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Full text of "Sitzungsberichte"

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SITZUNGSBERICHTE 


DER 


PIIIL0S0PFI1SCII-II1ST0B18C1IEN  GUSSE 


DEK  KAISERLICHEN 


AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


HUNDERTZEHNTER    BAND. 


WIEN,  188«. 


IN    COMMISSION   BEI    CARL   CxEROLD'S   SOHN 

BÜCnnÄNDT.ER  DER  KAI.S.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


As 

A55 


Druck  von  Adolf  Holzliausen, 

k.  k.  Hof-  uad  Universitäts-Buclidruckcr  in  Wica, 


INHAL  T. 


Seite 

IX.  Sitzung'  vom   15.  April  1885     . 1 

Zimmermann:    Kant    nnd    Comte   in   ihrem  Verliältniss    zur 

Metaphysik 3 

Hannsz:  Ueber  das  allmälige  Umsichgreifen  der  -?i-Declination 
im  Altindischen 41 

X.  Sitzung:  vom  22.  April   1885 84 

Pfizmaier:  Vier  Himmel  des  Jamato- Liedes.  Erklärungen 
buddhistischer  Dichtungen 87 

Brandt:  Verzeichniss  der  in  dem  Codex  169  von  Orleans  ver- 
einigten Fragmente  von  Handschriften  lateinischer  Kirchen- 
schriftsteller 167 

Bacher:  Die  hebräisch-neuhebräische  und  hebräisch-aramäische 
Sj)rachvergleichung  des  Abulwfilid   Merwän  Ibn  Ganah    .     .     175 

XI.  Sitzung  vom  6.  Mai  1885 213 

XII.  Sitzung  vom   13.  Mai   1885 215 

XIII.  Sitzung  vom  3.  Juni   1885 217 

Steffenhagen:  Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des 
Sachsenspiegels.  "V.  Die  Bocksdorf 'scheu  Additionen    .     .     .     219 

Xiy.  Sitzung  vom  10.  Juni  1885 302 

Mekler:  fMAGAHiMOil  HEPI  ÖANATOr  A.  Philodemos  Ueber 
den  Tod,  viertes  Buch.  Nach  der  Oxforder  und  Neapolitaner 
Abschrift 305 

Mussafia:  Mittheilungen  aus  romanischen  Handschriften.  H. 
Zur  Katharinenlegende 355 

XY.  Sitzung  vom  17.  Juni  1885 422 

Engel  brecht:  Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Clau- 
dianus  Mamertus 423 


■jY  Inhalt.  . 

Seito 

XYI.  Sitzuiiir  vom   1.  Juli  188r> 543 

Hü  liier:  Uebor   das   Zeitalter   dos  kasmhischeii  Dichters    So- 

n.adeva ^^^ 

(Jrünert:  Die  Bepritfs-Präponderanz  und  die  Duale  a  potiori 

im  Altarabischen ^^^ 

XVII.  Sitzunir  vom  M.  Juli  1885 597 

XVIII.  Sitzunjr  vom   15.  Juli  1885 599 

Smal  Stockij:  Über  den  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus  601 


IX.  SITZUNG   VOM   15.  APRIL   1885. 


Von  Druckwerken  wurden  mit  Zuschriften  eingesendet 
und  der  Classe  vorgelegt: 

,Vocabolario  degli  ucaderaici  della  Crusca^,  Vol.  V,  fasc.  II, 
ein  Geschenk  des  königl.  italienischen  Unterrichts-Ministeriums; 

,Les  derniers  voyages  des  Neerlandais  a  la  Nouvelle- 
Guinee',  gewidmet  von  dem  Herrn  Verfasser  prince  Roland 
Bonaparte  in  Paris; 

/ropographie  von  Niederösterrcich',  14.  und  lö.  Heft,  über- 
sendet von  dem  Herrn  Verfasser,  Hofrath  M.  A.  Becker  in  Wien. 


Das  w.  M.  Herr  Hofrath  Ritter  von  Miklosich  ersucht 
in  seinem  und  im  Namen  des  c.  M.  Herrn  Professor  Josef 
Müller  in  Turin  um  eine  Subvention  für  zwei  weitere  Bände 
des  von  ihnen  mit  Unterstützung  der  Akademie  herausgegebenen 
Werkes :  ,Acta  et  diplomata  graeca  medii  aevi  sacra  et  profana^ 


Das  w.  M.  Herr  Hofrath  Robert  Zimmermann  legt  eine 
t'ih-  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandhing  vor  unter  dem 
Titel :  ,Kaut  und  Comte  in  ihrem  Verhältniss  zur  Metaphysik*. 


An  Druckschriften  wurden   vorgelegt : 

Akademie    der   Wi.s.senschaften ,    köiiigl.    prRus.sische   zu    Berlin:    Sitzuiigs- 
berichfe.   Nr.  XL— LIV.    Berlin,  1S84-,   S". 

—  Ctjmmentaria  in  Aristotelem    graeca.  Vol.   XVIIl,    pars    111.    ßcroliiii, 
188.0-,    8".    —    Siipplementuin    Aristoteliciim.     Vol.   1,    pars    I.     Beroliiii, 
1885;  8". 
Sitzungsber.  d.  pliil.-liist.  Cl.     CX.   Hil.   I.   IHt.  1 


Contr.'il-Co  mmissiou,  k.  k.  statistisdie:  Oesterreicliisclio  Statistik.  VII. 
Hand,  I.  lieft:  IJoriclit  ülmr  dio  Krlio'lmui>'  der  Ilaiulolswertlio  und  Ilaupt- 
ergobuisso  dos  aus\värtig-en  llaiulols  im  Jahre  188;i.  Wien,  ISH-k;  gr.  4". 
—  VIII.  Band,  1.  lieft:  Statistik  der  Spareassen  für  das  Jahr  1882.  — 
'2.  Heft:  15e\veg-uii}i:  der  Bevölkerung-  im  Jahre  1883.  Wien,  1885-,  gr.  4". 

Congri's  international  des  Amerieanistes:  Compte-rendu  de  la  einquieme 
Session    ;i  Copeniiaguo  1883.  Copeuhag'uc ;  8". 

Jolms    Hi>pkins    Univorsity:     Studies    in     historical    and     political    science 
3.,  series  II— 111.  Baltimore,   188ö-,  8". 
Tlio  American  Journal  of  Pliilology.  Vol.  V,  4.  Baltimore,  1884;  8". 

Kiew:   Universität.siiachricliten.  Tom.  XXIV,  Nr.  11  und  12.  Kiew,  1884;  8". 

König-sberg-,  Universität:  Akademische  Scliriften.  42  Stücke  8"  und  4". 

Smithsonian  Institution:  Anuual  Report  of  the  Board  of  Regents  for  the 
year  1882.  Washington,   1884;  8». 

St.  Petersburg,  Univer.sitäts-Bibliothek:  Schriften.  Tom.  I— X,  XII —XIV. 
St.  Petersburg,  187G — 1884;  8".  —  Specimina  linguae  palaeoslavicae 
edidit  Jagid.  St.  Petersburg,  1882;  S^K  —  Ueber  eine  Parsenhandschrift 
der  kaiserlichen  öftentlichen  Bibliothek  zu  St.  Petersbui-g,  von  Carl 
Säle  mann.  Leiden,   1878:  8". 


Zi  min  ermann.     K;viit  und  Comte  in  ihrem  VorliältniKS  zur  Metaphysik. 


Kiiut  und  r'omto  in   ilii'cm  Voiiiältiiiss  zur 

Metaphysik. 

Von 

Robert  Ziminermann, 

wirkl.  Mitglic'de  dor  kais.  Akadcinio  der  Wissenscharten. 


Js.aut  und  Comte,  der  Urheber  des  Kriticismus  und  jener 
der  positiven  Philosophie,   pflegen  als  diejenigen  angesehen  zu 
werden,  welche,  der  eine  in  Deutschland,  der  andere  in  Frank- 
reich ,    der   Metaphysik   als    Wissenschaft   im    Sinne    der   alten 
Schule  ein  Ende  gemacht  haben.     Kant  selbst  bezeichnete  die 
Metaphysiker  seiner  Zeit,  Wolf  und  Crusius,   insofern  sie  eine 
Wissenschaft  vom  Sein  und  Seienden  ,aus  reiner  Vernunft^  auf- 
zustellen sich  vermassen,  spöttisch  als  ,Luftbaumeister^    Comte, 
wie  ich'  in   einer   vorangegangenen    Abhandlung,    die    im  Jahr- 
gang   1874    der    Sitzungsberichte    dieser    Classe    enthalten    ist, 
gezeigt  habe,  fand  zwar  den  Urheber  der  kritischen  Philosophie, 
als  er  ihn  zu   einer  Zeit,    da   er   mit   seinem   eigenen   System 
längst  fertig  w^ar,  kennen  lernte,  immer  noch  ,trop  metaphysique', 
aber  erkennt  nicht  nur  zwischen  sich  und  ihm  ,eine  Menge  Be- 
rührungspunkte'   an,    sondern    er   nennt    ihn   auch    denjenigen 
Metaphysiker  unter  allen,  welcher  der  positiven  Philosophie  ,am 
nächsten  stehe'.     Dennoch    bedarf    beides    der  Einschränkung. 
Weder    ist  Kant   mit    seiner    Aufliebung    der    Metaphysik    als 
Wissenschaft  so  Aveit  gegangen ,    wie  seine  neuesten  Wiedcrer- 
wecker,  dieNeokantianer,  gegangen  sind  und  ihn  gerne  gegangen 
sein  lassen  möchten,  noch  hat  der  Urheber  der  positiven  Philo- 
sophie so  gering  von  dem  Werth  und  der  Bedeutung  der  Meta- 
physik für  die  Entwicklung  wahrer  Wissenschaft   gedacht,  als 
seine  angeblichen  Jünger,    die  Vertreter  der  positiven  Wissen- 

1* 


4  /im  in  0  rill  an  n. 

scluit'tcn,  von  derselben  denken  und  ilm  gerne  c'cdaclit  haben 
lassen  niöclitiMi.  Vielmehr  hat  der  erstere  zwar  den  Umfang- 
der  Gegenstände  derselben  beschränkt,  aber  innerhalb  desselben 
an  ihr  als  Wissenschaft  festgehalten;  der  letztere  hat  ihr  zwar 
m  der  von  ihm  aufgestellten  ^natürlichen  Hierarchie  der  Wissen- 
schaften' keinen  Platz  eingerJlumt,  dieselbe  dagegen  als  noth- 
wendiges  und  unvermeidliches  Durchgangsstadium  des  Wissens 
auf  alle  in   jener  enthaltenen  Wissenschaften  ausgedehnt. 


Seit  dem  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  lassen  sich  in  dem 
Entwicklungsgang  der  Philosophie  zwei  Strömungen  unterschei- 
den, deren  eine  von  der  Vernunft,  deren  andere  von  der  Er- 
fahrung als  ausschliesslicher  Erkenntnissquelle  ihren  Ausgang 
nimmt.  Die  ei'ste,  die  man  nach  dem  Ort  ihrer  Entstehung  und 
nächsten  Ausbreitung  als  die  continentale  und  als  deren  Be- 
gründer man  Descartes  bezeichnen  kann,  charakterisirt  sich 
dadurch,  dass  die  Beschaffenheit  des  denkenden  Wesens  jede 
Avie  immer  geartete  Aufnahme  von  aussen  kommender  Eindrücke 
unmöglich  macht.  Die  zweite,  die  nach  dem  Orte  ihres  Auf- 
kommens als  insulare  und  als  deren  Begründer  Bacon  bezeichnet 
werden  kann,  charakterisirt  sich  dadurch,  dass  sie  die  Annahme 
ursprünglicher,  d.  i.  solcher  Ideen,  welche  nicht  näher  oder  ent- 
fernter durch  Abstraction  aus  den  allein  immittelbaren,  durch  die 
Sinne  von  aussen  empfangenen  Eindrücken  entstanden  wären, 
als  Fiction  betrachtet.  Jene,  die  um  der  Natur  ihrer  Erkennt- 
nissquelle willen  Rationalismus,  wie  diese,  welche  um  jener  der 
ihrigen  willen  Empirismus  genannt  wird,  behält  obigen  Charakter 
im  Verlauf  der  Entwicklung  trotz  mannigfacher  Umgestaltung 
im  Wesentlichen  unverändert  bei.  Die  Ausschliessung  jeder 
wie  immer  gearteten  Aufnahme  von  aussen  seitens  des  den- 
kenden Subjects  wird  durch  die  einander  folgenden  Hypothesen 
der  assistentia  divina,  des  (Jccasionalismus  und  der  prästabilirten 
Harmonie,  sowie  durch  die  Denkendes  und  Ausgedehntes  für 
identisch  erklärende  Alleinslehre  Spinoza's  zwar  umgangen,  aber 
nicht  aufgehoben.  Die  Bekämpfung  aller  nicht  unmittelbar  oder 
mittelbar   aus    der   Erfahrung    empfangener,    sondern    aus    was 


Kant  und  Cointc  in  iliicm  Vorliältniss  zur  Metaphysik.  O 

immer  für  einem  Grunde  unabhängig  von  dieser  entstandener, 
ererbter  und  raitgebracliter  Vorstellungsweisen,  als  ,Trug-  und 
selbstgemachter  Götzenbilder  (Idole)^  durch  Bacon,  kehrt  in  der 
Läugnung  angeborner,  d.  i.  vor  aller  Erfahrung  nnd  unabh<ängig 
von  dieser  vorhandener  Ideen  durch  Locke  wieder.  Folge  des 
ersteren  ist,  dass  im  Rationalismus  von  einer  Erfahrungserkennt- 
niss  im  empirischen,  im  Empirismus  von  einer  Erkenntniss  durch 
reine  Vernunft  im  Sinne  reiner  Vernunftwissenschaft  nicht  die 
Rede  sein  kann. 

Wie  es  vom  Standpunkte  der  Vernunft  als  einziger  Er- 
kenntnissquelle keine  andere  Wissenschaft  als  Verniinftwissen- 
schaft,  so  kann  es  von  dem  entgegengesetzten  der  Erfahrung 
als  einziger  Erkenntnissquelle  kein(;  andere  als  Erfahrungs- 
wissenschaft geben.  Der  geläufige  Gegensatz  rationaler  und 
empirischer  als  einander  ausschliessender  Gattungen  von  Wissen- 
schaften wird  innerhalb  des  Gesichtskreises  des  Rationalismus 
zu  einem  solchen  innerhalb  des  Gebietes  der  Vernunftwissen- 
schaft selbst,  während  er  innerhalb  des  Gesichtskreises  des 
P^mpirismus  zu  bestehen  überhaupt  aufhört.  Vernunft-  und  Er- 
fahrungswissen stellen  im  Sinne  des  Rationalismus  nicht  zweierlei 
Wissen,  sondern  ein  und  dasselbe,  das  einzig  mögliche  Wissen, 
das  Vernunftwissen  in  zwei  verschiedenen  Entwicklungsstadien 
dar,  so  dass  das  sogenannte  Erfahrungswissen  die  unvollkom- 
mene, das  im  engeren  Sinne  sogenannte  Vernunftwissen  die 
vollkommene  Form  des  einzig  möglichen,  d.  i.  des  Wissens 
mittelst  reiner  Vernunft  ausmacht.  Im  Sinne  des  Empirismus 
aber  verhalten  Vernunft-  und  Erfahrungswissen,  von  Avelchen 
das  erste  auf  vom  Denken  tingirten,  das  letztere  auf  von  aussen 
geg(;benen  Ideen  beruht,  sich  wie  Nichtwissen  zu  Wissen, 
Illusion  zu  Wahrheit,  und  der  Gegensatz  der  einander  aus- 
schliessensollenden  Arten  des  Wissens  hört  auf,  weil  das  eine 
Glied  desselben  aufgehört  hat  überhaupt  eine  Art  des  Wissens 
zu  sein. 

Wi(;  man  sieht,  ist  die  Aussicht,  welche  der  Rationalismus 
den  P^rfahrungsAvissenschaften,  günstiger,  als  diejenige,  welche 
der  Empirismus  Wissenschaften  mittelst  reiner  Vernunft  eröffnet; 
jener  lässt  die  empirischen  Wissenschaften  zwar  als  solche,  deren 
I'orm  noch  unvollkonimon,  deren  Vollendung  erst  in  ihrer  Um- 
wandlung  in   reine  Vernunftwissenschaften   zu   hoffen  ist,    aber 


(l  7.  i  III  in  0  r  in  a  n  n. 

(Idcli  ,ils  Wisscnscliartcit,  wcniic;lcicli  nioclcrcr  Ordnunf!;  bestehen; 
dieser  dagegen  spriclit  allen  nielit  nuf  Krfahrnng  allein  gebauten 
Wissenschaften,  also  allen  Vernunftwissensehaften  den  wissen- 
sehaftliehen  Charakter  schlechthin  und  für  alle  Zeiten  ab.  Physik 
und  Geschichte  als  Erfahrungswissenschaften  vom  Wirklichen 
werden  daher  vom  Rationalismus  auch  in  ihrem  gegenwärtigen 
unvollkommenen  Zustande,  der  sich  dadurch  verräth,  dass  ihre 
Lehrsätze  theilweise  wenigstens  nur  als  Thatsachen  registrirt, 
keineswegs  aber,  wie  es  im  Begriff  einer  Vernunftwissenschaft 
gelegen  ist,  aus  einem  einzigen  oder  einigen  durch  sich  selbst 
gcAvisscn  Principicn  als  unvermeidliche  Folgerungen  deducirt 
zu  werden  vermögen,  als  Wissenschaften  anerkannt.  Metaphysik 
und  Philosophie  der  Geschichte  als  reine  Vernunftwissenschaften 
vom  Wirklichen  würden  dagegen,  auch  wenn  ihre  Gestalt  im 
Sinne  des  Rationalismus  die  denkbar  vollkommenste,  d.  i.  ihr 
Gesammtinhalt  durch  Deduction  aus  einem  oder  wenigen  durch 
sich  selbst  gewissen  Principien  als  unvermeidliche  Folgerung 
gewonnen  wäre,  trotzdem  vom  Empirismus  als  Wissenschaften 
verläugnet  werden ,  weil  deren  Inhalt  nicht  aus  der  allein 
wissenschaftlich  zulässigen  Quelle,  aus  der  Erfahrung  ge- 
schöpft   sei. 

Metaphysik  als  reine  Vernunftwissenschaft  vom  Wirklichen 
hat  daher  wohl  eine  Stelle  im  System  der  Wissenschaften,  wie 
es  der  Rationalismus,  aber  keine  in  demjenigen,  wie  es  der 
Empirismus  entwirft.  Von  den  beiden  Gliedern  des  contra- 
dictorischen  Gegensatzes,  deren  einer  nur  Wirkliches,  der 
andere  nur  Nichtwirkliches  umfasst,  behandelt  der  Rationalis- 
mus beide,  der  Empirismus  dagegen  nur  eines  als  möglichen 
Gegenstand  des  Wissens.  Während  nämlich  der  letztere,  weil 
seine  einzige  Erkenntnissquelle  die  Erfahrung,  dasjenige  aber, 
was  nicht  ist  oder  nicht  war,  auch  nicht  erfahren  werden  kann, 
nur  das  Wirkliche,  kann  der  Rationalismus,  weil  und  insofern 
ein  Künftiges,  also  noch  nicht  Wirkliches,  in  dem  Gegenwär- 
tigen begründet  und  durch  dasselbe  bedingt  erscheint,  auch 
NichtAvirkliches  zum  Gegenstande  haben.  Je  nachdem  nun  das 
Nichtwirkliclie  einerseits  entweder  ein  solches  ist,  dessen  Ver- 
wirklichimg seiner  Natur  nach  unmöglich  oder  möghch,  anderer- 
seits ein  solches,  dessen  Verwirklichung  gleichgiltig  oder  nicht 
gleichgiltig  ist,    ergeben    sich    durch   Combination   beider  Ein- 


Kant  und  (,'oratp  in  ihrem  Verhältniss  zur  Metaphysik.  7 

thoilungcn  vier  Gattungen  des  KichtAvirklichen  al«  möglicher 
Gegenstände  des  Wissens:  1.  Nichtwirkliehcs,  dessen  Verwirk- 
lichung seiner  Natur  nach  unmöglich,  aber  gleichgiltig,  2.  Nicht- 
Avirkliclies,  dessen  Verwirklichung  seiner  Natur  nach  unmüglicli, 
aber  nicht  gleichgiltig,  3.  Nichtwirkliches,  dessen  Verwirklichung 
seiner  Natiu*  nach  möglich,  aber  gleichgiltig,  und  4.  Nichtwirk- 
liches, dessen  Verwirklichung  seiner  Natur  nach  möglich  und 
keineswegs  gleichgiltig  ist.  Zu  der  an  erster  Stelle  genannten 
Art  des  Nichtwirklichen  gehört  das  Mathematische,  und  zwar 
sowohl  die  Zahl  wie  die  Raumfbrm.  Die  eine  Avie  die  andere 
sind  von  der  Beschaffenheit,  dass  sie  die  Verwirklichung  aus- 
schliessen,  indem  zwar  das  Wirkliche  gezählt  Avird  und  räum- 
liche Gestalt  annimmt,  die  Zahl  selbst,  sowie  die  räumliche 
Gestalt  (der  mathematische  Punkt,  die  mathematische  Fläche, 
der  mathematische  Körper)  als  solche  aber  niemals  wirklich 
sind.  Dasselbe  ist  aber  auch  zngleich  von  der  Beschaffenheit, 
dass  seine  Verwirklichung  gleichgiltig,  d.  h.  dass  der  Umstand, 
dass  weder  Zahl  noch  Raumfbrm  jemals  ein  Wirkliches  sein 
können,  in  jeder  Hinsicht  ii'relevant  ist.  Zu  der  an  zAveiter 
Stelle  genannten  Art  des  Nichtwirklichen  gehört  das  Logi- 
sche, dessen  Formen,  z.  B.  der  logische  Begriff,  von  der  Art 
sind,  dass  sie  in  ihrer  Reinheit  niemals  im  Denken  verwirk- 
licht werden  können,  z.  B.  der  logische  Begriff  für  das  wirk- 
liche Denken  ein  unerfüllbares  Ideal  bleiben  muss.  Während 
nämlich  der  logische  Begriff  in  seiner  Reinheit  alle  den  seinen 
Umfang  bildenden  Begriffen  gemeinsamen  Merkmale,  aber  auch 
nur  diese  umfasst,  Averden  bei  jedem  Versuch,  denselben  im 
wirklichen  Denken  zu  Aviederholen,  Merkmale  zu  dem  Inhalt 
desselben  hinzugedacht,  aa^c  sie  dem  besonderen  Kreise  von 
Anschauungen  entsprechen,  aus  welchen  der  fragliche  Begriff 
gerade  bei  diesem  denkenden  vSubject  im  Unterschiede  von 
anderen,  durch  Abstraction  der  diesen  gemeinsamen  Merkmale 
hervorgegangen  ist.  Es  wird  z.  B.  derjenige,  der  niemals  einer 
Palme  ansichtig  gcAvorden  ist,  in  den  Begriff  des  Baumes  das 
Merkmal  der  Verästelung  in  ZAveige  hineinlegen,  Avelches  im 
logischen  Begriff  des  Baumes  um  so  Averiiger  enthalten  sein 
kann,  als  es  sonst  unmöglich  Aväre,  dass  unter  diesem  auch  die 
Palme  befasst  Avürde.  Dagegen  kann  von  der  Unmöglichkeit, 
Avelche  das   Logische    in    sich    trägt,   jemals    zu    erschöpfender 


n  '/.  i  in  111  ('  1  111  ii  II  n. 

Vcrwirklifliuii^  zu  ,i;'elanfi,'cn ,  keineswegs  wie  von  jener  des 
IMalluMnatischen  zugestanden  Averden,  dass  dieselbe  gleieligiltig, 
vielmehr  uiuss  hehauptet  werden,  dass  dieselbe  vom  Gesiehts- 
jnuikte  des  zum  Zwecke  vollkoniinenen  Erkennens  unbestreit- 
baren Hedürinis.ses  logisch  vollkommenen  Denkens  im  böcbsten 
Cirade  bedauerlich  sei,  insofern  aus  derselben  alle  diejenigen 
Selbsttäuschungen  und  Irrthümer  des  Denkens  entspringen  (zu 
enge  oder  zu  weite  Begriffe,  allgemeine  Urtheile  statt  besonderer, 
Paralogismen) ,  welche  durch  in  formeller  Hinsicht  vollkomme- 
nes Denken  hätten  vermieden  werden  können  und  sollen.  Zu 
der  dritten  Art  des  Nichtwirklichen  gehört  das  Aesthetische, 
das  mit  dem  der  vierten  und  letzten  Art  angehörigen  Ethischen 
daiin  übereinkommt,  dass  beider  Verwirklichimg  möglich,  da- 
gegen dadurch  von  demselben  unterschieden  ist,  dass  dessen 
Verwirklichung  (ohne  Schaden)  auch  unterlassen  werden  kann, 
während  die  des  letzteren  schlechterdings  nicht  unterlassen 
werden  darf. 

]\Tathematisches,  Logisches,  Aesthetisches  und  Ethisches 
bilden  nach  Vorstehendem  viererlei  Gegenstände  möglichen 
Wissens,  welche  als  solche  zum  Inhalt  ebensovielerlei  verschie- 
dener Wissenschaften  werden  können,  von  welchen  die  einen, 
welche  sich  auf  der  Verwirklichung  unfähiges  Nichtwirkliches 
beziehen  (Mathematik,  Logik),  theoretische,  die  anderen,  welche 
der  Verwirklichung  fähiges  Nichtwirkliches  zum  Objecte  haben 
(Aesthetik,  Ethik),  praktische  Wissenschaften  heissen  dürfen. 
Dieselben  machen  mit  derjenigen  Wissenschaft,  welche  sich  auf 
Wirkliches  bezieht,  zusammengenommen  den  Umfang  möglichen 
Wissens  überhaupt  aus,  so  dass  dieser  im  Ganzen  fünf  Wissen- 
schaften umfasst,  von  welchen  die  eine  (die  Wissenschaft  vom 
Wirklichen)  Realwissenschaft  ist,  die  übrigen  (die  Wissen- 
schaften vom  Niehtwirklichen)  Formalwissenschaften,  und  zwar 
theilweise   theoretische,  theilweise  praktische  sind. 

Obgleich  den  Formalwissenschaften  gegenüber  nur  eine, 
zerfällt  die  Realwissenschaft,  je  nach  der  Beschaffenheit  des 
Wirklichen,  von  dem  sie  handelt,  in  ihr  untergeordnete  Wissen- 
schaften, von  denen  die  eine  als  allgemeine  dasjenige  behandelt, 
was  allem  überhaupt  Wirklichen  gemeinsam,  die  anderen  als 
besondere  Realwissenschaften  dasjenige  enthalten,  was  gewissen 
Classen  von  Wirklichem,  z.  B.  dem    der   sinnlichen  Wahrneh- 


Kant  nii'l  Cointi-  in   iluftni   Voiliältniss  vaw  Motaphysilc.  ;) 

iiimif]^  entweder  zugän,£^licliem  oder  nlclit  zugrinp;liclicin ,  ins- 
besondei'c  eigen  ist. 

Sämmtliclic  vorgenannte  Real-  wie  Formalwissenschaften, 
insofern  sie  für  ihn  überhaupt  Wissenschaften  sind,  betrachtet 
und  behandelt  der  Rationalismus  als  reine  Vevnunftwissen- 
Schäften.  Dagegen  behält  der  Empirismus,  für  den  die  Er- 
fahrung die  einzige  Erkenntnissquelle  und  daher  sowohl  das 
Wirkliche  das  einzig  erfahrbare,  wie  das  Erfahrbare  einzig 
wirklich  ist,  von  den  Formalwissenschaften  keine,  von  den  Real- 
wissenschaften aber  nur  die  vom  sinnlich  wahrnehmbaren  Wirk- 
lichen, als  wirkliche  Wissenschaften  hn.  Als  reine  Vernunft- 
wissenschaft vom  Wirklichen  fällt  daher  für  den  ersten  die 
Realwissenschaft  in  ihrer  Gesammtheit,  sowohl  deren  allgemeiner 
als  deren  besonderer  Theil,  mit  der  Metaphysik  zusammen;  fin- 
den zweiten  füllt  ausser  sämmtlichen  Formalwissenschaften  so- 
woid  der  allgemeine  Theil,  als  jener  besondere  Theil  der  Real- 
wissenschaft, der  von  einem  andern  als  dem  sinnlich  wahr- 
nehmbaren Wirklichen  handelt,  aus.  So  gut  daher  für  den 
Rationalismus  die  Physik  nur  dann  und  insoweit  Wissenschaft 
werden  kann,  als  sie  Metaphysik  ist  oder  Avird,  so  gut  können 
für  den  Empirismus  Logik,  Aesthetik,  Ethik,  ja  sogar  Mathe- 
matik, wenn  sie  Wissenschaften  sein  sollen,  nichts  anderes  als 
Erfahrungswissenschaften  von  dem  einzigen  Erfahrbaren,  d.  i. 
vom  sinnlich  wahrnehmbaren  Wirklichen  sein. 

Dabei  wird  dem  Rationalismus  durch  die  wenigstens  theil- 
Aveise  Zufälligkeit  des  Wirklichen,  dem  Empirismus  durch  die 
schlechthin  und  ausnahmslos,  also  nicht  wie  die  des  Erfahrbaren 
blos  comparativ  oder  inductiv,  geltende  Allgemeinheit  des  Mathe- 
matischen einer-,  den  normativen  Charakter  sowohl  des  Logi- 
schen Avie  des  Aesthetischen  und  Ethischen  andererseits  eine 
nicht  zu  umgehende  Sclnvierigkeit  in  den  Weg  gelegt.  Während 
nämlich  sich  imschwer  begreifen  lässt,  dass  das  nothwendig 
Wirkliche  durch  reine  Vernunft,  d.  i.  durch  eine  Erkenntniss- 
quelle, welche  als  solche  den  Charakter  der  Notlnvendigkeit  in 
sich  schliesst,  erkannt,  d.  i.  mit  Nothwendigkeit  als  wirklich  be- 
griffen werde,  tritt  bei  dem  zulallig  Wirklichen  der  Widerspruch 
ein,  dass  dasselbe  durch  eine  Erkenntnissquelle,  deren  Charakter 
Nothwendigkeit  ist,  begriffen  und  nichtsdestoweniger  zufällig 
sein  solle.     Folge  davon  ist,    dass  die  Wissenschaft  vom    noth- 


IQ  /,  i  111 111  0  r  111  a  n  n. 

wrndiji,-  Wirkliehon  olmcwritorp,  (lngcf!:;en  die  Wissenschaft  vom 
zufalli,!;'  Wirlclichcii,  wiMtn  i'il)erluiu])t,  nur  in  einem  von  dem 
im  Kntioiialisnnis  j;-e\völiidiclien  abweichenden  Sinne  Vernimft- 
wisscnschait  heissen  kann.  Es  muss,  was  dasselbe  ist,  Mcta- 
plivsik  im  Avcitcrcn  von  der  Metaphysik  im  engeren  Sinne  unter- 
scliiedcn  werden,  von  welchen  die  erstere  alles  Wirkliche,  die 
letztere  dagegen  nur  das  nothwendig  Wirkliche,  d.  i.  dasjenige, 
dessen  Wirklichkeit  mit  Nothwendigkeit  erkannt  zu  werden 
vermag,  zum  Gegenstande  hat,  während  das  übrige  Wirkliche, 
d.  i.  dasjenige,  dessen  Existenz  durch  die  Vernunft  nicht  mit 
Nothwendigkeit,  sondern  nur  mit  mehr  oder  weniger  Wahr- 
scheinlichkeit erschlossen  zu  werden  vermag,  den  Gegenstand 
der  im  Gegensatz  zu  obiger  Metaphysik  im  engeren  Sinne  soge- 
nannten ,Physik'  ausmacht.  Daraus  ergibt  sich  der  Wider- 
spruch, dass  ein  mit  mehr  oder  minderer  Wahrscheinlichkeit, 
also  nicht  mit  Nothwendigkeit  erkennendes  Vermögen  nichts- 
destoweniger Vernunft,  d.  i.  mit  Nothwendigkeit  erkennendes 
Vermögen,  wie  oben,  dass  ein  zufällig  Wirkliches  nichtsdesto- 
weniger durch  Vernunft,  d.  i.  mit  Nothwendigkeit  erkanntes 
Wirkliches  sein  soll.  Der  Rationalismus  hat,  um  demselben 
auszuweichen,  kein  anderes  Mittel  als  die  von  Leibniz  einge- 
führte Unterscheidung  eines  klaren  und  deutlichen  einer-  und 
eines  verworrenen  Denkens  andererseits,  von  welchen  das  erste, 
weil  es  sich  des  Inhalts  seiner  Vorstelhmgen  und  demzufolge 
auch  der  Vollständigkeit  dieses  Inhalts  sich  bewusst  ist,  durch 
diesen  mit  Nothwendigkeit  bestimmt,  nothwendig  richtig  denkt, 
d.  i.  erkennt,  während  das  letztere,  weil  des  Inhalts  seiner 
Vorstellungen  selbst  unbewusst,  auch  der  eventuellen  Unvoll- 
ständigkeit  dieses  Inhalts  sich  imbewusst  bleiben  muss  und  da- 
her, wenngleich  durch  diesen  (unvollständigen)  Inhalt  mit  Noth- 
wendigkeit bestimmt,  nothwendig  unrichtig  denkt,  d.  i.  irrt. 
Wirkliches  nun,  dessen  Gründe  vollständig  bekannt,  oder  was 
dasselbe  ist,  dessen  erkannte  Gründe  zusammengenommen  der 
vollständige  Grund  seiner  Wirkhchkeit  sind,  wird  daher  mit 
Nothwendigkeit  als  nothwendig  wirklich,  solches  dagegen,  dessen 
Gründe  nur  unvollständig  bekannt  sind,  oder  was  dasselbe  ist, 
dessen  bekannte  Gründe  zusammengenommen  nicht  den  voll- 
ständigen Grund  seiner  Wirklichkeit  ausmachen,  Avird  zwar  mit 
Rücksicht  auf  diesen  bekannten  Theil  der  Gründe  seiner  Wirk- 


Kant  und  (^omte  in   iliivm  Vfiihilltniss  ■/.nr  Metaphysilc.  11 

üclikoit  notlnvendig  als  wirklicli  gedacht,  d.  li.  für  Avirklicli  ge- 
halten, muss  aber,  weil  der  bekannte  Thcil  der  Gründe  seiner 
Wirklichkeit  znsainraengenommen  nicht  der  vollständige  Grund 
derselben  ist,  nicht  eben  auch  wirklich  sein,  d.  h.  seine  Wirklich 
keit  ist  in  Bezug  auf  jenen  bekannten  Bruch theil  ihres  vollstän- 
digen Grundes  nicht  nothwendig,  sondern  blos  zufällig.  Daraus 
ergibt  sich  sowohl,  dass  nur  nothwendig  Wirkliches  Gegenstand 
bewussten  Denkens,  wie,  dass  der  Gegenstand  verworrenen  Den- 
kens nur  zufälHg  W^irkliches  sein  kann,  dass  daher  von  den 
l)eiden  einander  dem  Grade  nach  übergeordneten  Stufen  des 
für  den  Rationalismus  einzig  vorhandenen  Erkenntnissvermögens 
die  höhere,  d.  i.  die  ihrer  selbst  bewusste  Vernunft  (intellectus) 
das  nothwendig,  die  niedere,  die  dunkle,  verworrene  Vernunft 
(simnlacrum  rationis,  sensus)  das  znfällig  Wirkliche  zum  Object 
ihrer  Erkenntniss  hat,  Metaphysik  als  AVissenschaft  der  ersten, 
dagegen  Physik  als  solche  der  zweiten  zufällt.  Letztere  hat 
daher,  insofern  das  zufällig  Wirkliche  mit  dem  im  Sinne  des 
P^mpirismns  einzig  erfahrbaren  Wirklichen  zusammenfällt,  mit 
diesem  denselben,  Metaphysik  dagegen,  insofern  das  nothwendig 
AVirkliche  vor  und  abgesehen  von  aller  Erfahrung  als  wirklich 
erkennbar  ist,  im  Sinne  des  Empirismus,  dem  nur  das  Erfahrene 
Avirklich  ist,  überhaupt  keinen  Gegenstand. 

Wie  für  den  Rationalismus  die  Physik,  so  bildet  für  dessen 
Gegentheil  die  Mathematik  die  Klippe.  Da  der  Gegenstand 
derselben,  wenn  er  überhaupt  vom  Standpunkt  des  Empirismus 
aus  erkennbar  sein  soll,  erfahrbar  sein  muss,  so  muss  er  ein 
AVirkliches  sein,  während  er  andererseits  als  Mathematisches,  als 
reine  Zahl  und  reine  Raumform,  kein  solches  sein  kann.  Daraus 
ergibt  sich  ein  Widerspruch,  dessen  Lösung  nur  entweder  da- 
durch herbeigeführt  werden  kann,  dass  auf  die  Erkenntniss  des 
Mathematischen  überhaupt  verzichtet,  oder  dadurch,  dass  Zahlen 
und  Raumformen  selbst  als  Gattungen  der  wirkhchen  Dinge 
angesehen,  d.  h.  z.  B.  die  Zahl  drei  oder  der  mathematische 
Punkt,  die  mathematische  Linie  u.  s.  w.  für  ein  Existircndes 
erklärt,  zwischen  physischem  und  geometrischem  Körper,  von 
welchen  der  erstere  nicht  nur  Ausdehnung,  sondern  auch 
Schwere,  der  letztere  dagegen  nur  Ausdehnung  besitzt,  nicht 
unterschieden  wird.  In  diesem  Falle  erscheint  das  Mathema- 
tische, insbesondere  das  Geometrische,  als  ein  verdünntes,  und 


1  ^  Z  i  111  ni  0  V 111  ii  n  n . 

zwar  bis  zum  äusscrsten  Grade,  der  sich  noeli  mit  der  behaup- 
teten Wirklichkeit  desselben  vcrträ<it,  vei'dünntes  Körperliches, 
welches  aber  eben  darum  immer  noch  nicht  das  als  solclies  im 
physikalischen  Sinne  völliji;  \mkurperliche  Geometrische,  die 
reine  Kauraform,  sondern  mit,  wenn  auch  noch  so  sehr  ätheri- 
sirten  nnd  der  Unkörperlichkeit  angenäherten  physikalischen 
Stoffen  erfüllte  Raumform  ist.  Lieü;t  in  diesem  Sinne  das  Mathe- 
matische, weil  jenseits  der  Grenzen  des  Erfahrbaren,  für  den 
Empirismns  auch  jenseits  der  Grenze  des  P^rkennbaren,  und  sieht 
sich  dieser  folgerichtig  gezwungen,  entweder  auf  dessen  Er- 
kenntniss  zu  verzichten  oder  die  Erkenntniss  auch  eines  nicht 
Erfahi'baren ,  also  die  Möglichkeit  einer  nicht  auf  Erfahrung 
beruhenden  Erkenntniss  zuzugeben,  so  bietet  die  Natur  mathe- 
matischer Erkenntniss,  welche  als  solche  ausnahmslose  und 
schlechthinige  Geltung  beansprucht,  verglichen  mit  jener  auf 
blosser  Erfahrung  beruhenden  Erkenntniss,  welche  als  solche 
nur  thatsäcliliche  und  die  Möglichkeit  künftiger  Ausnahmen 
nicht  ausschliessende  Geltung  gewährt,  einen  neuen  Wider- 
spruch dar.  Derselbe  besteht  darin,  dass  ausnahmslos  Giltiges 
auf  einem  Wege,  der  Ausnahmen  zulässt,  als  solches  erkannt, 
d.  h.  dass  die  Ausnahmslosigkeit  auf  eine  Weise  gerechtfertigt 
Averdcn  soll,  die  deren  Gegentheil  einschliesst.  Soll  derselbe 
gelöst  werden,  so  ist  nur  eins  von  beiden  möglich,  entweder  das 
Mathematische  wird  auf  dem  Erfahrungswege  erkannt  und  büsst 
seine  Apodicticität,  oder  es  behält  die  letztere  und  die  Erfahrung 
büsst  ihre  Stellung  hIs  ausschliessliche  Erkenntnissquelle  ein. 
Diu'ch  jenes  wird  die  Mathematik  als  Wissenschaft,  durch  dieses 
der  Empirismus  als  exclusiver  Erkenntnissstandpunkt  aufgehoben. 
Wie  der  Charakter  des  Mathematischen  in  dessen  Aus- 
nahmslosigkeit, so  liegt  der  des  Logischen,  Aesthetischen  und 
Ethischen  in  dessen  (wahrer  oder  vermeintlicher)  Mustergiltig- 
keit.  Sowie  das  Mathematische  im  Einzelnen,  z.  B.  die  Con- 
gruenz  zweier  ebener  Dreiecke,  deren  Grundlinien  von  gleicher 
Länge,  deren  an  derselben  anliegende  Winkel  einander  gleich 
sind,  allerdings  (durch  Deckung),  allein  nicht  die  Ausnahms- 
losigkeit dieser  Congruenz  erfahren  wei'den  kann,  so  kann  das 
Logische,  Aesthetische,  Ethische  im  Einzelnen  allerdings,  allein 
nicht  die  Mustergiltigkeit  desselben,  d.  i.  dessen  schlechthinige 
und  ausnahmslose  Nachahmungs Würdigkeit  auf  dem  Erfahrungs- 


Kant  und  Comtc  in  ilucm  Verhältniss  zur  Metaphysik.  lö 

wegc  erkannt  werden.  Erfahrung  zeigt,  dass  im  gegebenen 
einzelnen  Falle  auf  eine  gewisse  Weise  thatsächlieh  gedaclit, 
in  einem  solchen  eine  geAvisse  künstlerische  SchafFensweise 
thatsächlieh  wohlgefällig  oder  raissfällig  gefunden,  eine  gewisse 
Art  und  Weise  zii  Avollen  und  zu  handeln  thatsächlieh  gebilligt 
oder  missbilligt  wird,  aber  sie  zeigt  nicht  und  kann  nicht 
zeigen,  dass  ausnahmslos  und  in  jedem  Falle  in  der  ange- 
gebenen Weise  gedacht,  Wohlgefallen  oder  Missfallen  geäussert, 
Lob  oder  Tadel  ausgesprochen  werden  wird.  Da  nun  in 
letzterem  der  normative  Charakter  sowohl  des  Logischen  als 
des  Aesthetischen  und  Ethischen  einzig  besteht,  indem  diejenige 
Art  und  Weise  des  Denkens  und  ßeurtheilens,  welche  aus- 
nahmslose Geltung  besitzt,  selbstverständlich  diejenige  ist, 
welcher  dieselbe  auch  in  jedem  einzelnen  Falle  gebührt,  so 
folgt,  dass,  da  dieselbe  auf  dem  Erfahrungswege  nicht  erkannt 
werden  kann,  auch  der  normative  Charakter  irgend  einer  Denk-, 
Urtheils-  oder  Handlungsweise,  sie  mag  nun  häufig  oder  selten, 
vereinzelt  oder  mehr'  oder  weniger  allgemein  verbreitet  sein, 
auf  diesem  nicht  erkannt  werden  kann;  und  dass,  wenn  alles 
nicht  auf  dem  PMahrungswege  Erkennbare  für  den  Empirismus 
überhaupt  nicht  vorhanden  ist,  ein  Normatives  als  solches, 
damit  aber  auch  sowohl  ein  Unterschied  eines  normalmässisi-en 
Denkens,  Beurtheilens,  Wollens  und  Handelns  von,  wie  ein 
Vorzug  desselben  v  o  r  dem  normalwidrigen  für  denselben  nicht 
besteht. 

Daraus  ergibt  sich,  dass  für  den  Empirismus  Logik, 
Aesthetik,  Ethik,  wenn  überhaupt  Wissenscliaften,  in  keinem 
Falle  vorschreibende  ipräscriptive),  sondern  lediglich  beschrei- 
bende (descriptive)  Disciplinen  sein,  d.  h.  statt  zu  lehren,  wie 
gedacht,  beurtheilt,  gehandelt  werden  soll,  lediglich  angeben 
können,  wie  thatsächlieh  gedacht,  geurtheilt,  gehandelt  wird 
oder  (zu  irgend  einer  Zeit)  worden  ist.  Dieselben  fallen  sodann, 
insoweit  das  thatsächliche  Denken,  ästhetische  Beurtheilen, 
praktische  Wollen  und  Handeln  Folge  und  Ausfluss  der  that- 
sächlichen  Natur,  sei  es  des  Menschen  im  allgemeinen,  sei  es 
lies  ()(l(!r  der  Angehörigen  eines  bestimmten  Volksstamnies 
iider  irgend  cüner  begrenzten  Culturepoche  ist,  sämmtlicii  in 
das  (iebiet  der  empirischen  Anthropologie  als  der  auf  Er- 
lahrung    gegründeten    Menschenkunde,    und    zwar,    da    es  sich 


14 


m  III  e  r  ni  ii  ii  n. 


um  geistige  Functionen  handelt,  in  deren  psychiselien  Tlieil, 
in  die  auf  Erfahrung  gegründete  Psychologie  (Erfahrungs- 
seelenlehre).  Letztere  umfasst,  insofern  sie  erfahren  werden 
können,  sämmtliche  geistige  Functionen,  demnach  nicht  nur 
sowohl  das  Vorstellen,  als  das  Fühlen,  Streben  und  Wollen, 
sondern  auch  innerhalb  jeder  dieser  drei  Hauptgattungen 
sämmtliche  Unterarten  derselben,  also  sowohl  innerhalb  der 
Gruppe  des  Vorstellens  das  Empfinden  und  Anschauen  einer-, 
das  Denken  (Begriflfebilden,  Urtheilen,  Schliessen)  andererseits, 
wie  innerhalb  der  Gruppe  des  Fühlens  die  vagen  und  fixen 
Gefühle,  die  stofflichen  und  Formgefühle  (Geschmacksurtheile), 
egoistischen  und  Mitgefühle,  innerhalb  der  Gruppe  der  Stre- 
bungen Begierden,  Wünsche,  Willensacte  und  Handlungen, 
insofern  dieselben  als  thatsächlich  vorkommende  Phänomene 
des  Bewusstseins  Gegenstände  der  durch  Beobachtung  des 
wirklich  Geschehenden  gewonnenen  Erftihrung  sind.  Dasjenige 
Capitel  der  Psychologie  nun,  welches  das  Denken,  seine  Formen 
und  Gesetze,  in  welchen  und  nach  welchen  es  thatsächlich 
vor  sich  geht,  zusammenfasst,  also  weit  entfernt,  dem  thatsäch- 
lichen  Denken  Gesetze  vorzuschreiben,  vielmehr  umgekehrt 
das  thatsächliche  Denken  als  Denkmuster,  d.  i.  als  Gesetz  für 
jedes  Denken  ansieht,  vertritt  im  Empirismus  die  Stelle  der 
Logik.  Dasjenige  Capitel  der  empirischen  Gefühlslehre,  d.  i.  der 
auf  Erfahrung  durch  Beobachtung  gegründeten  Kenntniss  der 
thatsächlich  gegebenen  Gefühle,  welches  von  den  thatsächlich 
gefitllten  Geschmacksurtheilen,  d.  h.  von  demjenigen  handelt, 
was  thatsächlich  ,nach  Geschmack'  gefunden  oder  nicht  ge- 
funden wird,  vertritt  für  denselben  die  Stelle  der  Aesthetik. 
Endlich  dasjenige  Capitel  der  psychischen  Erfahrungswissen- 
schaft, welches  sich  auf  den  begehrenden  Theil  des  Bewusst- 
seinsinhalts  bezieht,  in  welchem  von  der  thatsächlichen  Be- 
schaffenheit des  Wollens  und  Thuns  gehandelt,  d.  h.  durch 
Beobachtung  festgestellt  wird,  wie  und  was  factisch  gewollt 
oder  nicht  gewollt,  gethan  oder  unterlassen  wird  und  zu  werden 
pflegt,  die  empirische  Sittenkunde  (Ethnik),  vertritt  in  demselben 
die  Stelle  der  Sittenlehre  (Ethik). 

Ist  so  die  empirische  Anthropologie  bestimmt,  durch  ihren 
psychischen  Theil  dem  Empirismus  für  die  demselben  unzu- 
gänglichen normativen  Vernunftwissenschaften  einen  (allerdings 


Kant  und  C'omte  in  ihrem  Verliältniss  zur  Metaphysik.  lÖ 

unzurcidienden)  Ersatz  zu  l»ieten,  so  hängt  sie  andererseits 
nacli  unten  dureli  ihren  somatischen  Theil  aufs  engste  mit  der 
Natiu'wissenschaft,  und  zwar  zunächst  mit  der  Wissenschaft 
von  der  organischen  Natur  oder  Lehre  vom  lebendigen  Körper 
(Biologie),  von  dem  die  anthropologische  Somatologie  oder 
Wissenschaft  vom  menschlichen  Leibe  nur  ein  Capitel  aus- 
macht, zusammen.  Insofern  jedocii  der  Mensch  als  nach  dem 
bekannten  Ausdruck  des  Aristoteles  , geselliges  Thier^  nicht 
sowohl  in  Vereinzelung  (ausser  ,als  Robinson*^),  sondern  inmitten 
seineso-Ieichen  und  im  Zusammenleben  mit  andern  als  gesell- 
schaftliches  Wesen  Gegenstand  der  Erfahrung  ist,  lassen  sich 
innerhalb  der  empirischen  Anthropologie  mehrerlei  Erftihrungs- 
wissenschaften  unterscheiden,  von  Avelchen  die  eine,  die  ge- 
wöhnlich mit  diesem  Namen  belegt  wird,  den  Menschen  als 
Einzelwesen,  die  andere  entweder  denselben,  insofern  er  mit 
andern  seinesgleichen  zu  einem  Ganzen  (Gesellschaft)  verbunden 
ist,  als  gesellschaftliches  Wesen,  oder  dasjenige  Wesen,  welches 
durch  die  Vereinigung  menschlicher  Einzelwesen  zu  einem  Gan- 
zen (Gesellschaft)  entsteht,  das  Gescllschaftswesen,  zum  Gegen- 
stande hat.  •  Dabei  bi'ingt  der  empirische  Charakter  aller  drei 
angeführten  Wissenschaften  es  mit  sich,  dass  ebensowenig  als 
in  der  Psychologie  des  Einzelwesens  Normen  für  das  Denken, 
ßeurtheilen  oder  Thun  und  Lassen  aufgestellt  werden,  in  der 
socialen  Anthropologie  Normen  für  das  Verhalten  des  Menschen 
in  der  Gesellschaft  oder  in  der  anthropologischen  Sociologie 
Normen  für  die  Gesellschaft  gegeben  werden.  Jene  behandelt 
den  socialen  Menschen,  diese  die  menschliche  Gesellschaft,  wie 
beide  thatsächHch  sind  oder  zu  sein  pHegen,  als  Wirkliches, 
nicht,  wie  beide  sein  sollen,  als  zu  Verwirklichendes.  Weder 
handelt  es  sich  darum,  dem  socialen  Menschen  vor  dem  Ein- 
siedler, noch  der  Gesellschaft  als  solcher  vor  dem  Individuum 
einen  Vorzug  in  dem  Sinne  beizulegen,  dass  der  Einsiedler  um 
desswillen  verpflichtet  wäre  zum  gesellschaftlichen  Leben  zurück- 
zukehren, oder  das  Individuum  mit  andern  seinesgleichen  ein 
Gesellschaftswesen  zu  formiren.  Beide,  der  sociale  Mensch 
wie  die  Gesellschaft  sind  für  den  Empirismus  lediglich  That- 
sachen,  die  er  vorfindet,  deren  Natur  uiul  Wesen  er  wie  die 
jedes  andern  erfahrungsmässig  Gegebenen  analysirt,  deren 
natürliche  Folgen  er  entwickeh  und  deren  Ursachen,  wenn  thun- 


1  (3  >j  i  111  in  e  r  m  a  n  n. 

lieh,  er  zu  ontdeekcn  und  anzugeben  bemülit  ist.  Findet  sieh 
dabei,  dass  der  Orund  der  Thatsaehe  des  soeialen  Zusammen- 
lebens in  dem  gleiehfalls  als  Thatsaehe  anzuerkennenden  Vor- 
handensein einer  auf  andere  scinesgleiehen  bezugnehmenden 
(^soeialen)  Anlage  im  Menschen,  z.  B.  in  einem  natürliehen  Zuge 
zur  Gesellung  mit  anderen  (socialem  Instinct,  Geselligkeits- 
trieb), oder  auf  einer  unwillkürlichen  Nachahmung  der  Gefühle 
anderer  durch  die  eigenen  (sociales  Gefühl,  Mitgefühl,  Sym- 
pathie) gelegen  sei,  so  folgt  daraus  zwar,  dass,  weil  ohne  Vor- 
handensein dieser  auch  das  sociale  Zusammenleben  nicht  vor- 
handen wäre,  jene  sociale  Anlage  für  die  Gesellschaft  den 
(theoretischen)  Werth  einer  conditio  sine  qua  non  habe,  keines- 
wegs aber,  dass  darum  die  sociale  Anlage  im  Menschen  (der 
Geselligkeitstrieb  oder  das  Mitgefühl)  an  sich,  ohne  Bezug  auf 
das  Zustandekommen  der  Gesellschaft  einen  höheren  Werth 
und  deshalb  einen  Vorzug  besitze  vor  jedem  andern  im  Men- 
schen durch  die  Erfahrung  aufgezeigten  Trieb,  Gefühl  oder 
überhaupt  Vermögen.  Altruismus  oder  die  Lehre,  dass  das 
durch  die  Rücksicht  auf  den  andern  hervorgerufene  Handeln, 
und  Egoismus  oder  die  Lehre,  dass  das  durch  die  Rücksicht 
auf  den  Handelnden  selbst  beeinflusste  Handeln  besser  als  die 
entgegengesetzte  Handlungsweise  sei,  sind  daher  vom  Stand- 
punkt des  Empirismus  aus  gleich  unberechtigt,  es  wäre  denn 
vorher  ausgemacht,  entweder  dass  das  gesellige  Zusammen- 
oder das  vereinzelte  Einsiedlerleben  besser  sei  als  die  entgegen- 
gesetzte Lebensweise.  Nim  ist  zwar  von  letzteren  beiden 
Lebensweisen  die  erstere  insofern  der  letzteren  übergeordnet, 
als  der  Bestand  der  Gesellschaft  den  Bestand  von  Lidividuen 
zur  Vorbedingung  hat,  etwa  wie  das  erste  Stockwerk  den 
dasselbe  stützenden  Pfeilern  des  Erdgeschosses  übergeordnet 
ist.  Von  den  beiden  Organismen  der  Gesellschaft  und  des 
Einzelmenschen  ist  der  erstere  der  complicirtere,  insofern  seine 
Theile,  also  die  Einzelindividuen  selbst  Organismen  sind;  der 
ausschliesslichen  Erkenntnissquelle  des  Empirismus,  der  Er- 
fahrung, gegenüber  aber  ist  der  complicirtere  nicht  mehr  und 
nicht  Aveniger  blosse  Thatsaehe  als  der  einfachere  Organismus, 
und  einen  Grund,  der  Gesellschaft  an  sich  einen  höheren  (unbe- 
dingten) Werth  als  dem  Einzelindividuum  und  diesem  letzteren 
gleichfalls  an  sich  einen  niedrigeren  (nur  bedingten)  Werth  bei- 


Kant  \iiifi  Cointe  in  ihrem  VmhiiUniss  zur  Metaphysik.  17 

zule<i-en,    gil)t    es    folgerichtiger  Weise    für    den    Beübaclitungs- 
standpunkt  nicht. 

Es  ist  (hvlier  ganz   im  Geiste  des  Empirismus  begründet, 
dass  in  derjenigen  Einthcikmg  der  Wissenschaften,  welche  der 
Begründer  desselben,  Bacon,   seinem  novum  organon  zu  Grunde 
gelegt,  und  ähnlich  der  Weltkarte,  welche  die  Eintheilung  der 
Erdoberfliiche    in     die    dieselbe    ausmachenden    Länder-    und 
!\reeresgebictc    darstellt,    als    ,glübus    intcllectualis'    bezeichnet 
hat,  die  J\retaphysik  als  Wissenschaft  fehlt,  dagegen  die  obigen 
vom  Bationalismus    als    normative  Vernimftwissenschaften  cha- 
raktcrisirten    Disciplinen,    die    Logik,    Ethik    und    Politik    als 
Theile    der    Anthropologie,     und     zwar    selbstverständlich    der 
empirischen    erscheinen.     Zwar  nimmt  es  sich    sonderbar   aus, 
dass  er  bei  der  Grundeinthcihmg,  nach  einer  allerdings  ziemlich 
Avillkürlichen    Sonderung    der    verschiedenen    Seelenvermögen, 
Poesie,    Geschichte    und    Philosophie    nebeneinander    reiht,    die 
erste    der   Phantasie,    die    zweite    dem    Gedächtniss,    die    dritte 
dem  Verstände  (intellectus)  zutheilt  und  dadurch  sowohl  einer- 
seits   die   Dichtung   als    eine  Art    des  Wissens    zu  bezeichnen, 
wie    andererseits    die    Geschichte    als    Wissenschaft    vom    Ver- 
gangenen der  Philosophie  als  solcher  vom  Gegenwärtigen   oder 
vielmehr,  da  es  sich  in  derselben  nicht  blos  um  das  A'^erständ- 
niss  des  Gegebenen,  sondern  um  Schlüsse  aus  diesem  auf  das 
Zukünftige  handelt,  vom  Künftigen  entgegen  zu  stellen  scheint. 
Ebensowenig  wird  ersichtlich,  ob  aus  dem  Grunde,  dass  Gott, 
Mensch    und    Natur    der    Philosophie    als    Gegenstände    zuge- 
wiesen werden,    dieselben   der   Poesie   und   der   Geschichte  als 
solche  abgesprochen  Averden  sollen,  oder  ob  dieselben  vielmehr 
der  Philosophie    mit  jenen  beiden    gemeinschaftlich    seien    und 
der  Unterschied  nur  darin  zu   suchen  sei,  dass  die  Poesie  die- 
selben   mit    der    Phantasie,    die    Geschichte    ausschliesslich    als 
Gedächtnisssache,    die    Philosophie    allein    mit    dem    Verstände 
zu    erfassen    bestimmt    sei.     Weder    die    Poesie    noch    die    Ge- 
schichte wird  in  der  Eintheilung  weiter  verfolgt,  dagegen  jene 
der  Philosophie  nach  den  drei  obigen  Gegenständen  alsol>jectiven, 
und  der  Beschaffenheit  der  von  denselben    möglichen  Einsicht 
als  subjectiven  Einthcilungsgründen  entwickelt.    Gegenstand  der 
Erkenntniss  kann    nur  entweder  das  unendliche  oder  das  end- 
liche Wesen  sein,  unter  dem  letzteren  nur  entweder  das  mensch- 

Sitzungsbor.  d.  pliil.-hist.  Cl.     CX.  15cL  1.  Uft.  2 


^  M  5C  i  111 111 1^  I'  111  ii  n  n . 

liehe  oder  der  lnl)0i2,TiiV  nllcr  ciulliclion  Wgs(mi  luil  vXusschhiss 
(los  Mrnsolu'n.  die  Natur.  Die  Erkcnntniss  selbst  kann  nur 
entweder  direet  oder  indireet  sein,  indem  der  von  dem  Objecte 
herkommende  und  von  dem  SuLjecte  aufzunehmende  ^Strald' 
(radius)  entweder  unverändert  oder  verändert  vom  letzteren 
empfanj^en  Avird;  die  Veränderunp;  selbst,  die  im  letzteren 
Falle  mit  demselben  vor  sich  geht,  aber  kann  eine  doppelte 
sein,  indem  derselbe  entweder  durch  das  empfangende  Subject 
(wie  der  Lichtstrahl  durch  ein  Medium)  ,gebrochen^,  d.  i.  von 
seiner  urs})riinglichen  Uichtung  abgelenkt  (radius  refractus) 
oder  von  dem  empfangenden  Subjecte  (wie  der  Lichtstrahl 
von  einer  Wand)  ,zurückgeworfen',  d.  i.  auf  das  Object  selbst 
zurückgestrahlt  wird  (radius  reflcxus).  Folge  des  gebrochenen 
Strahls  ist,  dass  derselbe  dem  Subject  aus  einer  andern  Richtung 
zukommen  scheint,  als  er  wirklich  kommt;  Folge  des  reflectirten 
Strahls  ist,  dass  das  Object  statt  in  seinem  eigenen,  im  Lichte 
des  von  der  Wand  auf  dasselbe  zurückgeworfenen  Strahls  ge- 
sehen wird;  in  beiden  Fällen  erscheint  dasselbe  anders  als, 
nur  im  directen  Strahl  erscheint  es  so,  wie  es  wirklich  ist. 
Stillschweigend  läuft  dabei  das  erkenntnisstheoretische  Axiom 
als  Voraussetzung  mit  unter,  dass  wirkliche  Erkenntniss  nur 
dort  möglich  ist,  wo  das  (zu  erkennende)  Object  und  das  (er 
kennende)  Subject  gleichartig,  also  entweder  beide  unendlich 
oder  beide  endlich  und  im  letzteren  Falle  entweder  beide 
Mensch  oder  beide  Natur  sind.  Da  es  sich  nun  nicht  um  die 
Erkenntniss  Gottes  durch  Gott  selbst,  sondern  um  die  Erkennt- 
niss Gottes,  des  Menschen  und  der  Natur  durch  den  Menschen 
handelt,  so  folgt  sowohl,  dass  eine  vollkommene  Erkenntniss 
Gottes  durch  den  Menschen,  als  auch,  dass  eine  solche  des 
nicht  der  Natur  angehörigen  Theiles  des  Menschen,  die  erstere 
durch  den  Menschen  überhaupt,  die  letztere  wenigstens  durch 
den  der  Natur  angehörigen  Theil  des  Menschen,  unmöglich  sei. 
Denn  da  der  Mensch  als  solcher  (sowohl  seine  der  Natur  an- 
gehörige,  wie  seine  von  dieser  verschiedene  Beschaifenheit 
zusammengenommen)  ein  endliches  Wesen  ist,  so  schliesst  eine 
vollkommene  Erkenntniss  der  Gottheit  durch  denselben  sich 
von  selbst  aus;  aber  auch  eine  vollkommene  Erkenntniss  des 
Menschen  durch  denjenigen  Theil  desselben,  durch  Avelchen 
dieser  von  der  übrigen  Natur  nicht  verschieden,  sondern  dieser 


Kant  und  Comto  in  ilirom  Vorlifiltniss  zur  Metaphysik.  19 

gleichartig-  ist,  d.  i.  durch  den  Menschen  «als  Naturwesen,  bleibt 
von  selbst  ausgeschlossen.  Nicht  nur  ist  der  Mensch  IVn-  die 
Erkenntniss  Gottes,  sondern  auch  der  Mensch  als  Naturwesen 
ist  für  den  Menschen,  insofern  dieser  Geistwesen  ist,  ein  un- 
adäquates jMedium;  andererseits  erblickt  der  Mensch  nicht  nui- 
die  ganze  ihm  gegenüberstehende  Natur,  sondern  auch  sich 
selbst  nicht  sowohl  in  dem  Licht,  welches  von  beiden  als 
Objecten  auf  ihn  geworfen,  als  vielmehr  in  demjenigen,  welches 
von  ihm  auf  dieselben  zurückgeworfen  wird.  Folge  des  ersteren 
Umstandes  ist,  dass  für  den  Menschen,  wie  er  thatsächlich  in 
der  Erfahrung  gegeben  ist,  sowohl  Gott  seinem  wahren  als  er 
selbst  seinem  geistigen  Wesen  (spiraculum)  nach  wissenschaft- 
lich unerkennbar  bleiben.  Beide  sind  für  denselben  zwar 
Gegenstände  des  Glaubens,  nicht  aber  des  Wissens;  weder 
eine  philosophische  Theologie,  noch  eine  solche  Pneumatologie 
ist  vom  Standpunkt  des  natürlichen  Menschen  aus  als  Wissen- 
schaft möglich.  Erstere  reicht  höchstens  aus  ,den  Atheismus 
zu  Aviderlegen',  da  die  Erklärung  aus  physischen  Ursachen  der 
Ergänzung  durch  die  Zuflucht  zur  göttlichen  Vorsehung  bedarf, 
nicht  aber  ,eine  affirmative  Gotteserkenntniss  zu  begründen^; 
letzterer  wird  nicht  einmal  dieses,  d.  i.  die  Widerlegung  des 
Unglaubens  an  die  Existenz  eines  immateriellen  Geistwesens  zu- 
gestanden. Insofern  daher  Gott  und  Geist  Gegenstände  der  Meta- 
physik  sind  und  diese  eben  nichts  anderes  ist  als  die  Wissen- 
schaft von  jenen,  wird,  wenn  die  Avissenschaftliche  Erkenntniss 
obiger  Objecto  aufgehoben  wird,  dadurch  auch  Metaphysik  als 
Wissenschaft  aufgehoben  und  ist  demgemäss  aus  dem  globus 
intcllectualis  als  Inbegriff  und  System  des  menschlichen  Wissens 
und  raenschlicluir  Wissenschaften  zu  streichen. 

Sonach  bleibt  als  dem  Mcuischen  zugängliches  Object  der 
Erkenntniss  nur  die  Natur  und  der  Mensch  selbst,  letzterer  je- 
doch nur  insofern  er  Naturwesen  ist,  übrig;  jene  macht  den 
Gegenstand  der  Naturphilosophie,  diese  jenen  der  Anthro- 
pologie aus.  Der  Inbegriff  derjenigen  Begriffe  und  Sätze,  welche 
beiden  gemeinsam  sind,  d.  i.  welche  allen  Theilen  der  Philo- 
sophie gleichmässig  zu  Grunde  liegen,  wie  die  Begriffe  Sein  und 
Nichtsein,  Aehnlichkeit  und  Verschiedenheit,  das  Axiom  von 
der  Gleichheit  zAveier  Grössen,  die  einer  dritten  gleich  sind, 
macht,  aus    beiden   herausgehoben    und    zu    ein(;m   Ganzen    für 


-U  /  i  III  in  «  rill  :i  n  n. 

sich  vereinigt,  die  sogencumtc  pliilosopliia  prima  oder  scicntia 
universalis  aus.  Da  Geistiges  unerkennbar  ist,  so  kann  alles 
Erkennbare,  dalier  sowohl  Natur  als  der  Mensch  als  Naturwesen, 
nicht  anders  als  körperlich  sein,  der  Unterschied  zwischen  beiden 
daher  nicht  darin  bestehen,  dass  die  Natur  materiell,  der  Mensch 
immateriell,  sondern  lediglich  darin,  dass  derselbe  eine  durch 
den  Umstand,  dass  es  des  Philosophirenden  eigene  ist,  vor  an- 
derem Körperhchcn,  ausgezeichnete  Art  desselben  sei.  Die  dar- 
aus unvermeidlich  fliessende  Folgerung,  dass  der  einzige  und 
ausschliesslich  mögliche  Gegenstand  der  Philosophie  Körper 
(corpora)  seien,  hat  allerdings  mit  ausdrücklichen  Worten  erst 
Bacon's  kühnerer  Nachfolger  Hobbes  ausgesprochen.  Bei  dem 
Begründer  des  Empirismus  wird  dieselbe  durch  die  festgehaltene 
Trennung  des  Menschen  von  der  Natur,  als  ob  derselbe  etwas 
wirklich  von  dieser  Verschiedenes  und  nicht  blos  ein  willkür- 
lich der  Eigenliebe  zuliebe  von  derselben  Geschiedenes  wäre, 
möglichst  zu  verschleiern  gesucht  und  daher  nebst  der  Aus- 
scheidung des  Menschen  aus  der  Natur  auch  die  gewohnte 
Unterscheidung  des  Leibes  und  der  Seele  im  Menschen  beibe- 
halten. 

Naturphilosophie  und  Anthropologie  zerfallen  jede  in  zwei 
weitere  Unterabtheilungen:  die  erste,  je  nachdem  sie  entweder 
auf  die  Ei-kenntniss  oder  auf  die  Anwendung  der  Naturgesetze 
gerichtet,  die  letztere,  je  nachdem  ihr  Object  der  Leib  oder  die 
Seele  des  Menschen  ist.  Die  auf  die  Erkenntniss  der  Natur- 
gesetze abzielende  Philosophie  wird  von  Bacon  speculativ,  die 
deren  Anwendung  behandelnde  operativ  genannt.  Die  Natur- 
gesetze selbst  unterscheidet  er  in  solche,  welche  die  wirkenden 
Ursachen,  und  solche,  welche  die  Zweckursachen  der  Natur- 
erscheinungen behandeln.  Die  Wissenschaft  der  ersteren  ist 
ihm  die  eigentliche  Physik,  für  jene  der  letzteren,  die  bei  ihm 
nur  erwähnt  werden,  um  davor  zu  warnen,  dass  denselben  ein 
Einfluss  auf  die  Erforschung  der  Natur  eingeräiimt  werde, 
gebraucht  er  den  Namen  der  Metaphysik,  wohl  kaum  um  ihr 
dadurch  eine  bessere  Empfehlung  zu  Theil  werden  zu  lassen. 
Letzteres  wird  besonders  durch  das  Gegenstück  deutlich,  das 
die  Metaphysik  unter  den  operativen  Naturwissenschaften  findet. 
Unter  diesen  ist  die  Mechanik  die  Anwendung  der  Physik, 
die  Anwendung  der  Metaphysik  dagegen  die  ,natürhche  Magie^ 


Kitiil   uihI  Coiiitc  in  iliroin  VeiliiilUiiss  /.iii    McliipliysiV.  2\ 

Wie  man  sieht,  erüLrie;!  bei  dieser  Eiiitlieihnig-  der  Natur- 
|iliil().so])liie  weder  ein  l^latz  für  die  reine  Matlienuitik,  noeli  für 
die    matlieniatiselie    Astronomie;    erstere    wird    von    IJaroii    als 
blosse    jllilföwissenscluüV,    die    Astronomie    aljer    nnr    als    ein 
(va})itel  der  Physik  angesehen.     lieides  mit  lieeht.  wenn  es  wahr 
ist,  dass  der  einzige  Gegenstand  wirk  liehen  Wissens  das  Körper- 
liehc  sei,  keineswegs  aber,  wenn   diese  ,Hilfswissensehaft',  deren 
(gegenständ,   Zahl   nnd  Raumform,   sich  zwar  am  Körjierliehen 
findet,    selbst  aber   nichts  Körpeidiehes  ist,    trotzdem    für    eine 
^\•i^kliehe  Wissenschaft    gelten,    nnd  ebensowenig,    wenn   niclil 
ila>   wirkliche  Weltgebäude  mit  seinen  Avirklichen  Weltkörpcrn 
physikalisch    construirt,    sondern    dessen  Vertheilung    nnd    lie 
weguMg  im   Kaumc  aus  den    mechanischen  liewegungsgesetzen 
mathematisch    berechnet    werden    soll.      Offenbar    schwel)t    ])ei 
jener  Bezeichnung  der  unklare  Gedanke  vor,    dass  die  Gegen- 
stände der  ]\Iathematik  nur  durch  Abstraction  aus  den   (Jegen 
ständen  der  wirklichen  Körperwelt  gewonnen  und  daher  gleich- 
sam nur  zvir  l^e(piemlichkeit  und  Abkürzung  des  bei  Erkenntniss 
der  Welt  der  wirklichen  Gegenstände  eingehaltenen  Verfahrens 
erfundene  Symbole  und  Constructionen  seien,  die  Wissenschaft 
von  denselben  daher  nicht  Gegenstände,  sondern  bei  Erkenntniss 
der  Gegenstände  angewandte  Hilfsmittel  zum  Gegenstand  habe, 
und  daher  im   rjegensatz  zur  Physik,    die  eine  gegenständlieh(! 
Wissenschaft,  eine  blosse  , Hilfswissenschaft'  sei.    Letzterer  Name 
würde  für  eine  AVissenschaft  passen,  welche  die  Anleitung  ent- 
hielte,   Avelcher  Gebrauch  von  jenen  , Hilfsmitteln'  bei  der  Ei-- 
kenntniss    der    Gegenstände    der   wirldiehcjn  Welt    zu    machen, 
d.   li.    welches    die    schickliche  Anwendung  der  Mathematik  in 
der  Physik  sei,    dagegen  die  Wissenschaft,    deren  Gegenstände 
die  , Hilfsmittel',  nämlicli  Zahlen  und  Jiaumformen  selbst,  abge- 
sehen von  ihrem  Ursprung  durch  Abstraction   aus  der  und  von 
ihrer  Anwendung  auf  die  Welt  der  Avirklichen  Dinge,  sind,  eine 
solche    für    sich    und    nichts    weniger    als     eine    blosse    , Hilfs- 
wissenschaft'  ausmacht.     Wie   hier   ungerecht  gegen    die  reine 
^lathematik,    so    verhillt    sich  Bacon   unbillig   gegen    die    reine 
Astronomie,    oder    die  Mechanik  des  Himmels,  an  deren   Stelle 
er  vielmehr  die  Physik  der  Himmelskör])er,  also  statt  der  Be 
wegungslehre  die  Naturlehre  der  Himmelsköi-per  (Astrophysik) 
setzt.     Zu  der   richtigen  Würdigung    der    erstereu    verschliesst 


'2'2  X  i  111 111  f  r  ma  II  u. 

ihm  seine    üeriugöcliätzung    der  copernikauiöcheii  Weltaii sieht, 
die  er  für  einen  iiLenteuerlielicn  Einfall  erklärt,   und  sein  Fest- 
halten ,    der  Gegnersehaft   gegen  die    aristotelisehe  Logik    zum 
Trotz,  an  der  aristotelischen  Physik  und  Kosmologie  den  Weg. 
Wie  die  Naturpliilosophie  in  Physik  und  Äletaphysik,    so 
zerfällt  die  Anthropologie  in  die  Lehre  vom  Menschen  als  Einzel- 
und    in    die    Lehre    von    diesem    als  Gesellschaftswesen.     Jene, 
die  philosophia  humana,  hat  den  Menschen  im  natürlichen,  diese, 
die  philosophia  civilis,  im  geselhgen  Zustande  zum  Gegenstand, 
daher  die  erstere  von  ihm  auch  kurzweg  als  Anthropologie,  die 
letztere  als  Pohtik    bezeichnet   wird.     Insofern    der  Mensch   in 
Leib  und  8eele,  zerfällt  die  Lehre  vom  Menschen  in  Leiblchre 
(Somatologie)  und  Seelenlehre  (Psychologie);    wobei   unter   der 
Seele  (psycho)  im  Unterschiede  vom  Geist  (pneuma)  weder  ein 
Ausser-    oder   gar   Uebernatürhches ,    noch    ein   Unkörperliehes 
(Immaterielles),  welche  beide  nach  dem  Vorangegangenen  kein 
Gegenstand  der  Erfahrung,  also  auch  menschlichen  Wissens  sein 
können,  sondern    lediglich  ein,   verglichen   mit   der  Materialität 
des  Stoffes,    aus    welchem    der  Leib    geformt   ist,    verfeinertes, 
gleichsam  ätherisch  gewordenes  Körperliches  verstanden   Avird. 
Bacon  bezeichnet  dieselbe  im  Gegensatz  zu  dem  von  Gott  dem 
Menschen    eingehauchten    Geist    (spiraculum)   ausdrücklich    als 
,Körper',    aber  im  Gegensatz  zu   dem  kalten    und   dichten    der 
unbeseelten  Materie  als  , dünnen  und    warmen^    Körper.     Seele 
und  Leib  sind  daher  bezüglich  der  beiden  gemeinsamen  Grund- 
eigenschaft der  Körperlichkeit  untereinander  verwandt,    gleich- 
artig, nur  hinsichtlich  des  Besitzes  oder  Mangels  gewisser  inner- 
halb   der   Körperlichkeit   gegebener  (secundärer)  Eigenschaften 
(Dichtigkeit,    Temperatur   u.    dgl.)    untereinander    verschieden, 
ungleichartig,    also,    da    die    letzteren    nur     graduelle     Unter- 
schiede bezeichnen,  auch  untereinander  nicht  dem  Wesen  nach 
(dualistisch),    sondern   nur    dem  Grade    nach    (monistisch)  ent- 
gegengesetzt.   Daraus  erklärt  sich,  wie  Bacon,  da  die  Fähigkeit, 
Empfindungen  zu  haben,  erfahrungsgemäss  zu  den  Eigenschaften 
der  Seele    gehört,  dazu    gelangt,    diese    Fähigkeit   als   eine    all- 
gemeine   des  Körperhchen   zu  betrachten,  d.  i.   jedem  Körper- 
element ohne  Unterschied  die  Fähigkeit  beizidegen,  Perceptionen 
zu  haben,    und  in  Folge  dessen   zu  Bewegungen  (Anziehungen 
und  Abstossungen)  veranlasst  zu   werden.     Andererseits   aber. 


Kaut   und  Couito  in  iliiciii  VerLältniss  zur  Metaphysik.  ^3 

auch,  (lass  derselbe  die  der  Seele  cigentliümlichen  Perceptioiicii 
( Eiupiiiidungen),  welche  erfahrung«j2,emä«s  vom  Bewusstöcin  be- 
gleitet sind,  von  den  den  Körperelementen  überhaupt  eigenen, 
bei  welchen  dies  nicht  der  Fall  ist ,  und  folgerichtig  die 
aus  den  erstcren  entspringenden  Bewegungen  (Willensacte, 
Handlungen)  als  specifisch  seelische  von  den  durch  die  allen 
Körperelementen  gemeinsamen  Perceptionen  veranlassten  Be- 
wegungen (Distanzänderungen)  unterscheidet.  Ersteres  ist  die 
natürliche  Folge  der  natürlichen  Verwandtschaft  der  Körper  und 
ilcr  Seelen,  die  Bacon  einräumt,  letzteres  die  ebensolche  des 
(allerdings  nur  graduellen)  Gegensatzes  beider  innerhalb  des 
sie  gemeinsam  umfassenden  Rahmens  der  Körperlichkeit,  den 
Bacon  aufrecht  erhält.  Die  sich  sofort  aufdrängende,  gleich- 
falls natürliche  Folgerung ,  dass ,  wie  der  Gegensatz  zwischen 
Körper  und  Seele  überhaupt,  so  auch  der  zwischen  den  (nicht 
bewusstcn)  Perceptionen  (Empfindungen)  des  ersteren  und  den 
(bewussten)  Perceptionen  (Empfindungen)  der  letzteren  und 
sonach  auch  der  zwischen  den  aus  jenen  und  den  aus  diesen 
entspringenden  Bewegungen  ein  ,fliessender'  (gradueller)  kein 
wesenhafter  (generischer)  sein  müsse,  hat  Bacon  gefühlt,  aber, 
da  die  Erfahrung  in  jedem  gegebenen  Falle  nur  entweder  das 
eine  oder  das  andere,  niemals  aber  das  ,Fliessen^,  d.  i.  den  üeber- 
gaug  des  einen  ins  andere  zeigt,  nicht  zulassen  zu  dürfen  ge- 
glaubt, sondern  ,die  Natur  vmd  den  Grund  dieses  Unterschiedes' 
(nicht  bewusster  und  bewusster  Perceptionen)  weiterer  Unter- 
suchung vorbehalten  und  empfohlen. 

Perceptionen  und  aus  denselben  entspringende  Distanz- 
änderungen (Näherungen  und  Entfernungen)  bilden  die  Grund- 
hige  aller  in  und  zwischen  den  Körperelementen  sich  vollzie- 
henden Veränderungen :  Empfindungen  und  durch  dieselben 
(näher  oder  entfernter)  beeinHusste  Willensacte  und  Handlungen 
machen  den  Inhalt  des  durch  die  Objecte  der  ersteren  von 
aussen  beeinflussten  und  durch  die  Objecte  der  letzteren  das 
Aeussere  beeinflussenden  Seelenlebens  aus.  Ersterc  bilden  die 
Grundlage  der  (theoretischen)  Erkenntniss,  diese  das  Werkzeug 
der  (praktischen)  Umgestaltung  (Unterwerfung)  der  Natur  durch 
ilen  Menschen.  Jener  entspricht  eine  Wissenschaft,  welche  als 
Zweck  der  Erkenntniss  das  Wahre,  dieser  eine  solche,  Avelche 
als  Zweck  des  Wollens  und  Handelns  das  Gute  zum  Gegenstande 


Z4:  Z  i  111  m  0  1111  ;i  11  n. 

hat.     Jene,  die  Logik  (logica)  ,scrvit  ad  illmiiinatiouis  piiritatcm', 
diese,  die  Ethik  (ctliica)  ,ad  hberae  vohintatis  directioiiein'.  Beide 
Wissenschaften   bezeichnet   Bacon    als   ,chives    reliquaruni    om- 
nium^     Das  Weseu  der  ersten    besteht    nicht    darin,    dass   die 
Empfindungen,  um  zu  Erkenntnissen  zu  werden,  die  Form  des 
Walircn  annelimcn  müssten,  sondern  darin,  dass  der  Inhalt  der 
Avirklichen  Empfindungen,  d.  i.  derjenigen,  die  durch  die  Gegen- 
stände der  Natur  ,radio  directo'  hervorgerufen  werden,  die  Waiir- 
heit  sei.    Das  Wesen  der  zweiten  nicht  darin,  dass  die  Willens- 
acte  und  Handlungen,  um  zu  guten  zu  werden,    die  Form  des 
Guten  annehmen  müssten,    sondern  darin,    dass  der  Inhalt  der 
wirklichen,  d.  i.  durch  wirkliche  Empfindungen  (in  obigem  Sinne) 
hervorgerufenen  Willensentschliessungen    und   Handlungen    das 
Gute    sei.      Aufgabe   der  ersten   ist    daher:  den  Inhalt  der  Er- 
fahrung zu  , reinigen^,  d.  i.  das  wirklich  Empfundene,   das   aus 
dem   Object   der  Erfahrung   (von    den    Gegenständen)    stammt, 
von  dem  nur  vermeintlich  Empfundenen,  das  vielmehr  aus  dem 
Subject  der  Erfahrung  (dem  Menschen  und  dessen  Vorurtheilen) 
herrührt    und    statt    aus    den    Gegenständen    herausgelesen    zu 
werden  in  dieselben  hineingetragen  wird,  zu  sondern.     Aufgabe 
der  letzteren  ist:    den  Willen  durch  diejenigen  Beweggründe  zu 
,leiten',    Avelche    aus    dem    Inhalt    der    wirklichen ,  aber   nicht 
einer  vermeintlichen  Erfahrung,  d.  h.  aus  der  Erkenntniss  der 
Natur,  Avie  sie  ist,  statt  aus  angebornen  oder  anerzogenen  Vorur- 
theilen über  dieselbe,    hergenommen  sind.    Die  durch    richtige 
Leitung  erreichte  Güte  (bonitas)  des  Wollens,  insofern  sie   dem 
Einzelnen    für    sich    ohne    Bezug   auf   das  Zusammenleben   mit 
seinesgleichen  zukommt,  bezeichnet  Bacon  als  ,innere  (interna)'^ 
und    setzt    sie    der   ,äusseren    (externa)^    entgegen,    welche    die 
Vollkommenheit    des    gesellschafthchen,    d.  i.  im  geseUigen  Zu- 
sammenleben mit  andern  und  in  Bezug  auf  diese  sich  äussern- 
den Wollens    ausmacht.     Letztere    bildet    den   Gegenstand   der 
Lehre    vom    Menschen    als    ,bürgerlichem'    Wesen    (philosophia 
civiHs,  Politik)   und  ist  selbst    eine    dreifViche,  je    nachdem    sie 
innerhalb    des  Bereichs  blos   auf  Unterhaltung   abzielenden  ge- 
selligen Verkehrs  (in  conversationibus)  oder  auf  dem  Felde  des 
Geschäftslcbens  (in  negotiis)    oder   auf  dem  Gebiet    des  staats- 
bürgerlichen Verbandes  zwischen  Beherrschten  und  Herrschen- 
den   (in  impcrio)  bewährt  wird. 


Kant  lind  Coiiito  in   ihioni  VoiliältiiiKs  i;ur   Hlclaphysik.  1;; ) 

Wie  mun  sieht,  trägt  keine  der  drei  letztg-cnnnnicti  Wissen- 
schaften, Logik,  Etliik  und  PoHtik,  normativen,  sondern  tragen 
alle  drei  ausdrllckhch  empirischen  Charakter  an  sich.  Da  der 
Inhalt  der  Empfindungen  als  solcher  das  Walire  ist,  die  auf 
iiiductiveni  Wege  entstehenden  Begriffe,  Urtheile  mid  Schlüsse 
des  Verstandes  aber  nur  natürliche  Transformationen  der  Em- 
pfindungen und  als  solche  gleichfalls  wahr  sind,  so  hat  die  Logik 
nichts  anderes  zu  thun,  als  den  naturgcmässen  Vorgang  des 
Ilervorgehcns  dieser  aus  jenen  (die  Liduction)  zu  beschreiben, 
um  damit  die  Art,  wie  Erkenntnisse  (richtige  Begriffe,  giltige 
Urtheile  und  Schlüsse)  zu  Stande  kommen,  angegeben  zu  haben. 
Dieser  Vorgang  aber,  die  Transformation  ursprünglicher  Em|)lin- 
dungeti,  Wahrnehmungen  und  Anschauungen  in  Begriffe,  Ur- 
llicile  und  Schlüsse,  ist  ein  psychologischer,  im  BeAvusstsein  nach 
dessen  Naturgesetzen  sich  vollziehender,  die  Logik  als  Beschrci- 
])ung  desselben  daher  nichts  Aveiter  als  ein  Capitel  der  Psycho- 
logie oder  im  weiteren  Sinne  der  Anthropologie  niul  sonach, 
da  diese  beiden  empirische  Wissenschaften  sind,  gleich  ihnen 
eine  reine  Erfahrungswissenschaft. 

Nicht  anders  verhält  es  sich  mit  der  sogenannten  Ethik. 
Denn  da  die  Willcnsbewegungen  die  natürliche  Folge  von  Eni- 
|)findungen,  imter  diesen  aber  nur  diejenigen,  deren  Ldialt  durch 
das  Object  der  Erfahrung  erzeugt  ist,  die  wahren  sind,  so  folgt, 
dass  die  guten  Willensbewegungcn  natürliche  Folgen  wahrer 
Empfindungen  sein,  d.  h.  sich  aus  diesen  mit  Noth wendigkeit 
von  selbst  ergeben  werden.  Der  Process,  durch  welchen  das 
ethische  Wollen  zum  Vorschein  kommt,  ist  daher  ein  rein  psycho- 
logischer, nach  Naturgesetzen  sich  vollziehender,  die  Wissen- 
schaft, welche  denselben  und  dadurch  das  ,gute'  Wollen  zum 
Gegenstande  hat,  ist  daher  nichts  weiter  als  eine  beschreibende, 
ein  Capitel  der  Psychologie  oder  im  weiteren  Sinne  der  Anthro- 
pologie, beide  als  empirische  Wissenschaften  gedacht,  und  sonach 
selbst  nichts  anders  als  reine  Erfahrungswissenschaft. 

Es  kann  beinahe  von  UeberÜuss  scheinen,  die  analoge 
Consequenz  rücksichtlich  der  letzten  der  genannten  Wissen- 
schaften, der  Politik,  zu  ziehen.  Es  leuchtet  ein,  dass  der 
L^nterscliicd  derselben  von  der  sogenannten  Ethik  lediglich  in 
dem  Inhaltt'  des  einmal  auf  andere  bezogeneu,  das  andere  mal 
auf  solche   nicht    bezogenen  AVoUens,    d.   i.    in    dem   Umstände, 


^b  Z  i  111 111 1'  1111  ;i  II 11. 

dass  das  eine  öocialcs,  das  andere  solipsistisehes  Wollen  ist, 
g-esueht  werden  darf.  Wie  nun  unter  dem  solipsistisclien  Wollen 
nur  dasjenii;-e,  welehes  aus  Avahren,  d.  li.  durch  die  Objecte 
selbst,  und  zwar  ausseldiesslicli  durch  diese  hervorgebrachten 
Empfindungen  entsprungen  ist,  gut  genannt  wird,  ebenso  kann 
unter  dem  socialen  Wollen  lediglich  dasjenige,  welches  natür- 
Hche  Folge  realer  Empfindungen  ist,  ethisches  Wollen  heissen. 
Während  nun  die  Empfindungen,  aus  welchen  solipsistisehes 
Wollen  entspringt,  solche  sein  werden,  welche  nicht  durch  das 
Zusammenleben  mit  seinesgleichen ,  werden  diejenigen ,  aus 
welchen  sociales  Wollen  entspringt,  solche  sein,  die  nur  im 
Zusammenleben  mit  andern  zum  Vorschein  kommen.  Von 
dieser  Art  sind  die  sogenannten  sympathetischen  oder  Mitge- 
fühle, und  insofern  dergleichen  wahre,  d.  h.  durch  die  mensch- 
liche Umgebung  thatsächlich  im  Menschen  hervorgerufene,  also 
nicht  eingebildete,  sondern  selbst  erfahrene  Gefühle  sind,  wird 
das  aus  ihnen  entspringende,  auf  andere  bezügliche,  also  sociale 
Wollen  selbst  gut,  weil  durch  wahre  Empfindungen  mit  Noth- 
wendigkeit  verursacht,  sein.  Welcherlei  sociale  Gefühle  nun  durch 
das  Zusammenleben  mit  andern  thatsächlich  im  Menschen  ver- 
ursacht werden,  dies  festzustellen  ist  lediglich  eine  Aufgabe  der 
Psychologie  als  Erfahrungswissenschaft,  während  der  Process, 
durch  welchen  aus  den  thatsächlich  gegebenen  socialen  Ge- 
fühlen mit  Nothwendigkeit  gewisse  Arten  socialen  Wollens  ent- 
springen, gleichfalls  ein  psychologischer  und  dessen,  sowie  der 
daraus  folgenden  Wollen  Beschreibung  Sache  der  Psychologie  ist. 
Insofern  nun  Politik  das  aus  den  thatsächlichen  socialen  Gefühlen 
mit  Nothwendigkeit  entspringende,  also  das  gute  sociale  Wollen 
zum  Gegenstande  hat,  ist  dieselbe  nichts  weiter  als  eine  beschrei- 
bende Wissenschaft,  ein  Capitel  der  Psychologie  oder  im  weiteren  | 
Sinne  der  Anthropologie,  beide  als  empirische  Wissenschaften 
gedacht,  und  sonach  selbst  eine  reine  Erfahrungswissenschaft. 
Von  dem  Inhalt  der  Erfahrung,  d.  i.  von  dem  Inhalt  der 
als  Thatsachen  des  Bewusstseins  erfahrenen  Empfindungen  und 
Gefühle  hängt  es  ab,  welchen  Inhaltes  nicht  nur  die  durch 
Transformation  derselben  gewonnenen  Begriffe,  Urthcile  und 
Schlüsse,  d.  i.  die  durch  Abstraction  aus  dem  Inhalt  der  Wahr- 
nehmung entstandene  abstracto  Gedankenwelt,  sondern  auch 
welcher  Art  die  durch  thatsächhche  Gefühle  mit  Nothwendigkeit 


Kant  und  Comti;  in  üirciii   Verliältniss  zur  Metaphysik  1:7 

verursachten  Willensbewcgungcn  (Willensactc  und  Handlungen) 
liii  werden.  Sowie  mit  jeder  Aenderung  des  Inlialts  der  ur- 
sprünglichen Empfindungen  auch  jener  der  daraus  abstrahirten 
Uedan kenweit,  so  muss  mit  der  Aenderung  der  ursprünglichen, 
Willensbewegurigen  verursachenden  Gefühlswelt,  auch  der  In- 
halt dieser  durch  dieselben  verursachten  Willcnsbewegungen 
selbst  eine  Aenderung  erleiden.  Ein  anderer  Inhalt  der  ur- 
sprünglichen Empfindungen  hat  ein  anderes  Wahres,  ein  anderer 
Inhalt  der  Willen  verursachenden  Gefühle  ein  anderes  Gutes 
zur  Folge.  iSo  lange  die  Menschennatur  der  Erfahrung  gegen- 
über stets  das  nämliche  Antlitz  zeigt,  ist  nicht  zu  besorgen, 
weder  dass  das  Wahre,  noch  dass  das  Gute  erfahrungsgcmäss 
zweierlei  gleich  gut  daseinsberechtigten  Inhalt  aufweisen  könnte. 
Wenn  dagegen,  wie  der  Streit  der  empirischen  Ethiker  unter- 
einander zum  Vorschein  bringt,  die  Erfahrung  des  einen  die 
menschliche  Natur  als  thatsächlich  egoistisch,  die  Erfahrung  des 
andern  ebenso  thatsächlich  als  uneigennützig  und  wohlwollend 
zeigt,  sonach  nach  dem  einen  das  egoistische,  nach  dem  andern 
das  selbstverläugnende  Wollen  als  gut  und  daher  jedem  von 
beiden  das  gute  Wollen  des  andern  für  verAverflicli  gilt,  so  zeigt 
es  sich,  dass  entweder,  was  unmöglich  ist,  die  Erfahrung  selbst 
zwiespältig,  d.  h.  das  Entgegengesetzte  gleich  gut  Erfahrung 
ist,  oder  dass  der  Massstab  dessen,  was  gut  oder  verwerflich 
sei,  nicht  aus  der  Erfahrung  selbst  gewonnen  werden  kann. 

Dasjenige,  Avas  der  Rationalismus  Metaphysik  nennt,  Wissen- 
schaft vom  Seienden  aus  reiner  Vernunft,  erscheint  in  obiger 
Eintheilung  der  Wissenschaften  gar  nicht,  dasjenige,  was  er 
als  Psychologie  bezeichnet,  nur  als  ein  Capitcl  der  Naturphilo- 
sophie, im  engeren  Sinne  als  derjenige  Theil  der  Körperlehrc, 
der  von  der  , warmen  Flüssigkeit',  Seele  genannt,  handelt,  die 
von  demselben  als  normative  Vermmftvvissenschaften  bezeich- 
neten Disciplinen,  Logik,  Ethik,  Politik,  nur  als  Capitel  dieser 
letzteren  als  empirischer  Lehre  vom  Menschen.  Dieselbe  stimmt 
mit  der  von  Comte  seiner  ,natürlichen  Hierarchie  der  Wissen- 
schaften' zu  Grunde  gelegten  Aufzählung  der  Wissenschaften 
insofern  überein,  als  auch  in  dieser  die  Metaphysik  als  Wissen- 
schaft gar  nicht,  die  Psychologie  nur  als  ein  Theil  der  Biologie, 
also  der  Lehre  vom  organischen  Körper  erscheint,  Logik,  Ethik 
und  Politik   (letztere    als  Gesellschaftslehre    unter    dem  Namen 


^ö  Z  i  in  Ml  e  r  m  u  n  ii. 

der  Sociologic)  :il)er  im  Systeme  des  Positivismus  cbeusoAveniju 
wie  in  jenem  des  Empirismus  als  normative  (vorsclireibende), 
sondern  lediglicli  als  , positive^  (besclireibende)  Disciplinen  an- 
gesehen werden.  Dagegen  kommen  in  der  letzteren  im  Gegen 
satz  zu  der  Baeon'sclicn  die  IMatliematik,  die  von  dieser  als 
blosse  Hilfswissenschaft  der  Physik  geduldet  wird,  und  die 
mathematische  Astronomie,  die  von  dieser  mit  der  Physik,  von 
der  sie  nur  ein  Capitel  ausmachen  soll,  zusammengeworfen  wird, 
als  selbstständige  Wissenschaften  ebenso  hinzu,  Avie  andererseits 
die  Chemie,  welche  von  Bacon  mit  in  die  Physik  einbezogen,  von 
dieser  ausgeschieden  und  zwischen  die  Lehre  von  den  leblosen, 
aber  mechanisch  zusammengesetzten  Körpern  (Physik)  und  jene 
von  dem  lebendigen  Körper  (Biologie)  eingeschoben  Avird.  Die- 
selbe zählt  daher  statt  der  Bacon'schen  zwei,  oder  wenn  wir 
an  die  Stelle  der  Anthropologie  deren  Theile,  die  philosophia 
humaua  (Lehre  vom  menschlichen  Einzelwesen)  und  philosophia 
civilis  (Lehre  vom  menschlichen  GesellschaftsAvesen)  setzen,  drei 
Hauptwissenschaften :  Naturlehre,  Menschenlehre,  Gesellschafts- 
lehrc,  deren  sechs,  und  wenn  Avir  an  die  Stelle  der  letzten  der- 
selben, der  Biologie,  deren  Theile,  die  Lehre  A'om  lebendigen 
Einzel-  und  die  vom  lebendigen  GesellschaftsAvesen,  einschalten, 
sieben  HauptAvissenschaften  auf:  Mathematik,  Mechanik,  Astro- 
nomie, Physik,  Chemie,  Biologie  und  als  deren  Unterabtheilung 
Sociologie.  Wie  in  der  Bacon'schen  Aufzählung  ein  gewisses 
Gesetz  der  Aufeinanderfolge  durch  den  Umstand  sich  bemerk- 
licli  macht,  dass  der  Mensch  A^on  der  Natur  ausdrücklich  ge- 
sondert, und  obgleich  seinem  leiblichen  Bestandtheil  nach  als 
ein  Theil  derselben  betrachtet,  doch  seiner  psychischen  Seite 
nach  als  über  derselben  stehend  angesehen,  zugleich  aber  auch 
die  menschliche  Gesellschaft,  Avelcher  der  Einzelmensch  als 
Voraussetzung  und  Grundlage  dient,  ihrerseits  Avieder  als  über 
dem  Einzelnen  stehend,  aufgefasst  wird :  so  macht  sich  ein  ähn- 
liches in  der  von  Comte  gegebenen  geltend  durch  den  Umstand, 
dass  der  Gegenstand  jeder  in  der  genannten  Reihenfolge  an 
ihrem  Ort  aufgeführten  Wissenschaften  jedesmal  zusammen- 
gesetzter ist  als  derjenige  der  ihr  zunächst  A^orangehenden,  zu- 
gleich aber  jedesmal  einfacher  als  derjenige  der  ihr  zunächst 
nachfolgenden,  d.  h.  dass  jede  ihrem  Gegenstand  nach  über 
ihrer  Vorgängerin  und  unter  ihrer  Nachfolgerin  steht.   Nach  der 


Kiuit  und  Conite  in  ihiciii  Vorliältniss  zur  Metaphysik.  2u 

1  istcrcn  bildet  die  Natur  die  Voraussetzung  des  Menschen, 
dii'scr  die  der  Gesellscliaft;  nach  der  letzteren  der  Gegenstand 
der  reinen  jMatliematik,  Zald  uiul  Raum,  die  Voraussetzung  der 
angewandten  jMathcniatik,  entweder  auf  Naturkräfte  überhau})t 
"der  auf  die  Bewegung  der  Himmelskörper,  die  durch  solche 
inwirkt  werden;  Kraft  und  Bewegung  aber  bilden  die  Voraus- 
setzung des  Stoffes,  und  zwar  sowohl  des  unorganischen  ent- 
weder mechanisch  oder  chemisch  zusammengesetzten,  wie  des 
organischen  Körper«;  jener  selbst  aber  die  Voraussetzung  des 
<  )rganismus,  und  zwar  sowohl  des  einzelnen  wie  durch  diesen 
lies  höchsten  selbst  wieder  aus  Organismen  organisch  gegheder- 
ten  Wesens,  der  organisirten  Gesellschaft. 

Eine  Annäherung  beider  entgegengesetzten  Richtungen, 
von  welchen  die  eine  die  Metaphysik  ausschliesst,  die  andere 
Physik  als  eine  nur  unvollkommene  Wissenschaft  betrachtet, 
kann  nun  auf  do])pelto  Weise  herbeigeführt  werden,  indem 
entweder  der  empirische  Stand])unkt  sich  dem  rationalen,  oder 
umgekehrt  dieser  jenem  sich  nähert.  Letzteres  erfolgt,  indem 
der  Inhalt  der  Metaphysik  beschränkt,  d.  i.  der  Umfang  der- 
jenigen Gegenstände,  über  deren  Sein  durch  reine  Vernunft 
entschieden  zu  werden  vermag,  eingeschränkt  wird ;  ersteres 
geschieht,  indem  die  als  Wissenschaft  ausgeschlossene  Meta- 
physik als  unvermeidliches,  wenngleich  vorwissenschaftliches 
Durchgangsstadium  auf  alle  Wissenschaften  ohne  Unterschied 
ausgedehnt  wird.  Indem  das  erstgenannte  Verfahren  di(;  Zahl 
der  durch  reine  Vernunft  als  solche  erkennbaren  Seienden  ver- 
mindert, also  dazu  beiträgt,  dass  entweder  die  Zahl  der  durch 
Erfahrung  erkennbaren  Seienden  in  eben  dem  Masse  vernudirt 
oder  jene  der  Seienden  überhaupt  entsprechend  verringert  Avird, 
enthält  dasselbe  eine  Concession  an  den  Stand])unkt  der  Er- 
fahrung. Insofern  dagegen  das  letztgenannte  Metaphysik  als 
eine  Entwicklungsphase  darstellt,  welche  jede  Wissenschaft  ohne 
Unterschied  des  Inhalts  durchgemacht  haben  muss,  erscheint 
dasselbe  ebenso  als  ein  Zugeständniss  an  die  Behauptung  des 
Rationalismus,  nach  welcher  alle  Real-  oder  theoretische  Wissen- 
schaft vom  Wirkhchen   Metaphysik  ist. 

Die  Annäherung  im  ersten  Sinne  (des  Rationalismus  nn 
ilen  Em])irismus)  ist  durch  Kant,  jene  im  zweiten  Siime  (des  Em- 
pirismus an  den  Kationalismus)  durch  Comte  vollzogen  worden. 


ö\)  Z  i  m  m  0  r  in  n.  ii  ii. 

Die  Metaphysik  im  Sinne  dos  Rationalismus  hat  durch  die  Kritik 
der  reinen  Vernunft  als  Wissenschaft  keineswo,i>-s,  wie  es  den 
Anschein  haben  kann,  eine  völlige  Aufhebung  erfahren,  dagegen 
ist  die  Zald  der  dui'ch  reine  Vernunft  als  solche  erkennbaren 
Seienden,  welche  vor  deren  Erscheinen  den  Gegenstand  der- 
selben ausmachten,  durch  jene  bedeutend  herabgesetzt,  ja  im 
strengen  Sinne  des  Wortes  auf  einen  einzigen,  das  seiner  Qua- 
lität nach  unbekannte,  dagegen  seiner  Existenz  nach  allerdings 
a  priori  (auf  Grund  einer  reinen  Urtheilsform  des  Verstandes) 
erkennbare  Ding  an  sich  reducirt  worden.  Es  ist  vollkommen 
richtig,  dass  von  den  Objecten,  welche  die  Vorrede  zur  Kritik 
als  Gegenstände  der  Metaphysik  aufzählt:  Seele,  Welt  und  Gott, 
nach  den  Ergebnissen  derselben  keines  als  durch  reine  Vernunft 
als  seiend  erweislich  übrig  gelassen  wird :  während  die  Existenz 
der  Seele  auf  einem  zwar  unvermeidlichen,  aber  nichtsdesto- 
weniger illusorischen  Fehlschluss  beruht,  verwickelt  die  Welt, 
sobald  dieselbe  als  nachweisbar  durch  reine  Vernunft  ange 
nommen  wird,  diese  in  die  einander  ausschliessenden  gleich- 
zeitigen Behauptungen  der  Antinomien,  lässt  sich  in  jedem  der 
überhaupt  möglichen  Beweise  für  das  Dasein  des  allerrealsten 
Wesens  ein  logischer  Mangel  oder  eine  Lücke  nachweisen.  Wie 
aus  der  eingangs  dargelegten  Uebersicht  der  Wissenschaften 
vom  Standpunkte  des  Rationalismus  erhellt,  machen  nun  Gott, 
Welt  und  Seele  in  der  That  die  Objecto  dreier  Vernunftwissen- 
schaften vom  Seienden,  in  der  entsprechenden  Reihenfolge  der 
rationalen  Theologie,  Kosmologie  und  Psychologie  aus,  welche 
zusammen  sich  zum  Umfang  der  besonderen  Metaphysik  er- 
gänzen, die  ihrerseits  als  Vernunftwissenschaft  von  besonderen 
Seienden  der  allgemeinen  Metaphysik  als  der  rationalen  Wissen- 
schaft von  Sein  und  Seiendem  überhaupt  (Ontologie)  gegenüber- 
steht. Durch  die  Aufhebung  der  drei  Gegenstände :  Gott,  Welt 
und  Seele,  als  durch  reine  Vernunft  nachweisbarer  Seiender, 
sind  daher  allerdings  die  drei  denselben  entsprechenden  Wissen- 
schaften als  Vernunftwissenschaften  und  ist  die  denselben  an 
Umfang  äquiparirende  besondere  Metaphysik  als  solche  aufge- 
hoben; keineswegs  aber  ist  mit  der  Aufhebung  der  besonderen 
Metaphysik  auch  die  von  dieser  unterschiedene  allgemeine  Meta- 
physik als  Vernunftwissenschaft  geschwunden,  so  wenig  als 
durch  den  Umstand,  dass  die  Existenz  der  besonderen  Seienden, 


Kant  und  Comto  in  ilireni  VcihältnisB  /.ur  Motaphysik.  31 

<iott,  Welt,  Seele,  aufgehört  hat,  durch  die  Vernunft  nachweis- 
li.ir  zu  sein,  das  Glciclie  auch  von  der  Existenz  des  von  jeder 
I '.esonderhcit  entkleideten,  seiner  Qualität  nach  schlechthin  l^n- 
l)('kannt  bleibenden  Seienden,  des  Dinges  an  sicli  gelten  muss. 
1  )ie  Verschiedenheit  des  Thatbestandes  vor  und  nach  dem  Er- 
scheinen der  Kritik  hinsichtlich  des  Bestandes  der  Metaphysik 
.ils  Wissenschaft  besteht  nicht  darin,  dass  vor  demselben  eine 
Wissenschaft  der  Metaphysik,  nach  und  seit  demselben  aber 
Ivcine  solche  existire;  vielmehr  besteht  Metaphysik  nach  wie 
\or  als  Wissenschaft  vom  Seienden  durch  reine  Vernunft.  Die- 
•Ibe  liegt  einzig  in  dem  Umstand,  dass  diese  Wissenschaft  vor 
ili'm  Auftreten  Kant's  nebst  dem  Sein  und  Seienden  überhaupt 
noch  einzelne  besondere  Seiende  als  Erkenntnissobjecte  zählt, 
nach  und  seit  demselben  aber  nur  das  erstere  Sein  und 
Seiende  überhaupt  als  einziges,  wenngleich  dem  Charakter 
seiner  Erkennbarkeit  nach  sich  gleichgebliebenes  Erkenntniss- 
object  bewalü't. 

Während  sonach  für  Kant  allgemeine  Metaphysik  wie  im 
Kationalismus  als  Wissenschaft  fort-,  dagegen  besondere  Meta- 
physik mit  ihren  Theilen  als  Wissenschaft  nicht  mehr  besteht, 
vollzieht  sich  die  Annäherung  des  Empirismus  an  den  Rationa- 
lismus durch  Comte  in  der  Weise,  dass  dieselbe,  die  in  der 
Eintheilung  der  Wissenschaften  von  Seite  des  Empirismus  als 
Wissenschaft  nicht  enthalten  ist,  dafür  in  der  EntAvicklungs- 
geschichte  joder  einzelnen  dieser  Wissenschaften  und  sonach 
in  jener  des  Ganzen  der  Wissenschaft  als  unvermeidliches  uiul 
allenthalben  wiederkehrendes  Durchgangsstadium  des  Wissens 
überhaupt  auftritt. 

In  der  Entwicklung  jeder  dei*  in  der  obigen  natürlichen 
Hierarchie  der  Wissenschaften  aufgezählten  Disciplinen,  so 
lautet  Comte's  Lehre,  lassen  sich  drei  Stadien,  von  ihm  les 
trois  etats  genannt  und  mit  d(!n  Entwicklungsperioden  des 
lebendigen  Organismus  verglichen,  unterscheiden.  Das  erste 
derselben,  von  ihm  als  das  theologische  bezeichnet  und  mit 
dem  unmündigen  Kindesalter  in  Parallele  gestellt,  charakterisirt 
sich  dadurch,  dass  nicht  nur  eine  jenseits  der  Erscheinungen 
gelegene  Welt  als  Gz'und  jener  selbst  vorausgesetzt,  sondern 
dieser  (»rund  oder  diese  Gründe  als  persönliche  Wesen  von 
mehr  oder  weniger  dem  menschlichen  Geiste  verwandter  oder 


o2  '  Z  i  111 III  ciinii  IUI. 

überhaupt  mensebcnähnliclicr  Nat^^r  angenommen  werden.  Das 
zweite,  von  ihm  das  metapliysisehe  genannt  und  dem  jugend- 
lichen Alter  gleichgestellt,  kommt  mit  dem  ersten  zwar  darin 
llberein,  dass  gleichfalls  über  die  Erscheinungen  hinausgegangen 
und  als  Grund  derselben  eine  jenseits  ihrer  gelegene,  selbst 
weder  in  die  Erscheinung  fallende,  noch  der  Erfahrung  un- 
mittelbar zugängliche  Welt  postulirt  wird,  unterscheidet  sich 
aber  von  jenem  durch  den  Umstand,  dass  dieser  jenseitige  Grund 
oder  die  jenseitigen  Gründe  als  unpersönliche  ,Entien'  (Ideen, 
Substanzen)  gedacht  werden.  Das  dritte  von  ihm  positiv  ge- 
nannte Stadium  endlich  besteht  darin,  dass  über  die  Erschei- 
nungen überhaupt  nicht  hinausgegangen,  der  Grund  derselben 
überhaupt  nicht  in  einer  jenseitigen,  weder  persönlich  noch 
unpersönlich  gedachten  Welt  gesucht,  sondern  innerhalb  der- 
selben selbst  in  dem  die  Erscheinungen  beherrschenden  Gesetz 
oder  in  solchen  Gesetzen  gefunden  wird.  Dasselbe  bezeichnet 
wie  das  Mannes-  einen  Fortschritt  über  das  Jugend-,  dieses 
über  das  Kindesalter,  so  einen  solchen  über  das  metaphysische, 
wie  dieses  ^einerseits  über  das  theologische  Zeitalter  des  Wissens. 
Wie  das  metaphysische  Ens  vor  dem  Gott  der  theologischen 
Natur-  und  Geschichtsauffassung  den  Vorzug  hat,  dass  es  durch 
seine  Unpersönlichkeit  die  Möglichkeit  und  den  Verdacht  will- 
kürlicher Eingriffe  ausschlicsst,  während  es  andererseits  mit 
demselben  die  das  Reich  der  Erscheinungswelt  transcendirende 
Existenz  einer  überempirischen  Jenseitigkeit  theilt,  so  hat  ihrer- 
seits die  Erscheinung  vor  dem  metaphysischen  Ens  die  sinnen- 
fällige Wirklichkeit  erfahrbarer  Diesseitigkeit  voraus,  während 
der  in  ihr  waltenden  Naturgesetzlichkeit  die  Ausschhessung 
des  Zufalls  und  eigenwilliger  Götterlaunen  mit  der  unwandel- 
baren Geltung  der  unpersönlichen  Idee  und  der  vernünftigen 
Welt-  und  Naturordnung  gemeinsam  ist. 

Metaphysik  als  solche  ist  daher  zwar  keine  Wissenschaft, 
aber  jede  der  wirklichen  Wissenschaften  ist  im  Laufe  ihrer 
Entwicklungsgeschichte  zum  Rang  einer  solchen  einmal  Meta- 
physik gewesen.  Jede  derselben  führt  anfänglich  ihren  Inhalt 
auf  den  Willen  übernatürlicher  Persönlichkeiten,  in  deren 
Willkür  es  lag,  denselben  so  oder  beliebig  anders  zu  gestalten, 
zurück.  Derselbe  hat  seinen  Grund  ledii;lich  in  der  Laune 
der  Gottheit,  die  selbst  ohne  Grund,  rein  zufällig  ist,  also.,  was 


Kiuit  \iiui  Ooiiito  in  ihrom  Veiliältiiiss  zur  Metaphysik.  33 

•  ■henso  viel  ist,  als  Inhalt  keinen  Grund.  Das  Gewnsste  ist 
'benso  zufällig,  wie  dessen  Aufeinanderfolge  und  Zusamnu^n- 
stellung-  Avillkürlich  tmd  baar  jedes  innerlich  Ijegriindcten  Zu- 
-aiunienhanges  ist;  sowohl  das  den  Inhalt  bestimmende  wie 
das  die  Verbindung  desselben  bewirkende  Band  ist  gänzlich 
lussorhalb  des  Inhaltes  in  einem  selbst  jede  Bestimmbarkeit 
lurcli  Gründe  ausschliessenden ,  weder  Gesetz  noch  Kegel 
.inzuerkennen  und  zu  befolgen  geneigten  Wesen  gelegen.  Diese 
Zufälligkeit  schwindet  und  macht  einer  an  sich  immer  noch 
grundlosen,  aber  den  launenhaften  Wechsel  der  Laune  aus- 
cidiessenden  und  daher  in  iJirer  Richtung  und  in  iliren  Folgen 
i)eharrenden  Nothwendigkcit  Platz,  sobald  der  ursprünglich  als 
letzter  Grund  gedachte  Wille  der  Gottheit  selbst  als  einem 
Höheren  unterworfen  und  durch  dieses  bestimmt,  dieses  Höhere 
selbst  aber  nicht  wieder  als  ein  Wille,  sondern  als  ein  an  sich 
unpersönliches  Gesetz,  eine  den  ganzen  Umfang  des  Gewussten 
bedingende  und  normircnde  Idee  vorgestellt  wird.  Bleibt  doi't 
das  Gewusste  unbegreiflich,  weil  die  absolute  Zufälligkeit  der 
göttlichen  Willenslauncn,  aus  denen  es  fliesst,  an  sich  die  Be- 
greiflichkeit unmöglich  macht,  so  würde  dasselbe  hier  sofort 
begreiflich  und  wirklich  begriffen  werden,  sobald  die  Idee,  als 
deren  nothwendiger  und  unvermeidlicher  Ausfluss  es  gedacht 
wird,  selbst  einmal  begriffen  wäre.  Während  daher  der  In- 
begriff des  Gewussten  in  jenem  Falle  von  der  Beschaffenheit, 
welche  durch  den  Begriff  einer  Wissenschaft  gefordert  wird, 
am  weitesten  entfernt  ist,  steht  er  in  diesem  verhältnissmässig 
derselben  am  nächsten:  jenes,  weil  sowohl  der  Inhalt  des 
Gewussten,  wie  dessen  Aufeinanderfolge  willkürlicli,  dieses, 
weil,  den  Inhalt  der  Idee  einmal  vorausgesetzt,  sowohl  aller 
übrige  Inhalt,  wie  die  Aufeinanderfolge  des  Gewussten  noth- 
wendig  ist. 

Ersterer  Zustand  des  Gewussten  fällt  mit  dem  oben  soge- 
nannten theologischen,  dieser  dagegen  mit  dem  , metaphysischen' 
Zustand  des  Wissens  zusammen.  Der  Inbegriff  des  Gewussten 
im  , theologischen'  Stadium  ist  überhaupt  noch  nicht,  dagegen 
im  , metaphysischen'  Stadium  unter  .  der  Jjedingung  wirkliche 
Wissenschaft,  dass  nicht  nur  eine  denselben  beherrschende 
Idee  vorhanden,  sondern  dieselbe  als  solche  ihrem  Inhalt  nach 
bekannt    ist.      Jener    Benennung    wie   dieser   liegt  die  gemein- 

Sitzungsbor.  d.  pliil.-liist.  C'l.    CX.   P.d.     I.  Hit.  3 


Ö4  Z  i  111  m  0  rill  ;i  ii  u. 

sarao  Voraussetzung  zu  Grunde,  dass  von  wirklicher  Wisseu- 
scliaf'r  nur  dori  die  Rede  sein  kann,  wo  zwischen  den  einzchieu 
Theilen  des  Gewussten  nothwendiger  Zusaiuraenhang,  und  zwar 
in  der  Weise  besteht,  dass  die  einen  als  Gründe  die  andern 
als  Folgen  T)edingcn  und  dcingoniäss  die  ersteren  den  letzteren 
in  der  systematischen  Anordnung  vorangehen.  In  beiden 
Fällen  liegt  der  Grund  des  Gewussten  ausserhalb  desselben, 
das  einemal  in  einem  Persönlichen  (Willen),  das  anderemal 
in  einem  Unpersönlichen,  in  einer  abstracten  Idee,  während 
im  sogenannten  positiven  Zustand  des  Gewussten  der  Grund 
desselben  überhaupt  nicht  ausserhalb  desselben,  weder  in  einem 
Willen,  noch  in  einer  Idee  gelegen,  sondern  das  Gewusste  als 
solches  Thatsache,  d.  i.  sein  eigener  Grund  oder  vielmehr  als 
Ganzes  grundlos,  dagegen  jeder  Theil  des  Gewussten  durch 
andere  Theile  desselben  begründet  und  andere  begründend  ist. 
Theologischer,  metaphysischer  und  posiliver  Zustand  des 
Gewussten  verhalten  sich  so  zu  einander,  dass  in  dem  ersten 
das  Gewusste  als  Werk  göttlichen  Willensactes,  in  dem  zweiten 
als  Ausfluss  abstracter  Idee,  im  dritten  weder  als  das  eine 
noch  als  das  andere,  sondern  als  schlechthin  gegebene  That- 
sache erscheint,  welche  jeden  Versuch,  den  Inhalt  desselben 
entweder  aus  göttlichen  Rathschlüssen  teleologisch  abzuleiten, 
oder  aus  abstracten  Ideen  apriorisch  zu  deduciren,  aus-,  dagegen 
nicht  nur  die  Möglichkeit,  sondern  die  wissenschaftliche  Nöthi- 
gung,  mittelst  Betrachtung  i^nd  Vergleichung  der  einzelnen  Theile 
des  Gewussten  ihrem  besonderen  Inhalt  nach  das  demselben 
gemeinsame  Allgemeine  und  das  den  Zusammhang  derselben 
beherrschende  Gesetz  zu  induciren,  einschliesst.  Während  die 
Tendenz  der  theologisirenden  Wissenschaft  darauf  gerichtet  ist, 
den  gesammten  Inhalt  des  Gewussten,  Natur  und  Geschichte, 
unter  den  Gesichtspunkt  göttlicher  Absichten,  Vorsätze  und 
Endzwecke  zu  rücken,  jene  der  metaphysicirenden  Wissenschaft 
daraiif  ausgeht,  denselben  in  seiner  Gesammtheit  aus  abstracten 
Ideen  (einer  oder  mehreren)  zu  entwickeln,  begnügt  sich  die 
positive  Wissenschaft,  denselben,  wie  er  nun  einmal  factisch 
in  der  Erfahrung  der  wirklichen  Natur  und  der  wirklichen 
Geschichte  gegeben  ist,  als  Thatsache  hinzunehmen  und  das 
demselben  innewohnende  und  daher  gleich  thatsächlich  wie 
das  Gewusste  selbst  gegebene  Gesetz  als  solche  anzuerkennen. 


Kant  und  Coiiitc  in  iluciii   Voihältniss  /,ui-  Metaphysik.  o5 

Wie  jpositive^  Wissenschaft  in  diesem  Sinne  mit  Wissen- 
schaft im  Sinne  des  Empirismus,  so  fällt  ^mctaphysicirende' 
Wissenschaft  im  obigen  Sinne  mit  Wissenschaft  in  jenem  des 
Nationalismus  zusammen.  Oilt  dem  Empirismus  der  Inbegriff 
des  Erfahrenen,  so  gilt  dem  Rationalismus  ausschliesslich  das 
aus  Vernunftbegriffen  Gefolgerte  als  wirklich  Gewusstes.  So- 
wohl die  im  eigentlichen  Sinne  sogenannte  Metaphysik,  welche 
das  Seiende,  wie  die  rationalistische  Ethik,  welche  das  Sein- 
sollende aus  abstracten  Vernunftideen  abzuleiten  sucht,  sind 
in  den  Augen  des  Positivismus  nur  metaphysicirende ,  die 
inductiven,  ausschliesslich  aus  der  Erfahrung  schöpfenden  und 
an  der  Hand  derselben  fortschreitenden  sind  in  diesen  allein 
positive,  d.  i.  wirkliche  Wissenschaften. 

Rationalismus    und   Empirismus   oder,    um    mit   Comte   zu 
rtnlen,  Metaphysik  und  Fositivismus  verhalten  sich  zu  einander 
Avie  zwei  verschiedene  Behandlungsweisen  eines  und  desselben 
Wissensinhalts,    von    Avelchen    die    eine    diesen    in    seiner    Ge- 
sammtheit  aus    abstracten  Ideen   ableitet,    während  die  andere 
denselben   als   schlechthin  durch  die  Erfahrung   gegebenen  an- 
sieht.    Dabei    kann    die    Frage    entstehen ,    ob   jeder  Wissens- 
inhalt ohne  Unterschied  beide  BehandlungsAveisen,  sei  es  gleich- 
zeitig,   sei    es    in    verschiedenen    Momenten    seiner    zeitlichen 
Entwicklung   dulde ,    oder    ob    es    gewisse    Gebiete    desselben 
gebe,    deren   Natur,    sei   es    die   eine,    sei   es   die   andere  jener 
Behandlungsweisen  von  sich  ausschliesst.    Während  der  strenge 
Rationalismus  sich  gegen  die  empirische,  der  strenge  Empiris- 
mus   sich    gegen    die    rationalistische   Behandlung,    sowohl    des 
Wissens  im  Allgemeinen,  wie  jedes  besonderen  Wissensinhalts 
abwehrend  verhält,    gehen  die  BemiUiungen  der  beiderseitigen 
Annäherungsversuche   von  Seite    sowohl   des   Rationalismus   an 
den  Empirismus,  wie  dieses  an  jenen  dahin,  entweder  je  einem 
Theile  des  Gewussten  eine  der  beiden  einander  ausschliessenden 
Behandlungsweisen  ausschliesslich,  oder  dem  Gesammtinhalt  des 
Gewussten  beide  Behandlungsweisen,    jedoch  in   verschiedenen 
^ronienten  seiner  zeitlichen  Entwicklung   zuzuweisen.    Ersteres 
führt    zur  Theilung    des    Gesaramtinbegriffs    des    Gewussten  in 
einen   rationalen   durch   reine  Vernunft  und  einen    empirischen 
durch   reine   Erfahrung  gewonnenen  Bestandtheil;    letzteres  be- 
wirkt   die    Unterscheidung    zeitlich    getrennter     Entwicklungs- 


ob  Z  i  mmcnnu  nn. 

Stadien  des  Gewussten,  in  deren  einem  dasselbe  durch  reine  Ver- 
nunft, in  deren  anderem  durcli  reine  Erfiihrung"  gewusst  wird. 

Kant's  Unterscheidung  eines  apriorischen,  der  reinen  Ver- 
nunft, und  eines  aposteriorischen,  der  reinen  Erfahrung  ange- 
hörigen  Bestandtheiles  der  Wissenschaft  vom  Wirklichen,  von 
welchen  dem  ersteren  die  Form,  dem  letzteren  die  Materie 
aller  Erfahrung  entspringt,  gibt  das  Beispiel  des  ersten,  Comte's 
evolutionistische  Auffassung  des  Wissens,  nach  welcher  dasselbe 
vor  seinem  vollendeten,  dem  positiven,  ein  Uebergangs-,  das 
metaphysische  Entwicklungsstadium  dxirchläuft,  ein  solches  des 
zweiten  Falles.  Nach  jenem  zerfällt  das  Wissen  vom  Wirk- 
lichen in  einen  rationalen  (Metaphysik)  und  einen  auf  Er- 
fahrung gegründeten  Theil  (Physik);,  nach  diesem  ist  nicht 
nur  das  Gewusste  in  seiner  Gesammtheit,  sondern  jedes  der 
besonderen  Gebiete,  aus  welchen  dasselbe  zusammengesetzt 
ist,  das  Gewusste  jeder  der  einzelnen  Wissenschaften  in  seinem 
geschichtlichen  Entwicklungsgange  einmal  Metaphysik  (rational) 
gewesen,  ehe  dasselbe  positiv  (empirisch)  geworden  ist. 

Der  Beweis  der  Möglichkeit  obiger  Theilung  der  Wissen- 
schaft vom  Wirklichen  in  eine  reine  Vernunft-  und  ebensolche 
Erfahrungswissenschaft  ist  durch  die  Geschichte  der  Metaphysik 
in  Deutschland  von  Wolf  bis  auf  Kant  geliefert,  deren  Ergeb- 
niss  eine  durch  diesen  herbeigeführte  äusserste  Einschränkung 
des  Umfanges  des  durch  reine  Vernunft  erkennbaren  Seins, 
keineswegs  aber  die  Läugnung  der  Erkennbarkeit  jedes  Seins 
durch  reine  Vernunft  war.  Durch  die  Ea'itik  der  reinen  Ver- 
nunft sind  zwar  die  Gegenstände  der  sogenannten  besonderen 
Metaphysik  und  ihrer  Theile,  der  rationalen  Theologie,  Kosmo- 
logie und  Psychologie,  aus  dem  Kreise  des  durch  reine  Vernunft 
erkennbaren  Seins  ausgeschieden  worden,  der  Gegenstand  der 
allgemeinen  Metaphysik  (Ontologie),  das  Sein  und  Seiende  über- 
haupt aber  ist  unter  dem  Namen  des  Dings  an  sich,  als  zwar 
nicht  seiner  Qualität,  wohl  aber  seiner  Existenz  nach  erkenn- 
bares Object  der  reinen  Vernunft  erhalten  gebheben. 

Der  BcAveis  des  metaphysischen  als  eines  Durchgangs- 
stadiums des  Wissens  überhaupt  ist  dann  vollständig  erbracht, 
Avenn  er  von  jedem  der  das  Gesammtgebiet  des  Wissens  zu- 
sammengenommen erschöpfenden  integrirenden  Bestandtheile 
desselben,  d.  i.  von  jeder  der  einzelnen  Wissenschaften  erbracht 


Kitiit  und  l'oiule  in  iliicui  Vorliällnisb  zur  Mütapliysik.  d/ 

i4  Daljci  zeigt  sich  das  Eigcnthihnlichc,  dass  gewisse 
Wissenschaften  nicht  über  jenes  Dnrchgangsstadinm  hinans- 
i;ehing-en,  wälu-end  andere,  wenigstens  in  Comte's  Darstellung,  das 
l)il(l  ihrer  Beschaffenheit  während  desselben  schuldig  bleiben. 
Zu  den  Wissenschaften  ersterer  Art  gehört  die  Metaphysik 
selbst;  denn,  da  sie  ihrem  Begriffe  nach  Wissenschaft  vom 
Seienden  aus  reiner  Vernunft,  d.  i.  aus  abstracten  Ideen  ist, 
so  fängt  sie,  sobald  in  derselben  das  Wirkliche  nicht  mehr  aus 
Ideen,  sondern,  wie  es  die  Natur  des  positiven  oder  VoUendungs- 
-tadiums  des  Wissens  verlangt,  aus  der  Erfahrung  begriffen 
wird,  zwar  an,  Wissenschaft,  aber  sie  hört  auf,  IMetaphysik  zu 
sein.  Es  ist  daher  folgerichtig,  dass  in  der  natürlichen  Hier- 
archie der  Wissenschaften,  deren  Inbegriff  nach  Comte  jenen 
des  Wissens  erschöpft,  Metaphysik  ebensowenig  wie  in  der 
eingangs  angeführten  Eintheilung  der  Wissenschaften  nach 
Bacon  und  vom  Standpunkt  des  Empirismus  aus  erscheint.  Wo, 
wie  im  Empirismus,  rationale,  d.  i.  Erkenntniss  aus  reiner  Ver- 
nunft überhaupt  als  solche  ausgeschlossen  ist,  kann  auch  eine 
Wissenschaft,  zu  deren  Wesen  es  gehört,  rational,  d.  i.  aus 
reiner  Vernunft  geschöpft  zusein,  nicht  anders  als  ausgeschlossen 
sein.  Dagegen  lässt  die  BcAveisführung  Comte's,  dass  jede  der  so- 
genannten positiven  Wissenschaften  ihr  metaphysisches  Zeitalter 
durchgemacht  habe,  manches  zu  wünschen  übrig.  Wie  Schreiber 
dieses  an  einem  andern  Ort  (,Kant  und  die  positive  Philosophie^, 
Sitzungsberichte  1874,  Aprilheft,  Seite  62  u.  f.)  gezeigt  hat,  wartet 
dessen,  der  mit  der  Erwartung  einer  Geschichte  der  Wissen- 
schaften an  Comte's  Werk  herantritt,  keine  geringe  Enttäuschung. 
Der  Verfasser  bezeichnet  als  Zweck  seines  Cours  de  philosophic 
positive  ,die  Entdeckung  der  Naturgesetze  des  grossen  Phäno- 
mens der  wissenschaftlichen  Entwicklung  des  Menschengeistes 
auf  dem  Wege  der  Beobachtung^  Das  Ergebniss  derselben 
hätte  ein  Werk  sein  müssen  ähnlich  WheweU's  , Geschichte  der 
inductiven  AVissenschaften',  ausgedehnt  auf  den  Umfang  des 
raenscldichen  Wissens  überhaupt.  Gelingt  es  von  jeder  der 
sechs  Fundamentalwissenschaften  zu  erweisen,  sie  habe  nach 
einander  den  theologisirenden  und  metaphysicirenden  Zustand 
durchgemacht,  um  schliesslich  zum  Reife-,  d.  i.  zum  positiven  Zu 
stand  zu  gelangen,  so  ist  es  vom  Umfang  des  Wissens  über- 
haupt erwiesen.    Folgerichtig  erwartet  man,  dass  der  Verfasser 


r> 


ö  Z  i  m  m  c  r  ni  a  n  ii . 


sämmtliclie  oben  genannte  Fnndamcntalwisscn schaffen  nach  der 
Reilie  durchnehmen  und  von  jeder  derselben  deren  normalen 
Kutwicklungsprocess  durch  alle  drei  Stadien  hindurch  successive 
darlegen  werde.  Wie  ernsthaft  es  Comte  selbst  mit  dieser 
unvermeidlichen  Folgerung  nahm,  geht  daraus  hervor,  dass  er 
mit  dem  Plane  der  Gründung  einer  eigenen  Lehrkanzel  zu  dem 
Zwecke  der  Darstellung  einer  allgemeinen  Geschichte  der 
mathematischen  nnd  Naturwissenscliaften  sich  trug  und  darüber 
dem  Ministerium  des  Julikönigthums  eine  eigene  von  seinem 
Biographen  Littre  mitgetheilte  Denkschrift  einreichte.  Der 
gedruckte  Cours  de  philosophie  positive,  welcher  die  Stelle  des 
nicht  zur  Ausführung  gekommenen  akademischen  Lehrcurses 
vertritt,  zeigt  das  Gegentheil  des  ursprünglich  in  Aussicht  ge- 
stellten. Was  man  in  demselben  antrifft,  ist  nicht  die  Geschichte 
der  positiven  Wissenschaften,  sondern  sind  diese  selbst.  Die- 
selben werden  von  dem  Verfasser  in  ihrer  hierarchischen  Auf- 
einanderfolge zwar  niclit  als  angewandte,  concreto,  deren  Auf- 
gabe die  Anwendung  der  Gesetze  der  Erscheinungen  auf  die 
verschiedenen  existirenden  Wesen  ist,  wohl  aber  als  reine, 
abstracto,  deren  Absehen  auf  die  Gesetze  der  Erscheinungen 
als  solche  gerichtet  ist,  vorgetragen.  Mathematik,  Astronomie, 
Physik,  Chemie  und  schliesslich  Biologie  und  Sociologie  werden 
nicht  blos  in  encyklopädischer  Reihe,  sondern  selbst  encyklo- 
pädisch,  ihrem  Inhalt  nach  als  , positive'  Wissenschaften  abge- 
handelt. Nur  gelegentlich  fällt  ein  Seitenblick  auf  deren 
Vorgeschichte,  •  ihren  tlieologisirenden  und  metaphysicirenden 
Embryonalzustand.  So  bei  der  Geometrie,  deren  in  Comte's 
Augen  unvollkommener  Zustand  in  früheren  Epochen  durch  die 
Einmischung  sophistischer  Raisonnements  und  metaphysischer 
Streitigkeiten  über  die  Natur  des  Raumes  verursacht  worden 
ist ;  bei  Astronomie  und  Chemie,  von  welchen  die  erstere  aus 
Astrologie,  die  letztere  aus  Alchemie,  die  eine  wie  die  andere 
aus  einem  mystischen  und  schwärmerischen  Vorstadium  zur 
Wissenschaft  sich  herausgearbeitet  hat.  Endlich  bei  demjenigen 
Theile  der  Biologie,  der  vom  Menschen  und  dessen  morahschen 
und  intellectuellen  Fähigkeiten  handelt,  avo  auf  den  Begriff  der 
Seele,  als  einen  Ueberrest  aus  dem  tlieologisirenden  und  meta- 
physicirenden Stadium  der  Anthropologie,  in  deren  ersterem 
der  Mensch  als  Ebenbild  Gottes,    in  deren   letzterem  der  Men- 


Kant  und  <'oiDte  in  ihrem  Vcrhältniss  zur  Jletaplijsik.  39 

M-hengeist  als  jenseits  der  luilürlichen  Welt  gelegenes  pneuma- 
lisches  AVesen  gedaclii  wiink',  hingewiesen,  mid  derselbe  folge- 
richtig als  unwissenschaftlich  aus  der  positiven  Wissenschaft 
\  oni  ^lenschen  ausgewiesen  wird,  an  dessen  tStellc  nunmehr 
jrner  der  Organisation  des  Gehirns  und  der  Mannigfaltigkeit  der 
'  »ruane  des  letzteren  zu  treten  und  die  vormals  , Psychologie^ 
mnannte  Wissenschaft  nunmehr  der  , Phrenologie^  im  Sinn  der 
Scliädellehre  Gall's  und  seiner  Schule  den  Platz  zu  räumen 
habe.  Statt  einer  Geschichte  des  Entwicklungsganges  der  ein- 
zelnen Wissenschaften  durch  die  normalmässigen  Perioden  des 
theologischen,  metaphysischen  und  schliesslich  positiven  Zu- 
standes  hindurch,  erhält  der  Leser  eine  Encyklopädie  der  posi- 
tiven Wissenschaften  selbst  und  wird ,  wie  Schreiber  dieses 
a.  a.  < ).  zu  bemerken  sich  veranlasst  fand,  das  beklemmende 
Gefühl  nicht  los,  dass  dem  Autor  sein  Buch  unter  den  Händen 
zu  etwas  ganz  anderem  geworden  sei,  als  er  ursprünglich  an- 
gekündigt hat. 

Schwerlich  wird  dieser  Beweis  des  metaphysischen  als 
eines  blossen  Durchgangsstadiums  des  Wissens  für  vollständig 
gelten  dürfen.  Die  Behauptung  der  positiven  Philosophie,  dass 
Metaphysik  als  Wissenschaft  kein  positives  Zeitalter  vor  sich, 
dagegen  jfide  der  positiven  Wissenschaften  ein  metaphysisches 
hinter  sich  habe,  fällt  mit  der  Behauptung  zusammen,  dass 
der  Rationalismus  als  solcher  die  unvermeidliche  Vorstufe,  da- 
gegen der  Empirismus  allein  die  Stufe  wirklicher  Wissen- 
schaft sei.  Dieselbe  kommt  daher  zwar  mit  dem  vulgären 
Empirismus  darin  überein,  dass  ihr  der  Rationalismus  als  solcher 
kein  Wissen,  unterscheidet  sich  aber  von  jenem  dadurch,  dass 
ihr  derselbe  weder  gleichgiltig,  noch  verächtlich,  sondern  als 
unvermeidliche  und  unentbehrliche  Vorbedingung  und  Geburts- 
stätte zukünftigen  wirklichen  Wissens  physiologisch  und  cultur- 
historisch  bedeutungs-  und  werthvoll    ist. 

Sowohl  die  Stellung  Kant's,  wie  diejenige  Comte's  zur 
A[eta])hysik,  jene  von  Seite  des  Rationalismus,  diese  von  Seite 
des  Empirismus  stellt  ein  Compromiss  zwischen  beiden  eingangs 
erwähnten  entgegengesetzten  Strömungen  der  Philosophie  seit 
dem  Beginn  des  vergangenen  Jahrhunderts  dar.  Das  des  Einen 
bezieht  sich  auf  die  Theilung  der  Gegenstände  der  bis  dahin 
sogenannten  Wissenschaft  vom  Seienden   aus   reiner  Vernunft, 


40  ZimiiioriiKiii  11.    Kant  und  (Jomle  in  i)ni.'iii  Vorlialtniss  Äur  Mulapliysik. 

von  welchen  die  sinnliclicn  clor  Ertahrungswisscnschaft  gänzlich 
ausgeliefert,  die  übersinnlichen,  wie  Gott,  Seele  u.  s.  w.  bis 
auf  einen  einzigen,  das  zwar  seiner  Existenz,  nicht  aber  seiner 
Qualität  nach  bekannte  Ding  an  sich,  für  schlechthin  auf  theo- 
retischem Wege  unerkemibar  erklärt  werden,  während  alle 
übrigen  in  der  Eintheilung  der  Wissenschaften  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt des  Rationalismus  enthaltenen  Disciplinen  (Mathe- 
matik, Ethik  u.  s.  w.)  ihren  urspi'ünglichen  Charakter  reiner 
Vernunftwissenschaften  bewahren.  Das  des  Andern  bezieht 
sich  auf  die  Stellung  nicht  blos  der  Metaphysik  als  einzelner 
Wissenschaft,  sondern  aller  Wissenschaften  und  der  Wissen- 
schaft überhaupt  aus  reiner  Vernunft  zur  positiven,  als  der 
allein  wirklichen  Wissenschaft  und  dem  Inbegriff  der  positiven, 
d.  i.  der  allein  wirklichen  Wissenschaften,  welche  zusammen- 
genommen den  Inhalt  dieser  crsteren  ausmachen,  d.  i.  auf  die 
vStellung  des  gesammten  Wissens  im  rationalistischen  zu  dem 
gesammten  Wissen  im  empiristischen  Sinne  des  Wortes,  in 
Folge  welcher  jenes  zwar  noch  nicht  wie  dieses:  Wissen,  aber 
dieses  aus  jenem  als  seiner  naturgemässen  und  unausweichlichen 
vorzeitlichen  Entwicklungsphasc  entsprungen  ist.  Wie  bei  Kant 
Rationalismus  und  Empirismus  als  einander  ergänzende  Aus- 
flüsse eines  und  desselben  in  sich  gespaltenen,  aus  einem  ratio- 
nalen (apriorischen)  und  sinnlichen  (aposteriorischen)  Bestand- 
theil  zusammengesetzten  Erkenntuissvermögcns  im  Neben-, 
so  vertragen  sich  bei  Conite  beide  als  zeitlich  verschiedene 
Momente  eines  und  desselben  normalen  Entwicklungsprocesses 
des  Wissens  im  Nacheinander.  Der  Grund  dieser  Verträglich- 
keit liegt    in    beider  Verhältniss    zur  Metaphysik. 


Hariuiz.    üobcr  das  Umsichgreifen  der  -(i-Declinalion  im  Altindischen.  41 


lieber  das 

alliiiiilige    riiisiehgreileti    der   -M-Deeliriatioii 

im  Altindisclieii. 


Von 

Dr.   Johann  Hanusz. 


Ijekaiiiitlicli  gibt  cö  in  der  Dcclination  der  voealischen 
und  maneher  consonantischen  Stämme  eine  Keilie  von  Fällen, 
in  welelien  vor  der  Endung  ein  angeblieh  eingesehobeucr  Nasal 
erscheint.     Es  sind  nämlich  folgende: 

1.  Der  Genit.  plur.  aller  voealischen  Stämme,  nämlich 
auf  -änäm,  -Inäm,  -ünäm,  -fnäni;  dann  gonäm,  caturnäm  u.  dgl. 

2.  Der  Nomin.  Accus,  plur.  neutr.  der  voealischen  und 
mancher  cousonantischen  Stämme,  also  auf  -äni,  -mi,  -üni,  -fni; 
cmsi,  -Imslii,  -mmhi;  -itti^  -Tic/',  -vqn  u.  dgl. 

3.  Der  Instrum.  singul.  der  -/-  und  -/^-Stämme  auf 
-lud,   -nnä. 

4.  Alle  anderen  Casus  mit  vocalisch  anlautenden  Endun- 
gen bei  den  neutr.  -i-,  -u-,  -r-Stämmen,  also:  -ine,  -ina-s,  -ini ; 
dual,  -inl,  -iiios ;  -wie,   -unas  u.  s.  w.     -rue  u.  s.  w. 

Es  tritt  hier  offenbar  eine  Stammerweiterung  durch  n 
(vi,  ni)  auf,  mit  Verlängerung  des  Stammvocals  in  den  beiden 
ersteren,  und  ohne  dieselbe  in  den  beiden  letzteren  Fällen.  Die 
untei-  l.  erwähnte  Bildung  hat  sogar  den  Schein  eines  älteren 
Ursprungs,  denn  sie  erscheint  nicht  nur  im  Indischen,  sondern 
auch  im  Iranischen,  ja  sogar  im  Germanischen  wollte  man  etwas 
ähnliches  nachweisen,  während  die  anderen  ]>ildungen  spcciell 
indisch  sind. 

Der  Zweck  und  die  Herkunft  dieser  Stammerweitcrung 
durch  einen  Nasal  wird  bis  jetzt  verschieden  aufgefasst.    Bopp 


4i  Hiinusz. 

(Krit.  Gramm.  (Um-  Saiiskritspi-.  ■',  i^.  41)  b)  bclrachtct  diesen 
Nasal  als  einen  ,eu))bonischcn  Zwiscbcnlaut^;  bei  Benfcy  (Vollst. 
Gramm.  308)  wird  liier  ein  u  ,zur  Vermeidung  des  Hiatus'  ein- 
geschoben-, Soll  leicher  KZ.  IV,  56  erkennt  darin  , das  Haupt- 
clement des  Pronominalstammes  ana  (lit.  (iikd^,  slav.  onz)'] 
W.  Scherer  (Zur.  Gesch.  -,  5f)0)  denkt  —  wenigstens  beim 
Genit.  plur.  —  an  eine  Präposition  *a7)i  (deutsch  an,  /m)  und 
Andere  dergleichen.  Schleicher  hat  später  (Comp.  •',  528.  545. 
561)  diese  ,unursprüngliche  Stammerweiterung  durch  n,  als  eine 
, indische  Neubildung'  betrachtet.  Noch  weiter  ging  Osthoff, 
indem  er  (Forsch.  H,  16 ff.)  die  aind.  Formen  daviinäm,  yugdni 
als  einen  ,Metaplasmus  in  die  Declination  der  -a//-Stämme'  er- 
klärte. Da  diese  Ei-klärung  von  den  meisten  heutigen  Sprach- 
forschern gebilligt,  von  den  anderen  aber  stark  angegriffen 
wurde,  so  will  ich  im  Vorliegenden  alle  die  Fälle  einer  genauen 
Untersuchung  unterziehen,  in  denen  sich  Avirklich  die  Möglich- 
keit einer  Formübertragung  von  den  -u-Stämmen  beweisen 
liesse.  Wir  wollen  dabei  trachten,  immer  auf  die  Anlässe  zur 
Neuerung  das  Augenmerk  zu  richten,  und  vielleicht  gelingt  es 
sogar,  den  Weg  zu  ermitteln,  auf  welchem  das  allmälige  Um- 
sichgreifen der  -/; -Declination  im  Indischen  vor  sich  ging. 

Es  sei  mir  vergönnt,  an  dieser  Stelle  Herrn  Professor 
K.  Brugmann  für  die  Anregung  zu  dieser  Untersuchung,  und 
den  Herren  Professoren  G.  Bühler  in  Wien  und  Job.  Schmidt 
in  Berlin  für  einige  wichtige  Bemerkungen  meinen  besten  Dank 
auszusprechen. 


1.  Genit.  plur.  Jinf  -anani.,  -tnmii,  -unatn^  -rnani. 

Die  durchgreifende  Endung  des  Genit.  plur.  ist  im  classi- 
schen  Sanskrit,  wie  bekannt,  -am,  welches  am  deutlichsten  bei 
den  consonantischen  Stämmen  auftritt,  z.  B.  pad-äm,  mdnas-äm, 
ätmdn-äni,  hhdvat-äm,  u.  dgl.  Die  vocalischen  Stämme  dagegen 
haben  den  Ausgang  -näm,  vor  welchem  der  stammauslautende 
Vocal  immer  als  lang  erscheint,  z.  B.  kämänäm  (St.  kCima-), 
senänäm  (St.  seiuJ-)'^  agiilnäm  (agni-) ,  devinäm  (devl-) :  cdtrü- 
näm  (catru-),  vadhünäm  (vadhü-),  'pitfnäm  (flfr-).  Es  fragt  sich 
also,  wie  dieser  Ausgang   zu  erklären   ist.     Ziehen  wir  andere 


Ueber  das  allmälige  Umsichgreifen  der  -«-Declination  im  Altindischen.  4o 


I II 


dogerinanische  Sprachoii  zur  Vcrglcicluiiii;-  licrLei,  so  zeigt  sich 
last  dasselbe  Verliältniss  im  Iranischen,  wo  die  consonantischen 
Stäiurae  ebenfalls  -äni^  die  vocalischen  aber  öfters  -wiäni,  -inäm, 
nimm  zum  Ausgang  haben.  Die  europäischen  Sprachen  dagegen 
'•igen  inis  nichts  Aehnliches,  ausser  dem  Westgermanischen, 
wo  neben  der  allgemeinen  Endung  -o,  welche  dem  arischen  -am 
mtspricht,  die  femin.  -«-Stämme  den  Ausgang  -önö  zeigen;  vgl. 
ahd.  gebönö,  as.  gSönö  u.  s.  av. 

Beginnen  ^vir  also  mit  den  femin.  -ü-  und  nuisc.  noutr. 
'^-Stämmen,  welche  im  Altindischen  -änäm,  im  Iranischen  vor- 
wiegend -anäm  zum  Ausgang  des  Genit.  plur.  haben.  W.  Schcrer 
i^Zur.  Gesch.  '',  5(i0)  führt  aind.  -änäm  und  iran.  -nnäm.  auf  ari- 
sches '*'ä»äni  zurück,  welches  wegen  des  westgerman.  -Onö  bei 
den  femin.  -ä-Stämmen  sogar  als  urindogermanisch  anzusetzen 
sei.  .Darnach  müssen  wir  der  arischen  (d.  h.  indogermanischen) 
Ursprache  zu  -am  und  -säm  auch  noch  -7}äm,  als  Suffix  des  Genit. 
plur.  vindiciren'  —  heisst  es  a.  a.  O.  Dasselbe  hat  er  schon  in 
der  ersten  Ausgabe  seines  Werkes  gelehrt  und  besonders  bei 
IL  Zimmer  grossen  Beifall  gefunden ;  vgl.  Zeitschr.  f.  deutsch. 
Altth.  XIX,  424,  Quellen  und  Forsch.  XIII,  174.  Gleichzeitig 
aber  haben  sich  dagegen  Leskien  (Declin.  88 ff.)  und  Osthoff 
(Paul-Br.  Beitr.  III,  I  ff.)  ausgesprochen.  Was  den  aind.  Ausgang 
-änäm  anbelangt,  so  hat  schon  Schleicher  (Comp.  •',  545)  be- 
hauptet, dass  diese  Bildungsweise  bei  den  vocalischen  Stämmen 
eine  ,indische  Neubildung^  sei.  Ihm  folgte  Osthoff  (Forsch.  II,  17, 
Paul-Br.  Beitr.  III,  3),  indem  er  erklärte,  dass  ,die  Casusendung 
von  sanskr.  devänäm,  abaktr.  daevanävt  unzweifelhaft  so  ange- 
sehen werden  muss,  dass  man  sie  schlichtweg  für  eine  Form- 
übertragung von  den  -??-Stämmen,  also  von  sanskr.  räfnäm, 
tflkshnäm^  abaktr.  acnäm  u.  a.  hält^  Trotz  Zimmcr's  (Anzeiger 
f.  deutsch.  Altth.  I,  237)  und  ^Nfahlow's  (Die  langen  Voc.  41) 
Einspruch  theilen  die  Ansicht  Osthoff's  die  meisten  heutigen 
Sprachforscher,  wie  Joh.  Schmidt  (vgl.  KZ.  XXV,  37),  Bar- 
tholomae  (Arische  Forsch.  91),  Hermann  Möller  (Paul-Br. 
Beitr.  VII,  544) ,  K.  P)  r  u  g  in  a  n  n  u.  A.  Ehe  wir  auf  das 
Nähere  eingehen,  um  zu  beweisen,  dass  diese  Ansicht  richtig 
ist,  ist  noch  einer  Erklärung  von  A.  Bezzenbcrger  zu  er- 
wähnen, Ay(dche  er  diesem  Gegenstande  in  seinen  Beitr.  11,  133 
gewidmet    hat. 


44  ll;uiusz. 

Auch  für  ihn  iat  die  Endung  -näni  älteren  Ursprungs, 
denn  sie  ^erscheint  aueli  im  Altbaktrischen,  Altpersischen  und 
vielleicht  auch  im  Germanischen  und  sonst^,  aber  die  Erklärung 
Scher  er 's  stellt  ihn  noch  nicht  zufrieden.  ,Man  muss  sich 
also  nach  einer  anderen  Erklärung  jenes  -neun  umsehen,  und 
diese  liegt  sehr  nahe',  nämlich:  ,sanskr.  carathänäm,  gatäväm, 
zend.  aredranäm,  urvaranäm  sind  aus  dem  arischen  *carathän-än, 
*()atan-än  u.  s.  w.  entstanden,  d.  h.  die  Endung  -an  ist  in  ihnen 
doppelt  gesetzt,  wie  ved.  'prtäushii :  prtsu.'  Dadurch  wird  freilich 
nicht  nur  der  Ausgang  -änäm,  sondern  auch  -inäm,  -ünäDi,  fnävi. 
erklärt,  denn  ,aind.  hivluäm,  tälnuäm,  pitfnäm ;  zend.  mäzda- 
ydcninäm,  aithyunäni,  apers.  parhuvnäm  u.  s.  w.  sind  aus  •'7i;a- 
viäu-än,  taliuin-än,  pitarcin-äii,  -yaciiiänän,  aithyuän-än  u.  s.  w. 
entstanden.'  Es  wird  sich  wohl  schwer  Jemand  linden,  den 
das  überzeugen  möchte. 

Nun  aber,  wie  stellt  sich  uns  die  Geschichte  des  alt- 
indischen -änäm  überhaupt  vor?  Die  Zustände,  wie  sie  im 
classischen  Sanskrit  vorkommen,  sind  nicht  die  ursprünglichsten; 
man  muss  einige  Grade  unterscheiden,  in  denen  ihre  Entwick- 
lung allmälig  vor  sich  ging: 

1.  Das  indogermanische  Casussuflix  *-oh/  (vgl.  Osthoff, 
Morphol.  Unters.  I,  207  ff.)  sollte  im  Arischen  als  -am  erscheinen, 
aber  nur  bei  den  consonantischen  und  bei  den  -i,  -(/-Stämmen. 
Bei  den  -«-  und  -ä-Stämmen  dagegen  ist  aus  *-a-(nn  und  '^-ädvi 
der  Ausgang  -am  entstanden,  welcher  ebenfalls  auf  die  indo- 
germanische Ursprache  zurückzuführen  ist.  Dies  ergibt  sich 
aus  der  Vergleichung  mit  anderen  indogermanischen  Sprachen, 
besonders  mit  dem  europäischen  Theile  dei'selben.  Es  war  also 
ursprünglich  '^pad-dm,  ^atmän-rnn  neben  dcväm  (aus  '^acva-am, 
oder  '*agvä-am). 

2.  Eine  Tendenz  der  Formausgleichung,  die  sich  in  diesem 
Falle  schon  frühzeitig  in  allen  indogermanischen  Sprachen  zeigte 
(vgl.  Osthoff  a.  a.  0.),  bewirkte,  dass  auf  dem  arischen  Sprach- 
gebiete, wie  auf  den  meisten  europäischen,  der  Ausgang  -am 
die  Oberhand  gewann.  So  wurden  ursprünghch  '^pad-dm,  "^at- 
mdn-am  durch  Angleichung  an  dcväm  zu  padäm,  atmduäm.  In 
dieser  Periode  wurde  also  der  Ausgang  -am,  indem  er  als  Casus- 
suffix angeschen  wurde,  allgemein  herrschend. 


Ucber  ilus  allinäli^'c  Umsichgiciton  der  -K-Doclination  im  AUindisulicii.  4o 

3.  Nun  aber  liat  sicli  die  (Kasusendung  im  f'cmin.  «cväm,  da 
der  Stamm  ncmi-  sonst  ülx'iall  solir  deutlich  hervortritt,  im  Ver- 
gleiche  vaxi  j)ctd-äm.  gatiz  unkenntlich  gemacht.  Deswegen  musste 
sich  jetzt  die  Sprache  ein  IMittel  finden,  um  den  zum  Casus- 
suftixe  gewordenen  Aiisgang  -am.  bei  den  -ä-Stämmen  klarer 
hervortreten  zu  lassen.  Als  Muster  konnten  der  Sprache  am 
besten  die  consonantischcn  Stämme  dienen,  und  von  ditiscn 
eigneten  sich  dazu  vorzüglich  solche  Formen,  wie  üfmdnnm, 
sndmrmäm.,  so  dass  deren  Ausgang  -iiäni  zunächst  auf  die  -ä-, 
dann  auf"  die  -a-Stämme  übertragen,  und  acväm  dui'ch  eine  Form 
dcvänäm  ersetzt  wurde. 

Sowohl  die  Uebertragung  des  Ausganges  -am.  auf  die  con- 
sonantischen.  als  auch  die  des  -väm,  auf  die  vocalischen  Stämme 
filllt  in  die  vorhistorische  Periode  der  altindischen  Uoberlieferung. 
Die  Ersetzung  der  Casusendung  *-am  ])ci  den  consonantischcn 
Stämmen  durch  den  Ausgang  -am,  musste  in  so  grauer  Vorzeit 
bewirkt  worden  sein,  dass  wir  weder  im  Altindischen  noch  im 
Iranischen  noch  irgend  eine  Spur  der  Endung  -nin  aufweisen 
können.  Die  Uebertragung  dagegen  des  Ausganges  -iiäm  auf 
die  vocalischen  -a-  und  -ä-Stämme  und  die  weiteren  Folgen  der- 
selben haben  noch  in  der  vedischen  Sprache  sowie  in  den  alt- 
iranischen Dialecten  manche  Spuren  zurückgelassen,  die  wir 
im  Folgenden  anführen  und  das  zur  Bestätigung  unserer  Ansicht 
noch  Nütliige  hinzufügen  wollen. 

Bei  den  -a-Stämmen  finden  wir  nach  Lanmann  (Noun 
Infiex.  353 — 354)  noch  zwölfmal  im  Veda  den  Ausgang  -am, 
nämlich:  yufhtäm,  Rgv.  Välakh.  8,4,  cardthäm.  Rgv.  I,  70,  3, 
In'msäiiäm  Rgv.  X,  142,  1,  arnavdm  SV.  I,  340,  vcuidm  \igy.  X, 
46,  5,  cäsäm  Rgv.  II,  23,  12,  und  sechsmal  mit  geschriebenem 
-(1)1  oder  -an,  welches  aber  -am  oder  -am  zu  lesen  ist:  tnanu- 
shjjä»  Rgv.  VI,  47,  16,  mdrtän  (2  mal)  Rgv.  IV,  2,  3,  11,  davan 
(Jdinna)  Rgv.  I,  71,  3;  VI,  11  3;  X,  64,  14.  Ausserdem  fordert 
das  Versmass  die  Zusammenziehung  von  devdiiäin  zu  devänij 
Rgv.  VI,  51,  12  (gleichfalls  vor  jdnma).  Jedoch  nur  wenige 
von  diesen  Beispielen  sind  ganz  sicher ;  denn  (ji-assmann  z.  B. 
hält  himsrinrim  nnd  cäsäi».  '  in  den  bezeichneten  Stellen  für  accus. 


'  L  an  man  fasst  <;fi-<ia)n  als  Genit.  ])liir.   za  daxii.  (ITftvrsclior)  auf  und  über- 
setzt :    ,deeniin{j   liiniself  tlie   niiglity,    one    (of  tlie)   amoug    tlie    rulers' 


46  Hiin  (iK/.. 

singul.  ferain.,  mnnnsliyhn  für  accus,  plur.  und  vanäm  führt  er 
mit  Roth  (Fetersb.  Wörterb.  VI,  GGG)  auf  deu  Stamm  van-  zu- 
rück, welcher  zweimal  in  der  Form  vatusn  Ri>;v.  IX,  57,  35; 
86,  3  vorkommt.  Die  Formen  auf  -an  können  in  den  bezeich- 
neten Stellen  wirklich  als  accus,  plur.  g'elten,  so  dass  die  Lesung 
-äni.  ganz  unnöthig  erscheint. 

Mehrere  Beispiele  dieser  uralten  Endung  finden  sich  in 
der  Avestasprache :  agfävi^  geredhäm,  zyänäm,  varccäm,  careAhdm, 
cfaoräm,  cpämävi,  varsnäm'  adiectiva:  anahimänt,  ashavatbaEshäm, 
nzdäqyamnäm,  pacuskaurväm,  frapterejähäm,  hipnitistanäm,  vis- 
hnurvam ^  cnkhräm-ca,  vgl.  Justi,  Handb.  §.  528.  531.  Im 
Gäthädialcct  entspricht  dem  -am  die  Endung  -em  (-Pm,  -Mg), 
diese  aber  findet  sich  wohl  nur  in  daevefig  Y.  49.  4,  vgl. 
Barth olomae,   Handb.  der  altiran.  Dial.  S.  96. 

Die  -ä- Stämme  haben  im  Altindischen  schon  kein 
einziges  sicheres  Beispiel  mit  dem  Ausgange  -am  aufzuweisen, 
obwohl  die  Grammatik  bei  den  einsilbigen  (Wurzel-)  Stämmen 
neben  -änäm  die  Endung  -am  anzusetzen  pflegt,  z.  B.  jäm  neben 
jäiKim,  vgl.  Whitney,  Ind.  Gramm.  §.  351.  —  Wenigstens  in 
der  vedischen  Sprache  findet  sich  kein  Beleg '  dazu,  vgl.  La n- 
man,  Noun-infl.  p.  453.  —  Im  Avesta  jedoch,  obwohl  selten, 
finden  sich  manchmal  Beispiele  des  Genit.  plur.  auf  -am,  z.  B. 
gadhwäm,  näirikäm,  vanäm ;  vgl.  Justi,  Handb.  §.  529;  Bar- 
tholomae,  Handb.  §.  241.  —  Dass  die  Spuren  der  Genitiv- 
formen auf  -am.  bei  den  -ä-Stämmen  im  Arischen  schon  so 
gering  sind,  hat  seinen  Grund  hauptsächlich  darin,  dass  die 
Stämme  auf  -ä-  überhaupt  viel  seltener  vorkommen,  als  die 
-a-Stämme.      Nach    L  an  man 's    Zählung    (Noun-infl.    Table   1) 


(Noun-infl.  353);  ebenso  übersetzt  Ludwig  (Rigv.  1,343),  Roth  (Petersb. 
Wörterb.  VII,  168)  folgend:  ,wer  für  gewaltig  unter  den  Herrschern  sich 
lialtend  mordsüchtig  ist'  und  hält  im  Commentar  (Rigv.  V,  280)  diese 
Uebersetzung  für  ,unz weife! haft  zulässig',  zieht  aber  eine  neue  Auf- 
fassung vor,  nämlich  qUmm  als  einen  alten  Instr.  singul.  femin.  und 
übersetzt:  ,der  für  einen  Gewaltigen  geltend  durch  seinen  Befehl  zn 
tödten  beabsichtigt'.  —  Die  Form  hhmünmti  hält  auch  Ludwig  für 
Accus,  singul.  femiu.  nämlich  als  Attribut  zu  dkliphn:  ,hinweg  schaft'c 
den  schädigenden  Blitz'  (Rgv.  I,  472). 
1  In  dhenäm  antar  sahardüghUm  SV.  II,  5ö2  sieht  Lanman  nicht  den 
Genit.  plur.  wie  Benfej  (Gloss.  s.  v.  äntar),  sondern  den  Accus,  singul. 
(Noun-infl    p.  304). 


Ueber  d;i.s  allmiligo  UmsichgrcilVüi  der  -)j-DccIinatioii  im  Altiiidisclieii.  4< 

sind  (li(!  -«'/-Stjinimf'  in  der  K^'voda-sainliitä.  42518,  die  Stämme 
uuf  -ä-  da<>;eg'en  4318  mal  belegt.  Das  Verhältniss  ist  also 
ungefähr  -ä-  :  -a-  =  1  :  10.  Dasselbe  Verhältniss,  sogar  noch 
grösser,  sehen  wir  mi  Genit.  plur.  dieser  Stämme;  die  -«-Stämme 
l<oramen  027,  die  Stämme  auf  -ä-  dagegen  nur  47  mal  vor, 
also  wie  1  :  11.  Da  wir  nun  im  Rgveda  elf,  obwohl  nicht  so 
sichere  Belege  mit  dem  Ausgange  -am  bei  den  -a-Stämmen 
finden,  so  möchten  wir  bei  den  -ä-Stämmen  verhältnissraässig 
«loch  ein  Beispiel  erwarten;  das  findet  sich  aber  nicht.  Dieser 
Umstand  kann  auch  zur  Unterstützung  unserer  Ansicht  dienen, 
niunlich  dass  zuerst  die  Uebertragung  des  Ausganges  -näm  auf 
die  -ä-Stämme  gänzlich  vollzogen  wurde. 

Somit  erscheint  in  der  vedischen  Sprache  ausser  einigen 
wenigen,  meist  zweifelhaften  Fällen,  immer  der  Ausgang  -änäm. 
Woher  er  kam  und  warum  er  die  ältere  Endung  zurückge- 
drängt hat.  wurde  schon  oben  angedeutet;  hier  möchten  wir 
es  noch  näher  erörtern. 

Bekanntlich  giebt  es  im  Sanskrit  fast  zu  jedem  -aw-Stamme 
einen  Parallelstamm  auf  -a-,  welcher  gewöhnlich  als  das  erste 
oder  zweite  Glied  eines  Compositums  erscheint,  z.  B.  röjav-, 
daneben  räja-pufra  und  maliä-räja;  pdrvnn- .,  daneben  parva- 
käla  und  tri-jynrva;  äfmnn-,  daneben  ätma-han;  dcman-,  daneben 
iipäcma  u.  dgl.  Daraus  ergiebt  sich,  wie  es  schon  Osthoff 
(Forsch.  II.  IG)  bemerkt  hat,  dass  ,von  Alters  her  zahlreiche 
-an-  und  -o -Stämme  ohne  wesentliche  Bedeutungsverschiedenheit 
nebeneinander  standen,  und  dass  die  Sprache  bei  Zusammen- 
setzungen sich  dieses  günstigen  Umstandes  bediente,  um  für 
hmgathmige  und  schwerfällige  Wortbildungen ,  wie  es  Com- 
posita  sind,  die  kürzere  und  bequemere  Stammform  in  An- 
wendung zu  l)ringen.'  Da  man  derselben  Erscheinung  auch 
auf  dem  griechischen,  lateinischen  und  germanischen  Sprach- 
gebiete begegnet ,  so  kann  man  sie  sogar  mit  B  r  u  g- 
mann  (]\[orphol.  Unters.  II,  251,  2t)l)  für  grundsprachlich  be- 
trachten. —  Seltener  kommen  im  Altindischen  neben  den  -an- 
Stämmen  parallele  -«^^Stämme  selbständig  vor.  So  haben  wir 
im  Yeda  neben  cirshän-  den  Stamm  clrshd-, '    neben   dhan-    ein 

'   Vgl.    qtrs-lwm   AV.  IV,    M,   1.      T.oc.    <^trxh('  AV.   VII,  ÖG,  G;    XIV,    1,  55. 
Dual,    rimh'  Rgv.  IV,  5S,   .3.      J'liir.   n.   a.  qlrithä  Rgv.  I,  3.3,  5;     KJß,  2; 


48  Hanns/,. 

dk((-;^  in  der  späteren  Sprache  vraha-,  tak.sha-  neben  den  ved. 
vrshan-,  iakahan;  ebenso  mehrere  Stämme  auf  -mau-  und  -van-, 
wie:  dhdrman-  und  dhnrnia-y'^  darmän-  und  r/arma-,-'  enian-  und 
ema-,^  luhnan-  und  hdma-,''  djman-  und  d.jmn-/'  yäm.on-  und 
yäma-,^  rkvdn-  und  rküd-,"^  rhhvdn-  und  rhJwd-,'^  tAkvan-  und 
tdkva-,^^^  cikvan-  und  cikva-,^^  vdkvan-  und  vdkva-,^'^  vihhävan- und 
vihhäva-,^^  anarvdn-  und  a>?a>"?;ri-,i '  dhdnvan-  und  dlidnva-,  pddvan- 
und  pddva-,  vdnwin-  und  rdnvn-,  srkvan-  und  srkva-  und  andere, 
vgh  Lanman,  Noun-infl.;  Whitney,  Index  verborum  .  .  .  of 
the  Atharva  V.;  Böhtlingk-Roth,  Sanskr.  Wörterb.;  Osthoff, 
Forsch.  II,  22, 

Aus  dieser  ParalleHtät  erkUiren  sich  leicht  zaUreiche  soge- 
nannte Metaplasta  der  -a-Stämme  in  die  -«-DecHnation  und 
umgekehrt.  Da  man  neben  clrshä  (St.  cl.rsha-)  clrsliän-i 
(St.  cirshan-)  sprach,  so  fieng  man  an  neben  yvgä  auch  yngäni 
zu  sprechen,  als  ob  es  ein  Nebenstamm  yugan-  wäre;  umge- 
kehrt ist  das  ved.  ahä  neben  ahäni  (St.  ahan-)  wie  von  einem 
-a-Stamme  aha-  gebildet.  Auf  einem  ähnlichen  Vorgange  be- 
ruht auch  die  Uebertragung  des  Ausganges  -näni  im  Genit.  plur. 
von  der  -?j-Declination  auf  die  -a-  und  -ä-Stämme.  Ehe  wir 
darauf  näher  eingehen,  sei  es  noch  erwähnt,  dass  sowohl  im 
Indischen    als    auch    im    Iranischen    die    consonantischen,    und 


VI,  62,  10;  VIII,  63,  13;  X,  8,  9  {glrshäni  Rg-v.  VII,  18,  19;  AV.  I,  7.  7; 

VIII,  3,  15;    X,  4,  9). 
'  Vgl.  plur.  n.  a.  dhä  (Rgv.  21  mal,  AV.  3  mal)  neben  i'ihäni  (Kgv.  14  mal. 

AV.  4raal);  genit.  «/tän«?)i  Rgv.  VIII,  22,   13  (neben  Ahnnm  Rgv.  23  mal, 

AV.  6  mal). 
2  dMrmas  AV.  XI,  7,   17;    XII,  5,  7.     dhdrmam  AV.  XVIII,  3,   l. 
^  darmäs  Rgv.  III,   45,  2. 
"  emas  VS.   XVIII,    15. 
5  homas  AV.  VIII,  8,  17.    hömam  AV.  IV,  38,  5.    liönum  AV.  VIII.  9,   18: 

XIX,  1,  2.     hnmais  AV.  VI,  93,  2.     hömäya  VS.  VIII,  58. 
^  (ijmeshu  Rgv.  VIII,  41,  20;  vgl.  agmen  nnd  oyfxo-c. 
■^  yumam  AV.  X,  2,  6.     yameslm  AV.  VI,  21,  2. 

8  rkv('i.i  Rgv.  X,  36,  5. 

9  r/,hv<Un  Rgv.  VI,  49,  9;    X,  120,  6.  '  ' 
•0  tdkva.'<  Rgv.  VIII,  58,   13. 

"  Qikväs  AV.  X,  (5,  3. 

'2  vakväs  Rgv.  X,   148,  5;  accus,  plur.  Rgv.  IV,   19,   7. 

'^  vihhdvam  Rgv.  I,   148,  1. 

^*  unarväm  AV.  IX,  9,   2. 


UeV)cr  das  iillinälif;e  Umsichgreifen  der  -H-Declination  im  Altindisclipii.  4:9 

licsonclcrs  die  -u-Stämme,  häufig-  in  die  -a-Declination  iiber- 
ireten;  z.  B.  Nom.  sini>;ul.  pmhdnds  Hgv.  X,  93,  4,  hasfaghids 
Kgv.  VI,  75,  14,  Genit.  päshandsya  Kg\\  X,  ö,  5,  ägi;agJindsy(i 
Kgv.  X,  ni,  21,  IjOC.  parnai/a-ghue  Rgv.  X,  48,  H,  Nom.  pliir. 
'irir.^hänäs ,  Instr.  dcnaish  n.  dgl.  (Lanman,  Noun-infl.  479); 
lOiesf.  Nom.  siiigul.  iidi-njanö,  haevarecashtmtnö^  Dat.  fdrj/avKiväi, 
arshauäi,  veretliritcfhurd ;  Abi.  asnäth,  kfihafnäfh ,  iham:(i.nnih  ; 
Cleiiit.  arshavahe,  syävarshänaJie,  zrvänahc;  Loc.  Ichnhafne,  ftpmuie- 
ca  u.  dg].  (Bartliolomac,  Arische  Forsch.  I,  95).  Im  Pali 
1111(1  Prakrit  ist  der  Uebertritt  der -m?-Stämme  in  die  -a-Decli- 
natimi  ))ekaiintlich  ganz  allgemein;  vgl.  E.  Kuhn,  Päligr.  7."5 
bi.s  7(1;  E.  Müller,  Jainapräkr.  51 ;  A.  Torp,  Die  Flexion  des 
J';ili  ]).  25.  Den  Anlass  dazu  gab  ohne  Zweifel  der  Ausgang 
des  Accus,  singul.,  der  sowohl  bei  den  vocalisdien  al.s  auch 
bei  den  consonantischen  Stämmen  gleich  lautet;  vgl.  Osthoff, 
Paul-Br.    Beitr.  III,   7ß;    Brugniann,    önrt.    Studien  IX,    )>14. 

—  Es  darf  daher  auch  deswegen  gar  nicht  befremden,  wenn 
unter  Umständen  auch  das  Gegentheil  eintrat,  nämlich  dass 
eine  Form  von  der  -»-Declination  auf  die  -a-Stämme  über- 
tragen wurde. 

Diese  Formübertragung  nahm  wohl  im  Genit.  plur.  zuerst 

—  wie  gesagt  —  von  den  -ä-Stämmen  ihren  Ausgang,  veran- 
lasst durch  das  Zusammenfallen  des  alten  Genit.  plui*.  senäm 
mit  dem  Accus,  singul.  Es  wurde  bei  den  Formen  ätmdnäm, 
brahmdnäm.,  dcmanäm  u.  dgl.  der  Ausgang  -näm  als  eine  Casus- 
endung aufgefasst,  die  sich  an  den  vocalischen  A^^sgang  der 
-ä-Stämme  vorzüglich  anhängen,  und  sowohl  den  Stamm  des 
Nomons  als  auch  die  Gasusendung  deutlich  und  rein  hervor 
treten  Hess.  Dass  bei  einem  so  regen  Austausche,  wie  er 
zwischen  den  -a-  und  -r^»-Stämmen  war,  die  Auffassung  des 
Ausganges  -tiäm  in  ätmdnäm.,  dliarmdnäm  u.  dgl.  als  Casus- 
endung wohl  möglich  war,  ist  ganz  natürlich;  es  traten  aber 
dazu  noch  andere  Formen,  die  diese  Auffassung  begünstigten. 
Es  waren  nämlich  die  Formen  ätmd-hhis,  ntiDd-bbyas-,  äfmd-fui, 
die  dem  indischen  Sprachgefühh'  älmdnäm  in  älmd-iiäm  zer- 
legen und  nach  diesem  Muster  zu  suitäbhi.s,  Hniiä-hlupis,  scnä-su 
eine  Genitivform  senä-näm.  schaffen  Hessen.  Nachher  begann 
man  ohne  Zweifel  auch  bei  solchen  Formen  wie  rdjüäm,  ndm- 
iiävi.  den  Ausgang  -näm  als  Casussuffix  zu  betrachten,  besonders 

Sitzungsber.  d.  pliil.-hist..  Ol.     CX.   Hd.  I.  Hit.  4 


50  Uaiiiis/,. 

da  räjn-hhis  (-hhyas,  -su),  iiänui-hhin  (-hhyas,  -sn)  sich  mit  ätmn- 
bhi.s  (-bhi/ds,  -s-u)  im  Auslaute  der  »Stammform  ganz  genau 
decken.  Es  ist  liier  a})er  noch  zu  bemerken,  dass  die  Formen 
wie  ätmdnäm.,  hrahmdnäm,  ilhärmanäni  überhaupt  öfters  vor- 
kommen, als  solche  Avie  rfijnäm ,  nämnäm.  Denn  unter  den 
-??■  Stämmen  giebt  es  besonders  viel  solche,  die  vor  dem  Suffix 
-man-,  -van-,  einen  Consonanten  haben.  Diess  sehen  wir  schon 
aus  dem  , Verzeichnis»  der  biegsamen  Wcirter^  im  Rgveda  bei 
0 rassmann  (Wörterb.  1730  If.)  und  aus  einem  ähnlichen  in 
Atharvaveda  bei  Whitney  (Index  vcrb.  344  ff.,  367  ff.). 

So  haben  wir  z.  B.  im  Rgveda  neben  anarvdnäm.,  dyaj- 
vanäm^  sd.fvanäm,  maghdnäm,  fnahrndnäm,  dhdrrnnväm.,  mdnnia- 
näm,  nur  (jräimäm,  dhinämnäm.  vrshnäm,,  dhnäm.  Die  Formen 
oyirävnäm,  -dävnäm,  sornapävnäm  sind  wegen  des  Versmasses 
auch  rdrävanäm,  -däva.näm,  -prwanäm.  zu  lesen;  vgl.  La n man, 
Noun-infl.  541. 

Die  Uebertraguiig  der  so  aufgefassten  Endung  von  ätmd- 
näm. u.  dgl.  auf  senä-näm  u.  dgl.  war  ohne  Zweifel  noch  da- 
durch begünstigt,  dass  im  Nom.  singul.  senä^  kanyä  u.  dgl. 
ebenso  wie  ätmä,  dcmä,  auf  langes  ä  auslauten.  —  Zwar  sind 
die  von  uns  bis  jetzt  als  Beispiele  erwähnten  -m?-Stämme  masc., 
aber  es  giebt  ja  doch  im  Altindischen  auch  femin.  -an-  und 
besonders  -r»«(;-Stämme,  die  ganz  dieselbe  Plexion  wie  masc. 
haben.  So  haben  wir  z.  B.  im  Veda  belegt:  Nom.  singul. 
femin.  sdldkfthviä  Rgv.  X,  10,  2;  12,  0.  Accus,  singul.  dyutd- 
dyämäiiam  (ushdsäm.)  Rgv.  V,  80,  1 ,  snfdrmänam.  (nävam) 
Rgv.  VIII,  42,  3,  Grenit.  plur.  cnkrd-sadnianäm  (ashdsävi) 
Rgv.  VI,  47,  5  und  andere;  vgl.  Lanman,  Noun-infl.  528,  B.  C. 
Ebenso  haben  wir  im  Rgveda  neben  dem  allgemein  gebräuch- 
lichen Stamme  ydshä-  auch  ydslian-  belegt.  Beide  diese  Stämme 
haben  im  Nom.  singul.  ynshä,  es  ist  also  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  im  Genit.  plur.  der  Ausgang  -näm  (yoslmäm)  an  den 
Stamm  yoshä-  übertragen  worden  ist,  um  für  yoshäni  eine  deut- 
lichere Genitivform  yoshä-näm   zu  schaffen. 

Diese  Formübei-tragung  wurde  bei  den  -ä-Stämmen  schon 
sehr  friih  vollzogen,  denn  in  den  vedischen  Texten  findet  sich 
schon  kein  einziges  sicheres  Beispiel  mit  dem  älteren  Aus- 
gange -am,  dagegen  -änäni  nach  Lanman  (Noun-infl.  p.  'M'A) 
im    Rgveda   47  mal    (hex   '21  Stämmen).      Nach    Grassmann 


Uebei'  das  uIliHülii^c  Uiusicligrcii'en  der  -(i-Occliiiatiuri  im  Altindisclicn.  Ol 

Wörterb.)  fordert  das  Versmass  in  8  Fällen  eine  Auflö8nni>- 
des  -änäni  in  -änaam.  was  aber  unsere  Frage  hier  g'ar  iiidit 
Ix'rührt.  Dass  diese  , scheinbare  Spaltnng'  sich  bei  den  -n- 
^tänimen  niclit  ,als  das  ursprüngliche  Verhältnisse  ergibt  (vgl. 
Schleicher,  Knhn's  Beitr.  TV,  180),  braucht  wohl  kaum  be- 
wiesen zu  werden. 

Den  -«-Stämmen  war  es  mit  der  Formübertragung  gar 
nicht  so  eilig.  Bei  ihnen  fiel  die  ursprüngliche  Genitivform 
wie  Jcämäm  (aus  *käma-am)  mit  keiner  anderen  derselbt^n 
Stämme  zusammen,  daher  war  auch  die  Noth  einer  Neubildung 
_;ar  nicht  so  dringend.  Zwar  hat  sich  der  8tamm  des  Nonicns 
ilurch  Verschmelzung  mit  vocalisch  anlautendem  Casussuffixe 
•  twas  unkenntlich  gemacht,  doch  etwas  Aehnliches  kam  auch 
in  anderen  Formen  vor,  wie  Nom.  ])lur.  kämäs,  Abi.  singul. 
knmät;  es  konnte  also  der  Grenit.  plur.  kämäm,  vfkäm  ebenso 
gut  bleiben,  wie  griech.  Auy,o)v,  lit.  vllku  (vilkün),  got.  vii/ß 
u.  dgl.,  die  sich  mit  den  altindischen  Formen  auf  -am  ganz 
genau  decken.  Nachdem  ab(^r  bei  den  -ä-Stäramen  die  Ueber 
tragung  des  Ausganges  -nävi  von  den  -?i-Stämmen  eingetreten 
Avar,  mussten  auch  die  -«-Stämme  folgen,  die  ja  doch  mit  den 
-«-Stämmen  am  engsten  verbunden  waren.  Noch  mehr  scheint 
diess  möglich  gewesen  zu  sein,  wenn  man  beachtet,  dass  die 
-«-Stämme  in  einem  so  regen  Austausche  mit  den  -«//-Stämmen 
standen.  Es  ist  sogar  manchmal  zweifelhaft,  ob  man  eine  Form 
von  einem  -«-  oder  von  einem  -«/i-Stamme  herleiten  soll.  So 
haben  wir  schon  erwähnt,  dass  den  Genit.  plur.  vanüm  Kgv.  X, 
46,  5.  Grassmann  (Wörterb.  1206)  mit  einem  Stamme  -?;«//- 
(also  van-äm),  Lanman  (Noun-infl.  353)  dagegen  mit  r«»«- 
(also  vanäm  aus  '*vana-a/m)  in  Zusammenhang  bringt. 

Somit  wäre  es  auch  zweifelhaft,  Avelchem  Stamme  z.  B. 
dhdrmanäm  angehöre,  denn  bekanntlich  tritt  im  AV.  neben 
dhdrman-  auch  der  Stamm  dhdrma-  auf;  vgl.  dhdrmas  XI,  7,  17: 
XIT,  5,  7.  dhdrmam.  XVIII,  3,  1  (Whitney,  Index  verb.  152). 
Zwar  sind  im  Altindischen  solche  Genit.  plur.  mit  dem  Aus- 
gange -anäm  bei  den  -«-Stämmen  nicht  belegt,  jedoch  lassen 
sich  manche  Spuren,  dass  solche  Formen  jemals  vorhanden 
waren,  aus  der  vedischen  Metrik  nachweisen.  Denn  es  kommen 
im  Rgveda  5  Fälle  vor,  wo  das  Versmass  fordert  das  über- 
lieferte -änäm  als  -anäm  zu  lesen,  vgl.  Lanman,  Noun-infl.  352. 

4* 


5!2  II  a  ri  u  s  ■/„ 

Sonst  kommen  die  Formen  auf"  -<i.nüm.  fast  allgemein  im  Irani- 
schen vor,  so  (lass  wir  gezwungen  wären,  diese  Neubildung 
sogar  noeli  in  die  Zeit  des  gemeinsamen  arischen  Zusammen- 
leLens  zu  verleo-en.  Dass  der  Aus<rang  -anäm  nur  so  unhe- 
deutende  Spuren  im  Altindischen  zurückgelassen  hat,  hat  wohl 
seinen  Grund  darin,  dass  er  überhaupt  nie  durchgreifend  war. 
Es  wurde  ja  schon  oben  angedeutet,  dass  die  Formübertragung 
von  den  »Stämmen  auf  die  -a-Stämme  erst  dann  begonnen 
hat,  als  sie  bei  den  -ä-Stämmen  schon  im  Zuge  war.  Es  ist 
also  wohl  möglich,  dass  hier  schon  gleichzeitig  neben  ätmänäm. 
u.  dgl.  solche  Neubildungen  wie  senä-näm  im  Spiele  waren. 
Somit  würde  neben  '^'Icämn-näm,  schon  gleichzeitig  eine  Form 
kämä-näm  entstanden  sein,  welche  auf  indischem  Boden  die 
erstere  in  Kurzem  ganz  verdrängte.  Umgekehrt  haben  die 
Formen  auf  -anäm  im  Iranischen  die  Oberhand  gewonnen,  so 
dass  sie  sogar  bei  den  femininen  -ä-Stämmen  den  Ausgang  -äiiäm, 
verdrängt  haben.  Im  Avesta  wenigstens  findet  sich  der  Ausgang 
-änäm  soAvohl  bei  den  -ä-,  als  auch  bei  den  -a-Stämmen  sehr 
selten;  vgl.  masldänäm,  zenänäm  (Bartholomae,  Handb.  96,  97). 
Es  ist  wohl  denkbar,  dass  unter  dem  Einflüsse  der  -an- 
Stämme einerseits  femin.  senä-näm  u.  dgl.,  andererseits  masc. 
*käma-näm  u.  dgl.  entstanden  sind.  Die  Formen  wie  kämä- 
näm,  yiigä-näm,  würde  man  sodann  als  ein  Angleichungsprodiict 
an  senä-näm  u.  dgi.  betrachten ;  es  sind  aber  dabei  wahrschein- 
lich mehrere  Factoren  thätig  gewesen.  Die  Neiibildung  senä- 
näm,  kommt  in  ein  gewisses  Verhältniss  zu  anderen  Pluralformen, 
wie  nom.  accus,  sSnäs ;  man  kann  also  vermuthen,  dass  dieser 
Umstand  auch  ein  Grund  war,  dass  bei  den  -a-Stämmen  neben 
nom.  plur.  kämäs,  accus,  kämän  sich  eine  Form  kämä-näm,  neben 
yugä  ein  yugä-näm  festgesetzt  hat.  Auch  dies  Avar  wohl  nicht 
ohne  Einfluss  im  indischen  Sprachgefühl,  dass  bei  den  männ- 
lichen consonantischen  Stämmen  Accus,  und  Genit.  plur.  gleiche 
Stammform  haben ;  also  solche  Ätuster  wie  ätmdn-as  :  ätmän-äm, 
räjn-as  :  räjnäm  u,  dgl.  haben  wohl  die  Festsetzung  des  Ver- 
hältnisses kämän  :  kämänäm  nur  begünstigt.  —  Jedenfalls  sehen 
wir  in  der  Durchführung  des  Ausganges  -änäm  bei  den  -^/-Stäm- 
men etwas  Aelndiches,  wie  wir  jetzt  in  manchen  modernen  indo- 
germanischen Sprachen  haben.  So  z.  B.  auf  dem  slavischen 
Sprachgebiete  hat  sich  im  Polnischen  der  Ausgang  -ämi  (Tnstr. 


lieber  das  allnuilij^c  Uinsiubgrcifeii  ilcr  -H-Oecliiiiition   inj   Altiiulisclieii.  ÖO 

plur.),  Welcher  ursprilii^licli  mir  dca  tcmiii.  -«-Stäiimicii  zukam, 
nicht  nur  auf  die  masc.  und  ncutr.  -r;-Stämmc,  sondern  sop:ar 
fast  aui'  die  ganze  Declination  verbreitet,  während  nocli  im 
Altpohlischen  sich  die  Verhältnisse  ganz  anders  zeigen ;  ebenso 
verhält  CS  sich  mit  ilcun  Ausgang -äc/i  (Loc.  plur,);  vgl.  Miklo- 
sich,  Vgl.  Gramm.  2  III,  411,  415,  427,  431,  Verfass.  Materyaly 
do  historyi  form  deklin.  1,  32—33;  II,  220  -234,  und  Archiv 
für  slav.  Phil.  VI,  13 — 15.  Im  Russischen  treten  im  Dat. 
instr.  loc.  plur.  regelmässig  die  von  den  -«-Stämmen  entlehnten 
Endungen  -är/i,  -ämi,  -ach  in  der  ganzen  Declination  ein,  vgl. 
^[iklüsich  Vgl.  Gramm.'-  III,  287.  —  Da  nun  eine  solche  Neu- 
bildung von  Sprachformell  in  ([vn  modernen  indogermanischen 
Sprachen  ohne  Zweifel  auf  dem  Wege  der  Analogie  geschieht, 
so  kann  man  auch  die  altindischen  Genitivformen  auf  -änäm 
unbedenklich  als  Analogiebildungen  erklären. 

Job.  Schmidt  glaubte,  es  sei  hier  ein  rein  lautgesetzlicher 
Vorgang,  indem  er  behauptete  (Vocal.  I,  39),  dass  in  dcvänäm, 
yiKjänäm  u.  dgl.  ,nur  auf  Rechnung  des  n'  die  langen  Vocale 
kommen.  Jedoch  ist  diese  Ansicht  trotz  Osthoff 's  Zustimmung 
(Forsch.  II,  17,  Paul-Br.  Bcitr.  III,  39)  kaum  mehr  haltbar. 

Der  Ausgang  -änäm.  verbreitet  sich  in  den  Pr.lkritdialekten 
als  -änam  auf  alle  consonantischen  Stämme,  so  dass  die  alte 
Endung  -am  ganz  in  Hintergrund  tritt.  In  den  modernen  indi- 
schen Dialekten  entstand  daraus  eine  Form  auf  -om  und  -am, 
vgl.  Beames,  A  compar.  grammar  11,219. 

Gehen  wir  nun  zu  den  -^-,  -ü-  und  -/-;,  -v«-Stämmen  über. 
Bekanntlich  haben  alle  diese  Stämme  im  Gcnit.  plur.  den  Aus- 
gang -Inäm,  -faiäni,  nur  wenige  Wurzelstämme  auf  -l-  und  -ä- 
können  daneben  —  nach  der  Angabe  der  Grammatik  —  eine 
Form  auf  -iyärn,  -uväin  in  Anwendung  bringen 5  vgl.  Whitney, 
Ind.  Gramm.  121.  Im  Veda  jedoch  haben  wir  nur  zwei  solche 
Beispiele,  nämlich  dhitjäm  (St.  dht-)  Rgv.  V,  44,  13  und  jogu- 
rärn  (St.  jofjü-,  intens,  zu  gu-)  Rgv.  X,  53,  6,  sonst  findet  man 
immei'  die  Formen  auf  -uiäm,  -ünäm,  die  ohne  Zweifel  ebensogut 
Analogiebildungen  sind,  wie  die  Formen  auf  -änäm.  Schon  die 
Parallelität  der  Formen  devl-hhis  (-bhyas,  -shu)  zu  senä-hMs 
(-h/ijj'is,  -Sil)  war  ausreichend,  um  dem  senä-näm  eine  Form  deoi- 
näni  nachzul)i!den,  besonders  da  sie  auch  im  Nom.  singul.  in 
demselben  Verhältnisse  zu  (einander  stehen  fsenä  :  devl). 


Die  -/-Stämnic  halben  walirschcinlicli  ursprünjj;Iicli  solche 
Genitivtonnen  wie  *hivy-<im,  dann  ' /ciivfj-äm  sjehabt;  vgl.  rä/n- 
mn,  svdsr-äm  n.  dgl.  Im  Indischen  jedoch  hat  sich  von  dieser 
Bildung  keine  Spur  mehr  einhalten,  Avohl  aber  im  Iranischen  : 
vgl.  hioy-äm,  ßartholomae,  Handb.  90.  —  Die  altindischc 
Bildung  auf  -Inäm.  entstand  einerseits  unter  dem  Einflüsse  der 
-ü«-Stämme^  andererseits  durch  Angleichung  an  die  betreffende 
Neubildung  bei  den  -^-Stämmen. 

Was  zunächst   die  Stämme    auf   -In-  anbelangt,    so   ist   es 
wohl    bekannt,    dass    sie    den    Stämmen    auf   -l-    ganz    parallel 
laufen.     Die  Zahl   der  parallelen  -i-  und  -/w-Stämme,  wie  arci- 
und  arciii-,    granthi-  und  grnntliin-,    khädi  und  khädin-,    mandi- 
und  mandin-,  ist  sehr  gross.     Da   nun  diese  Parallelstämme   in 
mehreren  Pluralformen,  wie  arci-hhis  (-bhyas-^  -shu)^  zusammen- 
fallen, so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  auch  im  Genit.  plur. 
insofern  eine  Uniformirung  eingetreten  ist,  als  die  Form  '^arcy- 
äin  (St.    arci-)    zunächst   durch    die  Form    ardn-äm  (St.   arcin-) 
verdrängt  wurde ;    vgl.    kärinäm,   mäyinäm.,   väjmäni,   crnginäni, 
stiikävinäm  (Lanman,  Noun-infl.  545).    Infolge  solcher  Formen 
wie  arci-hJds  (-bhyas,  -shu)  wurde  auch  in  nrcvul.m   der  Ausgang 
-näm.  als  eine  Endung   betrachtet,    die    sich    vorzüglich   an  alle 
-i'-Stämme  anhängen  Hess,    so    dass   nach  dem  Muster   arci-hhis 
(-hliyns,  -slm)  :  arci-näm  zu  kavi-hhis   (-hhyas-j  -shu)    wohl  zuerst 
ein  '^-kam-näm  entstand.     Der  ganze  Vorgang  war  also  derselbe 
wie  bei  den  -«-Stämmen,   und  da  er  mit  jenem  wahrscheinlich 
auch  chronologisch  zusammenliel,  so  erklärt  sich  leicht,  warum 
die  Form  kaviuam  ganz  allgemein  im  Iranischen  ist.    Ebenso 
wie  bei  den  -a-(-ä)-Stämmen   der  Ausgang  -ancm,   hat  bei  den 
./-('-ij. Stämmen  der  Ausgang    -inäm.   auf  iranischem  Boden   die 
Oberhand  gewonnen.    Dagegen  im  Indischen  hat  wahrscheinlich 
die  Form  ^kavinäm  gar  nicht  lange  gedauert.    Denn  schon  bei 
ihrer   Entstehung    unterlag    sie    ohne    Zweifel    dem    Einflüsse 
solcher    Formen    wie    devinäm,    patnlnäm.      Nach    dem    Muster 
devis   (accus,    plur.)    ;  devinäm.    konnte    wohl    zu    gdHs    (accus, 
plur.)  eine  Form  gdil-uäm,  zu  kavin   (accus,  plur.)  ein  kavi-näm 
gebildet   werden.     Also  ganz    analog,    wie  bei'  den  -a-  und  -ä- 
Stämmen  der  Ausgang  -änäm,  hat  sich  bei  den  -i-  und  -I-Stäm- 
men  der  Ausgang  -l.nam  auf  indischem  Boden  vollkommen  ein- 
gebürgert. 


Ueber  das  allmäligcUinsicligi-eifen  der  -M-DccliiialiLHi  im  Altiiidisclien.  00 

Frcilicli  ist  alles  dies  nicht  auf  einmal  geschelieii  :  uns 
tiitt  al)t'r  in  der  ältesten  Ueberlieferimg  die  ganze  Neubildung 
schon  fertig  entgegen.  Im  Rgveda  haben  wir  ausser  dhiyäm 
immer  den  Ausgang  -Inäni,  nämlich  bei  den  -Z-8tämmen  110  mal, 
bei  den  Stämmen  auf  -i-  32G  mal.  Manchmal  wird  aus  metri- 
schen Rücksichten  -Inäm  als  -liiaam  gelesen;  vgl.  Lau  man, 
Noun-infl.  3^7—399. 

Denselben  Weg  wie  die  -*-  und  -/-Stämme  haben  auch  die 
Stämme  auf  -ü-  und  -"-  eingeschlagen ;  denn  richtig  ist  die  Be- 
hauptung Lanman's,  dass  das  ganze  ,declensional  system  of 
the  u  and  il-stems  is  closely  analogous  to  that  of  the  stems  in 
i  and  l.'  Wie  zu  seiiä-bhis  (-hhyas,  -su)  —  tienä-näni,  zu  devl- 
])ki.s  (-hhyas,  -slm)  —  devi-näm,  so  wurde  auch  zu  Vddhü-hhi.s 
(-hhyris,  -shv.)  ein  vadhü-näm,  gebildet,  Avelches  alle  anderen  For- 
men ganz  verdrängt  hat.  Ausser  der  Form  jöguvävi  Rgv.  X, 
53,  G  haben  wir  sonst  in  der  vedischen  Sprache  nur  den  Aus- 
gang -ünäm.  —  Die  ursprüngliche  Genitivform  zum  Stamme  rtit- 
war  ohne  Zweifel  '^rlv-am,  utul  dann  '^rtv-äm.  Im  Iranischen 
ist  diese  Form,  Avie  die  entsprechende  bei  den  -{-Stämmen, 
wenigstens  durch  ein  Beispiel  bezeugt,  nämlich  rat.hväm  (Bar- 
tholomae,  llandb.  92),  welches  eben  auf  '^-rtväm.  zurückzu- 
führen ist.  Sonst  ist  sie  im  Iranischen  allgemein  durch  -lüidm, 
im  Indischen  ausschliesslich  durch  -ünäm  verdrängt  Avordcn. 
Auch  hier  muss  man  annehmen,  dass  bei  den  -it-Stämmen  der 
Ausgang  -xinäm  noch  in  die  Zeit  des  indoiranischen  Zusammen- 
lebens zurückgeht.  —  Die  Formen  '^'Hun-äm.  (St.  smi),  '^'krtnv- 
äm  (St.  Jq-fmi-)  Avaren  wegen  der  Anhäufung  von  Consonanten 
nur  schwer  aussprechbar,  sie  mussten  daher  durch  andere  ersetzt 
werden.  Woher  aber  sollten  diese  Formen  genommen  werden V 
Es  gibt  im  Indischen  seit  Alters  her  viele  parallele  -u-  und 
»;a»-Stämme,  wie  tdku-  (xr/jc)  und  tdkvan-  (Vogel),  dhann-  (Ge- 
stade) und  dhanvan-  (Land) ;  dlidmi-  und  dhdnvan-  (Bogen),  rhhü- 
und  rhhvnn-  (kunstreich)  u.  dgl.  Nun  war  die  schwache  Form 
des  Suffixes  -van-,  wie  sie  uns  noch  ganz  deutlich  in  der  Avcsta- 
sprache  entgegentritt,  ohne  Zweifel  -un-,  vgl.  Osthoff,  Forsch. 
11,  24 ff.,  Brugmann,  Morph.  Unters.  II,  189 ff.  Somit  war 
(Jcnit.  plur.  zu  tdkcan-  ursprünglich  '^taknn-aiii,  dann  '^taknn-änt ; 
vgl.  avest.  urcaii-,  Instr.  singul.  vinna.  Dat.  arune,  urunaa-ca, 
Barth olomae,    Handb.  §.  218.     Da    nun    sowohl    der   Stamm 


56  Hanns/,. 

taJcH-    als    Huch    tnkvan-    in    vielen  Pluraltbrmen ,    wie  taku-hhis 
(-bhyns,  -ahn)  zusammeiiHclen,  so  darf"  man  sich  nicht  Avundern, 
wenn    man    auch    die  Genitive    '^takv-ämi    und    *fahm-ä7u    uni 
formirte.      Der    Ausgang    -näm    Avurde    schliesslich    wegen    dei' 
Formen  taku-hhis  (-bhyas,  -shv)  sogar  bei  den   ?/M-(^-f«?iJ-Stämmen 
als  Casussuftix  aufgefasst  und  an  solche  Stämme  Avic  snu-,  krtnn 
ohne  ZAveifel    sehr  gern  angehängt,    um   die   unaussprechbaren 
Formen  *snvä7n,  '^'krinväm  durch  aussprechbare  und  deutlichere 
*snu-nävij  ^krtnu-näm  zu  ersetzen.    Diese  Form  ist  im  Iranischen 
herrschend    geworden,    im    Indischen   jedoch    Avurde   sie   Avahr 
scheinlich  nach  vadhünäm  u.  dgl.  in  krimuiäm  umgeformt.    Audi 
hier  hat  wohl  das  Muster   vadhüs  (accus,  plur.)  ;  vadhü-näm  bei 
getragen,  um  ein  gleiches  Verhältniss  krtnus  :  krtnü-näm,   dann 
dhenäs  :  dhenü-näm,    cdtiün  :  cdtrii-näni    zu    bilden.     Sonst    eilt 
auch  hier  das  Alles,    was    beim    analogen  Vorgange    schon  bei 
der  Behandlung  der  -a-  und  -j-Stämme  erörtert  wurde. 

