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SITZUNGSBERICHTE
D8K
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN KLASSE
DKR KAISKKUCHEN
AKADEMIE DKR WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTACHTUNDFUNFZIGSTER BAND.
(MIT 12 TAFELN.)
WIEN, 1908.
IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDE K
K. U. K. HOP- UKD VXITUUUTiTS-BUCBHiHDLIB
BUCHHiVDUUt DIE KAUIEUCHIK AKADIUl DIE WISSIMlCHAmiC.
Livuck !«• A4«a ■«Uku««!,
INHALT.
L Abliandlangr* Wessely: Ein Sprachdenkmal des mittelägyptischen
(baschmorischen) Dialekts.
IL Abhandlung. Beer: Die Handschriften des Klosters Santa Maria
de Ripoll. II. (Mit 12 Tafeln.)
III. Abhandlung, y. Kraelits-Greifenhorst: Bericht über den Zug des
Groß-Botschafters Ibrahim Pascha nach Wien im Jahre 1719. Im
Originaltexte heransgegeben, übersetzt nnd erläutert
IT. Abhandlung. SeemUller: XI. Mitteilung der Phonogramm-ArehiTS-
Kommission. Deutsehe Mundarten. I.
T.Abhandlung. GoUob: Medisinische griechische Handschriften des
Jesuitenkollegiums in Wien (XIII. Lainz).
Tl. Abhandlung, y. Grienberger: Das Hildebrandslied.
i_^^^^f
XVIL SITZUNG VOM 3, JULI 1907,
Se. Exzellenz dor Vorsitzötide maclit Mitteilung von dem
am K Juli l J. su Hapallo erfolgten Ableben des auswärtigen
EhreDtnitgUedes^ Sr. Exzellenz des Gmfon KonstaDtin Nigra*
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erlieben von
den Sitzen Äugdruek.
Der Sekretär verliest zwei eingelaufene Dankschreiben,
und Äwar:
h von dem k, M, V, Wilhelm Schmidt, S. V. D., in St.
Gabriel bei Mödling, ftlr die Erlaubnis, seine in den Sitzungs-
berichten erschienene Abhandlung fBvLch des Ragawan, der
Königsgeschicbte' in englischer Übersetzung ah Supplement
zum Jndian Antiqnary^ wieder abdrucken zu dürfen;
2. von der Vorstehung der Abtei St. Pierre de öolesmes,
derzeit in Wroxall (We of Wight^ England j, für die Über-
lassung der Denkschriften der Kksse.
Die Verwaltung des Mnneum Francisco Garolinum in Linz
übermittelt die Pflichtexemplare des mit Subvention der Klasse
gedruckten Werkes »Urkundenbuch des Landes ob der Enns.
IX, Band. HorauBgegeben vom Verwaltungsrat des Museums
Francisco CaroUnum in Lims mit Unteretütaung der kaiserh
Akademie der WissenschaflBu in Wien. Lina 190G' (samt
, Index zum ürkundenbuch des Landes ob der Enns, IX* Band.
Herausgegeben etc, Linz 1906*}.
VI
Das k. M. Professor Dr. Karl Wessely überreicht eine
Abhandlung mit dem Titel: ,Ein Sprachdenkmal des mittel-
ägyptischen (baschmurischen) Dialekts' für die Sitzungsberichte
der philos.-hist. Klasse.
Der Sekretär überreicht drei vom Autor, Professor Eduard
Gollob in Wien, eingesandte Manuskripte, und zwar:
1. eine Abhandlung, betitelt: ,Die medizinischen griechi-
schen Handschriften des Jesuitenkollegiums in Wien, XIII.
LainzS um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der Ver-
fasser bittet.
2. Beschreibung und Inhaltsangabe zweier medizinischen
griechischen Handschriften des Jesuitenkollegiums in Wien,
Xni. Lainz, als Nachtrag zu seinem im Jahre 1903 für das
,Corpu8 medicorum antiquorum* der internationalen Assoziation
zusammengestellten , Katalog der in den Bibliotheken Öster-
reichs vorhandenen Handschriften der griechischen Arzte'.
3. Berichtigungen und Ergänzungen zu dem Buche von
H. Diels ,Die Handschriften der antiken Arzte*.
Das w. M. Professor W. Meyer-Lübke überreicht als
Obmann der Kirchenväter-Kommission den H. Teil der Ab-
handlung des Kustos der k. k. Hofbibliothek, Dr. Rudolf Beer,
,Die Handschriften des Klosters Santa Maria de RipoU' mit
dem Antrage auf Aufnahme derselben in die Sitzungsberichte.
Das w. M. Hofrat F. Kenner legt als Obmann der Limes-
Kommission das eben erschienene Heft VIII des Werkes ,Der
römische Limes in Österreich. Mit 3 Tafeln und 85 Figuren
im Text. Ex hereditate Josephi Treitl. Wien 1907' vor.
Ferner überreicht derselbe als Obmann der antiquarischen
Sektion der Balkankommission das eben erschienene V. Heft
der ,Schriften der Balkankommission, Antiquarische Abteilung',
enthaltend ,Zur Geschichte und Topographie von Narona von
Karl Patsch. Mit 3 Tafeln und 66 Abbildungen im Texte.
Wien 1907'.
vir
Das w. M. Hof rat F. Kenner bringt wetters namens der
Kleinasiatischen Kommission zar Vorlage ein Matiuakript von
Dr. Josef Keil und Dr. Anton von Prem erst ein in Wien,
betitelt: Jnschriften ans Lydien und der südlichen Aioüs. Ge-
sammelt 1906 im Auftrage der kaiseri Akademie der Wissen-
scbafteii (Widmung Seiner Dnrcblaucht des regierenden Fürsten
Johann von und zu LiechteD&tein)^
Die Abhandlung umfaßt die Ergebnisse der Ton den Ver-
fassern im Vorjahre im Auftrage der Klelnasiatischcn Kom*
mission unternommenen Bereisutig der genannten Länder unter
Beigabe von zablreicben Faksimilien nnd führt in den Erläu-
terungen dbr Texte zu vielen wertvollen Ergebnissen sowohl
in epigraphischer als auch in antiquarischer Bezieh ang; sie
bildet zugleich eine Vorstudie zu dem geplanten^ die Indischen
und aiolischen Inschriften umfassonden Bande der Tituli Asiae
minoris.
Die Verfasser bitten um die Aufnahme der Abhandlung
in die Denkschriften^ in welchen auch die älteren analogen
Reisebariclito und Stadien in Kleinasien von Heberdej, Wilhelm
u> a. niedergelegt sind*
In der Oesamtsitzung der Kais. Akademie vom 27. Juni
L J. wurden an» den Mitteln der philosophisch - historischen
Klasse folgende Sabventionen bewilligt^ und zwar:
1, die im Vorjahre beimgefallenen und wieder angesucbten
Subventionen flir
ä) P, Pirmin Lindner^ Bibliothekar des Stiftes St. Peter in
Salzburg^ zur Herausgabe des jMonasticon metropolis Salis-
burgensis antiqoae^ 2000 K;
b) Schriftsteller Adalbert Sikora in ßregenz fllr tbeater-
geschiciitliche Forschungen iu Tirol 600 K;
2. folgende neue SubventioneUj und zwar:
a) dem Privatdüzenten der Universität in Graz Dr-J. Peisker
für eine Geschichte des Pfluges 1000 K;
h) dem k* M. Professor Dopsch in Wien zur Herausgabe
seiner .Forsch ungen zur Inneren Geschichte Österreichs'
1000 K.
VIII
XVIIL SITZUNG VOM 10. JULI 1907.
Der Sekretär überreicht die an die Klasse geschenkweise
gelangten Druckwerke, und zwar:
1. Vincenzo Albanese di Boterno, ,Nota sui Simboli
delle Genti. Modica 1907'; libersandt vom Verfasser;
2. ,Documents pour une biograpbie complfete de Jean-
Baptiste- Andre Godin, rassembWs par sa veuve, nie Mario
Moret. IP Volume (Documents parus dans la revue mensuelle
,Le Devoir', 1902—1906). Familistfere de Guise (Aisne) 1902—
1906'; übersandt von der Herausgeberin, V'^' J. B. Andr^ Godin;
3. ,L'organisation syst^matique de la Documentation et le
Döveloppement de Tlnstitut International de Bibliographie.
Bruxelles 1907';
4. ,Madonna Verona. Annata prima. Fascicolo 1. Prima-
vera 1907', übersandt von der Direktion des ,Museo civico
di Verona'.
Es wird für diese Werke der Dank der Klasse ausge-
sprochen.
Die k. und k. österreichisch- ungarische Botschaft in St.
Petersburg übermittelt eine Liste der Publikationen der kais.
russischen Archäographischen Kommission.
Der Landesausschuß des Königreichs Dalmatien in Zara
teilt mit Bezug auf ein seinerzeit von der kais. Akademie ver-
sandtes Zirkular, worin um Übersendung von Verzeichnissen
über Urbare und ähnliche Aufzeichnungen gebeten worden ist,
mit, daß dort keinerlei Urbare oder ähnliche Aufzeichnungen
vorhanden seien.
Der Sekretär überreicht die Pflichtexemplare des mit
Subvention der phil.-histor. Klasse gedruckten Werkes ,Mona-
sticon metropolis Salzburgensis antiquae. Verzeichnisse aller
Abte und Pröpste der Miinnerklöster der alten Kirchenprovinz
SabbGfg. Von F*. Pirinin Lindnerj Ronedi ktiner des Ktiflea
St. Peter in Salsbarg. (Mit UnterBttlt^uDg dt^r kals. Akademie
der Wissenschaften zu Wien.) I. Abteilung. Sabburg 1907^
Der Sekretlir m>crreiclit oine von dem a, o. Universitnts-
Professor und Kos tos der UniverBitätsbibliotliek in Czcmowitsfij
Dr* Theodor Ritter von ^irienberger^ mit der Bitte um Auf*
nabme in die SitKunga berichte Übersandte Abi Handlung; betitelt:
,Das Kildebrandslied^
Die AbhatidlongTon Dr. Friedrich von Kraelitas-Greifen*
hörst in Wien, betitelt: 3^^*<^'i* ^^^^ ^^^ ^^S ^^^ Großbot-
sehafters Ibrahim Pascha nach Wien im Jahre 1719*, wird in
die Sitzungsberichte aufgenommen.
Desgleichen wird die Abbandlaug von Professor Eduard
Gollob in Wien, betiielt: ,Die medisinisehen griechischen
Handschriften des Jesuitonkolleginms in Wien, XUL Laina'j
in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XIX. SITZUNG VOM 9. OKTOBER 1907.
Se* ExaellcsnÄ, der Vorsitzende Viscepräsident Eugen Kittcr
von Bühm-Bawcrkj begrüßt die Mitglieder bei der Wieder-
aufnahm o ihrer akademischen Tätigkeit nach den Ferion und
heißt insbesondere die beiden erschienenen neugewäblten wirk-
lichen Mitglieder, Herren Hofrat Rudolf Ritter von Scherer und
Prolessor Emil Kelseh, Willkomm ©ik
Hierauf gedenkt derselbe des VerluateSj den die Akademie
ipesiell die mathematisch-naturwiBaenschafttiebe Klasse, durch
das am 2. Oktober L .L £u Matlnilz in Kärnten erfolgte Ab^
leben ihres wirklichen Mitgliedes, Herrn Hofrates Edmund
Mojsisovics Edlen von Mojsvär, erlitten hat.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Das w. M. Professor Oswald Redlich berichtet über die
Feierlichkeiten anläßlich der Enthüllung eines Denkmales flir
Eduard Richter, weiland wirkliches Mitglied der kais. Akademie,
auf dem Mönchsberg zu Salzburg.
Der Sekretär, Hof rat Ritter von Karabacek, verliest
die nachstehende Note des hohen Kuratoriums, ddo. 28. Sep-
tember 1907:
Seine kaiserliche und königlich - Apostolische Majestät
haben mit Allerhöchster Entschließung vom 31. August d. J.
die Wiederwahl des emeritierten Professors der Qeologie an
der Universität in Wien Dr. Eduard Suess zum Präsidenten
und die Wahl des ordentlichen Professors der politischen
Ökonomie an der Universität in Wien, Geheimen Rates und
Ministers a. D. Dr. Eugen Böhm Ritter v. Bawerk zum
Vizepräsidenten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
in Wien für die statutenmäßige Funktionsdauer von drei Jahren,
dann die Wiederwahl des ordentlichen Professors der Physik
an der Universität in Wien, Hofrates Edlen v. Lang zum
Generalsekretär und zugleich zum Sekretär der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Klasse sowie des ordentlichen Professors
der Geschichte des Orients an der Universität und Direktors
der Hofbibliothek in Wien, Hofrates Dr. Josef Ritter v. Kara-
bacek zum Sekretär der philosophisch -historischen Klasse
dieser Akademie für die statutenmäßige Funktionsdauer von
vier Jahren allergnädigst zu bestätigen und zu wirklichen
Mitgliedern dieser Akademie, und zwar in der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Klasse den ordentlichen Professor der
Botanik in Graz Dr. Gottlieb Haberlandt, in der philosophisch-
historischen Klasse den ordentlichen Professor der klassischen
Archäologie an der Universität in Wien Dr. Emil Reisch und
den ordentlichen Professor des Kirchenrechtes an der Univer-
XI
sität in Wien Hofrat Dr. Radolf Ritter v. Seil er er huldvollst
xa ernennea geruht,
SeiDo kaiserliche uüd königlich- Apostolische MajestHtlt
haben ferner die Wahl des emeritierten Direktors und Ku-
rators dßß Museum of comparativ^ Zoology au der Harvard-
Universität in Cambridge Alexander Agaedis und des Pro-
fessors der Chemie an der Universität in München Dr. Adolf
V, Baeyer^ ferner des Professors der slawischen Sprachen an
der Universiti&t in Leipzig Dr. August Leskien und des
Professors der semitischen Philologie an der Universität in
Straßbarg Dr. Theodor N ö 1 d e k e , zu Ehrenmitgliedern in
der mathematisch - naturwissenschaftlichen , beziehungsweise in
der philosophisch * historischen Klasse dieser Akademie im
Auslände haldreichst za genehmigen und die von der Aka<
demie weiters vorgenommenen Wahlen von korrespondierenden
Uitgliedern im In- und Auslande allergnädigst zu bestätigen
geruht, und zwar:
tu der philosophisch -historisahen Klasse die Wahl des
ordentlicheu Professors ftlr germanische Sprachgeschichte und
Altertumskunde an der Universität in Wien Dr. Eudolf Muchj
des Landesarchivars von Kärnten Dr* Augost Ritter Jak seh
v; Wartenhorst in KlageDfurt und des außerordeutlichen
Professors der griechischen Altertoraskunde und Epigraph! k
an der Universität in Wien Dn Adolf Wilhelm zu korrespon-
dierenden Mitgliedern im Inlande^ dann die Wahl des Pro-
fessors der Indologie an der Universität in Qdttiugen^ Dr. Franz
Kielhornj des Professors der Staatswissenschafteu an der Uni-
versität in Berlin Dr. Gustav SchmoUer^ des Generaldirektom
der königlich preuQischen Staatsarchive Dr. Reinhold Koser,
im Professors der deutschen Philologie an der Universität in
Erlangen Dr. Ehas Steinmeyer^ des Professors der Ägypto-
logie an der Universität und Direktors des ägyptischen Museums
in Berlin Dr. Adolf Er man und des Professors der romanischen
Philologie an der Universität in Bonn Dr. Wendelin Foerster
zu korrespondierenden Mitgliedern im Auslande;
in der mathematisch naturwiseenschÄftlichen Klasse: die
Wahl des ordentlichen Professors der Geographie an der Uni*
versität in Wien Dr. Eduard Brllcknar und des ordentliclmn
Professors der Chirurgie und Vorstandes der I. chirurgischen
XII
Klinik an der Universität in Wien, Hofrates Dr. Anton Frei-
herrn V. Eiseisberg zu korrespondierenden Mitgliedern im
Inlande, sowie die Wahl des Professors der Zoologie und ver-
gleichenden Anatomie an der Universität in Göttingen, Ge-
heimen Regierangsrates Dr. Ernst Ehlers, des Professors
der physikalischen Chemie an der Universität in Stockholm
Dr. Svante Arrhenius, des Professors der Universität in Berlin,
Geheimen Sanitätsrates Dr. Wilhelm Waldoyer und des
ständigen Sekretärs der Acad^mie des sciences, Mitgliedes des
Bureau des Longitudes in Paris Jean Gaston Darboux zu
korrespondierenden Mitgliedern im Auslande.
Im Anschlüsse daran teilt der Sekretär den Wortlaut der
Dankschreiben der neugewählten Mitglieder der Klasse mit,
und zwar: der Herren August Leskien und Theodor Nöl-
deke für ihre Wahl zu auswärtigen Ehrenmitgliedern und
des Herrn August Jaksch Ritter von Wartenhorst für
seine Wahl zum inländischen korrespondierenden Mitgliede der
Klasse.
Ferner verliest derselbe die folgenden Dankschreiben
und zwar:
1. vom Präsidenten der Real Accademia dei Lincei in
Rom, Herrn P. Blaserna, für die Übermittlung des Beileides
der kais. Akademie anläßlich des Ablebens des E.-M. Grafen
Konstantin Nigra;
2. vom Vorsitzenden Sekretär der königl. preußischen
Akademie der Wissenschaften in Berlin, Herrn Geheimrat
Hermann Di eis, fUr die Übermittlung der Goll ob sehen
Nachträge zum Katalog der Handschriften der griechischen
Mediziner;
3. von den Herren Adalbert Sikora in Mühlau bei Inns-
bruck, P. Pirmin Lindner in Salzburg, k. M. Professor Alfons
Dopsch in Wien und Privatdozent Dr. J. Peisker in Graz
für die ihnen durch Beschluß der Gesamtsitzung vom 27. Juni
1. J. bewilligten Subventionen.
xm
Die königl bayeriBclie Akadeniie der Wissen schiiften iti
München macht Mitteilung tllier die Abbaltanf^ des näcbsteti
KarteUtageB^ speziell Über die Frage der geplanten Heransgabe
der mittelaltarlichen Bibliothekskataloge,
Der Sekretär legt den vom Direktor de» k* k. Staats-
gymnasinms in Mährisch *Wcißkirchenj Herrn Josef Fuchs,
eingesaiidien Bericht über seine im Jahre IWö mit Unter-
stützung der phil.-hiat. Klasse zum Zwecke der Fortsetaang
seiner Stadien liber den asweiten puniscben Krieg unternommene
Bereiiung der Westalpen vor.
Dr. Alfred Jahn^ Professor am k. k. Staatsgymnasinm
im XV HL Bezirke in Wien^ übersendet eine Abhandlung unter
dem Titel: , Lautlehre der Sabo- Sprache^ und bittet um deren
Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Das w, M. Professor Josef SeemüHer überreicht eine
zur Aufnahme in die Sitzungsberichte bestimmte Abliandlung
unter dem Titel; ,XI. Mitteilung der Phonogramm -Archivs-
Rommission: Deutsche Mundarten. T.
Das w, M. Hofrat Jagi 6 legt das neueste, achte Heft der
Schriften der Balkankommission ^ linguistische Abteilung, vor,
unter dem Titel: ,Der Itokanschc Dialekt von Milan Reietar
(Mit 2W0i Karten) Wien 1907^
Die Abhandlung von Professor Eduard G oll ob in Wien,
betitelt: .Die medizinischen griechischen Handschriften des
JesuitenkoUegiums in Wien^ XHL Lainz*, sowie jene von dem
a. Üniversitätdprofeasor und Kuatos der Universitätsbibliothek
in CVernowitz, Dr. Theodor Ritter von Grien berger, betitelt:
«D^ Hildebrandglied \ werden in die Sitzungsberichte auf-
genommen.
XIV
Die Akademie hat in ihrer Gesamtsitzung vom 12. Juli
1. J. aus den Mitteln der phil.-hist. Klasse folgende Subven-
tionen bewilligt, und zwar:
1. der Weistümer- und Urbar kommission (als Dotation
pro 1907) 6000 K;
2. für Herausgabe der Regesta Habsburgica 3000 K;
3. als außerordentlichen Beitrag der Klasse zum ,The-
saurus linguae latinae^ 1200 K.
1. Ahh.i Weaiely. Eid äprftchdeDkmäl de« mittdügjpt DiilckU. l
I
Ein Sprachdenkmal
des mittelägyptisehen (baschmurisehen) Dialekts.
Yoa
Dr. Karl Wasaely,
(^Qf^tltgi in a«? SiuiiDf vm. 3- Juli 1907^)
Die literariechen DeDkmäler jenes mittelägypttscheit Dia-
lekts ^ der koptischen Sprache, der am reinsten und eigen-
^artigsteo im Fajam gesprochen worden ist und daher faju misch
— früher flllschHch baschmorisch — genannt wird^ sind von
sehr geringem Umfang, Nur folgende Tcstpnblikationen kom*
men für ihn in Betracht: Zoega, eatalogns codicum copticorum
(Rom 1810) p, 139—168 W, F, Kngelbreth, fragmenta Bas^
marico Coptica veteris et novi testamenti qtiae in museo Bor-
giano VcliLriB asser van tnr cum rehquis versionibus Aegyptiis
Icontulit latine vertit nee non critieia et philologicis adnotatiouibus
illustravit llavniae 1811 (mit Schriftproben) U. Bonriantj Frag*
ments baehmoariqncs in den M^moires preseiitis ei Ins k Tinsti-
int Egyptien II p. 567— ßü4 überholt von Emile Chassinat,
fragmenta de manascrits coptes en dialecte fayomnique im
Bnlletin de rinetitut franyais d'arch^ologic Orientale 11^ 1902,
171—206 (mit Abbildungen von Alphabeten der Handschriften)
Qnatrem&re, Recherches p. 228 flf, J, Krall, Mitteünngen aus
der Sammlung der Papyrus EraElierzog Kainer I 67—69 und
II — lUj 69 — 71 0. V, Lemm^ ägyptisch© Bibelfragmente,
Masp^ro im Recueil de travanx XL 116 W* E. Crum, Journal
of iboological itndies 1900 und coptic manuscripts brought from
^ Vgl L. Ste^^ Eopllaclte Grammatik § IS, G. Stcindorff, Kopiiicbe GrAxn*
m«lik, S, Attfl, p. 4, Hemricli Aamiu, t}l*er Fragtneate m mitlelilfjptl*
icbciiit DiAleklp Diu. 1904 (OattiD^cn, Dtetcricb), p. 66 E .
8iUaa|Bbfjr, d. pfaiL.-biit. El, 15«. Bd. I. 4b%. 1
2 I. Abhandlung: Weisely.
the FajyüiD. Auf die Bücher der heiligen Schrift des alten
und nenen Testaments verteilen sich folgende Fragmente:*
Isa. 1 1—6. 7. 8—11. 12. 13—16 V, 8—25 — XXIX 24—
XXXVII— 3 (Bouriant-Chassinat).
Joan. IV. 28-34. 36. 37—40. 43-47. 48. 49—53 —
III 5. — IV 18. 23—35. 45—49 (Crum, Journal of theolog.
stadies 1900).
1 Cor. VI, 19—20; VH, 1—5. 6. 7. 9—33. 34. 35. 36—40;
Vm. 1—13; IX, 1—16; XIV, 33—38; XV, 1—35.
2 Cor. Xn, 9 — Xm, 13 (Bouriant-Chassinat).
Hebr. I, 1-3 (Bouriant-Chassinat) V, 5—9. 14; VI, 1—3.
8—11. 15—19. 20; VII, 1. 2—5. 9-13. 17—23. 24. 25. 26.
27—28; VIII, 1—2. 3. 4. 5—13; IX, 1—9. 10. 11. 12—28; X,
1—2. 3—22. Ephe8.VI,18. 19—24; Philipp. I, 1—30; H, 1—2.
1 Thess. I, 1-10; II, 1—9. 11—20; III, 1—6.
Lament. IV, 22 — V, 1— 22 ; Baruch VI, 1— 72 (Quatremire).
Marc. Vni, 24 — IX, 12 (Bouriant-Chassinat).
XIV, 36-38. 40. 41. 43—47. 48—61. 62. 67. 68.
XV, 1. 6. 7. 13—26. 29—40. 41. 42. 44. 45. 46. 47.
XVI, 2. 3. 6. 7. 8. 11. 12. 20 (O. von Lemm.).
Rom. XI, 18—27. 30—36; XII, 1. 3—18 (KraU, Mitt I,
69—70).
Matth. V, 46—48; VI, 1—19 (Masp^ro) XI, 27 (Krall,
Mitt. II 68) XI, 27—28; XH, 1—3. 6—10. 11—12 (Crum, Coptic
ms.) Xin, 12 — XIV, 8 (Bouriant-Chassinat).
Psal. CIX, 1 ; CXLVni, 4 (Krall, Mitt. I, 67).
Erst durch den Papyrusfund von El-Faijum gelang es,
den Dialekt zu lokalisieren, der aber selbst in seinen wenigen
Überresten noch immer Gruppen unterscheiden läßt, die sprach-
lich voneinander verschieden sind, insbesonders nach dem
Gesichtspunkt, ob sie dem sahidischen Spracheinfluß näher stehen.
Asmus, Über Fragmente in mittelägyptischem Dialekte, S. 63,
§ 106 unterscheidet in seiner grammatischen Analyse der Reste
von Jesaja (29, 24—37, 3) Matth. 13, 12—14, 8 Marcus 8, 24—
9, 12; 2 Cor. 12, 9—13, 13 und Hebr. 1, 1—3 Matth. 5, 46—48;
^ Sacromm biblionim fragmenta copto-sahidica masei Borg^iani vol. in.
NoTom Testamentnm edidit P. J. Balestri, Rom 1904, p. LXVI. Crams
Catalogne of the Coptic Manuseripts in the British Mnsenin war mir
noch uniagänglich.
6, 19 Rom. 11, 18—27, 30—36; 1*2, 1, 3—18 Joh< 3, 5— f 18,
23 — 35, 45 — 41) vier Gruppen, von denen eine durcli die Uber-
liefemng von 2 Cor. und den von Krall lierauggegebenen Brucb-
sttlcken des KömerbriefB repräsentiert wird. Es ist aber nicht
nur die grammatische Analyse allein in Betracht zu »ieheii,
Bondern insbeeonders auch die paläographiächc Beschaffenheit
der Handachriftcn, in deoen diese Sprachreste überliefert sind,
ssu erwägen. Diesbezüglich unterscheidet Emile Chassinat, Frag-
ments de mannscrits coptes en dialecte fayoumtque im Bulletiü
de rinstitut fraD9ais d'arehdologie Orientale 11 1902, 8. 205 im
ganzen drei Manuskripte. MS. Ä. enthält die Jesaja Fragmente in
Rom Jesaja I, 1 — 16 Pagina-Bezeichnung A— ß 2 Seiten
Rom jj V, 8—25 „ „ IX— Iß 2 Seiten
Kairo „ XXIX, 24-- „ „ a[r— OH 16 Seiten.
XXXVII, 3
Mauuskript B,
Kairo Matth. XII, 12— XIV, 8 Pag^Bez. XX— XA 4 Seiten
Kairo Marcus VUI, 24— IX, 12 ^ „ HZ—HH 2 Seiten
Rom Job. IV, 28— 53 (lückenhaft) „ ,, (fehlt) 2 Seiten.
Manuskript C*
Rom 1 Korinther VI, 19 ^IX, 16 Pag. Bez. XX— XA 4 Seiten
Rom „ XIV,33— XV, 35 „ „ MP— MA 4 Seiten
fKairo 2KorintherXlI,9— XIH, 13 ^ „ äÜk^lB i
iKairo Hebräarbrief I, 1-4 „ „ «f ^öeiten
Rom „ Vj5--X, 22 „ „ (fehlt) 8 Seiten
/Rom Epheser VI. 18— Ende „ „ Wr » ux «c *
iRom PMlipper I-II, 2 l „ l^"^ ^^^'^^^
Rom Thessaloniker I--III, 6 „ „ (feblt) 2 Seiten,
Dazu kommt, was Chasetnat nicht wissen konnte^
Wien Bömerbrief XI, 17— XII, 18 Pag.-Bez. l^- IH 2 Selten.
Diesen Aufstellungen Chassinats liber die Handechrift der
Briefe widerspricht Asmus p. 65: ,Wa3 die Fragmente der
pauliniachen Briefe anlangt, zu denen noch unser H^m(erbrief)
zu ziehen ist, so sind die Zoega-Texte, wie schon oben gesagt^
eigentlich noch unregelmäßiger und dem Sahidischen zum größten
Teil noch näher stehend als unsere Texte, so daß ich fast nicht
1*
L Äbliftndlung: Woflaely,
glauben katinj daß sie von demselben Mann übersetzt sin
Die einzelnen voneinander verschiedenen Abschnitte rubren
von verschiedenen Übersetzern her und sind dann, wenn sie,
wie CbaBainat behauptet, denselben Handschriften angehören,
hier zosamraengeschrieben** Für die Beurteilung des Charakters
dieser mittelägyptiscben Übersetzung ist es unter diesen Ver-
hältnissen von großer Wichtigkeit, in diese paläograpbiscben
Beziehungen einen Einblick zu gewinnen; denn sobald diese
für mehrere Blätter sicher erkannt sind, verfUgeu wir llber
größere Komplexe von Text als Substrat für die
spracblicben Untersuchungen,
Über die Provenienz der Kairiner Fragmente bei Bourianl
Chassinat sagt letzterer S. 170: jlls proviennent trhs vraisem-
blablement de la hibliotbeque du Deir el-Abiadj d'oü sont sortis
tant de pr^cieux documents. Malgr4 les recherches aüxquellea
jo me suis livr^, je n'ai pae pu recueillir de noaveaux rensei
gnemcnts pr^cis sur leur origine/ Auf p, 201 bringt er d
Faksimile des Alphabets von der Schrift des Blattes 2 Kor.
XII, 9— XIII, 13 Hehr, 1, 1 — 4 mit dessen genauer Besehreibung
C'est le dernier feuiilet d'un cahier cotö A. Les pages sont
numerotees 2[A] — £B. Elles ont les dimensions ordinaires (haut^M
m, 3b cenLj hrg, m. 26 cent.), Comrae d'hahitnde, elles sont^
divitj^ea eu deuit colonncs de texte de qnarante h quarantc-trois
lignes. L'deriture en est assez petite et sorröe 5 eile est r^gulifen
et bien forniöey presque sans pleins ni d«51ieSj ce qui lui donne
un aspect carrü. Tontcfois le scrihe^ lorsqu'il n'iitait pag gcnü
par le manque de place, au eommencement des pages ou h h
ün des lignes par exemplc, a laiss^ courir son calame et a tei
min^ par un trait laned ccrtaines lettres teltes qiie le t? Ic 2 ei
le Y' II ^'^»t eependant montr^ aobre dana la döcoration du
texte et a rednit au minimum le nombre des majuscules ornoes i|
ou Don. On eil trouve trois ä la page %[K]i mais, a la page £B,
Tinlervalle compris entre les deux colonnes de texte est occupc
du haut en bas par uo ornement vert, roug© et jaune qui se j
terminc au sonimet par un oisean de momes conleursj et auquel
vient se raitacher le 2 initial^ orn6 et enlumin<5 de rouge et de_^
jaunti de rKpitre aaiE H^breux , . . Les ligatures sont tr^äfl
raret; on reneontre toutefols le GC et le ^Kp. Les points qui
SEirmontent certaines lettres dans les inanuscrits reproduitg pro
Ein Sprachdenkmal det tnittelifyptischen (baKlim.) Dt*I«kU« O
e^demment sont remplacds ici par <Ies tralts. L'abrdviation deö
mots se terminant en H h la fin de3 ügnes, est indiqu^e^ comme
k rordinaire, par un trait bog — , Chassmat glaubte Dach einer
Schriftprobe, die Eögelbreth, Fragmenta Basmurico-Coptica von
den bei Zoega p. 151 — 168 publizierten Bmchatüeken in Rom
gibt, urteilen zu köaDen^ daß aucli diese zu derselben Hand-
schrift gehören; vorsichtiger wird es sein, solange nicht mehr
Material vorliegt, dies nur ab eine Verrautang zu verzeichnen*
Auch in Wien, Hofbibliothek, Sammlung Papyrus Erz-
herzog Rainer, werden zwei Blätter in diesem mittelägyptischen
Dialekt aofbewahrlj denen Professor Krall die Nummern K9001
und 9002 gab, deren Zusammengehörigkeit er alao erkannt
hatte; es ist diese in der Tat nicht zu. verkennen, so sehr ist
die Schrift, Größe und Ausstattung beider Blätter ähnlich. Und
diese stimmt wieder ganz und gar überein mit den Eigentttm-
lieh ketten des Kairiner Blattes^ dessen oben reproduzierte genaue
Beschreibung wir Chassinat verdanken. Diese Vermutung der
Zusammengehörigkeit nach äußeren Indizien wird aber ^ur
Evidenz, wenn wir den Text des Blattes K 9002 genauer an-
sehen. Wir machen da die Entdeckung, daß dieses sich knapp
an das Kairiner Blatt anschließt, indem letzteres mitten in dem
Satz und in dem Worte aufhört, mit dem das Wiener Blatt
beginnt, das allerdings am Anfang beachjidigt ist. Wir orkcn-
uen öo die Zusammengeharigkeit der drei Blätter und
erhalten einen Text im Umfang von zwölf Kolumnen,
die wir nunmehr folgen lassen; denn auch das Blatt K 9001
mit dem Römerbrief erheischt^ weil unvoUstlindig von KraU
herausgegeben, eine neue Bearbeitung.
K ^001 ist 35 cm hochj 27 cm breit, Rand oben 3 cwi, unten
3'5 cm^ links 3 cm^ rechta 3 6 cm^ Kolumnenbreite 9 an^ Intcr-
kolumniura 2 3 cm. Im obern Rand steht die Blattaberachrift TO
npOC I apCOMXlOC in der Mitte über beiden Kolumnen. Die Be-
zeiclmung ,2. Blatt' B entspricht dem Ä auf dem Kairiner Blatte
(s.oben). Lücken, deren Größe, wenn unausgefllllt, Punkte entspre-
chend der Anzahl der ausgefallenen Buchstaben anzeigen^ werden
mit [ ] gekennzeichnet Unsichere Buchstaben tragen Punkte
unter sieh. Angesichts der Schwankungen dieses Dialekts muß
betont werden, daß meine Erganzungsvorschlilge keinen Anspruch
auf Fehlerlosigkeit machen, sondern nur giongomäß sein woUfn.
I. Abhandlang: Wessely.
E9001.
Fleischseite, 1. Eolamne.
:B- - 2p(DMATOC^
Rom. 11, 17 1 eXYTX(?K 62XHI N2HTOY
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„ 23 6q)(Dni MMXN 2(DCDK C6
25 N6q)66TK • NIK6KXYI
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H2S.dwlT, boheirisch dwHepOjftHp AillHeni nT€ enOTIfl tl'^ftcd
H2iL(0lT cu-pw^vwvog T>3? ^^s^<? >^*t iciÖTYjTog T>3? IXa(ag ey^voü in unserem
MS fehlt also (tyj«; p{i;r<; xa{).
^V Eid Sprachdenkmta de» miHsligjptitehta (baaclim.) Ülalekta. 7 ^^H
1 Rjim. 11, 23
2CIKDK JkYCQTMffCD 2N TGY ^^|
MeTXTMe2+ CeNATXffOY • ^^M
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6C9X6 NTAK rJ^p XYM)€€TK ^^|
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36 BtD NXAIT MMIN MMXY = — ^^|
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^^ Z. S6 p
■ Z. 36 Initiale
in rat, «ehwars nod grün, ^^^|
17» Z. 6 e&oA.glTe^f^T ■:;*? liASü fehlt itn Bobeiriscbeo. ^^H
^■^ K. 11,S
8 I. AbhandlnDg: Wessely.
Rom. 11, 28 AY6XXeXI 6TB[HHTHN]0[Y]
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„ 36 NTXXeHTOYlA HHH • XG
Z. 16 T am Ende überragend.
33, Z. 27 tiefen MlinOT'^ la xp {(xaia 6eoö aber sahidisch
neqpdwil griech. t3c xp{{JiaTa aOxsO.
Ein Sprachdenkmal de# mUtelSf^ptiieben (bmachmO Dmlokts.
Köm. 11, 3 G riTHpH ZU eSOX MMXH
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40 XTH ' xycD eyNXKXTOY
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12, 1 ie f nxpXKXxfc ce mmxtn
TTaarselte^ 1, Kalurane,
Pagina
Rom. 12, 1
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Z, 15 ü groß in d^n Rand Torspringend.
R. 12, 2 [^Tij> atiJMnecAVAT cn jjn]_^n[€i€n€2] %m ^ii
neie^iüin. 12, 2, z. n^e ot~~ (iLiEch für ^^ ot. 12, 3,
Z. Ih rey^l^flC nT*^TT€iq Hmit i?t falsch für HTÄ^TTeiC, Babiüiacb
A :: ArtiiMiilmiy V^m^^lj
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1«. 5, X. »0. aO d^nd^n OTCCOM^^, danach ergänie bei Balestri
|i. lUil (K«crorum liibUuruiii fragmenU copto-sahidica, Band III) [d^tiojn
^H Ein Sprichdenkmal d«i mittoUKjrptischeii (bKchm.) Dial«kta. 11 ^^H
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12 I. Abhandlung: Wessely.
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Das Eairlner Blatt nach Bourlant-Chasslnat.
Pagina 61, 1. Eolamne.
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NOYM XNXN A6 NT6N
(QCDni 2(DC CCDRT 6N •
„ 8 M6N<?OM rxp MMXN e-^NGY
„9 e 6TM66I- reNNexeqji
40 rxp 6Nq)XN(9(DNI • N
TXTN A6 NTeTeN(9(Dni 6
TGTNXxxp- nei x(D ne
T6U (ij[xHx] 6TN[.. ne]TeN
2. Kolumne.
Blatt n: A IZ
2 Kor. XIII. 10 1 cxB-f- . eTB6 nei eN-^sxTe
THNOY +C2ei NN6I TXXpCD
NOYCPCDCDT 6BOX. KX
TXTesÖYcTx NTX ri^c reic
5 NHI eYKCDT XYCD NOY
„ 1 1 (9xxq)6x eN • 't'^o Y <y"
N6CNHY xeq)T ceBTe thn • [l. thnoy?]
conc • MHHOYcTc (l. 6) neiMH
HOYel NQYCOT ' XXI 21
10 pHNH • XYCD n<|>+ N-j-
PHNH NXCQCDni NeMHTN
„ 12 xcnxze nn6T6N6phy-
2N oYni ecoYAXB- cecgi
m epxreN uei weTOY^^ß
„ 13 16 THpoY- Texxpic MneN
€C IC nexc- mn txfx
Ein HprAchdenkmal des mittelXgyptitehen (basehm.) Dialekts. 17
2 Kor. XIII. 13 nH NT6 n<|>'t' • MN T
KINONIX MneriNX eroy
XXB NCMHTN THpT6N • —
20 i Tenpoc . Kopmeoc i
i Tenpoc. 26BpxToc- X
Hebr. I. 1 26N Oy^TB 2H MN Oy
XTA NCMAT. 6X
n<|>'f' q)6xi MN Ne""
2öTx't' NM)opn- 2N Nl
^ 2 npO<|>HTHC- 2N OXH
Ae NN6I200Y NeT xMoje
XI N6MHN 2M neHOJH
pe- neiNTXMKe
30 6H NrXHpONOMOC N
KGCNI NIM- nei HTM
TAMIX NNieCDN GBOX2I
r, 3 TXXTH • ere nel ne noy
xeiN MneY6ooY- ^Y^
35 niNi MneHTxxpx • 6h
ßi 2X nxHpH 2M ncgexi
NTeH(?XM • 6BOX2ITXXTH
XHIXI MnT6BO NNeNNOßl-
XH2MOOC 2N TOYNXM NT
„4 40 M6TNO(? m NGTXXCI • XH
K9002.
Dieselben Maße wie bei K 9001.
Fleischseite, 1. Kolumne.
Pagina 6 26BP60C
Hebr. 1, 4 i [q)(Dni] GHCXnT G20Y6 eNI-
[xrrexoc] a>c eHOY^Ten
[e20Y6 6PX]Y- XHKXH
8itxaoKs¥«r. d. pkil.-hist. Kl. 158. Bd. 1. Abk.
18 I. Abhandlung^: Wessely.
Hebr. 1, 4 [pONOMI NOY]X6N GBOX Oy
„ 5 5 [ NN]iM m Nixrre
[XOC XHXCD MM]OC NHH 6N62 •
[xe 6]NTAK ne nxqjHxi \
[NX]K xixnxK Mnooy
xycD xe XNXK -^nxcqcd
10 ni NHH eyrcOT • NTXH •
A6 HTlXCQCDni NHl eyiJ^H
„ 6 [XI]- ecQConi Ae xn gh
[CQjXNiNi Mnq)xpn[M]ici
[62]0[Y]N eAIKOYMYNH- H
16 XCD [MMOJC xe [MlXpoyCDCQT
NXH THpoy N<yi Nexrrexoc-
„ 7 Mn<|>'f'- HXCD MMOC
XN 6TBe Nixffexoc- xe
nexTXMix NNeHxrre;^c
20 MnfTx • NenxiTOYproc
Nq)X2NCX't' • NX2peM
ncQHxi Ae HxcD MMOC xe
„ « neKopoNoc n<|>'f' hojx
xn NCQX eNe2 NTe nieNi-
25 xycD niJxpcDM MncxYTeN
ne niJxpcDM NTeKMerepx-
„ 9 XKMepi TAYKeOCYN[H XK]
Meere nx[i]N(yoNC[ • er]
Be nei x[q]Te2CK n[xi]
30 neKNOY+ NOYNe2 [Nxe]
XHX nxpx NeT2ITOY[Cl>K]
„ 10 THpOY- AYCD xe N[TX]K
n^ NXiNeqjopn xk2i
CHN-f- MneKexi- NesßH
35 oYeT NNeKö'ix Ne FieMnH
Z. 19 nneqd^rrcAoc mit untergesetztem O.
Rill Sprachdenkmal dflü mittfllBglptintJiPH (ba.'^clim.) Dialckls
19
Hebr. 1,11 OY^I HT[X]Y M6 r AKX H
TkK AO [K]MX6'ü>mr ce
NAOX[X]C 1 HpOY NOH HOy
„12 r iKNGKXHOy NOH
4*j [HOYJepcocDN wcoajmi * n
TXK ne* xytD iitxk xn iie^
xycü HeKpxMiu NXoixeN e^,
Hebr. I^ 4^ Z. 1. Nach dem Bobeirischen ee^qit|Li>nt und eot
Bprechenil der Grö0e der Lßcke mt %a ergänzen &.C|'[u|COlll]^ wobei das
Rairiner Blatt mit dem Wiener iti engeterZuäjimmengehöi-igkeit erecbeitit.
Das Weitere lautet im Bobeirischcn: e^^CtOTn €gOT€ tll^wPf^Xoc
tlTJltMJ^fR MnipH'l €Tivq€puAHp0llOMltt HOTp^U €OTOtt
ujib^ MMoq egCTcpciioTT aahtdi^cb nee «Tqcoxn «tti^t^cTVOkc
T^X Oll T^ ee irTÄqHAKponöMet noTpÄ^n eqiyo&e epoov
TOffouw Äpih-;(i>v Yiv2|*cvc; niv i'p/iXwv 05w 3ta<fOf(ij-af ov (eqöTi^Teq
2u SaiüdiBeh OTTöT^ft praesUre) ^ap' aocroy; X4xXr^püyc|i,T|XiV 5v5p.x In
d«!r Lücke v(<n Z. 5 Tehlt das Ende de» A(|iiivaEeDCB für Traf'' srursu^ und
der Anfang von V. 5 Tivi ^fip eixe tcots twv a^fY^/jav etc. boheirbch
cTA.qgE.ooc t'Ä.p nniM nen^^T ^e« niA.t*r€*\oc asLe, sabidisdi
tiTe^q2£.öoc UÄ.p luuM nueqÄ.i'reTVöe eii€g ss^e) Hebr, I 13 be-
ginnt mit [dwqano Jwui]oc e6.p HiuM gn tin[€e^er€?V]0c eiteo
1,5, Z. 9. Der Anfang kutet ö^TW 2fi.€ ohne i^ttj dagegen bohei-
rlacb OTTOg nevTVm 2i^e, sahidiseh ö^ttw Ott ta^^e t xati tcatXtv.
Ij 6j Z, 12. Die Konstruktion iat dem Bobeiriseben ; ^UjCOlt
2^€ Ott f^qus^^lttill MniUJO^nMMiei nltber als das SabidkcU©
equfd^tieme 3^€ on MTiiupiiMMicc Ixm U %€ki^ (otf im Kop-
tischen) ilGiSt'XTfri Tbv TTpWTGTikoV*
I, 7, Z. 17. qtJLm MMOC e^ti €TfilC IVIÄ.l'eGAoc 2fi.€ ,er sagt
wieder wegen der Engel* eteht dem BobririeehonOTO£ee&€ nia^ei^eAoc
q!2£.i^ AlMOC 2£.e ,itnd ilber die Kugel sagt er' näher als dem Sahidiachen
l||A.q^DOe Aien nitÄ^Optl tlÄ^üt^cXoc 2£.C grlechiBcb xoil ?:pb; p.bi
tS'j; i*^7£X£j; >.£7£t. ni^Op^M ißt in unserer Handschrift erst im fol*
genden gebrauchte ndh£p€M nUjHAl ^^€ ^pb; Ik ih^ u^iv,
I, 9, Z, SO. n[3e.i] neHrtOIT'l^ ,dein Gott* boheirifteh ltrSL€ f^-J*
tl€BtlOT^ — n^p^ neT^iTöT[(i>H] THpoT rsfpa i^u; i^fTixc^; ^a,>
^VT*; hoheiriaeb €£öTe nK€TÄÄ.0OTtan Trap tcu; |Ji€T^/,5y; 50U.
20 I. Abhandlung: Wessely.
I, 10, Z. 32 Ä.TCO 2SL€ n[T&.]H H^ H2LineU|0pn Ä.RglCHn'f
MnCRCO'l cü xaT' apx*<?, >uipi£, tTiV "/^v i6e{i.e}v{a)aa(; boheirisch OTop
I, 12, Z. 38 xai Tzd'neq (Ix; IjjiaTiov ^aXaiwOi^coviai xai oxisl irspi-
ßoXaiov IX(^£i^ a^TOUj; xai aTcaXXoYK^aovTai boheirisch cend^€pd^nd^C
THpoTT Mc^pH'^" noTTgfcoc Mc^pH'^" noTTcpuicon ^nd^HoTVoT
OTOp cei\d^U|I&^: Die Stelle ist in unserem MS. zerstört. In der
Lücke stand die Bezeichnung für ,Rleid^
2. Kolumne.
Hebr. I. 13 i [AHXCD MM]OC VXf NNIM m
NN[6xrrex]oc 6Ne2- xe
2M[AXC 21 OYN]XM MMXI
q)x[NTeiKX ] NNeioce
5 XI T[. . 2inec]HT NNeK
„ 14 OY^PCH-^- M]H N2NXI
TOYPr[iKON n]NX THpoy 6N
Ne- [ eyTXYJA mmxy em
AI[XKONI]X GTBe NGTNX
10 KXHpoNOMi MnoYxei •
II. 1 eTB6 nei ojcqh epxN n2^x
eTpeN-f-^TH NeNGTeN
ccDTM epxY- MHnOT
y, 2 NT6NCxe(yxe(y • eqjxe rxp
15 nCQGXI NTXHXXX[H 6BOX]
2ITXXTOY NNxrre[xoc]
XHq)CDni 6HTXXPHY
XYü> nxpxBxcic nTm
MN MGTXTCCDfM NIM
20 XYXI NOYBeKH GYBMn
„3 q)H MMOH- cene
Z. 2 M große Initiale in rot, grün, schwarz. Z. 11 O tiber-
geschrieben. Bis Z. 18 stören Spuren abgedrückter Schrift.
Ein Sprachdenkmal des mittelägyptischen (baschm.) Dialekte. 21
Hebr. II. 3 q)eN2H XUkH T6NNX
q)exBXx eNCQXNAMexY
en6CNO(? NOYX6Y- nei"
26 NTXHXIXPXH N(96XI
epxM 2ifM n^'\' XH
TX[XPlA 620YN epXN 2ITeN
[NTXYca>T]M epxi- e
n 4 ||xei|[<|>+ epiMerpH n6m
30 ||MX,Y 2N 2NMHTN • MN
[2N]q)nHpi- MN 2Tl(yOM
[eY]q)ABe- mn iFincopx
MnNX 6TOY6eB- KATA
neHOYCDCQ NXXHSHHO (1. nTd^q^nno)
„ 5 36 Txcci eN NNexrrexoc n
AIKOYMYNH eTNxqjcDni
THereNqjexi epxc-
„ 6 -T- X OY^ A.e epMerpH m oym6 •
enxcD MMXC- xe oyn
40 ne npcDMG xe Kipe nnen
MHOY6T. ncQHpe MnpcD
Ml xe Kö'iMi MneHCQiNi.
Hebr. 1,13, Z. 5. Vgl. bohfeirisch JH^^'^X*' ^€U2SLÄ.2SLI Cd^lieCHT
I, 14, Z. 8. Td^OTd^ zu sahidisch TOTO ,mitto*; boheirisch
€irOT(opn AiM(OOT eT!2^ld^U(OHldw sl; Stotxovfav dtiro(JT£XXo{jL£va.
I, 14^ Z. 9. tt€Tnd^ eine Scblimmbesserung ist das überschriebeneU
Haarseite, 1. Kolumne.
Pagina [i]A • T6 npoc
Hebr. 2. 7 i XKÖ'XXeH N[OYKOYI] Mnx
px Nixrr6[xoc oYjeooY
MN OYTX[TX XKTeiTjpY [N]OY
Z. 38 d^ ebenso in schwarz, grün, rot als Initiale.
22 I. Abhandlung: Westely.
Hebr. 2. 7 KXXM 2l[Xa>H ...]•••
6 AKKX[eiCTA MMX]H 6X6"
N62BH[Ye THPOY NNGK]
„ 8 ^IX. A[KeeBIA NHH] NKG
eNI NIM 2[in6CH]T UHß
HOYcpH't'- [?2N nerpenjee
-h 10 BIX Ae NKeeNINj N[IM]
16 MneHKG xxxY eN[H2Y]
nOTXCCI NHH 6N- +NPY
A6 MnXT6NN6Y 6KeeN.I
NIM eXY2HnOTXCCI NGH
„9 15 neT6NTXY<yAXeB NOY
[KOY]i MnxpxNixfrexoc •
[T]NNeY 61 HC 6TBe 112101
MRMOY eHCTe<|>XNOY
2N 0Y600Y MN OYTXIX
20 XCK66C 2M ne2MXT MR
NOY+ 6H6XI+ni MHMOY
„ 10 2x nTHpi- Necnpeni
rxp ne Mnerepe k66ni
N[iM] q)oon eTBHTH • xycd
25 XX K66NI NjM C^CDHI
GBOX 2ITXXT[H] PYeTX
NCQHXI XHeNTQY [ e20YN]
eneooY N[xa>K gbox nxp]
xHroc Mn[OYxei 2itn]||n2N!
„ 11 30 2ICI- neTTGBxi [rxp]
MN NH6TOYT6BX M[MXY]
2N eBOX2N OY66T TH[pOY] NG
GTBe nei NHCQ[i]ni e^
eMOY+ 6pxY xe nxcngy*
35 6HXa> MMOC xe 't'NX
Z. 33 e große Initiale in schwarz, rot und gelb.
Ein SprAehd«tikiiiftl da« mitt«t%yptiieh€fi (b«schm.) DiftlekU. 33
Hebra 12 XCD HnBKpAN GNXCf^Y
m IMH-f^ MjeKKAHCIA*
„ 13 -f HXCMOY ßpAK * xycö
XM xe xfikK I^NXcytDni
4ti eiNX^ OpXK^ AYÜ>
AM X6 zeire xnak mcn
Hebr. 2, 7, Z. 3 Über die Form ^UTeiTjcir, au '\ gebMgi
Tgl. Äflmui § 66.
^^ 7, Z. 4. Nach pl[2S.(jac( sind nocb drei ßucbetaben in der Lücke^
tnJltch koaimen vier uuleseHiche . ^TIT ? Am Torderen Katide der Zeile
iet die InterpanktioD.
2, 7, Z. 0. Dem gri^biicheo Tit t^ya xü^ }^ecpüjv aou ent^p riebt
im Bobelriecbeti ltl|p&HOT! nxe nCK2tl?t. Un«ere Zeile weist eine
Lücke von Biebeu Bacbatabea auf, obtie dall das Bobeiriache ehien An-
balt^puakl zur ErgfinztiDg gibt*
2 p Bf Z. 3. eh.[lV^e&l^ wegen deä Umfangs der Lücke erglaet,
fiflr welche «^[upTPnOTevCCe zu groß iöt.
Ü, 9, Z. lö, ]enTÄ.T5'ft.2L€&, oben Z. 1 AU^Ä.2fi.€q VgL 3, 2
neftiti d. i. ne^Hli seigt den Wechsel von & und q Amuus § 14| wie
auch d&A S&hidische.
2, 11, Z, 31. ttH€TOTT€fc*s MCMa^-s*] fn e&oTVoii OTTCei"
TH[poT; vergleiebt inaa die»« Stelle mit dem Boheiriacbea tlHeTOT-
TOirto MMtOOTT ^!lO\ ^€n OTei TUpOTT griechiBch Qi i*;'ta];5|JLlV0i
1^ i^c; zivTi;^ so erhell t^ d^iß gil offeabar unrichtig iat^ wohl iinti*ipicrt
von dem folgenden etoXgH.
2* Kolumne.
H©br.2.ia I MecijHpeqjHM l ntx]
„14 <|>^ Txxy Nxi [, enei oyw]
X Hea)Hpe[qjHM xykimo]
Hl eCApeX [MN CMXM XYÜ3 NTXM]
b 2CD(DH Xp[ü)BHp eNei TC10H]
X€Keec CBoxsrrM n[eMMOY]
6*460YtDCH MneTeo[YN]
THH MM6Y MriXMG2^
HI104MOY ere iieT ne n
24 I. Abhandlang: Wesselj.
Hebr. 2. 15 lO AIABOXOC • XyCD N[H]
nxxx^"'»^ NHercgoon 2n t
[20]'!' MnMOY- MneycHH
THP.H MneY62i [xyc^cDne e]
NQXPC N6YMeT[26M2]ex •
„16 16 NXHXM62I FXf BH N2N
xrrexoc • xxxx xhxm6
21 MnecnepMX nxbpx2xm •
„ 17 6TBe nei hxcd mmxc xe
(pqjH exXM KXTX acDB
20 n7m eeiNi nnchcnhy
xeK66c 6Heq)(Dni n
NXHT XyCD MniCTOC •
Nxpxiepeyc NX2peM n
^-^^ eTpeHKCD 6BOX
„ 18 26 NNGNOBI MnXXOC • 2M
n2ICl rxp NTXHUJXIIH-
[xynipxze m]moh oy"
[(JXM MMJQH eBp[H]ei 6N6
[Txynlipxze m[m]xY- -
3, 1 30 6TBe nei gh n6[cn]hy
GTOYLXXB] MM6TOXOC-
[N]niTa)[2]M G1 OY^^B
NTRH- COYÜ>N IIX
iiocroxoc XYü> nxpxH
35 epeYC NTeN[2o]MoxonA
„2 ic- eYnicitoc] iie nne""
TAHTXMIXH • N0H
2CDCDH MMa>[YCHC] 6XM
neBHi • X nei [rxp 6]Mna)H
40 N0Y600Y N20Y^ nxpx mcdy
|CHC'
Z. 30 € große Initiale in rot, gelb und schwarz.
Ein SpracbdeiikiDAl des mittolNgjptUch^D (ba«<2hm.) Dlnlekia.
25
Hebr 2, 13i Z. L Da die Lücke far IlTd^ allein zu groß iat^ dürrto
cstne rnterpunktion mit darniiffolgendeiu freien Raum dagcattLntlen hüben.
2, l4pZ. 2 €ni!^ll OTU m der boheiriachen ÜberBeUung eriebemt
für die Lücke ssa groß; griechiach ea€I Oirn.
2^ 14^ Z, 9. Mnd^M€^^ Ain€(i^MOir TQ it^otToi; TOÖ öavatTOu; man
«rWjftTtct AiltMOT, bahelriicli M^-^MOT; wohl ein Fehler naeb dem in
Z. 6 vorhergebenden e&CÄglTM ll[€C:|A*.Oir]
2, 15, Z. 11. tl[q]lievA5' offenbar ist U verschrieben für T,
boheirifcb nT€qT*^'\5'€ a%akKitY^.
2, 15, Z. 12- MnCTCliq Tlipq bobeiriBcb MllOTfCHOT Tlipq
Bei ravt:?, fiuhid. CllTTt baBchmur. CHOT crecUeiitt hier in der aufßiüigeii
Ygyintite CRq, Dieau Stelle hi übrige tm schlecht erhalten.
2» !5» Z, 13. MtieircHq Tiipq j^neTegi 2u irotvTo^ toö ^iijv
mit doppeltem MltCT gcj^enüber dem baheirJachen MnoifeilOlT THpq
2, 17, Z. 18, €T&e «et qts-io MM*kC 2£.e ujujH eA^q
KibT«^ gojfe niM €^1111 nn^qettHiT die Worte q!X.o:> MMe^c
3^e haben kein Äquivalent im Bohcirischen @e&i? <pÄ.\ C€MIIU|&
"nT€qini itneqüttHOT ^en ptofi ni&en Hkv io^^iXs x^Tit Triv-za
S, 1,Z. 36. ic, boheiriscb lli€ aber Xptrcbv 'Ir^üo^^ im Griechischen,
3,2»Z.39, €2iLM lietHi boheirisch e^pilt €2t€M UeqHI ,io
seinein Ha nee*, im Griechiachen Iv z7ao iuj sTitti* auxoö.
3, 16 — 3, 3 lauten ssabidiach a^: Mllcq^M&^Tt' ce^p ttllÄ.e-
P€Xoc. Ä?VAa^ q^A^Ä^pTe AiiiecnpMÄ. nev^pv^OtVAi i Ui «rfee
neiti €iuui€ ^pciq UATÄ. go3& ihm emn^ nttG^cituir* :s.ctia.c
eqeufcime tm^^iiT awiroj mhictoc iti^p;^ii'peTrc Tin^opM
nttoirrc expeqiuo efeoA uurto&e mhAa^oc (18) ^m ugite
pa^p "ttT&.Tjaomi €Tneipe^i;e MMöq ottviTom MMoq e&oiie€i
tincTOT&oueei eu€T0Tiiip*<'5€ mjaoot (3, 1) eT&€ ttd^t T€
necuuir ctota^äA mm€toxoc Mura^pM «rne- coirn ni^-
nocToAoc «vTüi ii6.p3(;^iepeTC nTiigOMoAoeei^. ic (2^ e
cnrnicTOc iic MiiMTÄqTÄ^Mioq nee gtiHoq mmiotchc gM
ttcqiii (3) ^ n*^i eöjp Älnu]^ lipoTo ^^^ir ii«^p& m^ji^tchc,
H^TA e€ €T€ oirnT^q gOTreTd^€io mmät enii[i] h5I
nnra^qT^Mioq.
Wortindex.
Abkürzungen:
K(orintherbrief), R(ömerbrief), H(ebräerbrief), S(ahidi8ch),
B(oheiri8ch).
d^ n<p'\ S € nnoTT€ zpo^ Tbv Oeov K 12, 7.
€nT€Tn«wi B epcTenoi R 12, 11.
MHd^Me^'^- MueqMOT (B nid^Md.^1 S nd^Md^^Te) xb xpaxo? toö
Oavaiou H 2, 1 d^qd^Me^i MnecnepMd^ Hd^&pd^^d^M li:(Xa|jL-
ßxvexat (77:£p|jiaTO<; 'Aßpaa|i. H 2, 16.
Ä.n (Ott TraXiv) H 1, 6 1, 7 1, 13 2, 13 K 12, 4 13, 2.
Ä.nd.H K 12, 11 12, 12 12, 16 H 1, 5 2, 13 neben e^ttou K 12, 13
12, 15.
ewttd^tt (d^tton wir) K 12, 4 12, 6 12, 7 H 2, 3 THpe« d.ttd.(tt)
ot iroXXol •fi[iei<; R 12, 5.
d^qd^ttd.^ (^ow^) ^71 K 13, 4 renttd^cott^ i;r,c6|jie0a K 13, 4
ttOTrevcid^ ecd^n"^ S ecottg 6ua(av l^öaav R 12, 1.
d^ ntto-y^ TÄ^p Ä.1IT S d^ iittOTTe rd^p eiTr R 11, 32 (zu
HT : TH vgl. €qcÄ.nT S eTqcorn B eqccoTn H 1, 4.
c€ttÄ.€7V[Ä.]c S cend^epd^iidwc -iraAatwÖY^aovTat H 1, 2.
d^TTCO passim z. B. R 11, 36.
t£ko tt2SLd^iT B '^-fcw tt2SLC0iT iXala R 11, 17 OTfccon2S-iT R 11,24
€TrfcC0 tt2S-IT nOTTM B e'^fcco tt2SLC0IT nnoTTTCM et? xaX-
Aiaaiov RH, 24.
noTfli€Rtt B ttOTTiyefcieflic^e |i.t(j6a7co5off(av H 2, 2.
€T€Tn üid^püiep gM neiittk B epeTen^HM ^o^i:eq tw 7n>e6[jiaTt
R 12, 11.
Ein Sprftohdenkinal des mittel MgjrptiAcJien (bvebm*) Diilekt».
27
j|iL«; T£tqc K 12, 18.
€1 a. I.
e€Viii IS nx^qiui qj-suijOijvfit H 2, 17.
IoA H 1^4 n 11, 35 €feoA2S_e i7cs( K 13, 3 €&o7Vgti 7Vt.>q
8 gifit £7ct a^s|Aaio; K 13, J €&oTVoiTM U€qMöir B €&oA-
giT€n fieqMOTT 5ii xqa Oavoi-ou H 2, 14 cfcoÄgiTÄ^e^Tq
S e&oAgiTOOTq IC aüToü K 1 1, 3, 6 H 1, 2 1, 3 ctoTVgi-
t*i^^t[cj] H 2, 10 €&o7VgiTÄÄ.T TTÄp' ip,oQ R 11, 27 efcoA
ä^sXiiJv H 2, 2.
.^=^itj K 12,5 12, lu 12, 18 12, 2<> K I L 1^ 11, 21 12,4
H 1, 14 €n H 2^8 K 12, 6 12, 14.
^«eg 7:^-i 8 tn€0 B nen^T H 1^ & 1, 13 u|^ eneg nT€ meng
H 1, H ni^it^ 8 n!€ti€g ol aitlivE;.
iCMatUi*k S €AiivTe K 12^ 15.
^k^e . * - OB epe z. B. eA€ uttoir'V epAierpH H 2, 3*
^piwTn R 12, 10 €p6.Teiv K 12, 12 12, 14 aber eAe^xen K 12, 13
1^ €AÄT€ti K 13, 3 — epÄ.n S €pon £?; i^j^ä; H 2, 1 2, 3
H sbor t^Ttt cAöJtt st; OfAi; K 12, 4 -^ «pd^R S cpoH
■ H 2, 13 aber cTV^wu R 1 U 21 -- €pÄ.q B ;5*^poq H 2, 3
^H aber «T^d^q S epoq KU, -30 11 2, IT - epe^i U 2, 3 cpö^c
y H 2, 3 €pÄ.T B eptooT «^-£06; H_2, 1 2, IL
nrrnepHT etc dXXijXojc R 12, 16 ctteTncpttir 8 cneTenepHOTT
iX>.i;AWv R 12, 10 nii€H€pH7f iAAi^XüJV R 12, 5.
jT]€pu|ü>n ^= B isepißoXatöv H l, 13.
H 2, 9 ^i n€i [c&p €}Mnii|K iloireoÖT B Mniy^w
itgOTOTdkjo Si^^; ckt; i^|{wT3Et H 3, 2 ueqeooir 8 Reooir
B wcqtöOir fs is;a: oiiT^o H 1, 3 iieooir t; 5i;a R 11, 36
ßlttOOT B €OTtniOT th 5i;ar/ fl 2, 10,
"rrÄe H 1, 7 I, 14 K 12, 10 €T6e ngici B ee&e itiMHd^g ^'^
^ tb f^iCi^^a U 2, 9 cT&€ nei H 2, 1 2, II 2, U 3, 1 K 12, 10
^■^ €t]&€ nei H 1, 9 cT&HTq B ^efcHTq 5; a^Tov H 2, 10
^^^^ €T&€THnoT 'pb; :^ K 12, 2L
^^P^e B iC2Le £? R 11, 18 U, 21 11,24 12, 18 K 12, 12 12, 15
ei||!2fi.e v'iK^ B icai€ t5akp a ^i^ H 2, 2.
I. Abhandtunf : Wes9el^.
euftoni B eu|ü>n R U^ 23 etycotu €q[u|]^itiiti S €qufd^n€ine
grTov ebflqaYT, H 1, Vk
Ain€if€gi B H<ji>ttÄ Toy ^j H 2, 15,
€^Ahi K 12,21 e^TVHi h^htöt B iiÄpm Üähtott Iv aCrrct^
RH, 17.
eoöirti E?^ R 11, 25 11, 32 12, 10 K 12, 14 13, 3 H 2, B
€goT€ eni[a^t'i^€Aoc] eqcÄHT BeooT€ ti!«^cc»€7^oc S er^coTn
€lliwüi5€Aoc jtpiirjtijv Y^^-j*^^»; ^ö^ ÄY^feXtüv H 1, 4,
e3L€H 8 €2s_n Ixt K 12^ 21 MneAujOTujoTr mmoh eaten ne-
ikiiiKTOC B €2C-€il }XTj xaTaxaj/f7» Ttov kXäSwv R 11, 18 d^uil^-
[eiCTa^ MMiv]^ €tSL€(ti) neo&H[Tre v.a'it7vt^^a<; atyiöv hrt tä
IpY^ H 2, 7 e2£.M n€&Ht B e^^pf^i ersten tic^Hi H % 2.
€2tüiR = B iiA oi R 11/22,
ii€&Hi B neqHi H 3, 2.
I
]e€&iiv H 2, 8 e€&i«^i 8 e&fiioT K 12, 21 nexc^eftiHT fccTee
&m«iTT TOEweivgt K I2j 16.
(i, €i) V B nei H 2, 15 «luj^^iti S eiujii^tiei sav DJita K 12, 2
UTiwei =A05v^a K 12, 21 ei ly^ptOTen sXOsr^ Tcpb; ufjtäc K 12, 14
RH, 25.
i€ R 11, 35 H 2, 8 K 12, 15 12, 18 (i€ RH. 35) fe le c S fc h i?
K 13, 1.
(iMif €iMi) ii€Te fwqiMi en*^HT S ii€itTd.q€iMe engKT (xi^)
Ivvta vouv R 1 1, 34 xeTTmeweiMi T€Tti;^€!MC -pwci^Oi K 12, *?
•^-oTtöuj eTpeTefneVJA I B n'^^OT€ty expeTenoi nTÄ.€Aii
öO OsXü> OfJLji^ ä'poth R 1 1, 25.
(IUI, €iil 4!;ii(oni €q[iy]a^nitti S cqnjevneme dxoc^ dütr^itff^ H 1,6
«wqcuTOT H eevqmi iv^fivTac H 2, 10.
nitii .uncqTei.2S.pds S neine m[ B hcmot nTeTeqoTiiocTÄ.cic
(iTVi, €iAi, ip€, Ä^Äw) iiip€ Mn€qMiioT€i B ÄHepncqMe^'i t^.i|jt-
viJOTtTj FI 2, ti aber d^qtAi AinTCÄo S €Ä.qeipe AinT6&o
B «^qipi noiTTOTr&o j'.^ÖaptciJibv xoir^aetjj^evoc H 1,3 neTe^^qiTVi
S uctiTA.qGip€ R 11, 35 eT€Ttte*fÄi €ii R 12^ IH etiiAi
8 €tteip€ K 12, 19 - *wAiOi).f B i^pigo-^ r-ß°^ R 11,20
dJVigipHnn S Api espHiiH tlpr^veGeTs K 12, 11 — «^ ottä. «
Ei» Sprech d^nktnal de« inittelligjptisrJimi (hMt^ttm,) DtJiIrkU. 29
B epMeepe i^'iAapTupcTv H 2^ 3 'l^epg^'^' ^c 8 "^pjc^Te
fößoöiAat K 12, 10 (eT€piviiHq mx^icxo^ R 12, 2 «OTeTCi*^
ec€pi^HHq S ecpAii^qi aber eTVp€MtToiiT S cppMujiiT
ctiKfi^ovew K 12, 3 nT€T€n eAnneTUdinoTv^q S exeTeu^n
S e^^TpavTitÄgre i^zil^c^t^ R ll^^Vl vgl eAn6.T<^^^TTHiio^
B Ä^pt^^TFTeneHitoiP tb I; l^jjiüiv R 12. 18) nTÄfcT€T€ti «Aä^t^
HegT" etif^^ T^-itfir^^av -fji fiiai RH, Hü eö^ireAnoti !x.iti
e^&pii S ee^TptiO&€ ^2£-in niyoptt 7:fpr,|:iap'n;iti':wv K 12^21
TateA^Hi&t H Tewp^H&e r^v^^ji-j K 12, 21 oot^^h eiiyj^ti€-
TiAT^OM [^ CllllMipdhTS'OM) CTarv iiH^iVin K 12, lU ÖW
AT€'Ä.gT[ii B gi^n Ä^eoTtoju So© hott *|jiiTap.dXiQTa RH, 28
T'eTVuiopn ii2«.to aimoc S ^inpH-^to mmoc ^paA£Y*i>
K Ki, 2 mvenTATeAiyopn nse^ooc K 13, 2 — ^^^ Hcetit
iiiM ^üim €&o7V oiTd^a^Tq B eT& g(o& tii&en tijiani
e&oXgiTOTq h* Oü t3i ^ivta I! 2^ 10 i^ieiTOT 8 e^^i^^^T
xcnetp-^ioOT] K 12^ 12 nccoüiq nTiwT€iq S enTÄ^Triwi^q ai5lX<
vtia ^ lT:pÄ5av K 12^ 2 L
hü^oii £t; zorlpa H 1^5 netiiÄ.'l B n^iietoxe S iieiiic^-|^
isaxpd^ H l, 1 ttncidt'^' S nneioxe K 12, 14 itCTiiw^
8 ttOTicl- 7c«t^f£4 RH, 28.
Mneqne \b^KiF B Mncq^Ä. £\t ouäb ä^tj^ev H 2, 8 nem-
xft.qH€€q ttt*AtipoticMoc B nettT^.qHA&q nuA Hpono-
Moe 8 f^i^i €XÄ.q^atq tiuX. :v liit^r^ K)of;povi|Aov H 1, 2
ttcö €fiö7V iiipitjao^i K 12, 13 rrpeqiuo €fco?V B eepeqx^*^
cfeoTV ti? T^ IXäsxccrOai II 2, 7 eiuj6.iituo e&oA B gox^it
^t^ji^nu^Xl h%av ä^if^ui'^i R llj 27.
nuejcitt tUM H % 8 Z, 8, 10, 13 €R€ciii «im Z. 13 iicciti
ni.u Z, 25 r7V.HpotiOMoc ntiecni ihm S uiiTVHpotieMoe
cnxHpq B noTOii ni&ett xiviwv H 1, 2.
niR€HAT"l B lllH€^6iOTttl R 11, 23.
OTftOTt ^TCÖV R 12, lo.
OT1Ä6.M B X^*^-^ ^l^3£>=,* H 2, 7,
iintottoc MHiiHnni B ty&iip Mniieni ay*ptofvtDv&; ris; Trid-nswi;
R 11, 17.
I. AbbArifJhm(>ft Wean^lj.
nc
nqiiT*^ MTM€Tujeq'V €&öA om idk.iuo& B eqcT^^cec üttiMe*
rttÄiii^TCTr e*\«iq SeTTue^HöTOT cpoq d^ aWv R 11,36,
iioicHii'^^ Mfiewegi B Mnii&gi lögiJtiXiW«; rJiv -^v Hl, 10
tt^tiaw^OT B ;j^nÄ^iio*\oTr iAiqstc H 1, 13.
Aa^oir B gTVi H 2, ö otä&äit K 12, lä uAivd.T ^ S K li, 1 1
12, la B noTVi pivjJEv^ H lL>, IT.
UMi Mrt nerAiMi B piMi H€M nuexpiMi KXdeiv f/,€to£ xXai6vT<*>v
R 12, 15,
"Xci^Mi (B piDMi) R 12, 17.
noTjXeii B8 noTpiwii Svq/s H K 4.
^tiyii K 12, 11 TV^iyi aui nexAciyt B p^ujt tt€M iiiieTpÄ.uj!
yaiptvf [/.fta yoEipdvTwv R 12, lü T€t\ne'Ä*ty! yßi^o\ivf K 12, 9
eTCTnA^uji B ep^Tenpd^ujt -/ßlpQ^n^: R 12, 12.
Lü>q MMerpH & (S TTiwupö) ?jTi(xa 3uo |j.apT6pt.jv K 13, L
pii?liO!2L S on7V(i)2LO cTTEvo/wpfai K 12, 10,
git oirM€ B noiTMÄ H 2, il tm€€i i^Jfltij K 12, H gn OTMcei"
/itk i;6:;iv U 11, 24 T€T€IIMHI S TeTttMe K 12, 15.
MMin . . R 11, 24.
MMe^t immer H 1, 13 K 12, 11 12, 15 MM*vT?t K 12, 15 mmä^th
IS jyiMCOTn u(Aa; R 12, 1 *UAiATe7i K 12, ö MM£iT€n
S JUiMüiT€n {i}jta^ K 12, IG — MJAKn immer RH, 23
K12y8 MMAC DeLen m.moc mai6.c K 12, 10 eq!2£.üi
MM^c 2fi.€ !I 2, q^toi MJa^.c !2te II 2, 17 mmoc Hl, 7
R 12, 3 mm]oc H 1, 3; 1. n €q'x,to mmoc 2t€ H 2, U —
MMOR Rtl, 18 — MMd^q neben MMoq MMivq SAiMoq
RH, 36 MMoq H 2, 2 K 13, 4 MMoq K 12, 13 M]Möq
H 2, 18 — MMe^T B MMüJOT H 1, 14 2, Ib RH, 24 ^
MMeir S MM^T R 12, 6.
*^M€7V€'|' S ni^M€pÄT€ i'(X7rf,':zi K 12, 19 aber ^UMept
T^VttCOCTItH B evHM€iipe '^■MCeMHI r^fXTrr^^JZ Biitat:t7ÜvY;v
H 1^ 9 ^\ MepiT B i^dkit McnpA'l' r;or:n;-ci KU, 18 -|mhi
AUM^e^TU T(ocTM upii^ K 12, 15.
Mn passim z. B. K 12, 21 ufei^i mu ttcnt*^'^' 8 ^a^2t.e ÄTn
n€it€iOT€ B CÄ.Ä€ itejtt n€nio^ ^iXis^e Toti; TJÄtpd^t H l, L
Ein Sprachdi^Dkmnl des rnittellt^yftinchnTi (iiKSf^hm,) DiAlekta. 31
H^p^ TeiiMiHi %apx sOcriv R 11^24,
_^ gnMHVtt B ^en oe^nMHUU iv at;[A£b'.; H 2, B neA\H€in Tä
8 Mn€A4T0t ^tlO'K HpCdMI IvMTCtSV ievÖftij^uiv H 12, 17,
MM€TpH S MMUTpC p.3LpVJ^t>i/ K 13, l,
I€T€TtlMHllOTeV €irMHOTr€l tfOTCiiT TO ^kb äVAljXoi^ fpOVOÖVT£i;
I R 12j Ifj MHHO^CI €tl€lMllllOTr€l nOTTCOT Ti Tjxb i^pSvEtTE
l K 12j 11 TeTenMHHOT€i ste Ss/.£T-£ :Tt K 12^ 1^ eMHHOTeT
[ H 2, (J.
HMCT fiivrrs^ H 2, 15,
^P üiQsat; ivofJL(^v H 1, 9.
^li TMH'I' nT€HH*Viicia^ 6v jji.£(j(i> liucXT^aiat^ H 2, 12.
€MOTr'^^ (SeqMOT'^) ÄxActv H2, IL
^-^&nMO€)U|i 'ipii-^uai^.ffafjLiv K 12, 18 eTeTifMooun BepeTcitAioiyi
^^B auva;rsr^£|ji£'/oi R 12^ 16,
l nOTMtlHlUi ^> ItCHTMHHUif ^T&XXoi? K 12, 21.
iiM«^ F ncon K 12, 2L
Iildungen mit M€T- OTTMexi^TiiCTOC S OTrM€Ta^TnÄg'|' ^ztg^h
RH, 20 TMCTiWllOCTOAoC K 12, 12 lteM€TU)«kltd.^THq
S MMtiTUjÄ.MgTHq o?y.T,p|jiif R 12, 1 GirjweT*wTtieg'|- S €öTr
MnTÄ^TrtÄ.gT€ R 11^ 32 T€irAt€TÄTn€0-|' S 'l'MeTNenAg*!
airiTtIa 11,23 TMeTÄ^Tn€ö'\' (ß 'V*'^^'^'^'*'*^^*^^'^^^ ä^c^Oei«)
R 11,30 ^^ MeTÄTCCOTM — B ;:3fpantöi5 112^2 — itTAier
ft€pp€ [MtteTjngHT H iiTMivr&ppe [ju]n€TngHT Xfi ivac-
Äaiv<ii5£t X20 voö^ Li^tlij R 12, 2 TMetnoT S TAittTno^T
B ^MCTuity'^ it iJt£YaAt»J5ti¥i3 H 1, 3 TCHMerepiv B reu
AieXOTpO FI I , B OTTMeTMai^ICH^n B '^■M€TM*s!C0I1 ^rAOthAffa
H 12, 10 n^ci:kH «TM€TpeMMd^o 8 niuftite tiTMtiTpMM&o
icXo^Tou R 11, 33 TJ^eTMö.iui€MMdi.o ^tXcjEvfÄ R 12, 13
TMeTyyüitöT e&oX B 'l-MeTpequicjiiT efcoTV -hroxz^h R 1 1, 22
TMexiycq'V ^^^^ H 11, 2<> noTrM€T[g€Mg]€TV ^oyXsf«
(B M€T&(J>H) H 2, 15 gtl M€T(fü>& io^^tmai K 12. 10,
n€ Hl,4 1, 10 RH, 28 11,33 11,36 K 12, 18,
f 3Xi::opi£v 'lnjaojv H 2, 9 MliÄ.T€iin€T
|r]nn€ir eme B T€ntiATr eine 3Xi::<
€H€€ni tllM B
OS I AliliAiidliing; Wes^ely.
H 2^ 8 iKW^T ^n «TMer^pe B d^iiÄ.Tr oirti e'^^MCT^pe
qnHT e&öA git ciwn B eqci €&oA Äcn cia^n ij;ii h. Ztwv
RH, 20 tiT^TwneT cÄd^t S tiT€Ttioe epöi ej^eöiTj üiaTv.
S sieHi^c eq€H& Ha^Tr tva IXu^cnj RH, 32 2£.eHÄ.c eTreweei
(8 n€Tita^) S £A£i;)v R li', 8 e^TtieeV iiHTrt B ä^th^wi iiüiTert
u.i^r^t ini, m (iitt€i S nni^ei K 12, 10).
iiTö^K II 1, lU 1, IS R 1 1, 18 11, 20 11, 24 e]iimu H M nrtKTn
R tU:V> uT^rn K 12/J nmTcii Kl^.f) umTti K 12, 11
(neTeittiiTen -a upLti*v K 12,14) ~ nT^^ 8 hto^ B iieoc|
Fl 1, 5 R 12, ;i nmTP (B newoT) H 1, 10.
nwi (H iiäV) R 11,18 12, '^ K 12,10 12, 13 wuth B moTCu
K12, 17 ttiiTiT RH, 25 iiHTM K 12, U* itHT R U, 27
aber nd^iP R 11, 32 — HHq H 1, 5 R 11, 35 12, 3 aber
Mi^q H 1, 6 — neq Äk<.i Fl 2, 8.
ttnei S ttn^i sütoi R 11, 31 nn€i B HTeiid.i xsjtwv R 11, 30.
ncM HTn H 7i MM RTti ii%(y u\im K 12, 11 12, 13 weMHq StiMMÄq
K 12, 4 12, 18 ti€MKtt S MMMdiU B neMd^u r^f^Tv H 1, 2.
nneT€itcpHT iXXiiXcu; K 12, 12.
niieTnno&i ra^ aL\Loipi:ictc at^-^wv R 11,27 nnetto&i B itnitio&i
tä; afmpTfa? H 2, 17 nTe&o itii€ntto&f B 11T&&0 ntiennofiie
S OTTTOTT&O nxe nino&l y,aOapt<?EJLbv w^ ifi^p-iwv irijjttüV H 1,3.
niM K 12, 12Kll,34j 11,35; 12,16 12,17 12,18 111,13 2,2
HÄ^Tö^ güifc niM H 2, 17 oTis^n niM S OTon niM RH, 32
noTÄ^u niM -avd R 12, 3 niieetti ihm tvoevtwv H 1, 2
aber u|€2£.i ui — &i S jüe^tSLe ihm K 13^1.
nneTnöittOTpq xb xaXb K12, 7 n7i€i\CTSÄ.H0Tq xaXiR 12,17
GTiiA.»OTq ^-^aU:; R 12, 2,
TiioTiii B '^noirni i pi^oc R 11, 18.
niiö. R 12, 14 K 13, 3 ücü>TnJi 12, 14 iicwtcii K 12, 14 etinc^s.
K 12, 14 MttMcoc S MniiCüic RH, 31.
nee mtä S ne^ nriK R 12^ 3.
n^fi n€TitOTgM B «Äe ^H een£k.itO£eM c ^t^sf^evec RH, 26,
oimeo H 1 , 9.
Hdh.^peM rujhAi S nifd^gpM Tiu}Hpe Trpb^; ibv uUv H 1, 7*
eTn^g't €pöiH xs^ctOoj^ i'z auT<i> H 2, 13.
Ein SpraobdeDkind dei lüittel&gypttscheii (baicbm.) DUlektfl. 33
nn^"^ S Htio<5' K 12, 11 cnecno'T noTiH-eei B en^uuvu'^
tioirt2S.da Tf/AcxÄiün;^ ffWTr,p(«^ H.^^ 3,
n« K12, 9 liJ, 12 Hl^6.
OT Artikel OTejooir Mtt oirT*ki[«^ B ntocnr n^jx ht^vio Sdfi^
mxs xi^^ H 2, 7 eqcT€^*KnoT gtt öireooTr Mtt otttä.!^
B a^qep nwoT neM tiT^vio noifX^^^ €2£.ü>q H 2^ 9.
oir Tf = S R 12, 2. ^
OTtt t( K 12, 13 OTTti n€ npodMe B niM ne c{»p(OAif t( l^mv
iv9puK;c; H 2, 6,
ToinfatM = S; B OTina^M ^t^ii H l, 3.
MIlQOir S MllOOT B Mf^OOTT «Jt;jAepOM H 1, 5.
OTP!2t€i B eqenogCM ^tJ^^cxat R 11, 26 MnoT2L€l atisTY;f(av
H 1, 14 €n€cnoif noT2L€i B noT2S.öwi" ir^haa^vri^ uwTiQplaq
H 2, 3.
e'^nOTPe cxMeci S e^^^OTrftc tm€ gegen die Wahrheit K 13, 8.
^ OTö. cpM€TpH 5i£iJ!.apTjpa-6 ii^ H 2, 6 oireef B oiP«^"i el; R 12.
rOTi^n niM S OTOn uim R11^32 K 12, 20 noTfvit mim R12,3,
iioiri^€in MneqcoOT S noTeciii mhcoott B niMoire nrc
rroTA^d^fi H 3, l nnnk eT0Tö.6.& K 12, 13 tttteTOir«^&&
B nT€ niÄ.t*iöc 7(^v dt^W R 12, 13 tteTOTA.&A d S^toi
K 12, 12 OTiii erOTTÄ^Jt 5t^sv f(Xr^i/a K 12, 12 aber nOT
eTTcies. ecoTr€€6 (S ecoTrÄ.&&) R 12, 1 ^k CTOire€&
(B ۀOTd.&) H 2, a
OTTiviiTHii S OTHTOiin l'/ciAfv R 12, 4 MueTeo[Tni]THq
^v Ixovta H 2, 14 euj2fi_e oiriwn ^5bM B iC2fi.€ oiroif
Uj^OM tl 3uvar:5v R 12, 8 ncTenTu himcTVcc TiipöT
B n€T€ OtSt€ MMgAoC TtlpOir -k iJifAi; ^/^i? R 1 2, 4,
Ä€R€€e cmiÄwoirtoiig €£toA S ssl^ii^*.*! iwn Mtoii eiieOTCOit^
efioA ;ir/_ iva ^«vfüptiv K 12, 7,
gn OTOTpA^T B gtt OTFOXpOT h a«p6Ti5n R 12, 8,
iin«ROire[pHTS t&iv zg5wv aoü H 1, i:^ nHeqoirepH^ H 2, S.
eqeoirtocq B rtT^qiiwpq r.&zzpr^t'rri H 2, 14.
jen OTÄT€ gu 8 gii ^g MMepoc ^en o-reo lipw-^- t:oXl3
jA£p«.K MIT OTi^TÄ nCAi^T S gtl gatg nCMOT B AUl OTTMifja
«CMOT TC0Xj>TpSi;ti)C H 1, 1 OTeTÄ. tUlJIt'Xl B ttOTMIIttl
ttttjHpt T:oXX:^k ylcug tl 2, 10 nQTKTin. jam^^Kov S gei^g
MMtÄoc txiXti TTöXXi B 12, 4.
34
L Abhandlung: Wciiely.
€qoTri^T€t| S oiroT€& praestans H 1, 4.
noTü>T 10 öEuii K 12, 11 eAiTi€i£iü& hotü>t S eMiiei|^co& iioirtaT
R12, 4 cirMHOTreV ttoirtoT xb aijTb (^psvt^jjuä) R 12/16 ^m.
neinn^ tioirtoT t*j> ocu-Cü 7?n{i\m':i K 12^ 18 nitei^i&irei'
noirü>T Töte Ä^otc rxvcGt K 12, 18,
M[eT?]oTeweiUi (B rtOTrcHOT) ttctI R 11, 30.
iiOTüiui MH^^'V ^ ^^1 '^ 'l'OTwui Um Rll, 25 ner40Trc3CiU|
(B n€T€^tta^q) QdAT;<ri^ aüioü H 2, 3 wen ett'l'Ci'yeujc
enTCTrtoireujT en S nee tt'l'OTikUjc nT€TnoT&^T ah
g!0V O'J OlXst^ GU 0€A£Tt K 12, 20-
[M]ApOTrtOUST S MÄ^pOTFtOUjT B MÄpOTFOTTCOiyT irpOQtUvr^ffÖCtwaOV
H 1, 6.
*VHA.OTr€g£ici K 12^ 14 MHioire^ gici S Mnioveg jic€ xarc-
vip>ir^ga K 11, 8<
ne H 2, 6,
nei K 12, 10 B f|>H H 1, 9 2, 3 nci S hä.! R 11, 34
nwq ne neooTT ^= S akoG T*i 36£a RH, 36.
Hoire^Y TiOT€ei S hotpä. noTrat exarfo^; R 12, 3 ^aö' st?
R 12, 5,
tiTnw B tiTC Tt^e H 3, 1 iteMUHOirei B nr^tiHoiri ^t o&povol
Hl, 10.
oirni ^B^Ar,|Jt« K 12, 12.
nnoTT-V (vgl f^-V) K 11, 21 11, 32 H 2, 8 MiinoH R H, 33
R 12, l (K 12, 19) iieiuiorf H l, 9 inwitoH K 12, 21
aber TtfOM MntiöTrxe K12, 4,
n€Te . .^R 11, 35.
git na^psfi. ([X£pt5|j.ig) H 2, 3,
€T€TnnHT ucÄ B ep€Ten(rö2^t Tica. 3wI>ÄpvTe; R 12, 13 cmoit
eii€T¥iHT nctOTit eOXojeiTE xoui; Siwxovrag L*|jLäq R 12, 13.
p siehe A (z, H. iiTiw'JVeqTOTriat 8, TNpcqTOT€!0 R 11, 35)*
nujHpc Mnpü^Mi uihq av^pti^Tccu H 2, ♦> aber npiaAi« H 2, 6
M\\ pci)M€ niM 7uivT(«»v avftpt;i>;jwv (B tipo>Mi ni&eii) R 12, 18.
nenpis^Miii B nenpoMni H 1, 13,
M1l€Hp<)^n Tb OVOjxi «TOÜ H 2,11.
B€TttUiHM^I tip^MtigHT S ttpMngHT TfjV Xo^m^V AOTpelötV &iJUäv
R12, 1.
Ein 9prftcbd«nkmft1 des Entttelitgjptle^heD (bmclin).) DialekU^ <#0
neTVc6t»J 011 Tecfetö 5 ^iG3t<rKwv b* Tt; h^a^j^oChh R \2, 7 (nei
€TiiÄC€&iHTq e&oA S MCI €Tii^CÄ.&e €iivTq efioA R 1 l;3n)
'.fivtjtot R \2, 17.
ujA*av xarripTicEv K 12, 9 CCÄTC TH[TTn )tar;apxi;c^£ K 12, 11.
nTcncXesT^eö' (B nrenpms e&o'X) %ap^pp'jüp,tv H 2, 1.
CMOF R 12, 14 '^'HavCMOTr cpiwii S "^^na^cMOTT cpOR H 2, 13.
erCTtlCÄMC €tt (S COMC) JAI^ 9f>Gvo0vX£? R 12, 16,
CT&TA RcMiwT S OÄ^O «CMOT B OTMHUj ttCMOT 7:OA'JTp6TaiiX;
H 1, 1 2EJ Mfl€CAl*^T iStS^igpfi, 3£.lAin^[HT] C^Ttf^T;(i^E^m
jüiTopipp^Sc^ai R 12, 2.
iftiicncdwn t:^ ihX^sv K 12, 18 wd^cnrr S itÄ^cnnoT H 2, II
€iid^ctt€T H 2, 12 aber ivecüHT K 12, 11 tiecnRT H3, 1
R 12, 1 (S ne^civiiT) mieqciiiiir B iTncqctmoir H 2, 7.
Ainetcon K 12, 2 njueg c ucon ^^S -ptTsv K 12, 13.
ft«^P«^ tiHecHHiii BS cRni ■jr.kp ^(iv asizüiv K 12, 13 nu€CRHni
TRpq S RR€C€€R€ TRpq TOt; AOtTTOT; K 12, 2.
eoiic wf^BKoA^Mi K 12, 11 ReTne^pewKa^lVi gM nconc =?
S xapaxjjAtliv Iv Ti; ::ap3rx>.T;ff£t R 12, >^.
t^catiiT £goT€ €iii[ÄkC^e€7Voc B cqccoTR S €Tqcofii H l, 4
TMCT[c&]nT B "VAieTCüaTn ^ Ikac-^ R 11, 28 itcouT
lhtx}tc*. K 12, 7 güjc coanx €n üjc aB^itijji;: K 12, 7,
H l, 7. _
ii€ticTeitCü>TJM. B rr«yineoejMOir Tct; ifÄS^^sta H 2, L
neoaTtt R 11,33 ^^lic^c coirain HÄ^nocTo^oc xT^^crt^i^B ts*»
iricTSAsy H 3, 1 TrrcneOOTFIl £:rt-fi*it^:^iT£ K 12, &.
Mncft^TTcn B nncüiOTnreit eüO-jtisto^ H 1, 8.
MtteT^ccT^t B Mncpces^oTi (x^ yuxzm^i^^ R12, 14.
eti>07^ €£CTn K 12, 14
-^eget K 12, 10 €irg€i K 13, 2 rrcgROTT 2t€ B ctcähoitt !sl€
Tlvpjrrrat K II, 26.
nc&Ki^ = S i-*Vf£ta K 12, 2L
Tti Kll,Sr7 etc _
^ gebet! tirr^ = S £ putjJs^j; R 12, 8 Pb rasen on^^^iTti^n
36 I. Abhandlung: Wessely.
cAd^u B 'l'd^co i^ebaxo nncq'^-d^co ^ebr^Taf cot R 11, 21
U|U|H eTpcn'^-g^THn B u|€ nTcn^^-^enn Bei TTpoce/ecv ü|xa(
H 2, 1 ii€T^c£i(o 6 SiBioxwv R 12, 8 — Te;)^Ä.pic nTÄ^TTTCü
WHn S T€*)^Ä.pic WTd^iTTd^d^c nd^i TYiv xaptv TYjv SoOeicja^
T^jxiv R 12, 6 WTÄ. li?c T€ic i^v eSwxe 6 xupto? K 12, 1(
(falsch Te9C.Ä.pic nTA.TrT€iq R 12, 3) neu|Hp€U|iiM [iiTd^^
c^'^- TÄ.Ä.ir HA.! T3t luaiSfa & fxot JSwxev 6 Oed? H 2, 13.
wewTd^iTÄ.OTrÄ.Tr ujd^pd^Ten S wcnTd^i TnnooTTCc lyd^pcoTtt &'
dx^ffiaXxa T:pb; ufxa? K 12, 17 d^iTd^TTd^ K 12, 18.
gM 11TA.I0 T^ TlfXYJ R 12, 10 OTTTA^IA. R 2, 9.
nTe&o nnewwo&i B 11T&&0 nnenno&e S ottoit&o wt<
Hino&I )ia6ap(a{i.bv xiüv a{xapTiä)v f,(JiG>v H 1, 3 ll€TT€£id
B ^>H eTTOT&o; WHeTOTrre&Ä. B ctotttoit&o 6 aYta^w'
H 2, 10.
€WT€TnT(0(o&i €W woTiieeooT [JLYj (iiuoBiSivrei; xonc6v R 12, 17
^HKngHT e^Soxw K 12, 10.
ncTd^Hd^ B cend^Td^HO docoXoOvrat H 1, 10.
TeJAn'A^drfaXXIaa^ B ^e\WK H 1, 9.
nqndJÄÄ. I. täTGsl B wTeqTÄAtye SeKakXd^ H 2, 15.
d^iTTWM n^HT u|(oni B OTrewM S^ht d^quicom Tctüpwcti; ^i^o^v
RH, 25.
neiitTd^qrd^Mid^ nniecon Snd^iHTd^qnoHe Hd^icon Bd^qed^MK
nnieneg £::o{r<(7£ toü^ atova? H 1, 2 MneitTd^qTd^Mid^q %
irotT^idavTt aüTsv H 3, 1.
gn THWOT S WgHTTHITTtt h ü[jlTv K 12, 12 01Pd^€€TTHtt01l
B MMd^Td^Tcn eHtiOTT Tcap' eouToi; R 12, 17.
-^WOT B ^noiF H 2, 8 K 12, 11; 13, 2 -^noTT s^c RH, 30 abei
Tenoip S TewoTT vöv R 11, 31.
€UJTMTp€n cAd^d^lP S CTMTpCTlip Aä^ö^IP (atj iroiTJcai fATj^d'
_K 12, 7.
THpq K 12, 2 MUCTTCHq THpq B MUOTrcHOTT THpq §ta 7C(anrc6(
H 2, Iö^rihTC THpq R 1 1. 26 HTHpq xavra H 1, 3 R 11, 3(
MUTHpq K 12, 19 — THpoiP H 1, 9 THpoiP R 11, 31
12,4 Hl, 6 1, 12 1, 14 2, 11 K 12, 12 — THpcw d.Hd.(n
S THpw [d^ttojn Ol TToXXol YifjLst; R 12, 5 — THpTcn K 12,13
n^^^ T(OUJ 6 Oeb; IjjiipiGs R 12, 3.
n]niT(o[g]M B tiTC niecog€M xXy^csw; H 3, 1 neqTcogeÄ!
B uie(Og€M y; xat-sic RH, 29.
d^[q]T€gci\ woTiicg B d^qed^gCH woTiicg ^9^^^ <?£ H 1, 9.
Bin Spracbdenkmd tiea tnitlelügjptijärheo (b»icbm.) Didektg. 37
H 1, 3.
^-yTi^'fii eTftco (B «virepiiirw^^pi'jiu c'l^fetoj IvEXEvtpfo^r^; d;
t(Dai«v) II 11, 24 eevTrewru €i^'\iii ngHTOT (B ^^Tep-
Hin^pi'jin MMOu u^pHt m^htot) IvEÄevTpiöOiiiq Iv amoXi;
K II, 17 cen^kTe^^oT GTeT&ti> nss.^.i'T MMin mmäw^*
B €irndfc€pUTti:^pi^lH MMIOOTT eTOT&ÜJ H2£.t0lT MÜin
MMbyoT ^ivTpiufiT^^gov-fai t^ B{oi iXai« R 1 1, 24 3teH€€C
rveT^^CSV Iva lyKSVipi^)**! RH, 20.
ti>gl cX^Tll B l\0£l €pöiTU ioTTQKJE^ RH, 20.
, n ui2£>€rt sKvijpof R 12, 1 1 ti€Kp^Aini tid^üäsceti cn B iteHpoMni
^B MHATMOirnH T<^ S-n] (TCÜ ö6x lxX£('|0i^GtV H 1^ 13.
^m^T^ njyi httuc^'c )^ati tt^v ivaXo*^f«v t^c Ttfinsdi; R 12, 6
f noTuji A^mc^G = S fA^tp&v 7:£^tw^ R 12, 3.
I ^{U^'eJUCfd^M S lyekl^^^^OM Suvatdi; d\u K 12, 10,
nceu)i&i flAXoEy/^cov^Ät H 1, 13 on^bM [€T]iy«w&e T:oK%Chat äuvi(A£i^
^H H 2, 3 n^^Mi^T eTtti^e Sligen^MOT eiriüco&c /apta-
^y fAorcot !ii^opoc R 1 2, 6.
nujiOH B nujtue ßdOo; R tl, 33.
n&tyiiT^t H 1, 5 nujH'Xi H 1, 7 ttujHTVi H 2, 10 ittieti^iiTVi
K 12, 14 €Ttyii[ H 1^ 5 aber nyiipe 11 2, 6,
T€nrt^gj€A&e^7V S Tennen ttjepe&olV. iv^vj^6[i.E^a H 2, 3.
I neiyAii'^ (B '^■npoceip^H) R 12, 12 tghujTVrA A.i\f:|>'|' EÖ/oiAat
^^ f:p:;^f:v Oc:v K 12^ 7 iiei Aü3 neT€niy[*\KA ö UM pto
^^ n^TnigAnA xoüiq r^^o^B^x^pi^^a K 12, 9.
ÖtU|äAu|€A S OTUjopUip ÄaOalpSfJi^ K 12, 10.
MeTiijMi\lUT STineTFeujMeujT ave^spsuvT^^a RH, 33,
, tl€TltU|KMlJ^I np€Mrt£rtT S neTtiiyMiijc HpjÄltgHT Tnv Xo^mti^
^H Xarpeiov u^v R 12, 1.
^^Ä.iiijiiii HC«^ s^itTj K 12, 14 C€Ufini in^ilo^non K 12, 12
I TeTummi ÜCÄ S T€Tnu|m€ wca. ^t^tsTts K 13, 3.
U}ai.nT€ ii2£.(üR ... ei B lya^Te n!».(üii i ixpi; sS Tb TcXiSfCiJiJLa
IfM R11,J5,
nuiüiii! n^HTq S TW^yboft ngHTq ädJevoOfiisv K 12, 4 €iti||eihn
jycoiti £t«v i^OeviüfAiv K 12, 9.
38 I. Abhandlung: Wessely.
neueponoc equid^d^n nu|d^en€^ S n. uioon u|d^ ene£ H 1, 8
aber T2^id^eHHH eTU|Oon HHir €&oA^iTd^d^T B Td^2^idi-
eHKH eend^uscom wcooip t^ -rcaf lixoö SiaOnixi) R 11, 27
MnCTcpe Heeni n[iM] ujooii eT&HTq B n^^q <|>h er^^
n^^Ä.! ni&eH uicom ce&HTq 5i Sv ta xivr« . . a.t(0 ö^a.
Heeni niM ujconi e&oA £iTA.A.T[q]: oto^ €TA. ^cofc
Hi&eH uiconi e&oA ^iTOTq xal $i oü la xivra H 2, 10 —
HTd^q^d^nq H 2^ 18 — d^niyconi nhihohoc B dwKepjy-
((>Hp (7UYxotv(i)vb(; Iy^vou Ell, 17 d^iujcom K12, 11 Hditt|(Olii
K 12,11 qndi^coiii €TU)h[Ai] S qnd^^cone eoTjyHpe
Idai et? üi6v H 1, 5 d^q^coni Iy^vsto = B H 2, 2 niM
d^q^ioni HHq uAeqiSLiuidwaLni ':(<; (TupißouXoi; Iy^vsto RH, 35
nT€T€wuj(oni K 12, 9 eHTenujconi S HTn^coiic wi; Ä|jLev
K 12, 7 '^-ud^^coni S €i€^(oni laofjLai H 2, 13 aLeneec
eiycoiii Hitd^HT B ^iHd^ nTeqiycoiii eqoi "nnd^HT ?va
Y^vr^Tai IXeiJixwv H 2, 17 €Tnd^U|(oni xYiv [xiXXouaav H 2, 3
2s.ei\eec nneTHUicoiii B ^iwä. nT€TeHtt|TeMU)(oiii Tv«
{jly; ^t£ R 11, 25^MneA'^(oiii R 12, 17.
^njuinnpi H 2, 3 ^niyiiHpi S ^eniyiiHpe -cepaxa K 12, 12.
nquiini cn S qu}ini mmoc Ä.n oix ^7;aio7uveTat H 2, 11.
U|d^pd^T€n S u}d^p(OT€H irpb? ufxa; K 12, 14 13, 1 R 12, 17 A.iei
uid^pdiTen (S TÄ.ei) IXOwv upc; u|xa? K 12, 30.
€U|d^ph K 12, 21 niM ncTed^qiAi nnq Hiyd^peii S niM neK-
Td^qeipe WÄ.q niyopn -t; irpoeSwxev aO-cw RH, 35 aber
lyopn K 13, 2 neujoph ta; apxa<; H 1, 10 nu|opTi = S
H 1, 1 eiyopli S itusopn K 13, 2€Auiopn K 13, 2.
Mnujd^pnMici S u)pnMMic€ B ujopnMMici xptoTo-coxov H 1, 6.
MniUJ(0(OT = S Cir/ uCT^piQCJa K 12,11 n€WTd^T€T€nUJ(öcOT MMoq
S liettTd^T€TWUJ(0(OT MMOq TiZvffirr.t K 12,13 nOTUJCOCOT
€£ioA S ^u oiPujcocoT e&öÄ oxot^jao); K 12, 10 d^irujeeT
^h\ä.TOC i$£y.XaaOr,7av ci xXaJot R 11, 19 C€neU|eeTK
B cend^HopaLH ixxoiniatj R 11,23 ö^ipujccth e&oA RH, 24.
^nuiTd^pTCp S ^€ttUJTOpT€p h.aiOL<r:acion K 12, 20.
U|U|H epd^n B cu|e $ei II 2, 1 u|U)h S €U|U|€ uKpeiXov K 12, 11
^U|H €€mi B C€Mnu)d^ WTcqini w^etXs c|xoi(o0^vat H 2, 17
itd^U|U)H S Hneujiye sux d^tChet K 12, 14 €Teu)U|H S €T€U|^e
C $£i R 12, 3 OT&€UH CTCMHCUJH MMOq B OT^€£iie&€^€
Ä€n OTgÄ.n €qMnu|d^ IvSixoi; {jLi(j6azc3o(;{a H 2, 2.
£nu|(o^ ü^psi; S ^nccoiy K 12, 10.
Eia SprAcbdonkmal des mlHc^lMi^yptiselieii (bjuehni.) PUlekiB* BB
Mii€Äu|OTiyoT MMoti €2£_eii hcrAälToc B MncpjyoTTjyoiT
MMOii €2C.€il ni2£.6X lATj if.&xa%miyß Ttiv jtXa^wv E 11^ 18,
Uje2£~l S U]e^2£.6 K 13j 1 nuje2£.l 6 A^YO; H 2^ 2 gM llW|€!2£.l
k^tt \aX€t^n H2j3 €TUS€!2S,J h^ht X^XoUvtq; £v eptoi K1H^3
€ttU|€2£.l gM nc^j^ £v Xptr:iT> XaXoS(A£v K 12j 9 €&. n^^^
ig€2Li S e^ nttOTTTe ^e^2£.€ B «^ ^^ cä.ä.i ö Otb? XaXij-
5ä; H 1, l diqU|€2£-I S ^C|U]dk!2£.€ B ^qcd.!X.I IX^Xr^ffE TH
eT€tiu)€:äi €p4^e B eiwi cTeHca^Äi ee&RT€ xspi ^5i >^-
XsOiiiäv H 2, 3,
€T€Tnqi MnAe^OTui B eperentji M^ptooTuj ^povoou|ji£vot
R 12j 17 GT&i gev TiioTrni TtioTtti B crq^i Äa^ "l'noTrtti
• . T€T&I g^.'^^H B €TTCOOTPtt i^^pOR ßacriU^ 'fllV plljav
4XXa 1% f{Ca t?g R 11, 18 €qti gew nTHpcj S ccjqi g^, n.
B eqqiwi Äa. nxHpq fsptav t« :civia H 1, 3.
io^r^^d K 13, 3.
f^M^ K 12, 15 12, 9 ^iK nex^ K 12, 10 cq&i g*< UTHpq
S €qqi g^[ B €qq^i g^ UTHpq ^spwv -rat xiv^a H 1, 3
JA. RTlipq B €!2teil OTOil Rl&Ctl J7;4p xd^tbi^ H 2, 9 g^^
TttOiTrti gew'AA^R R 11, 18.
^i[2La)q] [«^rt€it]ot [n]oTHAeuA B ä^hthitot hotxAoJ^
€2t.63q ic^ifi'^iü'soiQ ayiGv 11 2j 7.
€if|g*^T€HTHrtOT S tf^-gÄtTeTHirTn xafwv K 12, 10 13, 2.
g(i)(a II K 11, 23 €n gioioii o6$l 0OO R 11^ 31 nen gcoiaq
MJvi[cüir(!iie iii; jcat Miüjsri;; H 3^ 2 gton K 12,15 gt^cmt
K 12, 4 gtoOTT R II, 21 n, 31 nnei gtüoir RH, 3L
oTa^Te OH S ga^g MMcpoc B o^eo «pii"^ :r?Xv|jL€pi;j= H l, 1
C€t\€t||€ngH -^q H 3, 3 eR S ^€ R 12, 3 nee R 11, 30
aber nen II I, 12 1, 13 K 13, 20 n]eR H 3, ^ weR eT€
S nee €T€ R 11, 33 ti«kT^. eii xaOiiuep R 12^ 4 ii^e^ ee
€TCgHOTPT ÄfltÖujC 7i7p«:rr3Et RH, 26 Tej T^ÖH 8 TW T€
e€ R 11, 26 11, 31 Tei TcTtigH S tm ee Tcnjc eß™*;
R12, FV.
nttenTATgHRi B iiReTA.Tg€i ot THäu^YSi.^ RH, 22,
40 I. Abhandlang: Wessely.
nd^i€gooT H 1, 2.
n€qgiÄ.TrY S weqgiooipc al 5Sol auxoö R 11, 39 nnei^id^Tei
S nigiooTc' t/v6(jt K 12, 18.
TOüTWV H 1, 2.
woTneeooir ^ä. oiPii€eooT xoxbv ^vtI xoxoö (B HTU|e£ii(0 dvrQ
R 12, 17 need^T >cax6v K 12, 7 GTeTWMÄ.c^- nneeooT
^7co(nuYOüVT£<; ib 7:ovr^p5v R 12, 9.
n^oTÄ. Hd^pd^ M(OTCHc B e^oTe mcotchc irapa Mwc^v H 3, 2.
Hd^Td^ ^co£i WIM II 2, 7 €Mnei^(o£i wot(ot xpa^iv Ttjv a&miv = S
R 12, 4 H€^£iHOT€i B ni^&HOTi H 1, 10 ne^&Hir[ H 2, 7.
€T€Tn^(i>?(^ €^01PW €W€Tn€pH1P S eT€TWT(05fe MMlOTIt 91X6-
oTopYoi, xoXX(I)fjLevot $!<; ÄXXt5Xou<; R 12, 9; 12, 10.
ngM^eA SoöXot (B m&cou) R 12, 11.
g^M[ H 1, 13 d^qg^^ooc ^n tottwö^m S d^q^Mooc ^i TOTndJsi
B d^q^eMci CÄ. OTiitd^M ^xaOicjsv h Ss^ta H 1, 3.
nc^Md^T MUttoiP'l- B hi^mot mhiiot'^- xipt? 6eoö H 2, 8
n^n^Md^T €iPujÄ.£i€ S itgew^MOT €TU)dite yapl(JiL(xzoL
xotxfXa R 12, 6.
^it R 12, 10 gnTCwoT S li^HTTKirTn ^v j|^.iv K 12, 5 12, 20
13, 3 CT^THtioT 6 S)v Iv üfjLiv R 12, 3 d^qpMOOC git iyux-
Otcjev £v H 1, 3 OTccoMd^ noTCOT ^m ne^j^c tv aöfx« ^v X.
R12, 5 gtt OTCiOMd^ noT(OT = S Iv dvi aa)fxaTt R 12, 4
WH€T^001I ^ T[gO'^-] Scjot Iv (pdßo) H2, 15 A. OTA. CpMCTpH
gw OTM€ B d^q€pM€epe noiPMd^ iiefjLapTupoxö tk; H 2, 6
niM ^ itid^uueAoc T(vt töv ä-h'O.wv H 1, 5 1, 13 d^qjyestLi
2M. ii€qu}Hpe B d^qu)d^2£.e gn neq^npe iXdXr^aev h \Am
H 1, 2 gtt wiiipoc^>HTHC h ToT<; irpo^YJTat; H 1, 1 gn €&oA
MMd^q S gen e&oA MMoq I; auTcö R 11, 36.
gn gd^Vni B Ä€w oird^noMcpoc R 11, 25 neiegd^mi A(oh€
S goin€ qaidam RH, 24.
negen S negd^n RH, 33.
gici S gice Kl 2, 13 H 2, 10 ngici mrmot -o irdÖYjfjLa toö 6«-
vdTou H 2, 9 gM ngici h w ttsxovOev H 2, 18.
Ä.HgicHW'l- B d^ugiceuTi IO£iJL6X(ü)(ja<; H 1, 10.
g€iT€ iBoj H 2, 13.
WgHT K 13, 3 egAHI WgHTOT B nj^pHi WÄHTOT Iv outoT;
R 11, 17 OTTTWM WgHT TTwpwaK; RH, 25 UTMeTÄcppc
Ein Spracbclenkiii^ d^i iitl|t«]%7pti8ch«Q (baachm.) Dialekt«. 41
[MIl€T]n0HT i-^ avaxaiwtost toO ^obq UjJUTiv H 12^ 2 €UJTAI!2LICI
ngHT R 12, H MueAtanci tigHT ja^ ü->/AOfp:v£i R 11^ 2t>
MÄweHT ^^ S Äfpw^ El 2, 11.
gA-V S göre K 12, 20 R 11 20 (>3ilg^^f B Apigoxe fQßaoV
giTii Te^Ä^pVc ätat Tfjq xiptis? R 12, B giTii iieMeTiyArt^bgTiiq
ES glTIl ^ti Twv ofKTtp^J^fTJv R 12^ 1 gl T IV TH 11 OTT 69' ufAWV
^ K 12, 11 giTen uie6 H 2, 3 oitm w^'\ B e&oAgiTCW n5fc
lih TO'J ÄUp^öU H 2, 3.
nCTglTOir[u>ll] TGuq lAETi/cü; crou Hl, 9.
|ko» ii2t.IT ga^OTTT B &ü>ti2£.ti>iT uu)£wiyi (S. gooTT ugreatis)
iypiiXattoc RH, 24,
2te H 2, 13 R 11, 36 ort H 2, 6 K 12, 2 R II, 25 eTpeTeT[H]-
^OHIMA^e 2L€ OT tlg TO äoXlpuätCEtV T< R 12, 2.
e&Ö\ lyiaxavr/J^,<?Grj.ai K 12, 15,
AI2LO0C K 13^ 1 nneuTÄ.ir€Au|opTi uäooc KJJJ» 2 imcis-ooc
2t€ B ^iiJVÄOc IpiT^ R 11, 18 — 'leAuiopn uä-O) mmoc
K 13, 2 €q2Ä.W MMOC 2t€ H 2, 11 2, 6 (mm*^c); q^Lto
AiMOC 2fi.€ II 1, 6 1, 7 2j 13 2, 17 (mmac); '^^atüi mmoc
R 12, 3 '|^nÄ^!Ä.£o Mn€iip6.ii B '^it^w^fi.e neivpÄit ixa^iXt^
jo Byo^ 7c^ H 2, 11 nujeaE.1 itT^^qssLe^e^q eboTifir^^rov
nti*^ör€[Äoc B nicd^^fi.! €TÄ.qci^2£_i MMoq c&oT^giTeii
m^cre^OC t hC a-nsXuv XaArfitti; U'^üq H 2, 2.
«kii2fi.i THtiOTT r/>»ßov üpi.ä^ K 12, 16 ^eq^ciiijASttti S pcq^i-
ii|03.it€ ^jjjLßovAoq R 11, 35 n2£.[i]n(5biic iva^xb H 1, Ö
neiÄt niSXnc S neison^bnc rriv Htxkv Totj-nsv K 12, 13
ttTivq5£.i evp^H B cTe^q5tewpxw ^P//i^ Xaß^v H 2, 3
&T3U tt07&€Hll B &T2fi.i nOTrU|C&I€&€^e r/.jßs lJ.t^3'
TcoJoakv H 2, 2 cq€2£^i^ni mumot B tiT€qtx.€M^iii
M^MOT yt\i<rt^ai 9aviT0'j H 2, 9 ats MliecMd^T (JucxT^ixa-cC*
J^itOsäi |A£iäiAOpfaD50at II 12, 2,
i!S.üin ^ B -XitpcaiAa R 11, 25 €q2£.Hii efcoX -dXaoq R 12, 2.
2t€ii€cc Vv» B giti*^ H 2, 14 2, 17 R ll,2ü 11, 25 K 13, l a.€-
Re€C 0Tj*i^ B gonüic 11 2, 8 sa^euecc cn o&x tva K 12, 7
Aber 55L€HA.c S steHd^c R 11, 31 :s.ei\^^^ R 11, 32.
gw 2tii7V2Le7V K 12,20,
2c.m K 12, 21 tt2£.m c^oph S ^t^iit ttiyopri K 13, 2*
42 I. Abhandlung: Wessely.
Td^CA^HH 2L€ngiTrilOI\pm€ S TA.rA.llH AÄ.W ^THOHpme iYdxY)
<ivüiü6xpiT0<; R 12, 9.
AI2£.nAH S AI2SL110H B AI2S.((>OI\ ye-^i^Yfpud (J£ H 1, 5.
€T€Tn3SLAAp S €T€Tn2SLOOp SüVaTOt ^JTS K 12, 9.
euiTÄüscici ngiHT jxt) incep^poveiv R 12, 13 Mn€A2fi.ici wgiHT
B MnepisLici n^HT R 11, 20 €T€tw2slici ^m htaia
TCpoTjYoujxevot Tij tijxyj R 12, 10 €T2LACI^ht B €T(5^aci2HT
li^rikd R 12, 16 ^naLicittgHT S ^»LicengiHT ^uaiw^eK;
K 12, 20 gilt n€T2LAci S gn w€T2SL0ce B Äcn uKeTCToci
h CKJit)Xot; H 1, 3.
ginaLAOTTT S gieuÄ-ooTT dJoxtfxot K 13, 5.
HHei\2s.€2s.i B nneH!2s.A2s.i Toüi; t/ßpo\)(; aou H 1, 13 ATreAaLestLi
B ^AnaLAaLi ^Opo{ RH, 18.
(Te oi3v = S R12, 1.
5U H3,l K22,ll. _
eHujAiKfco ^n TMeT^^pc B d^HUiANO^i Äcn t. lav lirt|ji.e{vtj(;
TT) xpt)(jt6ttjti R II, 22 ATUlfÄKfCO B ATU}TeMO^i ^dv iici"
{x£(vü>ai RH, 23.
TA(5lewTHnoir S uta^c €p(OT€H eupeOw Ojmv K 12, 20 g^euAT-
(SIehActot w€ ttcqgiAiri B HN€Teu|€HpATOT nne-
q^iOOTe i^ziiyyioLfnoi a\ bloi okoö RH, 33.
T5bM = S K 12, 9 13, 4 Mew (Tom mmah o6 SuvipLeOa K 12, 8
^n5bM Süva[jL£i<; H 2, 3 = ^€W(yoM K 12, 12 aber niyestLi
HTcqcfdJSi S iiu|dw2SLe nT€q(rbM B iiu)€2£.i nTeq<rdJSi pf^fxa
T^; Büvajxsa); aiioö H 1,3 oiPw[(rAM? MM]oq €&OHei H2,18.
Aq^TcM^ToM SuvaxeT K 13, 3.
h(51mi Mneqiyini B AucTeMnequsmi iTctoxeTrqr) «ütöv (S (JiMi)
H 2, a
n^'ApiOM MncATTcw B niy&coT muccoottcw pdßSo^ eb^drrtxoq
H1^8.
HjnA^iocÖT (B HUjon) 5ia{jL£V£T^ H 1, 10.
(Ti2SL H 2, 7 n€^£iHOT€i nn€i\5'i2SL xd Ip-^a twv -/Eipöv aou H 1, 10
B WI^&HOTTI nT€ H€I\2U2SL H 1, 10.
ii€T]€nTAT5i^2SL€£i B c^>H ciiTAqee&ioq tov TJjXoTcwpLivov H 2, 8
AH(TK2SL€q v.dTTwca; auTÖv B AHe€&ioq H 2, 7.
n^R 11, 34 12, 11 K 12, 13 H 1, 10.
11^ H 1,1 1,6 1,8 2,3 K 12, 11 12,13 RH, 22 11,29 11,30
11,33 12,2 12,3.
Lehnwörter.
T«^i5«^iiH dtYflbcT, R 12,_9 K 12, 13.
ne^^rc^Aoc Hl, 6 ennned^i^i^eTVoc toTc oL-^i'/.oa; H2, 3 nnÄ.e-
i5€[Aoc H 2, 2 nid.i?i5€[Aoc H 2, 7 nid.??€[Aoc H 1, 7.
T«^H«^edi.p[cidi.] E 12, 21.
HHi€(OH Slid^Kon B nnien€^ tou; aliova; H 1, 2.
A3VA<k K 12, 14; 12, 16; 13, 3 R 11, 18; 11, 20; 12, 3; 12, 16
H 2, 16.
enufd^HdOieAi B d^ntyd^nepd^MeTVec afxcXTjaavTe^ H 2, 3.
^dJ^Hli depLi^v R 11, 36.
T€T€lid^ndJ(5Hdi.';€ T^vxpiaaaTe K 12, 11.
^Hd^Hd^üBlt Ävorptat K 12, 10.
£n OTMCT^Ä^nTVoTc S gn OTAuiTgÄ^nTVoirc sv a::X6TY)T'. R 1 2, 8.
2L€ d^Hd^noAoci'^e nHTii S 2sl€ €nÄ.no7Voi?i'5€ niifn 5ti «7:0-
XoYoujAsOa u|Mv R 12, 19.
nd^nocToAoc H 3, 1.
ItTd^q^CI Ä^PX** WUJ€2M S €TÄ.q5ldipxw nCÄ.2SLl ap/v Xaßoöga
XaXeTceai H 2, 3.
n[d.p]XHTOc = S H 2, 10.
n^^pX^cp^Tc H 2, 17 nÄ.pxHepeirc H 3, 1.
OTd^cecnid^ K 13, 4.
d^cn^^^e dtcTcal^ovTai K 12, 12.
Mni&d^pd^ MMd^Ten 8 MUieni&d^pei MM(OTen cu xaTeßapr^aa
ü|jux(; K12, 1^/t.
e&OHei ßor^eijaat H 2, 18.
üikp RH, 21 11,24 11,30 11,34 12,4 K 12, 10 12,13 12,14
13,1 Hl, 13 2,18.
44 I. Äbbaudlußg: Wcssely.
2^e RH, 18 11,20 11,25 11,28 12,5 H 1,1 2,6.
oir:^vjevuoiiie^ R 12, 6 €^i!2^i[e<Honidk Hl, 14.
T!^i«weHKii R 11, 27, -^
TS?i.VR€ocirnH B '^MeeM hi H 1, 9,
|^!2^I0UM0C dlbi^\i,d K 12j 10.
eTp€TeT[u]2^otttM*v^€ =8 glg Tc Söxifj-i^Etv R 12,2 ^^loiiijuev^e
i€ T^tipiZ/,'^ ü K 12, 5 T€Tett . , . :^ü>UIMe^^€ r.npil^ETt
K 12, 5.
T2h.ORIMH SoÄtptl^V K 13, 3,
eiAlH'f K 12, 13 eiMH'^' HA^tlTOC S eiMHTI 2£.e MeU]£kH d
fii^Tt K 12, 5-
n'^'pHWH iffq Upi^Tt^ K 12j 11 €€7^^ipiinH B e€p^ipHtiH sJp)'
vi6ovT^ R12, la
€Vt€ R12, 6. _
ni^RHAHci^v ixxAYjcte K 12, 13 HTCiitÄRci;^ H 2, 12,
ec^nic 'l^^cAmc R 12, 12 ii IXirf;,
Te'zoirciÄ. K 12, 10.
TceAit^rie B nioostg^iH. R 12^ 12.
ncHopoitoc H 1, 8,
iioireirci&. Öudav R 12, L
ÄwRRA[eiCTö^ H 2, 7.
iie ud.p m\ ydp K 13, 4.
RäAoc ^.QLkuif; R 11, 20.
K6.Tiw K 1 1, 28 ue^Tev nuj l = S xa-ra ttjv hctko^iav R 12, 6 R^T^l
Te^j^e^pic R 12, 6 r^ta g^uißi mxi B Ä€n gwfi ui&eii
H 2, 17 R£^T^ neqoirtouj xaTa ttjv OcXirjctv «utöu H 2^ 3
R^TdtL Xe^OTTCIÄ. K 12, 10.
onn^Tö.Tiö.'KiA^ K 12, 20,
neuTVevToe R ni2s,*KA xXaBcdv R 11, 18 j>n rAä^toc R 11, 20
€n€RAÄ.TOc R 11, 2L
SrARpotioMoc II 1,2 iüqRARfpoiiOMi H 1,4 neTH^vRAtipo-
ttOMi B Rtl^ett^wepilARpoitOMin icb^ pifAXovTat^ y,Xr,psvG}X£T¥
H 1, 14.
AiTiAÄ^oc: B nre niA^wOc toeS Xaoü H 2, 17.
neqTViTOTppoe H 1, 7.
tionAiTOi!rpe[!Ron n]\ik H 1, 14,
«otta^tä MMeTS^oc i^eXr^ TccXXat R 12, 4 niMc'Xcn! TwpoT
Ein Sprach denk mal des tmttelägyptiicben (b&achm.) Dialekts. 45
S MM €JVoc THpoiT tot ptsXij Tuivia R 12, 4 iieM€*Xoc R I2j5,
ItldhTfW MM£M [ll€Tra^er]€TVlO(ll) KOt-a (Jl£V TO ilfaY^^EAESV R 11,28,
[mm€to;X10c H 3, 1.
M]H Hl, 14 MH K12, 16.
MHTiOTf^ S MHnoTe jjti^^wi; K 12^ 20 MHnoT*^tt S mhhot^ öti
^P yJ^ %£kvf K 12, 21 MHHOT nTencAe^TAe^S' [t.ißO'z^ Trapap-
^^ pjt5|jLtv H 2, 1,
ciieiMTCTRpion R 11, 25,
n^^IUOTMirilH ^V üho^^ivrpi H 2, 3 ÄJROTMTtlH B TOIKOTT-
MetiH H 1, 6,
OTti wjv S ^^e K 12, 10,
go]Mo^ociÄ^ H 3^ 1 (B iienoTü>rt£ cfcoA)*
^OTö^n K 12, 10.
MRÄ^noirpeoc K 12, 16.
netUTOc S Meuj^^ii K 12, 19,
HÄ^pA TeKMini RH, 24 ita^pdh H€TgiTOT[ü>R] B ejoTe
Inil€TÄd.eoirü>ll 7^ap3 TO'js; pL£Ts*/cüc <:cj II 1, l* Mn^^pe^
tiiatt*i?e[7ioc zo^f (ä^f^^Xot^ H2, 7 H2^9 MttiUiiocoT ivKö.^^
Mue^pdi. nna^^ tti^.nocToAoc oOOAv Oot^ptqu« uzip Xbv ä^o-
OIcXwv K 12, 11 €U|TM2£,!CI ll^HT Mndwp& S Tl^^p^ (wTEp-
|na.pf!^&a^eic niM H 2^ 2,
iteTn^.pdt.ud^'TVi 6 -^apaKaXe;)/ R 12, S •^^natpi^udAi Ttapct^aXw
R 12, 1 a.mö.p^Ha.'Xi K 12, 18.
indwpglCT*^ Tuapac-rijaai R 12, 1,
^n TntcTic K 12, 5 tuictic, OTrMCT^vntcToe RH, 20 ^\t^
nujt IITUIC'^'C y.at3i tvjv dvaXoYfav rrj; mffTSü>? R 12| 6,
I^iiicT€irei S '^-HÄ.gTC i}.%i\^tis E 12, 6.
kirco MiiiCTOc nö,p^i€p€Trc tt£^gp€M Ti'^i'^ B OTOg n^p-
I ^Hepeirc eqengox ge^fj*'^' xal %itnbq apytepeu^ t« icpb^ to'^
öeiv H 2, 17 eirniCTOc n€ i;£itbv Svra H 3, 1.
OTPM€Te^TliCTOC KU, 20;
TTiopt\i*w K 12, 2!,
Tiocoti MdwAXott B Tiü)co Md^AAou z6w fjLäXXov R 11, 24,
tiecnpeni r^^p ne B ttfvCMnujDh. p*^p ii€ ^TTpeus H 2, 10,
nernpogfCTA, h %^oi^d\iB^cq R 12, 8.
€TeTimpoci'A.pTHpi B epCTetlMüH :Tpo(7xapT£poövTeq R12, 12.
gTi tiinpo^liHTHC H 1, 1 OTriipof^TT'^Ä R 12, 6*
TCO'^iiÄ. KU, 33,
46 I. Abhandlung: Wessely. Ein Sprachdenkmal etc.
cnepMd^ H 2, 16.
gn OTcno2^H ev ctcouSy) R 12, 8 Tecnos^H oxouSiJ R 12^ 11. ^
€qcT€<|>dinoip ^ oireooT jaw otttä^iä. B d^qepniooT nü
HTd^io noTTj^AoM e2L(oq l<7C£(pav(i)pidvov 865^] xai ti|xyj H l^j
aber d^i\T€iT]oiP [n]oiPH\Ä.M H 2, 7. -=
€TpÄ.C1PIIJICTÄ. (7uv{cTa(76ai K 12, 11.
OTCiOMdi. noTuiT R 12, 4 12, 5 nnefnccoM*^ t« ccj^ixora u|a
R 12, 1.
TOT€ K 12, 10.
tä.c'ä.hh ssLen^TnoHpine (i^axr^ dvurcöxpiTo; R 12, 9.
€T€TngipnoMin€ B €peT€n€p^TnoM€nin R 12, 12.
£HnoMonH E 12, 12.
^HnoTd^cci H 2, 3 €Ä.ip^HnoTÄ.cci H 2, 8 €H[q2''']^OTdi^C
H2, 8.
T€5^Ä.pic R 12, 3 12, 13 Hdi^Tdi. Tex^pjc R 12, 6.
nej^d^piCAUÄ. T^t yapiaiLor.a R 11, 29.
enej^pld^ xaT? xp^iai? R 12, 13.
Td.X£<»> XpTjcwfjiat K4 ^, 10. ^^^^
neTCMxJnrjC.** 'W^' 'V<^^ K 12, 15.
(O ntycoH a> ßaOc<; R 11, 33.
g(Oc üK K 12, 7 13, 2 eqcÄ^nT e^ove €ni[d^c'ü€7V.oc] o
€q01Pd^T€q[ C7(i) Sia^cpu)T£pov H 1, 4.
n€ x^ XptaT6;_R 12, 5 K 12, 13; 12, 19 xmexi^ K 12,
13, 3 n€5C.c IC K 12, 5 dazu gehört die Schreibm
TMCT^J^pc xpr^r:ÖTr<; R 11, 22 d^n€7r (Jk CTMCT^^I
B d^nd^ir OTn c'^-MCT^pc ^^ oh y^^r^Q^b'r{Z(x RH, 21.
nnd^ zveöfxa K 12, 18 nuÄ. eTovccft xvsöjjLa S-ficv H 2, 3 Mnit
Hl, 7 nennk R12, 11.
Mnii?\ R 11,25.
II. Abh. : Die HandKchriftcn des Klostcre 8»iiU UarU de Bipoll. II. 1
IL
Die Handsclirifteu des Klosters Santa Maria
de Ripoll.
11.^
Rudolf Beer.
(Mit l2TÄfdu.)
(Viinpjlfigl in der Silwjiif »t» 8* Juli J&OT*)
, Mobile ceiioljiuoi, qiiod ob reiierentiam totius religioöm
cientie olim caput et specimen uniucrse e^so meruit Espe-
fte* war Santa Maria de Ripoll unter nusdrücklicliem Binweia
Atif die HodibllUe dos Klosteriä T^itlircnd des Hirtenamtes des
Ables OHvä (lOOÖ'-KMe) von Bernbard IL, (4ntfen von Besalu, in
einetii Schreiben an Bernliard de Ruthenis, Abt von Sankt Viktor
Tan Marseitle/ 1070 genannt worden, und die mächügen An-
äwegungen^ welebe Oliva gageben hatte, wirkten auch auf dem
Föebiet© literarischen Schaffens in der uoinittelbar folgenden Zeit
naoh/^ In cj-ster Linie erscbeint der Hönch Oliva* als Träger
^ 0«f erst« Teuf ala 3. AbhAüdluiig des BatideA CLY dieser SUvuuf aberichl«
iper5fFi»nt licht, wird im foIj*enden mit der Sigle T. I xUiert
Hii^r bb nützt nAL'h der Ausgabe in der Coli ec Hon de doe. inSd. sur ThU-
li>lr# dft Fmiice. i'rciiiierc S«5rie. — BisioirE jvolitique. Collection dca
Cjirtuljiire» de France. Tom. Vlll, IX: CartulaifR de TAbbaye de SAint-
Viftor d« Man»«01e, p, p. On^rard avec coHnboratiou de MM. M»riön
*t Ddiftle, rarii 1S57, Bd. IX, Nf. 817, 8. 166.
1050 vPTÄpriebt ein Kloster der DtÖsMo Vieh dem Kloster Sjin Martin
de C»iiijfA, ili^fl Bisebofa Oliva ,cmus ftudiis ftapientiae dum prAeseni
•nperfuit ipüd fie«, iutor recloro« ©cde»ia© sni ordlnla namy extitit m*
CQndiii' m gedenket!; eine ipiterc RemiuisKenis bildet d&s Elogium OHyu
in den «OcstA Fetri Dneis VenetJÄe Ätqne Dalmatläe* (Petnis UneolttÄX
M*bil)oti, ASOSB saee, V, 888,
T. J, Hfif,; dl«? bir(f^rxphie«he Noti« Über den MOnch Oliva in d**n Me-
ltw>r «m para ajtidar k furniar un Diecionario critico de lois Gteritore«
«r. 4. pbU.-Uit Kl. 15» M. t. Abh, 1
2 n. Abhandlung: Beer.
der großen Überlieferung; dies zeigen zunächst seine bald nach
dem Tode des Abtes Oliva verfaßten Epistulae de paschali cyclo
Dionysiali. Als erster gab Baluze in der Marca Hispanica von
der kleinen, aber beachtenswerten Schrift, die er in einem
,Colbertinus' gefunden hatte, Kunde, noch zweifelnd, ob der
Abt oder der Mönch Oliva der Verfasser sei, aber mit der be-
stimmten Angabe: haberaus librum editum anno MXLVII;*
Villanueva, der die epistulae in einer noch in RipoU aufbewahrten
Handschrift sah (T. I, 8ü), gab (Viage VIII, 220) eine Probe
(den Prolog in Versen) und bemerkt, ohne die Stelle in der
Marca zu zitieren, betreffs der Entstehungszeit (a. a. O. 56):
,Baluzio la supone escrita el ano 1047/ Die Angabe in den
Memorias des Torres Amat S. 447: ,HälIasc esta obrita en Ba-
luzio lib. IV aiiadiendo: editum anno MXLVIP ist durchaus
irrig; der Sachverhalt ist vielmehr folgender.
Die von Villanueva benutzte, ftir die Gcistesgeschichto des
Klosters in mehrfacher Beziehung (T. I, 86 f. und weiter unten
S. 5) aufschlußreiche Mischhandschrift (nach seiner Angabe
s. XI— XII; im Katalog des B. Rivas unter Nr. 37: ,letra medio
Komana medio Götica del siglo XI*) ist leider, wie ich nunmehr
einem urkundlichen Zeugnis entnehme, endgültig verloren; in
dem von Prc)spero Bofarull angelegten Katalog* erscheint näm-
cAtaUnos von Torres Amat, 447 f., weist aiifTAllend viele Fehler und Un-
^enauigkciten auf.
^ Marca Hispanica col. 44G: ,In codicc C242 bibliothccae Colbertinae habe-
tntis librum de cyclo paschali editum anno MXLVII ab Oliva monacho
sanctae virginis Mariao Kivipolientis . . . Vidcndnm an haec hicubratio
referenda sit ad Olivani Kpiscopum Ausonensem, qui monachns quoqne
Hivipullensis/ Das Kiclitigc vermutete schon Enrique FlurcE, Eapafia
8Agrada XXVIII (1774), V^\). Bayer in den Noten zur Bibliothcca vetns
des Nicolaus Antonio II, 5, wollte allerdings von einem Mönch Oliva
als Autor des Werkchen« nichts wissen: ,quo de oper« fruatra Balnsios
atquc ex eo Cl. Florezius T. XXVIII, p. 139, n. 39, subdubitant, num
alius Olivae UivipuUensis item Moutichi sit; cum nullum cognominem
Scriptorem norint Bil)liogra]dii/
* Bei dies«>r Gelegenheit sei erwähnt, daß mir außer den schon fQr den
ersten Teil der Studie herangezogenen Kopien des ültesten Haud-
schrifteninventars (Olivianischer Bestand) sowie des von Benito Rivas
angelegten Verzeichnisses nunmehr noch zwei umfangreiche Kataloge in
guten Abschriften zur Verfügung stehen, nftmlich die für Etienno Balnse
angef«>rtigte Liste und die von l'rospero Bofarull unter Benütsung der
Die HiDcIacliriften des Klosters Santa M&rla de RIpo!L 11.
3
lieh ihrer Signatur (Est. 1, Caj, 2, Nr. 19) das Zeichen bei-
gefügt^ das ^yerbrannt* be deutete Dagegen ist das von Bai 112 e
Tpa Hoque OUlnelta^ mitgetellteii Noiis^n TerfAßten Beschreibungen der
Mariufkripte. Daa hier bcQÜtzte Kätalugmaterial hl demgemäß folgeniiefl*
1. ,Breuh librnraoi SancUe Maiiae/ D&s aach dem Tode des
AUlcB OHva (f I04tj) angelobe IijTeßtar, auf Gnind der bis dahin un-
Teröffentlichten Abschrift de« Benito Eitiii T, I, 101 ff. mitg eteilt und im
Icdgenden mtt der Sigte 4U. Kat. bezelcbnet
3. j,BE]Tiiinaria descrlptio librorum itianiiäerifitorum in bibliottieea
tTKiijafilenL KiTipuU€<üsij!i^ die 2B Atign^ii 1649/ Paria^ ßibliothi^qiie Natm-
iialc« CoIIgcIloh Bahne 372. Vgl. T. l, 10:^. BpnUtxt nach eiuc^r im Auf-<
trage der ICirchi^nvliter-Kommisäion derkais, Akademie der Wissennchaften
von dem Bibliothekar der Biblioth^qne Sainte-Genevi^TO, Herrn Am^d^e
Boin«>i, sorgfUltig angefertigten Abschrift. Diesca Verzeichnis wird tUf
dk Oejchiebte und Bcnchreihung der Rlpoller Handschriften jetzt %nm
«TitQEi Male lierangcxogen und Ut In der Totgc mit der i^igle Rat. BaL
bexoichnet
3, ^Catälogo de los CMicei MSS. quo oy di» ^xislen en i& Biblio*
tecm dcl Ecal Mona^tcrio de RlpoLl en el Principado de OAtnliiilfi/ Van
ßnnitö Ulvm ca, 1800 angelegt (miiige Ätinilge in Ev^aldäi Kei^e, Nene«
ArchiT, VI [ISBl], 389 C] und In chwr von der kg!. Akad&mle der Ge-
ichichtc jii Madrid der kain. Akademie in Wien geneigtttfit zur Verfügung
geateHten Ab^ijbHft bentitat; vgl. T. 1, 23, ÖO, CS. ^ Siglo: Kat EW.
