alter ist 
zu achten), einst im lle sitze Fratris p. Figuires de ordine fratrum ^ 
minorum conventus vidi, stellt durch die Schlußnotiz Expliciunt ■ 
tractatus magistri p. ispani de ordine predicatorum die Diskussion ™ 
Über die viclbcbandclte^ von Prantl^ Geschichte der Logik im 
Abendlande III, 33 f., verneinte Frage, ob Petrus Hispanus, der 
nachmaJige Papst Joliann XXL, Dominikaner gewesen seij auf 



Bea&lii. 




Difl HA^daehnften de« Ktdsters SanU M>rU de Hl pol). U. 



95 



urkundliche Grundlage;^ aie bezeugt, daß der 1277 gestorbene 
Verfasser der SmnmiUae im 14, Jahrhundert als Dominikaner 
bessaichnet wurde. Ein Koramentar zu der bekannthch lange 
Zeit als maßgebend angesehenen Schrift findet sieh im zweiten 
Teil des Kod. 84, dessen erster Teil die Sopbismata des Alhertua 
de Saxonia (von Riggensdorf) enthält,^ Neben den Quaestiones 
ordinariae des in Avignon 1317 gestorbenen Gerhardus de Bo- 
nonia (Prantl III^ 241, Fahr, II, ü8); in dem wohl aus Avignon 
beschaö'ten Kod. 95 @. XI V^ ferner einer auf Alberts Logik zu- 
rückgreifenden Dialectiea in Kod. 15Ü s, XIV — XV (,Dialectiea 
ars generali ter difiiniendi'^)^ einem ^abquas res artis logicae* be- 
handelnden Traktat iu Kod. 71 s, XIV (auf dem Rücken des 
Einbau des von moderner Hand als ,Logica Rochani* bezeichnet) 
und der Summa Mag^fstri Matthaei Aurelianensis (circa sophia- 
juata) in Kod. 109 s* XIV, sind die Sehriften von zwei Autoren 
zu verzeichnen, Am man in Ripoll nicht vermuten würde. In 
Kod. 129j einem Samraelbande^ der sehr verschiedenartige, zum 
Teil sicher von Scholaren herrührende Aufzeichnungen ver- 
einigt undj wie die vulgärsprachlicheu Texte zeigeUj bestimmt 
in Katalonien zusammengestellt wurde^ finden wir (von einer 
Hand s, XIV) den Traktat ^Magisti-i TisburiDi* (ako des Guileh 
mus Ilentisberus) ,de sensu composito et diviso* (Prantl IVj 89); 
Kod» 141 enthillt die supposidones magiatri rodulplii strode an- 
gliei Scripte per roanus bernardi viearii hceneiati 1388 (eine 
frühe Abschrift, da Roddphus Strodus um 1370 blUhte); voran 
geht der liber consequentiarum^ gleichfalls von Strodus (Prantl IV, 
45* wo ausführlich über die ,Consequentiae^ und jObhgationes^ 
gehandelt wird), und der ^tractatus bilinguam'. Im Anschluß 
an die Vermutung Prantls (a. a* 0,^ Anm. 176), daß Strodus auch 
über die Proprietatea terminorum geschrieben habe, erwähne 



* Quätif-Ecbard, Scriptores ord, Praed. I^ 485 behÄupten: ,iii ntiUo codice 
seo MS fl©u impresso Fetmin Hiapaaani titulo Fratria ortiÄri aut ordinU 
Praed icatöratD dici*. 

* Die In der ScIiltißDotc enthaltene Datierung: 1373 et tunc hebüs XXI 
pro lido aolan (ao) et VI pre atu-eo numoro et XI pro ifldicione scripta per 
me fratrum bartobmeum seoforf ordlne bettto marie de mereeife über- 
fÄBcbt, denn e» tUnde eicb^ faUs das Jabr zutrifft, in Ripoll eine Nieder- 
sebrift der Sojibi&m.^ta, die lange vor dem Tode Älbortu (f 1390} erfolgle; 
doefi fHlit die vorliegende Kopie n^ch tudtner SchätKuag erst atwa ein 
|i»lb«a Jahrbundert apäter, 




96 n. Abhandlung: Beer. 

ich den in Kod. 162 s. XIV überlieferten anonymen Traktat: 
Intentionis presentis est primo pertractarc de terminis . . . secundo 
de proprietatibus termiuorum usw.; als dritter Teil folgt die Ab- 
handlung de speciebus obligaciouis. Auf den Inhalt von cod. 141 
weist wieder der am Anfang verstümmelte Sammelkodex 166 
s. XIV — XV, dessen erstes Stück die Schlußnote trägt: ,Expli- 
ciunt consequentiae magistri berlinguam'. Darauf de terminis 
und wieder de consequentiis. 

Diese Sammlung von Traktaten aus der Zeit des Üppigsten 
Umsichgreifens der scholastischen Logik schloß sich selbst- 
verständhch an die grundlegenden Werke der Scholastik an. 
Den Ausgangspunkt bildet Aristoteles. Kod. 134: Porphyrius 
Ibagoge und (von späterer Hand) die Praedicamenta ; Kod. 135: 
Priora, Posteriora, Topica, Elenchi; Kod. 115: Metaphysica^ De 
generatione, Parva naturalia, Physiognomica, Epistula ad Ale- 
xandrum; Kod. 128: De animalibus, Index Aristotellcns super 
libros naturales, sämtlich aus dem 14. Jahrhundert. In der 
Sammelhandschrift 109 s. XIV: Aegidius Romanus, Super libro 
elenchorum; von einer etwas späteren Hand: Raimundi Vinaterii ^ 
legum doctoris est hber iste; ebenda des Bernardus de Sanciza, 
origine Bitterensis qualiscumque magister in artibus, Traktat 
super Porphyrium; Glossae tocius libri priorum g*a*, wohl Quil- 
lermi Alverni (Wilhelm von Auvergne, Prantl III, 75, Anm. 278); 
Rotbertus de Aucumpno Super elenchis, zum Schlüsse eine Notiz 
s. XIV: Iste liber est fratris Bartholomei Gaconi ordinis fratrum 
Predicatorum. 

Unter den Werken der führenden Scholastiker begegnen 
wir den Sentenzen des Petrus Lombardus und deren Erklärungen 
in einer Reihe von Kodizcs: 55 s. XIII— XIV; 57 s. XIV; 63 
s. XIII-XIV; 27 s. XIV— XV (m. Glosse); 77 bis s. XIV (Summa 
in Sententias); 45 s. XIV (Richardus de Mediavilla, Quaestiones 
super sententias); 48 s. XIV (Johannes Duns Scotus, in libros 
sententiarum); 53 s. XIV (desselben Repertorium super tertium 
et quartum librum Sententiarum). Von Thomas Aquinas findet 
sich in dem wohl noch dem 13. Jahrhundert angehörenden 



Ramon Viflader, Jurist, Archidiakonus der Kirche von Vieh, Ton dem 
der Vicenscr Bischof, Gal^eran de ^*aco8ta, 1341 eine Bibelkonkordani 
kaufte^ vgl. Torres Amat, Memorias 670, Handschriftenschätze Spaniens 646. 



Dte HaDdicIiriftcD des Klosters Sjinta MariA de Eipoll, IL 



97 



lCod*132 (der 1323 kanonisierte Verfasser heiOt liier noch Frater 

Tbomag) der KommeDtar In librum de anima; Kod,51 s. XIV mit 

der Summa Iibri seeimdi pars eecunda enthäk die Sabscriptio: 

Bartolomeus de Dazaiiis de Casali VereeUensis diocesis haue 

sauiinam scripsi soww die Besitzer- und Kaufnoüz: Ista secnnda 

secunde saDcti Thoiue est fratris F* de Sauarensio (?) prepositi 

de palacio in Mouasterio Riuipulli et conäiitit sibi Autnione VX 

(sie) fior cum dimidio,* Derselbe Teil der Summa findet sieh 

Äncb in Kod. 54 s. XIV. 

Es mag fUrs erste Uberraschenj daß dem reicbeE^ für die 
^1 Isolier Si-hule bestimmten Lebrapparat verbal Inismäßig wenige 
tuB dem 14. imd 15. Jahrbtmdert erhaltene Manuskripte gegen- 
>erstehen, die den eigentlichen Interessen des Klosters und 
der Kirche dienteny aiao biblische^ liturgische und patrtstiscbe 
äehiifteo; die Erklärung dafür ist hier wie anderwärts darin 
3[U »ttchen, daß diese sehr häutig gebrauchten Texte in Drucken 
leaebafii und gelesen^ die stark abgenützten haudschriftnchen 
Exemplare ausgeschieden wurden.* 

So fehlen Bibelhandschnften aus jener Zeit fiist völlig* 
Kod. 210 8- XIV enthält das Neue Testament bis zur Apokalypse 
<^mil Prologen'lf Kod, 171 s. XV ein stark zerlesenes Bruchstück 
des Psalters; das ist alles. Erläuterungen oder Prologe zu ein- 
zdnen Buchern der Bibel finden sich in Kod. 29 s, XI V^ 37 
M, XIV, 149 s, XIV, 129 s. XIV (Psalmen), m s, XIV {Mal- 
thaeus), 3Ö s. XIV ex. (Johannes). Kod. 202 s. XIV enthält 
ara Schlüsse eine Bibclkonkordanz, 

Im Anschluß hieran wären zu erwähnen: Hugo de S. Vic- 
ton- i,V) Poätilla^ Kod, 13 s. XIV~XV; Nicolaus de Lyra in 
P§Almos und tn Matthaeum^ Kod. 3 und 2 s. XV; unter dem 
Titel: Liber Amouieio sancti Augustini Episcopi findet sieh in 
Kod. 138 s, XIV ein zweites Esemplar des 8. 12 erwälinten 
Über Bcintillarum; hier geht der Sermo ad Fr. in eremo (Herrn. 56^ 
Aug. VI. 133Ö) voran. Florilegien aus den Vätern enthält ferner 



' Die rera Pell leer 7 Pn^^^b, S«ntä Mjiri« de ElpolI, 173 f. «lu der CbTonik 
dw Pi^mdes tnil^teilt« Nachricbl, iIaQ «in Mdnch Ton Rtpon im 15. J ihr* 
fclUiderl iDohrer« Lad(iii|;Fri (carg^) von Archivali6ii, daniDter auch dit 
,Ana1«i de Rtp^nv an muigv C)\* und S«tfe»liliiidler Terkanfte, yermsf 
tcb rurtäuti^ «ut ilir« Ricbtigkoit hin nicht «u prüfen. 
SfclsiBCito. 4. pbit-U«t. m. tm. M, i. Abk. T 



98 n. Abhandlung: Beer. 

noch Kod. 152 s. XV (Augustinus, Gregorius, Ambrosius^ Hiero- 
nymus). Augustins Regel mit De claustro animae Hugos übe^ 
liefert Kod. 169 s. XIV. Bernhards von Montecassino Elrläute- 
rung der fdr die Ripoller Mönche weit wichtigeren Regel Bene- 
dikts findet sich in Kod. 68 s. XIV — XV, der eine noch zu 
besprechende beachtenswerte Notiz über den Preis der An- 
fertigung der Handschrift enthält, sowie in dem noch aus dem 
13. Jahrhundert stammenden Kod. 178, der außerdem Bernhards 
Speculum monachorum überliefert (vgl. S. 76); über die kata- 
lanischen Glossen zu Benedikts Regel in Kod. 144 s. XTV vgl. 
S. 111. 

Unter den neueren Kirchenschriftstellem stand außer 
Thomas von Aquino (zu den oben S. 97 genannten Schriften 
kommt noch dessen Traktat de fide catholica in Kod. 64 s. XIV) 
besonders Bernardus Cläre vallensis in Ansehen; seine oposcola 
und epistulae sind in einer stattlichen Reihe von Rivipullenses 
zu finden (Kod. 56 s. XIH— XIV, 65 s. XUI— XIV, 94 8.XIV, 
108 s. XIV, 143 s. XIV, 175 s. XIV, 227 s. XIV— XV). 

Einige dieser Schriften Bernhards (de praecepto, de con- 
sideratione, de meditatione, noch mehr die erwähnten Mönchs- 
regeln) führen von dem Gebiete der theoretisch-theologischen 
Literatur zu den Unterweisungen in der Ausübung geistlichen 
Berufes und zur Morallehre hinüber. Daß man in Ripoll auch 
diesen Disziplinen Aufmerksamkeit schenkte, beweist manche 
schöne Handschrift mit einschlägigen Werken: der anonyme 
tractatus de eruditione religiosorum in Kod. 108 s. XIV ist das 
Werk des Guilelmus Peraldus (Fabr. II, 151; darauf folgt in 
der Handschrift Bernardus Clarev., Regula honestatis); Kod. 176 
s. XIV enthält am Anfange eine Recommendatio sacrae scripturae, 
Kod. 157 s. XIV das Itinerarium seu dietarium de vita religiosa 
des Johannes Guallensis (Fabr. II, 104), von demselben frucht- 
baren Verfasser ist auch die einem ,Johannes frater ord. min.' 
in Kod. 175 s. XIV zugewiesene Summa de poenitentia; die 
Küdizes 9«, 101 und 107, sämtlich s. XIV (Kod. 98: ,Finitu8 
a. 13600, bergen das mächti<^e Reductorium morale des Petras 
Berchorius (Fabr. III, 232 f.) ; die ehemals mit großen, gold- 
gehöhten, jetzt zum großen Teile weggerissenen Initialen ge- 
schmückte Handschrift Nr. 75 s. XIV ex. enthält die Bücher IV 
bis VI der Revelatioues der heil. Brigitta, Kod. 121 s. XIV die 



DU Kji]idei«hrifteti des Klosters SAnta MmA d« Ei pol L tl. 



99 



ritA et miractik beati Francisci. Das bereits erwähnte Specu- 
luto monacbofum secuudam Beiiiardam Casiaeoeem tindet sieh 
iucli LQ Kod, 143 s. XIV Dach einem Beichtspiegel und einem 
Tractatus de horis dicendis; Kod. 34 s, XIV enthält ein Ratio- 
nale divinofum officiorum; in zwei handÜchen kleinen Kodkes, 
SOS e, XIV und 22.^ s. XV, liest man die dieta salutia Am Petrus 
Xitixemburgensie; in Kod, 167 s. XJV folgt auf eine Art von Hand- 
bach A^r Fastamkheologie (1* Kap.: Qualiter debeat sacerdos 
prediciire} mit der Überschrift; Elicemplum cuiusdam aojme que 
pAcicbatur purgatorium die Angabe: Abdo 1300 . • . Johannes 
Gobi ordinis predicatorum prior in conventu de Alesto (d, h, 
Alesia^ Aleis) scripsit fratri peti*o galterii . . , existenti in etirta 
Konmna. Der Schreiber^ Johannes Gobi der Altere (nicht bei 
Fabr., vgl aber Qu^tif, Scr. Ord, Pr, t, 633), war 1302 Prior in 
A^ignoo; die Handschrilt befand sich aber schon in der ersten 
IliUAe des 14, Jahrhunderts in Katalonien, wie ein vnlgäraprach* 
liober Bericht über eine Reise zu den fSants romaratges^^ ^^^ 
Orlen des heil* Landes, samt Beschreibung der loca sancta aus 
dem Jahre 1323 bezeugt (vgl, S. 114). 

Der EipoUer Mönch fand als Prediger wie in früherer 
Zeit 60 auch im 14, und 15. Jahrhundert Anregung in neu zu- 
g^iraehseneu Sermonensa mm langen; fUr den Eifer, mit dem 
sie abgeschrieben wnrden, ist die SchluBnoti^ im Kod. 93 be- 
Edchoend^ der die sermonea des ,Dominicus de Ropella' (Jo- 
hannes Ri)pella?) und des , Michael de Bunonia^ d. h, also des 
Michael Angriani (f 1400 in Bologna), enthält: Scriptum Janue 
per me , , . fratrem dominum de cartiliano abbatem quarta 
meneid inadii anoi MCCCCVIII in ianua^ in quo pro unione 
eeolesie eram cum , . . domino cardiaali Gerundü^ ipso cum 
domino papa in portu denie existenle et adiuuarnnt discretus 
bereardus albertl et Johannes podioli.' Es ist also der Abt 



^ fieren^cf de Atigläiola, Bidcliof voa Ger<>aa, ISST Ton Betiadlkt XIII, 
smn KardinAJ oritJuiDt. 

' D«r K«m6 Prijol ist Jiacb beut« in Ealalonlen Imu^gf. Ein Petroi Ar- 
MaMu« dm Podiolo schrieb ItiW da» bekmnntc} Brevi«riani Ton Geronn, 
w«kb«t n«na LneltouAi des OfBiVmm aanctt CmsoU Magmi «ntbilt Vgl* 
VIU«nu«TA, yittga XII, 207 und jeUt Jules Coakt, itaä^ for Voffio« 
im Glron* «n rbonneuf do Sa Int Cb^f l<;roafn«, FuMi<ä«lioni d« U sod4t^ 
pcmr rilnd« des Iftnguei rüiuAnea XX (11107), 35. 



100 



II. AbUtndlungt Betr 



von Kipoll Riiimuodo Descatllar (1383 — 1408), der sich die 
Mühe gabj die Kiemlicb umfangreichen PredigtensammluDgen 
mit Unterstützang von zwei Gehilfen abzuschreiben,* 

Beachtenswert ist femer die in Kod. 182 s, XJV enthaltene 1 
Sermon ensammlnng; ein Teil der Handschrift (fol. 88 — 103) ist 
reskribiert, und ee wurde^ me sich noch sicher nachweisen läßt, 
auf sermones de sanctis — Schrift a. XII — XIII — im 14, Jahr- 
hundert die neue Predigtcnsammlung aufgezeichnet In Kod. 36 
s. XIV ex.^ der von einer Hand s. XV die Einzeichnting erhielt: 
^Ifitc liber est conventus Kiuipidli ponatiu* in libraria*, finden 
ßich die Predigten des Papstes Innozenz 111. (Fabr. 11^ 325\ 
in Küd. 17Ü s* XIV Sermones per magistrum P. Rogerii, d. h. 
des Papstes Clemens YI^ denen ein Sermo de ascensione m^ \ 
gistri Frftncisci und zwei Sermones des Thomas von Aquino 
folgen, Kod. 213 s,XIII— XI V enthält zwei Predigtensauimlungan^ 
deren zweite (sermones de tempore) die Aufschrift trägt: opus 
IFratris p, inaoli yspani,* Predigten finden sich ferner in Kod, 192 
8. XUI—XIV, 120 s. XIV (de tempore), 187 s. XIV in, (de ^ 
Sanctis et diebus festivis), 223 s, XV, 226 s, XIV (de Evan* | 
geliis, do Sanctii^ de sacrificio Missae), In Kod. 222 s. XV folgt 
auf eine Predigtssmmlung (in dieser Sermones de invocatione 
Sanctae Mariao) ein Vorz eich nie der Messen, WL'lche l\ir ©in* 
«eine Personen gelesen werden sollen^ darunter — nach altem 
Brauch — XV K. augusti pro eomite barchinonensi. Man darf 
es bedauern, daß die weitaus meisten litm*gischen Manuskripte^ 
zum Teile aus denselben bereits früher angedeuteten Qrlinden 
wie die biblischen und pairiBtischen Handschriften,* damit auch 



^ Di# Tatsftcb^, dftß wir diese Abicbrift nnter den RirtpnneiiBes finden, 
«ckeint din yon FeUieer f Pig^, SaiiU Marlt de Hipoll, 1&9 miigoteilte 
N neb rieht %n bestätigc^iip dM& Ed.muüdö DeicaUUr, seit UÖB Bbchof yo» 
Eiujif dem Kloitcif lelue ,e«cpgidi UbreHji* icbettkt«, 

• Führ, in» tlS reg'iatricrt 8criiiötie« do teinpore ©in<*s IVtrua do Initila 
^FUndcr*. Vlelloidbl ijiI et dtr Domitiikiitier P. d. J. (Clioviilien H^p- 3719).J 

' KaI Hof. Vßr^oichnct unter der Signatur I. S. SO den beute rerloreaeo ' 
»Llibr» d«t ir«rjtre' 6t lae radon«! de comida (also KoUatlonen) que 
M (labau a los moüjei de Eipoll j quien la^ daba o babia fnndado, 
t, XIV »obre perganilna a folio meiior; f«rnor unter l. 3. 21 ein ahn* 
lichea Kltere« V«m«tchuii (fandacioneft de rarUs refacionet [lo])* Verbrannt 
iind gleicbtalli dai »Hitual aiitig^o' (^Uenci de preeioaidade«') und die ^ 
»CofiiiieU d« Xm otiirtga dl? iuo«', Küt. Hof* L 3. 32 und 23. 




Ott Hsndiehrififln de» Kloit^in SAnta MjiHa de Ripoll Tl. 



101 



^ewiß öchätÄenswerte Nactirichten über Kult und klösterlichea 
lieben Terloren gegangen smd. Erhahen blieb bloß ein Missale, 
Kod. 112 s. XIV (mit schöneD goldgehühten Initialen und ge- 
fkUigem Rahmen werk), das mit dem Exoreismos salia et aqiie be- 
ginnt' und mit dem Gebete in natiiH ntrginum (to) schließt; dann 
«in Ui^viarinm, Kod, 145 a. XV, mit Offizien der heiL Eiilalia^ 
des heiL Dominicus, der Jungfrau usw. Einige, wie es scheint^ 
'wertvolle Handschriften deuten auf Pflege des Kirehengesanges, 
diu ja gieiehfalls auf alter Tradition beruht: Kod. 166 s. XIV 
«10 Libcr hymnorum ( Jmpnus est laus dei facta cum cantico' 
«als erster Hymnus nach der Einleitung: Primo dierum omnium); 
Kod. 180 s, XIV (In hoc volumine sunt omnes hymni feriales) 
lind Kod. 186 s, XIV (nach einigen einleitenden Worten: .Hymnus 
enim laus divina dicitur quia quociena ymnos cantamns' . . .). 
Von den bisher erwähnten Manuskripten des 14. und 
15* Jahrhunderts erscheint eine nicht unbeträchtliche Zahl als 
RtpoUer Arbeit^ diese jedoch vorwiegend samnichid und ord- 
Qrcidj nicht schaffend. Selbständige Tätigkeit in dem hier be- 
sprochenen Zeitraum erkennen wir vorläufig nur auf einem 
Gebiete, dem der GeschichtsschreibuDg, die, wie wir sahen^ auf 
sah (reiche bodenständige Quellen zurückgreifen, diese ergänzen 
koniite* 
I Die Urkunden j in den ^Archiv» publicii* (vgl. S. 20) in 

L^ner Fülle und Maniiigfahigkeit aufgespeichert, von der die 
^Bier herangossogene Auswahl eine nur unvollkommene Vor&teU 
lang gibt, wurden in guter Ordnung gehalten, die Tranfisumpt© 
und neuen Akten von eif^eneu Notaren (8. 8 L und 78) mit stets 
wachsender Umständlichkeit ausgestellt. Die Quellen für das 
engere Gebiet der Haus* und Provinzialgeschiehtc und das ältere, 
8. 20 und 57 skizzierte historische Material erweiterte man durch 
lieschaffting von Werken allgemeineren ("harakters, &o Martins 
Chronik (in xwei Exemplaren, Kod. 123, vgl* S* 70 und 125, 
i* XIV) oder sonst lustorisclk wertvoller Schriften, z. B. der Briefe 
fdictamtna) des Peti'us de Vineis in Kod* 69 s, XIV, wie auch in 



KAt fkit erklärt unt«r der Si^atttr LS. 18: ^Misal pAr« iiio d« tot AbA- 
d«s M Moi»«Jtefio de Ripön se^tti B& tnfi«re il« las bntidicione« ponti- 
fiealei pifll \o» diaA «ülcirinoa que ti<Mie al iiTi.* Eat. Bof. ist AH^h htef 
lü« Qtt^ltr nir Comiitia^» Stiplemeiito, 8. 297. 



102 IL Abhandlang: Beer. 

Kod. 87 aus demselben Jahrhundert (,Nomen scriptoris est Ray- 
mundus Bidaudi'), der zum Schlüsse die Littera missa per Sol- 
dan um magno pontifici Komanorum (Morbassanus et bremessa 
cum suis fratribus . . . Magno Sacerdoti Romanomm) enthält 
Was man, vornehmlich durch heimisches Material unter- 
stützt, geschichtlich registrierend aufzeichnete, ist zum Teil ver- 
loren, so die Handschrift, die Kat. Bof. unter der Signatur I. 4. 27 
beschreibt^ und vielleicht identisch ist mit dem von Villanueva, 
Viage VIII, 58 erwähnten Kodex, aus dessen Chronik a. a. O., 
S. 227 ff. beachtenswerte Auszüge mitgeteilt werden. Gewiß 
ist, daß sich die historische Arbeit der Ripoller Mönche während 
des 14. und 15. Jahrhundorts in solchen Chroniken oder in 
der Fortführung von Listen der Landes- und Kirchenfürsten 
(Kod. 111, vgl. S. 70) nicht erschöpfte. Wir besitzen ein bestimmtes 
Zeugnis dafür, daß RipoU auch in jener Zeit als Stätte des 
Landesarchivs angesehen wurde. Pedro IV. übersendet 1366 
(Nov. 10) dem damaligen Abt von Ripoll Raimundo de Sabar^s 
die Abschrift einer von ihm selbst verfaßten Chronik der Grafen 
von Barcelona und Könige von Aragon mit dem Wunsche ,quel 
dit librc estigue en tal loch quo memoria sia hauda daqui avant 
(lels fets damunt dits, e continuan de Nos e dels altres Reys 
qui apn's nos seran'5 die Zuwendung wird gleich zu Beginn 
des Aktes begründet: ,Per tal com lo monastir de Ripoll es 
dels pus solemncs e antichs monastirs que nostres predecessors 
han hedificats e fundats en nostra senyoria, volem que en lo 
dit Monastir sia hauda memoria d<*ls Reys Daragti e dels Comtes 
de Barchinona.'^ Das Kloster Kipoll erfreute sich also auch 
noch unter Pedro IV., nachdem es längst die Bedeutung eines 
Pantheons der Landesfürsten verloren hatte, des alten Ansehens 
als Sammelstätte historischer Erinnerungen und erschien speziell 

* ^('iiAderno cn 4" y en perg^amino niiiy maltratado que contiene do§ calen- 
(larios y nn cronicon que no es el publicado por Marca. Es de varias 
inanos y tionipos, la parte ma» aiiti^ua 110 baja dcl siglo 13 y la mat 
moderna do fincs dcl 14. Es preciosiViino y muy digno de conserrane 
y examinarse/ 

» Vpl. Reviüta de Archivos XIV (1906), 402 f. und Ednardo GonzAlea Horte- 
bise, Revidta de Hibliofrratia Catalana IV (1^07), 100 f. Die betreffende 
Urkunde findet sieb fol. 21 des Kegigters 1079 des Archivo de la Corona 
de Aragon. 



Wie HandsahrifUn dai KItwtoT» SwaU MauHa d* RijjöIL IL 103 

geeignet, dem in der Zuschrift ausgedrückten Wunscli nacli 
FortseUnng der Chronik zu entsprechen. 

Die Widmung: Pedros wird erst recht verständlich, wenn 
wir die aus den letzten Jahrhunderten des Mittelalters stara- 
jnendeti Hausurkutiden RipoUs berllcksiehtigen^ die, nach dem 
Brasde des Jahres 1835 als verloren betrachtet, sich in Bai 107 
erhalten haben und einerseits als Zeugnisse Air die der Abtei 
von Seiten der Landesherren Jahrhunderte hindurch bewiesene 
Fttrsorge uierkwfirdjg sind^ andererseits auf kirchlichem Gebiet 
<ii© Stellung des der päpstlichen Kurie unmittelbar unterstehen- 
deii Klosters deutlicher, als dies bislang möglich war, erkennen 
lassen. Einige dieser Dokumente sind in der vorliegenden Studie 
|j4$reita beraugessogeu worden, so das Dekret Jaimes L vom Jahre 
1257j das die Sanierung der durch die unssweckmllßige Guter 
. Terwaltuog des Abtes Dalmacio (j*aparriga zerrütteten Finanaseti 
les Klosters bezweckte (Bai. 107, fol 266'^ vgl 8, 72), ferner der 
Schutzbrief Raimunds^ ViÄCgrafen von Cardona (foh 2U5^, S. 7^^^ 
Anm. 1), ebenso die Bulle des Papstes Alexander IV. Tora Jahre 
11V>H, welche den erwählten Abt Bertnind [de?. Buch) in An* 
^hting der mißlichen Vennögensverljftltnissc des Klosters von 
Her Reise xtini päpstlichen Stuhle dispensiert (fol 274. vg]. S. 72),' 
Diesen Proben schließt sich eine grijßcre Zahl anderer 
einschlägiger Urkunden an, von denen einige in kurzer Ana- 
Jjs** hier folgen rntigen: aus dem Beginn der Regienin^szeit 
tjaiinea L, iks Eroberers, stammt der ScbntÄbrief för Ripoll und 
ldes9^n Gebif^t (unter Aufsjlihlung der Klosterbesitxungen) : Da- 
iura Villaefranchae VI Idus Sept^ MCCXVII (Bai 107, foL228'); 
1253 erteilt Jainie allen, die dem Kloster Lebensmittel xuftlhren, 
'freies Geleite (toL 230 Q; 125B gestattet er dem Kloster den 
Bau von Festungen in den Alloden (230'); mit besonderer Förm- 
lichkeit wird 1264 das Privileg ausgestellt, welches ,Bernardo 
l>ei gratia Abbati Ui\ipullensi . . . Cellerario, Camerario, Bacri- 
itae, Elemosinario et omnibus PraepositiSj Prioribua et omnibtis 
rtflßcialjbut' sämtliche bisher von den Laudesherren gewährten 

' Diene Bulle Tom J«bre 1353 (Dstum Viterbii Uli Uns MiftB Poiitifi- 
cata» no»tri iduo quarto), an den 3is<^bctr von Eltift* (ßörengftritiB de 
Cant»1n|iii) geriebt«!, fallt Euglelcb eine Lttckc «na, 4ie iloli in «tien 
IUInt ter^ffRcitlichten AbtHsten Eipolli ßndet, da iU den He^nn d«» 
lhrt«^tt«fnlü Bertribifl unb««iiiiiint lleßea. 



104 II. Abhandlung: Beer. 

Freiheiten und Rechte bestätigt: Datum Barchinonae III Idos 
Novembris MCC sexagesimo IIII®. Signum Michaelis Violete qui 
mandato Domini regis hoc scribi fecit (231'); 1285 verleiht 
Pedro III. einen Schutzbrief, um die Schädigung von homines 
und bona des Klosters abzuwehren (225'); sechs Jahre später 
erhält Ripoll von Papst Nikolaus IV. die wichtige Bestätigung 
der exemptio ab omni prorsus iurisdictione ac dominio ordinarii 
fUr Monasterium cum Ecclesia Sancti Petri et capellis usw.; 
Datum apud urbem ueterem III Kai. Junii Pontificatus nostri 
anno quarto (281^). Die Bullen Klemens III. und Bonifaz VIII., 
welche dem Abt von Ripoll den Gebrauch der insignia pontifi- 
calia gestatteten (beide in Bai. 107, fol. 200' und 279'), sind 
bereits bekannt; hierzu kommen die beiden Bullen Klemens V. 
vom Jahre 1311 (Avignon) mit der Bestätigung der Wahl des 
Abtes Guilelmus de Campis (269' — 270') sowie die Gewährung 
der facultas habendi altare portatile aus dem folgenden Jahre 
(271 '), ferner die Bulle Johannes XXII. an Jaime IL, betreflFend 
die Investitur des Abtes ,Hugetus* (Hugo Dezbach) nach dem 
Tode des ,Poncius* (de Vallespirans), ,qui nuper apud Sedem 
apostoHcam diem clausit extremum': ,Datum Avinione Id. Sept. 
Pontificatus nostri anno decimo', also 1326 (279'), endlich die 
an Pedro IV. gerichtete Bulle Innozenz VI., Datum Avinione 
II. Idus Januarii Pontificatus nostri Anno decimo, d. h. 1362, 
betreffend die freiwillige Resignierung des Abtes Jaime de Vivers 
und die Investitur des Raimundo de Sabares (278). Verständlich 
ist es, daß 1440 Eugen IV. und das Baseler Konzil unabhängig 
voneinander die Wahl des Abtes Bertraud (de Sa Masö) bestä- 
tigen (280' und 272'). 

Unter den aragonesisehen Königen jener Zeit versäumt es 
kein einziger, dem Kloster durch Bestätigung der alten Privi- 
legien, durch einen Freibrief oder Gewährung sonstiger Vor- 
rechte seine Iluld zu beweisen; Bai. 107 überliefert solche Ur- 
kunden von Alfons IV. aus dem Jahre 1332, «Attentis servitiis 
per vos venerabilem . . . fratrem V. (so) Abbatem nobis impensis' 
(damals Hugo doz Baeh, fol. 220'^^; von Pedro IV. aus dem 
Jahre 1300 {(ol 2:)4'\ ferner aus dorn Jahre 1377 die Bestäti- 
gung des Privilegs vom Jahre 1332, und zwar mit Rücksicht 
darauf, ,cjuod inter caetera Monasteria Ordinis Sancti Benedicti 
in nostro eonstituUi dominio Monasterium Rivipulli tamqaam 



Die Haudsdirilten de« Klosters Santa MaHa de RipoIL II* 



105 



slemniori statu et antiq[uiori conditione praepollena alia Mona- 
*ria eiosdem ordinis antecellit' (foL 263^), d. lu also, fast mit 
derselben Begründung, welche die Widmung der Clironik des 
Königs Pedro IV, an Ripull veranlaßten; von Jttan L zwei 
IVtvilegicn aus dem Jahre 1389, je eines aus dem Jahre 1390 
\md 1393« dieses an R^iymundus de Casllario (DesscatUar), 
Abbas (fül, 237''— 240^); toh Martin L aus dem Jahre 1397 
ffoU 241^); von Alfons V, aus dem Jahre 1441, Bestätigung des 
Itecbtes von Steuereuüiebungen im Sinne eines 1401 ,auctori- 
tfite el decreto venörabÜis Joannis de Casis Juris periti indicifi 
ortlinarii Curlae RivipuUi' auf Orund noch älterer Privilegien 
(1390 und 1397) ausgefertigten Transsumptes (foL 242^). 

Eioeti Beweis dafür, daß das Kloster trotz der schweren 
Sehläge^ die es wilhrend des 15. Jahrhunderts trafen (das Erd- 
beben s£U Lichtmeß 1428 oder 1429^ die Plünderung durch 
Rocaberti im Jalire 1463, die Institution der Abte in commen- 
dam), sein altes Ansehen auch zu Beginn der Neuzeit aufrecht 
erKielt, liefert das von Karl V. 1537 ausgestellte Privilegiimi. 
T>er ,C<5^ar' war im Herbst 1537 durch die äu Moujtjn ab- 
gehaltenen Cortes zu mehrmoniitltchem unfreiwilligen Aufenthalt 
in der kleinen aragoncsischen Stadt veranlaßt* und offenbar 
durch den anwesenden Alt des Klosters auf die Bedeutung lÜ- 
poUa aufmerksam gemacht worden: Cum , . , Monasteriuni, vilk, 
liomines et va&atli Abbatiatus Kivipulü a multis temporibus citra 
üi fideli [nar] ratione didiscimus (so) fuerint screnissimis Kegibus 
Amgonum et Comiribus Barehinonae praedeeessoribus nostris 
indeicbitii memoriae fidelissimi^ ideoque privilegia, gratias, im- 
inunjtatcs et exemptiones ab eisdein meruerint obtinere; cunique 
eatidem devotionem, tidehtatem et obiervantiam erga Maiestatem 
ooistram gerere et tenere prospieiamus et comptum habeamus 
praedictos Mon.istcrium, . . . abbatem, villam et homines Hivi- 
puiU, per praedictura Abbatem qiii in celabratione Curiariura 
g^neraHum^ qnas de praeaenti eelebramus in Villa Moutissoni 
ideat, fuit nobis humllime (so) supplicatum ut quaccnmqiie privi- 
kgia . . - eonfirmara ac de novo condere dignarenuir, praedictae 
sapplicationi benigne duximus annuendum, Datum in Villa Monti* 



* K. Haebler, Gescblcbtc gpanicni nnter den H»bsburffirn 1 (Alliri'in. 

8t»»UrDg6W.bidikt T. 3n; 1), 1(107, S, 2**6 f. 



106 IL Abhandlung: Beer. 

soni die decima sexta mensis Noverabris Anno 1537 (Bai. 107, 
fol. 2470. 

Was die Mehrzahl der früher angeführten Urkunden be- 
zeugt, kommt also in dem Privilegium Karls klar zum Aus- 
druck: Ripoll hatte sich im Laufe der Jahrhunderte durch loyale 
Haltung als Stütze der Landesherren bewährt. Nun weiß man, 
daß sich während der Reconquista die dynastischen Interessen 
dem Wesen nach mit den nationalen deckten; Ripoll, mit seinen 
Latifundien, seiner Jurisdiktion einen Staat im Staate bildend, 
hat durch enge Fühlung mit den Landesinteressen nicht bloß 
im religiösen, sondern auch im politischen, wirtschaftlichen und 
geistigen Leben eine wichtige Rolle gespielt, dadurch einen 
nationalen Faktor von Bedeutung gebildet. 

Dies muß sich vor Augen halten, wer Ripolls Anteil an der 
Aufzeichnung volkssprachliclier Texte und an dem heimischen 
Schrifttum überhaupt richtig beurteilen will. Die betreffende 
Untersuchung kann, so verlockend und dankbar sie sich auch 
darstellt, hier nicht gegeben werden; nicht nur die Schriften 
in der Volkssprache, sondern eine stattliche Zahl lateinischer 
Texte, die mit der nationalen Literatur im Zusammenhang 
stehen, ja auch gelegentliche Notizen wie die Einzeichnung der 
Namen des Dreikönigsspieles (vgl. T. I, I., S. 95) müßten be- 
rücksichtigt, das Carmen von Cid, die Disticha Catonis, die ,Poe- 
sias sobre la historia de San Jose, sobre la vida de Santa Maria 
Egipciaca' in dem Rangeriuskodex (S. 44), die Legenden, Mi- 
rakel, Hagiographica u. a. v. m. im Zusammenhang mit dem 
nationalen Schrifttum behandelt werden. 

Bei dem Versuch, über die in den Ripoller Manuskripten 
enthaltenen vulgärsprachlichen Texte als solche einen allgemeinen 
Überblick zu gewinnen, stellt man zunächst gerne fest, daß 
einige der wichtigsten katalanischen Schriften schon seit ge- 
raumer Zeit veröffentlicht worden sind, und zwar von dem ver- 
dienten Archivar Prospero de BofaruU in dem 1857 erschienenen 
13. Band der Coleccion de documentos in^ditos del Archive 
Ceneral de la Corona de Aragon: ^ aus dem Sammelband Kod. 155 
,Libre del Rey Dungria e de sa fila (Morel-Fatio in Gröbers 

* Über die Art des Textabdruckes, der vor den bahnbrechenden Arbeiten 
MilAs erfolgte, soll hier nicht genrteilt werden. 



Grundriß II, 2, 123); ^ Mascar6n (a. a, O., 88); OracVm d Jesii- 
Ckristo, d Santa Catalina, ä la Virgen; ("onsejos ö mdximas mo- 
raJes y i>0litic4is; Toma y destritccion de Jerasaiem' (a. a. O*, 88^ 
v^!. Walther Siiclüer, Zeitschrift f. mm, Ph iL XXV, 1901, 1011; 
aus Kod. 113 das Bruchstliok der katalanischüii Übersetzung 
irrni Boethius De coDsolatione.* So ist die Angabe in Griibors 
Orondriß II. 2, 74 %u erklären, daß die meisten katalanischen 
Texte von Ripoll und San Cugat del Vailes io dem erwähnten 
Jimtide gedruckt worden seien. Die Durchforschung^ der Rivi- 
fmlleDses hat aber eine erheblich größere Ausbeute an kata- 
lunischen Texten ergeben, so daß der Ri poller Bestand sich 
mtinmehr in dieser Beziehung den reichsten einschlägigen Samoi- 
Ititigeti — in der Pariser und Madrider Nationalbibliolhek — 
'Word ig anreiht, die meisten anderen, bis jetzt bekannt gc- 
ifordenen an Wert und Vielgeetaltigkeit übertrifft,* Die hier 

Vjfl. Hern». Siichmr im Oeuv^rf^ po^*ti*piC9 de Philippe de Remi, ^ire de 
ßi^Äiimjinoir, Paris. I (1BÖ4), S, XLTL NtniÄii^gJibpn ; LUgondÄri CalilA^ 
iarcirlonft 1902 (t^L mich Bchsedel m Vonmi^llerf* JÄhrcsbcriclit Vll, 
rtÖOij, I, 209], ferapFt HUtoric« d^altr« tpmpÄ, BarrcilonA 1905; nach cinnr 
riiiT)4§chrift drr Bihliot«*CÄ pmylnciiil zu PalmA licmupgr^ebeti von B. Man* 
lAiiMf wiitor firm Titel: Invencian dcl ciierpo äe B. Antonio. PaIiiia 1873* 

* E» ijit die D t^erseta« ng des Fr* Pedro Saplanai die er D, *lnjmp, Inf Anten 
vüii MAlktruA (t iBlft), widmete. Vgl Men^nde* y Pdayöt Biblio^raf!» 
Hi»pjino-LatlnA ClÄsica 939 und besonders 242* 

• An den pnindlegend'^ii Katjilog: de« Fotid« der Panser Naiiif>n?il-BiUlin* 
tbpk: CAtAlof iie des mannücrits rspAgnols (so^ unter diesen Anch die kxtA* 
UniMiben) et portngaU pir Ä. Morel-Fatio, Paria IfiÖl— 180S£, reihan sieh 
die Ton J. MaWi Torren ts veritflTent liebten Verxeichnisae; Mannficritos 
citAlancs de U Bibliotrca de S. M, (d. h. der Pal««tbibliothek an Madrid), 
Bureelona 1888; KatAlonincbe Manwskripte in der Bibliolbßk von TarrA- 
fOTiA, X^ntrandatt für Bildiöth«?k»we»en VII (1890), 610—516; Mannscrlt« 
üatalans de la Bibüoleea Kacional de Madrid, Barcelona 189Ä; fernor 
Aw Ton demAenien Forscher in der ReviAta de BibliografU e.atAlAflA mit- 
fpetoitten Verzeichnisse katjilaniAcher Mannnkripte des Ateneö in Barce- 
hma (I, 19t)l, 12 fr., 154 ff:), in Vieh (IT, 229 ff), Valencia (111» 45 ff.); 
dann von Jatime Bofartill : Codex« CAtalAnsi de la BiMiote^a Provinctal 
de Tarra^ona (ebenda, 168 ff,) n. a. Di© vor Ersclieincn dieier KaUliijEje 
h«liannt gewordenen Mitteilangen über katAlAniiche Handschriften in 
Bibltc»lbek«a jeiiAttita und diei«iiifa d«r Pjrenieo bat Morel-FAÜo in Grö- 
ber« Orntidrlß tl, % 73—75, ft herzieht lieb snaammeofeitellL Anßerdejii 
TfL Eborb. Vogel, Kenkatalani»cbe Studien, Padi^rborn 1%M (Ncn philo- 
loflacbe Studien V), S, 18 C nnd B. Schädel, a. «. O 11.209 ff.: Hand* 
ackfiftoiiatadiaiip 1890—1903. 



108 II. Abhandlung: Beer. 

folgende kurze Übersicht über das betreffende Material möge 
dieses Urteil rechtfertigen.* 

Im Zusammenhang mit dem^ was früher über die juri- 
stischen Manuskripte Ripolls und über das Kloster als Mittel- 
punkt heimischer Rechtspflege bemerkt wurde, sind zunächst 
einige Rechtsbestimraungen und Konstitutionen in der Vulgär- 
sprache zu erwähnen, und zwar als eines der merkwürdigsten 
Stücke: ,Com deu esser fermada batayla^ oder mit lateinischem 
Titel: Processus batallie iudicate, d. h. das an Kap. 24 ,De ba- 
talla' der Usatici Barchinonae (Zählung nach Amorös-Marichalar) 
anknüpfende ,Ordonament de Batayla', das R. Otto, Zeitschr. f. r. 
Ph. XIII (1889), 98 ff. unter dem Titel ,Die Verordnung für 
den gottesgerichtlichen Zweikampf zu Barcelona' aus dem Otto- 
bonianus 3058 mit guten Erläuterungen herausgegeben hat 
Außer diesem aus Barcelona stammenden Vaticanus konnte der 
Herausgeber keine andere Textquelle zur Edition heranziehen, 
obwohl er wußte, daß Ducange eine ganz ähnHche Handschrift 
vorgelegen war; die Ripoller Sammlung nun enthält nicht weniger 
als drei Abschriften des Ordonament, und zwar in Kod. 32 
s. XIV— XV (fol. 26 ff ), 39 s. XIV und 82 s. XV (,In posse 
Raymundi Baiuli locumtenentis prothonotarii domine regine'), 
die für eine Neuausgabe dieses inhaltlich und sprachHch wert- 
vollen Textes als bisher unbekanntes Material zu berücksichtigen 
wären ; ^ ferner ist in Ergänzung der von Otto mitgeteilten An- 
gaben darauf hinzuweisen, daß das bei Torres Amat, Me- 
morias 709 angeführte ,Ordinament de batalla posada en Barce- 

^ Mit Rücksicht auf die knapp bemessene Zeit konnten die Texte an Ort 
und Stelle nicht durchwegs so ausführlich exzerpiert werden, daß die 
Identiiikation gesichert erschien. Einige Angaben sind dem Kat. Bai. ent- 
nommen worden, andere verdanke ich der Liebenswürdigkeit der Herren 
Jose Pijoan und Masso Torrents in Barcelona. 

- Francesch Carreras y Candi, Espases maravelloses en lo regnat de Janme 
lo Conqueridor, Revue llispauiquo XV (1900), 662, erwähnt einen aoa der 
Zeit Jaimes des Eroberers stammenden ,Libellus de batalla facienda^ 
der von Jos. »Salat in seinem Tratado de las monedas, Barcelona 1818, 
zum ersten Male veröffentlicht wurde. Ich kann über diesen Text nicht 
urteilen, weil mir die Schrift Salats nicht zur Verfügung steht; Talg&r' 
sprachlich scheint er nicht gewesen zu sein, da er in Salats Catiilogo de 
las obras, que sc han escrito en lengua Catalana (Anhang an der Qrama- 
tica de la Llengua Cathalana des Jusoph Pau Bailot, Barcelona 1827) fehlt 



Die Hjindichrt^^ii des Kloitüra Smtii MatIji de ElpoU. EL 



im 



Ms. entre las constitutions y naatges d© Cataltiiia, En la 
btiiL Vaticana^ (nach Montftiucon) und das a, a. 0-, 711 erwähnte 
yReglament de desafios. En catalan. Hb, qua se halla en RipoU^ 
estante 3* cajon 1" n 105^ oflenbar mit dem eben besprochenen 
Text identisch sind. Die Signatur des tHeglament* bezieht sich, 
^o ich meinen Notizen entnehme, auf den betfiit-g genannten 
SiTipuUeiidii 39^ Amat ist sich über den Inhalt des von ihm unter 
xwei Scldag Wörtern verzeichneten Textes nicht klar geworden. 
Dagegen ist die im Kivipulbnsis 102 übcrllofeite Abschrift 
«les jCurapendi de las constitntions generals de Cathalunya'j 
erfaßt von dem Canoniciia der Kathedrale von Barcelona, Dr. 
tarcis de Sent Dionis, einem der Üi>ersetzer der Usatiei Bar- 
cbinonao (über ihn Torrea Amat, Memorias, 212; Brocä und 
Amell; a. a. O-, 67 and 71) bereits geraume Zeit bekaimt (v^L 
Torres Amat a. a. 0,).' Andere hierher gehörige Texte, wie 
Konstitutionen und königliche Verordnungen in katahiniseher 
Sprache, die in RipoUer Handschriften verzeichnet waren, müssen 
rerloren gegangen sein: so enthält Bah lOT^ foh 251* f, die 
pate, sieher aus einem liivipuUensis geschöpfte Abschrift der 
IjandtagiiYerhand hingen 2U Barcelona unter König Pedro vom 
Jahre 1379; einige Aufzeichnungen über die Cortes-Vcrhflnd- 
lan^en vom Jahre 1413, gleich tatls katalanisch^ finden sich 
llbri|ipen& auch in alter Abschrift im Kod- 38 (s. XV) 5 nocli älter 
ist vielleicht die am Schlüsse des Koih H2 erhaltene Kopie der 
algürsprachlichcn Bestimmungen: Super Balariis solvendia offi- 
ilibas pro executionibns (sehließen: salaris als dits offieials). 
Als schriftlicher Ausdruck t\lr den Verkehr der Gaist- 
Dfakeit, spemelt des Seelsorgers mit dorn Volke reichten alt- 
katalanische Aufzeichnungen in KipüUer Kodizes gewiß in frühe 
Bit xurlick; eines der ältesten Denkmäler der Vulgärsprache 
luf iberischem Boden, die altkastillanisehen Silen&er Glossen 
zu lateinischen BußbeBlimmungen, sind ein tj-pisches Beispiel, 
fUr das Uipoll sicherlieh Parallelen aufssuweisen hatte. Die Be- 
iiefllr sind freilich nicht erhalten * erst in Handschriften 



' Ertici Yars«iahti«t i> i. O., 71 cm bAn^scbriftlichci ExempUr dleto» Vom- 
pfladitiitu aui dem KrotiJirehiv m Bwc^clanB^ das aber mit dtr Ki peller 
Almlifift ftich^rlkh nicht identiifeh i»t. 

* Di« T, 1» 31 ervräbiito ilto £ia£eicbmmag gebart eitjem Anderen Gebiete 
Att, dem der BchuJe. 



1 10 II. Abhandlung: Beer. 

des 14. Jahrhunderts weisen Gebete und Beichtformeln auf die 
Tradition, so im Kod. 191 s. XIV (bald nach 1337 eingetragen) 
das Gebet: Senyer veus aci nostro senyor deus jesucrist queus 
ha volgut visitar; das Beichtbekenntnis in Kod. 183 s. XIV: 
Senyor a deu e a vos uoch (so) a comfe9ion e a penetencia 
c comfes me a deu* sowie vermischte Notizen und Gebete in 
katalanischer^ kastilianischer und lateinischer Sprache im Kod. 159 
s. XIV. 

In das Gebiet erbaulicher Betrachtung und Belehrung 
j^ehört die im Kod. 143 s. XIV mit den einleitenden Worten 
^Mes devem posar nostra amor en deu quc en les amors daquest 
mon^ eingetragene Sammlung anregender Exempel^ deren Schau- 
platz zum Teil nach Rom, zum Teil nach Babyion verlegt wird 
und die mit den Worten: per 90 cor no sabe la hora de la 
mort schheßt. 

Neben der Sorge um die Seele verrät sich in diesen vulgär- 
sprachlichen Notizen gelegentlich auch die Sorge um den Leib. 
Auf die soeben erwähnten Gebete im Kod. 191 s. XIV folgt un- 
mittelbar eine Auswahl von Rezepten, so eines per empatxament 
de postema de las cames. Kühner, ins Gebiet der Magie und 
Alchimie übergreifend^ sind die Rezepte, die bald nach 1390 
in den einstmals im Besitze des Abtes Dalmacio de CartelUl ge- 
wesenen Kod. 88 eingetragen wurden (Umschrift): ,Si aicune 
persone uoll goyar aicune cosa liga quodam bonus ligall al bra^ 
rcquire saluum me fac e ganyaras 90 que demanaras' oder 
,A fer or pren lo roueyll d'un ou (Eidotter) e pren «J« colom 
blancli' usw., mit der Versicherung am Schlüsse: Probatum est 

Diese Aufzeichnungen fallen bereits in die Zeit der vollen 
Entfaltung des altkatalanischen Schrifttums, die allerdings vor- 
nehmlich durch fleißige Aufnahme und Bearbeitung fremden 
(besonders lateinischen) Gutes charakterisiert wird, sich aber 
auch zu nicht wenigen selbständigen Leistungen aufschwingt; 
auch von dieser Bewegung liefert die RipoUer Sammlung, ab- 
gesehen von den bereits angeführten katalanischen Schriften, 
ein gutes Abbild, obwohl der Brand vom Jahre 1835 manch 
schönes Stück dieses Bestandes zerstörte; so eine Handschrift 

' Über ähnliche (proy."! Texte yg\, H. äuchier, Denkmäler proT. Literatur, 
Halle l»ö3, 1, <J6 u. 517, sowie Melaiiges Chabaueau, Erlangen 1907, 8. 426. 



■^ 



I H IUI 



Die Hftndflchrifteu dee Klosters Sjinia Maria d(? KipolL IL 111 

der kataUoischen Ubersetzniig vou Qregors Diiilogi^ die Eat 

Bai, unter Nr. 85, Bivfts uuter Nr, 142, am atisAi lirlichsten Kai 

Sof. (I, 1| 11) beschreibt: ^Traducoton letnoBina de loi eaatro 

tibros de los dialogos de San Gregorio Magno con caractorea 

del siglo XV sobre porgamiiio y papel interpolado. AI fia hay 

un corto tratado tambieo an lemosiD de la misma letra Bobre 

Im fisoDomia' o semblantes extenores 6 interiorea de loshombres/ 

Unter den erhaltenen Manuekripteü bietet Kod* 164 ö. XIV die 

UberseUung der Regel Benedikts (Beg,; Escolta q fill los ina- 

liatueiite del maestre encliüa la orejia del teu cof)| in Kod. 144 

s. XIV finden sich katalanische Glossen zu. einzelnen Sätzen 

derselben Kegel; Kod. HS s. XIV überliefert die katalanische 

Beärbeitang der Logenda aurea des Jaenbits de Voragine (vgl 

hierzu die Bemerkungen von Morel Fatio, a» a. O*, S, 42, über 

Fonda esp, 127, wo vermutet wird, daß die Textredaktion des 

Parisitias in der Diözese Gero na erfolgte), Kod. 159 s* XIV von 

foL 83 an mit der Ubersehrift; Opus Nicholaij de lyra täte in i- 

ich© und katalanische Psalraeoerklärungen, die auf jene Zu- 

weisnag bin noch zu untersuchen sind^ in demselben Kodex 

auch ein Traetat del art de ben morir* (beginnt: Per testimoni 

e la eancta Script nra), ferner in Kod. 224 s. XIV der viel um* 

ligreichere hbre de amoocstacio de salut dnnima et de cors^ 

(Hauptinhalt der He., foK 13—163), vorher auf drei Blättörn 

les* IX. paraulea qui foren reveUades a Sent Albert archabisba 

i^ la Ciutat de Colonia> 

Von den noch nicht bekannten oder noch nicht benutzten 
Ripollor Exetuplaren bekannter katalanischer Schriften sei zu- 
nächst der jLibre de la intenciö* in cod. 159 s, XIV, als ,Ms. 
onimo^ auch von Torres Amat (a. a, O., 705) verzeichnet Es 
ist der Libre de la primera e segona Intencio des Ratndn Lull; 
ni&toire Litt^r. XXIX, 219 wird als Manuskript des katalani* 
ftchon ^wohl ursprünglichen) Textes der Monacensis 10589 an- 



* V§L mammulm IX^ &0G, Anm. zu N'r 10 und RomanU XY, 330 i 

' So« tmr nMich dem Titel und mii der Angabe: ,Eii el Arclii?o de Et pol l* 
sitiert tob Torrm AmAi a. a. O., 715; ea kt DiögHch erweise die gldch- 
nattitg« Sehnig de« Franceeh EöhimeneiK« waii Ich jetat nlcbt koDtrolllereu 
kann, sicher nicht, wie «ehoti aui der Datiernng hervorgekit» Capranica. 

■ ToiT*^» Amat, a. a. O., 6S1. 

* Aibrrta« U^gntu; vgL aneb Toirei Amat, ßi4» 




112 II. Abhandlung: Beer. 

geführt, Jerönimo Rossellö benützte bei der Erstausgabe dieses 
Textes in den Obras de R. L., Palma 1901, ^diversos Codices 
de los siglos XIV y XV', besonders den ,dominicano' s. XIV 
der Provinzialbibliothek zu Palma (vgl. a. a. O., S. LXI f.), den 
RivipuUensis finde ich nirgends erwähnt. 

Das nämliche gilt von dem in der umfangreichen Sammel- 
handschrift 129 s. XIV auf fol. 186>^ mit der Überschrift Per 
concxcr (so) deu en lo mon comensa lo dictat De Ramon ein- 
gezeichneten Gedicht; es ist der von Jerönimo Rosellö in den 
Obras rimadas de Ramon Lull, Palma 1859, 370 f. veröffent- 
lichte Diktat, dem in unserer Handschrift noch eine exposiciö 
dels comensaments dcl dictat folgt. Eines der beachtenswertesten 
Stücke derselben Handschrift beginnt auf fol. 19^ ohne Über- 
schrift mit den — hier in genauer Umschrift wiedergegebenen 
— Worten: temps cove a guardar quo Ins temps sia semblants 
ab lautre usw. Es ist, wie Massö Torrents erkannte, ein Bruch- 
stück der Grammatik des Jaufre de Foixä, welche Paul Meyer 
in den Traitös catalans de grammaire et de po^tique, Ro- 
niania IX (1H80), 51 ff., zum ersten Male aus einer Madrider 
Handschrift veröffeutlielit hat; im RivipuUensis schließen sich 
noch ,regles de trobar', Bemerkungen über les diferencies entre 
Ics canyons, tcn9ons, sirventesch, cobles, vers, dances usw., 
ferner maneres de trohar samt einer Reihe von Zitaten aus 
Dichtungen einiger Troubadoure (so G. ,de Cauestany^ den 
Bruchstücken aus Foixd's Grammatik an; da dieser aus der 
Geriindenscr Diözese stammt (vgl. Romania X, 321 ff.), so ist 
auch hier eine örtliche Beziehung gegeben. 

Wie wenig die Ripoller vulgilrsprachlichen Texte selbst 
Berufenen bekannt waren, beweist die Tatsache, daß Pröspero 
de Bofarull in dem bereits erwälinten 13. Bande der Colecci6n 
de documentos ineditos del Archive General de la Corona de 
Aragon, S. 311 ff., den Tractat apellat doctrina compendiosa de 
viiirc justamcnt e de rcgir qualscvol offici publich leyalment 
aus einer defekten und minderwertigen Handschrift von S. Cugat 
herausgegeben hat, während sich derselbe Text vollständig und 
in besserer Rezension im RivipuUensis 85 s. XIV findet. Die 
Schrift galt Bofarull wie auch Torres Amat, der sogar unseren 
RivipuUensis mit der alten Signatur zitiert (a. a. 0., 716), als 
anonym. Morel-Fatio hat sie in den Bemerkungen zu Nr. 20 




Die Il«ydscbrifteti des KU>sWrs Bunta Maria de KipulL ü. 113 

22 dea jCatalogue* dem Franccych EximencÄ zitgeaproolj^n; 
ber iBi von Masso Torrents Doch eiiio Iliinclselirift des offorv 
bftT vid gelesenen didaktischen Tniktals im Archivo Miiiucipal 

[¥oo Vieh nacl»ge wiesen worden,' 

Daß die Ui|iöiler Mönche bei der in mehreren Exemplaren 
irarliandenen kataianisehen Bearbeitung des historischen Haupt- 

I werkeA ihrer Schule, dar Geita comiüjm^^ inilwirkten, iat Yor- 

ibhifig nicht bestimmt zu erweisen, aber sehr wahrseheinlieh; 
dasselbe dürfen wir betreffs des Vulglirtextes der S. ö*> be- 

I sprochenen in Ri[)oll entstandenen Chronik: ^Genealogia dels 
eomles de Barcelona e dels rejs d'Arago* annehmen.^ Jedenfalls 
wäre an dieser Stelle auf eine Hedaktion der (Jenealogia dels 

I reya de Amgo e de Navarra e comptes de Barcelona in dem 
S, 108 schon erwähnten Hivipullcnsis der Usatici Barchinonae, 
Kod* 82 s. XV aufmerksam zu machen^ die im Texte Htisdrlick* 
lieb auf Kipoll Bezug nimmt. Nach dem Berichte des Zuges 
Otgers mit seinen netm Baronen: ^En 1o temps cjue los moros 
lenuut lo prlneipat de Catabinya . . . entra eu aquesta terra un 
grmn capita venin t de Franya lo qua] ha via nom Otger Cathalo 
mb lo qtial iringueren eo m compannia nou barons', nach der 
NetiDung dieser Barone und der Erzählung, daß Karl der Große 
dat fpriiicipat^ an sie verteilte, ^a honor de les non ordens dela 
mi^ls', beißt es; ^vench lo compte de Barcelona apellat Borrelia 
lg qnal edifEca lo monastir de RipoU e fonch äepetlit en lo dit 
inonaslir/ Auch die oben erwähnte Genealogia dels comtes uew, 
eulLlüi einen Abschnitt über den Zug Otgers/ doch können 
wir» da der betreffende Text noch nicht veröffentlicht ist, über 
das Verhältnis dieser Chronik zu dem Text im liivipullensis 82 
kmu Urteil abgeben; dagcgeti ist die in diesem Kodex über- 
Uefefte Redaktion, wie ich den mir aar Verfügung stehenden 
AnssÜgen entnehme,^ nahe mit dem einseblägigen Abschnitte 



* Tgl. 8. o2 ff.; Msi«6 TorrviitA v^crxeicbnot in IHKtoriog'rmna do CaUhiiija, 
M«vu0 {Iiipatilqu^ XV (lUUti), 4Sä T, Kwei lInnditdirirLeti auft dem 8tjidt- 
arcbir (Ärxiti Mimici|ja)) und ein« au« der Univ*ii-iiUiisbibUoitH«k von 
Barc^^ltin» sowie einen Mairitcnsii (Nationalbibriothek), ttlttitlUli mit dora 
katmiAiiUclieii Teil i. XIV; dtir Ü^^bci^eixiir bt lürgemla ftiiiniuit. 

" MmU TittmaU, a. a. O., blH. * Maati} Türrunt«, a. a th 57il. 

* Si« fluil«ii Rieli tm Kat lial atit^^r Nr. tt. 



114 II. Abhandlang: Beer. 

des bekannten Geschichtswerkes Pere Tomic verwandt, das 
Kap. XVI berichtet ,com lo princep Otger Cathalo entra en 
la terra dels Gots ab IX Barons^ doch fehlt dort der rasche 
Übergang auf die Gründung Ripolls und Borells Bestattung im 
Kloster. Man sieht, die Redaktion im Uivipullensis 82 ist lokal 
geftlrbt, und erkennt aus dem hier vorgeführten Beispiele, daß 
nicht nur die lateinische, sondern auch die vulgärsprachliche 
mittelalterliche Geschichtsschreibung Ripolls noch Spezialunter- 
suchungen erheischt, die allerdings auf Massös trefflicher Historio- 
graßa gut aufgebaut werden können. 

Eine zeitgeschichtliche Reminiszenz, wenn man will, eine 
Art ,Zeitung^ im Sinne der Renaissance, findet sich im Kod. 167 
s. XIV unter der Überschrift ,Hic demonstrantur loca quae 
sunt iuxta Jerusalem' eingetragen; es ist ein Reisebericht, der 
mit den Worten anhebt ,En lan de nostre senyor que hom com- 
tava MCCCXXIII en G. de Treps natural de Cervera ena en 
una nau den G. Grau de Terragona en alexandria per visita 
los sants romaratgesS den Besuch des heiligen Landes schildert 
und eine Beschreibung der loca sancta enthält. Es ist dieser 
Bericht gleichzeitig ein sprachlich dem Volke mundgerecht ge- 
machter PalästinafUhrer, und man mag sich bei diesem Anlasse 
daran erinnern, daß auch die Geistlichen, desgleichen die Ko- 
pisten lateinischer Texte selbst im urkundlichen Verkehr die 
Kirchensprache nach und nach aufgeben.* Die im RivipuUensis 80 
s. XV enthaltene Verfügung des Abtes von S. Juan betreffend 
12 ihm gehörige Bücher ist ganz katalanisch (vgl. Handschriften- 
schätze Nr. 197, S. 253); auch soll nicht unerwähnt bleiben, 
daß eine an die avignonesischen Schreiberrechnungen' erinnernde 
Preisberechnung in dem den Kommentar des Bemardus Angle- 
rius zu Benedikts Regel enthaltenden RivipuUensis 68 s. XIV 
schon in der Vulgärsprache erscheint: ha en aquest libre das 



' In der Anxgabe: Historias c ConqaesUs dels rejs de Arago e eomtee de 
Barcelona, compilades per Mossen Pere Tomic, Barcelona 1S86, 8. 57 ff. 
Betreifs einer der hier an beachtenden Quellen Tomics (Philomena) vgl. 
Herrn. Suchier, Literaturbl. f. germ. u. rom. Philol. XXI, 178. 

* Die Predigten Vicent Ferrers sind in lateinischer Qod katalanischer 
Sprache überliefert, aber schon R. Lull hat, wie jetst allgemein an- 
genommen wird, seine Schriften in der Vulgärsprache aufgexeichnet. 

» Vgl. F. Ehrle, Historia bibliothecae rom. pontif. I (1890), 166 ff. 



Di« Hftndacbriften d«s Kloftf^rs SantA Maria de BipolL IL 



115 



XXI parrafes qne val per eascun sen (d, h- hundert) IX d» 
Cent L r (so) per caseuna Jetra un din^r. 
Endlich sei noch des einzigen umfangreichen altkastiHa- 
oiBchen Textes gedacht^ der in der ganzen RipoUer Handschnften- 
i&niintiing vorhanden ist/ des im cod, 161 s. XV befindlichen 
%TratAdo de Etiea'; so wird der Text auf dem RWeken des 
Bmndes^ auch im Kat. Bof. (Higu. *6/i, 15) genannt und als anonym 
erklärt Das Werk, sehr sorgfältig auf 161 Blättern der Hand- 
schrift geseh rieben j ist in 10 Bücher geteilt und beginnt: Toda 
iiciencia tieno subleeto o materia de qne tracta. E por la di- 
an de los subiectoe se tenta ia division de las subiectas 
'seiencijis , . , Auf foh ^^ heißt es: E aqueste primero libro 
tracta de aqueste fin en general nioral y figuraimento quasi 
declarando la feÜcidad politica usw. Es ist die Ethik des Ari- 
reloleleiL' Da aber dieses Werk im Mittelalter mehrmals hispani- 
&rt wurde (vgL Memorias de la Real Aciidemia de la Historia VI, 
L181S, 474 1 und Desdcvises du D4zert, Don Carlos d' Aragon, 
fpMii 1889j 416f.)j wäre noch die im RivipuUensia überlieferte 
BseneioQ festzustellen; sie ist verscfrieden von dem Text der 
stmals im Hesit^s des Markgrafen Santillana gewesenen, jetzt 
in der Madrider Nationalbibliothck aufbewahrten Handöchrift 
li 19, über die Mario Scliiff (Bibliothfeqne de TEcole des Hautes 
Etudes CLIII: Lj4 Biblioth^ue dn Marquis de Bantillane^ 
Paris 1905j S. 31 ff.) genauere Mitteilungen gemacht hat; noch 
.weiter entfernt sich von unserem Text das Kompendium des 
rBmueto Latini. Eher wllrde man an die von dem Prinzen 
Carlos de Viana stammende Übersetzung denken, zumal in dem 
1461 zu Baret'lona aufgenommenen Inventar seiner Verlassen- 
wrhaft unter den Bliche rn ,Leö Ethiques per eil transladades' 
BcheineUi äIso ein Exemplar der von ihm selbst angefertigtan 
Üb^raetsung^ die in einer mir unzugänglichen Ausgabe 1509 
iln Zmfftgoza von Georg Coci gedruckt wurde (Gallardo II, 
Nr* 1590), Doch haben wir es augeuscheiulich mit einer 
[früheren Hispanisierung zu tun; das vorher mitgeteilte Incipit 
MÜmmt nämlich fast wörtlich mit den betreffenden Stellen in 



^ Bezeichnend heißt e» im Kai, Bai unter der Signatur 190 z »Liber Idiom it« 

inimieo led Tetuito eonicriptUJ/ 
* VfL llArckeii, L'Etic« Nicomaehei nella CradiEioDe Utlaa medievale» 

UeBinA 1904. 



116 II. Abhandlung: Beer. 

zwei Frühdrucken^ deren Text als älteste spanische Übersetzung 
der Ethik gilt: Ethica de Aristoteles, compendiada por el ba- 
chiller de la Torre, Sevilla, Mein. Ungut und Stan. Polonus 1493, 
sowie Zaragoza, Hurus, s. a. (Haebler, Tipografia Ibörica, 1903, 
Nr. 31 und 32, das Incipit ausführlich bei Gallardo Nr. 4049). 

Die Rückschau auf die vulgärsprachlichen Texte der 
RipoUer Bibliothek zeigt bei aller Knappheit deutlich die Er- 
weiterung der literarischen Tätigkeit des Klosters nach der 
volkstümlichen und nationalen Richtung; von der engeren Auf- 
gabe der Durchforschung patristischer Texte sich entfernend, 
ist sie, wenn man die hier zum ersten Male versuchte pragma- 
tische Darstellung der bis zu den Anfängen der Reconquista 
zurückreichenden Geistesgeschichte einer altkatalanischen Kultur- 
stätte als Ziel im Auge behält, von Bedeutung. 

Jungkatalanien zeigt seit einigen Dezennien, besonders in 
jüngster Zeit, eine selbständige, tiefgreifende, sich speziell in 
sorgsamer Pflege heimischen Schriftturas sammelnde Bewegung, 
die eine vielfach gehörte italienische Stimme geradezu ,risurre- 
zione di un popolo* genannt hat, wir, von literarhistorischer 
Warte aus, als neuerliche Reconquista nach jahrhundertelangem 
Stillstande bezeichnen möchten. Erinnert man sich, daß einzelne 
schöne Blüten dieser Bewegung, wie ,Terra baixa', die Pyre- 
näen überschreitend, literarisches Gemeingut geworden sind, 
dann mag der Blick auf die bis zu den staatlichen Anfangen 
Kataloniens zurückreichende Geschichte literarischen Lebens 
seines bedeutendsten geistigen Zentrums davon überzeugen, daß 
hier mächtige, in das frühe Mittelalter sich senkende Wurzeln 
von Kräften bloßj];elegt worden sind, die heute mehr denn je 
anregend fortwirken. 




Die Hftndwclirifte« dea Klosters SanU MariA de Kipoll. 11. 117 



Schrlfttafeln- 



1. Kod. 151, 130X212 mm. Fd. 154': Jn natiuttate Saocta© 

Mariae, s. XL Vgl S, 1 L 

2, Cod. Parisinaä Bibl, NaL F, lat, 5132, olim EivipuUenais, 

225 X 300 mm, FoU 109* ; Gedicht auf Ttamon Berengucr IV., 
mit MufliküOtcn, s. XII (bald nach 11 69). Vgl. S. 27 ff. 

3. Kod. 99, 178X2Ö0mm. Partiell o Absclirift aus dem »Codex 

Saudi Jacobi^ (Compeatelaniis), a. XII (1173). Fol. 35% 36^ 
Vgl, 8. 34 ff. 

4, Kod. 214, 117 X 148 mm, FoL 6% l'i Johannes abbas, ,Theo- 

riaS 8. XII. VgL 8. 41. 
b. Cod* Parisinus Bibl. Nat. F. lat. 5132, alira Rivipullensis, 
225 X 300 Wim. FoL 107': KoEif^tituttoo, betreffend die con- 
suetudo in veHtiineatis des KtonterSf erl&^Ben Ton Abt Oanz- 
frt^dtiB. Vgl. S. 61 f. 

Kod. 26, 270 V 387 mm, s. Xlll. 

(6. 7.) AlaiiuB ab Itisnlia, Bo sex aUs Cherubim. FoL 138\ 

139^ Vgl 8. (55. 
(8.) Abpührifton alUr Hausurknnden Eipoüs. Fol. 113\ Vgl. 
B. 65 ff. 
9. Kod. 7, 273 X 425 mm. Fol. 206': De consanguinitate, 3. XIV. 

Vgl. 8. 83 und 89. 
10. Kod, 19, 293 X 402^1«. Fol. 1': Liber ßoxttti, », XIV. VgL 
S. 83 und 89. 

IL Kod, 131, 155 X 226 mw. FoL 53': Lectura PriHciani mboria, 

fi, XIV (1307). Vgl. S. 90. 
12, Kod. 147, 145X210 mm. FoL 94*: Bberhardna Bethunensis, 

Oraecismus, s. XIV (1334). Vgl. 8. 91 f 



l 



•^ 










*» L4 f"«- i^ t W ^'^5 •! ^> Sa 











IBEE. Die Haadficlinfteii des Klostors Santa Maria de KipoiL II. 



Tafel &. 



M^f r^Atu tnfTum »tiA*mirf «^twtnw' ^fgp.VAuitfrr 

mim jBftUurur uniauc|, frmni iLuiftrenftu. m Jum tÄwr *|»ttr^i^ 
iffiinr urtuiu^ 7 fclWu üiaCm dU APA^n* tn Amml utii^ fr^tiv 



' I • irn-faiiMi" III f r ' A •.» 






fmmtr tmnu Wö^i Vc^fMim 



t^^ 



tütnutt»^ <t Iml«. JUM. 4 Wl«tiiwb., ^m »hitt, IHutn, ISS- U., t Abb 



Die HandschrifteD des Klosters Santa Maria Je Btpoll. II 



Tafel 



inuin #inu' itiufflif wutfuir Tmi;[l4V 

^flwiBvi^w F^u4 rft ttiijuLoiiur ^ 'in' 

T^/ T nnft^bOjiri^Liixi fK>cnn ™«u ,1; 1 
■»•■* W aii* -tVit H^ r» flint 4«' tom« t 
d#«U» .HAI a|ll«^ff»itur 4da&'n» 

4» Jim» Wnnal'uf.^ilMiMult t^l^c^ 

«^ * x^ tto« t CHI« wtffojn^ ft^ tr^ 

• pnnu n fhtai üww^ "Ssrt^ dur it!^ 
^lloftIlar-'Vrt^^*•vf^Jt*^^-t^^^m■ A 

)tm fmdk <ti\U3^ T^Ä . -i jitltlP* lAv 

^^ MV'^ tfiin* fiww viif<*<^"u>'<^ 






t***« 



oim Tu«f|fAait fear ^rcu:.- aim tw*, 1 

tiMU^Jfl^E ^,0ir. *^ III^IBiXIllMl * ^)r 

* tUpar tl^tüm Gjfot- Jv ^Oni^Jl^m Cr 

TAT >tmuur. 1^ cs^'« Otu^ ^ ^niak 
oi^mai« .unfHtnjLy.. ji^«xr ^DHQAlu 

dkir.a»ti n t^tNon^ 4U^^ fK^fT«-^ 

cf\aftM «ifffirmf Uz»t filtern mir. ^ 

tWwm ^mtett AXecnbir, ä € itoc n«|fc . 

itblk|{Fi<^uan ftmm^ «^fv« .tblfiliiillT 
^ttmcxqlitaiEin Htf-t) ***r-^i#tn 

d^pitlV^^liSn üt^i nm .**" *^ G?^ 

^ U&Fmn pucnuT |W!UTtmi. -^^ 

bff-.qiutKir btv^««iv cn^fMicuJi 
«UHU iboonr^lAlf MiAk»Ali»"4:«ptf' 

4ilAf auf crinw. 4.h?mi 4i'ttfi0^ 
nlidrt^^ l5«fmp>u' "t^^^^J*)« 






äluauril' 4 Hii Akid. 't WU 



[>fitb ^inni lüJjm)«, is> IM., t Abli. 



BEm nie Handsühriften dtn Klo.stere Santa Maila de Bipoll rr 



Tafel 11, 



^.^.^ f,^ |H«i«f «nli( ii*«i< ^ ^i"«* 



fjSk^ f^iV^* 44I '^^ fM.''^ 1^ 1* l^t" n* ttt^* Ci 



r*^ w 4" *^ ^ ^f* *f ^'^'r '^ <*** »• 

^.p^ve r«ii3» rr t f A'l*r. dl / JT f.* JT -^f^ ^* ^* 
[ nur UM ]^0fM< «nfk i»iiiMjpiI.r^' ^« *4 iT ^N&inv rr 

t ^ A^ «■fcA ^^Jurinj <^ Hrff^ i,jji» jt ^wl^rt T 
%mr iM 4]jf M >Ar^ ^A^i.'^^^A^^.iir^ 

^i^^#»i fiMft- Ä^ ** ii4 H^-k«^ f^h- 1* 



i^tiruf, -!''< ^^fc* A.*oi 11» •^f^^r.tirxX fflb rt . 
1 fit «^ \t£!^i . i/kH ^^ ir^« ^^St^siT^ df Mk Wall ^ 

,Ä** m^^* Vif »ftll* *H*«W .* ** ^^'^ 4 ftr 
o «mtiti lilr Aul 1^ A^ aS* i ^M i %r 4|m f 41 ffl^ 



r %t£^^feA3 «*^<« »«*rf f* 



L<i«*^M«;iMi _ _^_ 






311..«^. 4.U.. UtJ.a Wi„e.,.i,., ,yUM-t Kl.«., ,ä,. Bd . , Uh, 



r 



achriftea des Klosters Santa Maria de EipolL IL 



Tafel 12, 



^^ M?|^ eft(^Mr7t Ä JWtÜj^ 3W 



^:^ i^4ti«0ir liTitif' ÄC ««aiil^^ ^6St< 






SlteflBifib. 4 Ital*. hUA, a. WlÄBniei , pl**i -t-nt Kl****. lÄ» IH , S. Al»Ji. 



m^ Abti^: £ra«lita-Greifenhorst ^ug Ibrahim PASctiaA. 



IIL 

Berieht über den Zug dee Groß- Botschafters 
Ibraliim Pascha nach Wien iiü Jahre 1719, 

Im Original te;tte harauigegeben , übersetxt und erlütitert 
Di, Friedrich von Kr aelitE- Greif od hörst. 



(Tor^eto^t in äer SlUang aoi IS, Janl X^QT.] 



EinleituniT. 

Uie Äwischea Oßterreich und der hohen Pforte zustande 
Eommenen FriedensTerträge pfiegten kurze Zeit nach ihrem 
Abschlüsse darch den Austaüseh feierlicher Gesandtschaften be- 

^stätigt und bekräftigt zu werden^ ein Gebrauch» der sich all- 
maklich beinahe zu einer vertrag§raäßigen Förmlichkeit ent- 
wickelt hat Solche Gesandtschaften waren gewöhnlich mit 
aoierle&ener Pracht ausgestattet und führten wertvolle Ge- 
schenke mit sich, welche für die betreffe öden Herrscher j her- 
vorragende Feldherren, Äünister oder Großwesire bestimmt 

I WAr€D* Im Interesse ihrer Sicherheit im fremden Lande wurde 

[•bei Entscndunjjj derselben folgender Vorgang beobachtet: Die 
beider&eitigen GeBandtschaften brachen sa ziemlich 2u gleicher 
S^it ¥on den Haupt- und Kesidenzstädten auf. An einem Orte 
der jeweiligen Grenze, der zuvor genau festgestellt wurde, ging 
die feierlicbe Auswechslung vor sich, jener Akt^ durch den die 
Gesandtschaften in den Schutz uud Schirm des fremden Staates 
trateo mtd tn welchem sie so lange blieben ^ bis sie an der- 
ietben Stelle nach Erfüllung ihrer Missionen von dem eigenen 

'Staate wieder Ubernommen wurden. Die Geschichte berichtet 
wiederholt yon solchen wechselseitigen Gesandtschaften S5 wischen 
Österreich uud der hohen Pforte. Namentlich nach dem zu An- 
fang d^ 17. Jahrhunderts abgeachJossenen Sitvatoroker Frieden 

ailMlIibic. d. rUL-blBl, Eh ISS. B<L 3. Abh, 1 



2 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst. 

häuften sich derartige Legationen, indem für die jedesmalige 
Erneuerung desselben zu Wien, Gyarmat, Komorn, Konstan- 
tinopel und zweimal zu Szön Gesandtschaften abgeschickt und 
empfangen wurden. In gleicher Weise wurde später der Friede 
zu Vasvar (1664), Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718) 
nachträglich bestätigt. Es ist begreiflich, daß bei der Wich- 
tigkeit, welche diese Gesandtschaften für den Ausbau und den 
Bestand der friedlichen Beziehungen beider Staaten hatten, 
darüber mehr oder weniger umfangreiche Berichte und Reise- 
beschreibungen verfaßt wurden. Und zwar entstanden solche 
Schriften, die auch wertvolle und interessante Mitteilungen über 
die herrschenden Sitten und Gebräuche im fremden Lande ent- 
hielten und so die für einen intensiven wechselseitigen Verkehr 
unbedingt notwendige Kenntnis des fremden Volkscharakters 
vermittelten, sowohl auf deutsch-österreichischer, als auch, was 
bei dem stark ausgeprägten Sinn der Türken flir geschichtliche 
Darstellung nicht anders zu erwarten war, auf türkischer Seite. 
Einen dieser türkischen Berichte, die sich übrigens auf europäi- 
schen Bibliotheken handschriftlich fast gar nicht vorfinden, be- 
sitzt die k. k. Ilofbibliothek^ in Wien; er soll im Folgenden im 
Originaltext mit Übersetzung und erläuternden Anmerkungen 
veröffentlicht werden. Es ist dies ein kurzer Reisebericht über 
jene türkische Gesandtschaft, welche zur Bestätigung des Pas- 
saro witzer Friedens im Jahre 1719 von Sultan Ahmed IIL 
nach Wien abgeschickt worden ist. Sie übertraf alle oben 
erwähnten Gesandtschaften, sowohl was die Anzahl und den 
Rang der beteiligten Personen als auch die Menge und Kost- 
barkeit der mitgebrachten Geschenke anbelangt, und gab in 
dieser Prachtentfaltung einen unzweideutigen Begriff von der 
am damaligen osmanischen Hofe herrschenden Verschwendungs- 
sucht. An ihrer Spitze stand der ehemalige Nischandii* und 
Sihhdar^ Ibrahim Pascha,* Bevollmächtigter der hohen Pforte 



* Siehe G. Flüpol, Die arab., per«, und türk. Handschriften der k. k. Ilof- 
bibliothek. WicMi lb05— 0(5, H. IM., S. 262, Nr. 1090. 

* ^^yc^LiJ iat der Staatssekretär für den Nanienszug dos Sultans. 

' ^j>js^ wörtl.Waffenträger; al? Hofamt ,Waffenträger des Sultans^; zur Zeit 
der Janitscliareuperiodo hieß so der Kommandant der Leibgarde des Sultans. 

* Nach Driesch, G. C. v., Histor. Nachricht von der rOm.-kayserl. Groß- 
Botschaft nach Konstantinopcl etc. Nürnborg 1723, S. 54 Uutet sein 



Berkbt ilb«r den Zug dei Groß-Bt>täcliartc!ia IbiAliiai Pascfm el6> 



Wti den Vcrliamllaii^^en des Paasarowit^cr Fiiedens, dorn bei 
am ADlaase der Rang eines Groß-BoUchafters veriielien 

ird©. Er brach am 23. März 1719 von Konstantinopel auf 
und benützte den damals üblichen Landweg nach Wien, d, h, 
er ÄOg aaf der Ileeretraße von Konstanlinopel llber Nisch nach 
Parakin and Kaiianjj ss wischen welchen Orten die feierliche 
Auawcehslung mit der von Wien unter Fähmng des Grafen 
ron Virmandt atgcschickten Qeiandtscliaft stattfand * von da ging 
es über Belgrad durch das westliche Ungarn nach Schwecbat, 
der letzten Änfentbaltsstation vor dem Einzu^^e nach Wien. 
Dieser selbst erfolgte am 14. August und war der prachtvollste 
and giftnzendatej den man in Wien je gesehen hatte. Das Ge- 
folge des Botschafters bestand aus 73G Köpfen und führte 645 
Pferde^ 100 Maultiere and 180 Kamele mit sieb; überdies bekam 
er llglieh 150 Taler auf die Hand,^ In Wien Terweilte die Ge- 
iiodiachaf^ 9 Monate und 5 Tage, während welcher Zeit die üb- 
Beben Antritts- und Abschieds- Audienzen beim Kaiser Karl VI, 
und dem Hofkriegsrat Präsidenten Prinzen Engen stattfanden, 
Sehens Würdigkeiten Wiens besichtigt , Jagden und andere 

tlmeligungen abgehalten wurden; ja sogar das Fest des rao- 
iiammedanischen IsurbanBairauiy der auf den 24. — 26. Oktober 
I711> fiel, wurde im Abs teigquartier des Groß Botschafters nach 
orientalischer Sitte gefeiert.* Die Abreise von Wien erfolgte am 
11. Mai 1720^ und zwar znnäcbat zu Schiffe auf der Donau nach 
Belgrad and von da auf dem Landwege wieder zurück nach 
Kon^iantinopel Der vorliegende Berieht ist vom 28. Januar 
1726 (24. DiSumada L 1138) datiert, wurde also ungefähr sieben 
Jiihre nach dem Aufbruclie der türkiachen Gesandtschaft von 
KetistikOtinopel verfaßt. Sein Stil ist eiofaeb, selimncklos, ich 
tii5ehte fast sagen vulgilr, mit einer oft naiven Ausdrucksweise 
bei Beschreibung europäischer Sitten und Gebräuche, und sticht 
•0 lebhaft von der scb wulstigen, bilderreieben Sehreibweise der 



fxiller Name! Vi^ir MOckereiu Rurniii Yalasl BAJeailo Taja Sade [braliim 
ÜätdiAt yf^ ^*^^ maogelhaft«» Transkription lioa Türküclien ^ f j^ j^i? 
Lib ^^t^^^ «^^J ^}> M^^4U_^ ^^j,i*wij\^ f^\ ^^j ift. Über »cme Bio- 
frsphio konnte ick nk'iits Näheres in Erfahrtitig bfiagea; Auch In ßamy 
Bejm Kim^B al-a'IAin ist er nicht angeOnirt. 

^ Mamiii«r, J. r., Gesteh, d. onm. a, Bd. VIl, g. t47/4B. 