Also  —  Avie  gesagt  —  kommt  uns  der  Ausgang  -ünäm 
schon  in  der  vedischen  Sprache  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
ausschliesslich  entgegen.  Nach  Lanman's  Zählung  Avird  er  im 
Rgveda  bei  den  -?<-Stämmen  101  mal  und  bei  den  Stämmen  auf 
-ü-  21  mal  belegt  (Noun-infl.  417  —  418).  Die  Ausgänge  -inam, 
'ünam,  die  aus  -inäm,  -ünäm  entstanden  sind,  sind  im  Päli  ganz 
allgemein;  vgl.  E.  Kuhn,  Päligr.  79 — 83. 

Den  -i-  und  -w-Stämmen  folgten  die  Stämme  auf  -r-.  Die 
ursprünglichste  Form  hat  sich  ohne  ZAveifel  im  ved.  svdsr-ävi 
Rgv.  I,  (35,  7  erhalten,  Avie  es  schon  Schleicher,  Comp.  ■' 545 
behauptet  hat.  Sie  ist  im  Iranischen  ganz  allgemein,  vgl.  siravi. 
cai'ethräni ,  duijedräin,  und  deckt  sich  in  Bezug  avif  den  Stamm 
ganz  genau  mit  solchen  Formen  wie  räjn-äm,  avest.  khshafn-dm, 
kaoy-äm,  rathv-äm,  griech.  ^u-^aip-Mv  u.  dgl.  Lanman's  Ansicht, 
es  sei  eine  ,wrong  formation^  (Noun-infl.  430),  Avie  er  vermuthet. 
imter  dem  Einflüsse  des  Metrums  entstanden,  lässt  sich  gar 
nicht  rechtfertigen.  —  Ein  anderes  Beispiel  derselben  Art  hätten 
Avir  in  sthäfdm  Rgv.  I,  70,  3,  Avenn  Avir  es  mit  Roth  (Petersb. 
Wörterb.)  sthätr-nm  (St.  sthätr-)  lesen  möchten.  Jedoch  Grrass 
mann  (Wörterb.  1602)  fasst  die  Form  sthätdm  als  part.  aor. 
von  der  Wurzel  sthä-  auf. 

Sonst  hat  nur  der  Stamm  nr-  16  mal  im  Rgveda  eine  ältere, 
übAvohl  auch  nicht  die  ursprünglichste  Form  nar-dm  (füi*  *»/'-rtm). 


Ueliei-  iliis  alhnälige  Uiiisichj,'reifen  der  -u-Dtcliiiatioii   im  AHiiidisclieii  Ö7 

welche  aus  metrischen  Klicksichten  10  mal  in  nnr-ddvi  aut'zii- 
löscn  ist.  Alle  übrigen  Belege  für  den  Genit.  phir.  l)ei  den 
-/•-Stämmen  zeigen  uns  eine  Form  auf  -7iärn^  die  man  ehenso 
wie  bei  den  -a-,  -i-,  -«-Stämmen  als  eine  Neubildung  bezeichnen 
niuss.  Bei  manchen  Stämmen  wie  »r-  liegt  der  Anlass  zur 
Neidjildung  auf  der  Hand.  Eine  Form  '^'^tr-äm  war  nicht  so 
leicht  aussprechbar,  dalier  wurde  einerseits  nach  dem  Nom.  plur. 
ndras  eine  Form  nar-äm  (It)  mal  im  Hgv.),  andererseits  nach 
dem  Muster  vajri-hhis  (-hhyas,  -shii)  :  vdjri-uäm  (statt  vajrin-nni) 
zu  iir-hJds  (-hhyas,  -shuj  ein  nr-nam  gebildet.  Im  Rgvcda  iinden 
wir  immer  nrnäm,  jedoch  nur  11  mal  ist  es  so  zu  lesen,  vgl. 
Lau  man,  Noun-infi.  430;  darunter  (>  mal  uriuhim.  Im  AV. 
findet  sich  arnäin  2  mal  (II,  9,  2;  XIX/47,  7),  im  Yajurv.  sind 
auch  andere  Beispiele  derselben  Art  belegt;  man  findet  z.B. 
in  TS.  ndgäfrnäm  III,  2,  9  -^  dhätrnäni  IV,  7,  14  •',  natrnäin  I, 
3,  (j  ',  pltrnnm  I,  3,  6  '.  8,  5-;  III,  o,  5',  bhräfrnäm  II,  0,  (5 -, 
einige  Beispiele  sind  sogar  in  der  späteren  Sprache  nachzu- 
weisen, vgl.  Lanman,  a.a.O.  Gleichzeitig  aber  mit  diesen 
ist  noch  eine  dritte  Neubildung  entstanden,  die  sogar  später 
fast  allgemein  herrschend  geworden  ist.  Es  ist  nämlich  die 
Form  auf  -f-näm,  wie  pitfnäm^  welche  wohl  nach  dem  Muster 
dfrihhis  (-hhyn.s,  -skn)  :  dfrl-näm  zu  yltr-hhis  (-hhyas,  -shu)  ge- 
bildet wurde,  da  überhaupt  die  Declination  der  -r-Stämme  mit 
der  Declination  der  -/-  und  -»-Stämme  ganz  parallel  geht.  Also 
ist  wahrscheinlich  auch  das  Muster  nynin  -:  ayninäm,  cdtrfm  :  cd- 
frnnnm,  nicht  ohne  Einfluss  geblieben,  um  ein  gleichförmiges 
Veriiältniss  p/trn  :  jdifiiäm.  zu  bilden.  Ausser  den  oben  er- 
wähnten Beispielen  svdsräm.,  naräm,  m'-mim  ist  diese  Form  auch 
im  Rgv.  schon  ganz  allgemein ;  denn  man  findet  hier :  dhäff- 
näm,  pitj-näm,  stotfnäm,  hotfriäm,  j((ntfnäm,  svdsfnäni,  vgl.  Lan- 
man a.  a.  O.  Das  AVort  nryäm  ist  auch  mehrmals  aus  metri- 
schen Rücksichten  tifnäm  zu  lesen,  vgl.  Benfey,  Vedica  1  ff., 
Grassmann,  Wörterb.  750  und  Lanman  a.  a.  O.  —  Die  üeber- 
t ragung  des  Ausganges  -näm  auf  die  -r-Stämme  scheint  chrono- 
logisch später  erfolgt  zu  sein  als  auf  die  -/-  und  -'(-Stämme. 
Dies  beweisen  zuerst  solche  Spuren  der  älteren  Form,  wie 
svdsr-äm,  ndr-äm,  denen  gleiche  sich  bei  den  -i-  und  -•?t-Stäramen 
nicht  finden,  und  dann  der  Umstand,  dass  die  Neubildung  auf 
-)iäni    b(!i    den    -r-Stämracn    dem    Iranischen    unbekannt    ist. 


Oo  TlaiMisz. 

Daraus  sclilicsscn  wir,  dass  sowohl  iir  Däni  als  aucli  )ir-vniii 
specicll  indische  l^ildungen  sind,  während  die  ähnliehen  Neu- 
]>ildungcn  bei  den  -a-,  -i-,  -?/-Stänniieii  his  in  die  arische  Urzeit 
zurückreichen. 

Die  verhältnissmässicj  späteste  Neubildung  ist  ohne  Zweifel 
(jö-))ärn,  welche  wohl  zu  (/o-hhis  (-hhyas,  -shu)  nach  dem  Muster 
ätmd-nävi  (für  ätivdn-äm)  :  ätmd-hhis  (-hhyas^  -sn)  hinzugebildet 
Avurde.  Jedoch  ist  diese  Neubildnnc'  nicht  vollkommen  in  die 
Sprache  eingedrungen,  da  man  dieselbe  nur  20  mal  im  Rgveda 
und  einmal  im  AV.  XX,  127,  o  (immer  am  Ende  eines  päda) 
findet.  Sonst  hat  sich  die  ältere  und  Avahrscheinlich  auch  die 
ursprünglichste  Bildung  gdväm  (vgl.  avest.  gaijäm,  griech.  ßoNov) 
auch  im  classischen  Sanskrit  erhalten.  Im  Rgv.  kommt  diese 
Form  55,  im  AV.  11  mal  vor,  vgl.  Lanman,  Noun-infl.  431 
bis  432.  Im  Pali  jedoch  kommt  neben  gavnm  auch  gonam 
und  gi/miavi   (' gonäm)  vor;  vgl.   E.  Kuhn,  Päligr.  84. 

Es  bleiben  noch  die  Nuraeralia  zu  erwähnen,  aufweiche 
in  diesem  Falle  die  -?(-Declination  auch  ihren  Einfluss  ausgeübt 
hat.  Zuerst  sind  wahrscheinlich  solche  Neubildungen  wie  prm- 
cändm,  saptäiiäm.,  ashtäiiäm,  nnvänäm,  docänäm  entstanden.  Die 
indischen  Grammatiker,  geben  den  Stämmen  dieser  Zeitwörter 
ein  finales  -n-^  somit  wäre  eine  Form  *pancan-äni  u.  dgl.  ebenso 
ursprünglich  wie  ätvwii-dm,  besonders  da  pancd-hhis  (-hhyas,  -su) 
auch  eine  -)/-Dec]ination  zeigen.  Diese  Form  haben  wir  im 
Iranischen,  vgl.  avest.  paucanäni ,  navanäm,  dasanäni.  Im 
Indischen  jedoch  finden  wir  schon  im  Veda  saptäväni,  navä- 
näin,  dacänäm.,  d.  h.  den  Ausgang  -äuävi.  Wahrscheinlich  hat 
zuerst  ein  Muster  wie  sdnä-bkis  (-hliyas,  -su)  :  senä-näm  die  Folge 
gehabt,  dass  zu  den  ved.  ashfä-hhis  (-bhya.s,  -su)  eine  Form 
ashtä-näm.  gebildet  wurde.  Dieser  Form  wurden  Avohl  dann 
andere,  wie  '^''puncaimm,  angeglichen,  besonders  da  wahrschein- 
lich auch  die  neugebildeten  Formen  der  -a-Stämme  (devänävi) 
mit  ihrem  Einfluss  nicht  ausgeblieben  sind.  —  Im  P^ili  und 
Prakrit  entstanden  daraus  die  Formen  pancannavi,  saWniham, 
atthnnham  u.  dgl.  (E.  Kuhn,  92,  E.  Müller,  54). 

Die  Form  ivinäm  Rgv.  X,  185,  1  ist  wohl  den  Formen 
tri-hhis  (-bhyas,  -shu)  so  hinzugebildet  worden,  wie  dem  agni-bhis 
(-bliyas,  -shu)  ein  agnl-näm.  Das  Iranische  hat  ohne  Zweifel 
eine  ursprünglichere  Form  in  semem  thrayäm.    Die  Form  trlnäm 


Ucber  (Jus  allinilligc  Uiiisichjcrcifoii  der  -«-Declination  im  Altimlischen.  ÖV 

litit  sich  im  Indischen  in  den  Präkritdialektcn  erhalten,'  wäh- 
rend sie  in  der  elassischen  Sprache  durcli  frayänäm  verdrängt 
wurde.  Diese  Form  ist  wold  durcli  Angleichnng-  an  den  Nom. 
|ilur.  trdyas  wie  von  einem  Stamme  traija-  gebildet. 

Die  Formen  tisrudm,  catasrnüm  sind  Avahrscheinlich  zu 
ti.sf-bhis  (-hhyas,  -sJui),  catnsf-bhis  (-hltyaft,  -slm),  wie  vr-näm  zu 
nr-hhis  (-hhyas,  -slui),  d.  h.  nach  dem  Muster  vajri-hhis  (-hhyas, 
-shu)  :  vajrvHlm.  lünzugelnldet  worden.  Nach  einem  ähnlichen 
Cluster  entstand  dann  auch  zu  cdtür-hhis  (-hh.yas^  -shu)  ein  catur- 
udm,  zu  shad-bhis  (-bhyds,  -su)  ein  shan-näm  ("■'shad-näiii  für 
'^shid-ävij.  Diese  Formen  sind  sowohl  in  der  älteren  als  auch  in 
der  späteren  Sprache  ganz  allgemein.  In  den  Präkritdialektcn 
sind  daraus  entstanden:  (■iitiimjatii  (Päli),  caünharn,  chanhavi 
(*shanncmi),  u.  dgl.  vgl.  E.  Kuhn,  Päligr.  *J1,  E.  Müller,  Jaina- 
])räkr.  54.  Nach  Grassmann  (Wörtex'b.  556)  ist  fisrnäm  Rgv. 
V,  69,  2  aus  metrischen  Rücksichten  fisrnäm.  zu  lesen,  was 
wiederum  eine  derartige  Neubildung  Aväre,  wie  nf-näm,  yltr- 
yäm  u.  dgl.  Jedenfalls  scheinen  diese  Formen  im  Vergleich 
mit  avest.  fishräm  speciell  indische  Neubildungen  zu  sein,  wie 
andererseits  avest.  tishranäm  eine  speciell  iranische  Neu- 
l)ildung  nach  der  -a-Dcclination  ist;  vgl.  Bartholomae,  Handb. 
i<.  208. 

Die  Zahlwörter  vimcnfi,  shashti,  snptati,  aclti,  uavdti  werden 
bekanntlich  als  femin.  -/-Stämme  flectirt,  somit  haben  sie  auch 
im  Genit.  plur.  den  Ausgang  -lnäm,  z.  B.  mwaünäm,  roprishinmii, 
Rgv.  I,  IUI,  13.  —  Ebenso  catd  und  sahdsra  als  neutr.  -«-Stämme 
haben   im  Genit.  plur.   den  Ausgang  -änäm. 


II.  Noiii.  accus,  plur.  neutr.  auf  ~((ni,  -ini,  -iini^  -riii ; 
-anisif  -inishi,  -iinishi ;  -nci^  -nti,  -nipi  \\.  (lirl. 

•  •  •  ' 

Im  classischen  Sanskrit  erscheint  hier  im  Allgemeinen  als 
lOndung  -i,  vor  welchem  gewöhnlich  eine  Stammerweiterung 
durch  u  (m,  vi)  und  die  VerJängerung  des  Stammvocals  eintritt. 
Somit  haben  die  vocalischen  Stämme  den  Ausgang  -äid,  -Inij 
-nni,  -fni,  die  consonantischen  -.5-Stämrae,   -ämsi,    -irnshi,    ntiish), 

'    \  ;;!.  i'ali  tinnum,  Jaiuapräkr.  tii,iham  (E.  Kuhn  'Jl;   E.  Müller  5i). 


h()  Iliinusi. 

manrlic  andere  euiiöoiuintisclic  Stämme  -nci,  -iiti,  -mpi  n.  d^l. 
Berechtigt  ist  der  Nasal  nur  bei  den  -n-  und  -^//-Stämmcnj  wie 
iiämäu-i,  hülin-i,  hhuvaiif-i,  hhägavant-i^  jmcumdnt-i^  dann  bei 
den  Composita  mit  -anc,  wie  iiratyänc-i^  und  vielleicht  auch  bei 
den  Part.  perf.  act.  und  Compar.,  z.  B.  vidvävisi,  greyämsi.  Gar 
kein  Nasal  ist  nur  bei  den  Part,  praes.  auf  -af-,  wie  z.  B.  jühvat-i, 
obwohl  auch  diese  nach  der  indischen  Grammatik  eine  Form 
auf  -anti  bilden  können,  vgl.  Whitney  §.  444. 

Ein  Blick  auf  das  Iranische  und  die  europäischen 
Sprachen,  welche  keine  Spur  von  einer  solchen  Stammerwei- 
terung durch  den  Nasal  haben,  lässt  uns  vermuthen,  dass  wir 
hier  mit  seciindären  Bildungen  zu  thun  haben.  Dasselbe  be- 
stätigt sich  auch  aus  der  vedischen  Sprache,  die  auch  hier 
noch  viele  ältere  Formen  bewahrt  hat.  Daher  hat  sie  schon 
Schleicher  (Comp.^  528)  ,dem  Altindischen  eigenthümlich  und 
offenbar  eine  Neubildung  dieser  Sprache'  genannt. 

In  der  vedischen  Sprache  sind  bei  den  neutralen  Nomina 
vier  Arten  von  Pluralbildungen  zu  unterscheiden,  nämlich: 

1.  Der  Nom.  accus,  plur.  behält  die  Form  des  Nom.  accus, 
singul.  bei  den  -?"-,  -n-,  -an-  und  consonantischen  Wurzel- 
stämmen,  z.  B.  cdmi,  mddliu,  nämu,  ukha-cliit,  dlrgha-crüt,  ndliar. 

2.  Der  Nom.  accus,  plur.  hat  bei  den  -an-Stämmen  den 
Ausgang  -ä,  z.  B.  nämä. 

3.  Der  Nom.  accus,  plur.  hat  bei  den  -a-,  -i-,  -«-Stämmen 
den  Ausgang  -ä,  -i,  -ü,  z.  B.  yugä,  krndhml,  vdsü;  die  con- 
sonantischen Stämme  dagegen  haben  die  starke  Stammform  mit 
dem  Suftixum  -/,  z.  B.  nämän-i,  pdrvän-i,  sänt-i,  ijhrtdväni-i, 
paq umänt-i,  ndvyämsi. 

4.  Der  Nom.  accus,  plur.  hat  bei  den  vocalischen  Stämmen 
den  Ausgang  -äni,  -Ini,  -Tmi,  und  bei  den  -.s-Stämmen  -ämsi, 
-linshl,  -mnshi. 

Ad  1.  Die  erste  von  den  genannten  Bildungsweisen  ist 
auch  im  Iranischen  üblich,  und  da  sich  etwas  Aehnliches  auch 
im  Germanischen  und  Griechischen  findet,  so  hat  Joh.  Schmidt 
sehr  wahrscheinlich  gemacht,  ,dass  das  Neutrum  in  der  indo- 
germanischen Ursprache  einen  Unterschied  von  Singular  und 
Plural  noch  nicht  gekannt  hat',  vgl.  Mab  low,  Die  langen  Voc.  72. 
—  Im  Rgveda  ist  diese  Bildung  sehr  häufig.  Bei  den  -«"-Stämmen 
kommt  sie  23  mal  vor,  und  da  die  Zahl  aller  belegten  Formen  des 


lieber  das  alliiiiiligc  Uiusicligroiten  der  -n-lJcclinutiuii  im  Altindisclioii.  ul 

Nom.  accus.  ])lur.  02  ist,  so  uiinnit  sie;  mehr  als  den  dritlcii 
'l'lieil  (lersclLen  ein.  Ansserdeni  ist  zu  beachten,  dass  dieselbe 
bei  sechs  Stämmen  (aprafi,  asfhüri,  jämi,  hhüri,  gami,  snrahhi) 
\  (trkoniint.  wälireiid  aul'  die  übrigen  Bildungen  desselben  Casus 
mir  acht  Stämme  fallen. 

Das  ähnliche  Verhältniss  ist  bei  den  -?/-Stämmen.  Die 
Singularform  mit  Pluralbedeutung  ist  hier  bei  12  Stämmen 
belegt  (urYi,  rjit,  cärn,  tridhdtu^  pnrü,  halm,  mddhuj  vnsu,  i:tdil, 
üänu,  siidätu,  suhdnfit) ,  während  die  anderen  Bildungen  bei 
D)  Stämmen  erscheinen.  Die  Zahl  aller  Belege  des  Nom.  accus, 
plur.  ist  203,  darunter  48  auf  u,  also  fast  der  vierte  Theil 
fällt  auf  unsere  Bildung.  —  Bei  den  -rt??-Stämmen  findet  sich 
die  Singularform  in  Bluralbedeutung  (53  mal  unter  256  Belegen, 
also  ebenfalls  der  vierte  Theil  belegter  Pluralformen  endet 
auf -c/-.  —  Die  consonantischen  Wurzelstämme  haben  nur  diese 
Bildung,  sind  aber  überhaupt  nur  ein  paarmal  belegt:  ukha-chif 
IV,  19,  9,  üdhar  (diviäni)  I,  64,  5,  d.lrgha-c)-üt  (vratd)  VIII, 
25,17;  VII,  61,  2,  vgl.  Lau  man,  Noun-infl.  394,  415,.  474, 
488,  503,  539. 

Ad  2.  Die  zweite  Bildungsweise  no.mä  ist  vielleicht  auf 
'^ndmän.  zurückzuführen:  es  wäre  also  der  starke  Stamm  ohne 
Suffix  als  Plural  gebraucht.  Diese  Bildung  ist  ganz  allgemein 
im  Iranischen,  vgl.  avest.  nä))iän,  dämän,  karsJivän,  sogar  bei 
den  a.s-Stämmen,  z.  B.  vacäo,  manäo  aus  *vacäs,  '*manäs,  vgl. 
racäos-ca ;  somit  wäre  dieselbe  vielleicht  älteren  Ursprungs.  In 
der  Rgveda-samhitä  linden  wir  diese  Bildung  unter  den  256 
Pluralformen  27  mal,  nämlich  bei  7  Stämmen  aui  -man- :  j<'mimä, 
dhdrniäj  ndmü,  hrdhmä,  bkümä,  rdmä,  addmä ;  der  Padatext  hal 
jedoch  in  allen  diesen  Fällen  ein  kurzes  -d  zum  Ausgang,  Avas 
die  erste  Bildungsweise  bezeugen  würde.  Ausserdem  haben 
die  beiden  Texte  des  Rgveda  clrshä  (4  mal),  dhä  (21  mal), 
AV.  dhä  (3  mal),  was  man  jedoch  auch  auf  die  -a-Stämme 
zurückführen  kann.  Anders  fasst  diese  l^ildung  Bartholomae 
auf,  vgl.  Arische  Forsch.  I,  89.  —  Die  -r<.s-Stämme  haben  zwar 
eine  dem  avest.  vacäo  entsprechende  Bildung  auf  -äs  in  der 
vedischen  Sprache  aufzuweisen,  dieselbe  wird  abisr  in  alh^n 
20  oder  mehr  Fällen  singidarisch  gebraiudit,  vgl.  devdvijdcäs 
(hnrhis)  Rgv.  III,  4,  4;  dcihdrhäs  (vdyas)  Rgv.  I,  71,  6;  (cdr.ma) 
\,    114,  10;    (sdrtui)  IV,  5,  3;    (vdcns)  VII,  8,  6  u.  s.  w. ;    vgl. 


t)2  Hanus/. 

Liinmaii,  Kouii-inti.  560.  Joli.  Schmidt  (KZ.  XXVI,  34Uj 
meint,  dass,  wie  der  ursprüngliche  Plui-al  )iämä  vediscli  als 
Nom.  accus,  singul.  fungirt,  so  auch  die  arische  Pluralbildung 
auf  -äs  singularisch  gebraucht  und  nur  in  dieser  Verwendung 
erhalten  wurde. 

Ad  3.  Die  dritte  Bildung  weist  auch  auf  einen  älteren 
Ursprung  hin.  Schleicher,  Comp.-^  527 — 529,  hat  für  die  indo- 
germanische Ursprache  eine  ,in  ihrem  Ursprünge  dunkle  En- 
dung -ä'  angesetzt  und  yngä  aus  *yn(i(i-ä,  vdrl  aus  *väri/-ä, 
mdrlhü  ans.  *madhv-ä  erklärt;  ebenso  Seh  er  er  (Zur  Gesch,^  38G 
bis  387).  Das  Suffix  -/'  bei  den  consonantischen  Stämmen  scheint 
Schleicher  ,eine  Schwächung  des  ursprünglichen  -ä'  zu  sein; 
jedoch  hat  schon  Scherer  (Zur  Gresch.-  386)  dies  als  , schwer- 
lich richtig^  erkannt.  Wahrscheinlich  haben  wir  hier  mit  einem 
Suffix  -a  zu  thun,  welches  mit  dem  Stammvocal  der  soge- 
nannten -a-Stämme  schon  in  der  Ursprache  zu  einem  langen 
Vocal  zusammengeflossen  ist.  Dieser  lange  Vocal  erscheint  im 
Arischen  als  -ä,  vgl.  ved.  yngä  (*yuga-aj,  apers.  haivaranä, 
avest.  shynothnä;  ebenso  im  Slavischen  igä  (*igo-a);  gTund- 
sprachlich  wird  er  jetzt  als  -ö  angesetzt,  vgl.  Kluge,  Germ. 
Coniug.  27;  Osthoff,  Morph.  Unt.  H,  119.  Bei  den  consonanti- 
schen Stämmen  erscheint  jenes  Suffix  im  Griechischen  und 
Lateinischen  als  -a.  (yivs-a,  äsTs-a;  gener-a,  nomin-a),  im  Indi- 
schen dagegen  und  Iranischen  als  -i,  z.  B.  sanskr.  mahänt-r, 
nämän-i  •  avest.  sähven-t,  nävienl  (gäfh.J.  In  welchem  Ver- 
hältnisse das  arische  -/'  zum  griechisch-lateinischen  -a  steht,  ist 
sclnver  zu  sagen;  wahrscheinlich  ist  es  einer  von  denjenigen 
Vocalen,  deren  grundsprachliche  (Qualität  sich  nicht  genau  be- 
zeichnen lässt;  vgl.  sthitd  —  cTaxoc,  dnliitar — ou^ar^p,  pitdr — TcaTi^p 
u.  dgl.  Auch  das  ist  schwer  zu  ermitteln,  was  das  Suffix  -n 
(griech.  -a,  arisch,  -i)  ursprünglich  bedeuten  soll.  Mahlow 
(Die  lang.  Voc.  73,  76)  ist  der  Ansicht,  es  sei  kein  Plural-, 
sondern  nur  ein  Neutral suffix,  welches  an  den  gedehnten  oder 
an  den  reinen  Stamm  anzutreten  pflegt:  \^\.  hnrdi  (ved.  Nom. 
zu  hrd-)  :  homer.  7.r,p  =  väri  :  väi-;  väri  ist  später  neutraler 
-t-Stamm  geworden. 

Joh.  Schmidt  (KZ.  XXVI,  16  fl*.)  betrachtet  sogar  das 
Suffix  -i  für  grundsprachlieh:  ,Die  Ursprache  —  heisst  es 
a.  a.  O.  —  hat  in  ziemlich  Aveitem  Umfange  ein  Suffix  -?'  dem 


Uebei-  das  iiUmaligo  Uinsichjjrcif'en  der  -;i-Dcclination  im  Altindischen.  flO 

Noiu.  accus.  siiii;iil.  wie  (U;iü  Nom.  accus,  pliir.  der  Neutra 
ano-efügt,  dasselbe,  welches  im  Sanskrit  im  Plural  überall  zur 
Regel  geworden  ist.' 

W.  Ö oberer  (Zur  Gesch.-*  387)   erklärt   dies  -/    als    eine 
^neutrale    Form    des    Pronominalstammes    i^ ,    welche    fertigen 
l'luralljildungen  von   der  Art,    wie    avest.   nämäi),    dämän,    blos 
zugesetzt    Avorden    ist;    also    avest.    nämän  :  nämen-i    =:    aind. 
näma(n)  :  nämän-i.      Abgesehen    von    seiner  Ansicht    über    die 
Herkunft   und    ursprüngliche    Bedeutung    des   »Suffix  -/   greifen 
auch    die    Schlussfolgerungen    derselben    ein    wenig    zu    weit, 
njlmlich  dass  analog  den  Ausgängen  -äni,  -mäni,  die  vedischen 
Formen  sänti,  dann  die  auf  -mänfi,  -vänti,  sowie  sanskr.  rnnhänli, 
die   a\if  -vämsi,    -ijämsi  u.  dgl.   ältere   Formationen    auf  *-änf, 
*-tJ)ns  voraussetzen.  —  Somit  bleibt  noch  die  Frage  über  Zweck 
und  Herkunft  des  arischen  Sufüx  -i  offen;  man  kann  nur  con- 
statiren,    dass  es  im  Kgveda   immer  an  die  starke  Stammform 
anzutreten  pflegt,  also:    nämän-i,    pdrvän-i,    dhän-i;    sänt-i,  via- 
lidiifi,   ii/änti  VI,   23,  4;    ghrtdvänfi  IX,  96,   13;    pacumänfi  IX, 
07,   1 ;  92,  6.     In    der    späteren  Sprache    haben  Participia    auf 
-fdif-,  soAvie  die  Stämme  auf  -manf-  und  -vant-  gewöhnlich  den 
Ausgang  -ant-i,  sogar  schon  manchmal  im  Padatext  des  ligveda, 
wie  iyanti,  pacnnidnti^  in  beiden  oben  angeführten  Stellen.     Die 
-/^-Stämme  jedoch,  und  darauf  kommt  es  uns  hier  am  meisten  an, 
haben   auch   im   classischen  Sanskrit  vor   dem  Suffix  -/  immer 
die  starke  Stammform  behalten,  sie  haben  also  im  Altindischen 
immer  den  Ausgang  -äni,  -im'.    Dieser  Ausgang  wurde  offenbai- 
auf    die    vocali sehen    Stämme    übertragen    und    so    entstand 
schon   in  der  vedischen  Sprache 

4.  die  vie.i'te  oben  erwähnte  Bildungsweise,  die  im  classi- 
schen Indisch  zuc  allgemein  giltigen  Regel  geworden  ist.  Fs 
fragt  sicli  nun  aber:  Was  war  der  Anlass  zu  dieser  Forni- 
iibertragung  und  was  hat  dieselbe  begünstigt? 

Vor  Allem  war  es  eine  Anzahl  der  parallelen  -an-,  -in- 
und  -n-,  -i-Stämme,  die  hier  ebenso  wie  bei  der  Neubildung 
des  Genit.  plur.  auf  -änäni-,  -Inäm-  u.  s.  w.  thätig  war.  Wenn 
man  neben  nhä  (St.  aha-)  dhäni  (St.  ahnn-),  neben  (;lrsliä 
(St.  clrfiha-)  cirshäni  (St.  cl.rshan-) ,  neben  mandi  (St.  viandi-) 
m.avdtni  (St.  ma)id>n-)  u.  dgl.  sprach,  warum  sollte  man  nicht 
auch    neben   yuf/a  (St.    yiuja-),    yiujäui,     neben   värl  (St.  vän-) 


n'4-  Miiinisz. 

vdrtni  sprechen V  Wenn  {lucli  diese  Parallelität  nicht  vorhanden 
gewesen  wäre,  so  hatte  die  Sprache  gennü,-  Anlass  dazu,  um 
solche  Neubildungen,  Avie  yngäni,  värlni,  vdsüni  zu  schaffen. 
Wir  sehen  ja  doch  aus  der  vedischen  Sprache,  dass  die  -on- 
Stämme  mehrere  Pluralbildungen  gehabt  haben.  Es  war  ja 
doch  neben  nämän-i  auch  eine  Form  nämä,  die  vielleicht  mit 
avest.  nämän  identisch  ist.  Dieselbe  Parallelität  im  Avesta 
(nämem  :  nämän)  möchte  uns  zum  Beweise  eines  älteren  Ur- 
sprungs dieser  beiden  Formen  dienen.  Wenn  man  nun  im 
Altindischen  neben  nämä  ein  nämän i,  hatte,  so  konnte  man 
auch  leicht  zu  yngä  ('^'yuga-a)  ein  yngäni  bilden.  So  wurde 
auch  zu  väri  ein  vävlni,  zu  vdsü  ein  vdsüni  gebildet,  besonders 
da  diese  Neubildungen  auch  von  einer  anderen  Seite  unter- 
stützt wurden.  Es  war  nämlich  der  gleichförmige  Auslaut  -?*, 
-w,  -a  des  Nom.  accus,  singul.,  der  die  Formübertragung  auch 
im  Nom.  accus,  plur.  begünstigte;  also  nach  dem  Muster 
ndma  :  ndmäni,  hali  :  halini,  bildete  man  väri  :  värlni,  vdsu :  vdsüni. 
Dabei  schwebte  wohl  dem  unbewussten  Sprachgefühl  noch  ein 
anderes  Muster  vor,  nämlich  haU-hhis  (-bhyas,  -shu)  :  hnli-ni 
(statt  balin-i),  nach  welchem  es  zu  väri-hliis  (-hhyas,  -sJiu)  ein 
väri-ni,  zu  vasu-hhis  [-hhyas,  -shu)  ein  vdsü-ni,  und  zuletzt  auch 
zu  (JJiätr-hhis  (-hhyas,  -shii)  ein  dhäir-nl.  schuf.  Letzterer  Vor- 
gang gab  ohne  Zweifel  Anlass  -ni  als  ein  Suffix  zu  betrachten, 
welches  wie  bei  yugä-ni,  so  auch  bei  värl-ni,  vdsü-ni  an  eine 
ältere  Form  yugä,  väri,  vdsü  anzutreten  schien.  Diese  älteren 
Formen  sind  in  der  vedischen  Sprache  noch  sehr  zahlreich 
belegt.  Die  Formen  auf  -ä  und  -t  sind  im  Rgveda  sogar  in 
der  Majorität  gegenüber  denen  auf  -äni,  ini,  bei  den  -»-Stämmen 
dagegen  haben  schon  die  Neubildungen  auf  -üni  Oberhand 
genommen.  Die  neutralen  -r-Stämme  können  in  der  vedischen 
Sprache  überhaupt  noch  keine  Form  aufweisen,  im  späteren 
Indisch  haben  sie  schon  immer  den  Ausgang  -fni.  Ueberhaupt 
sind  alle  diese  Neubildungen  speciell  indisch,  denn  im  Irani- 
schen findet  man  keine  Spur  davon;  und  da  sie  sich  auf  dem 
historischen  Boden  entwickeln,  so  ist  es  sehr  interessant  zu 
beobachten,  wie  das  Umsichgreifen  der  -?«-Deelination  in  diesem 
Falle  allmälig  vor  sich  ging. 

Nach  Lanman's  Zählung  (Noun-infl.  346  ff.)   findet   man 
bei  den -a-Stämmen   im  Rgveda  den  Ausgang  -ä  10X2  nuil   (bei 


Ueber  das  allinälige  Umsichgreifen  dci-  -«-Uecliiiation  im  Altindischeii.  65 

•  !94  Stämmen),  -äni  1050  mal  (bei  280  Stämmen),  somit  im 
\'erliä]tniss  ungefälir  3  :  2.  Im  Atliarvav.  dagegen  wird  dieses 
V'erliältniss  sclion  gewaltig  geändert,  denn  die  Zahl  der  Bei- 
spiele auf  -äni  wird  fast  veixloppelt;  es  kommt  nämlieli  der 
Ausgang  -ä  3Ö2  mal  (bei  102  Stämmen),  -äni  407  mal  (bei 
158  Stämmen)  vor,  also  im  Verliältniss  wie  3  :  4.  In  der 
ilassischen  Sprache  wird  1)ekanntlicli  schon  der  Ausgang  -äni 
nllgcnioin  herrschend.  Nach  diesem  und  einigen  anderen  Merk- 
malen trachtete  Lanman  (Noun-infl.  576  ff.)  sogar  das  relative 
Ahcr  der  oinzelnen  Theile  des  Rgveda  zu  ermitteln. 

Im  i'üli  und  Präkrit  ist  aus  -ä)i.i  ein  -äivi  und  -äi  ent- 
standen 5  manclie  jedoch  modernen  indischen  Dialekte  können 
neben  -äini  (und  -e.m)  auch  ältere  Ausgänge  aufweisen,  niuulich 
Ulli,  -/ina,  anha,  z.  B.  älteres  und  mittleres  Hindi:  htiffnnr 
i  Worte),  nnrani  (Älänner);  hälalcana  (^Knaben),  carnnanha 
Fiisse);  vgl.  Beames,  A  compar.  grammar  II,  206. 

Was  die  -i-  und  -?t-Stämme  anbelangt,  so  sehen  wir  schon 
im  Rgveda  das  Verhältniss  sehr  ungleich.  Den  Ausgang  -l 
liaben  wir  25  mal  (bei  4  Stämmen),  -ü  28  mal  (bei  4  Stämmen), 
hIso  fast  gleich  an  Zahl.  Ganz  anders  jedoch  verhält  es  sich 
mit  den  Neubildungen,  denn  während  -m?.?*  nur  14  mal  (4  Stämme) 
vorkommt,  wird  der  Ausgang  -fiiri  127  mal  (14  Stämme)  belegt. 
Dies  erklärt  sich  wohl  dadurch,  dass  der  Ausgang  -ü  sich 
NJelleicht  noch  nicht  gut  in  der  Sprache  eingebürgert  hat,  als 
die  Neubildung  -Uni  kam.  Denn  im  Pädatext  findet  man  kein 
einziges  Mal  den  Ausgang  -ii;  er  ist  immer  durch  eine  Form 
auf  -n,  d.  h.  durch  die  Singularform  vertreten,  vgl.  Lanman, 
Noun-infl.  415. 

Es  ist  hier  noch  einer  Erklärung  W.  Schercr's  (Zur 
Gesch."  387)  zu  erwähnen,  welcher  ebenfalls  vermuthet,  -äni 
sei  bei  den  -a-Stämmen  ,nach  dem  Vorbilde  jenes  -äni  für  -an 
von  Stämmen  auf  -an,  unter  Mitwirkung  des  Genit.  plur.  auf 
-änäm  gebildet,  jedoch  sucht  er  den  Anlass  dazu  wo  anders. 
Er  glaubt  nämlich,  dass  das  Suffix  -i  ebenso  an  den  Nom. 
accus,  plur.  ynyä  angetreten  ist,  wie  an  '^'nämän,  und  dass  erst 
aus  *?/"//«-/  durch  Angleichung  an  nämän-i  eine  Form  yitf/ä-n-i 
entstanden  sei.  Schwerlich  richtig.  Nur  das  ist  glaublich, 
dass  , unter  dem  Einflüsse  des  Ausganges  -äni  sich  bei  den  -/- 
und  -?A-Stämmen:  -Ini,  -üni  festgesetzt  haben'. 

Sitznngsber.  d.  pliil.-hist.  Cl.  CX.  Bd.  I.  Ilft.  5 


66  Kanus/.. 

Auch  in  dieser  Frage  vertritt  A.  Bezzenberger  (Beitr.  II, 
130  fF.)  eine  besondere  Ansicht,  die  über  —  obwohl  an  eine 
Vermuthung  Benfey's  (Vedica  und  Verw.  124)  angeknilpft 
nicht  glücklicher  zu  sein  scheint  als  jene  über  den  Ausgang  f 
-änäin.  —  Er  glaubt  nämlich,  dass  in  gafäiii,  värml,  tälüni, 
dhätfni  u.  dgl.  eine  Formübertragung  aus  der  pronominalen 
Declination  (taut,  etäni)  vorliegt.  Die  Pronominalformen  täni, 
ßtäni  , beruhen  auf  den  Stcämmen  fä-na-,  etä-na-,  die  selbst  aus 
den  Stämmen  tä-  (fä-hhis,  tä-säni),  eJä-  (etä-.m)  mit  Hilfe  des 
Elementes  na  gebildet  sind^  Zum  Beweise,  dass  das  pronom. 
Element  na  häufig  zur  Ableitung  pronom.  Stämme  verwendet 
wird,  führt  er  einige  Beispiele  aus  verschiedenen  indogermani- 
schen Sprachen  an,  aber  gerade  diese  Beispiele  bezeugen,  dass 
wir  im  Altindischen  mit  ganz  anderer  Bildung  zu  thun  haben, 
jindog.  a-na  neben  a-va,  zend.  cin-em  neben  eis,  griech.  xt'v- 
neben  v.q,  apreuss.  fans^  öech.  poln.  tm,  Jen,  got.  thana  neben 
lit.  tan''  u.  dgi.  haben  ja  doch  einen  kurzen  Pronominalstamm; 
woher  soll  nun  im  Altindischen  der  femininale  Stamm  tä-  eben 
dazu  dienen,  um  mit  na  einen  abgeleiteten  Pronominalstamm 
tä-na-,  und  sogar  zur  Bildung  des  Nom.  accus,  plur.  neutr.  täni 
zu  schaffen?  Dann,  wie  ist  die  Form  täni  vom  Stamme  tä;na- 
zü  erklären,  und  warum  hat  sie  die  ältere  Form  tä  verdrängt'? 
Das  Alles  sind  Fragen,  die  bei  einer  Annahme,  wie  wir  sie 
bei  Bezzenberger  finden,  ohne  Antwort  bleiben  müssen. 
Vielmehr  ist  anzunehmen,  dass  umgekehrt  täni,  etäni  nach 
fjatäni  resp.  nach  namäni  u.  dgl.  gebildet  wurden.  Wir  finden 
ja  doch  im  Altindischen  dasselbe  Verhältniss  der  älteren 
Formen  tä,  etä,  zu  den  jüngeren  täni,  etäni,  wie  bei  den  -a- 
Stämmen.  Im  Rgveda  sind  tä,  etä  noch  viel  häufiger  als  täni, 
etäni  (vgl.  Grassmann,  Wörterb.  299,  508);  im  Atharvav. 
sind  dagegen  die  jüngeren  Formen  den  älteren  gegenüber  in 
Majorität;  z.  B.  täni  findet  man  21  mal,  fä  nur  11  mal,  vgl. 
Whitney,  Index  verb.  122. 

Nun  aber  gehen  wir  zu  den  consonan tischen  Stämmen 
über.  Wie  gesagt,  haben  im  Rgveda  die  Wurzel-  und  ihnen 
gleich  flectirten  Stämme  gar  keine  Endung,  denn  die  Singidar- 
form  wird  in  Pluralbedeutung  gebraucht.  Abgeleitete  Stämme 
dagegen  erscheinen  mit  starker  Stammform  und  dem  Suffix  -/, 
z.  B.    nämän-i ,    mahänt-i,    pacnmänt-i,    ndvyäms-i.      Demgemäss 


Ilphfir  das  allmälipo  TImsic!ip;roifen  iler  -H-I>oc,liiiiition  im  Altindischen.  b7 

wäre  bei  den  abj^'cleiteten  -as-,  -is-,  -zw-Stämmen  der  Ausganc; 
-äs-i^  Ish-i,  üsh-i  zu  erwarten.  Doch  ist  ein  solcher  Ausgang 
im  Altindischen  nicht  zu  belegen,  denn  schon  im  Rgveda 
treten  uns  bei  den  -s-Stämmen  immer  -ämsi,  -wishi,  -nmslii  ent- 
gegen, die  anch  in  der  späteren  Sprache  miangetastet  geblieben 
sind.  Es  fragt  sich  also,  wie  diese  Ausgänge  zu  erklären 
sind;  sind  sie  ursprünglich  oder  aus  den  vorauszusetzenden 
-*r7.st,  -'■''■  islil,  --^ üshi  entstanden;  d.  h.  ist  der  Nasal  an  dieser 
Stelle  ursprünglich,  oder  ist  er  etwa  erst  später  eingeschoben 
worden  V 

]\Iahlow  (Die  lang.  Voc.  75)  glaubt,  ndhhätmi  sei  eine 
,sehr  alterthümliche  liildung,  die  ursprünglich  vielleicht  niclit 
bei  allen  -.^-Stämmen  berechtigt  war  und  sich  erst  im  Sanskrit 
in  dieser  Weise  ausgedehnt  hat.'  Zu  diesem  Schlüsse  führt 
ihn  das  griech.  tjißac,  welches  sich  so  zu  ndhhämsi  verhält  wie 
cvo[xa  :  nämäni.  Da  nun  solche  Formen  wie  asßac  und  vl^oc  im 
Arischen  zusammenfallen,  so  hat  wohl  im  Indischen  die 
Pluralbildung  von  seßa;  die  von  vicpoc  verdrängt.  Auch  J  o  h. 
Schmidt  ist  jetzt  der  Ansicht,  es  sei  hier  ein  Nasal  be- 
rechtigt (KZ.  XXVI,  340),  früher  aber  war  er  anderer  Meinung 
(Vocal.  I,  31).  Möghch  ist  es  wohl,  olj  aber  auch  richtig, 
darüber  lässt  sich  noch  streiten.  Denn  K.  Brugmann 
(KZ.  XXIV,  18,  90,  97)  hat  bekanntlich  nicht  nur  in  ndhhmusi, 
sondern  auch  in  mdvämxi.,  nidläyämsi  die  Ursprünglichkeit  des 
Nasals  in  Abrede  gestellt.  Nach  seiner  Ansicht  ist  vdJihämsi 
aus  ''^nnlihäü-ni  entstanden,  welches  wohl  ein  älteres  *ndbhäs-i 
verdrängt  hat;  der  Ausgang  -ni  aber  ist  von  den  -n-Stämmen 
übertragen  worden. 

So  unmöglich  ist  es  nicht,  wie  es  Mahlow  (a.  a.  O.)  zu 
sein  scheint.  Denn  dass  zu  nämäni,  niahänt-i  u.  dgl.  ein 
paralleles  *nahhäs-i  vorauszusetzen  sei,  das  haben  wir  schon 
oben  gezeigt.  Es  haben  ja  doch  auch  die  Formen  avest. 
nämän,  vacäo  im  Altindischen  ihr  Gregenstück  in  näniä,  devd- 
vyacäs  u.  dgl.  Auch  ist  wohl  möglich,  dass  der  Ausgang  -ni 
von  den  -)i-Stämmen  gleichsam  losgerissen  und  auf  andere 
Stämme  übertragen  wurde;  die-  Formen  näma-hhis  (-hliyas,  -sn), 
hali-hhis  (-bhym,  -shn)  gaben  gewiss  genug  Anlass  dazu,  um 
in  den  Formen  nämäni,  htdini  den  Ausgang  -ni  als  ein  Sufhx 
aufzufassen! .      Die  älteren  Formen  ndmä,   yncjä,    vdrl,    vdsv,  die 

5* 


68  Hanusz. 

noch  eine  lange  Zeit  in  der  Sprache  mit  den  neueren  zusammen 
lebten,  haben  wohl  diese  Auffassung  begünstigt.  Auch  das 
ist  nicht  zu  verwerfen,  dass  aus  '■'^'v.ahhäs-ni  ein  nahhämfti  ent- 
standen sei.  Ein  solcher  Vorgang  lässt  sich  als  lautgesetzlich 
aus  dem  Indischen  selbst  nachweisen.  Im  Prakrit,  Pali  imd 
in  den  modernen  indischen  Sprachen  wird  ja  doch  gewöhnlich 
die  Lautgruppe  sm,  sn  durch  die  Vermittlung  des  ms  zu  mh 
(ml),  nh),  z.  B.  präkr.  Loc.  singiil.  tamsi  (sanskr.  idsmiii)  neben 
Abi.  tnmhä  (sanskr.  fdsmäf),  dmlii  (sanskr.  dsrnd)'^  präkr.  nliänam 
(sanskr.  snäiui),  hindi  vhänä,  panj.  nhäunä,  gujar.  maräthi 
uliCmn  u.  dgl.,  vgl.  E.  Kuhn,  Beitr.  zur  Pfdigr.  53;  E.  Müller, 
Beitr.  zum  Jäinapräkr.  47;  Beames,  A  compar.  gramm.  I,  347. 
—  Es  hat  ja  auch  schon  Job.  Schmidt  (Vocal.  I,  31)  darauf 
hingewiesen,  dass  der  Uebertritt  des  Nasals  aus  dem  Suffix 
in  die  Wurzel  genau  in  derselben  Weise  geschehen  sei  wie 
bei  der  Epenthese  oder  dem  Umlaute  der  Uebertritt  eines  ?' 
oder  j  in  die  vorhergehende  Silbe,  vgl.  avest.  räitish  (sanskr. 
rätish),  avest.  daevaelhyo  (sanskr.  devebhya.i)]  ebenso  verhält 
es  sich  mit  u  oder  v,  vgl.  avest.  dänru  (sanskr.  därri),  aur- 
vantem  (sanskr.  drvantam)  u.  dgl.  Auf  den  Parallelismus,  der 
in  der  Behandlung  der  i,  y^-Laute  einerseits,  der  Liquidae  und 
Nasalen  andererseits  herrscht,  wurde  auch  schon  mehrmals 
hingewiesen;  vgl.  Brugmann,  KZ.  XXIV,  290;  Bartholomae, 
Arische  Forsch.  I,  24  ff.  Somit  ist  es  wohl  überflüssig  zu  be- 
weisen, dass  Mahlow  Unrecht  hat,  wenn  er  sagt,  es  sei  ,zum 
mindesten  zweifelhaft,  dass  aus  * nabhnsni  ein  nahhämn  ent- 
stehen konnte.^  Doch  kann  man  nicht  leugnen,  dass  bei  Brug- 
mann's  Annahme  manches  Bedenken  zurückbleibt.  Es  drängt 
sich  nämlich  die  Frage  auf:  Warum  ist  die  Form  *ndhhäs-i 
nicht  geblieben;  warum  ist  sie  von  der  Neubildung  '^'ndhhäs-ni 
verdrängt  worden;  was  war  der  Anlass  zu  dieser  Neuerung V 
Dann  möchte  man  fragen:  Wann  ist  die  Formübertragung 
von  den  -/^-Stämmen  auf  die  -.«-Stämme  geschehen,  wenn  wir 
schon  'im  Rgveda  keine  einzige  ältere  Form  von  der  Art,  wie 
*nahliäs-i,  finden?  Bei  den  vocali sehen  Stämmen  ist  diese 
Formübertragung  eben  im  Zuge;  wir  haben  in  der  vedi sehen 
Sprache  neben  den  Neubildungen  auf  -ä7ii,  -mi,  -fmi  noch  die 
älteren  Formen  auf  -ä.,  -i.,  -ä;  ist  also  die  Uebertragung  des 
Ausganges  -ni  auf  die  -.s  Stämme  schon  früher  bewirkt  worden, 


Ueber  das  allindligc  Umsicligieit'cn  der  -)i-l>coliiiiitiuii   im  Altiridisclioii.  t)9 

wenn  wir  bereits  im  Rgvcda  nur  die  Ausgänge  -ämst^  -imshl 
itriishi  belegt  habcnV  Somit  hätte  avoIiI  diese  Formübertragung 
l)ei  den  -.s-Stämmen  ihren  Ausgang  genommen,  und  wiederum 
—  warum?  Das  Alles  sind  Fragen,  die  noch  ihrer  Lösung 
liarren  und  die  uns  verleiten  diese  ganze  Frage  unentschieden 
zu  lassen.  IMan  kann  nur  constatiren,  dass  während  das  all- 
mälige  Umsichgreifen  der  -v?-Declination  bei  den  vocalischen 
Stämmen  gleichsam  vor  unseren  Augen  langsam  vor  sich  geht, 
l)ei  den  consonantischen  -6-Stämmen  schon  in  der  ältesten 
l  Überlieferung  ein  solches  ganz  fertig  aufzutreten  scheint.  Im 
Ijgveda  haben  Avir  den  Ausgang  -änisi  284  mal  (bei  49  Stämmen), 
-nnshi  2C)  mal  (bei  4  Stämmen),  -fuiisJu  23  mal  (bei  5  Stämmen) 
belegt,  vgl.  Lanman,  Noun-infl.  566,  573. 

Wenn  w^ir  also  nicht  bestimmt  sagen  können,  ob  ndhhnmsi 
11.  dgl.  auf  einer  Formübertragung  von  den  -vi-Stämmen  be- 
ruhen, so  können  wir  dasselbe  noch  weniger  für  vidvämsi, 
mdlnyüvi.n  u.  dgl.  behaupten;  vgl.  Brugmann,  KZ.  XXIV,  90, 
97;  Jüh.  Schmidt,  KZ.  XXVI,  331  ff.,  337  ff.  Im  Rgveda 
haben  wir  überhaupt  keine  einzige  Form  Nom.  accus,  plur. 
n.  des  Part.  perf.  act.  belegt,  und  von  den  Comparativformen 
findet  sich  nur  ndnyämsi  I,  38,  3. 

In  der  späteren  Sprache  ersclieint  bei  den  Wurzel-  und 
ihnen  gleich  flectirten  Stämmen  im  Xom.  accus,  plur.  ebenfalls 
ein  Nasal,  der  in  der  übrigen  Flexion  unbekannt  ist  5  z.  li. 
(iCDd-yünji  (St.  yuj-),  hfndi  (^St.  Jird-^,  svampi  (St.  sva]>-),  dhdna- 
lainbhi  (labli-)  n.  dgl.  Hier  haben  wir  wahrscheinlich  mit 
einem  Vorgang  zu  thun,  wie  er  bei  manchen  Verba  sogar  in 
anderen  indogermanischen  Sprachen  zu  beobachten  ist,  vgl. 
aind.  j/wljmds^  f)i7i2)dti,  Iwvpdti  •  griech.  7:uv0ävo[xa'.,  lat.  iwxjo, 
runipo;  lit.  limpn,  szvintü,  viingü,  bvndn;  lett.  bridü  (* hre7idü) ; 
slav.  sedq,  gredq,  s^-restq  u.  dgl.  Schon  Schleicher  (KZ.  11, 
455  ff.)  hat  es  erkannt ,  dass  in  solchen  Fällen  der  Nasal 
des  Suffixes  durch  Epenthese  in  das  Innere  der  Wurzelsilbe 
versetzt  wurde;  vgl.  auch  Brugmann,  KZ.  XXIV,  288.  Das- 
selbe ist  wohl  auch  hier  zu  constatiren;  hfndi  wäre  somit 
aus  *  lifd-ni  entstanden.  Das  Suffix  -ni  ist  wohl  der  Ausgang 
des  Nom.  accus,  plur.  der  -n-Stämme,  der  leicht  als  Casussuffix 
aufgefasst  und  nach  dem  iVluster  ndmä  :  ndmäni,  yugä  :  yuyäni. 
vä7-l  :  värliii,  vasü  :  vasüni^  auch  auf  andere  Stämme  übertragen 


70  Hiinusz. 

werden  konnte.     Somit  raüsste  man  annehmen,  dass  die  Form 
'■'■/ird-ui  eine  andere,  wohl  ursprüngliche  Form  verdrängt  hat.  Im 
Rgvcda  verwenden  die  Wurzelstämme,  wie  gesagt,  die  Singular- 
form in  Pluralbedeutung,    was   Joh.  Schmidt   sogar  für  indo- 
germanisch betrachtet.    Da  sich  aber  später  ein  Differenzirungs- 
trieb  erkennen  lässt,    der  die  Pluralform   auch  bei  den  Neutra 
von    der    Singularform    zu    unterscheiden   trachtet,    so   ist  wohl 
auch    im    Altindischen    ein    *hrd-i    entstanden;    vgl.    kshumdt-i, 
Rgv.  IV,  2,   18;  jilhvat-i  u.  dgl.     Jedoch   fiel  diese  Form  mit 
einer  anderen,  nämlich  mit  dem  Loc.  singul.  hrd-i  zusammen; 
daher  musste  sich  die  Sprache  zu  den  Neubildungen  flüchten. 
In  der  That  finden  wir  schon  im  Rgveda  solche  Neubildungen 
verschiedenster  Art.     Gewöhnlich   werden  in  diesem  Falle  die 
Formen  der  -a-Stämme  übernommen,  z.  B.  vishtdpä  VIII,  80,  o 
(statt    vishtap-i)',    aytijäni    (statt    aynj-i)  1,    15,    7;    mahä    und 
mahäni  (statt  mah-i)'^    sogar   noch   im   classischen  Indisch,    vgl. 
etädrcäni  (St.  dir-),    M.  Bh.  III,  579.     Statt  *  hrd-i   haben  wir 
im  Rgveda  immer  hfdayäni  vom  Stamme  hfdaya-.     So    wurde 
die  Form  von  der  Art   *  hrd-i   in    allen    vedischen  Texten   auf 
verschiedenste  Weise  vermieden  und  durch  andere  neugebildete 
Formen  ersetzt.     Die  Neubildungen  von  der  Art  hriidi  (*hrd-ni) 
findet    man    erst    in    den    Brähmana's    und    dazu    sehr    selten, 
z.B.  -vpiti  P.  B.  XVI;  -hamti  A.  B.  VII,  2 ;  -hhänji  K.  B. XXVII,  7 ; 
vgl.  Whitney,    Indische  Gramm.   137.      In    dieser    Zeit   aber 
haben  nicht  nur  alle  -vi-Stämme,  sondern  auch  fast  alle  vocali 
sehen  Stämme   im   Nom.  accus,  plur.  neutr.    bereits  den  Aus 
gang  -ni  gehabt.    So  ist  also  leicht  möglich,  dass  dieser  Ausgang- 
unter  dem  Einflüsse  so  häufiger  Formen  mit  dem  Ausgange  -ni 
auch    auf   die  Wurzelstämme   übertragen    wurde,    so    dass    die 
unbequeme  Form   '^- hrd-i    durch    eine   Analogiebildung    '^hrd-ni 
ersetzt   wurde.      Jedoch    in    dieser    Gestalt    hat    wahrscheinlich 
die  Form  gar  nicht  lange  gedauert;   denn  gleichzeitig  mit  ihrer 
Entstehung    wirkte    einerseits    das    altererbte  Lautgesetz,    nach 
welchem  *mnc-nd-ü,  '^'lip-vd-tl  \\.  dgl.  m  muncdtij  Umpdti  umge- 
formt wurden ;    andererseits    hatte    die  Sprache    neben    solchen 
Mustern  des  Nom.  accus,  plur.  n.  wie  -am,  -Ini,  -üni  fast  aus- 
schliesslich nur  solche,    wie  mahätdi,   pagumdnti,  sdnti,  hrhdnti 
Athv.  VIII,  y,  o;  pränci,  praiydncl ;  mdiiämsl,  havimshi,  äyümshi; 
vdvyäimi,   vidvämsi  u.  dgl.,  also  überall  mit  einem  Nasal,  der 


Uebei-  das  allmaligc  Umsichgreifen  der  -K-Dcclination  im  Altindischcn.  i  1 

entweder  von  Haus  aus,  oder  erst  im  Laufe  der  Zeit  die  vor- 
letzte Stelle  vor  dem  Suffix  -/  eingenommen  hat.  Somit  mochte 
iiian^  wenn  mau  aueli  zu  der  Annalime  gezwungen  wäre,  dass 
jenes  ahe,  wahrscheinHch  indogermanische  Lautgesetz  nicht 
melir  wirkte,  doch  behaupten,  dass  nach  dem  Vorbihle  hrhdnfi, 
/intti/dhci,  navyämsi,  mdnämsi  u.  dgl.  solche  Formen,  wie  hrudi,, 
iricrnii,  dhaiia-ldmhhi ,  acva-yunji  u.  dgl.  entstanden  sein 
konnten. 

III.  Instr.  siiimil.  auf  -hiay  -una. 

im  elassischen  Indiscli  ist  zur  festen  Regel  geworden, 
(la.-->  im  Instr.  singul.  die  masculinen  und  neutralen  -i-  und 
/f-Stämme  auf  -inä,  -wiä,  die  feminalen  dagegen  auf-?/«  enden; 
/,.  H.  'Kjninn  (masc.  Stamm  agni-),  vdrina  (neutr.  Stamm  odri-), 
lieben  ;jdfyä  (femin.  Stamm  gdti).  Der  Ausgang  -Ina  erscheint 
sonst  luir  im  Instr.  singul.  der  masc.  neutr.  Stämme  auf  -^«-, 
wo  er  ganz  berechtigt  ist,  z.  B.  h<d'm-ä.  Da  nun  das  Casus- 
suffix des  Instr.  singul.  -ä  ist,  so  erscheint  bei  den  masc.  neutr. 
-l-  und  -w-Stämmcn  eine  Stammerweiterung  durch  n:  agnin-ä, 
rnriu-ä.  Etwas  Aehnliches  lässt  sich  in  diesem  Falle  weder 
im  D'anischen  noch  in  irgend  einer  anderen  indogermani- 
schen Sprache  nachAveisen;  daher  hat  es  schon  Schleiciier 
(Comp.'  ö()l)  ein  , unursprüngliches  /t'  genannt.  Dazu  ver- 
leitete ihn  wohl  auch  die  vedische  Sprache,  in  welcher  sich 
diese  Verhältnisse  noch  ganz  anders  gestalten. 

Im  Rgveda  nämlich    sind   folgende  Thatsachen    zu   unter 
scheiden  : 

L  Alle  -i-  und  -«-Stämme  haben,  ohne  Genusunterschied, 
im  Instr.  singul.  den  Ausgang  -yä,  -vä,  d.  h.  die  schwache 
Stammform  und  Suffix  -ä,  also  pavyä  (masc.  pavi-),  mutyd 
(femin.  matt-),  krdivä  (masc.  kidtu-),  pcmvä  (femin.  paud-), 
mddhvä  (neutr.  mddhu)  u.   dgl. 

2.  Dieselbe  Bildung  hat  oft  den  zweisilbigen  Ausgang  -iä, 
-uä  (mit  Hiatus),  z.  B.  hrmiü,  femin.  simiafld;  masc.  krdtnä, 
femin.  cdruä. 

?).  Es  zeigt  sich  ein  Dilfercnzirungstrieb  zwischen  den 
masc.  neutr.  einerseits,  und  den  femiu.  Formen  andererseits, 
nämlich: 


Tz  üiinusz. 

a)  Masc.  neutr.  Stämme  bekommen  neben  -i/ä,  -vä  {->ä, 
-iiä)  die  Ausgänge:  -inä,   nnä. 

h)  Femin.  Stämme  bekommen  neben  -yä  (-iä)  zum  Aus- 
gang -t  (oft  auch  zu  -i  verkürzt),  neben  -oä  (-aä)  in  einigen 
Fällen  -ityä. 

4.  Alle  diese  Formen  werden  so  vermischt  gebraucht, 
dass  man  sogar  bei  den  femininen  Stämmen  zweimal  den  Aus- 
gang -Inä^  bei  den  männlichen  dagegen  einmal  den  Ausgang  -i 
ündet. 

Ad  1.  Die  erste  von  den  genannten  Bildungen  ist  ohne 
Zweifel  die  ursprünglichste.  Im  Iranischen  hat  sie  noch 
einige  Spuren  zurückgelassen,  vgl.  apers.  äpiy-ä,  avest.  hnsh'i 
(für  * haskya  =^  sanskr.  sakhya)]  bäzoa,  khratvä  (gdfh.).  Sonst 
deckt  sich  diese  Bildung  mit  der  sowohl  im  Altindischen  wie 
auch  im  Iranischen  geläufigsten  Form  bei  den  -r-  und  -n- 
Stämmen,  z.  B.  aind.  dhäträ,  räjnä;  avest.  äthy-ä  (gäth.), 
zaothra,  urun-a,  airiamn-ä  (gäth.),  wo  ebenfalls  die  schwache 
Stammform  und  Suffix  -ä  erscheint.  Im  Rgveda  ist  sie  noch  ziem- 
lich häutig,  vgl.  -i-Stämme:  m.a,SG.  pavyä  3  mal,  rayyä  (ßt.  rayi-), 
jjatyä '6  m.Si\,  sdkhyä  4  mal  (14  Belege  bei  4  Stämmen);  femin. 
acityä,  matyä,  mithafyä,  vasatyä,  sumatyä  3  mal,  sushUdyü ; 
acdnyä,  äküiyä,  islityä,  devdhutyä,  prdmafyä  (13  Belege  bei 
11  Stämmen);  -w-Stämme:  masc.  paracvd,  pacvd  2  mal, 
krdtvä  57  mal,  cigvä;  neutr.  niddhvä  17  mal;  femin.  panvä, 
niddlwä  2  mal.  Auch  im  Atharvav.  sind  diese  Formen  noch 
gebräuchlich;  vgl.  masc.  pdtyä  8  mal,  rayyd  2  mal;  femin. 
svddhifyct;  neutr.  mddlivä  3  mal;  femin.  cikitvä,  ishvä  (Lan- 
man,  Noun-infl.  378  fr.,  408  ff.). 

Ad  2.  Die  Formen  auf  -iä,  -nä  unterscheiden  sich  eigent- 
lich von  denen  auf  -gä  und  -vä  in  ihrer  Bildungs weise  nicht, 
denn  auch  sie  haben  schwache  Stammform  und  Suffix  -ä.  Der 
äussere  Unterschied  zAvischen  ihnen  besteht  nur  darin,  dass  bei 
den  Formen  auf  -m,  -nä  der  schwache  Stamm  in  einer  sonst 
nur  vor  consonantisch  anlautenden  Casusendungen  üblichen 
Form  auf  -i-,  -n-  auftritt;  also  urmi-ä,  kräfu-ä  wie  ürmi-m, 
üimi-bhis ;  krdta-m,  krdta-hhis  u.  dgl.  Man  kann  jedoch  diese 
Formen  nicht  für  ursprünglich  oder  mit  L  an  man  (Noun-infl.  365) 
für  ,most  organic'  halten,  denn  die  Stammvocale  -i-,  -u-  wurden 
vor    vocalisch    anlautenden    Suffixen    schon    urindogcrmanisch 


Uelier  das  allmäligc  Uinsicligieifcn  der  -»-Doclination  im    Altindisclicn.  7o 

/AI  ij,  V.  Daher  ist  es  walirschcinlieh,  dass  sie  im  Altindisehcn 
irst  secundär  gebildet  und  in  der  vedisehen  Spraehe  meist 
nur  aus  metriselien  Rücksicliten  gebraucht  werden.  Im  Rgveda 
ist  nur  bei   den  femininalen  -/-  und  -»-Stämmen  der  Ausgang 

idj  -iiä  häufiger  als  -yä,  -vä,  z.  B.  fifin,  iniiä,  vrshtiä  und 
Milderen  (37  Formen  bei  19  Stämmen),  dann  mehatnud,  ddheiwä, 
(■druä  5  mal,   susdrtnä,  hdnnä  (9  Formen  bei  5  Stämmen). 

Bei  den  männlichen  Stämmen  findet  sich  der  Ausgang 

/ä,  -uci  sehr  selten:  ürmid,  jjdtiä,  sdkhiä  4  mal,  kidtuä  2  mal 
und  nie  bei  den  neutralen  Stämmen,  vgl.  L  an  man,  Noun- 
infl.  379,  408.  Jedoch  ist  im  Atharvav.  dieser  Ausgang  auch 
bei  den  neutralen  Stämmen  nachweisbar,  z.B.  madhnä 'd  m&\ 
neben  wadhvä  2  mal  und  Duidlnum  15  mal,  vgl.  Whitney, 
Index  verb.  217.  Sonst  finden  wir  im  Atharvav.  ein  ziemlich 
ähnliches  Verhältniss,  z.  B.  pdtyä  8  mal  neben  pdtiä  2  mal, 
vgl.  Whitney,  Index  verb.  171. 

Ad  3  und  4.  Schon  früh  zeigt  sich  in  der  Sprache  ein 
Besti-eben,  den  Unterschied  zwischen  den  masculinen  und 
neutralen  Formen  einerseits  und  den  femininalen  Stämmen 
andererseits  keimtlicher  zu  machen.  Das  vorzüglichste  Muster 
dazu  hatte  die  Sprache  bei  den  masc.  neiitr.  -a-Stämmen,  denen 
die  fem.  -«-Stämme  mit  ihren  Formen  von  Alters  her  gegenüber 
standen.  Da  nun  Gen.  singul.  (jdten,  dhenös,  Dat.  <jdf(iye,  dhe- 
ndve,  Loc.  gdtau,  dhenaü,  mit  den  entsprechenden  Formen  der 
masc.  eignes,  agndye,  agnaü;  cdtros,  cdtrave,  cdtran  zusammen- 
fielen, so  wurden  schon  früh  nach  devyäs,  devydi,  devydru  (St. 
devl-),  vadhväs  (-väi,  -väm,  St.  vadhü-)  die  Formen  gdtyäs,  gdtyäi, 
gdtyäm;  dhenväs,  dhenväi,  dhenväm  gebildet.  Da  aber  der  Instr. 
singul.  femin.  gdtyä,  dhanvd  nicht  nur  mit  masc.  pavyä,  krdtvä, 
sondern  auch  mit  feniin.  devyd,  vadhvä  (St.  devl-,  vadhü-)  zu- 
sammenfiel, so  musste  die  Sprache  nach  einem  anderen  IMittel 
greifen,  um  die  femin inale  Form  von  der  männlichen  unter- 
scheiden zu  k()nncn.  So  wurde  bei  den  -/-Stämmen  nach  der 
Angabe  der  Grammatik  der  Ausgang  -yä  ,zu  -l  contrahirt  und 
dies  dann  bisweilen  in  i  verkürzt^  (Whitney,  Ind.  Gi-amm. 
§.  336).  Anders  wird  dieser  Vorgang  von  Osthoff  (Morph. 
Unters.  II,  139)  aufgef'asst  und  noch  anders  von  Joh.  Schmidt, 
KZ.  XXVII,  287  f.  292.  Diese  Bildung  ist  im  Rgveda  die 
häufigste;  sie  kommt  nämlich   105  mal  (bei  35  Stämmen),  also 


74  H  ;i  n  u  s  z. 

in  zwei  Dritteln  der  Fülle  vor;  vgl.  Lanman,  Noun-inH.  380. 
Jedoeli    die    feminin.    -^^Stämmc    konnten    so    etwas    Paralleles 
im.  Altindiehen    nieht    entwickeln,    und    da    sie    überhaupt   viel 
seltener  vorkommen  als  die  -i-Stämme,  so  haben  sie  die  Formen 
auf  -vä  und  -tiä  beibehalten.    Nur  von   sechs  Stämmen  kommt 
ein  adverbieller  Instrumental  auf  -vyd  vor,  nämlich :  anushfhuyä, 
(trmiyä  7  mal,    acuyä  2  mal,  dhrshnuyä  15  mal,  ragJmyä,  sädhuyä 
6  mal.     Diese  Form    ist   wohl    durch    die  Angicichung   an   den 
Instr.  singul.  der  -«-Stämme:  senayä,  kanydyä  u.  dgl.  entstanden. 
—  So  musste  nun  bei  der  Neubildung  einer  Instrumentalform  die 
sonst  überall   vorkommende  Parallelität    der   femininen    -i-  und 
-H-Stämme    zerstört   werden.     Jedoch    blieb    dieses   Verhältniss 
nicht    bestehen.     Denn    derselbe    Differenzirungstrieb,    welcher 
die  Form    femin.    matyü    durch    7nati  ersetzen  Hess,    griff   wohl 
gleichzeitig    auch    nach    einem  anderen  Mittel,    um  den  Unter- 
schied zwischen  masc.  (neutr.)  und  femin.  erzielen  zu  können. 
Man  Hess   nämlich    femin.    matyd  bestehen    und    griff   zur  Um- 
wandlung der  männlichen  Formen ;  masc.  pavyä,  Icrdtvä  mussten 
nun  durch  eine  Neubildung  ersetzt  werden.    Und  dies  Avar  gar 
nicht  so  schwer.     Wir  haben  ja    schon  erwähnt,    dass   im  Alt- 
indischen seit  Alters  her  mehrere  parallele  -i-  und  -///-Stämme 
nebeneinander  standen,    die   im   regen  Austausche   miteinander 
waren.  So  ist  im  Kgvcda  neben  m.andin-atn  (3  mal)  ein  7nandi-m 
I,  9,  2,  neben  khädin-am  VI,  16,  40  wohl  auch  ein  khädi-m,  vgl. 
Nom.  plur.  khäddy-as  (3  mal)  neben  klißdin-as  II,  34, 2 '^.  Dasselbe 
lässt  sich  auch  in  der  späteren  Sprache  beobachten,  z.  B.  cva- 
nin-am    VS.    XXX,  7    (nach    Petersb.    Wörtcrb.    gvaidn-,    nach 
Benfey,  Vedica  122  eine  Neubildung  zu  cvani-),  grd'ipänin-am 
MBh.  vgl.  Petersb.  Wörterb.  VII,  286,  und  besonders  im  Päli, 
wo  die  einheimische  Grammatik    die  Themen    auf  -in-  nur  als 
Appendix    der   -/-Dechnation    behandelt,    z.   B.    dandim    neben 
dandvmin  u.  a.,  vgl.  E.  Kuhn,  Beitr.  z.  Paligr.  80;    A.  Torp, 
Die  Flexion  des  Päli  26  f. 

So  haben  wir  auch  im  Instr.  singul.  neben  masc.  ünniä 
(nrm.yä)  Rgv.  I,  184,  2  ein  ürmin-ä  (7  mal).  Die  Form  ünny-ä 
war  als  Adjectiv  sowohl  masc.  als  femin.,  daher  trachtete  die 
Sprache  in  irgend  einer  Weise  das  Genus  zu  unterscheiden. 
Femin.  ürmy-d  fiel  schon  ohnedies  mit  der  Form  devyd  \St.  devl-) 
zusammen,    es  bheb    also    nichts  Anderes  übrig,    als  das  masc. 


Ueber  das  itlliiutligc  Unisicligicifcn  der  -n-Decliiialiüii  im  Altinilischcii.  <Ö 

iirnnj-d  durcli  ciue  Neubildung  zu  ersetzen.  Woher  sollte  nun 
iliese  Neubildung  genommen  werden?  Es  wur  ja  doch  nichts 
Natürlicheres,  als  vom  parallelen  -/«-vStamme  die  Form  nrmin-ä 
.11  nehmen.  So  wurden  auch  wahrscheinli<  h  '■'■'  khädy-ii,  *arcy-ii, 
<jrantliy-ä  ii.  dgl.  durch  Instrumentalfornicn  der  parallelen  -In- 
Stämme :  khä-lm-ä,  arcin-ä,  f/rantlrin-ä  u.  dgl.  verdrängt.  13ei 
manchen  Stämmen  war  diese  Neuerung  auch  durch  sprach- 
physiologische  Rücksichten  begünstigt;  denn  ein  afjninä  war 
gewiss  leichter  auszusprechen  als  '^axjiiijd ;  daher  findet  man 
-chon  im  Kgveda  nur  agninä.  —  Den  Formen :  khädin-ä,  gran- 
'iiin-ä,  agninä  u.  dgl.  folgten  nun  solche  wie  kaviiiä  (Jiü.Y*kavy-(f), 

I    iidtinä  (für  jjdtya)  u.  dgl.   —   Ganz  ebenso  verhielt  es  sich  mit 

den  -u-Stämmen.     Auch  dic^c  haben  einst   ihre  parallelen  -nn- 

»;a7i-J-Stämme  gehabt,  auf  welche  solche  Formen  wie  mdhnn-ä 

I  I  Kgv.  X,  14^  10),  fdkun-ä,  dlirshmin-ä,  üyim-ä,  dlidnun-ä,  adhun-d, 
ivest.  wiDi-fi,  athaurun--i  u.  dgl.  zuriickgehen ;  vgl.  Osthoff, 
l'orsch.  II,  24 ff.,  Brugmann,  ]\Iorph.  Unters.  II,  l'JO.  Wenn 
wir  also  eine  Instrumentalform  tdkun-ä  haben,  so  gehört  sie 
'igentlich  dem  Stamme  tdkvnn;  daneben  aber  ist  im  Rgveda 
auch  der  Stamm  tdku-   zu  belegen,   welcher    wohl   eine  Instru- 

j    uientalform  *tdkv-ä  bildete.    Da  diese  Form  aber  sowohl  masc. 

'  als  femin.  war,  so  hat  sich  die  Sprache  zur  Unterscheidung 
ler  Genera  so  zu  helfen  gesucht,  dass  sie  die  Form  tdknn.-a 
ils  masc,  '^tdkv-ä  dagegen  als  femin.  verwendete.  Wie  nun 
masc.  '^takv-ä  durch  faknn-ä,  so  Avurdeu  auch  masc.  krdfvn, 
iioutr.  mddhvä  n.  dgl.  durch  ähnliche  Neubildungen  nach  den 
-'^-Stämmen  krdtnnä,  mddhunä  u.  dgl.  anfangs  vertreten  und 
später  ganz  verdrängt. 

Auch  hier  ist  zu  bemerken,  dass  es  bei  manchen  Stämmen 
schon  von  Haus  aus  fast  unbedingt  nothwendig  war,  eine  Neu- 
bildung zu  s(diaffen;  denn  Formen  z.B.  wie  * vngnv-ä  (St.  vagnv-), 
'^dbr.shnv-ü(ßt.  d/irshnii-)  waren  gCAviss  nicht  leicht  auszusprechen. 
Daher  hat  sich  auch  wohl  deshalb  die  Sprache  einer  so  nahe 
liegenden  Formübertragung  von  den  -»-Stämmen  sehr  gern  be- 
dient. Diese  Formübertragung  wurde  gewiss  noch  durch  andere 
Umstände  begünstigt.  Für  neutr.  -/'-  und  -/(-Stämme  ist  dabei 
der  gleichförmige  Auslaut  des  Nom.  acc.  singul.  wohl  nicht 
ohne  Bedeutung  gewesen ;  also  nach  halt  :  haltnä  wurde  wohl 
sehr  leicht  dem  väi-i  ein  vürinä,  dem  viddhn  ein  mddhuna  hinzu- 


76  lianusz. 

gebildet.  Sonst  waren  sowohl  für  masc.  als  auch  für  neiitr. 
vielleicht  auch  andere  Formen  nicht  ohne  Einfluss;  nach  dem 
Muster  haM-hhi.s  :  hnlinä,  tdku-hhis  :  tdkunä  konnte  sehr  leicht 
sowohl  masc.  agnibhis  :  agninä,  cätruhhis  :  cdfnmä  als  auch 
neutr.  värihhis  :  värinä,  mddJaihhis  :  mddhunä  gebildet  werden. 
Auf  diese  Weise  wurde  nun  auch  von  einer  anderen  Seite  die 
Unterscheidung  der  masc.  neutr.  Formen  von  den  femin. 
erzielt.  Dass  dieses  Differenzirungsmittel  eben  so  früh  zu  wirken 
begonnen  hat  als  jenes,  welches  von  den  femin.  Formen  aus- 
gegangen ist,  sehen  wir  daraus,  dass  im  Kgveda  die  Formen  auf 
-inä,  -irnä  ebenfalls  die  zahlreichsten  sind.  Mit  dem  Ausgange 
-inä  sind  51  masc.  Formen  (bei  25  Stämmen)  belegt,  darunter 
gücinä  II,  35,  8,  welches  auch  für  neutr.  gelten  kann;  die  masc. 
Formen  auf -M?m  kommen  108  mal  (bei  31  Stämmen),  die  neutr. 
39  mal  (15  Stämme)  vor.  Wenn  man  nun  diese  Zahlen  mit  der 
Gesammtzahl  aller  anderen  Formen  (auf  yä,  iä;  -vä,  -uä)  ver- 
gleicht, so  sieht  man,  dass  die  Formen  auf  -hiä  zwei  Drittel, 
die  auf  -imä  sogar  fast  drei  Viertel  der  Fälle  bilden.  In  der 
vedischen  Sprache  sehen  wir  nun,  wie  die  alten  masc.  neutr. 
Formen  auf  -yä,  -vä  (-iä,  -uä)  allmälig  durch  Neubildungen 
auf  -inä,  -unä  verdrängt  werden.  Da  dies  Alles  auf  einmal 
nicht  geschehen  konnte,  so  haben  noch  lange  in  der  Sprache 
die  alten  Formen  neben  den  neuen  gelebt.  Somit  besass  die 
Sprache  eine  lange  Zeit  hindurch  verschiedene  Formen  zum 
Ausdrucke  eines  und  desselben  Casus :  so  bei  den  -i-Stämmen  : 
masc.  neutr.  -yä,  -iä,  -inä;  fem.  -yä,  -iä,  -l  (-i).  Da  nun  durch 
die  älteste  Form  auf  -yä  (-iä)  noch  immer  eine  Verbindung 
zwischen  den  masc.  neutr.  einerseits  und  den  fcmin.  Stämmen 
andererseits  bestand,  so  kann  man  sich  gar  nicht  wundern,  wenn 
hie  und  da  der  Ausgang  -^  bei  einem  männlichen,  -inä  dagegen 
bei  einem  femin.  Stamm  zur  Anwendung  kam.  So  haben  wir 
im  Rgv.  masc.  ghrm  II,  33,  (i,  dagegen  femin.  dhädnä  VI,  67,  6, 
nähliinä  VI,  3*J,  4.  Jedoch  hat  die  classische  Sprache,  dem 
Triebe  folgend,  welcher  wohl  die  Neubildungen  auf  -inä,  -unä 
hervorgerufen  hat,  diesen  Gebrauch  dahin  regulirt,  dass  die 
masc.  neutr.  i-,  -?<-Stämme  immer  -inä,  -unä,  die  femin.  dagegen 
das  alte  -yä,  -vä  zum  Ausgange  des  Instr.  singul.  haben.  Der- 
selbe Unterschied  tritt  uns  z.  B.  im  Päli  entgegen,  wo  ebenfalls 
masc.  -inä,  -unä,  femin.  dagegen  -iyä,    uyä  haben,  vgl.  E.  Kuhn? 


Ueber  das  uUraälijjc  Unisichgicifen  der  -7i-Dccliiiatiun  iiu  Altindischen.  7  i 

I'Alio'r.  80 — 83.  Als  die  einzige  Ausnahme  von  dieser  Regel 
iicli'ii  im  classisehen  Indisch  die  masc.  Stämme  sdkhi  und  pt'tli 
auf,  die  überhaupt  als  ,unregclm;lssig  flectirt'  betrachtet  werden. 
Iiu  Instr.  singul.  haben  diese  beiden  Stämme  ihre  uralte  Form 
■  ikhyä,  pdfyä  auch  im  classisehen  Indisch  beibehalten;  im  Pa.li 
jedoch  haben  wir  sakkinä  (vgl.  E.  Kuhn,  Päligr.  80). 

IV.  Die  Dccliiiation  <Ier  lU'iitr.  -/-,  -ti-f  -/•-Stäiunie. 

Im  classisehen  Sanskrit  ist  eine  Regel  herrschend  geworden, 
der  zufolge  die  neutr.  -i-,  -u-  und  -j-Stämmc  vor  allen  vocalisch 
anlautenden  Casusendungen  ein  n  einschieben.  Ueber  gen.  plur., 
nom.  accus,  plur.,  instr.  singul.  Avurde  schon  oben  gehandelt. 
Somit  bleiben  uns  übrig  noch  folgende  Formen: 

1 .  Dat.  singul.  auf  -ine,  -une ; 

2.  Ablat.  genit.  singul.  auf  -imis,  -nnas; 

3.  Loc.  singul.  auf  -ini,  -uni; 

4.  Nom.  accus,  dual,  auf  -inl,  -vnl; 

5.  Genit.  loc.  dual,  auf  -inos,  -unos ; 

().  analoge  P^ormen  der  neutr.  -r-Stämme  sammt  dem  Instr. 
singul.  auf  -rnä. 

Dass  auch  hier  die  Stammerweiterung  durch  n  ebenso 
unursprünglich  ist  Avie  in  allen  schon  oben  behandelten  Fällen, 
lässt  sich  kaum  bezweifeln.  Im  älteren  Indisch  stand  es  damit 
ganz  anders,  obwohl  Joh.  Schmidt  (KZ.  XXV,  02;  XXVI,  17  f.) 
so  etwas  Aehnliches  bereits  für  die  indogermanische  Ursprache 
nachgewiesen  zu  haben  scheint,  vgl.  (Irmj'is  :  ooupzio;  =  nd»!- 
nas  :  ovöixarcc.  In  der  vedischen  Sprache  nämhch  ist  Folgendes 
zu  betrachten: 

1.  Die  neutr.  -i-  und  -«-Stämme  werden  in  allen  diesen 
Formen  von  den  masc.  fem.  nicht  unterschieden;  wir  haben  also: 

a)  Dat.  singul.  masc.  agndy-e,  femin.  i.shtdy-e,  neutr.  cü- 
cay-e ;  masc.  äydv-f,  femin.  dhendv-e,  neutr.  u)ri.v-e ;  d.  d.  die 
starke  Stammform  -|-  Suffix  -e,-  seltener  ist  die  schwache 
Stammform,  z.  B.  pdfy-e,  krdtv-e;  neutr.  pdco-e. 

Iij  Abi.  Genit.  singul.  masc.  agues,  femin.  ad.ites,  neutr. 
hliiwcft ;  masc.  amhos,  femin.  dlidnos,  neutr.  tu-os,  d.  h.  starke 
Stammform  -4~  Suffix  -.s;  seltener  ist  die  schwache  Stamm- 
form -|-  Suffix  -US,  z.  B.  masc.  ary-ds,  pitv-ds^  neutr.  mddhv-as. 


iö  Hanus/.. 

c)  Loc.  singul.  masc.  agnaü,  äyail,  temin.  ishfaü,  sin- 
dhan;  neutr.  uraü,  also  mit  dem  Ausgange  -au;  seltener  ist 
der  Ausgang  -ä:  masc.  mjnä,  femin.  nd/iä,  neutr.  apratä  (nur 
bei  den  -^'-Stämmen).  Noch  seltener  kommt  zur  Anwendung 
die  starke  Stammform  +  Suffix  -/',  z.  B.  yönay-i,  ddsyav-i ; 
femin.  dhdna-sdtay-i ;  neutr.  sänav-i. 

d)  Nom.  accus,  dual.  masc.  ^^'f''^,  femin.  w^Z;,  neutr.  cȊ; 
nur  bei  den  -«-Stämmen  zeigt  sich  hier  insofern  ein  Unterschied, 
als  masc.  femin.  -n,  neutr.  dagegen  -i  zum  Ausgange  haben, 
z.  B.   adhvaryä^  femin.  dkenü,  neutr.   urv2. 

c)  Genit.  loc.  dual.  masc.  hdrl-os,  ürv-os,  femin.  ynvaty- 
ÖH,  hdnu-os,  für  das  Neutr.  fehlen  hier  die  Belege ;  wir  haben 
hier    also  den  schwachen  Stamm  -(-  Suftix  -os. 

Die  Vergleichung  mit  den  iranischen  und  anderen  indo- 
germanischen Sprachen  lehrt,  dass  die  meisten  von  den  ge- 
nannten Bildungen  uralten  Ursprungs  sind. 

2.  Später  tritt  in  der  vedischen  Sprache  ein  Bestreben  zu 
Tage,  die  neutralen  Formen  der  -;"-  und  -rt-Stämme  von  den 
masculinen  und  femininalen  zu  unterscheiden.  Den  Anlass 
dazu  gab  wohl  der  Umstand,  dass  dieser  Unterschied  in  manchen 
anderen  Casus  von  Alters  her  existirte;  so  stand  der  Nom. 
accus,  singul.  neutr.  väri,  mddhu,  den  masc.  afpiis,  agnim  ; 
cdtrus,  cdtruni;  femin.  gdtis,  gdtim;  dhenüs,  dhenüm  gegenüber; 
ebenso  unterscheidet  sich  der  Nom.  accus,  plur.  neutr.  värl(ni), 
vid,dhü.(ni)  seit  der  Urzeit  von  masc.  agndyas,  agnin ;  cdfravas, 
gdtrün;  femin.  gdtayas,  gdtls;  dhendvas,  dlw.nüs.  Nach  diesem 
Muster  etwa  suchte  die  Sprache  auch  in  den  anderen  Casus 
einen  Unterschied  zu  erzielen.  Zu  diesem  Behufe  mussten  also 
die  neutralen  Formen,  die  sich  von  den  masculinen  und 
femininen  nicht  unterschieden,  durch  andere  ersetzt  werden, 
die  den  Unterschied  kenntlich  machen  Avürden.  Woher  sollten 
nun  diese  Formen  genommen  werden?  Hier  kam  Aviederum 
die  schon  mehrmals  erwähnte  Parallelität  der  -i-  und  -«-Stämme 
zu  Hilfe.  Nach  dem  Muster  mandi  :  vKmdin-e,  mandin-as,  man- 
d'in-i;  dual  mandiin,  mandin-os  entstand  hnri  :  lidrine,  hdrinaSj 
lidrini;  dual  hdrinl,  hdrinos,  wodurch  diese  Formen  von  den 
masculinen  und  feminin,  hdray-e,  harfs,  hdrau ;  lidrl,  hdryos 
sehr  deutlich  unterschieden  wurden.  Dabei  ist  auch  der  Umstand 
zu  beacliten,  dass,  insoweit  man  nach  dem  überlieferten  ^laterial 


Ueber  d;is  allniäliijo  nitisichKifiifV-n  der  -7;-I)(>clinatiori  im  Altindischon.  79 

iirtheilen  kann,  das  dentliche  Bestreben  zur  Unterscheidung  der 
neutralen  Formen  von  den  niasculinen  und  femininalen 
verlüütnissmässig  sehr  spät  sich  entwickelt  hat.  Daher  kann  man 
fast  alle  die  seltenen  Fälle,  in  denen  hier  die  vedische  Sprache 
den  Einfluss  der  -»-Declination  bezeugt,  dem  uralten  Austausclie 
zwischen  den  -i-,  -u-  und  den  -n  Stämmen,  sowie  d(!r  Aveiteren 
unbewussten  Angleichung  zuschreiben.  Bei  den  -/-Stämmen 
z.  B.  kommt  hier  wohl  nur  ein  Beispiel  aus  dem  Rgveda  hdrini  ' 
IX,  70,  7  und  eins  aus  dem  Atharvav.  akshinl  X,  9,  14 ;  XI,  3,  2 
in  Betracht;  selten  auch  sind  derlei  Formen  in  den  späteren 
vedischen  Texten,  z.  B.  Loc.  singul.  akshinl,  ]5rhad-äran.  upanish. 
IV,  2,  3.  —  Mehr  zeigt  sich  dies  Umsichgreifen  der  -h-\)qq\\- 
nation  bei  den  -//-Stämmen ;  jedoch  ist  auch  hier  aus  der  ganzen 
Vcda-Samhitä  in  manchen  Casus  nur  ein  Beispiel  aufzuweisen; 
so  haben  Avir:  Dat.  singul.  mddhuna  Rgv.  IV,  45,  3,  kagipune 
Atharvav.  VI,  138,  5;  Abi.  singul.  mddhunas  Rgv.  VIII,  24,  20, 
sänunas  Rgv.  V,  59,7;  Genit.  singul.  Rgv.  cärunas  5  mal 
(masc.  cärunas  mddasya  NIW,  h,  14),  dänioias  3  mal,  mddhunas 
9  mal,  vdsunas  11  mal;  Loc.  singul.  Rgv.  äyiini  ?)Vim\\,  sänuni 
I,  155,  1,  Atharvav.  ddruni  VI,  121,  2;  Nom.  accus,  dual,  jä- 
mmt  VS.  XX,  8,  Genit.  Loc.  dual,  jdnunos  Atharvav.  X,  2,  2. 
Dass  also  in  der  vedischen  Sprache  die  Unterscheidung  der 
neutralen  Formen  von  den  m  a  s  c u  1  i  n  e  n  und  f  e  m  i  n  i  n  a  1  <}  n  noch 
kein  Hauptzweck  bei  der  Anwendung  dieser  Neubildungen  war, 
sieht  man  daraus,  dass  sie  noch  so  selten  vorkommen  und  dass 
cdrnnns  z.  1^.  einmal  sogar  als  masculin  bezeugt  ist.  Aber  es 
kann  Avohl  sein,  dass  diese  Neubildungen,  durch  die  Parallelität 
der  -/'-,  -//-Stämme  mit  den  Stämmen  auf  -/Ji-,  -?//i-  (-van-),  dann 
durch  den  gleichförmigen  Auslaut  des  Nom.  accus,  singul. 
(-1,  -u)  veranlasst,  für  die  spätere  Sprache  ein  bequemes  Mittel 
waren,  um  die  neutralen  Formen  von  den  masculinen  und 
femininalen  unterscheiden  zu  können.  Nicht  ohne  Einfluss  war 
dann  gewiss  auch  der  Umstaiul,  dass  in  manchen  anderen  Casus, 
wie  Genit.  plur.  auf  -tiiüm,  -ünäm;  Nom.  accus,  plur.  auf  -//«", 
-üni;  Instr.  singul.  auf  -inä,  -iinn,  die  Formübertragung  von  den 
-?/-Stämmen    längst    fertig  war.     Die  Ausgleichung  der  -/'-   uml 


'  Nach  L  an  man,  Nonn-infl.  392;  Roth  (Petersb.  Wörterb.)  und  Grass- 
niann  (Wilrterb.)  botrai-liten  diese  Form  als  zum  Stamme  haritn-  «jtdiörig. 


öü  Hanusz. 

-la-Stämme  im  Plural  ist  des  ältesten  Datums  und  mit  vielen 
anderen  Factoren  verbunden,  daher  auch  insofern  nicht  voll- 
kommen, als  die  -?'-Stämme  den  Ausjt^ang  -mäm,  -Ini  haben. 
Dasselbe  _i>ilt  für  die  -?/,-Stämme. 

Viel    später   ist    die   Ausgleichung    zwischen    den    -i-,    -n- 
und  den  -w-Stämmen  im  Singular  und  Dual  bewirkt  worden, 
daher  ist  auch  in  der  classischen  Sprache  die  Declination  der 
betreffenden  Stämme  in  diesen  beiden  Zahlen  ganz  zusammen- 
gefallen.    Nach    dem    Muster    halt,    balinä,    haUhhyäm.  :  halin-eA 
hnlin-as,   halin-i,    halin-%^  hnlin-os  wm'den  zu  väri,    värinä,    väri- 
hliyäm.  die  Formen  värme,    värinas,    vdrini,    värinl,    värinos  ge-j 
bildet  und  bei  allen  neutralen  -i-Stämmen  streng  durchgeführt.] 
Dasselbe  geschah  mit  den  neutralen  -n-Stämmen,    denen   auchi 
die  neutralen  -r-Stämme  folgten,  wie  ähätr,  dhätrnä,  dhätfoie^ 
dhätrnas,    dhätHü,   dual,  dhäthü,   dhätfnos   u.  dgl.     Neutrale   -r- 
Stämme  sind  überhaupt  späteren  Ursprungs;  im  Veda  kommen 
sie    gar    nicht   vor.     Sie   beginnen    erst   in    den  Brähmanas   zu 
erscheinen,   z.  B.  in  T  B.    hliartf,  janayitr   als    nähere   Bestim- 
mungen zu  antdriksham,   bkartfni,  janayiifni   in  gleicher  Weise 
zu  ndkshaträni,  vgl.  Whitney,  Indische  Gramm.  §.  375. 

Zu  weit  scheint  mir  Bezzen berger  (Beitr.  II,  132)  zu 
greifen,  wenn  er  däfrnä  :  däfrne,  dätrnas,  däfrni  u.  s.  w.  für 
Analogiebildungen  nach  mrudushä  :  rwudushe,  -shast  u.  s.  w. 
betrachtet.     Gab  es  nicht  mehrere  viel  passendere  Muster? 

Die  neutralen  Stämme  dkshi,  dsthi,  dddhi,  sdkthi,  die  in 
den  schwächsten  Casus  sich  mit  den  Formen  von  Stämmen 
auf  -an-  (akshdn-,  asflidu-,  dadhdn-,  s(iktlidn-)  ergänzen,  z.  B. 
nkshn-ds,  asfJm-e,  dadJin-ä,  snkthn-i  gehören  wohl  nicht  zu 
unserer  Untersuchung.  Es  waren  ursprünglich  einsilbige  con- 
sonantische  Stämme  aksh-,  asfli-  u.  dgl,  die  aber  ebenso  wie 
dofih-  genit.  doslin-ds ,  ynsh-  genit.  yushn-ds ,  äs-  genit.  äsn-ds, 
schon  in  der  indogermanischen  Ursprache  ihren  Stamm  durch 
Suffix  -an-  (-)>-)  erweitert  haben.  Auch  die  Stammerweiterung 
durch  -/-  ist  bei  den  erwähnten  Stämmen  schon  der  indoger- 
manischen Ursprache  zuzuschreiben,  vgl.  Scherer,  Zur  Gesch. 
S.  431  ff.;    Joh.  Schmidt,  KZ.  XXVI,  IG  ff. 


Ueber  das  aUmäligo  Umsichgreifen  der  -n-Declination  Im  Altindischen.  81 


S  c  h  1  u  s  s. 

Als  Gcsammtrcsultat  dieser  ganzen  Untersuchung  glauben 
wir  Folgendes  aufstellen  zu  können: 

1.  Das  allniälige  Umsichgreifen  der -w-Declinaiion  begann 
schon  in  der  Zeit  des  indo-iranischen  Zusammenlebens  und 
hat  sich  dann  stufenweise  bis  zur  Feststellung  des  classischen 
Indisch  entwickelt,  und  zwar: 

a)  Zuerst  wurde  der  Ausgang  des  Gen  it.  plur.  -näm 
auf  die  -ä-,  -l-,  -n-  imd  -n-,  -i-,  -?t-Stämme  übertragen.  Im 
Indischen  haben  sich  die  femininalen  Ausgänge  -änäni,  -inäm, 
-ünäni,  im  Iranischen  dagegen  die  niasculinen  und  neu- 
tralen -anäm,  -inäm,  -unäm  allgemein  verbreitet.  Dann  folgten 
im  Indischen  der  -7i-Declination  auch  die  -?■-  und  manche 
andere,  diphtongische,  ja  sogar  consonantische  Stämme,  Avie 
nr-näm  und   nr-näm,  gö-näm,  caUir-nüm,  shan-näm. 

}))  Auf  indischem  Boden,  aber  noch  in  einer  frühen 
Zeitperiode,  wurde  der  Ausgang  des  Nom.  accus.  })  1  u  r. 
neutr.  -ni  auf  die  -a-,  -i-,  -it-Stämme  übertragen  und  die 
Formen  auf  -äni,  -Im,  -üni  durch  Angleichiing  an  die  betrefFen- 
den  Formen  der  -?i-Stämme  gebildet.  Viel  später  erscheint 
bei  den  -r-Stämmen  ein  analoger  Ausgang  auf  -fni,  und  bi^i 
den  consonan tischen  Wurzelstämmen  die  Formen  auf  -iif/\ 
-fici,  -mpi  u.  dgl.,  die  wohl  auf  *-t-ui,  *-c-»/,  *''p-ui  u.  dgl. 
zurückgehen.  Ob  die  Formen  der  -.5-8tämme  auf  -rmsi,  -imsJii, 
-ünishi  auch  so  zu  erklären  sind,  kann  man  nicht  bestimmt  sagen. 

c)  Ebenso  speciell  indisch  ist  das  Umsichgreifen  der 
-?i-Declination  im  Instr.  singul.  der  -^-  und  -?(-Stämme-,  die 
Formen  auf  -mä,  -xinä  sind  bei  den  genannten  Stämmen  erst 
in  der  späteren  Zeit  der  altindischen  Ueberlieferung  gänzlich 
durchgedrungen. 

d)  Am  spätesten  erfolgte  das  Umsichgreifen  der  -w-Decli- 
nation  bei  den  neutralen  -/-,  -u-  und  -.r-Stämmen  in  den  übrig(Mi 
Casus,  die  vocalisch  anlautende  Suffixe  haben,  also:  -ine,  -vnns^ 
-rnü  u.  s.  w.  Nur  einzelne  Fälle  von  diesen  Bildungen  reichen 
in  die  vedische  Zeit  zurück. 

2.  Als  Hauptanlässe  zu  diesen  Neuerungen  sind  zu 
betrachten : 

Sit/.ungsbci-.  d.  (ihil.-hist.  Cl.  CX.   Bd.   l.   Uft.  6 


Sic  11,1  imsz. 

a)  Die  uralte  Parallclitil.t  der  -a-,  -i-,  -a  (rcsp.  -ä-, 
-l-,  -Ü-)  Stämme  mit  den  Stämmen  auf"  -an-,  -in-,  -im-  (van-), 
die  sieh  sogar  auf  die  Flexion  dei'selben  erstreckt  und  einen 
reffen  Austausch  der  Declinationsformen  verursacht  hat. 

b)  Das  Bestreben  sowohl  den  voc^llischen  Stamm  des 
Nomens,  als  aucli  das  vocalisch  anlautende  Casussuffix  nicht 
durch  Verschmelzung  beider  unkenntlich  zu  machen. 

c)  Der  Diff  ercnzirungstrie  b,  dem  zufolge  sowohl 
der  Zusammenfall  von  zwei  oder  mehreren  Formen  bei  den- 
selben Stämmen  vermieden,  als  auch  der  Genusunterschied 
bewirkt  wird. 

d)  Der  bei  allen  Analogiebildungen  vorkommende  An- 
gleichungs trieb,  der  sich,  ebenso  wie  der  vorher  erwähnte, 
in  jeder  Sprache  unbewusst  vollzieht. 

Somit  wäre  die  Frage  über  das  -n-  in  den  fiexivisehen 
Silben  der  Dechnation  vorläufig  als  erledigt  zu  betrachten,  bis 
auf  einen  einzigen  Fall,  nämlich  den  Instr.  singul.  der  -a- 
Stämme  auf  -ena.  z.  B.  gatena,  (St.  gata-).  Das  Iranische  hat 
hier  den  Ausgang  -ä  (-a),  der  sich  mit  der  entsprechenden 
Form  der  europäischen  Sprachen  ganz  genau  deckt;  somit 
scheint  der  Ausgang  -en«  eine  indische  Neubildung  zii 
sein.  Eine  plausible  Erklärung  dieser  Form  fehlt  noch,  denn 
sowohl  das  diphthongische  e  als  auch  das  kurze  a  (nur  in  der 
vedi sehen  Sprache  kommt  manchmal  langes  ä  vor)  erlaubt 
uns  nicht  diese  Form  mit  der  -Ji-Declination  in  etwaigen  Zu- 
sammenhang zu  bringen.  Am  wahrscheinlichsten  jedoch  scheint 
uns  die  Ansicht  Mahlow's  zu  sein,  ena  sei  ,ursprünglich  nur 
der  Instr.  singul.  von  ayam  gewesen,-  von  da  auf  die  anderen 
Pronomina  üb  ertragen  und  zuletzt  auch  auf  die  Nomina, 
übergegangen'  (Die  langen  Voc.  85);  man  vergleiche  sonst  die 
Erklärungen  von  Schleicher  (KZ.  IV,  54  ff..  Comp.«  561), 
Benfey  (Vollst.  Gramm.  §.725),  Bezzenberger  (Bezz.  Beitr.II, 
130),  LudAvig  (Der  Rigveda  III,  8)  und  besonders  Joh. 
Schmidt  (KZ.  XXVII,  292). 

Herr  Professor  B  ü  h  1  e  r  war  so  gütig,  meine  Aufmerksam- 
keit darauf  zu  richten,  dass  es  doch  im  Altindischen  Fälle 
gibt,  wo  ein  Nasal  hiatustilgcnd  zu  sein  scheint,  z.  B.  im 
.Rgveda:  himram  ojaJj,  eväm  agni  (neben  eva  agni?)  u.  dgl.,  dann 
in    der  Reduplicationssilbe    solcher    Perfectforraen ,    wie    än-äca 


U('l)er  das  allmälige  Umsichgreifen  der  -/(-l)eclination  im  Altindisclieii.  ho 

(Wurzel,  ac-),  än-ä/in  (Wurzel  (di-),  und  bei  allen  mit  -r-  an- 
lautenden Wurzeln,  z.  B.  än-rce  (rc-) ,  än-rdhe  (reih-)  u.  dj;!. 
(vgl.  Benfey,  (Jranim.  §.  86;  Whitney,  Indisehe  Gramm.  78<S). 
—  Freilieli  lässt  .sich  hier  der  Nasal  nicht  so  leicht  erklären; 
da  aher  diese  Fälle  nicht  in  den  Bereich  der  Declination 
lallen,  so  schliessen  wir  diese  Abhandlung  ohne  dieselben 
berücksichtigt  zu  haben.  Vielleicht  finden  wir  noch  Gelegen- 
litit.  (li(!sen  Nasal  im  Anschluss  an  andere  ähnliche  FiUle  im 
PAH  und  l'r:\krit  (vgl.  F.  K  u  li  n ,  Prdigr.  34;  F.  Müller, 
JainaprAkr.  o7)  einer  besonderen  Untersuchung  zu  unterziehen. 


6* 


X.  SITZUNG  VOM  22.  APRIL  1885. 


Se.  Excellenz  der  Präsident  gedenkt  des  c.  M.  Herrn 
Dr.  Rudolf  Eitelberger  von  Edelberg,  k.  k.  Hofratli^  Di- 
rector  des  Museums  für  Kunst  und  Industrie,  o.  ö.  Professor 
an  der  Universität,  welcher  am  18.  d.  M.  in  Wien  gestorben  ist. 

Die  Mitglieder  erheben   sich  zum  Zeichen  des  Beileides. 


Das  k.  und  k.  Ministerium  des  Aeussern  maelrt  die  Mit- 
theilung, dass  nach  einem  Berichte  des  diplomatischen  Agenten 
in  Cairo  bei  der  durch  Herrn  Director  Maspero  vorgenommenen 
Demolirung  von  mehreren  aus  alter  Zeit  stammenden  Häusern 
in  Luxor,  dem  Tempel  Neophis'  III.  gegenüber,  ein  sehr  grosser 
viereckiger  Raum  mit  72  Säulen  von  alter  und  fester  Bauart 
aufgedeckt  worden  sei. 

Herr  Dr.  J.  Krall,  Privatdocent  an  der  k.  k.  Wiener 
Universität,  sendet  ddo.  Teil  el  Amarnah,  5.  April  1885,  einen 
Bericht  über  seine  von  der  kaiserlichen  Akademie  ermöglichte 
Reise  von  Cairo  nach  Oberegyptcn.  Es  ist  demselben  möglich 
gewesen,  durch  Einsichtnahme  zahlreicher  demotischer  Texte 
die  Kenntniss  dieses  neuen  Gebietes  der  Egyptologie  zu  er- 
weitern. 

Die  Kirch enväter-Commission  legt  den  IX.  Band  des  Cor- 
pus scriptorum  ecclesiasticorum  latinorum,  enthaltend  von  Ev- 
gippii  opera  pars  I:  excerpta  ex  operibus  s.  Augustini,  in  der 
Bearbeitung  von  Herrn  Pius  Knöll,  vor. 

Ferner  überreicht  dieselbe  Commission  zur  Aufnahme  in 
die  Sitzungsberichte  eine  Abhandlung  des  Herrn  Professor  Dr. 


85 

Urundt   in   Heidclberi;-,   welche  betitelt  ist:  ,Verzeichniss  der  in 
dem  Codex   169  von  Orleans  vereinigten  Fragmente  von  Hand 
.sc'lii'iften  lateinischer  Kirchenschriftsteller'. 


Von  dem  w.  M.  ITerrn  Dr.  Pfizmaier  wird  eine  für  die 
Sitziingsherichtc  bestimmte  Abhandlung:  , Vier  Himmel  des  Ja- 
ni;ito  Liedes.   Erklärungen  buddhistischer  Dichtuniren'  vora-elefft. 


Von  Herrn  Dr.  Vaclav  Vondräk  wird  eine  Abhandlung: 
,Zur  Geschichte  des  «  im  Slavischen'  mit  dem  Ersuchen  um 
ihre  Aufnahme  in  die  Sitzungsberichte  überreicht. 

Die  Abhandlung  wird  einer  Commission  zur  Begutachtung 
überwiesen. 

Herr  Dr.  Stefan  Smal-Stockij,  Privatdocent  für  slavische 
Philologie  an  der  Wiener  Universität,  überreicht  eine  Abhand- 
lung :  ,Ueber  den  Codex  Hankenstcinianus'  und  ersucht  um  ihre 
Veröffentlichung  in  den  Sitzungsberichten. 

Die  Abhandlung  wird  einer  Commission  zur  Begutachtung 
übergeben. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academie  royale  des  sciences,    des   lettres    et   des  beaux-arts   de  Helgique: 
Bulletin.  54^  annee,  3«  serie,  toine  9,  No.  2.  Bruxelles,  1885,  8". 

—  uf  science  of  St.  Louis:  The  Traiisactioiis.  Vol.  IV,  Nr.  3.  St.  Louis, 
1884;  8«'. 

Berlin,    Universität:  Akademische  Schriften  pro  1882/83.  —  24    Stücke    4" 

und  8^ 
Bureau,    k.    statistisch-topog-rapliisches:   Württemberfrische    Jalirbücher    für 

Statistik  und  Landeskunde.  Jahr}i;ang   1884.    1.   Band,    1.  und  2.   Hälfte. 

Stuttgart,    1884—1885;  4".   —   IL   Band,    1.   und   2.   Hälfte.    Stuttgart, 

1884—1885;  4«. 
Gesellschaft,    k.  k.  geographische  in  Wien:  Mittheilungen.  Band  XXVIII, 

Nr.  3.  Wien,  1885;  8". 

—  für  Geschichte  und  Alterthum.skunde  der  Ostseeprovinzen  Kusslands; 
Sitzungsberichte.  Riga,  1884;  8". 

—  Mittiieilungen  aus  der  livländischen  Geschichte.  Jubiläumsheft  zum 
*).  December  1884.  Riga,  1884;  8".  —  Die  Livländer  auf  auswärtigen 
Universitäten  in  vergangenen   Jahrliunderten.   1.  Serie.    Riga,   1884;   8". 


86 

Istittiut,  het  koniiiklijk  voor  do  T;uil-,  Land-  en  Volkenkiuide  van  Neder- 

landsch-Indic:  Bijdragen.  4"^  Volf^reeks,  Deel  X,    ;S'=  stuk.  's  Gravenhage, 

1885;  8". 
Johns    Hopkins    University    Circ.ulars.    Vol.    IV.    Nos.    36 — 38.     Baltimore, 

1885;  4. 
Mittheilnngen   aus    Justus    Perthes'    geographischer    Anstalt    von    Dr.    A. 

Petermann.  3.  Band,  4.  Heft  und  77.  Ergänzungsheft.    Gotha,   1885;  4". 
Socicte    imperiale    des   Amis    des  sciences    naturelles,     d'anthropologie    et 

d'ethnographie.  Tome  XLV,  Nos.   1—3.  Moscou,  1884;  4». 
Society,    the   Asiatic  of  Bengal:    Bibliotheca  indica.    N.  S.  Nos.  5ü8 — 530. 

Calcutta,   1885;    8". 
Verein  für    Kunst   und    Altortliuni    in  Ulm    und    Oberschwaben:    Württem- 

borgisehe    Vierteljahrshofte    für    Landesgeschichte.    Jahrgang   VU.    Heft 

1  —  4.   Stuttgart,   1884—1885;  4". 

—  für  meklenburgische  Geschichte  und  Alterthumskvmde.  XLIX.  Jahrgang. 
Schwerin,   1884;  8". 

—  historischer  von  Oberpfalz  und  Regensburg:    Verhandlungen.    XXXVHI. 
Band.  Stadtamhof,   1884;  8". 


I' fi  z  111  j  i  f  I-     Vier  Himmel  di  n  .);uii;Ui)-Lici1.'s.  S< 


\"k'|'   liinimcl   dos  Jaiii;ito- Liedes. 


Erklärungen    buddhistischer   Dichtungen. 


Von 


Dr.   A.   Pfizraaier, 

wii'kl.   iMit''lio(io  tlcr  kais.   Akadeiiüc  der   Wisscnscliaftcii. 


Die  I',onzen  j^  |Jpf  Ton-A,  jf  ^  Ken-ko,  f^  f)f 
/iö-bcn  und  J^  ^|&  Kei-un  werden  als  die  sogenannten  vier 
Iliramel  des  .lauiato-Liedes  (5j^p  ^^  lltj  ^  wa-ka-no  si-ten) 
anc;eführt,  ein  Name,  den  sie  nicht  sowohl  wegen  der  Vortreff- 
liehkeit  ihrer  Gedichte  als  wegen  des  Inhaltes  derselben,  welcher 
ein  durchaus  buddhistischer  ist,  erhalten  haben  dürften ;  denn 
der  als  Dichter  berühmte  Bonze  ^  ^^  8ai-gio  und  noch  andere 
auch  mit  weltlichen  Stoffen  sich  befassende  Bonzen  werden 
zu  den  Himmeln  nicht  gezählt. 

Unter  den  oben  erwähnten  vier  Bonzen  wurden  über 
Ton-A,  Ken-ko  imd  Kci-un  einige,  zumeist  spärliche,  über 
Zio-ben  indessen  gar  keine  Angaben  gefunden.  Was  deren 
Werke  betrifft,  so  wurden  von  Ton-A  zAvei  Schriften,  eine 
grössere  und  eine  ganz  kleine,  von  Kei-un  eine  einzige,  ziem- 
lich kleine  Schrift  dem  Verfasser  zugänglich. 

^  ^  Ton-A  vermied  in  früher  Jugend  die  Welt  und 
bestieg  den  in  dem  Reiche  Mino  liegenden  Berg  Hie.  Nach- 
dem er  daselbst  die  Vorschrift  gelernt,  trat  er  in  das  Gebirge 
von  Taka-No.  Ein  Freund  der  Dichtkunst,  bethätigte  er,  wie 
gesagt  wird,  wunderbare  Begabung.  Er  starb  vierundachtzig 
Jahre  alt. 

In  dem  Werke  ,Der  Weg  von  Taka-No%  ursprünglich 
^I  ^  0  pB  ^'ff'^^^^-'<^o-n<}  nikki,  ,Das  Tagebuch  von  Taka-No*^ 
genannt,  schildert  Ton-A  seine  Ankunft  in  dem  Gebirge  von 
Taka-No    und  Avas   er  in  dem  Kloster  dieses  Gebirges  erlebte. 


88  Pfizraaicr. 

Er  öchlicsöt  in  seine  Selirift;    wclclic  in  dieser  Ablumdlnng  er 
klärt  wird,  eine  Menge  buddhistiselicr  Gedichte. 

Die  p;anz  kleine  Sclirift  ^J.i  ^  ^  g^  ^  </>i-i)inn-ken- 
siü-b'/tfiti  ^Nachschrift  znr  Erklärung  der  Fragen  des  Thoren  an 
den  Weisen^,  ebenfalls  von  Ton-A,  wurde,  weil  prosaisch,  nicht 
in  Betracht  gezogen. 

lieber  *^  ^  Zio-ben  und  J^  ^  Kei-un  findet  sich 
nur,  dass  sie  Bonzen  von  der  mit  dem  Namen  ^^  |^p  Ho-win 
bezeichneten  ersten  Rangstufe  der  Bonzen  gewesen.  Von  den 
Schriften  Zio-ben's  wurde  dem  Verfasser  nichts  bekannt,  von 
Kei-un  blos  die  kleine  prosaische  Schrift  »^  *^  y  ^  /  ^ 
(jai-kotsu-no  e-no  sein  ,Auf  das  Gemälde  der  Todtenknochen', 
welche  jedoch  hier  erklärt  wird. 

Von  ^  W  Ken-ko  sind  eine  grosse  Anzahl  Dichtungen 
vorhanden,  welche  in  dem  aus  einem  einzigen  Buche  bestehen- 
den Werke  ^^  ^?  ^^  j^fjj  ^  ^^  ken-ko  lio-si  ije-no  atsume 
, Sammlungen  des  Hauses  des  Bonzen  Ken-ko'  vereinigt  sind. 
Diese  Sammlung  ist  dem  Verfasser  nicht  zugänglich  geworden. 

Zu  den  ebenfalls  nicht  erlangbaren  vSammlungen  der  Häuser 
gehören  ferner : 

J^  3iM  ^'  ^f|j  ^^  kei-un  ho-si  sin  ,  Sammlungen  des 
Bonzen  Kei-un'.     Ein  Buch  in  Handschrift. 

^S  ^.  ^^  ^0  ^C  ^^  zoku  sb-an  iva-ht  sin  , Fortgesetzte 
Sammlung  von  Jamäto-Liedern  der  Pflanzenhütte^  Dieses  aus 
zwei  Büchern  bestehende  Werk  ist  die  Sammlung  des  Bonzen 
Ton-A  und  enthält  dessen  Dichtungen. 

Den  genannten  zwei  Schriften  wurde  eine  von  dem  Bonzen 
^  S  "^^'^^^  ™  Geiste  des  Buddhismus  verfasste  poetische 
Schrift :  |ö^  J^J2  ^  ^^  pE  töförni-no  mitsi-no  ki  ,Der  Weg 
von  Totomi'  vorangesetzt.  Z6-ki,  ein  Bonze  des  Berges  Hi-je, 
sonst  hinsichtlich  seiner  Abstammung  unbekannt,  soll  in  dem 
Jamäto-mono-gatari  vorkommen. 

Auch  über  das  Zeitalter,  in  welchem  sämmtliche  Dichter- 
bonzen lebten,  schweigen  die  Verzeichnisse  der  Stammbäume. 
Aus  der  chronologischen  Ordnung  dieser  Stammbäume  geht 
indessen  hervor,  dass  als  Lebenszeit  für  die  vier  zuerst  erwähnten 
ungefähr  die  Jahre  um  die  ]\Iitte  des  vierzehnten  Jahrhunderts 
n.  Chr.,  für  Z6  ki  ungefähr  die  Jahre  um  den  Anfang  des  eilften 
Jahrhunderts  n.  Chr.  anzunehmen  sind. 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedes.  ö9 

Der  Weir  von  Tölömi. 

7    9   y{   r    ^   IV  ^   r   M 
^    }^    t    t    ~   '-   y  + 

/Saii-fpuitsu  toioo-ka  adzuma-je  vmlcaru-ni  \  tsutsmni-te  ai- 
niin.u.  hito-ico  omo. 

Am  zelmten  Ta^'c  des  dritten  Monats  nach  dem  Osten 
scheidend,  daclite  man  an  den  Menschen,  mit  dem  man  ver- 
(hckt  die  Zusammenkunft  hatte. 

ly     U     k     )L     ^     )\     ^)     7     y    "^ 
1J     \y     ^    ^    "^     y    ^A     )\    )V    ^ 

n   -   7   7-   r    u    ~    ij   b-    ^ 

Mijaho  idzitru  \  kefu  hakari  daiii  |  hatsulca-ni-mo  \  ai-mite, 
In'to-ni  I  wakare-ni-si-ka-ha. 

Aus  Mijako  man  tritt, 

Heute  nur  allein, 

Oberflächlich  auch 

Indem  man  sich  sah,  von  dem  JMenschen 

Als  man  getrennt  sich  hat. 

y"    ^)    t    ^^    ~    ^   M 
Ä    H     7    y"    ^    )\ 

Kawa-hata-dera-nite  viijako-wo  kajeri-ndte. 
Von    dem  Kloster    von    Kawa-bata   nacli    Mijako    znriick 
lilickcnd  : 


jL    -fe    ~     ^    5?g    ly     )j    ^     -^ 
^    y"    ^    7    ^    t^    ^     1]     ~J 

Mijttko    nm)d   \    hijari-mlrare-si    \   adznma-dzi-ni   \   kovia-no 
kokoro-ni  |  makasete-zo  juku. 


i/U  Pf  i  z  m  aier. 

Nach  Mijako  nur 

Wo  zurück  man  blickte, 

Auf  des  Ostens   Wege 

Sich  dem  Willen  des  Füllens 

Ueberlassend  man  geht. 

^-    ))    h   t^    y   ili   y   \\]   ^    \i 

/Sekt  jama-no  nüdzii-no  hotori-nite. 

An  dem  Ufer  des  Bergwassers  des  Passes: 

ii^^  y   t   ^  ^  yi  ^  ^  n 
^   ^   ^   A    ^)    \y  ^  ^   ^ 

K    ^    X    7    -     A    ^    * 

Seki-midzu-ni  \  mata    koromo-de-wa  |  mire-ul-keri  \  futa-iiin- 
suhi  dani  |  nomann   kokoro-ni. 

Von  dem  Passwasser 

Noch  des  Kleides  Hand 

Befeuchtet  ward, 

Mit  zwei  Händen  bloss 

Nicht  zu  trinken,  bei  dem  Willen. 


^ 


-^     ^    ^^    M    ^    "r    ^    y 

Hifo-no  do  k%idari-ne-io  i-i-sl-ico  seki-idzuru  hodo-ni  ovwi-idelr 
Die  Menschen  sagten :  Jedenfalls  steige  man  herab.     Bei 
dem  Austreten  aus  dem  Passe  kam  in  die  Gedanken : 

Sr   y   y   n   ^   "t   i-   r  )v  ij 
»j    -t    h  X   t    ij    y   3^  #    >J 

U-kari-keru  |  mi-tva   adztmui-dzi'no  |  seki-niori-m.o  |  ovwi-ii.a 
je  koso  I  fodov)ezari-keri. 

Traurig  gewesen 

Ich  selbst,  des  Ostweges 


Vier  Iliiniiicl  des  .Tajnäto-Licdes.  Ul 

Passwächter  auch, 

Von   Gedanken  g'lücklich, 

Anff^ehalten  nicht  hat. 

~  ^    7    7    h    n    -5?    7 
^v    ^    ^)\'    ^    y    y    1j 

Wo-knta-)io  liara-to   iü   fokoro-wo   maqnru-ni. 
Indem    man    an    einem    Orte    Namens    Wo  kata-no    hara 
,l'-bene  von  Wo-kata'  umherzog: 

3.7=777     7     11^117^ 

y   X   ^    ^  )v    jj    7  )u   >r  ^ 

Uld-na  nomi  \  oi-dzuru  mono-wo  |  Idbarl  agarii  |  wo-hitu-no 
lni)-(t-wo  I  vii-sutete-zo  jukti. 

Der  leichte  Name  nur 

O  dass  gebannt  wäre ! 

Wo  die  Lerche  steigt, 

Wo-kata's  Ebene 

Aus  den  Augen  lassend,  man  zieht. 

7t^y^t\U^t 
IV   ^   m  "r   y   y    ^ 

Kruiavii-no  jama-no  viive-ni  kumo-no  nohoru-tvo. 

Als  auf  dem  Gipfel  des  Spiegelbergcs  '  die  Wolken  stiegen : 

^  ±   y    ij    p  %  y  -^  \\\   ij 

))     -)j     :2     it\    ^    ~    )V    y"     ^     ^ 
U      Y    t     3     )\    1^    ^    )V    ^ 

K(igami-jawa  |  im  made  mi-tsurn  \  wagn  mi-7Ü-tva  \  uki-jori- 
l/i)k(i-iio  I  kofo  na-kari-kerii: 

In  den  Spiegelbcrg 

Bis  sie  eintraten,  man  blickte  hin, 


'  Der  Spiegelberg  liegt  in  'leni  Reiche  Uiiii,  Krei.s  Kaina-fu 


92 


Pf  i  i;in!i  i  er. 


An  dem  eigenen  Selbst, 

Ausser  dass  es  traurig, 

Eine  Sache  nicht  gewesen  ist. 


y  -^ 

l^    X 

]y  - 

y   ^ 

)^     7 

m  -^ 

Akn-tsulci-ni  kisi-no  naku-wo. 

Bei  Tagesanbruch  schrie  der  Fasan. 

7.     ^     if^     ZL     y"     ^ 

^     4z     -     4z    ^     > 

Sumi-nare-no  |  no-be-ni  wonore-wa  \  tsuma-to  nete  |  tabi-jnki 
gawo-ni  |  »la/c?«  kigis^i  kana. 

Wo  zu  wohnen  gewohnt, 

In  der  Feldgegend  er  selbst 

Und  die  Gattin  nachdem  geschlafen, 

Mit  des  Reiseantritts  Miene 

Der  schreiende  Fasan! 

Y    ^    \y    t     ^)     X     9    y     t     H     )^ 

Haruka-ni  hi-ra-no  jama-ico  '  asu-jori-wa  kakure-nu-besi  tote. 
In    weiter  Ferne    der  Berg  Hi-ra.'     Man    sagte,    dass   er, 
von  dem  morgigen  Tage  angefangen,  verborgen  sein  wird. 

~iy\h^:Lry7sU^ 

Kefu  bakari  |  kasxmiazaraiinn  |  agate-juku  \  mijnko-no  j'ivui- 
wo  \  are-to  dani  min. 

Heute  allein 

Nebel  nicht  wird  umzieh'n; 


'  Der  Berggipfel  Hi-ra  befindet  sieh  i»  Omi,  Kreis  Taka-siitia. 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedes.  93 

Den  man  verthcilen  will, 

]\[ijako's  Berg- 

üass  dort  ist,  wird  man  nur  sch'n. 


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Mtikasi  komori-te  okonai-si  -  haberi-si  \  jama-dera-no  lii-ni 
jakfA.e  ari-si-ni-mo  arazu  nari-te  \  amutsutsi-no  maje-ni  ari-si  | 
jamd-hitki-no  kitsn-no  naka-ni  maziri-te  \  tokoro-dokoro  aru-ioo. 

Einst  wurde  ein  Gebirgskloster,  in  welchem  man  im  Ver- 
borgenen den  Gottesdienst  beging,  vom  Feuer  verzehrt  und 
war  zuletzt  nicht  vorhanden.  Die  früher  vor  der  Schiesswand 
wachsenden  IMusspflanzen  mengten  sich  inzwischen  ein  und  be- 
fanden sich  an  verschiedenen  kStellen. 

^     ^     ly     y     \^    ^    )V     ))      T 

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Ada-iKD'i-io  I  miru-mirn  vje-si  |  jama-Jmki-no  |  Inina-uo  iro- 
si-mo  I  kntarazari-keri. 

Eitler  Weise 

liier  und  dort  die  man  pllanzte, 
Der  Bergmusspflanze 
]ilüthen  farbig  werdend, 
Verfaulten  nicht. 

^    V   t    ^    n   1]    ^)    ly   y   \\\ 

1/     ly     ly     9     i       iJt)^^'7 


ii4 


r  f  i  7 III  a  i  e  r. 


Jama-hiiki-no  \  sirusl   hakari-mo  \  na-kari-se-ha  \  idzuko-ioo 
sumi-si  I  sato-to  siramaai. 

Der  Miisspflanze 

Kennzeichen  einzig 

Wenn  es  nicht  gäbe, 

An  welchem  Orte  das  bewohnte 

Dorf,  man  nicht  würde  wissen. 


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Soko-jori  kudaru-ni  hi-kure-mi  \  katarai-si  hiziri-no  aru 
tokoro-ni  makari-tare-ha  \  sono  hito-iva  sini-keri. 

Indem  man  von  dort  herabstieg,  ging  die  Sonne  unter. 
Als  man  nach  dem  Aufenthaltsorte  eines  heiligen  Mannes,  mit 
dem  man  gesprochen,  sich  fortbegeben  hatte,  war  dieser  Mensch 


gestorben. 

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icokono  tote  ' 

liito-hito  nmata 

hoher e-do 

mi-mc 

siranu  hito  nari 

hito 

-wo  /oft/- 

dasi-te  iü. 

Indem  sie  mit  Allen  zugleich  begannen,  sind  viele  Men- 
schen, von  denen  es  heisst,  dass  sie  die  allgemeine  Verwandlung  ' 
so  vollbringen,  doch  es  sind  Menschen,  welche  man  nicht  sieht 
und  nicht  kennt.  Man  sagt  es,  indem  man  die  Menschen 
hervorruft. 


'  Dip  liior  zu  Grunde  liegenden  Zeichen  sind  -jMf'  ^tK  (fn-kc)  ,allgemein 
sich  verwandeln',  d.  i.  .alloemein  sterlicu.  Es  wird  von  einem  Bonzen 
der  allgemeinen  Verwandlung  {fi(-ke,-.to)  berichtet,  doch  sind  ilie  über 
ihn   vorhandenen   Erklännig(Mi   niclit    gut   verständlich. 


Vier  Iliiiiinol  ilos  .lamäto-Tacdes. 


95 


vo 


Waqa  omojn  |  hifo  koso   )i<t-k(ire  |  niukain'  mi-si  \  mijuko- 
iiiki-irit  I  omoi-idzti-rdmii. 

An   den  icli  denke. 

Der  Älensch  nicht  j:j;eweöen  sein  mag. 

Den  einst  ich  sah, 

Mijako's  Mond 

In  die  Gedanken  kommen  mag. 

1^     )j      -     ^     ^     f^    )\^    y     Y    X 

Mdta  koio-J)ito-no  sarv-heki-mo  |  nakn.  nari-ni-keri-to  kiJd-fs. 
Auch  konnte  ein  anderer  Mensch  ein  solcher  sein,  und 
iii  hörte,  dass  er  gestorben  ist. 

7;    -    A 
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Nazo-mo  kaku  \  mi-to  mi-si  kito-wa  |  kije-ni-si-wo  \  k<ii-nakl 
si-mo  I  nani  fomari-keu. 

Warum  auf  solclie  Weise, 

Den  von  Leib  man  sah,  der  Menscli 

Ausgelöscht  wardV 

Der  Leib,  dem  nicht  zu  helfen, 

Wie  wird  er  eingekehrt  sein? 


iii: 


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Sk-ho  mntn-no  lontari-nite  amc-ni  (li-te,  |  .s'o;k)  /o 
->//  tomari-fe  hahcru-ni  |  koma-domo  avinta  miju 


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96  1*  t'izma  i  0  r. 

An  der  Ucberfahrt  von  Su-no  mata^  hatte  man  Regen, 
und  als  man  diese  Naeht  sogleich  dort  einkehrte,  waren  viele 
Füllen  zu  sehen. 

^    y    7.    "i^    \L    =•    y    it^    i^    W 

^  %  7   l^   ^   =• 

y    y"    Mi    ti    ^    X 

Sawa-ni  sumu  |  koma  hosi-karanu  \  mitsi-ni  dete  |  hi-gitrasi 
sode-tüo  I  ■)nirasi-tsuru  kana. 

An  dem  Sumpfe  wohnend 

Das  Füllen  auf  dem  unerwünschten 

Weg  indem  heraustrat, 

Die  Abendgrille  den  Aermel 

Befeuchtet  hatte! 

y^^ypy^lV-y      \)      )\     f 

Owari  narimii-no  ura-nite. 

An  der  Bucht  von  Narumi'^  in  Owari: 

^)     y    ^    U    y   M    ly    n    \L 

Kai-)iaki-ii:a  j  iiaivo  hifo  sirezit  |  nfii  koto-no  \  haruka-narn 
mi-no  I  urami  nari-keri. 

Wo  kein  Mittel, 

Noch  immer  der  Mensch  nicht  gekannt, 

Der  Begegnung  Sache 

In  weiter  Ferne  des  Leibes  •* 

Missbehagen  geworden  ist. 


'  Der  Flnss  Su-no  mata  bildet  die  Grenze  zwischen  den  Reichen  (>\v;ui 
und  Mino.  Der  Name  ist  die  Znsaninienziehung  von  smiii-no  mala 
,Tintenschenkel'.  . 

^  Die.se  Bucht  befindet  sich  in  Owari,  Kreis  Ai-tsi. 

■'  In  den  Worten  hnruka-naru  mi-iio  vrnmi  ,des  in  weiter  Ferne  befind- 
lichen Leibes  Missbehagen'  werden  die  inneren  »Sylben  zu  narmni-no 
ura  , Bucht  von   Narnmi'   .al)p'etheilt   und  als  ein   Wortspiel    'j-ebranclit. 


Vier  Himmel  dos  .lamätri-IJodps.  97 

Futa-go-jama-nite  |  tsufsuzi-no  haru-hnrn-fo  saki-fe  haheru-ni. 
Als    auf 
rosen  blühten : 


Als    auf   dem    Zwillingsberge '    weit   und    breit    die  Berg- 


~:^y2^2yyy'i'/tl 
^      =.      =.       y       y      ^      ^       \)        -       y 

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Karn-kuui-no   \    nisi    nari-tote-mo  j  kurnhe-viiu  |  fufa-mnra 
jama-vo  \  vi-si-ki-m-wa  nisi. 

In  des  Chinareiches 
Westen  ob  sie  auch  seien^ 
Vergleichend  man  wird  seh'n, 
Von  dem  Berge  der  zwei  Dörfer'^ 


Dem  Goldstoif  glichen  sie."' 


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Sono  jo  ko-fu-ni  fomaru  \  kono  ornosi-no  woka-ni  hito-hifo 
toinari-ta  \  kitana-to  iü-heki-ni-mo  (xrazu. 

Diese  Nacht  kehrte  man  in  dem  Sammelhause  des  Reiches 
ein.  Indem  auf  der  Anhölie  von  Omosi  daselbst  die  Menschen 
einkehrten,   konnte  man  nicht  sagen,   dass  es  garstig  sei. 


'  Der  Name  dieses  Berges  ist,  auf  der  Karte  iiielit  enthalten. 

-  Dieser   auch    anderswo    vorkommende    Name    eines    IJerges    ist   auf    der 

Karte  ebenfalls  nicht  (Mithalten. 
■'  Ein  Wortspiel   zwiselien   den  Wörtern  nln  ,Westen',  ni-si-ki  ,Hri)cat'  und 

ni-si  ,sie  glichen'. 
Sitziint'sber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.  I.  Ilft.  '  7 


98 


Pf  i  7.111  ;i  i  0  r. 

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Kasiwa-(]i-no  sita-ni  makic  hiki-te  jadori-haberi-te  \  hifo  sirezu 
omo  hoto  ohoje-liaheru-ni  |  tike-gata-ni. 

Unter  einem  Steineichenbaum  ein  Zelt  spannend,  über- 
nachtete man  und  fühlte,  dass  man  sicli  von  den  Älenschen 
ungekannt  denke.     Bei  Tagesanbruch  : 

jj   ^  ^  m  ^  ^  y  y  ^v 

Neraru-ja-to  |  fusi-mi-tsure-domo  |  kusa-maknra  \  ari-ake-no 
tsiiki-'ino  I  sode-ni  mije-keri. 

Ob  geschlafen  ward, 
Liegend  wohl  war  zu  seh'n, 
Bei  dem  Pflanzenpolster  '  jedoch 
Des  Tagesanbruchs  Mond 
Auf  dem  Aermel  war  zu  seh'n. 

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IV  y.    z.    j)    m    ^)    y   n 
^viyyiy^yx 

Slkasu-ga-no  toatnri-nite  |  vmtasi-mori-no  imiziü  nure-taru-ni. 
Als    an    der   Ueberfahrt    von    Sikasu-ga  ^    der    Fährmann 
überaus  benetzt  war: 

\)^jLiyytiTty^ 

t^    JV    y"     ^     X     h    M.     h    t 
"ty^i-lltyJilyA 


'  Das  Pflanzenpolster  ist  der  Schlaf  im  Freien. 

2  Die  Ueberfahrt  von  Sikasn-jja  soll  sich  in  dem  Reiche  Migawa  neben 
dem  zu  dem  Dorfe  ~r^  PH  Tai-raon  gehörenden  Altare  der  acht 
Schwerter  (ja-tsurugi-no  jasii-o)  befinden.  Sie  soll  auch  in  der  Gedicht- 
sammlung der  goldenen  Blätter  und  in  dem  Tagebuche  Sara-sina  er- 
wähnt werden. 


Vier  Himniel  dos  Jamäto-I.iedes.  99 

Tahi-hito-no   \   tos/'-vio    mrjene-do   \   sikast(.-ga-no   \    mi-iKireta 
mijurii  I  wntasi-mori  kmui. 
Der  Reisenden 

.Jahre  wenn  auch  nicht  zu  seh'n. 
Doch  selbst  an  ein   solches ' 
Wasser  dass  gewülmt  ist,-'   man  sieht, 
Der  Wiicliter  der  Fähre! 

Mlja-dzijama-no  fndzi-no  Imna-wo. 

Die  BUithen  der  Bohnenbäume  des  Berges  Mija-dzi: 

b-    )V    J     ^    ^    ^    )\^    Y     ^     2^ 

Mwasciki-no  \  kumo  tomi-fstirni-tva  |  7nija-dzi-jam,a  \  na-tahiki 
fndzi-no  I  sakeru  nari-keri. 

Wo  die  purpurnen 

Wolken  reich  gewesen, 

Auf"  Mija-dzi's  Berg 

Der  von  Namen  hohe  Bohnenbaum '^ 

Dass  aufgeblüht  ist,  geschah. 


IV  y   y   X   ^   i^   ^ 

Takasi-jama-nite  suje-tsuki  f.ndairii-to  kiki-te. 
Man    hörte ,    dass    man    auf  dem    Berge    Takasi  '   irdene 
Becher  verfertigt. 

"'  Der  Name  der  Ueberfahrt  von  Sikasu-ga  wird  hier  als  nikasu-ga,  welches 
mit  dem  abgekürzten  sa.in-r/a  , selbst  ein  solelier'  gleichbedeutend  ist, 
betrachtet. 

'  Mi-nuinivu  ist  sonst  in  der  Bedeutung:  ,an  das  Sehen  gewöhnt,  zu  selien 
gewohnt  sein'  üblicli.  Indem  man  hier  mi  als  Abkürzung  von  midzn 
,Wasser'  betrachtet,  erhält  das  Wort  die  IJedeutung:  an  das  Wasser  ge- 
wülmt sein. 

■'  Vielleicht  Anspielung  auf  ^fe  J^  Fudzi-wara  ,Ebeno  des  Bohnen- 
banme.s',  den  Namen  des  angoschensteji  japani.schen  Ge.schlecht.es. 

■*  Der  Berg  Takasi  befindet  sicli  an  der  (Jrenze  der  Reiche  Migawa  nud 
Tötomi. 

7» 


100  l'fi/.iiiaior. 

hyy^^xy^± 

Tatsu  narami.  |  iaknsi-no  jama-no  \  suje-tsukiiri  \  mono-omoi- 
wo-?:o  I  jakn-to  sa-to  Iciku. 

Ununterbrochen 

An  des  Berges  Takasi 

Töpferarbeit 

Den  Gedanken 

Zum  Versprechen  dass  man  macht;  hört  man. 

y"    ^     V    "b    /    zy    n    y    ^    -^    )\ 

Hama-na-no  hasi-no  mofo-nite. 
An  der  Brücke  von  Ilama-na : ' 


7   i-   ^    y   ^   ^    y   y    n 


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Hito    sirezu   |   hama-na-no    hasi-no   \   vt.n-watasi  \   nageki-zo 
loafaru  |  ikn-jo  nnki-jo-wo. 

Den  Menschen  unbekannt, 

Hama-na's  Brücke, 

Bei  ihrem  Schlagen 

Das  Weh  übersetzte  '^ 

Wie  viele  Alter,  entschwundene  Alter V 

9    )v    ^    ly    t^    D    y    2>    n 

Hasi-no  kohore-tarn-ivo. 
Die  Brücke  war  zerstört. 


'  Die  Brücke  von  IIam.a-n,a  befindet  aicli  in  Totumi,  Kreis  Ilama-na.  Man 
baute  sie  im  achten  Jahre  des  Zeitraumes  Gen-kei  (884  n.  Chr.). 

2  Die  Wörter  watasi  ,übei-setzen,  hinüberführen,  auclt  eine  Brücke  .schla- 
q;en^  und  wataru  , übersetzen  oder  vei'bringen'  sind  Formen  eines  ein- 
zigfen  Verbums. 


Vier  nhniiiel  des  .liimato-Liedcs.  IUI 


^  .7    y    ^    ^  ^J^i   n   ^   X 


Naka-tajetr,  |  watasi-mo  hatenu  |  mono  jiije-ni    udui-x!  lunua- 
na-no  \  hasl-ico  mise-ken 

]\Iitten  zerrissen, 

Das  Sclilagen  auch,  nicht  zu   Ende 

Gebraclit  weil  es  ist. 

Wozu  liama-na's 

P)riick('  man   gezeigt  wird  haben? 

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)V   X   ^    U    ly  i^  7   m   y"    y    1J 

iMakari-tsiiki-ta  notsi  (ima-no  j nri-Jidheri-keve-ha  kaku  oboje- 
haherii. 

Als    man    gänzlich    fortzog    und    naclihor    Regen    gefallen 
Avar,  dachte  man   wie  folgt: 

Tare,-ni    iwamu  \  hima-)inki  koro-no  |  nagame  fiirn  \  mono- 
oniofa  hito-no  \  jadori-(/ara-kf(-tvo. 

Wem  wird  man  c\s  sagen? 
Zur  Zeit,  wo  Müsse  nicht  ist, 
Langer  liegen  fällt, 
Der  Mensch,  an  den  man  denkt, 
Seiner  Einkehr  Art  ob  es  ist? 

Hotofjisu-no  ko-ewo  kikl-te. 

Indem  mau  den  Ruf  des  Kukuks  hörte  : 


102 


V  t'l  zm  ai  o  r, 

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:? 

no   goro-ioa 

nete   nomi-zo    mad 

zu 

hotofogisn 

sihnsi 

mijako-no  \  mono-gatari-se-jo. 

Um  diese  Zeit 

Indess  man  nur  schläft,  früher 

Der  Kukuk 

Eine  Weile  Mijako's 

Gespräche  führen  möge. 

^     >     4^     7     ^     -h     y      0      h     :/     )^ 

Hako-dori-no  naku-wo  kiki-te. 

Indem  man  den  Kistenvogel '  singen  hörte: 

UY.YiP'^^Yyy-^ 
^v^t^yyntVY 

Furu-sato-no   j   koto-tsute-ka    tote   \   hako-dori-no   |   vakn-ioo 
nresi-to  \  omoi-keru  kana. 

Von  dem  alten  Dorfe^ 
Botschaft  vielleicht  dass  sei, 
Des  Kistenvogels 
Singen  als  freudig 
Gedacht  man  hat! 

^)\y^py'yyuyi' 

Nunawn-no    nngaki-.ioo  \  hito-no  mote-mode-kitarn-ioo   viite. 
Indem    man    sah,    dass    langen  Wasserklee    ein    Mensch 
hereinbrachte: 


'  Dei"  Name  dieses  Vog^els   kommt  bloss  in  zwei   neiieren  Wörterbüchern 

vor,  deren  eines  dufür  -t«     &   (hal 
2  Pas  alte  Dorf  steht  für  die  lleimat. 


All-  gC-t 

vor,  deren  eines  dafür   -t«    ^^    (hako-dor!)  ,Kistenvofrel'  setzt. 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedes.  1  Oo 

y"    y    )V    U     n    ^    y"     h     n    ^ 
--     h     )^     -     )^     ^     :&     ^      ^     ^ 

Ware   nava-ha  \  ike-to    i-i-te-mo  \  ulci   nunawa  \  haruka-ni 
knru-ioa  |  madzu  tome-temasi. 

Wenn  ich  es  bin, 
Gehe!  ob  man  auch  sagt, 
Der  schwimmende  Wasserklee, 
Fernher  indess  man  kommt, 
Aufhalten  früher  wird.' 


7^     7    ^     h    ^     7 

Jo-fakaka  hototogisii-wo  kiki-te. 

Indem  man  in  tiefer  Nacht  den  Kukuk  hörte: 

l^     y     ^     ^      7^Ajiy-s7 

Mi-wo    tsume-ba  \  aware-to-zo    kikn  \  hototogisu  \  jo-ivo    hete 
ika-ga  \  omojerai  nasi. 

Sich  selbst  wenn  man  bedrängt, 

In  Leid  den  man  hört, 

Der  Kukuk 

Die  Nacht  verbringt  und  wie 

Gilb'  CS  ein  Nachdenken  nicht? 

-  )i>   #    0    7   y   pH    0   i  ii 

Roka-guntsu  itsu-ka  ame-no  furi-liaheru-ni. 


A^ 


Als  am  fünften  Tage  des  sechsten  Monats  Regen  fiel: 


'  Das  Wort  nunawn  ,Wasserklec'  ist  dio  Abküi'zung  von  nuna-naioa  ,Teicli- 
scliinir',  wobei  numa  oder  ?/?/  ein  Synonym  von  ike  ,Teicli',  I/ce  kann 
alx!!'  auch  als  Imperativ  von  i/cu  , gehen'  betrachtet  werden  und  ,geh('!' 
bedeuten.  Nmtm  ,Sehnur'  wird  als  etwas,  womit  man  den  Kommenden 
aufgehalten  haben  wird,  angeführt. 


104  l'fi/.iiiaicr. 

V  i-   y   y   T   y  ^L^   ^   ^  tot 
V  y   u   y(   )\   t   ^   /   y 

Jo-no    naka-no  \  tiki   nomi  rnasaru  |  )i(ujame-ni-wa  \  njame- 
no  ne  koao  \  madzu  iiayare-kere. 

Wobei  von  der  Welt 

Das  Traurige  nur  zunimmt, 

In  dem  langen  Regen 

Der  Schwertlilie  Wurzel 

Zuerst  wird  geschwommen  sein.' 

-     #     y     B$     yfc     :ffi     ^ 

)u  Pf  ,i  -   y  ^ 

Tntsi-hana~no  kl-ni  hototogisu-no  nahi-haberu-ni. 
Als  auf  einem  Pomeranzenbaum  der  Kukuk  rief: 

y     ly     Z^     )\     -     )\     -y     ^     ^     if^ 

Hototogisu    I    hana-tatsi-hana-no    \    kawakari-ni    \    naku-ioa 
mnkasi-ja  \  koi-si-karu-ramv . 
Der  Kukuk 

Auf  dem  blumigen  Pomcranzenbaumj 
Wenn  die  Blüthen  verdorrt, 
Dass  ruft,  einst  vielleicht 
Geliebt  sie  werden  gewesen  sein. 

^   )V    ^    P    y"    7     ^)     =^ 


Jama-dera-jori    mume-ico  vwte-nwde-kifaru-wo  mite. 
Indem  man  sah,  dass  man  von  dem  Gebirgskloster  einen 
Pflaumenbaum  hereinbrachte : 


1  Anspielmif!:  ;mf  das  vorhergehende    Wort    nki,   welches   sowolil    ,traiirifr' 
als  auch  ^schwimmend'  bedeutet. 


Vier  Hiniincl  des  Jamäto-Medfis.  lOO 


^  m   u    "    T   t   i   )^  H 
A    9   y    n   ^   )^  U  y   ~ 

IlIijako-)u-wa    \    ,\i(h:u-je-no    miivie.-mo    |    fsirl-hatete    \    t<ida 
haiüakarino  \  fsiiju-no   wokurama. 

In  Mijako 

Dos   untcrzvvcigigcn  Pflaunicnl)uiuncs 

l^lilthen  da  ganz  vorsti'out, 

Nur  der  verdorrten  Blüthen 

Tliau  geleiten  wird. 

7    ^    +     7    m    ^ 

HototogisH-no  wiku-wo. 
Das  Rufen  des  Kukuks : 

1]     ^     )V     3     7     J     ^-      ^) 

Wam  hakari  \  wari-naku  mono-jn  |  omofu-ramu  \  jorii  hirii- 
vio  nakii  I  hototogisu  kann. 

Für  sich  allein 
Unentschieden  vielleicht! 
Denken  wird, 
Tag  und  Nacht  rufend, 
Er  der  Kukuk! 

Roku-guatsu  nanu-ka  mala  tsutomete. 

Am  siebenten  Tage  des  sechsten  Monats  noch  am  frühen 
Morgen : 

U     4^    7;     7i     /     7    ^    7k    S 

^  tit    /   -h   r    ^   It   y   Oj 


106  I'fizniiiicr. 

Natsit-jama-iio  \  ko-no  sitn  kage-ni  \  wokn  tsuju-no  \  aru-ka 
uaki-ka-no  \  vki-jo  nari-keri. 

Der  Sominerberg, 

Unter  seinen  Bäumen  im  Schatten 

Der  Thau,  der  fällt, 

Die  zweifelhafte, 

Vergängliche  Welt  geworden  ist. 

^    U    )ly    H     y    y    X    ^ 

Jo-vio  sucjara  tsuki-too  nagaTtmru  akatsuki-ni. 

Als  man  die  ganze  Nacht  nach  dem  Mond  blickte,  bei 
Tagesanbruch : 

n  -^^  j  IV  y  "^  V  -^  )\  y 

/^'^yH^'r^     ( 

Tsure-dzure-iva  \  nagusamane-domo  jo-mo  sngara  j  mirani,ru 
mono-wa  \  owo-sora-no  tsuki. 

In  Langeweile 

Nicht  getröstet  man  war, 

Doch  die  ganze  Nacht 

Was  gesehen  ward,  die  Sache 

War  der  Himmelsfeste  Mond. 

i^    ^    ^    ^    ^    )V    7.    y    ^    t    y 

Tsugomori-ni  nerarezu  haberu  mama-ni  \  jo  fukuru  made 
haberi-fe. 

Als  an  dem  Tage  des  Neumondes  eben  nicht  geschlafen 
wurde,  war  es  bis  tief  in  der  Nacht. 

^j    X    y    u    )^    (    y    h   S 
^  V   y  -  r  n<  3  ^   )^ 

)iy  a   M,   "t    n    ly  )i^   ^    V 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Licdcs.  1U7 

jSoixi   harii-to  \  jami-no  joru-joru  \  nagamuve-ha  \  aivare-ni 
viono-zo  I  mije-watari-heru. 

Wie  der  Himmel  sie  spannt, 
Fiusterniss  Nacht  für  Nacht! 
Als  man  in  die  Ferne  blickte, 
In  Leid  die  Sache 
Sich  zeigend,  hinüber  setzte. 

)^     #      I)       t/      «■     »     ySi     ^     + 

Onazi-tsuki-no  mui-ka  \  tsuju-no  hotaru-ni  kakari-te  habere-ha. 
Als   am   sechsten  Tage    desselben   Monats  Thau   an    den 
Fcucrrtiegen  hing : 

Koi-xcabi-te   \    nagusame-ni    surii   |    tama-dzusa-ni  \  itofn-mo 
masaru  \  waga  namida  kann. 

Liebend  bekümmert, 

Die  zu  Tröstung  man  macht, 

Die  Edelsteintafel,! 

Es  verdriesst,  besser  als  sie 

Meine  Thränen! 


Narm-ka-no  tsufomeie  \  kawara-be  hito-no  iza-fo  mhsri-ni. 
Am   frühen    ]\Iorgen    des    siebenten  Tages   sagte   an  dem 
Flussbett 2  ein  Mensch:  Wohlan! 


'  Durch  das  Wort  Etlelsteintafel  wird  ein  theures  Schroibon  bozoichnet. 
Tama-dzusa  ist  die  Abkiirzuiij^  von  Uima-ndzusa  ,Ede]stoinhartriog'ol'. 
Man  sagt  so,  weil  die  .Schre"btafel  aus  dem  Holze  des  Hartriegels  ver- 
fertigt wird.  Diesen  Versen  liegt  oft'enhar  (Miie  alte  Erzählung  zu 
Grunde,  welche  sich  jedoch  njcht  vorfand. 

-  Ob  hier  die  Iiesung  kawara-hp.  ,an  dein  Flnssbett'  richtig  ist,  lässt  sich, 
da    die   Verbindung    sonst  nicht   aufgefunden   wurde,   nicht  bestimmen. 


lUö  1'  I  i  z  m  a  i  >•  v 

A      4-      t      ^      U      '^     ^     ^     :^     ^^ 

n   y    7   y"   )\   ^   )\   r    n 

Tana-hata-ao  \  amn-no  ha-goromo  j  sagi-tara-ha  \  kakn-te-ja 
loare-wo  \  hito-no  omowamu. 

Der  Weberin 
Himmlisches  Flügclkleid 
Vorbeigegangen  wenn  ist, 
Auf  diese  Weise  wohl  an  mich 
Der  Mensch  denken  wird. 

ij      t      h    1V    ly     ^     P     i^     ^ 
T#J,    +    7.    -^    y     0    -Y 

Onazi-hi  urajarnare-num  iiado  omoi-haberi-te. 
An    demselben  Tage,    indem    man    dachte,    dass  man  be- 
neidet werde : 


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7 

Tana-hata-ioo  |  modokasi-fo  mi-sl  \  waga  mi-si-mo  \  hnte-ioa 
(li-minu  \  tamesi-to-zo  kana. 
Die  Weberin 
Mühsam  der  sah, 
Ich  selbst  bin  es  auch, 
Endlich  dass  man  zusammentraf, 
Ein  Beispiel  es  ist! 


±  ^   1]    )^   ^  #  y   7    >  r 


Die  folgenden  Verse  enthalten  eine  Anspielung,  dass  an  dem  genannten 
Tage,  dein  siebenten  des  siebenten  Monats,  das  Stornltild  der  Weberin 
über  den  lliniinelsfluss  setzt. 


Vier  Himtnol  dos  Janiäto-Licdns.  109 

Afa  kofo-ico  I  Tcefu-to  fanomefe  j  matsii  dani-mo     ika-hakavi- 
/.'hwa  I  asa-na  tana-hnta. 

Der  Begegnuni;-  Sache 
Heute  dass  ist,  hoffend, 
Wartet  allein, 
Wie  lange  wohl  es  istV 
Am  Älorgen  die  Weberin.' 

Am  so-no  mofo-jori  \  7vomina-]i(isi-wo  okosete. 
Von  Seite  eines  Bonzen  schickte  man  Baldrian. 

y    7    ij    ^   1^   IV    -    y    ly 

Sira-tsvjn-no  \  lookn-ni  saki-keru  |  womma-hesi  \  jo-vxi-ni-j<i 
iri-te  I  klmi-ioo  miru-ramu. 

In  des  weissen  Thaues 

Tiefe  der  aufgeblüht  ist, 

Der  Baldrian 

In  der  Nacht  2  vielleicht  eintretend 

Den  Gebieter  sehen  wird. 

t    7   -^    h  #   :^    y    u    y 

y-      \)      ^     ZI     y     ^     ^     t      -j 

\^7^V^nV3h 
)V    ^     V    ^    )\    7    3    7    W\ 


'  Es  srlioint  liier  luul  in  dorn  Ohiuroii  vvirklicli  anofRiiommoii  zu  werdHii, 
(lass  der  erwäiinto  Menscli  das  15ild  der  Weberin  gewesen. 

-  Die  liier  für  jo-ina  ,Naclit,'  ^gebrauchten  Zeichen  sind  dem  .Sinne  nicht 
entsprechend,  da  "^j^.  (Iia)  ,halb'  eine  Ililfspartikel  ist  und  nicht  ;ils 
Wörterschrift,  sondern  als  Syli)eiischrift  zvi  gelten  hat. 


110  Pfizmaicr. 

Wotoko-no  koto-dokoro-jorl  kajö  hito-no  mato-jori  \  isuknru 
hito  haherane-ha  \  ito  koto-jh-ni  nan  tote  \  fnri-wo  okosete  haherii-vi. 

Da  ein  Mann,  ein  von  einem  anderen  Orte  verkehrender 
Menseh,  ursprünglich  kein  zurechtbringender  Mensch  Avar, 
schickte  er,  es  auf  eine  sehr  verschiedene  Weise  sagend, 
Melonen. 

■^    y    iJj    )^    )ly    ^     :? 

Aki-goto-ni  j  tada  miru  jori-wa  \  fwi-fu-jama  \  ivaya  sono- 
ni-ja-wa  \  nari  kokoro-mi-nu. 

Jeden  Herbst, 

Seitdem  man  es  nur  sieht. 

Der  Berg,  wo  Melonen  wachsen,^ 

In  meinem  Garten  vielleicht 

Entsteht,  man  hat  es  versucht. 

Akatsuki-ni  musi-no  naku-ivo. 

Bei  Tagesanbruch  schwirrten  die  Insecten. 


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Kite-si   kana  \  waga    koto    aki-no  \  jo-mo    sugara  \  nerarenu 
mama-ni  \  musi-mo  naku  nan. 

Gekommen  es  ist! 

Meine  Sache  diess,  im  Herbst 

Die  ganze  Nacht 

Eben  wenn  nicht  geschlafen  wird, 

Die  Insecten  schwirren. 


'  Der   Berg,    wo    Melonen    wachsen    (furi-fu-jama)    befindet   sicli    in   dem 
Reiche  Mutsii,  Kreis  Sira-kawa. 


Vier  Himmel  des  .Tamäto-Liedes.  111 


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Ära  so-no  nohor/-/i(ihe)-(iviu  koto  ioi-te  liaheri-st-ni. 

Indem  ein  Bonze    frag-te,    ob   man    emporsteigen  Avcrde :  ' 


77    ^    T  i;   X   A   )^    ^    )^ 
^    ZI    ^    1]    y    ly   m   ^   & 


Kimi-wa  oinofu  \  mijako-wa    koi-si  \  hito  sirezu  \  futn-mitsi 
kakete  \  iiageku  koro  kana. 

Der  Gebieter  gedenkt, 
In  Mijako  der  geliebte 
Mensch  nicht  gekannt, 
Zwei  Wege  ^  betretend, 
Wo  Schmerz  ist,  um  die  Zeit! 

i^  y  A   ^  i^  y  i^  p   h^ 
^xh   u   yf^  )v  m  ^  y 

Kikii-ioo   ito    owo   ujete    haheru-ni  \   nohori-haheri-nan    tote 
musubi-tsuke-haheri-si. 

Indem  man  sehr  viele  Goldblumen  pflanzte,  band  man  sie 
an,  damit  sie  in  die  Höhe  gehen. 

u    y   t   y  )v  y  m  -^   ^ 
"^   1]   y.  ^  V  -g.  ^   )\   y 

Mitsugi-na-ha  \  furu-sato-mo   koso  |  loasurarure  \  kono  han<i 
sakana  |  madzu  kajeri-nan. 

Wenn  man  beschenkt, 
Die  Heimat  auch 


'  D.  i.  ob  man  uacli  Mijako  reisen  werde. 

2  Der  Weg  der  Schrift  und  der  Weg  des  Krieges. 


112  Pfi  zmai  er. 


Vergessen  werden  mag; 
Diese  Blume  bevor  blüht, 
Früher  man  zurüekkehren  wird. 


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Wofsi  .  .  .  ko-domo-no  haha-no  koto-icotoko-ni    tsuki-te  lia- 
here-hn  |  imiziü  nngeku  josi-ioo  kiki-haberi-te. 

Indem    man   hörte,    dass    weggefallene  ^    Kinder,    als    di^ 
Mutter    einem    anderen    Manne    sich    anschloss,    überaus    siel 


beklagten : 


1/  ift   ^    4^    ^    )^    ^   X 


So-no-liara-no   \   ko-zu-e-wo    mire-ba   \   haliaki-gi-no  j  nki-wo 
nomi  kikn  \  sode-mo  niire-keri. 

Von  So-no's  Ebene  ^ 

Die  Baumwipfel  als  man  sah, 

Der  Besenbaum  ^ 

Trauriges  nur  hörte, 

Der  Aermel  auch  befeuchtet  ward. 


1  Nach  ')votsi,  dem  hier  die  muthniassliche  Bedeutung  , wegfallen'  gegeben 
wurde,  ist  in  der  Handschrift  ein  Wort  oder  eine  Sylbenverbindung 
ausgelassen. 

2  Die  Ebene  So-no  befindet  sich  an  der  Grenze  der  Reiche  Sinano  und 
Mino,  gehört  jedoch  zu  dem  Kreise  I-na  in  Sinano. 

3  Ein  nicht   ganz    verständliches    Wortspiel,    wobei   hahaki-gi  , Besenbaum' 
wohl  als  haha-ki-gi  ,Mutterbäume'  zu  betrachten  ist.  Das  Andere  dürfte    1 
sich  nicht  zu  einem  Wortspiel  eignen   und   der  woi-tspielende  Sinn  ein- 
fach sein :  die  Muttorbäume  Trauriges  nur  hörten. 


Vier  Hinimpl  des  Jamäto-Liedos.  11.'} 

^    ^)    n    y   ly   7.    u   ^  # 

^    ^    ^fh     U     0     n     y     ly 

Kni-no  snkp,-to  in  mono-no  \  <jo-ioo  imizin  konomi-habari-si  ni. 
fsuknicasii  foki  sika-no  nnld-liaheri-si-ni . 

Ein  Mensch  Namens  Kai-no  Suke  liebte  iil)ernns  das 
^^(•liaehspiel.  Zu  einer  Zeit,  avo  er  ausscliickte,'  lirülltc  ein 
llir.srli.2 

#      1/      2>      A       »J       ^Lx     f^      -h       \) 

U     )^    1i    ^    ^    ^    -^   )V    ^ 

Mijako-jori  nemugoro-naru  hito-hito-no  \  on-fumi-domo  aru- 
II i  naku  nari-tamai-ni-si  hito  |  owase-masi-ka-ha-to  mire-ha  ohoje- 
lidheri-te. 

Ans  Mijakü  hatte  man  Briefe  freundHclier  Menschen. 
Als  man  sah,  dass  ein  verstorbener  Mensch  es  gewesen,  ge- 
dachte man: 

y\   -h    T    11    yy   S  -^    T    u    4 
)j   )i^    h   ^   7   L-   -^   y    11 

-btä:yyA3EÄ-\h 

Ima  hitori  \  sojete-ja  mimasi  \  tamd-dzusa-ico  \  vmkasi-nn 
hlfo-Yio  I  (ini  jo  nari-se-ha. 

Jetzt  ein  Einziger 

Hinzufügend  wohl,  sehen  wii-d 

Die  Edelsteintafel, 

Ehemalige  Menschen 

Wo  es  gibt,  die  Zeit  da  geworden  ist. 

'  J)ei-  Ausdruck  ist  offenbar  bei  dem  Schachspiel   üljlidi. 

-  JJic  hier  folgenden  fünf  Verse,  welclie  in  der  Ilandsdn-ift  zwei  /.woifel- 
hafte  oder  unriclitige  Zeichen  enthalten  und  hauptsächlich  ;ius  diesem 
(jinuide  sich  jeder  Erklärung  entzogen,  niussten  weggelassen   werrleu. 

Sitzungsber.  d.  phil.-bist.  Cl.   'CX.  Hd.  J.  litt.  S 


114 


P  f  i  7. 111  a  i  e  r. 


H     y"    i^    y    )ly    7    ly    y    X    ~ 

Kiku-ni  vmsuhi-tsuke-si  fumi-ioo  \  nru  liito-no  mi-tamai-tc 
kokqno-ka. 

Indem  ein  Mensch  ein  an  Goldblumen  gebundenes  Schrei- 
ben sah,  am  neunten  Tage: 

y  ^   h  )^    h  .s  ^  -^  -i-   ^ 

^     h    i      "Ä     b-     r\    y-    \^    ^     y 
1/     :?     7     ^     7     T     )^     h     h    ^ 

MitHuc^i-miku  |  tortiare-to  made-W(t  \  omoioane-do  \  kefn-wa 
siigii-to  ifi>  I  hana-fo  koso  mire. 

(Jhne  Beschenkung 

Einlialt  bis  ist, 

Diess  man  nicht  dachte, 

Doch  heute  das  Vorübergeh'n 

Als  Blume  man  sehen  mag. 

2y    -^    7; 


Kajesi. 

Die  Entgegnung: 

-y       ^       ^       ^ 

y 

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^      t      7=      7 

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^^      ^      Z      ^ 

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)V 

ly 

3 

^ 

Ma-gokoro-ni  \  jowai-si     tomani   |  mono    iiara-ha  \  fsi-dzi-no 
nki  made  |  sngi-mo  sinamasi. 

Mit  wahrem  Herzen 

Wo  man  altert,  die  innehaltende 

Sache  wenn  ist. 

Bis  an  tausend,  tausend  Herbsten 

Vorübergehend,  man  sterben  wird. 

h    ^7)^^H   +   tlj   + 


Vier  Iliii'.inol  des  Jaiiiäto-Liedes.  1  iJ) 

»j     Ä    4^     ^    ^     ^     .g     »J 

Natoo  idete  ziu-itsi-nitsi  |  hama-na-vo  hasi-vo  moto-ni  tomriri- 
li'.  I  fsnld-no  iio  omn-sirold-ivo   mi-haberi-te. 

Als  man  wieder  auszog  und  am  ellften  Tage  an  der  Brücke 
\()ii  Ilama-na  einkehrte,  sah  man,  dass  der  Mond  sehr  HebHch  war. 

^  i-  m  ^  ^   t   y  y"  y 

t      -^     y     7"      7     )V     1]     ^^     ly 

Utsuai  motß  I  7cokoro-sidznka-vi  |  mirv-hcki-irn  \  utato-mo 
nami-no  |  utsi-smcnfpi  kana. 

In  Abspiegehmg, 
Kuhioen  Herzfens 
Man  sehen  könnte  V 
Unmensehhch  auch  die  Wellen 
In  Aufruhr  sind! 

Jo-fukete  sika-no  7iaku-ni. 

Als  in  tiefer  Nacht  der  Hirsch  Lrüllte: 

Tnkasi-jamd   \   matsic-)io    ko-zu-e-ni   \   fuku    kaze-vo   \   vii-ni 
simu,  toki-zo  |  sika-mo  naki-keru. 
Auf  Takasi's  Berg, 
In  der  Fichten  Wipfeln 
Wehend  der  Wind 
In  den  Leib  wo  drang,  um  die  Zeit 
Der  Hirsch  auch  brüllte. 

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116  I'fi/.m  liier. 

Ufsuroi-sum   tokoro-nl  iirai-uo  kokoro-tvo. 

Wo    (;f<    wi('(lerg"läiizte,    hatte    es    den   Sinn    der    ]i{eo;lilek- 
Avüiiöcliung: 

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Kimi-ga  jo-tva  \  naru-wo-no  ura-ni  |  nami  taterii  \  matsu-no 
tsi-tose-zo  I  kazu-ni  atsuniemu. 

Was  das  Alter  des  Gebieters, 
In  Naru-wo's  '  Bucht 
Die  Wellen,  im  Aufstellen, 
Der  Fichte  tausend  Jahre 
Als  Zahl  werden  sammeln. 

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Kono  maje-ni  naru-wo-no  hama-to  in  tokoro-no  hahfiu  nnri  ' 
sdte  sono  matsu-tra  mije-haberi-si  nari-to-zo. 

Voi'her  gibt  es  einen  Ort  Namens  Meerufer  von  Naru-wo. 
Die  genannte  Fichte  war  daselbst  zu  sehen. 

Der  Weg:  von  Taka-No. 


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'  Nani-wo  befindet  sit-Ii  in  Setsn,  Kreis  Mn-ko. 


Vier  Himmel  des  Jainäto-Liedes.  ]  W 

Taka-no-jama-je  makari-haheri-keru-ni  |  tsnje-no  hodo-nite 
viatagari-tarn  ki-ni  \  koromo-wo  tsudziira-kadzura  jb-no  mono-nita 
karami-fsukete  \  saka-ivo  ori-kurn  so  nri. 

Als  man  sich  nach  dem  Berge  Taka-No  '  fortbegeben  hatte, 
war  ein  Bonze,  der  um  ein  gabelichtes  Holz  von  der  Grösse 
eines  Stabes  das  Kleid  nach  Art  der  Schliiigpfianzen  herum- 
wand und  die  Bergtreppe  hcrabkam. 


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Jiiki-tsigote  omo-kage-no  mi-taru  kokotsi-sii-mere-ha  \  t<itsi- 
kajeri-miru  \  kare-mo  onazi-ku  tafsi-kajeri-tavio-wo  j  jokn-joht 
mire-ha  tsuna-moto  nari. 

Als  man  sich  begegnete  und  man  das  Gefühl  zu  haben 
schien,  dass  die  Züge  gesehen  worden,  blickte  man  zurück. 
Indem  er  zu  gleicher  Zeit  zurückkehrte  und  man  ihn  ganz  gut 
erblickte,  war  es  Tsuna-moto. 


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Ika-ni-to  ije-ha  \  ifo  ju-i-no  tai-men  kana  \  jukii  tukoro-wa 
kefu  narade-mo  ari-namu  \  ana  i-zen  tote  saki-ni  tatsi-tamb. 

Als  man  fragte,  wie  diess  gescliehe,  sagte  er:  Eine  sehr 
luncniiutlictc  Begegnung!  Es  wird  sein,  dass  ich  heute  nirgends 
liin  wandle.  Wohlan  vorwärts!  —  Diess  sagend,  schritt  er 
voraus. 


'  Der  Berg  Taka-no  befindet  sicli  in  dem  Reiche  Ki-i,  Krei.s  I-to. 


118 


Pfizmuier. 

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Siri-ni  tsuki-te  nmkasi-ima-no  koto-domo  kikoje-aioane  \  sate- 
mo  ari-si  katatsi-^va  jume-mo  nokorade  \  lib-ni  mi-wo  jatsusi-tama- 
jerio  sama  \  geni-to  omoi-nagara  |  iiamida-wa  fukaku-nite  sihoru 
hakari  vare-ha  \  kiri-no  simeri-ni  magirawazii. 

Ihm  nachfolgend,  brachte  man  die  Sachen  von  Eni  st  und 
Jetzt  gegenseitig  zu  Ohren  und  dachte  wirldich,  wie  doch  die 
gewesene  Gestalt  nicht  im  Geringsten  mehr  übrig  und  er  durch 
die  Vorschrift  den  Leib  Verringert.  Indem  man  dabei  die 
schweren  Thränen  nur  auswand,  war  mit  der  Feuchtigkeit  des 
Nebels  keine  Verwechslung. 


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Koko-kasiko  mi-hahurl-te  \  oku-no  ioin-nite~ica  hare-watari  | 
kaze  iiii-nl  siml  tori-no  ko-e  nado  au-me^'i. 

Während  man  sah,  was  hier  und  dort,  war  in  dem  inneren 
Gebäude  Hinüberziehen  von  Aufheiterung,  der  Wind  drang  in 
den  Leib,  die  Stimme  des  Hahnes  schien  zu  ertönen. 


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Vier  Himmel  des  Jamatu-Licdes.  liü. 

Nobovi-te-Wd  \  kokoro-no    kiri-ino  |  hare-uu-besi  j  taka-no-no 
jama-no  \  mine-no  matsn  kaze. 

Als  man  emporstieg, 

Bei  des  Herzeos  Nebel 

Aufheiterung  konnte  sein; 

Taka-no's  Berg, 

In  seines  Gipfels  Fichtenwind. 


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Na-mo  siranu  \  mi-jama-no  tomo-no  |  ho-e-ioa  site  |  o/w  /itVo- 
7/iO  nasi  \  maki-no  sita  ndtsi. 

Den  Namen  wo  man  nicht  kennt, 
Des  grossen  Berges  Genossen, 
Ihre  Stimme  wie  ertönt,' 
Ein  begegnender  Mensch  ist  keiner, 
Auf"  dem  Weg  unter  den  Eiben. 

Kaiuarci-ni  wa  I  viatsa  saje  ojefe  \  fnru-tcrd-no  \  kokc-no  ruu- 
niro-nio  |  nori-ni  siku-ravm. 

In  dem  Flussbett 

Die  Fichte  nur  indess  wächst, 

])es  alten  Klosters 

Moostep})ich  auch 

Zur  Vorschrift  man  wird  breiten. 


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^Ä;<-?jo  /<!  niül-ni  nari  jasulcn  \  ivo-no  lie-ni  kakare-ba  \  kore- 
jori  kudari-te  \  tsuna-moto-no  iwo-ni  |  ko-joi-wa  akasi-habere-kasi- 
to  are-ba  \  idzuku-no  hoton-ni-to  tofn  \  hi-no  otsi-juku  kata-ni 
simete  haberi-keru. 

Als  die  Herbstsonne  sich  nach  Westen  wandte  nnd  ruliig 
über  dem  Berggipfel  schwebte,  stieg  man  von  hier  hinab,  und 
Tsuna-moto  sprach:  Ich  möchte  diese  Nacht  in  der  Hütte  ver- 
bringen. —  Man  fragte:  An  welcher  Seite?  — Man  verschluss 
an  der  Seite,  wo  die  Sonne  zu  sinken  im  Begriffe  war. 


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Juki-te  mi-jo  \  negai-ivo  matsti-no  \  koori-ni-wa  \  nisi-ni  ko- 
koro-tüo  I  kakete  mustiheru. 

Hingehend  siehe 

Den  Wunsch,  die  lichtene 

Hütte,  in  ihr 

Nach  Westen  das  Herz 

Wie  man  anhängt,  sie  geknüpft  ist. 

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To  are-ba  kajesi. 

Als  diess  gesagt  war,  lautete  die  Entgegnung: 

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Tak'i-ii()-j(iv)(i  I  iioofi-tiiHStd)(i-ba  |  icare-mo  mata  \  nisl  koso- 
to  omofn  I  onazi-ne.gnl-ioo. 

Auf  Taka-No's  Berg 

Pie  Hütte  wenn  man  knüpft, 


Vier  Himinel  <ies  Jamato-Licdes.  xZL 

Ich  dann  avicli 

Nach  Westen  mich   sehne, 

Gleichen  Wunsches ! 


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Kurete,  tadovH-fadoru  iicori-ni  iri-nu  \  tsuna-moto  hi-ntsi-wo 
tori-idete  \  tomosi  tsuke-tamh-wo  mire-hn  \  joja  süsi-siaku  si-men- 
no  hvori-ni  mi-da-to  dai-si-no  zb-wo  kakete  butsu-gu  sawajaka- 
ni  I  ari-taru  noki-hd  tsiko  sitsitrni. 

Bei  Dunkelheit  trat  man  tappend  in  die  Hütte.  Tsuna- 
moto  nahm  ein  Feuerzeug  hervor  und  zündete  Licht  an.  Man 
sah  in  der  an  den  vier  Seiten  etwa  sieben  Schuli  messenden 
Hütte  das  Bildniss  des  grossen  Lehrmeisters  A-mi-da  angehängt 
und  ein  Vordach,  avo  sich  die  glänzenden  Geräthe  Buddha's 
befanden,  in  der  Nähe  aufgebaut. 

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Sono  manid  uiidzit,  vuisiihi-bana  via-irase-kaje  \  hi  kakacjn- 
sojii  kmcori-ni-mo  vtsnsi-te  j  korio  z6  kiki-icake-nö  fude-nlte  ow'i.n- 

1)l((sil-to-Z'). 

« 
l)ab<'i  waren  geknüpfte  Blumen  in  Wasser  zur  AbAvechslung 

dargeboten,  und  indem  mau  ein  emporgehobenes  Licht  hinzugab, 


122  Pfi/.iu:ii.M 

bei  Wcilmiuch  uucli  vcr.sct;4tc,  Wiir  dicöc«  liild  der  Pinsel  di  ^ 
Hörens  und  Unterseheidens. ' 

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Jo-no  tsune-ni  viijezu  \  sai-gib  siö-nin  mi-dzukara  kaki-tama- 
jerii  san-ke-siü-wo  \  kiki-wake-tsntojerare-keru-wo  \  ho-sio-zl  so-bo- 
no  hi-no  toki  jake-haberi-keru. 

Es  war  in  der  Welt  gewöhnlich  nicht  zu  sehen.  Die  von 
dem  hochwilrdigen  Sai-giö  '^  eigenhändig  geschriebene  Samm- 
lung der  Berghäuser  war  durch  Hören  und  Unterscheiden 
überliefert  worden.  Sie  war  zur  Zeit  des  Brandes  der  Bonzen- 
zellen des  Klosters  des  Siemes  der  Vorschrift  verbrannt. 


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Sono  notsi  sai-glo-no  taku-ni  \  tsuju  tagawazu  kakarete 
haberi-si-wo  \  miserare-tamai  nari. 

Später  wurde  sie  in  dem  Hause  Sai-giö's  ohne  die  ge 
ringste  Veränderung  niedergeschrieben  und  gezeigt. 

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'  Die  Rede  ist,  wie  aus  dem  Folgenden  hervorgeht,  von  der  Beurtheilung 

der  Schriftwerke  oder  auch  der  Zeicliimngeu. 
-  Der  Bonze  Sai-giö,  ein  öfters  genannter  berühmter  Dichter. 


Vier  Himmel  <ies  Jainäto-Liedes.  123 

Kuki-Jt  JiitiiU-ziütsu  hifosi-to  i-i-si-nio  |  naru  koto-ui  haberu  \ 
jori-tomo  dai-sio-no  sin-won-sb  \  mu-do-zi-nitt  mi-hahcru  \  sai~gib 
hitsu-ni  ni-tari. 

Kö  war  HO,  dass  es  hicss,  die  Schriftj  die  Zeielinunj^en 
und  die  Kunst  des  Pinsels  seien  ein  und  dasselbe.  Das 
Pflüeken  der  GartcnpHanzen  des  grossen  Anführers  Jori-tomo 
sah  man  in  dem  Kloster  des  Bewegungslosen.  Es  war  dem 
Pinsel  Sai-giö's  ähnlich. 

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Kono  jama-ni-mo  <juan-mon  nado  ari  \  mina  tcujaicaza-nite 
habera  |  kiki-icake-to  kono  san-Jdtsic  hito-tsa-ni  mije-habcru. 

Auf  diesem  Bci'ge  gibt  es  auch  Schriften  des  Gebetes. 
Sie  sind  alle  nicht  verschieden.  Bei  Hören  untl  Unterscheiden 
zeigen  sich  dic.■^e  drei  Pinsel  ^  als  ein  einziger. 

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^   t   'A  ^   -j  ff^  y   y  m 

Sa-nari  taka-nobu  a-son-no  oioo-wara-no  dzu  roku-kuan  | 
fun-siki  fude-no  haje  mi-dokoro  ari  \  sio-sio-no  koto-ba  kaki-  dö- 
hitsu  nari  \  owo-kdta-nite-ioa  ino-zi  kake-b-mo?:i-ki  nanieri. 

So  ist  es.     Die   von  Taka-nobu  A-son  stammenden  sechs 
Bücher   Abbildungen    von    Owo-wara,"-    der    Ruhm    des    mehl 
farbigen  Pinsels,    enthalten  Öehenswerthes.     Die  verschiedenen 


'  Nob.st   diesen   Scliriften   des   Gebetes   worden    oben    noch    die   Schriften 

Sai-giö's  und  Jori-tomo's  erwähnt, 
-  Das  Feld  von  Owo-wara  befindet  sich  in  Jama-siro,  Kreis   üto-kuni. 


lZ4  l'f  i /.mai  er. 

Wörter  sind  iin  Sclircilxni  der  näiuliehe  Pinsel.  Iiu  (ianzcn 
gcnoiumeii,  dürften  die  Selirit'tzeichcn  nicht  einander  entgegen 
zu  halten  sein. 


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^     ^     U     IV     ly     --     )^     ^     filp    tt 

H6-sei-zi-dono  ohon-fude-)ii  mwjo  hakari-ni  hnheri-si  |  kakarn 
fitde-dzukni  |  irna  jo-ni  viitjezit. 

Eine  solche  Anwendung  des  Pinsels,  wobei  man  bloss 
den  Pinsel  des  Herrn  des  Klosters  Ho  sei  '  nachahmte,  ist  jetzt 
in  der  Welt  nicht  zu  sehen. 

IV   y    jL    ^    i-    i    t^    i-    n   ^ 

Jo-no  hedate  haruka-naranu  hodo-ni  \  ito  kutsi-osi-ku  nari- 
jnkn  mono-ni  haheru. 

Da  das  Zeitalter  kein  getrenntes  und  fernliegendes  ist, 
beginnt  die  Sache  sehr  bedauerlich  zu  werden. 

^    »   ;i^   ^   #    -fe    >(g    n    Ä   Tt 

ly  7  i-  m  ^  ^&  9  t^  n  u 

^   y"  )iy  M   h   y   ^  ^  )v  y 
u    t   T   -3-   )^   izg  E    -f    ^   it 

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n^)y^y^^^^ 

Sib-gnan-ioin-no  hoku-hb-nite  mi-haheru  \  mi-sase-tamai-si-ja 
imad/i    si  \  nohu-sane    n-son-no    mi-na-se-tono-no   si-ki-no   si-kwin  \ 


'  Statt  des  Eigennamens  eines  vornehmen  Menschen  setzt  man,  wie  es 
hier  geschehen,  bisweilen  den  Aufenthaltsort  mit  Anhängung  von  dono 
,Palast,  Herr'. 


Vier  Himmel  des  Jamätu-Liedes.  12d 

koto-ha  kalci  dö-hitsu  \  gio-sei  nado-no  am  naru  atari-wa  \  olion- 
fiide-mo  kuicajerm-e-tari. 

Man  sah  es  in  der  nördlichen  ZeUe  des  Tempels  Sio-guan. 
Es  geschah  noch^  dass  der  Gebieter  es  etwa  zeigte.  Die  von 
Nobu-sane  A-son  stammenden  vier  Bücher  der  vier  Jahreszeiten 
des  Palastes  von  Mi-na-se  ^  sind  in  der  Schreibung  der  Worte 
ein  und  derselbe  Pinsel.  An  den  Stellen,  wo  kaiserliche  Ver- 
fertigung- sich  befindet,  wurde  der  hohe  Pinsel  auch  hinzu- 
gefügt.'' 

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Wo-no  he-dono  taki-dono  ta-no  kavii-no  ina-ha-dono  \  htwara- 
ni  nozomeru  kaja-huki-no  wata-dono  isuri-dono  |  tokoro-dokoro-no 
nca-ki-no  iro-ai  \  iniidza-no  kokoro-haje  \  sono  owoku-no  ke-siki-ivo 
kaki-wakerare-si  \  ima-mo  me-ni  tsuki-taru  jb-ni  haberu. 

Der  Palast  des  Berggipfels,  der  Palast  von  Ta-no  kami,' 
von  Ina-ba,  der  auf  das  Flussbett  herabblickende,  mit  Ried- 
gras gedeckte  Durchgangspalast,  der  Angelhakenpalast,  die 
Erscheinung  der  Felsen  und  Bäume  der  verschiedenen  Orte, 
die  Eigenschaft  der  Gewässer,  die  vielen  Ansichten  im  Zeichnen 
vertheilt,  sie  sind,  als  ob  sie  noch  jetzt  sich  an  das  Auge 
gelegt  hätten. 


'  ireber  Mi-na-.se  ,wasserlose  Stromschnelle'  findet  sich  blos  dio  hage. : 
Kreis  Oto-knni  in  Jama-siro  und  Kreis  Sima-kanii  in  Setsii  ang'Hgeben. 
Die  beiden  genannten   Kreise  berühren   einander. 

2  Die  Schrift,    der  schriftliche  Aufsatz   des   liiininels.sohnes. 

^  Es  wurden  Zusätze  gemacht. 

■•  Ta-ni)    kami   befindet   sidi   in   dem   Reiclie   Oiiii,   Kreis  Kuri-moto. 


126  Pfizmaioi-. 

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l-ki-no  kuni-je  womoniiikase-tamo-ni  \  nari-liaberi-si  toki  \ 
on-katami-ni  tote  \  kono  a-son  mesi-te  \  on-kage-wo  kakase-tamai- 
tc  sitsi-deö-no  nio-win-je  \  ma-irnsevare-si-to  iü-wo-mo  \  ogami-tafe- 
matsuri-haheru. 

Als  er  nach  dem  Reiche  I-ki  reiste,  zur  Zeit  wo  sie  ent 
standen,    Hess    dieser    A-son,'    für    ein    ßeisegeschenk    Auftrag 
gebend,    sie    abzeichnen,    und    man    betrachtete    sie    mit  Ver- 
ehrung ,    indem    man    sagte ,    dass    sie    der   Kaisermutter    des 
siebenten  Viertels  dargeboten  worden. 


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Sore-nite  mi-kage-do-wa  tater(ire-si-to-ka  \  midare-tarii,  jo 
ni-wa  ika-ga  nasu-heki-mo  hakavazu  liito-lii  mo-haja  de  \  mi-na 
se-je-m.o  owo-wara-je-mo  \  jiiki-te  m.i-sase-tamaje-kasi. 

Somit  wurde  wohl  die  Halle  der  erhabenen  Bildnisse  er- 
richtet. Wie  konnte  man  es  in  einem  Zeitalter  der  Wirren 
thun?  Möchte  man  doch,  ohne  zu  erwcägen,  eines  Tages  bald 
hinaustreten,  nach  Mi-na-se  und  nach  Owo-wara  gehen  und 
zu  sehen  geruhen! 


'  Der  oben  genannte  Nobu-saue  A-son. 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedes.  \2  i 


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Dai-si  Icono  jama-no  dzu-ioo  kaknse-tamai-si  \  liö-sai-ioin-no 
hb-ni  ari  \  idzure-no  e-dokoro-fn  in-to-mo  \  lüojohi-mnziü  mija- 
haheru. 

Es  befindet  sich  in  einer  Zelle  des  Tempels  Ilo-sei,  wo 
der  grosse  Lelirnieister  die  ALLildung  dieses  Berges  zeiclnien 
Hess.  Nennt  man  «s  ancii  irgend  einen  abgebildeten  Ort,  es 
erscheint  unerreichbar. 

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4^     7     ^     t     ^     }V    t     7    .%    n    Ify 

Take-wn  fake-fo  mije  ki-ioa  ki-to  mije  \  tori  tori  nado  in 
mo-z'i  I  S0710  mono-to  mijiuu  sama-ni  \  kakase-tamai-si  mono-mo 
ari  I  faje-naru  mono  nari  nado  kikoju. 

Es  gab  auch  Gegenstände,  bei  welchen  er  die  als  Vögel 
benannten  Schriftzeichen ,  wo  Bambus  als  Bambus  erschien, 
Bäume  als  Bäume  erscliienen,  auf  eine  Weise  schreiben  Hess, 
dass  sie  als  diese  Gegenstände  sich  zeigten.  Man  hörte,  dass 
es  wundervolle  Dinge  seien. 

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128 


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Tomo-ni  omoi-idznrn-ico  mama-no  \  mono-(]ntari-su-inevu 
naka-ni  |  nana-so-dzi-ni-mn  fake-tanxiJHrii,  so-no  |  waga  iia-wa 
umi-ije-to  ijeri. 

Wälirend  man  das,  was  zugleicli  in  die  Gedanken  kam, 
eben  zu  erzählen  scliien.  war  ein  in  dem  liülien  Alter  von 
siebzig  Jahren  stehender  Bonze.  Derselbe  liiess  mit  Namen 
Umi-ije. 


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Knra-kere-ha  to-hira  tsikb  narahete  sbraje-domo  mi-tamawasi  \ 
ko-joi  kaku  todome-haheru  \  ikade  akasase-tamawan-to  |  iio-taviu- 
wase-si-ka-ba. 

Als  es  finster  ward,  richtete  er  in  der  Nähe  den  Thür- 
flilgel,  blickte  jedoch  hin  und  sprach:  Heute  Nacht  wird  man 
so    innehalten.     Wie   wird   man    die  Zeit  bis  zum  Morgen  ver- 


ringen? 

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Jama-zumi-no  tnoke-ni  sbro  tote  |  utsi-oki-ni  \  awa-no  i-i  si- 
so  hi-siwo  nado  in  mono   tori-soje  \  ziü-ni-san  ko-zo  mote-ku-meri. 

Damit  Erlangung  des  Bergbirnbaumes  sei,  nahm  bei  dem 
Hinstellen  Speise  aus  Hirse,  Eingemachtes  aus  Basilienkraut 
und  andere  Dinge  hinzu.  Zehn  bis  dreizehn  junge  Bonzen 
schienen  es  zu  bringen. 

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Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedes.  ]  2?^ 

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Jo-ica-no  arasi-wo  sinogu  made-no  |  jadori-nl-to  koso  omoi- 
haheri-si  \  mijako-mo  tahi-tahi-no  sawagi-ni  \  jo-no  hohi-ni  nari- 
juM-te  I  kakaru  on-motenasi  \  sute-hito-no  mi-no  u'jß-)n-ioa  \  medzii- 
rasiü  liaheru  tote  |  si-nin  mi-ivo  sohame-wi-te  hü. 

Tiidess  Mijako'  auch,  nach  welcliem  man  in  der  Einkehr 
bis  zum  Ertragen  des  Sturmes  der  Nacht  sich  sehnte,  bei 
mehrmaliger  Aufregung  die  Aussenseite  der  Welt  zu  werden 
im  Begriffe  war^  Aveilten,  damit  eine  solche  Bewirthung  für 
den  Bonzen  kostbar    sei,    vier  Menschen  zur  Seite  und  assen. 

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Säte  wni-ije-no  j  jen-aru  koio-domo  nn-tnmh  nahi-ni  \  dai-si 
kann  jamn-ico    \    kiri-hirakase-sase-fnmai-te  \  do  fate-sase-famb-ni. 

Während  Umi-ije  die  bezüglichen  Dinge  sprach,  liess 
der  grosse  Lehrmeister  diesen  Berg  '  durch  Abhauen  erweitern 
und  eine  Ilallo  herstellen. 

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9    ^    ^     i-     h    7.    )V    y     y     y     t 


'  Der  (innul  dps  Bergklosters,  der  durch  Al)trap;eii  von  Felsen  oder  Fällen 

von  Bäumen  erweitert  wurde. 
Sit/.ungsbev.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Hd.   1.   Hft.  .  9 


130  rfi7iii;iipr. 

)^     0     :?    K    t    X    A    /     'J    |p    ^ 

Kono  mitüi-no  tute  mi  \  mo-zi-no  koto-wo  sirane-ha  \  sirnsi 
awasu-heki  kotoivari-mo  nasi  tote  \  iro-ha-no  si-zm-hatsi-zi-ivo  j 
wosije-sase-tamai-si-jori  \  su-e-no  jo-no  hito-no  \  fasiüce-ni-mo  nari- 
mi-fo  \  kikoje-haberi-si-ka-ba. 

Da  man,  die  Herstellung  dieses  Weges  sehend,  die  Saclie 
der  Schriftzeiclien  nicht  kannte,  Hess  er,  damit  kein  Grund  sei, 
Kennzeichen  hinzugeben  zu  müssen,  die  achtundvierzig  Zeichen 
des  I-ro-ha  lehren,  und  man  hörte,  dass  sie  seitdem  die  Hilfe 
der  Menschen  des  letzten  Zeitalters  geworden. 


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Sara-ba-to  omoi-te  \  iro-ha-ioo  kanfuri-ni  woki-te  \  si-ziü-hatsi- 
gen-wo  tsudzuri-itasi  kage-no  maje-ni  sono. 

Denkend,  dass  es  so  recht  sei,  setzte  man  das  I-ro-ha  als 
Haupt  und,  die  achtundvierzig  Wörter  zusammenstickend, '  bot 
man  es  vor  dem  Bilde  ^  dar. 

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Ima-tote-mo  \  hotoke-no  mitsi-ioo  \  motomene-ha  \  tama-tamn 
hito-ni  I  naru  kai-rao  nasi. 

Jetzt  ob  es  auch  sei, 
Buddha's  Weg 


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'  Man  verfasste  achtundvierzig  Gedichte,   deren  jedes  mit  einem  anderen 

Buchstaben  des  I-ro-ha  begann. 
2  Vor  dem  Bilde  Buddlia's. 


Vier  Himmel  des  Jaraäto-Licdes.  131 

Wenn  mau  nickt  sucht,  . 
Zuf'illlig-  zum  Menschen 
Man  wird,  kein  Nutzen  ist, 

^^^^'^^y'n'9     1] 

Ro-mo    kai-mo   \   ware-ra-wa    torade   \   vori-no    Diifsi  |  fada 
fnud-nusi-wo  \  ianomi-te-zo  ßikn. 

Steuerruder  und  Ruder 
Wir  niclit  nehmend, 
Der  Vorschrift  Weg, 
Nur  dem  Scln'ffsherrn  ^ 
Vertrauend,  wandeln  wir. 

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^  u   y  i-  y  M  fä  y  7. 

Ilaisl-su-ha-ni  \  ivoki-fe   kije-nnmii  \  tsiijn-no   vii-no  \  inofsi- 
iro  ike-no  \  mi-dztikara-zo  siru. 

An  ein  Lotusblatt 

Sich  legend,  der  vergehen  wird, 

Der  Thau,  seines  Leibes 

Leben,  dem  Teich 

Selbst  ist  es  bekannt. 


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Nisi-je  juku  |  tsuki  hi-no  kage-ni  \  sasowarete  |  joicai  kafa- 
huku  I  tosi-wa  uresi-ki. 

Die  nach  Westen  zieh'n, 

Die  Sonne,  der  Mond,  von  ilirem  Liclite 


'  Der  Schiffslierr  ist  Bufldlia. 

9* 


132 


I'  fi  7.  m  n  i  pr. 


Hingelcitct, 

Wo  das  Alter  sich  neiji:t, 

Die  Jahre,  die  freudio;cii. 

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:^    n    u    &   ^    { 

Hono-hono-to   \   nke-juku    sora-wo   \   nagamurc-ha  \   tsiiki-mo 
koi-sihi  \  nisi-no  jama-no  ha. 
Wo  es  dämmerig 

Zu  tagen  beginnt,  nach  dem  Himmel 
In  die  Ferne  wenn  man  blickt, 
Der  Mond  auch  an  des  lieblichen 
Westlichen  Berges  Rande. 


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Hedate-naki  |  tsikai-fo   tare-mo  |  tanoviu-van  \  siru-vw  sira- 
nu-mo  I  va-mti  n-mi-da  butsu. 

Ohne  Scheidung 

Auf  den  Eidschwur  wer 

Sich  verlassen  wird? 

Wissend  und  auch  nicht  wissend 

Namu  Amida  Buddha. 

y     \y    IV    y     t     ^     -f^tfth 

-^z^^yn-j-hvyy" 
zy    U    P    ly    A    ^)     77^t 

Tote-mo  jo-no   \   liomnn-ico    ifofii   \   mi   nari-se-bn  |  hiio-no 
sosiru-ja  \  vresi-knrnmasi. 

Immerhin  der  Welt 

Lobrede  zuAvider 

Uns  selbst  wenn  ist, 

Ein  Mensch  vielleicht  schmäht, 

Freudig  wird  man  sein. 


Vier  HiiiimGl  des  Jaraäto-Liedes.  Ido 

j-     V.     t     ^}     ^y    y    y    iv    y"    U 
h    '^    ^    n    A    r\     ^     A     t 

Tsikdi-nite   \    mumdvnrn    nara-ha    |  tanomu-hesi   \  liotoke-jori 
nnivo  I  mi-da-no  hifo-ko-p. 

Mit  dem  Eidsclnvur 
GeLoren  wenn  man  ist, 
Hoffen  man  kann, 
Von  Btuldlia  nocli  immer 
Mi-da  '  der  einzige  Lant. 

Rin-siju-ico-mo  \  ivare    tasinanü-ni  \  omofu    na-jo  \   mnkaje- 
toran-no  |  tsikai  tanomi-te. 

An  die  Scliuppensammlung  - 

Mit  Sorgfalt  ich 

Denken  möge, 

Den  entgegen  man   iiclimen  wird, 

Anf  den  Eidscliwur  indem  man  vertraut. 

)!>      ^'      -f        y^       1j       3       ^      )^      )V 

^    >    -;y    Z    7    y    t   jg   t: 

Nuru  hodo-ica  I  utsutsx-to   omofu  \  jo-no   naka-ivo  |  mmezu- 
wa  iha-ga  \  jiime-io  sini-heki. 

Tax  des  Scidafens  Zeit 
Wirklichkeit  ist,  denkt  man, 

'   Mi-(l,i,  (ÜB  Abkürzung  von  A-nii-(l;i. 

-  Die    Schuppensammlung   sind   die   vier   Jahreszeiten,    Hitze   und   Kälte, 

welche    wie    Fischsclinppen    einander    folgen    und    sicli    ohne   Ende    in 

einem  Kreise  drehen. 


134 


Pf  i  zin  aicr. 


Was  in  der  Welt; 

Wenn  kein  Erwachen,  auf  welche  Weise 

Dass  es  Traum  ist,  kann  man  wissen? 

^   y   y  vii  i^   T   ^  ^   / 

Bu-ri-no    ike-no   \  omoi-jararete   \  jukasi-ki-wa   \   kowori-ni 
sidzumu  \  midzu-no  tstiki-kage. 

Der  Smaragdteich 

In  Gedanken  wenn  vorgestellt, 

Der  ersehnte. 

In  Eis  versunken 

Das  Mondenlicht  des  Wassers. 

tt    y   7   ^   ^   y    \L    y    n   -j- 

Wonaziku-ioa    mi-da-no  tsikai-wo  j  sirase-haja  \  tote-mo  tona- 
furu  I  hito-no  kokoro-ni. 

Auf  gleiche  Weise 
Mi-da's  Eidschwur 
Bekunden  man  möchte. 
Immerhin  anstimmt 
Der  Mensch  in  dem  Herzen. 


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Waga  negai  \  mi-tsu-no  kokoro-too  \  tadzimure-ha  \  tada  hito- 
ko-e-no  |  mi-na-ni  koso  are. 

Mein  Begehren, 
Die  drei  Herzen 
Wenn  man  sucht. 


1/ 


Vier  lliinmcl  des  Jamdto-Licdcs.  13ö 

Bloss  mit  dem  einen  Laute 
Der  hohe  Name  seiJ 

y    P    )\    1Z    y     7j     7J     U 

Kakure-(ja-ni  j   sakanu    uarahi-no  \  hana    nara-ba   \   harii-ja 
nki  Jo-no  I  koi-si-garamasi. 

Im  verborg'enen   Hanse 

Nicht  Llühcnde  lieilien 

Von  Bhimen  wenn  sind, 

Der  Frühling  wohl    )iach  der  vergänglichen  Welt 

Sehnsüchtig  wird  sein. 

i^    z.    ^   )v   7,    t    y    ^    :t    ^ 

Jo-no  naka-wa  \  omoki   taki-gi-no  \  jama-kajevi  \  sute-nuru 
hito-wa  I  ktirusi-mi-mo  nasi, 

Glitten  in  der  Welt, 
Bei  des  schweren  Brennholzes 
Rückkehr  zu  dem  Berge, 
Der  Mensch,  der  verliess, 
Die  Beschwerde  nicht  hat.^ 

0     t     :/     y    fifc    ^i!>    :/    ^     h    ^ 
^     D     K    ^    T'    )l/    7    f^P    4^ 

Ta-riki  tote  \  mi-na-wo  irokotaru  \  kokoro-nite  \  ta-riki  tano- 
manu  \  kokoro  nnri-keri. 