4* fCftliiiogo de ioB codieeÄ nmnuieritos qne en virtnd de la Real
orden do 20 de Noviooibre de 1822 ha remitido h aste Arehivo General
de la Corona de Aragon ml «nbdelegado D. Pedro M.irtir de 01»inellas
. . , per teDeci enteil »1 »iiprimido monaiterio de Monje« Bencdietinos de
Itipöil j que Ke coVocÄdo i«gan el orden de eftancia», cajones y nümoroi
quo tensan en aque! montitorio * , , (Am EndL*;) Barcolüiia y Octubrti
1^ do 18S3. Prd«pero de BofanilK* — Die(es luTentaf war »ett geraumer
Zeit bekannt (vgl Ewald a. a, O. 391), die Benütsung im Jahre 1D05 abe^r
nicht gestatlet worden; eine volbtHndtge sorgaame Abschrift verdanke
ich der besonderen LiebenswOrdigkcit des Herrn Jos6 Pijoan-Bareeloua.
Für die Ge^sehicbte der Eipoller BoJtäiidc i»t das Verzciehtiiit anoh darum
wichtig,, weil Bofaruil naeb dem Brande, und awar noch im Jabre \S3h^
jene Mandacbrirten ausdrdeklieh bexeiehnele;, die Ton ihm ans dem Krön-
rcbiTe nach Ripoil aurflckgesendet worden waren nud dort verbrannten,
ttgle: Kai. Bot
Kodiieh wnrdc noeb an nenem bÄDd84;hriftH<rhi'n Material
5. der Band 107 der Coiteetion Baloxe benUi/t» den die Ad mini*
itration der Pariaer Nationalbibliothek durch Vermittlung der Direktion
der k. k. Hofbibliotbek nacb Wien darge lieben batle. Der Band entbätt
tahlreielie Abschriften wertvoller Ri polier Urkunden (T. I. TU, Anm. 2),
aber auch Anstüge und Abaehriften ana alten Bipoller Codices^ anf die
ieii vri^erholt xarückkommen werde. Siglci: BaL. 107,
4 II. Abhandlung: Beer.
benützte Manuskript der Epistulae heute noch erhalten. Der
von ihm a. a. O. genannte Colbertinus 6242 ist identisch mit
dem Kodex der Pariser Nationalbibliothek F. lat. 7476 (Cata-
logus Cod. M. S. Bibl. Regiae, Paris 1774, vol. IV, 364, auch dort
als Colbertinus bezeichnet), den ich eingesehen habe; wohl noch
dem 12. Jahrhundert angehörend (nicht s. XIII, wie der Cata-
logus angibt), füllt die Niederschrift genau einen Quarternio.
Die bereits erwähnte Angabe Baluzes: Habemus librum de cyclo
paschali editum anno MXLVII ab Oliva monacho kann mög-
licherweise formell zu Mißverständnissen Anlaß geben, sachlich
ist sie zutreffend. Eine Supposition, wie Villanueva meint, liegt
nicht vor; im Kapitel 3 des Büchleins (De presenti cicli huius
anno) fol. 3** der Hs. heißt es nämlich: Si uis nosse quotus sit
annus cicli huius uide annos domini qui sunt in presenti I XL
VII™. Eine Reihe von Indizien legt die Annahme nahe, daß
auch diese Abschrift Kipoller Ursprungs ist — auf jeden Fall
ist erwiesen, daß das Schriftchen ein Jahr nach dem Tode des
Abtes Oliva von dem gleichnamigen Mönche verfaßt wurde.
Die Tätigkeit dieses Mönches Oliva erstreckt sich aber noch
weit über dieses Datum hinaus. In der bereits T. I, 86 — 87
analysierten, jetzt verlorenen Handschrift fand Villanueva auch
eine Epistula OHvae monachi ad Dalmacium monachum de feria
dici nativitatis Christi, deren Text von ihm (Viage VIII, 225 f.)
publiziert wurde; in dieser lesen wir; qua racione de annis
Domini, qui sunt modo I LX* V*', voiunt unum auferre annum
und entnehmen daraus, daß der Mönch Oliva noch 1065, also
etwa zwei Dezennien nach dem Tode seines großen Gönners, des
Abtes, literarisch tiltig war.^ Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch
die Abfassung anderer vom Mönch OHva verfaßter Schriften,
des Traktats de ponderibus et mensuris sowie der regulae abaci
in diesen Zeitraum fiUlt; bestimmt trifft dies bei einer kompu-
tistischen Arbeit zu, von der bisher keiner der Biographen
Olivas und auch sonst meines Wissens niemand Kunde gegeben
hat. Im Kat. Bof. finde ich gleich am Beginn der Beschreibung
des Kodex Est. 2, Caj. 3, Nr. G folgende Inhaltsangabe:
Tabulae computi ecclesiastici editae ab Oliba monacho
* Wohl durchwegs oder vorwie^^end in Ripoll weilend; 10C3 legte er das
Inventar der cnfcrmeriA des Klosters an, vgl. Villanueva VllI, 10.
Die Handachriftea doft Klosters SadUi Maria de Kipoll. 11,
Kiviputleim aiio 106L^ Wir erhalten also luer Nachrit^ht von
einer Arbeit auf dem Gebiete der kirchliehen Chronologie, die
ein Lastnita vor dem Briefe an Dalmiiims^ der letzten datierten
[t^chrift des Mönches Oliva, herausg^egeben wurde. Bezll^liub
dtir Niederschrift des Textee Ist ein Umstand zu beachten, der
»113 den Bosch reib II ngGfi des hetrcflfendeu Manuskriptes im Kat,
Ri¥, und Kat. Bot nicht hervorgeht^ jedoch im Kat. BaL ge-
wissenhaft verzeichnet wird;* ebenso wie in der verlorenen
Misch handsehriftf weiche die meisten Werke des Mönelies tUiva
enthielt (vgh oben S, 2)^ waren auch in diesem, gleichfalls zu*
[gründe geganpfenen Misclikodex mit der Computus- Arbeit Olivas
mnalisti.^che Anfzeiehnnngen vereinigt, deren Ursprung zweifel-
los im Eipoller Kluster-Scriptorinm zu soeben ist Dar Kat,
Bai. führt nämlich in der betreffenden Beschreibung (Nr. 112)
nacli der allgemeinen Charnkterisierung des Inhaltes: Liber
Computi et tractatus Prisciani de munine et verbo, folgendes an ;
Jaiinarinaf Augiiitu« et Decembcr Xlir nanis habont XVIIII post
lidti«! utc* rofitea sie: du scniiünt' Beali Seuerim cpisieopt l*Ic, roatea:
Em milli^ima CXXXV* eitiita'* Hierusaleni reddita cM- ChrjRtitmiäi, Kt
modo eit millüsiaia CC*XVIL Anno miUesimo C*XLVIII captu egt
Furtosa ab iuelito R. Barchinünotjsi Comito et regi Aratj^ouiN Furia V*
tpOtd natalü 111 KuK Janutmi Barehinonc^nsi. Postea tratst a1 dt> eiclü
t«bulii tttsu dignia.
Wie sieh nun an die koniputislisuhen Arbeiten drs Mö rieh es
Olrva Ännalen anschlössen^ die ftlr das Prosaschrifltum liiiiolls
von Bedeutung weiden sollten, so ist uns aus der Periode seiner
Wirksamkeit auch die Reminiszenz au ein versifi/ierteB flerr-
' Öl« mir vor]i<^eude Abschrift bietest ajn J^lircsiMiliI 11*J1, dÄS bt aber,
Wia ««eil «chon fttUi der LöbeiiBx^it i|t«s Autor*) «rpbt, (jewiß olii 4^*^l^rtvLb-
fc^hlff; aucb foLj^t gleich Lii der B^dcbreiüuug Holbiil büi dvt D^ttierang
mue« Anderen Sttteke« d't^ Angabe; Eiicrito en el mt&mo ^Iglo XI. fm
K*t. Riy. Ui Ollva äU Aiitor iiiclit genatiuti jedcjeh (anler Nr. 102) der
laliAtt iliespf (wie ana dein beig^csetKlGn im Kat. Bot bor vorgeht, glwleh-
fiilli vc-rbrftEiUten) Handstdirift öb^mcbtUcbcr Äii^cgebcint I4ber Conipii-
loriuu, Libf?r Ofticioruiu AuiäUrU Eplacopi Ad K^gciu Cariiltiiu. lioiimuiia
Oräo l» Ilcbdüttijida m«iö?i cum ^c^sti« Bypodnlibus ranorutn c^DiicUiüraoi.
Trftetsim» t^ruciam Gramraatki, En pergimino de foL mnyor» «n l«tr»
M Elglü XL
* tii«r bt also der ält^te der au^nibrUcben Kalalogo milicbhißrelt^ber al»
dir «päter ron geicbatttfii Forscliern ang^IegtPii Yerseicbniftac.
6 n. Abhandlung: Beer.
scherelogium erhalten ^ dem andere noch zu besprechende
Schöpfungen ähnlicher Art folgten.
In diese Zeit (etwa Mitte des 11. Jahrhunderts) filUt näm-
lich die einzig und allein in einem Ripoller Manuskript erhaltene
Niederschrift eines Klageliedes auf den 1017 gestorbenen Grafen
von Barcelona Kaimundus Borelli. Baluze hat das Gedicht in
der Marca Hispanica^ col. 427 f. herausgegeben^ jedoch seine
Quelle (aus guten Gründen) nicht verraten (,In veteri codice
M. S. reperi'). Er schöpfte aber zweifellos aus der heute in der
Pariser Nationalbibliothck aufbewahrten Mischhandschrift 5941
(olim Baluzianus). Im Catalogus Cod. M. S. Bibl. Reg. IV, 179
wird das betreffende Stück, das älteste der Handschrift, irrig
erst in das 12. Jahrhundert gesetzt^ das Gedicht als Epicedium
in funere Kaimundi Comitis Tolosani bezeichnet, dadurch die
Sachlage erst recht verwirrt.
Daß Baluze in seinem Abdruck die 10. Strophe mit C, die
21. mit S, die 22. mit H beginnen läßt, zeigt, daß er die Absicht
des Verfassers, einen alphabetischen Sang zu liefern, verkannte,
damit dem Verfasser das nahm, worauf dieser wohl am meisten
stolz war^ außerdem ist von ]3aluze manche Stelle unzutreffend
gelesen worden. Ebenso verhält es sich mit dem Abdruck, den
Bofarull, Condcs vindicados I, 217 ff. genau nach Baluze veröffent-
lichte und Amador de los Rios, llistoria cdtica de la literatura
Esp. II, 335 wiederholte; noch vor Amador hat Du M^ril (wohl
als erster, denn Archiv f. ä. d. Oeschichtskunde VIII, 365 wird
nichts hierüber erwähnt) in den Poesies inedites du moyen-ftge,
Paris 1854, 277 Anm. kurz darauf hingewiesen, daß das Epi-
cediun alphabetisch ist (vers asclcpiades et reunis cn quatrains).
Einen entsprechenden Abdruck lieferte erst Dümmler (Neues
Archiv III, 1878, 407 ff.), der aber das Carmen ftlr ungedruckt
hielt, auch betreffs der sicher zu erweisenden Hipoller Provenienz
der Handschrift nichts bemerkte;^ die entscheidende Bedeutung
des Str. 13 gegebenen Hinweises ist ihm offenbar entgangen.
Anlaß zu der auf Grund neuer Revision der Handschrift im
nachfolgenden gebotenen Wiedergabe des Gedichtes bietet die
' Unerwähnt bliob «las m\» historisches Zeugnis zu beachtende Gedicht in
dem auch die ältereu Uipoller Quellen berücksichtigenden Aufsatz:
Ilistoringraffa de Catalunya von J. Mass<S Torrenti, Revue Hispanique
XV (1906), 480 ff.
Die flAndichriften des Klotiers Sn»ta Maria de Ripoll. U. 7
Tatsaclie, daß es sich gnt in die Reihe der aiis Ripoll be kannte u
vorsifizierten Elo^a auf Verstorbeue einfügt* und den Übergang
vom Pafiegyricus zum episch geftlrbteu Sang verraittelt,
1 U €«nnon populi flebile (jancti An res nunc aiiimo fert« benlgno«
Qtiad pAtig^H meritU* uiuere Ijiudes Ralmundi pmceria, pAtria et almL
2 1l«ll)i ti^rr« potent, ubere ^Audcns Quo nunc espori^* uuliierQ Innguenft,
Ctii tujTia pülrii; ^t* lipA« rpponte KaiinuDdus prqc^rf Iiudc uaort^ premetii«.
'S et AH projrenlos pulcrA bori^Ui Rainiiiiidufl teneria cuplt ab annie
Dm icBlgito pAtrU iua modf^randum, XpUti pr«Cipiius iiiunere fj^olus.
4 Heim cebtift procemm culminc »taret Cemicemque patm^ fiectorcjt orbls»
EiloUt liidnU dulds amMor ol roctor pcipali" ceu pkter omnb*
b Effutnit fidei luce tidelU Pniiccpa egregius j^emper in orbe,
fuflttii itidicid, fAtnine tioruA^ Ho^tU ralsiluquia hie erftt acer.
> Faltus preiidb Duiinnk «Itl, Ducea« cjiatr« sibi foitU XPI
StfAuit b«rban«tii ffttiflque IriatI Coltureqne del iempU dJciiail.
7 Oefttb prepiisdil cuticU pot^snter, Sio pulsU tfMiebns orbe^ pri^pbanii
Strttiit X PI coli»" cA»ira salutii, HarcbinanJl pateiis, te renauauit.
H Ute pf<r luAtlciu Umina cedens Prebcbat* populia Iii^aa saliitit,
t*t uiuendq pic rogiia sublrcat Ci^l&stis patrit' poat sine tine.
1> IWi ctir» fuit maiima r<^ni SeiASiLrAS plAcidu stringere pftcki,
t>i#tTtird««^i|Ue ßibi nectorc m«uics Primo ncqnllii; fraude rßpulsm.
10 Kftftix'" hic populia extlttt orbU, Qu! tnmm^** merili tranf tulit i>t»tra
Et e#l«o ml&uit nomine terris, Ut sol in rAdiii orbß rfifusia.
tt J^x tng^ent paLrie, gloriji |citi% O raimundi^f tuia quam piua iillm
DomniM moT*^ pätm cuncic^* fuisti, Qu! acalMiu eitiera^ triBtibu» «lumv,^'
i% Mim mt*, mopftSf fouit amur(»> Vi^stri tutor crnt diilcli et altof^
S»M% i|Ui>d «euA iiiAnuä souti^ ademlt Vobis re.'itUuit'* iure pi^rcglt.
13 Jittm «Jierata del templft beAuit Doniii eximii^ el dci^örauil
Et eltirum patrit; föuil bone^to, O borcUüt^* oingis iti eilte preAul.
' J. F dp Maadeii, Hiitirla Crltiua de EspanA XIII, ttl7, moint niaht mit
Unreelit, e» «ei die cnri3£i|?e ^jioestA tolorable*, die fleh auf ib«rischoro
llödf^n am jener Zeit erhalten hnt.
* mertta» t^iigelbreeht. * eÄperU t* (d. h,: oBt) Engel brecht.
* tmmmler et. * patri Kngelb rocht
* ji<»pu]u4 V erbewert in pnptiU* Ha , bemerk I DU mm 1er rtchlif^.
▼ ore DUm Oller, • Kein ötricb aber XPL
* Oedebil Djilti««, '* Carua BaluÄö.
■» Die llandscbrift bat daatlich fammä.
" tmcU^ Dümmler*
*" So ia def Hft&dieliHft und in aUcu Au^aben (auch bei Dtlmmler). Engel*
bfeehl «mendiert vortrefQieh: Qui Aolameu eraa triatiban omue.
** r«»ütiil Eogclbffrüht,
«* fi«»rrJ1iia, Biacbüf (praeatil) ¥on Vicb 1010—1017, der Yoffinger de* Bi-
•ebo^ QU? a, gleichseitigen Abta von Kipok), wmt hier £U beaeblen tat
8 n. Abhandlung: Beer.
14 quo XPicolis^ urbs sat oUmpbi Terragona piis clara ste^ti,
Te prisco statui ferro parabat, Uinc^ ornare tuam presole plebem.
15 Pro, quantis fieres clarus in actu,^ O raimunde, tuis lux patrieque,
Ni te seua tuis mors rapuisset, At flatus petiit regna quietis.
16 Quam post regifico ductus honore Quoram certa plo pignora papa
Hernardi comitis pacem^ tulissct, Inuidit properans mors remeantt
17 Reuera patric tarn decus ingens Ut raigrasse ferunt, fluxit ad immas
Plebs omnis lacrimas, undique uultus'^ Multus fit^ patrium cernere fonos.
18 Se dant precipites uulnere cordis; Pars scindunt facies — flebile uisu —
Dant luctus uarie milia plebis Et clamore truci sidera pulsant.
19 Te, raimunde procer, quam cito, pulcher, Nobis mors rapuit seua misellU!
Quis tam dulcis erat rector in orbo Extans, qui dominus ceu pater adait?
20 Ve tellus tencbris mersa doloris, Te liquit patrie gloria fulgensl
Harcbinona, tibi quis dolor hesit. Qua defuncta patris membra putrescunt!
21 Xero maue^ piü plange patronuin Harcbinona potens urbsque gerunda
U^que ausona simul urgella tellus Hinc quadrata fleant climata mnndL
22 Yranum* ferte deo dulciter almo, Qui pro patre dedit pignus in aruis.
lluic parete, uiri, corde fideli lussis uosque pio subdit9' matris.
23 Zelo nunc fidci poscite cuncti: Lucis summe '° pater, cede quietem
Kaimundo proprio prolis amore, Quo tecum deus et flammtne^' reg^at. amen.
Außer den eben besprochenen Zeugnissen besitzen wir
noch verschiedene andere Hinweise darauf, daß die RipoUer
Klostcrschule in der unmittelbar auf die olivianische Glanzperiode
folgenden Zeit ihren Traditionen treu bUeb.^^ Zu beklagen ist,
* Kein Strich über XPi. * hie Engelbrecht. ' actis Engelbrecht.
* pace richtig Dümmler. * Bai. vermutet luctus, Engelbrecht uulgns.
• Bai. irriji: sit. ' Scromane Bai. ' Uymnum Bai.
• So die Handschrift und die Ausgaben; es sind die der Oberin nnter-
stchenden Nonnen, uiri die MOnche.
^^ Bai. korrigiert summe. ^^ flamminae in der Hs.
*• Auch für das Oberhaupt der RipoUer Klosterschule während der Oliviani-
pchen Zeit, für den gelehrton Amallus scholasticus, über den T. I, 90
gesprochen wurde, scheint man in späterer Zeit einen entsprechenden
Vertreter, vielleicht Nachfolger gefunden zu haben, worauf das Transsumpt
eines bisher unbekannten Aktes hinweist, das sich in Bai. 107, fol. 2771^ f.
findet. Die Urkunde: Anno X Uegni Hcnrici Kegis, also 1041, d. h. fQnf
Jahre vor dem Tode des Abtes Oliva ausgestellt, int stilistisch und auch
kulturhistorisch beachtenswert, außerdem als einer der spärlich erhalte-
nen Privatakte jener Zeit wichtig, wird daher hier im Auszuge mitgeteilt.
Nach einer Einleitung über die Absicht des SchOpfers bei Er-
schaffung Evas aus Adam heißt es:
Idcirco ego Haymundus cognomcnto Bernardi bis mortalium legi-
bus honesta copulatione productus et amore suscipiendae Dominoque
seruiendae prolis inductus hunc tituluro dotis seu douationis tibi dilec-
Die HjindtEchrifteti des Klosters H^tit» Munn dp HipoU, IL *)
duß wir über wiclitii^e, hierher ^eliörende Detikmüler nur in-
direkte Kunde (durcli die vor dem Brande angelegten Kataloge)
erhalten, so über ein scliun ausgestattetes Evangeliar^ das am
ausfUlirliehätcn von Benito Rivas beschrieben wurde :^ es ist
^euiiu datiert^ wurde ein Jahr uaeh dem Tode des Abtes Üliva
volletidety dio Anfertigung vielleicht noch von ihm selbst an-
betbhlcn. Zum ersten Male begegnet uns ein Produkt des Ri-
poller Scriptoriums, das reichen ornamentalen und fignralen
ächmnck aufweist; die Iiirtialen wareu illuminiert und vor jedem
der vier Evangelien das Bildnis des betroäendeu EvangeUsten
tisslmai» «ponsae mcAe Ermejtciidi nomioä ImblturJiiii (so) pcrpetiin trado.
Ciutctajii (ino4iic det'ifuam parte m reriim niearuui . . . tibi concedo^ deiih
quc jii3(U If gc» Gdtorum WneMas aritiquitusi if^ittlatas liaee otDtiia «iitmo
Ircam gratinti pej-eotupk^ el cq dileciioul^ umculo quandiu uiui fiieri-
III ii§ t<?ctiin pormnnere desidero. Quo bcatuH Po^ulufi ApviJttoluü ('t doctor
|retitittiii iubet itxorea dilig^ndiui essR fl«^mpc?r \n Domino, Fttctü c$t Uaec
scriptitra iu coeuobio Iteatai; Mariae iiirgiiiis Ei »tpullcntt^
Annu X Regiii Heitrici Regia lertio tiou^irufu Jaiiuxrlstrum die scnpii
maiiiti Reinuudi ad vicem AniAUl i^oolaatici praefutl Cocuobii
lutarii- Svg 4- oum praedicti Heiiiuudi qui Iianc donattotif^m dutis freit
tfSBtes firraare rü^rttMt. Sig ^f' muh G<'rberti Sig *^ rmrii Ebuli (Üll-
dtinrii, Bemardi, Ädan><?rti).
' 4'iber Evang^tiorum cum praefatiofiibus saucti llieroujfni presbyteri nd
papam D»iiia$iiiin Es nn codice en per^amino en 4^ ma^Qr i?on varios
«dunios y Ü|furaä d<; loa 4 tsvangeliatA!^ d« piutarft basU, Coiitieii« tarn-
U'wn la jrt*iiüHlngia de CJiriato Sefior nuestro dt^sde Ada» Iiasta JosepJi,
liijti d«^ Jacitbt c^^iiihgit dt^ Maria, y iw» obritaüi §i^ui(;iiti.^st Hubricae et ora*
tUmt^ id Catbecumenos faeicndos» Variae oratianea ad tionlemplatiurteni
t»ii«ae. Lib^r sacrainentöniiii edttiis a B. Ge1a;^o papa ernftndatns a beatn
orio« Mi»a<^ lotiu» annl et c|Ua^ dleeiida mmt tu fcttivitatibuii saoc*
Lt^etiuiiei citCopUe do vetüri novoque tcstaiiK^iitu ad Tniüsaa p«r
tiHtim ftönnui- — 8ü h*lra e» mnj borniosa j iü\ ve* de manu de
»Ignii jmongo del mianiii Uipoil, pixcs so etcriblt^ en l<>48t pt*i'i|iiG
al tili de liT Getivnlogi« die«: Ftnit. V. etas. Ineipit VI, jmtlii gciioratio-
nüm Qtd tf^mporaiii st^ri^ ct^rta. sed totins geculi toriniuü finmida cillas
iam irattfiuzti «uui lXI>VtLL P(»ito ab tnitio miiiidl nsc|tie in priM^iit
t4-tii|iij4 (j«^i bic Ubfr scriptum ri«t suut aaut VCCCLVIÜ. FresuTno que
r*tr peedijau Codicp se duibiii al ienar Ca tu po matte»/ (Nr, 15&.)
£d iat offenbar dieselbe Uandacbrift» die YiUanueirat Viage VUI^
13, we^catUfb kÜraeT bcscbreibt; ,Cddic« d© los IV evangelios con laa
itiiciala» ilaDiinidaii iiti dutincctdu de capitulos, e«arito eu el sigio XI.
Preoedea ««^gun eoatumbre laa tablaa äa las concordaDci«», j k c«da evan*
gel kl U Imagen de au autur de dibuj^i iucorrectiaimu.
10 II. Abhandlung: Beer.
angebracht. Es läßt sich leicht einsehen, daß der herrliche
figurale Schmuck, den der von Oliva aufgeführte Prachtbau
der Klosterkirche trug und der heute noch trotz vandalischer
Zerstörung unsere Bewunderung weckt, auch im Scriptorium
des Klosters ein Echo fand; man denke nur an die Skulpturen
der zwölf Apostel, deren Ausführung auf Grund von Skissen
und Entwürfen erfolgen mußte. Da die Bilderhandschrift bei
dem Brande im Jahre 1835 zugrunde gegangen ist, können
wir über die Art der Evangelist endarstellung nur Vermutungen
aussprechen; doch fehlt das Vergleichsmaterial für katalanische
Handschriftenillumination jener Zeit nicht völlig. H. Denifle und
E. Chatelain haben bei der Publikation des ,Inventarium codicum
manuscriptorum capituli Dertusensis^, Revue des Biblioth&ques
VI (1896), 1 ff., den guten Gedanken gehabt, von einem der
ältesten, wohl noch der Mitte des 12. Jahrhunderts angehörenden
Manuskripte der Kapitelbibliothek zu Tortosa,^ enthaltend Ora-
tiones pro missis (Kodex 11), eine ganzseitige Miniatur sowie
die ornamental wie figural geschmückten Einbanddecken durch
leidlich gelungene Nachbildungen bekannt zu machen. Die
Nachwirkung des byzantinischen Einflusses ist unverkennbar;
die Darstellungen stecken noch tief im archaischen Stil der
Miniaturmalerei und man darf annehmen, daß Rivas und
Villanueva auch hier über ,pintura basta' und ,dibujo in-
correctisimo' geklagt hätten. Da die Kirche von Tortosa dem
Grafen Ramon Berenguer IV., dem Gönner Ripolls, Gründung
und Dotierung verdankt, ist es nicht ausgeschlossen, daß
die Ripoller Schreib- und Malschule^ damals die berühmteste
ganz Kataloniens, bei der Anfertigung des Missales von Tor-
tosa ebenso Einfluß geübt hat wie z. B. bei der noch zu be-
sprechenden Niederschrift gewisser Provinzialannalen in einem
Dcrtusiensis.
Eigentliche Bilderhandsehriften aus Kipoll, die noch dem
11. Jahrhundert angehören würden, sind uns nicht erhalten. Doch
flndet sich in der etwa aus der Mitte dieses Jahrhunderts stam-
menden, heute noch in Ripoll aufbewahrten Handschrift Nr. 151,
die Baeda de locis sanctis, Augustinus de Magistro, Joannes
* Zwischen BarceloDa und Valencia gelegen, von Ramon Berengner IV.
1048 erobert.
Die H&ndscliHft^n dea Klostcrt! SnntA Maria de KipolL IL
ii
Chrysostomuä Jo rcparatbne Inpsi, Augustinus de Fide, Bacliiarias
de Fide mitbitlt (diesen wohl nach einer aus Italien beschafften
Abschrift, vgl. T. I, 96 f,^), auf fol. 15i^ ein Bild der Jungfrau
mit dem Kinde (Tnf. 1), das nicht so sehr durch die Technik
wie dnrcti charakteristische Ge&taltang des Hujets Aufmerksam*
keit vt*rdient So deutlich der io jener Zeit selbstverständliche
byscantintsche Einfluß durchschlägt, so merkt man doch sofort
die für Spanien hezeichnende selbständi^'e Erfassung der Auf-
gabe, den nicht falh'echt, sondern nach der Breite sich ordnenden
Faltenwurf, den dem Nonnenkleide entsprechend bedeckten
Hals, die vom Konventionellen durchaus abweichenden^ vielmehr
aitsgesproehen individuell gehaltenen Gresichtszügej so daß P.
AdrJen Manier^ der das Bild pi'Ut^Cj der Ansicht ist^ es habe
eine Nonnc^ vielleicht eine Äbtissin zum Bilde Modell gesessen*
man braucht sich nur daran zu erinnorn, daß das benachbarte
Kh)ster S. Juan de RijioU (San Juan de las AbadesasJ bis
1017 Nonnen beherbergte, um diese MtJ^Hchkeit zuzugeben.
Die hier naheliegende Vergleichung mit dem Marienbilde (aur
Kochten des Gekreuzigten) auf dem von DeniBe und Ohatelain
reprod äderten Einbanddeckel des eben besprochenen Missales
von Torlosa liefert für die kunstgceehichtliclie Würdigung dos
Uijioltcr Bildes weitere Kriterien* Ferner wird die kuustbisto-
ni»che Forschung auf eine in demselben lÜvipullensis 151 be*
findliche sorgfältige Zeichnung des locus jcaene* domini (Fol 4^
in Baeda de locia sanctis, sorgfältiger als as, B, im Viudob. 580,
foL 12^} aufmerksatn zu machen sein, desgleichen auf die ori-
ginellen Initialen, die Menschen- und Tierköpfe, Geweibe etc.
Motive verwerten. Bei diesem Anlaß sei auch orwHhnt, daß
ler später, etwa Ende des IL Jahrhunderts entstandene, durch
^ frht^f andere Stücke derselben Hundichnft, daniiiter da« ,Vitlicit»iuiii
KimiÄe% Ewald ». &« O. 388. Dieses Vaticiniüm ist tdcutiäcb mit den
\Vi-tA>^a (jungen, die sieh im coci. E9('uriai1eii»ls & l. 3 a. XI (1017) ßnden;
KvvrtUl bemerkt a. il. O. !^4Ü, daß dit^cvs gtiick äich auch Im Pantbcou
dd G^tltfried von Viterbo finde^ jedoch ^nacb dorn Alter dflr Handsehrift
diM«»! iikdit e&liiaiiiiiieti sein kann'* Utts trt^t £U^ es Biud »ämUcli die
•itil litttg«in bekanntem Weissagungen, die unter Baedm Werk«n gedmokt
^ufd^n (M. m^ lim],
* VfL bi«au Jos. Oiidrol j Canill, Koeiont de ArqueolofCa «agrada Cati-
Una. Vicli, lyat», S. 320 if. : RefirßÄtMitacion« de la Verge Maria* Dia Ö. tm
gebottffioti AbbUdongen sind leider un»itr«iüboiid.
i^ II. Abhandlung: Beer.
eine Urkunde als alter Ripoller Besitz erklärte Cod. 199 mit
dem Baeda zugeschriebenen Liber Scintillarum und Augustins
(Baedas) De conflictu vitiorum et virtutum gleichfalls inter-
essante, altertümliche Initialen aufweist.^
Andere illustrierte Manuskripte Ripoller Provenienz sind
aus jener Zeit nicht bekannt, doch ftlhrt das Kloster-Scriptorinm
fort, gelegentlich wertvolle Codices herzustellen, so z. B. ein
1094 vollendetes Evangeliar, das Bofarull in seinem Kataloge
unter der Signatur Est. 1, Caj. 1, Nr. 10 als ,C<idigo preciosisimo
y curioso^ rühmt.^ Dasselbe Verzeichnis gibt ferner unter der
Signatur Est. 1, Caj. 1, Nr. 13 und mit dem Zeichen 0, also
,verbrannt', die Beschreibung einer in der Folge eingehender
zu besprechenden Handschrift, welche ,Epistola8 morales^ des
Papstes Gregors des Großen und dann einen ,Catalogo del los
SU mos Pontifices dcsde S. Pedro hasta Urbano IL, en 1098',
enthält; Bofarull fügt bei: de cuyo siglo sin duda es este cödigo
aunque sigue de letra menos antigua el catalogo hasta de-
mente IV con un cronicon, wir werden also hier gleichfalls auf
das 11. Jahrhundert als Zeit der Anlage des Ms. gewiesen;
aus Gründen, die noch spilter einleuchten sollen, ist an der Ri-
poller Provenienz des viel behandelten Manuskriptes kaum zu
zweifeln.
Außer den eben genannten, zum Teile verlorenen Stücken
ist bis jetzt keine Handschrift bekannt geworden, welche der
Periode zuzuweisen wäre, die wir hier ins Auge fassen, d, h.
dem auf den Tod des Abtes Oliva folgenden Jahrhundert.
D.18 gilt sowohl von den noch erhaltenen, gerade mit Rücksicht
hierauf genau geprüften Codices, wie auch von den zum größten
* £i(:enartige Initialen vorzirrung findet sich in dem noch dem 12. Jahr-
hundert angehörenden Codex Nr. 129 der Kapitelbihliothek zu Tortosa,
der die ,Summa codici»* überliefert. Eine Probe in ,Lo codi*, heraus-
gegeben von Herrn. Fitting und Herm. Suchicr I (190ü), Taf. 1.
' Seine Benchrcibung dieser gleichfalls verlorenen Handschrift lautet: Los
santofl cuatro evangelios con las prefaciones de San Geronimo y los diez
canoncs de Eusevio Cesariense siguiendo a Ammonio Alejandrino con
tablas de correspoudencia para saber los lugaros en que concuerdan los
evangelistas segun se hallan en el Griego: C<>digo preciosisimo y curioso
en folio menor escrito sobre pergamino el ano 1094. Empieza y
acaba con algunas ojas tambieu de pergamino de letra menos antigua
con varias oraciones de la Iglesi« propias de Semana Santa.
Die HAüdidkriflan 6ca Kloaters SahU Marta da HipolL IL
13
Teile verbrannten Manuskripten, die in den vor 1835 angelegten
Katalogen mit Angabe ihres Alters beschrieben sind. Aus diesem
Umstände allein auf ein Nach lassen der ScLreibtätigkett im
Bäpoller Scriptorium oder im allgemeinen auf den Rückgang
geistiger BetMigung der Klüstergomcindcn zu schließen, wäre
verfehlt; es ist ja gezeigt worden^ daß wir ohne den alten
Katalog, welcher die reichen Bestände der Klosterbibliothek am
Schluß der oüvianischen Periode vor Augen führt^ einen durch-
aus unvollkommenen Einblick in die alte Klosterbihliothek be*
^ißen. Nun dürfen wir aber trotzdem betretfs der eben er-
wähnten Periode tatsächlich auf ein sehr erheblicheB Nachlassen
wissenschaftlicher Arbeit in Ripoll schheßen, ein Umstandj der
in djesem Falle mit Lockerung der klosterliehen Zucht und un-
wllrdiger Haltung der Abte in Zusammenhang steht. Auf die
Hochblüte unter Oliva, die sich als Resultante angespannter in-
tellektueller Tätigkeit und gewaltiger Machtentfaltung auf der
Orytidlage ausgedehnten Güterbesitzes ergab, folgt ein Jahr-
Iittndcrt unverkennbaren Verfalles. Ein grelles Streitiichl auf
die ZusülndCj welche im Kloster herrschten^ wirft bereits die im
Jmhre 1063^ also 11 Jahre nacli dem Tode des Abtes Oliva^ vom
Papst Alexander IL an das Kloster erlassene Bulle (heraus-
gegeben nach einer Urkunde des Archivs des Klosters Ripoil
von Baluxe, Marca Uispanica CCLIV, cok U22f.); sie enthält
eine ernBtlichc Malinnug^ an die Mouche^ dem abgelegten Gc-
Ittbdü treu zu bleiben, der Verschleuderung der Klostergüter
durch die Abte äu steuern und namentlich Akte der Simonie
bei den Abtwahlen nicht zu dulden.^ Der pltpstliche Macht-
gprueh hatte allerdings jsur FolgCj daß ein gewisser Adalbertus^
iler aU Gegeniibt des Gu Herrn us Bernardus durch Gewalt und
Simonie die AbtwUrde an sich gerissen hatte^ abgesetjst wurde.
Die in der Bulle enthaltene allgemeine Mahnung blieb aber
ohne Ertblg, <lit* Zustände iuuerlialb der Klostergemeindc ver-
' MofliiiDU]! ut pror<*!wi<iöis »ancl«e pro j>oii tarn ... pro vinhüj« »(iiiiper
nnxtcidUlif ii*fc ab Hlo in iveutriim pÄrt<?m uUo wotio [lcgbt«tis . » . —
Qoi |iri*diii ... ilono Atbatum tjou sati« ti\^QG pr«eüitlentitirn mpu raphia
vel tttvjtiiano . « . poMidcre vid^inliir . . . 11 U nequiquain rrtincani . , *
— PräiMripImiifl nt üallu« utiindö pi deinci^ps vo»ljl coenobii repiiien per
usmmUmmm linere^im ablincii iit^x- i|aa1kTirutue iugtinici aiitv T15I pu>t uc-
eiplttni hooiireiii per pecuutu locum Abbaib nrnpiat
14 n. Abhandlung: Beer.
schlechterten sich immer mehr^ so daß, als sich sechs Jahre
später das Schauspiel wiederholte und Miro durch Bestechung
Abt von RipoU wurde, Bernhard II., Graf von BesalA, sich
genötigt sah, dem schändlichen Treiben ein Ende zu machen
und, unterstützt von den Bischöfen von Vieh und Oerona^ das
Kloster Ripoll 1070 unter die Jurisdiktion von St. Viktor in
Marseille zu stellen. Wenn Pellicer y Pagös, der jüngste Historio-
graph des Klosters, die Behauptung wagt, diese in das Kloster-
leben einschneidende Maßregel sei nur erfolgt, um die Mönche
zu beruhigen, ,no para una reforma que no necesitaban, ni para
restaurar la disciplina mondstica que no habia decaido^ so stehen
dieser Behauptung unanfechtbare urkundliche Zeugnisse ent-
gegen. In dem am Eingang dieser Studie zitierten Schreiben
wird mit rücklialtsloser Offenlioit erklärt, daß Ripoll seit dem
Tode des Abtes Oliva ein Herd der Simonie und Marktplatz
für schimpflichen Würdenverkauf gewesen. Die Maßregel der
Affinierung Ripolls an St. Viktor erfolge, damit religiöses Leben
und wissenschaftliches Streben sich in Zukunft so wie ehedem
entfalte.* Noch deutlicher drückt sich der am 28. Dezember
1070 ausgefertigte Schenkungsakt des Orafen (Cartulaire de
St.- Victor N. 819) aus; Ripoll wird direkt ein Ort genannt, der
wegen der Simonie seiner Abte paene absque religione et sine
regula sancti Benedicti manebat.^ Zeugnisse der kirchlichen wie
' (Graf Bcrnliard an Bernhard de Rutlicnis, Abt von St. Viktor.) . . . nonerit
ucstri pia sollicitudo lociim Doi f^cnetricis Marie Rinipollentis conobii,
qui a tempore domni Oliiio pontiiiciR a siinoniaohis male posaessus tnrpi-
bufl nuccubaerat questilins . . . mc ab omni cretico prauitatis contagio
emundasse illumiine psendoabbatcm Mironom, qui post interdictam aedis
apostolice eiusdem regnuni conatu» est simoniache optinere, domni Gai-
fredi archiepiscopi necnon Berenpi'arli Gernndensis episcopi ac Guilelmi
Ausonensis presnÜs adiutorio cum suis satcllitibus uniuersis a loco . . .
expuliMe. Quo depul^o (Mim «{uercrcm qualiter ... ab illo sancto loco
omnem hereticum ambitum de cetoro precauere posscm, id mihi . . .
KUfirg^estum est, ut uextre dominationi (der gedruckte Text hat: donationi)
uestris<iue institutis illum subicero non refuj^erem . . . Hoc nobile ceno-
bium, quo<l ob reuerentiam totins religionis et scientie olim caput et
specimen uniueree esse meruit Esperie, . . . per uos in statum pristintim
cupimus reparari. (A. a. 0., S. 105 f.)
' . . . donator snm omnipotenti Deo et sancte Marie sanctoquo Victori
martyri de Massilia ac Bemardo, abbati i]>sins monasterii . . . dono eis
monastoriuni sancte Marie de ICiuopullo . . . sub eo tenore, ut ipse Ber-
r
Die ftjiiidichridcii dpi KloHl^rs Santa Mjiri« <le Hipoll.
weltliclieD Obrigkeit bestutigon also einmütig den Verfall
klödlerlichen Lebens in Ripoll und, wenn in einem dieser Zeug-
tiisse gewilngcht wird, daß nicht bloß IleligioD, sondern auch
,Scientia' wieder zar einstigen Blüte gelangen mögen j so liegt
hierin die Beantwortung der Frage, warum im Gegensatz zur
regen Entfaltung literarischen und wissenschaftlichen Schaffens
l^rahrend der oltvianischen Periode die Pflege geistiger Betätigung
P 10 erheblich nachließ. Seit dem Jahre 1065, in dem der Mönch
r Oliva seine kleine, an Dalmatius gericlitote Sclirift verfaßt hatte^
I ver»treicht fast ein Jahrhundert, bis wir wieder ein datiertes
lit**rari3chcB Produkt der Abtei f*lie Bogcnannte jbrevis hiatoria*)
I antreffen, noch längere Zeit, bis wieder der Name eines Ili poller
Kloatcrbrndcrs erscheint, der sich schrifUtellcrisch betätigt So
dnrfen wir denn flir die erwähnte Periode annehmen^ daß dem
Fehlen von Natih rieh ton üb er Produkte des Ei poller »Scriptoriums
auf nicht litiirgischera Oe biete auch der tatsitchlichc Mangel an
^^nlehen Werken entspricht.
l>ie hierarchische capitis diminiitioj welche das altangesehene
Kloster Itif^oU durch seine Unterordnung unter St. Viktor traf,
konnte aber die Kraft dieses intellektuellen Vorortes Kataloniens
nicht mit einem Male vernichten oder die Intf^gritiJt der histo-
riflchen ReÜquien, Arclnv* und Haudsehriftenschatze, die ge-
sammelt vorlagen, erheblieh berühren* Andererseits ist es von
vomeherein anÄiineliraen, daß die Abtei St, Viktor, ihrerseits
Auf Sammlung und Verwertung literarischer Hilfsmittel bedacht,
flie Archivalien und CodiceSj welche das neu affiliierte kata-
Iimische Kloster besaß, nicht aus dem Auge gelassen haben
^Hiag; tatdÄchlieh finden wir in den Arebives des Bouchcs du
^Bkdiie S5U Marseille eine Reihe von Urkunden, deren Kipoller
Provenienz feststeht und die gewiß durch die Vermittlung vou
St Viktor in ihre gegenwärtige Aufbpwahrimgsstättc gelangt sind.*
jiAriliti ei mec^mate» eiu» eligaat ic^tn|ter et mittunt Ibi »bbatei qui scr-
oieimn Del in coäam monMtono fAcUnt et r«ftilaiti «inistt ßtnedictt ibi
teti«atil «t tenerc facJAiit, et obedicnteft Ainl seitiper in Omnibus alibjilefl
«t omnii cotifTrc'gJitio ipütu« tnonaitadi M«Milienii aUbnÜ , , . El hoc
idcQ cfti facitumt quin lo&ns Hb propt«r s}rmoutiici>s a1>b»l«ii pe<iiv*
•bcqci« rrligioni^ «tdn« regtxlA »nncti Hctii^dicti rnJinebut, (A. a O, iTt f;
^1. «VGlk tbiil. ms ih n'^,)
16 II. Abhandlnng: Beer.
Sucht man nach einem Denkmal^ das auf eigentlich lite-
rarischem Gebiet die geistigen Beziehungen der beiden alten
Klöster illustrieren würde, so findet man ein solches heute aller-
dings nicht in Marseille, auch nicht in Barcelona, sondern in
Rom. Der in seinem Hauptteile im Jahre 1055 geschriebene
Vaticanus Reginensis Nr. 123, dessen Provenienz aus St, Viktor
von Marseille feststeht, ist zuerst von Ludwig Bethmann im
Archiv f. alt. d. Gesch. XII (1874), 268, genauer bekannt ge-
macht worden. Der Band enthält nach Bethmann ,De ratione
temporum', ein großes Werk aus Baeda und Isidor, Baedas
Chronik, Zyklen, die Jahre 532 — 1063 umfassend mit annalisti-
schen Bemerkungen, z. T. von späterer Hand (s. XII), dann wie-
der 28 Zyklen, 1064 — 1595, von späteren Händen, abermals
mit annalistischen Einzeichnungen, den sogenannten Annales
Massilienscs.^
Diese Annalen sind wiederholt, zuletzt von Pertz, nach
einer von Hermann Pabst revidierten Kopie in den Monumenta
* Über diese Handschrift teilt mir P. Franz Ehrle freundlichst folgendes mit:
yWas den Gesamtinhalt des Bandes angeht, so fallt ihn ein Werk
mit vier BUchern.
Lib. !"• de solc ff. 1—74 mit 73 Kapiteln, Lib. 2«» de luna ff. 74—
110 mit 47 Kapiteln (ff. 11—125^ die 27 cycli mit den Annales; f. 126',
126^ cpla domini Olive), Lib. 3"" de natura rcrum ff. 127 — 161 mit
163 Kapiteln, Lib. 4"" de astronomia ff. 152—219 mit 122 Kapiteln,
ff. 220 — 223 Kalender von Januar bis August inkl.
Jedem Buch geht das Verzeichnis der Kapitel vorher (ff. 74, 127,
152) und bei jedem Kapitel ist der Auktor, dem e^ entnommen ist, an-
gegeben.
Bei weitem das meiste ist aus Baeda, vieles aus Isidor, anderes
aus Augustin, Hieronymus, Dionysius, Anatolius, Victorinus, Proterins,
Hyginus, Plinins, Macrobius, Ambrosius, Fulgentius.
Dem ersten Buche fehlen die ersten 13 Kapitel.*
AI. Vidier, der einen eingehenden Bericht über dieselbe Hand-
schrift im Bulletin de la Sociale des Antiquaires de France zu veröffent-
lichen gedenkt, teilt mir noch weitere Einzelheiten ans dem mannig-
faltigen Inhalt des Manu.skriptes mit: (nach einem neuen Absatz ,Epistola
Bedac nnde supra*) Chronologie sommaire de Justinien k Charles le Chauve
mentionnant des pht^nomenes naturels (]U*on retrouve dans les annales
d*origine »^nonaise, mentionnant aussi Tobit de deux archev^ques de Sens
du 0*" siöcle. En outre le ms. contient nne carte du nionde oü la Gallia
n'est repr^sentee que par une seulc ville: ,Senones.* — Dadurch sind sehr
alte Beziehungen Kipolls zu 6ens nachgewiesen.
Die Ifandflchrlftcn des Ktosterä S»tita Maria de Eipoll.
toiiniae^ Sen XXni (1874), 1 ff. herausgegebou worden,
B]ieKiell mit UUcksicht auf die Annales Massiliensos iBt darauf-
hin die Handschrift von I. H. Albau&s in drei umfangreichen
Au&ätzen besprochen worden: ^La chronique de 8aint Victor
de Marseille', Melanies d'Arch^ologic et d'Histoire VI (1886),
64 ff., 287 ff.j 454 ff.* Das hier zunächst in Betracht kommende
Ergebnis der neuea Prüfung der Handschrift ist der von Alban^s
allerdings nicht zusammenhangend geführte Nachweis eines ge*
ivmen Parallelismus in der Zusaramensetzung des Reginensis
Nr, 123 und des von Villanueva, Viage VHI, 55 ff-, beschrie-
benen Rivipullenais, d. h. jener von uns bereits wiederholt heran-
gea&ogenen Mischhandachrift^ welche die meisten dor kleinen
Schriften des Mönches Oliva birgt. Wir können nunmehr fest-
ttellen, daß sowohl der Reginensis 123 wie auch der verlorene
^ Die voD Aiban^ g«übie Kritik der in den Mouumenta Germaniae ge-
baleaen Au$^ibe der AaDalen gibt Yeraut&asmig, zu seinera AusfUlifungeii
auch iD dieser Besiebung Stell ang' sii ueiimen^ sttEiial AHtih. in der e weiten
Aofl^abe der Bibliotheca hiatorica von l'ottliaiit I^ 95 an dem Barcelo^
mtm&t Oripratig des «rit«n Teiles der Anuales Mass, festgehalten wird und
lilerAtti wie ans dein Re8um4 über jene Beitr^er ^BespHcUt lebhaft die
Foftxsclie Ansgabe, wo Fehler aller Art übcrflteßeti sollen' leicbt ge-
sdbktiteti werden kann, aufweiche Seite mch heute die Vulgnia der hifitci^
Hieben Kritik stellt. (VgL auch Watti^nbscb, DGulachtaiadfl Oesebiehts-
qiiell«D V 1904, ä. 3S9.) Nun ist richtig, daß «tch AI bau As außer klelfieren
Yerveben («o soll Abt und Dincbof Oliva justju'anx envirou» de lOöO*
fftkbt baben, S. 197) ancb schwerer wiegende Irrtlimer auJchulden koiu-
mim Ueßj der erste Teil des Vat Reg. t23 wird f2ilaoblicli mit ßaeda de
teaiparibas identifiKiert (obwohl itehan Bethminn, Archiv XII^ 26S den
rfohtifen Weg gmwiesen hatte) und die!sr!r Irrtum erst gattx %nm Scliluß
im Naebtrsg berichtigt; es werden dadurch, abgeseben von der irrigen
Datierung des allen Ri peil er Kataloges, die au diese Ideutitikatiou g«-
knllpflen Folgernngen blnfillig. Andererseits wird man dem tempera-
mentTollen Pranicosen augestebeu, daB er als der erste den frlibesten Teil
des TiJile* der Cbronik bestlmrot Ri|.)oli »uge wiesen und die belreffenden
Aufiu^ichDungen i^charfhlickend mit dem Wirken de^ Munches Oliva in
Zii4smmen|iang gabracbt hat, obwohl ihm dessen Arbeiten nur sum Tf^il,
die bistorLsehi^Mi Anfcciubunngen des Kloaten, dii? Ahi^cbnfi der Annatei
Anlanenses, das Kartular (iu der Coli. Bainxe), die einschlägigen Ab-
tcbnitt« In der ,Uistoria brevis monast. RivipnUen^i^' und iu den Gesta
comllnm etc* äugen schein lieh gar nicht bekannt waren. Von ÄnnaUa
3*rcinonense«* als Qmndstoak der Ann. Mass. darf j*t«t oichl mehr ge-
sprochen werden; ähnlicbei gilt betrefis der Annales m den Monumt'iita«
Seript. XIX, 601
IKtiufi%«r. 4. filL-kiii« Kl. im BA. 1. AU. f
:
18 II. Abhandlung: Beer.
Rivipullensis Textquellen für Olivas komputistische Tafeln und
flu* die sich anschließenden annalistischen Aufzeichnungen dar-
stellen. Aus einer von Albanfes dem letzten Aufsatz beigefügten
Appendix erfahren wir ferner^ daß der Reginensis die beiden
Briefe des Mönches Oliva an Abt (Bischof) Oliva und an Dal-
matius enthält; eben dieselben Briefe standen auch in dem heute
verlorenen Rivipullensis. Vielfache Übereinstimmung weisen
endlich die Annalen der beiden Handschriften auf, eine Tat-
sache, die wir dadurch, daß Villanueva im V. Bande seines
Viage, 241 — 249, die betreffenden Einzeichnungen aus dem Rivi-
pullensis veröffentlicht hat, genau nachweisen können. Eine be-
trächtliche Zahl derselben, so z. B.: 1097 Osca ciuitas capta
est — 1118 Cesaraugusta capta est a rege Aragonense —
1147 Almeria capta est — 1148 Tortosa capta est — sind in
beiden Textzeugnissen identisch; dasselbe gilt auch von anderen,
umfangreicheren Noten, die über das Maß jener knappen anna-
listischen Noten hinausgehen. Diese Übereinstimmung reicht
aber durchaus nicht so weit, wie Albanfes auf Grund der vor-
geführten Konkordanzen glauben machen will; vielmehr ist der
von ihm nicht berücksichtigte Umstand hervorzuheben, daß Ein-
zeichnungen im Reg. 123 stehen, die in dem Rivipullensis (d. h.
in der Ausgabe Villanuevas, die aber sicher vollständig ist)
fehlen/ daß umgekehrt in dem Reg. eine große Zahl solcher
Noten nicht beigeschrieben wurden, die der Rivipullensis laut
Villanuevas Zeugnis enthielt, und zwar vornehmlich solche, die,
der älteren Hausgeschichte von Santa Maria geltend, für Sankt
Viktor belanglos waren.* Daraus ergibt sich, daß die von Al-
banes ausschließlich mit Rücksicht auf die übereinstimmenden
Noten aufgestellte Behauptung (S. 293): II existe une Chronique
de Ripoll, qui va jusqu'k la fin du Xir* sifecle . . . C'est donc
Ik qu'il faut chercher Torigine de celleci (d. h. de la Chronique
de Saint -Victor) nicht ohne weiteres angenommen werden kann.
Betreffs der Provenienz der in beiden Handschriflen ent-
haltenen annalistischrn Einzeichnungen ist zimäehst zu be-
' So gloicli im Anfangfe die Einzeichnungen zn den Jahren 568, 571,
C61.
' 8o: 882 His diebus erat Daginus abbas Riuipiillensis. 888 Prima dedi-
catio notitri coenobii sab Dagino abbate. 912 obitus Wifredi comiti»
bonae memoriae, cuiun patcr quiescit in cenobio S. Marias RiuipuU.
lerkeii^ daß sdion Enrique Florez in dem 1774 erschieneDen
Bande dertiipafia Sagr,, 345ff* .ExccrpU ex chrooico S. Vic-
toris MassUietisis^ (nach der Ausgabe Labbes in der Nova BibL
I HSS. 339) verdffentllciit und bei der Einzei ebnung des Jahres
bJICXV: Monaaterium S, Johatinis redditur Ciericis durch seine
^^^klürung: ,De Abbatissis nuncupatum in Dioecosi Ausononsi^
1 auf S. Juan de RipoU (San Juan de las Abadesas) hingewiesen,
' damit also in lokaler Beziehung den entscheidenden Fingerzeig
gegeben bat; auch hat er in demselben Bande der Espaila
Sagrada S. 51 völlig richtig dargelegti daß bei Ordnung der An*
golegenheiten von San Juan de RipoU Sanct Victor zu Mar-
^^letUe ebenso interessiert lyar^ wie Santa Maria zu Hipolh AU
^^ies isl Herrn Alban^s ebenso unbekannt geblieben wie Pertz
^ äoliUIheh der Herausgabe der Chronik in den Monumenta Gcr-
Iouifiiac* Wenn nun Alban^s unter Hinweis auf die frQher aus-
gebobenen Einzeiebnungen zu den Jahren 1097^ 1118^ 1147 und
1 148 behauptet (S* 292), diese Noten kannten nicht in Marseille^
nicht In Barcelona, sondern nur in Santa Maria eingezeichnet
Orden sein, denn ^KipoU se trouvait au centre de toua ces
inements'^ so werden gescliichtlicbe Fakten mit deren Regi-
strierungj wenn man will, Qeneratstabsquartier mit Archiv ver-
echselt. Auch die Polemik des französ lachen Gelehrten gegen
Se Annahme von Pertz, daß der erste Teil der sogenannten
Annaleg Masaijicnses eigentlich Annales Bareinonensea seien,
rdert, obwohl sachlich berechtigt, zu Bemerkungen heraus.
i© Biirceloneser Annalen sind durchaus kein P hau tasicge bilde,
ie Alban^s annimmt (»Fouvrage n'a jamais exist^ qu'en imagi-
.tioo'). Wer suchen will^ findet in dem eben zitierten Bande
r B^p, Sagr* (331 ff.) zwei Chronica Barcinoneusia, eines nach
Achery, das andere nach BalusEe von Florez mitgeteilt j es
daher a priori keineswegs auBgesehlossen, daß im 1 L Jahr-
en eine solche Annalensammhmg in Barcelona hiUte nieder-
eben werden kOnnen, zumal einzehie Einzeich nungen dca
eil Ölirenicon Barcinonense mit den korrespondierenden No-
izen der oft erwähnten Annales ^Massilicnses^ tibereinstimmen*
iJle Sache liegt also durchaus nicht so einfach und ist durch
von Alban^a vorgebrachten Qr linde keineswegs so nobediugt
erwiesen, wie er meint. Die Provenienzfrage kann zu
en Kipoils dann überzeugend entschieden werden, wenn
2»
4.
20 II. AbhundluDg: Beer.
wir nachzuweisen imstande sind, daß die Einzeichnangen nicht
nur direkt oder indirekt mit den Interessen des Klosters Ripoll
zusammenhängen, sondern auch ein Glied in einer Kette histo-
rischer, speziell national- und provinzial-geschichtlicher Arbeiten
darstellen, die nur in Ripoll, und zu jener Zeit in gar keinem
anderen hier in Betracht komm'enden literarischen Zentrum zu
belegen sind. Das ist nun tatsächlich der Fall. Es sei an das
historisch rückschauende Carmen des Bischofs Oliva auf das
Kloster, an die von ihm veranlaßten geschichtlichen Aufiseich-
nungen, femer an die große Fürsorge erinnert, die man dem
Urkundenschatze des Klosters zuwendete. Bereits in der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts besaß das Kloster nicht etwa bloß
eine Registratur von Akten, sondern ein wohlgeordnetes, amt-
lichem Gebrauche dienendes Archiv (,Archiva publica' lautet
der Ausdruck) und nur auf Grund sorgfältiger Aktensammlang
sowie gewissenhafter Registrierung denkwürdiger Voi^änge
konnten Arbeiten wie das aus dem Jahre 1147 stammende, anter
dem (nicht ganz zutreffenden) Namen Brevis historia monaaterii
Rivipullensis bekannte Promemoria, die verschiedenen Fassungen
der Gesta comitum oder die Vita Petri ürseoli ausgearbeitet wor-
den sein. Als ein für das Fortwirken dieser Studien bezeich-
nender und gerade hier zu beachtender Beleg ist der Umstand
zu erwähnen, daß die von Villanueva, Viage V 236 flf., unter
dem Namen ,Cronicon Dertusense 11/ aus einer Handschrift
der Kirche von Tortosa edierten Annalen sich ebenso wie die
Annales Massilienses auf Ripoller Quellen (und zwar von S. 7uan,
wie Villanueva richtig erkannte) gründen; auch hier erscheint
die Notiz: Era MCLIII, anno MCXV monasterium S. Johannis
redditum est canonicis regularibus.
Wichtig, wenigstens teilweise auch von Alban^s gewürdigt,
ist ferner die Ähnlichkeit der von Villanueva beschriebenen,
jetzt verlorenen Kipoller Handschrift und des Reginensis 123
in gewissen Teilen, in den Zyklen, Annalen, Briefen des Mönches
Oliva. Faßt man die hier angeführten Gründe zusammen, so
ist die von Albanfes (S. 297) aufgestellte Behauptung: ,si le meine
Oliva n'a pas fait lui-m^me le beau livre oü est notre chronique
(d. h. der Reginensis 123) il Ta du moins fait faire et en a sur-
veilW Texecution' wirklich durch das Zusammentreffen der er-
wähnten Tatsachen begründet.
Di« Bandfichrtfteti de» iCloBt<>«rft Santa Maria de Eipoll. IL
21
01© eingehende Behandlung der Provenietizfrago ist durch
die Wichtigkeit der aus ihr zu ziehenden Schlußfolgcrungcii
bedingt. Der liegin ensis 123 ist wahrscheinlich im Ripoller
Seriptorium geschrieben (1055), sicherlich auf Qmnd von Ma-
tariaüenj die man von dort her bezogen hatte, züsammengeBtellt
worden* So bildet er ein neugewonnenes Literaturdenkmal ans
der Zeit dee Mönches OÜvAj dessen fruchtbare Wirksamkeit
wir eingehend untersucht haben. Die im ReginenBiB enthaltenen
Exjscrptü auB Baeda und Isidor sind der Zeit ihrer Niederschrift
und ihrer Provenienz nach nunmehr bestimmt und verdienen
von diesen Gesichtspunkten aus erhöhte Beachtung, Die Form
der Eintragung der historischen Notizen in dem heutigen Re-
gineasis 123 bietet aufs Neue ein Beidpiel dafür, daß Baedas
Ostertafel — hier von Mönch OHva fortgesetzt — als Gerippe
fer annahstische Aufzeichnungen denk würdiger Ereignisse ver-
wendet wurde und den Ausgangspunkt ftlr das Jalirbuch^ für
die Chronik j auch für das Martyrologium bildete^ wie wir dies
in der Geschichte des Klosters Kipoll in der Tat Schritt fUr
Schrill verfolgen können. Der Grundstock dieser Einzeichnungen
Brird als Annales Rivipnllenscs betrachtet^ die Annahme Barce*
loDcser oder Marseillaiser Provenienz dagegen ausgeschlossen
werden müssen, Ripoll kommt mit nur noch sehr wenigen an*
deren mittelalterlichen Kulturzentren Spaniens das Verdienst zu,
historische Aufzeichnungen von entschiedenem Wert übermittelt
sa haben. Die mit HUcksicht hierauf wohl bald zu erwartende
neue Ausgabe der Annalen wird natürlich nicht bloß den Re-
finen&ifl^ sondern auch den durch Villanueva bekannten Rivi-
pullensis als Textzeugnis heranziehen raüssen. Das Erläuterungs-
materialj in der jüngsten Ausgabe (Atbanfes 316 ff,) dürftig, wird
bcblicb bereichert^ ja erschöpfend ausgestaltet werden können^
iPmo man nicht nur die von uns bereits namhaft gemachten,
üradern auch die anderen historischen Hilfsmittel und Arbeiten
beiüeksiehtigt, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Ein Wort ijocb über die Fortsetzung der Annales Rivi-
pollenses in St.-Victor zu MarBeille: die von Albanes geführte
Ußtersuehung^ auf die hier nicht näher eingegangen werden
kanO; macht es wahi'scheinlich^ daß die Einzeichnungen bis
1163 noch In Ripoll erfolgten, die vom Jahre 1185 an bei-
Eefilgtcn Noten bereits in MarsoUle geschrieben wurden, daß
22 n. Abhandlung: Beer.
also jeDer lokale Wechsel mit der Zeit zusammentriflft, da Ripoll
wieder selbständig wurde und St.- Victor die Oberhoheit über
das katalanische Kloster verlor. Wir sehen also auch hier, wie
die Fortsetzung klösterlicher Tätigkeit auf einem Gebiete der
Geisteswissenschaften sich den hierarchischen Verhältnissen an-
schließt. Dieses Beispiel geistiger Transmission zwischen Sipoll
und St.-Victor (wie auch zwischen Ripoll und Tortosa, 8. oben
S. 20) steht nicht vereinzelt da, ist aber an und für sich be-
achtenswert genug. Wenn Alban&s gleich im Eingange seiner
Studie über die extreme pauvreti der Provence auf dem (Je-
bicte mittelalterlicher Chroniken klagt und bei diesem Anlasse
bemerkt: La chronique de Saint -Victor de Marseille fait seule
exception h ce silence universell so sieht man sofort, daß hier
die Ausnahme die Regel bestätigt. Man hatte sich in Marseille
an keine Originalarbeit gemacht, man wäre zu der FortsetEung
der Annalen nicht gekommen, wenn nicht Ripoll den Grund-
stock geliefert hätte. Wir werden, wie schon angedeutet wurde,
darauf achten müssen, ob der geistige Vorort Kataloniens nicht
auch auf anderen Gebieten der Provence gegenüber als Geber
erscheint.
Die im Nachfolgenden zu rechtfertigende neue Auffassung
eines seit langem bekannten literarischen Produktes der RipoUer
Schule soll zeigen, daß auch dieses in gewissem Sinne mit dem
Abhängigkeitsverhältnis zusammenhängt, in dem das Kloster zu
St.- Victor stand. Unter dem Titel: Brevis historia monasterii
Rivipullensis a quodam monacho Rivipullensi scripta anno Christi
MCXLVII hat Baluze in der Marca Hispanica col. 1295 ff.
einen zwar kurzen, jedoch in mehrfacher Beziehung merk-
würdigen Traktiit ,Ex veteri codice M. S. monasterii Rivipullen-
sis* herausgegeben. Die Datierung ist sicher, denn zum Schlüsse
heißt es: ,usque ad praesentem dominicae incarnacionis annum
qui c:>t millesimus contesimus quadragesimus septimus*, aber der
Titel ist von Baluze willkürlich gewählt worden. Ks ist richtig,
daß in dem Schriftstück einige wichtige Daten der Kloster- wie
auch der politischen Geschichte angeführt und verwertet er-
scheinen, und Prospero de BofarulP hatte von seinem Stand-
* Njich ilini auch Pellicer y I*a(r^s 119, immer noch id derselben AniTawiinf^
(lea bloU historischen Zweckes der Schrift.
Diß Handa^^hnft^ii de» Klo^tor« SaiiU Mari» de RipoU 11 io
pnnktG aus Recht; den Verfasser in seinen Condes vhidicados
als jpriinef hiatariador de Cataluna' zu bezeichnen. Prüft man
aber das ScIiriftstUck etwas genauerf so merkt man sofort^ daß
die Daten der Kloster- und Zeitgeschichte nur eine sehr durch*
sichtige Hülle für die breite Darlegung der Gerechtsamen des
Klosters^ der Legitimität seiner BesitÄtllmer, Privilegien und
Freiheiten bilden* Auch die gleich am Anfange gegobenc Var-
Sicherung des Verfassers, daß er bei Mitteilung der Schenkung
Wifreds sich auf die Urkunde stütze^ die in dem ^olfentlichen
Archiv des Klosters* vorhanden sei (faeiens dotem eidem ec-
elcsiae in die eonseeratioiilB eins quae in archiuis pubhcis etusdem
coenobit continetur), dient wesentlich da^u, dem angedeuteten
Zweck dokumentarische Stütze zu geben, der namentlich bei
der Schilderung der Glanzepoche ÜÜvas, bei Anführung der
Privilegien der Landcafiirstcn und der PUpste und in der wieder-
holten Betonung der unbedingt gewährleisteten Freiheit und
Selbsiftndigkeit des alten Klosters deutlieh zutage tritt. Was
ako der Mönch an einer Stelle seines Expos<^s als Summe jener
Nachweise bezeichnet; (cap. VI.) Haec eBt igitur coli actio nie
summa de dignitatibus et libertatibus Riuipullensis
coenobii, wird sich zutreffender denn der bisher geläufige
Titel ak Bezeichnung einer Schrift empfehlen, die nicht sowohl
10 kur7.e Geschichte als vielmehr eine Apologie^ man kann
'lagcnj eine Streitschrift zu gnnsten der verbrieften Rechte Ri-
polb darstellt^
' Bfttuxft tat die IlÄiidÄcUrift, au» der er deu roerkwiirdigen Text sch5|jfte,
wiö g«w5]iDtic1i nielit näher li0»eichu©t* Bei der g^eimuereu Durchaicht
von Bai. t07 fand ich fol. SOL E die für BaluEe hergeAtelU« Äbscfarlft;
an« der v orange hcti den echt iiutarieUe^ii Verankerung wie auti der Angabe^
dAÜ »ich der Text im Kartnbr (iniSti'unietila ^Etti«!»» ^nn dieto nlünJistorin
f»ctentU) fandf ergibt sieh auch die äußere Ueätätt|riing daftlr^ daß d«r
,Bi«torU tir«¥ij% wie sie Bahise nannlOf urkundllclie Bedeutung^ Mukiin;
tiuui vergleiche die &. a. O. gegebene Einkleidung:
JtUe e$% tran«Utnin beoe et ßdeUter sttniptttm in VitU EiuipuUi
^vleesiiua finari« die niend» Julii anno a natitiltate Doaiinl millesitno
tliof^nteiiimo quinto decinio attetorttatc et dt^erelo mignilici Petri
Joannli Ferren utritiiquo hms Ueeneijiti tudleiir ordinarii Curia« saccu*
Un» de RiiijptilJo infenuA manu iua propria BubicnbentU in hijs inier*
aenientibai « quodani alle tran»l«to «uctentlco pergmoieno inetruinentu
in arthiuu ma^no Monaitc^rij Bo4iac Maria« d« Riuipntlo reconditi»
fliitenli lüittü qüideui initruiuenü Biue transUti jiuctenttei tenor laij»
24 n. Abhandlang: Beer.
Daß die Abfassung einer so selbstbewußten Proklamation
gerade in die Zeit der Unterwerfung des Klosters unter die
Herrschaft einer ausländischen Abtei (iüli, erscheint nicht auf-
iUllig^ ist vielmehr angesichts des bekannten ünabhängigkeits-
sinnes der Eastiiianer wie der Katalanen fast selbstyerstftndlich;
schon aus der Zeit des RipoUer Hirtenamtes des Marseillaiser
Abtes Elias (1120—1124) weiß Villanueva (Viage VIII, 13) su
berichten ^que los dnimos andaban turbados con el gobiemo
extrangero^ Es ist bezeichnend^ daß in dem 1147 geschriebenen
Libell einer für das Klosterleben so wichtigen Maßr^^ der
Unterordnung unter St. Viktor^ mit keinem Worte &wfthnong
getan wird; aus diesem Stillschweigen ergibt sich ein neuer
Beweis dafUr, daß wir in der auch sonst mit Absicht parteiisch
gefärbten Schrift keine eigentliche Historia zu suchen haben.
Es entsteht nun die Frage, ob zur allgemeinen Disposition, das
Marseillaiser Joch abzuschütteln, noch besondere äußere Ver^
hältnisse traten, die zu einer in diesem Sinne zu unternehmenden
Aktion speziell ermunterten. Diese Frage kann bejaht werden.
Wie ein Landesfiirst, Bernhard U., Graf von Besalä, mit Unter-
stützung der maßgebenden kirchlichen Oberhirten die ünter-
e«t. Hoc C5t trausUtum bene et lidelit€r samptam in Villa Rinipalli
duodecima mensU Fcbniarii anno a natiuitatc Domini Millesimo qnadri*
gentesimo aicesimo tertio auctoritatc et decreto uenerabilis et discnti
Domini Petri de Campo Dci, ludicis ordinarii Curiae Rinipalll inferiui
subscribentis auctoritatem snam iudiciariam praettantis a qaodam instm-
mento continuato et scripto in quodam libro antiiino pergameneo
cxistenti in Monasterio Beatae Mariae de Kiaipullo in qao sunt conti-
uuaU et scripta instrumenta autitjua pro diclo monasterio £acieiiii« «t
oidem sonantia. Cuius quiaom instrumouti tenor talis e«t. Primus Coe-
nobii ^^anctae Mariae Riaipulleusis fuudator usw.
Die Abschrift reicht bis lum Ende von Fol. 303^.
Fol. 304' oben: BostÄti^ung rou Vtinis De Campo Dei, Index
urdiuarius Curiae Kiuipulli.
Folgt: Signum mei Bernarüi de Viuoa . . . notarii public! and des
Jacobus de iiinabroia.
Dann: Signum mei Nanrissi de MoUs presbiteri notariiqne poblici
Riuipullensis auctontate Venerabilis Conuentus Monasterii eiuideB qni
hniusm^HÜ translatum a sno originalt Üdeliter sumptum . . correctmn
et comprobatum . . - scribi teci et clausi XllI mensi« Februarii Aano «
natini:ate Domini MCCCCXXUl ZuleUt die Betätigung des Petma
Joannes Ferraa.
Die HAA^Jchriften dt$ Klotter« ÖagUi Mari» de Ripoll. 11.
werfung verfllgte, so koonte ja ein andeierj dem Kloster
besser geäinnter Landesherr^ ein wirklicher Gönner, die Ab-
aehtlttettitig des Joches fördern; ein solcher war denn dem
Kloster auch in Ramoo Berenguer IV. ^ Qrafen von Barcelona^
erstanden.
Die lichte Heldengestalt dieses Fürsten, der durch meister-
Iiafte Strategie sowie pcrsunlii'hcn Mat iin Kampfe gegen den
Erbfeind und Tdr die nationale Unabhängigkeit größere Erfolge
errang als irgendeiner seiner Vorfahren, hat im Kloster Ripoll
begeisterte Verherrlich uiig gefunden; man pries die von ihm errun-
genen Siegey die wührcnd seiner Hen'schaft gesteigerte Wohl-
fahrt de» VoikeSj vor allem — aus ganz bestimmten Rückeichten
— die glänzenden Eigeuschafleiip welche die PersönUchkeit
des Grafen auszeichneten» Schon 1141, also 21 Jahre vor seinem
Tode^ hatte er laut einer von Baloze in der Marea Hispaniea
App* Ko. CCCXCIX, coli. 1287 fl". ,Ex archivo monasterii Rivi-
pulleosis' unter dem nicht ganz entsprechenden Regest; Prae-
ceptum Raymundi Comitis Barcinonensia de scpeliendo corpore
suo in monasterio RivipuUensi herausgegebenen Urkunde das
Kloster mit einer reichen Widmung bedacht Zu Beginn des
Dokumentes heißt es allerdings: dono Domino Deo et beatae
Mariae coenobii Rivipullensis et monacbis eiusdem . . . animam
meam et corpus ad sepeliendum^ aber eigentlicher Schenkungs-
akt wird die Urkunde dadurch^ daß der Graf ein ihm gehörendes
Gut in der Grafschaft Bcealü, bei der Stadt MuluarSj mit allen
seinen Einktlnften dem Kloster Ripoll fdr immerwährende Zeiten
zuweist^ aus der näheren Beschreibung der Schenkung geht
hervor, daß es sich um ein ausgedehntes Gebiet mit reichen
Erträgnissen handelt. Daß der Graf der Stätte, wo einst seine
iterblichen Überreste ruhen sollten^ dauernd seine Gunst erhielt,
ist leicht einzusehen und wird außerdem durch dieses Zeugnis
bestätigt. Darum ist es auch erklärlich^ daß der Verfasser der
Itiir» vorher besprochenen Summa libertatum (Brevis Historia)^
der während der Regierungszeit des Ramon Berenguer IV,
uhrieh (1147), aus dem nationalen Streben des LandesfUrsten
Se Hoffnung schöpfen konnte, es werde gelingen, mit seiner
Unterstützung das fremde, auf dem Kloster Ripoll lastende Joch
»zuschUtteln, In dieser Hoffnung hat sich der RipoUer MOnch
io^oferne getäuscht, daß noch einige Jahre nach dem Tode
26 II. Abhandlung: Beer.
des Grafen verstreichen mußten, bis es dem Kloster gelang,
seine Selbständigkeit wiederzugewinnen.
Das große Vertrauen, welches das Kloster auf seinen hohen
Protektor setzte, die über das Grab hinaus währende Verehrung,
die es ihm bewies, hat mehrfachen, beachtenswerten Aasdmck
gefunden, zunächst in einem längeren Epitaph, das, auf Perga-
ment geschrieben, an dem Sarge des FUrsten angebracht wurde.
Dieses war durch den Abdruck in der Espafia Sagrada XLIII
(1819), 466 fF. (Epitafium . . . anno 1803 dum eius ossa transferri
in Ecclesiam est curatum in tumba inventum pergamena cliarta
exaratum) und in P. de Bofarulls Condes vindicados 11, 201 ff.
sowie durch die mangelhafte spanische Übersetzung, die Pellicer
y Pag^s, Santa Maria de Monstaria de Ripoll, S. 125 ff. mitteilte,
bekannt. Eine Abschrift des lateinischen Originaltextes fand ich
unter den zahlreichen Papieren, welche Bai. 107 einschließt
(Fol. 461 ff.). Dort liest man zunächst eine ,Oratio* für den
Verstorbenen und dann folgt die Angabe: Et in suo sepulcro
est sequcns epitapliium scriptum in pergameno, quod est holos-
modi: Epitaphium serenissimi ac uictoriosissimi Domini Ray-
mundi Berengarii Comitis Barcinonae, Regis Aragonum et Ducis
Prouinciae; nach wenigen einleitenden Worten heißt es: ...
Dci uirtute protectus Almeriam, Tortosam, Ciuranam et usque
ad quadraginta oppida circa I herum amncm pugnando cum
Sarraccnis potenter abstulit. lUerdam et Fragam uno die
simul cepit ... in obitu damit miraculis. Aus dieser einen
Probe entnimmt man, daß wir hier nicht ein Epitaph im land-
läufigen Sinne des Wortes, sondern vielmehr ein enthusiastisches
Encomium vor uns haben.* Eine umfassende historische Wür-
digung des Wirkens Ramon Berenguers IV. finden wir in den
mchrcrwähnten, gleichfalls in Jlipoll entstandenen ,Qesta Co-
niitum', und zwar im XVII. Kap.: De nobili Raimundo Beren-
garii Coniite Barchinonae qui in Ecclesia RivipuUi in sepulcro
argenteo tumulatur (Marca Ilisp. col. 546 ff.). Der Abschnitt
* Am Schluß »tollt in Jial. 1U7 die in den Drucken nicht enthAltene An-
fTAbo: Pcrpiniani anno Doniini millcsimo centc9inio nonagefiimo quarto
und hierauf die sclion in den Cond. vind. II, 200 mitf^^e teilten Verse (1. H.):
Dux egu de niatre, Hex coniuge, Marehio patre,
Marte, famc frep'i Mauros dum tempore defn
Et sine iactura tenui Domino sua iura.
Die Handfichrifl«!! d»s Rloviera EmüIü Maria de Ripoll. U.
27
febt Sil mit einer liebevoll eingöbenden Schihlcrung Ars aas-
^'aseiclineten Charaktei^ sowie der blenden den äußeren Er-
belniing des Helden,^ enthalt dann eine Darstellung: seiner
Rmgesjciige mit genauer Angabe der Daten (ein Umstand, der
mich neben anderen QrUnden veranlaß^ die Abfassung dieses
Abschnittes ab bald nach dem Tode des Grafen erfolgt an-
^nsehon) und kbngt in eine Totenklage aus, die in itirem rhe-
torischen Seliwung kaum von irgendeinem älmlichen Produkt
jener an epideikti scher Prosa niebt armen Zeit liberti*oifen wird.*
Die eben besprochen en^ dem Preise Ramon Berengucrs IV*
n enden Schriften sind gute Hilfsmittel, um ein seinem wesent-
hen Inhalt(^ nach bisher unbekanntes Gediclit zu erklären,
das aich in der gegenwärtig in der Pariser Nationalbibliothek
bewahrten Handschrift F, L5132 findet. Ed eitstand Du M^ril
t in seinen Poösies populaires latines du moyen äge, Paris
1847, S. 302 ff, eine ausfuhrliehe Beschreibung dieser reich-
Iialtjgen Mischbandscbrift gegeben und ich nahm Anlaß^ seine
Angaben zu überprüfe u. Die KipoUer PravenienZj schon von
el>tt MeriJ und anderen als wahrscheinlich angenommen, steht
■numstößlich lest* Ich kann nunmehr bestimmt nachweisen, daß
aie Handachrift noch zur Zeit Balus^es in Kipoll war^ denn die
fljir ihn aus dem Kodex angefertigten Abechriften tragen diesen
ft*ovenieasvormerk ; auch Mabillon, der die Gesta Pctri (Ur-
seoli) Ducis Vcnetiae zw^cifellos nach einer ans derselben Hand-
schrift geschöpften Kopte ASOSB saec. V.^ 878 ff, heran sgab^
bemerkt ausdrücklich, der Text stamme ,Ex ms* codice Rivi*
* Hlc mira |irobit*te, ftc:ipiiti,i, iue:eiiio ac t^ousUio (k»Ugii& toto orbt l'iimo'
«tnifiiai cUruit. Fuil iiempe imtiirAliter magu-inimu^t itud?i.\, i*rcjbu*,
ftieilii et »ubtHi», lii protKrtito ciiTtstHiis et (jroai4iK«, gestu ot di^liitii ap-
pfobjitidi uiributi pmc^poUcns, siatiira ardutt» ac (>rt>eefUA, manu prumpttiSp
€or|ior& imlMti^, oicinbri* Nptiis^ diiposltionc üomposiitt», culore |>uk'hvr-
rimni^, sie quod niliil, iit fc^rcbattir catiiTtiumUr, dcfult fi boni; limiiu
MifiivnUar ac abutirlantior otuuLbus sui» temporibu« cititit
* Obtit in Doiiiino, buo reliiifjtirTis lnctttm popubi^ ppriinliim patna^« bntii-
biu gaudinm, lameiittim püipcribus^ rc^ngioiU Btiipirium. ta eitia nf^mpc
nbitii eilnit lalro, prae»tiitipsU pracdö, lituit patipftr, c^hniiouit cloni«^ lull
iiief>1a, iaeaiit KoetK fnf::ii viciona, ereitit fuga» gtadiu^ In donK^stküs
efTeralut et patna e;xtertiiinio praciparatur . * . UorpiiB ilaque iam dicti
riotiiliKtimi ProidpU ad «uam «rt patrijirt] ri'iwrtJitum i*t in HiiüpultvtiHi
uuniasteriOt ijnod ipi* pltirimum diJuxerat, ln>iiünJice eai g^pulluiu.
28 n. Abhandlaog: Beer.
pollensi^ Die Übertragung des wertvollen Manuskriptes nach
Paris steht offenbar mit der Mission des Pierre de Marca, als
dessen Sekretär Baluze fungierte (vgl. T. I, S. 3 f.), im Zu-
sammenhang. Der Kodex ist aber nicht bloß aus Ripoll ge-
kommen, sondern auch dort geschrieben und, wie wir sehen
werden, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus großen-
teils bodenständigem Material zusammengestellt worden. Diese
in mehrfacher Beziehung wichtige Tatsache läßt sich mit ab-
soluter Sicherheit erweisen. Der Miszellankodex überliefert
Schriften, von denen wir bestimmt wissen, daß sie in Ripoll
verfaßt wurden, wie eine noch zu besprechende Redaktion der
Gesta comitum Barcinoncnsium, ferner jüngere Abschriften aus
Codices, die einst in Ripoll vorhanden waren, so die Altercatio
fidei catholicae inter Arrium prcsbiterum et Athanasiom epi-
scopum Probe iudice residente des Vigilius Thapsensis (T. 1,
109, Nr. 246 des alten Kataloges), endlich eine große Anzahl
von Aktenstücken, deren Aufzeichnung in einer anderen als in
einer Ripoller Handschrift unerklärlich wäre, weil sie direkt
mit dem Klosterleben in Zusammenhang steht. Auf Fol. 109'
findet sich nun, wie Du M^ril a. a. O. 306 bemerkt, an poime
sur la mort d'un grand capitaine dont on ne peut plus
lire que le commencement; der von ihm gelesene und mit-
geteilte Anfang lautet nach seiner Herrichtung des Textes:
1 Müutom meam laedit dolor,
iiaiu natuHs soli color,
2 Cülor, inquam, gcnuinus
fit rcpcntc pcrcprinus.
3 Color qiiippc naturalis
nunc afflictam gentom malis
4 Mirc nupcr dccurabut,
dum uir magnus radiabut.
5 Magnus, inquaoi, eomes ille,
qui destruxit seras mille
»> Mahumcti caedo* gcntis
gcnu nobifl iam Üectentis.
7 Sensit Lorcba* uirum tantum,
» So Du M«?ril; di« Handschrift bietet d*s richtige ,fede* (-= fide).
^ Du M^ril bemerkt richtig: Liorca en Catalogne, que Pline «ppelait Ilor-
cum, Hist. uat. 111, 1.
Die HAiidacfariften d«s Klosters Suta Maria ds EipolL H.
29
Der Rest des Gedichtes ist tatsäclilieli in der Hamlselinft
stark verblaßt; zum Teil abgeschabt; immerhin läßt sich mit
Aufwand einiger Geduld der weitaua größte Teil de» Gedichtes
flMk ohne Reagentien entziffern. Aus dieser Lesung ergibt
ibÜf daß gerade der wichtigste Teil, d. h. derjentge^ der uns
über die Persönlichkeit des jGrand capitaine* genau unterrichtet,
bisher verborgen blieb, Jcder^ der in der Geschichte Kata-
loniens ein wenig bewandert ist, erkennt beim Durchsehen des
neu gelesenen Tcxtteiles auf den ersten Blick, daß der Ge-
feierte niemand anderer sein kann als Hamon Berenguer IV.j
der mächtige Schirmherr Ripolls (f 6. August 1162); übrigens
slahip wie mau sich aus der auf Tafel 3 gebotenen Nachbildung ^
d^ merkwürdigen StUckes überzeugen kann, ganz oben auf
dem Bande in sehr kleiner, aber noch lesbarer Schrift: In laude
Rai^di bengarij comitis barch. et principis aragonensis et co-
mitis proYmcif,*
Vergleicht man genauer die früher besprochenen Ge-
schiehtsqucllen, so merkt man, daß der Dichter sich an die
durch diese vertretene Überlieferung hielt, wenn man auch
nicht verkennt^ daß er zum Zwecke des künstlerischen Auf-
baues seines Gedichtes — ein solcher ist angestrebt, zum Teil
erreicht — die betreffenden Daten nach freiem Ermessen grup-
picrte,* Im übrigen ist aber die historische Treue gewahrt, im
gansen m streng, daß ich die Erklärungen durch den oben be-
sprochenen Abschnitt der Gesta comitnm (G, C, Cap. XVJI,
Harca Iliip, coL 547 f.) sowie durch das sogenannte Epitaphium
liefern lasse. Bezüglich der Wiedergabe des Originales sei be-
^ Dt«i« %mgi ancb, «laß die Elnzeichnnnir sieht, wi« bisher All(^tn«lxi m*
l^nnaiMeu wnrde, dem 13,, iondem der KTvmten Hftlfte iUs 12. Jalirhan-
d«Tt* auf t' hört, aho bald n»eh dem Tode de* Grafen erfolgte; dieser
tJinctJind keim Uli noch l>ei dt^m iiiiitc^r «a liefernden Kachweis der Art
4ar ZflAAminetüttenntij^ der Ifnndachrift «»r Spruche, tVher die dem Sang
VOfgtt«tlt«ll Huaikiiüleri teilt niir Gtiiifo Adler freund liehst Ft:ilg'endes mltt
i0le S^itheitimmiitig und die rrdveüteiiK »liirirtit: Em sind aquiUnifiche
Ncvsieii auf vier Litiieti (respektive drei) mit F-ficIiHlsael anf der ersten
und C-Schlüssel auf der dritten Linie.*
'Die iiiodeme NotU auf dem Rande rechts »Ummt von PauUu Parifi.
* W. Hejrer, der iu den neu geleieneu Tert Einsicht nabiu^ «eheidet im
Aufbaut 1— &; Einleitnnf, 5—13^ EriegsUlen, 1» bü Schlu0! Allfemelno
Chirakterktik.
30 II. Abhandlung: Beer.
mcrkt^ (laß die Umschrift diplomatisch getreu ist und im Gegen-
satz zu Du Meril Langzeilen hergestellt wurden, was bereits
Wilhelm Meyer (Speyer) in einer brieflichen Mitteilung vor-
geschlagen hatte, obwohl ihm das Original nicht vorgelegen war.
7 et siurana mens gigantam.
Almeria cum carinis. sed tortosQ mox uicinis.
Hunc hylerÜQ urbs cxpauit. fraga uirum trepidaait.
10 qu9 sub una simul luce. hoc succumbunt nostro duce.
Barch inonam. taragonem. arclatem. taraschonem.
rexit. florens. opc. fama. terrens hostes bis plus flamma.
üictor scmpor numquam uictiis cuius terror fuit bictus
sepe furcs emit auro illos ornans crucis laaro
15 Ausu constans pcrtinaci sensu uigens perspicaci.
ad sc orbera fere totum. traxit tonans in remotum.
Nara hunc magnus rex francorura. mirabatur et anglorum.
Huic fauebat alemannus. dextram dabat tolotanus.
Pa . . (?) ... plena (?) probitatis . . . uena
20 Sub communi cessit mortc. sed celesti uiuat sorte.
7 Anno Christi MCLIII non dicam munitissimum castrum Sinranam, sed
montana fortissima et alia plurima castra circa litus Iberi amnis cepit.
G. C, Del uirtute protectus Almariam, Tortosam, Siuranam . . . pagnando
cum Sarracenis potenter abstulit. Epü,
8 Ad capiendam Almeriam Ildefonsum Toletanum Imperaiorem ac claasem
Januensium incitauit ... et usque ad captam ac spoliatam urbem . . .
perstitit. G. C. Tortosam cum Janucnsibus obsidens ... et ad altimam
urbem capiens anno Christi MCXLVIII sedem ibi episcopalem institniL
ö. C.
9 Sequenti autem anno Christi MCXLIX urbem Ilerdam . . . obsedit; et
uno eodcmquo die ipsius anni, VIII. scilicct Kai. Noucmbris eandem
Ilerdam ac Fragam ccpit. G. C. Ilerdam ac Fragam uno die simul ce-
pit. KpiL
11 Urbem Arclatensem contra se tumentem usque ad turrium multarum de-
structionem coropressit penitus et uastauit. G. C,
14 Nach 14 am Rande: al firmans pacem auro. Decor suis, terror mauro.
Den Sinn dieser Variante interpretiert Aug. Engelbrecht dahin, daß ,der
Graf nicht bloß ein Kriegsheld war, sondern aucli im Frieden durch
Geldspenden und geldkostende Einrichtungen und Maßregeln seine ge-
treuen Untertanen unterstützte*.
18 Über alemannus: «f- inipr (imperator) uidelicet; über toletanus: impr.
18 Kaimundo Berengarii sun nepoti neptem Imperatoris Alamanniae matri-
monialiter copulauit ducatumque Prouinciae nt^poti eidem ab «ödem im-
peratore perpetiio adquisiuit. G. C,
18 (Tuletanus): s. oben Anm. zu Almeria.
djebriften de
Zu <lon bereits bekannten Pro&a-Elogion auf Ramoti Bereü-
' IV. ist nunmehr also auch ein Hymnus in Versen neu ge-
warmen; wer sich an die früher gegebenen Ausführungen über
die bidtorischen Studien in RipoU erinnert und die erläuternden
Anmerkiitigen zum Hauptteil des Hymnus vergleich t, wird nicht
ÄweifelUi daß die Heimat des Gedichtes in Ripoll zu suehen ist
Ein deutlich zn verfolgender Weg führt von den an die Zyklen
Anschließenden aunalistischen Aufzeich Qungen zu den Chroniken^
snr Summa dignitatum (Historia brevia), zu den einschlägigen
Beriehten der Gesta Comitum und endlich zum Hymnus. Der
mächtige Graf, s&u Lebzeiten ein Beschützer des KloatcTSj hatte
in diesem seine Grabstätte gefunden, die Mönche von Ripoll
hatten ein analoges Interesse, ihn zu feiern,^ wie später die
von Pöblet Jaime I. von Aragon oder auf kaätilianiscbem
Bodcti die MCiUche von Cardena den Campeador und die von
Silos Santo Damingo.'
Die Fülle der dem Grafen Berenguer IV. von Ripoll dar-
gebrachten Huldigungen ist gleichwohl überraschend^ sie über*
trifft weitaus das^ was man dem Abt Oliva an Lobpreisung
hatte angedeihen lassen. Dieser Tatsaehe entspricht auch der
Umstand^ daß wir — vorläufig wenigstens - — dem Berenguer-
lijrtiuluft keine ähnliche Schöpfung an die Seite stellen können^
keuief die so sehr in der kontinuierlichen Tradition der lite-
Tarochen Tütigkeit des Klosters wurzelte.
An und für sich merkwürdig^ ist der jetzt bekannt ge-
wordene Hymnus geeignet, auch die Beurteilung eines in Form
und Vorwarf wesentlich verschiedenen , durcli gewisse Umstände
aber verwandten Gedichtes näher zu rücken, des Carmen lati-
nuiii vom Cid: unter allem, was Geschichte, Sage, Dichtung
Ton dem spanischen Nattonalhctos melden^ als Schriftdenkmal
in erster Reihe stehend ist es zuerst von Du M^ril a, a* ü.
308—314 veroflcntlicht worden und hat sehr bald den Gegen-
stand eifriger Kontroversen gebildet Wir k^innen diese nicht
ejehtienil itl die SteUa im EpUAphiitni; In obitu etmm »ao olnmit
lirAcnlift . . . per toliim hvt dum Corpn« eiua ad Moua»l«nam Riöi-
'fiull^jiii^ afferrelar . . . iUiqne sepu et B^plsalme euidentiba» crebri« ela*
ruit mirai-uli«.
' EilM b«Mnd«re ü iiteraurhuD^ kümUfl itacbweisen, daß »ieb ein ^itur TeU
«itläcdillgigcii Qaell^n jeUt in der Pjiris«r NalioiiAlbibllotbek findet
32 II. Abhandlang: Beer.
umgehcD; weil sich das lateinische Cidgedicht in derselben
ehemals Ripoller, jetzt Pariser Handschrift findet^ aus welcher
der Berenguerhymnus mitgeteilt wurde.*
Die einander gegenüberstehenden Argumente der Fo^
scher^ welche für das Cid-Carmen katalanischen Ursprung an-
nehmen (vermutungsweise Du Möril, nachdrücklich Mil& De la
poesia heröico-popular castellana, 1874, S. 226f.)y und der ande-
ren, welche den sehr naheliegenden kastilianischen Ursprung
behaupten (Amador de los Kios, dem sich in jüngster Zeit auch
Men^ndez y Pelayo, Antologia de poetas liricos XI (1903),
308 f. anschloß), hat 6. Baist in dem Aufsatz: Die Heimat des
lateinischen Hymnus auf den Cid, Zeitschr. f. rom. Phil. V (1881),
64 fF. einer scharfsinnigen Kritik unterzogen. Die Qründe,
welche namentlich Mild für, Amador gegen den katalanischen
Ursprung geltend machte, mögen an jenem Orte nachgelesen
werden. ,So sehr man an sich geneigt sein mag, eine Meinung
des gelehrten Katalanen derjenigen Amadors vorzuziehen', meint
Baist, so müsse man doch neuerdings an die unbefangene Prü-
fung des Gedichtes herantreten. Für ihn ist Strophe 5 maß*
gebend:
Eia laeiando populi cateryae
Campi doctoris hoc Carmen audito.
Magis qui eius frcti estis ope
Cuncti venite.
Das kann nach Baist nur ein Kastilianer ausgerufen haben.'
Man lese das Gedicht nochmals unbefangen, aber in Er-
kenntnis dessen, was das Volk (Catervae populi) verstand, ver-
' Ein ApogfAphnm des CidgedicliteR, sicherlicli ans der eben besprochenen
Handschrift geflossen, findet sich in üal. 107, fol. 320*^ (mit der wohl
von Haluze eigenliHndig vorgesetzten Überschrift: Ex codicc MS. mona*
sterii Kivipnllensis); diese einzige ältere Abschrift ist wegen gewiaier
Verbesserungen zu berücksichtigen, so beißt es gleich am Anfang statt
ella gestorum richtig Bella gestornm, wodurch die Konjektnren Ton Du
M^ril (»Probablcment une contraction d',En illa*) und Amador de loa
Rios, Hist. critic.i de la lit. Esp. II, 342 (,Eia') widerlegt werden.
' jDiejenigen, welche ihr Vertrauen anf Cid setzen, kennen nur seine
Zeitgenosson und seine Landslente sein. Die Katalanen haben sich
nicht auf den Cid rerlassen, sondern sich mit ihm geschlagen. Der
Hymnus ist also noch zu I^bzeiten des Cid geschrieben für Kastilianer
und unter Kastilianern, also auch von einem Kastilianer.*
des Klostüri Santa Maria de Rlpoll. II .
33
'ttelieii woUto, unci man wird sich der Überzeugung nicht ver-
idiließen, daß die eugere^ un>^st& Heimat di^s Gediclu^^s Dicht
Kastilien, nicht Katadonieii war, sondero die Schreibstube^
diese ist internationalj hier, weno wir uiia geläufigeren Vor-
stelttingen Rechnung tragen wollen, interprovin/Ja), Wir müßten
alles, was wir ¥0n einer direkt sich an die Massen wendenden
Valkspoesie wissen, anf den Kopf steUen^ wenn wir amiohmeti
waUten^ das Oedicht sei etwas anderes als ein — man mag
sn^bea^ von einem gewandten und kundigen 8cholastikus ver-
faßtes — Scbulprodukt
Aus dieser Auffassung erklärt sich die gesucht künstliche
Form, der gelehrte Aufputz des GodichteSp erklären sich ver-
»chiedeDe miB verstandene Stellen, so ^. B. die Nova bella Ro-
derici, die unmittelbar auf die ^acta paganoruin dum iam vile-
BGmui vetastate molta^ folgen, wodurch der Verfasser schul-
mäßig von seinem Gesichtspunkte aus Altertum und Neuzeit
gegenüberstellt; auch die AnHlhrung des Kampfes um Lerlda^
die scur Annahme führte, daß das Gedicht vielleicht für die
, Bevölkerung von Lerida* verfaßt wurde (Du M^nl), wird ver*
«tftndlichy wenn man in den Aunalen^ Chroniken und sonstigen
geschichtlichen Aufzeichnungen blättert und findet, daß diese
Stadt eben eines der am heißesten umstrittenen Kampfobjekte
bilde ta>^ Die Erwähnung dieser Stadt »owie des ^Marehio,
eomes Barchinonae, cui tributa dant Madiunitue^^ war l\lr
MilA in sachlicher Beziehung maßgebend, das Carmen Katalo*
nien zuzuweisen; den äußeren Umstand, daß wir es in einer
Rtpaller Handschnft und nur in dieser finden, hat er nicht
etwa bloß beiläufig erwähnt, sondern diese Tatsache an die
Spitze seiner Beweisführung gestellt: ,debe creerse compuesta
(Iä poesl&l en Cataluna, ya en razdn de! manuscritc en que se
halta, cuyos documentos pertenecen todas ä cosas de eete pais,*
Aueh hat er die Gründe, warum gerade RipoU dazu kam, das
Gedicht aufzuzeichnen, gut angedeutet^ Ramon Berenguer IIL
war mit einer Tochter des Cid verheiratet, ,dc quienes nacid
Maria, mujer del conde de Besalu que era el major potentado
' D«utUeli »precij^n $lcli hierüber liie Qi^aU ComUum in der Bert*rip«pr-
ViU MUS (Cül. &47 di^r M«rca Hi»|i.): Sequenli antio Ckriflü MCXLtX
itrbera llerdüiu uostrae f^anU iufeAlladiLUjiiTi «l diu eitopUtam oti»eiIit.
^ De U poeaiA hertiitici-pcipuUr cut«naüA 2*11 i.
8lliu|il«r. lt. rhiL-^l«t. KL l^S Bd. 3. Abb. I
34 II. Abhandhinfr: Beer.
de las cercanias de Ripoll & cuyo monasterio pertenecia el MS
del Cantor latino^^ So richtig nun ist, was Baist hervorhebt,
daß die Katalanen sich mit dem Cid schlugen, so stolz war
man andererseits auf die Verbindung einer seiner Töchter mit
dem regierenden Grafengeschlecht von Barcelona, ein Stolz,
der auch am Schluß des altkastilianischen Poema del Cid deut-
lich durchklingt; zu beachten ist ferner, daß aus den ,Catervae
populi' diejenigen ,qui eins (Campi-doctoris) freti ope^ durch
ein ,magis^ gesondert und speziell zum Anhören eingeladen
werden. Zu den angeführten äußeren Indizien kommt natür-
lich noch der Umstand, der weder MilA noch Baist bekannt
sein konnte, daß nämlich das CidOedicht in demselben Kodex
neben dem Hymnus auf Berenguer IV. steht, den Sohn des
mit Dulcia, der Tochter des Cid, vermählt gewesenen Beren-
guer III.; auch könnte darauf hingewiesen werden, daß poetische
ilnkomien auf Verstorbene in Ripoll traditionell geworden waren
und daß, wie noch gezeigt werden soll, die literarische Pro-
duktion des Klosters gerade im letzten Drittel des 12. Jahr-
hunderts zu neuem Aufschwung ausholte.
Gleichwohl halte ich an der Überzeugung fest, daß der
lateinische Cantar auch in Kastilien verfaßt und nach Ripoll
importiert worden sein kann, zumal wir die Beziehungen des
Ramon Burengiior IV. zu Alfonso VI. (Imperator Toletanus)
kennen; ja, ich bin in der Lage, den konkreten Fall anzugeben,
daß ein wichtiger, umfangreicherer Text gerade zu jener Zeit
im äußersten Westen Spaniens von einem Ripoller Mönch zum
großen Teile abgeschrieben und diese Kopie der Klosterbiblio-
thek einverleibt wurde, ein Vorgang, über den wir mit aller
nur wünschenswerten Genauigkeit unterrichtet sind.
Gemeint ist zunächst der Hrief, den Arnaldus de Monte,
Mönch von Rijioll, im Jahre 1173 anläßlich einer Wallfahrt
nach Santiago de Compostela von dort aus an den Ripoller Abt
Raimundus de Berga und den Großprior des Klosters ,B.'
* Mil.a stutzt a'icIi hicbei auf die aus iirkiindliclien Quellen gcscliitpfto An-
fjabe Htifarulls in den Condes vindicado» II, 151); Bernhard, letster
(.■raf von Kenalu, hatte seiner CJattin, der Enkelin des ('id, ,todo8 sus
honore!« y eondadii.« de Ke.<«alu« Hipoll, Vallespir, Funulla y Perapertusa,
en caso de inorir sin hijcxt ex dotata coninpre filia prolis Mariae
Kuderici' |;eschenkt.
fwalir&cheiiiljcli Bernanlo de Peramok, NadifoJger deß Rai-
mund ii9 de Berga, 12UtJ— 1212[?]) gerichlet liat. Dieses Schrei-
bell ist zuerst von L. Delisle jLe Cabinet historiqne XXIV*
ll878), Iff*: Note sur le Recueil intituM De mirauuliä eaticti
lAcobi, nach zwei Abschrifteiu die sich in Bah 107 finden^
ftrAii^gegebeu worden. Kurz darauf orachicn in den Recuar-
de un viagti A Santiago de Galtcia per el P. Fidel Fita y
^nreliano FernÄndex-Guerra, Madrid, 1880, 42 ff,, oine
iche Übersetzung dieses von Delisle bekannt gera achten
Textes mit sacbkundigen Erläuternugen, welche die Wichtig-
it des Schreibens für die Kunde mittcIaUerUchen Sehrifttums
Relief setzten. In der Tat hat der Ripoller MOnch A, de
Monte eine auerkennens werte Arbeit geleistet, indem er spe-
&U mit Küeksicht auf die Interessen des Klosters (was er ans^
rilckhch hervorhebt) ans dem beute noeh in Santiago de
»mpostela aufbewahrten ßogenauDteii ,Codex Calixtinus* drei
Icber, Q^mlieh das 2., 3. und 4. ganz^ die anderen (1 und 5}
Iweiße abschriek Zu meiner Freude gelang es mir schon
ar JabreUj nicht bloß das Original des von Delisle nacli den für
BalEze hergestellten Kopien edierten Briefes, sondern auch die von
Amaldui de Monte angefertigte Abschrift in dem heute im Barce*
pneser Kronarehiv aufbewahrten KivipuUensis 9U aufzuünden.
Der Fund war überrascheöd; niemand konnte ahnen ^
laß sieb »o umfangreiche, direkt ans dem CompostelaDer Ori-
[tnal genommene Auszüge im Ripoller Bestände linden würden,
ich derjenige nicht, der die vorhandenen Verzeichnisse der
^mmlung genau durchgesehen hatte, Villanueva^ der sonst
literariiehe Kcjstbarkciten ein wachsames Auge besaß, Heß
en Kodex unberücksichtigt^ Ewald leitete durch seine Beschrei-
zng (Reise 388) ,mombr. s. XIL Brief Calixt IL über Santiago
d Turpin. Copiado 1173 por un monje de Ripoll qiK* fu4
peregrinacion ä .Santiago^ dit^ekt irre, dürfte das Manuskript
ir nicht in der Hand gehabt und sich wohl auf die ilhoHch
^utcnden Aagaben des Kiit. Bof verhissen haben; auch Kat.
iL ftllu*t unter Nr, 38 bloß an: Liber inscriptus: Incipit epi-
Ask beati Cahxti pupe , . . Tractat de Santo Jauobo apostolo , . ,
%i aber durch die vollständige MiU*"ibing des oben erwähnten
icfit« den Aufsatz Delisles und so die Aufrollung der Frage
inlaßL Die jüagalc-n, tlen van Arualdus de Monte nbge-
3*
36 II. Abhandlang: Beer.
schriebenen Coinpostelaner Text betreffenden Angaben Des-
lisles (a. a. O. S. 1, Anm.)^ und A. Farinellis in den Apuntes
sobre viages y viageros por Espana, Oviedo, 1899, p. 7 (Re-
vista Critica de Historia 1898)* gehen auf den Inhalt der
Kompilation nicht ein; auch Gustav Loewe hat in verzeih-
licher Unkenntnis des 1878 noch nicht veröffentlichten Ver-
gleichsmaterials bei Beschreibung eines handschriftlichen Ebcem-
plares des Textes den Inhalt nicht genug präzisiert,' ja Pott-
hast, Bibliotheca historica II*, 1384 weiß sogar zu melden,
daß Fita ,Livres 4^ publiziert habe und daß diese Ausgabe von
der königl. Akademie der Geschichte zu Madrid als ,Supple-
ment zu Tom. XX von Florez Esp. Sagr.* veröffentlicht wurde.*
Diesen Angaben gegenüber ist zunächst festzustellen, daß Ar-
naldus de Monte in seinem Briefe (nach dem Original von mir
in den Handschriftenschätzen Spaniens, 413 ff., neu heraus-
gegeben) das von ihm gefundene Buch (reperi volumen ibidem,
quinque libros continens) dem Inhalte nach richtig charakteri-
sierte, was Fita in den Recuerdos 49 auf Grund der Prüfung
des von ihm benützten Compostelaner Originals ausdrücklich
feststellt; dieses enthielt ursprünglich im ersten Buch ,Scripta
sanctorum patrum ad laudem Jacobi apostoli*, im zweiten ,Apo-
stoli miracula', im dritten ,Translatio apostoli', im vierten ,Qua-
liter Karolus Magnus domuerit et subiugauerit iugo Christi
Hyspanias^, im l'üiiften ,De diuersis ritibus, de itineribus etc.*
Auch spricht Fita in seiner genauen Analyse des Originales
a. a. O. 50 von dem cuarto libro que contiene las gestas de
^ »Suivant M. Ic CIcrc (Hist. litt. XXI, 282) 1e Guide de P^lerins oe
pourrait guöre se placer avant la fin du XII' si^cle. La lettre qai ta
etre publice prouvc qu*il cxistait d^jk en 1173*.
* ,Hacia 1140 escribiose cl Über Jacobi, guia practica para los pereg^ioos
que iban en romeria a Santiago. El libro 5*» (so, der Sache nach rich-
tig, nicht aber dem Titel entsprechend), que contiene el Itinerarium ha
.sido publicado por el I*. Fita: Le Codex de Saint- Jacques-de-Compostelle,
Paris 18ft2*.
* ,Eiu Werk des Calixtus über Jacobus* Bibliotheca Patram latinoram
Hiflpaniensifl I, 179 (^gl. auch 8. 38, Anni. 5).
* Das ist Wort für Wort un«utreffend; der Titel der Ausgabe lautet
genau: Le Codex de Saint-Jacques-de-C*onipostelle (Liber de nüracuHs
8. Jacobi) Lirre IV. Publie pour la premiöre fois en entier par le F.
F. Fit«, avec le coucours de Julien Vinson, Paris, 1882.
ie Hatidsohrirtpn de» Kloiten Santa Muri* <!« ßi|)oll n.
37
1
i
'arlo-Mngiio y de RoldÄn, endlich a, a. O. 57 von dem ultimo
bro — once capitiilos de inestimabits valor lustdrico j geogrÄ-
CO* Den Widerspruch, daß Fita eben dieses letzte^ also doch
fünfte Bach in seiner eben zitierten Sonderausgabe im aus*
'ärückltcben Gegensatz zur Angabe des Ärnaldtis de Monte als
iriertes Buch bezeichnet, vermochte ich lange Zelt nicht zu
iaen, umsowenigerj da Fita selbst den die Karlageste enthal-
nden Teil unter dem Titel: Li bro IV del codice Calix-
no veröffentlicht hat und nach meinen Aufzeichnungen im
Rivipullensis 99, d. h. also in dem von ArnalduB de Monte ge-
icbriebenen Kodex^ auf fol, 55* deutlich zu Beben ist: Incipit
dex IUI sancti iacobi de expedimento et conuersionc jspauie
gftllecie editns a beato turpino archiepiscopo^ dann f, 80 iinit
codex quartus . . . Incipit bber Vtus und hierauf faiat der ganze
^11 Kapitel umfassende) Text dieses Buches; in der Mitte des
10. Kapitels bricht nämüch Arnaldus mit den Worten: pere-
grinis sancti Jacobi in hospitali (S. 61 der Ausgabe Fitas) ab.
Die Lösung des Rätsels^ damit die Quelle der betreffs des
leutigen Bestandes, speziell betreffs der Bucheinteilung des
Compostelaner Originals seit Jahrzehnten verbreiteten Irrtümer,
liefert die genaue Beschreibung des ManuskriptSj die Fidel
Fita in den von ihm zusammen mit Antonio Lopez Ferreiro
BraosgegebeneQ Monumentoe aütiguos de la Iglesia Compo-
telana* mitteilte. Das vierte Buch der Kompilation wurde aus
der Handschrift herausgerissen, das fllnfte Buch durch Fäl
schung zum vierten gemacht (vgl. a. a. O. 77£). Fita hält
fUr, daß die Verstümmelung auf die Bedenken zurückzu-
istj die Ambrosio Morales gegen den Inhalt des IV. Bu-
hegte.*
Der Wert der hiemit neu nachgewiesenen direkten Ab-
hrift AUS dem Compostelanus, speziell aus dem 4. Bnch^ wird
^ Madrid ISBt. Ein Exemplar der bereiU TergrijffetieD PablikAtion wurde
von mir in PsrU (N^t.-BibL) «iügesehcn.
* D«r Aßfabe tqö Guido Uaria Dr^vea, HjmDodiA Hiberica II (4s a-
IftcU HjmDlca medii aeiri XVIJ), 8. 5: ,PergAineiithjit;dii>hrift, fef«n*
wirtif in KW ei Teile getrennt, Indem seincrseit auf VernnUsJUi;^ dei
bKTtlbmten Ambrosio de Morakf das vierie Bnch ab «unwOrdig' &u^
fMebnltten und bevouder» eingehnnämn wurdeS «t«bt FiUs V<^n»ichi?nirif
fff e&aber^ dmß dtf«ea 4. Buob ser>i5rl wiurde. (Vgl. d. folg, Aam.)
38 II. Abhaudlung: Beer.
also erhöht durch den Umstand, daß gerade dieser Teil in der
Urschrift fehlt,^ während er im Rivipullensis tadellos erhalten ist;
da dieser Kodex mit seinen scharfen, schlanken Charakteren
geradezu als Muster der Ripoller Schreibkunst jener Zeit hin-
gestellt werden darf und genau datiert ist (1173),* wurden zwei
Seiten (fol. So"", 36') reproduziert (Taf. 3), dadurch der Vergleich
mit der von Fita aus dem Compostelaner Kodex veröffentlichten
Schriftprobe' ermöglicht, der wohl zum Vorteil des Ripoller
Apographums ausfallt. Wichtig ist auch der Umstand, daß wir
nunmehr genaue Daten darüber erhalten, wann die Karlssage
auf katalonischem Boden zum erstenmal in einem literarischen
Zentrum bekannt wurde, damit den Anhaltspunkt, um Portwirken
und allfUllige weitere Benützung des Stoffes auf eine bestimmt
nachzuweisende Quelle zurückzuführen. Die Verbreitung des
im Codex Compostelanus (dem sog. Calixtinus) enthaltenen Tex-
tes ist bekannt;^ auch auf spanischem Boden finden wir noch
einige jüngere Abschriften, deren unmittelbare Vorlage freilich
nicht so genau nachgewiesen werden kann^ wie die der -Ripoller
* Fita bemerkt in den einleitenden Worten zu seiner Ausgabe des ,Libro
IV del C/)dice Calixtino*, Traduccion Gallega, im Boletin de la R. Aea-
domia de la Historia VI (1885), S. 253 : La fuente latina de que dimanö
ha sido tristementc cegada y barbaramento destruida en el cödice arqui*
tipo del siglo XII.
' Fita, Kecuerdos 49: ,1173, 6 un afüo antes* und erinnert in der An-
merkung: Scgun el computo Pisano el aAo 1173 de la Encarnaci6n
comenzaba eu 25 de Marzo de 1172.
' In der oben zitierten Ausgabe: Le codex de Saint-Jacques, zu Seite 16
(vgl. auch Kecuerdos 47 f.).
* Vgl. die Vorrode zur Ausgabe: Turpini Historia Caroli Magni et Rotho-
landi von Ferd. Castets (Publications de la Sociotö pour T^tude des
langues romanes VII, Montpellier 1880) mit spezieller Berücksichtigung
der Montispes^iulani; die Parisini werden besprochen von Julien Vinson,
Les Basqiies du XII« siMe, Revue de linguistique et de philologie com-
paree XIV (18S1), 128 ff., die Mss. des Britischen Museums von Ward,
Catalogue of Romances I (1883), 646 ff. Die einschlägige Literatur wurde
zuletzt zusammengestellt von Ph. Aug. Becker, Grundriß der afr. Litera-
tur, Heidelberg, 1907, 8. 46 f.
» Kodex 2. L. 1 der Madrider Palastbibliothek, s. XIII—XIV, von Hartel-
Loewe BPLH I, 479 beschrieben, ein zweiter in der Madrider National-
bibliothek, Lat. P. 120, eine junge, von Fray Juan de Azcona 1638 an-
gefertigte Kopie, vgl. Fita, Recuerdo« 50.
i
Die Handsührifteti des Kbit^rg SadU U^na de RipolL U. 39
opie^ ferner auch die galizisehe UbersetzuDg^ dieselbe, aua
er FitiL das 4. Buch mitgeteilt hat,^
Unverkennbare Äbnlichkeit mit der eben besprochenen
bsehrjftj die der Ri polier Moucli Amaldus de Monte aus dem
ompostelaner Origmal Dahin, weist eine andere, gleiehfalk bis
\etzi nobeachtet gebliebene HtpoUer Handschrift auf, Kod* 19ä,
die außer vieleu anderem* ,Paalmodiao laudes^, dann einen Trak-
tat über ^eognomina^ und jadvocationes* der Jungfrau enthält^
welchem Wunder der Jungfrau von Montserrate folgen; da-
dureb wird der Kodex äachlich der von uns behandelten Samm-
Inng zugewiesen, da ja das berühmte Bergheiligtum, wie wir
gesehen haben (I, 79), dem Kloster RipoU gehörte. Den Schluß
acht eine kleine Abhandlung de Saeramentis^ die mit folgen-
en Worten eingeleitet wird; Dilecüssimo fratri, G* magalonenBi
piäcopo *B- siguensis episcopus salutem* Cum Borne quondam in
insula in domo episcupo portuensis sinüle (so) eagemui . . . cepisti
mirari tu, cepi mirari et ego , . * quod aliqua illis (nämlich
rebus ueteris tcstamenti) similia adhuc in ecclesia fieri uideri-
mus * . . PetiBti igitur a me ut sicut illa exponeram ita et ista
exponere temptarem'. Unter den Bischöfen von Maguelona
(Montpellier) und Sigilenza kommen hier nur Gualterus (Gautier
dd Lille, nicht identiach mit dem Verfasser der Ätexandi*eis)
und Bemard in Betracht; der Erstgenannte war vom Jahre
' Dttr T«iEt diesem Bocb^a beginnt (Kod. der Madrider NaüonalbiblioCfaeli,
T. 25&)t Au Aqai yoi co»Umoi d« irAsltdft^aa d nur«^?« de Santiago
e äts &(\ut ead«! aule vos contjiremos crome Cftlrros librou E«p&!la do
podcrfo do» moUfMj i^pm eonta Dou Turpim, «rs^ibii|io do Eci^nea.
' Kai. Eiv. Nr. ^a enlliäll Mg^ende (ItterL^) Bescbreibuti|,'^
De Uiupore sAlisfaetioDii» an ^it imponenda ujoritun». TheodoniA
Cautuäri^'nsi» Archiepiaco|mji in P^DiteDliaU suo. Cttoasa rlrgiDii Marie;
i4 l&iideiu et honc^rem eiUB «acra »omin«^ Quedani mlracula per mter-
otMion«!!! Virginb Murie. Ejrp^iiÜQ evanfeltoruni «Miniii est Gabriel
Aofelüsr et iiitravit Jtüu« in quoddjuu Caeipllmn/ Tractaitui de diTer*
sitale iUa qae agitUF in Ofßciü Mi^e. Eipoaitio de eccleaiartlitt dedi*
raüunibus i?t de eccleflie sacrümentt^. Expoüitio nUt|Uormn Eyangelio'
rutn f^t Fit^hiioruia. 8errtiaui'« varU. Qu^am ttUmcula per iutercafiftiouetri
V. Marie de Mün(e§errato, IbnUeb ist die Be«cbreibung im Kat. Bof.
ntiti^r der Sign. EaL 2" Cji|, ^"^ nnm. 2b, nar wird dort eine kleinf , imroer*
bin bpzflicbneode Eintrag^ung berücksicUllgt: AI pHDclpio bay |a crooo-
b»s:U dt \o9 r^res de Francia. Von Bernhard, d^m Atitnr de« Traktait
d« 8a«raiiiontia, bat keice der bekanitten Liat«ii Notiz fenomiuen.
40 II. Abhandlung: Beer.
1104 an Bischof, starb nach Gams, Ser. ep. 579 i. J. 1128,
nach den Angaben der Histoire litt^raire de la France XI
(1841), S. 82, i. J. 1129; Bernard, Bischof von Sigttenza, re-
gierte 1128 — 1143 (Qams 74), so daß die Abfassung seiner
Schrift de Sacramentis, die er dem noch lebenden Gantier
sendete, in das Jahr 1128 oder 1129 fallen muß. Die Auf-
nahme des bisher unbekannten Traktates in eine RipoUer Hand-
schrift zeigt ebenso wie die soeben besprochene Abschrift des
Arnaldus de Monte, wie sehr sich der literarische Interessen-
kreis des Klosters erweitert hatte. Bemard war Franzose,
Mönch von Cluny, und unter der Regierung Alfonsos VI. von
Eastilien bei der Wiederaufrichtung des Bistums von Sigttenza
dorthin als Oberhirt berufen worden. Als Schriftsteller ist er
bisher überhaupt nicht bekannt, obwohl aus den mitgeteilten
Einleitungsworten hervorgeht, daß er sich schon früher in der
Auslegung des Alten Testamentes versucht haben muß. Gautier
de Lille hatte sich schon frühzeitig schriftstellerisch betätigt; wir
kennen von ihm außer anderen Arbeiten Kommentare zu den Psal-
men (Histoire littöraire a. a. O.), die den Anknüpfungspunkt zu den
exegetischen Versuchen des späteren Bischofs Bemard gebildet
haben mochten. In einem alten Siguenser Episkopolog^ (der ein-
zigen Quelle für die vita Bernards, die mir zur Verfügung steht)
findet sich die Angabe, daß Qualtcrius, Bischof von Sigüenza,
zum Bischof von Santiago gewählt wurde, somit identisch wäre
mit dem von Gams S. 26 angeführten Bcrnardus de Angino.
Ist diese jetzt nicht kontrollierbare Angabe^ richtig, dann
ergeben sich zwischen dem Rivipullensis 123 und der von Ar-
* Diego Sanchcz l'ortocarrero, Nuevo Catalogo de los obispoa de la Santa
Iglesia de Sigüenza, Madrid, 1646, S. 14 ff. berichtet: Don Bernardo,
Frances de nacion, natural de Kgen o Anguino, Monge Cluniacense j
uno de aquellos seftalados y virtuosos varones que para instruir las Igle-
Sias nuevas do £spafta passaron de Francia con el Ar<;obi8po Priroado
de Toledo, Don Bernardo, en el Reynado de Don Alonso VI. Fui Capi-
scol de Toledo y Capellan dol Emperador Don Alonso VII., y el pii-
roero que despues de tanto silencio sc llam<^ obispo de Sigüen^a. La
primera rez que le hallo con este titulo es af&o 1122 no falta
apoyo para lo que dize (el Epitaphio) de la promocion 6 eleccion de
D. Bernardo para la silla de Santiago.
* Man antwortete Gams, der um genauere Daten zur Feststellung der Bi-
scho&listen nach Compostela schrieb: arcbivia ibi paene destructa eaae.
Hftiidichri^eD dei Kli»Aters Swot« M^Ha de RipollJ
ouldtui lier^estellteu Kopie des <.\>dex Sancti Jacobi außor der
koilfttetiertcii Älinlichkcit der Sehiiftallge noch weiter© Bcasiehmi-
p0ii; mcher ist jed(^nfalls^ daß Hipoll ^ur Zeit, in welche die
Atifertigung der beiden oben besprochenen Manuskripte fällt
4 letztes Drittel des 12> Jahrhunderts), auf literarischem Gebiete
zu erneuter, iutensiver Arbeit ausholte.
Ditjser Aufschwung kam der Abschrift und sonätigen Er-
werbung der hier zunftcbst in Betracht kommenden putristischen,
littirgischen und hagiographisehen Texte zustatten^ joner Pe-
riode gehören zwei von verschiedenen Hfinden geschriebene^
seit geraumer Zeit jedoch in einem VoUimen — heute cod, 217
^ vereinigte Handschriften an, von denen die eine die drei
Bücher der Sententiae Isidors^ die andere des Ildefonsus Tole*
diuius Schrift De Virginita te Sanctae Mariae enthält. Etwas
später (s. Xn— XIII) fällt die Anlage des heute unter Nr, 206
attfliewahrten Kodex, der nach Hermones de diebus festivis
und Walafridiis Strabo^ De exordiis et increoientis rerum eccle-
«iasticamm (Fabricitis III^ 601) Äugustins Brief ad Macedonium
(Epistel 153) birgt; etwa aus derselben Zeit stammt Kodex 130
mit jKlores evangeliorum^y Kodex 170 ^Sermones de festivitati^
boj*. Noch dem 12, Jahrhundert gehören an: cod. 110 jEacpo-
sitionea evangellorum'^ cod. 117 ^De ofüeiis ecctesiasticisj sowie
eod. 214j ein scbones {illustriertes) Exemplar der Schrift De
scripturis patnim ad perfectam contemplativam vitana (d. h, die
jTlieoria', und zwar mit der Widmung an die Kaiserin Agnes^
Heinrichs 11 L Witwe, bei Mabillonj Änaleeta I, 120) des Joannes
(abbas)*^ Die beigegebene Abbildung einer Seite (Tafel 4) er-
möglicht einerseits ein Urteil über die woldausgehildete Schrift
ie auch über die in diesem Exemplar enthaltene bildÜche Dar-
Stellung, bei welcher uamentUch ein Detailj die Froskynesis^
igf*nseheinlich durch mannigfache Mittelglieder den byzantiüi-
ie-h* n Vorbildern entlehnt^ Aufmerksamkeit verdient
Manche kostbare Handschrift^ welche die älteren Kataloge
i' rselhen Periode zuweisen, so ein laidorus in Pentateuchum,
islirus Regunij Paralipomenon, Isaiam et Jeremiam (ViUanucva,
viage VlII^ 45)^ und zwei Exemplare von Tajos Sententiae
(VillaQueva a. a, O. 42) sind verloren, Erhalten ist jedoch ein
* £«rald bfsliintiit {B^tm 8. SBB) d«i 41ter tum. l^^U.
42 II. Abbandlang: Beer.
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschriebener Qua-
ternio, in dem auf die ,Praefatio in libro Prosperi* (In epi-
grainmata S. Prosperi ex sententiis S. Augustini) ein Teil der
Epigramme selbst folgt, eine Abschrift, deren schon T. I, 54
gelegentlich des Hinweises auf die merkwürdige Zusammen-
setzung des Kodex 106 Erwähnung getan wurde. Dem erheb-
lich älteren Hauptinhalt des Kodex wurde nämlich jener dem
Format nach kleinere Quaternio vorgebunden, und zwar noch
im 12. Jahrhundert, denn aus dieser Zeit stammt die augen-
scheinlich von Bibliothekarshand dem Sammelbande vorgesetzte
Inhaltsangabe :
Liber de noticia artis metrice bede presbiteri Item Soli-
or
loquiorum lib. II. Sancti Augustini et catonis libri IUI. Et
liber Beati prosperi Et Scdulii poete liber.
Zu beachten ist nun, daß auch andere ältere Rivipnllenses
ähnliche Inhaltsvermerke von Bibliothekarshand vorgesetzt ent-
halten, so Kod. 40 mit den Kapitularien (T. I, 95):
Translatio sancti Stephani Ecclesiasticua ordo ad E^rolam
Epistule Hincmari ad Earolum.
Dann in Kod. 204 s. XHI:
Quadripartita Alani et ante claudianus eiusdem et liber
inagistri ugonis de anima.
Ferner in Kodex 52 mit den Horailien Gregors (vgl. T. I, 91):
Vita gregoriana XXII Omclie super principia ibezechiel et
fincm De *LX goncribiis lapidura prcciosorum qui colores que
uirtutes quoiio reperiantiir.
wobei zu bemerken wäre, daß die zuletzt erwähnte Inhalts-
angabe auch darum wichtig ist, weil das an letzter Stelle an-
geführte Steinbuch heute fehlt, woraus hervorgeht, daß manche
Kodizes, im 12. und 13. Jahrhundert noch intakt, im Laufe der
Zeit verstümmelt wurden (so auch 106).
Endlich sei, da wir von der älteren Indizierung der Ri-
poller Mischhaudschriften sprechen, noch die im Kodex 41 im
13. Jahrhundert vorgesetzte Note erwähnt:
Iste liber est de penis Infernalibus et barlaami et vita beati
bredani et de vita et do Miracnlis sancti patris francisci et debet
manere in armario clanstri inferiori et debes legere in refec-
torio Vitam sancti francisci.
Rjiodiehrifteii des K1aBtE>riH 8.iivta Blaria d« EtpolL IL
43
t
Diese Einzeiclmuügeji sclieinen drirzutim^ daß man nament-
lich den yersühiedene Stücke umfussenden älteren Kiripiillenses
vom 12* Jahrhundert au ito Klostür eine sorgfältige Inhaltauf-
imhitic zuteil werden ließi die» auch abgeseheu von der au
IrlEtrr Stelle erwähnten Note» auf g^e wissenhafte Benlltziing der
en^^orbenen BUe herschätze und deren lüTentarisieriing Jiinweist,
während nach einer anderen Richtung hin aus diesen kurzen
Eioxeiehnungen ersehen werden kann, fUr wie verschTcdene
Texte exegetischer und hagiographischer Nntur man in Ripoll
nach Wiedererlangung der Selbständigkeit des Klosters Inter-
M»& »tt hegen begann. Diese Bemerkung mag die Besprechung
einer ehedem in Kipolt aufbewalirten Handschrift einleiten , die
wie keine andere ~ den Sammelkodex mit den Qesta eomituin
und dem lateinischen Cid-Gedicht nicht ausgeschlossen — die
Forschung aufs intensivste beschäftigt hat; wir meinen das
gleichfalls im 12, Jahrhundert geseliriebene Manusknptj das
iiach einer Sammlung der Briefe des Papstes Gregor des Großen
außer zahlreichen kleineren Texten die Schriften des Bischofs
HangeriuB von Luca barg und darum sehlechthin der Ripollor
SangeriuB-Kodex genannt wird,
In der Einleitung zu der von Ernst Sackur besorgten
Ausgabe: Kangerii episc. Lucensis Li her de anulo et haculo
(MoD. Qarm., Libelli de Ute 11^ öOoff.) finden sich die unsere
Handschrift betreflfenden Untersuchungen, angefangen von den
ersten Nachrichten Villanuevas über die Rangerius-Texte (Viage
VlIIj 53 f.) und den Bemühungen der Leitung sowie der Mit
Arbeiter der Monumenta um Äuftindung des seit 1H35 ver-
ecbollenen Textes — diese war %^on Pertz (Archiv VIII, H) als
eine der heidcu Hauplaufgaheti der von Hermann Knust unter-
nommenen spanischen Reise bemchnet worden — bis zu der
Ausgabe der Kangerius Gedichte durch La Fuente und in den
lonuinenla gewiasenbafl zusammengeßtellt; es erübrigt demnach,
akge^tfhen von einigen aus handschrifdichen VerÄetchniasen auß-
►ht^benetj Nachträgen, die nunujehr ermöglichte schärfere
T*efinterung der Stelle, welche die inhal tsreich e Mischhaud-
M^hrift innerhalb der RipoUer literarischen Tradition innehatte.
Auch hiebei müssen wir noch immer von der Beschreib
lg des Kodex ausgehen^ die Prdspero de Bofarull in seiner
fon tme wiederholt herangezogenen Liste vom Jahre 1823 ge
44 H. Abhandlung: Beer.
liefert hat. Ich lasse diese Beschreibung, obwohl ihr Haupt-
inhalt bereits von Ewald, Reise S. 337 f., mitgeteilt wurde, voll-
ständig ^ nach der mir von Herrn Pijoan überlassenen Abschrift
unter Wahrung aller Eigentümlichkeiten der Orthographie usw.
folgen.
Kpistolas murales de Sn Geronimo Magno. Gatalogo do los
Sumos Pontifices desdc Sn Pedro hasta Urbano II en 1098. de
cuyo siglo sin duda es csto codigo aunque sigue de letra menos
antigua el catalogo hasta demente IV con un cronicon. Poema de
Hogerio (sie) Obispo do Luca que conticne mas de siete mil disti-
cos en elogio de Sn Anselmo y Sn Gregorio VII y el Emperador
Enrique y los opiisculos de anulo et baculo del mismo Rogerio
todo en verso. Siguen otras poosias sobre la historia do Sn Jose,
otras contra el ostado monastico, otras sobre el martirio de Sn
Sixto y Sn Lorenzo otras sobre la vida de Sta Maria Egipciaca,
otras sobre el martirio de Sn Mauricio, otras sobre la confesion
del penitente; sigue scgun paroce cl juramento del Hey Enrriqne
y unos vorsos del monge Felipe sobre las sibilas de facil lectnra,
pero de dificil inteligencia y concluye con otros titnlados de tri-
bus particulis Dominici corporis. Este codice estaba anti-
guamcnte en Ripoll numerado 115 y asi lo oita el emdito Doo
Jaime Villanueva en sus viagos literarios. Sus caracteres no bajan
del siglo 11. Sobre pergamino. (Est. I, Caj. 1, Nr. 13.)
Die für die Geschichte des geistigen Lebens Ripolls wich-
tige Frage, ob der Ursprung der Abschrift aller hier ange-
führten Texte in diesem Kloster zu suchen sei, scheinen die
Beschreibungen aller Forseher, welche den alten Kodex noch
sahen (Rivas,^ Villanueva, P. de Bofarull, ebenso, wie wir aeigen
werden, ein noch viel älterer (iewährsmann) stillschweigend su
bejahen, da sich nirgends ein Hinweis auf fremde Provenienz
findet. Entöchiedon tritt La Fuente fUr den spanischen Ur-
sprung der Handschrift ein; aber wenn er unter den orthogra-
phischen Eigentümlichkeiten, die diese Provenienz beweisen
stdlen. Formen wie estus, eijuor, sepe, contempnere, forcia
u. iL m. anführt, so begreift man den von Morel-Fatio in seiner
' Dem A»)druck bei Ewald fohlt das bei BofaruU vorgeseUta Zeichen: 0,
da» heißt dio Bcstäliguntr, daß die Handschrift 1836 Utaichlich Ter-
braunte. I)<«ii Sclilußsatz h.it Ewald in die Worte membr. «ec. XI lu-
rtammmpefaßt, ohne der Zahl ein sie beizufügen.
' Seine Beschreibung ist mitgeteilt Ton Ewald, Reise, 337.
Dl« UAndBehnfteii dei EloAtera Sa&ta MaitU d« EipolL II
45
esprechung dieser Ausgabe (Revue Instorique IVj 1879, Tome 9,
1S3J erhoWnen Kinwand: Qiioi qu'eu dise M, la Fiieute rien
116 prouve qua 1@ ms* Aq Kipoll alt äta 4erit par un scribe
espagnol: les singulariteg orthograpbiqiies qu'il Signale sont
commtinea k tous les pays de TOccident au mojen-äge. Eher
HeOon sich noch die von La Fudnte aasgehobeDon Fornien:
hostendere^ habire^ hastra^ honus^ hordo^ als bispanische Cha-
rakteristika ansprechen^ denn diese Graphik (nur eine solche
ist es), das wahllose Weglassen und Aiiaetzen des h^ ändet sich
gerade in spanischen Mss. häufig; ich erinnere an den in voll*
ständigem Faksimile vorliegenden Legionenser Palimpseat der
Lex Romana Wisigotornmj an den Toletanus XV, 8 der Ety-
molögiae Isidors ( Ewald- Loewe, Exempla Tab. X — XII), spe-
ziell an den Index zu den westgotischen Handschriften des
Eugenius Toletanus in den Monumenta Germaniae^ Auct ant.
XIV, 445 f. Aber das wenige^ das wir in dieser Hinsicht aus
dem Rangeri US ' Kodex beibringen können^ ist nicht beweia-
krllftig genug. So neigt denn auch Sackur der Ansicht eu, daß
die ehemals iti Ripoll aufbewahrte Handschrift itaHenisclien
Ursprnnp sei (a. a. 0,^ 507): ,Quod eo ipso ad veritatem pro-
xime aecedere videtur; formae quoque hiapanicae perrarae
sunt, quae scribis illis duobus apographi uostri (nämheh Villa*
niieva mid Herrero) attribui possunt ut proienies (Vita An-
selmi V. 3550, de anulo et baculo 913^) brebiabitur (V. Ans*
V. 3Ö54)/ So zutreffend es iet^ die angeführte Form als Eigen-
tftmJicbkdten der spanischen Schreibweise anzusehen, — es
wäre ein Leichtes, dafUr zahlreiche Belege zu bieten — so
vetiig gerechtfertigt erschiene es, diese Formen auf Villanuevas
echnung zu setzen. Er hat die ganze Kopie selbst genau
durchgesehen und er, der viele Hunderte lateinischer Texte
diplomatisch getreu kopiert hat, wäre wohl der lotzte gewesen,
der in einem für den Druck liergerichteten Manuskript sich
derlei nationale Zugestandnisse erlaubt hätte. Was Sackur
ViU&nuava zuschreibt, sind Ilispanismen^ die sich gewiO schon
in dem alten Rtpoller Kodex fanden. Gleichwohl möchte ich
dteöem Umstände kein solches Gewicht beimessen als anderen
luden» die sich durchwegs aus dem Wesen der reichen hte*
[±%^ oJeht mm.
46 II. Abhsmdlang: Beer.
rarischen Tätigkeit des Klosters ergeben. Ich kenne kein ein-
ziges Ripoller Manuskript aus dem 12.^ auch keines aus der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts^ das ans Italien bezogen
worden wäre. Dieser Umstand ist gerade deshalb zu beachten,
weil sich schon in den relativ alten Manuskripten von unzweifel-
hafter Ripoller Provenienz Schriften finden, deren Archetypa
bestimmt in Italien geschrieben wurden. Es ist dies mit Ab-
sicht bereits T. I, 96 f. näher ausgeführt worden. Einen schla-
genden Beleg liefert die dort angeführte Übernahme der Nea-
politaner Rezension der Excerpta des Eugippius. Finden wir
eine solche in Ripoll, so würde es auch ,ad veritatem proxime
accedere^ daß Import aus Italien vorliege; gleichwohl wissen
wir bestimmt (vgl. T. I, 37 f \ daß diese spezifisch italienische
Redaktion in RipoU von Suniarius presbyter und Senderedus
levita unter dem Hirtenamte des Ripoller Abtes Arnulf (948 —
970) kopiert wurde. Nicht anders verhält es sich mit der vita
sancti Nicolai des Johannes Diaconus und der Schrift des
Bacchiarius de Fide. die sich in zwei bestimmt aus Ripoll
stammenden Misehhandschriften finden ^T. I, 96); Gegenstücke
hiezu geben die zahlreichen nichtspanischen Schriften der
Karolinger-ZeiU die gleichfalls in Manuskripten erhalten sind,
an deren Ripoller Ursprung nicht zu zweifeln ist (T. I, 95).
Daß von auswärts besehafl'te Texte nicht bloß einfache Auf-
nahme, Sondern auch Umarbeitung im Ripoller Skriptorium
fanden, zeigt in lehrreicher Weise die Redaktion der Translatio
beati Stephani durch den KipolKr Schulmeister ^Scholasticus)
Arnaldus, die er auf Ersurhen dos Mönches Segoinus vornahm
ui. a. O. W\ Die Transkription der von auswärts bezogenen
Texte durch Ripoller Mönche und in Ripuller Handschriften
dauert auch im 1-. Jahrhundert fort, wie die beiden kurz zuvor
angetuhrten Boispieh\ die Absolirifl dos i'odox Oalixtinus durch
Arnaldus de Monte und die Autnaluno dos Traktates de Sacra-
montis d«s Bornhard, Hisoliofs von SigUonza ^in oinor Mischhand-
schritVi bozougon: ebenso instruktive Hoispi-.»lo lassen sich, wie noch
gezeigt werdon wird, aus Ilandsohriflon dor sjxäteron Zeit anführen.