' Wiiru, DiariTiBi Hr IBU (Jahrg. ITlö), 



4 Jll. Abliandlting: v, KmeÜliS'OreifeKiUafi-t. 

zünftigen Historiograplien jener Zeitperiode, eines Rasrliirl und 
Teclieleln zaclc Efencli (Isma'il *Aßim Efendl) ab. Aus dieser 
Tatsache läßt sieb wohl ein Seliluß auf den im Texte oirgonds 
genannten oder aacli nur angedeuteten Verfasser sielieu. Zweifel- 
los ist CS ein Teilnehmer an der Gesnndtseriaftj nach der Ein* 
fachheit des Stiles zu urteilen^ ein Mann minderen Ranges, der 
seine Erinnernngen, sei es über Auftrag, sei es freiwillig in 
schlichter Weise zu Papier gebracht hat und zwar wahrschein- 
lich ein niederer Janitscharenofßzier, zu welcher Annahme mich 
die militäriseh wichtige Angabe der Reisedauer zwischen den 
einzelnen Orten^ welche die Gesandtschaft berührte^ sowie die 
oft sehr genaue Beschreibung der festen Plätze und ihrer 
Schantzwerke verleitet 

Inhaltlich ist unser Bericht, wie oben bereits angedeutet 
wurde, kein spezifischer Gesandtscliaftsbericht (^U OjU-«*)^' e^ 
fehlt ihm dazu jede Erwähnung staatlicher und sozialer Ein- 
richtungen des damaligen Oster reich , was das Wesentliche eines 
solchen Berichtes ist* Er enthält vielmehr lediglich eine Schilde* 
rung der von der Gesandtschaft eingeschlagenen Reiseroute und 
der an derselben gelegenen Orte und Festungen und wird so zu 
einem nicht unwiclitigen Beitrag für die Kenntnis des in jener 
Zeit üblichen Reiseweges von Konstantinopel nach Wien, also 
der geograpiiischen Lage, Ausdehnung und Gestalt der während 
der Reise berührten Städte. Manchmal wird durcfi Erwähnung 
bekannter Namen an geschichtliche Ereignisse erinnert, welche 
sich an einem bestimmten Orte ssugetragen haben ^ oder es 
werden andere nennenswerte Scbenswürdigkeilen beschrieben. 
Natürlich ist die einstige Festung Wien^ das Endziel der Ge- 
»andtöchaft, am ausführlichsten behandelt; ja unser unbekannter 
Gewülirsmann erzälilt sogar einige Lokatgesclnchten; die sich 
in Wien und namentlich während der beiden Türkenbelage- 
ruiigen daselbst zugetragen haben sollen. Leider gelang es 
mir nichts trotz langen und eifrigen Forschen&j für alle eine 
Bestätsgxing in einheimischen Werken zu finden. 



' WV« ».B.AliiniHi R«iftit EfeodLs (^3>-^\ v^*^j ^^^) ^^j^arfUcUj^Uurf ^iUj 

Bm%9 rr C {A^^ ^^U^ J^^^^aÜ) di« pelitiicbo Einteilung^ d«a ämmM- 
ligco D«iitidiUnd betcluiebem wird. 



Hofidti äb«r doti Zug des GfoH-BotAcliafti^rs Ibrahim pA^cha «tc. & 

Bei der Übersetzung habe ich mich strenge an das Original 
gehalten^ um ein möglichst treoes Bild seines stilistischen Kolorits^ 
das sich, wie bereits erwähnt^ dnrch Kürze und Bündigkeit aua* 
xeicknetj zu gehen. Auf diese Weise sind wohl die Wiederholungen 
sowie gewisse Härten in der Übersetzung za erklären* Vom Ori- 
ginale bin ich daher nur dort ahgeTv^icbenj wo es unumgänglich 
notwendig war^ doch habe ich jene Ausdrücke, die im Texte 
nicht stehen, des besseren Verständnissee halber aber in der 
Übersetzung hinzugefügt werden mußten, in Klammern gesetzt 

Es erübrigt mir noch, an dieser Stelle des besonders gütigen 
Entgegenkommens meiner hochverehrten Lehrer, der Herren 
Prof, Hof rat Dr Josef Ritter y. Karabacek und Prof. Dr. 
Maximilian Bittner, deren Ratschläge und Winke mir bei der 
Übersetzung sehr zustatten gekommen sindj in aufrichtiger 
Dankbarkeit asu gedenken, Auch den Herren Prof* Dr. Eugen 
Oberhnmnier, Mag ist rata- Ober- Kommissär Dr, Franz Bertolasj 
Archiydirektor der k. k. n. ö. Statthalterei Dr. Albert Starzer 
tmd Korrepetitor an der k* n. k. Kansular-Akademie Ahmed 
Sa^adeddin spreche ich für ihre wohlwollende Unterstützung 
meinen verbindlichsten Dank aus* 



Im Folgenden gebe ich einige Bemerkungen über das 

¥on mir benützte Manuskript Dasselbe zeigt ein deutliches, 

nicht ungefiiliiges, nach links geneigtes Naschi, Städtenainen 

sind zuweilen rut üherstrichen, Aurschriften sowie die Standen* 

zahl der Reisedauer von einer Station zur andern dagegen 

pmz mit roter Tinte geschrieben. Im Texte habe ich die 

Orthographie des OngiimU beibehalten, um so ein treues Bild 

damaligen geßchriebencn Türkisch zu erhalten, soweit dies 

si einer so schwankenden OrtliOgrapbie, wie ^io im Türkischen 

Immer bestanden hat, raOglich ist. Sie unterscheidet sich von 

der heute gangbaren iu manchen Punkten, die icli gleich näher 

Brörtern wilh Was die Vokale anbelangt, so stoßen wir in 

^türkischen Wörtern auf folgende Abw eichungen* Der Vokal «, 

welcher im heutigen Türkisch im Anlaute mit Elif und Medda 

(1) geschrieben wird, ist im Texte durchwegs durch Elif allein 

■ MSgedrÜckti^z. B.: ^>j\ st* ^^j\ Ol st 0\, |>U^I st* t>^^, 

f^3^ st ^3^\ oV) st* jy, oV^^ st, ^f^\ usw. Der Vokal i 



6 Iir. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

wird im Anlaute durch Elif allein wiedergegeben, während 
heute dafür ^} geschrieben wird, z. B.: si^^\ st. vi^^.^ (etmek), 
doch findet sich auch ;wXj>\' j^,^^} u. <wJ>^»j^.^, f^^^ st. ^j^^^^}, 
Ki^\ st. ^i^-^-^} usw. Im Inlaute werden die beiden Vokale a 
und i seltener als im heutigen Türkisch durch die Direktions- 
buchstaben \ und ^ ausgedrückt, z. B.: JpyJ'st. Ji^y>, <3-%J^ st. 
iS^^.y SLOT. jUu u. yo, v5^^J-»2o st. v5^^^, ^>^* st. ^w>Jl*, ^-äy» 

st. ^-^^^, ^/*>i st. ^j^*>?. usw., j ;» « » fv st. < j »äf.'^, viX.^^ st. si^^^> 

{dinmek)j o^^^>^. s^- 0^v>^V.> JP^*^ st. ,3X-UJl*, CUXj» st. y^^-'-^.j 
d^-^ st. vi^-^J^, eX^^ st. si^j^ usw. Dagegen ist i durch ^ 
dort ausgedrückt, wo es heute nicht mehr bezeichnet wird, z. B. : 
j^^, St. >^b, vir:^.r:e- st. cx^y^- 

Im Auslaute wird im Türkischen i durch ^ oder ^3 wieder- 
gegeben; im Texte herrscht die Schreibung mit ^ vor, z. B.: 
y^h> X^'^7 3r^j J^^^ ^8w- Weitere Eigentümlichkeiten der 
Orthographie im Texte sind : die persische Konjunktion ,<*^' 
,daß' wird <^ geschrieben und mit dem vorhergehenden Worte 
verbunden, z. B.: ij^,^^\ st. ^ ^^^^^ dagegen wird das Ad- 
jektiva bildende türkische Suffix ^^ ki ,<*^' geschrieben, z. B. : 
A^Äji^ St. ,^5^^, ^i>d3j^\ st. ^s>^^\ usw. Ferner steht 
V|;^J^j>^ für v-j*iy.jo^^>$ , v^^^^jXa. für vif^«y.jXÄ., e5^^J^5> 
für ^jOjJi>^j, ^^sM für c5^.v>J^, o^-^^^^^^ ftir o^^^-^-^^j 
C5^^^^.* für o^.J^.^ y^5^^ für j^j^^,^y ^^^^. für ^j^,^. (von 
"^^yy^j *^^ für viX^; sehr wechselnd ist die Orthographie des 
Wortes ^j^\ in der Verbindung ^^y^d3^\ ^\jb yjy, man findet 
^j^j^j i^s*^^J^ und L5*^j^; das Genetivsuffix bei vokalischem 
Auslaute ist s:X> oder vi^ und wird mit dem vorhergehenden 
Worte oft nicht verbunden, z. B.: ^/^^.^ eX^o^^jO^. »;-Äi>, 
dX^.^, vi^^^; y*^"^ steht für >^^ c^^c^^ f^r ^y-W^- 
Das TaSdid ( - ) steht zum Zeichen der Verdoppelung des Kon- 
sonanten, z. B. : ^j^^J5|^ st. c^t^^j doch auch pleonastisch, 
z. B.: ^^\ St. J\ heute ^\, ^^ st. ^^i», y3\ st. j^\' 
Hamze (-=-) ist bei vokalischem Auslaute oft Zeichen des Akku- 
sativs statt ^,,^ z. B.: ^^ st. ^,^^y Ü^ st. ^jdJu^^ 

4j-> st. ,^^<k-U*^y. 



^ Siebe fiittncr, M., Einfluß des Arab. und Pers. auf das Tfirk. (Sitzangt- 
bericbte d. kais. Akad. d. WiMonsch. in Wien^pbil.-hist. Kl. Bd. CXLII) 
Wien 1900, 8. 111, Anm. 1. 



■«:bt über deu Zug dos Groß- Botschafters Ibrahim Pascha etc. i 

nilich ist auch die Schreibweise eines Substantivs 
TöOnalsuftix der 3. Pers. Sin<^., indem das ,3 des 
'it noch dort geschrieben wird, wo es im heutigen 
li bereits fclilt, und erinnert so an die in tatarischen 
:angen üUiche Schreibwelse, z. B.: yi^^^y^ <*^*^* st. ^<^^ 
jJi^y^^ ^J^\jÄ st. <*^|/*, <*^-^y***^ St. <^<>^^; ferner steht c^^r^^ 
fiir f^,y^^ ^^j]^6^yL^ fUr ,^jJi3l:L,JLf^ usw. Fehlerhaft 
ist oft die Schreibung arabischer Wörter, z, 1>.:' ^^ st. (^ >\ an- 
dererseits wechselt die türkische Schreibweise mit der origi- 
nalen arabischen, z.B.: O^U^ neben O^U^**, ^^\S> neben ^^>j 
a}^ neben <^\ 

Was die Schreibung der Konsonanten anbelangt, so wage 
ich aus der Tatsache, daß an Stelle der heutigen harten Kon- 
sonanten weiche gestanden sind, die Behauptung, daß das 
Türkische damals viel weicher ausgesprochen wurde als heute; 
80 steht z.B.: ^J^ st. ^^, <St^- st. kSj^^'j o>^*^ st. c>^'\ 
j\/JU. St. jy-J'^, 3^'h St. 3^}^.j ^^ St. j^5^ si%>^ St. vi%>^, ^^ 
st. E'J» usw. Doch liiidet sich bei den angegebenen Wörtern 
manchmal auch die Schreibweise mit dem entsprechenden harten 
Konsonanten. Ferner steht im Texte oft ein harter Konsonant, 
ivährend im heutigen Türkisch dafür der entsprechende weiche 
steht, z. B.: ^^ für ^^, viX.^'/^^ für ^i^^/^, ^^^ für 
A^i^, Falsche Setzungen diakritischer Punkte, die im Texte 
manchmal vorkommen , sowie andere kleinere Fehler habe ich 
verbessert, die betreffende Stelle des Manuskriptes aber in einer 
Anmerkung angeführt. 

Zum Schlüsse noch einige Worte ül)er die Syntax. Wir 
finden die einzelnen Siltze meistens durch ^, sehr oft durch Q 
oder das Gerundium auf v*^ aneinander gereiht, auch dort, 
wo durch eine Unterordnung der Siltze eine Belebung des 
Stiles möglich wäre. Auftallend ist auch das Nachsetzen des 
Dativs, was wohl dem vulgären Sprachgebrauche angehören 
durfte, z. B.: »^^^ ,yu^wü^ i^is r^\^, J^ o-^U^^ O^U Q 

AiüjLjy USW., und die Verbindung des Verbums vi^-*^ mit dem 
Dativ, z. B. : ^s^ ^0^^^^ <*^^ d^^ j.,,^^\ ^p. Manchmal 
fiült der Verfasser aus der Konstruktion, z. B. : ^^^-^ c>^^ C^^ 



o III. Abhandlung^; v. Kraelitz-Qreifenhorst 

\\r\ ^V r j 

* Dio Türken schreiben Öfters fUr den 5. und 6. Monat des mohammeda- 

^\ ^^l^ und släi.^j\ ^^V^» 

J^'J\ ^3(3)^l^ dzemad{z)i'ül-eicwel und ^Ä.'i^\ ^(3)^1^ dieaiad{z)i-iU 

ahyrf indem sie das arab. fem. ^^Sl^' nicht beachten. 

^ l^. (im Ms. \a.) ist eine Abkürzung für den mohammedanischen Monat 

^«'^\ ^^l^; die Abkürzungen für die übrigen Monate sind folgende: 

sj<äaJ\ ^3, > = fl^-'i ^3. « r^ = 2Vt, ^ Zeichen für »/,. 

* Entspricht dem 23. März 1719 der christlichen Zeitrechnung. An diesem 
Tage brach die türkische Gesandtschaft von Konstantinopel auf. (In der 
,Marsch-Rute der Türkischen Groß- Botschaft von Constantinopel bis Wien*, 
enthalten in der Schrift ^Ausführliche Beschreibung des prächtigst- und 
herrlichsten Empfangs und Einbegleitung, wie auch Einzugs, welchen 

der Türk. Groß -Botschafter dahier iu die Kaiserl. Residenz-Stadt 

Wien den 14. Augusti 1719 gehalten. Zusammengetragen und verlegt 
V. Job. Baptist Schönwetter*, ist fälschlich der 19. März als Tag des Auf- 
bruches angegeben; auch die Stundenanzahl der Entfernungen der ein- 
zelnen Stationen stimmt nicht immer mit der in der türkischen Hand- 
schrift angegebenen überein. 

' D. i. Adrianopel. 

' Eigentlich ,MusUfa Paäa Kjöprüsü* (Diur-i Mwtafd paia) ,die Brücke 
Mnstapha Paschas; in Driesch* Bericht auch ,Tzgupri Cuprussi*, was 
das türk. tf*^,A^ lÜt^^^ (,Brücke der Brücken*) i«t; so genannt, weil 



ßhl i^b«r den Zug den Gro0'BQU«lmfteri Ibrühim Pa^eha ete. 



Bericht über den Auszug S"^ Exzellenz des Botschafterg 

Ibrfthlm Pascha aus Konstantinopel am 2. Dzumäda 1, 1131 

und seine Reise nach Wien, zugleich mit Angabe der 

einzelnen Stationen. 

Am 2. Dzumftda L li31J 



Konstantitiopel — Edirne^ 44 Stunden — Station Mu- 
ilftfi PaSa' 6 St. — Station Harmaüly* 6 St. — Station 
Osiund^Ä-Ova* 4 St — Station Semizdie''^ 27s St — Station 
Kajaly^ 2V, St — Station Babaslj« ö St — Sutiou Fi Übe» 



tiiDr MoftMfihtt Pjum^Ua (gest. 935 d. H.), cinct der WeiLfo BdtAn Sulei- 
iniu<f ein« prächtige gtemem« Brücke [iber die MAritKJi erbaute. Wiene- 
riicliei DUritun (Anbang %n Nr. 1679) = Mebemet Baisi, wo ^s aU 
«tD« EutioD zwlscbeo U/^tiadlA-Ova und HArmanlj bezeicbofit wml, ob^ 
wohl es nach der Karte eigeniUcb y.wiscbeii Adrisnopel tind HArmanlj 
lieg«; Vgl. auch Hadscbi Cbalfa ^Riimeli und B<^siia* (Aufgabe von Hain* 
mef, Wien l8tS) S. 49; Hammer, Oam. Gesi^b. HL S. 800, und die Be- 
tcLbreibung der Brücke in Dries«h a. a. D. S. 125. 

* Dribieli, Bericht (Darunter let hier und im Folgenden stets das auf Seite 3, 
Aum. 4 zitierte Werk von Driescli zu veritehen) se ederais hosouderc^ 
Anuierkuiig unter einem Siern. S. 125 = Harmanly, Wien* Diar, 
« mO. — Harmaula, Hammer a, a. O, 8, 601 = Chirmenli, d, L das mit 
Scheuern Begabte vom per« ^^T^^ä- thirrnaen ,Tenue, Scheuer* abgeleitet. 

* An der Maritaa; Hammer a. a- O. 8* 801 = Usundsebowa^ Hadftdii Chalfa 
a^ a. O. Sv 61 — l'snndscha-ova; Drieacb, Bericht 8. V2b = UÄmidachova, 
Wien* Diar* a* a, O. ^= Uiotitache Ova; U* Ut nach Hammer l. c. der 
Naiut« des dort sich hin^ieb enden Tale$ («m^ ^*^^ t ^Ebene, Tal*, ^^^ut 
wiundui L ^ in D gl i üb)* 

* HammeT a. a. 0* S. 801 ^^ Semtadsche, d. i. das FettUebte vom t j.^^^i* 
•fitii* ,Fetl' abgeleitet; Driesch, Beriebt 8* 120 ^= Semisehcze, Wien, Diar* 
a. a. O. ^ Semisehtse* 

* Hammer a. a* O* 8. 4MJ1 ^ Klalik, d* L der Felsenort» richtig Kajaly^t 
.Felfeti* tUrkiieh = h^ja (bU, Ui); Dr^escb, Bericht S. 120 = Cmjaü. 

* Hammer a. a* O* 8* 802 = Pap aal i, d* i. das PfafflUhte vom t. ^j^bl^ 
(papat) ,der Pfaffe' abgeleitet; ebenso Drioach, Beriebt 8. 119; Wien. 
Diar. a, i* 0. = Papale. ■ D* i. Phili|ipopeL 



10 III. Abhandlung: v. Kraolits-Qreifenhorst. 



•V sZ^Lm f^^ (jlc=^\ Bl. 2 T, c-^L- f^^ 4^ <» "V c^L- ^^ 

Üil5i oJJU; A^\\ ^} 0^j (j>4 V^^^ c5^^*^ (Jl^ C^-> L$^"^r^»^ 
{j^jjy^\ »^o^J:S» \»A 4»\ cJ\i\ tj>x»\ JS^ o^AäÜ u^j-^ lJ-^^ Bl- 2 V. 

• Ms. ^\ ^^j. 

^ An der Maritza und an dem nordostlichen Abhänge oder Fuße des 
Khodope-Gebirges; Hammer a. a. O. S. 802 = Tatarbasardschik d. i. 
Klcin-Tatarcnmarkt; Dricsch, Ber. S. 113 = Basardschik, Wien. Diar. 
a. a. O. = Basartsek; es wurde erst 1485 von Tataren gegründet, welche 
Sultan Mohammed von Brussa dorthin verpflanzte. 

' Hammer a. a. O. führt einen Ort unter diesem Namen nicht an, dürfte 
aber mit dem dort verzeichneten Kovoselo (Neues Lager), resp. JcuikOi 
(Neudorf) identisch sein; auch in Dricsch* Ber., im Wien. Diar. und bei 
Iladschi Chalfa nicht angeführt. 

' Hammer a. a. O. = Ichtiman, Driesch, Ber. S. 104 = Ichtiman und 
Ihliitian, Hadschi Chalfa a. a. O. S. 57 = Ihtiman; wurde im Jahre 722 
d. H. von Bala Schahin Pascha erobert; Wien. Diar. a. a. O. = Ichtcman. 

• Ebenso Hammer a. a. O , Driesch, Ber. S. 104 — Jenihaan; Wien. Diar. 
a. a. O. = Jinchan, so wegen des vortrcfTlirli r^ allda neugebauten 
Chan also genannt. 

^ Vgl. ihre Beschreibung in Dricsch a. a, O. S. 89 ff. und in Hadschi Chalfa 
a. a. O. ö. 51—52. 

• Hammer a. a. O. S. 803 neinit diesen Ort Iflakler, d. i. die Wallachen; 
Driesch, Ber. 8. 8« = Chalkali (^Slibnika), Wien. Diar. a. a. O. = 
Halkale. 

^ Hammer a. a. O. S. 803 t= Saribrod, ebenso Driesch 8. 86; Wien. Diar. 
a. a. O. = Sarebrud. 

■ An der Nissawa; Hammer a. a. O. S. 803 = Schehrköi, d. i. Stadtdorf 
vom p. j.^ iaehr Stadt und t. ^^ (^'j*v) Dorf abgeleitet; hart an dem- 
selben liegt das Schloß ,Pirot*. Driesch, Ber. S. 82 = Scbarkioi, Wien. 
Diar. a. a. O. = Scharküi (bulg. Pirol). 



Bericht Ober den Zug^ dps (jroß-Butschaftcrs Ibrahim Paftcha etc. 1 1 

5 St. — Station Tatar- Bazardiyghy^ 5 St. — Station Jefii 
Mahalle' 5 St — Station Ihtiman 6 St.^ — Station Jeni 
Chan* 5 St. — Station Sofia^ 5 St. — Station Chalkaly»^ 6 St. 
— Station Sary Bort^ 4 St. — Station Sarkjöj» 4 St. — Sta- 
tion Ak BalankaMSt. — Station Bana^M St. — Station Nis^^ 
2 St. Im Monate D2emazi-ül-abyr,^^ am 18. Tap:e, zog man in 
Kisch ein, lagerte sich außerhalb in Zelten und machte da 36 
Tage Halt. Der ehemalige Janitscliaren-Aga, Se. Exzellenz der 
erlanchte Wesir Abdallah Pascha,^^ welcher Statthalter von 
Rnmeli^^ war und im Ejalet von Kunieli und in Kisch den Be- 
satznngsdienst versah, war niclit in der Festung, sondern ver- 
weilte draußen bei seinem Ejalet. Er und Se. Exzellenz 
der Botschafter Pascha hatten eine Begegnung. Bevor der 
Botschafter Pascha in Kisch einzog, waren dort einige Pest- 
ftUe** vorgekommen; darnach zog er ein. Daß Se. Exzellenz 

* DQrfte mit dorn Musapascliapalaiika Hammers (a. a. O. S. 804) und dem 
Mustapha-Bafcha-Palauka Driescir identisch sein. Wien. Diar. a. a. O. = 
Musta Bassa Palankci>e. 

^* Hadscbi Chalfa a. a. O. S. 45 =-= Bana (Banja) insgemein unter dem 
Namen Esferlik Bana^si bekannt; Hammer und Dricsch erwähnen diesen 
Ort nicht. 

'^ Unweit der MUndun^^ der Nissawa in die Morawa; Hammer a. a. O. 
8. 804 = Nissa, ebenso Driesch, Ber. S. ü5, vgl. auch die Beschreibung 
daselbst; Hadschi Chalfa a. a. O. S. 5S r= Nisch. 

«« = 8. Mai (1719). 

" Sein voller Name lautet: ^^1»^ «^\: ry'*-'^ ^^. ^JlJ^J^ i^AhdaWah 
Paia MuIuhizdJe t'dehi)\ Dricsch, Bericht S. öö -^ Kurnili Beiglerbey 
Abdola Bascha Dusum Sade. Er war unter Sultan Mahmud I. (1730 — 
54) Grußwesir und stammte aus Aloppo, wo sein Vater Muhsin Celehi 
ein reicher Kaufmann war. Im Jahre 1102 d. 11. starb er in Bosnien 
oder nach einem anderen l'orichtt' in l>-*chcddali. (Vgl. die ausführlich«» 
Biographie in Samy B«^\'s Kaiinis al-.i'läm S. rio, und die IVrsons- 
bescbrcibung in Driesdi' Bcr. !S. 4C8.) 

*• Unter Kumcli (,^_^,\ ^^0 versteht man bekanntlich die ganze euro]>äischc 
TQrkei außer Bosnien. 

" Aoch Driesch erzählt in seinem Berichte (S. C4), daß die deutsche Bot- 
schaft wegen der daselbst herrschenden Pest nicht in die Stadt eingela5son 
wnrdo. Doch hielt man dies allgemein bloß lur einen Vorwand; der eigent- 
liche Grund aber soll, wie auch nachträglich versichert wurde, drr ge- 
wesen »ein, weil man einen Cherfaii der Janitscharen auf die Botschaft 
befttrchtete und die Türken überdies nicht wollten, daß die Deutschen 
die Festung Nisch, welche eben neu befestigt wurde, allzu genau in 
Augeuscheiu nähmen. 



12 III. Abhandlung: v. Kraolits-Greifenhorst. 

^\ U\ ^Ji^\ J^\^ 0^ oji\ JUl jy^ *JjL. j\jJla j J^\ 

* <l^jyr^ BI. 3 r. u-^j^^-->» **of^-^ jl»,5jjJy^o^\^^ ^ ^\S^ 

• d^jUj die Pest; A. Hindoglu, Diction. turc-fran^. II, p. 417; vgl. Barbier 
de Meynard, Dict. t.-fr. II, p. 726: v£^jU^ b^ni, saint, heureuz; par an- 
tinomie on donne au mot ,mubarek^ le sens de ,n^fa8te, maudit*. Dosy, 
Suppl. I, 77: d^^UJ\ -b = Syphilis. 

^ As^ (var. dc***-%i) nach Samy Beys Diction. turc-fran^. aus dem Sla- 
wischen genommen, vgl. n^ec, nemec\ es bedeutet: deutsch, Österreichisch; 
^.UüIä. ^^ac^ (^LmjIä. iasar vom Ungar, csdndr, vgl. J\J5 = ungar. 
kiruly) hieß der habsburgische Herrscher, der auch rOmisch- deutscher 
Kaiser war; heute heißt der Kaiser von Österreich L^y^\y^ b»JC«A>Ji 
{Austria ivipercUory)^ der deutsche Kaiser ^.^\j.a^\ UoL^\ {Alemanja 
imp); arab. = ^^^UL^. 

•* Ms. ^^A*»\j^s::^ mit ^ statt ^ wie öfters im Ms. und ohne ^. \jJc^ p. 
(t. kjaja gesprochen) = Sachwalter, Intendant, Vorsteher, Majordomus. 

«» ^^^^ ist wie ^>j\ (Lager), ^jJi3\ (Herr), L^l^ (Pascha), dJLiJJ (Ka- 
serne) eines jener wenigen türkischen Substantiva, bei denen die pers. 
Iz&fet-Konstruktion zulässig ist. Vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und 
Pers. auf das Türk., S. 02 und 63. 

• Hier ist wohl ^^5^*^ zu ergänzen, eventuell müßte ohne ,j»>ac^\ der 
Dativ dS^S^jyXS stehen. 

' Ms. dJb^"\)M^" öJ^. 

U Ms. ^^yyj\j^. 

' D. i. Damian Hugo Graf v. Virmondt (Virmont, Wirmont), wirklicher 
Geheimer und Hofkriegs- Rat, General-Feldzeugmeister, bestellter Oberst 
über ein Regiment zu Fuß. Bei den Verhandlungen des Passarowitzer 
Friedens war er ,erster GevoUmftchtigster Botschafters 

« D. i. Kaiser Karl VI. 

» Türk. = i>»^^- SUatsbote, Fourier; Driesch (l. c. 8. 63), welcher sie 
^Chiausen* nennt, berichtet über sie folgendes: ,Indem wir aber hier des 
Chiausen gedacht, ist zu wissen, daß dieses Leute sind, welche die 



Bericht Über den Zug dp» GroÖBotarlmftprs Ibrahim PäwsIiä etc, 13 

Jer Botscliafler Pasdia 36 Tage in Nisch Unit tnaclite, hatte 
darixi seinen Grund, daß man eben, %veü der Botschafter^ dm 
deutschen Kaisers, namens Karlos,'* von Wien noch nicht hier- 
her Aufgebrochen war, noch zuwartete* Abdallah Pascha und 
der Botschafter Pascha schickten den Vorsteher der Tscl tausche* 
des Ejalets Runieli nach Belgrad, um von dem erwUhnten Bot- 
schafter Nachricht zu bringen* Der Botschafter kam von Wien* 
mit all seinem Gepriinge und 85 Schiffen® in 14 Tagen, und 
am Tage eeinee Einzuges in Belgrad brachte der erwähnte Vor- 
Steher der Tschausche den Paschas in Kisch durch den Kurier 
die Nachricht, daß der Botschafter in Belgrad eingelangt sei** 
Am 24. Tage dos erhabenen Monats Red^eb'' brach man von 



Zeitangeu uitd Briefe hin und ¥vleder tragen j sie haben in ihrer Hand 
mit Silber bedchlagene^ bUwetlcn auch wob] jrans ailberne Stecken» die 
denenjenigen gleich sehen » deren aich ehedeasen die Fried ena-Bethen be- 
dienet; «n den oborn Thell büngen 4p G bis 8 oder anch mehr »ilbeme 
Kngeln an eben m viel Kt^ttlein: wenn äitsa Stäblein völlig- mit Silber 
fiber^ogc^n aind, nennen aie Bot che Theugian (t. == ^15^%. devkjan), die 
andern nber Tojioufi [t. = lOfi» ioftuz)-^ dieser bedienen sieb nur die 
Gemeinen, jener aber die Vomehnjern, ala der Baschen StatthAitere und 
der Vi^r Gbiausen*. In der MiniAturbandachnft der k k. Hof bibliothek 
(€. P, Miu. 113), deren Titoh ^Türckiacber Sargb oder der unteraehit, 
welchen die Ttlrcken haben an ihren blinden* lautet und die vor 175.^ 
«ntatanden iit, wird Bl. ti v. ?on den Ticbaascben ^^csagl: ,Die Chiatisen 
■eint bej den Türeken, wie be^ una die edlejfthe oder v^lmehr Comiaarij, 
welche aie zn allerband t Terscbikungen be^ hoflf, abholuug' und ftthrung 
d&r Trcmden geaanten durcb ibre läuderjierbelachafi'iing allea noth wendigen 
Unterhalts, und dergleichen gebrancn, und bat ein jedweder Baaeba seine 
oifttne, ihm zugeordnete Chianaen, iwelcbe ihren eigenen General oder 
€llUiti Baccba halten» und von deßen Comando die sambtliche Ghiaiisen 
■ttcb der andern dependlren • . / 

* Graf T. Virmondl fuhr mit seinem Gefolge am 17. Mal 1711) nm 4<' uach- 
imilta^ Ton Wien zu Schiffe ab. Driescli, 6er. S. 15. 

* Übor die Anxahl der Scbiffe j^cbreibt Drieach, Ber. S. löj , . , all*ro Sie 
am einem Kaiserlichen Luat-Hauß die in schönster Ordnung rangilrteii 
Schiffen Torbey atrcichcn sahen, woron der größten an der Zahl ^i^ey 
and sieben zig, und all« oben bedeckt , . . Wdmu die K&line nicht ga- 
rcchuct sind^ deren viele an die grüßen Seliiffs SDgtebimden und auf das 
Eotaehaften Befehl auf Zufuhr der Victtialjeti und Oberflctaung der 
htnU voa einem in daa andere SchiÖ' verordnet waren, 

* Das war am Sü. Mai, also genau U Tage (Dri&scb, Ber. 3. $9)^ 
' = 12. Juni 1719. 



14 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

4l*J L-i:.L ^i-\ o^l »-;^ ojL (j^^^ ^^j^ ^. u-VJ*Vjj' f^y^ 3 ^-^y 
ijt» ojCJaIK^ «-uj*^j^^4'J^, j^ v5w^^ o^jlT^oj^ B1. 3 V. U^ 

^^ jj^\ Ai\^j 6jy^ o^i ü.^!; ^^ ^} y^**^ o^^ J^ ^j> y^^^. 

* «^JLw) synor Grenze, vom griech. avrogog angrenzend (Samy B. Diction.). 
^ Statt i5LmJ(Cü^; ;*** (j<^**») *'* ^'^ Konjugationssuffix der 2. Per». Plur. 

im Altosmanischen, gegenwärtig noch im Azerbaidschanischen, Cagat. u. 
d. tatar. Dialekten. 
<^ Auifallenderweise mit ^, welches hier als Vokalzeichcn für a etwa in 
Reminiszenz an «>XXU in ^'1L^\ y>^iXi^i steht; auch im OsttQrkischen 
findet sich manchmal ^ für \ geschrieben, wie in Oj^ft atcrct ,Frau* 
oder ^Xft alew ,Flamme*. Vgl. Bittner, M., Einfluß des Arab. und Pers. 
auf das Türkische, S. 112. * Ms. ^>daÄ.\^. 

* Diesen Ort konnte ich weder in einem geographischen Werke noch auf 
einer Karte finden. Es dürfte ein ganz unbedeutender Ort sein, der 
seinen türkischen Namen seither geändert hat. 

* Driesch, B. S. 63 = Alexiutza, Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1663 = 
Alexinza; gegenwärtig = Aleksinatz. 

' Driesch, B. 8. 48 = Baschna, Wien. Diar, 1. c. = Rasna; heuto = 
Raianj. 



Bftfkiit ttiirtr don Zng dors Groß-Botseliflftorä lUralüm PASehn gIc 15 

Ntsc^lt aaf. Sr. Exzellenz Abdallah Pasclja wurde dor holie Befehl 
sutril, er solle vier von den in der Provinz Ramcli und in Nisch 
betindlicfaen JaniUcharenr cgi meutern, eines von den Artillene- 
njgimentern nnd 10 Kanonen mitnehmen^ mit dem Botschafter 
P^seha zusammen an die Grenzo gehen, eine Begeg:nung der 
Botschafter veranlassen und bei ihren Besprechungen zugegen 
sein. Er nalim die in Rede stehenden Soldaten und den Botschafter 
mit und ÄOg an die Grenze. (Nach der) Station Kanly Kawak* 
(siod) 2 St — Stalion Aleksinse^ 4 SL — Station Rad^na» 
4 81 — Station Parakin*6St Zwischen Radina und Parakin, 
roti hier und dort je 3 Stunden weit entfernt, errichtete der 
elicmalige ©rate Defterdar,* He. Exzellenz Sary Mustafa Pa- 
scha,^ drei Steine' Eur Bezeichnung der Grenze* Von Radina 
ach man auf und zog zu den Grenzsteinen, Eine Wegstnnde 
irber^ auf dem unter dem Namen jTachiftÜk Kanly Oghlu** 
bekannten Platze, ließ Ahtlallah Pascha Baldachine und Zclto fUr 
den deutschen Botachafter aufstellen. Daselbst wurde etwa eine 
Stunde Halt gemacht. Man schickte Leute ans, um dem deut- 
seben Boti3chafter zu melden, er möge an die Grenze kommen, 
Die brachten auch die Nachrieht zurlick, eie (die Deutseben) 
seien schon da. Die beiden Pascbaa zogen, ihre Mutikbanden® 
spielen lassend, zum Grenzsteine. Auf einer diesseits des Grenz- 
tteines und diesem nahen Stelle hatte der Botschafter- Pascha 
mii Zelt aufstellen lassen. Er und Abdallah Pascha stiegen 



* An der Zritiza; Driesctj, Ben 8. 43 = Farakia, WUn. Di»r. ), c. — Pi- 
r»ckiii; kernt« -=^ P&rAuio. 

* is= FräBidcDt der Recbnqn^skammer. 

* Samf Bej, KamQa aKalam S. r^iv filhrt bloß eio«H ^^jüa^a^ ^3^^ 
Ltfib «n, wolclicr im Jahre 1153 d. H. unter BnlUn Mahmud I. Kapudan 
(Qf^ßailmii'al) w«r, der mit dem im Texte erwäbulen kaum identist^h 
tain darAcp 

' DfoieJbeii iCaiideD m der Mitte einer ling^en Wiese, welche von einem 
IdtiftBii, Sehti|>t>eUia genannt im Fluße durch^elmitten und mit Berg^en 
Had WJÜdern auf beiden Betten umgeb^u Ut. Hier fand aUo die feier- 
Iklie Auswechslung der beiden Botechafler fltatt. Drlcaeb, B. B. 4^. 

* Tfciiiitlik, türk- ^QiZi^t bedeutet Landgut, Weiher, Meierhof i wo der 
WttiheT dieses Namens gelegen sein mag, i$t mir unbekannt* 

* Solche Muflkbanden ,inehtercbftne^ führen die Stattbalter nnd andere 
liehe Peivonen stets mit sieh^ wenn ti« £ii Felde alehen. Drleitsh, 
B#f . S. 67. 



16 in. Abhandloog: t. Kraelits-Greifeahorst. 

aLL\1> jy^ ^JL. ^^ ^t^\ Jj^ L^^^-JLT jL jJTjj-^ ^ jlT^ AÖdLc ,> 
^^jl:« v5-^U »-J^m- Jl^!; ff'^j) ^\, ,J^^ ^\ 4tt\jLc^a^ j^JJ 

J^^\ ouJ /l^^ -cjj^l vlL^l ^l- j\^^\ uVj» J»>: :>\>L 
^x\ jl_5 jo; d-. JJ o^\ J-^ ^"^f^^ L?-^J J^ J>^ ^. u^ u^» 
j jLilL 'jCj Bl. 5 V. ^^\ ^IL j^ U\ ^jJf -c^b dLtU, öVjl 

•- Die Pluralendang ist aus dem folgenden Jbjwi£j^ za ergäDzen. 

'' Man schreibt gewöhnlich ^j^Lol-^ oder ^^b^U^ (#a;«Äan); ^Lm» *4?a« 

p. — Schatten; im Texte wechselt die Schreibweise, man findet ^LoLm» 

und ^LoUü. 

• Ms. dX^J^y^. ** Ms. ^^^^Uü\j^. 

• 1. O0b\ ^^ J^>^\ (?). ' Ms. ^_^^ 

• Unter Seraskcr (Befehlshaber, Heerführer) ist hier der an den Grenzen 
kommandierende Feldherr zu verstehen. Driesch, Ber. S. 58. 

'^ Sein voller Name lautet: Johann Josef Graf von Oduyer (Wien. Diar., 
Anhang zu Nr. 16G3 schreibt Odoyer); er fungierte als Prinzipal-Kommis- 
Ksrius bei der feierlichen Auswechslung der Botschafter und war »General- 
Feld- Wachtmaister, Obrister Über ein Regiment zu Fuß, commandierender 
(«eneral in dem Königreich Servien und Commandant der Haupt- und 
Gränz-Festung Belgrad'. Wien. Diar. 1. c, Driesch, Ber. 8. 37. 

^ Nach Driesch, Ber. S. 40 war die Anzahl der Truppen, welche Graf v. 
Oduyer befehligte, bedeutend geringer. Die darauf bezügliche Stelle 



Bericht dber den Zii^ des Groß-BoUcliaft^ra Ibrahmi Frisch» eti?< 17 

SQgIckli vom Pferde and setzten sich nieder, Aach der deutaehe 
Botsdiafter stieg auf einer von ihni aas den Steinen nahen Stelle 
ab und ßchickte drei GiaurB zu den PaBchas. Die kamen und 
trafen mit ihnen im Zelte zusammenj indem sie sagten: ^Unser 
Botschafter wUnseht Nachrjchtj ob Ihr scljon gekommen seid^ 
Die (Oefragten) schickten ilirerseits den Vorsteher der Tschau- 
sehe RumcIiB und den Obersten der Kümmerlinge des Botschafter- 
Psschü zum deutschen Botschafter hin, am zu fragen, oh auch 
CT schon gekommen sei. Die Abgegangenen kamen zurllck und 
nigteti: iBitte^ der Botschafter ist horeits zu Pferde gestiegen 
und kommt xum Grenzstein./ Abdallah Pascha ließ den Bot- 
skalier Ibrahim Pascha im Zelte zurück und stieg zu Pferde. 
Die Musik spielen und hinter dera gesamten Stabe des Ejalets 
die Regimenter und 10 Stil ek Kanonen ziehen lassend^ marsciüerte 
er »ur Grenze. Dabei war er auch Serasker.* Deutscherseits 
war der General von Belgrad^ namens Odujer^* zum Serasker 
fdr seinen Botschafter ernannt worden ; der kam nun^ ließ seinen 
Botschafter auf dem Platze^ wo er abgestiegen war, SGurJick, 
a^g »u Pferde und kam. Jener hatte ungetahr 15.CM)0 Soldaten 
mit sich und aueli der Deutsche hatte ungcftlhr ebonaoviele.^ 
Abdallah Pascha begab eich zum Grenzstein auf unserer Seite 
und auch der Deutsche kam zu dem auf seiner Seite stehenden 
Stein.* Das steinerne Grenzzeichen besteht aas drei aufrecht 
stehenden Steinen/ welche je 40 Schritte voneinander entfernt 



kniet: ,Dld tut FortadiÄfFun^^ unserer Porsuuen uuil SäcIich benöibSg^U) 
Wäg-f^ti wurdet) vom Lnnd hüreiu ^ersoUriob^ti, Kflsien und Kat^ieii auf* 
gepackt» d«s Proviant lnjrbcsigeAcbÄfft, uud au<< «»terachiedenen Ri'p* 
meritern Dra^o»i<?r, CUrassior:i und lei<!ht bewafnete Ri?iter, wo die 
UogÄfn llusarn iieim«n, bh loOO lUAJtmntetigesog^Pii, worun nocb i*00 
Oranadierer zu Fuß gcstossea^ ^^ ^^^^ b«gl&it«nr aucb im Fall e« nQthig 
wir«, XU uQaer&r Defeniioii diaben tollen . , .* Dieselbe Anzahl nennt 
ancb mit Angabe äi^r einxelnen H«^menter das Wien. Dtar. L c. 

* OltijOT ritt bb ö Beitritte von der initiieren Sänle und war von li 
Offiiiereti, einem HofmarBchall, 2 Pagpn nnd 2 Laiifeni i aU© lu Fuß, 
behieltet Wien. Dlar. 1. c. 

* Dtcte Steine itanden in gleicher Linie hintereinander und gHchen 
r>bi)iriWken; ate waren niimlieh viert^cki^^ oben au^e^pitst und wurden in 
ileii erilen Tagen dei Juni au%eriehtet, wobei auf deutsclier Seile der 
Ingenieur- Haupt mann Oel>8chelwit£ int^rrenierte (Drieicb, Ber.8, 43 
nnd 49). 

SiittiiLnb«r. d. rhii'llit. Kl. tm. B4. I. ibb. 1 



'-»;«^— - -C-^— i* .,^, j^i ■•• ^-^ ,• 4' J' jl»JLi^ •JLill» 

J"- JLr^ ^.JJ--' ^•^. -r-^^--» ^J^-^^ Bl. 6v. o^ '^^^ 



• N'' l«f ,l*J^^%V ^Ä.'.ir/M/,»/) ,sio liefen* za lesen, in welchem Falle nicht 
■t'-t t ..Itniiv ^IrhtMi könnte, sondern JbjJo^l* {Jicaicuidular) ^ie trafen 

-n«ttnnM>n' 

.^■N.^ vi* ''•♦*' ^^"^»l »ür CU.-,«::^ ~ CiesprUch, Unterredung, Plauderei 
^'' .0!.... pi,.ti.M. nn«' ,hä1»o |n*r« 8. 1*1^0 V 

» .* < ,*'•'*** S,MM«,»\ ,<\!«,« lucr ,<v>nui^*. 

^•-i**- , £*^* >^*' X «•''^*- v*^*^""^* ^JJ♦^^ •/y'*««^ Galaturhan (Zere- 

,.■ .. <..*.:.„,v .♦■• ««* . -u ;vt cji^oi". l'reiten p>ldenen Streifen 

»•• •„.'•.. , , . ^»..;.t. ^*. , . ^v \\'. \.\\\ \\\% yX^xtti^Wux «lenselben tragen 

• ** ....... ,.» » :.. ,;....».s»- ,:... KA|:»tt^aii«ra«:ha und der 

*• * * ' •' ^ ' » •* '■*■ .' rt^*»*iA* v^atthalter^ and die 

^^ * .< V .IS'««. -. » \^ UaMLMer. IVw osman. 

• *■■■ "^^ •*. «i«.*. «iVk 4;^ 



Bc^ficbt über de« Zag des Groß-BoiÄcbafler» JbrAhjm Fä»cbÄ ctc 



19 



ffuid.* Beide smd noch J!U Pferde; Abdaüah Pascha schaut auf 
i!«ii General von Belgrad, namens Oduyer, daß er vom Pferde 
bcmbsteige^ der General wieder schaut, daß Abdallah Pascha vom 
rferde herabsteige. Der General wurde sehlioßUch ungeduldig 
und Bchickte sich an^ vor Sr. Exsscllena Abdallah Pascha vom 
Pferde RO etcigen. Hernach schickte sich auch Abdallah Pascha 
dmzn aUj doch war der General nur um so viel frülier daran, 
mh man braucht, um den Fuß aus dem Steigbügel za ziehen. 
£igenthch stiegen beide isugleich ab.^ Von dem auf unserer 
Seite befindlichen Stein aus gieng Abdallah Pascha zu Faß 
nmeh dem mittleren und auch General Odujcr kam s^.u Fuß 
von dem Stein auf seiner Seite her, Beide trafen bei dem 
Mittektein zus&mmeD, gaben sich die HUnde, setzten sich 
nieder und hielten ihre Botschaftcrbcsprcchungon.^ Es war 
Donnerstag, der 27. des erhabenen Monats Kedieb^* und das 
Wetter war überaus schön und sonnig. Nach ihren Besprechungen 
sandte Abdallah Pascha dem Botschafter Ibrahim Pascha die 
Nachrichty er möge nun zu kommen geruhen. Nachdem Ibra- 
liim Pascha den Galatarban aufgesetzt und daran den diaman- 
tenen Keiherbusch befestigt hatte ^ stieg er vom Baldachine 
AQi %u Pferde. Die Kammerherren hinter sich im Zuge^ zog 
er, seine Musikbande spielen lassend, zum Grenzstein. Und auch 
der deutsche Botschafter stieg van seiner Seite aus zu Pferde 
und indem er, seine Trompete erschallen lassend, zum Grenz- 



' ^^y» i^t^> r^j3^toi K^rmi) Jtor^htidz^ suid dUmautciiß uud brinautcne 

Strahl enb [Ische, Terdicuten Kri^f^erti vom ätilLnn verliehen. Vgl limumor 
L c 8. 446/47, 
« SJa^j^ (l*VenÄete), wohl = ^JL^\yS Zenker, Dictiün* turc-ariibe-j>üra» 
8.^7&t I.V.» pTrompete^wenn nicht als ,Tronuiiel* zu fNMen, V^Hacki T(5\tfik| 
Tllrk.- deutsches Wörterbuch, Leipstint 1^07, S. Ol SJU^\j^ {Immpeüt) 
fraoi. ikteine Trommel' und Wieeeuthal, Dicfton. fraü^^-turc, e. v. tUiu- 
iM^Qr'p wo nebeu J^lt aucU AJLwi\jm) steht. 

* Die Kntfemutig der eüii&elneu Sieiiie vo» ein And er wird vi^raebisilcii an- 
f«geben; nach DrioBch« Ber. 8. 49 waren sie 20 Werkschuh (ungcf. 
6*/i« = 8Vj Sührirte) voneiaander entfernt, oacU dem Wien, Dl»r 
lAühaüf EU Nr. 16^3) 20 Schritte. 

' Wien, DIar« 1, g.\ Drlescb erwähnt hiervon nichts. 

* Driesch, Ber. S, 50. 
^ 15. Jam(l71Q> 



i^> in At-i-MfCl-crr: T- Kr»*Hti-GreifeBborit. 

o-V >- -; ^,'. :-•> 'i--^: ^: -^^^ '^^ cf^* ^'- * ""• 
j-*> -■> ^-^.\- J- '^'-' -'^.'. ^' *=->■ ^A^ 



- .w«S,j1 7 t:*:-jV> — s»f:"::r. wirfeJfT'miif ,Z«Bkcr, Dict. ar-tarc- 
:<r* — .V"::r^-:k'. l.ifr =- in Viereck. 

•«,;%>> > «*::! -- n:: Tfcf<-i>i?rfiriyrej» Aii|ren, b«lUupp; in 
V^rr.r •:.-- zl':'» ■>, «^ S-vT^r »>£ f*. w:e mir Herr AhiD«ii Sa'ad- 
fl-..r. K. rrf :■•!■:. T au £fr k ^r £ k K . ^^i^Iar- Ak»d^BÜe in Wien, mit- 
:f.**.^, :ti ^fr \'S-ji'iz. >7:jL:l:-f rrr lVj#:cixa5tr ein«« h^Ai^ren Regen» 
.-, : :i... "r.: *' .- V.->:j.. :■_ > i.* A-*irirj*^ c:fr< fvt^nde Erklämn^:, 
«,'*.■: - :v.r V -r ^Vi-". .;: Zr >t -»-xri. Fr. £•««>. -r i*r tc le fp««iale de» 
l.x-\:v. < .': :•. :ji\< 'S. TXT :--<'. rir.*^ :T;r.r£":ci«; mar Verflj^ng: gestellt 
a; A>::t «•\v:vn>. . v :•;;:: >s\, i./ifr por tr i*» tens ordinaires du 
.. .: ,.;".i* r^ ■-i-.^':. : • „. - «.^>J . ji.j^,j F."=. t5eU ^Ct.jS '^^ peul le 

v^v .; :a.: y^ ».•;.<*.'..■: ^- . \ ^ > i^a.j»«* <: ,^i: :reaMe Vatni<«phorc*. 

• 1"..>,'' V .l,-:.;vi .l.> \\ ,-,:;< mjl.-vt: cj.: Ai*»<^h*Iai^ kielten die 

V.. V.-. ...• . i..t,> \. Ar..: : :^ fi^rr^ iV: S f: «irtiVl daräl»er 

-:.;■-* >. "* / *: ,• ■. V..: r. jtv>-iT^ iai«. weil «» ein 

>.•,••'.''» K. •. V . . . . • ^ . , k . ^ .r V : . <. \. :* mxr.s c« ns ir--ck<eit- 

Vx^: •-...:'.•,■'..• \.' *..: : i :.-■.' A ,-«.-. >....j: i^r Herrc B;*uckaAer 

- »:■>■ > ."« » :.:.■: ;..- , ! ^v r X ,• : . .£ . r.-cl »ire r-el glück- 

• iV..*.> ii.. S >.' >. .-^i^-i .kx v.•^. •. -A.TV:.-k i&£ der törk. 
r« . :>* : A^ .• '. » . •• *^» " V K.V. ,. V ^.- :•...' ^ i » ?»* . -• >« rre^ tet Aber die« 

b*'.«y,v-»' \.j:% ..* ^x .,x. :.. V. •.^" K'ü<aA-^c»: xis T^lig hinia 



' Qber den Zug^ dta Groß-Bot^chaftofft Ibrahim P^itclja etc. 21 

sCeia kÄini Hoderte sich mit Gottes ^ des Erhabenen, Willen 
d«8 Wetter;* als die beiden Botschafter zu den Steinen kamen, 
fing es etwas sa regnen an. Sie stiegen nicht -von ihren Ffer- 
i]«]i ab| sondern schauten aufeinander, wer zuerst absteigen 
ioUto. Dem sei wie ihm wolle, der Botschafter Deutsehlands 
wurde recht ungeduldig und schickte sich an, zuerst ?om Pferde 
£11 steigen. Hernach schickte sich auch Ibrahim dazu an. 
EndHch stiegen beide zugleich vom Pferde ab, doch war der 
deutsche Botschafter nur um so viel früher daran, ab man 
braucht^ um den Fuß aus dem Steigbügel zu ziehen.^ Beide 
kamen I zu Fuß je 40 Schrittej^ zu dem Stein in der Mitte, 
fstidea sich hier zusammen und gaben sich die Häude.* Unser 
Sorasker Abdallah Pascha und der deutsehe Serasker, der 
General von Belgrad, namens Oduyer, standen bereits da. 
Mit den Botschaftern zusammen, vier an der Zahl, setzten sie 
sich in einem Viereck nieder.* Auf einmal gieng ein starker 



komme», Ut Er von dieser, wie der Tiirkiacbe von jener Seiteo, iti 
gkiülieii Scbritten mit dieaen sur mjttleru Säaleti g-e^aog-eo, docli mit 
dem Unterschied, dass der Tilrkiächi? den Erd-Bqdi^ii eh«r hI& der Uumge 
betfeten, weil dieser sjcU anatellete, äIs ob «eia Pförd. welche» Er Äiif 
all« Seiten hemm lenkte, nicht zum 8tilktehen zu liHogen wä.re, und 
bald g6g^€n dis SiLale anführte, bald unvermerkt wiederum Kuruk ^ehan 
machte, ohne dass jemand merken kunte« wie derglekheQ mit VüreatB 
von Ihm g^eschehe ; und also stunde der Türk aebon auf der Erden, da 
unser Herr Groß -Botschafter gleich als hätte Er stich in die Htemen 
verwickelt, noch aber den Sattel sich befandS Der an ßang und Würde 
Jficdrig^erö steigt vor dem an Hang uud Wtlrde Höheren vQro Pferde; 
da dlt^n heberen Rang jeder Berichterstatter für seinen Buttehaftar tu 
Anspruch nimmt, m ergibt sich daraua der gerade Qegensat* der Dar- 
iteUung dei betroffenden Vorfalles. 

* Nach Drieich , B«r. S. 49 waren die Botachafter fünf Schritte von der 
mitlleren Slule Yom Pferd© gefitiegen , nach dem Wien. Dt ar* L c. bei 
der Inßeren Säule, 

* Nach der DarÄtelJung dieses Vorgänge» im Wien. Dlar., 1. c, ging Oraf 
f. Oduj^er dem (IroQbotiehafter maige Schritte eutgfg en und fahrte ihn, 
ip4em er ihm die Hechte gab, bta £ur minieren 5äu!e; dasselbe ge* 
•cliah auf türkischer Beite^ 

^ Darüber schreibt DricKcU 8. &2 in ansfOhrlicher Weise; «Kacbdem nuti 
auf erst beschriebeno Weise dl© erste Zusammenkunft nach geachlosaenen 
Kfifden gejwbchcn, haben sich die beide Herrn Botschafiere aammt 
ihrun Fiihrcni bald anfäng.5 auf (Ü** gesellte 4 MUhle in solcher Positur 
Diester gelassen« das» einer dem andern in$ Gesicht sehen kuute, und 



22 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

U^^l B1.8r. ^jd3^JLb>-oX.'l>dblL u^jl ojC^^ ^XS"41jI;^Lä^ 

ojL (J_J^ ^^ ji ^ L^-J^^ J^^ (^J^-J^ ^^^ ^^ U^^ jt JÜ\ uLsjf ^\» jj^ 
^^^ öjL Ü^^^ cJ^Lrl vlll3j> ^li ^^ ,3-^ (jJLlS^i» ^^^ ^«Jil «^^i> 

LI» <i\ 4l,\,^rl^y Bl. 8 V. ^Lli j.lS^\ oSi)» <A oJbJ ^jC\ ^^ 
^^1 C^^ ^^-^^^^ J_^, d^l^^l ul^ J» o^\ -dl J\ dlJ 
Jl^^ ^jdil ^Lj 4H^ ^l»* jl^Ll jjV^I J(>>- ^Ijili ^^^^>-\ 0-J^ 

ein jedweder von den Führern seinem Botschafter zar linken Hand 
sasse*. Bei dieser Unterredung suchte der deutsche Botschafter heraus- 
y.ubekonimen , ob der tiirk. Botschafter Briefe an den Kaiser und den 
Prinzen Eugen v. Savoyen vom Sultan rcsp. Großwesir bei sich fUhre, 
was ihm auch versichert wurde. Dricsch, Ber. S. 63. 

• Ms. = ^\y^\. ^ = yS^J' • Ms. = J^^U^^XJ^ 
** ^y^ isin ist phonetische Orthographie des arab. ^y\ (izn) Erlaubnis; 
die Türken müssen nämlich in arab. und pcrs. Wörtern sur Vermeidung 
einer Doppelkonsonanz im Auslaute einen Uilfsvokal einschieben, wie in 
%.^^ (p- iaehr)^ ^^^ (a. umi), ,3^ (** '°^0» türk. iehir^ isim, agyl ausge- 
sprochen. Vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und Fers, auf das Türk. 
8. 07, und M. Bittner in der Rezension von Jehlitschkas TÜrk. Konver- 
sationsgrammatik, W. Z. K. M. Bd. 13, S. 270/71. 



BericUt über den Eng des Groß-^DuUcbjil'tt?r? lbr»him PAaclia otc. *^ 

ilzregen Dieder, dermaßen als ob er atis Kannen auBgoleert 
rwürde. Nan gut, die vier setzten sich niid begannen die Friedens- 
mugelegenheit zu besprechen, Naclidem die Beantwortungen (der 
Fragen) za Ende waren, lies auch der Regen nach. Während sie 
die Friedensverhultnisse besprachen, wurde das Gepäck unserer 
Saidaten neben dem Steine auf unserer Seite ^ autgehäuft, um 
iioeh da %u bleiben. Kein einziger Mann ging nach der anderen 
Seite hinüber* Und die deutschen Soldaten scharten sich mit 
ihrer ganzen Ausrüstung bei ihrem Grenzstein und verbliehcn 
hier. Auch Ton ihnen ging noch keiner herüber. Nachdem 
Abdallah Pascha^ der Botsehafter Ibrahim Pascha, der deutsche 
Botsebafter und der General von Belgrad Oduyer ihre Friedens* 
bt^ratungen beendet hatten/ wurde beiden Parteien die Erlaubnis 
zu Teil (zu passieren). Als Zeichen der Freude gaben unserer- 
seits unsere Soldaten je einen Gewehrschuß ab^ es waren also 
löOOO Schtissc, und man gab auch eine Salve aus 10 Kanonen 
ab,* Und auch deutscherseits %vurdeu von den Deutsehen eine 
Gewehrsalve und 10 Kanonenscliüsse abgegeben* Hernach wurden 
beiderseits je zwei Gew ehraal ven und auch zwei Sahnen von je 
10 KaDonen abgegeben. Hernach nahm Se, Exzellenz Abdallah 
Pascha die Hand des Botschafters Ibrahim Pascha in die seine und 
mit den Worten: ^Dies ist der Groß- Botschafter des Padisehah 
mos dem Hause Üsman, er ist abgesandt, damit Friede und Freude 
sei. Ich will ihn von Dir zurück an dieser Stelle bei der Rück- 
kehr* so Gott, der Erhabene ^ will, sicher und wohlbehalten^ 
übergab er ihn dem General namens Oduyer. Und dieser General 
daQ&hm die Hand seines Botschafters in die seine und mit den 



• ^^XJLmi icfdik Fronde j Fruhlichkoit , lHumination, Salve, Feuerwerk, 
Ki«derlM8iL]i^, Emwolmerschaft; oder schein biev äIs »Balvi** zu nebmen, 
i!*>cli vgl* L\ ^^^ fSel getroÄtt' 

' Vgl. Barbier de Mcyuiir4, A. C., Diction. turt-frÄDq., fiupiiL aus: diülSön- 
nmnsA paVU^ josqu^i ce jottr. Pftfli IBSI — dO, i, v, ^« dit surtout eti 
pwUiil d*itidi?idtiA noB mU'^nlmAns*. 

^ ^ Eafser, gewCrUalich J|^^^, plur. Kj^U» gc»cbn&beti« 

' D, L in der Nähe dei auf türkisciiem Gebiete beEDdliclien äußern Steines. 

' DiAi« DetpreckuugeD währton nach Drle^eli (ßer. S. &5) eine Imlbe Stünde. 
Vgl. auch dlo BeifchrelbuDg der Äu4wech»lnng bei Driesd], ßer. 3. d5/6(£. 

* JlÄt'h dem Wien. Diar. l. c. Latte jede pÄrtei 6 KÄHouen, welche drc*imAl 
Abgefeuert wurden, Äucb Drieicb (Oer, B, SO) erwihut, daß Graf r. 
tMjijer G Kanon eu, d. i. ,6 kleine »wey Pfund uad vier latltige Kugtiln 
fllbreude Stflcklcin* mit Mali fUbrte, 



24 UI. Abhandlung: y. Kraelits-Greifenhorst 

oJL!L5i^ ^^j jjuL^l J^-jjXT^ «Li^l, -li'LJ -iasF <jlMVB1. 9 r. 

^W ojUJ^l oJLiü ;^JlL\ ^^vLJ *L.J^j>.Ia>- Lili 4Ä&IJLC V<) ^J^^ u*J^ 
4:^^\ ^L^ ^jM ^JL^'^jl <ff J^l ^^ J'^ {J^jf^<^^\ -lJTjI» 



• Ms. ^Jlj\>oä*. ** Statt sjJ^iA^ wie oben. 

« Überflüssig oder der Satz müßte: * >^\ JLma^ ^Jü»! :^j> c»**^ jU**-«^» 

^^jjjjl ^\^j • • • o<ier etwa: J\ *^53\ JJU^mJJs^ yC<«M6 lauten. 

^ Dieselbe wurde nach Driesch, Ber. S. 52 auf 370 Wagen Terpackt und 
so über die Grenze gebracht. 

* Diese sollten der türkischen Botschaft bei ihrem Marsche durch deutaches 
Gebiet .ils Führer dienen und derselben bei Beschaffung der nOtig^n 
Lebensmittel und Unterkunftsstellen behilflich sein. Damm erklärt der 
türkische Berichterstatter das Wort ^Kommissär* mit za^ire tceridii = 
Proviautnieister. 

* Stadt unweit der Morawa; heute = Jagodina. 

♦ Wien. Diar., l. c. nennt diesen Ort Devo-Barkardin, Driesch, Ber. 8. 44 
Devibakerdane; es ist das heutige Bagrdan; Deve (Devi) dürfte eine 
Ver:jchreibung des slaw. Wortes ,Nove* = neu sein, dann wäre Deve B 
= Nove B. = Neu-Bagrdan ; oder das Wort ist türkisch seu erklären, in 
welchem Falle Deve ^ t s^> — Kamel, und Bagrdan = Particip. praes. 
von v,\' fcU [/Kiyhyrtmak) ~ brüllen machend, wäre, also =^ ,der das 
Kamel brüllen macht*. 



Bericht über den Zug dea Groß-Botscbaf(era Ibrabiui Paflcb« etc. 25 

Porten: ,Dies ist der Groß-Botscliafter des deutschen Kaisers 

— das heißt in der deutschen Sprache genau, niclit bloß an- 
nätiürod »Padischah'j — und auch ich werde dea von Dir an 
diesem Orte wieder abverlangen' Übergab er ihn Sr. Exzeltenz 
Abdallah Pascha. Hernach wurde die Erlaubnis für die Passage 

r de» Gepllckee erteilt Unser Qepilck ging auf die deutsche Seite 
H und auf deutsches Gebiet und die Ausrüstung^ der Deutschen ging 
r tiif tinscre Seite und auf unser Gebiet, Den deutschen Botschafter 
ii&hM Abdallah Pascha und brachte ihn herüber und unseren Bot* 
■ schafter Se. Exzellenz Ibrahim Pascha nahm der General von 
Belgrad und brachte ihn nach dem üben erwähnten Parakin, wo 
auch der General in jener Nacht verblieb. Sobald es Morgen 
wurdei beBÜmmte er seinerseits Kommissäre; Kommissär heißt so 
viel wie , Proviantmeister';* auch bestimmte er 40ü berittene 
Soldaten (zur Begleitung), Der General stieg nun äu Pferde 
und ging mit seinen Soldaten nach Belgrad und auch der 
Kominissär nahm die 400 berittenen Soldaten mit sich und s&og 
oach Wien, (Bis zur) Station Jaghodina^ (sind) 4 Stunden, 

— Station Deve Baghyrdan* 4 St. — Station Paloöina^ 
4 St, — Station Hasan Paäa Balanghasy* 6 St — Station 
Kolar' ö'/i St. — Station Hisardiik» 4 St. — Station 
Belgrad 5 St Als wir in Belgrad einzogen/ veranstaltete der 



* Wien- Diar. L c. =^ PataEina^ Drieach, B^r. B. 44 = FoliUehiuA u, 
Battfticliliia; jetet = Bototschma. 

' 8ladt an der von ÜGlp^^d omdi Nb^li fübrenden il^^erstr^Se; Wien. DUf. 

1. c. ^ nafi<äaci Faacbm Pal^nka, Driosch, Ber. S. 4i = tiaßan Baaeha 

Palinkji, betitß — Haf^an pAseha PaUnka. 
' Ebenjo Wien, Diar. 1. c, DHoÄch, Ber. S» 44 = Küllar; Jetat = Kölarj. 

* Heute = Uardschik od* Grotzka (Ororselika); Dnesch, Ber, S. 43 = 
Krotxka, Wien. Diar, 1. c. = Krozka; hier wurden die Oaterrdchor 
unter General Wallis am 23/7 1739 tob den TOrken geachUgen. 

* D«r Einzug in Belgrad (türk. aucli Där-rl-dHhdd >L^\ M ^^^^ ^^ 
36* Juni IT 19 um 12^ tuittHgs utAtt. Zum Emjifmgt» dm larkiflchen 
Bot«cliaflerf ließ Oenerul t- Oduyer die ganxe Bt^iaUung und di« 
Bärfersetiaft mÜ ibren Fabnen und Musik banden Tum Linien tore bli 
TU dewen Absteigquarlier Spalier sie Leu. Auch wurde ihm d«r Oberst- 
leutnanl vom Prinz BrauuBchweig-bajcriBcUen Kc^irtment« tlcrr v- Wus- 
telitscli mit anderen StabAoffi zieren utid HaufiUeutn^u^ sowie der l>al- 
meUrb der nrienUlt^cben Spracben Herr Veaner eine halbe Stunde 
weit «nl||ig<>ii^e«cbkkL bvlm Linie utore enipling ihn der Plala Übri»t- 



26 III. AbhandloDg: v. Kraelitz-Greifenborst. 

jjJ^:> J^ ^^ Ai«>.^ j J^^jAJ l?V\ 4^^ ^^ Bl. 10 r. ^^l.' j\^\ 
s^j\ v->^ ojL ^M j^^ ^^ Cj^As^ ^<£Lt,\i ^^y^ <i^\ iS'y^^^ 
i\l^j\y o^^\ or- di>-dJL:^=> ^liic- ^^jU o^-ö^ ,^jJL\ filLi 

L?^ <l^-^o^ ^J ^^«1S_5 jil j^ i-^ ^^ uV^» 0^5^^^ 

v5^ L^^3' -^^^ ^"^^^ ojll-^jU 6>-*»^ ^A^^ ^^ uy^. väA^d^^ 

JJu\ <C\^ oU^ ^^^ A^.^, lSJ*^^^ oUoL* ^^ ,j>lij^ f^^^ 
C^L-^^t^ JJL>'^15^^^ **dL*ojlL« U\ Bl. 11 r. jj^i» v^Joj*-^^ 

Wachtmeister v. Heigrad Herr v. Gcsseltn. Über die nun folgenden Be- 
suche und (iegenbesuchc während des Aufenthaltes des türkischen Bot- 
schafters in Belgrad vgl. Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1664 vorletzte und 
letzte Seite; s. auch die Beschreibung Belgrads in Driesch, Bor. S. 38 — 39. 

• Ms. ,^^^^^^3- ^ Ms. ,>^J^ijJ^. 

<^ ^5>JU> [halion) vom ital. galeoiie = großes, schweres Kriegsschiff (Saniy 
B., Dict. t.-fr.). 

'* OUxJLau = »oltal Sold.it, Krieger; kommt im Persischen vor in der 
Schreibweise >\jJLm) ttdlddd] vgl. M. Bittner, Der Kurdengau Uschniije 
und die Stadt Urümije. Wien 1806 (Sitzungsberichte der kais. Akad. der 
Wissensch., phil.-hist. Klasse, Bd. 133), S. 88, Anm. öO und die dort an- 
gegebene Literatur. 



SmIcUI über den Zug d<^ Gruß-ßolsüliatftivrj« Ibrahliij PAi)4?]ia etc. 27 

rälitite General^ namens Oduyer, einen Aufmarseh in einer 
Art^ daß ieme Beschreibung ganz unmöglich ist. Getrennt 
waren seine Reiter, getrennt seine Fußsol Jäten und von der 
Festung gab er eine Salve van 160 Kanonenschüssen ab und 
ließ (die Gesandtschaft) auf dem in der Richtung des an der 
Sav6 gelegenen Marktes befindlichen Friedhofe sich lagern.* 
Er ltt*ß sämtliche Friedhofsteine wegschaffen und in die Festung 
bringeo. Die Saveseite der Fesiung war Im Kriege* bombur- 
diort und eerstort wordeOj aber er machte sie wieder in hohem 
Grade widerstandsfähig und befestigt und setzte auch ihre 
dbrigen zerstörten Stellen instand. Im Innern der Festung ließ 
er aber nur Krieger, keinen trihutpfiichtigen Schutzuntertanen^^ 
and legte auch in die Festangsgdibcn und an andere Stellen 
Wachtposten, die niemand passieren lassen und sehr auf der 
Hut sind. Und von oben* ließ er acht schwere Kriegsschiffe 
herunlersehaffenj welche gegenüber der Festung auf der Donau 
atehcn. Und die auf der Donauseite gelegenen Hauser und Buden 
hat man alle zu Weinschenken gemacht und die linden auf 
dem Sa ve- Markte treiben denselben Handel wie früher, während 
die Armen unter den Rrijahs* durch die Hand der Deutschen 
aoch immer geschwächt und unterdrliekt sind* Einige Mo- 
scheen der Festung machte man au Kasernen ^ einige au 
Munitionsdejjots. Ihre Minarcts stehen noch, doch einem 
scldngen sie die Spitze ab und machten es :ßu einem Uhr* 
tnrm. Die Ulir schlägt noch jetxt. Auch die Bäder stehen 
noch, doch hat man sie zu Wohnhilusern gemacht; nur ein 
Bad hat man erhalten, nnd hält es noch jetzt in Betrieb, 



' Ml. ^jJiü^^^ mit ^ »tJitt mit «. 

* Hier lag-ert© das Qtob der ButKchaft^ wHlirond lUrahim PascIiA mit einigen 
Leute n seiuer Suite »ein AbsieigqiiaLHier in der Stadt Katti^. Vg;i Wieu, 
Dlar. Lc. ! ,Die Übrige aber begaben sich auf den vorni<alig Türkischen 
Frejt-Uöf zwtjehen der Teul^eU' tind rCaiUensUiU, ia das dasei bat auf- 
fcschimg^ene Ln^er*. 

* U. L wftbrend des Kriege» Im JaHre 1717, welcher luil der Eroberung 
Belgrads endete. 

* D. L T011 der Fectuug Belgrad, die auf einer Anlil^lie swiacben der Sarä 
und Donau, gelegen ut 8. Driefltb, Der. S. 3iiC 

* D. I. die ehrUiliube Hev<>lkarung Belgrads (s. aueb S Zeilen weU«r ubeu). 



28 III. Abhandlung: y. Kraelits-Greifenhorsi. 

^^ CTfj oJL^^ß yS'^^^ JW^^ öy^=^ ^j^ ^ JjA^\ UU 



,^^—3 ^-JLiL-J;» c o^L- a^j^^ kc c^L» 3^^ ^i^ ^^ c^L» 

V^j*^ ox^o^ ja;^^ jiii ox^j j^ -ui; ü^j^j, ^<^ j'^^. 

d^Aaii ^JitJcA dlll^jfl o^l o^ ojl» Jjt •^j^^^3^ J^^-^ "VCa^L- 

•y-^ j^o^a j^^^ J^J>^^ <^^ ^•^'iJ ^^ jy^3^ ^^^ ^^y^ 
J"J J^^ J^} d-! J'x:^ o^^ j^j\^ iJa:^;- ij\; ^^\ ^ j^ o^^ 

• ^^%U {varoi) partie d'une ville, qui est ho« de la citadelle, ville, 
fauboarg (Samy B., Dictionn. turc-fr.) vom ungar. vörot (»p. foäroi) 
Stadt; im Texte kommt auch die Schreibweise «AtU '^o'- 

^ ^^U> (tabja) Verschanzung vom arab. dL^^oio tabije Vorbereitung, 

Arrangement; vgl. im Persischen du^ oder aj^ (al^iä für arab. &S^ 

» ** '**' ** .« 

tald t »Vortrab*, dJU-« mäläkä statt arab. JcaaJU nUT oXra »Löflfel* etc. 

M. Bittner, Einfluß des Arab. und Pers. auf das Türkische, S. 101. 

^ Am 30. Juni 1719 brach der türkische Botschafter nach Semlin auf. Er 
benützte dabei das in Belgrad zurückgebliebene Leibschiff des deutschen 
Botschafters Grafen v. Virmondt. Wien. Diar. 1. c. 

' Der türk. Botschafter wurde hier von dem ^Kaiserlichen dermalen im 
Königreich Sclavonicn und Herzogtum Syrniien Commandirenden Herrn 
(ieneral-Feld-Marschall-Lieutenant Frejhorrn von Becker durch einig- 
abgeschickte Hu. Officiers coniplimcntirt*. Wien. Diar. Anhang zu 
Nr. 1GG6. 

' Banovci und die folgenden Orte Dobrinci, i^asinci, Lararak, Tovamik 
liegen sämtlich in Slavunien im Syrinier (ungar. Szerem) Komitate. 

* Am Einfluß der Vuka in die Drau, ebenfalls im Syrmier Komitate; 
Driesoh, Ber. S. 490 = Bokovar; hier kam die türkische Gesandtschaft 



BerleM Dh(^r ä<^n Zug dei Qröß-Botsobmfter« IbrabiiD Pa^olia etc. 20 

Man verblieb in Belgrad 4 Tage.^ (Nach der) gegenübcrlie- 
genden StMion Semlin* (sind) 1 7i St. — Station Banovci 
2»/s St, — Station Dobrinci 5St. — Station Öaiiiici 3 St — 
Sution La6arak 3 St — Station Tovarnik 7 St — Feitung 
Vukovar* 4 St. Vukovar ist eine öde Festung, in deren 
Innerem kein Leben ist; die Vor&tadt außerhalb derselben ist 
groß^ bat einen Markt, und gibt es da auch Obst (Bis zur 
nächsten) Station, der Festung Eaeek^ (sind) 6 St Als wir da 
einsogen^ gab man eine gute Salve Ton 100 Kanonenschtissen 
ab. Frltgt man nach dem Bau anstand der Festung, so ist sie 
sehr atark und gut erhalten ; *^ sie erhebt sich auf einem ebenen 
FUtse. An drei Seiten ihres Außen wcrkes führt man von neuem 
Versehan zun gen auf. An einer Seit© fließt ein großer Fluß 
vorbei, sein Name ist ^Drava^' Dort ist ein dreifacher Graben, 
Die Breite des äußeren Grabens ist 62 Schritte, die des inneren 
162 Schritte; die innere Wand des Festungstorea ist 22 Sehritte 
dickj aus Ziegeln gebaut und sehr fest, und ilire Häuser sind 
aus Stein und auch die um sie herumliegenden Dürfer sind 
blühend. (Nach der) Station Darda^ (sind) 2 Stunden, — 
Station Baranyavär® 6 St — (nach der) Ebene von Mob des'® 



*ia 9. Juli an und wui^e voti dem d&a«lbat gafmsoni er enden Spkn Ische u 
iluaMreni-epinent em|jriiegcrit. Wien. Diar. L c. 

^ ÜUr Uiigle die turk. UeaaiidUchnfl am 12. Juli %n uud hc%Qg dM für 
flo bcAtEniinte Lager vor der doppelten KoutreeiNarpo hart an d©r 
l'i->tuug, Sie verlieU dieselbe am 16. J^ili und wurden ibr %%h ferneren 
ii.^'leiung nacli Wi^n iJOO KUiftÄaipre flamt Trompeten und Pauken 
unter dem Kommaudn dt^s Bnr<ju Koyer^ OberBtleuttiint* tm U^heti- 
aöllemtbeu Kegimente, mitge^oben. Wien. Diar. 1, c> 

' Vgl. aucb die Beachreibunpr dieser Festung tn Driescli» lier. S, 490, wo 
sie als eine der vnrnobmftten Festungen Ungarns beeeiebuet wird. 
Kommandant derselben war damals General Frellxerr v. Becker; siebe 
üben Anmerke 2 (Wien. Dar. La). 

* K« i«t der Drauflnß, an welchem die Festung Es4ek goteg^i Ist. 

* Eheiiso Drte<scl] ; Üegt Im ttu^ar. Komi tüte Haranjai 1 Mei]« nlJrdlifh von 
BM«k; damals war es ein dem Grafen Veteran! gehöriger, adeliger Siti, 

' In tdrk. llandftehnflen findet man auch die Seh reib weise ^l^j^; Drieseh, 

B*r. S. 491 ^= BaraniTftr-^ dieser Ort, welcher gleichfall» im nngar. Komi- 

tatA Baranja liegt, geh^irte damals dem Prinzen Eugen, w}ibr«nd die 

üra&chaft Im Besitze des Bischofs t. Filnfkircben war. Drlesch ibid. 

»* Driftich, Bcr. S. 33 = Mohaefi. 



30 m. Abhandlaog^: ▼. Kraelitz-Greifenborst 



o — •^^"i-^ ^>t' ^^ j'^ l^J^' j:^-^- ^'^^ ^ J-^^l/" l5j*-^ 
M-c^^l JJJ^\ vlLJ^ Ä jJL^^*^ d^lij Ä jjlJLLä Ä jjüL\ j^jl1>- 

AmÜ «O^L ^^^ jC\ 4*^^ tf c^L# (3*^ J^* ^.J^ J-^J^^ «^J^Ji^ 

^J^y^ ^ j^^Jü J^, ^ r^""*^ «^ 4ju#*^Iij U\ j^jclI B1. 13 r. 

* Selbständiger Gebrauch der arabischen Präposition ^ im Türkiachen! 
Ist wohl Ghalat; erinnert an den gleichen Gebrauch der arabischen 
Präposition ^ bei türkischen und persischen Datiernngen, s. B. : a ^^ 
^\j ^yl5, vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und Pers. auf das Tür- 
kische, S. 80/81. 

^ Ms. doJ»; im Texte findet sich bald doS bald dJj». 

^ sj^«\ für tfjjyA^; ist eine ältere Gemndivform statt tfjj»jj«\; findet 

sich gegenwärtig hauptsächlich noch im Azerbaidschaniscben. 
' Statt .j^^JUo\; Ms. = ..jJUb\ was keinen Sinn gibt. 
"^ ^JuLb (rar. düo^l^.) hdangha^ fortitication en terre et en bois entouröe 

d'un fossö; village cntourö d'une tolle fortification ou d'un foss^ (Samjr 

B., Dict. turc-fran<;.) vom ungar. paldnk Stack et, Pallisade, Planke. Vgl. 

Hammer, O. Gesch. Bd. VI, S. 591: Palanken an der Donau gebaut im 

Jahre 1694. 
^ Eigentlich DunaSsekcso an der Donau, im Komitate Baranya. 
^ Am Sarvitz im Komitate Tolna. 
^ 6 */, Meilen nordöstlich von Fünf kirchen, 1 Meile westlich Ton der Donau 

im Komitate Tolna; Driesch, Ber. 491 = Ziehzard. 

* D. h. sie sind völlig unbewohnt, man kann sie daher nach Belieben 
Offnen und schließen. 

-' Ebenfalls im Komitate Tolna, im Bezirke Ton Simontornya. 



U«rkht über den Zug de« Groß-ISutsthafter» IbrÄbiin PAsdiii eu\ 3 1 

6 Vi St. Wti B^nrm des heiligen Monats Raraazoti kamen wir 
Eur Festung Szekcsö,' (der uUchstenl Station^ (in) 6 ^j ^^^ 
Sisebcad ist eine s^erBiürte und unbewohnte Festung. In ge- 
riüger Eiatfernung außerhalb derselben aber liegen Häu&er, 
welche ein Dorf bilden, (Nach der) Station BdtaS7*ek* (sind) 
3^1 St. — (nach) der Festung Szegszärd^ 5 St. SzegszArd 
tni beinahe eine Haine und besitzt im Innern einige Häuser^ 
nur noch zum Auf- und Zumachen da sind.* Au£^erhalb 
Festung sind viele ^ gutgebaute Hüaser. (Bis zum) Dürfe 
lledina^ (sind) 5 St — Station Simontornya^ 2 St — 
Station äanisa' ö St. — Festung Stuhl weißen bürg* 4 St* 
Ab wir einzogen, wurden viele Kanonensalven abgegeben; es 
kt eine starke Festung und der Graben an den vier Seiten 
i^t breite mit Wasser gefüllt, sehilfrohrhnltig und sehr aV 
schlissig. Vor ihren Toren befinden sich Zugbrücken, (Nach 
dem) Dorfe Mör,^ (der nächsten) Station^ (sind) 5 St. — Dorf 
Assir'^ 5 St. — Festung Raab** 5 St. Als man in diese ein- 
timt| gab man eine Kanonensalve von 150 Schüssen ab. Es ist 
mne öberaus stark befestig^te und große Festung ^ ihre Werke 
sind aus Stein und in gutem Zustande. Jedes der Häuser in der- 
selben gleicht einem Schantzwerk; sie besitzt im Innern Kirchen, 



* Aucli BLmonsthiirm gociftnnt ; an der Vercintgpaiig des PiUtinalkjinAk 
mit dem Sio, im Komitate TDloa^ Drieacb, Ber. B. 4dl ^= Siiiiontliürn. 

* Dle«ei Wort ist Im Teste xweifcUDS yerscliricljonj denn em Ort Sauiaa 
(JUww^Ulf) OÄVStiort m jener Gegend nicht; A^^^^l^i »st dalicr in A^}Jii 
f&iponia) lu korrigieren, was der N*mß de» boutigen im Komitate Fej^r 
g«]efeaen Orlcs ,So[tonja^ ist; Drieacb, Ber S. 491 ^ Scephonle, Marach- 
ront© der törk. GroßbotBchaft (r. 8. 8, Anm. 1.) — Scheponie; J* C. 
Müller, Msppa regni Hunganae 1709 = SupoQv^. 

• UiigArlicb Ssekes Fej^rvar; «Uw. Stolni Belgrad 5 türk. latolui Belgrad 
(>LÄJb ^^^.IJjJILmj^); bier muß zur Vermeidung der im TÜrkisclicn unge- 
wdbnlichen AnlautbooBonanz ein Vokal yorge»etzt werden; Teit = 
{jlotii B^ SttiblfT«lßenburgt 7 Meilen sUd^lfitltcli von Ofen ton Komitato 
Fej^r, ist die alte Stadt der Krünung und Gräber ungarischer Köuigo. 

* Im Komitate Fej6r; Drieecli, Der, S. 491 ^^ Mar. 
Im Bezirke Oeazteal, im Komitate Komorn in der Nähe Ton EiAber 
Müller J. C, Mappa regni Hung, — Assan 

** Ungar. Györ^ tilrk, Janjk (^jib, ^^-Jb) im Komitate gleichen Namen», 
an der MQudung der Kaab tn die Kleine oder Wieselburger Donau, 
*J Meilen sÜda^tlich vou Freßburg. 



32 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorit 

^^ «Jj^ 0^ ^.l»' tc^U ^ly <3j^^ 3yJ\ Tc^L ,3;^ ^yC^jS^ 

-^^-^^^ »5^>--^-^ J^J J^^* "^-^^ -J^^ ^>^^. ^^.^^^o^V 
j<^ ^^jS^jjij^ Bl. 14 r. <^^ ^j^ JJL^j^^ »Xif \ ^^\ j^jl^ 



* Ms. I L^ 1- » » ^ \»^ ist falsch, denn ^ JLk^Lo ist Subjekt. 
»> Ms. = iU*. 

« Ms. = j^U*. 

«> Ms. -= j^^ dc»JL5. 

^ Der eine dieser Flüsse ist die Raab, welche hier in die Donau mündet, 

der andere ist die Kaabnitz, die sich in der Nähe der Stadt in die 

Raab ergießt. 
' l^t das heutige Szent-Miklos im Wieselburger Komitate; Driesch, Ber. 

8. 493 = ,St. Niclas, ein dem Grafen Zichi erblich zugehöriges Dorf 

und Schloß*. 
" Das heutige Uugarisch-Altcnburg (ung. Magyar-Ovar) am Einfluße der 

Loitha in die Kleine oder VVieselburgcr Donau, 10 Meilen ostsüdOstlich 

von Wien, Sitz des Wieselburger Komitates. 

* Ung. N6met-JiLrfalu, ebenfalls im Wieselburger Komitate; J. C. Müller, 
Mappa regni llung. = Teutsch-Järendorf. 

* An der hier die Grenze zwischen Osterreich und Ungarn bildenden 
I^itha, 5 Meilen südöstlich von Wien ; J. C. Müller, 1. c. = Pruk. 
Hier traf die türkische Gesandtschaft am 6. August ein, nachdem aie an 
der Grenze von dem Oberkommissär des Viertels unter dem Wienerwalde 
Franz Jakob Grafen y. Brandeiß im Namen der n. 0. Stände über- 
nommen wurde. Vgl. SchOnwetter, 1. c. 



Bericht über den Ttug des Groß-Botscluifterfl rbrabim Pascha etc. 35 

und in einer großen Kirche ist eine Orgel, auf welcher ihre 
Priester spielen. Die Bauart der Festung ist recht stark, sie 
hat einea dreifachen Graben. Auch fließen in allen dreien 
große Wasser; eines kommt von der Donau, zwei von andern 
gleichfalls großen Flüssen,' Die Dicke der Festqngemauer be- 
trägt 18 Schritte; in die erwähnten Festungen, mit Ausnahme 
Belgrads y traten wir ein, besichtigten sie und die Offiziere 
hinderten es auch nicht* (Nach der) Station St. Nikolana^ 
(sind) 3 St. — Station Alten bürg 4 St* — Station Deutsch- 
Jarndorf 4 St* — In der deutschen Sprache bedeutet ^deutsch' 
uem^e und jDorP kjöi, (Nach der nächsten) Station, der Festung 
Brück/ (sind) 4 St Es ist eine kleine und sehr hübsche 
Festung mit zwei Toren. (Nach der) Station Schwechat^ 
(sind) G St Sie ist ein Aufenthaltsort des Königs und besitzt 
sehr viele Häuser; auch ein Schloßt des Königs ist da, in dem 
aber außer einem Wächter niemand wohnt. Wir traten ein 
und besichtigten es. (Nach der nächsten) Station, der Festung 
Wien, (sind) 2 St. Nachdem wir in Schwechat eingezogen 
waren, ^ hielten wir uns 4 Tage^ daselbst auf. Am Montag 
den 28. des heiligen Monats Ramazan ^^ hätten wir uns mit dem 

* Der allbekaaute Ort bei Wien, Hier pflegten die türkiBchen Botschafter 
ihr letztes Kficlitquartier zn nehmen vor ihrem Eineug-ö in Wien, In 
ier Nähe dieses Ortea stebt ein 14 Fuß hob er atpinemer Obelisk »nr 
Ermnening^ an die Zusammenkunft Leopolds L und Johann Bobieakya 
nach Wiens Befreiung' von den TUrken (1683). 

■^ Datnit kann nur das Schloß von Ebersdorf (Kaiser'E.)i welches eine 
Viertelstunde weit von Schwechat entfernt im, geineint sein» da 5icb in 
Schwechat selbst nie ein kaiserliches Schloß befunden hat. Im Schlosse 
Ebersdorf hatte 1529 Sultan Suleiman sein Hauptquartier» Vgl. die Be- 
üchreibiing des Srblosses in A, Schmidl, Wiens Ump-pbungen auf awanzi^ 
Standen im Umkreise, Wie« 1838, Bd, IL S, 122 ff. 

■ Der Einxufj in Schwechat erfolgte am S. August iu Begleitung des oben 
erwähnten Grafen v. Brand ei S und des hohensolleri&chen Oberstleutnants 
Baron de Royer mit 2tJ0 Küraasleren und 160 Ra ab e riechen Husaren 5 
am 11. August wurde der tÜrkiftclie Bot<ichj|fter daselbst im Namen des 
Prin»eu Kugen v. Savoyen von dem kaiserl. Hofkriegsrate und geheimen 
Referendar Anton Josef v. Ottel bewill kommt, welcher mit ihm gleich- 
zeitig dasCeremouiel beim Einzüge in Wien feststellte. Schän%fetterl.c.S.3K 

* Der türk. Botschafter verweilte in Schwechat vom 8» — 14 AugUÄl, also 
eigentlich & resp. 6 Tage, jenachdem man den Tag de« Einzuges in 
Bchwechat mitrechnet oder nicht. 

i** = 14. August (1719). 
SiltnuKiber, d. pbiL-biit. £L Ifil. M, 3. AtH. 5 



34 ni. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst. 