'  Bidsu  , Buddha',  welches  als  einziger  chinesischer  Laut  betrachtet  wird. 

-  Nicht  mit  Gewissheit  zu  erklären.  Es  dürfte  sicli  auf  die  Verbrennung 
des  Todten  beziehen.  Der  Ausdruck  , Borgrückkehr'  bezeichnet  sonst 
die  Jahre  des  Falken.  Der  Mensch,  der  verlassen  hat,  d.  i.  der  die 
Welt  verlassen  hat,  ist  der  Bonze. 


136  l'i' i  Äiiiai  er. 


Viele  Kraft  genannt, 

Das  den  liolien  Namen  hintansetzt, 

Mit  einem  Herzen, 

Ein  auf  andere  Kraft  niclit  hoffendes 

Herz  sie  geworden  ist. ' 


ö" 


Reo-vio  fusi  I  tora-vio    uso-fuku  |  jama-nite-mo  \  mina  ivoto- 
naje-ba  \  loosoru-heki-ka-ioa. 

Wo  der  Drache  sich  niederlegt, 
Der  Tiger  auch  brüllt, 
Auf  dem  Berge, 
Wenn  alles  wiederhallt, 
Darf  man  sich  wohl  fürchten. 


y     V    y"    7.    y    )V   ii^    p    )V 

Sostril  tote  |  urami-goJcoro-no  \  aru-ni  Iwso  \  ini-ivo  sute-hatn- 
mi  I  hodo-mo  sirare-hi. 

Damit  man  schmähe, 

Das  grollende  Herz 

Indess  es  gibt, 

Wo  gänzlich  man  sich  Avegwarf, 

Die  Zeit  auch  wurde  gekannt. 

y^'&y7^\yi^y 
A^^'&y^^A^ 

Tsuwi-nl    wäre   j   mtimare-juku-heki,   \   goku-rakn-no  \  tsikaki, 
towoki-ja  I  inotsl  narn-r<imv. 


^>       */J     ta-riki   ,viele   Kraft'    verwandelt    ^iich    durcli    Setzung    eines 
ver.schie<lenen  Zeichens  zu  Y||l      j\  ta-riki  , andere  Kraft', 


Vier  llimmel  des  Jumälo-ljiedos.  iö  i 

Wo  zuletzt  wir 
Geboren  werden  sollen, 
Das  Paradies, 
Das  nahe,  ferne  vielleicht 
Das  Leben  Averden  Avird. 

^    fj    y   y   )\   -^   h   ^y  -h  -n- 

Ne-znmezu-na   |   akatsuld-goto-ni   |   tonafure-h<i  \  oi  koso  m.i- 
'/(i-iio  I  tajori  nari-kere. 

Aus  dem  Schlaf  nicht  erwache ! 
Bei  jedem  Tagesanbruch 
Wenn  man  anstimmt, 
Gealtert,  Mi-da's 


Hilfe  geworden 

sei. 

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Na-vm  a-nd-da-hu  |  tasvke-tamaje-no  \  hoka-ica  mina  \  omoi- 
iiio  ifii-mo  I  majoi  nari-keri. 

Namu  Aniida  Buddha  ^  , 

Wolle  helfen! 

Ausserdem  Alles, 

Das  Denken,   das  Sagen, 

Irrung  geworden  ist.^ 

^    "^     7s     7     )\     y    ^     V    ^     y 
Xh^ypX7-fll^ 

-Y^yv^^iyyyv 

Raku-to    i-i  \  kn-to    IJ'u    kof.o-tco    \   sivanu    mi-wa  |  fsioiii-wo 
loosorezu  j  mi-da-mo  tonajezu. 

'  Bu  ist  flic  Abkürzung  von  hiitsu  JJnddlia'. 

-  Ausser  dem  Worte  ,Namu  Aniida  Buddlia  wolle  lielfeu'  sei  Alles  Irrtlnuu. 


loo  Pfi /,  iiuii  c  r. 


Dass  man  Freude  sagt, 
Dass  iiuui  Mühsal  sagt/ 


Wer  nicht  weiss, 

Der  vor  Sünde  sieh  fürchtet  nicht, 

Den  Ton  Mi-da  singt  auch  nicht. 


*o' 


Miirasaki-no  \  iro-to    omoioa-ha   \  aki-no  jo-no   \   tsiiki-ni-ja 
kumo-ico  I  itoiücizaramasi. 

Für  purpurne 

Farbe  wenn  man  es  hält, 

In  der  Herbstnacht 

Monde  vielleicht  die  Wolke 

Zuwider  nicht  wird  sein. 

Urajamasi  \  iiresi-ki   koto-mo  \  lüci    koto-mo  |  tomo-ni  ivasu- 
ruru  j  hito-mo  sute-bito. 

Beneidenswerth ! 

Die  freudige  Sache, 

Die  traurige  Sache 

Mit  einander  vergisst 

Der  Mensch  auch,  der  verwerfende  Mensch.- 

h     ^)     A     9    i-     U    ^    7    'l^    -^ 

n  i-  ^  ^   n    (    u   u   y  y 


'  Die  Wörter    raku   und   kii   stehen    mir    in  Öylbeiisclirit't.     Sie  sind   ohne 

Zweifel     ^^    raku  , Freude'  und    ^ö*  ku  , Mühsal'. 
2  Der  die  Welt  verwerfende  Mensch,   der  Bonze. 


/ 


Vier  llimiüul  ilos  JaiiuUo-Liedcs.  Ib9 

Wi-ma-zo  tiiru  |  fsumi-fukaki  mi-ioa  \  tiaka-naka-ni  \  tsikai- 
iro  fanomu  |  tajori  n<ui-to-wa. 

In  dem  AVolmgcmach  man  weiss, 

Für  den,  dessen  Sünde  schwer, 

Walirhaftig 

Auf  den  Eidschwur  hoffend, 

Hilfe  dass  ist. 

y    ^    ^    y    "^    %    ~r    'J    3    y 

<-    n    )\   W  n   -y   1J    h    7    ^ 

Notsi-no  jo-ico  \  makoto-ni  negafu  \  ml  nari-se-ha  |  kono  Jo- 
na koto-ioa  I  omoioazaranmsL 

Die  spätere  Welt 

In  Wirklichkeit  der  begehrt, 

Jemand  wenn  ist. 

An  dieser  Welt  Sache 

Nicht  denken  er  wird. 

Omoi-jaru  \  imada-iü-mo  fjeni  \  sabisiki-ica  j  hitori  juhu-ran  \ 
notai-no  jo-no  fahi. 

In  Gedanken  man  sich  vorstellt 
Immer  noch,  was  wirklich 
Einsam  ist, 

Wo  allein  man  wandeln  wird, 
Der  späteren  Welt  Reise. 

)\   -y   7    ij    ^A  ^   y   ^A    ^    ^    y 
y    -y    Y.    y    ^   ^y    V    7    y  )v 

y'^yi'tXljnpiy' 

Kurusimi-no   \    umi-wo-ba    tare-hi   |  ivatasu-heki   |   mida-no 
fsikai-no  \  funa-dzi  narade-wa. 


140  Pfi/,  llliMCI 


Der  ]\Iüli.selip;koit 

Meer,  darüber  wer 

Setzen  könnte, 

Von  Mi-da's  Eidsclnvur 

Der  SchifFswe":  wenn  nicht  wäre? 


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t^    U     U     i     ^     (     n     :/     ^    -^ 

Jama-JukaJü  |   liito-no    kokoro-wa  \  naka-naha-ni  \  uki  jo-fo 
ifofu  I  kakiire-ga-mo  nasi. 

Für  das  berg tiefe 

Menschenlierz 

In  Wahrheit, 

Wo  der  vergänghchen  Welt  man  müde, 

Ein  verborgenes  Haus  nicht  ist. 


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Magafu  tote  |  tare-ka    ivosijen   |   kage-dani-mo  \  ivaga   7)ii-vi 
sowamh  I  nofsino  jo-no  jnmi. 

Vermengt  ist,  sagend, 

Wer  würde  lehren, 

Dass  Schatten  bloss, 

Unserem  Leib  was  zugesellt  nicht  ist, 

Der  späteren  AVclt  Dunkel? 

^)    X    u    y"    ^    ly    y    r   JV   ^ 

Ge-ni   suisurtt,  |  hito-ioa    ama-jo-no  \  fsiiki    nnre-jn  \  jnma-ni 
idete-mo  \  kakiire-SHm.u  nari. 

Wirklich  der  verwerfende 
Mensch  in  der  Regennacht 


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Vipi-  F[imiiiol  fies  .Fuiiiiito-Liedes.  |41 

Der  Mond  mag  sein ! 

Ob  aucli  in  das  Gebirg  er  tritt, 

Verborgen  Klarsein  ist. 

y    1^ 
^     / 

Fiiku  tahi-ni  \  ge-ni   uramesi-ki  \  jiifu-araHi  \  safe-vio   mafa- 
i)()ii  I  Jiann-no  sira-kumo. 

So  oft  er  wellt, 

Der  wirklich  geliässige 

Al)endstunn, 

Ach!  erwartet  wird 

Der  Blnmen  weisse  Wolke. 

-Y  V  n  i^'  V  ^  -t  y  =^  'j 
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11    t   ^  ^   z^   ^    u    ^    y 

Koto-no  Im-ni  \  ifsuwari  owoki  \  m/'-wo  sire-ha  \  irdga  kokoro 
saje  I  h(i(/zi(kafii-ki  kana. 

Was  in  Blättern  der  Worte 
Lügenhaft  gross, 
Das  Selbst  wenn  man  kennt, 
Im  eigenen  Herzen  nur 
Beschämt  man  ist! 

)^     j!     :^     7     7"     h     )^     V     t     X 

y    y    y   }v    h   y   ^    ZI    j:    -^ 

,/enu    hifo-mo   |  je-tarti    kotoha-mo   |  hito-fsu-uife  |  tonafurn 
mi-da-no  |  ko-e-zo  kawarann. 

Der  nicht  erlangt,  der  Mensch, 
Das  erlangt  hat,  das  Wort, 
Als  ein  Einziges 
Die  man  anstimmt,  Mi  da's 
Tone,  die   unveränderten. 


1  4_  P  f  i  7.  niaior. 

^     h    i-    ^    "^     ^}    ^   m    ^    t    y" 

^   \L    y  )v   Y  3   y   ^   ij   ^ 

Te-zusahi-ni  \  kaki-woku  mi-na-no  \  mo-zi-jorl-7no  \  ionafurii. 
ho-e-ioo  I  tsikai-to-zo  kiku. 

Zum  Zeitvertreib 

Den  man  niederschreibt,  der  hohe  Name, 

Aus  seinen  Zeichen 

Angestimmt  der  Ton, 

Als  Eidschwur  man  ihn  hört. 

m  ^  ^  ^  fü  y  ^  ^  T 

/    )\   ^   p   -y   ^    '^)    y   )\ 

Aware  jo-no  \  nigori-ni   sornade  \  kije-na-ha-ja  j  urajamasi- 
ki-iva  I  hafsi-su-ba-no  tsiiju. 

Ach!  Von  der  Welt 

Trübung  nicht  gefärbt;, 

Geschwunden  vielleicht  wenn  er  ist, 

Beneidenswerth 

Der  Lotusblätter  Thau. 

Y    ^    ly    )\    y    )V   i^    r    a 

Saki-datsi-te  \  negafti    kokoro-ja  \  ojeru-ramu   \  soiio    mi-wa 
sihasi  \  koko-ni  ari-to-mo. 

Vorangehend 

Das  begehrende  Herz  vielleicht 

Entstanden  sein  wird. 

Es  selbst  eine  Weile 

Hier  wenn  es  auch  vorhanden.' 

1  D,as   Herz,    welches   eine  Weile  hiei"  vorh.aiulen   gewesen,    werde  voran- 
gegangen nnd  in  dem  Paradiese  geboren  worden  sein. 


Virr  Ilinimol  dos  Janiütn-Licilcs.  14') 

n   "t   u    9   y  ^^  n    7    ZI    ^ 
r   r   n   h   p   t^  j]y   i   y   ^ 

ly    y    -^    y    ^    jä:    u    h    i-    n 

Kike-hd  koso    naivo  ifowamre    sufe-si.  jo-no  I  %tki-wo  todzure- 
Ixi  j  sd-vio  nrn-ha  are. 

Da  man  hörte, 

iMelir  noch  Ueberdruss  sei ! 

Die  zurückgesetzte  Welt, 

Die  traurige  da  man  verschloss, 

So  wenn  es  ist,  sei  es. 

"t     y     ^     T     ^     1]     ^     /    )V    yi 

i-^yuyyyMijir 

Jimie-samuru  \  kane-no   hibiki-no  |  taka-no-jama  |  sono    aka~ 
tsuki-wo  I  matsu  made-mo  nasi. 

Aus  dem  Traum  indem  man  erwacht, 

Der  Glocke  Wiederhall, 

Auf  Taka-No'^  Berg 

Diesen  Tagesanbruch 

Bis  man  erwartet,  ist  nicht  da. 


-7 


Me-ni   mi-si-mo   \  mimi-ni   klki-si-mo   |   na-nomi-nite   \   oiaki 
hito  kazu-no  \  mi-fo-wa  sirazu-ja. 

Die  mit  den  Augen  man  sah, 

Von  denen  mit  den  Ohren  man  hörte, 

Dem  Namen  nach  nur 

Die  Verstorbenen,  unter  ihrer  Zahl 

üb  selbst  man  sei,  wohl  weiss  man  nicht. 


144  IMiz  maier. 

^   u    h   r   y   X    u    ^    y  ^   t 
y   y"    2>   3    n    )\    a    A    y   ^ 

Mi-da-no    na-tco  \  tanomu    kokoro-nn  |  karuarnzv-vn  |  rni-no 
josi  asi-ioa  \  tote-mo  kaku-te-mo. 

Auf  Mi-da's  Namen 

Hoffend  das  Herz 

Sich  nicht  verändert, 

Des  Leibes  Gutes  und  Böses 

So  mag  sein,  oder  auch  so. 


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Slru-rame-ja  \  aioare  mi-mo  naki  j  hifo  dani-mo  \  tanome-ha 
sutenu  I  narai  ari-to-wa. 


Wissen  vielleicht  wird, 

Der  leider  ohne  Leib, 

Der  IVIensch  allein. 

Wenn  man  hofft,  die  nicht  abgelegte 

GeAvohnheit  dass  es  ist. 


U      Ä     7     ^     ^     X     -V     ^     7^     2 

^    n    ^y    t    ^    y    y"    y    )^    y 

uyty^yittt 

Erahi-ie.-tca  \  mi-da-no  liikari-ja  \  feraftu-ran  \  mi-da-vo   isl- 
kai-wo  I  fanomu  hakari-ni. 

Hat  man  gewählt, 
Mi-da's  Licht  Avohl 
Leuchten  wird, 
Auf  Mi-da's  Eidschwur 
Nur  indem  man  hofft. 


Vier  Himmel  des  .T;imäto-Licdes. 


145 


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Hifo-ko-e-ni  \  t.<n-i-miru    mi-iia-ito  \  kdzv.    sofa-iva  \  makoto- 
ni  fanomu  \  sirusi  tari-keri. 

Der  für  Einen  Laut 
Genügte,  des  hohen  Namens 
Zalil  hinzugefügt,' 
In   Wahrheit,  worauf  man  hofft, 
Ein  Kennzeichen  hat  genügt. 

7.     Y    W    ^    "^    \y    r    /    1]    )V    ^ 
^    t    ^    )\    ^    n    n    ^    X    A 

Motomuru-ni  \  je-gataki  nori-wa  |  negmoarete  \  omoje-hd  j<t- 
sukl  \  mi-na-mo  tonajezu. 

Im  Suchen 

Die  Vorschrift,  zu  erlangen  schwer, 

Begehi-t  indem  wird, 

Den,  wie  man  glaubt,  leichten 

Hohen  Namen  singt  man  nicht. 

)^     U     ^     P    "t    ^     U     ~    U     h    ?^ 
Jj     a    )V    ^    ^^\\   )V    ^    t    P    y" 

Semete  nado  |  ufagai  dani-mo  \  nn-karu-ran  |  mi-na-mo  klki- 
urn  I  kokoro-na-kari-se-ba. 

In  Minderung  2  warum 
Zweifel  allein  auch 


'  Woun    zu   dem    einzigen    Laute    /jutsu   , Buddha'     nocli    niohrore    I^aute, 

nümlicli  Namu  Amida  hinzuijelutrt  werden. 
■'  Von    dem    Worte   aemete    ,wenigstens'    wird    vermuthet,    dass    es    die   yVl)- 

kiirzung  von  semari-te  ,besc,liränkt'  .sein  kcinne. 
Sit/.uiigslier.  <1.  phil.-hist,.  Cl.     CX.  l'.d.  I.  Hfl,.  10 


146 


r  f  i  7,  m  a  i  0 1 


Nicht  wird  sein, 

Das  den  hohen  Namen  hören  kann, 

Ein  Herz  wenn  es  nicht  gibt. 

^    ^    -JL     ij     )\     1]     \y    ^    /    7. 

Sumu  hito-no  \  sora-ni  sirarete  \  jnkasi-Jd-ica  \  kevmri-n!  mi- 
juru  I  jnma-no  kalaive-ga. 

Der  wohnende  Mensch 

Im  Himmel  indem  gewusst  wird, 

Ersehnt  ist 

In  Rauch  erscheinend, 

Des  Berges  verborgenes  Haus 

')    -y    ^    V    -y    V    V   ^   ^    ^ 
\)    t    :j.    A    )^    "^   K    3    n 

Itowanu-mo  \  jokti,  sini  hito-mo  \  founfure-ha  \  mina  mumare- 
jvku  I  tsikai  nari-keri. 

Unverdrossen,^ 
Gut  wissende  Menschen 
Wenn  den  Ton  anstimmen, 
Alle  dass  geboren  werden, 
Der  Eidschwur  ist  entstanden. 


^   ^   p 

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h      ^      X 

>  Dieses  Gedicht,   ist  das    letzte  der  48  Lieder,    welche  je  mit  einem  ver- 
schiedenen Buchstaben  beginnen  sollen.     J)er  letzte  der  48  Buchstaben 

ist  jedoch  /j^  (^y  nj,  welches  niemals  im.  Anfange,  sondern  immer  nur 
am  Ende  eines  Wortes  gebraucht  wird.  Warum  hier  das  mit  einem  anderen 
Buchstaben  beginnende  itofu  ,zuwider  sein'  gesetzt  und  das  zur  Schreibung- 
unpassende  J^  ito  , Faden'  angewendet  worden,  lässt  sich  nicht  er- 
klären. In  der  IT.-indstlirift  steht  tt  viljako  Jfauptstadt'  und  daneben 
als    Verbesserung     JS^    ito  ,Paden'. 


Vier  Himmel  des  Jamäto-Liedcs.  147 

Ahe,mi  soki-ni  kutsi-toku-io  se-.ir-ka-ha  nta-no  jh-m-mo  nasi. 
Als  mnn  es  noch  vor  Ta^esanbrucli  zu  einer  mündlichen 
Erklärung  machte,  war  es  nicht  nach  Art  der  Lieder. 


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Kane-iw  ko-e-ni  ije-wo  hirake-ha  \  otsi-ha-ga  uje-no  tstijn 
shno-ni  \  kirameku  hosi  mirn-mirtt,  kage-ga  su-de  \  ko-no  ma-jori 
joko-knmo  liikn  kinofu  ml-nokosi-fsuru  tokoro-dokoro  min  totß  \ 
wara-kutsu  nado  tori-idzu. 

Als  man  bei  dem  Ton  der  Glocke  das  Haus  öffnete,  waren 
über  den  gefallenen  Blättern  die  Thautropfen  als  Reif  glitzernde 
Sterne,  sichtlich  zog  eine  blosse  Hand  des  Liclites  aus  den 
Zwischenräumen  der  Bäume  die  schrägen  Wolken  hervor.  Damit 
man  die  Orte,  welche  man  an  dem  gestrigen  Tage  zu  sehen 
unterliess,  sehe,  nahm  man  die  Strohschuhe  und  trat  hinaus. 

Auf  das  Gemälde  der  Todtenknochen. 


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Osajuru  hupj)o-n{  tri  \  sio-zi-ico  hanareM-to  omo  kokoro-wa  \ 
köre  nani-mono-zo  \  tada  kokoro-no  minmnoto-ivo  kajesi-miru-hrjn'. 

Das  Herz,  in  welchem  man  denkt,  dass  man  in  die  nieder- 
haltende Vorschrift  Buddha's  tritt,    von    Leben    und    Tod  sich 

10* 


148  rflziiiaior. 

trennen    Avirtl,    wiis    für    eine   Sache    ist    diessV    Man    darf    nui- 
auf  die  Quelle  des  Herzens  zurückblicken. 

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Manalco-ni  iro-ioo  mi  \  mimi-ni  ko-e-tvo  Ja'Jci  \  liana-ni  ka-wo 
kngi  \  sita-ni  adziwai-wo  namu  \  köre,  fare-ga  on-ka-zo. 

Mit  den  Augen  die  Farbe  sehen,  mit  den  Ohren  den  Ton 
hören,  mit  der  Nase  den  Geruch  empfinden,  mit  der  Zunge 
den  Geschmack  empfinden,  wessen  Gnade  ist  diess  V 

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Mv-si-jori  kovo  on-ioo  nke-nagara  j  nusi-ivo  sirazaru  kofo- 
wa  I  tatoje-ha  hito-no  ije-ni  jadori-te  |  tokosi-naje-ni  hngokumare- 
nagara  \  ije-nusi-ni  fai-men-mo  sezu  \  mafa  ika-nnru  hifo-to-mo 
sirazaran-ga  gotosi. 

Dass  man,  obgleich  seit  undenklichen  Zeiten  diese  Gnade 
empfangend,  den  Gebieter  nicht  kennt,  ist  gleichsam  so,  als 
ob  man,  in  dem  Hause  eines  Menschen  Wohnung  habend  und 
ewiglich  verpflegt,  dem  Herrn  des  Hauses  nicht  vor  die  Augen 
treten  und  auch,  was  für  ein  Mensch  er  ist,  nicht  wissen  würde. 

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Vier  Hinimcl  des  Jamäto-Liccles.  149 

Sare-h(t  Iro-wo  mim  mono-ica  \  köre  nani-mono  zo  |  ko-e-wo 
Lika-wa  köre  nani-mono-zo  \  ka-iuo  kcuji  adzhvai-tvo  iianiitru  \ 
iiHita  köre  nani-mono-zo. 

Somit  die  Farbe  sehen,  was  für  eine  Saehe  ist  diess? 
Den  Ton  hören,  was  für  eine  JSaelie  ist  dicssV  Den  Gcnirh 
empfinden,  den  Gesehmaek  em})finden,  was  für  eine  Saehe  ist 
diess  ferner? 


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Gio-dziü-za-fjua-ni  tsiikete-mo  \  kore-wa  nani-mono-zo  \  kono 
utagai-wo  okosi-te  \  kih-no  ufsi-no  do-ri-ni  jorazK  |  mi-dzukara 
kajesi-miru-hesi. 

Ob  man  es  auch  auf  Gehen,  Stillstehen,  Sitzen,  Liegen  ' 
anwende,  was  für  Dinge  sind  diess  V  Indem  man  diesen  Zweifel 
erhebt,  stützt  man  sich  nicht  auf  den  in  der  Lehre  enthaltenen 
Grundsatz,  man  muss  auf  sich  selbst  zurückblicken. 


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Mosi  akiramnrit  koto-wo  je-ha  |  kuo-kiaku-no  m,n-mio  tatsi- 
viatsi-ni  seö-messi  hon-rai-no  men-hoku  simawatsi  (jen-zen-sen. 

Wenn  man  die  Verständigung  erlangt,  Avird  das  Liehtlosc 
der  Zurückwerfung  des  Lichtes  plötzlich  verlöscht  und  ver- 
nichtet, der  ursprüngliche  Aussenschein  wird  dann  sichtbar 
vortreten. 


'  In  don  hnflflhistisc.heii   15iicherii  .sind  Golioii,    Stillstehen,    Sitzen,  Liegen 
die  vier  äusseren  Merkmale  der  Elirwürdi'jkeit. 


150  Pfivimaier. 


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Kajesi-mi-jo  |  ivono-ga   kokoro-ica  \  nani-mono-zo  \  iro-ico  nü 
ko-e-too  I  kiku-ni  isukete-mo. 

Zurückblicke ! 

Das  eigene  Herz 

An  welche  Sache, 

Die  Farbe  sehend,  den  Ton 

Hörend,  man  es  auch  hefte. 


Der  Morgen  von  xHijäko. 


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K\han-wo-no  koro  \  itsi-nin-no  jo-siUe-bito  ari  |  mi-dzukara 
gln-snn  sioku-heki-iao  toworu  kokoro-zasi  nasi-to  ije-domo  |  ziu-ye 
aeki-zio-iüo  simesi-ato-ioo  sitai-te  \  idzukxi-mo  tswwi-no  \  sxmii-ka 
narane-ha-to  omoi-nasi-tsutsu  siranu  hi-no  \  tsukusi-ico  tatsi-ide-si- 
jori  koko-kasiko  \  majoi-ariki-haheri-si  hodo-nl  iaasaka  sirii  tajori 
ari-si-ka-ha. 


Eine  Schrift  des  Boiizeu   ^^     //l    Mune-liisa. 


Vier  Himmel  des  Jamato-Liedes.  1  <_)  l 

Um  die  Zeit  Kuan-Av<V  lebte  ein  Bonze.  Derselbe,  ob- 
gleich ohne  die  Absicht,  durch  den  Silberbcrg,  die  Aemtcrmauer 
zu  dringen,  liebte  die  den  Stamm  der  Bäume,  den  Obertheil 
der  Steine  bekundenden  Spui-cii  und  sich  einbildend ,  dass 
nirgends  ein  ähnlicher  Wohnsitz  sei,  erhob  er  sich  und  trat  bei 
dem  Verbringen  des  unbekannten  Tages  aus.  Als  er  seitdem 
hier  imd  dort  umhergeirrt  war,  hatte  er  ein  wenig  ihm  be- 
kannte Hilfe. 

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Owo-je-jama-no  kumo-ni  fusi  \  iku-no-no  hara-no  tsuju-ni 
jadori-site  \  sastu-ai-haberi-si  hodo-ni  \  tan-ha-no  kuni  \  ija-jama- 
to  iü  tokoro-ni  juki-nu. 

In  den  Wolken  des  Berges  Owo-je  ^  sich  niederlegend,  in 
dem  Thau  der  Ebene  von  Iku-no  •'  einkehrend,  ging  er  zur 
Zeit,  wo  er  hin  und  hergewandert,  zu  einem  Orte  Namens 
Ija  jama  in  dem  Reiche  Tan-ba. 


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1  Der  Zeitraum   1:5.50—1351    n.  Clir. 

•2  Der   Berg  Owo-je    liegt   an  der  Gränze  iler  Reiche  Tan-ba  und  Tan-go. 
^  Iku-no  ,das   lebende  Feld'   befindet  sich   in   dem  Reiche  Tan-ba,     Kreis 
Ama-da. 


J  52  r  f  i  z  m  a  i  e  r. 

Mi-wo  kahmu-heki  jado-to  made-wa  tanomane-do  \  sono  tod- 
wo-ba  so-ko-nite  sugi-si-haheri-te  \  mata-no  haru  jajoi  hakari-ni  mi- 
jako-je  nohori-te  |  ni-san-nitsi  haheri-d  hodo-iii  \  si-midzu  kita-no- 
no  mija  nado-je  mbde-tsutsu  \  sore-jod  adzuma-no  kafa-je  \  nIu- 
gih-ni  omoi-tatsi-haheri-ki. 

Obgleich  er  nicht  einmal  eine  Einkehr,  in  der  man  den 
Leib  verbergen  kann,  erhoffte,  verging  dort  dieses  Jahr.  Im 
nächsten  Frühling,  im  dritten  Monate  des  Jahres  nach  Mijako 
reisend,  erschien  er,  als  es  zwei  oder  drei  Tage  waren,  an  dem 
reinen  Wasser,  in  dem  Palaste  des  nördlichen  Feldes  und  an 
anderen  Orten  zum  Besuche.  Hierauf  war  er  für  die  Gegenden 
des  Ostens  als  ein  den  Wandel  Ordnender  entschlossen. 

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Mata  jo-wo  komtta  mijako-wu  idzu  \  ari-ake-no  tfniki-no 
kage  \  higad-no  kawa-no  natni-ni  tttsuri-te  naki-icataru  torl-no 
ko-e  I  towo-sato-no  ato-ni  kikojete  \  soko-liaka-to  naku  \  kasimii 
watareru  sora-no  ke-siki  \  ito  omo-sirosi. 

Er  trat  noch  in  der  Nacht  aus  Mijako.  Indess  das  Licht 
des  Mondes  des  Tagesanbruchs  in  den  Wellen  des  östlichen 
Flusses  sich  abspiegelte ,  die  Stimme  des  herüberkrähenden 
Hahnes  hinter  dem  fernen  Dorfe  gehört  ward,  Avar  der  Anblick 
des  ohne  Ursache  mit  Wolkendunst  sich  überziehenden  Himmels 
sehr  freundlich. 

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Vier  Hiranu'l  des  Jamäto-Liedes.  1  Öö 

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Jagate  afu-saka-jama-wo  koju  \  siuji-no  sita  mitsi  imada 
ko-guraku\  seki-no  iioa-ka-to  fuini-nar<tsu-mo  \  tado-tadosi-ki  hodo 
mijako-no  itsu-si-ka  hedaUiri-juku-vu)  j  san-sen-ri-no  hoka-vo  ko- 
koro-site  \  furu-sato-wo  icasuresi-jori-mo  \  nawo  kokoro  tomari- 
haheri-si-ni-ja. 

Er  überschritt  sogleich  den  Bei'g  von  Afii-saka. '  Der  Weg 
unter  den  Cypressen  -  war  noch  dunkel,  '  und  er  machte  das 
Felsenthor  des  Passes  durch  Tritte  ertönen.  Während  er  tappte, 
begann  Mijako  eine  Zeit  getrennt  zu  sein.  Mit  dem  Herzen  drei- 
tausend Ri  auswärts,  hielt  er  wohl,  noch  mehr  als  wenn  er  die 
Heimat  vergessen  hätte,  im  Herzen  inne. 


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niu-zib  ho-dai-sin-no  kage-ioo  inori-mosi-ki. 

Ob  er  auch  an  diesem  Tage  auf  dem  Öteinberg  den  Tempel 
besuchte,'  betete  er  in  einer  Abzweigung  den  Schatten  des 
Herzens  des  höchsten  »Seelenheiles. 


'  Der   Ort    wird    sonst   der  Pass    der   sicli    veroinigenden  Bergtreppe  (afu- 

naka)  genannt.     Er  befindet  sich  in  dem  Roiclio  Omi,    Kreis  Si-ga. 
-  Der  Name  eines  öfters  genannten  Weges  in  dieser  Gegend. 
^  Das  Wort  ko-gurasi    hat  nicht,  wie  es  scheinen  könnte,  die  Bedeutung: 

von   Bäumen   tinster,    sondern  liat,    mit  ko  ,klein'  zusammengesetzt,   die 

Bedeutung:  klein  finster,  d.  i.  dunkel,  düster. 
■'   Tsu-ja   ist   das  Koje    von    :*5    Yy  f.ifi-ja  ,die  ganze  Nacht'  und  steht  für 

das  sonst  übliche  :^k   ^g    .san-rö  jKorb  des  Besuches',  welches  ungefähr 

den  Besuch  eines  buddhistischen  Tempels  bedeutet. 


154 


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Akure-ba  ge-ko-no  hito-ni  tomonai-te  \  hi  idzuru  hodo-ni  si- 
ga-no  ura-wo  sugi  |  kogi-juku  fune-no  ato  \  haruka-ni  mi-watasa- 
rete  \  kano  man-sei-su-na-ga  \  nani-ni  tatojen-to  jel-zi-keru  fu-zei- 
mo  \  kokoro-ni  ukahi-haheri. 

Als  es  tagte,  wurde  er  von  den  abreisenden  Menschen 
begleitet  und  kam  um  Sonnenaufgang  in  der  Bucht  von  Si-ga  ^ 
vorbei.  Indem  nach  den  fortrudernden  Schiffen  2  in  weiter 
Ferne  hinübergeblickt  wurde,   schwebte  auch  die  Weise: 

Mit  was  wird  man  vergleichen? 
die  jener  Man-sei  Suna-ja  ^  gesungen  hatte,  in  dem  Herzen. 

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Jei-san  reo-kon-no  sen-toku  \  ^oa-ka-wa  ke-ron-no  mote-asohi 
nari  tote  todomerare-keru-ga  \  aru  toki  itsu-tsu  kokotsi-nite  |  ake- 
hono-ni  mei-sui-wo  mi-idasi-te  oioasi-keru-ni. 

1  Eine  Bucht  des  Landsees  Bi-wa.  Der  Kreis  Si-ga  gehört  zu  dem 
Reiche  Omi. 

2  In  der  Handschrift  hier  yT^  (ki)  ,Baum'  statt  -^  (fune)  , Schiff', 
eine  Verwechslung-,  welche  ohne  Zweifel  dadurch  entstanden  ist,  dass 
in  Pflanzenschrift  diese  zwei  Zeichen  mit  einander  einige  Aehnlich- 
keit  haben. 

3  Dieser  Name  konnte  bisher  nirgends  gefunden  werden. 


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Vier  Iliimiicl  des  Ja,niäto-Lieiles.  lOO 

Von  Seite  Sen-toku's, '  der  Seele  des  Jei-san/^  ward  inne- 
;j,vlialten,  indem  es  hiess,  das  Jamato-Lied  sei  ein  Spiel  sclierz- 
liafler  Erörterung.  Zu  einer  Zeit  hatte  er  mit  fünf  Gefühlen 
bei  Tagesanbruch  das  glänzende  Wasser  bemerkt.^ 

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Oki-ni  fune-no  jnku-wo  mite  hito-no  kono  nta-wa  |  ei-gin- 
zi-kertt-tvo  kiki~tamai-te  j  kuan-nen-iio  zio-en-to  j  nari-im-be-kari-keri 
tote  I  sono  notsi  ni-ziü-hatsi-hin  zlü-raku-no  uta  nado  |  owohu  jo- 
mare-keru-to  |  inosi-tsutaje-haberu-mo  j  sa-mo-ja-to  ohoje-haberi. 

Als  er  die  Schiffe  auf  hoher  See  fahren  sah  und  von  den 
Menschen  dieses  Lied  singen  hörte,  ^  konnte  es  eine  helfende 
Beziehung  der  Betrachtung  geworden  sein.  Später  wurden 
daher  Lieder  der  achtundzwanzig  Classen,  der  zehn  Freuden 
häufig  gedichtet.  So  etwa  erinnert  man  sich,  dass  man  es 
überlieferte. 

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'  Audi  der  Name  Sen-toku  konnte  unter  den  vielen  Namen  von  Dichtern 
nicht  aufgefunden  werden. 

2  Joi-san  ist  der  berülimte  Berg  Hi-jei,  auf  welchem  ein  l)uddhistisches 
Kloster  steht.     Er  befindet  sich  in  dem  Keiche  Omi,  Kreis  8i-ga. 

^  Wegen  Unbekanntschaft  mit  dem  Gegenstande  ist  dieser  Abschnitt 
schwer  zu  erklären,  und  kann  auch  über  ,fünf  Gefühle'  und  ,glänzendes 
\\''asser'  nichts  gesagt  werden.  Was  letzteres  betriift,  so  fehlt  die  aus 
ro   fmei)  gebildete  Zusammensetzung  in  den  Wörterbüchern. 

'  Die  Rede  ist  von  dem  oben  erwähnten  unbekannten  Dichter,  was  aus 
der  Setzung  des  Ehrenzeitwortes  ersichtlich   ist. 


156 


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Kagami-jama-ivo  siicjfiru  tote-mo  \  sumi-dokoro-ni  aratamnrn 
tvagii  omo-huje-mo  hahaJmrl  am  kolcotsi-site  \  iza  tatsi-jori-te-to- 
7)10  ohoje-h(ibßrazu. 

Obgleich  man  im  dem  Spiegelberge  ^  vorbeikam,  hatte 
man  das  beschämende  Gefühl  wegen  des  ihn  zu  einem  Wohn- 
orte verändernden  eigenen  Bildnisses,  und  man  erinnerte  sich 
nicht  des  Wortes:  Wohlan,  tritt  hinzu! 


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Tatsi-jori-te   |   midzu-to    kataru-na   \    kagami-jama    \    na-ioo 
jo-ni  tomen  \  kage-mo  ukere-ha. 
Hinzutretend, 

Wasser  dass  es  ist,  sage  nicht! 
Der  Spiegelberg 

Den  Namen  in  der  Welt  behalten  wird, 
Das  Bild  wenn  auch  verschwommen. 


/Safe  adzuma-dzi-no  Uibi-no  hi-kazu-mo  \  jb-jo  tsumori-juke- 
ha  I  lui-takakl  tokoro-dokoro  |  fu-wa-no  seki  narumi-kaia  \  taknsi- 
jama  futa-mura-jama  nado  sugi-te  \  sa-ja-no  naka-jama-ni-nio 
nari-nu. 


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Der  Spiegelberg  befindet  sich  in  Ömi,   Kreis  Kama-fii. 


Vier  Himicel  des  Jamäto-Liedes.  lö  i 

Als  also  die  Zahl  der  Reisetage  des  Weges  des  Ostlandes 
nach  mid  nach  sich  anhäufte,  kam  man  an  den  berühmten 
(h-ten,  dem  Passe  von  Fu-wa,'  der  Fluthseite  von  Narumi/'^ 
dt  in  Berge  Takasi/"*  dem  Berge  der  zwei  Dörfer  vorbei  und 
iiefand  sich  auf  dem  Mittelberge  der  wahren  Nacht.' 

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)V     )\     Ä     )\    )V     V     \L      V     ^     ^     ^ 

Kann  sni-gih-ga  \  niata  koju-heki-to  omoi-ki-ja-to  jomerii-wo  \ 
(1  ware-ni  omoi-awaseraru. 

Was  jener  Sai-gio  gedichtet: 

,Dass  ferner  man  überschreiten  soll, 
Vielleicht  gedacht  man  hat/ 
wurde  trauervoll  in  Gedanken  verbunden. 

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)vp%^y^iimM^^ 

^   h  T    h  ±  y  i^  )v  -?  \U 

Sa-jn-no  naka-jama  \  sa-jo-no  nnka-jama-to  iü  \  sefsu-setsu 
(ini-)il-j(i  I  f.nn-na-(jon  si-naka  th-kokn-no  makase-m'tc  kudarare- 
ki'.ru-ni  \  do-min  sa-jo-no  naka-jama-to  mosi-haberi-keru  tote  \  tsin- 
ko-no  spii-ren  nado-vio  sa-jh-ni  jomarete  haberu-ni-ja. 


'  Der  Pass  von  Fn-wa  befindet  sich  in  flem  Reiche  Mi-no,  Kreis  Fu-wa. 
2  Die  Flntliseite  von  Narunii  befindet  sich  in  Wovvari,    Kreis  Ai-tsi. 

Der  Berg  von  Takasi  liegt  an  der  Gränze  der  Reiche  Mi-kawa  und  Tötömi. 
*  Der   Mittelberg   der  wahren  Naclit   liegt  in  Totomi,    Kreis  Sa-no.     Man 

schreibt  in  dorn  Namen  sowohl  na-ja  als  sa-jo  , wahre  Nacht'.     Eigentlich 

wird   .V«    durcli   ^nt    (sa)    ,zur    Seite   stehen'    ansgedrückt,     docli    glaul)! 

man,    dass  .w.  so  viel  sei  als    |B     (sa)  ,wahr'. 


1  öH  I' t'i  zniiii  er. 

Es  o-ibt  wohl  die  Erklilruii.2;(Mi  Sa-ja-no  naka-jama  und 
Sa-jo-no  naka-jama."  Als  der  mittlere  llatlislierr  8i-naka  im 
Auftrage  dieses  Reiches  herahgereist  war,  nannte  das  Volk 
des  Bodens  den  Namen  Sa-jo-no  naka-jama.  Daher  wurde  die 
frühere  Verbindung  in  dem  mittleren  Alterthum  vielleicht  so 
gelesen. 

»j    lU    ^    )^    ^    #    ^    )^    ^    7    ffi 
:^    h    ^    :?    3^    y    )L/   ft   yM   i\!>    ^ 


Sen-siü-no  naka-ni-mo  \  mi-wo  johu  kokotsi-si-haheri-si  |  mina- 
moto  san-wi  jori-masn-wa  naga-jama-to-zo  mosi-keru  \  kono  tohi 
rh-w6-no  ari-si-ni  tadzune-haberi-si-ka-ha  \  koio-jb-mo  naku  \  sa-ja- 
no  naka-jnma-to  kotaje-haheri-ki. 

In  der  ausgewählten  Sammlung  ~  sagte  der  zu  der  dritten 
Rangstufe  gehörende  Mina-moto  Jori-masa,  der  das  Gefühl  hatte, 
als  ob  er  sich  selbst  riefe,  das  Wort  Naga-janla.^  Da  es  diessmal 
einen  ehrwürdigen  alten  Mann  gab,  fragte  man  ihn.  Derselbe 
sagte  in  seiner  Antwort  nicht  anders  als  Sa-ja-no  naka-jama. 

iii    y    ^    )l^    :?    H    )^    h    ^    )^ 

Ko-ko-v:a  mafa  \  idzuku-to  toje-ha  \  nma-hiko-no  \  kottifuru 
ko-e-mo  \  sa-ja-no  naka-jama. 

Dieser  Ort  auch, 

Welcher  Ort  ist  es,  man  fragte; 

^  Der  Unterschied  ist,   ob  das  Zeichen    J^  , Nacht'  die  Lesung  ja  oder  j'o 

erhalten  soll. 
2  Die  ausgewählte  Sammlung  japanischer  Lieder. 
^  Naga-jama  ,der  lange  Berg'  anstatt  naka-jama  ,der  mittlere  Berg'. 


Vier  Himmel  des  Jaraäto-Liedes.  159 


Den 

das  ' 

Echo 

Zur 

Antwort  gab^  der 

Laut 

Sa-ja-no  naka-jama. 

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Jagate  suru-ga-no  kum  \  u-tsii-no  jama-wo  kojn.  \  tsuta-no 
sita  mifsi-mo  \  imada  waka-ba-no  hodo-nite  \  momidzi-no  aki  omoi- 
jarare-haheri. 

Sogleich  überschritt  man  in  dem  Reiche  Suni-ga  den  Berg 
von  U-tsu.'  Der  Weg  unter  dem  Epheu  wurde,  noch  zur  Zeit 
der  jungen  Blätter,  als  Herbst  der  rothen  Blätter  in  Gedanken 
vorgestellt. 

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Momidzi-se-ha  \  jume-to-jn  naran  \  n-tsu-no  jama  \  nfsufsu- 
ni  mi-fsuru  \  tsuta-no  awo-ha-mo. 

Wenn  rothe  Blätter  sind, 

Im  Traume  vielleicht  wird  es  sein; 

Auf  U-tsu's  Berg 

In  Wirklichkeit  2  man  sah 

Des  Epheus  grüne  Blätter  auch. 

Kijo-mi-ga  seki-ni  todomari-te  |  mata  jo-fukaku  ide-haberu 
tote  omoi-tsudztike-haberi-s/'. 


'  Der  Berg  von  ll-tsn    findnt   sich  weder   in  den  Wörterbüchern  noch  auf 

der  Karte. 
2  Wortspiel  mit  u-tau,  dem  Namen  des  Berges,  und  nt.mlnu  , Wirklichkeit'. 


160  Pfizraaicr. 

Damit  man,  in  dem  Fasse  von  Kijo-mi  '  haltend,  iiocli  in 
tiefer  Nacht  austrete,  setzte  mau  in  Gedanken  fort: 

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Kijomi-kata  \  nami-no  to-zasi-mo  j  akete  juku  j  Unki-wo-ha 
ika-ni  \  jo-tva-no  seki-mori. 

An  Kijomi's  Fluthseite  ^ 
Der  Wellen  Schlagbaum 
Zu  öffnen  der  gedenkt, 
Der  Mond,  wie  ihn  nennt  man 
Den  Passwächter  der  Nacht? 

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Tarann  lii-mo  ari-to  kiki-si  \  ta-go-no  ura-nnmi-ni-mo  tahi- 
no  koromo-de-wa  |  itsu-to-naku  siwo-tare-gatsi  nari. 

An  den  Biichtwellen  von  Ta-go,^  wo  man  hörte,  dass  ein 
unzureichender  Tag  sei,  war  die  Hand  des  Reisekleides  zu  irgend 
welcher  Zeit  überwiegendes  Herabfallen  der  Salzfluth. 

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-  Der  Pass  von  Kijo-mi  befindet  sicli  in  Surn-gva,    Kreis  Ro-\vara. 

'^  Kijo-nii-kata    ,flie   Fluthseite   von    Kijo-mi'   ist    eine    besondere    auf    der 

Karte  verzeichnete  Gegend  des  Meerufers  in  dem  Reiche  Snru-o'a. 
•'  Die  Hucht  von  Ta-go  befindet  sicli  in  8nrn-ga,    Kreis  Ro-wara. 


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Vier  Iliiiiincl  des  .lamäto-Liedcs.  lÜl 

^    7j    ^    ^   ife    -^    :3^    ^/    i§    X 

Fi(-zl-vo  jnm<t-n:o  mt-it:aiafif'-ha  ]  ito  fuk(ikn  kasnmi  komefe  | 
foki  ftirann  jama-to-mo  sara-ni  mijezu  \  asn-hi-no  kage-ni  |  faka- 
ne-no  Juki  nawo  nznjaka-ni  mijete  \  kagnmi-xro  koke-tani  jh  vnri  | 
fii(le-vw  loojohi-gafnsi. 

Als  man  z\i  dem  Bcrg'c  Fu-zi  hiiiülx'rblickte,  trat  man 
sehr  tief  in  Wolkendnnst  und  Avar,  oline  dass  die  Zeit  man 
kannte,  der  J^erg-  nicht  mehr  zu  sehen.  Im  Liclite  der  Mor<;'en 
sonne  erschien  der  Schnee  des  hohen  Gipfels  noch  i>Ulnzender 
und  Avar  es,  als  hätte  man  einen  Spiegel  hingehängt.  Es  war 
für  den  Pinsel  unerreichbar. 

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7}i   y   r   y 

Toki    sirami  |  na-wo    saje    koniete  \  kasimnc    nari    \  fii-::i-iio 
ftik'i-)ui-))n  I  hnru-no  akß-hono. 

Wo  die  Zeit  man  nicht  kennt, 

Nur  dem  Namen  nach  indess  man  eintritt, ^ 

Wolkendunsten  ist 

Von  des  Fu-zi  hohem  Gipfel 

Des  Frühlings  Morgendämmern. 

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zy    if-    :^    IV    y    :=.    n     ))     y    ly 
?iyXÄ'i     ^^    ^    J    b-    J 

Fit-zi-no    ne-no  |  kp.fnri-no    su-ß-tca  |  idje-iii-si-vo  |  fini-kcrn 
/iiki-ja.  \  kije-sezaru-rati. 

Auf  des  Fu-zi  Gipfel 

Des  Rauches  Spitze 

Durchschnitten  ist! 

Der  Schnee  vielleicht,  der  iicl. 

Geschmolzen  nicht  wird   sein. 

'  Difi   Zeit    des   Eintretens   ist   wegen   des   Nebels    nur    dem  N;inien    nach 

bekannt. 
Sit/uiissl.or.  (1.  pliil.-liist.   Cl.     CX.   IM.    I.   Ilft,  11 


7    >^    T    4^    Itb    7j     ^     ^    :/    ^%    y 

^     >^    ^l^     -=^     Ui     Ü     ^     -^     -3-     77     1/ 

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Sore-jori  uki-sima-ga  hara-tco  siigi  \  halco-ne-ni  mhdzu  \  geni 
gon-genno  arata-naru  oJion-tsikai  narazu-wa  |  kono  jama~no  ita- 
daki-ni  \  kakarn  vridzu  mu-besi-to-mo    ohojezu  \  ito  fu-si-gi  7iari. 

Von  dort  kam  man  an  der  Ebene  der  schwimmenden 
Insel '  vorüber,  begab  sich  nach  Hako-ne.'^  Wenn  in  Wahrheit 
der  neue  Eidschwur  Gon-gen's'^  nicht  entsteht,  erinnert  man 
sich  nicht,  dass  es  ein  dem  Gipfel  dieses  Berges  anhängendes 
Wasser  geben  könnte.     Es  ist  sehr  wunderbar. 

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Ko)io  tokoro-wo-ha  \  kono  jo-nagar<i-no  mei-do  7iari-to  |  mhsl- 
tsutaje-tffTK-ni-ja  \  tokoro-no  sama-mo  \  nahete-ni-ioa  \  kmoari-tnru 
koto  oico-kari,  \  itsu-to-tiaku  nami-kaze  arefe  |  ito  susmnazi-kn  mijii. 


1  Diese  Ebene  befindet  sic-li  in  Siirn-g\a,    Kreis  Snn-tu. 

•^  Hako-ne  wird  auf  der  Karte  als  eine  Einkehr  des  Kreises  Asi-kara-no 
simo  in  Sagami  bezeichnet.  Es  liegt  an  der  Gränze  des  Reiches  I-dzn, 
nahe  an  einem  Landsee,  der  zu  den  berühmten  Orten  zählt.  Es  heisst 
ursjirünglich  der  Altar  von  Hako-ne.  Hier  ist  der  Herg  von  Hako-ne 
gemeint,  der  nach  einer  Angabe  zu  dem  Reiche  I-dzu  gehört. 

3  Gon-gen  ,die  Sichtbarkeit  des  Einflusses'  ist  der  Diamantstoff  des  Ge- 
ehrten der  Welt  (Buddha's),  dessen  Einflnss  auf  die  Verwandlung  des 
Leibes  sichtbar  ist. 


Vier  Hiiiiiuol  des  Jamiitu-hifdes.  lüö 

Von  diesem  Orte  wurde  wold  überliefert,  dass  er  der 
finstere  Weg '  in  dieser  Welt  ist.  Auch  das  Aussehen  des 
Ortes  hatte  im  Ganzen  vieles,  das  sich  veränderte.  Zu  Zeiten 
toben  A\'ind  und  Wellen,  und  er  zeigt  sich  sehr  schauerlich. 

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^     ly    P    X     ^    FA     ^     m    ^ 

Hako-ne-dzi-ja  I  midzu-umi  ai-nrn  \  jamn-kaze-m  ake-jarmw 
jo-itit  i  ns(t-zo  siraruru. 

Auf  llako-ne's  Wege! 

Wo  der  See  tobt, 

Li  dem  Bergwind 

Die  Nacht,  in  der  kein  Tagen, 

Ihre  Traurigkeit  man  kennt. 

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t    ^    ^   ^    ^)    ^   r   ^   ^   m 

iy^i'py.A^)y'h1] 
y     7     h    Z     h    7;     ^     -f     ^     ^ 

Safe  sagami-no  knni  \  kama-kura-jama-no  iitsi-to  in  tokoro- 
ni  juki-tsitki-te  \  ini-si-je  \  jukari  ari-si  hito-wo  fadzvne-si-ni  \ 
mnkasi-gafari-ni  nari-nn-to  kiki-si-ka-ha  \  liajo  sumi-keru  tokoro- 
no  sama  nado  mi-hnheri-te  \  itodo  jo-no  ]nik(i-nasa-mo  omoi-sirare- 
hnheri-ki. 

Also  zog  man  nach  einem  Orte,  der  in  dem  Gebirge  von 
Kama-kura    in    dem    Reiche  Sagami    sich    befinden   sollte.     Als 

'  Der  linstere  Weg  ist  die  Unterwelt. 

11* 


1  Ö4  I'  ti  zinai  or. 

man  ankam  nnd  einen  Menschen,  mit  welcliem  man  ehemals 
eine  Verbindung  j^chabt,  suchte,  liürte  man,  er  .sei  zu  einer 
alten  Kr/ilhlunii,-  geworden.  Man  sah  l)al(l  die  Beschaflenheil 
(b's  Ortes,  wo  er  gCAvol^nt,  tmd  zu  sehr  wurde  die  Unbeständig- 
keit der  \Vv\\   in   Gedanken  erkannt. 

A    7    ^    )^    h    ^    ^    A 

Mist    hiio-nn  |  kohe-no    slin    nani,   |  tifo    tojc-lxt   |   soi-ft-jiikii 
fsiiki-)n(>  I  iKiiro  hasunm  unri. 

Von  dem  Menschen,  den  man  geseh'n. 
Die  unter  dem  Moose  befindliclu' 
S})ur,  nach  ihr  als  man  fragte, 
Der  an  dem  Himmel  wandelnde  Mond 
Mehr  noch  umnebelt  war. 


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/^So??o  atari-ni  kari-no  jadori-ioo  tadzune  \  tod oviari-liaheri - 
si-nl  I  aii-g?'fa-no  so  vado  \  amnta  ari-si  naka-ni  |  hi-tatsi-no 
kitni  I  fakn-woka-io  in  fokora-ni  |  jnmu  koto-nakl  tsi-siki  ownsu- 
to  I  kafarii.  hifo  haberi-si-ka-ha  \  jagate  fadzune-makari-nn. 

Man  suchte  in  dieser  Gegend  eine  vorläuiige  Einkehr 
tmd  verweilte  daselbst.  Indem  es  viele  reisende  Bonzen  gab, 
waren  Menschen,  welche  erzählten,  dass  in  dem  Reiche  Hi- 
tatsi,    an    einem  Orte  Namens  Taka-woka,    ein  Wissender   und 


Vier  Hiiiiiiifl  lirs  J;uiiätij-Liedes.  1  ßf) 

r'.rkennenilcr  '     viyi     Iiolicin     Runge    sich     beliiid(!.      Man    reiste 
sogleich   al)^   Ulli   ihn  zu   suclien. 

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llo-hon-zi-to  ni  tera  (tri  \  muae-ki  an-ziit  tota  |  kü-gait  ivo- 
seo-no  son-tei-nite  owasi-keru-ga  zai-tb  hitiani-hu  si-tamai-te  \  tau- 
iiioku'iio  iiaka-mine  ivo-sro  iindo-nl-nio  ma-mije-tamai-kei'u-to-ka-ja. 

Es  Avar  ein  Kloster  Namens  Kloster  des  Stammes  der 
Vorschrift.  ]\lune-ki,  der  Herr  der  Hütte,  war  der  geehrte 
jüngere  Bruder  des  Bonzenvorsteliers  Kü-gan.  Da  er  lange 
Zeit  in  China  gewesen,  dürfte  er  von  den  Bonzenvorstohern  des 
mittleren  Berggi})fels  des  Himmelsauges  •^  besucht  worden  sein. 

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Jo-ico  ,si(tsuru-fo  nara-hd  krikit  koso  (ira-7U(i-ho.'^i-ki(  ohoje- 
.n-ka-ba  \  soiio  jama-ni  san-ken-no  ho-wokn-wo  ^misnhi-tt  \  hito- 
aatsu-wo  sugi-ai-haberi-wf. 

Als    man    sich    erinnerte,    dass,    wenn  man  der  Welt  cnl 
sagt,  es  so  zu   wünschen  sei,  baute  man  auf  diesem   P>ergc  ein 
Riedgrashaus  von  drei  Schritten  und   verbrachte  einen  Sommer. 


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'  Die  Bezeichmuig  eines  l>oiizen. 

-  Das   Himmelsauge    ( T?    H    ten-mokn)  ist  ein  Borg  des  Reiches  Kn-i. 


Hlb  1' t'i /,  111  a  i  pv.     Viri-  Iliiiiniol   ilos  .laiiuilo-liitHlos. 


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Mata  ka-i-no  kuni  to-kiisa-jama-ni  jama-govwri-hisasi-ki 
so  arl-to  I  kiki-si-ka-ba  \  kano  mura-ni-mo  tadzune-makari-te  j 
sihasi  ari-te  \  mata  hi-tatsi-no  kuni-je  kajeri-haberi-si-ni  j  vmsasi- 
no-no  I  hate-naki  mitsi-ni  jnki-kurete  \  sono  jo-wa  wokuri-tsure-no 
so  nado  amata  ari-si. 

Als  man  ferner  hörte,  dass  es  in  dem  Reiche  Ka-i,  auf 
dem  Berge  To-kusa  einen  Bonzen  gebe,  der  sich  lange  Zeit 
auf  dem  Berge  verborgen,  reiste  man  auch  nach  jenem  Dorfe, 
um  ihn  zu  suchen,  und  indem  man  binnen  Kurzem  auch  nach 
dem  Reiche  Hi-tatsi  zurückkehrte,  wandelte  man  am  Abend 
auf  dem  endlosen  Wege  des  Feldes  von  Musasi,  und  es  gab 
viele  Bonzen,  welche  sich  diese  Nacht  als  Begleiter  zugesellten. 


Brandt.    Fiagniento  von  Handschriften  latfiiiischer  Kiiclienscliriftstennr.  I(i7 


Vfrzeichiiiss  der  in  dein  Codex   169  von  Orlnaiis 
vereinigten  Fragniiuite   von  llandsdiriften  lateini- 
scher Kirche  nsehriftsteller. 


Von 

Dr.  Samuel  Brandt, 

l'iofessor  in  llcidelbeig. 


Uic  Bil)liotliek  von  Orleans  besitzt  in  ihrer  Handschrift  1^9 
eine  Sammhuif:^-  von  Fragmenten  lateinischer  Kirchenschrift- 
steller, die,  so  hohes  Interesse  sie  in  mancher  Beziehimg  bietet, 
dennoch  ihrem  Inhalte  nach  noch  nicht  genan  bekannt  worden 
ist.  Weitaus  der  grösste  Theil  der  Fragmente  ist  in  bisweilen 
höchst  charakteristischen  Formen  der  Unciale  oder  Halbnnciale 
geschrieben,  so  dass  diese  Blätter  mit  einem  nicht  geringen 
paläographischen  Werthe  die  Bedeutimg  verhältnissmässig  alter 
Textesm-kunden  verbinden.  Aus  diesem  zweiten  Grunde  glaubte 
ich  auch,  nachdem  ich  eine  genaue  Uebersicht  über  den  Inhalt 
der  Handschrift  erlangt  hatte,'  dieselbe  im  Interesse  des  von 
der  kaiserlichen  Akademie  ausgehenden  Corpus  der  lateinischen 
Kirchcnschriftsteller    veröffentlichen  zu    sollen,    damit   künftige 

'  Im  Anjjusjt  1884,  als  it-li  mit  Lactanzstiidiou  auf  dor  Pariser  Bibliothek 
beschäftigt  war,  liatte  Herr  Delisle  die  Freundlichkeit,  luicli  auf  die 
Handschrift,  die  er  damals  in  Paris  hatte,  aufmerksam  zu  machen,  da 
sie  zwei  Blätter  aus  Lactanz  enthält.  Ich  fertigte  mir  damals  zugleich 
ein  bei  beschränkter  Zeit  nur  kurz  gehaltenes  Verzeichniss  an,  zu 
welchem  Herr  Loiseleur,  Conservator  der  Bibliothek  von  Orleans,  mir 
sj)äter  (nnige  Ergänzungen  zu  senden  die  Güte  hatte.  Die  genauesten 
Notizen  über  die  Handschrift  verdanke  ich  jedoch  Herrn  Dr.  Gunder- 
mann (seit  Januar  1885  in  Paris),  dem  ich  für  seine  grosse  Bereit- 
willigkeit und  Sorgfalt  ebenso  verpflichtet  bin,  wie  den  Herren  Loiseleur 
und  Delisle,  welche  meiner  Bitte,  dem.selben  die  Benutzung  der  Hand- 
schrift, die  mich  aus  verschiedenen  Gründen  sehr  interejssirte,  auf  der 
Pariser  Bibliothek  zu  ermöglichen,  in  entgegenkommejadster  Weise  ent- 
sprochen haben. 


168  Hrandl. 

llerciu.sj:,cbor  weiiii;'.slcii.s  von  dem  \''urluiii(icnbt.'iu  iiiul  ilcm 
Umfange  dieser  Fragmente  nnterrielitet  sind.  Anekdota  Hessen 
sich  nicdit  constatiren,  nach  anderer  Seite  war  es  aber  ein 
kleiner  Erfolg  der  Untersuchung  der  iSammlmig,  dass  sogleich 
in  dem  ersten  lilatte  ein  in  der  Wiener  Ausgabe  zwar  ver- 
öffentlichtes ,  aber  damals  seinem  Aufenthaltsorte  nach  nicht 
bekanntes  Stück  aus  Cyprian  nachgewiesen  werden  konnte. 

Der  Band,  nach  der  vorne  eingetragenen  Notiz  ,Ex  libris 
mon.  8.  Benedicti  Floriaceiisls'  aus  der  uralten  Abtei  Saint-Benoit- 
sur-Loire  stammend ,  für  deren  einstigen  Reichthum  an  herr- 
lichen Bücherschätzen  auch  dieser  Trümmerhaufe  ein  heredtes 
Zeugniss  ablegt,  enthält  in  neunzehn  Fascikeln  jetzt  55,  ur- 
sprünglich, Avie  sich  aus  den  Bemerkungen  der  Handschrift  zu 
Fascikel  3.  7.  15  berechnen  lässt,  59  Pergamentblätter,  während 
Septier,  Manuscrits  de  la  hlhliotlwque  d'  Orlmns,  p.  108,  n.  109, 
60  Blätter  zählt,  wenn  er  die  Handschrift  so  einführt:  ,Varl(i 
Fragvienia  ex  SS.  Patrum  operihus  iu.  uno  collecta,  in-fol.,  120 
pag/  Da  die  meisten  Fragmente  aus  einem  oder  zwei  Blättern 
bestehen,  so  liegt  hier  offenbar  eine  Sammlung  von  losgelösten 
Einsatzblättern  '  vor,  doch  öfter  findet  sieh  auch  eine  grössere 
Anzahl,  wie  in  Fascikel  3.  4.  5.  8.  13.  19.,  so  dass  wir  an 
anderweitig  erhaltene  Reste  von  Handschriften  denken  müssen. 
Ueber  den  Inhalt  der  Blätter  sagt  Septier  a.  a.  O.  Folgendes: 
,Ces  pieees,  au  nombre  de  dix-huit  (jetzt  vielmehr  19),  sont  de 
r  Ecriture-sainte,  des  ouvrages  de  S.  Basile,  d'  Optat  de  Mileve, 
de  l'hexameron  de  S.  Ambroise,  de  S.  Jerome  sur  Isaie,  Jeremie 
et  Zacliarie;  de  S.  Augustin  a  Dardanus;  de  son  livre  du 
mensonge;  de  l'hexameron  de  Bede;  de  son  explication  sur 
r  epitre  aux  Romains :  de  1'  ejjitre  d'  Adalberon ,  eveque  de 
Laon,  a  Foulques.  eveque  d' Amiens'.  Diese  Angabe  ist  je- 
doch weder  vollständig  noch  genau,  iu  einem  Falle,  bei 
Fascikel  14,  geradezu  falsch.  Viel  eingehender  sind  die  von 
einer  Hand    wohl    aus    dem  Anfange    dieses    Jahrhunderts    ge- 

1  Eine  ganz  ähnliche  Sammlung  ist  der  ebenfalls  aus  Saiut-Benoit  stam- 
mende Codex  16  von  Orleans,  doch  enthält  er  nur  biblische  Fragmente. 
Herr  Omont  bereitet  eine  paläographische  Studie  über  denselben  vor, 
in  der  er  auch  Cod.  169  berücksichtigen  wird.  Vgl.  Delisle,  notice  sur 
plusieurs  mauuscrits  de  la  bibliotheque  d'  Orleans,  in  Notices  et  extraits 
des  manuscrits  de  la  Bibliotheque  Nationale  XXXI,  418. 


Fiaguicnto  von  liaiidsclniftcn  lateinischer  Kiichcnschriftsteller.  \\i\) 

sehriebenen  Notizen,  die  sich  auf  den  Umschlägen  der  einzehicn 
Fascikel  finden,  soAvohl  was  die  Angaben  über  die  Zahl  der 
Blätter  jedes  Fascikels  angclit,  witi  hinsichtlich  des  Inhalts 
ilerselben.  Wenn  min  hier  eine  möglichst  genaue  Mittheilnng 
über  diese  Fragmente  gegeben  wird,  so  schien  diese  Sorgfalt 
auch  desliall)  nöthig,  weil  bei  der  bekannten  Zerstreuung 
der  libri  Floriacenses  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  er- 
scheint, dass  sich  anderwärts  noch  P»lätter  finden  lassen,  die 
mit  den  hier  besprochenen  aus  denselben  Handschriften 
stammen,  ja  dass  einzelne  aus  dieser  Sammlung  verschwundene 
Blätter  wieder  nachgcAviesen  werden  können.  Denn  dass  die- 
selben sämmtlich  sollten  zufällig  verloren  gegangen  sein,  ist 
deshallj  nicht  glaublich,  weil  bei  Fascikel  H  offenbar  durch 
den  Entwender,  vielleicht  I^ibri,  der  ja  nach  den  schlagenden 
Darlegungen  von  Herrn  Delisle  auch  sonst  die  Bibliothek  von 
Orleans  in  raftinirter  Weise  geplündert  hat,  die  entsprechende 
Notiz  auf  dem  Umschlage  gefälscht  Avorden  ist.  '      • 

Wir  lassen  nunmehr  das  Vei-zeichniss  der  Fragmente 
folgen.' 

1.  Ein  Pergamentblatt,  tuiten  stark  und  auch  am  äusseren 
llande  beschnitten,  jetzt  22  auf  17*^^"',  zu  2G  Zeilen,  in  zwei 
Columnen  in  sehr  alter  Unciale  geschrieben.  Das  Blatt  be- 
ginnt ro.s-  in  rebus  suhlimen  und  schliesst  _/i(/«»i  tuam,  salu(h)ris 
audit(us  ohlc).  Es  ist  dies  das  Fragment  aus  Cyprian  ad 
Donatum,  vol.  I  pag.  14,28 — 16,(1  ed.  Hartel,  welches  der 
Herausgeber  von  f  Dr.  Nolte  erhalten  hatte  und  vol.  III  praef. 
pag.  IX  mit  den  Worten  begleitet  /iltenim  (frwjmentutnj  quo 
pars  llbeUi  Ad  Donatum  saruatur  uhi  inuenerit  Nolte  nesclo,  sed. 
lltterU  uncialihus  exaratuni  esse  affirniaV.  Die  Identitätsfrage 
ist  völlig  erledigt,  da  Nolte  auch  Fascikel  IG  der  Handschrift 
collationirt  hat. 

^.  Zwei  Pergamentblätter,  am  oberen  und  äusseren  Uaudc 
mit  Stücken  des  Textes  bis  in  die  J\Iittc  der  dritten  Cohimne 
weggeschnitten,  jetzt  oO  auf  21 '"',  zu  41  Zeilen,  in  drei  Co- 
lumiMMi  in  Unciale  geschrieben.  Nach  dem  Vermerk  auf  (U'ni 
Umschlage  des  Fascikels  enthalten  die  Blätter  excerpta  quaedam 

'  Nicht    siclier    leserliclio    oder     verschwuiulone    Jiuch.stabfiu    siiid    fiin.sr«- 
klummert. 


]!()  Brandt. 

ex  prooemio  Sei  Basilii  episcopi  in  recjidas  fasias  dispiUatns  et 
ex  intei'rogationlbiis  X.  XIV.  XVI.  XVII,  d.  h.  aus  der  lateini- 
schen Bearbeitung  von  Kulinus,  und  zwar  nur  aus  Intcrrog.  IL 
VII.  VIII.  Blatt  1''  beginnt:  (mo)do  tafmen  hoc  pos)s(it  i)m- 
plere  ^=  pag.  Ul),29  der  Ausgabe  von  Luc.  Ilolstcnius,  Codex 
regularum  monacli.^  Paris  1GG3  part.  I,  und  1^  .schlicsst:  semet 
ipsum  exhinaniuit.  fnrniam  =  pag.  101,44.  Blatt  2'  beginnt: 
fp)arentu(ni  ijmmo  a(h  ipsis  pa)reMtihus  oblatus  =  pag.  109,3, 
2^  schliesst:  ßebitis  ne''  sane  sed  uere  (für  seducere)  nos  dehit 
simi  =  111,7.' 

8.  Drei,  ursprünglich  vier  Pergamentblätter,  24  auf  IG  "'\ 
zu  29  Zeilen,  in  Halbunciale  geschrieben.  Auf  dem  Umschlage 
des  Fascikels  findet  sich  die  Angabe:  Tres  foUis  constat,  aber 
tres  steht,  Avie  es  scheint,  auf  radirtem  quatuor ;  auch  die  Form 
Tres  neben  dem  Ablativ  foliis  erregt  Verdacht.  Jeder  Zweifel 
aber  wird  dadurch  ausgesclilossen,  dass  die  als  Schluss  des 
ganzen  Fragments  auf  dem  Umschlage  angegebenen  Worte: 
dum  pauca  commemoro ,  ipsius  Sei.  Petri  heatitudo  trihuat  sich 
jetzt  nicht  mehr  in  demselben  finden,  sie  haben,  wie  sich  aus 
einem  Vergleiche  mit  dem  gedruckten  Texte  ergiebt,  ein  weiteres 
Blatt  geschlossen.  —  Die  drei  Blätter  bieten  ein  zusammen- 
hängendes Stück  aus  Optatus  von  ^lilevum,  de  schismate  Donatis- 
tarum.  Blatt  1^'  beginnt  mit  dem  siebenten  Buche:  In  hoc 
nouissimo  libro  id  est  septimo  =  P^g-  101,7  ed.  du  Pin,  Blatt  S'^' 
schliesst:  satis  sä  homini  si  de'pec  =  104,12,  die  erwähnten 
Schlussworte  von  Blatt  4  stehen  pag.   105,5. 

4.  Acht  Pergamentblätter,  28  auf  20  «™,  zu  27  Zeilen,  in 
Unciale  geschrieben;  die  erste  Seite  ist  stark  abgerieben,  an 
allen  Blättern  ist  die  äussere  untere  Ecke  beschädigt.  Die 
acht  Blätter  bilden  einen  Quaternio,  dessen  Zahl,  III,  unten 
auf  dem  letzten  Blatte  steht,  und  zAvar  aus  Ambrosius'  Hexae- 
meron.  Blatt  1''  beginnt:  modo  in  psahno  d(ocemu)r  operationem 
=  pag.  16  F  vol.  I  ed.  Maur.,  Blatt  8^  schhesst  (c)ontemplatione 

1  Wenn  auf  dem  Umschlage  die  Bemerkung  zugefügt  ist:  difert  versio 
huius  frarjmenti  ah  ea  qiiae  edita  est  a.  1637,  so  ist  dem  gegenüber  jeden- 
falls zu  constatiren,  dass  der  Text  mit  dem  bei  Holstenius  stimmt.  Die 
Notiz  kann  nur  die  Ausgabe  des  Basilius,  Paris  MDCXXXVIIl,  was  sie 
irrthümlich  mit  1687  wiedergiebt,  meinen,  welche,  ein  Abdruck  der  Aus- 
gabe von  Ducaeus  und  Morelhis,  Paris  1618,  zugleich  deren  lateinische 
Uebersetzung  wiederholt. 


Fragmente  von  Handschriften  lateinischer  Kirchcnschriftstellcr.  171 

taute  maiesfatis  fiele  =:  pag.  23  D ,    aus   Buch  I    Cap.  8   bis   in 
Buch  II  Cap.   1  reichend. 

5.  Vier  Pergamentblättcr,  jetzt  25  auf  18  '='",  zu  32  Zeilen, 
in  Unciale  geschrieben;  die  unteren  Ränder  sind  mit  den  letzten 
Zeilen  abgerissen.  Die  Blätter  sind  Palimpsest,  ^  ebenso  wie 
in  Fragment  1,  und  zwar  stimmt  bei  beiden  die  untere  Schrift, 
eine  Capitale  ungefähr  wie  im  Palatinus  des  Vergil ,  ebenso 
wie  die  obere  so  überein ,  dass  wir  zwei  Stücke  derselben  Hand- 
schrift, nämlich  des  Commentars  von  Hieronymus  zu  Jesaia, 
anzunehmen  haben.  Die  vier  Blätter  enthalten  ein  zusammen- 
hängendes Stück  aus  Cap.  48.  49.  Blatt  1^' beginnt:  (et)  büquus 
athuc  ex  utero  uocaherls  =  pag.  555  E  vol.  IV  ed.  Vall.,  Blatt  4" 
sind  die  zuletzt  gelesenen  Worte,  auf  die  noch  vier  sehr  schwer 
lesbare  Zeilen  folgen,  fiont  tempora  düs  inqitit  ah  utero  = 
pag.  562  A. 

6.  Ein  Pergamentblatt,  dessen  oberer  Rand  mit  einigen 
Zeilen  fehlt,  jetzt  noch  26  auf  U)'"^,  zu  34  Zeilen,  in  Halb- 
unciale  geschrieben.  Der  Text  des  Blattes  ist  aus  Hieronymus' 
Commentar  zu  Jesaia  Cap.  4.5,  beginnend:  sanguis  ems  super 
nos  et  super  filios  nosfros  =  pag.  66  A  vol.  IV  ed.  Vall., 
schliessend:  si.cut  gallina  eongregat  jndlos  suos  -=  pag.  67  D. 
Diese  Handschrift  des  Commentars  zu  Jesaia  ist  nicht  identisch 
mit  der,  aus  welcher  die  Fragmente  5  und  7    stammen. 

7.  Jetzt  ein  Pergamentblatt,  dessen  äusserer  und  unterer 
Rand  mit  Text  abgeschnitten  ist,  jetzt  noch  16  auf  12*=™,  zu 
17  Zeilen,  gleichen  Ursprungs  wie  Fragment  5  und  PaHmpsest 
wie  dieses.  Nach  der  Bemerkung  auf  dem  Umschlage  ,duohus 
con.stat  folm'  ist  hier  ein  Blatt  abhanden  gekommen.  Das  er- 
haltene Blatt ,  Hieronymus  zu  Jesaia  Cap.  51,  beginnt:  genimina 
uiperarum  et  ad  libidinosos  =  pag.  57(5  B  vol.  IV  ed.  Vall.,  und 
schliesst:  (et  appel)lanf.ur  caelestia.  et  adversariae  =  pag.  578  A. 
Das  jetzt  fehlende  Blatt  begann  nach  der  Notiz  auf  dem  Um- 
schlage: isti  ah  aquüone  et  mari ,  alil  autem  t=:  pag.  566  C 
und  schloss:  powiY  vianifestius  ecce  isti   de  longo  =  pag.  567  F. 

'  Eine  Untersuchung  der  l'alimpse.stblätter  in  F;iscikel  5  und  7  wäre  sehr 
zu  wünschen  und  nach  dem  Eindrucke,  den  icli  hatte,  nicht  zu  schwieri}];-, 
leider  fehlte  sowohl  Herrn  Dr.  Gundermann  wie  mir  die  Zeit  dazu. 
Ersterer  las  an  einer  Stelle  von  Fragment  7  das  Wort  Quirües .  mnn 
möchte  darnach  an  eine  Rede  denken. 


172 


lii  a  11  dt 


S.  Siebon  l'crg-aiucntblilltcr,  jiiu  äusseren  Rande  Ixvseluidij;!, 
2*J  auf  20 '■'",  zu  35  Zeilen,  in  IJncialo  j^-escliritihen.  Ks  ist  ein 
Quaternio,  von  dem  jedoch  das  lelzte  Blatt  verloren  ging-,  das 
Proömium  und  den  Comnientar  des  Hieronymus  zu  Jeremia  bis  in 
Cap.  2  entlialtend,  Blatt  1*' beginnt :  Pont  nxplanationes  duodechv 
prnphetarum.  =  pag.  833,8  vol.  IV  ed.  Vall.,  Blatt  7^  schliesst: 
maledictua  channm  seruiis  erit  frairihus  .suis  =  pag.  848  A. 

9.  Ein  Pergamentblatt,  27  auf  11)'"',  zu  30  Zeilen,  in 
Uneiale  geschrieben.  Das  Blatt  enthält  ein  Stück  des  Com- 
mentars  von  Hieronymus  zu  Zacharia,  beginnend:  o  profundum 
dmiciai-um  et  sapientiae  =^  pag.  *J34E  vol.  VI  ed.  Vall.,  schhessend: 
et  coqncnt   in.  Ulis    et    non    erit    dumaneus    ultra    —  pag.    03()  C^. 

10.  ZavcI  Pergamentblätter,  25  auf  17*^'",  zu  27  Zeilen, 
in  Uneiale  geschrieben.  Es  sind  zwei  Stücke  aus  Pseudo- 
Hieronymus  Ad  Marcellam,  ut  aduersa  toleret.  Blatt  l""  beginnt: 
illo  quo  domum  tuam  =  pag.  37,ü'J  vol.  V  ed.  Martianay,  1.^ 
schliesst:  sicut  esse  coepisti  et  gloria  =  pag.  37,605  Blatt  2^'  be- 
ginnt: dns  uide  quanta  glorvt  tua  =  pag.  38,47,  2^'  schliesst: 
hl  ijjso  angulari  lapide  fundatmn  non  =  P'^g-  38,77. 

11.  Ein  Pergamentblatt,  28,5  auf  19  '^"',  zu  33  Zeilen,  in 
Uneiale  geschrieben,  aus  Augustinus  epist.  CLXXXVH  ad 
Dardanum ,  beginnend :  habet  quidevi  alüjuid  simile  eticmi  = 
pag.  685  F  vol.  H  ed.  Maur.,  schliessend :  spe  enini  salhi  facti 
sumus  sicut  =  pag.  686  F. 

13.  Zwei  Pergamentblätter,  27  auf  15,.')  ^'",  zu  23  Zeilen,  in 
sehr  schöner  Halbunciale  geschrieben.  Sie  enthalten  ein  zusam- 
menhängendes Stück  des  ersten  Buches  von  Augustinus  contra 
duas  epistolas  Pelagianorum,  Blatt  P'  beginnt:  nis  nostrae facientes 
uoluntatem  =  pag.  419  A  vol.  X  ed.  Maur.,  Blatt  2^  schliesst: 
quod  sequitur  non  ita  expeditnm  est  quomodo   de  =   pag.   419  G. 

18.  Vier  Pergamentblätter,  bezeichnet  34.  35.  36.  37,  nur 
Blatt  34  und  37  sind  ziemlich  unversehrt,  von  36  ist  nur  ein 
Viertel,  von  35  nur  drei  Viertel  erhalten;  die  ersteren,  18  auf 
14''",  haben  23  Zeilen;  die  Schrift  ist  Uneiale.  Es  sind  zwei 
Doppelblätter,  einen  Binio  bildend,  die  so  folgen  müssen:  36 
(Blatt  1)  34  (Blatt  2)  35  (Blatt  3)  37  (Blatt  4).  Der  Text 
ist  aus  Augustinus  epist.  LIV  ad  lanuarium.  Blatt  P  beginnt 
ego  vero  de  hac.  sententia  =  pag.  124F  vol.  H  ed.  Maur., 
Blatt  4^  schliesst:  henedixit  cum  etiam  superi  =:  pag.  126  F, 


Fragmente  von  Handschi-iften  lateinischer  Kirchenschriftsteller  173 

14.  Ein  rer<:2;amentl)latt,  am  äusseren  und  inneren  Rande 
verstümmelt,  23  auf  17,;") '™,  zu  25  Zeilen,  in  Unciale  geschrieben. 
Nach  Septier's  Katalog  wäre  das  Jihitt  aus  Augustinus  de  men- 
daciO;  dagegen  heisst  es  auf  dem  Umsclilage:  non  est  Augustini; 
beides  nicht  richtig,  die  Stelle  findet  sicli  in  dessen  Enarratio 
in  Psalmmu  V,  vers.  7.  Der  Text  beginnt,  weil  das  Blatt 
umgekehrt  eingeheftet  ist,  mit  der  jetzigen  Rückseite:  est.  si 
enim  hoc  ri/V«"<<«*  =  pag.  IS  D  vol.  IV  ed.  Maur.,  imd  schliesst 
auf  der  jetzigen  Vorderseite :  (m)anifestmu  est  tiinc  non  esse 
re.(ld\   =  pag.   19  A. 

15.  Ein  Pergamentblatt,  schlecht  erhalten,  2G  auf  1V>''", 
zu  o2  Zeilen ,  in  Minuskel  des  IX.  Jahrhunderts  geschrieben, 
den  Anfang  von  Beda's  Hexamei'on  enthaltend.  Es  beginnt: 
i(i)r)(eR)  exA(ni)€R(orM)  (neÖAe)  pRiTi  (inj)  QeNes(i)oi-  ///(.•//>// 

jjrologus.  Dllectissimo  ac  reuerendissimo  =  pag.  1,1  vol.  IV  ed. 
Colon.  1088,  und  schliesst:  tanfa  celeritate  operationis  =■ 
pag.  2,13.  Nach  der  sehr  unklaren  Angabe  des  Umschlages, 
auf  die  jedoch  näher  einzugehen  zwecklos  wäre,  würden  es 
ursprünglich,  wie  man  wenigstens  schliessen  muss,  zwei  Blätter 
ans  Beda  gewesen  sein.  Auch  die  weitere  Notiz:  'png.  tc.vtia 
exhihet  aliud  fygw-  de  opificio  dei;  incip.  (d)  iis  xierhis  eadem 
series  et  ordo  memhrorü,  avozu  von  neuerer  Hand  bemerkt 
ist:  la  troisieme  page  manque,  erregt  Bedenken,  da  sich  in 
Fascikel  1(3  ein  mit  denselben  Worten  anfangendes  Fragment 
aus  der  Schrift  des  Lactanz  de  opificio  dei  befindet  und  auch 
auf  dem  Umschlage  von  diesem  Fascikel  K)  von  derselben  Hand 
verzeichnet  ist,  Avelche  anderseits  jene  Notiz  auf  Fascikel  15 
geschrieben  hat.  Es  ist  schwei'  zu  glauben,  dass  ein  ganz  mit 
denselben  Worten  anfangendes  losgerissenes  Stück  aus  Lactunz 
solkc,  zweimal,  aus  verschiedenen  Handschriften  stammend,  voi-- 
handm  gewesen  sein.  '  ;    , 

10.  Zwei  Pergamentblätter,  28  auf  21'='",  zu  32  Zeilen, 
in  zwei  Columnen ,  in  Unciale  geschrieben.  Die  Blätter  ent- 
halten Lactantius  de  opificio  dei  Cap.  7.  11,  Blatt  T  beginnt: 
tuiduni  series  et  ordo  mejuhrorum  =z  pag.  185,19  vol.  II  ed. 
Fritzsche,  V'  schliesst:  frontem  noniinaff im  var(roj  =^  pag.  187,17; 
Blatt  2'"  beginnt:  (con)cidere.  qui  meatus  si  nliquo  =  pag.  194,27, 
2^  schliesst:  consummari  ex  fd>ort.atio)ii(hus  Ikw.c)  =--  pag.  190,23. 
—    Dieses .  sind   die   von    Teuffei   RLG '     S.    932    (und    schon 


1  i-±  lliiindl.    l'raKiutrito  von   lliUulscliiifUMi  hcteiiiisclior  KirclioiisohriffstftUfr. 

3.  Auflage  S.  9i]0)  erwähnten  Fragmenta  l^'loriacensia  de« 
Lactantius,  deren  Kenntnis«- ilnn  wolil  von  Jlalni  zugekommen 
ist,   für  den  Nolte  die  Blätter  collationirt    hatte. 

17.  Drei  Pergamentblätter ,  in  Minuskel  des  X.  Jahr- 
hunderts, nach  der  Notiz  auf  dem  Umschlage :  continet  jxirfeiu 
cuiusdam  tractatus  nel  epistolaa  ad  quemdam  pastorem.  Dies 
bezieht  sich  nur  auf  die  beiden  ersten  Blätter,  deren  erstes 
beginnt:  hoc  e  mandatuni  meum.  ut  dilujatis  inuicem;  das  zweite 
schliesst:  nolite  mebriari  uino  t  quo  est  luxuria  non  quia  in 
uino  est  Juaniria  sed  in  ehrietate.  Auf  der  ersten  Seite  des 
dritten  Blattes,  das  sonst  ganz  leer  ist,  stehen  eilf  Zeilen, 
über  deren  Inhalt  auf  dem  Umschlag  bemerkt  ist :  pagina  5"  ex- 
hihet  fragmentum.  aliud  de  peccatore  qui  re,veriitur  ad  peccatum 
iam  remissum.  Nach  den  Anfangs-  und  Schlussworten  besteht 
das  Stück  aus  accentuirenden  trochäischen  Tetrametern,  der 
erste:  Alexander  urbis  rome  clarus  olim,  pontifex ,  der  letzte: 
,  .  et  credendum  /po  dicit  caieta  nutrix.  Ich  schreibe  caieta  für 
das  handschriftliche  ceia.  —  Auf  eine  Untersuchung,  woher  der 
Inhalt   dieser   drei  Blätter    stammt,    habe  ich  verzichtet. 

18.  Ein  Pergamentblatt,  auf  der  Vorderseite  29  Zeilen, 
in  Minuskel  des  XI. — XII.  Jahrhunderts,  ein  Theil  eines  Briefes 
von  Bischof  Adalbero  von  Laon  an  Bischof  Fulco  von  Amiens 
(den  ersten  dieses  Namens,  vgl.  Grallia  Christiana,  vol.  IX  p.  b'I\ 
und  vol.  X  p.  1162),  beginnend  (EFISTOL)A  ADALBERONIiS 
LAUDUNENSIS  .  .  (fulco)7ii  ambianensi  epo  subdialogo  di- 
recta  i  .  .   (f)ulconi  ambianensi  epo.  A  laudunensis    ,  .  .  a  anteceden- 

tibus  digna,  schliessend ente   amoris  stimulis  inquieto  lU. 

Auf  der   Rückseite  Federproben. 

19.  Zehn  Pergamentblätter,  am  oberen  imd  äusseren,  zum 
Theil  auch  am  unteren  Rande  beschnitten,  Blatt  8  hat  17  auf 
jj^cm  y^T^^  25  Zeilen,  die  anderen  ebensoviel  oder  weniger,  in 
Halbunciale  geschrieben.  Die  Blätter  sind  sehr  beschädigt, 
auf  Blatt  9'  ist  ein  zusammenhängendes  Stück,  indem  jedoch 
immer  das  Ende  der  Zeile  fehlt^  zu  lesen :  tifex  ille  quem  tunc 
ordin  }  esset  cireuoncisio  spiritalis  {  circumcisionem.  carnis  qida  \  pon- 
tifex esse  non  poterat  h  j  duas  tunicas  unam  mysterii  intellegentiae 
spiritalis  scieb  \  u.  s.  w.  Trotz  längeren  Suchcns  in  verschiedenen 
Indices  konnte  ich  die  Stelle  nicht  nachweisen. 


Buclicr.  Die  hettr.-neuliebiaiscbe  u.  liebi.-araiiiaisclie  Spiadivorgleicluing  etc.        170 


Die  hebräisch- neuhebräische  und  hebräisch -ara- 
mäische Sprachvergleichung  des  Abulwahd  Merwän 

Ibü  (Taiiäh. 


Von 

Dr.  Wilhelm  Bacher. 


Vorbcmerkuiig-. 

Uie  o-länzendere ,  zumeist  in's  Auge  fallende  Seite  der 
Sprachvergleichung  Abulwalid's  bildet  seine  umfassende  und 
tief  eindringende  Herbeiziehung  des  Arabischen  zur  Erklä- 
rung des  Hebräischen  und  der  althebräischen,  biblischen  Litte- 
ratur.  Ein  Bild  davon  habe  ich  in  meiner  Abhandlung:  ,Die 
hebräisch-arabische  Sprachvergleichung  des  Abulwalid  Merwän 
Ibn  Ganäh' '  zu  geben  versucht.  Aber  im  Grunde  eben  so  be- 
deutend, wenn  auch  in  den  Ergebnissen  nicht  so  hervorstechend 
ist  seine  ebenfalls  in  ziemlich  weitem  Umfange  geübte  Ver- 
gleichung  des  althebräischen  Idiomes  mit  dem  ihm  zunächst 
stehenden,  dem  Neuhebräischen,  und  mit  dem  Aramäi- 
schen. Auch  für  diese  beiden  Richtungen  der  zu  Zwecken 
der  Bibelexegese  gehandhabten  Sprachvergleichung  bildet  Abul- 
walid's  in  seinem  Hauptwerke  niedergelegte  Leistung  einen 
Markstein.  Er  fasst  das  bei  seinen  Vorgängern  Gefundeue  zu- 
sammen, sichtet  es  auf  Grund  der  von  Hajjiig  angebahnten 
und  namentlich  von  ihm  selbst  vertretenen  neuen  und  sicheren 
Sprachcrkenntniss,  vervollständigt  aber  das  Material  in  sehr 
reichem  Maasse,  es  mit  scharfem  Blicke  und  mit  fester  IMethode 
durchdringend.  Auch  hier  werden  die  Grenzen,  die  er  mit 
kundiger   Hand  absteckt,    für  die  Späteren  maassgebend,    und 


^  Ritzung.sberichte  der   philos.-histnr.  Classe   der  k.  Akafleniie  der  Wissen- 
schalteu,  CVI.  Bd.,  S.   119—196. 


17B  Bacher. 

innerhalb  der.scllteu  bewegen  sich  seine  Nachfolger,  das  Beste 
und  Meiste  dessen,  was  sie  bieten,  iluu  entlehnend.  Den  Ein- 
druck, welchen  die  moderne  semitische  Philologie  bei  der  Be- 
trachtung von  Abulwalid's  Arbeiten  empfiingt,  hat  eiMcr  der 
berufensten  Vertreter  derselben  erst  jüngst  auf  folgende  Weise 
umschrieben :  ^  ,La  perfection  des  travaux  de  cette  grande  öcole 
arabe-juive  nous  surprend.  La  science  moderne  ne  proc^de  pas 
autrcmcnt,  et  on  peut  dire  que  Rabbi  Jona,  dans  la  premierc 
moitie  du  XF  siecle,  pratiquc  deja  avec  habilete  les  raethodes 
comparatives ,  qui  devaient  donner  a  la  philologie  curopeenne, 
sept  ou  huit  siecles  plus  tard,  une  si  incontestable  superiorite/ 
Obwohl,  was  hier  Renan  von  der  vergleichenden  Methode 
Abulwalid's  sagt,  wahrscheinlich  zunächst  auf  seine  hebräisch- 
ai-abische  Sprachvergleichung  geht,  so  verdient  doch  auch  seine 
Anwendung  derselben  auf  das  Neuhebräische  und  Aramäische 
gleiche  Anerkennung  und  darum  auch  eingehendere  Darstellung. 
Damit  ist  Zweck  und  Inhalt  gegenwärtiger  Arbeit  gekenn- 
zeichnet. Auf  so  annähernd  vollständige  Vorführung  des  Mate- 
riales,  wie  ich  sie  in  der  oben  erwähnten  Abhandlung  an- 
strebte, konnte  hier  meine  Absicht  nicht  gerichtet  sein,  da  die 
hier  in  Betracht  kommenden  einzelnen  Daten  der  Sprachver- 
wandtschaft viel  mehr  auf  der  Hand  liegen  und  viel  weniger 
Interesse  bieten,  als  die  reichen  und  mannigfaltigen  Daten  der 
Verwandtschaft  des  Hebräischen  mit  dem  Arabischen.  Indessen 
wird  die  den  grössten  Raum  einnehmende  Zusammenstellung  der 
Vergleichungen  schwieriger  oder  seltener  Wurzeln  und  Wörter 
des  biblischen  Hebräisch  mit  dem  Neuhebräischen  von  nicht 
bloss  historischem  Interesse  sein.  Bei  dem  Mangel  eines  ge- 
schichtlichen Wörterbuches  der  hebräischen  Sprache,  welches 
den  Sprachschatz  der  althebräischen  Litteratur  mit  dem  der 
Mischna  und  der  verwandten  Theile  der  Traditionshtteratur  in 
inneren  Zusammenhang  zu  bringen  hätte,  kann  ein  gewisser- 
maassen  aus  dem  Wörterbuche  Abulwalid's  ausgezogenes  Glossar, 
wie  es  hier  geboten  wird,  auch  an  sich  das  Verdienst  guten 
lexikographischen  Materiales  beanspruchen.  Ferner  aber  soll  in 
diesem  Glossar,  wie  auch  in  den  übrigen  Theilen  der  vorliegen- 
den Arbeit  ein  Hilfsmittel   zur  Benützung  des  Abulwalid'schen 


'  E.  Renan,  Nouvelles  etude.s  d'liistoiro  relig-ieuse.   1884,  j).   175, 


Diß  hebiäiscli-neuhoLräische  u.  hebräiseli-aramfiische  Sprachvergleichung  etc.         1  l  i 

Wörterlmches  o-ebotcn  werden,  indem  in  der  Ncubiiiier'sclien 
vVuso-abe  des  letzteren  der  Stellennachweis  sowohl  für  die  bibh- 
sehen  Citate,  als  für  die  aus  der  Traditionslitteratur  f(dih  und 
dieser  Mano^el  namentlich  bei  den  Citaten  der  letzteren  Art  die 
Benützung  und  oft  genug  auch  das  Verständniss  erschwert. 

Noch  eine  Bemerkung  sei  mir  gestattet  über  den  Gebrauch 
des  Begriffes  der  Sprachvergleichung  auf  das  VerhiUtniss  zwischen 
dem  Hebräischen  der  Bibel  und  dem  Keuhebräischen.  Es  wird 
weiter  unten  ersichthch  sein,  dass  Abvüwalid  selbst  das  Be- 
wusstsein  davon  hatte,  —  wenn  er  es  auch  natürlich  nicht  so 
tbrmnlirte,  wie  es  die  moderne  Wissenschaft  thut,  —  dass  es 
sich  hier  mehr  um  S])rachgeschichtc,  als  um  Sprachvergleichung 
handelt.  Aber  er  wendet  bei  seinen  hebräisch-neuhebräischen 
\'ergleichungen  dieselbe  Terminologie  zur  Bezeichnung  der  Ver- 
wandtschaft an.  als  bei  den  Vergleichungen  mit  Aramäisch  und 
Arabisch.  Indem  er  zur  Beleuchtung  und  Erläuterung  des  bibli- 
schen Litteraturgebietes  das  von  diesem  streng  geschiedene  Ge- 
biet der  Traditionslitteratur  heranzieht,  sieht  er  in  den  Idiomen 
l^eidcr  zwei  von  einander  geschiedene  Sprachgebiete  und  ver- 
gleicht sie  mit  einander,  sowie  er  Hebräisch  und  die  beiden 
anderen  semitischen  Sprachen  mit  einander  vergleicht.  Ucber- 
dics  hatte  er  diese  drei  Richtungen  der  Sprachvergleichung  als 
coordinirt  bei  seinem  hauptsächlichen  Vorgänger  auf  diesem 
Eelde  vorgefunden,  bei  Jehüdä  Ibn  Koreisch,  der  in  seiner 
bekannten  Schrift  (Risäle)  zwischen  den  Vergleichungen  des 
Hebräischen  mit  dem  Aramäischen  und  denen  mit  dem  Arabi- 
schen als  mittleren  Theil  die  Vergleichungen  mit  der  Sprache  der 
Mischna  und  des  Talmud  anbringt. 


IIcbräisch-iHMihobräische  SprachveruiiMcliiiiiu. 

In  der  Einleitung  zu  seinem  Hauptwerke  beruft  sich  Abul- 
walid  auf  die  Erläuterung  Saadja's  von  70  in  der  heiligen 
Schrift  vereinzelt  vorkommenden  Wfirtern  nach  verwandten  Aus 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Ol.     CX.  Ud.  I.  Ilft.  12 


1  7S  l!iicl\(^i'. 

(Irüc-kcn  ilcr  iAIiscIma  und  di's  'rahnud,'  als  Mnstcv  üii"  sein 
ci«2;cncs  Vcrfalinm.  Wörter,  die  or  uiclit  aus  der  Schrift  selbst 
erklären  kann,  in  erster  Reihe  aus  dem  Neuhebräischen  und 
Aramäischen  zu  erklären.^  Neben  Saadja  nennt  er  als  Vor- 
s^ängcr  auf  diesem  Gebiete  auch  die  G«aonen  Scherira  und 
Hai,  wie  denn  in  der  That  seine  Citatc  aus  den  Schriften  des 
Letzteren  zumeist  Vergleichungen  der  bezeichneten  Art  be- 
treffen. Jehüda  Ibn  Koreisch  nennt  er  zwar  nicht^  aber 
auch  ihn  meint  er  wohl  unter  den  ,Anderen^,  auf  die  er  ausser 
den  genannten  drei  Gaonen  noch  hinAveist. 

Der  Gesichtspunkt,  von  dem  Abulwalid  bei  diesem  Zweige 
der  Sprachvergleichung  ausgieng,  findet  sich  am  bündigsten  an 
einer  Stelle  seiner  Grammatik  angegeben,  wo  er  einen  von 
anderen  Grammatikern  beanstandeten  Ausdruck  des  bekannten 
gaonäischen  Buches  Halachoth  gedoloth  verthcidigt.  In  diesem 
Buche  war  nämlich  für  zweitausend  D'^ö'ü'X  ''Jtr  gesagt,  statt 
D''3'?bs;  Abuwalid  weist  nach,  dass  beide  Arten,  die  Zweizahl 
auszudrücken,  sowohl  in  der  heiligen  Schrift,  als  in  Mischna  und  • 
Talmud  begründet  seien,  und  schliesst  mit  den  Worten:  , Diese 
Ausdrucksweise  ist  bei  den  Trägern  der  —  hebräischen  — 
Sprache  gebräuchlich  und  geläuhg,  den  Alten,  wie  den  Neuen/" 


1  Das  hier  citirte  Schriftchen  Saadja's  ist  ahgedruckt'  in  Ewald  nnd 
Dukes,  Beiträg-e  znr  Geschichte  der  ältesten  Ausleg^ung  und  Siirach- 
erklärung  des  A.  T.,  II.  Bd.,  S.  110 — 115,  und  in  der  kleinen  Sclirift 
Ü'p'Tli:'  annn  (Leipzig-,  1844),  p.  .3—11.  In  der  That  sind  darin  nicht 
siebzis^,  sondern  neunzio-  Worte  Ijesprochen,  während  die  Ueberschrift, 
vielleicht  in  Folge  eines  alten  Schreibfehlers,  nur  von  siebzig'  erklärten 
Wörtern  weiss.  Sie  lautet:  k\>^__iJ\  ,*iäiJ  -v-ot,^-cvJ\  ^.««m.^";  die  An- 
führung bei  Abulwalid  lautet:  d^ kiJ   ^^y.^A^..^\  ,^_^  s^l.{,xiJC,fco\  ^^ä 

KIpÜ  1\  ^4  ij>jj_^\.  Dunasch  ibn  Labr.'it,  in  der  Kritik  gegen  Saadja, 
Nr.   1'.),  gibt  den  Titel  hebräisch:  nS'n  ÜT^tTI  nnD. 

2  R.  (Rikinri,  ed.  Goldberg),  VII,  11  —  15. 

Dieser  Satz  steht  blos  im  arabischen  Original,  am  Schlüsse  eines  Passus 
der  in  K.  p.  235,  Z.  3  nach  den  Worten  mS'T'nn  ^V^  zu  ergänzen  ist; 
derselbe  lautet:   Ü^IX^n  p  \)!!,ir\  p  riHK  n"i:'V^i3\   J^s  ^  "nssbnjl    ^^ 

|!a  Dj'rsn  p  »s'?i  [N2in  jd  Tirssn  jia  \h^  nnx  nraan  j!2  x*?!  nr  (Ez.  45,  1 T) 

U5  mX)2  Tli:'  J-viä  (Pesachim  47  /-  f.)  'l■T^^-^tt?Ot"  mX!a  %Tvy  "im!a:2  QTlNicn 
W'-h'A  "yiTI  m3'?nj\  ,__,.=^l..o  JU.  Zu  dem  Ausdrucke  i^\  J.a\  \gl. 
Wb.  713,  16,  wosell)st  damit  die  Träger  der  Mischnasprache  bezeichnet 
sind,  in  R.   47,    12  die  n3t:'!3j\    Jjfc\ 


Oii^  Iiobräiscli-nfnlipbrüische  n.  hohräiscli-iiiamäisclio  Sprarlivorjrloirlmn);  rtc.         1/9 

Die  Misclmaspraehe  ist  also  die  Spraclie  flei'  neueren  Hebräer, 
sowie  in  der  heiliü;en  Sehrift  die  der  früheren  Hebräer  erscheint. 
Aber  es  ist  ira  Grunde  eine  und  dieselbe  Sprache,  wenn  auch 
in  zwei  von  einander  genugsam  verschiedenen  Gestaltungen. 
Abulwalkl  unterscheidet  denn  auch  den  ,  Sprachgebrauch  der 
Mischna'  von  dem  , Sprachgebrauche  der  Schrift^'  Gewöhnlich 
nennt  er  das  Neuhebräische,  als  die  in  der  Traditionslitteratur 
gebrauchte  Sprache,  die  Sprache  der  Weisen,  der  Alten. '^  Für 
sie  tritt  er  voll  Eifer  in  die  Schranken  in  seiner  Bekämpfung 
der  fanatischen  Gegner  jeder  rationellen  Bibelexegese.  Diese 
wiesen  soffar  die  Verffleichuns:  von  biblischen  Ausdrücken  mit 
denen  der  j\Iischna  ab,  Aveil  es  in  dieser  Anomalien  gäbe,  die 
den  Gesetzen  des  Hebräischen  widersprechen.  Diesen  frommen 
Verkleinerern  der  Misehnasprache  gegenüber  beweist  er,  dass 
die  von  ihnen  als  unrichtig  beanstandeten  Wortbildungen  in  der 
hcilis'en  Schrift  ilir  Analoo'on  finden.-' 

Ebenso  bringt  Abuhvalid  für  anomale  oder  ungewöhnliche 
AVortformen  und  Ausdrucksweisen  der  Bibel  Jjclege  aus  der 
Misehnasprache.    Zum    Plural    nVDbü,    Dan.    ^,   22,    nacli   ihm 


'   Wh.   15(K  2:;  nDtt'?3j\   Jl_.^jt;Lco\    —  Nnp^J\   JUä;:-o\;    v^^l.  770,  '20: 

-  JJU^\  JaS-   Jp\^'^\   ?^;  zwoinuil,  WI).  (55,  30  und  '22C,,  '27:   AS^\  ^AJ, 
.Si)niclin  dor  Viitor.  Ewa]d,  Beiträo-p  I,  S7,  Anni.  2,   .sagt  in  tiozufj  ;mf 

l S\a^)\   «LsJ  ,  das  o.r  mit  ,  Sprache  der  Aelteren'  übersot/,t,:  ,  Hierunter 

verstellen  diese  Gelehrten  vielen  Zeiclien  nacli  die  jj^anze  ältere  Sprache 
sowolil  zur  Zeit  des  Alten  Testamentes,  als  zur  Zeit  des  Talmuds.'  Das 
ist  fränzlicli  unbegründet,  da  unter  iU\5\  n»''  flie  Lehrer  der  Mischna 
und  des  Talmuds,  die  Träger  der  Tradition  —  liebr.  Q'DlÖlp,  irilÖlp  — 
gemeint  sind.  Dem  \J\o^^\  iA)  hei  Moses  Ihn  Uikatill.a,  worauf  sich 
Ewald's  Bemerkung  bezieht,  entspricht  bei  Abuhvalid,  Wb.  1211,  LS: 
J.S\a'^\  »U^;  auch  das  talmudische  Beispiel  zu  Z'M,  liiob  7,  .''),  nämlich 
^"i-^'cb  X»',:N,  Sabbath  lö'',  hat  Jener  von  Abuhvalid. 
■  R.  VIII  f.  Die  von  Abuhvalid  gerechtfertigten  Anomalien  sind  die  fol- 
genden :  Zu  den  Verben  C"iri,  bTirn,  i""irü,  in  denen  das  n  der  Sul)- 
stantiva  H^SIin,  HTTin,  nj71"iri  als  Kadical  erscheint,  verweist  er  auf 
anriTÖ,  Esther  8,  17  von  mirT';  zu  "[BV  (.statt  -[Sn-)  M.  Kilajini,  2,  ii, 
auf  -annx,  II  Chr.  20,  .35,  und  TiSkJ«,  Jes.  (5.3,  li,  wo  K  statt  n  Steht, 
und  auf  h^V ,  Ez.  42,  5,  .statt  h^Ü\  In  n'Söl  n'lÖ,  Clnillin  li:5^'  ist 
iT't'Ü  aus  H't'Oü  geworden,  damit  es  dem  ersten  Worte  älmlicli  werde, 
wie  in  -]S2i!21  "]X^":!2,  II  8am.  3,  20,  das  /.weite. Wort  ans  yleicliem 
Grunde  anstatt   '^IN'irp  steht,  vgl.  Ez.  43,   11. 

12* 


1  80  l'>  11  c  li  e  r. 

(liireli  A'erwmullniii;'    des   n   vom    Sinj;'.    niD^SS   in    "^  oiitstandeu, 
venveist   er  .auf  mnsnS,    Abotli   n,    18.    und    nVjr^lX,    M.  Pc- 
sacliini   4,  (!.'    Zur  Nouiinalform   n'T'>'2S  brin_i;,'t    er   das  Beispiel 
n:pnK,  .M.  Gittin   3,  2-J   zu  nS^'?n :  n^TH.   M.  Zebacliim  5,   1." 
Dass  die  Wurzel  von  DlSt,  PI.  nil2S^,  Mutter,  nicht  DI2X,  sondern 
nÖ>5  ist,   beweist   ihm    der   Plural  mn!::«,   M.  Pea   )j,  4;   Bera- 
choth  Iß''.^   Zui-   Combination   des  Niphal  mit   dem  Hithpael  in 
einigen  biblisehen  Wörtern,  Ez.  23,  48,   Prov.  27,  15,   verweist 
er  darauf,  dass  in  der  Sprache  der  Alten  diese  Form,  Nithpacl, 
häufig   sei.''    Für   gewisse  Nomina,    die    mit  3  beginnen,   nimmt 
Abulwalid  an,   dass  dieses  ]  der  Niphalbildung  der  Vcrba  ent- 
spricht,   obwohl    bei    den    betreffenden  Wörtern   von    der    dem 
Niphal  zukommenden  Bedeutung  nicht  die  Rede  sein  könne;  so 
für  nDD3,  II  Chron.  10,  15;  nSj,  Jes.  30,  12;  n>5r3,  II  Sam.  19,  43. 
Analog  damit  ist  nD'HDJ,  M.  Baba  Bathra  2,  1.  s.  v.  a.  HD'!?.'' 
Die  Pluralform  '''pÖ1J7  aus  hSH'iH,,   im  Neujahrsgebet,    dient  zur 
Analogie  für  mV^'D,  Jos.  23,  8,  Plur.  von  |jrJ5.'  Mit  der  suffi- 
girtenForm^n'pXtr,  \n:xn  vergleicht  erin^lDi^  Baba  Kamma  38^^ 
Als   analogiegemässe  Pluralbildung   der  Nomina  auf  H^  nimmt 
Abulwalid  die  Form  an,  in  welcher  vor  der  Endung  ni^  ein  D 
als  Aequivalent   des  H  erscheint,   wie   in  VninSt?,  Höh.  5,   13. 
mnStL'J^,    Eeha  4.  5;    denn  dass  von  letzterem  Worte  der  Sin- 
gular n2'CX  sei,  beweise  der  Sprachgebrauch  der  Alten."   'T'pK 
und  Hds   sind   zwei  verschiedene  Formen   mit  gleicher  Bedeu- 
tung: Trauer.  In  der  Sprache  des  Talmud  lautet  der  Status  ab- 
solütus   zu  dem  in  Gen.  50,   11  zu  lesenden  Status  constructus 
ebenfalls    t'HX,    nach   der  Aussprache   der   spanischen   Talmud- 
gelehr.ten.i"  Aus  pj^^,  lieehte,  wird  das  Adjectivum  ''3Ü''  gebildet, 

'  R.  47,  10  —  18. 

2  R.  7.3,  28.  Uiisero.  Ansoalien  lespii  n'.^iy):^  "ISI^,  nicht  njpnxn  '35)3 

3  R.   74,   20. 

4  Wb.   r,i>,  24—27.   Z.  2C,  ist  für  mnSSX'r'  zn   lesen  miaX. 

5  R.   97,   12—14:  ,^^9   ^ß^^  ^kh  J.5\_5^\   ^^J5  Q_j. 

6  R.  94,  41— 9ä,  11. 
"■  Wb.  32.5,   1 . 

8  R.   167,  2.'-)- 27. 

9  R.  227,   13. 

">  R.    124,    21—24.    Der    letzte    Satz:    SsX  pff'?  ^""1  ,"17  piTSl  T1J:'?nn  pr^ril 

rbsK  imssnrn  i:::-!«  '«rn  rc-i:n  p  cj  ns'i^cn  •n'-'-s  a"ni'r:  i.-imet  im 


Oll'  hcbrUisch-nculicbiiÜKclic  u.  liclnuisuh-iiramäisclit:  Sjpruclivcrgluicluuig  clc.  Ibl 

niclif  rö^  zurUntcrsclicidims  von''r22';,  Bcnjciminit,  Esther  2,5.' 
lii  der  Misfhna,  Para  1,  1,  wird  ausdrücklich  gesagt,  dass  ""Z'hz^ 
■'S.'Zl'n  zum  Unterschiede  von  den  Ordnungszahlen  ''il?'''!?';^,  T^?"l 
so  gebildet  sind.-  Von  zusammengesetzten  Ortsnamen  bildet 
man  das  lierkunf'tsAvort  aueli  ohne  I^erüeksichtigung  des  ersten 
Bestandtheiles:  ^Tf2'  aus  pS2^  p;  \-lSin)::n,  I  8aui.  21,  X,  aus 
nSin!2-':'2J?,  Richter  1,  22.  Ganz  so  findet  sich  M.  Kehm  2,  2 
m"'J2n'?,  aus  DPlS  n''2.''  Dass  der  Artikel  manchmal  auch  vor 
dem  Status  constructus  steht,  dafür  dient  zur  Analogie  der  be- 
kannte kSchluss  eines  traditionellen  Oebetstückes:  tOE'^TX^n  'l'T'^n.' 
1  )ie  Anwendung  der  männlichen  Form  des  Zahlwortes  bei  weib- 
lichen Hauptwörtern,  wie  in  Gen.  7,  13;  Ez.  40,  20;  Hieb  1,  4, 
liudet  sich  auch  im  Talmud.''  pw?n  Sp  DPIS  M.  Sabbatii,  2,  5, 
citirt  Abulwalid  als  Beispiel  für  die  Verbindung  von  Präposi- 
tionen mit  dem  Verbum  finitum,  wie  in  HSi^nn,  Lev.  26,  43; 
doch  sei  es  möglich,  dass  DH  Participium,  nicht  Perfectum  ist.'' 

Original:  ^  ^  Ü^li'):  hzH  iiJ  ^^;\  iüJ\  zsjoto  ^  -nüSnji  iij^ 
lijJo  L(Jü  '(i~i\cf,  ^  1>Ö3\  üiLö^l.  Statt  JVii'bn  ist  also  ptcba  zu  sotztMi 
uiiil  das  Taliuu(K-itat  in  11.  aus  Möed  Katon  17''  ist  zu  streichen.  In  der 
Tliat  hat  es  gar  keinen  Sinn,  da  es  sich  nicht  um  die  suftigirte  Form 
von  bsN  handelt,  vielmehr  Abulwalid  sich  auf  die  traditionelle  Aus- 
spräche  der  Talmudisten  seiner  Heimat  dafür  beruft,  dass  h'ZH,  welche 
F(n-m  in  der  Bedeutung  Trauer  in  der  lieiligen  Schrift  nur  als  Status 
constructus  vorkommt,  auch  in  der  niciit  construirten  Form  so  lautet, 
^^Vi  im  Talmud  also  nicht  bloss  den  Trauernden,  sondern  auch  die 
Trauer  bedeute.  Damit  entfällt  aucli  die  Uenierkuu"-  Geifrer's  in  Ozar 
nechmad  1,  10  k 
'   So  schon   Jiajjüg  im   Artikel  J)2\    ,_r-Ui)\    ^^^  n^itl^n  ':f^^r\    '>L^.„.,J^\o, 

]'^':2  ^\  'Ä^y,.,^^\  ^..^3  ^-;^  j^  j_R.iw  ^5Ü3  n'rl2^-^  'r^'n.  Vgl. 

mein  Aliraham   Ibn  Esra  als   Grammatiker,   \i.    42,  Anm.    10. 
-  R.  137,  24—34.  Z.  25  ist  zu  lesen:  •'?N!2rn  vbv  1^,13,11  ('n  <^^,Jls.  \c,j^\  ^j). 
3  R.   138,  25—31. 
'  R.   223,   l'J:   j^ 3   s^i^\   ^   (6-f-^5^  (^^   ij-^^^^^   <— -^Jfci  ..„---* j-^jJ\   \jufcj 

'n  'n  "'^  nns  11^2  ^^^.oir*  0U3. 

■'  R.  207,  5  f.  Das  von  Abulwalid  citirte  Beispiel  lautet:  nrSINT  nc'?!:'! 
f1T!2n  n:-i2  J^mZ^a  (.sc.  rri::)-,  die  O.xtbrder  Handschrift  hat  p!2''jn  statt 
jnan.  Es  ist  die  in  Berach.  4Ü^  so  lautende  Barajtha:  r,3-l2l  "jn^N  N'Om 
nrriNI  nrbi:'  lJ1i;2n.  S.  Alfäsi  und  Ascheri  zu  dieser  Stelle. 

*'  Die  Stelhs    liudet    sich   nur   im    Original,   nach   den  AVorten  VIDC  hv,  R. 

31,  ö'j.  Sie  lautet:  CHZ  föttTi  bi'  cnz  -i;n  hv  onr  n:tt'?2j\  j^  U.1^  ^ 
^>ls  U-j\  ^^\s  Jj  U^U  ^Jj»i  \JJb  ^Jo.  J  U^_j^  -"^^^'?^n£n  hv.'x^l 

noch  Z.  d.  D.  M.  G.,  3(3.  Band,  S.  400. 


\o'2  Bacher. 

Nucli  "inin,  Koli.  ll*,  \'2,  ist  die  Präposition  j/P  zu  crg-änzon,  wie 

auch  Jcbamoth  85"  srrb  nHiH  i^-csagt  ist,  für  x^'r'?!2  nnnn.' 

l'^iir  die  i^cnaue  ßecitation  des  liibeltextcs,  die  Ausöpiaelic 
des  Althebräischen  entnimmt  Abulwalid  Kiniges  den  Aussprüchen 
der  Tradition.  Aus  der  rabbinischen  Vorschrift,  Borachnth  K»'', 
beim  Losen  der  Schema-Abschnitte  den  Aushiut  des  Wortes 
von  dem  mit  dem  gleichen  Consonanten  beginnenden  folgenden 
Worte  wohl  /m  unterscheiden,  schloss  Abulwalid,  dass  sonst  die 
Assimilation  von  solcherweise  an  einander  stossenden  gleichen 
Consonanten  gestattet  sei."-  Ebenso  glaubt  er  aus  der  Vorschrift, 
jer.  Berachoth  4'',  das  1  in  nDiM,  Num.  15,  40,  das  D  in  nDfl, 
Ps.  118,  1,  besonders  deutlich  auszusprechen,  schlicssen  zu 
dllrfen,  dass  sonst  in  der  Aussprache  1  vor  3  sich  zu  D  ver 
härtet,  D  vor  1  zu  T  erweicht.'' 

Um  wie  vieles  umfangreicher  die  lexikalische  Verglei 
chung  des  Hebräischen  mit  dem  neuhebräischen  Wortschatze 
der  Traditionslitteratur  bei  Abulwalid  als  bei  seinen  Vorgängern 
ist,  möge  eine  kleine  statistische  Uebersicht  veranschaulichen. 
Saadja  hat  90  talmudische  Wörter  zur  Vergleichung  heran- 
gezogen, Ibn  Koreisch  einige  und  70,  Abulwalid  über  ooO. 
Von  Saadja's  Vergleichungen  hat  Abulwalid  den  überwiegend 
grösseren  Theil  aufgenommen,  meist  mit  denselben  Belegstellen,' 
von  denen  Ibn  Koreisch's  nur  den  dritten  Theil.''  Meist  lässt 
sich  der  Grund,  weshalb  Abulwalid  die  von  seinen  Vorgängern 
gebrachten  Vergleichungen   nicht   berücksichtigt   hat,    noch   er 


1  R.  Ifil,  1  f. 

■i  R.   141,  28—29. 

a  R.   144,  3   ff. 

^  Von  (leiL  ilO  Vergleichungen  Saadja '.s  hat,  Abulwalid  nur  20  nii-lit,  die 
Nummern:  6,  9,  29,  33,  3.5,  30,  43,  45,  .5(3,  G2,  (34,  (58,  71,  7.3,  74,  75,  7(3, 
79,  85,  88.  Doch  ist  zu  beachten,  dass  bei  den  Vergleichungen  Saadja 's 
öfters  Wörter  des  biblischen  Aramäismus  erklärt  worden,  die  Abulwalid 
niciit  behandelt,  und  auch  hebräische  mit  talmudisch-aramäischen  Worten 
verglichen  werden,  wovon  hier  nicht  die  Rede  ist. 

^  Ibn  Koreisch  selbst  hat  von  den  Vergleichungen  Saadja's  nur  18, 
die  Nummern:  1,  2,  4,  7,  8,  11,  22,  38,  39,  4Ü,  45,  52,  54,  (33,  71,  8-1, 
85,  86.  Menachem  b.  Sari"ik  hat  in  seinem  Wörterbliche  nur  zu  10 
Wurzeln  das  Mischnaidiom  —  njü'ün  jwh  —  herangezogen.  Siehe  die 
Wurzeln  "^SS',  3ü^';  b]}2),  52^';  s^i  II,  58 ^  TJ,  59'';  pT  III,  SC;  Hrtt, 
98'';  iho,   127^;  02:];  IV,   136";  -[b^  II,   142";  ISSIS:,   U8\ 


Dio  hebräiscli-iifiihcbraiiclie  u.  hebiüisüh-aiiiiiiäiscliL'  .SpracliveigleicliunK  ou-.        iH'o 

kennen;  doch  wäre  es  ohne  besonderen  Nutzen  und  würde  /u  weit 
führen,  (his  cinzehi  zu  erörtern.  Jedenfalls  zeigt  das  angegebene 
Zahlcnverhältniss,  dass  AbulAvaltd  das  bei  Jenen  Gefundene  nicht 
nur  ausgieV)ig  benutzte,  sondern  selbst  noch  bei  weitem  mehr, 
als  Ergebniss  selbständiger  Forschung,  hinzugethan  hat. 

Oft  begnügte  sich  Abulwalid  damit  anzugeben,  dass  die 
betreffende  hebräische  Wurzel  oder  die  betreffende  Bedeutung 
(Muer  Wurzel,  eines  Wortes  in  der  Sprache  der  Alten  bekannt, 
verbreitet,  sehr  gebraucht  sei;'  zuweilen  setzt  er  zu  di(!ser 
Angabc  noch   eine  beliebige  Stelle  als  B(deg  dafür  liinzu.- 

Im  folgenden  Glossar,  dessen  Zweck  in  der  Vorbemerkung 
besprochen  ist,  sind  nur  diejenigen  Vcrgieichungen  alphabetisch 
zusammengereiiil,  in  (b^nen  seltene  Wurzeln  oder  seltene  Wort- 
l)edcutungen  des  biblischen  Sprachschatzes  aus  dem  Neuhebräi- 
schen, mit  Hinweis  auf  bestimmte  Stellen  der  JMischna  oder  son- 
stiger Werke  der  Ti-aditionslitteratur  erklärt  werden;  namentlich 
aber  solche  Vergleiclumgen,  die  von  besonderer  Wichtigkeit  für 
die  Exegese  sind   und  schwierige  Bibelstellen   erklären  sollen. 


Hobräist'h-iieuhcUräisclM's  Glossar.'^ 

D2J<,   füttern;  j^CniK  M.   Sabbatli   24,:;.    JS,  18. 

nXi!^,  Bund;  j^JIS  M.  Sukka  3,  8,  m^S,  M,  B.  mez.  1,  8.  19,  23  f. 


'  .y-f^JL^,  ,_j.ioU,  L_3^^-<j,  \j-^  jJ.^Ä.X,».v^^.  S.  Wb.  1'.),  -JT,  njK;  57,  7, 
[SK-,  öi»,   7,  D2K;    \->H,  27,  5]13-,   156,  8,  pt;    15t),    IS,  mn»;    1S<),   •2l,rT'1T; 

210,  5,  t:?nn;  2(is,  -2,  mis;  270,  4,  ncnt?-,  ;u)<»,  27,  "^a-,  332,  23,  d-i3; 

335,  10,  nrS;  357,  C,  nptl-  422,  18,  p;D-,  451,  14,  "Ip?;  474,  20,  JJD; 
486,  ,5,  fXS'D;  493,  27,  D^D-,  517,  29,  fflCJ7;  519,  1,  tt't2]7;  514,  31,  IpV; 
553,  28,  por-,  5(55,  4,  r,£;  570,  1:J,  -ntt£ ;  599,  2,  ]!^X;  (i3(;,  C,  obp; 
(i55,  23,  'IXT;  <)71,  1,  mi ;  695,  10,  büZi;  719,  17,  "13tt'.  Ferner  Ihm  ara- 
mäischen  Würteru:   137,  23,  Hfi'h};  562,  31,  K'nSK;  649,  21,  ND'a'p. 

2  8.  Wb.  142,  1,  73J,  M.  Fesach.  4,  9  (56^^);  156,  16,  -111,  Knibiii  6,  1 ; 
260,  4,  nUtO,  Nidda  30''-,  280,  3,  nTt,  Wabb.  K)^^;  328,  4,  nC^,  Kilajini 
9,  2;  390,  28,  -nZiD,  IJaba  batlira,  26'';  435,  7,  C'C^:,  Kidd.  1,  7;  495,  5, 
-]D:c,  Saldj.  21-(;iG,  2,  "ly::,  PxM-ach.  28^';  620,  14,  -jnjf,  Pca  5,  4, 
Hcrai-li.   3,    1. 

•'  Die  Citate  aus  iMi.scIina  und  Talmud  werden  niclit  in  exten.so  wieder- 
gegeben, wie  sie  Abulwalid  giebt,  sondern  mir  das  betreffende  Wort,  das 


1  (S-4  liacliur. 

nix,  Exod.  14, 20  und  Ps.  139,  11,  Dunkelheit,  das  Gegcntlicil  der 
geAVülndiclien  Bedeutung-;  nr>' n>'2nxS  mS,  M.  Pesachim  1, 
1.  28,  lo— 15  (Mustalhik,  Opuöeules,  p.  G4). 

mS'2S,  Exod.  9,  32,  bedeutet  vielleiclit  verspätet,  spätreif,  wie 
in  der  Mischna:  SSSH  nmn  mS^n  I^^V,^  im  Talmud, 
Roseli  Hasehana  8',  snsSsS;  aueh  vom  Regen:  nb'SS, 
opp.  n"l^D3,  Tos.  Taanitli  1,  3,  jer.  Taan.  G4^  64,  26—30. 

□''DSS,  Ezeeh.  47,  3,  ist  als  Synonym  zu  D''2D  zu  betrachten, 
da  dem  hebräischen  Tp  aramäisches  (ST)  D£  entspricht, 
s.  Dan.  5,  15;  vgl.  T  nSS,  Joma  87 ^  D^C£X  ^f2  bedeutet 
demnach  Wasser,  welches  bloss  die  innere  Fussfläche, 
Sohle,  bedeckt;  das  X  ist  prosthetisch,  wie  in  CJDS,  VJSX. 
65,  27—32. 

n"l,X,  II  Sam.  12,  4,  bedeutet  etymologisch  den  Wanderer,  aber 
im  Sinne  von  Gast,  vgl.  imXÖ,  Hisnö,  M.  Demäi  2,  3. 
68,  11—14. 

pTD,  untersuchen;  IpID  Megilla  25^  84,  23. 

"tlHD,  Jer.  51,  22  hat  die  specielle  Bedeutung  des  Unverheira- 
teten, wie  im  Talmud  IIHD  dem  ''1t?J  entgegengesetzt  ist, 
s.  Kethub.  10'^  und  Nidda  33^,  die  P]rörterung  über  M. 
Nidda  4,  1.  88,31—89,3. 

San,  Koh.   12,  3;  s.  h]^2h,  M.  Berach.  2,  5.  89,  28. 

3^2.  Zu  dieser  Wurzel,  s.  D'^3,  Höhlung,  M.  Erubin  X,  !0,  ge- 
hört mn:,  Exod.  27,  8;  Hiob   11,  12.  90,  29—91,  4. 

rT]?  bedeutet  zuweilen  die  Gattin,  so  Exod.  1,  5,  I  Sam.  27,  3, 
sowie  jener  Weise  (Q!^nj\)  im  Talmud  — ■  Sabb.  118''  —  von 
sich  aussagt,  dass  er  seine  Frau  stets  Tl''^  genannt  habe. 
92,4—11. 

dSd,  verschliessen;  ^Z^hf^  yZ  Ü)h2  {?),  □l'r'n  l^ilX,  Gittin  64'. 
95,  32  f. 


verglichen  wird,  oder  ein  kleiner  Passns,  in  dem  das  Wort  sich  befindet. 
M.  bed.  Mischna;  die  Namen  der  Talmndtractate  bezeichnen  die  des 
liabylonischen  Talmud.  Am  «Sclihisse  jedes  Artikels  bedeuten  die  beiden 
Zahlen  Culunine  und  Zeile  des  Wörterbuches.  Neben  einige  Talmud- 
citate,  die  ich  nicht  veriticiren  konnte,  habe  ich  ein  Fragezeichen  gesetzt. 
'  Diese  angebliche  MischnastcUe  wird  auch  bei  Ihn  Parclion  (ö"^)  citirt, 
doch  richtiger  "l"22.1  mit  Jod.  Kohut,  der  in  seinem  Aruch  I,  i!lG%  die 
Stelle  aus  Altulwalid  citirl ,  bemerkt  nichts  über  dieses  Mischnacitat, 
welches  mir  untindlich   ist. 


Die  hubräisuli-neuhcbiäischü  u.  Iiebiäisch-aiauiitisclie  Sinachveigleichung  etc.         löö 

Jr'-i'Z.  Nach  diesem  Verbiim  und  dem  Nomen  dazu  Syi-STD, 
!\I.  j\Iik"\vantli  10,  4,  sowie  dem  damit  verwandten  ''SI'1£>2 
TS,  Sabbath  109^',  ist  m>'->'2K,  Exod.  5i,  10,  zu  er- 
klären.   100,  8—12. 

n"ip2,  Lev.  ly,  20,  ist  weibliches  Adjectivmu,  nach  der  Form 
von  miD^b,  M.  Terumoth  11,  10.  Das  Wort  bedeutet  ilie 
mit  dem  Riemen  Gezüelitigte  (s>^Jis.'°),  va,-l.  m"lp2  .züch- 
tiget ihn',  im  Talmud;'  aber  auch  gleichzeitig^'  die  Frei- 
gelassene, mit  Nachsicht  Behandelte,  d.  i.  trotz  der  Geisse- 
lung  nicht  dem  Tode  Preisgegebene,  nach  dem  »Sinne 
von  Tprn,  Pea  4,  9,  "Ip:;,'^,  ib.  G,  l,  '\p2^^,  Schebiith  9, 
4.  106,  10-31. 

ns,  Hiob  39,  4.  Vgl.  nn  hz'  n^in,  opp.  nv^i'^  Str  'n,  M.  Chuiün 

11,  2.  107,  4—7. 
111  Dass  diese  Wurzel  schneiden  bedeutet,   ist  aus  Baba  me- 

zia  39'  ersichtlich:  IH^'^,  mj,  vom  Abschneiden  (^j^) 

der  Datteln.    123,  14—19. 
'C'%  Haufen.  Vgl.  das  Verbum:  j'm:,  Baba  bathra  89%  mUH:, 

Joma  48^  125,  28—33. 
^::i:,  Heuschrecken:  'S3i:i  M.  Berach.  6,2.  126,27. 
riJ),    Hiob   7,  5;    tri:,    B.  mez.    10 1%    :\l.   Tohoroth  5,  1,    xri: 

Sabb.   15".   129,  23—28. 
nnn^,  n  Sam.   12,  31.  Sägen,  Avie  M.  Arachin  6,3.   131,  21. 
h^5,  Dan.  1,  10,  hat  dieselbe  Bedeutung  wie  in  l'^^J  p2  ,T1^^  Xr^ltT 


Cb)  m"ipi  ^L^^l  \^  -wc-  Ebenso  Saadja,  Nr.  48  der  , siebzig-  Worte': 
nmp«  llä  L^  (so  lautet  die  Le.seart  in  der  Handschrift,  wie  in  CI^T 
C'p'nr,  \>.  8.  n.  4,  bemerkt  wird,  niclit 'Sip-,  wie  Dukes,  Hciträj^e  11, 
11'J,  i)lnie  weitere  Bemerkung-  nach  Kerithotli  ll-'  l)ericlitig-t).  "N"ip2  in 
dem  Sinne,  wie  es  au  der  eben  angeführten  Talmudstelle  zur  Erklärung 
von  mpn  gemeint  ist,  kaini  weder  Saadja  noch  der  ihm  folgende  Al)ul- 
walid  im  Äuge  gehabt  haben.  Dieser  übersetzt  das  Talniudcitat  mit 
Sa jj>:i.\ ,  also  als  Imperativ.  Das  in  der  einen  Handschrift  nach  m~ip2 
noch  fülgend(!  '7  ist  wohl  zu  ri''?'  zu  emendiren  ,ihn'.  Wie  .Saadja  mp2 
etymologisirte,  wird  ohne  Tahnudcitat  von  D.  Kimchi  im  Wörter- 
buch, W.  "ipz  augegeben  (wcdil  aus  dem  Couuuentarti  .Saadja's  zu  Levi- 

ticMs):  -iprSr  r7;i:f-ir  j-  npSanr  'zb  mpn  ]^z'b  bKm  -3,  also  von  -ip:, 

K'iud.  So  muss  Saadja  wohl  auch  das  aus  dem  Talmud  citirlt;  \\'ürt  er- 
Ivl.-irt  haben,  und  in  Beidem  folgte  ihm  Abulwalid.  Aber  immerhin  bleibt 
zu  ermittclu,  wie  das  so  gelesene  und  erklärte  \\'ort  anstatt  \S~^p2  in 
den  Zusammenhang  der  Taluiudstelle  eingefügt  war. 


18(j  Bacher. 

(so  ist  statt  )b^:  p3  ml^':2  n<':2rvr  zu  lesen),  u.  mk!/..  27'', 

ferner  ih'^  p,  Meg-.    1 1 ',  Nednrim  89".    133,  14      17. 
5]^:i,  Neil.   7,  3,  vcrschlicsscn;    ^j^in,  Oliolotli  (5,  3,  pS^^S:   (^opp. 

pnmS),  Zabim  3,  2.    134,   1—4. 
'^'?1   Der  Hithpael  dieses  Verbums   in  Grcn.  43,   IS    ist   zu  ver 

gleichen    mit    npn'd*  Sl^S:!,    Kidd.    27"    (Verursachen    des 

Eides).  135,  14— IG. 
nh:,   Hiob    16,  15,    Haut;    vgl.    H^ll'?:,    M.   Chullin   3,  2,    n':':, 

R.  Hasch.  27".   13(),  13—16. 
^^S:,  Ps.   139,  16;  üh%  M.  Aboth  5,  7.   137,  21. 

ns::,   Ps.  57,  3,  138,  8,    beenden,    bcschlicssen;    m^:'^!,  lAl.    \\r 
räch.  3,  2.   139,  19. 

Si?l  Hiob,  21,  10  ist  S^j;r  nach  dem  talm.  n'^r^H  (.Pesachim  30") 
zu  erklären,  worunter  das  Loslösen  des  Fettes  von  den 
Gefässen  durch  Spillen  im  heisscn  Wasser  verstanden  wird. 
Als  Subject  zu  ^'^^^T'  ist  der  Same  zu  denken,  von  dem 
gesagt  wird,  dass  er  sich  nicht  auflöst,  zcrtliesst,  sondern 
fest  wird  und  befruchtet.   142,  11  —  19. 

in:,    Hithpael    in    Hiob    2,  11,    sich    kratzen;  1"n:,  R.  H.  27", 

|nn:x2,  Sabb.  i4i\  144, 12. 

e^ni,  Ri.  5,  21;  ^£"113,   M.  Pesach.  4,  7.   146,  20. 

75733,  Exod.  9,  31,  ist  nach  der  Bedeutung  dieses  Wortes  in 
M.  Para  17,  7  zu  erklären.  Dort  werden  mpr  als  f^Si:?^: 
17Ü3  ah'Ü,  als  Blüthenstengel,  die  noch  nicht  zur  Frucht  ; 
gereift  sind,  erklärt.  Daher  bedeutet  7^23  den  Zustand  1 
der  Pflanze  vor  der  Reife,  wenn  sie  mit  Blüthen  bedeckt  1 
ist,  vgl.  Num.  17,  23,  im  Arabischen  J-^xS^.  i\ran  sagt 
(Ol'^O  cu-J-M  J«Tf-^\:  Avenn  sie  in  Blüthen  gehüllt  ist: 
(Var.  .\^Jb)  ,5>^b  ^Z-^  y^-  [Greseiiius,  Thesaurus  2()1'', 
citirt  diese  Erklärung  Abulwalid's,  schreibt  aber  statt 
^Z^:  ^^^JijtS  (er  las  Üt2Vi^  statt  Dt2]!n)  und  statt  ^^-Üb: 
v_^.b.  Letzteres  wird  von  Roediger  im  Nachtrag  zum 
Thesa\irus,  78"',  dahin  berichtigt,  dass  i^p^^b  zu  lesen  sei; 
Schnurrer  habe  in  seiner  Abschrift  HD'^X^  gelesen.  Das 
Richtigste  ist  Neubauer's  Lesung:  "lUT'SZ,  woraus  sich 
leicht  die  beiden  anderen  erklären.  Das  wird  auch  diirch 
die  Rouener  Handschrift  bestätigt,  die  "IXIjtS-  hat.  Eine 
weitere   Bestätigung    dafür   ist    in   Tanchüms   Erklärung 


Die  hebriiisch-acuheluaisohc  u.  hcbiiiisch-aniiiKusclie  .Sprachvergleichung  etc.  Iö7 

des  Misclnuiwortcs,  welche  GescTiius  I.  1.  anlVilii't:  ^j-^^m^j«-^ 
Sj;n:i  ^_^,Z^^.  .^.s.-^^  J-:^  ^\^b  oU-M  (1.  ^.^~„J!CS).  Zu  dem 
von  Abidwalid  als  Uebersetznng  von  ^]^2^  »gebotenen 
J.(j:5^-<i  und  als  Erläuterung  dazu  ist  zu  verc;leiclien,  was 
KTiniüs  liat:  l-ft,y  L^--^  Ä-öoi^l  o.i.(-XS\^.|   148,  8  — 15. 

n-n,  Jes.  38, 15,  Ps.  42,  5;  p^Tüs,  rnir!:,  lAi.  8abb.  18,  2,  jms: 

Sabb.  88".   153,  14—17. 

m*T,  im  ITiphil  abwischen:   n^^ÜSI,  Cliullin    113\   155,  4. 

nn,  Ball.  Das  3  in  "in::,  des.  22,  18  und  2U,  3  ist  Verglei- 
chungspartikel,  während  es  im  IM'D  der  JMischna,  Kelim  10, 4, 
Wurzelbestandtheil  ist.    15(*),  20---25. 

nH  Höh.  7,  4.  Vgl.  iSnbTü  Chullln  44^   150,  17. 

s^S*!,  Prov.  27^  15.  Vgl.  dasselbe  Wort  in  j\I.  Beza  5,  1  und 
Alachschirin  5,  3.   160,  4 — G. 

DV^"!,  Exod.  22,  2,  ebenso  DI,  Num.  35,  27,  bedeutet  Wehr- 
geld, Preis,  s.  V.  als  nS3;  D^'2^,  Pesachim  112",,   KH,  1—4. 

n^:i!2Dnn,  Esra  2,  (59,  und  D^JISTIX,  I  Chr.  21),  7,  bedeutet 
Denare,  wie   milDIl,  AI.  Schekalim  2,  1.   166,  2. 

*^^.1^,  Erklärung;  "vrm  "d?-)^^  HT,  Kethub.  4,  6.   166,  21. 

nr^n,  Ezech.  42, 12,  gerade,  Apposition  zu  "[^"1:  plHD,  Kethub.  8{\\ 
16Ü,  20—23. 

'Snzn,  Hos.  8,  13,  gehört  zu  ^3.12."!!::,  jM.  Menachoth  10,  4  und 
nnrDn,  M.   Sabb.  2,  3  (rösten,  sengen).   184,  5 — 1). 

nn*.  Von  dieser  Wurzel  kommt  VW,  Exod.  28,  28;  vgl.  arab. 
^:i-j,  entfernen  und  im  Tahnud:  nS  TIinT,  Sota  47",  die- 
jenigen, deren  Seelen  sich  iiberheben,  von  ihrem  Orte 
entfernen,  S.  auch  (■huUin  7",  wo  die  drei  Varianten 
]^n^'T2,  i'n'Jirj  und  iTI'ni!::djisselbe  bedeuten:  beseitigen,  ab- 
weisen. Hieher  gehört  auch;  rb>'  inp*!  H'in  DX^,  Joma22\ 
l'dl,  2— 1<)2,  7. 

hni,  sich  bewegen,  verwandt  mit  pbmi,  »Sabb.  65'',  Nedarim  40'' 
(f  Hessen).    11)2,    14—16. 

r\?'lM,  Echa  1,  11,  geringgeschätzt;  b)12  "l'C'Z  ''b*!,  Baba  kaninia 
112'.    196,  5. 

21',  Josua  10,  19  und  Deut.  25,  10;  D':£:3  2:1^71,  M.  Sche- 
biith  2,  6.  198,  10—14. 


Ibö  Haclu'f. 

p3T,  Deut.  33,  22:  ,ci'  ist  übennütliii;-,  ausj;'el.i.sscn,  woi>'oii  der 
Fülle  an  Gütern  in  Basclum'.  Vgl.  Hpri  DK  H^l,  Ciiiillin  ob '. 
200,  5-8. 

?]pl,  erheben;  J£pT1,   liaba  uiezia   72".  202,2. 

"Iin.  Die  Bedeutung  Zauberei  für  diese  Wurzel  (s.  Deut.  18,  11, 
Ps.  58,  (),  .les.  47,  12)  ist  besonders  aus  der  J^edeutung 
des  Wortes  ^2n  in  Jebamoth  121"  ersichtlich.  208,  21—26. 

nin,  Ezech.  18,  7;  mns  pnai,  Baba  kamma  115''.  Dfiri^m, 
Dan.   1,  10;  n^^HH  DS  D^'^H  iV).  213,  22,  27. 

mn.  In  Jesaia  29,  22  hat  mpl''  denselben  Sinn,  wie  der  gleich- 
falls auf  die  Grundbedeutung  , weiss'  zurückgehende  Aus- 
druck: n^nnn  nnn  ^:2  pb^n,  Aboth  3,  ii.  217,  8  f.i 

■^in,  Gen.  40,  16,  bedeutet  Zweige,  Ruthen,  Avie  "n^^  Kilajim  1, 
8,  in  welchem  Worte  '  Bildungsbuchstabe  ist,  wie  z.  B. 
in  ^^ph\  217,  22—26. 

nvn,  Exod.  1,  19,  bedeutet  Hebammen;  vgl.  T?n,  Kidduschin  74", 
mn  Sabb.  31".  222,  9—13. 

pn,  Ez.   13,  11;  71Tnr2,  M.  Baba  bathra   1,  1.  223,  27. 

b'^n  hohl  sein,  woher  |1'?n:  üSlp  hz'  hhn,  Pesachim  64", 
D^blSn  D^b^hn,  Berach.  60*^;  n^HÜ,  Kethub.  111",  Sin- 
gular zu  m^n^t:,  Jes.  2,  19.  225,  3—6  (vgl.  Rikma  67,  12). 

nxSn,  Ezech.  24,  6;  vgl.  in^bnS:,  Berach.  3"^  von  Wurzel  hSh. 
226,  27  -  29. 

abn.  Zu  ^]!2^Snm,  Jes.  38,  16,  vgl.  mbn  (l.  □"'bn),  R.  Hasch.  28"; 
zu  müSl,  Hiob  6,  6:  pl^Sn,  Aboda  zara  40".  229,   1-4. 

=]Sn.  In  Esra  1,  9  sind  Q^s'^nia  Messer;  mS^Snn  H^D,  M.  Mid- 
doth  4,  7.  229,  26—29. 

r'?n.  Dem  Zusammenhange  nach  bedeutet  p^PI^  Jes.  58,  11, 
benetzen,  befeuchten,  vgl.  ib.  V.  21  und  G(i,  14.  Den- 
selben Sinn  hat  die  Wurzel  in  Berach.  34'':  n!2n  initTTI, 
,das  Fieber  benetzt  ihn',  indem  es  ihn  in  Schweiss  ver- 
setzt, so  dass  er  gesund  wird.  Ebenso  M,  Erubin  3,  9: 
1j2i'''!'nn,     was    mit    133'd    synonym    ist,     so    dass    auch 

'  Die  von  Neubauer  in  den  Text  aufgeuommene  Leseart  der  Oxforder 
Handschrift  D''2~i2  mPI  VOS  i.st  nur  aus  dem  in  der  Kouener  Handschrift 
richtig  gegebenen  Mischnatexte  corrunipirt,  wohl  in  Folge  der  irrigen 
Aniuihme.,  dass  Abuhvalid  keine  Analogie  zur  Bedeutung  von  VIS 
mn"',  sondern  ein  Beispiel  für  die  Wurzel  "iin  selbst  bieten  will. 


Die  hebräisch-ncuhebiäischo  u.  lietiriiisrh-araniiiische  Sprachvergleichung  etc.         1  89 

■f '^n'  1'm^l'r  -ni  üT;  ]Z"ir\,  Prov.  15,  30,  vg-l.  Hiob  21, 
14,  erinnert.  2:J(),  li)     :50. 
Hn.  Jes.   14,  12:  v-1.  DT'Sn  j'=?"l:.^,  .^I.  SaW).  23,  2.  231,  3\ 

n"k::n.  Höh.  2,  13,  stimmt  überein  mit  VnnS  TtSjHr  |b^^5,  K. 
II.  lö",  und  mit  pL:;in  \r^Z'  nV'^'2  D%T7S(V).  J>as  Verbum 
bedontet  den  Beji^inn  des  llervorsprossens  und  Wachsens. 
238,  8-12. 

-|:n,  Prov.  22.  r,.  Vo-I.  -jim'?  ir^:n  CSl,  R.  Hasch.  33^  238,  20. 

*i2n.  Zu  dieser  Wurz(d,  in  der  P>edeutuno-  bergen,  schirmen 
(Deut.  33,  12,  HSH),  gehört  nr:S  «qlH,  Gen.  40,  13,  der 
Ort,  wo  die  Sehifl'e  geschützt,  geborgen  sind;  hingegen 
gehört  C'!::''  ^)n,  ib.  zu  s^SPI,  in  der  Mischna,  Nazir  6,  0, 
reiben,  und  i)edeut('t  d(m  Oi-t,  an  dem  die  Wogen  sieh 
reiben,  brechen,  die  Küste.  Diese  Bedeutung  von  ^^'^ 
passt  auch  besser  als  die  Bedeutimg  ,Hafeu^  an  Stellen 
Avie  Jos.  9,  1;  .Ter.  47,  7;  Ez.  25,  IG;  Deut.  1,  7.  240, 
1 8—33. 

ppn,  graben,  höhlen;  mpimn  DIppHr,  Tosefta  Kelini  H,  7,  7. 
(vgl.  M.  Kelim   17.  lö).  245,  5. 

1"in.  Zu  dieser  Wurzel  gehört  wohl  in.  H  Kön.  12,  10;  Hiob  30, 
6;  vgl.  D'Sl^Jn  nnn.'  Ameisenlocher,  M.  Pea  4,  11.  245, 
24—26. 

nn,    aufreihen;    Q^n  'r'tT  nnin!2,    J\I.  Baba  raez.  2,  1.  247.  21. 

pnn,  Dan.  9,  25,  Graben;  pin,  lAI.  Erubin  7,  3,  dasselbe. 
250,  22—25. 

Z'Cn,  Ps.  40,  18,  bedeutet  schätzen,  hoch  achten;  vgl.  DIS 
2irn,  z.  B.  Taanith   14".  253,  29.   ' 

"jnn,  Dan.  9,  24,  entscheiden;  1^2  b'C  HlD^n,  Chullin  108\ 
255,  30. 

'inn,  Heuschrecke;  h'j^m  r\T:i,  M.  Sabb.  ('.,  10.  25S,  7. 

>'2i2.  Zum  Pual,  Eixod.  15,  4,  iindet  sich  der  Piel  in  den  Gebet- 
stücken nach  dem  Schema:  n>'rü  Q^n,  :72tD  mS:inn3.  259, 
19-22. 

mnt:,  Nabel;  nin£  111312,  Nidda  30\  200,4. 


'  NoliPii  dio.spr  Loso.irt.  wolflic  .■iiicli  in  dor  Mlsclm.nans^abp  von  Noapfl 
--icli  liudpt,  s.  Koliiit,  Anteil  III,  480'',  ist  die  (jewülinliolK^rp  '"llin  und 
aiudi  '"nn  zu  vory.i'irliiK-ii  S  Kninit  1.  ].  und  Lev}',  Neuli.  Wörterb.  II, 
2ij"  oben. 


190  R  110.  hör. 

nStita,  Deut.  (),  8,  jWas  an  die  Stirne  oTbuiidou  wird;'  i^S 
m£t2"t2D,  M.  Sabb.  (i,  1.  1^02.  15). 

kSl3.  Davon  mxSt2!2,  Jos.  9,  8,  o-oflickt;  vgl.  r\^h^t2,  M.  Kelim  26, 
2.  263,  :-30. 

lÖD,  verbergen;  n^DX  '  |ÖlDn  l'll'^Sr  qSiDI,  M.  Raba  kamma  10, 
9.  26^1,  11. 

S]2D,  Hob.  5,  a,  a^23ü!2n  mS12Ü,  Tos.  P>eracli.  2,  17  (jcr.  Be- 
racb.  4").  265,  11. 

r\rC),  Ez.   13,  10;  nyiOI.  M.  Bcracb.  5,  3.  265,  17. 

IPtO.  Gren.  45,  17;  p  HDIplD,  Baba  mez.  32",  \^^)  pnS,  M.  Bab;i 
mez.  2,  10,  a^:DJ<  HiipiO,  M.  Baba  batbra  3,  8.  266,  1—4. 

5^2D,  Jes.  3,  16,  bedeutet  den  geraden,  künstlicb  gericbteten 
Gang,  so  zu  erklären  naeb  mS12tD,  .Toma  48",  von  dem 
geraden,  weder  gekauft  nocb  gestrichen  Vollsein  der  Hand. 
266,  24—32. 

*]'1tp,  Gren.  8,  11,  kann  mit  ,abgerissen,  abgepflückt^  übersetzt 
werden;  denn  a"£m,  Gren.  41,  8,  wird  vom  Targum  mit 
XS'ntO'^Xil  übersetzt:  ,sein  Geist  war  gebrochen'.  Ebenso 
wird  vom  Schiffbruch  der  Ausdruck  nsniSJ^H  nrSDH,  M. 
Taanith  3,  7,  gebraucht.  Dass  aber  SHltO  in  der  That  mif 
"iD'iS?  synonym  ist,  beweist  der  Umstand,  dass  Jebamoth  121" 
in  der  p]rzählung  Akiba's  D''D  n^IDy^T  gesagt  ist,  während 
ebendaselbst  in  Gamliel's  ähnlicher  Erzählung  dafür  der 
Ausdruck  0^2  nnnt?Jtr  angewendet  wird.  269,  5—21. 

rh2\  Lev.  22,  22;  rh)T,  M.  EruLin   10,  13.  273,  7. 

Vil"^,  Neh.  7,  5.  Zu  diesem  8ingidar  findet  sich  M.  Jebam.  4, 
13  der  Plural  D^DH^  nach  dem  IMuster  Q'^^T^  von  -1S?\'^ 
282,  5. 

"TDV  Diese  Wurzel  von  ']D'^^,  Exod.  30,  32,  gleichbedeutend  mit 
■^ID ,  findet  sich  auch  in  der  Mischna,  Joma  8,  1 :  niiTl^lD 
•^HD^D^m.  287,  3—9. 


'  Dass  Jfatsn  die  ältere,  richtig^ere  Leseart  für  J'SitsriT'  ist,  s.  Ralibino- 
witz  zu  Baba  kamma   118''  (Dikilnke  Sofrim,   XII.  Bd.   ]r>S''). 

^  Die  Angabe  dieser  Musterform  beweist,  dass  Abulwalid  au  der  an- 
geführten .Stelle  der  Misclina  nicht  J^Cni"  gelesen  haben  will,  wie  im 
Text  bei  Neubauer  gedruckt  ist,  sondern  (|in'Dn'. 

3  Diese  Leseart  statt  der  gewöhnlichen  HS'DDI  findet  sich  auch  in  dem 
von  Lowe  edirten  Mischnatexte 


Dio  hobntiscli-ruMiholiiiUscliP  ii.  li<'l>r;uscli-:inimä.is<-lio  Spniclivi!ii;lcii'liun<r  ntc.  J  .'] 

Sl'\  Diese  Wurzel  Ix'drutet  I  Saiii.  '22,  :>,  Kutli  2,  22,  vielleicht 
auch  Exod.  -1,7,  vei-Avcilen,  verharren,  sowie  Bcrachoth  39% 
in  der  Redensart:  Dn^'C'  IK'l'IH  xS  a.TrC,  d.  i.  Beide  — 
di(^  z.Avei  vor  Bar  Kappara  sitzenden  Schüler  —  verharrten 
nicht  in  dieser  Woche  ])is  zu  Ende,  sondern  starben  wäh- 
rend derselben:  L^^  iJ'La  Jo  ,i5ÜLJ"  U-^^Xsi^  '■•i-^.  {J<»  LisL^j  Ji 
(Abnlwalid  las  statt  Drirw":  UT\'2%^  und  übersetzt  dies  mit 
U-fJiH>.,  Avas,  analoi;'  dem  hebräischen  Di^w'.  sowohl  den 
Schlusstag  der  Woche,  als  die  Woche  selbst  bedeutet). 
291,  4—14. 

nniD,  Sieb.  Das  Verbum  dazu  s.  M.  Para  o,  11 ;  Sabb.  20,  :]. 

306,  15—18. 

nrS:  vo-1.  n2D  nU'n:i,  M.  ChaA-iga  1,  7.  307,  4. 

^23,    II  Chron.    9,  18,    Stufe;    '^^23^  hS^,    M.    Zebach.    5,  3. 

307,  19. 

a^jIS,  Jer.  7,  18;  44,  19.  S.  das  Verbum  jVD  M.  R.  Hasch.  3,  7, 
jn3"  31.  Moed  Katon  2,3.  311,  25—27. 

tT\^,   mao-cr  sein;   HtinnS  r\r21^'Z  (vielleicht  ist  H'^nn^  m£.  Be- 

rach.  32'',  gemeint).  314,  25. 
D:D.  Verwandt  ist  D:D2,  M.  Chagiga  2,  2.  324,  14. 
.123,  Prov.  21,  14,   bewältigen;    DniK  pS13,   M.  Kethub.   7,  10; 

nSID,  Tos.  Kethub.  5,  5,  M.  Kethub.  5,  5.  329,  2—7. 
nS,  Sattel;  s.  M.  Kilajim  9,  2,  Mikwaoth  10,  2.  Dass  das  Wort 

von  der  Wurzel  112  stammt,  sieht  man  Moed  Katon  13'': 

IIDH  iT3Ö  13  p:3.  331,  5—10. 
-[13.  Zu  *|^13n,  Esther  8,  15,  auch  M.  Kilajim  9,  4,  das  Verbum 

in  M.  Berach.  5,  1,  -[113.  332,  3—5. 
•Cn3,  Prov.  27,  22:  D^rn3]n  DM^IH,  M.  Terumoth  1,  S.  33r),  29. 
CD13,    Ps.  80,   14;    durch    den  Wechsel   von   3  und  p  dasselbe 

was  ^-hni  m!::Dipr  nr^,  M.  Pea  2, 7.  338,  lo. 

"JilSS'?,  Iloh.  4,  9:  ,du  hast  mein  Herz  getroffen'  mit  dem 
Pfeile  deiner  Augen,  von  33^?;  vgl.  3^313^,  M.  Aboda 
zara  2,  3,  Bezeichnung  der  Thiere,  deren  Herz  zu  g()tzen- 
dienerischem  Zwecke  herausgenommen   wurde.  34.3,   1 — 9. 

nsS,,  Exod.  3,  2,   Flamnn-  n3':'!2n,  M.  Baba  kamma,  (J,  4.  343, 

!(')— 20. 
SlS,  I  Kün.  0,  S;  u^h-b  M.  Middoth  4,  5.  349,  28. 


102  Baclior. 

"1^7,  in  (1er  liecloutniij;-  i;('\vi)liiu'n,  Avic  j''"nS2'!',  M.  Dcmai  4,  f). 
•¥)."},  27. 

TpH.  ps.  114,  10;  •i';)h2  mny'^S  M.  Megilla  2,  1;  ^JIM^S,  Me- 
^-illa  IS'.  354,  10. 

"11<"2.  Von  dieser  Wurzel  staranit  nil*-:S2,  Deut.  23,  3,  uud  O'T^ 
nnn)2,  M.  Chullin  12,  3.  nnü  ist  s^ebildet  wie  Q^H,  IIa- 
bak.  2,  10;  SniH,  Jes.  44,  20.  -^l^:i^J  bedeutet  demnach 
Jemand,  dessen  Geschleclit.  Herkunft  verdorben  ist 
(Abulwalid  liest  nl1|1l2,  nielit  nlTIIÖ,  aueli  itbersetzt  er 
es  mit  dem  lautverwandten  arabischen  Worte  "sjjJi,  ver- 
dorben, faul).  3(59,  19—21. 

nnö.  Mit  r\nf2)r2,  Sanhedrln  i')^  ist  zu  vergleichen  □'m!:2!:2,  Jes.  2;'), 
6;  es   sind  , auserlesene^  Oele  gemeint.  370,  24 — 20. 

,TS2,  Ps.  73,  8,  rohe  Reden  führen;  )r\p't2t2  XM^  ^JSJ2,  M.  Ke- 
thub.  7,  10.  373,  12. 

nih'hf^,  Deut.  23,  26;  vgl.  nnül  bSitt,  Beza  33".  374,  19  (vgl. 
Rikma  45,  10). 

n]j:,  zählen,  vgl.  nm  ):t2:,  M.  Sabb.  ],4;  nS^,  einsetzen,  vgl. 
D']!2):2n,  M.  Schekalim  5,  1;  ni!2,  wie  M.  Keth.  1,  2.  380, 
33;  381,5;  381,25. 

nOÜ,  überliefern.  Vgl.  inno^,  M.  Joma  1,5;  n"lD521.  Aboth  1, 
1;  383,  21. 

nyX2,  Jes.  48,  19,  bedeutet  kleine  Kieselsteine,  Sandkörner; 
ebenso  heisst  ihrer  Kleinheit  wegen  die  dem  Dänik  ent- 
sprechende Münze  n>'S2,  s.  rm:;j2,  M.  Erubin  7,  11.  383, 
26—284,  2. 

"IJ^Ü,  I  Kön.  7,  36,  ist  dasselbe,  was  "IDS^,  ib.  v.  30,  bedeutet 
also  , Seite',  ebenso  wie  die  vollere  Form  H^lpÄ,  Richter  20, 
33.  Damit  ist  vielleicht  in  Verbindung  zu  bringen  (D'^l^'^^S) 
an^aD  nm>'Ü,  Beza  1%  d.  i.  Eier,  die  ,an  den  Seiten' 
mit  Adern  umgeben  sind  (Abulwalid  bemerkt,  dass  er  diese 
Erklärung  des  talmudischen  Wortes  bei  keiner  Autorität 
gefunden  habe,  sie  daher  nur  als  Vermuthung  hinstelle). 
385,  25—386,  4. 

pp!2;  vgl.  anao  ppr^,  M.  Sabb.  9,  6.  390,  34. 

ni/tS,  Jes.  38,  21 ;  n^t2'T  IJ?,  M.  Pea  1,  6.  392,  24. 

S^"|];  =^113  mm,  Berach.  5r.  411,31. 

r]13,  Ps.  48,  3;  HtOI]  12131,  Kidd.  40".  418,  9. 


Die  hcVn-äisch-neuliebi-äisclie  u.  hcbräiscli-;tiaiuäisc,liü  Sprachvergleichung  etc.         19o 

'?!:.  Zu  n^'?'^r2,  ii  Kön.  2?,,  :>,  vgl.  nibix:  i'cv  n^yc,  Bcracli.  32 \ 

422,  12. 
nm  Von  dieser  Wurzel  stammt  nPliJS  nicht;   dass   dieses  Wort 

T    :     ■  ' 

nach  der  Form  von  nplll'^  gebildet  und  das  Ü  radical 
ist,  beweist  die  Lesung  der  Tradenten  der  Mischna  (der 
Talmudgelehrten)  —  ,13^'^  J\  "sU^  'i\ß  —,  welche  im  Plural 
mn](2n,  M.  Menach.  5,  1,  das  3  mit  Kamez  lesen,  nach 
dem  Muster  nli73?,  Plural  von  n>'53,  u.  dgl.  Wäre  das 
t2  Bildungsbuchstabe,  so  raüsste  der  Plural  111113^  lauten, 

Avie  n'is:^  von  ni::x:  u.  dgl.  423,  19— 30.^ 

rriJ,  wahrsagen;  tTIH^]  IHrX,  Tos.  Sabb.  7,  13  (Sanh.  65''). 
427,  24. 

ntOj  bedeutet  Amos  2,  8  sich  stützen,  anlehnen,  wie  IX'^p"'!  112'', 
M.  Berach.  1,  3.  430,  27. 
Tj.    Hos.   14,  <;  bedeutet  y)  sich  ausbreiten,    vgl.  HDIS  h^hnT^^ 
□n^:£S,  M.  Bikknrim  3,  4.  434,  14. 

nl3^,  Deut.  4,  34  und  7,  19,  ist  verwandt  mit  O:,  D^DJ,  bei 
•  den  Alten  ,Wunder^,  mir  dass  dieses  zur  Wurzel  DD3. 
jenes  zn  HD]  gehört.  Möglicherweise  stammt  auch  HDI^  von 
DD2,  indem  aus  HSiD  —  vd.  Hl^tT^  von  at2t'  —  das  3 
so  ausfiel,  wie  das  X  in  ^]"lim,  II  8am.  22,  40,  und  der 
Vocal  auf  das  f2  übertragen  wurde.  438,  24 — 439,  2. 

nS?:.  Zacharja  2,  17  bedeutet  niy:  dasselbe  was  iSlp  jn'  in 
Jerem.  25,  30,  gehört  also  zu  l"!^],  .lerem.  51,  38,  schreien; 
vgl.  ']';^:  mi^n,  Berach.  3%  442,  7—10  (s.  Opuscules 
d'Aboulwalid,  ed.  Derenbourg,  p.  99;  258). 

n-;i>':,  AVerg.  jnt's  bz'>  nmi;]:2i  M.  «abb.  4,  i.  443,  2. 

□'■^pj?  Gen.  30,  49,  bedeutet  punktirt;  Avahrscheinlich  sind 
damit  schwarze  Punkte  am  Kleinvieh  gemeint,  nacli  M. 
Maaseroth:  ITpr^Üi  jmnrn  SdI."-^  451,  10—12.  —  Q^lp:, 
I  Kön.  14,  3,  sind  kleine  Kuchen  (.^Xä^),  vgl.  \^l^p:,  M. 
Terumoth  5,  1.  451,  15 — 17. 


1 1 


I   >UJ- 


1  Diese  Beweisführniigf  nennt  Abiilwalid  eine  entscheidende  —  ^lfti,j 
aials  — ,  liing-e}>-en  ist  juu-.h  Jo.sepli  KiincJii  di(^  Wur/.el  von  nrtJÜ:  TlTli, 
iiud  die  traditionelle  Aussprache  des  Plurals,   mn3p,  unriclitigf. 

■•'  Auch   Lowe's  Misclinatext   hat  ITpO^rö,   während  Levv,   111,    t-'i:^ '■,    das 
Wort  als  Niphal  liest:  llpJX'Ö.   Da  das  XCrhuin  als  Denominativuni  ge- 
nounneu  werden  niuss,  ist  die   Hiphilform  gewiss  die  richtigere. 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.  1.  Hit.  13 


1  94  H  ii  0  li  0  1-. 

np3.  Der  Fiel  dieses  Verbuius  in  Jos.  8,  2(5,  ebenso  Jerem.  30, 
11,  bedeutet  aiisrottcMi,  was  mit  der  urspninj^lielien  Be- 
deutung ,reinigen^  so  zusammenbängt,  wie  die  Redensart 
SÖV  ^niD,  Beracbotb  2'',  vom  Versebwinden  des  Tages 
gesagt  ist,  obwobl  die  Grundbedeutung  ,rein  werden^  ist. 

452,  4—10. 

»^pj,  im  Kai  Jes.  17,  G,  im  Fiel  ib.  10,  34,  abbauen-,  vgl.  ''Öp3S2 
^S3n,  Baba  kamraa  119'',  n^TH  rX"C  =]p2X:n  M.  Gittin  f),  8. 

453,  9—13.    —    nsp:,   Jes.   3,  24   bedeutet  Wunde,    vgl. 
ip::2iS*  =^p13,  Cbullin'7^  453,  23—26. 

Üp3,  Fs.  9,  17,  umkommen  lassen;  vgl.  D^p^l  ^tTpiÖ,  die  die 
Dornen  aus  den  Saaten  wegscbafFen,  Baba  kamma  119''. 
455,  7. 

Kt?3.  Diese  Wurzel  bedeutet  in  nst?^,  II  Sam.  5,  21,  nxt'XS, 
Riebter  20,  12,  verbrennen;  vgl.  mSIt^S:  j^S^'^TJa,  M.  R. 
Hascb.  2,  3,  und  die  Erläuterung  im  Talmud  dazu,  22''. 
460,  13—18. 

nSD,  Maass.  Davon  stammt  nXDS^DD,  Jes.  27,  8,  im  Sinne  der 
Redensart:  h  j^^I^nS:  11)^  DIKÜ  n'lÖD,  M.  Sota  1,  7.  471, 
5—8. 

nnD.  In  nOÖ,  Hob.  1,  12,  und  ^2DÖ,  Fs.  140,  10  bat  die  Wurzel 
die  Bedeutung  sieb  anleimen,  stützen;  vgl.  1'J  h^'Ü,''  iÖ 
2D'T,  M.  Fesacb.   10,  1.  473,   10-12. 

rt:nD,  Hob.  7,  3,  umzäunt;  T^D,  Zaun,  Abotb  1,  1.  476,  12. 

■[ID.  Zu  yDf2,  Riebter  3,  24,  ■j-'Dn'^,  I  Sam.  24,  4,  vgl.  ']''Üt2n 
rbn  ni<,  M.  Joma  3,  2.  477,  3—7. 

rpQ,  Prov.  28,  3,  Jerem.  46,  15.  Vgl.  HSn^D  (:=  nS^ön),  Fe- 
sachim 40  \  479,  2. 

pD  im  Nipbal,  Kob.  10,  9,  sieb  verletzen,  schädigen;  plDÖ, 
M.  Gittin  6,  5,  Baba  bathra  9,  7,  Chullin  37^^''.  482,  8—15. 

7D71D,  Frov.  4,  8,  hochhalten,  ehren;  daher  stammt  blD^D,  Be- 
choroth  30 \  483,  30. 

ibü,  Hieb,  6,  10,  verbrennen,  vgl.  m>?2  mi^Dn  HSi'D.  (Das- 
selbe angebliche  Talmudcitat  hat  Ibn  Farchon  s.  v.  ibü'-, 
hingegen  Menachem  b.  Sarük,  Machbereth  127^:  pn''1 
mXD  n^lSlOn  nm  ]r^'hf^  nVrh.  Ibn  Gikatilla  im  Com- 
mentare  zu  Hieb  —  bei  Ewald,  Beiträge  I,  8.5  —  hat 
*nxn  °\i2  D'^I'T'ID.     Diese  Version    steht    am    nächsten    dem 


Die  hebiäisch-nenhebräische  u.  hebräisch-aramäisclie  Spinchvergleicbung  etc.        19D 

Ausdrucke  in   Gittin  57^':    mSH  p  'ih^Ü  r\T2  plb).  484, 
19—20. 

ni^D.  Zu  nn!2C!2,  Jes.  10,  4,  und  Dni^DX:,  Jes.  41,  7,  findet 
sich  der  Singular  IXiDÖ  in  der  Miscbna:  1^Ct2Z  IS  "112^2 
('?).  486,  12. 

D'^nO,  Ez.  2,  6,  widerstrebend;  jmD  SH"  nh%  M.  Berach.  5, 
3.  493,  2. 

nno,   Jes.  49,  7,  verderben,  nnnc  HSD,   Abotb  3,  1.   493,  14. 

tSlSp,  Deut.  15,  6.  Damit  hängt  etymologisch  zusammen  ID''-J7 
D''3]r  bvT,  M.  Baba  mezia  5,  7.  (Es  ist  nicht  klar,  wie 
sich  Abulwalid  den  Zusammenhang  denkt.)  499,  2. 

naj?,  Hiob  21,  10;  vgl.  mmpü:  nna,  Baba  kamma47^  501,  3. 

r^2V,  Joel  1,  17,  verAvandt  mit  ntT'ST'^'  nSH,  Berach.  40". 
501,  6. 

.12",  Ruth  1,  13  (n^jj/n).  bedeutet  warten,  harren,  und  dazu 
gehört  etymologisch  nV^IJ?,  M.  Moed  katon  1,1;  so  heissen 
die  Wassergräben,  welche  die  Weinstöcke,  umgeben.  Die 
Wnrzel  bedeutet  nämlich  ursprünglich  im  Kreise  herum- 
gehen, dann  warten.  502,  5 — 8  (mit  Hinzunahme  der  in 
Anm.  67  daselbst  citirten  Erweiterung  in  der  hebräischen 
Version  des  Wb.). 

□^■^j;,  Jes.  64,  5,  gehört  vielleicht  zu  1J7  Zeuge,  und  ist  dann 
dasselbe,  was  in  der  Mischna,  Nidda  2,  1,  □"''IJ/,  was  nach 
einer  Erklärung  ebenfalls  D^'^J/  gelesen  wird.  Das  Dagesch 
in  1  ist,  ähnlich  dem  in  ü""^^,  I  Kön.  6,  18,  Vertreter 
des  ausgefallenen  ruhenden  Buchstaben  (langen  Vocales). 
508,  16—24. 

-1"!^',  Jes.  5,  6;  "[Ü>'  m>'Sl  ^J2P  nn>,  M.  Baba  mezia  5,  10. 
507,  6. 

n:iy,  Kxod.  21,  10;  njij;  n^Di,  Schebuotii  18",  nms25<n  n:u"n 

n-nnD,  M.  Kethub.  5,  6.  510,  13—22. 
r]1p.  Zu  dieser  Wurzel  (Fiel  ?]21p)  gehört  D^S^'S:?;  so  heissen 
die  Wimpern  wegen  ihres  häufigen  Sichbewegens.  Das 
Wort  stimmt  noch  genauer  übcrcin  mit  n2>£J?S3,'  M. 
(Jhulliu  12,  3,  womit  das  Fhittern  des  Vogels  um  das 
Nest  herum  bezeichnet  wird.    Diese  AnAvendung  des  Ver- 


1  Statt    nsy31'Ö   haben   die  Ausgaben    nEeiJ?l2.     Die    Leseart   Abiilwalicl's 
scheint  richtiger  zu  sein,   und  deinnacli  ist  d;is  Wörterbuch   zu  ergänzen. 

13* 


196  üitchoi. 

(loppelung'sstaimiu's  ^]!^^  für  das  niclil  vollst:ln(li_ü;c  Flieg-en 
ist  aiialoü,'  der  Bczcichmirij»;  der  Farben,  wenn  ii\ir  ein 
unvüUkonimener  Grad  derselben  ji'enieint  ist,  mit  den  V"er- 
doppeluno-sstämmen DIXSnX,,  pnp'l^ ininw'.  T)!  1,  19—512,4. 

rr'JTJ?,  Lev.  11,  18.  in  diesem  Vogelnanu'n  ist  das  ]  Vertreter 
des  zweiten  Doppellautes  der  Wurzel  ny,  vgl.  n^JTJ^''^.  des.  23, 
11,  Plural  von  IIJ^Ö:  dies  wird  dureli  M.  Kolim  17,  14 
bekräftigt,  wo  der  betreffende  Vogel  'Ip^i  heisst.  515,  3 — 14. 

ptJ7,  Jes.  5,  2,  umgraben;  DISH  n^D  pili/'n,  M.  Oholotli  IS,  5. 
51G,  17. 

t2J7,    Schreibrolir,    Stiel.     Dass    die  Wurzel    dieses  Wortes    drei- 

buehstabig,  ntOj;,  ist,  kann  durch  tTR]  b'^  VtOpD,  J5aba 
batlira  17 ',  bewiesen  werden;  VtOp  ist  analog  den  Formen 
1'^I.S ,  VIp,  T'D'?r,  und  der  Ausdruck  bedeutet  nach  dem 
Gaon  Scherira  das  Schreibrohr,  mit  dem  der  Tod  über 
die  Menschen  verhängt  wurde  (o^\  <^  <^,.j:S  ^3-3  \  ^JS}{:> 
^_y>^\  j^6,  so  ist  mit  der  Oxforder  Handschr.  zu  lesen). 
517,  4_s. 

sp]!,    ohnmächtig  werden;    HS'^pn'  Kl^r,    Sabb.  9';    )b  ^T^'vT  ^f2 

nt^'si?  n^n^ii  ^Synji  in^n  "[inn  nSin,  Nedarim  87-\  530, 

18,  23  (s.  Rikmä  81,  11—13). 
imSDP,    Micha    1,   11,    ist   soviel    als    in"iS2X    und  bedeutet   Er- 
wägung,  Ermessung^  wie  m^ÖlX,  Aboth   1,  16,  was  auch 
nn^iy  gelesen  wird;    s.  das  Verbum   dazu,  M.  Pea  5,  1, 

nnj?  K^^  topS  nssD  p^imx.  533,  32—34. 

"I2:j7.  "t::p!:3,    BeÜ,  wie  M.  Arachin  6,  3,    Baba  kamma   10,  10. 

541,  11-13. 
D^p.    Die  Wurzel  bedeutet  in   üyr\)t2:iV,    Jes.  41,  21,    und   in 

D\'212£y,  Prov.  18,  10,  Ps.  10,  10,   Widerstreit,  Kampf,  wie 

in  pin  1S2:r>'n:r:',  Sanh.  31".  542,  12—21. 
inS7,   Waldesel,    wie    in    Chidlin    59^':    inpH    nx  T3):2  XH^U?. 

548,  11. 
n^3S,  Höh.  2,  13,  unreife  Früchte;  p:2n,  M.  Schebiith  2,  5  und 

4,  7.  561,  9—13. 
%S,  Lev.  19,  7,  Ez.  4,  14;    nS^SÜ,  S^SÜ  M.  Menachoth  2,  3. 

5(;i,  14-16. 

mns,  1  Kön.  7,  50:  T2in  nnnr  mmsn,  m.  Keiim  9,  2.  567, 

17-19. 


Die  hebiaisch-neuhebiaisclie  u.  hcbiiiisch-aramäische  Spracliveiglficbung  etc.         iv  i 

nnriD,    Lev.   \y>,  00,  Vcrringcrunj:;-,    Schwand;  inflE,  nnriD,  M. 

Terum.  ö,  9,  mnS  U.  Erubiii  5,  -i.  570,  4—6. 
:Sd,    Flu.ss,    ist   verwandt    mit   j^rSsü,    Sabb.    19%    aufs    hohe 

Meer  fahren.  572,  26—28. 
D*??,  Ps.  56,  8,  bedeutet  ,wirf,  schleudere  fort^  vgl.  HtsSs^'  HU 

P"IT  nnD'iT,  M.  Berachoth  o,  6.   Dazu  gehört  auch  tD'Ssn, 

i:Ss:n,  Micha  6,  14;  \:hz\  Targum  von  Xp'1,  Jona  2,  11. 

574,  9-14. 
□:i:£,    P.S.  60,  4,    spalten;   nDil'?  D'1'2  ^D,    M.  Sabb.  8,  7,  von 

den  Spalten,  Fugen  des  Bauwerkes.  579,  16—18. 
ms,  Ez.   lo,  20,  fliegen;  vgl.  ausser  dem  Aramäischen:  miSH 

p2,  M.  Cluilliii  3,  7,  ÜTIV  ^nnSÖ,  M.  Sanh.  3,  3.  Vielleicht 

stammt  davon  D^nh^S.  öS6,  14—22. 
ID"1£,  Lev.  19,  10,  die  von  den  Trauben  abgelösten,  getrennten, 

einzelnen  Beeren;   1212,  opp.  S'r'D,  p!2"in  101121,  M.  Maa- 

seroth  2,  6.  586,  23—26. 
D12,  .Ter.  16.  17,  Jes.  58,  7;  ^:pH  '  HDIIS  jm^n,  ßaba  bathra  9", 

ns  ncnS  M.  Demäi  5,  5.  587,  7—10. 
>"12,  Ez.  24,  14,  bedeutet  umkehren,  sich  abwenden:  ,ich  werde 

mich  von  meinem  Worte  nicht  abwenden,    von  ihm  nicht 

zurückkommen*;  vgl.  pISJ^S,  M.  Megilla  2,  1,  , umgekehrt*, 

vom  Ende    dem  Anfang    zu.    Dazu   gehört    auch    I^ISfl, 

Exod.  5,  4,  abwendig  machen    587,  33 — 588,  2. 
niSn£,    Deut.    32,  42,   Vergeltung;    iriS:!^  i:':'  I^IÖJm,    in    dem 

Gebetstücke  nach  dem  Schema.  588,  5. 
::n£,    Ez.  34,  12,    Prov.  23,  32,   trennen;    nh  Hl  p  tTISH  H)!:, 

Sabb.  155'\  589,  17. 
nt'^,  Echa  ;],  1 1 ;  nr2:r  |S^S\  M.  Schebiith  4,  6.  590,  25. 
t"2,  Ez.  16,  25;  Q'bnn  plDS,  Kethub.  39\  591,  25. 


r^  r« 


'  Diese  Lesniiir  für  HDIIS  findet  sich  mir  bei  Abulwalid.  Rabliino wicz 
z.  8t.  verzeichnet  sie  nicht;  sie  ist  auch  zweifellos  die  richtige,  da  der 
mit  dem  anureführten  Worte  beginnende  Ausspruch  über  Alijiosengehen 
mit  Jes.  58,  7  begründet  wird,  so  dass  HDIIS  fmiri  dem  D")C  entspricht. 
Sowohl  .J.  l'archön  als  Kiinchi  haben  in  ihren  Wörterbüchern  das  Citat 
"p*?  nDT"S  jmsn  ühernommcn,  doch  Erstercn'  unrichtig  mit  der  (Jitirungs- 
fornud  für  Mischnasätze  (]3m).  Biesenthal  und  Lebrecht  in  ihrer  Ausgabe 
d(is  Wurz(dbuches  von  Kimclii  geben  Demäi  ö,  5  als  Stelle  au,  sie  mit 
der  anderen  auch  von  Abulwalid  angeführten   Stelle  verwechselnd. 


19R  Hachri-. 

S^n2,  Niim.  1'.',  15,  fest  sicli  anschliessend^  wie  in  M.  Kcluii  10. 
2.  5U4,  80. 

□nnS,  II  K.  23,  n,  Umgebungen;  D^'^flT^t'  annSD,  Gittin 
8'\  596,  11. 

□THSr,  1  Sam.  13,18,  Hyänen;  "131  P1D2£,  Baba  kamma  Kr\ 
599,  4. 

n^n^Ii,  Ruth  2,  16,  Bündel,  Handvoll,  soviel  mit  der  Hand 
zusammengefasst  Averden  kanu;  vgl.  nS2i,  M.  Erubin  10, 
15,  Zange,  so  genannt,  weil  dies  Werkzeug  die  Sache 
zusammenfasst.  599,  12 — 16. 

TiJ  Seite.  Dass  die  Wurzel  lllt  sei,  beweist  der  Plural  CTl^. 
M.  ChuUin  1,  4.  599,,  23. 

"in^,  Gen.  6,  1(),  Lichtöffnung,  Fenster,  durch  welclus  da^s 
Licht  eindringt.  Gen.  8,  6  pbpl  genannt:  vgl.  Ili^^,  Oho- 
loth  13,  1.  600,  31-601,  3. 

D"''r'l£b^,  H  Sam.  6,  5,  Ps.  150,  5  sind  Castagnetten,  (^Ucü..^^^ 
s.  Dozy,  Supplement  I,  659"),  welche  mit  beiden  Händen 
aneinander  geschlagen  werden  und  so  ertönen.  Diese  Art 
der  Handhabung  des  Instruments  beweist  der  Ausdruck 
der  Mischna:  h^ihl^  .  .  •  r^pHI,  M.  Tamid  7,  3,  und 
'?:::'^i:D  ^'pÖ,  ib.  3,  8;  denn  rpJ,  ^'"'pn  bedeutet  scldagen, 
vgl.  |trp3,  Dan.  5,  6,  r':'Dnpn  tr^pn,  M.  Bechoroth  7,  6, 
l^'pm  pa>n  ^W,  jer.  Berach.  12'\  609,   18—32. 

trirhl,     n  Küu.    2,    20 ;     m^mbir   ^a   by,    Baba   kamma   49  ^ 

610,  28. 
□^pS2i:,  Hos.  9,  14;  pl:2t02iS2,  Sabb.  37".  613,  14. 
tVyi,  Hieb  6,  17,  verdichten,  zusammenziehen;  vgl.  i'T'^n  nX21ii, 

M.  Chullin  4,  6,  Vereinigung,  Bündel  von  Sehnen.  613,  26. 
rm,  Kälte,  Prov.  25,  13;  pt::2in,  Moed  Katon  12^,  n::i2£n,  M. 

Demäi  5,  3.  613,  30—33. 
mb3it,  Gen.  41,  23;  r\r:^:^  na,  Berach.  39 ^  614,  12. 
j;3i:,    Prov.  11,2,    Micha  6,5;  ^^l^riT],   M.  Para  7,8.   614,  14. 
"inaii,  Ezech.  32,  6,  kann  auf  mehrfache  Weise  erklärt  werden. 

Nach  dem  Ausdrucke  T\^1  n3nX2,    M.  Menach.  5,  8,  von 

der   flachen  Pfanne,    könnte   man    "jnSiJ  p"lS  übersetzen: 

dein  ausgedehntes  Land  (^Xk^^yv^j  Jpj^^-  *^''^?  ^^ — ^'^• 
HTSSr,    Ez.  7,  7  Reihe,  Kreis,  Jes.  28,  5  Diadem;  niTSli,  M. 

Kelim   16,  3.  618,  24—27  und  712,  5. 


I>ie  hebiäisch-neuhebhiische  u.  hebiäisch-aramäische  Spiachvergleichiing  etc.         199 

hzp,   Exod.  26,  D,   II  Kon.  15,  10,  Ez.  26,  9;  nn  ^3£  b'Zprh, 

Joma  77".  624,  7. 
tsSp,    aufnehmen,    einziehen;    nt:Slp    Aboth   5,   15-,    \2^hp'',    M. 

Sabb.   1,  6-,  ntS^p,  ib.  11,  6.  635,  27—32. 
•t:!2p,   Hiob   16,  8  und  22,  16;   r2!::pn,   M.  Nidda  5,  8.  636,  28. 

C"l'!2p,  Gen.  41,  47,  ist  vielleicht  nach  □^iJl^p)^,  Baba  bathra 
106'',  zu  erklären.  Mit  dem  letzteren  Worte  sagt  der 
Amora  Samuel,  dass  man  für  den  dritten,  nach  der  Erb- 
theilung  gekommenen,  Bruder  von  jedem  der  Antheile 
der  beiden  anderen  Brüder  wegnimmt,  damit  er  so  sein 
Drittel  erhalte;  ebenso  bedeutet  D'^^^pS,  dass  die  Aegypter 
in  jedem  Jahre  des  Ueberflusses  von  ihren  Ernten  einen 
Theil  wegnahmen  und    bei  Seite   schafften.    637,  12 — 18. 

Xp,  Jes.  46,  6,  Wage.  In  der  Baraitha,  Baba  bathra  89^,  heisst 
nur  der  Balken  der  Wage  so,  während  die  h.  Schrift  die 
ganze  Wage  damit  bezeichnet.  638,  30 — 33. 

l'pi'p,  Lev.  19,  29,  stimmt  in  der  Bedeutung  mit  'i!p1!p^,  Taa- 
nith  16^,  überein;  mit  diesem  Worte  wird  das  Abreissen 
und  Zertrümmern  des  Gebäudes  bezeichnet.  ]!p]!p  be- 
deutet graviren,  einritzen,  wie  aus  M.  Makkotji  3,  6  er- 
sichtlich ist,  wo  2n!D  als  nothwendige  Vorbedingung  der 
mit  ]!p*i!p  bezeichneten  Handlung  erscheint,  indem  dem 
Graviren  das  Zeichnen,  Schreiben  der  darzustellenden 
Figuren  vorangeht.  652,  23 — 31. 

yzp,  Höh.  2,  8;  lilbsi  I^EpK,  Gittin  49".  640,  19. 

D"ip,  Ez.  37. 6;  n^:a  ^t2^p'*^  n^,  M.  Sabb.  1, 10,  mü  hv  nnp, 

M.  Chullin  3,  1,  nbptr  D)^p,  Chullin  47".  648,  16—21. 

y^p,  Jerem.  46,  20;  1}£np,  U.  Joma  3,  4.  649,  17. 

"lp"lp.  Dieses  Num.  24,  17  und  Jes.  22,  5  vorkommende  Verbum 
ist  nach  THTn^lplp,  M.  Kelim  2,  2,  zu  erklären;  dieses 
Wort  bezeichnet  den  Boden,  den  unteren  Theil  der  Ge- 
fässe,  demnach  bedeutet  das  Verbum:  das  Oberste  zu 
Unterst  kehren,  von  Grund  auf  zerstören,  sowie  "llpp?, 
Kohel.  3,  2  ,von  der  Wurzel  ausreissen^  bedeutet,  von  1pJ7, 
Lev.  25,  47.  652,  32—653,  10. 

nS"l.  Zu  nX"r2,  Spiegel,  Exod.  38,  8  s.  den  Singular,  Sabb.  149": 
nsns:n  |"Xn  pX.  655,  lO.  —  Zu  nr5<"in,  Esther  2,  9,  s.  die 
Redensart  -[dSi  '^'jh  i^lH  ^IK^.  655,  23. 


200  •  Kaeher. 

l?ni,  Lcv.  20,  1(1,  il».  IS,  'SA  1111(1  l'.l,  1'.),  ist  metapliorisch 
angewendet  in  nj,"'D'n,  IM.  Taanith  o,  1,  vom  Regen,  der 
die  Erde  beleuchtet  und  ilir  Waelisthuni  bewirkt,  vgl. 
Jesaja  55,  10.  (562,  29— (563,  3. 

Sil.  'i"l'?}l'nn,  Hos.  11,  3,  bedeutet:  ich  habe  gewöhnt;  vgl.  S"'3"l, 
z.  ß.  M.  Taanith  2,  2.  664,  22—26  (Abuhvalid  verweist 
ausserdem  auf  das  Kitab  a1-luma',  wo  er  an  mehreren 
Stellen  —  s.  Kikma  31,  15;  49,  8;  199,  14  —  das  neu- 
hebräische  7'')l'nn  heran/ieht). 

D'D'Dn,  Amos  6,  1 1 ;  vgl.  DCnü,  M.  Sabb.  8,  5.  (182,  30. 

m'?n,  des.  3,  19;  vgl.  n^Sm,  M.  Sabb.  6,  (■).  683,  33. 

D^n21,   Hab.  3,  12;  den  Singular  dazu  s.  M.  Baba  bathra  3,  3: 

npn  Str'  na-i.  686, 12. 

iVirn,  Esra  3,  7,  Erlaubniss;  nim  mn:,  Berach.  &\  Daher 
heisst  die  Herrschaft  auch  mtl^n,  Aboth  2,  3.    690,   1—3. 

nn*!,  Hosea  13,  1,  bedeutet  was  sriTll,  Targum  von  1^1, 
Exod.  15,  15;  bei  den  Alten:  D^Ü2'^  ^^n  nnnn.  (Hier 
wurde  Abuhvalid  durch  einen  sonderbaren  Schreibfehler, 
vielleicht  einer  secundären  Quelle  irregeleitet,  denn  es 
kann  mit  dem  Citat  nur  der  Ausdruck  in  Chullin  54' 
gemeint  sein:  Ü^r^"^  ^''2  nnnH.  Parchon,  Machbercth  65'-, 
schreibt  ohne  weiteres  nach:  ^"2  nnnn  imiD^  nXiKI 
a^llStr.)  690,  32—691,  1. 

nncan,  H  Chr.  2,  15 ;  s.  den  Singular  TiDD"!  im  jer.  Talmud, 
Berach.  S\  692,   13—15. 

SiSrnr,  Fs.  58,  9;  nTl^S  SiSnr  Xnn,  Sabb.  17\  699,  l— 5. 

mü;  im  Hiphil,  sich  hinwenden,  blicken;  s.  pH^i^^  pS,  M. 
Beza  3,  6.  703,  9.  i:t,  Deut.  7,  13,  Exod.  13,  12,  gehört 
zu  mSsn  ni:^,  M.  Berach.  5,  5,  n^m  n:tr,  M.  Baba 
bathra  2,  5.  703,  17—21. 

Tflt?,  naitr  Richter  9,  49  und  48,  Ast;  hSs]  HDItT,  M.  Mach- 
schirin  1,  3.  709,  27. 

int?,  Bestechung,  wird  im  Talmud  auf  das  Reden  übertragen; 
man  sagt  D^m  m'^,  Kethub.    105\  713,   16—19. 

tsnt',  anspressen;  ptom^  pS,  M.  Sabb.  22,  1.  714,  2. 

ntOtV  niDtriS;  Befehl,  Hieb  38,  33,  gehört  zu  Din  "IDtT,  Schuld- 
schein. 717,  26. 

hy^.  In  I  Chr.  2S,  19  kann  b^DtL'H  auf  die  Bedeutvmg  ,hin- 
blicken,  betrachten'  zurückgehen;  dann  ist  zu  vergleichen 


Die  hebiäisch-rieubebräisclie  u.  hebräisch-aramäische  Sprachvergleichung  etc.         201 

^Dn^lVtSn,  ^I.  Aboth  o,  1,  in  der  Bedeutung  betrachten, 
um  zu  erkennen.   721,   10 — lo. 

DDII'.  In  Hos.  6,  4,  ebenso  Jerem.  5,  8  ist  D''3^?^  ein  Haupt- 
wort in  der  Bedeutung  Morgen,  Frühe,  nach  der  Form  von 
n^nr^,  Jerem.  51,  25;  ebenso  ist  in  M.  Bikkurim  3,  2 
Ü^^Z'nh)  soviel  als  ^pzh).  721,  33—722,  (i. 

n'ZhZ',  I  K«Jn.  7,28.  Stufen;  mmiS  Vnn^S'Cr  dSd,  Erubin  77", 
□Sd2  rmrS'v:'  p2  ^Sn  ,Tn   (y,    Makkoth  7''    liest   man: 

ns'br  nt:x:t:':i  dSdz  rhiv  -thj.  724,  12—14. 

^*\^,  Ps.  129,  (),  bedeutet  nach  einem  Commentator  (s.  Saadja 
bei  Ewald  und  Dukes,  Beiträge,  I,  70)  die  heisse  Jahres- 
zeit, nach  dem  talmudischen  l^^p  ^sS'^T,  Jebam.  11(3''. 
Gegen  diese  sonst  vortreffliche  Erklärung  —  bemerkt 
Abulwalid  —  lässt  sich  nur  einwenden,  dass  das  Wort 
so  punktirt  ist,  als  ob  es  ein  Verbum  im  Perfectum  wäre. 
729,  11-14. 
"nyy^,  ir  Sam.  6,  6,  bedeutet  verrenkt  werden;  vgl.  I^l^n  niSl^^r, 

=]:  ni2i!2\r,  Chuiiin  öi\  731,  22. 

n'^t',   Prov.  23,  7,  Gen.  26,  12,  ermessen;    m^tT  nn'^  j^Xtr,  M. 

Pea  1,  1.  737,  25—27. 
12ir,  Hieb  33,  21,  gehört  zu  ,Tli  miDp  nS'C'C  'i:,  Aboda  zara  49". 

738,  14—16. 
j;£'C,  Fülle,  Menge;  D'i'^Str^S:.!  hz\  M.  Demäi  2,  4.  741,  7. 
pst»,    I  Kön.    20,    10,    Hiob  20,  22,    Jes.    2,  6,    gehört    zu    jS^ 

Sabb.  128''.  741,  9—15. 
s^p'ü'.    Dass    s^ip'^^Ö    nicht    Fenster,    sondern    Obersclnvelle    be- 
deutet,   bcAvcist   die  Talmudstelle:    i^pn"lX   "'J^^   "'"'ns   "lÜSX 

nbnn  n^::  n  |^d^:d!::i:'  ?]ipr^n  Sbn  (•?).  747,  13— 16. 

"ip'w,  Jes.  3,  16,   bedeutet  winken,   blinzeln,  vgl.  iT'JlpD,  Tan- 

chuma,  Wajescheb  g.  E.  748,  1 — 8. 
"intr,  I.  Chr.  20,  3,  sägen,  "llt?^,  Säge,  kommt  vielleicht  nicht 

von  -nt',  sondern  von  ItT:;  vgl.  Q^ITin  ^'C  nmtr:,  M 
Sabb.  4,   1,   DnDj^  p3D!2,    M.  Sukka   1,  6.  748,  26,  31. 

zyc,  Hitze.  Vgl.  nnnr^c'  nnn::2  ><i'  ib  niasn  '^s.  748,  33. 

:TC,  verflechten;  mLi^H  ns  jMTvI'^l,  M.  Moed  Katon  1,  8, 
C^n^i:  Td'Sü  (nn)  nr\M<  no^t'^,'  M.Kelim  16,  l.  749,  6—8. 

1  Die  gewöhnliche  Leseart  i.st:   DT13  ni:>':>iy  rO  nD'tt^a. 


202  Hiichor. 

mCV  r\1'Ct2,  Num.  (),  :>,  g-(>liört  zu  pitr,  M.  Sabb.  20,  o,  "IS 
n-l-CS2n,  ]\I.  ßerach.  3,  5.  749,  28—30. 

nnü.  /n  dieser  Wixrzt;],  deren  Grundbedeutung  ,fliessen'  in 
M.  Oholotli  3,  5,  nm^,  ersichtlich  ist,  gehört  )r\t%  sowohl 
Psalm  7.3,  1»,  als  Ps.  49,  15.  An  der  ersteren  Stelle  ergibt 
sich  aus  der  ursprünglichen  Bedeutung  die  weitere:  der 
Kede  freien  Lauf  lassen,  vgl.  =]''I2n,  Micha  2,  (5;  an  der 
anderen  Stelle  die  Bedeutung:  sich  zurückziehen,  ver- 
bergen. 752,  ]5— 28. 

ünZ',  Nura.  24,  3,  schlaflos,  offen,  vom  Auge;  vgl.  mntr^^T  "^3 
□inD^I,  M.  Ab.  zara  5,  4.  753,  13—15. 

int',  J   Sam.  25,  22;   Q^i?  pnr^  xb,    Baba  bathra  19",   X^^StTD 

'i^n^^  pnt'ü:,  Mcgiiia  27".  753,  ig— 24. 

tD^Snt',  Esther  4,  11;  tO"^nnt»  IX  SpÜ,  M.  Ab.  zara  3,  10.  754,  15. 
niin,  II  Sam.  17,  19,  hat  die  Bedeutung  von  "lin  an  der  Pa- 
rallelstelle, I  Chron.  17,  17  und  in  Esther  2,  12:  Rang; 
vgl.  D'^'mn,  Höh.  1,  10,  Reihen.  Dazu  gehört  die  Redensart 
vSj7  ^bD  nmn,  Sabb.  124^^,  Rang,  Stellung  ('^_^l\  '^^ 
<ds:^3).  759,  26—31. 
nn,  im  Hiphil  Jesaja  18,  5;  vgl.  tTXnn  HS  mn,  M.  Chullin  2, 

3.  760,  4. 
abn,  Furche;  trSs!::  nhnn  X.Ttr  1p,  M.  Kilaj.  3,  3.  762,  27—30. 
^pn,  ergreifen;  ID^StD  S]pin,  Baba  Mezia  3^  770,  19. 

Aus  diesem  Glossar  sind  diejenigen  Vergleichungen  aus- 
geblieben, in  denen  Abulwalid  den  Gaonen,  besonders  Scherira 
und  Hai,  dieselben  ausdrücklich  nennend,  gefolgt  ist.  Ueber 
dieselben  ist  das  Nöthige  zu  finden  in  meiner  Schrift:  Leben 
und  Werke  des  Abulwalid  Merwän  Ibn  Ganah  (R.  Jona)  und 
die  Quellen  seiner  Schrifterklärung.  (Leipzig,  O.  Schulze,  1885), 
S.  83—91. 

III. 

Hcbräiscli-araiuäischc  Sin'aelivergieicliuiis^. 

Die  Verwandtschaft  des  Hebräischen  mit  dem  Aramäi- 
schen-  wird    von    Abulwalid    in    seinem    ersten  Werke,    dem 


1  Die  gewöhnliche  Leseart  ist  Knü\ 

-  Abulwalid,    wie  überhaupt  die   arabisch   schreibenden  Juden  bezeichnen 
das   Aramäische,    ohne   das   Biblisch -Aramäische,    Targumische,   Talmu- 


Die  hebräiscli-neuhebniisuhe  ii.  hebiäisch-aiamäische  Sprachvergleichung  etc.        20o 

j\[ustall.uk',  so  charakterisirt,  class  er  die  letztere  Sprache  die 
Zwillino'sschwester  der  ersteren  nennt^  indem  sie  unter  allen 
Sprachen  die  meiste  Aehnlichkeit  mit  ihr  habe.-  Als  Beweise 
hiefür  erwähnt  er  daselbst  insbesondere/'  dass  beide  Sprachen 
im  Gebrauche' der  Vocale  Kamez  und  Pathach,  ebenso  in  der 
Vocalisation  bei  Gutturalen  und  endlich  in  der  Bildung  des 
Hithpael  von  Wvu'zeln  mit  Zischlauten  als  erstem  Kadical  über- 
einstimmen. Als  Beweis  könne  ferner  gelten,  dass  die  Hebräer 
selbst  in  der  Massora  die  beiden  Sprachen  vollständig  gleich- 
stellen, indem  sie  z.  B.  von  "l^-l  sagen,  dass  sich  dieses  Wort 
dreimal  finde,  nämlich  ausser  Ps.  18,  26  noch  Daniel  2,  25  und 
ö,  11,'  also  ohne  jegliche  Unterscheidimg  eine  hebräische  mit 
zwei  aramäischen  Stellen  zusammen  nennend.  Ebenso  heisst 
es  in  der  Massora,  dass  in  Q'S'IS  das  D  stets  mit'Dagesch 
gelesen  werde,  mit  Ausnahme  von  Dn''3"l!3,  Richter  7,  ß  und 
^"nD"l!;,  Dan.  (),  11.''  Auch  in  der  Massora  über  die  Frage- 
partikel nü,  wonach  diese  vor  n  und  p  stets  H^  gelesen  werde, 
mit  Ausnahme  von  fünf  Stellen,  wo  H^,  und  zwei,  wo  HO 
punktirt  ist,    wird    als    eine    der   fünf  Stellen    eine    aramäische 


dische  von  einander  zu  unterscheiden  als  syrisch,  ^^\j>  j.-«j.  Doch  über- 
setzt Saadja,  Jesaia  36,   11,  rT'ÜIX  mit  ^L^ia-^../üL>. 
'  Opuscules,  ed.  Dereuljourg,  p.    133,  Z.  7  f. 

renl)ourg  übersetzt  die  letzten  vier  Worte  dieses  Passus  so:  ,et  qui 
Uli  ressemljle  pour  la  ])]upart  de  ses  raciues'.  Er  liest  also  statt  <^k_,j^.i 
(d.  i  ^iL^JL«),  liinsiciitlicli  der  Aehnlichkeit)  das  Adj.  ^^.^..^^^■J^  und  tasst 
iJ1jLrJJ\  nicht  als  ,8praclien'  auf,  sondern  im  Sinne  von  , Ausdrücke, 
8praclnvurzelu'.   Vgl.    R.  VIII,    1  f.,    wo  das  Original  zu  dem  t'olg(Uulen 

Passus:  nijur'^n  bsö  ~inr  1321^.''?'^  nsin  •'üiKn  jiu>'?n  -inx  sma'  ^:£a  so 

lautet:  \ oLwJb  ^-^   ^^b  ,^.^]\    jjo  OL»JJ\  jiS\   ySb   ':>\.    liier  ist 

L{,x-<i  soviel  als   'd..^,.^. 