TrUft man die hier durchwegs aus ooliton UivipuUenses
angt'tuhrtrn Nachweise, so wird über den Ursprung des viel be-
handelten Rangorius Kodox wohl kein Zwoitol obwahon kOnnen,
ja. o> wordoii >ioh über dio .\rl dor Anlauo dor Mischhand-
Die Handschriften det Klosters Santa Maria de Ripotl II
47
gcKrift begrandetß Vormtitungen aussprechen lassen. Die Briefe
des Papstes Gregor des Gi'oßen waren wie dessen übrige
Schriften sicbar seit sehr früher Zeit auf spanischem Boden
hekannt, gewiß aucli die Sippe C + P, welcher Ewald (Neues
Archiv III, 470) den Rivipöllensls beizählt, denn dio Kirche
Köln 3G, B* besaß schon im 8. Jahrhundert ein Manuskript
dieser Klasse tiud ein Exemplar derselben Rezension^ das
aus Saint- Victor zu Paris in die Nation albibliothek kam —
jetÄt der erste Teil des Cod* F. lat. 14500 — gehört noch dem
10* Jahrhundert an. Leider lassen uns die bisher aur Ver-
fügung stehenden Quellen beim Aufspüren näherer Kriterien
des Textes der verlorenen RipolJer Handschrift im Stiche;^
^ Die eben erwähnten Studien Ewalde i^ur Aasgabe des Rt^^iBtere Qr^^ore L
im Neuen Archiv^ ßd. III, 43S — 625 bildeti eipe Ir&fflLche YorArbeit za
der bis jeUt noch nicht versncbten metbodiscben Darat^Hung der band-
»cbrifliicben Propa^ation der Gregorbriefe In territorialer und UiternAÜo*
naler Besiebung, Wie die llterarhi^torlsdie Forfchan^ ElnKelpmdukte dea
Sehnftlnm« uieht mehr aus dlcaen allein erklärt, ao wird man einem
mt ttfila her! i eben Denkmal von der Bedeutung der Gregorbriefe durdi
die bloße Vorlage eines kritisch nocli eo norgfältig goreinigten Texte*
Uddi nteht gerecht. Ea fnhtt noch die Utilerauebuiig der Wege der Pro*
{»«gation, die gewla»ermaßeu in terrltortaler Beaiehung das Echo Ter*
neluuen }?tQt, weldiea die Briefsammlung in bestimmten Gebieten weckte;
fUr Sjianien etwa eine Darstellung, die von den Sclinftatpllerkatalofeu
ä^ itidorna ond Ildefon^ufl au^ebend und die Konzil ieuBammiungen
^enan berückaiebtlgeml, die meuiona der (Iregorb riefe bis xü dein Ap^ia-
fmie d^^s Säen« de Aguirre eineraeita und bis %u kritischen Untersnchun-
gen der Briefe anderseits (so in Kodex Q. 24 der Madrider Kational-
MbÜotbek, vgl. GailardOf Eniayo de nna Biblloteca U, Ap^ndiee 08 und
Hwiüd, Rei«c^ Sl l f fuhren müßte. Die gckeniiReicbnete Jjlleko bat lieh
li«9>pita lUblbar gcmaebt. In der Überdieht der «besseren tlandsehriflen*
der Greforbriefe bei Fottbast 1\ 5äfi ist als einziger spanischer Kodex
der »Escorialensis d. 1 1 a. XV angeführt; dieser entbilt «her keineawega
die ganxe Sammlung oder «neb nur eine» g^^rößtriMi Teil derselben, »on-
liern etwa ein Dotzend Briefe, die dem Hauptinhalt (der Kispana) bei*
^«schrieben sind. Ferner wird Mon. Germ. Ep. II pag. XXV betreff* des
ItihalteÄTon E»04r.A !.0 nodi auf die dürftige Angabe im An^biv VUl, §09,
ilatt anf die aniführlii^he Beadiretbanf Ewablst Neue^ Are luv VI, 225
hinge frieden. Ober daa Schicksal der Handscbrift, von der wir «Ui-
^tnf«n, borrsebt noch immer Unklarheit. Ewald berichtigt Archiv ITl^ 471:
,V<i4rx. U, Maria« de HipoH Catalauniensis ißo) . . . «r tfcheint nach Barc&*
Itiua gebrat^ht «ü s»*in und iai wi>bl dort bei einrin Brande verloren ge
gftOgen^; «tbtftad« VI» ^iili deutift er neblig au^ daß die lland»ebrift beim
48 IL Abhandlang: Beer.
immerhin mochte ich hier einer sich mir aufdrängenden Ver-
mutung Raum gebcD^ die mit den früher dargelegten Beziehun-
gen Ripolls zu Saint-Victor von Marseille in Zusammenhang
steht. Wir wissen bestimmt^ daß einige jetzt in der Pariser
Nationalbibliothek aufbewahrte Handschriften der Abtei Saint-
Victor-Paris aus Saint- Victor-Marseille stammen, so 14293 und
14301 (Delisle, Le Cabinet des mss. de la Bibl. Nat II, 413).
Nun kann der eben erwähnte erste Teil des heutigen Parisinas
14500, welcher dieselbe Klasse der Gregorbriefe enthält wie
der verlorene Rivipullensis gar nicht in Saint -Victor-Paris ge-
schrieben worden sein, weil er dem 10. Jahrhundert angehört,
diese Abtei aber erst ca. 1113 gegründet wurde. So liegt es
nahe, an die Provenienz der Handschrift aus Saint- Victor-Mar-
seille zu denken. Woher man dort wichtige patristische Texte
bezog, haben wir gesehen ; es ist sehr leicht möglich, daß man
im 12. Jahrhundert zu Ripoll die eben besprochene Mischhand-
schrift (mit den Gregorbriefeu der Klasse C -f P) anlegte und
die Vorlage für den einen Teil (d. h. den ersten Teil des Pari-
sinus 14500 mit derselben Rezension der Gregorbriefe) an Saint-
Victor abgab. Diese Erwägungen haben mich zu einer neuer-
lichen Prüfung der Pariser Handschrift veranlaßt; der Habitus
des Manuskriptes, die Schrift des Textes und der Überschriften*
sprechen eher für Spanien (Katalonien) als für Frankreich und
in diesem Urteil stimmen die Herren Omont und Dorez, die
den Kodex mit mir untersuchten, überein. Gegen die Ver-
Brande des Klosters KipoU Zugrundelegungen sei, läßt uns aber 8. 889,
wo von dem Transport der Handschriften aus Ripoll nach Barcelona
gesprochen wird, Über den eigentlichen Sachverhalt wieder im unklaren;
so darf man sich nicht wundern, daß in der Einleitung der Ausgabe in
den Monumenta (p. XV) vermutet wird: cod. S. Mariae de Ripoll Catala-
niensis . . . qui, ut videtur, Barcelonam transUtus incendio periit, wSh-
rend wir doch sahen, daß gerade das Umgekehrte der Fall war. Solche
Versehen, an sich läßlich, weisen den nach der früheren Benütsung
verlorener Handschriften Forschenden anf falsche Fährte.
Am Anfang: Incipit Liber epistolarum SCI Gregorii Pape alternierend
in roten und grtinen Buchstaben. FUr die Abstammung der Handichrift
iiit eine am linken Rande des fol. 21'' (bei Brief LXXH) eingetragene
Notiz von Belang: hoc de alia est epistola quia deerant epistolae in eo
libro contra quem iste scriptns est a LXXH usque ad LXXVHI qnoniam
folium unum furtim secatum inde est (Mon. Qerm. Ep. H, 47. Anm L 26).
Die Hantücbrirtan d«a Klostera Bnut^ M^ria de Elpoll. IL
49
utung, daß cod. Par. F. lat* 14500 aus Ripoll stammej spricht
oun allerdings scheinbar dar Umstand, daß ein solcher Text
Im alten Katalog der Ripoller Bibliothek nicht ausdrücklicL Ter-
zeichnet wird. Aber abgesehen davon, dass das Verzeichnis
lUckeuhaf^^ überliefürt ist, wäre vielleicht der Utn&Uind zu be-
achten, daß sich in diesem alten Kataloge unmittelbar nach
drei Exemplaren der Bibel sowie zwei Abschritl;en der Moralia
lOregors und vor dem liturgischen Apparat ^Cartiüaria li^ an-
H||efbhrt finden; es ist nicht nur mdglich, sondern auch wahr-
f scheinlich, daß diese beiden Cartalare auch Papstbriefe ent-
I hielten. Das alte Cartular der Kathedrale von Bai*celona z. B.
' liat folgende Aufschrift (Bai. 107 f, 116'): Incipit Über cartarum
^Btdis Baichinonae. Prlmo continens pririlegia Eegum Franco-
^^ktn. Secundario privllegia Barchinonensium Coinitum et Pnnci*
P^litn, Tertio privilegia Romanorum PontiHcum et decrela. Quarto
commissioiies, KipoU brauchte die Vorlage für die Abschrift
der Briefe kaum aus dem Ausland zu beziehenj noch weniger
die Quellen zur Anlage der in der Handschrift folgenden Papst-
lisle (CatAlogo de los Stimos Pontitices desde Sn« Pedro haata
Urbano II, en 1098* nach BofaruU), und zwar schon deshalb,
weil das Kloster seit altersher über eine große Zahl einschlägiger
historischer Quellen verfügte^ ja die Originale einer stattlichen
Zahl von PapstbuUcn mit Stok als Eigenbesitz in dem Archiv
hinterlegen konnte. Zu beachten ist nun die Angabe Bofarulls,
daß die Fortsetzung der Papstliste bis Clemens IV* sowie ein©
Chronik ^de letra menos antigua' von jüngerer Hand nach-
getragen wurdcj und dasselbe gut selbstverständlich betreffs
der Werke des erst 1112 gestorbenen Bischofs Rangerius von
Luca; es ist sehr gut denkbar^ daß diese ebenso wie die bagio-
graphischen und historischen Stücke ziemlich heterogener Natur
^^acb und nach beigefügt wurden, genau so^ wie wir dies heute
^^^ dem noch zu besprechenden Sammelkodex der Pariser
' Kationalbibliothek F, lat, 5132 beobachten könneUi dessen Bi-
poUer Ursprung außer Zweifel steht.
Die Feststellung, daß der Rangerius- Kodex in Ripoll ge*
leben und eben dort seit dem 12, Jahrhundert aufbewahrt
rde, hat nicht bloß theoretiBche Bedeutung. Hätte Sackur
t seiner Annahme italienischen Imports der Handschrift Rechte
so wären wir betreffs der Nachforschungen über die Aufbe-
50 IL Abhandlung: Beer.
Wahrung des kostbaren Textzeugnisses vor Villanuevas Zeit
auf ein ganz anderes Terrain gewiesen als auf RipoU; erinnert
man sich der zahlreichen, Jahrzehnte hindurch fortgesetzten
Bemühungen, wenigstens Abschriften aus dem 1835 verbrannten
Kodex ausfindig zu machen, so gewinnt jede Angabe darüber,
wo sich die Handschrift vor dem 18. Jahrhundert befunden hat,
erhöhtes Interesse. Aus diesem Grunde erheischt eine Mittei-
lung, die Morel-Fatio in seinem früher (S. 45) erwähnten Be-
richte machte, unsere Aufmerksamkeit (a. a. O. S. 183, Anm. 2):
des erudits franyais du XVIP siecle connaissaient ce ms., comme
j'aurai bientot Toccasion de le montrer dans un memoire que
je j)r(^[)arc sur hi biblioth&que du celfebre monast^re catalan.
Sackur hat diese Bemerkung gekannt, dem gegebenen Finger-
zeig jedoch keine weitere Beachtung geschenkt und sich be-
treffs des Versprechens des französischen Gelehrten, bald (nach
1879) eine Studie über die Bibliothek des berühmten katala-
nischen Klosters zu liefern, mit der Bemerkung begnügt: ,Quod
nescio num aliquo loco fecerit*. Morel-Fatio löste seine Zusage
leider nicht ein und wir sind daher betreffs der Frage, welche
französische (ielehrte des 17. Jahrhunderts er im Auge gehabt
und wo diese die Handschrift benützt haben, auf Vermutungen
angewiesen. So weit ich das cinschliigige Material überschaue,
kann aber kaum etwas anderes von Morel-Fatio gemeint sein
als der für p]tienne Baluze hergestellte Katalog, dem ja bereits
eine Reihe schätzenswerter Angaben für die vorliegende Studie
entnommen wurde. In der Tat enthillt dieser Katalog unter
Nr. 32 folgende bisher noch nicht herangezogene Beschreibung
des Kangerius-Kodex:
LibcrSancti Gregorii ad instar cpiatolarura moralinm. Post
soxiiginta folia circa medium continct nomina Summorum l'onti-
ßcum u divo IVtro usque ad dementem qiiartum. Et postca sunt
carmina heroyca sie incipientia: OniDibus in tote dominum me-
tnentibiis erbe Kangcrius Christi scrvus et ccclesiac etc. Diirant
nsquc ad finem libri. Et in ultimo folio repcritur titulus huius-
modi: P. P P. dolo captii^ a rege Ilenrico timorcquc pcrtcrritus
non observanda iurat privilegioquc confirmat. Incipit ita: Rex
Scripte refutavit omnem investituram omnium ecclesiamm in
manu domin i Pa{)ae in conspectu deri et populi in die corona-
tionis suac etc. In fino dicit Dominus Papa P. non inquietabit
Die Hsnd»cbr»ft«n de» Klosters Banta Mmrm d« Ei pol] . Tl,
51
dominum regom Hünrieum noqao citiB rcsgüum de lUTestltura
e}}iBCO|)tittium et abhat iarnm ot ds iniuria sibi iUata et snu in
[jer HOQ» sua et bonb aequc allquod mal um reddet etc«
Der Wert dieser hiermit bekannt werdenden Beschrei-
bung^ der einzigen, welche das letxte Blatt der alten Hand
sehrift etwas eingehender berdcksichtigt, geht dai'tiber hinaus,
djiß wir nunmehr in der Lage sind, die in ihr überlieferte
Noti^ über Pasclmlis IL und Heinrich V, {Mll) kennen zu Jemen,
cUmit die Vermutung, die Ewald (N. A. VI, 338) an diesen Text
lüpfte, CS handlü sich um den in Caoossa geleisteten Schwur
leinrichs IV, vom 28, Januar 1077, abzuweisen. I>ie in dem
für ßaluze hergestellten Katalog enthaltene Beschreibung zeigt^
daß das Manuskript in seinen wichtigsten Teilen (Rangerius)
inem der eifrigsten Quellen forscher, den Frankreich im
17, Jahrhundert aufzuweisen hatte, bekannt wurde, und es
ist meht unmöglich, daß sich Bahize Abschriften aus diesen
wie auch so manchen anderen Iti poller Kodizes herstellen
ließ^ die eben begonnene systematische DurL-hforschung der
außerordentlich reichen, jetzt in der Pariser Nationalbibliothek
I flu * wahrten Kollektaneen Baiuzes wird ja darüber Klarheit
cbaifen, Nicht unwahrscheinlich ist auch, daß im Laufe des
17, ttnd 18. Jahrhunderte, also vor Villanueva, Kipollcr Archi*
vare oder sonstige Forscher von dem Kodex Notiz nahmen
und wir ans den betrefl'enden Papiei^eo, über deren Fundstätten
T. I, 14 f. Andeutungen gemacht wurden, wie auch aus den
Tidleicht noch erhaltenen Exzerpten des Diego de Monfar und
des Kamon de Vila (vgl, unten S, 56) noch nähere Aufschllisse
tSber das Manuskript erwarten können.
So große Wichtigkeit der eben besprochenen Handschrift
als Textzeugnis innewohnen mag, an Wert für die Kenntnis
der weitausgreifenden literarischen Interessen Ripolls wird sie
doch noch von einer anderen bereits S. 27 anläßlich der Mit-
totlufig des Berenguer-Hymnus erwähnten Mischhandscbrift über-
trofFen, die freilich heute nicht mehr dem im Kronarchiv äu
Barcelona aufbewahrten RipoUer Bestände angehört, sondern
zh in der Pariser Nationalbibliothek als F, lat, 5132 findet
Wlstand du M^ril kommt das Verdienst zu, in seinen Po^sies
Dpulaires latines da moyen-ägo, Paris, 1847^ 302 ff*, wichtige
in dieser Handschrift enthaltene Text« (so das Carmen Campi
IL Abhatjdlting: Be«r.
doctoris) zam erstenmal bekannt gemacht zu babeD; sein© Be*
Schreibung des GesamtinhalteSj gegenüber der Indizier img im
alten Catalogus codicum Bibliothecae regiae^ IV^ 42 einen sehr
erheblichen Fortschritt aufweisend^ konnte aber trotz ihres Uin*
fanges Hber die eigentliche Bedeutung der etwa 30 verschie-
denen in dem Kodex entbnltenen Stücke noch kein abschließen^
des Urteil erzielen. Auch die nachfolgende Besprechung der
Klosterhandschrift muß sich auf die frir unsere Studie wich-
tigsten Nachträge beschränken.
Zunächst ist im Anschbiß an das kurz vorher Bemerkte
darauf hinzuweisen, daß der Pariainua F, lat 5132, dessen Ri-
poUer Provenienz durch innere und äußere Merkmale über-
zeugend nachgewiesen werden kann und der auch ganz bestimmt
im Ripoller Skriptorium selbst zusammongestellt wurde^ einzelne
Stücke enthält^ deren Vorlagen sicher von auswärts bezogeji
wurden: so die Historia Uierosolymitana des liajinund de Agtti-
lers» welche heute (akephal) die Mischhandschrift ertiffnet, sowie
die Kpistula de Friderico I., die (nachträglich) auf Folio 80' —
80 ^ * eingeaeiehnet wurde. Das nämliche würde man auch
betreffs des den Hauptinhalt der Handschrift bildenden (5.)
Stückes Altercatio Hdei catholice inter Arrium presbiterum et
Athanasiuui episcopum Proho iudice residente annehmen, doch
war diese Schrift (Vigilius Thapaensis), wie der von uns mitgeteilte
Katalog des Bücherhestxmdes der OÜva Zeit (T, I, 109, Nr. 246)
ausweist, bereits altes Ripoller Gut, und wir haben in dem
Parisinus die jüngere Abschrift eines vielleicht sehr alten Rivi*
pollensis vor uns.
Der Teil des KodeXj in dem bereite der genins loci zu
uns spricht, ist ein wenige Blätter (23—25) füllendes, von spi*
t«n'er Hand mit der Anfscbrift: Incipit gesta vel ortus illustrium
com i tum Barch inoneusi um versehenes Bruchstück, Du M4ril
bat augcnschoinlich ßaluzcs Publikation der Gesta comitum in
der Marca llispanica nicht gekannt, und damit war ihm die
Möghchkeit des Vergleiches dieses haiidschriftlichen Fragments
mit dem Druck und der Stützpunkt zur Erkenntnis der An-
lage der ganzen Handschrift Par. F. lat. 5132 entzogen; sein
Resnnie: ,Quoit|ue 4crit par plüsieurs niains^ toutes les pifeees
sem bleut de la premilsre moitiä du XUl" si^cle^ hätte sonst
gewiB eine Modifikation erfahren. An der Hand des gedrackten
Die Handsclirifton d^i Kkater» Santa MaHa de RipolL U. 53
Textos erkennt man, daß der in diesem Parisiniis enthaltene
Text genauen Einblick in die allmäh üche Zusammenstellung des
wertvollen Geschichtswerkes vermittelt.
Auf Blatt 23' liest man nach dem später beigesetzten
Titel (vgL oben) von erster Hand, die derjenigen, welche den
BerengTi er- Hymnus schriebj ähnlich ist:* Antiquorum nobis rela-
tione compertam est qnod miles quidam fuerit nomine Gm-
fredus ntw.
Diese Hand setzt die Darstellung auf 24' fort und sehlieBt
auf dieser Seite:
Cüius (Eamon ßerenguer IH., f 1131) tanta probitaa fuit
ut ftliam saam bilde foQSO imperatofj tolctano in matrimonio copn-
Uret de qna nobilissima et copiosa ac imperialis proles maTiaait.
Cinitatem quoqae maiorieas (»o) cnrn olasse pisanorum obeedit«
na«tAiiit et cepll; plure« etiam conti ictus cam flarraccnis nictot
c^ereuit plunma ei nionitisaima opida illis abgtnlit tribtita deniquo
ab eoriim prineipibns ualenci^ tortoe^ ethilerd^ exegit et aceepit
(Karoa Eisp. coh 564 Mitte).
Lru Ende der Seite (24') noch eine kurze spätere Eintra-
gung über Ramon Berenguer IV,, ähnlich dem Eingang des
Kap. XVII der ,Gesta' (Marca Hisp eol, 546 Ende).
Eine zweite Hand^ auf fol. 24^ oben beginnend^ setzt fort:
Exiade ad capiendam almortam ndefonsum tolataanm im-
peratorem ac Janaciisiam ctassem incttaait . . . (Ramon BcFea-
guer IV., Marca coL 547 Aaf.)
tttid reicht bis zum Ende der Seite:
»uc^ceftsit fUitta eiu& ErmcDgaudus (Ermengol Graf von Urgel^
t 1183» Marca col. 548 Anf.) qui neptem predicti Biiimuiidi
bcrojigarii camitis barchinonen»i& et principia aragonenaia in nia-
trlitvomnm a«isumpsit qui et nostris adhuc teniporibris in-
clitus et fanioaisBimus (dazu von anderer Hand:) uixit.
Mit dieser Versoseite schließt der Quaternio VIL
Auf fol, 25^ auf der Vorderseite eines beigebundenen
Eitizelblattes, schreibt die dritte Hand, etwa bis zum letzten
Viertel der Seite reichend:
' fti^r wie dort wird nmh ? Yerw«ad«t, dt» in d^ti ipftteren Einti-«gtingtn
il«r «0efta' d«xD e w«idät.
54 n. Abhandlang: Beer.
NoD post moltum tempns prefatus Raimundus berengarii
qui ducatum prouincie ab imperatore perpetuo adquisierat gratia
et neneratione auunculi sui Eaimundi barchinonensis comitis ad
uisitandum et consulendum consobrinum sunm Ildefonsam regem
aragonensom barchinonam peruenit et ipsum Ildefonsam oonsobii-
num suum educauit . . .
Dann etwa in der Mitte der Seite:
Et quia omnes reges yspanie discordes inter se tone tem-
poris erant et quidam eorum dilcctionis fedus oum aarracenis
habebant predictus Ildcfonsus qui prouidus in omnibos bonis erat
in animo suo limina boati iachobi nisitare proposuit et omnes alios
reges conuicinos eius inuicem conuocare ut dileccionis fedus inter
eos mitteret contra agarenos cxpugnandos (Marca col. 551).
Es folgt sein Begräbnis zu Pöblet, Angaben über seine Nach-
kommen und zuletzt:
Ecce de nita et actibus Ildcfonsi regia aragonensis filii
quondam Raimund i berengarii bone memorie incliti Barohinonen-
sis comitis huc usque scripta sufficiant.
Die vierte Hand, im letzten Viertel fol. 25' beginnend:
Cui snccessit petrus filius eius qui uiriliter regni habenas
suscipiens non longe post mortem patris cum suis exercitibus ilde-
fonsum regem castellanum contra regem maurorum secutus est et
milites ipsius in manu ualida castrum de madrid liberauerat
reicht bis fol. 25^ Mitte.
Der letzte Absatz hingegen über Jaime I. den Eroberer^
seine Tüchtigkeit und seine Familie, schließend mit dem Be-
richt über die Nachkommenschaft der Königin ,Yoles^ (Violante
von Ungarn, der zweiten Gattin des Königs) auf fol. 25^:
Similiter ex cadcm rcgina IUI babuit filiaa. yoles que fuit
uxor alfoDsi regis castelle et mater ferrandi qui fuit a patre in
regno hcrcditatus. Altcram filiam constanciam nomine habnit
uxorcm hcmanucl frater prcdicti alfonai regis castele. Aliam
u
filiam s.* helisabct que fuit uxor Philipi regis francie IUI s.*
dna M** uirgo doccsit (= Marca Ilisp. col. 556)
ist bereits von merklich jüngerer Hand nachgetragen.
Aus dieser Feststellung ergeben sich mehrere Schluß-
folgerungen. Die Einzeichuung auf fol. 24^, der letzten Seite
^ Scilicet
Die Hmo(]ftc]iriftaa dm Klosters S^Tit« M^rlA ila HijM>1L II. ÖD
^^■ci Qiiatemio VII der ureprlingiicheii Handschrift» ist» wie im
^VQXte ausdrücklich bemerkt wird, noch zü Lebzeiten des im
Jabre llftS gestorbenen Grafen Ermengol von Urgel geschris-
ben worden; wir haben also hier die Bestiltigung der schon
^.früber (S. 38) aufgesteJlteti Bakauptung^ daß die Anlage dor
^PBandgchnft nicht, wie man bisher glaubte, in das dreizehnte,
sondern in das zwölfte Jahrhundert fiillt Foh 25 hi ein später
jLnn gefügtes Blatt mit nach trag] ichen Fortsetzungen der Oesta,
^Hi^ sich also schon äußerlich — abgesehen von deutlichen
fttilistischon Kennzeichen — nicht als einheitlicbeB GeBchichts-
Hnrcrk darstellen, io daß die aeit Baluzö geläufige Annahm^s^
^^Kin jMonachus liivipuUensis* sei der Verfasser der Qesta, nicht
^^Mttfrecht erhalten werden kann.^
^^ Der von Baluze pubHzierte Text flihrt die historische Dar-
l^^lellung bis zum Jahre 1296^ ond mau erkennt^ daß das. was
^Mrir als Oesta oomitum bezeichnen, auch in der von Baluze be-
Hhiitsten Vorlage nicht schließt, sondern abbricht. Tatsächlich
^TJit L, Barrau-Diliigo in einem verdienstUchen Aufsatz: Frag-
itsents inedits des Gesta comitum Barciuonensiura et Kegum
Aragoniae, Revue Hispanique IX, 1902, 472 ff., durch Mitteilung
de« bis dahin noch unbekannten Schlusses ge^eigti daß die
üesta bis zum Jahre 1299 fortgeführt wurden. Wir haben iia
P^r, lat. 5132 einen ersten Entwurf vor uns^ der vielfach er-
Inzt^ amgeformt, auch in die Vulgärsprache Übersetzt wurde
ein Beweis dafUrj daß man dem Te^cte, dessen Wert Barrau-
ihigo mit Hecht hervorhebt, im Lauf der Jahrhunderte fort-
räbrendes Interesse entgegenbrachte,'
Außer dem Pai'. F, lat- ö94l saec. XV, aus dem Bai uze
einen Text herausgab, und dem eben von uns besprochenen
^ J. MftMd Töirentfl, HiBtoriografi« de CAtakoja, Revue Hitpaaique XV
{I9U0), 436 Ahnt d<?u Sachverhalt? Ep <jI cm de que lei ,GesU% conforiD^^
tn^Tii ftm U iraiiicies fosgtn oicrito« per ttn sol looiijö, devU tUüitar mita-
rlilf qae eontenien deacripdona de viatA dels derr«rf comimi eis retrats
lie Kjudoq Bereng-uer III i de Ramon Beronguer IV del&ten una cenei*
* Vgh Uma6 ToiTf nU a. a. O. 492 C Auch hier kehit die horgehrachte
Anfab« wkder: BibL nat. 5]:j2, Sambia degut a dlvemea tnavis^ tote»
d«] XIU. aegle, WertToU sind die Nachweiie der noch erhaltenen
katatanijK^hen Üb^rielaungen a. a O. 493 f.
n. Äbhnndlnng: Beer.
Par. lat, 5132 existieren zwei Handßchriften unseres Textes in
der Madrider Nationalbibliothek^ die eiae^ G, 211 (aU), 1609
(neu), in der die Gesta unter der Uberscbrift: GeneaJogia comi-
tum Barcinoue^ Urgelli et alionim eomitatuum ab arcliivo Rivi-
pulli ad quodam vetustissirao libro pergameneo abstracta erschei-
nen^ die andere, E* 2 (alt) 51 (neu) s. X Villi mit dem Titel:
Genealogta comitum Barcitione, Urgelli et aliorum comitatutim
ab arcliivo Rivipolii a quodam Tetustissimo libro pergameneo
scripto abstracta a me Bidaco Monfar et Sors* cive honor, Bar-
ciuone transcriptaque a quodam translato abstracta per ad
modum Kev, D, Jacobum Rajmundum de VilJa* a diclo arcbive
anno MDC. In einem Nachtrage (Revue Hispaniqne X, ll>03.
226) hat Barran-Dihigo auf eine im Boletin de la Real Aca-
demia de la Historia XXX (1897)^ p, 96 erschienene Notiz
über ein«? Handschrift der Gesta im Privatbesitz des Barcelo*
neaer Gelehrten D. Salvador Sanpere j Miguel verwiesen, in-
des übersehen, daß ich von eben demselben Manuskripte schon
erheblich früher in den ^Handschriftenschätzen Spaniens' Mit-
teilung gemacht habe< Das einscblligige Material ist aber hiemit
noch immer nicht erschöpft: in BaL 107 finden sich nämlich
auf foh 451 unter der mit dem Titel der Gesta im MatritensisES
verwandten Überschrift; ^Genealogia Comitum Barcinonae ab
antiquissimis libria monaaterii Riuipulli abstracta per admodnm
Reuercndum Jacobum Raymundum Vila Praesbiterum mense
Majo anno a natiuitate Christi 1600^, Aufzeichnungen^ die mit
dem Inhalt der Gesta sich nah© berühren^ und denen auf
foL 457 (bis fol. 460) unter der Aufschrift: Alia rubrica Comi-
tum Barcioon*^ ah archiuo RiuipuUensi abstracta per Jacobum
Ray mtin dura Vihi presbiterum mense et anno praedictO| Ähn-
liche^ ;eu meist kUrzer gefaßte Notiisen folgen. Auf diese Ex-
serpt6| die sum Teil mit dem Inhalt der Gesta llbereinstimmeD|
* Barrau-Ditiig«»: »PorT. Dbgo de MonfAf y Son w*t Ärchivftf de« ÄrehiTo
Iooa) iMit 1G41, V*rfjM»«r mehrerer blitc^riielii^r Wftfke, «Ue nicht in Druck
«fleh Üb rn «mtl^ Yf^l. l'orrei AibAt, Hrrmoriu 4'J7.
* Über Jftinio Raitioo VIU (to) vfl Torr«i AiuAt *. «. O. 656 f.
* Dt« Einlcilnnf beginnt £ Geaiealof i«iii Comitum Bmrclnona« deicrlhere
o^laa» m quo iidnitsi Comes oblitmlt ComlUlum dellborAul quodam-
aecMliaritini fore ptM^mliUtm i|a«e tQqnniitar.
Die Handscbrlften des Klosters ßanla MaHa do Ripolt IL
57
stim Teil, über die Zeit der unabhängigen Grafen von Barce-
lona hinaufreichend^ die fränkische Oeedüchte betreffßti, kann
hier Dicht näher eing^augen werden. Für uns sind sie in
erster Linie als neuer Boleg fUr dou Reichtum Ripolls an histo-
rischem Quell eomaterial merkwUrdig,
Man erinnert sich dessen^ was über die Bedeutung des
Kloaterarchivs auf diesem Gebiete bei Besprechung der Änualea
Riiripiillenses (Masailienses) bemerkt wurde; es ist hier, da wir
über die zu Ripoll erfolgte Anlage eines der wichtigsten Ge-
schiehtawerke Spaniens aus dem 12* Jahrhundert handeln, Anlaß
gegeben zu zeigen, wie jene Klostertradition noch in erweiter-
teiu Umfange aufrecht erhalten wird, wobei berücksichtigt
werden muß, daß zahlreiche historische Handschriften zum
Teil verbrannt, zum Teil verstreut worden sind, Villanucvaj
Viage VllI, Ö8 weiß von einem Quartband (Nr. 22) zu be-
richten: ,qne es nn eronicon misceUneo 6 coleccion de noticias
que alcanjsan desde el siglo XII hasta el XIV, muertes de
obispoe, matrimonios de reyes^ emprasas navales, duelos etcJ;
er enthielt (vgh a. a» 0* 227) nach einem Kalendarium mit
ehronikartigen Einzeich nungen eine kurze Chronik der frHnki-
i$chen Könige' sowie zahlreiche Aufzeichnungen betrefTend die
KJöster- und Landesgeschichte (unter anderem auch über die
ßrautfahrt Isabellas, der Tochter Jaimes L zu Philipp dem
Schönen von Österreich, 1313*). Daran schließt sich noch eine
eweite Chronik, die Villanueva richtig charakterisiert: ^Chroni-
con Barcinonense iure appellandum^
Von den Handschriftenj die augenscheinhch in Ripoll dem
^«esehichtlichen Quellcnstudinm dienten, haben sich einige er-
^ftalten, zum Teil freilich nicht mehr zusammen mit dem alten
[ Bestände* So enthält der Parisinus lat. &941, derselbe^ aus dem
» VicHeidit dieselbö, dir Bund lüg d^r KnUektioa Batuse, Ul 108 ff. mit
der Beiii«»rküng; ,Ex Mä, codic<> RivIpuUenai* und mit dem tncjpit: ^nul
Regiitn Ffaflcomui Pipianj reg nftait «nao« XXX VU . . .* mw. «bga-
•ctirieben tfiirde.
' Vfl. II. T. Zetßberg, EHftibelh iroa Ar»ft>ni<^a, Qei»«blJB fVieddcbi d««
BdiAufia ton üsterreieh (1314—1330), — Diu Eegisier Nr. 31S des Ar-
ehivi d«r AmfonesiAchen KrQtll^ in BArcelonA, — Siisüingaberlchto der
kMh. kkidtmie der Wiiüentc haften in Wi«a, FhiL-biit, KL, Bd. CXXXVI],
VJI M. Bd CXL, I, ISm
58 n. Abhandlung: Beer.
früher (S. 7 f.) das Klagelied auf Ramon Borel mitgeteilt wurde,
ein Exemplar — so viel ich weiß, das einzige aus frttherer Zeit
erhaltene — der Annales Anianenses, von dem wir bestimmt
wissen, daß es ehemals Ripoller Gut war;* der gleich&lls in
der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrte Kodex F. lat 5923
enthält (vgl. Catalogus codicum manuscriptorom Bibl. regiae
IV, 177) eine dem 12. Jahrhundert angehörende Abschrift der
Gesta francorum edita a. B. Gregorio Turonensi sive potins
vetusti Francorum annales a Troiane gentis origine ad Theo-
doricnm ülinm Dagoberti. Auch diese, durch eine dem Text
vorangehende Donatio monasterio RivipuUensi facta a Bemardo
comite Bisuldunensi et uxore eius Tota, anno decimo regni
Hugonis als alter Ripoller Besitz erklärte Handschrift ist wie
die eben besprochene durch Etienne Baluze in die Pariser
Nationalbibliothek gekommen (vgl. L. Delisle, Le Cabinet des
ms. de la Bibliothfeque Nationale I, 364 f.).
Die sowohl rezipierende wie auch produzierende histori-
sche Tätigkeit der Ripoller Mönche jener Zeit hatte drei un-
schwer erkennbare Leitmotive: die Kirche, das Kloster, das
Pantheon. Wie in der heute verlorenen Ripoller «Consueta' aus
dem 12. Jahrhundert (Nr. 40, Villanueva VIII, 52 f.) bemerkens-
werte Riten im Sinne der nach und nach zugestandenen kirch-
lichen Privilegien (so z. B. über das Alleluia am Tage der Purifi-
kation) Aufzeichnung fanden, so boten Kalendarien und Mar-
tyrologien das Gerüst zur Aufnahme wertvoller chronikartiger
In der Kollektion Baluze Bd. 109 findet sich fol. 67 ff. eine Abschrift:
Annales Anianenses ab anno DCLXX usque ad annura DC(X)XXI nunc
prinium editi ex ueteri codice Ms. monasterii Kiuipullensis in Catalonia.
— Die Angaben über das Alter des Originales schwanken in anffallender
Weise: der Catalogus coil. ms. Bibl. regiae IV, 179 weist die jetmt einer
Abschrift der Gesta Comitum vorgebundenen Annalen dem 13. Jahrhundert
zu, Pertz, Mon. Germ. Scr. I, 2?*1, dem 9.— 10. Jahrhundert, in der Hi-
ptoire du Languedoc von de Vic und Vais^ette IP Preuves 1: ,prob«ble-
ment du XI«" si^le*. Die in Paris vorgenomnune Prüfung der Misch-
haiidschrift ergab folgendes: Die Abschrift der Annales Anianenses stammt
aus dem 12. Jahrhundert, die der Gesta gehiSrt dem U., das Epicedion
auf Kamen Borel, wie bereit» angefilhrt wurde \^S. ö f.), dem 11. Jahr-
hundert an; der hierauf folgende Brief: »Presbyter Johanneji . . . rex
regrum tcrrenorum . . . Emanueli Komeou gubematori* wurde im 12. Jahr-
hundert geschrieben.
Di« HAndschnftcn dos Klosters SatiIa MaH^ de RlpolK n.
59
EititrAgtiiigeUy von denen nur ein Teil früher berücksiclitigt
werden konnte.^ Als Klosterbrüder und Hüter des Herrscher-
mm:QSoleumfi Zugleich betiUigen sich die Hipoller Mönch© in der
Begistrierang einer ungewöhnlich reichen Zahl von Daten der
S€it^nOssischen Kirchen- und Klostergesehichte; dieser Tätig-
keit verdanken die Abt-y Grafen- und Papstlisten ihre Ent-
Btehung, außerdem eine Fülle anderer geschichtlicher Auf-
i^elinangcn, deren Verarbeitung etappenweise vorgenommen
wurde. Wie in der allmählichen AusgcBtaltung und Verwertung
des ainscliliigigen Materiales die B. 33 C beBprochene Summa
bbertatum (Brevis historia) vom Jahre 1147 einen Markstein
biklet, so bietet^ am wieder zu dem Pariser Kodex lat 5132
Zurückzukehren; die in dieser Handschrift enthaltene Zusammen-
stellung der Gesta comitum das Bild einer allmählich foH-
schrcitenden umfangreichen Arbeit, deren Ausgestaltung erst
etwa ein Jahrhundert später die mittelalterliche geschichtliche
Tätigkeit Ripolls krönen sollte. Die im Parisinus P. lat, 5132
erhAltene älteste Redaktion der Gesta, ziemlich vei'schieden von
dem Texte, den die voUstäadigen Exemplare Hefern, reflektiert
in Ähnlicher Weise, wie die im Bai, 107 enthaltenen CoUectanea^
daa Maierial der Darstellung heimischer Geschichte, wie man
sie sich ungefähr kurze Zeit nach der wiedcrgßwonnenen Selb-
slUndtgkeit des Ktostera dachte.
Nicht in das 13. Jahrhundert^ wie Du M4ril wollte, son-
dern noch in das 12, werden wir auch durch die genauere
Erforschung anderer Tede der ra ehrerwähnten Handachrift ge-
führt, so zunächst durch die Fol. 93* ü\ eingezeichnete Vita B,
Peti*i Uraeoh* Auch hier hätte Du M^ril, der ja im allgemeinen
über gutö Literaturkenntnis verfligte^ bei seiner Beschreibung
durch Einsichtnahme einer langst erschienenen, trefflich erlau-
leroden Ausgabe des Textes wertvolle Aufschlüsse zur Beur-
' £lii w«itereA Spextmen bietet die voo FriSgpcro de Bofamll (Goodi«
Tiii£c«drifl T» 9. ril) Über das heute veHorene Kifdler Martyrolo^tiHi
loilfetoilt« Nötis; cudice num. 19, cajoD S^ e$t. i'' äel a^rubiro de RipoU,
■■oritö lobre pt^fgamioo con caracterea d«! üglo 10. al IL; en usaa ta-
h\m üt ooniputofl Eunares con noias mirficale» domde fc lee: Era 530,
«niio domin i 801« Itina 14» i^» aantM aprilis Docaiiit PascUc 2, naiias
apiilb IiilroiTil Ludoricas in BArcbln<»iia filim prcLibati Karoli Mifiii
et tuiit eiritalfin SimceDlf.
60 n. Abhandlang: Beer.
teilung des ganzen Manuskriptes^ zunächst betreffs des ftir
ihn noch hypothetischen RipoUer Ursprungs (si nous ne nous
trompons)^ erhalten. Mabillon hat dem Titel seiner Ausgabe
(ASOSB s. V. 874 ff.): Vita B. Petri Urseoli ducis Venetiarum et
Dalmatiarum tum Monachi S. Michaelis de Coxano in Catalania
auctore anonyme incertae aetatis, ausdrücklich den Provenienz-
vermerk beigefügt: ,ex ms. codice Kivipullensi' und in der Ein-
leitung erklärt: vitae lucubrationem ex ms. codice Rivipullensi
erutam nobis communicavit eruditissimus vir Stephanus Baluzios,
woraus wir mit aller Sicherheit entnehmen können, daß die von
Baluze zur Verfügung gestellte Kopie aus keinem anderen Ori-
ginal geflossen sein kann als dem heutigen Parisinus F. lat
5132. Obwohl Mabillon den Autor incertae aetatis nennt, hat
er diese Angabe in seiner Einleitung einigermaßen präzisiert.
Aus dem in der Vita enthaltenen Hinweise (§ 17 in Mabillons
Ausgabe): multa quidem mira per eum Dens egit quae nobis
sunt incognita, quia non sunt scripta nee oratione illorom qui
eum viderunt relata; omnes enim qui eins praesentiam viderunt
iam a saeculo migrarunt, schließt Mabillon wohl nicht mit
Unrecht, daß der Verfasser dieser Vita kaum später als etwa
ein Jahrhundert nach dem Tode des Petrus Urseolus (f ca. 997)
die Lebensbeschreibung verfaßt haben mag. Über den Ort,
wo die Vita geschrieben worden sein kann, spricht sich Ma-
billon nicht näher aus, doch sind die betreffenden Grenzen
ziemlich eng umschrieben. In erster Linie kommt Cuxi in Be-
tracht, wo Petrus Urseolus sein Leben beschloß ; aber auch die
Beziehungen zu Ripoll sind gegeben. Es ist ja bekannt, daß
Oliva, Abt von Ripoll und Cuxä, zu Ehren des illustren Frem-
den einen eigenen Kult einführte (vgl. Villanueva, Viage VI, 185;
T. I, 77, Anm. 2). In eine begeisterte Huldigung des Wirkens
des größten RipoUer Abtes, Oliva, klingt auch die Vita aus.
Wenn wir nun sehen, daß die meisten Olivas Tätigkeit be-
treffenden Urkunden, auch die Abschriften seiner Werke, sich
in Ripoll finden, so wäre es ganz gut denkbar, daß einer der
federgeUbten RipoUer Mönche sich an die Ausarbeitung der Vita
des Petrus Urseolus gemacht habe; auf jeden FaU ist genügend
erklärt, warum der Text, der kaum jünger sein kann als das
11. Jahrhundert, in einer etwas späteren Abschrift dem RipoUer
Sammelkodex einverleibt wurde.
Di« Hiind»cihrii%«D dei RlMters Sänti Maria de KipoU. U.
Abgeselieu von emem Senno zu Ehren der Jungfrau'
(füL 21^ bis M') und einer Serie von Hoiuilien {SV hh L»2^)*
findet! sich außer den frUher genannten (vgl* H, 52 ff,, 59 f.)
keine uoifangrcii^heren Prosatoxte^ wohl aber eine sehr statt*
Kche Heilie von Aktenab^eliriften und Einzcicbnungen^ die über
die Genesis des Kodex, auch Über die Zeit der Zusam men-
gte Ilnng eines guten Teiles desselben, Licht verbreiten. Einen
ter minus ante quem schütnt auf den e rieten Blick die auf
foL l*)5^ (einem später eingelegten Einzelblatt, vgL weiter unten
S. 63) befindliche^ von Du Meril als pronostics pour Tannöe
11711, par Johannes de Tolide bezeichnete Notiz äu geben; in
der Tat lesen wir Ab anno ineaniationis domin i noatri illu x
ÄICLXXVIIII usque in Vlil anno* menee septembri sole exl-
lente in libra erit si ds uoluerit caniunctio omnium planetarum
libra et eauda drachonis und aus dem erit si deus uoluerit
lieOe sich fto erste wirklich sehlieQen^ daß wir es mit einer
Vorhersage zu tun haben j deren spätere Ein Zeichnung keinen
rechten Sinn hätte. Die seltsame Scblnßangabe der Notiz : Ego
P* inueni hane epistolam apnd quendam dominum arehiepi-
scopum pergentem ad dominum papam et assereutem huiusmodt
^fioriptuni se habuisse a dotnino iohanne loletano qui eani trans-
Itebat (so) per iam dietum arcbiepiseopum ad dominum papam
benimmt jedoeh der Notiz stark ihre datierende Kraft, Anders
Ljteht es jedoch mit Traussumplen von zwei UrkundeUj die sich
^gegen Schluß der Handschrift auf foL 104% lOÖ^ und 107«^
finden, die erste, über ein© Feier am Tage Sancti Luche evan-
geligte, datiert; Actum est hoc Vit, K* mai anno XXVI Regni
i^iudoiiiei iunioris Oauzfredus abbasf, die andere eine Konstitution
selben Oauzfredus^ betreffend die Verraehmög und Ver-
llbeBsernng der den Mönchen RipollB regelmäßig zu verabfolgen-
len Gewänder: Uuiuersis banc scriptnram audientibus notifieetur
im ego Gauzfredus dei gnitia riuipullensis abbat uoluntate at-
^ Ma 4tt rotm Obertcfarift: la bonor« Semper Vlrg'iiiis mane S«rmo.
' iMt Aagal»« Du HiriH, daß dar ganaee recuetl d'bomälies aDoivymfls die
Änfvchrift netiboi Aposloloram tra^e, iat irrig. Die Homilteu trügen
koordinierte Titel (in rot)t 81^ De actibni a|>ostoloriim ubi daaduiii
apo«to1i caraoertiut, 81^ lucipit de lectiotte aetutiia apostolorum ubi di*
eil De SjnioDe Ma^o, SS'" De cornelio ceaturione et de Sjmone Peiro,
i^T' laeipit da eiiaageno iecauducu marohiitii uaw.
62 II. Abhandlang: Beer.
qiie deuota instaiitissimaquc prcce Karissimi fratris nostri Geraldi
KaDierarii asscnsu quoque atquc postulatione oiunium fratrom
nostrorum dccerninius ... ad augendani scu meliorandam mo-
nasterii nostri in uestinientis consuetudinem usw. Gauzfredos
abbas f usw.
Nach wiederholter, zusammen mit den Herren L. Delisle
und II. Omont vorgenommener Prüfung dieser beiden Urkunden-
einzeichnungeu gelangten wir zu dem Ergebnis, daß bei beiden
Stücken die Namenszeichnung des Gauzfredus, des letzten Mar-
scillaisor Abtes von Ripoll (1153 [?] — 1169), genuin ist, aber nicht
bloß diese, sondern auch die Unterschriften der übrigen mit-
zeichnenden Würdenträger des Klosters.^ Damit ist ein Terminus
ante quem gegeben,* um den sich der Hauptinhalt der wichtigen
Handschrift zeitHch zu gruppieren hat. In Übereinstimmung
hiermit stehen die Transsumpte der Urkunde, betreffend die
Einführung einer besonderen Feier zu Ehren der Jungfrau an
jedem Samstage fol. 101^ . . . Anno igitur Dominica Incarna-
tionis millesimo ÖLVH presidcnte in ecclesia RiuipuUensi pre-
fato abbate nostro Domno Gaufredo . . . celebritas dominier
matris in ecclesia nostra per omne sabbatum in perpetuum ob-
servanda ita fieri instituta est. Diese Celebritas, deren urkund-
liche Fassung mit den feierlichen Worten: Ad honorem et laudem
gloriosissimae et intcmeratae uirginis Mariae anhebt, besteht
darin, daß besondere kirchliche Zeremonien (so u. a. ein feierliches
Hochamt) abgehalten, insbesondere den fratribus ferculum uel de
caseo uel de ouis congruenti pipere aptatis dargeboten werden.
In chronologischer Beziehung sind wieder zwei Einzeichnungen
auf fol. 104^ und 106% betreffend die Einkünfte des Gebietes
von Mojon, nämlich: Hoc est caput breue de honore de moion
und Hcc est commemoratio tocius ipsius honoris et de censibus
et usaticis que barchinonensis comes habet in terminio de moion,
zu beachten. Du Meril hebt richtig hervor, daß das Gebiet
von Mojon dem Kloster UipoU gehörte, hat aber den von ihm
als fehlend bezeichneten Schluß der zweiten Einzeichnung über-
sehen: Acta est ista carta supra dicte commemorationis XH Kl
mai anno Uli X regni ludouici iunioris, wodurch wir auf das
^ Die auf Taf. 5 f^ebotene Keproduktiun des sweiten Aktes gestattet, das
eben mitgeteilte Ergebnis su überprüfen.
tirlfteti des Kioatfir^ SAntJi Murin de Ri|ml1.*
Hol, d. 1k also wieder in dio Zeit des Hiiieuaintea des
Gatisjfrediis geführt werden* Ileraii^uziehen iat auch die
ctietikung der Kirche toh Mojon an RipoU, deren urkundliche
Iti^ng nicinea Winsens allerdings iioeli nicht bekannt war.
VAkt: Donatio Eeclesiae de Moiiione quam teeit Episcopus
(ierandensis Anno MCXLIIII (Petro eiusdeni motiasterii abhati)
fiuiiet sich in Bai. 107, foL 194* kopiert und darauf folgt fol. 195
dio Confirmatio Donuni Papae de Ecclesia de MoUione. Filgen
wir noch luni^Uj thS unter den Prosast Ucken, mit denen wir
«me gewisse Datierung verbinden konneui der foK 107* eut-
hfiltene Brief Ollegarius dci gratia terraebonensis arehicj>i8Copus
Vcnerabili fratri K. ausonensi episcopo (es ist Ramon L Gau-
firedtis) Salutem auf eine noch frühere Zeit weist^ da Ollegarius
1118—1137 regierte, also dieses Sehreiben über eine Frage der
Priesterweihe noch in die erste Hulfte des 12, Jahi-hunderts
fkllt, so it^^t dargütan, daß sieh die Zusammensetzung des Haupt*
in Italic dieses unter aämtbehen erhaltenou Rivipulienses eine
Bingulilre Stelle einneb menden Kodex nicht^ wie bisher alle
Ftirscber auDahmen, im 13.^ sondern in der zweiten Hälfte des
VJ^ Jahrhunderts volbogcn haben muß* Die beiden Aktenstücke,
die dügegen zu sprechen scbeitieUt nämlich die Schenkung des
KaimttnduB de Porcian an RipoU vom Jahre 1211 und der
Verkauf des Petrus de Palad und seiner Famdie an das Kloster
vom Jahre 1212, sind spütere Eintragungen: die erste findet
sich auf der freigebli ebenen ersten Seite der Vita Petri Urseoli,
die erst fob 93 verso beginnt^ die aweite anf foL 105^ einem
Eiiiseelbiatt mit durchsus yerschiedenem Linienschema, welches
dem Kursier der Handschrift so ungeschickt eingefügt wurde,
daß die Urkunde über die Feier am Tage des E?aBgebsten
Lucas in swei Teile geteilt erscheint, 104* und 106 ^>
Die zahlreichen poetischen Stücke, die sich in der Hand
icbrift tindeUf widersprechen dieser Auffassung nicht Das gilt
speziell von den beraita besprochenen zeitgeschichtlichen (Ge-
dichten^ von dem Carmen Canipi doctoris sowie dem Berenguer-
Hjmmis, und man w^ird den umstand beachten^ daß dieser
Hymnus auf den 1169 gestorbenen Grafen den Akten des Abtes
^ Htcrdturh wtinte Jinch Du M^ril f^tMiiielit, der dl© T«*te ttif 104^ und
lllO' (ob«it) für swot Tenohied«»« Urkimdem bielt.
64 n. Abhandlang: Beer.
Gauzfredus (f 1169) fast unmittelbar beigefügt erscheint. Von
den übrigen Stücken in Versen schließt sich der Sang auf die
Einnahme von Jerusalem fol. 21' bis 21^ (^Hiemsalem letare',
von Du Meril a. a. O., S. 255 — 260 veröffentlicht) der voran-
gehenden Historia Hierosolymitana des Raymond de Aguilers
an. Die mit Neumen versehenen Hymnen: ,Ave Virgo gloriosa^
(fol. 105^), ,Vox elarescat mens purgetur' (fol. 107^), von Da
Meril S. 305 veröffentlicht, dann ,Cedit frigus hiemale' (fol. 108^),
Du Meril S. 32^ gleichfalls mit Musiknoten, sind später an frei-
gebliebenen Stellen eingetragen worden; ebenso das Gedicht
auf f. 109«^ und 109% von dem Du Meril (S. 306 f.) wegen der
kläglichen Erhaltung nur den Schluß gab (^quod est anceps tu
dissoluis — quod tegendum tu involvis^ etc.), und das foL 108^ ein-
gezeichnete, von Du Meril 305 mitgeteilte Kätselgedicht ^Lunis
procer et sub mense — somno splendor et immense — Martis
procer atque duris^ — usw. (von Du Meril ,regles des horo-
scopes ou plutot des divinations, . . . trop obscnres' genannt),
für das Wilhelm Meyer-Speyer, wie ich einer brieflichen Mit-
teilung entnehme, aus christlichen Hymnengedichten eine vor-
treffliche Lösung gefunden hat.
Unter sämtlichen erhaltenen Kodizes der alten Abtei —
etwa dritthalb Hundert an der Zahl — ist die eben besprochene
Handschrift die bodenständigste, die persönlichste. Geht man
von den Gauzfredus -Akten, den historischen Stützpunkten der
Mischhandschrift, aus, so begegnet uns in deren Inhalt eine
wohl auch sonst nicht eben seltene, für Spanien aber speziell
bezeichnende Vorliebe für die Bindung des Transzendentalen
mit dem urwüchsig Praktischen, welche den ekstatischen Mysti-
ker Luis de Leon zur Abfassung eines Lehrbuches der Führung
des Haushalts, den größten Genius der spanischen Hochblüte
aber zur Schaff'ung des unsterblichen Gegenübers der Vertreter
des Idealismus und des KeaHsmus veranlaßte. Wie die neue
Feier zu Ehren der Himmelskönigin und Schirmerin Ripolls
auch durch eine Kollation, bestehend in Ferkeln, Käse und
gepfeff'erten Eiern, an jedem Samstag begangen werden soll, so
finden wir gleich neben Sermonen und Homihen das Dekret,
belrefi'end die Aufbesserung der Garderobe der Mönche- neben
der Vita, den Acta sowie dem entsprechenden Kult des jüngsten
territorialen Heiligen, die gewissenhafte Verzeichnung der Ein-
Ble HaDd»cbrifteo des Kloitora SAnta Maria de Eip^Il.
kttofte der jtlDgsten großen Gebietsschenkung; neben Ent-
selieidujigeQ in Gewissen sfragen und Canones der Konzilien
Bowie astronümisclien Aufzeichnungen die älteste Redaktion der
Qeata comitnnij in denen, wie wir gesehen habeuj das Kloster
Bjpotl sich selbst ein stolzes Denkmal errichtotej aber auch das
einzige umfangreichere ältere Werk der märkischen und kata-
lünischen Geschichte lieferte. Das Hinübergreifen Über das
Crebiei des Klosters zeigen auch die poetischen in derselben
Handschrift enthaltenen Stlickcj da wir außer Hymnen und
sonstigen geistlichen Gesängen auch das Gedicht auf Ramon
Berenguer, ja auch das Carmen auf den Carapi doctor antreffen.
lö Vers und in Prosa findet auch das bedeutendste weltgeschieht-
liche Ereignis jener Zeit, der erste Kreuzzug, in unserer Hand-
schrift ein Echo.
Die eigenartige Zusammenstellung dieses merkwürdigen
Sammelkodex wird man sich vor Augen halten mtissen, wenn
man die literarische Bedeutung liipolls in den späteren Jahr-
hunderten verstehen wilL AVas im 13., 14. und 15. Jahrhundert
an Uandschriftftn zuwuchs, sei es durch Heimarbeit, sei es durch
Ankäufe^ zu denen man sich entschloß, ergibt sich ungezwungen
als Ergebnis des Fortwirkcns der hier aufgezeigten Interessen,
In erster Linie kommen als Belege für das Gesagte ^wei
wertvolle noch erhaltene Mischhandschriften des 13. Jahrhunderts
in Betracht, die durch sichere Indizien als ursprüngliches Ui-
IKiUer Gut erwiesen und hier zum erstenmal besprochen werden,
Kodex 26^ ein mächtiger Folioband, enthillt nach einem um-
fangreichen Traktat über die Passio Domini und Stlicken des
tthäus-Evan^eliums samt Kommentar die anonyme Erklärung
er jFigura Seraphin^, wie eine moderne Bezeichnung angibt;
es ist ftber der bekannte, Alanus ab Insulis zugewiesene Traktat
,De sex aJis Cherubim/ Die gewandte Zeichnung wie die Schrift-,
aiugleicb Textprobe (Taf. 6 und 7) mögen mit dem Bilde und
dem Abdruck bei Mignc 210, 267 ff. verglichen werden. Die
ßipoUer Provenienz ist durch die noch aus dem 13. Jahrhundert
itaiDmenden Transsumpte von vier auf das Kloster bezüglichen
Sehenkungsakten bezeugt, die zn den ältesten Hausurkunden
des Klosters zählen* Da das Archiv des Klosters verbrannt
ist, gewinnen auch die in relativ späte Zeit fallenden Kopien
an Bedeutung; gehöi^n sie doch mit den früher besprodienen
dli»uiiW7, d. pbU.-ytt, KL 158. Bd r Abb. ^
K
66 II. Abhandlnng: Beer.
Einzeichnangen m Par. lat. 5132 za den ältesten Urkunden-
Zeugnissen jenes Klosters, das wir als historisches Zentrum
der Grafschaft Barcelona kennen gelernt haben. Hiesu kommt
noch der Umstand, daß die Art der Eintragung dieser Trans-
sumpte und deren Beglaubigung in die Rif>oller Urkunden-
behandlung jener Zeit einen guten EinbUck gewährt; es wurde
daher die betreffende Seite reproduziert (Taf. 8) und im nach-
folgenden der an erster Stelle eingezeichnete Akt unter Be-
rücksichtigung einiger von Alfons Dopsch freundlichst mitgeteilter
Bemerkungen in Umschrift abgedruckt.^ Es handelt sich, wie
man sieht, um eine Schenkung der Gräfin Ava, Gattin des
Grafen Miro von Barcelona; das Instrument ist in gewissen
Teilen seiner Ausfertigung dem freilich viel kürzeren Schenkungs-
akt aus demselben Jahre i941) ähnlich, den Baluze in der Marca
Hispanica, App. LXXVI, col. ?<ö8 veröffentlichte (Schenkung
Avas an Cuxa .^ Auf diesen beziehen sich einige in den An-
merkungen gegebene Hinweise ^Cuxä).
^ Da keiner der neueren Benutzer der Ripoller Han«lschrifl ron d«n Ur-
kunden Notiz p^uouimen hat, auch nicht PrtVtpero Bofanill \\m Kai. Bof.
wird da< Manuskript nicht beschrieben ^ ebendowenig ViUana«Ta,ao fiber-
ra<chte es mich, daC IVilf des oben transkribierten Sch«nkaiig8«ktef,
uÄiuUch der Anfang und die Datierung, seit langer Zeit rerOffenUieht
worden sind, und zwar Ton keinem Geringeren als MabiUon in einer
otiras versteckten Anmerkung lu den ASOSB saec. IV, pars. 2^ pag. 423.
Ks iVhlt a. a. O. jede tjueltenangabe; die Frage, wie Mabihon die Ur-
kunden bekannt wurden, beantwortet wieder der Kat. Bai. In dietem
ci-.iieu wir unter Nr. IV* eine Notiz über den Kv^dex. die nur daa erste
Wort des Traktate5 über die Tassion und dann ausschließlich nor das
Incipi: und Kiplicit der Tier l'rkuuden enthält, ein Zeichen, wie sehr
man zu jener Z*»it g»'i:»Miübcr diesen den Wert des eigentlichen Inkaltes
des KvHiei zuriick<e:zte. IVr lW«>oi», dAi> Mabillon nur ans der hier
nachgewiesenen Quelle geschimpft haben kar.u. liegt darin, daß er nnr
die Worte au-« dem re\:o mitteilt. >\ eiche tm Kat. Bai. aas der Urkunde
ausgehoben «erden >^vg'. aueh Marca lh<pAuica, iVl. 3n>'. Ans Balnses
Worten ist übrigen* eu entnehmen, dal* ihm der Ki(vl!er Schenknnft-
akt selbst nicht x*»flAg; der betrertende Te\t, der auch in sprachlicher
Hinsicht mar che» Beachten9%«erte bietet ^man Terg'.eiche a. R (n. dor^
navaut, d h de hac b\»ra tu ab ante, mit dem in der l'rkunde rorkom-
menden ab hae hora \x\ .tuteA\ %«iid uutuuehr t;im erstenmal bekannt.
' Antonio KiiA« de Moaii^, Kpt):'Ana xatAlana de la edai media, Kerista
de Archi\o> \l ^l'.KU^ ^4. voieevchue« eiiujiv auf die Itattic de» Qrmlen
Miro besiigliche Vrkundeii, die »ich im .\rvhu de« Kl^^ter» Kipoll befiuideB
Pk nii]d«4ihriA«n d^s Klo^Ur« SftntJi Marii d« HipitlK It.
6?
10
11
[12
Lit
Iti Domine domini. Ego Ana. eoniettssa, ct. filti meH id ost.
8timofredu9 ctjtnes et Wifredus comes, et OHba eomes. et miro
Icuiia, fimnl in | donaturcs' domnm^i^aDete maric cenobii. situm
In oamitatti Anaona. in locum quo uoeaBt ualla riopullo, ad pre-
cticitim domum qui est fuadatus { in honoro HäDCtc dci g^rictricc.
älaria pcrpettsa uirgine. uel üd abbat e Ennogone ne\ ad monacbia
qtii ibidem doo dcscrniunt tani pre.^ontibuä | quam l'uturis Dona*
mai ibidem alodem urum cum omnibus tenuinibus. et finibui, uel
adiac^inclb illius quo nomlnant Agiae. qui efit in comitatu { ccr-
danienfte in pogo Ituien^^e predictam uillam aginem, euni omue
ftuidUB ot pOBieuiönes fintbus. et liniUibua» et tertnmibus* eorum
iie donamus nel tradimti^ | ad prüdiotum üenobmm Sacote mane
situm in predicta imlle riupullo. donamiiä ca&ua ca.^^libua orila*
ortalibuB arboribus pomtferis ucl Iripomircrii^ nio|Iendinls« pratia.
pmP(!uis aquii^ a(|Qarnm. uio dtictibus uel reductibua, ornnta et in
otnnibiu^. qimntuni. Ibidem, habnit uirmeus de me predicta Anane
dt I genitor de predict^s filios mees. Sic donamuii nel trfidimus
ad predietam dorn um. Bancte Marie perpetue nirginis. et ad pre^
dictum abbatcm. uel ad mona|cbL!i* qul ibidem, deo seraiunt, uel
lemieriut ut fiit illist cibuB tarn preaentibus quam futuri^. proprer
remodium antmo depredtcto. MironiB, condam,^ sen. | et propter
remediuniauituabuf nastris* Id eodem pactodiimego*uixero. Auu.
iminia reacnio. in meam potestatcm. ui de ipaos frages quiquid.
facere uolue J ro. in meam. rcseruo potestatom. sed tatitummodo,
ab hae ora. ia antaa. donamusi. tradimus, atque concodim*!!), ipaas
dueiraai et primieiaa. cum ipaa parrochia. | de predicta uilla. ad
pTcdictam doraum. cenobii. aicut super insertum est, aic donamua
uel tradirauf ab iategre. esceptus. utide acriptufam, fccimua ad
fideli nostro [ ioudino, in eodcm conacntu. dum niuit. teneat et
possideai» Post obituro sunm. omnia rGmancat. ad predictam dn*
(aiistian), and iwar tom Jfthre 92S (Ksafinstninieat); 9SS (ßch«nknng
an diu Kloster); 941 (Schenkaog: ,dpl «l^dto de A^a, 12 de lau KaI. de
" Jitlio del ifjo 6 de Luis*); 96t (Sch^iikatLg dtirch die Test aiueu tarn! l-
H^ •tr#cker).
^V CiuA: ^el fltU« meia/
^V CaxÄ: ^Eioi «imul doii«niti8 in naam^; also vieUeicbt tlmal ia uaum
Miisaj d(m^U>Tes. A. EDgelbrecbt f&ßt In donatoros = fir, ^ea doaa*
l«art*, ^l» Geber*.
" Cutk hjkt die Formel ; ^coiicedtiiitu atque tradimuft ad dooinm* wie später
JibaUcb auch aatere Urkunde biete l.
Korr. and oiioi.
CtuI: rUt piiu et mjiericori sit Deal ia pecoitii aestrii el ia pec^atii
, Mmai Cotaiti gealtori condam BQfftra/
5»
68 II. AbhaDdlnng: Be«r.
14 mum. ucl ibidem, dco semi cntibos. Hec omnia sicut saperios
insertam est. sie donamas nel tradimns cnm ipsa eeelesia qui e^t
15 in honore saneti iuliani ibidem fundata. propter remediam. |
anime. Mironi. comiti. eondam. seu. inferamns. obi ibidem, et pro
animabus nostris. Et qni contra hanc donaeionis. scriptnra. aenerit
16 ad inrnpcndum. sen. predieti. nos nenerimas inferam sea in-
feramns ubi ibidem deo semientibns dnplnm. illis perpetim habi-
17 tnram. £t inantea donacio ista fiirmns. permaneat omniqne tem-
pore, facta scriptnra XII. K. inl. anno. VI. regnante Ludooico
1> rvp? tllio. Karoli. Ana. Pl Adroarin«. snbseripsi. | Calmdo. «ub-
<crir5:. Victor, prvsbiter. <ubserip?i. Bellns preabiter anbscripsi.
1^ Andericu?. prc^biter. qni hanc kartam elemosinaria. rc^atus. |
fcrii?:. et <ub5cr:p<i die e: anno quo snpra.
Ä* Jobar.riC> Monachus et lenita. Transcripsit cam litteris. in
Villi linoa campna::«. anno. 1. Rcgni. PhilippÜ*
Von anderen Manuskripten des 13. Jahrhundertay deren
frühe Ripoller Prv^venienz durch bestimmte Indizien enriesen
:<:. sei ranächst Kod. 41 erwähnt, in den eine ahe Hand die
>. 4- niitc^tvilte Inh.-ilisar.iraW eintnic- Außer einer nach Kata-
..-.'ier. weisender. Novlz* auf toL 1- findet sich foL 178^ eine Ur-
k':r.de, i.-iut welcher KA:r.:-.ir.d. Abt von RipoII .^es ist Raimund
IVibich , im Jahre II*:?:? oir»:^c Häuser zediert« sowie eine
siäien? E:nir:fcirarg: l-X> iiiiis iKrt. die sanc;i Geranii prior riui-
- IX# xriewa virvi rrk5:=:i*R «<^r>:*o iä Kat BaI j^t-jI S. ML Abb. 1> in
Xir.Af cv'<r.'^i; K;'i-.r-*.U*r.>.* e: ^^ujici,* ^•ücvj'iii ii«e «Kt imi«it« aate-
4 Kju Scr:eÄ:r-.> aä«o :? r*ctiJi»U» l,;i.l. -^.cv :>Jo?-
v\-o .•>.o K^v. j'v ,'v^' 0» ,^v%%*vv,* -« >fc'.r^ r*j-.c..* i« KuiMY.tt£» «t «iat
* \vw.' Mv\ \\ */N*,>,v» Ol ',' \« ,^ V.V.* v%.«s^4 >>*•■*>?>* >»tt 9^c VT^IRttCttnB
daehriflen d«s Kloiters Sah
pmUi credtdit poncio fabri usw. Einen noch Leacttenswei^teröii
ProTenienxnacliweiä enthält Kod* 204; dem Hauptteil der Hand-
sehrifl* aar die Werke des Äianus ab Ineulii und die Sehnfl
de Anima des Hugo EtenanuB birgt (vgL die von etwas jüngerer
Haod eingezeichnetej oben S. 42 mitgeteilte iQhaltsangabe)^ geht
eine Anzahl BliUter vorans^ die zum Teil juridische Traktate,
so De dampno iniaria dato, ex lege aquilia^ zum Tf^il auch
bagiographieche Notizen, wie De martlrio tome sanctisgimi can*
lOAriensis archiepiscopi^ enthatten. Auf foL 12 findet sich das flir
uns hier belangreichste StÜck^ nämhcb die Zuschrift: Beuereodo
in Christo patri B. dei gracia Abbatl totiqua connentui riui*
pmileoBi fmter A. prior sancti paali de suburbio barchinone
et magister petrus de albalato jlerdesis . , . uisitatores apo-
stolice sedis.
In Pedro de Albalat, Sacriita, später Bischof von L4nda,
darmuf (1242) Erzbischof von Tarragona, tritt uns eine der be-
deutendsten Gestalten des katalanischen Klerus jener Zeit ent-
gegen (vgl. Torres Amat, Memoria s» 9). Er wurde vom Papst
QregQT IX- zusammen mit Bernardo {I.) Calvö, Bischof von Vieh,
und dem bekannten Kanonisten Kaimundus de Pennaforti de-
kgiert, um den ersten Bischof von Mallorka zu wählen und
dessen Ronsekration von q nehmen. Aus der Lebenszeit Albalats
ergibt sich, daß unter dem ,R, Abhas* unserer Urkunde nur
der Äbt Raimundas Dezhach (+ 1234) gemeint sein kann. Die
B^ayehungen jenes Kirchenfürsten zu Ripoll werden im Auge
sm behalten sein. Er ist als Verfasser kirchlicher Konstitutionen
liekannt; das fUr eine ganze Literaturgattung, die Beichtzuchten ^
vorbildliche Hauptwerk seines Gefährten Raimund de Peiiaforte
(f 1275)^ die sununa poenitentialiSj ist frühzeitig in der RipoUer
Bibliothek vertreten, und zwar in vier heute noch erhaltenen
Flxemplaren (vgl S. B2), von denen drei vielleicht kurz nach
dem Tode des Autors angefertigt i^iirden.
Auch der theologisch-dogmatische Hauptinhalt der Hand*
Schrift, die wir als altes RipoUer Gut erkennen, verdient Be-
achtung, Die Schrift Ue animae iramortalitale des Hugo Etenanus
h\hU"X den ältesten Teil des Kodex nnd diese Abschrift, viel*
leicht noch dem 12, Jahrhundert angehörend^ ist eine der frühesten
des Werkes j auch mag daran erinnert werden, daß des Alanna
Summa quadripartita de fide catholicA bald nach 1179 vom
70 IL Abhandlung: Beer.
Autor dem Grafen Wilhelm (VIII.) von Montpellier gewidmet
wurde, daß also hier wieder eine regionale Beziehung gegeben ist
Im Anschluß an das kurz vorher über die Aufzeichnung
kirchlicher Konstitutionen Bemerkte sei erwähnt, daß eines der
am meisten benützten Eonsultationswerke auf diesem Gebiete
(vgl. Schulte II, 137), nämlich ,De concordantiis decretorum et
decretalium auctore fratre Martino' (von Troppau), samt den
Tabulae in einem sorgfältig geschriebenen Exemplar — jetzt
Kod. 111 — vorhanden war, das wohl noch dem Ende des
13. Jahrhunderts angehört.^ Die Angabe Ewalds (Reise, S. 388),
die Handschrift stamme aus dem 15. Jahrhundert (1410), ist
durch spätere Einzeichnungen veranlaßt, die abermals direkt
auf Ripoll weisen, nämlich durch die auf den beiden ersten
Blättern eingezeichneten Listen der Ripoller Abte, der Grafen
von Barcelona und der Erzbischöfe von Tarragona. Der Abt-
katalog, meines Wissens der einzige aus älterer Zeit handschrift-
lich erhaltene (von mir kopiert), bricht nämlich bei der Ein-
zeichnung: Dalmacius de cartiliano MCCCCX ab und hieraus
muß wohl die irrige Datierung der Niederschrift des ganzen
Kodex entstanden sein.
Wie das Hauptwerk Martins auf kanonistischem Gebiete,
so war auch dessen bekannteste historische Arbeit, die Chronik,
in der Ripoller Bibliothek vorhanden. Auch dieses Exemplar,
Kod. 123, stammt noch aus dem Ende des 13. Jahrhunderts und
enthält von derselben Hand die Disciplina clericalis des Petrus
Alfonsi eingetragen, deren Incipit: Iste Über uocatur spich mar
gayl usualiter apud nos sed ut in titulo continetur nomen eios
est ex re id est clericalis disciplina, durch die vulgärsprachliche
Bezeichnung des Titels- dem ganzen Manuskripte einen Heimai-
schein ausstellt.
Eine gesonderte Behandlung verdient Kod. 103, dessen Her-
stellung gleichfalls im 13. Jahrhundert abgeschlossen wurde.
Kr ist reskribiert; aus Fragmenten mehrerer Handschriften zu*
' Doni<>Ibcn Zeit int cod. 105 mit der collectio canonam des Dionyiiiii
ExifTUUs zuzuwei8i»u, vielleicht Abschrift nach einem alten Ripoller
Kxemplar.
' Das Spoculum eccIcHiao dos Hugo dn S. Caro heißt in dem Druck v.J.
U'J:i: Libre apellat Speciilum ecclesie, so es a dir Elspill ho Mirall niw.
Vgl. Morel-Fatio in OrObers (Jruiidriß II, 2, 93.
Die Haadichnften des K]o#ters Santa Maria de RipolL [I.
71
itnetigesetstj deren Inhalt sich nur sehr schwer, immerhin
aber noch besser erkennen läßt, als die primäre ächrift des
bereits früher (S, 12) erwähnten Kodex 199^ auf die der Liber
icintUIariim und des Augustinus De conälctu vitiorum^ auf-
gellten wurde. Der primäre Bestand vom Kodex 103 scbeidet
sich, fiaweit ich erkennen konnte, in drei Teile: der erste
(foL 1 — 46) enthielt Theologisches, etwa s* XI — XII (am Ende,
fol, 46, konnte ich die Worte: confiteri peccata saeerdotl . . .
dicit sanetuB Ämbrosins entziffern); der zweite Bruchstücke von
Sermonen (s, XI^ — XII), und sEwar, wenn mich die Lesung einer
Überschrift nicht täuschtej von Augustinus und Leo Magnus; der
dritte einen medi:sinisclien Traktat in zwei Kolumnen, dessen
Sebrift dem Ende des lü. oder dem Anfange des IL Jahrhun-
deria angehört (foL 172 sind die Worte Alexandri — Ad capitis
dolores, fol. 198 Dia yreos, foL 202 ad omnes fobres erkennbar).
^P Der jilngere Bestand umfaßt eine Abschrift der Nova
poetria des Galfredus de Vino Salvo mit reichlichen Schoben
(Inc.: Antequam Gualfredus accedat ad propositum principale^
also nicht identidch mit dem von Fabr> II, 13 erwähnten Argu-
Kintum)| an diese schließen sich Lukans ,PharaaIia^ sowie, mit
r Atifachrift Assit principio uJrgo maria meo, Ovids Epistulae
ex Ponlo- Nichts deutet darauf hin, daß diese Sammelhand*
^piirift von auswärts nach RipoU gebracht worden wäröi ja die
^H>en sfiitierte Aufschrift vor Ovids Epistulae findet sich gerade
in Manuskripten von Santa Maria besonders häufig (cod. 69.
79. 142, 147. 162. 165. 183. 184). Wir haben allem Ansclieine
nach einen Kodex vor uns, dessen Beachreibatoff aus drei alten
Ripoller Manuskripten zusammengestellt wnrdc; za den letzten
Blättern mag eines der vier Exemplare ,Medioinalia', die im
■hen Kataloge unter Nr. 113^ — 116 verzeichnet sind, das Material
^^liefert haben; auch an theologischen Traktaten und Sermonen
war schon zur olivianischen Zeit kein Mangel.
IBei der Zerstörung alter Manuskripte zum Zwecke der
haffung von neuen denkt man zuuäcliBt an eine gewisse
1 Die büidpii HWipulUniiei ll)3 uud 19^1 Mvi* aucU cod. 182 (tu d«in «er-
moDei defl 14. J&hrbtmdert« auf »ermonp^ dei 13, bts 13. Jahrhundertn ge*
»cbriebea wvrdeiit ^gl^ 3' 1^^) treten deiunaeh «li Er^Hni^aEig tn der
vosi i^mil« ChateUlo sasim tu «ngeit eilten Li«te; Los PiUmpseet«« Utln«
I Anaoalru dor £^uol« iirAti^ue des ükuU« 4tvd^ 1904,
72 n. Abhandlaog: Be«r.
Zwangslage, in welche die Abschreiber durch das Fdilen ent-
sprechenden Beschreibstoffes gebracht wurden; tatsftchfich lassen
sich aas den zam Teil bisher unbekannten Eloaterorkunden
Indizien gewinnen, welche eine solche Zwangsma0regel erklftren.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Zufuhr der
nötigsten Lebensmittel zum Kloster derart schwierig g^eworden,
daß man von Ripoll aus die Sicherung dieser sogar Tom pl^ist-
liehen Stuhle aus gewährleistet wissen wollte. Eline Bulle des
Papstes Alexander III. vom Jahre 1168 (Marca Hispanica,
App. COCCLn, col. 1350) geht auf diesen Punkt speziell ein:
RivipuUensis monasterii (ratres studiosa nobis narratione mon-
strarunt, quod ipsi in montanis et locis aridis habitantes yictualia
nonnisi aliunde non sine gravi labore illuc per muka terrarum
spatia deferantur (Baluze a. a. O. .deferant*^ die Abschrift im
Bai. 107^ fol. 198' hat differantur}; unde frequenter oontingity
quod si bestiae iUorum cibaria deferentes ab aliquibua male-
factoribus capiantur ipsi ^nämlich monachi) tam fitmia quam
sitis inedia cruciantur. Für die Darstellung der Ilnanxlage des
Klosters um die Mitte des 13. Jahrhunderts, also ungefiihr sur
Zeit des Entstehens des sekundären Bestandes der Handschrift^
ist eine Balle Alexanders IV. an ,B-'- Bischof von Elna (es ist
BereEgarius de Cantalupis\ datum Viterbii IIH Idns Mart,
Pontiäcatus nostri anno quarto \^125-^. März 12)« bezeichnend,
deren Abschrift ich in BaL 107. fol. 274* f. geftinden habe. Die
Bulle erwähnt, daß die Mönche tilium Bertrandum eiusdem
monasterii monachum. Priorem Prioratus Sanctae Mariae de
Monte Serrato in Abbatem ooneonlartes ele^enint, und ermlchtigt
dann den Bischof von Elna. die Bonediotio dieses Abtea an
Stolle des Papstes vorzunehmen: .quia prediotum Monaslerium
pr»ut asseritur tanta premitur saroina debitorum quod
prediotus abbas non |H>test wnunle ad A(H>$:olicam sedem
aooedon^ j»ro benediotionis munerx* obtineudo. Einen noch deut-
licheren Einblick in die» wie es seheiut. namentlich durch leicht-
5inr.ij:es iielviten des .Vbles Piitiu.ioio V.'oirarnca 1?34 — 1356)
nerrilltelen \\irt>vii:it\hoheu VerhciUu sse K^v^lls j>Mrährt die noch
unveKitlVnilieliie Verrtl^un»; JjiuueH \. \y^x^x Jahrv l?oT, die sich
in R*%l. 107, t'ol. IVU»' uud IH'»»' lindel: Nv>s JAOobus . . . repara-
tioni MoimMoni UixipulleuM* >\»leu!o» piwiderx^ .. . mandamus
quod uulh hojijMl» (»iwuloHhiv doueo pr:iofaium MoQasterium
IKt HAudi^iirifteii d«i KloeUtt» S«nU MaH« de Bipoll 11,
73
bno aere penttiis sit liberatum , . . Revocamtis etiam omnea
venditioQas^ donatio aeg^ infeudationes et alietiationes contractas
^H. qaas frater Dalmatius quondam abbaa eiusdem Monasterü
^»ctt- Andererseits wird daran festzuhalten sein, daß das Re-
skribierea von Kodizes im 13* Jahrhundert zu deo gewöhnlichen
Maßnahmen der Skriptonen gehörte^ wie dies manche fUr das
Tilgen der Handschriftentexte verfaßte Rezepte, unter an-
derem auch die bekannte Stelle des Salimbene in seiner Chronik
Tom Jahre 1235 bekunden; allerdings ist darauf zm achten^
welche Schriften man für überfitlasig hielt und welche Texte
man neu für die Bibliothek %\\ erlangen sachte^ Diese BeoV
achtoBg ist nun gerade fUr den vorliegenden Fall lehrreich.
Die ältere Predigtliteratur, die Sermones der Väter, mußten
den einschlägigen ErzeugniBsen der neuen Zeit weichen; nicht
mtndcr charakteristisch ist auf medizinischem Gebiet der triumph-
ArHge EioÄüg der Schriften der italienischen Schulen (vor allem
der Ton Salerno).
Unter den erhaltenen Ripoller Predigtensammlungen neuen
Still bietet Kodex HO s. XII— SIII Sermones in festivitatibus
ther Titel), 195 s. XII r Sermones de sanctis, 205 s. XIII Ser-
onea de festivitatibus, 206 s.XlI — ^XIII (vorWalahfridus Strabo
und Augustinus ad Macedonium, vgL oben S, 41) gleichfalls
SisrmoTiea de dicbus festivis, 209 s. XIII is wischen einem moral-
philosophischen Traktat und einem kleinen Opus de sanctis
wieder Festtagspredigten; auch im Kod, 130 (s, XII— -XIII),
Flor^fi evangeliorum betitelt (es sind eigentlich Auslegungen),
finden sich sermones eingestreut.
Außer einer Handschrift mit patris tischen Sermonen wurde
aber auch «ur Herstellung der neuen Handschrift ein medi-
^itiischer Traktat reskribiert, walirsdieinlich Teile der lateinischen
Übersetzung des gi*oßen Werkes des Alexander von Tralles
über Pathologie und Therapie enthaltend (Werüich-Hirsch, Bio-
graphisches Lexikon der Arzte I, 100). Auch auf diesem Ge-
biete zeugen noch erhaltene Ripoller Kodizes aus der von uns
eben behandelten Zeit (XIIL Jahrhundert) filr das Anbrechen
einer neuen Epoche, für die fremden (italienischen) EinflUssej
fUr das Bekanntwerden modemer Autoren; diese medizinisch-
ph&nnazeutischen Schriften in der aUen Ripoller Bücherei sind
l\ beachtenswertj weil sie ein Abbild, vielleicht ein Vor-
74 IL Abhandlung: Beer.
bild jener ziemlich ausgreifenden naturwissenschaftlicheD, freilich
vielfach mit alchimistischen Interessen kontaminierten Stadien
in Katalonien darstellen, deren Kenntnis angebahnt^ jedoch bis
jetzt noch nicht durch eine Spezialuntersuchung nähergerückt
wurde. Unter den hierher gehörigen RivipuUenses enthält Kod. 50
s. XIII mit der Schlußnote: Explicit liber amphorismonim (so)
ypocratis cum commento G. (d. h. Galeni) die bekannte Schrift
des Constantinus Afcr (Mönches von Moute-Cassino seit 1086)
samt der Vorrede ad Glauconem discipulum; Kod. 174^ nach
der Alexandreis Walters und des Galfredus Tranensis Snper
titulis Decretalium als dritten beigebundenen Teil die Practica
(tabulae) ^magistri sal', nach Corminas, der in seinem Snple-
mento zu Torres Amat 311 die medizinische Literatur aus kata-
lanischen Buchersammlungen zusammenzustellen sachte , die
, Practica de botanica por el M. Sales' (sie*); es ist aber das
pharmazeutische Lehrbuch des Magister Salernus (blühte 1130
bis 11 60),^ das vor 1160 entstanden sein muß, da es schon in
diesem Jahre von Bernhard von Provence (ein Anhaltspunkt
für den Weg nach Katalonien) erläutert wurde.
Mit recht exotischen Namen medizinischer Autoren wür-
den wir durch die Vermittlung der Ripoller Haupthandschrift
auf diesem Gebiete, des Kod. 181, bekannt werden, wenn die
von Corminas a. a. (). gebotene Beschreibung — die einzige
bisher veröffentHchtc — verläßlich wäre: Tratados medicos de
Cophoca Jarros, Marbodo, Practica de Bartolomä.' Das ist
nun nicht der Fall. Der Kodex enthält am Anfang Rezepte,
einzelne kleinere Abschnitte de dolore capitum, de inflamma-
tione ccrebri, darauf als erste selbständige Schrift f. 27' Pla-
tearius liber causae, si^j^na, curae aegritudinum^ d. h. die Schrift
^ Ungl.'iubl icher woisc berichtet Pellicer y Pag^s in dem der AmtsfÜbmiig
des Abtes Kaimundo Sabares gewidmeten Abschnitt ganz ernsthaft (8. 166):
,Otro monje, por nombro Salcs, escribo en la misma ^poca sobr« materias
botanicas y de farinaciaS macht also den Magister Salernus so «inem
Kipoller Klosterbruder.
* Salvatorc de Kenzi, Collectio Salernitana, Napoli 1852 ff., sitiert I, 2S7C
(vgl. auch III, 53) Manu!*kripte der Schriften des Magister Salemoi bloß
aus Breslau und Florenz. Die Tabulae linden sich übrig«ni «ach im
Montispessulanus 472 s. XIV (zusammen mit Platearius de Mftdieina).
' Diese seltsame Namenreihe findet sich auch in Kat. Bof., «OS dem Cor-
minas offenbar schöpfte.
Die H«tidsehrift«ii d^a Klost«rif Satit» MariA de EipolL tt.
15
de aegfitudmum CTJtratione das Johanues Platearius des Altereo;^
dsan folgen die ^modi mi^dendi et coniitendi gectindam Magi-
stmm Cophonem' (der .Cophoca^ des ConninasX ^so dj^ Ars
medeDdi des jüngeren Copbo von Salenio (ca. 1085 — 1100),'*
C Daran sehliaßeE uich Fragmente, deren Anfscbrift uns den
bitselhafteti Jarros in der Beschreibung des Cormlnas erklärt;
sie heißt: ^Incipiunt capitula tercii libri alexandri yatros sophi^te^,
Bruchsttickc aus der lateinischen Übersetzung des bereits er-
Wälinteti großen Werkes des Alexander von Tralles. Den
Schluß macht die ^ Practica magistri Bartholomaei^, unzweifelhaft
(wie ich dem von mir notierten Incipit entnehme) die Praktik
des Bartholomäus von Halerno, die aus einem Kodex der Mar-
eiana, Lat XV 11^ VII, vom Jahre 1400, also aus einer erheblich
jüageren Handschrift von Renzi a. a, O. IV, B21 ff. heraus*
gegeben wurde. Mitten unter diesen medizinischen Schriften
ilecki nun jener Marbodus, den Corminas als Arzt vorstellt:
eifi Blick auf die Schrift selbst zeigl, daß wir des Marbodus
Kedonensis ^De ornamentis verbornm* (Fabriclus III, 18) vor
UEI8 haben.
Wie die eben angeftkhrten und einige in späterer Zeit
knoch zugewachsene medizinisehe Scbritlten — so: Joannes de
^^Baiicto Amando tractatus niedicinarum (Hist Littdraire XXI,
S&7), Bruno Longoburgensis und Lanfrancus Mediolanensis Cbi-
nifgia (Fabrieius I, 268; II, 525 f) in Kod, 126 s. XIV 5 Joannes
de Tornamira De mictu sanguinis (Torres Amat, Memorias 6221)
tu Kod, 129 s. XIV — an die Stelle der ^Medicinalia' des oli-
▼ianischen Bestandes traten, wie die neuen PredigtensammluiL-
gen die Sermones der Kirchenvater ersetzten, so mag man bei
Zerstörung eines alten praktiseh-iheologisclieu Traktates gedacht
haben, den Verlust durch Abschrift oder Erwerb mcdertier
Arbeiten auf diesem Gebiete zu ersetzen. Dies iHßt sich tat-
ilchlich beobachten; verfolgt man diese Wandlung auf dam
Gebiet des theologischen Schrifttums, so tritt auch hier der
oiiche Einfluß nierkiich hervor und wir sehen, daß die
chwiBsensehafÜicfaen Impulse Italiens den bekannten Btrümun-
76
n, AbhAndlunf ; Beer.
gen auf dem Gebiete der schonen Literatur unmittelbar voran*
gitigeu. Der Import der neueren theologischen Literatur voll-
zog sich rasch, die Bewegung ist eine zienahch allgemeine, den
ganzen Nordosten Spaniens umfassend j sie findet ihren Stütz-
punkt in bekannten Autoren (Raimund von Peilaforte) und es
ist wieder die Ripoller Handichriftensammlung, die am trefflich-
ßteo Exempel fixiert, dadurch ein heute noch deutlich erkennbares
Bild der Bewegung liefert. So findet sich z. B, die Expositio
Regulae Sancti Benedicti und das Speculum manachorum de«
Bernard US Cassinensis, also zwei Schriften^ welche die Ripoller
Mönche besonders interessieren mußten, in einem schön ausge*
Stattelen Bivipullensis (Kod, 178), der, wie ich in meinen Auf*
Zeichnungen bemerkte, noch der Mitte des 13, Jahrbaaderte
angehört. Da Bernhard 1182 als Mönch in das Kloster Monte
Cassino eintrat^ so erhellt daraus die Schnelligkeit, mit der sich
Ripoll jene ftir eine Benediktiner- Abtei wichtigen Schriften ver
schaffte. Man könnte nun freilich annehmen, daß der Import
der Handschrift erst in späterer Zeit erfolgte, docli sind uns in
mehreren Rivipullenses Erwcrbungsnotizen erhalten, die zelgefn^
daß Ankünfe unterschiedlicher, im Ausland hergestellter Manu-
skripte gerade in der zweiten Hälfte des 13, Jahrhunderts
wiederholt stattfanden. So trägt Kod, 33 mit Bonaventuras Kom-
mentar 7*um 2, und 3, Buche der Sentenzen des Petrus Lom-
barduB vor Beginn des 3. Buches folgende Einzeichnung: Iste
tertius bonaventure est christophori de tholomeis Prioris de Sali*
cani D, D* Pape Capelani emit Jenue pretio VUII Hb, Turon.
MCCXXXVIII Mense Julio,* Am Schkisse des zweiten Buches
steht in derselben Handschrift eine andere gleichfalls ziemlich zer-
störte Besitzeniotfz mit dem deutlichen Hinweis auf den erfolgten
Ankauf: Iste scdg bonaucntö ^ fris R^ de fauarof (fauaref ?)
Monachi Riuipulli constitii/// ///, Der Name des Besitzers i
innert an den eines späteren Ahts von HipoU;* eine Identifika*
Ich ßcbe di^se Siibjtcriptio xnm T«ll mich der Basc^lireibmig^ des vS^
WiVMS tttigeleg'tpu EiUloge« (4 ort Hr. 97), der ein iiUerea Ven&elchaii
rn Uutt^ gezogen haben dilrü«. Von den Namen iind heute kaam mvbr
8p 11 reu «rk^nnbar,
Kjiiniuiido dt S^bArls war 1362— ISÖO Abt Ton Ripoll, wie VUlanuvT»,
Viage VIU, 16 mitteilt. Enrique Claudio Girbal, ein eruat tu neliitiea-
dor Forscher, der mtl fedlEltcliem Ürkandenmaterlal AfüdUt«, fibt
Die BmidBchrilieii d^s KloAters Santa MarU de RipolU tL
77
lion war nicht vorznnehmeD^ weil ich auBdrücklich anmerkte^
daß auch diese Noti» noch dem 13. Jahrhundert entetanvrat.
G^tiaueti Kaufvermerk entliält ferner Kodex 44, b. XIII^ eine
umiaiigr eiche, schön auBgestattete Handschrift der Fsaltnen mit
reieldleheni Kommentar; am Schluß der Handschrift steht die
Notix: Constitit Septem libras par' anno domini M*'CC°L*Vin"
Über Iste. Man darf also annehmen^ daß die — direkte oder
in direkte — Erwerbung mancher aus dem Ausland stammen-
den Texte, die wir in Ripoller Handschriften des 13. Jahrhun-
derti 6nd^n^ ^iemhch rasch erfolgte; so im Kodex 187 die
Schriften De com put o eccksiaatico und der Tractatus de sphaera
tieft Joannes de Sacrobosco, im Kodex 132 De iinima des Thomas
de Aquina^ sowie als einer der merk würdigsten Texte in Kod, 2Ö3
der Liber formuhirum des Rainerius (de Penisio), Von der
Flandfichrift der Ars notariatus Rainers in der Vadianisehen
Bibliothek zn St. Gallen. Kod, 339 s. XUI mit der Einzeichnung:
^Dies Buech hab ich auf dem Tan dl Markt zu Wien, in Oestr.
kaufft N Schobinger^ boraorkt G. Scherer in seinem Verzeichnis
[St. Gallen 1864) S. 97: ^ist neben einer zweiten in Florenz die
ainsige bekannte laut Sarigny, Gesch. d* röni. Rechts im MA.
V, 113. Siehe auch Pertz im Archiv V, 514*. Auch Bresslau,
Hmodbach der Urkundenlehre I (1889), 631 kennt nur die
Bseraplara von St Gallen und Florenz; aber außer dem Riyi-
pttllcnsts 203 existiert noch eine Abschrift unter den Kodizea
aas St,*Victor, jetzt Nat. BibL zu Paris F, 1. 15006. Die Ripoller
Handaebrift isti soweit der Vergleich meiner Notizen mit den
Angaben Scherors lehrt, dem Sangallensia durchaus ähnlich,
jedenfalls nach 1215 geachriebenj da aus diesem Jahre die
»Iwt m »cifißr Schrift TotsÄ (Qerona, 1S84) 8. 17 und im Abtkfttalo^
8, 40 äie Namenaforni Haimundo de 1« FairSi, eliento Pellieer j PAgät
9. a. O. 165 nnd 400. Dagegen notierte ieb mum ä%T »Iten Ablllst« (i. XV
in ) ä^s Cod« 111* KAjmnndut! de raüefio, wödurcti die AngmlM» VilU*
nn^va« gesichert wird 5 dieae Form auch in der vor kiinem enohtenenen
Siailie von Ed. GotixAlei norlebifl^, Revist« de BibliograBu CataUna IV
OSWT). 191. — Der Kodex öl ». XIV ©ntbllt dl« Kaufnötis? Ista aecnnda
ae«iiade sancti Thoroae eit fratris F (?) de nuarenAto (?) prepoaiti d<i
palacio in Monaiterio RinipuIU et eonstltit libl Auinione vx {ml) flor
cnm dimidio,
^ LibrA Paruien«U, loTie] wie 2S solidif im GegeaiatE aur Toroneiisis ^
SO tolidL
T«"^ II. AbhandluDg: Beer.
späteste von Rainerius mitgeteilte Urkunde stammt. Daß die
Erwerbung dieser Ars notariatus mit der Aufmerksamkeit, die
man in Kipoll dem Urkundenwesen zuwendete, in Zusammen-
hang steht, ist zweifellos; auch mag an dieser Stelle erwähnt
werden, daß König Pedro III. von Aragon in der 1283 zu Barce-
lona abgehaltenen ,Curia generalis' eine Bestimmung traf, die
in den mir zugänglichen gedruckten Quellen nicht erwähnt
wird, in dem Ripoller Kartular jedoch genau verzeichnet war,
da ich sie unter den Abschriften in ]}al. 107 fol. 208 auffand:
Et specialiter restituiiuus plene ac liberc notarias seu scribanias
ecciesiis, locis religiosis, baronibus, militibus et aliis personis,
ciuitatibus, uillis et castris, qui eas ab antiquo habere con-
sucuerunt.^ sicut eas picnius antiquitus habuerunt . . . Acta
fuorunt hec Barchinone in Curia generali supradicta VII. kal.
Januarii anno doniini MCX^LXXXIII Sig +num Petri de Sancto
(Elemente scriptoris' praedicti Domini Kegis qui mandato eins
scribi fecit.
Wollen wir die Darstellung des literarischen Interessen-
kreises der Ripoller Mönche, wie er sich während des 13. Jahr-
hunderts auf Grund der erhaltenen Handschriften erkennen
lilßt, sehließen, so müssen wir zum Ausgangspunkt unserer
Untersuchung, zu dem sekundären Teil des Palimpsestes (Ko-
dex 103^ zurückgehen: die weit verbreitete Nova poetria des
Galtredus de A'inosalvo, bekanntlieh dem Papst Innozenz HL
[i i2U\) gewidmet, erseheint hier in einer frühen Abschrift,
«leren Vorlage möglieherweise aus dem Norden kam, yielleicht
aber auch aus Italien beschafft wurde. Diesem Lehrgedicht
' l^io»«"!! Zn^.'itz erklärt xu (iiniMcn Kipoll« eine Reihe Ton Ui^anden,
die frühefto mir bekannte auit dem J. 1041, mann Remandi nice AmalU
. . . (Wnobii notarii ^rpl. oben i>. 8>; «u» der Mitte des eben betpro-
ebenen Jahrhundert« die einem 1251 Ton Kaimand Visegrafen too Car-
dona dem Kloster an<ire!(tellten Schutxbrief beigrefilf^te Beglaabigimg
vuufdiert, in Abschrift Hai. 107, toi. 205'): E^ro Petras de Colonieo
publieust Kintpullensi« »eeret arius jmbjk-ribo. Erst jüngst hat
Krano««<o.i d'Ovidio in den Nuovi nttidii danteschi, Milano, 1907, &. 261 f.
den triih<>r von Novati ^ut begründeten Gedanken: L*art« notaril« « la
letteraria >i erano ^trette in tido connubio wieder aa%egTiffeii.
^ llieniit t%ürt« die Sab^oriptio der Ab>chrif\ der TMtiei Barcbinoneaaea ia
Kod. Kivip 23 9. MV -XV tu vei^leicben: Signam P. de taneto clamaata
^oriptori:« predicti hoc «»oribi fecit
r
Difl ffantfNelirifteii dei Klc»lera 6«nta Mairiii
folgen nun in deraelben Handsclirift klassische Muster, nämticli
Itokans fPharsalia- und Ürids Briefe auB d^m Poutus, und es
wäre leicht, an der Hand dieser und anderer Beispieb naeh-
SQweiseQ, wie die Vorliebe für Dichten und Dichtung sich in
RipoU seit den ältesten Zeiten (1\ I^ 94 f,) solange wach erhielt,
wia überhaupt Uterarisehes Leben im Kloster blQhte, Den-
selbau didaktischen Zweck wie die Nova poetria verfolgte die
AtifDahme des kurs vorher (S. 75) erwähnten kleinen Qedichtes
De omameDtis verborum des Marbodus voo Hennes^ das wir
teltsaiiienreise mitten unter medistnischen Stücken finden, Ftlr
dlie rasch erfolgte Erwerbung von bedeutenderen Neuerschei-
mingeti spätlateinischer Oichlungen sseugt unter anderem der
Umslaud, daß sich unter den RipoUer Handschriften zwei Exem-
■ *J^hv ^^^ berühmten Alexandreis des Gualterins de Castilione
iHfiaeii, die beide noch dem 13, Jahrhundort angehören: das
^Bfaie in Nr. 174^ in dem bereits erwähnten MiszellaDkodex, der
auch Qalfredus Trane nsis Super titulis deeretalium und die
Tabulae des Mngister Salernitanus überhefcrtj das andere selb-
ständig im Kod. 212j der die Einzeichnung: Sig + num. mei
bcmardi da solaluch, enthält. Ist eine größere in diesen Ko^
ie% eingetragene Notiz nicht Slil oder Federprobe, so könnte
nian annehmen^ daO das ManuBkript aus Barcelona den Weg
WAcb KipoU genommen hat*
I>er bedeutendsten selbstilndigen Leistuug^ die RipoU auf
literarischem Gebiete während dos 13. Jahrhunderts aufzuweisen
hAt, nätnlich des Abschlusses der ^Gesta comitunr ist schon
früher (S. 59) gedacht worden.
Die ebenso reiche wie mannigfaltige Ansgestaltung der
Kloslerbibliothek im 14, und 15, Jahrhundert in gleicher, sta-
tjirischer Weise zu verfolgen wie das Werden der Sammhing
m früherer Zeit, ist angesichts der Fülle des Stoffes hier un-
roOglich, Gerade destialb möge der knappen Übersieht tiber
die wfthrend der beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters
«rfolgte Bereicherung der Kipoller Handschriftenbestände in
^ Sit omDibm Etotum i^nod efo Jaoobm» romei ciuit BArehlcott« cooflt^or
«t r«e«giio«ro imbls GuUJtrmo j>rata «gri (so!) cnltorl etui BtTcijiEione
^Qod folaiiiii tu rl a«l m«at uolunUies qtiftilrAfiiitii Isbr^ motitl«
Barthiii mm
■j^bZSh
80
II, Abhandlun^t Beor.
deo eiDzelnGU Fächern eine aUgBineine Bemerkung vorangeheü
So wenig es angebt^ die RipoUer Mönclie auf literarischem Ge-
biete ala Seh olle« mensch ÜB anzuaehen - — man erinnert eich ja
der Beziehungen unseres Kloßters ^u Flenry im 10, und des
literarischen Ergebnisses der Heise des Mönchs Ärnaldus de
Monte im IL Jahrhundert — so erscheint es doch angemessen^
bei Berücksjehtigung des Bibliothekszuwachses auf bestimmten
Gebieten die einschlägigen praktischen Interessen der Kloster-
gemeinde nicht außer acht ^u lassen. Das empfiehlt sich in
erster Linie bei jenem Bestand, welcher der KlosterbiUiothek
den markantesten Einschlag gibt, bei den juristischen Texten.
Sie sind so zahlreich vertreten, daß luh nur eine katalanische
Sammhing zu nennen wüßte, die mit KipoU in dieser Beziehung
zu rivalisieren vermöchte, nämlich die Bibliothek der Käthe*
drale zu Urfjel. Während aber die einst in sehr ansehnlicher
Zahl vorhandenen juridischen Uandsehriften jenes Bergsitzea
zum großen Teil verschollen sind, ist der ILiuptbeetand der
Uipoller juridischen Manoskripte uns erhalten, freilich nach
nicht ausgenützt, ja kaum bekanntgemacht worden.
Die sich sofort aufdrfingende Frage, warum eine vor altem
ktrctdiehe Interessen, daneben histonsche Arbeiten pflegende
Gemeinde eine so große Menge juristischer Quellen und Er-
läuterungen in den handschriftlichen Exemplaren aufzuspeichern
suchte, läßt sich ausreichend beantworten.
Der Abt von RipoU besaß in den dem Kloster von den
Landeshenen im Laufe der Jahrhunderte immer zahlreicher
verliehenen Ortschaften welthchc Jurisdiktion, deren Eigenart
an einem bezeichnenden Beispiel Enrique Claudio Girbal in
aeiner Monographie ,Tos8a* (Oerona 18^4) klargelegt hat. Da»
Stäiltchön Tossa, in der Gerundcnser Grafschuft und Diijzese
am mittelhlndisehen Meer gelegen, erscheint bereits 966 in einer
Schenkung des Grafen Miro I. an Ripollj geht gegen Ende des
11« Jahrhunderts in den Besitz des Klosters Über, dessen Abt
liaimundo de Berga 1186 dem Orte den ersten Stadtbrief
(CarU pucbla) verleiht: auf Grund eines jährlichen Zensus ist
von jedem Hause oder Horde Tosaaa dem Kloster eine Henne
zu entrichten; daftir wird den Ortsbewohnern Schutz der Person
nahst anderen Rechten^ so besonders Freiheit bezüglich dea
Handels^ gewährleistet, nur betreffs des Verkaufs von Wein
Die HindiCilirifteo rief Kloetere S«üt« Miria de Blpotl. U.
81
lä fischen treten EinschräDknn^en mgunsten des Klosters
in. Das Jurisdiktionsreeht Uipolls ia bessug auf Olot und
Tossa muß vom AUt Hugo Üezbach (1336 — 1351) gegen An-
griffe verteidigt werden und derselbe Abt bestellt 1348 Ar-
naido Solefj Sohn des ian jährigen Vogtes von Tossa^ Bernard o
Soler, sowie dessen Kaclikommen zu 3^^'^^ naturales^ dea
ScklooseSf Gebietes und der Pfarre von Tossa, d. b. ^u VCJgten^
die im Namen des Äbtea Zivil- und Strafrechtsjurisdikrion zu
Iben hatten. Schon dieae kurzen Hinweise geutigen, um soi
zeigen, wie die weltliche Gerichtsbarkeit des Klosters der
Quellen der Rechtschöpfung nicht entbehren konnte; erwägt
man, daß sich die erwähnte klösterliche Jurisdiktion auf eine
stattUehe Reihe vou Ortschaften erstreckte, so wird die Not-
wendigkeit sorgfältiger Sammlung der einschlägigen Rechts-
bllclier und deren Erläuterungen noch deutlichen Ripoll steht
in dieser Beziehung natürlich nicht allein. Ernste^ wissensehaft'
liehe Rechtspflege und legislatorische Tätigkeit sind während
des erwähnten Zeitraumes auch sonst in Katalonien, namentlich
in Barcelona zu Hause; noch in das 13. Jahrhundert reicht die
Redaktion des bekannten ^Conaolat de la mar^ smrllck (vgl
u, a. C&talogue des ms. esp. de la Bibh Nationale^ Paris, 13 ff,);
frah wird der Codex Justinianeus in die Vulgärsprache iiber-
Sfitzt (ho Codi). Ebenso mag erwähnt werden, daß der in
oder bei Barcelona geborene KanoniBt Raimundus de Penna-
forti von Papst Gregor IX, dazu ausersehen wurde^ die Aus-
Arbeitung der unter dem Namen dieses Papstes gehenden
Dekretalensammlnng zu übernebmen: sein Name fehlt in der
von Schulte^ Geschichte der Quellen und der Literatur des
rümischen Rechtes H, 539 angeführten Reihe von Spaniern,
welche im 12. und in dem folgenden Jahrhundert in Bologna
lehrten; fügen wir ihn hinzu^ so bildet diese Ergänzung ange-
iichta der Tatsache, daß liaimund nach seinem Aufenthalt in
Bologna und Rom lange Jahre hindurch in Barcelona wirkte,
rine Personifizierung der rechtswissenscbaftlfehen Beziehungen
iwischen Katalonien und Italien. Andererseits ist es mit Rück-
tieht auf den Umstand, daß Raimund 137Ö starb, bezetch-
nend, daß die Ripoller Sammlung von Raimunds allerdings
weitverbreiteter Summa de casibus poenitentiae vier handschrift-
liehe Exemplare besaß, von denen drei noch in das 13. Jahr*
82 II. Abhandlung: Beer.
hundert zurückreichen: 194 s. XIII; 215 s. XHI; 219 s. XIV;
230 8. XIII. (Vgl. S. 69.)
Hiemit sind die wesentlichsten Einflüsse angedeutet^ unter
denen die bemerkenswerte Sammlung juristischer Handschriften
KipoUs zustande kam; da sie Hänel nicht kannte, Heine (Sera-
peum VIII, 1847, 82 ff.) nur dürftige Angaben über diese Manu-
skripte machte, konnte in den grundlegenden Werken von
Savigny und Schulte von ihnen nicht Notiz genommen werden,
auch in den neueren verdienstlichen Spezialarbeiten: Institu-
ciones del derecho civil catalän von Guillermo Maria de Broci
und Juan Amell (Barcelona P, 1886) und Autores Catalanes
que antes del siglo XVIII se ocuparon del derecho penal von
Brocä (Barcelona 1901) blieben die einschlägigen Bestände fast
unberücksichtigt. Eine nach den heute geltenden Qnmdsätzen
durchgeführte Beschreibung dieser Kodizes bedeutet aber gerade
bei RipoU mehr als das Schließen einer Lücke in unserer
Kenntnis bestimmter fachwissenschaftlicher Quellen. Der Um-
stand, daß ziemlich viele unter den heute noch erhaltenen Rivi-
puUenses juristischen Inhalts Provenienz- und Besitzervermerke
tragen, lehrt uns die direkt oder indirekt benützten Bezugs-
quellen kennen; Italien und Frankreich (Avignon) treten in
dieser Beziehung in den Vordergrund. Der Schluß liegt nahe,
daß die erwähnten Provenienzstellen nicht bloß fllr luridica,
sondern auch für andere Handschriften in Frage kommen, und
dies läßt sich an einzelnen Beispielen bestimmt erweisen. So
erhalten wir durch Berücksichtigung der erwähnten Vermerke
einen unerwarteten Einblick in die ziemlich weitverzweigten
literarischen Beziehungen Kipolls; die betreffenden Eünzeichnun-
gen wurden denn auch bei der Auswahl von Handschriften der
Quellen und Erläuterungen zum römischen und kanonischen
Recht, die ich hier folgen lasse, speziell berücksichtigt.
Corpus iuris civilis.
lustiniaiius, Institutiones, mit Glosse, Kod. 22 s. XIV,Hoii-
ricus do Pulteriis Mutine'. Bigesten lib. XXXIXff. Kod. 81 s. XIV
— XV. — Kin an gewisse Quaestioiics des Cod.Iust. sich anschließender
Kommentar in Kod. 158 s. XIV.
Corpus iuris canonici.
»Concordia diacordantium canonum*, also das Dekret Gratians
(Schulte I, 46 tf.) Kod. 78 s. XIII. — Decrotalia örr-nrii IX.Kod. 7
Di« HandAcbrifteii dea Klüsters Btttta Man« do EipolL 11,
83
s. XIV — -XV (liier mit Traotatus de conrnnguinitato — Abbildung auf
Tafel 9 — nud den Consttttitjones iiovflo Linoceutii); Kod. 15 s, XIVj
KocI. 25 s^ XI V (üum glossa) ; Kod. HS s*XI V; Kommentiir 2u den Bekre-
Ulan Kod. 60 s. XIV. — Bonifaoius VllI Doerctttnum über VL
Kdd. 6 e, XV; eod. 10 s.XV (mit dem iDTontarium ipeculi iudicicdii dei
Bercsugeria.^ Htedcllus); Kod. 11 «.XIV (mit den Constitutioncs Clemen*
tiiuu»); Kod. K 9 i. X 1 V (mit Miniattir, die Übergabe dos Buchen darstellend,
TgL Taf. 10); Kod. 47 s. XIV (,A1 molt TevcTfiDt monsenjor labat Ripol?)«
Clcimons V. Couatitutiones, Kod. 5 ß* XV; Kod, 8 s* XIV —
XV (xüm Sokluß: Quesito disputata LV^y [ao!] per datninum Fyniim do
aa^uAinis de Botiunia* Explicifc quostio dorn, pyni de arculils a. 1322);
Kod. 9 i, XV (wie bei 8 mit Apparat des Job. Andreae); Kod* 21 a, XIV;
Kod, 43 i, XIV; Kod. 43 §, XIV (,atmo 1325, eat Stepbani de BacJato
cbr. Cfto/}; Kod. 02 i. XtV (Kommentar). — Inuoceutiuä IV. Con-
ttttoitofies. KcMi. 7 a» XVj Tabtila super toto Innocentio, io Kod. 23
Toa eitler ipäteron Hand a. XV beiges ehr iebeu,
Erläuterungen,
Abbas antiquus. Lectura seu Apparatur ad Beeret alea Gre-
gorii IX (Schulte H. 130) Ki>d. 30 s, XIV— XV ; Vermerk des XVJahr-
htttidcrtii: Est neuer abiÜA conuentas Eiuipulli.
Albertus Gandinu«. De malcficii» (Seh. 11, 167) Kod. 80
p- XV. tAqaest libre es del ReTereud mieer Miquel Ysalguer Abbat dcl
^^foncftti? de Sant Johan ees Abbade^ses.' 1477 dem Kanonikus dieser
^^unabe Jö. Lobera zur Aufbewahrung überleben.
^H Atigelusdeübaldia (Fernsinus). Eepetttio legiim. Kod. 1 2 s. X V,
^^ Baldui de übaldis Peruainus (f 1400) Lectura auper usjbus
[ feitdomm (Seh. II, 276 f.) Kod. 35 (,per manua Jobaonia Mcrhout clc-
ricl kodienais dioecesis 1414*, also kntz nach dem Tode des Autora),
Bartole maeu» Brixiensis. Libellua ordinarii eompositus a ma-
pMtm Taucredo (de Bononia), correctufl, (Seh. II, 85 f.) Kod. 39 s. XIV.
Bartolus de ßaioforrato Tract-atus de Eeprcaalii», de Mu*
nunt, Tractatus arguendi, de AUuYioaibus, Tractatns teaüum (vgt Sa-
ni^ny VI*, 174ff.) Kod. 67 s. XIV— XV. Vorau geht ein Brief des
Jr>bannt*fi de Sil vis, dde-anus eüclesie Saacti Agricoli Avinionis Datum
AfiriioiK^ 1380 vgl. S. 88.
Dlaus MngonaTiui<i. Iti tit, Do regults iuris (lib. Vi) (Seh. II,
176X Kod. 43 «. XIV (aano dcTiiiiii 1325 fuit compoaitus über lato ot
1 eil domini Btepbaui de ßaciato dar. caa^). — Kod. 114 s. XIV-
I G off red US de Trang« Summa titulorum, also die Summa auper
I mbriüb dcerolalium (Seh, II, &9) Kod* 28 s. XIV, — De teatAmeolia
^ jt^ttu dum Gulfrcdum Küd, 219 ä. XIV,
P
84 IL Abhandlung: Beer.
Guido de Baysio. Apparatua in librum VI. (Seh. II. 188).
Kod.18 9.XIV— XV.
Guilelmus de Mandagoto. Summa snper decreialibus (Seh. II,
185 nennt nur eine Pariser Handschrift) Kod. 4 s. XV. De electioni-
bu8 faciendis (Seh. II, 183) Kod. 4 s. XV; Kod. 29 8. XIV; Kod. 43
s. XIV (1325, vgl. oben bei Dinus).
Guilelmufl de Montelugduno. Apparatus super exiravag.
JohannisXXII (8ch.II, 198) Kod. 1 s.XIV. Sacramentale (Sch.a.a,0.)
Kod. 17 s.XIV — XV: Magister Jo. Blasii de Brabancia me scripsit
mandato Venerabilis domini T* Pontiliani bacalarii iuria eanoniei;
Kod. 24 s. XIV.
Johannes Andreae. Apparatus super sexto Kod. 6 a. XV.
Apparatus super Clomentinis Kod. 8 s. XIV — XV; Kod. 9 8. XV;
Additiones domini Joannis andree super toto speculo iuris Scripte per
fratrem Guillermum de col de canes cancellarium sancti benedioti do
bagiis baccalarium in decretis 1377, Kod. 16 s. XIV — XV, d. h. eine
dem Anschein nach spätere Abschrift. Darauf folgt: Iste sunt alle-
gationes facte in causa Comitatus Sancti Seuerini super iure primo-
geniture et agitabatur dicta causa in Ciuitate Auinione Coram in-
clito principe domino E. Irlm et Sicilie Eege assistente (so!) eidem ali-
quibus dominis Cardinalibus soUempnibus in iure ciuili. — Opus Hiero-
nymianum, also: Hioronymianus seu vitA, facta, dicta, prodigia S. Hie-
ronymi (Seh. II. 217) Kod. 89 s. XIV.
Johannes Calderinus. Tabula auctoritatum et sententiarum
biblie inductarum in compilationibus decretorum et deeretalinm.
(Seh. II, 250.) Zum Schluß eine littera Pontani de Brimo decretorum
doctoris an Petrus Sala decanus llivipuUensis. Kod. 88 s. XIV (1390).
— De interdictis (ecclesiasticis) Kod. 66 s. XIV. — Modi arguendi
(De modo argumentandi in iure Scb. II, 252 Anm. 39) Kod. 100 s.XV.
— jlste über est bni (so) Jacob studentis in iure canonico. Viditberen-
garius consocialis.*
Joannes de Lignano. De censura ecclesiastica Kod. 66 s.XIV.
(Der Anfang stimmt mit dem von Seh. II, 261 angegebenen Incipit.)
Monaldi et aliquorum magistrorum Quaestiones. Kod. 91 s.XIV.
(Vgl. Reh. II, 415). Am Schluß Stück eines Briefes an Guilabcrtos de
Crudiliis (d. h. Cruilles).
Obertus de Acrimonia (?) Summa quaestionum. Kod. 66
s. XIV. (Am Schluß: Explicit tractatus quaestionum domini oberti de
acrimonia doctoris bononiensis. Secundum alios est domini innoeentii
IIU".)
Paulus de Liazariis. Quaestionea Kod. 66 s.XIV. Lectora
super Clementinis Kod. 14. 1344 von Mag. Petrus de Boctrario apnd
¥
Die HandichnftBii des Klosters Santa M«na do Rl^^otl IL
85
ViriiJvfolJufji (VerPpuil?) geschrieben. (Scb* 11^ 247, wo Annu 1 äiG
llAcicI^clmft 71 (los span. EoUegs zu Boloi^aa gisnatmt wird,)
Fetrvis de Braco* Repertorium mvh canuuiei. (BcU. IJ^ 262.)
Kod. 20» Compltätotii per Theodor! cum de Palade naeiüne Äbmaimnni.
tforuiifje (OerQua) Mino lil9.
Petrus Magiiardi. Cmm do oon^titutionibus, du reacripttii, de
dertci». Kod. 152 i, XV.
Feirae de BampBone, Norae coustitutionum kcturae« (Beb, 11,
108.) Kad. 70 fl. XIV--XV,
Pynu» (fle) d« Arcus luisi de Bonoma (Pyleus Bonaniac?, Fa-
Wielm Vi, S28, Timboachi IV, 96, 348, 350). QuaeHio disputatÄ
Kod. 8 i, XIV— XV,
Itayniundus de* Bordellii Supplement um tractatua Alberti de
GaadioD de uialijltcu^. Kod. 80 ^ XV ,Aqui3ai libro m del Reverend
Miqatrl Yualguer Abbat del Monestir de sant Johaix ces Abba-
Tancredus de Banonia. LibiilluB ordinarii corrcctns a Barto-
Umanoo Brbcitjnfli (Beb, I, 109 f.). Kod, 39 a, XIV,
Da3£ii noch einige allgemeine Werke, wie Spica Institute
per queßtioneö, eine Art Wörterbuch, im Kod. 220 s. XV — XVI,
vermischte Aufzeichnungen juristischen Inhalts, 35. T, nach Vor-
lesuBgen (so im Kod, 58 s, XIV— XV, darin s. XV: Hec lex
repetita fiiit per nobilem uirum dominum petrum de muris in
cimlate Aulnionia).
Auch die Bestimmungen der Provioaialrechtsgebung, so-
wohl der kirchlichen wie der blirger liehen, fanden in der Rt-
poller Sammlung ein Echo. Die hierher gehörigen Manuskripte
siod ihrer Mehrzahl nach gleichfalls unbakaEUt; wiederbolt
h«bcii selbst kenntniBreicbe katalanische Bililiographen, wio
I, B* lon-es Ainat* als handschriftliche Quelle ftlr die Schriften
der heimtschen Jaristen des Mittelalters Stücke aus fremden
Sammlungen zitiert* während sie in der katalanischen Haus*
bibtiothek, wie wir wohl die Ripoller alte Bücherei bezeichnen
dürfen, nachxuweisen iind. Kod. 73 s. XIV überliefert Consti-
tultones synodales editaa per dominos Aprilem et Petrum bonac
niemoriae epiacopoi Urgellcnses, u. zw, mit dem Beisatee: Set
est rerum quod nulla constitutio reperitur dieti domini Aprilis*'
' G*tn«ittt eitid die BUchSfc^ von Urgel AprlUs (1157—1269), von dem
wir wi«&ea, daß «r einer Provinxialfjiiode prlAldierto, fawie äeuen Nach-
86 II. Abhandlung: Beer.
In der Handschrift 133, s. XIV, die zu Beginn einen Kata-
log der Bischöfe von Tarragona und der RipoUer Abte ent-
hält, finden sich Constitutiones edite in ecciesia Tairaconensi
per ven. dorn. Johannem Patriarchum Alexandrinum.^ Kod. 66
s. XIV, ein verschiedene juristische Schriften vereinigender
Sammelband, bietet an der Spitze einen Traktat: Qoaliter Pro-
cessus sit faciendus super constitutionibus Tarrachonensibus
contra invasores personarum et rerum ecclesiarum ; ' der S. 68
erwähnte Kod. 41 s. XIII, zweifellos Kipoller Eigentum, enthält
die Beschlüsse der 1220 in Tarragona behufs Reformation des
Ordens vorsamnielten Benediktineräbte eingetragen. Zahlreich
sind auch die zu Barcelona angelegten und von dort aus zur
iioltung gelangten Konstitutionen und Usatici vertreten. Unter
den betreffenden lateinischen Texten enthält Kod. 90 8. XIV
die Constitutiones synodales, von Franciscus Rufat decretomm
dootor Tholetanae et Barchinonensis ecclesiarum canonicos vica-
rius in spiritualibus 1355 zusammengestellt, während er als
Vikar seines Bischofs fungierte.* Darauf folgen Konstitutionen
von Kr. Kern^r de Abella ^^13C^9\* Bemardo Oliver* (1345), Jo-
hannes Talriarv^ha Alexandrinus \^132i^). Die fUr die Rechts-
gt*schiohte sehr wichtigen Usatici Barcinonenses* finden sich in
tolfy^r IVtrn* ^li*?— IS9S\ *ier äU VoT^iticn.i^r b^i iw« Sjnoden (1276
un«i l^S«^' bekannt \<x.
• JuA« ^lo .KfÄfy^n. :^^hn Jaimos U.. Krxb:*chv»t ron Tvrafoiia (f 1534).
i'lvr *iic vor!k*h*.^li*u<'i', Tv^n ihm hcrA:5*jrfi^pJvn*a Konftitvtioiieii Tgl.
l'on5ijtut:onum |^r\>%;rc-.**;ur.\ c\*c*05*iir TarTÄConec*!* libii qniiiqne. Ex
\V'>oUor,<* AnV^r.'.i Av.c'.iMl'.v. ATv:.i^-,';Ä.v'j*i TAmoc*ceBsi«, Tamgoni
U'S^. Kittl Nr \\ 1 l^.c An-ft^-Vr-.v.^T.i-. |:r.".r.il:vfce rntenvchaoig Ton
lin**""*-^ '.f «^A- "^i VV. rATr.arvA P .'uAr. .*.' Arvf>a. Tamgona 1904,
K*'v.«o wh r.ur *;;♦ .lor K.'^ ;*:* ,;f Ar^h;^ .* XI i*:4, ilO,
» \\\ \Vm. t >., S ::S4 •» Vf; Acv.*! r
* V .* ■ rr * A r.- At. .'. «• : M ** r,". ,^' . *< S ,^ >> /. ; .^v Sar; r.- * ^ r r b«spriciit, Bcniit
rv.r txr.c U»r.*«k*>v,r^ r^i K**,vr.Ä** väoV ,*..t Arr*^« Bättw im Nico*
' \ i*. ^K,^ A V. :w y \ .\ .s-v V "^ .* S ; ■.: .• x .- *. / ■.;' , r. « K" : i ."* Ü>«fr £e Csatiei
K »'.■' • * .' ,^- .■ -' . V 1 1 / . *.-.r-* ^ •'. ''^* » •• '^ ■ i • ' * •' " '•?' ~t t^-^fcÜf itrfftncii««^ ,
Ok HAo^ftchrifteu de# Kloslert 8aiit;h MAria de Rtp^^lL IL
87
Ko<L 23 8* XIV — XV (Petrws de sancto Clement© lioc scribi
fccit)^* ferner »iisammen mit der von Petrus Albertus veran-
itallcten SamaJung* in dorn miniaturengeflchmUckten Kod, 32
3^. XIV — ^XV, dann mit Conslituiiones paeium et treu^anim
verscbiedener Landesherren in Kod. '6S b. XV Ihm eodlieli in
doppelter Abschrift (foL 9—21 und 47—56) in Kod.39 s.XlV* —
l>i«^ Constttntiones facUie per domirinm regem in curiis i^exie-
r^libus super salariis eartarum processuuin in papiro scriptarnm
im Km\, 140 s. XJV beweiyon, daß die Taxenbestimmungen für
NotariAtsin&lmmente In Katalonien verhältnismäßig frühzeitig
f.rlassen wurden,'
Ausland und Inland steuern^ wie man sieht, der Ripoller
Bibliothek so viele Quellen für Reciitspreehung und Jnsti^pfiega
bei, daß die Tittlgkeit des Klosterskriptorinais auf diesem Ge-
biete zurück tritt. Die Wege^ auf denen die betreffenden Sehriften
Iltis Melden a, Bologna, Avigoon^ Urgel, Tarragona, Barcelona,
Cjerona^ Bagea, Sau Juan de las Abadesas nach Hipoll gü*
^Jangten, sind nur in einzelnen FlUlen zu erkennen, ganz dunkel
bleibt die Wanderung der AbBcImften der beiden Niederlunder,
ilie j«t«t sunt grOßlea Teil e^Hen gewordenen Drucke diesea Textes vet^
»ei ebnet «rvchelncn. leb benutzte den letzten Abdmck in der HUtorU
fic 1a legfliUcion de E«pjifVn von Aitialio MAriclielir und Cajetftne Man*
rifjüe» Vtl (lS03)t 232 ff. Fickrr nennt nnr iwei Manuskripte dw latei-
nbdien IVite», die ritrimiii F, tat, 4671 und 4673; in den foBtitncion*^
del der« c ho eWU catAÜn von OuillernKi M^ari« de Brock aml Jnan
Amc^U, Barcelona 1886, I» 21, Anm, G werden andere Iland«elinft<?n nani-
halt gemacht, auch eine aus dem ArcbiTo general ile la Corona de
Aragon^ die jedoch sna dem Landbaniafdilv stAmml (sin dnda el ori-
g'inal latio que Fernando I manclu depodtar en el arcliiTO de 1a anti-
{^la l>ipntaf!i/»n), also mit dem RiTipallensla 2S nfclit Identisch aein
kann- Genaaere Kunde flbcr dnn Rivipnllenii« 3S gab Jos^ Corolea In
«inrm von Ficker nicht bei Jtngeaogenen An&atK t (Mdigo de loa Ui^«i
*U B&reelona, Boletin de k ße^l AeadeniU de la Qiitoria I? (1S8«},
Sdflf. unter Befcbreihung der knnat- und kultnrbistonÄeh bemerkeni-
wtrleii Anfang«vtgnette (Bimt'm B*renf oer cl Viejo auf dotn Throme). —
^Ilit beiden anderen Rivipu1tnn»ei der UsaÜd treten sa jenem hiibar
#<kannten HaterifU ergHn^end hinsn.
VfL die S. 7S tnilgeteUte Schlußnote xm der Abtekrifl der StÜndevef
handlttttf eti ir> J. 12S3.
Vgl. Torr«« Amat 10 und EroeA-Atnell m. m* O« 49*
Vgt bieto di« von Villanai^ra, Viage VHI, 230 aut einem Ripoller Kodex
«.Xm BiitfeteUteti, 1S13 tmd 1*241 erlaiaenett Vonchriften Air Notare.
88 II. Abhandlung: Beer.
des Magister Joannes Blasius aus Brabant (Kod. 17) sowie des
Lütticher Klerikers Johannes Merhout^ (Kod. 35), ebenso des
Deutschen Theodoricus de Palude (Kod. 20), die in der Ripoller
Bibliothek auftauchen. Aber schon die von den juristischen Hand-
schriften ausgehende Feststellung der Bezugsquellen als solche
ist, wie sich leicht zeigen läßt, für die methodische Erforschung
der Ausgestaltung der Ripoller Handschriftenbibliothek während
der Renaissance von Belang. Der Rivipullensis Nr. 16 mit den
Additiones des Johannes Andreae zum Speculum iuris (vgl.
S. 84) ist 1377 von dem Baccalaureus in decretis Guillermus
Col de Canes, damals Camerarius von San Benito de Bag^s,
geschrieben worden. Nun hatte Torres Amat in den Memorias
183 mitgeteilt, daß ein ,6uillermo Colldecanas, monje de Ripoll
y prior de Panizars, dependiente del monasterio', einen ,Liber
vitae solitariae' abgeschrieben habe, und Corminas, Suplemento
302, wußte diese Mitteilung dahin zu ergänzen, daß die Ab-
schrift des Werkes Petrarcas sich in ,Nr. 109' des Ripoller
Fonds im Kronarchiv zu Barcelona finde. Nach diesem für die
Geschichte des Petrarchismus in Spanien wertvollen Zeugnis
ist in jüngster Zeit vergeblich gesucht worden (vgl. T. I, 8).
Das Manuskript ist tatsächlich erhalten, allerdings nicht unter
Nr. 109, sondern unter Nr. 104 der Ripoller Sammlung, und
trägt die Schlußnotiz: Scriptus per fratrem Guillermom de
Coli de canes priorem de Panissas litigantem prioratum de ma-
guella quem pacifice possidere in breui sperat misericordia dei
ipsum iuuante.^ Mehr Licht über den Schreiber der beiden
erwähnten Handschriften verbreiten die ersten Blätter des Rivi-
pullensis 67, der (vgl. oben S. 83) verschiedene Traktate des
Bartolus de Saxüferrato enthält. Fol. 1 — 3 findet sich nämlich
ein Schreiben des Johannes de Silvis, decanus ecclesie sancti
agricoli (sie) avinionis an den Abt und Konvent Monasterii
sancti Benedicti de Bagiis mit der Datierung: Datum et actum
avinione in domo habitacionis uostre anno 1380, das zunächst
^ Johannes de Meorhout, Augustiner, geboren gegen Ende des 14. Jahr»
hunderts zu Diest in der Diözese Lüttich, f 1470, Theologe, Philolo^
Chronist und Dichter, Tgl. Biographie Nationale ... de Bel^ique XTV
(1897), c. 257-259.
* Hierüber Farinelli im Giomale ftorico della letteratara italUna 1907,
176, Anm. 3.
le nandnchrif^en de» Rlofitura SatitA MaHk de Hipoll. IL
89
die Studien zti Avignon im allgemeiiien bespricht und dann
henrarhebt: ,Veiierabilis et Religioius Vir frater Onüerfniiö de
Col de Canes monachus et Camerarius monastarii Supradicti
Baoeti Benedicti de Bagiis in prepbäto studio aviDionensi in
iure canonico continue insistens , . , qui a inense octobris anoi
domitii MCCCLXXVII proxime preteriti citra in eodem studio
contiuiie studuit et ceteros actus qiii per i?eros studentes tieri
debeni exercuit.' Wir lesen also bier eine Art von Hochschul-
Zeugnis^ das man dem äeißigen Geistlichen ausstellte^ und dürfen
als aicher anBehtneD, daß der hier belegte Ejtpori literariseben
Mmterials aus der berilbmten StudionBtlttte nach Katalonien
oiclil vereinzelt dastand. Mindestens sei daran erinnert^ daß
der bereits besprochene Kod, 51 den Kaufvermerk trägt: con-
ttitit Arinione VX (so) flor. com diiiiidio und daß der S* *S5
erwähnte RivipuUensia b^ mit der lex repetita per nobilem
nirtim petrum de Muris in Ci vi täte Avinionis auch Stücke in
katalanischer Sprache entliält, die Über die lokale Zuteilung ent-
scheiden.
Diese Nachweise wird man sich auch bei einigen ohne
Provenienzindizien überlieferten Kipoller luridica vor Augen
ballen dürfen, so bei einigen mit Mlniaturenscbmuek ausge-
«tatteten Handsebriften wie Kod. 7 (Tractatus de consanguini-
tate mit dem Arbor, Taf, 9) und besonders Kod, 19 (Boni-
fadtis VlII^ Liber VI, Taf* 10), für die anter den angedeuteten
Umatänden Avignon als Bezugsquelle wohl in erster Linie in
Betracht kommt. Ist diese Annahme richtig, so läßt sich nicht
nur auf iiterariachemy sondern auch artistischem Gebiete Avi-
guons dominierende Stellung während des Trecento an bestimm*
teil Beispielen der Handscbriftenillumination bei einem südlich
der Pyrenäen gelegenen Kulturzentrum in ähnlicher Weise
' n, wie dies Max DvoMk mit Rücksicht auf böhmische Mal-
ilcn des 14. Jahrhunderts ftlr den Norden dargelegt hat»^
Der spezielle kunsthistorische Nach weis setzt allerdings im vor-
liegenden Fall die Untersuchuog des hier in Frage kommen-
den k&nonislischen Illastrationsmaterials voraus, durch welche
^ Dit Illt^mmAtoren des JobAtiis von Ntumarkl. Wien l&Ol. Jahrbiieh
dtir kuniitbulcinifcheti Bitiimlut)i«ii de» AllerhüebiteD Eaieerhansu XXII i
H*a S, 8, 74 ff., ßl c
90 n. Abhandlung: Beer.
die jüngst erschienenen dankenswerten Studien von A. Lab&nde^
eine Fortsetzung erfahren könnten.
Wie die meisten der eben registrierten juristischen Hand-
schriften der RipoUer Sammlung als Studienbehelfe und Hilfs-
mittel zur Rechtspflege und Verwaltung einer mehrhundert-
jährigen, schon aus dem alten Kataloge (T. I, 104flf.)* erkenn-
baren und, wie die S. 8 f. mitgeteilte Privaturkunde beweist,
auch dem Volke zum Bewußtsein gelangten Tradition ent-
sprechen, so knüpfen auch die Lehrbücher der Rechtssprechung
in anderem Sinne des Wortes, die Grammatiken, an die be-
treffenden sehr alten Bestände der Klosterbibliothek an: man
weiß, daß die Libri artium schon in der Bibliothek der Oli-
vianischen Zeit eine besondere Stellung einnahmen und daß
(vgl. T. I, 106) Donatos IUI, Priscianos II, Priscianellos H
diese Spezialsammlung eröflfneten. So sei hier, da wir von den
Grammatiken des 14. und 15. Jahrhunderts sprechen^ gleich
eine Bemerkung über ein Exemplar einer Lectura Prisciani
minoris (Prisciancllus) angeschlossen. Die betreflfende Hand-
schrift, cod. 131, trägt genaue Vermerke über Ort und Zeit der
Entstehung (Toulouse 1307), überliefert anderweitig meines
Wissens nicht belegte Namen mittelalteriicher Grammatiker
und ist durch ihre gepreßten, scharf gebrochenen, von kursiven
Elementen fast völlig freien Schriftzüge auch paläographisch
beachtenswert, weshalb eine Reproduktion der Seite, welche
die Subscriptio bietet, beigegeben wurde (Tafel 11). Die Schluß-
notiz lese ich wie folgt: . . . secundus über prissiani minoris.
et fuit abstracta ista lectura ab illa de magistro p. de coderco
quam habuit ipse magister. j). a magistro Vitali de tarbia qui
fuit magister suus et ipsc magistrauit cum scilicet magistrum
p*" (petrum) et fuit scripta tholozo ad saiynerii die sabbati post
festum pentecostes XIII Kl' lunii anno domini ÖCÖCVÜ.
Auch noch andere lateinische Grammatiken in RipoUer
Handschriften jener Zeit treten als ergänzendes Material zu den
bisher vorliegenden einschlägigen Untersuchungen, so von Charles
* Les miniaturistos AvignonaiH, Gazette des Beaux-Art», Ann46 47 (1907),
21 3 ff., 289 ff.
« Nr. 94—98: Canoncs V; Nr. 105—107: Lib. judices III; Nr. 107: Lex
romana.
IM« HnatUcbriftött d«« Rloitera SanU Miiri» da Elpoll, IL
91
Thoroti und J. J, Baebler,^ hinzu; Kod. 142 s. XIV Lat Gram-
matik (jSecütidum philosopham in primo pliisicorum * . /) mit
einer Tabula Lunae und der Besitzemotiz : Iste Über est iacobi
pctjol; Eüd. 153 s. XI Y, Grammatik (^ad abendam alicalem oati-
dam ia dotrina provcrbiandi * . /\^ Kod. 156 b. XIV ein kurzer
grammatiselier Tractat mit einem Calculus solarid als Anhang;
Kod.. 172 B. XIV (Ilie incipit regimen doetriualis Similia simili-
Imi8 declarantur), Kod. fl^I s, XIV (1337) Orammatica de toto
regimine (abrupt beginnend). Unter den niehtanonymen Uram-
matiken mi das bekaimtliih als Stdiulbuch benützte Doctrinale
_des Alexander de Villa Dei, wie zu erwarten war^ in melircren
ixcmplaren vertniten, die ebenso wie die Kodixes mit Kom-
mentAr^a dieser Grammatik deutliche Siiuren eifriger ße-
aütjsong aufweisen: Kod. 70 s. XIV--XV, Kod. 79 s. XIV ex.