^ Bl. 14 V. jj^y u-^^^ ^-^^^.j j^^^ v/^^ ct'; ^^.-jtjjü 
Jj. -^AA* V^>^ t?^ -'^r^^' ^^ ^ ^-^ -Ai^V» J^* er'; 

«^^ A-^^^- «r^y^ >>^^- K^J^i ArV ^"^. o^lU jT^^j^--» j 

^^y^J l/A J-^^'-^^-XJ «^"^ <>^ '^.-^- J^^ ^^i^Xs/- ""^^Si 

* vjXaK?«^ ist Futunim von ^<'^1%.< gerilemek (var. ^»5CJ*^) statt 
e^^^ (resp. vi^Ä-^j)^); ^X-«Jb .^ (vi^^T^ = "^^ veropäten, in 
Verzug sein, zurückgehalten werden. 

»> Ms. = c>>J^.j^- ^^ *^y- 
« Mb. j^^^y». * Ms. ^^jy^. 

* Tii/enkdschi (t. ^^y«"^"^*"* v. v»X>oo Muskete, Gewehr) sind die Miuketieret 
Füsiliere ; sie bildeten eine Art unberittener Leibgarde der Wesire. J. ▼. 
Hammer, Staatsverfassung des osm. R. B. II. S. 226, 246,415. 

' Damit ist wohl gemeint, daß die Tüfenkdschis ihre Gewehre nicht auf 
den Schultern tragen sollten. 

' J. y. Hammer (Gesch. d. osm. R. B. VII. S. 258) berichtet als Grund der 
Verzögerung des Einzuges, daß sich der türkische Botschafter nicht ver- 
stehen wollte, den ihn ins Quartier führenden Hofmarschall bis über die 
Stiege hinunter zurückzubegleiten. Tatsächlich gab er ihm nur bis zur 
Stiege das Geleite (SchOnwetter 1. c. S. 44). 

* Diese Ordnung erfolgte auf den Wiesen zwischen Simmering und dem 
Meogeb&udc, wo auch der Obcrsthofniarschall, geheime Rat und KImmerer 



Berfohl Qber den Eti^dea Groß-Uatschaftctrs IbrA^him pJiicLa etc, 35 

feierlichen Einzige in die Festung Wien beitiaho verspätet. 
Von den Janitseharen des kaiserlichen Hofey waren 50 Tüfenk* 
dsckia^ bestimmt worden. Einen Tag vorher^ am Sonntag, kam 
^n Seiten des deatsclien Kaisers folgende Nachricht: ^Die 
ifetikdscliis sollen hinter Sr. Exz. dem Paaoha marschieren und 
ihre Gewehre nicht nach oben beben, sondern die Spitze nach 
fUifen halteOj* und wir unserseits werden mit Gewehren be- 
raffhete Deutsche bestimmen, die sollen hinter dem Pascha mar- 
chieren^ weiter hinter ihnen die Tüfenkdschis, und zwar sollen 
sie ihre Gewehre mit der Spitze nach unten halten.' So lautete 
die Nachrieht, die da kam. Die TQfenkdsehis erwiderten : ,Wir 
trejitien uns vom Pascha nicht und halten unser Gewehr nicht 
mit der Spitze nach unten^ So antworteten sie und sie sagten auch: 
,Wir geben so wie die andern, die sich im Zuge befinden.** 
Sebließlich schickte der (Kaiser) seinerseits die Deutschen. 
Hontag frllb kamen sie und der Zug wurde geordnet.^ Se« Esu. 
der Pascha setzte den Galaturban auf, heftete ^ich den diamant- 
be86tsten Reiherbusch darauf und stieg zu Pferde. Die TQfenk* 
dsehU marschierten, indem sie ihre Gewehre nach oben hielten j"^ 
weiter hinter ihnen gingen die Karamerherren. Die elenden 
Ungläubigen und der Kaiser aber ordneten einen Zug an, wie 
ein solcher noch nicht dagewesen sein dürfte.^ Mit solchem Zuge 
»og man in Wien^ ein und die Ordnung wurde durch den oben 



Adam Franz Fürst von Schwarsenberg mit dem kaifl«rl leben Kommi^slr, 
Genera] -Feld marsch all-Leutnant, Kämmerer and Hofkriegsrat Heinrich 
Jooef ReLclu^rafßn v. Dann und einem glänzenden Gefolge, den vou 
Schweciiat in feierUchem Zuge anrQckeuden tilrktscben Botschafter 
empfing. Nach einer kursen Begrüßung , hei welcher Ansprachen ge* 
wechfltit wurden^ %og man zu Pferde in Wien ein. S(.-hünwetter 1. c. S, &% 

* Sehönwetler L c* 8. 34; ^Giengen 50 Janitseharen Bufeckci gen&nnt; diete 
Inig^en ihre schwere Röhr auf den Achselen* . . . 

' DiMer prächtige nad gtünsende Zug, wie «r in Wien noch nicht gesehen 
wufde^ ift b«i SchOnwetter 1. c, S. 32 ff. ausfilhrllch beschrtehen* 

* D<?r Zug ging von den oben erwfthntcn Wleaen an dem Dorfe Slmmering 
forh«i, ditrch das St. Marxer Linientor an der kaiserHchen Favorita, 
d*fli I'jtuUnerklüSter und dem Frelbuns vorbei, über die steinerne 
Bj-Üuke durch das Kiirntnertori dann an der Augiwtiuerkirche, der 
kaiteHichcu KeiWchule, der ^lichaelerkirehe vorbei über den Kohlmarkl 
und Grmben, dann au der Stefanakirehe vorbei enro roten Tur hintinter 
Über die BeblagbrÜcke in die Ijeopold»tadt, in welcher im Holel ^um 
gotdc!fi«n LanibeL* (Ein tlutet ,Zurti goldenen Lamm' befindet «Ich noch 

3* 



36 ni. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

*Iuli' U^^' J^J^ vJ-V-Ajy-^^ «ll-lW «Li^l» «jLiL. StkS^'>^'^^''>\ 

J^U, ^V\ ^ ^J^\ ^V\ •^Ij ^^ u/lj^^ U» ^x5%C^j J5fU* 

oLjL-jlJI\c «Li^li y^^^T^ ojJ^jl ^^ dl \ JLsPojJ^jl ,3"^ Bl. 15 v. 
jb<-j>- ojJ^jl ^5-^ ^J^^. 3 \}^^ ü^i\ JL-jl ü^J^ kSJ^^t^'^^ 

ö\jj> oJii^jl ^^ 4l^ ^e^^^J >Ke oJli\>jl ,3"^ ^^^ j^lli>» 4I1I ^^\c' 

heute auf derselben Stelle) das herkömmliche Absteigquartier der türk. 
Botschafter bereitstand. In den Straßen, durch welche sich der Zug 
bewegte, bildeten Bttrgerkompagnien Spalier. SchOnwetter l. c. S. 42 ff. 

• Ms. JLcLo. 

*> Sic und nicht ]fl5ö\^,^, wie man im Ms. auch lesen konnte. ^^^^^^^ 
pers. Plural von 6^\^} »toll, närrisch, verwegen* steht hier statt des sonst 
gebräuchlichen t. JUJ^ (t. ^^ = närrisch, toll). Die Delis (Närrischen, 
Beherzten) und Gjöniillüs (Freiwilligen) waren irreguläre Soldaten, eine 
Art berittener Freikorps, die namentlich in Asien geworben wurden. 
J. V. Hammer, Verfassung des osm. Staates, Bd. II, S. 235. 

^ ^LJL$^ ist kU und zusammengesetzt aus ^^S^ (heutige Schreibweise 
^JÜL^yO + V^^' Pluralendung o^- Der Gebrauch der pers. Pluralendung 
im Türkischen bei türkischen Elementen kommt seltener vor; dagegen hau- 
fi<>er bei pers.-arab. Elementen, z. B. ^^J^y^'^ nieb*(Udn Abgeordnete, v. a. 
t^ycL«, ^U**5 kegän Personen v. p. ^y^^ etc. Vgl. auch M. Bittner, 
Einfluß des Arab. und Pers. auf das Türk. Wien 1900, S. 60. 

«> SUtt ^A<.>^ peikei = p. ^ AQ^ ^y, pUkaei: 

• Ms. U\ ,\^^^-^. 

• D. h. durch einen ,Kommi8sär*, welches Wort der türkische Berichter- 
statter bereits oben erklärt hat. (Siehe S. 24 Anm. 2.) Als Kommissär fun- 
gierte IL J. Reichsgraf v. Dann, siehe S. 34 Anm. 4. 

' Der Monat ist in der Handschrift nicht angeführt; im Ramazan kann 
es nicht gewesen sein, da der Einzug in W^ien selbst erst am 28. Ka- 
mazan stattfand; der 22. des folgenden Monats (Saww&l), welcher dem 
7. September 1719 entspricht, war aber bereits der Audienztag beim 
Prinzen Eugen v. Savoyen, mit welchem Tage der türk. Berichterstatter 
augenscheinlich den Audienztag beim Kaiser verwechselt hat. Das 
richtige Datum wäre bloß der 19. Sawwil = 4. Sept. 1719, an welchem 



Ikricht über il&ii Eug dos Gfoß-Botschafti^rs Ibrahim Paicha otc. 37 

bescbricbetien Kommissär* festgestellt. ScLIießlich Montag deü 
22.* ging (der tiirk. Botscliafter)^ um dem Kaiser das von Sr, 
Majestät dem FadiBchali, dem Zufluelitsort der Welt, gesandto 
kmiserUcbe Scli reiben^ zu geben* Auch an jenem Tage war 
ein sehr feierlicher Zug^ und die Ordnung dabei war die: Am 
Anfauge die mit Gewehren bewaffneten Soldaten des Deutschen,* 
dahinter die Narren^ und die Freiwilligen^ hierauf der Oberstbof- 
meistef; weiter hinten die von der glorreichen Majestät dem Padi- 
ichab, dem Zufluchtsort der Welt, geschickten Gaben und Ge- 
Rcheuke, dann der Schatzmeister und der Hchltlsselwiirter, hierauf 
der Kommandant der Zeltträger mit seinen Lentenj dann die 
Tsehausebe des Diwans, hierauf die bärtigen Aga's, sodann die 
Handpferde deB Pascha, dann der Dolmetsch und der Vorsteher der 
piuyserlichen Kämmerlinge, dahinter Se, Exz. der Botschafter- 



TMge itach 4«m Wien. Diar. der türk. Botschafter vom Kaiier In. feierlicher 
Aiidi«uix ^mpfaugeo wurde. 

' Dieses Scbreibea, welches in einer silbernen lltillü vt^rwnhrt war, ent- 
bleit die Beglaubigung des lürkisclten Botäcliaftera sowie &nfe meine 
BeteaeruD^ti dea Frierlena nnd der FreundschÄft und ist in der Ge- 
iehiclite Kaschid^ BL 33 abgedruckt. Es unterscliiod »ich von den ver* 
lier^hendcu und fipHtereti durch die Äuälasäung der beleidigenden 

ScbliL0formel : ^j^^ ^\ ^ J^ ^%ZJ\^^ »Heil dem, der der wihren 

Leitung^ (der moh. Ueligion) folgt\ wodurch Fleil und Gruß Klchttnoh«m' 
med«neni Ter weigert ts' erden < (J- v. Hanimer, Gesch. d^ osdi, H. B^ VU, 
ö. 260.) 

* Das bei diesem Zuge %n beobachtende Zeremoniell wurde von dem kviserL 
Komtiiifiir Grafen v. Dfiuu und dem Hofkriegsrat nnd geh. Referendar 
Anton ,Joe«f v« Öttel mit dem türkischen Botschafter festgestellt. Der 
Zug b«wfi^e sich »us der Leopoldstadt (vom Hotel «Zum goldon^ti 
Limbel*) durch den roten Turm an der Stefanskircho ntid dem Stock 
iin EUeti vorbei, durch die Kfirntnerstraßo, das KSrntnertor über die 
iteineme Brücke an dem Frelhang nnd dem Paul an ej'k lost er vorbei zur 
kats«r1leheti Favorita (jet^t k. k. Theresianum). SchÜnwetter l. c. S, 21 C 
Hammer (Gesch. d. osm. It. B. VIL S. 2M) berichtet rnNchlich, daß die 
Audienz In der kaiserUchen Burg staltfand. In dieser wnrde der türkische 
Botschafter vom Kaiser nur in der Abschiedsaudieux empfangen, wa« 
Hammer augenscheinlich verwechselt h&t. 

* Das waren 40 Mann vom kaiserlichen Leib- und Stadtgarderegiment 
unter dem Kommando de* Hauptmannes t\ Ferdinand Creinltx. Schön- 
wetter l c. a 21. 

* fiieii« Text S. 36, Anmerk. b. 



38 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst. 

oL^^L U\ ^Jji/ -Uli dJ\^ BI. 16 r. ^JU\ ujjJ^'» •J^'^j» J-^ 
oJU\ ^^U l5 jJj^^ '^.Ir-' j^^- J-»li-\^ ^jcS^jJI dL^alil O'^.-^ 
jL^U >^\ r^\ u^^ ^ 4IJ \^\ kS^j.^ yS^ß^^\ jL-U e$-^*' 



* pJxIa gewöhnlich ^kJüb (hynto)^ ungar. ^in<(j, Kntsehe, Hängewagen, 
Kalesche; Samy Bey (Dict. t.-fr.) hynto (mot bongrois) sorte de Toiture. 

*> Ms. v>C^4A>jJi\ 

* NKmIich ein sechsspänniger kaiserlicher Paradewagen (SchOnwetter 1. c. 
8. 21). 

' Nach Schön weiter 1. c. S. 21 trugen sie diesmals keine Gewehre. 
' Bei weitem genauer und ausführlicher ist dieser Zug in die kaiserliche 
Favorita bei Schönwettcr 1. c. 8. 21 ff. beschrieben. 

* Diese 8itte des Akklamierens durch Zurufe üben die Tschausche 
immer beim An- und Abzug ihrer Befehlshaber. Vgl. Driesch, Ber. 8. 55 
und 125. 

'^ Nach Schönwetter 1. c. S. 22 waren es 15 der Tomehmsten türkischen 
Offiziere, welche mit dem Botschafter den Audienzsaal betraten. 

" Der Kaiser stand bedeckten Hauptes einige Stufen erhöht unter einem 
goldverzierten Baldachin; er trug ein schwarzseidenes Mantelkleid mit 
ebensolchen Spitzen, welches überdies noch mit goldenen Streifen durch- 
zogen war. Neben ihm war ein Tisch, auf welchen der türkische Bot- 
schafter nach erfolgter Ansprache das Handschreiben des Sultans nieder- 
legte. Den Thron umgaben zu beiden Seiten die geheimen Bäte, eben- 
falls in schwarzen Mantelkleidern, und die Ritter des goldenen Vließes 
in ihrer Ordenstracht. (Schönwetter 1. c. 8. 22.) 

* Nach Schönwetter 1. c. 8. 23 lautete die Ansprache folgendermaßen: 
Der Unüberwindlichst- Großmächtigst- Demühtigst- und Barmherxig^te 
Herr, Horschcr derer Heiligen Ocrtern, Mecca und Jerusalem, Kaiser 
allnr Muselmänner, wie auch Schutz-Herr derer Persianern, etc. mein 
AllnrtftiNdlirttcr Herr, Euer Römisch-Kaiserlichen Majestät etc. auf- 
riohli|r«trr Krriind hat mich seinen Diener, als Groß- Botschafter, abge- 



Uerielil Ober den Zng de^ Groß- Botschafters Ibraliim Pnmsh« ote. S9 

Pasdia. Vüin Könige war eine besondcTe Kutscbe^ gekommen, in 
dieaer Kntachc fuhr der Pascha, dahinter gingen die Tlifenkdschis^ 
EJid hinter diesen die Kammerherren, Man ging zum König, Das 
föö dem Padiichah, dem Zufluchtsort der Welt, gesandte kaiter- 
liehe Handschreiben wurde vor Sr. Exz. dem Pascha vom Legationa- 
sekretilr oder Divan-Efendi getragen. Schheßlich begab man sich 
in d^s kaiserhehe Schloß,^ Den Tachaaachen ging die Weisung zu, 
Se,Ex£. den Pascha nicht durch Zurufe zu akktamieren j* und so 
lUI&mierten eie ihn nicht. Der Pasc}ia stieg ans dem Wagen^ 
begab sich zura Kaiser und die Begegnung fand statt. Der Pascha 
trat mit 13 Leuten^ beim Kaiser ein. Der Kaiser stand,** Se. 
Exxellenz der Pascha sprach die Wortc^' die er vorbringen äolltej 
und der Vertreter" des Kaisers sagte: ^Einverstanden und zu- 
treffende Er überreichte das kaiserliche Handschreiben und 



scb-iokt, dnÜ ich mich Euer R5ipbcb'KaU«rUcben MAjt^ität Wohlstands 
«rkimdig^n ; ond der Fretinilichaft j^eruäfS geslemenden Gruß Abstatlen 
tolle; Uiid gleichwie metn Aller;^äd)g9ter Herr id dem von mir über- 
reichenden Scbreiben bereits die Bchrifttidie Yerticherung getAbn^ daß 
Hlhtr den zu Fn$iATor]z ge^chloaseaea Frieden in allem fe9ti|[Hch be* 
obiehten werde ^ nnd sich eines gleichen von Seiten Euer ROniisch* 
Kaiaerlichcn ilaje^tät verscht^te; Also hat er mir cbenfaU» anbefohlen, 
ein eolches biemit mündlich zu bestfitigeu ; Dieses wird das Yertraaen 
nnler beeden Eeiobeu stäts mehr befestigen und beederücits UatertahDeD 
GlQck und Wohlstand vermehren; So ic^h neben dem Euer ROmiftch* 
KaiBerlieheu Majesiftt «Ic. beständiges Wohle rg-c he n ay wünschen tuhe, 
• Ei wir der Reichs- Viie-Kander, geh. Eat und Reich^-Erb-SqhatÄmeistcr 
Karl Ludwig Graf von Siozendorf, welcher im Namen des Kaisern 
folf^endeJ erwiderte: Die Rümiäch-Ka^berlicke ^ auch sa Hifipanient 
ilungam und B^^heim Königliche ]kfajeatätf tio^er Allergnldigtter Kaiser 
und Herr, Herr, haben mit mehrerem All ergnädigst vamommen« was 
gegen wärliger ßassa und Groß-BoCscbafter vor- und angebracht bat; Wie 
ncmlichen dieOttomannischc Pforteden jUngätbln awiscben beeden Eeichön 
ge«cbloSÄenen Frieden unverbrüchlich suhalten sieb angelegen seyn laBSi^n 
wollft^ Gleicbwie nun Allerhöcbstge dacht- flire Katserliche Majestät in dem 
Qberfeiebten Schreiben Sich Allergnädigst ergehen werden, also Ter- 
laoien Sie Sich aUerdings auf die getahne Veriicherung, und werden 
Ihr«! Allerh^ebsten Orts auch darob sejn, damit Ibio Untertahneu crrt- 
hmägitm Frieden-Schluß geoau nachkben^ und mun heederseits die 
Früchte desselben ruhig genlesen möge; Es verbleiben anbey Ihre Kai- 
•cTÜebe Majestät ibme Groß-ßoticbafier mit Kai»erlieben Gnaden wohl- 
fewogeiu Schön Wetter l e. B. 23. 



40 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorit. 

^V\ <-^ Bl. 17 r. ^^j^j J-^ jul^ ^ ^^^^ joXc^ ^jj^jj ^'-^ 
uVjl oJiij^l dif 0^ ÜJ^*^. >jJLt^l Jli^l JljL ^UL «X;:!/- 

<iii, cj^ Ai-' ^;f»^ jj^ <^^-*»^ -^«•^•^ L^^^ oy* ^X-X ^^ ^Jj^^ 

V ^^' "^^-^ ^-^. o^^/^i ^^^ j-^y^j^jji vjjS ^. ^\ 

<i\ Bl. 17 V. o^ J^^jy^ o^LL« ^^jl»^jyi» *^AlJ ö^r,^\ \S^^ 

* J^« L^^ ^^^ ^^^ »erste Minister*, d. i. Hauptstellyertreter, nämlich 
des |Monarchen. Die Türken geben diesen Titel nnr dem Großwesir, 
dem alter ego des Sultans. Wickerhauser, Chrest. S. 79; auch im Ta'rib- 
i R&5id Efendi, Bd. II, fol. \trr. wird Prinz Eugen ^^^^^ ^\^ ^<a^ 
genannt. ^ Ms. ,^^^. ' = j^^- 
** >j^ (tnürd) pers. statt s>j^ von pers. r)>j^ {r^) sterben = tot; .y^^\ >y 
mürd ol. sterben, Samy B., Dict. t.-fr. = mourir, en parlant d*nn animal 
ou d'un infidöle. * ^j£^ Ui vom pers. ^^^ (IdSae) Leichnam. 

' ^Uiw« Tahrff von a. j^^^ {nieShed) = Friedhof. 

^ Diese Geschenke, die reichsten und glänzendsten, welche je eine türki- 
sche Gesandtschaft nach Europa gebracht hat, sind namentlich angeführt 
bei Schonwetter 1. c. S. 25 und bei J. v. Hammer, Gesch. d. osm. R. B. 
VII. S. 247 u. 8. 567 im Anhange. 

' Das war osmanische Hofsitte, nach welcher auf die Rede eines Bot- 
schafters nicht der Sultan, sondern der Großwesir antwortet; um nun 
diese Sitte mit Gleichem zu erwidern, antwortete der Reichs-Vize- 
Kanzler im Namen des Kaisers. Hammer, Gesch. d. osm. R. B. VII. S. 259. 

■ Im Texte steht ^jJS ^\j^i unter yj,\yyo (Schloß) ist hier wohl das 
Hotel, in dem der Botschafter abgestiegen ist, zu verstehen; besser 
stünde hier ,du»Uy»^ Was die übrigen Einzelheiten der Audienz betrifft, 
so vergleiche man die ausHlhrlichen Angaben bei Schönwetter I.e. S. 22 ff. 



IVriulit Über den Zug de» Groß-BoUchaftcrs Ihrabim Pasclia etc. 41 

spraeli aucb von den Geschenken.^ Der Vertreter des Königs 
safte, man solle sie bringen^ und (der Paaclia) übergab sie. 
Es war nämlich niclit Sitte^ daß der Kaiser in Gegenwart 
der Gesandten spreclie.* Nachdem er alle Antworten erteilt und 
«lad kniserlifhe Handsehreiben und die Qe&ehenke übergeben 
batlej ging er hinaus^ bestieg den Wögen und kehrte wieder 
im festlichen Zuge in das Absteigquarticr zurück.^ Hernach, 
nachdem inÄwiscben zwei Tage* vcrstridien waren, begab er 
sieb xnni ersten Minister, naraena Prina,'* Prin?. bedeutet 
soviel wie ^BcBitzer, Wesir des Siegels^^ Er übergab seine 
Briefe und Geschenke, und zwar kam er wieder im feierlichen 
Zöge. Der sügenannte Prina kam aber nicht in den Diwan 
des Königs, das war nicht Sitte.' Im tSdilosse* des Prinzen 
akklainierteii die Tscbausehe den Pascha« Nun erwähnen wir 
die Sehenswürdigkeiten im Innern Wiens. Eines Tages gab 
num Kanonensaliren ab. Ans welchem Grunde wohl? Alle 
Jahre nämlich hißt er Kanonensalven abgeben, wenn sein 
Geburtstag ist,* Noch einmal gab man Salven, Blan sagte, es 
sei der Tag, an dem Kara Muätapha Pjischa, als er siegen Wien 
gasogen war, vernichtet wurde,*^ Eines Tages starb die Mutter*' 



* Du w*r am 7. September 1711», Wien. Dlar, Nr, 1670, 
^ Damit ist Pniiz Euj^uii v, SftvoyBu gemeint. 

* Aaeb die» wl naiOrliek unrichlig; der ttirkisclio ßericlit«rBlatt(>r woUie 
lult (lifta«r Efkläfuiig wohl fUe hohe und einilußreicbe Stelluitg» welche 
l'riDJE Eugen ilAmals innohattc, keiinxeti^lmen. Prinz Eugen war wifk- 
IicboT Gell,- und KonferenxrAt , PrJüiufeiit des Hofkrie^r*tc», Generat- 
Jrtitnani, (lotivcmeur ii. Kapitfin-Gencral der kÄiBerl. Üsterr, Niederlande 
und Oberst aber ein Reg^iment DPÄfoner. Wien. DUr Nr. 1680. 

' (1. li. Prin4 Eugen war bei der Audienz des ttlrk. B<»t«eUjifter« belüt 
EaUer dor Sitte gemlß nicht anwesend ^ Dtwati (J^^i) »«t hier in der 
Bedetttutig von tVer»amtnhmg der Großen dei Keiebes*, wie sie bei einer 
fcierliclieti Andieu» «tntUu finden l»rtegt, gebrAuebt. 

* Ut däs beaiii^e Palatü de^ k. k, FinAiiamiDtsteriums in der Himmelpfort- 

* Ajh 1, Oklaber, d«m Qeburtst^igc des KjLtiers Rarl VI,, befAnd sieb die 
iarkinehc BoUebift nöeh in Wien, 

** Damit kann nur der 12. September gemeint sein, 

" Die Multer de» Köni^ reap. Kaiaers, die TerwHwete Kaiserin Eleonora 
ÜAgtlalena Tberesra, geb. Prlnieemin von Pfak-Keuburg, starb FrelUg 
den 19. JjiniiAr 1720. Die ttlrk, Bot«ahAft war damals noch in Wien. Wien, 
iHar 11 tü Nr, 171». 



44 m. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst. 

^ 4i^ vj ^^^i^ j\5^ « ^«^ ^^ ^*^ j j*^J ^ ^ j-^j^^ «3-^ '^tji 

4£r^^ vjL«* jl^. j^ l»U j^, «J^lil:^ ul^^y^ j ja5>-\^l^ ^J^^ 
JjU jiaj j J^\ (jvTS ^^ fT^^ c*cL-M* ,3"^ \S}^ ^^ ^ jJlJ* 
^^J^:5 i^^ ^^J*^ ^-^^ jyj^* u V. Lfc^^J*^ d;4JS^ Bl. 19 r. 
v5^^->*^ ^j ^i^} L^JJ*^ J>^ i5^^J*^ kJ^ma^J^ c^^j'j J^ 

um Wien neu auifübrte, mußte auch der Stadtausgang gegen die Leopold- 
stadt eine Änderung erfahren. Das alte Roteuturmtor (siehe Anm. 4, S. 42) 
wurde also verlegt und kam jetzt weiter abwärts gegen die Schiagbröcke 
(Ferdinandsbrücke). Hier führte es den Namen ^eues Rotenturnitor\ 
Stand bis 1858. Kisch 1. c. S. 323—26. 

• Statt ^sXJUo\ ; V. Anm. d, S. SO. 

• Dasselbe lag vor dem , Alten Roteuturmtor* und führte direkt cum Donan- 
kanale. Mitteil. d. k. u. k. Kriegs-Arch. Jahrg. 1883 8. 129. 

• Ein Tor dieses Namens hat Wien nie gehabt. Nach dem, was der türki- 
sche Berichterstatter im Folgenden über dasselbe schreibt, kann damit 
das Sohottentor» welches merkwürdigerweise bei der Aafs&hlnng der 
Tore fehlt, nicht gemeint sein. Meiner Ansicht nach dürfte der türk. 
UerichterstHtter ein Tor jener Außenwerke im Auge gehabt haben, die 
sich iwischen Burg- und Schottentor befanden und auf welche der Haupt- 
angritr der Türken im Jährt« 1083 gerichtet war. Auf diese Weise lassen 
sich auch die Worte «daß Kara Mustapha Pascha durch dieses Tor in 
da.H lunert" eingedrungen ist* erklären; denn den eigentlichen Boden 
Wiens, innerhalb der Festungsmauern, hatten die Türken während der 
»weiten Uvlagerung nicht betreten. 

' Diester Ära» ronp. Kanal wunle unweit des Wasserrarelins von der Donau 
abgeleitet, lief suuächrit eiue Strecke iwischen diesem und der Stadtmauer, 
dureUbiAch Wt«teri> iu der Nähe der Neutorbastion und mündete in einen 
kleinen UalVn, w««leher fUr die lK>uaudotiUe bestimmt war. Kisch 1. c. 



Bencbl Über den Zog des Orüß-BoUcliaftcrä Ibraliim PA.tcba ete. 45 

tat/ des alte Ton* Allein dieses alte Tor ist geschlossen. Der 
Grand hieftir ist^ daß Kara Maatapha Pascha durch dieses Tor 
in diis Innere eingedntngen ist. Deswegen ist es geBchlossea 
imd außer Gebrauch. Vor den acht Toren sind große Basteien 
Aufgeführt, welche ein einfacher, überaus breiter Graben um' 
abließt. Am Fnße der Festung fließt die Donau. Von oben 
her (von einer Stelle weiter stromaufwärts) leitete man von der 
Donan einen Arm ab/ und an diesem abgelenkten Donanarme 
liegt das Festungsarsenal. ^ Die Festung bat einen Kommandanten 
imd das Innere derselben ist äußerst belebt. Noch 3 7f Stunden^ 
aacb Einbrach des Abends sind die Läden offen und an den 
Schutzdächern eines jeden Ladens brennt eine Glaslaternc,® was 
genau so wie eine Illumination aussieht« Die Festungstore sind 
gleichfalls bis 7^4 Uhr offen^ dann ecbheßt man sie. Nun seien 
die Stadtteile der Festung^ er sv ahnt: die Venediger- Vorstadt,^ die 
Leopoldstadt,^ die Ungarn A'^orstadtj'* die Mariahilfer- Vorstadt/' 



* Das kaiaerllcbe Arieeat erb ob sieb unmittelbar hinter dem Neütor aud 
war «in aus loehrereu Hallöii bestehender Bau, der yqü Herme» Schal* 
lamtKer im Jabre 1585 ausgeführt und erst in neuerer Z&H im Jabre 
i676 abgetragen wnrde. Kiseh 1. e. S, 327, 

* K»eh lOrk lieber Zeitrechnung. Die Türken rech neu b^kÄnuUicb die 
Eeii von Sonneuuntergang bis Sonuenuutergaug in zweimal 12 Stunden, 
Gebt tko die Soöuo «> B. um ^t%7^ europ- Zeilrecbnung uuler^ bö Ut 
CS am ^/jS>» = l^ törk. Zeit?ecbunnr- '/>*'' (^Vi) t"rk. Zeitrecbuuug 
dflrfU aUo ungefähr >/, lü'^— 10*^ europ, Z, «ein* 

* Djuiijster sind wohl die LRternen %UT Beletiebtiing^ der ÄUilafen rc^p. 
der fEntr^es^ der Gcsdüifte gemeint, 

* Difj Festtin^ Wien hatte den UmfÄUg dea I. (Stadt-) Beeirkes vor der 
Btadterwetleruog. 

' llamnter iit die Vorstadt vor dem Venedigertor (Kärntnertor) ztx ver* 
«teben; ea war wobl der der inneren Stadt ^unlcbst gelegene Teil de« 
4. Bezirkei (Wieden), Den Namen ^Venedigervoratadt* konnte ich in 
ki^iDer Topographie reap. Geschichte Wiens fe«l«lenen. Vgl, auch An- 
mfrkncg 6j 8. 43, Text = Vcuedik varohy, 

* Der heutige 2. Bezirk, die Leopold*tftdt Te*t = LeboMtgk v. 

** Ui die Vorstadt ror dem Ungar- (Buben-) Tore^ entatpricbt dem heutigen 
S* Beairke (LandftrAße), in welchem aadi dner der Hanptttrftßenaüge 
,Ungarga««e' boiUt. Text = 5tiidi&ar y. 

^' Iftt der bentif e C. Bezirk (MariahÜf), Teict auch ^ Mariahiif v. 



46 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst. 

^ kSJ^^ B1. 19 V. di-Jy ^Ji- uU* j^-uü Jjli* oU JjJ-\ jojü 
Q^\ dt^JlL^=a ü\ jJLJU-4iU ^Cj%^j\ i3jL-U j^jl^ ^^^ c<A 

o^^j^^ 4^*1 B1.20 r. jy^^\ ^\y^ OjJI^I o^ ^ j^j\j L$J^ 



• Statt ^^U>^\. 

^ Ms. auch dv^Mo\. 

^ Damit ist jener Teil des heutigen 7. Bezirkes (Neubaa) gemeint, welcher 
sich in der Umgebung der noch stehenden Kirche zum hl. Ulrich (da- 
her damals ,St. Ulrichvorstadt*) befindet. Bemerkenswert Ton St Ulrich 
ist noch, daß hier während der zweiten TUrkenbelagerung (1683) Kara 
Mustapha sein Zelt aufgeschlagen hatte (Tschischka, Gesch. d. St. Wien 
S. 490). Text = §ant-uler v. 

' Damit ist der bekannte Spittelberg gemeint, der seit 1684 in den Grand- 
büchem ,Kravattendörfel* (Text = ^arabut Tor^ ▼.) genannt wurde. Er 
war ein Besitz des Wiener Bürgerspitals, daher der Name ,Spittel*. 
Penn, Gesch. der Stadt Wien und ihrer Vorstädte S. 363, 1. Spalte. 

' Eine Vorstadt, die den größten Teil des heutigen 9. Bezirkes umfaßte. 
Kisch 1. c. II. S. 554. Text = Ro^owa v. 

* Text = cj^X^t welches ich als ,Wezin (Wizin)' lese; wahrscheinlich 
meint damit der tUrk. Berichterstatter die ,Wiesenyorstadt' im Lichtental. 
Vgl. Beschreibung der auffallendsten Merkwürdigkeiten d. k. k. Haupt- 
u. Res.-Stadt Wien S. 10. 

^ Ist der heutige 4. Bezirk, die ,Wicden*. Text = We(i)din ▼. 

' Das ist das sogenannte ,Neugebäude (NeugebKu)* bei Simmering, welches 
sich durch seine echt orientalische Anlage und Architektur auszeichnet. 
Bei der ersten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1529 
stand hier Suleimans Zelt (daher der Name, welchen der türk. Bericht- 
erstatter gebraucht), obwohl er selbst das Schloß zu Ebersdorf bezog. 



Beridit lilier dew Zug d«a Gmß-Botsubafters Ibral^mj Päsi'Iih vU'. 47 

die Vorstadt von St. Ulrich/ das Kroatendörfel/ die Ros?an/ die 
Wiesen-Voraladt,* die Wieden*^ Eä sind neun Vorstädte, alle 
md prILchtig. Jedes einzelne Haus gleicht einer Pallisade nnd 
befindet sich in sehr gutem Zastande. Dh umliegenden Dörfer 
eind in derselben Art. Weiter diesseits 1 ^/^ Stunden liegt eine 
kleine Festung. Man heißt sie ,Das Zelt Sultan SuleimaDs^*^ 
Es ist eine äußerst hübsche Festung. Sie besitzt 20 Türme 
nach Art jener von ^Jedikule^^ Es ist dae Löwenhaus des 
Kaisers. Der besitzt nämlich 3 Li) wen, zwei kleine und einen 
groOen. Aber der aus unserer Heimat mitgekommene LSwe 
bl grüßer als sein (großer) Löwe. Zwei Löwen waren mit 
mm abgegangen ; doch verendete der eine 2 Tagereisen vor 
Wieti* Auch hat er 4 Tiger, es sind wilde Tiger, sie sind 
iber sehr hllbsch. Er hat auch einige Bären und da ist auch 
em Vogel, viermal so groß als ein Tratbahn; er ist schwarz 
und durch Gottes Allmacht wachsen ihm seine Kralleu aus der 
Brust heraus.^ Wenn mau frägt^ wie es um das Obst steht, 



Rudolf IL erbaute dann (1587) genAU naeU der Form diete^ Zelle», auf 
dema^lbefi Räume ein Lustschloß mit elneui Tier^arteo, welcbf^a die 
Ttlrkeii ItiBB am Ächtung; vor Snlelmaua Äadenkeu verschoEitßn und 
nur lu einem Magazine verwendeten, indes sie alle uinlie^endeu Orte 
▼erheerten. Zu Kaiser Jo&efa L Zeiten war et ein beliebter Aufentbdl 
des Hofes. Nachmals wurde tm Tiergarten eine Menag&rle angelegt, 
SU der fich unter anderu die iswcl zahmen, Kur Jsgä abgerichtete u Leo* 
parden befanden^ die Leopold L von der hohen Pforte zum Geschenk 
«rhaltcu hatte. Die Tiere blichen hii^r hU %nm Jahr« 17^2, käme» 
aber dann in die neu errichtete Menagerie in Sahl^ttbrunn ; der Garten 
war sehon frtlher Fti einer Fajaneri© verwendet, Jetsst besteht hier 
ein Laboratormm und ein Palvermai^aelii der Artillerie. Adolf Bchmtdl, 
WIeiu Umgebungen, Bd. 3, S. 122 ff. u. RealU, Kurlosltäleu- u. Memo* 
* ratillien-Lexikou v. Wien Bd. 2, S. 20d ff. Der ttlrk. Botschafter besuchte 
dAi Keuf ehEude mit seinem gewtfhnliehen Gefolge Samstag den 23. Sept* 
IT19. Wien. Diar. Nr. 1686. 

* Jedl Knie türk,(iüj*, ^UJ^jjo) = 7 TUrmei et Ist das verfallene Schloß 
der 7 Türme (f riech. Ileptapjrglon) in Konstantinopel, worin ebemaU 
b^i anagehroehenem Kriege die Gesandten der feindlichen Miehte ein* 
fetperrt wurden; es liegt anf der Westseite des goMenen Homea un- 
weit dejMeerea^ Seiac jetzige Gestalt erhielt es erst durch Mohammed IL 
Lange Zeit diente es nls Staatsgeflngnit. Ygh tu@h die Bes<;breibung 
in Driesch, Ber. S. 308/U. 

* Vielleicht eine Adler- oder Oeierart 



48 m. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorit. 

^)a5^ ^ yj^^ öy.j j^j\^ 'J\ai J^l jji^^ oy-j oU^ jy^j^ 

^^^^ il^V\ e$iU7 oU ^^jLmALm J^l j^jl jjf^ dL jyJj\ uL-Zl^-J^ 
Jlll» ^V\ ^jJ^B1.20v. ^y^^^ u^^ jL-U jy ^5-<j* -^ 
j^jU U* L^^j^^ 4::\^,-^ jL-U o^^^ <:- ^jd%l,\ p^l* '-'^-3^'^ 
U ^^/aIJ j.^1 ^1 u^< -^\ JjL-U lSAt-^ ^!; ^^ A-^^* 
""•y^ hCjcJ o\^ uXj^ J/^ ^1j3 Ul ,^^jj^ «J^jj^^ J\:< jL-U 
^^j ^a.^ ojj^l di\ ^ 4J\ j^^\ ^y^j^. u^> J^ _5 j^^ 

VJ^J>_,^ L$-X)\ ^^ Juli"^ L^-V-^ '-*l^ ^.-^ J>**^ ^.vi''^ L^-Av"^^»^ ^^ 

* O^J^ (/W<**»)» Sprößling, junger Baum; Samy B., Dlct. t.-fr.: rejeton d'une 
plante, d*un arbre, greffe, jeune arbre. *» Ms. rjyi^y 

« Arab. = J^V^\ ^. 

«» Sollte eigentlich : ^^.Jj:^ . . . ^^^UuU. ^i^^j^jJc^ LÄib ^^^ ^ 

lauten, da es ja von sy^^\ rj<^ abhängig ist; oder sollte ^^^JSS gar 

als ^3»xX^ {gitdiji) zu lesen sein ? * Ms. ^v %'^^^ 

* Die Ankunft der türkischen Botschaft in Wien erfolgte am 4. August 
1719, die Abfahrt am 9. Mai 1720. Sie war demnach genau 9 Monate 
und 5 Tage in Wien. 

* Der 5. D2umäda II. fällt auf den 14. April 1720, während nach dem 
Wien. Diar. 1720 Nr. 1743 und N. Fuhrmanns ,Altes u. Neues Wien* 
S. 1400 die Abschiedsaudienz des tUrk. Botschafters beim Kaiser schon 
am 13. April stattfand. Der türk. Berichterstatter muß sich daher um 
einen Tag geirrt haben. 

' Der türk. Botschafter wurde vom kaiserlichen Kommissär Heinrich Josef 
Grafen y. Daun, dem Hof-Dolmesch der orientalischen Sprachen Job. 
Andreas Schmid und dem Grenz-Dolmetsch Josef Edlen v. Pandt mit 
zahlreichem Gefolge in einem kaiserlichen Paradewagen von seinem 
Absteigquartier abgeholt (Wien. Diar. Anh. zu Nr. 1743). 

^ Der Zug (seine nähere Beschreibung siehe im Wien. Diar. 1. c.) bewegte 
sich vom Hotel ,Zum goldenen Lambel* in der Leopoldstadt durch das 
rote Tor über den Graben und den Kohlmarkt nach der kaiserlichen Burg. 



Bericbt über den Zug <3es Oroß-Botacliafters IbrHbini Paacha etc, 49 

nnxij eft findet sich jede Art Obst^ nur Oliven gibt es nicht* 
OllilLame gibt es, aber sie tragen keine Oliven ; sie blUhen 
swar, 810 d aber nicht so wie in KonstantinopeL (Und) es gibt 
sehr viele Hjazintben, weiße und gefüllte. Auch gibt es schöne 
Weinberge nnd Gärten. Wir verbheben nnnuterbrochen nur 
licnn Monate und fünf Tage in Wien.* Nun wird bericbtetj 
wie Se. Exzellenz der Botschafter Faseba auszogt um vom 
Kaner das Handschreiben entgegenzanehmen. Am Samstag 
den b. Diemazi-illl-ahyr 1132^ kam vom Kaiser die Karosse*^ 
Der (Pascha) ordnete den Zug* und fuhr tm Wagen. Er setzte 
wiederum den Galaturban ^ auf und begab sich nach dem 
kaiserlichen Scbtosse. Doch akklamierten ihn die Ticbausche 
Qjeht, Se. Exzellenz der Pascha trat zum Kaiser ein in 
Begleitung von 16 Leuten/* Der Kaiser stand. Der Vertreter^ 
des Kaisers gab zur Antwort: , Unser Friede ist wahrer Friede, 
imd zwiir sagte er dies, um jeden Bruch desselben, von welcher 
Seite immer, zu verhindern, Se* Exzellenz der Botschafter Pascha 
antwortete: ^Abgemacht!^ Er nahm nun das Handschreiben ent- 



* Madi dem Wien. DI«r. I. c. leUto dor türk. Botschafter dflü Oaliturbati 
(daielbflt K Alibi geaatint statt Ky](l)aYj) erst nach seliier Ankuoft im 
kAiserlicheii Scbloß« am Fuße der Stiege, die zu den kaiserlichen Gc« 
tDlchc^m fiibrie, auf. 

* Per türkische Botschafter wurde mit einige n vomehmea TtLrkeii uud 
däm kai^erUchen Kommissär Grafen Dauu durc^h da» Oberttk&itiiii«rer- 
St«lIv«Ttr«ter, Eitle r de« goldeneti Vließes, Granden von Spaniea Vlu* 
eaiititia Oropeia beim Kaisor eingeführt, Wien. Di an l, c. 

* Ee war diea der wirkliche Geheime Rat und Gebcime Reichs- Hof- Viae- 
Kanzler Friedrich Karl Reich^raf vou SebWnborn-Buehbeim «. Wolfstbal. 
Er arilwortote im Namen des Kaisers «ach dem Wien. Dlar. I. e. folgen- 
defmaÜent ,Wie Ihre KaiÄerlicho Majeütät etc. die VerBicbernn^ der 
bebarrlich-guten Kacbbaracbaft und nnverhrüeblieben FriedenÄ-Haltung' 
^nidigit geni verstanden, aueb ihres Orta y.u den aagekrenktcr Beub^ 
aebtnog es an siebten erwlnden lai^^ieii würden; Sie bütten dessen den 
Sultan durch ihren Groß-ßotscbaftern» deö Grafen von Virmonf, ebenfaU 
vergiristeD laasen, und darinnen ob der gescbwinden Erstattung des ge- 
meinnützigen Friedens Jit^bon ein genngsainnics Kensei eben gegeben, nnd 
Labten anbey Ihre KaiseHicbe Majestät cte, nicht zweifeln, es wurde 
er, Groß-Botiehaftcrj an-dieaes, nebst dem cmj^fangenden Beglaubnnß- 
ichreihen geaiemend hinterbringen, da Selbe im (Ihrigen mit Heiner an 
dera Kaiserlicbem Hoflager er w lesen- vernilnfii gen üpseherdenbeitj nnd 
friedferti|f-gater Aijft'ÜbTUng^ ganis wohl äu frieden, nnd die^e mit KaiMi^r- 
llchan Gnaden gewogen würen. 

ftliaat»h«r, d. |^bil-%l«L Kl. ib%. M. A. Abb. 4 



50 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst. 

d)\> ^^\ ^\ u^\ 0^^=^ <^\ ^\} Jyj, j KS^xi -c-j^» 

^S^ J^j^ Cf^^ ^^ v3^^ •^ -^-^ tr^ uJ^Ä-^^' B1.21r. 
\ß\ ^j}^ <iX^ d^\ ^^Vl «Jiiü ^jJL>l *Üc ^^jU>- j^Ju>»j^^ ALI» 0'^^\ 
J.\ 'O/Jl- '^f^ 0^1 Jj5».^ ^ j5 lJ^j'j ^j, -^t- jXlj 

dUi; ^^ ^5-^ ^( 4l\ L^vi -c- ^xT ^<^i; ^^^ uVji j/'^ 

-d- o^^y^ L^A-rf: - (jy^^^r * (j^jjJ^Tiil^ u-^^j» BL21 v. 
• jlJ— w-4i^ ^^\ (jL^ dL ^s^^^ ^^ ^^^ Jv"^' ^^ v5'^j-J^^5%ll 

• SUtt ^^^•. »> statt ^..*...;^:ß^-^ « Statt ^^ JUo . 

«> Der Aasdruck ^G ,^>*^j^. ^^'"^ ^^^'^ ^'® ®*" Wort, respektive wie eine 
Iz&fet-Konstruktion behandelt; vgl. auch M. Bittner, Einfluß des Arab. 
und Pers. auf das Türk. S. 08. 

• Ms. dJLJ\. *■ Ms. ^jJ^3^. 

^ jyL\ = p. jyiJi. *• Gew. j^^^rüDJyi. 

^ Dieses Handschreiben, welches an den Sultan gerichtet war, beschreibt 
das Wien.' Diar. I. c. mit folgenden Worten: ,SoIche8 wäre durch die 
Kaiserlich-geheime Hof-Kriegs-Canzley abgefasset: und ausgefertiget : 
anbey Lateinisch und mit gold- auch schwarzen Buchstaben auf Per- 
gament geschrieben: dan in ziemlich groß-viereckigter Form zusammen 
geleget: auch mit dem Kaiserlichen Sigill verschlossen: und in einem 
Gold-Stuck verwahret gewesen*. 

' Das Wien. Diar. 1. c. berichtet, daß sich auch diesmal einige Maultiere 
und Kamele im Zuge befunden haben, welche die vom Sultan an den 
Kaiser geschickten Präsente trugen. 

' Auch dieses Datum ist vom türk. Berichterstatter um einen Tag später 
angesetzt, denn der 15. D2umäda II. ist der 24. April 1720, während die 
Abschiedsaudienz bei Prinz Eugen v. Savoycn nach dem Wien. Diar. 
(Anh. zu Nr. 1745) schon am 23. April stattfand. 

• Nämlich Prinz Eugen von Savoyen (Siehe S. 41 Anm. 5 n. 6); auch diesmal 
wurde der türkische Botschafter mit demselben Pompe wie anläßlich 
der kaiserlichen Abschiedsaudienz aus seinem Quartier abgeholt. Der 



B«rkht über den Zug dtft Groß-Botiehafters Ibmliini Pnach« eie.. 51 



gegen und Qbergab es dem Legationssekretär.^ Die 16 Personen 
von tins, die zum Herrseber eingetreten waren, gingen aus dem 
Zimmer dea Königs hinaus ; als hierauf der Botschafter Pascha 
fortging, nahm auch der König ein wenig seineu Hut ab und 
grüßte« Sodann kam er (der Pascha) m feieriiehein Zuge nach 
dem Al)Bteigquartier (zurück). Als Geschenk wurde (dies- 
mal) mehts gegeben,* Am Dienstag den 15, des er wähn ton 
Monats* begab er (der Botschafter) sich wieder im festlichen 
Zuge zum ersten Minister^ namena Prinz;* er händigte dem 
jPrinssen* sein Geschenk ein, empfing von ihm Briefe* und Ge- 
schenke*^ und kam in feierlichem Zuge nach dem Absteig- 
quartier zurück. Am zweiten Tage darauf schickte Se. Exzellenz 
der Botscbafter Pascha seinen Stallmeister mit Kamelen und 
Maultieren und die Knechte zu Lande nach Belgrad*"^ Am 
sechsten Tage ließ er die Janitscharen auf der Donau zu Schiffe 
abreisen .^ 40 Mann fielen aber vom Islam ab.^ Als im Jahre 
1093*° der verstorbene Kara Mustapha Pasclia gegen Wien zu 
Felde zog, drang man in das Innere der Featnng Wien ein und 



feierlich« Zng bewegto sich von der LeopoldstAdt Über die SchUg brücke, 

durch das roto Tor, die Kärntnerstraßa nacti der HimroelpförtgAsäC!, W(> 

iich das PaUls des Prinzen btsfAad. Wicr. Diar. ), c, 

DAranteir «iod die vom Prin« Eageu gefertigteu Rekreditirta «u ver- 

itdb^D, von denen das eine an den SultAn in einor goldene u^ das andere 

an den Großweair in einer $ilbornen tlüUe verwahrt war. 

Di«a« Geschenke eowio die näheren Details der Äadiena siebe im Wien. 

Dm wir am 25. Apnl 1720. Das Wien. Disr. Nr* 1746 berichtet darllber 
fnlfpendas: ^tem war unter Begleitung' einer Coropagnie von dem Lübltch- 
Bayreutliisehen Dragoner-Regiment de« anhier noch belindUtib-Türkischen 
Herrn Groß-Botscbafter« Oberstallnicister samt 120 Mann itöü der Stall* 
Partey und vieler Bagage mit ungefehr 30 Wägen, deren jeder mit 4 
Pferden bespant gewesen, tou bier nach er II ungariich -Alten bürg anfge* 
brocbeu, um tou doiien mit denen Cameelen und MauUbieren wie auch 
Pferden den Wpg femera nach Belgrad forlauietzen, münn dasei bsten 
den Herrn Groß-Botacbafter äu er warte nV 

Diese Abreise erf<>1gte am W. April, also »eben am fünften T^e; die 
JaniUchitren begleitete der kaiserliche Leib- und Stadtgarde-HauplTnann 
Herr v. CreinitE mit eo Mann der erwJihnten Garde. Wien* Diar. 1. c. 
Die-»e Tatsache erwäbnt auch Drieseh in seinem Bnricbte 8. -iHfi. 
Auch ilieaes Datum ist nicht richtig» Die 2. Tiirkcnhelagernng Winn» 
fand in d*»p Zeit vom U.Juli bij» %nm 12. September 1683 »Utt, welcher 
Zeitraum in das Jahr lOtll d. U. fint 

4* 



52 III. Abhandlung: t. Kraelitz-Greifenhorst. 

jj^ VU ^>^ ÜJ^Ü» Jjy^ "^.JJi^ ^.J^J'.^ ^5* J5* 3 ^'- 22 r. 
fti oj)j ^-.^ OUj ,i^*^j^. '-'^•^^ wT^ ^ O^?^ OLUL- ^ JoiJ 7^^^ 
^^\ Ju^ «i^i'^l o^Li <i\ 4l,\ ^i\ sJL j^ i^3^ j^^^j. *-^^^' 

J-^V. '^J ^^ B1.22 V. ^\ ,c— J^ r".^^. ^* ^^^^^ J-^^ -)J^ ^^ 
4jiLil ^JLw. Ay^^ ^y^ ^j^Cj^^'j\ J^^ ^^IjcI ojvc ^U •X^ljJs» 

kJ^^^.3 lt*^} J^-J* ^-^ y-J^^^. v5^^ »^I^jjV •^y^i r^'>y:. 
5^li" iJLj^ ^äI>^ ^^^ ^^ojjJ^3 Bl. 23 r. «-i^J^J vJa-^^ (j*^^ »jJU. 

* jwLL« meriend, vulg. = p. j^oU- 
»• Ms. JUr^^. 

* Diese Episode konnte sich in der geschiUlertcn Weise gewiß nicht zn- 
getragcn haben, da während der 2. Türkenbelagerung (löüJS) die Türken 
nicht in die Stadt (re^p. Festung) Wien eingedrungen sind. Das Wahre 
daran dürfte folgendes sein: In der Lüwelstraße Nr. 49 (später 14) stand 
das sogenannte ,Türkenhau8*. Es hatte seinen Namen von den mörderi- 
schen Gefecliten, die diesem Hause gegenüber auf der Bastei während 
der 2. Türkenbelagcrung stattfanden, wobei bereits zwei türk. Standarten 
aufgeptianzt, die Anstürmenden aber nach zweistündigem Gefechte mit 
liravour zurückgeworfen wurden. Nach !)eendeter Belagerung wurde zur 
ewigen Erinnerung unter dem Dachrande dieses Hauses ein TQrkenkopf 
mit der Jahreszahl 1083 angebracht und unter demselben eine tQrk. 
Kononenktigel, worauf man fortan dieses Haus das ,Türkenhaus* nannte. 
Später verschwand der Türkenkopf und nur die Kugel blieb als Wahr- 



Berichl Über den Zng des Groß- Botschafters Ibrnhvin Pnicha et«. 63 

setzte den Doutgchcn (Ijart) zn. Km itgyptiselicr Jüngling 
IiJitte in der Festung ein ganzes Hans besetÄt, Ala nach steWn 
Tagen den Deutschen HÜfc kam, wurden die islamitischen 
Krieger vernichtet. Der ägyptische Jlljigling fiel mit dem Willen 
Gottes als Märtyrer und an der Wand jenes Ilanses errichtete 
man ieiu Bild ans Stein.' Es ist noch jetzt vorhanden und 
man lobt es. Als Sultan Suleiman vor Wien gezogen wor und 
hier besiegt wurde, starb ein berühmter Mann, namens Kasfiu 
Wojwoda*, mit 40.000 andern Glücklichen an einem zwei Stunden 
weiter entfernten Orte als Märtyrer. Nach jetzt sagt man, hört 
mmn dort jeden Freitag in der Naeht den Widerhall des mo* 
bammed an i sehen Gebctsrufes* Ähnlich wie dem erwähnten 
Ägypter errichtete man auch den Helden an einigen Orten 
Statuen ; die stehen noch jetzt. Als 55ur Zeit Deli Sidi Paschas,^ 
Statthalters von Ofen, der sehr tapfer und mächtig war und mit 
Erfolg gegen die Ungläubigen kämpfte, ein Kaufmann aus Ofen 
nach Wien reiste, wurde daa Geld dieses auf deutschem Boden 
geraubt. Der Kaufmann kehrte zurück, unterbreitete dem 
verstorbenen SiiH Pascha die Sncho und ließ ihn den Vorgang 
wissen. Dieser Bcbickto auch an den König von Wien ein 
Bujui*aldu* und sagte darin; , Das Geld eines Kaufmannes, der von 
hier weggegangen warj hat man auf Deinem Boden geraubt Du 
solbt bei Einlangen des Schreibens das Geld des Kaufmannes auf- 
6nden lassen und an mich schicken und, falls es nicht gefunden 
wifd, sollst Du für den Sehaden deinerseits aufkommen und 

i^iclieii m der Malier haften, bis auck diese samt dem Hause epurlaa 
Terecbwaad, um einem Neubau Plat« %u oiacbon. EiacU a. a. O. S. 564* 

* Eaiim Wojwoda (= der Wojwode Kasim) führte bei der 1. TCirkfln- 
belj^gertLß^ Wiens (1629) den Bcfdi! über SOO Haisadon (DonauschifiFe) 
uwä Mart4»ksi^n (irreguläre Saldale n), womit dletelbia bemannt war«n. 
(H«mioer, Gcich. d. osm. li. Üd. IIL a 85.) 

■ Hamin^r-PtirgitAt! (Gesch. dt^f ösm, R,) und A. Gäyäj (A^ßudai PwAk, 
B^Q»beii 1841) führen iti ihrt?n Listen der StaUbalter von Ofen ketuea 
mit dem obigen Namen an; woh] tindet iieb ein Sidl Alinn^d Fas«hl, 
«bne den Beinamen ,DeH* (der .Tolle*), welcher vom 21. (24.) Miir« 165Ö 
hU SU« Mai 1660 unter Sultan Mnliammed VL Sutthalter von Ofen war* 
Ei iaij mangels weiterer Anhaltspunkte in der oben folgenden ErzäblaDg, 
ach wer eu sn^en, ob or mit dem ^Deli Sldi Pascha' unsere» OewÄhr»- 
mHimea tdenlisch ht. 

.TElfk. == ea i^t befohlen worden. So hietlen die Schreiben, welche die 

I SUitliaUei' der Provin^eJi in den Örenisen ihree Wirkuagakreiwt erließen. 



54 111. Abhandlung: v. Graelitz-GretfeDliortt 

4jLil, ^Jü-- ^.>j) o^U^ ^^J^ iJ^J. u-^l— 4^. »-J^* dt^JÜ^ 
Uj ^SJl^\ ^jy\ J^j^ B1.23v. JuLjuIT J^\ H,Lilj ^ju^ J-ü^ 

^x^\ ,3^j^\ Oy^^. L^-^jy^ '-'^-r'.^^- ,^;JUJLru^ u-^^-J^O^ 

^3X3 y^^ vi-^y ^^l-^-i r. ^^LJ^ J^^. J^.J^» JP-^ J^^»^./ 

^jj^" AjL^ii ji^ \j; ou* vi-^^' ^.^ cTT^ (jjJ^j»^< (3^ iT 

jj^^ j-xJU\j ^j^-ö vlL.Li\, ^J^ v5jt J^^ «X^jj\^ ^3,^^^ 
<Sy\ ^^ u l5j^\ U^ j-^aLJ ^Jy^ J^ OyJ^ 5 oJ^ v5*^ »Jl^li 
jy^\ J5» vlL jj^ oj^l B1.24V. 0^^^. ^ •aJ\ ^U ji/>r 

• M^ ,3jJUü? *» Statt X«? • = P^^rs. ^.^..^-^i Ara^^ii. 

«* Sollte eigentl. ^^^ ^yXS er ließ ihn bringen, fortschaffen -führen* heißen. 

* * fehlt im Manuskript Man sagt Ci^ ^ rb' tädz-utal^', im Texte Tiel- 
leicht phonetische Orthographie? 

' Statt ^jJü\ (elifiiien) phonet. Orthographie wie rorher aX^^I statt 
ASt}^\. ' Für ijSjJi^l 



¥ 




B«richt Über d«*ii 7^ng des Groß^Botscliafterti Lbraliiin FuH2hm eic. 55 



es ciiigenden. Sagst Üu jNem, Nein^^ so kommen Dir Krone 
untl Thron abhanden^ Als nun das Schreiben an den 
König gelangte^ antwortete or: ^Wohlan, das will ich sehen P 
S^^bulil diese Kunde dem Sidi Pascha zukam, maskierte 
er 40 MädBcr und schickte sie nach Wien. Diese 40 Männer 
wofpm iß Wi«a ein, entführten aus einer Kirehe innerhalb 
der Festung einen Geistlichen und brachten ihn nach Ofen 
£0 Sidi Pascha* Docii iiatte wohl weder der Kijnig noch ein 
anderer Kunde von der Entführung des GeistHcheu* Kommen 
wir zu Hidi Pascha 1 Dieser wollte dem Mönche den Hals 
abschneiden ; man but ond er ließ ihm den Hals nicht üb- 
flduieiden und begnadigte ihn. Wiederum sandte man dem 
Könige Nachricht: ^Aus der Kirche N. innerlmlb der Fastung, 
hat er (der Pascha) einen Geistlichen rauben und herbringen 
biisen. Er wollte ihm den Hals ahschneiden. Doch baten wir 
und brachten ihn dazu, daß er ihn begnadigte. Du solltest wissen, 
daß Krone und Thron Dir abhanden kommen; Du solltest 
dich bemtlhen^ das Geld alsbald zu schickend Wie der 
K«lnig das hörte^ ward ihm der Hut für seinen Kopf 2u 
enge und er ließ jenen Geistlichen in der Kirche ausforschen. 
Er war nicht da. Er fragte j wieso es geschehen sei, daß der 
Mdnch in Verlust geraten sei. Man antwortete: ,E^ kamen 40 
Mttniier und der Mönch war verschwunden/ Da besann er 
sieb rasch, jEr (der Pascha) ist's, dachte er sich, der den 
Geistlichen aus Wien und aus der Kirche entfuhrt hat. Daß 
mir Wien abhanden kommen wird, ist mir klar'. Sofort 
sandte er seinerseits das geraubte Geld des Kaufherrn und 
errichtete sogleich das Standbild jenes siegreichen Sidi Pascha 
In Wien, in der Leopoldstitdter Vorstadt.^ Er steht da, auf 
fteineni Kopfe ist ein gitterartig geflochtener Turban mit einem 
gunsE goldenen Strahlcnbusche, Jenen Geistlichen hißt er vor 
sich knien, um ihm mit dem Schwerte in seiner rechten 
Hand den Kopf abzuschlagen. — Nun wird erzählt, daß 
mmn am Donnerstag den *J. des erhabenen Monats Hedieb 



* M«. döp; ^jji (iesk) incU Aij^ (i*^) TöQ per»* j^ K^h*ff; Mtr = 
lehiicU. 

* Ms. J3;m«J3^ * 

* Wo f»lAii£ mh nicht («BitMitmlien. 



56 111. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

4j^ ^Xi^\ CJi'c. o^^/JL* j\,\ ALJum ftjL ^^Uj' J>^J^ <^^ L^^*^^^ 

oLw.\ aIiL -ü^li J-^ ^5-^* B1.25r. j^jl^ L/^^>r^^' »jSLSa ^ 

Aaj\» ^\ JlL j^oJCj^I (J^--^ j* l5,A^^^ oJlX1.-A»\ J-Aj^'i^ 5 Ü^ J^ 
o\^j^\^ ^^^^ ^\ t^Xj^ ij^\ öJL^J di^Jü j J^<*J*i ^^J^J^^ 

^ali w c^L- AJ^ <i^ j«^^-«» B1.25 V. ^^ s^\ j^j\^ eX-'^ a 
dL'^i^ ^ l5-^J lI^ '^^ ^"^^-^ ^ j^^Ji Jjli aU-ä^Ijj uL^y 

* jj* J^'J'^ jetzt y» JUUf. (JLXä*) geschrieben = Zvirillingsschwestcrn. 

** O^. ^ oV- **^ ^^ ^^^® 0>^ O^ ffün-be-gün von Tag za Tag, ;^ jo y^> 
diz-be-diz Knie an Knie, etc. vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. u. Pers. 
auf d. Türkische, Wien 19(*0, S. 81. 

° Arab. Fem = «LL**^. 

^ Der 2. Red2eb 1132 entspricht dem 10. Mai 1720, einem Donnerstag. 
Die Abfahrt des türk. Botscliafters erfolgte aber nach dem Wien. Diar. 
Nr. 1760 schon am 0. Mai; der türkische Berichterstatter hat sich also 
auch hier um einen Tag geirrt. 

' Nach dem Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1750 betrug die Anzahl der 
Schiffe für die türk. Großbotschaft allein 89 Stück, dazu kamen noch 
einige kleinere Schiffe; besonders schOn und prunkvoll war das Schiff 
des Botschafters ausgestattet. Die nähere Beschreibung dieses, die 
Ordnung der Schiffe und das bei ihrer Abfahrt beobachtete Zeremoniell 
siehe im Wien. Diar. Anh. zu Nr. 1750. 

' Text = Fischa; es ist das Dorf Fi8chamend(t), worüber Driesch in 
seinem Berichte 8. 16 folgendes schreibt: ,Es ist aber Fischamont ein 
von Wien ohugefahr drey Meil entfernter und an dem Donau-Strand 
gelegener Ort, deme eine nicht unangenehme Insul gegen über lieget, 
worinnen sich bey dieser Frühlings-Zeit die Nachtigallen und andere 
Vögel überaus anmuthig hören lassen'. Die türk. Botschaft landete in 
Fischamend am 9. Mai um 2*" nachmittags und übernachtete auch daselbst. 



Bericht Über deu Zug des Qroß-BuUchjifteri tbr«bim Paflcba ctc, &7 

1132* voti Wien liierher (nach der Heimat) aufgebroclien 
ist* Mit 15 Seliiffen^ reiste man nach Belgrad ab. (Nach 
dem) Dorfe Fischamend*'' (sind) 2*/j Stunden. Die Festung 
Paxsony* am Ufer der Donau ist ein äußerst liöbscher Bezirk. 
In einem ihrer Klöster^ leben Zwillingsschwesternj^ welche 
cacli dem Willen Gottes mit dem dickem Fleische zasammen* 
I gewachsen sind, Seite an iSeite: zwei Körper, je zwei Hände 
und beide haben je zwei Füße. Beide ziehen veraehiedene 
Kh'ider an und beide setzen sich miteinander j erheben sich, 
gehen und sprechen, und ihre Kleider sind buntfarbig. Sie 
sind 16 Jahre alt,' doch ist die eine sehr echün, *lie andere 
liäßlich und verrückt* Der Unterleib beider ist mit einem 
Koek bekleidet. Es ist dies keine Beschreibung auf eine Er- 
Zählung iiin, sondern eine Beschreibung nach Angen schein. 
Innerhalb der Festnng in der Mitte sind zwei große Sprio^^- 
brunnen: bei beiden fließt ans fünf bis sechs Löwenmäulern 
Wasser. Ringsum hat sie nur einen Graben, dann ist Wasser, 
fNach dem) Üorfe Oünyü* (sind) lö »Stunden. Die Festung 
Komorn** ist eine besonders hübsche Festung und gab viele 
Kanonenschüsse ab. In der Mitte der Donau ist eine Insel, 



* Text = Bodinu; ca lit das ungar. Possonj^ deiitseb Preßburg, um litikiiii 
Ufer d«r DouAtif war bis 1784 Uiiiptist«fU von Ungarn. Die tUrk* Bot- 
$t;huii kaui daadbat am 10. Mut gegen Mittag iin. Driejjcb, Her. 8. 17—18* 
Di^ AbrcUe der Botedtaft erfolgte am IL Mal g«gen U^ vormiitags «u 
ÖcbllTe; die Ordnung derselben fliebe im Anh. %n Nr» 1751 dei Wien, Diar. 

* Im Etoftter d<sr UrsoUncrinnen, DneBcb, Ber. S. 20. 

* Von diesen er«Äbtt aucb Drieaeb, Ber>S. 10, Sto wurden ira Dorfe Enmxj 
auf den Gfltern des Grftfcti Kkbj itt der Orafacbaft Komorn von einem 
Bauemweib am SG. Woiumuuat 1701 geboren und whtmi mit dc^m Hikk- 
gral auainandor gewachaen. Die Ältere, welche 3 iSinnden frtLber snr 
Well kam, Meß Helene, die jüngere Judith. Die näheren Details ai^he 
Drie^cb, Ber a 19—22. 

^ 6ie standen im 19. Lebontjabrei da sie 1701 go boren wurden. 

* Damit ist die jüngere Sc liwfster Judith gemeint, vr^lcbe 3 Jalire vorheff 
wie Driescb (8. 19) berichtet, rom i^cblagfhiß jjerührt worden wnr und 
dadarcb an Sprüche und Vernunft Schaden gelitten hatte. 

* Ein Dorf an der Donan^ im ungar. Eotnitate Raab. 

*<* Teil ^ Komaran, vom ungar. KomArom^ deutsch Komorn, in der Graf* 
frehaft gleieben Namens am Unken Donau ufer. Gegenwärtig eine der 
wicliti graten Festungen der österr.^niigar. Monarchie, Vgl. auch ihre Be- 
fehle ihung bei Driesch, Her. S. 34—25. 



«)8 lil. Abhaudliing^: v. Kraolitz-Oreifonhorst. 



0^1* j oJLSjJ^l J=>-^^ (^jJ^^ ^^i^ ^tS^^ "^c-^Li ,3*.>^ /f-^y. '^ 

^5jy dL-^^l j JLli^l u|x^ o^^^lii^ J^^ali J^^^ A"^.' L^^*^ ^-'^ 

o^jjjl -t^,'^ «-^^^ J^V«^ ^l* O^^ali AUi:-' Bl. 26 V. a,^ U\ 
jij^*^ _5 J-^. J^j\^ jJ^^\ u|>j U> j-^,>i **4^ oJ^J -^>1»^ 



* Ms. ^2j^jy^^^3^ ^L»JL*. 
»» OberHüssig. 

«^ Ms. Äp. «» Ms. <joO^. 

*> Türkiscli richtip^ dJyl ohne ,Tet«di(V geschrieben; arab. ÄJLj. 

* Text = Olmaros; es ist das heutige Duna AlmAs, ein Dorf am rechten 
Donauufer im ungar. Koniitate Komorn. 

' Text — Ostorpon, Osturgun (in tttrk. Handschriften finden sich auch die 
Schreibweisen r^^yy^^»^\y rj^^^^^^^^^^) ^^^ ungar. Esztergom, deutsch 
Gran. Vgl. die Beschreibung bei Driesch, Ber. S. 26 — 26. 

' Text = Wadiin (in türk. Handschriften auch «U» i^aj-^» r}%) ^o»" 
Ungar. Vacz, deutsch Waitzen. Vgl. die Beschreibung dieser Stadt bei 
Drio.ich, Ber. 8. 27—28. 

* Damit dürfte wohl der Statthalter von Tcmesvar, Sidi Ahmed Pascha, 
gemeint sein, welcher in der Schlacht bei Waitzen (27. Juni 1684), in 
der die TUrken geschlagen wurden, gefallen ist. (Hammer, Gesch. d. osm. 
R. Bd. VI. S. 434). Nach einer türk. Handschrift der k. k. Hof bibliothek 
(OUe.^^ *^^' ^^' '-^^ ^•' ^'^tl&el, Cat Bd. H. Nr. 1079), welche die ge- 



fkriciit ttber fi^ii %ug dca GroG~B4>1ach«fter» Ibr&liiin FaküIia ulc. u9 

und zwar ist es eine große. Sie (die Festung) hat viele Stadt- 
teile und ist bewohnt (Nach der nächsten) Station^ dem Dorfe 
Alnu^s/^ (sind) S Stunden, es ist ein ödes Dorf (Zur) Fe&timg 
Uran* (sind) 8 St Als wir eintraten, feaorto man Kanonen- 
smWen ab; ein Teil der äußeren Fcstang liegt in der Donan, 
w^hrond die innere Festung auf einem Berge gelegen iBt. 
Diese ist verlassen j hingegen besitzt die äußere viele Vorstädte^ 
die aber nur Dörfern gleichen; das Innere der Festung ist un- 
bewohnt Sie hat viele VVcingHrlen und Obst in Menge, (Nach 
dem) Dorfe Waitzen* (sind) 6 St, Es ist bewohnt, seine 
Gehliude sind aber nicht ans Stein. Gegenüber lagerte man, 
und 5&war auf einem ebenen Platze. Eine halbe Stunde von 
hier entfernt fiel Kodia Stdi Pascha^ als Märljrer. (Nach 
1er) Festung Buda^ (sind) t) St, Da machte man 2 Tagc*^ 
Als man einzog, wurden viele Kanonenschüsse ahge- 
Bn; e« ist eine große Festung, die aber in den Kriegen 

srödet worden ist; auch die Häuser im Innern sind öde. 

He Dentscben erkannten zwar ihren Wert, stellten sie aber 
nicht wieder her; sie ist auf einer Anhöhe angelegt, doch 
KQg man gegen die Donau zu von der Festung aus Mauem, 
führte sie bis asur Donau hinunter und errichtete in der Donau 
Türme ^ die aber verödet sind. Die Vorstadt (Her Festung) 
ist groß und bewohnt; sie hat sieben Thermen, und 2war 



tchkhllicheo Hegebetihi?iton der Jahro 1671 — 1703 umfaßt, hieß flor 
SUtthAlter vqm TemesvÄr, welcher 16ti4 bei WÄitzen gefsUon iat, ,5idi 
AJirowl raijiKÜde Muh^mmed Paaa (lisb ju»^ »>\jL^^ J^l ^^5^^^*«*}', 

' T«3rt = Bmdim (in türk, ilandscbriftpn aüeh ^j^^. O?^^ ^^*^ ungar. 
Bnda^ dtulaeh Ofen. Die türkische BoLächüft katii hier am 16. Mai gog;en 
f ^ YormiUiLgs in ntid wurde %'^oEn kalserlii^heti Piatz-Oberet-WacUhoeUtor 
und mbitttutertf^ii Eommaudanten Baron von Slom e tupf an gen; die Lan- 
dira^erfolgle bei der kaiserl. Mülile, Ygl, auch die Beschreib uiig t. Ofca 
la Drie»cb, Bcr. S. 30^31. Über die Bäder in Ofen zar Zeit der türki- 
sehen Periode TgL Dr. P. X. Linab^uer, Die warmen Heüqneneu der 
flaujitnUdt Ofen im Kanigreiebe Ungarn, Pest 1837, 8, 27 ff. 

^ Die Äbreiae erfoigfte ara 19. Mai um Vf "^^ früh. Nach dem Wien. Diar. 
Anhangs wi Nr. 175-4 verschwand in Ofen in unau%eklIrtor Weis© der 
dem Groß-Botschafti^r von der Pforte bei gegebene OberdolroetscU Mn- 
0Upl]S Afa, doseen Verlnet der BolAcbafter niu- sehr ach wer vemchmer^eti 
koimtc. 



60 III. Abhandlang: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

j Jü:i\^^3 ^i^^^ ÖL^y»^ viLu^Xl J*^^^^. 3 J^J^^ (^^f: - ^^^.3 

j^4i^ ^^,^. ^^ C^t- ö^jj^ uU Bl. 27 r. ^jj ^^\ \} 
Jl^ J^^\^jy6 o^j^^ u-^^ ü^ uU«»i-' ^>=^ j^^^j'. J_5^ 

u\x^ N^<. o^L. ^"jl <^ A4 ocU Bl. 27 V. ^^JjU ^j^ ^ j^ 

" ^:9cxb\ (var. AÄJb\) üice {ilidze), warme Quelle, Therme; Samy B., Dict. 

t.-fr. : bain chaud naturel; sonrce naturelle d'eau chaude, tliermes. 
»» Mp. ^^^jc«Iä.. ' Ms. dob ^<^ya3. 

* Text = Feste; ungar. u. deutsch = Pest; Stadt am Unken Ufer der 
Donau gegenüber Ofen. 

' Das Ut nicht ganz richtig. Nach dem türkischen Berichterstatter wäre 
also die Botschaft zwei Tage in Pest gewesen, also im Ganzen vier Tage, 
während sie nach dem Wien. Diar. bloß drei Tage in Ofen-Pest rcrweilte. 
Vgl. S. 59 Anm. 5 u. 6. 

' Text = Atan, ist das ungar. Nagy-T6t6ny, ein Dorf an der Donau im 
Pester Komitat. 

* Das war nach der 1. TUrkenbelagemng Wiens im Jahre 1529. 

* = , Leben rettend*. 

* Text = Fedvar, ist das ungar. Földvnr eigentlich Duna-FOldvar, ein 
Marktflecken an der Donau im ungar. Komitate Tolna. 

' Text = Paks (in tttrk. Handschriften auch ^^y&^^j ^ -n'jyy, ^oCmJU) ist das 
ungar. Paks, ein MarktÜecken au der Donau im ungar. Komitate Tolna. 

* Ist der Marktflecken Tolna an der Donau, im ungar. Komitate gleichen 
Namens. 



Bericht iihPT ilen Zug des Groß-But^cbafterf Ibrahim Faacha etc. bl 

große. Die Größe der BassinB aweicr davon beträgt je 40 
Sc^iritte; eines hat vier besondere Abteile und in jedem dieser 
vier ist ein Bassin. Sie hat auch viele Weinberge und Obst- 
en. Ihr gegenüber Hegt eine Festung die mau ,Pest*^ 
leunt^ ein großer Flecken. Sie bat zwei Moscheen, doch hat 
ihren Minarets die Spitzen abgeschlagen. Man verblieb 
Ewei Tage.* (Nach dem) Dorfe Tet4ny/ türkisch »Dian 

[ l^nrtaran*, (sind) 1 7& St. Es ist ein kleines Dorf auf ebenem 
rerrain. Als der selige Sultan Snleiman nach seiner Niederlage 
IU8 Wien kam/ lagerte er hier und fragte; ^Kommen uns 

J de nt sehe Soldaten nach?^ Man antwortete: j,E3 kommen keine*. 
^Gott sei Dank; unser Leben ist gerettet*> sagte er* Davon 

^ilieb (der Name): ,Diän kurtaran.*^ (Nach dem) Dorfe Fcidvär* 
(in) 7 Vi St* es ist ein großes Dorf. Das Dorf Paks' (in) 
ö Sl, ist ein kleines Dorf mit vielen Weingärten, Das Dorf 
Tolna* fin) 7^1 St.^ ist ein großes Dorf, (Nacli dem) 
Flecken Baja^ (sind) 8 Ys Sl; es ist ein schöner Flecken, 
Das Dorf Vürösmart*^ (in) 7 '/t St. (Nach dem) Dorfe 
Erdud" (sind) 12 ^/^ St.; es ist eine verödete Festung und 
erhebt sich auf einem bocligelegenen Platze. (Nach der) 
Festung Vukovar^* (sind) 4 St; (nach der) Festung Illok*^ 



* lit die Btftdt Baja nahe d«r Donaii im nnf ar. Komitata BAca-Bodrog^r 
nordwestlich von Zombof. 

" Tci;t = V^eriä Marteriu, ist das heutige Vörösmarti Stadt im linear. 
Kotnit^ie Baranja. Daa Wien, Diar. Änh. an Nr. 1754 nennt dieaen Ort 
,ViSrö5 Marton*. 

" Text = Erteti, ist der Marktflecken ErdSd im ViroTitiier KomitAte in 
SliTonlen, unweit der Mtlndang der Draa in die Ootiaa- VfL auch die 
ß«scbreibuD^ la Diieach* Ber- 8. IH — 33. 

** TmtX ■= Biilghowar, Ist die Stadt Vakovar im Sjrmier Komi täte in 
8l4Y&Qien, am Einfluß der Vuka \jx die Donan, südöstlich von Eääek. 
Drieaeh, Ber. 8. 35 nannt die Btadt ,Bükovar\ das Wien. Diar,ßi>1quovar\ 
Di^ Botsehaft kam hier am 23. Mai an, hielt am 29. Eaat und fulir am 
30. g^gm Belgrad. Wien. üiar. Nr. 1757. 

*• fit der Marktflecken Illok (Ujlak) im Sjrmier Komitate in SUvonicu, 
am rechten Donauufer; der tUrk. Berichteratatter nennt Itlok eine Featnn^, 
wahrend ^i Drieadit ßer. 3. 35 nur als einen vornehmen Flecken bezeic-hneL 
Illok wajr tatiächlicb eine Festnng; vg'l. Chron. v, Bfekka, verfaßt von 
If nlb cd-din Mutammed f ^^^ d, \\., ed, Wiiatenfehl IIL, p. r. r t ^UiJLS 
^Jjb* und Ta rich-i Ferd! (Ms. der k. k. Hofbibliothek, Eist, oam. 4i) 



C2 III. Abliandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst. 



jjLr.i\ ^y ü^^ ^\ liL* j^jLji" <yJLL j^jl^ if -^ ^li f:^' • JO?- »^ ^ 
^juL.^dLj(Ä),> 4jJi jJir^l j^il» u^^ ^i^\ öSjli- ^j^\ Bl. 28r. 

JULj.Ij Ji^l "Jj^ 3 j^.oJ^J ><*^" VU ^ ^3^^ c^* •^^ 
^^jji.\ j<j^ o^l* -Uli» J^^ ^^ bj^ -Cr- jj'^ JLi^^ JU4^ Bl. 28 v. 



• Ms. ^>^5 <^äJLJ. 
** Ms. Ä^. 

<^ <i^jy (türk.) ältere Orthographie statt ssfjj. •* M«. J^^y 

* Text = Wanlin (Wardein), damals Hauptstadt des ITerKoi^tums Sjrmien 
' und Slavonien, ist da« heutige Peterwardeiii. Die türk. Botschaft kam hier 

am 1. Juni 1720 an und brach am 3. Juni wieder nach Belgrad auf. Wien. 
Diar. Nr. 1758; vgl. auch die Beschreibung dieser Stadt in Driesch' 
Bcr. S. 36. 
' Ahmed Pascha war Beylerbcy von Anatolieu und befehligte in der 



Bericht über den Zug des Groß- Botschafters Ibrahim Pascha etc. 63 

5 St. Letztere ist eine verödete Festung, aber der äußere Teil 
ist ein großer Srarktflecken ; ihr gegenüber liegt ein großes 
Dorf, ihre Vorstadt. (Nach der) Festung Wardein ^ (sind) 

6 St. Als wir einzogen, feuerte man viele Kanonenschüsse ab. 
Es ist eine große Festung, welche man auf einem hochgelegenen 
Platze errichtete. Eine Seite von ihr Hegt an dem Ufer der 
Donau und auf der Landseite hat sie einen dreifachen Graben. 
Der äußere Graben ist 13 und der mittlere 19 Schritte breit. 
Der Graben am Fuße der Festungsmauer ist 23 Schritte breit. 
Wenn man durch das Tor in das Innere tritt, so beträgt 
die Dicke der Mauer 59 Schritte; es ist eine sehr starke Fe- 
stang; in den Gräben wurden von neuem Verschanzungen 
aufgeführt; sie hat auch viele Kanäle. In der Festung drinnen 
ist kein Geschäftsladen und keinerlei Leben. Nur von dem 
eigenen ]\lilitär sind da einige Soldaten, die haben daselbst 
mit ihrem Kommandanten ihren Sitz. Die Seite, wo einst die 
islamitischen Truppen lagerten, bessert er (der König) jetzt 
aas und nach der Seite, wo der Türke Ahmed Pascha* als 
Märtyrer gefallen ist, ließ er neuerlich eine große Verschanzung 
errichten und setzt sie (die Festung) so wieder in Stand. Die 
Anßenwerke der Festung liegen an der Donau und mitten 
aas der Donau erheben sich zwei Wälle. Die Vorstadt der 
Festang liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Donau, 
sie hat einen Markt und ist bewohnt.* Auf der Stelle, wo die 
islamitischen Soldaten lagerten, ist ein Derwischkloster, man 
nennt es: ,Gül Baba Tekjesi'. Sie hat viele Wein- und Obst- 
gärten. (Nach der) Festung Slankamcn* (sind) 6 St.; es 
ist eine äußerst verödete Festung und nun ein Dorf geworden. 
Sie hat ein Minaret. Ihr gegenüber liegt die Festung Titel;* 
auch die ist verödet. Vor ihr fließt die Theiß und vereinigt 



Sehlacht bei Peterwardein 1716 den Unken Flügel des türkischen Heeres. 
Er fiel in derselben am 5. August 1716. J. v. Hammer, Gesch. d. osm. 
R. Bd. Vn. S. 207. 
' Wahneheiniich stand sie auf dem Gebiete der heutigen königl. Freistadt 
KeoaatB. 

* Text sa Islanghmana, das heutige Slankamen an der Donau der Theiß- 
mfindmig gegenüber. Driesch, Ber. S. 37, schreibt ,SaIankement^ 

• Text « Tebtele; dJLXo verschrieben aus ^JLX^\ ist das heutige »Titel*, 
•in Markt im nngar. Komitate Bacs-Bodrog rechts an der Theiß. 



L... 



G4 III. Abhandlung^: v. Kraelitz-Greifenhorst. 

OjlJI j^jlS t^jS^\ aLj^ ^\ j\;\ ^^y^ '<^* oj:S^\ ^ Bl. 29 r. 



J^sl\ ^^Ü^ «-»^ •^l'j u^J^^^ -^l/*^. j\/^ ^x)^ ^^\jt^ 

<^ % U j \^^^' .^XJl^ (JJ^5> vlX>i ^^^. u^lji 



WtA 



* Ms. ^.4*>b^'; /MO vom ungar. ,Ti8za' die Theiß (Fluß in Ungarn). 
^ Ms. l^.; l^. ist Abkürzung fQr den mohammedanischen Monat ^>^ 
,^5^^, vgl. Anm. b, S. 8. 



Berichtigungen. 

Seite 7, Z. 11 v. o., streiche: ^y» neben dÜLa- 

„ 8, Anm. 3, Z. 1, statt ,Mustafa u. MuatafA' lies ,Mu^ta/d'. 

„ 9, Anm. 4, Z. 3, statt fChirmaen* lies ,5trm<i«n'. 

„ 9, Anm. 7, Z. 2, statt ^aja^ lies ^kaja*, 

y, 11, Anm. 13, Z 2, statt .Muhsinzdde* lies .Muf^nzdd^. 

j, 12, Anm. b, Z. C, statt ^A. impertuory* lies ,^. impera{ory*, 

„ 18, Anm. b, Z. 1, sUtt .koidular' lies ,^(2tt/ar'. 

„ 18, Anm. b, Z. 2, statt Jcawuidular^ lies ,A:atDiii(£ii^r'. 

„ 18, Anm. e, Z. 1, statt ^qylavy*^ lies jkyüavy^. 

„ 19, Anm. f, Z. 1, statt ^torghudz^ lies ,forghud£*. 

„ 21, Z. 7 V. o., statt ,Ibrahim* lies ,un8er Botschafter Ibrahim Pascha^ 
22, Anm. d, Z. 1, statt ,ism* resp. ,i«n* lies ,i|«n* resp. ,«»*. 



Beriebt über den Zug des Groß-Botscbaftere Ibrabim Pascha etc. 65 

sich vor Slankamen (mit der DoDan). Von dort kam man 
nach Belgrad.^ Wiederum wurden von der Festung Belgrad 
aus zahlreiche Kanonensalven abgegeben. Sodann reiste man 
zu Lande hierher. Und damit Schluß! Geschrieben am 24. 
Diemazi-ül-ewwel 1138.* 



*■ Die türkische Botschaft kam am 3. Jani 1720 wieder in Bel^ad an* 
Die Auswecbslnng mit dem von Konstantinopel surückkehrenden deatschen 
Groß-Botschafter Grafen v.Virmondt fand ebenfalls zwischen Parakin und 
Kadina (Ra«anj) am 17. Juni statt. (Wien. Diar. Nr. 1759 u. 1763.) 

' Entspricht dem 28. Januar 1726 christlicher Zeitrechnung. 



Berichtigungen. 

Seite 22, Anm. d, Z. 4, statt /o^^ und yoqyl* lies ,'aki^ u. ,akyl*. 
^ 26, Anm. d, Z. 1, sUtt ,$oUat' lies ,9ol^'. 
„ 28, Anm. b, Z. 1, sUtt ,tabja' lies ytahja'. 
„ 29, Z. 8 y. o., setze Komma nach ,Essek*. 
„ 31, Z. 2 y. o., statt ,Szekc80* lies ,Szekcs6''. 