3  Opuscules,  p.   13.S  rt'. 

^  S.  Massora  zu  Dan.  -2,  -Jö.  K,  133,  lO  nimmt  Abulwalid  an,  ~i:3  in 
Psalm   18,  20  könne  ein  Aramäismus  sein. 

•'-  S.  Massora  zu  Dan.  C,  11:  'Z  ]K.  "C  (Norzi  üjn)  -D^^'n  D'^-Q  fitt''?  hz. 
Bei  Abulwalid  steht  dafür:  '"  p  ^Z  \'Z':i  a:Z"b  hz.  Abulwalid  urgirt  den 
von  der  Massora  gebraciiten  Austlnick  NOil"'?  73,  indem  durch  diesen 
bewiesen  sei,  dass  man  die  beiden  Sprachen  als  eine  betrachtete:  L^^^JLsji 


204  Bacher. 

genannt:  Dan.  4,  -VJ.  '  Wie.  sehr,  eben  wegen  dieser  nahen 
Verwandtschaft  der  beiihMi  Sj)rachcn,  die  Hervorragendsten 
unter  den  Hebräern  in  aUer  Zeit  die  Kenntniss  des  Aramäi- 
sehen  besassen,  sehe  man  aueli  daraus,  dass  sie  in  den  lUlchein 
Daniel  inid  Esra  ohne  Nöthigung  aramäisclie  und  hebräische 
Abschnitte  untereinander  mengten. 

In  grammatischer  Beziehung  hat  Abulwahd  nur  selten 
Veranlassung,  das  Aramäische  zur  Verglcichung  heranzuziehen. - 
So  sagt  er  von  dem  S,  mit  dem  die  Wörter  "isnrii^,  11  Chr.  20, 
35,  ■'n'?X3K,  Jes.  {)?,,  3,  ibSint^X,  Ps.  7(-),  H  und  ^^::3i^,  II  Chr.  10, 
14,  beginnen,  es  sei  analog  dem  X  in  rT'ljriK,  Dan.  7,  15,  und 
anderen  aramäischen  Zeitwortformen.''  Nach  dieser  Analogie 
ist  vielleicht  auch  das  S  in  irT^JiKm,  Jes.  19,  6,  aufzufassen.' 
Das  Kamez  unter  dem  n  in  Ijni/ÜlII'n,  Jos.  2,  17,  und  sonst, 
zwischen  dem  Objectsuffix  1J  und  der  mit  ri  schliessenden 
Verbalform,  entspricht  dem  gleichen  Kamez  in  S^nj/mn,  Esra  7, 
16. -5  Das  ^  in  ptr!!2im,  Arnos  3,  12,  ist  das  aramäische  Relativ- 
pronomen ■'"T,  "1,  welches  hier  dem  in  ähnlicher  Weise  einge- 
schobenen arabischen  U  entspricht.''  Zu  der  Form  m"'iDnnn, 
Dan.   11,  23,  verweist  er  auf  aram.  m!2"I]nn,  Esra  1,  IG." 

Von  den  zum  Zwecke  lexikaliselier  Vcrgleichung  heran- 
gezogenen aramäischen  Wörtern  ist  nur  ein  kleiner  Theil  dem 
Talmud  entnommen.'^  Zu  n"llÜD,  Jerem.  17,  8  citirt  er  xn^ll^D, 
Kethuboth  97^•'  Zu  jin^,  ausser  pm,  Targum  von  "IHn,  I  Kön.  IS, 


'  Bei  Abulwalid  lautet  die  Massora  vollständiger  als  die  bei  Frensdorf, 
Massora  magna,  p.  203,  citirten  Stellen;  sie  beginnt  bei  ihm  so:  "]'^0T  73 

pnns  'm  i'^i^ap  'n  ':  p  in  n^ai  no  jti  n^nb. 

-  Ibn  Koreisch  stellt  im  Anhange  seiner  Risäle  (p.  Oö^lOt)  die  gram- 
matischen Verwandtschaften  der  drei  Sprachen,  besonders  in  Präfixen  und 
Suffixen,  ziisammen. 

'  R.  54,  1 — 5.  Norzi,  zu  II  Chr.  10,  14,  bemerkt,  er  habe  in  ,mehr  als 
800  Jahre  alten'  Pergamenthandschriften  "T'22N  für  T^sn,  und  zwar 
ohne  vorhergehendes  ''DX  gefunden. 

*  Wb.   199,  22—28. 

5  R.  229,   11  —  14. 

6  R.  34,  3.  S.   Die  hebr.-arab.  Sprachvergleichung  Abulwalid's,  p.  20. 
■»  R.  96,  22. 

^  Wb.  489,    2    wird    in    einem   solchen  Falle   der  Ausdruck    "HD/n    \\   <Ls6 

angewendet. 
9  Wb.  10.5,  4. 


Die  hebräiscli-ueuhebräischc  u.  bcbiiiiscli-iiiaitiäisclic  Spiachvorglcicbung  etc.         205 

42,  auch  jTi:i  in  einer  talmudisclicn  Phrase.'  D'ITin  Jes.  45,  2, 
hat  die  Grundbedeutung:  Windunoen,  Krümm ungen,  und  ist 
verwandt  niil  xnnpl  xmn.-'  )2ir,  Hiob  6,  17,  bedeutet  kalt 
Averden,  als  Gegensatz  zu  D^n^  im  selben  Verse;  dazu  wird 
der  Aussprucli  R.  Aschi's  citirt/''  dass  man  am  Versölmungs- 
tage  auch  mit  der  Berührung  eines  nicht  ganz  gefüllten  Bechers 
sich  nicht  abkühlen  dürfe,  nn"l'!21  DT^'^,  d.  h.,  weil  die  Kühle 
des  Wassers  sich  den  Becher  mittheilt,  auch  wenn  er  nicht 
ganz  voll  ist. '  rhün^  Deut.  28,  .'58,  ist  vielleicht  s.  v.  als  Is'pD^, 
verwandt  mit  '^pH,  beendet  sein.'^    P'^P'^^  ^^^-  ^^^>  l'^'  bedeutet 


'  Wb.  132,  9—1--'.  Die  cilirte  TalimulstGlle:  n'h  ^V'nh)  ^TM  übersetzt  Abul- 
walid  mit:  iT.LaO  iLlkJ",  ,er  neigte  sich  herab,  imi  ihm  ins  Ohr  y,u 
raunen'.  So  ist  die  Stelle  nirgends  zu  finden.  Vielleicht  meint  Alnilwalid 
die  Stelle:  n'S  rTlbl  '^i  "Q  "in  NnK,  jer.  Sabb.  14'i  (s.  Levy,  II,  497^'), 
wo  er  etwa  vor  tt'TlT'l  noch  JTIJ  las.  Doch  rathsamer  ist  es  wohl  an- 
zunehmen, dass  er  hier  nach  einer  secundären  (Quelle  den  Schluss  des 
Sprichwortes:  rh  DinSm  J''^  XIÜIJ  "^nrT'X,  Baba  mezia  ö9%  citirt,  und 
zwar  in  der  Form,  wie  sie  auch  bei  Kimchi,  Wörterbuch  s.  v.  fHJ,  vor- 
kömmt: Tr?  'Onht  IIHi.  Indem  er  den  Zusammenhang  nicht  kannte,  las 
er  n'p,  machte  aus  dem  Imperativ  das  Perfectum  und  übersetzte  dem- 
gemäss. 

'^  Wb.  171,  ().  Dieses  Citat,  von  Abulwalid  so  erläutert:  ,was  sie  —  die 
Stadt  —  umgiel)t,  umkreist',  findet  sich  gleichfalls  nicht.  Sollte  es  nicht 
verschrieben  sein  atis  STIDST  N"nn,  Chullin  48'',  113",  welchen  Ausdruck 
auch  Kimchi  zur  Erklärung  von  C~mn  liatV  Dieses  Beispiel  passt  um 
so  eher,  als  die  ursprüngliche  Leseart  S"mn  ist,  s.  Levy  I,  45.")''.  — 
Al)ulwalid  citirt  auch  nocli  die  talmudischen  Redensarten:  SD~I  Iflü  "l"in 
(n2"ll  ,er  wandte  sich  um  und  sagte',  rTDCS  ~inn,  ,er  erklärte  es  wieder- 
holt'. 

^  .löma  78-',  wo  nach  Dikdüke  Söfrim  z.  St.  alte  Handschriften  und  andere 
Autoritäten  ebenfalls  "ti'S'  21  lesen,  statt  des  SDS  D"l  der  Ausgabe. 

''  Wb.  -iO-i,  5—10.  Abulwalid  bezeichnet  diese  Erklärung  von  ^miia-t  CWÖ 
als  seine  eigene  Ansicht,  j^^ULXäI,  Ivaschi  erklärt  i""nTÄ  mit  ,glatt  sein'; 
Aruch,  der  anders  liest  ('"irmTN'?  TlNT  DTiTÖ,  s.  Kohut's  Edition  I,  51"), 
erklärt:  ,verschüttet  werden'.  Nach  dieser  Erklärung  hat  Bu.xtorf,  (')87'': 
ut  effundatur  parum ,  wo  aber  jiarnm  durch  ein  sonderbares  Verseheu 
entstanden  ist,  indem  liuxtorf  zu  D"~niD  das  im  Talmud  darauf  folgende 
NTJ?'  {Zeira,  N'ame  eines  Gelehrten)  hinüberzog  uiul  ül)ersetzte.  l'el)ri- 
gens  hat  aucli  Saadja  di(^  Vergleichung  von  1S~ir  mit  ^'-HtC  (s.  Ewald 
und  Dukes,  Heiträge  I,  8ö,  Kimchi    s.  v.  2~n). 

^  Wl).    '2:i9,    8  —  11:    nna  -no  bon.    Kimchi    s.    v.    bon,    hat  dafür  n"?cn 

n-iiSs  n^orz  "IS  "ihst  "ino.  Vgl.  Amch,  hon  ii. 


206  15  ach  Ol-. 

gelb,  wie  ''P'\'\\  Kcthul).  1()7\'  nJ2D,  Kz.  17,  7,  ist  traiisponirt 
aus  n£3D  und  geliürt  so  zu  X''£13D,  Versammlung.-  ^n,  in 
Jer.  31,  12,  Jes.  2,  2,  Micha  4,  1,  Jes.  51,  24,  ib.  60,  5,  be- 
deutet anblicken,  betrachten,  wie  denn  auch  an  der  letzten 
Stelle  damit  ns*l  parallel  ist;  vgl.  das  talmudischc:  SilTI^  "'S 
^b  Ppn  "f?.^  "]D,  Ps.  42,  5,  bedeutet  Menge,  verwandt  mit  "JD, 
Summe,  XDD,  summircn.'  X1£Dt3,  den.  24,  25,  bedeutet  alle 
Arten  von  Viehfutter,  wie  das  arabische  ^_ÄJlfi,  und  ist  verwandt 
mit  nSD,  ''SD,  zu  essen  geben,  nur  dass  der  dritte  Wurzellaut 
zu  X  wurde.  ^    1"13S,  I  Sam.  30,  21,  bedeutet  müssig  sein,   stille 

1  Wb.  298,   14— IG,   wo  das  Wort  "p-lV  hiutet. 

2  Wb.  329,  12—14  (s.  Levy,  II,  358").  Ganz  so,  ohne  Abulwalid  zu 
citiren,  Kimchi,  v.  r.  JS3. 

3  Wb.  413,  3 — -7.  Der  angeführte  8atz,  Kosch  Haschana  34"^,  wird  von 
Levy,  in,  ST",  nach  der  anderen  Leseart  (J^iTTlD  statt  XD"l"ri3)  so  über- 
setzt: ,wenn  ich  dir  durch  Schnauben  ein  Zeichen  geben  werde,  so  blase 
für  mich'.  Ansprechender  ist  wohl  die  Erklärung  Abulwalid's :  wenn  ich 
dich  anblicke ;  doch  wird  1,13  in  dieser  Bedeutung  sonst  nicht  angewandt. 
Ibn  Parchon,  Machbereth  39*',  gibt  dieselbe  Erklärung  des  biblischen 
"in3,  verweist  aber  auf  eine  andere  talinudische  Phrase:  ib^HD''  IB^Tl^S 
^:)bSi  "\b  K"1\"ID  llf^bn  jrrbm;  er  meint  das  Wort,  welches  ,sich  erinnern' 
bedeutet,  s.  Aruch,  -1,13  IV,  Levy,  III,  350-''^. 

■»  Wb.  481,  9—15.  Das  erste  Beispiel  KnS'ST  "]D,  mit  A  ^\  dJ..„^  , Summe 
des  Kaufes'  übersetzt,  finde  ich  nicht.  Das  andere  Beispiel,  'D''trD  DnD 
^3D  "^D^O,  ist  wohl  ziisammengezogen  aus  dem  Baba  bathra  166''  unten 
sich  findenden  Satze,  aber  in  der  Form,  wie  er  in  Halachoth  gedoloth, 
mich.  Halwäa  (ed.  Wien,  82 ^  oben)  zu  lesen  ist:  ^Vi'ü  pnnD  Hb  ■'tD"'K?En 
■  •  ■  ^tl-a  )nb  ^"2^0  "[D-ia  abii  in^^VZ.  Für  ^a-'^a  haben  die  Tahuudausgabeu 
^Dne,  für  ■'DD  -p^Ki  (Peal):  pDÜ  "'SIDN  (Aphel),  richtiger  'SDÖ  •'31DN,  s. 
Levy,  ni,  521=*.  Ibn  Parchon.  s.  v.  "]3D,  45'',  hat  das  erste  Beispiel 
so:  ri''317EJ  Xri3''37  ^D.  Es  ist  vielleicht  die  aramäische  Uebersetzung  von 
hpö  D12D,  Beza  29'',  welchen  Ausdruck  Kimchi,  s.  v.  13D,  citirt. 

^  Wb.  488,  18—489,  2  (s.  die  Berichtigung  in  Z.  d.  D.  M.  G.,  38.  Band, 
S.  62'').  Die  angeführten  Talmudstellen  sind:  Pesachim  3''  {r\''bn2  "b  13D) ; 

n^3ö  n'^b  1DD  ab^  (?) ;  Kpii'^b  rr'BDi  -[T'  rr-rJa  x"?  ■'Küx,  s.  chuiiin  i07  '■, 

wo  die  letzten  zwei  Worte  fehlen;  ferner  theilt  Abulwalid  in  extenso 
die  Erzählung  Rabba  bar  bar  Chana's  mit,  aus  Chullin  106-'.  Für  diese 
hat  er  mehrere  erhebliche  Varianten,  so  in"]''?:  ''b  1BD  üb)  statt  nn*  s"?! 
^TQ  ''7',  und  am  Schlüsse  nach  den  Worten  p'^tlb  miCÄ  noch  die  Moti- 
virung:  IH^IHD  T]^b  ISO  K"?nö.  Gerade  aus  diesem  iSchlusspas.sus  beweist 
Abulwalid,  dass  "'SD  nicht  einfach  , geben',  sondern  ,zu  essen  geben' 
(^>_»i>\)  bedeutet:  ,denn  das  Geben,  ohne  dass  man  es  zum  Essen  gäbe, 
reicht  nicht  hin,  um  den  Empfänger  zur  Theilnahme  am  gemeinschaft- 
lichen Tischgebet  (pö''?)  zu  berechtigen'. 


Die  hebräisch-neuhebräisclie  u.  hebriusch-anuniUschc  Sprachveiijlciüliung  otc.        20  i 

stehen,  nach  tahn.  ~i:£,  Müsse  haben.'  Zu  1j"l2J<,  Dan.  11,  45, 
vgl.  talm.  S;i£K;  beide  Wörter  bedeuten  emen  burgartigen 
Bau."-  □""ins,  II  Kön.  2o,  11,  sind  die  dem  Tempel  umgebenden 
Räume,  vgl.  Xmn2  Sdi  S^n,  Kethub.  54",  Babel  und  seine 
Bezirke.-'  ]^Z^^p'',  Jes.  29,  21,  liat  die  Bedeutung  des  talmudischen 
S*ü"p,  Widerlegung,  Gegenbeweis.-*  Dass  zu  1p,  Hip,  TVpf^  <^ie 
Wurzel  nnp  ist,  beweist  talm.  Tip,  kalt."'  It'U'pnn,  Zeph.  2, 
1,  darf  vielleicht  übersetzt  werden:  l^irr-^,  werdet  alt,  d.  i. 
vernünftig,  indem  gewöhnlieh  mit  dem  höheren  Alter  auch  die 
höliere  P^insicht  verbunden  ist;  das  Wort  ist  dann  mit  talm. 
Si2?"rp  verwandt.''  Indem  Abulwalid  auf  Grund  einer  arabischen 
Wortvergleichung'  tTH"!,  Ps.  45,  2,  mit  , hervorsprudeln  lassen' 
erklärt,  wendet  er  diese  Erklärung  auch  auf  das  talmudische 
^rni  an."'  n^hz\  Deut.  28,  57  ist  soviel  als  talm.  J^n^Sc.^ 

Für  die  bei  weitem  überwiegende  Masse  seiner  hebräisch- 
aramäischen Sprachvergleichung  entnahm  Abulwahd  die  Bei- 
spiele dem  biblischen  und  targumischen  Aramäismus.  Er  hat 
ausser  den  bisher  erwähnten  talmudischen  Vergleichungen  für 
ung-efähr    ein   Vierteltausend    hebräischer   Wurzeln    verwandte 


'  Wb.  562,  6-y.  Die  citirte  Talmudstelle  lautet:  jb  innx  x'?  S!2yB  "NÜi 
-i:2X  Hb  KröXI  'Xin  Xar  "l^JX  rna  XIÖ  (Taanith  -20'^).  ms  Xia  ist  eine 
nicht  schwer  zu  erklärende  Corruptel  aus  ITSK  "lü,  und  "innK  ist  wolil 
aus  "nr.a  corrumpirt,  wie  eine  alte  "Variante  für  das  ~12CX  der  Auso-aben 
lautet.  Sar  "l":«  ist  el)enfalls  eine  alte  Variante  für  DT  "T-aiT  (s.  Dikd. 
Sofrim  2.  St.).  Vor  "U£K  hat  die  Kouener  Handschrift  des  Wb.  noch  XH, 
vielleicht  aus  Hp  geworden. 

■^  Wb.  5G2,  80—563,  2.  S.  Levy,  I,  136''. 

^  Wb.  590,  6—8. 

•»   Wb.  636,  6— <).  Ibn  Parchon,  59%  erklärt  demgemäss  ]W\p^  mit  ptT 

^  Wb.   645,   15—17.  Er  citirt  ""inp  N"'!2,   Ch>illin   49'',    und  das  Sprichwort, 

8abb.  53%  so:  n^b  Tip  n^n  nsipriD  ib^ZH  xnan. 

•;  Wb.  649,  28—650,  2.  Ibn  Parchon  erklärt  demgenüLss:  D'-pn  lamm. 

"  S.  Die  hftbr.-arab.  >Spraclivergleichting,  S.  35. 

**  Wb.  677,  6—15.  Abulwalid  citirt  den  Aus.spruch  Aschi's,  Megilla  21^, 
und  bemerkt  zu  den  W^orten  rrnnSIT  JU^nnti  "üin-l:  ,Er  vergleicht  die 
Bewegung  der  Lippen  beim  Gebete  mit  dem  das  ller\«)rsi)rudeln  des 
Was.sers  bezweckenden  Graben';  ferner  die  Erzählung  von  den  zwei 
.Stummen,  Chagiga  3'',  irT^nnSU?  jrn"1!21,  womit  ilir  Wunsch  zu  reden 
auf  Grund  derselljou  Vergloichung  liezeicdiuet  wi^rdeu  soll. 
'  Wb.  725,  2.  S.  Levy,  III,  532 \ 


208  r.acKer. 

ai':iin;ü.sclie  zur  Vcri^'lcicliuni;'  licnin^"ezoü,'on*,  etwa  70  (IcMselben 
nimmt  er  aus  Daniel  und  Ksra.  Wenn  er  eine  Targumstelle 
citirt,  in  der  das  betreibende  Wort  vorkommt,  thnt  er  das  in 
der  Regel  mit  Angabc  des  liebräisehen  Textes;  doch  bei  häutig 
vorkommenden  Wörtern  begnügt  er  sich  damit,  dass  er  angiebt, 
welchem  hebräischen  Worte  das  herangezogene  zur  Uebersetzung 
diene.'     Von   DDT'PD,    Gen.  45,  17,    sagt   er  in    diesem    Sinne: 

aDn!::n3  amn  y^;-^  von  ^int?,  iiiob  K),  k-I:  ^r;  Dinn.-'  an^inpü, 

lliob  34,  25,  ist  dem  Aramäischen  verwandt  und  soviel  als 
□n'"C'>'X2. '  Für  D"13;  Knochen,  genügt  es  ihm  zu  sagen,  es  sei 
dem  Aramäischen  verwandt;''  ebenso  für  b'2p,  empfangen."  1*nn\ 
Jes.  29,  22,  "1111,  Esth.  1,  6,  ^^)n,  Jes.  19,  9,  sind  nach  der 
, Sprache  des  Targum'  zu  erklären,  wo  für  *^'2^,  weiss,  "IVH  ge- 
sagt wird."  Von  HD],  bellen:  dieses  Wort  ist  sowohl  dem  Ara- 
bischen als  dem  Aramäischen  verwandt.^  Zu  *]trs,  Lev.  21,  20. 
citirt  er  ühvn  ^StTX." 

Abulwalid  hat  in  seiner  hebräisch-aramäischen  Sprach- 
vergleichung das  bei  seinem  Vorgänger  Ibn  Koreisch  vor- 
gefundene Material  zum  grösseren  Theile  benützt.  Wenigstens 
finden  sich  die  aramäischen  Wortvergleichungen,  die  der  nur 
zur  Hälfte  erhaltene  erste  Theil  der  Risale '"  enthält,  zumeist  aucli 


'  So  Wb.  92,  23  (vgl.  323,   13),  zu  p31,  Koh.  8,   10;  Esth.  4,   16:  D1J-in  yn 
7N1.  126,  12,  zu  1J,  Hiob,  30,  5:  -[in  DlJ-iri;  153,  19,  zu  rornia,  Jes.  14,  4: 

Knm  nriT  Dinn  ^^-^  211,  5,  zu  n^n^i,  11  Sam.  22,  46:  mnnjl  jys  ^^j 
NTan  üBs  ^]  -2.21,  3,  zu  -itsn,  Jes.  11,  1:  xntsin  nüia  Dinn;  2:-}ü,  i.'j, 

zu  -liari:  J"  'n-,  329,  I6,  zu  jeS:  nn  T;  500,  12,  zu  iny,  .Jos.  5,  11: 
|n  Tl;  503,  20,  genauer  .508,  5,  zu  i:?,  Gen.  49,  27:  '?'?Sy  Tl;  521,  31, 
zu  r^p:!,  Ps.  55,  4:  msC  'n;  596,  22,  zu  D:nB,  Koli.  8,   12:   ^m  'H;  647, 

26,  zu  nnp:  nianbji  'n. 

2  Wb.   103,  2. 

^  Wb.   705,  30. 

"  Wb.  498,  1. 

'-  Wb.  144,  27:  ^b,,..*JÜ   ^1^-*  ^A^. 

6  Wb.  624,  2. 

~'  Wb.  217,  7,  vgl.  Mustalhik,  Opuscules,  p.   79. 

*  Wb.  401,  21. 

^  Wb.  70,  29-,  gewiss  nach  Ibn  Koreisch,  Risale,  p.  28.  S.  Low,  Aramäische 

PHanzennanien,   .S.  62. 
'"  Von  diesem   Theile  fehlen   nämlich   die  Buchstaben  h  bis  ?i'  und  der  Au 

fang  von  n.  Vermnthliche  Anfährungen  aus  dieser  verlorenen  Hälfte  bei 

Abulwalid  s.  folg.  Seite  Anm.  8. 


I 


Die  hebräisch-neulicbniische  u.  hebräisch-aiamäisclie  Sprachvergleichung  otc.         ^09 

bei  Abulwalid  wieder;  doch  hat  dieser  auch  hier  eine  grosse 
]\[enge  neuen  Materiales  hinzugebracht.  Indessen  linden  sicli 
bei  Ibn  Koreisch  nahezu  40  Vergleichungen  des  Hebräischen 
mit  dem  Aramäischen,  welche  Abulwalid  nicht  in  sein  W()rter- 
buch  aufgenommen  hat.  Das  liegt  an  verschiedenen  Gründen. 
Einige  der  betreffenden  Wörter  hat  Abuhvalid  lieber  mit  dem 
Mischnahebräisch  verglichen.^  Anderswo  fehlt  die  Vergleichung, 
weil  die  Bedeutung  der  Wurzel  überhaupt  nicht  besprochen 
wird,  wie  bei  mehreren  schwachlautigen  Verben. 2  Bei  anderen 
Wörtern  hält  es  Abulwalid  für  unnöthig,  so  wie  Ibn  Koreisch 
das  verwandte  aramäische  Wort  anzugeben,  da  das  hebräische 
zur  Grenüge  bekannt  ist  und  die  Vergleichung  überflüssig  wäre.  •' 
Manchmal  ist  anzunehmen,  dass  Abulwalid  die  Vergleichung, 
die  Ibn  Koreisch  bietet,  nicht  billigte;  so  wenn  dieser  "'inxnn, 
Ez.  21,  21,  vom  aram.  THX  =  hebr.  mS  ableitet,  h^i^  mit 
aram.  |S''X,  Baum,  gleichstellt,  lÖS;,  I  Kön.  20,  38,  trotz  des 
X,  mit  Snapr^,  ntmi<,  Ps.  21,  3,  ohne  Rücksicht  auf  die  ver- 
schiedene Wurzel,  aber  auf  Grund  der  alten  Wurzeltheorie  mit 

r^ri,  s*n  mit  sn,  ^rbni,  Hieb  32,  ß,  mit  r\^hr\^  vergleicht,  am 

zieht  Abulwalid  vor  mit  dem  Arabischen  zu  vergleichen ; '  C'lin 
erklärt  er  nicht  für  das,  was  es  im  Aramäischen  bedeutet, 
jFreie'; '"  für  TinStO,  Echa  2^  22,  hat  er  andere  Vermuthungen.'" 
Es  finden  sich  bei  Abulwalid  auch  directe  Abweichungen  von 
aramäischen  Vergleichungen  Ibn  Koreisch's,  wenn  er  auch  diesen 
nicht  mit  Namen  anführt.  So  wenn  er  in  dem  ersten  Artikel  seines 
Wörterbuches  die  Vergleichung  von  ''SX,  Höh.  6,  1 1,  mit  iTSX? 
dem  Targum  von  VIS,  Ez.  47,  12,  nicht  gelten  lässt; "  oder 
wenn  er  noch  entschiedener  die  Ableitung  des  Wortes  millJ?, 
I  Sam.  2,  36,  vom  aram.  S'liJK,  Lohn,  abweist.  ^ 


J  So  jö^,  Wb.    57,    7;    'i3,    1-26,  27;  löJ,   139,    19;    mn,  TH,   213,   21,  27; 
Pjan,  240,  20,  26;  C\pr\,  770,  19.- 

2  So  b'>a,  ^bü,  xnx,  nrn,  nr?,  nir^,  mn,  ntn,  nsn,  an%  -ip\ 

3  So  niK,  -i::,  -in,  pbi,  pn-;,  bnn,  ^bn,  trbn,  non,  nb^,  bsr. 

4  Wb.  288,   16.  S.  Hebr.-arab.  Sprachverfjleichung-,  S.  37,  Anm.   1, 

5  Wb.  217,  15. 

«  Wb.  267,  1—10. 

"  Wb.  15,  8—10.  Vgl.  den  ersten  Artikel  der  Risäle,  p.  3. 
^  Wb.  21,  2 — 5,    citirt    mit   der   Formel:    ^y»      \o-^    ^~.    Mit    dem    Aus- 
drucke ^^,  Leute,  citirt  einmal  aucli    Hajjüg-   den    Ibn    Koreiscli  (s. 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Gl.  CX.  Bd.  I.  Hft.  14 


210  Üachor. 

Aus  der  £2;rossen  Menge  der  hebräisch -aramäisclien  Ver- 
gleichiingon  Abuhvalids  seien  hier  noch  folgende  hervorgehoben, 
die  auch  ein  specielles  exegetisches  Interesse  haben. 

y]i^,  Deut.  23,  14,  und  m3T,  I  Kön.  22,  38,  sind  mit  aram. 
pT,  Waffe,  zu  erklären;  das  i5  im  ersten  Worteist  prosthetisch.' 
T^K,  Deut.  3,  17,  m^i'i^,  .los.  10,  40,  stammen  von  l]^^,  ver- 
giessen.'  IST,  Neh.  7,  3,  bedeutet  verschliessen,  s.  Targum  zu 
kichtcr,  3,  13.-*  DSinD,  II  Sam.  23,  9,  ist  vielleicht  nach  S^^IH, 
scharf,  zu  erklären;  ,als  sie  scharf  waren  gegen  die  Philister^, 
gegen  sie  ergrimmten,  als  ob  es  hiesse:  DT!^"?£2  D33in^nD,  vgl. 
piiTiTi^,  Ps.  73,  21.'  pX  ^^rnü,  Ps.  74,  .20,  ebenso  D^D'^TH, 
Prov.  22.  29,  sind  die  niedrigen,  gemeinen  Menschen,  vgl. 
X''D''trn,  Targ.  von  D^S^H,  Jerem.  39,  10.-^  IjS'r'tO^I,  Neh.  3,  15: 
beschatten,  d.  i.  bälken,  bedachen,  vgl.  SStD,  Targ.  von  '72i, 
Gen.  19,  8  und  bbton,  Dan.  4,  9."  PjatO,  Jes.  3,  27,  bedeutet 
die  schwankende,  sich  hin  und  her  neigende  Bewegung,  die 
dem  Schwimmen  gleicht;  die  letztere  Bedeutung  hat  nämlich 
S^'^tOJ^,  Targ.  von  s^^l^n,  Deut.  11,4."  nflbö,  Wüstenei,  Einöde, 
gehört  zu  inbXSJ,  Jes.  51,  6,  abgeschnitten  sein,  zerfallen,  und 
ist  verwandt  mit  aram.  vh^,  i<^rht2  Esra  4,  14.^  inn,  I  Sam.  7, 


1 

I 


meine  Grammatische  Terminologie  des  Hajjng,  S.  40);  ebenso  Abnl- 
walid  selbst  (s.  Hebr.-arab.  Sprachvergleichung,  S.  .31,  Anm.  1).  Vielleicht 
gehören  dem  nicht  mehr  erhaltenen  Theile  der  Risäle  Ihn  Koreisch's 
folgende  bei  Abulwalid  anonym  citirte  aramäische  Vergleichnngen  an: 
PDS,  Wb.  326,  31  (p^*  JU')-,  ^lü  (Deut.  32,  24),  369,  8—14,  verworfen 
(^55  r^j  L^);  ■'rt'ö'?  (Ezech.  16,  4),  von  ir^tT,  Glätte,  396,  13—15. 
nsr  (Zaciiar.  5,  2),  von  «T'^Tll,  Targum  zu  nSsai  (Exo^d.  26,  9),  falten. 
510,  25  f.;  njD  (I  Sam.  30,  21)  =  IDiriD,  von  priJSn,  Targum  zu 
DD-inn  (Exod.  23,  24),  562,  10,  vgl.  K.  190,  26.  Die  letzten  drei  Er- 
klärungen  sind  mit  wt*<^,  es  wurde  erklärt,  eingeleitet. 

1  Wb.  190,  12—15  und '31,  15—18.  Ebenso  Ibn  Koreisch,  Eisale,  p.  4, 
und  Menachem  b.  Sarük,  |t  HI,  79'',  wo  der  Hei-ausgeber  statt  bv 
^5?.K,  Deut.  23,  14,  irrthümlich  und  sinnlos  angiebt:  D""'  T"ta  '^Npin"  -["OTK  b:!. 
—  niDTm,  I  Kön.  22,  38  übersetzt  auch  Targum  mit  H^l  "30. 

2  Wb.  70,  7 — 11.  Ebenso  Ibn  Koreisch,  p.  7,  und  Menachem,  p.  35*. 

3  Wb.  133,  27—32. 

*  Wb.  249,  25—250,  4. 

5  Wb.  254,  6—8. 

«  Wb.  263,  23—20.  Ebenso  Ibn  Koreisch,  p.  2.3,  und  Menachem,  p.  98-'. 

'  Wb.  266,  19—24.  Ebenso  Ibn  Koreisch,  p.  24. 

8  Wb.  377,  7 — 10.   Hier  folgt  Abulwalid,  wie  es  scheint,  traditioneller  Er- 


Die  hebräisüh-neuhebräischc  u.  liebiäisch-ammaisclie  Spiachveigleichimg  etc.         iJ  1  i 

-,  bedeutet:  ,sic  versammelten  sieh',  verwandt  mit  pH^n^l,  Turg. 
von  np:i,  Jer.  3,  17.1  DinS'!,  Num.  14,45,  gehört  zur  Wurzel 
r\2j,  im  Aramäisehen  =  liebr.  "TC^,  beissen;  es  ist  das  eine 
auch  im  Arabischen  übliche  Metapher  füi'  das  Tödten  im  Kriege, 
vgl.  ^^m),  Jer.  8,  17.2  ^2T^,  I  Kon.  6,  21,  ist  verwandt  mit 
K"13:7,  Targ.  von  HnDH,  Ex.  2(),  28,  Riegel. ^  n'IV,  Jes.  64,  5, 
ist  vielleicht  verwandt  mit  a.'^l')!,  Targ.  von  nnSD,  Lev.  13,  2; 
^^1'i!  1)12  bedeutet  dann  ein  Kleid,  das  mit  dem  so  benannten 
(icschwür  in  Berührung  kommt,  also  unbedingt  unrein  wird.' 
'Zh  :£'1,  Gen.  45,  26,  ist  gleichbedeutend  mit  Ü^h  i^T),  ib.  42, 
'JX;  denn  }Z  "13  ist  das  Targum  von  nS2ü,  I  Sam.  25,  37.-'' 
Der  Flussname  jl^T'^S,  Gen.  2,  11,  stammt  von  ^1S,  sich  mehren.'^ 
i"2i,  Jer.  48,  9,  bedeutet  Flügel;  die  Flossen,  ,die  Flügel  der 
Fische',  werden  aram.  |''2k''2i  genannt,  s.  Targum  zu  "l''£3D, 
Lev.  11,  9.'  )nh^,  II  Sam.  19,  8,  bedeutet  den  Fluss  durch- 
schneiden, indem  man  über  ihn  setzt,  vgl.  U?^,  Targ.  von 
ypri,  Gen.  22,  3.^  Zu  Ti^^p,  Jes.  38,  12,  msp,  Ez.  7,  25, 
vgl.  das  Targum  zu  H^Sip  n^pH,  Jes.  50,  2:  DT^pn^K  xnapir^sn, 
einschrumpfen,  abgeschnitten  werden.'-'  Zu  HÖS"!!,  Zach.  14,  10, 
=  npy,  vgl.  D^sn,  Targ.  von  n^^,  Ez.  28,  2.i<'  ^2^,  Gen.  21, 
20,  ist  vielleicht  s.  v.  als  aram.  ''Il,  Jüngling,  s.  Targ.  zu 
Gen.  37,  2."  n'^b,  Ps.  32,  4,  bedeutet  vielleicht  ,Öeite',  vgl. 
XT'il',  Targ.  von  -[T,  Exod.  40,  22.12  inDn'vT^I,  Koh.  8,  10,  ist 
am  besten  mit  aram.  n3^,  linden,  nDn'CX,  gefunden  werden,  zu 


klärung  der  Stelle  im  Btiche  Esra,  wonach  das  aramäische  Wort  riTiü 
Zerstörung  bedeutet.  Diese  Erklärung  haben  nicht  nur  Ibn  Esra  und 
Kimchi,  wie  Gesenius,  Thesaurus  790 'j,  angiebt,  sondern  auch  Ilaschi, 
der  ebenfalls  nnpü  damit  vergleiclit. 

'  Wb.  412,  6—11. 

•i  Wb.  436,  19—30.  Von  Ihn  Parchon,  p.   40-',  als  D""iaiX  tt"  citirt. 

3  Wb.  500,   10—12. 

*  Wb.  503,  20—22. 

^  Wb.  565,  1-3. 

6  R.  67,  2  f. 

7  Wb.  608,  8—10,  Mcnachein,  ::  l,  p.  löl'',  .statt  pi'  mit  r\:i):  zusammen. 

8  Wb.  610,  3—15. 

3  Wb.  640,  10—12. 
1"  Wb.  658,  4—6. 
"  Wb.  661,  1-3. 
12  Wb.  704,   28. 

14* 


i?  1  2       Bacher.  Diu  hobi-.-iiouliuljia.isi;lic.'  ii.  licbr.-iiiaiiuuscliu  SpiiichvcrgloicUuni,'  etc. 

erklären.  I  nm^JI,  Jcs.  41,23  vicileielit  ••viicli  Hp^^Sl,  P«.  Hl», 
117,  gehört  zu  ^pn^X,  erzälilen,  Targ-.  von  "ISD^I.-  "]^nnt', 
Jerem.  IT),  11,  geliört  zu  «n^^l,  losem,  Dan.  5,  12.-'  *[\nnur, 
Ez.  27,  25,  ist  verwandt  mit  Ht!^,  sich  niederlassen,  s.  Targuin 
zu  II  Sam.   17,  12.' 


•  Wb.  719,  32. 

2  Wb.  737,  5—8. 

3  Wb.  749,  24. 

'  Wb.  757,  10  f. 


XI.  SITZUNG  VOM  6.  MAI  1885. 


Von  Herrn  F.  P^ricdrich  in  Prag  wird  seine  Schritt 
,Kurzgefa.sste  Anleitung  zur  raschen  Erlernung  des  richtigen 
Lesens  in  fünfzehn  Sprachen', 

von  ]\I.  P.  Willems  werden  Nachträge  und  Register 
zu  seinem  Werke:  ,Le  senat  de  la  repuLlique  Romaine',  über- 
rcic-lit  durch  das  w.  M.  Herrn  Professor  Büdinger,  einge- 
sendet. 

Die  Direction  des  Communal-  Real-  und  Obergymnasiums 
I  zu  Neu  -  Bydzow  dankt  für  die  Ueberlassung  akademischer 
I     Publicationen. 

Der  Vorsitzende  der  Centraldirection  der  Monumenta 
(Jcrmaniae  in  Berlin  übermittelt  den  von  ihm  erstatteten  Jahres- 
bcrieht,  sowie  den  Etat  für  das  Jahr  vom  1.  April  1885  bis 
:U.  MäriT.  1886. 


Von  Herrn  Regierungsrath  M.  C.  Ritter  von  Würz b ach 
wird  der  51.  Theil  des  ^Biographischen  Lexikons  des  Kaiser- 
thums  Oesterreich'  mit  dem  Ersuchen  um  Gewährung  einer 
Subvention  vorgelegt. 


Ferner  wird  ein  Gesuch  um  Subventionirung  der  Heraus- 
gabe der  ,Acta  Tirolensia*^  durch  Herrn  Dr.  Oswald  Redlich, 
Ofhcial  im  k.  k.  Statthalterei -Archiv  in  Innsbruck,    überreicht. 


Von    dem    c.    M.    Herrn    Regierungsrath    Dr.    B.  Dudik 
wird  eine  Abhandlung  unter  dem  Titel:  ,Das  päpstliche  Regesten- 


214 

Wesen  unter  Benedict  XII.'  zur  Veröffentlichung  in  den  akademi 
sehen  Schriften  eingesendet. 

Die  Abhandlung  geht  an  die  historische  Comuiission. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt : 

Accademia,   R.  della  Criisca :  Atti.  Firenze,  1885-,  8". 

—  R.  delle  scieuze  di  Turiiio:  Atti.  Vol.  XX,  Disp.  '2"— 4».  Toriuo,  1885;  8". 
Akademie  der  Wissenschaften,  königl.   schwedische:  Öfversigt  af  Förhand- 

lingar.    41.  a  Arg.,  Nr.  6—8.  Stockholm,   1884;  8». 

—  der  Wissenschaften,  königl.  bayerische:  Sitzungsberichte,  1884.  Heft  IV. 
München,   1884;  8". 

Abhandlungen,  XVII.  Band,  1.  Abtheilung.    München,   1884;  8". 

—  —  Homer  oder  Homeriden  von  W.  Christ.  München,  1885;  8".  - 
Rudolf  Agricola,  ein  deutscher  Vertreter  der  italienischen  Renaissance. 
Festrede  von  Friedrich  von  Bezold.  München,  1884:  4".  —  Die  römi- 
schen Grenzlager  zu  Passau,  Künzing,  Wischelburg  und  Straubing  von 
F.  Ohlenschlager.  München,   1884;  40. 

Gesellschaft,  k.  k.  geographische  in  Wien:  Mittheilungen.  Band  XXVHI, 

Nr.  2.  Wien,  1885 ;  8". 
Heidelberg,  Universität:  Akademische  Schriften  pro  1883 — 1884.25  Stücke 

4«  und  80. 
Institut   national   genevois:  Bulletin.  Tome  XXVI.  Geneve,  1884;  8". 
Mittheilungen    aus   Justus   Perthes'    geographischer  Anstalt    von    Dr.    A. 

Petermann.    XXXI.   Band,    1885,  III.  Gotha;  40. 
Museum,    germanisches:    Mittheilungen.    Jahrgang    1884.    I.  Band,    1.  Heft. 

Nürnberg;  8".   —   Katalog   der    im   germanischeu   Museum    befindlichen 

Glasgemälde  aus  älterer  Zeit.  Nürnberg,  1884;  8o. 

—  Anzeiger.  I.  Band,   1.  Heft,  Nr.   1—12.  Nürnberg;  80. 

Society,  the  Asiatic  of  Bengal:  Journal.  Vol.  LUI,  Part  1.  Calcutta, 
1884;  80. 

—  Proceedings.  Nr.  XI.  December,  1884.  Calcutta;  80. 

—  the  royal  geographica! :  Proceedings  and  Monthly  Record  of  Geography. 
Vol.  VII,  Nos.  3  et  4.  London,  1885;  8«. 

—  the  royal  historical:  Transactions.  N.  S.  Vol.  II,  Part.  IV.  London, 
1885;   80. 

Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde:  Festschrift  zur  Feier 
des  50.  Stiftungstages  am   1(5.  August  1884.   Cassel,  1884;  40. 

Wissenschaftlicher  Club  in  Wien:  Monatsblätter.  VI.  Jahrgang,  Nr.  6 
und  7.  Ausserordentliche  Beilagen   Nr.  II,  III  und  IV.   Wien,  1885;  80. 


XII.  srrzuNO  vom  13.  mai  1885. 


Se.  Excellenz  dei'  Herr  Curator-Stcllvcrtrcter  A.  Ritter 
von  Schmerling  gibt  bekannt^  dass  er  im  Auftrage  Seiner 
kaiserlichen  Hoheit  des  Durchlanchtigston  Herrn  Curators  der 
Akademie  die  feierliche  Sitzung  am  21.  d.  IM.  mit  einer  An- 
sprache eröffnen  werde. 

Das  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  über- 
mittelt die  ihm  durch  die  kais.  russische  Botschaft  dahier  zu- 
gekommenen Werke :  ^Reglements  Judiciaires  de  1'  Empereur 
Alexandre  H^  und    ,Appendices   aux  Codex'   vom  Jahre  1883. 


Von  Herrn  Dr.  Georg  Bippart^  emerit.  o.  ö.  Professor 
an  der  Piager  Universität,  wird  eine  Abhandlung:  ,Die  sechste 
und  zehnte  Epistel  des  ersten  Buches  des  Horaz'  mit  dem  Er- 
suchen   um    ihre  Aufnahme    in    die  Sitzungsberichte   vorgelegt. 

Ferner  wird  eine  Ausgabe  von  ,Philodemus,  Ueber  den 
Tod,  viertes  Buch'  nach  der  Oxforder  und  Neapolitaner  Hand- 
schrift von  Herrn  Dr.  phil.  Siegfried  Mekler  mit  dem  Ersuchen 
um  ihre  Veröffentlichung    in  den  Sitzungsberichten    überreicht. 

Beide  Vorlagen   werden   zur  Begutachtung  Commissioncn 


zugewiesen. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academia   real   do  la   Ili.storia:  Boletin.  Tomo   VI,    Guaderno  III.  Madrid, 

1 88.'> ;  8". 
Aca  dt' 111  ip  royalfi  des  sciences,    des  lettres   et  dos    beanx-arfs   de   BelofiqiiR: 

Bulletin.  54«  annee,  3'serie,  tome  9,  No.  .'}.  Brnxelles,  1885;  8". 


216 

Central-Commission,  k.  k.  statistische:  Oesterreichische  Statistik.  VHI. 
Band,  'S.  Heft:  Statistik  des  Sanitätswesens  für  das  .Jalir  1882.  Wien, 
1885;  gr.  4». 

—  —  k.   k.    zur   Erforschnnp:   nnd    Erhaltung   der   Kunst-   und  historischen 
Denkmale:  Mittheilungeu.  XI.  Band,   1.  Heft.   Wien,    1885;  4". 

Gesollschaft,  kais.  russische  geographische :  Nachricliten.  Tome  XIX,  1883, 
Nr.  2,  St.  Petersburg,  188.3;  8".  Tome  XX,  1884,  Nr.  2—0.  St.  Petersburg, 
1884;  80.  Tome  XXI,  1885,  Nr.  1.  St.  Petersburg,  1885;  8".  Bericht  der 
ostsibirischen  Abtheilung  im  Jahre  1883.  St.  Petersburg,   1884;  8". 

Kiew,  Universitäts-Nachrichten.    Tome  XXV,    Nos.   1   et    2.  Kiew,    1885;  8". 

Lese-  lind  Redehalle  der  deutscheu  Studenten  in  Prag:  Jahresbericht. 
Vereinsjahr  1884-1885.  Prag,  1885;    8". 

Mil  itär-Comite,  k.  k.  technisches  und  admini.stratives :  Militär-statistische.« 
Jahrbuch  für  das  Jahr  1879.  I.  Theil.  Wien,  1884;  gr.  4".  -  Für  die 
Jahre  1880,  1881  und  1882.   I.  und  II.  Theil.  Wien,  1884—1885;  gr.  4". 

Societä  italiana  di  antropologia,  etnologia  e  psicologia  comparata :  Archivio. 
Vol.  XIV,  fascicolo  3".  Firenze,   1884;  8". 

Society,  the  American  geographica!:  Bulletin,  1884.    Nr.  4.  New-York;  8". 

—  the  royal  of  Victoria :  Transactions  and  Proceedings.  Vol.  XX.  Melbourne. 
1884;  80. 

Tübingen,  Universität:  Akademische  Schriften  pro  1883 — 1884.  —  27  Stücke 

4"  und  8". 
Verein,  historischer  für  Schwaben  und  Neuburg:  Zeitschrift.   XI.  Jahrgang. 

Augsburg,   1884;  8". 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Lande.skunde  der  Provinz  Posen,  III.  Band, 

2.  und  3.  Heft.  Posen,  1884;  8". 


XIIL  SITZUNG  VOM  3.  JUNI  1885. 


Die  Abtheiluns;  für  Krie^sp^escliichto  des  k.  k.  Kriej^-s- 
archives  übersendet  im  Auftrage  des  k.  k.  Generalstabes  den 
X.  Band  der  ,Feklzüg-e  des  Prinzen  Eugen  von  Savoyen'. 


Von  dem  Cnratorium  der  Savigny-Stiftnno;  in  Berlin  wird 
die  Zinsenmasse  des  Stiftungsvermögens  jjro  ISS4  der  kais. 
Akademie  zur  statutengemässen  Verfügung  gestellt. 


Die  Savigny-Commission  überreicht  zur  Aufnahme  in  die 
Sitzungsberichte  eine  fünfte  Abhandlung  des  Herrn  Ober- 
bibliotliekars  Dr.  Emil  Steffenhagen  in  Kiel  über  ,die  Ent- 
wicklung der  Landrechtsglosse  des  Saclisenspiegels',  und  zwar 
,dic  Bocksdorf  sehen  Additionen^ 


Von  Herrn  Professor  Dr.  D.  H.  Müller  wird  eine  Al)- 
liandlung  unter  dem  Titel:  ,Die  Keilinschrift  von  Aschrut-Darga, 
entdeckt  und  beschrieben  von  Prof.  Josc^f  Wiinscli,  publi- 
i'irt  und  erklärt  von  1).  II.  Müller^  mit  dem  lOrsucheii  um 
Aul'iiahme  derselben    in    die  akademischen  Schriften   vorgelegt. 

1  )ie  Al)handlung"  wird  einer  Commission  zur  Bcgutaclitunu- 


zugewiesen. 


Herr  Dr.  August  Engelbrecht  überreicht  eine  Abliand 
lang  unter  dem  Titel :    , Untersuchungen  über  die  Sprache  des 
<  'Inuflianus  Mamertus'    mit    dem  Ersuchen    um    ihre  Verüilent- 
licliuiii;'  in  den  Sitzungsberichten. 

Die  Abhandlung  wird  einer  Commission  zugewiesen, 


Sitzungsber.  d.  iilül.-hist.  C\.     V\.  Hrl.  II.  Hft. 


218 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt : 

Acadumie    des    hiscriptions   Rt    bellos-lottres;    Coin])tes-i-Bn(lus.     4"    s^rie, 

tome  XII.  Bulletin  d'Octobre — Novombre — DL'cenibre.  Paris,   1885;  8". 
Akademie,  königliche,  gemeinnütziger  Wissenschaften  zu  Erfurt:  Jahrbücher. 

N.  F.    Heft  XIII.    Erfurt,  1885;  8«. 
Bibliotheque  de  l'Ii:cole  desChartes:    Revue  d'Krndition.  XLVP  annee  1885, 

1"  et  2'=  livraisons.  Paris,  1S85;  80. 
Gesellschaft,  deutsche  morgenländische:  Zeitschrift,  XXXIX.  Bd.,  1.  Heft. 

Leipzig,  1885;  8«. 

—  königliche  der  Wissenschaften  zu  Göttingen :  Abhandlungen.  XXXI  Band 
vom  Jahre  1884.  Göttingen,   1884;  4". 

Nachrichten  aus  dem  Jahre  1884.  Nr.   1  —  13.  Göttingen,  1884;  8". 

—  —  Göttingische   gelehrte   Anzeigen.    1884.   I.   und  II.  Band.    Göttingeu, 
1884;  8". 

Johns  Hopkins  University  Circulars.  Vol.  IV,  No.  39.  Baltimore,   1885;  4^ 
Mittheilungen    aus    Justus   Perthes'    geographischer    Anstalt    von    Dr.   A. 

Petermann.  XXXI.  Band,  V,  1885.  Gotha;   4". 
Society,  the   Asiatic  of  Great  Britain  et  Ireland:   The   Journal.  N.  S.  Vol. 

XVm,  part  II.  London,  1885;  8". 

—  the  royal  geographica! :  Proceedings  and  Monthly  Record  of  Geography. 
Vol.  VII,  Nr.  5.  London,   1885;   8". 

Spitzer,  Sam.  Dr.:  Die  Uhr.   Ein  Beitrag    zur    Culturgeschichte  der  Alten. 
Essegg,   1885;  S». 


S teffenli;igen.   Die  Eiitwicklun;?  der  liandreclitsjjlosse  des  Saclisenspiojjolfi.      219 


Die  Entwicklung  der  Landroclitsgiosse  des 
Sachsenspiegels. 

Von 


Dr.    Emil  StefiFenhagen, 

Obertjililiotliekar  in  Kiel. 


V. 
Die  Bocksdorf" sehen  Additionen.  (Vgl.  C VI,  197  ff.  1884.) 


Uie  Drucke  des  glossierten  Sachsenspiegels ,  ,den  der 
ehrwürdige  in  Gott  Vater  und  Herr,  Theodericus  von  Bock- 
storf,' Bischof  zu  Naumburg,  Seliger,  gecorrigieret  haf^, 
vom  Jahre  1474  bis  1501-^  enthalten  , Additionen^  zu  Text 
und  Glosse,  Avelchen  der  Charakter  einer  Glossierung  beiwohnt 
und  die  daher  in  der  Entwicklungsgeschichte  der  Sachsen - 
Spiegelglosse  berücksichtigt  werden  müssen.  Ihre  Ueberlieferung 
Avar  bisher  sehr  ungenügend  bekannt.  Man  kannte  sie  fast 
nur  aus  den  Drucken  und  auch  diese  nicht  vollständig.  Dass 
der  Recension  der  Bocksdorf'schen  Drucke  eine  andere, 
davon  unabhängige  gegenübertritt,  dass  wir  zwei  verschiedene 
gedruckte  Formen  auseinanderzuhalten  haben,  war  nicht 
bekannt.  Die  Kenntniss  der  li  a  n  d  s  c  h  r i  f 1 1  i  c  h  e  ii  Ueber- 
lieferung beschränkte  sich  auf  ein  paar  beiläufige  und  in  der 
Hauptsache   unzutreffende  Angaben  Homeyer's.-^     Gänzlich  un- 


'  Die  Literatur  über  ihn  siehe  in  den  Sitzungsberichten  XCVIII,  .08, 
N.  2.  1881  und  über  seine  Glosse  ebenda  CI,  75*;,  775,  787  ft".,  794  ff., 
803  f.   1882. 

■■^  Ifonieyer,  Genecalogio,  S.  135  f.  Nietz.sche,  Allgemeine  Literatur- 
Zeit  iing  1827,  III,  713  ff. 

3  llomeyer,  Sadisenspiegol,  3.  Ausg.,  S.  75*  und  Klonkok  (in  den  Pliih)lngi- 
schen  und  historischen  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1855), 
Ö.  40Gf. 

15* 


220  Stcffcnli.ifjon. 

bekannt  war  die  nahe  Beziehnnji;  der  Additionen  zur  Stendaler 
Landrechtsglosse.  Für  die  Kritik  der  Glosse  selbst  ist  von 
Wichtigkeit,  dass  die  Additionen  auch  in  Gestalt  von  Inter- 
polationen überliefert  sind,  so  dass  wir  ohne  genaue  Kenntniss 
jener  uns  über  den  Charakter  dieser  keine  Klarheit  verschafien 
können.  Seist  die  Bearbeitung  der  Additionen  zugleich 
eine  wesentliche  Vorarbeit  für  die  kritische  Behand- 
lung der  Glosse.  Es  wird  deshalb  unerlässlich  sein,  die 
gedruckte  Ueberlieferung  voll,  die  handschriftliche  wenigstens 
in  ihren  w^ichtigeren  Bestandtheilen  vor  Augen  zu  führen,  um 
die  Erörterung  der  sich   daran  knüpfenden  Fragen  zu  belegen. 

1.  Wir  zählen  unter  den  Bocksdorf'schen  Drucken  nur 
einen  Primär  druck,  Basel  1474;  auf  ihm  beruhen  acht  ab- 
geleitete Ausgaben,  Augsburg  1481,  1482,  1484,  ohne  Ort  und 
Jahr,  Stendal  1488,  Leipzig  1490,  Augsburg  1496  und  1501.' 
Ein  zweiter  Primärdruck,  Leipzig  1488,  folgt  zwar  ,in  Les- 
arten des  Textes,  der  Glosse  und  in  der  Zählung  der  Artikel' 
nicht  der  Bocksdorf'schen  Recension,^  bietet  aber  ausser  der 
Bocksdorf'schen  Glosse  zu  den  Schlussartikeln  III,  88  bis  91 
auch  die  Additionen.'^  Aus  ihm  soll  die  Kölner  Ausgabe  von 
1492  geflossen  sein.^ 

Während  in  dem  Baseler  (ältesten)  Primärdruck  die 
Addiciones  ohne  Bezeichnung  als  Bocksdorfische  erscheinen,'' 
giebt  ihnen  der  Leipziger  Primärdruck   die  Ueberschrift:'^ 

Dijf  ßn  de  additiones,  vp  den  \\  faff&fifpyg*'^  (jhefeAtet  van  || 
dem    Erwerdighen    In    god  ||  vader   vnd    kern,    kern    Theo- 


'  Ueber  das  Abstammuug'sverhältniss  siehe  ausser  Nietzsche  a.  a.  O. 
Sp.  719  f.  besonders  Homeyer,  Sachsenspiegel,  3.  Ansg' ,  S.  76  f.,  SO. 

2  Homeyer,  Genealogie,  S.  137. 

•'  Homeyer,  Sachsensjiiegel,  3.  Ausg.,  8.  74  f. 

''  So  nach  Dreyer,  Beyträge  zur  Litteratur  und  Geschichte  des  deutschen 
Rechts.  Lübeck  und  Leipzig  (1783).  4'\  S.  112,  Nr.  XHI  auf  Grund  einer 
brieflichen  Nachricht  des  ,Holsteinischen  Rechtsgelehrten'  Joachim 
Friccins  vom  Jahre  1739.  Homeyer  1.  c,  S.  fi9,  78,  80.  Ebert 
(Bibliographisches  Lexikon,  Nr.  19718.  11,  07.>.  1830)  notiert  hinter  der 
Leipziger  Ausgabe  die  Kölner  als  , Nachdruck  der  vorigen';  ob  nach 
Autopsie? 

5  Homeyer  a.  a.  O.,  S.  74. 

•^  Vgl.  Homeyer  1.  c,  S.  75. 


Die  Kntwickhiiifr  der  Landreclitsglosse  des  Sachsenspiegels.  '2'2  I 

dri\\cits'  von  Bockßdorff ,  ^i/JJ'cojj  tltor  NiiaiiWho  rch^ 
diide^  ßcjnert  fyn  na  dem  text  vn\\de  der  (jlofen,  lüoi-me  fe 
i linden  fchal, 

ueimt    also    auödriicklicli    Diotricli    von  Bocksdorf  als  Ver- 
fasser. 

Die  beiden  Angsbnrger  Ausgaben  von  1496  und  1501 
bezeichnen  die  Additionen  auf  dem  Titelblatte  kurzweg  als 
Bocksdorfisclie: 

l[}je  lieht  fleh  (in  der  Ja  \\  chffenj'piecjel  mitjampt  den  caatelen 
vnd  addi\\cionibus  hockjtorff'^ 

und  ebenso  in  der  Schlussschrift: 

Hrje  endet  ßcli  der  fachjfenjnegel  (so !)  ||  diu  fampt  den 
ca^Uelen   vnd  additio-\hus  (so!)  Bockfforff  w.  s.  w. 

In  den  beiden  Primärdrucken  stehen  die  Additionen  für 
sich  am  Schlüsse  und  in  dem  Baseler  mit  einem  Eingänge, 
wonach  sie  hyn  vnd  her  in  deme  Jachfenfpicjel  vßwendig  des 
textis  vnd  der  glofen  Joltent  gefchrehen  ffelien.  Sie  waren 
also  ursprünglich  Randglossen.  Von  den  abgeleiteten  Aus- 
;.;aben  setzt  sie  bereits  die  Leipziger  von  1490  ,theilweise 
gehörigen  Orts  an  den  Rand  oder  in  den  Text^  und  lässt  sie 
am  Schlüsse  fort.''  In  den  späteren  Ausgaben  seit  1501  ge- 
schieht das  allgemein.^ 

\'on  dem  Baseler  Primärdruck  (B)  weicht  der  Leipziger  (L) 
-owohl  in  der  äusseren  Einrichtung,  als  auch  hinsichtlich  der 
Vollzähligkeit  und  im  Inhalt  ab.  Er  hat  jenen  Eingang  nicht, 
l)ie  Stichworte  des  Textes  und  der  Glosse,  zu  Avelchen  die 
einzelnen  Additionen  gehören,  schliesst  er  nicht  in  runde 
Klammern  ein,  sondern  er  markiert  sie  durch  die  Zahlen  der 
Artikel  mit  dem  Zusatz  in  textu  oder  dem  Hinweis  in  glo\  faj. 


'  dede,  verstärktes  Kelativimi,  ,(ler  da',  ,die  da',  in  den  Additiuiiou  des  Leip- 
zif^er  Drucks  öfter  gebrauclit  (vgl.  z.  B.  Aiiliang  1,  S.  281,  N.  17).  Scliilhsr 
und    Lübhen,    Mittelniederdeutsches  Würterbucli  I,     t'.'-J,    lS7ü.    vdc.  de. 

-'  .So  laHtet  der  Titel  der  Ausgabe  von  14',)6.  Nietzsche  (Öp.  715,  Nr.  154) 
bemerkt  von  ihr  irrig:  ,oline  Aufsclnüft'.  Vgl.  llonaeyei",  Kichtsteig 
Landrechts,    S.  25  zu  Nr.  8. 

^  Ilomeyer,  Sachsenspiegel,  3.  Ausg.,  S.  75*,  77. 

<  Ueber  die  Z  ob  ersehe  Au.sgabe  von  1535  siehe  Homeycr  a.  a.  O.,  S.  79 
und    unten   §.  7.  • 


222  Stcl"fciilii£;en. 

Die  8aeli«cnspic!;cl- Citatc  in  dm  Additionen  sind  gemäss  der 
besonderen  Artikeleintlicilung  des  Leipziger  Drucks  (Homeyer, 
Genealogie,  S.  188  ff.)  geändert. 

Was    die  Vollzähligkeit    betrifft,    so    giebt    der  Leipziger 
Druck  theils  mehr  (21),  theils  weniger  (91).     Mehr 

im  I.  Buche  die  Additionen  L,  2,  7,  14,  15  (statt  B,  IG), 
46,  56  bis  59,  69,    71,    73  (statt  B,  94),  74,    75,  80,  82 
(Snmmc  16);  im  IL  Buche  L,    3,  4,    11  (Summe  o);  im 
III.  Buche  L,  6,  7  (Summe  2); 
zusammen  21.    Einmal  hat  L  statt  der  verkürzten  und  corrum- 
pierten  Fassung  des  Baseler  Drucks  (B,  26  im  I.  Buche)  den 
lu-sprünghchen  Wortlaut  bewahrt  (Anhang  1,  S.  257  mit  N.  18), 
einmal    die    vollständigere  Form  (L,    16    im  IL  Buche).     Eine 
Addition  (B,    86  im  I.  Buche)  trennt  L  in  zwei,   was  jedoch 
bei  der  Zählung  besser  unberücksichtigt   bleibt. 
Andererseits  ermangelt  L  der  Additionen 
B,   7,  13  bis  16,  22,    40,  45,  48,  51,  58,  62  bis  68,  70, 
71,  78,  79,  81,  82,    84,  85,   87  bis  92,   94  bis  104,  106, 
107,  112  bis  114,  116,  118  bis  120  im  L  Buche  (Summe  52); 
B,  2,  4  bis  6,   8,  12  bis  15,    18,    19,   21,  23  bis  28,  30 
bis  32,  37,  38  im  IL  Buche  (Summe  23);  B,  2,  4  bis  6, 
8,  10,   11,  13  bis  21   im  UI.  Buche  (Summe  16); 
zusammen  91.     Im  Ganzen  begreift 
der  Leipziger  Druck  84,  18,  7 
der  Baseler  Druck  120,  38,  21 
Additionen  in  den  drei  Büchern.'   Folglich  bleibt  L  (109)  hinter 
der  Gesammtzahl   der  Additionen   in  B  (179)    um    70   zurück. 
Auch  die  Wortfassung  ist    in    beiden  Primärdrucken    eine    ab- 
weichende.    Sie  repräsentieren  mithin  zwei  verschiedene,  von 
einander  unabhängige  Recensionen  der  Additionen. 

Rechnen  wir  den  Bestand  beider  Recensionen,  soweit  sie 
sich  nicht  decken,  zusammen,  so  beläuft  sich  die  Summe  der 
gedruckten  Additionen  auf  179  (B)  -\-  21  (L  mehr)  =  200. 
Davon  besitzen  B  und  L  gemeinschaftlich  88,  B  singulär  91, 
L  singulär  21.  Nachstehende  Tabelle  wird  die  Zahlenver- 
hältnisse verdeutlichen. 

1  Homeyer  (Sachsenspiegel,  3.  Avisg.,  S.  75*)  begnügt  sich  mit  der  Be- 
merkung, «1er  Leipziger  Druck  zähle  ,zum  dritten  Buche  nur  7  Ad- 
ditionen statt  der  21   im  (Baseler),  Drucke'. 


Die  Entwicklung  dei-  Landvechtsglosse  des  Sachsenspiegels. 


223 


I.   Buch    . 

II.  Buch    . 

III.   Buch    . 

Auza 

hl 

Davon 

Gesamnif/alil 

der  Additionen 

gemeinsam 

Singular 

B 

120 
38 
21 

L 

84 
18 

7 

BL 

68 

15 

5 

B 

52 
23 
16 

L 

16 
3 
2 

B  +  L 

136 
41 
23 

Zusammen   . 

179 

109 

88 

91 

21 

200 

2.  Die  Additionen  kommen    aucli   handschriftlich  vor. 
►Schon  Homcyer  hat  darauf  hingewiesen,  dass  , unter  den  Hand- 
scliriftcn  der  Bocksdorf'schcn  Recension  in  der  ihm  zugehörigen 
von  14(10  (jetzt  im  Besitze  der  BerlinerUniversitäts-Bibliothek)' 
die  beiden  ersten  Additionen  (des  Baseler  Drucks)   am  Rande 
zugeschrieben'  seien,   ^ausserdem  aber  noch  manche  andere  im 
Druck    fehlende   Marginalnoten'.  -     Diese   Angabe    ist   zunächst 
dahin  zu  vervollständigen,  dass  nicht  bloss  ,die  beiden  ersten 
Additionen'  und  nicht  bloss  die  des  Baseler  Drucks,  sondern 
über    die  Hälfte    von    den    Additionen    beider  Primärdrucke 
sich  in  der  Homeyer'schen  Handschrift  vorfinden. 
Im  Vergleich  zum  Baseler  Druck  fehlen  ihr 
im  I.  Buche  die  Additionen  B,  7,  14,   16,  20,  22  bis  24, 
27,  28,  30,  31,  33  bis  35,  40^  41,  45,  48,  50  bis  52,  57, 
58,  60,  62  bis  68,  70,  73,  76,  81,  84,  88,  90  bis  92,   94 
bis   96,    98,   99,    102,    104,    106,    107,  112   bis  114,    116, 
119  (Summe  54);  im  H.  Buche  B,  2,  4  bis  7,  12  bis  15, 
18,  19,  21,  23,  24,  2{)  bis   28,  32,   36,   37    (Summe  20); 
im   HI.  Buche  B,  2,  4  bis  6,   8,  10,    11,  13    bis    16,    18 
(Summe  12); 
zusammen  So.     Von    den   179  Additionen    des  Baseler  Drucks 
sind  demnach  93  in  der  Homeyer'schen  Handschrift  vorhanden. 
Dabei  tritt  für  15,  26  im  I.  Buche  wie  in  L  der  ursprüngliche 
Wortlaut   ein.      Zu   den   vorhandenen   hat   der   Baseler  Druck 


>  Vgl.  Sitzung.sberichte  CI,   75G  neb.st  N.  T). 

-  Homeyer,  Sachsenspiegel,  3.  Ausg.,  S.  75*.  Von  letzteren  sind  mnhi-ere 
in  dem  mir  vorliegenden  Kieler  Exein))bir  der  abgeleiteten  Augs- 
burger Ausgabe  von  149(5  (Sitzungsberichte  CI,  756  mit  N.  4)  von 
späterer  Hand  nachgetragen. 


224 


S  tct'f  e  n  li  age  n. 


längere  Zuthateii  bei  1,  16,  32,  41,  07  =  B,  15,  42,  o5,  93; 
bei  II,  7,  12  ^  B,  1),  17;  bei  111,  3  =  B,  7.  Ausführlicher, 
als  in  der  llomeyer'sehen  Handschritt  lauten  im  Drucke  die 
beiden  Additionen  B,  43  und  B,  72;  abweichend  die  beiden 
Additionen  B,  12  und  B,  54  im  1.  Buclie.  Einmal  erscheint 
im  Baseler  Druck  statt  der  deutschen  die  lateinische  Fassung 
(B,  78  im  1.  Buche). 

Die  dem  Leipziger  Primärdruck  eigenthümlichen  Addi- 
tionen hat  die  Homeyer'sche  Handschritt  sämmtlich,  wenngleich 
L,  2  im  I.  Buche  anders  gefasst;  L,  69  im  I.  und  L,  3,  16 
im  II.  Buche  in  vollerer  Gestalt.  Insgesammt  theilt  sie  mit  L 
90  von  109,  mit  B  +  L  114  von  200  Additionen.  In  den- 
jenigen Additionen ,  welche  beiden  Primärdrueken  gemeinsam 
sind,  nähert  sich  die  Homeyer'sche  Handschrift  mehr  der 
Fassung  von  B,  als  von  L,  während  sie  dem  Wortlaut  der 
singulären  vStüeke  in  L  selbständig  gegenübersteht. 

In  tabellarischer  Form  ausgedrückt ,  gestaltet  sicli  das 
Verhältniss  der  Homeyer'schen  Handschrift  (H)  zu  den  beiden 
Primärdrucken  folgendermassen. 


Anzahl  der  Additioueu  iu  B 

L 


I. 

Buch 

II. 

Buch 

III. 
Buch 

1'20 

38 

21 

84 

18 

7 

Zusammen 


179 
109 


Davon  a)  gemeinsam  in  HB    i      66 

HL  67 

HBL  5'2 


18 
16 
13 


b)   in  H  fehlend  aus  B 

L 
BL 


17 
17 


20 
2 
2 


9 

7 
5 


12 


Gesammtzahl   in  B -j- L    j    136     j      41 


23 


93 
90 
70 


86 
19 
19 


200 


Davon    a)   in  H  vorhanden 
b)   in   H   fehlend 


82 
54 


21 
20 


11 
12 


114 

86 


Homeyer    erklärt    es    ferner    für    unentschieden ,    ob    die 
Additionen  seiner  Handschrift  , schon  gleich  im  Jahre  1460  ge- 


Die  Entwickluiif,'  iler  Landioclitsglosse  des  Sachsenspiegels.  JJO 

sclirirljcn,  oder  erst  später  aus  einem  Drucke  hinzugefügt  sind/ 
Mit  Unrecht.  Die  diplomatische  Prüfung  der  Scliriftzügc  er- 
o-iebt,  dass  die  Additionen  von  demselben  Schreiber  (Nicolaus 
Hoher  de  pirnis)  und  gleichzeitig  mit  Text  und  Glosse  am 
Rande  hinzugethan  sind.  Aus  ,cinem  Drucke^  können  sie 
schon  deshalb  nicht  entlehnt  sein,  Aveil  sie  weit  zalilreicher  und 
zum  Theil  ausführlicher  sind,  als  die  gedruckten  Formen.  Aber 
auch  deshalb  nicht,  weil  die  Drucke  selbst,  wenigstens  der 
Baseler  mit  seinen  Nachkommen,  wie  oben  (§.  1,  S.  221)  gesagt, 
im  P^ingange  auf  eine  ,geschri ebene'  Vorlage  hindeuten,  in 
der  die  Additionen  nicht  am  Schlüsse  zusammengestellt  waren, 
sondern  ,hin  imd  her'  , auswendig  des  Textes  und  der  Glosse' 
standen.  Es  ist  evident,  dass  umgekehrt  die  Drucke  ihre  Addi- 
tionen aus  Handschriften  geschöpft   haben. 

3.  Unter  den  Handscliriften  der  Bocksdorf'schen  Recen- 
sion  '  ist  die  Homeyer'sche  nicht  die  einzige  für  die  Additionen 
in  Betracht  zu  ziehende.  Ihr  treten  zur  Seite  ihre  beiden 
Schwesterhandschriften,  welche  von  demselben  Schreiber  an- 
gefertigt sind,  die  Dresdener  vom  gleichen  Jahre  und  Tage 
und  die  älteste  datierte,  Quedlinburger  von  1454  (Homeyer, 
Nr.   171  und  577).-^ 

1)  Die  Dresdener  (D),  3IS.  Fol.  14  der  Prinzlichen 
Secundogenitur- Bibliothek,^  vorher  Rittmeister  von  Burkersroda 
zu  l^urghessler  (in  Thüringen),^  Papier,  1460  am  Sonnahende 
nach  Epiphanie  doudni,  gr.  Folio,  von  Homeyer  nicht  benutzt, 
stimmt  in  Text  und  Glosse  Spalte  für  Spalte,  Zeile  für  Zeile, 
Wort  für  Wort,  ja  Buchstabe  für  Buchstabe  mit  der  Homeycr- 
schcn  Handschrift.  Sogar  die  gemalten  gi-ossen  Initialen  am 
Anfang  der  drei  Bücher  und  ihrer  Register  zeigen  die  gleiche 
Ausführung.     Die    Additionen    am    Rande    sind    nach   Stellung, 


^  Vgl.  über  dieselbeu  Homeyer,  Genealogie,  >S.  13G,  1.37  niid  Sach.sen- 
sjiiegel,  3.  Ausg.,  S.  41. 

-  Sitzungsberichte  CI,  756,  N.  5. 

•'  AuKtuhrlich  beschrieben  von  Julius  Petzhoklt,  Catalogi  liibliotiiccae 
secundi  generis  priiicipalis  Dresdensis  Öpec.  III.  Lipsiae  1840.  8".  p.  G(ü'. , 
mit  einem  schönen  Facsiinile,  welches  auch  die  Additionen  \eran- 
schaulicht.     Vgl.  Anhang  1,  Nr.  67  im  I.  Buche. 

'  llnmcyer,  Verzeichniss  deut.sclier  Rechtsbücher.  Berlin  1836.  8.  32, 
Nr.  1)5.  Xerzeiclmiss  der  von  Adolph  Öamson  von  Burkersroda  hintcr- 
lassenen  Büchensamnilung.    Leipzig  1839.   8".    8.  ■>\,   Nr.  109. 


226  Steffenhagen. 

Zalil  und  Wortlaut  bcMdeii  llandscliriltcu  gemeinsam.  Die 
Felder  und  Sinnlosigkeiten  der  Dresdener  Handschrift  giebt 
die  Homeyer'sche  unverbessert  und  sclaviseh  getreii  wieder. 
Sie  entstellt  aber  ihre  Vorlage  durch  Auslassung  einzelner 
Worte  oder  Silben  und  diu'ch  Sclireibfehlcr.  Danach  kann  es 
keinem  Zweifel  unterhegen,  dass  die  Homeyer'sche  Handschrift 
aus  der  Dresdener  abgeschrieben  ist,  und  dass  hier,  sozu- 
sagen, zwei  identische  Ausfertigungen  eines  und  desselben 
Schreibers  vorliegen,  von  denen  die  Dresdener  Handschrift  die 
correctere,  stattlichere    und    schöner  geschriebene  ist. 

Uebrigens  wurden  beide  Exemplare  wohl  für  einen  Auf- 
traggeber ausgefertigt,  oder  befanden  sich  zeitweise  wenigstens 
in  einer  Hand.  Das  beweisen  drei  kurze  Marginalnoten  mit 
der  Jahreszahl  1525,  welche  beiden  Exemplaren  an  denselben 
Stellen  am  Rande  der  Glosse  zu  HI,  44  und  von  derselben 
Hand  gleichlautend  beigeschrieben  sind.  Auf  spätere  Identität 
des  Besitzers  weist,  dass  beiden  Exemplaren  vorn  und  hinten 
dasselbe  Bibliothekzeichen  und  dasselbe  Wappen  eingeklebt  ist. 

2)  Die  zweite,  ältere  Schwesterhandschrift  (Q),  in  der 
StadtbibHothek  zu  Quedlinburg  (ohne  Nummer),'  Papier, 
1454,  gr.  Folio,  zeichnet  sich  dadurch  ans,  dass  sie  auch  das 
Lehnrecht  und  dessen  Glosse  mit  Additionen  (,Randnotcn') 
versehen  hat.  Sie  enthält  ausser  dem  Lehnrecht  mit  der 
,längeren^  Glosse  das  Landrecht  mit  der  Glosse  der  Bocksdorf- 
schen  Recension,  das  Schlussgedicht  GOt  in  deme  Eeiche,'^  und 
die  glossierte  Weichbildvulgata  in  135  Artikeln  (wie  bei  Daniels). 
Das  erste  Blatt,  zu  Zepernick's  Zeit  vorhanden,^  mit  dem 
Prooemium  zur  Lehnrechtsglosse   und   dem  Anfang    des  Lehn- 


1  Tob.  Eckhard,  Codices  manuscripti  Quedlinburgenses.  Quedlinburg!  1723. 
4".  p.  53  f.,  Nr.  CXI  (mit  falscher  Jahresangabe:  1497;  s.  Nietzsche, 
Allgemeine  Literatur-Zeitung  1827,  III,  709*).  G.  Chr.  Voigt,  Geschichte 
des  Stifts  Quedlinburg.  Leii)zig  1785.  8".  I,  391  f.,  393  nebst  Facsimile 
in  Beilage  2.  Zepernick,  Nachrichten  von  den  Handschriften  des  sächsi- 
schen Lehnrechts.  Halle  1794.  S.  87  ff.  Homeyer,  Sachsenspiegel  II,  1, 
S.  32,  66,  74,  77,  78. 

-  Homeyer,  Sachsenspiegel,  3.  Ausg.,  S.  53,  VII.  Unsere  Handschrift  ist 
daselbst  nachzutragen,  ebenso  eine  zweite  und  eine  dritte  (Homeyer, 
Nr.  261  und  287).  Davon  gehört  Nr.  287  nicht  zur  Bocksdorf 'sehen 
Recension.     Ueber  Nr.   261    vgl.  unten  §.  4,  Nr.  3. 

^  Siehe  de.ssen  Nachrichten,  S.  89. 


Die  Entwicklung  cler  ]>andrcchtsglosse  des  Sachsenspiegels.  221 

rcchtstextes,  ist  beim  Neubinden  verloren  gegnngen.  Der 
Schreiber  hat  seinen  Namen  (Nicolais  Roher  de  pivnis)  am 
l'hidc  des  Lehnreehts  und  die  Zeit  der  Abschrift  hinter  jedem 
(Irr  drei  llauptstücke  angegeben:  Anno  etc.  Uiij",  fferia 
tercia  ante  palmarum  —  Anno  domini  M"  cccc"  liiij",  In 
vigilia  Jacohi  apoftoli  hora  vj  — Am  /annähende  vor  fente 
Michels  tage,  In  deine  vier  vnde  funffczigiften  Jare.'^ 

Auch  hier  sind  die  Additionen  von  vornherein  und  von 
demselben  Sclirciber  am  Rande  oder  auf  eingeklebten  Zetteln 
beigefügt.  Das  gilt  ebenso  von  den  Ichnrechtlichen  Additionen, 
wie  von  denen  zum  Landrecht.  Die  Behauptung  Homeyer's, 
dass  ,jenes  eigcnthümliche  Mehr'  zum  Lelmrccht  ,a]s  später 
hinzugefügtes  auftritt'/'^  ist  für  die  Qucdlinburger  Handschrift 
abzulehnen. 

Ueber  die  lehnrechtlichen  Additionen  behalte  ich  mir  eine 
gesonderte  Darlegung  vor.-''  Filr  jetzt  sei  im  vorliegenden 
Zusammenhange  nur  so  viel  bemerkt,  dass  sie  denselben  Ver- 
fasser haben ,  wie  die  zum  Landrecht ,  da  letztere  an  zwei 
Stellen  des  I.  Buches  auf  sie  Bezug  nehmen.  So  heisst  es  am 
Schlüsse  der  Addition  zu  I,  21,  §.  1  ,(jlouhe'  (Anhang  1, 
Nr.  43): 

de  hoc  vide  lehnr.  c.  xxxi  in  niarf/hic, 
zu  welcher  Stelle  des  Lehnrechtstextes  die  Quedlinburger 
Handschrift  in  der  That  die  citierte  Randbemerkung  hat.  Die 
gleiche  Randbemerkung  ist  es,  Avelche  am  Ende  der  Addition 
zu  I.  52,  §.  1  /under  erhen  glauhe'  (Anhang  1,  Nr.  71)  an- 
geführt W'ird:' 

vide  lehnrecht  c.  xxxiifi  marf/ine  in  (iddici Ofiihus, 

Die  Additionen  der  Quedlinburger  Handschrift  zum  Land- 
recht, von  Homeyer  nicht  berücksichtigt,  reichen  über  das 
I.  Buch  nicht  hinaus.     Dabei   sind  sie  Avcit  weniger   zahlreich, 

'  Die  flrei  Schlusssclirifteii  sind  vollständig-,  wenngloicli  incovrect  abge- 
druckt bei  Zepernick,  S.  88  f.  Voigt,  der  bloss  die  letzte  .Schlussschrift 
sah,  ergänzt  die  Jalireszalil  nach  den  Schriftzügeji  um  ein  .lahrhundert 
zu  früh  (13.54). 

2  Homeyer,  Sachsenspiegel  II,   1,  S.  77  nut  S.  74. 

^  Vgl.  auch  unten  §.  9,  S.  24:^  nebst  N.  5. 

'  In  der  Quedlinl)urger  Handschrift  fehlt  obige  Addition.  Sie  steht  aber 
in  der  Dresdener  Handschrift. 


iD 


228  Stoff  c  nliu  gen. 

als  in  der  Dresdener  Handselirift.  Von  den  im  Anhanji;  1 
mitgetheiltcn  Additionen  der  letzteren  vermissen  wir  die  Stücke 
3,  9,  15,  17,  18,  21  bis  24,  26,  30,  33,  35,  39  bis  42,  44  bis 
46,  48,  51,  55  bis  64,  71  (oben  N.  4  zur  vorigen  Seite),  74 
bis  76,  80,  83  bis  87  (zusammen  42  von  87).  Dazu  kommen  6 
von  den  abundierenden  Stücken  der  Drucke:  B,  20,  23,  52,  104 
(theihveise),  106,  112,  so  dass  die  Summe  der  liandschriftlich 
vertretenen  gedruckten  Additionen  von  114  auf  120  steigt.  Mit 
B,  112  schliesst  die  Quedlinburger  Handselirift.  Hinsichtlich 
der  Form  der  Ueb erliefe rung  geht  sie  mit  der  Dresdener  auf 
eine  Urquelle  zm'ück.  Sie  theilt  deren  Fehler  und  Lücken, 
die  sie  noch  vermehrt,  bietet  aber  auch  abweichende  Lesarten 
und  ist  stellenweise  correcter. 

4.  Von  den  übrigen  Handschriften  der  Bocksdorf'schen 
Recension  sind  zu  beachten  die  Görlitzer  von  1470  (Nr.  261), 
die  Leipziger  von  1461  (Nr.  377),  die  Sondershausener 
von  1475  (Nr.  626),  und  die  Wolfenbütte  1-Gude'sche  (Nr.  700). 
Es  scheiden  aus,  weil  ohne  Additionen,  die  Breslau-Saganer 
Handschrift  von  1462  (Nr.  82),  die  undatierte  Quedlinburger 
aus  dem  XV.  Jahrhundert  (Nr.  579),  und  die  Zwickauer 
vom  Jahre  1472  (Nr.  736). 

1)  Die  Wolfen  bütteler  Handschrift  (W),  Cod.  Gud. 
Lat.  4  der  Herzoglichen  Bibliothek,  vorher  Marquard  Gude,i 
Papier,  XV.  Jahrhundert,  gr.  Folio,  führt  die  Additionen  am 
weitesten  (zum  Text  des  Sachsenspiegels  bis  HI,  88,  §.  5;  zur 
Glosse  bis  III,  87).  Sie  hat  die  Eigen thümlichkeit,  dass  sie 
die  Additionen  zAvar  meistens  an  den  Rand  verweist,  aber  im 
I.  und  II.  Buche  auch  der  Glosse  und  nur  der  Glosse  als 
Interpolationen  einfügt.  Der  Kürze  wegen  bezeichne  ich 
ihre  eingeschalteten  Additionen  zum  Unterschiede  von  den 
Randnoten  durch  I.  Für  die  am  Rande  befindlichen  Addi- 
tionen ist  verschiedentlich  von  Hause  aus  Platz  gelassen,  da 
sie  in  den  Raum  von  Text  und  Glosse  hineingeschrieben  sind. 
Die  Gleichzeitigkeit  der  Niederschrift  derselben  mit  der  von 
Text  und  Glosse  wird  dadurch  über  jeden  Zweifel  erhoben. 


'  Bibliotheca  .  .  .  a  Marquardo  Gudio  congesta.  Kilonii  (1706).  4".  p.  550, 
Nr.  65  unter  der  irrigen  Bezeichnung  ,\Veicli-Bildt',  die  von  neuerer 
Hand  auch  auf  der  Kehr.seite  des  zweiten,  leeren  Blatte.s  eingetragen  ist. 


Die  Entwicklung  der  Liuuhcchtsglosse  des  Sachsenspiegels.  22.) 

Mit  der  Dresdener  Handschrift  hat  die  Wolfenbütteler 
gemeinsam  von  den  Stücken  des  Anhangs  1 : 

im  I.  Buche  2  bis  4,  6  bis  U,  16,  18,  19,  22,  26  (I), 
27,  28,  30  bis  32,  33  (in  der  ausfilhrhcheren  Form  der 
beiden  Primärdrucke),  34  bis  42,  44  bis  51,  52  (in  der 
ausführlicheren  Fassung  des  Baseler  Primärdrucks),  53 
bis  55,  60,  61  (theilweise),  62  bis  65,  67,  68,  70,  73,  78 
bis  82,  84  (Summe  60); 

im  II.  Buche  1  bis  5,  7,  8,  10,  11,  13,  15,  18,  20  (wie 
im  Baseler  Primärdruck  an  die  Glosse  zu  II,  41  angehängt), 
22,  24  (Summe  15); 

im  III.  Buche  1  bis  9,  11.  12,  14  (Summe   12); 
zusammen  87  von  126. 

Die  abundierenden  Stücke  der  Drucke,  welche  in  D  fehlen, 
sind  in  W  am  zahlreichsten  vorhanden.  Ausser  den  Zuthaten 
des  Baseler  Primärdrucks  zu  Addition  I.  41.  ()7  und  zu  Addi- 
tion III,  3  kennt  AV: 

B,  14,  16  (I),    20,  22,  23   (I),    27,  28  (I)^  30  (I),  31,  33 
bis  35,  41  (I),  45,   50  (I),  51  (I),  57,  58  (Glossenstück), 
60,  63,  64  (I),  65  (T),  68  (I),  70  (I),  73,  76,  84  (I),   88, 
91,  94  bis  96,  99,   102,  112,   119  im  I.  Buche  (Summe  36); 
B,  23,  24  (I),  27  im  II.  Buche  (Summe  3); 
B,  2,   4   bis   6,  8,    13  bis  15  im  III,  Buche  (Summe  <S) ; 
zusammen  47  von  86.     Nur  3  von  den  47  (B,  20,  23,  112  im 
I.  Buche)  theilt  W  mit  der  Quedlinburger  Handschrift  (§.  3, 
Nr.  2,    Alin.  4).     Die    übrigen    44    treten    neu    hinzu  und  ver- 
mehren die  Anzahl  der  handschriftlich  beglaubigten  Additionen 
der  Drucke  von   120  auf  164. 

Die  Leseweise  stimmt  mehr  mit  dem  Baseler  Primärdruck, 
als  mit  D  oder  L.  Gleichwohl  kann  die  Wolfenbütteler  Hand- 
schrift aus  B  nicht  abgeschrieben  sein,  weil  sie  gegenüber  B 
durch  selbständige  und  bessere  Lesarten  ausgezeichnet  ist. 
Ihr  Entstehungsort  i.st  Leipzig.  Darauf  deutet,  dass  sie 
in  der  Glosse  zu  I,  25  über  den  Ort  einer  gelobten  Zahlung 
Halle  und  Leipzig  statt  Magdeburg  un<l   Frankfurt  substituiert: 

Älfo    ijlohif  cyiie.r  czu    halle    cm    ijchin  nr  marck ,    er  cloijj' 
fie  czu  leypezlc  nicht  gehin  u.  s.   w. 


230  Stoffonliiifrcn. 

2)  Die  Sondershauscncr  Handschrift  (ß),  in  der  Biblio- 
thek der  ötadtkirche  28ö,^  Papier,  \41^'^  quarta  feria  ante 
feftum  Calixti,  gr.  P^)Ho,  ist  neben  der  Dresdener  die  voll- 
ständigste und  eine  Schwesterhandsehrift  der  vorigen.  Wie  die 
Wolfenbütteler,  stellt  sie  die  Additionen  bald  an  den  Rand,  bald 
in  die  Glosse  (I);  nicht  minder  tritft  sie  mit  W  nach  Wortlaut 
imd  Vollzähligkeit  zusammen.  Sie  weicht  nur  darin  ab,  dass  sie 
vor  W  von  den  Additionen  der  Dresdener  Handschrift  (Anhang  1) 
und  von  den  abundierenden  Stücken  der  Drucke  voraus    hat : 

im  I.  Buche  1,    5  (I),   29,  56  (lateinisch,  wie  im  Baseler 

Primärdruck),  58  (am  Rande  und  wiederholt  in  der  Glosse), 

74,  76,  77  (hinter  B,  106  gestellt,  wie  in  Q),  83,  85  bis 

87  undB,  7,  40  (I),  67  (I),  104  (theilweisc,  wie  Q),  106, 

107  (Summe  mehr  12  -|-  ^  =   18); 

im  n.  Buche    12,   17,    19,    23  (ohne  Ahn.  2),  25  und  B, 

2Q,  28  (Summe  mehr  5  +  2  =  7). 

Auf  der  anderen  Seite  entbehrt»  S  im  Vergleich  zu  W 
der  Additionen: 

63  (obwohl  das  Stichwort  im  Text  markiert  ist),'^  73  und 

B,  20,  34,  68,  84  im  I.  Buche  (Summe  weniger  2  -f  4  ^  6); 

8,  9,  12,  14  und  B,  2,  4  bis  6,  8  im  HL  Buche  (Summe 

weniger  4  +  5  =  9). 

Demgemäss  zählt  S  in  den  drei  Büchern  von  den  Addi- 
tionen der  Dresdener  Handschrift  70,  20,  8  und  von  den  abundie- 
renden Stücken  der  Drucke  38,  5,  3.  B,  40,  107  im  T.  Buche 
und  B ,  2Q ,  28  im  H.  Buche  sind  S  eigenthümlich ,  wodurch 
die  handschriftlich  belegten  Additionen  der  Drucke  einen 
Zuwachs  um  4  bekommen  von  164  auf  168. 

Die  letzte  (singulare)  Addition  in  W  (zu  HI,  88,  §.  5) 
übergeht  S,  desgleichen  die  singulare  Randnote  zu  I,  24,  §.  3 
(unten  §.  10,  Ahn.  1).  B,    28  im  I.  Buche  ist  in  S  abweichend 

1  Auf  ihre  Existenz  hat  zuerst  Gerber  (Kritische  .Jahrbücher  für  deutsche 
Rechtswissenschaft.  1844.  XV,  93)  aiifmerksam  gemacht.  Genauer  ist  sie 
beschrieben,  freilich  ohne  Berücksichtigung  der  Additionen,  bei  Homeyer, 
Eechtsbücher.   Berlin  1856.  S.  149. 

2  Nicht  1375  (M"  CCC'LXXVJ,  wie  es  bei  Gerber  1.  c.  heisst. 

3  Davon  imabhängig  ist  ebenso,  wie  in  W  und  im  Baseler  Primärdruck, 
der  Inhalt  des  zweiten  Alinea  zusammen  mit  einer  anderen  Ausführung 
als  Interpolation  in  die  Glosse  eingereiht.  Vgl.  Anhang  1,  S.  274, 
N.   14  und  S.  275,  N.   1,  7. 


Die  Entwicklung  der  Laudrcchtsglosse  dos  Sachsenspiegels.  231 

gefasst.  Addition  52  (=  B,  72)  im  I.  Buche  wird  in  der  aus- 
fülirlicheren  Fassung  des  Baseler  Primärdrucks,  wie  in  W, 
aber  nur  tlieilweise  mitgetheilt.  B,  95  im  I.  Buche,  in  W  ge- 
trennt und  zum  Theil  wiederholt,  giebt  S  in  dem  Wortlaut  des 
Baseler  Primärdrucks. 

Bei  den  gemeinschaftlichen  Stücken  hält  S  mit  W  in  dem 
Interpolieren  nicht  gleichen  Schritt.  Von  den  Additionen  der 
Dresdener  Handschrift  hat  sie  im  I.  Buche  Nr.  0  nicht  l)loss 
am  Rande ,  wie  W ,  sondern  nochmals  in  der  Glosse ;  Nr.  36 
grösstentheils  der  Glosse  angehängt  und  nur  den  Schlusssatz 
davon  am  Rande.  Von  den  Additionen  der  Drucke  setzt  sie 
im  I.  Buche  B,  14,  57  in  die  Glosse  (W  an  den  Rand)  und 
umgekehrt  B,  28,  64  an  den  Rand  (W  in  die  Glosse).  Die 
Randbemerkung  der  Wolfenbütteler  Handschrift  zu  IH,  85 
Glosse  (unten  §.  11  S.  245  bei  N.  4)  hängt  S  an  die  Glosse, 
wozu  am  Rande  gesagt  wird:  Hie  Incipit  Je  vna  adicio  ef 
dural  vfqiie  ad  textum  (nämlich  des  folgenden  Artikels  IH,  8()). 

Im  Ganzen  herrscht  doch  die  Uebereinstimmung  zwischen 
beiden  Handschriften  vor.  Jedoch  ist  keine  aus  der  anderen 
entlehnt,  auch  nicht  die  den  Schriftzügeu  nach  jüngere  S.  Denn 
jede  von  beiden  weist  Fehler  und  Lücken  auf,  wo  die  andere 
richtig  liest,  und  jede  von  beiden  hat  Stücke,  welche  der  anderen 
fehlen.  Vielmehr  liegt  beiden  eine  gemeinsame  Quelle  zum 
Grunde.  Wenn  die  Sondcrshausener  Handschrift  die  Stichworte  zu 
den  Additionen  in  Text  und  Glosse  durch  runde  Klammern  ein- 
schliesst,  wie  der  Baseler  Primärdruck,  so  ist  sie  dennoch  und 
trotz  ihres  jüngeren  Alters  ebenso  wenig,  wie  W,  direct  von  ihm 
abhängig.  Verglichen  mit  W,  ist  S  weniger  correct  und  durch 
grobe  Fehler,  namentlich  in  den  lateinischen  Stellen,  verunstaltet. 

3)  Die  Görlitzer  Handschrift  (G),  MS.  22  in  der  Biblio- 
thek der  Oberlausitzischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften, 
Papier,  1470  Am  fonnohinde  vor  TrinitatiSj  kl.  Folio,  befand 
sich  1762  im  Besitze  von  Karl  Ferdinand  Hommel,  dessen 
Bibliothekzeichen  dem  Vorderdeckel  eingeklebt  ist,  gehörte 
dann  dem  Oberhofgerichtsassessor  August  Friedrich  Schott  zu 
Leipzig '  und   gelangte  demnächst  an   Karl  Gottlob   von  Anton 


'  Catalogns   bibliothecae   Aug.  Frider.  Schott.   Lipsiae  (1793).    S'\   p.  3(52, 
Nr.   G53-2. 


232  Steffen  ha  gen. 

in  Görlitz.'  Sie  nimmt  inaofcrn  eine  singulare  Stellung  ein^ 
als  sie  die  Additionen ,  mit  wenigen  Ansnalinien  (unten  N.  3, 
4,  ö)^  nicht  am  Rande  bringt ^  sondern  dem  Landreclitstext 
und  der  Glosse  einverleibt^  so  dass  sie  in  eigentliümlicher 
Weise  interpoliert  erscheint. ^ 

Solchergestalt  hat  sie,  verglichen  mit  der  Dresdener 
Handschrift,  folgende  Stücke  des  Anhangs  1  sich  zu  eigen 
gemacht : 

im  I.  Buche  1,  7  (nur  ein  Citat),  8,  9,  14,  16,  19,  22, 
25,  27  bis  29,  31,  32,  33  (in  der  ausführhcheren  Form 
der  beiden  Primärdrucke),  34,  36  bis  38,  40,  41,''  43 
47 ,  49  bis  51 ,  52  (in  der  ausführlicheren  Fassung  des 
Baseler  Primärdrucks,  aber  nur  theilweise,  wie  in  S), 
53,  57  bis  59,  61,  62,  64  bis  67,  69,  70,  73,  77  bis  79, 
81  bis  87  (Summe  50); 

im  II.  Buche  3,  6,  9,  10,  14  bis  16,  20,  21,  25  (Summe  10); 
im  III.  Buche  3  bis  6,'   9,    10,    12  bis  14 •'^  (Summe  9); 
zusammen  69. 

Von  den  abundierenden  Stücken  der  Drucke  sind  auf- 
genommen, ausser  dem  Zusatz  zu  Addition  III,  3 : 

B,    7,    23,    24,    52,    64,    65,    67,   70  (theilweise),  95,  112, 

119  im  I.  Buche  (Summe   11); 

B,  6,  7,    24  (verstümmelt),  32  im  II.  Buche  (Summe  4); 

B,  14  im  III.  Buche  (Summe  1); 
zusammen  16.  Davon  decken  sich  3  (B,  23,  52,  112  im 
I.  Buche)  mit  Q;  7  weitere  (B,  64,  65,  70,  95,  119  im  I.  Buche; 
B,  24  im  IL  und  B,  14  im  III.  Buche)  mit  W.  Es  überwiegen 
demzufolge  6,  um  die  sich  die  Zahl  der  handschriftlich  nach- 
gewiesenen gedruckten  Additionen  von  168  auf  174   erhöht. 

In  den  Lesarten  erweist  sich  die  Görlitzer  ITandscln-ift 
unabhängig  von  der  Gruppe  der  Dresdener  und  ihrer  Schwester- 


1  Nietzsche,  Allgemeine  Literatur-Zeitung   18"27,  III,  70ö,    Nr.  52. 

2  Eine  vereinzelte  Parallele  hierzu  gewährt  die  nicht  der  l'ocksclorf  sehen 
Recension  angehürige  Göttweiger  Ilnndscln-ift  (Anliang  1,  Nr.  8,  N.  18)_ 

-'  Addition  40,    Alinea  2    mit  Add.    11     stelum    verbunden    ausnahmsweise 

am  Raiide. 
''   Die  beiden  Additionen   i")   und   (i  am    Raiule. 
^  Add.    11  .'iin   Rande. 


Die  Entwicklun;;  dei'  Landrechtsglosse  dos  Sachsenspiegels.  '2'3'3 

liandöcliriften,    luelirfacli   bekundet   sie  Vcrwandtscluift  mit  der 
zweiten  gedruckten  Form  (L).  ' 

4)  Die  Leipzig-er  Handschrift  der  Bocksdorf' selben  Recen- 
sion  (Lb),  in  der  Stadtbibliothek  Rep.  IL  fol.  lö,^  Papier  und 
Pergament  gemischt,  1461  in  die  Alarrjarefe  nirginis,  gr.  Folio, 
ist  unter  allen  nächst  der  Quedlinburger  die  dürftigste.  Früher 
in  Zobel's  Besitz-  und  von  ihm,  wie  Homeyer  meint,  für  den 
Text  des  Sachsenspiegels  gebraucht,'*  hat  sie  ihm  bei  den  Ad- 
ditionen jedenfalls  nicht  gedient  (vgl.  unten  §.  7).  Aeusserlich 
behandelt  sie  die  Additionen  insoweit  verschieden,  als  sie  die 
Remissionen  durch  rotho  Schrift  unterscheidet. 

Von  den  Additionen  der  Dresdener  Handschrift  (Anhang  1) 
überliefert  Lb  : 

im  I.  Buche  2,  G  bis  8,   VS,  16,   19  bis  21,  21,  77  bis  71), 
Sl   bis  83,  85  bis  87  (Summe  19); 

im  n.  Buche  3,  6  (als  Interlinearglossc),  1,  9  bis   12,   14 
bis  17,  19  bis  21,  25  (Summe  15); 
im  HI.  Buche  2  bis  6,  8  bis   14  (Summe  12); 
zusammen  46. 

Hierzu  treten  von  den  abundierenden  Stücken  der  Di'ucke, 
ausser  dem  Zusatz  zu  Add.  IH,  o: 

B,  20,  23,  24,  112,  119  im  I.  Buche  (Summe  5); 

B,   14,  23  (theilweise),  26  im  H.  Buche  (Summe  3); 

P>,    ](!  im  HI.  Buche  (Summe   1); 
zusammen  9.     Davon  sind  B,  14  des  II.  Buches  und   B,  16  des 
HI.  Biu-Ik's  in  LI)  singulär  enthalten,  so  dass  sich  die  gedruckten 
Additionen  mit  handschriftlicher  Quelle  um  2  von  174  auf  176 
vermehren. 

Im  Wortlaut  steht  Lb  der  interpolierten  (iürlitzer  Hand- 
schrift am  nächsten. 


'  Aem.  Gnil.  Rol).  Naumann,  Catalogus  libroi'um  mann.scriptoi'um,  (|iii   in 

hibliotliftca    sonatoria    civitatis    Li]).sien.si.s    asservaiilnr.    CJriniao   1S;^.S.   -I". 

Nr.  CCXCVIII,  p.  92. 
2  C.  W.  Gärtner,  Eyknns  von  RGj)gow  Saclison-.Spiojj;el.  Loipzig  17.32.   Fol 

Vorbericht  §.  K),  Nr.  VI. 
•'  Homeyer,  Sacbsenspie<rel,  3.  Ausü:.,  S.  78  mit  N.  *  Gärtner  1.  c,  auf  den 

sich   Homeyer  (Kecht.sbiiclier,    .S.  117)  bernft,    äussert  .sicii  lediglich  ver- 

muthungsweise  und  ohne  innere  ßegründung. 
Sitzungsber.  d.  phil.-liist.   (U.    CX.  Bd.  II.  Ilft.  16 


234  Stol'fenli;i(,'cn. 

Zu  den  l)ciden  Artikeln  des  Suchsenspiegels  17  und  52 
im  I.  ]3uche  .sind  Präjudieate  nus  den  Jahren  1545  und  1552 
eingetragen,  auf  Veranlassung  der  Doctoren  Fachs  und  Lössei, 
von  denen  jener  damals  Bürgermeister  in  Leipzig  war,  dieser 
Mitglied  des  Lei^jziger  Raths.'  Die  Eintragungen  lülircn  die 
Formeln:  Quocl  luffit  huc  annotare  D.  Fachs  und:  Et  lufferunt 
huc  annotare  F<ichs  et  d.  Löffel.  Die  Handschrift  wurde  dem- 
nach im  XVL  Jahrhundert  von  dem  Leipziger  SchöfFenstuhl 
officiell  benutzt.  Das  erste  Blatt  mit  den  auf  den  Leipziger 
Schöifenstuhl  bezüglichen  Eidesformeln  ist  ebenso,  wie  die  Ein- 
zeichnungen  auf  den  beiden  Deckeln,'^  vor  dem  Neubinden  ab- 
handen gekommen. 

5.  Die  Additionen  sind  keine  Öpeeialität  der  Hand- 
schriften der  Bocksdorf 'sehen  Recension  (HL  Ordnung).  Wir 
haben  eine  Glossenhandschrift  zweiter  Ordnung  vom  Jahre 
1434  (La),  Homeyer  Nr.  378,  hinzuzufügen,  die  jene  an  Alter 
erhebhch  übertrifft.  Aus  Zobel's  Nachlass  an  die  Leipziger 
Stadtbibliothek  gelangt,  •"'  Rep.  IL  fol.  16/^  Papier,  1434  des 
tieften  doner ftagis  nach  des  heiligen  Cr itcis  tag  exaltacionis, 
CT.  Folio,  ist  sie  für  die  Additionen  in  den  Zobel'schen  Aus- 
gaben  des  Sachsenspiegels  nicht  benutzt.  Homeyer  kennzeichnet 
sie  als  ausgestattet  ,mit  vielen  Nachträgen  und  Correcturen 
im  Text  und  am  RandeV'  ei'  hat  aber  nicht  erkannt,  dass  die 
,Nachträge  am  Rande'  die  Additionen  sind. 

Li  der  Vollzähligkeit  besteht  ein  auffallendes  Missver- 
hältniss.  Während  das  I.  Buch  eine  reiche  Zahl  Additionen 
aufweist  und  darunter  gerade  von  den  abundierenden  Stücken 
der  Drucke  mehr,  als  O  Lb  Q,  treten  sie  im  H.  und  HL  Buche 
nur  vereinzelt  auf.  So  sind  zu  verzeichnen  an  Additionen  der 
Dresdener  Handschrift  (Anhang   1): 

im  I.  Buche  7,  8,  10,  11,  18  bis  22,  24  (in  der  verkürzten 
Fassung  des  Baseler  Primärdrucks),  28,  29,  31,  33;,  34, 
3G  (hinten    nachgetragen),    37  bis  41,   43,  45,  47,  49  bis 


'  L;il»;uul,  Zoitsclirift  für  Eeclitsgeschichte  VI,  .SS.S,   1SG7. 

2  Naumann  1.  c.  (oben  N.  1   zur  vorigen  Seite). 

^  Gärtner,  Sachsenspiegel.     Vorbericlit  §.  l(i,  Nr.  V. 

•*  Naumann,  Catalog-n.s  libroruni  nianusfriptoi-um,   Nr.  CCXCIX,  \\.  O'i. 

*  Homeyer,  Rechtsbüclier,  S.  117. 


Die  Eiitwickhint;  der  Laiidreohts^losse  des  Sachsenspiegels.  2or) 

53,  58  bis  62,  63  (oIhk"  Alinea  1),  64,  65,  69  bis  71,  77, 

78,  81  (Summe  43)  ;• 

im  n.  Buche  13,  14  (Summe  2) ; 

im    III.   liue-hc  3,  13  (Summe  2); 
ferner  an  abundierenclen  Stücken  der  Drucke,  ausser  dem  Zusatz 
zu  Add.   III,  3: 

B,  27,  28,  30,  34,  35,  45,  48,  50,  51,  57,  60,  62,  63,  66 

bis  68,    70,    76,   00,   94,    96,   98,    104,    112   im    T.  Buclie 

(Summe  24) ; 

B,  21  im  II.  Buche  (Summe  1). 

Mit  Ausnahme  von  19  im  I.  Buche  (B,  27,  28,  30,  34,  35, 
45,  50,  51,  57,  60,  63,  67,  m,  70,  76,  94,  96,  104,  112)  ünden 
sich  die  genannten  25  Stücke  der  Drucke  in  keiner  anderen 
der  bisher  besprochenen  Handschriften  (§§.  2  bis  4).  Dadurcli 
wäclist  die  Anzahl  der  gedruckton  Additionen  mit  handschrift- 
licher Grundlage  um  6  von   176  auf  182. 

In  der  Leseweise  erscheint  \mscre  Leipziger  Handschrift 
ebenso,  wie  Lb,  nahe  verwandt  mit  G. 

Bemerkenswerth  ist  ein  Marginale  zu  I,  59,  welches  in 
charakteristischer  Weise  umgeformt  Avird,  wie  der  Vergleich  mit 
der  Wolfenbütteler  und  der  So ndershausener  Handschrift 
(i?.  4,  Nr.   1,  2)  lehrt: 

Leipzig'er  Ilnndsclirift  (La).  Wolfenbüttol  er  II  ;ni(lsc  liiift. 

Nota,    hoc  fotum   f[apitulum]  Nota,  quod  '  iffp.  tofns  y1r[ti- 

ucJ  ar|ticulus]  eft  verum  in  ko-  culus]  eft  varus,  wo  man  däujuf 
niyes  hau.  atnr  wif,  ut  in  lip-  vndir  koniges  hann.'^  tind  lyp- 
czi(j,  et  in  terra.  mifnen\V\\  czen[l'(is]  et  tota  terra  mi/neii- 
d'inget  man  jn  viarggrauefcliafft.      [fis]  dij    dingen  in  marggraue- 

fchafft. 

Wir  entnehmen  daraus,  dass  die  Additionen  der  vorliegen- 
den Handschrift  in  Leipzig  geschrieben  sind. 

(>.  Ueberblicken  wir  das  Resultat,  so  erhellt,  dass  von 
den  Glossenhandschriften  II.  ()r(lnung  eine,  von  den  zehn  Hand- 
schriften der  l>()cksdorf'schen  Kecension  siclxMi  die  Additionen 
in   verschiedenem  Umfange  überliefern.     Sämmtliche  acht  sind 


'  fjvofl  fehlt.  S. 

^  -wo  bis  bann]  S  i/n  /coniyes  /tun.     Wie  La. 


16* 


^;>()  Stoffcnli  af^cn. 

iuiUcldcut.scli;  slamiucii  aus  dem  XV.  Jahrhundert  und  bieten 
die  Additionen  nicht  nachtragsweise,  sondern  von  vornherein. 
Nur  in  einer  Handsclirift  der  Bocksdorf'schen  Recension  (G) 
begegnen  die  Additionen  fast  durchaus,  in  zweien  ( W  und  S) 
wenigstens  tlieilweise  in  Gestalt  von  Interpolationen  zu  Text 
oder  Glosse,  in  einer  (Lb)  einmal  als  Interlinearglosse  zum 
Text.     Sonst  stehen  sie  überall  am  Rande. 

Gegenüber  den  beiden  gedruckten  Formen  beobachten 
die  Handschriften,  wie  unter  sich,  in  Aufnalime  der  Additionen 
nicht  gleiches  Maass.  Es  lässt  sich  nirgend  behaupten,  dass  die 
Handschriften  aus  den  Drucken  geschöpft  hätten.  Eine  solche 
Möglichkeit  ist  bei  den  meisten  ohnehin  dadurch  ausgeschlossen, 
dass  sie  früher,  als  die  Drucke  datiert  sind.  Von  den  Hand- 
schriften der  Bocksdorf'schen  Recension  fallen  fünf  (Q,  H  =  D, 
Lb,  G)  aus  den  Jahren  1454,  1460  (zwei),  14G1,  1470  vor  die 
Drucke.  Noch  weiter  hinauf  reicht  die  Leipziger  Handschrift 
IL  Oi'dnung  (La)  vom  Jahre  1434.  Ausser  einer  undatierten 
(W)  giebt  es  bloss  eine  (S)  mit  wenig  späterer  Datierung  (1475), 
als  der  älteste  (Baseler)  Primärdruck.  Von  beiden  aber  ist 
sicher,  dass  sie  nicht  aus  ihm  abgeleitet  sind.  Obgleich  die 
beiden  Primärdrucke  auf  handschriftlicher  Grundlage  ruhen, 
ist  doch   keine    der   uns   bekannten  Handschriften   ihre  Quelle. 

Zu  einer  Gruppe  schliessen  sich  zusammen  die  Dresdener 
mit  der  daraus  abgeschriebenen  Homeyer'schen  und  der  ältesten 
datierten  (Quedlinburger)  Handschrift  der  Bocksdorf'schen  Re- 
cension (§§.  2,  3).  Ebenso  sind  die  Wolfenbütteler  und  die 
Sondershausener  Handschrift  derselben  Recension  Schwester- 
handschriften (§.  4,  Nr.  1,  2).  Im  Uebrigen  ist  das  Abstammungs- 
verhältniss  nicht  näher  anzugeben. 

Von  den  200  Additionen  der  beiden  Primärdrucke  sind 
im  Ganzen  182  in  den  in  Rede  stehenden  acht  Handschriften 
nachzuweisen.  Unbelegt  verbleiben  (neben  den  Zuthaten  des 
Baseler  Primärdrucks  zu  Add.  I,  16,  32  und  zu  Add.  II,  7,  12) 
5  im  I.  Buche : 

B,  81,  92,  113,  114,  116; 
10  im  IL  Buche: 

B,  2,  4,  5,  12,   13,   15,   IS.   19,  36,  37; 
3  im  III.   Buche : 

B,    10.   11,   18; 


Die  Entwicklung  der  Landiechtsglosso  des  Sachsenspiegels. 


237 


zusammen  18,  also  eine  verschwindende  Minderzald.  Davon 
ist  B,  81  im  1.  Buche  ein  blosser  Verweis  auf  die  vorhergehende 
Addition  ;  B,  92  ebenda  eine  blosse  Wiederholung  der  vorher- 
gehenden Addition;  B,  18  im  III.  Buche  ein  blosser  Nachtrag 
eines  feldenden  Stückes  der  Glosse. 

Weit  bedeutender  ist  die  Zahl  der  ungedruckten  Ad- 
ditionen, um  welche  die  Drucke  von  den  Handschriften  iiber- 
trofl'en  werden,  und  von  denen  im  Anhang  1  nur  die  wichtigeren 
mitgetheilt  sind.  Es  zeigt  sich,  dass  die  Drucke  eine  blosse 
Auslese  veranstaltet  haben. 

Die  folgenden  drei  Tabellen  werden  die  Voll/ähligkcit  dcsr 
handschriftlichen  Ueberliefcrung,  soweit  sie  Anhang  1  berück- 
sichtigt, 1)  gegenüber  der  Dresdener  Handschrift  und  2)  gegen- 
über den  abundierenden  Stücken  des  Baseler  Priniärdrucks, 
sowie  o)  im  Ganzen  erkennen  lassen. 

1. 


I.  Buch  . 

ir.  Buch  . 

lll.  Buch  . 

Anzahl  der  mit  U  gemeinsamen  Additionen 

S 

70 

20 

8 

W 

(iO 
15 
12 

G 

50 

10 

9 

La 

43 
2 

2 

Lb 

19 
15 
12 

Q 

45 

Insj^esammt 

82  voa  8  7 
Alle   25 
Alle    14 

Ziisamnion 

98 

87 

(59 

47 

4(5 

45 

121  von  12  f. 

I.  Buch 

II.  Buch 

III.  Buch 


Anzahl  der  mit   15  j^omeinsamen  al)nnili(M-onden  8tüc.Ice 


s 

38 
5 


W 

3fi 
3 

8 


G 

11 


La 

24 
1 


5 
3 
1 


Q 


Zusammen 


4G 


47 


li'> 


25 


Insgcsammt 

4  9  von  54 

10      „     20 

9     .     12 


G8  von  8C) 


23.'^ 


Stoffe  II  lius^en. 


Gesammtzalil  der 

mit  I) 

+  1W 

;Gnioius 

amen  .Stücke 

S 

W 

G 

La 

Lb 

a 

Insgesammt 

I.  Buch  . 

108 

96 

61 

67 

24 

51 

131  von  141 

IL  Buch  . 

25 

18 

14 

o 

18 

35     „       45 

III.  Buch  . 

11 

20 

10 

2 

13 

23     „       26 

Zusammen 

144 

134 

85 

72 

55 

51 

189  von  212 

Ucbcr  die  Vollzähligkeit  der  gedruckten  Ucberlieferimg 
ist  noch  zu  bemerken,  dass  in  den  Bocksdorf' sehen  Drucken 
mehrere  Additionen,  deren  Aufnahme  beabsichtigt  war,  durch 
Versehen  gänzlich  ausgefallen  sind.  Wenigstens  sind  die  be- 
treffenden Stichworte  in  der  Glosse  und  im  Text  von  der 
üblichen  Parenthese  eingeschlossen,  ohne  dass  die  dazu  ge- 
hörigen Additionen  vorhanden  wären.'  Solcher  Stichworte  zähle 
ich  vier  allein  in  der  Glosse  zu  II,  13,  je  eines  in  der  Glosse 
zu  II,  36,  II,  41,  III,  39  und  drei  im  Text  II,  15,  §.  2  ,Glouhit', 
II,  30  ,gezeAi<jen',  III,  75,  §.  1  ,lehn' ,  zu  welchen  ersteren 
beiden  die  Handschriften  je  eine  Addition  haben  (Nr.  10  und 
Nr.  17).  Einmal  ist  eine  Addition  (zu  II,  41,  §.  2),  Avie  in  der 
Wolfenbütteler  und  in  der  Sondershausener  Handschrift, 
der  Glosse  einverleibt. 

Prüfen  wir  die  Ueberlieferung  auf  ihren  inneren  Gehalt, 
so  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  die  ursprüngliche  Form 
verloren  gegangen  ist.  Drucke  wie  Plandschriften  sind  durch 
starke  Corruptionen  (Fehler  und  Lücken)  entstellt,  verbessern 
und  ergänzen  sich  aber  gegenseitig.  Es  wird  daher  gleich- 
massiger  Berücksichtigung  der  Handschriften  wie  der  Drucke 
bedürfen,  um  die  Additionen  in  reinerer  Form  wiederherzu- 
stellen. 

Als  rcdactionelle  Fehler  charakterisieren  sich  wörtlich 
gleichlautende  Wiederholungen  von  Additionen  zu  verschiedenen 


'  Ein    Seitonstüc-k     hierzu     hietot    die     Sondershausener     Handschrift 
(oben  §.  4,  Nr.  '1  hei  N.  ;j). 


Die  Entwicklung  der  l/iuiilrechtsfrlossc  des  >Sachscnsi)icgols.  239 

Stichworten,  worin  die  Drucke  tlicils  für  sich  dusteheii,'  theils 
mit   den  Handschriften  zusammenstimmen. - 

7.  Zuletzt  ist  der  Z ob el'schen  Drucke  des  Sachsenspiegels 
/.u  gedenken,  welche  Text  und  Glosse  aus  ,geschriebenen  Exem- 
lihiren'  verbessert  haben  wollen.-^  Inwieweit  dazu  die  beiden 
Leipziger  llandschriften  aus  Zobel's  Nachlass  (§.  4,  Nr.  4  und 
ij.  ;"))  licrangezogen  sind,  mag  hier  dahingestellt  bleiben.  Die 
Additionen  hat  Zobel  anderweitig  hergeholt. 

Es  genügt,  als  Repräsentanten  den  ersten  ZoboFschen 
Druck  (Z),  Leipzig  löoö,  ins  Auge  zu  fassen.  Er  stimmt  Aveder 
in  der  Vollzähligkeit  noch  überall  in  der  Wortfassung  mit  einem 
der  sonstigen  bekannten  Texte,  er  modernisiert  die  Sprache  und 
trägt  Spuren  einer  theils  kürzenden  oder  ändernden,  theils  mit 
Zuthatcn  verbrämten  Ueberarbeitung.  Meistens  stellt  er  die 
Additionen  an  den  Rand,  in  vielen  Fällen  als  Interpolationen 
(I)  in  die  Glosse,  einmal  (zu  I,  oG)  zwischen  Text  und  Glosse. 
Von  den  Additionen  der  Dresdener  Handschrift  (Anhang  1) 
correspondieren  mit  Z: 

im  I.  Buche  1,  2  (I),  8,  9  (Lateinisch),  10  (verkürzt),  12, 
1()  (getrennt),  18  bis  22,  23  (getrennt),  26,  27  (verkürzt 
und  Lateinisch),  28,  29  (I),  31  (zweimal),  32,  33,  34  (ab- 
weichend), 35(1),  36  (I),  37  bis  40,  41  (abweichend),  42 
bis  44,  45  (I),  46,  48  bis  50,  52  (I,),'  53  (I),  55,  58  bis 
60,  62,  64,  6^^,  67  (I),  69,  70  (getrennt),  71  (verkürzt), 
73,  76,  78  bis  82,  84  bis  86,  87  (zweimal)  (Summe  60); 
im  II.  Buche  1,  2  (beide  in  deutscher  Fassung),  3  (zwei- 
mal), 4,  5,  7  bis  12,  14,  16,  18,  19,  20  (wie  in  BSW  an 
die  Glosse  angehängt),  24  (Summe  17) ; 
im  III.  Buche  3,  4,  6,  7  (verändert),  12  (Summe  5)-, 
zusammen  82. 

Von  den  abundierendcn  Stücken  der  Primärdrucke  sind 
in  Z  vertreten,  ausser  den  Zuthatcn  zu  Add.  1,  K),  41,67;  zu 
Add.   H,  7,   12:  zu  Add.  III,  3: 

1  B,  91  und  02  im  I.  JJuclie. 

'^  Im    1.   liiidip,    0.')  und   79    =.    V,,  80   und    100;    im   II.   ßudie  8  und   0   ^ 

]'.,    tu   uu'l    11    icsj).   L,    7   und  8.      Uel)or   dio    Dresdener    ll.in<1.sf,lirii"t 

im  Besonderen  vi;-!.  Anli;in{r  1,  8.  27.5,  N.  7. 
•^  llomeyer,  Saclisenspicg-el,  S.  Austr.,  8.  78  f.,  80. 
*  In  der  au.sfülirliclieren  Fassung  des  Baseler  Primärdrucks. 


240  Stuffonlia;,'!!!!. 

B,  1,  14  (I),  20,  23,  24,  27  (verkürzt),  30,  31,  33  bis  35, 

45,  48  (nur  ein  Citat),  5  t    (I),  52,  58  (Glosscnstück),  03, 

65,  76  (I),  84  (I),  88,  90,  V)2,  94  (1),  96. (I),  98,  102,  106, 

112,  114,  116,   119  im  I.  Buche  (Summe  32); 

B,  6,  12  bis  15,  21,  23,  24  (I),  26,  27  (abweichend),  28, 

32,  36  im  II.  Buche  (Summe  13); 

B,  2,  13  (I)   im  III.  Buche  (Summe  2) ; 
zusammen  47.     Darunter  sind  7  Stücke  (B,  92,  114,  116  im   T. 
und    B,   12,   13,   15,  36   im   IL  Buclic),    welche    handschriftlich 
nicht  vorkommen. 

Näher,  als  den  beiden  Leipziger  Handschriften,  steht  Z 
dem  in  Leipzig  geschi-iebenen  Wolfcnbütteler  Codex  (§.  4, 
Nr.  1),  dem  sich  Zobel  in  manchen  eigenthümlichen  Lesarten 
anschliesst.  Besonders  charakteristisch  dafür  ist,  dass  Z  das 
Marginale  zu  I,  59  (oben  §.  5,  S.  235  bei  N.  1)  nicht  aus  der 
älteren  Leipziger  Handschrift  (La),  auch  nicht  in  der  Fassung 
von  S,  sondern  in  wörtlicher  Uebereinstimmung  mit  W  herüber- 
genommen und  ebenso  die  singulären  Randnoten  zu  I,  24,  g.  3 
wie  zu  III,  7  Glosse  (unten  §.  10,  Alinea  1  und  §.  11,  Alinea  7) 
aus  W  sich  angeeignet  hat. 

Indessen  hat  Zobel  nicht  unmittelbar  aus  W  geschöpft, 
sondern  aus  dem  Leipziger  Druck  von  1528,  einem  Nachdruck 
der  Augsburger  Ausgabe  von  1517,  welche  ihrerseits  wieder 
auf  die  Leipziger  aus  dem  Jahre  1490  zurückgreift.  Nietzsche's 
Meinung  über  die  Ableitung  der  Zobel'schen  Drucke  wird  da- 
durch trotz  des  von  Homeyer  erhobenen  Widerspinichs  bestätigt.' 

8.  Ein  geringer  Bruchtheil  der  Additionen  (4)  berührt  sich 
endlich  mit  einer  Reihe  von  Glossenhandschriften,  in  denen  der 
Inhalt  der  betreffenden  Stücke  einen  integrierenden  Bestand 
der  Glosse  bildet.  Diese  Handschriften,  sieben  an  der  Zahl, 
sind  thcils  mitteldeutsch,  wie  die  beiden  ehemaligen  Mainzer 
Handschriften,^  theils  niederdeutsch.    Eine  davon  (siehe  Nr.  4) 


1  Nietzsche,  Allgemeine  Literatur -Zeitung  1827.  III,  720.  Homeyer, 
Sachsenspiegel,  3.  Ausg.,  S.  78*.  Weiter  .spricht  für  Nietzsche,  rias.s 
Zobel'.s  wortreicher  Titel  ersichtlich  dem  Leipziger  Druck  (1528)  nach- 
gebiklct  ist,  und  da.ss  Zobel  ebendaher  die  Magdeburger  Fragen  entlehnt 
hat.     Vgl.   Bohrend,  Magdeburger  Fragen.      Berlin   1865,  p.  XLVII  f. 

'•'  Die  zweite  Mainzer  Handschrift  l)ezeichnet  Honu^yor  irrthümlich  als 
,niedor deutsch'.     Dem  widerspricht  die  bei    Spangeuberg      (unten  N.  4 


Die  EntwicVluiig  der  L-.iiulroclitsglossc  des  Sachsenspiegels.  2-41 

i-aiigicrt  in  der  IL  Ordnung,  die  übrigen  in  der  111.  Ordnung 
der  Glossenklasse.  Erstei-e  steht  mit  der  Stendal  er  Glosse  in 
Verbindung,  letztere  fallen  in  den  Bereich  der  Tzerstedischen 
Glosse. 

1)  Dahin  gehört  zuvorderst  die  Polemik  wider  Kleidvok 
/.u  I.  3,  §.  3  a.  E,  (B,  16),  welche,  ,der  gewöhnlichen  Glosse 
fremd',  in  übereinstimmender  Fassung  aus  (knn  Mainzer  Codex 
von  1421  (Homeyer,  Nr.  434)'  durch  Grupen  mitgctheilt  ist,- 
ausführlicher  in  beiden  Exemplaren  der  Tzerstedischen  Glosse 
(1442)  und  in  der  Hallenser  Handschrift  vom  Jahre  1478 
auftritt.-' 

2)  Auf  dieselbe  i\[ainzer  Handschrift  und  auf  eine  zweite 
(llomoyer,  Nr.  435),  deren  Glosse  damit  , ziemlich  überein- 
koinmtV  führt  die  Addition  zu  HI.  51,  §.  2  ,Runciden'  (B,  15) 
zurück;'' 

3)  auf  ersterc  aussei'dem  nach  Ausweis  von  Grupen's  Copie 
die  Addition  zu  HL  51,  §.  1  ,Stelent(i'  {B,  13).''  Beide  Addi- 
tionen (2,  3)  decken  sich  noch  mit  der  Tzerstedischen  Glosse, 
sowie  der  Amsterdamer  und  der  bereits  genannten  Hallcuiser 
LIandschrift,'' 

4)  ^lit  einem  singulären  Zusatz  der  Berlin-Branden- 
l)urgcr  Handschrift  (Homeyer,  Nr.  30)  zu  einem  Exccrpt  aus 
der  Stendaler  Glosse  stimmt  die  Addition  B,  21  zu  ,»*«//» 
Vetter'  (Glosse  II,  20)  übercin. 

Von  den  angeführten  vier  Additionen  sind  2,  3  zugleich 
singulär  in  der  Wolfenbütteler  und  der  Sondcrshausener, 


zur  folf^oiidoii  Seite)  ausjrehobeuo  Probe  und  fJnipen's  nnsdrücklicliß 
Angabe    der   Spr.iclie  (Spaiig'onborg,  S.  lOo  a.  E.). 

'  Die  Literatur  über  diese  verlorene  llandscln-ift  hal)e  icii  in  den  SilziuifTs- 
berichteii  CVI,  'ilfi,   18SI  zu.sainmenge.stellt. 

-  Grupen  i>ci  Spangenberg,  Bcyträge  zu  den  Teutscbcn  liecliten.  Halle  182"2, 
S.  98  f.  mit  S.  94,  90,  97.  Homeyer,  Kienkok,  S.  40Ü  f.  Sitzungs- 
berichte CVI,  207  tf. 

"  Sitzungsberichte  a.  a.  0.,  S.  209  mit  N.  1. 

'  Grupen  bei  Spangeni)erg,   Beyträge,  S.  44. 

■'  Sitzungsberichte  CVI,  212  nebst  N.  3.  lieber  die  Meininger  Hand- 
schrift, in  welcher  der  bezügliche  Passus  als  Marginale  zum  Text  steht, 
siebe  das(dl)st  N.  4. 

«  Sitzungsberichte  a.  a.  O.,  S.  212  mit  N.  7. 

■f  Sitzungsberichte  1.  c,  S.  211  f.  mit  N.  3  zu  S.  212. 


242  Stcffoiih:it,'Pn. 

4  in  der  Ijci])zii;cr  Ilundscliritt  11.  Ordnung  um  Rande  auf- 
genommen, l ,  sonst  aus  den  Additionen -Handscliriftcn  nieht 
zu  belegen,  fügen  SW  in  die  Glosse  ein. 

9.  Die  Frage  nach  dem  Verfasser  der  Additionen  ist 
streitig.  Homeyer  hat  im  ^Klcnkok'  (Seite  407)  vermuthcst, 
dass  ,dic  additlones  von  Tammo  von  Bocksdorf  herrühren, 
.  .  ,  nicht  aber  von  dem  bekannten  Theodor  ich  von  Bocks- 
dorf, .  .  .  dessen  etwanige  Zusätze  zur  Glosse  wohl  sofort  in  diese 
selber  aufgenommen  worden  sind.^  In  der  3.  Ausgabe  des 
Sachsenspiegels  (Seite  75*  a.  E.)  schränkt  er  diese  Vermuthung 
soweit  ein,  dass  die  Zusätze  , wenigstens  theilweise  schon  von 
Tammo  von  Bocksdorf  stammen.^ 

Er  stützt  sich  dabei  auf  die  oben  (§.  8,  Nr.  1)  hervor- 
gehobene Thatsache,  wonach  die  Polemik  wider  Kienkok 
aus  dem  Mainzer  Codex  in  die  gedruckten  Additionen  über- 
gegangen ist,  und  meint,  dass  Tammo,  der  den  Codex  mit 
Concordanzen  und  Randglossen  ausgestattet  hatte,^  ,doch  jeden- 
falls jenen  Tadel  gegen  Kienkok  aus  dem  Mainzer  Codex 
kannte.^ 

Dazu  kommt  ein  weiteres,  von  Muther  beigebrachtes  Zeug- 
niss."  Chilian  König  (f  1526)^  schreibt  in  seiner  , Practica^ 
(Cap.  8)  die  Addition  zu  I.  46  ,vo7-niunden'  dem  , Tammo 
de  Bucksdorff  Doctor^  zu : ' 

,2lber  Caniiuo  bc  Bu(fsborff  Poctor  in  bor  abbition 
bcs  ^{6.  articFels  '  auff  bas  lüort  /  furmunbc  fagt  So 
etil  fraxv  ober  3i^"9f^*^ii^"'  b^-'fl'^öt  unrb  fo  nuis  ftc  aud) 
einen  fuvniunben  I^aben  /  ober  unrb  et  fellio;  iic.'^ 

Nach  Muther  ist  es  ,zweifelhaft^  ,wie  vieP  von  den  Addi- 
tionen dem  Theodorich  von  Bocksdorf,  ,wie  viel  seinem  Bruder 


'  Grupen   bei   Spangenberg,    Beyträge,    S.  4.3,  44,    76  f. ,    127.   , Homeyer 
Kienkok,  S.  406  mit  N.  .32. 

2  Mutlier,  Zur  Ge.schichte  der  Rechtswissenschaft.  Jena  1876,  S.  82  (auch 
Zeitschrift  für  Rechtsgeschichte  IV,  390). 

3  Vgl.   Stintzing,    Geschichte   der   deutschen  Rechtswissenschaft,   1.  Abth. 
München  und  Leipzig  1880,  vS.  5G0  ff. 

'•  Ich     benutze    die    Ausgabe    (,Franckfort     an    der    Ader')     1550.     Folio. 

Stintzing,  S.  561. 
^  Der  angeführte  Satz  stimmt  nicht  wörtlich  mit  der  betreffenden  Addition 

(B,  94),  sondern  ist  nur  dem  Sinne  nach  wiedergegeben. 


Pio  EntwicVlniifi  der  Landrochtsglosse  fies  Sachsenspiegels.  z4:0 

Tammo  angehört^  .doch  wird  innu  Thcodoricli  von  Bocksdorf 
die  Hauptaiitorschaft  niclit  bestreiten  können/-  Für  letztere 
Aiinaliiue  beruft  er  sich  neben  dem  Leipziger  Primärdruck  von 
1488  auf  zwei  Schriftsteller  des  XVI.  Jahrhunderts.  Conrad iis 
Wimpina  erwähnt  unter  den  Schriften  des  ,Theodoricus  Bucks- 
dorP  an  erster  Stelle:  , Additionuni  super  speculo  Saxonum 
Hb.  I.'''  Auf  Dietrich  von  Bocksdorf,  mit  Entstellung  des 
Vornamens  in  Johannes,  bezieht  sich  folgendes  Citat  in  den 
Oonsilien  von  Henning  Göde  (f   1521):' 

,Tertio  &  clarius  attel'tatur  &  affirmat  hoc  idem  D.  loan. 
Bockedorff ,  olhn  Epifcopus  ecch/iae  N.  in  dicto  jure 
Saxonum  practicus  expertilTimus,  ac  maximac  autoritatis, 
&  qui  in  codcin  jiire  varias  fecit  additioncs,  qnac 
fic  ante  &  poft  cum  inconculTae  obfervatae  funt,  in  addi- 
tione  (piam  ponit  ad  allegafum  cap.  Lehenrecht,  32.  & 
in  additione  quam  Y>onit  Lehenrecht,  cap.  37'''  u.  s.  w. 

10.  Ich  bin  geneigt,  die  Additionen  dem  Tammo  von 
Bocksdorf  beizulegen.  Für  die  Addition  zu  I.  Ai)  , Vormunden' 
B,  94)  ist  seine  Urheberschaft  bestimmt  beglaubigt  (§.  9,  S.  242 
mit  N.  5).  Von  entscheidender  Bedeutung  scheint  mir  eine  zwar 
ilen  ZobeTschen  Drucken  und  ihren  Vorgängern  bekannte, 
aber  bisher  unbeachtete  Randnote,  welche  sich  singulär  unter 
d(;n  Additionen  der  Wolfenbütteler  Handschrift  (§.  4,  Nr.  1) 
erhalten  hat.  Sie  bezieht  sicli  auf  den  Satz  des  Sachsenspiegels 
I.  24,  §.  3  ,GoJd  vnnd,  filher  vngewurclit,  das  gehorit  die 
frnfcen  nicht  an'  und   wird  mit  den  Worten  eingeleitet: 

'  Allgemoino  deutsclio  Bioj^Taphie  II,  790,   187.5. 

-  Mutlior,  Zur  Geschichte  der  Rechtswissenschaft,  >S.  82  f. 

*  Conradi  Wiiiipinac  scriptorum  iiisif;'iiiiuu  .  .  .  eentiiria,  omendata  a 
J.  Fr.  L.  Thood.  Merzdorf.    Lipsiae   18;:59.  8".  p.  .'};'). 

^   V<vl.  über  ihn  Stintzing  a.  a.  ().,  S.  20.3  ff.,  265. 

^  So  nach  der  Wittonberger  Ausgabe  1609.  Folio.  Cons.  XXII,  §.11  a.  E., 
p.  1  10.  —  Die  erste  der  gedachten  beiden  Additionen,  zum  Lehnrocht  .32, 
§.  1  ,Wenne  fie  /ich  ahir  teylc,n\  findet  .sich  in  der  Quedlinburger 
IL-mdsclirift  von  1404  (§.  3,  Nr.  2)  auf  einem  eingeklebten  Zettel  (crdnJn), 
desgleiclicn  in  einer  Wolfenbütteler  von  1404  (ilomeyer,  Nr.  709), 
in  der  Be  rlin-Brandenstein'schen  Handschrift  von  1467  (Homeyer, 
Nr.  2.3)  ,als  Randglosse',  in  den  Drucken  seit  1537  ,zwischeu  Te.\t  und 
Olo.ssc'.  Homeyer,  Sachsenspiegel  II,  1,  S.  74.  Zum  Lehnreclit  37  kennt 
die  Quedlinburger  Handscln-ift  gar  keine  Addition. 


244  StoffiMihapcn. 

Mercke  liir,  As  ich  in  den  Glofen  vs  eymc,  fachfen/pigcL 
des  Blffchoffs  von  Meydehurgk  gefundin  hahe :  ,dy 
frmoe  nympt  oucli  ires  manne."!  geiourcJit  ßlher^  w.  s.  w. 
(Ebenso  bei  Zobel  hinter  der  Glosse,  im  Augsburger 
Druck  von  1517  zwischen  Text  und  Glosse.) 

Es  liegt  nahe,  hierbei  an  den  verlorenen  Mainzer  Codex 
des  Erzbischofs  Günther  von  Magdeburg  zu  denken,  welcher 
Codex,  wie  wir  wissen,  dem  Tammo  vorgelegen  hat,^  und  der 
nach  Grupen's  Abschrift  die  fragliche  Interpolation  zur  Glosse 
in  der  That  enthielt.''^  Danach  würden  wir  Tammo  von  Bocks- 
dorf als  Verfasser  der  obigen  Randnote  zu  betrachten  haben, 
ihm  auch  an  den  übrigen  Additionen  einen  hervorragenden 
Anthcil  zusprechen  müssen. 

Bestärkt  wird  eine  derartige  Schlussfolgerung  durch  den 
Umstand,  dass  nicht  bloss  die  Polemik  gegen  Kienkok,  sondern 
ebenso  der  Inhalt  von  zwei  anderen  Additionen  aus  der  Glosse 
desselben  Mainzer  Codex  in  den  Baseler  Primärdruck  herüber- 
genommen ist  (§.  8,  Nr.  1,  2,  3).  Bedeutsam  ist  endhch  die 
Aehnlichkeit  einer  Randnote  des  Tammo  zum  Codex  Moguntinus 
(I.  4  /cltvile')  mit  einer  Addition  der  Handschriften  (Anhang  1, 
Nr.  18). 

Nicht  verwerthen  dürfen  wir  Stobbe's  Behauptung,  wo- 
nach ,ein  TheiP  der  Tammo'schen  Glossen  in  die  ,Additiones 
bockstorff'  der  , alten  Ausgaben  von  1474 — 1501'  aufgenommen 
sein  soll.-'  Sie  reduciert  sich  auf  ein  Missverständniss  der  Be- 
merkung Homeyer's   (Rechtsbücher,    Seite  6 ,    Nr.  3)  über  die 


'  Sitzungsberichte  CVI,  216,  218.  Vgl.  oben  §.  8,  Nr.  1,  2,  3  und  §.  9, 
Alin.  2. 

2  Das  Glossenstück  lautet  bei  Grupen  (Celle)  vollständig:  Die  vrouioe 
nimpf.  auch  yres  inannes  geworchte  filher,  fohle  yre  man  das  otich  i/rer 
(/cfpinnen  gehin,  ab  fin  toih  fturhe,  is  ivere  gordele  edder  filneren  geuefze? 
Sage  Nein.  Was  die  vromoe  getragen  kette,  das  volgede  yr  zcu  rade,  vnde 
toas  der  man  nicht  genutzet  hette.  die  vrouioe  nimpt  is  abir  vs  ires  mamies 
gute  zcu  Bade,  wan  ire  man  ftirht,  dar  vmme  das  fie  das  dicke  zcingcn 
von  yrer  heider  gute,  des  die  gc/pinne  nicht  entut.  Alfo  iß  is  auch  vmme 
die  fchaff.  Hierzu  fügt  die  Kandnote  der  Wolfenbütteler  Handschrift 
unter  Beziehung  auf  die  nächstvorhergehende  Addition  (B,  70)  hinzu; 
als  vor  annotiert.    Sed  cafus  huius  practicam  adhuc  non  vidi. 

3  Stobbe,  Geschichte  der  deutschen  Rechtsquellen  I,  384,  N.  41. 


Bio  Ktilwickluuj,'  der  Laiidrcchtsglossc  iles  Sachsenspiegels.  2J45 

, Widerlegung  Johann  Klenkok's',  welche,  wie  erwähnt,  der  von 
Tammo  vorgefundenen  Grlo«se   des  Mainzer  Codex  angeliört. 

Wenn  die  älteste  und  von  der  Bocksdorf' sehen  Recension 
unabhängige  Additionen -Handschrift  (§.  5)  aus  dem  Jahre  1434 
datiert,  so  reicht  sie  doch  über  die  Zeit  nicht  zui'ück,  in  welche 
Tammo's  Wirksamkeit  gesetzt  wird  (1426)." 

Das  entgegenstehende  Zeugniss  des  Leipziger  Primär- 
drucks (§.  1,  Alin.  2)  hat  um  so  weniger  Beweiskraft,  als  der 
älteste  (Baseler)  Primärdruck  über  den  Verfasser  ganz  schweigt. 
Wir  würden  uns  damit  in  der  Weise  abzufinden  haben,  dass 
der  Lei])ziger  Druck  den  Namen  des  bekannteren  und  bedeu- 
tenderen Dietrich  eingefülirt  hat.  Wimpina  und  Henning  Göde 
(§.  9,  8.  243,  K.  3,  5)  wiederholen  die  Tradition  des  Drucks, 
Göde  mit  entstelltem  Vornamen.     . 

Vielleicht  ist  die  Betheiligung  Dietriches  von  Bocksdorf 
dahin  zu  fassen,  dass  er  die  von  seinem  Bruder  Tammo  her- 
rührenden Additionen  für  den  Druck  vorbereitet  und  seiner 
Bearbeitung  des  glossierten  Sachsenspiegels  angehängt  hat. 

11.  Der  Name  ,Additio^  Avird  bereits  in  den  Additionen 
selbst  zu  ihrer  Bezeichnung  gebraucht.  Das  geschieht  mit 
Bezug  auf  das  Landrecht  lediglich  in  dem  Baseler  Primär- 
druck'^  und  zum  Theil  in  der  Wolfenbütteler  Handschrift/' 
ferner  in  einem  singulären  Zusatz  der  Leipziger  Handschrift 
von  1434  zu  B,  76  im  L  Buche  (Anhang  1,  S.  273,  N.  13)  und 
mit  Nota  bene  hnnc  addicionem  in  einer  lateinischen  Randnote 
der  Wolfenbütteler  Handschrift  zu  III.  85  Glosse,  ähnlich 
ebenda  in  der  Sondershausener  Handschrift.'  Die  Dres- 
dener Handschrift  bezeichnet  einmal  (I,  71)  als  addiciones 
die  Randnoten  zum  Lehnrccht,''  ebenso  ein  Zusatz  der  Leip- 
ziger Handschrift  (1434)  zu  derselben  Stelle  (N.   12). 

Bald  lateinisch,  bald  deutsch,  abgefasst,  bald  dem  Text 
des  Landrechts,  bald  der  Glosse  hinzugefügt,  tragen  die  Ad- 
ditionen   die  Form    von    kürzeren    oder    längeren    Glossen    und 


'  Sitzungsberichte  CVI,  218  mit  N.  2. 

2  B,  41,  44  (N.  4)  im  I.  Buche  und  B,   17   (Zu.satz)  im  II.  Buche. 

^  Nur  hol   B,    n    im   J.   J'iuclio. 

*  Ueber   die   Sondershausener    Handschrift  vgl.   in  dieser  Beziehung  <)l)on 

§.  4,   Nr.  2,   Alin.  ö  a.  E. 
'■  Vgl.  oben  §.  8,  Nr.  2,  Alin.  .'.  neb.st  N.  4 


24:0  Stc  ff  e  II  luitjen. 

einen  ühnliclien  gemischten  Cliarakter,  Avie  die  Arbeit  des  Sten- 
daler Glossators.'  Sie  sind  der  letzte  Ausläufer  der  nach  der 
Buch'schen  Glosse  unternommenen  Versuche  zu  selbständigen 
Glossierungen.  Selten  gewähren  sie  ein  sprachliches  oder  rechts- 
historisches Interesse.- 

In  sprachlicher  Beziehung  kann  nach  dem  Befunde  der 
Ueberlieferung  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  in  den  deutschen 
Bestandtheilen  die  obersächsischc  Mundart  die  ursprüngliche 
ist,  die  niedersächsischen  Formen  des  Leipziger  Primärdrucks 
wie  der  abgeleiteten  Stendaler  Ausgabe  als  Uebertragungen 
aufzufassen  sind. 

Der  Inhalt  der  Additionen  ist  mannigfaltig.  Sie  bestehen 
in  ConcordanzeU;  Remissionen,  Belegstellen,  Antinomien,  Auf- 
lösung von  Widersprüchen,  Worterklärungen,  Interpretation  von 
Rechtssätzen,  polemischen  Erörterungen,  kritischen  Notizen,  Be- 
ziehungen auf  den  lateinischen  Text  des  Sachsenspiegels,  Aus- 
führungen aus  den  fremden  Rechten  und  Bemerkungen  aus 
der  Praxis,  Nachträgen,  Wiederholungen  oder  Variationen  von 
Stücken  der  gewöhnlichen  Sachsenspiegelglosse,  Excerpten  aus 
der  Stendaler  Glosse.  Sie  benutzen  ausser  den  fremden  Rechts- 
quellen mit  deren  Literatur'^  die  Magdeburger  und  Leipziger 
Schöffenpraxis,  unter  Polemisierung  gegen  die  Magdeburger 
Schöffen,  neben  der  Stendaler  die  Buch 'sehe  (oder  Bocks- 
dorf'sche)  Glosse  zum  Landrecht,  die  Lehnrechtsglosse 
und  die  Glosse  des  Weichbilds,  von  deutschen  Rechtsbüchern 
Sachsenspiegel-  Land-  und  Lehnrecht,  Richtsteig  Land- 
rechts, Weichbild,  Sippzahlregeln.' 

Reine  Wiederholungen  oder  blosse  Variationen  der 
Buch'schen  Glosse  sind  die  mit  der  Formel  vel  fic  eingeleiteten 


1  Ein  Flüchtigkeitsfehler  Gärtaer's  ist  es,  wenn  er  bei  seiner  Beschrei- 
bung des  Baseler  Drucks  (Vorbericht  zur  Ausgabe  des  .Sachsenspiegels 
§.  11,  Nr.  1)  die  Additionen  auf  die  Glosse  einschränkt  und  sie  ,in 
Alphabetischer  Ordnung'  gruppiert  wähnt. 

2  Sprachlich  verwerthet  ist  ihre  Nieder  sächsische  Fassung  nach  dem 
Stendaler  Druck  von  1488  in  dem  Mittelniederdeutschen  Wörterbuch 
von  Schiller  und  Lübben.  Vgl.  Sitzungsberichte  CVI,  212,  N.  6  und 
unten  Anhang  1. 

3  Einmal  wird  die  Summe  des  Azo  zum  Codex,  einmal  Bartolus  ange- 
führt (B,  70  und   107  im  I.  Buche). 

4  Anhang  1,   N.   12  zu  S.  254. 


Die  Eiitwickluntj  der  Laiuhechtsglosse    des  Sachsenspiegels.  ^4  i 

Additionen  B,  2,  5,  G,  8  im  IIT.  Biiclie,  welche  die  Wolfen- 
Inltteler  Handschrift  crhcbHch  vermehrt.  Einmal  wird  das  in 
der  Bocksdorf 'sehen  Kecension  mangelnde  SchlussstUck  der 
<Tlosse  zu  TIT,  09,  ij.  '6  nachgetragen  (B,  18).  Das  Gleiche  ge- 
schieht ohne  ausdrückliche  Angabe  mit  einem  übergangenen 
( ilossenstück  zu  I,  20,  §.  (i  (B,  58).  Die  Glosse  der  Bocks- 
dorf'sehen  Recension  ist  wiederholt  in  B,  99  des  I.  Buches. 

Für  die  Bekanntschaft  mit  der  Stendal  er  Glosse  erhalten 
wir  einen  neuen,  beachtcnswerthen  Beleg.  Aus  ihr  sind  Stücke 
zum  deutschen  wie  zum  lateinischen  Text  des  Sachsen- 
spiegels entlehnt.  Das  gilt  sowohl  von  denjenigen  Additionen, 
welche  die  Handschriften  mit  den  beiden  Primärdrucken  theilen,i 
als  auch  von  den  bloss  handschriftlich  überlieferten. - 

Singular  wird  in  zwei  Additionen  der  Wolfenbütteler 
und  der  S  o  n  d  e  r  s  h  a  u  s  e  n  e  r  Handschrift  zu  IH,  7  auf  das 
,Kaiserrecht^  Bezug  genommen.  Damit  ist  das  Schwaben- 
spiegel-Landrecht  gemeint,  welches  nach  zwei  verschiedenen 
Texten  citiert  wird,  einmal  in  einer  nach  Büchern  abgetheilten 
Gestalt,  sodann  mit  durchlaufender  Artikelzählung.''  Ich  setze 
die  beiden  Stellen  aus  W  hierher.  Es  heisst  zum  Text  des 
Sachsenspiegels : 

Hie  concordat  keyfer recht  IL  iij  ar.  xj  §  j.    hoc  verum 

von  vorftolener  habe, 
und  zur  Glosse  (ebenso  bei  Zobel  und  seinen  Vorgängern) : 

Eyn  criften  '  ift  nehir,  eynen  Juden  czu  uerczagenn,  loenne 

der  iude  den  crlften,  key /'irr echt  ar.  Ixiiii.-' 

Es  bleibt  noch  übrig,  die  Frage  aufzuwerfen,  welcher 
Ordnung  die  Glossenhandschrift  zuzuw^cisen  sein  dürfte,  die 
den  Additionen  zum  Grunde  gelegen  hat.  In  ihr  erstreckte 
sich  die  Glossierung  bereits  auf  den  Bereich  der  häufig  un- 
glossierten  Stücke  I,  7  bis  14,  §.  1,   I,  26,  III,  47,  wne  die  Ad- 


'  Im  I.  Buche  24,  46,  48,  55,  76,  80  und  B,  33  (lotztnro  nur  in  dor 
Wolfenbütteler  und  der  Sondersli  ausener  ITandsi-lirift, i  ;  im 
II.  Buche  2,  4,  5,   13,   18,  22,  23,  24;    im  III.  Buche  1. 

-  Es  sind  die  Stücke  75  im  I.  Buche  und  I  im  'II.  Buche,  ausserdem 
viele  andere  vini   inir  nielit  mitgetheilte  Stellen. 

3  Vgl.  Sitzunjj.sberichte  CVI,  222  nebst  N.  3. 

••  S  fh.  man. 

'■'  ar.  lxiiii\   S  luil    dvr  Zahl   in  Worten:  c.   fexayej'iiiiot/narlo. 


248  S  tef  fcnliagen. 

ditionen  21,  29,  34,  öl  im  1.  liuclic  und  5  im  III.  Buche  Le- 
weisen. Indessen  ist  daraus  ein  sicherer  Schluss  auf  die  ganze 
Gestaltung  nicht  zu  ziehen.  Entscheidender  scheint  die  End- 
grenze der  Additionen.  Sehen  wir  auf  den  Text  des  Sachsen- 
spiegels, so  gehen  die  Additionen  der  Bocksdorf'schen  Drucke 
über  III,  73,  allenfalls  über  III,  75,  wo  ,lehn'^  §.  1  wenigstens 
im  Text  markiert  ist  (oben  §.  6,  Alinea  7),  die  des  Leipziger 
Primärdrucks  über  III,  77  nicht  hinaus.  Die  Dresdener  und 
die  Görlitz  er  Handschrift  reichen  weiter  bis  III,  83,  §.  3 
(Nr.  14),  am  weitesten  die  Wolfen  bütteler  bis  III,  88,  §.  ö. 
Zur  Glosse  schreiten  die  Additionen  in  der  letzterwähnten  Hand- 
schrift bis  III,  87  vor.  Dagegen  findet  sich  eine  Addition  zu 
der  Glosse  der  Schlussartikel  (III,  88  bis  91)  weder  in  den 
Drucken,  noch  in  den  Handschriften.  Dürfen  wir  aus  dem  Fehlen 
schliessen,  so  würde  die  Vorlage  der  Additionen  in  die  zweite 
Ordnung  der  Glossenklasse  zurückgreifen.  Dazu  stimmt,  dass  die 
älteste  Additionen-Handschrift  (1434)  der  II.  Ordnung  angehört. 

Auf  die  Gebahrung  der  späteren  Glossenliteratur  zur  Zeit 
der  Drucke  waren  die  Additionen  nicht  ohne  Einfluss.  Noch 
Christoph  Zobel  (1535)  hatte  ihnen  in  der  Weise  der  Leipziger 
Ausgabe  von  1528  nnd  der  Vorgänger  derselben  eine  Stelle 
eingeräumt  (§.  7).  In  seinen  späteren  Drucken  sind  sie  am 
Rande  fortgelassen  und  statt  dessen  Zusätze  in  die  Glosse  ein- 
gestreut, welche  nach  Form  wie  Inhalt  den  gleichen  Charakter 
bekunden  und  in  übereinstimmender  Weise  mit  dem  Namen 
,Additio'  gekennzeichnet  sind.  Dazu  tritt,  unter  der  Ueber- 
schrift  ,Additiones^  dem  deutschen  Text  des  Sachsenspiegels 
vor  der  Glosse  artikelweise  folgend,  eine  eigenartige  umfang- 
reiche Glossengruppe,  in  der  sich  Reste  der  alten  Additionen 
erkennen  lassen,  deren  überwiegender  Inhalt  aber  aus.  modernen 
Zuthaten  besteht.  Diese  Entwicklung  erreicht  ihr  Ende  mit  der 
letzten  Zobel'schen  Ausgabe  (1614),  womit  die  , erste  Epoche^ 
der  Sachsenspiegel-Drucke  schliesst. 

Im  Anhang  gebe  ich  1)  einen  verbesserten  Abdruck  der 
Additionen  auf  Grundlage  der  Dresdener  Handschrift  unter 
Vergleichung  der  übrigen  Handschriften  und  der  Di-ucke  und 
füge  dazu  2)  eine  Uebersicht  ihres  Bestandes  in  den  hand- 
schriftlichen und  den  gedruckten  Formen. 


Die  Entwicklung  der  Landiechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  249 


Anhang. 

1.   Die  Additioix'ii  der  HaiidscJiriftcn,   ver£>ii('li('ii  mit  dt>u 

gedruckten  Formen. 

Für  die  liandscliriftlicho  Ueberlieferung-  ist  die  Dresdener 
llaiidsclirit't  als  die  vollstärulig-ste  imd  relativ  beste  zum  Grunde 
U'eleo-t.  Ausserdem  benutze  ich  an  Additionen-Handschriften  die 
(iürlitzer,  beide  Leipziger,  die  Q.uedlinburger,  Sonders- 
hause ner,  Wolfenbütte  1er.  Ihre  Variantenbuchstaben  sind 
im  Abdruck  hinter  den  betreffenden  Stücken  in  alpliabetischer 
Ordnung  hinzugefügt.  Die  Homeyer'sche  Handschrift  bleibt 
ausser  Ansatz,  weil  identisch  mit  D.  Auf  die  übrigen  Glossen- 
handschriften (§.  8)  ist  an  den  bezüglichen  Stellen  hingewiesen. 

Ich  zähle  die  Additionen  der  Dresdener  Handschrift  und 
der  Primärdrucke  in  jedem  der  drei  Bücher  besonders  und 
verweise  am  Rande  auf  die  beiden  gedruckten  Formen.  Dabei 
bezeichnet  B  den  Baseler,  L  den  Leipziger  Primärdruck, 
deren  Varianten  unter  den  Text  gesetzt  werden.'  Neben  den 
beiden  Primärdrucken  ist  die  Stendaler  Ausgabe  mit  heran- 
gezogen, weil  sie  zwar  dem  Baseler  folgt,'-  aber  doch  Eigen- 
heiten besitzt,  die  auf  eine  davon  unabhängige  handschrifthche 
Quelle  ziu'ückzugehen  scheinen.  Ferner  notiere  ich  die  singulären 
Lesarten  der  Augsburger  Ausgabe  von  1496,  welche  im 
Uebrigen  ebenfalls  auf  dem  Baseler  Primärdruck  beruht.''  Von 
den  Zobel'schen  Drucken  ist  der  erste  (lö35)  als  Repräsentant 
der  späteren  Ueberliefei-ung  verglichen. 


'  Den  Baseler  Druck  benutze  ich  nach  dem  stattlichen  Exemplare  der 
königlichen  Bibliothek  zu  Berlin,  welchem  auf  dem  vorderen  \%)rsetz- 
blatte  ein  deutsch  geschriebener  Bericht  über  den  Aufruhr  zu  Halber- 
stadt (14:23)  von  einer  Hand  des  XVI.  Jahrhunderts  eingezeichnet  ist. 
Vgl.  lateinisch  bei  G.  Schmidt,  llrkundenbucli  der  Stadt  Halberstadt  II, 
7G  f.  Halle  1879  (in  den  Geschichtsquellon  der  Provinz  Sachsen).  — 
Für  die  Leipziger  Ausgabe  stand  mir  das  E.xemplar  der  Güttinger 
Universitäts-Bibliothek  zur  Verfügung.  Das  Exemplar  der  Lübecker 
Stadtbibliothek  ist  leider  hinten  defect,  so  dass  die  Additionen  gänz- 
lich fehlen. 
'-'  Vgl.  Homeyer.  Sachsenspiegel,  3.  Ausg.,  S.  77.  « 

^  Sitzungsberichte  C'I,  7;j(j  mit  N.  -1.     Vgl.  oben  §.  2,  N.  2. 
Sitzungsber.  d.  pliil.-hist.  Cl.     CX.  lid.  II.  Ilft.  17 


250  St.cfton  li;i!,'cn. 

Die  im  Vcrgleicli  zu  D  abundi  er  enden  Stücke  und  Zu- 
thaten  der  Priniärdrucke  reihe  ich  auf  Grund  des  Baseler  den 
Additionen  der  Dresdener  Handschrift  gehörigen  Ortes  ein.  Ich 
gebe  sie  da  mit  kleinerer  Schrift ^  wo  sie  aus  den  anderen 
Additionen-Handschriften  nicht  zu  belegen  sind  (18).  Ebenso 
stelle  ich  den  Eingang  des  Baseler  Drucks  voran.  Die  in  den 
Primärdrucken  fehlenden  Additionen ,  von  denen  ich  nur  die 
wichtigeren  mittheile,  sind  durch  fett  gedruckte  Nummern  her- 
vorgehoben. 

Die  Reihenfolge  bestimmt  sich  danach,  dass  bei  jedem 
Artikel  des  Sachsenspiegels  sämmtliche  Additionen  zum  Texte 
denen  zur  Glosse  vorangehen.  Die  Stichworte  des  Textes  oder 
der  Glosse,  nach  der  Lesung  der  Dresdener  Handschrift,  zu 
welchen  die  Additionen  in  Beziehung  gebracht  sind,  zeichnet 
gesperrter  Druck  aus. 

Mit  dem  Abdruck  der  Additionen  verbinde  ich  die  nöthigen 
literarischen  Angaben.  Die  Hinweise  auf  die  Stendal  er  Glosse 
(§.  11,  Alinea  6)  entnehme  ich  theils  dem  Augsburger  Primär- 
druck von  1516,  theils  meiner  Abhandlung  über  dieselbe.'  Wo 
nichts  Anderes  bemerkt  ist,  handelt  es  sich  bei  der  Stendaler 
Glosse  um  den  deutschen  Text  des  Sachsenspiegels. 

Zur  leichteren  Uebersicht  diene  der  nachfolgende  Schlüssel 
der  gebrauchten  Variantenbuchstaben,  wonach  im  Ganzen  zwölf 
Texte  (7  Handschriften  und  5  Drucke)  verghchen  sind. 

A     =  Augsburger  Druck  1496. 
B      =  Baseler  Primärdruck  1474  (§.  1). 
D     =  Dresdener  Handschrift  1460  (§.  3,  Nr.  1). 
G     =  Görlitz  er  Handschrift  1470  (§.  4,  Nr.  3),  mit  ein- 
geschalteten Additionen. 
L      =  Leipziger  Primärdruck  1488  (§.  1). 
La   =  Leipziger  Handschrift  1434  (§.  5). 
Lb  =  Leipziger  Handschrift  1461  (§.  4,  Nr.  4). 
Q,     :=  Quedlinburger  Handschrift    1454   (§.  3,  Nr.  2). 
S      =  Sondershausener  Handschrift  1475  (§.  4,  Nr.  2). 
St     ==   Stendaler  Druck  1488. 
W    ==  Wolfenbütteler  Handschrift  (§.  4,  Nr.  1). 
Z      ^--   ZobcTs  erste  Ausgabe   1535  (§.  7). 


1  Sitzunfi-sl)-riclitc    <;,  SST  11'.    1SS2. 


Dio   Eiitwickluri),'  der  Landiechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  251 

15  N^v  iß  zxi  wiffen,  dax  man  hir  noch  vindef  alle  ziiffczt,  (/e.nant.  in 
'lern  Latin  addidones,  die  do  hyii  vnd.  her  in  deine  farhj enfpigel  vßioemlig 
'!ps  iextifi  vnd  der  (jlofen  foUent  ijefi-hrehen  flehen,  die  feyn  alle  hir  noch  czii 
fampnen  gefatcz  vnd  doch  vndei-fcheidelichen.  Älfo  wo  mit  diffen  czeichen 
(  )  ader  den  r/liph  in  dem  f ach f enfpigel  eijn  wort  ingefloffen  iß.,  dax 
hediit,  duz  ohir  das  felbige  wort  gehorit  e.i/n  addicio.  So  fallu  ahir  hir  noch 
fi/chea  das  felhige  ingefloffen  wort  mit  den  ohgenanten  czeichen,  vnd  daz 
fnnderlichen  ftehit  in  einer  linien.  Dor  noch  vindeflu  gefchrehen  d,ie  addicio. 
So  mach/hl  denne  iczliche  fchrihen  an  ire  rechte  ftudt.  Vnd  fo  fic.giuent  fich 
hir  addiciones  ohir  daz  erfte  hiicli,  geord.iniret,  als  fie  in  dem  f ach f en- 
fpigel noch  einander  volgen. 

Erstes  Buch. 

1)  I,  1  ,(-jot' ]  Got  hat  dorwmh  von  li.ymm.ele  das  Reich  la/Jen  \>,  i.  i,.  i 
irerden,    itff  das^    recht  icere  uff-    erden,    nt  li.   n.j  ar.   iilj-^  in 
7?r/»[cipioj  <ßo[^^].  (GQSZ.)  _ 

2)  Gl.   ^icelchs    ift  das  hochfte'\    Äp  der  hohift  hocher  fie,  T,. -.^ 
danne^  der  keyfer,  vide  jnfra  li.   iij  nr.  Ivj.-'    (LbQS^^^  —  Z 

in  der  Glosse.) 

3)  Gl.  ^Der  keyfer  nymmet  ouch  czyns*'  von  <jotifliiLfern'\    p,,  ;>.  i,,  :; 
nt  xi  q.  i  ,inagnum'  [cap.  28|.^  Rette  her  feyn  reich  von  deme 
hobifte,^  fo    mochte    her   von    den  kirchen'*   keynen   zcinß  ^^'  nem-en 

ader  trihutwn.^^    (SW.) 

4)  Gl.   /las  her  widder  die  criftenheit  niehten   en  thu'\  vide  k,  a.  i,.  4 
//.    iij  ar.  vi/'  ,T)er  Jode'  et   Jxiij  ,Confta  }itin  ks.''^'-  ((.(),SW.) 

5)  Gl.  ,vmh  (ffinharc  fi(  nde' \^'^   ?fM '  in  c.   ,nonif'    |13|'''   h.  i.  l.  5 
,de  Jndic[na]'  \ll,  1].    (i^^.  —  S  in  der  Glosse.) 


'  LGS  fh.  dat  (das).  2  j,  fh.  der. 

■'  L  xlcii.  ■>  W  adir. 

'■'  LbS    Ivij.     SVV'   fh.    in   ///o|r;i|.     L  t'asst    die    j^-aii/.e  Additimi    im    Sinne 
der    päpstlichen    Ansprüche:    De  po.wes   is    hoger,    den.    df    L-egfer,    li.   iii 
articulo  xlix. 
'j  onch  czyns]   DLbQ  nicht. 
•  nt  bis  ,magnnm^  fehlt  S. 
8  B  fh.  nicht. 

^  den  k.]    LW  der  kerlce  (kirchen). 
'"  l'ejine^i  zcinf.^    L  nene  tinfe.  "   L  frihutli. 

'-  In    L    zu    dem    regierenden    ^onde.     dwyngen^     {gestellt    und    verkürzt: 

li.   iij  ar.  vij  et  Iv. 
'^  In    HS  ist    das    Sticlivvort    ,(',  nnii  enior'-    aus    dem    in   der  Glosse  vorher- 
gehenden  Citat,   in    L  das  spätere   ,ftiiren'-. 
'^    I!    Fa.  li   P.S   fh.   cxlra. 

17* 


252  Steffotihiiffon. 

Kistes 
Buch 

B,  5.  L,  c,  ())  Gl.  (Citat)  ,pticcunia'  |  ihi  ej't  fextus:  '  ,^SV  (luis  peniuin^'' 

u.  s.  w.  bis   ,repeUere/    [Dist.  79^  cap.  9j.''     (LLQW.    —    S  am 

Kande  und  zugleich  in  der  Glosse.) 
li,  7  7)  I,  2,  §.  1    ,icanne    her    zcu   feynen    tcujen    kovien    ift'\ 

Wanne  eyn  man*  zcu  ßynen  tagen-'  komen  ift/'  ho/tu  jnfra"'  IL 

i  ar.  xlij^  et  Ixij.'-^  '(GLabQSW.) 
1',  G.  L,  8  8)  §.2   ,richtere']    Nota,^'^  die  dmgpjUcMüjen^^fint  dem 

richtere  von  irem.  '-  eygen  ^-^  keyns^*  pflichtig,  danne  alleyne  das  fie 

fin  ding  fnchenJ''  ivanne  fie  das  tliun,  fo  haben  fie  ir  aygan  kegen 

deme  richtere  ^^''  gebt  ff ej,^"'  vnde  haben  is  domit  entpfangen.^^  (GLal) 

QSWZ.) 
ß,  7  §.  3  ,eynenfroneboten'\  vt  jnfra  li.  iij  ar.  ccZu. '"  (GSZ.) 

B, 8.  L, 9  9)  §.4  ,pflichtig'\  wer  die  fint,'^^^  li.  iij   ar.    Ixi'^^    etc. 

(GSWZ.) 
B.  9.1',  10  10)  ,alle  vngerichte,  das  an  den  Zip']'^^  xoelch  vngerichte  an 

den  lip  geht,-^  li.  ij  ar.  xxxf-*  welch  an  die  hanf^-'  geht,'^^'  li.  ij 

ar.  XV j.  (La QSWZ.) 


'  ihi  eft  textus]    L  Dar  is.-  de,  text. 

2  DQ  ,'pecu'niam\ 

^  BSW  fh.  vt  Ix  (SW  Ixxix)  fZ«/[tincc'ionft]. 

''  eijn  ma7i\    La  et/ner.         ■^  L.aW  jm-m. 

6  komen  iff?[    L  krimpt. 

7  hoftu  jnfru]     La  Beqidrr. 

8  G  hat.  von  der  ganzen  Addition  nnr  das  Citat,  li.  j  ar.  xlij". 

°  W  xliii.  —  et  Ixij  fehlt  LLa.  Lb  abweichend  (mit  rother  Schrift) :  irie 
her  zcu  tagin  kmninen  iß,  l.  i.  i?[ubrica]  Ixii  (darunter  schwarz  .x7jj). 

10  La  Mergke  hir,  dax.   —   Nota  fehlt   Q. 

11  W  pßegehafftenn. 

12  von  h-evi]    L  vor  nen. 
1^  irem  ei/qen]    Lb  eigewt. 

1*  Z  nicht.    Lb  fh.  nicht.    Q  fh.  nur.    GLa  fii.    muhir. 

'^  Das  Uebrige  fehlt  Z. 

16  G  gerichte. 

i''  LGLab  gelofet  fgeloßj. 

'8  Wie  in  G  steht  obige  Addition  auch  in  der  sonst  niclit  hierher  ge- 
hörigen Göttweiger  Handschrift,  Homeyer  Nr.  275  (Dy),  im  Text  und 
in  übereinstimmender  Fassnng.     Homeyer  N.   LS  ;id  h.  1. 

'9  Z  Ixv.         2n  ,;,e,.  fiif,  f. Int]  Z   Qui  funt. 

21   W  Ixvj.  '--2   \\\j  haben   zum   Stichwort  ,Vngerirhte'. 

2  3   inr/rh   bis  gpJit\     Z    Yl^elrli.v  da x  feg. 

2<   La  Xlij.  '&  j^  /,f,f_ 

-^  iiielrli   an  die  Ji.  g.   fehlt   Z. 


Die  Eiilwickliiiig  der  liiiiidicchtsglossc  des  tjaclisunsiiic^cls.  iOO 

l'.istes 

Huch 

11)  Gl.  ,jd  an    dayff  man    des    nicht    (jariiyen']    Der  ^    da  n.  io''-'i 
nicht   vohjit.'-     ift  her  abir'^  in  icertUchem  gerichte  gctotit,  man  fal 

on  nicht  rügen,    Inftitu.    ,de   i)erj)e\^i\\.i^\    et    (fe???/>[oralibus] 
ac|  cionibus]'  (IV,  12].  §.  ,nos  [lies  nov]  atitem'  \\\.  (LaQSW.) 

12)  (t1.  ,in   viertagen']    loelche   rechte  virtage  fint,^    li.   ij  i;,  n.  i..  12 
ar.  X  in  glofa/'  lehnr.  c.   iiij  in  r/^o[raj.'''    (QSWZ.) 

IT))  Gl.  ,lantfeffen'Y>   eczliche  lute^  Jagen,  das  die  heijfen''  b,  i-j.  1.,  1:3 
fvheppinhar  wie  lute,  die  da  ander  vrien  haben,^^  die  do  fcheppin 
gcjin  mögen.    Die  fagan  vnrecht,  wanne  ' '   die  heifen  fcheppinhare 
hUe,  die  ir  aggan  frie  haben,  do  uon  fie  fcheppin  ammeclit  haben 
mogeuA'^    (LbQSW.) 

14)  Gl.  ,als  loir  dich  hirnach  berichten'^'''  wollen']  Nota^^  i^- 1^ 
li.  ij  nr.  lix.^''  Nota^''''  fgnnonima  ''  lantfejj'in,  czinßlttte  vnde  bir- 
gelden,  lehnr.   c.  Ixix  ante  f  {[nein]  ^[lofc]. '"^  (GQSW.) 


'  Vor  Der  schicken  BL  voran  vel.  (L  ohne  vel)  ihi  dehet  iwni:  ,Man  fal'  etc, 
2  L  vorluft.  —  Der  bis  vol<jit  fehlt  La. 
•*  Q  fh.  in  pinlicher  clage. 
■•  welche  bis  fint]    Z  Viertage  fein. 
■'  BLSWZ  fh.  et. 

•'  In  DS   ist  fliese  Addition    ohne  Stichwort  mit  der  vorhergeheuden  com- 
biuiert.     In  QW  steht  sie,  wie    in  BL,  gesondert  zu  dem  ausgehobenen 
Stichwort. 
''  BL  stellen  die  obige  Addition  richtiger  zu  dem  Stichwort  ,Scheppin/iar'- 

resp.  ^Schepenharvry''. 
•^  lute  fehlt  W.         »  heiffen  fehlt  DSW. 
1»  die  do  l)is  hahm.  fehlt  DSW. 

"  Das  Folgende    stützt  sich    auf  die   Buch'sche  Glosse:    Schepenhare  nri/en 
flin,    de   eygen    vn/    he/tben,    wen   dat  fij   dar  Jchepen    äff'  ivefen  fcholen. 
Vgl.  auch    die  Stelle  der  Glosse  zu  III.  73  (nicht  7(i)  bei  Stobbe,   Zeit- 
schrift für  deutsches  Recht  XV,  333,  N.  55  a.  E.   185ö. 
'■-  In  B  weicht  die  Addition    von  dem  Wortlaut  der  Handschriften  folgen- 
dermassiin  ab :    Scheppinbar  frei  fint  die,    dy  do  ander  freien  haben,  die 
do  fcheppin  fein   viogen.     Ader  faf/e,    als   hir   in    ijlofa.      Aehnlicli    L: 
Scliepenbar  vry  fint,  de  er  cgen  ory  heben.  Eder  fegye,  alfe  hir  i«^Zo[fa]. 
Vgl.  die  vorige  Note. 
'3  In  BW  zu  ,14^0^67*'. 
"  B  Scilicet.  —  Nota  fehlt  LbQW. 
'■^  Nota  bis  lix  fehlt  G.    W  giebt  das  Citat  abgesoiulert,   Lb  als  Interlinear - 

glosse. 
"^  G  fh.  hie. 
'"  fynnonima  fehlt  B. 
1*  ante  f.  g.\    G  in  gloza. 


254  rf  lort'cli  liay;iui. 

Krstcs 

Buch 

L,  14  15)  I,  3,  §.  3  ffich  zeit  der  Jtjypc.  geczigen' \  >   IUudi  raguldm 

int  eilige  fecundum  declaracionem  ar.  xvii  ßifra  li.  i,  videlicet- 
non  i)i  collateraUhus,  uf  ihi,  fed  ajcendentihu><  et  defcendentihuH,'' 
et  in  ij'to  iniqui/Jmie  crrdnf  iii<igd[ehur^en\'es\  nolentes  intel- 
ligere  itis  clttriom. 

K,  u  Grl.  ,alJo  ffonehoten' \    Vnd  henger,  die  dy^  luthe  von  ge- 

lichfs  wegen  toten,  heiffen  ouch  ritte): ■'    (W.  —  öZ  in  der  Glosse.) 

B,  15  16)  Ol.  JH/Je  nederwert   nemen    der   iiffwert   erbe  vor  alle, 

die  J'eytlialhen  ge]>orn  fint' \  ut^>  pifra  e.  li.  ar.  xvij."'  Nota,'^ 
ift  nymant  nederiuart  ?:cu  nemen,'^  J'o  nemen  is,  die  officart  J'int,^" 
vor  alle  die,^^  die  fietkalhen  dorczu  gehorn  fint.^'^  das  ift  dorvmh,^''' 
das  ,is  nicht  uß  deme  hofeme  geth,  die  wile  der  rechte  hofenie  do 
ift/  ut  ivfra  e. "  ar.  xvij/''  ut^*'  C.  ,[de  bonis,]  (juc  liheris' 
[VI,  61 1  l.  i.  vlde  C.  ,de  fuis  et  legit\im.i^\  /iere[dibiiö  |^ 
[VI,  55]  aiUen.  /in  fuccejyione'  et  in  l.  ij  C.  ,ad  J'ena\ivi^\ 
coHyM^[ tum J  or_p/ii[tianum]'  [VI,  57].    (GLbQSWZ.) 

BZ  fli.  Nota,^"^  mo,gdehv,rgenfes  et  Lipfenfes  pronunctiant  con- 
trarium,  quia  pi-onunctiant/^  quod  auus  /iue  auia  et  f rater  fiue  foror  patrin 
vel  matris^^  /wiul  fuccedunt.-'^     Vgl.  oben  N.  3  zu  Nr.  15. 

B,  16  Gl.  >wijfe  auch,  das  der  bohift  mag  alle  recht  vnde  priuilegia 

üorkeren']   Ouch  Jage,  worunnbe  wolde  der  babift  vnfer  aide  recht 


1  In  L  zu  dem  Satze  der  Glosse,  auf  welchen  sich  Nr.  16  bezieht. 
-  videlicet  fehlt  L. 

•'  Das  Folgende  in  L  abweichend:  Et  maf/def>ur(/en[(es]  et  liptzen[^ii^\ 

pronunciant  contrarium,    quia  prommciant,    quod  auus  fiue  auia  et  frater 

/lue  foror  patris  uel  mutris  fiinvl  facceduni.     Uebereinstimmend  mit  dem 

Zusatz  zu  Nr.  16  in  B. 

■1  W  do. 

'"  Die  Buch'sche  Glosse  an  der  angeführten  .Stelle  sagt:    Alfe   vi-oneboden, 

dl)  heyten  eck  ridder. 
^  Z  Concordat.         '  ut  bis  xvij  fehlt  GLb. 
*  W  Ite^n.         '■'  zcn  nemen  fehlt  GLbZ. 
'"  fint  fehlt  GLbW.  "  alle  die]    Z  allen  andern. 

^2  Aus    den    Sipp  zahl  regeln   III.    §.  4.      Wasserschieben,    Prinzip    der 

Successionsordnung.    Gotha  1860.    S.  24  mit  S.  128. 
':>  das  ift  dorvmh]    Z  Racio.  »  BGLbW  fh.   /*[bro]. 

^'^  die  wile  bis  .r,vij  fehlt  Z.    Die  folgenden  Belogstellen  sind  in  GLb  über- 
gangen.     Statt   dessen   fügt    G    hinzu:    Nota   liic,    quod   directi   excluduut 
collateralen.     In  Z   stehen    die   Belegstellen    mit  dem  Zusatz  des  Baseler 
Primärdrucks  als  gesonderte  Addition, 
i''  BW  et.  1'  Z  Tarnen.         ^^  quia  pr.\   Z  frilicet. 

''■^  Z  fh.  defmictis.         ^n  2  fuccedant. 


Uic  Entwicklung  dor  Laiidieclitsglosse    des  Sachsenspiegels.  2öo 

Erstes 

Buch 

verkeren,^  weime  her  f'm  icol  vovhcffarn  maijkf  noch  denie  mal- 
(ler  keijer  dlffe  recht  gefaczt  hat,  wanne  ^  der  keij'er  macht  hat, 
wertlich  recht  zu  fetczen,  vnd  der  bahift  daz  geiftliche.  vnd  die 
ahfnren  fachfen  vernemen  dißen  ar[t\\<.e\]  alfo:  , Rahe  der  bahift 
irloubit,  weip  czu  nemen  in  deme  fünf  teil  gelede,  Da  mitte  mag 
her  vnfer  lantrecht  vnd  lehenrecht  nicht  geergert  haben,  daz  man 
fich  möge  ^  in  deme  fünften  gelede  nemen/  ■'  Vnd  alfo  waa  meifter 
kilenkoch/'  der  monch  von  dem  orden  heremitarum,,  der  diffen 
artickel  ftraffte,  diffes  artikels"^  nicht  irfaren.'^  vnd  von  dem 
correlario  mag  das  fein,  das  eyn  loevp  ires  mannes  erbe  Giemen 
magk,  icenne  fie  keyne  kinder  hat  vnd  ire  man  keijne'-^  nehir  magen, 
irenne  feyn  '"  wip  in  dem.  fünften  gelede  hat  etc.,  vt  patet  in  textuJ^ 
(SW  in  der  Glosse.)    Vgl.  oben  §.  8,  N-r.  1. 

17)  Zu  demselben  Stichwort.]  Anstatt  der  vorigen  Addition  l,  15 
■wiederholen  DL  den  in  L  fehlenden,    in   D  aber  vorhandenen 
Schlusssatz  der  Glosse  zu  I,  'S :     Wi/fe  auch,    das  der  hohft  alle 
priuilegia  vnde  recht  vorkeren  mag,  wo  fie  vnvedelich  vnde  widder 
der  feien  fei  igkeit  f int,  ut  ,de  conftitu\it\onih\\^\  [I,  2]  c.  ,licet' 

[1]  li.  vj. 

18)  I,  4  ,altvile^]  alteuil,^'^  id  eft  der  zcu^'^  uil  hat,  fcilicet 
ntrumque  fexum,"^^  itt  ermafrodita.^''  (LaSWZ.)  Aehnlich  eine 
liandglosse  des  Tammo  von  Bocksdorf  zum  ,Codex  Mo- 
gunt.  IL'  Spangenberg,  Beyträge  S.  44  und  Homeyer,  Sachsen- 
spiegel, 3.  Ausg.,  S.  160. 


'  Mainzer  Codex  von  1421  eryeren.     Sitznnjjsberichte  CVI,  2()<S. 

2  SW  f  h.  dcis.         3  W  fo. 

*  daz   man  fich   möge  (d.   h.   dürfe)  statt  daz  ficli.    moijr,  (d.   li.   ISIag-cii). 
Sitzungsberichte  CVI,  ÜOl)   mit  N.   l.      S  liyst   richtig  das  /ich  marj. 

^  Sachsenspiegel  I.  3,  §.  3  am  Ende. 

*"  Kienkok.    W  kylenhach.    S  cleinkov.li. 

'  Der  Mainzer  Codex  fh.  fin.     Sitzungsberichte  a.  a.  O.,    S.  208. 

^  diffen  bis   irfareii\    W  der  fielt  diffes  ar.  nicht  erfarnn  hatte. 

^  W  keyneii. 

'"  So  in  W.     Mainzer  Codex  .An.    BS /m  (freue). 
"   vt  patet  in  tcxtu  fehlt  S. 
'-  Z  Alij  yAltuille'. 
'■•  Z  alzu. 

1*  Z  fh.  als  zers  vnd  fudt,  wie  im  ,Vocab ularius'  (Homeyer,  S.  160). 
'^  S   hennofrodity..i.    —    lU    e.   fehlt   Z.      La   kürzer:    Js   hei/ft   alzotvele ,    ut 
errno/roditus. 


256  Steffen  ha;,' en. 

Erstes 

Buch 

B,i7.  L,  16  lU)   I^  ö,   §.  1    ,cn(jeteilt']   Notx,    iß  Imr  aßgeteilt ,^  Ja  hat 

her  (jUchwol  fien  teil-  cm  den  erftorbin  tjiitern,  ah  die '■^  der  eider - 
uater  (jehiffen  hat,  wich\hi\d]  ar.  Ixij,  de  quo  vide  hie  ftatim.^ 
(GLaLQSWZ.) 

I..  is.  I..  17  20)  ,Des  en  mag  der  tochter  kinde'\  Illud  eft  correctum,'' 

ut  dicit  jnfra  ^?o[faj,  de  quo  habetur  in  atict.  ,de  here\dihus\ 
ab  intef[tato]'  [IX,  1  =  Nov.  118]  §.  /nullam/  [4].''  (LabQZ.) 

i;,i!».  1^.18  21)  §.  2  ,gerade']    Waa  zcu  der  gerade  gehört,  li.  primo 

ar.  xxiiij.'    (LabZ.) 

13,20.  L, ]!i  >Eyn  iveip']   De  hoc  vide  jnfra  e.  li.'^   ar.  xxi  in  glofa.'* 

(LbQWZ.) 

B,  21.  L,2o  22)  §.  3  ,Der  pfajfe  nympt  gliche  teil']  Cbncor[dat]  '"  jnfra 

e.  li.  ar.  xxiiij. ^^  Do  ho/tu,  das  man  den  frauwen,  die  do  erbe 
nemen,  nicht  darff^'^  gebin  die  gerade,  fage,  man  fal  yenis  vor- 
nemen  von  der  ^^  nyffteln  vnd  auch^^  von  den  frauiuen  nach  eyns 
mannes  tode.  Abir  pf  äffen  vnd  tochtere  die  nemen  die  '•''  gerade 
vnd  a??,  1''  erbe.  Racio,  icanne  die  föne  nemen  darkegen  ^''  das  her- 
geivette  vnd  das  lehn.  (GLaSWZ.) 
ij.  22  Grl.  ,ader  feyne  kinder  fint  nicht  ebinburtig']  Ebinbort  ift 

vierley,  vtli.iijar.  Ixxiiij  in  glofa  infineetjnfra  ar.  xvi^^ 
§i^-'  et  wich.  ar.  lij."^^^  (SW.) 

B,23.  L, 21  Gl,  ,Das  fagit  her  abir  von  elichen  frauwen']  De  hoc  ui[de] 

lehenre[Q.]xi\    c.  xxxi   in   glo[^8i\.    (GLbQZ.    —   SW    in    der 
Glosse.) 


^  Q  vngeteilt.    LaSW  vßgerad.   —  ift  her  ii.\    L  were  de  föne  afgedelet  eder 

afyefmdert. 
2  L  erfdel.         '■'  ab  die]    L  de. 
*  W  fh.  infra.    LbS  fh.   infra  poft   diias    rigas.     Z  liäiigt  einen  längeren 

Zusatz  aus  der  Leipziger  .Schöffenpraxis  an.    tZe  bis  yüaiwri  fehlt  LGLa. 
^  B  incorrectum. 

<*  La  verkürzt:  eft  correctum,  ut  in  7Zo[ra]. 
■^  BLD  xxviij.    Lb  xxiij.         '^  Q  fh.  j. 
^  in  gl.   fehlt   L.     Z   fh.    d:   w  eich  [hild]    ar.   xxij   co^.  ^en  [ultima] 

in  glo  [fa]. 
1"  GLaSW  Contra.  "  BL  xxiij.  '^  L  dorft.  '^   GLaSW  den. 

'1  Z  nicht.         15  die  fehlt  BZ.    L  dat.  ^'^  an  fehlt  BLZ.    GLaSW  auch. 

17  darkegen  fehlt  G.    Bacio  bis  darkegen]    L  dariegen  nemen  de  föne. 

18  W    XX j. 

1"  §.  i]    W  in  fi.  yNgmand'  etc.  in  ^[lofa].     S  eben.so,  ohne  in  ß. 
2ö  SW  fh.  ,Vo)i  vndirfcheid  eigen n  vnnd  frei'. 


Die  Knlwickliiuf,'  ilei-  Laiidicchls^'lossc  des  Sachsenspiegels.  257 

Erstes 

Buch 

Gl,  yicaniie  alle  die  icerlt  (jemtfet  ires  gehetii5^\    Vide  jnfra  11,24.  \.,ii 
IL  ij  (ir.  xxvij  et  IL   lij  av.  Ixx.^   (GLbZ.) 

23)  I,  6,  §.  2    ,Wer  das    arbe  mjmpf'\    h  heiß  allis-  erbe,  "•  ^^ '•  '-^ " 
das  zcu  der  kirchen  nicht  ^  gc.horit,  xij  q.  iij  c.    ,nulli  quicun- 

que'  [2]  et  c.  ,obitum'  [2.  C.  XII.  (|U.  5|,  ,de  /e/(![ameiitisp 
[III,  26]  ('.  ,relatit,m'  ij  [12].'  Item  der  erbe  fal  auch  vorftolin 
(jut  icidder  geben,  ap-'  hers  reich''  wurden  iß,  jvfra  li.  iij  ar. 
XXX j  in  ß.  ^[lofe]  §  i.'    (Z.) 

24)  ,die  fchult  yelden']  Hoc  verum  puto,  J'i  fecit  inuenta-  u. 26  '' —'i 
riam.   alias  enim  heres""  tenetur  ad  folucionem  omnium  debitorum, 

ut  C.  j[de  iure]  deli[\)C,Yixr\(\.\Y  [VI,  30]  l.  ,ßimus  autem 
duas'  [22]."  et  dicunt  quidam,  quod^^'  heres  habet  x  dies  ad  fa- 
ciendum  inuentarium  a  morte  deßmcti,  ,de  rap.  |?]  c.  ,ß<jni- 
ficauit.'  fi)e\Q,\i\'Aiov\  "  uero  djic.it,  quod  habet^'^  xxx  dies  '•'^  a  die 
adite  hereditatis  et  xl  ^^  ad  conplendum,^''  (;i[cle]  in  fpe'[i:,\\\o\  ,de 
/n/i^?'tt[nieiitorum]  ecZi[cione]'  [Lib.  II  Partie.  2]  §  ,dicto' 
[16]  "'  t;er[bis]  ,in  huiusmodi  autem.''  ''  hoc  naturale  de  iure  im- 
penali,  fecus de  iure ßixonum,  quia  ihi  nori  curatur  inuentarium.^^ 
Der  grösste  Tlicil  der  Addition  bis  an  hoc  naturale  wörtlich  aus 
der  Stendaler  Glosse  zum  lateinischen  Text. 


1  GLb  Ixxix.    Z  Ixxx. 

^  7s  h.  allis]    L  Alle  dat  Ziel.         ■*  •Jiicht  fehlt  Z. 

■*  ij  fehlt  L.  Bis  hierher  wörtlicli  ans  der  Biicli'sclicii  Glosse.  Der  Rest 
steht  in  Z  gesondert. 

5  L  if/et,  dal.         '^  LZ  7yjker  (reicher).         '  §.  i  felilt  L. 

s  Hoc  bis  heres]    L  quia,  fi  non  fecit  inuentariam,  heres. 

'-'  jfcimus  autem  d.']    L  ,fanxinins'.         -' 

i'J  dicunt  quidam,  quod  felilt  L. 

''  Das  ist  Wilhelm  US  Durantis. 

'2  quod  habet  fehlt  L.  i^'  dies  felilt  L. 

'^  Stendaler  Glosse  quadraginta.    Richtig-   Ix. 

1^  Das  Uebrige  in  L  abweichend:  hoc  de  iure  imperiuli.  fed  de  iure  faxo- 
num  non  curatar  inuentarium  et  ad  nihil  tenetur,  iiifi  quod  prohafum 
faerit,  amplius  non,  nifi  penam.  et  werijeldma. 

16  D  ,dari'. 

1"  Dnrandi  Speculnin  Juris.  Francofurti  1G12.  Fol.  Pars  II,  \>.  3()5, 
col.   1,    Nr.  21. 

'^  IJLa  substituieren  folgende  verkürzte  und  an  L  (N.  1'))  anUlingtnidc 
Fassung:  Hoc  eft  verum  feciindum  iura  imperialia  (La  fh.  ut  Supra), 
fecundum  autem  .1.  .v.  [i.  e.  speculum,  saxo niriim\  non  Quicquid  pro- 
hattim  fuerit,  dattit,  ampliiis  non  (La  et  non  amplius),  nifi  cum  penu  et 
toerr/cldo.    La  noch   mit  der  Variante  nam  statt  fecunduTn  autem  s.  s.  non. 


^Oo  S  I.  e  ffc  II  li  ii  t;oii. 

Erstes 

Biicli 

25)  ,ader  hurge  icds  lüurden^]  Nota  enwi,  textas  ej't  hie 
tranfpofifus ;  debet  fic  J'tare:  ,duhe  nach  rouh  nach  toijpelfpil 
ift  her  nicht  pßichtig  zcu  gddene,  nach  die  fchidt  ader  wo  her 
borge  was  wurden,  wan^ne  der  her  widderftatunge  entpßng/^  Jure 
enim  faxonum  huiusmodi'^  ratione  ßdeiujfionis  predecejjor  eon- 
ueniri  non  poteft,  ui  dicit  i^^o[fa].^  ita^  eciam.  in  practica  fer- 
uatur.    (GQ.) 

u, 27.  L, 25  ,Die  fchult  ßtl  der  erbe  gelden^]    Man  fal  die^  erben  noch 

toder  hant^  felbfibende  irynnernJ  i?[eQuire]  li.  iij  ar.  xli  §  vlti.^ 
et  wich.  ar.  xxvi  ,Nu  vernemet'  et  ar.  Ixvij  in  glofa  in 
medio'^  et  lehenrecht  c.  xlv^^'  in  glofa  etc.    (LaSWZ.) 

H.  2s.  L,  2ij  Qj    ,nach  keyferrechte    en    darff  her    der  erbe    nicht  alleyne 

gelden^]  Vt  li.  iij  ar.  vi  §.  ^vertoppelt"  et  ivich.  ar.  ci  "  et 
libro  ij  ar.  Ix  §.  ,welch  man'  etc.  (LaS.  —  W  in  der  Glosse.) 

B, 2!t.  L, 27  26)  Gl.  ,was  abir  eyn  fchilling  ift,  als  du  vindift']  Keyn 

richter  fal  richten  obir  toppelfpel  nach  vmbe  buffe  gelt  '^  nach  vmbe 
wette  gelt  '^  nach  vmbe  allerhande  '^  vorpßichtunge,  ut  C.^'^  ,de  alea- 
[toribus]'  [III743]  l.  i.  et  ivich.  ci.^^  (Z.  —  SW  in  der  Glosse.) 

B. 30.  L,  28  0^1,  ,fcheppinbare  frey  fiyit^]    Vnd  ouch  noch  frone  rechte 

ader  icichhilden  rechte  '''  fo  fint  ouch  '"^  fcheppenbar  frie,  die  czu 
deme  ftule  geßcaren  haben,  vnd  ouch  alle  dy  yennen,'^''  die  in  deine 
frone  vnbefchidden  von  iren  vir  anen  2"  fitczen,  vnd  die  man  ouch 
zu  fcheppin  kyfen'^^  magk,  ap  mans  bedarßS-  (LaZ.  —  SW  in 
der  Glosse.) 

B,  üj.  L,  23  Ij  7  ,Wer  icht  burgit  ader  gloubit']   Concordat  wich.  arti. 

Ixxv    ,wirt  eyneni  manne''^'^  et  Ixxxviij    ,leyge    vnd    not' 


1  Nota  bis  ,entpfing'  fehlt  G. 

2  G  Jieres.  ^   G  f  h.  jnfra.  *  G  Itaque. 

^  yW  den.  6  noch  t.  Zt.]    L  na  dem  toden. 

7  L  vorinren.  —  Man  Ins  irynnern\    Z  verkürzt  Selbfibende. 

8  §.  vlti.  fehlt  L. 

5  et  ar.  Ixvij  bis  media  fehlt  LZ.  '"  Z  xlvj. 

"  Das  Uebrige  fehlt    LS.    S   abweichend:    Wi/  man  vorfijeit   ijut  loiddir  er 

Icrige,  ha/tu  jnfra  li.  iij  ar.  vj  et  wich.  arti.  cj. 
12  huffe  gelt]    BSZ  haß  fbüs)  gelt.    L  böte. 
'3  ■^oette  gelt]    LZ  loergelt.  '*  S  ander  hande.  '^  Z  ff. 

^'^  Z   fli.  et  infra  li.  iij  ar.  vj.  '"  ader  10.   r.  fehlt  L. 

'^  L  de  alle.  '■'  i/ennen  fehlt  L.  ^''  L  mannen.  -'  Z   loeleu. 

22  aj}  mans  b.  fehlt  Z.         -^  Das  Uebrige  fehlt  L. 


Die  Eutwickluiig  der  l>;inilreclitsglosbe  deb 'Sachsenspiegels.  'ZDo 

Erstes 

Buch 

.«^^   vlti.    et    lehenrecht    c.  xix    ,ap    eyn    man'    et   xlvl   ,nicht 
waiine  drie  fachen.'    (^SWZ.) 

27)  ,das  fal    her  ftcte  hahten'\^     Contra'^    iL    llj  ar.   ix'^   v>.:yi.h.m 
in  ///y|l'u|.^     ^.oi'fj*'-'}  her  Jait  du  uon  vnviogelichen   (ßoidjden,   der^ 

darf  man  nicht  haldenj'    (GLbQSWZ.) 

,mit  feyme  eyde']  Et  fic  iuramentum  cedit'  loco  folucionis,  b,  33.  l.m 
J.  jiiifiurandum'  [27]  ff  ,de  iure  iuran[(\.oY  [XII,  2].  vnde^ 
dicunt  vulgaren:  Talis'*  foluit  dehitum  cztm  "^  iuramento,  et  nun 
folum  per  iuramentum  folucio,  fed  eciam,  ex  quihufcunque  alijn 
lecjittimis  prohacionihus  oftenditur,^^  vt  C.  ,de  probacioni[h\i&\' 
[IV,  19]/.  /proprietatis'  [4]J2  (^SWZ.)  Der  erste  Satz  stammt 
aus  der  Stendaler  Glosse,  im  Aug'sburger  Primärdruck  au 
die  Buch'sche  Glosse  ano-ehäugt.  Sitzungsbericlite  C,  890,  N.  2. 

,der  fachicaldige' \    Nota  hie,    der  fachwalde   darff   idcht  k,3,i.  l.  üj 
ficeren,    dorumhe    das    der   richter    imd  fcheppin    haben    gefivaren 
iczlichem  zu  feynem  recht enS-^  Similiter  verum  eft^^  de  arhitris  et 
compromiffarijs. ' ''    (LaW Z.) 

1,8,  §.3  ,lSune^\    Wich.    ar.    iiij  ^*>    ,Wo    abir  fune'    et  b,;)5.  i>, ;« 
Ixxxv  ,Wirt  abir'  etc.     (LaSWZ.) 

28)  ,felbfebind e'\  Vo7'nym  in  pinliclier  fache,  abir  in  barg-   n,  y,;.  1,.  :;i 
lic.her  fachen  felbdritte.^''   alfo  helt  is  auch  die  gewonheit,^^  da  man 

'  In  G  ist  die  Addition  an  die  (ilosse  zum  vurlierji'elienden  Artikel  ange- 

hän<^t,  mit  Umstellung  des  Contra  \\.  s.  w.  hinter  (jeUlen  (unten  N.  G). 
-  BZ  Concordat.    L  de  hoc.  ■'  |j  xLi.  , 

'  in  (Jl^^    L  in  ^3>'«/([cipio |.    Das  Folgende  in  L  abweichend:  alle  vnmorjelike 

louede  dorfl  me  nicht,   holden.    In  Z  verkürzt  und  Lateinisch :    iOi  de  i)n- 

pojyibilibus . 
s  GLb  dy  (die).  —  der  fehlt  DQ. 
''  G  fjelden.  —  Halden  fehlt  DQ. 