Lommeotar: Hec &umma est secundum magistrum Guilermum
I^oisa); Kad. 92 s. XIII^ — XIV {Besitzerrermerk: Isla lectura
si Beniardi de Vi////, minoris dierum et scriptoria , . . fuit
Kmpia (Vj in ciuitate Barchinone 1420); Kod. 97, chart s. XIV;
tod, 154 8. XIV; Kod. 163 s.XV; Kod. 189 s. XIV; Kod. 200
8. XJV (am Anfang und am Seh biß defekt). Auch von dem be-
Ic ' t: Graedsmas des Eberhard ua Bethunensia sind mehrere
1 i ire in der UipoUer Sammlung vorhanden; eines, Kod. 147,
il »pezietl beachtenswert durch Datierung, Besitzernotizen und
ichriftart, deren Reproduktton (Taf. 12) mit der kurz vorher
^erwähnten Schriftprobe aus Toulouse verglichen werden möge.
Die Sehhißnotizeu lauten: liite^ Über fuit explieitum in die
i^aiieti beneti abbat!» a XX et ono die marci^ in anno do-
* RaUccs et «itraiti 4* diT€ra m». IäL p^ur »«ffk 4 rhUtoire t\i^s dttc*
Irliif^B ^Atfim«ticalf'« 411 ttioyc^n A^c. Notico« «t ^itmlts d«8 ms. de \m
Bibliolh^uc imp^riAle, FArift. XXil (180§}, 2.
» Beilr%e Kit eiacT GeMihiebt« rler lateitilaohen Grammatik im MittcUIter,
HaU« a. 8. 1885.
^ '^ 'AiiiQbftiQctid derselbe Traktat Endet stoli aueh In einem atis dem Kl<i«
^^H Pt«r Saniai Cr«UA itammaiaden Matiu«krlpt dt*r Frovlazialbibliciliiek so
^^V Taffagmia^ da« kQraä«li Yon Jaimii^ BofaruU, KeTiAtJi riv liibliograßa
■ caUlatia UI (t903), SUfT. unter Beigabe einer Seh^riflprobft aQ^fubrlicU
■ baac^ri^bon wnr4e. Die Hoblußnotla; Aqnevtes note« lon tU Fra Tnma»
I BsnatcJi monjo de Sentea Creiu beliebt «ich aber bicbt auf den Vor*
■ faaaar» wia Bofarull S. 216 anzudeuten Mtbeinl.
92 n. Abhandlung: Beer.
mini millesimo CCC terdecimo quarto. Und zum Schluß: Iste
über est Bernardi de Bacho de camporotundo (Camprodon) de
gerundensis episcopatu cui deus dct bonam vitÄm. Qui predic-
tum furatus faerit suspendetur. Der Name des ersten Besitzers
ist durchgestrichen und ,Petro de Modio' darübergeschrieben
worden.
Kod. 189 s. XIV enthält den Liber synonymorum des Jo-
hannes de Garlandia; Kod. 190, welcher zum Schluß die Ein-
zeichnung enthält: Signum // Raymundi de insula qui istum
librum scripsit anno domini MCCCXX sexto, birgt die ars dic-
tandi des Pontius Provincialis, d. h. also das dictamen de compe*
tenti dogmate dieses Grammatikers, über welches Thurot a. a. O.
38 f. eingehend handelt. Vielleicht ist im Anschluß an das S. 22
und 48 Bemerkte darauf zu achten, daß eine der von Thurot
herangezogenen Handschriften aus St. Victor zu Paris stammt.
— Vorläufig nicht näher bestimmbar sind die ,proverbia regi-
minis secundum tomam' im Kod. 183 s. XIV (heg.: Liber ma-
gistri est magno utilitatis qm uult eine unus nostrorum; aus einer
zum Teil ausgekratzten Besitzer- und Ankaufsnotiz läßt sich
noch folgendes erkennen: Iste liber est Raymundi Y///// solidis)
sowie die Summa de grammatica magistri Thurandi (Duranch) in
Kod. 109 s. XIV (beg.r Quoniam oratio est ordinatio diccionum).
Wie zu erwarten war, fehlt in den einschlägigen Arbeiten
und Abschriften auch die bodenständige nationale Note nicht.
Kod. 122 s. XIV enthält eine lateinische Grammatik in Versen
(z. T. leon. Hex.)/ deren Einleitung mit dem von Thurot S. 50
aus Paris, lat. 8175 fol. 47 (Hugucio de dubio accentu) ange-
führten Incipit übereinstimmt: Sapientis est desidie marciscenti
non succumbere . . . Dann heißt es: ... Hcet non me sufficien-
tem tanto reputem operi ad onorem tarnen domini. t. venera-
bilis episcopi pallentini per quem palencie virgineus elicon ni-
gere Studium gratulatur . . .
Der Bischof ,.t.*, unter dem in Palencia ein virgineus Heli-
con für das Studium erblühte, kann niemand anderer sein als
Tello, dessen Hirtenamt in die Jahre 1212—1246 Mt; denn
zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1212 oder 1214) war auf
Sola mori nescit eclipsis netcia airtos
Non ergo moritur huius qni laude potitur.
Di« FfjiDdscbrlften de^ Elasters Saiiüi MariA ile Ripoll. II.
m
Tellos Betreiben von König Alfons IX. in Palencia ein Scien-
tiaram Studium generale, eine Art Hochschule, ins Leben ge-
mfen worden; die hier auBgehobene Notiz verrät nicht nur die
Zeit der Zusamraenstellung des besprochenen Textes, sie lehrt
uns auch eine der ersten Grammatiken der ältesten Universität
Spaniens kennen. In das aragonesische Qebtet werden wir
tltircb eine in Kod, 184 überlieferte Darstellung von Regeln de
circumlocutionibns pariicipiorum nobis deficientium n. ä. m. ge*
rüb]% an deren Schluß bemerkt wird: Expliciunt supleciones
edite a rayniitndo catalano baeallario cesarauguste (ZaragoEa)
I- Tociones fuiTunt Scripte per manum ,p. amiedali anuo
1*^1 ._iX. Herde (Loricla) erani taue et nunc. Die Umschau
In den mir zugänglichen Qu eilen werk eu^ auch in den aragone-
en Schriftstcllerlexika (Latassa) nach dem ^Raymundus
ilanus* (es gibt ihrer %ne!e)j der hier gemeint sein kanUj blieb
"vergeblich; doch findet sich bei Miirchi-Bertolani, Inventario dci
mmnoscritti deUa R. Biblioteca Universitaria di Paviaj I, 234
die Beschreibung der in Kod. 418 enthaitenen doetrina inueniendi
KhetoricG subiectuai, deren Autor Kaimundus Catalanus mit
dem Verfasser der supleciones identifi^ziert werden kann; die
SchlDßnotiz^ erinnert uns an die während des 14* Jahrhunderts
«o häufigen und erfolgreichen Züge der Katalanen nach Grie-
chenland> Eine Frncht des aufblühenden spanteehen Humi^
uismus ist möglicherweise auch die in Kod* 173 e, XIV — XV
^ntbaitene lat. Grammatik (ohne Überschrift: ^Et secundum
quod dicit philoaophus qnarto metafisicos substancia precedit
qitelibet acciones tempore*), die am Schluß als jcartapacium
magi&trt alavate* bezeichnet wird; freilich bleibt der Verfasser*
name noch dunkeh Vielleicht kann man au Andres de Albalat
(den Binider de» S* 69 erwähnten Pedro de Albalat) denken^
der Bisebof von Valencia war und dort 1259 einen Lehrstuhl
für Grammatik errichtete (Torres Amat, Meraorias, 8). Spaniich
kÜngt auch der Harne des Verfassei^ eines in Kod. 173 «. XV
^ ^oittli est Über Ute ad dei gtoriAm et hoDorera in <|ao tradit« «st doc*
Irin« ianeniendl Bethorice fabiectani . . . lätum ItAct&tiuP coaipilftiiit
RAjraiaBdu» OithaUnua secandam u&Jgarem stnnm in InsaU Cipii in
I(oti4st«rio S«Dett JohAimli Crifostomi Anno domial MCCCI in tueiuo
S«pt«mbrt9 Bßä Anno CGCIII fult in UÜnam irviiUttift in Jaaa« Ciiii-
t«l« YttU« Amen.
Ö4
IL Abbandlun^i Beer.
I
enthaltenen Traktates^ der beginnt: Quanto aliqiild nobiliuB , , ,
ianto prius ; propter quod multorum de discipuJis sea äcoUri-
bas tuüis prccibus inclinatus egg magister B. de Ffita. scribere
presunipai de utilitatibus artis grammatice seu de arte pra-
nerbkndi.
Als Lesebuch zur Einübuug der fiegeln diente wohl
zunäelist Walters AI ex and reis, wie schon aus der großen Zahl
der erhaltenen RipoUer Handschriften dieses Werken geschlossen _
werden kann; zu den noch aus dem 13, Jahrhundert stammen- ■
den Exemplaren (Kod. 174, 196^ 212) wuchsen noch manche
in Bpäterer Zeit zu (meist starke G e brau chaa puren aufweisend):
Kod. 137 ß. XIV (mit Kommentar), Kod. 188 s. XIV (1332;
,Ego Ilaimnndus de Frigula^ filiuÄ Arnaldi de FrigulÄ, tabe^
narii Incole Bisulli ^ perfeci istiun librum'); Kod. 201 s* XIV;
Kod* 208 s. XIV, Ahnlichen didaktischen Zwecken diente auch
die Lektüre des in zwei Exemplaren, Kod. 207 und 21 1 (beide
s. XIV), vorhandenen ,Tobias' dea Mathaeus Vindocinensia, ferner
der jÜietieha Catonis*, von denen sich außer der T. I, 10 u. 61
besprochenen alten Absehr ift noch zwei jüngere Esemplare er-
halten habenj eines in Kod. 166 e, XI V^ — XV, ein anderes m
Kod. 129 8. XIII, der außerdem noch andere Sprllcbe in Hexa-
metern und Fabeln (De lupo et cane^ De capra) enthält. Zu den
Prosatoxten^ die Ubungsstllcke abgaben, mögen Cicero De offi-
ciis (in Kod. 136 a. XV)j etwa auch das Exemplar von Boetbius
De consolatione (in Kod, 81) gehört haben, das am Schlüsse die
Einzeichnnng trägt: explectionem assumpsit manibus iohannis
terrat studentis 1478»
Unter den sich an die Grammatiken schulgemäß anschließen-
den Traktaten über die Logik (Dialektik) ist ein Exemplar der
Summulae des Petrus Hispanus an erster Stelle zu nennen.
Das betreffende Manuskript, Kod. 216 s. XIV (auf das Alter ist
zu achten), einst im lle sitze Fratris p. Figuires de ordine fratrum ^
minorum conventus vidi, stellt durch die Schlußnotiz Expliciunt ■
tractatus magistri p. ispani de ordine predicatorum die Diskussion ™
Über die viclbcbandclte^ von Prantl^ Geschichte der Logik im
Abendlande III, 33 f., verneinte Frage, ob Petrus Hispanus, der
nachmaJige Papst Joliann XXL, Dominikaner gewesen seij auf
Bea&lii.
Difl HA^daehnften de« Ktdsters SanU M>rU de Hl pol). U.
95
urkundliche Grundlage;^ aie bezeugt, daß der 1277 gestorbene
Verfasser der SmnmiUae im 14, Jahrhundert als Dominikaner
bessaichnet wurde. Ein Koramentar zu der bekannthch lange
Zeit als maßgebend angesehenen Schrift findet sieh im zweiten
Teil des Kod. 84, dessen erster Teil die Sopbismata des Alhertua
de Saxonia (von Riggensdorf) enthält,^ Neben den Quaestiones
ordinariae des in Avignon 1317 gestorbenen Gerhardus de Bo-
nonia (Prantl III^ 241, Fahr, II, ü8); in dem wohl aus Avignon
beschaö'ten Kod. 95 @. XI V^ ferner einer auf Alberts Logik zu-
rückgreifenden Dialectiea in Kod. 15Ü s, XIV — XV (,Dialectiea
ars generali ter difiiniendi'^)^ einem ^abquas res artis logicae* be-
handelnden Traktat iu Kod. 71 s, XIV (auf dem Rücken des
Einbau des von moderner Hand als ,Logica Rochani* bezeichnet)
und der Summa Mag^fstri Matthaei Aurelianensis (circa sophia-
juata) in Kod. 109 s* XIV, sind die Sehriften von zwei Autoren
zu verzeichnen, Am man in Ripoll nicht vermuten würde. In
Kod. 129j einem Samraelbande^ der sehr verschiedenartige, zum
Teil sicher von Scholaren herrührende Aufzeichnungen ver-
einigt undj wie die vulgärsprachlicheu Texte zeigeUj bestimmt
in Katalonien zusammengestellt wurde^ finden wir (von einer
Hand s, XIV) den Traktat ^Magisti-i TisburiDi* (ako des Guileh
mus Ilentisberus) ,de sensu composito et diviso* (Prantl IVj 89);
Kod» 141 enthillt die supposidones magiatri rodulplii strode an-
gliei Scripte per roanus bernardi viearii hceneiati 1388 (eine
frühe Abschrift, da Roddphus Strodus um 1370 blUhte); voran
geht der liber consequentiarum^ gleichfalls von Strodus (Prantl IV,
45* wo ausführlich über die ,Consequentiae^ und jObhgationes^
gehandelt wird), und der ^tractatus bilinguam'. Im Anschluß
an die Vermutung Prantls (a. a* 0,^ Anm. 176), daß Strodus auch
über die Proprietatea terminorum geschrieben habe, erwähne
* Quätif-Ecbard, Scriptores ord, Praed. I^ 485 behÄupten: ,iii ntiUo codice
seo MS fl©u impresso Fetmin Hiapaaani titulo Fratria ortiÄri aut ordinU
Praed icatöratD dici*.
* Die In der ScIiltißDotc enthaltene Datierung: 1373 et tunc hebüs XXI
pro lido aolan (ao) et VI pre atu-eo numoro et XI pro ifldicione scripta per
me fratrum bartobmeum seoforf ordlne bettto marie de mereeife über-
fÄBcbt, denn e» tUnde eicb^ faUs das Jabr zutrifft, in Ripoll eine Nieder-
sebrift der Sojibi&m.^ta, die lange vor dem Tode Älbortu (f 1390} erfolgle;
doefi fHlit die vorliegende Kopie n^ch tudtner SchätKuag erst atwa ein
|i»lb«a Jahrbundert apäter,
96 n. Abhandlung: Beer.
ich den in Kod. 162 s. XIV überlieferten anonymen Traktat:
Intentionis presentis est primo pertractarc de terminis . . . secundo
de proprietatibus termiuorum usw.; als dritter Teil folgt die Ab-
handlung de speciebus obligaciouis. Auf den Inhalt von cod. 141
weist wieder der am Anfang verstümmelte Sammelkodex 166
s. XIV — XV, dessen erstes Stück die Schlußnote trägt: ,Expli-
ciunt consequentiae magistri berlinguam'. Darauf de terminis
und wieder de consequentiis.
Diese Sammlung von Traktaten aus der Zeit des Üppigsten
Umsichgreifens der scholastischen Logik schloß sich selbst-
verständhch an die grundlegenden Werke der Scholastik an.
Den Ausgangspunkt bildet Aristoteles. Kod. 134: Porphyrius
Ibagoge und (von späterer Hand) die Praedicamenta ; Kod. 135:
Priora, Posteriora, Topica, Elenchi; Kod. 115: Metaphysica^ De
generatione, Parva naturalia, Physiognomica, Epistula ad Ale-
xandrum; Kod. 128: De animalibus, Index Aristotellcns super
libros naturales, sämtlich aus dem 14. Jahrhundert. In der
Sammelhandschrift 109 s. XIV: Aegidius Romanus, Super libro
elenchorum; von einer etwas späteren Hand: Raimundi Vinaterii ^
legum doctoris est hber iste; ebenda des Bernardus de Sanciza,
origine Bitterensis qualiscumque magister in artibus, Traktat
super Porphyrium; Glossae tocius libri priorum g*a*, wohl Quil-
lermi Alverni (Wilhelm von Auvergne, Prantl III, 75, Anm. 278);
Rotbertus de Aucumpno Super elenchis, zum Schlüsse eine Notiz
s. XIV: Iste liber est fratris Bartholomei Gaconi ordinis fratrum
Predicatorum.
Unter den Werken der führenden Scholastiker begegnen
wir den Sentenzen des Petrus Lombardus und deren Erklärungen
in einer Reihe von Kodizcs: 55 s. XIII— XIV; 57 s. XIV; 63
s. XIII-XIV; 27 s. XIV— XV (m. Glosse); 77 bis s. XIV (Summa
in Sententias); 45 s. XIV (Richardus de Mediavilla, Quaestiones
super sententias); 48 s. XIV (Johannes Duns Scotus, in libros
sententiarum); 53 s. XIV (desselben Repertorium super tertium
et quartum librum Sententiarum). Von Thomas Aquinas findet
sich in dem wohl noch dem 13. Jahrhundert angehörenden
Ramon Viflader, Jurist, Archidiakonus der Kirche von Vieh, Ton dem
der Vicenscr Bischof, Gal^eran de ^*aco8ta, 1341 eine Bibelkonkordani
kaufte^ vgl. Torres Amat, Memorias 670, Handschriftenschätze Spaniens 646.
Dte HaDdicIiriftcD des Klosters Sjinta MariA de Eipoll, IL
97
lCod*132 (der 1323 kanonisierte Verfasser heiOt liier noch Frater
Tbomag) der KommeDtar In librum de anima; Kod,51 s. XIV mit
der Summa Iibri seeimdi pars eecunda enthäk die Sabscriptio:
Bartolomeus de Dazaiiis de Casali VereeUensis diocesis haue
sauiinam scripsi soww die Besitzer- und Kaufnoüz: Ista secnnda
secunde saDcti Thoiue est fratris F* de Sauarensio (?) prepositi
de palacio in Mouasterio Riuipulli et conäiitit sibi Autnione VX
(sie) fior cum dimidio,* Derselbe Teil der Summa findet sieh
Äncb in Kod. 54 s. XIV.
Es mag fUrs erste Uberraschenj daß dem reicbeE^ für die
^1 Isolier Si-hule bestimmten Lebrapparat verbal Inismäßig wenige
tuB dem 14. imd 15. Jahrbtmdert erhaltene Manuskripte gegen-
>erstehen, die den eigentlichen Interessen des Klosters und
der Kirche dienteny aiao biblische^ liturgische und patrtstiscbe
äehiifteo; die Erklärung dafür ist hier wie anderwärts darin
3[U »ttchen, daß diese sehr häutig gebrauchten Texte in Drucken
leaebafii und gelesen^ die stark abgenützten haudschriftnchen
Exemplare ausgeschieden wurden.*
So fehlen Bibelhandschnften aus jener Zeit fiist völlig*
Kod. 210 8- XIV enthält das Neue Testament bis zur Apokalypse
<^mil Prologen'lf Kod, 171 s. XV ein stark zerlesenes Bruchstück
des Psalters; das ist alles. Erläuterungen oder Prologe zu ein-
zdnen Buchern der Bibel finden sich in Kod. 29 s, XI V^ 37
M, XIV, 149 s, XIV, 129 s. XIV (Psalmen), m s, XIV {Mal-
thaeus), 3Ö s. XIV ex. (Johannes). Kod. 202 s. XIV enthält
ara Schlüsse eine Bibclkonkordanz,
Im Anschluß hieran wären zu erwähnen: Hugo de S. Vic-
ton- i,V) Poätilla^ Kod, 13 s. XIV~XV; Nicolaus de Lyra in
P§Almos und tn Matthaeum^ Kod. 3 und 2 s. XV; unter dem
Titel: Liber Amouieio sancti Augustini Episcopi findet sieh in
Kod. 138 s, XIV ein zweites Esemplar des 8. 12 erwälinten
Über Bcintillarum; hier geht der Sermo ad Fr. in eremo (Herrn. 56^
Aug. VI. 133Ö) voran. Florilegien aus den Vätern enthält ferner
' Die rera Pell leer 7 Pn^^^b, S«ntä Mjiri« de ElpolI, 173 f. «lu der CbTonik
dw Pi^mdes tnil^teilt« Nachricbl, iIaQ «in Mdnch Ton Rtpon im 15. J ihr*
fclUiderl iDohrer« Lad(iii|;Fri (carg^) von Archivali6ii, daniDter auch dit
,Ana1«i de Rtp^nv an muigv C)\* und S«tfe»liliiidler Terkanfte, yermsf
tcb rurtäuti^ «ut ilir« Ricbtigkoit hin nicht «u prüfen.
SfclsiBCito. 4. pbit-U«t. m. tm. M, i. Abk. T
98 n. Abhandlung: Beer.
noch Kod. 152 s. XV (Augustinus, Gregorius, Ambrosius^ Hiero-
nymus). Augustins Regel mit De claustro animae Hugos übe^
liefert Kod. 169 s. XIV. Bernhards von Montecassino Elrläute-
rung der fdr die Ripoller Mönche weit wichtigeren Regel Bene-
dikts findet sich in Kod. 68 s. XIV — XV, der eine noch zu
besprechende beachtenswerte Notiz über den Preis der An-
fertigung der Handschrift enthält, sowie in dem noch aus dem
13. Jahrhundert stammenden Kod. 178, der außerdem Bernhards
Speculum monachorum überliefert (vgl. S. 76); über die kata-
lanischen Glossen zu Benedikts Regel in Kod. 144 s. XTV vgl.
S. 111.
Unter den neueren Kirchenschriftstellem stand außer
Thomas von Aquino (zu den oben S. 97 genannten Schriften
kommt noch dessen Traktat de fide catholica in Kod. 64 s. XIV)
besonders Bernardus Cläre vallensis in Ansehen; seine oposcola
und epistulae sind in einer stattlichen Reihe von Rivipullenses
zu finden (Kod. 56 s. XIH— XIV, 65 s. XUI— XIV, 94 8.XIV,
108 s. XIV, 143 s. XIV, 175 s. XIV, 227 s. XIV— XV).
Einige dieser Schriften Bernhards (de praecepto, de con-
sideratione, de meditatione, noch mehr die erwähnten Mönchs-
regeln) führen von dem Gebiete der theoretisch-theologischen
Literatur zu den Unterweisungen in der Ausübung geistlichen
Berufes und zur Morallehre hinüber. Daß man in Ripoll auch
diesen Disziplinen Aufmerksamkeit schenkte, beweist manche
schöne Handschrift mit einschlägigen Werken: der anonyme
tractatus de eruditione religiosorum in Kod. 108 s. XIV ist das
Werk des Guilelmus Peraldus (Fabr. II, 151; darauf folgt in
der Handschrift Bernardus Clarev., Regula honestatis); Kod. 176
s. XIV enthält am Anfange eine Recommendatio sacrae scripturae,
Kod. 157 s. XIV das Itinerarium seu dietarium de vita religiosa
des Johannes Guallensis (Fabr. II, 104), von demselben frucht-
baren Verfasser ist auch die einem ,Johannes frater ord. min.'
in Kod. 175 s. XIV zugewiesene Summa de poenitentia; die
Küdizes 9«, 101 und 107, sämtlich s. XIV (Kod. 98: ,Finitu8
a. 13600, bergen das mächti<^e Reductorium morale des Petras
Berchorius (Fabr. III, 232 f.) ; die ehemals mit großen, gold-
gehöhten, jetzt zum großen Teile weggerissenen Initialen ge-
schmückte Handschrift Nr. 75 s. XIV ex. enthält die Bücher IV
bis VI der Revelatioues der heil. Brigitta, Kod. 121 s. XIV die
DU Kji]idei«hrifteti des Klosters SAnta MmA d« Ei pol L tl.
99
ritA et miractik beati Francisci. Das bereits erwähnte Specu-
luto monacbofum secuudam Beiiiardam Casiaeoeem tindet sieh
iucli LQ Kod, 143 s. XIV Dach einem Beichtspiegel und einem
Tractatus de horis dicendis; Kod. 34 s, XIV enthält ein Ratio-
nale divinofum officiorum; in zwei handÜchen kleinen Kodkes,
SOS e, XIV und 22.^ s. XV, liest man die dieta salutia Am Petrus
Xitixemburgensie; in Kod, 167 s. XJV folgt auf eine Art von Hand-
bach A^r Fastamkheologie (1* Kap.: Qualiter debeat sacerdos
prediciire} mit der Überschrift; Elicemplum cuiusdam aojme que
pAcicbatur purgatorium die Angabe: Abdo 1300 . • . Johannes
Gobi ordinis predicatorum prior in conventu de Alesto (d, h,
Alesia^ Aleis) scripsit fratri peti*o galterii . . , existenti in etirta
Konmna. Der Schreiber^ Johannes Gobi der Altere (nicht bei
Fabr., vgl aber Qu^tif, Scr. Ord, Pr, t, 633), war 1302 Prior in
A^ignoo; die Handschrilt befand sich aber schon in der ersten
IliUAe des 14, Jahrhunderts in Katalonien, wie ein vnlgäraprach*
liober Bericht über eine Reise zu den fSants romaratges^^ ^^^
Orlen des heil* Landes, samt Beschreibung der loca sancta aus
dem Jahre 1323 bezeugt (vgl, S. 114).
Der EipoUer Mönch fand als Prediger wie in früherer
Zeit 60 auch im 14, und 15. Jahrhundert Anregung in neu zu-
g^iraehseneu Sermonensa mm langen; fUr den Eifer, mit dem
sie abgeschrieben wnrden, ist die SchluBnoti^ im Kod. 93 be-
Edchoend^ der die sermonea des ,Dominicus de Ropella' (Jo-
hannes Ri)pella?) und des , Michael de Bunonia^ d. h, also des
Michael Angriani (f 1400 in Bologna), enthält: Scriptum Janue
per me , , . fratrem dominum de cartiliano abbatem quarta
meneid inadii anoi MCCCCVIII in ianua^ in quo pro unione
eeolesie eram cum , . . domino cardiaali Gerundü^ ipso cum
domino papa in portu denie existenle et adiuuarnnt discretus
bereardus albertl et Johannes podioli.' Es ist also der Abt
^ fieren^cf de Atigläiola, Bidcliof voa Ger<>aa, ISST Ton Betiadlkt XIII,
smn KardinAJ oritJuiDt.
' D«r K«m6 Prijol ist Jiacb beut« in Ealalonlen Imu^gf. Ein Petroi Ar-
MaMu« dm Podiolo schrieb ItiW da» bekmnntc} Brevi«riani Ton Geronn,
w«kb«t n«na LneltouAi des OfBiVmm aanctt CmsoU Magmi «ntbilt Vgl*
VIU«nu«TA, yittga XII, 207 und jeUt Jules Coakt, itaä^ for Voffio«
im Glron* «n rbonneuf do Sa Int Cb^f l<;roafn«, FuMi<ä«lioni d« U sod4t^
pcmr rilnd« des Iftnguei rüiuAnea XX (11107), 35.
100
II. AbUtndlungt Betr
von Kipoll Riiimuodo Descatllar (1383 — 1408), der sich die
Mühe gabj die Kiemlicb umfangreichen PredigtensammluDgen
mit Unterstützang von zwei Gehilfen abzuschreiben,*
Beachtenswert ist femer die in Kod. 182 s, XJV enthaltene 1
Sermon ensammlnng; ein Teil der Handschrift (fol. 88 — 103) ist
reskribiert, und ee wurde^ me sich noch sicher nachweisen läßt,
auf sermones de sanctis — Schrift a. XII — XIII — im 14, Jahr-
hundert die neue Predigtcnsammlung aufgezeichnet In Kod. 36
s. XIV ex.^ der von einer Hand s. XV die Einzeichnting erhielt:
^Ifitc liber est conventus Kiuipidli ponatiu* in libraria*, finden
ßich die Predigten des Papstes Innozenz 111. (Fabr. 11^ 325\
in Küd. 17Ü s* XIV Sermones per magistrum P. Rogerii, d. h.
des Papstes Clemens YI^ denen ein Sermo de ascensione m^ \
gistri Frftncisci und zwei Sermones des Thomas von Aquino
folgen, Kod. 213 s,XIII— XI V enthält zwei Predigtensauimlungan^
deren zweite (sermones de tempore) die Aufschrift trägt: opus
IFratris p, inaoli yspani,* Predigten finden sich ferner in Kod, 192
8. XUI—XIV, 120 s. XIV (de tempore), 187 s. XIV in, (de ^
Sanctis et diebus festivis), 223 s, XV, 226 s, XIV (de Evan* |
geliis, do Sanctii^ de sacrificio Missae), In Kod. 222 s. XV folgt
auf eine Predigtssmmlung (in dieser Sermones de invocatione
Sanctae Mariao) ein Vorz eich nie der Messen, WL'lche l\ir ©in*
«eine Personen gelesen werden sollen^ darunter — nach altem
Brauch — XV K. augusti pro eomite barchinonensi. Man darf
es bedauern, daß die weitaus meisten litm*gischen Manuskripte^
zum Teile aus denselben bereits früher angedeuteten Qrlinden
wie die biblischen und pairiBtischen Handschriften,* damit auch
^ Di# Tatsftcb^, dftß wir diese Abicbrift nnter den RirtpnneiiBes finden,
«ckeint din yon FeUieer f Pig^, SaiiU Marlt de Hipoll, 1&9 miigoteilte
N neb rieht %n bestätigc^iip dM& Ed.muüdö DeicaUUr, seit UÖB Bbchof yo»
Eiujif dem Kloitcif lelue ,e«cpgidi UbreHji* icbettkt«,
• Führ, in» tlS reg'iatricrt 8criiiötie« do teinpore ©in<*s IVtrua do Initila
^FUndcr*. Vlelloidbl ijiI et dtr Domitiikiitier P. d. J. (Clioviilien H^p- 3719).J
' KaI Hof. Vßr^oichnct unter der Signatur I. S. SO den beute rerloreaeo '
»Llibr» d«t ir«rjtre' 6t lae radon«! de comida (also KoUatlonen) que
M (labau a los moüjei de Eipoll j quien la^ daba o babia fnndado,
t, XIV »obre perganilna a folio meiior; f«rnor unter l. 3. 21 ein ahn*
lichea Kltere« V«m«tchuii (fandacioneft de rarUs refacionet [lo])* Verbrannt
iind gleicbtalli dai »Hitual aiitig^o' (^Uenci de preeioaidade«') und die ^
»CofiiiieU d« Xm otiirtga dl? iuo«', Küt. Hof* L 3. 32 und 23.
Ott Hsndiehrififln de» Kloit^in SAnta MjiHa de Ripoll Tl.
101
^ewiß öchätÄenswerte Nactirichten über Kult und klösterlichea
lieben Terloren gegangen smd. Erhahen blieb bloß ein Missale,
Kod. 112 s. XIV (mit schöneD goldgehühten Initialen und ge-
fkUigem Rahmen werk), das mit dem Exoreismos salia et aqiie be-
ginnt' und mit dem Gebete in natiiH ntrginum (to) schließt; dann
«in Ui^viarinm, Kod, 145 a. XV, mit Offizien der heiL Eiilalia^
des heiL Dominicus, der Jungfrau usw. Einige, wie es scheint^
'wertvolle Handschriften deuten auf Pflege des Kirehengesanges,
diu ja gieiehfalls auf alter Tradition beruht: Kod. 166 s. XIV
«10 Libcr hymnorum ( Jmpnus est laus dei facta cum cantico'
«als erster Hymnus nach der Einleitung: Primo dierum omnium);
Kod. 180 s, XIV (In hoc volumine sunt omnes hymni feriales)
lind Kod. 186 s, XIV (nach einigen einleitenden Worten: .Hymnus
enim laus divina dicitur quia quociena ymnos cantamns' . . .).
Von den bisher erwähnten Manuskripten des 14. und
15* Jahrhunderts erscheint eine nicht unbeträchtliche Zahl als
RtpoUer Arbeit^ diese jedoch vorwiegend samnichid und ord-
Qrcidj nicht schaffend. Selbständige Tätigkeit in dem hier be-
sprochenen Zeitraum erkennen wir vorläufig nur auf einem
Gebiete, dem der GeschichtsschreibuDg, die, wie wir sahen^ auf
sah (reiche bodenständige Quellen zurückgreifen, diese ergänzen
koniite*
I Die Urkunden j in den ^Archiv» publicii* (vgl. S. 20) in
L^ner Fülle und Maniiigfahigkeit aufgespeichert, von der die
^Bier herangossogene Auswahl eine nur unvollkommene Vor&teU
lang gibt, wurden in guter Ordnung gehalten, die Tranfisumpt©
und neuen Akten von eif^eneu Notaren (8. 8 L und 78) mit stets
wachsender Umständlichkeit ausgestellt. Die Quellen für das
engere Gebiet der Haus* und Provinzialgeschiehtc und das ältere,
8. 20 und 57 skizzierte historische Material erweiterte man durch
lieschaffting von Werken allgemeineren ("harakters, &o Martins
Chronik (in xwei Exemplaren, Kod. 123, vgl* S* 70 und 125,
i* XIV) oder sonst lustorisclk wertvoller Schriften, z. B. der Briefe
fdictamtna) des Peti'us de Vineis in Kod* 69 s, XIV, wie auch in
KAt fkit erklärt unt«r der Si^atttr LS. 18: ^Misal pAr« iiio d« tot AbA-
d«s M Moi»«Jtefio de Ripön se^tti B& tnfi«re il« las bntidicione« ponti-
fiealei pifll \o» diaA «ülcirinoa que ti<Mie al iiTi.* Eat. Bof. ist AH^h htef
lü« Qtt^ltr nir Comiitia^» Stiplemeiito, 8. 297.
102 IL Abhandlang: Beer.
Kod. 87 aus demselben Jahrhundert (,Nomen scriptoris est Ray-
mundus Bidaudi'), der zum Schlüsse die Littera missa per Sol-
dan um magno pontifici Komanorum (Morbassanus et bremessa
cum suis fratribus . . . Magno Sacerdoti Romanomm) enthält
Was man, vornehmlich durch heimisches Material unter-
stützt, geschichtlich registrierend aufzeichnete, ist zum Teil ver-
loren, so die Handschrift, die Kat. Bof. unter der Signatur I. 4. 27
beschreibt^ und vielleicht identisch ist mit dem von Villanueva,
Viage VIII, 58 erwähnten Kodex, aus dessen Chronik a. a. O.,
S. 227 ff. beachtenswerte Auszüge mitgeteilt werden. Gewiß
ist, daß sich die historische Arbeit der Ripoller Mönche während
des 14. und 15. Jahrhundorts in solchen Chroniken oder in
der Fortführung von Listen der Landes- und Kirchenfürsten
(Kod. 111, vgl. S. 70) nicht erschöpfte. Wir besitzen ein bestimmtes
Zeugnis dafür, daß RipoU auch in jener Zeit als Stätte des
Landesarchivs angesehen wurde. Pedro IV. übersendet 1366
(Nov. 10) dem damaligen Abt von Ripoll Raimundo de Sabar^s
die Abschrift einer von ihm selbst verfaßten Chronik der Grafen
von Barcelona und Könige von Aragon mit dem Wunsche ,quel
dit librc estigue en tal loch quo memoria sia hauda daqui avant
(lels fets damunt dits, e continuan de Nos e dels altres Reys
qui apn's nos seran'5 die Zuwendung wird gleich zu Beginn
des Aktes begründet: ,Per tal com lo monastir de Ripoll es
dels pus solemncs e antichs monastirs que nostres predecessors
han hedificats e fundats en nostra senyoria, volem que en lo
dit Monastir sia hauda memoria d<*ls Reys Daragti e dels Comtes
de Barchinona.'^ Das Kloster Kipoll erfreute sich also auch
noch unter Pedro IV., nachdem es längst die Bedeutung eines
Pantheons der Landesfürsten verloren hatte, des alten Ansehens
als Sammelstätte historischer Erinnerungen und erschien speziell
* ^('iiAderno cn 4" y en perg^amino niiiy maltratado que contiene do§ calen-
(larios y nn cronicon que no es el publicado por Marca. Es de varias
inanos y tionipos, la parte ma» aiiti^ua 110 baja dcl siglo 13 y la mat
moderna do fincs dcl 14. Es preciosiViino y muy digno de conserrane
y examinarse/
» Vpl. Reviüta de Archivos XIV (1906), 402 f. und Ednardo GonzAlea Horte-
bise, Revidta de Hibliofrratia Catalana IV (1^07), 100 f. Die betreffende
Urkunde findet sieb fol. 21 des Kegigters 1079 des Archivo de la Corona
de Aragon.
Wie HandsahrifUn dai KItwtoT» SwaU MauHa d* RijjöIL IL 103
geeignet, dem in der Zuschrift ausgedrückten Wunscli nacli
FortseUnng der Chronik zu entsprechen.
Die Widmung: Pedros wird erst recht verständlich, wenn
wir die aus den letzten Jahrhunderten des Mittelalters stara-
jnendeti Hausurkutiden RipoUs berllcksiehtigen^ die, nach dem
Brasde des Jahres 1835 als verloren betrachtet, sich in Bai 107
erhalten haben und einerseits als Zeugnisse Air die der Abtei
von Seiten der Landesherren Jahrhunderte hindurch bewiesene
Fttrsorge uierkwfirdjg sind^ andererseits auf kirchlichem Gebiet
<ii© Stellung des der päpstlichen Kurie unmittelbar unterstehen-
deii Klosters deutlicher, als dies bislang möglich war, erkennen
lassen. Einige dieser Dokumente sind in der vorliegenden Studie
|j4$reita beraugessogeu worden, so das Dekret Jaimes L vom Jahre
1257j das die Sanierung der durch die unssweckmllßige Guter
. Terwaltuog des Abtes Dalmacio (j*aparriga zerrütteten Finanaseti
les Klosters bezweckte (Bai. 107, fol 266'^ vgl 8, 72), ferner der
Schutzbrief Raimunds^ ViÄCgrafen von Cardona (foh 2U5^, S. 7^^^
Anm. 1), ebenso die Bulle des Papstes Alexander IV. Tora Jahre
11V>H, welche den erwählten Abt Bertnind [de?. Buch) in An*
^hting der mißlichen Vennögensverljftltnissc des Klosters von
Her Reise xtini päpstlichen Stuhle dispensiert (fol 274. vg]. S. 72),'
Diesen Proben schließt sich eine grijßcre Zahl anderer
einschlägiger Urkunden an, von denen einige in kurzer Ana-
Jjs** hier folgen rntigen: aus dem Beginn der Regienin^szeit
tjaiinea L, iks Eroberers, stammt der ScbntÄbrief för Ripoll und
ldes9^n Gebif^t (unter Aufsjlihlung der Klosterbesitxungen) : Da-
iura Villaefranchae VI Idus Sept^ MCCXVII (Bai 107, foL228');
1253 erteilt Jainie allen, die dem Kloster Lebensmittel xuftlhren,
'freies Geleite (toL 230 Q; 125B gestattet er dem Kloster den
Bau von Festungen in den Alloden (230'); mit besonderer Förm-
lichkeit wird 1264 das Privileg ausgestellt, welches ,Bernardo
l>ei gratia Abbati Ui\ipullensi . . . Cellerario, Camerario, Bacri-
itae, Elemosinario et omnibus PraepositiSj Prioribua et omnibtis
rtflßcialjbut' sämtliche bisher von den Laudesherren gewährten
' Diene Bulle Tom J«bre 1353 (Dstum Viterbii Uli Uns MiftB Poiitifi-
cata» no»tri iduo quarto), an den 3is<^bctr von Eltift* (ßörengftritiB de
Cant»1n|iii) geriebt«!, fallt Euglelcb eine Lttckc «na, 4ie iloli in «tien
IUInt ter^ffRcitlichten AbtHsten Eipolli ßndet, da iU den He^nn d«»
lhrt«^tt«fnlü Bertribifl unb««iiiiiint lleßea.
104 II. Abhandlung: Beer.
Freiheiten und Rechte bestätigt: Datum Barchinonae III Idos
Novembris MCC sexagesimo IIII®. Signum Michaelis Violete qui
mandato Domini regis hoc scribi fecit (231'); 1285 verleiht
Pedro III. einen Schutzbrief, um die Schädigung von homines
und bona des Klosters abzuwehren (225'); sechs Jahre später
erhält Ripoll von Papst Nikolaus IV. die wichtige Bestätigung
der exemptio ab omni prorsus iurisdictione ac dominio ordinarii
fUr Monasterium cum Ecclesia Sancti Petri et capellis usw.;
Datum apud urbem ueterem III Kai. Junii Pontificatus nostri
anno quarto (281^). Die Bullen Klemens III. und Bonifaz VIII.,
welche dem Abt von Ripoll den Gebrauch der insignia pontifi-
calia gestatteten (beide in Bai. 107, fol. 200' und 279'), sind
bereits bekannt; hierzu kommen die beiden Bullen Klemens V.
vom Jahre 1311 (Avignon) mit der Bestätigung der Wahl des
Abtes Guilelmus de Campis (269' — 270') sowie die Gewährung
der facultas habendi altare portatile aus dem folgenden Jahre
(271 '), ferner die Bulle Johannes XXII. an Jaime IL, betreflFend
die Investitur des Abtes ,Hugetus* (Hugo Dezbach) nach dem
Tode des ,Poncius* (de Vallespirans), ,qui nuper apud Sedem
apostoHcam diem clausit extremum': ,Datum Avinione Id. Sept.
Pontificatus nostri anno decimo', also 1326 (279'), endlich die
an Pedro IV. gerichtete Bulle Innozenz VI., Datum Avinione
II. Idus Januarii Pontificatus nostri Anno decimo, d. h. 1362,
betreffend die freiwillige Resignierung des Abtes Jaime de Vivers
und die Investitur des Raimundo de Sabares (278). Verständlich
ist es, daß 1440 Eugen IV. und das Baseler Konzil unabhängig
voneinander die Wahl des Abtes Bertraud (de Sa Masö) bestä-
tigen (280' und 272').
Unter den aragonesisehen Königen jener Zeit versäumt es
kein einziger, dem Kloster durch Bestätigung der alten Privi-
legien, durch einen Freibrief oder Gewährung sonstiger Vor-
rechte seine Iluld zu beweisen; Bai. 107 überliefert solche Ur-
kunden von Alfons IV. aus dem Jahre 1332, «Attentis servitiis
per vos venerabilem . . . fratrem V. (so) Abbatem nobis impensis'
(damals Hugo doz Baeh, fol. 220'^^; von Pedro IV. aus dem
Jahre 1300 {(ol 2:)4'\ ferner aus dorn Jahre 1377 die Bestäti-
gung des Privilegs vom Jahre 1332, und zwar mit Rücksicht
darauf, ,cjuod inter caetera Monasteria Ordinis Sancti Benedicti
in nostro eonstituUi dominio Monasterium Rivipulli tamqaam
Die Haudsdirilten de« Klosters Santa MaHa de RipoIL II*
105
slemniori statu et antiq[uiori conditione praepollena alia Mona-
*ria eiosdem ordinis antecellit' (foL 263^), d. lu also, fast mit
derselben Begründung, welche die Widmung der Clironik des
Königs Pedro IV, an Ripull veranlaßten; von Jttan L zwei
IVtvilegicn aus dem Jahre 1389, je eines aus dem Jahre 1390
\md 1393« dieses an R^iymundus de Casllario (DesscatUar),
Abbas (fül, 237''— 240^); toh Martin L aus dem Jahre 1397
ffoU 241^); von Alfons V, aus dem Jahre 1441, Bestätigung des
Itecbtes von Steuereuüiebungen im Sinne eines 1401 ,auctori-
tfite el decreto venörabÜis Joannis de Casis Juris periti indicifi
ortlinarii Curlae RivipuUi' auf Orund noch älterer Privilegien
(1390 und 1397) ausgefertigten Transsumptes (foL 242^).
Eioeti Beweis dafür, daß das Kloster trotz der schweren
Sehläge^ die es wilhrend des 15. Jahrhunderts trafen (das Erd-
beben s£U Lichtmeß 1428 oder 1429^ die Plünderung durch
Rocaberti im Jalire 1463, die Institution der Abte in commen-
dam), sein altes Ansehen auch zu Beginn der Neuzeit aufrecht
erKielt, liefert das von Karl V. 1537 ausgestellte Privilegiimi.
T>er ,C<5^ar' war im Herbst 1537 durch die äu Moujtjn ab-
gehaltenen Cortes zu mehrmoniitltchem unfreiwilligen Aufenthalt
in der kleinen aragoncsischen Stadt veranlaßt* und offenbar
durch den anwesenden Alt des Klosters auf die Bedeutung lÜ-
poUa aufmerksam gemacht worden: Cum , . , Monasteriuni, vilk,
liomines et va&atli Abbatiatus Kivipulü a multis temporibus citra
üi fideli [nar] ratione didiscimus (so) fuerint screnissimis Kegibus
Amgonum et Comiribus Barehinonae praedeeessoribus nostris
indeicbitii memoriae fidelissimi^ ideoque privilegia, gratias, im-
inunjtatcs et exemptiones ab eisdein meruerint obtinere; cunique
eatidem devotionem, tidehtatem et obiervantiam erga Maiestatem
ooistram gerere et tenere prospieiamus et comptum habeamus
praedictos Mon.istcrium, . . . abbatem, villam et homines Hivi-
puiU, per praedictura Abbatem qiii in celabratione Curiariura
g^neraHum^ qnas de praeaenti eelebramus in Villa Moutissoni
ideat, fuit nobis humllime (so) supplicatum ut quaccnmqiie privi-
kgia . . - eonfirmara ac de novo condere dignarenuir, praedictae
sapplicationi benigne duximus annuendum, Datum in Villa Monti*
* K. Haebler, Gescblcbtc gpanicni nnter den H»bsburffirn 1 (Alliri'in.
8t»»UrDg6W.bidikt T. 3n; 1), 1(107, S, 2**6 f.
106 IL Abhandlung: Beer.
soni die decima sexta mensis Noverabris Anno 1537 (Bai. 107,
fol. 2470.
Was die Mehrzahl der früher angeführten Urkunden be-
zeugt, kommt also in dem Privilegium Karls klar zum Aus-
druck: Ripoll hatte sich im Laufe der Jahrhunderte durch loyale
Haltung als Stütze der Landesherren bewährt. Nun weiß man,
daß sich während der Reconquista die dynastischen Interessen
dem Wesen nach mit den nationalen deckten; Ripoll, mit seinen
Latifundien, seiner Jurisdiktion einen Staat im Staate bildend,
hat durch enge Fühlung mit den Landesinteressen nicht bloß
im religiösen, sondern auch im politischen, wirtschaftlichen und
geistigen Leben eine wichtige Rolle gespielt, dadurch einen
nationalen Faktor von Bedeutung gebildet.
Dies muß sich vor Augen halten, wer Ripolls Anteil an der
Aufzeichnung volkssprachliclier Texte und an dem heimischen
Schrifttum überhaupt richtig beurteilen will. Die betreffende
Untersuchung kann, so verlockend und dankbar sie sich auch
darstellt, hier nicht gegeben werden; nicht nur die Schriften
in der Volkssprache, sondern eine stattliche Zahl lateinischer
Texte, die mit der nationalen Literatur im Zusammenhang
stehen, ja auch gelegentliche Notizen wie die Einzeichnung der
Namen des Dreikönigsspieles (vgl. T. I, I., S. 95) müßten be-
rücksichtigt, das Carmen von Cid, die Disticha Catonis, die ,Poe-
sias sobre la historia de San Jose, sobre la vida de Santa Maria
Egipciaca' in dem Rangeriuskodex (S. 44), die Legenden, Mi-
rakel, Hagiographica u. a. v. m. im Zusammenhang mit dem
nationalen Schrifttum behandelt werden.
Bei dem Versuch, über die in den Ripoller Manuskripten
enthaltenen vulgärsprachlichen Texte als solche einen allgemeinen
Überblick zu gewinnen, stellt man zunächst gerne fest, daß
einige der wichtigsten katalanischen Schriften schon seit ge-
raumer Zeit veröffentlicht worden sind, und zwar von dem ver-
dienten Archivar Prospero de BofaruU in dem 1857 erschienenen
13. Band der Coleccion de documentos in^ditos del Archive
Ceneral de la Corona de Aragon: ^ aus dem Sammelband Kod. 155
,Libre del Rey Dungria e de sa fila (Morel-Fatio in Gröbers
* Über die Art des Textabdruckes, der vor den bahnbrechenden Arbeiten
MilAs erfolgte, soll hier nicht genrteilt werden.
Grundriß II, 2, 123); ^ Mascar6n (a. a, O., 88); OracVm d Jesii-
Ckristo, d Santa Catalina, ä la Virgen; ("onsejos ö mdximas mo-
raJes y i>0litic4is; Toma y destritccion de Jerasaiem' (a. a. O*, 88^
v^!. Walther Siiclüer, Zeitschrift f. mm, Ph iL XXV, 1901, 1011;
aus Kod. 113 das Bruchstliok der katalanischüii Übersetzung
irrni Boethius De coDsolatione.* So ist die Angabe in Griibors
Orondriß II. 2, 74 %u erklären, daß die meisten katalanischen
Texte von Ripoll und San Cugat del Vailes io dem erwähnten
Jimtide gedruckt worden seien. Die Durchforschung^ der Rivi-
fmlleDses hat aber eine erheblich größere Ausbeute an kata-
lunischen Texten ergeben, so daß der Ri poller Bestand sich
mtinmehr in dieser Beziehung den reichsten einschlägigen Samoi-
Ititigeti — in der Pariser und Madrider Nationalbibliolhek —
'Word ig anreiht, die meisten anderen, bis jetzt bekannt gc-
ifordenen an Wert und Vielgeetaltigkeit übertrifft,* Die hier
Vjfl. Hern». Siichmr im Oeuv^rf^ po^*ti*piC9 de Philippe de Remi, ^ire de
ßi^Äiimjinoir, Paris. I (1BÖ4), S, XLTL NtniÄii^gJibpn ; LUgondÄri CalilA^
iarcirlonft 1902 (t^L mich Bchsedel m Vonmi^llerf* JÄhrcsbcriclit Vll,
rtÖOij, I, 209], ferapFt HUtoric« d^altr« tpmpÄ, BarrcilonA 1905; nach cinnr
riiiT)4§chrift drr Bihliot«*CÄ pmylnciiil zu PalmA licmupgr^ebeti von B. Man*
lAiiMf wiitor firm Titel: Invencian dcl ciierpo äe B. Antonio. PaIiiia 1873*
* E» ijit die D t^erseta« ng des Fr* Pedro Saplanai die er D, *lnjmp, Inf Anten
vüii MAlktruA (t iBlft), widmete. Vgl Men^nde* y Pdayöt Biblio^raf!»
Hi»pjino-LatlnA ClÄsica 939 und besonders 242*
• An den pnindlegend'^ii Katjilog: de« Fotid« der Panser Naiiif>n?il-BiUlin*
tbpk: CAtAlof iie des mannücrits rspAgnols (so^ unter diesen Anch die kxtA*
UniMiben) et portngaU pir Ä. Morel-Fatio, Paria IfiÖl— 180S£, reihan sieh
die Ton J. MaWi Torren ts veritflTent liebten Verxeichnisae; Mannficritos
citAlancs de U Bibliotrca de S. M, (d. h. der Pal««tbibliothek an Madrid),
Bureelona 1888; KatAlonincbe Manwskripte in der Bibliolbßk von TarrA-
fOTiA, X^ntrandatt für Bildiöth«?k»we»en VII (1890), 610—516; Mannscrlt«
üatalans de la Bibüoleea Kacional de Madrid, Barcelona 189Ä; fernor
Aw Ton demAenien Forscher in der ReviAta de BibliografU e.atAlAflA mit-
fpetoitten Verzeichnisse katjilaniAcher Mannnkripte des Ateneö in Barce-
hma (I, 19t)l, 12 fr., 154 ff:), in Vieh (IT, 229 ff), Valencia (111» 45 ff.);
dann von Jatime Bofartill : Codex« CAtalAnsi de la BiMiote^a Provinctal
de Tarra^ona (ebenda, 168 ff,) n. a. Di© vor Ersclieincn dieier KaUliijEje
h«liannt gewordenen Mitteilangen über katAlAniiche Handschriften in
Bibltc»lbek«a jeiiAttita und diei«iiifa d«r Pjrenieo bat Morel-FAÜo in Grö-
ber« Orntidrlß tl, % 73—75, ft herzieht lieb snaammeofeitellL Anßerdejii
TfL Eborb. Vogel, Kenkatalani»cbe Studien, Padi^rborn 1%M (Ncn philo-
loflacbe Studien V), S, 18 C nnd B. Schädel, a. «. O 11.209 ff.: Hand*
ackfiftoiiatadiaiip 1890—1903.
108 II. Abhandlung: Beer.
folgende kurze Übersicht über das betreffende Material möge
dieses Urteil rechtfertigen.*
Im Zusammenhang mit dem^ was früher über die juri-
stischen Manuskripte Ripolls und über das Kloster als Mittel-
punkt heimischer Rechtspflege bemerkt wurde, sind zunächst
einige Rechtsbestimraungen und Konstitutionen in der Vulgär-
sprache zu erwähnen, und zwar als eines der merkwürdigsten
Stücke: ,Com deu esser fermada batayla^ oder mit lateinischem
Titel: Processus batallie iudicate, d. h. das an Kap. 24 ,De ba-
talla' der Usatici Barchinonae (Zählung nach Amorös-Marichalar)
anknüpfende ,Ordonament de Batayla', das R. Otto, Zeitschr. f. r.
Ph. XIII (1889), 98 ff. unter dem Titel ,Die Verordnung für
den gottesgerichtlichen Zweikampf zu Barcelona' aus dem Otto-
bonianus 3058 mit guten Erläuterungen herausgegeben hat
Außer diesem aus Barcelona stammenden Vaticanus konnte der
Herausgeber keine andere Textquelle zur Edition heranziehen,
obwohl er wußte, daß Ducange eine ganz ähnHche Handschrift
vorgelegen war; die Ripoller Sammlung nun enthält nicht weniger
als drei Abschriften des Ordonament, und zwar in Kod. 32
s. XIV— XV (fol. 26 ff ), 39 s. XIV und 82 s. XV (,In posse
Raymundi Baiuli locumtenentis prothonotarii domine regine'),
die für eine Neuausgabe dieses inhaltlich und sprachHch wert-
vollen Textes als bisher unbekanntes Material zu berücksichtigen
wären ; ^ ferner ist in Ergänzung der von Otto mitgeteilten An-
gaben darauf hinzuweisen, daß das bei Torres Amat, Me-
morias 709 angeführte ,Ordinament de batalla posada en Barce-
^ Mit Rücksicht auf die knapp bemessene Zeit konnten die Texte an Ort
und Stelle nicht durchwegs so ausführlich exzerpiert werden, daß die
Identiiikation gesichert erschien. Einige Angaben sind dem Kat. Bai. ent-
nommen worden, andere verdanke ich der Liebenswürdigkeit der Herren
Jose Pijoan und Masso Torrents in Barcelona.
- Francesch Carreras y Candi, Espases maravelloses en lo regnat de Janme
lo Conqueridor, Revue llispauiquo XV (1900), 662, erwähnt einen aoa der
Zeit Jaimes des Eroberers stammenden ,Libellus de batalla facienda^
der von Jos. »Salat in seinem Tratado de las monedas, Barcelona 1818,
zum ersten Male veröffentlicht wurde. Ich kann über diesen Text nicht
urteilen, weil mir die Schrift Salats nicht zur Verfügung steht; Talg&r'
sprachlich scheint er nicht gewesen zu sein, da er in Salats Catiilogo de
las obras, que sc han escrito en lengua Catalana (Anhang an der Qrama-
tica de la Llengua Cathalana des Jusoph Pau Bailot, Barcelona 1827) fehlt
Die Hjindichrt^^ii des Kloitüra Smtii MatIji de ElpoU. EL
im
Ms. entre las constitutions y naatges d© Cataltiiia, En la
btiiL Vaticana^ (nach Montftiucon) und das a, a. 0-, 711 erwähnte
yReglament de desafios. En catalan. Hb, qua se halla en RipoU^
estante 3* cajon 1" n 105^ oflenbar mit dem eben besprochenen
Text identisch sind. Die Signatur des tHeglament* bezieht sich,
^o ich meinen Notizen entnehme, auf den betfiit-g genannten
SiTipuUeiidii 39^ Amat ist sich über den Inhalt des von ihm unter
xwei Scldag Wörtern verzeichneten Textes nicht klar geworden.
Dagegen ist die im Kivipulbnsis 102 übcrllofeite Abschrift
«les jCurapendi de las constitntions generals de Cathalunya'j
erfaßt von dem Canoniciia der Kathedrale von Barcelona, Dr.
tarcis de Sent Dionis, einem der Üi>ersetzer der Usatiei Bar-
cbinonao (über ihn Torrea Amat, Memorias, 212; Brocä und
Amell; a. a. O-, 67 and 71) bereits geraume Zeit bekaimt (v^L
Torres Amat a. a. 0,).' Andere hierher gehörige Texte, wie
Konstitutionen und königliche Verordnungen in katahiniseher
Sprache, die in RipoUer Handschriften verzeichnet waren, müssen
rerloren gegangen sein: so enthält Bah lOT^ foh 251* f, die
pate, sieher aus einem liivipuUensis geschöpfte Abschrift der
IjandtagiiYerhand hingen 2U Barcelona unter König Pedro vom
Jahre 1379; einige Aufzeichnungen über die Cortes-Vcrhflnd-
lan^en vom Jahre 1413, gleich tatls katalanisch^ finden sich
llbri|ipen& auch in alter Abschrift im Kod- 38 (s. XV) 5 nocli älter
ist vielleicht die am Schlüsse des Koih H2 erhaltene Kopie der
algürsprachlichcn Bestimmungen: Super Balariis solvendia offi-
ilibas pro executionibns (sehließen: salaris als dits offieials).
Als schriftlicher Ausdruck t\lr den Verkehr der Gaist-
Dfakeit, spemelt des Seelsorgers mit dorn Volke reichten alt-
katalanische Aufzeichnungen in KipüUer Kodizes gewiß in frühe
Bit xurlick; eines der ältesten Denkmäler der Vulgärsprache
luf iberischem Boden, die altkastillanisehen Silen&er Glossen
zu lateinischen BußbeBlimmungen, sind ein tj-pisches Beispiel,
fUr das Uipoll sicherlieh Parallelen aufssuweisen hatte. Die Be-
iiefllr sind freilich nicht erhalten * erst in Handschriften
' Ertici Yars«iahti«t i> i. O., 71 cm bAn^scbriftlichci ExempUr dleto» Vom-
pfladitiitu aui dem KrotiJirehiv m Bwc^clanB^ das aber mit dtr Ki peller
Almlifift ftich^rlkh nicht identiifeh i»t.
* Di« T, 1» 31 ervräbiito ilto £ia£eicbmmag gebart eitjem Anderen Gebiete
Att, dem der BchuJe.
1 10 II. Abhandlung: Beer.
des 14. Jahrhunderts weisen Gebete und Beichtformeln auf die
Tradition, so im Kod. 191 s. XIV (bald nach 1337 eingetragen)
das Gebet: Senyer veus aci nostro senyor deus jesucrist queus
ha volgut visitar; das Beichtbekenntnis in Kod. 183 s. XIV:
Senyor a deu e a vos uoch (so) a comfe9ion e a penetencia
c comfes me a deu* sowie vermischte Notizen und Gebete in
katalanischer^ kastilianischer und lateinischer Sprache im Kod. 159
s. XIV.
In das Gebiet erbaulicher Betrachtung und Belehrung
j^ehört die im Kod. 143 s. XIV mit den einleitenden Worten
^Mes devem posar nostra amor en deu quc en les amors daquest
mon^ eingetragene Sammlung anregender Exempel^ deren Schau-
platz zum Teil nach Rom, zum Teil nach Babyion verlegt wird
und die mit den Worten: per 90 cor no sabe la hora de la
mort schheßt.
Neben der Sorge um die Seele verrät sich in diesen vulgär-
sprachlichen Notizen gelegentlich auch die Sorge um den Leib.
Auf die soeben erwähnten Gebete im Kod. 191 s. XIV folgt un-
mittelbar eine Auswahl von Rezepten, so eines per empatxament
de postema de las cames. Kühner, ins Gebiet der Magie und
Alchimie übergreifend^ sind die Rezepte, die bald nach 1390
in den einstmals im Besitze des Abtes Dalmacio de CartelUl ge-
wesenen Kod. 88 eingetragen wurden (Umschrift): ,Si aicune
persone uoll goyar aicune cosa liga quodam bonus ligall al bra^
rcquire saluum me fac e ganyaras 90 que demanaras' oder
,A fer or pren lo roueyll d'un ou (Eidotter) e pren «J« colom
blancli' usw., mit der Versicherung am Schlüsse: Probatum est
Diese Aufzeichnungen fallen bereits in die Zeit der vollen
Entfaltung des altkatalanischen Schrifttums, die allerdings vor-
nehmlich durch fleißige Aufnahme und Bearbeitung fremden
(besonders lateinischen) Gutes charakterisiert wird, sich aber
auch zu nicht wenigen selbständigen Leistungen aufschwingt;
auch von dieser Bewegung liefert die RipoUer Sammlung, ab-
gesehen von den bereits angeführten katalanischen Schriften,
ein gutes Abbild, obwohl der Brand vom Jahre 1835 manch
schönes Stück dieses Bestandes zerstörte; so eine Handschrift
' Über ähnliche (proy."! Texte yg\, H. äuchier, Denkmäler proT. Literatur,
Halle l»ö3, 1, <J6 u. 517, sowie Melaiiges Chabaueau, Erlangen 1907, 8. 426.
■^
I H IUI
Die Hftndflchrifteu dee Klosters Sjinia Maria d(? KipolL IL 111
der kataUoischen Ubersetzniig vou Qregors Diiilogi^ die Eat
Bai, unter Nr. 85, Bivfts uuter Nr, 142, am atisAi lirlichsten Kai
Sof. (I, 1| 11) beschreibt: ^Traducoton letnoBina de loi eaatro
tibros de los dialogos de San Gregorio Magno con caractorea
del siglo XV sobre porgamiiio y papel interpolado. AI fia hay
un corto tratado tambieo an lemosiD de la misma letra Bobre
Im fisoDomia' o semblantes extenores 6 interiorea de loshombres/
Unter den erhaltenen Manuekripteü bietet Kod* 164 ö. XIV die
UberseUung der Regel Benedikts (Beg,; Escolta q fill los ina-
liatueiite del maestre encliüa la orejia del teu cof)| in Kod. 144
s. XIV finden sich katalanische Glossen zu. einzelnen Sätzen
derselben Kegel; Kod. HS s. XIV überliefert die katalanische
Beärbeitang der Logenda aurea des Jaenbits de Voragine (vgl
hierzu die Bemerkungen von Morel Fatio, a» a. O*, S, 42, über
Fonda esp, 127, wo vermutet wird, daß die Textredaktion des
Parisitias in der Diözese Gero na erfolgte), Kod. 159 s* XIV von
foL 83 an mit der Ubersehrift; Opus Nicholaij de lyra täte in i-
ich© und katalanische Psalraeoerklärungen, die auf jene Zu-
weisnag bin noch zu untersuchen sind^ in demselben Kodex
auch ein Traetat del art de ben morir* (beginnt: Per testimoni
e la eancta Script nra), ferner in Kod. 224 s. XIV der viel um*
ligreichere hbre de amoocstacio de salut dnnima et de cors^
(Hauptinhalt der He., foK 13—163), vorher auf drei Blättörn
les* IX. paraulea qui foren reveUades a Sent Albert archabisba
i^ la Ciutat de Colonia>
Von den noch nicht bekannten oder noch nicht benutzten
Ripollor Exetuplaren bekannter katalanischer Schriften sei zu-
nächst der jLibre de la intenciö* in cod. 159 s, XIV, als ,Ms.
onimo^ auch von Torres Amat (a. a, O., 705) verzeichnet Es
ist der Libre de la primera e segona Intencio des Ratndn Lull;
ni&toire Litt^r. XXIX, 219 wird als Manuskript des katalani*
ftchon ^wohl ursprünglichen) Textes der Monacensis 10589 an-
* V§L mammulm IX^ &0G, Anm. zu N'r 10 und RomanU XY, 330 i
' So« tmr nMich dem Titel und mii der Angabe: ,Eii el Arclii?o de Et pol l*
sitiert tob Torrm AmAi a. a. O., 715; ea kt DiögHch erweise die gldch-
nattitg« Sehnig de« Franceeh EöhimeneiK« waii Ich jetat nlcbt koDtrolllereu
kann, sicher nicht, wie «ehoti aui der Datiernng hervorgekit» Capranica.
■ ToiT*^» Amat, a. a. O., 6S1.
* Aibrrta« U^gntu; vgL aneb Toirei Amat, ßi4»
112 II. Abhandlung: Beer.
geführt, Jerönimo Rossellö benützte bei der Erstausgabe dieses
Textes in den Obras de R. L., Palma 1901, ^diversos Codices
de los siglos XIV y XV', besonders den ,dominicano' s. XIV
der Provinzialbibliothek zu Palma (vgl. a. a. O., S. LXI f.), den
RivipuUensis finde ich nirgends erwähnt.
Das nämliche gilt von dem in der umfangreichen Sammel-
handschrift 129 s. XIV auf fol. 186>^ mit der Überschrift Per
concxcr (so) deu en lo mon comensa lo dictat De Ramon ein-
gezeichneten Gedicht; es ist der von Jerönimo Rosellö in den
Obras rimadas de Ramon Lull, Palma 1859, 370 f. veröffent-
lichte Diktat, dem in unserer Handschrift noch eine exposiciö
dels comensaments dcl dictat folgt. Eines der beachtenswertesten
Stücke derselben Handschrift beginnt auf fol. 19^ ohne Über-
schrift mit den — hier in genauer Umschrift wiedergegebenen
— Worten: temps cove a guardar quo Ins temps sia semblants
ab lautre usw. Es ist, wie Massö Torrents erkannte, ein Bruch-
stück der Grammatik des Jaufre de Foixä, welche Paul Meyer
in den Traitös catalans de grammaire et de po^tique, Ro-
niania IX (1H80), 51 ff., zum ersten Male aus einer Madrider
Handschrift veröffeutlielit hat; im RivipuUensis schließen sich
noch ,regles de trobar', Bemerkungen über les diferencies entre
Ics canyons, tcn9ons, sirventesch, cobles, vers, dances usw.,
ferner maneres de trohar samt einer Reihe von Zitaten aus
Dichtungen einiger Troubadoure (so G. ,de Cauestany^ den
Bruchstücken aus Foixd's Grammatik an; da dieser aus der
Geriindenscr Diözese stammt (vgl. Romania X, 321 ff.), so ist
auch hier eine örtliche Beziehung gegeben.
Wie wenig die Ripoller vulgilrsprachlichen Texte selbst
Berufenen bekannt waren, beweist die Tatsache, daß Pröspero
de Bofarull in dem bereits erwälinten 13. Bande der Colecci6n
de documentos ineditos del Archive General de la Corona de
Aragon, S. 311 ff., den Tractat apellat doctrina compendiosa de
viiirc justamcnt e de rcgir qualscvol offici publich leyalment
aus einer defekten und minderwertigen Handschrift von S. Cugat
herausgegeben hat, während sich derselbe Text vollständig und
in besserer Rezension im RivipuUensis 85 s. XIV findet. Die
Schrift galt Bofarull wie auch Torres Amat, der sogar unseren
RivipuUensis mit der alten Signatur zitiert (a. a. 0., 716), als
anonym. Morel-Fatio hat sie in den Bemerkungen zu Nr. 20
Die Il«ydscbrifteti des KU>sWrs Bunta Maria de KipulL ü. 113
22 dea jCatalogue* dem Franccych EximencÄ zitgeaproolj^n;
ber iBi von Masso Torrents Doch eiiio Iliinclselirift des offorv
bftT vid gelesenen didaktischen Tniktals im Archivo Miiiucipal
[¥oo Vieh nacl»ge wiesen worden,'
Daß die Ui|iöiler Mönche bei der in mehreren Exemplaren
irarliandenen kataianisehen Bearbeitung des historischen Haupt-
I werkeA ihrer Schule, dar Geita comiüjm^^ inilwirkten, iat Yor-
ibhifig nicht bestimmt zu erweisen, aber sehr wahrseheinlieh;
dasselbe dürfen wir betreffs des Vulglirtextes der S. ö*> be-
I sprochenen in Ri[)oll entstandenen Chronik: ^Genealogia dels
eomles de Barcelona e dels rejs d'Arago* annehmen.^ Jedenfalls
wäre an dieser Stelle auf eine Hedaktion der (Jenealogia dels
I reya de Amgo e de Navarra e comptes de Barcelona in dem
S, 108 schon erwähnten Hivipullcnsis der Usatici Barchinonae,
Kod* 82 s. XV aufmerksam zu machen^ die im Texte Htisdrlick*
lieb auf Kipoll Bezug nimmt. Nach dem Berichte des Zuges
Otgers mit seinen netm Baronen: ^En 1o temps cjue los moros
lenuut lo prlneipat de Catabinya . . . entra eu aquesta terra un
grmn capita venin t de Franya lo qua] ha via nom Otger Cathalo
mb lo qtial iringueren eo m compannia nou barons', nach der
NetiDung dieser Barone und der Erzählung, daß Karl der Große
dat fpriiicipat^ an sie verteilte, ^a honor de les non ordens dela
mi^ls', beißt es; ^vench lo compte de Barcelona apellat Borrelia
lg qnal edifEca lo monastir de RipoU e fonch äepetlit en lo dit
inonaslir/ Auch die oben erwähnte Genealogia dels comtes uew,
eulLlüi einen Abschnitt über den Zug Otgers/ doch können
wir» da der betreffende Text noch nicht veröffentlicht ist, über
das Verhältnis dieser Chronik zu dem Text im liivipullensis 82
kmu Urteil abgeben; dagcgeti ist die in diesem Kodex über-
Uefefte Redaktion, wie ich den mir aar Verfügung stehenden
AnssÜgen entnehme,^ nahe mit dem einseblägigen Abschnitte
* Tgl. 8. o2 ff.; Msi«6 TorrviitA v^crxeicbnot in IHKtoriog'rmna do CaUhiiija,
M«vu0 {Iiipatilqu^ XV (lUUti), 4Sä T, Kwei lInnditdirirLeti auft dem 8tjidt-
arcbir (Ärxiti Mimici|ja)) und ein« au« der Univ*ii-iiUiisbibUoitH«k von
Barc^^ltin» sowie einen Mairitcnsii (Nationalbibriothek), ttlttitlUli mit dora
katmiAiiUclieii Teil i. XIV; dtir Ü^^bci^eixiir bt lürgemla ftiiiniuit.
" MmU TittmaU, a. a. O., blH. * Maati} Türrunt«, a. a th 57il.
* Si« fluil«ii Rieli tm Kat lial atit^^r Nr. tt.
114 II. Abhandlang: Beer.
des bekannten Geschichtswerkes Pere Tomic verwandt, das
Kap. XVI berichtet ,com lo princep Otger Cathalo entra en
la terra dels Gots ab IX Barons^ doch fehlt dort der rasche
Übergang auf die Gründung Ripolls und Borells Bestattung im
Kloster. Man sieht, die Redaktion im Uivipullensis 82 ist lokal
geftlrbt, und erkennt aus dem hier vorgeführten Beispiele, daß
nicht nur die lateinische, sondern auch die vulgärsprachliche
mittelalterliche Geschichtsschreibung Ripolls noch Spezialunter-
suchungen erheischt, die allerdings auf Massös trefflicher Historio-
graßa gut aufgebaut werden können.
Eine zeitgeschichtliche Reminiszenz, wenn man will, eine
Art ,Zeitung^ im Sinne der Renaissance, findet sich im Kod. 167
s. XIV unter der Überschrift ,Hic demonstrantur loca quae
sunt iuxta Jerusalem' eingetragen; es ist ein Reisebericht, der
mit den Worten anhebt ,En lan de nostre senyor que hom com-
tava MCCCXXIII en G. de Treps natural de Cervera ena en
una nau den G. Grau de Terragona en alexandria per visita
los sants romaratgesS den Besuch des heiligen Landes schildert
und eine Beschreibung der loca sancta enthält. Es ist dieser
Bericht gleichzeitig ein sprachlich dem Volke mundgerecht ge-
machter PalästinafUhrer, und man mag sich bei diesem Anlasse
daran erinnern, daß auch die Geistlichen, desgleichen die Ko-
pisten lateinischer Texte selbst im urkundlichen Verkehr die
Kirchensprache nach und nach aufgeben.* Die im RivipuUensis 80
s. XV enthaltene Verfügung des Abtes von S. Juan betreffend
12 ihm gehörige Bücher ist ganz katalanisch (vgl. Handschriften-
schätze Nr. 197, S. 253); auch soll nicht unerwähnt bleiben,
daß eine an die avignonesischen Schreiberrechnungen' erinnernde
Preisberechnung in dem den Kommentar des Bemardus Angle-
rius zu Benedikts Regel enthaltenden RivipuUensis 68 s. XIV
schon in der Vulgärsprache erscheint: ha en aquest libre das
' In der Anxgabe: Historias c ConqaesUs dels rejs de Arago e eomtee de
Barcelona, compilades per Mossen Pere Tomic, Barcelona 1S86, 8. 57 ff.
Betreifs einer der hier an beachtenden Quellen Tomics (Philomena) vgl.
Herrn. Suchier, Literaturbl. f. germ. u. rom. Philol. XXI, 178.
* Die Predigten Vicent Ferrers sind in lateinischer Qod katalanischer
Sprache überliefert, aber schon R. Lull hat, wie jetst allgemein an-
genommen wird, seine Schriften in der Vulgärsprache aufgexeichnet.
» Vgl. F. Ehrle, Historia bibliothecae rom. pontif. I (1890), 166 ff.
Di« Hftndacbriften d«s Kloftf^rs SantA Maria de BipolL IL
115
XXI parrafes qne val per eascun sen (d, h- hundert) IX d»
Cent L r (so) per caseuna Jetra un din^r.
Endlich sei noch des einzigen umfangreichen altkastiHa-
oiBchen Textes gedacht^ der in der ganzen RipoUer Handschnften-
i&niintiing vorhanden ist/ des im cod, 161 s. XV befindlichen
%TratAdo de Etiea'; so wird der Text auf dem RWeken des
Bmndes^ auch im Kat. Bof. (Higu. *6/i, 15) genannt und als anonym
erklärt Das Werk, sehr sorgfältig auf 161 Blättern der Hand-
schrift geseh rieben j ist in 10 Bücher geteilt und beginnt: Toda
iiciencia tieno subleeto o materia de qne tracta. E por la di-
an de los subiectoe se tenta ia division de las subiectas
'seiencijis , . , Auf foh ^^ heißt es: E aqueste primero libro
tracta de aqueste fin en general nioral y figuraimento quasi
declarando la feÜcidad politica usw. Es ist die Ethik des Ari-
reloleleiL' Da aber dieses Werk im Mittelalter mehrmals hispani-
&rt wurde (vgL Memorias de la Real Aciidemia de la Historia VI,
L181S, 474 1 und Desdcvises du D4zert, Don Carlos d' Aragon,
fpMii 1889j 416f.)j wäre noch die im RivipuUensia überlieferte
BseneioQ festzustellen; sie ist verscfrieden von dem Text der
stmals im Hesit^s des Markgrafen Santillana gewesenen, jetzt
in der Madrider Nationalbibliothck aufbewahrten Handöchrift
li 19, über die Mario Scliiff (Bibliothfeqne de TEcole des Hautes
Etudes CLIII: Lj4 Biblioth^ue dn Marquis de Bantillane^
Paris 1905j S. 31 ff.) genauere Mitteilungen gemacht hat; noch
.weiter entfernt sich von unserem Text das Kompendium des
rBmueto Latini. Eher wllrde man an die von dem Prinzen
Carlos de Viana stammende Übersetzung denken, zumal in dem
1461 zu Baret'lona aufgenommenen Inventar seiner Verlassen-
wrhaft unter den Bliche rn ,Leö Ethiques per eil transladades'
BcheineUi äIso ein Exemplar der von ihm selbst angefertigtan
Üb^raetsung^ die in einer mir unzugänglichen Ausgabe 1509
iln Zmfftgoza von Georg Coci gedruckt wurde (Gallardo II,
Nr* 1590), Doch haben wir es augeuscheiulich mit einer
[früheren Hispanisierung zu tun; das vorher mitgeteilte Incipit
MÜmmt nämlich fast wörtlich mit den betreffenden Stellen in
^ Bezeichnend heißt e» im Kai, Bai unter der Signatur 190 z »Liber Idiom it«
inimieo led Tetuito eonicriptUJ/
* VfL llArckeii, L'Etic« Nicomaehei nella CradiEioDe Utlaa medievale»
UeBinA 1904.
116 II. Abhandlung: Beer.
zwei Frühdrucken^ deren Text als älteste spanische Übersetzung
der Ethik gilt: Ethica de Aristoteles, compendiada por el ba-
chiller de la Torre, Sevilla, Mein. Ungut und Stan. Polonus 1493,
sowie Zaragoza, Hurus, s. a. (Haebler, Tipografia Ibörica, 1903,
Nr. 31 und 32, das Incipit ausführlich bei Gallardo Nr. 4049).
Die Rückschau auf die vulgärsprachlichen Texte der
RipoUer Bibliothek zeigt bei aller Knappheit deutlich die Er-
weiterung der literarischen Tätigkeit des Klosters nach der
volkstümlichen und nationalen Richtung; von der engeren Auf-
gabe der Durchforschung patristischer Texte sich entfernend,
ist sie, wenn man die hier zum ersten Male versuchte pragma-
tische Darstellung der bis zu den Anfängen der Reconquista
zurückreichenden Geistesgeschichte einer altkatalanischen Kultur-
stätte als Ziel im Auge behält, von Bedeutung.
Jungkatalanien zeigt seit einigen Dezennien, besonders in
jüngster Zeit, eine selbständige, tiefgreifende, sich speziell in
sorgsamer Pflege heimischen Schriftturas sammelnde Bewegung,
die eine vielfach gehörte italienische Stimme geradezu ,risurre-
zione di un popolo* genannt hat, wir, von literarhistorischer
Warte aus, als neuerliche Reconquista nach jahrhundertelangem
Stillstande bezeichnen möchten. Erinnert man sich, daß einzelne
schöne Blüten dieser Bewegung, wie ,Terra baixa', die Pyre-
näen überschreitend, literarisches Gemeingut geworden sind,
dann mag der Blick auf die bis zu den staatlichen Anfangen
Kataloniens zurückreichende Geschichte literarischen Lebens
seines bedeutendsten geistigen Zentrums davon überzeugen, daß
hier mächtige, in das frühe Mittelalter sich senkende Wurzeln
von Kräften bloßj];elegt worden sind, die heute mehr denn je
anregend fortwirken.
Die Hftndwclirifte« dea Klosters SanU MariA de Kipoll. 11. 117
Schrlfttafeln-
1. Kod. 151, 130X212 mm. Fd. 154': Jn natiuttate Saocta©
Mariae, s. XL Vgl S, 1 L
2, Cod. Parisinaä Bibl, NaL F, lat, 5132, olim EivipuUenais,
225 X 300 mm, FoU 109* ; Gedicht auf Ttamon Berengucr IV.,
mit MufliküOtcn, s. XII (bald nach 11 69). Vgl. S. 27 ff.
3. Kod. 99, 178X2Ö0mm. Partiell o Absclirift aus dem »Codex
Saudi Jacobi^ (Compeatelaniis), a. XII (1173). Fol. 35% 36^
Vgl, 8. 34 ff.
4, Kod. 214, 117 X 148 mm, FoL 6% l'i Johannes abbas, ,Theo-
riaS 8. XII. VgL 8. 41.
b. Cod* Parisinus Bibl. Nat. F. lat. 5132, alira Rivipullensis,
225 X 300 Wim. FoL 107': KoEif^tituttoo, betreffend die con-
suetudo in veHtiineatis des KtonterSf erl&^Ben Ton Abt Oanz-
frt^dtiB. Vgl. S. 61 f.
Kod. 26, 270 V 387 mm, s. Xlll.
(6. 7.) AlaiiuB ab Itisnlia, Bo sex aUs Cherubim. FoL 138\
139^ Vgl 8. (55.
(8.) Abpührifton alUr Hausurknnden Eipoüs. Fol. 113\ Vgl.
B. 65 ff.
9. Kod. 7, 273 X 425 mm. Fol. 206': De consanguinitate, 3. XIV.
Vgl. 8. 83 und 89.
10. Kod, 19, 293 X 402^1«. Fol. 1': Liber ßoxttti, », XIV. VgL
S. 83 und 89.
IL Kod, 131, 155 X 226 mw. FoL 53': Lectura PriHciani mboria,
fi, XIV (1307). Vgl. S. 90.
12, Kod. 147, 145X210 mm. FoL 94*: Bberhardna Bethunensis,
Oraecismus, s. XIV (1334). Vgl. 8. 91 f
l
•^
*» L4 f"«- i^ t W ^'^5 •! ^> Sa
IBEE. Die Haadficlinfteii des Klostors Santa Maria de KipoiL II.
Tafel &.
M^f r^Atu tnfTum »tiA*mirf «^twtnw' ^fgp.VAuitfrr
mim jBftUurur uniauc|, frmni iLuiftrenftu. m Jum tÄwr *|»ttr^i^
iffiinr urtuiu^ 7 fclWu üiaCm dU APA^n* tn Amml utii^ fr^tiv
' I • irn-faiiMi" III f r ' A •.»
fmmtr tmnu Wö^i Vc^fMim
t^^
tütnutt»^ <t Iml«. JUM. 4 Wl«tiiwb., ^m »hitt, IHutn, ISS- U., t Abb
Die HandschrifteD des Klosters Santa Maria Je Btpoll. II
Tafel
inuin #inu' itiufflif wutfuir Tmi;[l4V
^flwiBvi^w F^u4 rft ttiijuLoiiur ^ 'in'
T^/ T nnft^bOjiri^Liixi fK>cnn ™«u ,1; 1
■»•■* W aii* -tVit H^ r» flint 4«' tom« t
d#«U» .HAI a|ll«^ff»itur 4da&'n»
4» Jim» Wnnal'uf.^ilMiMult t^l^c^
«^ * x^ tto« t CHI« wtffojn^ ft^ tr^
• pnnu n fhtai üww^ "Ssrt^ dur it!^
^lloftIlar-'Vrt^^*•vf^Jt*^^-t^^^m■ A
)tm fmdk <ti\U3^ T^Ä . -i jitltlP* lAv
^^ MV'^ tfiin* fiww viif<*<^"u>'<^
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oim Tu«f|fAait fear ^rcu:.- aim tw*, 1
tiMU^Jfl^E ^,0ir. *^ III^IBiXIllMl * ^)r
* tUpar tl^tüm Gjfot- Jv ^Oni^Jl^m Cr
TAT >tmuur. 1^ cs^'« Otu^ ^ ^niak
oi^mai« .unfHtnjLy.. ji^«xr ^DHQAlu
dkir.a»ti n t^tNon^ 4U^^ fK^fT«-^
cf\aftM «ifffirmf Uz»t filtern mir. ^
tWwm ^mtett AXecnbir, ä € itoc n«|fc .
itblk|{Fi<^uan ftmm^ «^fv« .tblfiliiillT
^ttmcxqlitaiEin Htf-t) ***r-^i#tn
d^pitlV^^liSn üt^i nm .**" *^ G?^
^ U&Fmn pucnuT |W!UTtmi. -^^
bff-.qiutKir btv^««iv cn^fMicuJi
«UHU iboonr^lAlf MiAk»Ali»"4:«ptf'
4ilAf auf crinw. 4.h?mi 4i'ttfi0^
nlidrt^^ l5«fmp>u' "t^^^^J*)«
äluauril' 4 Hii Akid. 't WU
[>fitb ^inni lüJjm)«, is> IM., t Abli.
BEm nie Handsühriften dtn Klo.stere Santa Maila de Bipoll rr
Tafel 11,
^.^.^ f,^ |H«i«f «nli( ii*«i< ^ ^i"«*
fjSk^ f^iV^* 44I '^^ fM.''^ 1^ 1* l^t" n* ttt^* Ci
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^.p^ve r«ii3» rr t f A'l*r. dl / JT f.* JT -^f^ ^* ^*
[ nur UM ]^0fM< «nfk i»iiiMjpiI.r^' ^« *4 iT ^N&inv rr
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L<i«*^M«;iMi _ _^_
311..«^. 4.U.. UtJ.a Wi„e.,.i,., ,yUM-t Kl.«., ,ä,. Bd . , Uh,
r
achriftea des Klosters Santa Maria de EipolL IL
Tafel 12,
^^ M?|^ eft(^Mr7t Ä JWtÜj^ 3W
^:^ i^4ti«0ir liTitif' ÄC ««aiil^^ ^6St<
SlteflBifib. 4 Ital*. hUA, a. WlÄBniei , pl**i -t-nt Kl****. lÄ» IH , S. Al»Ji.
m^ Abti^: £ra«lita-Greifenhorst ^ug Ibrahim PASctiaA.
IIL
Berieht über den Zug dee Groß- Botschafters
Ibraliim Pascha nach Wien iiü Jahre 1719,
Im Original te;tte harauigegeben , übersetxt und erlütitert
Di, Friedrich von Kr aelitE- Greif od hörst.
(Tor^eto^t in äer SlUang aoi IS, Janl X^QT.]
EinleituniT.
Uie Äwischea Oßterreich und der hohen Pforte zustande
Eommenen FriedensTerträge pfiegten kurze Zeit nach ihrem
Abschlüsse darch den Austaüseh feierlicher Gesandtschaften be-
^stätigt und bekräftigt zu werden^ ein Gebrauch» der sich all-
maklich beinahe zu einer vertrag§raäßigen Förmlichkeit ent-
wickelt hat Solche Gesandtschaften waren gewöhnlich mit
aoierle&ener Pracht ausgestattet und führten wertvolle Ge-
schenke mit sich, welche für die betreffe öden Herrscher j her-
vorragende Feldherren, Äünister oder Großwesire bestimmt
I WAr€D* Im Interesse ihrer Sicherheit im fremden Lande wurde
[•bei Entscndunjjj derselben folgender Vorgang beobachtet: Die
beider&eitigen GeBandtschaften brachen sa ziemlich 2u gleicher
S^it ¥on den Haupt- und Kesidenzstädten auf. An einem Orte
der jeweiligen Grenze, der zuvor genau festgestellt wurde, ging
die feierlicbe Auswechslung vor sich, jener Akt^ durch den die
Gesandtschaften in den Schutz uud Schirm des fremden Staates
trateo mtd tn welchem sie so lange blieben ^ bis sie an der-
ietben Stelle nach Erfüllung ihrer Missionen von dem eigenen
'Staate wieder Ubernommen wurden. Die Geschichte berichtet
wiederholt yon solchen wechselseitigen Gesandtschaften S5 wischen
Österreich uud der hohen Pforte. Namentlich nach dem zu An-
fang d^ 17. Jahrhunderts abgeachJossenen Sitvatoroker Frieden
ailMlIibic. d. rUL-blBl, Eh ISS. B<L 3. Abh, 1
2 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst.
häuften sich derartige Legationen, indem für die jedesmalige
Erneuerung desselben zu Wien, Gyarmat, Komorn, Konstan-
tinopel und zweimal zu Szön Gesandtschaften abgeschickt und
empfangen wurden. In gleicher Weise wurde später der Friede
zu Vasvar (1664), Karlowitz (1699) und Passarowitz (1718)
nachträglich bestätigt. Es ist begreiflich, daß bei der Wich-
tigkeit, welche diese Gesandtschaften für den Ausbau und den
Bestand der friedlichen Beziehungen beider Staaten hatten,
darüber mehr oder weniger umfangreiche Berichte und Reise-
beschreibungen verfaßt wurden. Und zwar entstanden solche
Schriften, die auch wertvolle und interessante Mitteilungen über
die herrschenden Sitten und Gebräuche im fremden Lande ent-
hielten und so die für einen intensiven wechselseitigen Verkehr
unbedingt notwendige Kenntnis des fremden Volkscharakters
vermittelten, sowohl auf deutsch-österreichischer, als auch, was
bei dem stark ausgeprägten Sinn der Türken flir geschichtliche
Darstellung nicht anders zu erwarten war, auf türkischer Seite.
Einen dieser türkischen Berichte, die sich übrigens auf europäi-
schen Bibliotheken handschriftlich fast gar nicht vorfinden, be-
sitzt die k. k. Ilofbibliothek^ in Wien; er soll im Folgenden im
Originaltext mit Übersetzung und erläuternden Anmerkungen
veröffentlicht werden. Es ist dies ein kurzer Reisebericht über
jene türkische Gesandtschaft, welche zur Bestätigung des Pas-
saro witzer Friedens im Jahre 1719 von Sultan Ahmed IIL
nach Wien abgeschickt worden ist. Sie übertraf alle oben
erwähnten Gesandtschaften, sowohl was die Anzahl und den
Rang der beteiligten Personen als auch die Menge und Kost-
barkeit der mitgebrachten Geschenke anbelangt, und gab in
dieser Prachtentfaltung einen unzweideutigen Begriff von der
am damaligen osmanischen Hofe herrschenden Verschwendungs-
sucht. An ihrer Spitze stand der ehemalige Nischandii* und
Sihhdar^ Ibrahim Pascha,* Bevollmächtigter der hohen Pforte
* Siehe G. Flüpol, Die arab., per«, und türk. Handschriften der k. k. Ilof-
bibliothek. WicMi lb05— 0(5, H. IM., S. 262, Nr. 1090.
* ^^yc^LiJ iat der Staatssekretär für den Nanienszug dos Sultans.
' ^j>js^ wörtl.Waffenträger; al? Hofamt ,Waffenträger des Sultans^; zur Zeit
der Janitscliareuperiodo hieß so der Kommandant der Leibgarde des Sultans.
* Nach Driesch, G. C. v., Histor. Nachricht von der rOm.-kayserl. Groß-
Botschaft nach Konstantinopcl etc. Nürnborg 1723, S. 54 Uutet sein
Berkbt ilb«r den Zug dei Groß-Bt>täcliartc!ia IbiAliiai Pascfm el6>
Wti den Vcrliamllaii^^en des Paasarowit^cr Fiiedens, dorn bei
am ADlaase der Rang eines Groß-BoUchafters veriielien
ird©. Er brach am 23. März 1719 von Konstantinopel auf
und benützte den damals üblichen Landweg nach Wien, d, h,
er ÄOg aaf der Ileeretraße von Konstanlinopel llber Nisch nach
Parakin and Kaiianjj ss wischen welchen Orten die feierliche
Auawcehslung mit der von Wien unter Fähmng des Grafen
ron Virmandt atgcschickten Qeiandtscliaft stattfand * von da ging
es über Belgrad durch das westliche Ungarn nach Schwecbat,
der letzten Änfentbaltsstation vor dem Einzu^^e nach Wien.
Dieser selbst erfolgte am 14. August und war der prachtvollste
and giftnzendatej den man in Wien je gesehen hatte. Das Ge-
folge des Botschafters bestand aus 73G Köpfen und führte 645
Pferde^ 100 Maultiere and 180 Kamele mit sieb; überdies bekam
er llglieh 150 Taler auf die Hand,^ In Wien Terweilte die Ge-
iiodiachaf^ 9 Monate und 5 Tage, während welcher Zeit die üb-
Beben Antritts- und Abschieds- Audienzen beim Kaiser Karl VI,
und dem Hofkriegsrat Präsidenten Prinzen Engen stattfanden,
Sehens Würdigkeiten Wiens besichtigt , Jagden und andere
tlmeligungen abgehalten wurden; ja sogar das Fest des rao-
iiammedanischen IsurbanBairauiy der auf den 24. — 26. Oktober
I711> fiel, wurde im Abs teigquartier des Groß Botschafters nach
orientalischer Sitte gefeiert.* Die Abreise von Wien erfolgte am
11. Mai 1720^ und zwar znnäcbat zu Schiffe auf der Donau nach
Belgrad and von da auf dem Landwege wieder zurück nach
Kon^iantinopel Der vorliegende Berieht ist vom 28. Januar
1726 (24. DiSumada L 1138) datiert, wurde also ungefähr sieben
Jiihre nach dem Aufbruclie der türkiachen Gesandtschaft von
KetistikOtinopel verfaßt. Sein Stil ist eiofaeb, selimncklos, ich
tii5ehte fast sagen vulgilr, mit einer oft naiven Ausdrucksweise
bei Beschreibung europäischer Sitten und Gebräuche, und sticht
•0 lebhaft von der scb wulstigen, bilderreieben Sehreibweise der
fxiller Name! Vi^ir MOckereiu Rurniii Yalasl BAJeailo Taja Sade [braliim
ÜätdiAt yf^ ^*^^ maogelhaft«» Transkription lioa Türküclien ^ f j^ j^i?
Lib ^^t^^^ «^^J ^}> M^^4U_^ ^^j,i*wij\^ f^\ ^^j ift. Über »cme Bio-
frsphio konnte ick nk'iits Näheres in Erfahrtitig bfiagea; Auch In ßamy
Bejm Kim^B al-a'IAin ist er nicht angeOnirt.
^ Mamiii«r, J. r., Gesteh, d. onm. a, Bd. VIl, g. t47/4B.
' Wiiru, DiariTiBi Hr IBU (Jahrg. ITlö),
4 Jll. Abliandlting: v, KmeÜliS'OreifeKiUafi-t.
zünftigen Historiograplien jener Zeitperiode, eines Rasrliirl und
Teclieleln zaclc Efencli (Isma'il *Aßim Efendl) ab. Aus dieser
Tatsache läßt sieb wohl ein Seliluß auf den im Texte oirgonds
genannten oder aacli nur angedeuteten Verfasser sielieu. Zweifel-
los ist CS ein Teilnehmer an der Gesnndtseriaftj nach der Ein*
fachheit des Stiles zu urteilen^ ein Mann minderen Ranges, der
seine Erinnernngen, sei es über Auftrag, sei es freiwillig in
schlichter Weise zu Papier gebracht hat und zwar wahrschein-
lich ein niederer Janitscharenofßzier, zu welcher Annahme mich
die militäriseh wichtige Angabe der Reisedauer zwischen den
einzelnen Orten^ welche die Gesandtschaft berührte^ sowie die
oft sehr genaue Beschreibung der festen Plätze und ihrer
Schantzwerke verleitet
Inhaltlich ist unser Bericht, wie oben bereits angedeutet
wurde, kein spezifischer Gesandtscliaftsbericht (^U OjU-«*)^' e^
fehlt ihm dazu jede Erwähnung staatlicher und sozialer Ein-
richtungen des damaligen Oster reich , was das Wesentliche eines
solchen Berichtes ist* Er enthält vielmehr lediglich eine Schilde*
rung der von der Gesandtschaft eingeschlagenen Reiseroute und
der an derselben gelegenen Orte und Festungen und wird so zu
einem nicht unwiclitigen Beitrag für die Kenntnis des in jener
Zeit üblichen Reiseweges von Konstantinopel nach Wien, also
der geograpiiischen Lage, Ausdehnung und Gestalt der während
der Reise berührten Städte. Manchmal wird durcfi Erwähnung
bekannter Namen an geschichtliche Ereignisse erinnert, welche
sich an einem bestimmten Orte ssugetragen haben ^ oder es
werden andere nennenswerte Scbenswürdigkeilen beschrieben.
Natürlich ist die einstige Festung Wien^ das Endziel der Ge-
»andtöchaft, am ausführlichsten behandelt; ja unser unbekannter
Gewülirsmann erzälilt sogar einige Lokatgesclnchten; die sich
in Wien und namentlich während der beiden Türkenbelage-
ruiigen daselbst zugetragen haben sollen. Leider gelang es
mir nichts trotz langen und eifrigen Forschen&j für alle eine
Bestätsgxing in einheimischen Werken zu finden.
' WV« ».B.AliiniHi R«iftit EfeodLs (^3>-^\ v^*^j ^^^) ^^j^arfUcUj^Uurf ^iUj
Bm%9 rr C {A^^ ^^U^ J^^^^aÜ) di« pelitiicbo Einteilung^ d«a ämmM-
ligco D«iitidiUnd betcluiebem wird.
Hofidti äb«r doti Zug des GfoH-BotAcliafti^rs Ibrahim pA^cha «tc. &
Bei der Übersetzung habe ich mich strenge an das Original
gehalten^ um ein möglichst treoes Bild seines stilistischen Kolorits^
das sich, wie bereits erwähnt^ dnrch Kürze und Bündigkeit aua*
xeicknetj zu gehen. Auf diese Weise sind wohl die Wiederholungen
sowie gewisse Härten in der Übersetzung za erklären* Vom Ori-
ginale bin ich daher nur dort ahgeTv^icbenj wo es unumgänglich
notwendig war^ doch habe ich jene Ausdrücke, die im Texte
nicht stehen, des besseren Verständnissee halber aber in der
Übersetzung hinzugefügt werden mußten, in Klammern gesetzt
Es erübrigt mir noch, an dieser Stelle des besonders gütigen
Entgegenkommens meiner hochverehrten Lehrer, der Herren
Prof, Hof rat Dr Josef Ritter y. Karabacek und Prof. Dr.
Maximilian Bittner, deren Ratschläge und Winke mir bei der
Übersetzung sehr zustatten gekommen sindj in aufrichtiger
Dankbarkeit asu gedenken, Auch den Herren Prof* Dr. Eugen
Oberhnmnier, Mag ist rata- Ober- Kommissär Dr, Franz Bertolasj
Archiydirektor der k. k. n. ö. Statthalterei Dr. Albert Starzer
tmd Korrepetitor an der k* n. k. Kansular-Akademie Ahmed
Sa^adeddin spreche ich für ihre wohlwollende Unterstützung
meinen verbindlichsten Dank aus*
Im Folgenden gebe ich einige Bemerkungen über das
¥on mir benützte Manuskript Dasselbe zeigt ein deutliches,
nicht ungefiiliiges, nach links geneigtes Naschi, Städtenainen
sind zuweilen rut üherstrichen, Aurschriften sowie die Standen*
zahl der Reisedauer von einer Station zur andern dagegen
pmz mit roter Tinte geschrieben. Im Texte habe ich die
Orthographie des OngiimU beibehalten, um so ein treues Bild
damaligen geßchriebencn Türkisch zu erhalten, soweit dies
si einer so schwankenden OrtliOgrapbie, wie ^io im Türkischen
Immer bestanden hat, raOglich ist. Sie unterscheidet sich von
der heute gangbaren iu manchen Punkten, die icli gleich näher
Brörtern wilh Was die Vokale anbelangt, so stoßen wir in
^türkischen Wörtern auf folgende Abw eichungen* Der Vokal «,
welcher im heutigen Türkisch im Anlaute mit Elif und Medda
(1) geschrieben wird, ist im Texte durchwegs durch Elif allein
■ MSgedrÜckti^z. B.: ^>j\ st* ^^j\ Ol st 0\, |>U^I st* t>^^,
f^3^ st ^3^\ oV) st* jy, oV^^ st, ^f^\ usw. Der Vokal i
6 Iir. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
wird im Anlaute durch Elif allein wiedergegeben, während
heute dafür ^} geschrieben wird, z. B.: si^^\ st. vi^^.^ (etmek),
doch findet sich auch ;wXj>\' j^,^^} u. <wJ>^»j^.^, f^^^ st. ^j^^^^},
Ki^\ st. ^i^-^-^} usw. Im Inlaute werden die beiden Vokale a
und i seltener als im heutigen Türkisch durch die Direktions-
buchstaben \ und ^ ausgedrückt, z. B.: JpyJ'st. Ji^y>, <3-%J^ st.
iS^^.y SLOT. jUu u. yo, v5^^J-»2o st. v5^^^, ^>^* st. ^w>Jl*, ^-äy»
st. ^-^^^, ^/*>i st. ^j^*>?. usw., j ;» « » fv st. < j »äf.'^, viX.^^ st. si^^^>
{dinmek)j o^^^>^. s^- 0^v>^V.> JP^*^ st. ,3X-UJl*, CUXj» st. y^^-'-^.j
d^-^ st. vi^-^J^, eX^^ st. si^j^ usw. Dagegen ist i durch ^
dort ausgedrückt, wo es heute nicht mehr bezeichnet wird, z. B. :
j^^, St. >^b, vir:^.r:e- st. cx^y^-
Im Auslaute wird im Türkischen i durch ^ oder ^3 wieder-
gegeben; im Texte herrscht die Schreibung mit ^ vor, z. B.:
y^h> X^'^7 3r^j J^^^ ^8w- Weitere Eigentümlichkeiten der
Orthographie im Texte sind : die persische Konjunktion ,<*^'
,daß' wird <^ geschrieben und mit dem vorhergehenden Worte
verbunden, z. B.: ij^,^^\ st. ^ ^^^^^ dagegen wird das Ad-
jektiva bildende türkische Suffix ^^ ki ,<*^' geschrieben, z. B. :
A^Äji^ St. ,^5^^, ^i>d3j^\ st. ^s>^^\ usw. Ferner steht
V|;^J^j>^ für v-j*iy.jo^^>$ , v^^^^jXa. für vif^«y.jXÄ., e5^^J^5>
für ^jOjJi>^j, ^^sM für c5^.v>J^, o^-^^^^^^ ftir o^^^-^-^^j
C5^^^^.* für o^.J^.^ y^5^^ für j^j^^,^y ^^^^. für ^j^,^. (von
"^^yy^j *^^ für viX^; sehr wechselnd ist die Orthographie des
Wortes ^j^\ in der Verbindung ^^y^d3^\ ^\jb yjy, man findet
^j^j^j i^s*^^J^ und L5*^j^; das Genetivsuffix bei vokalischem
Auslaute ist s:X> oder vi^ und wird mit dem vorhergehenden
Worte oft nicht verbunden, z. B.: ^/^^.^ eX^o^^jO^. »;-Äi>,
dX^.^, vi^^^; y*^"^ steht für >^^ c^^c^^ f^r ^y-W^-
Das TaSdid ( - ) steht zum Zeichen der Verdoppelung des Kon-
sonanten, z. B. : ^j^^J5|^ st. c^t^^j doch auch pleonastisch,
z. B.: ^^\ St. J\ heute ^\, ^^ st. ^^i», y3\ st. j^\'
Hamze (-=-) ist bei vokalischem Auslaute oft Zeichen des Akku-
sativs statt ^,,^ z. B.: ^^ st. ^,^^y Ü^ st. ^jdJu^^
4j-> st. ,^^<k-U*^y.
^ Siebe fiittncr, M., Einfluß des Arab. und Pers. auf das Tfirk. (Sitzangt-
bericbte d. kais. Akad. d. WiMonsch. in Wien^pbil.-hist. Kl. Bd. CXLII)
Wien 1900, 8. 111, Anm. 1.
■«:bt über deu Zug dos Groß- Botschafters Ibrahim Pascha etc. i
nilich ist auch die Schreibweise eines Substantivs
TöOnalsuftix der 3. Pers. Sin<^., indem das ,3 des
'it noch dort geschrieben wird, wo es im heutigen
li bereits fclilt, und erinnert so an die in tatarischen
:angen üUiche Schreibwelse, z. B.: yi^^^y^ <*^*^* st. ^<^^
jJi^y^^ ^J^\jÄ st. <*^|/*, <*^-^y***^ St. <^<>^^; ferner steht c^^r^^
fiir f^,y^^ ^^j]^6^yL^ fUr ,^jJi3l:L,JLf^ usw. Fehlerhaft
ist oft die Schreibung arabischer Wörter, z, 1>.:' ^^ st. (^ >\ an-
dererseits wechselt die türkische Schreibweise mit der origi-
nalen arabischen, z.B.: O^U^ neben O^U^**, ^^\S> neben ^^>j
a}^ neben <^\
Was die Schreibung der Konsonanten anbelangt, so wage
ich aus der Tatsache, daß an Stelle der heutigen harten Kon-
sonanten weiche gestanden sind, die Behauptung, daß das
Türkische damals viel weicher ausgesprochen wurde als heute;
80 steht z.B.: ^J^ st. ^^, <St^- st. kSj^^'j o>^*^ st. c>^'\
j\/JU. St. jy-J'^, 3^'h St. 3^}^.j ^^ St. j^5^ si%>^ St. vi%>^, ^^
st. E'J» usw. Doch liiidet sich bei den angegebenen Wörtern
manchmal auch die Schreibweise mit dem entsprechenden harten
Konsonanten. Ferner steht im Texte oft ein harter Konsonant,
ivährend im heutigen Türkisch dafür der entsprechende weiche
steht, z. B.: ^^ für ^^, viX.^'/^^ für ^i^^/^, ^^^ für
A^i^, Falsche Setzungen diakritischer Punkte, die im Texte
manchmal vorkommen , sowie andere kleinere Fehler habe ich
verbessert, die betreffende Stelle des Manuskriptes aber in einer
Anmerkung angeführt.
Zum Schlüsse noch einige Worte ül)er die Syntax. Wir
finden die einzelnen Siltze meistens durch ^, sehr oft durch Q
oder das Gerundium auf v*^ aneinander gereiht, auch dort,
wo durch eine Unterordnung der Siltze eine Belebung des
Stiles möglich wäre. Auftallend ist auch das Nachsetzen des
Dativs, was wohl dem vulgären Sprachgebrauche angehören
durfte, z. B.: »^^^ ,yu^wü^ i^is r^\^, J^ o-^U^^ O^U Q
AiüjLjy USW., und die Verbindung des Verbums vi^-*^ mit dem
Dativ, z. B. : ^s^ ^0^^^^ <*^^ d^^ j.,,^^\ ^p. Manchmal
fiült der Verfasser aus der Konstruktion, z. B. : ^^^-^ c>^^ C^^
o III. Abhandlung^; v. Kraelitz-Qreifenhorst
\\r\ ^V r j
* Dio Türken schreiben Öfters fUr den 5. und 6. Monat des mohammeda-
^\ ^^l^ und släi.^j\ ^^V^»
J^'J\ ^3(3)^l^ dzemad{z)i'ül-eicwel und ^Ä.'i^\ ^(3)^1^ dieaiad{z)i-iU
ahyrf indem sie das arab. fem. ^^Sl^' nicht beachten.
^ l^. (im Ms. \a.) ist eine Abkürzung für den mohammedanischen Monat
^«'^\ ^^l^; die Abkürzungen für die übrigen Monate sind folgende:
sj<äaJ\ ^3, > = fl^-'i ^3. « r^ = 2Vt, ^ Zeichen für »/,.
* Entspricht dem 23. März 1719 der christlichen Zeitrechnung. An diesem
Tage brach die türkische Gesandtschaft von Konstantinopel auf. (In der
,Marsch-Rute der Türkischen Groß- Botschaft von Constantinopel bis Wien*,
enthalten in der Schrift ^Ausführliche Beschreibung des prächtigst- und
herrlichsten Empfangs und Einbegleitung, wie auch Einzugs, welchen
der Türk. Groß -Botschafter dahier iu die Kaiserl. Residenz-Stadt
Wien den 14. Augusti 1719 gehalten. Zusammengetragen und verlegt
V. Job. Baptist Schönwetter*, ist fälschlich der 19. März als Tag des Auf-
bruches angegeben; auch die Stundenanzahl der Entfernungen der ein-
zelnen Stationen stimmt nicht immer mit der in der türkischen Hand-
schrift angegebenen überein.
' D. i. Adrianopel.
' Eigentlich ,MusUfa Paäa Kjöprüsü* (Diur-i Mwtafd paia) ,die Brücke
Mnstapha Paschas; in Driesch* Bericht auch ,Tzgupri Cuprussi*, was
das türk. tf*^,A^ lÜt^^^ (,Brücke der Brücken*) i«t; so genannt, weil
ßhl i^b«r den Zug den Gro0'BQU«lmfteri Ibrühim Pa^eha ete.
Bericht über den Auszug S"^ Exzellenz des Botschafterg
Ibrfthlm Pascha aus Konstantinopel am 2. Dzumäda 1, 1131
und seine Reise nach Wien, zugleich mit Angabe der
einzelnen Stationen.
Am 2. Dzumftda L li31J
Konstantitiopel — Edirne^ 44 Stunden — Station Mu-
ilftfi PaSa' 6 St. — Station Harmaüly* 6 St. — Station
Osiund^Ä-Ova* 4 St — Station Semizdie''^ 27s St — Station
Kajaly^ 2V, St — Station Babaslj« ö St — Sutiou Fi Übe»
tiiDr MoftMfihtt Pjum^Ua (gest. 935 d. H.), cinct der WeiLfo BdtAn Sulei-
iniu<f ein« prächtige gtemem« Brücke [iber die MAritKJi erbaute. Wiene-
riicliei DUritun (Anbang %n Nr. 1679) = Mebemet Baisi, wo ^s aU
«tD« EutioD zwlscbeo U/^tiadlA-Ova und HArmanlj bezeicbofit wml, ob^
wohl es nach der Karte eigeniUcb y.wiscbeii Adrisnopel tind HArmanlj
lieg«; Vgl. auch Hadscbi Cbalfa ^Riimeli und B<^siia* (Aufgabe von Hain*
mef, Wien l8tS) S. 49; Hammer, Oam. Gesi^b. HL S. 800, und die Be-
tcLbreibung der Brücke in Dries«h a. a. D. S. 125.
* Dribieli, Bericht (Darunter let hier und im Folgenden stets das auf Seite 3,
Aum. 4 zitierte Werk von Driescli zu veritehen) se ederais hosouderc^
Anuierkuiig unter einem Siern. S. 125 = Harmanly, Wien* Diar,
« mO. — Harmaula, Hammer a, a. O, 8, 601 = Chirmenli, d, L das mit
Scheuern Begabte vom per« ^^T^^ä- thirrnaen ,Tenue, Scheuer* abgeleitet.
* An der Maritaa; Hammer a. a- O. 8* 801 = Usundsebowa^ Hadftdii Chalfa
a^ a. O. Sv 61 — l'snndscha-ova; Drieacb, Bericht 8. V2b = UÄmidachova,
Wien* Diar* a* a, O. ^= Uiotitache Ova; U* Ut nach Hammer l. c. der
Naiut« des dort sich hin^ieb enden Tale$ («m^ ^*^^ t ^Ebene, Tal*, ^^^ut
wiundui L ^ in D gl i üb)*
* HammeT a. a. 0* S. 801 ^^ Semtadsche, d. i. das FettUebte vom t j.^^^i*
•fitii* ,Fetl' abgeleitet; Driesch, Beriebt 8* 120 ^= Semisehcze, Wien, Diar*
a. a. O. ^ Semisehtse*
* Hammer a. a* O* 8. 4MJ1 ^ Klalik, d* L der Felsenort» richtig Kajaly^t
.Felfeti* tUrkiieh = h^ja (bU, Ui); Dr^escb, Bericht S. 120 = Cmjaü.
* Hammer a. a* O* 8* 802 = Pap aal i, d* i. das PfafflUhte vom t. ^j^bl^
(papat) ,der Pfaffe' abgeleitet; ebenso Drioach, Beriebt 8. 119; Wien.
Diar. a, i* 0. = Papale. ■ D* i. Phili|ipopeL
10 III. Abhandlung: v. Kraolits-Qreifenhorst.
•V sZ^Lm f^^ (jlc=^\ Bl. 2 T, c-^L- f^^ 4^ <» "V c^L- ^^
Üil5i oJJU; A^\\ ^} 0^j (j>4 V^^^ c5^^*^ (Jl^ C^-> L$^"^r^»^
{j^jjy^\ »^o^J:S» \»A 4»\ cJ\i\ tj>x»\ JS^ o^AäÜ u^j-^ lJ-^^ Bl- 2 V.
• Ms. ^\ ^^j.
^ An der Maritza und an dem nordostlichen Abhänge oder Fuße des
Khodope-Gebirges; Hammer a. a. O. S. 802 = Tatarbasardschik d. i.
Klcin-Tatarcnmarkt; Dricsch, Ber. S. 113 = Basardschik, Wien. Diar.
a. a. O. = Basartsek; es wurde erst 1485 von Tataren gegründet, welche
Sultan Mohammed von Brussa dorthin verpflanzte.
' Hammer a. a. O. führt einen Ort unter diesem Namen nicht an, dürfte
aber mit dem dort verzeichneten Kovoselo (Neues Lager), resp. JcuikOi
(Neudorf) identisch sein; auch in Dricsch* Ber., im Wien. Diar. und bei
Iladschi Chalfa nicht angeführt.
' Hammer a. a. O. = Ichtiman, Driesch, Ber. S. 104 = Ichtiman und
Ihliitian, Hadschi Chalfa a. a. O. S. 57 = Ihtiman; wurde im Jahre 722
d. H. von Bala Schahin Pascha erobert; Wien. Diar. a. a. O. = Ichtcman.
• Ebenso Hammer a. a. O , Driesch, Ber. S. 104 — Jenihaan; Wien. Diar.
a. a. O. = Jinchan, so wegen des vortrcfTlirli r^ allda neugebauten
Chan also genannt.
^ Vgl. ihre Beschreibung in Dricsch a. a, O. S. 89 ff. und in Hadschi Chalfa
a. a. O. ö. 51—52.
• Hammer a. a. O. S. 803 neinit diesen Ort Iflakler, d. i. die Wallachen;
Driesch, Ber. 8. 8« = Chalkali (^Slibnika), Wien. Diar. a. a. O. =
Halkale.
^ Hammer a. a. O. S. 803 t= Saribrod, ebenso Driesch 8. 86; Wien. Diar.
a. a. O. = Sarebrud.
■ An der Nissawa; Hammer a. a. O. S. 803 = Schehrköi, d. i. Stadtdorf
vom p. j.^ iaehr Stadt und t. ^^ (^'j*v) Dorf abgeleitet; hart an dem-
selben liegt das Schloß ,Pirot*. Driesch, Ber. S. 82 = Scbarkioi, Wien.
Diar. a. a. O. = Scharküi (bulg. Pirol).
Bericht Ober den Zug^ dps (jroß-Butschaftcrs Ibrahim Paftcha etc. 1 1
5 St. — Station Tatar- Bazardiyghy^ 5 St. — Station Jefii
Mahalle' 5 St — Station Ihtiman 6 St.^ — Station Jeni
Chan* 5 St. — Station Sofia^ 5 St. — Station Chalkaly»^ 6 St.
— Station Sary Bort^ 4 St. — Station Sarkjöj» 4 St. — Sta-
tion Ak BalankaMSt. — Station Bana^M St. — Station Nis^^
2 St. Im Monate D2emazi-ül-abyr,^^ am 18. Tap:e, zog man in
Kisch ein, lagerte sich außerhalb in Zelten und machte da 36
Tage Halt. Der ehemalige Janitscliaren-Aga, Se. Exzellenz der
erlanchte Wesir Abdallah Pascha,^^ welcher Statthalter von
Rnmeli^^ war und im Ejalet von Kunieli und in Kisch den Be-
satznngsdienst versah, war niclit in der Festung, sondern ver-
weilte draußen bei seinem Ejalet. Er und Se. Exzellenz
der Botschafter Pascha hatten eine Begegnung. Bevor der
Botschafter Pascha in Kisch einzog, waren dort einige Pest-
ftUe** vorgekommen; darnach zog er ein. Daß Se. Exzellenz
* DQrfte mit dorn Musapascliapalaiika Hammers (a. a. O. S. 804) und dem
Mustapha-Bafcha-Palauka Driescir identisch sein. Wien. Diar. a. a. O. =
Musta Bassa Palankci>e.
^* Hadscbi Chalfa a. a. O. S. 45 =-= Bana (Banja) insgemein unter dem
Namen Esferlik Bana^si bekannt; Hammer und Dricsch erwähnen diesen
Ort nicht.
'^ Unweit der MUndun^^ der Nissawa in die Morawa; Hammer a. a. O.
8. 804 = Nissa, ebenso Driesch, Ber. S. ü5, vgl. auch die Beschreibung
daselbst; Hadschi Chalfa a. a. O. S. 5S r= Nisch.
«« = 8. Mai (1719).
" Sein voller Name lautet: ^^1»^ «^\: ry'*-'^ ^^. ^JlJ^J^ i^AhdaWah
Paia MuIuhizdJe t'dehi)\ Dricsch, Bericht S. öö -^ Kurnili Beiglerbey
Abdola Bascha Dusum Sade. Er war unter Sultan Mahmud I. (1730 —
54) Grußwesir und stammte aus Aloppo, wo sein Vater Muhsin Celehi
ein reicher Kaufmann war. Im Jahre 1102 d. 11. starb er in Bosnien
oder nach einem anderen l'orichtt' in l>-*chcddali. (Vgl. die ausführlich«»
Biographie in Samy B«^\'s Kaiinis al-.i'läm S. rio, und die IVrsons-
bescbrcibung in Driesdi' Bcr. !S. 4C8.)
*• Unter Kumcli (,^_^,\ ^^0 versteht man bekanntlich die ganze euro]>äischc
TQrkei außer Bosnien.
" Aoch Driesch erzählt in seinem Berichte (S. C4), daß die deutsche Bot-
schaft wegen der daselbst herrschenden Pest nicht in die Stadt eingela5son
wnrdo. Doch hielt man dies allgemein bloß lur einen Vorwand; der eigent-
liche Grund aber soll, wie auch nachträglich versichert wurde, drr ge-
wesen »ein, weil man einen Cherfaii der Janitscharen auf die Botschaft
befttrchtete und die Türken überdies nicht wollten, daß die Deutschen
die Festung Nisch, welche eben neu befestigt wurde, allzu genau in
Augeuscheiu nähmen.
12 III. Abhandlung: v. Kraolits-Greifenhorst.
^\ U\ ^Ji^\ J^\^ 0^ oji\ JUl jy^ *JjL. j\jJla j J^\
* <l^jyr^ BI. 3 r. u-^j^^-->» **of^-^ jl»,5jjJy^o^\^^ ^ ^\S^
• d^jUj die Pest; A. Hindoglu, Diction. turc-fran^. II, p. 417; vgl. Barbier
de Meynard, Dict. t.-fr. II, p. 726: v£^jU^ b^ni, saint, heureuz; par an-
tinomie on donne au mot ,mubarek^ le sens de ,n^fa8te, maudit*. Dosy,
Suppl. I, 77: d^^UJ\ -b = Syphilis.
^ As^ (var. dc***-%i) nach Samy Beys Diction. turc-fran^. aus dem Sla-
wischen genommen, vgl. n^ec, nemec\ es bedeutet: deutsch, Österreichisch;
^.UüIä. ^^ac^ (^LmjIä. iasar vom Ungar, csdndr, vgl. J\J5 = ungar.
kiruly) hieß der habsburgische Herrscher, der auch rOmisch- deutscher
Kaiser war; heute heißt der Kaiser von Österreich L^y^\y^ b»JC«A>Ji
{Austria ivipercUory)^ der deutsche Kaiser ^.^\j.a^\ UoL^\ {Alemanja
imp); arab. = ^^^UL^.
•* Ms. ^^A*»\j^s::^ mit ^ statt ^ wie öfters im Ms. und ohne ^. \jJc^ p.
(t. kjaja gesprochen) = Sachwalter, Intendant, Vorsteher, Majordomus.
«» ^^^^ ist wie ^>j\ (Lager), ^jJi3\ (Herr), L^l^ (Pascha), dJLiJJ (Ka-
serne) eines jener wenigen türkischen Substantiva, bei denen die pers.
Iz&fet-Konstruktion zulässig ist. Vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und
Pers. auf das Türk., S. 02 und 63.
• Hier ist wohl ^^5^*^ zu ergänzen, eventuell müßte ohne ,j»>ac^\ der
Dativ dS^S^jyXS stehen.
' Ms. dJb^"\)M^" öJ^.
U Ms. ^^yyj\j^.
' D. i. Damian Hugo Graf v. Virmondt (Virmont, Wirmont), wirklicher
Geheimer und Hofkriegs- Rat, General-Feldzeugmeister, bestellter Oberst
über ein Regiment zu Fuß. Bei den Verhandlungen des Passarowitzer
Friedens war er ,erster GevoUmftchtigster Botschafters
« D. i. Kaiser Karl VI.
» Türk. = i>»^^- SUatsbote, Fourier; Driesch (l. c. 8. 63), welcher sie
^Chiausen* nennt, berichtet über sie folgendes: ,Indem wir aber hier des
Chiausen gedacht, ist zu wissen, daß dieses Leute sind, welche die
Bericht Über den Zug dp» GroÖBotarlmftprs Ibrahim PäwsIiä etc, 13
Jer Botscliafler Pasdia 36 Tage in Nisch Unit tnaclite, hatte
darixi seinen Grund, daß man eben, %veü der Botschafter^ dm
deutschen Kaisers, namens Karlos,'* von Wien noch nicht hier-
her Aufgebrochen war, noch zuwartete* Abdallah Pascha und
der Botschafter Pascha schickten den Vorsteher der Tscl tausche*
des Ejalets Runieli nach Belgrad, um von dem erwUhnten Bot-
schafter Nachricht zu bringen* Der Botschafter kam von Wien*
mit all seinem Gepriinge und 85 Schiffen® in 14 Tagen, und
am Tage eeinee Einzuges in Belgrad brachte der erwähnte Vor-
Steher der Tschausche den Paschas in Kisch durch den Kurier
die Nachricht, daß der Botschafter in Belgrad eingelangt sei**
Am 24. Tage dos erhabenen Monats Red^eb'' brach man von
Zeitangeu uitd Briefe hin und ¥vleder tragen j sie haben in ihrer Hand
mit Silber bedchlagene^ bUwetlcn auch wob] jrans ailberne Stecken» die
denenjenigen gleich sehen » deren aich ehedeasen die Fried ena-Bethen be-
dienet; «n den oborn Thell büngen 4p G bis 8 oder anch mehr »ilbeme
Kngeln an eben m viel Kt^ttlein: wenn äitsa Stäblein völlig- mit Silber
fiber^ogc^n aind, nennen aie Bot che Theugian (t. == ^15^%. devkjan), die
andern nber Tojioufi [t. = lOfi» ioftuz)-^ dieser bedienen sieb nur die
Gemeinen, jener aber die Vomehnjern, ala der Baschen StatthAitere und
der Vi^r Gbiausen*. In der MiniAturbandachnft der k k. Hof bibliothek
(€. P, Miu. 113), deren Titoh ^Türckiacber Sargb oder der unteraehit,
welchen die Ttlrcken haben an ihren blinden* lautet und die vor 175.^
«ntatanden iit, wird Bl. ti v. ?on den Ticbaascben ^^csagl: ,Die Chiatisen
■eint bej den Türeken, wie be^ una die edlejfthe oder v^lmehr Comiaarij,
welche aie zn allerband t Terscbikungen be^ hoflf, abholuug' und ftthrung
d&r Trcmden geaanten durcb ibre läuderjierbelachafi'iing allea noth wendigen
Unterhalts, und dergleichen gebrancn, und bat ein jedweder Baaeba seine
oifttne, ihm zugeordnete Chianaen, iwelcbe ihren eigenen General oder
€llUiti Baccba halten» und von deßen Comando die sambtliche Ghiaiisen
■ttcb der andern dependlren • . /
* Graf T. Virmondl fuhr mit seinem Gefolge am 17. Mal 1711) nm 4<' uach-
imilta^ Ton Wien zu Schiffe ab. Driescli, 6er. S. 15.
* Übor die Anxahl der Scbiffe j^cbreibt Drieach, Ber. S. löj , . , all*ro Sie
am einem Kaiserlichen Luat-Hauß die in schönster Ordnung rangilrteii
Schiffen Torbey atrcichcn sahen, woron der größten an der Zahl ^i^ey
and sieben zig, und all« oben bedeckt , . . Wdmu die K&line nicht ga-
rcchuct sind^ deren viele an die grüßen Seliiffs SDgtebimden und auf das
Eotaehaften Befehl auf Zufuhr der Victtialjeti und Oberflctaung der
htnU voa einem in daa andere SchiÖ' verordnet waren,
* Das war am Sü. Mai, also genau U Tage (Dri&scb, Ber. 3. $9)^
' = 12. Juni 1719.
14 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
4l*J L-i:.L ^i-\ o^l »-;^ ojL (j^^^ ^^j^ ^. u-VJ*Vjj' f^y^ 3 ^-^y
ijt» ojCJaIK^ «-uj*^j^^4'J^, j^ v5w^^ o^jlT^oj^ B1. 3 V. U^
^^ jj^\ Ai\^j 6jy^ o^i ü.^!; ^^ ^} y^**^ o^^ J^ ^j> y^^^.
* «^JLw) synor Grenze, vom griech. avrogog angrenzend (Samy B. Diction.).
^ Statt i5LmJ(Cü^; ;*** (j<^**») *'* ^'^ Konjugationssuffix der 2. Per». Plur.
im Altosmanischen, gegenwärtig noch im Azerbaidschanischen, Cagat. u.
d. tatar. Dialekten.
<^ Auifallenderweise mit ^, welches hier als Vokalzeichcn für a etwa in
Reminiszenz an «>XXU in ^'1L^\ y>^iXi^i steht; auch im OsttQrkischen
findet sich manchmal ^ für \ geschrieben, wie in Oj^ft atcrct ,Frau*
oder ^Xft alew ,Flamme*. Vgl. Bittner, M., Einfluß des Arab. und Pers.
auf das Türkische, S. 112. * Ms. ^>daÄ.\^.
* Diesen Ort konnte ich weder in einem geographischen Werke noch auf
einer Karte finden. Es dürfte ein ganz unbedeutender Ort sein, der
seinen türkischen Namen seither geändert hat.
* Driesch, B. S. 63 = Alexiutza, Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1663 =
Alexinza; gegenwärtig = Aleksinatz.
' Driesch, B. 8. 48 = Baschna, Wien. Diar, 1. c. = Rasna; heuto =
Raianj.
Bftfkiit ttiirtr don Zng dors Groß-Botseliflftorä lUralüm PASehn gIc 15
Ntsc^lt aaf. Sr. Exzellenz Abdallah Pasclja wurde dor holie Befehl
sutril, er solle vier von den in der Provinz Ramcli und in Nisch
betindlicfaen JaniUcharenr cgi meutern, eines von den Artillene-
njgimentern nnd 10 Kanonen mitnehmen^ mit dem Botschafter
P^seha zusammen an die Grenzo gehen, eine Begeg:nung der
Botschafter veranlassen und bei ihren Besprechungen zugegen
sein. Er nalim die in Rede stehenden Soldaten und den Botschafter
mit und ÄOg an die Grenze. (Nach der) Station Kanly Kawak*
(siod) 2 St — Stalion Aleksinse^ 4 SL — Station Rad^na»
4 81 — Station Parakin*6St Zwischen Radina und Parakin,
roti hier und dort je 3 Stunden weit entfernt, errichtete der
elicmalige ©rate Defterdar,* He. Exzellenz Sary Mustafa Pa-
scha,^ drei Steine' Eur Bezeichnung der Grenze* Von Radina
ach man auf und zog zu den Grenzsteinen, Eine Wegstnnde
irber^ auf dem unter dem Namen jTachiftÜk Kanly Oghlu**
bekannten Platze, ließ Ahtlallah Pascha Baldachine und Zclto fUr
den deutschen Botachafter aufstellen. Daselbst wurde etwa eine
Stunde Halt gemacht. Man schickte Leute ans, um dem deut-
seben Boti3chafter zu melden, er möge an die Grenze kommen,
Die brachten auch die Nachrieht zurlick, eie (die Deutseben)
seien schon da. Die beiden Pascbaa zogen, ihre Mutikbanden®
spielen lassend, zum Grenzsteine. Auf einer diesseits des Grenz-
tteines und diesem nahen Stelle hatte der Botschafter- Pascha
mii Zelt aufstellen lassen. Er und Abdallah Pascha stiegen
* An der Zritiza; Driesctj, Ben 8. 43 = Farakia, WUn. Di»r. ), c. — Pi-
r»ckiii; kernt« -=^ P&rAuio.
* is= FräBidcDt der Recbnqn^skammer.
* Samf Bej, KamQa aKalam S. r^iv filhrt bloß eio«H ^^jüa^a^ ^3^^
Ltfib «n, wolclicr im Jahre 1153 d. H. unter BnlUn Mahmud I. Kapudan
(Qf^ßailmii'al) w«r, der mit dem im Texte erwäbulen kaum identist^h
tain darAcp
' DfoieJbeii iCaiideD m der Mitte einer ling^en Wiese, welche von einem
IdtiftBii, Sehti|>t>eUia genannt im Fluße durch^elmitten und mit Berg^en
Had WJÜdern auf beiden Betten umgeb^u Ut. Hier fand aUo die feier-
Iklie Auswechslung der beiden Botechafler fltatt. Drlcaeb, B. B. 4^.
* Tfciiiitlik, türk- ^QiZi^t bedeutet Landgut, Weiher, Meierhof i wo der
WttiheT dieses Namens gelegen sein mag, i$t mir unbekannt*
* Solche Muflkbanden ,inehtercbftne^ führen die Stattbalter nnd andere
liehe Peivonen stets mit sieh^ wenn ti« £ii Felde alehen. Drleitsh,
B#f . S. 67.
16 in. Abhandloog: t. Kraelits-Greifeahorst.
aLL\1> jy^ ^JL. ^^ ^t^\ Jj^ L^^^-JLT jL jJTjj-^ ^ jlT^ AÖdLc ,>
^^jl:« v5-^U »-J^m- Jl^!; ff'^j) ^\, ,J^^ ^\ 4tt\jLc^a^ j^JJ
J^^\ ouJ /l^^ -cjj^l vlL^l ^l- j\^^\ uVj» J»>: :>\>L
^x\ jl_5 jo; d-. JJ o^\ J-^ ^"^f^^ L?-^J J^ J>^ ^. u^ u^»
j jLilL 'jCj Bl. 5 V. ^^\ ^IL j^ U\ ^jJf -c^b dLtU, öVjl
•- Die Pluralendang ist aus dem folgenden Jbjwi£j^ za ergäDzen.
'' Man schreibt gewöhnlich ^j^Lol-^ oder ^^b^U^ (#a;«Äan); ^Lm» *4?a«
p. — Schatten; im Texte wechselt die Schreibweise, man findet ^LoLm»
und ^LoUü.
• Ms. dX^J^y^. ** Ms. ^^^^Uü\j^.
• 1. O0b\ ^^ J^>^\ (?). ' Ms. ^_^^
• Unter Seraskcr (Befehlshaber, Heerführer) ist hier der an den Grenzen
kommandierende Feldherr zu verstehen. Driesch, Ber. S. 58.
'^ Sein voller Name lautet: Johann Josef Graf von Oduyer (Wien. Diar.,
Anhang zu Nr. 16G3 schreibt Odoyer); er fungierte als Prinzipal-Kommis-
Ksrius bei der feierlichen Auswechslung der Botschafter und war »General-
Feld- Wachtmaister, Obrister Über ein Regiment zu Fuß, commandierender
(«eneral in dem Königreich Servien und Commandant der Haupt- und
Gränz-Festung Belgrad'. Wien. Diar. 1. c, Driesch, Ber. 8. 37.
^ Nach Driesch, Ber. S. 40 war die Anzahl der Truppen, welche Graf v.
Oduyer befehligte, bedeutend geringer. Die darauf bezügliche Stelle
Bericht dber den Zii^ des Groß-BoUcliaft^ra Ibrahmi Frisch» eti?< 17
SQgIckli vom Pferde and setzten sich nieder, Aach der deutaehe
Botsdiafter stieg auf einer von ihni aas den Steinen nahen Stelle
ab und ßchickte drei GiaurB zu den PaBchas. Die kamen und
trafen mit ihnen im Zelte zusammenj indem sie sagten: ^Unser
Botschafter wUnseht Nachrjchtj ob Ihr scljon gekommen seid^
Die (Oefragten) schickten ilirerseits den Vorsteher der Tschau-
sehe RumcIiB und den Obersten der Kümmerlinge des Botschafter-
Psschü zum deutschen Botschafter hin, am zu fragen, oh auch
CT schon gekommen sei. Die Abgegangenen kamen zurllck und
nigteti: iBitte^ der Botschafter ist horeits zu Pferde gestiegen
und kommt xum Grenzstein./ Abdallah Pascha ließ den Bot-
skalier Ibrahim Pascha im Zelte zurück und stieg zu Pferde.
Die Musik spielen und hinter dera gesamten Stabe des Ejalets
die Regimenter und 10 Stil ek Kanonen ziehen lassend^ marsciüerte
er »ur Grenze. Dabei war er auch Serasker.* Deutscherseits
war der General von Belgrad^ namens Odujer^* zum Serasker
fdr seinen Botschafter ernannt worden ; der kam nun^ ließ seinen
Botschafter auf dem Platze^ wo er abgestiegen war, SGurJick,
a^g »u Pferde und kam. Jener hatte ungetahr 15.CM)0 Soldaten
mit sich und aueli der Deutsche hatte ungcftlhr ebonaoviele.^
Abdallah Pascha begab eich zum Grenzstein auf unserer Seite
und auch der Deutsche kam zu dem auf seiner Seite stehenden
Stein.* Das steinerne Grenzzeichen besteht aas drei aufrecht
stehenden Steinen/ welche je 40 Schritte voneinander entfernt
kniet: ,Dld tut FortadiÄfFun^^ unserer Porsuuen uuil SäcIich benöibSg^U)
Wäg-f^ti wurdet) vom Lnnd hüreiu ^ersoUriob^ti, Kflsien und Kat^ieii auf*
gepackt» d«s Proviant lnjrbcsigeAcbÄfft, uud au<< «»terachiedenen Ri'p*
meritern Dra^o»i<?r, CUrassior:i und lei<!ht bewafnete Ri?iter, wo die
UogÄfn llusarn iieim«n, bh loOO lUAJtmntetigesog^Pii, worun nocb i*00
Oranadierer zu Fuß gcstossea^ ^^ ^^^^ b«gl&it«nr aucb im Fall e« nQthig
wir«, XU uQaer&r Defeniioii diaben tollen . , .* Dieselbe Anzahl nennt
ancb mit Angabe äi^r einxelnen H«^menter das Wien. Dtar. L c.
* OltijOT ritt bb ö Beitritte von der initiieren Sänle und war von li
Offiiiereti, einem HofmarBchall, 2 Pagpn nnd 2 Laiifeni i aU© lu Fuß,
behieltet Wien. Dlar. 1. c.
* Dtcte Steine itanden in gleicher Linie hintereinander und gHchen
r>bi)iriWken; ate waren niimlieh viert^cki^^ oben au^e^pitst und wurden in
ileii erilen Tagen dei Juni au%eriehtet, wobei auf deutsclier Seile der
Ingenieur- Haupt mann Oel>8chelwit£ int^rrenierte (Drieicb, Ber.8, 43
nnd 49).
SiittiiLnb«r. d. rhii'llit. Kl. tm. B4. I. ibb. 1
'-»;«^— - -C-^— i* .,^, j^i ■•• ^-^ ,• 4' J' jl»JLi^ •JLill»
J"- JLr^ ^.JJ--' ^•^. -r-^^--» ^J^-^^ Bl. 6v. o^ '^^^
• N'' l«f ,l*J^^%V ^Ä.'.ir/M/,»/) ,sio liefen* za lesen, in welchem Falle nicht
■t'-t t ..Itniiv ^IrhtMi könnte, sondern JbjJo^l* {Jicaicuidular) ^ie trafen
-n«ttnnM>n'
.^■N.^ vi* ''•♦*' ^^"^»l »ür CU.-,«::^ ~ CiesprUch, Unterredung, Plauderei
^'' .0!.... pi,.ti.M. nn«' ,hä1»o |n*r« 8. 1*1^0 V
» .* < ,*'•'*** S,MM«,»\ ,<\!«,« lucr ,<v>nui^*.
^•-i**- , £*^* >^*' X «•''^*- v*^*^""^* ^JJ♦^^ •/y'*««^ Galaturhan (Zere-
,.■ .. <..*.:.„,v .♦■• ««* . -u ;vt cji^oi". l'reiten p>ldenen Streifen
»•• •„.'•.. , , . ^»..;.t. ^*. , . ^v \\'. \.\\\ \\\% yX^xtti^Wux «lenselben tragen
• ** ....... ,.» » :.. ,;....».s»- ,:... KA|:»tt^aii«ra«:ha und der
*• * * ' •' ^ ' » •* '■*■ .' rt^*»*iA* v^atthalter^ and die
^^ * .< V .IS'««. -. » \^ UaMLMer. IVw osman.
• *■■■ "^^ •*. «i«.*. «iVk 4;^
Bc^ficbt über de« Zag des Groß-BoiÄcbafler» JbrAhjm Fä»cbÄ ctc
19
ffuid.* Beide smd noch J!U Pferde; Abdaüah Pascha schaut auf
i!«ii General von Belgrad, namens Oduyer, daß er vom Pferde
bcmbsteige^ der General wieder schaut, daß Abdallah Pascha vom
rferde herabsteige. Der General wurde sehlioßUch ungeduldig
und Bchickte sich an^ vor Sr. Exsscllena Abdallah Pascha vom
Pferde RO etcigen. Hernach schickte sich auch Abdallah Pascha
dmzn aUj doch war der General nur um so viel frülier daran,
mh man braucht, um den Fuß aus dem Steigbügel za ziehen.