« 81, Anm. 8, Z. 1, statt ,SzekeA Fejörvar* lies ,Sz6kes Feh^ryar'. 
^ 81, Anm. 10, Z. 1, statt ,Ki8ber' lies ,Kisb4r'. 
« 31, Anm. 11, Z. 1, statt .Györ* lies ,Gy6V. 
„ 32, Anm. 2, Z. 1, statt ,Szent-Miklos* lies ,Szent-Mik16s'. 
„ 88, Anm. a, Z. 1, statt ^ynto^ lies ,hyn{o\ 
n 42, Anm. c, Z. 1, statt ^meieuilj/^ lies ^meiadlyk^. 
resp. Z. 2, statt ^me^aUyq*^ lies ^meiaüyk*. 



BitMAgBber. d. phil.-bitt. Kl. 158. Bd. S. Abb. 



66 III. Abh.: y. Kraelitz-Greifenhorst. Bericht Ober den Zug etc. 



Index. 



^NUo.\ arflatiy Löwe, Text, S. 46, Anm. a. 

dkS3jL>\ üice, warme Quelle, Therme, Text, 8. 60, Anm. a. 

^JuiXi balangha, Planke, Pallisade, Text, S. 30, Anm. e. 

^^j<ÄX-»i9. peikei = p. ^^yiS^JL^^ pUkaei = Geschenk, Text, 8. 36, Anm. d. 

düd^.^' tirenhetey Trompete, Text, 8. 19, Anm. g. 

dop (auch ^J^' tizie) tezie, scharf, spitzig, behend, schnell, Text, 8. 56, 

Anm. h. 
d^'^.lah. p. cdrgüSae, viereckig, im Viereck, Text, 8. 20, Anm. c. 
rj^\y^> P- dttßdnaegdn, die Narren, Verwegenen, Text, 8. 86, Anm. b. 
OUJLm) soltat, Soldat, Krieger, Text, S. 26, Anm. d. 
j^^Lm» gynor, Grenze, Text 8. 14, Anm. a. 

v^XJUio ienlik, Freude, Fröhlichkeit, 8a1ve, Einwohnerschaft, Text, 8.23, Anm.e. 
J^jy^ forghudzy diamantener Reiherbasch, Text, 8. 19, Anm. f. 
X^U> ^joj ar. ^kJLoKj, Verschanznng, Text, 8. 28, Anm. b. 
ddkyia, t^ghla, vom lat.tegula, Backstein, Ziegelstein, Text, 8. 28, 3.Z. von anten. 
^^ÜJ» kyUavy, Galaturban, Text, 8. 18, Anm. e. 
^^Is keUion, großes Kriegsschiff, Text, 8. 26, Anm. c. 
,j-LÄ5, p. = ,j-iU-^ kaera, Priester, Mönch, Text, 8. 54, Anm. b. 
t^LJ^^ giönüüian (pers. plur. v. t. ^Jl^^, resp. jJÜlS^), die Freiwilligen, 

Text, 8. 36, Anm. e. 
^yt^ Uiy vom p. d^>i (ldsae\ Leichnam, Text, 8. 40, Anm. e. 
^jr.Lw« fMthdrek a., Pest, Text, 8. 12, Anm. a. 

>Ut^ meiad Tahrif von a. js-^-ii^ {meihed), Friedhof, Text, 8. 40, Anm. f. 
Jp>U^ mehuÜyk, nichtmohammedanischer Friedhof, Text, 8. 42, Anm. c. 
jJJLm menend = p. j^U, gleichend, ähnlich, Text, 8. 62, Anm. a. 
^^k^ hyntogh (gewöhnlich ^k^ hynto)^ Kutsche, Kalesche, Text, 8. 38, Anm. a. 
J:>^^\^ varoi, 8t«dt, Text, 8. 28, Aum. a. 
^^b do ^b jan-Af-jaw, 8eite an 8oite, Text, S. 66, Anm. c. 



tV. Abb.: Se emulier, Deutsche MnndArten. L 



IV. 

XL Mitteilimg der Phonogranim-Archivs-Koraiuission. 
Deutsche Mundarten, L 

Von 

Joseph SaemüHer, 



(Torgiltfffe ia lir SitxQnr um ft. Oktebif liOT.) 



Allgemeine Vorbemerkungen. 

His dürfte nicht unwillkommen sein, wenn Texte der 
deutschen mundartlichen Aufnahmen des Phonogramm-Arcliivs 
eine VeröflFentlichung in phonetischer Aufzeichnung erfahren* 
Das ist die Absicht dieses Heftes, dem — wenn Zeit und Um- 
stände gtiiiBÜg sind — andere folgen soUen. 

In erster Linie stand dabei der Wunsch^ das in den 
Pliitten geborgene Material auch in dieser Form zugänglich zu 
mftchen* Sie i&t heute wohl noch eine sehr wünschenswerte 
Ergtnsung des Phonogramms: die Äbschwächung seiner Deut- 
lidikeit» die das Verfahren zur Herstellung dauerhafter Platten 
berbeifUbi-t^ Zufälligkeiten der phonographischen Aufnalnue be- 
mtan dem Diatektfremden , aber auch dem Dialektvertrauten 
Schwierigkeiten des Hörens und der Auffassung des Gehörten. 
Sie werden erheblich verringert , wenn man in der Lage ist, 
TUT dem Abhören der Platte oder während des Abhörens ihren 
Inhalt auch ssu lesen. Die Transskriptionen ergänzen das 
Phonogramm auch insofernei als sie manche Erscheinung, he* 
KNiders des Konsonantismus, erkennen lassen, die wohl dem 
Sprechenden durch sein Muskelgefühl, nicht aber dem Anhö- 
renden bewußt wird, oder die ein phonographischer Apparat 
wegen der ihm noch anhaftenden Unzulänglichkeiten überhaupt 
iwer aum Ausdruck bringt Dennoch ist anderseits das Ab- 



1Y. Abhandlung: SeetnÜllcr. 



liören der Platte ErgänzuDg der Transskription ftlr den , der 
den lebendigen Kbng der Mundart hören wilh denn auch die 
plionetisclie Äafzeichnimg gibt bis zn einer gewissen Grenze 
nur relative^ nicht abaolnte Lantvorstellungen , nnd die Satz* 
melodie wird von der unsrigen überhaupt nicht bezeichnet, 
weil gerade sie vom Apparat gat zu öehOr gebracht wird* 

Aber auch abgesehen von ihren engen Beziehungen zu 
den Auf nahmen des Phonogramm -Archivs dürften die Trane* 
gkriptionen als Proben lebender Mundart ihren selbständigen 
Wert fdr die historische Orammatlk besitzen. 

Die Gewährsmann er für die im Folgenden gebotenen 
Proben waren Mitglieder des Wiener germanistischen Seminars, 
die von Kind auf die Mundart sprachen ^ auch während ihrer 
Studienjahre ihren Gebrauch sich lebendig erhalten und durch 
immer wiederkehrenden Aufenthalt in der Heimat aufgefrischt 
haben. 

Die Wahl solcher Gewährsmänner hing mit der Absicht 
sEusammen, die äußeren Vorbedingungen der Aufnahmen mög- 
Itehet günstig zu gestalten und vorherbestimmten Inhalt des 
Gesprochenen zu ermöglichen. j 

Denn frühere Aufnahmen j unmittelbar an Personen des 
Volkes, die ausschheßlich Mundart sprachen, gemacht^ begeg- 
neten sehr häufig solchen Schwierigkeiten, daß vielfach die 
Aufnahme unbrauchbar oder wenig brauchbar wurde. Selbst 
angenommen, daß der mit dem Apparat reisende seine Hand- 
habung völhg beherrschte, so waren die Qewährömäntier zum 
Sprechen zu bringen — zu einem zusammenhängenden, etwa 
IVi-^IVa^^^^^*®^ dauernden Sprechen^ in abgemessener Stärke, 
unter ihnen ganz fremden Bedingongen* Der Inhalt des Ge* 
sprochenet] vollends war ihnen gewöhnlich so gut wie gans su 
überlassen. Und war etwa das in den Apparat zu Sprecliende 
vorher verabredet oder auch aufgezeichnet, oder sollte es wäh- 
rend oder nach der Aufnahme aufgezeichnet werden , so war I 
dem Aufnehmenden die Beobachtung der Redei die Prüfung, 
ob Aufzeichnung und Rede sich deckten^ gar nicht oder schwer 
möghch, w^eü in der Regel ihm die Bedienung des Apparates 
zutiel und seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm« 

Diese Schwierigkeiten fielen bei den Aufnahmen^ die den 
fönenden Tranä^kription«» zugrunde liegf^n, ganz oder fast 



Deutliche Miiod Arten- T« 



8 



gETis wog: sie fanden unter den günstigsten äußeren Bedtn- 
fungen statt, indem die erfahrene Hand F. Hansers am Apparat 
tätig war, und indem die persönlichen Hemmungen bei den 
Spreehenden auf ein geringstes Maß sieh herabsetzen Keßen. 
Und was den Inhalt der Rede betraf, kannte ein Ziel erreicht 
werden, das im Interesse des Zusammenhanges unserer Dialekt- 
forsehungeu mit den reich sdeutsehen sich lebhaft aufdrängte: 
es wurde m%Iichy die 40 Sät^e des Wenkereehen SpraL^hatlas 
auch bei uns aufzunehmen. Sie wurden vorher vom Sprecher 
in mundartlicher Form aufgezeichnet, Dauer, Zeitmaß, Stärke 
des Vortrags vorbereitet und, wann ihr Lautbild vertraut ge 
worden war, in den Apparat hineingelesen. Anfangs erhoben 
sich Bedenken über die Möglichkeit, einzelne der Wenkerschen 
SitZ6 in der betreffenden Mundart ihrer Eigenart gemäß wieder- 
sugeben — daher wurden bei den ersten Aufnahmen nicht 
mlle 40 Sütse in den Apparat gesprochen — ^ sie ließen sich 
später aber durchweg beheben. 

Um den Sprachstoflf zu vermehren und freiere Bewegung 
des mundartlichen Ausdruckes zu ermöglichen, als die enge 
Grenze des einzelnen Wenkerschen Satzes gestattet, wurde 
außerdem von jedem Sprecher Freierfundenes gesprochen, für 
das als einzige Vorschrift möglichste mundartliche Echtheit in 
Stoff und Darstellung galt. 

Nach der Aufnahme im Apparat fand nach Zeit und Qe- 
tegeulieit die phonetische Aufzeichnung statt. Ich habe hier mit 
beitem Dank die eifrige Mitarbeit hervorzulieben, in der die 
fiinf Sprecher nicht bloß williger Gegenstand der Untersuchung 
mir waren» sondern auch durch verständnisvolles, keinen Zeit- 
aufwand scheuendes Eingehen auf meine Absichten und Mit- 
teilung ihrer Selbstbeobachtung die Aufgabe mit mir zu lösen 
renuehten. Es sind die Herren Josef Beiehl (für Probe I), 
Haus Sachs (H), Franz Lang (HI), Josef Walzel (IV), 
Julius Ueinzel (V). 

Die Beobachtung geschah ohne Hilfe irgendeines Appa- 
ies unmittelbar vom Munde der Sprecher zum Ohr des Beob- 
fehters. Es lag nalie, daß dabei die Technik der Umschreibung 
und das Alphabet verwendet wurden, deren sich heute — nicht 
zu lantphysiologischen sondern zu sprachhistorischen Zwecken 
— die meisten Grammatiker unter den Dialektforachcrn be- 

1* 



4 IV. Abhandlung: Seemüller. 

dienen, im wesentlichen sind es die Bachstaben des »Uteinischen' 
Alphabets mit folgenden Eigentümlichkeiten. 

Das Häkchen unter einem Vokal bezeichnet eine Aus- 
sprache, die offener ist als die des blanken Vokalzeichens (so 
ist f offener als e, ^ als ä usw.). 

Im Qobiete der e-Laute gentigten für Ausdruck der rela- 
tiven Unterschiede in der Regel die Zeichen e und ä (letz- 
teres für den offeneren Laut), mit den durch Zuftigung des Häk- 
chens ermöglichten weiteren Unterscheidungen. Nur Probe IV 
und V verlangten für ihre starkgespannten e und o besondere 
Zeichen, über welche die Vorbemerkungen zu IV und V zu 
vergleichen sind. 

In Diphthongen und Triphthongen wie ou, at, au, ut, 
äi, ovi ist der offene Charakter des letzten Lautes nicht be- 
zeichnet. 

Der unbestimmte, schwachtonige Vokal wird, wenn er 
e Färbung hat, durch 9, bei a-Färbung durch v bezeichnet 

'^^ ist Zeichen der Nasalierung. 

rj ist der gutturale Nasal, x ^^^ gutturale, x der palatale 
tonlose Reibelaut; t; — labiodentaler Reibelaut — ist immer 
tönend, ebenso z (das nie die Affrikata ts, sondern tönendes s 
bezeichnet), 6 ist schriftdeutsches seh, i tönendes seh (= 
französ. j). 

• steht unter Z, m, n, i], r, $, bei silbischer Geltung des 
Lautes. Die sonantische Natur auslautender n, r nach Kon- 
sonanten blieb unbezeichnet. 

Kürze des Vokals bleibt unbezeichnet, Zeichen seiner 
Länge ist — . Doppelkonsonanz bedeutet Länge des Konso- 
nanten: in solchem Falle fällt in ihn die Silbengrenze. Man 
beachte daher, namentlich bezüglich des «, daß (einfach ge- 
schriebene) tonlose Spiranten nach kurzen starktonigen Vokalen 
fortes sind. Wo s nach Diphthongen oder langen Vokalen 
Fortis-Natur hat, wird es in der Vorbemerkung hervorgehoben. 

Akzente wurden ausnahmsweise zur Bezeichnung beson- 
derer Betonungsverhältnisse gesetzt. 

Der Gegensatz b, d, g — p, i, k bedeutet zunächst nur 
den Gegensatz von lenis und fortis, nicht von tönendem und 
tonlosem Verschlußlaut. Diese Bedeutung hat er nur, wenn es 
vor der betreffenden Mundart ausdrückUch gesagt wird. 



Gatturate und patatale kj g worden in der Bezetchrmng 
Qietit unterschieden. 

Das Alphabet ist eindeutig natürlich nur innerhalb der* 
selben Mundart' das h in htut IV A 3 klingt anders als das 
an hol U A 3 usw. Ja innerhalb ein und derselben Mundart 
ericbelriQU Schwankungen, die in der Transskription — ihren 
Zweeken gemäß — niebt mehr Ausdruek fanden: so zeigt 
iäM geschlosaene ^ in I Spannnngeantersehiede , die mit dem 
SatzakEent zusammenhängen. Die Lautbezeicbnung gibt daher 
nicht absolute, sondern relative Werte (so ist z. B. in III das 
p offen» aber auch das o, nur in geringerem Maße); sie ermög- 
Bebt durchaus die sprach historische Unterscheidung der Laute, 
wer aber die Mundart ,nieht im Ohr© bat*, wird nach der 
Schreibung allein den Klang des Lautes mit voller Sicherheit 
nicht erzeugen können. Diese Mangelhaftigkeit haftet ja heute 
auch den Versuchen feinster laatliclier Unterscheidung im Bau 
pbonetiacber Alphabete an und auch die genaueste phjsiolo- 
giach'physikalische Beschreibung kann sie nicht beseitigen. In 
unserem Falle kommt sie umsowenigor in betraohtj weil die 
tntsprechende Platte den Laut ja vorspricht* 

Auf Mehreresj worin die Mundart Abweichungen vom 
Wortlaut der Wenkerseheu Sät^Cj in Wortwahl, auch Wort* 
rorman, verlangte ^ oder worin die Sprecher sonst abwichen, 
wurde im Text durch eckige Klammern (wenn ein Mehr zvl 
bezeichnen war), sonst in den Anmerkungen unter der Zeile 
aufnierksam gemacht. Dasselbe Verfahren trat in der Ab- 
teilung B ein. 

Der gememdeutsche Wortlaut der Wenkerschen Sätze 
(oaeh Abs. f&r deutsches Altert. Bd. XVIII, 305) ist zu größerer 
B6i|iiatiiljchkeit des Naehschlagens im Anhang abgedruckt 




IV. ÄbhAndLuD^: Seemülltr. 



Mand»rt der llaigel>ang? Ton Loosdorf, BezirkahuQpt« 
mannscliaft Auistetten«, Niederes terrelelu 

Die diphthongischen Nach Bch läge in den Lauten «l und 
ou — die nnr vor N&Balen erschemen — sind fUr das Ohr des 
Dialaktfremden fast unhörbar (vgl, moii 4, Armm 6, n weirig ö, 
-brfind 6 usw.)^ geben aber diesen e* und o- Lauten die cha- 
rakteristisehe Färbung. Die geschloBsenen e zeigen HpaunungB* 
unterschiede, — i in baün 14, mimn Bfk ist fortis. — h^ d^ g 
sind stimmlos. — Der Grad der Vokalisierung des l in Formen 
wie woin jWollen^ 37 u, ä. ist schwankend* 



4 



Platte 330, 

L imf. in wTntü fioifi {h drukvn bla} In dn lüft ÜmviUm. 
2, t$w^D, 9$ hfpklüi auf f in &naiipp o/in wlndi widn widr> beitn. 
3* draL dun khoin in ö/ü, daBtmUli midnd iffJvd.^ 
4. flP, dfn guvd^ oidß m/5u U mm rö^ duDj(9 ais hro^ Und 

fiti kkmde woggv gfoin, 
ö. fümf. fvr is fmr[t}]fim* odv äeks wo^n gidomn, 
6- iekB* mtS* houm hmd v tvflfjg täfili hits khöd^ [dräm] %$ 

dv iöum^ Üntnsi qounds ^tmnd*, 

7, lim. tf isMn oiwäü^ SauB ioiii um pßffn, 

8, f;fi, pßm dämü wB. i mSv\ 

9, not, i hl bn dn fräu gwUd und houtu 

hnksoki, ti wivds^ ion* iro do^^tu ^öjj, 
10, tfgfi* t wivi^^ a nlmmv widv don. 

IL äxf. % ilok dv ijlai r?*'* koliyff^ timinmmil, du of [du]! 
12. UwUif, we gisin AI, toimn mikgiit^* 



iv giokt, 



und 



it 



* f • «?.] ,siedend wird'; * m — kh.] ^wir haben halt ein 

wenig au viel Hitsse gehabt' (VFeuer' lautet in der Ma, fai), 

* ,Schober^ (= Kaehen). * ^angebrannt'. ^ ^aüeweil^ 

* ytneine^ ^ h, a.] ^habe mich aufgetreten*. * ^wirds'* 

* ^hoD^ '** ^werde e»', *' ,den** ^' ^ujitgehu^ 



Dentncha MmidarteE. L 



draits^n. 98 sän [knid^] älfxtß tsai^, 

ßt^U^n, ffiai liDpa khlndf blaib du hfiyrünt Idfi^ cfo' fffindi 

iän häh. d9 baun di t$t5d,^ 
fu)[i$^n, du hösd haid am maisdn glpimd Umpiapräf* gwi»df 

du dfufgi shvntv honm gii oistdnd^n, 
ifxt89n, du hisd nÜn?kro8 gmuB, dasdv ßoSn wäi au$drlri' 

gv»d^^ du mtwid nu v wfirjg wokm ürikrpiv wfvn. 
^mt$m, gBf sai «o guvd ^Tnd soks datnn hveslD^ äi sois^' 

gwmindßorftffgD muvdnfef>t9 nä Umpiniin binStn mishutsn,'^ 
ott99n. wounsin kh^nd^ kesd, do^ wa^ mtnpskheimv und 

€$ däppes8t> um enm ^tßi. 
naints^n, wfv hohmtj dm ^* main kkoob mt« flau g§doin. 
igwS-DnUg. fv hodvsQ döu^ wiv wounan tann drein hSdöid 

Aidn, #f houm9 nwo saim dnu^ 

tri« « 

Platte 338. 

ovtwt$wönnt$g, wiln hodv [d^nj de naixß gSixtinUdidf 
iswfüTt^tiwoSntsg^ m5 mun9 laud §rä%^ iUn$t fnudr-d ^r 

Uns ned, 
drmvtiwyvnhg. min sän mlad Und houm duuH, 
ßm^Piswovntsg. win mv gtstüu nm öfßd Urukkh^Jmn sSUf 

gvnioundmi^^ iou tmbekklpti und houm fe^kHoffh. 
fümfvtBWonntag. dn Sm is haid^^ n[>3fÄ hunUns Ih} bli^j owi> 

haid In** dn frin hods gläd, 
seksotsivonnUg. hlntDtÜnmn haua ädf'üjBn drai ^ein» ^pßbämvl 

mid rode apfn}. 
, slmptmcoimtsg, khlnts md nü © rändl wovtn^ oßn gflmv 

mid fif^g, 
^X^nUwoontsg, I« dfpfts ned soixe^^ novrudätBn dratiii! 
ndinvtswopnUg, ünsüTß bfpg iön** hfXf ?^^ di pqgvn #an 

fiii hExtf, 



> ,halt*. * d. — häb] ,die GäUBe sind böse', " .zu 

Tode*. * »und bist brav^ * ^austränkest', ^ s. g.'] ßoü 
das Gewand*. ' ,aüapalzen*. * w. kk] ^wenn da ihn ge- 

kaEOt^ ® ,da^ ** k rf.] ,hat mir denn'. ** *. — /] 

,8ind die andere schon im Bett gelegen und haben fest ge- 
schlafen*, ** ,beute*, ^' ,in der Frühe hat es getaut*, 

" atich soixvne möglich. ^^ s, A,] ,8ind hoch'- 



o IV. Abhandlang : S e e m ü 1 1 e r. 

30. draisg, wivfü pfUnd umvH Und wivfü bröd wöitsn^ hotimt 

31. ovnvdraisg, % foSdS eitjg ned, es mivsts v u^tfg laidv reir^. 

32. tswövrvdraisg, hopU khöv hdikv] waisse 80vfr> fiv ml af 

niaxn dU gfüntn, 

33. draivdraisg. aai bruvdv tviii 8% tswnv Seine naixe haisv 

Xn elrjgvn govdn bau, 

34. fivrvdraisg, des wovd^ is evm fön hfvtsn khSlmv, 

35. fümfvdraisg, des ' is rfxt fön evnv gw^d. 

36. seksvdraisg. wns sitsndSn do fiv fBgvl öiji ämmailt^ 

37. slmvdraisg. di baui} houm fümf oksn Und na% khiv find 

tswöif lampl fovs dovf broxtf di howns fakhaffv wöin, 

38. oxtvdraisg. dlaid sän haid ole dräust am ßtid Üntiwi ^ mh.^ 

39. naxnvdraisg. gS nuv [wäidv 7, dv brwüne hünd duvttv niks. 

40. fivtsg, i bl min laidn do htnt iwD twlsn Ins khovn gfovn. 



Platte 329. 

(a) Ja, lieber Herr, bei nns 
ist gat sein ! Es muß einem jeden 
gefallen. Die Leute sind ja auch 
darnach, (b) Die Burschen 
sind geweckt, die Mädchen 
kernfrisch und die Alten auch 
nicht Maulhänger. 

(c) Mir sind ja auch nicht 
die gebratenen Tauben von 
selbst in den Mund geflogen 
und manchesmal ist mir etwas 
über die Leber gelaufen, daß 
ich es nicht übertauchen zu 
können glaubte, (d) Aber hin- 
terher hab' ich gelacht, wenn 



B. 



(a) «7^, mai livum hfv, 9s is 
guvd sa% bin Uns df, 9s muvs 
vnivdn gfoin. dlaid sän jo ä 
dvnöx. (b) di büvfit sän tvif, 
pm^ntSv khftmfrU, üntioidn ä 
ned mäiiheirfgvd^ 

(c) mw sän jo di brödnv 
daurri ä ned fö sctiwvrlns mau^ 
gfiöf]^ und Imvriks möi is mv 
wos iwv tliWD grelnd, das i 
gmövd houn, i khous nlmv iicv- 
dauxv. (d) otov hlntvsi houn 
i gloxt, tco^^ i tsfvH hfd rfvn 
mtjj. (e) so^^ gsbovsi is ned 



* ,wollt ihr denn*. * d. w.] gewöhnlicher bloß dis (be- 

tont). * d. — gw.] üblicher: do houms rfxt khopt. * am 

= ,auf dem^ * ,und tun*. *' üblicher mit beigefügtem 

Objekt: fuvdv mä o. ä. "^ ,weiter'. ® ,maulhängeri8ch^ 

• ,Maul*. '** ,wo'. " so — gw.] ,so spaßig ist's nicht ge- 

wesen'. 



Deuttdia MutidArt<5ii> I. 



9 



rVorlier hätte weinen mögen, 

fi) Es war keine Kleinigkeit, 

äk ich das Haas von meinem 

i Vater Übernahm; einige Qe- 

fictiwiater auszuzahlen ^ reißt 

[in Schuldeo] hinein, wenn das 

Geld ohnediee nicht reichlich 

lim ist. (f) Ankäufe mußten 

riach geschehen^ denn der Vater 

wollte von Maschinen nichts 

wisse n^ hat sie aaeh nicht ge- 

brancht. 

(g) Wir Kinder waren groß 
und stark und gefragt worden 
wir nicht^ ob es uns recht sei 
oder nicht. (h) Da wurde 
weiter kein Aufhebens gemacht, 
wenn wir zur Erntezeit so um 
9 Uhr mit dem letzten Fuder 
einfuhren, (i) Man probiere 
Idms nur mit fremden Leuten! 
Wenn nicht schon um 7» ^ der 
Löffel gewischt ist^ begehren 
auf und lassen alles liegen 
llind ätehen. (k) Es war mir 
bitter, als ic!i mit Knecht 
mnd Magd arbeiten mußte; aber 
^ wie lange hat es denn gedauert, 
[[und] meine Söhne waren her- 
igewachsen. (1) Nun, die 
läßt sieb auch nicht mehr 
»tteOi ist schon eine fertige 



gwrml^ winrt shaus iwvnoumn 
hmi fvn ^ födmi ; v bop * gswi- 
strvd aussitsoin*^ dm raiii S£n* 
c^ni , t&ouHi gnid B ned tn 
hauffvn do liki» (f) aUoffu^ 
höbrnn^ si ä wog iniasn, d^n 
dv födn hohfv de mailnm niks 
wisu ivÖiUf hods a nepraitxd. 



(g) miB khhiu 8än gi'Os und 
§donk gwBid^ und ' n fröij hods 
nek g^f^f op8 uns rfxt is ödn 
nid, (h) do^ hods khShn hövgl 
khöd , ivfmmvrln Snid^ wmo 
nains [umölj min letstn fal 
1 tsuwvgjomh »an, (i) sois ^^ ons 
' hrowlDfn mid fr^imds laidf 
toonn lim holwvroyie ned iou 
dv Ifjfß gwiH iSf dräm^^ auf 
Und lüsn olvs Ih^ Und idSi, 
(k) 99 hohmv dSmü^^ mintoTi^^, 
winri mtkkn^'xt ünttinn kmm 
ovwvtn m'ipsn; otvt> win Imitf 
hodB den daud, svm mmi^ huntii 
iauwDgwoken, (1) noUf ünt rSsl 
lösiH ä nlmn ^botn. is $ounv 
houpgunde kkwdipu, fraili^ 
bv $0 vn holgtcoksnn melniin^ 
fnärai dfvf mm nid — tn 



,Tom* 



,ein paar'. ^ ^hinauszahlen^ 



,emen' 



• «eiuschaffen^ ^ h. — mj jhat man sich auch was müssen'. 

^ jUnd ein Fragen hat's nicht gegeben', ^ d, — kL] ,Da hat 

eB keinen Heikel gehabt^ >* ,Schnitt^ **> «. — in] ,8oll's 

eins probieren'* *' ^drehen sie'. ^* »taumlig* (hier = sehr). 
^ ^ii(mhd. ande)getan*. 



in 



IV, Äbb«ndliingt Seemtillttr 



Knlidtm. Freilich » bei einem 
solchen halbgewachsenan Men- 
schen darf tnan's nicht ver- 
Bchreien, im Handumdrehen 
sind sie wie aasgewechselt. 

(m) und scliaii ich umher^ 
ist's mir^ als war es nirgends 
schdner. (o) Wie der Dunkel- 
Steiner Wald sich niederduckt, 
wie eine Bruthenne über die 
Küchlein — und wenn drüben 
vom Otscher noch lange der 
Schnee herUberschaut, rennen 
unsere Buben schon barfuß nnd 
bohren Grübchen zum ^KugeU 
Bcheiben\ 

(o) Der Pater SchaSner von 
Melk, der Vetter meiner Frau, 
hat mir haarklein auseinander 
gesetzt^ was die Tafel bedeutet, 
die im Scheiderer Hans ein- 
gemauert ist (p) Wie^ vor 
nralten Zeiten ein Hochzeitszng 
ins Ungriaehe durchgereist ist, 
nnd SU Melk haben sie ihnen mit 
Trunk und Brot anfgewartet. 
Die Zigeuner haben sie aber 
alle umgebracht, (g) Und von 
den Orßbsteinen mit den lateini* 
sehen Buchataben hat er anch 
erasäUlt, und den alten Schlös- 
sern — ich weiß nicht mehr 
allea so genaue aber daa bab' 
ich erkannt, daß die Leute hier 
immer gerne waren. 



koTmdUmdrä säns winr aui* 
gwfkMld. 



(m) und woun ifn weiffg^J 
^mvtflm Sau ^ m^n * i , es 
khümpmv nfndvid besiti 0oin. 
(n) ww ii dv düfiUdotmv tmid 
mdDduki wivrn brüvdhein iwü 
UJTjnj — ffnd woun drftnt fun 
ed&n nü louff dn fne Umv&audy 
TfinSn fftware huvp lou blof- 
fuvsBt ümpän^ grinwt>l £*ßij 
khugUai^i* 

(o) dn bätv iofi%f> timUt^f dv 
ßdv fn mmn waif dfv hohnw» 
hfnglou Uglldndf wos d^ döfl 
bedait, di In iondprn kam Si- 
fftnäud U. (p) ww ßmrüvroidn 
tsaidn n höd^uUüg dunxgr<>vgd 
IS Ins rafvn, flntsmÖig koumi tn 
aufgwnnt mid dr^ffg und hröd. 
di isigdinv hmlms owv fde iim- 
Ärojft* (q) Und fö di gröh 
idontw miUe lodäiniin hunk- 
&da^i hodir a dvtsöidj und fn 
di fidn gUß$9n — i wws gtdis 
mp ois so gnaUf owv dEs houn 
i khfindj daaüaid mwSU^ gfun 
df giü^d San. 



* ,ein wenig*. ' m, — jf*] ,mein^ ich, ea könnte mir 

nirgends besser gefallen** ' Ohne volkstümHche Grundlage 

erfcLtiden. * jallweil*. 



D&utBche Mand&rteQ, L 



u 



IL 

Xandart Ton Elsendorf^ Bezlrkjiluiuptnjaiiiisehaft 
Bl^ehofteiuitz (südliches EgiTland), Böhmen. 



hj d^ g sind stimmlos, 
wais9 32 ist fortis, 

Pllltte 397. 



8 in baisii 14, grätsn 16, 



1. oiB^, [hfrgotj in wintn [dou] ßfiif d9 dirn^ hlälln % dn 

lüft umt}du7n. 

2. t9W5v, P8 häivd glai ßf tsin änäiVf fn& und] ofn wiuds 

wedv [ioj widB be^SD wfnn. 

3. drä, [gäij dou khfdn in fmft>rä%^y das dmUlx hol tsin 

Sfin Bfofjt 
4.* /ftrp. [hanU^J dfv göudnroltn mS is midsont^ Main gäl"^ 

am ais äbrox^ und i des kholt wossvr aini gfoln, 
5. ßfnfi. §r is [io] fm f^ir odn [fov^] seks tmp^n gitar^t^ 

[unv hfrgot lou in sali rgn^], 
6* iekiid. des fäivris ffai ^y Utm*k gwBit^ dfi khonxfl $anvruntn 

gdU itc^rts tsombrenO^ 
7» fifiid. er isttöjvrunm öne » Bölts und öne vn ffffi)* 
8-'* üfU^ [manv^^J tf^is doumv wäi^ ix glärumv^*^ ix homi 

äfglößnJ^ 
9. näinP, ix bin fn do fräuv gwest und hovrm g»okif und sl 

houkiöktj n wiudi ü im do%i^ soff. 
10*" Ufvn9, [nSJ des wivri ma Ifttv ntwii?^^ dou* 



* Dio NummerB der Sätze 1 — 24 sind nichl in den Äppamt 
proclieQ worden. * ,düiTen*. * ^Ofen ein^ * Satz 4 
HÄ nicht in den Apparat geeprochen worden, ^ AuBrnf der 

Verwtmdernng. ® ^mitsamt^ ' ,Gaiil^ ® nickt in 

den Apparat gesprochen* ^ u. — r.] jiinser Herrgott laß' 

ihti selig ruhen*. ^^ ,kmK ^^ ,znsanimengebrannt^ 

'* Satz 8 nicht in den Apparat gesprochen. ^* »Männer'. 

** yglaobe immer^. ^^ Ä, a,] ,habe mieh aufgelanfenS 

*• Satz 10 nicht in den Apparat gesprochen. ^^ m, l. ».] 

^mein lebtag nimmer^ 



12 IV. Abhandlung: Se emulier. 

11.^ 'odlfd. ix Üöx di glai min khulefl äf dai ouvwailv^y du 
\f [du]! 

12. Uwölfd, wou gäistn^ hi, sol mvrfpv^ mittiv geif 

13. dra%t8fvn9, des^ san [fai] Hfxttsäidn fitsv^ [lait utf khinv^. 

14. fidrtsfvnd, hlai [nfv'^J douuntn $iel^ Söinvl^, dfi bäis gfns, 

[dfi] baisn dd eist tout. 

15. fumßsfvnd. du houst haid am beatn gläimt umbist [iöi^] 

bräf gwesty drum darfst äijv^^ hom gel, wfi di öntm, 

16. 8foct8fvn9, du bist nu nivd grous gnoux, däsd [So] v fiosn 

wä% asdrirjkrj khantst^^y dou motist äirvit nu v wp\ woksn 
ur] gräisv wfvn. 

17. slicvUftmd, gäij sä so goud und sog dainv SwestD, si $öls 

diijvt fir fijkv moudv firte nän und äsbwSin. 

18. oxtsfvn?, [gältj häisdn nfv So frfijv^^ khent^ ofo wös göts 

önrvS gofjv und hait^^ Siar]v göts önroittou, 

19. naXtsfvnd. [sakra,] wfv houbmv [dfn] main khorb mldn 

fiäis gstulnf 

20. tswdntsgd. [Säutsvmol ^"J, fv hovd suv doti, ös^^ wfi wfns 

gröd in tsin drfSn äfgnumv häin, si höms öwv sältcv 
dou mfin,^^ 
21.^' oinvtswöntsgd. [häivts^^]^ wfn houdvdfn dfi näi gSixttvtsültf 

22. t^wövrvtswdntsg9. dou moumv So ^® Störk Sräiv, sist fvStäid 

9r uns nlvt, 

23. dräivtswdntsgd, [gälts, möilv, fitsv^^] samv [fai] mfid und 

durSteJ^ 

24. ffirvtswöntsgd, wfi mv gestvn ömds^^ tsrukkhumv san, dou 

San di önvn So im bet gUt] und höm gSloufin wfi dvSlörj,^^ 

^ Satz 11 nicht in den Apparat gesprochen. * ^fd. ou.] 
,auf deine Ohrwaschel^ ' ,gehst du denn'. * s, m.] 

,8ollen wir etwa'. * ,da8'. ® L u, k.] ,Leute und Kinder*. 
^ ,nur^ ® ,Schönchen*. » ,8chön'. ^^ ,eher'. 

" ,könnte8t*. " n. S,fr.] ,nur 8chon früher'. ** h. usw.] 

,heute 8tünd' er ganz anders da*. ^* ,8chaut einmal an' — 

Formel der Verwunderung. ** ös — gr.] ,al8 wie wenn sie 

gerade'. *^ d. m,] ,tun müssen' (,getan' hieße dou), 

" Satz 21 nicht in den Apparat gesprochen. ^^ ,hört'. 

^* d, m, S.] ,da muß man schon'. '^ ,gelt Mädchen, jetzt'. 

•* ^durstig'. ** auch oumds möglich. ** w, d.] ,wie erschlagend 



DeuUche Slunftnrten. I. 



18 



Platte 398, 

25. ßmfhtgwont$g9. dv &näi is [nftfj dfi non^t f^runs^ llf} blim^ 

Öwa hau frfi u f> tsgmjv, 
40/ ßrtsga. ix hin mitten laitvn dou hintn iwa dwU U khmn 

26. M€ksvUwdntsg9, [dou sßutsj kintf>ru7wn häus Hfi^n drä 

iöins epßbaimlv mid süurouf^^ epfvlvnf 

27. Mmvtiwöntgg^. khanU^ nivd nu p wft] äf uns wartUf ofp 

ga}jnW^ mid pfk. 

28. pxÄt»(tftt'{Tfi**ji?. diaia df^rfU [füi] khöt sßXDns houmHiklv^ 

miiin afffißn, 
39- natnuUwSnUg9. unn har% «an nv nipggouv'^ ^^^Xf [^^^^] 
$an dB €7fkvn fül häixv, 

30. drai$g9, wfifi pfund mrH und Wfifl h'oud wältsn^ Aöm, 

[bäime^Jf 

31. mnudrais^, ix fvHäi ftig nlvtf divU n^iis v bisl HirkD rinn, 
32* Uw$m^rat8g9, houis dhts khf Hikl wai€9 sßiftn ßn ml 

af mniii dlS gfujwf 

33. dräiüdraisgd. sä hroudv wül 89 tswm iöim näi häisv [mitn] 

i fTikvfj gartn fatJbäU9n, 

34. ffirt>draisg9, [häivstj^y dt$ waril is innn " [ifj a^n harim 

khumn. 

35. ßmfi[^draiig&. dou hmu oximrvmol rmxkkoi^ df% khundn.^^ 

36. i^cs^draisg». [hanUj wqb högnndpi^^ dou fin ßt^'^ulvrUt^m 

af dfm mäivh. 

37. »iiiwdTaisg». tpäuvn^^ hörn [faij ßmf oksn und nai khfi 

und tßwUlf iäißv fom dorf gf^iukkot^^^ dfi höms wäln oh 
fokhaßn^ [dfi mälofm, dfi/J 



^ ^vor uns' = bei uns. * Satg 40 wurde an dieser 

Stelle der Reihe in den Apparat gesprochen. * ,ao roten^ 

(Ton auf süt}). * ^kanntet IhH (^könnt Ihr' hieße khintt), 

• ^gingen wir^ (,gehen wir* hieße gpnmv). ^ ^Bubenstüekleiu 

mehr aufführend "^ n. n.] Ja nicht gar*, * , wollt Ihr 

deäfl*. * ßäuerin^ ^^ ,hürat'. ** ,ihiien^ (,ist ihm* 

hidk im), ^' ,da haben sie aber einmal recht gehabt, die 

Kundeci!^ ** ,hocken denn*. ^* Das anlautende i wird 

ein-, aber nicht abgesetzt, '^ ^geführt gehabte 



* 



14 



I V; Abb an diu nf ; S e e m tl 11 o r 



38. üj^itfdralsgB, [nfi jö]^ diaii stan haid olUom drawn afm ßil 

und döun man. 

39. nainvdrai9g9, [st^] gäi nfo, dfv bräunp kuni toutp n$ks, 
40.» 



Platte 396. 

(a) Ab nmn 1898 sei i rieb, 
war in Eisen dorf großes Feuer, 

(b) Männer^ das war heftig I 
Das hättet Ihr sehen sollen! 

(c) Bald wäre das ganze Dorf 
abgebranDt. (d) Und seit die- 
ser Zeit haben sie dort nichts 
als Not ond Elend, (e) Und 
könnt Ihr Eueh*s denken^ daß 
ein Mensch so schlecht sein 
kann — das Fener soll so ein 
schlechter Kerl gelegt liaben. 

(f) Mein Bruder, der den 
Hof übernommen hat, hat mir 
heute anch wieder geklagt. 
(g) jSei froh', sagt er immer, 
,daß Du von dem Nest weg bist; 
glaubst Dn etwa, daß es da 
einmal besser wird? (h) Meine 
Mädchen tu icb auch alle 2U* 
sammen fort: draußen in der 
Welt haben sie doch ein leicli- 
terea Brot, brauchen sie doch 
keine Bauernmagd abzugeben, 
(i) Aber mein Sohn hat b&lt zu 
viel gebraucht. Männer, der hat 
mir eingeheiRtl 

(k) JeU&t laß ich ihn schon 
13 Jahre studieren. Heuer 



(a) W^i mv g5rim kout 0%- 
tsfDhunndo)(tj»naiiBg9 it in üisn* 
dorf V grou$ fätv gweH, (b) ma- 
nn, du houd i*k dmi^f d^» hältB 
ialn BMmi! (c) hol ^gSi» dorf 
war ubreni, (d) und üdn dfra 
iMid homs durt nek$ wfi dnoud 
undi Irflynt. (e) it?j khintsmi- 
ffjk dffjkfif das n mfni tut? 
Ufoxiiä khp^ dMfain ml [fai] 
$ilm Hfxiv khfnl glekt körn. 

(f) fnä hroudv^ dfmi hfmf 

imünumv houL houbmn häid ä 
1 ' * 

t&idn glokt. (g) j$äfrmx\ sokt 
fr fltmäl^, fdäid Wfk bi§t f5 
dfn tvst. ßlahsi fp»^ dasa dou 
omol bäSBU wlüdt (h) moi 
rnrnlv dou i ü oltmm furi: 
dra^n i dt> wält hümn d^^norn* 
laixtn& broutf hräux^* dpm^ 
kh^ büutmsmond *?^f?X'^ 0) ^^'^ 
dt> bou koud holt tifäl brüuxt 
manv^ dfo houbmn [fa%] ht>B» 
ffmoxt! 



^ Sats 40 s. oben awischen 25 und 26 
gctan'p * ^alleweil^. * ,denDüch oin^ 




(k) pt9D loufn in draitsfv 
gauv Hudwn. i^iv ml^arD- 



DeuUche Mundarten, I. 



16 



er ja docli fertig werden, 

'{l) Nun und dann wird's schon 

gehü — ich muß halt noch eine 

Kuh nnd ein Fader Weissen 

verkaiifen, 

(m) Sa redet man bei uns 
daheim. 



d^nv ^ ßrte lofon, (1) nrl, und 

ofn wlvd» äo g^ — mouihoU 
nü u khou fokhaßfti und v foudn 

(m) sün repmv J^ un$ döh&m. 



Mundart Ton Altstadt bei Mitlirisch-Trliliau 
(Scliünhengstor Uau)^ MäJiren* 

6y d, g sind Btimmlos; inlautendes b zwischen Vokalen 
acbwankt nach w hin. — 8 in haün 14, waise 33, -raisn B f, 
'^frü$a B i (natürlich auch in hesv 2 uaw.) ist fortis. — o ist 
oäfen, verhält sich also asu o wie der offene zum offeneren Laut. 



Platta 473 (Ende; Anfang b. unter B). 

L ff. In mniv flah] dv truksnv blUv % d» louft lirim. 

2. Itt^d/f». 9S ket>t glaijß äf tsu Snäijn, dan mpt 9S wHv waidu 

bMiK 

3. dräju^ i^u khrdn in ftfn^ dos dv milix hol ü Uu kkaxH ff^t. 
4i flrv, dv goutv oldv mon aii mitn p/fvt duv^^ ais g&broj^q 

un ti kholdv wo$v g^foln. 

Platte 474, 

6, ßm/D. ft> aii fov flp odt> 9fk$ woxj] g^ätopTp. 

6. 9fkm. 9S ff^j^ tvfv Uu ^ioikj dv khou%rj san jo untn gonii 

hßmti gBbvQntn, 
7* mdhmiv, fa ist dv övjv itw öunv solU un pfffi>* 

8. fx^v> dv faii t&u mv m, aüe gl^b^ aix hüm^sv äfgBrai'^, 

9. nuhm, am bat bu dv frö g^wim. und hß-ä» g^sogt, un sai 

hui gssogtj dosas ö irü toxtv ^ötj mivt. 
10p iMU^nv^ aix ivaii ö net mfü waidn ^xtJ- 

* jwird er ja dennoch^ 



16 IV. Abhandlung: Seemfiller. 

11. olfv. aix Slögdix glai mitn khüxl^ m dv öVy dou of [douj! 

12. tswelfv, um glstn^ Äoi, selmv mitv gif 

13. dratsv. ssan Slfoctv tsaitn, 

14. fivUv, mv laitvds khint, blü hai untn Hiy dv bisn gens 

baisn dix tut, 

15. fuftsv, dou hu8t* hat vm maistn gdlfont un bist bräf^ 

g^w^sfij dou doafst fraijv hörn gl wai dv ondvn. 

16. Sfxtsv, dou bist nux net grüs g^nug, dosdv v ßoS wai ds- 

drir\ki] khusty dou must fvst^ nux ^ bish woksn un grisv 

tcevn, 

« 

17. saimtsv. gl, bai su gout un sog dänv Swestv, sai sei dv 

klödv fiv övjv mutv ffvtig nSv un mitv bivH rö moxf]. 

18. oxtsa, wen dounv gdkhent hest, dan wfvs ondvs khamv un 

ds mext besv im 9n Hi, 

19. nuvtsv, wfv hut mv man khovb mit ßöS g9Hülnf 

20. tswontsig. fv hut gdtü^ ols hetnsdn tsun drfSn beitelt, sai 

homs öwv sewv gdmoxt, 

21. Önuntswontsiq. w^>m hutv dai novjv q9§ixt dvtsiltf 

22. tswövjuntswontsig, mv mas lät Bräijv, sunst fvHit v uns net, 

23. drajuntswontsig, wiv san mait un hom duvH, 

24. flvuntswontsig, wai mv gestvn of dd noxt tsrikkhamv san, 

du san dv ondvn So in bat g9Ufi un hom fest g9släfn. 

Platte 495. 

25. fimfuntswontsig, dv Snl ait dai noxt bu uns lair^ g9blaiyi, 

obv hat t* dv frai ait v gd§möltsn, 

26. sfksuntswontsig, hindv unsvn häs Hin drai Sinv eplbömlix 

mit rütn epBlix. 

27. saimuntswontsig, khintv net nux ^^ ^^^^ ör^blaik of uns 

wovtn^ dan gimv mit ovx. 

28. oxtuntswontsig. iv divft net setv khind9räin traifji. 

29. nuinuntswontsig, unsv bfvg san net su hüx, dv övjvn san 

fail hixv. 

30. drasig. wafl pfunt wivH un wafl brüt weltren^ homf 

* jgehst Du denn*. * d, h,] bei rascherem Sprechen: 

dnüst. ^ auch ovtig wäre möglich. * hingegen z. B. 

(aix gl) ^Vbt (aiwvmoitf i dv Höt). ^ t. d, f.] ,in der FrQhe'. 

^ ,wüllt Ihr denn^ 



Deutsche Mund arten. L 



n 



3L öfiundraaig. aix fostl ix netj iv viist v hidj lätv ni?. 

32. Uwöi^jund rasig. Äoto net p Htkl^ waisv »of fmnatJt: of man 

iais gjfunn? 

33. draiju7idra»ig. sä broudn wai »ix tswom ilnv nüpjt> komm 

i ovjvn gontn bouv, 

34. fwundrailg, des^ woi^t ait am fu hfVtBU khamv, 

36. ßmfandr€isig, des wov i-fxt fu öt>x,^ 

36» 9fk9undT€mg. w^BsitS'^nen ^ du fv fig^lix ü^ ofii mönjvln f 

37. taimtmdrasig. dn hounn kotn fimf oksn un nui kkai un 

tswelf ^eflix föpB donf g^bi^o^tt dai woUm9 f^khöfn. 
38* o^undroiig. dn löxt $an hat ole dräsn ofn ffld un houv^ 

39. nuinundrctsig. gl n^o, dv hräivD hund toutv niks. 

40. ßHsig, aiss bai miin loitn du hintn aiwn dn wais i$ khfpn 



Platte 473 (Anfang und Mitte: Ende s. unter A), 



f a) Als mein Vater, Gott hab' 
ibo sei ig f noch lebte, da war 
es ganx aDclers daheim, (b) O, 
dafi war ©in Mann! (c) Da 
bast ihn halt nicht gekannt, 
(d) Ana dem ganzen Dorf 
tuiben ihn die Ideinen Leute 
stim Ackern geholt^ kein an- 
derer hat den Acker so bear- 
beitet wie er, (e) O der war 
dir akkurat in der Wirtschaft 
und iß allem ! (f ) In der Stube 
hat alles auf meinem Piat^ lie- 
gen müssen, in den Pferdestall 
hat keine Henne hinein dürfen, 
im Rubstall hat sich keine Kuh 
tosreißen dürfen; der Pflag and 
die Eggen sind immer auf dem 



(a) }Vai ma fötf^^ got köniß 
Bilifff nux g9lfbt hut^ du igodb 
[holtj gonts ondvs dvhöm, (b) ö, 
des ttx>» V mon! (c) dou kustnt> 
hfU net g^khetiL (d) asn gontän 
dovf homnv du klon loit taun 
ökvn gohult, kho mdvrn hutn 
okv SU bseubt^t wai En. (e) ö den 
wfv do aksräi i dn wiMoft 
un l üln! (f) Ido Houm hui 
oIb misn of Ban ßeg l^i^y in 
pffväidl hui khö hen nä dinfn^ 
in khüuHfd^ hui six khö kkpu 
füBraign divfn; dv pßong nn 
dtf aj »an inn ofn glaixn fleg 
g^lftjf un in tüöTj hut khö kku 
un kho nlgl gefeit, (g) fa w$v 
V Bfltsomn menif ait nimu hat 
gleichen Fleck gelegen und an | gotfv, t&en p net i dv wivtioft 



^ Aufgefaßt als; ^dieses Wort*, • ,Euch' (von ihnen 

=^fu ta)* ' jwas sitzen denn^ * ibauen'. ^ besser: khaiit, 
8lfttväpk«r. 4. rt»il*-hi«t. Kl. i&s. Bd. 4. ibb. S 



18 



IV. Abhandlang: Seemüller. 



dem Wagen hat keine Kette 
und kein Nagel gefehlt, (g) Er 
war ein seltsamer Mensch^ ging 
nirgends hin, wenn er nicht 
in der Wirtschaft einen Gang 
hatte, (h) Nur an Sonntagen 
ging er in die Frühmesse und 
nach der Frühmesse ins Wirts- 
haus und dort hatte er immer 
22 Kreuzer Zeche. 

(i) Geredet hat er nur das 
notwendigste; nur im Winter, 
wenn die Pferde im Stall lie- 
gen und sich fürs Frühjahr 
ausfressen, daß sie sich wieder 
tüchtig ins Zeug legen können, 
da fing er an uns Kindern von 
seiner Verwandtschaft zu er- 
zählen und vom 66^^ Krieg, wie 
die andern alle vor den Preu- 
ßen davonliefen, oder von einem 
Bauer in Petersdorf, der ein 
großer Zauberer war. (k) Viel 
hab ich schon vergessen. (l)Zu- I 
weilen erzählte er etwas, was 
er schon oft erzählt hatte; uns 
Kindern gefiel es aber immer, 
(m) Ja, mein Vater, das war 
ein Mann! 



vn gorig ^?*- 0^) ^f^ ^^^ ^ *^^" 
tig ait v i dv fraimfs gor\f> 
un nux dv fraimfs is tcivtshäs, 
un dat hut v inv tswövjun- 
tswonUig kroitsv tsex g9hot. 



(i) Gdret hut v nSv 98 nut- 
wendigstv; nfD in unntVy wen 
dv pffv in Stöl lairj un six 
fiv8 fraijöv ösfrfsn, dos sv six 
waidv tixtig is isoig llr^ khinv, 
du hut V uns khindvn tsu dv- 
tsiln ügefoijv fu sänv/vtcontioft 
un fun sfksunsfxtsigv kraig, 
wai dv ondvn oh fov dv proisn 
dvfugdlöfn san^ öda füvn bouv 
i pitvstofy wos* V grüsv tsou- 
hvrv wöv. (k) fail ho ix §o 
fvgfsn. (1) monigsmül hut v 
tcös dvtsilty wos V So oft dvtsilt 
hot; uns khindvn huts öbv ina 
gdfoln. (m) «/ö, ma fötv, des 



wov V moni 



IV. 
Hnndart Ton Lautsch b/Odrau, Österr.-Sehlesfen. 

Inlautende lenes b, d, g in tönender Umgebung sind stimm- 
haft, ebenso anlautend unter gleicher Bedingung. Die Laute 
et und ou liegen zwischen e und t, beziehungsweise o und u. 



Jeden* (Sonntag). 



.was*. 



Deutsche Mundarten. I. 



19 



ad klingen wie Monophthonge , bw sind scharf betont, die 
ip&DDung der Zunge ist stark. — a in baisn 14 ist fortis. 



Platte 343. 

L Äf. ^m wdnUr flig^n di traig^ blH^r ai d$r louft TAim. 
2< iswa. $hmi glai d/ tiu Snain^ d9möx ufiis wät^ tDid^r h^ss^r. 
3* drai». ihn khuh an ö6a, do&dd meilix baut öffrikt tBU khoux^* 
4, f^r9, dar * gut9 aud9 mön ü mittom fät om aiz9 atgebrQU)p 

on Ui khaud^ woss9r g^fou^. 
& feimf», ar is ßr fir oh^r zfka tvotix^t} g^'^tü^b». 

6. Sfk^, sfatwr wo9 tsu Möek, di khu)(st zän jo otmd<t gants 

€g9branL * 

7. mimn». ar ei$it9 ühr %nd9 öuq zauts on faffsr, 

8. 0x^' ^^ ß^ tkim m^r wS^ ix dfrjkf ix höi^ wount ^ g&trät9. 

9. natn9. ix wö9 hat d^r fr au gnaäU on höz9r gazoet^ mi £% 

Aöl gdzoety si tceos (lu ir^r iouytiBr zoen. 
10, UAnt*, im weQB au ni mer wtd»r thiin, 
ll;*(*<jc!3. ix Hö dix glai mittom kkö%l^ffo eim de Uwrij du of 

du! 

12. Uwf^m* wo gestn^ hin, zeilman^ mitt^r gMt 

13. dräisn. ssän ilfxt9 tsaitn. 

14. ßrtm, mai Uhds kheinty blai do '^ höund» iiinf di bEz9 gfns 

baiän dix thüi, 
\b^ fuftMn, du hoit hait^ am mäst^ g^loet on wo9H 09iix g9- 
wüatf du thmit fncbr vhäm gm xöi di and§r9, 

16, zfxtan, du beist no ni gros g9nukhj do$^ da khensi a ßoS 

wain au9^mfikh9, du muBt fnU nox v b^ih woks9 <m 
grumr wm, 

17. wifimi. g§t zai zo gut on zö9§ dain9r jfü?a«t#r, zi zm di 
klä^r ßt ai9T muU9T ffvtix nm on mitt^r bivH auipui$9. 



* mit demonstrativer Bedeotüng, * .angebrannte 

id getreten*; (auch öfg^rrjj» ^aufgerieben* oiögUch). 

* dieser Satz wurde nicht in den Apparat gesprochen. 

* pgehst du denn', ^ ^sollen wir denn'» ' do hj ,da 
liantnteiie * niclit in den Apparat gesprochen * d, d. 
kkj ,daß du könnteste 



30 IV. Abhandlung: SeemUller. 

18. oxtsn. wfndn okkhanV hftst, do^ wSvi andvi khum9 ant 

thU bf889r mittom ätSn. 

19. näntsn, war hötmvn^ man khoeb mittom fläS gditöhf 

Platte 350.* 

20. tswantsix. ar höt so gethön, wi^ wfnzn tsum draS9 b9Staut 

hftn; zi hön zixs^ ohdr zaubdr gdma^t. 

21. Rnontswantsix, warn höt9n'' dt naid gdSixt t9rt8Sltf 

22. tswäontswantsix, mr mus laut pSkhd, zounst firitet 9r 

ouns ni. 

23. draiontswantsix. miv zän mld on hön duvH. 

24. firontswantsix, tci mdr zän gfstvn tsum öb9t tsureikkhum»^ 

do hön di and9rd San am hft g9lann9^ on ffst geslöfr, 

25. feimfontswantsix, ddr Sne is ai dar* noxt bat ouns llgd 

gdblln, obdr halt ai ^^ ddr frl iz dr wfkkHhaut, 

26. zfksontswantsix. heinddr ounzom haus iten tswä ^^ Sönd fppo- 

bäm mit rötd app9rl9n, 

27. zlmontswantsix, kheintr ni nox d wäU ovouns wö9t9^ ddr- 

nöx gemmdr mit aix, 

28. ox^ontsxcantsix, iv ihfoft ni zeix9 thoumhät9^^ traibd, 

29. nainontswantsix. ounzdr bäx sän nl zer höx, ai9r9 zän feo 

hex9r, 

30. drässix, wifo fount xouvH on wifo brot tofoten ^* hön ? 

31. Tinondr (issix, ix fdriste aix wi, ir mist a beisU lautdr red9. 

32. tswäondrässix. höt9rn^^ khä Steikh wäss9 zäf ni fir mix 

of mäm thiS g9found9f 

33. draiondrässix, zai brüd9r weo zix tswä SBn9 nai9 haiz9r 

ai ounz9m^^ g^^td baun. 

34. firondrässix, ar^^' höt g9rftj wizom eims hats W09r, 

^ w. oj ,wenn du ihn nur gekannt^ * ,da'. ' ,hat 

mir denn*. * auf der vorhergehenden Platte (343) stehen 

noch die Nummer und die drei ersten Wörter des Satzes 20. 

* ,wie wenn sie ihn'. ^ »sich es^ ^ ,hat er denn*. 

• .gelegen'. • vgl. Nr. 1 und zu Nr. 4. *^ ai d, fr,] ,in 
der Frühe*. " ,zwei' (drei = drai), " ^Dummheiten*. 
^* ,wollt Ihr denn*. ** ,habt Ihr denn*. ^* »unseren* 
(eurem = aiom), ^^ ,Er hat geredet, wie es ihm ums 
Herz war*. 




OenUcbe Mundäri«D 

36, feimfondräsnm. dos wo^r rfxt fo aix. ^ 

36, Bfk$ondräsnx. wösseitswn^ dö firfegBhn dob^^ ovom mai»rhf 

St. &mündrH§sia:, de phmU9n hotn feimf ouks^^ nain khi on 

Uwföf Mß9n ßvi do^f gHr'ih9^ di Wöld^nz9 f^rkhÜfi. 
38. oj^fondrämix, dB lau säii hait 0U9 däii9 ovom ff ad on haun* 
30* nainündräiMW. g§okj dar^ braufi§ hount thütsr niit 
44), ßnUix, im hm mittP lau» d&rheind» t6sr de um ä$ kho^n 

g^fmn. 



Hatte 335. 

(a) Das war eine Freude 
unter den Kindern, ab man 
Uei ans die Balm baute! (b) In 
einemfoi't fragten sie, ivie man 
auf der Bahn fahren kOnne, 
wenn man keine Pferde habe. 
(c) Die Alten konnten nicht 
genug erzählen, und die Kinder 
.waren^ wenn sie's geholt hat* 
Fien, nicht klllger ab frühen 

(d) Endlich kamen Herren; 
sie trabten kreuz und quer 
auf den Feldern umher und 
steltten fleißig Messungen an, 
(e) Billige Wochen später wa- 
ren ichoQ die Arbeiter da mit 
Karren und Schiebkarren, mit 
Schaufeln und Krampen, (f) Es 
dauerte aber noch eine Weile, 
bia der erste Zug kam. (g) Es 
war »war nur ein Schotterzagj 
aber das Terschlug nichts^ alles 



B. 



(a) do8 tüo*r» fräd ound^m 
khemd^rn. unz^ hön hai ounB de 
hön gabauL (b) ai^ dm d&n 
hfmz^ g^frögt, wiz9 of d»r h^n 
foen kkeinnBUf wfnz9 kä fät ni 
hon, (c) di ^od^r9 ^ lau hf^is 
d97*iseh^ ni b^Urli^.on de khein- 
d»r wQ9n, wfn z»$ g^koei hoin^ 
au^ ni g^iait^r wi durflt. 



10 



(d) fuilix eän hfnn kkum9f 
zi s£fin d^r krniti on cbr kwir 
ova ffod^n reimgQtrfmpot on 
houjläiiüc g9mai89, (e) a phovr 
wQux^ druf wo9n ion d# arbaitar 
dö mit khorr^n on rfp^n^ tnit 
iäffon on kromp^n. (f ) shU ob^r 
I nöx © hiph-e iiait gdbrauxt, bis 
i ddr fnHd tsüg kkufn9 U. (g) iteod 
tswo^rok a iontt^rttüg, dos Apf" 
ohv mit t»ur zo^i ovdzu nau$ 
gdvani^ wi wfns d^rhäin brin thei. 



' ^Eueh' {von ihnen = fo In). ' ,was aitzen denn^ 

5 ,da oben*. * ,haaen^ ^ vgL zu Nr* 4. ^ ai — d,J 

,10 einem Ton' ' ,älteren'. * d. ni bj ,da9 Erzählen 

nicht bestritten' (^ bestreiten können), ** ,aüch*. "* ,da- 
vor*. ** A_ . . i?J rliatte , , , zur Saelie^ 



23 



JY, Abbtndliitig: SeomülUr 



r&nnte hinaus, wie wenns da- 
heim gebrannt hätte. 

(fa) Die Kinder konnten da« 
Behauen gar nicht satt werden ^ 
viele waren gar zn neugierig 
und mußten weggejagt werden, 
auf daß sie nichts anstellten* 
(i) Die Freude der Bauern 
darüber war aber lang nicht 
so groß; sie maßten sich die 
Felder zerschneiden lassen tirid 
bekamen TÜeht einmal, was sie 
dafür verlangten* (k) Die Ar- 
beiter, die fremde Sippschaft^ 
hat überall Schaden angericli* 
tet| das Obst haben sie am bell- 
lichten Tag gestohlen and noch 
dazu die Bäume zugrunde ge- 
richtet; weder Aufpassen noch 
sich Beschweren nutzte etwas, 
(1) Kinem Bauer hat obendrein 
ein fromdcr Arbeiter 500 fl. ge- 
stohlen; der Nichtsnutz maßte 
zwar 6 Jahre im Locli sitzen, 
aber der Bauer bekam nicht 
einmal eioeu Kreazer zorllck. 



(h) di kheinder khundmi 
§kkuk»^ go€ ni zät wän, feo 
immi gm isu khlßt9\x^ tm mu9in 
iüfkg9Jmi loänf dot «e ni kfn 
wos ö0^Uaut (i) di phuum hftn 
oh^r lafikhä zmx» friid drlfmr; 
zt muitn zvt deffod^r (»uinaid» 
lön. on hihi «i a möl krikL woi 
«e d9rfir firlatjkt hön. (k) di 
arhaii9r^ do3 frfnd? g9Z{ipf zän 
rüpüö^ liM* iöd» 3«^/«?; f öb9H 
hönz^ om hf^lixt» ikfg g9iWl» 
on tidjc dvisun de häm Itu Sand» 
ff^maxif- wäd9r§ öfphasu nöx^ 
b^hvitm köt W09 g^fiQUist, (1) am 
phaui^r hH ^h^rat a frfnd9r 
urbaü^ feimf hundert ffuld» 
g^itöh; dar^ fvHvHi^^ köt 
tmüo9r zfk$ jö9r am khattU* 
M€iti9 mii$9; j>5© dar phaupr 
köt ni a möl an kra%U9r tsu- 
reikkrikL 



V. 

Mtiiiilart TDE Stadt WeEdt^Eau, Oülerr. -Seh legten. 

4 und 6 sind mit starker Hpannniig erzeugt und haben 
I-, beziehangeweise «-Färbung. Die suflixaten a und e haben 
nicht die Spannung der starktonigen, p hat dunkle Färbung 
und iai o-älinlteh. — h^ d, g inlautend i&wischen Sonoren und 



* fiBM Oncken'. " ,ich kümmere mich nicht (weiß nieht) 
wo* ^ überall ^ ttu i, gj ,auf Schaden gegangen', 

* vgl zu A Nr 4. ^ .Verderbliche*. ^ ^Cästehen^ 



Deutaeha Mundarten. L 



23 



mnlaiitend bei gleicher Bedingung sind stimmhaft, s in baisa 
14, draisix 30 u. Ö., drau^a 38, gruie Bd, Hrösa Bk ist fortis. 



Platte 326. 



A. 



Ip St, airn ir^nft? ^fe^a cf« iratga Mein ai dn Idfi rim. 

2. Uwee, 9wat ^ glai ufhiun tsu inaif/^ dan waU^ wätv wtdv 

bfSiv wän*^ 
3* draie. thü kh&la ai a üva^ do9 d$ milx bäle fnfffjt isu 

4. fire. dv güde fde mön is mim fäd$ omp.^ aixe aig9brox(i^ 

6nd ai» khüle tvosn) gsfolla, 
ö. fämve. a U ßri^ flvrodn zf^ks wö^a g»H^ba, 
6. z^se. sfaiD tcon Uu Horkh^ de kku^a zain jo önda gants 

s^wonts g^brani, 
T. ^Jme. a est de an 4mmn öne zalts 6nd f<\ff^* 
8. öjf*«* de fisi€ tkim mn wl^ ix kümvze ^ düxtix dorxg^Uffa, 
9^ nmine. ix wov bai dn fr au öjid hozv (pzöt 6nd de höt g»- 

£§tp da t^a^ o in? thö^tt) z5n. 
10. tM&im. %££ wäz & nemme mldv wax<i, 
IL flm. ix &lö di>^ glai a kMklfffl em de ünn^ du offe* 

12, Uwidve* wu giitn^ fün^ zilbvn^ mittv glnf 

13, draiisa, zUn^^ Hfxte (•sait. 

■ 14. ffDtsa. mai libes hhint^ blai do Önda ätlUf da bua gfnMB 
, haisa dix thüt 

15, fufUa. du host hatte öm maBta gdani dnd tmvH öpfia?; 
H du khonst^^ frin hSrngln wi de andan. 

16, Mptisa, du bist no ni gjfis g^nntfkkey dos d^ 3ne floie wain 

auitr^qkha kkontatj^^ du muBi v&i no a biälu waksa dnd 

tyrt>«f? wän. 
H, sipUa. gif bizazu gut t^nd 9$s^^ däunn iwastn^ de zol de 
B kl&dnßr mre möUn fyvtijo^^ n€n 6nd mittv bevHe ran maxa* 



^ §. — ufkj ,es wird gleich aufhörend * ,wird'B'. 

■ yWerden^ * ,auf dem*, ^ jeingebrochen** * ft, dj 

ybüb mir sie, dächt' ich*. ^ d. g, aj ,dir gleich den'. 

• ^ehst Du denn*. * ^sollen wir denn*. *^ ,E§ ist eine schlechte 
Zeit'. ** ^kannst* (.darfst' hieße dfpßt). ^* ^austrinken 



kflnnteBt'. 



'» jSagV. 



** nicht in den Apparat gesprochen. 



24 IV. Abhandlan^: Seemflller. 

18. axtsa. hfsta g^khant, do wfos andvs khömtna &nts th^t 

bfssv emma Hin. 

19. naintsa, wa hötmvn man khovp mim^ fläie gdiiöla. 

Platte 327. 

20.* tswantsix. a thst azü, ols wfnza^ tsöm drcLia b9HfU hfta, 
de hön [zixjs obv zalbv gemaxt 

21. änontswantsix, warn hödan^ de naie g9§ixte dvUBltf 

22. tsw^ontstoantsix. ma müs laut Srain, zdnst fvUlda ini nt. 

23. draiontswantsix. wv^ zain mlde önd hön dovH. 

24. firontswantsix, wibv gfstan öms Uvreke khOma, löga de 

andan San aim bftte önd toovn ff st iJom* Slöfa, 

25. f^vontswantsix. dv Jini is haue najt bat ^$ liga g9blin, 

obv hatte fr% iza tsvgar\a, 

26. zfksontswantsix. hendv enzvm hauze Hin drai iine fppl- 

bämla mit rüta fppan, 

27. zlbnontswantsix. khentvn'^ nl no an klän ögablik ovens 

wövta, dan gibv midaix, 

28. axtontswantsix. iv dfvft ni azu^ kh^tSa. 

29. nainontswantsix. enzre bärge zain nt* ziv hüx, aire zain 

fil hixv, 

30. draisix. wifi fönt wovH önd wifl brat tofltvn ^^ hön f 

31. änondraisix. ix fvHl aix nJ, iv mist a bisla lautv reda. 

32. tswBondraisix. hottvnni^^ a H^kla toaisse zäfe fiv mix of 

mäm theSe gdföndaf 

33. draiondraisix. zai brüdv teil zix tstoe Hne naie haizv ai 

aivn^* govta baun. 

34. firondraisix. dös wuvt khömip. fom hatse. 

35. f&mvondraisix. dos wov rfxt fo ini}. ^* 

36. zfksondraisix, loos setsan ^* do fia fBgala ovm ** maivla f 

* ,mit dem*. * die Nummer und die ersten Wörter 

des Satzes 20 stehen außerdem noch auf Platte 326. ^ ,wenn 
sie ihn . . . bestellt hätten*. * ,hat er denn*. * auch mv 

möglich. * ,tiber dem*. ' ,könnt Ihr denn*. • a. khj 

,80 kindisch sein*. ^ irrtümlich als niv in den Apparat ge- 

sprechen. *• ,wollt Ihr denn*. " ,habt Ihr denn nicht*. 

** ,euren* (,eurem* hieße aivm). " ,Ihnen* (ihnen = dän). 

^* »sitzen denn*. ** ,auf dem* (oben auf dem = drüba ovm). 



DenUehe MundArteiu L 



31. zihnondrauix. ds phauau hoiia ßmf oksa dnd nain khu 
6nd (isic^lf sejia ßas do'of g^brö^t^ de woldaze fokköfa, 

38* axtmidrai»ix\ de laue zain haiU olle di^auia ovm ffld^ 
6nd Adwn, * 

39. namondraUix, gl qx^j ^^ hraune kunt thutttf yi^j^. 

■10, ffvUim. iw bin mida laita döhinda iJö de wlze ais khepn 



Platte 302. 

(a) Bei ans daheim ist ein 

^Waeaer, das heißt die Weide. 

)) Es kommt aus dem Gebirge 

und geht ins Preußische weiter. 

(c) Im Frühjahr, wenn der 

, Scbaee auf den Bergen xer- 

bt, da wird das Wasser 
schasmal gar groß. 

(d) Ea ist erst ein paar Jahre 
her^ da war eine große Über- 
schwemmung; da wnrden in 
len Dürfern eine Menge kleiner 
Bäuschen weggerissen und die 
Leute waren froh, daß sie mit 
dem Leben davonkamen . (e) Das 
gsnse GetrUmmer schwamm 
herunter, und das meiste sah 
ich vorbeikommen, 

(f) Bei uns in der Stadt 
dauerte es auch nicht lange^ da 
trat das Wasser aus und kam 
in der Obervorstadt herunter. 
(g ) Die Leute hatten das Wasser 
gleich in den Häusern nnd 
raren übel daran, weil das biß- 



B. 



(a) bai ins do hame h a 
tüossn, dög küH de waide. 
(b) skhemt aiizm g^bfrge dnd 
ffU ais praiiB WfÜP, (c) aim 
frijüre^ wfn dn hi% ova harga 
tsBglt^ da wfvts wfS9t> mpix- 
möl gQt} grüs^ 

(d) zhaSi a fhm jure hä^ da 
wwu ä^ie grüM thvmymmötik; 
da hüti^ aia dpvfan an gantsa 
hoffa^ klane haizla WfkMriseaf 
önd de laiie wovn früj d^a «n 
mim läha dnfOne khfma, (s) df* 
gantse g9brBace kköm aim wosgn 
rdndv g^heoma Qud ix kf«- 
emuMie^ fpbai iwtma Mn. 

(f) hat ins ai dv Höt höU 
ö ni laije gMmwtf do tr^ti 
wossn aus önd khihn bai dv 
ßhnfvitöi rondn, (g) rfg Iniie 
hotta s wmsv glai ai a kaizan 
[drmne^] 6nd wüvn ihl drön^ 
miil dös bisla assa,^ dos se 



* jbauen'. * A. — haizla] ,hat 's in den D. einen ganzen 
Hänfen kleiner H/ ^ in den Apparat wurde das jüngere 

Jmuffa gesprochen, * -mä$U] in den Apparat wurde (das eben 
mögliche) mtsi9 gesprochen, ^ jdrinnen'. ^ lEsaen^ 



36 



lY. AbbAndlun^: ^eeitiüÜer. 



chen Vorräte, die sie daheim 
hatten, bald weg (aufgezehrt) 
war. (b) HeraoB kannten sie 
nicht Da war giiter Rat teuer. 
(i) Aber ein paar kluge Köpfe 
kamea auf den Einfall, lange 
Leitern van einem Fenater zum 
andern zu legen, und so konn- 
ten sich die Leute wenigstens 
das Notwendigste verschaffen. 
(k) über die Straßen, wo das 
Wasser nicht gar so tief war, 
spannte man Seile. 0) Da konnte 
man sich anhalten und durch daa 
Wasser waten, (m) Die Leute 
nahmen sich die Kinder auf den 
Rücken und brachten sie auf 
die Seite^ wo das Wasser nicht 
80 geiUhrlich war. (n) Gegen 
die preuOische Grenze hin stand 
das Wasser über den Feldern ; 
natürlich war die ganze Ernte 
verloren, (o) Das Wasser hatte 
auch all© Brücken weggerissen; 
weiter unten über der Grenze 
mußte man gar eine Brücke 
sprengen^ weit sich das Wasser 
staute. 



dtthäme hotta^ bäh wfk ww* 
(h) raus khönda z€ n\. df wft^ 
güdn r§t tkain, (i) obn a phop 
kluge khfppe kk^ma of de td^,* 
latfe Ifttan fo am fangfo Uum 
andan im I3n dnd asQ kkdnda 
zix de laiU wmigitnB mütwfn' 
dig9t6 [aisa *7 fvioßa^ (k) iba 
de Hrösa^ wus wo$9n ni gw- 
rairä thlf tma, hfnze sSle yö- 
ipdnt (1) do khönt ma six 
dnhäla önd dorxs wcBim tpdia, 
(m) de laiie n^ma zix de khindü 
üva rt^ka 6nd hrfx^azo of dl 
zmief wüs wo9sn ni asü g^ffp- 
lix tc?pü. (n) o/* de prailt 
gräntiß tsü it^nd »imssv iJar 
a ffldan ; nathwliss wop de 
ganUe fmite hin. (o) Mtcossn 
hütte fi de ganUa hrika wfk- 
i^riiia* Wfttv dnda iht» dn^ 
grünt$e hönte^ gopräne bräce 
Uuzomma^üa müia^ wail ms&s 
tcoaiv g^itaut höt 



* Jdee', * y£ssetl^ ' o/ , . . Uü] ,aaf , . , stu** 

* d. gj bei der phonographischen Aufnahme versprach sieh 
hier der Redende und brachte (de) gränUe hervor. lofolfe 
dessen stockte er und alle» noch Folgende fehlt auf der PUtte. 
^ h, . , . ts, mj ,habeii sie « , . ^usammeusehieOeu müssend 



Deutsche Mundarten. L 



27 



Anhang. 



» 



Ute Wenkersehcn Sfitze. 

L Im Winter fliegen die trockenen Blütter in der Luft 
hemm. — 2. Es hört gleich atif zn schneien^ dann wird das 
Weiler wieder besser. — 3* Tu Kohlen in den Ofen, daß die 
Mileb bald £ii kochen an fängt. — 4. Der gute alte Mann ist 
mit dem Pferde dnrch'a Eis gebrochen und in das kalt© 
Wasaer gefalleiK — 5. Er ist vor vier oder sechs Wochen ge- 
storben. — 6. Das Feuer war zu atark^ die Kuchen sind ja 
unten ganz schwarz gebrannt* — 7, Er ißt die Eier immer 
ohne Salz und Pfeffer. — 8. Die Füße tun mir weh, ich 
giaube, ich habe sie durchgelaufen. — 9. Ich bin bei der 
Fran gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie 
wollte es auch ihrer Tochter sagen. — 10. Ich wUl es auch 
nicht mehr wieder tun! — IL Ich schlage dich gleich mit 
dem Kochlöffel uro die Ohren, du Affe! — 12, Wo gehst du 
hin» sollen wir mit dir gehn? — 13. Es sind schlechte Zeiten! 
— 14. Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen 
Gänse beißen dich tot — 15. Du hast heute am meisten ge- 
lernt und bist artig geweaen^ da darfst früher nach Hanse 
gehn als die andern. — 16, Du bist noch nicht groß genug, 
um eine Flasche Wein auszutrinken, du mußt erat noch etwas 
wachsen und größer werden. — 17. Geh, sei so gut und sag 
deiner Schwester, aie sollte die Kleider für eure Mutter fertig 
nähen und mit der Bürste rein machen, — 18. Hättest du ihn 
gekatint! dann wäre es anders gekommen und ea täte besser 
um ihn stehn. — 19. Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch 
geetohlen? — 20. Er tat so, als hätten sie ihn zum Dreschen 
bestellt; sie haben es aber selbst getan. — 2L. Wem hat er 
die neue Geschichte erzählt? — 22. Man muß laut schreien, 
sonst versteht er uns nicht, — 23. Wir sind mUde und haben 
Durst. — 24. Als wir gestern abend zurückkamen, da lagen 
die andern schon zu Bett und waren fest am schlaien, — 
25. Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber 
heute morgen ist er geschmolzen. — 26, Hinter unserm Hause 
stehen drei schöne Apfelbäumchen mit roten Apfelchen, — 
27. Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten^ 




2 V. Abhandlung: Gollob. 



■ie! 



3. TC'j c709ü)Ta':s'j xupou [LOiziixyj toö TcXavouBou* Trspt twv leX^wv za- 

c(5v Ttov ajOsvciwv twv Iv toT«; dv6p(»)::ci? IxspyroH-^'^wv orCxct. 
yJ/s; a- -irpb;* t(ov oupavfwv TOYixiTWv (Fol. 3 — 7 v®). 
Inc. : Ttov asOsvwv OsAia {jiaOe Tpi; y.at sex« tc jjiev Xs-jx-cv tw 
zpwTCv To EavObv c' It:» toöto 

^ »if! ' sie« tic! aie! 

Des.: TW ßopßopwBe; Be 5;cv OivaTov or^fAsTov TaOei. 

4. et; Tcu; aivou; ort/cf 'irspi twv alfxaTWv toi? ^XsßoTOjx^a? • YJ^o; 

ß zpfr CT£ ly. ToO JjXcu gc (Fol. 7 V«). 

Inc.: jjiaös y.xi Ta aii^aTa Xotzbv lij; (pXsßoTOjjifa; 

Des. : toOto ixTjy.bv (sie !) zpojjLTiVuet 2X*/,o?. 

Dieses 4. Stück schließt sich in der Lainzer Handschrift 
so eng an das vorangehende an, daß man daraas leicht die 
Anschauung gewinnen kann, daß auch dieses Stück vom Schreiber 
der Handschrift für ein Stück des Planudes gehalten wurde. 
Das 3. Stück hat Ideler, Physici et medici Graeci, vol. II, Be- 
rolini, 1842, p. 318 — 322, unter dem Namen des Planudes pu- 
bliziert und auch Van de Forst a. a. O., p. 547, glaubt, daß 
dieses Stück dem Planudes zugehöre, doch bietet die hand- 
schriftliche Überlieferung keine Sicherheit für eine solche An- 
nahme. Zwar schreibt Krumbacher, Geschichte der byz. Litt. 
H. Aufl. München 1897, p. 449: ,Im Cod. Vindob. med. gr. 45 
(Nessel) werden dem Blemmydes, wohl ohne genügende Gewähr, 
mehrere medizinische Traktate und ein regelrechtes Hausarznei- 
buch zugeteilt', aber die Wiener Handschrift 45 (Nessel) bringt 
von Fol. 28 — 35 unter dem Titel : tcö ao^wTaTou xai Xo^'-wtotou 
y.'jpcO vixr^^cpo'j tcO ßXsixjjLtScu • erSr^ai^ twv laTptxcov fJieTpwv nuxi xavü>v 
zl^ Tit; xptaei; Ttov al;ji.aT(»)v ty;; ^XsßoTOjjL^a^ twv ioOevwv %ai x.avü)v si? 
Ta^ y.pb£'.; Ttov 'jcX(tov Ttov C£y,aTpitov tiov Oecopoufjisvtov ItA täT^ T(ov 
avOptoTTtov asOevcfai; dXXa xal st; t«; Birfvtojstg x.ai Oepxcefa^ xjtwv 
T.irj horp^T.oioL'x zuerst die laTpt/.a {xsTpa, dann unser 4. und 
3. Stück und ftlhrt mit einem weiteren fort, das die Überschrift 
trägt: £y. tcO xjtcO toj ßX£|i.|i.'$cj. * Auch Nr. 32 (Nessel) bringt 
unter dem Titel: zspt cvJpwv 7:sir,|jix tcO X^Y^^TaTSu >wtl co^timd'zz'j 
(iXsfjLiAiaoJ; das 3. Stück von Fol. 35 v^— 37 v<>, und daran an- 
schließend unter der Überschrift tcO äutcO das 4. Stück auf 
Fol. 37 V®. Übrigens schUeßt das 4. Stück in beiden Hand- 
schriften der Hofbibliothek mit: iJii|ji.vt^|Gy.cu TrjTa xai ßXsjjLjxKc'ji 

* N.nch (loin ou ist ein liucIistÄbo au8r.itliort. 



V^AUh.t Oollob. MediKini^ebe gnci^hUch« H&uituGhnftpn In Wif^Q. 1 



Medizinische griechische Handsehriften 
dos JesuiU^iikollegiums in Wien (Xlll. Lairiz). 

Von 

Eduard GoUob. 



(V(irtf«il«itl in 4er 3il«Btig ata S. Juli 190T.) 



Van da Vorst hat im ZentralbL für Bibliotlicksw*^ Jalirg, 
I90*jj die griechischen Handseliriftcn des Jesuitonkollcgiuins in 
Lainz (Wien, XIIL Bezirk) publi^ierfe. Eine Darchsicht dieses 
Verxeichnisaeg ergab zuDäcliat, daß die Titel fast durchgeh ends 
lateinisch gegeben sin<l, daß diö üesinit sehr hliuKg fehlen und 
die Lageneinteilung ganz übergangen ist. Zwei Stichproben 
aberi die ich an den medizinischen gricchiachen Hfindschi'i fiten 
dieser Bibliothek machte, zeigen, daß das der Hauptsache nach 
wohl richtige Verzeichnis in man eben Stiiuken noch einer Er- 
gänzfing nach seinem Inhalte bedarf. 

Der Herr Bibliothekar P. Dichtl hat mir in zuvorkom- 
mendster Weise die Durchsicht der Handscliriften ermöglicht 
and ich fühle mich verpflichtet, ihm auch an dieser Stelle hie- 
fÖr meinen innigsten Dank abzustatten. 



filfQ« XL 167» XV.SÄcc, Grnüc: «l-Äm X Iß^'^^T t'api*»r, 15G FoUcn, W Qua- 
Urnknen + 5 Bltttter, im erston Qmit. fehlt d»J eiite BUtt (TitclblÄH), die 
Lagen ilnd nuten bc^acidinet, nber im II., 12, IS., 14. Qunt. irrtHmllcb er«t 
naeh dem «raten Blatie, im 15. Qcijtt Irrtilmlkh «rHt tinch dem xweiton BUlts 
do« tutfenden Qa&t Auf dem Elii^kiin des jilfignrf^n Einb^indes: Summii artii 
med> per Maximum PUnudem, Gr&ece, Cod. Chart. Saec XV, 

1, Äaf dem Rande von Foh 1 rot: tcouXou vsitaiou, 

2. Ein Kapitel Verzeichnis za der auf FoL 12 folgenden Ab 
handlang des Paulas Nicaenus (Fol. 1 — 2 v"*}* 

Es eothäU die Angabe von ISO Kapiteln 

. d. ^11 -bUL £1 159. M. 5. Abb ) 



4 V. Abhandlung: GoUob. 

iizicrt wird, erwähnt auch Daremberg, Arch. dos miss. scicnt. 
toni. III (1854), p. 21, aus dem Kodex Phil. MDXXIX, 
9. xa-yAOj v'.7,a{c'j (Fol. 12v«— 135v«). 

Inc. der Einleitung: ::oXXü>v ts xat •rcoixO.Xwv Y^vopi^vwv 

Des. „ „ : i'A ty;g5£ wyjv TrsuCiW? xal 3fi:GXf(c£(i>?. 

(Fol. 13) 

Inc. der Abhandlung: ::o»^ ^^'.cx£tj/r< -cbv voaoOvT«* et xa». 

Des. „ „ : xal SiaoriXXst ty;v 9apxa 7:x/tx/60£v 

oLTzo 15 u 5vu)ro<;. 

Dieses Werk ist handschriftlich in Osterreich nur in drei 
Exemplaren* vorhanden, dem vollständigen in Lainz und zwei 
unvollständigen in der Wiener Hofbibliothek, Nr. 31 und 41 
(Nessel). Nr. 31 hat das Kapitelverzeichnis (Fol. 1 — 4), doch 
fehlen in der Abhandlung die Kapitel iß Trspl ütt^ou bis i? -sp'i 
cxoToiAaTty-wv. Nr. 41 beginnt in dem Kapitel ttj xspl teXr/]/ia; 
mit: xparr^Gw o3v xal, die vorangehenden Kapitel und das Kapitel- 
verzeichnis fehlen. Die Kapitel pia Trspl O-jfxou und ptß ^£pi oixwv 
y.at jJLwpwv sind gekürzt. 

Eine Publikation des ganzen Werkes ist noch nicht er- 
folgt ; ein Bruchstück bringt Idelor, a. a. O., p. 282, vol. II, 
unter: Anonymi, ::£pi XuxavOpw::!«;. Es ist dies das 23. Kapitel 
unserer Abhandlung (Fol. 36 — 36 v®) und beginnt mit der Auf- 
zählung der Symptome, an denen man die an Lykanthropie 
Leidenden erkennen kann. Solche Leute haben eine blasse 
Farbe, einen kraftlosen Blick (Ideler: d$pav^;; Lainz, 31 und 
41: i$pav£;), trockene, hohle Augen (Ideler: xotXcü;; Lainz, 31 
und 41 : xcrAou;), ein feuchtes Antlitz, eine sehr trockene Zunge, 
mangelhafte Speichelabsonderung, leiden an Durst, und nun 
folgt eine unverständliche Stelle: xal Ta; xvYjiJLa;, 5ia -rb -rrcXXxy.'.; 
::pccz{:r:£iv hioL äjtcu; xal cXxc|ji.£va; lyyjzfM, Die Lainzer Hand- 
schrift und ebenso 31 und 34 überliefern nicht Mol «Otoü;, sondern 
aviauTcü;, wofür wohl aviaTCj; zu lesen sein dürfte. Ebenso ist die 
folgende Stelle bei Ideler unverständlich: tcia II cr<|jt.£Ta twv pifiXorf/s- 
X'.y.(ov 'zi'zi xoTir/aivtiv Tb c(o|ji.a y.al ixcXsrf/sX'./.bv £Tva; tt^ ^6a£'. ij xal £;£- 
7rr,y.TT, tsv o'.i tivc; cpovT(cs; t^ yYp*j7r;(a; y; pi.5*/0r,p(ov ct^wv il) rps^cpi; -J^i 
iTsir/zzvf a'.|jLcppct:(av xäI xaTaixr,v(u>v Y.jvaty.u)V Nun überliefern aber 



" Vpl. H. Diols, Die H*ndj«chrifton dpr antiken Äntte II. Berlin 1906, p. 81 
und den oralen Nachtrag; hierzu, Berlin li>08, p. 63. 