''  ho'umentmn  cedit]    S  t  e  n  d  a  1  e  r  Glosse  ins  inrandmn  faccedit. 
8  L  ei  hoc.         '■*  L  liic. 
'"  debitum  cum  fehlt  L. 

'^  per  bis  oftendit^ir]    L  fit  folutio  iuramento,  fed  qualibet  legitima  probatione. 
'-  Z  hat  nur  das  Citat. 

'3  wid  l)is  rechten^|    Z  (jefchworen  hat,  yder  recht  zu  Ihun. 
'■■  Similiter  verum  eft\    IjüZ  Idem. 
'^  W  compromifforibus. 

lö  L  lii.    Das  Uebrige  fehlt  L.         '^  q  felbfifmide. 
'^  al/o  bis  i/ewonheit]    La  et  fic   tenet  confnetudo.     Der    Kest   der    Addiliou 

fehlt  LGLaZ. 


2(^)0  St,cff(Mili;if;oli. 

Erstes 

lliicli 

hur(jUch  cUujit.     CUujlt  man  ahlv  in  puiUclien  Jacken,^  J'o  iiias  nuDi 
die  Jana '^  geczugen  J'cAhJhbinde,  id'-'   dlcit  textus.^     (GLaQSWZ.) 

i:,  a?.  L,  35  29)  Gl.  J'o  vorlore  der  anticertav  den  ^ip']    Vornym  in  pin- 

Ucher  claije,  vnde  auch  das  her  ofßnherlich  der  tat  ■'  bekenne  '•  in 

feyner  antwert.     Brengit  her  aber  die  fune  in  eijnem,  ivanne  "^  vor, 

fo  ift  her  nicht  obirioimden,  in  c.  ,cum  venerabilis'  |6J  de  ex- 

cep[cioiiibiis]'  [11,25]  et  in  <;.  ,excepcione')n'  [12]  et  ,de  re- 

Igulis]  ■iz6r[iö]'  |V,  ult]  li.  vj.    (GLaQS.  —  Z  in  der  Glosse.) 

B,3s.  L,  36  30)  1,9,  §.6  yZcu  laj'fene']'^    Vornym,    ab    is   lehngut   ift. 

ijt  is  abir  erbe  ader  eigen,  fo  mus  hers  lajfen,  ut  fiat  differentia 
illorwn  paragraphorum,  ut  eciani  hie  glo[i'ii\  dicit  in  fine.  uel-^ 
dic^^et^^  melius,^'^  quod  eft  differentia  inter  vendentem,^^  quia^^ 
tenefur  tradere,  et  inter  eins  heredes,  quia  ''^  non  tenentur  tradere> 
ut  dicit  ftatim  "•  (/^o[faj  jnfraJ'^  et  tex[t\\&]  loquitur  de  vendicione, 
quia  fecus  eft,  fi  fieret  ''^  aliud,  pactum,  ad  illud  heres  obligatiir 
indiftincte,  quia  in  devendicione  ^'^  habet  locum  pecunia  dando'^'' 
intereffe,  ut  in  iuribus  in  glol^^l  aUe[giiti&].  fecus  in  alio"^^  pacto 
uel  alia'^'^  promiffione.    (SW.) 

B,3ij.  L,37  31)  Gl.    ,wie  fulde    danne  yenner  feyns  geldis'^'^    e^itpern'] 

Das"^^  ift  der  verkouffer P-'^  vornym  das,  alfo'^^^  das  erfte  teilfpricht: 
loanne  der  erbe  des  kouffes  louckent.  Das  ander  teil  fpricht : 
wanne  der  erbe  des  koujfe.^  bekennet    V7ide    wil  geczugen,    das  fin 


'  in  j).  _/*.]    BSW  pinliclie  fache. 

2  die  fune]    W  das.  3  ßSW  fh.  hie. 

^  dicit  <.]    W  in  tex[i\\\.     In  D  ist   obige  Addition    fehlerhaft  zu  ,feV>fe- 

binde'  §.  1  statt  zu  §.  3  gestellt. 
^  der  tat]    L  de  clage.  ^  Z  bekennet. 

'  in  eynem  wanne]    GLaS  in  eijner  were.    BLZ  fe/iner  were  (ffpier  -wer). 

8  In  BS  zu  den  voraufg-ehenden  Textvvorten  ,laffen  fulde'. 

9  uel  fehlt  B.  i"  D  di'  =  dicit.         i'  et  fehlt  L. 

'2  et  melius  fehlt  W.  '^  S  cedentem.  ''•'  BLSW  qui. 

'^  Wie  vorige  Note.  "'■  ftatim  fehlt  L. 

17  j„/ra  fehlt  W.    L  fh.  eo[dem].  ^"^  W  ßat.    BÜ  faerit. 

'■■*   BLÖW  vendicione.         2"  BLSW  da^ida.    L  fh.  et. 

21  L  aliquo.         22  «im  fehlt  BSW. 

23  Zu  ,ijeldis'  in  DQ,  zu  ,i/enner^  in  W.    La  ohne  Stichwort.    BL  stellen 

die  Addition  zu  ,ond'  in  dem    späteren  Satze  der  Glosse  ,vnde  verczugil 

feijnen  redelichen  kouff  vnde  pfennije'. 
21  Q  Biß. 

25  Da.«  ift  der  v.  fehlt  BLG,  ist  aber  in  BG  in  die  Glosse  iierübergenommen. 

26  Das  bis  alfo  fehlt  La. 


Die  Entwicklung  Jor  Laiuhcohtsglosso  des  Siiclisonspiegels.  2i)\ 

Erstes 

Buch 

vorfarn^  liaf'^  das  (jut  (jekouff}-^  inde  gelt  doriiff  (jetjehin.     (GLa 
QSW.  —  Z  zweimal.) 

Gl.  , Johannes  der  deiiczfclie  Jaget  von  den  erben,  vnde  wer  h,  40 
ane  not  vovkoufft'\   Dij  mögen  daz  gelt  loider  gehen  vnd  feyn  loß. 
(S  in  der  Glosse.) 

Gl.  (Schluss)  ,etc.'\  Nota  hie  addicionemJ  (Juck  merke  i'., 4i.t,,  ss 
von  kouffe  infti.  ,de  «?7i/;[cionc]  et  ?;«??,rZj[cione] '  [III,  2;>| 
§x  [jetzt  §.  3J.  Wenne  der  kouff'  vnd  verkouffunge  volczogen-' 
ift,  vnd.  das*'  man  vmhe  daz  gelt  ohireln  kommen  ift,  vnd  das  do 
kein  fchrifft  ohir  gegeben  icirt,  der  Jchade  des  verkoufften '  gutis  "^ 
gehorit  deme  von  ftunt  an,  der  is  gekoiißfi'*  hat,  lool  das  daz 
dingk^^  dem  kouffer  nicht  geanticert  ift.  Item  §  xi  [§.  3  verb. 
,Itaque'  \A^  dor  noch  ^'~  fteit,  loas  gefchijt  ane  trogene  vnd  ane 
fclmlt  des  verkouffers,  was  fchade  dem  kouffer  gefchijt,  '•'  des  ift 
der  vorkotffer^^  ficher.  Item  von  lehene  ff  ,de  periculo  et  eom- 
modo  rei  tradite'^'^  [XVIH,  6,  1.  15]:  ,Si  vina,  que  in  doleis'^*' 
erunt  ''  vendita,  et  antequam.  ab  emptore  tollerentur ,  fua  natura 
corrupta  fuerint,  fi  quid  de  honitate  eorum  affirmauit  '^  venditor, 
tenebitur  emptori.  Quid,  fi  nihil  afßrinauitf  emptoris  erit  peri- 
culum,  quia  non  deguftauit  vel  deguftando  male  probauit.'  "•  (In 
SW  der  Glosse  angehängt.) 

32)  I,  10    ,cleydere    vnde    ors    vnde  pferde^]^'^    Vnde    auch  i'..  42.  i,.:)^ 
allerleie-^  varnde  habe,  fo    doch,    das  der  uater  die  gäbe  thu  zcu 


'  fin  vorfttvn]    B  feyne  vorfaren. 

2  BZ  liaften.  Und  zwar  in  B  ans  Endo  di^s  Sat.zßs,  in  Z  liinier  dax  (jid  ^rpstpllt 

^  W  vorkaufft. 

"•  JVote  hie  addicionevi  fehlt  LS. 

•''  L  vulkamen.         ^  L  iven. 

''  LW  (jekoßes  (gelernt ff teri) . 

8  SW  dingen.         ^  S  vorkoxfft.    Vj^l.  unten  N.  14. 

"1  L  koft  gud.         "  S  xij.    W  i. 

'2  Item  bis  dor  nocli]    L  in  dem  negeften  §. 

'•''  wax  gefchijt  bi.s  gefchijt^    L  roat  gefchichten   eder   vngeluken  di'.m  gekoften 

dgnge  icedervart  ane  den  verkopers  fcliidt  vnd  drogrn. 
'^  der  vorkouff'er]    L  he.     S  der  kouffe)-.     Vgl.  oben  N.  9. 
'''  L  ,vendi[tey.   —  Item  von  l.  bis  ,tradite'  fehlt  W. 
'•'  dolus.  '''  SW  erant.    Wie  llaloander. 

'S  W  affii-mahit.  '^  L  fh.  fihi  imput.et. 

2"  In   BL  7A\  dem   vorherfrcdienden   ^cleyde.rp'. 
51   StS  lüle. 


Erstes 
Buch 


1!,  4:!.   li,  40 


2b'2  S  te  ff  en  haaren. 

der  cziiif,  i.dj'o  her  ^  von  reckte,  gehen   mmi.'^    vt  jnfra  e.'-''  (tr.  lij.^ 
(GQSWZ.) 

B  t'h.  W^enne  w  der  vater  gehen  mag,  7?[eqnire]  IL  ij  ar.  lij  et  jnfra 
e.  li.  ar.  liij. 

33)  jStirhit  dornach  feyn  vater,  her  en-'  darff']  Des  glichen 
vernym  auch*'  von  der  fochter/  ap  ße^  der  gefniücke  gelnn/'  (dfo 
der  uater  deme  fone,^**  wich.  ar.  Ivlj  in  _(t//o|ra|."  Merke  den 
text,  do  her  Jpricht^'-  ^teilen.'  '•'  weren  fle  ahi:r  mete  ußgerat  ader 
heftatit,^'^  Ja  mußen  fie  is  yn  hr engen,  weiden  fie  mete  den^''  vn- 
heßaten  ^*'' ßceftern  ader  brudern  ''  teilPM  '"^  nach  lantrechfe,^-*  ut  jnfra. 
e.-'-  ar.  xiij.  icas  ahir  ußgerat  fie, '^'  hoßu  wich.  ar.  Ivij  in 
^[lofa].22  (GLaSWZ.) 

K.41.  L.41  34)  I,  11  ,von  vngeluche^Y'^  Is  fie  danne,   das  eyn  hruder, 

der   mit    den   andern  brudern    vngefitndert  iß,-^    Vormunde    teere, 


1  L  f h.  fe. 

~  L  möchte.     Q  fal.  —  zcu  bis  mag  fehlt  Z.  • 

•*  «[ödem]  seil,   libro.  "  Z  liij  et  li.   ij  ar.  lij. 

'•'  lu  BL  zu  ,vater'.         •"'  vernym  aucli]    La  ift  zu  vernemen. 
'  der  tochter^    La  (le7i  tochtern.  *  La  die  rnnter. 

^  La  gegehin  liette.  —  aj)  bis  gehhi]    Z  vnd.  yrem  gefrhmuck. 
'0  alfo  bis  föne  fehlt  Z. 
1'  La    fh.    ante  ^[nem].      G    fli.    vnd    es    der    vater    gehen    mag,    vt   jnfra 

e.  li.  ar.  lij. 
'2  den  bis  fpricht  fehlt  La.    do  bis  fpr.  fehlt  Z. 
'•'  GLa  ,fy  endurffen  is  nicht  teyelen' . 
^'^  ußgerat  ader  />.]    Z   ahgefund.ert. 

'^  BLGLaSW  iren  (eren).    St  deen.         '•''  L  vnhegeuen. 

1''  fweftern  ader  &r.]    S  gefwiftern  adir  hindern.  —  ader  hrud.eim  fehlt  GLa. 
'^  L  deil  nemen. 

'ä  weiden  bis  nach  l.  fehlt  Z.    nach.  l.  fehlt  GLa. 
2"  Siehe  N.  3.         21  La  heißet. 

22  %oas  bis  g.  fehlt  Z.  Statt  dessen  BLGSW  ausführlicher:  'Nota,  (L  ohne 
Nota).,  vß  gerath  ift  alfo  vil  gefprochen,  a,h  zu  rathe  vßgefnezt  vß  feinex 
(L  des)  vater  vnd  muter  hrote  in  feyn  eygen  hrot  mit  ahe funderunge  des 
gutis,  daz  fie  annamen  wollen,  vi[de]  (L  vt)  wich,  vhi  .«[upra]  (W  ar 
Ivij  in  ^[lofa]  statt  vhi  s.). 
2^  In  BLQS   ist   diese  Addition  zii  ,der   kinder  vormimde'  in  dem    letzten 

Satze  des  Textes  gestellt, 
'"i  d.er  bis  ift\    So  in  L.    B  der  mit  den  andern,  vngefandert  loere.    GLaQW 
der  andern  hriidere  (W  kindern),    mit  den  her  vngefandert  (Q  gef ändert) 
ift.     S  den    andern,    mit  den  her  gefnndrrt  ift.     D  fehlerhaft  der  andern 
brudern  mit  dem  gefwnderten  iß. 


Uic  Entwickluiii;  licr  LuiKlicchtsgiosse  des  Sachsenspiegels.  2oo 

Erstes 

l'.iich 

der     darjf  ^     nicht     rechen/^    uf  ^    fnfra     e.     li.    ar.     xxiij.^ 
(GLaQSWZ.) 

I,   12    yVorfpelt']   jnfra''    IL    ij    ar.     Ix  ,Welch   man'  ef  T"-- 4r) 
II.   iij  ar.    vi  ,vortoppelt'  et  loich.  ar.  c''  ,Eyn  iczlirh  man' 
§.  vlti.  ei  ar.  fequen\i\\  cum  glo\{'&]  etc.  (LaSWZ.) 

35)  I,  13,  §.  1  ,an  der  vnheftaten  ßcefter,  fle  muffen  yn  i'-.  if;  i-- 1-' 
die  teiiunge'  hrengen']  Nota,  fuj>er  illo  articulo  ma(jd\Q,\)\x\'- 
genles]  male^  fentenciant-'  et  eum  male  feruant,  ciuia  ipfi  fenten- 
ciant^^  indiftincte:  ,wo  mit^^  die  tochter  ahegefundert  ijt,  da  mus 
fie  eyne  genüge  an  han,^'^  vnde  fie  kan  darnach  zcu  glicher  teiluuge 
nicht  komen,  ah  fie  icelde  ynhrengen,  ico  niete  fie  ahegefand.ert 
were.' ^^  contrariitm  huius^^  manifefte  difponit  ille  artimdus.^-'  fed 
magd[ehu.i'gen[es]  addunt:  ,Is  teere  danne,  das  deme  vater  fin 
gut  anirftorhin  icere,  fo  mag  her  die  tochter  nicht  ahegefundern, 
fie  nymmef  glich  ivol  teil^^  mit  den^'  andern  erhin.'  ^^  fed  '"  addunt: 
,noch  icich\h\\diQ\  rechte.^  funder  nach  lantrechte  tunc  procedü  ille 
articulus.  (SW.     In  Z  der  Glosse  angehängt.) 

3G)  Ij   14  Gl.   ,u?icZe2"    keyfer   fredrich   gap  das  lehnrecht'\  b,47.  L.4.i 
Wil'^^  der'^'-  bruder  das  lehnrechf  haldeny''  fo  neme  ich  das  erbe, 


1  L  dorß. 

2  In  Z  lautet  die  ganze  Addition  abweichend:  Der  ctu/ezvjeüe  hnider  (hirlj' 
feinen  brüdern  nicht  rechen 

^  der  durff  bis  ut  fehlt  GLa. 

''  B  fh.   Idevi   vide  jnfra  in   addicione  circa.   arti\^i^\\  [Iura   xxit/.     Vgl. 
nnten    Nr.  44. 

^  LaS  liequire.         ^  La   Cj. 

''  In  BL  zu  dem  vorhergehenden  ,/uie/f,er^. 

8  male  fehlt  L.  '  L  fentiiml. 

'"  L  feniiant.  —   ipfi  y'.]    Z  tenent.  "   ico  mit\     L   Wen. 

'2  do  bis  hmi\    L   fo  mot  fik  nngen  taten. 
1^  S  wirt.  '^  huiti.^  fehlt  L.     W  illiiin. 

'^  contrarium  bis  articulus  fehlt  Z. 

"*  glich  wol  <.]    BL  glichen  teil  (geliken  deil).  '•  dm  fehlt  DSW. 

1^  ß.e  nymmet  bis  erbin\    7i  fo  das  fie  nicht  gleiclien  /hej/l  neme. 
'9  Z  Et. 

2"  In  B  zu  dem    ,eir.'   am    Schlüsse   der   Glosse    gestellf.     Ebenso  in  GSZ 
der  Glosse  angehängt.     In  La  ist  die  Addition  mit  der  Glosse  zu  I,  14, 
§.  1   zusammen  hinter  der  Hclilussschrift  des  Codex  naciigetragen. 
"  Z  schickt  vor  Wil  voi-an:   Vnd  Keyfer  Frid.ericli  fatzle  diß  alfo. 
22    Wil  <lf'r\    L   117/  ein.     BCiWZ   Weide  meipi.      La.S   Weuiic  'woldc  myn. 
2'  lehnrecht   h.  \    BLLa.SWZ    lelienyut   behalden  (leengul   beholdenj.     G    lehen- 
gut  haben. 


Erstes 
Buch 


264  Steffcnliageii. 


douon  Ja  gehe  ich  ym.  keijn  feil.^  So  toiirde  her  mich  heclagen  vor 
dem  lantgerichfe,'^  fo  ynuffe'-^  her  mir  danne  ividder  anfwerten, 
anders  darjf^  her  mir  vmhe  ■''  lehv  '''  nicht  antioerfen  vor  deme  lant- 
gerichte.'  das  is  ahir  meyn  bruder^  alleyne  behalde,  hoffu  lehnr. 
c.  vj  in  ^[lofa].  wanne  da  is  ymßinvateruffliß,  vnde  der  herre, 
em  das  leig,  da  ivas  is  fin,  vnd  darff  is  mit  feynen  hrudern  nach, 
feynes  vater  tode  nicht  teilen,  dock  fo  geivynnen  is  ym  die  andere 
hrudere  an  zeit  lantrechte  ;•'  wanne  nach  lantrechte  fallen  fie  glich 
teilen,^^  alfo  hir.  Et  a  contrario  fenfa^^  xoich.  ar.  Ivij  in 
_g[lofa[.^-  Ahir  die  gewonheit  hat  heftetiget  das  lehnrecht,  fo  das 
is  der  bruder  zcuuor  hehalden  möge.  Tene  mentiJ'^  (GLaQSW. 
—  Z  hinter  der  Glosse,  mit  der  Bemerkung;  am  Rande:  Seqidfnr 
additio  Bogsdorff.^ 

R,  48  I;  15  Gl.  (Citat)  ,preterea']   Nota  hie,  wie  fibenerleie  dinft 

iß  an  einem  vermieten  gute,  vt  jnfra  li.  ij  ar.  lix'^^  ,wil  ein 
herre  feinen  czinjhnan'  in  (/Zo[faJ  poft  princi'pium  et  lehen- 
recht c.  ,Wer'^''  in  glofa.    (LaZ.) 

1!,  49.  L,44  37)  Gl.    ,vnde    her  daran  beweyfe    redeliche  fache']  Nota 

bene:^*'  Is    ift  nicht  gnug ,    das  ich  fpreche:  ,das    ding   ift  meyn, 
vnde  loil  das  meyn  machen^  ßmder  ich  mus^"^  dorczu  beioiffen  rede-   \ 
liehe  fache,  wurumbe  is  meyn  ift.^^  (GLaQSWZ.) 

B,  50.  L,  45  Gl.    ,das    man    hpUehe^'*    bexviffen    m.ag']    Vnd  ich  fpreche: 

,liepUche',  als  fehen  vnd  vernemen.'-**   (La. —  SW  in  der  Glosse. ) 


'  das  erbe  his  feil]    L  evi  fijn  deil 

2  LaS  lantrichter .    L  landrechte.         •^  L  mot. 

^  ander-1  darff]    L  Jus:  dorfte.         ^  L  vp.         *'  W  lehnre.cld. 

''  BLLaSZ  lantrichter.    G  lantrechte.    W  lehnhernn. 

s  is  bis  bruder]    GLaS  heiß  (her  iß). 

^  GLaS  fh.  czu  gleichem  teile. 

"^  wanne    nach   l.   bis   teilen   fehlt    LaS.      In    G   ans    Ende   gestellt.      Siehe 

unten   N.  13 
II  Et  bis  fenfu  fehlt  LDQ. 
'2  Bis   hierbei'   in    S   der   Glosse   angehängt,   das  Uebrige  am  Rande.     Dei 

Rest  fehlt  La. 
"  G  fh.  wenne    noch  lantrechte  fidlen  fie  gleich  teilen.     Vgl.   oben    X.    10. 
"  In  Z  nur  das  Citat:  vt  li.  ij  ar.  lix. 
1^  c.  ,]Fe?-']    La  ar.  Ix. 
IC  Nota  hene  fohlt  GLa.    bene  fehlt  SW. 

"  L  doch.  '8  wurumbe  bis  ift  fehlt  La.  ''^  ,Uplic]ie<  fehlt  DG. 

"^^  L  abweichend:   Dat  ik  Ufliken  fen  hebbe  eder  vornainen. 


Oip  EntwiiVIniii;  dev  Ijiindiprlitsjjlosso  flcs  SacliRonspiPdels.  2ßÖ 

Erstes 
Bncli 

(jil.  ,das  man  uff  eynen    man  mit    vjorfen  faget']  Ah  daz^   b,  5i 
man  einen  czihef  vnwißlichs-  dinges.   (La.  —  SWZ  in  der  Glosse.) 

38)  I,    IG,  §.    1   ,rorluft']  Vorn/jm'^  zcii  dem  male,  nt  jufra  l,  ic 
//.  ij  ar.   vj  et-  U.  primo  ar.  xxxij:^  (GLaQSWZ.) 

,lantfeffen  recht^^  Concordat''  li.  iij  ar.  Ixxx.  (GQZ.)       i?, na.  i>.  it 

39)  I,   18  Gl.  ,gehort  is  eyme  nicht'\''    Vornyin''  nach  fech-  r..  r,:t.  l. -is 
fiffchem  rechte,    ut  jnfra^    li.    ij  ar.    xxxiiij   in   glo\['ki\    ultra 
medium.-^  Intellige,^**  fi  luramentum.^^  defertur  a  parte  pavti;  alias 
contra,  de  quo  vide  jm  rieht  ft  ige,  uhi^'^   ,die  vir  de  har  gliche 

clage  fromet^^  douon'  [11,  §.  1]  in  fi.^^  vide  eciam  jnfra  ii.  iij 
ar.  xxij  poft  principium  glofe.  Et  quomodo  iurainentii^m  defer- 
tur  a  i:>arte  parti,  vide  jnfra  li.  ij  ar.  xxij  in  tex\i\\\  et  Supra 
e.  li.  ar.  vj  ihi  ,ah  der  man  feynes  geczuges  icil  ahegehn' 
[§.  3].  (LaSWZ.) 

40)  I,  20,  §.  1  ,geczune^^  Do  meynt  her  aucli  hufere  mete,  n, r.4  h.  m 
die  do  fin,^''  li.  ij  ar.  xxi. 

Nota,  mit  deme  worte  ,czuneJ  meynt  her  auch^''  leymcendti 
rngecleiUt.^-  (GL a SWZ.) 


•  daz  fehlt  S.    W  ap.  2  ^  vnheivdßlic.he!^. 

•'    Vornym  felilt  G. 

'  f.f,    bis   xxxij   felilt  L.     In  G  folgen   die    beiden  Citate  in  umgekehrter 

Ordnung. 
^   C(mcordat  fehlt  G. 
^  La    schickt  voran:    C'oncordaf,    li.    iij    ar.    xxij   in    (/lo\  l'a]     cirm   prin- 

[cipium]  et  li.  ij  ar.  xxxiiij  in  ^Zolfa]   id.tra  medimn. 
~  BLSWZ  Das  (Dat.^  Dia)  vormjm.    La    Dom  iß  loar. 
ä  ii.f,  jnfra']    S  Et  co7icor[  dat]. 
ä  idf.ra    medium    fehlt    L.     In    La    ist    das    Citat   an    den  Anfang   gestellt 

(oben   N.  6). 
"•  La  et  hoc  verum.  "  iuravienttim  fehlt  La. 

'2  BLRW  üe?-[bis].     La  in  ue?-[bis]. 
"  LaSW  ,kommet''  (,kompt'). 
'*  Das  Uebrige  in  La  abweichend:  .v.  s.  [i.  e.  speculo  saxonicoj   li.  ij 

ar.  xxij,  do  fthet,  wie  der  man  felhir  .fage  etc.,  ut  i/mlem. 
'^  HLGLaSWZ  flehen  (flan). 

'"  mit  bis  aucli\    GLa  czevne  daz  .fei/n  (La  v>eren). 

'''  Das  zweite  Alinea,  weldies  in  DGLa  mit  Add.  41  verbunden  ist  und 
in  D  liinter  Add.  42,  in  G  ausnahmsweise  am  Rande  der  Glosse  steht, 
haben  I5LSWZ  in  folgender  abweichender  Fassung:  veimi/vi,  die  do 
(L  ohne  do)  vmjecleibet  fe>pi  vnd  flecht  vffgehauwen  (A  aufff/ehauiren). 
Z  fh.  vnd  alfo  noch  niclit  vorhruclit  nar/i  r/ehohen. 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.  II.  Hit.  18 


26n  st  offoiihiifTt^n. 

Erstes 

Buch 

n. r.r>.  li.öo  41)  jVnde  czymme')'\^  ,Czi/m')ner' ,  daft  ij't  cyn  iifffifhaiiicen 

(jehiide ,-    gefatczf    ader^    rngefnfczf  ,^    gehuioct    (tdcv    tDujeJnuoct ,'' 
dafi*'  do  mit  die  czogen'  vuheflojfin'^  ift.  (GL  a  IS  WZ.) 

BSW  fh.  Saffe,  daz  hufer,  die  do  vnheeleihef  fein  vnd  flecJds 
vffgericlit,  die  lieiffen  ,czymer'.  loanne  die  namen  fallen  heqneme 
Jeyn  den  dingen,  anders  hefte  ye  der  text  gefprochen  von  hufern 
vnd  nicht  von  czymmere  etc.'' 

li, r.(;.  L,  51  42)  §.  2    ,mit    deme    gehuive    rumen']    Nu    mochte    eyner 

fprechen :  nymmet  doch  die^^  frauvoe  keyn^'^  gehude.  fage ,  das 
kommet  douou,  das  man  fie^'^  dormete  nicht  nur^'-^  hemorgengahtt 
durch  miffeften^^  der  dorffere.  lourde  ahir  eyne'^''  domit  bemorgin- 
(fabit,  fo  hilde  man  is  alfo,  als  is  alhir  ftet  gefchrehen.  Sunder 
man  left  fie  nu  nicht  ^^'  d,ormete  hemorgingaben,  uff  das  die  gittere 
nicht  wufte  werden,""''  ut  jnfra  li.   ij  ar.  xxi  in  (/[lolaj.  (SWZ.) 

B,57.  L,52  Q-1.  (Citat)    ,dicat^]    In    libro^^   /ew[doruni]    /^[ubricaj 

,de  co»?ywe[tudine]^  [II,  33]  Do  fteit:  kr  iget  der  herre  mit  weme,^'* 
weiß  man,  daz  her  recht  hat,  adir  zioiuelt  man  dor  an,  der  man 
fal  deme  herren  helffen,  Ift  daz  ahir  offenbar,  das  her  vnrecht  hat, 
er  fal'^^  ym  helffen  zu  feyner  befchirmunge.  Wil  der  herre  ahir 
ymande'^'^  befchedigen,'^^  der'^^  man  mag  ym  helffen,  ab  er  teil.  Ouch  \ 
fteit   in  den  nehften  geallegirten    allegaten:'^    loere    der   herre    zu 


I 


'  BSW  schicken  voran  Item  nota  (W  ohne  noto). 

2  BLSW  huß  vnd  gebuwede  (lius  vnd  gebuw). 

3  B  vnd.         ^  ader  ongefatczt  fehlt  LLaS. 

^  gebuwet   ader   vngelmwei]    BLGSW   bewart   adder   (L  vnJ.)   vnbeumrt.     La 
nur  vnbewart.    GLa  fh.  vnd  vmbecleibit  (vngecleibet). 

•"'  D  dn.         "  do  bis  czogen  fehlt  L.     die  czogeti]    BGLa8W  czogebrucken. 

8  G  be/loßen. 

8  Z  bietet  die  Addition  nebst  Ziisatz  in  veränderter  und  zum  Theil  lateini- 
scher Fassung:    Gezimmere  fein  auj/gericld  ader  V7iauffgericht,  vngedeijbet 
heu/er    ader   gebende.      Quia     uerha    debent    effe    confona    rebu.i,    alia-'i 
dixiffet  domos. 
1"  BLSWZ  keine  (neun). 

11  BSWZ  das.    Vgl.   die  vorige  Note,    keyn  fehlt  L. 

12  A  dge.  '•''  BLSWZ  meUr  (merj. 
'''  L  miftalt.    St  wufte  werdenf. 

!■'  BSWZ  f h.  fi-auwe.  —  abir  eyne']    L  fe  oiier. 

1"  L  fh.  mer.  i^  Sunder  bis  werden  fehlt  Z. 

18  L«A:[bns].  13  L  fh.   vnd.  '^'i  er  fal]  L  fo  frhal  me. 

21  L  iennlgen.  ^^  £,  f  li.   ed,er  fchuden.  ^■'  L  fin. 

^'i  den  n.  g.   a.\    W  d.em  nehft  allegirtten  allegah. 


Die  Entwickiunpr  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  267 

Erstes 

adir '   von  deine  konnige  in  die  achte  ijethan,   der  man  darff-  yiii 
nicht  helffen  adir^  dynen.    (LaW.  —  S  in  der  Griosse.) 

Gl.  ,dns  die  fachfen  allen  frauiven  zcii  irem  eyde  gelafen  n.  rm 
l/ahen']  Nu  mochftu  fprechen:  der  nicht  eyn  fachfe  were,  dar 
machte  der^  frauwen  lafßn ,  ican  her  ivelde/'  des  endorjfte  eyn 
ander  nicht  thim/'  Ich  fpreche:''  ya,  wamieis  ift  keyferrecht,^  vnd 
vas  danne  das  keyferrecht  icil,  daz  vm/fen  ander  recht  lyden  vnd 
litdden.  wanne  der  keyfer  ift  ein  vater  des  rechten,  vt  infti. 
,^ja*|Lus]  ^?,o[dis]  tefta[vü.QYiiSi\  [iii]/{rm.a[ntur]'  |II,  17]  ^.'•* 
,ex  eo'  [7]  et  in  aucten.  ,de  raptis^^^  mulie\rihns]'  [IX,  2('}, 
al.  13  =  Nov.  143].  Diese  Addition  ist  nichts  Anderes,  als 
ein  nachgetragenes  Stück  der  Buch'schen  Glosse,  welches  an 
seiner  Stelle  in  den  Bocksdorf  sehen  Dmcken,  wie  in  1)  über- 
gangen ist.     In  SWZ  in  der  Glosse  vorhanden. 

43)  I,  21,  §.1   ,mit  erhin   gloiche']   Non^^  intelligas  filios,   n.S!'.  L,53 
fed    alios    heredes ,    quia  fiUj    contradicere    non   jm/funt ,  et  hoc^'^ 
■propter  confuetudinem,  que  hodie  feruatur  per  totum,^'^  jnfra,  li.  iij 
ar.  Ixxv  in  _^?o[fa].^^  de  hoc  vide^'>  lehnr.  c.  xxxi  in  margine.^*' 
(GLaQZ.)  Vgl.  oben  §.  3,  Nr.  2,  Alin.  3. 

§.  2  jLipgeczucht  en  kan']  Racio,^'^  das  macht,  daz  is  in   i'..  f,o.  l.  r.i 
kegen  ire^^  metegift  gedinget  vnd  gegehen  ift,  vnd,  toirt  nicht  ehir 
ire,  danne  noch  des  mannes  tode.^-*  vnd  ap  der  man  daz  bey  feinem 
lehin"^^  mit  irer  vulhort^^  verkouft,'^'^  daz  fchat  ir  nicht,  fie  hübe  is 


'  zu  adir  fehlt  LLaW.  2  j^  fiorff.. 

^  LaSW   noch.         "  SWZ  den. 

■'  was  h.  w.]    SW  worczu  fie  weidin.    Z  wozu  er  wolde. 

6  SW  fh.  Solucio.  —  des  bis  thun  fehlt  Z. 

"  Ich  fpreche]    7i  Sprich. 

^  ija  bis  keyferrecht]  SWZ  das  dis  (Z  das,  S  is  das)  kp.yf irr  echt  fei.  Z  i'h. 
dis  aber  fey  fach ffenr echt,  das  dnrffen  nicht  (die  leuilr  lei/den.  \U'y 
Rest  fehlt  Z. 

9  B  c.  1"  B  ,raptu'.         "   G  Nota  per  hoc. 

12  et  hoc  fohlt  BGLa. 

1'  et  hoc  bis  totum]    Z  de  confuetudine  hodie. 

'^  Z  fh.   &  f/Zo[fa]   hie  fequenti. 

'^  de  hoc  vide]    L  et. 

1*'  B  ///o[ra].    -    de  hoc  bis  mar rj ine  fehlt  Z. 

'"    Iiacio  fehlt  W.  '^  in  kerjen  ii-e]    Ij  in  erer. 

'9  noch    bis  fode]    L  de  man  dnet  is. 

2"  feinem  le.hin]    L  crem  leuenden.  '■"   L  vorwiilinijc. 

22  LSt  vorkofte. 

18* 


Erstes 

Biicl) 


:^()S  S  ti-ffiMihaRon. 


danne    verj'tvareti .    dorumhe^    mag  fit-  is    noch  tode    iras    mannas 
widder  fordern  von  eyncm  iczlichenn  etc.'-^  (LaSW.) 
H. t;i.  L, 55  44)  jhynnen  {rem  recht en^  tedingen']  Das  iß  h/puien''  drev 

virczen  tagen*'  von  der  czeit,  als  is  ir  irkant'  ift,  das  fie  is  vn- 
hillich  gelajjhi  hnhe.  tcanne ,  loen^  eyner  gut-'  Ifift ,  der  mus  is 
hynnen^^  m'^  icochen  icidder  in  feine  geicere  nemen  ,^'^  leJinr.  c. 
Ixix  et  Iviij  et  lix.   (SWZ.) 

B,  62  Gl.  ,Neme  auch  eyn   man    czwey  wip']  Doch  mögen  fie  ire 

lipgedinge  vßthun  vnd  vermyten.  Sie  füllen  is  ahir  den  erhen  vor 
anbieten,  anders  mögen  fie  is  nicht  vßthun  ader  vorkouffen ,  vt 
lüich.  ar.   Ivi  ,Keyn  weyp'  in    glo\{a\    ante    medium    etc.  (La.) 

B^  G3  Grl.  ydomete    eyne  frauwe   ire    lipgedinge   vorioirkeoi  mag^] 

Vornym  diß,  daz  is  icar  fie,^'^   ap  is  ir  man  loidderte  vnd  wider 

dingen    liffe   vor  deme  lehenherren  ^^    adir  vor    gerichte.    hiebe  fie 

aber  fuft  fitczen  hey  ires  mannes  leben,  noch  feynem  tode  moc.htens 

feyne  erben  nicht  gebrechen  etc.''^  (LaSWZ.) 

B,  64  Grl.  ,Dis  loere  icidder  die  recht,  die  hir  vor  ftehn  gefchreben'] 

vt  Supra  e.  ar.  in  glo[l'8i]  in  ,daz  vir  de'  et  Supra  ar.  v  in 
^Zo[fa].'<'  (GS.  ^  W  in  der  Glosse.) 

L_5(;a  45)  Gl.  ,Dis   entrichte    alfo^Y''   Nota  hene    illam   diftinc- 

cionem,  quia  -wia^/c/^eburgenfesl  indijß^  er  enter  pronuncciant,  quod 
uxor  retinet  ^"^  bona  eciam  propter  adulterium  a  viro  dviorciata, 
quod  eft  contra  illam  diftinccionem  et  contra  cafum  Supra  notatum 
in  (/[lofa]."'  (LaSW.  —  Z  in  der  Glosse.) 

*  L  fus.         2  s  fi2.  tiiclit. 

^  La  fh.  ^^[de]  roicli.  ar.  xxj,  quavdo  hoc  verum  eft. 

*  In  DL    ist    die  Addition    fehlerhaft   zu    ,gefcheiden'   im    letzten  Satze 
gestellt. 

^  A  bey.    L  in.         ^  virczen  tagen]    L  vireldagen. 

"^  BL  gekundirjet.    W  vo7-kundiget.    Z  kundt. 

8  B  weme.         ^  L  fin  gud.    BSW  feine  (feijn)  lehen. 

^0  A  beij.    L  in.    Vgl.  oben  N.  5. 

"  BLSW  fechs  ivij.    D  vir. 

12  wanne  bis  nemen]    Z  fiiaile  in  feudis. 

13  St  ys.   —    Vornym    bis  fie]     La  Nota,    hoc  inteUlge  verum     SZ  Nota,    hoc 
verum.    W  Nota,  hoc  eft. 

"  A  lehenrecht.  '^  La  fh.  vi[de]  ut   Supra  in  v  ar.  in  margine. 

'ö  SW  haben  ntir  das  zweite  Citat. 

i''  In   L   zu    ,gefcreuen'   im    vorhergehenden    Satze,    dem    Stichwort    der 

Addition  B,  64. 
1^  Z  retineut.  '^  cafum  bis  9.]    L  multa  iura. 


Die  Eutwicklung  iler  Luiidreclitsglosse  des  Öacliseiispiegclb.  2hu 

Erstes 

Buch 

Gl.  jdcis  ir   eyme  yn   eyn    fjeiftlich   lehin    welde'\  Das  muß  b,  üü 
'li'fcheen  mit  den  andern  luilleA  (GZ.  —  SW  in  der  Glosse.) 

46)  I,  22,  §.   1  ,Der  erhe'\'^  Nota,^  fecundum  mac]d\Q.h\\Y-  l,  sr.b 
■j,  e  n  l'e  sj  heres  tenetur  foluere  exequias. '  fed  fecundum  leges  com- 
inunes  impenfa  funeris'^    ante    omnia  ex    hereditate    deducitur/'  et 
■procedit  omne  creditum  et  es  alienum/  ut  in  fpe\Q,\x\o\  ,de  inftru- 
[mentorum]  ecZi"[cione]'  [Lib.  II  Partie.  2j  §.  ,ut  autem  caiUe' 

[12]  circa  ^[nem]''  fer[bis]  ,circa  legata  vero  fcias''^  et  in 
addi\c\ov^\h\\ü\  [iiämlieh  Ipeculi]  ,de  parro[cliiis]'  [Lib.  IV 
Part.  3]  'yer[rieulo]  ,pone  i'ei.'i"  (SWZ.)  Aus  der  Stendaler 
Glosse  zum  lateiniselien  Text. 

§.  2  ,Ift  en  ahir''^  Concordat  wich.  ar.  Ixxviij  in  (jIo\^'a\  li,  w; 
et  jnfra  li.  ij  ar.  xxxij.  (La.) 

47)  ,zcu  vil  lones  gegehin']^^   Nota,  entget  dir  dyn  knecht,  l,  57 
ir  die  mytimge^'^  uß  get,  So  darf ef tu  ym  nichtif  nicht  ^■''  gehin^  et 
datum  reftituat  dujMciter,^^  ./^^/'"^^  ^?*'  V  '^"'-  ^^xij.  (GLaQSW.) 

48)  §.  3  ^mnfteilen']  Muf teil  fecundum  ma(/f?[eburgenfesj  l,  ss 
ift  allis  getotis  ßeifch  vnde  gefaltczen  fleifch  vnde  getrocken  '-''  ßeifch, 

et  7ion"'  maft  fwyn,  dorczu  alle^'  muf  körn,  alfo  etc.  erhiß,'^'^  alles  ^'^ 
hrotkorn,  ane  fatkorn  ,'^^    vnde  hrot  vnde  getrencke.   (SWZ.)   Der 


'   tZ&s  andern  roille]    G  irer  heider  willen. 

2  In  D  ist  die  Addition  für  sicli  und  ohne  Stichwort  fälschlich  der  Glosse 
zu  I,  21  boigeschrieben.  In  L  ist  sie  ebenso  fehlerhaft  mit  der  Ad- 
dition 45  der  Dresdener  Handschrift  verbunden  (vgl.  die  näcliste  Note). 
Dass  sie  zu  I,  22  gehört,  zeigt  ihr  Inhalt  und  die  Stendaler  Glosse. 
In  W  steht  sie  bei  I,  22. 

3  L  fh.  circa  eandem  ^Z[ofam  ],  quod.         *  L  exceffus. 

^  communes  ivipenfa  funeris]    L  verderbt  fi  communes  imijenfe  fuerunt. 

^  L  deducuntur.         '  es  alienum]    Li  omnis  res  aliena. 

8  Das  Uebrige  fehlt  L. 

2  Durandi    Speculum  (oben  S.  257,   N.   17)    1.  c.  p.  330,    col.  1,    Nr.  45. 

Der  Kest  fehlt  WZ. 
'"  Die  Stendal  er  Glosse  hat  ,2^0.  rci'-.    Das  Citat  scheint  verderbt. 
'^  In  DQ  zu  ,Vorlouckent'',  dem  Anfan^swort  des  nächsten  Satzes. 
12  die  m.]    L  de  fit  der  medinge. 
'^  niclitif  nichi\    SW  nichtis  {nichts),  ohne  nicht.    GLa  nicht  (ohne  nichtif). 

L  neijn  Ion. 
'■•  dnpUciter  fehlt  L.    La  duplicaturii. 

'^  SW  ijetruf/et.  —  getotis  bis  getrockeii]    Ti  (jefalzens  vnd  gereuchert. 
'6  et  non]    LSZ  vnd  nicht.    W  Ahir  nicht. 

'7  alle  fehlt  L.  »8  w  fh.  grotze.    S  fh.  lynfen.  >»  D  als. 

2*^  Z  famen.   —  a/ne  fatkorn  fehlt  W. 


270  Steffeiihiigcii. 

Erstes 

Buch 

iiiluilt  stimmt  nahezu  wörtlich  mit  der  k5tciulaler  (Jlosüc  zu 
dersclbcu  Textstelle.  Öitzungsberichte  C,  922  f.  Nr.  17.  Vgl. 
unten  B,  68. 

B,  67  Gl.  ,das  ift  des  liern^\  Die  wile  her^  dint.  (GLa.  —  S  in 

der  Glosse.) 

B,  68  Gl.  ,'nmffei.ln,  das  ift  die  fpeyj'e  teiln^^  Das  ift  truyejleifch, 

gefaltczen  ßeifch,  körn  mel  etc.,  vi  wich.  av.  xxiiij  in  principio 
glo[£e].     (La.  —  W  in  der  Glosse.) 

L,  59  -iÖ)  I,  23,    §.2     ,torheif'\    Die  wert   biß'^  xxi  iarn.  danmi 

fu  ift  is'^  komen  zcu  feynen  tagen,    ut  jnfra  in   _^yZo[l"a]  et  jnfra 
av.  xlij  in  ^[lofaf.»  (GLaQSWZ.) 
,;9.  L, 60  50)  ,der  en  darff  keynem  manne   heo'eche7i^]-'  Vornym  das, 

wo  her  in  vngefundertein  gute  fitczt  mit  den  kindern.''   Ift  her  ahir 
gefundert,  fo  mus  her  herechen.'  wen  eyn   iczlich  Vormunde,    her'' 
fie  erbe  ader  nicht,   der  mus  rechen  dem   kinde,-*  wanne  is^^  zcu 
feynen ' '  iaren  kommet, ^'^  anders  nicht,  wanne  her  mochte  alle  feyne 
guter e  vorthun.^'^  Sunder  ehe  ^^  is  zcu  feynen  iaren  kommet,  fo  mus 
der  rechen,  der  nicht  erbe  ift.    Aber  der  do  ^^  erbe  ift, "'   der  darff 
nicht  ehr  rechin,  das  kint  kome  danne  zcu  feynen  iarn.^'^  hoc  verum, 
fi  habet  ^'^  bona  diuifa,^'^  ut  wich.  ar.  xxvj  in  medio  glo[i^e],  wi^*' 
eciam  hie  glofa  d,icit  in  fine.'-^  (GLaQSWZ.) 


»  A  der.  2  LGLaQWZ  fli.  to  (zm). 

3  L  he.         *  et  bis  g.  fehlt  L. 

^  So  BSW.  D  stellt  die  Addition  unpassend  zu  ,her ecken'  in  dem 
früheren  Satze  ,deme  fal  des  kinden  oormunde  herechen',  Q  zu  dem 
folgenden  ,des  kindes  gut.  L  bleibt  fraglich  ,  da  das  Stichwort  im 
Text  nicht  njarkiert  wird.  G  verlegt  die  Addition  hinter  ,  hur  gen 
fetczen'. 

^  Z  hrudern.         '^    Vorntjm  bis  herechen  fehlt  La. 

8  wen  bis  her]    La  Nota  hie.  der  Vormunde. 

^  dein  kinde\    L  den  hinderen. 

1«  L  /e.  "  L  eren. 

'2  L  kamen.    G  fh.    vt- jnfra   in   nottula.     Nota,  der  Vormunde  fey  erhe  adir 
nicht  u.  s.  w.    mit  Wiederholung   des   vorhergehenden  Passus   bis    kompt. 

13  anders  bis  vorthun]  BLGLaQSW  anders  (La  fh.  ßo)  mochte  er  alle  fein 
gut  (Q  feyne  gtder,  L  fine  guder)  verthun. 

i''  G   wenne.  ^^  W  nicht  egn. 

'6  Aher  bis  ift  fehlt  LDQ. 

i''  BGLaSW  fh.  vt  hie.  —  da.s  kint  bis  iarn  fehlt  GLa. 

18  BLaSWZ  hahent.  '^  BS  WZ  indiuifa.    L  diuerfa. 

'-'^  B  et.  -1  ut  eciam  bis  in  fine  fehlt  L. 


Die  Eiitwickhiiig  ilcr  Lamlrucljtsglosse  des  Sachsenspiegels.  j?71 

Krstcs 

liiich 

Gl.  ,Das  vir  de  ift  eyn  vnde  czwenczig  iare'\  Das  loij'fe,  i'.  to 
ilati  ein  kiiit  kompt  zu  feinen  tagen,^  icanne  is  xxi  iar  alt,^  Als 
Irir.'^  Wiffe  ouch,  das  dijj'e  keyn  tefiament  fetczen  mofjen :  Als 
rnntundige  kinder,  tobende  lute,  dy  nymme  fynne^  haben,  fpellute, 
l'tummen ,  blinden,  vnd  dy  verthumet  fyn  zu  dem.  fode,  vt  in 
l'amnia^  azonis^'  ,qui  teftamentum  facere  yoffunV  [VI,  22J. " 
((JLa.  —  SW,  iu  der  Glosse.) 

51)  Gl.  ,cdfo  ab   eyn  bnider  feynes    bruders    hindere  vor-  ^^  ■?! 
munder    were'^     Idem    intelliye    de    alijs    coniuncfis ,    aJfo    bruder 
kindere,  ivo  J'ie  gancz  vngefundert  fin.   nota   bene.  (GLuSW.) 

52)  I,    24,    §.    1    ,veltpferde']    Vornym  ftrinczen.^    icanne  b,  72.  l,  (u 
alle  menliche  thir  gehören  zcu  dem  erbe,  lehnr.  c.  Ivj  in  ^/[lüfu].'' 
(GLaQSW.  —  Z  in  der  Glosse.) 

BGS  WZ  ausführlicher:  Nu  mochftu  loenen/^^  daz  man  ouch 

ffudpferde  meynte,  wanne  dy  heiffen^^  ouch  veltpferde,^'^  vnd  man 

muß  die  ^'•''  hüten.   Sage  neyn,  her  meynt  hir  mete  ftrintzen.^^  vnd^-' 

fpricht  der  text  ,fictne'  [§.   1],  dor  meynt  her  fuwe  methe,  wanne 

(die  menliche  thir  gehorn  zu  dem  erbeJ*'    Wayn^'  pferde  vnd  pßug- 

pferde  gehorn  nicht  zu  der  morgengabe  etc.^"^  Nota,  kuwe  vnd  kelber 

vnd  J'tudpferde,  die  man    nicht  ynf pennet,    die  gehören  noch  lant- 

recht  zu  der  morgengabe  vnd  gerade,  ader  noch  tüic/([bild]  gehören 

fie  zu  deme  erbe.^'^    Schiller  und  Lübben,  Mittelniederdeutsches 

Wörterbuch  IV,  437.   1878  voc.  strintze. 


»  La  iaren.         ^  SWSt  fh.  iß  (ys).    A  fh.  wirt. 

^  Das  Uebrige  fehlt  G.    La  hat  den  Rest  der  Addition  besonders  nnd  den 

Anfang  als  Einschaltnng  zvir  Glosse. 
'  nyvime  fymie]    A  nymmen  f;jnn.     SW  ni/vimer  fijnnen  (fij7me). 
^  S  feniencia.         ^  B  afonis. 

''  Summa  Azonis.  IJasileae   1572.  Fol.   col.  5i)ö,  §.  1. 
**  Sachsensi)iegel  III,    51,    §.   1    veltstriken.     Homeyer    8.  810  mit  N.   2<S 

und  im  Register  S.  4ül  voc.  Vell.perde. 
n  in  (f.  fehlt  La.         "'  .St  manen.         "  Z  feindl. 
'^  GSWZ  vclt  yenye  (veUl<jen<i).  '•''  St  fe.     G  ir. 

"  G  ßriuczel.    St  fh.  eddei-  moderen.  '■'  GSW  Ouch. 

"■'  Bis   hierher   GS.    SWZ  fh.  lehnr.   c.    ivj   (Z  lo).      Das   Folgende    in  Z 

gesondert. 
'■'    IVccgen.    Vgl.  Lexer,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch  III,  (51(5.   1878 

voc.  wain. 
'^  Das  Uebrige  in  W  getrennt. 

'^  WZ  fli.   loich.  ar.  xxvj.    Aelmlicii   lautet  die  Addition  iu  L:   Jler  meijut 
hir  nene  ßodperde,  funder  he  vteipit  perde  mit  ßrulzen.  he  ß'dU  ok  ,mefte 


'212  Ötefteiihiigcii. 

Erstes 

Buch 

ß, 73.  L, (52  jCZ'anunga  onde  czymmer']  Czune  vnd^  geczijmmiiv  yehorit- 

zu  monjeufjaha,  als  dar  text  hir  fpricht.  Das  Jaltu  alfo'-^  Vornamen: 
Czunt^  daz  fint  czuvftecken  vnd  gerfen/'  dy  nicht  vollcomen  fint. 
das  gezune  •'  mag  d/j  frauive  vff  flißfen '  vnd  vff  Ire  gut  fetczen, 
ap  die  erben  daz  geczune^  nicht  galden'*  wollen. '^'^  Abir  czymmer, 
daz  ift  gebuwe,  daz  do  vngericht  iß,^^  ader  gericht  vnd  vngedacket  ^'^ 
vnd  nicht  volkommen  ift ,^'-^  daz  mögen  die  erben  lofen ,  ap^^  fie 
wollen  etc.  (SW.) 

B,  74.  L,  63  53-^  g_  2  jGemefte  /ioy7i'\    Vornym ,    die  do  gefaltczen  flu 

vnd,  geteilt y^  fuft  gehören  fie  zcu  dem.  erbe,  wanne  mufteil  ift 
eyne  fpiffe,  die  eyn  man  zcu  feyner  notdorfft  geflan  hat,  wich, 
ar.  xxiiij^^'  in  gf[lofa].^'  (GLaQSW.  —  Z  in  der  Glosse.) 
Martitz,  Güterrecht  des  Sachsenspiegels.  Leipzig  1867,  S.  107, 
N.  7  am  E.  mit  S.  7-i,  N.  13.  So  viel  ich  sehe,  die  einzige 
von  Martitz  benutzte  Stelle  der  Additionen. 

B,  75.  L,6i  54^  g    3  ^df^ig  2CW  der  gerade  gehöret']  ]Vo  abir^^  die  nyfftel 

gerade  nympt  der  frauioen,  die  faV*  dem  manne  bereyten  fin'^^ 
bette,  ut  jnfra  li.  iij  ar.  xxxviij  in  tex\i\x\.   (QSW.) 

B,  7(i.  L,  05  ,fchoff']  Nota,'^^  ^ifß  ouch,^'^  daz  die  frauwe  alle  fchajf  ires 

mannes  nympt  zu  gerade.  Hette  aber  ein  ^^  man  ^^  eynen  funder- 
lichen  fchaffhertten,"-'^  die  fein  wem,-''''  die  gehören'^''  irer'^"^   '>^yft^l 

fwyne'  [§.  2],  wente  alle  minfchlike  deer  hoj-en  to  dem  erue.  tcmjenperde 
vnd  lohichperde  hören  to  morgengaue.  Ko  vnd  keiner,  rynder,  ftodperde, 
de  nie  mede  in  fpannet,  de  hören  na  lanlrechte  tor  morgengaue  vnd  lom 
gerade.     Sunder  na  wich[he\de]  hören  fe  tom  erue. 

^   Czune  vnd  fehlt  L.  ^  l  hören. 

3  W  ouch.  ■*   L  tymmer.  ''  St  roden.     L  tun  i-oden. 

^  das  gezune]    St  de  thune.    L  dat  getijmmer. 

^  '^ff  y^i/'i/ß^]    St  ajfhreken.    L  vth  fluten. 

^  daz  geczune]    St  wie  oben   N.  6.     L  dat  timmer. 

3  LSt  Letalen.         ^o  L  loolden. 

"  do  vngericht  ift]     L  me  noch  nicht  vpgerichtet  hefi. 
1-  L  nicht  gedecket.  '■^  vnd  nicht  v.  ift  fehlt  L. 

'^  L  iffet  dat.  '^  Z  fh.  zu  ftücken.  »e  Z  xxiij. 

1"  BZ  fh.    et    Supr-a   ar.    xxij,   vt    notaui  etc.     LSVV  fh.   et  supra  ar.  xxij. 
18    Wo  abir]    L  wen.  'O  die  fal]    L  fcal  fe.  -'"  I.  dat. 

2!  LaZ  fh.  hie  (hie).  —  Nota  fehlt  SW. 
2"-ä  rviffe  ouch  fehlt  LLa.    SW  Hy  (Hir)  wjffe  ouch. 
-■'  La  ir.     Z  der.  21  2  flu  fonderliche  Schaf  odder. 

25  eynen  f.  fchaffhertten]    La  funderliche  fchajf  herdin. 
'^'°  die  fein  loern]     St  vnd  de  fcliape  fyne  loeren.     Z  der  fein  were. 
2^  L  horden.    La  geboren.  -'^  LaSt  fyner. 


])\e  Entwicklung  der  I.iuuireolitsglosse  des  Sachsenspiegels.  27b 

Erstes 

liuch 

)ächt,  ap  fein  iceip  fturbe.  Wass  die  frauwe  felhir  hat^  an  Jchaffen, 
daz  erhit  J'iii'^  v(f'  ire  nehfte  gefpjjnne.'^  Als  weip  ^  und  meide,  die 
Jchajf  heften,  Das  prüfe''  hir  bey,  daz  do  fteit  indem  xxxi.  ar. 
hirnoch.  Stirhit  aber  das  wei]),  dy*'  erbit  keynerleye  varnde  habe, 
funder  gerade  vnd  eigen,  ap  fie  daz  hat,  vff  ire  nehfte J  hat  fie 
felber^  keyne  fchaff,  die  ire  feyn,'^  fo  e)idarjf^^  der  man  feines 
iceibes  gefpynne ^^  feyne  fchajf  nicht  '2  zu  gerade  gebend'  Et  fcabini 
magdeburgen\^Q^\  fie  pronunccianf A ^  (LaSW.  —  Z  in  der 
Glosse.) 

55)  I,  25  Gl.  ,die  haben   vorlorn  alle  lehn']  Ideni^-'  de  iure  b,  77.  l,  ofi 
communi,  l.  ,deo'  [56]   C.  ,de    epif[co^is]   et   cl e[riQ,is\'  [I,  o\. 

vi  [de]  eciam:^*'  ,qiii  clericus  efficitur  aut  votiim  religionis  affumit, 
hoc  ipfo^'  feudum  amittit',  c.  ,qui  clevicius'  [6]  ti.  ,fi  de  /ett[do] 
c'ju<>-o[verfia]^  [II,  26]  i"'  in  ufu  feudorum.  (SWZ.)  Aus  der 
Stendal  er  Glosse  zum  lateinischen  Text  I,  25,  §.  3. 

56)  Gl.   ,her  darff  or   ?:cu  Franckenfurt    nicht    gebin'\    Wo  b,  73 
man  gloubit  zcu  halden,  do  fal  mans  halden.^''  (S.) 

57)  I,  26    Gl.   ,kommet  faft  fogetane  eynem  herren^]  Alfo  i^,  ■?:' 
epte,'^'^  bifchoffe  vnde  eptifchynne.  (G.) 

58)  I,  27,  §.   1    ,nyjftele']  Ift    aber    die    nyftel    auch    erbe  u,  so.  l.  cv 
mete,  fo  hat  fie  die  kore,'^^  ab  fie  die  gerade  nemen  wll  ader  erbe, 

Siipra  e.  li.  ar.  xxiiij  in  fi[ne]  g[\o(e].-'^  (GLaZ.  —  8  am 
Rande  und  später  abei'mals  in  der  Glosse.) 


'  L  hede.         ^  L  fik. 

^  nehfte  f/efp//n7ie]    L  /pilmaqen.  *  St  frowen. 

5  LSt  markt  (mercke).  "  StLaSWZ  Je  (fie).    L  dat. 

''  ap  fie  bis  nehfte  fehlt  L.  *  felher  fehlt  L. 

"  keyne  bis  feyn]    L  nehi  fchap,  dat  er  is. 
1^  L  dorft.  "   L  fpilmagen. 

^'  feijne  fchaff  niclit]    L  7iein  fchap. 
'3  La    fh.     Iftam     addic  ionem    inveni    in    «[cabinorum  ]     e/^fijltola] 

il/a(/rf[ebiirgerif  ium]. 
1*  Et  bis  pronuncciant]    La  et  ita  eft  pronunciatum  fecundum  Scahinos  M. 
1^  BL.SWZ  fh.  dicendum  eft  (LSWZ  ohne  eft). 
'P  vi[i\e]  eciain]    JiLSWZ  Nam. 
'"  BDSW  ipfum.  —  hoc  ipfo  fehlt  Z. 

'S  B  jcontra  fiierit'.    LSWZ  ,controuer[V\a,\  fuerit'. 
'^  In  BS  Lateinisch:   Qui  certo  loco  foluere  proniittit,  ihi  tenetur. 
2»  epte  fehlt  B.  21  7,  wal. 

2-  in  ß.  (j.   fehlt  L.     //[lofej    fehlt    B  iiinl    8   am    Rande,    steht   aber    in    S 

in  der  Glosse. 


Ji74:  S  tef  fe  nhiitjcii. 

Erstes 

Buch 

B,  81  Gl.  jGerade  iß  hitjiijerethe']    Javi,    liahila   eft    ibi:    ,Iß   aber  dyc  nifflel 

auch'  etc.    Vfjl.  dio  vorhergehende  Addition. ^ 

B,  82  59)  I,  28  ,fr(>7i(i  boten']  Was  aher  deme  fronehoten  douon 

hUhit,'-     IwJ'tii  li.  tij  ar.   Ivj.   (GLaZ.) 

1!,  8.3.  L,  (!8  60)  Gl.  ,durch  des  toden    hruche']  ut ,  fi  fidffet    hereticus, 

uel  fe  ipfum  meiu  mortis'^  interemiffet,  IL  ij  ar.  xxxlj.  (LaSWZ.) 

L,  69  61)  I,  29  ,iar  vnde  tage']  Contra  jnfra  IL  iij  ar.  IxxxLlj.^ 

Do  lioftii/'  man  fal  is  geweren,  die  loile  eyner  lehe.*'>  ibi  foluitur, 

vide  wich.  ar.  xvj.'  fac  diftinccionem.,  an  ab  intef\isiio\  et  tunc 

requiruntur   xxx    anni;    an  ex    empcione  Jeu    donacione  feto    allo 

contractu    quocunque,    tunc  Jufßcit    annus.    Tene    menti ,    illa    ejt 

fententia  omniimi  laicorum,  vide  jnfra  li.  ij  ar.  xliij  in  j/Zo[la] 

et  li.  iij  ar.   Ixxxiij  in  glo[i^&,].^    Item  contra   tex[tum\   habetur 

jnfra  li.  ij  ar.  vi  in  fi.  ibi  foluitur  in  glo\^3?y''  (GLaSW.) 

B,  84  Gl.    ,Das  andere  fint    heilige    ding']    Exemplum^^^    klicke, 

mejfebucher,^^  mejfegewant  etc.  (WZ  in  der  Glosse.) 
B,  85  62)  I,  31   Gl.  ,Nu  mochftu  fagen,  ich  faite  vnrecht']    Vor- 

nym  ^-  doran,  das  her  ym  text  fpricht,  das  eyn  man  feynes  wibes 
gut  in  feyne  vormundefchafft  nympt.   (GLaSWZ.) 

u,  8G.  L,  70  63)  I,  32  ,Keyn  loeip']   Ncichkeyn  man.  ivanne   loer  fo  an 

feyme  lehne  ader  an  de7ne^'''  lipgedinge  feyner  muter  ein  ey gen  zcu 
fagit,  der  vorluft  is,  li.  ij  ar.  xliiij  in  textu  in  fi.^^ 


i  Der  Verweis  erklärt  sich  daraus,  dass  der  Baseler  Primärdruck  eine 
Handschrift  vor  Augen  hatte,  in  welcher,  wie  in  S,  die  fragliche  Addition 
zweimal  vorkam,  zuerst  zum  Text,  dann  in  der  Glosse  an  der  be- 
zeichneten Stelle. 

2  Was  bis  hlibif]    Z   Fronbote,  was  der  douon  hat. 

3  mein  mortis  fehlt  L.  *  W  Ixxiij.    S  Ixxii. 

^  Do  hoßii]    GLa  vbi  dicitur.  ^  etjner  lebe]    GLa  her  Mit. 

■^  LaSW  xxj..  G  V.  Den  Anfang  bis  hierlier  rückt  La  hinter  die  folgende. 
Ausführung.  In  W  fehlt  das  Uebrige.  G  fh.  Contra  jnfra  li.  ij  ar.  vj 
in  fi.    Ibi  fohdtur  in.(/lo[(n].     Vgl.   den  Schlu.ss  der  Addition. 

8  In  L,  mit  Uebergehung  des  Restes,  verkürzt:  dat  if  war,  hefl  he  dat  ex 
emptimie,  donacione  uel  alio  contractu.  J'ecus,  fi  ab  inteftato,  fo  is  em  not 
xxx  Jar,  70 ich.  ar.  xvi,  in  li.  ii  ar.  xliii  in  gi^ofa]. 

9  Item  bis  in  gl.  fehlt  La.  i"  WZ  Alfo  (als). 
'»  meffebucher  fehlt  Z.          '^  GLa  Intellige. 

'3  B  feinem.  —  an  deme  fehlt  LW. 

"  in  textu  in  fi.  fehlt  L.     Das  ganze  Alinea  ersetzt  La  durch  eine  andere 

Ausführung,    welelie    nebst    dem    folgenden  Alinea  BSWZ  in  die  Glosse 

recipiert  haben. 


1!,   SO 


Die  Entwicklung  der  Laudiechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  ^iD 

E istes 

Buch 

Fallit,^  icanne  eyne  frauwe  hette  erbe  ader  eyfjen  zcu  lip- 
(ji'Ainfje,^  vnde  die'^  kinder  fturben,  Jo  fturhe^  der  muter  das 
erbe  in  den  fchoß,  vnde''  behelt  danne  ir  lipfjedinge  zeit,  ejjgan 
vnd  erbit  is  danne  abir  nicht^  alfo  lipgedinge ,  Junder  alfo  erbe 
propter  mutacionem.'  (LaW.) 

64)  I,  34  Gl.  ,is  blebe  doch  des  kouffers']  Contra^  li.  iij  ^<  ^'^ 
ar.   iiij.  do  fpricht  die  ylofe:'^  ,diewile  ich  eyn  gut  vor  gerichte 
nicht  vorgebe,^^  fo  ift  is  nach  vieyn/  (GLaSWZ.) 

Gl.  Jage,  is  fie  gut  durch  vierleie  fache']  Concordat  lehen-  ^'  ^s 
recht  c.  xvi  et  xxxvi.  vnd  man  faJA^  gut  verrechen  in  deme 
gerichte,  dor  is  ynne  leyt,  ader  vor  dem  hofeheri'en,  vide  ^-  icich. 
ar.  vlti\moY''^  in  recapitidacionibus.  Do  haffu  ouch ,  toie  lange 
einer  dem  andern  gewern  fal  in  iiij  calumpnisA^  do  fal  man  ouch 
clagen,  li.  iij  ar.  xxxiij  §.  vlti.  et  wich.  ar.  xxi  in  glo[[a,] 
ante  medium.  (SWZ.) 

65)  I,  36,  §.  1  ^befchelden^Y'"  Hie  hoftu,^^  dar  der  vn- 
eliche^''  vorfpreche  nicht  gefin  mag.  wanne  du  hojt  jnfra  ar.  Ixi 
e.  li.  [§.4]:  vorfpreche  mag'^^  nicht  gefin  der,  ,den  man  an  feynem 
rechten  befchelden  mag.''  ergo  etc.'^'^  (GLaQSW.  —  Z  hinter  dem 
Text  des  ganzen  Artikels.)     Vgl.  unten  Nr.   71). 

1  La  Sage,  quocl  <ea;[tus]  hie  fallit,  wie  BÖW  in  der  Glosse.  Vor  Fallit 
wird  in  L  vorgemerkt:  In  cilo\is,\  eo[denij  av.  mlde,  wälirend  ß  den 
Eingang  des  mit  Fallit  beginnenden  Alinea  unmittelbar  an  das  vorige  an- 
scliliesst.    Bei  der  Zälilung  lasse  icli  di(i  Trennung  in  L    unberücksichtigt. 

-  Das  Uebrige  fehlt  BW,  wo  statt  dessen  auf  die  Einschaltung  in  der 
Glosse  (N.  14  zur  vorigen  Seite)  verwiesen  wird:  vt  jnfra  c.  ar.  in  (jlofa. 

^  Tu  er.         ■»  L  ßeriiet.         »  L  f  h.  fe. 

'"'  L  fh.  mer  vp  ere  frimdt. 

^  propter  mutacionem  fehlt  L.  La  fh.  racione  detiolucionis.  dar  vmhe  hlihct 
noch  dijjer  <e.T;[tus|  recht,  wie  BSWZ  in  der  „Glosse.  1)  hat  das  Alinea 
Fallit  zweimal,  und  zwar  einmal  in  obiger,  mit  L  stimmender  Fassung 
für  sich,  sodann  am  Ende  vei'kürzt  in  Anlehnung  an  das  erste  Alinea, 
dessen  Inhalt  kurz  wiederholt  wird. 

8  BWZ  CoiicordaL         9  die  (ßofe\    G  her. 

'"  GLaSW  enijebe.  "  Z  magk.  ''•^  B  et. 

13  Das  Uebrige  fehlt  Z. 

'*  in  iiij  calumpnix  fehlt  W. 

'^  In  D  fälschlich  unter  die  Glosse  zu  I,  35  gestellt. 

16  Hie  ho/tu]    BQ8WZ  Dor  vß  (Q  vff)  mercke. 

■''  der  vneliche]    BQSWZ  eipi  vnelicher.     .St  ei/7i  vnechte. 

'S  GLaSWZ  kan.         '«  erc/o  etc.  fehlt  LaQSWZ. 


276  Stei'l'oiiliii  ;;  cu. 

Erstes 

Buch 

i'-  -'0  I,  08^  §.    1  ,K(i}))2'fiii^\  Keinpfen  das  J'int  dij,  die  oinbc  ijelt 

veclitan,^  Ader  katzen  ritter.  die  heißt  man  jm  latin'^  actores  arene.^ 
(LaZ.)  Schiller  und  Lübbeii,  Mittelniederdeutsches  Wörter- 
buch II,  435.   1876  voc.  katfenridder. 

^'  91  §.  3  ,geiüynnen^]  Erbe  zu  nemen.   ivanne  alle  feyn  gut  das 

ift  vorioorcht  gut.  (SW.) 

B,  92  ,yn  feyn  recht  Ican   her   ahir  nicht    loidder    körnen'    (Homeyer  N.   23)] 

Noch  eliche*  kinder  enmag  der  man  Jeder  nicht  gewynnen,^  erbe  czu  nemen. 
wenne  alle  fein  (jut  ift  vorworcht  <]utj'  (Z.)  Wiederholung  der  vorigen 
Addition. 

L.  71  66)  I,  39  ,w  all  enden  keffel']  Das  ift  ahe  geleit,  vide  10  ich. 

ar.  xxxij  in  ^?o[ra]  ante  medium.'^  (GrQ.) 
B,  o;j.  L,  72  67)  I,  40  ,vnde  nicht  feynen  lifY  Contra-^  e.  IL  ar.  liij.^'^ 

Do  fpricht  die  glofe:^^  ,her  vorluft  feynen  lip.'  die,  ut  ihi  in 
^/o[faV2  (GQ.SW".  —  Z  hinter  der  Glosse.)  Vgl  das  Facsimile 
bei  Petzholdt,  oben  §.  3,  Nr.   1,  N.  3. 

BS  WZ  fh.  Sage,  das  her  fait  in  dem.  liij.'^^  ar.  von  de7n^^ 

ftritßuchtigen ,    der  vorluft  feinen  lip.    Hie  fait  her  von  dem  her- 

ßuchtigen,  dem.e  vorteilt  man  feine  ere  vnd  feyn  leheuX^   ^^g'-  hierzu 

die  Buch'sche  Glosse  zu  I,  53,  §.  2  und  Sachsenspiegel  I,  40. 

L.  73  68)  Ij  46  ^miiffen^^'^^''    Contra^'  jnfra  li.   ij  ar.  Ixiij^^  et 

li.  iij  ar.  xxx.^'-^  Do  fpricht  die  glo\^e\,  das  is  anders  fie  nach 
geiftlicliem  rechte.     (QSW.) 


'  St  liest  mit  Nichten  rechten  (Schiller  und  Lübben),  sondern  hat  nur  ein 
ausgesprungenes  v,  welches  dem  r  ähnlich  sieht,  dessen  Reste  aber  in  dem 
Exemplar  der  Lübecker  Stadtbibliothek  noch  deutlich  erkennbar  sind. 

2  die  h.  bis  latin]    Z  latine. 

3  Z  fh.  nt  iiifra  eo[dem]   [seil,   libro]   art.  xxxix  in  (jlo\_(i\,]. 
*  St  echte.  5  B  fh.  c^u. 

6  gut  fehlt  Z. 

7  GQ  ^nem.  —  in  gl.  ante  m.  fehlt  L. 

S  In  B  zu  jtruweloß'.  '■'  BZ    Concordat. 

'0  W  Ivii.    BZ  Ixiij.    BGSZ  fh.  in  ^Zoffa]. 
11  die  glofe]    BGSWZ  her.    Vgl.  oben  S.  275,    N.  9. 
^■^  L  hat  nur  den  Satz:  die,  ut  ihi  in  glo[Ux]. 
13  W  Ivii.    B  Ixiij.    Wie  oben  N.   10.  "  BS  den. 

'^  S  lehnrecht.    7i  fh.  aber  nit  den  leib. 
16  In  L  zu  dem  Stichwort  der  Addition  B,  !I4. 
IT  SW   Co«cor[dat].  '»  SW  Iviij. 

'9  et  bis  XXX  fehlt  L. 


Dio  KntwickhinK  der  Landiochlsglosse  des  Sachsenspiegels.  2lt 

Erstes 

Buch 

,vo7-m7inden']  Nota  hie ,  wer  ahir  nyne  frauwe  antwert-  b,  9i 
teriimie,'^  daz  man  zu  iren  gutaren  claüe  ,'^  vnd  hette  keipien  Vor- 
munden ,  ivanne  fie  danne  vor  gerichfe  qweme ,  fo  mufte  fie  von 
ffundt  einen  Vormunden  fcyfen,  der  fie  vorantwertte,  adir'^  wurde  ^ 
f eilig.  Hette  fie  aber  einen  rechten  Vormunden ,  vnd  der  loere 
nicht  t/nheymifch,'^  daz  her  fie  verantwertten  muchte,''  fo  mag  fie 
iren  Vormunden'  hinder  fich  czihen  xiiij  tage,  daz  fie  yn  vor- 
hrengen  mogen."^  (LaSW.  —  Z  In  der  Glosse.)  Dem  Tammo 
von  Bocksdorf  zugcscbrieben.  Vgl.  oben  §.  9,  S.  242,  nebst  N.  5. 

I,  47,    §.   1   ,eyde'\-^  Nota  hie,    daz  man    dy  frauwen  nicht  i5,  9ü 
ohirczugen  niagk,  vnd  daz  fie  nicht ^'^  recht  iviffen  dorjfen.^^  Et  die, 
quod  illud  hodie  receffit  ah  aula.  (GSW.) 

jEr  rechte  vorni^inde']  Nota  hie,  daz^"^  rechte  Vormunden  f-.  9(; 
heyffen^^  als  eyn  man  feines  loeihes  ader  der  nehfte  ehinhortige^^ 
fwertmoge.  die  folen  geioere  thun  vnd  leijten^-''  vor  fein  loip  vnd, 
mundelinA^'  Die  ahir  von  gerichtis  halben  zu  Vormunden  gegebin 
icerden ,  dorffen  des  nicht,  vt  jnfra,  ftatim  in  ar.  fequenti. 
(LaSW.  —  Z  in  der  Glosse.) 

09)  I,  48,   §.   1    ^gemacht']    Vide  jnfra  IL  iij  ar.  xvj  et  b,  97 
lehnr.  c.  l xiiij.  (GLaQZ.) 

,klage']  Die  zu  kämpfe  gehit  etc.  (LaZ.)  b,  '•*« 

I,   51    Gl.    ,Die    erften  fint    rechtloß']    Nota,^'  wurde  eyn  i'»,  «a 
geczug  angefprochen ,^'^    daz  er  rechieloß    icere,    daz  mufte    yenner 
zu   hant    hewifen,    vt    C.    ,de    ^e/^i[bus]^    [IV,    20]    l.    Ji    guis' 


'   St  anlicerdet. 

2  Nota  bi.s  claite]    La  Iteiu  /.!o  man  clajete  zu  eyner  frawin  gittere. 

3  St  fh.  fe.         "  Z  ivirt.         '■>  St  Iho  huef. 
"  daz  her  bis  imichte  felilt  LaZ. 

''  iren  Vormunden^    La  yn. 

8  WSt  mag  (mach).    LaS  möge.    La  fh.  vnd  fie  vorantwerte.  La  conibiuiert 

damit  die  Addition  B,  96. 
8  G  bringt  die  Addition  in  den  Text  de.s  vorhergeliondon  Artikels.     In  W 

ist  sie  in  zwei  getrennt  und  tlieil weise  wiederholt. 
'■"  St  negn.  '^  V7id  bis  dorffen  felilt  G. 

'2  La  loelch.         ^^  La  fh    ut  in  te.-r[tn]. 
'■•  ehinhortige  fehlt  La.  '^  La  fh.  vnd  rntphan. 

"■  Der    Rest  fehlt    La,    wo    die   Addition    mit    R,    94    verbunden    ist.     Vgl. 

oben  N.  8. 
1"  SW  fh.  hie. 
'^  ■umrd.e  bis  angefprochen]  W  loeime  eyng.  angefprochin  iimrdf.  S  stimmt  mit  H. 


278  S  tef  foii  li;ifrcn. 

Erstes 

Buch 

[17],^    vnd  daz  fie  kein  warf  vor   gerichfe  fprechen  mögen, '^   //« 
accvf a[cior\\hi\s]'    [V,    1]    c.-'    ,omnipoienH'    [4|.    (SW.)      Aus 
der  Bocksdorf' seilen  Glosse   wiederholt,    mit  Umstellung   des 
letzten  Satzes. 
L.  74  70)  I,  52,  §.   1   JC'yn  eygen  nach  feyne  lute  gebiii']  Contra 

Supra  ar.  xxxiiij.  do  hoftu,  das  eyn  man  mag  icol  fin  cygßn 
vergehin  ane  des  ricliters  orloup.  foge,  her  fagit  do  uon  heioege- 
lichen  gutem,  hie  ahir^  von  vnheAoegelichen.-'  in  bewegelichen  dingen^' 
darf  man  nicht  mer,  wanne  yens  gunft,  der  is  gah,'^  ut  jnfra  IL 
iij  ar.  Ixxxiij  in  glo\'iix\.  vide  eciam.  li.  iij  ar.  iiij  in  glo\j9^.^ 
(GLaQ,SWZ.) 
L,  75  71)  Junder    erben  gloube']-*    Nio  mochftu  fprechen:^^^    lej't 

doch  eyn  man  fein  iceip  bedingen  ane  erben  glouhe,  vnde  die  erben 
muffen  is  vefte  lialden.  Sage,  feynem  wibe  mag  hers  icol  thun 
vnde  uff  geben  ^  i  ane  erben  glouhe,  ader  nicht  eynem  andern,  vide 
lehnrecht  c.  xxxi  in  margine  in  addicionibus.'^'^  (LaZ.)  Vgl. 
oben  §.  3,  Nr.  2,  Alin.  3  nebst  N.  4. 
B,  100  72)  §.  4    ,vorgebit']    Sage,'^-''   her    mag    in  feynem  f ichbette 

vorgebin  alfo  vil ,  alfo  her  obir  das  bettehret  gereichen  mag.  do 
von  hoftu  in  dem^^  loicli.  ar.  Ixiiij  in  dem  biefacze  der  glofen. 
(Q.)i-^  Vgl.  Sitzungsberichte  Gl,  797,  N.  8,  wo  die  Addition 
nach  der  Homeyer'schen  Handschrift  abgedruckt  ist.^" 


1  BSW  ,aut.em'.         2  w  fh.  extra.         ^  B  l.         *  \^  fecht  he. 
5  Bis  hierher  in  GLa  lateinisch.     Der  Rest  in  Z  abgetrennt. 
^  L  gudern. 

''  darf  bis  galj]    L  is  nicht  nnder.i  men  de  gunft  des  geuers. 
^  Die  Citate  fehlen  L. 

^  In  D  ohne  Stichwort  der  folgenden  Addition  nachgestellt. 
^^  Nu  mochftu  fprechen]    L  dar  mochte  ein  feggen. 
'1  thun  vnde  uff  g.]    L  vp  taten  eder  geuen. 

^2  in  m.  in  addicionihufi  fehlt  LLa.    La  f h.  ponitur  in  addic  \\ouih\\?,\ 

differentia  inter  gedingen  vnd  vndir  lihen  u.  s.  w.     Z  verkürzt   die   ganze 

Addition    folgenderniassen :    Seinem   weyhe  gibt   der   man   cm   erben    la.ube, 

vide  lehe n re[c. h t ]   c  x x xj  in  margine  in  ndd i. 

*■'  B  Eczliche  fagen,  daz.  •''  do  von  bis  dem]    B   yj[de]. 

'^  In  Q  auf  einem  eingeklebten  Zettel,  auf  welelien  am  Rande  verwiesen 

wird   mit:   vide  cedulavi  de  hoc. 
""'  La    hat   statt   dieser  Addition   den   vollen  Zusatz  über  die  Gesnndheits- 
proben    des   Bürgers    in    der   Form    der  Petrinischen  Glosse   und   der 
Bncksdorf'schen   Drucke.      Sitzungsboriclite   C'I,   7'.)()  f.      In  DQ   wird    ein 
langer  Zu.satz  angehängt,    der  in  G  für  sich  dem  Texte  einverleibt  ist. 


Die  Entwicklung  der  Ijandrechtsglosso  des  Sachsenspiegels.  279 

Krstcs 

liuch 

73)  I,  53,    §.  2  yhuße']   Conr.or\ dat]  ^  .P^ß'"    *?•  ^''-  '^'■-  ^■^ij  '■•  '"'i 
«/  a?'.  Ixx  iv   (jlofa.  \(tQ,WZ.') 

§.  4  ,Keyn  man  ivettit'']  Mercke  ouch  ym  dritten  buche  >'••  '02 
?/?n  xxxix.  ar.  §.  'penitlti.  do  xnndefiii  in  feiner    <//o[ren],   wo 
man  deme  richter  dreiens'^  wettit,  vnd  ift  doch  nicht  icidder  diffen  ^, 
der  hir  ffehif :  ,nymant  icettit'  etc.   (SWZ.) 

74)  I^  54,  §.  3  ,Cz^ns'■^^  Intellige  de  cenjn  hereditario  qiu)- 
cunque  facto, -^  non  redempcionis  contractu,^  fecundum  magd,\c,- 
burgenfes].  (S.) 

75)  §.  4  ,2) f enden']  Vnde  jufra  annum  et  dien,  nani  poftea 
emonentur  cenfus  et  alia  communia  dehifa,  fecundum  ma(jd[o- 
burgenfes].  AVortlich  gleichlautend  mit  der  Stendalcr  Glosse. 
Sitzungsberichte  C,  924,  Nr.  30.  Im  Augsburgcr  Primärdruck 
übergangen. 

76)  I,  57  ,keyn  gerichte'Y  Et  fl  iudicet,*'  fententia  fiia  non  n.  103 
valet    et    eft    nidla.    nam    que   a    iudice   incompetente  fiunt ,    nulla 
funt,'  C.  ,fl  a  non  conpetenti'  [VII,  48]*'  l.  i.  (SZ.)  Aus  der 
Stendal  er  Grlosse  zum  lateinischen  Text. 

I,  59,  §.  1   ,ane'\  Aliqui'^  non  habent  illam  dietionem  /ine'.'^"  n,  10t 
Sed^^  habent:  ,vff  yn  fei b er  clait' ,^'-  et  hoc  vult  glo[[a,\  jnfra 
iftius  arjticuli].  (LaQS.) 

77)  I,    GO    Gl.    ,das    eyn    vorfpreche  ßch    lool    mctg    laffen   ri.  i(ir>.  i,.  ?<; 
myten']  '•'  N'ota,^^  eyn  vorfpreche^^  mag^^'  lOol  feyne  wort  ader  tat '" 


1  <7<mcor[dat]  fehlt  WZ.    B  vt. 

2  WZ  dry  ßunt.    S  stimmt  mit  B. 
•*  quocunque  facto  fehlt  S. 

''  redempcionis  contractu]    So  in  S.     D   re  empforis  conf.racfa. 

^  In  Z  zu  I,  öö.  ^'  S  iudicat. 

"'  nulla  funt]    Stendal  er  Glosse  nmi  valent. 

8  BSZ  fh.  ,iudice\         "  Q  alij. 

"^  Das  Uebrige  fehlt  QS.    Aligiii  bis  ,«««'  felilt  La. 

'^  La  alij.  '2  Homeyor,  N.  2  ad  h.  1. 

'•'  In  L  zu    dem  Stichwort  der   folf^enden   Addition    efostollt.     QS  verlegen 

die  Addition  hinter  15,   loi;   und  verbinden  beide  zu   einer. 
'■•   BQS   Vnd.     La    Alzo  fpricht    auch  daa  recht,  d,ax,  untei'  A'oraussciiickung 

einer  längeren  Ausführung. 
•''  1.1a   IiaUjche  in  dem  rechtin. 
"'  lia  muß. 
"  /fl.'/«e  ?r.   oder  i.\     BOLabQS  feinm   rath.     L  fynr  irm-f.   imd  fi/nm  rat. 


280  >^tpf  fonli:iKon. 

Erstes 

Huch 

verkouffen ,    at    xi  q.   i/'j  c.    ,non    /.icet'  (71  |   et    xiiij  q.  v  ,non 
fane''[\^^   (GLabQS.) 
H,  lOG  Gl.  ,femen  ratli  wol    verhau  ff  en^^  Nota,    aduocafus  hene'^ 

jpoteft  vendere  covfilluin  ßtum.   (QSZ.)  ' 
i^  i'»'  Gl  ,Nu  fage   du']    Glofa  de   procuratoribus ,^    quod,    gratis 

debet  procurare,  defendere  vel  agere,  m[dej  ibi  6a?"[tolumJ,  qui 
reprehendit  ibi  glofam^  et  concordat  hie  cum  glo[(a].  (S.) 

B,io8.L.77  78)  I,  61,  ij.  1  jburgen  fetczen']  InteUiye'  in  caufa  criminali, 

fecus  in  ciuili,  jnfra  li.  ij  ar.  v''^  in  prin[ci^[o]  _r/[lore]-'  et  li. 
i  ar.  Ixvij^''  in  glo[U]M  (GLabQSWZ.) 

B,io9. L.78  79)  §.  4  ,hefchelden']   Nota,  hie  hoftu,  das  der  vneliclie^'^ 

nicht  kan"^-'  vorfpreche  gefin,  fo^^  man  on  anfeynem  rechten  be- 
fchelden  mag,  Supra  ar.  xxxvj.  (GLbQSWZ.)  Vgl.  oben  Nr.  65. 

15, 110.  L,  79  80)  I,    62,    §.   1   ,zcu    eyner  clage']    Sic  communiter  ^'^    litis 

conteftatio  eft  forynale  principium  iudicij,  quod  per  partes  remitti 
non  poteft,  ut  Miy);e[culo]  ,t/e  ye[ntentia]  p?'oZa[ta]'^  [Lib.  II. 
Part.  3]  §.  ,iuxta'  [8]^"  ,quid  fi  de  parcium/^'  (SWZ.)  Aus 
der  Stendal  er  Glosse  zum  lateinischen  Text. 
L,  80  81)  §.  3  ,drey  fchillinge']  Dorbie^"^  faltu  vernemen,^^  das 

man  vmbe  alle  ander  boffe'^^''  brochep-"^  id  eft'^'^  geringe  broclie  auch 
fal  mit  dren  fcldllinge  icetten  eyme  iczlichen  richter.  vnde  das 
heijf^^  die  cleyne  buffe.    Abir  vmbe  groffe  broche,  alfo  tot/lag  vnd 


^  et  bis  ,non  fane'  fehlt  L,  wo  der  Inhalt  der  folgenden  Addition  in 
deutscher  Fassung  hinzugefügt  wird:  fo  mach  ok  finen  rat  vorkopen 
eyn  aduocate. 

2  So  in  B.    In  D  fehlt  das  betreffende  Stück  der  Glosse. 

3  he7ie  fehlt  Q. 

*  Wegen  QS  vgl.  oben  N.  13   zur  vorigen   Seite,,   wegen  L  N.  1. 

^  S  fh.  dicU.         ^  ihi  glofam]    S  in  ^Zo[fa].  ''  BLS  IntelUgitur. 

^  Z  iij.         ^  7i  fh.  vbi  limitatur.         ^"  S  Ixv. 
'1  et  bis  gl.    fehlt   L.     BSWZ  fh.  et  loich.  ar.   xxvij    (WZ  xxvi,    S  xx) 

in  glo[^ii]. 
'2  St  vnechte.  '^  LWZSt  mach  (mag). 

'*  BGSWZ  fint.    St  ß^it  dat.    L  dar  vmvie  dat. 
^5  BLSWZ  de  iure  communi.     Ebenso  die  Stondaler  Glosse. 
16  LSW  fh.  uerA-[culo].    BZ  fb.  'üer[ficulo]   ,fed'. 
i"?  Durand!  Speculum  (S.  257,    N.   17)  1.   c.  p.  4.*?9,  col.  1,  Nr.  lö, 
18  L  Hir. 

1^  Dorbie  f.  vernemen]    GLa  Nota  hie,  da.i  du  hir  hie  fall  vernemen. 
••'»  GLabWZ  bloß.         21  swZ  geruffte.  -'2  L  vnd. 

2-'  dan  heifi]    L  dar  vmme  hef  dat.    Z  fli.   dicke. 


Die  Entwicklung  der  Landreclitsglossc  dos  Sachsenspiegels.  281 

Erstes 

Buch 

fleijchiounden  falUi'^    wetten p-   alfo   du   hoft^    IL    iii   ar.    Ixiiij. 
(GLabQSWZ.) 

82)  §.  4    ,ane  fchaden']   Contra^    li.    ij-'    ar.    xxxvjS'  do  b, iii.L.si 
fpricht  die    glofe:'    ,irlouhit  der  richter^  widder  recJtt ,  feyne  ir- 
lovlnmge    entfchiddlget    den    cleger    nicht/   ihi   vide    in    r/[lofa].'' 
(GLbQSWZ.) 

I,  63,  §.  1   ,houbtloche']^^^  Das  i/t  hey  dem.  oljirften  locha'^'^   h,  112 
feines  cleides  ader  hey^'^  deme  kollner/'^    (GLabQSWZ.)     Letzte 
Addition  in  Q,. 

I,  IJG  Gl.  ,\Vanne  her  dannc  durch  vngehorfum  ulleyne  voruejl  ivurt'^  Ilir    ]>,.  na 
fpriclit  her  nu,  toas  eynein  dy  ve.ftuiif/e,  do  her  vnhenumet  iß  ynkotninen,  fchade. 

I,   68,  §.  2  ,  Wer  den  andern''^    Concordaf,  li.  iij  ar.  xvij.    (Z.)  B,  114 

83)  ,mit  knutteln']  ^-^  wer  ahir^''  den  andern  fcJiilt  ader  login  l,  82 
ftrafft,^''  der  gehit  gm  feyne  Iniffe^  li.  ij  ar.  xvj.   (GLbS.) 

84)  ,ane  fleifch    loicnden']  Hat    her    aher  fleifch  wunden^  b,ii5.l.83 
fo  verlieft  her^'  die  hant,  li.  ij  ar.  xvj."^^  her  vorluft  damit  feynen 

lip  nicht,  li.  iij  ar.  xxxvij  et  li.    ij  ar.  xvj  in  ß.^'-^  (GSWZ.) 

§.   3    ,vah.n    zcu    kämpfe']     Daz   iß    in    lianthafter   tat    oorhrengen    vnd   B,  HG 
lelhfihinde  geczugen,  vt  wich.  ar.  xxvi  ,Nu  horit'.   (Z.) 

85)  I,  69    ,)nan']    Thar    her    vor'^^^  ^'>^[)iß  feynes  lihes  nicht  b,  117. l,8i 
vorkomen'^^   vn.de  en  bereden,  fo  gehe  her  dem  rieht  er  feyn  gewette 

vnde  tJm,  alfo  du  haft  jnfra  li.  ij  ar.  xiiij.  (GLbSZ.) 

86)  I,  70,  §.  1  ,iiff  gnt''^  Wie  hevs  entreden  fad,  vide  lehnr.  b,  us 
c.  xliij:^^  (GLbSZ.) 


'  GQSWZ  fal  man.         ^  faltu  loetten  fehlt  La.     L  rvedde. 
^  du  hoft]    L  ßeit.         ^  Z   Concor[da.t].         =  BSWZ  iij. 
**  D  xxvj.         '  do  bis  glofe]    G  in  gloza,  dy  fpricht. 
s  L  fh.  ivat.         3  ibi  Iji.s  g.  fehlt  L. 
10  LbQ   schicken    voran:    Alij   hahenl:    ,hie   deme   houiit  gate/.     Homeyer, 

N.  7  ad  h.  1. 
"  St  hole.         12  Q  ^on. 
'•^  GLbQ  kolnere.    A  goller.    Z  kotier.    St  kraghen.    La  gicbt  von  der  ganzen 

Addition  nur  die  Worte:  ader  kolner. 
'■^  In  G    hinter    der    folgenden   Addition    dem  Texte    eingereiht.     In  S    zur 

Glosse  gestellt. 
'^  wer  ahir\    G  Adir  wer.  "^  L  hei. 

^^  Hat  her  bis  her]    L  dede  enen  flefchwundet,  de  vorluft. 
'^  D  xxxvij.  "'  li.  iij  bis  in  fi.  fehlt  L. 

20  BGLb  von.         21  ßgZ  bekennen. 
22  G  fh.  et  li.  ij  ar.  vj. 
Sitzungsbcr.  <1.  iiliil.-liis(.  Cl.    CX.  Kd.  11.  llft  19 


282  Steffonhiigen. 

Erstes 

l'ncli 

F.,  iiii  Gl.  ,vrhare']^  Id  eft^  nutcz,  et  ideo  hahent  aliqui^  exprejje 

,von  nuteze/^  (GLbSWZ.) 
B,  120  87)  Gl.  ,diC'  nicht  dingpflichtig  fin']  Nota,  der''  Ift  ding- 

jrßichtig ,    der    do  zeu  dinge  geladen  ift,    ader  der  do  eynen*'  zcu 

dinge  geladen  hat,   loich.  ar.  xlvj  et  lehnr.  c.  Ixv''  in  _r/?o[ra|. 

(GLbS.  —  Z  zweimal.) 

B  Hir  enden  fielt  addiciones  des  erften  huchea,  vnd  folgen  hirnoch. 
addiciones  den  andern  hnche/i.  L  J)>/t  flnt  de  additiones  np  dat, 
ander  hoeck. 

Zweites  Buch. 

1)  II;  1  ,So  /ich  furften']"^  An  iuramentum  vniuerfitatis 
tranffeat  ad  fuccejjores,  vi[de]  in  queftione  d o minie ali ,^  que 
incipit  ,Bononienfes/^^  ihi  concluditur :  ^ ^  ,filij  ex  contractu patris 
pojfimt  conveniri,  7ion  tarnen  funt  periuri  ex  iuramenfo  paterno, 
cum  periurus  dici  non  poffit,  qui  non  iuravit/^'^  (SW.  —  Z  in 
deutscher  Fassunpj.)  Aus  der  Stendal  er  Glosse  zum  lateini- 
schen Text. 
r>,  1.  L,  1  2)    Gl.    (Citat)    §.    ,conuenticulas^'\    Conuenticulas    quoque 

omnesque  coniuraciones^^^  in  ciuitatihus,  et  extra,  eciam  occafione 
parentele,  et  inter  ciuitatem  et  ciuitatem,''-^  et  inter  perfonam^  et 
perfonam  omnibus  modis  fieri^'^  prohihemus.  fingidis  coniuratorum^^' 
pena  vnius  lihre^'  anri  ponenda  eft.^"^  ^ecp[tus]  [nämlich  Feud.  II, 
53,  §.  6].i'' 


1  D  liest  ,erbe'. 

2  Id  eft]    WZ  vrhar  ift  alfo  vil,  alfo.     S  stimmt  mit  B. 
^  GLb  alij.         ''  ,von  nutcz e']    WZ  ,nutz'. 

^  Nota,  der]    D   Non  dicltur.         ^  A  fh.  dinr/pflichtif/en.  "  Lb  Ixx. 

^  In  D  ohne  Stichwort  an  den  Fuss  der  Glosse  zu  II,  1  gestellt. 
9  Von  Bartholomens  Brixiensis.    Sitzungsberichte  C,  896. 
1'^  Die  Stendal  er  Glosse  fh.  et  eft  xxxviij. 
'1  SW  fh.   qnod. 

'2  Vgl.   das   Kieler    Manuscript  Cod.  Bord.  24  Blatt  178'',    Sp.  2.     Steflfen- 
hagen   und  Wetzel,    Die   Klosterbibliothek    zu   Bordesholm.    Kiel   1884. 
8».  S.  ?A. 
'■•*  BS  conimmiicaciones.     L  comminationes. 

'^  et  citätatem  fehlt  D.  '^  D  fiue.  ^'^  BSW  coniuratoribus. 

"   D  lihri.   —  pena,  vnius  L]    BSW  pro  penos  libra. 
'3  fingvlis   bis    oft    fehlt   L.      Vgl.  jedoch    unten    S.  28S,    N.    3    a.  E.     po- 

nenda   eft]  Stendal  er  Glosse  pnniendis. 
'3  tex[i\\s]  fehlt  BLS. 


Die  Entwicklung  ilei-  Landreclitsglosse  des  Sachsenspiegels.  2öö 

Zweites 

Bncli 

Similiter^  eciam  prohihentur  coniuraciones  negociatorwn,'^  ut 

videlicet  res  certo  precio  et  non  minori  vendantur ,^  C.  ,de  monopo- 

\\nä]'  [IV,  59]  l  {.  (SW.  —  Z  dcutscli  gefasst).'  Beide  Absätze 

aus  der  Stendalcr  Glosse. 

II,  2  Gl.  ,al/o  is  hedcmmevte  dan  fjul   'Korweril'\    Alfo  der  tarj,   do  mete   B,  2 
vertoerit  darc  f}id. 

3)  II,  4,    §.  2  ^lat  der  richter  geicunnen,    vnde  nicht  der  b,  3.  l,  2 
cleger']   Contra  li.  iij  ar.  ix.  do  fpricht  her,-'  der  cleger  falle  is 
haben.    Sage  ,^   das  her   hie  fagit  von   eyme,    der  do   vorueft  ift, 

dor  über'  wirt  yenner  nicht  vorueft.^  dorvmbe  fal  der  cleger  dorte 

das  tver gelt  haben,  hir  aber  der  richter.  (GLbSW.  —  Z  zweimal.) 

II,    ö,   §.  1    ,gerichte']     Dretj    hocjlfte   wetten    macht    ein    half}    u-C7r/eÜ,   Bi  ^ 
wich.   ar.   xlvi   in   r/Zo[fa].     £)az   ift    var,   her   hefte   denne  den  hantfreden 
glabit  vnd  felbi/t  gehrochen,  vt  wich,  ar,  Ixxxiiij  et  xlvi  in  glo[(a]  etc. 

4)  §.  2  ,die  man  vor  gerichte  geivint']  Nota,  debitores  non   l,  s 
fiint  cogendi  gladio  aut  metu  foluere,  fed  ordine  iudiciario ,  ut  in 

l.  ,negantes'  [9]  C.  ,de  acci[onibus]  et  o&Z'i[gacionibus]' 
[IV,  10].  ffallit  hoc,  fi  debitor  fuit'^  fugitivus,  ut  in  l.  ,ait  preior' 
[10]  §.  .fi  debitor em^  [16]  //  ,de  hijs,  que  in  /ra?([dein]^  etc. 
[XLII,  8].'f'  (SWZ.)     Aus  der  Stendaler  Glosse. 

5)  II,  (3,  §.2  ,AUe  vorguldenefchult'\  Nota,  quod^^  allegans  ^'^  ^ 
folucionevi  debet  illam^'^  probare,  hoc  de  iure  magd[Ghurgei\ri]^'^ 
verum,  fi  reus    dicit,^^    actori  folucionem.  fore  factam,  fecus  fi 
tercio.    (SWZ.)      Achnlicli    die    Stendaler    Glosse.     Sitzungs- 
berichte C,  925,  Nr.  34. 


*  L  fic.         2  L  mercatorum. 

^  D  videantur.  —  nt  bis  vendantur]  L  quo  certo  jyrecio  aliquam  rem  vendi 
volunt.  öteiidaler  Glosse  /[cilicet]  vt  fpecies  diuerjorum  corpormn 
negociationis  non  minoi-is  precij ,  quam  inter  Je  ftatuerint,  ventmdentur. 
Li  fh.  p>'ina  eft  lihra  auri.    Vgl.  oben  N.   18  zur  vorigen  Seite. 

''  BLW  vereinigen  die  beiden  Absätze  der  Dresdener  Hand.sclirift  zu 
einem  Stück. 

^  Z  der  text.         G  Z  Sol[vii\o\. 

''  dor  iiher]    GLb^VZ  dort  (W  da,  Lb  dor)  ahir. 

ä  icirt  bis  vorueft^    Z  von  einem  vnuerfejten.         '■*  SWZ  fuerit. 
^^'  In  L  verändert  und  verkürzt:    Nota,   debitores  cog%  Judiliario  ordine,  non 
metu  nee  gladio,  nifi  fnerit  in  fvga,  in  l.  ,ait  pretor'  [10]   §  ,fi  dehito- 
rem'  |16]  ff  ,de  his,   que  in  frazid[em]^  [XLII,  8]. 

"  Nota,  quod]    SWZ  et.    Mit  der  vorhergehenden  Addition  vereinigt. 

'-  S  iam.  '^  de  iure  magd.]    LSWZ  dicnnt  magdeb^(,rgen[iQs]. 

"  ])  dedit. 

19* 


284  Steffenhagen. 

Zweites 

Buch 

B,  5  §-4  ,gahe']    Concordat   lehen7-e[cht]  arti.  xvij  ,Welches  mannen 

gilt'    et    Iv    ,Wirt'    in    fjrZo[fa],    li.    iij   ar.    Ixxxij   ,Wer  fiii   recht'   in 
^Zo[fa]  vüi.  et  wicli.  ar.  xxix  ,ioelch  man'. 

ß,  fi  II,  8    jVorgeladen']    vt  li.  i^    ar.    Ixij  in  glo[^a.\.'^  (GZ.) 

u,  7.  L,  5  II,  11,  §.  1  ,dem  7'ichter']  vnd  nicht  dem  fcheidefrichtere.  ^  (G.) 

B,  8  6)  jdeme    manne  feyne  hiiße    gehin']    Vornym    vor  gerichfe/' 

ader'^  nicht  vor  den  fcheidefliifen.''  (GLb.) 

B,  i».  L,  fi  7)  §.  2  ,des  eydes']  Idem  eff,  loanne  eyner  eyne  fache  ge- 

czugen  wil   vnde   hrenge"^  ß^y^^*^  geczugen ,^   wil  yenner  der   geczn- 

gunge^  nicht   hören,  fo  hat  her   yennen"^^^    oherwunden.    toanne  wo 

gliche  fache  ift,  do  ift  auch  gleich  recht,  li.  i^i  ar.  iiij,  vj  et  ix.'^~ 

(LbSWZ.) 

BLZ  ih.    Concordat  ivicJi.  ar.  xcij-^  et  feqiienti  in  ^?o[fa]  et'xvin 
glo[(a.]  et  li.  iij  ar.  xi  et  loich.  ar.  xvij. 

B,  10.  L,  7  8)  TI,  12,  §.  14  ,ahe  lafjen']  Das  vornym,  wanne  diefcheppen 

yoworten  in  das  gefundene  orteil,  ah    danne  dornach  fleh  ymant 

heriffe ,  dennacJi^^  fal  her  nicht  ahe    laffen ,    der  is  gefunden  hat. 

Alfo  aber  wurde  eyn  orteil  gefunden  vnd  nicht  geyawort ,^^  danne 

fo  mag  her  wol  ahe  Iciffen  ane  fchaden,    ut  in  contrario.  (SWZ.) 

B,  n.  L,  s  9)  Gl.  ,wanne  die  volhort  vorfprochen  ^^^  wurde']  Dis  vornym, 

wanne  die  fcheppin  volhorten'^''  in  das  gefundene  orteil,  ah  danne 
fleh  dornach  ymant  herlffe,^^  dennach  fal  der  ricJiter^^  nicht  ahe 
laffen,  der  is  gefunden  hat.  alfo  aher  lourde'^^  eyn  orteil  ge- 
funden vnde  nicht  gevolbort ,  danne  fo  mag  her  wol  ahe  laffen 
ane  fchaden,  ut  in  contrario."^^  (GLbZ.)  Wörtliche  Wiederholung 
der  vorhergehenden  Addition. 


*  G  fh.  ar.  Iiij  et.         ^  j,^  ,ji_  fehlt  G. 

3  dem  feil.]    L  den  fchedes  luden.    G  vor  den  fcheides  litten. 

*  Vornym  v.  g.  fehlt  BLb,  ^  BLb  vnd. 

^  ader  bis  fcheidej'luten  fehlt  G.  ''  BLb  brengit. 

^  D  geczugunge.  —  brenge  f.  g.]    L  /ine   tugen   vorbringen.    S  brengcn  feyne 

geczugunge.    WZ  feyne  geczugung  brengen  (Z  f  h.  wil). 
ä  der  geczugunge]    L  fe.         i"  hat  her  yennen]    L  is  he. 
'1  WZ  ij.    Lb  iii.  ^~  wanne  bis  ix  fehlt  L. 

12  Das  Uebrig-e  fehlt  L.  "  L  dar  na  fo.         i^  L  geiart. 

1^  In  B  zu  dem  folgenden  ,wurde'.     In  L  zu  dem  vorhergeliendeu  ,vo/- 
bort'.     In  G   ist   die  Addition   dem  Text  des  nächsten  Artikels  (II,   13) 
hinter  §.  2  eingeschaltet. 
1''  L  vorwilligen.  ^^  L  beropen  loolde. 

>9  richter  fehlt  BGLbZ.    der  r.]    L  he. 
20  L  wert.         21  (j5jg  i){g  contrario  fehlt  L. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  285 

Zweitos 

Buch 

II,  13,  §.1   ,eyne  dube^'\    Eyner  mag^  dnbe^  irkrifien,  vnd  iß  doch  kein   B,  12 

dip,    vt  jnfva   ar.    xxxvi   et   li.    iij    ar.    v   in   rjlo[(ii]    et   10 ich.    ar.    xl   in 

rjlo[U].     (Z.) 

§.  8  fWelch  richter'\    Nota  hie,   richte/tu  nicht  ohir  einen  dip,   du  hiß   B,  13 
ei/n  dip,'^  vt  jnfra  ar.  Ixiiij^  ,ioip  vnd  mait'  in  _9^o[fa]  et  wicli.  ar.  xi  in 
'/Zo[fa]  poft7nedium.    Melius^  xoich.  ar.  xvij  in  glo\(ii]  poft  principium.  Do 
Jiaftii,  nne  man  on^  oJnrwinnen''  fal,  et  xxxvi  cum  duobus  feqnentibus.  (Z.) 

II,   15,  §.   1  ,fo(jethane  fache,    do  her  eyne  gewere']    Was  b,  h 
wergelt  fie,^  li.    lij^    ar.    xlv.    Wenne    vnd  icie^^  inans^^  gelden 
fal,  lihro  primo  ar.  Ixv.''-  (LbZ.) 

10)  §.  2    jGloubit']    Vo7i  der    gewere   zcu  fhune  vnde  auch 
von  denie  nutcze  ho/tu  jnfra  li.  iij  ar.  xiiijJ'-^  (GLbSWZ.) 

II,    16,    §.   1    ,e>/n    iczlich   man'\     Concordat   li.    i  ar.    Ixviij   et  jnfra    B,  15 
e[o(iem]    [seil,    libro]    ar.   xxxiiij  et   lehenrecht   c.  Zxa;'*   et  wich.    ar. 
Ixx^^  et  Ixxix  in  fflo[l'n]  etc.    (Z.) 

11)  §.  8  _,ir6u'J^''  Ä  contrario  fenju,  f int  is  vleifcliicunden  ^'^  ^^-  J',  s' 
ader  kampffhare  icunden,^"  Jb  mag  her  f ich  nicht  ledigen  mit  flechter 

^>>fjfe,  funder  mit  eyme    halben    wergelde    jn  hurglicher   clage.    In 
pinlichar  clage  geth  is  em  an  die  hant,   ut  c.  ar.  §.  //.'^  (LbSWZ.) 

12)  II,   17,    §.2   ,ußnemen']^^    wich.  ar.  Ixxv,'^^^  das  her  imv.  l,  k» 
em  felbfehinde   ußzcihin  fal,  et  ibi'^^  dicitur ,-'-  das    der  uafer  den 

Jon  driemal  ußzcihin  mag.  (LbSZ.) 

BZ  fh.  Item  li.  ij  ar.  xvij  §  pennlti.  in  f/lo[(a]  ihi  ,Das-  vernym^. 
nota  addicionem  l'equentem.  Nota,-^   lourde  her-*  ahir  beyrißen  in  hanthafter 


'   Eyner  may]    Z  Merck  aber,  das  auch  eyner  woU  mag. 

-  Z  diehifch  yut.  ^  eyn  dip]    Z  fchnldiy.  ^  B  Ixv. 

5  Z  Sed  melius.         "  Z  den  d/jp.         "^  St  nuertuyen. 

s  St  ys.         9  B  iiij.    Lb  i.         w  vnd  loie  fehlt  Lb. 
"  Z  man  auch  dz  irertjelt.         i-  7j  xlv. 
'•^  In  B    ist    nur   das  Stichwort  im  Texte    markiert,    während    die  Addition 

dazu  fehlt.    Vgl.  oben  §.  6,   Alin.  7. 
'^  Z  Ixxix.  15  2  Ixxij. 

"^  In  L  zum  Stichwort  der  vorhergehenden  Addition. 
'^  kampffbare  «r.]    W  kovipffirwimden.    Lh  kamppirwunden.    L  kampwunden. 

Z  kampff  lounden.     St  kampiierdyyhe  uninden. 
'*  Das  Citat  fehlt   Fi.    Z  fh.  vide  lib.    iij  ar.  xxxvij. 
'5  In  D  falsch  zu  ,nater'  §.   1   gestellt. 
-^  Z  Ixxvj.    LI)  fh.  dicitur. 
-'  Lb  ibidem.   —    et  ibi]     Z  vhi. 

22  et  ibi  d.]    L  vnd  den  fteit. 

23  nota  bis  Nota]    Z  wiffe  auch.         24  2  der  fun. 


Zweitos 
Üucli 


286  S  tef  fen  hagon. 


tat,  adev  das  nian^  yn  mit  gecztigen^   anclagete,'^  Jo  miij'te  her  nntioertten,   vnd 
der  vater  mocJite  en  nicht  ^  vßnemen. 

^^  1^  II,   18,  §.    1   ,iüie']    Nota,    loil   man   obir    einen   rouber    adir  dip   richten, 

man  fal  vor  heiceifen  lajfen,  daz  her  is  fie. 

15,  ll*  11,  19  Gl.    ,wanne    her  mag    is   vmhe   redeUche  fache   erbelofi  machen'] 

vmbe   loelche  fache,    vt  li.  i  ar.   xvi   in  glo[[ii]    et   lehenrecht   c.  xxvij  in 
gIo\Ca]  et  Ixxij  in  r/Zo[fa]  et  li.  i  ar.  xxviij  in  gloH'a]. 

L,  11  13)  IIj  20,    §.   1  jVngeczwieter  hruder^\  Nota,  fecundum 

ma^(Z[eburgenfes],  vhicimque  cUftinctus  et  jndiftinctus  con- 
currunt  in  equali  linea ,  ^  prefertur  jndiftinctus ,  et  fic  des  toden 
halben  ßvefter  fon  ift  nicht  Jo  nahe ,  alfo  des  toden  volle  bruder 
fon.  Si  autem  vicinior  qids^'  ^'/ß-t  y  fö  diftinctus  uel  indiftinctus , 
nie  femjper'^  prefertur,^  alfo  ,des  toden  halbe  bruder  Jon  ift  nehir, 
danne  des  vollen  ßvefter  kindes  h'.nt'.  ^  hoc  eft  hie  contra  textum, 
et  dicunt,^^  quod  tex[tus]  hie  et  li.  i  ar.  iij  §.  ij  feruattir  in 
lantrecht  et  non^^  in  icich[hi\d].^'^  (LaSW.)  Aus  der  Stendaler 
Glosse.  Sitzungsberichte  C,  926.  Nr.  43. 
B, 20.  L,  12  14)    Ql.    ^meyn  f oller    bruder   ift   nehir^y^    Secus  eft  in 

•jyatruo,  quia^^  excluditur  per  uterinum.  Item  fecus  eft  de^^  affun- 
culo"^^  et  matertera.  ratio  diuerfitatis ,  quia  vnimi  eft  expreffum 
in  ßpeculo  faxonum,  aliud  non  eft  expreffum.^'^  vnde  ut^^  fiUj 
fratrum  equallter  fuccedunt  cum  uterino^-^  non  autem  in'^^  patruo. 
(GLabZ.) 


^  das  man  fehlt.  B.  '^  Z  fh.  der  lad  halb. 

3  das  man  bis  anclagete]    St  meth  ghetuge  an  gheclaget. 

*  Z  fh.   vortretten  nach. 

^  in  equali  linea  fehlt  in  der  Stendaler  Glosse. 

8  vicinior  qiiis^    L  quis  proximior. 

'fit  bis  feviper  fehlt  L  ^  l  proferreretur. 

9  Ueber   die    Quelle   dieses    Satzes  s.  Sitzungsberichte  C,  906  nebst  N.  4. 
10  W  fh.  il/a_7c?[eburg' enfes]. 

"  non  fehlt  LDLaW. 

12  hoc  bis  10 ich.]    L  et  hoc  fecundum  wech.  magd,\ 

13  In  L  zu  dem  späteren  ,mynes  haluen  hroder'. 
"  BLGLabZ  qui. 

IS  BLGLaZ  in. 

ip  BLGLabZ  auunculo. 

1"  eft  expreffum  fehlt  Z. 

1^  eft    expr.    vnde    ut]     BLGLab    Expreffum    eft    enim,    quod.    —    vnde    ut] 

Z  fcilicet  quod. 
13  JilLiLiS!L  vterinis.         20  z  cum. 


Die  Entwicklung  der  Lumhcchtsglosso  des  Sachscnspiogcls.  287 

Zweites 

Ruch 

Gl.  ,meyn  vetter']  N^ota  hie,  in  eczlichen  Jtetten,  als  do  U-  -'i 
man  mafjdehurfiks  loichhilden  recht^  helt ,'^  do  helf'^  man 
den  halben  hrnder  nehir,  danne  dy  vngecziceiien  hruderkint.  alfo 
tut  man  ouch  den  hrudern  vor  Jones  Jdnt.  loenne  fie  rechen  dar 
den  nehften  noch  den*  perfonen ,  Als  wer  den  toden  von  perfone 
loegen  bohen^  der  eider  kinder  vnd  hrudere  vnd  ßceftern  nehft 
fin/'  daz  dy"^  ouch  deme  erbe'^  nehir'-'  fin^'*  vnd  teilen  ouch  daz 
erbe  nach  perfonen  czal,  do  doch  dy  vorgefchriben ' '  recht  ^-  kegin 
fyn  etc.  (LaZ.)  Uebereinstiramend  mit  dem  Zusätze  der  Berlin- 
Brandenburger  Handschrift  zu  dem  in  die  Additionen  (oben 
Nr.  13)  übergegangenen,  aber  im  Baseler  Primärdruck  fehlenden 
Excerpt  aus  der  Stendaler  Glosse.  Sitzungsberichte  C,  920, 
N.  8  mit  S.  891,  N.  3.     Vgl.  oben  §.  8,  Kr.  4. 

15)  II,  22,    i^.  5  ,mit  geczuge'\   Wanne  loer  fich^^  geczug  B.22.  l.  i.! 
vermift,  volkompt  hers  ^ '  nicht,  fo  mus  her  wetten  vnde  buffen,  li. 
i  ar.  Ixij  in  (/?o[fa].  alfo  mus  differ  auch  tlmn,    der  fich  felbir 
oberczugifA^  (GLbSW.) 

n,  24,    §.1    ,czu  feynen  recMen  fedingen']    Wie  man  em  b.  2.1 
tedingen  fal,  li.  i  ar.   IxvijJ''  Daz  ift  zu  allen  drien  dingen  vnd 
nicht  zu  eyme  ader  zu  zweien  alleine.   (LbSWZ.) 

Gl.  (Citat)  /.ib^"^  inicio']  Et  in  regula^"^  .non  firmatur'  ^^ -i 
[18]  ,d(^    re[gulis|    ui[ris]'  [V,  ult.|    li.  vi  et  ff  ,de    r(^[gulis] 
ü^ris]'    [L,    17]  /.    ,iii^re'  [206]. 1^»  (G.  —  SWZ'in  der  Glosse.) 


'  maf/d.  tvichh.  recht]  ha.  wie /i/jil de  Magdehurgij'cli  reclit.  Z  Ma(/de- 
hnrfjifch  loeychhylde   recht.     Die  Berlin-Brandenburger  Hand- 
schrift (Br)   fh.   vnd  ok  in  h  r  anden[h  \\v  ^ü  charci]  rechte. 
2  hell  fehlt  B.  ^  ßr  heet.         ^  Br  der. 

5  B   heken.     .St   hekent.     A   ijecjen.     Z    vor.      La    liest   richtig-,    in  Ueberein- 

stimmnng  mit  Br. 
'■  Br  fy.    Z  wer.    Br  fh.  hy  J'y  van  yettveider  odir  vidier  hört. 
^  Z  der.         ®  deme  erbe]    Br  den  eruen.  ^  Br  neycft. 

1»  Br  fy.    Z  wer.    Vgl.  oben  N.  6.    daz  bis  fin  fehlt  La. 
"  voryefchrihen  fehlt  La.  '2  ß,.  fh_  e,y,j  fjgj^, 

■'^    Wanne  w.  /.]    S   Wenne  fich  der. 
'•«  B8W  er  (her).    G   der.    L  he  der. 
15  alfo  bis  oherczngit  fehlt  BLSW. 
1*5  Das  Uebrige  fehlt  Lb. 
1"  ,ah'  fehlt  D.  i'«  Z  c. 

15  In  G    verstümmelt:    et   c.    ,non  firmatur'    li.    vj.      Das    zweite   Citat 
fehlt  SWZ. 


288  Sto  ffciiluigon. 

Zweites 

Rucli 

B,  25  16)  TI,  28,  §.  3  ,hie  der  loeyt']  Das  ift,  man  fal  en  hengen. 

das  ift  dorvmhe,  das  der  doran  geerhit  liat,^  ut  in  glo[lLSi\ß 
(GLbZ.) 

17)  II,  30    ,geczugen']    Wie   man^  gecziigen  fal,    li.  i  ar. 
vij.^  (LbS.) 

B,  2G  II;  31    Gl.    ,ah  fle    lichte    heclait   ader    begriffen    weren'] 

Ädir    ap  fle  fich    tofen^  bey    g(fundem    Übe    yn'^    vorczwiuelunge. 

(LbSZ.) 

B,  27  Gl.  ,Wi^(fe  auch,  das  die  bigrafft']  Scilicet  quod  fiib   tecto 

autfub  limite  extrahuntur  ^  et  non  per  ianuam  deportantur  et  fiipra 
raftrum  ediicuntur  et  in  ftruno''  fepeliunturß  et  illa  dicitur  fe- 
pidtura  canina,  vt  in  c.  ,placuit'  [12]  xxvi  q.  i  [lies  xxiij  q. 
i]  etc.  (SWZ.) 

B,  28  11;  34  Gl.  jWarheit,    redelichkeit  vnde  gerechtickeit']   Tres 

comites  debet  habere  quodlibet  iuftum  iuramentum  ,'^  vt  in  c.  ,fi 
xps'  [26]  ,de  iure  iuran[doY  [II,  24]  et  hie,  als  ,ioarheit,  rede- 
likeit  vnd  gerechtikeit.' ^'-  (SZ.) 

B,29.  L,  u  18)  II,  35  ,flucht'\  '1  Nota,  hie  eft  cafus,^'^  vbi^^  fugafacit 

quem^^  adeo  ^'^  fufpectum,  quod  poffit  contra  eum^^^  ferri^'  fententia, 
de  hoc  in  f2)e[c nlo]  ,de  prefump[cionihusY  [Lib.  II.  Part.  2] 
§.  ijA"^  et  habetur  hie  i''  fugiens  pro  confeffo ,  et  regidariter  fuga 
nocet,  ff  ,quod   me[tii.sj  caH[ra,]'  [IV,  2]  l.    ,metum''  [9]  §.  i. 


1  der  bis  hat]    BZ  dar  an  gearbeü  ift. 

2  ut  in  gl.  fehlt  BZ.         3  LbS  fh.  is, 

^  B  nur   mit   Markierung    des  Stichworts    im  Text,    ohne  Addition.     Vgl. 

oben  S.  285,  N.  13  und  §.  6,  Alin.  7. 
*  St  van.         '^  W  extraliantur.         ''  SW  fcrinio. 
s  Z  abweichend :  Quia  ifti  debent  fuh  tecto  domtis,  uhi  fihi  mortem  confciuernnt, 

deijci  uel  fuh  limine  domus  extrahi  &  fupra  raftrum  educi  tß  comhuri  aut 

fepeliri  in  campo. 
^   Tres   bis   iuramentum]    Z  Nota,    iuramentum  dehet   habere  hos  tres  comites. 
1"  et  bis  gerechtikeit  fehlt  Z.    als  bis  gerechtikeit  fehlt  S. 
'1  In  D  steht  die  Addition  am  Fusse  der  Glosse  des  vorhergehenden  Artikels. 

12  hie  eft  cafus  fehlt  L.  "  LZ  quod. 
11  quem  für  aliquem.    D   quam. 

15  L  ita.         i<5  Z  ijjßim.         "  B  fieri. 

IS  Die    Stendaler   Glosse   fh.   per  /o[annemJ    ««[dree]    in   add[ici- 

onibus].       Durandi    Speculum    (oben    S.  257,  N.    17)    1.    c.    p.    381, 

col.   1,  Nr.  3  am  Ende. 

13  L  et. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  289 

Zweites 

Buch 

vi[de]  in  a7-./e<j'[iiente]  ibi  de  hocJ  (SWZ.)    Aus  der  Stendalcr 
Glosse  zum  lateinischen  Text. 

19)  II,  36,    §.   1    ,geczug']  Wie  hers   geczugen  fal,    li.  iij  •'•  ^o 
ar.  iiij.  (LbSZ.) 

20)  II,  41,  §.2  ,drie  gewette  ader  eyn  icergelf]-  Merke 
dlffen  text  am  ende,'^  wie  meynt  hers,  nach  demmale  das  der 
r'icliter  nurt  hat^  feipi  gewette  in  dem  gerichte ,  vnde  der  cleger 
hat''  feyn  xcergelt  vnde  feyne  huffef  Sage,  der  richter  hat  auch 
in  eyner  Jachen  loergelt ,  das  ift,  wanne  eyn  verueft  man  /ich 
ußzcihen  loil  vnde  fetczt  dem  Richter  bürgen  vorzcidcomen.  komjjt 
her  danne  nicht,  fo  nympt^  der  richter  vnde  nicht  der  cleger, 
das  loere"'  eyn  xcergelt,'^  xvanne  die  clage  gef  an  den  hals,  ut 
Supra  e.  li.  ar.  iiij  et  x  in  glo[i^a],  jm  Richtftige  c.  xxxiij. 
Diffe  burgeczog  mag  der  Richter  entpfan  ane  des  clegers  icille. 
(GLbSWZ.) 

21)  Gl.  ,drie  gewette  vnd  eyn  wer  gelt']  Vornym^  eyns  tags,  i;,  31 
lehnr.  c.  Ixix^^  et  Ixviij^^  et  Supra  li.  i  ar.  Ixij.  (GLb.) 

II,  42,  §.   1  ,gliche']  Daz  ift^'^   bynnen^^  iare.  (GZ.)  Vgl.  b.  32 
Homeyer,  N.  8  ad  h.  1. 

22)  §.    3    ,vorf igelt']   Quibus  ftatur'^^    contra   dominum  et  ü,  ya.  l,  10 
preiuclicant^'^  fibi  ut  confeffo ,^*''   ut  in  c.   ,fi   caucio'  [14]  ^'^  ,de 
//[de]    inftrii\vQ.Q\\iovnm['    [11,    22].    et    idem    eft.,  J'i   dominus 

alteri  tradidiffet^'^  fuum  fig\\\\\\vci].    Confidit  enim  cpiis  de  illo,  cid 


1  §  i  bis  hoc  felilt  L.  yt[(le]  bis  hoc  fehlt  Z.  Statt  dessen  BSW  el  hie 
(S  hec).  Die  Bezugn.alime  der  Dresdener  Handschrift  auf  den  , folgenden' 
Ai'tikel,  d.  h.  II.  35,  erklärt  sicli  aus  der  Stellung  der  Addition  (oben 
N.  11  zur  vorigen  Seite). 

2  In  BSWZ  ist  die  Addition  mit  der  Glosse  zu  II,  41  verbimden. 

3  Merke  bis  ende]  BGLbSWZ  J/e;-c/i;e,  er  J'ait  hie  ,eyn  wer (j elf  (GLb  fou 
eyme  wergelde). 

^  niirt  hat\    BCiLbSWZ  nicht  en  {7i  nichts)  hat  denne. 

5  Z  fh.   vnd  behelt.         «  ßGLbSWZ  gewynnet. 

"^  BGLbSW  wirt.         ^  ivere  eyn  w.]    Z  bürynifs  vnd  weryelt. 

9  B  Adde.    GLb  Intellif/e.         lo  Q  j^v.         "  G  Ixvj.    Lb  Ixii. 
'2   Z)az  ift\    Z    Vornym  difs.    G  fh.  heyde. 
13  A  hey.    Z  fh.  eynem. 

i''   Quihus  ftatnr]    BLSW   Nota,  qnod  ftatur  fiyillo  domini. 
'■'^  BLSW  ijreiudicat. 

'^  BL  confeffio.     Ebenso  die  Stendal  er  Glosse. 
1"  D  jcanon'.         'ä  Stendals  r  Glosse  tradidil. 


Zweites 
Buch 


290  Steife  11  lullen. 


fujillum  irad'ulH,  et  totamA  voluntatevi  Uli  coinmittit ,  cum  in 
ßgillo  inprimltur''  ymago  domini,  ,de  |3e[nitentia]^'^  [C.  33. 
qu.  3]  dif.  i  [lies  ij\  ,principium^  [c.  45],'  tcel  /altem  ca- 
racteres  nominis  eius,  ^de  fi[de]  inftrulm entornm.]'  [II,  22 j 
yinter  dilectos'  [Q\.  Et  figillum,  cuius^  non  poteft  legi  fcri- 
■ptura/' non  jjrohat  nee  meretur  dicA'  figillum,notatur  in^  c.  ^inter-^ 
dilectos'.'^^  et  figilli  appenßo^^  facit  confenfmn,  wo[tat]  har- 
[tolus]'2  in  c.  i  §  ,'preterea^  [5]  ,quihus  7nodis  feu[dum.] 
amittitur' ^^  [Feud.  I,  5].  (SW.)  Aus  der  Stendaler  Glosse. 
B,34.  L,  16  23)  II,  45  Gl.  ,Das  iß,   der  eynen  man  in  kegimoertickeit 

heclaglt'\  ^^  Ratio,  quia  ^'^  fugiens  Judicium  videtur  de^^ßia  iußicia^''- 
dißedere,^^  xi  q.  j  i"  ,xpianis<  [c.  12]  '^"  e^^i  Ixxiiij.^'^  dif.  ,hono- 
ratus'  [c.  8].23  (S.) 

Sexus  ergo,  quod  pofßim  debitorem  meum  ßigientem  capere  2-* 
et  detinere,  donec  ipßum  ad  iudicem  perducam,  in  l.  ,ait  pretor' 
[lOj  //  ,que  i« /raw[dem]  crß[ditorum]'^  [XLII,  8]  2^  §  ,ßi 
debitorem'  [16].  non  tarnen  pofßmi  ab  eo  rem  per  violenciam 
außrre,  ut  C.  ,de  decuri[on\hu&Y  \^,  31]  l.  ^generali'  [54] 
et  in  l.  ,ßiant  cunctV  [IV,  19,  25]  et  C.  ,vnde  vi'  [VIII,  4].2« 
Beide  Absätze  aus  der  Stendaler  Glosse. 


1  Die  Stendaler  Glosse  fh.  fuam.         2  BSW  imprimatar. 

3  BSW  ,co9z/e[cratione]'.    L  ,confecra[iioney. 

4  ,princi'pium'  fehlt  BLSW.  ^  D  eius. 
6  nmi  bis  fcriphira\    L  fcriptura  legi  nequü. 

''  meretur  d.]    Stendal  er  Glosse  dicüur.         ^  BSW  fh.  dicto. 
'J  ,inter'  fehlt  D.  i»  nee  bis  ,diiectos'  fehlt  L. 

"  Stendal  er  Glosse  appoßtio. 

12  D  bor.    Stendaler  Glosse  5rtZ[dus]. 

13  «(^[tat]  bis  ,amittitii.r'  fehlt  L. 

1"  In  L  zu  ,antwert'  im  Text,  in  S  zu  ,dingfluchtif)'  ebenda. 

15  Ratio,  qnia]    L  quod.         ^^  BLS  a. 

"  D  iudicia.    L  iuTifdictione. 

IS  L  decedere.    Stendal  er  Glosse  diffidere.  "  LD  iij. 

20  D  ,xxanus'.         21  xi  bis  et  fehlt  BS. 

22  D  xliiij.    BS  Ixxxiiij. 

23  J)  ,honeratus'.    B  ,oneratus'.    S  ,orieratus'.  —  ,xpianis'  h\s  jhono- 
ratus'  fehlt  L. 

2'»  D  rapere.  25  ^^„e  in  fr  au.  cre.']     D  ,qui  inftru.  re.' 

26  Das  Alinea  Secus   fehlt  BS.     In  L   wird   es    in    verkürzter  Form  an   das 

erste  Alinea  angeschlossen  :  et  poteft  quis  fu[viva]  debitorem  fugitivum  capere 

et  ad  iudicis  prefentiam  ducere. 


Die  Entwicklung  der  Landiechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  291 

Zweites 

Buch 

24)  II,  51   Gl.    ,Das   ander  gehot^Y    Quia   vim  facit,    qui  b,  30.  l,  n 
contra  inhlbicionem-  facit,  ff  ,quod  vi  aut  dam'  [XLIII,   24] 

l.  i  §    ,quod  ficiit'    [lies    ,quid  fit']    [öj.    aduerfus    violentiani 
eciam'^  parum    prodeft    cuftodia,   ff  ,quod    iiie[tu.s]    cau\Ca]'  , 

[IV,  2]  l.  ij.^  i^SWZ.)    Aus  clor  Stcndaler  Glosse. 

II,  54  Gl.    ,Das   iß   durch   das,   das  vihe  ßeticUch  fchadet']    Eyn  dinfj    ''>•  •'5*^-  I^^  l^^ 
mvß  man^  nicht   thun   durch   zukunßigen  ßhadens  roille,^  vt  hie  et  toich.  ar. 
cxxiiij  in  c/lofa  etc.  (Z.) 

II,  60  Gl.    ,Wie,   ab   ich  yeme  tete'\    Ap   ein   man   r/eivanf-  adir  ander   I>,  ;i7 
ding  tete  czu  nehene  vnd  ivurde  em  geftalen,   quid  iuris  etc. 

25)  11,  61,    §.  5  ,ledekeyne'\    Das   ift,    imnne'  die  faet^  h,  3s 
ledif/en  -^   hat,  das  ift,    wanne  ße   gefchoft  ^^    Jiat,    ader    icanne  Jle 
hhtter  hat.^^  (GLbS.)     Vgl.  Homeyer   N.  19    ad   h.    1.    Scliil'ler 
und  Lübben,  IMittelniederdeutsclies  Wörterbuch  II,    649.   1876. 
voc.   ledich. 

B  Hie  enden  /ich    additiones  des  andern  buch/,   vnd  volgen  hienach 
additiones  des  driten  buchs.    Li  Seqimnttir  additiones  tercij  libri. 

Drittes  Buch. 


,n- 


1)  III,   3  ,thoren^]    grnnio  fententia    lata    contra  furiofuni 
uel  honis  i.nterdictum^'^  eft  ipfo  iure  nidla,  ff  ,de  re  iudica[ta]' 
[XLII,   IJ    l.  Juriofo'    [9],i*     ,de  fucce ff [lowihw^]    ah    i 
tefta[ioy  [111,21]  c. /i[nali]  [3].  (SW.)  '  Aus  der  Stendaler 
Glosse  zum  lateinischen  Text, 

III,  4  Gl.  ,das  eyner,   deme   eczioas  gegehin  loere']    ml  fic:  b,  2 
iceme  waz  •''  gegeben  "^  adir  verkouft  were,  der  icere  daz  ^''  nehr  zu 


i.   L.  1 


'  In  D  am  Kopf  des  Textos. 
-   W  prohibicionem.     7i  fh.  aliqnid. 

3  eciam  fehlt  L  und  in  der  Stendaler  Glos.se.  ■•  Z  xj. 

'■•  L  fh.  dicke.    Z  fh.  offt.         6  Vgl.  hierzu  die  Buch'sche  Glo.sse. 
■'  BLb  f  h.  daz  körn  vel  (A  oder,  Lb  das  ift).         ^  g  fnodt. 
9  G  f/elode.    BLb  rjeledet.    A  'rjeUdiget.     S  gelediget. 

lö  B  f h.  ader  gledert  (A  oder  geledet).  8  f h.  ader  geledert.   G  f  h.  adir  gelodirth. 
1*  icanne  fie  bl.  hat\  BGLbS  geblettert. 
'-  bonis  inte7-dictuin\    L  cuiit-f  bonis  intei-dictum  eft. 
'3  ,de  re  iud'.]  Stendaler  Glosse  im  Aug.sburger  Primärdruck  corrumpiort: 

,de  reg.  iuris'. 
'<  Das  folgende  Citat  felilt  L.         ''  Z  das.         ""'  WZ  vorgebin. 
1^  Z  des. 


292  Stef  l'o  n  li;vgeii. 

Drittes 

Buch 

hehaldene,   denne  is  yenner  zu  verfacheneA    Hlr  hegen  Ift  hiruor 
etc.  (WZ.)  Variation  der  Buch'schcn  Glosse. 
ß'3-L,2  2)  Gl.  ,wanne  is  iß  nach  feyn'Y^  Das^  vernym,  toanne  her 

,  das  verkoußte  ding  in^  feyner  gewere   hehalden  hat,^    ah  Supra*' 

li.  i"^  ar.  xxxiiij  in  ^^o[fa]^  quia  per  tradicionem  eciam^ 
extraiudicialem  tranffertur  dominium,  §  ,per  tradicionem'  [40] 
Infti.  ,de  ?'e[rum]  diuifi\o\iQ,Y  [II,  1].  (LbSW.) 

B,  •!  Gl.  jWer  do  kouffunge  bekent^~\  vel  ßc:  loas  einer  verkouft 

ader  vergihit,   des  fal  her  geivere  ßeyn.   (W.) 

B,  5  Gl.  ,Wanne  ßage,  is  en  fie'']  vel  ßic:   daz  her  do  ßait,  daz 

die  erben  iren  meteerhen  ßollen  gewern,  die  dorff,  dy  ym  gehen 
ß.nt  von'^  ßeyme  eldervater,  dy  loerden  em  vor  ein  teyl  ßeines  ^^^ 
gutis  gegeben,  vnd  hir  ßait  her  etc.  (W.)  Variation  der  Buch- 
schen  Glosse. 

B,  6  III,  5  Gl.    ,Hie   merke   das   vnderßcheit  dißs  artickels''\  vel 

ßic:  hir  mercke  vnderßcheit  des '^^  ar.,  der  hiruor  ßtehit,  vnd  dißßes. 
Yenner  ar.  ßait  von  deme  antwerttere,  der  ßch  czuet  an  ßeinen  ^- 
gewern,  daz  daz  angefangete  gut  ßeyn  bleiben  ßolle.  Difßer  ar. 
verantwert  daz  gut  alßo,  nicht  daz  is  icht  ßeyn  ßie,  wenne  her 
hegert,  daz  hers  mit  rechte  geloße.^^  (W.)  Variation  der  Buch- 
schen  Glosse. 

3)  III,  Ö,  §,  2  ^beßatczt']  Vornym  das  cdßo,  wie  wol  der 
knecht  habe  ym  uß  gedinget  ^^  vnde  beßiczt,  das  der  herre  om  ßulde 
legen  ^^  vnde  gebin  ^'^  alle  ßeynen  jchaden  vnde  alle  ßeyne  vorluß, 
die  wile  her  an  ßeyme  dinße  ißt^^"^  glichwol  darff^'^  her  ßulchen 
ßchaden  vnde  vorluß,  alßo  hir  in  dem  texte  ßtehit,  nicht  legen^-'  etc. 
(GLabSWZ.) 

BGLabSWZ  fh.    Racio,    wenne   daz  ^^   ißt  ßeyn  guter  wille 
vnd  ßeine  ßchulf. 


B,  7.  L, 


1  W  uorßehne.    Die  letzten  Worte  felileii  WZ. 

2  In  L  zu  dem  vorherg-elienden   ,glieweren'.         ^  B  vel.  '  L  %. 
^  L  hedde.         ^  D  jnfra.    BLLbS  contra  (LbS  fh.   Supra). 

■J  W  ij.         8  ecinm  fehlt  B.  ^  W  adir.  ' 

10  W  e?/ns.  11  W  diC/e.'i.  '2  ^x  ei/n&n. 

13  W  f  h.   Hip-  mercke  drcijrley  ftucke,  wie  in  der  Buch'schen  Glosse. 
"  Z  fiedient.         i^  L  leggen.    S  legin.    BLaW  legeren.    Z  loegeren. 
16  vnde  gebin  fehlt  BGLabSWZ. 
"  die  loile  bis  iß  fehlt  BLabSWZ. 

18  L  dorß.         i'J  H  legin.    BLaW  legem.     Vgl.  oben  N.   15. 
20  WZ  do. 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  293 

Drittes 

Buch 

Gl.  ,ader   ah  ße    der  egnanten  ingefinde']    vel  ßc:   daz  ße  n,  8 
'rjn   geßnde  feyn   nottorft    mete   koufften ,    ader    ap^    etc..   (\N.) 
Variation  der  Buch'schen  Glosse. 

4)  III,  31,  §.  1  ,antioerten^']  Das  vornymP-  ah  man  auch  P..3.  l.  t 
deme    erben -^   nicht  ^   glouhit   hette.'"   luer  do   eyme  icht*'    nymmet, 

der    pflegit  "^    deme    erhen    nichtif  nicht  ^   zcu   glauben "    vnde    mns 
e?7i  *"  doch  dor  uor  antwerten,  ut  hic.^'^  (GLbSWZ.) 

Gl.  ,icie   en  füllen  die  eriew']    Nota  hie,   das  dy  erben  den  /chnldijen   n.  lo 
nicht  dovffen  irynneren'^'^  noch  toder  hanl,  fundern  man  muß  fie  iri/imern'^^  vj)' 
des  vaters  fchuU,  vt  hie,  vide  proceffum  etc. 

III,  32,  §.  8  ,her  nymi^t']  vel  fic:  her  wjmjyt  fein  erhe  noch  feyme  Lode   '%  ii 
xnd  feine  kinder,  ap  fie  noch  em  gehoren,'^^  dimittendo  vnd  erhit  is. 

5)  III,  47  Gl.  ,das  die  buffe  gliche  '■''  groß  ßeyn  ßalle']  Bis  p-.  '2  l.ö 
vornym,  loanne  man  pynlichen  (-läget,  ß)  henget  man  vnder  teilen 

eynen,  vnde  vnder  icilen  ßo  flet  man  en  zcu  der  ßtiippen,'^^'  li.  ij 
ar.  xiij.^-  (GLbSW.) 

III,  51,  §.  1  ,ßtelente']  Das ßint  dy  enten,  do  man  icilden^^  !•,  in 
enten   mit  ßtelUt.    (SW.  —  Z  in    der  Glosse.)     Vgl.    oben  §.  8, 
Nr.  3  nebst  N.  6,  7. 

,hobewart']    Id   eß   der   hunt  in  deme  huße   des   mannes.^-*  R,  n 
(GSW.)    Schiller    und    Lübben,    JMittelniederdeutsclics  Wörter- 
buch II,   325.  1876  voc.  hoßcarf. 

§.  2    ,runczide7i']    Daz  ßint  roß,'^^^  dy  zu  ßreite-^  togen."^'^  ^r  i"> 
(SW.)  Schiller  und  Lübben  a.  a.  O.  III,  532.  1877   yoq,.  runt- 
siden.    Vgl.  oben  §.  8,  Nr.  2,  3  nebst  N.  5,  7. 

in,    64,    §.    8    ,Deme  ßchulteyßen']    Daz  ßint   richter   in  R,  ig 
mergkten.  (Lb.) 


'   W  f  li.  ße.         2  GLbWZ  faltu  vornemen. 

3  er-hen  felilt  D.         ■*  BGLbZ  nichtis  (nichts). 

5  BLGLbSWZ  fh.  -wenn  (  IVente,  wann).         ^  Lb  recht. 

7  Z  fh.  ya  gewiflich.         «  nicht  fehlt  BGLbSWZ. 

^  L  geuende.    Z  gelden.         '"  em  fehlt  LG. 
"  td  hie  fehlt  LZ.  12  dorß'en  irynnei'en]    St  hewifen. 

'^  fie  ii-ynnern]    St  dat  hewifen.         "  St  geboren. 
^'^  ,gliche'  fehlt  D.  ic  2c?<  der  ft.]    A  mit  zntten. 

1^  Das  Sachsenspiegelcitat  fehlt  G,  wo  die  Addition  ausnahmsweise  an  den 

Rand  geschrieben  ist. 
'■*  HWander.  Ebenso  die  Tz  erst  edische  Glosse.  Sitzungsberichte  CVI,  211. 
''•'  G  kürzer:  id  eß  den  hvß  hunt,.         20  st  per  de. 
21  W  czufchte.    S  czofte.         22  gt  dhenen. 


Drittes 
Buch 


294  Steff  oiiliagcn. 


B,  17  6)  §.  9    ,Dem.e    belehnten    voyte']    Vnde  das  ßnt  gogreuen, 

die  man  zcu  langer  zceit  keuft,  der  ift  nu  niclit,^  ttt  IL  i  ar. 
Iviip  in  glo[U].  (GLl)SWZ.):^ 

B,  IS  in,  GO  Gl.  am  Ende  ,ef.c.']     Not.a  hie  pnrtem  glofe.  fwpcr  articulur,i 

Ix  ix  perlinentem  ad  finem  illuc,  videlicet  ,vnd  vinden'  etc.  [§.  3].  Diß  iß 
Widder  daz  keiferrechl,  daz  fpricht,der  rirhter  folle  dy  ortcyl  f eiber  vinden,  ii.s.w. 
bis  Wenne  das  orteil  iß  allerlohelicliß,  daz  von  vil  lutcn  gegeben  tvirt  vnd  ge- 
fnlbort,  vi  (Citate).  Dieses  nacligetrageno  Stück  der  Bach'schen  Glosse  fehlt 
an  der  betreffenden  Stelle  in  den  Bocksdorf 'sclien  Drucken,  wie  in  D,  wo 
die  Glosse  zu  §.  2  ,Sitczende'  abbricht. 

7)  III,  73,  §.  1  jNympt  aber  eyn  frie  fcheppinbare  weib 
eynen  birgelden']  alfo  hie  faltu  den  text  nicht  anders  han,  danne 
alfo  her  hie  ftet.^  eczliche  bucher  haben:  ^nymrpt  das  fcheppinbare'' 
iceib  eynen  birgelden'.  die  haben  vnrecht,  loanne  is  ift  widder 
den  latinifchen  texf/'  vnde  auch  clor  vmbe,  das  das  ammecht 
ift  der  manne  ammecht, ~  ut  dicit  glo\_(a,]  hie  in  pyin[ci])io]. 
(SW.  —  In  Z  verändert  und  weitschweifiger.) 

B,  19  8)  §.  2  ,die  dinftman']  Dinftman,  id  eft  die  eygen.  abir^ 

fage,  her  heiß  hie  die  dinftman,  die  do  dynen  vmbe  ir  gut,  ut 
jnfra^  glo[Ca].  (LbW.) 

B,  20  9)  §.  3  ,ire  burtmit']  Das  iß,  ße  geben  irem^^  hern  eyne 

gäbe  vnde  muffen  das  myten,  das  ße  mögen  man  genemen,  vnde 
das  heiß  merces  coimlacionis.  (GLbW.)  Schüler  und  Lübben, 
Mittehiiederdeutsches  Wörterbuch  I,  450.  1875  voc.  bumede. 
Vgl  Dt.  im  Text  (Homeyer  N.  29  ad  h.  l). 


'  der  bis  nicht  fehlt  G. 

2  B  Ivij.    Ebenso  Lb  ursprünglich,  aber  mit  nachgetragenem  i, 

3  In  G  steht  die  Addition  ausnahmsweise  am  Rande. 

*  alfo  hin  ßet  fehlt  SW.  Statt  dessen  setzt  S:  In  ar.  Ixxiij  faltu  habin 
in  principio:  jNgmpt  egn  fcheppenbar  freij  man  eyne  birgelde'.  Die  Be- 
merkung trifft  nicht  die  Lesung  der  Dresdener  Handschrift,  welche 
im  Folgenden  verworfen  wird,  sondern  die  des  Baseler  Primärdrucks: 
,Nim2Jt  abir  eyn  fcheppenbar  frei  man  eyne  birgelde'  (Homeyer  N.  2  ad  h.  1.). 

5  SWZ  fh.  freij. 

6  Der  Lateinische  Text  des  Sachsenspiegels  lautet  in  Uebereinstimmung 
mit  der  Deutschen  Lesart  der  N.  4:  ,Si  vero  pagana  aut  villica  bannito 
copuletiir'  (Homeyer  a.  a.  O.). 

^  W  fh.  mid  nicht  der  loyber.         ^  BLbW  Ader. 
3  BLbW  fh.  in. 
'"  D  statt  gehen  irem  zweimal  irem. 


Die  Entwicklung;  der  Liindrechtsglosse  des  Sachsenspiegels.  295 

Diittos 

Buch 

10)  ,ire   man'^'^    Idem   ejtp-  fi   mnrifus    repudint   uxorem,  b.  21 
qiiod    tunc    temporis    licuit  fecundum    iura  flau  or  um.    (GLb.) 
Letzte  Addition  in  B.'' 

11)  ni,  76,    §.  2  ,der  man^'\    Noid,    das  iceib  erhit  keyne  l,  c 
farnde    habe    hie    des    mannes    lehin,     ane    aJleyne^    gerade   vnde 
eygen,  vide  li.  i  ar.  xxxi  in  j?rM?.[cipio]  glo[^Q.\''  (LbSW.) 

12)  ITT,  77,  g.  1  ,Tvt  eyn  man']  Du  fall  den  fext  alfo  t..  ■< 
vornemen:^'  wanne  eyn  man  nympt  eyne  icitteice,'  die  do'^  acker 
Jiat,^  tut  danne  der  man^'^  den  acker  uß/^  loanne  danne  die  icit- 
teice ftirhit,^-  fo  fal  der  man,  der  den  acker  gemyt  hat,  den  erben, 
uff  die  '•'^  der  acker  gefellit,^^  icidder  gebin,^^'  vnde  die  erben  fidlen 
deme  mitter e  gebin  fidchen  ^^'  zcinß,  alfo  her  yeme  gebin  fulde,  do 
her  en  vmbe  vormit.^''  ab  auch  das  des  myters  fchade  were,  fo 
miis  her s  glich  icol  thun,  ut  hie  dicit  glo[^&,]  in  ßne.  (GLb WZ.) 
Letzte  Addition  in  L. 

18)  III,  83,  §.  2  jgeicern'l  Das  faltu  vornemen  von  lehn- 
gutern  nach  Inte  des  latinifchen  textesA'^  (GLab.)  Letzte  Ad- 
dition in  Lca. 

14)  §.  3  ,die  icile  das  her  lebit''\  Intellige  ante  tradicionem 
iudicicdem,  uel  infellige,  fi  tcde  pactum,  factum  eft  inter  partes, 
cdias  fuf fielt  vnus  annus,  Supra  e.  ar.  §  proximo.  uel  intellige 
hie  textum  contra  cdfenfem,  ut  wich.  ar.  xxi  in  _r//o[fa].  (GLbW.) 
Letzte  Addition  in  DG.'"  In  W  steht  die  letzte  Addition  zu 
UT,  88,  i^.  5  ,volkommen'. 

'  In  D  zu  jibendifch'.         2  /(^gnj  gß  fdilt  B. 

'  B  schliesst  hier  mit  Finis  fdiciter. 

^  ane  aUei/ne]    L  funder.         ■'''  in  pr  [iL  fehif,  L. 

'"'  Du  bis  rornewien]    L  Vornim  deffen  ar.  aljo. 

^  Z  fh.  Aber  herwiderumh  ei/n  fravi  einen  man. 

8  Z  fh.  eijgen.         ^  7a  hetten. 
1"  der  man\    Z  yhr  eins. 

"   Z  fli.  vrah  zynfe,  dem  man  ylnne  dauon  gehen  folf  mit  ylienea  rril.len. 
'2  wanne   danne   bis  ftirhit]    Z  Stirhet  dan  dafs,   des   der  acker  eijgen  wafs. 
'^  L  fh.  dar.  '^  L  vpp  foll.    GWZ  fh.  den  acker. 

lä  Z  laffen.  .       ic  Z  fonill. 

i''  her  yeme  \3\?i  Viorniit\    1^  nie  iennen  geuen  fcholdc,  den  en  em  vormedet  hedde. 
'S  jQui  vero  alicui  plieoda  conferal'  w.  s.  w.  (ii;vch  doiii  Anj^sburg'er  Priniilr- 

dnick). 
■'■'  G  giebt  die  Addition  uu.sualims\vei.se  am  Kande. 


290 


st  off  null  agcii. 


3.  Uebersichts- Tafel  der  Additionen. 

Die  naclifolgcnde  Uebersichts- Tafel  vergleiclit  den  ge- 
druckten Bestand  der  Additionen  mit  der  liandscliriftlichen 
Ueberlieferung,  olme  auf  diejenigen  abundierenden  Stücke  der 
Handschriften^  welche  im  Anhang  1  niclit  mitgetheilt  sind,  ein- 
zugehen. Bei  allen  Handschriften,  deren  Additionen  ich  (ausser 
der  Dresdener)  nicht  beziffert  habe,  ebenso  bei  dem  Zobel'schen 
Druck  bedeutet  ein  Gedankenstrich  (  — )  das  Vorhandensein  des 
betreffenden  Stücks,  wogegen  das  Fehlen  nicht  besonders  aus- 
gedrückt wird.  Wo  die  Additionen  als  Interpolationen  zu 
Text  oder  Glosse  auftreten,  ist  statt  des  Gedankenstrichs  ein 
I  gesetzt.  Zum  Text  des  Sachsenspiegels  verweise  ich  auf  die 
Zahlen  der  Artikel  und  Paragraphen,  zur  Glosse  nur  auf  die 
Artikelzahlen  der  drei  Bücher,  in  beiden  Fällen  ohne  die  Stich- 
worte. Wegen  der  Bezeichnung  der  Handschriften  und  Drucke 
vgl.  bei  Anhang  1   den  Eingang  am  Ende. 


Sachsenspiegel 


Glosse 


Die  Drucke 


B 


Z 


Die  Handschriften 


D      G     La    Lb 


Q 


S         W 


I.    1 


2.   §.  1 

§•  2 

§•  3 

^.  4 


3.   §.    3 


2 
3 
4 
5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 


1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 

Vi 
10 
11 
12 
13 

14 


1 

2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 

9 
10 
11 
12 
13 
14 
15 


I 
I 
I 
I 


*  Am  Rando  und   zuti-Icnch  in  der  Glosse. 


L'ic  Eiitwickhiii;,'  der  Laiidrcchtsglotiso  des  Sachsenspiegels. 


297 


Sachsenspiegel     Glosse 


1.  5.   S.    1 


§•    3 


6.   §.    2 


8.   §.    3 


10.  .    .    . 

11.  .    .    . 

12.  .    .   . 

i:j.  §.  1 


8 
9 


14 
15 


Diu  iJnickt! 


B 


15 
16 


17 

18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
20 

27 
28 
29 
30 
31 
32 

t>  '> 

O  '  > 

oi 

35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
44 
45 
46 
47 
48 
49 
50 


15 

16 
17 
18 
19 
20 


21 
22 
23 
24 

25 
26 
27 
28 
29 
30 

:n 
;J2 
33 
34 
35 
36 
37 


38 
39 
40 
41' 

42 
43 

44 
45 


Z 


Diu  iiaudsclirifteu 


D  i  G  I  La  Lb 


Q    S 


16 


I 
I 


1« 
19 
20 
21 


22 


23 

24 
25 


26 


27 


28 
29 
30 
31 


32 
33 

34 

35 
36 

37 


'  Zweimal, 
rfitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    C.V.  15d.  II.  Hft. 


W 


I 
I 


I 
I 
I 


20 


Stcft'u  11  liaguii. 


Sachsenspiegel 


Glosse 


I.  IG.    §.    1 

20.    §.    1 


21.   §.    1 


22.  §.    1 

§■    3 

23.  §.    2 

24.  §.    1 

§•   2 


27.  §.    1 

28.  .  .    . 


Die  Drucke 

B   I    L     I     Z 


Die  Handschriften 


D   G  La  Lb  Q  I  S 


15 


18 


20 


21 


22 


23 


25 

26 

27 


51 

52 
53 
54 
55 
56 
57 
58 
59 
60 
61 
62 
63 
64 

65 

66 


67 

68 

69 
70 
71 

72 
73 
74 

75 
76 

77 
78 
79 
80 
81 
82 


46 
47 
48 
49 
50 
51 
52 

53 
54 
55 


57 

58 


59 
60 


61 
62 
63 

64 
65 
61 


67 


56^^   I 
56'' 


I 
I 
I 


38 

39 
40 
41 
42 


43 
44 


45 

46 


I 
I 

1^ 


47 

48 


49 
50 


51 
52 


53 

54 


56 

57 
58 


59 


I 
I 
I 
I 
I 


1  Alinea  2  am  Kaude. 

2  Am  Rande  und  später  abermals  in  der  Glosse. 


I 

(ilosse 


W 


Die  Entwicklung  der  Landrechtsglosse  des  Sachsenspiegels. 


299 


Sachsenspiegel 


I.  29..    . 


32. 


36.    §.  1 

38.   §.  1 

§•3 


39. 
40. 
4ß. 


■17.   §.  1    . 
48.   §.  1    . 

.52.   §.  1    . 


53.  § 

§ 

54.  § 

0  7   . 
Ö9.    § 


Gl. 

§.  1    . 

§•  4   • 

G2. 

^•1    • 

§.3    . 

§.4    . 

()3. 

§•'    • 

Glosse 


28 

29 
31 

34 


51 


60 


66 


Die  Drucke 

i;       L      z 


84 
85 
86 
87 
88 
89 
90 
91 
92 

93 

94 
95 
96 
97 
98 
99 


100 
101 
102 


103 
104 
105 
106 
107 
108 
109 
110 

111 
112 
113 


»is 
69 


70 


71 
72 
73 


74 
75 


76 


77 
78 
79 
80 
81 


Die  Handschriften 


D   G  La  Lb  Q   S 


W 


60 
61 


62 
63 
64 


65 


66 

67 
68 


69 


70 
71 
72 
73 


74 
75 
76 


77 


78 
79 
80 
81 
82 


I 

I 


I 
I 


I 
I 
I 


'  Zwischen  Text  und  (Jlosse. 


20* 


300 


Stoffe  n  lia  jjen. 


Sachsensiiiegel 


I    G8.   §.  2 

§.3 
G9.     .   . 

70.   §.  1 

IL   1.   . 


4.  §.2 

5.  §.  1 
§■2 

6.  §.  2 
§•4 

8.     .   . 

11.   §.1 


12. 

13. 
15. 


2    . 
14 


1 

8 
1 

1-2 

16.  §.  1 

§•  8 

17.  §.  2 

18.  §.  1 

20.   §.  1 


22.   §.  5   . 
24.   §.  1    . 

28.   S.  3    . 


Glosse 


70 


1 

2 


12 


19 

20 

24 


Die  Drucke 


B 


Z 


Die  Handschriften 


D 


G    La    Lb     Q 


S 


w 


114 

115 
116 
117 
118 
119 
120 

1 

2 
3 
4 


5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 
16 
17 
18 
19 

20 
21 
22 
23 
24 
25 


82 
83 

84 


9 
10 


11 
12 

•  • 

13 


83 

84 


85 
86 

87 
1 

2 


I 
I 


I 
I 
I 
I 


I 
I 
I 


10 


11 
12 


13 
14 

15 


16 


'  Zweimal. 

^  Deutsch  ffefasst 


2  In  deutscher  Fassung. 


Zweimal. 


Die  Eutwickluuf,'  der  Landrecbtsglosse  des  Sachsenspiegels. 


301 


Sachsenspiegel 


Glosse 


IL  30. 


35.   .    .   . 
3ß.    §.    1 

41.  §.    2 

42.  §.    1 
§.   3 


III.    3.   .    .    . 


G.    §.  2 

31.  §.  1 

32.  §.  8 

51.    §.  1 

§.  2 

r,4.    §.  8 

§.  ^» 

73.    §.  1 

§.  3 

70.    §.  2 

77.    §.  1 

83.    §.  2 

5.  3 


31 
34 

41 


45 
51 
54 
60 


5 

6 

31 

47 


69 


Die  Drucke 


i:        L        Z 


26 
27 
28 
29 
30 

31 

32 

33 

34 

35 

36 

37 

38 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 
20 
21 


Die  Handschriften 


14 


15 
16 
17 

18 


D   G  La  Lb  Q   8 


w 


18 
19 
20 
21 

22 
23 
24 


25 
1 

2 


6 

7 
8 
9 
10 
11 
12 
13 
14 


I 
I 

I 
I 


XIV.  SITZUNG  VOM  10.  JUNI  1885. 


Das  k.  und  k.  Ministerium  des  Aeussern  übersendet  das 
ihm  von  der  hiesigen  niederländischen  Gesandtschaft  über- 
mittelte jNederlandsch-Chineesch  Woordenboek^,  herausgegeben 
von  Professor  Dr.  Schlegel,  Theil  I,  Lieferung  2. 


Von  Ilci-rn  Josef  Maurer,  Pfarrer  in  Markthof,  wird  eine 
Abhandlung  unter  dem  Titel :  J)ie  Tlieilnahme  des  Cardinais 
Leopold  Oraf  Kollonitscli  an   der   Papstwahl   des   Jahres   1081). 


I 

I 


Von  Herrn  Professor  Dr.  Adolf  Bachmann  in  Prag  wird 
eine  Abhandlung  eingesendet  mit  dem  Ersuchen  um  ihre  Ver- 
öffentlichung in  dem  Archiv.  Die  Abhandlung  ist  betitelt: 
, Beiträge  zur  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellcn  des  \ 
XV.  Jahrhunderts.  I.  Das  sogenannte  Chronicon  Universitatis 
Pragensis  untersucht  von  Michael  Rustler.' 

Die  Mittheilung  geht  an  die  historische  Commission. 


303 

mit  (lern  Ersuchen    um    ihre    Aufnahme    in    die    akademischen 
Schriften  übersendet. 


Die  Abhandlung  wird  der  historischen  Commission  über- 


wiesen. 


Das  w.  j\{.    Herr    Ilofrath    Dr.  Mussafia    legt    eine    Ab- 
liandlung  mit  dem  Titel:  ,Zur  Katharineulegende  IP  vor. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academia  Real  de  la  Historia:  Boletin.  Tomo  VI,  Guaderiio  I,  IV  et  V. 
Madrid,  188.5-,  8". 

Academie,  imperiale  des  sciences  de  St.-P6tersbourg-:  Bulletin.  Tomo  XXX, 
Nr.    1.  St.-P('tersbourg,   188.Ö;  gr.  4". 

Zapiski.  Tome  XLIX.  St.-Petersbourg,  1884;  8". 

Akademie  der  Wissenschaften,  königl.  bayrische:  Sitzungsberichte  der  philo- 
sophisch-philologischen und  histori.schen  Classe.  1884.  Heft  V  und  VI. 
München,   1885;  S«. 

—  der  Wis.senschaften,  königl.  scliwedische:  Handlingar.  Ny  Följd.  Band  18, 
1880.  Stockholm,  1881  1882;  l".  —  Band  19,  1881.  I.  und  II.  Stockholm, 
1881  —  1884;  4". 

—  Öfversigt,  1884.41:  a  Arg.,  Nr.  U  und   10.  Stockholm,   1885;  8". 

—  Biliang  tili  Handlingar.  VI.  Band,  1.  und  2.  Heft.  Stockholm,  1880  bi.'* 
1881;  8".  —  VII.  Band,   1.   und  2.  Heft.  Stockholm,   1882—1883;  8".   — 

VIII.  Band,   1.  und  2.  Heft.    Stockholm,   1883—1884;    8«.    -   IX.  Band, 
1.  und  2.  Goft.  Stockholm,  1884—1885;  8". 

—  Lefnadsteckningar  ofver  efter  är  1854  aflidna  Ledamöter.  Band  II, 
Iläfte  2.  Stockholm,   1883;  8». 

Akademija  jugoslavenska  ssnanosti  i  umjetnosti :  Äluuumenta  spectautia 
historiam  Slavorum  meridionalium.  Vol.  XV.  Zagrabiae,   1884;  8". 

—  Starine.  Knjiga  XVI.  U  Zagrebu,   1884;  8". 

—  Rad.  Knjiga  LXXIII.  Razredi  tilologicko-histori(  ki  i  lilosolicko-juridicki. 

IX.  U  Zagrebu,   1884;  8". 


30-4 

Institute,  the  Anthropolog-ical  of  Great  Britain   ainl   Irolaud:   Tlio  .Journal 
Vol.  XIV,  Nr.  4.  London,   1885;  8". 

Societe   royalo   des   Antiquaires   du    Nord:    M^moires.    N.    S.    1885.    Copou- 
hague;  8". 

Verein    für    Moklenburgische    Geschichte    und    Alterthumskunde:    Meklen- 
burgisches  Urkundenbuch.  XIII.  Band.   1351  — 1355.  »Schwerin,  1884;  4". 

Wissenschaftlicher  Club  in  Wien:  Monatsblätter.    VI.  Jahrgang,  Nr.  8 
und  Ausserordentliche  Beilage  Nr.  5.  Wien,  1885';   4". 


Mekler.    Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Huch.  30o 


OIAOAIIMOX  IIEPI  OANATOr  A. 

Philodemos  lieber  den  Tod,  viertes  Buch. 

Nach  der  Oxforder  und  Neapolitaner  Abschrift 

herausgegeben  von 

Siegfried  Mekler, 

Dr.  phil. 


Uie  herculanische  Rolle  Nr.  1050,  welche  das  vierte,  Lis 
jetzt  allein  aufgefundene  Buch  von  Philodemos'  Tractat  über 
den  Tod  enthält,  ist,  nachdem  sie  längst  geöffnet  und  von 
John  Hayter,  der  im  Besitz  des  erforderlichen  Materials  war, 
zur  Publication  bestimmt  gewesen,  die  jedoch  nicht  erfolgen 
sollte,  erst  1848  auf  Grund  der  Neapolitaner  Copie  (71)  im 
neunten  Band  der  Herculanensia  Volumina,  Collectio  prior,  der 
Welt  bekannt  gemacht  worden.  Seither  ward,  soweit  der  eben 
genannte  Text  in  Betracht  kommt,  die  Schrift  nur  einmal  der 
Gegenstand  kritischer  Behcindlung,  indem  F.  Buecheler  im 
fünfzehnten  Band  des  Rhein.  IMuseums,  1860,  S.  289 — 296,  eine 
Reihe  von  Stellen  daraus  nicht  so  sehr  eindringender  Prüfung, 
als  einem  flüchtigen  Augenschein  unterwarf,  der,  so  summarisch 
er  auch  war,  immerhin  in  Ansehung  namentlich  der  quantitativen 
Unzulänglichkeit  der  zu  Gebote  stehenden  Vorlage  ein  keines- 
wegs verächtliches  Ergebniss  geliefert  hat.  Es  bedurfte  und 
bedarf  auch  heute  nicht  erst  des  Beweises,  dass  den  streitbaren 
Jünger  Epikurs,  wie  den  Meister  selbst,  derjenige  schlecht 
kennt,  der  ihrer  Spur  auf  dem  schlüpfrigen  Boden  der  Be- 
arbeitungen der  Academici  nachzugehen  bemüssigt  ist,  und 
dass  ein  Text  von  der  Beschaffenheit  des  hier  von  dem  Be- 
arbeiter Ant.  Ottaviani  zugrunde  gelegten  —  um  von  dessen 

2u** 


306  Mcltlor 

Transscription  in  ein  buchst  frap;würdiges  Griecliiscli  ganz  zu 
sclnveigen  —  eben  nur  als  Notbbebelf  dienen  konnte,  woran 
fernere  Bemübnngen  um  die  Restanration  des  Originals  nocli 
des  öftern  bätten  Scbiffbrucb  leiden  müssen. 

Die  Hoffnung,  einen  zuverlässigeren  Text  aus  kundigerer 
Hand  zu  empffingen,  scbien  auf  Verwirklicbung  rechnen  zu 
können,  als  Herr  Prof.  Th.  Gomperz  im  zwölften  Bande  des 
Hermes,  S.  223  ff.,  die  Probe  einer  Bearbeitung  mittbeilte,  zu 
deren  Abschluss  es  ihm  dermalen  an  Müsse  gebrach.  Mit  Hilfe 
eines  in  seinem  Besitze  befindlichen  Facsimile  (o)  der  in  der 
Bodleiana  verwahrten  Hayter'schen  Copie  vei'mochte  er  schon 
hier,  im  Bei-eiche  der  drei  Schlusscolumnen  des  Buches,  den  am 
besten  erhaltenen  unter  allen,  in  nicht  wenig  Fällen  Ottaviani's 
Lesung  zu  ergänzen,  beziehungsweise  zu  berichtigen,  und  Les- 
arten, die  Buecheler's  divinatorischer  Blick  erschlossen,  die 
erfreuliche  Gewähr  handschriftlicher  Ueberljeferung  zu  ver- 
leihen. Wie  viel  mehr  durfte  demgemäss  dort  zu  erwarten  sein, 
wo  die  prächtigen  Kupfertafeln  der  Neapolitaner  sammt  ihrer 
fadenscheinigen  Gelehrsamkeit  uns  im  Stich  lassen,  also  vor- 
nehmlich im  Gebiete  der  Fragmenta,  deren  ärmlicher  Ertrag, 
wie  Taf.  IH,  IV,  V  zeigen,  nicht  einmal  zur  Bearbeitung  einlud, 
sowie  in  den  unteren  Partien  der  weit  besser  erhaltenen  Co- 
lumnentafeln,  wo  zollbreit  klaffende  Lücken  stellenweise  jede 
Möglichkeit,  den  verlorenen  Posten  vereinzelter  Silben  und 
Buchstaben  eine  irgend  vernünftige  Losung  abzunehmen,  aus- 
schliessen  zu  sollen  schienen. 

Indess  Hessen  anderweitige  Arbeiten  Herrn  Prof.  Gomperz 
auch  späterhin  zur  Vollendung  seines  Vorhabens  nicht  gelangen ; 
so  überliess  er  denn  kurz  vor  dem  Ende  des  Jahres  1884  dem 
Schreiber  dieser  Zeilen  die  Oxforder  Copie  zur  Veröffentlichung 
der  Schrift  und  unterstützte  ihn  überdies  wesentlich  in  der 
kritischen  Thätigkeit  durch  zahlreiche  Ergänzungen  des  ver- 
stümmelten Textes,  wie  durch  werthvoUc  Nachweise  im  sach- 
lichen und  sprachlichen  Gebiete.  Für  beides  sei  ihm  an  dieser 
Stelle  der  gebührende  Dank  des  durch  ihn  vielfältig  belehrten 
jüngeren  Mitforschers  abgestattet. 

Wenn  nun  auch,  wie  dies  bei  dem  beklagenswerthen  Zustande 
des  Originalpapyrus  begreiflich,  die  Herstellung  des  textlichen 
Urbildes    nicht    ilbcrall    in    wünschenswerthem    Grade    zu    er- 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  307 

zielen  ist^  zumal  auch  in  o  die  gemäss  der  dort  gegebenen 
Bezifferung  an  den  Anfang  tretenden  Columnen,  die  in  der 
Neapolitanischen  Ausgabe  den  Schluss  bilden,  Spuren  tiefgrei- 
fender Zerstörung  aufweisen,  so  wird  doch  schon  eine  kurze 
vergleichende  Ueberschau  lehren,  um  wieviel  reicher  die  nun- 
mehr zum  ersten  Male  in  ihrem  vollen  Umfang  ausgebeutete 
Quelle  fliesst.  Der  ZuAvachs  ganzer  und  halber  Columnen  wäre 
an  sich  schon  bedeutend  genug,  doch  ist  der  Ertrag  aus  dem 
mehr  weniger  fragmentarischen  Texte  im  Ganzen  nicht  zu  hoch 
anzuschlagen;  dagegen  ist  unendlich  oft  für  Buchstaben,  Silben, 
selbst  ganze  Worte,  deren  Existenz  nach  dem  Ausweis  in  n 
nicht  sicher  gestanden,  aus  der  andern  Quelle  die  urkundliche 
Bestätigung  gewonnen,  während  vcrhältnissmässig  nur  selten 
der  Fall  sich  ereignet,  dass  umgekehrt  u  mehr  bietet  als  o. 
Dank  der  so  ermöglichten  bessern  Kenntniss  ist  jetzt  der 
Text,  soweit  beide  Copien  in  Rechnung  kommen,  auf  eine  er- 
heblich gefestigte  Grundlage  gebaut,  derart,  dass  nicht  blos 
solchen  Ergänzungen  Ottaviani's,  die  auf  Beachtung  Anspruch 
machen  durften,  angesichts  abweichender  Lesungen  in  o,  theils 
ausdrücklich  bezeugter,  theils  unschwer  ergänzbarer,  der  Boden 
entzogen  ist,  sondern  auch,  was  noch  schwerer  ins  Gewicht 
fällt  und  wofür  in  den  Noten  bezeichnende  Belege  gegeben 
sind,  die  Wiedergabe  des  Originals  durch  o  (dessen  Fac- 
simile  von  durchaus  unbefangener  Laienhand  herrührt)  sich 
im  Allgemeinen  als  die  getreuere  zu  erkennen  gibt. 

In  den  Anmerkungen  zum  Texte  glaubte  ich  mich  umso- 
mehr  der  knappsten  Einkleidung  und  Beschränkung  auf  das 
Wesentlichste  befleissen  zu  sollen,  als  für  nicht  zu  ferne  Zeit 
eine  Veröffenthchung  des  Oxforder  Facsimile  durch  W.  Scott 
zu  gewärtigen  steht;  ebensowenig  habe  ich,  eine  geringe  Zahl 
von  Stellen  abgerechnet,  Veranlassung  gefunden,  mein  Eigen- 
thum  an  Restitutionen  von  dem  des  ersten  Herausgebers  zu 
sondern,  weil  ich  die  Bände  der  Academici  wohl  in  den  Händen 
aller  Jener,  welche  an  meiner  Ausgabe  auch  ein  philologisches 
Interesse  nehmen,  vermuthen  darf. 


308  Mokier. 


I.     (11.  A.  a.)  O.  .  xer; 

.  M-^s  0 (za- 

pa[ji,uOiov  .  .  ocsy.a , 

t)o'l?   oXoiq  .   .  GZ , 

5  TYjv  ava[(j(Orja)iav fi-q')  h 

tw(l)  T£6vava'.  ij:r,{ch zt- 

vat  '::pb;  y;[j.a(;  •  eho(i).o k6 jqT:ov  .  .  .  , 

To  TYjv  cxepYjccv  ^(wv ava- 

6wv  |j,£t'  ävaic;6r(C(ia; u- 

10  ■üäp/ou(j(a)v  avuTTOvs , 

y.al  o'j  TOtauTYjv  oTav  e , 

C*^v  r^  .  .  y.avojj,sv , 

y.aOiarrictv.  oxt  o(£ , 

y.ii[j-£va)t  Twt   A£X£ 

15  T£tOV  ßo-r]9£'i  TuaXo 

TpiTOU  7C£pt  ßlWV    CO'J , 

X£Tat  Ö    OUC£G  

ar/^c  avatc(6)r,cfa(? , 

Mr(Tp6o(a))pov  oiao 

20  xaTaffl£p(£)G6ai  t£ 

£V    tWt    G(T)£p"/]SiV    Ci;j.£ 

'/CM»  rv 

■/2'- 

v/, 


I.    10    «VUrOVOTJTOV    £tV«t? 

14  Xs/O^vTi? 

15  BONQa   o. 


Philodemos  Ueber  don  Tod,  viertes  Kucli. 


309 


(1.  A.  b.)  O. 


10 


lö 


20 


YY]V£V 


A cT^v.aea 

.  .  .  Xeyov  ,  .  V  ÖTTCO?  [xr,  y.a 
aizAiaq  STUt 

•  .  ■J-''', TävaOa  ota  xo 

.  äva;cr(0-^-(oc)  ccj-zoIz  i'/j.'.")  "/.ä 
7,aT£Aa  .  .  ,  £C  Yap  w«;  e-i  Vo 
T:X£('iijtsv  £)v  Twt  !^^v  y.aTa 
")r,v  t(wv  aYa)6wv  ctiprjCiv 
T/;)v  t(£  7ip6cA)-/)'|'.v  xay.öv 

.  r, cu[ji.£v  'jYcixc  c/^£ 

.  cxo'.  .  .  .  vfjo)  y.cr.z'/c- 

[a)£vou  .  ,  .  aic6r^a£wv 

t)«?  £7,  t(^(;  a)7;o§oA-^g  aurdiy 

£T avovxoc;  oSuva«; 

uc£ orr^Trep  tou  C7r(a- 

V£(jü:  isyx)!"/;:  v.äI  ■::T(jü"/£t(a(; 
.  'J?  avac£/_C[j.£vo'J  u 


'< 


OC  C£  V.«'. 


.   TWV    5'J7!"/,0 V 

.    WV (0 

.   y.ev 


(2.  B.  a.)  O. 


c'.v  £v  \):rfi 


ai  -(c)pl  Osolii;  £iv(a'. 


II.  5  AHÜC  o. 

12  f.   T/£'(cr'.!;  y'.V(ö)a:'.0'(T' äv)  ? 

15  nOPOAHCAYTÜI  o. 


310  Mcklei. 

5  o)ti  to  cw[J.a  '/.aO'  £/. 

.......  iaoij.eY£0£?  Y^''^'^'''(^  •  •  • 

ä'Ticipov,  y.aTa  0£  r^  .  .  .  a 

7:s~zpo^ü'^.tm  ■c6';:(«  .  . 

viai  -/.al  To  Y£YCv(c? 

10  T£  */•«!  £V£axb);  y.al  to  y^C'"'*- 

a6[X£Vov av)  aXo^ii^ov  (rat 

izXeao\j(ci  .  . 


V.  Fr.  1.  N. 


VT, 

15  £T'.C9 

....  £  Ta(>.ai)'7r(i)po(;  £7roi(p.wil£t? 

oTw)v  £(jT£p'^Ta[  Qioü\eh'o{\t.e'>oq  io 
coj[j,)a  'jT.dpywK    £T:!/£(i)[ji,(£6a  .  .  . 
.  .  .  prii).v/0'.q   Ate?   con'^p(o(;  .... 

20  .  .  Yi)3ovY]V  oTOaot;  xpovoq  -ctot  a- 

yaOa)  7rapac/.£uai^£tv  T:eou%v^  0T(av 
....  TY)?  y.aTO!Aaßr)  toui;  opouq  to 
.  .  ä)iia  TO  capy.ivov  £u()u?  a7:o;j.6(p- 
^Yj?  T)b  p.eY-9o?  f^?  -/jccv^i;  0'7C£(p 

25  ....  aTcetpoq   /povoq   TiEpicTCOi-/]   .  . 

IV.     (3.  C.  a.)  O.  T£lT£ V.  Fr.  2.  N. 

ouvaxbv  av  


III.  8  n^lZ/CPACM^NU  o. 

18,  19  £;rt/£oj[j.£9a  und  atoTrJpo;  von  Buech.  p.  292  ergänzt. 
Zeilen  1 — 12  fehlen  in  n,  dagegen  sind  dort  13—15  mehr  Keste   vor- 
handen als  in  o: 

nN6T 

AmaA 

AC6CYa  

15  ZHNH~6776TIZ 

23  AnOMC  H,  AnOAA  o. 

IV.  1  "aT(  ».  "61// 6  o. 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  311 

.  .  .  .  Tt  Y''v£<^öa',  A£Y£i:a(i)  v.aOx(7C£p 

....  ouvaTOv  U7:ap7^£(:)v  eiScoA 

5  ....  va^Ox;  y.aO'  o'O;  a7:o(oQcwc'.  . 

.  .  .  TiiJ.eiq  [;.£V  oüv  Toiq  £ip'/][;.£vo('.^ 
7pw)[j.£Öa  TTip;  Twv  7:p5y.£'.[j.£va)v  .  . 
.  .  xXo'Jsi'co;  y.7.-vr/z'.pc~Jo'.  Top.  .  . 
.  .  TrapaiiOivTS;;  ctäv  £(-/.)'ä;v£ov(t£;  oa- 
10  vto)?iv  (bc  [/£0'  r(5ov(y;;)  t£),£'j-:(ov (täc 

.   .   TOUC   £V  TWi   (!7)uV0u(!;ta)L£tV  7.7.1  TO 

.  .  -/.oiJ. £(v)i(pp)(ijc'c(3:'.c  yov 

.    .    '.ZIJ.Z .   V   .    .    .    . 

£'.C£V    (X'J'OXC, i'.'JctOV  .   . 

15  vo)q  S'.aT'.OiV 

.  .  ■/.-/.  .  /£::t'.v  Xa 

.   .    CJ 


,     (4.  C.  b.)  0.            ...  ort;  _  t^v  y.xl  ci'  x/.wv  y,a(";  5ap;.;.x- 
y.(i)v   icTOvo)?  ä[;.a'jpcu;;.£v  (ouc  .  .)  Cr,'/ 
[j.ciy.  zx-  £(ü)w7i3;c  h  -zoXq  i)7:['r.)oiz  y.al 
7:)poV£[;.(£)vo'j;  y.xl  toIi;  £vt  .  .  .  o'j7.£ 
5                           .  ycEY-  .  .  £c:iv  ävaisOr,TS'j  v('j/.)':a  y.al 
■^[j.£p)av  (cia)9£povTaq.  äXAä  .  .  iptaa 
.  .  TOta^O)^'  i'/izMay:/  o ttcov 


7  nP0KaM6NÜN  o.  HA NUN  n. 

10  CiNCOC  H.  ox/w)ctv  erg.  Gomp. 

11  .  YNOY.  .  .  sZCIN  o, n^lN  n. 

12  Ergänzung-  von  Gomp.  "«JA  .  UCTIAIC  o,  wovon  ausser  HA  für 
TIA    n  nichts  hat. 

y.  1  Der  gegebene  Raum  spricht  eher  für  /.al  »..als  für  v.ix'.  ota  9.,  vor- 
ausgesetzt, dass  das  abgerissene  Stück  rechts,  dessen  oberste  Zeile  .  ZHN 
enthält,  in  der  richtigen  Entfernung  geklebt  ist. 

3  YT . '^  .  .  OIC  o,  Herstellung  von  Gomp.  Der  Gedanke  scheint 
sich  mit  dem  Lucrezischen  qui  somno  partem  maiorem  conteris  acvi  III,  1000 
eng  zu  berühren. 


312  Mekler. 

.  .  "zaiG  .  (£)'::ty_£ipv^a£atv  ....  -tp.ev 
.  .  .  w;  .  .  £v  ^(ap  xoivwcci  .  .  .  .  ou  .  . 
10  Tiov  £Yprj[;.£V(ov  /. v£  .  at 

c,  aAY'r)B(6)vo(;  ttoaX  .  .  {'^)^pi  zv/y.q 

av.oAcuOouj'.v  .  .  £vopa 

V  To  Tuposavsi;  .  .  .  ai  Trpoc 

14  ....  VTWV 

16  ....  Atav  

....  Xzic 

YI.     (6.  C.  c.)  O.  vou  y.a(v  £7ia)ic0o(iX£- 

vot  oiaT£X)£a(j)c(tv,)  tcw?  oüy.  st/,6?  ia- 
Tc)  .  .  .  .  y.aiacTTpiipovTai;  a^vY^jOs- 

C.) 7:£pi~fcT£[V5    ouB£/.a  . 

5  7.ougoi>07  TYjV  uYpaGia 

c)K£p[j.aTt/.r,v  EÜTTOpOV 

T£  y.al  cv.'kTfpoiq  cuv£ 

ca  y.al  7:£pl  twv   a-rraY- 

rr,vii>v  auTwv  apjj-ox- 

10  x6  y)£  fV'  aTToy.apxcpouv- 

xa  .  .  .  ?ay.)piTü)(;  a7ro0vr,c(y.)£iv 
y.al  Tzovoiq  £)v£-/£cOat  ßapictv 
Trepl  ßpcoi^ax'  v))  X£pl  (7r6)TOu;  ipYCV 
A£YCU(jtv  a':ro'::A)7^y.TOU  ©«(vxaatac 

15  V  .   .   .  VT£0(7 


YII.     (39.  D.  a.)  0.         .  .  cv  [).y. 

.  .  ßapuv 


•  •  P-^ '' 

üzvo) 8ia 

OS  ai(:9-^T(t)y.r|V  uo , 

c)tepia/.£j6a'.  y^p (?toi- 


VI.  8   ar:aYyo[j.£vcjjv? 


Philoderaos  L'ebor  doii  Tod,  viertes  Buch.  Ol'o 


Q(.-J~y.   [X£V   ZT,  'y.  Z 

tbv  'ATroAAosavfjV 

10  '  ''K'7:iy.o'jp(o(i   O'.)ay.£/(o(ptc;-   . 

.  .  vTat  0  .  .  .  .  ty;v  .  .  z  .  . 
.  .  y.'.y.  ....  ';;  icT^Tro  .  .  . 

T (a)-c6£(y^(0)rj  o'.(a 


sc   T'.    .    .    TO   7.2'.  ;/£  .    .    . 

16  r,  c;(^T£p{cj/.)£v(6')a'  Ti(v2;? 

Da'.vo 

ä)."p'l5ivo;   jt: 

....   '.SV  .  .  .  TO   y.y.' 

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27  -.x 

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y.'[V.  xä  [J.v/ 

:M)  .  .  .  ?  i/.)aT-:ivo)(v  £)'.o£v(at';'  .  .  . 

"^•'••^r'  £7:(aY)s; 


'}'j/;^;  v-v:[j.£vs 


;  .  .  -wv  zz  iJ.il y.  .  . 

VG'.C  ■:£).£'JTO)(vr(ov  .   . 

~0V£   

....    ?Tj)v';-/_£'.V  T 

£)y.'r/OY; 


VII.  8  Ein  Apollophanes  wird  Vol.  Ilerf.  C.  A.  TV,  -208  als  Klietor 
oder  Philosopli  genannt  (s.  Gomp.  in  d.  Zeitsclir.  f.  ü.sterr.  Gyinn.  1804,  .S.  70;j); 
dnrselbe  Name  erscheint  bei  Scott  Fragm.  Ilercul.  Pap.  19  —  098  in  einer  titel- 
lüsen  liullc,  für  welche  der  Ilsg.  den  Titel  <l>!Äoo/]fj.ccj  7:ip\  a.i<jfh\(Si(i>z  inuth- 
ma.sst,  Catalogixe  S.  19,  Introd.  S.  17. 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.   I'.d.   11.   lUt.  21 


314  Mcklor. 

VIII.  Fr.l  (14.D.1..)  0.    -jsTa-:  Tc  xaxa  xbv  Ac(ycv 1.  Fr.  1.  N. 

a  .  p(ov   aXvyjSivwv  c 

T£A£'JTäc  ä^lO'JVTto(v')  5'jv(^aTbv 

rr,v  xvj-iz^'KTiizv  )v(ü')£cOai   cj  .  .  , 
5  av  •^r,  [j.£t'  0'/A-/5a£o>(c)  ävuzepß(A-(^TC'J 

(pY]co[j,£v  xe  ty;v  cu[j,zäOtav  'Kpb(;;  ib 

a(i)p.a  Tqq  '^jyf,q  d  y.al  -a  r^cWk  y.  .  . 

[j-st'  c/A-f^ccWi;  aiTta  c  ...(;;  v^  ■:r(u)y.(vo6- 

c)r,q  äcujjipiTpco;;  -«  I^i-C^piQ  t)(i>v  ^o)(tov';' 
lt>  y)  BticxavoÜTr^c.  «aX'  che  .  .  .  v  vs  aoü(va- 

Tov  AuO-^vai  tot'  x'JTYjv  (t-^(;  S)uc:xu)^oü(<; 

.  .  .  £T£pota)(7£ti)c  •S^Tt;  -/.al  (^s.g)~'.  xcvo; 

aA)Y("Oob)v&;  aixia  •  A(£7:)xoyi.£p£?  v^? 

aw|j,)a  %atX£A£wc  £U7a'v(-/;xcv  ^)^{'/ri):  -J;  y.a 
15  a  xsux'  £7.  !J.t7.poTax({o)v  c(uv)£ax-r;x(u^a 

....  oxäxojv  y.Äi  '::£p'.!5£(p£C7)xa(x)w(v 

p.)£([j.[Y)[j,cv-/;  7.al  ■:tapa  xou(x)o  TroAAr^v 

a)TOpia(v  ■:ra)p£(yJou(7a  tzovcrou  £^t7:xa- 

xat  A(£A£i|j.[jiv)(.)v  TTCptüV  £v  x'^t  ^3:(p- 
■20  7t  7:(oAA(Öv)  -J^j  [j,(up{o)v  .  £)7.  xivoi;  .  .  zzv 

£17:  ...  £  .  aAYY)oöv)s(;)  a!xi(a 

"fl XptCtV  ....   (0£- 

0Cl7a([J.£V a)7:CX£X£X£0-- 

M-O'^- ^p- 

25  c'jv o)vx    ...  V 

A (x£)pd/£0);  a 

x/.x  .  .  . 

-ohq  a-(cc7:cz7iJ.cu;?)  ....  C;'J[j.ßo:(tv)£t 
7axa (xi-üzp  .  .  .   pcuc  o  .  x 

Till.  2  azpwv?  vgl.  Plato  Pliileb.45  ai^oova^  —  xoc?  axpoTaxa;  y.at  atpoo^ooTarat 
8  CHn  .  N   n. 

V2  auv£T£poicüa£w;,    hier  sehr  wohl   passend,    obsclion  sonst  nicht  nacli- 
gewiesen,  vermuthet  Gomp.  1.3  A  .  .TOhCPICTAP   o. 

14  f.   •/.«!  -apä  toux' ?  vgl.  l?  l(j   X£;i:TOTaTojv  oder  Asioxäxwv  Gomp. 


Philodemos  Ucbcr  den  Tod.  viertes  Hncli.  ölö 

'/pc'j y:/v.  T!;,  k7:z'.c-f;r.zp  (r/. 

30  TotoÜTa)(v  c)tjve(rrr(7.£v,  (a)^iü)trjt  (av) 

«TTOv-tov  /.aTa  tyjv  (rjv/,(p)i(7(tv  ov- 

Xeu-a«;  oux  icv  äz'6av(ov 

...  "70  jJLSV  CU[J.ßaiVS 

35  av'JTTspßAYjTcv  y.otvo 

y.ai^l  •:)£p'i/£(o;  /.al  va 

.  .  .  VTO)v  i^-cva  . 

Fr.  2  (ir).D.c.)  O.    .  .  .  .  -y.  Tiva;  [j.sOac  -/.y.'.  yw. H-  l-'r.  "J.  N. 

....  7:cv;'j  (•/.a)0ä7:£p  £-1  Ty;c  a  .  .  .  . 
.  .  .  izb  Twv  -a;c((ov  et:!  ~r^c,  .  .  .  \j:q 
.  .  .  zf,z  a7:(ä)cr((;  ä~o  -:(ov  äV.(p)tov  cO-'- 
5  ztMc)  £-1  TS  Y"^p:z;  •  ^■^bioviaci  zk  v£av{- 

X'.;)  ;/£TaßoAal  v.x:  oC  ärj[j.;;.£-:pwv 
■/.ivY;)ij-at(i)v  u)(7':z£p  zlq  'jtuvov  Otto  tou 
[Ar//.)(»)v{c'j  •  -A-f.v  -/.a;  -b  ßtaiou(?  v){v£(;- 
Oa:)  tcuc  izoc-asp.O'j;  r^;  <b'j'/f^(^c)  cctzo 

10  ToG  crw)i/aT;;  v.s).  oik  tg'jto  ty;v  [ji.£Y''^- 

iTjV  £T)£p;(wGtv  (£'::)a7.o}.cu6£'iv  a('j)7<o 
....  9'js)'.7.(i)v  £  . .  vi'jT  .  .  p£T  y.-/d^(y.r,q 

ZV/. .  .  .  v(o  ....  i-O'J  .  q  v.ap- 

T.c/jq  TU))v  $£vcpoj(v  .  .  .  ä)AX'  ;'.(va)v7.a 

15  ä)7;aAAoTpi(cuc;05:  i?)  ....  /.£ 

A   .   .  T£A£C TOV 

7.3:(0ä)-£p  'jr.tiJ.'.'^.Yr,Gy.o- 

[j.zv)  ..  zt  ....  v,  ...  .  C/.0'.VOV 

33  AHKAN  o. 

37  Yavwisfi)?? 

IX.  1  T  ATI  NAC  ",   TACYN  /^ 

3  aä[j.tj.r,5  Gomp. 

4  TT];  bis  -fObcw;  erg.  Gomp. 

5  vEaviat;  erg.  Gomp. 

8  p.r;/.'i)v{o-j  und  yiv:?')»-.  erg.  Gomp. 

y  f.  Ane    MATAKAI  «.  ^-i  NOY~  «,  NO  o. 


31 


* 


310  Moklpr. 

....  avo syst  .  -^v 

20  ....  es; (i-)oc7:xG[J.c{z 

....  c'nii''f 0'. 

X.    (9.  D.  d.)  O.  [j.evetv  'jct£'.ov  <  -^i;,  ,  v 

Tb)v    /.ivOV £!XSV 

[r/'jTi  o(a  7:)£ipa?  ;;.r,-:£  cia  C7ir;;/£('(i)v 
■/.aTaXa)ߣ'?v  r>,v  vr.  .  .  ct^{  .  g  .  .  z 

6  u--/)!;  7r(ä)vTa)<;  o(7Ja7^((J£0)c 

sc'.a;  c-o-£pw<;  (£)"/£t.  <?v;(jj,' 

o'  oüc£T£p)ov  ij-ap/£'.v,  £r':r£p  apa  c 

G7:"E7:tv.o'j(po'j)  Bta  ('i)wv  .  . 

(ov  -a  |j.£v  £•/.  T-^?  £'7:t([j.)ap- 

10  -(upta;  vc£T7)03:;,  tä  B'  r/.  r^(c)  '::T(i;)  j;:z'.- 

pcv  (a-oo£B)(o/.ac7'.(v)  .  tc -'xp  aü  [.>,(  £-:;r/,- 

Xxa(c£sOaL?)  ,  .  TTöpt  To  ..  a  ...-'...  . 

6a ()z'.cr,q  cij.c'ko-;s  .... 

15  y 

a apicc'.^  C'.y.  ...   wv 

£ %T,  .  .  .  0.-7. 

/.'. 

a 

20  cOt  .  . 


C'JT'.V     .    .    .    . 

.    (70 

0)VO 


25  a  . 

ca 


X.   1   'JjTepo'/?    Das  folgende  Zeichen  isf  wohl  Intori>unctionszeichen. 

2   o;oi  -'   £)7[j.2v?  3  ff.  vgl.  Gomj).  -spi  arjj/.   xal  arjas'.töa.  fragm.  4, 

Zeitschr.  f.  österr.  Gymn.  ISGß,  S.  70n.  und  Philippson  de  Philodemi  libro 
T..   T.  p.  8.  10  vosT^Oat  Gomp.  12   ä-ooEOfü/caaiv  erg.   Gonip. 


Philoilemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  ol 

•27  -y- 

29  .  .  0 y.~z  .  Taj  .  v. 

30  ''.|ji.r,  ....  ptov  T'.  'ir;/.zz 

(o;  (y.a') OaTTSp  xr.  .  .  .  z~  .  zzr{z  .  .  Oa; 

.  .  .  v)Z'.  cy.zv)  ij>  .  .  z'j. 


(ö.  E.  a.)  O. 


a'.£'.V  ~XZ    3.'.~:7.-    .    .   .    ZiT,    .... 

y.x(\  7)3(0  £v  Tov.  ■::(ä)c"/cv(T[  .  . 
yy. (0)T:äpy_£iv  : 


V  .  .  .  r^'.  (ir,zO[xv/ 


ZT'I 


too 

cav   CT,   cp(;A)cJcc;i^üv 

p  .  y.iTs; v.z.  o('Kjy.p''.7.v?  [j-^ij-j- 

6/;c0at  TO  .  .  .  vav , 

z~c/M~.z  .  .  .  cTav-a (äX- 

7r,Bcvw(v)  cjij.ßa'.vs-: , 

Tov  ilx/.vjy.:  y^p'.z 

-£)i(0;  £(X)£IV  Ö   |J.Yi    0£'    ......   ,  (0£- 

G'.evat,  T:a(v)T2;  c£  'z-j-.z 

T£p'.V£  ....  ;j.£V  cr^KO'.  ■/. 

VW r    £■/,    TCJ 


.1;= 


y.a": y.y.L(jb)z  ,  , 

15  av a;  v.a'.  -ncX 

.V ;j.OK  £•/£'.  .   . 

.  £ a'.COOTTXj    . 

y.y.~y.z~  . 

lyjz'.')  £a('j' 


XI.  14  f.  x.aTaÄäßwa'.  und  ("9v)ava'.  zu  vermuthen  läi,^«  luilio,  wciiu  siclior 
stünde,  dass  die  bis  Zeile  23  reichende,  isolirt  stehende  Partie  so  weit  nach 
links  {gehört. 


318  Moklor. 

20  «^  5'  äXÜY]  0 

00    ...    . 


üljiq  'A.7.'.    TCO'.   TO 

p  .  (Y")pa'J;a[X£(v 

ea 

25  p'.'^'^ 


;jLvr;[ji,a 

via  .  . 


XII.    Fr.  3  (1(5.  E.b.)  O.    .  .  t^spov  c II.  Fr.  1.  N. 

OlCTt    TY]V    äwpoy    TeX£(uTY]V 

Ttv£(;  exy.a  ....  ctv  sXi 

Awv  aY*ö<iJ(v  £)v  Ttöi  ':rA£i(ovi  "/pivw 
5  .  r/jaiv   £^£iv  ("/o})p;^  r^q  Y'''')'^(''*?  <^-~ 

(pta;  cuo'  £v  u7:(vto)'.  cüvzTa; 

Oy.i  oC  -/jv   a?T'!a(v)  a'jr/;v  vsot  ...... 

Tw)v  -JrAEicrTwv   (a)vOpoi':rtov   £ 

TO  TiXsTcTov  )^(po)vov  £-iO£ciy 

10  Tuoiouaevwv  a(x)b  Xöyou  TMq  o 

ov  '  '/povwt  |J,£y  (7a)p  [Ji.£TpcüvT(£;  ~x'(y.- 
0(a)  oijo£v  iJ-£(Ya  ■::)£pt':roirjCC[j-£(Oa  .  .  . 
.  ...  (XI  TYJc;  0  .  .  .  oiaq  iiizep  'wv  .  .  . 

TSV    .    .   .    CV  /.EVdJC  ~£ 

■^  ....  ouT£T  .  .  £  .  vTat  .  .  cTÄtwaXa  .  . 

T£p(i)V   ....     CtpS     ,    .   .   £5  .   .   . 


XII.  2  T^AC  o,  T^N  «. 

•4  f.   T:\daxM  yp.   a'j;r]aiv  Ottav. 

6  o05'  iv  Ü7:vn)]   vgl.  Philod.   r.zp:  aouaizi]";  p.  45,  n.  54,   11   K. 

9  riAaCTÜN   Ap(ograplia). 

10  a;:ö  Xo'you]  vgl.  ir.o  Xöywv  Gonip.,  die  Ueberreste  eines  Buches  von 
Epikur  r.ip\  ojtewc,  Wien.  Stud.  I,  30,  Zeile  Ol. 

11  f.  habe  ich  zuerst  TccYaOöv  erg.änzt,  aber  mit  Gomp.  Tay aO«  vorgezogen. 

14  0NK6NUC  o,    NreNUC  n. 


•2(5 


Philodomos  lieber  dr-n  Tod,  viertem  Buch.  319 

.  .  .   Tpicojv 0-  Ol  .  T:va  .  .  . 

~1<)Z    T.ZOZ    .    .    U   .    .    .  * 

19  a-.cv  .  .  .  -jz 

i<y/t-y. 