£igenthch stiegen beide isugleich ab.^ Von dem auf unserer
Seite befindlichen Stein aus gieng Abdallah Pascha zu Faß
nmeh dem mittleren und auch General Odujcr kam s^.u Fuß
von dem Stein auf seiner Seite her, Beide trafen bei dem
Mittektein zus&mmeD, gaben sich die HUnde, setzten sich
nieder und hielten ihre Botschaftcrbcsprcchungon.^ Es war
Donnerstag, der 27. des erhabenen Monats Kedieb^* und das
Wetter war überaus schön und sonnig. Nach ihren Besprechungen
sandte Abdallah Pascha dem Botschafter Ibrahim Pascha die
Nachrichty er möge nun zu kommen geruhen. Nachdem Ibra-
liim Pascha den Galatarban aufgesetzt und daran den diaman-
tenen Keiherbusch befestigt hatte ^ stieg er vom Baldachine
AQi %u Pferde. Die Kammerherren hinter sich im Zuge^ zog
er, seine Musikbande spielen lassend, zum Grenzstein. Und auch
der deutsche Botschafter stieg van seiner Seite aus zu Pferde
und indem er, seine Trompete erschallen lassend, zum Grenz-
' ^^y» i^t^> r^j3^toi K^rmi) Jtor^htidz^ suid dUmautciiß uud brinautcne
Strahl enb [Ische, Terdicuten Kri^f^erti vom ätilLnn verliehen. Vgl limumor
L c 8. 446/47,
« SJa^j^ (l*VenÄete), wohl = ^JL^\yS Zenker, Dictiün* turc-ariibe-j>üra»
8.^7&t I.V.» pTrompete^wenn nicht als ,Tronuiiel* zu fNMen, V^Hacki T(5\tfik|
Tllrk.- deutsches Wörterbuch, Leipstint 1^07, S. Ol SJU^\j^ {Immpeüt)
fraoi. ikteine Trommel' und Wieeeuthal, Dicfton. fraü^^-turc, e. v. tUiu-
iM^Qr'p wo nebeu J^lt aucU AJLwi\jm) steht.
* Die Kntfemutig der eüii&elneu Sieiiie vo» ein And er wird vi^raebisilcii an-
f«geben; nach DrioBch« Ber. 8. 49 waren sie 20 Werkschuh (ungcf.
6*/i« = 8Vj Sührirte) voneiaander entfernt, oacU dem Wien, Dl»r
lAühaüf EU Nr. 16^3) 20 Schritte.
' Wien, DIar« 1, g.\ Drlescb erwähnt hiervon nichts.
* Driesch, Ber. S, 50.
^ 15. Jam(l71Q>
i^> in At-i-MfCl-crr: T- Kr»*Hti-GreifeBborit.
o-V >- -; ^,'. :-•> 'i--^: ^: -^^^ '^^ cf^* ^'- * ""•
j-*> -■> ^-^.\- J- '^'-' -'^.'. ^' *=->■ ^A^
- .w«S,j1 7 t:*:-jV> — s»f:"::r. wirfeJfT'miif ,Z«Bkcr, Dict. ar-tarc-
:<r* — .V"::r^-:k'. l.ifr =- in Viereck.
•«,;%>> > «*::! -- n:: Tfcf<-i>i?rfiriyrej» Aii|ren, b«lUupp; in
V^rr.r •:.-- zl':'» ■>, «^ S-vT^r »>£ f*. w:e mir Herr AhiD«ii Sa'ad-
fl-..r. K. rrf :■•!■:. T au £fr k ^r £ k K . ^^i^Iar- Ak»d^BÜe in Wien, mit-
:f.**.^, :ti ^fr \'S-ji'iz. >7:jL:l:-f rrr lVj#:cixa5tr ein«« h^Ai^ren Regen»
.-, : :i... "r.: *' .- V.->:j.. :■_ > i.* A-*irirj*^ c:fr< fvt^nde Erklämn^:,
«,'*.■: - :v.r V -r ^Vi-". .;: Zr >t -»-xri. Fr. £•««>. -r i*r tc le fp««iale de»
l.x-\:v. < .': :•. :ji\< 'S. TXT :--<'. rir.*^ :T;r.r£":ci«; mar Verflj^ng: gestellt
a; A>::t «•\v:vn>. . v :•;;:: >s\, i./ifr por tr i*» tens ordinaires du
.. .: ,.;".i* r^ ■-i-.^':. : • „. - «.^>J . ji.j^,j F."=. t5eU ^Ct.jS '^^ peul le
v^v .; :a.: y^ ».•;.<*.'..■: ^- . \ ^ > i^a.j»«* <: ,^i: :reaMe Vatni<«phorc*.
• 1"..>,'' V .l,-:.;vi .l.> \\ ,-,:;< mjl.-vt: cj.: Ai*»<^h*Iai^ kielten die
V.. V.-. ...• . i..t,> \. Ar..: : :^ fi^rr^ iV: S f: «irtiVl daräl»er
-:.;■-* >. "* / *: ,• ■. V..: r. jtv>-iT^ iai«. weil «» ein
>.•,••'.''» K. •. V . . . . • ^ . , k . ^ .r V : . <. \. :* mxr.s c« ns ir--ck<eit-
Vx^: •-...:'.•,■'..• \.' *..: : i :.-■.' A ,-«.-. >....j: i^r Herrc B;*uckaAer
- »:■>■ > ."« » :.:.■: ;..- , ! ^v r X ,• : . .£ . r.-cl »ire r-el glück-
• iV..*.> ii.. S >.' >. .-^i^-i .kx v.•^. •. -A.TV:.-k i&£ der törk.
r« . :>* : A^ .• '. » . •• *^» " V K.V. ,. V ^.- :•...' ^ i » ?»* . -• >« rre^ tet Aber die«
b*'.«y,v-»' \.j:% ..* ^x .,x. :.. V. •.^" K'ü<aA-^c»: xis T^lig hinia
' Qber den Zug^ dta Groß-Bot^chaftofft Ibrahim P^itclja etc. 21
sCeia kÄini Hoderte sich mit Gottes ^ des Erhabenen, Willen
d«8 Wetter;* als die beiden Botschafter zu den Steinen kamen,
fing es etwas sa regnen an. Sie stiegen nicht -von ihren Ffer-
i]«]i ab| sondern schauten aufeinander, wer zuerst absteigen
ioUto. Dem sei wie ihm wolle, der Botschafter Deutsehlands
wurde recht ungeduldig und schickte sich an, zuerst ?om Pferde
£11 steigen. Hernach schickte sich auch Ibrahim dazu an.
EndHch stiegen beide zugleich vom Pferde ab, doch war der
deutsche Botschafter nur um so viel früher daran, ab man
braucht^ um den Fuß aus dem Steigbügel zu ziehen.^ Beide
kamen I zu Fuß je 40 Schrittej^ zu dem Stein in der Mitte,
fstidea sich hier zusammen und gaben sich die Häude.* Unser
Sorasker Abdallah Pascha und der deutsehe Serasker, der
General von Belgrad, namens Oduyer, standen bereits da.
Mit den Botschaftern zusammen, vier an der Zahl, setzten sie
sich in einem Viereck nieder.* Auf einmal gieng ein starker
komme», Ut Er von dieser, wie der Tiirkiacbe von jener Seiteo, iti
gkiülieii Scbritten mit dieaen sur mjttleru Säaleti g-e^aog-eo, docli mit
dem Unterschied, dass der Tilrkiächi? den Erd-Bqdi^ii eh«r hI& der Uumge
betfeten, weil dieser sjcU anatellete, äIs ob «eia Pförd. welche» Er Äiif
all« Seiten hemm lenkte, nicht zum 8tilktehen zu liHogen wä.re, und
bald g6g^€n dis SiLale anführte, bald unvermerkt wiederum Kuruk ^ehan
machte, ohne dass jemand merken kunte« wie derglekheQ mit VüreatB
von Ihm g^eschehe ; und also stunde der Türk aebon auf der Erden, da
unser Herr Groß -Botschafter gleich als hätte Er stich in die Htemen
verwickelt, noch aber den Sattel sich befandS Der an ßang und Würde
Jficdrig^erö steigt vor dem an Hang uud Wtlrde Höheren vQro Pferde;
da dlt^n heberen Rang jeder Berichterstatter für seinen Buttehaftar tu
Anspruch nimmt, m ergibt sich daraua der gerade Qegensat* der Dar-
iteUung dei betroffenden Vorfalles.
* Nach Drieich , B«r. S. 49 waren die Botachafter fünf Schritte von der
mitlleren Slule Yom Pferd© gefitiegen , nach dem Wien. Dt ar* L c. bei
der Inßeren Säule,
* Nach der DarÄtelJung dieses Vorgänge» im Wien. Dlar., 1. c, ging Oraf
f. Oduj^er dem (IroQbotiehafter maige Schritte eutgfg en und fahrte ihn,
ip4em er ihm die Hechte gab, bta £ur minieren 5äu!e; dasselbe ge*
•cliah auf türkischer Beite^
^ Darüber schreibt DricKcU 8. &2 in ansfOhrlicher Weise; «Kacbdem nuti
auf erst beschriebeno Weise dl© erste Zusammenkunft nach geachlosaenen
Kfifden gejwbchcn, haben sich die beide Herrn Botschafiere aammt
ihrun Fiihrcni bald anfäng.5 auf (Ü** gesellte 4 MUhle in solcher Positur
Diester gelassen« das» einer dem andern in$ Gesicht sehen kuute, und
22 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
U^^l B1.8r. ^jd3^JLb>-oX.'l>dblL u^jl ojC^^ ^XS"41jI;^Lä^
ojL (J_J^ ^^ ji ^ L^-J^^ J^^ (^J^-J^ ^^^ ^^ U^^ jt JÜ\ uLsjf ^\» jj^
^^^ öjL Ü^^^ cJ^Lrl vlll3j> ^li ^^ ,3-^ (jJLlS^i» ^^^ ^«Jil «^^i>
LI» <i\ 4l,\,^rl^y Bl. 8 V. ^Lli j.lS^\ oSi)» <A oJbJ ^jC\ ^^
^^1 C^^ ^^-^^^^ J_^, d^l^^l ul^ J» o^\ -dl J\ dlJ
Jl^^ ^jdil ^Lj 4H^ ^l»* jl^Ll jjV^I J(>>- ^Ijili ^^^^>-\ 0-J^
ein jedweder von den Führern seinem Botschafter zar linken Hand
sasse*. Bei dieser Unterredung suchte der deutsche Botschafter heraus-
y.ubekonimen , ob der tiirk. Botschafter Briefe an den Kaiser und den
Prinzen Eugen v. Savoyen vom Sultan rcsp. Großwesir bei sich fUhre,
was ihm auch versichert wurde. Dricsch, Ber. S. 63.
• Ms. = ^\y^\. ^ = yS^J' • Ms. = J^^U^^XJ^
** ^y^ isin ist phonetische Orthographie des arab. ^y\ (izn) Erlaubnis;
die Türken müssen nämlich in arab. und pcrs. Wörtern sur Vermeidung
einer Doppelkonsonanz im Auslaute einen Uilfsvokal einschieben, wie in
%.^^ (p- iaehr)^ ^^^ (a. umi), ,3^ (** '°^0» türk. iehir^ isim, agyl ausge-
sprochen. Vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und Fers, auf das Türk.
8. 07, und M. Bittner in der Rezension von Jehlitschkas TÜrk. Konver-
sationsgrammatik, W. Z. K. M. Bd. 13, S. 270/71.
BericUt über den Eng des Groß-^DuUcbjil'tt?r? lbr»him PAaclia otc. *^
ilzregen Dieder, dermaßen als ob er atis Kannen auBgoleert
rwürde. Nan gut, die vier setzten sich niid begannen die Friedens-
mugelegenheit zu besprechen, Naclidem die Beantwortungen (der
Fragen) za Ende waren, lies auch der Regen nach. Während sie
die Friedensverhultnisse besprachen, wurde das Gepäck unserer
Saidaten neben dem Steine auf unserer Seite ^ autgehäuft, um
iioeh da %u bleiben. Kein einziger Mann ging nach der anderen
Seite hinüber* Und die deutschen Soldaten scharten sich mit
ihrer ganzen Ausrüstung bei ihrem Grenzstein und verbliehcn
hier. Auch Ton ihnen ging noch keiner herüber. Nachdem
Abdallah Pascha^ der Botsehafter Ibrahim Pascha, der deutsche
Botsebafter und der General von Belgrad Oduyer ihre Friedens*
bt^ratungen beendet hatten/ wurde beiden Parteien die Erlaubnis
zu Teil (zu passieren). Als Zeichen der Freude gaben unserer-
seits unsere Soldaten je einen Gewehrschuß ab^ es waren also
löOOO Schtissc, und man gab auch eine Salve aus 10 Kanonen
ab,* Und auch deutscherseits %vurdeu von den Deutsehen eine
Gewehrsalve und 10 Kanonenscliüsse abgegeben* Hernach wurden
beiderseits je zwei Gew ehraal ven und auch zwei Sahnen von je
10 KaDonen abgegeben. Hernach nahm Se, Exzellenz Abdallah
Pascha die Hand des Botschafters Ibrahim Pascha in die seine und
mit den Worten: ^Dies ist der Groß- Botschafter des Padisehah
mos dem Hause Üsman, er ist abgesandt, damit Friede und Freude
sei. Ich will ihn von Dir zurück an dieser Stelle bei der Rück-
kehr* so Gott, der Erhabene ^ will, sicher und wohlbehalten^
übergab er ihn dem General namens Oduyer. Und dieser General
daQ&hm die Hand seines Botschafters in die seine und mit den
• ^^XJLmi icfdik Fronde j Fruhlichkoit , lHumination, Salve, Feuerwerk,
Ki«derlM8iL]i^, Emwolmerschaft; oder schein biev äIs »Balvi** zu nebmen,
i!*>cli vgl* L\ ^^^ fSel getroÄtt'
' Vgl. Barbier de Mcyuiir4, A. C., Diction. turt-frÄDq., fiupiiL aus: diülSön-
nmnsA paVU^ josqu^i ce jottr. Pftfli IBSI — dO, i, v, ^« dit surtout eti
pwUiil d*itidi?idtiA noB mU'^nlmAns*.
^ ^ Eafser, gewCrUalich J|^^^, plur. Kj^U» gc»cbn&beti«
' D, L in der Nähe dei auf türkisciiem Gebiete beEDdliclien äußern Steines.
' DiAi« DetpreckuugeD währton nach Drle^eli (ßer. S. &5) eine Imlbe Stünde.
Vgl. auch dlo BeifchrelbuDg der Äu4wech»lnng bei Driesd], ßer. 3. d5/6(£.
* JlÄt'h dem Wien. Diar. l. c. Latte jede pÄrtei 6 KÄHouen, welche drc*imAl
Abgefeuert wurden, Äucb Drieicb (Oer, B, SO) erwihut, daß Graf r.
tMjijer G Kanon eu, d. i. ,6 kleine »wey Pfund uad vier latltige Kugtiln
fllbreude Stflcklcin* mit Mali fUbrte,
24 UI. Abhandlung: y. Kraelits-Greifenhorst
oJL!L5i^ ^^j jjuL^l J^-jjXT^ «Li^l, -li'LJ -iasF <jlMVB1. 9 r.
^W ojUJ^l oJLiü ;^JlL\ ^^vLJ *L.J^j>.Ia>- Lili 4Ä&IJLC V<) ^J^^ u*J^
4:^^\ ^L^ ^jM ^JL^'^jl <ff J^l ^^ J'^ {J^jf^<^^\ -lJTjI»
• Ms. ^Jlj\>oä*. ** Statt sjJ^iA^ wie oben.
« Überflüssig oder der Satz müßte: * >^\ JLma^ ^Jü»! :^j> c»**^ jU**-«^»
^^jjjjl ^\^j • • • o<ier etwa: J\ *^53\ JJU^mJJs^ yC<«M6 lauten.
^ Dieselbe wurde nach Driesch, Ber. S. 52 auf 370 Wagen Terpackt und
so über die Grenze gebracht.
* Diese sollten der türkischen Botschaft bei ihrem Marsche durch deutaches
Gebiet .ils Führer dienen und derselben bei Beschaffung der nOtig^n
Lebensmittel und Unterkunftsstellen behilflich sein. Damm erklärt der
türkische Berichterstatter das Wort ^Kommissär* mit za^ire tceridii =
Proviautnieister.
* Stadt unweit der Morawa; heute = Jagodina.
♦ Wien. Diar., l. c. nennt diesen Ort Devo-Barkardin, Driesch, Ber. 8. 44
Devibakerdane; es ist das heutige Bagrdan; Deve (Devi) dürfte eine
Ver:jchreibung des slaw. Wortes ,Nove* = neu sein, dann wäre Deve B
= Nove B. = Neu-Bagrdan ; oder das Wort ist türkisch seu erklären, in
welchem Falle Deve ^ t s^> — Kamel, und Bagrdan = Particip. praes.
von v,\' fcU [/Kiyhyrtmak) ~ brüllen machend, wäre, also =^ ,der das
Kamel brüllen macht*.
Bericht über den Zug dea Groß-Botscbaf(era Ibrabiui Paflcb« etc. 25
Porten: ,Dies ist der Groß-Botscliafter des deutschen Kaisers
— das heißt in der deutschen Sprache genau, niclit bloß an-
nätiürod »Padischah'j — und auch ich werde dea von Dir an
diesem Orte wieder abverlangen' Übergab er ihn Sr. Exzeltenz
Abdallah Pascha. Hernach wurde die Erlaubnis für die Passage
r de» Gepllckee erteilt Unser Qepilck ging auf die deutsche Seite
H und auf deutsches Gebiet und die Ausrüstung^ der Deutschen ging
r tiif tinscre Seite und auf unser Gebiet, Den deutschen Botschafter
ii&hM Abdallah Pascha und brachte ihn herüber und unseren Bot*
■ schafter Se. Exzellenz Ibrahim Pascha nahm der General von
Belgrad und brachte ihn nach dem üben erwähnten Parakin, wo
auch der General in jener Nacht verblieb. Sobald es Morgen
wurdei beBÜmmte er seinerseits Kommissäre; Kommissär heißt so
viel wie , Proviantmeister';* auch bestimmte er 40ü berittene
Soldaten (zur Begleitung), Der General stieg nun äu Pferde
und ging mit seinen Soldaten nach Belgrad und auch der
Kominissär nahm die 400 berittenen Soldaten mit sich und s&og
oach Wien, (Bis zur) Station Jaghodina^ (sind) 4 Stunden,
— Station Deve Baghyrdan* 4 St. — Station Paloöina^
4 St, — Station Hasan Paäa Balanghasy* 6 St — Station
Kolar' ö'/i St. — Station Hisardiik» 4 St. — Station
Belgrad 5 St Als wir in Belgrad einzogen/ veranstaltete der
* Wien- Diar. L c. =^ PataEina^ Drieach, B^r. B. 44 = FoliUehiuA u,
Battfticliliia; jetet = Bototschma.
' 8ladt an der von ÜGlp^^d omdi Nb^li fübrenden il^^erstr^Se; Wien. DUf.
1. c. ^ nafi<äaci Faacbm Pal^nka, Driosch, Ber. S. 4i = tiaßan Baaeha
Palinkji, betitß — Haf^an pAseha PaUnka.
' Ebenjo Wien, Diar. 1. c, DHoÄch, Ber. S» 44 = Küllar; Jetat = Kölarj.
* Heute = Uardschik od* Grotzka (Ororselika); Dnesch, Ber, S. 43 =
Krotxka, Wien. Diar, 1. c. = Krozka; hier wurden die Oaterrdchor
unter General Wallis am 23/7 1739 tob den TOrken geachUgen.
* D«r Einzug in Belgrad (türk. aucli Där-rl-dHhdd >L^\ M ^^^^ ^^
36* Juni IT 19 um 12^ tuittHgs utAtt. Zum Emjifmgt» dm larkiflchen
Bot«cliaflerf ließ Oenerul t- Oduyer die ganxe Bt^iaUung und di«
Bärfersetiaft mÜ ibren Fabnen und Musik banden Tum Linien tore bli
TU dewen Absteigquarlier Spalier sie Leu. Auch wurde ihm d«r Oberst-
leutnanl vom Prinz BrauuBchweig-bajcriBcUen Kc^irtment« tlcrr v- Wus-
telitscli mit anderen StabAoffi zieren utid HaufiUeutn^u^ sowie der l>al-
meUrb der nrienUlt^cben Spracben Herr Veaner eine halbe Stunde
weit «nl||ig<>ii^e«cbkkL bvlm Linie utore enipling ihn der Plala Übri»t-
26 III. AbhandloDg: v. Kraelitz-Greifenborst.
jjJ^:> J^ ^^ Ai«>.^ j J^^jAJ l?V\ 4^^ ^^ Bl. 10 r. ^^l.' j\^\
s^j\ v->^ ojL ^M j^^ ^^ Cj^As^ ^<£Lt,\i ^^y^ <i^\ iS'y^^^
i\l^j\y o^^\ or- di>-dJL:^=> ^liic- ^^jU o^-ö^ ,^jJL\ filLi
L?^ <l^-^o^ ^J ^^«1S_5 jil j^ i-^ ^^ uV^» 0^5^^^
v5^ L^^3' -^^^ ^"^^^ ojll-^jU 6>-*»^ ^A^^ ^^ uy^. väA^d^^
JJu\ <C\^ oU^ ^^^ A^.^, lSJ*^^^ oUoL* ^^ ,j>lij^ f^^^
C^L-^^t^ JJL>'^15^^^ **dL*ojlL« U\ Bl. 11 r. jj^i» v^Joj*-^^
Wachtmeister v. Heigrad Herr v. Gcsseltn. Über die nun folgenden Be-
suche und (iegenbesuchc während des Aufenthaltes des türkischen Bot-
schafters in Belgrad vgl. Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1664 vorletzte und
letzte Seite; s. auch die Beschreibung Belgrads in Driesch, Bor. S. 38 — 39.
• Ms. ,^^^^^^3- ^ Ms. ,>^J^ijJ^.
<^ ^5>JU> [halion) vom ital. galeoiie = großes, schweres Kriegsschiff (Saniy
B., Dict. t.-fr.).
'* OUxJLau = »oltal Sold.it, Krieger; kommt im Persischen vor in der
Schreibweise >\jJLm) ttdlddd] vgl. M. Bittner, Der Kurdengau Uschniije
und die Stadt Urümije. Wien 1806 (Sitzungsberichte der kais. Akad. der
Wissensch., phil.-hist. Klasse, Bd. 133), S. 88, Anm. öO und die dort an-
gegebene Literatur.
SmIcUI über den Zug d<^ Gruß-ßolsüliatftivrj« Ibrahliij PAi)4?]ia etc. 27
rälitite General^ namens Oduyer, einen Aufmarseh in einer
Art^ daß ieme Beschreibung ganz unmöglich ist. Getrennt
waren seine Reiter, getrennt seine Fußsol Jäten und von der
Festung gab er eine Salve van 160 Kanonenschüssen ab und
ließ (die Gesandtschaft) auf dem in der Richtung des an der
Sav6 gelegenen Marktes befindlichen Friedhofe sich lagern.*
Er ltt*ß sämtliche Friedhofsteine wegschaffen und in die Festung
bringeo. Die Saveseite der Fesiung war Im Kriege* bombur-
diort und eerstort wordeOj aber er machte sie wieder in hohem
Grade widerstandsfähig und befestigt und setzte auch ihre
dbrigen zerstörten Stellen instand. Im Innern der Festung ließ
er aber nur Krieger, keinen trihutpfiichtigen Schutzuntertanen^^
and legte auch in die Festangsgdibcn und an andere Stellen
Wachtposten, die niemand passieren lassen und sehr auf der
Hut sind. Und von oben* ließ er acht schwere Kriegsschiffe
herunlersehaffenj welche gegenüber der Festung auf der Donau
atehcn. Und die auf der Donauseite gelegenen Hauser und Buden
hat man alle zu Weinschenken gemacht und die linden auf
dem Sa ve- Markte treiben denselben Handel wie früher, während
die Armen unter den Rrijahs* durch die Hand der Deutschen
aoch immer geschwächt und unterdrliekt sind* Einige Mo-
scheen der Festung machte man au Kasernen ^ einige au
Munitionsdejjots. Ihre Minarcts stehen noch, doch einem
scldngen sie die Spitze ab und machten es :ßu einem Uhr*
tnrm. Die Ulir schlägt noch jetxt. Auch die Bäder stehen
noch, doch hat man sie zu Wohnhilusern gemacht; nur ein
Bad hat man erhalten, nnd hält es noch jetzt in Betrieb,
' Ml. ^jJiü^^^ mit ^ »tJitt mit «.
* Hier lag-ert© das Qtob der ButKchaft^ wHlirond lUrahim PascIiA mit einigen
Leute n seiuer Suite »ein AbsieigqiiaLHier in der Stadt Katti^. Vg;i Wieu,
Dlar. Lc. ! ,Die Übrige aber begaben sich auf den vorni<alig Türkischen
Frejt-Uöf zwtjehen der Teul^eU' tind rCaiUensUiU, ia das dasei bat auf-
fcschimg^ene Ln^er*.
* U. L wftbrend des Kriege» Im JaHre 1717, welcher luil der Eroberung
Belgrads endete.
* D. L T011 der Fectuug Belgrad, die auf einer Anlil^lie swiacben der Sarä
und Donau, gelegen ut 8. Driefltb, Der. S. 3iiC
* D. I. die ehrUiliube Hev<>lkarung Belgrads (s. aueb S Zeilen weU«r ubeu).
28 III. Abhandlung: y. Kraelits-Greifenhorsi.
^^ CTfj oJL^^ß yS'^^^ JW^^ öy^=^ ^j^ ^ JjA^\ UU
,^^—3 ^-JLiL-J;» c o^L- a^j^^ kc c^L» 3^^ ^i^ ^^ c^L»
V^j*^ ox^o^ ja;^^ jiii ox^j j^ -ui; ü^j^j, ^<^ j'^^.
d^Aaii ^JitJcA dlll^jfl o^l o^ ojl» Jjt •^j^^^3^ J^^-^ "VCa^L-
•y-^ j^o^a j^^^ J^J>^^ <^^ ^•^'iJ ^^ jy^3^ ^^^ ^^y^
J"J J^^ J^} d-! J'x:^ o^^ j^j\^ iJa:^;- ij\; ^^\ ^ j^ o^^
• ^^%U {varoi) partie d'une ville, qui est ho« de la citadelle, ville,
fauboarg (Samy B., Dictionn. turc-fr.) vom ungar. vörot (»p. foäroi)
Stadt; im Texte kommt auch die Schreibweise «AtU '^o'-
^ ^^U> (tabja) Verschanzung vom arab. dL^^oio tabije Vorbereitung,
Arrangement; vgl. im Persischen du^ oder aj^ (al^iä für arab. &S^
» ** '**' ** .«
tald t »Vortrab*, dJU-« mäläkä statt arab. JcaaJU nUT oXra »Löflfel* etc.
M. Bittner, Einfluß des Arab. und Pers. auf das Türkische, S. 101.
^ Am 30. Juni 1719 brach der türkische Botschafter nach Semlin auf. Er
benützte dabei das in Belgrad zurückgebliebene Leibschiff des deutschen
Botschafters Grafen v. Virmondt. Wien. Diar. 1. c.
' Der türk. Botschafter wurde hier von dem ^Kaiserlichen dermalen im
Königreich Sclavonicn und Herzogtum Syrniien Commandirenden Herrn
(ieneral-Feld-Marschall-Lieutenant Frejhorrn von Becker durch einig-
abgeschickte Hu. Officiers coniplimcntirt*. Wien. Diar. Anhang zu
Nr. 1GG6.
' Banovci und die folgenden Orte Dobrinci, i^asinci, Lararak, Tovamik
liegen sämtlich in Slavunien im Syrinier (ungar. Szerem) Komitate.
* Am Einfluß der Vuka in die Drau, ebenfalls im Syrmier Komitate;
Driesoh, Ber. S. 490 = Bokovar; hier kam die türkische Gesandtschaft
BerleM Dh(^r ä<^n Zug dei Qröß-Botsobmfter« IbrabiiD Pa^olia etc. 20
Man verblieb in Belgrad 4 Tage.^ (Nach der) gegenübcrlie-
genden StMion Semlin* (sind) 1 7i St. — Station Banovci
2»/s St, — Station Dobrinci 5St. — Station Öaiiiici 3 St —
Sution La6arak 3 St — Station Tovarnik 7 St — Feitung
Vukovar* 4 St. Vukovar ist eine öde Festung, in deren
Innerem kein Leben ist; die Vor&tadt außerhalb derselben ist
groß^ bat einen Markt, und gibt es da auch Obst (Bis zur
nächsten) Station, der Festung Eaeek^ (sind) 6 St Als wir da
einsogen^ gab man eine gute Salve Ton 100 Kanonenschtissen
ab. Frltgt man nach dem Bau anstand der Festung, so ist sie
sehr atark und gut erhalten ; *^ sie erhebt sich auf einem ebenen
FUtse. An drei Seiten ihres Außen wcrkes führt man von neuem
Versehan zun gen auf. An einer Seit© fließt ein großer Fluß
vorbei, sein Name ist ^Drava^' Dort ist ein dreifacher Graben,
Die Breite des äußeren Grabens ist 62 Schritte, die des inneren
162 Schritte; die innere Wand des Festungstorea ist 22 Sehritte
dickj aus Ziegeln gebaut und sehr fest, und ilire Häuser sind
aus Stein und auch die um sie herumliegenden Dürfer sind
blühend. (Nach der) Station Darda^ (sind) 2 Stunden, —
Station Baranyavär® 6 St — (nach der) Ebene von Mob des'®
*ia 9. Juli an und wui^e voti dem d&a«lbat gafmsoni er enden Spkn Ische u
iluaMreni-epinent em|jriiegcrit. Wien. Diar. L c.
^ ÜUr Uiigle die turk. UeaaiidUchnfl am 12. Juli %n uud hc%Qg dM für
flo bcAtEniinte Lager vor der doppelten KoutreeiNarpo hart an d©r
l'i->tuug, Sie verlieU dieselbe am 16. J^ili und wurden ibr %%h ferneren
ii.^'leiung nacli Wi^n iJOO KUiftÄaipre flamt Trompeten und Pauken
unter dem Kommaudn dt^s Bnr<ju Koyer^ OberBtleuttiint* tm U^heti-
aöllemtbeu Kegimente, mitge^oben. Wien. Diar. 1, c>
' Vgl. aucb die Beachreibunpr dieser Festung tn Driescli» lier. S, 490, wo
sie als eine der vnrnobmftten Festungen Ungarns beeeiebuet wird.
Kommandant derselben war damals General Frellxerr v. Becker; siebe
üben Anmerke 2 (Wien. Dar. La).
* K« i«t der Drauflnß, an welchem die Festung Es4ek goteg^i Ist.
* Eheiiso Drte<scl] ; Üegt Im ttu^ar. Komi tüte Haranjai 1 Mei]« nlJrdlifh von
BM«k; damals war es ein dem Grafen Veteran! gehöriger, adeliger Siti,
' In tdrk. llandftehnflen findet man auch die Seh reib weise ^l^j^; Drieseh,
B*r. S. 491 ^= BaraniTftr-^ dieser Ort, welcher gleichfall» im nngar. Komi-
tatA Baranja liegt, geh^irte damals dem Prinzen Eugen, w}ibr«nd die
üra&chaft Im Besitze des Bischofs t. Filnfkircben war. Drlesch ibid.
»* Driftich, Bcr. S. 33 = Mohaefi.
30 m. Abhandlaog^: ▼. Kraelitz-Greifenborst
o — •^^"i-^ ^>t' ^^ j'^ l^J^' j:^-^- ^'^^ ^ J-^^l/" l5j*-^
M-c^^l JJJ^\ vlLJ^ Ä jJL^^*^ d^lij Ä jjlJLLä Ä jjüL\ j^jl1>-
AmÜ «O^L ^^^ jC\ 4*^^ tf c^L# (3*^ J^* ^.J^ J-^J^^ «^J^Ji^
^J^y^ ^ j^^Jü J^, ^ r^""*^ «^ 4ju#*^Iij U\ j^jclI B1. 13 r.
* Selbständiger Gebrauch der arabischen Präposition ^ im Türkiachen!
Ist wohl Ghalat; erinnert an den gleichen Gebrauch der arabischen
Präposition ^ bei türkischen und persischen Datiernngen, s. B. : a ^^
^\j ^yl5, vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. und Pers. auf das Tür-
kische, S. 80/81.
^ Ms. doJ»; im Texte findet sich bald doS bald dJj».
^ sj^«\ für tfjjyA^; ist eine ältere Gemndivform statt tfjj»jj«\; findet
sich gegenwärtig hauptsächlich noch im Azerbaidschaniscben.
' Statt .j^^JUo\; Ms. = ..jJUb\ was keinen Sinn gibt.
"^ ^JuLb (rar. düo^l^.) hdangha^ fortitication en terre et en bois entouröe
d'un fossö; village cntourö d'une tolle fortification ou d'un foss^ (Samjr
B., Dict. turc-fran<;.) vom ungar. paldnk Stack et, Pallisade, Planke. Vgl.
Hammer, O. Gesch. Bd. VI, S. 591: Palanken an der Donau gebaut im
Jahre 1694.
^ Eigentlich DunaSsekcso an der Donau, im Komitate Baranya.
^ Am Sarvitz im Komitate Tolna.
^ 6 */, Meilen nordöstlich von Fünf kirchen, 1 Meile westlich Ton der Donau
im Komitate Tolna; Driesch, Ber. 491 = Ziehzard.
* D. h. sie sind völlig unbewohnt, man kann sie daher nach Belieben
Offnen und schließen.
-' Ebenfalls im Komitate Tolna, im Bezirke Ton Simontornya.
U«rkht über den Zug de« Groß-ISutsthafter» IbrÄbiin PAsdiii eu\ 3 1
6 Vi St. Wti B^nrm des heiligen Monats Raraazoti kamen wir
Eur Festung Szekcsö,' (der uUchstenl Station^ (in) 6 ^j ^^^
Sisebcad ist eine s^erBiürte und unbewohnte Festung. In ge-
riüger Eiatfernung außerhalb derselben aber liegen Häu&er,
welche ein Dorf bilden, (Nach der) Station BdtaS7*ek* (sind)
3^1 St. — (nach) der Festung Szegszärd^ 5 St. SzegszArd
tni beinahe eine Haine und besitzt im Innern einige Häuser^
nur noch zum Auf- und Zumachen da sind.* Au£^erhalb
Festung sind viele ^ gutgebaute Hüaser. (Bis zum) Dürfe
lledina^ (sind) 5 St — Station Simontornya^ 2 St —
Station äanisa' ö St. — Festung Stuhl weißen bürg* 4 St*
Ab wir einzogen, wurden viele Kanonensalven abgegeben; es
kt eine starke Festung und der Graben an den vier Seiten
i^t breite mit Wasser gefüllt, sehilfrohrhnltig und sehr aV
schlissig. Vor ihren Toren befinden sich Zugbrücken, (Nach
dem) Dorfe Mör,^ (der nächsten) Station^ (sind) 5 St. — Dorf
Assir'^ 5 St. — Festung Raab** 5 St. Als man in diese ein-
timt| gab man eine Kanonensalve von 150 Schüssen ab. Es ist
mne öberaus stark befestig^te und große Festung ^ ihre Werke
sind aus Stein und in gutem Zustande. Jedes der Häuser in der-
selben gleicht einem Schantzwerk; sie besitzt im Innern Kirchen,
* Aucli BLmonsthiirm gociftnnt ; an der Vercintgpaiig des PiUtinalkjinAk
mit dem Sio, im Komitate TDloa^ Drieacb, Ber. B. 4dl ^= Siiiiontliürn.
* Dle«ei Wort ist Im Teste xweifcUDS yerscliricljonj denn em Ort Sauiaa
(JUww^Ulf) OÄVStiort m jener Gegend nicht; A^^^^l^i »st dalicr in A^}Jii
f&iponia) lu korrigieren, was der N*mß de» boutigen im Komitate Fej^r
g«]efeaen Orlcs ,So[tonja^ ist; Drieacb, Ber S. 491 ^ Scephonle, Marach-
ront© der törk. GroßbotBchaft (r. 8. 8, Anm. 1.) — Scheponie; J* C.
Müller, Msppa regni Hunganae 1709 = SupoQv^.
• UiigArlicb Ssekes Fej^rvar; «Uw. Stolni Belgrad 5 türk. latolui Belgrad
(>LÄJb ^^^.IJjJILmj^); bier muß zur Vermeidung der im TÜrkisclicn unge-
wdbnlichen AnlautbooBonanz ein Vokal yorge»etzt werden; Teit =
{jlotii B^ SttiblfT«lßenburgt 7 Meilen sUd^lfitltcli von Ofen ton Komitato
Fej^r, ist die alte Stadt der Krünung und Gräber ungarischer Köuigo.
* Im Komitate Fej6r; Drieecli, Der, S. 491 ^^ Mar.
Im Bezirke Oeazteal, im Komitate Komorn in der Nähe Ton EiAber
Müller J. C, Mappa regni Hung, — Assan
** Ungar. Györ^ tilrk, Janjk (^jib, ^^-Jb) im Komitate gleichen Namen»,
an der MQudung der Kaab tn die Kleine oder Wieselburger Donau,
*J Meilen sÜda^tlich vou Freßburg.
32 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorit
^^ «Jj^ 0^ ^.l»' tc^U ^ly <3j^^ 3yJ\ Tc^L ,3;^ ^yC^jS^
-^^-^^^ »5^>--^-^ J^J J^^* "^-^^ -J^^ ^>^^. ^^.^^^o^V
j<^ ^^jS^jjij^ Bl. 14 r. <^^ ^j^ JJL^j^^ »Xif \ ^^\ j^jl^
* Ms. I L^ 1- » » ^ \»^ ist falsch, denn ^ JLk^Lo ist Subjekt.
»> Ms. = iU*.
« Ms. = j^U*.
«> Ms. -= j^^ dc»JL5.
^ Der eine dieser Flüsse ist die Raab, welche hier in die Donau mündet,
der andere ist die Kaabnitz, die sich in der Nähe der Stadt in die
Raab ergießt.
' l^t das heutige Szent-Miklos im Wieselburger Komitate; Driesch, Ber.
8. 493 = ,St. Niclas, ein dem Grafen Zichi erblich zugehöriges Dorf
und Schloß*.
" Das heutige Uugarisch-Altcnburg (ung. Magyar-Ovar) am Einfluße der
Loitha in die Kleine oder VVieselburgcr Donau, 10 Meilen ostsüdOstlich
von Wien, Sitz des Wieselburger Komitates.
* Ung. N6met-JiLrfalu, ebenfalls im Wieselburger Komitate; J. C. Müller,
Mappa regni llung. = Teutsch-Järendorf.
* An der hier die Grenze zwischen Osterreich und Ungarn bildenden
I^itha, 5 Meilen südöstlich von Wien ; J. C. Müller, 1. c. = Pruk.
Hier traf die türkische Gesandtschaft am 6. August ein, nachdem aie an
der Grenze von dem Oberkommissär des Viertels unter dem Wienerwalde
Franz Jakob Grafen y. Brandeiß im Namen der n. 0. Stände über-
nommen wurde. Vgl. SchOnwetter, 1. c.
Bericht über den Ttug des Groß-Botscluifterfl rbrabim Pascha etc. 35
und in einer großen Kirche ist eine Orgel, auf welcher ihre
Priester spielen. Die Bauart der Festung ist recht stark, sie
hat einea dreifachen Graben. Auch fließen in allen dreien
große Wasser; eines kommt von der Donau, zwei von andern
gleichfalls großen Flüssen,' Die Dicke der Festqngemauer be-
trägt 18 Schritte; in die erwähnten Festungen, mit Ausnahme
Belgrads y traten wir ein, besichtigten sie und die Offiziere
hinderten es auch nicht* (Nach der) Station St. Nikolana^
(sind) 3 St. — Station Alten bürg 4 St* — Station Deutsch-
Jarndorf 4 St* — In der deutschen Sprache bedeutet ^deutsch'
uem^e und jDorP kjöi, (Nach der nächsten) Station, der Festung
Brück/ (sind) 4 St Es ist eine kleine und sehr hübsche
Festung mit zwei Toren. (Nach der) Station Schwechat^
(sind) G St Sie ist ein Aufenthaltsort des Königs und besitzt
sehr viele Häuser; auch ein Schloßt des Königs ist da, in dem
aber außer einem Wächter niemand wohnt. Wir traten ein
und besichtigten es. (Nach der nächsten) Station, der Festung
Wien, (sind) 2 St. Nachdem wir in Schwechat eingezogen
waren, ^ hielten wir uns 4 Tage^ daselbst auf. Am Montag
den 28. des heiligen Monats Ramazan ^^ hätten wir uns mit dem
* Der allbekaaute Ort bei Wien, Hier pflegten die türkiBchen Botschafter
ihr letztes Kficlitquartier zn nehmen vor ihrem Eineug-ö in Wien, In
ier Nähe dieses Ortea stebt ein 14 Fuß hob er atpinemer Obelisk »nr
Ermnening^ an die Zusammenkunft Leopolds L und Johann Bobieakya
nach Wiens Befreiung' von den TUrken (1683).
■^ Datnit kann nur das Schloß von Ebersdorf (Kaiser'E.)i welches eine
Viertelstunde weit von Schwechat entfernt im, geineint sein» da 5icb in
Schwechat selbst nie ein kaiserliches Schloß befunden hat. Im Schlosse
Ebersdorf hatte 1529 Sultan Suleiman sein Hauptquartier» Vgl. die Be-
üchreibiing des Srblosses in A, Schmidl, Wiens Ump-pbungen auf awanzi^
Standen im Umkreise, Wie« 1838, Bd, IL S, 122 ff.
■ Der Einxufj in Schwechat erfolgte am S. August iu Begleitung des oben
erwähnten Grafen v. Brand ei S und des hohensolleri&chen Oberstleutnants
Baron de Royer mit 2tJ0 Küraasleren und 160 Ra ab e riechen Husaren 5
am 11. August wurde der tÜrkiftclie Bot<ichj|fter daselbst im Namen des
Prin»eu Kugen v. Savoyen von dem kaiserl. Hofkriegsrate und geheimen
Referendar Anton Josef v. Ottel bewill kommt, welcher mit ihm gleich-
zeitig dasCeremouiel beim Einzüge in Wien feststellte. Schän%fetterl.c.S.3K
* Der türk. Botschafter verweilte in Schwechat vom 8» — 14 AugUÄl, also
eigentlich & resp. 6 Tage, jenachdem man den Tag de« Einzuges in
Bchwechat mitrechnet oder nicht.
i** = 14. August (1719).
SiltnuKiber, d. pbiL-biit. £L Ifil. M, 3. AtH. 5
34 ni. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst.
^ Bl. 14 V. jj^y u-^^^ ^-^^^.j j^^^ v/^^ ct'; ^^.-jtjjü
Jj. -^AA* V^>^ t?^ -'^r^^' ^^ ^ ^-^ -Ai^V» J^* er';
«^^ A-^^^- «r^y^ >>^^- K^J^i ArV ^"^. o^lU jT^^j^--» j
^^y^J l/A J-^^'-^^-XJ «^"^ <>^ '^.-^- J^^ ^^i^Xs/- ""^^Si
* vjXaK?«^ ist Futunim von ^<'^1%.< gerilemek (var. ^»5CJ*^) statt
e^^^ (resp. vi^Ä-^j)^); ^X-«Jb .^ (vi^^T^ = "^^ veropäten, in
Verzug sein, zurückgehalten werden.
»> Ms. = c>>J^.j^- ^^ *^y-
« Mb. j^^^y». * Ms. ^^jy^.
* Tii/enkdschi (t. ^^y«"^"^*"* v. v»X>oo Muskete, Gewehr) sind die Miuketieret
Füsiliere ; sie bildeten eine Art unberittener Leibgarde der Wesire. J. ▼.
Hammer, Staatsverfassung des osm. R. B. II. S. 226, 246,415.
' Damit ist wohl gemeint, daß die Tüfenkdschis ihre Gewehre nicht auf
den Schultern tragen sollten.
' J. y. Hammer (Gesch. d. osm. R. B. VII. S. 258) berichtet als Grund der
Verzögerung des Einzuges, daß sich der türkische Botschafter nicht ver-
stehen wollte, den ihn ins Quartier führenden Hofmarschall bis über die
Stiege hinunter zurückzubegleiten. Tatsächlich gab er ihm nur bis zur
Stiege das Geleite (SchOnwetter 1. c. S. 44).
* Diese Ordnung erfolgte auf den Wiesen zwischen Simmering und dem
Meogeb&udc, wo auch der Obcrsthofniarschall, geheime Rat und KImmerer
Berfohl Qber den Eti^dea Groß-Uatschaftctrs IbrA^him pJiicLa etc, 35
feierlichen Einzige in die Festung Wien beitiaho verspätet.
Von den Janitseharen des kaiserlichen Hofey waren 50 Tüfenk*
dsckia^ bestimmt worden. Einen Tag vorher^ am Sonntag, kam
^n Seiten des deatsclien Kaisers folgende Nachricht: ^Die
ifetikdscliis sollen hinter Sr. Exz. dem Paaoha marschieren und
ihre Gewehre nicht nach oben beben, sondern die Spitze nach
fUifen halteOj* und wir unserseits werden mit Gewehren be-
raffhete Deutsche bestimmen, die sollen hinter dem Pascha mar-
chieren^ weiter hinter ihnen die Tüfenkdschis, und zwar sollen
sie ihre Gewehre mit der Spitze nach unten halten.' So lautete
die Nachrieht, die da kam. Die TQfenkdsehis erwiderten : ,Wir
trejitien uns vom Pascha nicht und halten unser Gewehr nicht
mit der Spitze nach unten^ So antworteten sie und sie sagten auch:
,Wir geben so wie die andern, die sich im Zuge befinden.**
Sebließlich schickte der (Kaiser) seinerseits die Deutschen.
Hontag frllb kamen sie und der Zug wurde geordnet.^ Se« Esu.
der Pascha setzte den Galaturban auf, heftete ^ich den diamant-
be86tsten Reiherbusch darauf und stieg zu Pferde. Die TQfenk*
dsehU marschierten, indem sie ihre Gewehre nach oben hielten j"^
weiter hinter ihnen gingen die Karamerherren. Die elenden
Ungläubigen und der Kaiser aber ordneten einen Zug an, wie
ein solcher noch nicht dagewesen sein dürfte.^ Mit solchem Zuge
»og man in Wien^ ein und die Ordnung wurde durch den oben
Adam Franz Fürst von Schwarsenberg mit dem kaifl«rl leben Kommi^slr,
Genera] -Feld marsch all-Leutnant, Kämmerer and Hofkriegsrat Heinrich
Jooef ReLclu^rafßn v. Dann und einem glänzenden Gefolge, den vou
Schweciiat in feierUchem Zuge anrQckeuden tilrktscben Botschafter
empfing. Nach einer kursen Begrüßung , hei welcher Ansprachen ge*
wechfltit wurden^ %og man zu Pferde in Wien ein. S(.-hünwetter 1. c. S, &%
* Sehönwetler L c* 8. 34; ^Giengen 50 Janitseharen Bufeckci gen&nnt; diete
Inig^en ihre schwere Röhr auf den Achselen* . . .
' DiMer prächtige nad gtünsende Zug, wie «r in Wien noch nicht gesehen
wufde^ ift b«i SchOnwetter 1. c, S. 32 ff. ausfilhrllch beschrtehen*
* D<?r Zug ging von den oben erwfthntcn Wleaen an dem Dorfe Slmmering
forh«i, ditrch das St. Marxer Linientor an der kaiserHchen Favorita,
d*fli I'jtuUnerklüSter und dem Frelbuns vorbei, über die steinerne
Bj-Üuke durch das Kiirntnertori dann an der Augiwtiuerkirche, der
kaiteHichcu KeiWchule, der ^lichaelerkirehe vorbei über den Kohlmarkl
und Grmben, dann au der Stefanakirehe vorbei enro roten Tur hintinter
Über die BeblagbrÜcke in die Ijeopold»tadt, in welcher im Holel ^um
gotdc!fi«n LanibeL* (Ein tlutet ,Zurti goldenen Lamm' befindet «Ich noch
3*
36 ni. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
*Iuli' U^^' J^J^ vJ-V-Ajy-^^ «ll-lW «Li^l» «jLiL. StkS^'>^'^^''>\
J^U, ^V\ ^ ^J^\ ^V\ •^Ij ^^ u/lj^^ U» ^x5%C^j J5fU*
oLjL-jlJI\c «Li^li y^^^T^ ojJ^jl ^^ dl \ JLsPojJ^jl ,3"^ Bl. 15 v.
jb<-j>- ojJ^jl ^5-^ ^J^^. 3 \}^^ ü^i\ JL-jl ü^J^ kSJ^^t^'^^
ö\jj> oJii^jl ^^ 4l^ ^e^^^J >Ke oJli\>jl ,3"^ ^^^ j^lli>» 4I1I ^^\c'
heute auf derselben Stelle) das herkömmliche Absteigquartier der türk.
Botschafter bereitstand. In den Straßen, durch welche sich der Zug
bewegte, bildeten Bttrgerkompagnien Spalier. SchOnwetter l. c. S. 42 ff.
• Ms. JLcLo.
*> Sic und nicht ]fl5ö\^,^, wie man im Ms. auch lesen konnte. ^^^^^^^
pers. Plural von 6^\^} »toll, närrisch, verwegen* steht hier statt des sonst
gebräuchlichen t. JUJ^ (t. ^^ = närrisch, toll). Die Delis (Närrischen,
Beherzten) und Gjöniillüs (Freiwilligen) waren irreguläre Soldaten, eine
Art berittener Freikorps, die namentlich in Asien geworben wurden.
J. V. Hammer, Verfassung des osm. Staates, Bd. II, S. 235.
^ ^LJL$^ ist kU und zusammengesetzt aus ^^S^ (heutige Schreibweise
^JÜL^yO + V^^' Pluralendung o^- Der Gebrauch der pers. Pluralendung
im Türkischen bei türkischen Elementen kommt seltener vor; dagegen hau-
fi<>er bei pers.-arab. Elementen, z. B. ^^J^y^'^ nieb*(Udn Abgeordnete, v. a.
t^ycL«, ^U**5 kegän Personen v. p. ^y^^ etc. Vgl. auch M. Bittner,
Einfluß des Arab. und Pers. auf das Türk. Wien 1900, S. 60.
«> SUtt ^A<.>^ peikei = p. ^ AQ^ ^y, pUkaei:
• Ms. U\ ,\^^^-^.
• D. h. durch einen ,Kommi8sär*, welches Wort der türkische Berichter-
statter bereits oben erklärt hat. (Siehe S. 24 Anm. 2.) Als Kommissär fun-
gierte IL J. Reichsgraf v. Dann, siehe S. 34 Anm. 4.
' Der Monat ist in der Handschrift nicht angeführt; im Ramazan kann
es nicht gewesen sein, da der Einzug in W^ien selbst erst am 28. Ka-
mazan stattfand; der 22. des folgenden Monats (Saww&l), welcher dem
7. September 1719 entspricht, war aber bereits der Audienztag beim
Prinzen Eugen v. Savoyen, mit welchem Tage der türk. Berichterstatter
augenscheinlich den Audienztag beim Kaiser verwechselt hat. Das
richtige Datum wäre bloß der 19. Sawwil = 4. Sept. 1719, an welchem
Ikricht über il&ii Eug dos Gfoß-Botschafti^rs Ibrahim Paicha otc. 37
bescbricbetien Kommissär* festgestellt. ScLIießlich Montag deü
22.* ging (der tiirk. Botscliafter)^ um dem Kaiser das von Sr,
Majestät dem FadiBchali, dem Zufluelitsort der Welt, gesandto
kmiserUcbe Scli reiben^ zu geben* Auch an jenem Tage war
ein sehr feierlicher Zug^ und die Ordnung dabei war die: Am
Anfauge die mit Gewehren bewaffneten Soldaten des Deutschen,*
dahinter die Narren^ und die Freiwilligen^ hierauf der Oberstbof-
meistef; weiter hinten die von der glorreichen Majestät dem Padi-
ichab, dem Zufluchtsort der Welt, geschickten Gaben und Ge-
Rcheuke, dann der Schatzmeister und der Hchltlsselwiirter, hierauf
der Kommandant der Zeltträger mit seinen Lentenj dann die
Tsehausebe des Diwans, hierauf die bärtigen Aga's, sodann die
Handpferde deB Pascha, dann der Dolmetsch und der Vorsteher der
piuyserlichen Kämmerlinge, dahinter Se, Exz. der Botschafter-
TMge itach 4«m Wien. Diar. der türk. Botschafter vom Kaiier In. feierlicher
Aiidi«uix ^mpfaugeo wurde.
' Dieses Scbreibea, welches in einer silbernen lltillü vt^rwnhrt war, ent-
bleit die Beglaubigung des lürkisclten Botäcliaftera sowie &nfe meine
BeteaeruD^ti dea Frierlena nnd der FreundschÄft und ist in der Ge-
iehiclite Kaschid^ BL 33 abgedruckt. Es unterscliiod »ich von den ver*
lier^hendcu und fipHtereti durch die Äuälasäung der beleidigenden
ScbliL0formel : ^j^^ ^\ ^ J^ ^%ZJ\^^ »Heil dem, der der wihren
Leitung^ (der moh. Ueligion) folgt\ wodurch Fleil und Gruß Klchttnoh«m'
med«neni Ter weigert ts' erden < (J- v. Hanimer, Gesch. d^ osdi, H. B^ VU,
ö. 260.)
* Das bei diesem Zuge %n beobachtende Zeremoniell wurde von dem kviserL
Komtiiifiir Grafen v. Dfiuu und dem Hofkriegsrat nnd geh. Referendar
Anton ,Joe«f v« Öttel mit dem türkischen Botschafter festgestellt. Der
Zug b«wfi^e sich »us der Leopoldstadt (vom Hotel «Zum goldon^ti
Limbel*) durch den roten Turm an der Stefanskircho ntid dem Stock
iin EUeti vorbei, durch die Kfirntnerstraßo, das KSrntnertor über die
iteineme Brücke an dem Frelhang nnd dem Paul an ej'k lost er vorbei zur
kats«r1leheti Favorita (jet^t k. k. Theresianum). SchÜnwetter l. c. S, 21 C
Hammer (Gesch. d. osm. It. B. VIL S. 2M) berichtet rnNchlich, daß die
Audienz In der kaiserUchen Burg staltfand. In dieser wnrde der türkische
Botschafter vom Kaiser nur in der Abschiedsaudieux empfangen, wa«
Hammer augenscheinlich verwechselt h&t.
* Das waren 40 Mann vom kaiserlichen Leib- und Stadtgarderegiment
unter dem Kommando de* Hauptmannes t\ Ferdinand Creinltx. Schön-
wetter l c. a 21.
* fiieii« Text S. 36, Anmerk. b.
38 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst.
oL^^L U\ ^Jji/ -Uli dJ\^ BI. 16 r. ^JU\ ujjJ^'» •J^'^j» J-^
oJU\ ^^U l5 jJj^^ '^.Ir-' j^^- J-»li-\^ ^jcS^jJI dL^alil O'^.-^
jL^U >^\ r^\ u^^ ^ 4IJ \^\ kS^j.^ yS^ß^^\ jL-U e$-^*'
* pJxIa gewöhnlich ^kJüb (hynto)^ ungar. ^in<(j, Kntsehe, Hängewagen,
Kalesche; Samy Bey (Dict. t.-fr.) hynto (mot bongrois) sorte de Toiture.
*> Ms. v>C^4A>jJi\
* NKmIich ein sechsspänniger kaiserlicher Paradewagen (SchOnwetter 1. c.
8. 21).
' Nach Schön weiter 1. c. S. 21 trugen sie diesmals keine Gewehre.
' Bei weitem genauer und ausführlicher ist dieser Zug in die kaiserliche
Favorita bei Schönwettcr 1. c. 8. 21 ff. beschrieben.
* Diese 8itte des Akklamierens durch Zurufe üben die Tschausche
immer beim An- und Abzug ihrer Befehlshaber. Vgl. Driesch, Ber. 8. 55
und 125.
'^ Nach Schönwetter 1. c. S. 22 waren es 15 der Tomehmsten türkischen
Offiziere, welche mit dem Botschafter den Audienzsaal betraten.
" Der Kaiser stand bedeckten Hauptes einige Stufen erhöht unter einem
goldverzierten Baldachin; er trug ein schwarzseidenes Mantelkleid mit
ebensolchen Spitzen, welches überdies noch mit goldenen Streifen durch-
zogen war. Neben ihm war ein Tisch, auf welchen der türkische Bot-
schafter nach erfolgter Ansprache das Handschreiben des Sultans nieder-
legte. Den Thron umgaben zu beiden Seiten die geheimen Bäte, eben-
falls in schwarzen Mantelkleidern, und die Ritter des goldenen Vließes
in ihrer Ordenstracht. (Schönwetter 1. c. 8. 22.)
* Nach Schönwetter 1. c. 8. 23 lautete die Ansprache folgendermaßen:
Der Unüberwindlichst- Großmächtigst- Demühtigst- und Barmherxig^te
Herr, Horschcr derer Heiligen Ocrtern, Mecca und Jerusalem, Kaiser
allnr Muselmänner, wie auch Schutz-Herr derer Persianern, etc. mein
AllnrtftiNdlirttcr Herr, Euer Römisch-Kaiserlichen Majestät etc. auf-
riohli|r«trr Krriind hat mich seinen Diener, als Groß- Botschafter, abge-
Uerielil Ober den Zng de^ Groß- Botschafters Ibraliim Pnmsh« ote. S9
Pasdia. Vüin Könige war eine besondcTe Kutscbe^ gekommen, in
dieaer Kntachc fuhr der Pascha, dahinter gingen die Tlifenkdschis^
EJid hinter diesen die Kammerherren, Man ging zum König, Das
föö dem Padiichah, dem Zufluchtsort der Welt, gesandte kaiter-
liehe Handschreiben wurde vor Sr. Exz. dem Pascha vom Legationa-
sekretilr oder Divan-Efendi getragen. Schheßlich begab man sich
in d^s kaiserhehe Schloß,^ Den Tachaaachen ging die Weisung zu,
Se,Ex£. den Pascha nicht durch Zurufe zu akktamieren j* und so
lUI&mierten eie ihn nicht. Der Pasc}ia stieg ans dem Wagen^
begab sich zura Kaiser und die Begegnung fand statt. Der Pascha
trat mit 13 Leuten^ beim Kaiser ein. Der Kaiser stand,** Se.
Exxellenz der Pascha sprach die Wortc^' die er vorbringen äolltej
und der Vertreter" des Kaisers sagte: ^Einverstanden und zu-
treffende Er überreichte das kaiserliche Handschreiben und
scb-iokt, dnÜ ich mich Euer R5ipbcb'KaU«rUcben MAjt^ität Wohlstands
«rkimdig^n ; ond der Fretinilichaft j^eruäfS geslemenden Gruß Abstatlen
tolle; Uiid gleichwie metn Aller;^äd)g9ter Herr id dem von mir über-
reichenden Scbreiben bereits die Bchrifttidie Yerticherung getAbn^ daß
Hlhtr den zu Fn$iATor]z ge^chloaseaea Frieden in allem fe9ti|[Hch be*
obiehten werde ^ nnd sich eines gleichen von Seiten Euer ROniisch*
Kaiaerlichcn ilaje^tät verscht^te; Also hat er mir cbenfaU» anbefohlen,
ein eolches biemit mündlich zu bestfitigeu ; Dieses wird das Yertraaen
nnler beeden Eeiobeu stäts mehr befestigen und beederücits UatertahDeD
GlQck und Wohlstand vermehren; So ic^h neben dem Euer ROmiftch*
KaiBerlieheu Majesiftt «Ic. beständiges Wohle rg-c he n ay wünschen tuhe,
• Ei wir der Reichs- Viie-Kander, geh. Eat und Reich^-Erb-SqhatÄmeistcr
Karl Ludwig Graf von Siozendorf, welcher im Namen des Kaisern
folf^endeJ erwiderte: Die Rümiäch-Ka^berlicke ^ auch sa Hifipanient
ilungam und B^^heim Königliche ]kfajeatätf tio^er Allergnldigtter Kaiser
und Herr, Herr, haben mit mehrerem All ergnädigst vamommen« was
gegen wärliger ßassa und Groß-BoCscbafter vor- und angebracht bat; Wie
ncmlichen dieOttomannischc Pforteden jUngätbln awiscben beeden Eeichön
ge«cbloSÄenen Frieden unverbrüchlich suhalten sieb angelegen seyn laBSi^n
wollft^ Gleicbwie nun Allerhöcbstge dacht- flire Katserliche Majestät in dem
Qberfeiebten Schreiben Sich Allergnädigst ergehen werden, also Ter-
laoien Sie Sich aUerdings auf die getahne Veriicherung, und werden
Ihr«! Allerh^ebsten Orts auch darob sejn, damit Ibio Untertahneu crrt-
hmägitm Frieden-Schluß geoau nachkben^ und mun heederseits die
Früchte desselben ruhig genlesen möge; Es verbleiben anbey Ihre Kai-
•cTÜebe Majestät ibme Groß-ßoticbafier mit Kai»erlieben Gnaden wohl-
fewogeiu Schön Wetter l e. B. 23.
40 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorit.
^V\ <-^ Bl. 17 r. ^^j^j J-^ jul^ ^ ^^^^ joXc^ ^jj^jj ^'-^
uVjl oJiij^l dif 0^ ÜJ^*^. >jJLt^l Jli^l JljL ^UL «X;:!/-
<iii, cj^ Ai-' ^;f»^ jj^ <^^-*»^ -^«•^•^ L^^^ oy* ^X-X ^^ ^Jj^^
V ^^' "^^-^ ^-^. o^^/^i ^^^ j-^y^j^jji vjjS ^. ^\
<i\ Bl. 17 V. o^ J^^jy^ o^LL« ^^jl»^jyi» *^AlJ ö^r,^\ \S^^
* J^« L^^ ^^^ ^^^ »erste Minister*, d. i. Hauptstellyertreter, nämlich
des |Monarchen. Die Türken geben diesen Titel nnr dem Großwesir,
dem alter ego des Sultans. Wickerhauser, Chrest. S. 79; auch im Ta'rib-
i R&5id Efendi, Bd. II, fol. \trr. wird Prinz Eugen ^^^^^ ^\^ ^<a^
genannt. ^ Ms. ,^^^. ' = j^^-
** >j^ (tnürd) pers. statt s>j^ von pers. r)>j^ {r^) sterben = tot; .y^^\ >y
mürd ol. sterben, Samy B., Dict. t.-fr. = mourir, en parlant d*nn animal
ou d'un infidöle. * ^j£^ Ui vom pers. ^^^ (IdSae) Leichnam.
' ^Uiw« Tahrff von a. j^^^ {nieShed) = Friedhof.
^ Diese Geschenke, die reichsten und glänzendsten, welche je eine türki-
sche Gesandtschaft nach Europa gebracht hat, sind namentlich angeführt
bei Schonwetter 1. c. S. 25 und bei J. v. Hammer, Gesch. d. osm. R. B.
VII. S. 247 u. 8. 567 im Anhange.
' Das war osmanische Hofsitte, nach welcher auf die Rede eines Bot-
schafters nicht der Sultan, sondern der Großwesir antwortet; um nun
diese Sitte mit Gleichem zu erwidern, antwortete der Reichs-Vize-
Kanzler im Namen des Kaisers. Hammer, Gesch. d. osm. R. B. VII. S. 259.
■ Im Texte steht ^jJS ^\j^i unter yj,\yyo (Schloß) ist hier wohl das
Hotel, in dem der Botschafter abgestiegen ist, zu verstehen; besser
stünde hier ,du»Uy»^ Was die übrigen Einzelheiten der Audienz betrifft,
so vergleiche man die ausHlhrlichen Angaben bei Schönwetter I.e. S. 22 ff.
IVriulit Über den Zug de» Groß-BoUchaftcrs Ihrabim Pasclia etc. 41
spraeli aucb von den Geschenken.^ Der Vertreter des Königs
safte, man solle sie bringen^ und (der Paaclia) übergab sie.
Es war nämlich niclit Sitte^ daß der Kaiser in Gegenwart
der Gesandten spreclie.* Nachdem er alle Antworten erteilt und
«lad kniserlifhe Handsehreiben und die Qe&ehenke übergeben
batlej ging er hinaus^ bestieg den Wögen und kehrte wieder
im festlichen Zuge in das Absteigquarticr zurück.^ Hernach,
nachdem inÄwiscben zwei Tage* vcrstridien waren, begab er
sieb xnni ersten Minister, naraena Prina,'* Prin?. bedeutet
soviel wie ^BcBitzer, Wesir des Siegels^^ Er übergab seine
Briefe und Geschenke, und zwar kam er wieder im feierlichen
Zöge. Der sügenannte Prina kam aber nicht in den Diwan
des Königs, das war nicht Sitte.' Im tSdilosse* des Prinzen
akklainierteii die Tscbausehe den Pascha« Nun erwähnen wir
die Sehenswürdigkeiten im Innern Wiens. Eines Tages gab
num Kanonensaliren ab. Ans welchem Grunde wohl? Alle
Jahre nämlich hißt er Kanonensalven abgeben, wenn sein
Geburtstag ist,* Noch einmal gab man Salven, Blan sagte, es
sei der Tag, an dem Kara Muätapha Pjischa, als er siegen Wien
gasogen war, vernichtet wurde,*^ Eines Tages starb die Mutter*'
* Du w*r am 7. September 1711», Wien. Dlar, Nr, 1670,
^ Damit ist Pniiz Euj^uii v, SftvoyBu gemeint.
* Aaeb die» wl naiOrliek unrichlig; der ttirkisclio ßericlit«rBlatt(>r woUie
lult (lifta«r Efkläfuiig wohl fUe hohe und einilußreicbe Stelluitg» welche
l'riDJE Eugen ilAmals innohattc, keiinxeti^lmen. Prinz Eugen war wifk-
IicboT Gell,- und KonferenxrAt , PrJüiufeiit des Hofkrie^r*tc», Generat-
Jrtitnani, (lotivcmeur ii. Kapitfin-Gencral der kÄiBerl. Üsterr, Niederlande
und Oberst aber ein Reg^iment DPÄfoner. Wien. DUr Nr. 1680.
' (1. li. Prin4 Eugen war bei der Audienz des ttlrk. B<»t«eUjifter« belüt
EaUer dor Sitte gemlß nicht anwesend ^ Dtwati (J^^i) »«t hier in der
Bedetttutig von tVer»amtnhmg der Großen dei Keiebes*, wie sie bei einer
fcierliclieti Andieu» «tntUu finden l»rtegt, gebrAuebt.
* Ut däs beaiii^e Palatü de^ k. k, FinAiiamiDtsteriums in der Himmelpfort-
* Ajh 1, Oklaber, d«m Qeburtst^igc des KjLtiers Rarl VI,, befAnd sieb die
iarkinehc BoUebift nöeh in Wien,
** Damit kann nur der 12. September gemeint sein,
" Die Multer de» Köni^ reap. Kaiaers, die TerwHwete Kaiserin Eleonora
ÜAgtlalena Tberesra, geb. Prlnieemin von Pfak-Keuburg, starb FrelUg
den 19. JjiniiAr 1720. Die ttlrk, Bot«ahAft war damals noch in Wien. Wien,
iHar 11 tü Nr, 171».
44 m. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst.
^ 4i^ vj ^^^i^ j\5^ « ^«^ ^^ ^*^ j j*^J ^ ^ j-^j^^ «3-^ '^tji
4£r^^ vjL«* jl^. j^ l»U j^, «J^lil:^ ul^^y^ j ja5>-\^l^ ^J^^
JjU jiaj j J^\ (jvTS ^^ fT^^ c*cL-M* ,3"^ \S}^ ^^ ^ jJlJ*
^^J^:5 i^^ ^^J*^ ^-^^ jyj^* u V. Lfc^^J*^ d;4JS^ Bl. 19 r.
v5^^->*^ ^j ^i^} L^JJ*^ J>^ i5^^J*^ kJ^ma^J^ c^^j'j J^
um Wien neu auifübrte, mußte auch der Stadtausgang gegen die Leopold-
stadt eine Änderung erfahren. Das alte Roteuturmtor (siehe Anm. 4, S. 42)
wurde also verlegt und kam jetzt weiter abwärts gegen die Schiagbröcke
(Ferdinandsbrücke). Hier führte es den Namen ^eues Rotenturnitor\
Stand bis 1858. Kisch 1. c. S. 323—26.
• Statt ^sXJUo\ ; V. Anm. d, S. SO.
• Dasselbe lag vor dem , Alten Roteuturmtor* und führte direkt cum Donan-
kanale. Mitteil. d. k. u. k. Kriegs-Arch. Jahrg. 1883 8. 129.
• Ein Tor dieses Namens hat Wien nie gehabt. Nach dem, was der türki-
sche Berichterstatter im Folgenden über dasselbe schreibt, kann damit
das Sohottentor» welches merkwürdigerweise bei der Aafs&hlnng der
Tore fehlt, nicht gemeint sein. Meiner Ansicht nach dürfte der türk.
UerichterstHtter ein Tor jener Außenwerke im Auge gehabt haben, die
sich iwischen Burg- und Schottentor befanden und auf welche der Haupt-
angritr der Türken im Jährt« 1083 gerichtet war. Auf diese Weise lassen
sich auch die Worte «daß Kara Mustapha Pascha durch dieses Tor in
da.H lunert" eingedrungen ist* erklären; denn den eigentlichen Boden
Wiens, innerhalb der Festungsmauern, hatten die Türken während der
»weiten Uvlagerung nicht betreten.
' Diester Ära» ronp. Kanal wunle unweit des Wasserrarelins von der Donau
abgeleitet, lief suuächrit eiue Strecke iwischen diesem und der Stadtmauer,
dureUbiAch Wt«teri> iu der Nähe der Neutorbastion und mündete in einen
kleinen UalVn, w««leher fUr die lK>uaudotiUe bestimmt war. Kisch 1. c.
Bencbl Über den Zog des Orüß-BoUcliaftcrä Ibraliim PA.tcba ete. 45
tat/ des alte Ton* Allein dieses alte Tor ist geschlossen. Der
Grand hieftir ist^ daß Kara Maatapha Pascha durch dieses Tor
in diis Innere eingedntngen ist. Deswegen ist es geBchlossea
imd außer Gebrauch. Vor den acht Toren sind große Basteien
Aufgeführt, welche ein einfacher, überaus breiter Graben um'
abließt. Am Fnße der Festung fließt die Donau. Von oben
her (von einer Stelle weiter stromaufwärts) leitete man von der
Donan einen Arm ab/ und an diesem abgelenkten Donanarme
liegt das Festungsarsenal. ^ Die Festung bat einen Kommandanten
imd das Innere derselben ist äußerst belebt. Noch 3 7f Stunden^
aacb Einbrach des Abends sind die Läden offen und an den
Schutzdächern eines jeden Ladens brennt eine Glaslaternc,® was
genau so wie eine Illumination aussieht« Die Festungstore sind
gleichfalls bis 7^4 Uhr offen^ dann ecbheßt man sie. Nun seien
die Stadtteile der Festung^ er sv ahnt: die Venediger- Vorstadt,^ die
Leopoldstadt,^ die Ungarn A'^orstadtj'* die Mariahilfer- Vorstadt/'
* Das kaiaerllcbe Arieeat erb ob sieb unmittelbar hinter dem Neütor aud
war «in aus loehrereu Hallöii bestehender Bau, der yqü Herme» Schal*
lamtKer im Jabre 1585 ausgeführt und erst in neuerer Z&H im Jabre
i676 abgetragen wnrde. Kiseh 1. e. S, 327,
* K»eh lOrk lieber Zeitrechnung. Die Türken rech neu b^kÄnuUicb die
Eeii von Sonneuuntergang bis Sonuenuutergaug in zweimal 12 Stunden,
Gebt tko die Soöuo «> B. um ^t%7^ europ- Zeilrecbnung uuler^ bö Ut
CS am ^/jS>» = l^ törk. Zeit?ecbunnr- '/>*'' (^Vi) t"rk. Zeitrecbuuug
dflrfU aUo ungefähr >/, lü'^— 10*^ europ, Z, «ein*
* Djuiijster sind wohl die LRternen %UT Beletiebtiing^ der ÄUilafen rc^p.
der fEntr^es^ der Gcsdüifte gemeint,
* Difj Festtin^ Wien hatte den UmfÄUg dea I. (Stadt-) Beeirkes vor der
Btadterwetleruog.
' llamnter iit die Vorstadt vor dem Venedigertor (Kärntnertor) ztx ver*
«teben; ea war wobl der der inneren Stadt ^unlcbst gelegene Teil de«
4. Bezirkei (Wieden), Den Namen ^Venedigervoratadt* konnte ich in
ki^iDer Topographie reap. Geschichte Wiens fe«l«lenen. Vgl, auch An-
mfrkncg 6j 8. 43, Text = Vcuedik varohy,
* Der heutige 2. Bezirk, die Leopold*tftdt Te*t = LeboMtgk v.
** Ui die Vorstadt ror dem Ungar- (Buben-) Tore^ entatpricbt dem heutigen
S* Beairke (LandftrAße), in welchem aadi dner der Hanptttrftßenaüge
,Ungarga««e' boiUt. Text = 5tiidi&ar y.
^' Iftt der bentif e C. Bezirk (MariahÜf), Teict auch ^ Mariahiif v.
46 III. Abhandlung: v. Kraelits-Greifenhorst.
^ kSJ^^ B1. 19 V. di-Jy ^Ji- uU* j^-uü Jjli* oU JjJ-\ jojü
Q^\ dt^JlL^=a ü\ jJLJU-4iU ^Cj%^j\ i3jL-U j^jl^ ^^^ c<A
o^^j^^ 4^*1 B1.20 r. jy^^\ ^\y^ OjJI^I o^ ^ j^j\j L$J^
• Statt ^^U>^\.
^ Ms. auch dv^Mo\.
^ Damit ist jener Teil des heutigen 7. Bezirkes (Neubaa) gemeint, welcher
sich in der Umgebung der noch stehenden Kirche zum hl. Ulrich (da-
her damals ,St. Ulrichvorstadt*) befindet. Bemerkenswert Ton St Ulrich
ist noch, daß hier während der zweiten TUrkenbelagerung (1683) Kara
Mustapha sein Zelt aufgeschlagen hatte (Tschischka, Gesch. d. St. Wien
S. 490). Text = §ant-uler v.
' Damit ist der bekannte Spittelberg gemeint, der seit 1684 in den Grand-
büchem ,Kravattendörfel* (Text = ^arabut Tor^ ▼.) genannt wurde. Er
war ein Besitz des Wiener Bürgerspitals, daher der Name ,Spittel*.
Penn, Gesch. der Stadt Wien und ihrer Vorstädte S. 363, 1. Spalte.
' Eine Vorstadt, die den größten Teil des heutigen 9. Bezirkes umfaßte.
Kisch 1. c. II. S. 554. Text = Ro^owa v.
* Text = cj^X^t welches ich als ,Wezin (Wizin)' lese; wahrscheinlich
meint damit der tUrk. Berichterstatter die ,Wiesenyorstadt' im Lichtental.
Vgl. Beschreibung der auffallendsten Merkwürdigkeiten d. k. k. Haupt-
u. Res.-Stadt Wien S. 10.
^ Ist der heutige 4. Bezirk, die ,Wicden*. Text = We(i)din ▼.
' Das ist das sogenannte ,Neugebäude (NeugebKu)* bei Simmering, welches
sich durch seine echt orientalische Anlage und Architektur auszeichnet.
Bei der ersten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1529
stand hier Suleimans Zelt (daher der Name, welchen der türk. Bericht-
erstatter gebraucht), obwohl er selbst das Schloß zu Ebersdorf bezog.
Beridit lilier dew Zug d«a Gmß-Botsubafters Ibral^mj Päsi'Iih vU'. 47
die Vorstadt von St. Ulrich/ das Kroatendörfel/ die Ros?an/ die
Wiesen-Voraladt,* die Wieden*^ Eä sind neun Vorstädte, alle
md prILchtig. Jedes einzelne Haus gleicht einer Pallisade nnd
befindet sich in sehr gutem Zastande. Dh umliegenden Dörfer
eind in derselben Art. Weiter diesseits 1 ^/^ Stunden liegt eine
kleine Festung. Man heißt sie ,Das Zelt Sultan SuleimaDs^*^
Es ist eine äußerst hübsche Festung. Sie besitzt 20 Türme
nach Art jener von ^Jedikule^^ Es ist dae Löwenhaus des
Kaisers. Der besitzt nämlich 3 Li) wen, zwei kleine und einen
groOen. Aber der aus unserer Heimat mitgekommene LSwe
bl grüßer als sein (großer) Löwe. Zwei Löwen waren mit
mm abgegangen ; doch verendete der eine 2 Tagereisen vor
Wieti* Auch hat er 4 Tiger, es sind wilde Tiger, sie sind
iber sehr hllbsch. Er hat auch einige Bären und da ist auch
em Vogel, viermal so groß als ein Tratbahn; er ist schwarz
und durch Gottes Allmacht wachsen ihm seine Kralleu aus der
Brust heraus.^ Wenn mau frägt^ wie es um das Obst steht,
Rudolf IL erbaute dann (1587) genAU naeU der Form diete^ Zelle», auf
dema^lbefi Räume ein Lustschloß mit elneui Tier^arteo, welcbf^a die
Ttlrkeii ItiBB am Ächtung; vor Snlelmaua Äadenkeu verschoEitßn und
nur lu einem Magazine verwendeten, indes sie alle uinlie^endeu Orte
▼erheerten. Zu Kaiser Jo&efa L Zeiten war et ein beliebter Aufentbdl
des Hofes. Nachmals wurde tm Tiergarten eine Menag&rle angelegt,
SU der fich unter anderu die iswcl zahmen, Kur Jsgä abgerichtete u Leo*
parden befanden^ die Leopold L von der hohen Pforte zum Geschenk
«rhaltcu hatte. Die Tiere blichen hii^r hU %nm Jahr« 17^2, käme»
aber dann in die neu errichtete Menagerie in Sahl^ttbrunn ; der Garten
war sehon frtlher Fti einer Fajaneri© verwendet, Jetsst besteht hier
ein Laboratormm und ein Palvermai^aelii der Artillerie. Adolf Bchmtdl,
WIeiu Umgebungen, Bd. 3, S. 122 ff. u. RealU, Kurlosltäleu- u. Memo*
* ratillien-Lexikou v. Wien Bd. 2, S. 20d ff. Der ttlrk. Botschafter besuchte
dAi Keuf ehEude mit seinem gewtfhnliehen Gefolge Samstag den 23. Sept*
IT19. Wien. Diar. Nr. 1686.
* Jedl Knie türk,(iüj*, ^UJ^jjo) = 7 TUrmei et Ist das verfallene Schloß
der 7 Türme (f riech. Ileptapjrglon) in Konstantinopel, worin ebemaU
b^i anagehroehenem Kriege die Gesandten der feindlichen Miehte ein*
fetperrt wurden; es liegt anf der Westseite des goMenen Homea un-
weit dejMeerea^ Seiac jetzige Gestalt erhielt es erst durch Mohammed IL
Lange Zeit diente es nls Staatsgeflngnit. Ygh tu@h die Bes<;breibung
in Driesch, Ber. S. 308/U.
* Vielleicht eine Adler- oder Oeierart
48 m. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorit.
^)a5^ ^ yj^^ öy.j j^j\^ 'J\ai J^l jji^^ oy-j oU^ jy^j^
^^^^ il^V\ e$iU7 oU ^^jLmALm J^l j^jl jjf^ dL jyJj\ uL-Zl^-J^
Jlll» ^V\ ^jJ^B1.20v. ^y^^^ u^^ jL-U jy ^5-<j* -^
j^jU U* L^^j^^ 4::\^,-^ jL-U o^^^ <:- ^jd%l,\ p^l* '-'^-3^'^
U ^^/aIJ j.^1 ^1 u^< -^\ JjL-U lSAt-^ ^!; ^^ A-^^*
""•y^ hCjcJ o\^ uXj^ J/^ ^1j3 Ul ,^^jj^ «J^jj^^ J\:< jL-U
^^j ^a.^ ojj^l di\ ^ 4J\ j^^\ ^y^j^. u^> J^ _5 j^^
VJ^J>_,^ L$-X)\ ^^ Juli"^ L^-V-^ '-*l^ ^.-^ J>**^ ^.vi''^ L^-Av"^^»^ ^^
* O^J^ (/W<**»)» Sprößling, junger Baum; Samy B., Dlct. t.-fr.: rejeton d'une
plante, d*un arbre, greffe, jeune arbre. *» Ms. rjyi^y
« Arab. = J^V^\ ^.
«» Sollte eigentlich : ^^.Jj:^ . . . ^^^UuU. ^i^^j^jJc^ LÄib ^^^ ^
lauten, da es ja von sy^^\ rj<^ abhängig ist; oder sollte ^^^JSS gar
als ^3»xX^ {gitdiji) zu lesen sein ? * Ms. ^v %'^^^
* Die Ankunft der türkischen Botschaft in Wien erfolgte am 4. August
1719, die Abfahrt am 9. Mai 1720. Sie war demnach genau 9 Monate
und 5 Tage in Wien.
* Der 5. D2umäda II. fällt auf den 14. April 1720, während nach dem
Wien. Diar. 1720 Nr. 1743 und N. Fuhrmanns ,Altes u. Neues Wien*
S. 1400 die Abschiedsaudienz des tUrk. Botschafters beim Kaiser schon
am 13. April stattfand. Der türk. Berichterstatter muß sich daher um
einen Tag geirrt haben.
' Der türk. Botschafter wurde vom kaiserlichen Kommissär Heinrich Josef
Grafen y. Daun, dem Hof-Dolmesch der orientalischen Sprachen Job.
Andreas Schmid und dem Grenz-Dolmetsch Josef Edlen v. Pandt mit
zahlreichem Gefolge in einem kaiserlichen Paradewagen von seinem
Absteigquartier abgeholt (Wien. Diar. Anh. zu Nr. 1743).
^ Der Zug (seine nähere Beschreibung siehe im Wien. Diar. 1. c.) bewegte
sich vom Hotel ,Zum goldenen Lambel* in der Leopoldstadt durch das
rote Tor über den Graben und den Kohlmarkt nach der kaiserlichen Burg.
Bericbt über den Zug <3es Oroß-Botacliafters IbrHbini Paacha etc, 49
nnxij eft findet sich jede Art Obst^ nur Oliven gibt es nicht*
OllilLame gibt es, aber sie tragen keine Oliven ; sie blUhen
swar, 810 d aber nicht so wie in KonstantinopeL (Und) es gibt
sehr viele Hjazintben, weiße und gefüllte. Auch gibt es schöne
Weinberge nnd Gärten. Wir verbheben nnnuterbrochen nur
licnn Monate und fünf Tage in Wien.* Nun wird bericbtetj
wie Se. Exzellenz der Botschafter Faseba auszogt um vom
Kaner das Handschreiben entgegenzanehmen. Am Samstag
den b. Diemazi-illl-ahyr 1132^ kam vom Kaiser die Karosse*^
Der (Pascha) ordnete den Zug* und fuhr tm Wagen. Er setzte
wiederum den Galaturban ^ auf und begab sich nach dem
kaiserlichen Scbtosse. Doch akklamierten ihn die Ticbausche
Qjeht, Se. Exzellenz der Pascha trat zum Kaiser ein in
Begleitung von 16 Leuten/* Der Kaiser stand. Der Vertreter^
des Kaisers gab zur Antwort: , Unser Friede ist wahrer Friede,
imd zwiir sagte er dies, um jeden Bruch desselben, von welcher
Seite immer, zu verhindern, Se* Exzellenz der Botschafter Pascha
antwortete: ^Abgemacht!^ Er nahm nun das Handschreiben ent-
* Madi dem Wien. DI«r. I. c. leUto dor türk. Botschafter dflü Oaliturbati
(daielbflt K Alibi geaatint statt Ky](l)aYj) erst nach seliier Ankuoft im
kAiserlicheii Scbloß« am Fuße der Stiege, die zu den kaiserlichen Gc«
tDlchc^m fiibrie, auf.
* Per türkische Botschafter wurde mit einige n vomehmea TtLrkeii uud
däm kai^erUchen Kommissär Grafen Dauu durc^h da» Oberttk&itiiii«rer-
St«lIv«Ttr«ter, Eitle r de« goldeneti Vließes, Granden von Spaniea Vlu*
eaiititia Oropeia beim Kaisor eingeführt, Wien. Di an l, c.
* Ee war diea der wirkliche Geheime Rat und Gebcime Reichs- Hof- Viae-
Kanzler Friedrich Karl Reich^raf vou SebWnborn-Buehbeim «. Wolfstbal.
Er arilwortote im Namen des Kaisers «ach dem Wien. Dlar. I. e. folgen-
defmaÜent ,Wie Ihre KaiÄerlicho Majeütät etc. die VerBicbernn^ der
bebarrlich-guten Kacbbaracbaft und nnverhrüeblieben FriedenÄ-Haltung'
^nidigit geni verstanden, aueb ihres Orta y.u den aagekrenktcr Beub^
aebtnog es an siebten erwlnden lai^^ieii würden; Sie bütten dessen den
Sultan durch ihren Groß-ßotscbaftern» deö Grafen von Virmonf, ebenfaU
vergiristeD laasen, und darinnen ob der gescbwinden Erstattung des ge-
meinnützigen Friedens Jit^bon ein genngsainnics Kensei eben gegeben, nnd
Labten anbey Ihre KaiseHicbe Majestät cte, nicht zweifeln, es wurde
er, Groß-Botiehaftcrj an-dieaes, nebst dem cmj^fangenden Beglaubnnß-
ichreihen geaiemend hinterbringen, da Selbe im (Ihrigen mit Heiner an
dera Kaiserlicbem Hoflager er w lesen- vernilnfii gen üpseherdenbeitj nnd
friedferti|f-gater Aijft'ÜbTUng^ ganis wohl äu frieden, nnd die^e mit KaiMi^r-
llchan Gnaden gewogen würen.
ftliaat»h«r, d. |^bil-%l«L Kl. ib%. M. A. Abb. 4
50 III. Abhandlung: v. Kraelitz-Qreifenhorst.
d)\> ^^\ ^\ u^\ 0^^=^ <^\ ^\} Jyj, j KS^xi -c-j^»
^S^ J^j^ Cf^^ ^^ v3^^ •^ -^-^ tr^ uJ^Ä-^^' B1.21r.
\ß\ ^j}^ <iX^ d^\ ^^Vl «Jiiü ^jJL>l *Üc ^^jU>- j^Ju>»j^^ ALI» 0'^^\
J.\ 'O/Jl- '^f^ 0^1 Jj5».^ ^ j5 lJ^j'j ^j, -^t- jXlj
dUi; ^^ ^5-^ ^( 4l\ L^vi -c- ^xT ^<^i; ^^^ uVji j/'^
-d- o^^y^ L^A-rf: - (jy^^^r * (j^jjJ^Tiil^ u-^^j» BL21 v.
• jlJ— w-4i^ ^^\ (jL^ dL ^s^^^ ^^ ^^^ Jv"^' ^^ v5'^j-J^^5%ll
• SUtt ^^^•. »> statt ^..*...;^:ß^-^ « Statt ^^ JUo .
«> Der Aasdruck ^G ,^>*^j^. ^^'"^ ^^^'^ ^'® ®*" Wort, respektive wie eine
Iz&fet-Konstruktion behandelt; vgl. auch M. Bittner, Einfluß des Arab.
und Pers. auf das Türk. S. 08.
• Ms. dJLJ\. *■ Ms. ^jJ^3^.
^ jyL\ = p. jyiJi. *• Gew. j^^^rüDJyi.
^ Dieses Handschreiben, welches an den Sultan gerichtet war, beschreibt
das Wien.' Diar. I. c. mit folgenden Worten: ,SoIche8 wäre durch die
Kaiserlich-geheime Hof-Kriegs-Canzley abgefasset: und ausgefertiget :
anbey Lateinisch und mit gold- auch schwarzen Buchstaben auf Per-
gament geschrieben: dan in ziemlich groß-viereckigter Form zusammen
geleget: auch mit dem Kaiserlichen Sigill verschlossen: und in einem
Gold-Stuck verwahret gewesen*.
' Das Wien. Diar. 1. c. berichtet, daß sich auch diesmal einige Maultiere
und Kamele im Zuge befunden haben, welche die vom Sultan an den
Kaiser geschickten Präsente trugen.
' Auch dieses Datum ist vom türk. Berichterstatter um einen Tag später
angesetzt, denn der 15. D2umäda II. ist der 24. April 1720, während die
Abschiedsaudienz bei Prinz Eugen v. Savoycn nach dem Wien. Diar.
(Anh. zu Nr. 1745) schon am 23. April stattfand.
• Nämlich Prinz Eugen von Savoyen (Siehe S. 41 Anm. 5 n. 6); auch diesmal
wurde der türkische Botschafter mit demselben Pompe wie anläßlich
der kaiserlichen Abschiedsaudienz aus seinem Quartier abgeholt. Der
B«rkht über den Zug dtft Groß-Botiehafters Ibmliini Pnach« eie.. 51
gegen und Qbergab es dem Legationssekretär.^ Die 16 Personen
von tins, die zum Herrseber eingetreten waren, gingen aus dem
Zimmer dea Königs hinaus ; als hierauf der Botschafter Pascha
fortging, nahm auch der König ein wenig seineu Hut ab und
grüßte« Sodann kam er (der Pascha) m feieriiehein Zuge nach
dem Al)Bteigquartier (zurück). Als Geschenk wurde (dies-
mal) mehts gegeben,* Am Dienstag den 15, des er wähn ton
Monats* begab er (der Botschafter) sich wieder im festlichen
Zuge zum ersten Minister^ namena Prinz;* er händigte dem
jPrinssen* sein Geschenk ein, empfing von ihm Briefe* und Ge-
schenke*^ und kam in feierlichem Zuge nach dem Absteig-
quartier zurück. Am zweiten Tage darauf schickte Se. Exzellenz
der Botscbafter Pascha seinen Stallmeister mit Kamelen und
Maultieren und die Knechte zu Lande nach Belgrad*"^ Am
sechsten Tage ließ er die Janitscharen auf der Donau zu Schiffe
abreisen .^ 40 Mann fielen aber vom Islam ab.^ Als im Jahre
1093*° der verstorbene Kara Mustapha Pasclia gegen Wien zu
Felde zog, drang man in das Innere der Featnng Wien ein und
feierlich« Zng bewegto sich von der LeopoldstAdt Über die SchUg brücke,
durch das roto Tor, die Kärntnerstraßa nacti der HimroelpförtgAsäC!, W(>
iich das PaUls des Prinzen btsfAad. Wicr. Diar. ), c,
DAranteir «iod die vom Prin« Eageu gefertigteu Rekreditirta «u ver-
itdb^D, von denen das eine an den SultAn in einor goldene u^ das andere
an den Großweair in einer $ilbornen tlüUe verwahrt war.
Di«a« Geschenke eowio die näheren Details der Äadiena siebe im Wien.
Dm wir am 25. Apnl 1720. Das Wien. Disr. Nr* 1746 berichtet darllber
fnlfpendas: ^tem war unter Begleitung' einer Coropagnie von dem Lübltch-
Bayreutliisehen Dragoner-Regiment de« anhier noch belindUtib-Türkischen
Herrn Groß-Botscbafter« Oberstallnicister samt 120 Mann itöü der Stall*
Partey und vieler Bagage mit ungefehr 30 Wägen, deren jeder mit 4
Pferden bespant gewesen, tou bier nach er II ungariich -Alten bürg anfge*
brocbeu, um tou doiien mit denen Cameelen und MauUbieren wie auch
Pferden den Wpg femera nach Belgrad forlauietzen, münn dasei bsten
den Herrn Groß-Botacbafter äu er warte nV
Diese Abreise erf<>1gte am W. April, also »eben am fünften T^e; die
JaniUchitren begleitete der kaiserliche Leib- und Stadtgarde-HauplTnann
Herr v. CreinitE mit eo Mann der erwJihnten Garde. Wien* Diar. 1. c.
Die-»e Tatsache erwäbnt auch Drieseh in seinem Bnricbte 8. -iHfi.
Auch ilieaes Datum ist nicht richtig» Die 2. Tiirkcnhelagernng Winn»
fand in d*»p Zeit vom U.Juli bij» %nm 12. September 1683 »Utt, welcher
Zeitraum in das Jahr lOtll d. U. fint
4*
52 III. Abhandlung: t. Kraelitz-Greifenhorst.
jj^ VU ^>^ ÜJ^Ü» Jjy^ "^.JJi^ ^.J^J'.^ ^5* J5* 3 ^'- 22 r.
fti oj)j ^-.^ OUj ,i^*^j^. '-'^•^^ wT^ ^ O^?^ OLUL- ^ JoiJ 7^^^
^^\ Ju^ «i^i'^l o^Li <i\ 4l,\ ^i\ sJL j^ i^3^ j^^^j. *-^^^'
J-^V. '^J ^^ B1.22 V. ^\ ,c— J^ r".^^. ^* ^^^^^ J-^^ -)J^ ^^
4jiLil ^JLw. Ay^^ ^y^ ^j^Cj^^'j\ J^^ ^^IjcI ojvc ^U •X^ljJs»
kJ^^^.3 lt*^} J^-J* ^-^ y-J^^^. v5^^ »^I^jjV •^y^i r^'>y:.
5^li" iJLj^ ^äI>^ ^^^ ^^ojjJ^3 Bl. 23 r. «-i^J^J vJa-^^ (j*^^ »jJU.
* jwLL« meriend, vulg. = p. j^oU-
»• Ms. JUr^^.
* Diese Episode konnte sich in der geschiUlertcn Weise gewiß nicht zn-
getragcn haben, da während der 2. Türkenbelagerung (löüJS) die Türken
nicht in die Stadt (re^p. Festung) Wien eingedrungen sind. Das Wahre
daran dürfte folgendes sein: In der Lüwelstraße Nr. 49 (später 14) stand
das sogenannte ,Türkenhau8*. Es hatte seinen Namen von den mörderi-
schen Gefecliten, die diesem Hause gegenüber auf der Bastei während
der 2. Türkenbelagcrung stattfanden, wobei bereits zwei türk. Standarten
aufgeptianzt, die Anstürmenden aber nach zweistündigem Gefechte mit
liravour zurückgeworfen wurden. Nach !)eendeter Belagerung wurde zur
ewigen Erinnerung unter dem Dachrande dieses Hauses ein TQrkenkopf
mit der Jahreszahl 1083 angebracht und unter demselben eine tQrk.
Kononenktigel, worauf man fortan dieses Haus das ,Türkenhaus* nannte.
Später verschwand der Türkenkopf und nur die Kugel blieb als Wahr-
Berichl Über den Zng des Groß- Botschafters Ibrnhvin Pnicha et«. 63
setzte den Doutgchcn (Ijart) zn. Km itgyptiselicr Jüngling
IiJitte in der Festung ein ganzes Hans besetÄt, Ala nach steWn
Tagen den Deutschen HÜfc kam, wurden die islamitischen
Krieger vernichtet. Der ägyptische Jlljigling fiel mit dem Willen
Gottes als Märtyrer und an der Wand jenes Ilanses errichtete
man ieiu Bild ans Stein.' Es ist noch jetzt vorhanden und
man lobt es. Als Sultan Suleiman vor Wien gezogen wor und
hier besiegt wurde, starb ein berühmter Mann, namens Kasfiu
Wojwoda*, mit 40.000 andern Glücklichen an einem zwei Stunden
weiter entfernten Orte als Märtyrer. Nach jetzt sagt man, hört
mmn dort jeden Freitag in der Naeht den Widerhall des mo*
bammed an i sehen Gebctsrufes* Ähnlich wie dem erwähnten
Ägypter errichtete man auch den Helden an einigen Orten
Statuen ; die stehen noch jetzt. Als 55ur Zeit Deli Sidi Paschas,^
Statthalters von Ofen, der sehr tapfer und mächtig war und mit
Erfolg gegen die Ungläubigen kämpfte, ein Kaufmann aus Ofen
nach Wien reiste, wurde daa Geld dieses auf deutschem Boden
geraubt. Der Kaufmann kehrte zurück, unterbreitete dem
verstorbenen SiiH Pascha die Sncho und ließ ihn den Vorgang
wissen. Dieser Bcbickto auch an den König von Wien ein
Bujui*aldu* und sagte darin; , Das Geld eines Kaufmannes, der von
hier weggegangen warj hat man auf Deinem Boden geraubt Du
solbt bei Einlangen des Schreibens das Geld des Kaufmannes auf-
6nden lassen und an mich schicken und, falls es nicht gefunden
wifd, sollst Du für den Sehaden deinerseits aufkommen und
i^iclieii m der Malier haften, bis auck diese samt dem Hause epurlaa
Terecbwaad, um einem Neubau Plat« %u oiacbon. EiacU a. a. O. S. 564*
* Eaiim Wojwoda (= der Wojwode Kasim) führte bei der 1. TCirkfln-
belj^gertLß^ Wiens (1629) den Bcfdi! über SOO Haisadon (DonauschifiFe)
uwä Mart4»ksi^n (irreguläre Saldale n), womit dletelbia bemannt war«n.
(H«mioer, Gcich. d. osm. li. Üd. IIL a 85.)
■ Hamin^r-PtirgitAt! (Gesch. dt^f ösm, R,) und A. Gäyäj (A^ßudai PwAk,
B^Q»beii 1841) führen iti ihrt?n Listen der StaUbalter von Ofen ketuea
mit dem obigen Namen an; woh] tindet iieb ein Sidl Alinn^d Fas«hl,
«bne den Beinamen ,DeH* (der .Tolle*), welcher vom 21. (24.) Miir« 165Ö
hU SU« Mai 1660 unter Sultan Mnliammed VL Sutthalter von Ofen war*
Ei iaij mangels weiterer Anhaltspunkte in der oben folgenden ErzäblaDg,
ach wer eu sn^en, ob or mit dem ^Deli Sldi Pascha' unsere» OewÄhr»-
mHimea tdenlisch ht.
.TElfk. == ea i^t befohlen worden. So hietlen die Schreiben, welche die
I SUitliaUei' der Provin^eJi in den Örenisen ihree Wirkuagakreiwt erließen.
54 111. Abhandlung: v. Graelitz-GretfeDliortt
4jLil, ^Jü-- ^.>j) o^U^ ^^J^ iJ^J. u-^l— 4^. »-J^* dt^JÜ^
Uj ^SJl^\ ^jy\ J^j^ B1.23v. JuLjuIT J^\ H,Lilj ^ju^ J-ü^
^x^\ ,3^j^\ Oy^^. L^-^jy^ '-'^-r'.^^- ,^;JUJLru^ u-^^-J^O^
^3X3 y^^ vi-^y ^^l-^-i r. ^^LJ^ J^^. J^.J^» JP-^ J^^»^./
^jj^" AjL^ii ji^ \j; ou* vi-^^' ^.^ cTT^ (jjJ^j»^< (3^ iT
jj^^ j-xJU\j ^j^-ö vlL.Li\, ^J^ v5jt J^^ «X^jj\^ ^3,^^^
<Sy\ ^^ u l5j^\ U^ j-^aLJ ^Jy^ J^ OyJ^ 5 oJ^ v5*^ »Jl^li
jy^\ J5» vlL jj^ oj^l B1.24V. 0^^^. ^ •aJ\ ^U ji/>r
• M^ ,3jJUü? *» Statt X«? • = P^^rs. ^.^..^-^i Ara^^ii.
«* Sollte eigentl. ^^^ ^yXS er ließ ihn bringen, fortschaffen -führen* heißen.
* * fehlt im Manuskript Man sagt Ci^ ^ rb' tädz-utal^', im Texte Tiel-
leicht phonetische Orthographie?
' Statt ^jJü\ (elifiiien) phonet. Orthographie wie rorher aX^^I statt
ASt}^\. ' Für ijSjJi^l
¥
B«richt Über d«*ii 7^ng des Groß^Botscliafterti Lbraliiin FuH2hm eic. 55
es ciiigenden. Sagst Üu jNem, Nein^^ so kommen Dir Krone
untl Thron abhanden^ Als nun das Schreiben an den
König gelangte^ antwortete or: ^Wohlan, das will ich sehen P
S^^bulil diese Kunde dem Sidi Pascha zukam, maskierte
er 40 MädBcr und schickte sie nach Wien. Diese 40 Männer
wofpm iß Wi«a ein, entführten aus einer Kirehe innerhalb
der Festung einen Geistlichen und brachten ihn nach Ofen
£0 Sidi Pascha* Docii iiatte wohl weder der Kijnig noch ein
anderer Kunde von der Entführung des GeistHcheu* Kommen
wir zu Hidi Pascha 1 Dieser wollte dem Mönche den Hals
abschneiden ; man but ond er ließ ihm den Hals nicht üb-
flduieiden und begnadigte ihn. Wiederum sandte man dem
Könige Nachricht: ^Aus der Kirche N. innerlmlb der Fastung,
hat er (der Pascha) einen Geistlichen rauben und herbringen
biisen. Er wollte ihm den Hals ahschneiden. Doch baten wir
und brachten ihn dazu, daß er ihn begnadigte. Du solltest wissen,
daß Krone und Thron Dir abhanden kommen; Du solltest
dich bemtlhen^ das Geld alsbald zu schickend Wie der
K«lnig das hörte^ ward ihm der Hut für seinen Kopf 2u
enge und er ließ jenen Geistlichen in der Kirche ausforschen.
Er war nicht da. Er fragte j wieso es geschehen sei, daß der
Mdnch in Verlust geraten sei. Man antwortete: ,E^ kamen 40
Mttniier und der Mönch war verschwunden/ Da besann er
sieb rasch, jEr (der Pascha) ist's, dachte er sich, der den
Geistlichen aus Wien und aus der Kirche entfuhrt hat. Daß
mir Wien abhanden kommen wird, ist mir klar'. Sofort
sandte er seinerseits das geraubte Geld des Kaufherrn und
errichtete sogleich das Standbild jenes siegreichen Sidi Pascha
In Wien, in der Leopoldstitdter Vorstadt.^ Er steht da, auf
fteineni Kopfe ist ein gitterartig geflochtener Turban mit einem
gunsE goldenen Strahlcnbusche, Jenen Geistlichen hißt er vor
sich knien, um ihm mit dem Schwerte in seiner rechten
Hand den Kopf abzuschlagen. — Nun wird erzählt, daß
mmn am Donnerstag den *J. des erhabenen Monats Hedieb
* M«. döp; ^jji (iesk) incU Aij^ (i*^) TöQ per»* j^ K^h*ff; Mtr =
lehiicU.
* Ms. J3;m«J3^ *
* Wo f»lAii£ mh nicht («BitMitmlien.
56 111. Abhandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
4j^ ^Xi^\ CJi'c. o^^/JL* j\,\ ALJum ftjL ^^Uj' J>^J^ <^^ L^^*^^^
oLw.\ aIiL -ü^li J-^ ^5-^* B1.25r. j^jl^ L/^^>r^^' »jSLSa ^
Aaj\» ^\ JlL j^oJCj^I (J^--^ j* l5,A^^^ oJlX1.-A»\ J-Aj^'i^ 5 Ü^ J^
o\^j^\^ ^^^^ ^\ t^Xj^ ij^\ öJL^J di^Jü j J^<*J*i ^^J^J^^
^ali w c^L- AJ^ <i^ j«^^-«» B1.25 V. ^^ s^\ j^j\^ eX-'^ a
dL'^i^ ^ l5-^J lI^ '^^ ^"^^-^ ^ j^^Ji Jjli aU-ä^Ijj uL^y
* jj* J^'J'^ jetzt y» JUUf. (JLXä*) geschrieben = Zvirillingsschwestcrn.
** O^. ^ oV- **^ ^^ ^^^® 0>^ O^ ffün-be-gün von Tag za Tag, ;^ jo y^>
diz-be-diz Knie an Knie, etc. vgl. M. Bittner, Einfluß des Arab. u. Pers.
auf d. Türkische, Wien 19(*0, S. 81.
° Arab. Fem = «LL**^.
^ Der 2. Red2eb 1132 entspricht dem 10. Mai 1720, einem Donnerstag.
Die Abfahrt des türk. Botscliafters erfolgte aber nach dem Wien. Diar.
Nr. 1760 schon am 0. Mai; der türkische Berichterstatter hat sich also
auch hier um einen Tag geirrt.
' Nach dem Wien. Diar. Anhang zu Nr. 1750 betrug die Anzahl der
Schiffe für die türk. Großbotschaft allein 89 Stück, dazu kamen noch
einige kleinere Schiffe; besonders schOn und prunkvoll war das Schiff
des Botschafters ausgestattet. Die nähere Beschreibung dieses, die
Ordnung der Schiffe und das bei ihrer Abfahrt beobachtete Zeremoniell
siehe im Wien. Diar. Anh. zu Nr. 1750.
' Text = Fischa; es ist das Dorf Fi8chamend(t), worüber Driesch in
seinem Berichte 8. 16 folgendes schreibt: ,Es ist aber Fischamont ein
von Wien ohugefahr drey Meil entfernter und an dem Donau-Strand
gelegener Ort, deme eine nicht unangenehme Insul gegen über lieget,
worinnen sich bey dieser Frühlings-Zeit die Nachtigallen und andere
Vögel überaus anmuthig hören lassen'. Die türk. Botschaft landete in
Fischamend am 9. Mai um 2*" nachmittags und übernachtete auch daselbst.
Bericht Über deu Zug des Qroß-BuUchjifteri tbr«bim Paflcba ctc, &7
1132* voti Wien liierher (nach der Heimat) aufgebroclien
ist* Mit 15 Seliiffen^ reiste man nach Belgrad ab. (Nach
dem) Dorfe Fischamend*'' (sind) 2*/j Stunden. Die Festung
Paxsony* am Ufer der Donau ist ein äußerst liöbscher Bezirk.
In einem ihrer Klöster^ leben Zwillingsschwesternj^ welche
cacli dem Willen Gottes mit dem dickem Fleische zasammen*
I gewachsen sind, Seite an iSeite: zwei Körper, je zwei Hände
und beide haben je zwei Füße. Beide ziehen veraehiedene
Kh'ider an und beide setzen sich miteinander j erheben sich,
gehen und sprechen, und ihre Kleider sind buntfarbig. Sie
sind 16 Jahre alt,' doch ist die eine sehr echün, *lie andere
liäßlich und verrückt* Der Unterleib beider ist mit einem
Koek bekleidet. Es ist dies keine Beschreibung auf eine Er-
Zählung iiin, sondern eine Beschreibung nach Angen schein.
Innerhalb der Festnng in der Mitte sind zwei große Sprio^^-
brunnen: bei beiden fließt ans fünf bis sechs Löwenmäulern
Wasser. Ringsum hat sie nur einen Graben, dann ist Wasser,
fNach dem) Üorfe Oünyü* (sind) lö »Stunden. Die Festung
Komorn** ist eine besonders hübsche Festung und gab viele
Kanonenschüsse ab. In der Mitte der Donau ist eine Insel,
* Text = Bodinu; ca lit das ungar. Possonj^ deiitseb Preßburg, um litikiiii
Ufer d«r DouAtif war bis 1784 Uiiiptist«fU von Ungarn. Die tUrk* Bot-
$t;huii kaui daadbat am 10. Mut gegen Mittag iin. Driejjcb, Her. 8. 17—18*
Di^ AbrcUe der Botedtaft erfolgte am IL Mal g«gen U^ vormiitags «u
ÖcbllTe; die Ordnung derselben fliebe im Anh. %n Nr» 1751 dei Wien, Diar.
* Im Etoftter d<sr UrsoUncrinnen, DneBcb, Ber. S. 20.
* Von diesen er«Äbtt aucb Drieaeb, Ber>S. 10, Sto wurden ira Dorfe Enmxj
auf den Gfltern des Grftfcti Kkbj itt der Orafacbaft Komorn von einem
Bauemweib am SG. Woiumuuat 1701 geboren und whtmi mit dc^m Hikk-
gral auainandor gewachaen. Die Ältere, welche 3 iSinnden frtLber snr
Well kam, Meß Helene, die jüngere Judith. Die näheren Details ai^he
Drie^cb, Ber a 19—22.
^ 6ie standen im 19. Lebontjabrei da sie 1701 go boren wurden.
* Damit ist die jüngere Sc liwfster Judith gemeint, vr^lcbe 3 Jalire vorheff
wie Driescb (8. 19) berichtet, rom i^cblagfhiß jjerührt worden wnr und
dadarcb an Sprüche und Vernunft Schaden gelitten hatte.
* Ein Dorf an der Donan^ im ungar. Eotnitate Raab.
*<* Teil ^ Komaran, vom ungar. KomArom^ deutsch Komorn, in der Graf*
frehaft gleieben Namens am Unken Donau ufer. Gegenwärtig eine der
wicliti graten Festungen der österr.^niigar. Monarchie, Vgl. auch ihre Be-
fehle ihung bei Driesch, Her. S. 34—25.
«)8 lil. Abhaudliing^: v. Kraolitz-Oreifonhorst.
0^1* j oJLSjJ^l J=>-^^ (^jJ^^ ^^i^ ^tS^^ "^c-^Li ,3*.>^ /f-^y. '^
^5jy dL-^^l j JLli^l u|x^ o^^^lii^ J^^ali J^^^ A"^.' L^^*^ ^-'^
o^jjjl -t^,'^ «-^^^ J^V«^ ^l* O^^ali AUi:-' Bl. 26 V. a,^ U\
jij^*^ _5 J-^. J^j\^ jJ^^\ u|>j U> j-^,>i **4^ oJ^J -^>1»^
* Ms. ^2j^jy^^^3^ ^L»JL*.
»» OberHüssig.
«^ Ms. Äp. «» Ms. <joO^.
*> Türkiscli richtip^ dJyl ohne ,Tet«di(V geschrieben; arab. ÄJLj.
* Text = Olmaros; es ist das heutige Duna AlmAs, ein Dorf am rechten
Donauufer im ungar. Koniitate Komorn.
' Text — Ostorpon, Osturgun (in tttrk. Handschriften finden sich auch die
Schreibweisen r^^yy^^»^\y rj^^^^^^^^^^) ^^^ ungar. Esztergom, deutsch
Gran. Vgl. die Beschreibung bei Driesch, Ber. S. 26 — 26.
' Text = Wadiin (in türk. Handschriften auch «U» i^aj-^» r}%) ^o»"
Ungar. Vacz, deutsch Waitzen. Vgl. die Beschreibung dieser Stadt bei
Drio.ich, Ber. 8. 27—28.
* Damit dürfte wohl der Statthalter von Tcmesvar, Sidi Ahmed Pascha,
gemeint sein, welcher in der Schlacht bei Waitzen (27. Juni 1684), in
der die TUrken geschlagen wurden, gefallen ist. (Hammer, Gesch. d. osm.
R. Bd. VI. S. 434). Nach einer türk. Handschrift der k. k. Hof bibliothek
(OUe.^^ *^^' ^^' '-^^ ^•' ^'^tl&el, Cat Bd. H. Nr. 1079), welche die ge-
fkriciit ttber fi^ii %ug dca GroG~B4>1ach«fter» Ibr&liiin FaküIia ulc. u9
und zwar ist es eine große. Sie (die Festung) hat viele Stadt-
teile und ist bewohnt (Nach der nächsten) Station^ dem Dorfe
Alnu^s/^ (sind) S Stunden, es ist ein ödes Dorf (Zur) Fe&timg
Uran* (sind) 8 St Als wir eintraten, feaorto man Kanonen-
smWen ab; ein Teil der äußeren Fcstang liegt in der Donan,
w^hrond die innere Festung auf einem Berge gelegen iBt.
Diese ist verlassen j hingegen besitzt die äußere viele Vorstädte^
die aber nur Dörfern gleichen; das Innere der Festung ist un-
bewohnt Sie hat viele VVcingHrlen und Obst in Menge, (Nach
dem) Dorfe Waitzen* (sind) 6 St, Es ist bewohnt, seine
Gehliude sind aber nicht ans Stein. Gegenüber lagerte man,
und 5&war auf einem ebenen Platze. Eine halbe Stunde von
hier entfernt fiel Kodia Stdi Pascha^ als Märljrer. (Nach
1er) Festung Buda^ (sind) t) St, Da machte man 2 Tagc*^
Als man einzog, wurden viele Kanonenschüsse ahge-
Bn; e« ist eine große Festung, die aber in den Kriegen
srödet worden ist; auch die Häuser im Innern sind öde.
He Dentscben erkannten zwar ihren Wert, stellten sie aber
nicht wieder her; sie ist auf einer Anhöhe angelegt, doch
KQg man gegen die Donau zu von der Festung aus Mauem,
führte sie bis asur Donau hinunter und errichtete in der Donau
Türme ^ die aber verödet sind. Die Vorstadt (Her Festung)
ist groß und bewohnt; sie hat sieben Thermen, und 2war
tchkhllicheo Hegebetihi?iton der Jahro 1671 — 1703 umfaßt, hieß flor
SUtthAlter vqm TemesvÄr, welcher 16ti4 bei WÄitzen gefsUon iat, ,5idi
AJirowl raijiKÜde Muh^mmed Paaa (lisb ju»^ »>\jL^^ J^l ^^5^^^*«*}',
' T«3rt = Bmdim (in türk, ilandscbriftpn aüeh ^j^^. O?^^ ^^*^ ungar.
Bnda^ dtulaeh Ofen. Die türkische BoLächüft katii hier am 16. Mai gog;en
f ^ YormiUiLgs in ntid wurde %'^oEn kalserlii^heti Piatz-Oberet-WacUhoeUtor
und mbitttutertf^ii Eommaudanten Baron von Slom e tupf an gen; die Lan-
dira^erfolgle bei der kaiserl. Mülile, Ygl, auch die Beschreib uiig t. Ofca
la Drie»cb, Bcr. S. 30^31. Über die Bäder in Ofen zar Zeit der türki-
sehen Periode TgL Dr. P. X. Linab^uer, Die warmen Heüqneneu der
flaujitnUdt Ofen im Kanigreiebe Ungarn, Pest 1837, 8, 27 ff.
^ Die Äbreiae erfoigfte ara 19. Mai um Vf "^^ früh. Nach dem Wien. Diar.
Anhangs wi Nr. 175-4 verschwand in Ofen in unau%eklIrtor Weis© der
dem Groß-Botschafti^r von der Pforte bei gegebene OberdolroetscU Mn-
0Upl]S Afa, doseen Verlnet der BolAcbafter niu- sehr ach wer vemchmer^eti
koimtc.
60 III. Abhandlang: v. Kraelitz-Greifenhorst.
j Jü:i\^^3 ^i^^^ ÖL^y»^ viLu^Xl J*^^^^. 3 J^J^^ (^^f: - ^^^.3
j^4i^ ^^,^. ^^ C^t- ö^jj^ uU Bl. 27 r. ^jj ^^\ \}
Jl^ J^^\^jy6 o^j^^ u-^^ ü^ uU«»i-' ^>=^ j^^^j'. J_5^
u\x^ N^<. o^L. ^"jl <^ A4 ocU Bl. 27 V. ^^JjU ^j^ ^ j^
" ^:9cxb\ (var. AÄJb\) üice {ilidze), warme Quelle, Therme; Samy B., Dict.
t.-fr. : bain chaud naturel; sonrce naturelle d'eau chaude, tliermes.
»» Mp. ^^^jc«Iä.. ' Ms. dob ^<^ya3.
* Text = Feste; ungar. u. deutsch = Pest; Stadt am Unken Ufer der
Donau gegenüber Ofen.
' Das Ut nicht ganz richtig. Nach dem türkischen Berichterstatter wäre
also die Botschaft zwei Tage in Pest gewesen, also im Ganzen vier Tage,
während sie nach dem Wien. Diar. bloß drei Tage in Ofen-Pest rcrweilte.
Vgl. S. 59 Anm. 5 u. 6.
' Text = Atan, ist das ungar. Nagy-T6t6ny, ein Dorf an der Donau im
Pester Komitat.
* Das war nach der 1. TUrkenbelagemng Wiens im Jahre 1529.
* = , Leben rettend*.
* Text = Fedvar, ist das ungar. Földvnr eigentlich Duna-FOldvar, ein
Marktflecken an der Donau im ungar. Komitate Tolna.
' Text = Paks (in tttrk. Handschriften auch ^^y&^^j ^ -n'jyy, ^oCmJU) ist das
ungar. Paks, ein MarktÜecken au der Donau im ungar. Komitate Tolna.
* Ist der Marktflecken Tolna an der Donau, im ungar. Komitate gleichen
Namens.
Bericht iihPT ilen Zug des Groß-But^cbafterf Ibrahim Faacha etc. bl
große. Die Größe der BassinB aweicr davon beträgt je 40
Sc^iritte; eines hat vier besondere Abteile und in jedem dieser
vier ist ein Bassin. Sie hat auch viele Weinberge und Obst-
en. Ihr gegenüber Hegt eine Festung die mau ,Pest*^
leunt^ ein großer Flecken. Sie bat zwei Moscheen, doch hat
ihren Minarets die Spitzen abgeschlagen. Man verblieb
Ewei Tage.* (Nach dem) Dorfe Tet4ny/ türkisch »Dian
[ l^nrtaran*, (sind) 1 7& St. Es ist ein kleines Dorf auf ebenem
rerrain. Als der selige Sultan Snleiman nach seiner Niederlage
IU8 Wien kam/ lagerte er hier und fragte; ^Kommen uns
J de nt sehe Soldaten nach?^ Man antwortete: j,E3 kommen keine*.
^Gott sei Dank; unser Leben ist gerettet*> sagte er* Davon
^ilieb (der Name): ,Diän kurtaran.*^ (Nach dem) Dorfe Fcidvär*
(in) 7 Vi St* es ist ein großes Dorf. Das Dorf Paks' (in)
ö Sl, ist ein kleines Dorf mit vielen Weingärten, Das Dorf
Tolna* fin) 7^1 St.^ ist ein großes Dorf, (Nacli dem)
Flecken Baja^ (sind) 8 Ys Sl; es ist ein schöner Flecken,
Das Dorf Vürösmart*^ (in) 7 '/t St. (Nach dem) Dorfe
Erdud" (sind) 12 ^/^ St.; es ist eine verödete Festung und
erhebt sich auf einem bocligelegenen Platze. (Nach der)
Festung Vukovar^* (sind) 4 St; (nach der) Festung Illok*^
* lit die Btftdt Baja nahe d«r Donaii im nnf ar. Komitata BAca-Bodrog^r
nordwestlich von Zombof.
" Tci;t = V^eriä Marteriu, ist das heutige Vörösmarti Stadt im linear.
Kotnit^ie Baranja. Daa Wien, Diar. Änh. an Nr. 1754 nennt dieaen Ort
,ViSrö5 Marton*.
" Text = Erteti, ist der Marktflecken ErdSd im ViroTitiier KomitAte in
SliTonlen, unweit der Mtlndang der Draa in die Ootiaa- VfL auch die
ß«scbreibuD^ la Diieach* Ber- 8. IH — 33.
** TmtX ■= Biilghowar, Ist die Stadt Vakovar im Sjrmier Komi täte in
8l4Y&Qien, am Einfluß der Vuka \jx die Donan, südöstlich von Eääek.
Drieaeh, Ber. 8. 35 nannt die Btadt ,Bükovar\ das Wien. Diar,ßi>1quovar\
Di^ Botsehaft kam hier am 23. Mai an, hielt am 29. Eaat und fulir am
30. g^gm Belgrad. Wien. üiar. Nr. 1757.
*• fit der Marktflecken Illok (Ujlak) im Sjrmier Komitate in SUvonicu,
am rechten Donauufer; der tUrk. Berichteratatter nennt Itlok eine Featnn^,
wahrend ^i Drieadit ßer. 3. 35 nur als einen vornehmen Flecken bezeic-hneL
Illok wajr tatiächlicb eine Festnng; vg'l. Chron. v, Bfekka, verfaßt von
If nlb cd-din Mutammed f ^^^ d, \\., ed, Wiiatenfehl IIL, p. r. r t ^UiJLS
^Jjb* und Ta rich-i Ferd! (Ms. der k. k. Hofbibliothek, Eist, oam. 4i)
C2 III. Abliandlung: v. Kraelitz-Greifenhorst.
jjLr.i\ ^y ü^^ ^\ liL* j^jLji" <yJLL j^jl^ if -^ ^li f:^' • JO?- »^ ^
^juL.^dLj(Ä),> 4jJi jJir^l j^il» u^^ ^i^\ öSjli- ^j^\ Bl. 28r.
JULj.Ij Ji^l "Jj^ 3 j^.oJ^J ><*^" VU ^ ^3^^ c^* •^^
^^jji.\ j<j^ o^l* -Uli» J^^ ^^ bj^ -Cr- jj'^ JLi^^ JU4^ Bl. 28 v.
• Ms. ^>^5 <^äJLJ.
** Ms. Ä^.
<^ <i^jy (türk.) ältere Orthographie statt ssfjj. •* M«. J^^y
* Text = Wanlin (Wardein), damals Hauptstadt des ITerKoi^tums Sjrmien
' und Slavonien, ist da« heutige Peterwardeiii. Die türk. Botschaft kam hier
am 1. Juni 1720 an und brach am 3. Juni wieder nach Belgrad auf. Wien.
Diar. Nr. 1758; vgl. auch die Beschreibung dieser Stadt in Driesch'
Bcr. S. 36.
' Ahmed Pascha war Beylerbcy von Anatolieu und befehligte in der
Bericht über den Zug des Groß- Botschafters Ibrahim Pascha etc. 63
5 St. Letztere ist eine verödete Festung, aber der äußere Teil
ist ein großer Srarktflecken ; ihr gegenüber liegt ein großes
Dorf, ihre Vorstadt. (Nach der) Festung Wardein ^ (sind)
6 St. Als wir einzogen, feuerte man viele Kanonenschüsse ab.
Es ist eine große Festung, welche man auf einem hochgelegenen
Platze errichtete. Eine Seite von ihr Hegt an dem Ufer der
Donau und auf der Landseite hat sie einen dreifachen Graben.
Der äußere Graben ist 13 und der mittlere 19 Schritte breit.
Der Graben am Fuße der Festungsmauer ist 23 Schritte breit.
Wenn man durch das Tor in das Innere tritt, so beträgt
die Dicke der Mauer 59 Schritte; es ist eine sehr starke Fe-
stang; in den Gräben wurden von neuem Verschanzungen
aufgeführt; sie hat auch viele Kanäle. In der Festung drinnen
ist kein Geschäftsladen und keinerlei Leben. Nur von dem
eigenen ]\lilitär sind da einige Soldaten, die haben daselbst
mit ihrem Kommandanten ihren Sitz. Die Seite, wo einst die
islamitischen Truppen lagerten, bessert er (der König) jetzt
aas und nach der Seite, wo der Türke Ahmed Pascha* als
Märtyrer gefallen ist, ließ er neuerlich eine große Verschanzung
errichten und setzt sie (die Festung) so wieder in Stand. Die
Anßenwerke der Festung liegen an der Donau und mitten
aas der Donau erheben sich zwei Wälle. Die Vorstadt der
Festang liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Donau,
sie hat einen Markt und ist bewohnt.* Auf der Stelle, wo die
islamitischen Soldaten lagerten, ist ein Derwischkloster, man
nennt es: ,Gül Baba Tekjesi'. Sie hat viele Wein- und Obst-
gärten. (Nach der) Festung Slankamcn* (sind) 6 St.; es
ist eine äußerst verödete Festung und nun ein Dorf geworden.
Sie hat ein Minaret. Ihr gegenüber liegt die Festung Titel;*
auch die ist verödet. Vor ihr fließt die Theiß und vereinigt
Sehlacht bei Peterwardein 1716 den Unken Flügel des türkischen Heeres.
Er fiel in derselben am 5. August 1716. J. v. Hammer, Gesch. d. osm.
R. Bd. Vn. S. 207.
' Wahneheiniich stand sie auf dem Gebiete der heutigen königl. Freistadt
KeoaatB.
* Text sa Islanghmana, das heutige Slankamen an der Donau der Theiß-
mfindmig gegenüber. Driesch, Ber. S. 37, schreibt ,SaIankement^
• Text « Tebtele; dJLXo verschrieben aus ^JLX^\ ist das heutige »Titel*,
•in Markt im nngar. Komitate Bacs-Bodrog rechts an der Theiß.
L...
G4 III. Abhandlung^: v. Kraelitz-Greifenhorst.
OjlJI j^jlS t^jS^\ aLj^ ^\ j\;\ ^^y^ '<^* oj:S^\ ^ Bl. 29 r.
J^sl\ ^^Ü^ «-»^ •^l'j u^J^^^ -^l/*^. j\/^ ^x)^ ^^\jt^
<^ % U j \^^^' .^XJl^ (JJ^5> vlX>i ^^^. u^lji
WtA
* Ms. ^.4*>b^'; /MO vom ungar. ,Ti8za' die Theiß (Fluß in Ungarn).
^ Ms. l^.; l^. ist Abkürzung fQr den mohammedanischen Monat ^>^
,^5^^, vgl. Anm. b, S. 8.
Berichtigungen.
Seite 7, Z. 11 v. o., streiche: ^y» neben dÜLa-
„ 8, Anm. 3, Z. 1, statt ,Mustafa u. MuatafA' lies ,Mu^ta/d'.
„ 9, Anm. 4, Z. 3, statt fChirmaen* lies ,5trm<i«n'.
„ 9, Anm. 7, Z. 2, statt ^aja^ lies ^kaja*,
y, 11, Anm. 13, Z 2, statt .Muhsinzdde* lies .Muf^nzdd^.
j, 12, Anm. b, Z. C, statt ^A. impertuory* lies ,^. impera{ory*,
„ 18, Anm. b, Z. 1, sUtt .koidular' lies ,^(2tt/ar'.
„ 18, Anm. b, Z. 2, statt Jcawuidular^ lies ,A:atDiii(£ii^r'.
„ 18, Anm. e, Z. 1, statt ^qylavy*^ lies jkyüavy^.
„ 19, Anm. f, Z. 1, statt ^torghudz^ lies ,forghud£*.
„ 21, Z. 7 V. o., statt ,Ibrahim* lies ,un8er Botschafter Ibrahim Pascha^
22, Anm. d, Z. 1, statt ,ism* resp. ,i«n* lies ,i|«n* resp. ,«»*.
Beriebt über den Zug des Groß-Botscbaftere Ibrabim Pascha etc. 65
sich vor Slankamen (mit der DoDan). Von dort kam man
nach Belgrad.^ Wiederum wurden von der Festung Belgrad
aus zahlreiche Kanonensalven abgegeben. Sodann reiste man
zu Lande hierher. Und damit Schluß! Geschrieben am 24.
Diemazi-ül-ewwel 1138.*
*■ Die türkische Botschaft kam am 3. Jani 1720 wieder in Bel^ad an*
Die Auswecbslnng mit dem von Konstantinopel surückkehrenden deatschen
Groß-Botschafter Grafen v.Virmondt fand ebenfalls zwischen Parakin und
Kadina (Ra«anj) am 17. Juni statt. (Wien. Diar. Nr. 1759 u. 1763.)
' Entspricht dem 28. Januar 1726 christlicher Zeitrechnung.
Berichtigungen.
Seite 22, Anm. d, Z. 4, statt /o^^ und yoqyl* lies ,'aki^ u. ,akyl*.
^ 26, Anm. d, Z. 1, sUtt ,$oUat' lies ,9ol^'.
„ 28, Anm. b, Z. 1, sUtt ,tabja' lies ytahja'.
„ 29, Z. 8 y. o., setze Komma nach ,Essek*.
„ 31, Z. 2 y. o., statt ,Szekc80* lies ,Szekcs6''.
« 81, Anm. 8, Z. 1, statt ,SzekeA Fejörvar* lies ,Sz6kes Feh^ryar'.
^ 81, Anm. 10, Z. 1, statt ,Ki8ber' lies ,Kisb4r'.
« 31, Anm. 11, Z. 1, statt .Györ* lies ,Gy6V.
„ 32, Anm. 2, Z. 1, statt ,Szent-Miklos* lies ,Szent-Mik16s'.
„ 88, Anm. a, Z. 1, statt ^ynto^ lies ,hyn{o\
n 42, Anm. c, Z. 1, statt ^meieuilj/^ lies ^meiadlyk^.
resp. Z. 2, statt ^me^aUyq*^ lies ^meiaüyk*.
BitMAgBber. d. phil.-bitt. Kl. 158. Bd. S. Abb.
66 III. Abh.: y. Kraelitz-Greifenhorst. Bericht Ober den Zug etc.
Index.
^NUo.\ arflatiy Löwe, Text, S. 46, Anm. a.
dkS3jL>\ üice, warme Quelle, Therme, Text, 8. 60, Anm. a.
^JuiXi balangha, Planke, Pallisade, Text, S. 30, Anm. e.
^^j<ÄX-»i9. peikei = p. ^^yiS^JL^^ pUkaei = Geschenk, Text, 8. 36, Anm. d.
düd^.^' tirenhetey Trompete, Text, 8. 19, Anm. g.
dop (auch ^J^' tizie) tezie, scharf, spitzig, behend, schnell, Text, 8. 56,
Anm. h.
d^'^.lah. p. cdrgüSae, viereckig, im Viereck, Text, 8. 20, Anm. c.
rj^\y^> P- dttßdnaegdn, die Narren, Verwegenen, Text, 8. 86, Anm. b.
OUJLm) soltat, Soldat, Krieger, Text, S. 26, Anm. d.
j^^Lm» gynor, Grenze, Text 8. 14, Anm. a.
v^XJUio ienlik, Freude, Fröhlichkeit, 8a1ve, Einwohnerschaft, Text, 8.23, Anm.e.
J^jy^ forghudzy diamantener Reiherbasch, Text, 8. 19, Anm. f.
X^U> ^joj ar. ^kJLoKj, Verschanznng, Text, 8. 28, Anm. b.
ddkyia, t^ghla, vom lat.tegula, Backstein, Ziegelstein, Text, 8. 28, 3.Z. von anten.
^^ÜJ» kyUavy, Galaturban, Text, 8. 18, Anm. e.
^^Is keUion, großes Kriegsschiff, Text, 8. 26, Anm. c.
,j-LÄ5, p. = ,j-iU-^ kaera, Priester, Mönch, Text, 8. 54, Anm. b.
t^LJ^^ giönüüian (pers. plur. v. t. ^Jl^^, resp. jJÜlS^), die Freiwilligen,
Text, 8. 36, Anm. e.
^yt^ Uiy vom p. d^>i (ldsae\ Leichnam, Text, 8. 40, Anm. e.
^jr.Lw« fMthdrek a., Pest, Text, 8. 12, Anm. a.
>Ut^ meiad Tahrif von a. js-^-ii^ {meihed), Friedhof, Text, 8. 40, Anm. f.
Jp>U^ mehuÜyk, nichtmohammedanischer Friedhof, Text, 8. 42, Anm. c.
jJJLm menend = p. j^U, gleichend, ähnlich, Text, 8. 62, Anm. a.
^^k^ hyntogh (gewöhnlich ^k^ hynto)^ Kutsche, Kalesche, Text, 8. 38, Anm. a.
J:>^^\^ varoi, 8t«dt, Text, 8. 28, Aum. a.
^^b do ^b jan-Af-jaw, 8eite an 8oite, Text, S. 66, Anm. c.
tV. Abb.: Se emulier, Deutsche MnndArten. L
IV.
XL Mitteilimg der Phonogranim-Archivs-Koraiuission.
Deutsche Mundarten, L
Von
Joseph SaemüHer,
(Torgiltfffe ia lir SitxQnr um ft. Oktebif liOT.)
Allgemeine Vorbemerkungen.
His dürfte nicht unwillkommen sein, wenn Texte der
deutschen mundartlichen Aufnahmen des Phonogramm-Arcliivs
eine VeröflFentlichung in phonetischer Aufzeichnung erfahren*
Das ist die Absicht dieses Heftes, dem — wenn Zeit und Um-
stände gtiiiBÜg sind — andere folgen soUen.
In erster Linie stand dabei der Wunsch^ das in den
Pliitten geborgene Material auch in dieser Form zugänglich zu
mftchen* Sie i&t heute wohl noch eine sehr wünschenswerte
Ergtnsung des Phonogramms: die Äbschwächung seiner Deut-
lidikeit» die das Verfahren zur Herstellung dauerhafter Platten
berbeifUbi-t^ Zufälligkeiten der phonographischen Aufnalnue be-
mtan dem Diatektfremden , aber auch dem Dialektvertrauten
Schwierigkeiten des Hörens und der Auffassung des Gehörten.
Sie werden erheblich verringert , wenn man in der Lage ist,
TUT dem Abhören der Platte oder während des Abhörens ihren
Inhalt auch ssu lesen. Die Transskriptionen ergänzen das
Phonogramm auch insofernei als sie manche Erscheinung, he*
KNiders des Konsonantismus, erkennen lassen, die wohl dem
Sprechenden durch sein Muskelgefühl, nicht aber dem Anhö-
renden bewußt wird, oder die ein phonographischer Apparat
wegen der ihm noch anhaftenden Unzulänglichkeiten überhaupt
iwer aum Ausdruck bringt Dennoch ist anderseits das Ab-
1Y. Abhandlung: SeetnÜllcr.
liören der Platte ErgänzuDg der Transskription ftlr den , der
den lebendigen Kbng der Mundart hören wilh denn auch die
plionetisclie Äafzeichnimg gibt bis zn einer gewissen Grenze
nur relative^ nicht abaolnte Lantvorstellungen , nnd die Satz*
melodie wird von der unsrigen überhaupt nicht bezeichnet,
weil gerade sie vom Apparat gat zu öehOr gebracht wird*
Aber auch abgesehen von ihren engen Beziehungen zu
den Auf nahmen des Phonogramm -Archivs dürften die Trane*
gkriptionen als Proben lebender Mundart ihren selbständigen
Wert fdr die historische Orammatlk besitzen.
Die Gewährsmann er für die im Folgenden gebotenen
Proben waren Mitglieder des Wiener germanistischen Seminars,
die von Kind auf die Mundart sprachen ^ auch während ihrer
Studienjahre ihren Gebrauch sich lebendig erhalten und durch
immer wiederkehrenden Aufenthalt in der Heimat aufgefrischt
haben.
Die Wahl solcher Gewährsmänner hing mit der Absicht
sEusammen, die äußeren Vorbedingungen der Aufnahmen mög-
Itehet günstig zu gestalten und vorherbestimmten Inhalt des
Gesprochenen zu ermöglichen. j
Denn frühere Aufnahmen j unmittelbar an Personen des
Volkes, die ausschheßlich Mundart sprachen, gemacht^ begeg-
neten sehr häufig solchen Schwierigkeiten, daß vielfach die
Aufnahme unbrauchbar oder wenig brauchbar wurde. Selbst
angenommen, daß der mit dem Apparat reisende seine Hand-
habung völhg beherrschte, so waren die Qewährömäntier zum
Sprechen zu bringen — zu einem zusammenhängenden, etwa
IVi-^IVa^^^^^*®^ dauernden Sprechen^ in abgemessener Stärke,
unter ihnen ganz fremden Bedingongen* Der Inhalt des Ge*
sprochenet] vollends war ihnen gewöhnlich so gut wie gans su
überlassen. Und war etwa das in den Apparat zu Sprecliende
vorher verabredet oder auch aufgezeichnet, oder sollte es wäh-
rend oder nach der Aufnahme aufgezeichnet werden , so war I
dem Aufnehmenden die Beobachtung der Redei die Prüfung,
ob Aufzeichnung und Rede sich deckten^ gar nicht oder schwer
möghch, w^eü in der Regel ihm die Bedienung des Apparates
zutiel und seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm«
Diese Schwierigkeiten fielen bei den Aufnahmen^ die den
fönenden Tranä^kription«» zugrunde liegf^n, ganz oder fast
Deutliche Miiod Arten- T«
8
gETis wog: sie fanden unter den günstigsten äußeren Bedtn-
fungen statt, indem die erfahrene Hand F. Hansers am Apparat
tätig war, und indem die persönlichen Hemmungen bei den
Spreehenden auf ein geringstes Maß sieh herabsetzen Keßen.
Und was den Inhalt der Rede betraf, kannte ein Ziel erreicht
werden, das im Interesse des Zusammenhanges unserer Dialekt-
forsehungeu mit den reich sdeutsehen sich lebhaft aufdrängte:
es wurde m%Iichy die 40 Sät^e des Wenkereehen SpraL^hatlas
auch bei uns aufzunehmen. Sie wurden vorher vom Sprecher
in mundartlicher Form aufgezeichnet, Dauer, Zeitmaß, Stärke
des Vortrags vorbereitet und, wann ihr Lautbild vertraut ge
worden war, in den Apparat hineingelesen. Anfangs erhoben
sich Bedenken über die Möglichkeit, einzelne der Wenkerschen
SitZ6 in der betreffenden Mundart ihrer Eigenart gemäß wieder-
sugeben — daher wurden bei den ersten Aufnahmen nicht
mlle 40 Sütse in den Apparat gesprochen — ^ sie ließen sich
später aber durchweg beheben.
Um den Sprachstoflf zu vermehren und freiere Bewegung
des mundartlichen Ausdruckes zu ermöglichen, als die enge
Grenze des einzelnen Wenkerschen Satzes gestattet, wurde
außerdem von jedem Sprecher Freierfundenes gesprochen, für
das als einzige Vorschrift möglichste mundartliche Echtheit in
Stoff und Darstellung galt.