Medisiniscbe griechische Handschriften in Wien. 5 

die Lainzer Handschrift sowie Nr. 31 und 41 lo t£ statt tcts, 
femer Nr. 31 und 41 y.aT'.T/vafvs'.v statt xaTtcyafvs'.v, dann Nr. 41 
eSswQXTTjTov, Nr. 31 e^üTT^xTT^Tcv statt £5£:7r//.':r, tov, endlicli Nr. 31 
erts/ETC^tv statt fefc/cciv. Es sind den Leidenden also die Kenn- 
zeichen der Melancholiker eigentliralich, sowohl der abgezehrte 
Körper als auch das melancholische Wesen, das sie von Geburt 
aus besitzen (tyj (^-jzv.) oder auch sich schließlich angeeignet 
haben (e;£z{y,Tr<Tov) infolge eines Kummers oder usw. oder durch 
Unterbrechungen in der goldenen Ader usw. 

Es möge nun zunächst das Kapitclverzeichnis der Lainzer 
Handschrift (Fol. 1 — 2 v®) mit seiner Zählung Platz finden. 
Wenn in der Abhandlung die Kapitelüberschrift anders lautet 
oder eine andere Zählung hat, so ist dies in Klammern bei- 
gefügt und in beiden Gruppen sind die von der Lainzer Hand- 
schrift abweichenden Zählungen und Schreibungen der Kapitel 
des Pinax der Handschrift 31 und die abweichenden Zählungen 
und Schreibungen der Kapitel der Abhandlung der Hand- 
schriften 31 und 41 angeschlossen. 

de! 

a ::£pl £Z£CX£'}£(ii>; 31 : 'izi^l iz'.cy.e'j^tw; 
3 „ :rjp6ToO 

>ic! 

Y „ exTirptoÖ :rjp£':cö 31 : ?:. £XTiy.C'j ::. (31: 7:ifi r/.Tiy.cö r.) 
2 ^ TpiTafcj 7:up£TCÖ 

, r £ ::£pl r,u.'.'p'.-:2iz\j TTjpiToö -v 

V.g „ T-.ap.a'.c'j „ öl: s,. .^j ,.T..J 
g j, a9r4{ji£p(vcu 31: a^' Y;;j.£p'.vsO ('1 31: a^' f,;ji.EpivsO) 

T| „ xouscu (0) 

•ie! 

^ n <?p£Vi/5''-5o; (0 

•ie! 

{ „ AtOapvou (la, 31 : \r()iy;yj) 

l» ^ I/TT/Oü (iß) 

iß „ «Ypuz^/fa; (r;) 
r]f „ }t£9aXaAv{a; (tB) 
{5 „ x£faXa{2; (ic) 

piel «ic! 

15 „ cy^'ZWfxaTWv 31: 07.a)T(o;;.x-<ov ('.'I 7y.c'.S|J!.aT'.7,(V)v) 
c; „ IzChr^^iz^ (ir, 31: e^'.as'.'Mx;) 
iTj „ l::iXr,:r:ty.(ijv (lO) 



G V. Abhandlung: OoUob. 

•le sicl sie 

tO TZzf'. fxsXx'f/oXYjy.wv 31 und 41 : jjLsXa/oXifjxwv (% und außer- 
dem noch einmal %' ::£pl [»,tkorf/^o>da<;. Dieses zweite 
Kapitel hat in 31 die Zählung:. x.a, im Pinax: x) 
y. „ iJi.av(a;, 31 : xa (xa, 31 : xß) 
VLOL „ pL'.7avOpa)7:(a^, 31 : xß (xß, 31 : x-jf) 

•ie I aic ! tic t 

xß „ AT^xavOpcda;, 31: AYjxavOpwd«;, x^ (x^* XuxovOptortar, 
31 : x8) 

ftiel 

XY ., svOac'.a^picö, 31 und 41 dvOcj(7iac[xoÖ und 31: xB (x$ 
svöouc'.amcO, 31 : xs) 
l^iiXTCJ, 31 : x£ (x£, TTspi ipL5iaXTCü, 31 : xg) 
u^po^cßo'j, 31 : xg (y^, 31 : xQ 

•ic 

Xr<Yl*öO; 31 : x^ (x!;, r.tpl XuyjxoO, 31 : xr,) 

(TiracjxoO, 31: xr^ (xr,, 31: xö) 

Tpofjiou, 31 : xö (xO. 31 . X) 

Xt::oOj|ji.{a;, 31 : X (X, Trepl Xeticcö-, 31: Xa) 

c^öaXpiia;, 31: Xa (Xa, 31: Xß) 

(OTaXY(a;, 31: Xß (Xß, 31: X^) 

ptvwv, 31 : Xy (Xy, 31 : Xc) 

•ic 

ccovraXYtav, 31 : X$ (csovTaXY''a; X5, 31 : Xs) 
ctov^;, 31: X£ (X£, 31: Xg) 

apxTTjpiaxwv, 31: apT»;p'.ayi5v, Xg (Xcr, ap'^ip-, 31: IfX) 
yjcTappcj, 31 : k^ (X!;, 31 : Xr<) 

aie cic '. 

xvi/Y;;, 31: Xr, (Xr^, y.j^^xyTfZy 31: xjvaY/r,;, XO, 41: xu- 

•ic 

Xr< „ TT^cjjLwvia;, 31: zv£u;x5v{a; XO (XO, 31 und 41 : rvsujjiovta?, 
31: ^) 

»IC 

Xc « ::X£'jpY;Tts:r, 31: [a (;x, ::£p'i ::X£jTptT-, 31: zXeupijTiBs;, jjLa, 
41 : ;:X£jpiTr,$5;) 
atjJLaTc; avxYw^.T^;, 31: jza (;xa, 31: jxß) 

WC" «c* 

ijjL:n;Yp^(ov, 31: £;iL:rjY;x(ov, jxß (^jxß, £;jL:rjtxü>v, 31: jiy) 

MC? 

^Or.r.xcov, 31: jay ijjiY' 31: ;JL^) 

MC* 

W/,-v 31: i*- l:^-, 31: ßv/;:; ji£) 

«<* 
ir^jLOTtxwv, 31: jx£ (^;jl£ z. arO;jiT:-, 31: jic) 

MC 

pr/uaT:; xa: rrarjAai:;, 31 : r£pl pt;Yj«.^5; xai czaT^cO, 

;i.g, \^u€ ::£p- pjvjji- xa': Tr.xT^- 31: jx^l 



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Kedisiniscbe griecbische Handschriften in Wien. • 

jAg sept icyeu(JiaTü>9eü><;, 31 : 7:spi i|ji.TCV£U|ji.aTa)(7£a);, piij (31 : £|jL7cvcup.-, ;xr^) 
rt ^ «•Y>wu, 31: [xr; (31: piO) 

lAt; „ icaXaicov vocrTifxdTwv, 31 : 7:£pl twv TcaAaiwv vocy;|jl-5 |ji.O (irav- 
St^jjlwv vo(j-, 31 : v) 

■iel sie! 

JI.6 „ XripLixfj^; 31 : Xci|JLtx^^, v (aci|ji.ixo1[; 31 und 41 : acij/.:/.^;, va) 
V ^ TÖv eirl xoxiwv "/uijlwv, 31 : "irEpi twv £/. xx/iwv /upLwv cu^- 

xoTrropidvwv, va (x£p' twv £x -jco/iwv /uijlwv (rj^,0T7ZZ[ii' 

vwv, 31 : vß) 
va ^ ffüYKCXTOjJLfivwv, 31 : X£pl twv £y.A£7r:u)v xufjiwv TJYXOTr:cjjL£- 

vwv, vß ('Jw£pt Twv dx Xetttwv /'jfjLwv juYX-oxTCfxfvwv, 31 : 

i:. T. l7:tX£:rro)v, darüber ^ztAr,zTü)v •/. c, v^) 

•ic! 

vß „ ou^itOTCÖv TCoXXwv, 31 : cu-p^sxrwv ::oXXa)v, vy (31 : v5) 

>iel 

VY „ ßoüXfjJLOü, 31 : vB (x. ßouXYJixou, 31 : v£) 
v3 ^ xapSioExcov, 31 : v£ (3 1 : vg) 
ve „ cTCfjLaxnwov, 31 : v^ (31 : vlj) 
vg „ cTOfjuixoü, 31 : vl^ (31 : vr^) 
vC „ iPiXOTixfi&v, 31 : VY) (31 : vO) 

vr, ^ fjfRoxGq^ 31 : vO (fehlt in der Abhandlunj^, scheint mit 
dem Vorhergehenden in eins verschmolzen, im 
Texte keine Lücke) 
v6 „ cxXiQvtxöv, 31: 5 (vO trotz des fehlenden vr<, 31: 5) 
5 „ üBpowwO?, 31 : 5« (31 : Sa) 

■kl 

5« „ incrdpoü, 31 : uxT£poü, Sß (x. ixTipcj, 31 : Ty.TEpou, cß) 

5ß „ xo(X{a<; xaOwv, 31 : ;y (31 : ;t)) 

5y n xotXtoxwv, 31 : §B (31 : qi) 

55 „ 8üC£VT6p{a;, 31 : ?£ (31 : ?£) 

■ie! 

5e 3^ Xü£VT£p{a;, 31: cg (X£t£*/T-, 31: Hg) 
fe „ yoUpa<;, 31: ;!; (31: cQ 

■ie I «ic ! 

K „ 8tapp{a(;, 31: ;r, (::. Biappsbc, 31: ciappota;, ^) 
5r, „ xoXuxwv, 31: y.oXty.(T)v, ^0 (x. y.(oXjy.o)v, 31: 50) 

•ie ! MIC ! 

§0 „ T^5 Vccpioö, 31: Tr;^£7|;.S'j, o (tc'.vscjijlcO, 31: c) 

■ic! üic! 

„ >ta)v8Y;Xw|jiaTWV; 31 : y.cvBr^Xw;xaT(ov, ca (y.ov5r/A(o;AaTO)v, 31 : ca) 

•ie! 

oa ^ X6ff£(«)? C9Y;y,TT5p5;, 3 1 : x£pl xapaXj jsw;, cß (zspi zapa).j- 

a£(i)<;, 31 : cß) 
oß „ iXixfvOwv, 31: 07 (31: 07) 
Of „ vefpix(5v, 31: 0$ (31: cc) 



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8 V. AbhandluDg: Gollob. 

oB ::£?• Biaßv^TCJ, 31 : ot (31 : SiaßtiTT^c, oe) 
OS „ 5uaoup{ac, 31: og (31: og) 

•ie 

XiOiiffcwc, 31: 01^ (z. XiaOsseox;, 31 und 41 : XiOiiaew;, ci;) 
y,6cr:6w;, 31: oy) (31: er,) 

•ie 

Yovcpfaq, 31 : Yovoppc(a;, oO (x. YOvoppo(a;j 31 : cO) 

•ie! 

caTr,piaa£(i)c, 31: t: (31: •::) 

•ie »ic '. 

icGTpay.Tou ixopioü, 31 : d7:pay.T0'j |xop{ou, xa (i:. dzpa:r:cu jjlw- 
ptou, 31 : ra) 

d^poOwv, 31: xß (31: ::?) 
cjvc'jafa;, 31 : xf (31 : tt/) 

•ic 

alSiwv 9A£Y[^.o*/^;, 31 : «Botwv ^ASYpi-ovr,;, ^8 (aßoiwv ^asY'; 
31: -5) 

p£U|jLaT'.x^(; SiaOsaswq, 31 : :ü£pl ip^ecov ^XsyI*®''^'?? ^^ (ip/atwv 
9X£7|ji.-, 31 : -jwEj 41 : 6px£wv fX-) ^^, 

9X£Y|jLovi;Cj 31 : pEujjLaTty.^^ SiaOsasox;, xg (feujjLOTtxoi; SioO-, 
31 und 41: psuixorix^? 8ia6-, 31: xg, dann noch ein- 
mal: 7t 6 x£p! 9X£7jjLovy;;, 31: Pinax und Abhandl.: <) 

•ic! 

Ipic'.xiXaTo^, 31 : Ipüff-, 7:r, (Ipuai-, 31 : xr,) 

sie! aic! 

£pxr,y.o;, 31 : spxuTo;, xO (ipxjTc;, 31 : xO) 
dvOpoxo;, 31: M (31: M) 

•id sie! 

'^or(pvn^(;y 31: 7XY7pa(vac, Ma (-ifaYpahac;, 31 und 41: 

YovYpaiva;, 31: Ma) 
>wcpx{vcj, 31: Mß (31: xapxfvoy;, Mß) 

•ic! 

IX£<^av':r,ac£(i);, 31 : iXs^ovriaaEO);, M^ (*^£<?«vTidta6a);, 31 : M7) 

cy.^pou, 31 : Mc (31 : M3) 
dxoT:7^,{/aTs;, 31: M£ (31: Mc) 
ixXoO Täxou;, 31 : Mg (31 : Mg) 

•ic! 

y,jXXcO rAy.cj;, 31: y.oiXcO iX/ou;, M^ (xciXoO £/aou^, 31 

und 41 : y.o(Xc'j iXxcj; %) 
•jx£p(7ap7^c£(i);, 31 : ux£p7ap/.ou T/aou^;, Mr, (6x£paapxou £X- 

xouq, 31 : Mr,) 

•ic ! sie ! sie ! 

avapixc|jL£vcu iXy.cu;, 31 : avapuTTCixoö iXxou?, MO (avopuxxt- 

y.cO IXxcu;, 31: MO) 
jxos-jpjjiaTs;, 31: i:xcjüpjjLa':c;, p (dtxocupjjwrco^, 31: p) 
OXi^lAaTs;, 31: pa (31: pa) 



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Modmntscho grieclit^'Ue HAndafhrtftc^u in Wtettr 



9 



.# ÄCpi cTpl|J4JLaTcCj 31; pß (31; pß) 

, veupo-ptijTwVj 31 : vcupoTptijToUj pY {vEupOTptÄTOü, 31 : py) 
^ „ xaTifpiÄTo^, 31; p5 (31: pB) 

ile 

P7 „ dbtpotr^piÄajAoO, 31: p£ (31; pe)* 
p? „ IxKGTrij^, 31; pg (31: pg) 

•le f *u r 

p£ j, l|X{i.opp£jiS{üv, 31 : ö^jptff***^! P^ ^^^ • otVappoJ^tDv, pK] (üU- 

pi^i'tov, ttrvd noch einmal: p£* i:£pi oiVappoBwv, 31: 
pi; und pr^j 41 : alj/cppsiowv) 

p^ ^ KÜpffou, 31 : pO (31 ; xupgööj p9) 

ti« I il« r 

p; ^ xviqsjiov^t; xal t^(i)pa?j 31: *^öpa^, pt (31: 'i'wpÄC, pO 

pi| „ XKiXeivwv, 31: Xv/;*^v(i>y, pta (31 ußd 41: Xvj^rijvwv, 31; pi«) 
pö ^ äA^v Xeyxwv, 31 : aXciov a^'j/^cSv %3li p^Xatvtuv^ Zälilutxg 

fehlt * (otX^ XeuK- ^wtl (^eXavtSv, 3 1 : dXf- Xst^xtSv xjeI 

lief 
jAiXafviiiv, ptß) 

, |jiip^tYY^^^ ^"^^ aitpDy^opSki;, 31 : iku^ikr^i^q xäI iKpöXcpBd* 

¥wv, (^yp|jLr;/,i3C5 y,at axpo/^op55vÄ^| 31 und 41: l^^^p^ßr 

mjÄ ixpoxöpSovuvj 31: piy) 
pia „ öü|AoO (31: piS, früher stand; piJt, S ist über dem « 

gescbriebeD) 
^ „ «jOxwv Wi ixwptüv (31 : p££, früher p^&) ^^ ^^^^ 

P*T » x^jp^Stüv (Blätter verbunden! pis XEpl fXiXTaitav xai 

iff(jt(vQwv, 31 und 41 ; ycipd^oq^ Zählung in 31 fehlt) 

ff 1^ j, ßoyßivwv i^ai i^ör^oüJtXwy (Blätter verbunden I ptg xapl Ixi- 

vuÄt(5wv K3£l BööovftüVj 31 und 41: zs^i [isußivwv itati 
TravökXtüVj Zählung in 31 fehlt) 

ptft „ ^XsKT^tUV Ä3tl T£p|JLtvOwV, 31 : TTCpl f7v£Kia(tDV Ä«! Tlp|A-. 

(Blätter verbunden! pi^, %tpf. ycEpi^o^, 31 und 41; 
::sft fXeATatwv xat Tipt*-, 31 : Zählung fehlt) 

(Blätter verbunden I ptB, xEpt goußiivtüv mi itavoOxA(i*Vj 
31 aud 41; i;£pl l::tvtjy.Tt3wv xai 5oODy(w7, 31; ptg) 



* Anith im Texle finilel sich lu allen drei Haudiehrjfl«!! uar dl© SchreU 
btttig tnit Omikron. 

* Im Ptüas tQu '41 fchll top da an bis auni SialihissQ die Ei]pitelEihluDg. 



pir; 


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10 V. Abhandlung : G o 1 1 o b. 

pt!^ z£pi e^avOrjfxiTwv 

axo7:Ar,;(a; (Kapitelzählung und Kapitelüberschrift 

fehlen, 31 und 41 : ÄTTOTcXr^^fac, px) 
zapaA6(7£w; 

TfiTTavou, 31 : T£Tavoü (31 : T£Tavoü) 

sie! 

apOptr.>ui)v, 31 : dpOpotTtxwv (dpOpoitixwv) 

TCWptjaeo)^, 31 : i:(i)p<J)[Juxxo? (TcwpwfjiaTO?) 

zoBaYpaj; 

)rtix£/.0ü)v, 31: xtfx£TX(i)v (•/iiji.^tXwv) 

px „ rapovT/ja; (Text zunächst ohne Kapitelzählung und 

■ie! 

ohne Überschrift, ine: zapovüyja; vf^q piev X£tpb;, 
dann: pX ohne Überschrift, ine: t( ^ortv Tz^zz^x/ia) 

Aus dieser Orientierung ersehen wir, wie reichhaltig das 
Werk des Paulus Nicaeensis ist, wir ersehen aber auch, daß 
die Lainzcr Handschrift in der Anlage des Werkes und in den 
so zahlreichen itazistischen Schreibversehen mit der Handschrift 
der Wiener Hofbibliothek Nr. 41 fast durchgehends überein- 
stimmt. Die Handschrift Nr. 31 ist von itazistischen Schreib- 
versehen freier, ist in der Zählung der Kapitel den übrigen 
Handschriften mitunter um 3 voraus, erreicht aber im Kapitel 
pi? wieder die gemeinsame gleiche Zälilung. 

Fast jedes Kapitel beginnt mit einer Frage über das 
Wesen der im Kapitel besprochenen Krankheit, z. B. : li itrzi^ 
Xci|jlixt; vc^s; (Kap. tx6), oder : li icriv v£9ptxc; (Kap. 07), nun folgt 
eine Erklärung der Krankheit, dann der Krankheitserschei- 
nungen, die hie und da mit einer eigenen Überschrift, z. B. 
Kap. v!;: T{va ^criv -ra jr^pitTa bezeichnet werden; jedes Kapitel 
aber enthält noch einen zweiten Teil mit der Überschrift (rot): 
ttuk; c3v 0£pa::£j7£i; (in der Lainzcr und in den Handschriften 
der Wiener Hofbibliothek durchgehends Ö£px::£j5r<; geschrieben). 

•tc' 

10. aXXc; Tpcyisx:; c i'.a^ujaXiJwv £•; Vijptxcu; xa» Xiöicivra^ $io> 



Mcdisinische griechischo HandBchriflen in Wien. 11 

Inc.: Woü 'ohffiaq y 

Des.: xai oivoo YAuxeox; to dpxoöv. 

Diesem Rezepte folgen bis Fol. 156 noch über 100 an- 
dere von Tpox(ox(i)v, xou>ii(7)v and lfATCXa(7Tpb>V; aus denen ich fol- 
gende mit dem Namen eines Arztes bezeichnete hervorhebe: 

sie! 

Fol. 137 v^ : cjxeuaafa dXaxtoJ 'Ko\j%ä toj örffoü aTCOcriXou. 

Inc.: £x^^ ivepY^^^^ ToaauTaq 

Des.: Jv OEÖTcJ) Td? tpo^a? xolaa?. 

Vgl. Ideler, a. a. O. vol. I, p. 297. 

Fol. 139: xat i^ xphY) axeüaa{a toO saBpoxoi; toÖ co^cO >w[i jjls- 

"IfiXoü Tcpo^TOü e!^ OSepixou? xal st? Tudvra xa ^uy^pa vooKipLaxa. 
Inc.: [iia(Arip3( ouyt^<^^ ^ 
Des.: dbnjfpiqxevov xb apxoOv. 
Fol. 139 V®: cx6üa(j{a xij; tspa; Xo^aSfou et; §avOo(xo)Xixoü; xal 

jiÄXa^xoXtxoü; xat ^Xe^'fxaxtxoü?. 
Inc.: Oufxoü o6flf{av a 
Des.: 49pov(xpoü ouff^a; ß. 
Fol. 147 V. : cxsuada x-^? tspa; -^aX-q^oii si; ^Xs-jdAaxixou; xal 

jAeXoT/oXtxoü?. 
Inc.: xoXoxüvOfSo; ouffiac; S 
Des.: £(? axoßpox^v xcov 57:b>v. 
Fol. 148: cx6uaa(a Ispa; xcö pcS^ou xoö i^ido\j st; Buawvoixoü; 

xal Su^ouptiovxa; xat Tcaxü^XsYptaxixoü;. 
Inc.: yjxiLO^i^lorj ob^^iat; t 
Des.: (xiXtxo; dbn;fptc|jisvov xb apxoOv. 
Fol. 163 V®: cxsüacfa ouyxsXXou xoO TravoXßiou. 
Inc.: ics^ipeax; xotvoD 
Des.: (AiXtxo; xb apxouv. 
Fol. 156 : ^Oxwvo; • ^tXw xt;v (jxsua(j{av izirj st; ^Xsvjxaxtxcü; xal 

icveu{jiax(xc6<;. 
Inc.: xp6xou oüv^fa; ß 
Des.: xat ji^txo; xb dpxoOv. 

Vielleicht gehören in diese Gruppe der mit dem Namen 
des Anstes bezeichneten Rezepte auch: 

lie' 

Fol. 144 V. : cxsuacfa xoö /piatTc^ou. 

Inc.: XCOou atpiaxtxG'j 

Des. Fol. 145: pieXtxo; xb apxoöv. 

•icl 

Fol. 150: oxe'jacfa xoO vspovo; 



12 V. Abhandlung: Gollob. 

Inc. : IXabu ■^raXatcO 

Des. : C|ji6pvr,; oufftav a. 

Das letzte Rezept auf Fol. 156 v<^ lautet: 

■ic! 

Inc.: 5»jXou YAuxupp(!;r<<; 

Des. : otvoü eüwSou; xb apy.oOv. 

Ganz inhaltsgleiche Rezeptensammlungen befinden sich in 
den Handschriften der Wiener Hofbibliothek Nr. 31 (Nessel) 
von Fol. 127—164 und Nr. 41 (Nessel) von Fol. 84—132 v^ 
Nr. 41 aber bricht auf Fol. 132 v® mit: ^uXcv uttoxtJcjtiBo;, ouv-;ia; ß 
im Rezepte cx£'jaa{a -zpoyicv.oi) Bucsviepcxcö in dem vorletzten Re- 
zepte der beiden andern Sammlungen ab. 

Auf Fol. 156 V® der Lainzer Handschrift folgt noch die 

•JC< 

r 

Subskription: + 6pjjLr,v{a lorpoO toO 7nr<pd)7:ouXoü. ^ 



IL 

Sign. XI. 132, XVI. saec, Größe: SA cm X 24 cm, Papier, 310 Folien, 38 

Quat 4~ ^ Blätter; die Lagen sind unten beseichnet; auf dem Rücken des 

neueren Einbandcs: Galeni opera Graece, chart. saec. XVI. 

Inc.: fÜjc^cp Twv !J(I)(i)v Ixasrcv iv thai (Fol. 1) 

Des. : TT// ::p5TT,Ysp{av xjtcj ixsTi^vs-p^a (Fol. 310 v®). 

Das ist des Galenus: ::tpl /.fsi^; twv ^v avOpüwrsu trtoptjcTt jxo- 
p{(i)v. Vgl. Kuhn, Medio. Graeo. opera, quae exstant, Lipsiae 
1822, vol. III, p. 1— y39 und vol. IV, p. 1— 3G6. Die Über- 
schrift fohlt am Anfange, findet sich aber vor dem o, und vor 
dem 10. Buche (^Fol. 44 v*" und Fol. 285). Allen Büchern, mit 
Ausnahme des 1. 3. 16. 17. Buches, geht ein Kapitel Verzeich- 
nis voran. Doch sind diese (^bei Kühn fehlenden) Verzeichnisse 
im VerhUltnis zur Kapitelzählung Kuhns in der Abhandlung 
stark gekürzt. So erscheinen z. B. im Piuax des 5. Buches der 
I^inzor Handschrift nur 4 Kapitel, Kühn aber teilt die Ab- 
handlung dos ö. Buches in U> Kapitel ein. 

Im Beginne dos 5. Buches sind im Texte der Lainzer 
Handschrift Lücken angezeichnet. Es fohlt dort nach Kühn, 

^ \'^\ H. PicKs a a. O., Nachtrag, p. ib: Autonius Pyropulita. 



Medizinische griechiscbo Handschriften in Wien. 1 B 

a.a.O. vol. ni p. 350, col. 4: wy-sTav izv. $£, col. 5: 'b r^zap 
gW f|, col. 6 — 7 : a^TT^v äsi Bia^uXirTst, xaTa, col. 8 : toT; [Jib. Die 
Figuren, welche Kühn am Schlüsse des 10. Buches bringt, 
fehlen in der Lainzer Handschrift. 

An das Desinit schließt sich folgende Subskription an: 
'HSs ßtßXo? cupizaca raXr,vcö Ssikvuji -ziyyti'r 

•ic! 
Watclv lYJTT^pWV dTp£y,£^ £1GI AO^C'.;. 
•ic I »ic ! 

zffie Yop Iv f;.ta i^Twa T£ y,ai S£y.a Yp^H-iJiaTa Ta^aq, 

TCWtV UTCe^sOSTO XpStaV 5>v(0V |jiop(u)v 

nie! «ic! 

xal jjLYjv eu (ppcviwv tI; aYaOa 5£oaXa ipY^, 

Kiel (|A?) ^ ak! 

TYJ? 8s OaOü)v cca -juXe^c ourr/C Ö£b;:'^ 

T^Xo<;. 

Die Vermutung könnte ausgesprochen werden, es sei an 
Stelle von dTpsxsc; slat das Wort aTpcxsssct, an Stelle von dYaOa 
das Verbum dr/a(70a), für vr,^ Be ty^Bc, endlich oz l^rXs;* oder 
C5a irXsSev f, 96C1; r^5l 0£5; oder ?! cusi? t^£ 0£6c zu lesen, aber 
der Verfasser kann nach neuer, genauer, wiederholter Prüfung 
der Subskription leider nur feststellen, daß von diesen ver- 
muteten Lesungen in der Subskription absolut nichts erhalten 
noch erkennbar ist. 

Diese Subskription findet sich auch im Londin. Brit. Mus. 
Add. 11, 888, im Londin. Brit. Mus. Harleian. 5652 und im 
Mutinensis 219. Herr Dr. Mcwaldt in Berlin hatte die Güte, 
die Subskription mit beiden Londoner Handschriften, Herr 
Carta, Direktor der Bibliothek in Modena, mit dem Mutinen- 
sis zu vergleichen, und es er<^ab sicli daraus, daß die Sub- 
skription in allen Handschriften in derselben Form vorliegt, 
wie im Kossianus. 



VI^ Abb^üdluEig; V. Grienberger. Das Hüdebraudslied, 



VI, 



Das H i I d e b r a n d sl i e d 

Von 

Theodor von Grlenberger. 



(rargQlegi in d^t BlUang mm 10. Juli 11W7,) 



Die Arbeit am Hildebrandsliede iat, obsclion es seit 180 
Juhren gekannt ist, gelesen nnd interpretiert wird, nach nichl 
vdUig getan, 

leb habe niclit die Meitinng, daß sie nach dem Erscheinen 
dieser Schrift getan aein werde, ja, wenn icb mir die lange 
Reihe der Bearbeiter vergegenwärtige und mich darauf besinne, 
wie 90 manche Erktärnng irgendeiner Textesatelle von Spä- 
teren wieder schlecht gemacht wurde, die von einem Früheren 
schon gut gemacht war, wenn ich mir verlebendige, wie mein 
rdigenes Urteil im Laufö der Jahre schwankte, Anffasauniron 
aufstellte, sie verließ und wieder zu ihnen zarilckkchrte ^ muß 
ich billig zweiMn, daß die Zeit jemals kommen werde, da 
Verse, syntaktische Anordnung und gedanklicher Inhalt des 
'Liedes in allen Teilen so mauersicher festgestellt sein würden, 
d^ß niemand mehr gegriißdete oder unbegründete Zweifel da- 
Bgen erheben könnte. 

Über die syntaktische Stellung des Verses 10, 2 z. B. 
$ddo , * . d« sisj über den genauen Wortauadruck der Verse 
uuiUu if-mingot . * .| dat du neo , . . «i gileitos, über 
FWörter und Sinn des Halbverses 63, 2 gtatm bort chludun 
^wird man noch lange handeln können und ich befürchte keines- 
wegs, daß der Kreis der Fachgenossen meinen diesfiUigen Vor- 
lechlilgen, obwold sie nicht zu den schlechtesten gehören, rUck- 
jlsioa, wie einer erlebten Offenbarung sustimmeu werde. 

m. i, phiL-hiit Kl. IfiS. Bd., i. m. 1 



2 VI. AbhandlaDg: y. Grienberger. 

Die Auffassung eines Literaturerzeugnisses ist ja ein psy- 
chischer Vorgang, bei dem es nicht bloß darauf ankommt, was 
und wie es sein Urheber gesagt hat, sondern in hohem Grade 
auch darauf, in welcher Weise die Entgegennehmenden von 
den Möglichkeiten des Verstiindnisses und Mißverständnisses 
Gebrauch machen, auf welcher Grundlage von Kenntnissen sie 
überhaupt das Stuck beurteilen. Daß aber die bisherigen Er- 
klärer, die sich veranlaßt fanden, etwas zum Liede zu sagen, 
mit ganz verschiedenen Besitzständen an Kenntnis des germa- 
nischen Alterturas, der Dichtform, der alten Sprache, der Lite- 
ratur an ihre Arbeit gingen, das ergibt sich leicht, wenn man 
ihre Auslassungen prllft, und daß dies auch auf alle zukünftigen 
Erklärer eintreffen werde, muß man erwarten. 

Dennoch darf man hoffen, daß der gemeinsame, anerkannte 
Besitz immer größer werde, der Streitpunkte immer weniger 
und insbesondere darf man die Erwartung hegen, daß die 
durchaus konservative Behandlung des Denkmals sich dauernd 
den Boden erringen werde. Man darf sich darauf einrichten, 
daß man in Hinkunft keinem Aufschrei der Entrüstung begegnen 
werde, wenn man das Lied so läßt, wie es ist, und so zu er- 
klären sucht, wie die Überlieferung es uns geschenkt hat. 

Detter und Ueinzel kennzeichnen ihren Standpunkt zu den 
Liedern der Ssemundar Edda 1, s. XIII mit den Worten: 
,Text und Anmerkungen suchen die alten Lieder so darzustellen 
und zu erklären, wie sie gebildete Isländer und Norweger am 
Ende des 13. oder im 14. Jahrhundert gelesen, verstanden und 
gewürdigt haben.' 

Das ist ein großer Fortschritt gegenüber dem gewalt- 
tätigen Verfahren so mancher Umdichter alter Texte, die Verse 
abhacken, wo ihr höchst persönliches metrisches Wohlbefinden 
«restört ist oder wo die alte Diktion mit ihren geläuterten Be- 
dürfnissen nicht im Einklänge steht, die Verse umformen , den 
wörtlichen Ausdruck verbessern , Lücken füllen , Übergänge 
herstellen, Dialogpartien verheben und sich aller Mittel einer 
dilettantischen Restaurationskunst bedienen , des naiven guten 
(ilaubens, sie brächten dadurch Ursprünglicheres, fichteres, dem 
Originale Näherstehendes zustande, als das ist, was die eine 
alte Handschrift gewährt. Der Glaube ist ein Wahn; diese 
modernen Nachbesserungen sind alle so schlecht, daß ihnen 



Bfta Hildebrandslied. 



3 



antiquanBch geschulte Auge auf tausend St^britte die Kontra- 
faktiir absiebt, 8cblechter und unwabrer als die Restauration 
eines alten Meisters durch eiuen modernen Maler ^ denn hier 
ergttjizt doch der KUnstler den Künstler, während dem kritisch 
orteileoden Gelehrten die Fähigkeit der Kun&tschöpfatig voll- 
ständig abgeht. 

Efl liegt nicht daran^ daß wir nicht die Treue der Uber- 
lieferiiDg des öfteren mit Grund in Zweifel zu ziehen berech- 
tigt witren* Man ehe Verse mügen den aus der germ. AlÜteratians- 
poesie abgezogenea Typen einmal näher entsproeben haben^ als 
sie es in ihrer vorliegenden Gestalt tun, luauclie AIhtcrations- 
defekte können auf Worttauscb beruhen und der untreuen 
Weitergabe des Liedes zu Last fallen^ manche Teile des Textes 
wie die drei inqait der Verse 29^ 47, 5ö können in der Tat 
EjnschüVie sein, die nur für das Auge des Lesenden dastehen, 
im gesprochenen Vortrage aber nicht berücksichtigt wurden, 
iber alle Änderungen , Umstellungen, WorterisiltzG, Tilgungen, 
die sich aus derartigen Annahmen ergebenj gehören ausechließ- 
lieh in die Anmerkungen^ wo sie nützlich oder zum mindesten 
unschädlich sind , nicht in den Text der Ausgabe , der das 
unberührte Objekt zu bieten hat, nicht das nach modernen 
Meinungen zugestulzte Präparat. 

Sicberlicb besitzen wir das Lied nicht in der Gestalt, in 
der es zuerst im Haupte des Dichters gereift, nicht in den 
Formen^ in denen es zum ersten Male von seinen Lippen geflossen 
i«t Der Wunsch, der originalen Gestalt aus den Worten und 
Lauten habhaft zu werden, die uns die eine Aufzeichnung dar* 
reich tj ist ein begreiflicher; aber er ist ein frommer Wunach, 
dem die ganze Erfüllung nicht in Aussicht gestellt werden 
kann. Wir wissen nicht, wie alt das Lied ist, wir werden 
niemals wissen, durch wieviel Fälle der liezitation und schließ- 
lich selbst der Aufzeichnung es hindurch gegangen ist, bevor 
e» sich in die Sätze gliederte, die wir haben, ja wir wissen 
noch nicht einmal, ob seine Sprache einem einbeitlicben Dialekte 
angcbüre, der irgend einmal in der zweiten Hälfte des Ö. Jahr- 
buiiderts innerhjilb des fränkiscben Dialektgebietes wirklich 
gesprochen wurde, oder ob sie ein Misch produkt sei, an 
dem mehrere Dialekte und Zeitatufen ihre Spuren hinterlassen 
haben. 



4 VI. Abhandlung: y. Grienberger. 

Wenn es nach dem Eingeständnisse Pauls in der Vor- 
rede seiner Heliandansgabe bisher nicht möglich war, für dieses 
doch so umfangreiche Denkmal festzustellen, ob die Sprache des 
Originales in der des Cottonianus oder in der des Monacensis 
den treueren Ausdruck finde, so wird man hinsichtlich der Frage 
nach der Originalsprache des Hildebrandsliedes sich zu heil- 
samer Enthaltsamkeit gemahnt fühlen. Nicht daß es unwissen- 
schaftlich wäre, die Laute zu wägen und zu zählen, den Blick 
zu schärfen, um diesem Denkmal seine letzten Geheimnisse zu 
entreißen, aber man muß festhalten, daß selbst wirkliche Er- 
gebnisse, wenn sie verliehen sein sollten, auf den Text der 
Ausgabe keinen, auch nicht den geringsten Einfluß üben dürfen. 

Was die Würdigung und Erklärung des Liedes anlangt, 
wünschte ich lebhaft es so verstehen zu können, wie ein Deut- 
scher aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, der das Lied 
verstand, es würdigte. 

Ich vermute sehr, daß auch dieser Wunsch nicht erfüll- 
bar sei. Ich bin der dringenden Meinung, daß mich die ge- 
nauere Kenntnis einiger der historischen Grundlagen des Stückes, 
die Kenntnis der außerdeutschen Alliterationspoesie, die Un- 
kenntnis der gleichzeitigen gesprochenen deutschen weltlichen 
Dichtung, die mangelhafte Kenntnis von Inhalt und Form der 
bei den Deutschen des 8. Jahrhunderts kursierenden Sagenstoffe 
hinderte, das Lied so zu verstehen und zu würdigen, wie es 
der präsumptive gleichzeitige Deutsche getan hätte, wenn er 
sich damit Mühe gab, gleichgültig ob er ein weltlicher Sänger, 
oder ein mit antiker und christlicher Literaturkenntnis aus- 
gestatteter Geistlicher war. 

Verstehen, würdigen, erklären kann man das Lied nicht 
aus dem Sinne eines anderen, der über 1100 Jahre vor un- 
serer Gegenwart lebte, sondern einzig und allein philologisch, 
d. i. nach den Sätzen , die dastehen , nach den Potenzen , die 
es birgt, nach den latenten geschichtlichen und realen Tat- 
sachen, die es voraussetzt. 

Eine solchergestalt nüchterne, aber wie mich bedünkt 
unangreifbare Auffassung des Liedes , die dasselbe nicht an 
selbstgeschaffencn Idealen mißt, scheint mir namentlich durch 
den Artikel von J. Franck vom Jahre 1904 angebahnt, wiewohl 
das Gewicht der vorgefaßten Meinungen auch ihn noch viel- 



^ 



Du Hildebr&ndflli«t]. 



'I 



fach »a Boden drückt aad ihn der Freiheit beraobt, vom Rechte 
der Üherlietening uneingeschränkten Gebrauch zu machen. 

Docli ist es B&in bleibendes Verdienst , mit aller Ent- 
schiedenheit ausgesprochen t^ti haben, daß im Verse 1 von 
irgendeiner Lücke keine Rede sein könne, sein Verdienst, die 
Beibehaltung von d(& in 22 befürwortet und den Halbvers 28^ 2 
gerechtfertigt zu haben. 

Die letzten Jahre haben sich für die Literatur zum Hilde- 
brandäliede ziemlich fruchtbar erwiesen. Trautmann hat 1903 den 
Versuch gemacht, das Lied als Übersetzung aus dem Angel- 
sächsischen darzustellen , Wadstein gab In demselben Jahre 
reichliche Bemerkungen und selbst M. Rieger bat I90d* zu dem- 
selben abermak das Wort ergriffen. Zujtingst nntemahra es 
Ehrismann , den Inhalt des Liedes ans den Gesichtspunkten 
des aitgermanisehen Oeriehts Verfahrens zu betrachten. 

Aber auch rein äußerlich ist die Forschung am Hilde- 
brandsliede noch in geringem Maße ergiebig» Franck ver- 
danken wir die Lesung bauga in 31 statt der frilheren mit 
Diphthong ou und Trantmann hat die schon von Beilhack 
gegen Lach mann und Vorgänger nrgierte, auch im Lesebuche 
Wackemagelfi aufgenommene Lesung wabnum^ hs. />atnö^ statt 
wamlmum wieder zu Ehren gebracht* 

Die nachfolgende Textgeslaltang und die Erläuterungen 
ruhen auf dem Grunde der langen und weitausgedehnten Lite- 
ratur. Sie haben sich zu Nutzen gemacht, was zu den ein- 
Minen Punkten für und wider gesagt ist, und eine Auswahl 
gietroffen, immer mit Rücksicht auf den ganzen Text und die 
Folgerungen, die sich aus der Auffassung jeder beliebigen 
Stelle ftlr alle übrigen ergeben* 

Sie haben aber auch Eigenes und Neues zutage gefördert 
und dabei mit Ausnahme der Haplographie heraet in 21 und 
der Dittographie fatereres in 23 den überlieferten Text sorg- 
fiiltig geschont, nichts hiozogegeben, üicbts weggenommen. 

Die metrische Einrichtung ^ insoweit sie neu ist, wird in 
besonderen Anmerkungen am Schlüsse des Kommentars zn 
rechtfertigen gesucht und ebenda werden auch sprachliche 



^ Zum Bild^brandBlifde in Zeitschrift fUr denU(th«s Altertüni, Bd* 4S| 

p. 1-9. 



b VI. Abhandlang: v. Grienberger. 

Beobachtungen mitgeteilt, die einen Teil der auf mechanische 
Dialektmischung beziehbaren, lautlichen Erscheinungen wie den 
Wechsel von k und h(h)y unter dem Gesichtspunkte eines beson- 
deren einheitlichen Dialektes zu erklären suchen, andere aber, 
die gewöhnlich mit dem Ausdrucke ,Fehler' abgetan zu werden 
pflegen, als Merkmale der gesprochenen Sprache erweisen. 

Der Gedanke, diese Arbeit mit apologetischen Worten 
einzuleiten, wie das Busse ^ für seine belehrende Abhandlung 
getan, deren Wert ja nicht durch eine nach meiner Überzeugung 
vielfach unzureichende Textaufl*assung alteriert wird, tritt mir 
nicht nahe. 

Im Gegenteil; gerade wenn ich die Textauffassung und 
Übersetzung des Liedes, der sich Busse bedient, überblicke, 
komme ich schon beim ersten Verse zur Einsicht, daß eben 
diese noch nicht den Höhepunkt des Verständnisses bedeute, 
noch nicht geeignet sei, zum Range einer kanonistischen Auf- 
fassung erhoben zu werden. 

Das, was Busse nicht anrührte, Verse, Sätze, Sinn des 
Textes, soll hier an der Hand der einschlägigen Literatur 
durchgesprochen und Licht und Schatten neu verteilt werden. 



I. Text.^ 

1 (AI)//: gihorta dat Seggen, dat sih urhettun (hnonmüo (2) tin 

2 Hiltihraht enti Hdduhrant untar heriun tuem 

3 (3) sünufätarungo. iro säro rihtun : 

4 gdrutun se iro (4) güdhamun, g'urtun sih iro suerV ana 

5 Mlidos (5) uhar ringa; do sie to dero hiltiu ritun. 

6 t/iltibraht (6) gimdhalta Heribranies siinu 



^ Bruno Busse, Sagengescbichtliches zum Hildebrandsliede: Beitrüge zur 
Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 26. Band. Halle 1901. 
S. 1—92. 

' Faksimilia: Wilh. Grimm, De Hildebrando . . . fragmentam. Gottingae 
1830. Fol.; Ed. Sievers, Das Hildebrandslied . . . Halle 1872. 4^\ Magda 
Enneccerus, Die Kitesten deutschen Sprachdenkmäler in Lichtdrucken. 
Frankfurt a. M. 1897. Fol. — Die eingeklammerten Ziffern im Abdrucke 
des Textes markieren die Zeilenfolge der beiden Seiten der Hs. A und B. 



Das Hildebrandslied. 7 

7 — her uua$ hSroro (7) mdn, 

8 f^ahei firbtoro — her fragen gistüont 

9 fohSm (8) uudrtum, uuer na fäter uuäri 

10 flreo infölchSf eddo (9) uuüihhes cnuosles du sis? 

11 Um du mi 'inan sdgeSy \k (10) mi de odre uuet, 

12 cklnd, in diünincrtche child ist (11) mi n'al Irmindeot, 

13 Hadvhraht gimdhaltay Hilti (12) hrantes aünu : 

14 dat iagetun mi^ ilsere tiuti, 

15 alte anti (13) frote, dea '^rhina uuarun, 

16 dal Hiltibrant hivtti (14) min fdter, ih heittu HddubrdnL 
1*^ fom her ostar (15) gihueit — flöh her Otachres nid — 

18 hina mxH TKeotrihhe (IG) enti stnero degano filu; 
l^ herfurldet in Idnte lüttilaj (17) sitten 

20 prät' in hdrCy bam tinuuähsan, 

21 arbeo Idoia; (18) Ae(r) raet 'Sstar hina. 

22 clA 8id Ufetrihhe ddrba gi (19) stuontum 

23 faieres minee dat uuaa 80 fr'lunt (20) Zao« wan; 

24 Aer uua« O^e&re ummettirri, 

25 d/|7a(21)no dichisto unti Deotrichhe 
20 ddrba gistantun. 

27 (22) Aer uuo« eo folches at ente, imo uuas eo fehta ti leop; 

28 (23) chdd uuas her chonnem mdnnum, ni uuaniu ih (2A) in üb 

hdbbe. 

29 uuittu xrmingot, quad (B 25) TUltihraht, obana ab heuane, 

30 dat du neo dänahdlt mit sus (2(>) sippan man dinc ni giltitös! 

31 uuant her do ar di'me uuüntane (27) bduga 

32 eheisuringu gitän, so imo sc der chuning gdp, 

38 (28) HUneo truhtin: ddt, ih dir it nu bi huldi gibuf 
34 Eaduhraht (29) gimdlia, Ililtibrantes siinu: 



8 VI. Abhaudlang: y. Qrienberger. 

35 mit gern scdl man geba infä(SO)han, 

36 örf uuidar orte; 

37 du bist dir älter Hdn ümmet späher, 

38 (31) spenis mih mit dinem uuörtun, uuili mih dinu speru uuir 

(32) 2>an, 

39 px8t diso, gidltet man, so du euuin inuuit fvortos! 

40 (33) dat sägetun mi seolidante 

41 uuistar ubar uuintilseo, dat (34) inan uut'c furndm: 

42 tot ist Hiltibrantj Heribrantes süno. 

43 (35) HÜtibraht gimähalta, Heribrantes süno: 

44 uuSla, gisihu ih (36) in dinem hrustim, 

45 dat du hdbes heme herron göten, 

46 (37) dät du noh bi disemo riche reccheo ni uuürtil 

47 uuila{SS)ga nu, uualtant got, quad Hiltibrant, uueuuurt 

skihit! 

48 (39) ih uudllöta sümarQ enti uuintro sehstic ur Idnte, 

49 dar (40) man mih eo scerita in fölc sceotanterOy 

50 so man mir at (41) burc enigeru banun ni gifdsta; 

51 nü scal mih suasat (42) chind suertu hduuuan, 

52 breton mit sinu b'xlliu, eddo (43) ih imo ti banin uuirdan. 

53 doh mdht du nu äodlihho, (44) ibu dir dtn eilen täoc 

54 in 8U8 h'eremo mdn, hrüsti gi{Ah)uuinnan, 

55 rauba bihrdhanen, ibu du dar enic reht hd{A6)be8! 

56 dir st doh nu ärgosto, quad Hiltibrant^ ostarliuto, 

57 (47) der dir nu uuiges uudme, nu dih ^s so uuel lüstit, 

58 güdea (48) gimeinün; niuse de motti, 

59 uu^r dar sih hXutu dero hregilo (49) hriimen muoUiy 

60 erdo dhsero brunnono bedero uudl(SO)tan. 

61 do lettun se cbrist asckim scrttan, 



Du HIldabrmndiHed. 



(51) dat in dem scilti 



<fo fpjptun toidmane 
keüuuun harmlicco 



scürim; (51) dat in dem sciÜim staut 
staim^ (52) hurt chlüdun 
huiite $cilti^ 
^ (53) I*i4(t m irö lintun hittilo tiiiürtun 
^^ ^uuigan miti uudhnum. 



IL Gliersetiiing. 



Ich hörte das erzählen , daß sich herausforderten zur 
Einzel begegnung Hildebrand und Hadnbrand zwischen den 
Heeren des Sohnes und des Vaters. Ihre Rüstung richteten, 
bekleideten sie tait ihren Kampfgewändernj umgürteten sich 
mit ihrem Schwerte ^ die Männer, über den Kettenpanzer; da 
ritten sie zam Kampfe, 

Hildebrand sprach, der Sohn Ilerebrands, er war der 
Altere, der Vorgeschrittenere an Jahren, er be«^ann zn fragen 
t karzen Worten, wer der Manner im Volke sein Vater 
oder welches Geschlechtes du aeist. Wenn du mir ^inen 
iimiiefitj weiß ich mir die anderen, jnngcr Mann, im KOnig- 
iche iit mir ja das ganze große Volk bekannt, 

Hadubrand sprach, der Sohn Hildebrands: das erzählten 
iDir unsere Leute ^ alte und kundige, die früher waren, daß 
Hitdebrand mein Vater geheißen habe, ich heiße Hadnbrand, 

Vor Zeiten ging er nach Osten — er floh vor dem Hasse 
OtÄchers — dahin mit Dietrich und vielen seiner Mannen; er 
ließ im Lande ein Kleines zurück, sitzen im Frauengemache, 
ein uncrwachsenes Kind, ein crbeloses^ er ritt dahin gen 
Osten. 

Von da an bedurfte Dietrich stets meines Vaters. Das 
war ein so sippeloser Mann; er war dem Otacher überaus 
g«haß, der Willkommenste der Gefolgsleute, ao lange Dietrieh 
dessen bedurfte. Er war immer an der Spitze des Kriegs Volkes, 
ihm war stets der Kampf zu Hob, bekannt war er kühnen 
Minnern, ich habe keine Hoffnung mehr, daß er am Leben 
Bei. Hilf, großer Gott^ sprach Hildebrand, oben vom Himmel, 
daß dm um so mehr niemals mit einem so nahe verwandten 
Manne das Gerichtsverfahren führest! Da streifte er vom Arme 



10 VI. Abhimdlaiig: t. Grienberger. 

die gewundenen Ringe aus Münzgold gemacht, die ihm der 
König gegeben hatte, der Heunenftirst, das, ich gebe es dir 
nun um Freundschaft! 

Hadubrand sprach, der Sohn Hildebrands, mit dem Speere 
soll man Gabe entgegennehmen, mit der Spitze gegen die Spitze. 
Du bist dir alter Heune ein überaus schlauer, verlockst mich 
mit deinen Worten, willst nach mir mit dem Speere werfen, 
bist von dör Art alter Mann, daß du immerwährende Arglist 
hegtest. 

Das sagten mir Seefahrende, nach Westen über das 
Wendelmeer, daß ihn der Krieg hinwegraflfte: tot ist Hilde- 
brand, Herebrands Sohn. 

Hildebrand sprach, der Sohn Herebrands: Wohl, ich er- 
sehe an deiner Rüstung, daß da zu Hause einen guten Herrn 
hast, daß du noch in diesem Leben Verbannung nicht er- 
fahren hast. 

Wohlan nun, waltender Gott, sprach Hildebrand, leid- 
volles Geschick begibt sich. Ich wanderte der Sommer und 
Winter sechzig außerhalb des Landes, da man mich immer 
unter die Kämpfer rief, ohne daß man mir bei irgendeiner 
Stadt den Todesstreich versetzte. Nun soll mich der stamm- 
verwandte Jüngling mit dem Schwerte erschlagen, niederstrecken 
mit seiner Klinge, oder ich ihm zum Mörder werden. Doch 
magst du nun leicht, wenn dir deine Kraft ausreicht gegen 
einen so alten Mann, die Rüstung gewinnen, die Beute erraffen, 
wenn du da irgendein Recht hast. 

Der sei doch nun, sprach Hildebrand, der feigste der 
Ostleute, der dir nun das Treffen weigerte, da dich nach 
ihm so sehr gelüstet, nach dem frevelhaften Kampfe; er- 
fahre es der, dem es beschieden ist, wer da sich heute der 
Waffenkleider entäußern müsse, oder diese Brünnen beide 
besitzen. 

Da ließen sie zuerst mit den Speeren fliegen, mit scharfen 
Schüssen, das kam an den Schilden zum Stillstande. Erhoben 
darauf das Ringen, strichen die Bretter, zerhieben erbittert die 
weißen Schilde, bis ihnen ihre Lindentafeln klein wurden, zer- 
arbeitet mit den Waffen. 



D&6 Füldebraud^tled. 



11 



III« Erlitiitcrttüg des Textes. 

Etwas inehr als ein Jahrhundert vor Lachmann* bat 

V, Eckhart ^ das Verbiim des Objektsatzea im ersten Verse in 

Mem Komplexe urhettun gesucht, denselben mit y(q[Uod) eonsti* 

ItUtirint', übersetzt und mit nlid, verhtesiefi vergHeheu^ d. b. er 

[bat das Präterittim ganz richtig als das des reduplizierenden 

[Verbums erkanot^ während Lachmann, in diesem Punkte hinter 

Eckhartfi Verständnis zurückbleibend^ der vermeintlichen 

AlUteriLtion «r ♦ . , und tämn , . . zuliebe die Präteritalform als 

solche eines denominativen schwachen Verburas ^ürheizmi auf- 

kUären wollte. 

Durchlöchert wurde diese Auffassttng des Textes durch 
Oreins® alternative Gleichung von urhettun mit dem ags. Nom. 
PL drettan als Apposition zu den beiden Subjekten des äatzes 
und durch Biegerg ^ nachdrückliche Billigung dieser, die seit- 
her die Geister gefangen tiielt , bis Erdmann, ^ wie ich denke 
in abschließender Weise, wieder die ältere Meinung in die ihr 
mit Ungebühr entzogenen Reclite eingesetzt hat. 

Die Gründe Erdmanns, daß das germanische Verbum für 

Jemandem begegnen*: as. m$tea7ij mnd. moten^ an. mmta^ afries. 

mita, ebenso got gamotjan «^TtairäK Tivij regelrecht mit dem 

Dativ der Person gebunden sei, z. B- as. ITel. Cott 5950 thai 

kie im thar an wege muoUa — nur ags. mdtan^ gem4tan mit 

dem Akk, jemand treflen* und ein afries. Beleg gleichfalls mit 

Ltransitivem meki bildet eine Ausnahme — daß aber abd. iih 

'nur Akkusativ sein könne, wogegen der Dat im lauten müßte, 

daß man bei Entsprechung zu diesem Verbum in unserem Texte 

|Geminata: *mwo?tia erwarten müßte — wogegen Kögel freilieb 

luf die mhd. Vereinfachung W> i nach langem Vokal: grote 



* IL LAcbmaniif Üb^r das HüdobrandBliedr Hist-pbilolog. Abbandlaufcn 
d«r HeHiuer Ak&dctme 1S33, 123—102. 

* JcbAnn Goorg von EckbArt^ CouimentarÜ ile rebus Francii« oHentAlii. 
Wirceburgt 172Ö (2 Voll), Vol 1. S. 8Ö4-9u2. 

* C. W. M. Grein, Daa Hildebrnndüried. Göttitigen 185B; 2,Aua. KAMel 1@SÜ, 

* MtM Hiegerf Eamerkuageu xiim Hild^sbraddaüeda in GerminU 9 (1864% 

« Aicl ErdtnMn« B«merkutigeti xnin HildebrandsUt^ in PBB 23 (1897), 
a iä4— 434. 



12 VI. Abhandlang: y. Qrienberger. 

,grl\ßte^ verwies — und daß der Konjunktiv auf -in statt des 
Indikativs im Objektsatz ^ der sich aber allerdings auch V. 16 
findet: dat , . . hwtti, auffallend wäre, sind wohl erwogen, in 
ihrer Gesamtheit überzeugend und die Beurteilung des Verbums 
* urheitan, got. ushaitan ynQOxaXsTv, prouocare* Qal. 5, 26, nach 
der Kategorie der germ. Verba des ,Bittens, Fordems, Fragens' 
mit dem Akkusativ der Person sih und dem Gen. der Sache 
miiottn ist unanfechtbar. 

Demnach gestaltet sich der Objektsatz in nhd. Form : ,daß 
sich herausforderten zu einer Einzelbegegnung Hildebrand und 
Hadubrand . . .' als Eingang der Erzählung, die der Dichter 
des Liedes vernommen hat. 

Auch die kategorische Bestimmung Erdmanns hinsichtlich 
des Substantivs muotin als eines deverbalen Nomen actionis 
*mötlni' und seine begriffliche Bewertung gleich ags. gemeting 
Beow. 2001 , gemöt in Kompp. wie handgemöt .Handgemenge' 
ebenda, mhd. muot ,feindliche Begegnung' ist klaglos. 

Unwahrscheinlich aus Gründen der Wortstellung und des 
Ausdruckes ist mir nur Erdmanns Auffassung von ämon als 
mask. Nom. PI. — so schon Grein und später auch Kögel — 
und Apposition zu dem folgenden pluralischen Subjekte mit 
der Bedeutung ,allein'; ich glaube^ daß in diesem Falle die 
Apposition nicht zwischen urhettun und muotin eingekeilt stehen 
könnte. Auch eine Verbindung sih . . . (vnon ,sich allein' als 
zwei Akkusative halte ich mit Hinblick auf die dadurch ge- 
forderte Diktion nicht für befriedigend. Wie an der bezogenen 
got. Stelle Gal. 5, 26 die Wortfolge : Pronomen Adverbium Par- 
tizipium geboten ist uns misso ushaitandans j&Xkr^Xovg n^oxa- 
Xov^voiy inuicem prouocantes', so müßten wir doch wohl auch 
in Hild. Pronomen, Apposition, Verbum, also *sih ^on ur- 
hettun erwarten, ihionmuotin ist nach meiner Ansicht vielmehr 
eine Zusammenrückung mit dem Gen. PI. des schwach dekli- 
nierten Zahlwortes, aufzulösen in eigentliches *(hnono muotin 
^singulorum conuentus', so daß wir, was die Bedeutung angeht, 
wieder bei dem Werte des ahd. aimcic, einuuigi ,duellum', zi 
einuuige ,ad singulare certamen' Graff. 1,706, den Lachmann 
hiezu gefunden, angelangt sind, wenn wir auch dieses Gelehrten 
Bestimmung von irnon muotin als Dative Pluralis nicht zu 
teilen vermögen. Der dabei vorausgesetzte o- Verlust in der 



Das Uildebr&nddied, 



13 



ZuBammenrückung verhält sich formell wie der in ahd* Fran- 
ehcii/urt^ Dronkß, Cod. dipL Fuld, 817, Nr. 325^, neben FraU' 
rhunofurihf ebenda 845^ Nr. 354, oder in thero heithaflon 
jSÄcerdotmm* Tat. 137, 4 neben thero heühaßono ebenda 153, 3, 
oder in der Phrase te banon handon Hei, 5306 Coti gegenüber 
der vollen Form hanono ebenda 4611, 

In Betreff der Ableitung gehört der ohne Zweifel tech- 
nische Ausdruck wnunmuotm .slngalorum conoentus^ in iine 
^eibe mit den langobard. Verbalabstrakten usialUn , Verlassen 
impfgenossen vor dem Feinde*, crapuuorßn ,Zerstümng 
«Hier Grabstätte^, marahuuorßn , Herab werfen eines Freien 
vom Pferde^, uueguuorrin , Behinderung des Weges^ Roth, 7, 
15, 30, 2Ö. 

Ob das « des Verbalabstraktums got. ^gumoteint im 
Dialekte des Hihlebrandsliedes nur den Obliquen oder anch 
dem Noni. Sing* angehüre^ d* h* ob der Nom> Sing, mit dem 
der Adjektivabstrakta auf -i zusammengefallen sei oder nicht, 
Üißt sich mit voller Sicherheit nicht sagen, doch spricht der 
ohne " ereeheinende Oblitiuua des Adjektivabstraktiims bi huldi 
Hild. 33 dafür, daß beide Bildungen sich auch im Nom. Sing., 
hier 4, dort -In, unterschieden haben werden- 

Daß die Handschrift zwischen n und m eine geringe 
Distanz läßt, ist selbstverständlich vüllig bedentangslos. Der- 
gleichen findet sich ja auch bei sicheren Kompositis wie OBiar 
Uuio 56. 

Unter den Gesichtspunkt der stilistischen Variation fttllt 
meines Erachtens der Wechsel von -hraht und -brani im zweiten 
Teile der drei Personennamen. 

Es tinden sich: hüiihraht (Hs, das zweite h ans r* ge- 
macht) miti hadnhnint 2^ hiltihraht . . . heribranU$ 6, kadü- 
hraht . . . hlUibrantßS 13, hadnhrahi . , . küithrantts 34» htlii' 
brahi . . • heribrantts (Hs, AeriÖte«) 43, d. i. an allen Stellcnj 
wo der Dichter vöh dem Paare: Sohn und Vater oder Vater 
und Großvater spriclit, ist es vermieden, 2wei Formen mit -tratii 
%n binden, sondern der an erster Stelle stehende Name ist 
immer mit dem Elemente -braht variiert. 

In den tonlosen inquit der Verse 29, 47, 56 steht einmal 
J29) isoliertes hiltibrahtj die beiden anderen Male ebenso itoliert 
iltibrant. 



14 VI. Abhandlung: y. Grienberger. 

Dagegen stehen in den Versen 16 and 42, wo Hadubrand 
spricht und die authentischen Namen seiner selbst, seines Vaters 
und Großvaters nennt, je zwei -brant gebunden, 16 hiltibrant . . . 
hadubrant und 42 hiltibrant , . . heHbrantes, Es ergibt sich 
hieraus die merkwürdige Erscheinung, daß der hadubraht des 
y. 13 in 16 von sich selbst sagt: ich heiße hadubrant. 

Dieser Wechsel von -braht und -brant im zweiten Teile 
der vom Dichter angeführten Namenpaare, durch den bei dem 
geringen appellati vischen Gewichte dieser Elemente der Gesamt- 
typus der Namen nicht wesentlich alteriert wird, ist also kein 
Irrtum und keineswegs auf teilweise falsche Auflösung einer 
Kürzung wie -btes in 43 vonseiten der Anfertiger unserer 
Handschrift zurückzuführen, sondern bewußte stilistische Ab- 
sicht, die nur dort nicht in Anwendung kommt, wo die wirk- 
lichen Namen gegeben werden sollen. 

In den drei inquit wechselt der Dichter mit einem -braht 
und zwei -brant, da ihm die Formen völlig gleichwertig sind. 

Wie es sich mit der Kürzung -btes in 43 verhält, ob sie 
dem Kopisten dieses Teiles der Handschrift zufalle oder schon 
in der Vorlage gestanden habe, ob die beiden Kopisten der 
Handschrift an anderen Stellen den ausgeschriebenen Namen 
an Stelle einer Kürzung der Vorlage gesetzt haben, und warum 
gegebenen Falles die Kürzung in 43 stehen geblieben sei, kann 
ich nicht ausmachen. 

Untar heriun tuem darf man nicht mehr ,zwischen den 
zwei Heeren' übersetzen, sondern nur ,zwischen den Heeren', 
wenn es auch allerdings zwei Heere sind, seit Sievers gezeigt 
hat, daß untar . . . tuem nicht das vollwertige Zahlwort enthält, 
sondern gleich ags. be . . . tweonum , engl, between, ahd. untar 
zwisken ,zwischen' schlechtweg bedeutet. So ist, wie ich glaube, 
auch Hei. 204 — 205 that under so aldon twem \ odan umrdi || 
barn an giburdeon,,, nur mit , zwischen, unter' wiederzugeben, 
d. h. die ursprünglich dualische Relation ist in dieser Bindung 
ebenso wie in ags. be werum tweonum ,among men*, be sthn 
tweonum Beow., ahd. Notker, Mart. Cap. linder zuisken fisk^n, 
nhd. isoliert ,zwischcn' zu einer allgemeinen geworden. 

Zu heriun gehört der possessivisclie Genitiv sunufatarungo, 
der die Subjekte Hiltibraht und Hadubrant enthält und mit 
dem der Objektsatz schließt. 



Da« HildabrancUlbd' 



15 



VorauBzasetzea ist ein Nom- PI* *»unufniarimgo8 ,di6 im Ver- 
rÄndtscUaftsverhältniöse von Sohn und Vater Stehenden* mit der 
Flexion von helidoB in 5, a5wcifBllo& ein in die Kategorie der ger- 
manischen^ Äiisamraenfassendcn Verwand tschaftsbezeichn Engen: 
ags, gibropiEr^ ahd, gibruoder^ nhd. die gebrüder^ got. hropi^ahans^ 
ae> ihia gUttnfiidei\ d, i, ^Jakob, Johannes and ihr Vater' HeL 
tll^f Ägs- pd gödan twegen . . *^ suhtergefmderan ,HröttttIf und 
sein Vatersbrader Iliödgir* Beow, U6J — 1164, an. samfefn-a 
fdlej welche gemeinsamen Vater haben' gehöriges Wort, daa 
nur in der Bildung seine besondere Prägung zeigt* Die additive 
Zniammenrücknng teilt es niit as, gwunfadtTj age. suhterg^- 
fßBderan aus stihterga ,fratrnelis' und fmdera^ ahd, fatureQ 
,piitraus^^ die suffixale Erweiterung mit got. hroprahaiiSf die 
offenbar nicht anders wirkt, als das Präfix gl* in gihropmr 
oder in gtsunfader. Das Suffix des got* Collectivurns brö- 
pruhan& ist ein kollektiviBches, das der ahd. ZuBammenfaasung 
^tunnfntarungoSf etwa ^die Sohnväterischen'j ist das bekannte 
patroiiymlBche, ursprünglich nur Zugehörigkeit^ ausdruckende 
germ. Suffix -ingaj z. ß. in ags, fmdering-mdg ^a patre co- 
gnatus, agnatus'^ beziehungsweise dessen Ablautvariante -unga: 
an. z. B. in hnedrungr ^Vatersbruderssohn^ Wir haben es dem- 
nach mit einem suffixal erweiterten Additionskompositum zu tan. 

Mit der Hypothese einer dualischen Nominativform sunu- 
faturango ' werden wir die Älitwelt nicht mehr behelligen, 
Die wirkhchen Reste des Dualis im Germanischen > wie u. a> 
ags* sculdru, -o, -a zum Sing* sculdoi^ -er m,,* haften bei Aus- 
drücken für paarige Kürperteilo, wo eben die Zweiheit wesent- 
licti ist Das ist bei den zusammenfassenden Verwandtschafts- 
bezeichnungen doch nicht der Fatl^ sie können und sollen eine 
beliebige Zahl ausdrücken — die as. gisunfader der zitierten 
Heltandstelle sind z. 11. drei Personen — die Zwciheit ist ein 
Zufall und die Annahme, daß sich fUr diese zufällige Zweiheit 
eine alte Dualisform in der Sprache erhalten habe, ist aus der 
Wortform im Hildebrandslied allein nicht zu begrilnden. 

Der Dichter orientiert mit diesem Ausdrucke vorweg sein 
Auditorium über das verwandtachaftHche Verhältnis der beiden 



' ileriTtinn MUlter, Eur ftlthoclideutaclicfi AUiieraUonspoesie. Eiel und 

Leipzig 1888, S. «e— 87. 
• Frledriuh Kluge im Gruiiariß der Germ, Pbil l\ 461. 



16 VI. Abhandlung: y. Grien berger. 

Kämpfer, während diese selbst im Sinne der Dichtung bei 
der Heraosfordernng hievon noch keinerlei Kenntnis haben. 

Die Schilderung geht nun in direkten Bericht über. Das 
logische Subjekt zu iro saro rihtun steht in 2, es ist Hiltibraht 
und Hadubrantj das grammatische Subjekt ist im ersten Haupt- 
sätze nicht besonders ausgedrückt; es ist hier in der Verbal- 
form gelegen, folgt aber in den den ersten Satz erläuternden 
und zu ihm parallelen Hauptsätzen garutun 5e . . ., gurtun 
sih . . . ana, ebenso im Schlußsatze des Passus: do sie . . . ritun. 
Man kann den Satz in der Vorstellung zu *tVo saro rihtun se 
ausfüllen. 

Helidos in 5 ist Apposition zu se, ihrerseits wieder dieses 
grammatische Subjekt inhaltlich erläuternd. Man vergleiche 
hiezu Hei. 345 — 346 Mon. hiet man ihat alla thea elilendiun 
man] iro odil sohtin \\ helidos iro handmahal .... 

*Saro rihten kann nur heißen ,die Rüstung am Leibe 
zurechtmachen', d. i. die WaflFenkleider anziehen, die Waffen 
zur Hand nehmen, und das eben wird in 4 — 5 des Näheren 
ausgeführt. 

Die saro (nach Graff 6, 267 nur dieser eine Beleg für 
das ahd. einfache Wort!) sind pluralisch gleich dem got. Plur. 
tantum sarwa finXa, 7tavo7t)Aa\ keineswegs deshalb, weil zwei 
Männer auch zwei Rüstungen voraussetzen, sondern aus dem 
Grunde, daß sie an sich aus mehreren Stücken bestehen. Sie 
sind materiell dasselbe wie die gleichfalls pluralischen hrusti 
der Verse 44 und 54. 

An unserer Stelle sind als Teile der «aro: *gudhama und 
suert genannt, außerdem die ringa, wieder ein Plurale tantum 
,der Ringpanzer, Kettenpanzer', nicht die Lanze und der Schild, 
auch nicht der Helm, dessen im Hildebrandslied überhaupt 
nicht gedacht wird. 

Daß saro und *gudhama nicht synonym sein können, son- 
dern vielmehr *güdhama mehr suei^t mehr ringa gleich den saro 
seien, ergibt sich aus der Textierung, aber auch *güdhama und 
ringa sind schwerlich synonym, sondern der Kettenpanzer ist wohl 
nur ein besonderes Detail der Waffenkleidung. Dafür spricht 
außer sachlichen (i runden auch Vers 59 — 60, wo für das Paar 
von 4 — 5 ein anderes Paar von Ausdrücken hregil und *brunna 



DaA UildebrandRlifrd. 



IT 



sieh findet, deren erater, wemi nicht Uborhaiipt sachlich yer* 
seliieden, so doch sicher nicht der engere, sondern der weitere^ 
d€n zweiten in sich schUeßende ist. 

unter den ,Waffenkleidern' werden wir außer dem PaiiÄer 
auch noch den unter demselben getragenen Leihrock verstehen 
mltssen. 

Das Verbum *garuuen kann nicht als ^bereiten ^ verfer- 
[tlg^on^ mit Ktlcksicht auf tlio Waffonklciilung verstanden werden, 
dicj^elbe ist schon verfertigt und braucht nur angezogen 2a 
werden; es bedeutet vielmehr ^ bereit machen, ausstatten^ mit 
Ktlcksicht auf die Personen. Diener Sinn des Verhums wird 
dorch ahd. gegaretlu ,induta% kacaruuU ^indumenta* Graff 
4, 247 erläutert sowie durch das as* Part perf* getjanwii ^an- 
[getan^ bekleidet^ Hei. 1680^ von der mit Blüten ausgestatteten 
LiHe gesagt^ insbesondere aber durch den ags. Passus gyrede 
hine Biöwulf eorlgewwduni ^es bekleidete eich B* mit den rittcr- 
liehen GewandstUcken* Beow. 1441 — 43, dessen Konstraktion 
mit dem Akkusativ des persönlichen Pronomens und dem in- 
strnmentalen Dativ der Sache für Ilild. 4 die hohe Wahrschein- 
lichkeit ergibt j daß der reflexive Akk. tih ebenso wohl zu 
gixrutun wie zu gttrtun gebore und daß güdkamun demgemäß 
ein instramentaler Dativ sei. 

Da nun außerdem die bezeugten Obliquen der awm. Oft- 

Stämme in Hild. Akk. sing, Mrrmi 45^ Dat- sing, baninj Gen* 

^f K fFWon Ij nicht dafür sprechen^ daß -hammi eine Kasusform 

Mes ftwm, haietm sein kunne — der Akk* Sing, wie PI. mlißte 

doch wohl -on lauten, der Dat. PL -om oder -on — muß man 

iif! dastehende Form entweder als Dat. Sing, eines awf. -hama^ 

als Dat, PI. eines stm. -kam erklären. 

Die Wage wird sich nach der zweiten Seite neigen , da 

nicht nnr an, hamr^ ph *iV, stm. ist, sondern auch bei einif^en 

der neun ags. Komposita mit hama starke Fleicionenj wie Akk. 

ifh bymhomas JudtUi II, Akk. i^ing. done fyrdhom Beow, 1504 

[liegegneiif ferner ein hahnvrihisches st Adj. scirhmn auftritt, 

le swf, Bildung aber nicht aufzutreiben ist. Ich denke demnacli 

^Bn eiflen stiu, Plural *gtuthama , Waffen k leid er '^ der sich auch 

inbaltUch wie der synonyme Plural kregil verhält. Da im Alt- 

. hochdeutschen von den Kompositis mit -lutmo doch eigentlich 

inar der lichanw hcÄcugt ist, ivoäU as. noch Jedarhanwp afriea. 

■■Hilif. 4. fUl-liial. IL IM. B4. «. Abli t 



18 



VL AlihAndlung: ▼. Grteuborg«r. 



hirthoma jpraeeordia* kommen^ hat man eben keinen Grand, 
von einer reichlich belegten Kategorie swm. Komposita inner- 
halb des kontinentalen Weatgerin., noch weniger innerhalb des 
Ahd. zu Sprech eDj die der Anfstellung eines stm, *gü(tham ab* 
triighch befunden werden könnte. 

Die Konstraktion des Verbttms gurlun^ das sicherlich das 
bekannte ahd. öwit. gurtm^ ist, wiewohl nach got< *fjairdan auch 
an ein ntv, gedacht werden könnte^ im folgenden Satsse mit dem 
Akkusativ der Person und schein har auch Akkusativ der Sache 
ist aufl^llig, während *guHun sih , . , ana oder *gurtMn , . , 
iro sueri . * . ubar ringa durchaus verständlich wäre — pirtrn 
mit dem Akkusativ des pers. Pronomens^ ohne Objekt ist ahd* 
genügend naehgewiesenj ä* B* umbigurta Mih (Cbriatna) O* 1V| 
11; 13 und fjurten mit Äkkoi^ativobjekt und präpositional regierter 
örtlicher Bestimmung läßt sich in ags* gyrd nu diu it^eord o/er 
d{n pdoh ,accinge gladium tuum circa femur' Bosw. Toll, auf- 
zeigen — ist die Hildebrandatelle mit scheinbar doppeltem Akku 
sativ, der Person nnd der Sache^ and außerdem mit prRposItional 
eingeleiteter Bestimmung ular ringa schwer zu begreifen. 

Aber mert ist wohl gar kein Akkusativ, sondern derselbe 
inatnimentalis singularia iu^riu^ der in Vers 51 steht, nur daß 
an dieser Stelle die instrumentale Flexion -u gesprochen und 
geschrieben ist^ in Vers 4 aber vor folgenden Vokal Ellsion 
erlitten hat. Bei dieser Auffassung hat der Passus keinerlei 
Schwierigkeiten mehr, gurtun »ih iro suert' ana ist konstruiert 
wie ags, , . * niainig , . . pegn^ gy^^^ A»^^ Ait sivurde Finnsb. lo 
oder hine te kdlga wer g^/rd^ grdsgan stoeord^ Ciedm. IBS^ 
wonach die örtliche Bestimmung uhar ringa mit der das Sub- 
jekt Sc. rekapitulierenden Apposition helidoi folgt. Jti^rt' ist 
also Singular, nicht Plural und ebenso sind Baro^ ringa gram* 
matisch zwar pluralia tanttim^ ^gudhama vermutlich ein kollek- 
tivischer Plural, aher in keinem Falle ist von beiden Rüstungen, 
Waifenkleidongen, Panzern, Schwertern zusammen die Rede, 
sondern nur von der Rüstung, dem Kleide, dem Panzer und 
Schwert jedes einzelnen der zwei Kämpen, iro im Komplexe 
iih - iro < ^uert setzt die Handschrift zwischen awei Pflokte, 
Efi ist md^ichf aber doch nicht durchaus sicher, daß das Fro- 
nomen hiedurch getilgt werden sollte, das in der l'at weder 
für den Sinu noch für den Ver« notwendig iBt 



BftH Hild«tirjii)clH]ied, 



19 



Dte Formdifferenz des Nom* PI, heUdo9 5 und der beiden 
Akk, PL masc» von Ö-Stämmen: nnjn 5 und hauga 31 gegen* 
über den Aasgleicliungen des Nom« and Akk. Plun as. -ob^ ahd. 

k-Q wollte Sckerer^ als eine ererbte, die got Flexionen qs und 
-^nt fortsetzende erklären. 

leb bin nicht dieser Meinung ^ sondern icb glaube, daß 

twir es im midebrandeliede mit zwei maskulinen Nominativ* and 

[Akknsativbil düngen der (j-8tämme zu tun haben^ von denen ei 

Mie gewühnlichej -ot aber eine auf persüntiche Substanliva wie 
ilidois und glanbüeb auch ^nunafatarungoi and *^fir€08 ein- 
geschränkte ist. Diese Nominativbildung auf *ai^ seltener *os, 
erscheint ja bekanutlicb auch in lateinischen Urkunden des 
8^ Jahrhunderts bairiseher wie alemannischer Herkunft bei 

Ldeatschen Ortsbezeichnungen^ und zwar vorzugsweise bei solchen, 

^die aoa Familiennamen mit dem patrony mischen Suffiste *inga 
«rwaehsen sind. Das Nebeneinanderbestehen eines pereönliclien 
Nom* Plar. Matzingns und eines sachlichen Äffaltrawanga in 
ain and derselben Urkunde von 798,* glaube ich^ muß auch 

^daa Nebeneinanderbestehen von helidos und ringaj hauga im 
Hildebrandsliede versüindlich machen* 

Da das etymologische, einfache, auslautende ** der got, 
Mexionen im An. zu -^ wird und im Westgerm, überhaupt 

t:flült| 80 ergibt sich von selbst^ daß das pluralische -os und -of 
des As. und Ags. mit dem got. -os^ von wlndoit z, B., nur unter 
der Bedingung gleich sein könnte, daß das s eben dieses mit 
dem von ahwos und sfabeis nicht gleich sei, daß aber, wenn 
got. windüB, akwos^ stab&is einen 9- Auslaut von ein h ei t lieher 

^Q^Iität besit^en^ die as.^ ags. und oberdeutschen maskulinen 
i^lorale auf -oj, -a* etwas Besonderes sein müssen. Aus dieser 
Überlegung ergibt sich mir, daß die ahd. nomiuativische Plural- 
endang der maskulinen dSlämme: -a etymologisch der an,, 
ftfries. -ar gleich sei und ebenso eine germ. Form -öz mit tönen- 
dem Auslaut zur Vorbedingung habe, wie ahd. gmitj an, g^tir^ 
got gaaUts eine gcnn. Flexion -Is, daß also die einheitliche 
Form des ahd. Nom> und Akk- Flur, taga aller Wahrscheinlich- 

fkeit nach geschichtlich die des Nominativs sei, sowie daß rhuja 

> Wilbdni Scfaerer« Die A-Deklmution im Hildebrandsliede. Z. f. d. A. 2e 

(isaä). s. 3äo. 



20 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

und hauga im Hildebrandsliede nicht bloß die Form des Akku- 
sativs bezeugen, soudern auch die des zugehörigen Nominativs 
darstellen. Wahrscheinlich aber wird es, daß got. windos nur 
die got. Auslautverhärtung besitze und somit in an. -ar, ahd. 
-a unmittelbar fortgesetzt sei. Dann aber hat die Erklärung 
der Flexion as. ob, ags. -a«, die in diesen Dialekten verall- 
gemeinert wurde und die andere Flexion verdrängte, von 
dieser selbst auszugehen, sich auf sie zu beschränken und fUr 
sie den Bestand eines germ. tonlosen Auslaut-« oder einer 
etymologischen Geminata -ss irgendwie zu ermitteln. 

Der folgende Satz do sie . . . ritun wurde bis auf Wad- 
stein, der eine Idee von Siebs benutzt, als Temporalsatz ge- 
nommen. Der notwendigen zeitlichen Folge der Handlungen 
zuliebe: erst ,rü8ten', dann ,reiten', hatte Kauffmann^ die Prä- 
terita rihtun, garutun^ gurtun plusquamperfektisch verstanden, 
während Heinzel^die alte v. Eckhartsche starke Interpnngierung 
nach iniiga wieder aufnahm und den vermuteten Temporalsatz als 
Einleitung des folgenden Hauptsatzes Hiltibraht gimahalta ansah. 

Aber weder eine Übersetzung ,sie hatten sich gerüstet, 
als sie zum Kampfe ritten' befriedigt, noch eine solche ,da sie 
zum Kampfe geritten waren, sprach Hiltibraht', denn am Kampfe 
ist es zunächst noch nicht, der wird erst eröffnet, nachdem die 
Unterredung keine Umstimmung bei dem Jüngeren herbei- 
geführt hat, und das Küsten wäre im ersten Falle, d. i. mit den 
angeblichen Plusquam perfekten ausgedrückt, keine lebendige 
Schilderung, sondern eine platte und höchst überflüssige Selbst- 
verständlichkeit. 

Hier hat Wadstein ' das Richtige gesehen. Der mit dem 
Adverbium do eingeleitete Satz ist gar kein Temporalsatz, son- 
dern ein Hauptsatz: ,da ritten sie zum Kampfe* (nicht mit 
Wadötein ,zu diesem KM) und gehört noch in die fort- 
schreitende, Glied an Glied heftende Schilderung der Vorbe- 
reitung zum Kampfe, die er als zeitlich Letztes abschließt. 

* Fr. Kauffmann, Das llildebraudsUed. Philologiache Stadien. Fettgabe 
für SievoM. llalli« 1896. S. 124-178. 

* Richard llriiizelf Über die ostgotische Heldensage. Wiener Sitsanga- 
berichte, hist.-phiJ. Klasse 119, lU. 

'"* Elis Wadsteiii, HeitrXge zur Erklärung des Hildebrandsliedes in Göte- 
borgs Högvküla» Ärsskrift, Hd. IX, 1903. 



Das HildebriindBUed» 



»i 



Nur wird es genügen, nach rmga Semikolon zu setzen statt 
der von Witd stein empfohlenen starken Interpunktion. Gewiß 
reiten die beiden Gegner auch bei dieser Interpretation nicht 
unmittelbar zum Kampfe, aber bei dieser Fassung ist es 
Jdar, daJJ der schUeßlich doch erfolgende Kampf eben nur vor- 
isgenommen ist. Ich hatte es für raöglieb gehaltenj das Prä- 
leritain i^üun und den angeblichen Temporalsatz zu verstehen; 
ils sie im Begrißfo warcn^ als sie sich anschickten^ zum Kampfe 
reiten^, womit die schildernden Prätorita rihtuu^ gariituUf 
guriun wohl vereinbar wären, doch ziehe ich jetzt Wadsteins Auf- 
fassung vor und halte von seinen Parallelen aus dem Holiand 
für die Wortstellung: temporales Adverhium, Subjekt, Verb um 
auch im Hauptsatze mindestens die Stellen Hei 378—382 thö 
ina thii^ mddar nam^ biwand Ina > . . endi ina . . , legda . . , 
luitilna vian . , , aw etia c7*ihMun . , . und Hei. 727^-73^ ihS Ae 
$ö hardo giböd^ H^röde» obar t» riki^ het tko is rinkos farmi 
« . « hU ihat »xe kinda m filu . , . h$bdu bin4min * , . ßo ßla io thar 
giboran würdig an twim gerttn aiogan für ausreichen d^ obwohl 
ich gar nicht übersehe, daß hier beide Male der mit ihn ein- 
geleitete Hauptsatz eine Reihe koordinierter Hauptsätze eröffnet^ 
wilhrend er im Falle des Hildebrandsliedes eine solche schließt^ 
was stilistisch doch wohl nicht gans gleich ist 

Der Sats oder eigentlich die zwei Sätze Hbt nua» Mroro 
matij ferake» frdtoro stehen parenthetisch zwischen den beiden 
Sätzen Hiltihrahi gimahalia . . . und her fragfm gistuont und 
motivieren den Umstand, daß der Altere zuerst das Wort er* 
greift^ aus der allgemein gültigen Sitte, nicht anders wie Nithnrd 
Historiar* libri 4 zu Oelegenhoit der zwischen Ludwig und 
Karl j£u Straß barg ausgetauscliten Eide motiviert LodhmdeMs 
iiuiem, quia maior natu, prior ßJSQf*$ua $%c cmpit Her fratjen 
ffiittwnt . , . definiert die Art der Anrede als die einer Frage, 

Die genaue Begrilfsbestimmung von Mroro verdanken 
wir Edzardi.^ Der Komparativ im Hildebrandsliede bedeutet 
wie ahd, hlriro Graff 4, 988 au» K jSentor* im eigentlichen 
Sinne und ist aus dem körperlichen Merkmal der Grauhaarig- 
keit entwickelt. Die gleiche Bedeutung »alt' kehrt im Positiv 
hirmno 54 wieder. Die Parallelen Edsjardis an, karr jgrau', i. b. 



> Sdtirii« Ztu» HildebrfttidjU^ in PBB S, B. 4@0— 490. 



TI, Abhandlung; r, GrUnberger* 



jgraBhaarig/ daher gebunden hdrr ok gamall ,grau und alt*^ 
hdrir jnenu ,eeniores popttli', ags. hdr ^senex^ engl hoar ,weiß| 
eisgraa' [germ. Grundform "^haira] lassen an dieser FeststeUung 
am io weniger zweifeln, als Hildebrand auch im deotscben 
Lioäe der alU und FAS 2^ 487 inn hdri Hüdihraiidr genannt 
ist Hinzufügen muß ich, daß das Substantiv in der Bindung 
Mrnro man nur eine untergeordnete Rolle spielt ^ etwa so wie 
in mhd, der difnman, d, h. wir haben hier einfach ,der arme^^ 
dort aber bloß ^der ältere^ zu Übersetzen, nicht Tollgewiehtig 
jder ältere Mann', In ähnlicher Weise ist das Substantiv aueh 
in gialtet man fast wie ^alter* 39 von geringem Gewichte, von 
größerem aber doch an den anderen Stollen; «ö friuntlaoi man 
23, mit SU9 iippan man 30, in mus herenw man 54 oder pl uralt seh 
chmnem mannum 28, von denen man höchstenEt die beiden 
mittleren nhd auch ohne das Substantiv übersetzen könnte. 

Das zweite Prädikatstiomeu ist frot&ro und man eiebt so* 
t:;leich, daß in den Komparativen heroro uod frotdro die formel- 
hafte Paarung der Adjektiva altß anti frote 15, ags, (kirn) , , , 
^aldum infrddum Beow* 1874, fī - , .J eold ond infrdd ebenda 
2449, ae. , ♦ - er* ffitjamalod 7nanu^ tkat was fruod gomo Heh 12 — 73 
gegeben ist, doch wird man hinsichtlich der Bedeutung des 
Komparativs sich anders entscheiden müssen. 