....  r,VMi  .  .  :/.-y.z rrpb.;  äX- 

X  .  .  i:o>v  cüOev  i'j(p-r;V/.co;  äv^- 

0;(v)  .  .  £  .  (7  .  .  .  c  äzsX) t-'j.  Tcu 

■^t>  [jL  .  .  .  .  vTO.-  xr.-j.z ac  .  t:;j  väp 

£Xsv;7ai  v£ov  £C7T'.v xb 

ävaXoY[!^6jjt.£vcv  .  .  «ov  njOc-/.X(£- 

a  •/,cX£Ü£i  M-f,-:p6oto(^poc)  .  ■:r£pi:r:(f^c:- 

•r-.%'.  Y£  .  .  ytOvOU"  .  .  .  VC  .  .  Twy.a  .  .  . 

I.  Fi.l  (17.  E.c.)  O.    7.a äXX'  ou/c  xo 

ß(o(v)  'Crfi'j.z.  avu-ovcr^TOc 

'to(t)  Y£''*'3'cat  zav-b?  clocu^  0 

V)  -TZOGon  ypövMi  ts  [A£y''"cv  x'j 

ö  "/.al  ~ic'.'Kor,Gy.z()at.  •/.«(!)  aTuoXaOcai  r,  (^v.a- 

0a7:£p  'j-£0£'.r  ....£..  cvecctu  c 
lJ,y.toiJ.z'/o:  3^(1)  Tc('j^xo  -/.al  rr^c  ä7:£(i- 
ziy;,  G'j/  c^t;)  r^c  toj  (v)£povTc;  zpoO- 
r,c7£Ta'.  ua>(y;)r,  £xt  es  [j.ctpxy.'.cv  ä^0(o- 
10  V7.  '::£p'.(':xci'<(j)£xat  Toü(t)or/  (osxs  y-~ 

Yavo)[j.£vo^  i'Trip/^EcOat  y.äv  pr/J-?;v(5:'. 
■;xX£(o)y  (ß)£ß[wx£va'.  xwv  dvaTroXajc- 
-)(i)y  (o7a  ct£)iJcov  iV^.  ctwTxto  Y^p  c- 
xi)  zoXXay.t  ttoXXoI^  x(w)v  ä(ppcvu)  (v)  xb 

15  V£)ou(c  T£X)£(u)x-^Gat  Xus(tX£X£(7)x£pOV 

9a){v(£xat  y.ai  \):r,)  y.aT(ä)  xyjv  yjXiy.iav 
£)'jO(r,voijs'.)  xpa5r(V(ai  o'Qxot;,  £v 
a)o£('!a  c£  xpo)«-?];  «(oOcvQav  p.  .  a  • 
?i:!Xi)s\  s'  (-/iBcva;  ä)7:äca(c  i7:a'jp')£sO(a'.? 

Xlll.  S  y;>ov7o;  Gonip.   fl^PONTOC  ". 
11   yiyavcüacvaji;? 


320 


MoklPf. 


20 


OlG 


.  .  .  TCVTS;  

.  .  .   ovio; 

Bc 

25  V c'j 

A  .    .    .    .    pOG 0 

p.  .   .    .   OT!    V.y}. 0\).Ti 

voc  •:(e)A£U":a  .  .  vo) tax- 

0:i  ("/Jp^^'c^'  (e-t)'^^''  -' 

30  ":: .  0 {cz-a^( a 

7.S  .  Trx ov-'.vat Xs; 

CO  .  av(6v^TCV?  Y)ap  -:b  ':o[(oüto  (pai)v£-' 

Tot(t)  '/,£p(oo)c;  ouo£  .vi: pt 

£  .  ßüot  o'.y.-  .  ouat £v 

35  k  .  .  q  iocTZ  .  .  <p_ .  ocr/][J.o ©[xxff 

.  .  .  va'.  T£  0£  vrjT£Tv  Ti i;*r]V 

....  xtav  w;  (':r)X£taTOV  (x)pi(v)cv  'C-?;v 

a'.p£)'ibv  za'!  T'.(va)(;  ^>iyjq  -eXfj- 

XIV.    Fr.  r»  (IS. F.a.)  O.    xmvxxq  oiä  touto  ou7Tu('/)e^  vo|j.(i- 

u£tv.  To  [j.£v  vap,  i'va  c'JVT£()v)£arjTa'!  -(t^ 

-ac:  (j'JVY(£)vtyv.a(; /.al  (puTtxa(q)  £-iOu|j.'!a(; 

y,o:l  zäaav  aTuoAaßv)  ty;v  o(i)/,£toTäTY;v 

5  f))  £v3£(yj£-:ai  SiaY^YV^cp^Y^^Ö'^ttTcpcc- 

ß»Ö)vat  Ttva  /pövcv,  waxe  ('::)X-r;p(o))0-?;- 

va'.)  Twv  (XY^Owv  7.at  T:äca(v)  £-/.ßaA£Tv 

TYjv)  vtaia  Ta?  £-tOu[ji,ia?  o('/)X'r]atv  •(^- 

p£[j,)ia(;  |X£':aA{Z|j,ßav3v:a,  vouv  i/ov- 


I.  Fr.  2.  N 


38  NfCYCT^A^Y  0. 

XIV.  5  ri  habe  icli  mit  Gomp.  ergänzt-,  auch  7]v  oder,  wie  Ottav.  will, 
El  wäre  müg'licli. 

8  f.  ö/).rja'.v,  (las  Buech.  S.  293  fand,  be.stätig't  o  mit  O  .  AH  CIN. 
Gleich  nachher  habe  ich  für  linech.'s  /jau/ia;  voro'e/.o^-en  rjpc[j.iot;  zu  schrcib(Mi. 
^AC   hat  o,  was  ebensowulil  zu  MIAC  als  zu  XIAC  ergänzt  worden    kann. 


Philodemos  Uclicr  den  Tod,  vieitos  Ruch. 


321 


10 


15 


■cöq  £)(JT'.v  avGpwTTO'j  •  ts  o'  :'va  r?;; 

t'  sV/;)  y.3!(0)a7:£p  iqovTa  -:(a[jM)eTcv  t:5 
"'Cy;v?  ■::ap)a('::)A-/;at(i)(;  tcv  a-£(pav':ov 

)(PCV)0V  7 2V7,  .    'xa 

z\X 


uy^ou 


30 


35 


.     (7.  F.  b.)  O. 


10 


TC'J  '/,sp(o:u;? 

va;  0£i   .  .  .  . 

T'.va  a'£   .  .  .  . 

«(ocrasOa   .  .  . 

t(0'.     V3     .    .  .    . 

v.q  -CYjv  T  .  .  . 

TO)C£'.~     .   .  .    . 


cpa;  ,  .  A 


•/.£   .    .   .   50ß0Ll(lJ.£v)c'. 

.  .  .   sOzvo  

.  .  v.)y.':y.'~pi(^(['t)'y  aXXa  .  Tr,v 


zav  TO  oy;  ki'(:ij.v/Z'> 


3V?  £^7  (':)ciO'j(-)(o'.  ■/.v-'j.'Tzi^\).'j-'.  -JY" 
'/y:>z'S)'z\y  yr.i-  v.a:  -cI;  irr(T:co['.j  ur.v 
cuat)v  '.y.avo't;  £'!q  tcüto  ßA£7:ov:£; 
oii  sa[X£v  3u)[;.9£p£'.v  \):q  -p;-£(p)cv  y.a- 
Tactp£2>£'.)v  ■?(  ~r^'^  y.^''.z'.r-t  (y.xp7:to)a'.v 
x-oX<X;j)zh'!  o'>/  iva  z(-);  '{■/z-i{-.iz 
■/.y.-z    £)y.£'vr,v  t>;v  [X£Tay.ic([xiov 

'/(i)oy:i)  £'j  otäv'^'^^'"'  ''•^"'  '^'-'"''^- 

V  T'.S'.v  y.v.y.(o:  y.a 


l/x 


-) 


XV.  2  a.  E.  TYN    n. 


.  'l'jy  .  y.  .  .  -.z  y.yr.y.  zm- 
.  ...  "a  ...  V  /,jT(i>'.  O'.a 
v- "r^'J  [j.-.-y. 

3  e'NONTCC  o. 


IV.  Fr.  1.  N. 


21** 


322  Meklor. 

?IIXä)T(ovo(?)  ft»ai- 

15  Swv-) r^v  Tip  .  .  . 

oj/ev  .... 

17 0    Y2V0[J.£V   .   . 

26  ■zoi . 

oey 

^W 

d  ziq  elaäiyoi  [xetpocxiov? 

30  Or,  .  .  .  okX 

7:po£UAaßo(ü[j!.£vov  [^.y]  auv  'KoWaiq 

äX(Y)Y)Scai  xa(TaüTpe(f Y) ?   .  . 

.  .  .  Tov  eXa 

£"ct  S'  oü§£  (q/uai)/,bv  £(ivat  vo[;.ict£Ov 
35  Y;co(vY))y  ty;v  (ä-/,)£pato(v  veov  ovxa? 

£Y)v{i)/,£(va'. 

•     0  axaiav  

at  -£X£Ui 

XVI.      Fr.  6  (19.F.c.)0.      a  .  aXko^f  op  •  •  ? [J-rß^  lU-  Fr.  1.  N. 

S  .  .  yo'j  "Kpoq  aÜTOv tou  (y.)a':a 

t:  .  .  .  -ipÖTiov  tot;  £vo£/^£Tat  ctavEtv 
•/j  Sc'.,   -{q  o'  ay  Siaoöpo);;  Trpb^  xouto 
5  •/ay,(wc  'i)y^o'.  '/.oizy.  y;  -y;v  (pu^iy.Yjv  6p[j,-)^v 

7.al  [j.(Yi)  £Y  Bo^wv,  z\c\y  ok  ^toviov  ixa- 
-  -    Tai(o(v)  axo  .  .  a?;  Sib  §y)  y^äoTov  to 


10 


7rpo(a£)vaTY][^.a  TTEpt  twv  o'jtco? 
[0  .  .  .  £VOJV  £v  T(I);  •/.aTaaTp£(o)ctv 
~p  .  .  .  otTO  .  ;;  aÜTO  xb  tcu  y^pövou 
7.e(poo(;  ßA£)-ov-a  ....  aoaO  .  . 
V  .  .  .  .  yjxq  z£iv -/.ai  . 


I 


XVI.  Die  linksseitige  isolirt  stehende  Partie  Zeile  2 — 14  ist  in  n  durch 
ein  Versehen  um  eine  Zeile  zu  hoch  gerathen:   HA(I        TPOflON  u.  s.  w. 

•2  TOY  .  ATA  o,   POY  .  .  MA  n. 

■^>  CJC  (lüutlicli  o,  statt  dessen  PH  nicht  minder  deutlich  n. 

7  AKC..\^  n.  8  von  Gomp.  ergänzt.  12  fl^l  n,  TT6I  o. 


Philoderaos  Ueber  den  Tod,  viertes  Hucli. 


323 


lö 


20 


25 


av 


eu'.ß  .  .  tay.siw z~.'j.  .  . 

.  .  ip  .  .  .  auiiJ.oczo  ....  ij.aXo  .  m 
.  .  .  .  ap  To  •7:pc  .  .  .  >,£'.  .  . 

T£X£Ut(-/])v   TZO'Ze   .... 

o'jsXaT  .  .  .  -r]'.  3ca  t(y;v 

.  .  .   a)  Ytov-lrv p'j-£ .  . 

.  .  |ji.a  T,  AoY "I"* 

.    .    .    tVO?  TO'J   0    .    .    .    .  O'J  0 

.  .  .   patvov  ....  r/jv  [j.  . 

.  .  .  act3!cp(öp(.))<;  £yo'j(ffiv 

.  [j.)£[j.i)(o)(j.£vto(v)  ya  .  . 

.  .  ay;£  .  Tf  .  iJ.exxv.ociJ.  .  . 

.  .  .  U)V  Xövwv  ocTTactv   .  . 


ai  7.xt'  auTol»:;  ava  .  . 
.  .  .  T£  TOt  ,  .  ,  (oyasa 
.  .  y_)t!)pi(j(j.o'J  .  .  TaT£- 


30 


£710 


ov  . 


.34 
36 


I.     Fr.7(20.  F.cl.)0. 


0£   .   .  ~r](7  .    .   .   TOU 

?6au[j.a!I(o  c)£  toü  co((I'Ou)  Xsy^''^ 

TOV  ߣX~tOV   A£- 

YOVToq  tri  '^^yJü)  '^°^-'^  a(~b)  tou 

G('i)\j.a.~)oq  "/a)pic[J.(ou)c,  ii)c(t)£  xb  ty;(v)  xa-  III.  Fr.  2.  N. 

7t(cxY;v  tou)to  ouix(ß)a{v£tv  atpExbv  u- 

'!xa(p-/£i)v.   cu  |jly;v  ou3'  £y.£(Tv6)  -^s.  '/(a)pt- 

£V  u(ji.(voX)oY£^v  CXI  Bta  xaüx'  ou}^  «tp£(xb)v 


XYII.  H  X/-B'   '/,  X  .  PI  o. 

4    YM  .  .  .  ^riN  o.    Ergänzung  von  Gonip. 


324  M  c  k  1  c  r. 

5  v£OL»;  -(eX)euTäv,  sxetOYi  xoAAa  guv(o!- 

7roiaov(xat  x)ä)v  ev  twi  i^'^j'^  y.xy.cov  •  xai 
Yap  a7c(aXA)aYr,ffOv6'  w;  soty.i  OaTT(o)v 
£aOsvt£(!;  "p)";;;  touc  y.o/vacra^  7.a.\  xwv 
y.ay.(ov  a(^vTa)AAäy.Tac,  ei  t'  sv.ot  touto 

10                            [rl^  7:£i7c(vxÄ)i,  xi  Stoijsi  v£;u;  r,  z(p)£c- 
ß'jxa;  «(üxo'Ji;  x£)a£uxävj  ccc  0£  ttsicjov- 
xai,  x{  a(v  £pcox)w'.[j,£v  c7:[r^K()v.o:  r.o- 
T  [C'^iiq  ey.7rv)£Ci£V  pa(iov;)'!'  .  .  X£pa  -pp 
10 xay,(ijv  (a(fa{p)£(jt?  ex 

15  .  ai  T-^(?)  'J;ux(Yic;)  ävip0(.)(0£ic7)-rj;  ev  Oa- 

vaxfp)  .  ti)?  c  .  .  ot  £i^YiC7(av)  .  .  .  .  xb  xoO 

::  .  sc  'Ava^aY(cp)av  axa x£'.  ß 

or^  .  .  .  £-/va  .  ca  .  .  qaÖ£'.v/;x  .  .  .  vt£'. 

X    .    .     pOCT    

20  G  .  [J.o  .  .  7ap  3 

...   7.0)   ...  V    .    .   OVXO;; CT/   .    . 


.  .   po)  .  .  .  TTEv ay 

oix  ....  £vo[j. Oa 


avY) £ 


25  ....  •:xp2c; (?  ai)xiav 

ava oy 

.  .  Su<7a/opoü[j,£(v)  . . .  Y?/V  (/.al  c£A-/^)v(y]v? 

'Av)a^a(Y)cp(a)c  xi  x:(u  voD?)  -/.'.v- 

.  .  .  .  0  .  O'E  .  £v  .  xatr, oc 

30  .  .  a>'^"''-'  cu  .  .  7C£pt  x(^)<;  aix(a((;)  .  .  .  xcj 

(i)  i'f/j  (cptAo(j)o(poD(ci)  v£;j.a  .  £  .  a)c;-£p 
.  .  .  eiq.    Ae^w  .  .  .  .  t  yap  o  .  .  TüaeTi; 
.  .  .  (jJC7:£  .  .  X  .  .  .  .  a[j.£vcv  t  .  .  .  .  tj' 
y.)axa  9tAcicro<f(a(v)  y'  ap'::as£cOa'.  c 

10  AIOIC^ING^OYC  iJ,  was  vielleicht  in  ototdEt  tjO^oj?  aufzulösen  ist. 

11  nClüN  «.  28  KIK  o. 

A 

29  TATH  o. 


Philoderaos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  ö2d 

35  . .  (fjc7'.y.(bv)  [xb  xfo  v)ÜTT£c:(0)a('.  T)bv  To(t- 

oij)Tcv  0'j(iJ.bv?  a)AAo(t)?  euXoYtav  rapa- 
8t)Boüq  Tou  ((pucr/.w)«;  xaTa  c'./vccc^iav 

'f:(p)oxi6£i(v)    ....  O^'jp.a a- 

Y^Og (0)a'j,a(a)'Co  .... 

[.  Fl-  8  y.a 0  .  ij:j  .  ojv.  a(7:{Ö)avcv  IV.  Fr.  -J.  N. 

(1.1.     \J.     H.)     U.  <N%         »/  .S  \  V  /"  <N\  f\    '        / 

C£  £(T:;cey.)T'.y.r,v  [xa7.ap(ia;  c)'.aüss(£- 
ü);  (l'u(/r,v)  [xr,  TC'.ajf^v  £  .  .  .  (o;  bzxp- 
yvy  u)(g)t£  .  .  q  aH'.oXövoi;  a(YaOc)t;  •/;(pl[xa- 
5  TisOat,  Ycv(c[X£)vr,v  C£  c-r;  .  .  .  £y.  c'.- 

Xoiao(ptac .  .  .  o)v  .  .  .  .  y.al  ■;:(^a)v-:£Xo).; 
oux  2''5v  ■:£  .  .  TitpiCzcpiyßx'.  OxjiJ.i- 

4 

ciov  aYaO;(v,  u))ct£  Ya'jptx[J.aT!;.;  a-t£vai 

[ji.£0T2v.   7:o(a'j?  [ji,)£v  cOv  y.p£TTTo(v  x)-);v  TTpC- 
10  (pavTÄCOj)  .  .  .  cv  «'(Ow;;  t'^?  cpü(c)£a)^  cjv- 

a'j^r,ÖY;v(a'.  /.ai  ä7:)oAau!7ai  -yj?  C'jva- 

Ta)TaTa)(i;) (£)ij£rr)p(ta)c.  «XXä 

v.y.'.  To  Y£i (ä')Htov  TioX- 

X^?  y.a;  Tax cia/(£T)j6a[  S 

lü  .  .  TO)(t)  '/pcvu)(t ::);Xa 

X  .  . 

X£ 


c 

19  £'• 

22  xiov  a 

£  .  zt' 

25  '^c/a  .  . 

P 


XYIII.  6  KAI  o.  NAI  «. 

8  Durch  6AMAT0C  in  ?(  wurdo  Huoch.  S,  291  f.  irregeführt,  al«  er 
O^äiAaToi;  ergänzte. 

9  f.   Gomp.  vermuthet  Keminisceiiz  au   l'iud.  Ol.  1,  187  -po^avrov   ao^ia. 


326  M  ekler. 


TO[J,£ 

c'.ov  .  .  .    voys    . 


A'^ia  .  .  .  at 


30  £3!  .  .  .  -a  .  .  .  opo 


0 ZV   .   . 

pOTTO 

.   .   WpCV   .   .   TO «p£    .   . 

.  .  r,[jL'r;  .  ovv töX 

35                            ...  vovo?  0'jB(£  |j,£Ta)/.off(ix()av? 
.  Eys  .  TtvT ■Trpo 

.    Tp£ £UO£[J. 

.  ap £  Y£  <j'JvS  .  .  at 

XIX.    'Fr.  0  (22.  G.  b.)  O.  vjy om  Y£vcp.£vwt  y.al  7:o<o)v  Col.  I.  N. 

yp6^fo(^/  £)7:t^rjcavT(t)  Tb  [>.e'^(',cT:o'^  ^'i?-- 
Obv  a7:£({)A-^7:Tat.  tt^?  §£  xaxa  tyjv  ic7Ö- 
T'/jTa  auT(o)u  x.a'.  tyjv  6[j.o£(o£[av  7r(o)p£''- 
5  aq  Ytvo[j,£(vr)q)  iw;  (£)?<;  a-KE'.pov  £i  Suva- 

Tsv  El'-/)  ^(aBi)^£iv  oiy.£tiv  icciv  •  äv 
C£  •::apaY(£v)"r)Ta(i),  r^«;  |X£V  £uoat[j,(o- 
vi'a?  a(i>a(p(£G[)(;  ou  yivETai  tv]!;  ^(^'(O'imiolc^, 
"/.a)Auct((;)  0£  TYJq  £T[  [X£xou(jia?  auT^q. 

l*^  aXX'  ouo ([j-^ETEfvai  Taütr^v  e- 

TraicOt ai  .  y.al  Mr,T(po)co)p  ,  . 

''E'ä[y.ou(p  ,  .  t)£  TocaüO' o((7a '::)po£'i/£(v 

Ir/) (7r)A£iova  .  .  .  (£)7:ißi<i)ca 

/ap Toc  .  ,  ."  .  ß  .  .  .  . 

1^  xXe oc:£v  ....  VT«-  .  . 


.    0 £ 

.  ai 

TWtp. 0\). 


XIX.   1  xu'ftoi?  vgl.  Ar.  Plut.  205  f.  7:pEaßÜTrjV  .  .  -/.uf^ov. 

6  P  .  .  .  )  Z(IN  n,\/...  Z^IN  o.  G  ff.  .s.  Biiech.  S.  293. 

11  M.    AI   o,    N   n. 


Philodemos  Ucber  den  Tod,  viertes  Buch.  o27 


Tc: 

20  vo 


O'l 


;vr, 


■ZV  £V3 

25  3 t(i)s  .... 

a £va  ...  £TC  .  .  .  . 

[X    .  .  .  .  STC?  Se  [j. .  «[vaa 

"oTc;  auT(ctc)  -/p-^s(Tio)v  •JiapaiJ.uOiOK;  o  . 
o'  £TriO£)(6|Ji.£Voq  .  xav  u 

30  .  r^TSTat,  Xu'7:r(C£T(at)  o'  oüoa[J.((Ji)<;  i^ai- 

p)c6[j(.£V0(;  £■/,  Twv  o(v)Ta)v  (oi;  e?  [j.rjO£- 
[xiav  ?7X£y  T"^(?)  £XA£it];£co(q  £7üai)G6-^- 
civ.  b  B'  a(op)(i)y  cut'  a^t6X(oYov)  £7CtX-/^- 
'lit~'  aY^Ö^'^  '''"'  ■'■^'-  ('^)'2V  T(t)Oo)vou  o(ia- 

35  Y^'''1'^(*0  Xpsvov  0  .  aXXo  .  wt 

psvaj  .  .  V2  .  .  .  (ö)-:?.'^  Y(£vr,)Ta'.?  .  .  . 
Ta/{sTr,v,  a(AAx  ßpa)ByT£pov  a 

X.         Fr.  K»  I      y.a [j.ßo'jO£ta).y.£v/;;xeY  .  .  i\-  Col.  II.  N. 

(•28.  G.  c.)  O.  r~     .  ,       ,       ,"         ,,^     ,'       , 

^  ^  Ax  TO'JTo  ;x£v  -0  ;j.£poq  ccjvtov  -a- 

yy.  '/.%'.  cjvYvwsTJv  isT'.v  •  to  o'  i'::!  twi 

Tous;  o'ja([J-)£V£T(;  £Z'.)rap-r,7£!:0a'.  [j.a- 
5  ZT-Zi-^)  ä5(uYY)va)c7i:a);  £crxiv  •  7:avT£;  ;/£V 

Y^p  oüz,  £(';;at)c6'r^(;ovTat  twv  ETCi/at- 

povccov  •/;  .  .  t'io  .  -£).£0);.  svo/aeT 

C£  tp'j3'./.w((;)  £TC£(y)y£''^w'''  ^Z^^f^?! 

STav  £7:a(tij0)avojx£voi?  touto  TioiTjt  /.al 
10  y.r/.a  Trapa  (xou)xo  cu[xßaiv/;i  toÜ«;  £-(ix)at- 

pc;ji.£vo'.!;  •  (tÖ)'.)  0£  a(Y)aO(i)'.  /.aTa  otä9(£- 


30  H;a'cojij.£vo;   erg'.   Goinj». 

30  PONÄy  o,  PCI  na  n. 

XX.  J  OAYNAN  o,    OAINAN  w,  hcichtigt  von  Buecli.  S.  293. 

5  -ä/T'o;?        8  ^ne^rjreAAüN  Ap. 

10  von  Gomp.  ergänzt. 


328  MoVlor. 

ffiv  oh^tlc,  %(«?)  e:r£7Viox,tb;  auT(b)v 
Y^vsTat  0U7(iJL£v)iQC,  ucp'  (o(v  £xO)paiv(£s- 
Oai  XuzYjpiv  .  .  .  u  .  ocexO  .  ,  .  sasi  o 
15  ....  gut'  £7;i-/(aip)(ov siopo 

.  -oXX(OV   £7^6(Jl(£v)o?  (B'.)aO£3£(t)  [JI.£T 
....    OG^£tV£  .   .   £tV aT£ 

xa 

ov 


20  oei). 

!CUC    . 


§ta  TTiV  .  ax, 


....     CUV     .... 

cu  .  .  .  . 

25  . !:'J 


!j5[ji,£6a  siy,a(i)u)? X  .  .  ß  .  .  . 

•/;[JAV  o'  aTa(p)axa}(?)  £'.0  ....  a£7ra  .  , 

ptcti;  öSuv(i)[ji,£6a cu(7.  av 

!fOavo[[j-£v  aBtaXct--  .  [j,  .  o 

30  T£?  Ä'JTob;  £-'  O'J/,  oX((y- 

Tov  ■:p27i(o)v  av6p((i)7:)o'.  /« w 

Yivo[JL£Vü)V  Zop £  xa;  .  . 

Twt  (piXo(705£Tv  "/.(a;) '.:v  .  . 

.  .  .  [).z^('.cTiiii  T0> '.T£'.  (■::£- 

35                            ptzo'.*(^!7av(T£i;  ßä)Oo;?  aTa(pacia;  azo- 
Ovy;t/.o[j.£(v 

XXI.         Fr.  11  0  .  .  .  .  O'.ta'.  .  [  [j.£Xov  -qijh  £C7t('.v  Col.  III.  N. 

(24.  G.  d.)  0.  ...  ■  V.x 

^  Tojv  (•/.)ap(ojo-(ov  Oj-i  r.oxt  'za.cyo'jzvf 

^•t]lJ.(i'j)  £(/,)X£f('äo)u(jtv,  £7cl  Be  xoTt;  jx'/]- 

12  Ar.  .  6TCrNUKUCo,  Ar.  .  .  .  OINÜKÜC  «.  lyvwxco;  emirte 
aus  ?j  schon  IJuech.  S.  293. 

15  OYTenix  o,  CT^nAC  n.        \c,  noAAü  fehlt  in  o. 

17  OCZ6IN6  .  .  €IN  o,  (CTflNC  .  .  ^N  «. 

28  PIOIC  o,  TOIC  n.  3(J  eNHCK^Mf  o,  .  .  HCKATA  n. 

XXI.  2  APNOnCOh  o,  verbessert  von  Gomp. 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  329 

Sev  a(Ya)Gbv  iQ'/T^y.baiv  sav  x(a'')p"^('-) 
ö  T'.?,  Tjc('j(;)  £CTa(t)  y^oäpiii'/  stzI  to('i)(:  y.a- 

'/MV  di;(7UOA)sXu[J!.£vo'.<;.  y;[v.Tv  -£  -/.axa 
Ti  T£6v(£äi(j)tv  STCi/apiQasTai  ti«;,  äpa 
Y£  BiCTt  (XoY)ta(Ji.öJv  (?)  ecrT£p-/)iJ.£6a  (f,)  Sio- 
t;  v.y./.(i)G  .  TraX  .  Y0[X£V5  aXX'  oücets- 

10  pov  £(jTa(t  TC£)pl  r)[Ji.ac,  war'  s'Cccri  [j.(a)v'!- 

av  /.aTa(Y'.v)(i')ij/.(£'.)v  -:(7)V  £'::iy£(X)(ov- 
Twv  •  Xu(7cr(CO[ji.)£(v)ouq  -£  '::oXXob(c)  v.y.l 
aYaOcu?  (£^0[j.£v)  T£X£UTr,aav(T)£i;, 
0  '::po/.a[j,ßa(v6f-)£vov  t  ......  .  (9)'^- 

15  c7'./.a);;  £  .  .  .  Y-  •  •  •  «y» 

017. i   .   .   .   . 

£)V0/(X£T? 

18  pa 

22  ?   svo[A 

00 auTÄ  7, 

cav  .  y  .  tv 

•J5  ?£':)atpiy.a)v 

TC(ap)£atc  Ton  la (iTit- 

yy.ipo'ny.c  £^£[v(?)  0 

•J>£t.    otb  TOL)iouT£y_ ([j.)y.i:{y.ioi.'( 

Xvjpot  a  ,  .  .  Tova VY)[j.aT. 

30  X'   .    .   UiJtV  OV VT   . 

X'r)[;.£v  ■:rp6T£pov  £-c £t  •/.«; 


£y.'jpr(C£  TOUTO  .  OAACV£ 


5  rjou;  stellt  (ionip.  her  unter  Vergleichuiig-  von  IMato  Gorg.  491  1'^  u)? 
iiciuc,  V.  und  ähulicheu  Weiiduiigeii.  7  TON    o,    FCON    h. 

8  Xoyiafxwv  Gonip.  PICI^ÜN  ",  mit  etwa  zwei  Buchstaben  fassendem 
Riss  hinter  010'-;.  Nachher  ist  ?,  von  Buech.  S.  290  hinzugefügt,  der  in  n 
NO   TI  fand  und  hieiiach  HOTI  las,   wäiirend  o  dentlich  AlO   TI  zeigt. 

9  KAKUC  .  nAA    rOM6N  o,  KAKU  .  .  TANT0M6N  ».   Eine 

wahrscheinliche  Ergänzung  steht  mir  nicht   zu   Gebote. 

24  IN  fehlt  in  o.       27  XAIPON  .  ACCZ^N  o,  XAIP0NTAT6Z(N  ». 
30  XI  .  .  YCIN  o,   MA  .  .  CIN  n.  81  ^niO  n. 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Hd.  II.  Htt.  22 


330  Mcklcr. 

.  .  .  Oävaiot  S7j7:(o)u6£v  eictv  w   .  .  . 

a  .  .  VTOC  i7:Vjf^ai(p)ti'*  ovo[x 

35  ....  aAt  .  .  .  .  a  (j(i)((xaTCC  st£- 

po(a))civ(Tc  -/.ai  x)ax(0(j(tv  üzo- 

c)x-^vat  y.c(v6v?) kw?  £(Kt)T:Aa'r' 

XXI l.         Fr.  12  ....  TS  Y£v(-^)acvTa'.  [/STa  oüo  /pc-  Col  IV.  N. 

V  .  .  .  .  Y[J.3!?,  ö  y.al  or,  •:rpoAa[j.ßavov- 
-c_<;  iv  Twi  ';^-^v  ibv  zpo?  au-:(o)u?  e/ou- 
ct  6(av)aTCV,  yj[j.(ov  £-::'  ouosvl  TO[o('JT)a)i 
Ta(paT)TO[j.(e)vwv.  */,at  ■7:6(70(0)^  auxoTi; 
vo([j.(i^o)[j.£v  e-'./apr^GSijOai  cxouoai- 
oi»q  (i;(uci/,)cT)i;,  u©'  öiv  xa».  ^wvxci;  eßXa- 
zTovt(o)  y.al  o(i)£X£Aouv  TapaT;x6[ji.£- 
vot  (J.Y]  (%)oAa(7(G)üJ7iv ;  [j.äxaiov  S'  eu- 


(25.  H.  a.)  O. 


10  xl  y.al  x(b)  XuTcewOai  x£A£UXwyxai; 

£TCt  Xü)(t  x)£/,va  \):q  xaxaA£'!7C£[v  et 
aA£YO'J  .  .  •  /ä(p)'.v  yap  xou  SiaxYjpEtff- 
6«;  x(t)  .  .  .  a  y.aOeuOc'.v  zqzax'.v  z- 
-'  ä[j,2/(6x£p3:),  [j.'jpicov,  [j,aAAov  (0')  a-£i- 

15  p{i)v  X  .  .  .  .  xot;  (ovö)[j.aaiv  7rp(o)5aYO- 

p£uo)[/.(£v){ov  .  .  .  y.al  xoüx  .  .  tuv 

.  [Aac xovx  .0 

[j.iji svy.a    .  . 

ptq po  .  . 

20  otߣ 

CV V      .    . 


aix 


34  CniKAI  .  CIN  o. 

XXII.   1   f.  xpovou  ariYp-a?  Ottav.  9  AAC  .  .  6IN  «. 

12  AA6rOY   o,    AACrO    n.  Ol'  ä  )vSYO[i.sv  ,ob  ea  quae  diciraus'  Ottav. 

13  (a)  in  TW  ist  nur  durch  o  bezeugt;  xa  x^xva  Ottav.,  vielleicht  richtig. 

14  aucpÖTspa  nach  Meineke  Men.  fragm.  p.  143,  während  Ottav.  au.s  un- 
vollständiger Vorlage  fehlerhaft  Itz''  «[xooxtpwv  wxwv  ergänzte. 


Philodeinos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  33 1 

TO'J O'J    .    . 

~ö  (zpou Xou 

UV    .    . 

.    C)u)c7tX 

.  wv  £•/.  cp(u7'.7.v^?  y.o'.vwvia;  ?)  auo- 

[XSVCüV   ('J/'J-/)WV     £7:'. a  TTOt- 

30  sTv,  cü'/  ÖTt  yivc-ai  (avOpo)'äoi)c  (p/r)- 

■/.£-'  0'j(7'.v  (£)K:a(')!70-^G(ii;  .  .  .  T£)y.va 

o{)Xa  p,£v  Y£v(6)[j,£va  Tau(-:)  .  .  .  a  .  . 

.  £'.  y.al  T^epiilo)  exEpov  oüS'  £(av  TaX)  a'  xr.- 

o)ßy;(c)  ij;};  oQv(a)  .  .  vSi  vm v 

35  Aeo)v y.ÄV tts  .  . 


:wv y,at 


r,\o xa £t 


I.        l'^i"-  13  o(a)i[j.6v(ü))v  •?(  Twv  (jUv(r/Y)opo6v(TO)v  Col.  V.  N. 

(38.  H.  b.)  O.  '  A    '  ■,  >sv      ...    /  ^N         .  ,      / 

avöpto'Ttwv.   £'.  0£  TS'.c  (ajTTOxeAEGj./.^a- 

ijt)v  }(p->j  T£/.jj,a(ip)£cGai,  Tic  äxuyev 

xr()Sc[j.ovo)v  oTcov  noAu(a)tvo!;  xal  M*^- 

5  Tp5)Sa)po;  y-aCt)  A£ovT£('j)c  y.at  'E'jrr/.ou- 

p(o?  aij)Tb;  a^b  Ty;;  TöASur^q  a'/^p'.  y.at 

vu(v,  y.)a;  y,a-x  aqy^v  ä7:av-:(£)^  c\  y.aTa  ty;v 

at  .  .  V  v)[J-ci)V  7:poy.64'avT(£(;)-  opd)[;,£v 

0£  y.(a)t  Toiv  '.Stonwv  tcoaaou;  ti/(y- 

10  yä'fioynaq  0'.7:<x^y.'::!iarfq  T(i)[ji/ry(;  £vv6- 

[j.o(u  •/,«)!  WQi-^fiq  b'KO  V.  .  tov  a^ioXo- 


XXIII.  3  NXPH  o,  AIXPH  n. 

4  /.r)oe[xövojv    ergänze    icli  nacli   o,    worin  vor  s    noch  \,    der    schwache 
Rest  eines  A,  wahrzunehmen  ist;  f^y£ij.ova)v  Ottav. 

5  A^ONT^C  /i,  von  Ottav.  berichtigt,  (ONTO  .Co. 

8  ATC  .  N  o,  AT.  .  N  ?i;  Ottav.  S.  10  vernmthot  äyfoy/^v  ,disciplinam', 
ich    würde   äysXr|V   den  Vorzug  geben,    vgl.  Epiktet  hei  Stob.  Fl.  V,   113.    — 
-po/.oiavTE;  habe  ich  aus  der  Verballhornung  in  o  nPOCOYANH  hergestellt; 
minder  deutlich  nPOvVC^YANT  in  n. 

11  Vn O 771. ••••.- ÜN  o. 

22* 


332  Mokier. 

To6?  '^(sV)  Aavaou  xat  i:aS£A90u  vcal 
Toü  Ka(8|j.o'j) Gc  .  .  .  /.  . 

15  OD   £y.aT(b)V?  TTOA 70  .  WSptS'TT  .   . 

T£  /.£p(o)a(v(£)tv iv  .  y  .  . 

/,a/,aa  .  [j. va  .  .  . 

0'.  7raTS(£(;) |r/;cov 

av£i(;Gp WVTY) 

20  V  ,  .  o)vo (tq  .  .  . 

X  .    .  TTEpt a    .   .  TOTToXt 

.    .   .    TWV [J.   .    .    (OV    •/.£    .   . 

.  .  .  6tz'.  .  .  .  .  £ auT  .  . 

VO) 

25  £)v  ■7:oA£[j.(ü)t)  Ta 

y.ava  .  .  vx  .  .  .  .  TOt 

Siotau 


.  .  T£l  .  .  .  cr[j, :  . 

.  q  ocp£X6(q  Ejaxtv  [j,  .  .  .  .  yc  .  £iv  .  ,  . 

30  .  0  ßaObv  £  .  .  ©A'japGV  -/.äae^v  pr,  .  .  . 

xat  p.£pY;T  .  .  .  otTt  aurc'jc; 

3'  (£)vu-V10   ....  TO'.O'JXOy^ 

^r^e  xöiq  7c(poY)ovot?  -^[j-wv  £y(aiY5- 
[x(a)TOt;  y£(y^ovöto?  '::£pto'JC-(ia;)  v^S(£- 
35  c6aiT£0v(£(pa)7tvxap' ocov  .  .  .  £ti;aTr(£- 

%07:(T)d[ji,Y;v  Tr,v  SiaSo;^^Y;v  .  c'jv£- 

A)ü)y Xeyo)  3t6(Tt)  .  .  ttä  A£t- 

(f  (Ö£V-o>v  v^  [;.)?;  xaTa)v£tcp6£(v-)wv 


12  ^10HCANT(Jl)N  »i,  wonach  evvorjaavTojv  Ottav.  o  zeigt  einen  Buch- 
stabenrest vor  O,  in  der  Gestalt  <:,  der  auch  von  einem  /  herrühren  kann. 
Eine  definitive  Herstellung  müssen  wir  uns  wohl  versagen. 

15  OYCKA  n,  lYCKAT.  nI  o.  is  Ol  n,  61  o. 

19  AN^KGP  7^  30  BAOYNf  .  .  0AYAPON  o. 

36  ,insofern  ich  die  Gedaukenfolge  durch  eine  Abschweifung  unter- 
brochen habe'?  KOI  I  .  OMNTHNAIAAO  (HN  o.         37  AO  n,  A^rü  o. 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Bnch.  OOO 

V.        Fr.  U  £YYCvo)v  y.a:  r'jv(T)£Xo'JV':w(v)  ä  npo-  Col.  VI.  N. 

(37.  H.  c.)  O.  ,  '  "  /  \  >o     /'V 

s'.'Trau.iV  TOUTCov  -rj  (tjiviov  cöv=<i^wv 

y)  irfjOsvuv  a'::(A)(J5(?)  ouSev  ETiat 

■TTpbc  r;[xa(;  |ji.äXAov  f(  xaia  tou?  £(T:t 
5  <i>op(ov£ü)c  YiYC>v(ÖT)a(c)  •  si  [j.-rj  vt;  (A(- 

a)  y.aTä  toGto  A'jz"/;pcv  duT'.v  i'7:a(t§o)(; 

•/.)aTa(c-)':pc<j''/;,  (o)i5Tt  Tdc  •/.Ar,povcjji.o('.(; 

£)cTa(t)  -a  -ovr;6£VTa,  v.aöaTzep  oü'/t 

7:)cA/.äy.;;  a^autv  y.aiaAsfcetv  v^  cet 
10  .  .  sc  .  VTi;  -i^  T'.c'.v  Tsy.vctq,  '/wpt; 

TO'j)  [j.y;o£  (pauAoui;  elva:  [ji.r,o'  äva- 

^(()ou?  ev(oT£  TOU{;  y.AY;pcvo|ji.Y^(jav- 

T(ac)  •  £av  o'  waiv  7:ov(-/;)po(,  TCpotpuAacac- 

0(aO  ouvaTCV •.  aTco'J^aio'.q  y.ac 

15  5'!(X)o'.i;  aT:oX£X(o'.::-) .  .  c-'.q  ohv.  £X£',  ci- 

a  t(o)5t'  IcTiv  o(')/.':p(ö<;,  0)0/  cti  y...^ 

tai  .  TO'.  y.ay.  .  .  ;aj  .  .  .  .  v£  .  .  .  (?:- 

Ti  S'(a)7coXc(Aoi7:)6T(c  a)u[ji,(ßa{v£t  i%  ::£- 

p'.o'j(cia)?  £'!;  jcy.p ;■:•/;':(«  7)-a(v£(0i:  asi- 
20  y.£j(6a)'.,  £cr-a(t  '::)pc?  (T/IJ.)^?  OTro'.c  .  .  . 

A  .  £  .  ilo'JC'.va y  .  .  77  .  .  . 

T'.v  £7:1  To  uovxa ÜK  .  .  . 


Vß'Ti 


r,iji.cov  0X0 


y.a  .  .  .  Tojy.a  .  • a 

25  .  a  .  .  .  .  A £/. 

.  ^T^  .  .  .  To;c r^ 

cppöv(rj)cw  oüt: o.ü'/y.-t 

c'j  [j.£(To)v  0£  y.ai  ,  .  .  ■Äovr^poti;  ou- 
-/JItoT;  (y.A)Y3pov6(x(ot)(;  ::(p)b?  y.ay.oj  y£- 

30  vf/C£(Tat)  TUXOUTO?  cl  Bf  [J,Y5  Y£  ToTq  ö- 

Aotq  o(iJ5)£v  ö(s£)aoc;  (a)7r(o)ic£C  .  Tot?  3'  aü- 

XXIV.  8  oO  /prj   Ottav.  9   lr.%'.z'.'P.  10  C^  .  NTOC    o, 

OM  .TOC  n.  21  A.6.Z0YCIN  o,   K.O.TOYCIN  /i. 


334  Mcklei-. 

To  To(ÜTo  /.a)To(3upoix£)v(oi(;),  all  xu- 

pt£6ff(oua)t  Tüiv  aav({3cov)  oüq  oü  OeXou- 

atv,  e(^£a)Tat  xat  t£x(v)_oi)v  uTuapj^öv- 

35  Twy  (xaT)a6py3ve(tv,  £7U£t)SYj  -/.at  tu;^^ 

•^  ■j:avT)wv  Suva(aTC(;  avOp(i))TC(i)v  o(t- 

XXV.        Col.  1  a  t' saxiv  £X£(i')va)v  a<f)£Xo!X£v/]  u(poa--  Col.  VII.  N. 

(26.  H.  d.)0.  .,  .      .      '\.  .    ■■, 

TaX£i7ü£tv  Yov£T(;  v)  7ua3a((;)  v^  Y_a([x)£- 
TYiv  yj  Tiva?  aXXou?  töjv  £(';:i)t'^0£(i- 
5  (ov,  £V  GU(X(po(p)aT(;  eco[j.vio(uq)  Bia  (t)y]v 

/.aTacTpo(pY)v  yjij.6iv  9i  7,al  t((i))v  dv(aY-  - 
y.aiwv  iXXsitj^ovTa;,  £/£[  iJ-(£)y  a[ji,£- 
X£[  (puffixokaTov  ov5Y[j,bv  y,(ai  B)a(*/,)pü- 
WV  TUpoiaEti;  £Y£ip£l  TÖit  vouv   £)rovx('i 
10  IJ.ÖVOV  •/)  [AOcXtCXa  •   TOV   0£  TOaOUTOV 

/pÖVOV   0C70V   £YX£(t];£lV  7C£l9(£T)a'. 

T£Xo)  .  .  ßatovxa  .  xat  [j.£Ya(XY;v?)  oü 
7ra(paax)£ua'C£(t  X6)7c-/]v,  £7r£tS'>j  .  .  v  .  . 

GOCpS  .    .    .    tOVTci;  0'.  /.(a)TaX£t7iö[J,£v(ot 

15  ij,£ oouv(-/)6£v)t£(;   stü'  aüi  .  i  .  . 

TcXet  .  .  .  (a)Ya6o ovTai:  .... 

Tai    .  .  .  a  .  p-<^a(j)v  au  .  ot?  Y'^'P  £('i'')p£- 

daei? (j)v  .  .  .  (•/)ap-/^c£Tai  S  .  .  . 

[j-cvoc  a  .  71  .  a  £(p\  .  .  •(7:cp)t£7roi"^(c£v 
20  y.at  £<p'  6  .  .  .  C7  .  .  (aTC£)Xa (ua£)v  t(Ö)v 

xYa6)d)v?  .  .  0  .  .  .  ov  .  .  .  '.o[;,  .  vwv  .  . 

33  6 AN  o,   (A  ;j.  35  KAI  0,    AAI   n. 

36  bis  «vOp(o;:rov  Ergänzung  von  Gomp.,  oi'a  meine  eigene. 

XXV.   •-'  ff.  vgl.  Lucr.  m,  907  ff.  3  f.    HA  .  6    THN  o. 

7  ^AACITONTAC   o,  vk^odurch  Baech.'.s  Lesung  290  f.  bestätigt  wird. 

11   6KA6!YaN  H,  wälirend  o  C,  d.  i.  CT,  au.sweist. 

1-2  -^Aü  .  .  BAIONTA  n,  T(AC  .  .  .  )AIOKTA  o. 

14  TAA^nO/^  6NA  u.  17  AY  OIC  o,  ATIA  .  C  n. 

19  MONOC  «. 


Philodemoi  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  33ö 

v,  .  'jT,  .  .  Oa  .  .  .  ;j,r((y.)£(T')  ö(v)to(;? 

c: c  ....  et  t(-r/)v  au(T)Y)v  e(v- 

0)'j;jLOÜ;j.£vo(<;) y  .  .  au  ...  . 

25  "     !-''■']  f^  T:ä6(ioc'. 

.   .  £0) 3X 

.  V  .  .  .  a  .  .  .  '.  0  .  .  .  .  V  ■:Tpovo(ia<;  £V£- 
/,£v  (y^)  y.r(S£|j,o(via)(;  abzdlc  t£  x£(pBo(; 
£)c(o[;.£v)oui;  ouS(£)y  £7r'.iji,£Ar,co[j.£- 
30  vo'J?)  r^TTOv  £au(T)ou  .  y.ai  c  i"'.  luv- 

Y£v(£'t<;)  cwsc;  r^  (c7)T£(pvcix)£Vot  Oia^s- 

pCV-ü)C  OTT  .   U U   t   .  .  .  ?  c'.  clv  OLG- 

-v.o\  .  .  .  Y£vt  o('.)iTt  (tw)v  ä'XXwv  ol- 

!:cua(iv)  a'j-c(t  r/;)v  (y.aTacxjposrjV,  £(• 
■■■S5  0£  [xy;,  ctOTi  ja,(aT)a'.öv  h-'.  xa;  ici- 

a^  «pu(p)ovTa  y.(a/,07;a6£tai;  £T)t  Ta(<; 

£T£p(to)v  auiJi.9op(a)'C(£i)v  .  Tt 

£)äv  S'  £Zt  ^irqq  (pus('.y.oTc)  ar^  .... 
/■J.       Fr.  lö  y.a'.  ©'.AOAOYC'.c  y.a(l)  [./.aXtax'  £a(v)  y^VcT?  Col.  VIII.  N 

*■     ■    ■  ^f  •;>  c'jy(t)-'^^''-?  ■Z''->'-2u;  £7:t  x'^c;  zaxpicoc; 

a-oAc(t)7;ü)7'.v,  ä/vX'  c'i)ax£  vJxxciv  ij.o 

£:v^  z['j)y^  w^T£  X'j~-/;v  y.a*  |;.£Yä/>r,v 
^  xa'jXTjV  £::'.9£p£'.v  (y.)axacp£po;/£Vi'j; 

£•::;  xäc  £v  xwi  of/^  (7:a)pay.oXc'jÖc'j!jac 

£)::•  ;£vr,c  (yT/)?  o(u)r/p(r;c)xiac.  y.axa  [x£v 

xb  c'jv£-/ov  öx'.  Tipbc  (•^)i^-ai;  oüo'  ojxö:; 

£cxiv  0  Oävaxoq  y.a05(cov)  Oavaxoq  ax£  |r/;G£vb;  £'::atc- 
10  6-^7C|j.£V0'ji;,  cux  3x'.  x(o)ü  y,£^cOa'.  xa 

X£t(iia(v')  r^ij-ojv  £7ul  ^£(vr(;).  £'.x'  o'jo£  (oi') 

«jxb  ©£('j)y.xbv  ob/.  esx'.(v  c'j)o£  xb  y.xxa- 

Gxp£9£'.v  £-'  äXXco-/]!j.({a;)  ou5£  oi'  aj- 

xb  x{;j.(;)ov  xb  et:'  xr,?  o?y.(£(ai;),  wcx'  £•. 

86   -fjpovTa  za/.o-aOc'!a?   erg'.   domj). 

XXYI.  ;i  f.  [J.ÖVOV  Comp.  9  Die  Worte  zaOö(aov)  Oävaro?  .sind  über 

der  Zeile  nachträglich  hinzugefügt.  11   (10  o. 


336  M  e  k  1  e  r. 

15  |JI,£V  <pu(Y)aBsC  Y£VÖ[JI,SV0(l   ■:£A)£UT{b(c)Yj- 

|j.£v  -i^  5t'  aXXr,v  xtva  «[^(lav  9i)  Tzepic- 
taatv  a(uv)r^O(y;),  vx/ji  S'  a  .  .  ya  .  .  .  .  yj 

.  £0V  .  .  Mq  oü  /.aOöcJOV KeX- 

£)uT(0[j(,£V.   OTrix£  Ya(p 

20  .  Tuaii wvc , 

.  .  ava \iav. 

11  Bei  >>o(Y07COt£t)v  Y]  .    .  T 

üffT£pov  ....  (x)aTaaTaat(v 

.  uBeTC« i 

25  ....  y;?  i;  ....  X 

.  .  .  .  ira  .  .  .  aXXaT 

.  .  .  Tspoy  .  .  .  twaict Yj  .  . 

Tov  (piXwv  (7r)ävTa  la  [j.l)6oujji,(£)vo)v 
v.oa  TC£pt(aT)£XX6vT((i))v  .  Sta 

30  ...    0T£  TCu(va)vTlOV  (tw)   [JI,6(Ga)t)  T£ 

.  .  vai.  .......  T£t  ...  710  ..  .  Mr^ 

TpoSojpO     ....    8£(J T£V 

•/]  Tcapa  xao  .  .  .  7rapiJi,£V£ 

X  .  .  aTCO |j,ovT  .  .  a   .  .  cxcot 

....    TU)V V£y(ji)    ....    HO    .    . 

TclOO'J CO     .    . 


35 


to yTt[J.  .  . 

XXVII.       Fr.  16  .  .  ^oua  .  .  .  Totq  e9(Ö)6v£t?  atcT!  3£  X«]/,-  Col.  IX.  N. 

(36.  I.  b.)0.  ,  ^    ,^  ,         ,  , 

TipoTEpoi^vJEtt;  ooqav  £r/£V  {i)(;xa(i)  toutoe? 

•/.al  AeovteT  xal  M'r]Tpooa)p(o'.  0£(p)a'Ä£u- 

o|X£vot5  uä;'  aXXY]Xo3V  xal  ÖEpaTrcUouat  -a- 

5  (71V  'E7itXOu(po)v,  'Ep[JiapX(Ot  0£  X(z(t)  TüSpi- 

0T£iXav-t  xocl  ToTi;  Xsitiavoii;  £ai£3p£6- 
OVT'.  Tuac;  av  liiq)  £0  ©povojv  op.oXoY'i'l'Jct- 

I5f.  CYTÜH  M6No,  (K.NHjMCNn.  17  C  . .  HG  o,  O  .  K^  ». 

24  A^riA  n.  33   Ta  o(uCT)-ap[j.c'v(a ? 

XXYfl.    1   TOlC^O  o,  POC<t)  Ji.  7  li;  von  Gomp.  ergänzt. 


riiilodcraos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  OD  i 

iV.  öuCk  £3x(^t  y.)«!  -ouTO  /.aTasspoixsvwv 
iid  xa  Y.y-k  tou;  [j.üOcuc,  si  [xy]  vr,  Ai'a 

10  Toüxcov  y.al  (xb)  Ttoppwxcpov  a(pi^cG- 

6ai  Tupb?  xcv  (a7:o)Sc5erf[ji.£vov  aij- 
TO'.?  '/.aO'  "AiS(o'j  yjwpov  xoiv  7rpb(i;)  xyjv 
aS'.«Xr/|{a(v)  .  .  .  xat  (x)b  •äavx(a5(_b)0£v 
i'ffTjV  eivai  XYjv  (oob)v  -r;v  st?  "AtSo(u)  /,ax(a  Ato^- 

15  £vr/^.  xb  iJ.£v(xot)  Y^  3('j)(j0ü[Jia)(;  £(x)£tv 

£-t  XWV  .   .  XOJ XpOv(lo(v  x)0X£ 

/.axaGxa(c£wv) pwv 

XI  c;UVX£V V£0    ...   V 

oXov  .  .  xa O'J 

20  G7U    .    .   .    (i)VX 

7  ./,....    X"^l    ...    . 

elaö^ouq  a  .  .  ^{oca  .... 

acavYjxY^t 

vouO  .  .  .  a  

25  r^a 

'S 

0    .    .    .    . 

.  .  .  Tovxa vat    .... 

.  (i)v  xuYX ^  /«-/(tlov 

/p)ovi'Coytj(t)?  ....  £cx(£p)-/;[j,£vo(uc  X£ 
3<^  z,)«!  67:0  X£(cppa?  6p)(ov  ETCYj'psäaot  (xs'.;.».- 

svou^  Y.y.1  .  .  .  .  :  y.xl  y.(u)voßp(o)x)oug  (s- 
ü)o[jAvo'jq  .  0  .  .  .  .  xo[j.£xa  .  .  .  vo)v 

,  0)'.  ...  7.'. y.xxa 

....   |j.a vsyjv (xay.ct- 

35  VO   £Vc(/A£'lV  X£y)0'JGCV   £(v'.0'.,  XcAS'J- 

x'/ji;  ava^((ou  tcoaXouc;  T)£X£(u)x£vat  (xwv 


10  nUPPÜTfPON    o.  11   djioo.  von  Gomp.  ergänzt. 

12  /üjpov  von  Gomp.,  'Aio&j  von  mir  selbst  ergänzt. 

13  f.  Der  Ausspruch,  bald  Diogenes,  bald  Anaxagoras  und  anderen  zu- 
geschrieben, bei  Wachsmuth,  Die  Wiener  Apophthegmensammlung,  Nr.  33. 

36  f.  in  der  Hauptsache  von  Gonip.  ergänzt. 


338  M.kl.r. 

XVIII.     Col.2  (27.1.  e.)  O.    7;p6(T£p)ov  •  ei  ok  tc  VcVswXy.rdxevov  Col.  X.  N. 

£V  T(^t  /.)Xivrjt  %a\  Y(p)a(t)Stqu  xpÖTrov,  aX" 
a'  ou/t  '[xi^^ix  peilovTa  y.at  £a-co|j.£Vot- 
-;  TruOeuOa'.',  /.aOaTcep  sOoi;  ivioi?  TpaYw(i)- 
5  Bciv,  aTCO'äXr/^i'a  ttoaX*/^  tk;  iaiiv  "  w? 

vap  EV  "Atoou  TrpoT'.irriO-^aöixevot  /.aöa- 
'::(£)p  0  WyßChebq  tcov  'TYj'AeSövi  g'c(u)yc- 
p-^('.)'  T£A£UT(i)VT(ov  (^o)'Jt(i)(;  £xoucri(v 
■j7c(b)  T^i;  oi.bia\r,'])iaq  £7:iXav6av5[X£- 

10  vo(i)  o'JTUOTc  xaTa-/.p£tv£cv  TWV  £XA('.- 

':u6(v)t(i)v  avai(j6-/;ciav  ■::avT£Ar^[i]  x(al 
Sta  TOÜTO  TOJt;  ai7.t^O[j.£vouq  tä  A£i(];a- 
va  y.(u>)(pYiv  ya^av  a£i/,(i)'C£iv  [X£V£aiv£(t)v 
XeY(ovT)£?,  36£V  ou  S(t)a7.piv£t  ^pEva? 

15  -X^CO  '^*  Tco'.YjTixa  t(^(;)  teXeut^i;  eic;  a- 

va'.ff(6"/j(j(a)v  /,al  avuTrap^'lav  TravTa 
7rapa(irAY))aioj<;  ä'Y(o)vTa,  7uAv)v  twv  [j.£- 
*/pt  TT'. ..  UT  ..,•/;.  t .  i .  T .  |X£iX(ov)a  zovov 
•J}  'hZT. .  |X£vcv  y.al  T£(A)£av  (av)aX(Y)rjG{- 

20  av  7ca(pa)(:%cua(^(6)vTu)v  •  &cze  a(u)v- 

Y)vu)p,(y;)  00T£(a  ß)quAot;.£v(ci)t  7ro)'r(£?)  xa- 
-ua  ';cöX(£)iJ.ov  a7ro6v>^(j/.£tv,  £?  TrpoffßaX- 
X£i  T(3(i  ^)icp£t  xay^ewq  (fj  t[)vi  twv  5- 
[ji.oi(j)v  (a)'!T:a(XX)aYY)(j£GG(a'.)  tou  i^^v,  a(X- 

25                           X'  ou  vö(acot)  y.al  zf,i  Ta(pax^'?)  .  .  .  otq 
£5(,0iJ.£v  .  [^/fjVc (?  hoypq  ^e.- 


XXVIII.  2  -/.Xtv7)i  ergänzt  Gomp.  und  vermuthet,  das.s  hier  irgend  eine 
Reminlscenz  aus  der  Komödie  vorschwebt.  —  F.  AAlCY  o,  F.  AAKY  n, 
wonach  Buech.  S.  295  i-j-cpor.o'i,  ohne  sich  über  den  Sinn  dieser  Lesung  aus- 
zusprechen. 

3  Nach  Hom.  X,  305.  7  Hom.  l,  201.  13  Nach  Hom.  Q,  54. 

16  dvuT:ap^(av,  da.s  Buech.  S.  296  durch  Conjectur  fand,  wird  durch  o 
be.stätigt,  wo  ANYIInIIIAN  steht.  19  HAdI  o,   HA6IF  n.     Etwa 

).£iJcdjj.Evov?    Nachher  Äva/.yrjaiav  von  Gorap.  ergänzt. 

24  TOY  o,    POY  n.  25  AOY  .  O  o,  AÜN  «. 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  009 

V/)ff£c00£('.).    VlVSTai  S'  0  .   .    £T  .    .   T(OV 

•/.al  7iap(a)  ip'Xoi?  T£X£UTCüa(i,Ä)at  ToXXa- 

cov  Twv  (iv)  ixa/a;?  aX(Y)-/]B6va(;  £zt- 
sdpc'JG'.v  a'.  vcco;.  to  7(^3<p)  aü  cia^pctT- 
T£ff6a'.  M-(iY)a  ti  y.al  tc^;  (£)7:r;ivo[j,£vo'.i; 

^aVTjCÖiJ-cVOV  0'JT£    (x)iv(£'l  -(•));  TSV 

35  ou"/.  £'Ä;at((j)0Y)a6jX£vov  .  .  .  ov  .  t£  .  ,  .  . 

vov(oXiY)ot<;?  T£  ■7rapaxo(X)ou6£l!  •:i:a(vxa- 
::aj(iv,  £7:£t)  TioXXot  7r(poß)aTti)v  T(pö- 
X.       Fr.  17  -cv  £v  -aT;  :rapaTa(c)£civ  aTCÖXXuv-  CJol.  XI.  N. 

(35.    I.    d.)    O.  ,  .  ^,        ,  /      V         N     ^  ' 

^  tat.  Oaui^acTov  o  £'.  -/.(at  tjo'j?  £V  zapa- 

Tacet  [jivov  aTroÖvyjcT.ovTa«;  utco- 

Xa|j,ßavouciv  o'i  [j,cTaY£V£(jT£pot  Xaij- 
5  ■Trpov  T.  7r(£)'!rpa5(£va[,  (■JEjj.tcTOÄXea  8£, 

cv  (p'/]c'.  öouxuoiorj?  vöcto'.  "CEXcUX'^aac 

y.ai  n£pr/.X£a  xal  |j.up{ou(c)  yXkouq  xcov 

äo'.cijjt.o)v  0L>  vo[j<i^oug;v  */at  cpuffixco- 

TEptoc;  £tY)y,i'ra;'ETr(-/.o'j(p)ov  -/.ai  ]Vl-/)Tpd- 
10  ccopov,  äXXa  By;  */,al  to'j;  zX£t(ff)-oüc  tcov 

9iXoTÖ^(i)v  oü  TCciOovTa;  ('ä)ävT£c  oi  vouv 

7.a;  9p£va(<;)  £)^ovt£c,  a[j.u9'/^Ta)v  Hs^wv 

aYVoou[;-£V(i)v  wc  aTuiOavov  /.ai- 

TC.  Xa[A7:(p)w(;  £V  [xa/ai?  a7üo6avo(v- 
15  Tiov.   £Y<o  [J.£V  Y«p  oi[J-a'.  (TJauT'  cü  7iä(^v- 

TW?  (£t)va[?  ,  .  (y.)aXw?  £Vvo(ouvxt?)  teX^j- 

Tr^aV.i  iJia(x,6)[ji.£vov  toi?  ('KoXejiJ.ioic 

30   MONAAAC  ».  34  a.  E.  TON    u,    CYON    o.     Ergänzung- 

von   Gomp.  37    TzpoßstTwv  erg.   Gomp.  mit  Hinweis   auf  Diou.  Hai.  Ant. 

K.  VH,   11  ::poßaT'j)V  of/.r/V  y.aTa'j-fä^ai  u.  ä. 

XXIX.   1   nON^N  o,    MONON  n.  -2  tf.  s.  Buech.  S.  293. 

6  f.  Thuk.  I,   138.   II,  (35.  10  -AEfsTou?  erg.  Gomp. 

11  NOYN  o,  NYN  n.  Vgl.  zu  voOv  AO.'.  -fpho^z  E/civ  XXVIII,  14, 
XXXII,  19  und  XXXVIII,   14.  15  -aui'? 


340  M  c  V 1  0  r. 

xat  (oux,  oi.)y.o{())aiov  Tpöwov  v. 

Sl £  TrCtYjTlXOÜ  jJ-S 

20  ....  ?  oi,Tzo)'K'kri^iaq  euyap • 

£ r,^  .  .  .  .  cp,£v 

p  .  ,  ,  .  [o)i)ok  7i(^£)pt  xr,q  a 

.   ;£io   .  ,  .  .  oa  .  .  .  xau 

.  au au 

25  xa a  .  .  .  xa 

,  votG  .  .  .  .  [jieYicTOV  r^YO'J 

T^(;  o'  au  (a-q'Ke)o6^oq  ej^Et  ....  (?%aTa 
AY;[ji.o/,piTo(v)  .  .  .  .  xb  ouaa)7i£(Tc0ai 

Sta  XY)V  oao  .  avx ixou 

30  .  xac  .  .  v.a\  (p)\Jaixo[pai)<xq  '  y.axa(^(^epov- 
xat  yap  £''^1  (to)ioux(o)  izd^oq  üq  (x)at  x(ü(v 
[jLExa  zir^q  eha)<xp-/.io(.q  (7,)al  xoü  /,aXXou(c 
ä7ro6vY)(ax6v)xü)v  -/.ai  xwv  £/. 

xa)v  xo '^?  •  •  0'^'''  •  •  '■'5 

35  .  lov  v.al £p£t  -/P'-w 

0£  xa  7i(£pt?    X£A)£UXr,V    .0 

.  otaY/Su  ....  xr^OvjaoiJLEv  .  .  .  (x)axaxev- 
XXX.        Fr.  18  ^(6\).e^ia.   (■/.)al  Trapa'TreixTCOUCiv  oxt  (tcocv-  CoL  XII.  N. 

^     ■     '  ^'^     '  Ttq  a\j.a  zotq  dq  MtAcov  s.h<jä{p)y.oiq  oArj-ou 

[i,£V  xpövou  o/,£X£xot  Yivovxat,  xb  Se 
TCEpa?  elq  zaq  Tipioxac;  avaX(u)ovxa[  cp6- 
5  GEt?'  iJTra7.ouGX£ov  §£  SyjXovoxi  xa  xo^i? 

£tpr([ji,£VOC(;  aväXoY«  xai  7r£p(t)  x^?  7.a(y.o- 
y^^poiaq  y.a\  au^okhiq  zr^q  Buc[ji.op<pia<;.  (/.£- 
voxaxov  xoivuv  £cxlv  xb  AUTCEWÖat  :rpo- 
optojJLEvoui;  (x)}jv  oü  TioXuxsX^  xaif-Y-jV 
10  "/.al  (7:)£(p)ißA£7u(x)ov,  aXXa  Atxvjv  xalTcpoa- 

TU5^(ciua)av  •  %(a)xa(p£po[Ji,£vci)V  '■(äp  icxiv 
d)c(£i)  y.aO' "A(;oou)  ciafj.svoüvxwv  (xoTq 
18  oü/.  äx.oJaiov  erg.   Gomp.  29   ors-z^pxn-?  32   APHIAC    o. 

XXX.  1  0T6  n.        2  eVCA  .KOI  o,  6YCA  .  KOX  n.        s  T6  Ap. 


Philodemos  lieber  den  Tod,  viertes  lUicIi.  o41 

[j.£v  Twv  7:oXuTe(A)wv,  -olq  Se  twv  (t)'j- 
/ovTGJv,  xal  ToT^  [;iv  e-ttpaveiac  eco- 
15  ^•^'''■'(Si 'co('rc)  S'ä§(o)^(a^,  ArjO-/;([)Tou  ■rrav- 

p.r^o'  civat,  "/.«(i)  xo'j-o)v  elq  Txq  la^a; 

T)a  [JL£V  cd>xo(X)q  (cu^{v.y.':oi.)YJ.EzQa'.^  xa  ce 

c)uv(Ta<p)£VTa -/.oviop^T- 

20  w!  !;v3V 

24  ?[xax)aptO(; 

ö  XcY 

.  Oatova  . 

T£Tapa(Y[J.£vo)?  £uoa{([j.a)v?)  .  .  t£vt  . 


«).■ 


S'  ötTTO Vir aXkT. 


.  -{0 CtV  .   .   .    Za    .   .    £    .   . 

•^0  .  ov  0£':a)v  .  .  a[j//;T  .  .  .  •::piöri  .... 

.  0)1  Xa([j.)'Ä:pW(;  r^  AiT(7jc;  £^£V£)^6£VTa? 

Y()  Ta(p(£V':)a;  £7:((c)Ta7Ta(i)xat  o(t)a[J.vyj- 
[j.ov£uo'Jc-tv  c'jt'  ('a)v  äxavT£;  (u)[j.vä)G[v 

v^  a)£Y(i)c;'.v  5  [rrjy.dx'  tov  i-atcO 

•^•''  .  .  w[j.-r;  ....  £7r(rj')£VY;ixa  a a  . 

.  .  ToS'  a£ Y^^''  ^"^'•'■'  ^'- 1-'-"')  ß^XT(i- 

ov)  £S^y;7£v  'H(cpacc)':ui)v  'E7:t/,o(u)pou 

Fr.  19  r))  IlXaiwvoi;,  aAAa  -oüvavxiov  £-  Col.  XITI.  N. 

(8.  K.  b.)  O.  ^        5      .  ,.   ,  , 

[j.ojiY£  ooY.ei  y.a/.ooaijj.ovo?  civat 

£'Ka)p|J.a  jJLaAAov,  iav  aÜTo;  Tt?  ETitcr/^- 

'J/a?  y.)al  (jatv/jtat  xaT£c:7touBa(x.)o);. 

5  (p(a)ivov-at  0£  y.xl  twv  vs[j;.oÖcT(jjv 

ir,  vi^NHC  o.  .  P.  NHC  n.  AAÜZIAC  «.   .  .  AHIAC  7,. 

IG  a.  Auf.  TAG  u,T  s(:  o.  18  AYTOC  o,  AYTOG  n. 

2Ö  nacli  o,   ^A^C  n.  26  nacli  h,  ONON   o. 

27   M.    C^Y€NA  n.  28  AAII^   >/.  36   ifpa  o:>;'/V 

XXXI.  3  i7:i7/'.ri'!'a;  habe  ich  nach  Ott.av.  geschrieben,  rler  (in  den  Ad- 
notatioups  S.  26)  IriazTj-TEtv  vennuthet,  S.  25  aber  sinnlos  ergänzt.  AI  vor 
OAINHTAI  steht  nur  in  o,  nicht  in  n.  Die  Richtigkeit  der  Lesniiii'  wird  durch 
Zftihi   VA    bestätigt,   wo  wieder  o  aushilft,   während  in  n  nur     ^IN  übrig  ist. 


342  Mokloi. 

vot  Y-Ot).  v.eY.i>)X\jy.ÖTeq  ey.  .  ,  o)  .  .  Oat 

Y.(a)xa.  Txq  -acpa«;  Sia  xo  twv  JIwvkov 
-)«(;  y^pdaq  a(f(a)ip£TcOat,  roXXwv  y.al 
■  10  oia  (pOovov  toutcu  Ta(;  o\)c[i)aq  d^a- 

vi^stv  xsAsucvTcov.   iotxact  oe 
7.at  T(T)V  iStcoTwv  cl  /ap(£(v)Tc(;  (e- 
7cta(x,)y^7CT£iv  OTTW?  av  ehaxa.'kSiq  (e^- 

eV^X^^K*^'  ^O*'  "fi^ccpwcjtv 

1 5  X'.yfkq  Y.a(\  Yt)va)CXOUfftv  ot(i  [xy;  cupcps- 

xa))oou??  i%aq(C)aq  £V£/,ev  x(outo  ßouXov- 

xa)i?  cuvx£A£'i((7)6a[  xat  xoux 

..[;.£...  Sia(xa)^£i  7.axa  y,6[J.(xov  .  .  . 

£a6ai  xoT<; 

20  X  ,  .   (ov  a 

24  UGt  xcov 

25  TWt    [J,£ 

Xp'.CtV£ 

xoxouc  

'Xt(xoJq)  7:£ptcx(£>.X-? 

youatv  ojxot'wg 

30  io  ok  iJ.(r))S'  oX(i)c 

£tv  wv  £V£xa  cxa 

0|J.£V(i)V   OU  TTäVX 

£7uiX)u7rov?  £7r(t)YtV£xat  ^dp  £j 

....  yMq  iauxwv  TCpov£Vo(r/[X£)voui; 
35  «xa  ....  •/)(javataff  .  .  .  y.o 

....  X£    ...    [Jl.£    ..   .   !CJT/.Y VOU 

■/.)at  xc'jxotc  Xu7:'(]G£x'  av  .  .  .  -rjy  .  .  v 

XXXII.        ^'"'-  '^  '^'«J?,  2UX  Exl  xoT(;  [j.cxd  xy^v  X£X£Uxyjv.  Col.  XIV.  N. 

'  (28.  K.  c.)  O.  .,      \,  .         0   0     \-  \    ^      - 

^  oxav  0£  v.q  £u  x£  p£p»o|  tjy.(0i;  Yji  y.a: 

7  Gomp.  vermuthet  izzszuXtcyOai,  wozu  aber  der  Raum  nicht  reiolit. 
10  TOYTOY  beide  Ap.,  toutov  Ottav. 

xxxii.  1  OYX  o.         2  T(  n,  re  o. 


Philodemos  Ueber  den  Tod,  viertes  Buch.  ö4ö 


30 


.'  K.' 


cpiAoti;  aqio'.i;  eauxou  7.t-/yr^\}.v>oz,  'j- 

•/,c-/,wXu[j.£VOV  zuyjXv,  ouo'  iXayh- 
■zr,'.  cuVcSsTat  Au— r,('.)  "b  [x-r)o'  esscrOai 
Ttpbq  lau-bv  XoY'.^oiJ-svo;  ■  m:  väp  e- 
•^T'-YiveT«'.  ib  /«'JTrTjpdv^  ouy.  l'^'/J.''-,  aA- 
Xa  TOÜvavT'iov  zäv.   0'jC£  yäp  xb  tLe- 


10  YS'.v  Tivä-  7)  TaAxt-iopiusiv  O-oze- 

£('.)q  aUVOCTTTSC  Tl  TO'.OUtO,  ~WV   0£   JUV- 
«■TrTbVTWV  OUO'  £V  TÖül  !^"^V  £7UtCTp£- 

xxEoVj  ou/  oTt  y.aO'  öv  "/povov  oijo'  £- 
15  TcaiGÖavofJ.cO'  auxtov  s'j3'  cXo);;  £a|ji,£V. 

(XAAa  Sy)  y.a'  [j.up'!st  twv  v.al  ix£Y3'.Xo- 
7r(p)£'7:(J5v  7,a;  •7:}s(o)l»c7((i)v  y,at  o(u)vacTÖ)V 
-(a)(p-^c  (ou)y.  £'u(/)ov,  o(ü?  o)uo£!_<;  y.axa- 
[A(£)[J.(p£(xai)  y.at  xaAa(t)T]:o)pi(^(£);  (?)pe- 
20  ''(*)?  ^'Z**K''')  •  •  "ftz .  a;  .  (x()c;  ^^P  ^''1  (>!■)«'  5'. 

£tA)"/;[/[/(£vo);  £:-'.cx  .  .  a;  Gtuoav^'I/s- 
xa'.)  7:ap(aAAa)Y'';v  £ Aa(-/ V!sxr;V  (£)/_siv, 
ouyj  ext  ([j-£)Ya(A)r;V,  (u::)£p  Yr5(v  -i^)  üzb 
Y(^)v  avaic6(Y5)x£(T)v ;  r^  ziq,  av  o('l^  [Ji,)£xa 
25  xauxa  0'.7  x'.v('o);  a?xia^  ^(uiJ.(v)M()r^('.) 

xa  A£i'J^a(v)äx(iv)o?,  B  7:oAXay.(i);  (or)oa- 
|j.(£)v  y^yC^^'^^^J^  o(ly,)Tphv  -/iY^jaExat  xbv 
oux  ovx(a)5  x('!?  5'  o)uy,  av  Tt£tc6£(Q-/3  (><■)«(' 


xobc  x£(pt£)cxaA(;.£vcuc  y.al  (xo)'J(;  (£)E;"^ 
xasouc  (£i)q  ä  7ro(x)c  vc;(j.(^£t  c-(xo;-/)£'t- 
a  Trävxa;  avaXuOv^c&aOa'.  5  y.svbv  xo'!- 


vu)v  y.al  xb  ty;v  £v  6aA7.xx-^('.)  "copi- 
•/A'i)y.'.  y.5'.xa7xp(o)9Y;v  ij.aAAov  v*^  xy;v 


0 
U  KAKON  o.  2G   f.  €AA    M  .  Nf^fA    o,    hergestellt   von 

Güuip.    o"oap£V  auch  -£pl  Os'Üv  oiaywY^?  col.  14,  Zeile  12  (Scott). 


344  M  0  k  1  c  r. 

£v  X)t[jL(v{)ci)  y.a;  7r(o)-a(;,ö)i  t6  (t)£  (£v)Ta5- 
35  0'  a'7r)oßt(o'j)cOat?  [/äXXov  -J^  ty^v  (iv  [xa)y,pa(c) 

.  .  .  y.oa)  t(o)üto  (Y)3tp  uYpov,  t6  (0')  0'::'  i/9- 
üwv  •/.)a(Taß)p((«)0)v]vai  /£Tpo(v)  .  .  i  f  .  X  .  . 

S,X\1II.        Col.  4  Ocv  £-/£t  ToD  Yy;(i)  x.£y,pu[j.[X£vov  G::' £u-  Col.  XV.  N. 

(29.  K.  d.)  O.        ^  -"'-,.•         ^i       ' 

A(ov  y.a;  ^xdV.r^y.wv  r,  y.£iix£VOv  £- 

Til  Y^"?  '^''^^  '^^p2;,  ÖTÄv  Y-  H-Tj"'  ey.d- 
V(ov  [J.v)T£  T3UT0)v  arcOYjati;  i]i  ~m 
5  A£t<iiXVO)i,  -(  3£T  Scacp£p£(jOat5  [xa- 

■caiov  0£  xal  xb  ';:'jpYoüv  '£v  tueXocys^' 
XEY^vxa'xat  xwt  Atßuxwt  0£(5ia)'',  utto  (t)p(i<j5v  S' 
Y5  Xcxxapwv  aTTOäVtYV/V''!'  ß(p)^ZÖ*»*'^  °~ 
xav  £v  TCU£A(a))  •^v)riT:o:f..  "äjwi;  o'  oux,  ac- 

10  ~5/o)?  0  A£YO)v  'Oouc7(j£u?'  'xpt?  [j,axap£(: 

Aavaoi  /.al  x£xpay.tq,  di  xox'  oAovxo  Tpot- 
*/)(t  £)v  £up£irj(i)  /aptv'Axp£i§r,(t)at  9£povx£(;  - 
Giq  y.od  eywv  o^eAov  Öav£(£)tv  -  vijv  C£ 
[).e  "kz'J^yXhin  Oxvaxo)t  £'!:,y,apxo  aXwvat,' 

15  oucTioxfJ.oui;  EVop/.'Cev  xob;  £V  xaiq  va(u- 

[xixyyMq  '::£pl  xv^;  Traxpi'oc?  öcTxoGavov- 
xy.q  6)q  tobe  £-::''  'Apxip.iafojt  x.(al)  ^aXa[j.T- 
vi  /.al  xoli?  'jc-£(p)ov  %a\  [xeO'  riiJ.S.q  xau(xa 
7C£'.co[ji.£voui;;  (ou)  y«?  '^xxov  x(t)  pi^oüct 

20  y.al)  £c:((7)o[ji,£vo(t(jt)  TCUÖicOat  xwv  £v  nXa- 

xat)aT<;,  £7:£iSyj  x(d)%£iycov  7:(X£io)u?  o?w- 
v6ßpo)xot  xai  y.uv6ß(p)a)xoi  y(^T^)'^'^('^''' 

34  XifjLviw    erg.    Gomp.  nach  o,    worin  GJ  sicli    findet;    IM    und   nichts 
weiter  7i,  wonach  X([Avr]  Ottav. 

35  SV   [xx/.pcc   erg.  Gomp.    unter    Verweisung   auf  das   von    Sauppe    zu 
Philod.  de  vitiis  1.  dec.  p.  25  über  diese  Wertform  Gesagte. 

36  f3f.  vgl.  Lucr.  III,  883  ff.  —  6;:'  t/Oüwv  hat  Buech.  S.  294,  zaraßpro- 
6r|va'.  habe  ich  ergänzt.    Am  unteren  Rand  der  Cohimne  ist  a(Y)aOdv  bemerkt. 

XXXIII.   1  oOOsv  (oder  [i.r)0£v)  l'ysi  scheint  nöthig. 

€ 
8  f.  OTAN  n,  OKAN  o.  o  nVAA  Ap. 

10  Hom.  E,  306—308.  11   TOT  o,    UO  n. 

13  Hom.  £,  312.  19  f.  vgl.  XXVIII,  3  und  Buech.  S.  295. 


Philodemos  Ufiber  den  Tod,  viertes  Kuch.  d45 

25  e(^/ey/,o(.  c'Jv/jOajv  ttasov:«?  (Ta)90U5  (e- 

^ •Az{iyfouq  ijAvzo'.  (v)yj  tov  A(a  "/.«('.)  d/SY^-''  ('*< 

•/.(a)y,ooat{Aov({Q£tv  cp'jcf/.bv  y;  toü; 

o(:)a  9iAoy.£pBi(o:)y  (T)bv  (a)-avxa  (ii)bv  i7:('.- 

7.'j;j.a':t'(ojj.£v(ou)?  y.al  c:a  touto  ^^(ts 
30  ß'j(6'.)^o[;.£VO'j;5  (a)XXa  to  sy;v  o'.(y,)Tpc(v  o'j- 

^(a));  ?  a'jtüiv,  oux  o  OavaToc  ot'  oux,  ly.  ^^»(Tpi'- 

S(o?)  S(i'  av)  af/.a(ia)?  (jlsv  y^pv.y.q  ttassv- 

Twv,  ~'y/rli)  0£  aßouA'r^TW.  Guvwj(pr,3av- 

Twv  süocT£p(a)v),  aX/vOK  73  [J.yjS'  £q  a- 
35  vä-j-y-Y);;  toü  y,a(Ta)aTp£9£iv  IvO'  av 

'^^r/.  Trivouc  lc/_(yp)o(T)£pcu;  £TC(tcp)£povT(o(;. 

';:)äAtv  Srj  Guv(Y)ywcTov  a(v)  B6^£t£(v 

IV.        Col.  5  cTvai  TO  AU':r£Ttj6ai  [AiXAovTa  y.aTa(7T(p)£-  Col.  XVI.  N. 

(30,  L.  a.)  O.  r)   .'       '-    ■   -■ 

^  '  GS'.v  pia'.o);;  u'TTo  0'.y.aGf/;p'.ou  y.aTa/.£%pt- 

|j,£vcv  v)  O'jva'TO'j,  y.aOiTTsp  c  \\dua\i:r^- 

or^z,  y.ai  2a)y,paTr,g  y.al  KaX/acOsv/;?  •  £C- 

5  t;  jJ.Ev  vap  a;x£A£'.  twv  äv^v  TapaAÖ- 

-/wv  y.al  a-av'.oKaTGJV  TCöpt  cocoy;  äv- 

opac,  cu)^  ÖTi  Yoyv  £V£pYouc(  -t  twv  e-.c 

zz\yz  avwYwv,  aXX'  ouoe  x.oivoTYjtac  -a- 

p£/0'jGtv.   aAA'  £7:£t0'/^7.£p  ouy,  aoüvaxov, 


10  £Tl  §£  [AaXXov  £7:1  TtSv  (;.Y)  T£X£l())V  TCU- 

To  G'jvy.jpr^cac,  to  [;.£V  aS-<^/,Ta)q  £y_£tv  y.a- 
ta  zav  oü  pätB'.ov,  -rb  0'  £voxAr,ft£VTa 
Travj  |j.£-aio?  toT;  bAo('.)<;  Y-''''3:{a);  •j('::)o- 
o£p£iv  £?£aTtv  TOI?  t(oi)outoi5  SiaAo- 

24  Zu  9iXo[i.aO(a;  vgl.  XXXVIII,  Z.  8.  26  NOYM^NTO  ii.  — 

Y^riN  o.  :n  är'?  —  a.  E.  aCFA  o.    Dies  und  das  Folgende  bis  Z.  36 

im   Wesentlichen  von  Gomp.  hergestellt. 

34  OYA^rCP  o,  OYA^T^Y  n.  37  CY.  .  .  .  ^TCIC  n. 

XXXIV.   1   fl'.  vgl.  Buech.  S.  294. 
Sitzungsbei-.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Bd.  IL  Hft.  23 


346  Mckler. 

16  ^[iaiJ.öiq.   oiav  [j.ev  ^(äp  T)t?  evoxoq  tbv 

xotq  ÜTub  7:\ffioj(;  •})  S(uväa)TOU  /.aTay.p(t- 
Osictv  ai!r^(p)oI?  TüY<(/)ä(vr)t)  xy;?  xaxacj(Tpo- 
9YJ(;,  a6Xio(t  [J-)£v  £c(ovt  ,  a)XX'  oxi  Cäiv(T£<; 
Tota(6)Tr,v  S£Sia(ct  luy/jv),  ou^  oxt  t(£- 

20  X£ur/^ca(j(t)  /.axbv  (£C7Ta)i  oia  tyjv  a- 

So^iav.  5(T)av  Seit:  ....  /.aAwg  v.(x{\ 
xavToq  GTC  .  ou  .■/,a0  .  .  .  t  £/.  cp06vou 
xai  StaßoA(^)?  y.at  6(pxtoiJ,)o(j(a(;  avöpw- 
•irwv  T:('aiJ.rov)-(^pw(v  §ta  T6)y;/]v  Toiau- 

25  TY)V  S(-/))y6£t?  ouajJLO ouaav  xpoc  .  . 

o)c (|j.)aXXov  Y^  Sta  voo-(ti))v  ei'Sy; 

7£t)[j(.ailo(v)Tai;?  o  o'  £t(x6T)(i)?  xet  7ra((;  y- 
vaTc(T)ot  o?a(T)pü)[i.£voi;  u']T£pav(i)  y£- 
V(](j(£t')  auTwv,  Tov  §(e)  xpöxov  ir^q 

30  T£X£UT7i<;  o(u)'C£  xaö'  (auT)bv  ■qfqQeTai 

<L£XTbv  7^  TaX(a()7U(opov  (ou)t£  oiä  To  -ou? 
£'^(i)0£v  äv6(p)d)':t(ou;)  G7:(o)Xa[J.ßav£tv 
Sta  TO  [xv^T£  Travxac  oXeaBai  [j.v^t£ 
tcoaXous"  £1  T£  xat  ■:ravT(£)(;  £v6[ji,t^cv, 

35  'o  S)£  xrjv  auvYVwatv  ei^sv  xac  ty]v 

C(j)Y)v  a(v)£Y(7.)XY]T0v  xal  [j,axapiav 
av  .  .  ■zi(ja£  .  .  w?  s'^ctv  aipcptov  a 
T  .  .  pcov  y.a(l  o)u  (jiovov  au(xb)v  Ivxs- 
/.)u(p)Y]X£vat,  (^xo)ü(p)yov  oüy,  evo/AeI  *  xal 

XXXT.        Col.  6  yap  (jLUpi'ou?  oISe  xal  xwv  ETitcpavscxa-  Col.  XVII.  N. 

(31.  L.  b.)  O.  ■   ,  ^  ^    0  -,- 

^  xwv  i^öovwt  7,at  otapoA^i  ':i£pt7C£(j0v- 

xag  (£)v  x£  B-<^[ji.ot(;  /.al  irapa  äuvaaxat«;, 

u-xb  §£  xupavvcov  y.at  xob(;  apicxout; 


23  opy.wixoata;   von  Gomp.    ergänzt,    der  an  das   homerische   xXsTiToauvr) 
6'  opzw  x£  (Meineid)  erinnert;  O  .  .  .  .  OCIAC  o,   C  .  .  .  .  OriAC  7(. 

24  rYANC  .  HPÜ  o.  25  A  .  C«IC  o.  38  0M6N0N  >,. 

39  xoupyov  erg.  Gomp.  —  ^N0XN6I  o. 
XXXV.  1  aA€  n. 


riiiloderaos  Ueber  tlen  Tod,  viertes  Buch.  34/ 


5  [jLxX'.ora  y.al  ßa[tj(JiA£T?  67:0  ß^ciXetov, 

TiSiGcTa'.  5e  y.al  to'jc  y.aTaYyivTs:;  i'v 
T£  T(ü'.  TTav:":  ßiov.  TST'.jx(opY;a6a'.  Trpb? 
x-r^q  £V  ajTcT;  y,ay.ixc  y.at  of  aÜTSv  [j.s- 
Tai^.sXciatc  TTOAXÄt;  oB'jvr,CccOa'.,  xa- 
10  ya  ol  y.al  y,cXac6Y]!7£G6a'.  our/specTs- 

pcv  'jt:'  ä'AAOJv.    syto  8s  Oauj-z-av^o)  twv 


30 


aßi(t)TOv  r,'^0'JiJ.iwi>)v  ~o  /.aTaYvcoc 


0"^va'.  y.al  Taut'  oü/  j'::':  cTrouoaiwv,  aX- 
X'  u~b  /ctp{!JTO)v  av0p(i)7:o)v,  [j.ä/.Xov 

15  oe  6'^(p)t'(i)v,  tl  [j.ay.apKo;  •^y^^C'')'^''''  ß-~ 

ßtojxsvac  y.al  ßiwcscOat  tcu(c)  7ca[j.xo- 
vr,po('j);  \jA'/,  aTCoX(u)o[i.£vouc  os  Staßo- 
Xwv  •})  [j.r,86Xw?  3taßaXXo[ji.(£)vou; 
Trapa  -coTc  ToiouToti;,  In  S'  si  [j.(r()  voi/.i- 

20  ''^  Cou3iv  (y>.)a(l)  twv  (j'povqji.a}(T)a(Twv)  tov 

ßt'ov  £iv(at)  xaXatTCwpov,  s'iTcep  £ij(Tt)  aup.-  ■ 
^opa[t]  1(0  YOv£aOai  ':r£pt7r£xrj  TOi(q)  T0106- 
TCtc,  •::poXa|j.ß(a)vovTai;  i'cw^  £C£((j)9at  y.at 
TTSpl  £a(u)T(o'J{;),  £(7:)£iSyj  xüy;^?  £t(ff[)v  ep- 

2ö  YOV.    o'j(xOi)  3'  seil  TTICTOV  TS  Y-''('')<5'-i*»>!; 

O'jVÄsOa'.  (5cp£'.)v  Ta  TO'.auTx  To(l));;  ap£- 
':('/])(f6poU(;  löJv  (av)opo>v,  a)(7T£  y.a(l)  xwv 
{o'.u)T(]ü(v)  7:ap(£cr)-'.v  0£(jL)p(£Tv  T)tv(a);  ou- 
y.  £uXc(p(oc  [^.övov  uT:o$£povTa((;),  aX- 
/.a  y.a:  y.(aT)avwTiuO[j.£Vou;  wv  3t- 
aT'.Ö£v:a)(v)  .  aYap£  2(oy.pa'c(r,?)  y-al  Zr,- 
vojv  c'E(XJ£arr,(c)  y.ai'Av(a);ap/oq,  w;  t'.ve; 
'.crx(c)po'j((j'.),  y.a(t  t)'.v£?  aXXo'.  twv  cp'.)>OGO- 
j     (f'^aavxo^v.   x6  ye  [rr^v  £7:1  xiot  Trpcq 


20 — 24    im  Wesentlichen  von  Goni]).  ergänzt. 

PI 

21  BiONar«,  BiON^T«.      22  neneTH  Ap.     25  ccTine . .  n  «. 

33  ''aTOjvOj^i  erkannte  sclion   Riiedi.  8.  :iif^  in  n. 

23* 


348  Mckicr. 

35  |xr,3£v(b)(;  (o))vW?  |Avr([j,oveu9/^(c£(7)0ai 

BrjY(ji.(öv  t)'.v'  ävaS£X£(c)öat  9Ufftx(cv)  £0i- 
y.sv  £Tv(a'.)  •   '(^liiifiq  yap  ivio-:'  ot.cfiXo(o)  xai 
[xyjSev  (aYa)6bv  s.'zyjqvMac,  i7:i-^i(^Yr,- 
[i  E(JTi(v  •  £a)v  (S)£  T'.q  £(u  ß)t(t)ca?  xai  (xp"/)- 
40  (7a([j.)£vo(^)  ehvoiOLiq  ('^)'^(x)t<(')  "'•''•  ^'^vC^-'^- 

'iXXVI.        Col.  7  p"'/<^'i(')5  "^ou?  £YV0)/.6Ta<;  a'/eipr,i  .  izxi  Tolq        Col.  XVIII.  N. 

(32.  L.  c.)  O.        „,         '5.'     '-^-^    'I  '        /v   \  " 

^  OKOiq  ou2£V  eAA£h1»£1  '  /pEiav  YiO'P)  ^"V-"" 

[i,£V  TWV    C'JV£/.':iT03[;,aTWV  (o)uX  £V£- 

y.£V  auTwv,  aXXa  t^i;  £uBo/.ou[j,£vy)(; 
5  ^w^; -^t  Tiicpu/.EV  £7:tYi''£a6a([)  •   StoTuep 

äv  £X£(vr]  cuvt£>.£<jO^(i),  tou  [xyjSev  7:pb; 
Yj[j.aq  ou3'  £vvoou[;,£vou  '{erqaz'zaa 
(fpovTic;.   ol'  S'  £0ixa5tv  6ouvr,pov  r^YE'ia- 
Oat  TO  [ji-E-ca  lYiv  ^cor^v  a[v][;,vr,[;.6v£u- 
10  Tov,  Yjvi'/,'  oijy.  Eiciv,  £7:1  Tr;v  Iv  Ttot  E^'^v 

acppovTicTiav  Gt:'  ayOptoziov  y,aTa(f£- 

p6[J.£V0t.     AYjpOUC'.  S'  cDX(i)q  7.1X1  TY)V   Es'  oli? 

Sy^tcote  Oau[j-a!^c[jL£vot;;  u::'  avOpwTrwv 
[j.vr,tji.Y)v  EÜSat[j,ovi!^ovT£?  ■/^xti;  £■;:«- 

lö  /.cXquöeT  'Q^caq  TaXa'.TCwpott;,  aAX'  o(u)  [j.i- 

v^v  TYjv  so'  olq  d7:£Xau(£)v  Tiq  ayaf^oiq ' 
aXXa  |ji,Y)v  £t  auixcpopa  (to)  [xy]  [ji.vr)[j,ov£(u- 
£c6at,  Tobi;  (jt'^'kdciQuq  •^(Y)r;T£OV  Oiy.':po(uc; 
Y£Y0V£va(t)  Twv  u7:ap^a(v)':o)v  ä^'  o(u  ^r^- 

20  ''^°)T?  Xpövo(u)  [j-(v)-r([xrjq  y^^uoO*^  (it  u- 

'::)d.pyy?,  ä':i(a)vTa;  Se  T(cui;)  ■::p6t£po(v),  i- 
'Ä;£i)SY^':r£p  (ouSJEt;;  ouO£(v  l(j)Tsp(-rj)c£V  (dvÖ)p- 
w)':ro)v,  o'j(x)  av  iX'6avq(i)[J.£V  Be  y,(al  7u)a(v- 
x)ciq  äT:QMq)  tou?  YEY0v(6Ta)c;  (te  /.al)  yE- 

35  vAUC  o,  lAüC  «. 

XXXVI.   1  Vermuthlich  ist  xoli;  Eyvw/.oTa?  äv  tupr/.oi  -/.ai  zu  lesen. 
2  yap  mit  Ottav.,  h.  P  steht  in  o.  6  AN  o,    AI  n. 

8  ff.  s.  Buech.  S.  292.  12  AMÜC  n,  was  Ottav.  mit  ,quodammodo' 

wiedergiebt.  19  ot^tcote  erg.  Gonip. 


Philodemos  Ucber  den  Tod.  TJertes  Buch.  349 

25  v)-^cc;jl(£)vo(uc)  h  -m:  7.i(5);j.o):  *  c  .  .  .  .  £V- 

oc  vap  (o)uo(£')c  ;r,'y;;j,o(v)£'j 

X-^t:  .  .  aXXa  tov.  -/.äv-co  .  tto)  .  .  .  ,  (■/.)av 

TTavTsc  aÜTov  "j'::ovowc('.)v  p('.  !j.£':a)Ye- 

v£5T£pct  [j,ay.ap'!wc  ev/]7.£v(a'..  oh  7.£)y.0'J- 
30  ?(0">'-<»^;  £(r:a(t)  ty]?  aOXia?  ■(«'.•/^(c;)  ...  es 

T(ri)v  £7:'.voYia('.)y.  -ra  5'  avaXova  /pr)  c;£'.X'/;- 
"T'fljEva'.  y.al  '::(£)p'-  tou  o'.ot'.  Buc©y][ji,£(T)c- 

Oa'.  !j.£XX£'.  X'jroj;j.£vo'j  toüt^cc  ■:)£ 

y.al  Tot?  'J'::s(p)  täv  ß'.a{(.)(r)  ä'x(oOvr]7)v.cv- 
35  Tdjv  zlpTiiJ.ho'.c  y.y).  ~£p(l  t)ou  6(p'/)vou)v- 

~oc  CT'.  TO'ji;  y.Xauco[x(£)vou(;  o(uy.  £07)£v 

y.zi  Tolic  £'::'.'CY;r^oov(':)ac.   e-'/iv  (es  v.T. 
^':('.)v£:  y.al  7:apa'7:(X)-/;7'.(o;  T)o'j':(o'.i;)   .  .  .  a 

::(avj)  av(6Y;':o'.?) y.y. 

40  ■:  .  .    a £    .  .  .  .   y.x'. 

ni.        Col.  8  .  .  -iX'.v  xa-  a!:(y)Y;;j.6v(.);  -.z  /«•j::o'j;j,evcc;  Col.  XIX.  N. 

(33.  M.  a.)  O.  -  '  ,,  ^        ^       V        -.  ,  . 

'  -p'.v  Y^  s'jvaTSV  c'.y;  taut  ava;j.a/^£cy.- 

cOa'.,  y.ai  y-aO'  v/.y.z-.'j')  /p6vcv  £•  tojt'  £- 

TT'.owv  7£v6;/£V0v  xT:£Gvr;!:y.£v  'ojy.  av 

5  £Z£r:p£9i;j/^v  -rv;;  T£/>£'JTy;?'  Xi^tov, 

y.ä'v.  £•  OsXc'.  t;;.  s  !J.£':'  iXoo'jpi^.ou  ßocov 

'sv*'^  l-'-^''  ^■''-  "^-'■■'  Cw'''"<^'>'''  a'pop.a'.  y.at 
■rrcXXay.'.c,  ävaöa  -rosau-:'  s/cov  y.a-  ou- 
va;j.£voc  azoXx'jc'.v,  5  o£'iv7.  5s  y.xl  5  cs"- 
10  v)a  r.tp'.ic-:7.:\   v.y':  ^ap  ßXETETa'.  c-.'  wv 

ö  \}.bf  T£6q£Tat  ::apa;j;j6{5:;,  B  5'  ohck 
■::pS7cpwv/;7£a)q  äc'.o)0-f,7£Ta'..   cjveXsv- 

31  TANAAOrA  Ap. 

36  Erg.  von  Gomp.     oO/.   sX'.-:v  Ottav.;    auch   oO/   Ejpev  wäre  denkbar. 

XXXYII.   1   äcr/r);j.Ö7'i);  Gomp.  Herrn. 

2   nPINd  Ap.,  verb.  von  Gomp.  Herrn. 

7  f.  Gomp.  vergleicht  Plato  Apol.  30  c  oüo'  e;  a£X/.'o  r.oKko:y.:(i  tsBväva'.. 

9  AH  NA  an  beiden  Stellen  Ap. 


350  Mekler. 

T(t)  S'  stiüsTv,  d(7r)£[pifjix£va)v  Töiv  ixäXtcTa 
£t)7r£iv  ä(i)Ot(j((x)£vcov,  0'J0£V  7.3f:[aT]  £::£{- 

15  y)£i  tä?  Twv  zavTooaTcw?  aoY;[j.ovo'JV- 

~)ti)v  xa;  p'.7iTaLO|X£vtov  ■äpotpäcö'.i; 
£y,-£ptoB£(6)£'.v,  s!  -/.al  {-/.^xib.  xo  t.{ol)^(x-k\- 
I     'rc(T)ov  aE(t)oövTat  Acyo(u).  xb  Tot'vuv  ouv- 
a(p)7:Ä£(70a(t)  Oävxtou  •::po-'::(':rTOV- 

20  ''^(^)?i  *''^?  i~poc;(c)o-/.-/5-:c'j  T'.vb.c  /.a;  ■Ä(a)px- 

o(ö)^ou  cuva(v)T(ävTo(q),  '^(ia£T)v  (!Ji)v 
o'j(/(,  Yi)v£Ta(t  S)£  7:£pl  toI»;  -A£{ct(o'j)(;, 
a-(yoo\iv(x')iy.c,  ov.  r^q  avOpwzoc,  y.(a)v 
i(;(yJ'jp6'C£poc  ^(t)  twv  TtYavxwv,  ijp^riiJ-)^- 

25  po?  (£5)t'.  T:pb?  ^o)y;v  /.al  (t£)X£-jt-/;v,  y.a; 

as(-r/A)5v  £(aT[)v  oj  to  aj(p'.)ov  ;j,iv(c)v, 
aXXa  y.al  (to  (rS)v.-/,y.  c-/^  •  ('::x)vt£c  7ä(p)  a- 
Ti(/'.a)TOv  (ttoA'.v)  T.poc,  6a(v)aTov  oiy.ou- 
.u.sv  (y.)a!  zav(Ta)  y^H-^'  ■Äo([)r(Tr/.o)v  a('j- 

30  "ccu  7:apa  t£  t(y;)v  s'ja'.XYjv  !:'J(jTaff'.(v,  r^- 

[xöiv  oÜTCoi;  a((7)6£vwv  ovtwv  y.a(i  t)^^? 
C/uxr<(;  £TOt(|ji.o)TaTO'j!;  ':r(c)pou<;  £i;  (e)/-- 
TT^OYjv  £)(oüa(r3c),  y.at  tcu  (-)£pi£X2'VTo; 
a|j.a  Tv;'.  vr/r^i  h.ay,^'<.QeisiC  ■qiiwf  a- 

35  ixuOr,Ta  Ysvv(ä))vxoc  y.ai  zoXXay.t;  «[xa 

vo'/]([J.)aTi  -/ai  ■^rcvYjp-a?  ävöpwTcojv,  x,at 
Tau(T)a  Y.cd  7ca(p'  a'j)-cou(;  ou(ff)TÖ7caaTa  /.od 
7ca|j,7roAA'  3a(a)  TCpo'J£Z£C!7<j>opO'j7Y5(<;  * 
wax'  £1  [i.-»^  xi?  £((>)~tv  (£)yx£A£axaxo?  (£)i(c  xb 

40  a)6yov  r,^{eiaOx(i),  y.a(t  'Ä;)a(p)äBo;(o)v  oü- 

22  a.  A.  (Y  0,  von  Gomp.  Herrn,  zweifelnd  ergänzt. 
27  ff.   Metrodor  zugeschrieben  bei  Stob.  Flor.  117,  33. 

M 
29  rCNa   Ap.  32  YO  .  HC  n. 

35  Hinter  a[j.u9r]T«  verraisst  man  aVna  oder  -apaa/csuaa-ct/.ä,  wie  Goinp. 
vermuthet.  —  Sfxa  vor;[j.aTi]  vgl.  Epikur  Journ.  of  phil.  XHI,  298,  Scott  pap.  993, 
col.  XVI,  fin.  TTjv  Y^'veaiv  xjTtöv  ajjLa  vorjij.a-:i  jjjj.,3sß)'iy.cv  a-OTsAET^Oai  und  im  Brief 
an  Herodot  D.  L.  X,  48. 


Philodemos  üeber  den  Tod,  viertes  Buch.  351 

111.        Col.  9  •/.  £?  -£(X)£U-a(t>  -'.:,  x/j:  d  gia[X£Vc'.  -poq  Col.  XX.  N. 

(12.  M.  b.)  O.  .  ,  ^   s>       >      - 

xal  TspaTwcssTÄTov.   ev'.ot  3'  o'jtwc 
eiciv  TSV  ävOptoTT'.vcv  ßi'ov  ■::apa)(v)Y]y.6- 
5  Tcc,  oü  yjjoodo:  [aovov,  aXXa  xal  toJv  9;- 

A0(70<p£Tv  By)  X£YO|j.£va)v^  to7'r£  xal  §'.- 
a(Ta)TT0VTa'.  locauTa  [^iv  ir/)  otaxpei- 
6£iv  WGr^VYjtT'.v  ctXo;ji.a0oijvT£c,  Tosau- 
TÄ  CS  Tr,v  'EXXaSa  y.al  t^;;  ßapßapo'J 


10 


:a  ouvaTa  0£(»)pO!jvT£c,  -zogoiutt.  ze 


■zx  Twv  YV(j)pi[^.ii)v  •   acpvw  3'  aipavTcv 
Trpotjdßa  [J,ay.pac  «©aipouixEVov  eXtci- 

15  X-^so)^  3(ti)  ouvata'.  -xv  ■:r£pi7:ot^!7a'. 

T)b  7:pbi;  £'jSai.aova  ßiov  aÜTapxcq,  £Ü- 
6'j?  Y^or,  TO  XofÄb(v)  £VT£':af'.aa|ji,£- 
vo;  -öp'.TraTsT  /.«(t)  tyjv  [J.iav  '/ijj-spav 
cbc  aiöiva  y.£pSa(t')vc'.,  7:apatpou|X£VY;? 

20  §£  OÜT£  (ij)T£v(a)i^(a))v  zQ)  OÜTW?  £XX£t7r(o)v- 

T!  toj  y/p)a-(c'iOu  ß(t)ou  auvaxoXou6£T  (to 
7:£)pac  fjO'^,  y,a;  tyjv  ey.  toü  xp(6)vo'J  'ÄpccOr,- 
y.)-^v  x^'.o(X6Ya))?  ä(';:)oXaßa)v  (bc  7:apa§6- 
^a)(t)  G'Jvy,£(y.)'jp"/;xo)c  £'jTux'!a('  /.)«•  y.a(T)ä 
25  t(o)üto  to  7upaY[J.a  .  r^v  £'jya(p)'.!r:£'i.    ttä; 

0'  0  y.r,c--/;(v)wo*/):;  /,«(!  Y)£pü)v  (y)£vÖ|j.£voc 


XXXVIII.  1  Anders  Gomp.  Herrn.,  welcher  die  dort  gegebene  Ord- 
nung der  Stelle  nicht  mehr  anfrechthält. 

7  AIATTONTAI  Ap.,  berichtigt  von  Buech.  S.  290.  '  ' 

12  ti".  Fniü-in.  trag,  adesp.   100  Naiu'k,  vgl.   Buech.  S.  280. 

16  f.  OYGYC  ».  20-6NIZON  o,  dann  (AA6I  RUN   Tl  Ap., 

beide.?  corrigirt  von  Gomp.  Herrn. 

21  f.  nPO  ^AC-LAH  o,  nPO  ")A  .  .  AI  //.  ,Icli  vermag  keine 
gelindere  HersteUung  zu  linden'  Gomii.  Herrn. 

25  HN  o.  Gomp.  Herrn,  vermuthet  zweifelnd  aj/su/apiCTiet,  ich  habe 
an  {r.pxf [).'')  «/.[xriv  (=  ?t'.)  gedacht.'  •  -     ■   ■ 


352  Mekler. 

ä'fvM(iJ.)r,i6c,  £(rr(t)  toü  Ov(v3)toü  y-cu  (£- 
■::(t)y.if^poi)  (t^)c  c\)<;':i<7{t)i>K,  v.(x\  (■Ä')[Oavcv  (tjv- 
£("1)7«'.  X£Y(e'.)v  Tov  (pa((;)/,ovTa  ■rapaoo^ov 

30  £(T)va'.  7£p(o)yTa  7.uße(p)vv^r/;v  (QosTv  -/.al  t(u- 

p(av)v(ov),  oöx7;(Y)£T':a'.  oe  7,(a)l':b  xotvw^avOpw- 
7:0V  aXXa  /.al  Xot|J.'.("/.)ü)v-y.aT£x6v:u)v  (0- 
a(va)TOV  ou  xpoaooxa(i),  i^-aXXov  o£  7.a't  y.a- 
Tot  TT]"/  a.oi'xkrir^TO'f  «popav  oüol  ri^v  ä- 

35  9avx7'!av  a'::£A'::tv^£'.,  y.aOa'XEp  ejtI  ct,- 

Kzc.  apTt  /,('j)'::ap{T':o'j?  ©uteüwv  'av).  tzz- 
p\  060  yjxk/M'f  aTravyoj/Evoc  y.al  Oe- 
jjLiX'.a  7.aTaßaXA6[;-£vo;  o(i)y.r,c£a)v 
3'j(y.)  Et?  x'^'o^'^'o''  -"^c?  £':r'.'r(£)A£cO-^va' 

•vXXIX.        Col.  10  3'jvY]7o;j-£V()jv.    y.aiTO'.  Tj;  ra6(Y)) '(au-  Col.XXI.  N. 

(13.  M.  c.)  O.  ^       ,  ,      „  „  ,„s     . 

Ta  cia2)£p£tv  0U7.  av  tu;  sitis'.e  'C)('JJ  v(o- 

|^.('(£'v  uaX'.va  7.ai  7.£pa;j.£a  T/.z{j-q 
ff'jV7.pouovTa  7ca;j.7:6XXou?  y^povo'jq 
5  acap-avTivot«;  avA'cav.xa  oiot,\jA- 

V£[(v).  aXX'  £o(y.aat  ota  to  tptXoi^wcov 
£/,  Toij  7ü£(ppty.£vat  Tov  ÖavaTOv,  oh 
ota  TO  ßtouv  '^OEw?,  7.ai  Ta?  ETUtßoXai; 
Toc?  £-"■  auTOV  e^wOeTv,  eTO'  oTav  evap- 
10  vYj(;  auTOu  YEvr^Tai  9£(»)(p)ta[:],  TcapäSo- 

^0(;  auToT?  Gtüotcitcte'.,  Tuap'  vjv  aiTiav 
c)u3£  oiaÖT^vca«;  -jTroi^ivovTEi;  Ypacp£c- 


28  f.  ^gyeiia'.  A^yaiv  iincl  30  f.  losiv  y.al  TÜpavvov  erg.  Robert,  Hermes  XII, 
508,  nach  Plut.  sept.  sap.  conv.  147  BC  und  de  gen.  Socr.  578  D.    (T.  :  P. 

e 

NOYX  «,  gleich  schmales  Spatium  nach  P  zeigt  o,  wo  übrigens  jenes  0  fehlt.) 

35  AFltAHlZCI  o,  Afl^AYT  .  -J  n,  welclf  letzteres  schon  Biiech. 
S.  290  berichtigt  hat. 

XXXIX.  2  Toij  Buech.  S.  290.  TO  Ottav.  mit  n,  während  o  zwar  nur 
einen  Rest  des  zweiten,  aber  genügenden  Raum  auch  für  den  dritten  Buch- 
staben zeigt.    .  I 

3    YANNAAp. 

10  e£top{a  Gomp.  Herrn.  G^CJMAI  0,  G^UNAI  n. 


Philodemos  lieber  den  Tod.  riertes  Buch.  3.')3 

0)«'.  rzzp'y.y.-zy.'hTiZio:  -'J.-tyoyr.y.'.  y.al  cl- 
c)  £;j.oop£Tv  avav/.auOVTa;  7.aT(a)  A*/;- 

lö  ,y,ö/,p'.TOv.    0'.  CS  optrf^pz'.c  7.(5!v)  o(')ä  t-.- 

voc  aiTiac  yMcc^'j-ah-c  ay('j'::o)vc-^-:o'. 
^svwvTx;  Tou  Tay'  »jo'/j  3'('jv)y.upr((7)£'.v 
rr;v  -o'j  ß('')o'-'  'apa^paoT^v,  (o)Tav  sv  H^.- 
axT'.  vcvYjTa;,  7:£p(i)oc£6cavT£c  app-/^(-/.- 

20  "WC  TsT;  aYVOOjy.v  ocj':a(T)x  v.yX  -o 

zx)v':tov  ä::cAt(X)Ä'J7.£v(a'.)  y.z'  ts 
Tfs)^^^.'^  zjtojc  £('::'.)Aa;Aßav£'.v  ä(v)a'.7- 
0(-r;7){av  o'JTco;  y:/,y.~y.~Xr;/.~biz  £/,t('.- 
0(£Tjt)v,  6)t;  £(?)  -r^cs  -rbv  £Xä/('.)c-ov  y(j?)i- 

25  v(o)v  syAcITToucocv  ss/ov  Tr,v  £Z'|jOAt,v. 

L.    (40.  M.  d.)0.  OIAOAHMOY 

n^PI  OANATOY 
Ä 
A 
5  HAH\ 

7£(X'o)£q  £y.a- 
Tov  o£y.(a)  o/,T(j) 

O'.C  ... 


13  51?  j'j.'foosTv  (so  w,  €M06P^IN   o)    Gomp.  Horm. 
•23  f.  izT-.OsrTiv  Gomp.  Herrn.  ^KT^N^  0  .  .^l  o,  (  K  . .  (  ,  6  (in  fiss.)  .  .  N  «. 
XL.  4  und  8  fehlen  in  o,  ferner  stellt  A  in  Zeile  5  nicht  völlig  sicher: 
Z-  o,  ^   ?i ;   doch  liegt  kaum  A  vor. 


354 


Müklör.     Philodemos  Uuber  den  Tod,  viertos  Uuch. 


Nachtrag. 

Nochmaliger  Durchsicht  des  vorstehenden  Textes  von  Seiten  Herrn 
Professors  Gomperz  verdanke  ich  die  folgenden  Bemerkungen,  welche  nicht 
mehr  an  Ort  und  Stelle  Platz  finden  konnten. 

21,  9  y.x/Mc,  ij.aX'  (oder  r.irj)  oXoti-vi?  Gornj).  Hiezu  mag  29,  27  ff.  ver- 
glichen werden.  —  22,  12  ff.  /«piv  yap  toü  oiairjpsTuOai  xouvoijia  xaöeüos'.v 
£'?£ai:iv  .  .  .  [Aupitov,  jjLa/.Xov  o'  aTzeipcov  xoT;  auTot?  ovo[J.aaiv  TipouayopeuofAcVcov  war 
mit  Gomp.  zu  schreiben,  der  auf  Iph.  T.  695  ff.  und  das  in  seinen  Beitr.  zur 
Krit.  II,  10  f.  (Sitzgsb.  d.  k.  Ak.,  ph.-hist.  GL,  LXXX.  Bd.,  754  f.)  dazu  Be- 
merkte verweist-,  vorher  wird  wohl  nichts  übrig  bleiben  als  (j.rj  xaTaXsfTUEtv 
.3ia8£?d[X£va  zusetzen,  oder,  da  der  Raum  zu  beschränkt  scheint,  <5io(5o/ou?. 

—  25,  12  deuten  die  Zeichen  auf  ßaio'v,  ein  Wort,  das  Philodem  auch  sonst 
gelegentlich  sich  gestattet;  doch  weiss  ich  auch  damit  der  Stelle  keine  be- 
friedigende Gestalt  zu  geben.  —  25,  38  vermuthet  Gomp.  -^uai/'.oT'?  orjyjj-oTi;, 
womit  z.  B.  Z.  8  derselben  Columne  verglichen  werden  kann.  —  Zu  27,  8  f. 
y.atacpspojj.^vojv  i::!  Ta  /.aia  tou;  i;.ü6ouc  weist  Gomp.  auf  Epikur  bei  D.  L.  X,  87 
i-'.  Sj  -bv  [xuOov  x.a-appst".  —  Ebenda  12  f.  ,Hiess  es  nicht  xwv  r.phi;  ifjv  aSia- 
X/j'^iav  ^{veTai  toO  ;:.,  die  mangelnde  Einsicht  in  den  Umstand,  dass  etc.'  Gomp. 

—  32,  20  f.  Etwa  yp^va?  l'/wv  [jisipia;,  sodann  oi£iXy)[j.[A£vwi;  ETüiarap-svo^?  Gomp. 

—  33,  23  f.  schlägt  Gomp.  vor:  tou^  aKo  fik.  s;:avaYO[x^voui;  ^  h.  auvrjOojv  Tz'kiovza.i 
ao'fO'JC.  — ■  34,  37  f.  ac'pcpwv  aTiT^pcov?  Gomp.  —  36,  23  f.  ergänze  ich  zu  oOy. 
äv  yOavoifjLEV  -aVT«?  tou;  etc.  wie  zu  21  (areavTag  z.  Tip.)  aus  18  otxxpou;  rjyoü- 
ii.£voi;  Gomp.  denkt  an  oux  äv  ^9.  §£  /.aTEXEriaavjTEc,  doch  ist  zwischen  K  und  A 
höchstens  Eaum  für  drei  oder  vier  Buchstaben. 


Namen-  und  Stellenregister. 


Achilleus  28,  7. 
(Aigyptos)  23,  13. 
Anaxagoras  17,  17.  28. 
Anaxarchos  35,  32. 
Anonymer  Tragiker  38, 

12. 
Anonym.iis  7:£p\  ß'!tov  1,16. 
ApoUophanes  7,  8. 
Artemision  33,  17. 
Athen  38,  8. 
Danaos  23,  13. 
Demokritos  29,  28.    39, 

14. 
Diogenes   27,  14. 
Epikuros    7,  10.     10,  8. 


19,  12.    23,  5.    27,  5. 

29,  9.    .30,  37. 
Giganten  37,  24. 
Hellas  38,  9. 
Hephaistion  30,  37. 
Hermarchos  27,  5. 
(Homeros)  28,  3.  7.   13. 

33,  10.   19. 
Kadmos  23,  14(?). 
Kallisthenes  34,  4. 
Leonteus   23,   5.    27,  3. 
Libysches  Meer  33,  7. 
Metrodoros  1,  19.   12,  33. 

19.  11.    23,4.    26,  31, 

27,  3.    29,  9.    (37,  27). 


Milon  30,  2. 
Odysseus   33,  10. 
Palamedes  34,  3. 
Perikles  29,  7. 
Phoroneus  24,  5. 
Plataiai  33,  20. 
Piaton  31,  1.     15,  14(?). 
Polyainos  23,  4. 
Pythokles  12,  32, 
Salamis  33,  17. 
Sokrates  34,  4.    35,  31. 
Themistokles  29,  5. 
Thukydides  29,  6. 
Tithonos  19,  34. 
Zenon  der  Eleat  35,  31. 


Mussiifia.    -Mitthcilnnjjcn  ans  roinuiiisolien  HaniiscUrit'ten.   II.  355 


.Mittlu'iluiigi'ii  aus  romanischen  Handschriften. 

Von 

Adolf  Mussafia, 

wirkl.  ilitgliedc  dor  kuis.  Akiulonif  <ler  Wissenschaften. 

IL 
Zur  Katluiriiionlegciide. 

Uie  Handsclirit't  lo.  D.  59  der  Nationalbibliothek  zu 
Neapel,  dem  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  gehörig,  enthält 
ausser  anderen  Schriften  religiösen  Inhaltes  in  süditalienischer 
Mundart  eine  Katharinenlegende,  welche  in  den  folgenden 
Blättern  zum  Abdrucke  gelangt J  Der  Verfasser  nennt  sich 
am  Schlüsse :  Buccio  de  Ranallo.  Auch  giebt  er  das  Jahr  an, 
in  welchem  er  die  Legende  dichtete :  1330.  Im  sechsten  Bande 
von  Muratori's  Antiquitates  italicae  ist  nun  eine  Reim- 
chronik von  Aquila  abgedruckt,  deren  Verfasser  sich  ebenso 
nennt.  Buccio,  sagt  in  der  Vorrede  der  Herausgeber  Antonio 
Antinori,  muss  im  zAveiten  Decennium  des  14.  Jahrhunderts  im 
Jünglingsalter  gestanden  sein ;  er  starb  hochbetagt  im  Jahre  1363. 
Ungefähr  um  1343  mag  er  begonnen  haben,  die  Chronik  ab- 
zufassen; er  setzte  sie  dann  bis  zum  Jahre  1362  fort.  Die 
Identität  des  Namens  und  das  Zusammenstimmen  der  Jahres- 
zahlen lassen  kaum  einen  Zweifel  zu ,  dass  wir  es  mit  einem 
und  demselben  Verfasser  zu  thun  haben.  Dazu  kommen  ein- 
zelne freilich  nicht  sehr  bedeutsame  Wendungen,  die  in  beiden 
Schriften   mehrfach    wiederkehren    und    die  Beschaffenheit    der 


'  Ich  verdanke  eine  Abschrift  der  Güte  Muiiaci'.s,-  welcher  .sie  für  mich 
bereits  im  Jahre  1874  verfertif^t  liatte.  Zu  einer  überaus  sorgfältig'en 
Collation  mit  der  Handschrift  fand  sich  bereit  Herr  Dr.  Erasmo  Percopo, 
der  aucli  in  Beantwortung'  meiner  wiederholten  Fragen  .sich  unermüd- 
lich erwies.  Beiden  verehrten  Freunden  statte  ich  hier  den  aufrich- 
tigsten Dank  ab. 


356  Mflssafia. 

]\[imdcart.    Die  Legende  hat  sich  avoIiI  eines  geringeren  Beifalles 
als    die    den    Localpatriotismus   interessircnde   Chronik    erfreut, 
denn  während  Antinori  von  letzterer  nicht  weniger  als  fünfzehn 
Handschriften,  alle  in  Aquila,  verzeichnet,  ist  von  der  ersteren 
bisher  nur   eine   nachgewiesen  worden.     Diese   verdanken  wir 
einem  Dom  Petru  de  Nicola,    Avelcher  in  einigen  am  Schlüsse 
hinzugefügten  Versen  sich  als  den  Schreiber  nennt.  Ob  wiederum 
der  Neapolitaner  Codex  uns  die  Abschrift  des  Dom  Petru  selbst 
bietet  oder,  da  Fol.  1 — 77  von  einer  Hand  herrühren  und  Dom 
Petru    sich    sonst    nirgends    nennt,    nicht    eher    ein    Schreiber 
dessen  Abschrift  benützt  und  dabei  auch  die  Schlussverse  auf- 
genommen habe,  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen.    Jeden- 
falls leidet  die  Neapolitaner  Handschrift  an  manchen  offenbaren 
Gebrechen.     An  mehreren  Stellen  sind  Verse  ausgelassen :  hie 
und  da  fehlen    einzelne  Worte.     Leicht    denkbar  ist    es    auch, 
dass    die  sprachlichen  Formen    manche  Modificationen    werden 
erlitten  haben.     Wenn  daher  in  der  nicht  sehr   umfangreichen 
Schrift  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  von  dunklen  oder  w^enigstens 
nicht  sehr   deutlichen  Stellen   vorkommt,    so  ist  es    schwer   zu 
entscheiden,  wie  viel  davon  auf  Rechnung  des  —  wie  auch  die 
im  gereifteren  Mannesalter  abgefasste  Chronik   erweist  —^  nicht 
gerade  sehr  gewandten  Erzählers  Buccio,  "und  wie  viel  auf  jene 
des   Schreibers    oder    der    Schreiber    zu    setzen   ist.     Immerhin 
aber  verdient   unser  Text    alle  Aufmerksamkeit;  vor  allem  als 
ein  wichtiges  Denkmal    der   älteren    abruzzensischen  Mundart, 
dann  als  eine  im  Ganzen  recht    ansprechende  Darstellung    der 
überaus   behebten    und    in    zahlreichen  Versionen    auf  uns    ge- 
kommenen Legende. 

Ich  hoffe  den  seit  lange  gehegten  Plan,  über  die  ver- 
schiedenen Redactionen  der  Katharinenlegende  zu  berichten  bald 
ausführen  zu  können;  vor  der  Hand  Avill  ich  nur  bemerken,  dass 
die  einzelnen  Begebenheiten,  welche  die  mit  Maxentius  Auf- 
forderung zum  Götzendienste  beginnende  Legende  (abgesehen 
also  von  der  später  hinzugekommenen  Geschichte  der  Jugend- 
jahre Katharina's)  erzählt,  fast  überall  bis  auf  unwesenthche 
Einzelheiten  dieselben  sind;  auch  reihen  sie  sich  aneinander 
in'  gleicher  Folge ;  der  Unterschied  zwischen  den  einzelnen 
Versionen  beschränkt  sich  beinahe  ausschliesslich  auf  die  Aus- 
führung.    Eine   unmittelbare  Quelle    für  Buccio's  Gedicht    auf- 


Älittheilungon  aus  lomanischen  Handsclirifton.  If.  OO  i 

zutinden  ist  mir  bisher  nicht  gehingen;  dass  er  eine  latciiiiselio 
Schrift  benutzt  habe,  scheint  mir  bei  weitem  wahrscheinlicher 
als  dass  er  einer  vulgärsprachlichen  Vorlage  gefolgt  sei.  Seine  Er- 
zählung berührt  sich  bald  mit  der  grossen  von  Eincnkel  neulich 
herausgegebenen  Legende  bald  mit  der  damit  verwandten  aber 
manch'  Eigenes  bietenden  Version  bei  Jacobus  a  Varagine; 
vielfach  findet  Avörtliche  Uebereinstimmung  mit  Bonitus  Mom- 
britius  statt ,  der  sein  Material  zunächst  aus  Handschriften 
italienischer  Bibliotheken  geschöpft  haben  wird. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  es,  auf  die  Reminiscenzen  aus 
der  Divina  Commedia  hinzuweisen;  am  deutlichsten  406-7  che 
spandi  si  grau  fiume  de  nobile  parlare  (Inferno  I  79-80). 
Dante'sche  Ausdrücke  sind  auch  743  con  vergogniosa  fronte 
(Inferno  I  81),  744  paraule  conte  (Inferno  X  39).  SchliessKch 
sei  bemerkt,  dass  zw^ar  alle  Versionen  heidnische  Weisen  auf- 
zählen, deren  Schriften  Katharina  studirte,  und  dabei  bezüglich 
der  citirten  Namen  zahlreiche  Varianten  vorkommen,  dass  aber 
in  keiner  Redaction  die  Liste  so  grosse  Aehnlichkeit  mit  jener 
des  vierten  Gesanges  des  Inferno  zeigt,  wie  die  unseres  Textes.^ 

Im  Folgenden  soll  über  Sprache  und  Metrum  des  Denk- 
males das  Nöthige  bemerkt  werden.  Ich  kann  mich  hier  um 
so  kürzer  fassen,  als  ich  auf  das  im  vorigen  Jahre  über  das 
altneapolitanische  Regimen  sanitatis  Gesagte  (Sitzungsberichte, 
Band  CVI,  507  ff.)  bezug  nehmen   kann. 2 


Vocale. 

1.  Neben  chiaro  im  Verse  und  im  Reime,  am  Ende  von 
V.  1690  cleru,  nicht  beweisend,  da  das  Reimwort  fehlt.  -ari- 
stets  als  -er-;  nur  754  primaro  innerhalb  des  Verses. 

Umlaut  von  e  und  o  vor  -i  (das  unmittelbar  oder  mittelbar 
auf  lat.  -i  zurückgeht)  und  -tt  ist  bis  auf  geringe  Ausnahmen 
streng  durchgeführt: 


1  In  fler  Chronik  kann  ich  mich  nicht   entsinnen,    dei'artiges  getroffen  zu 
haben;  höchstens  könnte  man  au  papale  manto  (Str.   192)  erinnern. 

2  Zur  besseren  Orioutirung:   füge   ich    zu  den    hier    verzeichneten  Erschei- 
nungen die  betreffende  Ziffer  der  Paragraphen  iu  KS.  liinzu. 


2;")^  !\I  11  s  K  a  f  i  n . 

2-4.  11-18.  Von  {',:  henedicfo  imd  -deeta,  replho  {doch  159 
plemt.  unter  lauter  classischen  Namen,  also  Latinismus)  und 
2)lena  piena,  impriso  und  pi-esa  prese,  quiti  und  queta  Vb.  quMe, 
signo  insigno  und  Vb.  insegno,  virgini  und  vergene;  Demon- 
strativa,  sieh  später;  accrisci  und  crascere,  cridi  und  credo 
creda,  pvindi  und  prendere,  prisc'i  und  iircse,  vindi  (ven-ui)  und 
venne;  2.  Impf.  Ind.  der  E-Verba  -Ivl  und  3.  -eva;  2.  Impf. 
Conjun.  der  E-Verba  -isc!  und  3.  -esse.  Ferner  capilli,  incrididi, 
ligno,  pisci,  serinu,  sino,  sinnu  (,Sinn,  Verstand^) ;  affisu,  missi, 
despisu;  mitti,  tmnero '  (ten-  statt  tai-  an  ven-  angebildet). 
Suff,  -enäim  weist  bald  e  (77-8)  bald  /  (704-5)  auf;  1252-3  -into: 
-ento;  1210  im  Verse  -intL-  Südliche  Mundarten  haben  meist 
e  oder  ie,  beide  auf  e  (-enium)  hinweisend;  doch  tose.  -ento. 
Man  kann  das  Schwanken  dulden  oder  angleichen.  1041  recepl 
statt  -ipl;  etwa  gelehrt?  Meco  als  Indeclinabile  ist  keine  ent- 
schiedene Ausnahme. 

16-18.  23-26.  Von  g:  Sing,  -one,  Plur.  -uni;  Sing,  -ore, 
Plur.  -uri;  Suff.  Masc.  -uso,  -usi  und  Fem.  -osa;  adurno  und 
adorna,  didc.i  und  dolce^  fuscu  und  fosca  fosche,  i)runto  pruntl 
und  pronta,  simso  (1413  sposo)  und  sposa;  aduri  und  adora. 
Ferner  cunto,  jitrno  jurni,  mundo,  mucti,  pidli,  rotundo  secundo, 
suzo,  vultu;  dui;  nui,  vui;  dudici  (aber  docento).  Fontem  hat 
hier  wohl  o;  daher  327  fonfi  unorganisch  iiiid  zu  fimti  zu 
bessern.  Nosco  vosco  sind  wie  meco  zu  beurtheilen.  Vergogni 
ist  keine  Ausnahme,  da  dieses  Wort  vielfach  o  statt  o  aufweist.-' 
Hiatus-i  bewirkt  keinen  Umlaut;  vgl.  z.  B.  §.  81  eze  gg.  r;^/, 
§.  97   vegio  gg.  vlglu. 

Tax  q  ist  noch  zu  bemerken,  dass  einzelne  Wörter  an  dessen 
Stelle,  unabhängig  vom  Umlaute,  ü  aufweisen. ^  Vor  Nasalen: 
diina,  puno,  inpune  (doch  pönale  2,  apponere  364) ;  mustra  (auch 
vortonig  mustro)y'  nume  (nome  414).  Wie  puno,  so  j;use  (trotz 
pös-);  respuse  entweder  schon  wegen  n  (*  responsit)  oder  zugleich 

'  Falls  das  im  RS.  §.  2  bezüglich  /ece?-o  Gesagte  seine  Giltigkeit   hat,   so 
ist  finnero  durch  tinni  herheigeführt  worden. 

2  HAqu.i  liat  hie  und  da  -info,  meist  aber  -enfo. 

3  Sic.  vh-gogna,  vrig.  vriogna,  teram.  shrivnegno  (postA'erbal  ans  shruvignare 
=  sbrivtign.). 

^  Vgl.  die  Bemerkungen  über  den  Reim,  §.   112. 
i"  Daneben  monfttrarä,  latinisirend,  vgl.  §.  56. 


Mittlieilungen  aus  roinanischon  Handscliiiftcn.  II.  359 

an  puse  angelehnt.    Dazu  multa  multe^  conuscere  (aber  vortonig 
conoscate),  ein  paar  mal  majure  444.  586. 

Schliesslich  sind  mintri,  undi,  dundl  zu  erwähnen.  Voran- 
gegangen sind  wohl  Formen  mit  -e.  Handelt  es  sich  um  bei- 
behaltenes klass.  i,  ü  oder  liat  hier  späteres  -i  Umlaut  hervor- 
gebracht: mentre,  mentri,  mintri?  Noch  eigcnthümlicher  ist 
ancuri  (:  -uri).  Es  ist  von  ancore  (ZRP,  VII  255)  auszugehen 
und  (dem  Ital.,  Franz.  u.  s.  w,  entgegen)  o  anzunelimen ;  es 
bleibt  die  Frage,  woher  wV  Da  die  bei  mintri  angenommene 
erste  Möglichkeit  wegfällt,  so  bleibt  nur  die  Vermuthung,  -i 
habe  analogisch  gewirkt:  wie  z.  B.  aduri,  so  ancori  zu  ancuri. 

5-8.  19-21.  28  Diphthongirung  von  e  und  (^  kommt  nirgends 
vor;   vgl.  im  Glossar  jecola. 

27.  Zu  au.  Volksthümlich  o  (neben  jparole,  paraule)-^ 
(jcicjiu  gajora  weist  d  auf.  Ein  anderer  Fall  wäre  ade;  vgl. 
Anm.  zu  458.  repuso  1041  ^  it.  riposo;  n  wegen  Einmischimg 
von  ponere;  auch  vortonig  repusato  1428. 

29-43.  Zu  den  tonlosen  Vocalen  seien  erwähnt  e  zu  o  in 
solndtura  (Einfluss  der  Labialis  und  Einmischung  von  sid)-), 
soductu  (Einmischung  von  suh-)-^  u  tax  e  in  remore  (Einmischung 
von  re-  trotz  folgender  Labialis);  o  zu  a  in  affiso  =  it.  offeso^ 
vielleicht  auch  in  apponere;  s.  Glossar. 

44.  Zum  Hiatus-r.  Für  L  die  Schreibungen  (jli,  lU,  <jl. 
Für  cpi:  gn,  gni;  einmal  abesongiusi  1586;  Avohl  nicht  ng,  sondern 
ü  auszusprechen;  vgl.  ahisognasse  1603.  Dent.  -\-  I:  giurno 
and  jurni;  Suff,  -agio  und  -ajo.  Lab.  -7-  /.•  nur  einmal  ajo 
gg.  stetem  -gi- ;  dann  sajo  1153  neben  sonstigem  savio.  cp:  stellt 
dar  zz  in  palaczo,  speczare  und  im  Suff,  -ecz-,  wohl  cc  in  mcza 
und  moczecare  (s.  Gloss.).  Cons.TI  =:  Cons.S:  adalsa,  forsa 
1716  neben  forza.^  it.  g  (=  fj,  sj)  entspricht  sei:  rasdone, 
frisciata  (fregiata),  malvascio,  prescione  (doch  pregiata  980).  177 
scheint  sei  für  ci  (=  ecce  hie)  und  578  seih  für  cih  {■=  ecce  hoc) 
zu  stehen. 

47.  -0  und  -u  schwanken  in  den  Flexionen  vielfach;  kaum 
-e  und  -i.  Ein  paar  mal  -e  statt  -0  (u)  in  der  Nominal-  und 
Verbalflexion;  etwa  die  damals  schon  vorhandene  oder  in  Ent- 

^  Andere  Belege  in  RS.     Die  Erscheiniino'   ist   eip^entliiimlich,    <la   gerade 
im  Süden  .*  nach  /,  r,  n  zu  s  wird. 


360  Mussiiliii. 

stehung  begriffene  Verdnmpfung  andeutend.  Dazu  das  adverbial 
gebrauelite  certe  26.  -e  statt  -d  nur  zweimal  §.  81 ;  8uff.  -eza 
=  Uia  ist  ein  eigener  Fall;  ibid. 

48.  Aphaeresis:  spectate  nebiüi  as^). ;  instola,  rede;  nante 
nanti,  namorafa,  ma(}i,nh;  celli.  (it.  uccelli).  Prothesis:  acchoro 
1615  neben  chorn  344. 

49.  Apocope  ist  schon  in  der  Handschrift  nicht  selten; 
andere  Male  käme  sie  dem  Metrum  zu  statten.  Für  lat.  liomo 
hat  die  Handschrift  fast  immer  die  Abkürzung  ho,  das  ich  mit 
liom  auflöste.  Ich  hätte  aber  besser  gethan  liomo  anzusetzen 
und  dem  Lesenden  zu  überlassen,  dort  wo  Apocope  nöthig  ist 
(meistens  fordert  das  Metrum  die  volle  Form)^  sie  vorzunehmen. 
Habe  ich  doch;  und  ich  glaube  mit  Recht,  höi  als  hoininl  (nicht 
Jiomi)  aufgefasst. 

52.  Zusatz  von  -/  nach  Vocalen:  in  mei,  sei  §.  87,  in  Ver- 
balformen §.  99.      oy  =  auf  wie  im  RS.     In  ey,  crai  ersetzt  es  s. 

Coiisouaiiteu. 

54.  Co7is.  -f-  L  bald  erhalten,  bald  zu  Cons.  +  /;  chia- 
mava;  inana;  inßammata^  fiumi;  vlamjeano,  placiviliczi  und  die 
gelehrten  Wörter  gloria,  ßagello;  dann  plena  und  piena,  com- 
plendo  und  compienno,  tempht  -pm,  exemplu  -piu,  cliiaro  und 
cleru.  autra  ist  der  einzige  Fall  von  AL  vor  Dentalis  zu  au^ 
einer  Erscheinung,  die  in  den  jetzigen  Mundarten  beständig  ist. 

55.  r  vor  s  abgefallen  in  moczecare.  Forphyrius  wird 
Proffilio  genannt;  also  -rlo  zu  -'lio  und  Metathesis  des  r  (Ein- 
fluss  von  pro-?) 

55.*  Domna  (dompna)  und  donna,  condempnare,  omne  und 
onne;   ome  1728  ist   wohl   nur   verschrieben;  nicht  mn  =   m. 
mh  zu   mni:    ammasciata,  palomma,    tromma;    im    Zusätze   harn- 
macina;    doch   comhacte,    amburo     amhendora ,    auch    anbendue 
(mit  n).        Ebenso  nv  =  mv  =  mm:   commenente    neben    co7iv. 

56.  Anima  und  ahna.  inlese;  in-  vor  Labialen  bald  er- 
halten bald  als  im-,  nd  ^=-  nn:  Gerund,  -anno^  -enno;  dünnt, 
granne,  mcinna,  vennenno  neben  häufigem  -ud-.  Dazu  die  um- 
gekehrte Erscheinung  (Lautentwicklung  oder  Schreibung?): 
Avicenda,  oguando,  vando,  vindi.  Sponsa  und  monstrarä  neben 
'S-  sind  Latinismen.       cosiglio,  quanfuca  (727,  sonst  stets  -unca, 


Mittlicilungon  aus  romanischen  Ilandscliiiften.  II.  Oul 

-unqua);  wahrscheinlich  l'chlt  da«  Ji-Zcichen  (wie  in  dein  zweimal 
vorkommenden  sehr-)-^  doch  da  n  vor  s  ausgefallen  sein  kann 
und  Formen  wie  nuca  nocet  im  Altnorditalienischcn  und  im  l'ro- 
venz.  vorkommen,  behess  ich  die  Schreibung  der  ITandschrift. 

57.  Intervocalisches  j)  gern  erhalten;  doch  soholtura. 

58.  Anlaut,  h  zu  v:  vocca,  vove  neben  hovi.^ 

59.  V  zu  h  nach  Präf.  ad-:  abiaro;  nach  ex-:  shercjogniafi ; 
nach  quod-:  cobelli.  v  ausgefallen  imd  durch  d  ersetzt:  vi- 
danda;      neben  empaurire,  inpagoranno.'' 

60.  Intervoc.  <  meist  erhalten  ;  doch  auch  -d-:  imperadore, 
gewöhnlich -af-;  neben  häufigem  -ate  (-atem)  hie  und  da  -ade: 
strade,  contrade.  fo- crhiiltan:  j^afre^  matre;  nehcn  frafri  (:  -ati) 
auch  frati;  im  Süden  geht  frate  nicht  nothwcndig  auf  den  lat. 
Noniin.  zurück,  da  hier  tr  =  t  üblich  ist '^^  daher  imperadice 
loTG  gg.  sonstiges  -fr-  nicht  gebessert  zu  Avcrdoii  brauclit. 
Anders  im  Condit.  von  potere:  porria;  tr  zu  rr  oder  blos  zu  r 
und  dann  die  übliche  Gemination  des  r. 

GG.*  Im  Suff.  -y<i-  einmal  d  zu  f:  cdndife  107G  rieben 
MeideJ      Intervoc.  d  abgefallen  und  durch  v  ersetzt:  paravisu. 

G2.  qu  erhalten,  meist  im  Interrogativpronomen  que;  hie 
und  da  auch  in  der  Conjimction.  Auszusprechen  ist  jeden- 
falls k.  -unqua  und  -urica;  hier  könnte  qu  lautliche  Geltung 
haben,  et  ist  eine  oft  wiederkehrende  Schreibung  für  den  Laut 
tt  '^auch  aus  anderen  Quellen,  wie  gemin.  t,  pf  u.  s.  w.V  Pra- 
dica  ist  eigenthümlich ;  man  würde  gerne  d  als  für  ct.  ver- 
schrieben ansehen,  Avenn  in  einem  anderen  abruzzischcn  Texte 
(Antiqu.  ital.  VI,  908)  nicht  pradicara  vorkäme. 

G5.  ce  zu  sce  in  damiscdla  (it.  -i<ic-).  Die  einmalige 
Schreibung  cldascimo  st.  clasc.  möge  erwähnt  werden. 

G7-68.  1452  renegi  ist  wohl  -e()ht  zu  lesen.  Intervoc.  (/  vor 
(',  zu  j:  pajesß;  ausgefallen:  maica.    Neben  hujenocclda  auch  injen. 

'  Man  kiiuute  sich  geneigt  fühlen,  mise  vocca,  cid  vovr  ah'^  Worteinheiten 
zu  erhlicken,  in  welchem  Falle  dann  />  intervocalisch  wäre;  damit 
würde  f>ovi  am  Beginne  des  Verses  stimmen.  Dem  steht  entgegen,  dass 
in  den  jetzigen  Mundarten  anlautendes  />  stets  zu  v  wird.  Oder  handelt 
es  sich  da  lun  Verallgemeinerung  eines  früher  bedingten  Lautwandels? 

2  Vgl.  HAqu.2  fa()urione  85  (favoi-efjfjio). 

3  Icli  hätte  daher  RS.  19.5  qnacfo  -r^  it.  rpiatfro  unberührt  lassen  sollen; 
unser  Text  hat  freilich  qvafro. 

••  HAqu.i  :iO  nplmdilo;  ebenso  neap.  campb.  u.  s.  w. 
Sitzungsbor.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.  II.  Hft.  24 


362  Mussafia. 

ll'Gl)    uiul  iyiKMi.   1445.       yii  zu  in:    a'mi    neben    (Ujndli;    zu    n: 
senavano    396.    473.    1382  ^    neben  signo,  insegno. 

69.  Tonloses  s  vor  i  häufig  zu  5:  scia  (sit),  sei  cosci, 
ascise;  dissci  (dixi),  2.  Impf.  Conjunc.  -assci.  -isci;  forscia  ist 
dalier  nicht  =  forsan  sondern  forsi  mit  der  bei  Indeclinabilien 
beliebten  Endung  -a.  Wenn^  wie  kaum  zu  zweifeln,  in  mocze- 
care  cz  =  c  ist,  so  haben  wir  hier  c  aus  s  (oder  z).  sm  =  mm 
in  medemme.  s  nach  l,  n  zu  z:  volze  939,  penza  323  (neben 
-/*'-;,  -71S-).  X  ist  latinisirende  Graphic  für  den  daraus  ent- 
standenen Laut  SS  [excellentia  ist  wohl  als  eccelL,  exciuti  als  esuti 
auszusprechen);  durch  umgekehrte  Schreibung  x  auch  für  lat. 
ss:  foxtty  foxe,  imxione. 

70.  _/  ist  erhalten:  ja,  jovene,  judicio  jura  justo.  ajuto. 

71.  Abfall  von  -r  im  vereinzelten  pe  =  per  1098  von  -n 
in  CO,  vo.  Wie  ist  ß  (in  per  ß  ,bis^)  zu  deuten?  Aus  ßn,  oder 
aus^^ne  (ZRP.  VII,  130),  durch  Einfluss  des  paragogischen  -ne? 
In  letzterem  Falle  stünde  dem  Paare  dl  dine  das  Paar  ßne  ß 
zur  Seite.  Ueber  hello,  §.  74;  über  ve  =  lat.  vmü,  §.  99. 
Abfall  von  -te:  cito  ein  paarmal;  sonst  -ate  -ade  von  -de: 
gran.  1720  hat  die  Handschrift  qii;  man  wird  trotz  des 
Metrums  eher  quando  als  (luan  lesen. 

72.  Paragogisches  -ne  in  Verbalformen,  dann  in  dine,  mone. 
-ce  in  foce  (fidt)  durch  Einfluss  von  fece  fe;  über  convece 
s.  Glossar. 

74-7.5.  Gemination  des  Anlautes  eines  Begriffswortes  nach 
Procliticon  a-rrascionare  229,  vielleicht  a-llosengare  1479,  a- 
llaude  1512;  sehr  oft  bei  Formwürtern,  und  zwar  wird  anlau- 
tendes l  von  Artikel  und  Pronomen  und  der  Anlaut  von  te,  se, 
cib  nach  nie,  tu,  te,  se,  ne;  cAePron.;  a;  e,  sei,  sß  Conj.,  che  Conj^. 
geminirt.  Bei  7wll-,  coli-,  pell-  kann  man  zweifeln  ob  no-ll, 
co-ll,  pe-ll  oder  nl,  rl  =  II  vorhegt.  Eher  ersteres;  vgl.  auch 
hello  (hene  illud)  279,  das  ich  zu  he-llo  trennte,  da  nl  ^==  U  auf 
unserem  Gebiete  mir  nicht  sicher  schien.'  Nach  mehrsilbigem 
Oxytonon:  respondero-cte,  cosl-Ui.  Dagegen  nach  der  3.  Sing. 
des  Perf.  Indic.  nie  Gemination:  parole,  speczole.    Ebensowenig 


1  HAqii.i  senh;  vg-l.  .nnsser  fler  ühornll  vi>rl<()nnneiideii  Profliicte  von  cogno- 

scere,  cmpb.  prien§  (praegnus). 
*  be  ist  dann  wie  fi  (§.  71)  zu  deuten. 


Mittheilungen  ans  romanischen  Handschriften.  II.  363 

wenn  Reflexivpronomen  an  Oxytona  inclinirt:  pose,  sase.     Ein- 
mal ausnahmsweise  Gremination   nach    einem  Paroxytonon:   era 

lly  748. 

Noniliinl-  jiihI  Pronomlnalformen. 

78.  Artikel:  lo  (ht),  la,  U,  h.  Zweimal  et,  eine  süd- 
liehen Denkmälern  sonst  unbekannte  Form  325.  740.  Die  Prä- 
positionen verwachsen  damit:  ausser  den  eben  erwähnten  allo, 
noch  dello,  collo  (colo  33 8)^  pdlu  pella,  nello,  einmal  nullo,  eine 
sonderbare  Form,  die  ich  niclit  anzutasten  wagte^  da  Finamore 
im  jetzigen  Aquilanischen  gniul  gnjiul  nachAveist,  endlich  no 
234,"  na  350  (vgl.  auch  Anm.  zu  V.  275). 

79-80.  Masculina  der  I. :  -poeta  als  Plur.  409.  Masc. 
der  IL:  Sing,  -o  (-u);  Katharinens  Vater  heisst  Cos/^ß  (lat,  Cosfus)- 
Plur.  -'/■  (-e  1587):  -?o  gewöhnlich  -ü  (die  Handschrift  schreibt 
meistens  ij) ;  doch  neben  savii  auch  savi.  Masc.  der  III. : 
Sing,  -e,    Plur.  -i. 

81-83.  Femin.  der  L:  Sing.  -a\  Plur.  -e;  doch  im  Reime 
carti  1G9.  541,  stradi  798,  tucti  540  im  Verse.2  Parol  911 
gegen  sonstiges  -oh  zeigt  einen  ungewöhnlichen  Abfall  von  -e.'' 
Femin.  der  III.:  Sing,  -e,  Plur.  -i;  nur  einmal  teile  804.  In 
eigenthümlicher  Weise  verhält  sich  das  Suff,  -üia ,  das  stets 
-eze  ergibt  125.  150.  430.  90G-7.  1149.  1152.  1187.  Man 
möchte  darin  eine  Abschwächung  des  -a  zu  -e  und  Verbleiben 
der  betrejfenden  Nomina  bei  der  I.  Declination  erblicken  ;  der 
Plural  lautet  aber  ebenso  consequent  auf  -/':.■/,  also  mit  -/  der 
III.'  Annahme  einer  Endung  -ifies  scheint  gewagt;  Einfluss 
des  Hiatus-/  auf  -a  (in  welchem  Falle  Plur.  -i  durch  Analogie 
aus  dem  secundären  Sing,  -e  zu  erklären  wäre)  zeigt  sich  auf 
unserem  Gebiete  nirgends.  Manus  bietet  im  Plur.  Diani;  195 
mit  -ani,  304  mit  -aim  reimend;  soll  da  die  Nebenform  manu 
(RS.  §.  83)  zugelassen  werden? 

83.  Pluralia    von   Masc.    auf    a   mit   verändertem   Genus : 
le  coltella,  le  malefitia,   le  peccata      auf -öra;  ausser  lat.  corpora 


'  do/e  807,  donne  82-1-. 
^  HAqu.'  carti  20,  casi  185,  /avi  501. 

^  V^l.  Ant.  ital.  VI,  1008    Udendo  le  parol  d.d  cupitanio ;  ein  Endecasillabo. 
■•  \\k([\\.'^  fortelUzzi  ISöö;   ll.\(|ii.2  Sing',  parenlecze  78,  jeutelecze  414,    Plur. 
prodiczi  120. 

24* 


364 


M  u  i 


i  f  i  a . 


noch   lö  jiaramaida,    f/ajora  (gaudia),    lengua/jora,    lumora.      Aus 
dem  Flur.  Noutnuu  (Ins  Fomin.   Sing-,  la  prima  secola  484. 

85.  Verilnderung-  der  Decliiuition:  airo,  novemhro,  decem- 
hro ;  communamente. 

86.  Zum  Genus:  una  dia  30'J  nb.  la  cdtro  di  76  und  (luiJIi 
(-0?)  dine   1721. 

86.*  Aus  den  flectirbaren  Numei-alibus  sei  dni  erwähnt, 
auch  auf  Femin.  bezogen,  amhora  Fem.  Flur,  (-öra)  ist  die 
bekannte  auch  anderswo  vorkommende  Form  ^ ;  daneben  inner- 
halb des  Verses  amheridora'^ ;  wie  zu  betonen  und  wie  zu  beur- 
theilen  ? 

87-88.  Personalia  I.  und  IL  Ferson.  Nomin.  io,  tu,,  nui, 
vui  (nur  einmal  gegen  das  Umlautgesetz  voi).  Obliqua  betont: 
vie  (ini  55,  mei  im  Reime  589),  te,  oiui,  md'^  tonlos  me,  te,  ce 
(selten  ci  828,  -nci  829)  und  iie  z.  B.  79o,  vi  (nur  einmal 
ve).  3  III.  Ferson :  illo  (-u)  Uli  ella  eile.  Obliqua  betont :  Ini 
lei  loro ;  daneben  für  Fem.  Sing,  oft  ella;  tonlos:  lo  (lu)'^  lila 
le.  Dativ  für  beide  Genera  Sing,  li;  Flur,  theils  loro  theils 
Zi."  Reflexiv  betont:  se,  sey  1422,  tonlos:  se.  inde  =  ne,  als 
Encliticon  -nne ''  -nde.     ecce  Ine  =  ce.     ihi  =  vi. 

89.  Fossessiva : 


Masc.  Sing. 
meo  mio  me' 
teo  tou 

seo  sio  sou 


Masu.  Plur. 

Fem.  Plur. 

i                mie 

viei 

soi  soe 

tei                    toi 

soe  soi 

Fem.  Sing. 
mea 

tea  foa  tua 

soa  Sita 

nostro,  vostro,  loro. 

90.  Demonstrativa :  isso  issi  essa  esse;    quesso  (vostro  dire) 

statt  quisso  927  quessa.      quisto  (questo  662  reimend    auf   -isto) 

quisti  questa    queste     (cjuista.    572.    1723    -e   930),    Neutr.   questo 

((['uisto  429).     quillo'^  quilli  quella    quelle:,    Neutr.    quello    (^qnillo 

^  Aus  amhidfum  (Romania  XI,  109);  altit.  amhuro,  afz.  ambure;  o  ent- 
spricht, da  u  in  ufrum  kurz  ist,  den  Lautgesetzen  besser.  Die  Endung 
-a  in  unserem  Texte  durch  Einfluss  der  Plur.  auf  -öra. 

2  Das  n  vor  d  aucli  im  veralteten  ital.  ambendue;  steckt  in  darin  oder 
ist  es  Wiederhall  der  Nasalis,  welche  die  vorangehende  Silbe  schliesst? 

^  Warum  diese  besondere  Behandlung  von  vi7 

4  1.341  rechandoseUe  =  -Uo.  5  go  z.  B.  5G7.  853. 

"  Es  sei  hier  daran  erinnert,  dass  andotienne,  rechandoseUo  u.  s.  w.  Paro- 
xytona,  nicht  Proparoxytona  sind. 

''  quele  1003;   vgl.   Anm. 


JJittheilungen  aus  romanischen  Handscliiilttn.  II.  365 

403).  costei.  queUoro  207,  collovn,  1442 ;  Gemination  des  /  zu 
bemerken,  medemme  als  Masc.  iSing.  288,  als  Masc.  Pliir.  302, 
als  Fem.  Sine;.  044.  Wohl  nicht  zntallij;-  -e  für  -o,  -i,  -et;  eher 
Gebrauch  des  Wortes  als  Indeclinabile  und  -e  statt  des  zu 
erwartenden  -o.' 

91.  llclativum:  che  (que),  Obl.  ch<';  aucli  ca;  lu  (el)  quäle 
u.  s.  \v.  'die  qui  =  chi  (che;  s.  Anni.  zu  V.  670  ff.)  Uli  qiü 
=  ad  cm  4.   1274. 

91*.  Interrogativ  um,  adjectivisch  und  neutral:  Iclic,  ((jue) 
qnale  in  persönlicher  Bedeutung  ,Aven'  1190,  in  neutraler 
,was'  1205. 

91**.  Verallgemeinernde:  Persönlich  qualunqua  (-e),  chiun- 
([na  chiinq.',  quantunqua  ,so  Viele  immer';  adjcctiv.  qaantun- 
cha  1213. 

Verbal  fo  rill  eu. 

92.  Intin.  -are  (zu  governdli  336  s.  Anm.)  -ere,  cre  (ein- 
mal -cri  1178),  -Ire.  füre;  convertire,  recepire,  sapive;  selbst 
perdive  im  Reime,  und  etwa  mordire  aus  mordisse  1437  zu  er- 
schliessen. 

92*.  -7)t  fällt  ab ,  wenn  der  Flexionsvocal  in  den  zwei 
Numeri  verschieden  ist;  bleibt  als  -iio,  wenn  er  identisch  ist, 
wodurch  bei  Abfall  von  -nt  Öiimnilar  und  IMui-al  zusammen- 
liclen. 

93.  Präsens  Indicativ: 
A-Conjug.  -0  -i 
E-Conjug.  -0  '  -i 
I-Conjug.         -0       -/ 

786  sapemo  ^g.  mehrf.  -imo,  -ite. 

94.  Präsens  Conjunctiv: 
A-Conjug.        -e        -i       -e        -emo       -ete       -eno 
E-Conjug. 


a 

-avio 

-ate 

-äno  ^ 

e 

-emo 

-ete 

-u 

e 

-imo 

-ite 

-u 

_  ^     .  ,  -a       -i       -a       -amo        -ate       -uno 

1-Conjug. 

Das  Verharren  von  -e    in   der  1.  2.  l^lur.  der  A-Conjng. 

ist  bemerkensAverth.  Zu  ajuia  st.   -e  siehe  Anm.  zu  1606. 


'  IIAqu.'   li  laici  medemmo  79(5. 

-  So,  ohne  i,  HAqu.^  '2\'i. 

3  -a  1707;  vgl.  Anm.  zu   1.081.  ■•  676  comhacte. 


3(iH 


Miissafi  a. 


HO.  Impenitiv.  2.  Öing.  in  der  A-Conjug.  -a ;  in  den  zwei 
anderen  /;  doch  ((de  458  (?)  und  exaude  1579.  In  der  2.  Plur. 
wird  auch  bei  anderen  als  den  üblichen  Verben  Conjunctiv 
statt  Imperativ  gebraucht,  sowohl  im  prohibitiven  (99.  841. 
1154)  als  im  adürmativen  Heischesatz  (2.  470.  776.  1189.  1352. 
1353.  1567). 

96.  Aus  den  inchoativ  flectirenden  Verben  der  I-Conju- 
gation  wären  zu  erwähnen:  ojferisca  und  convertiscano  nb.  con- 
vertano. 

97.  Der  Einfluss  des  Hiatus-«  stellt  sich  folgendermassen  dar: 


Indieativ 


Conjunctiv 


Ij :  voglio 
doglio 
nj :  tengo 


6 

1 

2 

3 

i 

[volu] 

vogli 

tenga 

vengu 

venga 

-agio 
digiii 

agia 

agi 

degia 

sacza 

agiamo 

vigiu 

crigiic 

pozu 

facci 

poza 
faccia 

sostengate 
agiate 


vengano 


degiano 


cregianc 
[vadano 


hj:  agio  ^ 
d'egio 
pj :  saccio  sacza  sacciate 

dj :  vegio 
*  dj :  [credoj 

vagio 
*fj: 
cj:  faccio  ^  facci  \  faccia  facciate 

99.  Besondere  Formen,    a)  im  Indieativ: 

Esse      :  so,  ey  sV  (sei')  se  453,  e  ene,  semo,  sete  (sitel02),  so  sone  sonno. 

Habere:  0  one,  ay,  a    ane    ay       ao  (au)       anno  (ando) 

Dave    :  dal 

Stare    :  sta  stane  stai  stao  (stau) 

Facere  :  fai  fa  fane  fau  fanno 

Sapere :  sai  sa  sao 

Vadere:  va  vao  vanno  (vando) 

Also,  wie  überall  im  Italienischen,  sowie  auf  anderen 
romanischen  Gebieten,  die  stammbetonten  Formen  dieser  oft 
gebrauchten  Verba  möglichst  kurz  und  an  einander  angeglichen. 


1  agie  1120. 


Mittheiiungen  aus  romanisclieu  Handschriften.  II.  3b  i 

Das  Vorbild  gaben  clare,  stare.  Das  -l  der  3.  Sing,  ist  in  unserem 
Texte  paragogiseh.  Noeb  immer  iiicbt  reclit  klar  ist  mir,  auf 
welebem  Wege  die  3.  Plur.  auf  -ao  (-au)  entstanden  ist.^  Zu 
erwähnen  sind  noch  2.  Sing,  voi,  pol  und  3.  po  (mit  enclit. 
Keflexive)  neben  jwfe.  Auch  teuere  und  venire  folgen  der 
Neigung  zur  Abkürzung  der  Formen ;  denn  2.  Sing,  sostei  kann 
nicht  auf  lautlichem  Wege  aus  *te[n]i-s  sich  entwickelt  haben. 
Die  3.  Sing,  ve  könnte  allerdings  aus  vene  durch  Einfluss  des 
paragogischen  -ne  erklärt  werden  (wie  fa  fane  so  umgekehrt 
vene  ve)  oder  die  apocopierte  Form  ven  könnte  ihr  -n  wie  co, 
no  verloren  haben;  indessen  scheint  mir  natürlicher,  auch  hier 
Bethätigung  jenes  Zuges  zu  erblicken,  kraft  welches  derartige 
Verba  nach  kurzen  Formen  streben. 

l)j  im  Conjunctiv : 
Esse  :  sia  (scia),  si ,  sla  (sciaj,   .  .  .  .,  State  (sciate),   s'iano. 
Dare:  3.  Sing,  dea  (de-vi) 
Stare:  2.  Sing,  sti',    3.  Plur.  steano 
Posse :  3.  Sing.  j90ssa  (nb.  dem  bereits  angeführten po.sa = *po^^a??i) 

c)  im  Imperativ.  2.  Sing,  va,  fa,  (fe  1278 -j,  dl;  toi; 
neben  veni  auch  vei.  2.  Plur.  faife  1674;  ist  die  Form  richtig,  so 
ist  sie  aus  einem  Sing,  fa  -+■  i,  dem  die  Endung  der  2.  Plur. 
angehängt  wurde,  zu  erklären. 

100.  Imperfect  Indicativ: 


A-Conjug. 

o. 

-ava 

6. 

-avano 

E-Conjng. 

2. 

-ivi 

3. 

-ea 

6. 

-eano 

I-Conjug. 

2. 

-ivi 

3. 

-ia 

6. 

-iano 

Nur  einmal  -v-  erhalten:  odivano  123.  7''ana  389  setzt  j^f^r/re 
voraus.  Neben  fac-  auch  fec-  112.  122.  124.  187;  Einfluss 
der  starken  Perfectflexion.    Von  esse  kommen  vor  eri,  era,  erano. 


1  Am  meisten  .sagt  mir  zu  die  Annahme,  dass  man  der  3.  Hing-,  die 
Endung  de.s  3.  Plur.  der  E-Verba  angehängt  liat:  a-u,  fa-n  ii.  ,s.  w. 
Auch  ital.  hanno,  fanno,  vanno  las.sen  sicli  nicht  lautgesetzlich  aus  ha- 
bent,  faciunt,  vadmit  erklären;  sie  als  Anbildungen  an  dormo,  stanno, 
anzusehen,  geht  nicht  an,  da  streng  genommen  auch  diese  Formen 
nicht  iinmittelbar  aus  dant,  stant  entstanden  sein  können.  — ■  Mir  will 
vorkommen,  als  ob  auch  die  in  letzterer  Zeit  so  oft  besprochenen  (am 
ausführlichsten  von  P.  Meyer,  Komania  IX,  102)  provenzali.scdKni  Formen 
au  fau  van  niclit  anders  zu  erklären  sind. 

2  Vielleicht  Öchreiberfehler;  kaum  aus  fai. 


368  Mu  ssafia. 

101.  Perlectum  schwach: 

1.  -2.  3.  0. 

A-Conjiig.     -ai  -b  -one;  ao      -aro  (-am) 

E-Conjug.  -isti  -ecte  -ero 

I-Coiijug.  -isti  -10  -ero 

Das  Schwanken  der  3.  Sing,  in  der  A-Conjng.  bildet  in 
unserem  Texte,  der  sonst  eine  grosse  Uniformität  in  den 
Flexionen  aufweist,  eine  Seltenheit;  -ao  kommt  ein  Mal  inner 
halb  des  Verses,  dann  1258-9,  wo  also  der  Reim  nichts 
beweist.  Aber  10(52  wird  durch  -ao  statt  -one  der  Keim 
genau.  Ueber  -one  :  -ane  sieh  unter  ,Reim^  Wenn,  wie  es 
allen  Anschein  hat,  contese  46  it.  contb  entspricht,  dann  hätten 
wir  einen  Beleg  für  die  Endung  -ese,  welche  in  jetzigen  Mund- 
arten des  Abruzzo  häufig  ist.'  Dass  auch  die  I-Verba  in  der 
3.  Plur.  -ero  haben,  verdient  Beachtung. 

Perfectum  stark.  I.  Classe:  \.  fui,  o.  fo  föne  foce,  6.  foro 
(-u) ;  fece  fe' ;  vlde  (vidi  190-,  s.  Anm.J,  videro ;  stecte;  de'  deo 
dene.  IL  Classe:  1.  discl  3.  disse  6.  dissero ,•  ßsse,  reniase,  mise, 
rise,  trasse ;  fuse  pusero ;  apparse,  volse  (volid) ;  lesse  recoUe, 
1.  prisci  3.  prese,  ascise,^  respuse ,  intese,  sfese,  volse  (volvi). 
III.  Classe:  ahe,  ahhe  (letzteres  richtiger;  -hu  Voc  =  hh),  sappe; 
piacque;  6.  tinnero,  1.  vindi,  3.  venne;  starke  und  schwache 
Flexion  nebeneinander:  vide  und  vedecte ,  videro  und  vedero 
videro  (814:.  1290);,  respüsero  und  respondero ;  neben  ahe  dhera 
(§.  103),  aver  555,  das  wegen  v  nur  schwach  sein  kann  und  avev 
zu  betonen  ist.  Tonloser  Stamm  ist  in  der  Regel  schwach; 
doch  neben  facisti  auch  fec,  dixistl,  nacqidsti. 

102.  Imperfectum  Conjunctiv  schwach: 

2.  3.  6. 

A-Conjug.       -ascl  -asse  -assero 

E-Conjug.        -isci  -esse 

I-Conjug.         -isci  -isse  -issero 

Sapesse  596.  Der  tonlose  Stamm  ist  meist  schwach;  doch 
redixesse,  jacquesse.  Dass  in  vennesse  starke  Flexionsart,  nicht 
etwa  schwacher  Stamm  mit  willkürlich  geminirtem  n  vorliegt, 
zeigt  die  Endung,    welche   im   zweiten  Fall  -isse  lauten  würde. 


1  War  einst  auch  in  Caiiipobas.so    gebräTiclilicIi ;    davon  ein  U.ebern'st 
esse:   1.  3.  fos^,  ü.  fos§n§  (Arch.  glott.  JV,   155.  183), 


Jlittbeiluiiijcn  aus  lümaniscLeii  Hamiscliriftcn.  II.  OütJ 

Man  wird  dasselbe  von  teimesse  sagen,  avü  freilich  ancli  die; 
schwache  Form  -esse  laviten  Avürde.  Bei  cappissero  dagegen 
scheint  die  P^ndnng  darauf  hinzuweisen,  dass  wir  es  nicht  mit 
capp-  =  '"''cajiu-  sondern  mit  dem  schwachen  Stamme  cap-  und 
Gemination  des  p  zu  tliun  liaben.  Von  esse:  fosse  (foxe);  von 
Stare:  staesse. 

103.  Plusquamperfectum  Indicativ  mit  conditionaler  Be- 
deutung:  1.  fora,   o.  ('(heva. 

104.  Participium  schwach:  -ato,  -tifo  (fleci.  convert.),  -ito ; 
-Uta  auch  von  schwachen  I-Verba:  exciuti,  partutl,  sentuH, 
vestuta.  Stark :  dicto,  facto;  concoltl  7-ecolte;  recliicsa,  affisu,  Jesu, 
despisu,  presa  impriso;  conquisto.  Besonders  zu  bemerken  lesto 
dellesto,  mosta.  ^  1653  hat  die  Handschrift  victu,  man  könnte  um 
so  eher  annehmen,  es  fehle  das  ?2- Zeichen  als  das  Fem.  venta 
lautete;  indessen  da  HAqu.  ebenfalls  diese  Form  avifweist  (dazu 
Perf.  viquette,  Imperf.  Conjunc.  viquesse;  also  nach  der  III.  Classe, 
aber  ohne  n),  so  beliess  ich  die  Lesung  der  Handschrift. 

106-7.  Futurum.  Die  Endungen  sind:  aijio  (ajo)  h  one, 
ai,  ä,  -emo,  -ete,  ao  u.  üijio  1093.  Vom  Condition.  kommen  vor: 
1 .  -la,  2.  -i,  3.  -in,  6.  -iano.  Zur  Gestaltung  des  Stammes  sei 
bemerkt:  der  Infinitiv  der  A-Verba  bleibt  unverändert :/ 7Uosfr«r« 
471  ist  die  einzige  Ausnahme.  Ebenso  meist  jener  der  E-Verba; 
doch  teuer-  und  terr- ;  nur  porr- ,  vorr-.  Der  Infinitiv  der 
I-Verba  verändert  i  zu  e:  jerr-  (von  <jü'e),  oder-,  cener-,  Con- 
verter-. Beliebt  ist  Gemination  von  r:  darr-,  farr-;  dirr-  (neben 
d'icer-).     Von  esse:  serr-  und  sarr-. 

Hier  noch  ein  paar  Bemerkungen  über  Syntax.  Bestimmter 
Artikel  Avird  gebraucht  vor  Micckaele  625.  650,  vor  qualunca  550; 
wird  unterdrückt:  fecese  croce  700,  ad  celo  615.  637.  1554,  ein- 
mal ad  cell  1035.  —  Tonloses  obliques  Personale  erscheint  ge- 
trennt von  Verb  um  finitum:  durch  non  oder  no  (104.  246.  263), 
mo  (820),  pur  (365 ;  durch  diese  Partikel  auch  im  Alttoscani- 
schen) :  wird  einer  infiniten  Form  des  Verbums  vorangestellt: 
della  testa  li  tagliare  1516;  Massentio  U  tjuardando  399,  la  venjene 
lo  odendo  839.  —  Gerundium  statt  Infin.  nach  ndire  und  vedere: 

'  HAqu. 2  leste  Fem.  Plur.  012.  ,In  dinletti  meridionali  mos/.o  r.  iionn.ilo', 
sagt  D'Ovidio,  Arcli.  IV",  110.  l)i<!  Literatur  über  -.vM'articijiieii  Ist 
bekannt. 


Ö  <  0  Mu  ssafia. 

(jraii  j/cnte  odio  (jridando  löf),  in  imperadore  odenno  costei  cosi 
dicendo  509;  auch  wenn  der  Inünitiv  in  passiver  Geltung  ge- 
braucht ist:  vedando  la  piimaro  vencendo  754,  odenno  grandi 
laude  dicendo  de  questa  vergine  955.  In  der  HAqu.  gebrauclit 
Buccio  das  Gerundium  nicht  sehen  in  sehr  freier  Weise,  so 
dass  es  fast  als  Vertreter  einer  finiten  Form  erscheint;  in  den 
Anmerkungen  verweise  ich  auf  einige  Stellen,  in  welchen  auch 
unser  Text  Aehnlicbes  aufzuweisen  scheint. 


Metrum  und  Heim. 

112.  Die  Legende  ist  in  Versen  zu  sechs  (nach  italieni- 
scher Zählung  sieben)  Silben  abgefasst,  die  paarAveise  mit 
einander  reimen.  Wir  haben  hier  also  die  nämliche  Form  wie 
in  Latini's  Tesoretto  und  Favolello.  Manche  Verse  sind  zu 
kurz ;  bei  einzelnen  dieser  ist  oifenbar  dem  Schreiber  ein  bedeut- 
sames Wort  in  der  Feder  geblieben;  auch  bei  den  anderen 
lässt  sich  vermuthen,  dass  sie  im  Originale  richtig  gemessen 
waren  und  es  wäre  ein  Leichtes,  sie  durch  Anwendung  vol- 
lerer Formen  oder  Zusatz  von  Füllwörtern  auf  die  Beine  zu 
bringen.  Bei  weitem  zahlreicher  sind  die  zu  langen  Verse.  Auch 
hier  geht  es  oft  leicht  an,  durch  Gebrauch  von  contrahirten 
oder  apocopirten  Formen  und  Tilgung  leicht  entbehrlicher  Wört- 
chen die  Verse  auf  ihr  richtiges  Maass  zurückzuführen;  nicht 
selten  aber  versagen  solche  Mittel  und  da  wird  es  gestattet 
sein,  die  Abschreiber  vom  Verdachte  nachlässiger  Wiedergabe 
der  Vorlage  zu  entlasten  und  die  metrischen  Sünden  auf  Buc- 
cio's  Rechnung  zu  setzen.  Nicht  als  ob  ihm  (wie  die  beliebte 
Wendung  lautet)  nicht  zuzutrauen  wäre,  dass  er  bis  sechs  zählen 
konnte ;  sondern  er  mag  hie  und  da,  vom  Ausdrucke  gedrängt, 
lieber  diesen  als  das  Versmaass  geschont  haben.  Dass  ich 
dem  Metrum  zuhebe  den  Text  nicht  antastete,  wird  man  bei 
dem  conservativen  Verfahren,  das  ich  betreffs  noch  wichtigerer 
Punkte  beobachtete,  verständlich  finden;  ich  konnte  mich 
aber  auch  nicht  entschliessen,  die  Anmerkungen  mit  Vorschlägen 
zu  metrischen  Emendationen  zu  belasten.  Es  kann  doch  Nie- 
mand hoffen,  dass  es  ihm  gelinge,  überall  das  Ursprüngliche 
zu  treffen;  da  scheint  es  mir  gerathener,  dem  Leser  eine  so 
grosse  Menge  von  subjectiven  Ansichten  zu  ersparen. 


Mitthcilnngcn  aus  loraanischen  Uandschiiftcn.  II.  o7  1 

Der  Reim  ist  oft  unrein: 

a)  Betonte  Vocale.  Von  geringem  Belange  sind  die  Fälle, 
in  denen  Beobachtung  des  Umlautgesetzes  reine  Reime  ergibt; 
so  questo  :  conqulsto  662,  ßori  :  coluri  1162,  fonti :  munti  327  5 
ebenso  Bindung  derselben  Endung  in  verschiedener  Lautgestalt, 
wie  -entü  :  -into,  §.  2-4.  Die  Bindungen  cridi  :  suj^erbi  292, 
vc,(]io  :  cri(jio  929,  strominti  :  genti  1118,  multo  :  dessolto  1572, 
multi :  concolti  190  ergäben  reine  Reime  nur  bei  Verletzung  des 
Umlautgesetzes ;  man  wird  da  eher  ^ ;  e,  ü  :  6  annehmen,  trotz- 
dem es  sich  meist  um  e,  0  handelt.  1591  schreibt  die  Hand- 
el   t- 

Schrift  dono :  sonno  (d.  h.  sono  =  simt)]  duno  ist  vorzuziehen 
(vgl.  §.  IG).  1432  vid'.tol;  man  wird,  die  organische  Form  vui 
nicht  antasten  und  entweder  tut  (toi)  statt  toi  (toi)  einsetzen, 
oder  —  da  erstere  Form  in  unserem  Texte  nicht  belegbar  ist 
—  auch  hier  t\:6  dulden.  1612  soe:voy;  da  diess  die  einzige 
Stelle  ist,  in  welcher  unorganisches  voi  vorkommt,  so  darf  man 
sich  erlauben,  vui  zu  bessern  (über  -e : -i  siehe  unten).  Bei 
der  Beständigkeit  der  Schreibung  der  Handschrift  und  der 
Bestätigvmg  von  Seite  anderer  Denkmäler  wird  man  0 ;  ü 
auch  bei  jenen  Fällen  zulassen,  in  denen  o,  wenngleich  nicht 
durch  Umlaut,  als  ic  erscheint :  multa :  ascolta  690 ,  multe :  re- 
colte  96,  Corona  :  duna  1032  (wenn  nicht  coruna\  respuse  :  pose 
(potest  se)  984.  1174  und:  -ose  (-avit  se)  1364.  1430.  Weitere 
Belege  für  2 ;  e  sind  Sevilla  :  appella  162,  meco  :  dico  598,  Cata- 
rina  :  piena  1481.  Und  ist  eine  solche  Bindung  als  möglich 
anerkannt,  so  wird  man  sich  in  den  zahlreichen  Fällen,  in 
welchen  Verbalformen  mit  e  und  solche  mit  ^  mit  einander 
reimen,  davon  enthalten,  die  grosse  Regelmässigkeit  in  der 
Flexion,  welche  unser  Text  aufweist,  zu  Gunsten  des  Reimes 
zu  verletzen:  vedere  :  apparire  1525,  convertimo  :  crederemo  793, 
averete  :  gite  847,  languia  :  tenea  SSl,feceano  :  odivano  122,  giano  : 
aveano  1533,  porria  :  avea  246,  porriano  :  occideano  104.  Vgl. 
noch  lucea  :  dia  1008  ;  in  farria  :  tea  889  wäre  es  nicht  schwer, 
ein  tia  (an  mia  angebildet  wie  tea  an  mea)  anzunehmen  ;  man 
darf  aber  das  Ueberlieferte  bewahren.'    Zu  erwähnen  ist  schliess- 


^  132  mea  :  porria  könnte  man  allenfalls,  da  mia  vorkoiiiint,  ang-leichen 
Als  ein  weiterer  Fall  von  geringer  Bedeutung  sei  erwähnt  die  Wieder- 
gabe von  Deus  reimend  mit  io  (der  Text  kennt  nur  diese  Form)  ent- 
weder  als   dio  487.  900.    i;5G2    oder   als  den   1493.     Audi  hier  lässt  sich 


o72  Miissafia. 

lieh  ilcsulerio  :  tinuiirio  1007.  1574;  in  bcitU'u  Fällon  käme 
allerdings  dem  Metniiu  zu  statten,  desiro  zu  lesen:  ob  aber 
das  so  schwanke  IMetrum  genügt,  um  eine  solche  vom  Stand- 
punkte des  Reimes  nicht  nothige  Aenderung  vorzunehmen,  möchte 
ich  bezweifeln.  Wohl  aber  ist  Aenderung  geboten,  wenn  andere 
Vocale  als  die  zwei  bisher  besprochenen  Paare  mit  einander 
gebundenerscheinen;  \0'o'2  pyeyone  :  ao ;  \.  pregao.  An  anderen 
drei  Stellen  linden  Avir  dieselbe  Endung  -one,  mit  ane  (377), 
fane  (485),  sane  (^1396)  reimend.  Auch  hier  muss  die  Endung 
mit  -d-  in  Anspruch  genommen  werden ;  nur  fragt  sich,  ob 
do  :  ane  mit  unreinem  Reime  in  dem  posttonischen  Theile  der 
AVörter,  oder  ob,  um  reinen  Reim  zu  erhalten,  die  sonst  im 
Texte  nicht  vorkommende  Form  -ane  (d.  h.  -ä  statt  -ao  luid 
paragog.  ne)  anzunehmen  ist.  1638  pigliate  :  menete  in  coor- 
dinirten  Sätzen;  beide  Älale  -ate  oder  -ete.  1664  petuta  :  exaudita; 
darf  man  nach  dem  Muster  anderer  Participia  schwacher  I-Verba 
(^§.   104)  exauduta  ansetzen? 

b)  Auslautender  tonloser  Vocal;  -o:-u,  wenn  beide  auf 
lat.  -u  zurückgehen  {-ato  : -atu  1519,  -aro  : -aru  (-drunt)  1354 
u.  s.  w.;  auch  -ao  :  fau  1256  gehört  hieher)  hat  keine  Bedeutung; 
nur  adoro  :  cliovu  343,  provo  :  novu  495  sind  zu  bemerken ,  da 
unser  Text  für  -ö  kein  -ii  kennt.  Selten  -e  :  -i  :fratri  :  sostengate 
1537,  denanti :  levante  1102,  giogie  :  ogi  300,  Adv .  foi-te  :  accorti 
751.  Fem.  Plur.  soe:  voij  ist  etwas  mehr  störend,  da  -i  sich  an 
den  betonten  Vocal  diphthongisch  anlehnt,  -e  aber  nicht;  da  nun 
soi  für  Fem.  Plur.  belegt  ist,  so  darf  man  diese  Form  ansetzen. 
Auch  wird  man  sich  erlauben,  dort  anzugleichen,  wo  die  Gram- 
matik dafür  spricht ;  'parenti  :  molte  gante  146,  ahesongiusi :  tu  U 
fa  copiuse  1586.  Andererseits  wird  man,  da  Femin.  der  IL 
auf  -t  doch  zulässig  erscheinen  (§.  81),  sich  enthalten,  aus  gram- 
matischen Gründen  bei  carti :  arti  168.  540  den  Reim  zu  trüben, 
oder  bei  stradi :  citade  797  reinen  Reim  herzustellen.  Grösser  ist 
die  Unreinheit  des  Reimes,  Avenn  es  sich  um  andere  auslautende 
Vocale  handelt  als  um  die    erwähnten  zwei  Paare. ^     425  arti  : 


angleichen.     Und  wenn    wieder  neben  eleu,:  seo  1412  auch  dio:  feo  1368 
vorkommt,  so  mag  man  in  letzterem  Falle  deo  ansetzen;  durchaus  noth- 
wendig  ist  diess  nicht. 
1  Die  Bindung  combacte  :  ahact.o  676,   lieide    1.  Pers.    Sing.,   kommt   selbst- 
verständlich nicht  in  Betracht. 


Mitllit'ilunp;cn  iuis  romiknischcii  Handschriften.  II.  O  i  O 

rarid  ist  Iciclit  zu  cartl  zu  iiiulcrn.  1GÜ6  ajata  o.  Pracs.  Con- 
juiic. :  virtuti;  die  regelrechte  Form  ajuie  ergibt  -e:-i;  über 
mani :  vanu  §.  11  ;  signore  :  allora  1444;  1.  allore  (ZlvP.  VII  255). 
139  dtade  :  chiamafa  bliebe  demnach  der  einzige  Fall. 

c)  Verschiedenheit  betreffs  der  posttonischen  Vocale  be- 
gegnet in  hestie :  tempeste  186:  andere  Fälle  unter  dV 

d)  Consonant.  -ade  :  -aie,  -ajo  :  fuj'io,  Voc.  NN  :  1  or.  ND 
(hieher  gehört  auch  dompiui  [donva]  :  monda)  bilden  keine  Asso- 
nanz ;  es  sind  verschiedene  Behandlungsweisen  derselben  Laute, 
die  Angleichung  zulassen,  Ja  fordern.  Auch  savio  :  coragio  544 
liesse  sich  zu  sagio  ändern. 

Der  Assonanzen  sind  indessen  ziemlich  viele.  Vor  Allem 
ist  tönendes  mit  tonlosem  s  zu  bemerken:  remase  148,  cose  878, 
respuse  1174.  1364.  1430,  reimend  mit  oxytonen  Verbalformen 
nebst  inclinirtem  se;  es  handelt  sich  aber  überall  um  ein  s,  dem 
einst  n  vorangieng  und  das  im  Toscanischen  den  bekannten 
eigenthümlichen,  dem  des  tonlosen  ,'?  ähnlichen  Laut  hat.  Die 
anderen  Fälle  sind:  steine  :  entrare  226,  paxione  :  core  353,  citade  : 
adorare  890,  fede:deve  642,  ardita  :  mica  248,  imqno  rinimicii 
1280,  fece  :  confese  45,  palazo  :  ractu  564;  loshighi :  pi-indi  910, 
recpia  :  sempiterna  740.  1196,  defenda  :  regna  114i'),  vergogni  :  ogi 
898;  poza  (oder  possa)  :  mosfa.  580,  comandamento  :  dentro  1114; 
dazu  -nte  :  frafri  (wenn  nicht  frati,  wie  28)  schon  unter  h) 
und  a'idi  :  superhi  schon  unter  a)  angeführt. ^  Bei  Proparo- 
xytonis  um  so  leichter;  menano  :  degiano  1378,  con vertan o : 
flectano  1276,  videci :  carnißci  (zugleich  verschiedener  vorletzter 
Vocal)  1535,  legere  :  comprehendere  152,  respondere  :  -ponere  363, 
1178,  maica  : jpradica  1485.  Paroxytona  mit  Proparoxytona  ist 
eine  seltene  und  vielleicht  abzulehnende  Erscheinung :  carne  : 
campdro)ie  810,  farene  121S-^  -ar  im  Perf.  ist  leicht  annehmbar; 
im  Tnlin.  pflegen  zwar  südliche  Mundarten  -e  auch  bei  Inclina- 
tion  zu  bewahren  (RS.  §.  50);  indessen  kennt  gerade  unser 
Text  manche  Fälle  der  Apocope,  so  974  redirelo  :  mplrlo,  wo 
ohne  weiteres  anzixgieichen  ist  und  1326  ajutarla :  toccarula'^ 
entweder  -arla  :  -arla  oder  -arela  :  arida  mit  verschiedenem  vor- 
letzten Vocal.     188  vederelo  :  ello,  ist  zu  -erlo  : -ello   zu  ändern; 


'   Dnr    Srln'ftibor  Dom  Petni    wenfl^to    nntor    .slnhon    Vprspnnroii    ilicini.;! 
As.soiianz:   Nicola  :  iwva,  hrnmiiacivo.  :  Maria ,  Injc  :  (jovcntc. 


3  <  4  M  11  ssafi  a. 

einen  reinen  Reim  erhielte  man  clureli  die  Form  vedello ;  aber 
ich  bezweifle  dass  diese  AssimiLation  in  nnserer  Mundart  statt- 
haft sei.  Am  Sonderbarsten  ist  macjnanuln  :  faula  1172;  der 
Accent  im  ersten  Worte  kann  doch  intr  auf  dem  ersten  a  ruhen; 
Av*'ini  man  aucli  annimmt^  fnula  sei  als  Proparoxytonon  gefühlt 
worden  oder  dafür  fannula  ansetzt,  so  ergibt  sich  eine  Un- 
gleichheit in  der  Anzahl  der  posttonischen  Silben. 

Andere  ungenaue  Reime  kommen  zur  Sprache  in  den 
Anmerkungen  zu  den  Versen  112.  170.  ooö.  849.  993.  1000. 
1104.  IIOG.  1453. 


Mittheilunsen  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


375 


öignui'i,  boua  gcnte,  T)? 

Ponate  core  et  mente 
Alle  sante  parole, 
Ad  CTii  odii'c  Ic  vole; 
ä  Cha  le  cose  mundane 
Sapite  clia  so  vane, 
Cha  multi  l'au  imo  anno, 
Che-lhi  altro  sc-nnc  vando; 
Ma  le  cose  cternali 

10  Loeo  no  pozu  mali. 
Quilli  che  ben  conuscu 
Lo  chiaro  dallo  fuscu 
No-lli  ene  bisogniu  reprcndere, 
Cha  ben  la  sao  compi*eudere; 

15  Ifa  vni  che  qui  sedete, 
Se  ascoltare  volete, 
lo  vi  contaragio, 
Breve  quanto  porragio. 
De  una  nobile  ystoria 

20  De  qtiella  plcna  de  gloria, 
De  Santa  Catarina. 
Uiiella  vergene  fina, 
In  cui  ogi  la  gente 
Tucta  conirannamente 

2'»  La  porta  con  devotione, 
Certe  con  gran  rascione. 
In  quilli  tcinpi  andali,       rjT'' 
Ascoltatc,  boni  frati. 
In  ten*a  alexandrina 

'W  Ei'a  qnesta  farina. 
Allora  signioriava 
Uno  che  s(>  cliiamava 
Massenzio  iraperadore, 
Pes.sinio  ei.  mal  faetorc; 

35  Sodea  pro  li*i banale 
Con  sua  verga  regale. 
Trenta  sei  anni  regnatu 
Area  lu  inipcriatu 


Uuando  ipso  divisone 

40  Et  qiiesto  coraraandone 
Per  tucto  sou  pajese: 
Terrazano  et  forese 
Vadano  ad  sacrificare 
L'idoli  che  fece  faro. 

45  Una  pistola  fece 

La  qnale  cosi  conte.se: 
,Massentio  imperadoi'c, 
Lu  nobile  signore, 
Ad  omne  soa  citade, 

50  Ville  et  soe  contrade; 
Salute  da  soa  parte 
Vi  manda  in  omne  parte. 
Tucti  quanti  sciate 
Cha  in  cort'e  indevisate, 

55  Che  ciaschunoad  mivenga,  57 
Como  se-lli  adconvenga, 
Ad  odire  lu  bando 
Chc-sse-lli  inpune  oguando. 
Qualunqua  no  vennessc 

60  Ad  tale  pcna  jaequesse 
Conio  e  custoditu; 
Dollo  seo  scia  scaltrito; 
De  foco  et  de  coltclhi 
Li  darremo  Hagcllo.' 

05  Fece  quisto  bando  meetero 
Et  poy  mandö  le  lectere. 
Poy  che  fo  saputo, 
Cotantu  fo  temuto 
Che  venne  cotanta  gente 

70  A-llui  subitamente 
Che  locu  no  trovavano 
Nclla  eitfi  dove  stavano. 
Poy  che-lhi  gente  vede, 
Massentio  rcprovede, 

75  Pro  tribunalc  sedendo; 
Et  lu  altro  di  vencndo, 


.S7(; 


Mussa  f  i  a. 


i'oco  commaiidamento 
Senza  dcmoramcnto 
Che  omnc  hom  che  i'icco  cra 
SO  Teuga  cotal  manera. 

Che  dcgia  allu  texuplu  gire 
Ciaschuno  ad  offerire,        57«' 
Chi  vovo  et  ehi  vetello, 
Chi  castrato  et  chi  agncllo 
85  Oy  altra  bcstia  grossa, 
Secundo  como  se  possa; 
Et  altri  poverelli 
Becheno  piilli  et  cclli; 
Alli  ydoli  ofi'eriseano, 
i)0  Tiieti  qiianti  obediscano. 
Odendo  hi  commando. 
(Che-ssc-lli  inpune  oguando) 
Ciaschuno  no  tai'dando 
De  gradu  in  grado  andaro 
95  Et  loro  offerta  donaro. 
Poy  che  foro  recolte, 
Erano  bestie  multc, 
ßovi  beu  cciito  trenta, 
No  credate  ch'  io  mcnta, 

100  Senza  bestie  menule 
Che  foro  recepute 
Et  de  aini  et  de  castrati 
Che  no  foru  nominati; 
Contare  se  non  porriano 

lüä  Uuanti  se-nne  occideano. 
Et  altri  pnlli  et  celli; 
Sacciate  ca  foru  iielli, 
Non  tanto  che  cappisscro 
Alle  tempio  dove  gissero,   öS'-' 

HO  Ma  tucta  la  citadc 
Plena  era  in  veritate; 
Tanto  reniore  feceano 
Che  omne  hom  sei  assorda- 
Tucte  genti  cantavano    [vano. 

Hü  Ad  altu  et  poy  sonavano 
Tromme  et  corni  et  bncine 
Ch'  erano  senza  fine, 
Et  altri  loro  strominti 


Che  usavano  alloru  lu  geuti. 

120  Una  per  lo  sonare, 
L' altra  per  lo  cantare 
Tanto  reniore  feceano 
L'  nno  r  altro  no  od i vano. 
Lumora  tante  feceano 

125  Che  gran  chiareze  faceano 
Senza  lumora  d'  entorno 
Per  le  hiniora  d'  entorno. 
Lo  sangue  delli  animali 
Correa  como  canali. 

13U  Che  allora  se  occideano. 
Che  sacrifieare  voleano. 
Ma  per  la  lengua  nica 
Contare  no  se  porria 
La  gente  che  vi  andava    58'' 

135  Ad  quella  opera  prava. 

v7r  quella  gloriosa 

De  Jhesu  Christo  sposa 

Era  in  quella  citade 

Che  Alexandria  e  chiamata; 

140  Or  voglio  che  sacciate 
Per  ferma  veritate 
Cha  figlia  fo  de  rege, 
Secundo  como  se  lege. 
!Mortu  era  allora  lu  patre 

1 15  Corte  et  an  che  la  niatre; 
Pemasc  ad  soe  parenti 
Ella  con  multe  gente; 
Et  ella  rede  remase 
Comu  per  scriptu  sase. 

150  La  riccheze  che  avea 
Tucta  la  despendea 
Li  libri  et  in  lcge[re] 
Per  omne  scientia  comprehen- 
Ora  vi  voglio  dire  [dcrc^. 

155  Uuanto  fo  sou  sapire: 
llectorica  parone 
Uuanta  se-nne  trovone, 
Virgiliu  et  Galieno 
Et  Aristotile  plenu. 


Mittlieilungen  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


37: 


IGO  Homeriu  et  bonu  Platoue,  ü8<^ 

Avicenda  e  Zenone, 

Oratiu  e  Sevilla, 

Ovidio  se  appella, 

Et  altri  savii  multi  205 

105  Che  qui  no  so  concolti; 

Tucti  sapirc  volsc, 

A  mente  li  recolse. 

Infine  de  tucte  arti 

Sapire  volso  per  carti;  210 

170  L'arte  de  gramatica 

Troppo  bene  sapia; 

Sexanta  dui  lenguajora 

Questa  plcna  de  gajora 

Tucte  quantc  parole,  215 

175  Et  bene  ministrolc; 

jN^ulla  scientia  era 

Che  no  sei  fosse  yera. 

Vuando  foro  queste  cose  220 

Cotanto  abominose, 
180  Santa  Catarina, 

Vergene  piTra  e  fina, 

Avea  dece  et  octo  anni, 

Vestuta  fascie  et  panni.  225 

Uno  jorno  stando, 
1!^5  Gran  gente  odio  gridando, 

Et  altri  animali  et  bestie 

Chefeceanograntempeste;  58-^ 

Volse  gire  a  vederelo  2:{() 

Uue  fosse  per  ello. 
lÜO  Vidi  gridare  multi, 

Ch'  erano  loco  concolti, 

Fortemente  plangeano 

J)e  quelle  che  vedeano;  2:^5 

Vedeano  li  ])anaiii 
l'>5  Colli  strominti  in  mani 

Ad  fare  hi  sacriticiu, 

Aspectando  beneficiu, 

Alli  mali  loro  yduli;  240 

De  Jhe.su  Christo  inci'iduli, 
200  Ciuilli  ydoli  adoravano 

Sit/.nngsber.  <L  phil.-hist.  Cl.    CX.  IUI.  II.  Ilft. 


Et  Jhesu  Christo  iassavano, 
Sei  che-lli  christiani 
Stavano  quiti  e  piani, 
Pariare  no  scuctiavano, 
Is^anti  se-llo  duravano. 
La  vergene,  sguardando 
Quel  che  quelloro  fanno. 
Audüsenne  con  gcnti 
Ch'  erano  soy  serventi; 
Ando  forte  et  veloce 
Collu  signu  della  croce; 
AUo  tempio  ne  audone 
Et  daventro  entrone.  59" 

Ad  iino  sou  servente  di.sse 
Che  ad  Ma.ssentio  ne  gisse; 
,I)icerai  cha:  „Questa 
Nostra  dompna  no  entra, 
Dice  che  vole  entrare 
Con  vui  ad  rascionare"; 
Mo  vidi  que  te  dice 
Quella  cruda  cervice.' 
Entro  lu  sou  servente, 
Passö  fra  quella  gente, 
Disse  allo  signore 
Prunto  con  gran  vigore: 
,La  domna  nostra  stane 
Alla  porta  per  entrare; 
Dice  cha  vole  entrare 
Con  vui  a-rrascionare.' 
Uuillo  respuse:  ,Venga, 
Chaparche-sse-lli  aconvenga'. 
Lu  missu  no  sc  fisse, 
L' ammasciata  redisse; 
Et  ella  no  tempio  entrone 
E  Massentio  vi  trovone 
Con  gran  turba  pienera 
E  con  grande  lumencra, 
Tucti  saerificando 
E  loro  idoli  adorando.        59'' 
Quando  nel  tempio  entrone, 
Omne  hom  li  mirone 
Clie  era  tan  tu  bella; 

25 


37S 


Mnssiif  i  a. 


Liicca  piü  che  de  slcUa. 

Sei  bella  creatura 
245  No  fece  la  natura; 

Contare  se  no  porria 

Le  belli(ji  ch'  avea. 

Andö  pi'onta  et  ardita, 

No  inpaijorenno  miea; 
250  Da  Uio  era  infiammata 

Et'  bene  confortata. 

Vidc  quisto  exercitiu 

De  quisto  sacrifieiu; 

Ad  Massentio  ne  andone 
255  Et  sci-llo  salutone, 

Udite  en  quäl  manera, 

Quella  vergene  vera: 

,Uyo  vi  salve,  signore. 
Et  devi  forza  et  vigore 
260  Che  Christo  conoscate 
Con  granne  sanctitate, 
Et  r  idoli  lassetc, 
Che  piü  ce  no  credete.' 
Et  fece  sou  serraonc, 

205  Lu  quale  mai'no  föne        59'^ 
Ne  piii  hello  ne  piü  aduruo 
Como  fece  in  quillo  giiirno. 
Nello  sou  dire  tcnca 
La  manera  ch'  avea 

270  Virgilio  nel  parlare, 
Cha  ben  lo  sapia  farc, 
Cha  Deo  era  con  ella 
In  Icngua  et  in  favella. 
Lo  sou  parlare  recha 

275  Allor  na  lengua  grcca; 
Ben  abera  potuto, 
Se  avesse  voluto, 
D' onne  lengua  parlai'e; 
Cha  be-llo  sapia  fare. 

280  In  quisto  sou  sermone 
Multi  savi  toccone, 
Disse  allo  signore: 
,Par  che  sti'  'n  errore, 


I'ar  che  agi  congregata 
285  Questa  gente  qui  adunata, 
Et  faila  tucta  errare 
Coli'  idoli  adoi'are. 
E  tu  medemme  ey  erratu 
Se  r  idolu  ai  adoratu; 
290  Or  leva  su  lu  core 

Et  esci  de  quisto  errore, 
Ad  Jhesu  Christo  cridi,     59'' 
Ne  fare  como  superbi, 
Che  volu  contenere 
295  Che  Christo  no  a  potere. 
Or  vidi  quisto  exempiu; 
Reguarda  ad  quisto  tempiu 
Como  so  lavorati 
E  tueti  per  me  nati, 
300  Con  tucte  queste  giogie 
Como  nui  vederao  ogi; 
Et  r  idoli  medemme 
D'oro  et  de  argento  con  gemme 
Tucti  so  facti  ad  mani; 
305  Chi  altro  crede  e  vanu. 
Or  no  sai  che  un  gran  ventu 
Tucti  da  fondamento 
Uuisto  tempiu  farria 
Scervicare  una  dia? 
310  Or  no  voglio  che  tai'dy, 
Vollio  che  ad  celo  guardi 
Colle  soe  paramenta, 
Lu  sole  colla  luna. 
Che  tantu  lume  duna, 
315  Et  an  che  delle  stelle 
Che  [so]  lucide  e  belle, 
Che  raai  ficta  no  fanno; 
Pellu  airo  vao  volando 
Et  vcngu  da  Oriente 
320  Et  vaosenne  in  occidente,    CO" 
Nulla  no  e  che-sse  figa 
Senza  de  lor  fatiga. 
Or  penza  chi  le  fece: 
De  quisto  dire  convece 
325  El  quale  fece  lu  mundo, 


MittliPihuifjen  aus  romanischen  FTamlsrliriftcn.  II. 