Nach der Aufnahme im Apparat fand nach Zeit und Qe-
tegeulieit die phonetische Aufzeichnung statt. Ich habe hier mit
beitem Dank die eifrige Mitarbeit hervorzulieben, in der die
fiinf Sprecher nicht bloß williger Gegenstand der Untersuchung
mir waren» sondern auch durch verständnisvolles, keinen Zeit-
aufwand scheuendes Eingehen auf meine Absichten und Mit-
teilung ihrer Selbstbeobachtung die Aufgabe mit mir zu lösen
renuehten. Es sind die Herren Josef Beiehl (für Probe I),
Haus Sachs (H), Franz Lang (HI), Josef Walzel (IV),
Julius Ueinzel (V).
Die Beobachtung geschah ohne Hilfe irgendeines Appa-
ies unmittelbar vom Munde der Sprecher zum Ohr des Beob-
fehters. Es lag nalie, daß dabei die Technik der Umschreibung
und das Alphabet verwendet wurden, deren sich heute — nicht
zu lantphysiologischen sondern zu sprachhistorischen Zwecken
— die meisten Grammatiker unter den Dialektforachcrn be-
1*
4 IV. Abhandlung: Seemüller.
dienen, im wesentlichen sind es die Bachstaben des »Uteinischen'
Alphabets mit folgenden Eigentümlichkeiten.
Das Häkchen unter einem Vokal bezeichnet eine Aus-
sprache, die offener ist als die des blanken Vokalzeichens (so
ist f offener als e, ^ als ä usw.).
Im Qobiete der e-Laute gentigten für Ausdruck der rela-
tiven Unterschiede in der Regel die Zeichen e und ä (letz-
teres für den offeneren Laut), mit den durch Zuftigung des Häk-
chens ermöglichten weiteren Unterscheidungen. Nur Probe IV
und V verlangten für ihre starkgespannten e und o besondere
Zeichen, über welche die Vorbemerkungen zu IV und V zu
vergleichen sind.
In Diphthongen und Triphthongen wie ou, at, au, ut,
äi, ovi ist der offene Charakter des letzten Lautes nicht be-
zeichnet.
Der unbestimmte, schwachtonige Vokal wird, wenn er
e Färbung hat, durch 9, bei a-Färbung durch v bezeichnet
'^^ ist Zeichen der Nasalierung.
rj ist der gutturale Nasal, x ^^^ gutturale, x der palatale
tonlose Reibelaut; t; — labiodentaler Reibelaut — ist immer
tönend, ebenso z (das nie die Affrikata ts, sondern tönendes s
bezeichnet), 6 ist schriftdeutsches seh, i tönendes seh (=
französ. j).
• steht unter Z, m, n, i], r, $, bei silbischer Geltung des
Lautes. Die sonantische Natur auslautender n, r nach Kon-
sonanten blieb unbezeichnet.
Kürze des Vokals bleibt unbezeichnet, Zeichen seiner
Länge ist — . Doppelkonsonanz bedeutet Länge des Konso-
nanten: in solchem Falle fällt in ihn die Silbengrenze. Man
beachte daher, namentlich bezüglich des «, daß (einfach ge-
schriebene) tonlose Spiranten nach kurzen starktonigen Vokalen
fortes sind. Wo s nach Diphthongen oder langen Vokalen
Fortis-Natur hat, wird es in der Vorbemerkung hervorgehoben.
Akzente wurden ausnahmsweise zur Bezeichnung beson-
derer Betonungsverhältnisse gesetzt.
Der Gegensatz b, d, g — p, i, k bedeutet zunächst nur
den Gegensatz von lenis und fortis, nicht von tönendem und
tonlosem Verschlußlaut. Diese Bedeutung hat er nur, wenn es
vor der betreffenden Mundart ausdrückUch gesagt wird.
Gatturate und patatale kj g worden in der Bezetchrmng
Qietit unterschieden.
Das Alphabet ist eindeutig natürlich nur innerhalb der*
selben Mundart' das h in htut IV A 3 klingt anders als das
an hol U A 3 usw. Ja innerhalb ein und derselben Mundart
ericbelriQU Schwankungen, die in der Transskription — ihren
Zweeken gemäß — niebt mehr Ausdruek fanden: so zeigt
iäM geschlosaene ^ in I Spannnngeantersehiede , die mit dem
SatzakEent zusammenhängen. Die Lautbezeicbnung gibt daher
nicht absolute, sondern relative Werte (so ist z. B. in III das
p offen» aber auch das o, nur in geringerem Maße); sie ermög-
Bebt durchaus die sprach historische Unterscheidung der Laute,
wer aber die Mundart ,nieht im Ohr© bat*, wird nach der
Schreibung allein den Klang des Lautes mit voller Sicherheit
nicht erzeugen können. Diese Mangelhaftigkeit haftet ja heute
auch den Versuchen feinster laatliclier Unterscheidung im Bau
pbonetiacber Alphabete an und auch die genaueste phjsiolo-
giach'physikalische Beschreibung kann sie nicht beseitigen. In
unserem Falle kommt sie umsowenigor in betraohtj weil die
tntsprechende Platte den Laut ja vorspricht*
Auf Mehreresj worin die Mundart Abweichungen vom
Wortlaut der Wenkerseheu Sät^Cj in Wortwahl, auch Wort*
rorman, verlangte ^ oder worin die Sprecher sonst abwichen,
wurde im Text durch eckige Klammern (wenn ein Mehr zvl
bezeichnen war), sonst in den Anmerkungen unter der Zeile
aufnierksam gemacht. Dasselbe Verfahren trat in der Ab-
teilung B ein.
Der gememdeutsche Wortlaut der Wenkerschen Sätze
(oaeh Abs. f&r deutsches Altert. Bd. XVIII, 305) ist zu größerer
B6i|iiatiiljchkeit des Naehschlagens im Anhang abgedruckt
IV. ÄbhAndLuD^: Seemülltr.
Mand»rt der llaigel>ang? Ton Loosdorf, BezirkahuQpt«
mannscliaft Auistetten«, Niederes terrelelu
Die diphthongischen Nach Bch läge in den Lauten «l und
ou — die nnr vor N&Balen erschemen — sind fUr das Ohr des
Dialaktfremden fast unhörbar (vgl, moii 4, Armm 6, n weirig ö,
-brfind 6 usw.)^ geben aber diesen e* und o- Lauten die cha-
rakteristisehe Färbung. Die geschloBsenen e zeigen HpaunungB*
unterschiede, — i in baün 14, mimn Bfk ist fortis. — h^ d^ g
sind stimmlos. — Der Grad der Vokalisierung des l in Formen
wie woin jWollen^ 37 u, ä. ist schwankend*
4
Platte 330,
L imf. in wTntü fioifi {h drukvn bla} In dn lüft ÜmviUm.
2, t$w^D, 9$ hfpklüi auf f in &naiipp o/in wlndi widn widr> beitn.
3* draL dun khoin in ö/ü, daBtmUli midnd iffJvd.^
4. flP, dfn guvd^ oidß m/5u U mm rö^ duDj(9 ais hro^ Und
fiti kkmde woggv gfoin,
ö. fümf. fvr is fmr[t}]fim* odv äeks wo^n gidomn,
6- iekB* mtS* houm hmd v tvflfjg täfili hits khöd^ [dräm] %$
dv iöum^ Üntnsi qounds ^tmnd*,
7, lim. tf isMn oiwäü^ SauB ioiii um pßffn,
8, f;fi, pßm dämü wB. i mSv\
9, not, i hl bn dn fräu gwUd und houtu
hnksoki, ti wivds^ ion* iro do^^tu ^öjj,
10, tfgfi* t wivi^^ a nlmmv widv don.
IL äxf. % ilok dv ijlai r?*'* koliyff^ timinmmil, du of [du]!
12. UwUif, we gisin AI, toimn mikgiit^*
iv giokt,
und
it
* f • «?.] ,siedend wird'; * m — kh.] ^wir haben halt ein
wenig au viel Hitsse gehabt' (VFeuer' lautet in der Ma, fai),
* ,Schober^ (= Kaehen). * ^angebrannt'. ^ ^aüeweil^
* ytneine^ ^ h, a.] ^habe mich aufgetreten*. * ^wirds'*
* ^hoD^ '** ^werde e»', *' ,den** ^' ^ujitgehu^
Dentncha MmidarteE. L
draits^n. 98 sän [knid^] älfxtß tsai^,
ßt^U^n, ffiai liDpa khlndf blaib du hfiyrünt Idfi^ cfo' fffindi
iän häh. d9 baun di t$t5d,^
fu)[i$^n, du hösd haid am maisdn glpimd Umpiapräf* gwi»df
du dfufgi shvntv honm gii oistdnd^n,
ifxt89n, du hisd nÜn?kro8 gmuB, dasdv ßoSn wäi au$drlri'
gv»d^^ du mtwid nu v wfirjg wokm ürikrpiv wfvn.
^mt$m, gBf sai «o guvd ^Tnd soks datnn hveslD^ äi sois^'
gwmindßorftffgD muvdnfef>t9 nä Umpiniin binStn mishutsn,'^
ott99n. wounsin kh^nd^ kesd, do^ wa^ mtnpskheimv und
€$ däppes8t> um enm ^tßi.
naints^n, wfv hohmtj dm ^* main kkoob mt« flau g§doin.
igwS-DnUg. fv hodvsQ döu^ wiv wounan tann drein hSdöid
Aidn, #f houm9 nwo saim dnu^
tri« «
Platte 338.
ovtwt$wönnt$g, wiln hodv [d^nj de naixß gSixtinUdidf
iswfüTt^tiwoSntsg^ m5 mun9 laud §rä%^ iUn$t fnudr-d ^r
Uns ned,
drmvtiwyvnhg. min sän mlad Und houm duuH,
ßm^Piswovntsg. win mv gtstüu nm öfßd Urukkh^Jmn sSUf
gvnioundmi^^ iou tmbekklpti und houm fe^kHoffh.
fümfvtBWonntag. dn Sm is haid^^ n[>3fÄ hunUns Ih} bli^j owi>
haid In** dn frin hods gläd,
seksotsivonnUg. hlntDtÜnmn haua ädf'üjBn drai ^ein» ^pßbämvl
mid rode apfn}.
, slmptmcoimtsg, khlnts md nü © rändl wovtn^ oßn gflmv
mid fif^g,
^X^nUwoontsg, I« dfpfts ned soixe^^ novrudätBn dratiii!
ndinvtswopnUg, ünsüTß bfpg iön** hfXf ?^^ di pqgvn #an
fiii hExtf,
> ,halt*. * d. — häb] ,die GäUBe sind böse', " .zu
Tode*. * »und bist brav^ * ^austränkest', ^ s. g.'] ßoü
das Gewand*. ' ,aüapalzen*. * w. kk] ^wenn da ihn ge-
kaEOt^ ® ,da^ ** k rf.] ,hat mir denn'. ** *. — /]
,8ind die andere schon im Bett gelegen und haben fest ge-
schlafen*, ** ,beute*, ^' ,in der Frühe hat es getaut*,
" atich soixvne möglich. ^^ s, A,] ,8ind hoch'-
o IV. Abhandlang : S e e m ü 1 1 e r.
30. draisg, wivfü pfUnd umvH Und wivfü bröd wöitsn^ hotimt
31. ovnvdraisg, % foSdS eitjg ned, es mivsts v u^tfg laidv reir^.
32. tswövrvdraisg, hopU khöv hdikv] waisse 80vfr> fiv ml af
niaxn dU gfüntn,
33. draivdraisg. aai bruvdv tviii 8% tswnv Seine naixe haisv
Xn elrjgvn govdn bau,
34. fivrvdraisg, des wovd^ is evm fön hfvtsn khSlmv,
35. fümfvdraisg, des ' is rfxt fön evnv gw^d.
36. seksvdraisg. wns sitsndSn do fiv fBgvl öiji ämmailt^
37. slmvdraisg. di baui} houm fümf oksn Und na% khiv find
tswöif lampl fovs dovf broxtf di howns fakhaffv wöin,
38. oxtvdraisg. dlaid sän haid ole dräust am ßtid Üntiwi ^ mh.^
39. naxnvdraisg. gS nuv [wäidv 7, dv brwüne hünd duvttv niks.
40. fivtsg, i bl min laidn do htnt iwD twlsn Ins khovn gfovn.
Platte 329.
(a) Ja, lieber Herr, bei nns
ist gat sein ! Es muß einem jeden
gefallen. Die Leute sind ja auch
darnach, (b) Die Burschen
sind geweckt, die Mädchen
kernfrisch und die Alten auch
nicht Maulhänger.
(c) Mir sind ja auch nicht
die gebratenen Tauben von
selbst in den Mund geflogen
und manchesmal ist mir etwas
über die Leber gelaufen, daß
ich es nicht übertauchen zu
können glaubte, (d) Aber hin-
terher hab' ich gelacht, wenn
B.
(a) «7^, mai livum hfv, 9s is
guvd sa% bin Uns df, 9s muvs
vnivdn gfoin. dlaid sän jo ä
dvnöx. (b) di büvfit sän tvif,
pm^ntSv khftmfrU, üntioidn ä
ned mäiiheirfgvd^
(c) mw sän jo di brödnv
daurri ä ned fö sctiwvrlns mau^
gfiöf]^ und Imvriks möi is mv
wos iwv tliWD grelnd, das i
gmövd houn, i khous nlmv iicv-
dauxv. (d) otov hlntvsi houn
i gloxt, tco^^ i tsfvH hfd rfvn
mtjj. (e) so^^ gsbovsi is ned
* ,wollt ihr denn*. * d. w.] gewöhnlicher bloß dis (be-
tont). * d. — gw.] üblicher: do houms rfxt khopt. * am
= ,auf dem^ * ,und tun*. *' üblicher mit beigefügtem
Objekt: fuvdv mä o. ä. "^ ,weiter'. ® ,maulhängeri8ch^
• ,Maul*. '** ,wo'. " so — gw.] ,so spaßig ist's nicht ge-
wesen'.
Deuttdia MutidArt<5ii> I.
9
rVorlier hätte weinen mögen,
fi) Es war keine Kleinigkeit,
äk ich das Haas von meinem
i Vater Übernahm; einige Qe-
fictiwiater auszuzahlen ^ reißt
[in Schuldeo] hinein, wenn das
Geld ohnediee nicht reichlich
lim ist. (f) Ankäufe mußten
riach geschehen^ denn der Vater
wollte von Maschinen nichts
wisse n^ hat sie aaeh nicht ge-
brancht.
(g) Wir Kinder waren groß
und stark und gefragt worden
wir nicht^ ob es uns recht sei
oder nicht. (h) Da wurde
weiter kein Aufhebens gemacht,
wenn wir zur Erntezeit so um
9 Uhr mit dem letzten Fuder
einfuhren, (i) Man probiere
Idms nur mit fremden Leuten!
Wenn nicht schon um 7» ^ der
Löffel gewischt ist^ begehren
auf und lassen alles liegen
llind ätehen. (k) Es war mir
bitter, als ic!i mit Knecht
mnd Magd arbeiten mußte; aber
^ wie lange hat es denn gedauert,
[[und] meine Söhne waren her-
igewachsen. (1) Nun, die
läßt sieb auch nicht mehr
»tteOi ist schon eine fertige
gwrml^ winrt shaus iwvnoumn
hmi fvn ^ födmi ; v bop * gswi-
strvd aussitsoin*^ dm raiii S£n*
c^ni , t&ouHi gnid B ned tn
hauffvn do liki» (f) aUoffu^
höbrnn^ si ä wog iniasn, d^n
dv födn hohfv de mailnm niks
wisu ivÖiUf hods a nepraitxd.
(g) miB khhiu 8än gi'Os und
§donk gwBid^ und ' n fröij hods
nek g^f^f op8 uns rfxt is ödn
nid, (h) do^ hods khShn hövgl
khöd , ivfmmvrln Snid^ wmo
nains [umölj min letstn fal
1 tsuwvgjomh »an, (i) sois ^^ ons
' hrowlDfn mid fr^imds laidf
toonn lim holwvroyie ned iou
dv Ifjfß gwiH iSf dräm^^ auf
Und lüsn olvs Ih^ Und idSi,
(k) 99 hohmv dSmü^^ mintoTi^^,
winri mtkkn^'xt ünttinn kmm
ovwvtn m'ipsn; otvt> win Imitf
hodB den daud, svm mmi^ huntii
iauwDgwoken, (1) noUf ünt rSsl
lösiH ä nlmn ^botn. is $ounv
houpgunde kkwdipu, fraili^
bv $0 vn holgtcoksnn melniin^
fnärai dfvf mm nid — tn
,Tom*
,ein paar'. ^ ^hinauszahlen^
,emen'
• «eiuschaffen^ ^ h. — mj jhat man sich auch was müssen'.
^ jUnd ein Fragen hat's nicht gegeben', ^ d, — kL] ,Da hat
eB keinen Heikel gehabt^ >* ,Schnitt^ **> «. — in] ,8oll's
eins probieren'* *' ^drehen sie'. ^* »taumlig* (hier = sehr).
^ ^ii(mhd. ande)getan*.
in
IV, Äbb«ndliingt Seemtillttr
Knlidtm. Freilich » bei einem
solchen halbgewachsenan Men-
schen darf tnan's nicht ver-
Bchreien, im Handumdrehen
sind sie wie aasgewechselt.
(m) und scliaii ich umher^
ist's mir^ als war es nirgends
schdner. (o) Wie der Dunkel-
Steiner Wald sich niederduckt,
wie eine Bruthenne über die
Küchlein — und wenn drüben
vom Otscher noch lange der
Schnee herUberschaut, rennen
unsere Buben schon barfuß nnd
bohren Grübchen zum ^KugeU
Bcheiben\
(o) Der Pater SchaSner von
Melk, der Vetter meiner Frau,
hat mir haarklein auseinander
gesetzt^ was die Tafel bedeutet,
die im Scheiderer Hans ein-
gemauert ist (p) Wie^ vor
nralten Zeiten ein Hochzeitszng
ins Ungriaehe durchgereist ist,
nnd SU Melk haben sie ihnen mit
Trunk und Brot anfgewartet.
Die Zigeuner haben sie aber
alle umgebracht, (g) Und von
den Orßbsteinen mit den lateini*
sehen Buchataben hat er anch
erasäUlt, und den alten Schlös-
sern — ich weiß nicht mehr
allea so genaue aber daa bab'
ich erkannt, daß die Leute hier
immer gerne waren.
koTmdUmdrä säns winr aui*
gwfkMld.
(m) und woun ifn weiffg^J
^mvtflm Sau ^ m^n * i , es
khümpmv nfndvid besiti 0oin.
(n) ww ii dv düfiUdotmv tmid
mdDduki wivrn brüvdhein iwü
UJTjnj — ffnd woun drftnt fun
ed&n nü louff dn fne Umv&audy
TfinSn fftware huvp lou blof-
fuvsBt ümpän^ grinwt>l £*ßij
khugUai^i*
(o) dn bätv iofi%f> timUt^f dv
ßdv fn mmn waif dfv hohnw»
hfnglou Uglldndf wos d^ döfl
bedait, di In iondprn kam Si-
fftnäud U. (p) ww ßmrüvroidn
tsaidn n höd^uUüg dunxgr<>vgd
IS Ins rafvn, flntsmÖig koumi tn
aufgwnnt mid dr^ffg und hröd.
di isigdinv hmlms owv fde iim-
Ärojft* (q) Und fö di gröh
idontw miUe lodäiniin hunk-
&da^i hodir a dvtsöidj und fn
di fidn gUß$9n — i wws gtdis
mp ois so gnaUf owv dEs houn
i khfindj daaüaid mwSU^ gfun
df giü^d San.
* ,ein wenig*. ' m, — jf*] ,mein^ ich, ea könnte mir
nirgends besser gefallen** ' Ohne volkstümHche Grundlage
erfcLtiden. * jallweil*.
D&utBche Mand&rteQ, L
u
IL
Xandart Ton Elsendorf^ Bezlrkjiluiuptnjaiiiisehaft
Bl^ehofteiuitz (südliches EgiTland), Böhmen.
hj d^ g sind stimmlos,
wais9 32 ist fortis,
Pllltte 397.
8 in baisii 14, grätsn 16,
1. oiB^, [hfrgotj in wintn [dou] ßfiif d9 dirn^ hlälln % dn
lüft umt}du7n.
2. t9W5v, P8 häivd glai ßf tsin änäiVf fn& und] ofn wiuds
wedv [ioj widB be^SD wfnn.
3. drä, [gäij dou khfdn in fmft>rä%^y das dmUlx hol tsin
Sfin Bfofjt
4.* /ftrp. [hanU^J dfv göudnroltn mS is midsont^ Main gäl"^
am ais äbrox^ und i des kholt wossvr aini gfoln,
5. ßfnfi. §r is [io] fm f^ir odn [fov^] seks tmp^n gitar^t^
[unv hfrgot lou in sali rgn^],
6* iekiid. des fäivris ffai ^y Utm*k gwBit^ dfi khonxfl $anvruntn
gdU itc^rts tsombrenO^
7» fifiid. er isttöjvrunm öne » Bölts und öne vn ffffi)*
8-'* üfU^ [manv^^J tf^is doumv wäi^ ix glärumv^*^ ix homi
äfglößnJ^
9. näinP, ix bin fn do fräuv gwest und hovrm g»okif und sl
houkiöktj n wiudi ü im do%i^ soff.
10*" Ufvn9, [nSJ des wivri ma Ifttv ntwii?^^ dou*
* Dio NummerB der Sätze 1 — 24 sind nichl in den Äppamt
proclieQ worden. * ,düiTen*. * ^Ofen ein^ * Satz 4
HÄ nicht in den Apparat geeprochen worden, ^ AuBrnf der
Verwtmdernng. ® ^mitsamt^ ' ,Gaiil^ ® nickt in
den Apparat gesprochen* ^ u. — r.] jiinser Herrgott laß'
ihti selig ruhen*. ^^ ,kmK ^^ ,znsanimengebrannt^
'* Satz 8 nicht in den Apparat gesprochen. ^* »Männer'.
** yglaobe immer^. ^^ Ä, a,] ,habe mieh aufgelanfenS
*• Satz 10 nicht in den Apparat gesprochen. ^^ m, l. ».]
^mein lebtag nimmer^
12 IV. Abhandlung: Se emulier.
11.^ 'odlfd. ix Üöx di glai min khulefl äf dai ouvwailv^y du
\f [du]!
12. Uwölfd, wou gäistn^ hi, sol mvrfpv^ mittiv geif
13. dra%t8fvn9, des^ san [fai] Hfxttsäidn fitsv^ [lait utf khinv^.
14. fidrtsfvnd, hlai [nfv'^J douuntn $iel^ Söinvl^, dfi bäis gfns,
[dfi] baisn dd eist tout.
15. fumßsfvnd. du houst haid am beatn gläimt umbist [iöi^]
bräf gwesty drum darfst äijv^^ hom gel, wfi di öntm,
16. 8foct8fvn9, du bist nu nivd grous gnoux, däsd [So] v fiosn
wä% asdrirjkrj khantst^^y dou motist äirvit nu v wp\ woksn
ur] gräisv wfvn.
17. slicvUftmd, gäij sä so goud und sog dainv SwestD, si $öls
diijvt fir fijkv moudv firte nän und äsbwSin.
18. oxtsfvn?, [gältj häisdn nfv So frfijv^^ khent^ ofo wös göts
önrvS gofjv und hait^^ Siar]v göts önroittou,
19. naXtsfvnd. [sakra,] wfv houbmv [dfn] main khorb mldn
fiäis gstulnf
20. tswdntsgd. [Säutsvmol ^"J, fv hovd suv doti, ös^^ wfi wfns
gröd in tsin drfSn äfgnumv häin, si höms öwv sältcv
dou mfin,^^
21.^' oinvtswöntsgd. [häivts^^]^ wfn houdvdfn dfi näi gSixttvtsültf
22. t^wövrvtswdntsg9. dou moumv So ^® Störk Sräiv, sist fvStäid
9r uns nlvt,
23. dräivtswdntsgd, [gälts, möilv, fitsv^^] samv [fai] mfid und
durSteJ^
24. ffirvtswöntsgd, wfi mv gestvn ömds^^ tsrukkhumv san, dou
San di önvn So im bet gUt] und höm gSloufin wfi dvSlörj,^^
^ Satz 11 nicht in den Apparat gesprochen. * ^fd. ou.]
,auf deine Ohrwaschel^ ' ,gehst du denn'. * s, m.]
,8ollen wir etwa'. * ,da8'. ® L u, k.] ,Leute und Kinder*.
^ ,nur^ ® ,Schönchen*. » ,8chön'. ^^ ,eher'.
" ,könnte8t*. " n. S,fr.] ,nur 8chon früher'. ** h. usw.]
,heute 8tünd' er ganz anders da*. ^* ,8chaut einmal an' —
Formel der Verwunderung. ** ös — gr.] ,al8 wie wenn sie
gerade'. *^ d. m,] ,tun müssen' (,getan' hieße dou),
" Satz 21 nicht in den Apparat gesprochen. ^^ ,hört'.
^* d, m, S.] ,da muß man schon'. '^ ,gelt Mädchen, jetzt'.
•* ^durstig'. ** auch oumds möglich. ** w, d.] ,wie erschlagend
DeuUche Slunftnrten. I.
18
Platte 398,
25. ßmfhtgwont$g9. dv &näi is [nftfj dfi non^t f^runs^ llf} blim^
Öwa hau frfi u f> tsgmjv,
40/ ßrtsga. ix hin mitten laitvn dou hintn iwa dwU U khmn
26. M€ksvUwdntsg9, [dou sßutsj kintf>ru7wn häus Hfi^n drä
iöins epßbaimlv mid süurouf^^ epfvlvnf
27. Mmvtiwöntgg^. khanU^ nivd nu p wft] äf uns wartUf ofp
ga}jnW^ mid pfk.
28. pxÄt»(tftt'{Tfi**ji?. diaia df^rfU [füi] khöt sßXDns houmHiklv^
miiin afffißn,
39- natnuUwSnUg9. unn har% «an nv nipggouv'^ ^^^Xf [^^^^]
$an dB €7fkvn fül häixv,
30. drai$g9, wfifi pfund mrH und Wfifl h'oud wältsn^ Aöm,
[bäime^Jf
31. mnudrais^, ix fvHäi ftig nlvtf divU n^iis v bisl HirkD rinn,
32* Uw$m^rat8g9, houis dhts khf Hikl wai€9 sßiftn ßn ml
af mniii dlS gfujwf
33. dräiüdraisgd. sä hroudv wül 89 tswm iöim näi häisv [mitn]
i fTikvfj gartn fatJbäU9n,
34. ffirt>draisg9, [häivstj^y dt$ waril is innn " [ifj a^n harim
khumn.
35. ßmfi[^draiig&. dou hmu oximrvmol rmxkkoi^ df% khundn.^^
36. i^cs^draisg». [hanUj wqb högnndpi^^ dou fin ßt^'^ulvrUt^m
af dfm mäivh.
37. »iiiwdTaisg». tpäuvn^^ hörn [faij ßmf oksn und nai khfi
und tßwUlf iäißv fom dorf gf^iukkot^^^ dfi höms wäln oh
fokhaßn^ [dfi mälofm, dfi/J
^ ^vor uns' = bei uns. * Satg 40 wurde an dieser
Stelle der Reihe in den Apparat gesprochen. * ,ao roten^
(Ton auf süt}). * ^kanntet IhH (^könnt Ihr' hieße khintt),
• ^gingen wir^ (,gehen wir* hieße gpnmv). ^ ^Bubenstüekleiu
mehr aufführend "^ n. n.] Ja nicht gar*, * , wollt Ihr
deäfl*. * ßäuerin^ ^^ ,hürat'. ** ,ihiien^ (,ist ihm*
hidk im), ^' ,da haben sie aber einmal recht gehabt, die
Kundeci!^ ** ,hocken denn*. ^* Das anlautende i wird
ein-, aber nicht abgesetzt, '^ ^geführt gehabte
*
14
I V; Abb an diu nf ; S e e m tl 11 o r
38. üj^itfdralsgB, [nfi jö]^ diaii stan haid olUom drawn afm ßil
und döun man.
39. nainvdrai9g9, [st^] gäi nfo, dfv bräunp kuni toutp n$ks,
40.»
Platte 396.
(a) Ab nmn 1898 sei i rieb,
war in Eisen dorf großes Feuer,
(b) Männer^ das war heftig I
Das hättet Ihr sehen sollen!
(c) Bald wäre das ganze Dorf
abgebranDt. (d) Und seit die-
ser Zeit haben sie dort nichts
als Not ond Elend, (e) Und
könnt Ihr Eueh*s denken^ daß
ein Mensch so schlecht sein
kann — das Fener soll so ein
schlechter Kerl gelegt liaben.
(f) Mein Bruder, der den
Hof übernommen hat, hat mir
heute anch wieder geklagt.
(g) jSei froh', sagt er immer,
,daß Du von dem Nest weg bist;
glaubst Dn etwa, daß es da
einmal besser wird? (h) Meine
Mädchen tu icb auch alle 2U*
sammen fort: draußen in der
Welt haben sie doch ein leicli-
terea Brot, brauchen sie doch
keine Bauernmagd abzugeben,
(i) Aber mein Sohn hat b< zu
viel gebraucht. Männer, der hat
mir eingeheiRtl
(k) JeU&t laß ich ihn schon
13 Jahre studieren. Heuer
(a) W^i mv g5rim kout 0%-
tsfDhunndo)(tj»naiiBg9 it in üisn*
dorf V grou$ fätv gweH, (b) ma-
nn, du houd i*k dmi^f d^» hältB
ialn BMmi! (c) hol ^gSi» dorf
war ubreni, (d) und üdn dfra
iMid homs durt nek$ wfi dnoud
undi Irflynt. (e) it?j khintsmi-
ffjk dffjkfif das n mfni tut?
Ufoxiiä khp^ dMfain ml [fai]
$ilm Hfxiv khfnl glekt körn.
(f) fnä hroudv^ dfmi hfmf
imünumv houL houbmn häid ä
1 ' *
t&idn glokt. (g) j$äfrmx\ sokt
fr fltmäl^, fdäid Wfk bi§t f5
dfn tvst. ßlahsi fp»^ dasa dou
omol bäSBU wlüdt (h) moi
rnrnlv dou i ü oltmm furi:
dra^n i dt> wält hümn d^^norn*
laixtn& broutf hräux^* dpm^
kh^ büutmsmond *?^f?X'^ 0) ^^'^
dt> bou koud holt tifäl brüuxt
manv^ dfo houbmn [fa%] ht>B»
ffmoxt!
^ Sats 40 s. oben awischen 25 und 26
gctan'p * ^alleweil^. * ,denDüch oin^
(k) pt9D loufn in draitsfv
gauv Hudwn. i^iv ml^arD-
DeuUche Mundarten, I.
16
er ja docli fertig werden,
'{l) Nun und dann wird's schon
gehü — ich muß halt noch eine
Kuh nnd ein Fader Weissen
verkaiifen,
(m) Sa redet man bei uns
daheim.
d^nv ^ ßrte lofon, (1) nrl, und
ofn wlvd» äo g^ — mouihoU
nü u khou fokhaßfti und v foudn
(m) sün repmv J^ un$ döh&m.
Mundart Ton Altstadt bei Mitlirisch-Trliliau
(Scliünhengstor Uau)^ MäJiren*
6y d, g sind Btimmlos; inlautendes b zwischen Vokalen
acbwankt nach w hin. — 8 in haün 14, waise 33, -raisn B f,
'^frü$a B i (natürlich auch in hesv 2 uaw.) ist fortis. — o ist
oäfen, verhält sich also asu o wie der offene zum offeneren Laut.
Platta 473 (Ende; Anfang b. unter B).
L ff. In mniv flah] dv truksnv blUv % d» louft lirim.
2. Itt^d/f». 9S ket>t glaijß äf tsu Snäijn, dan mpt 9S wHv waidu
bMiK
3. dräju^ i^u khrdn in ftfn^ dos dv milix hol ü Uu kkaxH ff^t.
4i flrv, dv goutv oldv mon aii mitn p/fvt duv^^ ais g&broj^q
un ti kholdv wo$v g^foln.
Platte 474,
6, ßm/D. ft> aii fov flp odt> 9fk$ woxj] g^ätopTp.
6. 9fkm. 9S ff^j^ tvfv Uu ^ioikj dv khou%rj san jo untn gonii
hßmti gBbvQntn,
7* mdhmiv, fa ist dv övjv itw öunv solU un pfffi>*
8. fx^v> dv faii t&u mv m, aüe gl^b^ aix hüm^sv äfgBrai'^,
9. nuhm, am bat bu dv frö g^wim. und hß-ä» g^sogt, un sai
hui gssogtj dosas ö irü toxtv ^ötj mivt.
10p iMU^nv^ aix ivaii ö net mfü waidn ^xtJ-
* jwird er ja dennoch^
16 IV. Abhandlung: Seemfiller.
11. olfv. aix Slögdix glai mitn khüxl^ m dv öVy dou of [douj!
12. tswelfv, um glstn^ Äoi, selmv mitv gif
13. dratsv. ssan Slfoctv tsaitn,
14. fivUv, mv laitvds khint, blü hai untn Hiy dv bisn gens
baisn dix tut,
15. fuftsv, dou hu8t* hat vm maistn gdlfont un bist bräf^
g^w^sfij dou doafst fraijv hörn gl wai dv ondvn.
16. Sfxtsv, dou bist nux net grüs g^nug, dosdv v ßoS wai ds-
drir\ki] khusty dou must fvst^ nux ^ bish woksn un grisv
tcevn,
«
17. saimtsv. gl, bai su gout un sog dänv Swestv, sai sei dv
klödv fiv övjv mutv ffvtig nSv un mitv bivH rö moxf].
18. oxtsa, wen dounv gdkhent hest, dan wfvs ondvs khamv un
ds mext besv im 9n Hi,
19. nuvtsv, wfv hut mv man khovb mit ßöS g9Hülnf
20. tswontsig. fv hut gdtü^ ols hetnsdn tsun drfSn beitelt, sai
homs öwv sewv gdmoxt,
21. Önuntswontsiq. w^>m hutv dai novjv q9§ixt dvtsiltf
22. tswövjuntswontsig, mv mas lät Bräijv, sunst fvHit v uns net,
23. drajuntswontsig, wiv san mait un hom duvH,
24. flvuntswontsig, wai mv gestvn of dd noxt tsrikkhamv san,
du san dv ondvn So in bat g9Ufi un hom fest g9släfn.
Platte 495.
25. fimfuntswontsig, dv Snl ait dai noxt bu uns lair^ g9blaiyi,
obv hat t* dv frai ait v gd§möltsn,
26. sfksuntswontsig, hindv unsvn häs Hin drai Sinv eplbömlix
mit rütn epBlix.
27. saimuntswontsig, khintv net nux ^^ ^^^^ ör^blaik of uns
wovtn^ dan gimv mit ovx.
28. oxtuntswontsig. iv divft net setv khind9räin traifji.
29. nuinuntswontsig, unsv bfvg san net su hüx, dv övjvn san
fail hixv.
30. drasig. wafl pfunt wivH un wafl brüt weltren^ homf
* jgehst Du denn*. * d, h,] bei rascherem Sprechen:
dnüst. ^ auch ovtig wäre möglich. * hingegen z. B.
(aix gl) ^Vbt (aiwvmoitf i dv Höt). ^ t. d, f.] ,in der FrQhe'.
^ ,wüllt Ihr denn^
Deutsche Mund arten. L
n
3L öfiundraaig. aix fostl ix netj iv viist v hidj lätv ni?.
32. Uwöi^jund rasig. Äoto net p Htkl^ waisv »of fmnatJt: of man
iais gjfunn?
33. draiju7idra»ig. sä broudn wai »ix tswom ilnv nüpjt> komm
i ovjvn gontn bouv,
34. fwundrailg, des^ woi^t ait am fu hfVtBU khamv,
36. ßmfandr€isig, des wov i-fxt fu öt>x,^
36» 9fk9undT€mg. w^BsitS'^nen ^ du fv fig^lix ü^ ofii mönjvln f
37. taimtmdrasig. dn hounn kotn fimf oksn un nui kkai un
tswelf ^eflix föpB donf g^bi^o^tt dai woUm9 f^khöfn.
38* o^undroiig. dn löxt $an hat ole dräsn ofn ffld un houv^
39. nuinundrctsig. gl n^o, dv hräivD hund toutv niks.
40. ßHsig, aiss bai miin loitn du hintn aiwn dn wais i$ khfpn
Platte 473 (Anfang und Mitte: Ende s. unter A),
f a) Als mein Vater, Gott hab'
ibo sei ig f noch lebte, da war
es ganx aDclers daheim, (b) O,
dafi war ©in Mann! (c) Da
bast ihn halt nicht gekannt,
(d) Ana dem ganzen Dorf
tuiben ihn die Ideinen Leute
stim Ackern geholt^ kein an-
derer hat den Acker so bear-
beitet wie er, (e) O der war
dir akkurat in der Wirtschaft
und iß allem ! (f ) In der Stube
hat alles auf meinem Piat^ lie-
gen müssen, in den Pferdestall
hat keine Henne hinein dürfen,
im Rubstall hat sich keine Kuh
tosreißen dürfen; der Pflag and
die Eggen sind immer auf dem
(a) }Vai ma fötf^^ got köniß
Bilifff nux g9lfbt hut^ du igodb
[holtj gonts ondvs dvhöm, (b) ö,
des ttx>» V mon! (c) dou kustnt>
hfU net g^khetiL (d) asn gontän
dovf homnv du klon loit taun
ökvn gohult, kho mdvrn hutn
okv SU bseubt^t wai En. (e) ö den
wfv do aksräi i dn wiMoft
un l üln! (f) Ido Houm hui
oIb misn of Ban ßeg l^i^y in
pffväidl hui khö hen nä dinfn^
in khüuHfd^ hui six khö kkpu
füBraign divfn; dv pßong nn
dtf aj »an inn ofn glaixn fleg
g^lftjf un in tüöTj hut khö kku
un kho nlgl gefeit, (g) fa w$v
V Bfltsomn menif ait nimu hat
gleichen Fleck gelegen und an | gotfv, t&en p net i dv wivtioft
^ Aufgefaßt als; ^dieses Wort*, • ,Euch' (von ihnen
=^fu ta)* ' jwas sitzen denn^ * ibauen'. ^ besser: khaiit,
8lfttväpk«r. 4. rt»il*-hi«t. Kl. i&s. Bd. 4. ibb. S
18
IV. Abhandlang: Seemüller.
dem Wagen hat keine Kette
und kein Nagel gefehlt, (g) Er
war ein seltsamer Mensch^ ging
nirgends hin, wenn er nicht
in der Wirtschaft einen Gang
hatte, (h) Nur an Sonntagen
ging er in die Frühmesse und
nach der Frühmesse ins Wirts-
haus und dort hatte er immer
22 Kreuzer Zeche.
(i) Geredet hat er nur das
notwendigste; nur im Winter,
wenn die Pferde im Stall lie-
gen und sich fürs Frühjahr
ausfressen, daß sie sich wieder
tüchtig ins Zeug legen können,
da fing er an uns Kindern von
seiner Verwandtschaft zu er-
zählen und vom 66^^ Krieg, wie
die andern alle vor den Preu-
ßen davonliefen, oder von einem
Bauer in Petersdorf, der ein
großer Zauberer war. (k) Viel
hab ich schon vergessen. (l)Zu- I
weilen erzählte er etwas, was
er schon oft erzählt hatte; uns
Kindern gefiel es aber immer,
(m) Ja, mein Vater, das war
ein Mann!
vn gorig ^?*- 0^) ^f^ ^^^ ^ *^^"
tig ait v i dv fraimfs gor\f>
un nux dv fraimfs is tcivtshäs,
un dat hut v inv tswövjun-
tswonUig kroitsv tsex g9hot.
(i) Gdret hut v nSv 98 nut-
wendigstv; nfD in unntVy wen
dv pffv in Stöl lairj un six
fiv8 fraijöv ösfrfsn, dos sv six
waidv tixtig is isoig llr^ khinv,
du hut V uns khindvn tsu dv-
tsiln ügefoijv fu sänv/vtcontioft
un fun sfksunsfxtsigv kraig,
wai dv ondvn oh fov dv proisn
dvfugdlöfn san^ öda füvn bouv
i pitvstofy wos* V grüsv tsou-
hvrv wöv. (k) fail ho ix §o
fvgfsn. (1) monigsmül hut v
tcös dvtsilty wos V So oft dvtsilt
hot; uns khindvn huts öbv ina
gdfoln. (m) «/ö, ma fötv, des
wov V moni
IV.
Hnndart Ton Lautsch b/Odrau, Österr.-Sehlesfen.
Inlautende lenes b, d, g in tönender Umgebung sind stimm-
haft, ebenso anlautend unter gleicher Bedingung. Die Laute
et und ou liegen zwischen e und t, beziehungsweise o und u.
Jeden* (Sonntag).
.was*.
Deutsche Mundarten. I.
19
ad klingen wie Monophthonge , bw sind scharf betont, die
ip&DDung der Zunge ist stark. — a in baisn 14 ist fortis.
Platte 343.
L Äf. ^m wdnUr flig^n di traig^ blH^r ai d$r louft TAim.
2< iswa. $hmi glai d/ tiu Snain^ d9möx ufiis wät^ tDid^r h^ss^r.
3* drai». ihn khuh an ö6a, do&dd meilix baut öffrikt tBU khoux^*
4, f^r9, dar * gut9 aud9 mön ü mittom fät om aiz9 atgebrQU)p
on Ui khaud^ woss9r g^fou^.
& feimf», ar is ßr fir oh^r zfka tvotix^t} g^'^tü^b».
6. Sfk^, sfatwr wo9 tsu Möek, di khu)(st zän jo otmd<t gants
€g9branL *
7. mimn». ar ei$it9 ühr %nd9 öuq zauts on faffsr,
8. 0x^' ^^ ß^ tkim m^r wS^ ix dfrjkf ix höi^ wount ^ g&trät9.
9. natn9. ix wö9 hat d^r fr au gnaäU on höz9r gazoet^ mi £%
Aöl gdzoety si tceos (lu ir^r iouytiBr zoen.
10, UAnt*, im weQB au ni mer wtd»r thiin,
ll;*(*<jc!3. ix Hö dix glai mittom kkö%l^ffo eim de Uwrij du of
du!
12. Uwf^m* wo gestn^ hin, zeilman^ mitt^r gMt
13. dräisn. ssän ilfxt9 tsaitn.
14. ßrtm, mai Uhds kheinty blai do '^ höund» iiinf di bEz9 gfns
baiän dix thüi,
\b^ fuftMn, du hoit hait^ am mäst^ g^loet on wo9H 09iix g9-
wüatf du thmit fncbr vhäm gm xöi di and§r9,
16, zfxtan, du beist no ni gros g9nukhj do$^ da khensi a ßoS
wain au9^mfikh9, du muBt fnU nox v b^ih woks9 <m
grumr wm,
17. wifimi. g§t zai zo gut on zö9§ dain9r jfü?a«t#r, zi zm di
klä^r ßt ai9T muU9T ffvtix nm on mitt^r bivH auipui$9.
* mit demonstrativer Bedeotüng, * .angebrannte
id getreten*; (auch öfg^rrjj» ^aufgerieben* oiögUch).
* dieser Satz wurde nicht in den Apparat gesprochen.
* pgehst du denn', ^ ^sollen wir denn'» ' do hj ,da
liantnteiie * niclit in den Apparat gesprochen * d, d.
kkj ,daß du könnteste
30 IV. Abhandlung: SeemUller.
18. oxtsn. wfndn okkhanV hftst, do^ wSvi andvi khum9 ant
thU bf889r mittom ätSn.
19. näntsn, war hötmvn^ man khoeb mittom fläS gditöhf
Platte 350.*
20. tswantsix. ar höt so gethön, wi^ wfnzn tsum draS9 b9Staut
hftn; zi hön zixs^ ohdr zaubdr gdma^t.
21. Rnontswantsix, warn höt9n'' dt naid gdSixt t9rt8Sltf
22. tswäontswantsix, mr mus laut pSkhd, zounst firitet 9r
ouns ni.
23. draiontswantsix. miv zän mld on hön duvH.
24. firontswantsix, tci mdr zän gfstvn tsum öb9t tsureikkhum»^
do hön di and9rd San am hft g9lann9^ on ffst geslöfr,
25. feimfontswantsix, ddr Sne is ai dar* noxt bat ouns llgd
gdblln, obdr halt ai ^^ ddr frl iz dr wfkkHhaut,
26. zfksontswantsix. heinddr ounzom haus iten tswä ^^ Sönd fppo-
bäm mit rötd app9rl9n,
27. zlmontswantsix, kheintr ni nox d wäU ovouns wö9t9^ ddr-
nöx gemmdr mit aix,
28. ox^ontsxcantsix, iv ihfoft ni zeix9 thoumhät9^^ traibd,
29. nainontswantsix. ounzdr bäx sän nl zer höx, ai9r9 zän feo
hex9r,
30. drässix, wifo fount xouvH on wifo brot tofoten ^* hön ?
31. Tinondr (issix, ix fdriste aix wi, ir mist a beisU lautdr red9.
32. tswäondrässix. höt9rn^^ khä Steikh wäss9 zäf ni fir mix
of mäm thiS g9found9f
33. draiondrässix, zai brüd9r weo zix tswä SBn9 nai9 haiz9r
ai ounz9m^^ g^^td baun.
34. firondrässix, ar^^' höt g9rftj wizom eims hats W09r,
^ w. oj ,wenn du ihn nur gekannt^ * ,da'. ' ,hat
mir denn*. * auf der vorhergehenden Platte (343) stehen
noch die Nummer und die drei ersten Wörter des Satzes 20.
* ,wie wenn sie ihn'. ^ »sich es^ ^ ,hat er denn*.
• .gelegen'. • vgl. Nr. 1 und zu Nr. 4. *^ ai d, fr,] ,in
der Frühe*. " ,zwei' (drei = drai), " ^Dummheiten*.
^* ,wollt Ihr denn*. ** ,habt Ihr denn*. ^* »unseren*
(eurem = aiom), ^^ ,Er hat geredet, wie es ihm ums
Herz war*.
OenUcbe Mundäri«D
36, feimfondräsnm. dos wo^r rfxt fo aix. ^
36, Bfk$ondräsnx. wösseitswn^ dö firfegBhn dob^^ ovom mai»rhf
St. &mündrH§sia:, de phmU9n hotn feimf ouks^^ nain khi on
Uwföf Mß9n ßvi do^f gHr'ih9^ di Wöld^nz9 f^rkhÜfi.
38. oj^fondrämix, dB lau säii hait 0U9 däii9 ovom ff ad on haun*
30* nainündräiMW. g§okj dar^ braufi§ hount thütsr niit
44), ßnUix, im hm mittP lau» d&rheind» t6sr de um ä$ kho^n
g^fmn.
Hatte 335.
(a) Das war eine Freude
unter den Kindern, ab man
Uei ans die Balm baute! (b) In
einemfoi't fragten sie, ivie man
auf der Bahn fahren kOnne,
wenn man keine Pferde habe.
(c) Die Alten konnten nicht
genug erzählen, und die Kinder
.waren^ wenn sie's geholt hat*
Fien, nicht klllger ab frühen
(d) Endlich kamen Herren;
sie trabten kreuz und quer
auf den Feldern umher und
steltten fleißig Messungen an,
(e) Billige Wochen später wa-
ren ichoQ die Arbeiter da mit
Karren und Schiebkarren, mit
Schaufeln und Krampen, (f) Es
dauerte aber noch eine Weile,
bia der erste Zug kam. (g) Es
war »war nur ein Schotterzagj
aber das Terschlug nichts^ alles
B.
(a) do8 tüo*r» fräd ound^m
khemd^rn. unz^ hön hai ounB de
hön gabauL (b) ai^ dm d&n
hfmz^ g^frögt, wiz9 of d»r h^n
foen kkeinnBUf wfnz9 kä fät ni
hon, (c) di ^od^r9 ^ lau hf^is
d97*iseh^ ni b^Urli^.on de khein-
d»r wQ9n, wfn z»$ g^koei hoin^
au^ ni g^iait^r wi durflt.
10
(d) fuilix eän hfnn kkum9f
zi s£fin d^r krniti on cbr kwir
ova ffod^n reimgQtrfmpot on
houjläiiüc g9mai89, (e) a phovr
wQux^ druf wo9n ion d# arbaitar
dö mit khorr^n on rfp^n^ tnit
iäffon on kromp^n. (f ) shU ob^r
I nöx © hiph-e iiait gdbrauxt, bis
i ddr fnHd tsüg kkufn9 U. (g) iteod
tswo^rok a iontt^rttüg, dos Apf"
ohv mit t»ur zo^i ovdzu nau$
gdvani^ wi wfns d^rhäin brin thei.
' ^Eueh' {von ihnen = fo In). ' ,was aitzen denn^
5 ,da oben*. * ,haaen^ ^ vgL zu Nr* 4. ^ ai — d,J
,10 einem Ton' ' ,älteren'. * d. ni bj ,da9 Erzählen
nicht bestritten' (^ bestreiten können), ** ,aüch*. "* ,da-
vor*. ** A_ . . i?J rliatte , , , zur Saelie^
23
JY, Abbtndliitig: SeomülUr
r&nnte hinaus, wie wenns da-
heim gebrannt hätte.
(fa) Die Kinder konnten da«
Behauen gar nicht satt werden ^
viele waren gar zn neugierig
und mußten weggejagt werden,
auf daß sie nichts anstellten*
(i) Die Freude der Bauern
darüber war aber lang nicht
so groß; sie maßten sich die
Felder zerschneiden lassen tirid
bekamen TÜeht einmal, was sie
dafür verlangten* (k) Die Ar-
beiter, die fremde Sippschaft^
hat überall Schaden angericli*
tet| das Obst haben sie am bell-
lichten Tag gestohlen and noch
dazu die Bäume zugrunde ge-
richtet; weder Aufpassen noch
sich Beschweren nutzte etwas,
(1) Kinem Bauer hat obendrein
ein fromdcr Arbeiter 500 fl. ge-
stohlen; der Nichtsnutz maßte
zwar 6 Jahre im Locli sitzen,
aber der Bauer bekam nicht
einmal eioeu Kreazer zorllck.
(h) di kheinder khundmi
§kkuk»^ go€ ni zät wän, feo
immi gm isu khlßt9\x^ tm mu9in
iüfkg9Jmi loänf dot «e ni kfn
wos ö0^Uaut (i) di phuum hftn
oh^r lafikhä zmx» friid drlfmr;
zt muitn zvt deffod^r (»uinaid»
lön. on hihi «i a möl krikL woi
«e d9rfir firlatjkt hön. (k) di
arhaii9r^ do3 frfnd? g9Z{ipf zän
rüpüö^ liM* iöd» 3«^/«?; f öb9H
hönz^ om hf^lixt» ikfg g9iWl»
on tidjc dvisun de häm Itu Sand»
ff^maxif- wäd9r§ öfphasu nöx^
b^hvitm köt W09 g^fiQUist, (1) am
phaui^r hH ^h^rat a frfnd9r
urbaü^ feimf hundert ffuld»
g^itöh; dar^ fvHvHi^^ köt
tmüo9r zfk$ jö9r am khattU*
M€iti9 mii$9; j>5© dar phaupr
köt ni a möl an kra%U9r tsu-
reikkrikL
V.
Mtiiiilart TDE Stadt WeEdt^Eau, Oülerr. -Seh legten.
4 und 6 sind mit starker Hpannniig erzeugt und haben
I-, beziehangeweise «-Färbung. Die suflixaten a und e haben
nicht die Spannung der starktonigen, p hat dunkle Färbung
und iai o-älinlteh. — h^ d, g inlautend i&wischen Sonoren und
* fiBM Oncken'. " ,ich kümmere mich nicht (weiß nieht)
wo* ^ überall ^ ttu i, gj ,auf Schaden gegangen',
* vgl zu A Nr 4. ^ .Verderbliche*. ^ ^Cästehen^
Deutaeha Mundarten. L
23
mnlaiitend bei gleicher Bedingung sind stimmhaft, s in baisa
14, draisix 30 u. Ö., drau^a 38, gruie Bd, Hrösa Bk ist fortis.
Platte 326.
A.
Ip St, airn ir^nft? ^fe^a cf« iratga Mein ai dn Idfi rim.
2. Uwee, 9wat ^ glai ufhiun tsu inaif/^ dan waU^ wätv wtdv
bfSiv wän*^
3* draie. thü kh&la ai a üva^ do9 d$ milx bäle fnfffjt isu
4. fire. dv güde fde mön is mim fäd$ omp.^ aixe aig9brox(i^
6nd ai» khüle tvosn) gsfolla,
ö. fämve. a U ßri^ flvrodn zf^ks wö^a g»H^ba,
6. z^se. sfaiD tcon Uu Horkh^ de kku^a zain jo önda gants
s^wonts g^brani,
T. ^Jme. a est de an 4mmn öne zalts 6nd f<\ff^*
8. öjf*«* de fisi€ tkim mn wl^ ix kümvze ^ düxtix dorxg^Uffa,
9^ nmine. ix wov bai dn fr au öjid hozv (pzöt 6nd de höt g»-
£§tp da t^a^ o in? thö^tt) z5n.
10. tM&im. %££ wäz & nemme mldv wax<i,
IL flm. ix &lö di>^ glai a kMklfffl em de ünn^ du offe*
12, Uwidve* wu giitn^ fün^ zilbvn^ mittv glnf
13, draiisa, zUn^^ Hfxte (•sait.
■ 14. ffDtsa. mai libes hhint^ blai do Önda ätlUf da bua gfnMB
, haisa dix thüt
15, fufUa. du host hatte öm maBta gdani dnd tmvH öpfia?;
H du khonst^^ frin hSrngln wi de andan.
16, Mptisa, du bist no ni gjfis g^nntfkkey dos d^ 3ne floie wain
auitr^qkha kkontatj^^ du muBi v&i no a biälu waksa dnd
tyrt>«f? wän.
H, sipUa. gif bizazu gut t^nd 9$s^^ däunn iwastn^ de zol de
B kl&dnßr mre möUn fyvtijo^^ n€n 6nd mittv bevHe ran maxa*
^ §. — ufkj ,es wird gleich aufhörend * ,wird'B'.
■ yWerden^ * ,auf dem*, ^ jeingebrochen** * ft, dj
ybüb mir sie, dächt' ich*. ^ d. g, aj ,dir gleich den'.
• ^ehst Du denn*. * ^sollen wir denn*. *^ ,E§ ist eine schlechte
Zeit'. ** ^kannst* (.darfst' hieße dfpßt). ^* ^austrinken
kflnnteBt'.
'» jSagV.
** nicht in den Apparat gesprochen.
24 IV. Abhandlan^: Seemflller.
18. axtsa. hfsta g^khant, do wfos andvs khömtna &nts th^t
bfssv emma Hin.
19. naintsa, wa hötmvn man khovp mim^ fläie gdiiöla.
Platte 327.
20.* tswantsix. a thst azü, ols wfnza^ tsöm drcLia b9HfU hfta,
de hön [zixjs obv zalbv gemaxt
21. änontswantsix, warn hödan^ de naie g9§ixte dvUBltf
22. tsw^ontstoantsix. ma müs laut Srain, zdnst fvUlda ini nt.
23. draiontswantsix. wv^ zain mlde önd hön dovH.
24. firontswantsix, wibv gfstan öms Uvreke khOma, löga de
andan San aim bftte önd toovn ff st iJom* Slöfa,
25. f^vontswantsix. dv Jini is haue najt bat ^$ liga g9blin,
obv hatte fr% iza tsvgar\a,
26. zfksontswantsix. hendv enzvm hauze Hin drai iine fppl-
bämla mit rüta fppan,
27. zlbnontswantsix. khentvn'^ nl no an klän ögablik ovens
wövta, dan gibv midaix,
28. axtontswantsix. iv dfvft ni azu^ kh^tSa.
29. nainontswantsix. enzre bärge zain nt* ziv hüx, aire zain
fil hixv,
30. draisix. wifi fönt wovH önd wifl brat tofltvn ^^ hön f
31. änondraisix. ix fvHl aix nJ, iv mist a bisla lautv reda.
32. tswBondraisix. hottvnni^^ a H^kla toaisse zäfe fiv mix of
mäm theSe gdföndaf
33. draiondraisix. zai brüdv teil zix tstoe Hne naie haizv ai
aivn^* govta baun.
34. firondraisix. dös wuvt khömip. fom hatse.
35. f&mvondraisix. dos wov rfxt fo ini}. ^*
36. zfksondraisix, loos setsan ^* do fia fBgala ovm ** maivla f
* ,mit dem*. * die Nummer und die ersten Wörter
des Satzes 20 stehen außerdem noch auf Platte 326. ^ ,wenn
sie ihn . . . bestellt hätten*. * ,hat er denn*. * auch mv
möglich. * ,tiber dem*. ' ,könnt Ihr denn*. • a. khj
,80 kindisch sein*. ^ irrtümlich als niv in den Apparat ge-
sprechen. *• ,wollt Ihr denn*. " ,habt Ihr denn nicht*.
** ,euren* (,eurem* hieße aivm). " ,Ihnen* (ihnen = dän).
^* »sitzen denn*. ** ,auf dem* (oben auf dem = drüba ovm).
DenUehe MundArteiu L
31. zihnondrauix. ds phauau hoiia ßmf oksa dnd nain khu
6nd (isic^lf sejia ßas do'of g^brö^t^ de woldaze fokköfa,
38* axtmidrai»ix\ de laue zain haiU olle di^auia ovm ffld^
6nd Adwn, *
39. namondraUix, gl qx^j ^^ hraune kunt thutttf yi^j^.
■10, ffvUim. iw bin mida laita döhinda iJö de wlze ais khepn
Platte 302.
(a) Bei ans daheim ist ein
^Waeaer, das heißt die Weide.
)) Es kommt aus dem Gebirge
und geht ins Preußische weiter.
(c) Im Frühjahr, wenn der
, Scbaee auf den Bergen xer-
bt, da wird das Wasser
schasmal gar groß.
(d) Ea ist erst ein paar Jahre
her^ da war eine große Über-
schwemmung; da wnrden in
len Dürfern eine Menge kleiner
Bäuschen weggerissen und die
Leute waren froh, daß sie mit
dem Leben davonkamen . (e) Das
gsnse GetrUmmer schwamm
herunter, und das meiste sah
ich vorbeikommen,
(f) Bei uns in der Stadt
dauerte es auch nicht lange^ da
trat das Wasser aus und kam
in der Obervorstadt herunter.
(g ) Die Leute hatten das Wasser
gleich in den Häusern nnd
raren übel daran, weil das biß-
B.
(a) bai ins do hame h a
tüossn, dög küH de waide.
(b) skhemt aiizm g^bfrge dnd
ffU ais praiiB WfÜP, (c) aim
frijüre^ wfn dn hi% ova harga
tsBglt^ da wfvts wfS9t> mpix-
möl gQt} grüs^
(d) zhaSi a fhm jure hä^ da
wwu ä^ie grüM thvmymmötik;
da hüti^ aia dpvfan an gantsa
hoffa^ klane haizla WfkMriseaf
önd de laiie wovn früj d^a «n
mim läha dnfOne khfma, (s) df*
gantse g9brBace kköm aim wosgn
rdndv g^heoma Qud ix kf«-
emuMie^ fpbai iwtma Mn.
(f) hat ins ai dv Höt höU
ö ni laije gMmwtf do tr^ti
wossn aus önd khihn bai dv
ßhnfvitöi rondn, (g) rfg Iniie
hotta s wmsv glai ai a kaizan
[drmne^] 6nd wüvn ihl drön^
miil dös bisla assa,^ dos se
* jbauen'. * A. — haizla] ,hat 's in den D. einen ganzen
Hänfen kleiner H/ ^ in den Apparat wurde das jüngere
Jmuffa gesprochen, * -mä$U] in den Apparat wurde (das eben
mögliche) mtsi9 gesprochen, ^ jdrinnen'. ^ lEsaen^
36
lY. AbbAndlun^: ^eeitiüÜer.
chen Vorräte, die sie daheim
hatten, bald weg (aufgezehrt)
war. (b) HeraoB kannten sie
nicht Da war giiter Rat teuer.
(i) Aber ein paar kluge Köpfe
kamea auf den Einfall, lange
Leitern van einem Fenater zum
andern zu legen, und so konn-
ten sich die Leute wenigstens
das Notwendigste verschaffen.
(k) über die Straßen, wo das
Wasser nicht gar so tief war,
spannte man Seile. 0) Da konnte
man sich anhalten und durch daa
Wasser waten, (m) Die Leute
nahmen sich die Kinder auf den
Rücken und brachten sie auf
die Seite^ wo das Wasser nicht
80 geiUhrlich war. (n) Gegen
die preuOische Grenze hin stand
das Wasser über den Feldern ;
natürlich war die ganze Ernte
verloren, (o) Das Wasser hatte
auch all© Brücken weggerissen;
weiter unten über der Grenze
mußte man gar eine Brücke
sprengen^ weit sich das Wasser
staute.
dtthäme hotta^ bäh wfk ww*
(h) raus khönda z€ n\. df wft^
güdn r§t tkain, (i) obn a phop
kluge khfppe kk^ma of de td^,*
latfe Ifttan fo am fangfo Uum
andan im I3n dnd asQ kkdnda
zix de laiU wmigitnB mütwfn'
dig9t6 [aisa *7 fvioßa^ (k) iba
de Hrösa^ wus wo$9n ni gw-
rairä thlf tma, hfnze sSle yö-
ipdnt (1) do khönt ma six
dnhäla önd dorxs wcBim tpdia,
(m) de laiie n^ma zix de khindü
üva rt^ka 6nd hrfx^azo of dl
zmief wüs wo9sn ni asü g^ffp-
lix tc?pü. (n) o/* de prailt
gräntiß tsü it^nd »imssv iJar
a ffldan ; nathwliss wop de
ganUe fmite hin. (o) Mtcossn
hütte fi de ganUa hrika wfk-
i^riiia* Wfttv dnda iht» dn^
grünt$e hönte^ gopräne bräce
Uuzomma^üa müia^ wail ms&s
tcoaiv g^itaut höt
* Jdee', * y£ssetl^ ' o/ , . . Uü] ,aaf , . , stu**
* d. gj bei der phonographischen Aufnahme versprach sieh
hier der Redende und brachte (de) gränUe hervor. lofolfe
dessen stockte er und alle» noch Folgende fehlt auf der PUtte.
^ h, . , . ts, mj ,habeii sie « , . ^usammeusehieOeu müssend
Deutsche Mundarten. L
27
Anhang.
»
Ute Wenkersehcn Sfitze.
L Im Winter fliegen die trockenen Blütter in der Luft
hemm. — 2. Es hört gleich atif zn schneien^ dann wird das
Weiler wieder besser. — 3* Tu Kohlen in den Ofen, daß die
Mileb bald £ii kochen an fängt. — 4. Der gute alte Mann ist
mit dem Pferde dnrch'a Eis gebrochen und in das kalt©
Wasaer gefalleiK — 5. Er ist vor vier oder sechs Wochen ge-
storben. — 6. Das Feuer war zu atark^ die Kuchen sind ja
unten ganz schwarz gebrannt* — 7, Er ißt die Eier immer
ohne Salz und Pfeffer. — 8. Die Füße tun mir weh, ich
giaube, ich habe sie durchgelaufen. — 9. Ich bin bei der
Fran gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie
wollte es auch ihrer Tochter sagen. — 10. Ich wUl es auch
nicht mehr wieder tun! — IL Ich schlage dich gleich mit
dem Kochlöffel uro die Ohren, du Affe! — 12, Wo gehst du
hin» sollen wir mit dir gehn? — 13. Es sind schlechte Zeiten!
— 14. Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen
Gänse beißen dich tot — 15. Du hast heute am meisten ge-
lernt und bist artig geweaen^ da darfst früher nach Hanse
gehn als die andern. — 16, Du bist noch nicht groß genug,
um eine Flasche Wein auszutrinken, du mußt erat noch etwas
wachsen und größer werden. — 17. Geh, sei so gut und sag
deiner Schwester, aie sollte die Kleider für eure Mutter fertig
nähen und mit der Bürste rein machen, — 18. Hättest du ihn
gekatint! dann wäre es anders gekommen und ea täte besser
um ihn stehn. — 19. Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch
geetohlen? — 20. Er tat so, als hätten sie ihn zum Dreschen
bestellt; sie haben es aber selbst getan. — 2L. Wem hat er
die neue Geschichte erzählt? — 22. Man muß laut schreien,
sonst versteht er uns nicht, — 23. Wir sind mUde und haben
Durst. — 24. Als wir gestern abend zurückkamen, da lagen
die andern schon zu Bett und waren fest am schlaien, —
25. Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber
heute morgen ist er geschmolzen. — 26, Hinter unserm Hause
stehen drei schöne Apfelbäumchen mit roten Apfelchen, —
27. Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten^
2 V. Abhandlung: Gollob.
■ie!
3. TC'j c709ü)Ta':s'j xupou [LOiziixyj toö TcXavouBou* Trspt twv leX^wv za-
c(5v Ttov ajOsvciwv twv Iv toT«; dv6p(»)::ci? IxspyroH-^'^wv orCxct.
yJ/s; a- -irpb;* t(ov oupavfwv TOYixiTWv (Fol. 3 — 7 v®).
Inc. : Ttov asOsvwv OsAia {jiaOe Tpi; y.at sex« tc jjiev Xs-jx-cv tw
zpwTCv To EavObv c' It:» toöto
^ »if! ' sie« tic! aie!
Des.: TW ßopßopwBe; Be 5;cv OivaTov or^fAsTov TaOei.
4. et; Tcu; aivou; ort/cf 'irspi twv alfxaTWv toi? ^XsßoTOjx^a? • YJ^o;
ß zpfr CT£ ly. ToO JjXcu gc (Fol. 7 V«).
Inc.: jjiaös y.xi Ta aii^aTa Xotzbv lij; (pXsßoTOjjifa;
Des. : toOto ixTjy.bv (sie !) zpojjLTiVuet 2X*/,o?.
Dieses 4. Stück schließt sich in der Lainzer Handschrift
so eng an das vorangehende an, daß man daraas leicht die
Anschauung gewinnen kann, daß auch dieses Stück vom Schreiber
der Handschrift für ein Stück des Planudes gehalten wurde.
Das 3. Stück hat Ideler, Physici et medici Graeci, vol. II, Be-
rolini, 1842, p. 318 — 322, unter dem Namen des Planudes pu-
bliziert und auch Van de Forst a. a. O., p. 547, glaubt, daß
dieses Stück dem Planudes zugehöre, doch bietet die hand-
schriftliche Überlieferung keine Sicherheit für eine solche An-
nahme. Zwar schreibt Krumbacher, Geschichte der byz. Litt.
H. Aufl. München 1897, p. 449: ,Im Cod. Vindob. med. gr. 45
(Nessel) werden dem Blemmydes, wohl ohne genügende Gewähr,
mehrere medizinische Traktate und ein regelrechtes Hausarznei-
buch zugeteilt', aber die Wiener Handschrift 45 (Nessel) bringt
von Fol. 28 — 35 unter dem Titel : tcö ao^wTaTou xai Xo^'-wtotou
y.'jpcO vixr^^cpo'j tcO ßXsixjjLtScu • erSr^ai^ twv laTptxcov fJieTpwv nuxi xavü>v
zl^ Tit; xptaei; Ttov al;ji.aT(»)v ty;; ^XsßoTOjjL^a^ twv ioOevwv %ai x.avü)v si?
Ta^ y.pb£'.; Ttov 'jcX(tov Ttov C£y,aTpitov tiov Oecopoufjisvtov ItA täT^ T(ov
avOptoTTtov asOevcfai; dXXa xal st; t«; Birfvtojstg x.ai Oepxcefa^ xjtwv
T.irj horp^T.oioL'x zuerst die laTpt/.a {xsTpa, dann unser 4. und
3. Stück und ftlhrt mit einem weiteren fort, das die Überschrift
trägt: £y. tcO xjtcO toj ßX£|i.|i.'$cj. * Auch Nr. 32 (Nessel) bringt
unter dem Titel: zspt cvJpwv 7:sir,|jix tcO X^Y^^TaTSu >wtl co^timd'zz'j
(iXsfjLiAiaoJ; das 3. Stück von Fol. 35 v^— 37 v<>, und daran an-
schließend unter der Überschrift tcO äutcO das 4. Stück auf
Fol. 37 V®. Übrigens schUeßt das 4. Stück in beiden Hand-
schriften der Hofbibliothek mit: iJii|ji.vt^|Gy.cu TrjTa xai ßXsjjLjxKc'ji
* N.nch (loin ou ist ein liucIistÄbo au8r.itliort.
V^AUh.t Oollob. MediKini^ebe gnci^hUch« H&uituGhnftpn In Wif^Q. 1
Medizinische griechische Handsehriften
dos JesuiU^iikollegiums in Wien (Xlll. Lairiz).
Von
Eduard GoUob.
(V(irtf«il«itl in 4er 3il«Btig ata S. Juli 190T.)
Van da Vorst hat im ZentralbL für Bibliotlicksw*^ Jalirg,
I90*jj die griechischen Handseliriftcn des Jesuitonkollcgiuins in
Lainz (Wien, XIIL Bezirk) publi^ierfe. Eine Darchsicht dieses
Verxeichnisaeg ergab zuDäcliat, daß die Titel fast durchgeh ends
lateinisch gegeben sin<l, daß diö üesinit sehr hliuKg fehlen und
die Lageneinteilung ganz übergangen ist. Zwei Stichproben
aberi die ich an den medizinischen gricchiachen Hfindschi'i fiten
dieser Bibliothek machte, zeigen, daß das der Hauptsache nach
wohl richtige Verzeichnis in man eben Stiiuken noch einer Er-
gänzfing nach seinem Inhalte bedarf.
Der Herr Bibliothekar P. Dichtl hat mir in zuvorkom-
mendster Weise die Durchsicht der Handscliriften ermöglicht
and ich fühle mich verpflichtet, ihm auch an dieser Stelle hie-
fÖr meinen innigsten Dank abzustatten.
filfQ« XL 167» XV.SÄcc, Grnüc: «l-Äm X Iß^'^^T t'api*»r, 15G FoUcn, W Qua-
Urnknen + 5 Bltttter, im erston Qmit. fehlt d»J eiite BUtt (TitclblÄH), die
Lagen ilnd nuten bc^acidinet, nber im II., 12, IS., 14. Qunt. irrtHmllcb er«t
naeh dem «raten Blatie, im 15. Qcijtt Irrtilmlkh «rHt tinch dem xweiton BUlts
do« tutfenden Qa&t Auf dem Elii^kiin des jilfignrf^n Einb^indes: Summii artii
med> per Maximum PUnudem, Gr&ece, Cod. Chart. Saec XV,
1, Äaf dem Rande von Foh 1 rot: tcouXou vsitaiou,
2. Ein Kapitel Verzeichnis za der auf FoL 12 folgenden Ab
handlang des Paulas Nicaenus (Fol. 1 — 2 v"*}*
Es eothäU die Angabe von ISO Kapiteln
. d. ^11 -bUL £1 159. M. 5. Abb )
4 V. Abhandlung: GoUob.
iizicrt wird, erwähnt auch Daremberg, Arch. dos miss. scicnt.
toni. III (1854), p. 21, aus dem Kodex Phil. MDXXIX,
9. xa-yAOj v'.7,a{c'j (Fol. 12v«— 135v«).
Inc. der Einleitung: ::oXXü>v ts xat •rcoixO.Xwv Y^vopi^vwv
Des. „ „ : i'A ty;g5£ wyjv TrsuCiW? xal 3fi:GXf(c£(i>?.
(Fol. 13)
Inc. der Abhandlung: ::o»^ ^^'.cx£tj/r< -cbv voaoOvT«* et xa».
Des. „ „ : xal SiaoriXXst ty;v 9apxa 7:x/tx/60£v
oLTzo 15 u 5vu)ro<;.
Dieses Werk ist handschriftlich in Osterreich nur in drei
Exemplaren* vorhanden, dem vollständigen in Lainz und zwei
unvollständigen in der Wiener Hofbibliothek, Nr. 31 und 41
(Nessel). Nr. 31 hat das Kapitelverzeichnis (Fol. 1 — 4), doch
fehlen in der Abhandlung die Kapitel iß Trspl ütt^ou bis i? -sp'i
cxoToiAaTty-wv. Nr. 41 beginnt in dem Kapitel ttj xspl teXr/]/ia;
mit: xparr^Gw o3v xal, die vorangehenden Kapitel und das Kapitel-
verzeichnis fehlen. Die Kapitel pia Trspl O-jfxou und ptß ^£pi oixwv
y.at jJLwpwv sind gekürzt.
Eine Publikation des ganzen Werkes ist noch nicht er-
folgt ; ein Bruchstück bringt Idelor, a. a. O., p. 282, vol. II,
unter: Anonymi, ::£pi XuxavOpw::!«;. Es ist dies das 23. Kapitel
unserer Abhandlung (Fol. 36 — 36 v®) und beginnt mit der Auf-
zählung der Symptome, an denen man die an Lykanthropie
Leidenden erkennen kann. Solche Leute haben eine blasse
Farbe, einen kraftlosen Blick (Ideler: d$pav^;; Lainz, 31 und
41: i$pav£;), trockene, hohle Augen (Ideler: xotXcü;; Lainz, 31
und 41 : xcrAou;), ein feuchtes Antlitz, eine sehr trockene Zunge,
mangelhafte Speichelabsonderung, leiden an Durst, und nun
folgt eine unverständliche Stelle: xal Ta; xvYjiJLa;, 5ia -rb -rrcXXxy.'.;
::pccz{:r:£iv hioL äjtcu; xal cXxc|ji.£va; lyyjzfM, Die Lainzer Hand-
schrift und ebenso 31 und 34 überliefern nicht Mol «Otoü;, sondern
aviauTcü;, wofür wohl aviaTCj; zu lesen sein dürfte. Ebenso ist die
folgende Stelle bei Ideler unverständlich: tcia II cr<|jt.£Ta twv pifiXorf/s-
X'.y.(ov 'zi'zi xoTir/aivtiv Tb c(o|ji.a y.al ixcXsrf/sX'./.bv £Tva; tt^ ^6a£'. ij xal £;£-
7rr,y.TT, tsv o'.i tivc; cpovT(cs; t^ yYp*j7r;(a; y; pi.5*/0r,p(ov ct^wv il) rps^cpi; -J^i
iTsir/zzvf a'.|jLcppct:(av xäI xaTaixr,v(u>v Y.jvaty.u)V Nun überliefern aber
" Vpl. H. Diols, Die H*ndj«chrifton dpr antiken Äntte II. Berlin 1906, p. 81
und den oralen Nachtrag; hierzu, Berlin li>08, p. 63.
Medisiniscbe griechische Handschriften in Wien. 5
die Lainzer Handschrift sowie Nr. 31 und 41 lo t£ statt tcts,
femer Nr. 31 und 41 y.aT'.T/vafvs'.v statt xaTtcyafvs'.v, dann Nr. 41
eSswQXTTjTov, Nr. 31 e^üTT^xTT^Tcv statt £5£:7r//.':r, tov, endlicli Nr. 31
erts/ETC^tv statt fefc/cciv. Es sind den Leidenden also die Kenn-
zeichen der Melancholiker eigentliralich, sowohl der abgezehrte
Körper als auch das melancholische Wesen, das sie von Geburt
aus besitzen (tyj (^-jzv.) oder auch sich schließlich angeeignet
haben (e;£z{y,Tr<Tov) infolge eines Kummers oder usw. oder durch
Unterbrechungen in der goldenen Ader usw.
Es möge nun zunächst das Kapitclverzeichnis der Lainzer
Handschrift (Fol. 1 — 2 v®) mit seiner Zählung Platz finden.
Wenn in der Abhandlung die Kapitelüberschrift anders lautet
oder eine andere Zählung hat, so ist dies in Klammern bei-
gefügt und in beiden Gruppen sind die von der Lainzer Hand-
schrift abweichenden Zählungen und Schreibungen der Kapitel
des Pinax der Handschrift 31 und die abweichenden Zählungen
und Schreibungen der Kapitel der Abhandlung der Hand-
schriften 31 und 41 angeschlossen.
de!
a ::£pl £Z£CX£'}£(ii>; 31 : 'izi^l iz'.cy.e'j^tw;
3 „ :rjp6ToO
>ic!
Y „ exTirptoÖ :rjp£':cö 31 : ?:. £XTiy.C'j ::. (31: 7:ifi r/.Tiy.cö r.)
2 ^ TpiTafcj 7:up£TCÖ
, r £ ::£pl r,u.'.'p'.-:2iz\j TTjpiToö -v
V.g „ T-.ap.a'.c'j „ öl: s,. .^j ,.T..J
g j, a9r4{ji£p(vcu 31: a^' Y;;j.£p'.vsO ('1 31: a^' f,;ji.EpivsO)
T| „ xouscu (0)
•ie!
^ n <?p£Vi/5''-5o; (0
•ie!
{ „ AtOapvou (la, 31 : \r()iy;yj)
l» ^ I/TT/Oü (iß)
iß „ «Ypuz^/fa; (r;)
r]f „ }t£9aXaAv{a; (tB)
{5 „ x£faXa{2; (ic)
piel «ic!
15 „ cy^'ZWfxaTWv 31: 07.a)T(o;;.x-<ov ('.'I 7y.c'.S|J!.aT'.7,(V)v)
c; „ IzChr^^iz^ (ir, 31: e^'.as'.'Mx;)
iTj „ l::iXr,:r:ty.(ijv (lO)
G V. Abhandlung: OoUob.
•le sicl sie
tO TZzf'. fxsXx'f/oXYjy.wv 31 und 41 : jjLsXa/oXifjxwv (% und außer-
dem noch einmal %' ::£pl [»,tkorf/^o>da<;. Dieses zweite
Kapitel hat in 31 die Zählung:. x.a, im Pinax: x)
y. „ iJi.av(a;, 31 : xa (xa, 31 : xß)
VLOL „ pL'.7avOpa)7:(a^, 31 : xß (xß, 31 : x-jf)
•ie I aic ! tic t
xß „ AT^xavOpcda;, 31: AYjxavOpwd«;, x^ (x^* XuxovOptortar,
31 : x8)
ftiel
XY ., svOac'.a^picö, 31 und 41 dvOcj(7iac[xoÖ und 31: xB (x$
svöouc'.amcO, 31 : xs)
l^iiXTCJ, 31 : x£ (x£, TTspi ipL5iaXTCü, 31 : xg)
u^po^cßo'j, 31 : xg (y^, 31 : xQ
•ic
Xr<Yl*öO; 31 : x^ (x!;, r.tpl XuyjxoO, 31 : xr,)
(TiracjxoO, 31: xr^ (xr,, 31: xö)
Tpofjiou, 31 : xö (xO. 31 . X)
Xt::oOj|ji.{a;, 31 : X (X, Trepl Xeticcö-, 31: Xa)
c^öaXpiia;, 31: Xa (Xa, 31: Xß)
(OTaXY(a;, 31: Xß (Xß, 31: X^)
ptvwv, 31 : Xy (Xy, 31 : Xc)
•ic
ccovraXYtav, 31 : X$ (csovTaXY''a; X5, 31 : Xs)
ctov^;, 31: X£ (X£, 31: Xg)
apxTTjpiaxwv, 31: apT»;p'.ayi5v, Xg (Xcr, ap'^ip-, 31: IfX)
yjcTappcj, 31 : k^ (X!;, 31 : Xr<)
aie cic '.
xvi/Y;;, 31: Xr, (Xr^, y.j^^xyTfZy 31: xjvaY/r,;, XO, 41: xu-
•ic
Xr< „ TT^cjjLwvia;, 31: zv£u;x5v{a; XO (XO, 31 und 41 : rvsujjiovta?,
31: ^)
»IC
Xc « ::X£'jpY;Tts:r, 31: [a (;x, ::£p'i ::X£jTptT-, 31: zXeupijTiBs;, jjLa,
41 : ;:X£jpiTr,$5;)
atjJLaTc; avxYw^.T^;, 31: jza (;xa, 31: jxß)
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ijjL:n;Yp^(ov, 31: £;iL:rjY;x(ov, jxß (^jxß, £;jL:rjtxü>v, 31: jiy)
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^Or.r.xcov, 31: jay ijjiY' 31: ;JL^)
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W/,-v 31: i*- l:^-, 31: ßv/;:; ji£)
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ir^jLOTtxwv, 31: jx£ (^;jl£ z. arO;jiT:-, 31: jic)
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pr/uaT:; xa: rrarjAai:;, 31 : r£pl pt;Yj«.^5; xai czaT^cO,
;i.g, \^u€ ::£p- pjvjji- xa': Tr.xT^- 31: jx^l
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Kedisiniscbe griecbische Handschriften in Wien. •
jAg sept icyeu(JiaTü>9eü><;, 31 : 7:spi i|ji.TCV£U|ji.aTa)(7£a);, piij (31 : £|jL7cvcup.-, ;xr^)
rt ^ «•Y>wu, 31: [xr; (31: piO)
lAt; „ icaXaicov vocrTifxdTwv, 31 : 7:£pl twv TcaAaiwv vocy;|jl-5 |ji.O (irav-
St^jjlwv vo(j-, 31 : v)
■iel sie!
JI.6 „ XripLixfj^; 31 : Xci|JLtx^^, v (aci|ji.ixo1[; 31 und 41 : acij/.:/.^;, va)
V ^ TÖv eirl xoxiwv "/uijlwv, 31 : "irEpi twv £/. xx/iwv /upLwv cu^-
xoTrropidvwv, va (x£p' twv £x -jco/iwv /uijlwv (rj^,0T7ZZ[ii'
vwv, 31 : vß)
va ^ ffüYKCXTOjJLfivwv, 31 : X£pl twv £y.A£7r:u)v xufjiwv TJYXOTr:cjjL£-
vwv, vß ('Jw£pt Twv dx Xetttwv /'jfjLwv juYX-oxTCfxfvwv, 31 :
i:. T. l7:tX£:rro)v, darüber ^ztAr,zTü)v •/. c, v^)
•ic!
vß „ ou^itOTCÖv TCoXXwv, 31 : cu-p^sxrwv ::oXXa)v, vy (31 : v5)
>iel
VY „ ßoüXfjJLOü, 31 : vB (x. ßouXYJixou, 31 : v£)
v3 ^ xapSioExcov, 31 : v£ (3 1 : vg)
ve „ cTCfjLaxnwov, 31 : v^ (31 : vlj)
vg „ cTOfjuixoü, 31 : vl^ (31 : vr^)
vC „ iPiXOTixfi&v, 31 : VY) (31 : vO)
vr, ^ fjfRoxGq^ 31 : vO (fehlt in der Abhandlunj^, scheint mit
dem Vorhergehenden in eins verschmolzen, im
Texte keine Lücke)
v6 „ cxXiQvtxöv, 31: 5 (vO trotz des fehlenden vr<, 31: 5)
5 „ üBpowwO?, 31 : 5« (31 : Sa)
■kl
5« „ incrdpoü, 31 : uxT£poü, Sß (x. ixTipcj, 31 : Ty.TEpou, cß)
5ß „ xo(X{a<; xaOwv, 31 : ;y (31 : ;t))
5y n xotXtoxwv, 31 : §B (31 : qi)
55 „ 8üC£VT6p{a;, 31 : ?£ (31 : ?£)
■ie!
5e 3^ Xü£VT£p{a;, 31: cg (X£t£*/T-, 31: Hg)
fe „ yoUpa<;, 31: ;!; (31: cQ
■ie I «ic !
K „ 8tapp{a(;, 31: ;r, (::. Biappsbc, 31: ciappota;, ^)
5r, „ xoXuxwv, 31: y.oXty.(T)v, ^0 (x. y.(oXjy.o)v, 31: 50)
•ie ! MIC !
§0 „ T^5 Vccpioö, 31: Tr;^£7|;.S'j, o (tc'.vscjijlcO, 31: c)
■ic! üic!
„ >ta)v8Y;Xw|jiaTWV; 31 : y.cvBr^Xw;xaT(ov, ca (y.ov5r/A(o;AaTO)v, 31 : ca)
•ie!
oa ^ X6ff£(«)? C9Y;y,TT5p5;, 3 1 : x£pl xapaXj jsw;, cß (zspi zapa).j-
a£(i)<;, 31 : cß)
oß „ iXixfvOwv, 31: 07 (31: 07)
Of „ vefpix(5v, 31: 0$ (31: cc)
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8 V. AbhandluDg: Gollob.
oB ::£?• Biaßv^TCJ, 31 : ot (31 : SiaßtiTT^c, oe)
OS „ 5uaoup{ac, 31: og (31: og)
•ie
XiOiiffcwc, 31: 01^ (z. XiaOsseox;, 31 und 41 : XiOiiaew;, ci;)
y,6cr:6w;, 31: oy) (31: er,)
•ie
Yovcpfaq, 31 : Yovoppc(a;, oO (x. YOvoppo(a;j 31 : cO)
•ie!
caTr,piaa£(i)c, 31: t: (31: •::)
•ie »ic '.
icGTpay.Tou ixopioü, 31 : d7:pay.T0'j |xop{ou, xa (i:. dzpa:r:cu jjlw-
ptou, 31 : ra)
d^poOwv, 31: xß (31: ::?)
cjvc'jafa;, 31 : xf (31 : tt/)
•ic
alSiwv 9A£Y[^.o*/^;, 31 : «Botwv ^ASYpi-ovr,;, ^8 (aßoiwv ^asY';
31: -5)
p£U|jLaT'.x^(; SiaOsaswq, 31 : :ü£pl ip^ecov ^XsyI*®''^'?? ^^ (ip/atwv
9X£7|ji.-, 31 : -jwEj 41 : 6px£wv fX-) ^^,
9X£Y|jLovi;Cj 31 : pEujjLaTty.^^ SiaOsasox;, xg (feujjLOTtxoi; SioO-,
31 und 41: psuixorix^? 8ia6-, 31: xg, dann noch ein-
mal: 7t 6 x£p! 9X£7jjLovy;;, 31: Pinax und Abhandl.: <)
•ic!
Ipic'.xiXaTo^, 31 : Ipüff-, 7:r, (Ipuai-, 31 : xr,)
sie! aic!
£pxr,y.o;, 31 : spxuTo;, xO (ipxjTc;, 31 : xO)
dvOpoxo;, 31: M (31: M)
•id sie!
'^or(pvn^(;y 31: 7XY7pa(vac, Ma (-ifaYpahac;, 31 und 41:
YovYpaiva;, 31: Ma)
>wcpx{vcj, 31: Mß (31: xapxfvoy;, Mß)
•ic!
IX£<^av':r,ac£(i);, 31 : iXs^ovriaaEO);, M^ (*^£<?«vTidta6a);, 31 : M7)
cy.^pou, 31 : Mc (31 : M3)
dxoT:7^,{/aTs;, 31: M£ (31: Mc)
ixXoO Täxou;, 31 : Mg (31 : Mg)
•ic!
y,jXXcO rAy.cj;, 31: y.oiXcO iX/ou;, M^ (xciXoO £/aou^, 31
und 41 : y.o(Xc'j iXxcj; %)
•jx£p(7ap7^c£(i);, 31 : ux£p7ap/.ou T/aou^;, Mr, (6x£paapxou £X-
xouq, 31 : Mr,)
•ic ! sie ! sie !
avapixc|jL£vcu iXy.cu;, 31 : avapuTTCixoö iXxou?, MO (avopuxxt-
y.cO IXxcu;, 31: MO)
jxos-jpjjiaTs;, 31: i:xcjüpjjLa':c;, p (dtxocupjjwrco^, 31: p)
OXi^lAaTs;, 31: pa (31: pa)
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^,
Modmntscho grieclit^'Ue HAndafhrtftc^u in Wtettr
9
.# ÄCpi cTpl|J4JLaTcCj 31; pß (31; pß)
, veupo-ptijTwVj 31 : vcupoTptijToUj pY {vEupOTptÄTOü, 31 : py)
^ „ xaTifpiÄTo^, 31; p5 (31: pB)
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P7 „ dbtpotr^piÄajAoO, 31: p£ (31; pe)*
p? „ IxKGTrij^, 31; pg (31: pg)
•le f *u r
p£ j, l|X{i.opp£jiS{üv, 31 : ö^jptff***^! P^ ^^^ • otVappoJ^tDv, pK] (üU-
pi^i'tov, ttrvd noch einmal: p£* i:£pi oiVappoBwv, 31:
pi; und pr^j 41 : alj/cppsiowv)
p^ ^ KÜpffou, 31 : pO (31 ; xupgööj p9)
ti« I il« r
p; ^ xviqsjiov^t; xal t^(i)pa?j 31: *^öpa^, pt (31: 'i'wpÄC, pO
pi| „ XKiXeivwv, 31: Xv/;*^v(i>y, pta (31 ußd 41: Xvj^rijvwv, 31; pi«)
pö ^ äA^v Xeyxwv, 31 : aXciov a^'j/^cSv %3li p^Xatvtuv^ Zälilutxg
fehlt * (otX^ XeuK- ^wtl (^eXavtSv, 3 1 : dXf- Xst^xtSv xjeI
lief
jAiXafviiiv, ptß)
, |jiip^tYY^^^ ^"^^ aitpDy^opSki;, 31 : iku^ikr^i^q xäI iKpöXcpBd*
¥wv, (^yp|jLr;/,i3C5 y,at axpo/^op55vÄ^| 31 und 41: l^^^p^ßr
mjÄ ixpoxöpSovuvj 31: piy)
pia „ öü|AoO (31: piS, früher stand; piJt, S ist über dem «
gescbriebeD)
^ „ «jOxwv Wi ixwptüv (31 : p££, früher p^&) ^^ ^^^^
P*T » x^jp^Stüv (Blätter verbunden! pis XEpl fXiXTaitav xai
iff(jt(vQwv, 31 und 41 ; ycipd^oq^ Zählung in 31 fehlt)
ff 1^ j, ßoyßivwv i^ai i^ör^oüJtXwy (Blätter verbunden I ptg xapl Ixi-
vuÄt(5wv K3£l BööovftüVj 31 und 41: zs^i [isußivwv itati
TravökXtüVj Zählung in 31 fehlt)
ptft „ ^XsKT^tUV Ä3tl T£p|JLtvOwV, 31 : TTCpl f7v£Kia(tDV Ä«! Tlp|A-.
(Blätter verbunden! pi^, %tpf. ycEpi^o^, 31 und 41;
::sft fXeATatwv xat Tipt*-, 31 : Zählung fehlt)
(Blätter verbunden I ptB, xEpt goußiivtüv mi itavoOxA(i*Vj
31 aud 41; i;£pl l::tvtjy.Tt3wv xai 5oODy(w7, 31; ptg)
* Anith im Texle finilel sich lu allen drei Haudiehrjfl«!! uar dl© SchreU
btttig tnit Omikron.
* Im Ptüas tQu '41 fchll top da an bis auni SialihissQ die Ei]pitelEihluDg.
pir;
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10 V. Abhandlung : G o 1 1 o b.
pt!^ z£pi e^avOrjfxiTwv
axo7:Ar,;(a; (Kapitelzählung und Kapitelüberschrift
fehlen, 31 und 41 : ÄTTOTcXr^^fac, px)
zapaA6(7£w;
TfiTTavou, 31 : T£Tavoü (31 : T£Tavoü)
sie!
apOptr.>ui)v, 31 : dpOpotTtxwv (dpOpoitixwv)
TCWptjaeo)^, 31 : i:(i)p<J)[Juxxo? (TcwpwfjiaTO?)
zoBaYpaj;
)rtix£/.0ü)v, 31: xtfx£TX(i)v (•/iiji.^tXwv)
px „ rapovT/ja; (Text zunächst ohne Kapitelzählung und
■ie!
ohne Überschrift, ine: zapovüyja; vf^q piev X£tpb;,
dann: pX ohne Überschrift, ine: t( ^ortv Tz^zz^x/ia)
Aus dieser Orientierung ersehen wir, wie reichhaltig das
Werk des Paulus Nicaeensis ist, wir ersehen aber auch, daß
die Lainzcr Handschrift in der Anlage des Werkes und in den
so zahlreichen itazistischen Schreibversehen mit der Handschrift
der Wiener Hofbibliothek Nr. 41 fast durchgehends überein-
stimmt. Die Handschrift Nr. 31 ist von itazistischen Schreib-
versehen freier, ist in der Zählung der Kapitel den übrigen
Handschriften mitunter um 3 voraus, erreicht aber im Kapitel
pi? wieder die gemeinsame gleiche Zälilung.
Fast jedes Kapitel beginnt mit einer Frage über das
Wesen der im Kapitel besprochenen Krankheit, z. B. : li itrzi^
Xci|jlixt; vc^s; (Kap. tx6), oder : li icriv v£9ptxc; (Kap. 07), nun folgt
eine Erklärung der Krankheit, dann der Krankheitserschei-
nungen, die hie und da mit einer eigenen Überschrift, z. B.
Kap. v!;: T{va ^criv -ra jr^pitTa bezeichnet werden; jedes Kapitel
aber enthält noch einen zweiten Teil mit der Überschrift (rot):
ttuk; c3v 0£pa::£j7£i; (in der Lainzcr und in den Handschriften
der Wiener Hofbibliothek durchgehends Ö£px::£j5r<; geschrieben).
•tc'
10. aXXc; Tpcyisx:; c i'.a^ujaXiJwv £•; Vijptxcu; xa» Xiöicivra^ $io>
Mcdisinische griechischo HandBchriflen in Wien. 11
Inc.: Woü 'ohffiaq y
Des.: xai oivoo YAuxeox; to dpxoöv.
Diesem Rezepte folgen bis Fol. 156 noch über 100 an-
dere von Tpox(ox(i)v, xou>ii(7)v and lfATCXa(7Tpb>V; aus denen ich fol-
gende mit dem Namen eines Arztes bezeichnete hervorhebe:
sie!
Fol. 137 v^ : cjxeuaafa dXaxtoJ 'Ko\j%ä toj örffoü aTCOcriXou.
Inc.: £x^^ ivepY^^^^ ToaauTaq
Des.: Jv OEÖTcJ) Td? tpo^a? xolaa?.
Vgl. Ideler, a. a. O. vol. I, p. 297.
Fol. 139: xat i^ xphY) axeüaa{a toO saBpoxoi; toÖ co^cO >w[i jjls-
"IfiXoü Tcpo^TOü e!^ OSepixou? xal st? Tudvra xa ^uy^pa vooKipLaxa.
Inc.: [iia(Arip3( ouyt^<^^ ^
Des.: dbnjfpiqxevov xb apxoOv.
Fol. 139 V®: cx6üa(j{a xij; tspa; Xo^aSfou et; §avOo(xo)Xixoü; xal
jiÄXa^xoXtxoü; xat ^Xe^'fxaxtxoü?.
Inc.: Oufxoü o6flf{av a
Des.: 49pov(xpoü ouff^a; ß.
Fol. 147 V. : cxsuada x-^? tspa; -^aX-q^oii si; ^Xs-jdAaxixou; xal
jAeXoT/oXtxoü?.
Inc.: xoXoxüvOfSo; ouffiac; S
Des.: £(? axoßpox^v xcov 57:b>v.
Fol. 148: cx6uaa(a Ispa; xcö pcS^ou xoö i^ido\j st; Buawvoixoü;
xal Su^ouptiovxa; xat Tcaxü^XsYptaxixoü;.
Inc.: yjxiLO^i^lorj ob^^iat; t
Des.: (xiXtxo; dbn;fptc|jisvov xb apxoOv.
Fol. 163 V®: cxsüacfa ouyxsXXou xoO TravoXßiou.
Inc.: ics^ipeax; xotvoD
Des.: (AiXtxo; xb apxouv.
Fol. 156 : ^Oxwvo; • ^tXw xt;v (jxsua(j{av izirj st; ^Xsvjxaxtxcü; xal
icveu{jiax(xc6<;.
Inc.: xp6xou oüv^fa; ß
Des.: xat ji^txo; xb dpxoOv.
Vielleicht gehören in diese Gruppe der mit dem Namen
des Anstes bezeichneten Rezepte auch:
lie'
Fol. 144 V. : cxsuacfa xoö /piatTc^ou.
Inc.: XCOou atpiaxtxG'j
Des. Fol. 145: pieXtxo; xb apxoöv.
•icl
Fol. 150: oxe'jacfa xoO vspovo;
12 V. Abhandlung: Gollob.
Inc. : IXabu ■^raXatcO
Des. : C|ji6pvr,; oufftav a.
Das letzte Rezept auf Fol. 156 v<^ lautet:
■ic!
Inc.: 5»jXou YAuxupp(!;r<<;
Des. : otvoü eüwSou; xb apy.oOv.
Ganz inhaltsgleiche Rezeptensammlungen befinden sich in
den Handschriften der Wiener Hofbibliothek Nr. 31 (Nessel)
von Fol. 127—164 und Nr. 41 (Nessel) von Fol. 84—132 v^
Nr. 41 aber bricht auf Fol. 132 v® mit: ^uXcv uttoxtJcjtiBo;, ouv-;ia; ß
im Rezepte cx£'jaa{a -zpoyicv.oi) Bucsviepcxcö in dem vorletzten Re-
zepte der beiden andern Sammlungen ab.
Auf Fol. 156 V® der Lainzer Handschrift folgt noch die
•JC<
r
Subskription: + 6pjjLr,v{a lorpoO toO 7nr<pd)7:ouXoü. ^
IL
Sign. XI. 132, XVI. saec, Größe: SA cm X 24 cm, Papier, 310 Folien, 38
Quat 4~ ^ Blätter; die Lagen sind unten beseichnet; auf dem Rücken des
neueren Einbandcs: Galeni opera Graece, chart. saec. XVI.
Inc.: fÜjc^cp Twv !J(I)(i)v Ixasrcv iv thai (Fol. 1)
Des. : TT// ::p5TT,Ysp{av xjtcj ixsTi^vs-p^a (Fol. 310 v®).
Das ist des Galenus: ::tpl /.fsi^; twv ^v avOpüwrsu trtoptjcTt jxo-
p{(i)v. Vgl. Kuhn, Medio. Graeo. opera, quae exstant, Lipsiae
1822, vol. III, p. 1— y39 und vol. IV, p. 1— 3G6. Die Über-
schrift fohlt am Anfange, findet sich aber vor dem o, und vor
dem 10. Buche (^Fol. 44 v*" und Fol. 285). Allen Büchern, mit
Ausnahme des 1. 3. 16. 17. Buches, geht ein Kapitel Verzeich-
nis voran. Doch sind diese (^bei Kühn fehlenden) Verzeichnisse
im VerhUltnis zur Kapitelzählung Kuhns in der Abhandlung
stark gekürzt. So erscheinen z. B. im Piuax des 5. Buches der
I^inzor Handschrift nur 4 Kapitel, Kühn aber teilt die Ab-
handlung dos ö. Buches in U> Kapitel ein.
Im Beginne dos 5. Buches sind im Texte der Lainzer
Handschrift Lücken angezeichnet. Es fohlt dort nach Kühn,
^ \'^\ H. PicKs a a. O., Nachtrag, p. ib: Autonius Pyropulita.
Medizinische griechiscbo Handschriften in Wien. 1 B
a.a.O. vol. ni p. 350, col. 4: wy-sTav izv. $£, col. 5: 'b r^zap
gW f|, col. 6 — 7 : a^TT^v äsi Bia^uXirTst, xaTa, col. 8 : toT; [Jib. Die
Figuren, welche Kühn am Schlüsse des 10. Buches bringt,
fehlen in der Lainzer Handschrift.
An das Desinit schließt sich folgende Subskription an:
'HSs ßtßXo? cupizaca raXr,vcö Ssikvuji -ziyyti'r
•ic!
Watclv lYJTT^pWV dTp£y,£^ £1GI AO^C'.;.
•ic I »ic !
zffie Yop Iv f;.ta i^Twa T£ y,ai S£y.a Yp^H-iJiaTa Ta^aq,
TCWtV UTCe^sOSTO XpStaV 5>v(0V |jiop(u)v
nie! «ic!
xal jjLYjv eu (ppcviwv tI; aYaOa 5£oaXa ipY^,
Kiel (|A?) ^ ak!
TYJ? 8s OaOü)v cca -juXe^c ourr/C Ö£b;:'^
T^Xo<;.
Die Vermutung könnte ausgesprochen werden, es sei an
Stelle von dTpsxsc; slat das Wort aTpcxsssct, an Stelle von dYaOa
das Verbum dr/a(70a), für vr,^ Be ty^Bc, endlich oz l^rXs;* oder
C5a irXsSev f, 96C1; r^5l 0£5; oder ?! cusi? t^£ 0£6c zu lesen, aber
der Verfasser kann nach neuer, genauer, wiederholter Prüfung
der Subskription leider nur feststellen, daß von diesen ver-
muteten Lesungen in der Subskription absolut nichts erhalten
noch erkennbar ist.
Diese Subskription findet sich auch im Londin. Brit. Mus.
Add. 11, 888, im Londin. Brit. Mus. Harleian. 5652 und im
Mutinensis 219. Herr Dr. Mcwaldt in Berlin hatte die Güte,
die Subskription mit beiden Londoner Handschriften, Herr
Carta, Direktor der Bibliothek in Modena, mit dem Mutinen-
sis zu vergleichen, und es er<^ab sicli daraus, daß die Sub-
skription in allen Handschriften in derselben Form vorliegt,
wie im Kossianus.
VI^ Abb^üdluEig; V. Grienberger. Das Hüdebraudslied,
VI,
Das H i I d e b r a n d sl i e d
Von
Theodor von Grlenberger.
(rargQlegi in d^t BlUang mm 10. Juli 11W7,)
Die Arbeit am Hildebrandsliede iat, obsclion es seit 180
Juhren gekannt ist, gelesen nnd interpretiert wird, nach nichl
vdUig getan,
leb habe niclit die Meitinng, daß sie nach dem Erscheinen
dieser Schrift getan aein werde, ja, wenn icb mir die lange
Reihe der Bearbeiter vergegenwärtige und mich darauf besinne,
wie 90 manche Erktärnng irgendeiner Textesatelle von Spä-
teren wieder schlecht gemacht wurde, die von einem Früheren
schon gut gemacht war, wenn ich mir verlebendige, wie mein
rdigenes Urteil im Laufö der Jahre schwankte, Anffasauniron
aufstellte, sie verließ und wieder zu ihnen zarilckkchrte ^ muß
ich billig zweiMn, daß die Zeit jemals kommen werde, da
Verse, syntaktische Anordnung und gedanklicher Inhalt des
'Liedes in allen Teilen so mauersicher festgestellt sein würden,
d^ß niemand mehr gegriißdete oder unbegründete Zweifel da-
Bgen erheben könnte.
Über die syntaktische Stellung des Verses 10, 2 z. B.
$ddo , * . d« sisj über den genauen Wortauadruck der Verse
uuiUu if-mingot . * .| dat du neo , . . «i gileitos, über
FWörter und Sinn des Halbverses 63, 2 gtatm bort chludun
^wird man noch lange handeln können und ich befürchte keines-
wegs, daß der Kreis der Fachgenossen meinen diesfiUigen Vor-
lechlilgen, obwold sie nicht zu den schlechtesten gehören, rUck-
jlsioa, wie einer erlebten Offenbarung sustimmeu werde.
m. i, phiL-hiit Kl. IfiS. Bd., i. m. 1
2 VI. AbhandlaDg: y. Grienberger.
Die Auffassung eines Literaturerzeugnisses ist ja ein psy-
chischer Vorgang, bei dem es nicht bloß darauf ankommt, was
und wie es sein Urheber gesagt hat, sondern in hohem Grade
auch darauf, in welcher Weise die Entgegennehmenden von
den Möglichkeiten des Verstiindnisses und Mißverständnisses
Gebrauch machen, auf welcher Grundlage von Kenntnissen sie
überhaupt das Stuck beurteilen. Daß aber die bisherigen Er-
klärer, die sich veranlaßt fanden, etwas zum Liede zu sagen,
mit ganz verschiedenen Besitzständen an Kenntnis des germa-
nischen Alterturas, der Dichtform, der alten Sprache, der Lite-
ratur an ihre Arbeit gingen, das ergibt sich leicht, wenn man
ihre Auslassungen prllft, und daß dies auch auf alle zukünftigen
Erklärer eintreffen werde, muß man erwarten.
Dennoch darf man hoffen, daß der gemeinsame, anerkannte
Besitz immer größer werde, der Streitpunkte immer weniger
und insbesondere darf man die Erwartung hegen, daß die
durchaus konservative Behandlung des Denkmals sich dauernd
den Boden erringen werde. Man darf sich darauf einrichten,
daß man in Hinkunft keinem Aufschrei der Entrüstung begegnen
werde, wenn man das Lied so läßt, wie es ist, und so zu er-
klären sucht, wie die Überlieferung es uns geschenkt hat.
Detter und Ueinzel kennzeichnen ihren Standpunkt zu den
Liedern der Ssemundar Edda 1, s. XIII mit den Worten:
,Text und Anmerkungen suchen die alten Lieder so darzustellen
und zu erklären, wie sie gebildete Isländer und Norweger am
Ende des 13. oder im 14. Jahrhundert gelesen, verstanden und
gewürdigt haben.'
Das ist ein großer Fortschritt gegenüber dem gewalt-
tätigen Verfahren so mancher Umdichter alter Texte, die Verse
abhacken, wo ihr höchst persönliches metrisches Wohlbefinden
«restört ist oder wo die alte Diktion mit ihren geläuterten Be-
dürfnissen nicht im Einklänge steht, die Verse umformen , den
wörtlichen Ausdruck verbessern , Lücken füllen , Übergänge
herstellen, Dialogpartien verheben und sich aller Mittel einer
dilettantischen Restaurationskunst bedienen , des naiven guten
(ilaubens, sie brächten dadurch Ursprünglicheres, fichteres, dem
Originale Näherstehendes zustande, als das ist, was die eine
alte Handschrift gewährt. Der Glaube ist ein Wahn; diese
modernen Nachbesserungen sind alle so schlecht, daß ihnen
Bfta Hildebrandslied.
3
antiquanBch geschulte Auge auf tausend St^britte die Kontra-
faktiir absiebt, 8cblechter und unwabrer als die Restauration
eines alten Meisters durch eiuen modernen Maler ^ denn hier
ergttjizt doch der KUnstler den Künstler, während dem kritisch
orteileoden Gelehrten die Fähigkeit der Kun&tschöpfatig voll-
ständig abgeht.
Efl liegt nicht daran^ daß wir nicht die Treue der Uber-
lieferiiDg des öfteren mit Grund in Zweifel zu ziehen berech-
tigt witren* Man ehe Verse mügen den aus der germ. AlÜteratians-
poesie abgezogenea Typen einmal näher entsproeben haben^ als
sie es in ihrer vorliegenden Gestalt tun, luauclie AIhtcrations-
defekte können auf Worttauscb beruhen und der untreuen
Weitergabe des Liedes zu Last fallen^ manche Teile des Textes
wie die drei inqait der Verse 29^ 47, 5ö können in der Tat
EjnschüVie sein, die nur für das Auge des Lesenden dastehen,
im gesprochenen Vortrage aber nicht berücksichtigt wurden,
iber alle Änderungen , Umstellungen, WorterisiltzG, Tilgungen,
die sich aus derartigen Annahmen ergebenj gehören ausechließ-
lieh in die Anmerkungen^ wo sie nützlich oder zum mindesten
unschädlich sind , nicht in den Text der Ausgabe , der das
unberührte Objekt zu bieten hat, nicht das nach modernen
Meinungen zugestulzte Präparat.
Sicberlicb besitzen wir das Lied nicht in der Gestalt, in
der es zuerst im Haupte des Dichters gereift, nicht in den
Formen^ in denen es zum ersten Male von seinen Lippen geflossen
i«t Der Wunsch, der originalen Gestalt aus den Worten und
Lauten habhaft zu werden, die uns die eine Aufzeichnung dar*
reich tj ist ein begreiflicher; aber er ist ein frommer Wunach,
dem die ganze Erfüllung nicht in Aussicht gestellt werden
kann. Wir wissen nicht, wie alt das Lied ist, wir werden
niemals wissen, durch wieviel Fälle der liezitation und schließ-
lich selbst der Aufzeichnung es hindurch gegangen ist, bevor
e» sich in die Sätze gliederte, die wir haben, ja wir wissen
noch nicht einmal, ob seine Sprache einem einbeitlicben Dialekte
angcbüre, der irgend einmal in der zweiten Hälfte des Ö. Jahr-
buiiderts innerhjilb des fränkiscben Dialektgebietes wirklich
gesprochen wurde, oder ob sie ein Misch produkt sei, an
dem mehrere Dialekte und Zeitatufen ihre Spuren hinterlassen
haben.
4 VI. Abhandlung: y. Grienberger.
Wenn es nach dem Eingeständnisse Pauls in der Vor-
rede seiner Heliandansgabe bisher nicht möglich war, für dieses
doch so umfangreiche Denkmal festzustellen, ob die Sprache des
Originales in der des Cottonianus oder in der des Monacensis
den treueren Ausdruck finde, so wird man hinsichtlich der Frage
nach der Originalsprache des Hildebrandsliedes sich zu heil-
samer Enthaltsamkeit gemahnt fühlen. Nicht daß es unwissen-
schaftlich wäre, die Laute zu wägen und zu zählen, den Blick
zu schärfen, um diesem Denkmal seine letzten Geheimnisse zu
entreißen, aber man muß festhalten, daß selbst wirkliche Er-
gebnisse, wenn sie verliehen sein sollten, auf den Text der
Ausgabe keinen, auch nicht den geringsten Einfluß üben dürfen.
Was die Würdigung und Erklärung des Liedes anlangt,
wünschte ich lebhaft es so verstehen zu können, wie ein Deut-
scher aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, der das Lied
verstand, es würdigte.
Ich vermute sehr, daß auch dieser Wunsch nicht erfüll-
bar sei. Ich bin der dringenden Meinung, daß mich die ge-
nauere Kenntnis einiger der historischen Grundlagen des Stückes,
die Kenntnis der außerdeutschen Alliterationspoesie, die Un-
kenntnis der gleichzeitigen gesprochenen deutschen weltlichen
Dichtung, die mangelhafte Kenntnis von Inhalt und Form der
bei den Deutschen des 8. Jahrhunderts kursierenden Sagenstoffe
hinderte, das Lied so zu verstehen und zu würdigen, wie es
der präsumptive gleichzeitige Deutsche getan hätte, wenn er
sich damit Mühe gab, gleichgültig ob er ein weltlicher Sänger,
oder ein mit antiker und christlicher Literaturkenntnis aus-
gestatteter Geistlicher war.
Verstehen, würdigen, erklären kann man das Lied nicht
aus dem Sinne eines anderen, der über 1100 Jahre vor un-
serer Gegenwart lebte, sondern einzig und allein philologisch,
d. i. nach den Sätzen , die dastehen , nach den Potenzen , die
es birgt, nach den latenten geschichtlichen und realen Tat-
sachen, die es voraussetzt.
Eine solchergestalt nüchterne, aber wie mich bedünkt
unangreifbare Auffassung des Liedes , die dasselbe nicht an
selbstgeschaffencn Idealen mißt, scheint mir namentlich durch
den Artikel von J. Franck vom Jahre 1904 angebahnt, wiewohl
das Gewicht der vorgefaßten Meinungen auch ihn noch viel-
^
Du Hildebr&ndflli«t].
'I
fach »a Boden drückt aad ihn der Freiheit beraobt, vom Rechte
der Üherlietening uneingeschränkten Gebrauch zu machen.
Docli ist es B&in bleibendes Verdienst , mit aller Ent-
schiedenheit ausgesprochen t^ti haben, daß im Verse 1 von
irgendeiner Lücke keine Rede sein könne, sein Verdienst, die
Beibehaltung von d(& in 22 befürwortet und den Halbvers 28^ 2
gerechtfertigt zu haben.
Die letzten Jahre haben sich für die Literatur zum Hilde-
brandäliede ziemlich fruchtbar erwiesen. Trautmann hat 1903 den
Versuch gemacht, das Lied als Übersetzung aus dem Angel-
sächsischen darzustellen , Wadstein gab In demselben Jahre
reichliche Bemerkungen und selbst M. Rieger bat I90d* zu dem-
selben abermak das Wort ergriffen. Zujtingst nntemahra es
Ehrismann , den Inhalt des Liedes ans den Gesichtspunkten
des aitgermanisehen Oeriehts Verfahrens zu betrachten.
Aber auch rein äußerlich ist die Forschung am Hilde-
brandsliede noch in geringem Maße ergiebig» Franck ver-
danken wir die Lesung bauga in 31 statt der frilheren mit
Diphthong ou und Trantmann hat die schon von Beilhack
gegen Lach mann und Vorgänger nrgierte, auch im Lesebuche
Wackemagelfi aufgenommene Lesung wabnum^ hs. />atnö^ statt
wamlmum wieder zu Ehren gebracht*
Die nachfolgende Textgeslaltang und die Erläuterungen
ruhen auf dem Grunde der langen und weitausgedehnten Lite-
ratur. Sie haben sich zu Nutzen gemacht, was zu den ein-
Minen Punkten für und wider gesagt ist, und eine Auswahl
gietroffen, immer mit Rücksicht auf den ganzen Text und die
Folgerungen, die sich aus der Auffassung jeder beliebigen
Stelle ftlr alle übrigen ergeben*
Sie haben aber auch Eigenes und Neues zutage gefördert
und dabei mit Ausnahme der Haplographie heraet in 21 und
der Dittographie fatereres in 23 den überlieferten Text sorg-
fiiltig geschont, nichts hiozogegeben, üicbts weggenommen.
Die metrische Einrichtung ^ insoweit sie neu ist, wird in
besonderen Anmerkungen am Schlüsse des Kommentars zn
rechtfertigen gesucht und ebenda werden auch sprachliche
^ Zum Bild^brandBlifde in Zeitschrift fUr denU(th«s Altertüni, Bd* 4S|
p. 1-9.
b VI. Abhandlang: v. Grienberger.
Beobachtungen mitgeteilt, die einen Teil der auf mechanische
Dialektmischung beziehbaren, lautlichen Erscheinungen wie den
Wechsel von k und h(h)y unter dem Gesichtspunkte eines beson-
deren einheitlichen Dialektes zu erklären suchen, andere aber,
die gewöhnlich mit dem Ausdrucke ,Fehler' abgetan zu werden
pflegen, als Merkmale der gesprochenen Sprache erweisen.
Der Gedanke, diese Arbeit mit apologetischen Worten
einzuleiten, wie das Busse ^ für seine belehrende Abhandlung
getan, deren Wert ja nicht durch eine nach meiner Überzeugung
vielfach unzureichende Textaufl*assung alteriert wird, tritt mir
nicht nahe.
Im Gegenteil; gerade wenn ich die Textauffassung und
Übersetzung des Liedes, der sich Busse bedient, überblicke,
komme ich schon beim ersten Verse zur Einsicht, daß eben
diese noch nicht den Höhepunkt des Verständnisses bedeute,
noch nicht geeignet sei, zum Range einer kanonistischen Auf-
fassung erhoben zu werden.
Das, was Busse nicht anrührte, Verse, Sätze, Sinn des
Textes, soll hier an der Hand der einschlägigen Literatur
durchgesprochen und Licht und Schatten neu verteilt werden.
I. Text.^
1 (AI)//: gihorta dat Seggen, dat sih urhettun (hnonmüo (2) tin
2 Hiltihraht enti Hdduhrant untar heriun tuem
3 (3) sünufätarungo. iro säro rihtun :
4 gdrutun se iro (4) güdhamun, g'urtun sih iro suerV ana
5 Mlidos (5) uhar ringa; do sie to dero hiltiu ritun.
6 t/iltibraht (6) gimdhalta Heribranies siinu
^ Bruno Busse, Sagengescbichtliches zum Hildebrandsliede: Beitrüge zur
Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 26. Band. Halle 1901.
S. 1—92.
' Faksimilia: Wilh. Grimm, De Hildebrando . . . fragmentam. Gottingae
1830. Fol.; Ed. Sievers, Das Hildebrandslied . . . Halle 1872. 4^\ Magda
Enneccerus, Die Kitesten deutschen Sprachdenkmäler in Lichtdrucken.
Frankfurt a. M. 1897. Fol. — Die eingeklammerten Ziffern im Abdrucke
des Textes markieren die Zeilenfolge der beiden Seiten der Hs. A und B.
Das Hildebrandslied. 7
7 — her uua$ hSroro (7) mdn,
8 f^ahei firbtoro — her fragen gistüont
9 fohSm (8) uudrtum, uuer na fäter uuäri
10 flreo infölchSf eddo (9) uuüihhes cnuosles du sis?
11 Um du mi 'inan sdgeSy \k (10) mi de odre uuet,
12 cklnd, in diünincrtche child ist (11) mi n'al Irmindeot,
13 Hadvhraht gimdhaltay Hilti (12) hrantes aünu :
14 dat iagetun mi^ ilsere tiuti,
15 alte anti (13) frote, dea '^rhina uuarun,
16 dal Hiltibrant hivtti (14) min fdter, ih heittu HddubrdnL
1*^ fom her ostar (15) gihueit — flöh her Otachres nid —
18 hina mxH TKeotrihhe (IG) enti stnero degano filu;
l^ herfurldet in Idnte lüttilaj (17) sitten
20 prät' in hdrCy bam tinuuähsan,
21 arbeo Idoia; (18) Ae(r) raet 'Sstar hina.
22 clA 8id Ufetrihhe ddrba gi (19) stuontum
23 faieres minee dat uuaa 80 fr'lunt (20) Zao« wan;
24 Aer uua« O^e&re ummettirri,
25 d/|7a(21)no dichisto unti Deotrichhe
20 ddrba gistantun.
27 (22) Aer uuo« eo folches at ente, imo uuas eo fehta ti leop;
28 (23) chdd uuas her chonnem mdnnum, ni uuaniu ih (2A) in üb
hdbbe.
29 uuittu xrmingot, quad (B 25) TUltihraht, obana ab heuane,
30 dat du neo dänahdlt mit sus (2(>) sippan man dinc ni giltitös!
31 uuant her do ar di'me uuüntane (27) bduga
32 eheisuringu gitän, so imo sc der chuning gdp,
38 (28) HUneo truhtin: ddt, ih dir it nu bi huldi gibuf
34 Eaduhraht (29) gimdlia, Ililtibrantes siinu:
8 VI. Abhaudlang: y. Qrienberger.
35 mit gern scdl man geba infä(SO)han,
36 örf uuidar orte;
37 du bist dir älter Hdn ümmet späher,
38 (31) spenis mih mit dinem uuörtun, uuili mih dinu speru uuir
(32) 2>an,
39 px8t diso, gidltet man, so du euuin inuuit fvortos!
40 (33) dat sägetun mi seolidante
41 uuistar ubar uuintilseo, dat (34) inan uut'c furndm:
42 tot ist Hiltibrantj Heribrantes süno.
43 (35) HÜtibraht gimähalta, Heribrantes süno:
44 uuSla, gisihu ih (36) in dinem hrustim,
45 dat du hdbes heme herron göten,
46 (37) dät du noh bi disemo riche reccheo ni uuürtil
47 uuila{SS)ga nu, uualtant got, quad Hiltibrant, uueuuurt
skihit!
48 (39) ih uudllöta sümarQ enti uuintro sehstic ur Idnte,
49 dar (40) man mih eo scerita in fölc sceotanterOy
50 so man mir at (41) burc enigeru banun ni gifdsta;
51 nü scal mih suasat (42) chind suertu hduuuan,
52 breton mit sinu b'xlliu, eddo (43) ih imo ti banin uuirdan.
53 doh mdht du nu äodlihho, (44) ibu dir dtn eilen täoc
54 in 8U8 h'eremo mdn, hrüsti gi{Ah)uuinnan,
55 rauba bihrdhanen, ibu du dar enic reht hd{A6)be8!
56 dir st doh nu ärgosto, quad Hiltibrant^ ostarliuto,
57 (47) der dir nu uuiges uudme, nu dih ^s so uuel lüstit,
58 güdea (48) gimeinün; niuse de motti,
59 uu^r dar sih hXutu dero hregilo (49) hriimen muoUiy
60 erdo dhsero brunnono bedero uudl(SO)tan.
61 do lettun se cbrist asckim scrttan,
Du HIldabrmndiHed.
(51) dat in dem scilti
<fo fpjptun toidmane
keüuuun harmlicco
scürim; (51) dat in dem sciÜim staut
staim^ (52) hurt chlüdun
huiite $cilti^
^ (53) I*i4(t m irö lintun hittilo tiiiürtun
^^ ^uuigan miti uudhnum.
IL Gliersetiiing.
Ich hörte das erzählen , daß sich herausforderten zur
Einzel begegnung Hildebrand und Hadnbrand zwischen den
Heeren des Sohnes und des Vaters. Ihre Rüstung richteten,
bekleideten sie tait ihren Kampfgewändernj umgürteten sich
mit ihrem Schwerte ^ die Männer, über den Kettenpanzer; da
ritten sie zam Kampfe,
Hildebrand sprach, der Sohn Ilerebrands, er war der
Altere, der Vorgeschrittenere an Jahren, er be«^ann zn fragen
t karzen Worten, wer der Manner im Volke sein Vater
oder welches Geschlechtes du aeist. Wenn du mir ^inen
iimiiefitj weiß ich mir die anderen, jnngcr Mann, im KOnig-
iche iit mir ja das ganze große Volk bekannt,
Hadubrand sprach, der Sohn Hildebrands: das erzählten
iDir unsere Leute ^ alte und kundige, die früher waren, daß
Hitdebrand mein Vater geheißen habe, ich heiße Hadnbrand,
Vor Zeiten ging er nach Osten — er floh vor dem Hasse
OtÄchers — dahin mit Dietrich und vielen seiner Mannen; er
ließ im Lande ein Kleines zurück, sitzen im Frauengemache,
ein uncrwachsenes Kind, ein crbeloses^ er ritt dahin gen
Osten.
Von da an bedurfte Dietrich stets meines Vaters. Das
war ein so sippeloser Mann; er war dem Otacher überaus
g«haß, der Willkommenste der Gefolgsleute, ao lange Dietrieh
dessen bedurfte. Er war immer an der Spitze des Kriegs Volkes,
ihm war stets der Kampf zu Hob, bekannt war er kühnen
Minnern, ich habe keine Hoffnung mehr, daß er am Leben
Bei. Hilf, großer Gott^ sprach Hildebrand, oben vom Himmel,
daß dm um so mehr niemals mit einem so nahe verwandten
Manne das Gerichtsverfahren führest! Da streifte er vom Arme
10 VI. Abhimdlaiig: t. Grienberger.
die gewundenen Ringe aus Münzgold gemacht, die ihm der
König gegeben hatte, der Heunenftirst, das, ich gebe es dir
nun um Freundschaft!
Hadubrand sprach, der Sohn Hildebrands, mit dem Speere
soll man Gabe entgegennehmen, mit der Spitze gegen die Spitze.
Du bist dir alter Heune ein überaus schlauer, verlockst mich
mit deinen Worten, willst nach mir mit dem Speere werfen,
bist von dör Art alter Mann, daß du immerwährende Arglist
hegtest.
Das sagten mir Seefahrende, nach Westen über das
Wendelmeer, daß ihn der Krieg hinwegraflfte: tot ist Hilde-
brand, Herebrands Sohn.
Hildebrand sprach, der Sohn Herebrands: Wohl, ich er-
sehe an deiner Rüstung, daß da zu Hause einen guten Herrn
hast, daß du noch in diesem Leben Verbannung nicht er-
fahren hast.
Wohlan nun, waltender Gott, sprach Hildebrand, leid-
volles Geschick begibt sich. Ich wanderte der Sommer und
Winter sechzig außerhalb des Landes, da man mich immer
unter die Kämpfer rief, ohne daß man mir bei irgendeiner
Stadt den Todesstreich versetzte. Nun soll mich der stamm-
verwandte Jüngling mit dem Schwerte erschlagen, niederstrecken
mit seiner Klinge, oder ich ihm zum Mörder werden. Doch
magst du nun leicht, wenn dir deine Kraft ausreicht gegen
einen so alten Mann, die Rüstung gewinnen, die Beute erraffen,
wenn du da irgendein Recht hast.
Der sei doch nun, sprach Hildebrand, der feigste der
Ostleute, der dir nun das Treffen weigerte, da dich nach
ihm so sehr gelüstet, nach dem frevelhaften Kampfe; er-
fahre es der, dem es beschieden ist, wer da sich heute der
Waffenkleider entäußern müsse, oder diese Brünnen beide
besitzen.
Da ließen sie zuerst mit den Speeren fliegen, mit scharfen
Schüssen, das kam an den Schilden zum Stillstande. Erhoben
darauf das Ringen, strichen die Bretter, zerhieben erbittert die
weißen Schilde, bis ihnen ihre Lindentafeln klein wurden, zer-
arbeitet mit den Waffen.
D&6 Füldebraud^tled.
11
III« Erlitiitcrttüg des Textes.
Etwas inehr als ein Jahrhundert vor Lachmann* bat
V, Eckhart ^ das Verbiim des Objektsatzea im ersten Verse in
Mem Komplexe urhettun gesucht, denselben mit y(q[Uod) eonsti*
ItUtirint', übersetzt und mit nlid, verhtesiefi vergHeheu^ d. b. er
[bat das Präterittim ganz richtig als das des reduplizierenden
[Verbums erkanot^ während Lachmann, in diesem Punkte hinter
Eckhartfi Verständnis zurückbleibend^ der vermeintlichen
AlUteriLtion «r ♦ . , und tämn , . . zuliebe die Präteritalform als
solche eines denominativen schwachen Verburas ^ürheizmi auf-
kUären wollte.
Durchlöchert wurde diese Auffassttng des Textes durch
Oreins® alternative Gleichung von urhettun mit dem ags. Nom.
PL drettan als Apposition zu den beiden Subjekten des äatzes
und durch Biegerg ^ nachdrückliche Billigung dieser, die seit-
her die Geister gefangen tiielt , bis Erdmann, ^ wie ich denke
in abschließender Weise, wieder die ältere Meinung in die ihr
mit Ungebühr entzogenen Reclite eingesetzt hat.
Die Gründe Erdmanns, daß das germanische Verbum für
Jemandem begegnen*: as. m$tea7ij mnd. moten^ an. mmta^ afries.
mita, ebenso got gamotjan «^TtairäK Tivij regelrecht mit dem
Dativ der Person gebunden sei, z. B- as. ITel. Cott 5950 thai
kie im thar an wege muoUa — nur ags. mdtan^ gem4tan mit
dem Akk, jemand treflen* und ein afries. Beleg gleichfalls mit
Ltransitivem meki bildet eine Ausnahme — daß aber abd. iih
'nur Akkusativ sein könne, wogegen der Dat im lauten müßte,
daß man bei Entsprechung zu diesem Verbum in unserem Texte
|Geminata: *mwo?tia erwarten müßte — wogegen Kögel freilieb
luf die mhd. Vereinfachung W> i nach langem Vokal: grote
* IL LAcbmaniif Üb^r das HüdobrandBliedr Hist-pbilolog. Abbandlaufcn
d«r HeHiuer Ak&dctme 1S33, 123—102.
* JcbAnn Goorg von EckbArt^ CouimentarÜ ile rebus Francii« oHentAlii.
Wirceburgt 172Ö (2 Voll), Vol 1. S. 8Ö4-9u2.
* C. W. M. Grein, Daa Hildebrnndüried. Göttitigen 185B; 2,Aua. KAMel 1@SÜ,
* MtM Hiegerf Eamerkuageu xiim Hild^sbraddaüeda in GerminU 9 (1864%
« Aicl ErdtnMn« B«merkutigeti xnin HildebrandsUt^ in PBB 23 (1897),
a iä4— 434.
12 VI. Abhandlang: y. Qrienberger.
,grl\ßte^ verwies — und daß der Konjunktiv auf -in statt des
Indikativs im Objektsatz ^ der sich aber allerdings auch V. 16
findet: dat , . . hwtti, auffallend wäre, sind wohl erwogen, in
ihrer Gesamtheit überzeugend und die Beurteilung des Verbums
* urheitan, got. ushaitan ynQOxaXsTv, prouocare* Qal. 5, 26, nach
der Kategorie der germ. Verba des ,Bittens, Fordems, Fragens'
mit dem Akkusativ der Person sih und dem Gen. der Sache
miiottn ist unanfechtbar.
Demnach gestaltet sich der Objektsatz in nhd. Form : ,daß
sich herausforderten zu einer Einzelbegegnung Hildebrand und
Hadubrand . . .' als Eingang der Erzählung, die der Dichter
des Liedes vernommen hat.
Auch die kategorische Bestimmung Erdmanns hinsichtlich
des Substantivs muotin als eines deverbalen Nomen actionis
*mötlni' und seine begriffliche Bewertung gleich ags. gemeting
Beow. 2001 , gemöt in Kompp. wie handgemöt .Handgemenge'
ebenda, mhd. muot ,feindliche Begegnung' ist klaglos.
Unwahrscheinlich aus Gründen der Wortstellung und des
Ausdruckes ist mir nur Erdmanns Auffassung von ämon als
mask. Nom. PI. — so schon Grein und später auch Kögel —
und Apposition zu dem folgenden pluralischen Subjekte mit
der Bedeutung ,allein'; ich glaube^ daß in diesem Falle die
Apposition nicht zwischen urhettun und muotin eingekeilt stehen
könnte. Auch eine Verbindung sih . . . (vnon ,sich allein' als
zwei Akkusative halte ich mit Hinblick auf die dadurch ge-
forderte Diktion nicht für befriedigend. Wie an der bezogenen
got. Stelle Gal. 5, 26 die Wortfolge : Pronomen Adverbium Par-
tizipium geboten ist uns misso ushaitandans j&Xkr^Xovg n^oxa-
Xov^voiy inuicem prouocantes', so müßten wir doch wohl auch
in Hild. Pronomen, Apposition, Verbum, also *sih ^on ur-
hettun erwarten, ihionmuotin ist nach meiner Ansicht vielmehr
eine Zusammenrückung mit dem Gen. PI. des schwach dekli-
nierten Zahlwortes, aufzulösen in eigentliches *(hnono muotin
^singulorum conuentus', so daß wir, was die Bedeutung angeht,
wieder bei dem Werte des ahd. aimcic, einuuigi ,duellum', zi
einuuige ,ad singulare certamen' Graff. 1,706, den Lachmann
hiezu gefunden, angelangt sind, wenn wir auch dieses Gelehrten
Bestimmung von irnon muotin als Dative Pluralis nicht zu
teilen vermögen. Der dabei vorausgesetzte o- Verlust in der
Das Uildebr&nddied,
13
ZuBammenrückung verhält sich formell wie der in ahd* Fran-
ehcii/urt^ Dronkß, Cod. dipL Fuld, 817, Nr. 325^, neben FraU'
rhunofurihf ebenda 845^ Nr. 354, oder in thero heithaflon
jSÄcerdotmm* Tat. 137, 4 neben thero heühaßono ebenda 153, 3,
oder in der Phrase te banon handon Hei, 5306 Coti gegenüber
der vollen Form hanono ebenda 4611,
In Betreff der Ableitung gehört der ohne Zweifel tech-
nische Ausdruck wnunmuotm .slngalorum conoentus^ in iine
^eibe mit den langobard. Verbalabstrakten usialUn , Verlassen
impfgenossen vor dem Feinde*, crapuuorßn ,Zerstümng
«Hier Grabstätte^, marahuuorßn , Herab werfen eines Freien
vom Pferde^, uueguuorrin , Behinderung des Weges^ Roth, 7,
15, 30, 2Ö.
Ob das « des Verbalabstraktums got. ^gumoteint im
Dialekte des Hihlebrandsliedes nur den Obliquen oder anch
dem Noni. Sing* angehüre^ d* h* ob der Nom> Sing, mit dem
der Adjektivabstrakta auf -i zusammengefallen sei oder nicht,
Üißt sich mit voller Sicherheit nicht sagen, doch spricht der
ohne " ereeheinende Oblitiuua des Adjektivabstraktiims bi huldi
Hild. 33 dafür, daß beide Bildungen sich auch im Nom. Sing.,
hier 4, dort -In, unterschieden haben werden-
Daß die Handschrift zwischen n und m eine geringe
Distanz läßt, ist selbstverständlich vüllig bedentangslos. Der-
gleichen findet sich ja auch bei sicheren Kompositis wie OBiar
Uuio 56.
Unter den Gesichtspunkt der stilistischen Variation fttllt
meines Erachtens der Wechsel von -hraht und -brani im zweiten
Teile der drei Personennamen.
Es tinden sich: hüiihraht (Hs, das zweite h ans r* ge-
macht) miti hadnhnint 2^ hiltihraht . . . heribranU$ 6, kadü-
hraht . . . hlUibrantßS 13, hadnhrahi . , . küithrantts 34» htlii'
brahi . . • heribrantts (Hs, AeriÖte«) 43, d. i. an allen Stellcnj
wo der Dichter vöh dem Paare: Sohn und Vater oder Vater
und Großvater spriclit, ist es vermieden, 2wei Formen mit -tratii
%n binden, sondern der an erster Stelle stehende Name ist
immer mit dem Elemente -braht variiert.
In den tonlosen inquit der Verse 29, 47, 56 steht einmal
J29) isoliertes hiltibrahtj die beiden anderen Male ebenso itoliert
iltibrant.
14 VI. Abhandlung: y. Grienberger.
Dagegen stehen in den Versen 16 and 42, wo Hadubrand
spricht und die authentischen Namen seiner selbst, seines Vaters
und Großvaters nennt, je zwei -brant gebunden, 16 hiltibrant . . .
hadubrant und 42 hiltibrant , . . heHbrantes, Es ergibt sich
hieraus die merkwürdige Erscheinung, daß der hadubraht des
y. 13 in 16 von sich selbst sagt: ich heiße hadubrant.
Dieser Wechsel von -braht und -brant im zweiten Teile
der vom Dichter angeführten Namenpaare, durch den bei dem
geringen appellati vischen Gewichte dieser Elemente der Gesamt-
typus der Namen nicht wesentlich alteriert wird, ist also kein
Irrtum und keineswegs auf teilweise falsche Auflösung einer
Kürzung wie -btes in 43 vonseiten der Anfertiger unserer
Handschrift zurückzuführen, sondern bewußte stilistische Ab-
sicht, die nur dort nicht in Anwendung kommt, wo die wirk-
lichen Namen gegeben werden sollen.
In den drei inquit wechselt der Dichter mit einem -braht
und zwei -brant, da ihm die Formen völlig gleichwertig sind.
Wie es sich mit der Kürzung -btes in 43 verhält, ob sie
dem Kopisten dieses Teiles der Handschrift zufalle oder schon
in der Vorlage gestanden habe, ob die beiden Kopisten der
Handschrift an anderen Stellen den ausgeschriebenen Namen
an Stelle einer Kürzung der Vorlage gesetzt haben, und warum
gegebenen Falles die Kürzung in 43 stehen geblieben sei, kann
ich nicht ausmachen.
Untar heriun tuem darf man nicht mehr ,zwischen den
zwei Heeren' übersetzen, sondern nur ,zwischen den Heeren',
wenn es auch allerdings zwei Heere sind, seit Sievers gezeigt
hat, daß untar . . . tuem nicht das vollwertige Zahlwort enthält,
sondern gleich ags. be . . . tweonum , engl, between, ahd. untar
zwisken ,zwischen' schlechtweg bedeutet. So ist, wie ich glaube,
auch Hei. 204 — 205 that under so aldon twem \ odan umrdi ||
barn an giburdeon,,, nur mit , zwischen, unter' wiederzugeben,
d. h. die ursprünglich dualische Relation ist in dieser Bindung
ebenso wie in ags. be werum tweonum ,among men*, be sthn
tweonum Beow., ahd. Notker, Mart. Cap. linder zuisken fisk^n,
nhd. isoliert ,zwischcn' zu einer allgemeinen geworden.
Zu heriun gehört der possessivisclie Genitiv sunufatarungo,
der die Subjekte Hiltibraht und Hadubrant enthält und mit
dem der Objektsatz schließt.
Da« HildabrancUlbd'
15
VorauBzasetzea ist ein Nom- PI* *»unufniarimgo8 ,di6 im Ver-
rÄndtscUaftsverhältniöse von Sohn und Vater Stehenden* mit der
Flexion von helidoB in 5, a5wcifBllo& ein in die Kategorie der ger-
manischen^ Äiisamraenfassendcn Verwand tschaftsbezeichn Engen:
ags, gibropiEr^ ahd, gibruoder^ nhd. die gebrüder^ got. hropi^ahans^
ae> ihia gUttnfiidei\ d, i, ^Jakob, Johannes and ihr Vater' HeL
tll^f Ägs- pd gödan twegen . . *^ suhtergefmderan ,HröttttIf und
sein Vatersbrader Iliödgir* Beow, U6J — 1164, an. samfefn-a
fdlej welche gemeinsamen Vater haben' gehöriges Wort, daa
nur in der Bildung seine besondere Prägung zeigt* Die additive
Zniammenrücknng teilt es niit as, gwunfadtTj age. suhterg^-
fßBderan aus stihterga ,fratrnelis' und fmdera^ ahd, fatureQ
,piitraus^^ die suffixale Erweiterung mit got. hroprahaiiSf die
offenbar nicht anders wirkt, als das Präfix gl* in gihropmr
oder in gtsunfader. Das Suffix des got* Collectivurns brö-
pruhan& ist ein kollektiviBches, das der ahd. ZuBammenfaasung
^tunnfntarungoSf etwa ^die Sohnväterischen'j ist das bekannte
patroiiymlBche, ursprünglich nur Zugehörigkeit^ ausdruckende
germ. Suffix -ingaj z. ß. in ags, fmdering-mdg ^a patre co-
gnatus, agnatus'^ beziehungsweise dessen Ablautvariante -unga:
an. z. B. in hnedrungr ^Vatersbruderssohn^ Wir haben es dem-
nach mit einem suffixal erweiterten Additionskompositum zu tan.