Gewiß frot in Hild» 15, aa^ fruod iu Hei 73 ist nach got, 
frojn .aweidgi co(p6g^ emip^utPf ffQ6pifA0g% ahd, fraai ,gnarQjS, 
sapiens* äu beurteilen und auf die Erfahrenheit des Altem zu 
beliehen. Daran denkt man zunächst auch in Hild. 8, doch 
hindert der Genitiv ferahes diese Möglichkeit. Es ergibt sich 
aus den tataäebhehen Belegen zu dem Neutrum ahd.^ i^,ferahf 
ags./<?orÄ, an. jJor, daß dieses Wort nicht ^geistiges Veruaögeu- 
noch das ,erlebtc Leben', aus dem Erfahrung gewonnen werden 
könntBi sondern ganz eigentlich das , innegehabte, persönliche 
Leben*, das , Lebendigsein' bedeutet: GraflF S, 682 jvita*', daher 
f§r§h$$ färSn nach dem Leben trachten Otfr., su^cfol w€ian ft- 
rahti ^für sein Leben furchten' aus Tat 36, 1^ wozu denn auch 
got.^air/re(m« ^näa^Oi;' als das ^belebte Dasein', d. i. die ^Summe 
atlea LebendigenS einstimmt* DemeDtsprecbend ist scboii iß 
MSD n*, 13 eine auf , Klugheit und Erfahrung* abzielende 
Auslegung der Stelle zurückgewiesen und fUr den Genitiv /e- 
rmh$$ L b. die ags. Entwicklung von ^Leben' zu ,Lebensatter^ 



Das Hildebrnndilied. 



2S 



geltend gemacht^ die z. B, in Beow. 1843 on mvä geonzfim feore 
,in so jug^end liehe m Alter' oder Beow, 536—537 tmeron hegen 
pd git (Wi gmgodfmre ,wir waren beide noch im Jugendalter* 
gewährt ist und in ic eom fr öd feores ^ich bin vorgerüekten 
Altera* Byrhtnod 317 mit dem identischen Adjektiv des Hild. 
V erbun den er schei n t . 

Es ist also dieses Adjektiv auch in Hild. 8 mit aeinem 
geschichtlich späteren Werte ^alt*, der in a3, enna frodan man 
^einen alten Mann* HeL 1173, in der ahd. Olosae froot vel 
langfari longaevuB Graff 3, 820 aus R vorliegt, der ftir das 
agf. frrSd reichlich bezeugt ist und vermutlich auch für die 
gesteigerte Form infröd der auagehobenen Boowülfstellen gilt, 
einzusetzen und ferahes frdtorö ,der Vorgeschrittene an Jahren' 
als hloße Variation zu Mroro man ,der Altere* zu betrachten. 

Die Frage, oh die Anrede Hildebrands an den jüngeren 
Gegner nicht bloß aus der Sitte, die dem Älteren dieses Recht 
wahrt j he^^ründetj sondern auch als Folge der gerciftereu Ein- 
sicht des Alteren dargestellt würde^ braucht demnach gar nicht 
aufgeworfen zu werden, da der richtig verstandene Text für 
sie keinerlei Grundlage enthält. 

Beispiele für gütantan^ gisidn als ,aDheben, beginnen^ 
bietet O I, 20^ 5 thiii kind gistuatun stechan jsie begannen 
(nach dem Befohl des Herodes) die Kinder zu töten* und IV, 
34, 16 aßer thestn imerkon gisttmnt er gote thankdn ,. . . be- 
gann er Gott zu danken^ ebenso Notker diu hiß . . . tmdrmen 
gestäi u, a.; für as. giätandan ,begegnenj widerfahren' ist diese 
Bedeutung nicht nachgewieseu. 

Fokem miortum^ d. i. ^paucis uerbis, mit kurzen Worten, 
geht auf die lakonische Knappheit der Anrede Hildebrauds, 

Der Genitiv /reo in 10 ist nicht mit /aicAöj sondern als 
partitiver Genitiv mit dem Fragewort uuer zu verknüpfen. 
Uuer . . .ßrea ist jWer der Männer, wer von den Männern'j 
und wird durch die örtliche Bestimmung in folcke genauer 
präzisiert. Da wir folc noch zweimal im HikL Vers 27 und 49 in 
der Bedeutung ^Kriegsvolk, Heerj Heer häufe*' aut reffen, werden 
I wir auch in 10 den Ausdruck nicht auf die ganze Nation, der 
Hadubrand angehört» beziehen dürfen, sondern vielmehr auf 

Ch anwesende Heer Hadubrandf^j d. h. die Frage scheint 
It zu sein^ daß der Vater des jüngeren Gegners noch 



24 VI. Abhandlang: v. Grien berger. 

am Leben — *fireo8 sind ja eigentlich die , Lebenden^ — und 
im Heere, in folche desselben anwesend gedacht wird. Zum 
mindesten die erstere Annahme des Fragenden ist zweifellos, 
da sie von Hadubrand Vers 28 und noch stärker betont 42 
in ablehnendem Sinne beantwortet wird. Anfechtbar ist viel- 
leicht die zweite dem Fragenden zugeschriebene Annahme, 
doch wird, auch wenn Hildebrand über die Anwesenheit oder 
Nichtanwesenheit des Taters seines jüngeren Gegners gar nichts 
Bestimmtes vermutet, die Bedeutung von folc als solche des 
örtlich anwesenden Heeres nicht abgeändert, da der Begriff in 
diesem Falle als pars pro toto fungiert. 

Von den folgenden Fragesätzen gehört der erste in 9 — 10 
dem Berichte des erzählenden Dichters an und behandelt des- 
halb den Gefragten in dritter Person. Sein historisches Tempus 
uiidri folgt aus dem des Hauptsatzes gisiuonty nicht anders wie 
in Hei. 4971 — 2 endi ina . , . frdgodun . . . htoiliket he folkes 
wdri, oder im Georgslied ehr quaht Gorio uuari . ehin ckoukelari 
als jeweilige historische Umsetzung des Fragesatzes ,welches 
Volkes bist du', beziehungsweise des Affirmativsatzes ,6eorg 
ist ein Gaukler^ 

Dagegen gibt sich der zweite Fragesatz in 10 eddo . . . 
du 818 entweder als Zitat einer von einem Dritten gestellten 
Frage, der auch Hildebrand selbst sein könnte, wenn er von 
sich in der dritten Person spräche, etwa , Hildebrand fragt dich', 
oder als Teil einer unmittelbaren Anrede, abhängig von einem 
nicht dastehenden Imperativ ,8ag' mir*. 

Da nun beide Sätze ungeachtet ihres verschiedenen syn- 
taktischen Verhaltens mit dem auf ursprüngUchen Parallelismus 
der Konstruktion weisenden Bindeworte eddo verknüpft sind, 
ist der Schluß unausweichlich, daß der Dichter die beiden 
SUtze, die in direkter Frage nur lauten konnten *uuer fireo 
in folche ist din fater eddo uicelthhes cnuosles bistu? bei der 
Umgießung in abhängige Rede ungleich behandelt, und zwar 
den ersten als reinen Objektsatz zu fragen konstruiert habe, 
den zweiten aber von einem zwischenhinein gedachten dritten 
Satze ,sag* mir* bestimmt sein ließ. Die ganze Frage, wie sie 
dem Dichter vorschwebte, haben wir uns demnach in der Ge- 
stalt * uuer fireo in folche ist din fater, segg' mi, eddo uuelihhee 
cnuosles bistu? vorzustellen. 



Dr3 HÜdebrandilied. 

Es ist nicht za verkennen, daß durch diese Form ulier ang 
des zweiten Fragesatzes eddo . , . du sta an Stelle eines parallel 
xum ersten gebildeten ^nddo uuelihhßs cnuosles k&r ^ eine ge- 
wisse Undeutlichkeit in betrefi" der Person, nach deren Ab- 
stammung gefragt wird, vermieden bleibt, denn bei der eben 
skizzierten Fassung wüßte man nicht, ob das Pronomen her 
sich auf Uadnbrand oder auf den ,Vater^ beziehe, ja man würde 
wohl geradessii versucht sein, die zweite, unzutreffende Beziehung 
hiueinzuleseii. Es ist forner zu beachten, daß der zweite Satz 
in 10 eddo . . . du $t$ y er möge seines Überganges zur zweiten 
Person von der erzählenden Form uuer . - . uudri zum nn- 
mittelbaren Zitat der Rede in 11 ibu du , , , sagis hinüber- 
leitet und daß Ergänzungen an dieser Stelle, bestimmt, die 
uns als solelie erscheinende Sonderbarkeit der ganzen Fügung 
zu ebnen, nicht zugleich aus einem Bedürfnisse nach Er- 
gänzung des Sinnes, an dem ja gar nichts abgeht, begründet 
werden kiSnnten. 

* Sagen in 11 heißt ^anfUhren, namhaft machon*- Aber 
grundsätzliche Verschiedenheit der Bedeolung dieser Form dos 
Verbums von der Form segijm ließe sich nicht behaupten^ denn 
äaßriftn m 14 und 40 ist ebenso ,herichtenj erzählen* wie 
9€ggen in L 

Zu Snan ergänzt sieh ''^dines cmuosles^ ebenso zu de odre. 

Der reflexiviscbe Dativ des persönlichen Pronomens beim Ver- 

bum »wissen' ik mi , . . utiH findet sich auch Casdmon ^ 443 

wUte him sprdca fela, ähnlich auch beim Verbum ,scin^ Hild. 37. 

Die Behauptung Hildebrands, daß er nach Nennung des Namens 

^Änes Angehörigen der Sippe seines Gegners auch die aller 

Ihrigen kenne, ist onomiitologisch bedentungsvoU, Sie setzt 

roraoB, daß die Namen der gleichzeitigen Individuen einer 

lation auch eine jeweils individacUo Prägung besitzen and daß 

'Gleichnamigkeit gleichzeitiger Individuen verschiedener Sippen 

weßig&tcns nicht erwartet wird. 

Begründet wird die Behauptung mit dem Satze in 12. 
Zwischen beiden Sätzen tA; w** . , . uuet und ... chüd i$t mi - . . 
steht der Vokativ chind^ parallel zum Vokativ du im Konditional- 
&tze Ton 11, grammatisch eine Wiederholung des angespro- 



1 il^. Tom BoQterwek, EiberfeLd 1S49— 50. 



26 



VL AbhftiidltLfig: y, Orteftber^ar. 



chenen Sabjektes, zu übersetzen als Junger ManD^ denn 
Ifadabrand muß aaf 31 bis 37 Jahre geschät^/t werdeih 30 Jahre 
betrügt nach dem Folgenden die Abwesenheit Hildabrands und 
anf 1 bis 7 Jahre werden wir das barn unuuahdan von 20, da^ 
keine persöaliehe Erinnerung an seinen Vater bewahrt h&l^ 
veransefalagen mÜflseD. Man darf wohl annehmen, daß chind 
die Geltung einer herkömmliehen Titulatur im Verkehre von 
Alteren mit Jüngeren besitze. , Leiblicher Sohn* kann das Wort 
an dieser Stelle selbstveratändlich nicht bezeichnen^ da Hildebrarid 
ja noch gar nicht weiß, wer ihm gegenübersteht. Die materietie 
Bedeutung »tiüns* ist übrigens eelhst Vers 51 nicht an das ein* 
fache Wort chind geknüpft, sondern an das des näheren be- 
stimmte »mUat chind. Syntaktisch gehört die Anrede junger 
Mann^ eher zum vorhergehenden als zum folgenden Satze. 

Der in der liandscbriü unzweifelhafte Komplex min wird 
von den Herausgebern in der Kegel %vl *imV korrigiert^ d. h* es 
wird ein Fe liier der graphischen Wiedergabe angenommen, der 
tlurch das optische Mittet der Verlesung von r zu n gegangen 
wäre. Zugleich einer der Beweise fiir Abschrift des »Htückea 
nach einer Vorlage, nicht Niederschrift aus dem Oediichtnisse.* 

Die volle Form mir steht auch in 50, wobei aber die 
Stellung vor Vokal für die Bewahrung des außUutendcn r nicht 
entscheidend sein kann^ da 1 1 gleichfalls vor Vokal du mi enan 
haty eher vielloicht die Entfernung des am Endo des Veraee 
stehenden Verbums gifasta vom Pronomen. Bei größerer Nähe 
des Verbums^ die ein proklitisches oder enklitieehea Verhältnis 
des Pronomens zu diesem zuläßt, steht in Hild. sonst nur mi; 
so proklitisch in beiden Sätzen von U, nur durch dag Jeweilige 
Objekt enan und de odre getrennt ^ enklitisch in dat »agHun 
mi 14 und 40* Die Analogie spricht demnach für chäd i$i mt, 
nicht für *cäö<I iti mir. 

Ich trenne und erkläre den Komplex min als Dativ mt 
mehr n\ d. i. dem vor folgendem Vokal apokopierten» temporalen 
Advorbium: as.^ ahd, «5 »nun^ denn, jetzt, nunc autem^ auteni% 
das nach Braune' im Naehsatse die Bedeutung ,enim, ergo, 

> Otto Selmieder, B«mer1ianf«ii aam Hilde br&ndsltede in Symbol ae Jo»chi* 

ni^d. ß«rliD 1)^0, Teü I [p. 180— 31 ä], p, 191. 
* Wilhdai Bmun«, Althoehde^ttebet Le«#-biick 4. Aufl. H«IU 1S&7; a fSS 



Das Hildebratidsli^d. 



j^ttir' hat und motivierend wirkt. Eid Beispiel fiir zu voll 
shende Eiision des Vokalea in diesem Worte gewährt U. I, 
19, 1 ni laz iz n^* {intarmuari: thia muatBr thdrafuari'^ in 
Hild. 12 ist die EltBion in der Aussprache vollzogen und der 
Vokal in der Schreibung nicht wiederhergestellt. 

Darüberj daß das ^ chunincrtchi Italien, genauer daa Reich 
der Ostgoten in Italien sei; besteht kein Streit ^ wohl aber über 
die Beziehung der Ortsbe Stimmung in chuninertche ira Satze. 
Braune* empfiehlt mit Nachdruck starke Interpunktion nach 
diesem Worte und rUckgewandte Verbindung dieser lokalen 
Bestimmung mit de odre. Begründet wird diese Aufstellung 
aus der Wortfolge chüd ist mi, nicht *i#t mi cküd^ vorzugs- 
weise aber aus der angenoraraencn Bedeutung von irmindeot 
jdie ganze Welt*^ materiell ,die Gesamtheit der germanischen 
Heide nsippen^^ die ja allerdings auf das italische Königreich 
der Oötgoten nicht eingeengt werden könnte. 

Aber von dem Gewichte des Elementes innin- im Kom- 
positum sollte man sich doch keine allzuweit gehenden Vor- 
stellungen machen. 

8o konnte der Helianddichter in 1298 statt , , , allarQ ) 
irminmanno ohne Abbruch des Sinnes auch *allaro manno aa* 
gen, aber er bedient sich des Kompositums, weil er den Halb- 
Ter» fiülen muß und eine vokaüsclie Alliteration braucht» und 
m »eigt sieb zugleich, daß nicht *iVmmwtaUj sondern *aUe 
irminman der Variation *gumono cunni des nächsten Verses 
entspricht. Ebenso ruht der Begriff der Gesamtheit in Heh 340 
ir alla theia irminihiodj lafe, ,uni versus orbis' auf aUa^ oder 
'm ist für diesen Zweck der Plural gewählt, wie Heh 1034 
irminthioda gleich tkeMa werold des vorhergehenden Verses, 
oder ebenso 1097 irminthßoda entsprechend dem umroldtnki 
defl folgenden Verses, oder beides zusammen in Hei 3315 allon 
. - . irmintheodmu So ist auch Beow. 1951 keineswegs das 
einfache Kompoeitura ^eorinenryn dem *€al moncyn von 1955 
gleicbzusetzeni sondern erst das örtlich definierte *mmienc^ 
hi $tvm turSonum ,das große Volk zwischen den die Erde um- 
gebenden Meeren^. Zieht man des weiteren in Betracht^ daß 
im Hella ndabachnitte 2846 ff. für die Christo folgende Schar 



' Wilhtlm Braamt^ Irmindeot uttd irmingotj PBB XXI, Halle 1890, 8. 1—7. 



28 VI. Abhandlang: y. Grienberger. 

von Zuhörern hintereinander die Aasdrücke thesaru menigiy 
that gumono folcy thea scola, that folc, gestdi mikilj ihemu gum- 
skepie, thero meginthioduy folc . . . gisamnod . . . fan allun toidun 
wegun gebraacht werden, in denen, soweit sie nicht neutral sind, 
zum Teil die große Zahl, zum andern Teil die bunte Zusammen- 
setzung der Menge zum Ausdruck gelangt, so wird man hin- 
sichtlich des einzigen Beleges des Kompositums irminthioda 
Hcl. 2849, den Braune mit der Bedeutung ,große Menge' gelten 
lassen wollte, sich der Erkenntnis nicht entziehen können, daß 
diese Wertbestimmung zwar vollkommen richtig sei, daß sie 
aber doch keine Ausnahmestellung dieses Beleges gegenüber 
den anderen begründe, bei denen der Begriff der Gesamtheit 
oder Universalität, wie Braune wollte, eben nur durch al oder 
andere Zusätze erreicht ist, ohne daß er dem nicht weiter be- 
stimmten Kompositum allein jemals zukäme. 

Da nun der Begriff des mittelhochdeutschen Wortes diet 
in betreff der Zahl ein fließender ist und wohl auch in alter 
Zeit gewesen sein wird, tun wir ein übriges, vielleicht über- 
flüssiges, wenn wir für irmindeot den Begriff ,Nation', der ja 
gegenüber dem ,Stamm' die Vorstellung des Größeren schon 
enthält, allesfalls zu ,großer Nation, großes Volk' erweitern. 

Es liegt aber gar nicht daran, daß Hilde brand nicht 
hyperbolisch sagen könnte, im Sinne Braunes gefaßt: ,mir ist 
alle Welt bekannt' und daß al irmindeot nicht ,alle Welt' 
bezeichnen könnte, wenn ich gleich Wadstein Braunes Inter- 
punktion bestreite, sondern daran, daß *de odre (dines cnuosles) 
in chunincriche eine höchst überflüssige und sachlich möglicher- 
weiBe gar nicht einmal zutreffende örtliche Fixierung des 
Geschlechtes enthielte, während es sich doch nur um Feststellung 
der Sippe als solcher mit allen ihren Angehörigen handelt 
Wühl aber verträgt irmindeot^ richtig als , Nation' verstanden, 
nicht nur eine solche örtliche Bestimmung, sondern verlangt 
sie sogar. 

Bei dieser Auffassung steht der Vokativ chind in näherem 
Verhältnisse zu dem vorhergehenden Aftirmativsatze als zu 
der folgenden Begründung, weshalb ich beide Verse übersetze: 
,wenn du mir einen namhaft machst, weiß ich mir die anderen, 
junger Mann; mir ist ja die ganze Nation im Königreiche 
bekannt'. 



Dm HildebrnridÄlied. 



Ke Vers 16 bis 28 füllenden Nach richten vom Namen 
imd vom Schicksale seines Vaters leitet Hadubrand in 14 — 15 
mil d^r Berufung anf seine Gewährsmänner ein. Es sind ^unsere 
Letite'i d. i. die Volksgenossen Hadixbrands, die üim von seinem 
Vater erzählten; sie sind alt und der Sache kundig, sie reichen 
mit der Vollkraft ihres Lebens bis in die Tage von llildebranda 
Flucht iiinauf, das und nichts anderem steht da und die Befllrch- 
tung Trautmanns,* man könnte ans dem Relativsnt^ in 15 eine 
Berufung auf verstorbene Zeugen herauslesen^ die ^zwecklos, um 
nicht 211 sagen unsinnig' wäre^ ist anbegründet. 

über die ganz irrelevante Sachen ob die Gedenkzeugen 
Hadubrands in dem Augen blicke^ da er mit Hildebrand spricht. 
itocli am Leben seien oder nicht^ enthält der Relativsatz dea 
irkina uuarun keinerlei Andeutung, sondern er berichtet nur, 
was er soll, daß diese Leute zur Zeit der berührten Ereignisse 
'nicht wie Hadubrand Kinder, sondern erwachsene LeutCj Alters- 
genossen Hildebrands oder Männer noch reiferen Alters waren. 
Das Tempora lad verbium erhina fllhrt von dem Zeitpunkte der 
stattfindenden Unterredung aus in diese alten, längstvergan- 
genen Tage zurück und ist, wie schon M8D H^ mit Recht 
bemerkt wird^ nichts anderes als mit enklitischem hina ver- 
mehrtes er yvormals*, wie ähnlich nhd. voVÄt», fr&herhiuj /ilr- 
derhin^ ahd. mit umgekehrter Wortfolge /ofi dlUn zHin hina 

Otfrit ad monachos St. G&Ui 1S6, 

Auch dafür, daß das Possessivpronomen ü&ere mehr aus- 
drücke als bloße Volksgemein Schaft j Verwandte etwa, oder 
abhUngige Dienerschaft bezeichne ^ findet sich kein Anhalt. 
.Hadubrand bleibt nach dem Folgenden ohne männliche Sippe, 
Am Erbes verlustig bei den Weibern zurück; nicht das Kind 
Hadubrand^ sondern der heranwachsende Jüngling erhält von 
seinen Stammesgenossen vorgeschritteneren Altera Nachrichten 
in betrefi' seines Vaters. 

Äußerlich erinnert die ganse Stelle an die formelhafte 
Wendung zur Beglaubigung reehtlicber Feststellungen durch 
Oadcnk£eiigei], z. B. am Ende der zweiten Wirzburger Mark- 
bea^hreibmig : mq sagant (sagen sie)^ daz m u Uuirzihurgo 



> MoritsTritttm&nn^ Flnn uml IIKilerbriind. Bonfirr BritrSf e xur An^tiailk, 
Heft 7, Bann 1903, a tiT— 131. 



30 VI. Abhandlung: v. Grienb erger. 

marcha unte Heitingesueldöno . . . (dann des näheren aus- 
geführt) Diz sageta Marcuuart . . . (18 Namen von Zeugen), 
oder an die Worte des SchlußprotokoUes der Notitia Arnonis 
V. J. 798: noticiam uero istam ego Arn . . , a uiris ualde seni- 
bu8 et ueracibus diligentissime exquisiui . . . isti sunt nomina 
monachorum . . . laicorum nomina ista sunt, qui per sacra- 
mentum factum ab antecessoribus suis ita se audisse testiß- 
cauerunt, ut supra scriptum est . . ,^ 

Die Verwandtschaft der Berufung Hadubrands dat sagetun 
. . . üsere liuti mit Diz sageta Marcuuart ... ist nicht zu ver- 
kennen und ebensowenig, daß die liuti, alte, frote den uiris 
ualde senibus et ueracibus entsprechen^ nur daß in der Phrase 
des Hild. nicht die Vertrauenswürdigkeit, die Wahrheitsliebe — 
u^races — , sondern die Kenntnis der mitgeteilten Tatsachen, 
die Kundschaft um eine Sache, das Wissen — ß'ote — zum 
Ausdruck gebracht ist.* 

Inhalt der bezogenen Mitteilungen ist zunächst nur der 
Objektsatz in 16, der den Namen des Vaters nennt, dessen 
Verbum im Konjunktiv steht und das indirekte Zitat anzeigt. 
Weiterer Inhalt ist aber auch der ganze Komplex der Verse 
17 bis 28, wobei anzumerken ist, das 17 bis 21 die Form des 
wörtlichen Zitates der Gewährsmänner besitzen, während 22 bis 
28 als direkter, persönUcher Bericht Hadubrands auf Grund 
der ihm gewordenen Mitteilungen erscheinen und mit der dem 
Sprechenden allein angehörigen Folgerung ni uu4niu t'A . . . 
schließen. 

Auszuschalten aus dem Berichte, der auf den der ange- 
rufenen Zeugen zurückgeht, ist ferner der Satz 16, 2 t'A heittu 
Hadubrant, da die Kenntnis des eigenen Namens selbstver- 
ständlich nicht der Vermittlung durch die bejahrten Gewährs- 
männer bedarf. 

Gihueit in 17 ist ohne Reflexivpronomen gesetzt wie auch 
zweimal im Hei. 4928 — 29 thie fiund eft getcitun || fan themu 
berge te bürg und 4232—33 ant[h]at thiu Höhte giwet\\sunne 
te sedle gegen den gewöhnlichen as. Gebrauch mit demselben 

' Die Arnoiiischen GüterTcneichuisse, herausgegeben von W. Haathaler. 

Salzburg 1S98. 
' In ähnlicher Weise jetzt auch Ehrismaun, Zum II i Idebrandslied. PBB 

32 227—229. 



I 



wie HeL 356 gitmt im oder 3663 f^ewitun im mtd tVo drohtine 
^aniud. Die Phrase ^osiar giunttan ,nach Osten geben* ver- 
hält eick ao wie ags, *nitfer gewitan ^niederstürzen* vom Berg- 
bache gesagt, oder ^of life gtwitan ,aüs dem Leben scheiden* 
aoB Beow. 1360, 247 L 

Das Adverbiam hina in 18 geht aaf 6§tar in 17 zurück^ 
wiederhoit diesea Ortsadverbium mit einem anderen allge- 
meineren, nur die Richtung anzeigenden Ausdrucke und führt 
den Satz von der Flacht llildebrands weiter. Diese Wieder- 
hotuQg in 18 ist notwendig, da der Satz *fom her 6»iar ffihueit 
^miti Theotrihhß durch die motivierende Parenthese ßoh her 
(haehres 7Üd ^cr floh vor dem Hasse Otachers' zerrissen ist 

Eine älin liehe Parenthese mit motivierender Wirkung ge- 

mhrt Uel. 2895 — 9*5 ßoh that barn godes J gelaro gelpquidij 

iie zwischen 1 and 2 in das System der 3 einander beigeord- 

ueteu Sätze . . . ac for imu , . , endi . . , Mi , . . eiidi . . . glhud 

hineingestellt ist, um die Wanderung Christi in das Gebirge 

aufzuklären. 

Diese Parenthese auch auf 18^ l auszudehnen ist nieht 
ttmlieh, da in diesem Falte das wegen des Objektes nid — 
vgh HeL 52 wid fmndo nith ^gegen den Haß der Feinde* — 
transitive Verbnm ^fliehen' zufolge des dann enger zu ihm ge- 
hörigen Adverbiums hina zugleich intraasitiv gebraucht sein 
milßte. ^nid ßeohan läßt sich mit *hina ßeohan nicht wohl 
vereinbaren. 

Der Ausdruck degan hier 18 und in 3ö geht auf ein 
Dienstverhältnis, daher im übertragenen Sinne * joiei thegan aus 
Otfr* an Ludwig 42 und as, "^gode thegan thi&non aus Heb 861 — 2, 

Der Name Dietrichs ist zwar nicht gleich den Namen 
der beiden Haupthelden des Liedes stilistisch variiert, erscheint 
aber in dreifacher lautUcher Form: Anlaut d in 22 und 25, 
th in IH, Diphthong eo in 18, 2j% Monophthong e in 22, lang 
i im zweiten Teile 25, Ktlrzung I in 18 und 22, inlautende 
Spirans hk in 1 8 und 22^ altes aspiriertes i^ in 25. Es scheint, 
daß Verkürzung und Verschiebung der Aspirata zur gutturalen 
Spirans zuerst in den Obliquen eingetreten ist, und zwar so, 
daß neben ^äeotrihhes^ ^ddotrihhß auch die zum Nominativ 
^JUfttrik stimmenden und später vielleicht geradezu von ihm 
bMioflußten Formen ^dcoirikes und *iUoirik4i mit Nebenakzent 




32 VI. Abhandlung: v. Grien berger. 

auf dem zweiten Teile gebraucht werden konnten. Die Kürzungs- 
erscheinung ist zu der in uuillhhH Hild. 10, ahd. welikir^ soli- 
her Braune, Ahd. Gramm. § 292 analog, d. h. der Dativ in 
18 und 22 *d^otrihhä ist nach Art etwa eines Nom. PI. wdlihä 
mit Akzent auf der ersten Silbe und ohne Nebenakzente auf 
den beiden folgenden Kürzen zu lesen. 

Die Beziehung des Possessivpronomens sinero in 18, 2 auf 
Dietrich, die Heinzel S. 43 und Roediger in seinem zweiten Bei- 
trage* S. 175 befürwortet hatten, wird MSD IP, 18 mit den 
Worten: ,aber der Halbvers kann von miti nicht abhängig sein* 
zurückgewiesen. Auch Wadstein ist der Meinung, daß von 
den Gefolgsleuten des Hildebrand, nicht des Dietrich, die Rede 
sei, und stützt diese Ansicht u. a. durch Verweis auf ^idreks- 
saga Kap. lö, nach der dem seine Heimat verlassenden Hilde- 
brand 15 Ritter folgen. 

Aber an dem Gebrauche des substantivierten Adjektivs 
ßlu liegt es doch keineswegs, daß nicht miti . . . filu konstruiert 
und die Gefolgschaft auf Dietrich bezogen werden dürfte, 
denn die Belege, die KögeP hiefÜr aus dem Ags. und Mhd. 
nachweist, erhärten seine Behauptung, daß ^Zu jeden Kasus, 
somit auch den Dativ vertreten könne. In der Tat, wenn ags. 
mid wita fela Cri. 1548, mid feala tdcna Ps. 77*', for wintra 
fela Gen. 2199* möglich und mhd. mit süezer viddcßre vil 
W. Wh.** zulässig ist, kann doch nicht gezweifelt werden, daß 
trotz dem Entgange eines Beleges aus dem Ahd. doch auch 
miti sinero degano filu verbunden werden dürfe. Da nun des 
weiteren im Ahd. das Possessivpronomen nn nicht wie im 
Gotischen auf das Subjekt des Satzes eingeschränkt ist, so ist 
nichts dawider, in dem Satze ,vor alters ging er nach Osten 
. . . mit Dietrich und vielen seiner Gefolgsleute*, das Gefolge 
auf Dietrich und nicht auf Hildebrand, der nach Vers 25 selbst 
degan ist^ zu beziehen. 

Die bunten Meinungen der Kommentatoren über Form, 
Stellung und Bedeutung von luttila in 19 verflüchtigen sich 
mir vor der klaren Einsicht, daß das Wort substantiviertes 

* Max Koodigror, Nochmals zum Hildebrandsliecle. Z. f. d. A., Bd. 35 (1891). 

* Rudolf Köj^cl, Geschichte der deutÄchen Literatur, Straßbarg, I, 1, 1894. 
^ (irein, Sprachschatz der ag«i. Dichter. Kaü.sel und Gnttin^D 1861. 

* Benecke .^ 313. 



Du HUdebraudeHed» 



33 



Adjektiv mit der Bedeatang ,ein Kleines^ d. i, ^eln kleines 
IKind^^ sei und mit dem in 30 folgenden Ausdrucke bam un* 
iwoAtan im Verhältnis der Variation stehe (also keineswegs 
Tautologie I\ nicht anders wie HeL 380 — 382 . . . ina , . . luttilna 
mmnf t^mt kind , , > oder 1^4 — 96 erbiward . , . godctind ffiitno 
. . . tarn, beide Serien vom Chriatuskindej oder HeL 193 — 194 
thin qtiän . * * idis . , , you Maria gesagt. 

Diesen Sachverhalt hat gleichfalls Wad stein ganz richtig 

dargestellt und i. h hervorgehoben , daß die Substaiitiviening 

des Adjektivs von der gleichzeitigen Setzung oder Nichtsetzung 

ides Artikels nicht abhilnjje. Derartige Beispiele für Substan- 

rtivterang ohne Artikel bieten meines Erachtens die zweite 

bairisebc Beichte in ih iuntigo ^ich Sünder', oder die Mainzer 

deichte thurphtigon nintphiec * , , ?[daß] ich den Annen nicht 

lufnahm . * /. — Das neutrale Genus von luiiUa stammt aus 

Istner ursprünglichen Bin dang wie (bam) Uof endi luttil Fleh 

740, oder ahd. liuzU chind ,puer parunlus* Is. 9, 4, nhd- ,da8 

Kleine*, d. i. ^Kind*, ist also wie in dem got nentralen Demi- 

nntivura hamih ans dem Genus des zugrunde Hegenden Sub* 

stautivs fortgefllhrt. 

Eine Apposition zu den beiden Ausdrücken 0ir ,paranlu8* 
ißt das in 21 stehende substantivierte Adjektiv Itwsa^ bezie- 
hungsweise näher bestimmt arheo lama ,ein ErbeloseB^ 

Aus der offenen Form *ar5eo laas mit dem Genitiv Plnr. 
des Substantivs statt eines dem ahd. erbdos ^exhieres* GraflF 
2j 268, ags« UrfeUa$ entsprechenden Kompositums, die hier 
gleich winigea iMium Beow. 1664, 1 neben wrdccafn] win^ 
JäoMum ebenda 26 13, 1 einem Bedürfnisse des poetischen Aus- 
ßkes, im Falle des Beow, allerdings auch einem solchen 
des Metrums dient, müßte man nichts für eine besondere 
Numnoiernng der Bedeutung schließen und etwa an nehmen * 
daß *ar6eo laQ$ ,der Erbgüter beraubt* bezeichne, wohl aber 
iat dies, wie Kauffmann ^ gezeigt hat, als materieller Inhalt der 
Stelle anzuerkennen, denn der Verlust der Erbgüter muß in 
irgendwelchen äußeren Vorkommnissen begründet sein und 
diese sind vermutlich io Vers 17 angedeutet. Der Schluß, daß 



* KAnffinmcm» Du Hildebfändili^, m Phllologiiche Studien. Festfab^ fUr 
filev«» 1896. 
illiu|ibtr. «. pkiL-hiil. Kl. ISd. Bd. $. k%\, t 



84 



VL AhhftBilliiti^: V. Grt«iib«rg^r* 



Hildcbrund im Kampfe mit Ötacher seioe Beaitxuiigen ver 
lareii habe, schtiint mir Uber^eageod zr sein. 

Das Verb um furlataUj de&sen Präfix In furnam ^raffte 
hinweg' HÜd. 41 wicderkelirt — es entspricht dem as. ^r> 
far-t fortuimy farnam Hei 761, 4111 ^ 2507 — wird am ein- 
fachsteD als ^deserere, relinqaere' veretandeii; dessen Objekt 
dann natargemiiä lutiila ist und zu dem die örtliche Bestimmtitig 
in lanißj d* i. das * ckunincrichi von 12, gehört. ^ZurUck lassen" 
bedeutet ja das Verbum auch in der as. Parallele Hei. 1184 
iro aldan fader mjiu forlHun ^sie ließen ihren alten Vater 
aUein ssurück' nnd es ist nicht am Platte ^ dasselbe bloß als 
^ainsre' zu verstehen und im Sinne des nhd. ^sitzen lassen^ mit_ 
iiUen unmittelbar »u verbinden. 

Der Infinitiv, den man englisch mit ^tc dwelP oder ,dwell-" 
ing^ ausdrücken könnte, mehr der örtlichen Bestimmang prüt' 
in hüre ist vielmehr eine Art von Konsekutivsatz, d. h> daa 
Verweilen des Kindes im Frauangemache ist als unmittelbare 
Folge des Zurückgelassenseins hingestellt Eine neuhochdeutsche 
Übersetzung ,er ließ daheim ein Kleines zurück, sitzen im 
Frauengemache' dürfte dem Sinne der Hildcbrand&telle ge- 
nügen, während, wenn wir an Stelle von ^zurücklassen^ nbd, 
^verlassen' wählten, der Nebensatz in der neuhochdeutschen 
Übersetzung besser iu eine Parti zipialkonstraktiou verwandelt 
würde: »er verließ daheim ein Kleines, sitzend (verweilend) im 
Fraaengemache^ 

^prüti hür ist eine flexi vische Anäöaung mit dem Qenitiv 
Singularis an Stelle des ags. Kompos. hr^dhnr n. ,dfts Frauen- 
gemaehS verhält sich also wie die Aullüsung ^arheo lao$. 
Von der Mutter des zurückgelassenen Hadubrand ist im Liede 
weder expressifi verbis die Rede^ noch braucht von ihr inhalt- 
lieb die Kedo äu sein, denn die Weiber, unter deren Obhut 
da» luHnnliche Kind mich germanischer Sitte bis zum siebenten 
Lebensjahre verblieb, konnten auch dienende Weiber sein und 
mußten sinne Mutter nicht notwendig einschließen. 

Vüllip; Ubortlnfidig ist es, hinsichtlich der Form pr^t sich 
mit der ErwÄgang eines gelegentlichen konsonantischen Qemtivs 
7M licfftfi«en. l>er [Jmlant dos a^. Wortes iryd, der aa* Noni* 
Flur* brüdi und die Obliquen as. Dat. Sing, br^di Cott, iriHiw 
Mon.^ Dat. l'lnr brüdiun Hei. |jaj»sim, ahd. Ut^ii. 6riile Qraff 



Di^ HildobräHfliUed. 



36 



3j 293 zeugen ftir i^Theraaj der ahd. Nom, Sing, hrüi and der 
as> Akk. Sing, brüd widersprechen nicht. Nichts ist einiacher, 
als prüi* in aus *prüH in im Wege der Elision 211 erklären^ 
die der gesprochenen Sprache gemäß ist und in der Nieder- 
schrift hier eben keine etymo logische Korrektur erfahren hat. 
In gleicher Weise begreift sich im folgenden Satze die 
Form kera& mit ihrem haplo graphischen r ans der engen ProkHs© 
des Pronomens her vor dem Verbum "^raet im gesprochenen 
Kumplexo. Zu der sich ergebenden Anflöanng ae statt der 
Ligatur cb in 1 and 16 vgL man furlaet 19 oder eomaer 

Dieser Satz selbst^ zn dessen Adverbium man as. ostar 
hinan Hei. 57 t vergleichen kann — syntaktisch verhält sich das 
etwas anders als die getrennte Kombination f^itar , . , Ätna von 
17 and 18 — rekapituliert die Tatsache der Flucht Hildebrands 
nach dem Osten, ohne dieser etwas Neues hinzuzufügen, und 

\ gewährt als rückblickende Zusammenfassung, die man im Sinne 
Hadubrauds vielleicht schmerzlich betont denken darfy zugleich 
die Anknüpfung für die im folgenden 22 — 28 ansgefuhrte Oe- 
dankenreihe. 

Die Erklärung des ersten Satzes derselben, Vers 22 
und 23, haftet an der von darha und "^gistantan, wobei man 
sich außerdem vor Augen halten muß, daß dieselbe Phrase 

^darba gistdntun auch in 2ö, nur mit der Konjunktion unti 

^«iugeleitot, wiederkehrt. 

Daß darba an beiden Stellen Nom. Plur, des atf, got. parba 
^imi^f(ng% parhoa jha%€^7jfia% as, tharfj ags. pearf ^Bedtlrfniö*, 
Ähd, darha ,priuatio, ieinnium' Graff 5, 215 sei, erhellt aus 
dem Plural des Verbums und eben dieser Plural schließt die 
Möglichkeit ans, daß das Substantiv in einer den althoch- 
deatseben Glossierungen jBeraubung, Mangel entaprechenden 
Bedeutung verstanden werde (LachmannJ, wenn auch diese 
Bedeutungen, wie neuerdings Wadstein S. 20 betont, für diesen 
Dialekt die einzig bezeugten sind. Die Phrase darha gigtmtttn 
kann nicht beißen , Dietrich verlor seinen Vater Hildebrand\ 
denn der Verlust als notwendigerweise einmal gesetztes Gc* 
schehen verträgt keinen Plural des Substantivs, er vertrüge 
eben nur ,priuatio% nicht ,pnuationes\ Wohl aber reimt sii'h 
der Plural mit der Bedeutung ^Bedürfnis', indem er mehrfache 



36 VI. Abbandlang: v. Orien berger. 

yBedUrfnisfälie' zu einem koliektivischen Begriffe zusammen- 
faßt. Die Bindung ist also in der Tat mit Heinzel S. 43 nach 
as. Hei. 1187 was im is helpono tharf, 2298 toaa im b6Umo 
iharfj 3370 nu is mi thinaro helpono tharfy ags. Beow. 201 
pa htm wcßs manna pearf zu übersetzen, wenn auch ein Plural 
des Substantivs bei dem formelhaften Ausdrucke der as. und 
ags. Belege nicht nachweisbar ist. 

1^1 it dem koliektivischen Plural des Substantivs hängt es 
auch zusammen, daß ich das Verbum *gi8tantan ^stare^ nicht 
wie in 8 als ,anheben, beginnen', sondern als ,manere, bestehen, 
andauern' übersetze, in einem Sinne also, der dem got. gasian- 
dan als ,stehen bleiben, verweilen' nahe Hegt. Nicht die ein- 
fache Aussage des Bedürfnisses Dietrichs nach Hildebrand, 
sondern die gesteigerte des dauernden Bedürfnisses ist nach 
meiner Meinung in den beiden Stellen enthalten, für deren 
zweite ich sogleich ausmachen kann, daß das dem ahd. umi, 
um entsprechende unti nicht wie in 65 mit dem Werte 
,%tsque\ sondern mit dem die Gleichzeitigkeit zweier Hand- 
lungen bezeichnenden ,donec, dum, cum', deutsch ,so lange 
als', wie 0. HI, 6, 32 um er hiar girestity oder HI, 20, 15 um 
ther dag 8<nnit, IV, 31, 16 um er uuas hiar in libe wieder- 
zugeben ist. 

Den einleitenden Komplex d(& in 22 als eine nicht getilgte 
Dittographie, eine Vorwegnahme aus dem folgenden Namen 
detrihhe zu begreifen, bin ich nicht in der Lage. Die im fol- 
genden Verse stehende wirkliche Dittographie faUreres ist 
nichts Analoges, denn die doppelte Buchstabengruppe er folgt 
hier in kontinuierlicher Schreibung, während im ersten Falle 
das Adverbium std dazwischen steht. Nicht geringes Be- 
fremden müßte außerdem unter dem Gesichtspunkte einer Ditto- 
graphie auch die verschiedene Darstellung von dety das eine 
Mal mit Sigle &, das andere Mal ausgeschrieben erwecken. 
Endlich darf nicht übersehen werden, daß ein Wort det im 
Verse, dem es zur zweiten Alliteration und zur zweiten 
Hebung verhilft, metrisch erwünscht sei, während bei einem 
angenommenen Ualbverse *8td detrihhe die zweite Hebung 
innerhalb des Komplexes detrihhe gesucht werden müßte, was 
mir wegen des Verhaltens der hier verschobenen Gutturalis 
bedenkUch ist. 



Du Hilde br&tidflli ed. 



37 



Ich vergleiche dett zunächst nur hinsichtlich seiner Wir- 
katig^ mit dem ags- proDomiualen Adverbium pmt jafter that, 
thea^ Dieses Advcrbium iiadet lich in den angdsäeliBischen 
Grensbeschreibungen in lokalem Sinne ^ gleichbedeutend mit 
donon, donan^ donne^ wofür in Uteinisclien Markbeachreibungen 
wie in der Hamelburger rfetfide, inde, in den deutschen wie der 
Wir» barger danan gebraueht ist* So sind in den bei Kembla 
C'od* dipL aevi Saxonici tom. (i pag. 8^9 abgedrückten Grenz- 
besclirci bangen von Gdhuj, Gthtga^ WifTdii und Ea%*mundei lim 
die einleitenden Advcrbia der Sätase : dmt on done imnweg; 
donne on da dmpan furh; dmt 14 Ubcm forda; dotion 16 
hölan die vollkommen gleichwertig und es ergibt sich, daß 
eine angelsächsieche Bindung mit sid Adv. ,eero, postmodum' 
*dmi Hd temporales ^doindfl post* ausdrücken könnte und 
tiieht anders wie etwa ein umgekehrtes nddan ^postea, post- 
quam' zu verstehen wäre. 

Dem entspricht nun das adverbielle Paar det dd des 
Hild,, d. i* mit dem durch die temporale Natur des zweiten 
Teiles sid — vgL Musp. 70 er 6rH std ,vorher und nachher' 
— bedingten temporalen Werte .hierauf, von da an' und wir 
sehen, daß der Bericht Hadubrands mit einem zu den vorher- 
gehenden Sätzen fom her . . . gikueit , . . her furlaet . . . pa- 
ralleten Hauptsätze det std , , , giatuoniun weitergeführt ist, 
dem sich die folgenden dat uuas , * . und her uuas als gleich- 
falls unabhängige^ parallele Uauptsätze angliedern. 

Formell kann dieses ags. }*mt wohl nichts anderes sein 
als das neutrale Demonstrativpronomen im Akkusativ, das ist 
ja auch der Kasus der lateinischen Richtungsadverbia hinc, 
tunc, inde^ aliunde, und dieselbe Annahme hat dann auch für 
d»B det des Hild. zu gelten. An Entlehnung aus dem Angel- 
slU^haischen denke iuh dabei keinesfalls, ebenso wenig an solche 
aus afries. thei neben thaij sondern möchte, um den Vokal e in 
diesem öinen Falle gegenüber sechsmaligem a in der Kon- 
junktion dat Hild. 1, 16, 30, 41, 45, 46 sowie im Pronomen 
aufzuklären, an den fakultativen Umlaut von uua$ und $cal bei 
enger Enklise eines folgenden Wortes mit i erinnern, der in 
O. U, 1, 8: fo u%i69 iz mit gilmii oder IV, 8, 16: «eil tz er- 
seheint, trotzdem daß in der angenommenen enkhtischen Ver- 
bindung "^dei'^ld das i des zwei teil Wortes nicht im Siibenanlaut 



38 



Vt- AtfHindtiiTtg: tr, Ort («nb^r^er. 



steht ^ Bot) dem mit konsonanüscber Deckung Tereeheü ht and 
außerdem unter scheinbar günstigerer BedingQDg in dal ih 
Hitd. 33 ein derartiger Umlaut nicht auftritt. Aber dpn FäU 
dat ih Hild, 33 irerde ich im späteren ausschalten und Ofnlatit 
unter ähnlichen Bedingungen wie bei *dat sld sebeiut doch 
aueb in dem tket ^quatinus^ der Merseburger Glossen: ihet u 
ti tken ihingen: ad ea yttr contempierunt minirm redir€ . , . 
canpellantur^^ wobei ich thet se aus *that »i ableite, TCfÄii- 
liegen und die althoehdeutflcheTi Verschmelzungen tketst^ ihetM 
O. n^ 2^ 31 nud II, 2^ 18 lassen sich mindestens vergleichen. In 
diesen Fällen ist nämlich wie in "^ädt-sid das Pronomen resp. 
die Konjunktion höher betont als das folgende enklitische Wort^ 
während sich die mittelhochdeutsche Schwächung dez^ die nach 
den Beispielen bei Benecke Wörterbuch 1, B12\ 314 das De- 
moQBtratiirprotiomeD und den beetimmten Artikel betriflft, ebenso 
das zweimalige iket des Cott. fUr ihat ^das' (Halthausen § 125) 
vielmehr aus untertoniger Proklise erklärt und deihalb nicht 
herangezogen werden soll, Ich glamhe demnach , man könnte 
^diUid auch geradezu als Zusammenrückung auffa§8en und es 
ist nur eine Hache graphischer Feinheit, ob man diese mit 
scriptura continua oder ohne solche darstelle. 

Die drei llalbverse 22 — 23, 1 dSistd deirihhe \ darba gi- 
9tuo7\iun [|/öiercf mlnti ,von da an bedurfte Dietrich (dauernd) 
meines Vaters' begründen, warum Hildehrand nicht wieder zu- 
rückgekehrt sei^ nachdem er einmal nach Osten gegangen war. 

Die Verse 16 — 23, l insgesamt orientieren über den 
Namen und die 8chicksale Hildebrandsj wie sie Hadubrand von 
den alten Leuten, die um die Sache Bescheid wußten, erfahren 
hatte. Die folgenden Verse 23, 2 — ^28^ l geben eine {»ersönliche 
Charakterisierung Hildebrands, sie schildern gewissermaßen den 
historischen Ruf des alten Helden und schließen 28, 2 mit der 
Vermutung, daß dieser tapferCj kämpf esfrohe Mann wohl nicht 
mehr am Leben sei. 

Die Charakterisierung Hildebrands von 23, 2 an nimmt tu 
einzelnen Stücken deutlichen Bezug auf das, was im verher* 
gebenden von seinen Schicksalen gesagt ist, wie Ten 24 von 
seiner Erbitterung gegen Otacber, der iabaltlich nur eine Um- 



Wadit«ia, Eletoer« aa. SprMhd«iikail]«r, Norden t$t9. 8. 70p 7, 



Vab ffild^brandnlied. 



39 



kell rang 4ea Verses 17^ 2 vom Hasse Ötachers gegen ihn selbst 
ist, oder die Veree 25 und 20, die das Verhältnis Hildebrands 
zu Dietrich zum Teil mit denselben Worten von 18 und 22 
darstellen. 

Aus der nicht trennbaren Gesamtheit des Abgohnittes 23, 2 
bifl 28 ergibt sich schon^ daß der Satz dat uuai . . , auf Hilde- 
brand gehen müsse und nicht auf Dietrich ♦ wie Kögel 1894 
ghiubte nnJ Wadstein noch glaubt, der sich tlberraschend iiußert 
,freandlos paese nicht auf Hildebrand, der Freund des Dietrich 
ist', als ob, wenn es erlaubt wäre, öo zu argumentieren ^ das 
Adjektiv dann llberhaupt auf einen der beiden zutreffen könnte. 

Eine fördernde Anleitung 2um richtigen Verständnisse 
des Satzes ist doch schon MSD TP gegeben, wo auf ags. 
friondleas verwiesen ist, das besonders vom Verbannten oder 
Fremden^ der von seinen Verwandten getrennt ist, gut. Wäi'e 
nun friuntlaos man der Hildebrand , der schon seine Heimat 
verlassen hat und im Osten — ur laute Vers 48 — - als Ge- 
folgsmann Dietrichs weilt, so könnte man die Stelle nach dem 
in verstehen Bmchen, was der weit herumgekommene Widsid- 
dichter 50 — 53 von sich selbst sagt: ,so durchzog ich viel 
fremder Länder Über die weite Erde; Gutes und Übles erfuhr 
ich da, von der Sippe getrennt, den Blutsverwandten fern . . ,, 
d, h, friuntlaoi wäre wie hier cnosle biddled^ freomt^gum fear 
eine selbstverständliche Begleiterscheinung fiir den einsam im 
fremden Lande sich aolhaltenden Hildebrand. 

Aber es ist weitaus wahrscheinlicher, daß der Satss dat 
uuas . , ., der ein beschreibender ITaaptsat» und keineswegs, 
wie Wadstein meinte, ein Konsekutivsatz* ist, schon auf den 
noeh in seiner Heimat, in Italien also, befindlichen Hildebrand 
zutreffe und daß auch hier Kauffmann recht habe, der das 
Epitheton auf gewaltsamen Verlust der Blutsfrcuöde Hildebrands 
im Kampfe mit Utacher bezog. Es ist nicht zu übersehen^ daß 
die Vers 25 — 2(5 wiederholte Mitteilung von dem Anschlüsse 
Hildebrands an Dietrich durch diese Auffassung eine zweifHche 
und historisch angeordnete Motivierung: ,dcr Blutsfrcunde ver- 
lustig, gegen Otacher maßtos aufgebracht^ erhält, die seinen 
«Schritt aus äußeren und inneren Gründen völlig aufklärt 
Belege ftir fHunt als ,Sippegenosse^ gewähren sowohl as, 
ffiundf z. B, HeL 800, als modern bairisch die frmindickaj 



40 VI. Abbandlang: y. Grienberger. 

ein naher freund ^ d. i. ,die Blutsverwandten, ein naher Ver- 
wandter'; die Sippegenossen sind zugleich die den Mann 
schützenden Kampfgenossen, deren der auf sich allein gestellte 
Hildebrand entbehrt. Das Verhältnis Hildebrands zu Dietrich 
wird nicht durch den Ausdruck friunt präzisiert, sondern 
vielmehr durch *degan Vers 25, dem vermutlich auf der an- 
deren Seite truhtin, vgl. Vers 33, entspricht. 

Ich könnte selbstverständlich nicht behaupten, daß man 
die sachliche Aufifassung Kauffmanns aus dem Ausdrucke 
friuntlaos allein abziehen könne. Die as. Komposita mit -las 
wie endilos, sundilösy enthalten nur die Vorstellung der Ab- 
wesenheit der im Grundwerte benannten Sache und eine Über- 
setzung ,beraubt' im starken und eigentlichen Sinne gestatten, 
wie ich glaube, auch die Bindungen mit dem Genitiv der Sache 
rtkeas, ferahes^ giwädies, libeSy gisiunes los nicht, die z. T. wie 
sundeono los sich nur äußerlich vom Kompositum unterscheiden. 
Ich glaube also, daß friuntlaos wie ags. frAmdUas an sich 
nur über den Mangel der Sippe unterrichte, ohne über dessen 
Genesis etwas auszusagen, daß aber das, worauf das Wort 
inhaltlich Bezug nehme, von der Sage vorausgesetzt, in der 
Tat im Sinne Kauffmanns gedeutet werden müsse. 

Die Trennung des Wortes ummettirrif Halbvers 24, 2, in 
*ummet tirri^ die schon Grein vorgeschlagen hat und die 
Kögel mit der These stützt jtt am Schlüsse eines Wortes 
komme sonst nicht vor', kann ich nicht billigen, da sie ein 
durchaus unbezeugtes Adjektiv *tirri an Stelle des wohl- 
bezeugten irri in den Text brächte, dessen aktuelle Bedeutung 
schon Lachmann aus Hei. 5060 irrt endi enhard erläuterte, 
wozu MSD II ' auf ags. eorre, ierre, fast immer ,iratus% ver- 
wiesen wird. Daß die althochdeutschen Bedeutungen des Wortes 
,erraneus, uagus, lasciuus, haereticus' Grafif 1, 449 nicht zu 
brauchen seien, sieht man allerdings. 

Für die Betonung des Komplexes in Hild. erweisen die 
as. Fälle ünmet gröt, ünmet hk Hei. 3299, 3437, beide Male 
mit u als Liedstab des zweiten Halbverses, höheren Ton auf 
dem Adverbium als auf dem Adjektiv, so daß also in untfnst- 
tirri nicht der anlautende Vokal dieses, sondern der des Ad- 
verbiums zu Otdchre alliteriert. Der Vokal des Adjektivs ist 
in der Aussprache durch den Auslaut des eng herangerftckten 




Du HUdcbraDdalied. 



41 



Adverbioms ao völlig (bedeckt, d*iß cUc graphisclm DarstoUung 
mit etymologisctj falscher Gemiimta aU Ausdruck der tatsik^h- 
licheii Sprech form angesehen werden muß, d, U. sie bringt 
ebensowohl den f-Verschlaß nach e als die DOtwcndig sich ein* 
steUende Ä-Offnting vor i zur Daratellung, Es ist nichts da- 
wider, die ganze Form überhaupt als ein Kompositum, d. i. ein 
mit unmez ,imiuuniß, inmensüs^ as* unmet , maßlos , ungemein' 
geileigertes Adjektiv zu erklären. 

Derartige Komposita vernviitet Graff 2, 81^8 — Ji* in ahd, 
nnnM^mUdij -gdhij -tiuj\ -michil^ -tiuri^ «coni neben nicht kom* 
ponierten Nebeneinatideraetzungen unm^ alt^ rs^ wH; Komposita 
mit irrt im zweitt^a Teile sind unirrer ,peruicax* und keloub- 
irj*e jhaereticus* Graff l, 450. Die Handschrift zeigt ara ersten 
t des Wortes den Ansatz zu einer aufsteigenden unteren Kom* 
lur, die aber nur eine graphische Zufälligkeit ist und nicht 
il beweist, daß der Kopist auch aar einen Moment im 
Sinne gehabt habe^ *tiuri zu schreiben, da sie durch bloßes 
Ausfahren des Rohres entstanden sein kann. Die Lesung 
Heinzeis ^ummtt iiurij die textlich nicht brauchbar ist, ist 
auch graphisch nieht f\3ndiertj ja dadurch, daß der Kopist die 
nach dem i folgende Haste zu einem sicheren r gestaltet — 
was Heinzel freilich flir Fehlkorrektur hielt — nur um so ge- 
wisser derogiert, wenn er angenommenen Falles ur&priinghch 
die Absicht gehabt haben sollte^ tu %r setzen. 

Auch hinsichtlich des Superlative dtchisio 25^ der gleich 
wmnisiiirrx prädikativ ist und von her uuas abhängt — man 
kann sich den Passus ausfüllen [her uuasj degano dechisto 
unti ... — hat Erdmann die alte Gleichung Lachmanns zu 
ÄD. pekkr in das rechte Licht gesetzt, indem er zeigte, daß 
iieses nord, Adjektiv nichts wie man glaubte^ nord, kk aus nk, 
sondern german. Geminata kk aus vorgerm. Gutturalis 4" »* 
besitze,^ wonach sich ahd. *deccAi, an. pekkr ^angenehm' (ja- 
Stamm^ NoreeUj An. Gramm, l", § 421) zum stv. an. pig^ja^ 
p4y pdgumy peginn ,faa% ags. picgan^ pah, pd^gon, pegen ^to take, 
receive, accept^, das im ags, auch schwache Präteritalformen 
pigede^ pigde, (^don zeigt und im as. thiggian jSümere^ capere, 
accipera' auch ,bitten\ sowie im ahd* dikkan ^bitten* nur mit 



^ So jeUt Auch Nor«e]i, An. Gramm. 1% % SOd, B, 



42 



Tl. Abbi^ndluDf ! t. Qrienbergdr. 



dieBen »uftrltt^ als iynonytn isa dem aus demselben VörbaT 
stamme erwachseneti an, p(tgr ^angenehm' herausateltt. Die 
Bedeutung des an* Wortes, heute schwed. tack ^htlbseh, nied- 
lich% sei nur passivisch ^angenehm, lieb*, nicht auch aktivisch 
, liebend, ergebend Ich setze demnach eine OrondfuriD Tor- 
germ. ^toghui-^ germ. *pdkki- an, die in die Kategorie der 
Adjektira der Möglichkeit oder Notwendigkeit auf nt' gehört 
und mit urkelt. togh ,aHgenehm^, ir. toig^ gall. in den Personen- 
namen logirüs^ Togiu9j IhtfiacuMf fl. n. IbjiVan«*' Terbanden 
werden darf. An Stelle der von Erdmann ^u deccki angege- 
benen Werte , annehmbar, annehmlich, angenehm, lieV wühle 
ich für Hild. den Ausdruck Jwillkommen^ Frei übersetzt lauten 
die Verse 25 — 26 ,der Willkommenste der Gefolgaleute, m 
lange Dietrich dessen bedurfte*. 

Die Meinung Hein^els^ S. 44^ daß degano dethifto auf 
ein ursprüngliches Dienstverhältnis Hildebrands äu Otacher 2U 
beziehen sei, das durch die Beanspruchung der Dienste Hilde- 
brands vonseiten Dietrichs gebrochen worden sei , ist auch 
ohne Rücksicht auf die in diefie Auffassung mit hineingezogene, 
doch nicht erlaubte Korrektur von ummeUirri asu *ummet Huri 
unmögHch, denn aus den Versen 17, 1 — ^18,2 liest man nur 
heraus, daß Otachers feindliche Haltung gegen Hildebrand 
diesen bewogen habe, sich Dietrich anzuschließen, nicht aber, 
daß der Grund der Feindschaft Otachers gegen Hildebrand in 
einem Treuebruche dieses gelegen sei. Sollte diese Motivierung 
aber in 25 — ^26 nachgeholt werden, so müßte unH nicht ^6o 
lange als*, sondern ,bie' und *gUtantan ,ein treten' nicht ,an- 
dsuern^ besagen, was wiederum nielit mit 22 stimmte, wo die 
Bedeutung des Verbnms als ,andauerü* nicht nur "sinngemäß; 
sondern atteh formell durch den kotlekti vischen Plural darha 
emplbhlen ist 

Zum neutralen Demonstrativpronomen für eine Person 
Vers 23p 2 vergleiche man HeL 2581 — 82 thai is .. . mannen sunu, 
ik ielho hium that tkar »diu , , . sowie die ags. Parnii«»len der 
Emphase mit einleitendem dmt bei Ehrismann S. 271K 



* FHedfidi Klti^fs, NoialnAle SUminhildutigalebre* % Aufl. tttll# ti9t, 

ff tn, 2S0. 
1 8tolc««'Btweaberf«r, ürkdL SprubJHihAU, a5ittn|eii 1894, S. Itl. 



Das Hlldebrtn^lslLfid. 

Ein Wort verdient die IibI. Form fatereres. Daß sie ditto- 
graphiatihes #r eiithnlt — wie Ähnlich Morurukhtssfafful Wira&b. 
Markbeschreibung dittographigches ru — und aaf ^fmUrm su 
redtiasiereii sei, glaube ich mit den meisten Herausgebern des 
Liedes. Wie ags. fwderes neben dem konsonantisclien Gen. 
fmd^r müssen wir eben auch fatere^ mines an Stelle von *faier 
mtneg ftlr eine sekundäre flexi vische Ausprägung des Genitivs 
halten. Ja der Fall des Hild. kann wohl geradezu als typischer 
fIXr das Antreten der e^*Flexion im fließenden Satze ^ hier ans 
mines vor weggenommen, angesehen werden. Feoßner' und Grein 
haben den Versuch gemacht, den konsonantischen Genitiv /aier, 
den Otfr. noch durchweg gewährt^ zu retten und eres als Adver- 
bium mit der Bedeutung , weiland* zu erklären» Freilich einer 
Gteichsetzung von eres mit eiris Mera. konnte man sich nicht 
bedienen j denn dieses Adverbium ist wahrscheinlich ahd. erist^ 
jprimum" mit t- Verlust vor folgendem Sf aber wenn man *fai€r 
er 'Ꭰintnes trennte und 'es als Apokope des Genitivs ma^cn- 
lini des bestimmten Artikels erklärte^ wie in ^es puzzes O* IL 
14, 45 aus z'e^j d. i. ^ des^ oder in *» künege» haz Walther^ 
oder in den Ortsnamen ahd. 'n Kessindorf ^ ndl * Hertogken- 
hosckf *# Gravenhage^ so könnte wolil "^fatev er der vitner als 
yWetland mein Vater* gefaßt werden, wozu sich hinsichtlich der 
Verbindung der starken Form des Adjektivs mit dem be- 
stimmten Artikel thaz mtnaz bluat^ Akk., 0. IV, U), 14 sowie 
fÄß« Mtnes fater guati ebenda II, 4, 34 vergliche. Das jedoch 
nur nebenbei» 

Die drei Sätze in 27 und 28, 1, ans denen die Folgerung 
gezogen wird, daß Hildebrand wohl nicht mehr lebe, ssählen 
die Fslhrlichkeiten auf, denen er seitlebans ausgesetzt war, ,Er 
war immer an der Spitze des Kriegsvolkes — folches at ente wie 
ags, heriges on ore — d, h* er war stets an exponiertem Posten 
zu finden; ^ihm war immer der Kampf zu lieb^, das sagt: er 
liebte den Kampf zu sehr, als daß er ihn je gemieden, von 
ihm gelassen hätte; .bekannt war er kühnen Männern^, das 
sehließt meines Erachtens den Sinn ein: der Ruf seiner Tapfer- 
keit mußte andere kühne Männer verun lassen^ den Kampf mit 



^ FetißDer, Die allit^rlereuden Ilt»it«t] Dich tun gsr^ite in kochdrittscher 
Sprache; Jihreibericht über da» G/mmMium tu Häb4u 184&. 



44 VI. Abbandlang: t. Grienberg^er. 

ihm ZU snchen. Aus diesen Tatsachen, die sich mit den Schlag- 
worten: exponierte Stellung, Kampflust, Notorietät ausdrücken 
lassen, begründet Hadubrand des näheren den Schlußsatz seines 
ganzen Berichtes ^ich habe keine Hofifnung mehr, daß er am 
Leben sei^ 

Eine Auflösung der Schreibung feh&a in ^ftkeia wäre 
nicht ganz unmöglich, da Sekundärvokal auch zwischen A und 
i zuweilen vorkommt, man vgl. z. B. got. inlxuhitida Cod. 
B. Ephes. 1, 18, aber die Sigle & wird auch in der as. Werdener 
Prudcntiusglosse des&moy Wadstein 93, 35 — 36 nur mit dem 
halben Werte verwendet, nur daß in diesem Falle, den ich 
* desemo auflöse, der vokalische, im Falle des Hild. fehta aber 
der konsonantische Teil der Silbe et allein in Geltung steht. 
Etwas anderes aber ist erwägenswert. Das Wort ist mit angel- 
sächsischem /, dem einzigen des ganzen Stückes, geschrieben. 
Sollte das Wort dadurch irgendwie ausgezeichnet werden, die 
Letter etwa als eine Art Majuskel gemeint sein, so wäre es 
denkbar , daß fehta personifiziert als Kampfgöttin, als ,bellona' 
verstanden sei. Ich lege auch dieser Möglichkeit, die den Text 
ja zwar nicht umgestaltete, aber doch nuancierte, keine weit- 
gehende Bedeutung bei. 

Das System ahd. nt . . . iü, neben iü ni und iü . . . ni, 
,nicht mehrS wie Tat. 97, 3 inti ni bim iü uuirdig ,et iam non 
sum dignus', oder 168, 3 ih niquidu iü iu scalca ,iam non 
dico uos seruos^, oder so thaz her nimohta giu ougazorhto gdn in 
thie bürg ,ita ut iam non posset manifeste in ciuitatem introire^ 
lehrt, daß man ni uudniu ih iü zusammenzufassen und lip 
habbe, worin das Pronomen her vermißt wird — es ergänzt 
sich sinngemäß aus dem ganzen Berichte, insbesondere aus 
den letzten Sätzen in 27 und 28, 1 — als dazu gehörigen Ob- 
jektsatz zu betrachten habe; d. h. das Adv. iü gehört nicht 
etwa zu habbe, sondern zum Verbum des Hauptsatzes. Eine 
andere Auffassung des Textes, die ni . . . lib habbe als Folge- 
satz zu imo uuas eo fehta ti leop verstünde, wobei dann 
uuaniu ih iü wie in O. IV, 17, 5 gistuant giner j uudn ih, ihmken 
parenthetisch sein mUßte, verbietet sich durch die Zwischen- 
Stellung des Satzes chüd uuas her . . ., der dann gleichfalls 
eine Parenthese sein müßte. Auch vermißte man im Folgesatze 
,als daß er noch das Leben habe^ ein Wort ftir den Begriff 



Das HildebrAndalied. 



m 



^dhuc% wofttr iü, das nur jiam' und jolim^ bedeutet ^ Graff 
1, 577 ~ vgl. huuedkav ir iä (schon) quhdmi Is. V, 5 und 
liömanos in (einst) uiißsan allero richo herrmi Notk, Boettus- 
prolog — nicht passieren kiSnnte. 

Von den Bedeotun^en des ahd, Verbums uudnen jcrederc, 
Qpifiari, censere, sperare' Graff 1, 860 ff., zu uuun m. ,opiniü^ 
8peB', habe ich , hoffen^ gewühlt, eö daß ni uuaniu ik iü als 
,i&m despcro* und der Objekisatz als ,enoi nitam habere* oder 
^quod nitam habeat* übersetzt werden kann. Ich habe selbst* 
verständlich nichts rlagegen, wenn jemand das ^credere' dem 
jSperare^ gegenüber bevorzugte nnd den Satz mit ,ich glanbe 
nicht mehr* widergäbe ^ denn die durch das Adv: tu bewirkte 
feine Nuance des früheren Bestehens der Erwartung, daß HÜde- 
bnmd zurllckkehren werde^ bleibt dem Satze auch bei dieser 
Übe rtr agu n g ge w al i r t , 

An die in Vers 29—30 enthaltene Eröflnung Hildebranda, 
daß der Sohn und der von diesem tot geglaubte Vater sich 
gegen überstunden f muß doch die Anforderung gestellt werden, 
daß sie trotz ihrer Wortkargheit und trotz ihrer nnisch rei- 
henden Form in dem Maße der ZwcidGutigkeit entbehre, daß 
Hadubrand auch nieht im geringsten au ihrer Meinung awei- 
füln könne. 

Das Verhum des abhängigen Satzes in 30 gileitoB kann 
formell entweder die 2. Sing. Präs. Coniunctivi eines öH-Verhums 
*giUit6n oder die 2. Sing. Prot. Indieativi des jfan- Verbums 
*ffileiten sein» Im ersteren Falle würde es sich um einen 
Finalsatz^ eine Aufforderung^ in den Kampf nicht einzutreten 
an Hadubrand gerichtet^ oder den Eampf nicht zuzulassen an 
Gott gerichtet handeln ki^nnen^ im zweiten Falle um einen 
Ohjektsatx des Inhaltes, daß Hadubrand niemals aiuyor mit 
dem um nippan man gekämpft , Streit geführt oder Unter- 
handlung gepäogen habe. 

Die Lesung des einleitenden Wortes dea ganzen Pasaua 
w€iiu ist heute auf keine Weise mehr am Material selbst zu 
verifizieren > Die Handschrift bietet nach dem Faksimile der 
Enneecerus beurteilt einen verwischten Fleck, aus dem man nichts 
mehr machen kann. Unsere Kenntnis der Lesung w&iu, mit 
Rune w in der Handschrift, ruht auf Grein, der uns in der 
2* Anflage seiner Schrift, 8. 25—27 über ihre Featstellung aus- 



46 



VL AbhAodla»g; v. Qrienber^er. 



ftihrltche Mitteilon^eD maclit 



ein bisher tlbersehenes Argument gestutzt werden 



Daß sie riclitig lel^ kann darch 

Eckbart 

transliterierte iin Jahre 1729 den Komplox d& 4id Vers 22 (Z, 18 
der Ha), als der sid, d. h* er löste die Sigle %& in diesem Falle 
mit er statt et auf. Ganz den gleichen Fehler begeht er fUr 
das Wort am Eingänge des Verses 29 (Z. 24 der Bs.)^ dm er 
Wertu druckt Eb ist also doch sieherj daß man im Jahre 1729 
dag beate erloschene Wort, dessen Außenteile noch W, Orimm 
zweifellos waren und die Sievers wenigstens noch in Sparen 
sab, in voller Aasdehnnog lesen konnte und daß demnach den 
mittleren KCirper des Komplexes eine Sigle *ff \^on der gleichen, 
ligiertera er ähnlicben Gestalt wie in dd% dm noch beute unver- 
tetst ist, gebildet habe. 

Wieso sicli nun aber das in teUtu steckende Verbum — 
und daß eä ein Verbum sei, ist sicberj denn ein zweites Wort, 
von dem der folgende Sat^ dat du . . . ab bangen kf^nnte, steht 
ja nicht da — bis heute den Forschern habe entziehen k5nneü, 
ist eines der vielen Ritsel^ denen wir in der Erklärungsge* 
schiebte alter Denkmäler so oft begegnen. 

Dm Verbum ist im An., AisL als vetla bezeugt i gentlgt 
fomieU und paßt inhaltlich für die Anrufung Gottes in 39 so 
genau 9 als man nur w Linachen kauti. Von den Bedeutungen^ 
die Fritasner zu demselben angibt, schicken sich sowohl 2) ,iii- 
drcmme cn noget paa hans Dnske eller hegje&ring^ lade bain 
faa det, tillade ham det', als 3) ^gjßre, tilfflie en noget, soni 
han nodig vil bave', insbesondere aber 4) ,hjaelpe en (e-m)* 
komme ham til hjielpS woraus sich der Sinn der Interjektion so- 
gleich aU imperativiscbos jgib Gott, hilf Gott' bestimmen lUßt* 

An. veiia^ Part. Prilt* vtiii; var hßuni pd migin eptirßßr 
mitt, 5. Sing. FrM. veiUi: ok ]mi Vidtii hön hrniin^ 3 Plur. 
Frät. mittu: m Imir wiUu honum ist, wie diese Formen lehren^ 
ein jati Verbum der 3, Klasse Norecna,^ das wir got. als 
^waiijan^ aa. nach undbttian^ mhd. trheisen als *wetiau ansetzen 
mUasen und fllr dessen 2. Sing. Imperativi wir von der Ver- 
mutung Hulthaosens' Gebrauch machen dürfen, daß dieaelbe 
ursprllngUch gleich der trutapreehenden aga. Imperativform» 



* An Gramm IV % mift 



Das Hildebrftndalied^ 



47 



s* B* ^^c, as. später süki, flexionslos gewesen sei- und nun ist 
GJi ganz klar^ daß wettu seine Geminata tt dem Zusammentritte 
des auslautenden t des VerbuiiiB mit dem anlautenden d, p des 
enklittichen Pronomens thü verdanke^ sieh also wie die m. 
Enklisen mit wieder vereinfachter Schreibung akaltu^ mahiu 
oder die nicht vereinfachte hwat tar Holthaasen § 205 verhalte. 
Ohne Zweifel ist dieses Verbum wetian ein Eausativam au dem 
as.^ ngS'j auch Hild. 17 bezeugten ablautenden Verbum witan, 

Kach dem Imperativ wettu folgt korrekt der Vokativ 
irmingotj so wie ia der Anrufung Gottes Vers 47 uudmja nu 
uualUuil gQt, dessen Zusatz ohana ab heuane in der Stelle 
Otfrits an Salomon 31^ — 32 ohana fon himih sent tu io zi ga- 
matm | salida gimyato selbo krist ther guuto eine genaue Pa- 
rallele hat. Nach unserem modernen Empfinden würden wir 
vielleicht ^oben im Himmel' vorzichenj aber wie bei Otfrit das 
Adverbium der Richtung im Sinne des Weges^ den das ^entan 
2u nehmen hat, gan:^ in der Ordnung ist^ so ist auch das 
«helfen, geben' im Hild. als vom Gott im Himmel ausgehende 
Tätigkeit verstanden und das Adverbium der Rielitung ab 
ketiane somit auch unserem Verständnisse erreichbar. 

Unter der Voraussetzung^ daß die Interjektion uuettu nicht 
anf der Basis von ahd. weizu »aeigCj lasse aehen, beweise'* 
«m erklären ist, daß sie weder die 1, Sing* Praes. dieses Ver< 
bums von Hildebrand gebraucht ^ich tue dar, zeuge* noch eine 
im Westgerm, Überhaupt völlig isolierte Entsprechung zu got. 
^waiijadau jtestificator* (Cosijn) auf Gott bezogen sei, daß es 
sich also überhaupt um Ablegnng eines Zeugnisses nicht handle, 
kann auüh im Nebensatze nicht von einer in früherer Zeit statt- 
gehabten Unterredung (Grein) ^ Kampf in diesem Zusammen* 
hange wäre ohnehin sinnlos — zwischen beiden Gegnern die 
Bede sein und die dritte der oben skizzierten Möglichkeiten 
dai ciu . , . uigiicitJjs: historischem Tempus mit Hadubrand als 
logischem Subjekt ist ansgescblossen* 

In diesem Falle, daß miUtti. inningot Anrufung der Hilfe 
Gottes sei^ kann der materielle Inhalt des Finalsatzes sich nur 
auf Abwendung des drohenden aU Gottesgericht veretandenan 
Kampfes beziehen. 



* KeUfi, Q\Q$t»T MU Oi/rlt. 



48 VI. Abhandlung: y. Grienberger. 

Keineswegs ist aber damit die Frage entschieden, ob das 
Personalpronomen du dieses Satzes auf Gott oder Hadabrand 
gemünzt sei, denn inhaltlich wie formell liegen die Chancen 
eigentlich ganz gleich. Hildebrand will den Kampf vermieden 
wissen und in diesem Sinne ist es ebenso möglich, daß er von 
Gott heische^ er möge den Kampf nicht herbeiführen, als er möge 
daza helfen, daß Uadubrand den Kampf nicht darchführe. 

Der Wechsel der angeredeten Person bei der zweiten An- 
nahme ist gleichfalls belanglos, denn im Schloßpassos der zu- 
sammenhängenden Rede Hildebrands Vers 33 dat^ ih dir . . . 
gibu ist dieser Wechsel offenkundig vollzogen. 

Der sicherlich der Kechtssprache entnommene Ausdruck 
*dinc gileitön ,eine Gerichtsverhandlung führen', wozu es viel- 
leicht ein nach mhd. hrütleite ,HeimfUhrung der Braut', in- 
leite , Einzug' z. B. in eine Stadt, releite , Leichenbegängnis', 
swertleite ,Wehrhaftmachung' gebildetes stf. *dincle%ta ,Durch- 
führung eines gerichtlichen Verfahrens' gab, entscheidet gleich- 
falls nichts über die Person. Er könnte ebensogut auf die 
anordnende and in den einzelnen Phasen in das Verfahren ein- 
greifende Tätigkeit des Vorsitzenden der Gerichtsverhandlung, 
in unserem Falle also, wo das Gericht als ein unter der Leitung 
Gottes stattfindender Zweikampf gedacht ist, auf die anord- 
nende, eingreifende und die Entscheidung herbeiführende Tätig- 
keit Gottes als Kampfrichters sich beziehen, und dafür könnte 
sicherlich auch der Ausdruck jemand das teidine leiden aus 
Veldeckes Eneit 77, c (Benecke) geltend gemacht werden, wie 
er schließlich auch von den beiden handelnden Personen des 
Kampfes im Sinne von ,Streit führen, eine Sache gerichtlich 
austragen' gebraucht werden kann. 

Das Kompos. * gileitön als solches scheint anderweitig 
nicht bezeugt, wohl aber das einfache , gewiß auf dem ahd. stf. 
leita beruhende ^-Verbum er Uitota mih in sine gegademe 
,introduxit' , leitomes ,gerimus (pauperem uitam)' sowie das 
Kompositum kaanaleitot sin (tara zuo) ,sint dispositi' Graff 
2, 186 — 187, bei welchen sowohl die primäre Bedeutung des 
körperlichen ,Geleitens, Führens^ als die vergeistigter Führung 
vertreten ist. Je nach der Beziehung des du im abhängigen 
Satze dat du neo . , . ni gileitos ,daß du nicht . . . führest' auf 
Gott oder Hadubrand wird auch die Person, die hinter dem 



^ 



Diif HildebranilsUc^i). 



m 



aus gippan man steckt veröohietlen proiziert. Bei Anrede an Gott 
sti^ckte liinter dieser Bezeichnung Hadabrand, bei Anrede an 
eben diesen aber der Sprechende seihst^ Hildebrand. 

Daß m dem Zusätze mit sus sippan man überhaupt das 
ErkeODungsaeichen für Hadubraod gegeben seij ist ja sicher, 
da weder der Hauptsatz etwas, noch der ahhängige Satz ein 
anderes Merkmal enthült^ das die verwandtschaftliebe Beziehung, 
aud zwar die ^s6 geartete Verwandtschaft', d. i, die von Vater 
und Sohn zwischen den beiden Kämpfern anssprJlche; aber 
iieses Verbiiitnis ist eben ein gegenseitiges und es ist deshfitb 
teineswegs von vornherein ausgemacht, mit welcher Person 
der Sprechende den Ausdruck vorknUpft 

Einen morkUchen Ausschlag aber, denke ich, dtlrfte die 

itilistische Erwägung geben, daß es wahrscheinlicher sei, anter 

'dem sus sippan man sei eben jene Person gemeint, von der 

Haduhrand in seinen aasfUhrhchen Mitteilungen Vers 13 — 28 

krteht erstattet und die er am Ende seines Berichtes als ver- 

fsiutUch verstorben besseichnet hat* 

Ist aber der ,also verwandte Mann' der fat^* von 16 
ad 23^ d* h. Hildebrand, so geht der Satz dat du n^o . , • m 
^giUiids auf Hadubrand, die Phrase dlnc gileüon auf die Durch- 
führung des als Gottesgericht verstandenen Kampfes und das 
Subjekt des du hat schon in eben diesem Satze gewechselt. 
Daraus folgt des wetteren, daß die Imperativische Anrede des 
Hauptsatzes ,hilf Gott^ im optativisehen Sinne ^mCSge Gott helfen* 
3U verstehen ist, was bei der formelhaften Erstarrung der 
Phrase, die kaum andere wirkt wie nlid, keif GoUj gebe Qüit^ 
ernstlichen Schwierigkeiten nicht begegnet 

Der Sats£| den wir nach der einen ÄuSiissuug zu über- 

Btssen geneigt waren ,hilf großer Gott , . . daß du niemals . . . 

lericht bähest^, muß nach der anderen übersetzt werden ,hilf 

ciGer Oütt . . . daß du (Hadubrand) niemals . . . das Oericbts- 

verfahren durchführest*, dem Sinne nach ,den Entscheidungs- 

^katnpf kämpfest'. 

Die Rektion der Präposition mit sowie die Form des 
Adj» iippan bedarf einiger Erwägung, Beilhack ^ hielt äippan 

" Job. Georg Bellliack» Kurae Übersicht der it^rachiicht^ö und Utcrariicbon 
Denkmller dc»i d«uUcben Volke«» Zweite retm and rerk Aufl. beiorgt 
von VotbiMr. Manehen 1S4S, S. ftS. 



50 VI. AbhandluDg: y. Grienberger. 

für den Akkusativ des stark flektierten Adjektivs und verwies 
auf die scheinbar gleiche Konstruktion mit inan im Wesso- 
brunner Gebete. 

Andere Beispiele dieser Rektion der Präposition mit stehen 
bei QrafF 2, 660: mit sih ,apud se' K. 3, mit dih ,apud te, 
tecum' K. 1 , nist mit cotan heiteo antfangida ,non est apud 
deum personarum acceptio' E. 2, mit diaselbun kespanst sina ,cum 
ipsa suasione sua' K. p., mit ercna euua ,certa lege* Is. II, 2. 

Sie betreffen, wie man siebt, sowohl die Begleitung aas- 
drückende als die instrumentale Funktion des Vorwortes : doch 
scheint mir die erstere im Sinne von ,bei' vorzuwiegen. Ags. 
mid cum acc. bezieht sich nach den Beispielen des Beow. aus- 
schließlich auf ^Gemeinschaft' und ^Begleitung' , doch ist in 
anderen Quellen gleichfalls instrumentale Wirkung bezeugt, 
z. B. pd 86 mihtiga slöh \\ mid hdlige hand Csedm. 3413—3414. 
Der Dativ Sing. Mask. des n -Adjektivs ist in Hild. nicht be- 
zeugt. Nach dem Dat. Sing, des swm. Substantivs ♦ bano in 52 
ti banin muß man schließen, daß er gleichfalls die Flexion in 
aufwies. 

Dazu stimmt sippan nicht. Wohl aber stimmt diese Form 
zu dem stm. Akk. enan 11, inan 41 und vermutlich mit a > 6: 
göten 45. Außerdem findet sich auch Vers 54 beim vorange- 
stellten attributiven Adjektiv nach sua die starke Flexion: in 
8US heremo man. Beilhacks Meinung ist also nicht übel fundiert. 
Dessenungeachtet ist mir der Akkusativ unwahrscheinlich, da 
weder die Bedeutung ,apud' noch die instrumentale der zitierten 
ahd. Beispiele hier genUgte. Ich bin vielmehr der Ansicht, 
daß sippan man graphische Auflösung aus gesprochenem *#tp- 
pamman sei, d. i. einer Zusammenziehung, die sich genau der 
des ahd. Mem. mori 59 und 50 von etntman, von einimanne 
vergleicht. Wie wir diese auf *einimo man — vgl. Ezzo 16 
von einimo xcorte — zurQckfUhren , so ist es mögHch, auch die 
Form des Hild. von *8ippemo man gleich heremo man 54 ana- 
gehen zu lassen, wobei wir das a der Mittelsilbe am besten 
als sekundäre vokalharmonische Angleichung an das a der 
Endsilbe man^ weniger wahrscheinlich als ältere Vokalisiemng 
wie as. mengidamo ^ erklären werden. In diesem Falle haben 



Straßburg^r Glosse: WadsUin, Klein, as. Sprachdenkmller, 8. 107,19-1 



Du HtldebfAndslied. 



51 



wir also auch hier wie in 54 starke Flexion des Adjektivs nnd 
werden den Nominativ nach aluL ^tppij flektiert sipper jadfinifl, 
consanguineus* Graff 6, Oö a!s *susBippi oder *stts sipper man 
,ein derartige in diesem Grade verwandter Mann* ansetzen. 

Ich habe noch das berüchtigte Adverbiiim des Satzes 
danahalt %u erörtern, Es trägt den Liedstab (; dinc)^ ist daher 
anf der ersten !SiIbe 2U betonen dajiahdlt und sehließt sich 
formell an die gleicli artigen got Adverbia pdnamms und pdna- 
göips^ während dein as. thän m^r Betonung auf dem zweiten 
Teile zukommt. 

Für dies© got. Adverbien mit dem Sinne ^wciterj noch*, 
e. B* Mc. 5, t^D hwa panamats draibeü ^ti m üxxfXXBtg^ was 
mühst du noch weiter (den Meister)*, oder Me, 14, 63 hwa pana- 
nais paurhum weis weitwode ,tI Uti xqEim* Ixo^tEP ^ict^Tvqmv^ 
was bedürfen wir noch weiter Zeugen^ ergibt sich ^ daß der 
komparativisehe Begriff .mehr' — aahleniuäßig in dem einen ^ 
emporal in dem anderen Falle hei seipi — als ein zu einem 
ereits Vorhandenen Hinzukommendes definiert wird. Der erste 
Teil pana-j der aus ahd, thana^ dana temporal ^deinde, exinde^ 
tmnc', in unmittelbarer Verbindung mit Verben 7 weg, davon^ 
fort', z. B, f^ neman ,aufcrre* Graff öj 42 zu erläutern ist, setst 
also nur deu Ausgangspunkt fest, von dem das neu binÄU- 
kommende ^raehr, weiter* zu verstehen ist. 

Da nnn auch halt ein Komparativ ist, got. nur Einmal in 
Skeir. 44 pauhjabai . . , qam , akei ni pe haldis , . . was ,ob- 
schon er . , , kam, so war er doch keineswegs . . / oder ,niehts 
desto weniger nicht . , ,', an. hddr jmehr, eher, lieber^ as, in 
ihdn hhld ,um so mehr*, ist die Analocjie zu den got. Adver- 
bien ein« vollkommen ß und die einfachste Übersetzung von 
inahält ,noch radhr* oder ,ura so mehr*, die von neo dana- 
ilt ,um so mehr niemals*, oder ,nm so weniger jemals*. Inner* 
halb des abhängigen Satzes von 30 ergibt sich also eine an 
Hadabrandä Eröffnungen anknüpfende und begründende Stei- 
gerung der Ablehnung des Kampfes ,um so mehr [da die Sachen 
_wch so verbalten] niemak*. 

Das ist das ganze Geheimnis von danahalt und ^sugleich 

"3a8 des as- ihdn hald der Heljandstellen 2639 £ »niemand kennt 

ein ÄhnHches der Strafe, die die Männer in der Unterwelt 

empfangen, die großen Völker; noch mehr kann keiner ein 

4» 



52 VI. Abhandlung: v. Qrienberger. 

gleiches zu dem Lohne finden . . . , den der Herr erteilt . . / 
und 1405 ff. ^niemand soll das Licht, der eines hat, den Leuten 
zu sehr verbergen . . . noch mehr sollt ihr euer heiliges Wort 
. . . den Leuten nicht vorenthalten . . /, as. ni wef . . . man . . . 
thdn häld ni mag . . . man ; m scal neoman . . . thdn häld ni 
aculun gi , , , und es ist augenscheinlich^ daß in beiden Fällen 
nicht ein Vergleich ,eben so', sondern eine Steigerung des 
Könnens und SoUens beabsichtigt ist, der Rückert an der ersten 
Stelle mit der Übersetzung ,um so viel mehr' gerecht zu werden 
sucht. Vergleichend aber allerdings und deshalb ein anderer 
Fall ist das doppelte thän mer the . , . ni , . ., nt . . . thän mir 
im Abschnitte 1395 ff. des Hei. ,so wenig die Burg, die auf 
dem Berge steht . . . verborgen werden kann, so wenig können 
eure Worte . . . verheimlicht werden^ bei dem es ebenso auf 
die Doppelsetzung als auf die nach than lango the ,80 lange 
als' zu beurteilende Partikel the ankommt. Es ist gar nichts 
dawider, das Adverbium auch in Hild. als ,um so mehr . . . 
nicht' oder mit Einbeziehung der Negation ,um so weniger' zu 
übersetzen. Im Grunde genommen ist es eigentlich ein Flick- 
wort, das zwar die Verwahrung Hildebrands steigert, für den 
Sinn des ganzen Satzes aber gar nicht ausschlaggebend ist. 