379 


Ch' c  bellu   et   c  rotundo, 
Che  mari  et  fiumi  et  fonti, 
Che  vanno  i'ra  li  munti. 
Et  celli  et  pisci  con  fere, 

330  Che  regere  li  mere; 
E-lla  terra  chi  fructa 
La  vita  monstraru  tucta. 
Or  te  micti  ad  pensare 
Chi  lo  fa  questo  fare, 

335  Et  li  homini  et  li  animali 
Chi  governali  fane: 
No  altri  che  solu  Dio, 
Isso  colo  figliolo  sio, 
Che  nellu  miiadu  mandolo, 

340  Che-llu  recomparolu 
Dallu  peccatu 
Dello  primo  hom  natu; 
Or  quillu  Deu  adoro 
Che  sta  sopre  onne  choru, 

345  Che  e  signore  potente        60'' 
Sopre  omne  anima  vivente; 
Fo  sempre  et  serrä 
Che  mai  no  mancai'ä. 
Et  sempre  soa  gloria 

350  Portarö  na  memoria; 
E  In  Santo  sou  figlio 
lo  voglio  per  cosiglio; 
Et  la  Santa  soa  paxione 
Tu  portaragio  en  core; 

355  E  quella  santa  croce, 
Dove  illu  posto  foce, 
Ad  qnella  nie  aeomando, 
Sempre  Christo  laudando. 
Tu,  se  questo  farray, 

3(jo  Jjo  nieglio  prendei'ay.' 
(iuistu  sermone  fornito, 
Massentio  fo  jorditu 
Et  non  potea  respondcre, 
No  tantu  che  apponere. 

3(35  Poy  se  pur  cont'ortone 
Massentio  et  favellone 
Et  disse:  .Damiscella, 


Taci  mo  toa  favella; 

Non  c'  impedementire 
370  Questo  nostro  offerire; 

Lu  sacrificiu  factu, 

Responderocte  ractu  60«= 

A-cciö  que  proponisti, 

Poy  che  qui  venisti.' 
375  Factu  lu  loro  orditiu 

De  quillo  sacrificio, 

Massentio  commandone 

Alli  famigli  che  ane 

Che  tostu  fossc  presa, 
380  Senza  nulla  defesa, 

Ad  palazu  menata 

La  vergene  biata. 

Como  illu  commandone 

Cosci  factu  sei  föne. 
385  Qnando  in  palaczo  introne, 

Massentio  li  mirone; 

Quasi  tucto  languia 

Se  mente  li  tenea; 

Pariali  tanto  bella 
390  La  gentile  damiscella! 

Per  la  gratia  de  Deu 

Lucea  lu  viso  seo; 

Como  sole  in  jurno 

Lucea  el  sou  viso  adurno. 
395  Quanti  ne-lli  guardavano 

Tueti  se-nne  senavano 

Delle  soy  grandi  bellizi 

Colle  placiviliczi. 

Massentio  li  guardando, 
400  Ad  clla  favclkindü,  00*1 

Disse:  ,Tu  sei'  figura 

De  sole  ])or  natura. 

Que  fo  quillo  che  dixisti 

Quando  ogi  ad  me  venisti? 
405  Et  come  enc  lu  tou  nume, 

Che  spandi  si  gran  fiiime 

De  nobile  parlare, 

De  cotantu  alegrare 

De  savü  <;f  de  poeta, 


25* 


380 


Mussaf i  a. 


410  Et  de  omnc  scicntia  splcta?' 
Ecspuse  Catarina, 
La  piciia  de  doctrina: 
,No  conusci  clai  sone 
Et  lu  nome  clic  io  one? 

415  De  Re  Costa  fui  nata, 
Catai'ina  so  chiamata; 
Et  lu  tempu  mio  6  despisii 
In  legere  che  6  impriso; 
Che  Virgiliii  paray 

420  Et  multi  libri  assai. 
Et  pochi  a\ituri  so  stati 
Ch'  io  no  agia  parati, 
Et  de  omne  gran  scientia 
Io  crcdo  avcr  prudentia; 

425  Infine  le  septe  arti 
Tucte  parai  per  carta; 
Et  de  omne  lengna  saccio ;  6 1  * 
Bene  ad  sapire  te  faccio: 
Tiicto  quisto  sapcndo 

430  Et  mca  rieheze  vennenno, 
Tncta  r  agio  lassata, 
Ad  Christo  me  so  data, 
Ad  quillo  Christu  araoruso; 
Quillo  voglio  per  spiiso. 

435  Convenente  ni'  e  statii 
Com'  e  prophetatu, 
Como  disse  lu  prophcta 
Con  soa  loquela  spleta: 
Perderö  Io  sapire, 

440  Lo  quäle  me  piacque  dire, 
De  omne  granni  scientiati 
Li  quali  agio  pai'ati; 
Or  tengo  altra  scientia 
De  raajure  excellentia, 

445  La  quäle  reclio  Christai; 
De  quella  farragio  aquisto.' 

JUu  iraperatore  respiise, 
A-lley  mente  puse: 
,Io  credo  fermamente 
450  Che  nata  non  si'  niente 


AUu  mundo  de  hom  natu, 
Che  si  bene  üy  favellato; 
Ma  so'  qualche  risione,      Cl** 
Che  qui  apparisti  mone.' 

455  Eespuse  la  polzella 
Con  soa  franca  favella: 
,Massentio,  anche  indurisci, 
Ade  quel  ch'  io  -te  dissci: 
Dici  cha  so  visione 

460  Et  femena  no  sone; 
Li  dei  dove  spene  puni 
ISTo  contrastau  ad  visiuni? 
Or  dime:  in  que  figure 
So  facte  queste  scolture?' 

465  Maxentio  disse  ad  ella: 
,Q,ue  parli,  semplecella? 
Nostri  dei  so  gloriusi 
Et  multo  virtuusi.' 
Et  Catarina  a-llui: 

470  ,0r  desputete  vui. 
Et  io  te  mostreragio 
(ISTanti   no  me-nne  vagio) 
La  croce  ch'  e  senata, 
De  stelle  incoronata; 

475  In  septeandrionali 

Vederai  quisti  segniali. 
Anche  te  voglio  pregare 
Tu-cte  micti  ad  pensare 
Lo  nenguere  et  lo  piovere 

480  Et  la  terra  commovere, 

Bonnire  et  tonetare,  ßl"^ 

Fulgori  et  allustrare; 
Uuesto  no  e  facto  jecola, 
Fo  dalla  prima  secola. 

485  Quillo  che  ordenone 
Uuesto  che-sse  fane, 
Quisto  e  quillo  alto  Dio 
Del  quäle  te  dico  io. 
L\i  errore  dove  state 

490  Delli  dei  che  adorate 
E  una  cosa  soctile, 
Obscura,  fosca  et  vile, 


Mittheiliingcn  aus  romanischen   Ilandschiiftcn.  II. 


381 


Et  ene  gran  fautasia 
Tcnerc  per  questa  A'ia; 
495  Ma  io  tc  insegno  et  provo 
Per  hl  testamento  novu 
E-lla  glöria  de  Dcu, 
Lu  qualc  e  spiiso  meo.' 

l^n  imperadorc,  odenno 
500  Costei  cosi  diccTido, 

Multo  meravcgliose 

Et  enfra  se  tnrboso 

Et  disse:  ,Io  no  ?accio 

Rcsponderc  vivaccio, 
505  Ca  HO  so  lecteratu, 

Che  tantu  agia  paratu; 

Ma  io  venire  farragio 

Li  savii  che  averagio; 

UuiUi  te  sapcrao  rcspondere, 
510  No-lli  porrai  confondere ;    Ol'' 

Da  loro  venta  sarray, 

Da  poy  che  oderay 

Tucta  parti ciliare 

La  lege  che-sse  deve  furo; 
515  Et  tu  conven  che  aduri 

Li  nostri  dei  migliiiri.' 

Complendo  quisto  parlare, 

La  pistola  feee  fare; 

In  qucsta  forma  föne 
520  Como  vi  contarone: 

.Maxentiu  imperadorc, 

Lu  nobile  signore, 

Ad  orane  soa  citadc 

Et  ville  et  soe  contrade; 
525  Sahite  c  benivolentia 

Yi  manna  la  sua  dementia, 

Significando  ad  vui 

Una  femena  enanti 

Con  soi  dulci  pi'edicanti, 
ö:U)  Con  soa  lege  nova, 

Che-lla  nostra  reprova, 

Et  dice  che  e  falsa 

Et  la  soa  pure  adalsa, 


Et  a  tanto  sapire 

535  Con  sou  soctile  dire 

Che  non  sapimo  rcsponderc; 
Tucti  ci  volc  confondero, 
Et  plena  e  de  omne  gloria, 
Tanto  a  sinno  et  victoria;    62* 

540  Et  tucti  secte  1'  arti 
.  Ella  prova  per  carti ; 
Undi  vi  commandamo, 
A-ccio  che-lla  vencamo, 
Davuncha  c  hom  savio 

545  Che  sia  de  gran  coragio, 
In  quahmqua  scientia 
Illu  avera  prudentia, 
Venga  senza  tardanza 
Ad  nui  con  securanza; 

550  Et  lu  qualunca  abacte 
Costei  ehe  me  eonibacte, 
Darrajoli  gi'an  duno, 
In  gran  gloria  Io  puno.' 

VT^uc"ste  liefere  gite, 

555  Poy  ehe-Ue  aver  udite, 
Qualunca  ä  gi'an  coro, 
Che  se  sacza  vigore 
Che  gran  scientia  avesse 
Che  honore  avere  credesse, 

560  Subito  se  abiaro, 

Davanti  allo  ße  andaro; 
E  for  ben  einquanta, 
Secundo  che-lla  storia  canta. 
Poi  che  foro  in  palazo,      62'' 

565  Lu  eraperadore  ractu 
Ad  tucti  fecc  honore, 
Et  eontoli  lu  tenore 
E  disse:  ,Q,ui  se  mustra 
Chi  a  scientia  lustra, 

570  Che  penza  a  lei  contendcre 
E  nostra  lege  defendcre, 
Ad  quista  savia  femena 
Che  tanto  sapire  semena ; 
Dice  che  nostri  dei 


382 


M  u  ssaf  i  a. 


575  Sonno  demonü  rei; 
Cosi  lo  aiFcrma  et  dice 
Et  lo  sou  deu  ben  lo  dicc. 
Scio  che  dico  [e]  qucsto: 
Qiialunque  a  tanto  Icsto 

580  Che  contrariare  poza 

Ad  qiicsta  question  mosta, 
Che  qnesta  persona  ammactc, 
Che  tanto  me  combacte, 
Se  tanto  c  chc-lla  qucte, 

585  lo  li  do  ciö  que  pete.' 
Lu  majure  licterato 
Allora  abe  parlatu: 
,0r  venga  mo  costei, 
Che  sia  dcnanti  a  mei; 

590  Alla  scriptura  prima 
De  Omero  che  fo  cima 
lo  te-lla  venceragio 
Con  quelle  che  dirragio.      62<= 
Como  se  trovaria 

595  Domna  nata  che  sia, 
Che  cotanto  sapesse 
Che  contra  me  staesse? 
Falla  parlare  con  meco; 
Odendo  quel  ch'  io  dico, 

600  S'  io  no-lla  ammacto  qnesta, 
Famme  tagliar  la  testa.' 
Lii  eraperadore,  odendo 
Queste  parole  dicendo, 
Multu  se  fo  alegrato 

605  E  tosto  a  commandato 
Che  Catarina  venga 
E  soa  lege  contenga 
Davanti  alla  soa  bancha, 
Dove  soa  gente  sta  franca. 

610  Ad  qiiesto  questionare 
Fa  gran  gente  adunare ; 
Mandaro  alla  prescione 
A  dir  che  venga  mone. 

t^uando  quella  lo  intese, 
615  Le  mani  ad  celo  stese, 


Dicendo:  ,0  alto  Dio, 
Tu  che  ey  spuso  mio, 
Tu  me  sta  apprcsso  onn'hora, 
Cha  io  per  nie  nientc  fora.' 

620  Complendoqucstaoratione  62'^ 
Con  grande  dcvotione, 
Jhesu  Christo  bcnedicto, 
Che  ajuta  lo  dericto, 
Alla  Santa  fidele 

625  Mandö  hl  Micchacle 
E  dice:  , Catarina, 
Vergene  pura  et  fina, 
Sta  ben  francamente, 
Cha  1'  alto  Dio  omnipotente 

630  Te  darrä  sapientia 
Sopre  la  tua  scientia, 
Che  tucti  vencerai 
Quilli  che  trovarai, 
Et  convertire  se  digiu 

635  Da  poi  che  mo  se  avigio, 
Et  martiri  sarrao. 
Ad  celo  venerao; 
Et  multi  altri,  allo  ver  dire, 
Se  digiu  convertire 

640  Per  lu  exemplu  de  quisti 
Che  foru  cosi  antisti, 
Sei  che-lla  sancta  fede 
Per  vui  crescere  deve; 
Tu  medeme  pe  questo, 

645  Como  ce  c  dellesto, 

La  Corona  averai,  63* 

Ad  celo  venerai 
Ad  recepire  la  gloria 
Con  sigiio  de  victoria; 

650  Io  so  lu  Micchaele, 
Che  colle  mie  loquele 
Vmdite  ad  confortare 
Et  ad  evangelizare 
De  quelle  che  averai, 

655  Sei  che  te  alegrarai.' 

Uuisto  sermone  complito, 
Lu  angelo  fo  partito. 


Mittheilungen  aus  loniaiiischen  Handschriften.  II. 


383 


Li  servcnti  pigliarola, 
Ad  palazu  raenarola 

660  Nanti  lu  emperadore. 
Ella  dissc:  ,Signoi'c, 
Che  judicio  e  questo 
Che  äi  cosi  conquisto: 
Che  adunare  fecisti 

665  Qiiantunca  savü  avisti 
Per  fareli  disputarc 
Et  tucti  contrastare 
Con  una  femenella 
Che  de  Christo  favella; 

670  Et  dice  che  me  abacte 
Che  contra  Dio  combacte 
Gratia  guidardone  daili     63'' 
Et  miiltu  exaltaraili; 
Et  a  me  no  fai  spene 

67ö  De  fareme  niülo  bene, 
Se  io  per  Dio  combacte 
Et  tucti  quanti  abacto. 
Ma  io  ö  spene  in  Deo, 
In  Christo  spiiso  mio, 

680  Che  niillo  mio  sermone 
Multi  ne  converterone, 
Et  sarrao  chiamati, 
Da  Christo  coronati,  . 
Et  io  averö  victoria 

685  Da  Christo  Deo  de  gloria.' 

JLu  primo  licterato 
Allora  abe  parlato 
Edisse:  ,Ei  tu  questa 
Che  äi  sei  savia  testa? 

690  Or  sta  queta  et  ascolta 
La  mea  scientia  multa, 
Et  io  te  ascoltaragio 
Et  ben  te  responderagio.' 
Ad  quisto  parlaminto 

695  Eo  grande  adunaminto 
De  s;enti  che  guardavano 


Quando  questionavano. 
La  vergene  gloriosa, 


63^^ 


De  Jhesu  Christo  sposa, 
700  Eecese  croce  et  rise 
Et  ad  parlare  se  mise; 
,Site  vui  lu  migliore?' 
Volsese  allu  doctore, 
Feccli  uno  argominto 
705  Soctile  ad  compleminto, 
Lu  quäle  de  Omero  föne, 
L\i  primo  che  allegone; 
E  dapoi  mise  vocca 
E  multi  savii  tocca 

710  E  tucto  lu  sou  sermone 
Provoli  ben  per  rascione. 
Poi  che-llu  abe  complito, 
Lu  savio  fo  storditu, 
Lu  capo  abe  fieetuto 

715  E  stava  como  mute. 
E-lli  altri  savi  entorno 
Vedeano  quisto  scorno; 
E  sancta  Catarina, 
Quella  vergene  fina, 

7:20  Sorrise  et  disse  a-llui: 
,Como  no  parlate  vuir' 
Da  poi  se  volse  a  tucti 
Dicendo  cotal  mucti:  63"^ 

,0  cechi  della  mente, 

7'25  Vedete  veramente 
Ch'  io  vi  agio  provatu 
Uuantuca  agio  allegatu. 
Or  responda  chi  vole 
Sopre  le  mei  parole; 

730  Vui  setc  cacciunelli, 
Iso  sapite  cobelli, 
Ma  nello  parlar  mio 
E  scientia  de  Dio, 
La  quäle  a  reprovati 

735  Tucti  nostri  peccati. 
Adunqua  vi  voltate 
E  Christo  conoscate, 
Cha  ad  quillo  se  convene 
La  gloria  et  omne  bene, 

7-iO  El  quäle  vive  et  regua 


38-1 


M  u  s  s  a  f  i  a. 


In  gloria  scmpitcrna.* 
E  hl  doctorc  sc  ascise 
Coii  ycrgogniosa  fronte 
Delle  paraalc  contc. 

745  Tticti  li  altri  docturi 
E  Maxentiu  anciiri 
E  tticta  r  antra  gentc 
Che  era-lly  prcsente 
Scdeano  sbergogniati  64a 

750  Celle  Corpora  inclinati 
E  dnbitaro  sei  forte, 
Poy  clie-sse  foru  accorti; 
Li  altri  docturi  yedendo 
Lu  primaro  vencendo, 

755  Nnllo  fo  scuttiante 

Che  fosse  a-llei  parlante. 

Ijn  primo  se  levone, 
Ad  Maxentio  favellone: 
,Niillo  hom  mai  trovay 

760  Ch' a  me  staesse  may; 
Sol  a  questa  pnella 
Con  soa  soctile  favella, 
Ch'  e  in  omne  son  latino 
Lu  spiritu  divino, 

765  Con  sou  grande  sapire, 
No  sapimo  que  dire. 
Pcrö  no  ne  responda, 
Ca  par  che  ce  confonda; 
Con  sou  sancto  signaculo 

770  Par  che  niustre  miraculo, 
Che  a  Deo  ce  convertisca; 
Chi  altro  dicc  se  invisca.' 
Lu  imperatore  iratu  64^ 

Alli  altri  ä  commandatu: 

775  , Docturi  tucti  quanti, 
Facciateyi  denanti 
Collo  sapir  c'  avete, 
Che-lla  vectoperete.' 
Li  docturi  respiisero, 

780  Ad  Maxentio  propusero: 
,Se-llu  primo  doctore, 


Che  de  vui  e  lu  miglorc, 
Da-llei  c  repi'ovatu, 
Che-llu  a  vectoperatu, 

785  Como  nui  scuctiaremo 
Dire,  che  no  sapemo? 
Sei  che  nui  te  dicemo. 
Ad  quelle  che  vedcmo. 
Che  ydoli  se  no  cregiano, 

790  Ma  rompere  se  degiano. 
Se  questo  tu  no  fai, 
Lo  peju  preuderay; 
Ma  nui  ne  convertimo, 
In  Christo  crederemo.' 

795  JLu  imperatore  iratu 
AUora  a  commandato 
Che  in  mezo  della  citade 
Nelle  majuri  stradi  64"= 

Che  siano  nello  focu  arsi 

800  E  nella  cene[r]  sparsi, 
,Che  ad  iina  femenella 
Con  soa  soctil  favella 
Vencere  vi  lassate 
E  tale  parole  usate; 

805  Adunqua  per  rascione 
Morite  a  derisione.' 
Date  questa  sententia, 
ISTanti  la  sua  presentia 
Li  cavaleri  pigliaroli, 

810  Alle  focu  menaroli. 
Uno  ne  favellone, 
Alli  altri  se  voltone 
E  disse:  ,Q,ue  facemo. 
Che  appresso  a  morte  semo  ?' 

815  TJn  altro  disse:  ,Io  dico 
Ad  ciaschuno  mio  amico 
Che  ad  ella  ne  acostemo 
Che-llb  insigno  parenio 
Della  sua  sancta  fcde; 

820  Forscia  ci  mo  concede 
Air  alma  pietate 
Per  la  sua  santitate 


Mittlieilungeu  aus  lonianischcn  llandscliriftcu.  II. 


385 


Che  rcqnic  trovando." 

Colla  donnc  vando,  64^ 

Sl'ö  Guardaro  alla  benedeeta 
Con  dcvotione  necta 
Dicendo:  ,Sancta  dompna, 
])' ogni  pcccato  ci  monda; 
Danci  hi  sancto  -signo 

830  De  quillo  dolce  ligno, 
De  qiiella  santa  croce 
Dove  Christo  posto  foce,  . 
Che  pclla  nostra  morte 
Ce  opera  le  portc 

835  Delhi  Santo  paraviso, 
Dov'  e  gagiu  e  riso; 
Per  la  tiia  sanctitate 
Questa  gratia  impetrate.' 

Ija  -vergene  lo  odendo 
840  Fo  lieta  et  respondendo: 

jNo  vi  diibitete,  frati, 

Cha  bene  sete  biati; 

Per  In  meo  salvatore 

Sete  usciti  de  errore; 
845  Como  sete  conjunti, 

Or  State  arditi  et  prunti; 

Lii  baptisimo  averete 

Delhi  focu  dove  gite 

Et  pocu  fatigarete 
850  Ad  quelle  che  acqnistate.     65* 

Lassate  la  casa  inferna 

E  gite  a  vita  etcrna.' 

Cosi-lli  favellone, 

Cosi-Ui  confortone; 
855  La  croce  li  foce  fare, 

Ad  tucti  Dco  laudare; 

E  nellu  focu  intraro 

Et  issi  se  consuraaro. 

Da  poi  che  loro  paxione 
860  Cosi  complita  föne 

A  giurni  dicisepte, 

E  depo'  qiiesto  facto 

Christian!  giero  racto 


Uuasi  fiirunimcnte 
865  Tenendo  pella  gentc 

Loro  Corpora  [cercaro,] 

Inlcse  le  trovaro 

Che  ja  no  erano  arse 

Ne  pellu  focu  sparse. 
870  Kon  tanto  la  loro  carne, 

Ma  li  capilli  camparone, 

Che  no-lli  toccliö  focu; 

Chiascuno  era  in  sou  locu. 

Quando  questo  vedero, 
875  Multi  se  convertero;  65'' 

Poy  foru  quisti  pilliati 

E  bene  socterati. 

Complite  queste  cose, 

Maxentio  voltose 
880  E  disse:  ,Catarina, 

Nobile  fautulina, 

Piena  sei'  de  scientia 

E  d'  ogni  gran  prudentia ; 

Solu  che  me  cridisci 
885  E-lli  mei  dei  obedisci, 

lo  te  farria  exaltare  • 

Che  no  trovassci  pare. 

Eigura  una  farria 

Allä  semeglia  tea 
890  In  mezo  d' una  citade; 

Farriala  adorare; 

Digna  sarri'  ad  regnare, 

Lu  impcrio  ad  signoriarc. 

Luce  lu  tou  viso  fiuo 
895  Como  lu  sole  in  scrino.' 

Catariua  respuse, 

Ad  Massentio  i'espuse:        65^^ 

,0r  conio  no  vergogni, 

Suzo  caner  ca  ogi 
900  JSTo  tc  agio  dicto  io 

Voglio  per  spuso  Dio? 

E  quillo  e  mio  dilectu 

E  omne  bene  perfectu, 

E  quella  e  la  mia  spene. 


386 


Mu  s  saf  ia. 


IH),")  So;i  gloria  ö  ogni  bone, 

E  quclla  c  raia  dolcczo 

E  omnc  placcvclczc; 

Da  quisto  amorc  may 

1^0  mc  revocarai, 
010  J^e  tanto  mc  losinghi 

Che  con  toi  parol  mc  prindi; 

Ne  tanto  mc  mcnacci 

Che  martoriu  mc  facci.' 

Maxcntio  fo  adirato 
915  Ad  clla  ä  favellatu: 

.No  par  che  vogli  fare 

Cosa  da  tc  honorare, 

Ma  vetoperarai  voy 

Tu  con  parenti  toy. 
920  De  rege  tu  nacquisti 

E  purpura  vestisti; 

No  mc-ctc  farc  farc 

Cosi  vctoperare.'  65'' 

Jja  vergene  a  parlatu: 
925  ,Maxentio,  como  ei  crrato! 

Cridime  cmpaurire 

Con  Quesso  vostro  dire; 

Ja  no  me  par  forte; 

Cha  multa  gentc  vegio 
930  Che  in  Deo  mo  crigio, 

Uuilli  spetialmente 

Che  so  dcUa  tua  gente.' 

Lu  cmperadore  iratu 

Allora  a  comraandatu 
935  Chc-lli  foxe  spogliata 

La  purpura  frisciata, 

E  fcccla  legare 

E  poy  la  fe'  f rustare ; 

No  volzc  altri  luscuni 
940  Se  no  nervi  vaccuni. 

Per  spatiu  de  dui  höre 

Patio  quisto  dolore. 

E  poy  fo  imprescionata 

La  vergene  biata 
945  In  carcere  obscurata; 


Dudici  dl  vi  stectc 
Che  civo  no  vedecte. 
Poi  abe  commandato 
Che  un  canc  foxe  trovatu 
950  E  sia  factu  afFamare 
Per  clla  moczecare. 
Mostroli  allo  prescntc,        66* 
Ma  no-lla  tocco  nicnte. 

Jiisscndo  imprescionata 

955  La  vergene  biata, 

La  impcratricc,  odcnno 
Grand i  laude  diccndo 
De  questa  vergene  sancta, 
Undi  la  storia  canta, 

960  Desiderava  multu 
Vedere  lu  sou  vultu, 
Ma  no-Uo  scutiava, 
Per  lo  signore  doctava. 
Uno  jurno  se  stava, 

965  Vestiase  et  adornava; 
Nello  palazo  entrone 
Uno  che-sse  chiamone 
Proffiliu  dalla  gentc; 
Mastro  cra  d'onne  servcntc. 

970  La  dompna  se  accostone, 
Privatu  lu  chiamone, 
Disse:  ,Profilio  mio, 
De  ciö  que  te  dico  io 
Jura  de  no  redirelo 

975  Ne  de  fare  sapirlo: 
A  direte  veritate, 
Gran  vollia  agio,  sacciate, 
De  parlare  ad  Catarina     66'' 
Uuesta  sera  o  de  matina, 

980  Perche  m'  e  sei  pregiata 
Ch' e  sei  scientiata; 
Et  dice  ch'  c  sei  bella 
Che  no  trova  pare  clla.' 
Profiliu  respuse: 

985  ,Ciö  que  vöi  fare  pose, 
No  se  saperane, 


Mittlieiluncrcn  aus  romanischen  Haniischiifton.   II. 


387 


Sei  eautu  se  farrane. 

yVir  ora  vespertina 

Ad  terra  vei  et  dcclina.'  10;}0 

090  Ad  vespcro  sonatu 

Profiliu  fo  tornatii 

Et  dissc  alla  inadonna: 

,Alla  vergene  mo  va.' 

La  iraperatricc  ractii  1035 

995  Kespuseli:  ,Ecco  factu.' 

Et  tostu  se-nne  giero 

Con  grande  hime  picnero 

Et  con  soy  cavaleri 

Ch'  erano  Meli  et  veri.  10-tO 

II 100  Nella  prescione  intronc; 

Videro  gran  lumc  chiaro, 

Che  pariano  loro  lumere 

Fra  quele  fosche  et  nere; 

Et  li  angeli  vi  stavano,  1045 

1005  Ad  ella  menestravano,        06'^ 

Le  piaghe  giano  curando 

Et  tucta  la  sanando, 

Sei  che  tucta  lucea 

Como  lu  sole  in  dia.  1050 

1010  Quando  qnesto  vcdcro 

Tucti  inpaurero. 

La  impei'atrice  guardanno 

Tucta  quanta  tremando 

Ad  pedi  ad  Catarina  1055 

KU 5  Se  ingenocchia  et  inclina 

Et  disse  a-Uei:  ,Beata, 

Tu  si'  glorificata; 

Tou  vi  so  et  tua  natura 

Xo  se[mjbra  ad  creatura,  1060 

1020  La  qualc  sia  humana; 

Ma  tucta  e  celestiana. 

Della  gloria  divina 

Picna  si',  Catarina; 

Et  io  so  namorata  10(55 

1025  De  vui,  sancta  beata, 

Et  so  contcnta  multu 

Che  vegio  hi  tou  vultu 

Et  so  acconci'a  iare 


Ciö  que  say  comniandare.' 

Jtespuse  Catarina: 

,Tu  si'  beata  et  fina, 

Cha  io  vegio  la  corona      06'^ 

Che  ad  vui  se  recha  e  duna; 

Ad  tre  jurni  avcraila, 

Ad  cell  portcraila, 

Ad  quillo  signor  jcrrai 

Che  regna  sempre  mai. 

Or  fa  che  si'  costante 

Como  le  bone  sante, 

Et  no  te  para  forte 

Sc  reccpi  la  raorte.' 

La  vergene  gloriosa, 

De  Jhesu  Christo  sposa, 

De  fi  a  matotinu 

Li  lesse  quisto  latino; 

Tanto  la  predecone 

Per  fi  ch'  ella  amnaollone, 

La  soa  fede  lassone 

Et  convertuta  föne. 

Profi liii  questo  odendo 

Et  li  segnali  vedendo, 

Isso  con  soi  cavalcri 

Et  colli  soy  scuderi 

—  Et  foro  ben  docento 

Per  cunto,  no  vi  mento  — 

Tucti  se  ingenocchiaro 

E-lla  sancta  fede  piglaro 

Davanti  alla  polzella, 

Che  stava  cosi  bella.  OT" 

La  vergene  verace 

Li  deo  la  santa  pace, 

Et  poy  si-lli  pregone 

Che  ciö  que  vcdutu  ao 

Xullo  Io  redixesse, 

Celatu  Io  tennosso. 

Et  poy  sc-nnc  foro  exciuti 

Che  no  foru  sentuti ; 

Tornano  alle  loro  case. 

La  vergene  remase, 


388 


M  u  ssa fi  a. 


1070  Diidici  dl  vi  stccte 
Che  civu  no  vcdccte, 
Ciö  6  civo  luundano; 
Ma  lu  habe  celestiano. 
Corno  Deo  commandone, 

1075  Lii  angelo  li  recone; 
Como  palomnia  venne 
Celle  candite  penne. 
Et  depo'  questo  Dio 
Alla  prescione  gio 

1080  Con  grande  hinienera 
Et  con  turba  pienera 
De  angeli  et  de  sancti 
Et  de  virgini  constanti 
E  disse:  ,Catarina, 

1085  Vergene  pura  et  fina,        67'^ 
Leva  l'occhi  et  lu  core, 
Conxisci  lu  tou  creatore, 
Per  cui  amore  sostey 
Cotanti  martorii  rey. 

1090  Infra  le  femmene  sancte 
Beata  si'  che  tante  . 
Persone  per  tou  amore 
Converteragio  lu  core.' 
Jhesu  Christo  bencdicto, 

1095  Compienno  quisto  dictu, 
Ad  celo  retornone 
Con  quilli  che  menone. 

Juu  imperadore  pe  questo 
Eecordose  et  fo  presto 

1100  De  sancta  Catarina; 
Pecela  gire  'n  agina. 
Uuando  li  gio  denanti, 
Liicea  como  sole  levante. 
Lu  emperadore  guardone 

1105  Et  ella  si  bella  stände 
Infra  se  maginone 
Quäle  persona  li  deo 
Ad  questa  a  magniare, 
Che  no  potea  affare: 

1110  Se  no  avesse  magniato 


No  averia  lu  tiafu.  67*^ 

Allora  con  grande  ira 
Alli  guardiani  mira, 
Et  fcce  commandamento 

1115  Che  siano  missi  dentro 
Per  fareli  manifestare 
Chi  li  de'  a  magniare. 
Catarina  respuse, 
Ad  Maxentio  propuse: 

1120  ,Io  no  agie  avuto  civo 
Da  homo  in  terra  vivo; 
Christu  me  notricone 
Collu  angelo  che  mandone; 
Omne  dl  me  a  rechiesa, 

1125  Eecandome  la  spesa'. 

Q,uando  Maxentio  1'  odio 
Tucto  quanto  stordio. 
Illo  con  tucti  quanti 
Li  stavano  denanti. 

1130  Poy  se  pur  confortone 
Massentio  et  favellone 
Et  disse:  , Catarina, 
Nobile  fantolina, 
Lu  tou  nobile  aspectu 

1135  Pieno  e  d'ogni  dilectu; 
Lu  tou  viso  e  chiaritu 
Piü  che  sole  e  politu.        67"^ 
Dico  per  fede  mea 
Che  se[m]bri  ad  quella  dea 

1140  Che  Venus  e  chiamata, 
Che  tanto  e  dellicata. 
Digna  sarri'  ad  regnare, 
Lu  'mperiu  ad  signuriare; 
Or  cridi  a  nostri  dei 

1145  E  connosco  te-nde  vey, 

Et  nui  promectemo  ad  vui 
Che  regnarai  con  nui; 
Or  no  volere  perdire 
Toa  belleze  et  sapire.' 

1150  Or  Catarina  a-llui: 
,I)e  que  pensate  vui? 


Mittheilungen  aus  romanisclien  Hiindschriften.  II 


389 


So-Ua  bcUezc  ch'iu  ugio 
Et  de  mio  intellecto  sajü, 
De  qiiesto  no  pensete 

1155  —  Cha  110  e  como  credete  — 
Che  si  cara  la  tenga 
Che  convosco  mc-nde  veiiga. 
Le  bellizi  mundane 
IN'o  sapite  ca  so  vane? 

1160  lo  no-lle  prczo  niente, 
Ca  saccio  fermamente 
Che  so  como  li  fiori 
De  nobili  cohiri.  C^^'' 

Che  r  uno  di  stao  politi 

1105  E  r  altro  stao  atfoschiti. 
Cosi  c  la  carne  mea; 
Che  mo  te  paro  dca. 
Et  poy  che  sarro  morta 
Et  alla  foxa  ad  ort  a, 

1170  La  carne  mea  raarcisce 
Et  tucta  invermeiiisce; 
Li  vcrmi  magnanula 
E  loro  vidanda  faula.' 
Maxentio  respuse: 

1175  ,Puella,  se  fare  pose, 
ISo  pensare  lo  veneturo 
Della  carne  che-sse  fa  «curo, 
Li  dubio  no  responderi, 
En  mi  spene  poy  poncre, 

11>!0  Cha  io  no  te  teneragio 
Como  fameglia  che  agio; 
Ma  como  regina 
Te  tenero,  Catarina, 
Bella,  adorna,  parafa, 

11H5  MiiUu  glorificata; 
Et  tu  triumpharai, 
Omne  ale£;rezc  averai.' 


rJ  Catarina  a-llui: 
,{)r  judicete  vuj 
UOü  Uuale  degio  goliare 
E  meglio  procacciare 
D'  avere  pro  meo  spuso: 


OS'" 


Jhesu  Christo  amoruso, 
Che  e  grande  et  potente 

1195  Sopre  omne  hom  vivente, 
Lu  quäle  vive  et  regna 
In  gloria  sempiterna, 
Oy  uno  homo  mortale 
Che  e  factu  ad  temporale; 

1-200  Ogi  ene  jovene  et  sano 

Et  crai  e  vecchio  et  vetrano.' 
Massentio  fo  adirato; 
Allora  abbe  parlato 
E  dixe  a  Catarina: 

1205  ,Ad  quäle  tou  core  dcclina? 
Oy  ora  nostri  dey 
E  conosco  te-nne  vei 
Oy  tu  te  puni  cn  core 
Morirc  ad  gran  remore, 

1210  E  torminti  averai, 

Li  quali  no  foro  mai.' 
Et  Catarina  a-llui: 
,(iuantuncha  pare  a  vui 
Martorii  trovare  OS"^ 

1215  Per  fareme  consumare 
Acconcia  tu  de  farclo, 
Cha  io  so  acconcia  a  duravclo; 
Dello  sangue  de  mia  carne 
Io  vo2:lio  ofi'erta  farene 

1220  Allu  me'  salvatore, 

Dov'  e  tucto  lo  meo  coro. 
Uuillo  per  noi  se  dene 
Ad  morte  et  alle  peiio; 
Per  nui  recomparare 

1225  Laxose  passionare; 

Or  quillo  e  lu  meo  deu 
E  dolcc  spuso  meo; 
Jhesu  e  lu  meo  amatu, 
Et  issu  e  meo  advocatu, 

1230  E  isso  e  meo  signore 
E-llo  mio  prcdicatore, 
E  isso  ene  la  mia  spene 
E  tucto  lo  mio  bene.' 
Quisto  sermone  complitu, 


390 


MuKsaf  i  a. 


rj;$5  !Ma-^sentio  fo  siorditn, 
No  sapia  que-ssc  fare, 
Presese  ad  conselliare. 

Cjt  imo  favellone, 

Lu  qiiale  sc  chiamoiic        (>8'' 

1240  Cesar  dalla  gente. 

Dixe:  ,Signor  potente, 
Ciuatro  rote  fa  fare 
Con  ferri  da  tagliare, 
Che  vi  siano  levate 

1245  Le  coltella  affilate, 

E  messa  scia  infra  esse, 
Che  ciaschuna  li  desse, 
Quandunca  se  voltassero, 
Le  carni  li  taglassero, 

1250  Et  tre  jarni  se  tenga 

Che  questo  ella  sostenga. 
E  quisto  gran  torminto 
Sarra  sbavoctementn 
De  tiicti  li  cristiani 

1255  Che  so  contra  pagani, 
E  mai  no  scuetiarao 
De  fare  quelle  che  fau.' 
Corao  illii  divisao, 
Maxentio  commandao 

12G0  Che  siano  facte  le  rote 
Tostu  qiTanto  se  pote; 
En  tre  di  facta  föne 
La  mala  operatione. 

Allora  Catarina, 

1205  Vedendo  questa  riiina;       (J^ 
In  terra  injenocchione 
A  Dio  se  accommandone, 
Et  fece  questa  preghera, 
(Mite  en  quäl  nianera 

1270  Dixe:  ,Signoro  Dio, 

Se  e  justo  lo  preghu  mio, 
Acciö  che  sia  tua  gloria, 
Allu  ton  nume  victoria, 
Exemplu  ad  cui  la  vede, 


1275  Che  nella  loa  fede  no  crede. 
Che  illi  sc  convertano. 
Ad  tua  laude  se  flectano, 
Den!  tu  la  fe  spcczarc 
L'opera  che  fece  fare 

1280  C-iuisto  malvascio  iniquo, 
Che  vi  0  cosi  inimicu.' 
Uuando  questo  abc  dictu, 
Lu  Angelu  benedictu 
Apparse  et  speczole 

1285  Et  tuetc  dessepole. 
Ad  quelle  despeczai'c 
Sei  fece  tribulare 
Quaeti'o  niilia  persone; 
Tucti  pagani  sone. 

1290  L'altri  che-llo  videro  69'' 

Tucti  inpaurero, 
L'uno  all'  altro  parlava 
Piüvatu  et  rascionava; 
Per  lu  grande  terrorc 

1295  De  quillo  emperadore 
Diceano  ad  piana  voce: 
, Quisto  deu  postu  in  croce 
Che  questa  adora  et  crede, 
Da-llui  sei  procede 

1300  Uueste  grandi  virtuti, 
Dundi  semo  aveduti 
Cha  quisto  e  dio  potente 
De  sopre  ad  tucta  gente.' 

IVlassentio,  vedendo 
1305  Quisto  remoi'e  fäcendo, 

Fo  troppu  conturbatu. 

Sei  che  abe  commandatu 

Che  foxe  tormentata 

La  vergcne  beata. 
1310  ]ja  emperatrice  odio 

Cotesto  che-sse  ordio 

E  sappe  delle  rote; 

Vasenne  quanto  pote 

Davanti  allo  marito 
1315  Et  steseli  lu  ditu 


Mittheilungen  atis  romanischen  Handschriften    II. 


391 


Et  dissc:  .Impcratorc.         09"" 
Abassa  lu  tou  fiirore 
Contra  de  qucsta  puella, 
Sposa  de  Christu  bella. 

Io20  Poy  clie-iräy  sententiata 
Che  sia  ad  morte  data, 
Le  rote  fccisti  fare 
Per  farela  scarsciare; 
Se  Deu  per  lu  sou  amore 

l3-2ä  Mustro  lu  sou  vigore 
E  piacqueli  de  ajutarla, 
—  Le  rote  no  toccarula  — 
Iso  volere  loctare 
Con  Deu  che  no  :\  pare.' 

l-'i;JO  Tai  emperadore,  odenno 
Uuesta  cosi  dicendo, 
Tanto  per  questo  dire 
Quanto  per  animonirc 
E  che-llu  repillione 

13Ö5  Quando  sacrificone, 
Dundi  fo  menacciata, 
(Piü  di  stecto  celata 
Che  nanti  no-Ui  gio 
Per  fi  che  questo  odio) 

i:UO  Undi  lu  imperadore, 
Rechaud oselle  a  core 
Quello  che  dicto  avca, 
Et  questo  che  dicea,  G9'' 

Tanto  fo  adiratu 

1345  Che  abbe  commandatu 
Che  sia  la  moglie  prosa 
Senza  nulla  defesa; 
In  prirao  li  siano  prese 
Ambendora  le  sese, 

1350  Per  grande  crudelitate 
Da  pectu  li  siano  cavate; 
,Et  poy  la  dccoUeto 
Et  loco  la  lassete.' 
La  fameglia  pilliarola 

1355  Et  de  fore  menarula, 
Cioe  fore  della  terra, 
Dovc  li  rcy  se  atferra. 


La  imperatrice  allora 

Ingenocchia  in  terra  et  plora 
1360  Et  disse  ad  Catarina: 

,0  vergene  pura  et  fina, 

Ora  pro  me  a  Dio 

Nante  che  trapasse  io'. 

Catarina  respuse 
1365  Et  ad  essa  reinelinose: 

,Eeata  te'  dicendo 

,Sta  franca,  no  temcndo; 

Cha  amata  sei'  da  Dio, 

Che  sarrä  spuso  teo; 
1370  Perdi  spuso  mortale,  TO^ 

Acquisti  lu  celestiale; 

E  no  te  para  forte, 

Se  recepi  la  morte 

Pro  avere  tantu  bene 
1375  Mintri  lu  seculo  ene.' 

Allora  la  imperadice 

Costante  parla  et  dice 

Ad  quilli  che-lla  menano 

Che  tostu  fare  degiano 
1380  Cio  que-lli  e  comraandato. 

Che  no  sia  piu  tardatu. 

De  croce  se  senone. 

A  Deo  se  aeommandonc. 

Li  carnifici  allora 
1385  Pilliaro  le  sese  ambora, 

Da  pectu  li  cavaro 

Et  poy  la  decollaro, 

Poy  che  fo  decollata 

Profilio  l'ay  pilliata 
1390  (iuasi  furunimentc; 

Tssii  coUa  sua  gente 

Allora  la  socterraro 

Con  pianto  forte  amaro. 

Lu  altro  jiirno  vencnno, 
1395  Massontio  se  scdendo,         70'' 

E  uno  a-Uui  parlone. 

Che-llu  factu  no  sane, 

Disse  vorria  fare 

De  questa  socterrare 


392 


Mnssa  f  i  ;i. 


l-luii  Cha  sarria  vctoijeriu 

De  tiicto  In  altii  imperiu. 
Multi  ne  rcspondero 
Ben  sarria  vctopcro. 
Massontio,  questo  odenno, 

1405  Allora  commando  dicendo 
Che  f'osse  socterrata. 
Con  geilte  adunata 
Proffilio  sc  fa  nanti 
Arditu  como  sancti 

1410  E  disse:  ,Io  socterraila, 
Mea  gente  a-Ucy  menaila, 
E  lu  sancto  corpu  seo 
Factii  e  sposu  de  Den; 
E  io  coUa  mia  gente 

1415  —  Saeciate  fermamente  — 
Prisci  co-llei  la  fede 
De  Christu,  soa  mercede, 
Et  tengola  et  terrajo 
Mintrunqiia  viveragio.' 

1420  Allora  hi  imperatore 

Replino  de  dolore  70" 

Strillando  disse  oysey: 
, Proffilio,  soductu  ey; 
Tu  eri  la  mia  spenc, 

142ä  Omne  meo  ajutu  et  bene; 
Lu  meo  imperiu  regivi 
Con  quilli  che  tenivi; 
Erane  repusati:; 
Or  chi  me-tte  a  gabbatu  ?' 

1430  Cesar  respuse 

Et  ad  Profiliu  voltose 
Et  dixe:  ,Perche  vui 
Con  tueti  li  toy 
Sete  da  nui  partuti,        ' 

1435  C!he  si  bcn  sete  stati  tenuti?' 
Con  tanta  ira  lo  disse 
Paria  cbe-sse  mordisse. 
Uuando  quilli  l'odero, 
Niente  respondero ; 

1440  Stavano  admarmoriti 


Et  multu  impauriti. 
Proffilio,  vcdcndo 
Colloi'u  no  respondendo, 
Denanti  allu  signore 

1445  Ignenocchiaro  allora 

Et  disse:  ,Eccho  la  tcsta. 
Voi  sete  signor  grandc,      70^ 
Cio  que  piaee  fanne.' 
Massentio  fo  adiratu, 

1450  Respuse  adoloratu: 

,Tu  si'  digno  de  morte, 
Se  rencgi  mia  eorte.' 
Allora  commandandone 
Alla  famegiia  che  ane 

1455  Che  no  sia  piü  tardatu 

Che-llo  capu  li  sia  talliatu 
Ad  Profilio  et  alli  soy 
Che-llu  sequero  poy; 
Et  le  Corpora  loro 

14G0  8enza  fare  demoro 
No  siano  socterrate, 
Ma  siano  alli  cani  dato. 
Poy  che-llo  commandone 
La  gente  lo  pillione, 

14G5  Et  foro  dccollati 
Uuilli  sancti  biati; 
Loro  morte  forncro, 
L'  anime  a  Deo  rendero 

i  oy  che  fo  questo  factu, 
1470  Lu  emperatore  ractu 

Mandö  alla  prescione 

Dove  Catarina  föne  71'' 

Et  fecela  venire 

La  piena  de  sapire; 
1475  Sedea  pro  ti'ibunale 

CoUu  officiu  emperiale. 

Quando  nanti  li  vene, 

IVIasaentio  mente  li  tene, 

Comenzo  a-llosengarela 
1480  Mostrando  troppu  amarela 

Et  disse:  , Catarina, 


MiftliiMhincMi  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


393 


De  omne  scientia  ey  piena; 

Avenga  che  faeisti 

Con  ai'te  che  avisti, 
1485  Cio  c  qiiess'  arte  raaica. 

Che  fai  sei  mala  pi-adica; 

Fecisti  alla  mia  emperatrice 

Talliare  la  cervice 

Et  altri  miilti  assai 
1490  Che  predicati  li  ;\i, 

Dunni  io  assai  mv  doglio 

Et  conuscere  iio-llo  voglio. 

Se  fai  cio  que  te  dico  io 

Et  lassi  quisso  deu 
1495  E-Ui  mei  dei  aduri, 

Che  so  multu  megliuri, 

Nel  locu  dove  io  avea        71** 

La  imperatrice  raea 

Io  te  farragio  sedere 
l;jUü  Et  donna  de  meo  avere; 

Se  que-sto  no  voy  fare, 

Facciote  decollare.' 

Kespuse  la  benedecta: 
,Fa  cio  que  te  delecta; 

1505  Cio  que  me  fai  patire 
So  acconcia  ad  sofferire; 
E  quillo  e  meo  desideriu 
De  avere  gran  martirio; 
E  se  me  dai  la  morte, 

1510  Ja  no  me  pare  forte, 

Ma  Io  agio  per  gran  de  aquisto 
A-llaude  de  Jhesi;  Christo.' 
Uuando  cosi  parlone, 
Massentio  se  adirone; 

1515  Fecela  condempnare 
Della  testa  li  tagliare. 
La  fameglia  pilliarula, 
Della  terra  cacciarola; 
Allu  locu  deputatu. 

1520  Lu  quäle  era  ordcnato 
De  fare  le  malefitia, 
Menarola  con  letitia. 


Co-lloro  gi'o  gi'an  gente,     7l<^ 
Femene  spetialmente, 

1525  Che  giano  per  vedere 
Se-nci  devea  apparii'e 
Uualche  nova  cosa 
Per  lei  miraculosa. 
Uuando  foru  allu  locu, 

1530  Dissc:  ,Spectatc  un  pocu.' 
Volsese  entorno  ad  essa; 
—  Venia  la  gente  spessa 
Et  multi  ci  ne  giano 
Che  pietate  li  avcano  — 

1535  Et  poy  guardao  et  videci 
Appresso  li  carnifici; 
Dixe:  ,Pregovi,  fratri, 
Uno  pocu  sostengate, 
Ch'  io  voglio  un  pocu  orare, 

1540  A  Dio  me  adcommandare, 
Ad  Jhesu  Christo  meo, 
Ch'  e  figliolo  de  Deo 
Questa  mea  oratione 
Pov  me  lassarone.' 

1545  Li  carnifici  guardan[n]o 
La  gente  che  illi  stando, 
Multe  genti  vedeano 
Che  per  toa  amor  plangeano; 
Dixero  alla  benedecta: 

1550  ,Vostra  oratione  facciatc,  71'i 
Per  mi  no-llo  lassate.' 

-Lia  vergene  ingenocchiava. 
In  ve  lu  celo  adocchia; 
Le  mani  ad  celu  stese 

155Ü  Et  a  dicere  prese; 
,0  spene,  o  salute, 
0  suma  gran  vert[ut]e 
De  cunqu'a  vui  a  spene, 
Clie  en  tua  fode  ci'ede  bene; 

1560  Tu  gloria  delli  sancti 

Et  delli  angeli  ch'  ay  davanti ; 
Tu  piena  de  justitia, 
Non  te  place  malitia, 


Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.  II.  Hft. 


26 


394 


M  11  R  s  .1  f  i  a . 


Christo  mco  glorinso, 

1565  Che  ci  tanto  pietnso, 
Per  la  toa  pietate 
La  precc  mca  cxaudate, 
Cha  e  qui  miilta  gente 
Che  spera  ferraaiuente 

157»)  D'  avcre  guidardone 

In  questa  mea  paxione; 
Undi  io  te  prego  miilto 
Nanti  che  sia  dessolto 
Mco  corpu  allu  martirio: 

1Ö75  Quisti  c'  ando  desiderio 

Vedere  alctina  cosa  72" 

Per  nui  miraciilosa, 
Accio  che  sia  tua  laude, 
Per  lu  meo  amore  exaiide; 

1580  Ad  chiunqua  me  a  cordollhi 
Et  de  me  penso  et  dollio 
Et  anno  qualehe  male, 
Patre  mio  eelestiale, 
Tu  li  da  sanitate 

1585  Et  infine  sanctitate; 
E  se  so  abesonghisy, 
Tu  li  fa  copiuse 
Delle  cose  mundanc 
Mtiltu  piu.  che  no  ane; 

1590  Et  quilli  che  ricchi  sonno, 
Che  appetano  per  mi  dono, 
Tu  li  guarda  da  male 
.  E  da  pena  eternale 
E  da  rea  operatione 

1505  E  da  mala  congregatione 
E  de  omne  gratia  preterito 
Et  infine  li  da  merito. 
Anche,  dolce  signore, 
Te  prego  per  mio  amore 

1600  Che  ciaschuna  persona 
Con  devotione  bona 
Che  ad  mi  se  acommandasse  72'' 
De  ciö  que  abisognasse, 
Avendo  specialmente 

1605  La  mia  paxione  ad  mente. 


Che  per  mio  amore  lii  aiuta 
CoUc  toi  granni  virtnti; 
Et  anche  chi  ve'  a  raorte, 
Ad  quillo  puncto  forte, 

1010  Et  illo  me  chiamasso. 
De  me  se  rccordassc, 
Che-lle  peccata  soe 
Li  perdunete  voy. 
Per  fi  che-ir  anime  loro 

1015  Vengano  all'  alto  acchoro. 
Anche  te  prego,  Christo, 
Grande  dolce  mio  acquisto. 
Che  ciaschuna  citade 
0  castella  o  viilate, 

1620  Che  faccia  de  mi  storia 
Che  me  agia  in  memoria. 
Tu  li  accrisci  omne  bene 
De  eio  que  mistero  li  ene. 
De  fructu  et  de  guadagnia 

1625  Et  de  ciö  qiie  gente  magna. 

Ancora  te  prego,  Jhesu. 
De  chiunqua  ad  mi  ä  lesu  72"= 
Tanto  lu  emperadore 
CoUu  soll  mala  core 

1630  Uuanto  qualunqua  altro  homo 
Affiso  me  a  quanto  et  como, 
Perdunali,  Signore; 
Cha-llo  fa  per  errore, 
Che  no  sa  que-sse  fare 

1035  Ne  da  que-sse  guardare. 
Et  poi  te  prego,  patre. 
Per  la  mia  dolce  matre 
Che  r  alnia  mea  pigliate, 
Ad  celo  la  menete; 

1640  Tu  che  ei  gloriuso 

Et  de  omne  bene  repuso, 
Ad  vui  lo  recoramando, 
Lu  spiritu  mco  te  mando.' 

L'oraplita  la  oratione 
1045  Con  grande  devotione, 


Mittheiinngen  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


395 


Una  voce  souono 
Neil'  airo  et  Icy  cliiamone 
E  disse:  ,Catarina, 
Sponsa  mca  pura  et  fina, 

IGüO  Veni,  dilccta  mea, 
Toy  la  Corona  tea 
Et  recepi  la  gloria 
Cha  äi  victu  con  victoria.   72'i 
In  sinu  de  Habrae 

1655  Che  rccogliera  te. 

Non  te  curare  de  morte, 
Cha  ä  aperte  le  porte 
Bellu  meu  paraviso, 
Dov'  e  gajii  ei  riso 

1G60  Et  colli  angeli  stando 
Colla  pane  rechando, 
Et  tucti  te  stao  aspectano 
Che  Corona  te  mectano; 
La  gratia  ch'  ai  petuta 

IGGö  lo  te  r  agio  exaudita. 
lo  so  lu  spuso  teu, 
Christo  figliolo  de  Deo.' 
Odendo  quisto  dictu 
De  Christo  bcnediclu, 

IG70  La  vergene  biata 
AUora  s'  e  voltata 
Et  disse  alli  scrgenti: 
,0r  no  siate  ])iu  Iciiti, 
Faitclo  sbrigato 

IGTö  Cio  qiie  vi  e  commandaio.' 

Quilli  la  pilliaro 

E  si-lla  decollai'o, 

Et  sangue  no  nc  uscio, 

Anche  lacte  appario.  7S* 

ir.sn  Dapoi  snbitaraente 

Davanti  ad  tucta  gcnte 
.Multi  angeli  pilliarola, 
L'  alma  ad  celo  portarola, 
TiTi  Santo  corpu  seu 

1685  Per  comnaandamento  de  Den 
In  monte  Sinay, 


Como  scriptu  stay, 

Loco  la  spogliaro 

Et  si-lla  socteraro 
1690  Con  gran  triumpho  clcru; 

Ma  poy  chc-Ua  pilliaro 

Nanti  no-lla  adterraro, 

Nellu  airo  vinti  dine 

Lu  tinnero  coscine. 
1695  Uuando  vede  la  gente 

Cotale  comraenente, 

Multi  laudaro  Deo 

Collu  figlolu  seu. 

Cosi  fo  paxionata 
1700  La  vergene  biata 

Dello  mese  de  novembro 

Sei  dl  nanti  decembro. 

Ur  voUio  che  sacciate 

Per  ferma  veritate  73'' 

1705  Ca  de  soa  soboltura, 
Secundo  la  scriptura 
Et  per  quilli  che  ci  anda, 
Che  ne  escio  niulta  raanna; 
Et  dico  che  a  sanati 

1710  Senza  fine  aramalati, 

Sei  che  omne  homo  natu 
Cristianu  baptizatu 
Deve  avere  in  memoria 
Qucsta  sancta  sua  storia. 

1715  ()r  Dcu  per  lu  sou  amore 
Ci  dea  forsa  et  vigore 
Che  sempre  conoscamo 
Illu,  da  cui  agiamo 
AUo  mnndu  bono  statu, 

1720  Senza  grave  peccatu. 

Et  quando  ve'  quilli  dine 
Clic  veneremo  ad  fine, 
Chiamemo  quista  sposa 
De  Christo  gloriosa, 

1725  Che  sia  nostra  advoeata 
Denanti  1'  Anunctiata 
Et  davanti  sou  figlio 


26* 


39(> 


M  11  ssaf  i  a. 


Chu  de  üiuo  bcnc  c  eosiglio. 


Ora  vi  voglio  du'e  TS" 

1730  Ca  lo  male  sc  dcve  pimire. 

Massentio,  che  fe  qiiesto 

Male  che  vi  c  lesto, 

Illu  punito  fonc 

Uuando  se  retrovonc 
1735  La  nosti'a  sancta  croce, 

Dove  Deo  postn  foce. 

Sacciate  senza  fallo 

Ca  Buccio  de  Ranallo 

Compuse  qnisto  dictatii 
1740  Lu  quäle  vc  e  contatu; 

Sacciate  senza  fallura 

Ca-llutrassedellasoascriptiira 

Illo  clie-llo  dictone 

Et  chiunqna  clie-llo  ascoltone 
1745  Christo  si-llo  defenda 

Lo  quäle  vive  et  regna. 


Agiate  per  memoria 
Cha  facta  fo  qucsta  storia 
AUi  aiiiii  mille  trecentu 
1750  Trenta,  et  no  vi  mento. 

Dom  Petru  de  Nicola 
La  retrassc  in  carta  nova, 
Ciö  in  carta  bammacina;   7.'!^ 
Isso  ajute  santa  Maria 

1755  Isso  et  chi  la  lege; 
Deu  si-llo  governe 
In  quisto  mundu  bene, 
jVeir  altro  senza  pene. 
Christo,  la  soa  memoria, 

17G0  Conduein'  a  toa  gloria 
Et  omne  homo  batipzato 
Eine  li  da  senza  peccatu, 
Che  steano  allocati 
Colli  santi  biati.  Amen. 
Deo  gratias.  Amen. 


Mittbeilungen  aus  romanischen  Handschriften.  II.  397 


A II II»  e  r  k  u  ii  :;■  <;  ii 


3 


4.  ad  cid  kann  «ich  auf  saufe  beziehen :  , Worte ,  welche 
Dem  heilig  sind,  der  sie  luh'en  will*.  Es  kann  aber  auch  eine 
freiere  ('onstruction  vorliegen;  -'/(/  cui  =  chi  ,wenn  Jemand''; 
der  Sinn  bliebe  der  nämliche.  —  Endlich  liesse  sich  ver- 
muthen,  dass  dem  Reimer  der  Gedanke  ,die  ich  an  Den  richte, 
welcher  .  .  .  .^  vorschwebte. 

10.  wohl  anacoluthisch :  ,die  ewigen  Dinge,  dort  (=:  auf 
sie)  vermögen  die  Unglücksfälle  nichts'.  Wollte  man  loru  statt 
loco  ändern,  so  würde  der  Sinn  derselbe  bleiben  und  die  Con- 
struction  gewänne  nicht  wesentlich   an  Deutlichkeit. 

14.  la  (wenn  nicht  aus  metrischen  Gründen  zu  streichen) 
bezieht  sich  auf  ein  vorschwebendes  Femininum,  wie  im  ital. 
la  sa  luiHja,  me  la  pagherai  u.  s.  w.  Aenderung  zu  lo  ist  über- 
flüssig. 

19.  vi  contaraglo  de  una  nobile  istoria;  so  construirt  wie 
parlare,  trattare  dl  una  cosa.  Es  ist  nicht  nöthig  anzunehmen, 
das  de  sei  aus    den    zwei    folgenden  Versen    anticipirt  worden. 

23 — 25  in  cui  la  gente  .  .  .  la  poi-ta  con  devotione  ergibt 
eine  ungelenke  Construction.  Am  liebsten  läse  man  a  cui  la 
gente  .  .  .  le  porta  dev.  oder  (ohne  das  expletive  /«)  porta  grau 
dev.  Nur  wenn  portare  con  dev.  alcuno  , Jemanden  andächtig 
verehren'  bedeuten  kann  und  man  ein  Einlenken  von  der  Con- 
struction, mit  der  begonnen  wurde  (in  cid  .  .  .),  in  eine  andere 
annimmt,  kann  das  Ueberlieferte  haltbar  erscheinen. 

30.  farina  ,Mehk  für  , Wesen'  (etwa  wie  in  den  von  der 
Crusca  ed.  Manuzzi,  §.  VI,  angeführten  Beispielen,  in  welchen 
jedoch  stets  ein  Adjectivum  hinzukommt)  ist  wohl  eine  zu 
kühne  Metapher.     Wohl  fafnjtina ;  vgl.  fantolina  88. 

37 — 38.  imperiatu  ^=  impero  und  regnare  transitiv  , ver- 
walten, lenken'.     Aenderung  von  lu  zu  et  ist  daher  uiclit  nöthig. 

44.  Statt  l'idoli  würde  man  all'id  erwarten. 

47  ff.  Der  Brief  bietet  manche  Schwierigkeiten.  Voi-  allem 
sei  bemerkt  (wenn  auch  diess  für  die  Interpretation  von  keinem 


398  Miissafia. 

Belange  ist),    dass  V.  54    die   llaiidsehrift    In   dec.    trennt   und 
dass  es  nicht  klar  ist,  ob  -ate  oder  -du  zu  lesen  sei.    Ich  hatte 
im  Anfange  daran   gedacht,    corte  zu  lesen    und    dem  Vcrbura 
indevisare  -—  dev.  die  Bedeutung  ,verkehren,  Zutritt  haben'  zu- 
zuweisen, wodurch  man  eine  nicht  gerade  glatte,  aber  immerhin 
verständliche  Construction  erhalten  hätte.    Dagegen  spricht  aber 
erstens  die  Nothwendigkeit,   cha  zu  che  zu  ändern  (unser  Text 
kennt  nämlich  kein  Relativum  cha) ;  zweitens  die  Schwierigkeit, 
dem  Verbum  eine  von   der    gewöhnlichen  so    verschiedene  Be- 
deutung   beizulegen ;    drittens    der    Umstand ,    dass    nicht    bloss 
die  Höflinge,  sondern  Alle,  Stadt-  und  Dorfbewohner  (V.  42), 
Arme  und  Reiche  (79 — 87),    aufgefordert    werden    den   Götzen 
zu  opfern.     Ich  musste   mich    daher    nach    anderen  Deutungen 
umsehen.     Ich    trennte    cort'e   vmd   fasste    die  Endung    -ate   als 
-ato  auf  (vgl.  §.  47  und  bezüglich  -e :  -o  ,Reim^,   Abschnitt  h) ; 
Aenderung  von  corfe  zu  cort'o  würde  einen  noch  prägnanteren 
Sinn  geben,  ist  aber  nicht  nöthig.  V.  54  bedeutet  demnach  ,denn 
bei    Hofe    ist  es  (oder    ,in  meinem  Hofe   habe  ich')    bestimmt'. 
Wie  ist  nun  53  zu  erklären  ?     Wollte  man  die  Ueberlieferuiig 
schonen,  so  könnte  man  den  Vers  als  weitere  Ausführung  des 
Vi   von  52   auffassen:    , entbietet  Euch    allen,    so  viel  ihr    seid 
(sein  möget),  seinen  Gruss'.     Da  mir    aber    diess    überaus   ge- 
zwungen erschien,  so  fragte  ich  weiter,    ob  es  nicht  angienge, 
sciate  durch  ,wisset'  zu  übersetzen.  Von  einem  Fortleben  des  lat. 
scio  auf  unserem  Gebiete  ist  mir  allerdings  nichts  bekannt,  und 
einen  Latinismus  anzunehmen  schien  mir  gewagt.  Sollte  man  aber 
nicht  s[ac]ciate  conjecturiren  dürfen?  ,Ihr  alle  möget  wissen,  dass 
es  .  .  .  beschlossen  wurde  (ich  beschlossen  habe)'.  Da  mir  nun 
diese  letzte  Interpretation  am  meisten  zusagte,   so  erlaubte  ich 
mir  darnach  zu  interpungiren  und  nur  um  meinem  Vorhaben, 
im  Texte  möglichst  wenig  zu  ändern,  treu  zu  bleiben,  beliess  ich 
sciate,  um  selbst  dem  wenig  wahrscheinlichen  Falle  Rechnung 
zu  tragen,  dass  Buccio  doch  diesen  Latinismus  gebraucht  habe. 
60.    Die    directe    Rede    scheint    in    diesem  ^Verse    in    die 
indirecte  überzugehen,  um  dann  wieder  mit  V.  63  zur  früheren 
Construction    zurückzukehren.     Es  wird    indessen    besser    sein, 
dem  Imperf.  Conjun.  conditionale  Bedeutung  beizumessen,  wie 
noch    heutzutage    im    Munde    der    Süditaliener:    cMunque    non 
venisse  so(jcjiacerehhe  a  tale  pena. 


Mittheilungen  aus  lonianischcn  Handschriften.  II.  o99 

74.  .Als  ^laxcntius  die  (versamuicltcu)  Leute  erblickt, 
sieht  er  sich  wiederum  vor'  d.  h.  ^überlegt  was  er  nun  weiter 
zu  thun  habe'. 

75 — 76.  Sind  vielleicht  umzustellen;  vgl.  ^lombritius: 
altera  die  sedens  pro  tribunali  praecejptt. 

91 — 93.  Sind  drei  Verse  auf  -ando.  Es  kann  eine  Zeile 
ausgefallen  sein,  da  auch  an  anderen  Stellen  vier  mit  einander 
reimende  Verse  vorkommen ;  indessen  ist  es  viel  wahrschein- 
licher, dass  92  eine  irrige  Wiederholung  von  58  ist.  Ich  habe 
daher  diesen  Vers  eingeklammert. 

102.  Die  Präpos.  de  gehört  zu  scnza;    vgl.  V.  322. 

103.  ,Die  gar  nicht  erwähnt  wurden',  ,von  denen  man, 
als  von  zu  geringen  Gaben,  gar  nicht  redete';  numerati  oder 
noverati  ^gezählt"  würde  zu  104 — 105  besser  stimmen. 

108.  non  tanto  che  mit  Conjunetiv  =  it.  non  che  , ge- 
schweige denn',  ,weit  entfernt  davon,  dass  .  .  .'  Ebenso  364. 
HAqu.i  409  scheint  dagegen  non  tanto  Josse  ,nicht  blos  wurde' 
zu  bedeuten.  Auch  it.  non  che  kann  , nicht  nur'  und  , nicht 
nur  nicht'  bedeuten:  vgl.  meine  Osseroazioni  sul  Decamerone 
(aus  der  Mailänder  Rivista  ginnasiale  vom  Jahre  1857),   S.  60  ff. 

109.  Das  Imperf.  Conjunc.  statt  des  Imperf.  Indic.  ist 
durch  cappissero  herbeigeführt. 

112 — 113.  -eano  :  -dvano  ist  kaum  richtig;  statt  feceano 
wird  im  Original  ein  anderes  Verbum  gestanden  sein. 

ZAvischen  115  und  116  steht  in  der  Handschrift  Tromme 
et  pol  sonavano,  aber  durch  Punkte  getilgt. 

124 — 125.  Die  Wiederholung  von  faceano  ist  verdächtig. 
Etwa   124  ardeano. 

126 — 127.  Einer  der  zAvei  Verse  ist  offenbar  verderbt. 

129.  Hs,  Colrrea.  Ist  canali  Singular  oder  Plural  V  Wenn 
Sing.,  so  wird  man  eher  canale  lesen;  -/ :  -e.  Wenn  Plur.,  so  vgl. 
Anm.  zu  V.  293. 

131.  Als  Subject  zu  voleano  ist  ,die  Leute'  anzusehen, 
wie  in  dicono  =  si  dlce. 

151.  ^Möglich  dass  nach  diesem  Verse  etwas  fehlt,  da 
alle  anderen  Versionen  berichten,  Katharina  habe  ihre  lieich- 
thümer  unter  die  Ai'men  vertheilt. 

162.  Sevilla  =  Sihilla,  Avelclie  in  den  meisten  Versionen, 
freilich  in  anderem  Zusammenhange,   erwähnt  wird. 


400  Uliissafia. 

163.  Die  Namen  von  Vir(jilio  bis  Sevilla  möchte  man  am 
liebsten  als  Accnsative  zn  parona  anffassen.  Der  Reimer  mag 
dann  die  begonnene  Constrnction  vergessen  und  znm  letzten 
Namen  das  Verbum  se  appdla  ,lieisst  er'  oder  auf  alle  Namen 
bezogen  ,lieissen  sie^  hinzugefügt  haben.  Man  wird  kaum  ver- 
muthen,  in  .s-e  app.  stecke  ein  weiterer  Name. 

168 — 175.  Der  Ausdruck  ist  nicht  sehr  klar,  und  ich  bin 
nicht  sicher,  ob  die  von  mir  angesetzte  Interpunction  die  richtige 
ist.  Man  könnte  vermuthen  de  tiitte  arti  sapire  volse  Varte  de 
gramatica;  .  .  .  sapia  sexanta  dui  lenguajora  questa  plena  de 
gajora;  tufte  quante  u.  s.  w.  Viel  passender  aber  erscheint^ 
dass  gesagt  werde,  Katharina  habe  in  allen  sieben  Künsten 
unterrichtet  sein  wollen  (vgl.  425 — 426,  541 — 542)  und  dass 
die  Grammatik  nur  desshalb  hervorgehoben  werde,  um  ihre 
Sprachkenntnisse,  von  denen  auch  später  die  Rede  ist,  zu 
rühmen.  Grammatica  und  sapia  geben  keinen  Reim;  ist  gram- 
matica  oder  -Ha  zu  betonen,  oder  Ausfall  von  zwei  Versen 
zwischen   170  und  171  anzunehmen? 

173.  Hs.  gaioia,  also  gaioria  =  gajora,  Plural  von  gajo  = 
gaudium;  dass  Katharina  schon  jetzt  imHinbhcke  auf  ihr  späteres 
Martyrium  als  gaudiis  plena  bezeichnet  wird,  ist  nicht  auffallend. 

177.  Ich  fasse  sei  als  ci  auf:  ,in  ihr^  Auch  vera  ist  nicht 
durchaus  klar.  Etwa  ,die  nicht  echt  in  ihr  wäre'  =  ,die  sie 
nicht  in  vollem  Umfange  besässe'?  Oder  ist  es  attributiv  mit 
scientia  zu  verbinden?  ,es  gab  keine  wahre  Wissenschaft  (im 
Gegensatze  zu  den  falschen),  die  nicht  in  ihr  innewohnte'. 

178.  Hs.  queste  pafole  und  über  letzterem  Worte  cose. 
183.  Liegt   ein    sogenannter    griechischer  Accusativ    vor? 

Ist  vesfit'  a  zu  lesen  oder  vestiva  zu  emendiren  ?    Fascie  e  panni 
bezeichnen  wohl  die  Kleidung  einer  Jungfrau. 

189.  Wörtlich  ,was  darum  wäre'  d.  h.  ,was  diess  zu  be- 
deuten habe'.     Ein  etwas  seltsamer  Ausdruck. 

190.  v'uU  ■=  vide.  Aenderung  zu  udl  ist  nicht  unumgäng- 
lich nöthig. 

198.  alli  gehört  zu  fave  In  sacrificiu.  Es  ist  überflüssig 
alli  zu  dalli  zu  emendiren. 

213.  Mit  daventro  ist  nicht  gemeint,  Katharina  sei  schon 
in  das  Innere  des  Tempels  getreten;  sie  hat  (vgl.  227)  die 
Schwelle  überschritten  und  steht  am  Thore, 


Jlittheilungen  aus  romanischen  Handschriften.  II.  401 

227.  Hs.  Allo. 

216.  In  der  Rede  Katharina's  ist  die,  welche  der  Diener 
halten  soll,  eingcsclialtet.  Letztere  wird,  wie  nicht  selten  in 
mittelalterlichen  Texten,  durch  che  eingeleitet. 

216 — 217.  Sind  nicht  sehr  klar.  Die  Handschrift  hat  g^sta, 
also  questa;  no  entra  stimmt  aber  nicht  gut  zu  226 — 227. 
Man  könnte  eben  nach  diesen  letzteren  Versen  216  qui  sta 
lesen,  das  mit  entra  (oder,  Avenn  diess  irrthümlich  ist,  mit  einem 
anderen  Worte)  ebenso  reimen  würde  wie  bei  Dante  non  ei 
ha  mit  oncia,  bei  Ariost  aver  de'  mit  perde ;  avo  also  ein  be- 
tontes Wort  seines  Accentes  verlustig  wird  und  als  posttonische 
Silbe  einer  Worteinheit  fungirt.  Vgl.  die  Anmerk.  zu  V.  992.  — 
Eine  weitere  Aenderung  von  216 — 217  nach  dem  Muster  von 
226  —  227  qui  staue  n.  d.  per  entrare  würde  sich  von  dem 
Ueberlieferten  zu  stark  entfernen. 

218  und  228.  Kann  im  eigentlichen,  materiellen  Sinne 
aufgefasst  werden  ;  man  darf  indessen  auch  entrare  a  rascionare 
durch  ,sich  in  eine  Discussion  einlassen',  it.  entrare  in  raglona- 
7nenti,  Aviedergeben. 

231.  Legte  ich  dem  König  in  den  Mund:  ,Sie  möge 
kommen;  denn  diess  geziemt  sich  ihr'  (=  ,sie  ist  dessen  würdig' 
oder  ,es  kann  ihr  frommen').  Es  könnte  aber  auch  eine  Be- 
merkung des  Dichters  sein:  ,denn  es  scheint  ihm  diess  zu 
passen'  (=  , angenehm  zu  sein'). 

243.  Ich  folgte  der  Handschrift,  welche  che  de  trennt;  ,sie 
verbreitete  einen  solchen  Glanz,  wie  [jener  der]  von  einem 
Sterne  [strahlt]'.  Ich  bin  indessen  nicht  sicher,  ob  nicht  ched 
(Arch.  glott.  IV,  176)  e  zu  lesen  sei:  ,sie  Avar  glänzender  als 
ein  Stern  es  ist'.  Es  liesse  sich  selbst  ched  -|-  parag.  e  oder 
che  +  parag.  de  vermuthen;  dienen  doch  allerlei  Älittel  (vgl. 
tretl  =  Ire  im  Tai-ent.)  dazu ,  um  oxytone  Formen  so  zu  er- 
weitern, dass  sie  paroxyton  Averdcn. 

252.  Handschrift  exercito,  das  ich  nach  dem  ReimAvorte 
emendirte. 

259.  devi  =■  det  vobis. 

263.  Man  Avürde  credate  erAvarten;  es  kann  aber  trotz 
des  che  Uebergang  zum  Imperativ  angenommen  AA^erden. 

275.  Hs.  Allor  (das  r  ist  nicht  so  deutlich,  dass  es  nicht 
auch  ein  n  sein  könnte;  indessen  ist  bezüglich  dieses  Wortes 


402  Mussal'ia. 

kc\u  Zweitol  möglicli)  xuntalengiui.  Bei  der  Unmöglichkeit,  aus 
mena  einen  Sinn  zu  gewinnen,  tilgte  ich  me.  Es  liesse  sich  höch- 
stens, um  die  Züge  der  Handschrift  möglichst  zu  schonen,  inna 
(vgl.  in  anderen  Texten  inneUa)  lesen.  Dabei  aber  ist  nichts 
gewonnen  und  der  Vers  wird  zu  lang. 

284.  Bedarf  vielleicht  einer  kleinen  Hilfe.  Dass  Katharina 
dorn  Maxentius  in  schonender  Weise  sagt:  ,Du  scheinst  im 
Irrthum  zu  sein^,  begreift  man  leicht;  schwerlich  aber  wird 
sie  die  Thatsache,  dass  er  die  Leute  versammelt  hat,  in  Zweifel 
ziehen;  dazu  kommt,  dass  286  der  Indicativ  gebraucht  wird. 
Man  fühlt  sich  versucht,  Par  auf  Rechnung  von  283  zu  setzen 
und  Per  zu  emendiren;  das  durch  Par  herbeigeführte  agi  hiesse 
dann  äi  (oder  ist  agi  Nebenform  von  äi?;  vgl.  Reg.  San., 
S.  528  =  24  des  Separ.  Abdr.,  Anm.  6),  also  Perche  äi.  Diess 
liesse  wieder  eine  doppelte  Deutung  zu:  ,Weil  (da)  du  .  .  .  . 
hast^  oder  Semicolon  nach  283  und  Fragezeichen  nach  287: 
jWarum  hast  du  .  .  . '? '  Vgl.  Jac.  a  Varag. :  quare  incassum 
congregasti  lianc  muUitudinem  ad  colendam  stultitiam  idoloruni? 
und  Mombritius,  bei  welchem  Katharina's  Rede,  die  im  Uebrigen 
sonst  von  der  unseres  Textes  gänzlich  abweicht,  beginnt:  Quare 
frustra  hanc  tantam  multitudinem  cogens  animas  eorum  in  stultitia 
et  idoloruni  erro7mm  perdis  ? 

293.  Unterdrückung  des  Artikels  vor  dem  Plural  superhi 
(vor  dem  Singular  wäre  sie  bei  der  Anrede  an  eine  einzelne 
Person  unbedenklich)  ist  zu  bemerken.  Aehnlich  1409 ;  1039 
dagegen  wird  der  Artikel  gebraucht. 

298.  Hs.  lavarati.  —  Auf  was  bezieht  sich  der  Plural? 
Man  möchte  sagen :  Auf  die  Götzen,  die  im  Tempel  sind ; 
diese  werden  aber  302  ff.  besonders  erwähnt. 

299.  per  me  nati  gibt  keinen  Sinn;  ob  yer  man  , durch 
Händearbeit'  (vgl.  304)  und  nati  , entstanden'?  Vielleicht  birgt 
sich  in  den  drei  Wörtern  nur  eines. 

307.  tucti;  wohl  zu  bessern  tucfo. 

309.  una  als  Numerale:  ,in  einem  einzigen  Tage'. 

Nach  312  fehlt  ein  Vers,  der  ein  Verbum  im  Conjunctiv 
enthalten  haben  wird. 

315.  Die  Construction  verändert  sich;  es  schwebt  dem 
Reimer  dicoti  oder  dergleichen  vor. 

322,  ,ohne  irgendwie  zu  ermüden'. 


Mitthcihingen  aus  romanischen  Handscluit'teii.  II.  4UO 

327.  Vor  marl  ist  im  Sinne  fece  zu  ergänzen.  Che  zu  a 
oder  con  zu  ändern  ist  nicht  nothwendig. 

330.  ,dic  zu  leiten  (über  die  zu  herrschen)  ihm  (d.  h. 
Gott)  zukommt^ 

331.  Wie  mundo,  mari,  celli  .  .  .  .,  so  möchte  man  auch 
terra  als  Accusativ  zu  fece  auffassen ;  V.  332  bliebe  dann 
unklar.  Deutet  man  aber  la  terra  als  kSubject  zu  monstrarä 
(etwa  des  Metrums  halber  monsti'a),  so  lässt  sich  zur  Noth  inter- 
pretiren:  ,und  die  befruchtende  Erde  wird  dir  [vollends]  das 
ganze  Leben  vorweisen^. 

334.  lo  anticipirt  qiiesto.  ^lan  könnte  auch  la  oder  li 
lesen,  auf"  terra  bezogen. 

335 — 336.  -alt  :  -ane  ist  ein  in  zweifacher  Hinsicht  un- 
reiner Reim.  Es  schiene  leicht  durch  Urastclluiig  zu  fane 
governali  einen  durchwegs  reinen  Reim  zu  erlangen.  Indessen 
ist  die  Infiuitivendung  -ä,  da  sie  sonst  nicht  zu  belegen  ist, 
verdächtig.  Also  jedenfalls  governarli ;  der  Reim  ist  unrein  nur 
in  einer  Richtung.  Bezüglich  des  Sinnes  dürfte  fa  governare 
statt  governa  stehen,  was  ein  Beispiel  mehr  wäre  für  die  von 
Tobler  angenommene  (freilich  von  Anderen  bestrittene)  Peri- 
phrase der  Verba  durch /acere  +  Infin.  —  ijorerna  (postverbales 
Subst.)  /('  (=  Ulis)  fane  möge  als  eine  wenig  befriedigende 
Vermuthung  noch  vorgebracht  werden. 

341.  Vor  peccatu  ist  ein  Adjectiv  zu  ergänzen.  Etwa 
primo,  das,  weil  auch  im  folgenden  Verse  enthalten,  ausgefallen 
wäre?  (so  D'Ovidio). 

o6S.  Tacl  =  facciaf  Oder  transitiv  , lasse  ruhen'?  oder 
in  vor  toa  zu  ergänzen? 

39().  , bekreuzigten  sich^  als  Geste  der  Bewunderung. 
Dass  diess  von  Heiden  gesagt  Avird,  ist  mittelalterlich  naiv. 

408.  alef/are  ,anfiihren,  citircir'  liegt  so  nahe,  dass  ich 
hätte  wagen  können,  es  in  den  Text  einzusetzen. 

424.  Hs.  auea. 

455 — 457.  ,Du  verharrst  in  deiner  Hartnäckigkeit;  höre 
Tuiii  was  ich  dir  sagte^.  Das  Perfectum  ist  seltsam,  nm\  nur 
dadurch  zu  erklären,  dass  audire  in  der  Bedeutung  , hören 
und  befolgen^  sowohl  auf  das  früher  Gesagte  als  auf  das 
Folgende  sich  bezielit.  —  Ich  bin  indessen  über  die  Richtigkeit 
von  ade  nicht  ausser  allem  Zweifel. 


404  Miissafia. 

461 — 4()2.  Der  Sinn  der  zwei  Ver«e  ist  mir  nur  dathirch 
einigermassen  klar  geworden,  dass  ich  den  Satz  als  interrogativ 
auftasste:  ,sind  also  deine  Götter  so  schwach,  dass  sie  nicht 
einmal  einem  Phantom  widerstehen  können?^  Dazu  stimmt 
gut  Maxentius'  Antwort,  welche  der  Götzen  Macht  preist. 

472.  ,das  mit  Zeichen  versehene  Kreuz';  die  Zeichen  sind 
wohl  die  Sterne,  die  der  folgende  Vers  erwähnt. 

481.  Die  Züge  der  Handschrift  lassen  am  besten  honnire 
lesen.  Es  ist  selbstverständlich  von  einem  mit  Lärm  ver- 
bundenen Naturereignisse  die  Rede ;  ob  das  Getöse  bei  einem 
Ei'dbeben  oder  das  Donnern  gemeint  sei,  Avüsste  ich  nicht  zu 
sagen.  Bonnire  würde  franz.  hondlr  entsprechen.  Ich  habe 
das  Wort  auf  italienischem  Gebiete  sonst  nicht  nachgewiesen 
gefunden.     Bonimire  würde  von  homba  stammen. 

513.  particulare  als  prädicativischer  Accusativ;  Ergänzung 
von  in  ist  nicht  gerade  nöthig. 

Zwischen  527  und  528  fehlt  offenbar  ein  Vers;  etwa:  Or 
e  venuta  a  nui. 

bl2.  ad  quista  s.  f.  erklärt  näher  a  lei  von  570;  es  wäre 
denn,  dass  defendere  la  lege  a  .  .  .  statt  contra  zulässig  wäre. 
In  solchem  Falle  wäre  das  Komma  nach  71   zu  streichen. 

577.  Etwa  das  zweite  lo  zu  streichen;  et  lo  sou  deu  bendice. 

591.  cima,  ohne  weitere  Ergänzung;  ,welcher  der  Erste  war'. 

593.  Hs.  como,  das  sich  wohl  aus  folgendem  Verse  hieher 
einschlich. 

635.  , sobald  sie  gewahr  werden'  nämlich  ,der  Wahrheit 
deiner  Worte'. 

670.  Der  Sinn  ist  klar :  ,du  sagst,  dass  du  Dem,  Avelcher 
gegen  Gott  kämpfend,  mich  überwindet,  grossen  Lohn  geben 
wirst' ;  der  Ausdruck  ist  aber  recht    ungelenk.     Vor  Allem  ist 

670  dici  statt  dice  zu  lesen  und  che  im  Sinne  von  clii  aufzufassen ; 

671  wieder  che  =  cki  (dann  Komma  nach  ahacfe)  oder  Che  in 
Et  zu  ändern.  Den  zwei  chi  ist  dann  die  Bedeutung  ,wenn  Einer' 
beizulegen  oder  es  ist  die  übliche  anacoluthische  Construction 
anzunehmen ,  nach  welcher  einem  absolut  gebrauchten  Nomen 
erst  durch  das  folgende  Pronomen  die  ihm  gebührende  Stellung 
im  Satze  zugewiesen  wird  (Questa  donna  io  le  niostrerb).  Man 
bemerke  auch  den  Uebergang  vom  Singular  chi  zum  Plurale^ 
und  zwar  entweder  erst  in    673    (exaltaraili)  oder,    wenn  U  in 


Mittheilun<;en  aus  romaiiistliPii   Kandscliriften.  If.  400 

daill  =  illU  ist,  sclion  in  (j72.  —  Endlich  ist  fjuidardone  als 
zweiter  prüdicirender  Accusativ  (^önade  als  Lolin')  oder  Gr., 
(juid.  als  asyndetisch  verbundene  Accusative  aiifzufassen.  (An- 
dere Möglichkeiten  wären:  [e]  cjuid.,  [in]  guid.) 

694.  Hs.  parlamto,  das  ich  hier,  da  -meufo  und  mmfo 
vorkommen,  dem  Reime  entsprechend  auflöste. 

735.  voshi  schiene  angemessener.  Das  Ueberliefertc  lässt 
sich    indessen  halten.     Zwischen  742  und  743  fehlt  eine  Zeile. 

744.  Delle  mag  von  dem  Verbum  abhängen,  das  in  der 
ausgefallenen  Zeile  enthalten  war.  Es  kann  indessen  auch  mit 
744  in  Verbindung  gesetzt  werden  ;  ,beschämt  über  .  .  .' 

750.  Ist  t»c?ma^i  Masc.  oder  Femin.  (zu  -i  statt  -e  §.  81)'? 
Letzteres  wäre  schlichter,  aber  auch  Ersteres  lässt  sich  leicht 
annehmen. 

752.  D.  h.  ,der  Macht  der  Worte  Katharina's' ;  vgl.  635. 
Allerdings  scheint  diess  auf  Maxentius  nicht  gut  zu  passen; 
indessen  vgl.  bei  Mombritius:  Imperaiov  .  .  .  et  omnis  multitiido 
admodum  duhitaverant.  Die  Partikel  sei  im  V.  751  ist  daher 
in  absoluter,  emphatischer  Bedeutung  aufzufassen.  Ohne  die 
Bestätigung  von  Seite  Mombritius  hätte  man  sich  versucht  ge- 
fühlt, 751  —  752  nach  754  zu  stellen  und  E  in  751  zu  streichen. 

760.  Stare  ist  hier  im  prägnanten  Sinne  gebraucht;  , Wider- 
stand leistend 

767.  Kaum  responda  als  ])ostvcrbales  Substantiv:  vo  )i'  e 
r.  ,es  ist  keine  Antwort  darüber'.  Noch  weniger  befriedigt 
respondo  mit  unreinem  Reime  und   ve  , darüber'  statt  ci  ,darauf^ 

782.  Es  ist  wohl  nui  zu  lesen.  Vgl.  Mombritius:  Primus 
omnium  nostrorum  cecidit. 

788.  ,nach  Dem,  was  wir  sehend 

799.  Die  übliche  Wiederholung  des  die. 

800.  Die  Emendation  von  ceve  zu  cener  l)ot  slcli  von  selbst, 
denn  man  Avird  Avohl  keine  Nominativbildung  aus  cim(s)  an- 
nehmen. —  IVIan  würde  eher  e  la  cenere  ne  sia  sj)arsa  erwarten. 
868  wird  von  den  Leibern  gesagt:  vo  ernno  ...  pelJo  focu  sparse. 

807.  date  =  data. 

823.  Bei  der  grossen  Freiheit  im  Gebrauche  des  Gerun- 
diums, die  Buccio  sich  gestattet,  mag  trovando  richtig  sein. 
Sonst  Hesse  sich    etwa  andiam  ergänzen. 


40(5  Mussafia. 

824.  llandöclirift  colla  dum  vando ;  ,sie  gehen  mit  ticiu 
JMädchen^  =  ,zu  dem  Mädchen^  Vgl.  MomLritius  nn  einer 
anderen  Stelle:  Porphyrius  intravit  im  palatium  cum  imperatrice 
,Y.\\v  Kaiserin^  liier  bietet  MomLritius  nur:  ,.  .  .  .  nt  inveniamus 
requiem'.  Et  euntes  cecideriint  ad  pedes  heatae  K.  —  Es  scheint 
mir  daher  unnöthig,  einen  Emendationsversuch  zu  machen  und 
etwa  collä  donu  <\ne\  vando  (donne,  adonne  ist  nämlich  im 
Süden  für  dove  zu  belegen). 

840.  fo  respondendo  =  respuse,  oder  freie  Anwendung 
des  Grerundiums  statt  einer  finiten  Form. 

845.  Handschrift  coimiti:  von  dem  zweiten  Zeichen  ober- 
halb der  Zeile  muss  man  in  jedem  Falle  absehen;  das  Uebrige 
kann  covjunfi,  oder  convinH  gedeutet  werden.  Das  Letztere 
würde  einen  trefflichen  Sinn  geben:  ,wie  (^  da)  ihr  [nunmehr] 
überzeugt  seid,  so  möget  ihr  auch  standhaft  sein'.  Der  Reim 
dagegen  (wenn  nicht  Verse  fehlen,  was  aber  wenig  wahrschein- 
lich ist)  fordert  conjunü,  das  nicht  leicht  zu  erklären  ist;  etwa 
,da  ihr  eines  Sinnes  seid'. 

848 — 849  reimen  nicht  mit  einander;  entweder  fatigate 
oder  acquistarete.     Ersteres  kommt  dem  Metrum  zu  statten. 

Vor  oder  nach  8(J1  fehlt  ein  Vers;  a  giorni  d.icisepte  gibt 
wohl  das  Datum  des  Martyriums  an ;  in  der  grossen  lateinischen 
Legende  wird  als  solches  der  13.  November  bezeichnet. 

865.  jihren  Weg  durch  die  Leute  hindurch  nehmend', 
,sich  durch  die  .Leute  heimlich  schleichend'  (vgl.  bei  Dante: 
tenne  a  sinistra,  Sacchetti :  tenne  versa  Bologna).  —  Aenderung 
zu  temeMdo  ,aus  Furcht  vor  .  .  .'  ist  demnach  nicht  nöthig. 

896 — 897.  Die  Wiederholung  von  respuse  ist  verdächtig; 
vielleicht  propiise. 

905.  Hs.  &  ogni  hene;  wohl  Verwechslung  zwischen  e  Con- 
junction  und  e  Verbum.  Ich  hielt  mich  daher  für  berechtigt,  letz- 
teres einzusetzen. 

918 — 919.  Entweder  vetoperarai  als. erste  Person  und  voi  = 
vos,  worauf  mit  plötzlichem  Uebergange  zur  zweiten  des  Sing. 
te  (so  ist  jedenfalls  statt  in  zu  lesen)  folgt;  oder  vefoperare 
voi  (=  lat,  ms).  Letzteres  ist  weit  ansprechender;  doch  da 
ich  zweifelte,  beliess  ich  die  Lesung  der  Handschrift. 

Nach  928    fehlt    eine  Zeile ;    etwa  se  tu   ine  dal  la    morte, 


Mlttheilunf,'«n  ;hip  lomiiniscben  Handscliriftcn.  II.  A\J  i 

943 — 945  sind  tlrei  Verse  mit  gieiclicm  Keime.  Es  kann 
immerhin  eine  Zeile  fehlen;  aber  wahrscheinlicher  ist  es,  dass 
944  sich  aus  anderen  ähnlichen  Stellen  eingeschlichen  hat. 

945 — 946  berichten  bereits  über  die  Thatsache,  welche 
1070 — 1071  wieder  mit  denselben  Worten  erzählt  wird.  In 
den  anderen  Versionen  findet  sich  liier  bloss  der  Befehl.  Diess 
genüg-t  aber  nicht,  um  eine  Emendation  zu  stesse  (staesse,  die 
übliche  Form,  geht  nicht  in  den  Vers)  und  vexUsse  nüthig  zu 
machen. 

952  ist  wenig  deutlich. 

982.  dice  =  didtur;  Diez,  Gramm.  III,  208. 

982.  ad  terra  ,herunter^ ;  vgl.  a  v.alh  , steige  [von  deinem 
hohen  Palaste]  herab^ 

992.  Ich  folgte  der  Handschrift,  welche  mo  ua  trennt; 
,nun  gehe^  statt  des  zu  erw^artenden  ,nun  komme'.  Vgl.  1101 
wo  man  ebenfalls,  statt  gire,  venire  vorziehen  würde.  Ueber 
den  Reim  madonna  :  mö  va  vgl.  Anm.  zu  226.  INFan  könnte 
indessen  auch  mova  ,sich  in  Bewegung  setzen,  sich  begeben' 
vermuthen;  es  läge  dann  indirecte  Rede  vor. 

999.  Besser  intraro. 

1003.  queh  —  quello  (st.  quill o ,  Avenn  nicht  neutral)  auf 
lume  rhiaro   bezogen. 

1028.  Ich  druckte  aconci  a  fare  wegen  1217.  1506. 

1039.  Hs.  saie.    Man  könnte  auch  hon   e  trennen. 

1047.  Oder  che -IIa '^  ammoUare  w^äre  dann  transitiv. 

1062  ff.  Es  scheint  sonderbar,  dass  Katharina  dem  Por 
phyrius  und  seinem  Gefolge  einschärft,  Niemanden  das,  was  im 
Kerker  vorgefallen  war,  mitzutheilen.  Man  würde  eher  er- 
warten, dass  sie  sie  auffordert,  den  neu  angenommenen  Glauben 
offen  zu  bekennen.  Ob  nicht  da  etwas  fehlt?  Bei  Mombritius 
heisst  es,  Porphyrius  und  die  Seinen  hätten  den  Kerker  ver- 
lassen praecipientes  custodibus  tif  nidli  liaec  indicarenf.  Möglich 
daher  dass  nach  1061  ein  paar  Zeilen  ausgefallen  sind. 

1098.  Es  ist  nicht  klar,  ob  die  Handschrift  pe  (=  per) 
oder  2^"  (==  p(^sf)  liest.  Da  ich  in  südhchen  Texten  präposi- 
tionales  poi  nicht  fand  und  pe  =  per  noch  jetzt  häufig  ist,  so 
beliess  ich  letzteres;  etwa  ,unterdessen'.  Auch  644  kommt  yc 
qupstn  vor.  und  obgleich  es  hier  leicht  ist  ,desshalb'  zu  über- 
setz(;ii,  SU  kann  es  auch  wie  1098  eine  temporale  Locution  sein. 


408  Mussafia. 

10i*l>.  et  j'o  presto  kann  ein  Zwischensatz  sein;  ,nnd  zwar 
o-escliah  dicss  schnellt  Oder  es  ist  dem  recordose  coordinirt : 
,und  war  gleich  bereit  [sich  zn  erknndigen]'. 

1104 — 1105  reimen  nicht  mit  einander;  etwa  guardando 
mit  freier  Anwendnng  des  Grernndinms;  oder  sfane,  da  3.  Sing. 
Perf.  Ind.  anch  sonst  mit  -ane  gebunden  vorkommt. 

1106 — 1107  reimen  ebenfalls  nicht  mit  einander;  ein 
schwaches  Perfect  von  dare  ist  wohl  nicht  anzunehmen. 

1109.  no  potea  affare  muss  bedeuten  ,es  konnte  nicht 
anders  sein^  Vielleicht  ist  auch  hier,  wie  in  manch  anderer 
Stelle,  ein  Abfallen  von  einer  Construction  in  die  andere  zu 
erkennen.  Gemeint  ist  non  potea  fare  (äff.  mit  üblicher  Pro- 
thesis  des  «-)  che,  se  non  avesse  magnato,  avesse  lu  fiato  oder 
che,  se  .  .  .  .,  non  avesse  perduto. 

1152  ff.  sind  mir  nicht  gut  verständlich,  und  ich  ver- 
muthe  irgend  eine  tiefer  gehende  Corruptel,  vielleicht  Verlust 
einiger  Zeilen.  Es  sei  indessen  eine  Erklärung  versucht. 
Maxen tius  sprach  von  Katharina's  helleze  und  sapire.  Wenn 
sie  nun  in  der  Antwort  sagt:  de  que  pensate  voi'?  und  es  folgt 
de  mio  int.,  so  muss  auch  vor  bell,  dieselbe  Präposition  stehen; 
also  Della  statt  Se-lla.  (Oder  soll  man  de  vor  intell.  streichen 
und  lesen  se-lla.  hell,  et  mio  intelL?)  Dem  de  que  pensate  ent- 
spricht dann  1154  de  qitesto  non  pensete:  ,was  macht  ihr  euch 
um  meine  Schönheit  tmd  meinen  Verstand  Sorge?  (oder:  ,wenn 
es  meine  Schönheit  und  mein  Verstand  sind  [um  die  ihr  euch 
Sorgen  macht] ),  so  möget  ihr  da  nicht  denken,  dass  ich  sie 
(die  Schönheit)  so  theuer  halte  u.  s.  w.^  Sie  nimmt  also  hier 
blos  auf  die  Schönheit  Bezug;  indessen  ist  es  begreiflich,  dass 
sie  ihre  Missachtung  vergänglicher  Vorzüge  besonders 
betone.  Dass  diess  Alles  nicht  sehr  befriedigend  ist  und  dass 
andere  Deutungsversuche  leicht  gemacht  werden  könnten,  ist 
selbstverständlich.  Im  Zweifel  habe  ich  keine  Emendation 
vorgenommen  und  nach  1153  nur  ein  Komma  angewandt.  — 
Es  sei  schliesslich  noch  bemerkt,  dass  Mombritius  nur  von 
Schönheit  spricht:  ,Noli  perdere  (—  1148)  pidchritudinem  tuam'. 
Cath.  respondit:   Quid  miraris  in  pidchritudine  onea  .  .  .? 

1177.  che  se  fa  scuro  mag  auf  veneturo  ,die  Zukunft'  sich 
beziehen  und  bedeuten  ,welche  im  Dunkel  gehüllt  ist^ 


MitUioilunf;cn  aus  loiiianisclieii  irandscliriftcn.  II.  409 

1178.  Wie  ist  VI  dahio  zu  deuten?  etwa:  ,bei  deiner 
Antwort  auf  meine  Anerbictungen  beziehe  dicli  niclit  auf  so 
ungewisse  Dinge  wie  die  Zukunft';  oder  bildet  in  d.  den 
Gegensatz  zu  folgendein  Verse  ,bei  deiner  Antwort  hege  keinen 
Zweifel  über  die  Aufrichtigkeit  meiner  Absichten'?  —  Es  ist 
indessen  möglieh,  dass  hier  nur  die  bei  .lae.  a  Varag.  (in  ähn- 
lichem, aber  allerdings  nicht  identischem  Zusammenhange) 
vorkommenden  Worte:  noll  dnbiis  respondere  sei-monlbu.s  wieder- 
gegeben werden. 

1200.  Hs.  sano  d  jovaua;  der  Reim  forderte  die  Um- 
stellung. 

looO.  Die  Darstellung  ist  etwas  verworren,  doch  der  Sinn 
klar.  jMaxentius  war  schon  von  früher  her  gegen  seine  (le- 
malin  erbost,  weil  sie  ihm  Vorwürfe  gemaclit  lialli!:  er  hatte 
sie  daher  bedroht  und  sie  musste  einige  Zeit  hindurch  es  ver- 
meiden vor  ihn  zn  treten  ;  erst  als  sie  von  Kathariua's  Mai'ter 
und  dem  geschehenen  Wunder  Kunde  erhielt,  kam  sie  zu  ihm 
und  ermahnte  ihn,  gegen  Gott  nicht  ankämpfen  zu  wollen. 
J\[it  lo40  beginnt  in  der  Handschrift  ein  neuer  Abschnitt.  Ich 
bin  ihr  darin  nicht  gefolgt,  da  undi  .  .  .  mit  dem  Vorangehenden 
innig  zusammenhängt.  —  Jiemerkenswerth  ist,  dass  weder  in 
unserer  Legende  von  einer  früheren  Unterredung  zwischen  der 
Kaiserin  und  Maxentius  die  Rede  gewesen  ist,  lux-h  die  anderen 
Versionen  etwas  davon  wissen. 

1333.  Klarer  wäre  p.  per  [rjam.monire. 

13.'>4.  Eine  kleine  Aendernng  der  (.■onstructioii,  statt  n  per 
rliß  oder  e  per  cih  che  Iv  rcpiUlone. 

1375.  Sollte  bedeuten  ,so  lange  die  Welt  ihi  ist'  d.  h. 
, dauert'.  Wie  ]iasst  dicss  aber  zum  Vorhergehenden?  Das 
hene  von  74  bezeichnet  die  liinunlische  (»lückseligkeit;  und 
diese  ist  doch  ewig. 

1391  kann  auch  zum  Vorhergehenden  gezogen  werden. 
Dann  Komma  nach  90,    Semicolon  nach   91. 

1398.  fare  de  socferrare  ,sich  mit  der  Beerdigung  be- 
schäftigen'. 

1401.  Ergänze:  ,sie  unbeerdigt  zu  lassen'. 

1403.  Nebensatz  ohne  che  wie  l.")9S  o(l(u-  dirccte  Rede. 
1  )ann  (yolon  nach  respondero. 

Sit/.iin|,'sl.ev.  <1.   pliil.-liist.  Cl.     CX.   VA.   II.  IlCt.    ■  27 


410  Mnssafia. 

1409.  sancti  kann  nicht  Singular  sein.  Die  Emcndation 
sancfo  :  nanti  wäre  bedenklich.  Man  erkläre  ,\vie  es  Heilige 
sind'  und  vergleiche  293. 

1422.  oisei  in  indirecter  Rede  entspricht  einem  oimei  in 
directer;  so  bei  Boccaccio:   Oise,  dolente  se. 

1427.  ,mit  denen,  die  du  unter  deiner  Botmässigkclt 
hieltest^,  d.  h.  ,du  und  die  deinen  leitetet  das  Reich'. 

1428.  era  kann  erste  oder  dritte  Person  sein:  ,ieh  baute 
auf  euch  und  nährte  keine  Sorgen'  oder  ,das  Reich  war  durch 
euch  in  Ruhe  und  Sicherheit'. 

1429.  ,Wer  hat  dich  mir  mit  List  entrissen?'  oder  gahhato 
in  der  geAvöhnlichen  Bedeutung  ,hinters  Licht  geführt'  und  me 
ist  ethischer  Dativ. 

1430.  Cesar  kann  nur  Maxentius  sein  (der  freilich  in 
unserem  Texte  nie  so  bezeichnet  ist);  an  Cesar  (=  Cursafes 
der  anderen  Versionen)  von  1240  ist  nicht  zu  denken.  Die 
Rede  von  1423 — 1429  ist  daher  als  ein  Monolog  aufzufassen. 
Maxentius  beklagt  zuerst  in  seinem  Lmeren  den  Abfall  Por- 
phyrius',  dann  wendet  er  sich  zu  diesem.  1430  ist  respuse  kaum 
richtig ;  besser  etwa  prop. 

1445.  Doch  ingnenocckino,  da  nur  von  Porphyrius  die  Rede 
ist;  doch  vgl.  bei  Mombritius :  quos  uhi  vidisset  Porplujrms  per- 
terrlfos  dixit  eis  :  Dhniitiiis  caput  et  ad  pedes  itis.  Es  ist  daher 
immerhin  möglich,  dass  nach  43  zwei  Zeilen  ausgelassen  wurden. 

Nach   144G  (oder  vor?)  feldt  eine  Zeile. 

1448.  te  vor  piace  ist  kaum  entbehi'lich. 

1453.  Es  ist  commandone  gemeint;  über  -one : -ane  siehe 
die  Einleitung  unter  ,Reim'. 

1479.  Oder  allos.  mit  dem  beliebten  Präfix.  Ich  zog  a-ll. 
vor  um  die  übliche  Präposition  nach  cominciare  zu  erhalten 
und  weil  910  einfaches  los.   vorkommt. 

1483.  , ob  wohl  du  mit  deiner  Zauberkunst  die  Ursache 
des  Todes  meiner  Frau  warst';  1487  ist  fecisfi.  (das  übrigens 
dem  Metrum  zuliebe  besser  zu  streichen  wäre)  der  Deutlichkeit 
halber  wiederholt. 

1494.  Nicht  ganz  klar  ob  lassi  oder  -e.  Ich  wählte  die  üb- 
liche Form. 

1500.  Vor  donna  ist  farragio  aus  1499  und  zwar  als  selb- 
ständiges, nicht  als  modales,  Verbum  zu  ergänzen. 


Mittheihingcn  aus  romanischon  Ilaiidschriften.  11.  411 

1543 — 1544.  Wenn  44  ,dann  werde  ich  micli  [tödten]  lassen' 
bedeuten  sollte,  dann  würde  43  in  der  Lnft  schweben  und  man 
müsste  entweder  facta  qu.  or.  oder  in  Verbindung"  mit  dem 
Vorherg'chcnden  Fare  qu.  or.  conjceturiren.  Oder  soll  poi  me 
(als  ethischer  Dativ)  lassarone  qu.  niea  or.  construirt  werden ; 
.nachher  werde  ich  sie  endigen'?  Die.se  Erklärung  s^lieint  mir 
überaus  matt.  Um  nicht  7A\  präjudiciren  unterlicss  ich  hier 
jede  Interpunction. 

1548.  Ohne  Zweifel  soa  oder  vielmehr  .so,  da  «wo?-  Mas- 
culinum  ist  (1599.  1606);  -a  ist  Dittographie. 

Nach  1549  fehlt  eine  Zeile. 

1551.  vn'  ist  kaum  haltbar;  wohl  nu.  oder,  um  die  sonst 
stets  vorkommende  Form  zu  gebrauchen,  nuL 

1552 — 1553.  In  beiden  Versen  entweder -ocf^///«  oder -occhiara. 

1553.  Hs.  in  ne  lu;  innaln  befriedigt  nicht,  da  man  doch 
nicht  adocckia  nel  cielo  sagt.  Es  bleibt  nur  inversus,  bei  tosca- 
nischen  (ob  aber  auch  mundartlichen '?)  Schriften  in  ver.  Das  r 
zu  ergänzen  oder  ausgefallen  wie  in  pe. 

1557.  Hs.  gränerte;  ich  nahm  v  als  verschriebenes  u  an 
und  ergänzte  ui. 

1558.  Einfacher  Avärc  cunqua  [n]  vid;  doch  zog  ich  es 
vor,  mit  dem  Ueberheferten  auszukommen. 

1581.  Ist  'penso  postverbales  Substantiv"?  dollio  könnte 
aucli  3.  Pers.  Plur.  sein  (^dolevnf),  dann  müsste  man  pensa 
lesen  und  -a  -—  -änn  annehmen,  eine  Endung,  die  in  unserem 
Texte    nur    1707    im  Reime  vorkommt. 

1596.  preferifo  ist  wenig  verständlich,  daher  niclit  klar 
ol)  dieser  Vers  zu  li.  (junrda  oder  zu  a  in  97  gehört. 

1()06  njnfa  könnte  Imperativ  nach  che  sein  (vgl.  die  fol- 
gende Anm.),  doch  der  Reim   mnclit  räthlich  afiifa  zu  lesen. 

1(338 — 1639.  In  beiden  Versen  -afa  (Imperativ  nach  che 
wie  im  Altfranz.)  oder,  Avas  einfacher  ist,  -efe. 

1660.  Statt  Et  colli  möchte  man  Ecco  (,dort'  wie  in  der 
llA^jU.,  und  im  jetzigen  Abruzz.)  li;  stando  i=  stanno. 

1()61  versteheich  nicht  recht;  möglich  dass  in  colla  pane 
ein  Substantiv  steckt. 

1662.  aspectano  könnte  Gerundium  sein  wie  1545,  wo  die 
Handschrift  ebenfalls  fjuardano  statt  -anno  bietet;  der  Reim 
alur  fordert  -i'ctano  und  somit  ist  stao  zu  tilgen. 

'>7* 


412  Mussafia. 

1G78.  anche  ist  zur  Notli  haltbar;  anfl  (nanü)  , vielmehr' 
wäre  befriedigender. 

Vor  oder  naeh  1G90  fehlt  eine  Zeile. 

1()92.  adterraro  kann  , begraben'  (so  Arch.  stör.  nap.  IV, 
444)  oder  , zur  Erde  hinuntertragen'  bedeuten;  der  Sinn  bleibt 
derselbe. .  Es  wird  nämlich  l()91-94  genauer  ausgeführt,  was 
82-90  erzählt  Avurde:  Die  Eugel  fassten  den  Leib  K.'s,  trugen 
ihn  auf  den  Berg  Sinai  und  begruben  ihn  dort.  Die  erste  und 
die  letzte  Handlung  folgten  aber  nicht  unmittelbar  auf  einander, 
sondern  das  Tragen  durch  die  Lüfte  dauerte  zwanzig  Tage. 
Die  Construction  ist  volksthümlich  ungelenk ;  nanti  lässt  eine 
andere  Wendung  des  Ausdrucks  erwarten. 

1707.  ,nach  dem  Zeugnisse  der  Reisenden,  w^elche  sich 
dorthin  (zum  Berge  Sinai)  begeben'. 

1741.  Man  möchte  quillo  vorziehen. 

1759.  Ja  soa  memoria  ist  absoluter  Accusativ  wie  la  sua 
tnerM  u.   s.  w. 

1760.  Hs.  conducl  na;  na  wäi'e  r:^  nella ;  dann  aber 
würde  der  Accusativ  zu  conduci  fehlen. 


Mittheilungen  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


418 


Glossar. 


(1 :  niilio  homo  trovai  cIi  a  nie  staesse 
760  =  contra  nie,  wie  im  V.  597, 
capire  (Mo  temino  , Platz  finden  in 
dem  Tempel'  lO'J;  ad  queUo  che. 
acqidstate  ,im  Verg-lcich  zu'  850 ; 
ad  qncllo  che  vedemo  ,n;u-h  dem'  788; 
alla  script'ura  de  Omero  la  vencerayio 
,bei  [Anführung]  der  Schrift'  oder 
instrumentales  a  , durch,  mittels' 
;")'.K);  <id,  Ire  jarni  ,nach  Verlauf 
von'  1034.  —  a  vui  ä  spene  1557 
ist  niciit  sicher. 

abesongiuso  ,bediirftig'   1586. 

aliisognare  , bedürfen'  1603.  Vgl.  Subst. 
ahenogno  in  HAqu.  906. 

Hccommandare ,  adcomm.,  acomin.  = 
it.  raccomm.  357.  1267.  1383.  1540. 
1602;  daneben  recomni.   1642. 

acconciare  intran.s.  :  acconcia  de  farelo 
,mache  deine  Anstalten  um  es  aus- 
zuführen' 1216. 

ncchoro  ,Chor'  1615;  344  steht  clioru. 

aconvenirse,  ade.  ,passen'  56.  231  statt 
des  einfachen  conv.  So  HAc^u.' 
Aiu:h  in  der  C'rusca  acconvenirsi 
,voce  poco  usata'. 

adahare  ,hochhalten,  preisen'  533. 

admannorUo  ,  vor  Schrecken  ver- 
steinert' 1440. 

adocchiare  ,den  Blick  erheben'  1553. 

adorta;  pol  che  sarro  alla  foxa  adortu 
,zu  Grabe  getragen'  1 169 ;  die  eigent- 
liche Bedeutung  scheint  zu  sein  ,in 
die  Höhe  heben',  dann  ,et\vas  Ge- 
hobenes tragen';  so  HAcju.^  281  la 
loro  hanera  haoeano  adorfa  per  sal- 
lirela  ad  alto  ,sie  ergriffen  und 
trugen  hoch  die  Fahne';  vgl.  ibid. 
179    le    fjeiiti    hauiano   adorte;   der 


Herausgeber  erklärt  ,eruno  oenufe' ; 
mir  scheint  besser  ,aveüano  eccitato 
a  sollevazione'' .  Ist  bloss  das  l'ar- 
ticipiuui  zu  belegen  oder  waren 
auch  andere  Verbalformcn  vor- 
handen? Und  woher  das  Wort? 
Die  Bedeutungen  des  lat.  adorlri 
stimmen  nicht  gut  dazu. 

adfcj-rare;   s.   Anm.   zu   1692. 

affare:no  ijotea  af.;  s.  Anm.  zu  llOU. 

afferrare;  dove  U  rey  se  afferra  ,wo 
die  Schuldigen  ergriffen  [und  be- 
straft]  werden'   1357. 

affoschito  , dunkel  geworden'  1165  von 
Blumen,    die   ihre  Farbe    verloren. 

aglnu  :  ';<  ag.  ,in  Eile'  1101;  das 
Verbum  und  wohl  auch  das  Nomen 
lebt  noch  in  südlichen  Mundarten ; 
so  verzeichnet  Finamorc:  aquilan. 
ajinarse  ,affrettarsi' ;  terani.  jiiiä. 
Die  Crusca  hat  das  Wort  mit  einem 
Belege  aus  der  Tav.  ritonda  und 
übersetzt  es  ,fi-etta,  proutezza'; 
dazu  bei  Manuzzi :  ,(lici(inio  pro- 
priamente  avere  (KjinKl  cioe  for- 
za,  possa,,  leim'.  Unter  gina 
werden  nur  die  letzteren  Bedeu- 
tungen atigegeben,  und  zwei  Be- 
lege, worunter  einer  aus  Davanzati, 
beigebi-acht.  Die  neueste  Auflage 
der  Crusca  hat  das  Wort  in  das 
Glossar  verwiesen,  wo  sich  auch 
ein  Beleg  für  aina  findet.  Alle  drei 
Formen  bei  Diez,  der  zugleich  jene 
Stelle  aus  Dante's  de  vulg.  eloqu. 
anführt,  in  welcher  das  Wort  (in 
der  Form  aina)  den  Marchigiani 
zu {jesch rieben  wird.  Diez  verirleicht 
ferner    Mittellateiuisches,   Altspan. 


414 


M  VI  s  s  a  t'  i  ;i 


luul   Altiiurt.   iiiul    gil)t  als  Etymon 
den  Stamm  von  agere -{- Siiü.  ina  an. 

allocare  =  it.  collocare  1763. 

allosengare?  s.  Anni.  zu  1179-,  mit 
dem  Präfixe  IIAqu.'  öll. 

allmfrare  ,blitzen'  482;  IIAqu.'  1-233 
adlust[r]are;  vgl.  mit  anderem 
Präfixe  abruzz.  seliistrh  selustrija 
,lampeggiare',  selmfre  ,lampo'. 

ammacfare  ,matt  machen,  überwinden' 
582.  GOO,  auch  im  älteren  Toscan. ; 
vgl.  neap.  smattare  ,  abbattei'e ', 
Diez  s.  V.  matto. 

ammollare  intrans.  ,weich  werden' 
(im  figürlichen  Sinne)  1017;  viel- 
leicht ist  es  als  Transitivum  auf- 
zufassen; vgl.  Anm. 

antisti  (Sing,  -o  oder  -e?);  von  den 
heidnischen  Gelehrten,  deren  bal- 
dige Bekehrung  verkündet  wird, 
heisst  es  che  forii  cos\  antisti  611. 
Am  leichtesten  böte  sich  Annahme 
eines  Latinismus:  antistes  , Meister 
in  einer  Wissenschaft,  in  einer 
Kunst'.  Indessen  ist  aus  jetzigen 
Mundarten  zu  verzeichnen:  aqnil. 
andiste , vivace,  irrequieto';  anderswo 
im  Abruzzo:  'ndiste  ^nziste  ,svelto, 
intelligente',  zunächst  von  Kindern; 
neap.  'ntisto  'nzi-sto  ,insistente,  mo- 
lesto'.  Je  nachdem  man  von 
den  angegebenen  Bedeutungen  die 
eine  oder  die  andere  urgirt,  ge- 
langt man  zu  , gründlich  unter- 
richtet' oder  zu  , ungestüm,  hart- 
näckig', und  Beides  würde  auf  die 
heidnischen  Philosophen  passen, 
lieber  das  Etymon  wage  ich  keine 
Vermuthung;  das  Concurriren  der 
Dentalis  mit  der  Sibilans  macht 
die  Sache  noch  schwerer.  Gegen 
Zusammenliang  mit  testa  (lat.  te-, 
roman.  aber  te-)  scheint  i  zu 
sprechen. 

apponere  ■=  it.  opporre  , widersprechen, 
widerlegen ,      eine     Meinung     der 


alliieren   entgegensetzen'  364;  eher 
o-  zu  a-  (§.  2'J)  als  Präfixtausch. 

hancha  ,Kichterstuhr  von  Maxentius 
608;  davanti  alla  soa  h.  entspricht 
der  sonst  (35.  75.  1175)  gebrauchten 
lateinischen   Formel  pro   trihimale. 

hcmnire;  s.  Anm.  zu  481,  zu  welcher 
noch  hinzugefügt  werden  möge, 
dass  hommire  Ant.  ital.  VI,  908 
vorkommt;  um  so  eher  wird  man 
auch    in   unserem  Texte   so    lesen. 

caidii  adverbiell:  sc)  c.  se  farrane  987. 

cacciunelh  ,kleiner  Hund'  73U;  abruzz. 
cacciune,  cacciuneUe,  caccndteUe  ,cuc- 
ciolo,  cagnolino'. 

campare  ,unversehrt  bleiben'  871  von 
den  Haaren  der  zum  Feuertode 
verurtheilten  Gelehrten. 

cavalero:  Plur.  -i  in  der  Bedeutung 
,Vüllstrecker  der  Todesstrafe'  Sü'.^- 
vgl.  die  Crusca.  An  anderen  Stellen 
bedeutet  es  .Ritter'. 

celestiano  1021.   1073. 

cello  ,Vogel'  88.  106;  abruzz.  ccU§, 
cnipb.  cielle  (neben  ancielle). 

cohelli:  no c.  ,niclits'  731 ;    vgl. 

RS.  Anm.  zu  V.  100. 

commenente  in  der  Bedeutung  des 
altit.  convenente,  afz.  covenent  ,Ereig- 
niss,  Thatsache'  1696;  so  HAqu.' 
112  se  male  vie  comm.  ,wenn  es 
mir  schlecht  geht,  wenn  meine 
Angelegenheiten  schlecht  stehen'; 
273  lior  ve  vogKo  contai-e  che  ce  fo 
comm.  ,was  uns  geschah';  noch 
cmpb.  ch§  m'  e  stat§  cummfnende! 
,che  mi  e  successo!'-  (Arch.  IV,  106). 
435  convenente  m'h  statu  kann  ebenso 
übersetzt  werden:  ,es  geschalt  mit 
mir  wie  es  beim  Propheten  hei.sst'. 
Indessen  lässt  sich  hier  auch  die 
Bedeutung  von  cmivenire  adconv. 
erkennen:  ,Es  passte  mir,  es  schien 
mir  geziemend'. 

commövere  , beben,  von  der  Erde'  480, 


Mitthoilungcn  aus  romiinischen  Handschriften.   11. 


415 


complcminto  :  avffominto  soctile  ad  comp. 

,vollständig'  705. 
roncol/o  ,gesammelt'  16ö.   191. 
conquisto  :  ui   c.   ,hast    ersonnoii'   C63. 

contenere  ,beh,aiij)toii'  294.  607;  also 
mit  anil(>rem  Suffixe  als  it.  sostenere. 

contrariai-e  ad  [mxa]  questione  ,wider- 
lofreu'  580. 

co)ii(.iccre :  c.  lo  cliinro  (InJlo  faxen. 
, unterscheiden'  11;  in  V.  1192 
scheint  es  ,vergelten'  zu  bedeuten. 

roiivecc  321  sehe  ich  als  it.  conv.irne, 
mundartlich  conve  entsprechend  an ; 
-ce  wäre  paragogisch  wie  in  foce. 
l-^-(MlicIi  führte  '/.nfofoce  ein  anderes 
l'erfect  fcce  fe  (dass  alle  mit  ,Pa- 
ragoge'  bezeichneten  Erscheinun- 
gen schliesslich  auf  analogische  Vor- 
gänge zurück/.nfiilireii  sind,  braucht 
kaum  gesagt  zu  werden;  so,  um 
ein  anderes  Beispiel  anzuführen, 
veranlasste  face  fa  neap.  va  vacc), 
während  in  unserem  Worte  ein 
Präsens  vorliegt. 

erat.  , morgen'  1201;  in  der  Schrift- 
sprache veraltet;  noch  lebend  in 
vielen  Mundarten,  zumal  des  Cen- 
trums und  Südens. 

croce  :  farse  er.  ohne  Artikel  ,sich  be- 
kreuzigen' 700. 

cunlo  :  foro  hen  doeento  per  c.  wörtlicli 
,der  Rechnung  nach',  also  , wohl- 
gezählt' 1055;  vgl.  KS.  jpe?-  cominto. 

cuft/odifie.  Gl  scheint  zu  bedeuten 
, durch  das  Gesetz  bestimmt'. 

daventro  ,hinein'  21. 3;  HAqu.'  790. 
•Noch  lebend;  so  z.  B.  in  Agnone 
(Molise)  loelte  daveiür  ,dort  drinnen'; 
Canti  n,    268. 

davuncha  ,wo  immer'  544;  n  st;itt 
des  erwarteten  o  (it.  dovunque) ; 
HAqu.''  99  daunqur;  IIAqu.2  öfters 
dav.  neben  seltenerem  dov.  Ist 
o  zu  a  in  anlautender  tonloser 
Silbe  (trotz  folgender  Lal)ialis)  an- 
zunehmen, oder  liegt   eine   andere 


Bildung  vor:  de  ah  unquain?  Letz- 
teres wäre  gar  seltsam,  da  imqiiani 
sich  niir  an  schon  vorhandene 
Wörter  fügt. 

de :  confarafjio  de  una  ystoria  19  (s. 
Anm.);  de  cio  che  te  dico  jxra  de 
no  redirelo  ,betreÖ's  dessen'  973; 
ähera  pof.ido  d' ofjni  lenf/na  i)arlare 
278;  loco  .  .  .  ordcnato  de  fare  le 
vialrfilia  1521 ;  corria  fare  de  questa 
socterrare  1399. 

declinare-.ad  qvale  tou  core -a?  ,wozn 
neigt  sich  dein  Herz?'   1205. 

dclleMo  045.  Der  Sinn  des  Wortes 
ist  mir  niclit  selir  klar.  Der  Erz- 
engel Michael  Ivündigt  Katharina 
die  himnilischo  Glückseligkeit  an, 
romo  ce  e  del.  Ist  es  ein  verstärktes 
Icslo  ,wie  wir  [im  Buche  der  Zu- 
kunft] lesen,  wie  uns  vorherge- 
kündigt ist'?  Oder  entspricht  es 
einem  it.  adj.  fZ*fe^/fo  ^=  dilectus  , ange- 
nehm, lieb'?  Da  kein  volkstliüm- 
liches  Verbum  dellcgeve  annehmbar 
ist,  so  müsste  das  isolirte  Adjectivum 
unter  Einwirkung  des  Partici]>iums 
von  legere  sein  -st-  statt  -tt-  er- 
halten haben. 

denanti;  s.   enanti. 

dcspendcre  =  it.  spcndcre  151,  <>  des- 
pisu  417.  Uebrigens  aucli  im 
Italienischen,  w(Min  auch  bei  weit(!m 
weniger  gebräuchlich. 

de.ftpeczare  128G  neben  einfachem  spe- 
ezare   1284. 

dessepare  von  den  Rädern  , zerbrechen 
und  die  Stücke  umher  zerstreuen' 
1285.  Auch  die  altgen.  Legende 
gebraucht  hier  dasselbe  Verbum : 
531  e  quele  roe  disxipasse.  Nicht 
anders  bei  Jac.  a  Varag. :  vir(io  do- 
minum exoravif,  id  macliinam  dis- 
slparef.  E.s  liegt  indessen  keine 
knechtische  Uebersetzung  des  la- 
teinischen Ausdrucks  vor,  denn 
HA((U.-  G44  heisst  es  von  einem 
Schlosse    aijia    malanno    lo    comune 


416 


M  ussaf  iiL 


Aqitllaiio  che  .  .  .  iiol  free  dcnipare. 
Noch  im  abnizz.  dissceph  ,ronipero, 
aftrnngere' ;  dazu  iieap.,  lecc,  cam- 
pob.  XI.  s.  w.  sippa  seppä  ,strappare, 
svellero'  (Arch.  IV,  151-152  Anm.) 
Vgl.  endlich  die  letzte  Ausgabe 
der  Crusca  dissipare,  §.  VI:  ,fran- 
gere,  l'are  in  pezzi'. 

ditit :  stendere  In  düu  als  Geste  der 
Bitte  um  Gehör,  1315. 

doclare  ,t'ürcliten'  968 ;  so  auch  im 
älteren  Italienischen. 

durare:  se  lo  duravano  , ertrugen  es' 
205;  so  HAqu.'  284  como  se  Uo 
duraof  b\l  Quant e  ontc  li  feceano 
tutte  se  le  duravano.  Ant.  ital.  VI, 
1019  ^2"^^  diio  parlo  in  pace  te  lo 
dura.  Ohne  den  Dativus  ethiciis 
1217. 

evangelizare  ,gute  Nachricht  bringen' 
653-,  gibt  das  entsprecliende  Wort 
des  Lateinischen  wieder;  so  in  der 
ältesten  Version:  e(/o  sum  Michael 
...  missus  .  .  .  haec  sibi  evangelisare. 

fallura  ,Fehl'   1741;  auch   im  älteren 

Italienischen. 
fameglia  , Dienerschaft'  1181,  mit  der 

speciellen     Bedeutung     , Schergen' 

1354;  §.  VI  der  Crusca. 
fantasia  :  ene  (jran  f.  ienere  per  qiicsfa 

via  , diesen  Weg   einzuschlagen  ist 

eine    Phantasterei,    eine    Thorheit' 

493. 
figerse  ,in  einer  Bewegung  innehalten, 

ausi'uhen'  232.  321  und  in  gleicher 

Bedeutung /are  _/?ci«  317.  Ygi.fitfo 

,ruhig'    in     lIA(iu.i    50.    208.    576; 

noch  jetzt  im  Abruzz.  fitte  ,quieto'; 

statte  ßtle  ,non  ti  muovere';  tarent. 

ajjiscersi  ,arrestarsi'. 
flectcre   lo   capo  714;    ad    tua  laude  se 

ßeciano  1277. 
fornire  la  morte  , sterben'    14G7.     Der 

Gebrauch     von    fornire     entspricht 

hier    der    Bedeutung     , ausführen'. 


ähnlich  wie  in  der  llAiiu.'  fornero 
la  pace.  Von  der  anderen  15e- 
deutung  , endigen'  ausgehend,  sagt 
man  im  Italienischen  für  , sterben' 
fornire  la  vita. 

frisciato  ^=  it.  fregiato  936. 

furunimente  , insgeheim'  864.  1390; 
wohl    mit   fitr    zusammenhängend. 

f/arjin  836,  Plur.  «/r^ora   173  , Freude'. 

(joliare  , verlangen',  eigentlich  , gierig 
verlangen'  1190;  war  auch  im  Alt- 
tosc.  vorhanden ;  vgl.  noch  tarent. 
i/u/io  jdesiderio  di  alcuna  cosa  da 
mangiare',  Vb.  ''ngolare,  campb. 
fi/)ul.§ju.ie  ,ghiotto'  =  ,golioso'  (Arch. 
IV,  153);  neap.  golio  ,desiderio, 
voglia'  (auch  in  der  Bedeutung 
, Muttermal'),  goliuso. 

guadagnia  , Gewinn'   1624. 

guardare  mitDativ  derPerson395.399. 

Uli  ,dort'  1546.  Man  wäre  versucht 
iui  fi'vi)  zu  bessern;  indessen  lebt 
noch  im  Abruzzo  ell§  ,dort';  vgl. 
esse  und  JL'ste  um  den  Ort  in  der 
Nähe  der  angeredeten  Person  zu 
bezeichnen.  In  den  HAqu.  kommt 
mehrfach  d'ellafi  ,von  dort'  (z.  B. 
1,  338.  2,  352)  vor;  bezüglich  des 
-ti  zu  vergleichen  mit  jecute  ,per 
Costa'  (über  ecche  ,hier'  vgl.  jecola) ; 
auch  -ce  wird  suftigirt: /^e^fece  ,di 
la,  per  colä',  jtecuce  ,per  qui,  per 
qua'. 

ImperialH,  ,Reich'  38;  vgl.  Anm. 

imprcuderc  , lernen'  418.  So  auch  im 
älteren  Italienischen ;  jetzt  ge- 
bräuchlicher apprendere. 

iuferuo  :  casa  -a  , Hölle'  851;  vgl. 
Dante  la  valle  -a. 

injjogorire  intrans.  , erschrecken'  249. 
Eine  andere  Form   ist 

inpaurire,  emp.  trans.  926,  intrans.  1011. 

inpicdemcntire  , verhindern,  stören'  369; 
auch  in  älteren  tose.  Schriften  zu 
treffen. 


Mittheilungen  aus  romanisclicii  Handscliiiften.  II. 


417 


inngno  ^=  it.  seqno  818;  abnizz.  '')izcgn§. 

invcrme)dre  intrans.  ,zvi  Würmern 
\v(M(lon'  von  einer  Leiciie   1171. 

inviscarse:  se  -a  77-  ,g"elit  auf  die 
Leimrutlie'  in  bildlichem  Sinn  , ver- 
setzt sich  in  eine  .schwierige  Lage, 
aus  der  er  sich  nicht  losmachen 
kann". 

Jaccre  ad  ima  pena  , einer  Strafe 
unterworfen  sein'  GO. 

Jccola  ,iuin,  soeben'  183-,  kommt  auch 
lIAqu.-  Gt-1  vor,  vom  Herausgeber 
.ade.sso'  erklärt.  Ob  das  Wort  im 
Ar|uil.  noch  lebt,  ist  mir  nicht  be- 
kannt. Finamore  führt  ans  der 
.Mundart  von  Palombaro  an  jierche 
.adesso,  appunto  ora';  unser  Wort 
ist  wohl  nur  eine  mit  der  Endung 
-öla  erweiterte  Form  davon  (oder 
ist  ein  Encliticon  -/«,  ähnlich  wie 
bei  den  unter  Uli  angeführten  Orts- 
adverbia,  anzunehmen?).  Es  dürfte 
mit  dem  ecchc  jetziger  abruzzesi- 
scher  Mundarten  (ecco  sehr  oft  in 
den  lUst.  Aqu.)  welches  .hier'  be- 
deutet, identisch  sein;  Adverbia 
der  Zeit  und  des  Ortes  berühren 
sich  vielfältig.  In  ic  könnte  man 
Diplithongirung  von  e  vor  -u  er- 
blicken :  da  diess  aber  der  einzige 
Fall  in  unserem  Texte  wäre  (dazu 
in  einem  Indeclinabile)  zog  ich  j  als 
prothetischen  Laut  (vgl.  Arch.  gloss- 
IV,   150,  §.  23)  vor. 

jorclitn  , bestürzt'  ;}()2.  In  ähnlichem 
Zusammenhange  steht  mehrfach  in 
unserem  Texte  stordilu;  trotzdem 
enthielt  ich  mich  einer  Emeudation, 
da  neap.  jorda,  abruzz.  joi-de  ,ma- 
lattia  articolarc  delle  bestie  equine' 
vorhanden  sind.  Es  ist  nicht  un- 
denkbar, dass  hier  ein  bildlicher 
Ausdruck  vorliege;  vgl.  neap.  a(j- 
(jhiordare  ,intorpidire,  indolenjire'; 
la  pawa    le   fj(jamme   l'af/^/hiordaje. 


ledere  mit  Dativ  der  Person  1()27. 

lesto  Part,  von  Ze//^e?'e  579;  §.  104;  so 
HAqu.2    0-26;    Ant.    ital.     VI,  989. 

loco  ,dort'   10.   1(588. 

fo(2«e?ft  :  Plur.  -e  ,Reden'  651. 

liimenera  , Beleuchtung'  237.  1080; 
it.   luminaria,  -ara. 

Inscone;  Plur.  -uni  939;  das  \\'ort  ist 
mir  gänzlich  unbekannt ;  dem  Zu- 
sammonliang  nach  nuiss  es  , Werk- 
zeug zum  Schlagen,  Peitschen'  I)e- 
deuten. 

Insfro  :  -a,  Adj.  zu  scienza  ,glänzend' 
569. 

malefiüo  :  IMur.  -«  ,lliin-ichtungen' 
1521.  Das  Wurt  dürfte  nicht 
schlechtweg  diese  IJedeutung  haben, 
sondern  hier  desshalb  angewandt 
sein,  weil  die  von  einem  Tyrannen, 
wie  Maxentius,  angeordneten  Hin- 
richtungen als  ,Uebelthaten,  Ver- 
brechen' angesehen  wird. 

viadna :  de  in.  ,ain  morgigen  Tage' 
979.  Ich  ]iätt(iaucii  in  einem  Worte 
drucken  können ;  it.   donia/flna. 

menedrare,  minist,  als  Irans,  mit  dem  ■ 
Accus,     leiif/uajora     ,eine     Sprache 
handhaben ,    geläufig     gebrauchen' 
175;   intrans.   mit  Dativ  der  Person 
jbedienen,  pflegen'   1005. 

■»lev.f.e :  teuere  m.  mit  dem  Object  im 
Dativ  ,aufmerk.sam  ansehen'  388. 
1478.  Dadurch  dass  die  zwei 
W^örter  als  ein  Ganzes  aufgefasst 
werden,  auch  mit  Accusativ;  so 
Boccaccio  in  Ameto :  c  tutte  /.iis-i.eine 
tenendole  menfe.  So  Ijestäudig  im 
Neapolitanischen,  wo  man  aui-h 
zusammenzuschreiben  pflegt:  tetie- 
remcnte  ,affisare,  mirare,  squadrare' ; 
manco  se  poteano  tenemenfc  ,man 
konnte  sie  nicht  einmal  erblicken". 
Flectirt  wird  aber  nocli  immer  nur 
teuere;  also  z.  B.  tu  tieneinente. 
Anderswo  geht  es  weiter  und  teiier- 
inent-   wird    als    der   Stamm    eines 


418 


M  u  ssaf  i  a. 


neuen  ^'L'rbllluy  boIiamU'li ;  ^d  in 
Cumpohasso :  ji  (am^nd§,  tu  tamiendg 
(odor  trineniiendg),  vu  tam§ndet§  ,io 
giiardo  fiso  ii.  s.  w.'  (vg;I.  Arcli. 
glott.  IV,  150  Anm.);  toi-ani.  Infin. 
fremendg  ,guarclar  fiso';  in  einer 
anderen  Gegend  des  Abruzzo  (Fina- 
more,  tradizioni  I,  221)  tammendä, 
Imperf.  tammcndcve ;  tarent.  Infin. 
trimentere  ,guardare'  schlechtweg, 
2.  Sing.  Präs.  Ind.  Inmünti  (nebst 
tUnimente).  Anch  448  piise  mcnf.e 
könnte  in  gleiclier  ßedentung  auf- 
gefasst  werden;  unisomehr  als  auch 
diese  Verbindung  in  älteren  tos- 
canischen  Schriften  mit  dem  Aceu- 
sativ  construirt  wird;  Boccaccio  se 
voi  il  porrete  ben  mente  nel  viso, 
Passav.  stesi  inverso  di  voi  la  mano 
inia  e  non  fu  chi  la  ponesse  mentc 
Doch  an  unserer  Stelle  ist  p.  m. 
eher  im  ursprünglichen,  imma- 
teriellen Sinne  aufzufassen  , be- 
achten, besondere  Aufmerksamkeit 
schenken';  vgl. ponate  corc  e  mente  2. 
mere  .es  ziemt  sich,  ist  nöthig'  330. 
Das  Wort  kommt  auch  im  Ritmo  Cas- 
sin.  vor  63:  dmnqua  te  mere  scoltare 
.du  musst  hören'; dazu Navone:, voce 
di  oscurissima  origine;  anclie  il  signi- 
ficato  sarebbe  ugualmente  oseuro,  se 
nonvivesse  tuttora  nei  dialetti  cam- 
pani  sotto  la  forma  viare  in  senso  di 
jbisogna',  usato  sempre  impersonal- 
mente.  Forse  dal  latino  manet 
u.  s.  w.'  Auch  erinnert  Navone 
daran ,  dass  in  einem  noch  un- 
edirten  vermuthlich  aquilanischen 
Texte  conmere  vorkommt,  welches 
wieder  von  convenit  staminen  soll. 
Man  wird  schwerlich  mere  von 
commere  trennen  wollen.  Der 
Stammvocal  erweist  sich  als  e,  das 
später  zu  a  (dank  der  proleptischen 
Stellung  des  Wortes,  das  meist  vor 
einem  Infinitiv  steht  und  mit  ihm 
eine  Worteinheit  bildet)  geworden 


ist.  CoHVcnc  zu  coiiLiiicre  geht,  gut 
an;  nv  zu  mm  ist  Regel;  n  zu  r 
nicht  gerade  üblich  aber  doch 
denkbar;  aus  comm.  wäre  dann 
mere  durch  Abfall  des  Präfixes  ge- 
worden. Von  befreundeter  Seite 
wird  mir  meret-ur  vorsreschla- 
gen ;  (mcrita  andare  ■=  conviene 
and.;  noch  deutlicher  mit  Ne- 
gation: non  merifa  dire  ^=  non 
e  d'' uopo  che  si  dica)-^  recht  an- 
sprechend; zumal  wenn  man  be- 
denkt, wie  vielerlei  Ausdrücke  für 
opus  est  die  italienischen  Mund- 
arten bieten.  Commere  wäre  dann 
ein  Compositum  von  mere. 

metter  dentro  , einkerkern'  1115;  so 
in  vielen  Mundarten. 

mintrunqua  ,so  lange  als'  1419;  HAqu.2 
mintrnnca  303. 

mirare  mit  Dativ  der  Person  241. 
386.   1113;    vgl.  giiardare. 

moczecare  ,beissen'  951;  so  in  allen 
südlichen  Mundarten ,  juid  zum 
Theile  auch  im  Centrum;  bald 
mit  €  bald  mit  s  (^  ts) ;  unser  ez 
kann  beides  bezeichnen;  ich  wäre 
eher  geneigt,  e  anzunehmen.  Von 
morsicare ;  Arch.  IV,  165.  Be- 
merkeuswerth  ist,  dass  auch  das 
Rumänische  mu><kä  bietet;  also  mit 
Abfall  des  r  und  Modification  des  s. 

vwsto  Part,  von  muovere  581;  §.104. 

nanti  (nur  einmal,  1363,  -e)  als  Präpos. 
660.  808  neben  denanti  1726,  den. 
a  1444  und  davanti  1727,  dav.  a 
1058.  1314;  als  Adv. :  nanti  li  gio 
1338,  n.  li  vene  1477,  se  fa  n.  1408  ; 
auch  en.  528  und  dav.  1561.  In 
allen  diesen  Stellen  mit  localer 
Bedeutung;  mit  temporeller  ,voi-- 
her'  472,  als  Conjunction  n.  che 
,bevor'  1363.  Mit  adversativer 
Bedeutung:   ,vielmehr'  205. 

nenguere  ,schneien'  479;  HAqu.'  nen- 
giieva;  lobt  noch  im  Abruzzo:  nen- 


^littlieilun^on  aus  romanischen  Handschrifloti.   11. 


419 


giie.  ncnghe;  dazu  iiengncnda  ,nevi- 
i-.iia\  nenguiccc  ,bioccoli  di  iieve'. 
VVl.  Arch.  g-lott.  YIII,   117. 

oguando  58  Jetzt',  welche  Bedeutung 
sii'li  aus  d(n-  ursprüng^lichen  ,in 
die.sem  Jalu-e'  entwickelte;  vgl. 
Koland  250.  Das  Wort,  im  Italieni- 
sflieu  veraltet,  lebt  noch  in  den 
nici-^ti'u  ^[undartcn  von  Mittel- 
uud  Süditalion;  oli  auc-li  im  Sinne 
\tn\  .jetzt'  woi.ss  ich  nicht  anzu- 
geben. 

operire:  ,öft'nen'  834.  Mit  o  noch  im 
Acjuilaii.,  Scnens.,  Umbr.  u.  s.  w.; 
vgl,  Flechia  und  Ascoli  im  Arch. 
glott.  II,  307.  c  i.st  in  <>2J('va  er- 
halten wie  in  /tperi  RS. 

ordisiu    ,.schens.slich<'    ilaiidlung'  375. 

paramenfo:  Fem.  l'lur.  -a  , Schmuck' 
312  von  Sonne  \\\\A  Mond  im  Hiu- 
blii'k    auf   den  Himmel    gebrauclit. 

parare  M'wcii'  156.  174.  419.  422. 442. 
Italieni.sch  neben  imparai-e,  auch 
app.;  Simj)lex  statt  Compositum« 
oder  Aphäresi.s  von  a-. 

petere  , verlangen'  585.   IßGL 

pienero:  Adj.  zu  lume  007,  zu  tiu-ha 
1081.  Dieselbe  Bildung  koln-t 
öfters  in  der  HAqu.  wieder. 

placevelecze  007,  Plnr.  j)/aciviUcsi  398 
, Lieblichkeit,  liebliche  Manieren'. 

jprrdkanfe  :  Plur.  -i  .Predigton'  520. 

pvcdicare  trans.  mit  Accu.s.  der  Per.son 
1490;    auch   im   Italienischen. 

primo  :  in.  2)v.   , vorerst'  1348. 

privatu  adverl)iell  gebraucht  ,insge- 
heini'  071;  vgl.  RS.  s.   v. 

pro  Präp.  nicht  bloss  in  ora  pro  vir. 
1302,  das  als  lateini-sch  angesehen 
werden  könnte,  sondern  auch  uvere 
pro  vipo  spuso  1102,  pro  avere  hciir 
1374.  Vgl.  Ant.  it.  VI,  904  pro 
nliisarvi  =  jKr  auvisarvl.  A^ielleiclit 
au.sgehend  von  ^'^r  vor  Vocal,  das 
zu  pr    wurde. 


qnaiifo  cl,  conw  ,wie  innner'    1(331. 
qiictare  ,zum  Schweigen  bringen'  584. 

rechar.ic  a  corc  mit  Accus,  der  Sache 
jübel  nelimen  ,  über  etwas  Groll 
empfinden'  1341;  it.  recar.si  ad 
aiiinio. 

rechlcdcrc:  von  dem  Engel,  der  ihr 
die  Speise  brachte,  sagt  Katharina 
omne  d)  me  ä  i-ecMcfia  1124;  am 
besten  mit  ,aufgesuc]it'  zu  über- 
setzen. Wohl  eher  freiere  Verwen- 
dung des  Wortes,  von  der  Bedeu- 
tung ,aufrufen,  auffordern'  ausge- 
lieud,  als  Erinnerung  an  lat.  (jiiae- 
rere  , suchen'. 

regnare  trans.  37;  vgl.  Anm. 

reincJinarse  ,sich  wieder  verbeugen', 
1365. 

riiina  etwa  , drohendes  Unglück, 
Schicksalssturz'   1265. 

sacrijk'ure  V idoli  statt   aW  Id.  -13-4. 

saperae  vigore  , die  Kraft  in  sicli  fülilen, 
sich  ziitrauen',  557. 

shavocfcment».  .Schreck'  1253;  it.  shi- 
gofflm.;  -a-  statt  -i-  im  römischen, 
ueap. ,  sicil.;  Formen  olme  -//-: 
sixudtimiento,  nljhaatürisi ;  mit  -(,'-: 
shavorfi'ti  in  HAqu.-'  73.  Das  -v-  ist 
ursprünglich,  wenn  Cai.x'  Ansicht 
(Studii,  S.  38),  nach  welcher  ^Jf/c- 
zu  Grunde  liegt,  richtig  ist. 

shergogniaf.o  , beschämt'   749. 

sbrigato  adverbiell  ,  schnell'  1674; 
HAqu.i  353  se  ne  gea  shrlgnf.o. 

scaltrito;  delJo  nco  sia  ac.  62  wörtlicli  ,er 
sei  über  seine  Angelegenlieiten  (it. 
del  fcdto  siio)  klug,  gewitzigt' ;  freier 
,er  möge  auf  sich   bedacht  sein'. 

scaritclare  ,zerreissen'  durcli  die  Räder 
1323;  Yi.A.i\Vi.'^  escarziat.o  von  olnem 
auf  die  ]'"'olter  Gespannten;  HAqu.' 
282  .?c«?Y(V;7-o  von  einer  Fahne.  Wohl 
mit  it.A-'jij/rtrc/ft/r zusammenhängend. 

srerricarc.  (oder  -arse ,  da  dem  Intl- 
nitiv  das  Verbum /acere  voranstellt) 


420 


M  u  s  s  ;i  f  i  a. 


,zu.sainiiionstiirzou'  vcni  (Miumii  'rciii- 
pel   oOi). 

scnctiare  ,wagen'  204.  785.  lüöi),  mit 
einfachem  t.  962  •,  dazu  fo  sciiftimüe 
755.  irA(in.2  48  scotlnoano,  mit  aii- 
deroni  Prätixe  iind  reflex.  HAqu.' 
347  non  sc  adcottinvano.  Es  ist 
also  ein  Stamm  cot-  (cott-)  mit  Suff. 
-ia-  (^  it.  -etjffia-)  zu  erkennen. 
Man  denkt  zunächst  an  cogif,-;  das 
Präfix  ex-  würde  das  Hinüber- 
greifen, Hinausschreiten  über  die 
richtigen  Grenzen  des  Gedankens, 
des  Willens  bezeichnen-,  der  oUra- 
cotante  ist  zugleich  waghalsig.  Zu 
dieser  Auffassung  würde  freilicli 
ad-  wenig  passen.  —  Eigenthüm- 
lich,  dass  , wagen'  im  rumän.  cutez 
lautet;  auch  alban.  geg.  kn.dsoj, 
tosk.  fjiifsoj;  als  alban.  Urform  ist 
kut§z  anzusehen  (vgl.  Miklosich, 
Beitr.  zur  Lautlehre  der  rumun. 
Dialekte,  Conson.  H,  11).  Ein  Zu- 
sammenhang mit  unserem  Worte 
ist   freilich   schwer   zu    vermiithen. 

sembyare  ital.  ^=  soinigliare  ,ähnlich 
sein',  daher  mit  Dativ  der  Person 
1019.   1139. 

semeglia  ,Aehnlichkeit' ;  alla  s.  tea  889 
,nach  deinem  Ebenbilde';  postver- 
bales Substantivum  von  semegUare\ 
auch  im  Churwälschen  semeglia 
sam.    Sinn.    (Arch.    glott.  VH,   548). 

sesa:  Plur.  -e  ,Brüste'  1349.  1385; 
so  mit  s  (oder  mit  s)  an  beiden 
Stellen  überall  im  Süden;  der  be- 
tonte Vocal  ist  vielfach  *;  vgl.  Diez 
s.  V.  tetta. 

septeandvionaU  Corruption  oder  volks- 
thümliche  Ummodelung  (durch  was 
veranlasst?)  von  settentrionale    475. 

soctile  ist  49 1  in  der  Bedeutung  , ge- 
ringfügig, nichtig'  aufzufassen. 

sopre:  responda  sopre  le  mel  parole  729. 

spene:  fare  .sp.  ad  ah.  ,hoffen  lassen, 
versprechen'  674. 


spesa  , Speise'  1125.  So  l)ei  Bonvosin 
und  noch,  wenn  ich  nicht  irre,  in 
manchen  Mundarten.  Auch  die  Cru- 
sca  verzeichnet  das  Wort,  abcM-  nur 
im  Plural,  in  der  Bedei;tung  ,ali- 
menti'. 

spleto:  Fem.  Sing.  -«  Adj.  zu  scienfia 
410,  /AI  loquela  438;  lat.  cxpleta 
entsprechend;  also  ,vollgiltig,  treff- 
lich'. 

stare:  1a  pohella  die.  slava  co.n  hella 
,da  stand'  1059;  die  Bedeutung  ist 
aber  so  abgeschwächt,  dass  starc  als 
gleichwerthig  mit  esse,  angesehen 
werden  darf.  Ebenso   1105. 

tantv,:    no  L     , nicht    bloss'    870;    iio    f.. 

cAemitConjunctiv  , geschweige  denn 

dass'  s.  Anm.  zu  108. 
fempesta:  PI.  -e  ,Lärm'  187;  vgl.  Crusca 

ed.  Manuzzi  §.  V. 
tempo7-ale:  Jiomo  che  h  factu  ad  f..   ,für 

eine  beschränkte  Zeit'  1199. 
teuere  pella  gente;  s.  Anm.  zu  V.  865. 
toccare:  multi  savii  toccone  ,sie  führte 

viele   Weise   an'    281.    709.     Sonst 

bedeutet   toccare   a   qc.   oder  di  qc. 

,tlüchtig  behandeln,  kurz  hinweisen'; 

so  auch  deutsches  berühren. 
tonetare    , donnern'    481;     vgl.    aquil. 

tonito  , Donner'. 

uelU  , viele'  107;  vgl.  RS.  zu  V.  100. 

vaccone;   PI.   -unl,    Adj.   zu  nervi  ,von 

Kühen'  940. 
venet/iro    , Zukunft'   1176;  aus  *  venit- 

orinm  ,     vgl.     spau.      venidero     {■= 

-duero). 
vergognare  intrans.  898 ;    so  auch  bei 

Petrarca. 
vero:  Plur.  -*  Adj.   zu    cavalcri    nebst 

fedeli]  , aufrichtig'  999. 
vlllata  oder  -ate  ,Dorf'  1619. 
vivaccio  , schnell'  504;  Ritmo  cassin.  8 

mendc   abhibatio    ,me    ne    affretto', 

wozu  Navone  aus  Rusio's  Mascalcia 


Mittlieilungen  aus  romanischen  Handschriften.  II. 


421 


sc  ahloazza  anführt.  Es  ist  ancli  in 
älteren  Denkmälern  von  Mittel- nnd 
Nord-Italien  zu  treffen.  Vgl.  meine 
Monum.  aiit.  s.  v.  viaqamente,  wo 
aul"  prov.  vicutz  vialz,  afz.  vias  liin- 
f^owiesen  wird.  Caix,  Stiidii,  S.  4 
bring't  damit  nwvh  it.  vaccio  av(Kcio 
in  Zusammenliano-,  von  Die/,  ans 
uhactiare  gedeutet.  —  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  es  mir  gestattet, 
das  im  (Jlossare  zu  den  catalon.  sie- 


ben w.  Meistern  s.  v.  ivan  Gesagte 
zurückzuziehen.  Die  Form  war  be- 
reits bei  Diez  verzeichnet  und  ist 
auf  einfache  Art  durch  Abwerfung 
von  anlautendem  v  aus  l^issiniila- 
tionsstrieb  zu  erklären. 

vocca:  inifie  v.  ,tiug  zu  reden   an'  708. 

voJfarsc  ,Umk('lir  halten  ,  ;uid('ren 
(und  zwar  hess.'ren)  Sinnes  werden, 


XV.   SITZUNG  VOM  17.  JUNI  1885. 


Das  k.  k.  militär-geo^raphische  Institut  in  Wien  über- 
raittelt  die  29.  Lieferung  der  neuen  Specialkarte  der  öster- 
reicliisch-unffarischen  Monarchie. 


Herr  Dr.  Max  Grünert,  Privatdocent  der  orientalischen 
Sprachen  an  der  deutschen  Universität  in  Prag,  legt  eine  Ab- 
handlung vor,  welche  den  Titel  führt:  ,Die  Begriffspräponderanz 
und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischen'  und  ersucht  um  Auf- 
nahme in  die  Sitzungsberichte. 

Die  Abhandlung  wird  einer  Commission  zur  Begutachtung 
überwiesen. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Acaderaie  des  sciences,  belles-lettres  et.  art.s  de  Lyon:  Memoires.  Vol. 
XXVI.  Paris,  Lyon,   1883  —  1884;  4". 

Accademia,    R.   delle   scienze    di    Torino:    Atti.    Vol.    XX,    Disp.  I"  et  5". 
Torino,  1884—1885;  8". 
Memorie.  Ser.  IF',  Tomo  XXXVL  Torino,   1885;  4». 

Delisle,  Leopold:  Inventaire  des  Manuscrits  de  la  Bibliotheqne  nationale. 
Fonds  de  Chnii.  Paris,   1884;  8'1 

Gesellschaft,  Schleswifj- Holstein -Lauenburgische  für  Geschichte:  Zeit- 
schrift. XIV.  Band.  Kiel,   1884;  8". 

—  Schleswig- Holstein -Lauenburo-ische  Regesten  und  Urkunden.  I.  Band, 
1. — 3.  Lieferung.  Hamburg  und  Leipzig,   1885;  4'1 

Halle,  Universität:  Akademische  Druckschriften  pro  1884.  —  91  Stücke  4" 
und  8'\ 

Harz-Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde:  Zeitschrift.  XVII.  Jahr- 
gang 1884,  I.— III.  Heft.  Wernigerode,   1885;  8". 

Peabody  Academy  of  Science:  Annual  Report  of  tho  Trustees  1874  to 
1884.  Salem,   1885;    8^ 

Societe  d'Emulation  d'Abbeville  :  Memoires.  3°  serie,  3'' volunie,  tome  XV. 
Abbeville,  1884;  8". 

—  nationale  des  Antiquaires  de  France:  Memoires.  Tomes  43  et  44.  Paris, 
1882—1883;  8". 

—  Dictionnaire  topograpliiqxie  du  Departement  des  Hautes-Alpes,  compre- 
nant  les  noms  de  lieu  anciens  et  modernes,  redige  par  M.  J.  Roman. 
Paris,  1884;  4". 

—  des  sciences  de  Nancy:  Bulletin.  2"  serie,  tome  VI,  fascicnle  IG. 
XVF  annee  1883.  Paris,   1884;  8". 


En  gcIt  iro  h  t.  Untersucliungcn  iUior  flio  Sprache  fies  riamlianns  Mamcitus.      423 


üntorsuciuingoii  ül)cr  dio  Sprache  des  Chiudianiis 

Mainertüs. 


Von 

Dr.  August  Engelbrecht. 


Uie  folg-ende  Abhandlung  ist  keineswegs  eine  Gesaramt- 
darstellung  der  formellen  wie  syntaktischen  Eigenthümlichkeiten 
der  Sprache  Claudians,  etwa  wie  zuletzt  (Paris  1884)  der  franzi)- 
sischc  Gelehrte  Henri  Goelzer  die  Latinität  des  heiligen  Hie- 
ronyraus  behandelt  hat^  sondern  verfolgt  nur  den  Zweck,  die 
Stellung,  die  Claudian  in  der  Geschichte  der  lateinischen  Sprache 
einnimmt,  halbwegs  ausreichend  zu  charakterisiren.  Demgemäss 
Avar  in  erster  Linie  für  Claudian  wie  für  jeden  spätlateinisehen 
vSchriftsteller  besonders  niehtitahenischer  Abkunft  die  Frage  zu 
behandeln,  von  wem  unser  Autor  seine  Bildung  empfing  und 
welches  insbesondere  die  Vorbilder  waren,  denen  durch  Nach- 
))ildung  ihrer  Sprache  nachzueifern  man  ihn  in  seiner  Jugend 
lehrte.  Neben  diesen  eigentlichen  Vorbildern  für  die  Form 
Avar  ferner  zu  sehen,  ob  nicht  auch  die  literarischen  Producte, 
die  Claudian  für  den  stofflichen  Inhalt  seines  philosophischen 
Tractats  als  Vorlage  dienten,  irgendwie  dessen  Sprache  bcein- 
fiussten. 

Nach  Sonderung  alles  dessen,  was  Claudian  nicht  als  sein 
Eigenthum  beanspruchen  darf,  sondern  nur  aus  bewusster  Nach- 
ahmung Anderer  schuf,  Avar  zu  erörtern,  Avelche  Stellung  dem- 
selben in  sprachlicher  Hinsicht  in  der  Literatur  seiner  Zeit  und 
Heimat  gebührt.  Da  jedoch  die  Latinität  der  gallischen  Schrift- 
steller noch  nicht  hinlänglich  erforscht  ist  und  auch  unsere 
Lexika  nur  spärliche  Beiträge  zur  Erkenntniss  ihrer  Sprache 
liefern,  so  glaubte  ich  mich  nicht  damit  begnügen  /ii  sojicii, 
nur    blos    die   Neuerungen  Claudians  (in  der  Wortbildung,  der 


424  Engelliicclil. 

Seinnsiologio.  der  Constniction  n.  s.  w.),  die  diu  von  allen  übrigen 
Schriftstellern  unterscheiden^  zu  behandeln^  sondern  meinte  in 
Auswahl  auch  ire wisse  Eiü'cnthümlichkeiten,  die  er  mit  anderen 
gallischen  Schriftstellern  gemein  hat,  in  den  Kreis  der  Unter- 
suchung mit  Kutzen  einbeziehen  zu  können.  Dabei  wurde 
besonders  auf  die  Werke  des  formgewandtesten  der  gleich- 
zeitigen gallischen  Schriftsteller,  des  Apollinaris  Sidonius ,  der 
zudem  zu  Claudian  in  einem  engen  Freundschaftsverhältnisse 
stand,  als  des  geeignetsten  Massstabes  zur  Bemessung  des  sprach- 
lichen Charakters  der  Schrift  Claudians,  Rücksicht  genommen. 
Durch  die  besondere  Güte  des  Herrn  Professor  Friedrich  Leo 
in  Rostock  konnte  ich  hiezu  die  Aushängebogen  der  von  dem 
während  der  Drucklegung  verstorbenen  Gelehrten  Christian 
Lütjohann  für  die  Monumenta  Germaniae  besorgten  trefflichen 
Ausgabe  des  Sidonius,  deren  Erscheinen  sich  nur  noch  der 
Anfertigung  der  Indices  wegen  verzögert,  benutzen,  wofür  ich 
hiermit  den  besten  Dank  ausspreche.  Natürlich  wurden  auch 
die  übrigen  gallischen  Schriftsteller  gebührend  berücksichtigt, 
von  denen  ja  bereits  eine  schätzbare  Anzahl  in  neuen  kritischen 
Ausgaben,  mit  reichlichen  Indices  versehen,  wie  Sulpieius  Severus 
von  Halm,  Ausonius  von  Schenkl,  Salvianus  von  Halm  und 
Pauly,  Alcimus  Avitus  von  Feiper,  Ennodius  von  Hartel  und 
Venantius  Fortunatus'  von  Leo,  denen  sich  in  Kürze  Petsche- 
nig's  Cassianausgabe  anreihen  wird,  vorliegt;  auch  für  Faustus 
Reiensis  xind  Ruricius,  deren  Ausgabe  ich  eben  vorbereite, 
konnte  bereits  fast  das  ganze  kritische  Material  in  Betracht 
gezogen  Averden.  Schwer  wurde  es  dagegen  empfunden ,  dass 
die  gallischen  Inschi'iften  noch  nicht  im  Berliner  Corpus  inscrip- 
tionum  erschienen  sind. 

Die  folgenden  Jjlätter  sind  grossentheils  aus  den  Collec- 
taneen  entstanden,  die  ich  mir  zur  Zeit,  als  ich  die  Heransgabe 
Claudians  für  das  Wiener  Corpus  scriptorum  ecclesiasticorum 
latinorum  besorgte,  gelegentlich  machte.  Ich  betone  nochmals, 
dass  ich  bei  Sichtung  und  Verwerthung  jener  Notizen  nur  den 
Zweck  im  Auge  hatte,     das  Wichtigste  und  das    für  Claudian 


'  Um  rechne  ich  hieher,  weil  er,  obzwar  Italiener  von  Gehurt,  in  Gallien 
den  grös.sten  Theil  seines  Lebens  verbrachte  nml  seine  Sprache  den 
gallischen  Einflnss   niclit   /,ii   leugnen   vei-niag". 


Untorsucliunfjen  Ober  dio  Spraclie  des  Chuidiamis  Mamertus.  425 

am  meisten  Charakteristische  vorzutuliren ,  wodurch  f'reilicli 
vielleicht  ]\Ianchem  mein  Aufsatz  nicht  ganz  das  zu  erfüllen 
scheinen  wird,  was  er  sich  vom  Titel  versprochen  hatte.  Immer- 
lilii  jedoch  hoffe  ich  sowohl  die  Sprache  des  Schriftstellers  im 
Allgemeinen  genügend  charakterisirt,  als  auch  im  Besonderen 
für  das  lateinische  Lexikon  manchen  brauchbaren  Beitrag  — 
so  unbedeutend  das  P^inzelne  auch  sein  mag  —  geliefert  zu 
haben. 

Die  Citate  aus  Claudianus  Mamertus  bezichen  sich  auf 
die  Seitenzahl  der  von  mir  besorgten  Ausgabe  (Wien  1885), 
aus  deren  Index  sich  der,  welcher  .hier  zu  Avenig  über  die 
S])rache  des  Schriftstellers  erörtert  findet.  ohn<;  ]\lidi(^  über  das 
hier  Uebergangene  orientiren  mag. 


Sit/.Miit^'sl.ei-.  .1.  pliil.-hist.  n.    ex.  Bd.  IT.  Ill't.  28 


426  Engollu-cc.  ht. 


I.  Alliiemciiio  Cliaraktcrsstik  der  Sprache  Claudians. 

Von  Claudianus  IMamcrtus,  Presbyter  der  Kirche  zu  Vienne 
in  Gallien,  der  in  der  zweiten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts 
(gestorben  um  473  74,  vgl.  Sidon.  epist.  IV,  11,  worin  es  von 
ihm  nuper  erepfus  heisst)  lebte,  besitzen  wir  ein  philosophisches, 
aus  drei  Büchern  bestehendes  Werk  de  statu  animae  und  zwei 
Briefe,  von  denen  der  eine  an  Apollinaris  Sidonius,  der  zweite 
an  den  Rhetor  in  Vienne  Sapaudus  gerichtet  ist.  Das  Haupt- 
werk de  statu  animae  findet  von  literarhistorischem  Stand- 
punkte aus  jetzt  ziemlich  wenig  Anerkennung,  und  dies  mit 
Recht;  vgl.  Tcuffel,  Geschichte  der  römischen  Literatur,  S.  1109: 
,Ihrem  Inhalte  nach  ist  diese  Schrift  scholastisch,  in  der  Form 
bald  trocken,  bald  schAvülstig.'  Jedoch  gänzlich  im  Unrechte 
befindet  sich  Lucian  Müller,  Avenn  er  folgendes  vernichtendes 
Urthcil  fällt  (Jahrb.  für  Phil.,  Bd.  93,  S.  391):  ,Das  Werk 
des  Claudianus  ist  eines  der  trockensten,  abstractesten  und  für 
den  nichtphilosophischen  Leser  ungeniessbarsten,  die  es  in  der 
lateinischen  Patristik  gibt.'  Wer  diese  AVorte  liest  und  Clau- 
dians  Werk  kennt,  wird  mir  gewiss  beistimmen,  dass  ÄEüllcr 
nur  einen  recht  oberflächlichen  Einblick  in  die  Schrift  des 
Scholastikers  gethan  haben  kann,  um  solch  ein  völlig  ungerecht- 
fertigtes Urtheil  abzugeben.  Sind  doch,  um  Anderes  hier  zu' 
übergehen,  bei  Claudian  allein  zweifellos  echte  Fragmente 
mehrerer  griechischer  Philosophen  des  Alterthums  —  wenn 
auch  nur  in  lateinischer  Uebersetzung  — ,  bei  ihm  allein  mehrere 
Namen  von  Mitgliedern  bestimmter  griechischer  Philosophen- 
schulen erhalten !  Ist  ferner  bei  ihm  auch  die  Sprache  bald 
trocken,  bald  schwülstig,  so  bietet  sie  doch,  wenn  auch  nicht 
für  den  Literarhistoriker,  so  doch  für  den  Sprachforscher  des 
Interessanten  in  Hülle  und  Fülle:  die  folgenden  Blätter  werden 
gerade  davon,  wie  ich  hoffe,  genügende  Beweise  geben.  Be- 
sonnen urtheilt  Ebert,  Geschichte  der  christlich -lateinischen 
Literatur  (Leipzig  1874),  S.  450 :  ,Die  christliche  Speculation  ist 
im  fünften  Jahrhundert  wenigstens  durch  ein  für  jene  Zeit  nicht 
unbedeutendes    Werk    rcpräsentirt,    welches    zugleich    auch   in 


Untorsuchangcn  über  die  Sprache  des  Claudianus  Jlamcrtus.  42/ 

stilistischer  Beziehung  l)cmerkenswert]i  ist:  es  ist  dies  die  da- 
mals liochgcrühinte  Schrift  des  Claudianus  IMamertus  de  statu 
animae^i 

Um  einen  richtigen  Massstab  zur  gerechten  Bcurthcilung 
der  Werke  eines  spätlateinischen  Schriftstellers  zu  liahen,  der 
doch  als  Kind  seiner  Zeit  und  seiner  Heimat  gewürdigt  Averden 
muss  und  nicht  mit  dem  Massstabe,  der  an  die  Classiker  des 
alten  Rom  gelegt  wird,  gemessen  werden  darf,  müssen  die  Zeug- 
nisse seiner  Zeitgenossen  über  ihn  und  seine  literarische  Thätig- 
keit  wohl  in  Betracht  gezogen  werden.  Derartige  zeitgenös- 
sische Urthcilc  über  Claudian  sind  uns  nun  erhalten  durch 
Gennadius  und  besonders  Apollinaris  Sidonius.  Gennadius  de 
uir.  illustr.,  cap.  83  nennt  Claudian  ,iur  ad  loquendum  ariifex  et 
ad  disjyutandum  suhtiUs',  und  in  noch  Aveit  höherem  Grade  preist 
ihn  Sidonius,  der  an  Nymphidius  schreibt  (e})ist.  V,  2):  librum 
de  statu  animae  trihus  iiolwninilms  inlustrem  Mamarfus  Claudianus 
peritisshmis  Christiavorum  pJulosojjhits  et  quorumlihet  primus  eru- 
ditorum  totis  seetat ae  phiJosophi'ae  memhris  arfih/is  partUwsque 
comere  et  excolere  curauit  nouem  quas  uocant  Musas  discipUnas 
aperiens  esse,  non  feminas.  namque  in  paginis  eins  uigilax  lector 
inueniet  ^leriora,  nomina  Camenarum ,  quae  propriam  de  se  sihi 
pariunt  nunrupationem.  illic  enim  et  grammafica  ditddit  et  oratoria 
declamat  et  arithmetica.  numernf  et  geometrica.  metitur  et  musica 
ponderat  et  dialectica  disputat  et  astrologia  praenoscit  et  archi- 
fectonica  struit  et  metrica.  modulatur.  In  einem  Briefe  schreibt 
Sidonius  an  Petreius,  dessen  Oheim  Claudian  eben  gestorben 
war  (epist.  IV,  11,  S.  62,  9  L.):  uir  (Claudianus)  si  quidem  fuit 
prouidus  prudens,  doctns  eloquens,  acer  et  hominum  aeni  loci  po- 
piüi  sui  ingeniosissimus  quique  iridesinenfer  salua  religione  pkiloso- 
jiharetur,  et  licet  crinem,  harhamque  von  paseevet  .  .  .,  a  collegio 
tarnen  conplatonicorum  solo  haintu  ac  fide  di.ssociaha,tm\  In  dem- 
selben   Briefe,  schickt    Sidonius    dem    Petreius    ein    auf   dessen 


'  Vo^l.  auch  S.  4')2:  ,Das  Werk  ist  für  sfiiiiR  Zoit  koiiipswon's  zu  nntnr- 
Rcliätzen;  es  zeug't.  niclit  blos  von  einer  damals  seitonen  Gelehrsamkeit 
nufl  dialektischen  Schulung  des  Geistos,  sondern  auch  von  einer  Frei- 
heit lind  Selbständigkeit  dos  Denkens,  die  für  jene  Tage  alle  Aner- 
kennung verdient.  Dieselbe  offenbart  sich  auch  in  der  Külinheit,  womit 
Claudian  ans  dem  Sjirachschatz  der  fernen  Vor/,eit  wie  der  Gegenwart 
schöpft,   .-ilJcrdings  mit  Verzicht  auf  Eleganz  des   Ausdrucks.' 


428  Engel  brecht. 

» 

OlK'iin  verfasötcs  E})itapli,  in  welcliom  es  unter  Audrrom  aucli 
heisöt  (S.  03,  v.  3): 

Jioc  dat  ccHplte  membra   CUiudianus, 
fn'plex  hyhlioiheca  (pio  luagistro, 
Romana,  Attica,   Chrisfiana  fulsit. 

Ich  fülvre  diese  Verse  an,  weil  aus  ihnen  hervorgeht,  dass  Clau- 
dianus  aucli  der  griechischen  Sprache  mächtig  gewesen  sein 
muss,  welche  zu  jener  Zeit  in  Gallien  (ausser  Massilia)  bereits 
verschollen  war  (vgl.  Teuffei,  a.  a.  O.  §.  4G6 ,  2).  Auf  diese 
Kenntniss  des  Griechischen  spielen  auch  die  Worte  des  Sido- 
nius  in  dem  Briefe  an  Claudianus  an  (epist.  IV,  3,  S.  55,  19): 
ad  extrejnum  nemo  saecnlo  meo  quae  uoluit  adßrmare  sie  ualuit, 
si  qvidem,  dum.  sese  aduersus  eum,  quem,  contra  loqnitur,  exsertai, 
morum.  ac  studiorum  linguae  Ktriusque  symholam.  iure 
sihi  uindicaf.  Wieweit  Claudian  die  griechische  Sprache  be- 
herrschte, können  wir  insoferne  noch  beurtheilen,  als  er  seinem 
Werke  ein  verhältnissmässig  grosses  Stück  aus  Platon's  Phaedon 
(pag.  1)6  b — 07  a)  in  lateinischer  Uebersetzung  eingefügt  hat, 
das  wir  der  Uebersichtlichkeit  halber  unter  Beifügung  des 
griechischen  Textes  wiedergeben: 

Plat.  Phaed.  GG  b  —  G7  a.  Claud.  Main.  II,  7 

Ort,  ewgavTdGa>!.iasxcof.i€v  Donec  corpus  haheamus  per- 

'/.al  (TV!.i7t€q)VQf.isvrj  ?y  yi-iojv  ?y  ipvxi)  mixtusque    sit   fall    malo   noster 

f.iSTä.ToiovTov  zaxoP,  ov  f-iiq  iroxB  animus,   numquam  nos'  id  quod 

y.Ti^awf^isSa    r/.avcog    ov     em&v-  iam    olim    concnpiscimus    satis 

l.iovf.i6v  '  (pai-ih  da  tovto  sivai  %b  füene    consecuturos.    concupisci- 

äh]dig.     i-ivQiag    fuv    ycig    f^uv  mus  aidem.  ueri  scientiam.  corpus 

daxoXiag  naqfyßi   tö   aG)(.ia  diä  enimnohis  primuminnuvierahiles 

zijv  äray/Miav  TQocpr^v  •  en  de,  et  infinit as   occupationes  infert, 

av    Tivsg     röooi     rrQogrrmioaiv,  quibus  conterimur  oh  necessarium 

i[.i7todlCov(nv  iji.i6jv  Tt)v  Tov  ovTog  uictum    et    alimenta    cotidiana. 

d^i^Qav  eqwTwv  da  y.al  e7ri&v{.ii(I)v  deinde  si  qui  morbi  ingrnerint, 

xai  (poßiov  y.al  sidcbhov  TtavTO-  impedimento    sunt  quominus  in- 

da/Tojv  ycfX  (fkvaqmg  l^iTCiirXr^aiv  quirere    et    inuenire     ueritatem. 

fjpag  7TollTjg,  äare  rö  Xeyöf.i£vor  jmssimus.    nam   cupiditatibus  et 

tag   ah]&Mg  rw   orvi    bit    avrov  cupidinibus   et   timoribus   innu- 

oöda    ipqovTjaai    ytur    eyylyvETai  merabilibus ,    uariarum    verum 

ovÖETtOTB    ovdiv tö   d^  adpetitionumque  uisionibus  et  in- 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianiis  Mamertus. 


429 


irayicaov  jravTuo',  ozi,  eciv  ni^ 
huv  y.cd  ff/oÄ/)  yartpca  c<:r^  arrov 
■/.cd  fQC<7rco(.is0a  ;iQdc;  tö  gaohsIv 
ri,  ev  raig  Cr^Ttpsair  €(?•  rravrayov 
:rc(qanT7Trov  dÖQvßov  7ia()£xsi  /mI 
iaQC<xi]r  /.cd  s/.;Th]tTSi,  äore  (.n] 
dvvaffdca  hr  ccltoü  yxiDoQCiv 
ic}hj!}€g,  dlXcc  iio  orri  ijuip  f)'f'- 
ösr/.rcu.,  Oll,  si  i.iillof.ilv  7iots 
/.cc0^c<Qä)g  Ti  EYasadca,  (y:ic(XXc<- 
'/Tfov  cccTOv  zcd  cci'zf]  tfj  yjvxjj 
,'h:ccTS07'  ccvrä  lä  rrQcc/f.iara  '  '/Mi 
i6i€,  iog  eoi'/.ev,  tjt.uv  l'cnca,  ov 
e:rid-v^iov(.iiv  te  /.cd  cpcqisf  €QC<- 
01  cd  aivca  cpQOv^asiog,  i;i£iöca' 
ieXsinjatoi^isv,  cog  ö  Xöyog  atj- 
iiaivEi,  Ccbaiv  ()i  ov.  ei  yäg  j.(t) 
o'iöi'  IS  {.lerä  xov  o<bf.icaog  [ujclav 
/.aOc(Q(x)g  yviTjvai,  dvoTv  O^chEQor, 
y^  ordccj-iov  eaiiv  /.xrpciüdca  rö 
EiÖEvai  /]  rsXEVTt']aaaiv '  töte  yäo 
ein)  /.ad-"  airij)'  t]  ipvyi]  t'oTca 
X'oQig  Toü  ad)[.icaog,  /cqöteqov  (1 
oiL  y.al  ev  cb  av  Cmj-iev,  ovTcog, 
ojg  l'or/.Ev,  EyyvTch(i)  EadfiEÜa  toü 
hiÖEvca,    sccv  OTi  ^lüXiOTcc  j.iiidii> 

Ot.ll?Ml.l£V    TCO    G(x)[.lCCTl    [.UjÖi    '/.Ol- 

y(ov(7)UEv,  0  Ti  [.li]  Ttäoci  dvcxyyjj, 
iD^ÖE  c^<va7rii.i7rXo)U£3c(  Tijg  tovtov 
cpmEiog,  dXXä  /.c.dciQEViouEv  ccti 
ccrior,  gV/^g  ch'  ö  Osog  ccroXvarj 
t)!.iäg.  y.cd.  ovcco  firr  /.aOcooi 
c}:tc'.XXcctt6i.ievoi  TTjg  tov  cT(i')[.iC(TOg 
cdpooavi'tjg,  ojg  tÖ  Eiy.ög,  /.isrä 
lOiovTcov  TE  saö^iEda  /.cd  yvcoaö- 
UEdci  dl  i]u(~jv  c'.r/iT)}'  :rc(v  to 
Ei?j/.oivfg. 


ßnlta  qaailnin  dement i(i  coij)US 
oneyatav,  at  prcie  illo  ne  sapere 
quidem  ulla  in  re  possimus.  et 
si  (piando  tempus  aliqtiod  ad 
phüosopliandum  nacuum  uel  ha- 
haerimus  uel  fecerimus ,  tmic 
quocpie  in  ipais  co(jitationihus 
noatyis  covpua  inferciirrit  ficrhccm 
evroruin  inferens  menti,  nt  oh- 
caecante  illo  ueriidtem  pendclere 
non  possimus.  iiaque  unum  hoc 
in  omid  qtuiesfione  et  id  (ßddem 
eiddentissime  prohatiir,  si  quid 
umcquam  honafide  scire  uolumiis, 
recedendam  esse  a  corpore  et  in 
ipso  anlrno  res  considerandas. 
tiinc  enim  uideviur  consectituri 
qaod  concupisc.hnus  et  cuius  ret 
amatores  nos  profitemur,  cum 
defimcti  erimus,  nam  dum  idui- 
mus  desperandum  est.  etenim  si 
constat  nihil  sinceri  mixtum  cor- 
porl  nnimum  periddere  posse, 
sequitur  alterutrum,  aut  nullo 
tempore  nee  usqitnm  contin<jeve 
homini  uerani  scientiam posse  aut 
tunc  dernum,  cum  excesserimus 
e  lata,  defunctorum  enim  animus 
Über  est  et  solutus  a  corpore, 
eo  autem  tempore  quo  uinimus 
ita  demum  adpropin(picd)imus 
adplicahimurcpie  scientiae ,  si 
nihil  aut  quam  ndnimuin  corpore 
utamur  neque  in  societate  eins, 
insi  (piatenus  necesse  est,  animum. 
dimitfamus.  ita  enim  minime  re- 
plehimur  uitiosa  turlndentcuque 
natura  corporis,  sed  puri  a  con- 
f.agione  eius,  in  cpiantum  facere 


430  Engel  brecht. 

possumus,  erimus  et,  sl  Ita  feceri- 
rnat),  iiicorrapti  tslnceiique  diyre- 
dlentes  ad  omwia  incorrwpta  sin- 
ceraque  ueniemus. 

Mit  dem  Originale  vergliehcn  ist  diese  Uebertrag'img  fast  voll- 
ständig wortgetren  und  gibt  ancb  den  Sinn  vollkommen  ricbtig 
wieder.  Dass  sie  von  Clandian  selbst  berrlibrt  mid  niclit  etwa 
einer  damals  circulirenden  lateiniscben  üebersetzung  des  Pliae- 
don  entnommen  ist,  scbeinen  die  unmittelbar  folgenden  Worte 
(S.  127,  3):  haec  ad  uerham  ex  dialogo  pldlosophi  admodum 
prlncij)is  excerpenda  afque  Jude  nostro  inserenda  uolumini  ratus 
sum  hinlänglicb  zu  bestätigen.  Bei  dem  übergrossen  Ansehen, 
in  dem  des  Apuleius  Schriften  in  den  damaligen  gallischen 
Rhetorenschulen  standen,  worüber  wir  bald  ausführlicher  zu 
sprechen  haben  werden,  möchte  man  freilich  vielleicht  an  eine 
Benützung  der  apideianischen  Bearbeitung  des  platonischen 
Phaedon  denken,  von  der  Sidonius  berichtet  (epist.  II,  9,  S.  31, 
24):  quamquam  sie  esset  (Origenes)  ad  uerhum  sententiainque 
translatus,  ut  nee  Apidelus  Phaedonem  sie  Piatonis  neque  Tullius 
Ctesiphontem  sie  Demosthenis  in  usum  regidamque  Romani  sermonis 
exseripserint  (cf.  Prise.  X,  19,  p.  511  H.).  Indess  hat  es  für 
mich  wenig  Wahrscheinlicbkeit,  dass  Apuleius'  Uebertragung 
sich  dem  Original  so  eng  anpasste,  wie  dies  bei  Claudian  der 
Fall  ist.  Auch  für  die  anderen,  leider  wenig  umfangreichen 
Fragmente  griechischer  Philosophen  dürfen  wir  eine  gleiche 
Zuverlässigkeit  betreffs  der  Üebersetzung  voraussetzen,  und 
auch  der  Verdacht,  als  seien  die  Citate  erdichtet  (nach  der 
bekannten  Methode  des  Mythographen  Fulgentius  oder  des 
Grammatikers  Vergilius),    wäre  durch  nichts   gerechtfertigt. 

In  .  der  Collectio  Pisaurensis  (tom.  V)  findet  man  sogar 
zwei  griechische  Gedichtchen  unter  dem  Namen  des  Claudianus 
Mamertus:  elq,  vöv  aanfjQcc  und  eig  xbv  dsGTtöctjv  Xqigzöv,  indess  ist 
ihre  Unechtheit  schon  längst  erkannt  worden,  und  ich  hätte 
sie  mit  keinem  Worte  berührt,  wenn  niclit  Teufi'cl  für  ihre 
Echtheit  eingetreten  wäre  (Rom.  Lit. -Gesch.,  §.  4(38,  5):  ,Da 
Sidonius  (epist.  IV,  11)  Gedichte  in  griechischer  Sprache  ihm 
beilegt,  so  mag  er  wirklich  der  Verfasser  sein/  An  der  ange- 
führten Stelle  spricht    jedoch  Sidonius  nirgends  von  Gedichten 


Uutersuchunsjen  über  die  Sprache  des  Claudiaiiiis  Maiucrtu.s.  4ol 

in  griechiöclicr  SpracliC;  und  offenbar  hat  Tcuffel  die  Worte 
triplex  b/jhliotheca  quo  maglstro  Roinana,  Attica,  Christiana 
J'idsit  miss verstanden,  hijhliütheca  Attica  fidsit  (in  eo)  kann 
nicht  in  l)c%ue;  auf  von  ihm  verfasste  griechische  Gedichte 
gesagt  sein,  denn  Avie  wäre  dann  neben  hybliotheca  Romana 
(hiteinischc  iSchriften)  das  hyhliothaca  Christiana  zu  verstehen? 
Ich  deidie  aber,  dass  der  Sinn  jener  Worte  des  Sidonius  ganz 
nahehegend  ist,  nur  freilieh  grundverscliieden  von  der  Aus- 
legung TeuffeFs.  Claudian  führt  nämlich  im  zweiten  Buche 
de  statu  animae  eine  Reihe  von  Zeugnissen  alter  Schriftsteller 
über  die  incorporalitas  der  Seele  vor,  und  zwar  im  7.  Capitel 
Stellen  aus  griechischen  Philosophen,  im  folgenden  solche  aus 
römischen  Schriftstellern  und  endlich  im  U.  Capitel  Zeugnisse 
von  christlichen  Kirchenschriftstellorn  über  denselben  Gegen- 
stand. Darauf  spielt  ohne  Zweifel  Sidonius  mit  obigen  Worten 
an,  und  somit  fällt  Teuffers  Begründung  der  Echtheit  jener 
griechischen  Poeme. 

Es  ist  zur  Genüge  bekannt,  dass  Sidonius  in  seinem 
Lobe  von  Freunden  und  deren  literarisclien  Producten  über- 
haupt nicht  gerade  karg  ist  —  man  vergleiche  beispielsweise 
die  Tirade  auf  den  ßhetor  in  Bordeaux,  Lampridius  (epist.  VIII, 
11)  — ,  doch  des  Lobes  reichste  Fülle  strömte  er  über  Claudian 
aus  in  dem  an  diesen  gerichteten  dritten  Briefe  des  vierten  Buchs. 
Wir  sind  gewiss  weit  davon  entfernt,  die  masslosen  und  übcr- 
schwänglichen  Lobeserhebungen  des  vSidonius  für  bare  Münze 
zu  nehmen,  jedoch  ihrer  bombastischen  Einkleidung  entledigt 
und  auf  ein  vernünftiges  ]\Iass  zurückgeführt,  können  sie 
j\ranches  zur  richtigen  Charakteristik  Claudians  beitragen. 
Wenn  Sidonius  in  Claudian  alle  Vorzüge  eines  Pythagoras, 
Socrates,  Plato,  Aristoteles,  Aeschines,  Demosthenes,  eines  Hor- 
tensius,  Cethegus,  Curio,  Fabius,  Crassus,  Cäsar,  Cato,  Appius, 
Tullius,  eines  Hieronymus,  Lactantius,  Augustinus,  liilarius, 
Johannes,  Basilius,  Gregorius,  Orosius,  Rufinus,  Eusebius, 
Eucherius,  Paulinus  und  Ambrosius  vereinigt  findet,  so  ist  dies 
einfach  ein  heiter  stinimcsndes  Beispiel,  was  ein  angesehener 
Schriftsteller  des  5.  Jahrhunderts  an  Uebertreibung  leisten  kann. 

]\Iehr  Glauben  jedoch  verdienen  und  nicht  gänzlich  aus 
dei-  Luft  gegriffen  sind  des  Sidonius  Bemerkungen  über  die 
Sprache  Claudians;  er  schreibt  darüber  (epist.  IV,  3,  S.  54,  20): 


432  Engelbiüchc. 

praeter  aeqiium  ista  coniectas,  sl  reare  mortalium  quem/piaiti, 
cui  tarnen  sermocinari  Latialiter  cordi  est,  non  pauere, 
cum  in  examen  aurium  tuariim  qiiippe  .scrijytus  adducitur;  ttiarum, 
inquam,  aurium,  quarum  peritiae,  si  me  decursorum  ad,  hoc  aeui 
temporum  praerogatiua  non  ohruat ,  nee  Frontonianae  grauitaiis 
aut  ponderis  Apideiani  fah)ien  aefjuiperem,  cui  Varrones  uel  Ata- 
cinus  uel  Terentiun,  Plinii  uel  auunculus  uel  Secundus  compositi 
in  praesentiarum  rusticahuntur.  adstipidatur  iudicio  meo  uolumen 
illud,  quod  tute  super  statu  animae  reruni  uerhorumque  scientia 
diuitissimus  propalauisti  .  .  .  at  quod,  deus  ynagne,  quantumque 
opus  illud  est,  materia  clausum  declamatione  conspicuum,  propo- 
sitione  ohstructum  disputatione  reseratum ,  et  quamquam  propter 
hamata  syüogismorum  puncta  tribulosum,  uernantis  tarnen  eloquii 
Höre  mollitum.  noua  ihi  uerha,  quia  uetusta ,  quihusque  conlatus 
merito  etiain  anfiquarum  litterarum  stilus  antiquaretur ,  quodque 
pretiosius,  tota  illa  dictio  sie  caesuratim  succincta  quod  proßuens, 
quam  rebus  amplam  strictamque  sententiis  sentias  plus  docere 
quam  dicere.  Diese  Stelle  ist  werth,  zum  Ausgangspunkte  einer 
kurzen  Besprechung  über  die  Pflege  der  lateinischen  Literatur 
in  Gallien  im  Zeitalter  des  Sidonius  gemacht  zu  werden. 

Die  Diction  Claudians  muss  seinen  Zeitgenossen  als  eine 
mustergiltige  und  geradezu  tonangebende  erschienen  sein ;  sie 
wird  von  Sidonius  um  so  höher  gepriesen,  als  sie  auch  mit 
dessen  eigenem  genus  dicendi  die  allergrösste  Aehnlichkeit  hat. 
Diese  Aehnlichkeit  ist  um  so  auffallender,  als  die  Stilgattung 
beider  Autoren  doch  so  grundverschieden  ist.  Wer  möchte 
glauben ,  dass  der  philosophische  Tractat  Claudians  für  den 
Briefstil  des  Sidonius  so  reiche  Ausbeute  lieferte,  wie  wir  dies 
bald  ausführlich  darlegen  Averden  ?  Dafür  kann  ich  nur  die 
eine  Erklärung  finden,  dass  der  Unterricht,  den  beide  Männer 
genossen^  sehr  gleichartig  gewesen  sein  muss  und  deshalb  auch 
ihrer  Diction  einen  so  homogenen  Charakter  aufdrückte. 

Worin  bestand  nun  dieser  Unterricht?  Allenthalben  liest 
man  bei  den  Schriftstellern  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahr- 
hunderts die  Klage,  dass  die  lateinische  Rede  immer  mehr  und 
mehr  aus  Gallien  verschwinde.  Das  deutsche  und  celtische 
Idiom  griff  immer  weiter  um  sich.  An  der  Mosel  sprach  schon 
Alles  fast  deutsch,  und  Sidonius  spendet  dem  Arvogast,  dem 
potor  Mosellac,  das  wehmüthige  Lob  (epist.  IV,  17,  S.  68,  9): 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mainertus.  4«JO 

quocirca  sermoiiis  ijompa  Romani,  si  qua  adhuc  uspiavi  est;  Belgicis 
oliin  sine  Rhenams  aholita  terris  in  te  resedit ,  tiiid  aus  einer 
anderen  Stelle  geht  hervor,  dass  im  Arvernerlaiide  das  Celtisehe 
stets  Volkssprache  geblieben  Avar  und  nur  (Unn  Adel  durch 
Ecdicins,  dem  Zeitgenossen  des  Sidonius,  einiges  Interesse  an 
lateinischer  Bildung  eingetlösst  wurde  (epist.  III,  3,  S.  41,  13): 
miiio  isiic  .  .  tuae  ^^ersonae  quondcwi  debituni,  quod  sernionis 
Celtici  squaviam  depositura  nohilitas  nunc  oratorio  stilo,  nunc  etiain 
Camenalihus  modis  iinhuehafur.  In  dem  Briefe  an  den  Rhctor 
von  Vienne  Sapaudus  klagt  Clandian  (S.  204^,  22  fF.):  uidao  os 
Romanum  non  modo  neglegentiae,  sed  pudori  esse  Romanis,  cjyam- 
niaticam  uti  quandani  harbarani  harharismi  et  soloecismi  pugno  et 
calce  propelli,  und  ähnlich  schreibt  Sidonius  (^epist.  II,  10,  S.  33,  8): 
lUud  apponc,  quod  tantuvi  increbuit  nmltitudo  desidiosorum,  ut, 
nid  uel  paucissirni  qnique  vieraiu  linguae  Latiaris  proprietatem 
de  triuialium  harhavismorum  ruhigine  uindicaueritis ,  eant  hreui 
ahoUtam  deßeamus  interemptamque:  sie  onines  nohilium  sernionum 
[jurpurae  per  incuriam  uulgi  decolorahuntur.  Solche  Aeusserun- 
gcn  zeigen  zur  Genüge,  dass  die  römische  Sprache  damals  nur 
mclir  Kigenthum  der  Gebildeten  war.  An  den  Fürstensitzen 
der  AVestgothen  in  Toulouse  und  der  Burg'unden  in  Vienne 
mochte  die  römische  Literatur  wohl  noch  für  längere  Zeit  ihr- 
bescheidenes  Dasein  fristen ,  hauptsächlich  aber  war  es  der 
Clerus,  bei  dessen  begabteren  Mitgliedern  römische  Sprache 
und  Literatur  noch  eifrige  Pflege  fand. 

Woher  schöpfte  aber  der  Clerus  diese  seine  Bildung  V 
An  Klosterschulen  darf  mau  bei  den  Männern,  welche  den 
Kreis  um  Sidonius  bilden,  nicht  denken.  Ihre  Bildungsstätten 
waren  vielmehr  die  Ilhetorenschulen,  und  wenn  auch  die  Kirche 
die  Studien  der  Rhetoren  verdammte,  so  gelten  doch  gerade 
die  hervorragendsten  kirchlichen  Würdenträger  der  damaligen 
Zeil  die  klarsten  Beweise  ihrer  relativ  eingehenden  rhetorischen 
Bildung.  Dass  besonders  Gallien  fruchtbar  an  Khetorenschulen 
gewesen  sein  muss,  das  zeigen  die  üppigen  Früchte,  die  jene 
hier  trugen,  die  Werke  der  gallischen  Banegyriker,  die  Schriften 
des  Ausonius,  die  Briefe  und  Gedichte  des  Sidonius,  sowie  im 
(J.  Jahrhundert  die  Declamationen  des  Ennodius.  Im  Uebrigen 
verweise  ich  auf  die  nützliehe  Abhandlung  von  Georg  Kauf- 
mann, Khetorenschulen   und  Klosterschuleu  oder  heidnische  und 


434  Ell  go  11) recht. 

cliristliclic  Ciiltur  in  (Jallicn  willirciid  des  5.  uiul  (j.  JuluLiuiulcrtö, 
in  Raumer's  liiötoriscliem  Taschenbuch  (4.  Folge,  10.  Jahrgang) 
186!),  S.  1 — 94.  Ich  muss  übrigens  hier  in  einem  Punkte  Kauf- 
mann entgegentreten ,  wenn  er  schreibt  (S.  (59) :  ,Claudianus 
Mamertus,  der  von  seinen  Zeitgenossen  und  auch  von  Sidonius 
bcAvundert  wurde,  weil  er  in  geistlicher  wie  in  weltlicher  Wissen- 
schaft Alle  übertreffe,  der  den  Rhetor  Sapaudus  bei  seinen  Be- 
mühungen, das  Studium  der  Alten  in  der  Stadt  Vienne  neu  zu 
beleben,  unterstützte,  Mamertus  war  von  Jugend  auf  in  einem 
Kloster  erzogen ,  wahrscheinlich  in  dem  Kloster  Grigny.' 
Kaufmann  kann  diese  Notiz  nur  aus  secundärer  Quelle  ge- 
schöpft haben,  denn  überliefert  ist  Derartiges  über  die  !E^rzie- 
hung  Claudians  in  einem  Kloster  nicht.  Und  ist  es  überhaupt 
auch  wahrscheinlich?  Konnten  die  damals  in  ihren  ersten 
Anfängen  sich  befindenden  Klosterschulen  einen  solchen  Unter- 
richt, wie  er  bei  Claudian  vorauszusetzen  ist,  gewähren?  Ge- 
wiss nicht ;  dies  sieht  auch  Kaufmann  ein  und  nimmt  an,  dass 
Claudian  seine  profane  und  theologische  Bildung  ,zum  besten 
Theil  der  privaten  Anleitung  eines  gelehrten  Mönchs  und 
eigenen  Studien^  verdankte  (S.  70).  Ich  für  meinen  Theil 
glaube,  dass  man  nicht  umhin  Avird  können,  anzunehmen,  dass 
er  in  seiner  Jugend  eine  Rhetorenschule  besuchte.  Man  lese 
nur  die  Schriften  von  zeitgenössischen  Schriftstellern,  die  von 
Jugend  auf  in  Klöstern  erzogen  wurden,  wie  Salonius,  Vincentius 
Lerineusis,  Hilarius  Arelatensis  (vgl.  des  Eucherius  instruct.  I, 
praef.,  bei  Migne  L,  773),  und  man  wird  den  Abstand  zwischen 
Kloster-  und  Rhetorenunterricht  unmöglich  verkennen  können. 
Dass  übrigens  damals  die  Rhetorenschulen  in  Gallien  unter- 
gegangen  waren ,  ist  eine  durch  nichts  gerechtfertigte  An- 
nahme Kaufmann's  (S.  70),  der  er  selbst  mehrmals  Avider- 
spricht,  und  es  genügt,  an  den  Rhetor  Sapaudus  zu  erinnern, 
von  dem  nach  den  Worten  Claudians  (S.  205,  19  ff.) :  fac 
memineris  docendi  munus  tibi  a  proauis  et  citra  hereditarium 
fore  .  .  admonitus  quoque  sis  oportet  Viennensis  urhis  nohilitatis 
antiquae ,  cuius  tu  ciuis  et  doctor  (es)  angenommen  werden 
muss,  dass  er  Leiter  einer  von  seinen  Vorfahren  ererbten 
Schule  war.  Zahlreiche  andere  Rhetoren,  unter  ihnen  beson- 
ders Lampridius  von  Bordeaux  (epist.  VIII,  11),  werden  von 
Sidonius  erwähnt. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  dos  Claudiiiniis  Jlaniertus.  43ö 

Claudiaii  verdankte  also  den  Rhctorcnschnlen  wohl  einen 
Grosstlieil  öciner  litcrarisclien  Bildung-,  imd  zumal  die  formelle 
Seite  seiner  Schriften  verräth  die  Schule,  die  ihn  gänzlich  becin- 
flusste,  auf  den  ersten  Blick.  Wir  kommen  hier  auf  die  oben 
angeführte  Stelle  des  Sidonius  über  die  Sprache  Claudians 
zurück.  Daselbst  wird  diese  mit  dem  fulmen  Frontonianae 
grauitatis  mit  pondens  Apuleiani  einerseits  und  dem  sermo  ur- 
hduus  (als  Gegensatz  zu  rusticahuntw-)  der  beiden  Varro  und 
Plinius  anderseits  verglichen;  natürlich  muss  Claudian  sie  xVlle 
Aveitaus  übertreffen.  jMänner  also  wie  Fronto  und  Apulcius 
galten  als  besonders  nachahmenswerth:  das  lernte  man  in  den 
Khetorenschulen,  in  denen  man  die  Kede  nach  der  Manier  jener 
zu  l)ikk'n  als  höchstes  Ziel  betrachtete.  Wer  die  Briefe  des 
Sidonius  aufmerksam  durchliest,  wird  bald  gewahr  werden, 
dass  ihnen  Apuleius'  Schriften  Aveit  mehr  zum  stilistischen  Vor- 
bilde dienten  als  Plinius  und  Symmachus,  deren  Nachbildung 
der  Autor  selbst  betont.  Dass  es  sich  bei  Claudian  ganz  ebenso 
verhalte,  wird  bald  durch  zahlreiche  Beispiele  gezeigt  werden. 
Deshalb  kann  der  Einfluss  der  scliwülstigen  Schreibart  des 
xVpuleius  auf  die  gallischen  Rhetorenschulen  des  5.  Jahrhunderts 
und  durch  diese  auf  die  aus  ihnen  hervorgegangenen  Schrift- 
steller nicht  genug  liervorgehoben  werden.  So  befindet  sich 
W.  Teuffei  sehr  im  Unrechte,  Avenn  er  in  seiner  Literatur- 
geschichte gelegentlich  der  Besprechung  des  Stiles  des  Fulgen- 
tius  (§.  480,  8)  schreibt:  ,Des  Fulgentius  stilistische  Vorbilder 
sind  Apuleius  und  Martianus  Capella.  Aber  auch  mit  Sidonius 
hat  er  Aehnlichkeit  genug,  um  den  Gedanken  an  eine  specifisch 
.afrikanische  Latinität^  nicht  aufkommen  zu  lassen.'  Sidonius 
hat  eben  von  Apuleius  so  viel  entlehnt,  dass  das  afrikanische 
Latein  deshalb  noch  nicht  geleugnet  zu  werden  braucht,  wenn 
ein  Nachbeter  des  Apuleius,  wie  Fulgentius,  sich  öfters  mit 
der   Diction  des  Sidonius  berührt. 