Mit der Hypothese einer dualischen Nominativform sunu-
faturango ' werden wir die Älitwelt nicht mehr behelligen,
Die wirkhchen Reste des Dualis im Germanischen > wie u. a>
ags* sculdru, -o, -a zum Sing* sculdoi^ -er m,,* haften bei Aus-
drücken für paarige Kürperteilo, wo eben die Zweiheit wesent-
licti ist Das ist bei den zusammenfassenden Verwandtschafts-
bezeichnungen doch nicht der Fatl^ sie können und sollen eine
beliebige Zahl ausdrücken — die as. gisunfader der zitierten
Heltandstelle sind z. 11. drei Personen — die Zwciheit ist ein
Zufall und die Annahme, daß sich fUr diese zufällige Zweiheit
eine alte Dualisform in der Sprache erhalten habe, ist aus der
Wortform im Hildebrandslied allein nicht zu begrilnden.
Der Dichter orientiert mit diesem Ausdrucke vorweg sein
Auditorium über das verwandtachaftHche Verhältnis der beiden
' ileriTtinn MUlter, Eur ftlthoclideutaclicfi AUiieraUonspoesie. Eiel und
Leipzig 1888, S. «e— 87.
• Frledriuh Kluge im Gruiiariß der Germ, Pbil l\ 461.
16 VI. Abhandlung: y. Grien berger.
Kämpfer, während diese selbst im Sinne der Dichtung bei
der Heraosfordernng hievon noch keinerlei Kenntnis haben.
Die Schilderung geht nun in direkten Bericht über. Das
logische Subjekt zu iro saro rihtun steht in 2, es ist Hiltibraht
und Hadubrantj das grammatische Subjekt ist im ersten Haupt-
sätze nicht besonders ausgedrückt; es ist hier in der Verbal-
form gelegen, folgt aber in den den ersten Satz erläuternden
und zu ihm parallelen Hauptsätzen garutun 5e . . ., gurtun
sih . . . ana, ebenso im Schlußsatze des Passus: do sie . . . ritun.
Man kann den Satz in der Vorstellung zu *tVo saro rihtun se
ausfüllen.
Helidos in 5 ist Apposition zu se, ihrerseits wieder dieses
grammatische Subjekt inhaltlich erläuternd. Man vergleiche
hiezu Hei. 345 — 346 Mon. hiet man ihat alla thea elilendiun
man] iro odil sohtin \\ helidos iro handmahal ....
*Saro rihten kann nur heißen ,die Rüstung am Leibe
zurechtmachen', d. i. die WaflFenkleider anziehen, die Waffen
zur Hand nehmen, und das eben wird in 4 — 5 des Näheren
ausgeführt.
Die saro (nach Graff 6, 267 nur dieser eine Beleg für
das ahd. einfache Wort!) sind pluralisch gleich dem got. Plur.
tantum sarwa finXa, 7tavo7t)Aa\ keineswegs deshalb, weil zwei
Männer auch zwei Rüstungen voraussetzen, sondern aus dem
Grunde, daß sie an sich aus mehreren Stücken bestehen. Sie
sind materiell dasselbe wie die gleichfalls pluralischen hrusti
der Verse 44 und 54.
An unserer Stelle sind als Teile der «aro: *gudhama und
suert genannt, außerdem die ringa, wieder ein Plurale tantum
,der Ringpanzer, Kettenpanzer', nicht die Lanze und der Schild,
auch nicht der Helm, dessen im Hildebrandslied überhaupt
nicht gedacht wird.
Daß saro und *gudhama nicht synonym sein können, son-
dern vielmehr *güdhama mehr suei^t mehr ringa gleich den saro
seien, ergibt sich aus der Textierung, aber auch *güdhama und
ringa sind schwerlich synonym, sondern der Kettenpanzer ist wohl
nur ein besonderes Detail der Waffenkleidung. Dafür spricht
außer sachlichen (i runden auch Vers 59 — 60, wo für das Paar
von 4 — 5 ein anderes Paar von Ausdrücken hregil und *brunna
DaA UildebrandRlifrd.
IT
sieh findet, deren erater, wemi nicht Uborhaiipt sachlich yer*
seliieden, so doch sicher nicht der engere, sondern der weitere^
d€n zweiten in sich schUeßende ist.
unter den ,Waffenkleidern' werden wir außer dem PaiiÄer
auch noch den unter demselben getragenen Leihrock verstehen
mltssen.
Das Verbum *garuuen kann nicht als ^bereiten ^ verfer-
[tlg^on^ mit Ktlcksicht auf tlio Waffonklciilung verstanden werden,
dicj^elbe ist schon verfertigt und braucht nur angezogen 2a
werden; es bedeutet vielmehr ^ bereit machen, ausstatten^ mit
Ktlcksicht auf die Personen. Diener Sinn des Verhums wird
dorch ahd. gegaretlu ,induta% kacaruuU ^indumenta* Graff
4, 247 erläutert sowie durch das as* Part perf* getjanwii ^an-
[getan^ bekleidet^ Hei. 1680^ von der mit Blüten ausgestatteten
LiHe gesagt^ insbesondere aber durch den ags. Passus gyrede
hine Biöwulf eorlgewwduni ^es bekleidete eich B* mit den rittcr-
liehen GewandstUcken* Beow. 1441 — 43, dessen Konstraktion
mit dem Akkusativ des persönlichen Pronomens und dem in-
strnmentalen Dativ der Sache für Ilild. 4 die hohe Wahrschein-
lichkeit ergibt j daß der reflexive Akk. tih ebenso wohl zu
gixrutun wie zu gttrtun gebore und daß güdkamun demgemäß
ein instramentaler Dativ sei.
Da nun außerdem die bezeugten Obliquen der awm. Oft-
Stämme in Hild. Akk. sing, Mrrmi 45^ Dat- sing, baninj Gen*
^f K fFWon Ij nicht dafür sprechen^ daß -hammi eine Kasusform
Mes ftwm, haietm sein kunne — der Akk* Sing, wie PI. mlißte
doch wohl -on lauten, der Dat. PL -om oder -on — muß man
iif! dastehende Form entweder als Dat. Sing, eines awf. -hama^
als Dat, PI. eines stm. -kam erklären.
Die Wage wird sich nach der zweiten Seite neigen , da
nicht nnr an, hamr^ ph *iV, stm. ist, sondern auch bei einif^en
der neun ags. Komposita mit hama starke Fleicionenj wie Akk.
ifh bymhomas JudtUi II, Akk. i^ing. done fyrdhom Beow, 1504
[liegegneiif ferner ein hahnvrihisches st Adj. scirhmn auftritt,
le swf, Bildung aber nicht aufzutreiben ist. Ich denke demnacli
^Bn eiflen stiu, Plural *gtuthama , Waffen k leid er '^ der sich auch
inbaltUch wie der synonyme Plural kregil verhält. Da im Alt-
. hochdeutschen von den Kompositis mit -lutmo doch eigentlich
inar der lichanw hcÄcugt ist, ivoäU as. noch Jedarhanwp afriea.
■■Hilif. 4. fUl-liial. IL IM. B4. «. Abli t
18
VL AlihAndlung: ▼. Grteuborg«r.
hirthoma jpraeeordia* kommen^ hat man eben keinen Grand,
von einer reichlich belegten Kategorie swm. Komposita inner-
halb des kontinentalen Weatgerin., noch weniger innerhalb des
Ahd. zu Sprech eDj die der Anfstellung eines stm, *gü(tham ab*
triighch befunden werden könnte.
Die Konstraktion des Verbttms gurlun^ das sicherlich das
bekannte ahd. öwit. gurtm^ ist, wiewohl nach got< *fjairdan auch
an ein ntv, gedacht werden könnte^ im folgenden Satsse mit dem
Akkusativ der Person und schein har auch Akkusativ der Sache
ist aufl^llig, während *guHun sih , . , ana oder *gurtMn , . ,
iro sueri . * . ubar ringa durchaus verständlich wäre — pirtrn
mit dem Akkusativ des pers. Pronomens^ ohne Objekt ist ahd*
genügend naehgewiesenj ä* B* umbigurta Mih (Cbriatna) O* 1V|
11; 13 und fjurten mit Äkkoi^ativobjekt und präpositional regierter
örtlicher Bestimmung läßt sich in ags* gyrd nu diu it^eord o/er
d{n pdoh ,accinge gladium tuum circa femur' Bosw. Toll, auf-
zeigen — ist die Hildebrandatelle mit scheinbar doppeltem Akku
sativ, der Person nnd der Sache^ and außerdem mit prRposItional
eingeleiteter Bestimmung ular ringa schwer zu begreifen.
Aber mert ist wohl gar kein Akkusativ, sondern derselbe
inatnimentalis singularia iu^riu^ der in Vers 51 steht, nur daß
an dieser Stelle die instrumentale Flexion -u gesprochen und
geschrieben ist^ in Vers 4 aber vor folgenden Vokal Ellsion
erlitten hat. Bei dieser Auffassung hat der Passus keinerlei
Schwierigkeiten mehr, gurtun »ih iro suert' ana ist konstruiert
wie ags, , . * niainig , . . pegn^ gy^^^ A»^^ Ait sivurde Finnsb. lo
oder hine te kdlga wer g^/rd^ grdsgan stoeord^ Ciedm. IBS^
wonach die örtliche Bestimmung uhar ringa mit der das Sub-
jekt Sc. rekapitulierenden Apposition helidoi folgt. Jti^rt' ist
also Singular, nicht Plural und ebenso sind Baro^ ringa gram*
matisch zwar pluralia tanttim^ ^gudhama vermutlich ein kollek-
tivischer Plural, aher in keinem Falle ist von beiden Rüstungen,
Waifenkleidongen, Panzern, Schwertern zusammen die Rede,
sondern nur von der Rüstung, dem Kleide, dem Panzer und
Schwert jedes einzelnen der zwei Kämpen, iro im Komplexe
iih - iro < ^uert setzt die Handschrift zwischen awei Pflokte,
Efi ist md^ichf aber doch nicht durchaus sicher, daß das Fro-
nomen hiedurch getilgt werden sollte, das in der l'at weder
für den Sinu noch für den Ver« notwendig iBt
BftH Hild«tirjii)clH]ied,
19
Dte Formdifferenz des Nom* PI, heUdo9 5 und der beiden
Akk, PL masc» von Ö-Stämmen: nnjn 5 und hauga 31 gegen*
über den Aasgleicliungen des Nom« and Akk. Plun as. -ob^ ahd.
k-Q wollte Sckerer^ als eine ererbte, die got Flexionen qs und
-^nt fortsetzende erklären.
leb bin nicht dieser Meinung ^ sondern icb glaube, daß
twir es im midebrandeliede mit zwei maskulinen Nominativ* and
[Akknsativbil düngen der (j-8tämme zu tun haben^ von denen ei
Mie gewühnlichej -ot aber eine auf persüntiche Substanliva wie
ilidois und glanbüeb auch ^nunafatarungoi and *^fir€08 ein-
geschränkte ist. Diese Nominativbildung auf *ai^ seltener *os,
erscheint ja bekanutlicb auch in lateinischen Urkunden des
8^ Jahrhunderts bairiseher wie alemannischer Herkunft bei
Ldeatschen Ortsbezeichnungen^ und zwar vorzugsweise bei solchen,
^die aoa Familiennamen mit dem patrony mischen Suffiste *inga
«rwaehsen sind. Das Nebeneinanderbestehen eines pereönliclien
Nom* Plar. Matzingns und eines sachlichen Äffaltrawanga in
ain and derselben Urkunde von 798,* glaube ich^ muß auch
^daa Nebeneinanderbestehen von helidos und ringaj hauga im
Hildebrandsliede versüindlich machen*
Da das etymologische, einfache, auslautende ** der got,
Mexionen im An. zu -^ wird und im Westgerm, überhaupt
t:flült| 80 ergibt sich von selbst^ daß das pluralische -os und -of
des As. und Ags. mit dem got. -os^ von wlndoit z, B., nur unter
der Bedingung gleich sein könnte, daß das s eben dieses mit
dem von ahwos und sfabeis nicht gleich sei, daß aber, wenn
got. windüB, akwos^ stab&is einen 9- Auslaut von ein h ei t lieher
^Q^Iität besit^en^ die as.^ ags. und oberdeutschen maskulinen
i^lorale auf -oj, -a* etwas Besonderes sein müssen. Aus dieser
Überlegung ergibt sich mir, daß die ahd. nomiuativische Plural-
endang der maskulinen dSlämme: -a etymologisch der an,,
ftfries. -ar gleich sei und ebenso eine germ. Form -öz mit tönen-
dem Auslaut zur Vorbedingung habe, wie ahd. gmitj an, g^tir^
got gaaUts eine gcnn. Flexion -Is, daß also die einheitliche
Form des ahd. Nom> und Akk- Flur, taga aller Wahrscheinlich-
fkeit nach geschichtlich die des Nominativs sei, sowie daß rhuja
> Wilbdni Scfaerer« Die A-Deklmution im Hildebrandsliede. Z. f. d. A. 2e
(isaä). s. 3äo.
20 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
und hauga im Hildebrandsliede nicht bloß die Form des Akku-
sativs bezeugen, soudern auch die des zugehörigen Nominativs
darstellen. Wahrscheinlich aber wird es, daß got. windos nur
die got. Auslautverhärtung besitze und somit in an. -ar, ahd.
-a unmittelbar fortgesetzt sei. Dann aber hat die Erklärung
der Flexion as. ob, ags. -a«, die in diesen Dialekten verall-
gemeinert wurde und die andere Flexion verdrängte, von
dieser selbst auszugehen, sich auf sie zu beschränken und fUr
sie den Bestand eines germ. tonlosen Auslaut-« oder einer
etymologischen Geminata -ss irgendwie zu ermitteln.
Der folgende Satz do sie . . . ritun wurde bis auf Wad-
stein, der eine Idee von Siebs benutzt, als Temporalsatz ge-
nommen. Der notwendigen zeitlichen Folge der Handlungen
zuliebe: erst ,rü8ten', dann ,reiten', hatte Kauffmann^ die Prä-
terita rihtun, garutun^ gurtun plusquamperfektisch verstanden,
während Heinzel^die alte v. Eckhartsche starke Interpnngierung
nach iniiga wieder aufnahm und den vermuteten Temporalsatz als
Einleitung des folgenden Hauptsatzes Hiltibraht gimahalta ansah.
Aber weder eine Übersetzung ,sie hatten sich gerüstet,
als sie zum Kampfe ritten' befriedigt, noch eine solche ,da sie
zum Kampfe geritten waren, sprach Hiltibraht', denn am Kampfe
ist es zunächst noch nicht, der wird erst eröffnet, nachdem die
Unterredung keine Umstimmung bei dem Jüngeren herbei-
geführt hat, und das Küsten wäre im ersten Falle, d. i. mit den
angeblichen Plusquam perfekten ausgedrückt, keine lebendige
Schilderung, sondern eine platte und höchst überflüssige Selbst-
verständlichkeit.
Hier hat Wadstein ' das Richtige gesehen. Der mit dem
Adverbium do eingeleitete Satz ist gar kein Temporalsatz, son-
dern ein Hauptsatz: ,da ritten sie zum Kampfe* (nicht mit
Wadötein ,zu diesem KM) und gehört noch in die fort-
schreitende, Glied an Glied heftende Schilderung der Vorbe-
reitung zum Kampfe, die er als zeitlich Letztes abschließt.
* Fr. Kauffmann, Das llildebraudsUed. Philologiache Stadien. Fettgabe
für SievoM. llalli« 1896. S. 124-178.
* Richard llriiizelf Über die ostgotische Heldensage. Wiener Sitsanga-
berichte, hist.-phiJ. Klasse 119, lU.
'"* Elis Wadsteiii, HeitrXge zur Erklärung des Hildebrandsliedes in Göte-
borgs Högvküla» Ärsskrift, Hd. IX, 1903.
Das HildebriindBUed»
»i
Nur wird es genügen, nach rmga Semikolon zu setzen statt
der von Witd stein empfohlenen starken Interpunktion. Gewiß
reiten die beiden Gegner auch bei dieser Interpretation nicht
unmittelbar zum Kampfe, aber bei dieser Fassung ist es
Jdar, daJJ der schUeßlich doch erfolgende Kampf eben nur vor-
isgenommen ist. Ich hatte es für raöglieb gehaltenj das Prä-
leritain i^üun und den angeblichen Temporalsatz zu verstehen;
ils sie im Begrißfo warcn^ als sie sich anschickten^ zum Kampfe
reiten^, womit die schildernden Prätorita rihtuu^ gariituUf
guriun wohl vereinbar wären, doch ziehe ich jetzt Wadsteins Auf-
fassung vor und halte von seinen Parallelen aus dem Holiand
für die Wortstellung: temporales Adverhium, Subjekt, Verb um
auch im Hauptsatze mindestens die Stellen Hei 378—382 thö
ina thii^ mddar nam^ biwand Ina > . . endi ina . . , legda . . ,
luitilna vian . , , aw etia c7*ihMun . , . und Hei. 727^-73^ ihS Ae
$ö hardo giböd^ H^röde» obar t» riki^ het tko is rinkos farmi
« . « hU ihat »xe kinda m filu . , . h$bdu bin4min * , . ßo ßla io thar
giboran würdig an twim gerttn aiogan für ausreichen d^ obwohl
ich gar nicht übersehe, daß hier beide Male der mit ihn ein-
geleitete Hauptsatz eine Reihe koordinierter Hauptsätze eröffnet^
wilhrend er im Falle des Hildebrandsliedes eine solche schließt^
was stilistisch doch wohl nicht gans gleich ist
Der Sats oder eigentlich die zwei Sätze Hbt nua» Mroro
matij ferake» frdtoro stehen parenthetisch zwischen den beiden
Sätzen Hiltihrahi gimahalia . . . und her fragfm gistuont und
motivieren den Umstand, daß der Altere zuerst das Wort er*
greift^ aus der allgemein gültigen Sitte, nicht anders wie Nithnrd
Historiar* libri 4 zu Oelegenhoit der zwischen Ludwig und
Karl j£u Straß barg ausgetauscliten Eide motiviert LodhmdeMs
iiuiem, quia maior natu, prior ßJSQf*$ua $%c cmpit Her fratjen
ffiittwnt . , . definiert die Art der Anrede als die einer Frage,
Die genaue Begrilfsbestimmung von Mroro verdanken
wir Edzardi.^ Der Komparativ im Hildebrandsliede bedeutet
wie ahd, hlriro Graff 4, 988 au» K jSentor* im eigentlichen
Sinne und ist aus dem körperlichen Merkmal der Grauhaarig-
keit entwickelt. Die gleiche Bedeutung »alt' kehrt im Positiv
hirmno 54 wieder. Die Parallelen Edsjardis an, karr jgrau', i. b.
> Sdtirii« Ztu» HildebrfttidjU^ in PBB S, B. 4@0— 490.
TI, Abhandlung; r, GrUnberger*
jgraBhaarig/ daher gebunden hdrr ok gamall ,grau und alt*^
hdrir jnenu ,eeniores popttli', ags. hdr ^senex^ engl hoar ,weiß|
eisgraa' [germ. Grundform "^haira] lassen an dieser FeststeUung
am io weniger zweifeln, als Hildebrand auch im deotscben
Lioäe der alU und FAS 2^ 487 inn hdri Hüdihraiidr genannt
ist Hinzufügen muß ich, daß das Substantiv in der Bindung
Mrnro man nur eine untergeordnete Rolle spielt ^ etwa so wie
in mhd, der difnman, d, h. wir haben hier einfach ,der arme^^
dort aber bloß ^der ältere^ zu Übersetzen, nicht Tollgewiehtig
jder ältere Mann', In ähnlicher Weise ist das Substantiv aueh
in gialtet man fast wie ^alter* 39 von geringem Gewichte, von
größerem aber doch an den anderen Stollen; «ö friuntlaoi man
23, mit SU9 iippan man 30, in mus herenw man 54 oder pl uralt seh
chmnem mannum 28, von denen man höchstenEt die beiden
mittleren nhd auch ohne das Substantiv übersetzen könnte.
Das zweite Prädikatstiomeu ist frot&ro und man eiebt so*
t:;leich, daß in den Komparativen heroro uod frotdro die formel-
hafte Paarung der Adjektiva altß anti frote 15, ags, (kirn) , , ,
^aldum infrddum Beow* 1874, fī - , .J eold ond infrdd ebenda
2449, ae. , ♦ - er* ffitjamalod 7nanu^ tkat was fruod gomo Heh 12 — 73
gegeben ist, doch wird man hinsichtlich der Bedeutung des
Komparativs sich anders entscheiden müssen.
Gewiß frot in Hild» 15, aa^ fruod iu Hei 73 ist nach got,
frojn .aweidgi co(p6g^ emip^utPf ffQ6pifA0g% ahd, fraai ,gnarQjS,
sapiens* äu beurteilen und auf die Erfahrenheit des Altem zu
beliehen. Daran denkt man zunächst auch in Hild. 8, doch
hindert der Genitiv ferahes diese Möglichkeit. Es ergibt sich
aus den tataäebhehen Belegen zu dem Neutrum ahd.^ i^,ferahf
ags./<?orÄ, an. jJor, daß dieses Wort nicht ^geistiges Veruaögeu-
noch das ,erlebtc Leben', aus dem Erfahrung gewonnen werden
könntBi sondern ganz eigentlich das , innegehabte, persönliche
Leben*, das , Lebendigsein' bedeutet: GraflF S, 682 jvita*', daher
f§r§h$$ färSn nach dem Leben trachten Otfr., su^cfol w€ian ft-
rahti ^für sein Leben furchten' aus Tat 36, 1^ wozu denn auch
got.^air/re(m« ^näa^Oi;' als das ^belebte Dasein', d. i. die ^Summe
atlea LebendigenS einstimmt* DemeDtsprecbend ist scboii iß
MSD n*, 13 eine auf , Klugheit und Erfahrung* abzielende
Auslegung der Stelle zurückgewiesen und fUr den Genitiv /e-
rmh$$ L b. die ags. Entwicklung von ^Leben' zu ,Lebensatter^
Das Hildebrnndilied.
2S
geltend gemacht^ die z. B, in Beow. 1843 on mvä geonzfim feore
,in so jug^end liehe m Alter' oder Beow, 536—537 tmeron hegen
pd git (Wi gmgodfmre ,wir waren beide noch im Jugendalter*
gewährt ist und in ic eom fr öd feores ^ich bin vorgerüekten
Altera* Byrhtnod 317 mit dem identischen Adjektiv des Hild.
V erbun den er schei n t .
Es ist also dieses Adjektiv auch in Hild. 8 mit aeinem
geschichtlich späteren Werte ^alt*, der in a3, enna frodan man
^einen alten Mann* HeL 1173, in der ahd. Olosae froot vel
langfari longaevuB Graff 3, 820 aus R vorliegt, der ftir das
agf. frrSd reichlich bezeugt ist und vermutlich auch für die
gesteigerte Form infröd der auagehobenen Boowülfstellen gilt,
einzusetzen und ferahes frdtorö ,der Vorgeschrittene an Jahren'
als hloße Variation zu Mroro man ,der Altere* zu betrachten.
Die Frage, oh die Anrede Hildebrands an den jüngeren
Gegner nicht bloß aus der Sitte, die dem Älteren dieses Recht
wahrt j he^^ründetj sondern auch als Folge der gerciftereu Ein-
sicht des Alteren dargestellt würde^ braucht demnach gar nicht
aufgeworfen zu werden, da der richtig verstandene Text für
sie keinerlei Grundlage enthält.
Beispiele für gütantan^ gisidn als ,aDheben, beginnen^
bietet O I, 20^ 5 thiii kind gistuatun stechan jsie begannen
(nach dem Befohl des Herodes) die Kinder zu töten* und IV,
34, 16 aßer thestn imerkon gisttmnt er gote thankdn ,. . . be-
gann er Gott zu danken^ ebenso Notker diu hiß . . . tmdrmen
gestäi u, a.; für as. giätandan ,begegnenj widerfahren' ist diese
Bedeutung nicht nachgewieseu.
Fokem miortum^ d. i. ^paucis uerbis, mit kurzen Worten,
geht auf die lakonische Knappheit der Anrede Hildebrauds,
Der Genitiv /reo in 10 ist nicht mit /aicAöj sondern als
partitiver Genitiv mit dem Fragewort uuer zu verknüpfen.
Uuer . . .ßrea ist jWer der Männer, wer von den Männern'j
und wird durch die örtliche Bestimmung in folcke genauer
präzisiert. Da wir folc noch zweimal im HikL Vers 27 und 49 in
der Bedeutung ^Kriegsvolk, Heerj Heer häufe*' aut reffen, werden
I wir auch in 10 den Ausdruck nicht auf die ganze Nation, der
Hadubrand angehört» beziehen dürfen, sondern vielmehr auf
Ch anwesende Heer Hadubrandf^j d. h. die Frage scheint
It zu sein^ daß der Vater des jüngeren Gegners noch
24 VI. Abhandlang: v. Grien berger.
am Leben — *fireo8 sind ja eigentlich die , Lebenden^ — und
im Heere, in folche desselben anwesend gedacht wird. Zum
mindesten die erstere Annahme des Fragenden ist zweifellos,
da sie von Hadubrand Vers 28 und noch stärker betont 42
in ablehnendem Sinne beantwortet wird. Anfechtbar ist viel-
leicht die zweite dem Fragenden zugeschriebene Annahme,
doch wird, auch wenn Hildebrand über die Anwesenheit oder
Nichtanwesenheit des Taters seines jüngeren Gegners gar nichts
Bestimmtes vermutet, die Bedeutung von folc als solche des
örtlich anwesenden Heeres nicht abgeändert, da der Begriff in
diesem Falle als pars pro toto fungiert.
Von den folgenden Fragesätzen gehört der erste in 9 — 10
dem Berichte des erzählenden Dichters an und behandelt des-
halb den Gefragten in dritter Person. Sein historisches Tempus
uiidri folgt aus dem des Hauptsatzes gisiuonty nicht anders wie
in Hei. 4971 — 2 endi ina . , . frdgodun . . . htoiliket he folkes
wdri, oder im Georgslied ehr quaht Gorio uuari . ehin ckoukelari
als jeweilige historische Umsetzung des Fragesatzes ,welches
Volkes bist du', beziehungsweise des Affirmativsatzes ,6eorg
ist ein Gaukler^
Dagegen gibt sich der zweite Fragesatz in 10 eddo . . .
du 818 entweder als Zitat einer von einem Dritten gestellten
Frage, der auch Hildebrand selbst sein könnte, wenn er von
sich in der dritten Person spräche, etwa , Hildebrand fragt dich',
oder als Teil einer unmittelbaren Anrede, abhängig von einem
nicht dastehenden Imperativ ,8ag' mir*.
Da nun beide Sätze ungeachtet ihres verschiedenen syn-
taktischen Verhaltens mit dem auf ursprüngUchen Parallelismus
der Konstruktion weisenden Bindeworte eddo verknüpft sind,
ist der Schluß unausweichlich, daß der Dichter die beiden
SUtze, die in direkter Frage nur lauten konnten *uuer fireo
in folche ist din fater eddo uicelthhes cnuosles bistu? bei der
Umgießung in abhängige Rede ungleich behandelt, und zwar
den ersten als reinen Objektsatz zu fragen konstruiert habe,
den zweiten aber von einem zwischenhinein gedachten dritten
Satze ,sag* mir* bestimmt sein ließ. Die ganze Frage, wie sie
dem Dichter vorschwebte, haben wir uns demnach in der Ge-
stalt * uuer fireo in folche ist din fater, segg' mi, eddo uuelihhee
cnuosles bistu? vorzustellen.
Dr3 HÜdebrandilied.
Es ist nicht za verkennen, daß durch diese Form ulier ang
des zweiten Fragesatzes eddo . , . du sta an Stelle eines parallel
xum ersten gebildeten ^nddo uuelihhßs cnuosles k&r ^ eine ge-
wisse Undeutlichkeit in betrefi" der Person, nach deren Ab-
stammung gefragt wird, vermieden bleibt, denn bei der eben
skizzierten Fassung wüßte man nicht, ob das Pronomen her
sich auf Uadnbrand oder auf den ,Vater^ beziehe, ja man würde
wohl geradessii versucht sein, die zweite, unzutreffende Beziehung
hiueinzuleseii. Es ist forner zu beachten, daß der zweite Satz
in 10 eddo . . . du $t$ y er möge seines Überganges zur zweiten
Person von der erzählenden Form uuer . - . uudri zum nn-
mittelbaren Zitat der Rede in 11 ibu du , , , sagis hinüber-
leitet und daß Ergänzungen an dieser Stelle, bestimmt, die
uns als solelie erscheinende Sonderbarkeit der ganzen Fügung
zu ebnen, nicht zugleich aus einem Bedürfnisse nach Er-
gänzung des Sinnes, an dem ja gar nichts abgeht, begründet
werden kiSnnten.
* Sagen in 11 heißt ^anfUhren, namhaft machon*- Aber
grundsätzliche Verschiedenheit der Bedeolung dieser Form dos
Verbums von der Form segijm ließe sich nicht behaupten^ denn
äaßriftn m 14 und 40 ist ebenso ,herichtenj erzählen* wie
9€ggen in L
Zu Snan ergänzt sieh ''^dines cmuosles^ ebenso zu de odre.
Der reflexiviscbe Dativ des persönlichen Pronomens beim Ver-
bum »wissen' ik mi , . . utiH findet sich auch Casdmon ^ 443
wUte him sprdca fela, ähnlich auch beim Verbum ,scin^ Hild. 37.
Die Behauptung Hildebrands, daß er nach Nennung des Namens
^Änes Angehörigen der Sippe seines Gegners auch die aller
Ihrigen kenne, ist onomiitologisch bedentungsvoU, Sie setzt
roraoB, daß die Namen der gleichzeitigen Individuen einer
lation auch eine jeweils individacUo Prägung besitzen and daß
'Gleichnamigkeit gleichzeitiger Individuen verschiedener Sippen
weßig&tcns nicht erwartet wird.
Begründet wird die Behauptung mit dem Satze in 12.
Zwischen beiden Sätzen tA; w** . , . uuet und ... chüd i$t mi - . .
steht der Vokativ chind^ parallel zum Vokativ du im Konditional-
&tze Ton 11, grammatisch eine Wiederholung des angespro-
1 il^. Tom BoQterwek, EiberfeLd 1S49— 50.
26
VL AbhftiidltLfig: y, Orteftber^ar.
chenen Sabjektes, zu übersetzen als Junger ManD^ denn
Ifadabrand muß aaf 31 bis 37 Jahre geschät^/t werdeih 30 Jahre
betrügt nach dem Folgenden die Abwesenheit Hildabrands und
anf 1 bis 7 Jahre werden wir das barn unuuahdan von 20, da^
keine persöaliehe Erinnerung an seinen Vater bewahrt h&l^
veransefalagen mÜflseD. Man darf wohl annehmen, daß chind
die Geltung einer herkömmliehen Titulatur im Verkehre von
Alteren mit Jüngeren besitze. , Leiblicher Sohn* kann das Wort
an dieser Stelle selbstveratändlich nicht bezeichnen^ da Hildebrarid
ja noch gar nicht weiß, wer ihm gegenübersteht. Die materietie
Bedeutung »tiüns* ist übrigens eelhst Vers 51 nicht an das ein*
fache Wort chind geknüpft, sondern an das des näheren be-
stimmte »mUat chind. Syntaktisch gehört die Anrede junger
Mann^ eher zum vorhergehenden als zum folgenden Satze.
Der in der liandscbriü unzweifelhafte Komplex min wird
von den Herausgebern in der Kegel %vl *imV korrigiert^ d. h* es
wird ein Fe liier der graphischen Wiedergabe angenommen, der
tlurch das optische Mittet der Verlesung von r zu n gegangen
wäre. Zugleich einer der Beweise fiir Abschrift des »Htückea
nach einer Vorlage, nicht Niederschrift aus dem Oediichtnisse.*
Die volle Form mir steht auch in 50, wobei aber die
Stellung vor Vokal für die Bewahrung des außUutendcn r nicht
entscheidend sein kann^ da 1 1 gleichfalls vor Vokal du mi enan
haty eher vielloicht die Entfernung des am Endo des Veraee
stehenden Verbums gifasta vom Pronomen. Bei größerer Nähe
des Verbums^ die ein proklitisches oder enklitieehea Verhältnis
des Pronomens zu diesem zuläßt, steht in Hild. sonst nur mi;
so proklitisch in beiden Sätzen von U, nur durch dag Jeweilige
Objekt enan und de odre getrennt ^ enklitisch in dat »agHun
mi 14 und 40* Die Analogie spricht demnach für chäd i$i mt,
nicht für *cäö<I iti mir.
Ich trenne und erkläre den Komplex min als Dativ mt
mehr n\ d. i. dem vor folgendem Vokal apokopierten» temporalen
Advorbium: as.^ ahd, «5 »nun^ denn, jetzt, nunc autem^ auteni%
das nach Braune' im Naehsatse die Bedeutung ,enim, ergo,
> Otto Selmieder, B«mer1ianf«ii aam Hilde br&ndsltede in Symbol ae Jo»chi*
ni^d. ß«rliD 1)^0, Teü I [p. 180— 31 ä], p, 191.
* Wilhdai Bmun«, Althoehde^ttebet Le«#-biick 4. Aufl. H«IU 1S&7; a fSS
Das Hildebratidsli^d.
j^ttir' hat und motivierend wirkt. Eid Beispiel fiir zu voll
shende Eiision des Vokalea in diesem Worte gewährt U. I,
19, 1 ni laz iz n^* {intarmuari: thia muatBr thdrafuari'^ in
Hild. 12 ist die EltBion in der Aussprache vollzogen und der
Vokal in der Schreibung nicht wiederhergestellt.
Darüberj daß das ^ chunincrtchi Italien, genauer daa Reich
der Ostgoten in Italien sei; besteht kein Streit ^ wohl aber über
die Beziehung der Ortsbe Stimmung in chuninertche ira Satze.
Braune* empfiehlt mit Nachdruck starke Interpunktion nach
diesem Worte und rUckgewandte Verbindung dieser lokalen
Bestimmung mit de odre. Begründet wird diese Aufstellung
aus der Wortfolge chüd ist mi, nicht *i#t mi cküd^ vorzugs-
weise aber aus der angenoraraencn Bedeutung von irmindeot
jdie ganze Welt*^ materiell ,die Gesamtheit der germanischen
Heide nsippen^^ die ja allerdings auf das italische Königreich
der Oötgoten nicht eingeengt werden könnte.
Aber von dem Gewichte des Elementes innin- im Kom-
positum sollte man sich doch keine allzuweit gehenden Vor-
stellungen machen.
8o konnte der Helianddichter in 1298 statt , , , allarQ )
irminmanno ohne Abbruch des Sinnes auch *allaro manno aa*
gen, aber er bedient sich des Kompositums, weil er den Halb-
Ter» fiülen muß und eine vokaüsclie Alliteration braucht» und
m »eigt sieb zugleich, daß nicht *iVmmwtaUj sondern *aUe
irminman der Variation *gumono cunni des nächsten Verses
entspricht. Ebenso ruht der Begriff der Gesamtheit in Heh 340
ir alla theia irminihiodj lafe, ,uni versus orbis' auf aUa^ oder
'm ist für diesen Zweck der Plural gewählt, wie Heh 1034
irminthioda gleich tkeMa werold des vorhergehenden Verses,
oder ebenso 1097 irminthßoda entsprechend dem umroldtnki
defl folgenden Verses, oder beides zusammen in Hei 3315 allon
. - . irmintheodmu So ist auch Beow. 1951 keineswegs das
einfache Kompoeitura ^eorinenryn dem *€al moncyn von 1955
gleicbzusetzeni sondern erst das örtlich definierte *mmienc^
hi $tvm turSonum ,das große Volk zwischen den die Erde um-
gebenden Meeren^. Zieht man des weiteren in Betracht^ daß
im Hella ndabachnitte 2846 ff. für die Christo folgende Schar
' Wilhtlm Braamt^ Irmindeot uttd irmingotj PBB XXI, Halle 1890, 8. 1—7.
28 VI. Abhandlang: y. Grienberger.
von Zuhörern hintereinander die Aasdrücke thesaru menigiy
that gumono folcy thea scola, that folc, gestdi mikilj ihemu gum-
skepie, thero meginthioduy folc . . . gisamnod . . . fan allun toidun
wegun gebraacht werden, in denen, soweit sie nicht neutral sind,
zum Teil die große Zahl, zum andern Teil die bunte Zusammen-
setzung der Menge zum Ausdruck gelangt, so wird man hin-
sichtlich des einzigen Beleges des Kompositums irminthioda
Hcl. 2849, den Braune mit der Bedeutung ,große Menge' gelten
lassen wollte, sich der Erkenntnis nicht entziehen können, daß
diese Wertbestimmung zwar vollkommen richtig sei, daß sie
aber doch keine Ausnahmestellung dieses Beleges gegenüber
den anderen begründe, bei denen der Begriff der Gesamtheit
oder Universalität, wie Braune wollte, eben nur durch al oder
andere Zusätze erreicht ist, ohne daß er dem nicht weiter be-
stimmten Kompositum allein jemals zukäme.
Da nun der Begriff des mittelhochdeutschen Wortes diet
in betreff der Zahl ein fließender ist und wohl auch in alter
Zeit gewesen sein wird, tun wir ein übriges, vielleicht über-
flüssiges, wenn wir für irmindeot den Begriff ,Nation', der ja
gegenüber dem ,Stamm' die Vorstellung des Größeren schon
enthält, allesfalls zu ,großer Nation, großes Volk' erweitern.
Es liegt aber gar nicht daran, daß Hilde brand nicht
hyperbolisch sagen könnte, im Sinne Braunes gefaßt: ,mir ist
alle Welt bekannt' und daß al irmindeot nicht ,alle Welt'
bezeichnen könnte, wenn ich gleich Wadstein Braunes Inter-
punktion bestreite, sondern daran, daß *de odre (dines cnuosles)
in chunincriche eine höchst überflüssige und sachlich möglicher-
weiBe gar nicht einmal zutreffende örtliche Fixierung des
Geschlechtes enthielte, während es sich doch nur um Feststellung
der Sippe als solcher mit allen ihren Angehörigen handelt
Wühl aber verträgt irmindeot^ richtig als , Nation' verstanden,
nicht nur eine solche örtliche Bestimmung, sondern verlangt
sie sogar.
Bei dieser Auffassung steht der Vokativ chind in näherem
Verhältnisse zu dem vorhergehenden Aftirmativsatze als zu
der folgenden Begründung, weshalb ich beide Verse übersetze:
,wenn du mir einen namhaft machst, weiß ich mir die anderen,
junger Mann; mir ist ja die ganze Nation im Königreiche
bekannt'.
Dm HildebrnridÄlied.
Ke Vers 16 bis 28 füllenden Nach richten vom Namen
imd vom Schicksale seines Vaters leitet Hadubrand in 14 — 15
mil d^r Berufung anf seine Gewährsmänner ein. Es sind ^unsere
Letite'i d. i. die Volksgenossen Hadixbrands, die üim von seinem
Vater erzählten; sie sind alt und der Sache kundig, sie reichen
mit der Vollkraft ihres Lebens bis in die Tage von llildebranda
Flucht iiinauf, das und nichts anderem steht da und die Befllrch-
tung Trautmanns,* man könnte ans dem Relativsnt^ in 15 eine
Berufung auf verstorbene Zeugen herauslesen^ die ^zwecklos, um
nicht 211 sagen unsinnig' wäre^ ist anbegründet.
über die ganz irrelevante Sachen ob die Gedenkzeugen
Hadubrands in dem Augen blicke^ da er mit Hildebrand spricht.
itocli am Leben seien oder nicht^ enthält der Relativsatz dea
irkina uuarun keinerlei Andeutung, sondern er berichtet nur,
was er soll, daß diese Leute zur Zeit der berührten Ereignisse
'nicht wie Hadubrand Kinder, sondern erwachsene LeutCj Alters-
genossen Hildebrands oder Männer noch reiferen Alters waren.
Das Tempora lad verbium erhina fllhrt von dem Zeitpunkte der
stattfindenden Unterredung aus in diese alten, längstvergan-
genen Tage zurück und ist, wie schon M8D H^ mit Recht
bemerkt wird^ nichts anderes als mit enklitischem hina ver-
mehrtes er yvormals*, wie ähnlich nhd. voVÄt», fr&herhiuj /ilr-
derhin^ ahd. mit umgekehrter Wortfolge /ofi dlUn zHin hina
Otfrit ad monachos St. G&Ui 1S6,
Auch dafür, daß das Possessivpronomen ü&ere mehr aus-
drücke als bloße Volksgemein Schaft j Verwandte etwa, oder
abhUngige Dienerschaft bezeichne ^ findet sich kein Anhalt.
.Hadubrand bleibt nach dem Folgenden ohne männliche Sippe,
Am Erbes verlustig bei den Weibern zurück; nicht das Kind
Hadubrand^ sondern der heranwachsende Jüngling erhält von
seinen Stammesgenossen vorgeschritteneren Altera Nachrichten
in betrefi' seines Vaters.
Äußerlich erinnert die ganse Stelle an die formelhafte
Wendung zur Beglaubigung reehtlicber Feststellungen durch
Oadcnk£eiigei], z. B. am Ende der zweiten Wirzburger Mark-
bea^hreibmig : mq sagant (sagen sie)^ daz m u Uuirzihurgo
> MoritsTritttm&nn^ Flnn uml IIKilerbriind. Bonfirr BritrSf e xur An^tiailk,
Heft 7, Bann 1903, a tiT— 131.
30 VI. Abhandlung: v. Grienb erger.
marcha unte Heitingesueldöno . . . (dann des näheren aus-
geführt) Diz sageta Marcuuart . . . (18 Namen von Zeugen),
oder an die Worte des SchlußprotokoUes der Notitia Arnonis
V. J. 798: noticiam uero istam ego Arn . . , a uiris ualde seni-
bu8 et ueracibus diligentissime exquisiui . . . isti sunt nomina
monachorum . . . laicorum nomina ista sunt, qui per sacra-
mentum factum ab antecessoribus suis ita se audisse testiß-
cauerunt, ut supra scriptum est . . ,^
Die Verwandtschaft der Berufung Hadubrands dat sagetun
. . . üsere liuti mit Diz sageta Marcuuart ... ist nicht zu ver-
kennen und ebensowenig, daß die liuti, alte, frote den uiris
ualde senibus et ueracibus entsprechen^ nur daß in der Phrase
des Hild. nicht die Vertrauenswürdigkeit, die Wahrheitsliebe —
u^races — , sondern die Kenntnis der mitgeteilten Tatsachen,
die Kundschaft um eine Sache, das Wissen — ß'ote — zum
Ausdruck gebracht ist.*
Inhalt der bezogenen Mitteilungen ist zunächst nur der
Objektsatz in 16, der den Namen des Vaters nennt, dessen
Verbum im Konjunktiv steht und das indirekte Zitat anzeigt.
Weiterer Inhalt ist aber auch der ganze Komplex der Verse
17 bis 28, wobei anzumerken ist, das 17 bis 21 die Form des
wörtlichen Zitates der Gewährsmänner besitzen, während 22 bis
28 als direkter, persönUcher Bericht Hadubrands auf Grund
der ihm gewordenen Mitteilungen erscheinen und mit der dem
Sprechenden allein angehörigen Folgerung ni uu4niu t'A . . .
schließen.
Auszuschalten aus dem Berichte, der auf den der ange-
rufenen Zeugen zurückgeht, ist ferner der Satz 16, 2 t'A heittu
Hadubrant, da die Kenntnis des eigenen Namens selbstver-
ständlich nicht der Vermittlung durch die bejahrten Gewährs-
männer bedarf.
Gihueit in 17 ist ohne Reflexivpronomen gesetzt wie auch
zweimal im Hei. 4928 — 29 thie fiund eft getcitun || fan themu
berge te bürg und 4232—33 ant[h]at thiu Höhte giwet\\sunne
te sedle gegen den gewöhnlichen as. Gebrauch mit demselben
' Die Arnoiiischen GüterTcneichuisse, herausgegeben von W. Haathaler.
Salzburg 1S98.
' In ähnlicher Weise jetzt auch Ehrismaun, Zum II i Idebrandslied. PBB
32 227—229.
I
wie HeL 356 gitmt im oder 3663 f^ewitun im mtd tVo drohtine
^aniud. Die Phrase ^osiar giunttan ,nach Osten geben* ver-
hält eick ao wie ags, *nitfer gewitan ^niederstürzen* vom Berg-
bache gesagt, oder ^of life gtwitan ,aüs dem Leben scheiden*
aoB Beow. 1360, 247 L
Das Adverbiam hina in 18 geht aaf 6§tar in 17 zurück^
wiederhoit diesea Ortsadverbium mit einem anderen allge-
meineren, nur die Richtung anzeigenden Ausdrucke und führt
den Satz von der Flacht llildebrands weiter. Diese Wieder-
hotuQg in 18 ist notwendig, da der Satz *fom her 6»iar ffihueit
^miti Theotrihhß durch die motivierende Parenthese ßoh her
(haehres 7Üd ^cr floh vor dem Hasse Otachers' zerrissen ist
Eine älin liehe Parenthese mit motivierender Wirkung ge-
mhrt Uel. 2895 — 9*5 ßoh that barn godes J gelaro gelpquidij
iie zwischen 1 and 2 in das System der 3 einander beigeord-
ueteu Sätze . . . ac for imu , . , endi . . , Mi , . . eiidi . . . glhud
hineingestellt ist, um die Wanderung Christi in das Gebirge
aufzuklären.
Diese Parenthese auch auf 18^ l auszudehnen ist nieht
ttmlieh, da in diesem Falte das wegen des Objektes nid —
vgh HeL 52 wid fmndo nith ^gegen den Haß der Feinde* —
transitive Verbnm ^fliehen' zufolge des dann enger zu ihm ge-
hörigen Adverbiums hina zugleich intraasitiv gebraucht sein
milßte. ^nid ßeohan läßt sich mit *hina ßeohan nicht wohl
vereinbaren.
Der Ausdruck degan hier 18 und in 3ö geht auf ein
Dienstverhältnis, daher im übertragenen Sinne * joiei thegan aus
Otfr* an Ludwig 42 und as, "^gode thegan thi&non aus Heb 861 — 2,
Der Name Dietrichs ist zwar nicht gleich den Namen
der beiden Haupthelden des Liedes stilistisch variiert, erscheint
aber in dreifacher lautUcher Form: Anlaut d in 22 und 25,
th in IH, Diphthong eo in 18, 2j% Monophthong e in 22, lang
i im zweiten Teile 25, Ktlrzung I in 18 und 22, inlautende
Spirans hk in 1 8 und 22^ altes aspiriertes i^ in 25. Es scheint,
daß Verkürzung und Verschiebung der Aspirata zur gutturalen
Spirans zuerst in den Obliquen eingetreten ist, und zwar so,
daß neben ^äeotrihhes^ ^ddotrihhß auch die zum Nominativ
^JUfttrik stimmenden und später vielleicht geradezu von ihm
bMioflußten Formen ^dcoirikes und *iUoirik4i mit Nebenakzent
32 VI. Abhandlung: v. Grien berger.
auf dem zweiten Teile gebraucht werden konnten. Die Kürzungs-
erscheinung ist zu der in uuillhhH Hild. 10, ahd. welikir^ soli-
her Braune, Ahd. Gramm. § 292 analog, d. h. der Dativ in
18 und 22 *d^otrihhä ist nach Art etwa eines Nom. PI. wdlihä
mit Akzent auf der ersten Silbe und ohne Nebenakzente auf
den beiden folgenden Kürzen zu lesen.
Die Beziehung des Possessivpronomens sinero in 18, 2 auf
Dietrich, die Heinzel S. 43 und Roediger in seinem zweiten Bei-
trage* S. 175 befürwortet hatten, wird MSD IP, 18 mit den
Worten: ,aber der Halbvers kann von miti nicht abhängig sein*
zurückgewiesen. Auch Wadstein ist der Meinung, daß von
den Gefolgsleuten des Hildebrand, nicht des Dietrich, die Rede
sei, und stützt diese Ansicht u. a. durch Verweis auf ^idreks-
saga Kap. lö, nach der dem seine Heimat verlassenden Hilde-
brand 15 Ritter folgen.
Aber an dem Gebrauche des substantivierten Adjektivs
ßlu liegt es doch keineswegs, daß nicht miti . . . filu konstruiert
und die Gefolgschaft auf Dietrich bezogen werden dürfte,
denn die Belege, die KögeP hiefÜr aus dem Ags. und Mhd.
nachweist, erhärten seine Behauptung, daß ^Zu jeden Kasus,
somit auch den Dativ vertreten könne. In der Tat, wenn ags.
mid wita fela Cri. 1548, mid feala tdcna Ps. 77*', for wintra
fela Gen. 2199* möglich und mhd. mit süezer viddcßre vil
W. Wh.** zulässig ist, kann doch nicht gezweifelt werden, daß
trotz dem Entgange eines Beleges aus dem Ahd. doch auch
miti sinero degano filu verbunden werden dürfe. Da nun des
weiteren im Ahd. das Possessivpronomen nn nicht wie im
Gotischen auf das Subjekt des Satzes eingeschränkt ist, so ist
nichts dawider, in dem Satze ,vor alters ging er nach Osten
. . . mit Dietrich und vielen seiner Gefolgsleute*, das Gefolge
auf Dietrich und nicht auf Hildebrand, der nach Vers 25 selbst
degan ist^ zu beziehen.
Die bunten Meinungen der Kommentatoren über Form,
Stellung und Bedeutung von luttila in 19 verflüchtigen sich
mir vor der klaren Einsicht, daß das Wort substantiviertes
* Max Koodigror, Nochmals zum Hildebrandsliecle. Z. f. d. A., Bd. 35 (1891).
* Rudolf Köj^cl, Geschichte der deutÄchen Literatur, Straßbarg, I, 1, 1894.
^ (irein, Sprachschatz der ag«i. Dichter. Kaü.sel und Gnttin^D 1861.
* Benecke .^ 313.
Du HUdebraudeHed»
33
Adjektiv mit der Bedeatang ,ein Kleines^ d. i, ^eln kleines
IKind^^ sei und mit dem in 30 folgenden Ausdrucke bam un*
iwoAtan im Verhältnis der Variation stehe (also keineswegs
Tautologie I\ nicht anders wie HeL 380 — 382 . . . ina , . . luttilna
mmnf t^mt kind , , > oder 1^4 — 96 erbiward . , . godctind ffiitno
. . . tarn, beide Serien vom Chriatuskindej oder HeL 193 — 194
thin qtiän . * * idis . , , you Maria gesagt.
Diesen Sachverhalt hat gleichfalls Wad stein ganz richtig
dargestellt und i. h hervorgehoben , daß die Substaiitiviening
des Adjektivs von der gleichzeitigen Setzung oder Nichtsetzung
ides Artikels nicht abhilnjje. Derartige Beispiele für Substan-
rtivterang ohne Artikel bieten meines Erachtens die zweite
bairisebc Beichte in ih iuntigo ^ich Sünder', oder die Mainzer
deichte thurphtigon nintphiec * , , ?[daß] ich den Annen nicht
lufnahm . * /. — Das neutrale Genus von luiiUa stammt aus
Istner ursprünglichen Bin dang wie (bam) Uof endi luttil Fleh
740, oder ahd. liuzU chind ,puer parunlus* Is. 9, 4, nhd- ,da8
Kleine*, d. i. ^Kind*, ist also wie in dem got nentralen Demi-
nntivura hamih ans dem Genus des zugrunde Hegenden Sub*
stautivs fortgefllhrt.
Eine Apposition zu den beiden Ausdrücken 0ir ,paranlu8*
ißt das in 21 stehende substantivierte Adjektiv Itwsa^ bezie-
hungsweise näher bestimmt arheo lama ,ein ErbeloseB^
Aus der offenen Form *ar5eo laas mit dem Genitiv Plnr.
des Substantivs statt eines dem ahd. erbdos ^exhieres* GraflF
2j 268, ags« UrfeUa$ entsprechenden Kompositums, die hier
gleich winigea iMium Beow. 1664, 1 neben wrdccafn] win^
JäoMum ebenda 26 13, 1 einem Bedürfnisse des poetischen Aus-
ßkes, im Falle des Beow, allerdings auch einem solchen
des Metrums dient, müßte man nichts für eine besondere
Numnoiernng der Bedeutung schließen und etwa an nehmen *
daß *ar6eo laQ$ ,der Erbgüter beraubt* bezeichne, wohl aber
iat dies, wie Kauffmann ^ gezeigt hat, als materieller Inhalt der
Stelle anzuerkennen, denn der Verlust der Erbgüter muß in
irgendwelchen äußeren Vorkommnissen begründet sein und
diese sind vermutlich io Vers 17 angedeutet. Der Schluß, daß
* KAnffinmcm» Du Hildebfändili^, m Phllologiiche Studien. Festfab^ fUr
filev«» 1896.
illiu|ibtr. «. pkiL-hiil. Kl. ISd. Bd. $. k%\, t
84
VL AhhftBilliiti^: V. Grt«iib«rg^r*
Hildcbrund im Kampfe mit Ötacher seioe Beaitxuiigen ver
lareii habe, schtiint mir Uber^eageod zr sein.
Das Verb um furlataUj de&sen Präfix In furnam ^raffte
hinweg' HÜd. 41 wicderkelirt — es entspricht dem as. ^r>
far-t fortuimy farnam Hei 761, 4111 ^ 2507 — wird am ein-
fachsteD als ^deserere, relinqaere' veretandeii; dessen Objekt
dann natargemiiä lutiila ist und zu dem die örtliche Bestimmtitig
in lanißj d* i. das * ckunincrichi von 12, gehört. ^ZurUck lassen"
bedeutet ja das Verbum auch in der as. Parallele Hei. 1184
iro aldan fader mjiu forlHun ^sie ließen ihren alten Vater
aUein ssurück' nnd es ist nicht am Platte ^ dasselbe bloß als
^ainsre' zu verstehen und im Sinne des nhd. ^sitzen lassen^ mit_
iiUen unmittelbar »u verbinden.
Der Infinitiv, den man englisch mit ^tc dwelP oder ,dwell-"
ing^ ausdrücken könnte, mehr der örtlichen Bestimmang prüt'
in hüre ist vielmehr eine Art von Konsekutivsatz, d. h> daa
Verweilen des Kindes im Frauangemache ist als unmittelbare
Folge des Zurückgelassenseins hingestellt Eine neuhochdeutsche
Übersetzung ,er ließ daheim ein Kleines zurück, sitzen im
Frauengemache' dürfte dem Sinne der Hildcbrand&telle ge-
nügen, während, wenn wir an Stelle von ^zurücklassen^ nbd,
^verlassen' wählten, der Nebensatz in der neuhochdeutschen
Übersetzung besser iu eine Parti zipialkonstraktiou verwandelt
würde: »er verließ daheim ein Kleines, sitzend (verweilend) im
Fraaengemache^
^prüti hür ist eine flexi vische Anäöaung mit dem Qenitiv
Singularis an Stelle des ags. Kompos. hr^dhnr n. ,dfts Frauen-
gemaehS verhält sich also wie die Aullüsung ^arheo lao$.
Von der Mutter des zurückgelassenen Hadubrand ist im Liede
weder expressifi verbis die Rede^ noch braucht von ihr inhalt-
lieb die Kedo äu sein, denn die Weiber, unter deren Obhut
da» luHnnliche Kind mich germanischer Sitte bis zum siebenten
Lebensjahre verblieb, konnten auch dienende Weiber sein und
mußten sinne Mutter nicht notwendig einschließen.
Vüllip; Ubortlnfidig ist es, hinsichtlich der Form pr^t sich
mit der ErwÄgang eines gelegentlichen konsonantischen Qemtivs
7M licfftfi«en. l>er [Jmlant dos a^. Wortes iryd, der aa* Noni*
Flur* brüdi und die Obliquen as. Dat. Sing, br^di Cott, iriHiw
Mon.^ Dat. l'lnr brüdiun Hei. |jaj»sim, ahd. Ut^ii. 6riile Qraff
Di^ HildobräHfliUed.
36
3j 293 zeugen ftir i^Theraaj der ahd. Nom, Sing, hrüi and der
as> Akk. Sing, brüd widersprechen nicht. Nichts ist einiacher,
als prüi* in aus *prüH in im Wege der Elision 211 erklären^
die der gesprochenen Sprache gemäß ist und in der Nieder-
schrift hier eben keine etymo logische Korrektur erfahren hat.
In gleicher Weise begreift sich im folgenden Satze die
Form kera& mit ihrem haplo graphischen r ans der engen ProkHs©
des Pronomens her vor dem Verbum "^raet im gesprochenen
Kumplexo. Zu der sich ergebenden Anflöanng ae statt der
Ligatur cb in 1 and 16 vgL man furlaet 19 oder eomaer
Dieser Satz selbst^ zn dessen Adverbium man as. ostar
hinan Hei. 57 t vergleichen kann — syntaktisch verhält sich das
etwas anders als die getrennte Kombination f^itar , . , Ätna von
17 and 18 — rekapituliert die Tatsache der Flucht Hildebrands
nach dem Osten, ohne dieser etwas Neues hinzuzufügen, und
\ gewährt als rückblickende Zusammenfassung, die man im Sinne
Hadubrauds vielleicht schmerzlich betont denken darfy zugleich
die Anknüpfung für die im folgenden 22 — 28 ansgefuhrte Oe-
dankenreihe.
Die Erklärung des ersten Satzes derselben, Vers 22
und 23, haftet an der von darha und "^gistantan, wobei man
sich außerdem vor Augen halten muß, daß dieselbe Phrase
^darba gistdntun auch in 2ö, nur mit der Konjunktion unti
^«iugeleitot, wiederkehrt.
Daß darba an beiden Stellen Nom. Plur, des atf, got. parba
^imi^f(ng% parhoa jha%€^7jfia% as, tharfj ags. pearf ^Bedtlrfniö*,
Ähd, darha ,priuatio, ieinnium' Graff 5, 215 sei, erhellt aus
dem Plural des Verbums und eben dieser Plural schließt die
Möglichkeit ans, daß das Substantiv in einer den althoch-
deatseben Glossierungen jBeraubung, Mangel entaprechenden
Bedeutung verstanden werde (LachmannJ, wenn auch diese
Bedeutungen, wie neuerdings Wadstein S. 20 betont, für diesen
Dialekt die einzig bezeugten sind. Die Phrase darha gigtmtttn
kann nicht beißen , Dietrich verlor seinen Vater Hildebrand\
denn der Verlust als notwendigerweise einmal gesetztes Gc*
schehen verträgt keinen Plural des Substantivs, er vertrüge
eben nur ,priuatio% nicht ,pnuationes\ Wohl aber reimt sii'h
der Plural mit der Bedeutung ^Bedürfnis', indem er mehrfache
36 VI. Abbandlang: v. Orien berger.
yBedUrfnisfälie' zu einem koliektivischen Begriffe zusammen-
faßt. Die Bindung ist also in der Tat mit Heinzel S. 43 nach
as. Hei. 1187 was im is helpono tharf, 2298 toaa im b6Umo
iharfj 3370 nu is mi thinaro helpono tharfy ags. Beow. 201
pa htm wcßs manna pearf zu übersetzen, wenn auch ein Plural
des Substantivs bei dem formelhaften Ausdrucke der as. und
ags. Belege nicht nachweisbar ist.
1^1 it dem koliektivischen Plural des Substantivs hängt es
auch zusammen, daß ich das Verbum *gi8tantan ^stare^ nicht
wie in 8 als ,anheben, beginnen', sondern als ,manere, bestehen,
andauern' übersetze, in einem Sinne also, der dem got. gasian-
dan als ,stehen bleiben, verweilen' nahe Hegt. Nicht die ein-
fache Aussage des Bedürfnisses Dietrichs nach Hildebrand,
sondern die gesteigerte des dauernden Bedürfnisses ist nach
meiner Meinung in den beiden Stellen enthalten, für deren
zweite ich sogleich ausmachen kann, daß das dem ahd. umi,
um entsprechende unti nicht wie in 65 mit dem Werte
,%tsque\ sondern mit dem die Gleichzeitigkeit zweier Hand-
lungen bezeichnenden ,donec, dum, cum', deutsch ,so lange
als', wie 0. HI, 6, 32 um er hiar girestity oder HI, 20, 15 um
ther dag 8<nnit, IV, 31, 16 um er uuas hiar in libe wieder-
zugeben ist.
Den einleitenden Komplex d(& in 22 als eine nicht getilgte
Dittographie, eine Vorwegnahme aus dem folgenden Namen
detrihhe zu begreifen, bin ich nicht in der Lage. Die im fol-
genden Verse stehende wirkliche Dittographie faUreres ist
nichts Analoges, denn die doppelte Buchstabengruppe er folgt
hier in kontinuierlicher Schreibung, während im ersten Falle
das Adverbium std dazwischen steht. Nicht geringes Be-
fremden müßte außerdem unter dem Gesichtspunkte einer Ditto-
graphie auch die verschiedene Darstellung von dety das eine
Mal mit Sigle &, das andere Mal ausgeschrieben erwecken.
Endlich darf nicht übersehen werden, daß ein Wort det im
Verse, dem es zur zweiten Alliteration und zur zweiten
Hebung verhilft, metrisch erwünscht sei, während bei einem
angenommenen Ualbverse *8td detrihhe die zweite Hebung
innerhalb des Komplexes detrihhe gesucht werden müßte, was
mir wegen des Verhaltens der hier verschobenen Gutturalis
bedenkUch ist.
Du Hilde br&tidflli ed.
37
Ich vergleiche dett zunächst nur hinsichtlich seiner Wir-
katig^ mit dem ags- proDomiualen Adverbium pmt jafter that,
thea^ Dieses Advcrbium iiadet lich in den angdsäeliBischen
Grensbeschreibungen in lokalem Sinne ^ gleichbedeutend mit
donon, donan^ donne^ wofür in Uteinisclien Markbeachreibungen
wie in der Hamelburger rfetfide, inde, in den deutschen wie der
Wir» barger danan gebraueht ist* So sind in den bei Kembla
C'od* dipL aevi Saxonici tom. (i pag. 8^9 abgedrückten Grenz-
besclirci bangen von Gdhuj, Gthtga^ WifTdii und Ea%*mundei lim
die einleitenden Advcrbia der Sätase : dmt on done imnweg;
donne on da dmpan furh; dmt 14 Ubcm forda; dotion 16
hölan die vollkommen gleichwertig und es ergibt sich, daß
eine angelsächsieche Bindung mit sid Adv. ,eero, postmodum'
*dmi Hd temporales ^doindfl post* ausdrücken könnte und
tiieht anders wie etwa ein umgekehrtes nddan ^postea, post-
quam' zu verstehen wäre.
Dem entspricht nun das adverbielle Paar det dd des
Hild,, d. i* mit dem durch die temporale Natur des zweiten
Teiles sid — vgL Musp. 70 er 6rH std ,vorher und nachher'
— bedingten temporalen Werte .hierauf, von da an' und wir
sehen, daß der Bericht Hadubrands mit einem zu den vorher-
gehenden Sätzen fom her . . . gikueit , . . her furlaet . . . pa-
ralleten Hauptsätze det std , , , giatuoniun weitergeführt ist,
dem sich die folgenden dat uuas , * . und her uuas als gleich-
falls unabhängige^ parallele Uauptsätze angliedern.
Formell kann dieses ags. }*mt wohl nichts anderes sein
als das neutrale Demonstrativpronomen im Akkusativ, das ist
ja auch der Kasus der lateinischen Richtungsadverbia hinc,
tunc, inde^ aliunde, und dieselbe Annahme hat dann auch für
d»B det des Hild. zu gelten. An Entlehnung aus dem Angel-
slU^haischen denke iuh dabei keinesfalls, ebenso wenig an solche
aus afries. thei neben thaij sondern möchte, um den Vokal e in
diesem öinen Falle gegenüber sechsmaligem a in der Kon-
junktion dat Hild. 1, 16, 30, 41, 45, 46 sowie im Pronomen
aufzuklären, an den fakultativen Umlaut von uua$ und $cal bei
enger Enklise eines folgenden Wortes mit i erinnern, der in
O. U, 1, 8: fo u%i69 iz mit gilmii oder IV, 8, 16: «eil tz er-
seheint, trotzdem daß in der angenommenen enkhtischen Ver-
bindung "^dei'^ld das i des zwei teil Wortes nicht im Siibenanlaut
38
Vt- AtfHindtiiTtg: tr, Ort («nb^r^er.
steht ^ Bot) dem mit konsonanüscber Deckung Tereeheü ht and
außerdem unter scheinbar günstigerer BedingQDg in dal ih
Hitd. 33 ein derartiger Umlaut nicht auftritt. Aber dpn FäU
dat ih Hild, 33 irerde ich im späteren ausschalten und Ofnlatit
unter ähnlichen Bedingungen wie bei *dat sld sebeiut doch
aueb in dem tket ^quatinus^ der Merseburger Glossen: ihet u
ti tken ihingen: ad ea yttr contempierunt minirm redir€ . , .
canpellantur^^ wobei ich thet se aus *that »i ableite, TCfÄii-
liegen und die althoehdeutflcheTi Verschmelzungen tketst^ ihetM
O. n^ 2^ 31 nud II, 2^ 18 lassen sich mindestens vergleichen. In
diesen Fällen ist nämlich wie in "^ädt-sid das Pronomen resp.
die Konjunktion höher betont als das folgende enklitische Wort^
während sich die mittelhochdeutsche Schwächung dez^ die nach
den Beispielen bei Benecke Wörterbuch 1, B12\ 314 das De-
moQBtratiirprotiomeD und den beetimmten Artikel betriflft, ebenso
das zweimalige iket des Cott. fUr ihat ^das' (Halthausen § 125)
vielmehr aus untertoniger Proklise erklärt und deihalb nicht
herangezogen werden soll, Ich glamhe demnach , man könnte
^diUid auch geradezu als Zusammenrückung auffa§8en und es
ist nur eine Hache graphischer Feinheit, ob man diese mit
scriptura continua oder ohne solche darstelle.
Die drei llalbverse 22 — 23, 1 dSistd deirihhe \ darba gi-
9tuo7\iun [|/öiercf mlnti ,von da an bedurfte Dietrich (dauernd)
meines Vaters' begründen, warum Hildehrand nicht wieder zu-
rückgekehrt sei^ nachdem er einmal nach Osten gegangen war.
Die Verse 16 — 23, l insgesamt orientieren über den
Namen und die 8chicksale Hildebrandsj wie sie Hadubrand von
den alten Leuten, die um die Sache Bescheid wußten, erfahren
hatte. Die folgenden Verse 23, 2 — ^28^ l geben eine {»ersönliche
Charakterisierung Hildebrands, sie schildern gewissermaßen den
historischen Ruf des alten Helden und schließen 28, 2 mit der
Vermutung, daß dieser tapferCj kämpf esfrohe Mann wohl nicht
mehr am Leben sei.
Die Charakterisierung Hildebrands von 23, 2 an nimmt tu
einzelnen Stücken deutlichen Bezug auf das, was im verher*
gebenden von seinen Schicksalen gesagt ist, wie Ten 24 von
seiner Erbitterung gegen Otacber, der iabaltlich nur eine Um-
Wadit«ia, Eletoer« aa. SprMhd«iikail]«r, Norden t$t9. 8. 70p 7,
Vab ffild^brandnlied.
39
kell rang 4ea Verses 17^ 2 vom Hasse Ötachers gegen ihn selbst
ist, oder die Veree 25 und 20, die das Verhältnis Hildebrands
zu Dietrich zum Teil mit denselben Worten von 18 und 22
darstellen.
Aus der nicht trennbaren Gesamtheit des Abgohnittes 23, 2
bifl 28 ergibt sich schon^ daß der Satz dat uuai . . , auf Hilde-
brand gehen müsse und nicht auf Dietrich ♦ wie Kögel 1894
ghiubte nnJ Wadstein noch glaubt, der sich tlberraschend iiußert
,freandlos paese nicht auf Hildebrand, der Freund des Dietrich
ist', als ob, wenn es erlaubt wäre, öo zu argumentieren ^ das
Adjektiv dann llberhaupt auf einen der beiden zutreffen könnte.
Eine fördernde Anleitung 2um richtigen Verständnisse
des Satzes ist doch schon MSD TP gegeben, wo auf ags.
friondleas verwiesen ist, das besonders vom Verbannten oder
Fremden^ der von seinen Verwandten getrennt ist, gut. Wäi'e
nun friuntlaos man der Hildebrand , der schon seine Heimat
verlassen hat und im Osten — ur laute Vers 48 — - als Ge-
folgsmann Dietrichs weilt, so könnte man die Stelle nach dem
in verstehen Bmchen, was der weit herumgekommene Widsid-
dichter 50 — 53 von sich selbst sagt: ,so durchzog ich viel
fremder Länder Über die weite Erde; Gutes und Übles erfuhr
ich da, von der Sippe getrennt, den Blutsverwandten fern . . ,,
d, h, friuntlaoi wäre wie hier cnosle biddled^ freomt^gum fear
eine selbstverständliche Begleiterscheinung fiir den einsam im
fremden Lande sich aolhaltenden Hildebrand.
Aber es ist weitaus wahrscheinlicher, daß der Satss dat
uuas . , ., der ein beschreibender ITaaptsat» und keineswegs,
wie Wadstein meinte, ein Konsekutivsatz* ist, schon auf den
noeh in seiner Heimat, in Italien also, befindlichen Hildebrand
zutreffe und daß auch hier Kauffmann recht habe, der das
Epitheton auf gewaltsamen Verlust der Blutsfrcuöde Hildebrands
im Kampfe mit Utacher bezog. Es ist nicht zu übersehen^ daß
die Vers 25 — 2(5 wiederholte Mitteilung von dem Anschlüsse
Hildebrands an Dietrich durch diese Auffassung eine zweifHche
und historisch angeordnete Motivierung: ,dcr Blutsfrcunde ver-
lustig, gegen Otacher maßtos aufgebracht^ erhält, die seinen
«Schritt aus äußeren und inneren Gründen völlig aufklärt
Belege ftir fHunt als ,Sippegenosse^ gewähren sowohl as,
ffiundf z. B, HeL 800, als modern bairisch die frmindickaj
40 VI. Abbandlang: y. Grienberger.
ein naher freund ^ d. i. ,die Blutsverwandten, ein naher Ver-
wandter'; die Sippegenossen sind zugleich die den Mann
schützenden Kampfgenossen, deren der auf sich allein gestellte
Hildebrand entbehrt. Das Verhältnis Hildebrands zu Dietrich
wird nicht durch den Ausdruck friunt präzisiert, sondern
vielmehr durch *degan Vers 25, dem vermutlich auf der an-
deren Seite truhtin, vgl. Vers 33, entspricht.
Ich könnte selbstverständlich nicht behaupten, daß man
die sachliche Aufifassung Kauffmanns aus dem Ausdrucke
friuntlaos allein abziehen könne. Die as. Komposita mit -las
wie endilos, sundilösy enthalten nur die Vorstellung der Ab-
wesenheit der im Grundwerte benannten Sache und eine Über-
setzung ,beraubt' im starken und eigentlichen Sinne gestatten,
wie ich glaube, auch die Bindungen mit dem Genitiv der Sache
rtkeas, ferahes^ giwädies, libeSy gisiunes los nicht, die z. T. wie
sundeono los sich nur äußerlich vom Kompositum unterscheiden.
Ich glaube also, daß friuntlaos wie ags. frAmdUas an sich
nur über den Mangel der Sippe unterrichte, ohne über dessen
Genesis etwas auszusagen, daß aber das, worauf das Wort
inhaltlich Bezug nehme, von der Sage vorausgesetzt, in der
Tat im Sinne Kauffmanns gedeutet werden müsse.
Die Trennung des Wortes ummettirrif Halbvers 24, 2, in
*ummet tirri^ die schon Grein vorgeschlagen hat und die
Kögel mit der These stützt jtt am Schlüsse eines Wortes
komme sonst nicht vor', kann ich nicht billigen, da sie ein
durchaus unbezeugtes Adjektiv *tirri an Stelle des wohl-
bezeugten irri in den Text brächte, dessen aktuelle Bedeutung
schon Lachmann aus Hei. 5060 irrt endi enhard erläuterte,
wozu MSD II ' auf ags. eorre, ierre, fast immer ,iratus% ver-
wiesen wird. Daß die althochdeutschen Bedeutungen des Wortes
,erraneus, uagus, lasciuus, haereticus' Grafif 1, 449 nicht zu
brauchen seien, sieht man allerdings.
Für die Betonung des Komplexes in Hild. erweisen die
as. Fälle ünmet gröt, ünmet hk Hei. 3299, 3437, beide Male
mit u als Liedstab des zweiten Halbverses, höheren Ton auf
dem Adverbium als auf dem Adjektiv, so daß also in untfnst-
tirri nicht der anlautende Vokal dieses, sondern der des Ad-
verbiums zu Otdchre alliteriert. Der Vokal des Adjektivs ist
in der Aussprache durch den Auslaut des eng herangerftckten
Du HUdcbraDdalied.
41
Adverbioms ao völlig (bedeckt, d*iß cUc graphisclm DarstoUung
mit etymologisctj falscher Gemiimta aU Ausdruck der tatsik^h-
licheii Sprech form angesehen werden muß, d, U. sie bringt
ebensowohl den f-Verschlaß nach e als die DOtwcndig sich ein*
steUende Ä-Offnting vor i zur Daratellung, Es ist nichts da-
wider, die ganze Form überhaupt als ein Kompositum, d. i. ein
mit unmez ,imiuuniß, inmensüs^ as* unmet , maßlos , ungemein'
geileigertes Adjektiv zu erklären.
Derartige Komposita vernviitet Graff 2, 81^8 — Ji* in ahd,
nnnM^mUdij -gdhij -tiuj\ -michil^ -tiuri^ «coni neben nicht kom*
ponierten Nebeneinatideraetzungen unm^ alt^ rs^ wH; Komposita
mit irrt im zweitt^a Teile sind unirrer ,peruicax* und keloub-
irj*e jhaereticus* Graff l, 450. Die Handschrift zeigt ara ersten
t des Wortes den Ansatz zu einer aufsteigenden unteren Kom*
lur, die aber nur eine graphische Zufälligkeit ist und nicht
il beweist, daß der Kopist auch aar einen Moment im
Sinne gehabt habe^ *tiuri zu schreiben, da sie durch bloßes
Ausfahren des Rohres entstanden sein kann. Die Lesung
Heinzeis ^ummtt iiurij die textlich nicht brauchbar ist, ist
auch graphisch nieht f\3ndiertj ja dadurch, daß der Kopist die
nach dem i folgende Haste zu einem sicheren r gestaltet —
was Heinzel freilich flir Fehlkorrektur hielt — nur um so ge-
wisser derogiert, wenn er angenommenen Falles ur&priinghch
die Absicht gehabt haben sollte^ tu %r setzen.
Auch hinsichtlich des Superlative dtchisio 25^ der gleich
wmnisiiirrx prädikativ ist und von her uuas abhängt — man
kann sich den Passus ausfüllen [her uuasj degano dechisto
unti ... — hat Erdmann die alte Gleichung Lachmanns zu
ÄD. pekkr in das rechte Licht gesetzt, indem er zeigte, daß
iieses nord, Adjektiv nichts wie man glaubte^ nord, kk aus nk,
sondern german. Geminata kk aus vorgerm. Gutturalis 4" »*
besitze,^ wonach sich ahd. *deccAi, an. pekkr ^angenehm' (ja-
Stamm^ NoreeUj An. Gramm, l", § 421) zum stv. an. pig^ja^
p4y pdgumy peginn ,faa% ags. picgan^ pah, pd^gon, pegen ^to take,
receive, accept^, das im ags, auch schwache Präteritalformen
pigede^ pigde, (^don zeigt und im as. thiggian jSümere^ capere,
accipera' auch ,bitten\ sowie im ahd* dikkan ^bitten* nur mit
^ So jeUt Auch Nor«e]i, An. Gramm. 1% % SOd, B,
42
Tl. Abbi^ndluDf ! t. Qrienbergdr.
dieBen »uftrltt^ als iynonytn isa dem aus demselben VörbaT
stamme erwachseneti an, p(tgr ^angenehm' herausateltt. Die
Bedeutung des an* Wortes, heute schwed. tack ^htlbseh, nied-
lich% sei nur passivisch ^angenehm, lieb*, nicht auch aktivisch
, liebend, ergebend Ich setze demnach eine OrondfuriD Tor-
germ. ^toghui-^ germ. *pdkki- an, die in die Kategorie der
Adjektira der Möglichkeit oder Notwendigkeit auf nt' gehört
und mit urkelt. togh ,aHgenehm^, ir. toig^ gall. in den Personen-
namen logirüs^ Togiu9j IhtfiacuMf fl. n. IbjiVan«*' Terbanden
werden darf. An Stelle der von Erdmann ^u deccki angege-
benen Werte , annehmbar, annehmlich, angenehm, lieV wühle
ich für Hild. den Ausdruck Jwillkommen^ Frei übersetzt lauten
die Verse 25 — 26 ,der Willkommenste der Gefolgaleute, m
lange Dietrich dessen bedurfte*.
Die Meinung Hein^els^ S. 44^ daß degano dethifto auf
ein ursprüngliches Dienstverhältnis Hildebrands äu Otacher 2U
beziehen sei, das durch die Beanspruchung der Dienste Hilde-
brands vonseiten Dietrichs gebrochen worden sei , ist auch
ohne Rücksicht auf die in diefie Auffassung mit hineingezogene,
doch nicht erlaubte Korrektur von ummeUirri asu *ummet Huri
unmögHch, denn aus den Versen 17, 1 — ^18,2 liest man nur
heraus, daß Otachers feindliche Haltung gegen Hildebrand
diesen bewogen habe, sich Dietrich anzuschließen, nicht aber,
daß der Grund der Feindschaft Otachers gegen Hildebrand in
einem Treuebruche dieses gelegen sei. Sollte diese Motivierung
aber in 25 — ^26 nachgeholt werden, so müßte unH nicht ^6o
lange als*, sondern ,bie' und *gUtantan ,ein treten' nicht ,an-
dsuern^ besagen, was wiederum nielit mit 22 stimmte, wo die
Bedeutung des Verbnms als ,andauerü* nicht nur "sinngemäß;
sondern atteh formell durch den kotlekti vischen Plural darha
emplbhlen ist
Zum neutralen Demonstrativpronomen für eine Person
Vers 23p 2 vergleiche man HeL 2581 — 82 thai is .. . mannen sunu,
ik ielho hium that tkar »diu , , . sowie die ags. Parnii«»len der
Emphase mit einleitendem dmt bei Ehrismann S. 271K
* FHedfidi Klti^fs, NoialnAle SUminhildutigalebre* % Aufl. tttll# ti9t,
ff tn, 2S0.
1 8tolc««'Btweaberf«r, ürkdL SprubJHihAU, a5ittn|eii 1894, S. Itl.
Das Hlldebrtn^lslLfid.
Ein Wort verdient die IibI. Form fatereres. Daß sie ditto-
graphiatihes #r eiithnlt — wie Ähnlich Morurukhtssfafful Wira&b.
Markbeschreibung dittographigches ru — und aaf ^fmUrm su
redtiasiereii sei, glaube ich mit den meisten Herausgebern des
Liedes. Wie ags. fwderes neben dem konsonantisclien Gen.
fmd^r müssen wir eben auch fatere^ mines an Stelle von *faier
mtneg ftlr eine sekundäre flexi vische Ausprägung des Genitivs
halten. Ja der Fall des Hild. kann wohl geradezu als typischer
fIXr das Antreten der e^*Flexion im fließenden Satze ^ hier ans
mines vor weggenommen, angesehen werden. Feoßner' und Grein
haben den Versuch gemacht, den konsonantischen Genitiv /aier,
den Otfr. noch durchweg gewährt^ zu retten und eres als Adver-
bium mit der Bedeutung , weiland* zu erklären» Freilich einer
Gteichsetzung von eres mit eiris Mera. konnte man sich nicht
bedienen j denn dieses Adverbium ist wahrscheinlich ahd. erist^
jprimum" mit t- Verlust vor folgendem Sf aber wenn man *fai€r
er 'Ꭰintnes trennte und 'es als Apokope des Genitivs ma^cn-
lini des bestimmten Artikels erklärte^ wie in ^es puzzes O* IL
14, 45 aus z'e^j d. i. ^ des^ oder in *» künege» haz Walther^
oder in den Ortsnamen ahd. 'n Kessindorf ^ ndl * Hertogken-
hosckf *# Gravenhage^ so könnte wolil "^fatev er der vitner als
yWetland mein Vater* gefaßt werden, wozu sich hinsichtlich der
Verbindung der starken Form des Adjektivs mit dem be-
stimmten Artikel thaz mtnaz bluat^ Akk., 0. IV, U), 14 sowie
fÄß« Mtnes fater guati ebenda II, 4, 34 vergliche. Das jedoch
nur nebenbei»
Die drei Sätze in 27 und 28, 1, ans denen die Folgerung
gezogen wird, daß Hildebrand wohl nicht mehr lebe, ssählen
die Fslhrlichkeiten auf, denen er seitlebans ausgesetzt war, ,Er
war immer an der Spitze des Kriegsvolkes — folches at ente wie
ags, heriges on ore — d, h* er war stets an exponiertem Posten
zu finden; ^ihm war immer der Kampf zu lieb^, das sagt: er
liebte den Kampf zu sehr, als daß er ihn je gemieden, von
ihm gelassen hätte; .bekannt war er kühnen Männern^, das
sehließt meines Erachtens den Sinn ein: der Ruf seiner Tapfer-
keit mußte andere kühne Männer verun lassen^ den Kampf mit
^ FetißDer, Die allit^rlereuden Ilt»it«t] Dich tun gsr^ite in kochdrittscher
Sprache; Jihreibericht über da» G/mmMium tu Häb4u 184&.
44 VI. Abbandlang: t. Grienberg^er.
ihm ZU snchen. Aus diesen Tatsachen, die sich mit den Schlag-
worten: exponierte Stellung, Kampflust, Notorietät ausdrücken
lassen, begründet Hadubrand des näheren den Schlußsatz seines
ganzen Berichtes ^ich habe keine Hofifnung mehr, daß er am
Leben sei^
Eine Auflösung der Schreibung feh&a in ^ftkeia wäre
nicht ganz unmöglich, da Sekundärvokal auch zwischen A und
i zuweilen vorkommt, man vgl. z. B. got. inlxuhitida Cod.
B. Ephes. 1, 18, aber die Sigle & wird auch in der as. Werdener
Prudcntiusglosse des&moy Wadstein 93, 35 — 36 nur mit dem
halben Werte verwendet, nur daß in diesem Falle, den ich
* desemo auflöse, der vokalische, im Falle des Hild. fehta aber
der konsonantische Teil der Silbe et allein in Geltung steht.
Etwas anderes aber ist erwägenswert. Das Wort ist mit angel-
sächsischem /, dem einzigen des ganzen Stückes, geschrieben.
Sollte das Wort dadurch irgendwie ausgezeichnet werden, die
Letter etwa als eine Art Majuskel gemeint sein, so wäre es
denkbar , daß fehta personifiziert als Kampfgöttin, als ,bellona'
verstanden sei. Ich lege auch dieser Möglichkeit, die den Text
ja zwar nicht umgestaltete, aber doch nuancierte, keine weit-
gehende Bedeutung bei.
Das System ahd. nt . . . iü, neben iü ni und iü . . . ni,
,nicht mehrS wie Tat. 97, 3 inti ni bim iü uuirdig ,et iam non
sum dignus', oder 168, 3 ih niquidu iü iu scalca ,iam non
dico uos seruos^, oder so thaz her nimohta giu ougazorhto gdn in
thie bürg ,ita ut iam non posset manifeste in ciuitatem introire^
lehrt, daß man ni uudniu ih iü zusammenzufassen und lip
habbe, worin das Pronomen her vermißt wird — es ergänzt
sich sinngemäß aus dem ganzen Berichte, insbesondere aus
den letzten Sätzen in 27 und 28, 1 — als dazu gehörigen Ob-
jektsatz zu betrachten habe; d. h. das Adv. iü gehört nicht
etwa zu habbe, sondern zum Verbum des Hauptsatzes. Eine
andere Auffassung des Textes, die ni . . . lib habbe als Folge-
satz zu imo uuas eo fehta ti leop verstünde, wobei dann
uuaniu ih iü wie in O. IV, 17, 5 gistuant giner j uudn ih, ihmken
parenthetisch sein mUßte, verbietet sich durch die Zwischen-
Stellung des Satzes chüd uuas her . . ., der dann gleichfalls
eine Parenthese sein müßte. Auch vermißte man im Folgesatze
,als daß er noch das Leben habe^ ein Wort ftir den Begriff
Das HildebrAndalied.
m
^dhuc% wofttr iü, das nur jiam' und jolim^ bedeutet ^ Graff
1, 577 ~ vgl. huuedkav ir iä (schon) quhdmi Is. V, 5 und
liömanos in (einst) uiißsan allero richo herrmi Notk, Boettus-
prolog — nicht passieren kiSnnte.
Von den Bedeotun^en des ahd, Verbums uudnen jcrederc,
Qpifiari, censere, sperare' Graff 1, 860 ff., zu uuun m. ,opiniü^
8peB', habe ich , hoffen^ gewühlt, eö daß ni uuaniu ik iü als
,i&m despcro* und der Objekisatz als ,enoi nitam habere* oder
^quod nitam habeat* übersetzt werden kann. Ich habe selbst*
verständlich nichts rlagegen, wenn jemand das ^credere' dem
jSperare^ gegenüber bevorzugte nnd den Satz mit ,ich glanbe
nicht mehr* widergäbe ^ denn die durch das Adv: tu bewirkte
feine Nuance des früheren Bestehens der Erwartung, daß HÜde-
bnmd zurllckkehren werde^ bleibt dem Satze auch bei dieser
Übe rtr agu n g ge w al i r t ,
An die in Vers 29—30 enthaltene Eröflnung Hildebranda,
daß der Sohn und der von diesem tot geglaubte Vater sich
gegen überstunden f muß doch die Anforderung gestellt werden,
daß sie trotz ihrer Wortkargheit und trotz ihrer nnisch rei-
henden Form in dem Maße der ZwcidGutigkeit entbehre, daß
Hadubrand auch nieht im geringsten au ihrer Meinung awei-
füln könne.
Das Verhum des abhängigen Satzes in 30 gileitoB kann
formell entweder die 2. Sing. Präs. Coniunctivi eines öH-Verhums
*giUit6n oder die 2. Sing. Prot. Indieativi des jfan- Verbums
*ffileiten sein» Im ersteren Falle würde es sich um einen
Finalsatz^ eine Aufforderung^ in den Kampf nicht einzutreten
an Hadubrand gerichtet^ oder den Eampf nicht zuzulassen an
Gott gerichtet handeln ki^nnen^ im zweiten Falle um einen
Ohjektsatx des Inhaltes, daß Hadubrand niemals aiuyor mit
dem um nippan man gekämpft , Streit geführt oder Unter-
handlung gepäogen habe.
Die Lesung des einleitenden Wortes dea ganzen Pasaua
w€iiu ist heute auf keine Weise mehr am Material selbst zu
verifizieren > Die Handschrift bietet nach dem Faksimile der
Enneecerus beurteilt einen verwischten Fleck, aus dem man nichts
mehr machen kann. Unsere Kenntnis der Lesung w&iu, mit
Rune w in der Handschrift, ruht auf Grein, der uns in der
2* Anflage seiner Schrift, 8. 25—27 über ihre Featstellung aus-
46
VL AbhAodla»g; v. Qrienber^er.
ftihrltche Mitteilon^eD maclit
ein bisher tlbersehenes Argument gestutzt werden
Daß sie riclitig lel^ kann darch
Eckbart
transliterierte iin Jahre 1729 den Komplox d& 4id Vers 22 (Z, 18
der Ha), als der sid, d. h* er löste die Sigle %& in diesem Falle
mit er statt et auf. Ganz den gleichen Fehler begeht er fUr
das Wort am Eingänge des Verses 29 (Z. 24 der Bs.)^ dm er
Wertu druckt Eb ist also doch sieherj daß man im Jahre 1729
dag beate erloschene Wort, dessen Außenteile noch W, Orimm
zweifellos waren und die Sievers wenigstens noch in Sparen
sab, in voller Aasdehnnog lesen konnte und daß demnach den
mittleren KCirper des Komplexes eine Sigle *ff \^on der gleichen,
ligiertera er ähnlicben Gestalt wie in dd% dm noch beute unver-
tetst ist, gebildet habe.
Wieso sicli nun aber das in teUtu steckende Verbum —
und daß eä ein Verbum sei, ist sicberj denn ein zweites Wort,
von dem der folgende Sat^ dat du . . . ab bangen kf^nnte, steht
ja nicht da — bis heute den Forschern habe entziehen k5nneü,
ist eines der vielen Ritsel^ denen wir in der Erklärungsge*
schiebte alter Denkmäler so oft begegnen.
Dm Verbum ist im An., AisL als vetla bezeugt i gentlgt
fomieU und paßt inhaltlich für die Anrufung Gottes in 39 so
genau 9 als man nur w Linachen kauti. Von den Bedeutungen^
die Fritasner zu demselben angibt, schicken sich sowohl 2) ,iii-
drcmme cn noget paa hans Dnske eller hegje&ring^ lade bain
faa det, tillade ham det', als 3) ^gjßre, tilfflie en noget, soni
han nodig vil bave', insbesondere aber 4) ,hjaelpe en (e-m)*
komme ham til hjielpS woraus sich der Sinn der Interjektion so-
gleich aU imperativiscbos jgib Gott, hilf Gott' bestimmen lUßt*
An. veiia^ Part. Prilt* vtiii; var hßuni pd migin eptirßßr
mitt, 5. Sing. FrM. veiUi: ok ]mi Vidtii hön hrniin^ 3 Plur.
Frät. mittu: m Imir wiUu honum ist, wie diese Formen lehren^
ein jati Verbum der 3, Klasse Norecna,^ das wir got. als
^waiijan^ aa. nach undbttian^ mhd. trheisen als *wetiau ansetzen
mUasen und fllr dessen 2. Sing. Imperativi wir von der Ver-
mutung Hulthaosens' Gebrauch machen dürfen, daß dieaelbe
ursprllngUch gleich der trutapreehenden aga. Imperativform»
* An Gramm IV % mift
Das Hildebrftndalied^
47
s* B* ^^c, as. später süki, flexionslos gewesen sei- und nun ist
GJi ganz klar^ daß wettu seine Geminata tt dem Zusammentritte
des auslautenden t des VerbuiiiB mit dem anlautenden d, p des
enklittichen Pronomens thü verdanke^ sieh also wie die m.
Enklisen mit wieder vereinfachter Schreibung akaltu^ mahiu
oder die nicht vereinfachte hwat tar Holthaasen § 205 verhalte.
Ohne Zweifel ist dieses Verbum wetian ein Eausativam au dem
as.^ ngS'j auch Hild. 17 bezeugten ablautenden Verbum witan,
Kach dem Imperativ wettu folgt korrekt der Vokativ
irmingotj so wie ia der Anrufung Gottes Vers 47 uudmja nu
uualUuil gQt, dessen Zusatz ohana ab heuane in der Stelle
Otfrits an Salomon 31^ — 32 ohana fon himih sent tu io zi ga-
matm | salida gimyato selbo krist ther guuto eine genaue Pa-
rallele hat. Nach unserem modernen Empfinden würden wir
vielleicht ^oben im Himmel' vorzichenj aber wie bei Otfrit das
Adverbium der Richtung im Sinne des Weges^ den das ^entan
2u nehmen hat, gan:^ in der Ordnung ist^ so ist auch das
«helfen, geben' im Hild. als vom Gott im Himmel ausgehende
Tätigkeit verstanden und das Adverbium der Rielitung ab
ketiane somit auch unserem Verständnisse erreichbar.
Unter der Voraussetzung^ daß die Interjektion uuettu nicht
anf der Basis von ahd. weizu »aeigCj lasse aehen, beweise'*
«m erklären ist, daß sie weder die 1, Sing* Praes. dieses Ver<
bums von Hildebrand gebraucht ^ich tue dar, zeuge* noch eine
im Westgerm, Überhaupt völlig isolierte Entsprechung zu got.
^waiijadau jtestificator* (Cosijn) auf Gott bezogen sei, daß es
sich also überhaupt um Ablegnng eines Zeugnisses nicht handle,
kann auüh im Nebensatze nicht von einer in früherer Zeit statt-
gehabten Unterredung (Grein) ^ Kampf in diesem Zusammen*
hange wäre ohnehin sinnlos — zwischen beiden Gegnern die
Bede sein und die dritte der oben skizzierten Möglichkeiten
dai ciu . , . uigiicitJjs: historischem Tempus mit Hadubrand als
logischem Subjekt ist ansgescblossen*
In diesem Falle, daß miUtti. inningot Anrufung der Hilfe
Gottes sei^ kann der materielle Inhalt des Finalsatzes sich nur
auf Abwendung des drohenden aU Gottesgericht veretandenan
Kampfes beziehen.
* KeUfi, Q\Q$t»T MU Oi/rlt.
48 VI. Abhandlung: y. Grienberger.
Keineswegs ist aber damit die Frage entschieden, ob das
Personalpronomen du dieses Satzes auf Gott oder Hadabrand
gemünzt sei, denn inhaltlich wie formell liegen die Chancen
eigentlich ganz gleich. Hildebrand will den Kampf vermieden
wissen und in diesem Sinne ist es ebenso möglich, daß er von
Gott heische^ er möge den Kampf nicht herbeiführen, als er möge
daza helfen, daß Uadubrand den Kampf nicht darchführe.
Der Wechsel der angeredeten Person bei der zweiten An-
nahme ist gleichfalls belanglos, denn im Schloßpassos der zu-
sammenhängenden Rede Hildebrands Vers 33 dat^ ih dir . . .
gibu ist dieser Wechsel offenkundig vollzogen.
Der sicherlich der Kechtssprache entnommene Ausdruck
*dinc gileitön ,eine Gerichtsverhandlung führen', wozu es viel-
leicht ein nach mhd. hrütleite ,HeimfUhrung der Braut', in-
leite , Einzug' z. B. in eine Stadt, releite , Leichenbegängnis',
swertleite ,Wehrhaftmachung' gebildetes stf. *dincle%ta ,Durch-
führung eines gerichtlichen Verfahrens' gab, entscheidet gleich-
falls nichts über die Person. Er könnte ebensogut auf die
anordnende and in den einzelnen Phasen in das Verfahren ein-
greifende Tätigkeit des Vorsitzenden der Gerichtsverhandlung,
in unserem Falle also, wo das Gericht als ein unter der Leitung
Gottes stattfindender Zweikampf gedacht ist, auf die anord-
nende, eingreifende und die Entscheidung herbeiführende Tätig-
keit Gottes als Kampfrichters sich beziehen, und dafür könnte
sicherlich auch der Ausdruck jemand das teidine leiden aus
Veldeckes Eneit 77, c (Benecke) geltend gemacht werden, wie
er schließlich auch von den beiden handelnden Personen des
Kampfes im Sinne von ,Streit führen, eine Sache gerichtlich
austragen' gebraucht werden kann.
Das Kompos. * gileitön als solches scheint anderweitig
nicht bezeugt, wohl aber das einfache , gewiß auf dem ahd. stf.
leita beruhende ^-Verbum er Uitota mih in sine gegademe
,introduxit' , leitomes ,gerimus (pauperem uitam)' sowie das
Kompositum kaanaleitot sin (tara zuo) ,sint dispositi' Graff
2, 186 — 187, bei welchen sowohl die primäre Bedeutung des
körperlichen ,Geleitens, Führens^ als die vergeistigter Führung
vertreten ist. Je nach der Beziehung des du im abhängigen
Satze dat du neo . , . ni gileitos ,daß du nicht . . . führest' auf
Gott oder Hadubrand wird auch die Person, die hinter dem
^
Diif HildebranilsUc^i).
m
aus gippan man steckt veröohietlen proiziert. Bei Anrede an Gott
sti^ckte liinter dieser Bezeichnung Hadabrand, bei Anrede an
eben diesen aber der Sprechende seihst^ Hildebrand.
Daß m dem Zusätze mit sus sippan man überhaupt das
ErkeODungsaeichen für Hadubraod gegeben seij ist ja sicher,
da weder der Hauptsatz etwas, noch der ahhängige Satz ein
anderes Merkmal enthült^ das die verwandtschaftliebe Beziehung,
aud zwar die ^s6 geartete Verwandtschaft', d. i, die von Vater
und Sohn zwischen den beiden Kämpfern anssprJlche; aber
iieses Verbiiitnis ist eben ein gegenseitiges und es ist deshfitb
teineswegs von vornherein ausgemacht, mit welcher Person
der Sprechende den Ausdruck vorknUpft
Einen morkUchen Ausschlag aber, denke ich, dtlrfte die
itilistische Erwägung geben, daß es wahrscheinlicher sei, anter
'dem sus sippan man sei eben jene Person gemeint, von der
Haduhrand in seinen aasfUhrhchen Mitteilungen Vers 13 — 28
krteht erstattet und die er am Ende seines Berichtes als ver-
fsiutUch verstorben besseichnet hat*
Ist aber der ,also verwandte Mann' der fat^* von 16
ad 23^ d* h. Hildebrand, so geht der Satz dat du n^o . , • m
^giUiids auf Hadubrand, die Phrase dlnc gileüon auf die Durch-
führung des als Gottesgericht verstandenen Kampfes und das
Subjekt des du hat schon in eben diesem Satze gewechselt.
Daraus folgt des wetteren, daß die Imperativische Anrede des
Hauptsatzes ,hilf Gott^ im optativisehen Sinne ^mCSge Gott helfen*
3U verstehen ist, was bei der formelhaften Erstarrung der
Phrase, die kaum andere wirkt wie nlid, keif GoUj gebe Qüit^
ernstlichen Schwierigkeiten nicht begegnet
Der Sats£| den wir nach der einen ÄuSiissuug zu über-
Btssen geneigt waren ,hilf großer Gott , . . daß du niemals . . .
lericht bähest^, muß nach der anderen übersetzt werden ,hilf
ciGer Oütt . . . daß du (Hadubrand) niemals . . . das Oericbts-
verfahren durchführest*, dem Sinne nach ,den Entscheidungs-
^katnpf kämpfest'.
Die Rektion der Präposition mit sowie die Form des
Adj» iippan bedarf einiger Erwägung, Beilhack ^ hielt äippan
" Job. Georg Bellliack» Kurae Übersicht der it^rachiicht^ö und Utcrariicbon
Denkmller dc»i d«uUcben Volke«» Zweite retm and rerk Aufl. beiorgt
von VotbiMr. Manehen 1S4S, S. ftS.
50 VI. AbhandluDg: y. Grienberger.
für den Akkusativ des stark flektierten Adjektivs und verwies
auf die scheinbar gleiche Konstruktion mit inan im Wesso-
brunner Gebete.
Andere Beispiele dieser Rektion der Präposition mit stehen
bei QrafF 2, 660: mit sih ,apud se' K. 3, mit dih ,apud te,
tecum' K. 1 , nist mit cotan heiteo antfangida ,non est apud
deum personarum acceptio' E. 2, mit diaselbun kespanst sina ,cum
ipsa suasione sua' K. p., mit ercna euua ,certa lege* Is. II, 2.
Sie betreffen, wie man siebt, sowohl die Begleitung aas-
drückende als die instrumentale Funktion des Vorwortes : doch
scheint mir die erstere im Sinne von ,bei' vorzuwiegen. Ags.
mid cum acc. bezieht sich nach den Beispielen des Beow. aus-
schließlich auf ^Gemeinschaft' und ^Begleitung' , doch ist in
anderen Quellen gleichfalls instrumentale Wirkung bezeugt,
z. B. pd 86 mihtiga slöh \\ mid hdlige hand Csedm. 3413—3414.
Der Dativ Sing. Mask. des n -Adjektivs ist in Hild. nicht be-
zeugt. Nach dem Dat. Sing, des swm. Substantivs ♦ bano in 52
ti banin muß man schließen, daß er gleichfalls die Flexion in
aufwies.
Dazu stimmt sippan nicht. Wohl aber stimmt diese Form
zu dem stm. Akk. enan 11, inan 41 und vermutlich mit a > 6:
göten 45. Außerdem findet sich auch Vers 54 beim vorange-
stellten attributiven Adjektiv nach sua die starke Flexion: in
8US heremo man. Beilhacks Meinung ist also nicht übel fundiert.
Dessenungeachtet ist mir der Akkusativ unwahrscheinlich, da
weder die Bedeutung ,apud' noch die instrumentale der zitierten
ahd. Beispiele hier genUgte. Ich bin vielmehr der Ansicht,
daß sippan man graphische Auflösung aus gesprochenem *#tp-
pamman sei, d. i. einer Zusammenziehung, die sich genau der
des ahd. Mem. mori 59 und 50 von etntman, von einimanne
vergleicht. Wie wir diese auf *einimo man — vgl. Ezzo 16
von einimo xcorte — zurQckfUhren , so ist es mögHch, auch die
Form des Hild. von *8ippemo man gleich heremo man 54 ana-
gehen zu lassen, wobei wir das a der Mittelsilbe am besten
als sekundäre vokalharmonische Angleichung an das a der
Endsilbe man^ weniger wahrscheinlich als ältere Vokalisiemng
wie as. mengidamo ^ erklären werden. In diesem Falle haben
Straßburg^r Glosse: WadsUin, Klein, as. Sprachdenkmller, 8. 107,19-1
Du HtldebfAndslied.
51
wir also auch hier wie in 54 starke Flexion des Adjektivs nnd
werden den Nominativ nach aluL ^tppij flektiert sipper jadfinifl,
consanguineus* Graff 6, Oö a!s *susBippi oder *stts sipper man
,ein derartige in diesem Grade verwandter Mann* ansetzen.
Ich habe noch das berüchtigte Adverbiiim des Satzes
danahalt %u erörtern, Es trägt den Liedstab (; dinc)^ ist daher
anf der ersten !SiIbe 2U betonen dajiahdlt und sehließt sich
formell an die gleicli artigen got Adverbia pdnamms und pdna-
göips^ während dein as. thän m^r Betonung auf dem zweiten
Teile zukommt.
Für dies© got. Adverbien mit dem Sinne ^wciterj noch*,
e. B* Mc. 5, t^D hwa panamats draibeü ^ti m üxxfXXBtg^ was
mühst du noch weiter (den Meister)*, oder Me, 14, 63 hwa pana-
nais paurhum weis weitwode ,tI Uti xqEim* Ixo^tEP ^ict^Tvqmv^
was bedürfen wir noch weiter Zeugen^ ergibt sich ^ daß der
komparativisehe Begriff .mehr' — aahleniuäßig in dem einen ^
emporal in dem anderen Falle hei seipi — als ein zu einem
ereits Vorhandenen Hinzukommendes definiert wird. Der erste
Teil pana-j der aus ahd, thana^ dana temporal ^deinde, exinde^
tmnc', in unmittelbarer Verbindung mit Verben 7 weg, davon^
fort', z. B, f^ neman ,aufcrre* Graff öj 42 zu erläutern ist, setst
also nur deu Ausgangspunkt fest, von dem das neu binÄU-
kommende ^raehr, weiter* zu verstehen ist.
Da nnn auch halt ein Komparativ ist, got. nur Einmal in
Skeir. 44 pauhjabai . . , qam , akei ni pe haldis , . . was ,ob-
schon er . , , kam, so war er doch keineswegs . . / oder ,niehts
desto weniger nicht . , ,', an. hddr jmehr, eher, lieber^ as, in
ihdn hhld ,um so mehr*, ist die Analocjie zu den got. Adver-
bien ein« vollkommen ß und die einfachste Übersetzung von
inahält ,noch radhr* oder ,ura so mehr*, die von neo dana-
ilt ,um so mehr niemals*, oder ,nm so weniger jemals*. Inner*
halb des abhängigen Satzes von 30 ergibt sich also eine an
Hadabrandä Eröffnungen anknüpfende und begründende Stei-
gerung der Ablehnung des Kampfes ,um so mehr [da die Sachen
_wch so verbalten] niemak*.
Das ist das ganze Geheimnis von danahalt und ^sugleich
"3a8 des as- ihdn hald der Heljandstellen 2639 £ »niemand kennt
ein ÄhnHches der Strafe, die die Männer in der Unterwelt
empfangen, die großen Völker; noch mehr kann keiner ein
4»
52 VI. Abhandlung: v. Qrienberger.
gleiches zu dem Lohne finden . . . , den der Herr erteilt . . /
und 1405 ff. ^niemand soll das Licht, der eines hat, den Leuten
zu sehr verbergen . . . noch mehr sollt ihr euer heiliges Wort
. . . den Leuten nicht vorenthalten . . /, as. ni wef . . . man . . .
thdn häld ni mag . . . man ; m scal neoman . . . thdn häld ni
aculun gi , , , und es ist augenscheinlich^ daß in beiden Fällen
nicht ein Vergleich ,eben so', sondern eine Steigerung des
Könnens und SoUens beabsichtigt ist, der Rückert an der ersten
Stelle mit der Übersetzung ,um so viel mehr' gerecht zu werden
sucht. Vergleichend aber allerdings und deshalb ein anderer
Fall ist das doppelte thän mer the . , . ni , . ., nt . . . thän mir
im Abschnitte 1395 ff. des Hei. ,so wenig die Burg, die auf
dem Berge steht . . . verborgen werden kann, so wenig können
eure Worte . . . verheimlicht werden^ bei dem es ebenso auf
die Doppelsetzung als auf die nach than lango the ,80 lange
als' zu beurteilende Partikel the ankommt. Es ist gar nichts
dawider, das Adverbium auch in Hild. als ,um so mehr . . .
nicht' oder mit Einbeziehung der Negation ,um so weniger' zu
übersetzen. Im Grunde genommen ist es eigentlich ein Flick-
wort, das zwar die Verwahrung Hildebrands steigert, für den
Sinn des ganzen Satzes aber gar nicht ausschlaggebend ist.
Unmittelbar an diesen Satz, in dem Hildebrand sich in-
direkt als Vater des jüngeren Gegners zu erkennen gegeben,
schließt sich, in der Konversation nur durch eine kurze Sprech-
pause getrennt, der Satz, mit dem er das Überreichen seiner
beabsichtigten Gabe begleitet: daty ih . . , gihu Vers 33, 2. Der
im Liede dazwischen stehende beschreibende Text 31 — 33, 1
enthält die Schilderung des Abnehmens, der Beschaffenheit
und Herkunft der hauga, die Hildebrand dem Gegner als
Unterpfand des Friedens darbietet.
Das Verbum in der Redensart *ar arme uuintan ist wie
ags. onwindan in Beow. 1610 — 1611 vom Lösen des Eises unter
dem Hilde des Aufwindens einer Fessel gebraucht: ponne . . .
fceder . . . omcinded tccßlrdpas ,8obald . . . der Vater (Gott) . . .
die Fesseln löst' und die Präposition ar heißt hier sinngem&ß
ebenso ,von . . . herab' wie yr ,von . . . auf in O. IV, 11, 11 er
sttuint yr themo muase ,er (Christus) stand vom Essen auf.
Ich denke aber nicht, daß man unter * uuintan ein Auf-
rollen der Ringe zu verstehen habe^ die man sich als offene
Dan HlldobrindeHed.
58
Spiralen * vorstellen darf, nieht als i^eschloasene, in sieh ÄurUek-
kell reu de Reifen, sondern ich glauhcj daß das Verburei auf die
partiellen Drehbewegungen Bezug habe, die man %. B. auch
beim Abstreifen eines gut sitÄenden Fingerringes machen muß|
Bud übersetze demnach den Passtis ^da streifte er vom Arme
dl© gewundenen Ringe^, wobei insbesondere in Acht äu nehmen
ißt, daß die uimntane bauga wegen des folgenden Relativ-
saifiad $o imo ie der chiining gab , welche ihm der König gab^
iißilgeiEiäß eigentlich plusquamperfekliseh ^gegeben halte*, mit
dem bestimmten Artikel übertragen werden.
Die Bindung so . . . »e mit dem Akkusativ des persön-
liehen Pronomens der dritten Person funktioniert als Relativ-
pronomen wie ähnlich so mit dem Genitiv desselben in Hei.
13ä4 io 18 10 endi ni cnmit ^dessen Ende nicht kommt' und
HilnuQ iruhiin ,der Heunenliirst* ist ohne Streit erläuternde
Apposition zu chuning,
VheUuringu gitan heißt jaus einem Kaisering gemacht^ und *
ist also allerdings in dem Falle Stoff bemehnung fiir Gold^ MUnz-
gold, vgh nhd, Dukatengold — ,aus Kaisergold gefertigt, meint
Küß^U Gescb* der deutsch, Literatur — und zeigt, daß dem
Dichter der chei»urinc als GoldmUnze bekannt war. Im Aus-
drucke selbst liegt davon nicbta und auch das ags. Glossem cd-
M0fing .draebma, didrachma' glaube ich, zeugt nur fUr das germ*
Wortj ohne für die Sache etwas zu beweisen. Wir haben es
bei unserer Vorstellung vielmehr mit einem Rück&chhiß zu
tun. Da die german. Armringe nach unserer literarischen und
archäobgisclien Kenntnis aus Gold waren — man vgl das
wundan tjold^ nach dem (Heh 554) Herodes die drei Männer
aus dem Morge n lande fragt j sowie das wunden ffold Beow; liyS
Göd 3134 — und die Armringe IHldelirandSj die ein kostbares,
Geschenk sein sollen, oben deshalb aus Gold gewesen sein
müssen j so ist der ehmsiurinc des Uild. eine Goldmünze, und
Äwa? eine byzantinischej so wie der ags» cdsertng eine grieehische
Münse ist. Dieser MUnzname, mit dem produktiven Suffixe
von ikiU%gg&^ btiantiHCj pfantinc gebildet, wird ja vermutlich
^Vom Prägebild jKaiaerkopf' ausgelien^ könnte aber allerdings
^ Ebenao WAdstein 31 , d«if lof tli« Abbildatigen bei MoBtelius Nr. 64
und in Ter weist.
54 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
auch ohne Beziehung auf das Bild nur die Vorstellung des
Prägeherrn enthalten.
Daß dieser der griechische Kaiser ist, ergibt sich für
das Hild. aus dem Lokale: Osteuropa und der Zeit der Goten-
herrschaft in Italien, aus der griechischen Glossierung des ags.
cdsering und endlich daraus, daß nach dem Widsid 20 Cdsdre
iciold Creacum in der germanischen, aus der Völkerwanderungs-
zeit stammenden Überlieferung dieser Titel geradezu zu einem
Sammelnamen der byzantinischen Herrscher geworden sein muß.
Nicht übel gibt Lachmann den Ausdruck cheisuringu gitdn
wieder ,aus einer griechischen Kaisermllnze gemacht', nur daß
der Dichter nicht von einer beliebigen, sondern von der be-
stimmten Kaisermünze spricht, die eben den Namen cheisurinc
führt. Man würde daher der Stelle eigentlich am besten ge-
recht, wenn man den Münznamen unübersetzt ließe and ohne
Artikel gebrauchte: ,aus K. gefertigt'.
Die Bedeutung des Partizipiums gitdn ,verfertigt, gemacht'
erläutert sich aus Ezzo 32 — 33 ze aller iungest geacuofe du
den man nah tinem bilde getan ; die später auch von Grein emp-
fohlene Herstellung eines Instrumentalis des Plurals * chei-
suHngum durch Vollmer und Hofmann * ist ein kleinlicher
Pedantismus, denn der Plural bauga fordert unter der Voraus-
setzung, daß aus einer Münze nur je ^in Ring verfertigt
werden konnte, zwar einen Plural der Sache bei Gelegenheit
der Anfertigung, die den Dichter nichts angeht, keineswegs
aber einen Plural des sprachlichen Ausdruckes. Die Art, wie
der Dichter den *uuuntan baue cheisuringu gitdn in den Plural
versetzt, ist vielmehr die einzig stilrichtige und ein Plural des
Instrumentalis darf ihm nicht zugemutet werden.
In der Sprechpause hat Hildebrand die Ringe — vielleicht
waren es zwei — abgestreift und hält sie mit der Linken hoch
mit den Worten dat ih dir . . . gibul Diesen Satz hat Siebs'
für einen exhortativen gehalten und auf den ersten Eindruck
hin schlagend mit modern ndd. dat ick di dat nu man segg!
verglichen. Das ginge ja wohl auch nhd.; daß ich dir sage
* AI. Vollmer und K. Hofmann, Das Hildebrandlied. Leipzig 1850.
' Rezension von KOgeU Gesch. der deutschen Literatur in Z. f. d. Phil. 29
(1897).
Das HildebMurlBÜed.
6&
oder daß ick dtrs nur sage ist ebenso exhortativ wie Jaß raicli
dir sagen^j aber diese Konstrukdon erfordert doch einen Kon-
junktiv des Verbams und gibu ist aufgelegter Indikativ. Dia
Wendnng Hildebiands müßte im Öinne Sieba ja vielmehr *rfaÄ
. tcÄ dir , . . gehe lauten.
Der Satz ist also nicht exhortativ und dat niclit Kon*
junktion ,daß% sondern daa Demonstrativpronomen ^das* als
Objekt zu gibu,
Bi huldi ist wie *umhi huldi zu verstehen^ also ^um^ für
Huld, um Freundschaft^ Die Bindung enthält den Akkusativ
des Adjoktivabstrakttims wie Musp, 41 (Eliaa streitet) fi d^n
euiyon lip ^um das ewige Leben*, oder 0» an Salora. iiH hi thaä '
,um welches*, O. IV, 10, 4 Ir lA , » , iah bi tuih döt uurti ,. , . für
euidi, um euretwillen, euretwegen sttlrbe', oder Musp. 36 pi
daz ,far das, wa^'.
Die Freundschaft ist die fkir die angebotene Gabe ge-
worbene Gegenleistung. Ahnlich ist hi cum dat jUm willen'
in Heh 5401 was , , , bi nnon \ Mimdion gUiefUd ^war um seiner
Missetaten willen gefesselt^ Dem Abstraktum huldig mhd. stf.
huld^, ist die Bedeutung des freiwillig dargebrachten Wohl-
wollens, der freundlichen Gesinnung, nicht die der pflichtmäßig
geleisteten Treue oder Ergebenheit beizulegen.
Keineswegs wäre ht huldi beteuernd ,bei meiner HuM' zu
verstehen und auch die as. Parallele in Heb 4673 f. Simon Petrui
tiiuOf thtgaji, wid i& iheodan ihristwördan sprac bi huldig wid i«
hhrün . . . tst nur eine scheinbare und äußerliche, denn hier
heißt hi huldi ,in bezug auf seine Treue, von seiner Treue'
und ist das Objekt, von dem gesprochen wird, dessen Simon
Petrus seinen Herrn versichert
Der Halbvers lautet in nhd, Nachbildung ^das, ich gebe
es dir nun um Freundschaft!^ und es ist klar, daß dat eigent-
lich einen riidimentärcn Satz für sich ausmacht, der das Ob-
jekt hervorhebt und ohne Zweifel mit dem Gestus des Ent-
. gegen baltens der bauga begleitet war. Auf dieses hervorhebende
i 4at geht dann das neutrale Pronomen ii ak engeres gramma-
tiiches Objekt zu gihu zur tick. Eine derartige Wendung wäre
z* B. in der Frage ,da8 Haus, hast du es gefunden?* für ,hast
du das Haus gefunden?^ auch im nhd. möglieh und gehört hier
wie im Hild. dem Konversationstöne^ der gesprochenen Sprache
56 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
des täglidien Umganges an. Aus O. 11, 1, 33 läßt sich der
Passus sin uuort iz al gimeinta, sus managfalto deilta ver-
gleichen.
Die Überreichung der Ringe und die mit ihr ausge-
sprochene Friedenswerbung ergänzt das, was dem vorherge-
henden Ausrufe an Unurawundenheit des Ausdruckes abgeht.
Hadubrand muß wissen, daß es fQr seinen Gegner ein anderes
Motiv, den Kampf zu vermeiden, nicht gibt und nicht geben
kann, als das angerufene der nahen Verwandtschaft und aus
seiner Gegenrede ergibt sich, daß er Hildebrand keineswegs
mißversteht, sondern sehr wohl erfaßt, was dieser ihm sagen
will, nur daß er es nicht glaubt, sondern für Lüge hält. Die
Meinung, daß sich innerhalb dieses Passus jemals ein Bekenntnis
Hildebrands expressis verbis ,der Mann, den du tot wähnst, bin
ich, dein Vater Hildebrand' befunden habe, ist völlig unbe-
gründet. Rücken wir die im Liede getrennten Teile der un-
geteilten Rede Hildebrands zusammen ,hilf großer Gott . . .
oben vom Himmel, daß du um so mehr niemals mit einem
derartig verwandten Manne das gerichtliche Verfahren durch-
führest, das, ich gebe es dir nun um Freundschaft!*, so wird uns
die Beziehung des zweiten du auf Hadubrand nur durch das
in der nhd. Übersetzung zu große Gewicht des Anrufes an Gott
,hilf großer Gott . . . oben vom Himmel' in etwas verdunkelt.
Die folgende ablehnende Antwort Hadubrands ist mit
einem Satze eingeleitet, der ersichtlich sprichwörtlichen Cha-
rakter trägt und eine Regel des Verhaltens formuliert, wie
etwa die Vorschriften der Hävamäl, z. B. Strophe 80 t uindi
skal Ulf) hqggua, uepri d siö röa, myrkri uip man gpialla.,,
,bei Wind soll man Holz fällen, bei Brise in die See rudern,
im Abenddunkel mit der Maid kosen . . .'. Analog ist die Regel
,mit dem Speere soll man Gabe entgegennehmen, Spitze gegen
Spitze', die demnach ein präformiertes Element, ein Erzeugnis
german. Spruchweisheit ist, das der Dichter des Liedes schon
textiert empfangen hat.
Aus dem Verweise auf diese Regel ergibt sich, daß
Hadubrand sich eine andere Art der Entgegennahme zugemutet
findet, und daraus rekonstruiert sich die Situation.
Die beiden Gegner befinden sich noch auf Sprechweite,
die zugleich Wurfweite ist, wie aus 61 erhellt, wo das Werfen
Das HildebrandftUed,
57
als Eröffnnnjs^ des KampfeB wirklich erfolgt; sie befinden sich
schön deshalb nicht in naher Distanz, weit in solcher zwar
zam Stoße, nicht aber zum Warfe ausgeholt und das Werfen
daher auch nicht befürchtet werden kann.
Hätte nun Hildebrand die Rin^e auf der Spitze seines
Speeres dargeboteu, so war für Hadubrand kein Hindernis, hin-
zuzureiten and eie mit der Spitze eeinei Speeres abzunehmen^
und wenn er es unterließ, so brauchte er doch nicht an die
Kegel KU erinnern, die bei dieser Handluntr zwischen zweien,
die einander nicht völlig zu trauen Uraacbe haben, zu beob-
achten ist. Da nun Hadubrand die Ringe nicht nimmt und
trotzdem an jene Regel erinnert^ deren Sinn der ist, daß beide
Männer einander nicht zu nahe kommen und bei zu Stoß und
Parade zweckdienlich vorgestreckter Lanze aus dem Zustande
der Welirbereitsehaft nicht beraustreten^ so mußte er sich zu
einer Art der Entgegennabnie aufgefordert sehen, die ihn dem
Wurfe des Gegners bloßstellen konnte* Da nun weiters ein
Speerwurf in der mit ganz ungeeigneter Handstclhing anter
der Mitte gefaßten, vorgestreckten und an der Spitze mit den
Ringen bebangenen Lanze nur schlecht vorbereitet wäre, so hat
Hildebrand die Ringe mit der Linken hochgehoben und den
Speer in der Rechten gehalten ^ nicht in Wurfstellungj denn
seine Absicht ist keine feindliche, aber doch so, daß er jeden
Moment in diese Stellung hätte gebracht werden können. Diese
mit der Hand gebotenen Rinf^c auch mit der Hand abzunehmen
und nicht etwa mit der Lanzenepitze, das war offenbar Gebot
der Sitte f so daß Hadubrand während des Hinzureitens in
der Tat sich in ungedeckter , einem heimtlickischen Wurfe
offener Position befunden liätte.
Die hübsche Stelle aus dem Chron* Novaliciense h HI^
c, 21, 22, die Heinzel ausschrieb, da er aus ihr folgern wollte,
daß dem Dichter vorschwebte j Hildebrand habe die Ringe an
der Spitze des Speeres geboten, ist für diese Deduktion völlig
unbc weisend, wenn auch diese Geschichte von Algisus und dem
Manne Karls des Großen in der Regel mü gSru 6ml man , . ,
gipfelt- Aber die Situation ist hier eine gans andere. Nicht
der bewaffnete Hadubrand steht hier dem bewaffneten llilde-
brand gegenüber, sondern der unbewaffnete, ans Land rudernde
AlgiiUB dem bewaffneten Abgesandten Karls des Großen, der
58 VI. AbhandluDg;: v. Grien berger.
ihm die Armringe des Königs als dessen Geschenk au der
Spitze des Speeres darbietet.
Algisus, zur Entgegennahme mit unbewehrter Hand ein-
geladen, fürchtet mit Recht einen Lanzenstoß und bewehrt sich;
er ergreift den auf den Rücken geworfenen Panzer und den
Speer und sagt: ,Wenn du sie mir mit dem Speere darbietest,
so werde ich sie auch mit dem Speere entgegennehmen.' Der
Schlußeffekt ist also der gleiche^ von Algisus wirklich aus-
geführt, von Hadubrand bloß moniert, aber die vorbereitende
Situation ist es nicht und kann es nicht sein, da fUr Hadubrand
das Merkmal des momentanen Unbewaffnetseins nicht zutrifft
und Plildebrand mit vorgestreckter Lanze zwar einen Stoß
.führen, aber nicht werfen könnte.
Das Mißtrauen Hadubrands ist 37 bis 39 in unzweideutige
Worte gekleidet und wird 40 — 42 aus der festen Überzeugung
vom Tode Hildebrands begründet.
man im Texte der Regel ist Indefinitpronomen wie auch
ags. mon zweimal im Beow. , daher nicht mit ,der Mann'
wiederzugeben.
ort als Akk. Sing, des dem as. ags. Maskul. ord ,Spitze'
entsprechenden Wortes verstanden — von der Lanzenspitze
gebraucht Hei. 5346 an speres orde und 3088 geres ordun —
erforderte ein gedachtes Partieipium passivi ,gerichtet, ge-
wendet, gekehrt^ Es ist aber fraglich, ob man gut daran tue,
die Form als Akk. zu nehmen. Mir scheint es vielmehr stil-
gemäß zu sein, sie als Instrumentalis *ortu mit Apokope der
Flexion vor dem folgenden Halbvokal uu zu fassen, wonach
also genauer ,mit der Spitze gegen die Spitze' zu übersetzen
sein mag.
alier Hün ist Vokativ; du bist dir . . . ummet Späher
enthält nicht das prädikative Adjektiv, sondern die prädika-
tive Substantivierung mit dem unbestimmten Artikel, also ^du
bist dir . . . ein überaus Schlauer', wozu man modern bair. dAs
is a ganz gscheider, das ia a f eitler, a ganz a feiner vergleiche.
spenis mih mit diuem uuortun versteht sich nach Hei.
1376 spanan mid is sprdcu als , verlockst mich mit deinen
Worten*.
Der erste Teil des konjunktionellen Systems also . . . so
39 kann sich nicht auf man oder gialtet man beziehen — ags«
Das Hildebr&ndslled.
59
iwd steht im wesentliclien nur bei Verben^ Ad%"erbien, Adjek-
tiTen^ nicht hei Stibatantiven — in welchem Falle die Ent-
Bprechatig zu nhd. solcher dastehen mußte^ eher auf f^ialtH
allein: ,du bist in der Weise alt geworden . . ,, daß » . /, doch
scheint es hart^ darnach einen alleinstehenden VokatiT mmi an-
zunehmen. Ist der Vokativ gidltet man eine Bindung, die wicj
mhd. ärmmän oder ai. HeK 12 en gigdmalod mann fast einem
Kompositum ,Aher^ gleielikommt, so muß man Bich entschließen
eine Redensart *al9o teesan , . , mq ^von d^r Art^ von d^m
Schlafe sein . * * daß*, wie nhd. so sein, d. i. ,von solcher Bc-
scljaffeuheit sein . , * daß*, für möglich zu halten, wonach sich
die Interpretierung ^da bist yon der Artj alter Mann^ daß du
immer ArgUst hegtest* ergibt. Dazu vergleicht sieh im allge-
meinen^ die Verschiedenheit der Subjekte im Vorder- und
Nachsatze sowie das Fehlen des Adj< in Hild* abgercchneti
Hei, 5220 f. ef U tkok wärt so, than wärin so starkm^cU . . ,
jungaron mtne, so man mi n% gäbt JudeoMudiun . . „ Keines-
falls darf der Nebensatz so du . , , mit Heinzol als Relativsatz
gefaßt werden, wenn auch relativisches m du an sich ebenso
möglich ist wie so . . . si 32 oder wie got pußi, sondern viel-
mehr als Vergleichs- oder Konsekutivsatz und die Ubereetaung
,da bist ein (solcher) alter Mann, der immer Bosheit geübt hat'
ist wegen der falschen Beziehung des aho^ die das übersehen
des Vokativs im Gefolge hat, zu verwerfen.
*inuuü fiioren heißt auch nicht geradezu , Arglist, Bos-
heit, Tücke üben% sondern , hegen, in sich tragen* und ist
nach modern bair, neid führen: z*wmgn so an plunder da
fiithrn ma koann neid Silvester Wagner, Salah. Qsanga,
2, Aufl., S. lüo und stolz fähren: 4' ick^ffmahtd^ dH rmchm^
fithrn draid viel und holz^ dfii Inn^ df da Daind, awd nu
mehrd ttoh Stclzlmmer, Gediel» te in ohderenns, Volksma.
4, 117 (1868) au beurteilen,
euulu inuuit wurde von Kugel als Kompositum in An-
spruch genommen j aber die spezilisch chrisüichen Znsammen*
Setzungen as. Heb ewandagf ewanriki^ die aus den der clirist*
liehen Literatur angehongenj offenen Verbindungen te them
ewinom j^ikie Heh Gott 1796, that ewana rtki Cott. 1302
stammen — hiezn auch etmin oder euuinaz lih ^uita aeterna^j
iuuin ßuTj in Suuinaz uuiui^ in Smdna $ßlida (tabernacula).
60 VI. Abhandlung;: v. Grienberger.
Sämtlich aus Tat. Graff 1, 506—507 — können doch fiir die in
Hild. gebotene Verbindung nicht verwertet werden und es be-
steht auch gar kein Anlaß, das Wort euuin für etwas anderes
zu halten als für attributives Adjektiv zum Neutrum inuuit
oder möglicherweise auch für temporales Adverbium ,immer^
Formell entspricht es ja jedcsfalls dem got. Adj. aiweins
^at(jjvtog*j ahd. euuirij as. ewin, ewan neben ewig Hei. Mon. 1796,
würde als Adverbium den ahd. neutralen Akkusativen luizil,
ginuog, filu an die Seite gestellt werden können und es ließe
sich wohl annehmen, daß diese längere Form des Adv. statt
der kürzeren eo von 27 und 49 aus Gründen des poetischen
Wohlklanges gewählt sei. Daß euuin, wenn es Adv. wäre, den
Hauptton des Halbverses tragen könne, ergibt sich aus Hei.
2428, 2 endi lis is firinun tharf oder 2753, 2 than williu ik
it her te wdrun gequeden und dasselbe gilt auch — Hei. 1302, 2
them is that exciga riki, 1799, 2 thät gi an that helage lioht —
für das Adjektiv, wofür ich die Form endgültig nehme. Der
zweite vokalische Anlaut im Halbverse so du euuin inuuit
füortos ist mir ein zufälliger und nebensächlicher.
Dann spielt Hadubrand seinen stärksten Trumpf aus: die
Nachricht der Seefahrer vom Tode Ilildebrands im Kriege.
Die viersilbige Pluralform seolidante mit dem Nominativ-
zeichen des starken Adjektivs an Stelle der flexionslosen, kon-
sonantischen Form des Substantivums *seolidant ,Seefahrer'
erkläre ich aus metrischen Gründen. Ebenso enthält Beow.,
der sonst den konsonantischen Nom. PI. gewährt wie 411, 1
secgad sddidend, 1818, 1 nu we sMidend^ 2806, 1 pdt hit sd-
lidend, in 377 dem metrischen Erfordernisse zu Liebe die vier-
silbige Form ponne sagdon pcet \ sd'lidende oder Hei. neben
dem konsonant. Akkus. Plur. wdrode thea wdglidand 2913, 1
einen swm. Akk. Plur. the seolidandean 2909, 2.
Aus diesem Substantiv erstreckt sich die partizipiale Funk-
tion auch auf den folgenden Vers 41, 1, der sich zu *uuestar
uhar uuentiUeo lidante ergänzt.
Zum Gebrauche von westar ,nach Westen* ist die Stelle
Hei. 5*.M)--597 zu vergleichen: die Männer aus dem Osten
gumon ostronea, die dem nach Westen vorausschreitenden
Himmelszeichen gefolgt waren, berichten vor Herodes über ihre
Fahrt. Ein weiser Mann habe sie beauftragt, dem Zeichen nach-
"^
Das HiMobraudfilied
61
Ztl gehen hiei tkai wi im fuhjodin \ so it fiiri wurdi \\ we»tnr
obar thesa tveroldi. Wie diese Männer, am Ende ihrer Fahrtj
d. i. an dem Panktc^ wo rlas Himmela^eicbeD s&ur tinhe kommt,
anfehm^tj sich den Gang ihrer Reise verlegen wärtigen, den
sie vüm Auagangspunktc an konstruieren und nicht vom Und-
pnnkte aus, wo sie lacht ,nach Westen*, sondern jVon Oeten'
hiitien sagen mtissen, bö begreifen auch die uuestar ubar uuen-
iHUeo lidante eine Fahrt mit dem angenommenen Orte Hiidii'
brandsi d. i. seiner Heimat Italien^ als Endpunkt and einem
Piiokte im Osten als Ausgang* Das deckt sieh inhaltlich genaa
|IDit den Versen 17 und 21, in denen ein Land östlich von
'Italien als Zufluchtsort Hildehrands angegeben wird, von wolior
also auch die Kunde von seinem Leben oder Tode zu erwarten
ist Geographisch hestimnit sich demnach der uttetitiheo als
das Mittelländische Meer, genauer vielleicht als die Ad na,
wie ja auch ags. wendelsth in /Klfreds Gros, der Fontus und
|da& gan^e System des Mittelländischen Meeres ist
dat inan uuic furnam ist Objektsatz zn sn^etun , dessen
Verbum nach as. Hei, farniman ^wegnehmen, hinwegraften*,
?6m Schicksal, Tod, Krankheit; lüurd^ dM, mht gesagt, ver-
l«tanden werden muß*
Wie die wurd farnimit oder fornam, so hier der Kampf
und an diese Nachricht ankntlpfend formuliert Hadubrand seine
Überzeugung in den bestimmten W^orten ,tot ist Htldobrand,
Herebrands Sohn^
inan sieht in der Hs. wie man aus, d. h. die erste Haste
ist nicht abgerllcktj sondern mit der asweiten durch obere Kom-
missur verbunden. Dessenungeachtet bin ich nicht sieber, daß
der Schreiber hier in der Vorlage man gelesen und daher auch
mau habe kopieren wollen, sondern muß es ftlr denkbar halten,
die obere Kommissur im Worte eine bloße graphische
'ZuAltligkeit sei.
Die Steigerung im Tone der Überzeugtheit Hadubrands
gegenüber VersiäS ist beachtenswert Sie entspringt der Abwehr
^der ihm unglaubwürdigen ENiffnang, die ihm sein Gegner gc-
aacht hat, Wftiircnd er dem unbekannten Fremden gegenüber,
dem er von seinem Vater erzählt, nur im allgememen von dessen
wahrscheinlichem Ende und den Orlinden, die dafür spreclien,
berichtet, schlägt er angesichts des Gegners, der sich ihm als
62 VI. Abhandlung: v. Qrienberger.
der totgeglaubte Vater zu erkennen gibt, einen entschiedeneren
Ton an. Er besinnt sich auf die ihm gewordene Mitteilung
der Seefahrer aus dem Osten , die an sich gleichwohl nicht
so stark gewirkt hat, ihm völlige Sicherheit über das Ab-
leben seines Vaters zu geben, und immerhin noch einen schwa-
chen Zweifel offen lassen konnte, die sich ihm aber hier, wo
es die vermeintliche Vorspiegelung eines arglistigen Feindes
zurückzuweisen gilt, zur sicheren Nachricht verdichtet. Mit
dem apodiktischen Ausspruche ,tot ist Hildebrand' schließt
nach dem Stande der Überlieferung die Rede Hadubrands und
es folgt bis zur tatsächlichen Eröffnung des Kampfes Vers 61
eine lange Klage Hildebrands Vers 43 — 60, die mit den Worten
Hiltibraht gimahalta Heribrantes suno eingeleitet ist und außer-
dem noch zweimal Vers 47 und 56 mit einem den zweiten Halb-
vers eröffnenden Inquit quad Hiltibrant weitergeführt wird.
Man kann die Frage stellen — und sie ist tatsächlich
gestellt — ob nicht an den inneren Grenzen der drei Ab-
schnitte, d. i. zwischen Vers 46 und 47 sowie zwischen 55 und
56 entsprechende Antworten Hadubrands verloren gegangen
seien, oder ob nicht der eine oder andere Abschnitt vielmehr
dem Hadubrand zugeschrieben werden müsse.
Darauf ist zu sagen, daß die Abschnitte 47 — 55 und
56—60 ihrem ganzen Inhalte nach nur von Hildebrand ge-
sprochen sein können und nichts enthalten, was eine verlorene
Antwort Hadubrands unbedingt erheischte und nicht auch aus
der bloßen Situation geschöpft sein könnte, wie der Hinweis
auf die Kampflust des Jüngeren Vers 57, oder der auf das Schick-
sal der Beute in beiden Abschnitten , dessen Entscheidung ja
mit der Entscheidung des Kampfes untrennbar verknüpft zu
denken ist. Daß ferner der Abschnitt 44 — 46 allerdings von
Hadubrand gesprochen sein und als Antwort auf ih uuallota . • .
Vers 48 gefaßt werden könnte, in diesem Falle aber eine Ände-
rung der Personennamen in 43 und eine Umstellung des ganzen
Passus nach 55 erforderte.
Das Unzutreffende des Schlusses aus der guten Rüstung
Hildebrands darauf, daß dieser vor dreißig Jahren keine Ver-
bannung erfahren habe, würde man bei dieser Behandlung des
Abschnittes dem unerfahrenen Urteile Hadubrands zugute halten
können.
Dm Hilde bruidüHed.
Da nun aber diese Anordnung von der Überlief er nfig be-
datierlicb erweise nicht geboten ist, kann mau sich der Aufgabe
oicht eatzieben, zn untersuchen^ wie sieh der Passus 44 — 46 im
Blande HildebrandB mache. Man sieht da gleich, daß derselbe
in den Worten dat du noh . . , recchm m uuurti das erste
Glied einer Kootraätierung des Schicksals Hadubründa mit
dem dm Sprechers ih uuallota , , , ur laute Vers 48 enthält und
daher wenigstens im folgenden Teicte verankert ist, wenn er
auch auf den ersten Blick keinen Zusammenliang mit der vor-
hergehenden Rede Hadubrands erkennen läßt,
üaa einleitende ituela, ahtj. uuela ,bene^, uuola jSatis*
Qraff 1, 832, ist gleich uuelaga nu in 47 Interjektion und
nicht Adverbiura^ daa den Verbal begriff steigernd bestimmte,
wie 10 uuel IvMü ,80 sehr gelüstet* in 57 — man beaelite
übrigens die Formdifferenz von uuela und uuell — Interjektion
mit einer zagestehenden^ einräumenden j an eben Gesagtes an-
knüpfenden Orundßtimniung wie etwa engl, ^well^ I $ee^ und
ich übersetze demgemäß nicht ,gnt, gar wohl^ genau ersehe
ieh^p sondern ,wohl, ich sehe an deiner Rüstung^ daß du da-
heim einen guten Herrn hast . . /, Der zweite mit dat einge-
leitete Nebensatz 4M könnte allesfalb als Konsekutivsatss gefaßt
werden ,so daß du (sinngemäß; zufolge der Güte deines Herrn)
noch . * , nicht das Leben eines Verbannten kennen gelernt
f liA8t\ aber es ist sicherer, ihn als zum ersten parallelen Ob-
[jektsatz zu erklären^ denn aus der guten, neuen und un-
verbrauchten Rüstung des jugendlichen Hadubrand kann eben-
BOwehl auf den Mangel des schweren Lebens eines Ver-
bannten, als auf die Freigebigkeit des Dienstherrn geschlosaen
werden.