Unmittelbar an diesen Satz, in dem Hildebrand sich in- 
direkt als Vater des jüngeren Gegners zu erkennen gegeben, 
schließt sich, in der Konversation nur durch eine kurze Sprech- 
pause getrennt, der Satz, mit dem er das Überreichen seiner 
beabsichtigten Gabe begleitet: daty ih . . , gihu Vers 33, 2. Der 
im Liede dazwischen stehende beschreibende Text 31 — 33, 1 
enthält die Schilderung des Abnehmens, der Beschaffenheit 
und Herkunft der hauga, die Hildebrand dem Gegner als 
Unterpfand des Friedens darbietet. 

Das Verbum in der Redensart *ar arme uuintan ist wie 
ags. onwindan in Beow. 1610 — 1611 vom Lösen des Eises unter 
dem Hilde des Aufwindens einer Fessel gebraucht: ponne . . . 
fceder . . . omcinded tccßlrdpas ,8obald . . . der Vater (Gott) . . . 
die Fesseln löst' und die Präposition ar heißt hier sinngem&ß 
ebenso ,von . . . herab' wie yr ,von . . . auf in O. IV, 11, 11 er 
sttuint yr themo muase ,er (Christus) stand vom Essen auf. 

Ich denke aber nicht, daß man unter * uuintan ein Auf- 
rollen der Ringe zu verstehen habe^ die man sich als offene 



Dan HlldobrindeHed. 



58 



Spiralen * vorstellen darf, nieht als i^eschloasene, in sieh ÄurUek- 
kell reu de Reifen, sondern ich glauhcj daß das Verburei auf die 
partiellen Drehbewegungen Bezug habe, die man %. B. auch 
beim Abstreifen eines gut sitÄenden Fingerringes machen muß| 
Bud übersetze demnach den Passtis ^da streifte er vom Arme 
dl© gewundenen Ringe^, wobei insbesondere in Acht äu nehmen 
ißt, daß die uimntane bauga wegen des folgenden Relativ- 
saifiad $o imo ie der chiining gab , welche ihm der König gab^ 
iißilgeiEiäß eigentlich plusquamperfekliseh ^gegeben halte*, mit 
dem bestimmten Artikel übertragen werden. 

Die Bindung so . . . »e mit dem Akkusativ des persön- 
liehen Pronomens der dritten Person funktioniert als Relativ- 
pronomen wie ähnlich so mit dem Genitiv desselben in Hei. 
13ä4 io 18 10 endi ni cnmit ^dessen Ende nicht kommt' und 
HilnuQ iruhiin ,der Heunenliirst* ist ohne Streit erläuternde 
Apposition zu chuning, 

VheUuringu gitan heißt jaus einem Kaisering gemacht^ und * 
ist also allerdings in dem Falle Stoff bemehnung fiir Gold^ MUnz- 
gold, vgh nhd, Dukatengold — ,aus Kaisergold gefertigt, meint 
Küß^U Gescb* der deutsch, Literatur — und zeigt, daß dem 
Dichter der chei»urinc als GoldmUnze bekannt war. Im Aus- 
drucke selbst liegt davon nicbta und auch das ags. Glossem cd- 
M0fing .draebma, didrachma' glaube ich, zeugt nur fUr das germ* 
Wortj ohne für die Sache etwas zu beweisen. Wir haben es 
bei unserer Vorstellung vielmehr mit einem Rück&chhiß zu 
tun. Da die german. Armringe nach unserer literarischen und 
archäobgisclien Kenntnis aus Gold waren — man vgl das 
wundan tjold^ nach dem (Heh 554) Herodes die drei Männer 
aus dem Morge n lande fragt j sowie das wunden ffold Beow; liyS 
Göd 3134 — und die Armringe IHldelirandSj die ein kostbares, 
Geschenk sein sollen, oben deshalb aus Gold gewesen sein 
müssen j so ist der ehmsiurinc des Uild. eine Goldmünze, und 
Äwa? eine byzantinischej so wie der ags» cdsertng eine grieehische 
Münse ist. Dieser MUnzname, mit dem produktiven Suffixe 
von ikiU%gg&^ btiantiHCj pfantinc gebildet, wird ja vermutlich 
^Vom Prägebild jKaiaerkopf' ausgelien^ könnte aber allerdings 



^ Ebenao WAdstein 31 , d«if lof tli« Abbildatigen bei MoBtelius Nr. 64 
und in Ter weist. 



54 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

auch ohne Beziehung auf das Bild nur die Vorstellung des 
Prägeherrn enthalten. 

Daß dieser der griechische Kaiser ist, ergibt sich für 
das Hild. aus dem Lokale: Osteuropa und der Zeit der Goten- 
herrschaft in Italien, aus der griechischen Glossierung des ags. 
cdsering und endlich daraus, daß nach dem Widsid 20 Cdsdre 
iciold Creacum in der germanischen, aus der Völkerwanderungs- 
zeit stammenden Überlieferung dieser Titel geradezu zu einem 
Sammelnamen der byzantinischen Herrscher geworden sein muß. 
Nicht übel gibt Lachmann den Ausdruck cheisuringu gitdn 
wieder ,aus einer griechischen Kaisermllnze gemacht', nur daß 
der Dichter nicht von einer beliebigen, sondern von der be- 
stimmten Kaisermünze spricht, die eben den Namen cheisurinc 
führt. Man würde daher der Stelle eigentlich am besten ge- 
recht, wenn man den Münznamen unübersetzt ließe and ohne 
Artikel gebrauchte: ,aus K. gefertigt'. 

Die Bedeutung des Partizipiums gitdn ,verfertigt, gemacht' 
erläutert sich aus Ezzo 32 — 33 ze aller iungest geacuofe du 
den man nah tinem bilde getan ; die später auch von Grein emp- 
fohlene Herstellung eines Instrumentalis des Plurals * chei- 
suHngum durch Vollmer und Hofmann * ist ein kleinlicher 
Pedantismus, denn der Plural bauga fordert unter der Voraus- 
setzung, daß aus einer Münze nur je ^in Ring verfertigt 
werden konnte, zwar einen Plural der Sache bei Gelegenheit 
der Anfertigung, die den Dichter nichts angeht, keineswegs 
aber einen Plural des sprachlichen Ausdruckes. Die Art, wie 
der Dichter den *uuuntan baue cheisuringu gitdn in den Plural 
versetzt, ist vielmehr die einzig stilrichtige und ein Plural des 
Instrumentalis darf ihm nicht zugemutet werden. 

In der Sprechpause hat Hildebrand die Ringe — vielleicht 
waren es zwei — abgestreift und hält sie mit der Linken hoch 
mit den Worten dat ih dir . . . gibul Diesen Satz hat Siebs' 
für einen exhortativen gehalten und auf den ersten Eindruck 
hin schlagend mit modern ndd. dat ick di dat nu man segg! 
verglichen. Das ginge ja wohl auch nhd.; daß ich dir sage 



* AI. Vollmer und K. Hofmann, Das Hildebrandlied. Leipzig 1850. 

' Rezension von KOgeU Gesch. der deutschen Literatur in Z. f. d. Phil. 29 

(1897). 



Das HildebMurlBÜed. 



6& 



oder daß ick dtrs nur sage ist ebenso exhortativ wie Jaß raicli 
dir sagen^j aber diese Konstrukdon erfordert doch einen Kon- 
junktiv des Verbams und gibu ist aufgelegter Indikativ. Dia 
Wendnng Hildebiands müßte im Öinne Sieba ja vielmehr *rfaÄ 
. tcÄ dir , . . gehe lauten. 

Der Satz ist also nicht exhortativ und dat niclit Kon* 
junktion ,daß% sondern daa Demonstrativpronomen ^das* als 
Objekt zu gibu, 

Bi huldi ist wie *umhi huldi zu verstehen^ also ^um^ für 
Huld, um Freundschaft^ Die Bindung enthält den Akkusativ 
des Adjoktivabstrakttims wie Musp, 41 (Eliaa streitet) fi d^n 
euiyon lip ^um das ewige Leben*, oder 0» an Salora. iiH hi thaä ' 
,um welches*, O. IV, 10, 4 Ir lA , » , iah bi tuih döt uurti ,. , . für 
euidi, um euretwillen, euretwegen sttlrbe', oder Musp. 36 pi 
daz ,far das, wa^'. 

Die Freundschaft ist die fkir die angebotene Gabe ge- 
worbene Gegenleistung. Ahnlich ist hi cum dat jUm willen' 
in Heh 5401 was , , , bi nnon \ Mimdion gUiefUd ^war um seiner 
Missetaten willen gefesselt^ Dem Abstraktum huldig mhd. stf. 
huld^, ist die Bedeutung des freiwillig dargebrachten Wohl- 
wollens, der freundlichen Gesinnung, nicht die der pflichtmäßig 
geleisteten Treue oder Ergebenheit beizulegen. 

Keineswegs wäre ht huldi beteuernd ,bei meiner HuM' zu 
verstehen und auch die as. Parallele in Heb 4673 f. Simon Petrui 
tiiuOf thtgaji, wid i& iheodan ihristwördan sprac bi huldig wid i« 
hhrün . . . tst nur eine scheinbare und äußerliche, denn hier 
heißt hi huldi ,in bezug auf seine Treue, von seiner Treue' 
und ist das Objekt, von dem gesprochen wird, dessen Simon 
Petrus seinen Herrn versichert 

Der Halbvers lautet in nhd, Nachbildung ^das, ich gebe 
es dir nun um Freundschaft!^ und es ist klar, daß dat eigent- 
lich einen riidimentärcn Satz für sich ausmacht, der das Ob- 
jekt hervorhebt und ohne Zweifel mit dem Gestus des Ent- 
. gegen baltens der bauga begleitet war. Auf dieses hervorhebende 
i 4at geht dann das neutrale Pronomen ii ak engeres gramma- 
tiiches Objekt zu gihu zur tick. Eine derartige Wendung wäre 
z* B. in der Frage ,da8 Haus, hast du es gefunden?* für ,hast 
du das Haus gefunden?^ auch im nhd. möglieh und gehört hier 
wie im Hild. dem Konversationstöne^ der gesprochenen Sprache 



56 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

des täglidien Umganges an. Aus O. 11, 1, 33 läßt sich der 
Passus sin uuort iz al gimeinta, sus managfalto deilta ver- 
gleichen. 

Die Überreichung der Ringe und die mit ihr ausge- 
sprochene Friedenswerbung ergänzt das, was dem vorherge- 
henden Ausrufe an Unurawundenheit des Ausdruckes abgeht. 
Hadubrand muß wissen, daß es fQr seinen Gegner ein anderes 
Motiv, den Kampf zu vermeiden, nicht gibt und nicht geben 
kann, als das angerufene der nahen Verwandtschaft und aus 
seiner Gegenrede ergibt sich, daß er Hildebrand keineswegs 
mißversteht, sondern sehr wohl erfaßt, was dieser ihm sagen 
will, nur daß er es nicht glaubt, sondern für Lüge hält. Die 
Meinung, daß sich innerhalb dieses Passus jemals ein Bekenntnis 
Hildebrands expressis verbis ,der Mann, den du tot wähnst, bin 
ich, dein Vater Hildebrand' befunden habe, ist völlig unbe- 
gründet. Rücken wir die im Liede getrennten Teile der un- 
geteilten Rede Hildebrands zusammen ,hilf großer Gott . . . 
oben vom Himmel, daß du um so mehr niemals mit einem 
derartig verwandten Manne das gerichtliche Verfahren durch- 
führest, das, ich gebe es dir nun um Freundschaft!*, so wird uns 
die Beziehung des zweiten du auf Hadubrand nur durch das 
in der nhd. Übersetzung zu große Gewicht des Anrufes an Gott 
,hilf großer Gott . . . oben vom Himmel' in etwas verdunkelt. 

Die folgende ablehnende Antwort Hadubrands ist mit 
einem Satze eingeleitet, der ersichtlich sprichwörtlichen Cha- 
rakter trägt und eine Regel des Verhaltens formuliert, wie 
etwa die Vorschriften der Hävamäl, z. B. Strophe 80 t uindi 
skal Ulf) hqggua, uepri d siö röa, myrkri uip man gpialla.,, 
,bei Wind soll man Holz fällen, bei Brise in die See rudern, 
im Abenddunkel mit der Maid kosen . . .'. Analog ist die Regel 
,mit dem Speere soll man Gabe entgegennehmen, Spitze gegen 
Spitze', die demnach ein präformiertes Element, ein Erzeugnis 
german. Spruchweisheit ist, das der Dichter des Liedes schon 
textiert empfangen hat. 

Aus dem Verweise auf diese Regel ergibt sich, daß 
Hadubrand sich eine andere Art der Entgegennahme zugemutet 
findet, und daraus rekonstruiert sich die Situation. 

Die beiden Gegner befinden sich noch auf Sprechweite, 
die zugleich Wurfweite ist, wie aus 61 erhellt, wo das Werfen 



Das HildebrandftUed, 



57 



als Eröffnnnjs^ des KampfeB wirklich erfolgt; sie befinden sich 
schön deshalb nicht in naher Distanz, weit in solcher zwar 
zam Stoße, nicht aber zum Warfe ausgeholt und das Werfen 
daher auch nicht befürchtet werden kann. 

Hätte nun Hildebrand die Rin^e auf der Spitze seines 
Speeres dargeboteu, so war für Hadubrand kein Hindernis, hin- 
zuzureiten and eie mit der Spitze eeinei Speeres abzunehmen^ 
und wenn er es unterließ, so brauchte er doch nicht an die 
Kegel KU erinnern, die bei dieser Handluntr zwischen zweien, 
die einander nicht völlig zu trauen Uraacbe haben, zu beob- 
achten ist. Da nun Hadubrand die Ringe nicht nimmt und 
trotzdem an jene Regel erinnert^ deren Sinn der ist, daß beide 
Männer einander nicht zu nahe kommen und bei zu Stoß und 
Parade zweckdienlich vorgestreckter Lanze aus dem Zustande 
der Welirbereitsehaft nicht beraustreten^ so mußte er sich zu 
einer Art der Entgegennabnie aufgefordert sehen, die ihn dem 
Wurfe des Gegners bloßstellen konnte* Da nun weiters ein 
Speerwurf in der mit ganz ungeeigneter Handstclhing anter 
der Mitte gefaßten, vorgestreckten und an der Spitze mit den 
Ringen bebangenen Lanze nur schlecht vorbereitet wäre, so hat 
Hildebrand die Ringe mit der Linken hochgehoben und den 
Speer in der Rechten gehalten ^ nicht in Wurfstellungj denn 
seine Absicht ist keine feindliche, aber doch so, daß er jeden 
Moment in diese Stellung hätte gebracht werden können. Diese 
mit der Hand gebotenen Rinf^c auch mit der Hand abzunehmen 
und nicht etwa mit der Lanzenepitze, das war offenbar Gebot 
der Sitte f so daß Hadubrand während des Hinzureitens in 
der Tat sich in ungedeckter , einem heimtlickischen Wurfe 
offener Position befunden liätte. 

Die hübsche Stelle aus dem Chron* Novaliciense h HI^ 
c, 21, 22, die Heinzel ausschrieb, da er aus ihr folgern wollte, 
daß dem Dichter vorschwebte j Hildebrand habe die Ringe an 
der Spitze des Speeres geboten, ist für diese Deduktion völlig 
unbc weisend, wenn auch diese Geschichte von Algisus und dem 
Manne Karls des Großen in der Regel mü gSru 6ml man , . , 
gipfelt- Aber die Situation ist hier eine gans andere. Nicht 
der bewaffnete Hadubrand steht hier dem bewaffneten llilde- 
brand gegenüber, sondern der unbewaffnete, ans Land rudernde 
AlgiiUB dem bewaffneten Abgesandten Karls des Großen, der 



58 VI. AbhandluDg;: v. Grien berger. 

ihm die Armringe des Königs als dessen Geschenk au der 
Spitze des Speeres darbietet. 

Algisus, zur Entgegennahme mit unbewehrter Hand ein- 
geladen, fürchtet mit Recht einen Lanzenstoß und bewehrt sich; 
er ergreift den auf den Rücken geworfenen Panzer und den 
Speer und sagt: ,Wenn du sie mir mit dem Speere darbietest, 
so werde ich sie auch mit dem Speere entgegennehmen.' Der 
Schlußeffekt ist also der gleiche^ von Algisus wirklich aus- 
geführt, von Hadubrand bloß moniert, aber die vorbereitende 
Situation ist es nicht und kann es nicht sein, da fUr Hadubrand 
das Merkmal des momentanen Unbewaffnetseins nicht zutrifft 
und Plildebrand mit vorgestreckter Lanze zwar einen Stoß 
.führen, aber nicht werfen könnte. 

Das Mißtrauen Hadubrands ist 37 bis 39 in unzweideutige 
Worte gekleidet und wird 40 — 42 aus der festen Überzeugung 
vom Tode Hildebrands begründet. 

man im Texte der Regel ist Indefinitpronomen wie auch 
ags. mon zweimal im Beow. , daher nicht mit ,der Mann' 
wiederzugeben. 

ort als Akk. Sing, des dem as. ags. Maskul. ord ,Spitze' 
entsprechenden Wortes verstanden — von der Lanzenspitze 
gebraucht Hei. 5346 an speres orde und 3088 geres ordun — 
erforderte ein gedachtes Partieipium passivi ,gerichtet, ge- 
wendet, gekehrt^ Es ist aber fraglich, ob man gut daran tue, 
die Form als Akk. zu nehmen. Mir scheint es vielmehr stil- 
gemäß zu sein, sie als Instrumentalis *ortu mit Apokope der 
Flexion vor dem folgenden Halbvokal uu zu fassen, wonach 
also genauer ,mit der Spitze gegen die Spitze' zu übersetzen 
sein mag. 

alier Hün ist Vokativ; du bist dir . . . ummet Späher 
enthält nicht das prädikative Adjektiv, sondern die prädika- 
tive Substantivierung mit dem unbestimmten Artikel, also ^du 
bist dir . . . ein überaus Schlauer', wozu man modern bair. dAs 
is a ganz gscheider, das ia a f eitler, a ganz a feiner vergleiche. 

spenis mih mit diuem uuortun versteht sich nach Hei. 
1376 spanan mid is sprdcu als , verlockst mich mit deinen 
Worten*. 

Der erste Teil des konjunktionellen Systems also . . . so 
39 kann sich nicht auf man oder gialtet man beziehen — ags« 



Das Hildebr&ndslled. 



59 



iwd steht im wesentliclien nur bei Verben^ Ad%"erbien, Adjek- 
tiTen^ nicht hei Stibatantiven — in welchem Falle die Ent- 
Bprechatig zu nhd. solcher dastehen mußte^ eher auf f^ialtH 
allein: ,du bist in der Weise alt geworden . . ,, daß » . /, doch 
scheint es hart^ darnach einen alleinstehenden VokatiT mmi an- 
zunehmen. Ist der Vokativ gidltet man eine Bindung, die wicj 
mhd. ärmmän oder ai. HeK 12 en gigdmalod mann fast einem 
Kompositum ,Aher^ gleielikommt, so muß man Bich entschließen 
eine Redensart *al9o teesan , . , mq ^von d^r Art^ von d^m 
Schlafe sein . * * daß*, wie nhd. so sein, d. i. ,von solcher Bc- 
scljaffeuheit sein . , * daß*, für möglich zu halten, wonach sich 
die Interpretierung ^da bist yon der Artj alter Mann^ daß du 
immer ArgUst hegtest* ergibt. Dazu vergleicht sieh im allge- 
meinen^ die Verschiedenheit der Subjekte im Vorder- und 
Nachsatze sowie das Fehlen des Adj< in Hild* abgercchneti 
Hei, 5220 f. ef U tkok wärt so, than wärin so starkm^cU . . , 
jungaron mtne, so man mi n% gäbt JudeoMudiun . . „ Keines- 
falls darf der Nebensatz so du . , , mit Heinzol als Relativsatz 
gefaßt werden, wenn auch relativisches m du an sich ebenso 
möglich ist wie so . . . si 32 oder wie got pußi, sondern viel- 
mehr als Vergleichs- oder Konsekutivsatz und die Ubereetaung 
,da bist ein (solcher) alter Mann, der immer Bosheit geübt hat' 
ist wegen der falschen Beziehung des aho^ die das übersehen 
des Vokativs im Gefolge hat, zu verwerfen. 

*inuuü fiioren heißt auch nicht geradezu , Arglist, Bos- 
heit, Tücke üben% sondern , hegen, in sich tragen* und ist 
nach modern bair, neid führen: z*wmgn so an plunder da 
fiithrn ma koann neid Silvester Wagner, Salah. Qsanga, 
2, Aufl., S. lüo und stolz fähren: 4' ick^ffmahtd^ dH rmchm^ 
fithrn draid viel und holz^ dfii Inn^ df da Daind, awd nu 
mehrd ttoh Stclzlmmer, Gediel» te in ohderenns, Volksma. 
4, 117 (1868) au beurteilen, 

euulu inuuit wurde von Kugel als Kompositum in An- 
spruch genommen j aber die spezilisch chrisüichen Znsammen* 
Setzungen as. Heb ewandagf ewanriki^ die aus den der clirist* 
liehen Literatur angehongenj offenen Verbindungen te them 
ewinom j^ikie Heh Gott 1796, that ewana rtki Cott. 1302 
stammen — hiezn auch etmin oder euuinaz lih ^uita aeterna^j 
iuuin ßuTj in Suuinaz uuiui^ in Smdna $ßlida (tabernacula). 



60 VI. Abhandlung;: v. Grienberger. 

Sämtlich aus Tat. Graff 1, 506—507 — können doch fiir die in 
Hild. gebotene Verbindung nicht verwertet werden und es be- 
steht auch gar kein Anlaß, das Wort euuin für etwas anderes 
zu halten als für attributives Adjektiv zum Neutrum inuuit 
oder möglicherweise auch für temporales Adverbium ,immer^ 

Formell entspricht es ja jedcsfalls dem got. Adj. aiweins 
^at(jjvtog*j ahd. euuirij as. ewin, ewan neben ewig Hei. Mon. 1796, 
würde als Adverbium den ahd. neutralen Akkusativen luizil, 
ginuog, filu an die Seite gestellt werden können und es ließe 
sich wohl annehmen, daß diese längere Form des Adv. statt 
der kürzeren eo von 27 und 49 aus Gründen des poetischen 
Wohlklanges gewählt sei. Daß euuin, wenn es Adv. wäre, den 
Hauptton des Halbverses tragen könne, ergibt sich aus Hei. 
2428, 2 endi lis is firinun tharf oder 2753, 2 than williu ik 
it her te wdrun gequeden und dasselbe gilt auch — Hei. 1302, 2 
them is that exciga riki, 1799, 2 thät gi an that helage lioht — 
für das Adjektiv, wofür ich die Form endgültig nehme. Der 
zweite vokalische Anlaut im Halbverse so du euuin inuuit 
füortos ist mir ein zufälliger und nebensächlicher. 

Dann spielt Hadubrand seinen stärksten Trumpf aus: die 
Nachricht der Seefahrer vom Tode Ilildebrands im Kriege. 

Die viersilbige Pluralform seolidante mit dem Nominativ- 
zeichen des starken Adjektivs an Stelle der flexionslosen, kon- 
sonantischen Form des Substantivums *seolidant ,Seefahrer' 
erkläre ich aus metrischen Gründen. Ebenso enthält Beow., 
der sonst den konsonantischen Nom. PI. gewährt wie 411, 1 
secgad sddidend, 1818, 1 nu we sMidend^ 2806, 1 pdt hit sd- 
lidend, in 377 dem metrischen Erfordernisse zu Liebe die vier- 
silbige Form ponne sagdon pcet \ sd'lidende oder Hei. neben 
dem konsonant. Akkus. Plur. wdrode thea wdglidand 2913, 1 
einen swm. Akk. Plur. the seolidandean 2909, 2. 

Aus diesem Substantiv erstreckt sich die partizipiale Funk- 
tion auch auf den folgenden Vers 41, 1, der sich zu *uuestar 
uhar uuentiUeo lidante ergänzt. 

Zum Gebrauche von westar ,nach Westen* ist die Stelle 
Hei. 5*.M)--597 zu vergleichen: die Männer aus dem Osten 
gumon ostronea, die dem nach Westen vorausschreitenden 
Himmelszeichen gefolgt waren, berichten vor Herodes über ihre 
Fahrt. Ein weiser Mann habe sie beauftragt, dem Zeichen nach- 



"^ 



Das HiMobraudfilied 



61 



Ztl gehen hiei tkai wi im fuhjodin \ so it fiiri wurdi \\ we»tnr 
obar thesa tveroldi. Wie diese Männer, am Ende ihrer Fahrtj 
d. i. an dem Panktc^ wo rlas Himmela^eicbeD s&ur tinhe kommt, 
anfehm^tj sich den Gang ihrer Reise verlegen wärtigen, den 
sie vüm Auagangspunktc an konstruieren und nicht vom Und- 
pnnkte aus, wo sie lacht ,nach Westen*, sondern jVon Oeten' 
hiitien sagen mtissen, bö begreifen auch die uuestar ubar uuen- 

iHUeo lidante eine Fahrt mit dem angenommenen Orte Hiidii' 
brandsi d. i. seiner Heimat Italien^ als Endpunkt and einem 
Piiokte im Osten als Ausgang* Das deckt sieh inhaltlich genaa 

|IDit den Versen 17 und 21, in denen ein Land östlich von 

'Italien als Zufluchtsort Hildehrands angegeben wird, von wolior 
also auch die Kunde von seinem Leben oder Tode zu erwarten 
ist Geographisch hestimnit sich demnach der uttetitiheo als 
das Mittelländische Meer, genauer vielleicht als die Ad na, 
wie ja auch ags. wendelsth in /Klfreds Gros, der Fontus und 

|da& gan^e System des Mittelländischen Meeres ist 

dat inan uuic furnam ist Objektsatz zn sn^etun , dessen 
Verbum nach as. Hei, farniman ^wegnehmen, hinwegraften*, 
?6m Schicksal, Tod, Krankheit; lüurd^ dM, mht gesagt, ver- 

l«tanden werden muß* 

Wie die wurd farnimit oder fornam, so hier der Kampf 
und an diese Nachricht ankntlpfend formuliert Hadubrand seine 
Überzeugung in den bestimmten W^orten ,tot ist Htldobrand, 
Herebrands Sohn^ 

inan sieht in der Hs. wie man aus, d. h. die erste Haste 
ist nicht abgerllcktj sondern mit der asweiten durch obere Kom- 
missur verbunden. Dessenungeachtet bin ich nicht sieber, daß 
der Schreiber hier in der Vorlage man gelesen und daher auch 
mau habe kopieren wollen, sondern muß es ftlr denkbar halten, 
die obere Kommissur im Worte eine bloße graphische 

'ZuAltligkeit sei. 

Die Steigerung im Tone der Überzeugtheit Hadubrands 
gegenüber VersiäS ist beachtenswert Sie entspringt der Abwehr 

^der ihm unglaubwürdigen ENiffnang, die ihm sein Gegner gc- 
aacht hat, Wftiircnd er dem unbekannten Fremden gegenüber, 
dem er von seinem Vater erzählt, nur im allgememen von dessen 
wahrscheinlichem Ende und den Orlinden, die dafür spreclien, 
berichtet, schlägt er angesichts des Gegners, der sich ihm als 



62 VI. Abhandlung: v. Qrienberger. 

der totgeglaubte Vater zu erkennen gibt, einen entschiedeneren 
Ton an. Er besinnt sich auf die ihm gewordene Mitteilung 
der Seefahrer aus dem Osten , die an sich gleichwohl nicht 
so stark gewirkt hat, ihm völlige Sicherheit über das Ab- 
leben seines Vaters zu geben, und immerhin noch einen schwa- 
chen Zweifel offen lassen konnte, die sich ihm aber hier, wo 
es die vermeintliche Vorspiegelung eines arglistigen Feindes 
zurückzuweisen gilt, zur sicheren Nachricht verdichtet. Mit 
dem apodiktischen Ausspruche ,tot ist Hildebrand' schließt 
nach dem Stande der Überlieferung die Rede Hadubrands und 
es folgt bis zur tatsächlichen Eröffnung des Kampfes Vers 61 
eine lange Klage Hildebrands Vers 43 — 60, die mit den Worten 
Hiltibraht gimahalta Heribrantes suno eingeleitet ist und außer- 
dem noch zweimal Vers 47 und 56 mit einem den zweiten Halb- 
vers eröffnenden Inquit quad Hiltibrant weitergeführt wird. 

Man kann die Frage stellen — und sie ist tatsächlich 
gestellt — ob nicht an den inneren Grenzen der drei Ab- 
schnitte, d. i. zwischen Vers 46 und 47 sowie zwischen 55 und 
56 entsprechende Antworten Hadubrands verloren gegangen 
seien, oder ob nicht der eine oder andere Abschnitt vielmehr 
dem Hadubrand zugeschrieben werden müsse. 

Darauf ist zu sagen, daß die Abschnitte 47 — 55 und 
56—60 ihrem ganzen Inhalte nach nur von Hildebrand ge- 
sprochen sein können und nichts enthalten, was eine verlorene 
Antwort Hadubrands unbedingt erheischte und nicht auch aus 
der bloßen Situation geschöpft sein könnte, wie der Hinweis 
auf die Kampflust des Jüngeren Vers 57, oder der auf das Schick- 
sal der Beute in beiden Abschnitten , dessen Entscheidung ja 
mit der Entscheidung des Kampfes untrennbar verknüpft zu 
denken ist. Daß ferner der Abschnitt 44 — 46 allerdings von 
Hadubrand gesprochen sein und als Antwort auf ih uuallota . • . 
Vers 48 gefaßt werden könnte, in diesem Falle aber eine Ände- 
rung der Personennamen in 43 und eine Umstellung des ganzen 
Passus nach 55 erforderte. 

Das Unzutreffende des Schlusses aus der guten Rüstung 
Hildebrands darauf, daß dieser vor dreißig Jahren keine Ver- 
bannung erfahren habe, würde man bei dieser Behandlung des 
Abschnittes dem unerfahrenen Urteile Hadubrands zugute halten 
können. 




Dm Hilde bruidüHed. 



Da nun aber diese Anordnung von der Überlief er nfig be- 
datierlicb erweise nicht geboten ist, kann mau sich der Aufgabe 
oicht eatzieben, zn untersuchen^ wie sieh der Passus 44 — 46 im 
Blande HildebrandB mache. Man sieht da gleich, daß derselbe 
in den Worten dat du noh . . , recchm m uuurti das erste 
Glied einer Kootraätierung des Schicksals Hadubründa mit 
dem dm Sprechers ih uuallota , , , ur laute Vers 48 enthält und 
daher wenigstens im folgenden Teicte verankert ist, wenn er 
auch auf den ersten Blick keinen Zusammenliang mit der vor- 
hergehenden Rede Hadubrands erkennen läßt, 

üaa einleitende ituela, ahtj. uuela ,bene^, uuola jSatis* 
Qraff 1, 832, ist gleich uuelaga nu in 47 Interjektion und 
nicht Adverbiura^ daa den Verbal begriff steigernd bestimmte, 
wie 10 uuel IvMü ,80 sehr gelüstet* in 57 — man beaelite 
übrigens die Formdifferenz von uuela und uuell — Interjektion 
mit einer zagestehenden^ einräumenden j an eben Gesagtes an- 
knüpfenden Orundßtimniung wie etwa engl, ^well^ I $ee^ und 
ich übersetze demgemäß nicht ,gnt, gar wohl^ genau ersehe 
ieh^p sondern ,wohl, ich sehe an deiner Rüstung^ daß du da- 
heim einen guten Herrn hast . . /, Der zweite mit dat einge- 
leitete Nebensatz 4M könnte allesfalb als Konsekutivsatss gefaßt 
werden ,so daß du (sinngemäß; zufolge der Güte deines Herrn) 
noch . * , nicht das Leben eines Verbannten kennen gelernt 
f liA8t\ aber es ist sicherer, ihn als zum ersten parallelen Ob- 
[jektsatz zu erklären^ denn aus der guten, neuen und un- 
verbrauchten Rüstung des jugendlichen Hadubrand kann eben- 
BOwehl auf den Mangel des schweren Lebens eines Ver- 
bannten, als auf die Freigebigkeit des Dienstherrn geschlosaen 
werden. 

Den Akk. des Adj, goten^ dessen Endongsvokal sich von 
hian 11^ tnaji 41 entfernt, könnte man mit Rücksicht auf die 
konsequente Endung ^en der yau-lntinilive : aeggen 1, bikra- 
hatien 55, hrümen 59 auch auf eine Form des Adj. mit (a- 
Sufäx^ got. etwa *gödjana zurückfüiiren, die vom Neutrum 
ahd, guot ,bonnm* abgeleitet wäre und dann wohl ^begütert, 
reich* bedeutete. Man kannte also auch Übersetzen ,daß du 
dalieim einen reichen Herrn hast*. Als Abschwächung von a 
läßt sich indessen goteu sehr wohl mit commefi statt comman 
in Christus und die Samariter in vergleichen. 



64 VI. Abhandlung: v. Grien borg er. 

Bi desemo rtche 46 kann unmöglich persönlich verstanden 
werden und eine Entsprechung zu got. reiks filQXtov, rex* ent- 
halten. Das Wort ist ja als freies Appellativum in den west- 
germ. Sprachen nicht erhalten, auch nicht in den nordgerm.,' 
denn an. rikr ist gleich got. reikeiSy also ^a-Stamm und Adj./ 
sondern nur das Neutrum reiki ,d^x^*, ahd. rieht ,regnum, 
regio, imperium' und dort, wo diesem persönliche Bedeutung 
zugewachsen ist, wie in Musp. 35 vora demo rihhe, oder Beow. 
171 — 172 gescßt || rice to rüne, oder Hei. 1894 for rikea ist 
der persönlich gefUrbte Begriff ,Reich' als ,gesetzgebende, bera- 
tende, richtende Körperschaft' aus dem lokalen Konkretum 
des beherrschten Gebietes erst sekundär entwickelt, ohne je- 
mals eine Einzelperson der obrigkeitlichen Gewalt bezeichnen 
zu können. 

Die Bestimmung enthält also jedesfalls das Sachwort ahd. 
rihhi und zwar am ehesten in der vierten von Kelle im Glossar 
zu Otfrit angesetzten Bedeutung ,Welt, Erde^ wie sie in den 
Bindungen hiar in rtche ,hier auf Erden' 0. V, 2, 1 1 und II, 
14, 106, hiar ... in rtche V, 24, 8, in themo riche III, 15, 28 
gegeben ist, wobei dann das Demonstrativpronomen desemo 
eine Kontrastierung [*dit richifj zum Jenseits, zum himilo richi 
Tat. 99 einschließt. Kausales (i, das den Sinn ,von Reichs wegen' 
ergäbe, ist mir inhaltlich und formell wegen des Demonstrativ- 
pronomens nicht wahrscheinlich, eine Bedeutung ,von weg, aus', 
die für eine Interpretierung ,aus diesem Reiche' benötigt würde, 
ist für bi nicht erweislich. 

Im Zusammenhange mit dieser angenommenen allgemeinen 
Bedeutung des Substantivs scheint sich demnach eine lokale 
Bedeutung ,auf dieser Welt, auf dieser Erde' wie O. I, 5, 62 
6t uuorolti ,auf der Welt', as. Hei. 168 te, 211 an thesaro 
weroldiy beziehungsweise nach den temporalen mhd. Redens- 
arten In tage, bi tmsern tagen, bi sinen ziten eine temporale 
Bestimmung ,in diesem Erdenleben' herauszustellen. 

Noh ist das Adverbium ahd., as. noh ,adhuc', got. nauh, 
mit Negation ni gebunden soviel wie ,nondum'. An die Kon- 
junktion ahd., as. noh ,neque', got. nih zu denken, verbietet 
von vornherein die Wortstellung. 



Noreen, Ad. Gramm. I' § 421. 



Dna Hildfllintidtlied. 



66 



Die Gmndbedeatang des agB. wrecca^ ahd* rechto ist 
nach deü Glossiemtigen ,exiil^ profugas, extorris' sowie nach 
den BeÄiebungen zum Adj, ahd, wreh jexul* Öraff 1, 1131^ got. 
wrikan ,verfol^en* ohne Zweifel die des bndfltiühtigen Mannes, 
der einer swingenden Gewalt gewichen istj vgl, Notker zn 
Pa«Im 104j 12 — 13 vom Volke Israel ,cum essen t nnmero breai. 
p&aeissimi et incole in ea et pertransiemnt de gente in gentem* 
ei de regna ad populam alterum% deataeh Do iro lüzzel uuaSf 
und§ die selben ddra in terram (in lani) ckanaan reccken 
uaären . unde ne uudlloton föne diete ze diete * föne ricke m 
riche. Ich glauhe daher , daß man recckeo uuerdan geradezu 
mit ^verbannt, vertrieben werden* wiedergeben kann , obwohl 
die Bedeutungsentwicklnug des Sabstantivs aea der einee ua- 
siäten Helden und die Verflüchtigung zu bloßem Wanderer 
schon alt istj wie in Heb 631^ wo die ^wrekkion einfaeb ^ Männer 
aus fernem Lande^ sind , ^^a thar an eliUndiß erloi uuärun 
ferran gifarana Mon,, ohne daß sie hierzu durch feindliche 
Gewalt genötigt worden wären. 

h^TTOn {foien ist ohne Rncksicht auf die Mügliehkeitj daß 
das Adj. jfVStamm sei^ auf einen Nominativ *Aerro goter oder 
^hirro gat ^ein guter Herr", nicht auf *herro gut^ ^der gut© 
Herr' zu basieren. 

Daß die Worte Hildebrands, in freier Übertragung ,wohl 
ich ersehe an deiner Rlistongj dnß dtt daheim einen guten 
Herrn hast, daß du in diesem [deinem] Leben noch nicht 
Verbaimung erfahren hast', die glücklichen, ungetrübten, von 
idimerzlichcm Schicksale freien Leben sums lande Uadnbrands 
konstatieren^ denen er Vers 48 bis 50 sogleich sein eigenes be- 
wegtes Leben entgegenhält, ist ja klar und ließe den einlei- 
tenden Passus auch als bloße Charakterisierung des jüngeren 
Gffgn* rs verständlich erscheinen. Doch ist es wahrscheinlich j 
daB <i*rr.elbe an die eben geschehene Weigerung Uadubrands, 
seinem Vater zu glauben , anknüpfe und die von Hildebrand 
angenommenen psychologischen Momente ausspreche, die den 
Jüngeren leiten. Dan eine dieser Momente scheint in der 
Tor&uageaetzten Dankbarkeit gegen einen guten Herrn gesucht 
werden »u aollen, die in Hadubrand das wirkliche Bedürfnis 
aainen Vater wieder zu finden, ausgelöscht hatj das andere 
vielleicht in Mangel an Lebenserfahrung, der Hadubrand ver- 

Siteaagib»r. 4« pkil.-kiit. IL 109, Jtd. «. A^, A 



66 VI. Abhandlung: ▼. Grien berger. 

leitet^ die Nachricht der Seefahrer für unumstößliche Wahrheit 
zu halten. Die Ablehnung der Ringe ist dabei ganz neben- 
sächlich; um diese als Wertgegenstände handelt es sich gar 
nicht, sondern es handelt sich um die Ablehnung des Vaters, 
der sich seinem Sohne zu erkennen gegeben, und um die Moti- 
vierung der Ungläubigkeit Hadubrands, die sich Hildebrand 
irgendwie zurechtzulegen sucht. Daß Hildebrand annehme, 
von seinem Sohne absichtlich und gegen besseres Wissen ver- 
schmäht zu sein, muß man nicht folgern, dafür gewährten die 
Auslassungen Hadubrands, der ja im vorhergehenden seines 
Vaters mit anerkennenden Worten gedacht hat, keinen zu- 
reichenden Grund, es genügt, daß Hildebrand erkennt oder 
zu erkennen glaubt, wie geringe Bedeutung dem vor Jahr- 
zehnten in die Fremde gegangenen, leiblichen Vater, der sich 
um seinen Sohn nicht gekümmert hat, gegenüber dem gütigen 
Herrn, der dessen Jugend beschirmte, im Gefühlsleben des 
Sohnes zukommen müsse. Die Worte Hildebrands sind elegisch, 
nicht ironisch, wie ja die ganze Klage Hildebrands von 44 bis 
60 im wesentlichen elegisch ist. 

Die Bedeutung der Interjektion uuelaga nu ist gleich der 
von ahd. uuala nu ,age nunc* eine exhortative ,wohlan nun', 
und ihr Sinn ist der, daß Hildebrand mit seinem Entschlüsse, in 
den Kampf einzutreten, zu Ende gekommen sei und keinen 
weiteren Versuch machen werde, auf seinen Gegner um- 
stimmend einzuwirken, das hereinbrechende Unheil abzuhalten. 
Formell ist uuelaga, ags. welga, tceolga, ahd. mit älterem Aus- 
laute uuelago und uuolagOy später uuolge, 0. uuolaga, ags. welga, 
weolga ,heia, euge*,^ oflfenbar ein ö-Adverbium zu einer Elr- 
weiterung von wela mit ^-Sufiix, das man nur nicht mit ahd. 
uuelaker jdites', ags. tcelig ,dives' identifizieren darf, sondern 
als selbständige Bildung betrachten muß. 

uualtant got ist Vokativ wie irmingot in 29 oder der 
Personenname in uuolar abur Hlvduig, Ludwigslied, und ent- 
spricht dem as. wdldand godj ags. tcealdend god; eine Zusammen- 
rückung, die im Begriffe ist, gleich nhd. hirrgott zu einem 
Kompositum zu verwachsen, jedoch im Genitiv uudldandes | 



' Bei Boflworth-Toller 11S6 als tcd gd^ tceol gd mißverstanden. 




Daa Hildebr«DdsU«d. 



67 



yUihs Hei. 699 — 700 auf zwei Verse verteilt erscheint und 
beiderseitige Flexion zeigt- 

uualtant ist sobstanti viertes Partizipium , Herrscher^ wie 
*imliiant 40 und "^-sceotant 49, in as. HeL 3666, 2 uudldand 
CrUt GoiU mit einem anderen beiligen Namen kombiniert. 

Die Anrufung Gottes, betenernder Natur, verhiüt sich 
neben der vorangehenden Interjektion wie in HeL 4432 uuola^ 
uualdand god, quedad sie , . , Moc, oder 5ül3, 2 uuolo craftig 
god^ quathie Cott.^ 2wei Parallelen ^ die auch wegen des fol* 
gendan Inquit für Hild. 47 von Interesse sind. 

uueuuurt mit dem Neutrum ahd., as. we im ersten und 
ahd* uuH jfatum, fortuna, enentus' CIraflf 1^ 992 im jsweiten 
Teile übersetze ich mit , Unheil* und «cikit wie wenn ^gascihit 
ssu gaicehan ^fierij con tinger e' s tun de, als .geacliieht'; persönliche 
Bedeutung von uurt nehme ich hier nicht an. Uie PhrasB 
unterscheidet sich kaum von *uui uuirdit zu O. II, 6, 27, Kelle 
Glossar 8, 666. Das Kontrast wort ist in ahd* miüliutirti 
jSatisfac/ Graff wie oben^ offenbar , erwünschtes Geschick* er- 
hallen. 

Zur Zeitangabe jder Sommer und Winter fiech7Jg', d- i. 
30 Jahre, halte man HeL 465 ^ 2 so filu utuniro e^idi gumaro 
Hon,, wo allerdings eine gezithlte Summe von Jahren nieht ge- 
geben ist Das Zahlwort äehstic ist weder im HeL, noch in 
den kleineren andd. Denkmälern bezeugt. 

ur laute ist selbstverätändlieh: außerhalb des ostgot. chu- 
nincrtchi in Italien^ seiner Heimat^ i den tiBch mit in lantä Vers 19 
sowie mit Mme Vers 45, geographisch des näheren durch die 
Angaben der Verse 17, 33 und 41 bestimmt. 

dar man mih eo Acerita ... ist Relativsatz mit örtlichem, 
muf ur lanU gehendem Adverbium ,wo^ man ist Indefinit- 
pronomen wie in 35, hinter dem nachweisbar Dietrich und 
vielleicht auch der Hilneo trtthtin von Vers 33 stockt. 

l>as Sekundnrverbum ♦ Jemen zn ahd. skara Bit heißt 
wörtlich ,in eine Schar einteilen, einer Schar zugeßellen* wie 
PotrnsL dttr in (in das Himmelreich) juach er skerian , den 
Äf titti7t nerian vom Zugesellen zur Schaar der Himmlischen ge- 
■agti fastwie ^einlasBen*. Das as. skerian hat auch die Bedeutung 
jBU einer Schar formieren' wie HeL 2843 sk^^rien endi akiden 
Mon., die HeL 5761 f. thuo uuurihun tkar giscerida \ fan thero 



68 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

scolu ludeono \\ uueros te thero uuahtu und 5648 . . . thena hob- 
dun 8ia giscerid te thiu Cott. in ,bestimraen, abordnen' übergeht. 

Im Nhd. weist das Reäexivnm ,sich zum Henker, Kuckuck, 
Geier, Teufel scheren' noch auf den Wert ,8ich gesellen' zurück. 
Ahnlich auch das Transitivum Jemandem etwas bescheren', 
gleich , zuteilen'. Eine spezifisch militärische Bedeutung des 
Verbums entnimmt man aus mlat. Ducange scaritus ,in scaras 
conscriptus et distributus'. 

Die Bezeichnung *8ceotant geht vom Gebrauche der Wurf- 
waflfe aus, vom Schießen des Schaftes, aber an eine besondere 
Truppengattung, etwa ,Schützen', ist hier ebensowenig zu denken 
wie bei den aceotend des Beow. 703 oder 1154, die einfach ,die 
Krieger' sind. 

*8cerien in folc sceotantero heißt also ,dem Kriegsvolke 
zugesellen' und sagt nichts anderes, als daß Hildebrands Dienste 
als Kämpfer während der ganzen Zeit seines Reckenlebens 
stets gesucht waren. Frei kann man den Relativsatz über- 
setzen ,wo ra in mich immer unter die Kämpfer rief. 

Vers ÖO enthält einen negativen Konsekutivsatz mit so,., 
ni . , . gleich ,ohne daß^ Eine Parallele hiezu findet sich im 
Annoliede 275 — 280^ da aribeiti Cesar, daz ist war, mir dan 
ein jäVy so her die meinstreinge man niconde nie biduingan, et 
jungist gewan her^s dl ci gedinge: daz soltin ein er in bringen 
,da bemühte sich Cäsar . . . mehr als 10 Jahre, ohne die tapferen 
Männer bezwingen zu können . . .', wo allerdings Caesar im 
Vordersatze und her im Nachsatze ein und dasselbe logische 
Subjekt sind, wie auch wit in dem gleichfalls mit so eingeleiteten 
negativen Konsekutivsatze Hei. 148 so uuit thes an uncro iugudi 
gigirnan ni mohtun Mon. ,ohne daß wir es in unserer Jugend 
zu erreichen vermochten* mit dem wit der Vordersätze 144 und 
146 auf die identischen Personen: Zacharias und sein Weib geht. 

Das kann von den beiden man von 49 und 50 nicht ge- 
sagt werden; das erste deckt ja die verschiedenen Gefolgs- 
herren, denen Hildebrand diente, das zweite die Feinde, mit 
denen er kämpfte. 

Aber es fehlen auch nicht genauer einstimmende 
Parallelen mit verschiedenen Subjekten im Vorder- und Nach- 



^ MoD. Germ. h. Script, rern. lin^ae I, 2, p. 121. 



Dat HildebrandBlied. 



69 



satKei wie L. Alex. 4450 W^ di kuninge fdehten under m unz 
an dm dritten tac^ $o niemen da negeiack blSdi» mannii gehere 
.die K(5nige fochten . * , ohne daß jemand . * . gesehen lifttte*, 
oder im Finnsbargfragmente 41— 4iJ Alf? fuhton fif dagas, swa 
Ayro ndn nefeol \\ drihtgesida . . . ,8te föchten fünf Tüge, ohne 
daß eivier ihrer QefUhrten gefallen wäre^ 

ai hure eniget*u ,bei irgendeiner Stadt' deutet auf Kampf 
gelegentlich der Belagerung und Erstürmung von Htädten, nicht 
auf Schlacht im freien Felde, 

batiun ist der Akk* Sing, einea swt *banaf verwandt 
einerseits mit dem got. stf, hanja ^Tthrffti^ Sk<a , Wunde, Ge- 
sehvrllr* — belegt sind der Gen. PL bcmjo Lac, 16, 20 und 
der Akk- PI. banjos Luc. 16, 21; 10, 30 — aiah ben, -jar 
,\Vande^ i. b. ^tödheiie Wunde', as. Hai. in hmtwunda Mon., 
Imnwunda Cott YOm abgehauenen Ohr des Malclius gesagt, 
anderseits mit dem Hild. 5^ folgenden swm. Nomen agentis as. 
JetiiOj ags. bona , Mörder*, afries. de hone ofte de do^tilager 
( Riehthofen ) , an, banej aber doch mit keinem dieser Wörter 
identisch. 0er Ansatz des swf, bana ^homicidium' bei Graff 
3,126 ruht gan» auf der Hildebrandstelle^ da der von Graff 
beigezogone Ausdruck imtwno »tat ,calaariam' Hb. vielmehr 
den Gen, PL des swm. pam ,carnifex*, D. ahd. gl, 1, 79 enthält. 

Die Glossierung ^calaariara/ der Reichenauer Bihelglossen 
Kod, 86 Karlsruhe soll ja ohne Zweifel jCaluariae loeum^, d* u 
^BchädelstiUte' sein, zu Matth. 27, 33 ,et uenerunt in locum qui 
dieltur Oolgotha quod est ealaariae locus*, griech. ,8 itr-ftv xqa- 
ylöv rdTTög X^y6u£vog\ bei Wulfila Mc, 16, 'i2 kwairnein» staps^ 
und ist so zu verstehen, daß aus dem determinierenden Genitiv 
von caluäria ,8chAdel^ ein epexegetiscber^ gleichsam ,locus qui 
Calvaria clidtur* mißdeutet wurde. 

Das abd, j^amna stai vermittelt als ,Iocas carnifieum, 
Henkerstätte* oder als ^Hörderstätte^ den Begriß' von ,caluariae 
locus* durch den von ,Richtstitttej Ort. wo die Verbrecher hin- 
gericbtet werden*. 

Beachtenswert ist, daß aisL baut swm. die Werte des 
Nomen actionis ^death [latural or violent (pioperly vielen t)* 
towle des Nomen agentis ,a bane, a slajer^ in sieb vereinigt, wie 



» Beneeke II» 2, ttiOK 



70 VI. Abhandliing: v. Grienberg^er. 

auch griech. tpövog m. ,Mord' metaphorisch , Mörder' ist, gegen- 
über den formell getrennten Bildungen q)oyi^ ,Mord' auch ^Mord- 
platz' und q)ovevg ,Mörder', doch kann ich von diesen Tatsachen 
hier keinen Gebrauch machen, da das Kasussuffix in banün 
entschieden auf diflferente Bildung von dem Worte in 52 hin- 
weist. Zu erwägen aber wäre, ob nicht dieses swf. bana, das 
man am entsprechendsten als ,Todesstreich' übersetzen wird, 
oder eine stf. Form desselben im afries. Kompositum bondedoch 
,mordtätig' gelegen sei. 

Die Bedeutung des as. Verbums gifestian in der öinen 
Hehandstelle 4010 von Befestigung des Glaubens ist i^lrgifasta 
nicht brauchbar. Ebensowenig leisten die ahd. Belege giuestenti 
,comprobanti', cafastit ,firmatU8', kiuestit sint ^manifestarant' 
Graflf 3, 719, oder die bei Otfrit L 63 — 4 Däuid , . . gifasta 9%nu 
thing ouh selb thaz Hhi al umbiring^ wo jbefestigte' = ,machte 
stark' ist, III, 26, 69 thaz Ut in gifeatit ,das ist ihnen verbürgt', 
H 22, 5 in muate si iu gifesüt, thaz . . . ,davon seid überzeugt, 
daß . . /, aber ags. gefcbstan ,to place, locare' ermöglicht schon 
eher den Übergang zu der Bedeutung, die in * banün gifesten 
,eine tötliche Verwundung beibringen, den Todesstreich versetzen, 
ictum letiferum affigere' angenommen werden muß. 

Die Bedeutung der Phrase ist eine rein sinnliche und es 
empfiehlt sich nicht, ihr gegenüber etwa auf abstraktes ,den 
Tod festsetzen, bestimmen' im Sinne einer Schicksalsbestimmung 
zu raten. 

audsat chind übersetze ich mit dem unbestimmten Artikel 
,ein blutsverwandter, stammverwandter Jüngling', d. h. ich finde 
das Moment der Blutsverwandtschaft im Adj. ausgedrückt, nicht 
im Substantiv chind, das, wie in 12, Anrede des Alteren an den 
Jüngeren ist, auch hier nur eine Allgemeinbezeichnung für den 
Jüngeren sein wird. 

audsat erklärt sich nach Hei. 202 thea sudsostun mest Mon. 
,die Nächstverwandten', ahd. Notk. sih gisttdsen ,familiarem se 
reddere^, d. h. es steht in der eigentlichen Bedeutung des ahd. 
sudSf as., mhd. stcds, ags. swiv^ ,proprius, suus*, nicht in der 
abgezogenen ,dulcis, suauis'. Eine Sentimentalität wie ,traate8 
Kind' muß als stilwidrig durchaus abgelehnt werden. Eher 
könnte ,der leibliche Sohn' zugelassen werden. Die neutrale 
Endung des Adj. ahd. -az gewährt in der vorliegenden unver- 



Das HildebraQdftli«d« 



71 



schoWnen Form aucli die Wertlener Prudenttasglasse ierru- 
lentum mthagat^ 

breton entspricht dem aga, breödwian ,prosternere'j 3, PI, 
Prät. bfeodwiajtj 3, Sing. Prät. abrsdwads. Von eiaer Gleichung 
des Verbums mit ags. brioian^ an. hrjöta ^brecheo' ist keine 
Rede. Nicbt die Bedentong, noch der Stammvokal e, der an 
Stelle voE m stehen müßte, noch das o der Inänitivendaiig 
gegeii a des starken Verbums spricht dafür. 

**ticri und ^hil sind Sj^nonyma wie in HeL 4872f, h^ U 
hil atohf st^rd bi ndu . . « Mon.^ sicherlieh sind auch die Sätze^ 
in denon sie stehen- suertu hauuuan und breton mit $inu billiu 
gleicbbedeutande Variationen eines und desselben Gedankens^ 
ao daß hauinum als , erschlagen* aufgefaßt werden darf. 

Die Redensart ti banin itu€rda}i fZUta Mörder werden* 
findet sich auch Hch 644 ti banen werthan Cott* und ähnlieh, 
doch plurn lisch 519i*— 200 te handbanon weHhanCöti,; banin ist 
korrekter Dat. Sing, dts swm. Nomen agentis bano\ die Meinung 
Ricgcrs, daß die B^'lexion -in eine Schwächung aus -un sei, wird 
heuto wohl kaum mehr auf Beifall reehneu können. 

Die Verse 53 — 55 berühren die physische und ethische 
Seite des bevorstehenden Kanapfes, dessen Ausgang durch Er- 
langung der Beute umschrieben wird. Daß Hildebrand die 
Vorstellung habe^ der jüngere Gegner müsse ihm, dem alten 
Manne, an Kraft notwendig überlegen sein, ist nicht gesagt, 
meht angedeutet und aus dem Adverbinm aadlikho (: as, odi^ 
Adv. Mo gleicht, ohne Schwierigkeit') um so weniger zu 
sehließen, als dieses den Worten Hildebrands eher eine ironische 
Färbung verleiht. 

Die Bedingungen für den möglichen Sieg seines jüngeren 
Gegners erblickt Hildebrand in dessen Kraft und Recht und 
wir eDtnebmen aus dem starken Ausdrucke §Mea gimeinitn in 
58, daß er demselben das Recht wenigstens durchaus abspricht 
Die Frage nach den körperlichen Chancen läßt er offen, denn, 
wenn auch das bühere Alter gegenüber der jugendlichen Kraft 
Hadubranda gewiß ein Moment zu Ungunsleu des Sprechers 
ist, so mag es ihm durch das Bewußtsein seines EinsatÄes, d. i. 
langjähriger Kampfübuug mindestens ausgeglichen erscheinen. 



A W«l0tQiai KloiJi. it. Spracbdeakmlkr 100» 1—2, 



72 VI. Abhandlung: r. Grien berger. 

Hildebrand ist weit entfernt sich von vornherein irgendwie im 
Nachteil zu fühlen, der Schluß seiner Rede, der die Entschei- 
dung dem Schicksale anheimstellt, sieht aus wie eine versteckte 
Drohung. 

in 8U8 heremo man übersetze ich mit dem anbestimmten 
Artikel und verbinde es mit taoc ,wenn deine Kraft dir aus- 
reicht gegen einen so sehr alten Mann^, d. i. ,gegen mich', 
nicht mit giuuinnan, da in diesem Falle eher *ab sub hiremo 
man stehen müßte; eine Phrasierung * giuuinnan in einemo 
scheint mir unzulässig. Das Adverbium in *8U$ herer man^ 
wozu as. Hei. 150 prädikativ aus gifrodody ist mir wie wohl 
auch in 30 steigernd ,so sehr alter Mann^ 

hritsti ist der Akk. zum Dat. PL hrustim in 44, der 
Grundlage des ahd. Sekundärverbums rüsten und des Verbal- 
abstraktums rustunga Graflf 2, 547 und ich erblicke dem- 
entsprechend auch in rauba den Akk. PI. des stm. ahd. roub, 
as. in nödrof stn., ags. riaf, nicht den Akk. Sing, eines ent- 
sprechenden stf. 

dar in 55 ist untertonig und könnte als bloße Verstärkung 
des du, also *du dar gefaßt werden. Von einer Beziehung 
des dar auf rauba mit dem Sinne ,daran^, also vom Recht 
auf die Beute ist aber keine Rede, ebensowenig wie von einem 
Rechte des Stärkeren, denn die Phrase *reht haben ist sicher 
ganz gleich unserm nhd. recht haben, d. i. ,im Rechte sein' zu 
beurteilen, geht also auf die Rechtmäßigkeit des von Hadubrand 
gewollten Kampfes und stellt kein anderes als das ethische 
Recht in Frage. Hadubrand hat Unrecht, weil seine Voraus- 
setzungen falsch sind, sein Vater nicht tot und sein Gegner 
kein arglistiger Feind, sondern eben der totgeglaubte V ter ist. 

Da aber auch du im Verse nicht hochbetont ui.'t ii'cht 
hervorgehoben ist, der Nachdruck Hegt einzig und allei. auf 
reht, so wird man dar auf die Situation beziehen und etwa 
wie ,in diesem Falle, in der schwebenden Angelegenheit* ver- 
stehen müssen. Gesteigert wird die Frage nach der Berech- 
tigung Hadubrands zum Kampfe durch das Pronomen ^te 
,irgendein*, das der Phrase den Sinn von ,auch nur das ge- 
ringste Recht* verleiht. 

Eingeleitet ist der ganze Passus mit der adversativen 
Partikel dohj ganz mit der Wirkung eines nhd. ,doohy aber' 




Das Hlldebr&mdfllaii- 



73 



und keineswegs stark gegen überstell etid , dennoch', wofbr bicIi 
keine Basis fände, denn der mügliclie Hieg Hadabrands wird 
nicht gegen abtrÄgliche Prämissen, die im vorhergehenden 
enthaken wären^ behauptet, sondern nur in adversativer Form 
lose angekiiUpft und das, waa ihm wirklich zam Naditeil ge- 
reichen kann^ folgt in den beiden mit ibu eingeleiteten Be- 
dingangsaätzeui sofern e sie verneint werden mllssen^ hinterher 
Ein Gegensatz im Ton ist allerdings da. Die Worte 47 — 52 sind 
in Überquellendem Schmerze gesprochen ^ aber die in 53 — 55 
beben ironisch an und endigen mit zorniger Aufwallung über 
das unvermeidliche Unrecht, Im Zusammenhange übersets&e 
ich: ,doc!i magst da nun leicht, wenn dir deine Kraft ausreicht 
gegen einen so sehr alten Mann^ die Rüstung gewinnen^ die 
Beute erraffen^ wenn du da irgendein Recht hast/ 

Aufgebracht und entrüstet klingen auch die folgenden 
Worte HildebrandSf denen der Zusammenstoß unmittelbar folgt. 
Dem Scheine der Feigheit kann sich der alte Recke nicht aas- 
setzen ^ aber den Vorwurf der Frivolität erspart er seinem 
Gegner nicht» 

In de^r si doh nu argoäto . . , oßtarliuto 56 ist ,der sei^ 
soviel wie ,der tteiße der feigste*, nicht .der wäre*, was ja st- hon 
nach dem Tempus nicht angebt Ein Nachsatz ,der bin ich 
niohi' ergänzt sich leicht in Gedanken. Die *68iarliuii sind 
mit den ^ Fluni von 33 idantidch , nach denen HUdebrand 
selbst in 37 von seinem Sohne als alier Hün angeredet wird. 
Zur Komposition vergleiche man as. Hei MÜitarliudi ^Hü diente* 
von den Juden gesagt Keineswegs wird durch Hildehrands 
Äußerung den Ostleuten der Ruf der Feigi^eit anf gebürdet, 
denn der bedingungsweise ausgesprochene Schimpf trufe nur 
jenen, der unter den obwaltenden Umständen den Kampf ver- 
weigerte, und es geht aus den Worten Hildebrands dnrebaus 
nicht hervor, daß er die Meinung habe^ unter den Ostleuten 
sei auch nur 4iner, der denselben im gegebenen Falle verdienen 
würde. Daß diese Ostleute zunächst die des Heeres Hildebrands 
seien, ist ja wohl klar» doch kann sich der Sprechende vielleicht 
auch die gesamten, also auch die körperlich nicht anwesenden^ 
Hennen vergegenwärtigen* 

uuarm ist umlautloser Konjunktiv: -e, got ai^ zu nn. 
w§rnian ,verweigcm, abschlagen, vorenthalten' mit dem Dativ 



74 VI. Abhandlang: v. Grienberg^er. 

der Person und dem Genitiv der Sache und es ist nicht nötig, 
wegen des erhaltenen a ein Verbum auf -en statt des as. jan- 
Verbums anzunehmen. 

es, der Gen. des persönlichen Pronomens der 3. Person 
masculini, wofür später ahd. sin gebraucht wird, geht auf 
uuiges; *lusUn ist gleich as. lustean mit dem Akk. der Person 
und dem Genitiv der Sache gebunden, z. B. Hei. 1060 ina 
higan . . . moses lustean Mon., während wir nhd. die Konstruktion 
mit Präpos. ,nach' vorziehen ,da dich nach ihm so sehr gelüstet^ 

Der Genitiv güdea gimeinün ist Apposition zu uuiges, 
hängt also gleichfalls von lustit ab. 

Das Adjektiv darf nicht als ,communis* gedeutet werden, 
sondern als eine mit dem Präfixe gi- versehene Form des ein- 
fachen Adjektivs in ahd. meinero eido, negiert unmein ,uii- 
schuldig' Graflf 2, 779 — 780, aisl. meinn, afries. men, vom Eide, 
ags. man und mccne mit verschieden abgestuften Bedeutungen 
des jBösen*, die ftlr Hild. nach denen des ahd. Substantivs 
mein ,nefa8, sacrilegium, inlicitum*, as. men n. , Verbrechen, 
Frevel, Sünde* als ,nefastU8, sacrilegus, illicitus', deutsch etwa 
,frevelhaft* ermittelt werden können. 

Der Genitiv güdea setzt einen älteren Nominativ ^güd 
voraus, entsprechend dem ahd. gund ,pugna, bellum* Qraff 4, 
219, ags. güp, an. gunnr und gudr f. ,bellona, pugna , proe- 
lium*. Die Form und Stellung des Adjektivs erfordert Über- 
setzung mit dem bestimmten Artikel ,nach dem frevelhaften 
Kampfe^ doch glaube ich, daß es auch zulässig wäre, apposi- 
tionell ,nach dem Kampfe, dem frevelhaften* zu übersetzen. 

niu^e ist 3. Sing. Präs. Konj. zu *niusen^ as. nttman; 
die Konjunktivflexion verhält sich wie bei uuame^ ein en- 
Verbum ist auch hier nicht vonnöten. Die Bedeutungen der as. 
Verba Hei. 4658, 2 umbi iuuuan hugi niusian Gott. ,nach 
eurem Sinne forschen* und 1075 — 76 tho higan eft niuson . . . un- 
hiuri fiund Mon. ,da begann wieder zu versuchen . . . der böse 
Feind* taugen nicht für unsere Stelle, wohl aber die bei Boswonh- 
ToUer zu ags. n^osan angegebene erste Bedeutung ,to searcfa 
out, find out by enquiry* sowie die ahd. Belege er piniuse 
,inueniat*, piniusii uurti ,ex|>eriretur\ unganiustiu ,inexperta', 
amiusia ,experU* Graff 2, 110—115, deren Verbum wie mhd. 
bevinden wirkt und als »erfahren* bu übersetzen ist. 



Das HildebrAndsiied. 



75 



7iiu8€ .tinvenuit, escperiiitiir^ ist Hauptsatz ancl die Sätze 
uußT dar , . . and ercfo , * . die zugelii>ri;,^en Objektsätze* de 
moiti ,der es hüIW ist Relativsatz, der sinngemäß zutreffend 
mit jdera es beschieden ist^ oder ,dem es bestimmt ist^ über- 
tragen werden kann ^ wie auch Hei. 224 h^ niate of he moti 
Mon. von Joliannea gesagt, dem ein anderer Name beigelegt 
werden soll^ ,er genieße dessen, falls es ihm so beschieden^ ge- 
gönnt ist* bedeutet de ist also das Relativpronomen , nicht 
etwa ein zu nime gehi^riges Demonstrativum; das vielmehr ver- 
schwiegen ist 

uuer dar 9ih . , , hritme7i muoiti erdo . . . unaltaii ist 
ein zusammengezogener abhängiger Fragesatz, eingeleitet mit 
enklitisch verstärktem uuer dar^ das dem Tatbestande nach 
allerdings ,wer von zweien^ oder ,wer van uns beiden^ formell 
aber von ahd, huußder durchaus verschieden ist 

sih (hjrihneuj dessen h prothetisch und nicht gesprochen 
ist, mit dem Akkus* des Reflexivpronomens und Genitiv der 
Sache kann nur ^sich ejitänßern, entledifren^ begeben' heißen, 
mit einer BcdeuLungj die von ,freiniachen' sehr wohl ableitbar 
ist Darauf gehen auch die Werte des ae, rflmtan in Hei 896, 
916 (ic) scal im thana uußg rümien Mon* ^bereiten*, 374U' — 50 
sß TÜmda hie , . - that helaga hüs Gott. , säuberte er*, des ahd. 0. 
Vj 4, 27 then uueg rümen^ des nhd* da& feld räumen in seinem 
eigentlichen Sinne zurück^ wie die Bedeutung des ^Verlassens* 
in ahd. rummen yCedere*, mlid* diu lant rthnen^ oder nlid. das 
feld räumen im ühertriigenen Sinne. 

Selbständig entwickelt ist die ahd. Bedeutung ,sich er- 
schheßen' in 0. V, 6, 33 sär $ih thaz herza rümtt. 

An ^hrnomen ,sieh rühmen, gloriari^ ist in keiner Weise 
zu denken. Nicht nur aus dem Qmnde, daß eine Schreibung 
ti statt uo mit Hinsicht auf die konsequenten o, uo der Hs, 
unwahrscheinlich ist, *^ondern auch deshalbj weil dann der wirk- 
same Kontrast zum folgenden Satze jOder diese Brünnen beide 
besitzen' verloren ginge. Die doppelseitige Entscheidung des 
Kampfglliekes: hier Besiegter^ dort Sieger, wäre damit um ihren 
anschaulichen Ausdruck gebracht und die Koniuuktion ,oder^ 
sehr unpussendj wenn es sich um zusammenfassende Aufzählung 
des dem Sieger Zufallenden handelte. Da würde man statt 
erdö doch Üeber ^nti erwarten. Diese Auflassung des Verbums 




76 VI. Abhandlung: ▼. Grienberger. 

zöge auch nach sich, daß die hregil nach den ahd. Qlossiemngen 
hrekil ,trophea^ gl. K., regil ,8polia* gl. K., ,trophaea' Ra, GraflF 
4, 1 150, auf die Exuvien des Besiegten bezogen würden. In 
diesem Falle wäre aber das Hereinziehen der eigenen Brünne 
im zweiten Satze ziemlich gegenstandslos, da es selbstver- 
ständlich ist, daß der Sieger seine eigene Brünne behält. 

Aber die hregil sind nicht Qewandstücke , die schon zu 
Exuvien geworden sind, sondern solche, denen dies erst bevor- 
steht, d. h. das Wort steht mit seinem ersten und eigentlichen 
Werte entsprechend dem des ags. Neutrums hr(Bgl\ das Paar 
hregil und hrunnün der Verse 59, 60 verhält sich wie das 
Paar * güdhama und ringa in 4 und 5, d. h. die hregil sind 
die Brünne samt dem unter ihr getragenen Leibrocke. Daß 
die hregil mehrere Stücke überhaupt begreifen^ ergibt sich aus 
der pluralischen Form im Hild., die nicht durch die beiden 
Gegner diktiert sein kann, denn seines eigenen Waffenkleides 
und jenes des Gegners könnte sich keiner der beiden weder 
entäußern noch rühmen, und daß diese Stücke der Panzer 
und der Leibrock sein werden, läßt sich aus den ags. Bedeu- 
tungen des Wortes ausmachen. 

Als Brünne, beziehungsweise als geflochtener Panzerrock 
ist das Wort in Beow. 452ff. zu verstehen: onsend Higeldcey 
gif mec hild nime, beaduacrüda betst, pcet mine hriost weredy 
hrcegla seiest] pcet is Hrdedlan Idf, Wdlandes gewearc, ferner in 
Beow. 552 f. beadohrcegl bröden on breostum Iceg, golde gegyrwedj 
wo die die Herstellung betreffenden Angaben beide Maie auf 
Metallarbcit hinweisen, als Leibrock aber in Beow. 1192 — 95 
him ic(es ful boren . . . ond wunden gold . . . hrcegl ond hringas, 
da hier das hrcegl vom Kettenpanzer geschieden ist. Ebenso 
rührt der für das Schiffssegel gebrauchte Terminus merehrcegl 
in Beow. 1905 — 06 pd wces be mceste merehrcegla sum^ segl sdle 
fcest . . . eher von dem Vergleiche mit einem Kleide aus Stoff 
her, obschon er auch aus dem allgemeinen Begriffe der Armatur 
abgeleitet werden könnte. Auch in der Stelle der Orosius- 
bearbeitung iElfireds, die von den Sitten der Esthen beim 
Leichenbrande handelt: ,und wenn so seine [des Toten] Habe 
ganz verteilt ist, dann trägt man ihn hinaus und verbrennt 
ihn mid his wckpnuvn and hrcegW wird man den Ausdruck auf 
Kleidung im aUgemeinen beziehen müssen. 



V 



Das H U d eb rÄudsl I fi d 



77 



Somit ergibt siclj als Sian der Stelle: der Überwundene 
verliert seine Bekleidung, den Leibroek und die Brünne ^ der 
Sieger gewinnt Bie und, da er sei bat schon im Besitze einer 
Brünne ist^ bq wird er naeb Entscheidung des Kampfes im 
Besitze zweier eein. Allerdings aueh im Besitze eines zweiten 
Leibrockes, aber daß dieser noch besonders genannt sei, der 

I an Wert der Brllnnc jedesfalk nachsteht, könnte nur ein Pe- 
dant vom Dichter verlangen. In lateinischer Übertragung werden 
die Verse 58, 2 bis W ^experiatur, cui est propositam, qui se 
hadie indamentis exuere debeat aut ambas has loricas possi- 
dere" lanten können und ich möchte hinzufügen , daß man die 
hrngil ,indumenta* im Hild. aus dem zweifachen Grunde nicht 

lauf die gesamte Bekleidung des Einzelnen beziehen könne, 
daß erstens das ags, Wort nur auf anliegende, die Brust 
deckende üewandstückc paßt, zweitens es zweifelhaft ist, oh 
eine gänzliche Beraubung des Gefallenen als äittlich erlaubt 
angeichen werden dürfe. 

Die Schilderung des Kampfes beginnt mit der des gegen- 
eeitigeri Schleuderns der Speere Vers *>l^62. Die Kämpfer 
Btefaen gich noch auf Wurfweite gegenüber und haben sich noch 
nicht einander genähirt. 

Daß das Verbum ^critan auf den Flug des Speeres zu 
beziehen sei und von einem Anrennen mit eingelegten Lan;sen 
nicht die Rede sein könne, hat R* Meißner* in entscheidender 
Weise festgestellt. 

Bcrtian Idtan ,fliegen lassen' ist demnach kausative Bin- 
düng; die sich bedeMungs mäßig von einf»ichem , Werfen* kaum 
unterscheiden wird, d. h. die Wendung, die wir wörtlich wieder- 
geben ,da ließen sie zuerst mit den Speeren fliegen* ist nop 

leine Umschreibung fllr einfacheres ,da warfen sie zuerat mit 
den Speereu* und der instrumentale Dativ mtkim^ wozu sich 
got* Mtainum t^airpan^ as. wotdun wehslan vergleicht, erweist 

1 eich als vollkommen in Ordnung, Die Ergänzung eines formalen 
Objektes ^es' zum Verbum »critatif die im Zaeammenbange mit 
der von Grimm verglichenen mhd, Stelle Herb, 41* Hector der 
liez umbe gun , , * mit iper und mit schilde im Sinne des Nbd, 
empfohlen scheinen konnte, itt nicht nur überflüssige sondern 



< Z. f. d, A 43. 



78 VI. Abhandlung: v. Grienb erger. 

sogar störend. Es ist ja richtig, zu ^fliegen lassen können wir 
nhd. nur ein Akkusativobjekt ,die Speere* konstruieren, d. h. 
das logische Hauptgewicht ruht uns auf dem Objekte, nicht auf 
dem Verbalbegriffe. Bei *a8ckim scritan Idtan müssen wir 
schließen, ist wie bei nhd. mit steinen werfen der Verbalbegriff 
stärker akzentuiert. 

scarpen scürim ist Apposition zu asckim, die sich zu einem 
zweiten Satze * do lettun se , . . scritan scarpen scürim ergänzt 
Die Bedeutung von *scür unterliegt keinem Zweifel. Gemeint 
ist der reißende Flug des Speeres, sowie got. skura windis 
der heftige Stoß des Windes ist, oder as. Hei. 5136 scarpun 
scüf^n von den scharfen Hieben des Schwertes gilt, oder 
ags. scearpne mdce scürum heardne von den Hammerschlägen 
des Waffenschmiedes verstanden werden muß. Das Adjektiv 
,scharf' im Hild. wie Hei. muß man auf die Energie der 
Bewegung, hier des geschwungenen Schwertes, dort des flie- 
genden Speeres beziehen. *scür möchte ich analog zu ,Stoß, 
Hieb und Schlag' in den beigebrachten Belegen mit ,Schuß* 
übersetzen, wenn auch eine Phrasierung ,mit scharfen Schüssen 
fliegen lassen' oder selbst ,werfen' im Nhd. nicht so ganz 
glatt ist. 

Der Plural scürim ist durch den zusammenfassenden 
Plural asckim diktiert und berechtigt nicht zu der Folgerung, 
daß jeder der beiden mehr als iinen Speer warf. Daß jeder 
vielmehr nur ^inen Speer hatte, kann zwar aus dinu speru 38 
nicht abgezogen werden, noch weniger aus der allgemeinen 
Regel mit gern 35, ist aber an sich wahrscheinlich. 

Es erübrigt noch der Nachsatz dat in dem sdltim st6nt, 
den man ebensowohl als Relativsatz ,was an den Schilden zum 
Stillstand kam', wie auch unter der Bedingrmg, daß lettun 
nicht fließen' sondern vielmehr Präteritum zu as. lettian, ags. 
lettan, ahd. lezzen , hemmen, aufhalten, verhindern' wäre, als 
Konsekutivsatz ,so daß es an den Schilden zum Stillstande 
kam' erklären könnte. 

Aber weder das eine noch das andere ist tatsächlich der 
Fall und dat weder Relativpronomen noch Konjunktion, sondern 
demonstratives ,das', mit dem ein zweiter Hauptsatz: ydas' — 
nämlich das asckim scntan, der Flug der Speere — ,kam an 
den Schilden zum Stillstande' eingeleitet ist. Ob die Speere in 



Das Hild^br^tidalied- 



Id 



den Schilden stecken blieben oder abprallten, darum befragen 
wir freilich die Stelle ohne Änaslcht anf Antwort. 

Nun füi^t die Sehilderang des Nahekampfes, der imr 
«lattfiiideii kann ^ wenn die beiden Qegiier ihre Distanz reda- 
zieren nnd hart aneinander reiten. 

Daß dieser Vorgang in sfoptun ausgedruckt sei^ ist die 
gemeine Annahme, der gegenüber ich bemerke , daß er über- 
haupt nicht ausgedrückt zu sein braucht und bloß vorausgeaetst 
sein kann, woraus sich die Pflicht ergibt, Äunächst dus Präte- 
ritum stf^^ptuuf so wie es dasteht zu UBteraachen und das Urteil 
erst nach Eruierung der Möglichkeiten, die fUr dasselbe offen 
eind^ zu formnliereni 

Das scii wache Verbum "^stopen ist im Ags. und Mhd, be- 
wahrt ^ demnach so fest verbürgt, daß man die Versuche^ an 
der regelrechten dritten Plur. praeteriti &t6ptun herum^ubeägern 
aufzugeben hat 

Für das ags. Verbum stehen zwei Belege au Gebote: ini- 
tiatum gestoepid und initiatum^ gestepedj gehalgodne^ und es 
ergibt sich aua dem Umlaut ob < ö des einen Beleges, daß es 
von dem anderen ags. itipan^ stdpan jto raiae, aufriehten, 
erhöhen*, z. B, vom Errichten einer Steinmauer gesagt, das 
zweifellos auf ags. stiap jhoch', africs» Hdp ^^altusj excelsua*, 
ahd. Houf — so richtig Adj. in der Glosse iiaina staufe edo 
ßlim unmezse Pa, also »rupes altae*, bei Graff 0, 660 I^Uschlich 
ah Substsntivom genommen — beruht , somit Monophthong ö 
aus 4a ^ beziehungsweise Umlaut l aus le aufweist und germ. 
au »ur Voraussetzung hat 

Für die Bedeutungsgeschichte des ersten ags. sfepan, 
north umbr. »k^pn ist der Beisatz gchdlgodne von Wichtigkeit, 
da ags. gthdlgian ^weihen, in ein Amt ein^ets&cn' heißt, z. B* 
pmt he dmr t4 pdpan gekdlgod wuriie in der Gregoriushomilio 
^Ifrics. Im Zusammenhange damit werden wir dm lat Glossen- 
wort initiattim süu initiare oder initiari ^anfangen, beginnen* 
in dem besonderen Sinne der transitiven Form desselben ^ein- 
weihen, in ein© l b, religiöse Gemeinschaft aufnehmen» ^nm 
Geheimdienst einweihen, taufen* verstehen und genieped ala 
lAufgenommenj eiogeführt, eingesetzt' auslegen müssen. 



' Wrlght-Wükkef, Auglo^Saxou VocabularieÄ 38,31 und 12i, S4, 



80 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

Viel reicher and instruktiver sind die Belege für das 
mhd. Verbum, bei Lexer 2, 1263 als stüeferiy atuofen ,hervor- 
bringen, anstiften^ verzeichnet, das schon Beilhack , S. 84 ge- 
funden, aber allerdings unzutreffend als ,[die Pferde] schreiten 
lassen' erklärt hat. Eine Prüfung der Belege: darziLO stüeffen 
(: berüeffen) aus des Teufels Netz 4806, swenn ein Münde die 
andern stuoffet Renner 18343, ze sorgen stuofen aus der S. Mar- 
tina des Hugo von Langenstein, mort siüefen MSH 1, 338* 
ergibt die Bedeutungen »verursachen, veranlassen, herbeiführen^ 
zu etwas bringen, in etwas versetzen^ und nicht anders hat 
schon Joh. Qeorg Scherz in seinem Glossar. German.^ das 
Verbum beurteilt, nur daß er II 1589 unrichtig zwei Lemmata 
stuffen ,excitare, efficere, stiften' und stuften ,initiare, incitare, 
stiften^ ansetzt, da doch der Beleg zu dem zweiten swa du 
weist das zwei menschen missehellig waren gegin ein andern^ 
oh dir das Hey was oder f rumtost oder es daran (d. i. *dar 
an-) stuofiost mit Worten oder mit werchen^ gleichfalls als regel- 
rechtes Präteritum unter stuffen zu subsumieren war und, 
wenn es schon eine mit Dentalis erweiterte dialektische Form 
*siueften gab, was möglich ist, doch das t des vorliegenden 
Präteritums für dieselbe nicht als Zeuge geführt werden kann. 

Wie bei diesem Beleg, so ist auch in dem zu stuffen aus 
Johans von Ringgenberck nachgewiesenen untriuwe ddst ein 
selig {*selich) hört, der stuefen kan roub unde brant unde 
groze mort^ die Bedeutung , verursachen , herbeiführen' offen- 
kundig und die Abzweigung des ags. Wertes ,einführen' aus 
gemeinsamem , führen* leicht zu verstehen. 

Die virtuelle Grundbedeutung des Verbums ist, wie bei 
BosworthToller ganz richtig angegeben erscheint, ,schreiten 
machen, Schritte machen lassen'; es ist ohne Zweifel von einem 
Nomen mit dem Präteritalablaute des stv. as. steppian, ahd. 
Stephen, ags. steppan , schreiten, gradi, incedere' abgeleitet, also 
etwa von as. stopo m.. Hei. 2399 stopon, im folgenden Verse 
als ,Hufschläge und Männertritte' erläutert, oder von der in 
ahd. stuof m. ,gradu8' vorliegenden Form, nhd. stufe als ,Unter- 



* ed. Oberlin, Argentorati 1784. 

* Ans einem Libellns de confessione in Mnseo Andr. Silbermanni. 

* Auch MSU 1 p. 338; Ton mir berichtigt aus 3 p. 643. 



Dms HiidebrAndiilledl. 



81 



fage des Trittes*, aber seine lehendige Befletitimg entzi^^e sich 
mos, wären wir aufs Raten angewiesen nnd könnten wir diese 
nicht aus dem mhd. Gebrauche feststellen* 

Das nach Analogie des mlid, Verbnms glaubltch transi- 
tiv© *fMp«7i erfordert ein Objekt, Dasselbe steht in 63, 2 in 
Gestalt des vielnmstrittenen Wortes iiaim, hinsiehtlich dessen 
ich den Rat geben ranß, daß man sich trotz der in Mild, sonst 
nicht mehr begegnenden öi- Schreibung, die Heinzel so sehr 
bedenklii'b erschien^ die sich aber mit dem einmaligen anti 15 
gegen sonstiges enti in Beziehung setzen läßt, bei der längst 
gefundenen Gleichung mit nibd. MUiim bernliii^^en mUge, 

Wir haben es, wie die folgenden Ausfübrungen erhärten 
sollen^ mit einer transitiven Bindung *tdaamane staim stopeii 
fZUsammen^ d, i, mit einander, engh together », , , verursachen' 
und nicht mit einer solchen Haim tosammie st^pen^ nach 
as* teifamne lesan^ hrengian^ leggian^ heßian^ noch weniger mit 
einem intransitiven tuiamane $topen^ nach as. teiamne faran^ 
kumaUf z\x tun^ d.h. das Advorbium, das wir nach abd* mm- 
manef zmamana, zUamaue ^comintis, commixtim* Graff 6, 36 
beurteilen werden , ist nicht als solches der Richtung der 
Tätigkeit oder Bewegung zu verstehen und nicht einseitig mit 
dem Verbura *itopen zu verbinden, sondern als solches der 
lokalen und persönlichen Einheit des Vorganges ^ der in do 
si^ptun , , , »taim. geschildert ist, auf die handelnden Personen 
3sn I>eziehen. 

Daß das äinmal bezeugte md. Wort Heim bei Nikolaus 
von Jeroschin* eine Ablantform des andern bei demselben 
Autor vorkommenden Wortes siini sei, ergibt sich <]araus, daß 
die Sprache desselben kein et für i kennt, somit an vülhge 
Gleichheit der beiden Wörter nicht asu denken ist. 

iteim hat echten germ. Diphthong ai und ist an der be- 
züglichen Stelle 12H37 — 39 Nu wart ndeh des »iriit$ gteim \ 
brndir LüdeuAc vtm Baldinihnm \ meUtir ubir Prüztnlant . , . 
demgemäß auch mit einem Worte gereimt, dem der gleiche 
germ. Diphthong gebabri. Daß aber Heim bei Jeroschin eine 
BedeEtung haben müsse, die nebst anderen auch dem md. 
Worts Hirn zukommt, erhellt aus der völlig identischen Bindung 



* Di kröiiike von PraffinlAnI, hf, von Str«hllie. Leipsig IBßl. 

Sll3«etab«r. d pkil.-kiil. Kl 15S. Bd , lt. Abb. 6 



82 VI. Abhandlung: y. Grienberge r. 

des strttts steim bei Jeroschin and des stritis sttm im md. Schach* 
buch,^ Kol. 234, Vers 5 ff Codrus der here tvise \ nicht in riitirs 
xcise I sundir als ein pilgerim \ sich gap zcü des stritis sttm | 
daz he dirslagin wurde \ von des stritis bürde. Daß endlich 
steim and sttm überhaupt etymologisch zusammengehören und 
zwei GHeder einer Sippe darstellen, lehrt zwar nicht der eine 
nordische Beleg mit Vokalisierung ei unter dem Lemma stitna 
bei Ross Norsk Ordbog, wohl aber die wortgeschichtliche Be- 
trachtung der Sippe sttm, an die das md. Wort mit ei durch 
das Bindeglied des Beleges aus dem Schachbuche untrennbar 
geknüpft ist. 

Das Substantivum stim und seine Sippe ist über das Md. 
hinaus weit verbreitet. Es erscheint im Mnd. bei Schiller und 
Lübben, im Dan. und Schwed. bei Helms, in den norwegischen 
Dialekten bei Aasen und Ross, im An. bei Fritzner, im Aisl. 
bei Cleasby-Vigfusson. Dagegen fehlt es in den schwed. Dia- 
lekten bei Rietz, im Ags., im Ndl. und Oberdeutschen. 

Der feststellbare Verbreitungsbezirk ist also im wesent- 
lichen das Md., Nd. und Westnordische. 

Die Länge des Vokals ist im Md. durch die Reimworte 
rtm Jerosch. und pilgerim Schachb. gesichert, im Dan, und in 
den nord. Dialekten durch ausdrückliche Doppelschreibnng ii 
bezeugt. Die ndd. Schreibung der alten Belege mit y spricht 
zum mindesten nicht gegen Länge und Länge geben einhellig 
auch Cleasby-Vigfusson sowie Fritzner an, der allerdings das 
einfache Substantiv nicht verzeichnet, wol aber Ableitungen. 

Das Genus des Wortes ist Masc. im mnd. Akk. den stym, 
ebenso im dän. stiim-en, Mask. und Neutr. im schwed. stim 
-en und -ett sowie in den norweg. Dialekten, in denen nach 
Aasens Angabe mit dem verschiedenen Genus auch verachie- 
denc Bedeutung verbunden ist; nur neutr. Genus geben Ross 
und Cleasby-Vigfusson an. Die Form des Wortes ist einheit- 
lich stim, nur das Mnd. kennt neben dieser noch eine er- 
weiterte Form Nom. Sing, de styme. 

Die Bedeutungen ergeben drei Hauptreihen. 1. ,harte Ar- 
beit, Anstrengung* (Koss), wozu aisl. ,struggle^ 2. dän., schwed. 
norweg. dial. ,Schar, Gewimmel, Zusammenlauft, i. b. auch 



Hg. von Sievers in Z. f. d. A. 17, Kol. 161—380. 



Daa HildebrntidiHed. 



83 



, lärm ende Schar*, a. B, von Knaben, und in alicü drei Gebieten 
auch spezialisiert, jSchar von ziehenden Fischen*, i, b. zur 
Laichzeit; and daran schliaßt sich das sioherlieh aus dem 
German* entlehnte litt, i^tifma f. und stymas m. ,eiü Schwärm 
Gehender Fische im Haff^ (Kurschat). 3, mnd., däu., schwed,^ 
norweg, dial ^Lärm, Geräusch ^ Toben, Tamnlt, Unmhe', 
Dazu kommt noch eine norweg. Spezialisierung (Aaaen) zu 
,Spiel , ßeladtlgnng, Tanz und Sang% die zu 2 und 3 Be- 
Eiehnng hat. 

Im Einklänge damit reicht auch der Bedeutangswert des 
Verbums itima dareh alle drei Kategorien: nord. 1 jarbeide 
haardt, anstraenge sig* Ross; dän. stime 1 and schwed, Himma 1 
^ieh in großen Scharen drängen^; mnd. gtimen, dän. sHms 3 
obaol. , lärmen» toben* und hat gleich dem Sabst. in norweg, 
dial Mtfna und schwed. siimma 2 die Spezialisierung zu 
^epieleu^ als ,Bieh geräuschvoll in großen Scharen tummeln' 
erfaliren. 

Die Angaben für das alte nord, und isl Verbnm stima 
jk^nipe^ tumlej anstrenge sig med^ Fritzner und ,to wreatle, 
ha VC a Imrd tuaale with* Clfashy-Vigfusson schließen sich an 
die Kategorien 1 und 3j der Beleg bei dem ersteren aus Fld. 
in, r>Oi -^ hmtiga fm ek iü at $Uma vld pik Hördr be- 
aieht sich nach Kategorie 1 auf die BewegungL-n und Austren- 
gnngen des feindlichen Angriffes» 

Der Faden j der durch alle Werte der Sippe läuft, zu 
der ich die zahlreichen älteren and modernen norweg., ial^ 
dän. und schwed. Einzelbtldungen beizusetzen für unnötig 
erachte^ Ist leicbt zu erkennen. 

Die akustische Bedeutung beruht auf der Begleiterscheinung 
aufgeregter Haufen oder auch Einzelwesen^ nicht andere wie 
5«terr speJctakel ,Lftrm' von der Begleitcricheinung eines be- 
wegten Schaustüekes abgezogen ist; die kollektivische Be- 
deatung beruht auf der Vervielfältigung der Einzelbewegung 
der Individuen eiuer Masse, nielit anders wie nhd. das gedränge 
im Sinne einer gedrängten und sieb drängenden Menge. 

Die Grundbedeutung, von der die Werte der L Kat. 
^Anstrengung, heftige BemtihunKt das Ringen, Kämpfen* un- 
mittelbar ausgehen, ist wohl als ,du8 Dringen, der Drangt fe>8t- 
snaet^ei]. Für germ. ^$thma- dürfen wir ein Verbujn *«U-nan 

6* 



84 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

,dringen, drängen' fordern, zu dem das Subst. sich formell wie 
ahd. chimOf chim Graff 4, 450, germ. *Äl-ma- zu einem ur- 
sprünglichen stv. mit n-Präsens: got. kei-nan, ahd. chi-nan^ as. 
kinan verhält. 

Dazu mag dann wohl auch germ. stai-na- ,lapis' als das 
,gedrängte, dichte, feste Mineral* gegenüber der lockeren Elrde 
gehören. 

Für die aktuelle Bedeutung der md. Bindungen des atritis 
Stirn und des strttis steim kann man ebensowohl von dem Werte 
in den rand. Belegen bei Schiller und Lübben mnd. Wbch. 4, 
404 ausgehen: rugynge unde stym vom Toben der Juden vor 
Pilatus, den stym unde dat bulderent der vyende] do legerde 
sich de styme (Aufruhr); stimen ,insanire, dorheyt d6n, douen'; 
storment unde styment in deme hus; stymende unde spalkerende, 
vom Feuer; unde stymede (dat unwedder) so lange in der 
luchtj und die Jeroschinstelle übersetzen ,nach dem Toben des 
Streites', die des Schachbuches ,Codrus . . . überließ sich dem 
Toben des Kampfes', als auch anderseits von den an. und aisl. 
Interpretierungen zu stim ,a struggle', stima ,anstrenge sig med, 
to wrestle', Kompos. stimabrak n. ,a hard struggle, hard tug' 
und zugleich mit Hinblick auf engl, the tug of war ^das heftige 
Ringen' übersetzen ,nach des Kampfes Anstrengung' einerseits 
und ,Codrus . . . überließ sich dem Ringen des Streites', ander- 
seits, ohne daß eine große Differenz der Auslegung begründet 
würde, da auch in den mnd. Belegen die mechanische Seite 
des Tobens, Wütens im Vordergrunde steht. 

Anders allerdings verhält sich das md Wort in dem 
zweiten Belege bei Jeroschin, der, nachdem er einleitend die 
Einteilung seines Werkes in 4 Teile angegeben und ihren In- 
halt skizziert hat, Vers 292 sich an sein Publikum wendend fort- 
führt: sus ist üch offinbdre \ wurdin der materien stim. \ Ouch 
ich diss getichtis rim \ üf di zal der silhen züne | sechse, sibene^ 
achte, nuney. . ., denn hier kann nur die GUederung des Stoffes 
gemeint und das W^ort nur in einer Bedeutung geführt sein, 
die sich im allgemeinen an die zweite der ermittelten Kate- 
gorien anschließt. 

Da nun Helms im din. Wörterbuche ein schwed. Wort 
stym .das Geflecht, das Ineinanderlaufen' veneichnet, dessen 
Bedeutung fbr materien stim ohne weiteres anwendbar ist 



Dna HildebrAndflUed. 



Hb 



halte ich es für wahrscheinlich, daß md. sitm zugleich ein 
technieeher TerQiinus der Weber mit dem Sinne von Jiatte* 
Aufzug, Zettel' geweaen sei^ und finde ^ daß Joh. Leoiihard 
Frisch * nicht so uneben atif latein. stamen verwiesen habe, 
obwohl er dieses Wort nicht zu siinif sondern zu dem iteim 
der Jeroschinstelle zitiert, das deutsche Wort fiilselilich aua 
dem Latein, herleitet und obendrein ^pugna peracta, proelio 
finito^ libereetzt, woraus sieh ergibt, daß er aueb lateiiu stamen 
jZgUbV nicht verstanden, sondorn nach ,8tare* als Stillstand ge- 
deutet hat. 

Als Subjekt wirkt in dem Satze rfo stftpiun tosamane Haim 
jda begannen miteinander das Ringen^ nach $e von 61 fort« 
Gewiß könnte das Pronomen auch in 63 wiederholt sein — an 
Ausfall desselben dachte Heinzel — aber notwendig ist das ina 
Stile der belebte» und gedrängten Schilderung darehaos nicht, 
nur daß die nbd. Diktion in diesem Falle die Voranstellung 
des Verbuma ^begannen da miteinander das Bingen* verlangt.^ 

Für die folgenden in der Hs. getrennt geschriebenen ewa 
Worte hört ^hludun schiene nichts gelegener, als daß sie die 
syntaktischen Potenzen von »tSptun , . . staim und h^üumm . . * 
ißcilti enthielten, daß demnach bort Akkus, t^lurab und Objekt, 
chludun aber die o. Plur. Prät* eines Verbums sei. Diese 
AuflFasiung liegt denn auch der Te^ttveränderung jener zu- 
grundcj die wie Kanffraann für chludun : ^chlubuu einsetzen 
und an ags. Parallelen wie in /K|)el&tän3 Sieg hei Brunanburh 
Vers ö, 2 — 7, 1 bordweal clufon || kioimn kmdolmda | hafmra 
Idfum 11 miformi i^adweardes . . .* von Kuni*^ .E]>etstdn undj 
seinem Bruder Eadmund gesagt, oder in Bjrhtnöds Tud 282/ 
2^ — 283, 1 and »widß mmnig 6p^ \ clufon cellod bord . . * er* 
Innern, nur daß die Verlesung oder Verscbreibung von h zu d 
uicht paläographisch — an das einem d völlig gleiche h der 
^ Pompeianischen Minuskelkursive kann man Ja nicht denken — 
noch lautlieb zu verstehen ist* 

Als Substantfvum gefaßt konnte ckludun mit n fl)r m wie 
in kertun 2, uuortun 38 Dativ Pluralis eines mask. oder neu- 
traten o-Stammes oder konsonantidchen Stammes sein; an sich 

*■ TeQticb Utcin, Wörterb. Berliu 1741, U, Sm 

' Two of the Saion chroisiciefl eä. Eftrle, The Parker Mi. e. J. 9S7 ii«eti 
d«r H erstell nng bei Kluge, L£)«eb. 130. 



86 VI. Abhandlung: t. Qrienberger. 

möglich, wenn auch textlich kaum za erwarten nach banün 50, 
gimeinün 58 ein Obiiqaas des Singulars oder Nom.^ Akk. Plaralis 
eines fem., beziehungsweise im zweiten Falle auch eines neu- 
tralen n-Stammes. Der Akk. Sing, oder Nom. Akk. Plur. eines 
mask. n-Stammes wird nach herron 45 auf -on erwartet, wäre 
also nicht in Erwägung zu ziehen. Demnach könnte, wenn ein 
Wort *chlud anderweitig nachweisbar wäre, die Form des 
Textes instrumentale Bestimmung zum Verbum stdptun sein, 
allesfalls auch zum folgenden Verbum hevuuun und es würde 
dann bort wohl nur als erster Teil eines Kompositums *6or<- 
chlud untergebracht werden können. Ich habe den Eindruck, 
daß die Chancen für jede Art der möglichen Substantivformen 
recht ungünstig stehen. 

Ist aber chlndun Verbum, so kann es allerdings nicht 
gut als reguläre 3. Pluralis Praeteriti eines ablautenden Ver- 
bums beansprucht werden. In Betracht kämen die tu-Klasae 
ahd. siodan sowie die Verba mit dem Ablaute i, a, u ahd. 
findan, as. ftthan, fidan Monac, got. ßnpan. Aber im Dialekte 
des Hild. müßten wir im Plural dem grammatischen Wechsel 
d SLXiB p begegnen, d. h. wir hätten in dem ersten Falle *chlutun 
im zweiten aber *chluntun zu gewärtigen. Aus dem gleichen 
Grunde der nicht einstimmenden Dentalis kann auch die 3. 
Plur. Praet. eines <-Verbums nicht behauptet werden. In Be- 
tracht kämen die Verba pura ahd. säen, muoeti, oder das ur- 
sprünglich red. büanf woran sich eine mögliche Verbalform 
mit Thema -«, statt germ. -«, -ö irgendwie anschlösse. Aber 
das d des PräteritalsufBxes erscheint im Hild. immer als t: 
gihorta, garutun, gimahalia, sagetun , fuortos, uuallotay sce- 
rita, es wäre also nicht einzusehen, wieso das Prät. eines 
Verbums *chlüen nicht vielmehr *chlüta statt *chltlda lautete. 
Einzig und allein einem Präteritum des Typus got. kunpa, an. 
kunna^ unna, ahd. konda, onda, ags. cüde, ude, Infinitiv ahd. 
chunnariy unnan genügte die Form chludun, da germ. Vokal 
+ np nach güd- 4, odre 11, cMd 12, 28, gfidea 58 in der Tat 
als Vokal + d auftritt. Dieser Typus der Präteritalbildung 
mit dentalem Suffix ohne Mittelvokal urgerm. -/>ö, der sich, 
beiläufig bemerkt, von dem der Prätcrita got., ahd. brähta zu 
briggan oder umord. worahto, got. waurhta^ ahd. worahia zu 
xoaurkjan, wurken u. a. nicht unterscheidet , da in der Ver- 



Bindung mit vorhergelienclem A die Verschiebung der Dentalis 
EU /j unterbleibeo muß, dieser Typus ist in einem Fall© auch 
auf ein regulär ablautendes ahd. Verbum Übertragen worden^ 
dem er zu einer zweiten Prätefitalform verbilft Das Verbum 
ahd. bujinnau besitzt außer dem gewöhnlichen Prilterituin 
bigan^ bhjtmnum auch eine Nebenform hujonda^ bain aueb pi- 
gnnda^ die ersichtlich von der Uleiehiing Ingan, bigunnun wie 
ahd. aUj ufmun, unnan oder kan^ kunnun, kunnnn ihren Aus- 
gang hat und deshalb den Präteritis ahd* onda, konda^ m 
bair, Quellen auch kundaj völlig gleich gestaltet ist* Um ao 
sicherer ist diese Übertragung von den Präteritopräsentiis aus, 
als auoh die Form mit st ahd* Is. hiffunsta wie ahd. O. konsia 
und gionHaj das letztere auch as*, steh 6ndet. 

Die dem got. kunfja, ahd, konda^ onda^ ags. cude^ nde 
entsprechenden Präterita sind im Äs* nicht bezeugt* Wären 
sie m, no könnte, da das as* Part, küd dem ags. ciid gleich 
ist, kaum gezweifelt werden, daß sie als *küda und *iicfa er- 
scheinen müßten und im Dialekte des Hild. , der ja hier zum 
As, stimmt als *chüda und *üda, im Plural *chüdun und ^üdun 
wie ags. Ps, cndun. Damit sind wir an die Form chludun 
schon ganz nahe herangerllcktj nur daß wir^ da es kotn Prli- 
teritopräsens * kiun(n) gibt, in anderer Richtung Umschau 
halten müssen. 

Ein I^ritteritum chlan, bei Otfr. in der 3. Sing* giklan und 
hiklan bezeugt, bietet das ahd. Verbum kUnan^ auch nhd* ktencn 
^streichen, schmieren*, außerdem in den Formen und Bedeu- 
tungen ehlinit ,coIlinit*^ pichhnent jUiiunt^, duruhehlenes ,per- 
linias' Graff 4, o5H betegtj das ein anormales, dem Paradigma 
güban entlehntes Part. Perf. kichlen^n »conglutinata^ statt des 
EU erwartenden mit Ablaut u (o) ^eigt. Eine andere Aus- 
weichung lang i statt e {ij im Stammvokale gewährt das dazu- 
gth(}rige Sekundär verbum an. klina^ -nd ^smere^ besmisr©*, 
wo^u GDW, auch deutsch wester wäld. h^kUine^ norweg. kltina^ 
scbwed, dial. klajim gefügt ist* Einem sekundären swv* 
*klanjan gehört die 3, Sing. Prät. ff verMmite an. 

Dem Plural des Prittcritums chlan gebilrt Lang vokal gerra. 
5, also *rkl(biumj aber es ist denkbar, daß das Verbum mit 
ungedeckter Nasalis », das in seiner Ablautklasse gana ieoliert 
liehtj im Plural nach der Klasse der Verba mit gedeckter Na- 



I 



I 



B8 VI. AbhandluDfif: v. Grienberger. 

salis wie biginnan konjagiert werden konnte and es ist deshalb 
ebenso gut möglich; daß zu chlan mit oder ohne Mitwirkung 
eines Plurals * chlunnum die in pigunda zu bigan gebotene 
Sekundärform gebildet werden konnte, die ahd. *chlunda, 
*chlonday as. aber *klüda lauten mußte. Ich meine , daß der 
Mangel etymologischer Geminata beim ahd. Prät. chlan gegen- 
über dem Bestände derselben in den angeführten Präteritis 
got. duganUf an. anriy got.; an. kann mit Rücksicht auf die 
durchgehende Vereinfachung in der 1. Sing. Prät. des ahd. bigan^ 
an, kan kein unübersteigliches Hindernis dieser Annahme sei. 

Aber auch semasiologisch ist das Verbum möglich. Wenn 
wir in Betracht ziehen^ daß die engl. Entsprechung zu streichen : 
to strike der zuständige Ausdruck für ^schlagen^ ist^ daß mhd. 
strichen auch ,Streiche, Haue geben' z. B. einem eine smitze 
strichen bedeutet, geradeso wie mod. bair. streichen auch 
^schlagen, züchtigen' ist, daß die Bedeutung ,Hieb, Schlagt 
auch in uhd. backenstreich, Schwertstreich, handstreich und 
und im PI. streiche ,Schlilge' hervortritt, daß nhd. vulgär ,einem 
eine schmieren' gleichfalls ,einen Schlag versetzen' bezeichnet, 
so kann es keinem Zweifel unterliegen^ daß bort chlüdun ,8ie 
strichen die Schilde' soviel wie ,8ie schlugen die Schilde' heißen 
und epische Variation zu dem folgenden hevuuun . . . sdlti 
sein könne. 

Das Objekt zu hevuuun : huitte scilti übersetze ich mit 
dem bestimmten Artikel ,die weißen Schilde', da nicht irgend- 
welche Schilde, sondern die bestimmten der beiden Kämpfer 
gemeint sind. 

Das einfache Verbum hauen ist nhd. nur mehr in sehr 
eingeschränkter Weise mit Objektsakkusativ gebraucht, wie 
holz hauen gleich ,Holz fallen' oder ,Holz klieben', während im 
ahd. Bindungen wie ,Zweige hauen, sich mit Steinen hauen, den 
Hals hauen, den Feigenbaum hauen, die Türen mit Äxten hauen' 
begegnen, wofUr wir nhd. Komposita wie ,abhauen, einhauen' 
verwenden müssen. Dem ahd. houuan ,concidere, occidere, 
praecidere, excidere, insectare' Graff 4, 705 f. eignet also eine 
viel reichere Verwendungsmöglichkeit. ,Schilde hauen' ist nhd. 
nicht zulässig, man muß da zu dem Kompos. ,z er hauen' greifen. 

Das Adj. harmlik ist Hei. 5513—14 thar mohta man thuo 
deruie thing \\ harmlic gihorian, Gott., vom Tode Christi, in der 



Dw Hilclpbriinf)»Ued. 



Bedeatun^ J^mtI bringend* bezeugt; es variiert den Begriff dcrbi^ 
welches Adj. nach seinen etymülogischen Bt?Kiehmigen »u as,, 
ags. deriauj ahd, terren eigentlich ^Tioci%"Us* ist. 

Die beiden bei Hosworth-Toller vorzeiclineten Belege hearm' 
lie him wdre dmt he wurpe itd des und dt^t wws hreowlic and 
hearmlic gewHhren glGichfalls den Sinn jLeid TerErsachend*, 
bei Wright- Wülker ^ ist lat calamtio^a mit % heannlicaii 
glossiert. Alid.^ findet sieh nur eine erweiterte Form im Adv. 
karmentlikho ^iniartose' Pa. ; für daa ahd, und mhd. BubstantiT 
sind die Worte ,calamitas, calnrnnia^ eontumelia^ aerumna, 
inrgmnij iniuria' angegeben. 

An nnserer Stelle geht das Adv, nach an. hermd f. ,ira, 
animuE iratns^ infenaua' Egilsaon 321 vermutlich mehr auf die 
Leidenschaftlichkeit der feindlichen Handlung^ auf die gewollte 
Scliädigung des Gegners, als auf den Vers i>5— 6t3 des näheren 
nufigeiHlirten Effekt und wird am sichersten mit feindselige 
erbittert^ übersetzt werden ♦ 

iro geht auf i€ von 61^ lintüu ist Vanationswort zu icilti, 
ItUtilö steht prädikativ %xi uuurtun, Ebenso wohl auch daa 
flexionslose Partizipium griMuiyan, das vermuthch aus einer 
Bindung *giuuigan uuerdan stammt und zu iüUilo im Verhält- 
nisse der Apposition steht, 

FUr dieses Partizipium des starken Verbums vermute ich 
eine ältere za litt, weikti .machen, tun, arbeiten', wo^u perweikti 
jbewältigenS paneeikti .niederwerfen*, upweikti ^bezwingen', 
stimmende Bedeutung ^bearbeiten* oder vielleicht auch ^fer&r- I 
beiten*j die besondere Bedeutung des germ, Verbuma got. 
tceihan ^jnaxtu^ai' ist m. E, sekundär und geht von dem Be* 
griffe des ,Arbeitens^ aus. m 

Die längere Form der Präposition miii gleich as. HeL 
Cott. mi(fi ^Ai ^mit dir* 4697, midi losepe 757^ midi itttrdu 747 
steht in Hild, i^6 aus dem Grunde des metrischen Bedürfnisses; 
in ihrer Wirkung ist sie von der kürzeren Form mit Hnu hiüiu 
Hild b2 nicht verschieden. 

Der In tensitäts Verlust des inlautenden p > 6 in umbnum i 
kgegen aa. Hei wdpan, Gen. uu^pmi 645, Gen. PL uuftpno 46H6 



I 



> AnirloiiiEon Vocnbnlanes 372, Id. 
» Qnff 4, 1032. 



90 VI. Abhandlung: v. Grienberger. 

Cott., der lautphysiologisch durch das unmittelbar folgende n 
in den Obliquen mit Synkope des Mittelvokales bedingt ist, ist 
in den ags. Formen des i?5Ifric ^ btiton Mcum wdmne , Akk. 
PI. awearp his wdmna noch um einen Schritt weiter gediehen, 
indem das tönend gewordene b zum bilabialen Sonanten m über- 
gegangen ist. 

Materiell sind die *tüdbn die Schwerter, synonym zu 
suertu 4 und 51 sowie hilliu 52. 



IV. Bemerkungen zu den Yersen. 

Vers 1, 2 betrachte ich als dreihebigen Schwellvers mit 
Alliteration auf der ersten Hebung und dreisilbigem Auftakte 

däi 81 h ürh'ettun irnonmüotin, wozu im allgemeinen der Halbvers 

Hei. 5541, 2 that hie ni uudri them männo fölke Cott. stimmt. 

Vers 6 und 7 bietet ein Beispiel überlanger Form' mit 
fortgeführter Alliteration h im zweiten Halbverse, vgl. Hei. 4432 
Mon., uuola uudldand god, qxC^dad sie, \ hui uuüt thu sö \ 
uuit thit uuerod sprekan ||. 

Vers 10, 2 ist ein dreihebiger Schwcllvers mit zweisil- 

bigem Auftakte ^ddö uuUihhH cnüosUs du sisj im Baue dem 

Halbverse Hei. 5664, 2 6ndi thät fehä läcan Ubrdst Cott. un- 
gefähr vergleichbar, nur ist die Alliteration im Verse des Hild. 
für die zweite Hebung zu fordern. 

Vers 22, 1 dit sld dkirihhe stimmt zu Beow. 3008, 1 JyiBt 

we peodcyning und Vers 25 — 26 gewährt abermals einen Beleg 
für überlange Form mit fortgeführter Alliteration d: digano 
dechisto . . . deotrichhe ddrba . . . 

Vers 28, 1 chiid uuäs hhr chönntm mdnnnm ist Schwell- 
vers und ebenso 28, 2 ni uuAnyt ih iü Uh häbbej beide von 
Franck^ überzeugend in diesem Sinne beurteilt. 

^ De uetere et nouo teeiamento cd. Grein [Bibl. d. ag«. Prosa, Bd. 1, 1878] 

p. 7, 16 and IH, 31. 
* Ed. Siever?, Altgcrm. Metrik. Halle 1893, S. 164. 
^ J. Franck, Die Überlieferung des Hildebrandliedes in Z. f. d. A. 47 

(1904) [8. 1-66], S. 23. 





iungarun Mon. vergleichbar. 

Dae iDqait des VerBes 29 hänge ich Dicht an den ersten 
Flulbvers; sondern stelle es an die Spitze dea »weiten, der sich 
dadurch zu einem dreihebigen Schwellvera quad hiUibraht^ 

öhanq ah Mumie gestaltet. In gleieljer Weise ordne ich Vers 47 

unSnga nu, uudltant got^ | fuad hiltihruni uuMtiuurt skihit und 
56 dir 9l doh nu drgösto \ quad kütibrant SsiarlintOj sowie 
ich der Meinung bin, daß anch analoge Fälle im Hei. wie 

^i^b fader dbrahäm \ quad he mi is ftrinun iAdr/ Mon. oder der 

Eingang der as. Genesis uuela^ thai tku nu Eva hdba$ \ quad 

Adavi übilo gimärakot in dieser Art zu behandeln seien. Daß 
dieae drei Inquit aus ut'sprtinglichen VoÜversen wie Vers 6 
stammten, kannte man wohl vermuten. Ich denke aber docli^ 
daß die volle Formel^ die zu Beginn jedes Abschnittes der 
Wechselrede passend ist, im Innern zur bloßen Aufrecht- 
erhaltung der Kontinuität des Sprechenden doch wohl nicht nur 
gehwerfäUig^ sondern sogar der Klarheit eher abträglich ak 
förderlich erschiene. 

Zum Halbverse 30, 1 däi du nHo diinnhält kann man 

Ilel, 2555, 1 that tm thär imhüld mdn Gott, herans&iehen, au 30, 2 

mit 3U8 üippau man dinc ni giUitÖs, der ein Seh well vers ist^ 

etwa Hei 3696, 2 Mon, thmi ni kdbas ihu frXdu hwirgin. 

In Vers 35, 3ri findo ich da» dritte Beispiel für überlange 
Form, forlgefülirt nicht mit der Alliteration g von l und 3, 
sondern mit neuer o^ die als solche dttr^:h Doppelsetzung in 
der dritten Zeile kenntlich gemacht ist Ich glaube mich nicht 

ÄU täuschen^ daß Hei. 4262 — 4 , * , tum «o mSdcg utsdg \\ 

Imißo folkes \ habdun grimman hügi \ $tldmöden s^l*on j) (ni 

uueldun is uuorde gildbien , . ./ Mon, htezu eine genaue Parallele 
gewähre, nur daß in Hild* die Alliteration des Überzähligen 
Halbvers^: Vokal, auch im unmittelbar folgenden V©r&e 37 
erscheint, wälirend in den auagehobenen Versen aus dem Hei. 
der unmittelbar tblgende Vera neue Alliteration, w geg^n n 
vorher^ ^^igt^ 



92 VI. Abhandlang: r. Qrien berger. 

Vers 44, 1 uu4la, gisihu ih ist auch von Franck S. 31 
als kompletter Halbvers beanspracht und von Sievers S. 163ff. 

nicht inkulpiert. Daß 44^ 2 in dinlm hrästim fUr einen 
Halbvers zu kurz wäre^ wie Franck a. a. O. behauptet, kann 

ich nicht sehen; man vergleiche Beow. 1223, 2 stcä scß be- 
büged. Dieser Vers sowie drei andere 10, 14, 28 entbehren 
der Alliteration und bei Einern 46, der nach dem gegebenen 
Sprachstande allerdings alliteriert, wlirde die Alliteration ver- 
wischt, wenn man statt der Form reccheo die ältere mit irr 
anlautende einsetzte. 

Nimmt man nun an, das erhaltene Lied erscheine in 
etwas jüngeren Formen als die sind, die der ursprünglichen 
Fassung zukamen — und man darf diese Annahme wohl machen, 
da es höchst wahrscheinlich ist, daß in 5 älter *hringa an 
Stelle von Hnga stand, das den zweiten Stab im VoUverse: 
helidos, ringa, hiltiu gewährte — so müßte man an einen Wort- 
tausch in 46 glauben, d. h. an Eintritt des zu reccheo allite- 
rierenden Wortes riche an Stelle eines früheren, das zum An- 
laute von *wreccheo paßte. Dieses Wort könnte sehr leicht 
*tcerolt gewesen sein und der Vers könnte also gelautet haben 
*dat du noh bi desero uuerolti \ uureccheo ni uuurti. 

In Vers 10 vermißt man im zweiten Teile die Alliteration 
zn den beiden / des ersten. Da im Hei. kunni und knosal 
gebunden auftreten, so z. B. 223, 347, 366, 558, uzw. entweder 
in einem Halbverse oder auf beide vei*teilt, so könnte man in 
Erwägung ziehen, ob nicht der erste Halbvers überhaupt nur 
^inen Alliterationsbuchstaben enthalten und einmal *fireo in 
chunne gelautet habe. Dann aber wäre nicht uuer ßreo, sondern 
*ßreo chunni zu verbinden und die Frage Hildebrands nicht 
auf die Nation Hadubrands zugespitzt, deren Kenntnis seitens 
Hildebrands nach dem Inhalte des Verses 12 zweifellos ist, 
sondern sie ginge in der Tat auf das Menschengeschlecht im 
allgemeinen, eine Auffassung, die ich nicht teilen konnte. Eb 
ist daher eher anzunehmen, daß in 10, 2 ein anderes mit / 
anlautendes Wort fUr *cnuo8al gestanden habe und das könnte 
sehr wohl langob. fdra stf. ,generatio uel Hnea* Paul. Diac. 
lib. II, Kap. 9 gewesen sein und der Halbvers könnte gelautet 
haben *eddo uuelihhera fdra du sU. Was den Vers 14 betrifft. 



D»s UildebrAndsUeil. 



93 



EO ergäbe eich Alliteration, wenn man an Stelle des Verbann 
sagen das Zeitwort Urmi einsetzte^ also *dai lertun mi | 4s$r§ 
Uuti^ wozu man Beow. 415 pd mv Jnf^t geldrdon \ Uodt mine 
sowie HeL 1S82 l$rde the lande» uuard \ liudi sine Mon. nicht 
nur wegen der identischen Alliterationelräger, sondern auch 
wegen der kompressen Gestalt der zweiten Halbverse mit Kntzen 
vergleichen kann. Ja es wäre sogar mögUch^ daß der Halb- 

vers einmal statt üure Imti vielmehr *liuii m%n$ odar doch 
wenigstens *liuti ittmre gelautet habe. Ob der scheinbare 
Endreim mi : liuii in der nns überlieferten Fassung Zufall oder 
beabsichtigtes Kunstmittel sei, wage ich nicht zu entscheiden; 
sehr wahrscheinlich ist mir doch die letztere Annahme nicht. 
Für den Vers 2H hat Franck an Stelle des «weiten Teiles ni 
uudniu ih iü Itb kabhe die Phrasierung ^muudniu ih i^ quic 
libbe vorgeschlagen und es ist anzuerkennen, daß *qith'€ libht^nj 
wie vielleicht eher für den Dialekt des Hild, vorauszusetzen 
wÄrej die zu chüd und chonnem erforderliche Alliteration dar- 
böte. Da indessen meiner Meinung nach der Hauptiktus der 
ersten Hälfte auf chwiti^m ruht, so wäre es an sich denkbar, 
daß dieses Adjektiv an Stelle eines anderen mit ursprünglichem 
I (altes wlf hl wäre nicht zuzulassen) anlautenden Adjektives 
getreten sei, so daß dann die von der Hs. gewährte Phrasierung 
der «weiten Hulfte ungeündert beihehalten werden könnte. Es 
wäre aicherlieh gestattet, an as. IM^ ags. lad mit der passenden 
Bedeutung ^feindlich* zu denken und den ersten Halhvers *€hüd 

uuaM her leidim mdtmum zu gestalten, wobei man den Aus- 
druck des zweiten Halhversea vOlÜg schonte und an Sinn nichts 
verlöre, sondern eher gewänne > denn die Wahrscheintichkeit, 
daß Hildebrand nicht mehr am Lehen sei, wird durch seine 
Kotorietät bei ,feindliciien Mälnuern* gegenüber der bei bloß 
,kühnen^ wesentlich gesteigert. Nach dem Standpunkte dieser ■ 
Rcstauriemng wUre also ckttd anders als in 1-, 2 ursprünglich 
überhaupt gar nicht Alliterationstrdger^ sondern dazu erst im 
umgeformten Halbverse geworden* 

Es erübrigt noch der Allllerationsdefekt in Vera 44, 
Derselbe ist leicht zu beseitigen^ wenn man an der gegebenen 
Stelle die hruMt durch daa synonyme «aro des Verses 3 ersetzt 

und *uu4la^ gisihu ih in dtnim mruuumj besser Hn mruuum^ 



I 



94 VI. Abhandlang: v. Qrienberger. 

dinem, wagt, wodurch sowohl die Alliteration hergestellt als 
die Haupthebung an der ersten Stelle des zweiten Halbverses 
gewonnen wird. 

Die Deckung des Alliterationsbuchstabens s in gisihu 
durch die Vorsilbe gi- verhält sich wie in gimeinün : mdtti 
Vers f)8. 

Der Ausfall des flexivischen -o in chnonmuotin aus *andno — 
Vers I gehört vermutlich der primären Wortbildung an und ist 
nicht durch ein Erfordernis des Verses diktiert. Ebenso muß 
man die Kontraktion gimdlia 34 für eine fakultative, der ge- 
sprochenen Sprache angehörige ansehen und die Möglichkeit 
zugeben, daß sich hinter den 3 orthographisch offenen Formen 
gimafutlta von 0, 13, 43 schon die Kontraktion von 34 berge, 
die im gesprochenen Vortrage des Liedes um die Zeit der An- 
fertigung unserer Hs. mindestens fakultativ an Stelle der vollen 
Form gebraucht werden konnte. Für den Vers allerdings sind 
diese möglichen Sprechformen nicht von Belang, wohl aber die 
Verschleifungen suerV ana 4, mi n' al 12, prüt^ in büre 20, 
ort' uuidar IM), bei denen dreimal ein auslautendes u, einmal t 
vor folgendem Vokal, beziehungsweise Halbvokal ^ im gespro- 
chenen^ metrisch rezitierten Satze gefallen ist und in der Ortho- 
graphie nicht wiederhergestellt wurde. In der gleichen Art 
erkläre ich die Verschleifung *8%ppamman aus ^aippem^ man^ 
die orthographisch in sippan man aufgelöst wurde. 

In anderen Fällen bietet das Ms. volle orthographische 
Formen, wo der Vers doch Elision verlangt, wie sicher in 2^, 
wo tu* uufintu ih geschrieben ist, aber *m uudn' ih gelesen 
werden muß — man vgl. O. II, 4, 38 thoh uuffn ih blügo er 
rtirtr/i thia mlhilun gtiati^ oder Hei. 4081, 2 than ututnin ik, 
that thanen stank kume Mon., oder Beow. 338, 1 wen' ic pcet ge far 
wienco, 442, 1 wt'n' ic funt he wille, oder mit anderen Verben Hei. 
f)092. 2 nu ft'ggi'j ik iu te uudrou thoh Cott, 4575, 2 nu seggifj 
ik in te uuiiran her Mon. 3X2i>, 2 — 30, 1 than uuilli\i ik iu te 
uutiruH . . .»' selfn) seggian Mon. — oder 44, wo wahrscheinlich 
•(;i#i/i' ih EU losen ist — man vgl. hiezu Otfr. I, 19, 26 nf serib^ 
ih oder Wionor Psalm las, Z. U> mmi7/iä, 34/ttt^'Ä, IS far 
ih mit orthographisch orsiolitlicher , gegen 32 peginnq ih mit 
orthographisch nicht ersichtlich gemachter Elision — obwohl 
Oxir. bei Enklise dos IVonouiens ik an ein Verbiim auch EUsioQ 



Das Hildebrftudfllied. 



95 



des Anlautes kenntj wie in der Vorrede ao Hartmuat 58 und B4 ni 
hiluh thih; sie hängt in diesem Falle wohl mit dem i des fol^ 
genden Wortes zusammen nnd mag euphenisoh begründet sein. 
Mit Sicherheit rechne ich noch hieher Elision des Aus- 
lautes von äumaro in 48, 1, da der Hulbvere ih uuaWjta »umarg 
enti uuintrQ doch nur nnter dieser Bedingung geglättet wird, 

Anch daß man den HalbTers 29, 2^ den ich an sich obana 
ab hiuane lesen würde^ im gegebenen Texte, wo er durch ein 
vorhergehendes Inqnit zum Schwell vers geworden ist, mit Elision 
des Auslautes von obana lesen mllsse quad Hiltibrahtj, obana 
ab heuane, scheint mir metrisch erwünscht. 

Denkbar wäre auch edd^t ih imo in 52, 2, dei'Q hregila in 
59^ 3, wozu O. I, 18, 45 io ihn th^ra hiimuuisti \ niuzt9t mit 
gilustij ferner untt im iro lintün 65, 1^ woz^n Hei. 5125, 1 huur* 
bun umhi iro heritogon Cott,, sowie einige metrische Synkopen 
von Vokalen in Mittelsilben, etwa bei hulidoB 5, d$S€mo 46, 
hiigfru 50^ tommane 63, oder bei iceotaniöro in 49, 2, das 
nach ags. icdofendra mit Synkope gelesen and zugleich mit 

Urastellung *iu sceötant^ro folc verbunden werden dürfte. 

Dazu kommen noch metrische Synkopen des Anlautes bei 
Pronominibua , die mit größerer oder geringerer Wahrschein- 
liehkeit gefordert werden können. 

In Vers 4, 1 z. B. ist wegen des volltoiiigen se Anlant- 
elision beim folgenden jro anzunehmen , also *^gdrutun aS *tq 

tjüdhamun wie Mem. mori 37 so begrlßet er Vo gnuogei in 
27, 2 konnte man lesen Imo uua^ to fehia ii Uop wie Psalm. 138, 
Z* 2ii pinim du mo daz tscepii; amch in 32^ 2 io jtho kc, kaum 
sg imo naeb shegih guoi Georgslied 9 aus ^$^ cgif^f in 41^2 
kann man dut inan vorsehlagen und sicherlich ist Ö7, 2 äu 

lesen nu dih '« äo uitil lüsiit, wo^u man Psalm. 138, Z, 7 $o 
rado ndvii du» goum und Z. 24 nß Ui du 7noM {^ ifno eil) de mUöBB 
vergleiche. 



r. Spraebltehe Bo0baohttiiigeii. 

Andere Merkmale der gesprochenen Sprache außer Zu- 
omenhang mit Erfordernissen des Verses sind die Ver* 
Schmelzung zweier Dentalen in uuittu 29 aus *uuit du^ wonach 



>H t- ^.naa^Uam: - l^* 



r^ ««^uiFdi* tad au*;! öcr m UL 4II ^ mit »oziz tit ul . 
* uutH> mit ••»«arrtt ja «n»j'jn»a «flSRi. :iBn«r dk -itsinaiirtnni^ 
liiii 2JumtmVn*r^uv^ uudmmmamr Jtaaaa^^ mit sswcor m 1 lut"^ 

•»jür*««. ü^ vii*r 1 ^ «. miui2«»r mmiitföliiu* mii!»»eui«>äie:ttr a- 
uiau^ Jbrlkiumiiiii a umm^ i^ ^r miL n^tfuiMirrva TOi^-^ iÄ. 
"r*rvJu«fü»a liwu-fcit v«-u»a i^limHa du Jule "=tii i är 
«... yuCittiwuta h u«:. Jutf!»aitHaL JLuannt t mr a«re» la^'r-züi ;>^ 
u<!3. iui^niiU*aL 0. c 1. *^ £ii:a dir itüCuamtui. i:itäiä%t'iritii. 

Hft «»ufji»% jsmt .^Oiiüm»: ^vbl i*<&i-. .^»iiiei.L g-aiih':ir ▼•jra^iL 
i#*r*f»4l*nit*% vi.u^afirur: ixiOriuci*^ *-•• nätr: ▼«röei Tiib«*. miüc- 

d^auai iL-h d^ hrj^ilenoii^ d*r I>ici:t F^cnJi* r^ift s^^ze-r i^i^r»- 
4..tl^na^jy^ it * U',^^- •» icisjud^rL aübi- *^Trf^ri k!i*irt iiii£ jLi-irt-r* 
VvrmfiA Wut;i«rä:id>dt7. iic «s. »: rizöxär äe ss:. oxx ric^ 
ir^iitMU naa iLiii «i.»i wkwaL. wtitdi*: Aririeöt, w^JcLe 5i»r»ci»- 

dk hi.twi'^kiiinf rot 0«Buii;jLiA tt h. c^r rwif»rtjfctTokAiaci»ea 
FfUMtivb ▼</?, ummettirri J54. dkr «ki aus LAnrniii: lajd Ver- 
leinuiir d«?r ?jili;^*aign5fi:w: ii. dmi ^f^länzi^ t LiDein CArsieiii. Der 
FaU unUfr^^uHkoet »krb mir darcL dk Tersehiedenhel: der Vor- 
h^ti^uxiZ' Kymp(^hicm fjd*!T en^e E'-küsc. doc'i nicht prin- 
zsjßi^U, T'/Xi d*rr Lin^mi^ d« t im Wörtintera: wrÄff^i« 1, 
furUi \% m//tii J>;, mufAii 50, I^ttva 61. iktutte 64, die dt-r prinxi- 
yublUnx, ^iisymc\$ejii^n Ltninmf im mhd. ezzan, bizzau ^ gemäß 
i«t mid ^tcfafalb mit Veiiegmig der ^nlbengrenze einhergeht. 

* ftmae, Akd. Gram» § leO 



Du HildobrwidtKed. 



W 



Derselbe zur ahd. LängTin^^ des germ. k stimmende Prozeß* 
indet sich aücli beim k des Ilild., das in deotriehhe 25 und 
kamiUcco 64 geminiertj in uuelihhßs 10, Theotrihhit 18, detrikhe 
22, aodlihhö 53 zugleich geminiert und verschoben ist. Die 
übrigen Geminaten des Stückes beruhen entweder auf Zasiimmeri- 
rückung in Korapositionj im Wortin nern oder im enklitischen 
Verbultuisse wie eddo 10^ &2, as. eftlho^ heittu 16, ag&< hätte, 
got. haitada^ uvimet 24, 37 j uuettu 29, hen'öu 45 oder auf 
alter Assimilierung im Wortinnern wie mannum 28, nualloia 48, 
billiu 52, ^ttittinnan 54, oder sie sind Ergebnis der westgermao* 
KonsonanteogeminatioD, und zwar durch / in seggen 1 , sittan 
19j clionnem 28, hahbe 28, sippan 30, r^^ccAaö 46, eilen 53, irttn- 
fir/iio 60, oder durch folgendes l m luttila 19, luttilo 65. 

Dialektisch ist die Dissimilieriing von dd zu rd in £rr«io 60| 
sie findet sieli wieder (ent^) in der fragmentarischen Über- 
setzung der Lex Öalica, in anderer Ferm auch in dem ^inen 
Jtrder gegenüber 3maHgem oder der Mainzer Beichte* Erschei* 
nungen von ephemerer Bedeutung sind der Aepirations- und 
I Intens! tätsveHnst des p vor n in uudhnum GiS^ sowie die auf eine 
f AuBsprache * herwi mit gelängtem p weisende Haplographie 
in 21, Für das enkHtische Pronomen Aer nach dem Verbum 
oder Adv. foni her 17, floh ker 17, uum her 28, uuant hm* 
31 vermute ich in der gesprochenen Sprache Elision des an- 
lautenden h und engen Anschluß an das vorhergehende Wort^ 
[also ^fümeTj ^flnh-er^ ♦uitci«-^r, * uuant er wie gideilder aus 
^^gideilda Aer Ludw. 7^ uuisBer aus *uuigia her ebenda 21, 
ind er ebenda 15^ 18 aus Hndi her^ wo diese Elision auch 
ssura graphischen Ausdrucke gebracht ist* 

Als stumm werden wir auch das Hiatus A in fSkem 9 
betrachteu dürfen sowie die protheüschen h in ijihueit 17, 6i* 
hrahat^mi 55, hrttfmn 59, denn der graphische Fortfall eines 
organischen h vor Konsonanz im Anlaute rintja 5, uuer 9, 59, 
Huelihhe» 10 lehrt, daß dasselbe zur Zeit der ans vorliegenden 
Aufzeichnung des Liedes nicht mehr gesprochen sei, und daß 
demnach die Fälle mit bewahrtem h: krufttim 44, hrunti 54, 
hreffilo 59, huitie 64 wohl kaum mehr, als festgehaltene alte 
Orthographie sein werden. Ebenso verhält es sich auch mit 






08 VI. Abhandlung: v. Grienberge r. 

anlantendem w vor Konsonanz, dessen einziger Beleg reccheo 46 
Abfall zeigt. 

Germ, p erscheint in der Schreibung d nur in den vier 
ersten Versen und da allerdings konsequent, bei helidos in 5 
aber ist sie bereits unterlassen und an ihrer Stelle findet sich d 
durch den ganzen folgenden Text mit Ausnahme von theotrihhe 
in 18, wo th als ältere orthographische Form stehen geblieben 
ist. Dagegen tritt germ. d (d) von Anfang an bis zum Schlüsse 
als t auf; scheidet sich also orthographisch nicht von dem germ., 
konsequent unverschoben gebliebenen t des Stückes. Daß in 
der Aussprache trotzdem die beiden t durch verschiedene 
Qualität getrennt waren , ist wahrscheinlich, t aus d (d) dürfte 
unaspierierte Tenuis, germ. t, dort, wo es ahd. z wird, jedoch 
Aspirata t"^ sein. Dies aber freilich mit der Einschränkung, 
daß die Position des Lautes eine Aussprache t^ zuläßt. Das 
ist z. B. bei to 5, utiet 11, h^tti und heittu 16 sicherlich der 
Fall. Daß aber f in den Bindungen dat seggen und dat sih 1 
zu sprechen sei, halte ich nicht für wahrscheinlich. Hinsichtlich 
des et, d des Liedes glaube ich steht nichts dawider, dem- 
selben durchweg den Lautwert der tönenden interdentalen 
Spirans zuzuschreiben. Ein Bedürfnis zur Scheidung von al- 
veolarem dy das hier immer t ist, lag ja nicht vor. 

Ein ähnliches Verhältnis möchte ich für das unverschobene 
germ. p des Liedes in spaher 37, spenis, sperUy uuerpan 38, 
scarpen 62 gegenüber den germ. b entsprechenden p in prüt 20, 
leop 27, sippan 30, gap 32, pist 39 annehmen, d. h. die ersteren 
alsp' mit Aspiration, die letzteren als unaspirierte Tenues er- 
klären. Daß aber auch hier die Aspiration von der Stellung 
des Konsonanten abhänge, ist wegen wdhnum aus *xDdpnum 66 
offenbar und auch stoptun 63 kann demnach, obwohl es germ. 
p besitzt, doch nicht Aspirata p\ sondern nur unaspirierte Tennis 
p enthalten. 

Die Schreibung p für & betrifft, wie man sieht, mit Aus- 
nahme der Gemination sippan 30 nur den Wortanlaut und 
Wortauslaut. Im Inlaute herrscht b : ibu 11, 53, 55, arbeo 21, 
darba 22, 26, obana 29, geba 35, ubar 5, 41, habes 45, 55, 
^braht 6 mal, ^ brant 6 mal, ^ brantes 5 mal; hetuine 29 
besitzt altes tönendes b aus /, vorgerm. p^ das nicht wie in 
ubar zu b übergegangen ist. 



Das HUdebr&ndiU«a. 



99 



Es ist beachtenswert, daß die F&Ue von an- oder aus- 
laatendem p fUr b: prät^ pist^ leop^ gap an Versgrenzen stehen, 
wo die ArtikolatioQ mit größerer Energie einsetzt oder ab* 
bricht, während im Innern der Verse im fließenden Satze sich 
kein FatI dieser |> Schreibang findet Hier konstatieren wir 
nur bi in büre 20, uuuntauß bauga 31, nu hi huldi 33, nob 
hi dsMemo Hche 46, du bist 37, at burc bO, mit sinu billiu 52, 
ti banin Ö2, rauha bikrahanmi 55, de^ero brunn^no 60, giaim 
hört chlüdun 63, Üb habbe 28, aber allerdings steht an den 
Versgrenzen auch b: bam 20, banün 50, breton 52^ bedero 60, 
d, h, die Entwicklung eines energischer artikulierten p ist 
auch an diesen Stellen nur fakultativ und von Bedingungen 
des Vortrages nnd der lautlichen Energiegruppiernng ab- 
hängig. 

Das Bcheint mir also mehr ein Merkmal der gesprochenen 
Sprache als ein besonderes dialektisches Kennzeichen zu sein* 

Anders dürfte der Tatbestand der lautlichen Vertretung 
von germ. k zu beurteilen sein, das weder durchweg erhalten, 
noch nach den Versehiebungage setzen des Ahd. behandelt ist, 
sondern j wie ich glaube, die Merkmale eines besonderen Dia- 
lektes aufweist. Die orthographische Darstellung schwankt 
zwischen cA, fe, c, cCj ccA, chh, hj AA, und zwar findet sich 

1. im Aiüaute: cA 9 mal, wovon 8 mal in Bindung mit 
Vokal: chind 13, 51, ch&nmm 28, ckunincrtche 12, chüd 12, 
28, clmsurififfu 32, chuning 32, ckliidun 63; c Einmal in Bin- 
dung mit n: cnuösUs 10, 

3, im Auslaute: 

a) in Tonsilben k 2 mal; ik 1 und 11, beide Male in SteUnng 
vor dem Verbum, unmittelbar oder mittelbar und mit Neben* 
ton in Verse 1 c Einmal: folc 49, 

b) in tonlosen SUben h 14 mal: $%h 1 und 4, beidemalo 
tonlos enklitisch r 59 tonlos; ih 16 nnd 48, tonlos proklitisch 
vor dem Verbum^ 28, 44 tonlos enkÜtisch, 33, 52 tonlos; mik 
38 (bis), 51 tonlos enklitisch, 49 tonlos; dih 57 tonlos, 

3. im Inlaute: 

a) in Tonsilben eh 5 mal: chunincrfche 12, folcheM 27, 

rtche 46, Otdchrt 24, dtchiist^f 25; ec einmal; kärmlicco 64; 

chh Einmal: dwtHhhk§ 25; ecA einmal; reccheo 46, 

7» 



100 VI. Abhandlung^: v. Qrienberger. 

b) in tonlosen Silben hh 4 mal: uuelihhes 10, theotrihhe 18, 
detrlhhe 22, dodlihho 53; ch silbenanlaatend vor r Einmal: 

Ö'tächrea 17. 

Es ergibt sich aus dieser Zusammenstellung fUr den An- 
laut und Auslaut mit dem orthographischen Wechsel von ch und 
c einerseits, k und c anderseits der Wert ft', d. i. der der aspi- 
rierten Tenuis k des Nhd.; für auslautendes h und inlautendes 
hh aber der hier nur mit palatalen Beispielen belegten Spirans 
X; also %, Im Inlaute bei Tonsilben haben wir die Frage, ob 
aspirierter oder aflFrizierter Verschlußlaut oder Spirans nur be- 
züglich der Formen rtche und -richhe zu stellen, denn bei härm- 
licco weist schon die Orthographie auf fe* und bei folches, 

Ötdchre, hiezu auch Otächres ohne Nebenton auf der zweiten, 
bei dechisto und reccheo sind die Bedingungen der Position 
und Gemination gegeben, denen zufolge wir auch nach ahd. 
Stande k^ oder kx zu erwarten haben. Ich erschließe nun für 
riche, -mchhe aus der Gleichheit des Zeichens mit dem für an- 
lautendes und inlautendes ft', k^ und aus seiner Verschiedenheit 
Yon dem für auslautende und inlautende Spirans den Wert 
der aspirierten oder affriziertcn Explosiva, d. h. ich behaupte, 
daß die ahd. Verschiebung des zwischenvokalischen k im Hild. 
nur in tonlosen, nicht aber in Tonsilben eingetreten sei. 
Vergleichen wir hiezu die Angabe Bülbrings* 229, daß angl. 
velares und palatales k nach unbetonten Vokalen zu h {% 
bez. x) gewandelt werde, wie ah gegen ws. ac, nordh. lA be- 
tont »c, Akk. meh, deh, betont mtc, dec, so sehen wir, daß 
beide Dialekte, die anglische Gruppe und das Hild.^ in diesem 
Punkte übereinstimmen, daß aber die Kegel für den Dialekt 
des zweiten in weiterem Umfange zu formulieren und nicht 
auf die enklitischen Pronominalformen und die Partikel ac ein- 
zuschränken ist. 

Die Fälle von c für germ. g betreflFen nur den Wortans- 
laut, haben mit der Stellung an Versgrenzen nichts zu tun und 
wechseln innerhalb des Paradigmas mit g in gedeckten Kasus. 

Eis findet sich chunincrtche 12, dinc 30 neben ringa 5, 
uuic 41 neben uuiges 57, burc 50, enic 55 neben enxgeru 50, 
aber chujiing 32 mit folgendem Anlaut g in gap. Die Energie- 

1 Alt€ingl. Elementarbach, Teil I. Heidelbeig 1902. 



Das [Illil«ljraiid»iicil, 



101 



stcigerang beim auslautenden g ist also wohl gleicbfalla eine 
allgemeinere und kann in ihrer F'orm c, die gegen spiratitisdie 
Aussprache des g ^eugt^ gleichfalls als didlektiacbes Kennzeichen 
angesehen werden. 

Der t-Umlaut des d ist konsequent durchgefUlirt auch im 
Personennamen Heribrant^ eine Ausnahme büdet nur anti 15 
gegen sonstiges entif wo ich vokalharmonische Wirkung vom 
vorhergehenden, mit a anlautenden Adjektiv i'^us: alte anti froU 
annehme. Umlaut aus enklitisch gesetztem, suweitem Warte 
behaupte ich in det sid 22. Rückumlaut ^eigt gifmia 50, 
Die Endsilbe -jan erscheint regelmäßig mit progressivem Um* 
laut und Ausfall des { als -e«: seggen 1, «itten 19, ellmi 53, 
hihrahanm 55, hrümen 511^ auf Schwäche des silbeuanlautenden 
l nach t deutet die Naehkorrektur hiU(i)u 5 und die Unter 
drllckung desselben in lintün 65 das wohl eine ursprünghche jon- 
Ableitung wie got* iainjo u. ä, sein mag. 

Quantitativen und qualitativen Unterschied zwischen be- 
tonter und prokli tisch unbetonter Form vermute ich in dea * * * 
uuffrnn 15 aus ^de und da odre 11^ aber bei garutun tö * ro 4j 
30 imo SB 32, do $ie . , , ritun 5 nehme ich einheitliche Länge 
an, wogegen allerdings do lettun «^ 61 enklitische Kiirzung 
haben wird. 

Die Vertretung des germ. Diphthongen au ist^ seitdem wir 
in 31 bauga lesen, auf 2 Formen: au mit der orthographischen 
Variante no und Monophthong ö eingeschränkt, die des germ, 
Diphthongen m durch ei und Monophthong i^ Variante ^e, dar- 
gestellt Dazu kommt noch das eine ai in »taim 63, von dem 
es aber doch nicht sicher ist^ daß es mehr sei ab alte Ortho- 
graphie mit dem neuen Laut werte m, beziehungsweise mi. Die 
Monophtbongierung geht bezElgiich des ai etwas ivber das ge< 
meinahd. Maß hinaus und bleibt beim au hinter demselben 
zurück. 

Das Hild. bat beide Formen des Verbums ySagen'^ die 
auf -jan in Beggmi l, die auf -e« im Magh 11, mgUun 14, -10, 
Ein Unterschied der Bedeutung ist nicht zu erkennen. Die 
jati^Form des Verbums 6ndet sich auch sonst in hd. Stücken 
wie iegita Georg* und $^iH Samar.; auf sie geht bekanntlich 
mhd. ütii zurück und im mod- Bairischeu stehen beide Formen 
müi aus seit und #4j^, sägg aus »agU neben einander* 



102 



VI. Abhandlung: t. Qrienberger. 



Ebenso besitzt das Hild. beide Formen des Verbmns 
yhaben': habbe 28 und habes 45, 55. In hd. Stücken ist die 
jan-Form vertreten Samar. 25 hebist, 26 hebitds. 

Man könnte demnach nicht mit Sicherheit behaupten, daß 
die jan-Formen dieser Verba sekundäre Aufnahmen aus dem ndd. 
Wortschatze oder umgekehrt die en- Formen sekundäre Ersätze 
der anderen seien ^ d. h. aus dem Vorhandensein der beiden 
Formen der in Frage stehenden Verba ist nichts fUr die Tra- 
dition des Liedes als solches zu schließen. 



VI. Wortvorrat des Liedes.^ 



ab präp. mit d. dat. v. 29; 8. 47. 
-achrey -achres s. Stachre, Stachres. 
cenonmitottn (hs. imon — ) gen. 

Bing. fem. v. 1; 8. 12—18, 17, 

90, 94. 
cerist adv., temporal v. 61. 
al nom. sing, fem., attributiv v. 12; 

8. 27-8. 
also adv., modal (bindung cUso . . . 

8o) V. 39; 8. 58-59. — 8. auch 

80. 

alte nom. pl. mask., appositionell 

V. 15; 8. 22, 30. 
alter voc. sing, mask., flektiert v. 

37; 8. 58. 
^altet 8. gialtH. 
ana adv. v. 4; s. 18. 
anti konj. v. 15; 8. 81, 101. — 

8. auch enti. 
aodlihho adv. v. 53; s. 71, 97, 

100. 
ar präpos. mit d. dat. v. 31 ; b. 52. 
arbeo gen. pl. v. 21 ; b. 33—4, 98. 



argosto Buperl. , nom. Bing, mask., 

prädicativ v. 56; s. 73. 
arme dat. sing. v. 31; s. 52. 
asckim iuBtr. dat. pl. v. 61; b. 

77-8, 96. 
at präp. mit dem dat. v. 27, 50; 

8. 43, 69. 
banin dat. Bing. mask. v. 52; s. 17, 

50, 69-70, 71, 99. 
banün akk. sing. fem. v. 50; b. 69 

-70, 86, 99. 
bam akk. Bing, neutr. v. 20; 8. 26, 

33, 99. 
bauga akk. pl. maBk. v. 31; b. 5, 

19, 20, 52-3, 54, 55, 99, 101. 
bedero gen. pl. fem. v. 60; 8. 99. 
bi präpos. mit d. dat. v. 46; 8. 64, 

99. — mit d. akk. v. 33; 8.55, 

99. 
bihrahanen inf. v. 55; 8. 63, 97, 

99, 101. 
billiu iuBtr. sing. v. 52; s. 71,89, 

90, 97, 99. 



' Nachgewiesen sind die Verse (r.) und die Seiten (s.) der Abhsndlang, 
auf denen eine Wortform erwähnt, besprochen oder inhaltlich berührt ist. 
Die ags. Rane ir der IIs. ron fer t. 9, 2 ab ist konform der hsl. Schrei- 
bung Ton uua* V. 7 und uuoHum v. 9, 1 immer mit uu aufgelöst. Der 
Zirkumflex bei Längen ist Zusatz; die nicht zahlreichen Apiccs, die die 
Hs. selbst hat, sind besonders angegeben. Das oberlange f der lis. ist 
stets durch • ersetzt. Das Genus ist nur dort bezeichnet, wo es sich 
aus dem Stflcke selbst ergibt. 



^^^^^^^^^^V ^^H 


bist 2. Bing. präa. ind, ir. 37 ; ß, 99. 


de best. Artikel , akk, pl . mäBk . y. 1 1 ; ^^^H 


— 8. auch pigL 


fi, 101. — relativpron., nom. ^^^H 


hart akk. pl. neutr. v. 63; b. 1, 85. , 


ging. mask. v, 58; i. 75. ^^^H 


86, 99, 


dea relativpron , noin. pl niask, v. ^^^H 


*brakt fl. hadubrahtj MMn^ahL 


^H 


-brani a. hadubrant, hUtihrmii. 


dechistü superlat , tiom . si ng, maak. , ^^^H 


-brantes &, heribranies, hätihrantei. 


prädikativ! scb y. 25 ; s. 4 1 — 42, ^^H 


bretdn \nt v. 52; s. 71, 99. 


^^H 


brunnono gen. pL fera. v. 60; b. i 


degauö gm. pl v. 18, 25; e, 31, ^^^| 


IS'-IT, 7G-7, 97, 99. 


^^1 


burc dat. sing., kons,, fem. v. 50; 


dem best, artikel, dat. pl maek« ^^H 


B. 69, 99, 100. 


^H 


büre dat. sing, v* 20; b. 34, 99, 


'deot s. /rmindeot. ^^^M 


6 . , , i. auch p M . * 


deötrtchhe dat. v. 25; b. 31—52, ^^H 


cheisuringu iustr, Bing. v. 32; b* 


97, 99, 100. s. aueh ditrMt und ^^H 


53-4, 99. 


thtotriJdm. ^^^1 


ckind nom. sing, neutr. v. 51; g. 


efet* demonstrati vpron . , mask . , nom . ^^^H 


a 6, 70, 99. — vok. aing, V. 12; 


3ing> V. 56 — best, artikel, nom. ^^^H 


s. 25, 26, 28, 70, 99. 


sing. Y. 32 — relativpron., QOtn, ^^^| 


chlüdun 3. pK prät, ind, unregt^lm. 


f^ing, V, 57. ^^^1 


V. 63; fl, 1, 85^88, 99. 


de^ro beet. artikel ; dat. sing, fem. ^^H 


cMnuüm dat. pl, attributiv v, 28; 


V. 5 — gen, pl neutr, y. 59; ^^^H 


B. 90, 93, 96, 97, 99. 


^^1 


ckÜd part. prät. maak. 8, 86, 99* 


dmiMO demon stru ti vpron , , d at. ii ug, ^^^H 


prädikativ v. 28; s, 44, 90, 93, 


neutr, v. 46; e, 64^ 95, ^^H 


— fem,, prädikativ v.l2;s.25,27. 


desero demonstratL vpron., gen. pl ^^^H 


chmiincrtchB dat. !iiing.Deutr,v.l2; 


fem. 60. ^^H 


8.27, 84, 67, 99, 100, 


det (hs. dt&) adv., temporat (bin- ^^^H 


chuning nom. sing, mask, v. 32; 


düng dei »td) y. 22 ; b. 5, 36-38, ^^H 


8. 99, 100. 


46, 90, 101, ^^1 


cnuosles gen, sing, v, 10; a. 25, 


detrihhe dat, v, 22; b. 31-32,36, ^^M 


90, 92, 99. 


90, 97^ 100, B. aucb HedtHohhe. ^^H 


da naha It ad v * , k otn parati vi ßcb , 


und fheoitihhc. ^^^H 


modal v. 30; b. 51-2, 91 


dih pera. pron. 2, akk. sing, v. 57; ^^^| 


dar adv., lokal ,da* v. 55; s. 72. 


^^H 


— relativisch ,wo* v. 49; 8, 67. 


din posBeaat vpron,, nom* aing. v. 53. ^^^H 


— verstHrkend bei uüm* -^ v. 


dinc akk. Bing. v. SO; b. 48, 51, ^^H 


59; i. 75. 


^^1 


darha nom, pl v. 22, 26; a. 35— 


dinem poaaesai vpron, a. 96; dat ^^^H 


36, 98. 


pl. V. 44 ; a. 92 — dat, pl neutr. ^^H 


dat dt^m, pTon.B.37 ; akk. aing, v. 1 ; 


^^M 


b. 98. — dnt nom. sing, v. 23, 


dinu poBBessivpion., inetr, sing. ^^^M 


62; B. 42, 78. akk, sing, v, 14, 


^^M 


33, 40; 8, 38, 52, 54-55, 


dir personl pron. 2, dat, aing. v. ^^^H 


dat kouj, V, l ; s. 37. — dal v. 16, 


33, 37, 53, 57^ b. 48, 73-74. ^^H 


^B 30, 41, 45, 46; s, 1, 37, 46, 49, 


do adv., temporal v, 5, 31 (he. d ^^^H 


^B 61, 6S, 96, 98. 


aue&geinüchtJ,61,G3;&.20— 2L ^^H 



104 



VI. Abbandlang: v. Grienberger. 



doh kouiunkt. v. 53, 56; 8.72—3. 
du persönl. pron. 2 vok. v. 10, 11, 

30, 37, 39, 45, 46, 53, 55; s. 

25, 48, 49, 56 — in uuHtu v. 

29; 8. 47. 
eddo konj. v. 10, 52; s. 1, 24, 95, 

97 — 8. auch erdo, 
eilen Dom. sing. v. 53; s. 97, 101. 
enan (h8. e) zablwort, akk. sing. 

mask. V. 11; s. 25, 63. 
enic indefinitpron. nkk. sing, neutr. 

V. 55; 8. 72, 100. 
enigeru (hs. f), indefinitpron., dat. 

8ing. fem. v. 50; 8. 69, 95, 100. 
ente dat. sing. v. 27; 8. 43. 
enti konj. v. 2, 18, 48; 8. 81, 101. 

— 8. auch anti. 

eo adv., temporal v. 27 (bis), 49. 
erdo konjunkt. v. 60; s. 75, 97 

— 8. auch eddo, 

erhina (bs. ^), adverb., temporal 

V. 15; 8. 29 — 8. auch hiim, 
es persönl. pron. 3, gen. sing. v. 57 ; 

8. 74, 95. 
euuin akk. sing, neutr., attributiv 

V. 39; 8. 59—60. 
'fähan 8. in/ähan, 
•fasta 8. gifasta. 
'fatarungo s. sunufatarungo, 
fater nom. sing. v. 9, 16; s. 41». 
fateres (hs. dittogr. fatererea) gen. 

sing. V. 23; s. 5, 36, 43, 49. 
fehta{\iB,fth&a, ag8./!)nom. sing. 

V.27; 8. 44. 
ferahes gen. sing. v. 8; s. 22—23. 
filu subst. adj., dat. sing. v. 18; 

8. 32. 
fireo gen. pl. v. 10; 8. 19, 23, 24, 
floh 3 sing. prät. ind. v. 1 7 ; 8. 3 1 , 

97. 
fohem instr. dat. pl. v. 9; 8. 28, 

96,97. 
folc akk. sing. v. 40; s. 68, 99. 
folche dat. sing. v. 10; s. 23—24, 

92. 
folckes gen. sing. v. 27; s. 43, 99, 

100. 



' fom adv., temporal v. 17; s. 97. 
fragen inf. v. 8; s. 24. 
friuntlaos nom. sing. ma.<«k., attri- 
butiv V. 23; 8. 39—40. 
frote nom. pl. mask., appositionell 

V. 15; 8. 22, 30. 
frbioro nom. sing, mask., kompar. 

V. 8; 8. 22-23. 
fvortos (hs. foriof) 2. sing. prät. 

ind. V. 39; s. 59, 86. 
furlaet 3. sing. prät. ind. v. 19; 

8. 34, 35, 37. 
furnam 3. sing. prät. ind. v. 41; 

8. 34, 61. 
gap 3. sing. prät. ind. v. 32; 8. 53, 

98, 99, 100. 
garutun 3. pl. prät. ind. v. 4; 

8. 17, 20, 21, 86. 
geba akk. sing. fem. v. 35 ; s. 56—8, 

98. 
I gern instr. sing. v. 35; s. 56—8, 

78. 
gialtet (hs. giaU&) part. prät., vok. 

sing. V. 39; s. 58—9. 
gibu 1. sing.präs. ind. v. 33; s. 52, 

a4-5. 
gifasta 3. sing. prät. ind. v. 50; 

s. 26, 70, 101. 
gihorta 1. sing. prät. ind. v. 1 ; 8.86. 
gihueit 3. sing. prät. ind. v. 17; 

8. 30-31, 37, 97. 
gileitos 2. sing. präs. konj. v. 30; 

8. 1, 45, 47, 48, 49, 91. 
gimahalta 3. sing. prät. v. 6, 13, 

43; 8. 21, 86, 94. 
gimalta 3. sing. prät. v. 34; 

8. 86, 94. 
gimeinün gen. sing, fem., attributiv 

V. 58; 8. 71, 74, 86, 94. 
gisihu 1. sing.präs. ind. v. 44; 8.63, 

92, 93, 94. 
gisinntun 3. pl. prät. ind. v. 26 

8. 35, 36, 42. 
gistuont 3. sing. prät. ind. v. 8 

8. 21, 23, 24. 
gistuontum 3.pl. prät. ind. v. 22 

8. 35, 36, 37, 38, 96. 



^^^^^^^^^^^P Dia ^^H 


^^"^ ffitfin p«rt prätt altk. pl mask., 


hef*rön aubst kompar. nkk. 91 ng. ^^^H 


m afipoa. V. 32; a. 5i. 


nmgk. V. 46; b. 17, 65, 86, 97. ^^H 


■ giuuigan ptkrU prfit, tiom. pL fem., 


-heUun 8. urh^itim. ^^H 


■ prjidikaliv y. 66; s, 89. 


hevuuun (ha. /tf^uu), 3. pl. prat. ^^^| 


1 ^lutiiiifwin inf. v. 54; s. 12, 97. 


ind. V. 64; s. 85, 86, 88. ^^H 


■ yü£ VQG. atug. V. 47; &. 47^ 6S. — 


Aät^^ dat. sing. v. 29 ; b. 47, 98. ^^H 


1 i. auch irmin^L 


hiltibraht nom. y. 2 (bi. daa ^^^| 


B i^dfen akk. &mg. mask., attributiv 


Eweita h auB n gemiicbt), 6, 29, ^^^H 


U V' 45; 8. 50, 63, 66. 


43; B. 13-14, BS. ^^M 


^H ^tMäa gen. Bing. fem. ¥. 58; s. 71, 


hütibrant mm. v. 1 6, 42^ 47^ 56^ ^^^| 


^P 74, 86. 


^^H 


m güithamun tnatr, dat. pl v, 4 ; a. 1 6, 


hiltibraniei gen. sing. y. 13, 34 ; ^^^| 


■ 17-18, 7ti, 86, 96. 


98. ^^M 


1 gurtun 3< pK prät* ind, r. 4 ; b* 17, 


htltiu (be. kUt,v) dat. aing. y. 5; ^^H 


■ 18, 20. 21. 


^^H 


■ habbe 3. sm^. präa. ko&j. v. 28; 


hina nd y , , local, ricbtnng anzeigend ^^^H 


■ *«. 44, 90, 97, 102, 


(bindung ostar . , . hina) v» 18, ^^^H 


■ habe« 2. sing. präs. lud. v, 55, 


21 ; a. 31 — b. ütich ttrhina. ^^^H 


■ konj. V, 45; a, 72, 98, 103. 


hiutu (Kb. yeraetzt und ^urückver- ^^^H 


H kadubraht nom« v. 15^ 34; s« 13 


wiesen /ih dtro hiutu) adv., tem- ^^^H 


■ <-14, 9B. 


^^^1 


1 hüdubrani nom. v. 2, hadubrant 


-M>Ha ■. ^ö^rta. ^^H 


m nom. V. Iß; a. 13-14, 98. 


hregilo (hi. ^ aua f gemacbt)^ gen. ^^^H 


■ h(Hti 3. sing. prät. konj. T« 16; 


p].v.59; ».16-17,76-77,97, ^^M 


■ s. 12, 30, 96, 98. 


kruiti akk. pl.y. 54; a. 16, 72, 97. ^^H 


I 'halt e, dancJialL 


hrustim dat pl. y, 44; s. 72, 92, ^^^| 


M -hamun t> ^ff Anmioi. 


^^M 


■ harfnltccö itdv. v. 64; §. 88—9, 


kr auch r . . . ^^^H 


■ 97, 90, 100. 


huldi akk. amg. y. 33; 6. 13» 55. ^^H 


1 hauuuan inf. y. 51 ; a. 71. 


hün yoo. fling. mask. y. 87^ a. 58, ^^^H 


1 hdidos noin. pL y. 5; s. 15, 16, 


^^H 


■ 18, 19, 92, 95, 98. 


Aän«o g^u. pl V. 33; s. 53, 73, ^^^^ 


1 /m^tu L Bing, prJL£> lad. mediopaBS. 


hutm (ha. f ), akk. pl. y. 64 ; b. 88, ^^H 


■ V. 1«;; s. 30, 97, 98. 


^^H 


1 hitm adv., lokal v. 45; b. 67. 


Au ... s. auch lA . . , (rc? . « ,). ^^^H 


1 her pera. pronom. 3, aotn. sing. 


ibu koQJ. y. 11, 53, 55; a. 73, 08. ^^H 


^^ mük. V. 7, 8, 17 (bie), 19, 21, 


ih pers. pron. l , y. 16, 28, 38 (hs. ^^H 


^H 24» 27, 28, 81; b. 97 (sn 17, 


h auB i gemacbl), 44, 48, 52; ^^H 


^V 28, 31). 


^^H 


^H kvremo dal, eiug. roask. y. 54; 


1^ pers. pron. 1 y. t, 11; §. 09. ^^^^ 


■ B. 21-22, 50, 72. 


im pera. pron. S, dat. pL mftak. ^^^H 


1 kcribranteB g^i. sing. y. 6, 42, 


^^H 


1 43 (hü. heriiu^)\ ». 18^14, 98^ 


imo pers. pron. 3, dat fing» y 27, ^^^H 


1 101. 


32, 52; B. 95. ^^H 


1 kerimi dat. pl. y. 2; a. 14,85, 96. 


in präpoB. mit dem d^t. v. 10, 12, ^^^| 


H hertjro nom. aiug. kompar., Attri- 


19, 20, 44,54, 62; e. 35 — mit ^^H 


^L^ bütiy V. 7; 8. il— 22. 


dem akk. y. 49. ^^H 



106 



VI. AbhandluDg: ▼. Orienberger» 



inan (hs. wie man) pers. pron. 3, 

akk. 9ing. mask. y. 41 ; 8. 61, 63^ 

95. 
infdhan inf. v. 35; s. 56—8. 
inuuit akk. sing. v. 39; s. 59—60. 
irmindeot Dom. sing. v. 12; s. 27 

-28. 
irmingot vok. sing. v. 29; s. 1, 47, 

66 — 8. auch got. 
iro pers. pron. 3, gen. pl. mask. 

V. 3, 4 (bis), 65; s. 18, 89, 95. 
'irri s. ummettirri. 
%8t 3. sing. präs. ind. v. 12, 42. 
ü pers. pron. 3, akk. sing, neutr. 

V. 33; s. 55. 
iü adv., temporal v. 28; s. 44—5. 
'last 8. furlaet. 
lante dat. sing. v. 19, 48; s. 34, 

39, 67. 
'Ia08 8. friunüaos. 
lao$a akk. sing, neutr. v. 21; s.33 

-34. 
'leitös 8. gileäSa. 
leop nom. sing, fem., prädikativ 

V. 27; 8. 98, 99. 
lettun (hs. ^), 3. pl. prät. ind. 

V. 61; 8. 77-8, 96. 
lib akk. sing. v. 28; s. 44, 90, 93, 

99. 
'licco 8. hannlicoo. 
'Ixdante s. sMidante. 
'lihho 8. aodlihho. 
lintün nom. pl. fem. v. 65 ; s. 89, 

101. 
liuti nom. pl. v. 14; s. 29, 93, 
'liuto 8. ostarliuto. 
lustit 3. sing, präs., impersonal 

V. 57; 8. 63, 74. 
luttila Substantiv, adj., akk. sing. 

neutr. v. 19; s. 32—33, 34, 97. 
luttilo nom. pl. fem., prädikativ 

V. 65; 8 89, 97. 
-mahalta s. gimahalta. 
mäht 2. sing. präs. v. 53: s. 96. 
-mdlta 8. (fim/ifta. 
man subst., nom. sing, v 7, 23: 

8. 22. dat. sing. v. 30, 54; 8. 22, 



72. vok. sing. v. 39; s. 22, 58 

—59. — indefiuitivpron. v. 35, 

49, 50; 8. 58, 67-68. 
mannum dat. pl. v. 28; s. 22, 90, 

96, 97. 
•mein(in s. gimeinün. 
-mst 8. ummet. 
mi, mi pers. pron. 1 , dat. sing. v. 1 1 

(bis), 12,14,40; 8.25,26-27, 

93 — 8. auch mir, 

mih pers. pron. 1, akk. sing. v. 38 

(bis, hs. an zweiter stelle m aus h 

oder / gemacht), 49, 51; s. 99. 
min poss. pron. 1, nom. sing. mask. 

V. 16. 
mines poss. pron. 1 , gen. sing. mask. 

V. 23; 8. 43. 
mir pers. pron. 1, dat. sing. v. 50; 

8. 26 — 8. auch ml. 
mit präpos. s. 89; mit dem dat. 

V. 30; 8. 49. mit instr. dat. 

V. 38; 8. 58; mit instr. v. 35, 52. 
miti präpos. mit dem dat. v. 18, 

66; 8- 32, 89. 
motti 3. sing. präs. konj. v. 58; 

8. 94, 96 — 8. auch muotti. 
-muotin s. cmSnmuotin. 
muotti 3. sing. präs. konj. v. 59; 

8. 75, 96 — 8. auch motU. 
n adv. (nu) ja v. 12; s. 26—27, 

94 — 8. auch nfl. 
-nam B.fumam. 

neo adv., temporal, negativ v. 30. 
ni negation, vor dem verbum v. 28, 

30, 46, 50; S. 44. 
nid akk. sing. v. 17; s. 31. 
niuse 3. sing. präs. konj. v. 58; 

8. 74-5. 
noh adv., temporal (bindung noh 

. . . m ,nondum*) v. 46; 8. 64. 
ntiy nu adv., temporal v. 33, 51 (hs. 

Au), 53, 66, 57, 1 ,nun*; als teil 

einer inteij. [uutlagajnu v. 47 — 

begrfindende konjunktion ,da^ 

▼. 57, 2 — 8. auch n . 
ohana adv., lokal, richtung anzeig. 

V. 29; 8. 47, 95, 98. 



^^^^^^^^^^^^ Du HIldftbrtodÄlied. 107 ^^H 


1 odm akk. pl. mask. v, 11; b. 25, 


$eeoiantsrü gen. pK, Substantiv. ^^^H 


■ 27, 28, 86. 


part. präa.maBk. v. 43; b, 68, 95. ^^H 


1 ort* instr. mng. v* 36 j s, 58^ 91, 04. 


0C0nta 3. sing, prät. ind. t. 49; ^^H 


1 of*t«; dat Bitig. v, 36; a* 91. 


B. 67-68, 86. ^^H 


1 6«far ad?, lokal, ric blutig auzeig. 


icüti akk. ph maak. t, 64; e. 85, ^^^H 


^^H (bindung dic/ar , . . hina v. 17, 


^^M 


^B 2 h 8. 35. 


sciÜim dat. pU maBk. v. 62; a. 78, ^^H 


^^ft fiffarlmeo gen. pL v. 56 ; s. IB^ TB. 


^^H 


V Stackre dat. v. 24; s. 40, 99,100. 


^criinn inf. v. 61; b. 77-8. ^^M 


ötachres gen, v. 17; b, 100, 


scürim dat, pl. t. 62; b. 76, 96. _^^H 


jn«« V. 39; s, 98, 99 — ». auch 


#€..*». auch «it . . . ^^^H 


;^w^ 


ae nom. pL maak. t. 4 (aock ha. #), ^^^H 


jm^*2ä' gen, aiüg. ?. 20; a, 34—35, 


8. 95; akk. pl, maak. v. 32; (te) ^^H 


94, 98, 99. 


nom. pl. maflk. 7. 61; b. 85, 89, ^^H 


p , , , s. auch fo . . , 


101 — B. auch J?^. ^^^H 


gwad 3. oing. prät ind. v, 29, 47, 


Bßggen w. 1; «. 25, 68, 97, lOU ^^H 
«^A^etV; sablwort, äkk. v. 48 ; a. 67. ^^H 


56; 8, 3, 62, 91. 


rast (he, haplograph, A^cicf .Grimnis 


-f eo B. unm(ihto, ^^^H 


fake,) 3. Bing. prät. ind. 7. 21; 


«äaZt<fei7)te (ha. Tfo^) subst. part. ^^H 


a. 5, 85, 97. 


präa., nom. pl. mask. t. 40 ; B. 60« ^^^H 


'[hjrahanen a* 6*Ar<jAa>«ti. 


#C 8. aing. präs. konj. t. 56; b. 73. ^^^| 


rawia akk. pl. maak. v. 55j b. 72. 


8id ady., temporal (blndnng det M) ^^^H 


recckeo nom. sing. ma«k. t, 46; 


T. 22; B. 36, 37. ^^H 


B, 66, 92, 97, 98, 99, 100. 


M perB. prou. 3, nOm, pl. tnftak. ^^^H 


m reht akk. aiiig. t. 55; a. 72. 


V. 5; B. 10I< — B. auch tL ^^H 


^H rtehe dat. Bing, neutr. v. 46 ; a. 64, 


Hk pers. pron. S, akk. ling. t. 59: ^^| 


^H 92, 99, 100 — 8. auch thmiäm' 


B.99; akk. pl. T.l, 4;». 11,17, ^H 


~ rk)Ac. 


^^M 




siku B. (^i^^t«. ^^^1 


-Ahhe miisk. H. dttrihhr., thtoinhht. 


Bin posB. pron. 3, nom. sing. mask. ^^^H 


rihtun 3. pl. prät ind. v. 3; ß. 16, 


^^1 


20, 21. 


»inerö pois. pron. 3 , gen. pl. maak. ^^^H 


linga akk. pl. v. 5; ». 16, 18, 19, 


^^H 


20, 76, 92, 97, 100. 


»inu pofla. pron. 3, inatr. sing. r. 52. ^^^H 


rteun 3. pl.pratbd. v.5; b. 20,21. 


»ippan dat. sing, aus *#»p|)amc*, ^^^H 


[hjrümsn inf. v. 59; s. 63, 75—6, 


attributiv v, 30; b. 45, 49, 50 ^^H 


97, lÜL 


-51, ^l. 34, 97, 98. ^^H 


sag$8 2. iing. pris. jud. r, 11; 


ffl^ 2* Bing, präa* konj. v. 10; a. 1, ^^H 


8. 25, 101. 


^^1 


mgitun 3.pl. prät. v, 14,40; a. 25, 


sÜteti inf. IT. 19; a. 34. 97, 101. ^^M 


29-30, 86, 93, lOl. 


fJtiAitB.Bing.prls. ind.v,47; t,67. ^^^^ 


-samane s. fatamam. 


9k ... 6, auch tc . . . ^^^1 


mro akk. pl. ueutr. t. 8 : B. 16, 18. 


fo adv. beim adj. v. 23; beim mdv. ^^^H 


itcal 3. Mug, pris. ind. ?. 85, 51 


V. 57 — rektivprou. (bindung ^^^H 


(hs* off, a). 


«ö . . . te ,quoB') V. 32; b. 58 — ^^^^ 


ÄcarjJeti dat. pL, attributiv v- 62; 


konjunktioD (bindang to du ,daU ^^^H 


_ $. 78, 96, 98. 


du') V. 39; 0. 58-9 — negativ ^^H 



108 



VI. Abhandlang: v. Grienberger. 



(bindung so , . , ni ,obiie daß^) 

V. 50; 8. 68—69 — s. aocb also, 
spdher nom. sing, mask., flektiert, 

prädikativ v. 37; s. 58, 98. 
spenis 2. sing. präs. ind. v. 38; 

8. 58, 98. 
speru instr. sing. v. 88; s. 78, 98. 
staim akk. sing. v. 63; s. 1, 81— 

85, 101. 
stont 3. sing. prät. ind. v. 62; 

s. 78-79. 
'StSntun 8. gistdntun. 
Stoptun (hs. a) 3. p1. prät. ind. 

V. 63; 8. 79-81, 85, 86, 98. 
'Siuont, 'StiLontum s. gistuont . . . 
Bumaro gen. pl. v. 48; s. 67, 95. 
8uno nom. sing. v. 42, 43. 
8unu nom. sing. v. 6, 13, 84. 
sunufatarungo gen. pl. v. 3; 

8. 14-16, 19. 
8U8 adv., modal, beim adj. v. 30, 

54; s. 50, 72. 
8ua8at nom. sing, nentr., flektiert, 

attributiv ▼. 51 ; s. 26, 70-71. 
8uert' instr. sing. v. 4; s. 16, 18, 

90, 94. 
8ueTtu instr. sing. v. 51; s. 71, 90. 
'tan s. gitän, 
taoc 3. sing. präs. ind. v. 53 ; 

8. 72. 
theotrihhe dat. v. 18; s. 31—2, 

97, 98, 100 — s. aocb deotnchhe 

u. detrihhe. 
ti adv. beim adj. v. 27; präp. mit 

dem dat. v. 52. 
to präpos. mit dem dat. v. 5; s. 98. 
tosamaneskdv. v. 63; s. 81, 85, 95. 
tot nom. sing, mask., prädikativ 

V. 42; s. 62. 
truhtin nom. sing. v. 83 ; s. 40, 53, 

67. 
tuem Zahlwort, dat. (bindung un- 

tar . . . tuem) v. 2; s. 96. 
ubar präp. mit dem akk. v. 5, 41; 

8. 60-1, 98. 
ummet adv. beim adj. v. 37; s. 58, 

96, 97. 



ummettirri nom. sing, mask., prä- 
dikativ V. 24; 8. 40—41, 42, 96, 

97. 
untar . . . tuem präpos. ,zwi8cben^ 

V. 2; 8. 14. 
unti konjnnkt., temporal ,so lange 

als* V. 25; s. 35, 36, 42 — ,bis 

daß* V. 65; s. 36, 95. 
unuuah8an part. prät., akk. sing. 

neutr., attributiv v. 20; s. 26. 
ur präpos. mit dem dat. v. 48; 

s. 67. 
urhittun 3. pl. prät. ind. v. 1 ; 

s. 11-12, 90, 96. 
Ü8ere poss. pron. 1, nom. pl. mask. 

V. 14; s. 29. 
uudbnum (hs. ü), dat. pl. v. 66; 

s. 5, 89-90, 96, 97, 98. 
'UuahBan s. unutuihsan. 
uuallota 1. sing. prät. ind. v. 48; 

s. 62, 63, 86, 97. 
uualtan inf. v. 60; s. 75. 
uualtant part. präs., vok. sing. 

mask., attributiv, einem kompos. 

-^ got nahestehend v. 47; s. 47, 

66—67; vgl. auch irmingot, 
uuäniu 1. sing. präs. ind. v. 28; 

s. 30, 44-5, 90, 94. 
uuant 3. sing. prät. ind. v. 31; 

s. 52-8, 97. 
uuari 8. sing. prät. konj. v. 9; 

8. 24. 
uuame 3. sing. präs. konj. v. 57; 

8. 73-74. 
utuirun 3. pl. prät. ind. v. 15; 

8. 29. 
UIU18 3. sing. prät. ind. v. 7 (hs. offe- 
nes a), 23, 24, 27 (bis, an zweiter 

stelle hs. wie pua/) v. 28 ; 8. 2 1 , 

37, 39, 41, 44, 97. 
'[hjueit 8. gihutit. 
uuel adv. v. 57; s. 63. 
uuela inteij. v. 44; s. 63, 92. 
uueJo^a in terj., bindung'^ nu v.47; 

8. 63, 66-7. 
t uuelihheB fragepron., gen. sing. 
i V. 10; s. 32, 90, 97, 100. 



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