Den Akk. des Adj, goten^ dessen Endongsvokal sich von
hian 11^ tnaji 41 entfernt, könnte man mit Rücksicht auf die
konsequente Endung ^en der yau-lntinilive : aeggen 1, bikra-
hatien 55, hrümen 59 auch auf eine Form des Adj. mit (a-
Sufäx^ got. etwa *gödjana zurückfüiiren, die vom Neutrum
ahd, guot ,bonnm* abgeleitet wäre und dann wohl ^begütert,
reich* bedeutete. Man kannte also auch Übersetzen ,daß du
dalieim einen reichen Herrn hast*. Als Abschwächung von a
läßt sich indessen goteu sehr wohl mit commefi statt comman
in Christus und die Samariter in vergleichen.
64 VI. Abhandlung: v. Grien borg er.
Bi desemo rtche 46 kann unmöglich persönlich verstanden
werden und eine Entsprechung zu got. reiks filQXtov, rex* ent-
halten. Das Wort ist ja als freies Appellativum in den west-
germ. Sprachen nicht erhalten, auch nicht in den nordgerm.,'
denn an. rikr ist gleich got. reikeiSy also ^a-Stamm und Adj./
sondern nur das Neutrum reiki ,d^x^*, ahd. rieht ,regnum,
regio, imperium' und dort, wo diesem persönliche Bedeutung
zugewachsen ist, wie in Musp. 35 vora demo rihhe, oder Beow.
171 — 172 gescßt || rice to rüne, oder Hei. 1894 for rikea ist
der persönlich gefUrbte Begriff ,Reich' als ,gesetzgebende, bera-
tende, richtende Körperschaft' aus dem lokalen Konkretum
des beherrschten Gebietes erst sekundär entwickelt, ohne je-
mals eine Einzelperson der obrigkeitlichen Gewalt bezeichnen
zu können.
Die Bestimmung enthält also jedesfalls das Sachwort ahd.
rihhi und zwar am ehesten in der vierten von Kelle im Glossar
zu Otfrit angesetzten Bedeutung ,Welt, Erde^ wie sie in den
Bindungen hiar in rtche ,hier auf Erden' 0. V, 2, 1 1 und II,
14, 106, hiar ... in rtche V, 24, 8, in themo riche III, 15, 28
gegeben ist, wobei dann das Demonstrativpronomen desemo
eine Kontrastierung [*dit richifj zum Jenseits, zum himilo richi
Tat. 99 einschließt. Kausales (i, das den Sinn ,von Reichs wegen'
ergäbe, ist mir inhaltlich und formell wegen des Demonstrativ-
pronomens nicht wahrscheinlich, eine Bedeutung ,von weg, aus',
die für eine Interpretierung ,aus diesem Reiche' benötigt würde,
ist für bi nicht erweislich.
Im Zusammenhange mit dieser angenommenen allgemeinen
Bedeutung des Substantivs scheint sich demnach eine lokale
Bedeutung ,auf dieser Welt, auf dieser Erde' wie O. I, 5, 62
6t uuorolti ,auf der Welt', as. Hei. 168 te, 211 an thesaro
weroldiy beziehungsweise nach den temporalen mhd. Redens-
arten In tage, bi tmsern tagen, bi sinen ziten eine temporale
Bestimmung ,in diesem Erdenleben' herauszustellen.
Noh ist das Adverbium ahd., as. noh ,adhuc', got. nauh,
mit Negation ni gebunden soviel wie ,nondum'. An die Kon-
junktion ahd., as. noh ,neque', got. nih zu denken, verbietet
von vornherein die Wortstellung.
Noreen, Ad. Gramm. I' § 421.
Dna Hildfllintidtlied.
66
Die Gmndbedeatang des agB. wrecca^ ahd* rechto ist
nach deü Glossiemtigen ,exiil^ profugas, extorris' sowie nach
den BeÄiebungen zum Adj, ahd, wreh jexul* Öraff 1, 1131^ got.
wrikan ,verfol^en* ohne Zweifel die des bndfltiühtigen Mannes,
der einer swingenden Gewalt gewichen istj vgl, Notker zn
Pa«Im 104j 12 — 13 vom Volke Israel ,cum essen t nnmero breai.
p&aeissimi et incole in ea et pertransiemnt de gente in gentem*
ei de regna ad populam alterum% deataeh Do iro lüzzel uuaSf
und§ die selben ddra in terram (in lani) ckanaan reccken
uaären . unde ne uudlloton föne diete ze diete * föne ricke m
riche. Ich glauhe daher , daß man recckeo uuerdan geradezu
mit ^verbannt, vertrieben werden* wiedergeben kann , obwohl
die Bedeutungsentwicklnug des Sabstantivs aea der einee ua-
siäten Helden und die Verflüchtigung zu bloßem Wanderer
schon alt istj wie in Heb 631^ wo die ^wrekkion einfaeb ^ Männer
aus fernem Lande^ sind , ^^a thar an eliUndiß erloi uuärun
ferran gifarana Mon,, ohne daß sie hierzu durch feindliche
Gewalt genötigt worden wären.
h^TTOn {foien ist ohne Rncksicht auf die Mügliehkeitj daß
das Adj. jfVStamm sei^ auf einen Nominativ *Aerro goter oder
^hirro gat ^ein guter Herr", nicht auf *herro gut^ ^der gut©
Herr' zu basieren.
Daß die Worte Hildebrands, in freier Übertragung ,wohl
ich ersehe an deiner Rlistongj dnß dtt daheim einen guten
Herrn hast, daß du in diesem [deinem] Leben noch nicht
Verbaimung erfahren hast', die glücklichen, ungetrübten, von
idimerzlichcm Schicksale freien Leben sums lande Uadnbrands
konstatieren^ denen er Vers 48 bis 50 sogleich sein eigenes be-
wegtes Leben entgegenhält, ist ja klar und ließe den einlei-
tenden Passus auch als bloße Charakterisierung des jüngeren
Gffgn* rs verständlich erscheinen. Doch ist es wahrscheinlich j
daB <i*rr.elbe an die eben geschehene Weigerung Uadubrands,
seinem Vater zu glauben , anknüpfe und die von Hildebrand
angenommenen psychologischen Momente ausspreche, die den
Jüngeren leiten. Dan eine dieser Momente scheint in der
Tor&uageaetzten Dankbarkeit gegen einen guten Herrn gesucht
werden »u aollen, die in Hadubrand das wirkliche Bedürfnis
aainen Vater wieder zu finden, ausgelöscht hatj das andere
vielleicht in Mangel an Lebenserfahrung, der Hadubrand ver-
Siteaagib»r. 4« pkil.-kiit. IL 109, Jtd. «. A^, A
66 VI. Abhandlung: ▼. Grien berger.
leitet^ die Nachricht der Seefahrer für unumstößliche Wahrheit
zu halten. Die Ablehnung der Ringe ist dabei ganz neben-
sächlich; um diese als Wertgegenstände handelt es sich gar
nicht, sondern es handelt sich um die Ablehnung des Vaters,
der sich seinem Sohne zu erkennen gegeben, und um die Moti-
vierung der Ungläubigkeit Hadubrands, die sich Hildebrand
irgendwie zurechtzulegen sucht. Daß Hildebrand annehme,
von seinem Sohne absichtlich und gegen besseres Wissen ver-
schmäht zu sein, muß man nicht folgern, dafür gewährten die
Auslassungen Hadubrands, der ja im vorhergehenden seines
Vaters mit anerkennenden Worten gedacht hat, keinen zu-
reichenden Grund, es genügt, daß Hildebrand erkennt oder
zu erkennen glaubt, wie geringe Bedeutung dem vor Jahr-
zehnten in die Fremde gegangenen, leiblichen Vater, der sich
um seinen Sohn nicht gekümmert hat, gegenüber dem gütigen
Herrn, der dessen Jugend beschirmte, im Gefühlsleben des
Sohnes zukommen müsse. Die Worte Hildebrands sind elegisch,
nicht ironisch, wie ja die ganze Klage Hildebrands von 44 bis
60 im wesentlichen elegisch ist.
Die Bedeutung der Interjektion uuelaga nu ist gleich der
von ahd. uuala nu ,age nunc* eine exhortative ,wohlan nun',
und ihr Sinn ist der, daß Hildebrand mit seinem Entschlüsse, in
den Kampf einzutreten, zu Ende gekommen sei und keinen
weiteren Versuch machen werde, auf seinen Gegner um-
stimmend einzuwirken, das hereinbrechende Unheil abzuhalten.
Formell ist uuelaga, ags. welga, tceolga, ahd. mit älterem Aus-
laute uuelago und uuolagOy später uuolge, 0. uuolaga, ags. welga,
weolga ,heia, euge*,^ oflfenbar ein ö-Adverbium zu einer Elr-
weiterung von wela mit ^-Sufiix, das man nur nicht mit ahd.
uuelaker jdites', ags. tcelig ,dives' identifizieren darf, sondern
als selbständige Bildung betrachten muß.
uualtant got ist Vokativ wie irmingot in 29 oder der
Personenname in uuolar abur Hlvduig, Ludwigslied, und ent-
spricht dem as. wdldand godj ags. tcealdend god; eine Zusammen-
rückung, die im Begriffe ist, gleich nhd. hirrgott zu einem
Kompositum zu verwachsen, jedoch im Genitiv uudldandes |
' Bei Boflworth-Toller 11S6 als tcd gd^ tceol gd mißverstanden.
Daa Hildebr«DdsU«d.
67
yUihs Hei. 699 — 700 auf zwei Verse verteilt erscheint und
beiderseitige Flexion zeigt-
uualtant ist sobstanti viertes Partizipium , Herrscher^ wie
*imliiant 40 und "^-sceotant 49, in as. HeL 3666, 2 uudldand
CrUt GoiU mit einem anderen beiligen Namen kombiniert.
Die Anrufung Gottes, betenernder Natur, verhiüt sich
neben der vorangehenden Interjektion wie in HeL 4432 uuola^
uualdand god, quedad sie , . , Moc, oder 5ül3, 2 uuolo craftig
god^ quathie Cott.^ 2wei Parallelen ^ die auch wegen des fol*
gendan Inquit für Hild. 47 von Interesse sind.
uueuuurt mit dem Neutrum ahd., as. we im ersten und
ahd* uuH jfatum, fortuna, enentus' CIraflf 1^ 992 im jsweiten
Teile übersetze ich mit , Unheil* und «cikit wie wenn ^gascihit
ssu gaicehan ^fierij con tinger e' s tun de, als .geacliieht'; persönliche
Bedeutung von uurt nehme ich hier nicht an. Uie PhrasB
unterscheidet sich kaum von *uui uuirdit zu O. II, 6, 27, Kelle
Glossar 8, 666. Das Kontrast wort ist in ahd* miüliutirti
jSatisfac/ Graff wie oben^ offenbar , erwünschtes Geschick* er-
hallen.
Zur Zeitangabe jder Sommer und Winter fiech7Jg', d- i.
30 Jahre, halte man HeL 465 ^ 2 so filu utuniro e^idi gumaro
Hon,, wo allerdings eine gezithlte Summe von Jahren nieht ge-
geben ist Das Zahlwort äehstic ist weder im HeL, noch in
den kleineren andd. Denkmälern bezeugt.
ur laute ist selbstverätändlieh: außerhalb des ostgot. chu-
nincrtchi in Italien^ seiner Heimat^ i den tiBch mit in lantä Vers 19
sowie mit Mme Vers 45, geographisch des näheren durch die
Angaben der Verse 17, 33 und 41 bestimmt.
dar man mih eo Acerita ... ist Relativsatz mit örtlichem,
muf ur lanU gehendem Adverbium ,wo^ man ist Indefinit-
pronomen wie in 35, hinter dem nachweisbar Dietrich und
vielleicht auch der Hilneo trtthtin von Vers 33 stockt.
l>as Sekundnrverbum ♦ Jemen zn ahd. skara Bit heißt
wörtlich ,in eine Schar einteilen, einer Schar zugeßellen* wie
PotrnsL dttr in (in das Himmelreich) juach er skerian , den
Äf titti7t nerian vom Zugesellen zur Schaar der Himmlischen ge-
■agti fastwie ^einlasBen*. Das as. skerian hat auch die Bedeutung
jBU einer Schar formieren' wie HeL 2843 sk^^rien endi akiden
Mon., die HeL 5761 f. thuo uuurihun tkar giscerida \ fan thero
68 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
scolu ludeono \\ uueros te thero uuahtu und 5648 . . . thena hob-
dun 8ia giscerid te thiu Cott. in ,bestimraen, abordnen' übergeht.
Im Nhd. weist das Reäexivnm ,sich zum Henker, Kuckuck,
Geier, Teufel scheren' noch auf den Wert ,8ich gesellen' zurück.
Ahnlich auch das Transitivum Jemandem etwas bescheren',
gleich , zuteilen'. Eine spezifisch militärische Bedeutung des
Verbums entnimmt man aus mlat. Ducange scaritus ,in scaras
conscriptus et distributus'.
Die Bezeichnung *8ceotant geht vom Gebrauche der Wurf-
waflfe aus, vom Schießen des Schaftes, aber an eine besondere
Truppengattung, etwa ,Schützen', ist hier ebensowenig zu denken
wie bei den aceotend des Beow. 703 oder 1154, die einfach ,die
Krieger' sind.
*8cerien in folc sceotantero heißt also ,dem Kriegsvolke
zugesellen' und sagt nichts anderes, als daß Hildebrands Dienste
als Kämpfer während der ganzen Zeit seines Reckenlebens
stets gesucht waren. Frei kann man den Relativsatz über-
setzen ,wo ra in mich immer unter die Kämpfer rief.
Vers ÖO enthält einen negativen Konsekutivsatz mit so,.,
ni . , . gleich ,ohne daß^ Eine Parallele hiezu findet sich im
Annoliede 275 — 280^ da aribeiti Cesar, daz ist war, mir dan
ein jäVy so her die meinstreinge man niconde nie biduingan, et
jungist gewan her^s dl ci gedinge: daz soltin ein er in bringen
,da bemühte sich Cäsar . . . mehr als 10 Jahre, ohne die tapferen
Männer bezwingen zu können . . .', wo allerdings Caesar im
Vordersatze und her im Nachsatze ein und dasselbe logische
Subjekt sind, wie auch wit in dem gleichfalls mit so eingeleiteten
negativen Konsekutivsatze Hei. 148 so uuit thes an uncro iugudi
gigirnan ni mohtun Mon. ,ohne daß wir es in unserer Jugend
zu erreichen vermochten* mit dem wit der Vordersätze 144 und
146 auf die identischen Personen: Zacharias und sein Weib geht.
Das kann von den beiden man von 49 und 50 nicht ge-
sagt werden; das erste deckt ja die verschiedenen Gefolgs-
herren, denen Hildebrand diente, das zweite die Feinde, mit
denen er kämpfte.
Aber es fehlen auch nicht genauer einstimmende
Parallelen mit verschiedenen Subjekten im Vorder- und Nach-
^ MoD. Germ. h. Script, rern. lin^ae I, 2, p. 121.
Dat HildebrandBlied.
69
satKei wie L. Alex. 4450 W^ di kuninge fdehten under m unz
an dm dritten tac^ $o niemen da negeiack blSdi» mannii gehere
.die K(5nige fochten . * , ohne daß jemand . * . gesehen lifttte*,
oder im Finnsbargfragmente 41— 4iJ Alf? fuhton fif dagas, swa
Ayro ndn nefeol \\ drihtgesida . . . ,8te föchten fünf Tüge, ohne
daß eivier ihrer QefUhrten gefallen wäre^
ai hure eniget*u ,bei irgendeiner Stadt' deutet auf Kampf
gelegentlich der Belagerung und Erstürmung von Htädten, nicht
auf Schlacht im freien Felde,
batiun ist der Akk* Sing, einea swt *banaf verwandt
einerseits mit dem got. stf, hanja ^Tthrffti^ Sk<a , Wunde, Ge-
sehvrllr* — belegt sind der Gen. PL bcmjo Lac, 16, 20 und
der Akk- PI. banjos Luc. 16, 21; 10, 30 — aiah ben, -jar
,\Vande^ i. b. ^tödheiie Wunde', as. Hai. in hmtwunda Mon.,
Imnwunda Cott YOm abgehauenen Ohr des Malclius gesagt,
anderseits mit dem Hild. 5^ folgenden swm. Nomen agentis as.
JetiiOj ags. bona , Mörder*, afries. de hone ofte de do^tilager
( Riehthofen ) , an, banej aber doch mit keinem dieser Wörter
identisch. 0er Ansatz des swf, bana ^homicidium' bei Graff
3,126 ruht gan» auf der Hildebrandstelle^ da der von Graff
beigezogone Ausdruck imtwno »tat ,calaariam' Hb. vielmehr
den Gen, PL des swm. pam ,carnifex*, D. ahd. gl, 1, 79 enthält.
Die Glossierung ^calaariara/ der Reichenauer Bihelglossen
Kod, 86 Karlsruhe soll ja ohne Zweifel jCaluariae loeum^, d* u
^BchädelstiUte' sein, zu Matth. 27, 33 ,et uenerunt in locum qui
dieltur Oolgotha quod est ealaariae locus*, griech. ,8 itr-ftv xqa-
ylöv rdTTög X^y6u£vog\ bei Wulfila Mc, 16, 'i2 kwairnein» staps^
und ist so zu verstehen, daß aus dem determinierenden Genitiv
von caluäria ,8chAdel^ ein epexegetiscber^ gleichsam ,locus qui
Calvaria clidtur* mißdeutet wurde.
Das abd, j^amna stai vermittelt als ,Iocas carnifieum,
Henkerstätte* oder als ^Hörderstätte^ den Begriß' von ,caluariae
locus* durch den von ,Richtstitttej Ort. wo die Verbrecher hin-
gericbtet werden*.
Beachtenswert ist, daß aisL baut swm. die Werte des
Nomen actionis ^death [latural or violent (pioperly vielen t)*
towle des Nomen agentis ,a bane, a slajer^ in sieb vereinigt, wie
» Beneeke II» 2, ttiOK
70 VI. Abhandliing: v. Grienberg^er.
auch griech. tpövog m. ,Mord' metaphorisch , Mörder' ist, gegen-
über den formell getrennten Bildungen q)oyi^ ,Mord' auch ^Mord-
platz' und q)ovevg ,Mörder', doch kann ich von diesen Tatsachen
hier keinen Gebrauch machen, da das Kasussuffix in banün
entschieden auf diflferente Bildung von dem Worte in 52 hin-
weist. Zu erwägen aber wäre, ob nicht dieses swf. bana, das
man am entsprechendsten als ,Todesstreich' übersetzen wird,
oder eine stf. Form desselben im afries. Kompositum bondedoch
,mordtätig' gelegen sei.
Die Bedeutung des as. Verbums gifestian in der öinen
Hehandstelle 4010 von Befestigung des Glaubens ist i^lrgifasta
nicht brauchbar. Ebensowenig leisten die ahd. Belege giuestenti
,comprobanti', cafastit ,firmatU8', kiuestit sint ^manifestarant'
Graflf 3, 719, oder die bei Otfrit L 63 — 4 Däuid , . . gifasta 9%nu
thing ouh selb thaz Hhi al umbiring^ wo jbefestigte' = ,machte
stark' ist, III, 26, 69 thaz Ut in gifeatit ,das ist ihnen verbürgt',
H 22, 5 in muate si iu gifesüt, thaz . . . ,davon seid überzeugt,
daß . . /, aber ags. gefcbstan ,to place, locare' ermöglicht schon
eher den Übergang zu der Bedeutung, die in * banün gifesten
,eine tötliche Verwundung beibringen, den Todesstreich versetzen,
ictum letiferum affigere' angenommen werden muß.
Die Bedeutung der Phrase ist eine rein sinnliche und es
empfiehlt sich nicht, ihr gegenüber etwa auf abstraktes ,den
Tod festsetzen, bestimmen' im Sinne einer Schicksalsbestimmung
zu raten.
audsat chind übersetze ich mit dem unbestimmten Artikel
,ein blutsverwandter, stammverwandter Jüngling', d. h. ich finde
das Moment der Blutsverwandtschaft im Adj. ausgedrückt, nicht
im Substantiv chind, das, wie in 12, Anrede des Alteren an den
Jüngeren ist, auch hier nur eine Allgemeinbezeichnung für den
Jüngeren sein wird.
audsat erklärt sich nach Hei. 202 thea sudsostun mest Mon.
,die Nächstverwandten', ahd. Notk. sih gisttdsen ,familiarem se
reddere^, d. h. es steht in der eigentlichen Bedeutung des ahd.
sudSf as., mhd. stcds, ags. swiv^ ,proprius, suus*, nicht in der
abgezogenen ,dulcis, suauis'. Eine Sentimentalität wie ,traate8
Kind' muß als stilwidrig durchaus abgelehnt werden. Eher
könnte ,der leibliche Sohn' zugelassen werden. Die neutrale
Endung des Adj. ahd. -az gewährt in der vorliegenden unver-
Das HildebraQdftli«d«
71
schoWnen Form aucli die Wertlener Prudenttasglasse ierru-
lentum mthagat^
breton entspricht dem aga, breödwian ,prosternere'j 3, PI,
Prät. bfeodwiajtj 3, Sing. Prät. abrsdwads. Von eiaer Gleichung
des Verbums mit ags. brioian^ an. hrjöta ^brecheo' ist keine
Rede. Nicbt die Bedentong, noch der Stammvokal e, der an
Stelle voE m stehen müßte, noch das o der Inänitivendaiig
gegeii a des starken Verbums spricht dafür.
**ticri und ^hil sind Sj^nonyma wie in HeL 4872f, h^ U
hil atohf st^rd bi ndu . . « Mon.^ sicherlieh sind auch die Sätze^
in denon sie stehen- suertu hauuuan und breton mit $inu billiu
gleicbbedeutande Variationen eines und desselben Gedankens^
ao daß hauinum als , erschlagen* aufgefaßt werden darf.
Die Redensart ti banin itu€rda}i fZUta Mörder werden*
findet sich auch Hch 644 ti banen werthan Cott* und ähnlieh,
doch plurn lisch 519i*— 200 te handbanon weHhanCöti,; banin ist
korrekter Dat. Sing, dts swm. Nomen agentis bano\ die Meinung
Ricgcrs, daß die B^'lexion -in eine Schwächung aus -un sei, wird
heuto wohl kaum mehr auf Beifall reehneu können.
Die Verse 53 — 55 berühren die physische und ethische
Seite des bevorstehenden Kanapfes, dessen Ausgang durch Er-
langung der Beute umschrieben wird. Daß Hildebrand die
Vorstellung habe^ der jüngere Gegner müsse ihm, dem alten
Manne, an Kraft notwendig überlegen sein, ist nicht gesagt,
meht angedeutet und aus dem Adverbinm aadlikho (: as, odi^
Adv. Mo gleicht, ohne Schwierigkeit') um so weniger zu
sehließen, als dieses den Worten Hildebrands eher eine ironische
Färbung verleiht.
Die Bedingungen für den möglichen Sieg seines jüngeren
Gegners erblickt Hildebrand in dessen Kraft und Recht und
wir eDtnebmen aus dem starken Ausdrucke §Mea gimeinitn in
58, daß er demselben das Recht wenigstens durchaus abspricht
Die Frage nach den körperlichen Chancen läßt er offen, denn,
wenn auch das bühere Alter gegenüber der jugendlichen Kraft
Hadubranda gewiß ein Moment zu Ungunsleu des Sprechers
ist, so mag es ihm durch das Bewußtsein seines EinsatÄes, d. i.
langjähriger Kampfübuug mindestens ausgeglichen erscheinen.
A W«l0tQiai KloiJi. it. Spracbdeakmlkr 100» 1—2,
72 VI. Abhandlung: r. Grien berger.
Hildebrand ist weit entfernt sich von vornherein irgendwie im
Nachteil zu fühlen, der Schluß seiner Rede, der die Entschei-
dung dem Schicksale anheimstellt, sieht aus wie eine versteckte
Drohung.
in 8U8 heremo man übersetze ich mit dem anbestimmten
Artikel und verbinde es mit taoc ,wenn deine Kraft dir aus-
reicht gegen einen so sehr alten Mann^, d. i. ,gegen mich',
nicht mit giuuinnan, da in diesem Falle eher *ab sub hiremo
man stehen müßte; eine Phrasierung * giuuinnan in einemo
scheint mir unzulässig. Das Adverbium in *8U$ herer man^
wozu as. Hei. 150 prädikativ aus gifrodody ist mir wie wohl
auch in 30 steigernd ,so sehr alter Mann^
hritsti ist der Akk. zum Dat. PL hrustim in 44, der
Grundlage des ahd. Sekundärverbums rüsten und des Verbal-
abstraktums rustunga Graflf 2, 547 und ich erblicke dem-
entsprechend auch in rauba den Akk. PI. des stm. ahd. roub,
as. in nödrof stn., ags. riaf, nicht den Akk. Sing, eines ent-
sprechenden stf.
dar in 55 ist untertonig und könnte als bloße Verstärkung
des du, also *du dar gefaßt werden. Von einer Beziehung
des dar auf rauba mit dem Sinne ,daran^, also vom Recht
auf die Beute ist aber keine Rede, ebensowenig wie von einem
Rechte des Stärkeren, denn die Phrase *reht haben ist sicher
ganz gleich unserm nhd. recht haben, d. i. ,im Rechte sein' zu
beurteilen, geht also auf die Rechtmäßigkeit des von Hadubrand
gewollten Kampfes und stellt kein anderes als das ethische
Recht in Frage. Hadubrand hat Unrecht, weil seine Voraus-
setzungen falsch sind, sein Vater nicht tot und sein Gegner
kein arglistiger Feind, sondern eben der totgeglaubte V ter ist.
Da aber auch du im Verse nicht hochbetont ui.'t ii'cht
hervorgehoben ist, der Nachdruck Hegt einzig und allei. auf
reht, so wird man dar auf die Situation beziehen und etwa
wie ,in diesem Falle, in der schwebenden Angelegenheit* ver-
stehen müssen. Gesteigert wird die Frage nach der Berech-
tigung Hadubrands zum Kampfe durch das Pronomen ^te
,irgendein*, das der Phrase den Sinn von ,auch nur das ge-
ringste Recht* verleiht.
Eingeleitet ist der ganze Passus mit der adversativen
Partikel dohj ganz mit der Wirkung eines nhd. ,doohy aber'
Das Hlldebr&mdfllaii-
73
und keineswegs stark gegen überstell etid , dennoch', wofbr bicIi
keine Basis fände, denn der mügliclie Hieg Hadabrands wird
nicht gegen abtrÄgliche Prämissen, die im vorhergehenden
enthaken wären^ behauptet, sondern nur in adversativer Form
lose angekiiUpft und das, waa ihm wirklich zam Naditeil ge-
reichen kann^ folgt in den beiden mit ibu eingeleiteten Be-
dingangsaätzeui sofern e sie verneint werden mllssen^ hinterher
Ein Gegensatz im Ton ist allerdings da. Die Worte 47 — 52 sind
in Überquellendem Schmerze gesprochen ^ aber die in 53 — 55
beben ironisch an und endigen mit zorniger Aufwallung über
das unvermeidliche Unrecht, Im Zusammenhange übersets&e
ich: ,doc!i magst da nun leicht, wenn dir deine Kraft ausreicht
gegen einen so sehr alten Mann^ die Rüstung gewinnen^ die
Beute erraffen^ wenn du da irgendein Recht hast/
Aufgebracht und entrüstet klingen auch die folgenden
Worte HildebrandSf denen der Zusammenstoß unmittelbar folgt.
Dem Scheine der Feigheit kann sich der alte Recke nicht aas-
setzen ^ aber den Vorwurf der Frivolität erspart er seinem
Gegner nicht»
In de^r si doh nu argoäto . . , oßtarliuto 56 ist ,der sei^
soviel wie ,der tteiße der feigste*, nicht .der wäre*, was ja st- hon
nach dem Tempus nicht angebt Ein Nachsatz ,der bin ich
niohi' ergänzt sich leicht in Gedanken. Die *68iarliuii sind
mit den ^ Fluni von 33 idantidch , nach denen HUdebrand
selbst in 37 von seinem Sohne als alier Hün angeredet wird.
Zur Komposition vergleiche man as. Hei MÜitarliudi ^Hü diente*
von den Juden gesagt Keineswegs wird durch Hildehrands
Äußerung den Ostleuten der Ruf der Feigi^eit anf gebürdet,
denn der bedingungsweise ausgesprochene Schimpf trufe nur
jenen, der unter den obwaltenden Umständen den Kampf ver-
weigerte, und es geht aus den Worten Hildebrands dnrebaus
nicht hervor, daß er die Meinung habe^ unter den Ostleuten
sei auch nur 4iner, der denselben im gegebenen Falle verdienen
würde. Daß diese Ostleute zunächst die des Heeres Hildebrands
seien, ist ja wohl klar» doch kann sich der Sprechende vielleicht
auch die gesamten, also auch die körperlich nicht anwesenden^
Hennen vergegenwärtigen*
uuarm ist umlautloser Konjunktiv: -e, got ai^ zu nn.
w§rnian ,verweigcm, abschlagen, vorenthalten' mit dem Dativ
74 VI. Abhandlang: v. Grienberg^er.
der Person und dem Genitiv der Sache und es ist nicht nötig,
wegen des erhaltenen a ein Verbum auf -en statt des as. jan-
Verbums anzunehmen.
es, der Gen. des persönlichen Pronomens der 3. Person
masculini, wofür später ahd. sin gebraucht wird, geht auf
uuiges; *lusUn ist gleich as. lustean mit dem Akk. der Person
und dem Genitiv der Sache gebunden, z. B. Hei. 1060 ina
higan . . . moses lustean Mon., während wir nhd. die Konstruktion
mit Präpos. ,nach' vorziehen ,da dich nach ihm so sehr gelüstet^
Der Genitiv güdea gimeinün ist Apposition zu uuiges,
hängt also gleichfalls von lustit ab.
Das Adjektiv darf nicht als ,communis* gedeutet werden,
sondern als eine mit dem Präfixe gi- versehene Form des ein-
fachen Adjektivs in ahd. meinero eido, negiert unmein ,uii-
schuldig' Graflf 2, 779 — 780, aisl. meinn, afries. men, vom Eide,
ags. man und mccne mit verschieden abgestuften Bedeutungen
des jBösen*, die ftlr Hild. nach denen des ahd. Substantivs
mein ,nefa8, sacrilegium, inlicitum*, as. men n. , Verbrechen,
Frevel, Sünde* als ,nefastU8, sacrilegus, illicitus', deutsch etwa
,frevelhaft* ermittelt werden können.
Der Genitiv güdea setzt einen älteren Nominativ ^güd
voraus, entsprechend dem ahd. gund ,pugna, bellum* Qraff 4,
219, ags. güp, an. gunnr und gudr f. ,bellona, pugna , proe-
lium*. Die Form und Stellung des Adjektivs erfordert Über-
setzung mit dem bestimmten Artikel ,nach dem frevelhaften
Kampfe^ doch glaube ich, daß es auch zulässig wäre, apposi-
tionell ,nach dem Kampfe, dem frevelhaften* zu übersetzen.
niu^e ist 3. Sing. Präs. Konj. zu *niusen^ as. nttman;
die Konjunktivflexion verhält sich wie bei uuame^ ein en-
Verbum ist auch hier nicht vonnöten. Die Bedeutungen der as.
Verba Hei. 4658, 2 umbi iuuuan hugi niusian Gott. ,nach
eurem Sinne forschen* und 1075 — 76 tho higan eft niuson . . . un-
hiuri fiund Mon. ,da begann wieder zu versuchen . . . der böse
Feind* taugen nicht für unsere Stelle, wohl aber die bei Boswonh-
ToUer zu ags. n^osan angegebene erste Bedeutung ,to searcfa
out, find out by enquiry* sowie die ahd. Belege er piniuse
,inueniat*, piniusii uurti ,ex|>eriretur\ unganiustiu ,inexperta',
amiusia ,experU* Graff 2, 110—115, deren Verbum wie mhd.
bevinden wirkt und als »erfahren* bu übersetzen ist.
Das HildebrAndsiied.
75
7iiu8€ .tinvenuit, escperiiitiir^ ist Hauptsatz ancl die Sätze
uußT dar , . . and ercfo , * . die zugelii>ri;,^en Objektsätze* de
moiti ,der es hüIW ist Relativsatz, der sinngemäß zutreffend
mit jdera es beschieden ist^ oder ,dem es bestimmt ist^ über-
tragen werden kann ^ wie auch Hei. 224 h^ niate of he moti
Mon. von Joliannea gesagt, dem ein anderer Name beigelegt
werden soll^ ,er genieße dessen, falls es ihm so beschieden^ ge-
gönnt ist* bedeutet de ist also das Relativpronomen , nicht
etwa ein zu nime gehi^riges Demonstrativum; das vielmehr ver-
schwiegen ist
uuer dar 9ih . , , hritme7i muoiti erdo . . . unaltaii ist
ein zusammengezogener abhängiger Fragesatz, eingeleitet mit
enklitisch verstärktem uuer dar^ das dem Tatbestande nach
allerdings ,wer von zweien^ oder ,wer van uns beiden^ formell
aber von ahd, huußder durchaus verschieden ist
sih (hjrihneuj dessen h prothetisch und nicht gesprochen
ist, mit dem Akkus* des Reflexivpronomens und Genitiv der
Sache kann nur ^sich ejitänßern, entledifren^ begeben' heißen,
mit einer BcdeuLungj die von ,freiniachen' sehr wohl ableitbar
ist Darauf gehen auch die Werte des ae, rflmtan in Hei 896,
916 (ic) scal im thana uußg rümien Mon* ^bereiten*, 374U' — 50
sß TÜmda hie , . - that helaga hüs Gott. , säuberte er*, des ahd. 0.
Vj 4, 27 then uueg rümen^ des nhd* da& feld räumen in seinem
eigentlichen Sinne zurück^ wie die Bedeutung des ^Verlassens*
in ahd. rummen yCedere*, mlid* diu lant rthnen^ oder nlid. das
feld räumen im ühertriigenen Sinne.
Selbständig entwickelt ist die ahd. Bedeutung ,sich er-
schheßen' in 0. V, 6, 33 sär $ih thaz herza rümtt.
An ^hrnomen ,sieh rühmen, gloriari^ ist in keiner Weise
zu denken. Nicht nur aus dem Qmnde, daß eine Schreibung
ti statt uo mit Hinsicht auf die konsequenten o, uo der Hs,
unwahrscheinlich ist, *^ondern auch deshalbj weil dann der wirk-
same Kontrast zum folgenden Satze jOder diese Brünnen beide
besitzen' verloren ginge. Die doppelseitige Entscheidung des
Kampfglliekes: hier Besiegter^ dort Sieger, wäre damit um ihren
anschaulichen Ausdruck gebracht und die Koniuuktion ,oder^
sehr unpussendj wenn es sich um zusammenfassende Aufzählung
des dem Sieger Zufallenden handelte. Da würde man statt
erdö doch Üeber ^nti erwarten. Diese Auflassung des Verbums
76 VI. Abhandlung: ▼. Grienberger.
zöge auch nach sich, daß die hregil nach den ahd. Qlossiemngen
hrekil ,trophea^ gl. K., regil ,8polia* gl. K., ,trophaea' Ra, GraflF
4, 1 150, auf die Exuvien des Besiegten bezogen würden. In
diesem Falle wäre aber das Hereinziehen der eigenen Brünne
im zweiten Satze ziemlich gegenstandslos, da es selbstver-
ständlich ist, daß der Sieger seine eigene Brünne behält.
Aber die hregil sind nicht Qewandstücke , die schon zu
Exuvien geworden sind, sondern solche, denen dies erst bevor-
steht, d. h. das Wort steht mit seinem ersten und eigentlichen
Werte entsprechend dem des ags. Neutrums hr(Bgl\ das Paar
hregil und hrunnün der Verse 59, 60 verhält sich wie das
Paar * güdhama und ringa in 4 und 5, d. h. die hregil sind
die Brünne samt dem unter ihr getragenen Leibrocke. Daß
die hregil mehrere Stücke überhaupt begreifen^ ergibt sich aus
der pluralischen Form im Hild., die nicht durch die beiden
Gegner diktiert sein kann, denn seines eigenen Waffenkleides
und jenes des Gegners könnte sich keiner der beiden weder
entäußern noch rühmen, und daß diese Stücke der Panzer
und der Leibrock sein werden, läßt sich aus den ags. Bedeu-
tungen des Wortes ausmachen.
Als Brünne, beziehungsweise als geflochtener Panzerrock
ist das Wort in Beow. 452ff. zu verstehen: onsend Higeldcey
gif mec hild nime, beaduacrüda betst, pcet mine hriost weredy
hrcegla seiest] pcet is Hrdedlan Idf, Wdlandes gewearc, ferner in
Beow. 552 f. beadohrcegl bröden on breostum Iceg, golde gegyrwedj
wo die die Herstellung betreffenden Angaben beide Maie auf
Metallarbcit hinweisen, als Leibrock aber in Beow. 1192 — 95
him ic(es ful boren . . . ond wunden gold . . . hrcegl ond hringas,
da hier das hrcegl vom Kettenpanzer geschieden ist. Ebenso
rührt der für das Schiffssegel gebrauchte Terminus merehrcegl
in Beow. 1905 — 06 pd wces be mceste merehrcegla sum^ segl sdle
fcest . . . eher von dem Vergleiche mit einem Kleide aus Stoff
her, obschon er auch aus dem allgemeinen Begriffe der Armatur
abgeleitet werden könnte. Auch in der Stelle der Orosius-
bearbeitung iElfireds, die von den Sitten der Esthen beim
Leichenbrande handelt: ,und wenn so seine [des Toten] Habe
ganz verteilt ist, dann trägt man ihn hinaus und verbrennt
ihn mid his wckpnuvn and hrcegW wird man den Ausdruck auf
Kleidung im aUgemeinen beziehen müssen.
V
Das H U d eb rÄudsl I fi d
77
Somit ergibt siclj als Sian der Stelle: der Überwundene
verliert seine Bekleidung, den Leibroek und die Brünne ^ der
Sieger gewinnt Bie und, da er sei bat schon im Besitze einer
Brünne ist^ bq wird er naeb Entscheidung des Kampfes im
Besitze zweier eein. Allerdings aueh im Besitze eines zweiten
Leibrockes, aber daß dieser noch besonders genannt sei, der
I an Wert der Brllnnc jedesfalk nachsteht, könnte nur ein Pe-
dant vom Dichter verlangen. In lateinischer Übertragung werden
die Verse 58, 2 bis W ^experiatur, cui est propositam, qui se
hadie indamentis exuere debeat aut ambas has loricas possi-
dere" lanten können und ich möchte hinzufügen , daß man die
hrngil ,indumenta* im Hild. aus dem zweifachen Grunde nicht
lauf die gesamte Bekleidung des Einzelnen beziehen könne,
daß erstens das ags, Wort nur auf anliegende, die Brust
deckende üewandstückc paßt, zweitens es zweifelhaft ist, oh
eine gänzliche Beraubung des Gefallenen als äittlich erlaubt
angeichen werden dürfe.
Die Schilderung des Kampfes beginnt mit der des gegen-
eeitigeri Schleuderns der Speere Vers *>l^62. Die Kämpfer
Btefaen gich noch auf Wurfweite gegenüber und haben sich noch
nicht einander genähirt.
Daß das Verbum ^critan auf den Flug des Speeres zu
beziehen sei und von einem Anrennen mit eingelegten Lan;sen
nicht die Rede sein könne, hat R* Meißner* in entscheidender
Weise festgestellt.
Bcrtian Idtan ,fliegen lassen' ist demnach kausative Bin-
düng; die sich bedeMungs mäßig von einf»ichem , Werfen* kaum
unterscheiden wird, d. h. die Wendung, die wir wörtlich wieder-
geben ,da ließen sie zuerst mit den Speeren fliegen* ist nop
leine Umschreibung fllr einfacheres ,da warfen sie zuerat mit
den Speereu* und der instrumentale Dativ mtkim^ wozu sich
got* Mtainum t^airpan^ as. wotdun wehslan vergleicht, erweist
1 eich als vollkommen in Ordnung, Die Ergänzung eines formalen
Objektes ^es' zum Verbum »critatif die im Zaeammenbange mit
der von Grimm verglichenen mhd, Stelle Herb, 41* Hector der
liez umbe gun , , * mit iper und mit schilde im Sinne des Nbd,
empfohlen scheinen konnte, itt nicht nur überflüssige sondern
< Z. f. d, A 43.
78 VI. Abhandlung: v. Grienb erger.
sogar störend. Es ist ja richtig, zu ^fliegen lassen können wir
nhd. nur ein Akkusativobjekt ,die Speere* konstruieren, d. h.
das logische Hauptgewicht ruht uns auf dem Objekte, nicht auf
dem Verbalbegriffe. Bei *a8ckim scritan Idtan müssen wir
schließen, ist wie bei nhd. mit steinen werfen der Verbalbegriff
stärker akzentuiert.
scarpen scürim ist Apposition zu asckim, die sich zu einem
zweiten Satze * do lettun se , . . scritan scarpen scürim ergänzt
Die Bedeutung von *scür unterliegt keinem Zweifel. Gemeint
ist der reißende Flug des Speeres, sowie got. skura windis
der heftige Stoß des Windes ist, oder as. Hei. 5136 scarpun
scüf^n von den scharfen Hieben des Schwertes gilt, oder
ags. scearpne mdce scürum heardne von den Hammerschlägen
des Waffenschmiedes verstanden werden muß. Das Adjektiv
,scharf' im Hild. wie Hei. muß man auf die Energie der
Bewegung, hier des geschwungenen Schwertes, dort des flie-
genden Speeres beziehen. *scür möchte ich analog zu ,Stoß,
Hieb und Schlag' in den beigebrachten Belegen mit ,Schuß*
übersetzen, wenn auch eine Phrasierung ,mit scharfen Schüssen
fliegen lassen' oder selbst ,werfen' im Nhd. nicht so ganz
glatt ist.
Der Plural scürim ist durch den zusammenfassenden
Plural asckim diktiert und berechtigt nicht zu der Folgerung,
daß jeder der beiden mehr als iinen Speer warf. Daß jeder
vielmehr nur ^inen Speer hatte, kann zwar aus dinu speru 38
nicht abgezogen werden, noch weniger aus der allgemeinen
Regel mit gern 35, ist aber an sich wahrscheinlich.
Es erübrigt noch der Nachsatz dat in dem sdltim st6nt,
den man ebensowohl als Relativsatz ,was an den Schilden zum
Stillstand kam', wie auch unter der Bedingrmg, daß lettun
nicht fließen' sondern vielmehr Präteritum zu as. lettian, ags.
lettan, ahd. lezzen , hemmen, aufhalten, verhindern' wäre, als
Konsekutivsatz ,so daß es an den Schilden zum Stillstande
kam' erklären könnte.
Aber weder das eine noch das andere ist tatsächlich der
Fall und dat weder Relativpronomen noch Konjunktion, sondern
demonstratives ,das', mit dem ein zweiter Hauptsatz: ydas' —
nämlich das asckim scntan, der Flug der Speere — ,kam an
den Schilden zum Stillstande' eingeleitet ist. Ob die Speere in
Das Hild^br^tidalied-
Id
den Schilden stecken blieben oder abprallten, darum befragen
wir freilich die Stelle ohne Änaslcht anf Antwort.
Nun füi^t die Sehilderang des Nahekampfes, der imr
«lattfiiideii kann ^ wenn die beiden Qegiier ihre Distanz reda-
zieren nnd hart aneinander reiten.
Daß dieser Vorgang in sfoptun ausgedruckt sei^ ist die
gemeine Annahme, der gegenüber ich bemerke , daß er über-
haupt nicht ausgedrückt zu sein braucht und bloß vorausgeaetst
sein kann, woraus sich die Pflicht ergibt, Äunächst dus Präte-
ritum stf^^ptuuf so wie es dasteht zu UBteraachen und das Urteil
erst nach Eruierung der Möglichkeiten, die fUr dasselbe offen
eind^ zu formnliereni
Das scii wache Verbum "^stopen ist im Ags. und Mhd, be-
wahrt ^ demnach so fest verbürgt, daß man die Versuche^ an
der regelrechten dritten Plur. praeteriti &t6ptun herum^ubeägern
aufzugeben hat
Für das ags. Verbum stehen zwei Belege au Gebote: ini-
tiatum gestoepid und initiatum^ gestepedj gehalgodne^ und es
ergibt sich aua dem Umlaut ob < ö des einen Beleges, daß es
von dem anderen ags. itipan^ stdpan jto raiae, aufriehten,
erhöhen*, z. B, vom Errichten einer Steinmauer gesagt, das
zweifellos auf ags. stiap jhoch', africs» Hdp ^^altusj excelsua*,
ahd. Houf — so richtig Adj. in der Glosse iiaina staufe edo
ßlim unmezse Pa, also »rupes altae*, bei Graff 0, 660 I^Uschlich
ah Substsntivom genommen — beruht , somit Monophthong ö
aus 4a ^ beziehungsweise Umlaut l aus le aufweist und germ.
au »ur Voraussetzung hat
Für die Bedeutungsgeschichte des ersten ags. sfepan,
north umbr. »k^pn ist der Beisatz gchdlgodne von Wichtigkeit,
da ags. gthdlgian ^weihen, in ein Amt ein^ets&cn' heißt, z. B*
pmt he dmr t4 pdpan gekdlgod wuriie in der Gregoriushomilio
^Ifrics. Im Zusammenhange damit werden wir dm lat Glossen-
wort initiattim süu initiare oder initiari ^anfangen, beginnen*
in dem besonderen Sinne der transitiven Form desselben ^ein-
weihen, in ein© l b, religiöse Gemeinschaft aufnehmen» ^nm
Geheimdienst einweihen, taufen* verstehen und genieped ala
lAufgenommenj eiogeführt, eingesetzt' auslegen müssen.
' Wrlght-Wükkef, Auglo^Saxou VocabularieÄ 38,31 und 12i, S4,
80 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
Viel reicher and instruktiver sind die Belege für das
mhd. Verbum, bei Lexer 2, 1263 als stüeferiy atuofen ,hervor-
bringen, anstiften^ verzeichnet, das schon Beilhack , S. 84 ge-
funden, aber allerdings unzutreffend als ,[die Pferde] schreiten
lassen' erklärt hat. Eine Prüfung der Belege: darziLO stüeffen
(: berüeffen) aus des Teufels Netz 4806, swenn ein Münde die
andern stuoffet Renner 18343, ze sorgen stuofen aus der S. Mar-
tina des Hugo von Langenstein, mort siüefen MSH 1, 338*
ergibt die Bedeutungen »verursachen, veranlassen, herbeiführen^
zu etwas bringen, in etwas versetzen^ und nicht anders hat
schon Joh. Qeorg Scherz in seinem Glossar. German.^ das
Verbum beurteilt, nur daß er II 1589 unrichtig zwei Lemmata
stuffen ,excitare, efficere, stiften' und stuften ,initiare, incitare,
stiften^ ansetzt, da doch der Beleg zu dem zweiten swa du
weist das zwei menschen missehellig waren gegin ein andern^
oh dir das Hey was oder f rumtost oder es daran (d. i. *dar
an-) stuofiost mit Worten oder mit werchen^ gleichfalls als regel-
rechtes Präteritum unter stuffen zu subsumieren war und,
wenn es schon eine mit Dentalis erweiterte dialektische Form
*siueften gab, was möglich ist, doch das t des vorliegenden
Präteritums für dieselbe nicht als Zeuge geführt werden kann.
Wie bei diesem Beleg, so ist auch in dem zu stuffen aus
Johans von Ringgenberck nachgewiesenen untriuwe ddst ein
selig {*selich) hört, der stuefen kan roub unde brant unde
groze mort^ die Bedeutung , verursachen , herbeiführen' offen-
kundig und die Abzweigung des ags. Wertes ,einführen' aus
gemeinsamem , führen* leicht zu verstehen.
Die virtuelle Grundbedeutung des Verbums ist, wie bei
BosworthToller ganz richtig angegeben erscheint, ,schreiten
machen, Schritte machen lassen'; es ist ohne Zweifel von einem
Nomen mit dem Präteritalablaute des stv. as. steppian, ahd.
Stephen, ags. steppan , schreiten, gradi, incedere' abgeleitet, also
etwa von as. stopo m.. Hei. 2399 stopon, im folgenden Verse
als ,Hufschläge und Männertritte' erläutert, oder von der in
ahd. stuof m. ,gradu8' vorliegenden Form, nhd. stufe als ,Unter-
* ed. Oberlin, Argentorati 1784.
* Ans einem Libellns de confessione in Mnseo Andr. Silbermanni.
* Auch MSU 1 p. 338; Ton mir berichtigt aus 3 p. 643.
Dms HiidebrAndiilledl.
81
fage des Trittes*, aber seine lehendige Befletitimg entzi^^e sich
mos, wären wir aufs Raten angewiesen nnd könnten wir diese
nicht aus dem mhd. Gebrauche feststellen*
Das nach Analogie des mlid, Verbnms glaubltch transi-
tiv© *fMp«7i erfordert ein Objekt, Dasselbe steht in 63, 2 in
Gestalt des vielnmstrittenen Wortes iiaim, hinsiehtlich dessen
ich den Rat geben ranß, daß man sich trotz der in Mild, sonst
nicht mehr begegnenden öi- Schreibung, die Heinzel so sehr
bedenklii'b erschien^ die sich aber mit dem einmaligen anti 15
gegen sonstiges enti in Beziehung setzen läßt, bei der längst
gefundenen Gleichung mit nibd. MUiim bernliii^^en mUge,
Wir haben es, wie die folgenden Ausfübrungen erhärten
sollen^ mit einer transitiven Bindung *tdaamane staim stopeii
fZUsammen^ d, i, mit einander, engh together », , , verursachen'
und nicht mit einer solchen Haim tosammie st^pen^ nach
as* teifamne lesan^ hrengian^ leggian^ heßian^ noch weniger mit
einem intransitiven tuiamane $topen^ nach as. teiamne faran^
kumaUf z\x tun^ d.h. das Advorbium, das wir nach abd* mm-
manef zmamana, zUamaue ^comintis, commixtim* Graff 6, 36
beurteilen werden , ist nicht als solches der Richtung der
Tätigkeit oder Bewegung zu verstehen und nicht einseitig mit
dem Verbura *itopen zu verbinden, sondern als solches der
lokalen und persönlichen Einheit des Vorganges ^ der in do
si^ptun , , , »taim. geschildert ist, auf die handelnden Personen
3sn I>eziehen.
Daß das äinmal bezeugte md. Wort Heim bei Nikolaus
von Jeroschin* eine Ablantform des andern bei demselben
Autor vorkommenden Wortes siini sei, ergibt sich <]araus, daß
die Sprache desselben kein et für i kennt, somit an vülhge
Gleichheit der beiden Wörter nicht asu denken ist.
iteim hat echten germ. Diphthong ai und ist an der be-
züglichen Stelle 12H37 — 39 Nu wart ndeh des »iriit$ gteim \
brndir LüdeuAc vtm Baldinihnm \ meUtir ubir Prüztnlant . , .
demgemäß auch mit einem Worte gereimt, dem der gleiche
germ. Diphthong gebabri. Daß aber Heim bei Jeroschin eine
BedeEtung haben müsse, die nebst anderen auch dem md.
Worts Hirn zukommt, erhellt aus der völlig identischen Bindung
* Di kröiiike von PraffinlAnI, hf, von Str«hllie. Leipsig IBßl.
Sll3«etab«r. d pkil.-kiil. Kl 15S. Bd , lt. Abb. 6
82 VI. Abhandlung: y. Grienberge r.
des strttts steim bei Jeroschin and des stritis sttm im md. Schach*
buch,^ Kol. 234, Vers 5 ff Codrus der here tvise \ nicht in riitirs
xcise I sundir als ein pilgerim \ sich gap zcü des stritis sttm |
daz he dirslagin wurde \ von des stritis bürde. Daß endlich
steim and sttm überhaupt etymologisch zusammengehören und
zwei GHeder einer Sippe darstellen, lehrt zwar nicht der eine
nordische Beleg mit Vokalisierung ei unter dem Lemma stitna
bei Ross Norsk Ordbog, wohl aber die wortgeschichtliche Be-
trachtung der Sippe sttm, an die das md. Wort mit ei durch
das Bindeglied des Beleges aus dem Schachbuche untrennbar
geknüpft ist.
Das Substantivum stim und seine Sippe ist über das Md.
hinaus weit verbreitet. Es erscheint im Mnd. bei Schiller und
Lübben, im Dan. und Schwed. bei Helms, in den norwegischen
Dialekten bei Aasen und Ross, im An. bei Fritzner, im Aisl.
bei Cleasby-Vigfusson. Dagegen fehlt es in den schwed. Dia-
lekten bei Rietz, im Ags., im Ndl. und Oberdeutschen.
Der feststellbare Verbreitungsbezirk ist also im wesent-
lichen das Md., Nd. und Westnordische.
Die Länge des Vokals ist im Md. durch die Reimworte
rtm Jerosch. und pilgerim Schachb. gesichert, im Dan, und in
den nord. Dialekten durch ausdrückliche Doppelschreibnng ii
bezeugt. Die ndd. Schreibung der alten Belege mit y spricht
zum mindesten nicht gegen Länge und Länge geben einhellig
auch Cleasby-Vigfusson sowie Fritzner an, der allerdings das
einfache Substantiv nicht verzeichnet, wol aber Ableitungen.
Das Genus des Wortes ist Masc. im mnd. Akk. den stym,
ebenso im dän. stiim-en, Mask. und Neutr. im schwed. stim
-en und -ett sowie in den norweg. Dialekten, in denen nach
Aasens Angabe mit dem verschiedenen Genus auch verachie-
denc Bedeutung verbunden ist; nur neutr. Genus geben Ross
und Cleasby-Vigfusson an. Die Form des Wortes ist einheit-
lich stim, nur das Mnd. kennt neben dieser noch eine er-
weiterte Form Nom. Sing, de styme.
Die Bedeutungen ergeben drei Hauptreihen. 1. ,harte Ar-
beit, Anstrengung* (Koss), wozu aisl. ,struggle^ 2. dän., schwed.
norweg. dial. ,Schar, Gewimmel, Zusammenlauft, i. b. auch
Hg. von Sievers in Z. f. d. A. 17, Kol. 161—380.
Daa HildebrntidiHed.
83
, lärm ende Schar*, a. B, von Knaben, und in alicü drei Gebieten
auch spezialisiert, jSchar von ziehenden Fischen*, i, b. zur
Laichzeit; and daran schliaßt sich das sioherlieh aus dem
German* entlehnte litt, i^tifma f. und stymas m. ,eiü Schwärm
Gehender Fische im Haff^ (Kurschat). 3, mnd., däu., schwed,^
norweg, dial ^Lärm, Geräusch ^ Toben, Tamnlt, Unmhe',
Dazu kommt noch eine norweg. Spezialisierung (Aaaen) zu
,Spiel , ßeladtlgnng, Tanz und Sang% die zu 2 und 3 Be-
Eiehnng hat.
Im Einklänge damit reicht auch der Bedeutangswert des
Verbums itima dareh alle drei Kategorien: nord. 1 jarbeide
haardt, anstraenge sig* Ross; dän. stime 1 and schwed, Himma 1
^ieh in großen Scharen drängen^; mnd. gtimen, dän. sHms 3
obaol. , lärmen» toben* und hat gleich dem Sabst. in norweg,
dial Mtfna und schwed. siimma 2 die Spezialisierung zu
^epieleu^ als ,Bieh geräuschvoll in großen Scharen tummeln'
erfaliren.
Die Angaben für das alte nord, und isl Verbnm stima
jk^nipe^ tumlej anstrenge sig med^ Fritzner und ,to wreatle,
ha VC a Imrd tuaale with* Clfashy-Vigfusson schließen sich an
die Kategorien 1 und 3j der Beleg bei dem ersteren aus Fld.
in, r>Oi -^ hmtiga fm ek iü at $Uma vld pik Hördr be-
aieht sich nach Kategorie 1 auf die BewegungL-n und Austren-
gnngen des feindlichen Angriffes»
Der Faden j der durch alle Werte der Sippe läuft, zu
der ich die zahlreichen älteren and modernen norweg., ial^
dän. und schwed. Einzelbtldungen beizusetzen für unnötig
erachte^ Ist leicbt zu erkennen.
Die akustische Bedeutung beruht auf der Begleiterscheinung
aufgeregter Haufen oder auch Einzelwesen^ nicht andere wie
5«terr speJctakel ,Lftrm' von der Begleitcricheinung eines be-
wegten Schaustüekes abgezogen ist; die kollektivische Be-
deatung beruht auf der Vervielfältigung der Einzelbewegung
der Individuen eiuer Masse, nielit anders wie nhd. das gedränge
im Sinne einer gedrängten und sieb drängenden Menge.
Die Grundbedeutung, von der die Werte der L Kat.
^Anstrengung, heftige BemtihunKt das Ringen, Kämpfen* un-
mittelbar ausgehen, ist wohl als ,du8 Dringen, der Drangt fe>8t-
snaet^ei]. Für germ. ^$thma- dürfen wir ein Verbujn *«U-nan
6*
84 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
,dringen, drängen' fordern, zu dem das Subst. sich formell wie
ahd. chimOf chim Graff 4, 450, germ. *Äl-ma- zu einem ur-
sprünglichen stv. mit n-Präsens: got. kei-nan, ahd. chi-nan^ as.
kinan verhält.
Dazu mag dann wohl auch germ. stai-na- ,lapis' als das
,gedrängte, dichte, feste Mineral* gegenüber der lockeren Elrde
gehören.
Für die aktuelle Bedeutung der md. Bindungen des atritis
Stirn und des strttis steim kann man ebensowohl von dem Werte
in den rand. Belegen bei Schiller und Lübben mnd. Wbch. 4,
404 ausgehen: rugynge unde stym vom Toben der Juden vor
Pilatus, den stym unde dat bulderent der vyende] do legerde
sich de styme (Aufruhr); stimen ,insanire, dorheyt d6n, douen';
storment unde styment in deme hus; stymende unde spalkerende,
vom Feuer; unde stymede (dat unwedder) so lange in der
luchtj und die Jeroschinstelle übersetzen ,nach dem Toben des
Streites', die des Schachbuches ,Codrus . . . überließ sich dem
Toben des Kampfes', als auch anderseits von den an. und aisl.
Interpretierungen zu stim ,a struggle', stima ,anstrenge sig med,
to wrestle', Kompos. stimabrak n. ,a hard struggle, hard tug'
und zugleich mit Hinblick auf engl, the tug of war ^das heftige
Ringen' übersetzen ,nach des Kampfes Anstrengung' einerseits
und ,Codrus . . . überließ sich dem Ringen des Streites', ander-
seits, ohne daß eine große Differenz der Auslegung begründet
würde, da auch in den mnd. Belegen die mechanische Seite
des Tobens, Wütens im Vordergrunde steht.
Anders allerdings verhält sich das md Wort in dem
zweiten Belege bei Jeroschin, der, nachdem er einleitend die
Einteilung seines Werkes in 4 Teile angegeben und ihren In-
halt skizziert hat, Vers 292 sich an sein Publikum wendend fort-
führt: sus ist üch offinbdre \ wurdin der materien stim. \ Ouch
ich diss getichtis rim \ üf di zal der silhen züne | sechse, sibene^
achte, nuney. . ., denn hier kann nur die GUederung des Stoffes
gemeint und das W^ort nur in einer Bedeutung geführt sein,
die sich im allgemeinen an die zweite der ermittelten Kate-
gorien anschließt.
Da nun Helms im din. Wörterbuche ein schwed. Wort
stym .das Geflecht, das Ineinanderlaufen' veneichnet, dessen
Bedeutung fbr materien stim ohne weiteres anwendbar ist
Dna HildebrAndflUed.
Hb
halte ich es für wahrscheinlich, daß md. sitm zugleich ein
technieeher TerQiinus der Weber mit dem Sinne von Jiatte*
Aufzug, Zettel' geweaen sei^ und finde ^ daß Joh. Leoiihard
Frisch * nicht so uneben atif latein. stamen verwiesen habe,
obwohl er dieses Wort nicht zu siinif sondern zu dem iteim
der Jeroschinstelle zitiert, das deutsche Wort fiilselilich aua
dem Latein, herleitet und obendrein ^pugna peracta, proelio
finito^ libereetzt, woraus sieh ergibt, daß er aueb lateiiu stamen
jZgUbV nicht verstanden, sondorn nach ,8tare* als Stillstand ge-
deutet hat.
Als Subjekt wirkt in dem Satze rfo stftpiun tosamane Haim
jda begannen miteinander das Ringen^ nach $e von 61 fort«
Gewiß könnte das Pronomen auch in 63 wiederholt sein — an
Ausfall desselben dachte Heinzel — aber notwendig ist das ina
Stile der belebte» und gedrängten Schilderung darehaos nicht,
nur daß die nbd. Diktion in diesem Falle die Voranstellung
des Verbuma ^begannen da miteinander das Bingen* verlangt.^
Für die folgenden in der Hs. getrennt geschriebenen ewa
Worte hört ^hludun schiene nichts gelegener, als daß sie die
syntaktischen Potenzen von »tSptun , . . staim und h^üumm . . *
ißcilti enthielten, daß demnach bort Akkus, t^lurab und Objekt,
chludun aber die o. Plur. Prät* eines Verbums sei. Diese
AuflFasiung liegt denn auch der Te^ttveränderung jener zu-
grundcj die wie Kanffraann für chludun : ^chlubuu einsetzen
und an ags. Parallelen wie in /K|)el&tän3 Sieg hei Brunanburh
Vers ö, 2 — 7, 1 bordweal clufon || kioimn kmdolmda | hafmra
Idfum 11 miformi i^adweardes . . .* von Kuni*^ .E]>etstdn undj
seinem Bruder Eadmund gesagt, oder in Bjrhtnöds Tud 282/
2^ — 283, 1 and »widß mmnig 6p^ \ clufon cellod bord . . * er*
Innern, nur daß die Verlesung oder Verscbreibung von h zu d
uicht paläographisch — an das einem d völlig gleiche h der
^ Pompeianischen Minuskelkursive kann man Ja nicht denken —
noch lautlieb zu verstehen ist*
Als Substantfvum gefaßt konnte ckludun mit n fl)r m wie
in kertun 2, uuortun 38 Dativ Pluralis eines mask. oder neu-
traten o-Stammes oder konsonantidchen Stammes sein; an sich
*■ TeQticb Utcin, Wörterb. Berliu 1741, U, Sm
' Two of the Saion chroisiciefl eä. Eftrle, The Parker Mi. e. J. 9S7 ii«eti
d«r H erstell nng bei Kluge, L£)«eb. 130.
86 VI. Abhandlung: t. Qrienberger.
möglich, wenn auch textlich kaum za erwarten nach banün 50,
gimeinün 58 ein Obiiqaas des Singulars oder Nom.^ Akk. Plaralis
eines fem., beziehungsweise im zweiten Falle auch eines neu-
tralen n-Stammes. Der Akk. Sing, oder Nom. Akk. Plur. eines
mask. n-Stammes wird nach herron 45 auf -on erwartet, wäre
also nicht in Erwägung zu ziehen. Demnach könnte, wenn ein
Wort *chlud anderweitig nachweisbar wäre, die Form des
Textes instrumentale Bestimmung zum Verbum stdptun sein,
allesfalls auch zum folgenden Verbum hevuuun und es würde
dann bort wohl nur als erster Teil eines Kompositums *6or<-
chlud untergebracht werden können. Ich habe den Eindruck,
daß die Chancen für jede Art der möglichen Substantivformen
recht ungünstig stehen.
Ist aber chlndun Verbum, so kann es allerdings nicht
gut als reguläre 3. Pluralis Praeteriti eines ablautenden Ver-
bums beansprucht werden. In Betracht kämen die tu-Klasae
ahd. siodan sowie die Verba mit dem Ablaute i, a, u ahd.
findan, as. ftthan, fidan Monac, got. ßnpan. Aber im Dialekte
des Hild. müßten wir im Plural dem grammatischen Wechsel
d SLXiB p begegnen, d. h. wir hätten in dem ersten Falle *chlutun
im zweiten aber *chluntun zu gewärtigen. Aus dem gleichen
Grunde der nicht einstimmenden Dentalis kann auch die 3.
Plur. Praet. eines <-Verbums nicht behauptet werden. In Be-
tracht kämen die Verba pura ahd. säen, muoeti, oder das ur-
sprünglich red. büanf woran sich eine mögliche Verbalform
mit Thema -«, statt germ. -«, -ö irgendwie anschlösse. Aber
das d des PräteritalsufBxes erscheint im Hild. immer als t:
gihorta, garutun, gimahalia, sagetun , fuortos, uuallotay sce-
rita, es wäre also nicht einzusehen, wieso das Prät. eines
Verbums *chlüen nicht vielmehr *chlüta statt *chltlda lautete.
Einzig und allein einem Präteritum des Typus got. kunpa, an.
kunna^ unna, ahd. konda, onda, ags. cüde, ude, Infinitiv ahd.
chunnariy unnan genügte die Form chludun, da germ. Vokal
+ np nach güd- 4, odre 11, cMd 12, 28, gfidea 58 in der Tat
als Vokal + d auftritt. Dieser Typus der Präteritalbildung
mit dentalem Suffix ohne Mittelvokal urgerm. -/>ö, der sich,
beiläufig bemerkt, von dem der Prätcrita got., ahd. brähta zu
briggan oder umord. worahto, got. waurhta^ ahd. worahia zu
xoaurkjan, wurken u. a. nicht unterscheidet , da in der Ver-
Bindung mit vorhergelienclem A die Verschiebung der Dentalis
EU /j unterbleibeo muß, dieser Typus ist in einem Fall© auch
auf ein regulär ablautendes ahd. Verbum Übertragen worden^
dem er zu einer zweiten Prätefitalform verbilft Das Verbum
ahd. bujinnau besitzt außer dem gewöhnlichen Prilterituin
bigan^ bhjtmnum auch eine Nebenform hujonda^ bain aueb pi-
gnnda^ die ersichtlich von der Uleiehiing Ingan, bigunnun wie
ahd. aUj ufmun, unnan oder kan^ kunnun, kunnnn ihren Aus-
gang hat und deshalb den Präteritis ahd* onda, konda^ m
bair, Quellen auch kundaj völlig gleich gestaltet ist* Um ao
sicherer ist diese Übertragung von den Präteritopräsentiis aus,
als auoh die Form mit st ahd* Is. hiffunsta wie ahd. O. konsia
und gionHaj das letztere auch as*, steh 6ndet.
Die dem got. kunfja, ahd, konda^ onda^ ags. cude^ nde
entsprechenden Präterita sind im Äs* nicht bezeugt* Wären
sie m, no könnte, da das as* Part, küd dem ags. ciid gleich
ist, kaum gezweifelt werden, daß sie als *küda und *iicfa er-
scheinen müßten und im Dialekte des Hild. , der ja hier zum
As, stimmt als *chüda und *üda, im Plural *chüdun und ^üdun
wie ags. Ps, cndun. Damit sind wir an die Form chludun
schon ganz nahe herangerllcktj nur daß wir^ da es kotn Prli-
teritopräsens * kiun(n) gibt, in anderer Richtung Umschau
halten müssen.
Ein I^ritteritum chlan, bei Otfr. in der 3. Sing* giklan und
hiklan bezeugt, bietet das ahd. Verbum kUnan^ auch nhd* ktencn
^streichen, schmieren*, außerdem in den Formen und Bedeu-
tungen ehlinit ,coIlinit*^ pichhnent jUiiunt^, duruhehlenes ,per-
linias' Graff 4, o5H betegtj das ein anormales, dem Paradigma
güban entlehntes Part. Perf. kichlen^n »conglutinata^ statt des
EU erwartenden mit Ablaut u (o) ^eigt. Eine andere Aus-
weichung lang i statt e {ij im Stammvokale gewährt das dazu-
gth(}rige Sekundär verbum an. klina^ -nd ^smere^ besmisr©*,
wo^u GDW, auch deutsch wester wäld. h^kUine^ norweg. kltina^
scbwed, dial. klajim gefügt ist* Einem sekundären swv*
*klanjan gehört die 3, Sing. Prät. ff verMmite an.
Dem Plural des Prittcritums chlan gebilrt Lang vokal gerra.
5, also *rkl(biumj aber es ist denkbar, daß das Verbum mit
ungedeckter Nasalis », das in seiner Ablautklasse gana ieoliert
liehtj im Plural nach der Klasse der Verba mit gedeckter Na-
I
I
B8 VI. AbhandluDfif: v. Grienberger.
salis wie biginnan konjagiert werden konnte and es ist deshalb
ebenso gut möglich; daß zu chlan mit oder ohne Mitwirkung
eines Plurals * chlunnum die in pigunda zu bigan gebotene
Sekundärform gebildet werden konnte, die ahd. *chlunda,
*chlonday as. aber *klüda lauten mußte. Ich meine , daß der
Mangel etymologischer Geminata beim ahd. Prät. chlan gegen-
über dem Bestände derselben in den angeführten Präteritis
got. duganUf an. anriy got.; an. kann mit Rücksicht auf die
durchgehende Vereinfachung in der 1. Sing. Prät. des ahd. bigan^
an, kan kein unübersteigliches Hindernis dieser Annahme sei.
Aber auch semasiologisch ist das Verbum möglich. Wenn
wir in Betracht ziehen^ daß die engl. Entsprechung zu streichen :
to strike der zuständige Ausdruck für ^schlagen^ ist^ daß mhd.
strichen auch ,Streiche, Haue geben' z. B. einem eine smitze
strichen bedeutet, geradeso wie mod. bair. streichen auch
^schlagen, züchtigen' ist, daß die Bedeutung ,Hieb, Schlagt
auch in uhd. backenstreich, Schwertstreich, handstreich und
und im PI. streiche ,Schlilge' hervortritt, daß nhd. vulgär ,einem
eine schmieren' gleichfalls ,einen Schlag versetzen' bezeichnet,
so kann es keinem Zweifel unterliegen^ daß bort chlüdun ,8ie
strichen die Schilde' soviel wie ,8ie schlugen die Schilde' heißen
und epische Variation zu dem folgenden hevuuun . . . sdlti
sein könne.
Das Objekt zu hevuuun : huitte scilti übersetze ich mit
dem bestimmten Artikel ,die weißen Schilde', da nicht irgend-
welche Schilde, sondern die bestimmten der beiden Kämpfer
gemeint sind.
Das einfache Verbum hauen ist nhd. nur mehr in sehr
eingeschränkter Weise mit Objektsakkusativ gebraucht, wie
holz hauen gleich ,Holz fallen' oder ,Holz klieben', während im
ahd. Bindungen wie ,Zweige hauen, sich mit Steinen hauen, den
Hals hauen, den Feigenbaum hauen, die Türen mit Äxten hauen'
begegnen, wofUr wir nhd. Komposita wie ,abhauen, einhauen'
verwenden müssen. Dem ahd. houuan ,concidere, occidere,
praecidere, excidere, insectare' Graff 4, 705 f. eignet also eine
viel reichere Verwendungsmöglichkeit. ,Schilde hauen' ist nhd.
nicht zulässig, man muß da zu dem Kompos. ,z er hauen' greifen.
Das Adj. harmlik ist Hei. 5513—14 thar mohta man thuo
deruie thing \\ harmlic gihorian, Gott., vom Tode Christi, in der
Dw Hilclpbriinf)»Ued.
Bedeatun^ J^mtI bringend* bezeugt; es variiert den Begriff dcrbi^
welches Adj. nach seinen etymülogischen Bt?Kiehmigen »u as,,
ags. deriauj ahd, terren eigentlich ^Tioci%"Us* ist.
Die beiden bei Hosworth-Toller vorzeiclineten Belege hearm'
lie him wdre dmt he wurpe itd des und dt^t wws hreowlic and
hearmlic gewHhren glGichfalls den Sinn jLeid TerErsachend*,
bei Wright- Wülker ^ ist lat calamtio^a mit % heannlicaii
glossiert. Alid.^ findet sieh nur eine erweiterte Form im Adv.
karmentlikho ^iniartose' Pa. ; für daa ahd, und mhd. BubstantiT
sind die Worte ,calamitas, calnrnnia^ eontumelia^ aerumna,
inrgmnij iniuria' angegeben.
An nnserer Stelle geht das Adv, nach an. hermd f. ,ira,
animuE iratns^ infenaua' Egilsaon 321 vermutlich mehr auf die
Leidenschaftlichkeit der feindlichen Handlung^ auf die gewollte
Scliädigung des Gegners, als auf den Vers i>5— 6t3 des näheren
nufigeiHlirten Effekt und wird am sichersten mit feindselige
erbittert^ übersetzt werden ♦
iro geht auf i€ von 61^ lintüu ist Vanationswort zu icilti,
ItUtilö steht prädikativ %xi uuurtun, Ebenso wohl auch daa
flexionslose Partizipium griMuiyan, das vermuthch aus einer
Bindung *giuuigan uuerdan stammt und zu iüUilo im Verhält-
nisse der Apposition steht,
FUr dieses Partizipium des starken Verbums vermute ich
eine ältere za litt, weikti .machen, tun, arbeiten', wo^u perweikti
jbewältigenS paneeikti .niederwerfen*, upweikti ^bezwingen',
stimmende Bedeutung ^bearbeiten* oder vielleicht auch ^fer&r- I
beiten*j die besondere Bedeutung des germ, Verbuma got.
tceihan ^jnaxtu^ai' ist m. E, sekundär und geht von dem Be*
griffe des ,Arbeitens^ aus. m
Die längere Form der Präposition miii gleich as. HeL
Cott. mi(fi ^Ai ^mit dir* 4697, midi losepe 757^ midi itttrdu 747
steht in Hild, i^6 aus dem Grunde des metrischen Bedürfnisses;
in ihrer Wirkung ist sie von der kürzeren Form mit Hnu hiüiu
Hild b2 nicht verschieden.
Der In tensitäts Verlust des inlautenden p > 6 in umbnum i
kgegen aa. Hei wdpan, Gen. uu^pmi 645, Gen. PL uuftpno 46H6
I
> AnirloiiiEon Vocnbnlanes 372, Id.
» Qnff 4, 1032.
90 VI. Abhandlung: v. Grienberger.
Cott., der lautphysiologisch durch das unmittelbar folgende n
in den Obliquen mit Synkope des Mittelvokales bedingt ist, ist
in den ags. Formen des i?5Ifric ^ btiton Mcum wdmne , Akk.
PI. awearp his wdmna noch um einen Schritt weiter gediehen,
indem das tönend gewordene b zum bilabialen Sonanten m über-
gegangen ist.
Materiell sind die *tüdbn die Schwerter, synonym zu
suertu 4 und 51 sowie hilliu 52.
IV. Bemerkungen zu den Yersen.
Vers 1, 2 betrachte ich als dreihebigen Schwellvers mit
Alliteration auf der ersten Hebung und dreisilbigem Auftakte
däi 81 h ürh'ettun irnonmüotin, wozu im allgemeinen der Halbvers
Hei. 5541, 2 that hie ni uudri them männo fölke Cott. stimmt.
Vers 6 und 7 bietet ein Beispiel überlanger Form' mit
fortgeführter Alliteration h im zweiten Halbverse, vgl. Hei. 4432
Mon., uuola uudldand god, qxC^dad sie, \ hui uuüt thu sö \
uuit thit uuerod sprekan ||.
Vers 10, 2 ist ein dreihebiger Schwcllvers mit zweisil-
bigem Auftakte ^ddö uuUihhH cnüosUs du sisj im Baue dem
Halbverse Hei. 5664, 2 6ndi thät fehä läcan Ubrdst Cott. un-
gefähr vergleichbar, nur ist die Alliteration im Verse des Hild.
für die zweite Hebung zu fordern.
Vers 22, 1 dit sld dkirihhe stimmt zu Beow. 3008, 1 JyiBt
we peodcyning und Vers 25 — 26 gewährt abermals einen Beleg
für überlange Form mit fortgeführter Alliteration d: digano
dechisto . . . deotrichhe ddrba . . .
Vers 28, 1 chiid uuäs hhr chönntm mdnnnm ist Schwell-
vers und ebenso 28, 2 ni uuAnyt ih iü Uh häbbej beide von
Franck^ überzeugend in diesem Sinne beurteilt.
^ De uetere et nouo teeiamento cd. Grein [Bibl. d. ag«. Prosa, Bd. 1, 1878]
p. 7, 16 and IH, 31.
* Ed. Siever?, Altgcrm. Metrik. Halle 1893, S. 164.
^ J. Franck, Die Überlieferung des Hildebrandliedes in Z. f. d. A. 47
(1904) [8. 1-66], S. 23.
iungarun Mon. vergleichbar.
Dae iDqait des VerBes 29 hänge ich Dicht an den ersten
Flulbvers; sondern stelle es an die Spitze dea »weiten, der sich
dadurch zu einem dreihebigen Schwellvera quad hiUibraht^
öhanq ah Mumie gestaltet. In gleieljer Weise ordne ich Vers 47
unSnga nu, uudltant got^ | fuad hiltihruni uuMtiuurt skihit und
56 dir 9l doh nu drgösto \ quad kütibrant SsiarlintOj sowie
ich der Meinung bin, daß anch analoge Fälle im Hei. wie
^i^b fader dbrahäm \ quad he mi is ftrinun iAdr/ Mon. oder der
Eingang der as. Genesis uuela^ thai tku nu Eva hdba$ \ quad
Adavi übilo gimärakot in dieser Art zu behandeln seien. Daß
dieae drei Inquit aus ut'sprtinglichen VoÜversen wie Vers 6
stammten, kannte man wohl vermuten. Ich denke aber docli^
daß die volle Formel^ die zu Beginn jedes Abschnittes der
Wechselrede passend ist, im Innern zur bloßen Aufrecht-
erhaltung der Kontinuität des Sprechenden doch wohl nicht nur
gehwerfäUig^ sondern sogar der Klarheit eher abträglich ak
förderlich erschiene.
Zum Halbverse 30, 1 däi du nHo diinnhält kann man
Ilel, 2555, 1 that tm thär imhüld mdn Gott, herans&iehen, au 30, 2
mit 3U8 üippau man dinc ni giUitÖs, der ein Seh well vers ist^
etwa Hei 3696, 2 Mon, thmi ni kdbas ihu frXdu hwirgin.
In Vers 35, 3ri findo ich da» dritte Beispiel für überlange
Form, forlgefülirt nicht mit der Alliteration g von l und 3,
sondern mit neuer o^ die als solche dttr^:h Doppelsetzung in
der dritten Zeile kenntlich gemacht ist Ich glaube mich nicht
ÄU täuschen^ daß Hei. 4262 — 4 , * , tum «o mSdcg utsdg \\
Imißo folkes \ habdun grimman hügi \ $tldmöden s^l*on j) (ni
uueldun is uuorde gildbien , . ./ Mon, htezu eine genaue Parallele
gewähre, nur daß in Hild* die Alliteration des Überzähligen
Halbvers^: Vokal, auch im unmittelbar folgenden V©r&e 37
erscheint, wälirend in den auagehobenen Versen aus dem Hei.
der unmittelbar tblgende Vera neue Alliteration, w geg^n n
vorher^ ^^igt^
92 VI. Abhandlang: r. Qrien berger.
Vers 44, 1 uu4la, gisihu ih ist auch von Franck S. 31
als kompletter Halbvers beanspracht und von Sievers S. 163ff.
nicht inkulpiert. Daß 44^ 2 in dinlm hrästim fUr einen
Halbvers zu kurz wäre^ wie Franck a. a. O. behauptet, kann
ich nicht sehen; man vergleiche Beow. 1223, 2 stcä scß be-
büged. Dieser Vers sowie drei andere 10, 14, 28 entbehren
der Alliteration und bei Einern 46, der nach dem gegebenen
Sprachstande allerdings alliteriert, wlirde die Alliteration ver-
wischt, wenn man statt der Form reccheo die ältere mit irr
anlautende einsetzte.
Nimmt man nun an, das erhaltene Lied erscheine in
etwas jüngeren Formen als die sind, die der ursprünglichen
Fassung zukamen — und man darf diese Annahme wohl machen,
da es höchst wahrscheinlich ist, daß in 5 älter *hringa an
Stelle von Hnga stand, das den zweiten Stab im VoUverse:
helidos, ringa, hiltiu gewährte — so müßte man an einen Wort-
tausch in 46 glauben, d. h. an Eintritt des zu reccheo allite-
rierenden Wortes riche an Stelle eines früheren, das zum An-
laute von *wreccheo paßte. Dieses Wort könnte sehr leicht
*tcerolt gewesen sein und der Vers könnte also gelautet haben
*dat du noh bi desero uuerolti \ uureccheo ni uuurti.
In Vers 10 vermißt man im zweiten Teile die Alliteration
zn den beiden / des ersten. Da im Hei. kunni und knosal
gebunden auftreten, so z. B. 223, 347, 366, 558, uzw. entweder
in einem Halbverse oder auf beide vei*teilt, so könnte man in
Erwägung ziehen, ob nicht der erste Halbvers überhaupt nur
^inen Alliterationsbuchstaben enthalten und einmal *fireo in
chunne gelautet habe. Dann aber wäre nicht uuer ßreo, sondern
*ßreo chunni zu verbinden und die Frage Hildebrands nicht
auf die Nation Hadubrands zugespitzt, deren Kenntnis seitens
Hildebrands nach dem Inhalte des Verses 12 zweifellos ist,
sondern sie ginge in der Tat auf das Menschengeschlecht im
allgemeinen, eine Auffassung, die ich nicht teilen konnte. Eb
ist daher eher anzunehmen, daß in 10, 2 ein anderes mit /
anlautendes Wort fUr *cnuo8al gestanden habe und das könnte
sehr wohl langob. fdra stf. ,generatio uel Hnea* Paul. Diac.
lib. II, Kap. 9 gewesen sein und der Halbvers könnte gelautet
haben *eddo uuelihhera fdra du sU. Was den Vers 14 betrifft.
D»s UildebrAndsUeil.
93
EO ergäbe eich Alliteration, wenn man an Stelle des Verbann
sagen das Zeitwort Urmi einsetzte^ also *dai lertun mi | 4s$r§
Uuti^ wozu man Beow. 415 pd mv Jnf^t geldrdon \ Uodt mine
sowie HeL 1S82 l$rde the lande» uuard \ liudi sine Mon. nicht
nur wegen der identischen Alliterationelräger, sondern auch
wegen der kompressen Gestalt der zweiten Halbverse mit Kntzen
vergleichen kann. Ja es wäre sogar mögUch^ daß der Halb-
vers einmal statt üure Imti vielmehr *liuii m%n$ odar doch
wenigstens *liuti ittmre gelautet habe. Ob der scheinbare
Endreim mi : liuii in der nns überlieferten Fassung Zufall oder
beabsichtigtes Kunstmittel sei, wage ich nicht zu entscheiden;
sehr wahrscheinlich ist mir doch die letztere Annahme nicht.
Für den Vers 2H hat Franck an Stelle des «weiten Teiles ni
uudniu ih iü Itb kabhe die Phrasierung ^muudniu ih i^ quic
libbe vorgeschlagen und es ist anzuerkennen, daß *qith'€ libht^nj
wie vielleicht eher für den Dialekt des Hild, vorauszusetzen
wÄrej die zu chüd und chonnem erforderliche Alliteration dar-
böte. Da indessen meiner Meinung nach der Hauptiktus der
ersten Hälfte auf chwiti^m ruht, so wäre es an sich denkbar,
daß dieses Adjektiv an Stelle eines anderen mit ursprünglichem
I (altes wlf hl wäre nicht zuzulassen) anlautenden Adjektives
getreten sei, so daß dann die von der Hs. gewährte Phrasierung
der «weiten Hulfte ungeündert beihehalten werden könnte. Es
wäre aicherlieh gestattet, an as. IM^ ags. lad mit der passenden
Bedeutung ^feindlich* zu denken und den ersten Halhvers *€hüd
uuaM her leidim mdtmum zu gestalten, wobei man den Aus-
druck des zweiten Halhversea vOlÜg schonte und an Sinn nichts
verlöre, sondern eher gewänne > denn die Wahrscheintichkeit,
daß Hildebrand nicht mehr am Lehen sei, wird durch seine
Kotorietät bei ,feindliciien Mälnuern* gegenüber der bei bloß
,kühnen^ wesentlich gesteigert. Nach dem Standpunkte dieser ■
Rcstauriemng wUre also ckttd anders als in 1-, 2 ursprünglich
überhaupt gar nicht Alliterationstrdger^ sondern dazu erst im
umgeformten Halbverse geworden*
Es erübrigt noch der Allllerationsdefekt in Vera 44,
Derselbe ist leicht zu beseitigen^ wenn man an der gegebenen
Stelle die hruMt durch daa synonyme «aro des Verses 3 ersetzt
und *uu4la^ gisihu ih in dtnim mruuumj besser Hn mruuum^
I
94 VI. Abhandlang: v. Qrienberger.
dinem, wagt, wodurch sowohl die Alliteration hergestellt als
die Haupthebung an der ersten Stelle des zweiten Halbverses
gewonnen wird.
Die Deckung des Alliterationsbuchstabens s in gisihu
durch die Vorsilbe gi- verhält sich wie in gimeinün : mdtti
Vers f)8.
Der Ausfall des flexivischen -o in chnonmuotin aus *andno —
Vers I gehört vermutlich der primären Wortbildung an und ist
nicht durch ein Erfordernis des Verses diktiert. Ebenso muß
man die Kontraktion gimdlia 34 für eine fakultative, der ge-
sprochenen Sprache angehörige ansehen und die Möglichkeit
zugeben, daß sich hinter den 3 orthographisch offenen Formen
gimafutlta von 0, 13, 43 schon die Kontraktion von 34 berge,
die im gesprochenen Vortrage des Liedes um die Zeit der An-
fertigung unserer Hs. mindestens fakultativ an Stelle der vollen
Form gebraucht werden konnte. Für den Vers allerdings sind
diese möglichen Sprechformen nicht von Belang, wohl aber die
Verschleifungen suerV ana 4, mi n' al 12, prüt^ in büre 20,
ort' uuidar IM), bei denen dreimal ein auslautendes u, einmal t
vor folgendem Vokal, beziehungsweise Halbvokal ^ im gespro-
chenen^ metrisch rezitierten Satze gefallen ist und in der Ortho-
graphie nicht wiederhergestellt wurde. In der gleichen Art
erkläre ich die Verschleifung *8%ppamman aus ^aippem^ man^
die orthographisch in sippan man aufgelöst wurde.
In anderen Fällen bietet das Ms. volle orthographische
Formen, wo der Vers doch Elision verlangt, wie sicher in 2^,
wo tu* uufintu ih geschrieben ist, aber *m uudn' ih gelesen
werden muß — man vgl. O. II, 4, 38 thoh uuffn ih blügo er
rtirtr/i thia mlhilun gtiati^ oder Hei. 4081, 2 than ututnin ik,
that thanen stank kume Mon., oder Beow. 338, 1 wen' ic pcet ge far
wienco, 442, 1 wt'n' ic funt he wille, oder mit anderen Verben Hei.
f)092. 2 nu ft'ggi'j ik iu te uudrou thoh Cott, 4575, 2 nu seggifj
ik in te uuiiran her Mon. 3X2i>, 2 — 30, 1 than uuilli\i ik iu te
uutiruH . . .»' selfn) seggian Mon. — oder 44, wo wahrscheinlich
•(;i#i/i' ih EU losen ist — man vgl. hiezu Otfr. I, 19, 26 nf serib^
ih oder Wionor Psalm las, Z. U> mmi7/iä, 34/ttt^'Ä, IS far
ih mit orthographisch orsiolitlicher , gegen 32 peginnq ih mit
orthographisch nicht ersichtlich gemachter Elision — obwohl
Oxir. bei Enklise dos IVonouiens ik an ein Verbiim auch EUsioQ
Das Hildebrftudfllied.
95
des Anlautes kenntj wie in der Vorrede ao Hartmuat 58 und B4 ni
hiluh thih; sie hängt in diesem Falle wohl mit dem i des fol^
genden Wortes zusammen nnd mag euphenisoh begründet sein.
Mit Sicherheit rechne ich noch hieher Elision des Aus-
lautes von äumaro in 48, 1, da der Hulbvere ih uuaWjta »umarg
enti uuintrQ doch nur nnter dieser Bedingung geglättet wird,
Anch daß man den HalbTers 29, 2^ den ich an sich obana
ab hiuane lesen würde^ im gegebenen Texte, wo er durch ein
vorhergehendes Inqnit zum Schwell vers geworden ist, mit Elision
des Auslautes von obana lesen mllsse quad Hiltibrahtj, obana
ab heuane, scheint mir metrisch erwünscht.
Denkbar wäre auch edd^t ih imo in 52, 2, dei'Q hregila in
59^ 3, wozu O. I, 18, 45 io ihn th^ra hiimuuisti \ niuzt9t mit
gilustij ferner untt im iro lintün 65, 1^ woz^n Hei. 5125, 1 huur*
bun umhi iro heritogon Cott,, sowie einige metrische Synkopen
von Vokalen in Mittelsilben, etwa bei hulidoB 5, d$S€mo 46,
hiigfru 50^ tommane 63, oder bei iceotaniöro in 49, 2, das
nach ags. icdofendra mit Synkope gelesen and zugleich mit
Urastellung *iu sceötant^ro folc verbunden werden dürfte.
Dazu kommen noch metrische Synkopen des Anlautes bei
Pronominibua , die mit größerer oder geringerer Wahrschein-
liehkeit gefordert werden können.
In Vers 4, 1 z. B. ist wegen des volltoiiigen se Anlant-
elision beim folgenden jro anzunehmen , also *^gdrutun aS *tq
tjüdhamun wie Mem. mori 37 so begrlßet er Vo gnuogei in
27, 2 konnte man lesen Imo uua^ to fehia ii Uop wie Psalm. 138,
Z* 2ii pinim du mo daz tscepii; amch in 32^ 2 io jtho kc, kaum
sg imo naeb shegih guoi Georgslied 9 aus ^$^ cgif^f in 41^2
kann man dut inan vorsehlagen und sicherlich ist Ö7, 2 äu
lesen nu dih '« äo uitil lüsiit, wo^u man Psalm. 138, Z, 7 $o
rado ndvii du» goum und Z. 24 nß Ui du 7noM {^ ifno eil) de mUöBB
vergleiche.
r. Spraebltehe Bo0baohttiiigeii.
Andere Merkmale der gesprochenen Sprache außer Zu-
omenhang mit Erfordernissen des Verses sind die Ver*
Schmelzung zweier Dentalen in uuittu 29 aus *uuit du^ wonach
>H t- ^.naa^Uam: - l^*
r^ ««^uiFdi* tad au*;! öcr m UL 4II ^ mit »oziz tit ul .
* uutH> mit ••»«arrtt ja «n»j'jn»a «flSRi. :iBn«r dk -itsinaiirtnni^
liiii 2JumtmVn*r^uv^ uudmmmamr Jtaaaa^^ mit sswcor m 1 lut"^
•»jür*««. ü^ vii*r 1 ^ «. miui2«»r mmiitföliiu* mii!»»eui«>äie:ttr a-
uiau^ Jbrlkiumiiiii a umm^ i^ ^r miL n^tfuiMirrva TOi^-^ iÄ.
"r*rvJu«fü»a liwu-fcit v«-u»a i^limHa du Jule "=tii i är
«... yuCittiwuta h u«:. Jutf!»aitHaL JLuannt t mr a«re» la^'r-züi ;>^
u<!3. iui^niiU*aL 0. c 1. *^ £ii:a dir itüCuamtui. i:itäiä%t'iritii.
Hft «»ufji»% jsmt .^Oiiüm»: ^vbl i*<&i-. .^»iiiei.L g-aiih':ir ▼•jra^iL
i#*r*f»4l*nit*% vi.u^afirur: ixiOriuci*^ *-•• nätr: ▼«röei Tiib«*. miüc-
d^auai iL-h d^ hrj^ilenoii^ d*r I>ici:t F^cnJi* r^ift s^^ze-r i^i^r»-
4..tl^na^jy^ it * U',^^- •» icisjud^rL aübi- *^Trf^ri k!i*irt iiii£ jLi-irt-r*
VvrmfiA Wut;i«rä:id>dt7. iic «s. »: rizöxär äe ss:. oxx ric^
ir^iitMU naa iLiii «i.»i wkwaL. wtitdi*: Aririeöt, w^JcLe 5i»r»ci»-
dk hi.twi'^kiiinf rot 0«Buii;jLiA tt h. c^r rwif»rtjfctTokAiaci»ea
FfUMtivb ▼</?, ummettirri J54. dkr «ki aus LAnrniii: lajd Ver-
leinuiir d«?r ?jili;^*aign5fi:w: ii. dmi ^f^länzi^ t LiDein CArsieiii. Der
FaU unUfr^^uHkoet »krb mir darcL dk Tersehiedenhel: der Vor-
h^ti^uxiZ' Kymp(^hicm fjd*!T en^e E'-küsc. doc'i nicht prin-
zsjßi^U, T'/Xi d*rr Lin^mi^ d« t im Wörtintera: wrÄff^i« 1,
furUi \% m//tii J>;, mufAii 50, I^ttva 61. iktutte 64, die dt-r prinxi-
yublUnx, ^iisymc\$ejii^n Ltninmf im mhd. ezzan, bizzau ^ gemäß
i«t mid ^tcfafalb mit Veiiegmig der ^nlbengrenze einhergeht.
* ftmae, Akd. Gram» § leO
Du HildobrwidtKed.
W
Derselbe zur ahd. LängTin^^ des germ. k stimmende Prozeß*
indet sich aücli beim k des Ilild., das in deotriehhe 25 und
kamiUcco 64 geminiertj in uuelihhßs 10, Theotrihhit 18, detrikhe
22, aodlihhö 53 zugleich geminiert und verschoben ist. Die
übrigen Geminaten des Stückes beruhen entweder auf Zasiimmeri-
rückung in Korapositionj im Wortin nern oder im enklitischen
Verbultuisse wie eddo 10^ &2, as. eftlho^ heittu 16, ag&< hätte,
got. haitada^ uvimet 24, 37 j uuettu 29, hen'öu 45 oder auf
alter Assimilierung im Wortinnern wie mannum 28, nualloia 48,
billiu 52, ^ttittinnan 54, oder sie sind Ergebnis der westgermao*
KonsonanteogeminatioD, und zwar durch / in seggen 1 , sittan
19j clionnem 28, hahbe 28, sippan 30, r^^ccAaö 46, eilen 53, irttn-
fir/iio 60, oder durch folgendes l m luttila 19, luttilo 65.
Dialektisch ist die Dissimilieriing von dd zu rd in £rr«io 60|
sie findet sieli wieder (ent^) in der fragmentarischen Über-
setzung der Lex Öalica, in anderer Ferm auch in dem ^inen
Jtrder gegenüber 3maHgem oder der Mainzer Beichte* Erschei*
nungen von ephemerer Bedeutung sind der Aepirations- und
I Intens! tätsveHnst des p vor n in uudhnum GiS^ sowie die auf eine
f AuBsprache * herwi mit gelängtem p weisende Haplographie
in 21, Für das enkHtische Pronomen Aer nach dem Verbum
oder Adv. foni her 17, floh ker 17, uum her 28, uuant hm*
31 vermute ich in der gesprochenen Sprache Elision des an-
lautenden h und engen Anschluß an das vorhergehende Wort^
[also ^fümeTj ^flnh-er^ ♦uitci«-^r, * uuant er wie gideilder aus
^^gideilda Aer Ludw. 7^ uuisBer aus *uuigia her ebenda 21,
ind er ebenda 15^ 18 aus Hndi her^ wo diese Elision auch
ssura graphischen Ausdrucke gebracht ist*
Als stumm werden wir auch das Hiatus A in fSkem 9
betrachteu dürfen sowie die protheüschen h in ijihueit 17, 6i*
hrahat^mi 55, hrttfmn 59, denn der graphische Fortfall eines
organischen h vor Konsonanz im Anlaute rintja 5, uuer 9, 59,
Huelihhe» 10 lehrt, daß dasselbe zur Zeit der ans vorliegenden
Aufzeichnung des Liedes nicht mehr gesprochen sei, und daß
demnach die Fälle mit bewahrtem h: krufttim 44, hrunti 54,
hreffilo 59, huitie 64 wohl kaum mehr, als festgehaltene alte
Orthographie sein werden. Ebenso verhält es sich auch mit
08 VI. Abhandlung: v. Grienberge r.
anlantendem w vor Konsonanz, dessen einziger Beleg reccheo 46
Abfall zeigt.
Germ, p erscheint in der Schreibung d nur in den vier
ersten Versen und da allerdings konsequent, bei helidos in 5
aber ist sie bereits unterlassen und an ihrer Stelle findet sich d
durch den ganzen folgenden Text mit Ausnahme von theotrihhe
in 18, wo th als ältere orthographische Form stehen geblieben
ist. Dagegen tritt germ. d (d) von Anfang an bis zum Schlüsse
als t auf; scheidet sich also orthographisch nicht von dem germ.,
konsequent unverschoben gebliebenen t des Stückes. Daß in
der Aussprache trotzdem die beiden t durch verschiedene
Qualität getrennt waren , ist wahrscheinlich, t aus d (d) dürfte
unaspierierte Tenuis, germ. t, dort, wo es ahd. z wird, jedoch
Aspirata t"^ sein. Dies aber freilich mit der Einschränkung,
daß die Position des Lautes eine Aussprache t^ zuläßt. Das
ist z. B. bei to 5, utiet 11, h^tti und heittu 16 sicherlich der
Fall. Daß aber f in den Bindungen dat seggen und dat sih 1
zu sprechen sei, halte ich nicht für wahrscheinlich. Hinsichtlich
des et, d des Liedes glaube ich steht nichts dawider, dem-
selben durchweg den Lautwert der tönenden interdentalen
Spirans zuzuschreiben. Ein Bedürfnis zur Scheidung von al-
veolarem dy das hier immer t ist, lag ja nicht vor.
Ein ähnliches Verhältnis möchte ich für das unverschobene
germ. p des Liedes in spaher 37, spenis, sperUy uuerpan 38,
scarpen 62 gegenüber den germ. b entsprechenden p in prüt 20,
leop 27, sippan 30, gap 32, pist 39 annehmen, d. h. die ersteren
alsp' mit Aspiration, die letzteren als unaspirierte Tenues er-
klären. Daß aber auch hier die Aspiration von der Stellung
des Konsonanten abhänge, ist wegen wdhnum aus *xDdpnum 66
offenbar und auch stoptun 63 kann demnach, obwohl es germ.
p besitzt, doch nicht Aspirata p\ sondern nur unaspirierte Tennis
p enthalten.
Die Schreibung p für & betrifft, wie man sieht, mit Aus-
nahme der Gemination sippan 30 nur den Wortanlaut und
Wortauslaut. Im Inlaute herrscht b : ibu 11, 53, 55, arbeo 21,
darba 22, 26, obana 29, geba 35, ubar 5, 41, habes 45, 55,
^braht 6 mal, ^ brant 6 mal, ^ brantes 5 mal; hetuine 29
besitzt altes tönendes b aus /, vorgerm. p^ das nicht wie in
ubar zu b übergegangen ist.
Das HUdebr&ndiU«a.
99
Es ist beachtenswert, daß die F&Ue von an- oder aus-
laatendem p fUr b: prät^ pist^ leop^ gap an Versgrenzen stehen,
wo die ArtikolatioQ mit größerer Energie einsetzt oder ab*
bricht, während im Innern der Verse im fließenden Satze sich
kein FatI dieser |> Schreibang findet Hier konstatieren wir
nur bi in büre 20, uuuntauß bauga 31, nu hi huldi 33, nob
hi dsMemo Hche 46, du bist 37, at burc bO, mit sinu billiu 52,
ti banin Ö2, rauha bikrahanmi 55, de^ero brunn^no 60, giaim
hört chlüdun 63, Üb habbe 28, aber allerdings steht an den
Versgrenzen auch b: bam 20, banün 50, breton 52^ bedero 60,
d, h, die Entwicklung eines energischer artikulierten p ist
auch an diesen Stellen nur fakultativ und von Bedingungen
des Vortrages nnd der lautlichen Energiegruppiernng ab-
hängig.
Das Bcheint mir also mehr ein Merkmal der gesprochenen
Sprache als ein besonderes dialektisches Kennzeichen zu sein*
Anders dürfte der Tatbestand der lautlichen Vertretung
von germ. k zu beurteilen sein, das weder durchweg erhalten,
noch nach den Versehiebungage setzen des Ahd. behandelt ist,
sondern j wie ich glaube, die Merkmale eines besonderen Dia-
lektes aufweist. Die orthographische Darstellung schwankt
zwischen cA, fe, c, cCj ccA, chh, hj AA, und zwar findet sich
1. im Aiüaute: cA 9 mal, wovon 8 mal in Bindung mit
Vokal: chind 13, 51, ch&nmm 28, ckunincrtche 12, chüd 12,
28, clmsurififfu 32, chuning 32, ckliidun 63; c Einmal in Bin-
dung mit n: cnuösUs 10,
3, im Auslaute:
a) in Tonsilben k 2 mal; ik 1 und 11, beide Male in SteUnng
vor dem Verbum, unmittelbar oder mittelbar und mit Neben*
ton in Verse 1 c Einmal: folc 49,
b) in tonlosen SUben h 14 mal: $%h 1 und 4, beidemalo
tonlos enklitisch r 59 tonlos; ih 16 nnd 48, tonlos proklitisch
vor dem Verbum^ 28, 44 tonlos enkÜtisch, 33, 52 tonlos; mik
38 (bis), 51 tonlos enklitisch, 49 tonlos; dih 57 tonlos,
3. im Inlaute:
a) in Tonsilben eh 5 mal: chunincrfche 12, folcheM 27,
rtche 46, Otdchrt 24, dtchiist^f 25; ec einmal; kärmlicco 64;
chh Einmal: dwtHhhk§ 25; ecA einmal; reccheo 46,
7»
100 VI. Abhandlung^: v. Qrienberger.
b) in tonlosen Silben hh 4 mal: uuelihhes 10, theotrihhe 18,
detrlhhe 22, dodlihho 53; ch silbenanlaatend vor r Einmal:
Ö'tächrea 17.
Es ergibt sich aus dieser Zusammenstellung fUr den An-
laut und Auslaut mit dem orthographischen Wechsel von ch und
c einerseits, k und c anderseits der Wert ft', d. i. der der aspi-
rierten Tenuis k des Nhd.; für auslautendes h und inlautendes
hh aber der hier nur mit palatalen Beispielen belegten Spirans
X; also %, Im Inlaute bei Tonsilben haben wir die Frage, ob
aspirierter oder aflFrizierter Verschlußlaut oder Spirans nur be-
züglich der Formen rtche und -richhe zu stellen, denn bei härm-
licco weist schon die Orthographie auf fe* und bei folches,
Ötdchre, hiezu auch Otächres ohne Nebenton auf der zweiten,
bei dechisto und reccheo sind die Bedingungen der Position
und Gemination gegeben, denen zufolge wir auch nach ahd.
Stande k^ oder kx zu erwarten haben. Ich erschließe nun für
riche, -mchhe aus der Gleichheit des Zeichens mit dem für an-
lautendes und inlautendes ft', k^ und aus seiner Verschiedenheit
Yon dem für auslautende und inlautende Spirans den Wert
der aspirierten oder affriziertcn Explosiva, d. h. ich behaupte,
daß die ahd. Verschiebung des zwischenvokalischen k im Hild.
nur in tonlosen, nicht aber in Tonsilben eingetreten sei.
Vergleichen wir hiezu die Angabe Bülbrings* 229, daß angl.
velares und palatales k nach unbetonten Vokalen zu h {%
bez. x) gewandelt werde, wie ah gegen ws. ac, nordh. lA be-
tont »c, Akk. meh, deh, betont mtc, dec, so sehen wir, daß
beide Dialekte, die anglische Gruppe und das Hild.^ in diesem
Punkte übereinstimmen, daß aber die Kegel für den Dialekt
des zweiten in weiterem Umfange zu formulieren und nicht
auf die enklitischen Pronominalformen und die Partikel ac ein-
zuschränken ist.
Die Fälle von c für germ. g betreflFen nur den Wortans-
laut, haben mit der Stellung an Versgrenzen nichts zu tun und
wechseln innerhalb des Paradigmas mit g in gedeckten Kasus.
Eis findet sich chunincrtche 12, dinc 30 neben ringa 5,
uuic 41 neben uuiges 57, burc 50, enic 55 neben enxgeru 50,
aber chujiing 32 mit folgendem Anlaut g in gap. Die Energie-
1 Alt€ingl. Elementarbach, Teil I. Heidelbeig 1902.
Das [Illil«ljraiid»iicil,
101
stcigerang beim auslautenden g ist also wohl gleicbfalla eine
allgemeinere und kann in ihrer F'orm c, die gegen spiratitisdie
Aussprache des g ^eugt^ gleichfalls als didlektiacbes Kennzeichen
angesehen werden.
Der t-Umlaut des d ist konsequent durchgefUlirt auch im
Personennamen Heribrant^ eine Ausnahme büdet nur anti 15
gegen sonstiges entif wo ich vokalharmonische Wirkung vom
vorhergehenden, mit a anlautenden Adjektiv i'^us: alte anti froU
annehme. Umlaut aus enklitisch gesetztem, suweitem Warte
behaupte ich in det sid 22. Rückumlaut ^eigt gifmia 50,
Die Endsilbe -jan erscheint regelmäßig mit progressivem Um*
laut und Ausfall des { als -e«: seggen 1, «itten 19, ellmi 53,
hihrahanm 55, hrümen 511^ auf Schwäche des silbeuanlautenden
l nach t deutet die Naehkorrektur hiU(i)u 5 und die Unter
drllckung desselben in lintün 65 das wohl eine ursprünghche jon-
Ableitung wie got* iainjo u. ä, sein mag.
Quantitativen und qualitativen Unterschied zwischen be-
tonter und prokli tisch unbetonter Form vermute ich in dea * * *
uuffrnn 15 aus ^de und da odre 11^ aber bei garutun tö * ro 4j
30 imo SB 32, do $ie . , , ritun 5 nehme ich einheitliche Länge
an, wogegen allerdings do lettun «^ 61 enklitische Kiirzung
haben wird.
Die Vertretung des germ. Diphthongen au ist^ seitdem wir
in 31 bauga lesen, auf 2 Formen: au mit der orthographischen
Variante no und Monophthong ö eingeschränkt, die des germ,
Diphthongen m durch ei und Monophthong i^ Variante ^e, dar-
gestellt Dazu kommt noch das eine ai in »taim 63, von dem
es aber doch nicht sicher ist^ daß es mehr sei ab alte Ortho-
graphie mit dem neuen Laut werte m, beziehungsweise mi. Die
Monophtbongierung geht bezElgiich des ai etwas ivber das ge<
meinahd. Maß hinaus und bleibt beim au hinter demselben
zurück.
Das Hild. bat beide Formen des Verbums ySagen'^ die
auf -jan in Beggmi l, die auf -e« im Magh 11, mgUun 14, -10,
Ein Unterschied der Bedeutung ist nicht zu erkennen. Die
jati^Form des Verbums 6ndet sich auch sonst in hd. Stücken
wie iegita Georg* und $^iH Samar.; auf sie geht bekanntlich
mhd. ütii zurück und im mod- Bairischeu stehen beide Formen
müi aus seit und #4j^, sägg aus »agU neben einander*
102
VI. Abhandlung: t. Qrienberger.
Ebenso besitzt das Hild. beide Formen des Verbmns
yhaben': habbe 28 und habes 45, 55. In hd. Stücken ist die
jan-Form vertreten Samar. 25 hebist, 26 hebitds.
Man könnte demnach nicht mit Sicherheit behaupten, daß
die jan-Formen dieser Verba sekundäre Aufnahmen aus dem ndd.
Wortschatze oder umgekehrt die en- Formen sekundäre Ersätze
der anderen seien ^ d. h. aus dem Vorhandensein der beiden
Formen der in Frage stehenden Verba ist nichts fUr die Tra-
dition des Liedes als solches zu schließen.
VI. Wortvorrat des Liedes.^
ab präp. mit d. dat. v. 29; 8. 47.
-achrey -achres s. Stachre, Stachres.
cenonmitottn (hs. imon — ) gen.
Bing. fem. v. 1; 8. 12—18, 17,
90, 94.
cerist adv., temporal v. 61.
al nom. sing, fem., attributiv v. 12;
8. 27-8.
also adv., modal (bindung cUso . . .
8o) V. 39; 8. 58-59. — 8. auch
80.
alte nom. pl. mask., appositionell
V. 15; 8. 22, 30.
alter voc. sing, mask., flektiert v.
37; 8. 58.
^altet 8. gialtH.
ana adv. v. 4; s. 18.
anti konj. v. 15; 8. 81, 101. —
8. auch enti.
aodlihho adv. v. 53; s. 71, 97,
100.
ar präpos. mit d. dat. v. 31 ; b. 52.
arbeo gen. pl. v. 21 ; b. 33—4, 98.
argosto Buperl. , nom. Bing, mask.,
prädicativ v. 56; s. 73.
arme dat. sing. v. 31; s. 52.
asckim iuBtr. dat. pl. v. 61; b.
77-8, 96.
at präp. mit dem dat. v. 27, 50;
8. 43, 69.
banin dat. Bing. mask. v. 52; s. 17,
50, 69-70, 71, 99.
banün akk. sing. fem. v. 50; b. 69
-70, 86, 99.
bam akk. Bing, neutr. v. 20; 8. 26,
33, 99.
bauga akk. pl. maBk. v. 31; b. 5,
19, 20, 52-3, 54, 55, 99, 101.
bedero gen. pl. fem. v. 60; 8. 99.
bi präpos. mit d. dat. v. 46; 8. 64,
99. — mit d. akk. v. 33; 8.55,
99.
bihrahanen inf. v. 55; 8. 63, 97,
99, 101.
billiu iuBtr. sing. v. 52; s. 71,89,
90, 97, 99.
' Nachgewiesen sind die Verse (r.) und die Seiten (s.) der Abhsndlang,
auf denen eine Wortform erwähnt, besprochen oder inhaltlich berührt ist.
Die ags. Rane ir der IIs. ron fer t. 9, 2 ab ist konform der hsl. Schrei-
bung Ton uua* V. 7 und uuoHum v. 9, 1 immer mit uu aufgelöst. Der
Zirkumflex bei Längen ist Zusatz; die nicht zahlreichen Apiccs, die die
Hs. selbst hat, sind besonders angegeben. Das oberlange f der lis. ist
stets durch • ersetzt. Das Genus ist nur dort bezeichnet, wo es sich
aus dem Stflcke selbst ergibt.
^^^^^^^^^^V ^^H
bist 2. Bing. präa. ind, ir. 37 ; ß, 99.
de best. Artikel , akk, pl . mäBk . y. 1 1 ; ^^^H
— 8. auch pigL
fi, 101. — relativpron., nom. ^^^H
hart akk. pl. neutr. v. 63; b. 1, 85. ,
ging. mask. v, 58; i. 75. ^^^H
86, 99,
dea relativpron , noin. pl niask, v. ^^^H
*brakt fl. hadubrahtj MMn^ahL
^H
-brani a. hadubrant, hUtihrmii.
dechistü superlat , tiom . si ng, maak. , ^^^H
-brantes &, heribranies, hätihrantei.
prädikativ! scb y. 25 ; s. 4 1 — 42, ^^H
bretdn \nt v. 52; s. 71, 99.
^^H
brunnono gen. pL fera. v. 60; b. i
degauö gm. pl v. 18, 25; e, 31, ^^^|
IS'-IT, 7G-7, 97, 99.
^^1
burc dat. sing., kons,, fem. v. 50;
dem best, artikel, dat. pl maek« ^^H
B. 69, 99, 100.
^H
büre dat. sing, v* 20; b. 34, 99,
'deot s. /rmindeot. ^^^M
6 . , , i. auch p M . *
deötrtchhe dat. v. 25; b. 31—52, ^^H
cheisuringu iustr, Bing. v. 32; b*
97, 99, 100. s. aueh ditrMt und ^^H
53-4, 99.
thtotriJdm. ^^^1
ckind nom. sing, neutr. v. 51; g.
efet* demonstrati vpron . , mask . , nom . ^^^H
a 6, 70, 99. — vok. aing, V. 12;
3ing> V. 56 — best, artikel, nom. ^^^H
s. 25, 26, 28, 70, 99.
sing. Y. 32 — relativpron., QOtn, ^^^|
chlüdun 3. pK prät, ind, unregt^lm.
f^ing, V, 57. ^^^1
V. 63; fl, 1, 85^88, 99.
de^ro beet. artikel ; dat. sing, fem. ^^H
cMnuüm dat. pl, attributiv v, 28;
V. 5 — gen, pl neutr, y. 59; ^^^H
B. 90, 93, 96, 97, 99.
^^1
ckÜd part. prät. maak. 8, 86, 99*
dmiMO demon stru ti vpron , , d at. ii ug, ^^^H
prädikativ v. 28; s, 44, 90, 93,
neutr, v. 46; e, 64^ 95, ^^H
— fem,, prädikativ v.l2;s.25,27.
desero demonstratL vpron., gen. pl ^^^H
chmiincrtchB dat. !iiing.Deutr,v.l2;
fem. 60. ^^H
8.27, 84, 67, 99, 100,
det (hs. dt&) adv., temporat (bin- ^^^H
chuning nom. sing, mask, v. 32;
düng dei »td) y. 22 ; b. 5, 36-38, ^^H
8. 99, 100.
46, 90, 101, ^^1
cnuosles gen, sing, v, 10; a. 25,
detrihhe dat, v, 22; b. 31-32,36, ^^M
90, 92, 99.
90, 97^ 100, B. aucb HedtHohhe. ^^H
da naha It ad v * , k otn parati vi ßcb ,
und fheoitihhc. ^^^H
modal v. 30; b. 51-2, 91
dih pera. pron. 2, akk. sing, v. 57; ^^^|
dar adv., lokal ,da* v. 55; s. 72.
^^H
— relativisch ,wo* v. 49; 8, 67.
din posBeaat vpron,, nom* aing. v. 53. ^^^H
— verstHrkend bei uüm* -^ v.
dinc akk. Bing. v. SO; b. 48, 51, ^^H
59; i. 75.
^^1
darha nom, pl v. 22, 26; a. 35—
dinem poaaesai vpron, a. 96; dat ^^^H
36, 98.
pl. V. 44 ; a. 92 — dat, pl neutr. ^^H
dat dt^m, pTon.B.37 ; akk. aing, v. 1 ;
^^M
b. 98. — dnt nom. sing, v. 23,
dinu poBBessivpion., inetr, sing. ^^^M
62; B. 42, 78. akk, sing, v, 14,
^^M
33, 40; 8, 38, 52, 54-55,
dir personl pron. 2, dat, aing. v. ^^^H
dat kouj, V, l ; s. 37. — dal v. 16,
33, 37, 53, 57^ b. 48, 73-74. ^^H
^B 30, 41, 45, 46; s, 1, 37, 46, 49,
do adv., temporal v, 5, 31 (he. d ^^^H
^B 61, 6S, 96, 98.
aue&geinüchtJ,61,G3;&.20— 2L ^^H
104
VI. Abbandlang: v. Grienberger.
doh kouiunkt. v. 53, 56; 8.72—3.
du persönl. pron. 2 vok. v. 10, 11,
30, 37, 39, 45, 46, 53, 55; s.
25, 48, 49, 56 — in uuHtu v.
29; 8. 47.
eddo konj. v. 10, 52; s. 1, 24, 95,
97 — 8. auch erdo,
eilen Dom. sing. v. 53; s. 97, 101.
enan (h8. e) zablwort, akk. sing.
mask. V. 11; s. 25, 63.
enic indefinitpron. nkk. sing, neutr.
V. 55; 8. 72, 100.
enigeru (hs. f), indefinitpron., dat.
8ing. fem. v. 50; 8. 69, 95, 100.
ente dat. sing. v. 27; 8. 43.
enti konj. v. 2, 18, 48; 8. 81, 101.
— 8. auch anti.
eo adv., temporal v. 27 (bis), 49.
erdo konjunkt. v. 60; s. 75, 97
— 8. auch eddo,
erhina (bs. ^), adverb., temporal
V. 15; 8. 29 — 8. auch hiim,
es persönl. pron. 3, gen. sing. v. 57 ;
8. 74, 95.
euuin akk. sing, neutr., attributiv
V. 39; 8. 59—60.
'fähan 8. in/ähan,
•fasta 8. gifasta.
'fatarungo s. sunufatarungo,
fater nom. sing. v. 9, 16; s. 41».
fateres (hs. dittogr. fatererea) gen.
sing. V. 23; s. 5, 36, 43, 49.
fehta{\iB,fth&a, ag8./!)nom. sing.
V.27; 8. 44.
ferahes gen. sing. v. 8; s. 22—23.
filu subst. adj., dat. sing. v. 18;
8. 32.
fireo gen. pl. v. 10; 8. 19, 23, 24,
floh 3 sing. prät. ind. v. 1 7 ; 8. 3 1 ,
97.
fohem instr. dat. pl. v. 9; 8. 28,
96,97.
folc akk. sing. v. 40; s. 68, 99.
folche dat. sing. v. 10; s. 23—24,
92.
folckes gen. sing. v. 27; s. 43, 99,
100.
' fom adv., temporal v. 17; s. 97.
fragen inf. v. 8; s. 24.
friuntlaos nom. sing. ma.<«k., attri-
butiv V. 23; 8. 39—40.
frote nom. pl. mask., appositionell
V. 15; 8. 22, 30.
frbioro nom. sing, mask., kompar.
V. 8; 8. 22-23.
fvortos (hs. foriof) 2. sing. prät.
ind. V. 39; s. 59, 86.
furlaet 3. sing. prät. ind. v. 19;
8. 34, 35, 37.
furnam 3. sing. prät. ind. v. 41;
8. 34, 61.
gap 3. sing. prät. ind. v. 32; 8. 53,
98, 99, 100.
garutun 3. pl. prät. ind. v. 4;
8. 17, 20, 21, 86.
geba akk. sing. fem. v. 35 ; s. 56—8,
98.
I gern instr. sing. v. 35; s. 56—8,
78.
gialtet (hs. giaU&) part. prät., vok.
sing. V. 39; s. 58—9.
gibu 1. sing.präs. ind. v. 33; s. 52,
a4-5.
gifasta 3. sing. prät. ind. v. 50;
s. 26, 70, 101.
gihorta 1. sing. prät. ind. v. 1 ; 8.86.
gihueit 3. sing. prät. ind. v. 17;
8. 30-31, 37, 97.
gileitos 2. sing. präs. konj. v. 30;
8. 1, 45, 47, 48, 49, 91.
gimahalta 3. sing. prät. v. 6, 13,
43; 8. 21, 86, 94.
gimalta 3. sing. prät. v. 34;
8. 86, 94.
gimeinün gen. sing, fem., attributiv
V. 58; 8. 71, 74, 86, 94.
gisihu 1. sing.präs. ind. v. 44; 8.63,
92, 93, 94.
gisinntun 3. pl. prät. ind. v. 26
8. 35, 36, 42.
gistuont 3. sing. prät. ind. v. 8
8. 21, 23, 24.
gistuontum 3.pl. prät. ind. v. 22
8. 35, 36, 37, 38, 96.
^^^^^^^^^^^P Dia ^^H
^^"^ ffitfin p«rt prätt altk. pl mask.,
hef*rön aubst kompar. nkk. 91 ng. ^^^H
m afipoa. V. 32; a. 5i.
nmgk. V. 46; b. 17, 65, 86, 97. ^^H
■ giuuigan ptkrU prfit, tiom. pL fem.,
-heUun 8. urh^itim. ^^H
■ prjidikaliv y. 66; s, 89.
hevuuun (ha. /tf^uu), 3. pl. prat. ^^^|
1 ^lutiiiifwin inf. v. 54; s. 12, 97.
ind. V. 64; s. 85, 86, 88. ^^H
■ yü£ VQG. atug. V. 47; &. 47^ 6S. —
Aät^^ dat. sing. v. 29 ; b. 47, 98. ^^H
1 i. auch irmin^L
hiltibraht nom. y. 2 (bi. daa ^^^|
B i^dfen akk. &mg. mask., attributiv
Eweita h auB n gemiicbt), 6, 29, ^^^H
U V' 45; 8. 50, 63, 66.
43; B. 13-14, BS. ^^M
^H ^tMäa gen. Bing. fem. ¥. 58; s. 71,
hütibrant mm. v. 1 6, 42^ 47^ 56^ ^^^|
^P 74, 86.
^^H
m güithamun tnatr, dat. pl v, 4 ; a. 1 6,
hiltibraniei gen. sing. y. 13, 34 ; ^^^|
■ 17-18, 7ti, 86, 96.
98. ^^M
1 gurtun 3< pK prät* ind, r. 4 ; b* 17,
htltiu (be. kUt,v) dat. aing. y. 5; ^^H
■ 18, 20. 21.
^^H
■ habbe 3. sm^. präa. ko&j. v. 28;
hina nd y , , local, ricbtnng anzeigend ^^^H
■ *«. 44, 90, 97, 102,
(bindung ostar . , . hina) v» 18, ^^^H
■ habe« 2. sing. präs. lud. v, 55,
21 ; a. 31 — b. ütich ttrhina. ^^^H
■ konj. V, 45; a, 72, 98, 103.
hiutu (Kb. yeraetzt und ^urückver- ^^^H
H kadubraht nom« v. 15^ 34; s« 13
wiesen /ih dtro hiutu) adv., tem- ^^^H
■ <-14, 9B.
^^^1
1 hüdubrani nom. v. 2, hadubrant
-M>Ha ■. ^ö^rta. ^^H
m nom. V. Iß; a. 13-14, 98.
hregilo (hi. ^ aua f gemacbt)^ gen. ^^^H
■ h(Hti 3. sing. prät. konj. T« 16;
p].v.59; ».16-17,76-77,97, ^^M
■ s. 12, 30, 96, 98.
kruiti akk. pl.y. 54; a. 16, 72, 97. ^^H
I 'halt e, dancJialL
hrustim dat pl. y, 44; s. 72, 92, ^^^|
M -hamun t> ^ff Anmioi.
^^M
■ harfnltccö itdv. v. 64; §. 88—9,
kr auch r . . . ^^^H
■ 97, 90, 100.
huldi akk. amg. y. 33; 6. 13» 55. ^^H
1 hauuuan inf. y. 51 ; a. 71.
hün yoo. fling. mask. y. 87^ a. 58, ^^^H
1 hdidos noin. pL y. 5; s. 15, 16,
^^H
■ 18, 19, 92, 95, 98.
Aän«o g^u. pl V. 33; s. 53, 73, ^^^^
1 /m^tu L Bing, prJL£> lad. mediopaBS.
hutm (ha. f ), akk. pl. y. 64 ; b. 88, ^^H
■ V. 1«;; s. 30, 97, 98.
^^H
1 hitm adv., lokal v. 45; b. 67.
Au ... s. auch lA . . , (rc? . « ,). ^^^H
1 her pera. pronom. 3, aotn. sing.
ibu koQJ. y. 11, 53, 55; a. 73, 08. ^^H
^^ mük. V. 7, 8, 17 (bie), 19, 21,
ih pers. pron. l , y. 16, 28, 38 (hs. ^^H
^H 24» 27, 28, 81; b. 97 (sn 17,
h auB i gemacbl), 44, 48, 52; ^^H
^V 28, 31).
^^H
^H kvremo dal, eiug. roask. y. 54;
1^ pers. pron. 1 y. t, 11; §. 09. ^^^^
■ B. 21-22, 50, 72.
im pera. pron. S, dat. pL mftak. ^^^H
1 kcribranteB g^i. sing. y. 6, 42,
^^H
1 43 (hü. heriiu^)\ ». 18^14, 98^
imo pers. pron. 3, dat fing» y 27, ^^^H
1 101.
32, 52; B. 95. ^^H
1 kerimi dat. pl. y. 2; a. 14,85, 96.
in präpoB. mit dem d^t. v. 10, 12, ^^^|
H hertjro nom. aiug. kompar., Attri-
19, 20, 44,54, 62; e. 35 — mit ^^H
^L^ bütiy V. 7; 8. il— 22.
dem akk. y. 49. ^^H
106
VI. AbhandluDg: ▼. Orienberger»
inan (hs. wie man) pers. pron. 3,
akk. 9ing. mask. y. 41 ; 8. 61, 63^
95.
infdhan inf. v. 35; s. 56—8.
inuuit akk. sing. v. 39; s. 59—60.
irmindeot Dom. sing. v. 12; s. 27
-28.
irmingot vok. sing. v. 29; s. 1, 47,
66 — 8. auch got.
iro pers. pron. 3, gen. pl. mask.
V. 3, 4 (bis), 65; s. 18, 89, 95.
'irri s. ummettirri.
%8t 3. sing. präs. ind. v. 12, 42.
ü pers. pron. 3, akk. sing, neutr.
V. 33; s. 55.
iü adv., temporal v. 28; s. 44—5.
'last 8. furlaet.
lante dat. sing. v. 19, 48; s. 34,
39, 67.
'Ia08 8. friunüaos.
lao$a akk. sing, neutr. v. 21; s.33
-34.
'leitös 8. gileäSa.
leop nom. sing, fem., prädikativ
V. 27; 8. 98, 99.
lettun (hs. ^), 3. pl. prät. ind.
V. 61; 8. 77-8, 96.
lib akk. sing. v. 28; s. 44, 90, 93,
99.
'licco 8. hannlicoo.
'Ixdante s. sMidante.
'lihho 8. aodlihho.
lintün nom. pl. fem. v. 65 ; s. 89,
101.
liuti nom. pl. v. 14; s. 29, 93,
'liuto 8. ostarliuto.
lustit 3. sing, präs., impersonal
V. 57; 8. 63, 74.
luttila Substantiv, adj., akk. sing.
neutr. v. 19; s. 32—33, 34, 97.
luttilo nom. pl. fem., prädikativ
V. 65; 8 89, 97.
-mahalta s. gimahalta.
mäht 2. sing. präs. v. 53: s. 96.
-mdlta 8. (fim/ifta.
man subst., nom. sing, v 7, 23:
8. 22. dat. sing. v. 30, 54; 8. 22,
72. vok. sing. v. 39; s. 22, 58
—59. — indefiuitivpron. v. 35,
49, 50; 8. 58, 67-68.
mannum dat. pl. v. 28; s. 22, 90,
96, 97.
•mein(in s. gimeinün.
-mst 8. ummet.
mi, mi pers. pron. 1 , dat. sing. v. 1 1
(bis), 12,14,40; 8.25,26-27,
93 — 8. auch mir,
mih pers. pron. 1, akk. sing. v. 38
(bis, hs. an zweiter stelle m aus h
oder / gemacht), 49, 51; s. 99.
min poss. pron. 1, nom. sing. mask.
V. 16.
mines poss. pron. 1 , gen. sing. mask.
V. 23; 8. 43.
mir pers. pron. 1, dat. sing. v. 50;
8. 26 — 8. auch ml.
mit präpos. s. 89; mit dem dat.
V. 30; 8. 49. mit instr. dat.
V. 38; 8. 58; mit instr. v. 35, 52.
miti präpos. mit dem dat. v. 18,
66; 8- 32, 89.
motti 3. sing. präs. konj. v. 58;
8. 94, 96 — 8. auch muotti.
-muotin s. cmSnmuotin.
muotti 3. sing. präs. konj. v. 59;
8. 75, 96 — 8. auch motU.
n adv. (nu) ja v. 12; s. 26—27,
94 — 8. auch nfl.
-nam B.fumam.
neo adv., temporal, negativ v. 30.
ni negation, vor dem verbum v. 28,
30, 46, 50; S. 44.
nid akk. sing. v. 17; s. 31.
niuse 3. sing. präs. konj. v. 58;
8. 74-5.
noh adv., temporal (bindung noh
. . . m ,nondum*) v. 46; 8. 64.
ntiy nu adv., temporal v. 33, 51 (hs.
Au), 53, 66, 57, 1 ,nun*; als teil
einer inteij. [uutlagajnu v. 47 —
begrfindende konjunktion ,da^
▼. 57, 2 — 8. auch n .
ohana adv., lokal, richtung anzeig.
V. 29; 8. 47, 95, 98.
^^^^^^^^^^^^ Du HIldftbrtodÄlied. 107 ^^H
1 odm akk. pl. mask. v, 11; b. 25,
$eeoiantsrü gen. pK, Substantiv. ^^^H
■ 27, 28, 86.
part. präa.maBk. v. 43; b, 68, 95. ^^H
1 ort* instr. mng. v* 36 j s, 58^ 91, 04.
0C0nta 3. sing, prät. ind. t. 49; ^^H
1 of*t«; dat Bitig. v, 36; a* 91.
B. 67-68, 86. ^^H
1 6«far ad?, lokal, ric blutig auzeig.
icüti akk. ph maak. t, 64; e. 85, ^^^H
^^H (bindung dic/ar , . . hina v. 17,
^^M
^B 2 h 8. 35.
sciÜim dat. pU maBk. v. 62; a. 78, ^^H
^^ft fiffarlmeo gen. pL v. 56 ; s. IB^ TB.
^^H
V Stackre dat. v. 24; s. 40, 99,100.
^criinn inf. v. 61; b. 77-8. ^^M
ötachres gen, v. 17; b, 100,
scürim dat, pl. t. 62; b. 76, 96. _^^H
jn«« V. 39; s, 98, 99 — ». auch
#€..*». auch «it . . . ^^^H
;^w^
ae nom. pL maak. t. 4 (aock ha. #), ^^^H
jm^*2ä' gen, aiüg. ?. 20; a, 34—35,
8. 95; akk. pl, maak. v. 32; (te) ^^H
94, 98, 99.
nom. pl. maflk. 7. 61; b. 85, 89, ^^H
p , , , s. auch fo . . ,
101 — B. auch J?^. ^^^H
gwad 3. oing. prät ind. v, 29, 47,
Bßggen w. 1; «. 25, 68, 97, lOU ^^H
«^A^etV; sablwort, äkk. v. 48 ; a. 67. ^^H
56; 8, 3, 62, 91.
rast (he, haplograph, A^cicf .Grimnis
-f eo B. unm(ihto, ^^^H
fake,) 3. Bing. prät. ind. 7. 21;
«äaZt<fei7)te (ha. Tfo^) subst. part. ^^H
a. 5, 85, 97.
präa., nom. pl. mask. t. 40 ; B. 60« ^^^H
'[hjrahanen a* 6*Ar<jAa>«ti.
#C 8. aing. präs. konj. t. 56; b. 73. ^^^|
rawia akk. pl. maak. v. 55j b. 72.
8id ady., temporal (blndnng det M) ^^^H
recckeo nom. sing. ma«k. t, 46;
T. 22; B. 36, 37. ^^H
B, 66, 92, 97, 98, 99, 100.
M perB. prou. 3, nOm, pl. tnftak. ^^^H
m reht akk. aiiig. t. 55; a. 72.
V. 5; B. 10I< — B. auch tL ^^H
^H rtehe dat. Bing, neutr. v. 46 ; a. 64,
Hk pers. pron. S, akk. ling. t. 59: ^^|
^H 92, 99, 100 — 8. auch thmiäm'
B.99; akk. pl. T.l, 4;». 11,17, ^H
~ rk)Ac.
^^M
siku B. (^i^^t«. ^^^1
-Ahhe miisk. H. dttrihhr., thtoinhht.
Bin posB. pron. 3, nom. sing. mask. ^^^H
rihtun 3. pl. prät ind. v. 3; ß. 16,
^^1
20, 21.
»inerö pois. pron. 3 , gen. pl. maak. ^^^H
linga akk. pl. v. 5; ». 16, 18, 19,
^^H
20, 76, 92, 97, 100.
»inu pofla. pron. 3, inatr. sing. r. 52. ^^^H
rteun 3. pl.pratbd. v.5; b. 20,21.
»ippan dat. sing, aus *#»p|)amc*, ^^^H
[hjrümsn inf. v. 59; s. 63, 75—6,
attributiv v, 30; b. 45, 49, 50 ^^H
97, lÜL
-51, ^l. 34, 97, 98. ^^H
sag$8 2. iing. pris. jud. r, 11;
ffl^ 2* Bing, präa* konj. v. 10; a. 1, ^^H
8. 25, 101.
^^1
mgitun 3.pl. prät. v, 14,40; a. 25,
sÜteti inf. IT. 19; a. 34. 97, 101. ^^M
29-30, 86, 93, lOl.
fJtiAitB.Bing.prls. ind.v,47; t,67. ^^^^
-samane s. fatamam.
9k ... 6, auch tc . . . ^^^1
mro akk. pl. ueutr. t. 8 : B. 16, 18.
fo adv. beim adj. v. 23; beim mdv. ^^^H
itcal 3. Mug, pris. ind. ?. 85, 51
V. 57 — rektivprou. (bindung ^^^H
(hs* off, a).
«ö . . . te ,quoB') V. 32; b. 58 — ^^^^
ÄcarjJeti dat. pL, attributiv v- 62;
konjunktioD (bindang to du ,daU ^^^H
_ $. 78, 96, 98.
du') V. 39; 0. 58-9 — negativ ^^H
108
VI. Abhandlang: v. Grienberger.
(bindung so , . , ni ,obiie daß^)
V. 50; 8. 68—69 — s. aocb also,
spdher nom. sing, mask., flektiert,
prädikativ v. 37; s. 58, 98.
spenis 2. sing. präs. ind. v. 38;
8. 58, 98.
speru instr. sing. v. 88; s. 78, 98.
staim akk. sing. v. 63; s. 1, 81—
85, 101.
stont 3. sing. prät. ind. v. 62;
s. 78-79.
'StSntun 8. gistdntun.
Stoptun (hs. a) 3. p1. prät. ind.
V. 63; 8. 79-81, 85, 86, 98.
'Siuont, 'StiLontum s. gistuont . . .
Bumaro gen. pl. v. 48; s. 67, 95.
8uno nom. sing. v. 42, 43.
8unu nom. sing. v. 6, 13, 84.
sunufatarungo gen. pl. v. 3;
8. 14-16, 19.
8U8 adv., modal, beim adj. v. 30,
54; s. 50, 72.
8ua8at nom. sing, nentr., flektiert,
attributiv ▼. 51 ; s. 26, 70-71.
8uert' instr. sing. v. 4; s. 16, 18,
90, 94.
8ueTtu instr. sing. v. 51; s. 71, 90.
'tan s. gitän,
taoc 3. sing. präs. ind. v. 53 ;
8. 72.
theotrihhe dat. v. 18; s. 31—2,
97, 98, 100 — s. aocb deotnchhe
u. detrihhe.
ti adv. beim adj. v. 27; präp. mit
dem dat. v. 52.
to präpos. mit dem dat. v. 5; s. 98.
tosamaneskdv. v. 63; s. 81, 85, 95.
tot nom. sing, mask., prädikativ
V. 42; s. 62.
truhtin nom. sing. v. 83 ; s. 40, 53,
67.
tuem Zahlwort, dat. (bindung un-
tar . . . tuem) v. 2; s. 96.
ubar präp. mit dem akk. v. 5, 41;
8. 60-1, 98.
ummet adv. beim adj. v. 37; s. 58,
96, 97.
ummettirri nom. sing, mask., prä-
dikativ V. 24; 8. 40—41, 42, 96,
97.
untar . . . tuem präpos. ,zwi8cben^
V. 2; 8. 14.
unti konjnnkt., temporal ,so lange
als* V. 25; s. 35, 36, 42 — ,bis
daß* V. 65; s. 36, 95.
unuuah8an part. prät., akk. sing.
neutr., attributiv v. 20; s. 26.
ur präpos. mit dem dat. v. 48;
s. 67.
urhittun 3. pl. prät. ind. v. 1 ;
s. 11-12, 90, 96.
Ü8ere poss. pron. 1, nom. pl. mask.
V. 14; s. 29.
uudbnum (hs. ü), dat. pl. v. 66;
s. 5, 89-90, 96, 97, 98.
'UuahBan s. unutuihsan.
uuallota 1. sing. prät. ind. v. 48;
s. 62, 63, 86, 97.
uualtan inf. v. 60; s. 75.
uualtant part. präs., vok. sing.
mask., attributiv, einem kompos.
-^ got nahestehend v. 47; s. 47,
66—67; vgl. auch irmingot,
uuäniu 1. sing. präs. ind. v. 28;
s. 30, 44-5, 90, 94.
uuant 3. sing. prät. ind. v. 31;
s. 52-8, 97.
uuari 8. sing. prät. konj. v. 9;
8. 24.
uuame 3. sing. präs. konj. v. 57;
8. 73-74.
utuirun 3. pl. prät. ind. v. 15;
8. 29.
UIU18 3. sing. prät. ind. v. 7 (hs. offe-
nes a), 23, 24, 27 (bis, an zweiter
stelle hs. wie pua/) v. 28 ; 8. 2 1 ,
37, 39, 41, 44, 97.
'[hjueit 8. gihutit.
uuel adv. v. 57; s. 63.
uuela inteij. v. 44; s. 63, 92.
uueJo^a in terj., bindung'^ nu v.47;
8. 63, 66-7.
t uuelihheB fragepron., gen. sing.
i V. 10; s. 32, 90, 97, 100.
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