Ferner  lobt  Sidonius  an  der  Sprache  Claudians :  noua  ibi 
uerha,  qida  uetusta,  also  den  Gebrauch  obsoleter  Wörter.  Dies 
ist  ein  weiterer  Einfluss  der  Rhetorenbilduiig :  die  Nachahmer 
des  Apideius  mussten  nothgedrungcn  auch  für  Archaismen 
schwärmen.  Die  verhältnissmässig  so  wenig  umfangreichen 
Schriften  Claudians  bieten  eine  stattliche  Reihe  von  antiquirten 
d.  h.  zu  des  Autox's  Zeiten  nicht  mehr  gebräuchlichen  Wörtern, 


436  Engelbrecht. 

Ihrem  at'rikanischen  Vorbilde  getreu,  wussten  unsere 
gallischen  Lehrer  der  Rhetorik  aucli  jene  Regeln  über  den 
kunstvollen  Satzbau,  die  effectvolle  Gruppirung  der  einzelnen 
Theile  desselben,  den  harmonischen  Wortfall,  das  reimartige 
oder  Avenigstcns  rhythmische  Ausklingen  der  Schlusssilben  und 
andere  derartige  Mittelchen  der  Effecthascherei  ihren  gelehrigen 
Schülern  beizubringen,  Beispiele  dafür  aus  Sidonius  oder  Clau- 
dian  beizubringen,   hiesse  wohl  Eulen  nach  Athen  tragen. 

Wir  sehen  also,  dass  Claudians  Sprache  zielbewusste 
Nachahmung  des  apuleianischen  Stiles  ist.  Uebrigens  spricht 
sich  Claudiau  selbst  in  dem  Briefe  an  den  Rhetor  Sapaudus 
über  zu  seiner  Zeit  als  empfehlen swerth  geltende  stilistische 
Vorbilder  folgendermassen  aus  (S.  205,  30  ff.) :  Naeuius  et 
Plautus  tibi  ad  elegantiam,  Cato  ad  graidtatem,  Varro  ad  peri- 
tiam,  Gracchus  ad  acrimoniam ,  Chrysi-ppus  (?)  ad  discipUnam, 
Fronto  ad  pompam,  Cicero  ad  eloquentiam  capessendam  usui 
sinf  .  .  .  Uli  ergo  reuentilandi  memoriaeque  mandandi  sunt,  de 
quibus  isti  potuere  proficere,  quos  miramur.  Chrysippus 
'  passt  in  diese  lateinische  Autoren gesellschaft  nicht  und  wird 
deshalb  wohl  Crispus  zu  schreiben  sein,  unter  welchem  Namen 
Sallustius  auch  S.  130,  12  (ebenso  bei  Sidonius  epist.  V,  3, 
S.  79,  26  und  carm.  II,  190)  angeführt  wird,  avo  aber  eben- 
falls fast  sämmtliche  Handschriften  —  darunter  auch  E,  in 
der  allein  der  Brief  an  Sapaudus  erhalten  ist  —  Chrysippi 
(Chrisippi,   Crisippi)  statt  Crispi  bieten. 

Sehen  wir  uns  nun  die  einzelnen  Namen  etwas  näher  an: 
Naevius  und  Plautus  gelten  Claudian  als  elegante  Stilmuster, 
weiters  werden  Cato,  Varro,  Gracchus  und  Sallust  empfohlen 
und  vor  Allen  Fronto  wegen  der  pompa.  Teuifel  (a.  a.  O. 
§.  466,  16)  nennt  dies  eine  , Anhäufung  von  Autorennamen  der 
alten  Zeit  mit  einem  charakteristisch  sein  sollenden,  aber  meist 
phraseologischen  Epitheton^ ;  ich  glaube,  dass  er  hierin  unserem 
Claudian  Unrecht  thut.  Neben  einer  Reihe  von  alterthümlichen 
oder  mindestens  archaisirenden  Schriftstellern  der  Republik, 
an  die  Cicero  sich  wohl  nur  honoris  causa  reiht,  erscheint 
Fronto,  und  dass  man  gerade  dieser  Männer  Schriften  stu- 
diren  müsse,  wird  damit  begründet,  dass  von  ihnen  isti  potuere 
proßcere,  quos  miramur.  Wer  dächte  dabei  nicht  sofort  an 
Apuleius,  den  allerdings   geistvolleren  Vertreter    der   frontonia- 


Untcisufliungon  über  die  Spiaclie  des  Clandianus  Mameitus.  4o  i 

nisclien  Manier?  Wir  haben  hier  gewissermassen  einen  Kanon 
jener  Prosaiker  vor  uns,  die  in  den  Rhetorcnscliulen  des 
5.  Jahrhunderts  in  GalHen  in  grösserem  oder  geringerem  Um- 
lange gelesen  worden  sein  mögen.  Von  den  alten  Komikern 
zum  Mindesten,  sowie  Varro  und  Sallust  darf  dies  als  fest- 
stehend angenommen  werden.  Cicero  wird  nicht  allzu  ein- 
gehend behandelt  Avorden  sein,  Cato  und  Gracchus  kannte  man 
möglicherweise  mehr  dem  Namen  und  dem  Lobe  nach,  das 
ihnen  Fronto  (vgl.  epist.  p.  114  N. :  contionatur  Cato  infesfe, 
Gracchus  turhulenie,  Tullius  copiose)  und  Apulcius  (vgl.  A])()].  95) 
spendeten,  als  aus  eigener  Lectüre.  Hauptaufgabe  war  natiii-- 
licii  genaues  Studium  des  Schwulstes  des  Fronto  und  A])uleius. 

Wie  CToss  die  Neigung  zu  den  rhetorischen  vStudien  und 
den  aus  der  Schule  her  geläufigen  Disputirübungen  bei  (jlau- 
dian  gewesen  sein  muss,  geht  daraus  hervor,  dass  Sidonius 
von  ihm  erzählt  (epist.  IV,  11,  S.  (32,  13  ff.),  er  habe  noch  in 
seinen  späteren  Jahren  um  sich  gelehrte  Cirkel  gebildet 
uoluptuosissimwn  repiUans,  si  forte  ohorta  quarum/plam  r/tuiestio- 
num  insoluhüifate  lahyrlntliica  scientiae  suae  fhesauri  eventila- 
rentnr.  iam  si  frequeiifes  consederamus,  officium  nudiendi  omnihus 
iniiivgehat,  uni  solum  cpmm  forte  olegissemus  depufans  ius  lo- 
queiidi ,  uirifim  tdcissiiiique ,  non  tumidtuatim  nee  sine  schematis 
cniuspiarn  gesfu  artificio.so  doctrina.e  suae  opes  erogafuriis.  dein 
qnaecumqne  dixisset  protinus  reluctantinm  si/llogismorum  con- 
trarietatihus  excipiehamus :  sed  repeUehat  omnium  nostrum  teme- 
rarias  oppositiones  etc.  Wer  dies  liest,  glaubt  sich  sicher  eher 
mit  einer  derartigen  Unterhaltung  in  den  Hörsaal  eines  Rhe- 
tors,  als  in  die  Stube  eines  Presbyters  der  Kirche  versetzt. 
Und  ein  solcher  jMann  sollte  keinen  anderen  Untericht  als  den 
der  Klosterschule  oder  höchstens  noch  den  J^rivatunterricht 
eines  gelehrten  Mönches  genossen  haben? 

Fassen  wir  nunmehr  die  Resultate  zusammen ,  die  Avlr 
aus  unserer  bisherigen  Darstellung  für  die  Erkenntniss  der 
Diction  Claudians  gewinnen,  so  sind  es  kurz  folgende:  Als  aus 
einer  Rhetorenschule  hei' vorgegangener  Schriftsteller  verwendet 
Claudian  auf  die  Diction  weit  mehr  Sorgfalt  als  die  meisten 
seiner  in  Klosterschulen  erzogenen  Zeitgenossen.  Höhere  Bil- 
dung verräth  er  auch  durch  vollkommene  Beherrschung  der 
griechischen  Sprache.     Sein  genus  dicendi  ist  von  der  Manier 


438  Eng  Ol  1)1-0  eilt. 

des  Apulcius  stark  beeinflusst.  Er  alinii  dcsliall)  denselben 
sowohl  in  einzelnen  Phrasen  und  Redewendungen,  als  auch  in 
speciell  jenem  eigcnthüralichen  Wörtern  nach  und  bekundet 
dieselbe  Vorliebe  fiir  archaische,  der  Sprache  der  Komiker  an- 
gehörende Worte,  wie  jener. 

Wir  gehen  nun    daran,    die  Beispiele   zusammenzustellen, 
durch  die  wir  uns  oben  für  gerechtfertigt  hielten,  auf 

Bewusste  Nachahmung  des  Apuleius  bei  Claudian 

einen  Schluss  zu  ziehen. 

A. 

Wir    führen   zuerst    eine    Reihe   von   Phrasen    und    Rede- 
wendungen des  Apuleius  vor,  die  sich  entweder  wörtlich  auch 
bei  Claudian  finden  ,    oder   die    doch  wenigstens  dem  Claudian 
zum  deutlichen  Vorbilde  gedient  haben.    Ich  citirc  hiebei  Apu- 
leius' Metamorphosen  nach   der  Ausgabe  von   Fr.  Eyssenhardt 
(Berlin  1869),  die  philosophischen  Schriften  nach  der  Recension 
AI.    Goldbachers   (Wien  1876),    endlich  De  magia  (Apologia) 
und  Florida  nach  Grust.  Krueger  (Berlin  1864  und  1865) : 
Met.  11,  7,    S.  21,  22  accedo  et,  qnod  ainnt,  iiedihus  in  sent en- 
ttarn ine  am,  iiado,  vgl.  Met.  VI,  32,  S.  117,  7  non  pe.dihus 
sed  totis  animis  latrones  in  eins  uadnnt  sententiam  (als 
terminus  technicus  von  den  Senatoren  gebraucht  bei  Sallust 
und  Liv.  V,  9,  2;  IX,  8,  13  u.  ö.  —  Cl.  48,  7  (nt)  in  ma- 
gistri  sententiam  p edihus,ut  aiunt,  transeam. 
De  deo  Soer.    prol.    S.   1,  2  prout   mea    opinio   est;    ebenso 

Claud.  128,  8. 
De  mag.  3,  S.  6,  8    nt  mea  opinio  fert,  vgl.  ib.  95.    ~-    Cl. 

141,  13  prout  mea  opinio  fert. 
De  Deo  Socr.  prol.,  S.  2,  21  nel  inaequalitnte  aspera  uel 
lenitate  luhrica  uel  angulis  eminula  uel  rotunditatr 
uolubilia.  —  Cl.  25,  1  qnae  suhterluuione  cedentia,  uel 
leuipr  ono  luhrica  uel  cauo pendula  uel  sudihus  aspern 
sunt,  dazu  vergleiche  man  Sid.  epist  III,  2  (40,  13)  aggeres 
saxis  nsperos  aut  flimios  g elu  luhricos  aut  colles  ascensu 
salehrosos  aut  ualles  lapsuum  assiduitate  derasas. 
Ibid.  8,  S.  12,  24  cum  sit  aeris  agmen  immensum,  usgue  ad  citimam. 
lunae  helicem,  quae  porro  aetheris  sursum.  uersus 
exordium  est.  —    Cl.  144,   18    exin  profundum  aeris  us- 


Untcrsuchuntjcn  über  die  Sprache  dos  Claudianus  Uramertus.  439 

que  ad  lunaris  sideris  citimum  luvien,  ahhinc  iijniwiu 
aetheriorum  spafia. 

Ibid.  10,  S.  14,  9  (iguntur  uolafu  pevniciore.  —  Ol.  150,  14 
uolaiu .perniciore  transcende  omnia  corporea. 

De  (log'ra.  Plat.  I,  8,  S.  70,  8  hinc  illud  etimn  cum.  septem 
locorum  motus  haheaniur,  progressuf;  et  refrocßssus, 
dexferiores  ac  sinistri,  sursum  efiam  deorsumque 
m'fentlwii  et  qiiae  in  gyrum  circuUumque  torqueniur.  — 
Gl.  67,  8  subiacef  auteni  (corpus)  pro  numero  parthim  sex 
iitique  motibus.  mouetur  autem  omne  corpus  sitrsitm  deor- 
sum,  in  dextrum  ac  sinistrum,  priorsus  et  retrorsus, 
mouetur  autem  etiam  motu,  septimo,  sictit  est  rotae  et 
splmeroidis.  Hier  haben  mit  Ausnahme  von  M  alle  Hand- 
schriften mindestens  von  erster  Hand  die  I^esart  retro- 
cessus  fitr  retrorsus  —  eine  merkwürdige  Variante. 

Ibid.  I,  9,  S.  70,  21  miimam  aero  animantitim  om.nium 
non  esse  corpoream  nee  sane  periturani,  cum  corpore 
fuerit  ahsoluta  .  .  .  ipsamque  semper  et  per  se  moueri 
agitatricem.  aliorum,  quae  natura  sii,i  im.mota  sunt 
atque  pigra.  —  Gl.  124,  17  anima,  inquit  (Platnn  in  Jiltro, 
quem  jtsqI  (fvaiyJjg  scripsit) ,  animanti.um  omnium  cor- 
pornlis  non  est  ipsnqne  se  mouet  aliorum  quoque 
agitatrix,  quae  naturaliter  immota  sunt.  l>ezeiclinend 
dafür,  dass  hier  Claudian  direct  ans  Apuleius  scjiöpfte 
und  nicht  aus  Phito,  ist  der  Ausdruck  agitatrix  in  übcr- 
tragener  Bedeutung,  den  die  Lexika  nur  mit  der  ange- 
führten Stelle  des  Apuleius  zu  belegen  Avissen. 

Ascl.  3,  S.  30,  2  Jiunc  mihi  adesfo  totus,  quantum  mente 
uales.  —  Gl.  174,  13  nunc  igitrir  a desto  totus  et  quam 
potis  es  praesens  fito.    ■ 

De  mag.  8,  S.  11,  15  quin  ei  nocens  lingua  .  .  semper  in  fetu- 
tinis  et  olenticetis  suis  iaceat.  —  Gl.  137,  1  ah'um. 
situ  fetidinarum.  turpium  ex  olenticetis  suis  ac 
tenehris  cloacam  uentris  et  oris  inhalare  sentinam.  Dass 
auch  hier  die  Nachahmung  evident  ist,  muss  schon  aus 
dem  sonst  nirgends  vorkommenden  Substantiv  nlenticetum 
noch  dazAi  in  Verbindung  mit  dem  ebenfalls  sehr  seltenen 
fetutinae  (fetidinae,  über  die  Sclireibweise  wird  weiter 
unten  gesprochen  werden)  geschlossen  werden. 


440  Eiigol  brecht. 

Ibid.,  S.  11,  17  u(i)n  quae,  'iDa/uiii,  ratio  est  l'mrjwim  mio)- 
(larii  .  .  possidere?  —  Cl.  172,  18  qune,  maluon,  ratio  est 
Ulis  eandem  cvedi  similem?  Ebenso  Livius  V,  54,  G  (l-Jede 
des  Dictators  Furius  Caminus):  quae,  malvAn,  ratio  est  e;r- 
pertis  nlia  experiri,  Cic.  Phil.  X,  IS  quae,  mahmi,  est  ista 
ratio  semjyer  .  .  opponere  (vgl.  Acta  sem.  phil.  Erlani!;.  1, 
17o)  und  nach  Claudian  Ennodius  35,  11  quae^  mnlvui, 
ratio  est,  nt  ita  sis  parcus  in  gratia  (vgl.  325,  8.  443,  9 
Hartel).  Vergleiche  überhaupt  IMartha,  Sur  le  sens  de 
rexchxmation  malvm  in  der  Revue  de  philologie,  Bd.  111, 
19—25  und  Bd.  VJI,  1—5. 

Ibid.  11;,  S.  18,  4  aiide  sis.^  Aemiliane,  dicere.  —  Cl.  33,  11 
aude  sis  non  fateri  (nach  meiner  Conjectur,  die  Hand- 
schriften haben  audes  Ms  [audes  is  M]). 

Ibid.  15^  S.  23,  3  radii  nostri  seu  mediis  oculis  proliquaii 
et  lumini  extrario  mixti  .  .  cum  alicui  corpori  in- 
ciderunt  spisso  et  splendido  et  leid,  pavihus  angidis  quibiis 
inciderant  resultent  adfaciem  suam  reduces.  —  Cl.  45, 
8  ex  qidhvs  radii  per  ociilorum  media  profusi  ac 
lumini  extero  commixti  corporum.  quae  inciderint 
repercussu  retrouersim,  cedentes  eorundem  colores  ac 
foi'mas  haiiriunt. 

Ibid.  19,  S.  28,  6  oneri  potius  quam  iisui  exuherat.  —  Cl.  75, 
20  animo  dominandi  accidit  difficultas  et  incipit  esse  oneri 
quod  erat  usui.  Ebenso  schon  Sallust  lug.  14,  4  cogor 
■pnus  oneri  quam  tcsui  esse. 

Ibid.  30,  S.  40,  4  Arisfotelis  .  .  erregt  Lmor  \aroQiag  multiiuga 
nolvmina.  —  Cl.  135,  18  editis  in  rem,  ßdei  mulfiiugis 
uariorum  operum  uoluminihus. 

Ibid.  41,  S.  51,  18  hoc  quis  ferat  philosopho  crimen  esse  quod 
lanio  uel  coquo  non  fnissetf  —  Cl.  23,  22  haec  quis 
ferat  .   .  hominum,  quempiam  et  infitiari  scientiam  etc. 

Ibid.  74.  S.  84,  10  cui  errorem.  suum  deprecanti  simpliciter 
ignoui.  —  Cl.  48,  8  ueniam  deprecaturus  erroris  mei. 
Da  hier  alle  Handschriften  ausser  M  nee  deprecatus  erro- 
rem, hal)en,  so  mag  mit  Rücksicht  auf  die  Parallelstelle 
aus  Apuleius  die  Vermuthung  gestattet  sein,  dass  vielleicht 
meum,  deprecaturus  errorem  zu  schreiben  sei. 


Untersuchungen  übpr  dio  Sprache   des  damlianus  Mamertus.  441 

Ibid.  75;  S.  8(),  11  qune  omn'm  .  .  hie  (higid/ifoi-  studiose  in 
uentrem  condidit  ef  omnimodis  conlnrcinationihus  di- 
lapidauif.  —  CI.  137,  4  ah  alio,  qui  sfipem  stuim  nnrils 
c onlur cinationihii i<  dilapidmiit.  Bei  Claudian  ist  con- 
JurcinaHomhua  eine  Conjectur  Schott's,  die  ich  mit  um  so 
geringerer  Scheu  in  den  Text  aufnahm,  als  apuleianische 
Ausdrücke  wie  fefidinne  und  olenticeta  aucli  unmittelbar 
vorausgehen  (in  demselben  Satze).  Später  (vgl.  meine 
Ausgabe  praef.  p.  XLVI)  entstanden  in  mir  docli  I)e- 
denken,  ob  nicht  die  Lesart  der  sämmtlichen  Handschriften 
coiducernationihus  —  ein  Wort,  welches  ganz  regulär  ge- 
bildet ist  und  ])assend  durch  ^iiächtliche  Zechgelage,  Ge- 
lage bei  Laternenschein'  übersetzt  werden  kann,  man 
denke  an  das  Horazische  (Od.  I,  27,  5)  idno  ef  hicermx 
Medus  acinnces  immane  quantum  discvepat  —  vorzuzieluui 
sei.  Ich  bin  auch  jetzt  noch  der  letzteren  Ansicht  und 
möchte  vielmehr  glauben,  dass  Claiidian  an  der  Stelle 
des  Apuleius  ebenfalls  conlucernationihus  las.  Man  darf 
dabei  nicht  ausser  Aclit  lassen,  dass  conlvrn'natio  ein  arra^ 
8tQiji.ifvov  und  möglicherweise  eine  uralte,  sehr  naheliegende 
Conjectur  für  das  scliwerer  verständliche  conlucernatio  ist, 
also  gar  nicht  von  Apuleius  selbst  herrührt.  Uebrigens 
soll  nicht  verschwiegen  werden,  dass  an  und  für  sich 
betrachtet  die  Bildung  conliircinaflo  nicht  auffällig  ist,  da 
neben  lurcare  (lurcari)  auch  ein  lurclnari  Ijestanden  haben 
muss,  indeirt  Cato  (nach  Quintil.  I,  6,  42)  hircifxdnindiis 
gebrauchte. 

Asel.  26^  S.  49,  17  ipsum  uelle  e  nolunfata  (est).  —  Cl.  'SU, 
11  ips-am  11. eile  snhsfanfia  est.  Auch  der  von  Claudian 
so  häufig  (76,  10,  <S;},  8.  m,  ]8.  15(;,  2.  185,  7)  gebrauchte 
Tropus  ocidus  menfis  (gcAVöhrdich  oculi  m.')  findet  sich  bei 
Apuhmis  de  dogm.  Phit.  I,  G,  S.  (57,  27  (essentia)  qitae 
v7ei)tis  ocidis  comprehendifur,  übrigens  hat  ihn  auch  Augustin 
z.  1>.  de  quantit.  animae  IV,  ß  gebraucht.  Die  Wendungen 
bei  Claudian  125,  8  mdnliim  üpioranflaa  und  145,  o  opa- 
airti  nuhilv/m  rernm  califpivfinm  mögen  dem  mdyilum  mentis 
l)ei  Apul.  de  mag.  50,  vS.  GO,  19  nachgebildet  sein;  übrigens 
iiuxss  die  Wendung  sehr  beliebt  gewesen  sein,  da  Cyprian 
426,  6  11.  nidrilmn  UuoriH,  Salvian   ad  eccl.  I,  43   mdrihim 

Sitznngsher.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Bd.  II.  Hft.  20 


442  EnsTollu-ocht 

er)-oris^  Alciraus  Avitus  79,  30  (Peipcr)  7mJ)ilum  it.mh!(jui- 
tatis  und  Ennodius  (409,  20),  sowie  Sedulius  (Pascli. 
carm.  II,  81)  das  apuleianisclic  mdrilum  menfis  liaben. 
Natürlich  fehlt  die  Wendung  auch  bei  Sidonius  nicht;, 
e]iist.  IV,  12  (64,  19)  nuhüum  superducti  maeroris.  Endlich 
kann  ich  die  Vcrmuthung  nicht  unterdrücken,  dass  die 
Stelle  de  mag.  43,  S.  53,  21  haec  et  alia  apud  phrosque 
de  magic/'s  puerls  lego  Vorbild  für  Claudian  97,  4  und 
143,  10  war,  wo  an  ersterer  Stelle  sämmtliche  Hand- 
schriften ausser  M  haec  et  alia  loquitur  ueritaH,  sowie  an 
zweiter  Stelle  haec  et  alia  .  .  innumera  i)rofevre  'posseimts 
bieten.  Obwohl  ich  die  Lesart  von  M  haec  et  talia  in 
den  Text  setzte,  so  gebe  ich  jetzt  doch  mit  Rücksicht 
auf  die  Stelle  aus  Apuleius  der  Lesart  der  übrigen  Hand- 
schriften den  Vorzug.  Ascl.  26,  S.  48,  22  hat  zwar  Apuleius 
haec  et  talis  senectus,  sonst  verbindet  er  aber  diese  beiden 
Pronomina  stets  asyndetisch,  also  hie  talis,  vgl.  Koziol, 
Stil  des  Apuleius,  S.  77. 

B. 

Weiters  findet  sich  bei  Claudian  eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  von  selteneren  Ausdrücken  oder  von  Wörtern  mit  ausser- 
gewölmlicher  Bedeutung,  die  unsere  Lexika  entweder  nur  durch 
Stellen  aus  Apuleius  belegen  oder  bei  denen  durch  andere 
Umstände  ersichtlich  ist,  dass  Claudian  sie  speciell  aus  Apuleius 
entnahm.  Zu  letzteren  rechne  ich  Ausdrücke  des  vorclassischen 
Lateins,  die  erst  wieder  durch  Apuleius  (möglicherweise  auch 
schon  durch  Fronto)  zu  neuem  Leben  erweckt  wurden.  Wir 
führen  die  hieher  gehörigen  in  alphabetischer  Reihenfolge  vor. 

ahhinc  in  räumlichem  Sinne ^  Lucrez  III,  958  und  Apul. 
flor.  16,  S.  25,  15  totoque  (d)hinc  orhe  totoque  ahhinc  tem- 
pore laitdes  henefacti  tui  idnque  gentium  semper  annorimi 
repraesentet  (wo  ubique  <jentinm  dem  toto  ahhinc  orhe  und 
semper   annorum  dem  toto    ahhinc    tempore    entspricht).  — 


'  Unrichtig  füluM;  Kretschmann,  Do  latinitate  L.  Apnlei  Madanren.sis,  Inaug.- 
Dissert.  König-sberg-,  1865,  ancli  Plant.  Pers.  V,  2,   19  an,    wo  aber  aus 


allen  Handschriften  Mnc   gelesen  wird. 


üntersnchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamcrtus.  44d 

Cl.   131 ,    2    ahJdnc  (=   inde  ah  hoc  loco)    ecclesiasticis  doc- 
torihus  utitur  testihus;   150,   15   a.  in  tertinm  caehim  (fivin- 
scende);    141^   10  estJie  aliquid,    quo  ahhinc  locorum  uspiam 
progrediaris ;  29,  21  a.  superius;  144,  17  ecce  a  terrae  conti- 
quis    aere    fenus    aquanim    klementum  est,    exin  profundum 
aeris  usque  ad  lunaris  sideris  ei.timum  lumen,  ahhinc  igniurn 
aetheriorum  spatia;  19,  11  primus  Uher  in  sui  primordio 
hreuiter   ad  st  mit  .  .   .,  post  de    animae   statu   .   .  luciamen 
alternat,    ahhinc  itidem  .  .  praelihauit.     Vgl.  ahinde  beim 
auct.  incertus  de  S.  Helena  (ed.  lleydenreicb)  18  a.  nauigare 
coeperunt    (Paueker,    Siipplementum    lexicorum    latinornm, 
S.  2).     Die  Vorliebe  Chuulians,  hinc  mit  Präpositionen    zu 
componiren,  zeigt  sieb  auch  dureb  die  bäuiioe  Anwendung 
von  posthinc  (vgl.  Index  und  weiter  unten).  '  Jedenfalls  ist 
nicbt  ricbtig,  was  Hand  (Tursellinus  I,  66)  bemerkt:  ,quam- 
quam   igitnr  ipsa  uocalndi  formatio  non  poterat  aliena  uideri 
a  notione  loci,  tarnen  non  permisit  communis  usus'.     An  der 
localen  Bedeutimg  des  Wortes  bei  Lucrez  kann  nicht  ge- 
zweifelt werden  und  war  dieselbe  jedenfalls  in  der  Volks- 
sprache nichts  Ungewöhnliches.    Auch  Jordanes  gtdn-aucbt 
an  einer  Stelle  ahhinc  in  localer  Bedeutung  82,  8  Mommsen: 
ahhinc   Geta  recessit  in  propria. 
alt  rinsecus   ^=z   ,auf  der  anderen  Seite^  Plautus  und  Apul.  met. 
I,  IG,  S.   10,  24   a.  prominere',  I,  21,  S.  13,  29  nidcsnc  .   . 
a.fores;  H,  18,  S.  29,  18  gladiolo  solito  einet us  a.:  HI,  17. 
S.49,  7;  V,  2,  S.  79,  27  a.  aedium.  —  Cl.  190,   1   qwnlam 
a.  continuati  uiarum  periculmn  feci.nius. 
autumare,  bekanntlich  als    aus    dem  Sprachschatze    der  altini 
scenischen  Dichter  (Quintil.  8,    3,    2(5  ,autunio'    tragicum) 
entnommen    ein    Lieblingswort    des    Apuleius     (zahlreiche 
Belege  bei  Georges),   gebraucht  Claudian    einmal  in  Ver- 
Ijindung  mit  einem  Accus,  c.  inf.   (30,  7)  und  fünfmal   in 
der  1^'ormel  ut  autumo  (-as,  -at).     Auch  Sidouius  gebraucht 
es  mehrmals  (vgl.  epist.  V,  4,  S.  80,  13;  VII,  9,  S.  1 14,  30), 
ebenso  Ausonius  XX,    208  Schenkl  und  Victor  von  Vita 
I,  5  Petschenig. 
Brachmani:    so    ausser    Amin.  23,    6,    33    bei    Apvd.  Hör.   15, 
S.   18,    12    und    Cl.  204,    13;    den    Genetiv    Brachmannvi 
hat   Apul.   flor.   15,    ö.  18,    13  und   Cl.   130,  10. 

29* 


444  Enge  1  lue  c  1)  t. 

cedo  adverbiell    ^leicli    einem  a(je  Apul.  de  mag.  37,  S.  47,  3 
cedo   enim    experianmr ,    de    deo  Soor.  9,    S.   13,    Ki    cedo 
igitur   mente   formemifs    nach    dem  Vorgänge  des  Plautus. 
—  Gl.   178,   17  ceAlo  efiavi  de  dlo   (juaeraviiis. 
consequenter    in    der    Bedeutung    ,folgerec]it^    nach    Georges 
zuerst  von  Apuleius  met.  X,  2,  S.  182,  15  liahehat  iuuenem 
filium  lyrohe  litteratum  atque  oh  id  consequenter  p'tefnte  mo- 
destia  praecipuum  angewendet,  hat  Claudian  an  fünf  Stel- 
len (36,  3.  38,   1.  62,  14.  102,   11.  113,   16).     Ausserdem 
gebrauchen  es  Chalcidius,  Sedulius,  Alcimus  Avitus. 
conihiuari  Sisenna,    Apul.  met.  I,  24,  S.  16,  1;  V,  31,  S.  97, 
10;  VI,  18,  S.  108,  5;  der  galhsche  Panegyriker  Eumenius, 
Symmachus.  —  Gl.    190,   1    quoniam   altrivsecus    continuati 
uiarum  periculum  fecimus. 
creper  in    der   übertragenen   Bedeutung  , zweifelhaft,    misslich' 
ausser  den  Tragikern  und  Lucrez  auch  Apul.  de  deo  Socr. 
18,  S.  20,  25  res  creperae  et  adßictae.  —  GL   143,  6    esfne 
aliquid  istic  crepjerwn  aut  fortassis  obscurum?  Ennodius  64, 
13  H.  6t  pagina  nostra  res  crepera  et  anceps  est. 
detrimentum:    Apul.    Ascl.    3,    S.    30,    9    corporum    angmenta 
detrlmentaque.  —  Gl.  28,    4    (deus)    detrbnenta    non    sentit 
augmentaue  non  recipit.    Damit  vergleiche  man  auch  Hie- 
ronymus,  Orig.  in  Luc.  hom.  S   si  .  .  nee    augmentum  nee 
decrementum   recipere  potest.     Bei  Gl.   149,  5  lunaris  glohi 
per    incrementa    ac    detrimenta    uarlatio    bin    ich    sehr   im 
Zweifel,  ob  nicht  mit  Bezug  auf  Apul.  met.  XI,  1,  S.  205, 
19  ipsa  Corpora  terra  caelo    marique  nunc   incrementis  con- 
sequenter augeri  nunc   decrementis  ohsequenter  iniminui  auch 
bei  Glaiidian    decrementa    für    detrlmenta  zu   schreiben  ist", 
zumal  da  auch  Augustin  (Enarrat.  in  psalm.  71,  8)  decre- 
menta  incrementaque'  lunaria  schreibt.     Auch   Augitst.    de 
ciiiit.    dei  V,    6    (S.   198,   30  Domb.2)  hat  man  lunaribus 
incrementis  atque  decrementis  augeri  et  minui  quaedam  genera 
rerum  zu   lesen,    und    ich   kann   nicht    begreifen,    Avarum 
Dombart   in    der  2.  Auflage   der  Lesart  der    interpolirten 
Handschriften  AKF  detrimentis  den  Vorzug  gegeben  hat. 
Von  den  von  ihm  angezogenen  Parallelstellen  ist  nur  Apul. 
met.  XI,  1,  S.  205,  19  beweiskräftig,  und  gerade  hier  best 
man  auch  decrementis,  freilich  nicht  bei  Eyssenhardt;  aber 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudiaiius  Mamcrtus.  445 

wer  die  Stelle  genauer  betrachtet  niuic  incrtmentis  con- 
sequenter  auger'i  nunc  decrementis  obsequenter  imminui 
wird  durch  das  Wortspiel  consequenter  —  ohsequenter  hin- 
iänji'lieh  belehrt,  dass  der  Schriftsteller  wohl  auch  decrementis 
wegen  des  Gleichklanges  mit  dein  vorausgehenden  Incre- 
menfis  absichtlich  schrieb.  Zudem  ist  gerade  decrementum 
ein  Wort  afrikanischen  Ursprungs  (vgl.  Sittl,  Die  localen 
Verschiedenheiten  der  lateinischen  Sprache  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  afrikanischen  Lateins,  S.  145) ,  das 
sicher  auch  Cyprian  de  spectac.  9  (Append.  11,  13  Hartel) 
gebrauchte:  glohuni  lunae  temporum  ciirsiis  incrementis  suis 
decrementisque  signantem  (so  der  Codex  Z  saec.  XIV  und 
c  saec.  XV),  wo  ich  nicht  mit  Plartel  zwei  Handschriften 
des  15.  Jahrhunderts  ([.i,  r),  die  detrimentisque  bieten, 
folgen  möchte. 

dire.cfim:  A})ul.  de  deo  Socr.  prol.  (S.  2,  18)  lapidam  directim 
caesum.  —  Cl.  90,  15  laiitudo  directim  recipit  sectioneni. 
Aehnlich  gebraucht  das  Wort  auch  Macrobius. 

dispudet  aus  dem  Sprachgebrauche  der  Komiker  aufgenom- 
men von  Apul.  de  mag.  G3,  S.  73,  14  non  uos  tot  calum- 
niurum  tandem  dispudet?  —  CI.  172,  5  no7i  dispudet  auctor 
huius  sententiae  exeinpfae  animae  corporalitatis  capessere 
indiciumf  Auffällig  ist  hier  die  (durch  alle  Handschriften 
bezeugte)  sonst  nicht  belegbarc  persönliche  Construction 
mit  folgendem  Infinitiv ;  unrichtig  ist  bei  Georges  unsere 
Stelle  als  Beispiel  eines  folgenden  Accus,  cum  Infin.  an- 
geführt, denn  selbst  wenn  man  mit  den  früheren  Heraus- 
gebern aucAorein  läse,  so  wäre  der  Accusativ  doch  zu 
dispudet  gehörig  und  nicht  Subject  zu  capessere. 

equidem  in  Verbindung  mit  der  zweiten  und  dritten  Person 
gebraucht,  findet  sich  bei  Plautus,  nicht  mehr  bei  Terenz. 
Von  Plautus  hat  es  Apuleius  übi-rnommen  (Fronto  ge- 
braucht equidem  nach  ciceronianischem  Sprachgebrauche 
nur  in  Verbindung  mit  der  ersten  Person),  der  es  aber 
so  nur  in  den  Metamorphosen  gebraucht:  I,  1,  S.  1,  13 
hciKC  (-quidem  ipsa  iiocis  immutatio  .  .  rcspondit  ,•  H,  13, 
S.  26,  9  quam  olim  e.  exoptatus  )iobis  aduenis ;  III,  27, 
S.  54,  17  quod  coroUis  roseis  e.  recenfibus  fuerat  ornatum; 
IV,  2,  S.  57j  IG  quos  e.  fragrantes  .  .  rosat$  laureas  appel- 


446  Engelbrecht. 

laut;   \ ,    1 ,    S.    79,    22  ut  e.  illud  rede   uideatuv  .  .  loui 
fabricatum  caeleste   palafium ;  YH,    9,    S.   122,   30  quorum 
poterit  unus  magnis  e.  talentis ,    xd  arhitror ,    puellam  istnm 
praestinare;  Ylll,   10,  S.   141,  3  istud  a.  certe  .  .  concedas 
necesse  est  (vgl.  Jordan,  Kritische  Beiträge  zur  Geschichte 
der  hiteinischen  Sprache,  S.  325,    der  überhaupt  den  Ge- 
brauch dieser  Partikel  in  der  archaischen  und  classischen 
Zeit  erschöpfend  behandelt,  dagegen  die  späteren  Schrift- 
steller  mit   Ausnahme    des  Apuleius    leider   nicht   in    den 
Kreis  seiner  Untersuchung  gezogen  hat).    Die  zahlreichen 
Belege  aus  Claudian  für  die  Verbindung  von  equidem  mit 
der  2.  oder  3.  Person  sehe  man  in  meinem  Index  zu  Clau- 
dian   nach.     Das    so    häufige  Vorkommen    dieses    Sprach- 
gebrauchs bei  Claudian  erklärt  sich  aus  der  Nachahmung 
des  Apuleius,  während  vereinzelte  Beispiele  sich  bei  vielen 
späteren  Schriftstellern  finden. 
ergo  igitu'r  war  eine  im  Volksmunde  wahrscheinlich  stets  be- 
liebte Verbindung,  wie  dies  der  Gebrauch  bei  Plautus  zeigt, 
von  dem  sie  Apuleius   hat,  aber  nur  in  den  Metamor- 
phosen (I,  5,  S.  3,  29.  II,  18,  S.  29,  5.  28,  S.  35,  18.  III,  19, 
S.  50,  3.  IV,  2,  S.  56,  26.  V,  11,  S.  85,  20.  VII,  9,  S.  122, 

25.  15,  S.   125,  30.   19,   S.   128,  13.  IX,  17,  S.  165,  12. 
22,  S.  168,  15.  39,  S.  179,  8.  X,  3,  S.  183,  7.  35,  S.  204, 

26.  XI,  5,  S.  208,  9.  21,  S.  218,  17.  28,  S.  223,  26).' 
Aus  Letzterem  möchte  man  wohl  schliessen,  dass  die  Ver- 
bindung in  der  niedrigen  Vulgärsprache  Afrikas  zu  Apu- 
leius' Zeit  noch  lebend  war,  denn  hätte  sie  dieser  blos 
aus  der  Leetüre  des  archaischen  Latein  geschöpft,  so 
wäre  nicht  einleuchtend,  Avarum  er  sie  nicht  auch,  oder 
vielmehr  gerade  in  seinen  sorgfältiger  stilisirten  anderen 
Schriften  (vgl.  Jordan,  Kritische  Beiträge,  S.  325;  Sittl,  Die 
localen  Verschiedenheiten  der  lateinischen  Sprache,  S.  82) 
angewendet  haben  sollte.  —  Claudian  hat  ergo  igitur 
111,    9    und    173,  8    (G    auch    148,  4).     Bei    Salvian    de 


1  Sämmtliclie  von  Kretschmann  a.  a.  O.  S.  lO'i  beigebrachten  neun  Stellen 
aus  den  anderen  Schriften  haben  in  Wegfall  zu  kommen,  da  sie  nur 
irrthümlich  angeführt  sein  können  und  wahrscheinlich  als  Belege  für 
cUenim  dienen  sollten  (vgl.  Koziol,  Stil  des  Apuleius,  S.   145). 


Untersuchungen  über  die  Sprache  <les  Claudianus  Mainertub.  447 

gubei'ii.  dci  IV,  22  liest  man :  ergo  ut  ad  superiora  redea- 
mus:  quid  est  lijtfur  etc. 

(i.vJiinc  bei  Georges  als  äita^  E'iqt^uh'oi'  aus  Apul.  inet.  XI,  24, 
S.  220,  29  exhinc  (=  hierauf)  festissimum  celehraui  natalam 
sacrontm  angeführt,  hat  Cl.  19,  1  (s.  die  praefatio  meiner 
Ausgabe  pag.  XXV)  midta  exhinc  deriuave  pottrit,  wie 
man  sieht,  mit  veränderter  Bedeutung;  ebenso  Enno- 
dius  292,  10  exhinc  digressi  honarum  verum  in  rege  lau- 
datio affectum  (vorausgeht  illud  iure  praeloquerentur  exor- 
dium).  Dagegen  wie  Apuleius  gebraucht  es  Sidonius 
epist.  IX,  16,  S.  172,  59  L.  nulluvi  cito  cogar  exhinc  pro- 
mere  Carmen  und  Jordaues  114,  19  M. 

flaccere  in  übertragener  Bedeutung  Afran.,  Ennius,  Apul.  de 
mag.  25,  S.  33,  22  cur  uestra  oratio  rehus  ßaccet,  strepitu 
uigc.tf  —  01.31,21  sententia  jlaccente.  Uebrigens  schreibt 
auch  Cicero  in  einem  Briefe  (ad  Quint.  fratr.  2,  14,  4) 
Messala  flaccet. 

fringultire  wird  transitiv  und  in  übertragener  Bedeutung  ge- 
braucht von  Apul.  de  mag.  98,  S.  109,  9  audisti  priuignum 
meum  uix  singulas  syllahas  fringultientem.  und  ebenso  von 
Cl.  137,  3  ceruas  hie  alium  inter  ructandum  quasdam  aug- 
gillatiuncidas  fringultientem  ah  (dio  laudari.  Intransitiv  in 
übertragener  Bedeutung  haben  es  Laevius,  Plautus,  Fronto, 
Apuleius  und  Sidonius  (die  Stellen  bei  Georges). 

geometrica ,  ae  Apvd.  flor.  18,  S.  31,  2  nach  den  besten 
Handschriften  (Krüger,  geometriae  Ilildebrand).  ■ — Cl.  105, 
10;  204,  27  (in  Verl)indung  mit  arithmetica  und  musica); 
174,  4  geometricam  sine  radio  docuii ;  nirgends  iindet  sich 
bei  Claudian  geometria.  Derselbe  gebrauclit  auch  astro- 
logica,  nicht  astrologia  81,  7;  und  so  (aber  als  neutr. 
plur.)  scheint  auch  Sidonius  epist.  V,  2  (79,  8)  zu  schreiben 
sein,  obwohl  die  Handschriften  astrologia  bieten,  wenn 
man  bedenkt,  dass  die  Worte  arithmetica  —  geometrica 
—  musica  —  dialectica  vorausgehen  und  noch  architecto- 
nica  —  metrica  folgen.  Ausserdem  hat  geometrica  der 
Uebersetzer  des  platonischen  Timäus  (Jhalcidius  als  genaue 
Wiedergabe  des  griechischen  ysiof.istor/.'t]. 

illectamentum  bei  Georges  änu^  eiQrji.i8vov  aus  Apul.  de 
mag.  98,  S.  108,  8  meretricis  hlandimentis  et   lenonis  patris 


448  E  II  if  e  Ib  r  e  0  h  t. 

dlectamentis  captus  rindet  sich  auch  de  mag.  102,  S.  113,  5 
qui  Apuleiam  dicitis  anbnum  Pudenfillae  magicis  illectamentis 
adortimi.  —  Cl.  127,  5  non  arhitrans  fore  queviplam  In- 
ledamentis  fallaclarum  corporcdihus  ohsistere  solitmn.  Auch 
Cl.  23,  8  bland iynenta  lenocinnntia  erinnert  an  obige  Stelle 
des  Apuleius. 

impendlo  mit  einem  Verb  verbunden  gebraucht  Apuleius^, 
obwohl  er  unter  den  späteren  Autoren  es  nicht  allein 
hat,  doch  mit  Vorliebe,  so  met.  II,  18,  S.  29,  4.  X,  4, 
S.  184,  3;  flor.  18,  S.  31,  10;  de  deo  Socr.  20,  S.  23,  7; 
de  mag.  3,  S.  6,  9.  15,  S.  22,  3.  32,  S.  42,  21.  61,  S.71,  15. 
—  Cl.  24,  15  animaduerti  id  impendio  molientem  opelU  Ips'ius 
auctorem;  37,  9  non  i.  emolienda  sunt,  qiiae  per  se  labascunt. 

interniinus  übtr.  auch  Ausouius  und  Symmachus;  jedoch 
Apul.  de  mundo  1,  S.  107,  10  (caelum)  diermn  noctiumque 
cut'ricuUs  agens  stellarum  choros  intermino  lapsu  finem. 
nulla  aeui  defectlone  factura  ist  das  deutlich  erkenn- 
bare Vorbild  für  Cl.  149,  10  (sidera)  intermino  linea- 
riiDi  tramite  in  id  ipsum  sine  f  ine  redeuntia  gewesen. 

interspergere  belegt  Georges  nur  mit  zwei  Stellen  aus 
Apul.  met.  V,  15,  S.  87,  30  interspersus  rara  canitie  und 
de  mag.  40,  S.  50,  11  sunt  plurima  (remediaj  in  aliis 
Omnibus  rebus  eodem  naturae  munere  interspersa  atque  inter- 
seminata.  —  Cl.  35,  2  non  interspergat  sinceritati  ueritatis 
ignorantia  praesumptiosa  mendacium. 

medidlifus :  Plaut.,  Enn. ,  Varro,  Amm. ,  Apul.  met.  VII,  2 
S.  118,  17  })i.  ingemere,  X,  25,  S.  197,  23  m.  dolore  com- 
motufi,  flor.  18  extr.  sumniis  m.  uiribus  contendunt  ambo  : 
idncitur  neuter ,  Cyprian  305,  15  m.  conceptus  ignis.  — 
Cl.  176,  17  «ü  niihimet  hisce  inanibus  respondeve  admoduni 
labori  est,  quia  nihil  istic  qiiicum  congrediar,  nihil  (est) 
quod  medidlitus  eruam.  Einen  Begriff  der  dieser  bildlichen 
Ausdrucksweise  hier  zu  Grunde  liegenden  Vorstellung 
mag  geben  Cl.  205,  5  erui  atque  euelli  infixa  animo  meo 
nequit  declamuiionwn  tuaruni  suauitas.  Es  ist  also  nie- 
dullitus  gleich  einem  ex  intimo  animo.  Ausserdem  haben 
das  Wort  von  den  Galliern  Sid.  VIII,  7,  S.  134,  5  me- 
dullitas  aestuare  und  Ennod.  380,  19  se  medidlitus  inserens 
(catharrus)  gebraucht. 


Untersuchungen  über  die  Si)rache  des  Claudianus  jMamcrtus.  44U 

inomentarius  von  Apuleius  mit  Vorliebe  verwendet,  Avie  m. 
maritus  (met.  V,  12,  S.  86,  4),  7n.  uita  (inet.  II,  2\), 
IS.  36,  14),  m.  Salus  (met.  IX,  1,  S.  155,  23),  hat  gewölmlich 
die  Bedeutung  ,nur  augenblicklicli  =  zeitweilig,  vorüber- 
gehend' (Georges),  jedoch  einmal  auch  , augenblicklich, 
schnell^  Apul.  X,  25,  S.  197,  29  momentarium  utnenum 
(schnellwirkend).  Dieselbe  Bedeutung  lässt  sich  bei  Cl. 
148,  18  idces  et  spatia  temporum  et  moras  dlerum  inotnen- 
taria  mundi  creatio  non  admittlt  statuiren,  vgl.  auch  Pa- 
pinian.  dig.'  34,  1,  8  ea  res  praesentem  ac  momentarlam 
curam  iniungit. 

movlhundus  in  der  Bedeutung  , sterblich'  hat  ausser  Vcrgil 
Aen.  VI,  732  morihunda  menibra  noch  Apul.  de  deo  Socr.  4, 
8.  8,  17  immortalihus  aniniis,  morlhundls  rnemhris.  '  Nicht 
hieher  möchte  ich  (gegen  Hildebrand  [vgl.  dessen  Note 
zu  de  deo  Socr.  4J  und  Georges)  Apul.  de  mag.  50,  S.  60, 
19  morihundo  corpore  cessante  animo  cadunt  rechnen,  da 
hier  die  gewöhnliche  Bedeutung  deutlich  vorliegt.  — •  Cl. 
06,  3  humanum  corpus  terrenmn  sc'dicet  atque  morlbundum. 

luulti modus:  Apuleius,  der  für  mit  midtus  zusammengesetzte 
Adjective  grosse  Vorliebe  zeigt  (vgl.  nudticolorus ,  nndti- 
forahlUs,  nmltihujas,  rnidtlmodusy  maltinominls,  iiialtiscius, 
midtiuaijus,  midtuUus)  ^  hat  auch  niultlmodas  met.  X,  29, 
8.  200,  2\j  und  de  dogm.  Plat.  I,  7,  Ö.  ij>i,  20.  Auch  der 
Afrikaner  Augustin  hat  es  nicht  selten;  Sid.  II,  13,  S.  38, 
5  midtimoda  susplrla.  —  Cl.  64,  6  multimoda  sectlo,  101,  9 
m.  doctrinae,  105,  4  i)i.  uerlfas  rationum,  142,  4  jii.  ueri- 
ftitls  (jladius  (hier  neben  (ilad'uis  auffällig,  jedoch  ist  die 
naheliegende  Aenderung  midtimodae  uerltatis  tjl.  trotz 
der  Analogie  105,  4  nicht  nothwendig).  Zu  streichen  je- 
doch ist  das  Citat  Claud.  ]\Iam.  epist.  1,  j).  781,  2  Migne 
(S.  198,  7)  bei  Georges,  da  hier,  abgesehen  von  ih-v  iiand- 
schriftlichen  Gewähr,  die  durch  et  verbuiuleneu  folgenden 
Worte  miseris  pe rinde  causls  der  Concinnilät  halber  fiir 
multis    niodis   sprechen    (Lütjoliann    in    der    Ausgabe    des 


1  Aiif^-iistiii.  de  ein.  rlei  XXI,  13  init.  ist  aus  Vergil  geschöpft:  hinc  est 
Muronis  illa  sententia,  n/n  cum  dixi-sset  de  terrenis  corporiiufi  moriJmndis- 
que  membris  etc, 


450  Kngelbrecht. 

Sidoiiius  —  denn  jener  Brief  Chiiulums  ist  nur  in  der 
Bricfscimmlung  des  Sidoniiis  erhalten  —  edirt  freilich 
mich  mulftmodls  [S.  53,  ID],  indess  bieten  die  besten 
Hiiiulschriften  LMTCF  midtis  modls  [nur  P^  hat  nmlti- 
modls]).  Zudem  könnte  nmltimodis  nicht,  wie  Georges 
angibt,  Adverbium  sein,  sondern  wäre  höchstens  als  zu 
causis  gehöriges  Adjectiv  zu  fassen. 

ob i raset  findet  sich  nach  Livius  und  Seneca  bei  Apul.  de 
mag.  3,  S.  6,  10  impendio  commouen  et  ohirasci  und  flor.  17, 
Ö.  26,  9  cessantihus  ohirasci.  —  Gl.  189,  6  oro  quaesoque 
non  ohirascaris  mihi,  nach  ihm  Alcim.  Avitus  121,  16  non 
nobis  obirascantur. 

opiolens  wird  von  Apuleius  bevorzugt  und  gewöhnlich  noch 
mit  einem  Synonym  verbunden,  so  met.  X,  19,  S.  194,  4 
matrona  quaedam  pollens  et  opulens ,  de  deo  Socr.  22, 
S.  25,  1  omnia  afßuentia,  omnia  opidentia,  omnia  ornata, 
met.  VIII,  15,  S.  143,  30  castellum  frequens  et  opidens.  — 
Gl.  184,  11  opidens  negotium  et  dites  causae  ad  dicendum 
proliciimt. 

periclitari  mit  dem  Genetiv  verbunden  hat  nur  Apul.  VIII, 
31,  S.  154,  15  hie  ego  nie  potissimurn  capitis  periclitatum 
memini.  —  Gl.  20,  16  qnoniam,  si  in  kis  secus  aliquid,  ego 
coascriptionis  periclitahor ,  sed  tu  editionis.  Auch  periclita- 
bundus,  eine  uox  Apuleiana,  ist  met.  III,  21,  S.  51,  22 
mit  dem  Genetiv  sui  verbunden. 

praecisio  in  der  eigentlichen  Bedeutvmg  =  ,das  Beschneiden, 
das  Abschneiden^  war  bisher  nur  bekannt  aus  Apul.  met. 
I,  9,  S.  6,  7  ea  bestia  ab  insequentibus  se  praecisione  geni- 
talium  liberat.  —  Gl.  72,  9  haec  talibus  non  inesse  uel  de 
ossium  sectione  et  capillorum  atque  unguium  praecisione 
cognoscimus. 

praesentare  se  scheint  zuerst  von  Apuleius  met.  VI,  1,  S.  100, 
10  luno  sese  praesentat  gebraucht.  —  Gl.  143,  10  per  quem 
(spiritum)  Paulus  apostolus  absens  toto  corporeo  sui  Corin- 
thiis  potuit  praesentari.  Der  Ausdruck  mag  übrigens  im 
gallischen  Latein  damals  schon  grössere  Verbreitung  ge- 
habt haben  (vgl.  das  französische  presenter  imd  Auct.  pan. 
Maxim,  et  Const.  3,  4,  Peiper's  Index  zu  Alcimus  Avitus, 
Hartel's  Index  zu  Enuodius). 


Untersuchungen  über  die  Spiuclic  des  Claudianus  Jlameitus.  4öl 

proquiritare  zuerst  ApuJ.  de  mag.  82,  S.  91,  19  epistulam 
saepe  aperiens  proquiriiahat.  —  Auf  otFcnbarer  Nach- 
ahmung dieser  Stelle  beruhen  Cl.  19,  7  opusculum  illud 
sine  mictore  proditum  et  usquequaque  proqulritatum  und 
Sidon.  epist.  VIII,  6,  S.  131,  14  per  ipsiim  fere  tempus,  ut 
decemuiralitev  loquai;  lex  de  praescriptlone  tricennii  fuerat 
proquiritata.  Letztere  Stelle  scheint  den  Schluss  zu  ge- 
statten ,  dass  proquiritare  ein  dem  Zwölftafelgesetze  ent- 
nommener Ausdruck  war,  denn  nur  auf  dieses  Wort  kann 
sich  das  ut  decemuiraliter  loqnar.  beziehen.  Georges  er- 
klärt im  Lexikon  decemuiraliter  zwar  durch  ,nach  Art  der 
decemuiri  (stlitibus  iiidicandis)' ,  jedoch  vermag  ich  nicht 
einzusehen,  warum  Sidonius  gerade  an  diese  Behörde  ge- 
dacht haben  soll ;  mir  scheint  es  viel  natürlicher  zu  sein, 
an  die  decemuiri  legibus  scrihundis  zu  denken.  Ausserdem 
ist  es  für  den  alterthümelnden  Apuleius  sehr  bezeichnend, 
dass  er  ein  Wort  wieder  in  die  Literatur  einführte ,  was 
aus  jener  archaischen  Rechtsquelle  stammte.  Merkwürdig 
ist  nur,  dass  dieses  Wort  sich  in  den  bisher  bekannten 
Glossarien  nicht  tindct,  Avährend  docli  das  Verbum  sim- 
plcx,  dessen  Gebrauch  in  der  Schriftsprache  sicli  durch 
alle  Jahrhunderte  verfolgen  lässt,  oftmals  als  Glosse  be- 
gegnet (vgl.  Loewe's  Prodromus,  S.  310). 

Hcaeaus  in  übertragener  Bedeutung  wird  von  A})uleius  mit 
auffallender  Vorliebe  angewendet:  met.  II,  13,  S.  25,  25 
sc.  fortuna;  IV,  19,  S.  68,  5  sc.  euentus\  X,  17,  S.  192,  31 
sc.  praesagium-^  X,  24,  S.  196,  '50  sc.  riiialitas  ('?).  —  Clau- 
dian  hat  es  stets  (34,  16  s.  sententia,  55,  21  .s-.  iudicium, 
132,  1  .s'.  praedicatio)  in  der  Bcideutung  ,ungescliickt,  ver- 
kehrt, unrichtig',  und  zwar  von  Sachen  angewendet. 

spectamen  in  der  Bedeutung  , Anblick'  Apul.  met.  IV,  20, 
S.  68,  28  miserum  funestumque  spectamen  aspexi,  met.  VII, 
13,  S.  124,  30  cerneres  nouum  et  memorandum  spectamen.  — 
Cl.  149,  14  suntne  haec  omnia  genti  mortalium,  uel  coniuentia 
usui  uel  iucunda  spectaminil  Nach  (Jlaudian  hat  es  der 
Gallier  Alcimus  Avitus  129,  15  uideris  illic  spectamen.  egre- 
giuni  und  carm.  IV,  408  Peiper. 

sudis  gebraucht  (Jlaudian  25,  2  in  der  Bedeutung  , Steinspitze 
(hervorstehende  Steine)' :    (loca)  qitae  uel  humoris    assidui 


452  Ell  gel  lue  eilt. 

suhtevliiuione  cedentia  uel  leid  i)rono  luhrica  uel  ccmo  pen- 
dula uel  sudibus  aspera  sunt  —  eine  andere  Auslegung 
dieser  Stelle  halte  ich  nicht  für  zulässig.  Höchst  wahr- 
scheinlich hat  Apul.  met.  VII,  17,  8.  127,  16  nee  saxeas 
tantum.  sudes  incursando  contriham  ungulas  obige  Bedeu- 
tung verschuldet. 

suggestus  im  bildlichen  Sinne  gebraucht  Apul.  met.  V,  6, 
S.  82,  5  neue  se  de  tanto  fortunarum  suggestu  pessum  deiciat. 
—  Cl.  204,  29  haec  in  laudem  tuam  suggestui  sunt,  was 
einem  haec  tibi  laudis  suggestui  sunt  oder  mit  Beibehaltung 
der  Construction  haec  in  laudis  tuae  suggestum  sunt  gleich- 
kommt, 

terriculamenturn  ist  eine  Neubildung  des  Apuleius  (de  deo 
Socr.  15,  S.  18,  18  inane  terricularnentum  bonis  hominibus 
und  de  mag.  64,  S.  74,  8  omnia  sepidcroruni  terricula- 
menta),  die  dessen  gallische  Verehrer  Claudianus  (104,  21 
nisi  terriculamenta  quaedam  scientiae  profundioris  ostenta- 
visset)  und  Sidonius  lepist.  VII,  1,  S.  103,  14:  prodigiorum 
terriculamenta^  getreulich  aufgenommen  haben. 

trifarius  zuerst  bei  Apul.  de  mag.  49,  S.  59,  20  causam  mor- 
borum  omnium  trifariam  percenset.  —  Cl.  119,  9  quod  non 
et  trifarium  subsistat  et  unum  sit.  Nach  Claudian  ge- 
brauchen es  Cassiodorius  und  Fulgentius. 

Ueberblicken  wir  diese  Reihe  einzelner  Worte,  deren 
Beweiskraft  in  ihrer  Totalität  wohl  von  Niemandem  wird  be- 
stritten werden  können,  wenn  auch  ein  oder  der  andere  Aus- 
druck möglicherweise  in  weiteren  Kreisen ,  als  in  den  die 
Sprache  des  Apuleius  cultivirenden  Rhetorenschulen,  gang 
und  gäbe  war,  so  ist  die  bewusste  Nachahmung  des  Apuleius 
bei  Claudian  hiemit  genugsam  bewiesen. 

Die  Schule,  die  die  Nachahmung  des  Stiles  des  Apuleius 
lehrte,  musste  natürlich  auch  aus  dem  Sprachschatze  der  alten 
scenischen  Dichter  der  Römer  zu  schöpfen  angelegentlich  em- 
pfehlen. Claudian  hat  diese  Lehre  getreu  befolgt,  und  des- 
halb sagt  auch  Sidonius,  dem  als  Zeitgenossen  gerade  darüber 
das  competenteste  Urtheil  zustand ,  von  den  Schriften  Clau- 
dians  (epist.  IV,  3):  )ioua  ibi  uerba,  qitia  uetusta.  Wir  stellen 
nunmehr 


Untersuchungen  übei-  die  Spiaclic  des  Cl:uidian\is  Maineitus.  4o3 

Archaische  Worte  bei  Claudian 

zusammen,  wobei  wir  den  Begriff  archaiscli  mögliclist  Aveit 
auffassen,  indem  wir  darunter  solehe  AVorte  verstehen,  die; 
in  der  vorclassisclien  Zeit  gang  und  gäl)c  waren,  dann  aus 
der  Literatur  verscliwanden  und  erst  in  naclielassiselier  Zeit 
daselbst  zu  einem  künstlielien  Leben  wieder  erweekt  wurden. 
Freilich  werden  manche  derartige  Ausdrücke  im  Awdksinunde 
stets  fortgelebt  haben. 

(iliquantulum  als  Adverb  Pkant.,  Ter.,  OelHus.  —  Ol.  '20,  8 
ferfius  (Über)  a.  in  sui  ^»■imordlo  artjumantcdur,  li>S,  4  /'/ 
te  nel  aliquotieiis  aliqvwituJidn  conucnireni. 

aJtrlnsecus  s.  oben. 

hhinditer  Plaut.,  Titinius  com.  —  (*l.  184,  12  (cnnmo)  paßiie 
hlanditer  ohul.ae  suapfe  spccie  desrribi  sese  quadsmif ;  nach 
ihm  Alcimus  Avitus  133,  30  P. 

concipilare  wird  durch  ,mit  aller  Begierde  ergreifen,  an 
sich  reissen^  von  Georges,  Klotz  u.  A.  erklärt  und  dafür 
Plaut.  Truc.  2,  7,  61  und  Naeu.  com.  bei  J^aul.  ex  Fest. 
Q2,  6  citirt.  Die  Plautusstelle  lautet  bei  Seliull :  cfiam, 
scelifs  tdri ,  w'mitave,  quem  etjo  lam  iam  idni  c<mcipid(d)o, 
die  Vidgata  hat:  ip^eym  ego  offatim  ütm  iam  iam  coiiei- 
inlaho.  Auf  diesen  Vers  bezieht  sich  die  Glosse  (des 
Cod.  Vatican.  3320  bei  ]\[ai  anct.  class.  tom.  VI, 
pag.  517  a:  concipidaho  '  concidam  mimifatim.  Man  sieht, 
dass  für  Plautus  mit  der  Bedeutung  , ergreifen ,  an  sich 
reissen^  nichts  anzufangen  ist  (vgl.  Löwe  im  Pro(b-onnis, 
S.  278),  denn  der  Sinn  und  Zusammenliang  verlangt 
an  obiger  Stelle  flli-  concipnlare  die  Bedeutung  von  con- 
cidere,  vgl.  in  derselben  Scene  Vers  52  und  besonders 
65  offatim  te  machaera  conficiam ,  Avo  machaera  conßciam. 
dem  Sinne  nacli  sich  mit  concipilaho^  vollständig  deckt. 
Auch  die  Etymologie  empfiehlt  diese  Bedeutung,  indem 
das  Wort    von    crqndare    (capid^is)  abzuleiten    ist.      Ivs   ist 


'  De  Vit  erklärt  roneipilahn  durcli  corrqnam,  laccraho,  diiccrpam ,  wovon 
die  erste  Erklärung'  fnlscli  i.st,  dag'ejyen  die  l)oiden  .anderen  den  rich- 
tigen .Sinn  wiederp'plj'^n  (freilicli  unter  Anfgebung-  einer  das  Ktyninu  des 
Wortes  streifenden  l'arapiuase). 


454  Engelbrecht. 

iiiclil    ullzukülni,    anzuncliraeii ,    dass  capulus  =   Griff  des 
Schwertes,  auch  das  Schwert,  den  Säbel  selbst  bezeichnet 
haben    kann-,    deshalb    hat   capulare    bei   Anthim.    75    die 
Bedeutuni;'    , abschneiden^:    hucdlas    capidatas    et    minutas 
(^ähnlich  capeUare  bei  Anthim.  43  assae  ita  ut  capellentur 
partes,    wo    einige  Handschriften    auch    cnpidentur  haben, 
sowie  umgekehrt  an  der  vorigen  Stelle  capiMatas),  ebenso 
bei  Hieronynius    in    psalm.    118    tuUe, ,    capula ,    seca  (vgl. 
Paucker,  Supplem.   lex.  lat.,  S.  Q2).   Ausserdem    erklären 
zahlreiche  Glossen  capulare  durch  scindere,  desecare,  abscidere 
u.    s.  w.   (vgl.   Löwe  a.  a.  O.).     Concipilare  bei  Plautus  ist 
ein    volksthümlicher    Ausdruck,    den    wir    im    Deutschen 
genau  wiedergeben  durch  unser  triviales  , zusammensäbeln, 
niedersäbeln^    Höchst  interessant  ist  nun,  wie  dieses  sel- 
tene Wort  bei  Claudian  auftaucht,  wo  auch  über  die  Be- 
deutung  kein  Zweifel    entstehen    kann    (142,    6):  fas  est 
midtimodo    ueritaiis    gladio    falsiloqui    ceruicidam.     saluhri 
concisione    concipüari.      Woher    hat    nun    Claudian    dieses 
seltene  Wort?     Möglicherweise    direct  aus  Plautus,    aber 
wahrscheinhcher    ist    für    mich,    dass  Apul.    met.   IX,    2, 
S.    15(),   11    das  Vorbild    abgab:  nee  dubio  me  lanceis  Ulis 
uel  uenahidls,    immo  uero  et   hipennihus,    quae  facile  famidi 
sidmiimstrauerant,  memhratim  compilassent,  wo  schon  Lipsius 
concipilassent     conjicirte,     obwohl    die    neueren    Editoren 
sich    gegen    diese   Emendation    ablehnend    verhalten.     In- 
dess  schon  memhratim  spricht  zu  deutlich  für  concipilassent , 
und  ich    verstehe    nicht,    wie    man    mit   compilassent  (  = 
, durchprügeln ,    durchbläuen^  Georges)   auszukommen  ver- 
mag :    wie    vertragen    sich    die    lanceae,   venabida   und  die 
bipennes    mit    dieser   Bedeutung?     Und    sollte    der   wuth- 
verdächtige    Esel   blos    durchgeprügelt   werden?     Gewiss 
nicht,    sondern  man  hätte  ihn  in  Stücke  zerhauen,    wenn 
er  nicht  geflüchtet  wäre.    Zweifellos  ist  also  concipllasse)it 
herzustellen  und  ebenso  zweifellos  bezieht  sich  die  Glosse 
bei  Mai  a.  a.  O.  concijmlassent  ■  minutatim  concidissevt    auf 
unsere    Apuleiusstelle.     Das  Letztere    hat  schon  Götz  (in 
Lowe's  Prodromus,  pag.  XIH)  richtig  gesehen.  Götz  mag 
auch  Recht  haben,  wenn  er  met.  VH,  18,  S.   128,  7  occi- 
piens  a  capite  immo  uero  et  ipsis  auribns  totum  me  concipi- 


Untersuchungen  über  ilie  Sprache  des  Claudianns  Mamcrtus.  4o5 

Inbat  (so  Lipsius,  comjnlahaf  Handscliriftcii  iiinl  Kditoren), 
cnedit  fnsti  (jvandissimo  zu  sclireiben  riitli ,  obwohl  man 
liitT  aiuli  mit  compilare  (==  durchprügeln)  vollständig  aus- 
reicht und  concipilare  eigentlich  nur  in  der  l>edeutnng 
von  concldere.  desecare,  nicht  al)cr  im  Sinne  von  caedere 
(ji(Hti),  wie  es  hier  zu  fassen  wäre,  bis  jetzt  belegt  ist. 
—  Wie  captdare  verschiedene  Bedeutungen  hatte,  so  ist 
es  begreiflich,  dass  auch  concipilnre  noch  Anderes  be- 
zeichnet hat.  Bei  Paulus  ex  Fest.  02,  G  heisst  es:  conci- 
pi/aidsfi  dictum  a  Nac.uio  pro  corripuisti  et  h\uolasti,  ebenso 
in  der  Glosse  bei  Löwe,  Prodromus,  pag.  XIII  conciplet  • 
corripiat,  vgl.  das  Simplex  ctipidare  iuuencos  Col.  (),  2,  4 
und  c.  pisces  Mela  2,  5,  7.  So  mag  also  auch  l)ei  Apul. 
de  mag.  96,  S.  IOC),  18  concipilare  richtig  sein:  an  iiina- 
sisse  me  domnm  Padentillae  et  concipilare  hona  eins  tu  nuujift 
dolere  dehes  (mehrere  Handschriften  compilare^,  nur  darf 
man  nicht  mit  Götz  a.  a.  O.  diesem  concipilare  dieselbe  Be- 
deutung wie  in  den  obigen  Beispielen  vindiciren,  sondern 
wird  hier  die  von  Festus  aus  Naeuius  überlieferte  Be- 
deutung anerkennen  müssen. 

creper  in  übertragener  Bedeutung  Pacuv. ,  Accius,  Varro, 
Lucrez,  Avienus,  Apuleius,  s.  oben. 

deliramentnm  Komiker,  Fronto,  Apul.  de  mag.  29,  S.  38,  12; 
flor.  3,  S.  4,  5,  Cypi'ian.  —  Cl.  137,  11  de  summh  rchus 
deliramenta  quaedam  mnssitant.  Das  Wort  ist  übrigens 
bei  den  Kirchenschriftstelicrn  nicht  selten  (vgl.  Paucker, 
Sup])lem.  lex.  lat.,  S.   179). 

dispudet  s.  oben  S.  445, 

eqiiidem  s.  oben  S.  445. 

ergo  igitur  s.  oben  S.  446. 

flaccere  s.  oben  S.  447. 

intro  inspicere  Plantus.   —   Ol.  29,  24.  95,  16.   171,   1. 

itidem  spielte  in  doi-  Sprache  der  Komiker  eine  grosse  Bolle, 
eine  niclit  geringere  bei  Claudian  ,  der  es  an  21  Stellen 
(vgl.   den  Index  meiner  Ausgabe)  gebraucht. 

lahaacere  Plaut.,  Ter.,  Acc,  Varro,  Lucr.  (die  Stellen  bei 
Sittl  in  WölfHin's  Archiv  I,  492,  denen  z.  B.  August,  de 
quantitate  anim.  XXIV,  46  hinzuzufügen  ist).  —  Cl.  37,  9 
non    impendio    emoUenda  sunt,    quae  per  se  lahascunt,   109, 


45ß  Engclbicclit. 

IM  iddans  ne  sententia  fihi  jilacUa  lahascat.  Nach  Claudiaii 
^cbrauelite  das  Wort  Sidonius  V,  10  (85,  11)  und  Enno- 
dius  ICu,  IG.  269,  17  Hart.  Für  unriclitio-  halte  ich  Sittl's 
Ansicht,  dass  labesco  stets  nur  eine  Nebenform  von  lahasco 
ohne  BedeutungsdifFerenz  sei.  Denn  wenn  Rutin.  Oriy;.  in 
epist.  ad  Rom.  9 ,  32  qiiod  tempus  lahescevtlhus  quotidie 
diehvs  appropmi  sagt,  so  ist  klar,  dass  hier  eine  Inchoativ- 
form  zu  labt  und  nicht  zu  lahare  vorliegt;  ebenso  liegt 
es  mit  lahescor  (lahiscor),  wo  Diomed.  S.  344,  21  ausdrück- 
lich sagt:,  item  lapsor  iteratiuitm,  hichoathitim  lahiscor,  prin- 
cipale  eorum  est  labor.  Auch  Aldhelmus  laiid.  virg.  f)!.) 
in  luxum  labescit  kann  nur  so  gedeutet  werden.  Dass 
von  einem  Deponens  eine  active  Imperativform  gebildet 
wurde,  ist  nicht  auffällig,  man  vergleiche  aiigeri  r=  augescere, 
generari  =  generascere ;  ebensowenig  ist  lahescere  neben 
lahesci  befremdend,  man  vergleiche  nur  fatlscere  neben 
fatisci  (vgl.  auch  Paucker,  Supplem.  lex,  lat.,  S.  441).  Wir 
kommen  übrigens  auf  das  Wort  noch  später  bei  Be- 
sprechung der  dem  Claudian  und  Sidonius  gemeinsamen 
selteneren  Worte  zurück. 

malum  s.  oben  S.  440.  Eine  reiche  Stellensammlung  aus  den 
Komikern  bietet  Lorenz  zu  Pseud.  236. 

medioximus  =  medius  Plautus.  —  Cl.  183,  4  medioximnm 
quiddam  naturae  incorporeae,  sed  creafne,  ebenso  Sidonius 
IX,  3,  (152,  11)  imd  Alcimus  Avitus  97,  3  medioxwHi 
uirosis  amoemtas. 

medullitus  s.  oben  S.  448. 

in  meutern  est  mihi  ist  eine  den  Komikern  eigene  Phrase  (vgl. 
Wagner  zu  Ter.  Heaut.  986).  Dieselbe  glaube  ich  auch  bei 
Cl.  96,  7  ami  nntem  tibi  in.  mentem.  est  cogitationis  et  amoris 
tili  herstellen  zu  sollen,  wo  ich  früher  mit  den  Handschriften 
mente  edirte.  Der  Genetiv  bei  dieser  Phrase  lässt  sich 
wohl  diirch  kein  zweites  Beispiel  belegen,  ist  aber  durch 
das  analoge  iienit  mihi  in  mentem.  alicuius  rei  gerechtfertigt. 

rnttssitare  ,leise  sprechen,  in  den  Bart  brummen'  Plaut,  (s. 
Lorenz  zu  Plaut,  mil.  310),  Liv.,  u.  a.  -  Cl.  23,  7  dam 
m.,  137,-  12  d.eliramenta.  qiiaedam.  mussitant  (ist  in  dieser 
Bedeutung  als  transitives  Verbum  bisher  noch  nicht  nach- 
gewiesen). 


üntersuchnngen  übei-  dio  Sprache  des  Claudianus  Mamertus.  4o  i 

viimquld))((m  Terenz  (vgl.  v^pcng-cl  zu  Andr.  235\  —  Cl.  ol, 
23  numquidnam  terra  unlnerls  lüarjam  sentit  und  so  4(5,  9. 
157,  11.  204,  4.  Ucbrigens  bemerke  ich,  dass  das  Wort 
auch  hei  Augustin  sich  nicht  selten  findet,  z.  ]^>.  de  quan- 
titate  animae  V,  7.  XII,  21.  XXIX,  57.  XXXL  04.  Auch 
Cicero  hat  es  (vgl.  Helhnuth  in  den  Act.  sein.  j)hil.  Er- 
lang. I,  111);  bei  ihm  aber  ist  quidnam  vollgültiges  Pro- 
nomen, während  es  bei  den  späteren  Schriftstellern  ohne 
Einfluss  auf  die  Satzconstruction  bleibt  und  numqmdimm 
zur  blossen  Fragcpartikel  herabgesunken  ist,  vgl.  num- 
quidnam terra  uulneris  plagam  sentit. 

opus  est  mit  dem  Accusativ  Plaut.,  Cato.  —  Cl.  65,  15  adten- 
tiorem  mihi  lectorem  opus  est  (wo  der  beste  Codex  M  am 
Rande  mit  rothen  Lettern  die  Bemerkung  sie  Plautus  hat). 

parciter  Pompon.  com.  179.  —  Cl.  19,  17  modeste  ac  moderate 
et  quam  potuit  parciter  praelihauit. 

pessumdare  Plaut.,  Terent.,  Sallust.,  Ovid  u.  A.   —  Cl.  36,  6 

pessumdetur  e  medio,  qui  te  incautum  respergit  hifamia,  203, 

18  pesswn  porro  dedit  cum  docfrina  uirtutem.    Ueberhaupt 

liebte  Claudian  das  Adverb  pessum,  indem  er  auch  ein  pes- 

sum   facere    bildete  136,  11  pessum,  facientes  sahdnia  sun. 

plusculum  als  Adverb  Plautus.  —  Cl.  206,  7  aliquo  for- 
sitan  phiscidum  famüiarifer,  vgl.  184,  18;  ebenso  Sidonius 
epist.  III,  3,  S.  42,  28  quid  ego  istaec  iusto  phiscnJum 
qnrrio?  IV,  16,  S.  67,  26  phiscidum  recfo  secus,  VII,  17, 
S.  124.  6  phiscidum  iusto  corpore  inßrmiis,  in  dem  Briefe 
vor  carm.  XXII  disparatis  aequo  phiscuhim.  locis  und 
Alcim.  Avit.   142,   16  phiscuhim,  iusto. 

praepedim.entum  Thnit.  Poeu.  475.  —  Cl.  199,  14  nulla  cuitis- 
cpiam  praepedimenfi  occasio  praetendi  potest,  ebenso  Sido- 
nius epist.  VII,  8  S.  112,  6. 

puhlicifus  in  übertragener  Bedeutung  Plaut.,  Caecil.  com., 
Apul.  mct.  I,  10,  S.  6,  19.  III,  16,  S.  48,  17.  (X,  29, 
S.  200,  4.)  flor.  9,  S.  12,  13.  de  mag.  14,  S.  20,  21.  — 
Cl.  189  17  edito  pro  sententia  tua  cdiquid  puhlicifus  lec- 
titandum. 

quaesere  archaische  Form,  von  der  sich  im  classischen  Latein 
nur  quaeso  und  quaesumus  erhalten  hat;  jedoch  Cl.  1S4, 
12  descrihi  sese  qiuiesnnt. 

Sitzungsbor.  d.  pliil.-hiRt.  Cl.  CX.  \U\.  H.  Ilft.  30 


458  Engellucclit. 

quichcm  Komiker  (Brix  zu  Plaut,  mil.  277,  Lorenz  zur  niost. 
115).  —  Cl.  137,  7  e  socordi  turha  periculum  periclitahere : 
quidunif  inperito  quijjpe  nihil  quidquavi  iniustius,  wo  die 
letzten  aus  Ter.  Adelpli.  9<S  entnommenen  Worte  zeigen, 
dass  der  Schriftsteller  mit  Absicht  gerade  ein  aus  der 
Komikersprache  entlehntes  Wort  anwendet. 

quopiam  =  ^irgendwohin^  haben  Plaut,  most.  966  uide  ne 
forte  q,  deuorteris  und  Ter.  eun.  462  ituran,  Thais,  quo- 
piam  es?  Claudian  dagegen  verwendet  quopiam  sogar  als 
Relativum  109,  19  quopiam  igitur  uideamiis  euadas. 

uspiam  übertragen  =  ,in  irgend  einer  Sache^  Plautus,  —  CL92, 
5  quid  mihi  proderü  uspiam,  128,  14  a  magistro  u.  in  hac 
eadem  causa  dissensit ,  141,  11  estne  aliquid,  quo  ahhinc 
locorum  u.  progrediaris  (hier  keineswegs  local!);  dagegen 
in  der  gewöhnlichen  localen  Bedeutung  168,  2.  199,  5. 
—  Sid.  V,  7,  S.  83,  3  quorum  si  nares  afflauerit  uspiam 
robiginosi  aura  marsupii,  vgl.  IX,   11,  S.   161,  17. 

Ausserdem  finden  sich  noch  folgende  Worte  des  archai- 
schen Lateins,  aus  deren  Gebrauche  allein  man  zwar  nicht 
auf  directe  Nachahmung  der  archaischen  Schriftsteller  schliessen 
dürfte,  weil  ihr  Vorkommen  sich  fast  in  jedem  Jahrhunderte 
und  bei  den  besten  Stilisten  statuiren  lässt,  die  jedoch  im  Verein 
mit  den  eben  angeführten  Ausdrücken  allerdings  einiges  Ge- 
wicht haben.  Es  sind  dies:  inpraesentiarum  37,  10.  88,  3. 
104,  16.  139,  12.  177,  17.  184,  16.  203,  14  (vgl.  über  den 
anderwärtigen  Gebrauch  dieses  Wortes  Wölffhn  im  Philol. 
XXXIV  [1876],  S.  147  f.),  oppido  sowohl  bei  Adjectiven  und 
Adverbien  (24,  4.  105,  8.  124,  23)  als  bei  Verben  (24,  18. 
169,  9,  vgl.  betreffs  des  sonstigen  Gebrauchs  Wölffhn,  a.  O. 
S.  151),  sodes  146,  4;  über  cedo  adverbiell  gleich  einem  age 
s.  oben  S.  444,  in  der  gewöhnlichen  bei  Cicero  so  häufigen  Be- 
deutung  hat  es  Cl.   136,   10  cedo  mihi  nunc  illos. 

Nachdem  nach  dem  eben  Besprochenen,  wie  ich  glaube, 
über  die  stilistischen  Vorbilder  Claudians  kein  Zweifel  mehr 
obwalten  kann,  gehen  wir  daran,  das  Verhältniss  des  genus 
dicendi  Claudians  zu  dem  des  begabtesten  Vertreters  der  Form- 
gewandtheit in  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts,  wie 
Teuffei    mit   Recht    den    Freund    und    Zeitgenossen    Claudians 


Untersnchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  M;imertus.  4ö9 

Sidoniiis  nennt  ^    zu  schildern.     Schon    an  einer  früheren  Stelle 
wurde    bemerkt,    dass   bei  Sidonius    sich    ebenso    sehr   wie  bei 
Claudian  die  Schreibweise  des  Apuleius  geltend  mache  (dieser 
(M^genstand  verdiente  eine  genauere  Untersuchung)  und  wurde 
daraus  von  uns  der  Schluss  gezogen,  dass  beide  Männer  einen 
ziemlieh    ähnlichen     rhetorischen    Unterricht    genossen    haben 
müssten.     Jedoch  nicht  nur  in  der  Nachahmung  des  apuleiani- 
schen  Stiles    begegnen    sich  beide,    sondern  sie  haben  auch  so 
vieles  Andere  im  Ausdruck  gemeinsam,    dass  auf  eine  Einwir- 
kung der  Individualität  des  einen  auf  den  anderen  nothwendig 
geschlossen  werden  muss.     Wer  war  aber  da  der  Lehrer,  wer 
der  Schüler?    Da  Claudian  iim  das  Jahr  474  starb,  da  er  bei 
Sidonius  epist.  IV,    11  nwper   ereptus   genannt    wird   (vgl.  über 
die  Chronologie  der  Briefe  Baret's  Ausgabe  S.  123 — 145),  sein 
Werk    aber    ungefähr    ums   Jahr   468    dem    Sidonius    widmete 
(Baret  S.   132),    vor   welche  Zeit  nur  ein  ganz    kleiner  Bruch- 
theil  der  Briefe  des  Sidonius  fällt,    so  war  Claudian  jedenfalls 
der  ältere  von  beiden;  wenn  man  noch  bedenkt,  dass  Sidonius 
in  jenem  Briefe  (IV,   11)  eines  literarischen  Cirkels  Erwähnung 
thut,  in  dem  Claudian  als  Präses  und  Leiter  der  wissenschaft- 
lichen Disputationen    fungierte,    die  anderen  Theilnehmer  aber 
als  lernbegierige  Jünger    geschildert  werden,    so  hat  jedenfalls 
Michael  Fertig  Recht,    wenn  er  —  freilich  ohne    irgendwelche 
Angabe    von    Gründen    —    behauptet    (C.    Sollius    Apollinaris 
Sidonius    und    seine  Zeit,    Programm    von  Passau  1848,  S.  9)^ 
, Beide  standen  im  wiss-enschaftlichen  Verbände,    doch  so,    dass 
Sidonius  mehr  der  Jünger  von  Mamertus  war. 
Wir  handeln  nunmehr  von  der 

Stilähnlichkeit  des  Claudian  und  Sidonius. 

Wir  widmen  gerade  diesem  Punkte  einen  eigenen  Ab- 
scluiitt,  Aveil  wir  die  Hoffnung  hegen,  dass  aus  der  vergleichenden 
Gegenüberstellung  des  Lateins  zweier  gleichzeitiger  und  lands- 
männischer Schriftsteller  auch  manches  Streiflicht  auf  die 
Sprache  der  betreffenden  Zeit  im  Allgemeinen  fallen  Avird. 


An  auffallenderen    Wendungen,     Phrasen    oder    anderem 

Derartigen  findet  sich  Folgendes  bei  beiden  Autoren: 

30* 


460  E  n  g  e  1  b  r  e  c  h  t. 

Sid.  ep.  I,  y,  S.  15^  14  sane  moneo  praeque  denuntio  mit 
folgendem  Conjunctiv,  auffallend  wegen  des  adverbiellen 
Gebrauchs  von  prae,  findet  sich  ebenso  bei  Cl.  137,  9 
moneo  praeque  denuntio  aut  palam  loquantuv  auf  taceanf. 

Sid.  II,  10,  S.  o4,  3  tu  modo  fac  memineris  multipUcato  me 
faenore  remunerandum.  —  Cl.  205,  19  modo  tu  fac  me- 
mineris docendi  munus  tibi  heredifarium  fore. 

Sid.  II,  13,  S.  38,  6  refugit  celeritate  diuitias  deliciasque 
regahis.  —  Cl.  203,  17  deliciis  et  diuitiis  seruiens;  über 
die  Häufigkeit  dieser  Verbindung  vgl.  WölfFlin  im  Archiv  I, 
383,  wo  aber  die  Claudianstelle  fehlt.  Es  ist  übrigens 
bemerkenswerth,  dass,  nach  den  dort  beigebrachten  Stellen 
zu  schliessen,  dieser  Reim  sich  hauptsächlich  (ausser  bei 
Cyprian)  bei  gallischen  Schriftstellern  findet.  Den  Schluss 
daraus  für  die  Aussprache  hat  bereits  WölfFlin  gezogen 
(a.  O.  S.  363). 

Sid.  III,  2,  S.  40,  30  ad  hoc  aut  aggeres  saxis  asperos  aut 
ßuuios  geht  luhricos  aut  coUes  ascensu  salehrosos  aut 
uallis  lapsuum  assiduitate  derasas.  —  Cl.  25,  1  quae 
(loca)  uel  liumoris  adsidui  suhterluuione  cedentia 
aut  leui  prono  luhrica  uel  cauo  pendula  uel  sudihus 
asper a  sunt.  Das  gemeinsame  Vorbild  für  beide  Stellen 
war  wohl  Apul.  de  deo  Socr.  prol.  S.  2,  21  (s.  oben  S.  438). 

Sid.  I,  2,  S.  4,  19  sie  tarnen  quod  illic  nee  Organa  hydraulica 
sonant;  III,  3,  S.  42,  24  sie  tarnen  quod  nee  ossa  tumid- 
tuarii  caespitis  mole  tumulahant;  II,  9,  S.  31,  16  sie 
tarnen  quod  .  .  stilus  his  religiosus  inueniebatur;  vgl. 
I,  8,  S.  13,  11  ita  tarnen  quod  te  loquax  turba  circumsilit ; 
III,  13,  S.  50,  3.  51,  1;  III,  14,  S.  51,  22;  IV,  21,  S.  72,  11 
und  14;  VII,  9,  S.  113,  3;  VII,  14,  S.  121,  26;  IX,  2, 
S.  150,  9;  IX,  12,  S.  162,  5.  —  Cl.  49,  %  sie  tamen 
quodnonnullae  inrationales  animantes  prae  hominibus  uigent 
acumine  uidendi;  135,  6  sed  sie  sustinet  reprehensionis 
stilum,  quod  non  patitur  detrimenta  meritorum;  95,  2 
sie  ad  illum  accedit,  quod  a  te  utique  non  recedit.  Quod 
mit  dem  Indicativ  nach  sie,  tarn,  ita  statt  ut  consecutiuum 
ist  überhaupt  eine  auffallende  Erscheinung  des  gahischen 
Lateins  im  5.  Jahrhundert,  da  wir  es  auch  bei  Saluian 
s.  Pauly's  Index)  und  Alcimus  Avitus   (s.  Peiper's  Indices 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  llaraertus.  461 

zur  Prosa  und  zu  den  Gedichten)  linden;  vgl.  darüber 
auch  Paucker,  Subrelictorum  lexicographiae  latinae  scruta- 
riuni;,  S.  25  Note  und  Goelzcr,  Etüde  lexicographique  et  gram- 
maticale  de  h\  hitinite  de  Saint  Jerome,  Pai'is  1884,  S.  381. 

Sid.  III,  11,  S.  47,  8  carehit  iiosfrum  naeuo  loquacitatis 
officium;  Y,  3,  S.  79,  25  Caritas  naeuum  fam  misevae 
suspicionis  eliminet,  vgl.  VIII,  11,  S.  141,  1.  —  Gl.  35, 
19  non  caret  naeuo  suspicionis  hiceps  ista  prolocutio. 
Vgl.  naeuus   reprehensionis  bei  Alcira.  Avit.   124,   17. 

Sid.  III,  4,  S.  43,  9.  II,  10,  S.  33,  12  sed  istinc  alias.  — 
Gl.  31,  6  sed  istinc  alias  (vgl.  123,  18  sed  hinc  alias). 
Auch  der  Gallier  Ennodius  im  6.  Jahrhundert  hat  einmal 
sed  istinc  alias  und  fünfmal  sed  Jiinc  alias  (s.  Hartel's  Index). 

Sid.  III,  13,  S.  50,  21  Jiaec  ossium  ramosa  compago.  —  Gl.  174,  23 
quae  neruorum  origines  quaeue  compago,  cpiae  ossiium 
coitio  quaeue  compactio.  An  der  Stelle  des  Sidonius 
hätte  übrigens  Lütjohann  aus  M  T  ossuum  aufnehmen 
sollen;  Claudian  hat  nur  ossuuni  (72,  9.   174,  24). 

Sid.  IV,  7,  S.  58,  26  haiulus  apicum  sedulo  precatur,  vgl. 
VII,  8,  S.  112,  6.  —  Gl.  23,  8  ut  ignaros  verum  sedulo 
precentur. 

Sid.  IV,  12,  S.  64,  10  quantum  natifragioso  pelago  conformis 
est  motus  animorum.  —  Gl.  23,  15  naufragiosum  pela- 
gus  disputationis,  vgl.  bei  Ennodius  234,  18  cogitationum 
pelagus,  444,   15  narrationum  pelagus. 

Sid.  IV,  14,  S.  6Q,  16  unde  liquido  patet  und  II,  10,  S.  35,  8 
liquido  claret.  —  Gl.  59,  25  patet  enim  liquido,  172,  13 
liquido  patuit,  vgl.  liquido  claret  76,  2.  79,  2.  89,  15. 
150,  7.     Auch   Ennodius    schreibt   liquido  patuit  391,  12. 

Sid.  IV,  23,  S.  74,  3  nil  deprecatus  errorem..  —  Gl.  48,  8 
ueniam  deprecaturus  erroris  (oder  wie  oben  S.440  ver- 
muthet  wui-de,  meum  deprecaturus  errorem). 

Sid.  V,  2,  S.  79,  5  uigilax  lector  inueniet  ueriora  nomina 
Camenarum,  vgl.  VI II,  11  S.  141,  15.  —  Gl.  173,  11  uigi- 
lacem  uigilantenique  simul  quaero  lector em. 

Sid.  V,  10,  S.  85,  10  corporis  decoramenta  currentis  aeui 
profectu  defectuque  lahascunt.  —  Gl.  28,  5  (deus  detri- 
menta  non  sentit  augmentaue  non  recipit) :  adficiuntur  autein 
media  uel  profectu  uel  defectu. 


462  Engelbiecht. 

Sid.  ibid.,  S.  85,  18  solam  tibi  acrimoniam  Qidntiliani  pom- 
pamque  Palladii  comparari  non  ambio.  —  Cl.  206,  1 
Gracchus  ad  acrimoniaw  .  .  Fronto  ad  pompam  tibi 
usid  sint. 

Sid.  VI,  11,  S.  101,  2  ipse  rectius  praesentanea  cor  am  nar- 
ratione  patefaciet.  —  Cl.  135,  13  (Eucherium)  pracsen- 
taneis  coram  disputationibus  cognitum. 

Sid.  VIT,  4,  S.  107,  14  uiderit,  qua  conscientiae  dote  turgescat, 
qui  se  ambientibus  rigidum  reddit:  ego  tarnen  inorum  illius 
aemulator  esse praeelegerim. —  Cl.  137,  16  faxint  tarnen 
isti  quod  foret  libitum:  ego  uero  praeelegerim  ab  istis 
cum  Eucherio  reici. 

Sid.  VIIj  13,  S.  119,  19  eum  magis  occupat  medulla  sensuum 
quam  spuma  uerborum.  —  CL  123,  5  in  inperitas  aures 
uerborum  puerilium  spumas  exspuunt. 

Sid.  VII,  14,  S.  120,  20  si  humana  substantia  rectius  mole 
quam  mente  censenda  est.  —  Cl.  107,  17  formicae  et 
cameli  animas  utrumnam prouidentia  an  mole  censeresf 

Sid.  II,  8,  S.  30,  V.  12.  VIII,  1,  S.  126,  4.  14,  S.  145,  25. 
IX,  13,  S.  162,  26  hinc  est  quod,  ebenso  Cl.  25,  23. 
45,  4,  18.  70,  17.  82,  24.  112,  2.  Auch  Veiiant.  Fort, 
bat  es  fünfmal  (s.  Leo's  Index),  Alcim.  Avit.  carm.  IL  303 
und  Ennodius  487,  3.  Zablreicbe  Stellen  für  inde  est  ([iiod 
bietet  Paucker  (suppl.  lex.  lat.  374)  aus  Seneca,  Plinius 
Secundus  u.  A.  Auch  Augustin  bat  hinc  est  quod  z.  B. 
de  quant.  animae  XVI,  27,  ebenso  Salvian  z.  B.  gub.  dei 
VI,  54  (von  Pauly  leider  nicht  beobachtet). 

Sid.  VIII,  7,  S.  133,  23  trutina  iudicii,  ebenso  Cl.  146,  5 
(vergleiche  bei  Ennodius  das  so  häutige  lanx  iudicii  28,  8. 
34,   1.  75,  16  und  libra  iudicii  359,  9), 

Sid.  VIII,  13,  S.  145,  13  nisi  faceret  ad  Christum  de  circum- 
cisione  transfugium.  —  Cl.  189,  14  non  pigeat  a  traiis- 
fugio  refugium  facere. 

Sid.  IX,  9,  S.  159,  5  cuius  ita  dictis  uita  factisque  dupliciter 
inclaruit;  vgl.  VII,  2,  S.  105,  16  sancti  Eusfachii  actutum 
dicto  facto  qioe  gemina  benedictio.  —  Cl.  122,  8  quo 
(saeculo)  dictis  factisque  caelitus  editis  eotenus  religio 
conclamata  est. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Maraertus.  463 

Zu  den  Worten  Claiidians  22,  2  inludent  inpcritos,  quae 
maxima  turha  est  merkte  ich  an:  uerha  quae  maxima  turba 
est  hexametri  clausula  esse  uidentur.  Diese  Vermuthunü:  bc- 
stätigt  sich,    indem  die  Worte  aus  Sidon.  carm.  V,  515 

coeperat  ad  rupis  medium,  quae  maxima  turha  est 
entlehnt  sind,    wenn   nicht  vielleicht   für  beide  eine  andere  ge- 
meinsame   Quelle    anzunelimen    ist.      Claudian    konnte    sie    aus 
dem  Panegyricus  des  Sidonius  entlehnen,  da  dieser  bereits  458 
verfasst  war  (vgl.  Öirmond's  Note  zu  carm.  IV). 

Ein  interessantes  Beispiel,  wie  durch  eine  Vcrgleichung 
der  Sprache  des  Sidonius  mit  der  Claudians  manche  bisher 
nicht  genügend  erkannte  oder  beachtete  Eigenthümlichkeit  ins 
rechte  Licht  gesetzt  werden  kann,  liefert  Claud.  146,  20  si 
distant  magis  quam  differant  inter  primum  secundumque  caelum, 
quaero  quid  rei  sit  verglichen  mit  Sid.  ep.  III,  7,  S.  45,  15 
qiiia,  etsi  barbarus  in  hiherna  concedat,  mage  differuvt  quam 
relinquunt  semel  radicatam  corda  formidinem;  so  edirtc  Lüt- 
johann,  dessen  adnotatio  critica  also  lautet:  relinquunt  scripsi, 
relinquant  LMC,  reliquant  P,  relinquent  F  (in  T  fehlt  der  ganze 
Brief).  Wer  wird  aber  zweifeln,  dass  das  handschriftlich  best- 
beglaubigte relinquant  zu  ediren  ist,  da  doch  auch  Claudian 
in  ganz  derselben  Weise  nach  magis  quam  das  verglichene 
Verbum  in  den  Conjunctiv  setzte? 

Ein  weiteres  Beispiel  ähnlicher  Art  mag  hier  seine-n  Platz 
linden.  Bei  Claud,  20,  16  liest  man:  quoniam,  si  in  his  secus 
aliquid,  ego  conscriptionis  periclitahor ,  s  e  d,  tu  editio?iis.  Alle 
Handschriften  haben  hier  sed,  was  jedoch  die  früheren  Heraus- 
geber Av'cgliessen.  Bei  Sidon.  cp.  I,  11,  S.  20,  12  heisst  es: 
etenim  sufficere  debere,  quod  satirae  obiectio  famam  mihi  parasset, 
[sed]  sibi  infamiam.  So  liest  man  in  Lütjohanns  Ausgabe  mit 
der  Anmerkung:  ,sed  uulgo  sed/  Also  auch  hier  haben  alle 
Handscliriften  das  sed  bewahrt;  wird  man  nunmehr,  wo  die 
analoge  Claudianstelle  bekannt  ist,  wagen,  dem  sed  hier  seine 
Berechtigung  abzusprechen?  Auch  bei  Ennodius  finden  sich  Bei- 
spiele eines  merkwürdigen  Gebrauches  von  sed  (s.  HarteFs  Index). 

Als  Gegensatz  zu  homo  gebraucht  Claudian  stets  belua, 
so  49,  8  qui  sensus  ho  mini  beluaeque  communis  est  (auch 
68,  19.  71,  15.  173,  12);  desgleichen  Sid.  IV,  17,  S.  68,  14 
quanto  antecellunt  heluis  homines. 


4  04  E  n  g  c  1  b  r  u  c  li  t. 

Bcmerkenswcrth  ist  ferncrj  dass  Claudian  und  Sidonius 
Sallust  stets  nur  unter  dem  Namen  Crispus  citiren,  so  CI.  130, 
12  und  206,  2  (nach  unserer  nothwendigen  Verbesserung  für 
das  liandschriftliclie  Chrisijypus)  und  Sid.  ep.  V,  3,  S.  79,  26 
(ut  Crispus  uester  affirmaf),  carm.  II,  190  (qua  Crispus  hrevitate 
placet),  carm.  XXIII,  157  (et  te  qui  bveuitate,  Crispe,  polles). 
Aehnlich  nennen  beide  Vergil  gewöhnlich  Maro,  vgl.  Sid.  ep.  IV, 
1 1  ut  est  illud  Maronianum  (ebenso  V,  5.  u.  ö.)  und  Cl.  108,  4 
hinc  etiam  tibi  Maronianum  illud  ohicerem.  Ferner  erwähnen 
beide  die  Aristotelicae  categoriae  (Cl.  69,  4  und  Sid.  ep.  IV, 
1,  S.  53,  3).  Schon  Teuffei  hat  bemerkt  (§.  466,  16),  dass 
Sidonius  in  den  Briefen  die  Anhäufung  von  Autorennamen  der 
alten  Zeit  hebt  (vgl.  ep.  IV,  3,  S.  54,  23.  VIII,  11,  S.  141,  18; 
übrigens  auch  z.  B.  in  dem  Panegyricus  carm.  II,  182  0".): 
auch  hierin  gleicht  er  Claudian  (vgl.  dessen  Brief  an  Sapau- 
dus,  S.  205,  30  ß".). 

B. 

Von  einzelnen  charakteristischen  Worten,  die  sich  bei 
Claudian  und  Sidonius  gemeinschafthch  vorfinden,  sind  folgende 
zu  nennen  (wenn  nichts  anderes  angegeben  ist,  findet  sich  das 
betreff'ende  Wort,  beziehungsweise  die  betreffende  Bedeutung, 
nur  bei  diesen  beiden  Autoren) : 

acescere  in  übertragener  Bedeutung  gebraucht  Cl.  22,  6 
acescentis  semper  liuoris  inteniio  und  ähnlich  das  Stamm- 
verbuni  Sid.  VII,  6  (109,  25)  pectori  suo  catholicl  mentio 
nominis  acet.  Das  Inchoativum  in  eigentlicher  Bedeutung 
gebraucht  Sid.  carm.  V,  341  (ganeaque  perenni)  pressus 
acescentem  stomacJms  non  explicat  auram,  ep.  III,  13,  S.  50, 
15  alarum  specuhus  hircosis  atque  acescentibus. 

aequitemus  nur  Cl.  112,  12  quae  trla  simid  aequiterna  sem- 
per indiuidua  uhique  et  uhlcumque  tota  unus  deus  siCnt ; 
122,  19  unam  summam  aequlternam  indiuisam  diuinitatem 
und  Sid.  VIII,  13,  S.  145,  14  praeuidens  sese  per  aeterna 
saecula  aequiterna  siq^plicia  j^ttssurum.  Ich  kann  übrigens 
hier  die  Vermuthung  nicht  unterdrücken,  dass  schon  Apul. 
de  deo  Socr.  3,  S.  7,  14  dieses  Wort  gebrauchte :  quos 
deos  Plato  existimat  naturas  [incorporales]  animales  neque 
fine  ullo  neque  exordio,  sed  prorsus  ac  retro  aeuiternas.  Es 


Unteisuchungen  üV/cr  die  Sprache  des  Claudianus  Maniertus.  405 

kann  nicht  geleugnet  werden,  dass  aequiternas  der  be- 
zeichnendere Ausdruck  wäre  (=  vor-  und  rückwärts 
gleich  ewig).  Uebrigens  habe  ich  das  Citat  nicht  nach 
Goldbacher's  Recension  angeführt,  sondern  nach  der  hier 
entschieden  richtigeren  Text  bietenden  Ijütjohann's  (Apuh'i 
de  deo  Socratis  hber  ed.  Chr.  Lütjoliann,  Programm  des 
Gymnasiums  in  Greifswald  1878). 

amplluscule  nur  Gl.  188,  9  illud  ampUuscule  sermoclnaü 
sumus  und  Sid.  VIII,  16,  S.  148,  G  si  aliquid  innuper  a. 
scribi  depoposcisset.  Dagegen  ist  das  dazugehörige  Ad- 
jectiv  &ra^  eiQijuavov  bei  Apuleius  de  mag.  75,  8,  86,  1 
homo  mlser  ampliuscula  fortuna  deiiolutun. 

authentici  subst.  =  auctores  scripturae  sacrac,  im  Allgemeinen 
oder  die  Aposteln  (Evangelisten)  im  Besonderen  fehlt  bei 
Georges;  es  steht  Cl.  138,  4  sicut  a  philosophis  ad  tractatores, 
sie  a  tractatorihus  ad  authenticos  gradum  consequa  ratione 
faciamits  (Cl.  bediente  sich  zur  Beweisführung  nacheinander 
Stellen  aus  heidnischen  Philosophen,  aus  christlichen 
Kirchenlehrern  [tractatores]  und  endlich  aus  der  heiligen 
Schrift,  besonders  aus  dem  heiligen  Paulus  [authentici]'^ 
ebenso  Sid.  VII,  9,  S.  112,  23  tarn,  per  authenticos  quam 
per  dispufatores.  Es  geht  der  Gegensätze  wegen  nicht 
an,  an  beiden  Stellen  zum  Adjectiv  authenticus  etwa  über 
zu  ergänzen,  wozu  man  sonst  leicht  geneigt  wäre  (authen- 
tici libri  hat  Hieronymus,  vgl.  autli.  uohwiina  Claud.  143, 
11.   145,  24). 

coHijruere  mit  dem  Inhnitiv  Cl.  182,22  quid  itidem  cougruit 
uel  in  disputationem.  uocare  reticenda  ttel  reticere  proposita 
und  Sid.  VIII,  11,  S.  139,  11   quod  eo  co)igruit  ante  narrari. 

conscius  mit  einem  Adverb  (male)  verbunden  belegt  Georges 
nur  aus  Justin.  2,  5,  7  mulieres  male  sibi  consdae;  Cl.  '2^^, 
13  si  bene  conscius  disputas  (=  boiiam  habens  conscientiam) . 
Sid.  I,  7,  S.  10,  19  tamquani  sibi  bene  conscio  ipsa  quo- 
dammodo  elementa  fanmlarentur '^  VI,  9,  S.  100,  3  neque 
quisquam  etiam  sibi  bene  conscius  plus  facere  praesumpsit ; 
IX,  3,  S.  151,  23  anima  male  sibi  conscia  und  Ennodius 
carm.  II,   147,  5  concludor  sied  bene  conscia  tegmlne  busti. 

conscriptio  —-  ,das  Abfassen,  die  Abfassung'  Augustinus,  Ar- 
nobius.  —  Cl.  20,  15  ego  conscrlptionis  periclitabor,  sed  tu 


466  Engolb  recht. 

edifionis,  Sid.  VIII,  1,  S.  126,  16  sicut  adhibendam  in  con- 
scriptlone  diligentlam^  lUi  tenendam  in  editione  consfantiam, 
Sid.  VII,  18,  S.  124,  15  nil  de  lihelli  huiusce  conscriidione 
meditari,  vgl.  IX,  12,  S.  162,  20. 

conseqints  nur  CI.  138,  5  gradum  consequa  ratione  facere   und 
Sid.  VII,  14,  S.  121,  33  consequa  paginae  parte  reserabitur. 

cor  am  positus  im  Sinne  von  praesens  Cl.  83,  2  ut  cor  am  po- 
sita  non  uideat,  ut  iuxta  sonantia  non  audiat  und  Sid.  III, 
9,  S.  46,  9  inter  coram  positos  aequanimiter  ohiecta  discin- 
gitis-  V,  7,  S.  82,  4  ut  {dem  coram  positus  audisti,  VI,  4, 
S.  97,  16  auctoritas  personae,  opportunitas  praesentiae  tuae 
inter  coram  positos  facile  ualehit,  ebenso  VII,  4,  S.  107,  10. 
14,  S.  122,  13.  Positus  entspricht  hier  dem  griechischen 
IUP  oder  dem  sonst  sich  nicht  selten  findenden  lateinischen 
coiisfitutus  (vgl.  Petschenig's  Index  zum  Victor  von  Vita, 
S.  151)  und  mag  dafür  besonders  in  Gallien  gebräuchlich 
gewesen  sein,  ^  denn  auch  Alcimus  Avitus  (s.  Peiper's 
Index)  und  Ennodius  haben  coram.  positus  und  andere 
ähnliche  Verbindungen  an  zahlreichen  Stellen  (vgl.  Har- 
tel's  Index,  S.  693  s.  u.  ponere). 

cordax,  cordacitus.  Eine  Neubildung  Claudians  scheint 
cordax  =t  cordatus  zu  sein  171,  22  cordax  quippe  iudex 
rite  uictum  censet  qui  pro  sui  '  inbecillitate  par  tiictis  est, 
die  durch  das  bei  Sid.  IV,  6,  S.  57,  27  sich  lindende 
Adverbium  cordacitus  bestätigt  wird :  siquidem  prudentihus 
cordacitus  insitum  est  uitare  fortuita,  so  LM^T^  bei  Lüt- 
johann,  cordicitus  die  übrigen  Handschriften,  wie  auch  bisher 
gelesen  wurde.  Dass  cordicitus  nicht  direct  von  cor,  cor- 
dis,  sondern  von  cordax  abgeleitet  ist,  leuchtet  ein,  da 
von  cor  nur  corditus  gebildet  werden  konnte.  Es  mag 
übrigens  auch  cordicitus  existirt  haben  und  wurde  dies 
vielleicht  nach  falscher  Analogie  mit  Rücksicht  auf  radi- 
citus  mordicitus  (doch  siehe  über  diese  Form  Bücheier 
in  Wöliflin's  Archiv  I,  105)  gebildet.  Jedenfalls  ist  aber 
für  Sidonius  cordacitus  die  richtige  Form. 


i  Vgl.  bei  Sidonius  I,  5,  S.  6,  5  Emnae  _positm;  II,  4,  S.  28,  3  proctd 
p.';  IV,  17,  S.  68,  21  in  longinquo  p.;  VI,  12,  S.  101,  16  'hnge  p.;  VII,  4, 
S.  107,  16;  VII,  7,  S.  111,  2;  VII,  15,  S.  122,  22-,  VIII,  4,  S.  129,  24; 
VIII,  9,  S.   136,  17. 


Unteisuchungeu  über  die  Sprache  des  Claudiiinus  Muiiioitus.  4b7 

diastema  Cl.  92,  7  planorum  siderum  diastemata  uel  circu- 
lorum  uias  uel  singidorum  interualla  rimari  und  iSid.  VIII, 
11,  S.  142,  5  dementem  plcmeticomm  siderum  ijlohiim  in 
diastemata  zodiaca  pvosper  ortus  erexerat,  vgl.  praefatio  zu 
carm.  XIV  und  carm.  XV,  64;  sonst  nur  von  dein  Musik- 
intervalle  gebraucht, 

final is  gleich  finitus  , begrenzt^  war  bisher  nur  aus  der  Sprache 
der  Juristen  bekannt  (bei  Paucker  suppl.  lex.  lat.  S.  28G 
werden  die  verschiedenen  Bedeutungen  confundirt).  — 
Cl.  112,  22  habet  certum  magnitudinis  modum  quidqiu'd 
finale  est,  113,  1  (mundi  violes,  quia  ex  finitis  est  conpacta 
corjwribus)  procid  dubio  ipsa  finalis  est,  ebenso  115,  8 
und  Sid.  VII,  14,  S.  120,  21  secundum  corpidentiam  per 
spafia  quamuis  porrecta  finalem,  VIII,  14,  Ö.  145,  25 
sanctorum  laus  diffusa  meritormn  stringi  spatiis  non  est 
contenta  finalibus. 

foetere  in  übertragener  Bedeutung  Plaut.  Gas.  599  foetet  tuus 
mihi  sermo.  —  Cl.  76,  21  inlocaUter  Uli  fraglat  aequifas, 
foetet  iniquitas  und  Sid.  IV,  14,  S.  i66,  13  aliquid  de  negle- 
gentia  fetet. 

hydrops  in  übertragener  Bedeutung  Cl.  167,  8  qui  postquam 
hydrope  superbiae  tumuit  (sc.  diaholus)  und  Sid.  IX,  9, 
S.  156,  25  ecquaenam  est  cuiquam  peritiae  ceruix  taitta, 
quiue  hydrops?  Leo  vermuthet  auch  Venant.  Fortun. 
VIII,  3,  330  atque  uoluptatis  morbida  crescit  hydrops  (statt 
hydrus,  da  auch  Append.  9,  16  die  Handschrift  ydros  für 
hydrops  bietet). 

insolubilitas:  die  Bildung  des  bei  Georges  als  anciS,  siQrjph'ov 
aus  Sid.  IV,  11,  S.  62,  16  quaestionum  insolubilitas  auf- 
geführten Substantivs  mag  diu'ch  das  in  gleicher  über- 
tragener Bedeutung  öfter  bei  Claudian  vorkommende  Ad- 
jcctiv  insolubilis  (133, 19  i.  argumentatio,  155,  5  i.  Syllogismus, 
121,  15  insolubilia  argumenta;  in  eigentlicher  Bedeutung 
gebraucht  91,   14  i.  leges')  vorbereitet  worden  sein. 

iudicialiter  Julian  bei  Augustin^  Cassiodor.  —  Cl.  31,    1   ad- 

ficiens  salubriter  aliqua,  iudicialiter  aliqua  adfici  sinens  nud 

Sid.  V,  15,  S.  88,  7   bybliopolam,   uestrum.  non  g ratlose  sc.d 

iudicialiter  expertus  insinuo,  VII,   14,    S.  121,  2  qui  amicos 

ludlficabundi  non  tarn  iudicialiter  quam  ocidariter  intuentur. 


468  Engelbiecht. 

labascere  s.  auch  oben  S.  455.  —  Cl.  37,  10.  109,  21.  Sid.  V,  10, 
S.  85,  11;  gleich vvohl  scheint  bei  Sidonius  Inhescunt  zu 
schreiben  sein :  praeteruolantia  corporis  decoramenta  curren- 
tls  aeui  profectu  defectuque  lahescimt,  wo  labescere  (In- 
choativform von  labi)  ein  Synonym  mit  praeteruolare  und 
currere  wäre  und  bekannthch  liebt  Sidonius  eine  solche 
Häufung  von  Synonymen. 

longiuscule  Augustin.  —  Cl.  24,  2  longinscide  quam  uolui  p>rae- 
fatus  sum,  Sid.  VIII,  11,  S.  143,  3  longiuscule  me  progredi 
amor  ivipulit. 

mediare  intransitiv  als  Particip  =  , dazwischentretend^  ist  bei 
Georges  nur  durch  je  eine  Stelle  aus  Claudian  und  Sidonius 
belegt;  es  steht  übrigens  Cl.  22,  15  qui  utrumque  a  se  odio 
mediante  longinquant,  150,  19  cid  congruum  est  inter  ima 
uel  summa  tui  tamquam  mediante  sidjstantia  uel  infra  de- 
spicere  corpus  imum  uel  supra  conspicere  deum  siimmum,  172, 
13  patuit  eundem.  nulla  mediante  substantia  aeterna  contueH, 
Sid.  IX,  3,  S.  151,  7  quod  inter  ohstrictas  affectu  mediante  per- 
sonas  asperrimum  est,  weiters  bei  Alcimus  Avitus  101,  2  me- 
diante religione  (vgl.  126,  30  P.)  und  Ven.  Fort.  XI,  1,  26  ut 
tolleret  reconciliator  se  mediante  scandalum,  ib.  append.  13, 
12  Christus  pectora  uestra  sacer  se  mediante  liget.  Dass 
fast  stets  die  Form  mediante  sich  findet, ^  ist  mehr  als 
blosser  Zufall  und  lässt  auf  einen  fast  nur  mehr  sozu- 
sagen präpositionellen  Gebrauch  des  Wortes  schhessen, 
wie  absente  und  praesente,  weshalb  Ter.  eun.  649  ahsente 
nobis  sagen  konnte.  Aus  mediante,  das  sich  im  italieni- 
schen ganz  intact  erhielt,  wurde  das  französische  moyen- 
nant.  Auffallend  ist  es  mir,  dass  der  nach  Claudian 
lebende  Gallier  Ennodius  das  Wort  gar  nie  gebraucht 
haben  soll,  weshalb  es  nahehegend  ist,  die  bei  Hartel 
aufgeführten  Stellen  für  medicante  (von  medico[rJ)  auf  ihre 
Stichhältigkeit  zu  prüfen.  141,  14  dum  remedia  sua  quaerit 
affectio  et  aestum  soUicitudinis  conloquio  cupit  medicante  re- 
leuari  ist  die  einstimmige  handschriftliche  Ueberlieferung 
nicht    anzutasten  und  hat  Sirmond  mit  Unrecht   mediante 


1  Indess    üest    man    hei    Alcimus    Avitus    12(),    30    hfäuü   mediantis   vertice 
rationis. 


Untersuchungen  über  die  .Sprache  des  Claudianus  Mamoitus.  469 

edirt,  da  medicante  zu  remedia  vortrefflich  passt.  Eben- 
so klar  ist  auch  324,  19  nee  in  profundum  ducfis  idcerihus 
ferro  medicante  succurreret ;  vielleicht  ist  auch  97,  16  nt 
quicquid  -aegriim  est  medicante  ovatione  curetis  (für  medica) 
zu  schreiben.  Dag;egen  glaube  ich  499,  24  mediante  her- 
stellen zu  sollen;  die  Stelle  lautet  im  Zusammenhange: 
illa  sexum  mentis  ßrmitate  durauerat,  dum  in  ea  nndiebris 
inhecilla  consilii  de  uirili  ceperant  auctoritate  suhstantiavi. 
inm  lapsibus  ordinis  sui  doctnna  mediante  (Handschriften 
medicante)  repiignahat  et  trnnslata  in  usus  alteros  fenn)iarum 
ridebat  excessus.  Jedenfalls  muss  man  zugeben,  dass  die 
Stelle  mit  mediante  einen  besseren  Sinn  giebt  und  Ennodius 
an  den  übrigen  Stellen  medicante  nur  in  der  eigentlichen 
Bedeutung,  die  doch  für  die  fragliche  Stelle  nicht  passt, 
gebraucht.  Auch  Venantius  Fortunatus  kennt  mediante, 
wie  wir  oben  gesehen  haben,  und  gebraucht  auch  medicante 
VII,  1,  16  antea  quo  doluit  te  medicante  caret  und  X;  10, 
12  71071  ferro  artißces  sed  medicante  fide,^  was  ich  aus- 
drücklich deshalb  bemerke,  weil  sich  sonst  leicht  jemand 
versucht  fühlen  könnte,  medicante  in  übertragener  Bedeu- 
tung als  fast  gleichbedeutend  mit  mediante  anzunehmen 
—  eine  Auffassung,  die  durch  die  strenge  Auseinander- 
haltung beider  Worte  bei  Venantius  Fortunatus  hinlänglich 
Aviderlegt  wird.  Als  einziges  Beispiel  für  die  Verwendung 
von  mediante  bei  einem  nicht  gallischen  Schriftsteller  ver- 
mag ich  August,  epist.  98,  5  anzuführen. 

raedioximus  =  medius  Plautus.  —  Gl.  183,  3  medioxim.um 
rpdddam  naturae  incorporeae,  sed  cretae  sortita  (anima),  Sid. 
IX,  3,  S.  152,  11  inter  spiritales  regulas  uel  forenses  me- 
dioximum  quiddam.   concionari  und  Alcim.  Avit.    97,   3  P. 

nuhigenus  in  den  Lexicis  als  tcTta^  eiQrif.isvov  aiis  Claud.  45, 
17  hunc  procellosum  aerem  et  natiLraliter  nuhigenum  ange- 
führt, gebraucht  auch  Sid.  carm.  V,  237  nee  plus  mohigenum 
celehrentiLr  iurgia  fratrum. 

nuncupatim  kann  ich  nur  nachweisen  bei  Gl.  137,  14  extra- 
hentur  etiam   nuncupatim  ex    abditis    tenebellarum.  und  Sid. 


'  Sfdul.  cnrin.  IV,  142  nrr.  ÜM  panin  srnhift  rlommo  medicante,  Maria,  midti- 
plici  laes'uvi  citrauU  iiulnere  seiisum. 


470  Engolbrocht,. 

VII,  9,  S.  115,  7  cum  nullum  profernm  ituncupatvm,  Siel. 
IX,  16,  S.  172,  V.  81  quos  nunc  2nn  nuncupafim  non  unlent 
tiersu  cohihere  uerba. 

ohloqicium  Cassian.  —  Cl.  137,  11  qui  uel  in  magnos  uiros 
ohloquia  uel  de  rehus  sum.mis  deliramenta  quaedam  mussitant 
und  Siel.  VII,  9,  S.  114,  5  m  qtias  me  ohloquiorwn  Scyllas 
.  .  quorundam  uos  infamare  conanfuyn  turho  coniecerit.  Bei 
Alcimus  Avitus  findet  sich  ebenfalls  eler  Plural  80,  13 
(Citat  aus  Sidonius)  und  carm.  IV,  500. 

'peremptorius  im  juridischen  Sinne.  —  Cl.  154,  10  iamquam 
peremptorie  argumentatur  (das  Aelverb  auch  Alcim.  Avit. 
14,  30)  und  Sid.  VIII,  6  cuius  (legis)  lieremptoriis  aholita 
ruhricis  lis  omnis. 

jplectihilis  Cod.  Theodos.  —  Cl.  22,  16  plectihUe  uitium,  32, 
20.  140,  17  pl.  sententia,  Sid.  IV,  6,  S.  58,  19  pl.  imiidia, 
IV,  13,  S.  65,  19  plectihilia  occulta,  VI,  1,  S.  94,  7  p/. 
uita,  unel  elas  Adverb  plectihüifer  Alcim.  Avit.  30,  25. 

ponfifex  Bischof,  belegt  Georges  nur  durch  Sid,  carm.  XVI,  6, 
wo  es  von  Faustus,  dem  Bischof  von  Riez,  gesagt  ist.  Doch 
ebenso  gebraucht  es  Claudian  von  Eucherius,  Bischof  von 
Lugdunum  135,  17  magnorum  saecidi  sid  pontificum  longe 
maximus;  ausserdem  noch  Sid.  VI,  1,  S.  94,  14  von  Lupus, 
IV,  11,  S.  63,  V.  20  und  V,  14,  S.  87,  24  von  Mamertus, 
elem  Bruder  Claudians  u.  ü,,  ebenso  Victor  von  ,Vita, 
Ennoelius  u.  A. 

jiotentialiter  Augustin.  —  Cl.  91,  7  adtende  (vadium)  ilUc, 
id)i  localiter  non  est,  potentialiter  circidum  ßgurare  und 
Sid.  VII,  14,  S.  121,  30  Pldlagrium.  cordis  ocido  semper 
inspicio,  cm  me  animus  potentialiter  notum,  worum  simili- 
tudine  facit;  aus  diesen  beiden  Stellen,  an  denen  poten- 
tialiter im  Gegensatze  zu  localiter  gebraucht  ist,  geht 
hervor,  dass  die  deutsche  Bedeutung  bei  Georges  ,kräftig, 
nach  Vermögen'  unpassend  ist. 

praeeligere  oder  praeligere  (x^.  piraeemineve  wn^  praeminere) 
bei  Georges  als  ait.  siq.  aus  Sid.  VII,  4,  S.  107,  16  ego 
morum  illius  aemidator  esse  praeelegerim  angeführt,  steht 
auch  Sid.  VIII,  13,  S.  145,  10  ßde  praeelegit  censeri  Israe- 
lita quam  sangidne  und  Cl.  138,  1  ego  praeelegerim,  cum, 
Eucherio  reici,    136,   13  ut   extraneos  mallent   cum  falsifate 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Clandianus  Mamertus.  47  1 

praeeliffere.  Uebrigens  findet  sich  das  Wort  sclion  in  der 
Itala  Psalm.  131, 14  quoniam praeehgl  (fiOSTiadfii^v)  eam  (Vul- 
gata  eam;  vgl.  Rönsch,  Itala  und  Vulgata,  S.  210),  dann 
bei  Cyprian  577,  1  carcerem  fide  et  ulriute  praeligitis,  von 
Späteren  gebraucht  es  Ililarius  in  ep.  ad  Galat.  70,  Cas- 
siodorus,  Boetius  und  Hieron.  (?)  in  psalm.  92:  i)raeele(jistl 
eas  (animas)  ante  Constitution  ein  mundi  (s.  Gölzer,  Etüde 
de  la  latinite  de  S.  Gerome,  S.  184). 

"praepedimentum  Plautus.  —  CI.  199,  14  und  Sid.  VII,  8, 
S.  112,  6,  s.  oben  S.  457. 

praesumptiosus  von  Georges  als  of/r.  stg.  aus  Sid.  I,  11, 
S.  16,  15  citirt,  steht  auch  Sid.  IV,  22,  S.  73,  21.  VII,  4, 
S.  107,  11.  VII,  6,  S.  108,  24  und  bei  Gl.  35,  3.  Dagegen 
wird  praesumptuosus  aus  Salv.  de.  gub.  dei  VII,  33  (ohne 
Variante),  den  Schoben  zu  Iloraz  und  aus  Fulgentius  citirt, 
und  auch  Sid.  I,  1,  S.  1,  6  ist  diese  Form  besser  be- 
glaubigt. 

priuilegium  caritatis  Sid.  IV,  18,  S.  69,  17,  gratiarum  VII,  9, 
S.  115,  1,  numeri  supradicti  TK,  1,  S.  149,  3,  pr.  innocentiae 
et  laudis  Gl.  32,  20,  pr.  scientlae  123,  4.  139,  8,  pr.  in- 
localitatis  161,  22.  Aehnliche  Verbindungen  finden  sich 
bei  Salvian  und  besonders  Alcimus  Avitus,  dem  Nach- 
ahmer des  Sidonius. 

•propalare  Commodian,  Augustin,  Orosius.  —  Gl.  26,  1  quod 
ista  paglna  'projyalatur  eiusdemqiie  mictor  occultatur,  Sid. 
IV,  3,  S.  54,  26  uolumen,  quod  tute  super  statu  animae 
propalauisti,  Sid.  VIII,  1,  S.  126,  9  propter  iam  propalati 
augmenta  uoluminisj  Sid.  IX,  11,  S.  161,  8  animus  quae 
propalare  dissimidat  excolere  detrectat ;  Salvian  de  gub.  dei 
VII,  78  hat  propalata  scelera. 

prosecutio  in  der  Bedeutung  , Schilderung,  Ausführung,  Aus- 
einandersetzung^ (^gl-  ^^^  Verbum  proseqxd)  fehlt  bei 
Georges.  Dieselbe  ist  zu  statuiren  bei  Gl.  167,  16  necessarium 
erit,  ut  tute  cedas  tibi  et  partem  prosecutionum  tuarwn  parte 
suhplodas,  Sid.  VIII,  6,  S.  131,  17  liainc  (legem)  primus 
quem,  loqidmur  orator  indidit  jjrosecutionihus  edidit  tribuna- 
lihus,  prodidit  partihus  addidit  tltulis  und  Ennod.  554,  1 
pi'osecutionem  meam,  quam  uere  rusticam  in  Aratoris  con- 
mendatione   contexui,  felici   tantum  dicunt  aliqui  personae 


472  Engellucclit. 

blanditam.  Die  Claudianstelle  citirt  wohl  Georges,  jedoch 
für  die  Bedeutung  , Fortsetzung',  die  es  unniögHch  liier 
haben  kann.  .   . 

piterascere  steht  in  der  Bedeutung  ,sich  verjüngen^  Auson.  Idyll. 

4,  55  (XIII,  2,  55,  S.  38  Schenkl) :  ohdiidosque  seni  fades 
puerascere  (=  repuerascere)  sensus.  Dieselbe  Bedeutung 
Avill  Georges  für  Claud.  Mam.  21,  11  fenellis  adlme  in- 
fantlae  quondam  sitae  persnasionihus  in  senecfute  puerascmü 
(puerescunt  ABDFHMRB)  in  Anspruch  nehmen.  Hier 
ist  aber  puerascere  im  verächtlichen  Sinne  gebraucht:  sie 
werden  im  Alter  zum  Kinde,  oder  wohl  noch  richtiger 
mit  Aufgebung  der  Inchoativbedeutung:  sie  bleiben  im 
Alter  noch  Kinder.  Ebenso  sagt  Sid.  VI,  1,  S.  94,  15 
cum  in  grauitatis  uestrae  comparationem  ipsa  efiam  grand- 
aeuoruvi  corda  puerascant  (puerescant  M^  P) ,  auch  die 
Herzen  bejahrter  Männer  sind  jung  (kindisch)  im  Ver- 
gleich mit  deiner  Würde  und  Erhabenheit  (diese  Stelle 
vermisst  man  bei  Sittl^  de  linguae  latinae  uerbis  incohativis 
in  Wölfflin's  Archiv  I,  495).  Dagegen  steht  repuerascere 
in  gewöhnlicher  Bedeutung  bei  Sid.  IV,  13,  S.  65,  7 
non  iuuenescit  solum,  sed  quodammodo  repuerascit. 

reponderare  nur  bei  Cl.  189,  8  tibi  pro  falsitate  ueritatem 
haud  pari  idcissltudine  reponderaui  und  Sid.  I,  4,  S.  6,  2 
reminiscaris  uelle  me  tibi  studii  Jmiusce  uicissitudinem  re- 
ponderare (Salvian  ad  eccl.  III,  2G  sagt  uicissitudinem  re- 
pensare),  V,   1,  S.  78,    4  tibi   gloria  reponderatur,   IX,  11, 

5.  161,   16  professio  non  praeter  aequum  reponderatur. 

uenula  in  der  Bedeutung  , Quellader'  nur  bei  Cl.  19,  2  quae 
etsi  angustis  emanantia  uenulis  in  magnos  tarnen  amnes 
exuberabunt  und  Sid.  IV,  3,  S.  56,  16  delicti  huius  mihi 
gratiam.  facias,  quod  aliquantisper  mei  meminens  arentem 
uenulam  ßumini  tuo  misceo. 

Schliesslich  erwähnen  wir,  dass  folgende  für  Claudian  be- 
reits oben  als  der  Komikersprache  oder  Apuleius  entnommen 
nachgewiesenen  Worte  sich  auch  bei  Sidonius  finden :  autumnre 
Sid.  carm.  XV,  88.  —  deliramentum  Sid.  I,  1,  S.  2,  6.  — 
exUnc  Sid.  IX,  16,  S.  172,  59.  —  fringuUire  Sid.  VII,  9, 
S.  113,  8  ptresbyterorum   sane  paucis   angulatim  fringidtientibus. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamcrtus.  473 

—  inpraesentiarum  Siel.  II,  3,  S.  27, 6.  III,  ß,  S.  44,  ö.  V,  9,  S.  84,  1 1 . 

VII,  9,  S.  115, 14.  Vin,  9,  S.  135,  16.  IX,  9,  S.  157,  8.  —  medidUtus 

VIII,  7,  S.  134,  5  medullifus  aestuare.  —  mussitare  I,  3,  S.  5,  3. 
Vn,'9,  S.  113,  8.  VIII,  12,  S.  144,  14.  IX,  IG,  S.  171,  9.  — 
pluscuhim    Adverb.    Siel.  III,   3,    S.  42,  28.   VII,  17,  S.  124,  G. 

—  proquirifare  Siel.  MTI,  6,  S.  131,  15.  —  terriculamentwa 
Siel.  VII,  1,  S.  103,  14.  Ebenso  erwäluit  Sielonius  die  Brali- 
maneii  VIII,  3,  S.  128,  13  $i  ad  Aethiopiun  gymnom'phistas 
Tndoriimque  hracmanas  j:>eregrinere.  Da  hier  L  P  hracmanas  (so 
Lütjolianii),  die  übrigen  Ilandschrifteii  hragnumas  haben,  so 
seheint  mir  die  Schreibung  mit  g  elie  von  Sidonius  herrührende 
zu  sein,  da  auch  in  allen  Handschriften  Claudians  130,  10 
hragmanum  und  204,  13  hragmanos  überliefert  ist,  welche  Formen 
ich  hätte  in  den  Text  aufnehmen  sollen.  Ebenso  schrieb  ja 
auch   Claudian    191,  5  dragmavi.  für  drochmam. 


Wir  haben  bisher  Claudians  Werke  nur  von  der  formellen 
Seite  betrachtet:  anhangsweise  soll  nunm(!hr  auch  über  die 
Quellen,  aus  denen  Claudian  seinen  Stoff  schöpfte,  kurz 
gehandelt  werden. 

Von  den  Kirchenschriftstellern,  die  über  das  Wesen  der 
Seele  specielle  Schriften  hinterlassen  haben,  ist  vorei'st  Tertul- 
lian  (liber  de  anima  bei  Migne  II,  G41)  zu  nennen,  weiters 
Lactantius  (de  immortalitate  animae,  Migne  VI,  761),  Ambrosius 
(Hber  de  Isaac  et  anima,  Migne  XIV,  501),  besonders  aber 
Augustinus,  der  sogar  in  mehreren  Schriften  dasselbe  Thema 
erörterte:  de  immortalitate  animae  (Migne  XXXII,  1021),  de 
quantitate  animae  (ib.  1035),  liber  de  spiritu  et  anima  (ib.  XL, 
779),  de  anima  et  eins  origine  hbri  IV  (ib.  XLIV,  475).  Schon 
Ebert  (Geschichte  der  christlich-lateinischen  Literatur,  S.  452) 
urtheilt  richtig,  wenn  er,  freilich  ohne  weitere  Beweise  vor- 
zubringen, schreibt:  ,Die  lebhaft  vordringende  Darstellung  (bei 
Claudian)  erinnert  an  die  der  Dialoge  seines  Meisters  Augustin. 
Denn  elass  dieser  zunächst  sein  Lehrer  und  Vorbild  war,  lässt 
sich  nimmer  verkennen.' 

Besonelers  elie  Schrift  Augustins  de  e^uantitate  animae 
ist  es  nun,  deren  Benützung  durch  Claudian  sich  leicht  erkennen 
lässt.     Wir    wollen    im  Folgenden   einige    der   bezeichnendsten 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Gl.  CX.  Bd.  II.  Ilft.  31 


474 


!■;  II  Rc  1  li  r  i;c  li  l. 


Stellen  iius  Auguötina  Buche  ausheben  und  durch  Gegenüber- 
stelkmg  des  darauf  bezüglichen  Claudiantextes  das  gegenseitige 
Verhältniss  klarlegen.  Bei  Auswahl  derselben  haben  wir  be- 
sonders die  wörtliche  Nachahmung  im  Auge  gehabt,  die  sich 
natürlich  nicht  so  weit  geltend  macht  als  die  stofFliche. 


Augustinus  de  quautitate  animae, 
Migne  XXXII,    S.  1035     1080. 

1038,  §.  6.  2^'**ws  ebb-  te  quaero, 
utruiu  corpus  idluni  putes 
esse  quod  non  pro  modo  suo 
haheat  aliquam  longitudinem 
et  laütudinem  et  altitudinem? 

1041,  §.  10.  vihil  poss'um  tale 
(sc.  longittidinem  quae  adhuc 
nidlam  latitudinem  assuvi- 
pserit)  cogitare:  si  enim  filur>i 
araneae  in  animo  constituero, 
quo  niliil  exilms  solemus 
nidere,  occtirrit  mihi  etiam 
in  eo  tarnen  et  longitudo  per 
se  et  latitudo  et  altitudo. 
haue  igitur  longittidinem  me- 
ram  et  simpUcem  lineam  uoce- 
')nus. 

ib.,  §.  12.  aliud,  est  enim  cum 
auctoritati  credimus ,  aliud 
cum  rationi, 

1045,  §.  17.  (longitudo)  per 
longum  diuisionem  non  ad- 
mittit :  est  ergo  latitudine 
praestantior. 

104G,  §.  19.  (d)  ipso  (puncto) 
incijnt  linea.,  ipso  ttrminatur 
.  .  .  deinde  undecamque  secari 
linea  potest,   per  ipsuin  seca- 


Chuulianus  de  statu  animae. 

88,  II.  quod  omne  coipus  lon- 
gitudine  longum  sit  .  .  neque 
possit  sie  esse  longum,  nt  non 
latum  siinul  altu7nque  sit. 

88,  13.  quocirca  sicut  aiunt 
etiamsi  araneae  filum  cogi- 
taueris,  quia  utique  corpiis 
est,  non  solum  longitudinem 
cogitasti,  hahet  enim  pro  modo 
suo  indissociabilem  longitu- 
dinis  suae  latitudinem  atque 
altitudinem. 

89,  4.  haec  ergo  de  qua  loqui 
institueram  longitudo  cum 
fuerit  puncto  inchoata  puncto- 
que  finita  .   .   linea  dicitur. 

89,  2.  sed  non  idcirco  tardiori- 
hus  desperandum  est,  modo 
nt  auctoritati  cedamus,  qui 
rationem  forte   non   capimus. 

90,  7.  p>uncttim  principaliter  est 
origo  lineae,  ab  ipso  incipitur 
ipsoque  finitur,  cum  punctum 
nee  oriri  a  quoquam  pateat 
nee  finiri  .  .  .  ista  ergo  linea 
quae  transuersim  secari  polest, 
scindi  per  longum  non  potest, 
quia  utique,  si  scinditur,  habet 


Untersuchungen  ül)cr  die  .Spniclie  des  Claudianus  Mamertus. 


475 


tnr,  cum    ipsum   omnino  nu/- 
lam  in  se  admittat  sectioneni. 


1065,  §.  52.  sed  minc  fito  quam 
'praesentlssimuH  ad  ista,  quae 
itolo. 

1074^  §.  71.  intendit  ,se  anima 
in  factum  et  eo  calida  frigida, 
aspera  lenia,  dura  inolUa, 
leuia  grauia  sentit  atque  dis- 
cernit.  deindc  innumerahiles 
dijferentias  saporum  odorum 
sonorum  formarum  gustando 
olfaciendo  audiendo  uidendo- 
que  diiudicat. 


latifudinem,  cum  secanda  est, 
puncto  caeditur,  cum  punctum 
sciUcet  non  caedatnr.  perfectior 
ergo  longitiido  latitudine. 

174,  13.  nunc  igitur  adesto 
iofus  et  quam  j^otis  es  prae- 
sens fito. 

43,  11.  factu  caleutia  frigtintia- 
que  discernimus  u.  s.  w.  bi.s 
44,  3. 

öS,  8.  pjer  minimam  ptartem  cor- 
poris, quod,  est  uisus ,  tota 
(anima)  simul  accipit  formas 
.  ...  et  per  gustandi  seMsum 
tota  diiudicat  saporum  diffe- 
rentins  et  calida  uel  frigida 
surnmo  tantum  digiti  tota 
discernit. 


Aus  der  zuletzt  augeführten  Augustinstelle  geht  auch 
hervor,  dass  Claudian  46,  14  aut  ad  sentienda  aspera  nd  lenia 
gustatui  permittit  aliquid  tactus,  und  nicht  wie  (r  hat  leuia  ge- 
schrieben haben  wird  (vgl.  auch  6^,  4  tota  fangit  leuia  quae- 
que  et  asjyera). 

Endlich  kann  Augustins  Tractat  auf  einen  bei  Claudian 
vorkommenden,  sonst  fast  imverständlichen  Ausdruck  einiges 
Licht  werfen.  Man  liest  nämlich  Gl.  91,  15:  tu  mild  nunc 
dicas  uelim,  si  ista  localiter  conspicit  anima,  quid  causae  est,  tit 
mihi  aliquid  rotundum,  trigonum  uel  tetragonum  in  occidente  de 
corporihus  formare  moUenti  eadem  sine  tumore  uel  motze  ratio 
rotundi  ziel  quadri  non  desit,  cum  eodem  temporis  puncto  secundtim 
eandem  rotundi  et  quadrati  legem  in  Oriente  alius  paria  de  cor- 
porihus ualeat  fabricare?  Wie  ist  hier  sine  tumove  zu  erklären? 
Man  wäre  fast  versucht,  eher  an  sine  rumore  zu  denken,  wenn 
nicht  eine  Stelle  bei  Augustin  de  quantitate  animae  (S.  1049) 
die  überlieferte  Lesart  zugleich  schützte  und  erklärte:  (naturae) 
quae  ut  ita  dicani  sine  tumoribus  esse  intelleguntur.  tumor  enirn 
non  absurde  nppellatur  corporis  magnitudo  ,  quae  si 
magnipendenda    esset,     plus    nobis    profecto     elephanti    saperent. 

3r 


476  Engollir  cell  t. 

Diese  hier  aufgestellte  Bedeutung  für  Claudian  an  obig-er  Stelle 
verwertliet,  stellt  Alles  vollkommen  klar:  nine  tnmore  gleicli 
sine  corporis  magnitwUnc  oder  kurzweg  sine  corpore  steht  für 
das  sonst  gebräuchlicliere  Adverb  incori)oraliter ,  sowie  sine 
motu  (sc.  locali,  vgl.  64,  14:  tres  esse  motiis  stahilcm  inlocalem 
localeiiupie  iam  nohim  est  .  .  inlocalis  [motus]  nnimae  [est]) 
dasselbe  bezeichnen  soll,  was  sonst  durch  inlocaliter  ausgedrückt 
wird.  Dass  diese  unsere  Auseinandersetzung  richtig  ist,  geht 
bis  zur  Evidenz  aus  einer  anderen,  der  obigen  ganz  analogen 
Stelle  Claudians  hervor,  wo  es  heisst  (92,  20):  cum  trigonnm 
uel  tribus  ptmctis  ac  trihus  lineis  uel  rotundam  ptincto  uel  Uvea 
confdrmari  incorporaliter  atque  inlocaliter  (das  obige  sine 
tumore  uel  motu)  uideris.  Aehnlich  gebraucht  Claudian  das 
Adjectiv  fumidus  89,  20:  cuius  (sc.  mundi)  utique  tumidae 
localesque  formae  istarum.  inlocalium  incorporaliumqne 
sunt  imago  formarum,  wo  tumidae  das  incorporalium  zum  deut- 
lichen Gegensatze  hat. 

Aus  diesen  Beispielen  dürfte  zur  Genüge  erkenntlich 
sein,  dass  Augustin  nicht  nur  allein  auf  den  Inhalt  des  Werkes 
Claudians,  sondern  auch  auf  die  Form  desselben  von  merk- 
barem Einflüsse  Avar.  Es  wäre  übrigens  lohnend,  die  sprach- 
liche Einwirkung  Augustins  auf  Claudian  des  Näheren  zu  unter- 
suchen. ^ 

Claudian  seinerseits  wurde  wieder  von  Cassiodorius  (de  ani- 
ma,  Migne  LXX,  1279)  benutzt,  vgl.  Ebert  a.  a.  0.,  S.  487—490. 

Auffallend  ist,  dass  Claudian  die  Werke  des  doch  nur 
um  wenige  Decennien  älteren  berühmten  Kirchenschriftstellers 
Cassianus  in  Massilia  so  wenig  kennt,  dass  er  von  einem 
langen,  im  Briefe  des  Faustus  citirten  Stücke  aus  Cassians 
Collationes  (Vfl,  13),  das  Faustus  mit  den  Worten:  legimus 
in  quodam  receptissimo  patrum  tractatu,  einleitet,  die  Worte 
gebraucht  (47,  21):  testimonium  nescio  cuius  auctoris.  Vielleicht 
ist  übrigens  diese  Ignoranz  nur  eine  fingirte,  indem  Claudian 
vielleicht  absichtlich  von  dem  , Anfänger  der  semipelagianischen 
Richtung'  Faustus  gegenüber  nichts  wissen  wollte. 


1  So  findet  sich  beispielsweise  ■phimhci  jJiiffionf.i,  welches  Claxidian  187,  18 
gebraucht,  bei  Aug'ustin.  c.  Julian.  Pelacr.  1,  §.  12,  der  es  seiner.seits 
wieder  wohl  aus  der  Lecture  des  Cicero  (de  fiu.  4,  48)  haben  wird. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Maraertus.  4  (  t 

II.  Specielle  Eigeuthüiiilifhkeileii  der  Spijiche  (Jlaucliaus. 

A.  Claudians  äjta^  elQrjj.isva. 

Dass  Claudianus  Mamertus  eine  hervorragende  Stellung 
in  der  Geschichte  der  späteren  Entwicklung  der  lateinischen 
Sprache  einnimmt,  zeigen  am  besten  die  zahlreichen  Ausdrücke^ 
die  theils  als  l:l7ta^  siQr-i.ieva,  theils  öfters  von  ihm  gebraucht 
nur  bei  ihm  allein  sich  finden.  Die  Zahl  dieser  Ausdrücke 
ist  überraschend  gross,  wenn  man  den  geringen  Umfang  der 
Schrift  Claudians  einerseits  und  das  trockene  philosophische 
Thema  andererseits  in  Erwägung  zieht.  Wir  lassen  nunmehr 
diese  Worte  in  alphabetischer  Reihenfolge  folgen  (das  vorge- 
setzte -f  bedeutet,    dass  der  Ausdruck  bei  Georges  fehlt) : 

accessihiliter  Gl.  21,  13  quod  in  deo  iiirtiis  est  et  in  homine 
uirtus  est  hoc  tantum  differe)is,  quod  illic  suhstantialiter 
hie  accessihiliter,  28,  12  eiusmodi  bona  adfectiones  iKissihilis 
dicit  esse  creaturae  easdemque  in  deo  essentialiter ,  non  ac- 
cessihiliter,  35,  2  quod  quihus  adjicitnr  creata  suhstantia 
suhstantialiter  in  deo  sint,  non  accessihiliter.  Dass  hier 
accessihiliter  der  Bedeutung  nach  Adverb  zu  accidens  ist, 
also  einem  per  accidentiam,  per  accidens  gleichkommt  (vgl. 
28,  13  accessio  =  accidentia) ,  geht  aus  den  Gegensätzen 
suhstantialiter  und  essentialiter  hinlänglich  hervor;  deshalb 
ist  die  Bedeutung  bei  Georges  ,hinzukommetid'  wohl 
nicht  geradezu  unpassend,  aber  nicht  ausreichend  (vgl. 
auch  unten  S.  508  und  509). 

f  adeotenus  Gl.  141,  9  adeotenus  non  est  corpus  anima,  nt  sit 
imago  diuina;  eine  Parallelbildung  zu  dem  von  Claudian 
oft  gebrauchten  itatenus,  vgl.  unten  S.  521. 

aliquispiam  Gl.  176,  6  sed  en  aliquorumpiam  qui  interimunt 
animas  garrientihus  nugis  lentamur,  vgl.  unten  S.  517. 

alter namentum  {=  alternatio ,  ein  bei  Apideius  nicht  selten 
vorkommender  Ausdruck)  Gl.  169,  25  sine  alternamento 
reciproci  aeris  et  organo  pectoris  et  tihia  gutturis  .  .  uerha 
uocihus  effice. 

j  an tet empor aneus  C1.145,  21  uerum  illudxinum  antetemporaneum 
caelum. 


478  Engelbiecht. 

f  auersim  Cl.  89,  12  clxabus  paribus  Uneis  sine  miersim  positis 
siue  capite  contingenühus  ßgura  von  clnncUtur  (auersim  M, 
aduersim  die  übrigen  Handschriften). 

T  circumgavrire  Cl.  132,  10  hisce  falsiloquiis  circumgarrieniUms 
istiusmodi  fert  ille  responsitm. 

collectim  Cl.  185,  6  coUectim  siriciimque  et  ueluti  puncfatim 
sub  vientis  ocidum  redegi. 

■\  conflictor  Cl.  189,  2  in  fine  Indus  lihri  ueuiam  petit  a  sno 
conflictore ;  oder  ist  conflictatore  zu  schreiben,  ein  Wort, 
welches  zwar  auch  noch  nicht  nachgewiesen,  aber  durch 
das  bei  Tertullian  (adv.  Marc.  2,  14)  sich  findende  con- 
ßicfatrix  hinlänglich  bezeugt  ist? 

disparascere  C\.  171,  12  testimonium ,  quod  a  nohis  disparascere 
arbitrabaris ,  animaduertis  nohiscum  profecttt  disputationis 
unescere. 

-f  hipiam  Cl.  142,  3  quamquam  nonmdlis  locorum  sicnbi  conduxit 
harumpiam  scriptnrarum  testimoniis  usus  sim,  vgl.  unten 
S.  518. 

indiscriminabilis  Cl.  140,  14  idi  sint  et  negotio  et  sensu  et 
uerbo  indiscriminabilia  (indiscriminalia   M). 

indiscussibilis  Cl.   148,  6  indiscussibilis  auctoritas  docet. 

■f  indisiunctim    Cl.    55,    4    indisiunctini   namque  mox    adicit. 

ininitiatus  Cl.  82,  6  operante  atque  administrante  deo  principali 
potestate  et  stabili  motione  atque  ininitiato  substantini'um 
cardine. 

f  inlabdriosus  Cl.  187,  21  in  auras  fela  iacere  et  sine  hoste 
pugnare  cassa  contentio  est  et  uirinm.  frustratio ,  quod  ita 
erit  ingloriurn  nt  inlahoriosum  (inlaboriosum  CG,  laborio- 
sum  die  ilbrigen  Handschriften  und  alle  Herausgeber, 
welche  Lesart  wohl  auch  einen  Sinn  gäbe,  aber  meiner 
Ansicht  nach  einen  verkehrten) ;  übrigens  ist  inlaboriosus 
noch  durch  die  griechischdateinische  freilich  ungeschickte 
Glosse  civAi-iaroc,'  inlaboriosus  zu  belegen. 

i nlocalitas  animae  Cl.  64,  8.  68,.  23. 

f  inluminabilis  Cl.  103,  19  quia  sit  ille  (deus)  Inmen  iidu- 
minans  et  haec  (anima  humana)  lumen  inluniinabile. 

j  intercaelestis  Cl.  147,  7  cnius  elementnm  replet  intercaelestis 
uacui  concauum. 


Untersuchungen  über  die  .Sprache  des  Claudianus  Maiuertus.  4^9 

interpolamentum  CI.  19,  19  sicqne  adiectis  nostris  aliquot  sine 
alienorum   i)ite.rpolaniento  ßnem  Über  accepit. 

■\  itatenus  Cl.  140,  13  duoque  isla  itatenns  tiniaufur,  uti 
sinf  indiscriminahilia,  ebenso  143,  15.  171,  3.  Dap;egen 
149,  14  jjer  hoc  itatenus  corporenm  caelum,  qnia  uidelicet 
hominibus  datuni  est,  terra  dicitur,  151,  21  excutiamus 
utrum  ex  incorporeo  corporeoue  an  ex  utroque  sit  itatenus 
nesciat,  sicubi  cum  corpore  an  sine  corpore  sit  rapttis 
ignorat  (über  die  Bildung  vgl.  unten  8.  521). 

localitas  Cl.  68,  6  mirum  uidetiir  iuxta  necessitatem  locali.tatis 
tempormn  quod.  aninia  totuni  corpus  tota  uegetat,  159,  13 
non  nohis  animam  Lazari  pro  quadam  ahscedendi  re- 
detindique  localitafe  velufi  quoddam  corpus  ohjyoues.  Es 
ist  übrigens  sehr  zu  bezweifeln,  ob  erst  Claudian  und 
nur  er  dieses  Wort  sowie  das  obige  inlocalitas  in  die 
Literatiu-  eingeführt  hat. 

t  man s um.  Cl.  205,  10  quod,  .  .  apicula  caelitus  deciduum  lianstu 
capiens  fahrefactis  manso  ßori.geris  infundit  filiorumque 
fabricairix  uirginitatis  suae  feturam  alit  atque  imhuit  ubere 
fauorum;  die  Worte  fahrefactis  manso  ßorigeris  sind  etwas 
schwer  verständlich,  da  soAvohl,  was  unter  ßorigeris ,  als 
was  unter  manso  zu  verstehen  sei,  nicht  augenblicklich 
einleuchtet.  Das  Wahrscheinlichste  scheint  mir  zu  sein, 
dass  mansum  dasselbe  wie  mansio  ( :=  Aufenthaltsort, 
Wolmung,  hier  also  Bienenstock;  so  auch  De  Vit  im 
Lexikon)  bedeutet,  ßorigeris  für  fioribus  steht  und  manso 
Dativ  zu  infundit  ist;  quod,  ist  natürlich  nicht  Pronomen, 
sondern  Conjunction  (mit  dem  folgenden  ita  correspon- 
dirend;  sie  —  quod  gebraucht  Sidonius  in  dieser  Weise 
häufig,  vgl.  Paucker,  Sci'utarium,  S.  25  Note). 
meditatiuncula  Cl.  30,  7  iuxta  propheticae  locutionis  exemplwn 
meditatiunculas  suas  autumat  dehere  pensari.  Wie  sich 
aus  dem  Wortlaut  der  Stelle  ergibt,  ist  die  bei  Georges 
angeführte  Bedeutung  ,eine  kleine  Vorbereitung'  nicht 
passend;  aus  dem  Gegensatze  iuxta  propheticae  locutionis 
exemplum  muss  für  meditatiuncula  eine  Bedeutung  Avie 
oratiuncula  (meditafa)  erschlossen  werden. 
nescientia  Cl.  157,  6  da  nohis  ueniam  nolentihus  discere  ne- 
scientiam ,     180,   18     7iec    te    academicorum    seniorum   mor<^ 


480  K  n  g  e  1  b  r  e  c  h  t. 

nescientiam  tuam  scisse  und  im  Plural  52,   5  pro  una  quam 
foUiceris  scientia  multorum  nescientias  adtulisse. 

f  opellum  Cl.  24,  15  animaduerto  quibusdam  circumlocutioni- 
bn.s  id  inpendio  molientem  oi)elli  ipsins  auctorem  (opelli 
HL  RS,  oppelli  ÄBDEFM,  opeUeCG).  Wie  von  opera, 
ae  das  Deminutiv  opella  (vgl.  operula),  so  konnte  von 
opus,  eris  ganz  gut  opelhim  (vgl.  *operidvm,  wie  reo?,  regis 
—  regxdus,  capni ,  capitis  —  capitnlum)  gebildet  werden. 
Das  Wort  wurde  von  Claudian  jedenfalls  der  Abwechs- 
lung halber  neben  opus  (24,  5.  26,  10),  opusculuvi  (19, 
6.  24,  10.  154,  6),  pagina  (24,  18.  26,  1.  188,  5),  char- 
tula  (24,  3)  gewählt,  welche  Ausdrücke  sämmtlich  zur 
Bezeichnung  jenes  anonym  erschienenen  Briefes  des 
Faustus,  gegen  den  die  Schrift  des  Claudianus  gerichtet 
ist,  dienen. 

f  ohprobare  Cl.  32,  15  uide  ne  forsitan  iste  sü  quem  nobis  ob- 
probandnm  rere  altl  prolapsus  erroris  (opprob  ||  andum  L  ^, 
adprobandum  G).  Dass  hier  nicht  adprobandum  gelesen 
werden  könne,  habe  ich  bereits  in  der  Einleitung  meiner 
Ausgabe  S.  XLV  auseinandergesetzt.  Dass  obprobandum 
von  Claudian  herrühre  und  nicht  mit  den  Herausgebern 
opprobrandum  zu  schreiben  sei,  habe  ich  dort  gleichfalls 
angedeutet,  lieber  p-  r  im  Anlaut  benachbarter  Silben 
im  Latein^  verdanken  wir  Bücheier  einen  sehr  lesens- 
werthen  Aufsatz  (Jahrbuch  für  Philol.,  Bd.  105  [1872], 
S.  109  if.),  der  gezeigt  hat ,  dass  der  i2-Laut  im  Anlaut 
benachbarter  Silben  stets  möglichst  gemieden  wurde;  dass 
aus  demselben  Grunde  aus  fragrare  schon  früh  fraglare 
entstanden  sei,  werden  wir  bald  auseinandersetzen.  Uebri- 
gens  ist  für  unsere  Stelle  gar  nicht  nothwendig,  obpro- 
bare  für  identisch  mit  opprobrare  zu  halten ,  und  scheint 
vielmehr  ein  Compositum  von  probare,  also  obprobare  gleich 
improbare  zu  statuiren  zu  sein. 

■f  percepttis  Cl.  37,  18  7io)i  fam  aliquid  sibi  perceptu  mentis 
cognitum  definisse. 

perdagare  Cl.  104,  15  philosophorum  qitoad  potui  uoluminibus 
perdngatis  und  vielleicht  ist  auch  191,  11  so  zu  schreiben: 
non  tantum  ea  quae  nunc  ex  philosophorum  (vgl.  die  Prae- 
fatio    meiner   Ausgabe  S.  XLVI)    lectione   percepi,    xierum 


Unicisiiclningen  über  die  Sprache  des  Claudiainis  Maiuertiis.  481 

efiam  qiuie  inde  imn  pvidem  per  (dagata)  memoriae  reser- 
uanda  mandaui. 

j  perincatholictis  Cl.  24,  11  nou  perincatholicam  praeferebat 
etsi  lonije  wparl  dispidatione  senfentiam  (parem  cathoUcam 
M,  per  incafholicam  rell.).  Das  Wort,  üIku-  dessen  Richtig- 
keit meines  Erachtens  kein  Zweifel  autkommen  kann,  ist 
nm  so  kühner  gebildet,  als  selbst  incatholicns  nnr  sehr 
selten  vorkommt  (nach  Georges  nur  substantivirt  im  Plural 
incatkolici  bei  Oassiod.  anim.   12). 

■\  pessumfacere  Cl.  136,  11  q\d  ah  hisce  docfrinis  degenera- 
uerunt  pessumfacientes  saluhria  sua  et  alienis  senirt  noxiis 
obnoxiantes. 

philosophomena,  on  Cl.  19,  16  ex  dialeclicLs  et  nonnuUis,  prout 
interfuit  nsui,  phUosophomeyion  regulis,  130,  4  quid  in 
philosophomenon  libris  contendit  (sc.  Varro)?  Das  Wort 
lateinisch  zu  schreiben  berechtigt  der  0-Laut  vor  dem 
Suffixe,  der  un  beiden  Stellen  ohne  Variante  über- 
liefert ist. 

pondiculicm  Cl.  112,  17  pondiculi  trutinae  certum  est  pondus, 
deshalb  eine  interessante  Form,  weil  sie  die  Form  pondus, 
i,  die  sonst  nur  durch  den  defectiven  Ablativ  pondo  be- 
zeugt war,  zur  Voraussetzung  hat.  Zu  pondus,  eris  ist 
pondusculum  Deminutivform  (bei  Columella,  Plin.,  Solin.). 

j  posticipare  Cl.  74,  20  anima  uitam  corporis  ncc  anticipat 
nee  posticipat;  es  wäre  interessant  zu  wissen,  ob  wir  diese 
Form  blos  dem  Oenius  Claudians  als  Analogiebildung 
zu  anticipat  verdanken,  oder  ob  das  'Wort  bereits  längst 
sich  in  dem  lateinischen  Sprachschatze  vorfand.  Fast 
möchte  ich  das  letztere  vermuthcn,  da  der  erste  Bestand- 
theil  des  Wortes  posti-  deutlich  auf  das  archaische  poste 
zurückweist  (vergleiche  antilena  in  der  Glossensammlung 
des  Labbaeus  und  pjostilena.  Plaut.  Cas.  T,  1,  37). 

j)raeeminentior  der  Comparativ  nur  Cl.  42,  12  praeeminentior 
ceteris  sensihus  uisns. 

prolocutio  fünfmal!  Cl.  31,  18  m  isto  comparationum  ac  pro- 
locutionnm  genere ,  35,  20  non  caret  naeuo  sitspicionis 
hiceps  ista  prolocutio,  1Ö8,  19  non  te  in  hac  prolocntione 
sollicitet  ambtdandi  cura,  139,  21  sitne  aliqnod  prolocu- 
tionum  harumce   discmmen,    162,   15    tantam    aduersantiuin 


482  Engelbrocht. 

i-epugnatitiam  prolocxitionum  sfupere  vie  fateor.  Daneben 
gebraucht  Claudian  noch  dreimal  proloqnium  (33,  16. 
167,  21.    170,  25). 

promanare  Cl.  173,  15  (uisus  animi)  in  radios  porro  usque 
provianans. 

■\  prosternitare  Cl.  134,  5  auctoritatis  pondere  et  rationis 
nirihvs  prosternitare  (aliquem),  vgl.  die  Praefatio  meiner 
Ausgabe  S.  XLIIf.  Zur  Bildung  des  Wortes  vergleiche 
die  Reihen  defendere  —  defensare  —  defensitare,  scribere 
—  Scriptare  —  scriptitare ,  dncere  —  ductare  —  ductiiare, 
currere  —  cnrsare  —  cursitare,  ebenso  prosternere  —  *pro- 
sternare  (vgl.  consternare)  neben  prostrare  —  prosternitare. 

punctatim  Cl.  185,  6  coUectIm  strictimque  et  ueluti  punctatim 
sub  mentis  oculum  redegi. 

j  quadrigonus  Cl.  195,  11  numquam  erit,  ut  figura  circnli  ex 
duabus  aut  tribus  lineis  fiat  ard  quadrigona  ex  fribus  aut 
frigona  ex  quattnor.  Nicht  richtig  führt  Georges,  dem 
ich  im  Index  meiner  Ausgabe  gefolgt  bin,  diese  Stelle 
unter  quadrigona.,  ae  an,  denn  offenbar  ist  figxra  mit 
quadrigotia  als  Adjectiv  zu  verbinden;  für  das  Adjectiv 
trigonus,  a,  nm  bringt  Georges  selbst  mehrere  Belegstellen 
bei.     Dagegen  ist  frigona  Substantiv  bei  Cl.  92,  20. 

respiraculum  Cl.  144,  3  redactis  paululum  respiraculo  pausae 
tdribus,  wo  Georges  nicht  richtig  respiraculum  als  , Luft- 
röhre' deutet;  auch  das  einfache  Wort  spiraculum  findet 
sich  bei  Georges  nur  in  dieser  Bedeutung:  doch  ver- 
gleiche man  Goelzer,  Etüde  lexicographique  .  .  de  la 
latinite  de  S*. -Jerome,  S.  253:  ,spiraculnm  peut  etre 
considere  comme  un  mot  absolument  nouveau.  II  ne  doit 
pas  etre  confo7idu  avec  spiracidnm  signifiant  Ouvertüre, 
soupirail.  Saint-Jerome  V emploie  comme  synonyme  de  sjn- 
ratio,  Spiritus:  c.  Joann.  21,  col.  426  insufflatum  est  spi- 
racuhim,  uitae  in  faciem.  eius]  Euseb.  chron.  col.  42  cuncta 
in  quihus  erat  spiraculum,  uitae'.  Auch  respiracidum  an 
unserer  Stelle  ist  synonym  mit  respiratio.  Aehnlich  ist 
respiramentum.  =  ,Erholung'  bei  Augustin.  conf.  7,  7  extr., 
obwohl  respiramen  bei  Ovid  die  Luftröhre  bedeutet. 

retrouersim  Cl.  45,  10  radii  corporum  quae  inciderint  reper- 
cussu  retrouersim  cedentes. 


TTntei-.suohungcn  nVier  die  Sprache  des  Claudianus  Maincrtus.  483 

f  reuentHare  Cl.  82,  2  istins  modi  inlusiones  in  memoria  imiitur 
(iiiiiiKi,  ex  qua  nihil  'phantasiaruvi  reuentilare  ac  proferre 
posseff  206,  5  ilU  ergo  reuentilandi  vvimoriaeqite  mnndandi 
stinf.  Das  Wort  scblicsst  eigentlich  einen  Pleonasmus  in 
sich,  da  schon  das  Simplex  uentilare  , etwas  hin  und  her 
besprechen,  erörtern'  ("^'gl-  Fronto  157,  7  N.  unam  eandem- 
que  sententiam  midtimodis  faciunt ,  uentilant)  bedeutet. 
Freilich  steht  beim  Simplex  bei  Claudian  stets  ein  ad- 
verbieller  Ausdruck;,  was  deuthch  beweist,  dass  für 
Claudian  ^lentilare  der  Bedeutung  nach  nur  mehr  einem 
einfachen  disserere  de  aliqiia  re  gleichkam:  71,  3  hoc 
ipsum  diligentius  iientilemus,  144,  13  qaaestionem  paulo 
scrupulosius  ventilemys^  173,  8  trigeminum  qnaestionis  huius, 
quoad  strictim.  possimns,  uentilemtis  ohscurum. 

reuer gere  nach  Georges  nur  bildlich  :=  .gereichen'  bei  Cl.  199,  6 
ecquo  turnet  occupatu  umquam  uspiamue  implicabere,  quin 
illud  in  aliorum  commoda  reiiergaff  Uebrigens  steht  das 
Wort  in  seiner  gewöhnlichen  (eigentlichen)  Bedeutung  bei 
Jordanes  Get.   11  stellae  uergentes  aut  reuergenfes. 

reuisio  Cl.  198,  6  reuisionis  potestas  nndtis  modis  ac  miseris 
pertude  causis  intercluditur . 

f  scientialiter  Cl.  117,  11  illud  in  anima  numerosum  potins 
arhitror,  quo  eadem  scientialiter  compos  est  nnmeri.  Das 
dazu  gehörige  Adjectiv  scientialis  ist  bis  jetzt  ebenfalls 
noch  nicht  nachgewiesen. 

secabilitas  Cl.  60,  4  in  dei  uero  ipsa  trinitate  huius  secabili- 
tatis  et  localitatis  partes  et  spatia  esse  non  dicimus. 

t  seminaliter  Cl.  77,  23  illa  quae  ex  his  confiunt  seminaliter 
coeunfibus  corporis  nomine  includi  non  amhigitur. 

sensnalifer  Cl.  149,  18  omnium  sensualiter  uinentiuni  princi- 
paliter  tactvs  ex  terra  est.  Sehr  gesunkenes  Sprachgefühl 
beweist  Isidor.  de  nat.  rer.  33,  wenn  er  schreibt:  pluuiae 
nnbium  eloquia  sunt  opostolorum,,  qui  quasi  guttatim,  id 
est  sensualiter  ueniunt,   wo  sensualiter  für  sensim  steht. 

subterluuio   Cl.  25,   1   ut  in  eis  solemus  locis,  quae  uel  humoris 

adsidui  suhterluuione  cedentia  sunt, 
succinctim  Cl.   19,  5    satis    habui,    quam,    succinctini    atque   ufi 

digito  denotare  uitanda. 


484  E  n  g  e  1  b  r  e  c  h  l. 

snggillatiuncula  Cl.  137,  3  cernas  hie  alium  .  .  inter  ructan- 
dnni  quasdam  suggillatiunculas  fringuUientem  ah  alio  .  . 
laudari. 

tenehellae  Cl.  137,  14  extrahentur  etiam  nuncupatlm  ex  ahditis 
tenebellarum  qiii  hnctenus  delifiiere.  Betreffs  der  Bildung 
tenehellae  aus  tenehrae  vergleiche  die  Glossen  furfuraculum ' 
t  er  eh  eil  II  m  und  furfuraculum  ■  terehr  a  bei  Löwe  in 
Wölfflin's  Archiv  I,  27.  Das  r  musste  natürlich,  als  in  der 
Deminutivendung  enthalten,  schwinden,  vgl.  lihra  —  lihella, 
flagrum  — ßagellum,  castrum  —  castellum  u.  s.  w. 

transmundanus  Cl.  144,  20  ahhinc  ignlum  attheriorum  spatia 
usque  in  extima  transmnndana.  Apuleius  hat  die  Com- 
position  ultramundamis  de  dogm.  Plat.  I,   11. 

friformitas  Cl.  174,  20  nohis  dicito  quihus  niodis  qnoue  situ 
triformitas  cerehri  coeat. 

uigidus  Cl.  171,  21  viinus  in  confutationem  sui  penes  consilii 
uigidos  hahere  laboris  dehent,  181,  5  fallacia  penes  intel- 
lectu  uigidos  illud  negotii  facessiuit.  Aus  Claud.  Mar. 
Victor's  Comment.  in  Gen.  I,  375  führt  De  Vit  s.  u 
uigidus  an:  pon^o  dum  mundi  vitiis  et  Iahe  carehant  (sc. 
Adam  et  Eua)  diuinis  uigeti  animis,  nidlius  egeni,  jedoch 
ist  hier  jedenfalls    uegeti    näherliegend    als    uigidi. 

unescere  Cl.  171,  13  testimonium ,  quod  a  nohis  disparascere 
arhitraharis,  ammaduertis  nohiscum  profectu  disputationis 
unescere  (unascere  Ä),  vgl.  Sittl,  de  linguae  latinae  uerbis 
incohatiuis  in  Wölfflin's  Archiv  I,  485,  wo  ich  aber  eine 
Bemerkung  über  das  bei  Plin.  17,  161  D.  sich  findende 
Inchoativ  uniscere  vermisse:  est  et  luxoriosa  ratio  uites  se- 
rendi,  ut  quattuor  malleoli  uehementi  uinculo  colligentur  .  .  . 
umscunt  Jioc  modo  recisique  palmitem  emittunt  (unescunt  D^). 

Aus  dieser  Zusammenstellung  der  Worte,  die  Avir  bis 
jetzt  nur  bei  Claudian  nachweisen  können,  lässt  sich  zugleich 
auch  ein  Urtheil  über  die  stilistische  Geschmacksrichtung  Clau- 
dian s  fällen.  Als  Nachahmer  des  Apuleius  theilt  nämlich  Claudian 
dessen  Vorhebe  für  Substantiv-Neubildungen  auf  -men 
und  -mentum  (acumeii  =  acies,  alternamentum,  inter  pol  amentum 
von  Claudian  gebildet,  daneben  noch  adiumeninm,  argnmenfiim, 
augmentum,  hlandimentum,  deliramentum,  detrimentum,  elementum, 


Untersuchungen  iil)er  die  Spniclie  des  Cliuulianus  Mameitus.  4:00 

ßgmentnin,  ßvmamentum,  fomentum,    incrementum,    indumentum, 
inlectamentum,    intertrimentum,   Uhrnmen,  luctamen,  mnchinavien- 
tum,  praedicamentum,  loraepedimentum,  spectamen,  stahilimentHm , 
supplemenfian,  temperamentimi ,  fei'riculamentum,  tormentum,  uela- 
men),  für  Substantiva  deminutiua  (in  besonders  auffallender 
"Weise:    meditatinncula,    o'peUuvi,    pondiculmn,    suggillatinnadn, 
tenehellae  sind  von  Claudian  neugebildet,  ausserdem  finden  sich 
noch    apimda,    auicxda,    capitnlnm,    cernicula,    chartida,    corpii- 
sculum,   ßoscidus,   formicida,    grnmdnm ,    guttida ,    homunculus, 
ignicrdus,    lecinlus,    modidus,    ojjusmdnm,   pannictdns ,    imrtiada, 
puhuscidus,   ratinncida.   sermnncidi(s,  neMfriculiis,  nemda,  7f.ermi- 
cidus),    endhch    für    Adverbia   auf   -im.    (auersim,    collectim, 
indiskmctim,  punctatim,  retrouersim,  succincfim  nur  bei  Claudian 
sicli  findend,    avisserdem  directim,  gradaüm,  indefessim,  inxfim, 
niüicupatim,  ordinatim,  particidatim,  sparsim,  speciaHm,  stridim, 
transiiersim).  Mit  Vorhebe  gebraucht  ferner  Claudian  Inchoati  v- 
verba  (so  disparascere,   unescere  neu,    und  ausserdem  acescere, 
negrescere,     hrutescere,    clarescere^    concupiscere,  pjiifescere,  ferue- 
scere,    innof^scere,    lahascere,    ohdurescere,    patescere,    pauescere, 
plngnescere,    puerascere,    tahescevp,  fenehrescere,  hmioscere,  uetere- 
scevß),  sowie  Frequentativ-  und  Inten sivverba  (prosferniiare 
hat  Claudian  selbst  gebildet,  ausserdem  finden  sich  bei  ihm  actl- 
fare^  agitare,  coniectare,   defensitare,  dictitare,   dissertare,  edisser- 
fnre,  haesitare,  lecfitare,  ohlectnre,  ostenfare,  in-oquiritare,  scripfi- 
tnre,   iiocitare).     Am    auffallendsten   aber   ist   der  ausgedehnte, 
ja  masslose  Gebrauch    von    Adjectiven    auf    -bilis  und    der 
dazu     gehörigen     Adverbien      (illuminahdis ,     indiscrivniiahil/'s, 
indiscnssüdlis    sind    Neubildungen    (Jlaudians,     denen    sieh    an- 
reihen:   cogltnhilis ,    conipriihensihilis ,     conspicahilh ,    confenipln- 
bilis,  corrnptihüis,  credihilis,  dnmnahilis,  formahüis,  formidahilis, 
{nttccessibilis,    incogitabilis,     incommutahiUs ,     i)icomprehensiJ>ilis, 
inconfnminabilis ,     indem  utabill s ,     indinsociabilis ,     indissolubilis, 
ineffabilisj   infattgnbilis,  inimitabilis ,  inmensurabiUs,  ivmutrdnUs, 
innum,erfd)ü!s,    inpansibilis,    inprobnbilis,    insecabilis,    insensibilis, 
inseparabilis,   insolubiUs,    intellegibilis,    intemerdbilis,  intravfime<i- 
bilis,   iniLiolabilis,   imiisibilis,   laiidabilis,   mensitrabilif<,  vnr(d)ilis, 
numer(d)ilis,  passibilis^  penefrabdis,  phctibdis,  ponderabdisy  possi- 
biÜH ,    prohabiliH ,    recordabilift ,    remissibilift ,    senslbilis ,    sfnbilis, 
wiener ahilLs,    Keniabilis,    idsibilis,  mdnerabilis;  —  Adverbia  neu: 


4b()  Eiifrclbrccli  t. 

accessihiUter,  ausserdem  delectahilif.er ,  hiconfusibllitar ,  indisso- 
ciahiliter ,  indissolahilitar ,  ineffahillUr ,  Inmobiliter ,  inreprehen- 
sihiliter,  intellegihiUter,  iJasslhiUter,  stabilüev,  nlsihilAter),  sowie 
der  Adverbien  auf  -aliter  (scienüaliter ,  seminaläer,  sensua- 
liter  neu,  avisserdem  animaliter,  carnaUter ,  covporaliter ,  essen- 
tiallter,  ßgwaliter,  incorporalifer ,  inlocaliter ,  inmortaUter ,  in- 
tellectaal'iter ,  wdlcialiter ^  naturaliter ,  poenaliter ,  potentinliter, 
primordialiter,  principaliter^  suhstantiaUter,  temporaliter) .  Neu- 
bildungen zusammengesetzter  Worte,  wie  antetemporaneus 
circumgarrire,  intercaelestis,  perincathoUcns^  transviundanus,  können 
Zeugniss  von  einer  gewissen  Virtuosität  in  der  Handhabung  der 
Sprache  bei  Claudian  ablegen. 

B.  Singulare  Bedeutungen   oder  Constructionen   einzelner 

Worte  bei  Claudian. 

Nicht  nur  der  Neubildungen  wegen  ist  die  Sprache  Clau- 
dians  interessant  und  lehrreich,  sondern  vielleicht  noch  mehr 
wegen  der  zahlreichen  neuen  Constructionen  und  Bedeutungs- 
verschiebungen, die  längst  bekannte  und  gebrauchte  Worte 
durch  Claudian  erfuhren.  Da  in  dem  Index  meiner  Ausgabe 
der  Raumverhältnisse  halber  nur  in  wenigen  Fällen  auf  singu- 
lare Bedeiitung  des  jeweiligen  Wortes  Bezug  habende  Notizen 
aufgenommen  werden  konnten,  so  habe  ich  den  Vorwurf  nicht 
zu  fürchten,  dass  ich  hier  schon  anderswo  Gesagtes  neuerdings 
auftische.  Wie  bisher  nehme  ich  hiebei  die  neueste  Auflage 
des  Handwörterbuches  von  Georges  zum  Ausgangspunkte,  in- 
dem ich  hier  nur  solche  Notizen  gebe ,  die  sich  in  dem  treff- 
lichen Werke  des  hochverdienten  Lexikographen  nicht  linden, 
aber  doch  einigen  Anspruch  auf  Beachtung  erheben  zu  dürfen 
scheinen. 

ahhoi-rere:  ahliorret  absolut  gebraucht  mit  folgendem  Infinitiv 
entsprechend  einem  absurdum  est  Cl.  149,  21  non  ahliorret 
aliquid  illic  esse  terrenum,  dagegen  Augustin  de  quantitate 
animae  XIV,  24  7ion  ahliorret  a  uero  animum  carere  omni 
coi'porea  magnitudine. 

acescere  in  übertragener  Bedeutung  =  hmdum  esse  Cl.  22,  6 
accedü  ad  hoc  etiam  acescentis  semper  h'uorts  intentio  (aci- 
scentis  AB  CR S^,  macescentis  A.  Schott). 


V'nlcisucliungcii  über  die  Sprache  dus  Cliuidianus  Mainertus.  4b  ( 

acumen  für  acies  Cl.  49,  10  sie  tarnen  quod  nonmdlae  inratio- 
nales animantes  'prae  hominihus  uigent  acuviiue  uidendl, 
Avohl  aus  der  Vorliebe  Claudians  für  Substantive  auf  -men 
und  -mentum  zu  erklären. 

accessio  =  accidentia  Cl.  28,  13  qaia  adfectio  accessio  est, 
vel.  unten  S.  508. 

adniti  in  übertragener  Bedeutung  mit  dem  Dativ  verbunden 
Cl.  205,  20  eo  coyiosius  te  adniti  Ojiorfere  scientiae. 

adsfipnlari  mit  passiver  Bedeutung  Cl.  135,  9  eatenus  diui- 
narum  tractaforibas  scripturarum  ßdevi  adkiheri  par  est, 
quoad  iisque  eidem  tenore  neritatis  adstipulantur.  Eldem 
kann  hier  nur  Nominativ  sein  (sc.  tractatores) ,  da  als 
Dativ  aufgefasst  (sc.ßdei)  es  den  Sinn  des  Satzes  schädigen 
würde.  Dies  erkannten  bereits  Barth  und  Schott  sehr 
wohl  und  edirten  tenori,  meines  Erachtens  mit  Unrecht, 
da  sich  durch  Annahme  einer  passiven  Construction  die 
Ueberlieferung  ganz  gut  halten  lässt. 

agnitio  =  inteUectus  Cl.  161,  6  quod  eo  iisque  est  siniplicis  con- 
seqiientiae,  td  agnitio  (vorausgeht  intellegas  necne  duhi- 
tauenm)  eius  non  dicam  in  prompta  sit ,  sed  ne  uitari 
quidem  facile  ualeaf. 

alternare  Cl.  19,  13  post  de  animae  statu  narium  cum  aduer- 
sario  luctamen  alter nat. 

amhigere  aliquid,  hervorgegangen  aus  der  persönlichen  Con- 
struction des  Verbums  im  Passivum  Cl.  191,  14  ininime 
nos  habere  quorum  conlatione  de  eis,  quae  ambigimus,  firmi 
stabilesqiie  reddamur. 

anticipare  mit  Acc.  =  ante  aliqtiid  esse  Cl.  74,  20  ef>t  in 
pecude  .  .  morfalis  anima,  quae  uitain  corporis  nee  antici- 
2>at  nee  posticipat. 

apud  inuicem  Cl.  98,  25  semper  apud  inuicem  eritis,  quia  in 
tino  consistitis.  Bisher  kannte  man  nur  ad  imdctm,  ab 
inuicem  (Georges),  aduersus  inuicem^  post  inuicem  (Koffmane, 
Geschichte  des  Kirchenlateins,  Breslau  1879 ff.  S.  138), 
pro  inuicem,  sub  inuicem  vmd  in  inuicem  (Hand,  Tiir- 
sellinus  III,  449—57). 

arbitrari  =  iudicare  hervorgegangen  aus  der  als  Terminus 
technicus  der  Gerichtssjn-ache  bekannten  Bedeutung  ,als 
Schiedsrichter  einen   Ausspruch  thun'   Cl.   139,  5  ex    quis 


488  Engell>rech  t. 

arhitrahere  ,  ntrumnam.  istiid  in  inpios  prophefid  sermonis 
oniculum  on  in.  te  sit  porrectum.  (dagegen  52,  1  qui  si 
arlitroxtiiihi  hoc  est   dtihitantiwn  sequitnr  forte  sententiam) . 

(irJ)itrinm    =  , Ansicht,  Meinung^  Cl.  52,  1  heativn  uero  Hierony 
mnm  Je  spiritibus  corporatis  quoriindani  referre  dicis  arhi- 
frium :    qui    si    arhitrantium,    hoc    est    didritantium    sequitur 
forte  sententiam. 

in  articulo  walirsclieinlieli  juristiselier  Terminus,  bei  Georges 
erst  aus  dem  Codex  Justinianeus  belegt':  Cl.  23,  13  si 
eandem  in  articulo  reposcas. 

astrologica  =  aGTQoloyizij  Cl.  81,  7.     Als  Adjectiv  ist  astro 
logicus   nach   Greorges  aTta^  eiQi]ii{ivov    bei    Boet.  cons.  2, 
pros.  7  in. 

antem  nero  (vgl.  sed  antem  bei  den  Komikern  und  Vergil) 
gleichkommend  einem  enim  uero  Cl.  198,  10  porro  antem 
uero  qnod  saepenumero  scriptis  nestris  alii  inpertiimtur  etc. 
Vgl.  nero  antem.  unten  S.  504. 

authentici  substantivisch  =  ;,die  Aposteln',  s.  oben  S.  465. 

Camera  übertragen  Cl.  45,  7  itpiicuU  quidam.  indefessim,  scin- 
tillantes  in  cameram  capitis  quasi  in  caelum  nostri  corporis 
suhuolant. 

catholica  ohne  ecclesia  findet  sich  bis  zum  5.  Jahrhundert  nur 
bei  afrikanischen  Schriftstellern  (vgl.  WölfFlin's  Archiv  I, 
153):  Cl.  25,  25  sanitas  cathoh'cae  nostrae  non  recipit, 
23,  2  catholicae  (Genetiv)  sanitati  opiniones  inimicas  stulte 
concipiunt.  Auffallend  und  bezeichnend  ist  es,  dass  andere 
Gallier,  wie  Salvian,  Alcimus  Avitus  und  Ennodius  diese 
afrikanische  Ellipse  nicht  zu  kennen  scheinen.  Das  Fehlen 
derselben  bei  Sidonius  ist  nicht  massgebend ,  da  er  zu 
wenig   Gelegenheit    hatte ,    den  Ausdruck    zu    verwenden. 

circulus  als  Adjectiv  =■-  , kreisend,  im  Kreislaufe  befindlich' 
Cl.  92,  7  quid  mihi  proderit  uspiam  altitudinem.  corporei 
caeli  quaerere,  planorum  siderum  diastemata  uel  circu- 
lortim.  nias  uel  singulorum  interualla  riniari.  Hier  ist 
deutlich  pla,norum  siderum.  dem  circidorum  (sc.  siderum) 
entgegengesetzt,  denn  wäre  ci.rculornm.  als  Substantiv  auf 
zufassen,  so  wäre  das  folgende  singulorum.,  zu  dem  offen- 
bar nur  siderum  ergänzt  werden  kann,  nicht  erklärlich. 
Unter  circrda  sidera  können  nur  die  Planeten  (also  eigent- 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Clandianns  Mamertus.  489 

lieh  jkrcisendc  Sterne^   verstanden   werden ,    unter  plana 
sidera  nur  die  Fixsterne,   worüber  s.  u.  planus  die  Rede 
sein  wird. 
comp  OS   gebraucht    Chiudian    auch    in    Verbindung    mit   einem 
Dativ:  45,  13   audifit s    inseqiiitur   Uli  eiern ento   compos, 
quod  Graeci  uocant  aethera ,    100,   1 1   oporfnit  igifur  hasce 
distantlas   pro  suis   qualifafibus  sihi  compotes  sortiri  pn- 
tronos,   181,   1    uf  auctori  proho  causae  prohitas   compos 
sit.  Es  leuchtet  ein,  dass  compos  hier  für  compar  gebraucht 
ist.  Weit  weniger  auffallend  würde  es  sein,  wenn  nur  die 
Form    compos   so  angewendet    wäre,    die   sich    doch    viel 
weniger  von  compar  lautlich  unterscheidet,  als  jenes  com- 
potes    von    compares.     Wir   haben    demnach   anzunehmen, 
dass  zu  Claudian's  Zeit  in  Gallien  das  Adjectiv  compos  in 
allen  Endungen    in   der  Bedeutung  und  Construction   von 
compar  in  Yerwondiing  war.  Demgemäss  findet  sich  compar 
bei  Claudian  nirgends,  während  compos  in  seiner  gewöhn- 
lichen Bedeutung  (mit  dem  Genetiv    verbunden")    fünfmal 
vorkommt   (94,  11.  117,  11.   129,  9.   130,8.  190,  1).    Bei 
Erklärung  dieser  eigenthümlichen  Bedeutungverschiebung 
hat  man  von  den  Nominativen  compos  und  compar,  deren 
Aehnlichkeit     ohne     Zweifel     die    Verschmelzung    beider 
Worte  verursachte,  auszugehen. 

concrepare  übertragen  in  der  Bedeutung  von  consentire  (con- 
sonare)  Gl.  130,  15  qiiid  orbis  wiiuersi  de  animae  statu 
nohis  concrepare  indicinm  in  his  dumtaxat  qni  merito 
enituere  conuincam'?  Auffallend  ist,  dass  concrepare  in 
dieser  Bedeutung  sich  nur  hier  findet,  während  discre- 
pare  =  dissentire  doch  bekanntlich  in  ausgedehntestem 
Gebrauche  stand. 

coniuere  =  consentire,  conuenire.  Ein  merkwürdiges  Beispiel, 
wne  zwei  durch  ähnlichen  Klang  an  einander  erinnernde 
Wortformen  auch  der  Bedeutung  nach  mit  einander  ver- 
schmolzen, bietet  Glaudian  in  dem  Particip.  Praes.  Act. 
von  connenire  und  coniuere,  conuenientia  und  coniuentia. 
Wir  lesen  also  75,  18  illo  enim  ut  jnda  sancpiinis  inpetu 
conitientium  (E'^MR  und  wahrscheinlich  1]  conuenflum. 
CG,  comiiuentium  II LS,  conuenientium  ABDE^F)  elemen- 
torum  harmonia.  turhata,   124,  23  cum  uideamus  ilUc  nalde 

Sitzungshftr.  d.  phil.-hist.  Cl.    CX.  Bd.    U.  Hft.  32 


400  EiiKPllir  rollt. 

consentane'i  nostrisqiie  oppido  coniuentia  (G  HL  BIRST, 
conuentia  BF\  conuiuentia  AC,  conuenientia  DE)  promm- 
tiari,  149,  13  suntna  liaec  omnia  genti  mortalium  uel  coni- 
uentia (ABCG'^HLMR,  conuencia  G\  connientia  FS\ 
conuenieniia  DFS'^)  i(sui  iiel  iucunda  spectamini?  Dagegen 
164,  1  pars  nnaquaeque  membrorum  qnalitati  sitae  comie- 
niens  gessit  officium,  104,  9  duo  similia  eademque  conue- 
nieniia. (Gegensatz  Z.  8  dissimilia.  eademque  contraria). 
An  sämmtlichen  Stellen  erfordert  der  Sinn  Formen  von 
demselben  Verbum,  von  conuenire;  und  doch  geht  es  nicht 
an,  jene  drei  von  coniuere  gebildeten  Parti cipien  zu  corri- 
giren ,  da  sie  diplomatisch  zu  gut  beglaubigt  sind :  nur 
die  allerschlechtesten  Handschriften  haben  conuenieniia, 
während  die  fehlerhaften  Lesarten  anderer,  wie  conueniia, 
conuiuentia  nur  als  Corruptelen  aus  coniuentia  aufgefasst 
werden  können.  Es  ist  also  an  der  Thatsache,  dass  Clau- 
dian  coniuentia  =  conuenieniia  gebrauchte,  unbedingt  fest- 
zuhalten und  nur  nach  einer  Erklärung  dieser  auffallenden 
Erscheinung  zu  suchen.  Der  ähnliche  Klang  beider  par- 
ticipialen  Formen  kann  unmöglich  allein  genügt  haben, 
um  ihre  Verwechslung  zu  motiviren:  es  müssen  jedenfalls 
auch  die  Bedeutungen  beider  Wörter  sich  berührt  haben. 
Diess  ist  auch  unschwer  zu  constatiren.  Wenn  nämlich  con- 
neniens  ,übereinkommend ,  zusammen- ,  übereintreffend, 
übereinstimmend ,  harmonierend^  bedeutet,  coniuere  aber 
,sich  zusammen  neigen,  sich  schliessen,  ein  Auge  zudrücken, 
Nachsicht  haben,  —  üben,  durch  die  Finger  sehen ,  nach- 
sehen' heisst,  so  mag  sich  aus  der  Bedeutung  ,mit  etwas 
Nachsicht  haben,  etwas  nachsehen'  [coniuentia,  ae  ,die 
Nachsicht'  ist  bei  Georges  nur  durch  spätlatcinische 
Autoren,  aber  durch  sie  mit  zahlreichen  Citaten  belegt) 
die  naheliegende  ,zu  etwas  zustimmen'  entwickelt  haben, 
.  also  coniuere  =  consentire  =  conuenire ;  man  vergleiche  das 
obige  ualde  consentanea  nosirisque  oppido  coniuentia. 
Einen  passenden  Beleg,  wie  nahe  sich  die  Bedeutung 
von  coniuere  mit  der  von  consentire  berührt,  bietet  Sidonius 
ep.  IX,  7.  S.  155,  19  ultro  scrinia,  tua  coniuentihus  nohis  ac 
subornantihus  effraciorum.  manus  arguta  populahitur,  wo  co- 
niuentihus wohl  synonym  für  consentientihus  gebraucht   ist. 


Untersuchungen  ülier  flio  Sprache  des  Clandianus  Mamcrtus  491 

Interessant  ist  nnn,  dass  diese  von  uns  für  conhiere  statuirte 
Bedeutung  durch  verschiedene  Glossen  ihre  vollste  Bestäti- 
gung findet;  vergleiche  die  Mittheilung  Loewe's  aus  dem 
im  Cod.  Ambros.  B  31  sup.  sacc.  IX  enthaltenen  Glossare 
in  der  Revue  de  philologie,  Bd.  VII  (1883)  S.  201  conihen- 
fihus  'fabenfünift,  conspjitientihns  und  (als  Substantiv)  roni- 
hentia  '  conspiratio  nel  consensio.  Bei  Du  Gange  wird  für 
coninere  =  consentire  citirt:  Vetus  inscripHo  MaHsüiciP: 
Angiffttini  Augustalis  tutor  conhiente  Dunrio  fratre  eins  af 
haerede  fonendnm  curauit  und  concrepare  conibere  i.  e.  con- 
sentire  aus  Gloss.  Ms.  Sangerm,  n.  501. 

Ich  glaube  demnach,  dass  in  Zukunft  das  lateinische 
Lexikon  den  Artikel  comnens  Participial-Adjectiv  =  ,über- 
einstimmend,  harmonierend^  (Georges  hat  ja  auch  den 
eigenen  Artikel  comieniens  neben  conne,ni6)  aufzunehmen 
haben  wird.  Bei  Begründung  der  auch  durch  die  Glossen 
bezeugten  Bedeutung  von  coninere  gleich  conuenire  darf 
man  den  Einfluss,  den  der  Gleichklang  der  Parti- 
cipialformen  coiuienientia  und  coniuentia  gehabt  haben 
rauss,  um  so  weniger  vergessen,  als  bisher  sich  nur  in 
diesen  Participialforraen  jene  Bedeutungsberührung  nach- 
weisen lässt. 

con  Heins  in  Verbindung  mit  bene ,  male  (=■  bonam.,  mal  am 
Habens  conscieniiam.)  siehe  oben  8.  465. 

conti }i er e  Gl.  90,  1.0  hoc  namqne  contiiiet  in  figuris  jnmcfiim, 
qnod  nniis  in  nnnieris  (=  enndem  locum  tenet  .  .  pnnctum., 
qnevi  nntis  in   mimeris). 

cordax  ^=  cordatns  s.  oben   S.  466. 

cvhicK.larivs  übertragen  Cl.  129,  17  qni  citbiculariis  dispu- 
tafionibus  de  siihlimium  indage  causarum.  aliquid  sopori- 
ferum  in  lecfidis  oscitantes  anilium  opinionnm  siifipiciones 
edormiunf.  Bei  Fulgent.  myth.  I,  praef.  S.  25  M. 
steht  cubicnlariae  fores ,  sonst  heisst  das  Adjectiv  cuhi- 
cit/aris. 

dedisrere  gleich  dem  .Simplex  discere  Cl.  204,  2  qnod  non 
modo  ad.  innouandum  qnippiam.,  sed  ne  ad  dediscendum. 
qnidpm  absqne  fe  nno  dIscipUnae  nobilis  nUus  adspirat, 
neglegentiae  id.  humanae  adscrihemns  an  natura ef 

32* 


492  I':nf,'elbrecht. 

dlspari Liter  von  Georges  nur  aus  Varro  belegt:  CI.  75,  4 
quo  modo  fit  ut  anima  eodem  nufn  sannm  iiifinnumqne 
memhrum.  dispariliter  moueatf 

dispiidere  persönlich  construirt  Gl.  172,  5  non  dispndef  auctor 
Indus  sententiae  exemptae  animae  corporalifatis  capessere 
indicium'?  Die  persönliche  Gonstruction  des  Simplex  ist 
bekanntlich  nicht  gerade  selten. 

ea  =  eo  (ea  ratione,  hanc  ob  rem)  s.  unten  S.  520. 

edormire  prägnant  gleich  dormiendo  proferre  Gl.  129,  20 
ueternosas  anilium  opiniomim  suspiciones  edormiunt. 

emoliri  =  demoliri  Cl.  37,  9  quoniam  non  impendio  emoUenda 
sunt,  qnae  per  se  lahascunt. 

enisus  (enixus)  bei  Georges  nur  in  der  Bedeutung  ,das  Ge- 
bären, die  Geburt^  sich  findend,  bedeutet  ,das  Be- 
mühen, die  Anstrengung^  bei  Gl.  180,  22  quis  positis 
temere  duohus  non  utrumque  primum,  si  queat,  alterutriim- 
que  sciUcet,  si  utrumque  nequeat,  enisu  cuipiam  si  non 
prohahile,  certe  credihile  faciat?  In  derselben  Bedeutung 
steht  als  arra^  siqrjiievov  annisus  bei  Symmachus  ep.  V,  74. 

euirare  gebraucht  in  übertragener  Bedeutung  Gl.  205,  30  ora- 
foriam.  fortitndinem  plandentibus  concinentiis  euirant  und 
nach  ihm  die  Persiusscholien  I,  95  sicut  rolmr  carminis 
le.uitate  euiratdmus  linguae. 
facilis  in  Verbindung  mit  dem  ersten  Supinum  (auf  -»???) 
Cl.  70,  10  populus  qui  hoc  ipsum  facillimum  factum  fore 
deo  promittente  non  credidit  (factu  ABGDEF^j,  131,  4 
facile  profecfo  hoc  idem  factum  mihi  esset  (^factu  H'^LS). 

falsiloqnium.  nach  Georges  arr.  siq.  bei  August,  retract. 
prooem.  extr.  findet  sich  bei  Gl.  132,  10  hisce  fahiloquiis 
circibmgarrienfihus.  Ueberhaupt  liebt  Glaudian  die  Ver- 
bindungen mit  -loquium,  besonders  im  Plural,  vgl.  elo- 
qninm,  ohloquium  (der  Plural  nur  bei  ihm  und  Sidonius, 
vgl.  oben  S.  470). 

fauus  in  bildlichem  Sinne  Gl.  205,  15  quos  ingenii  melle 
repleas  eloqiientiae  conficis  fauos  (vgl.  205,   18). 

f  ehr  IS  bildlich  Gl.  167,  9  posfquam  hydrope  superhiae  tumnit 
et  inuidiae  fehre  tabuit. 

final is  =  finitus  s.   oben  §.  467. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamcrlus.  493 

forma  =  exemplum.  Cl.  199,   17  inxta  formam  enangelici  lar<ji- 
toris  qiiod  non  das  amico  esurienti  dahis  inpvoho  jytdsafon. 
Man    bemerke    die    pleonastische    Ausdrucksweise    iiixta 
formam,  Avälirend  doch  iuxta   euangelicum  largiforem  das- 
selbe besagt  hätte. 
fraudare:  fraudatus  mit   dem    Genetiv    Cl.   19,  3   ego  uero  et 
fraudatus  temporis  et  occupatns  animi  satis  hahni. 

Gabriel  wird  von  Claudian  stets  als  der  zweiten  iJeclinaüon 
angehörig  behandelt:  162,  6  Gahriehim,  1(53,  G.  KU),  21 
in  Gabrielo,  164,  18  Dat.  Gabrlelo,  so  überall  nacli  der 
überwiegenden  und  besten  Ueberlieferung  (vgl.  die  Prae- 
fatio  meiner  Ausgabe  S.  XLIIII). 

/ii)iG  =  de  hac  re  s.  unten  S.  521. 

xnaestimatus  hat  bei  Georges  nur  die  aus  Juristen  belegte 
Bedeutung  ,untaxiert,  ungeschätzt*;  bei  Cl.  34,  21  inte- 
merabilis  atqiie  inaestimata  diuinitas  steht  es  jedoch  für 
das   sonst  gewöhnliche  inaestimabilis. 

incolumis  =  sanus  Cl.  74,  17  quod  quia  nemo  hominum  incohimi 
potest  ferre  iudicio. 

inconfnsibiliter  zuerst  von  Claudian  gebraucht  59,  24  incon- 
fusibiliter  misceri,  nach  ihm  Cassiod.  in  psalm.  9,  1. 

indefensus  ,unangefochten*,  also  mit  mo^6??.s«.s  gleichbedeutend 
Cl.  127,  18  hinc  egomet  testium  meoriim  indefensis  hactenus 
mihi  testimoniis  ufendum  ratus  sinn  (indefessis  AE'-M, 
was  aber  einen  verkehrten  Sinn  gibt). 

in  ex  hau  sf  US  übertragen  Cl.  22,  9   inexhausto  ßrmafoque  odio. 

insinuare  sowohl  in  der  Bedeutung  als  auch  in  der  Con- 
struction  einem  appellare  gleichkommend  Cl.  118,  22 
pondns  ergo  .  .  Caritas  est  pafris  et  filii,  qnoniam  spiritum 
sanctum  aj)Ostolus  proprie  insinuans  inquit  (quoniam  M, 
quem  die  übrigen  Handschriften;  ist  quam  [sc.  caritatem 
patris  etßliij  zu  schreiben  oder  lässt  sich  vielleicht  sogar 
quem,  als  Attraction  des  Genus  an  den  folgenden  Prädicats- 
accusativ  spiritum  sanctum  auffassen?). 

intellegentia  , Begutachtung'  Cl.  191,  8  lihellorum  a  me  trans- 
missorum  editio  me  fecit  caut^im  atque  sollicitum,  nt  eorun- 
dem  intelleg entiam  iudicio  non  committerem  meo,  sed  ad 
potioris  peritiam  destinarem. 


494  Engelbrecht. 

intern  er  and  US  bei  Georges  Hu.  etq.  aus  Val.  Flacc.  V,  642 
hat  auch  Cl.  37,  20  non  tarn  probatae  rationi  aut  inte- 
merandae  auctoritati  concessit  (sonst  sagt  Claudian  inte- 
merahilis  30,  19.    33,  4.    34,  21). 

interserere  Cl.  150,  24  nisi  iuter  corpus  et  deum  natura  se 
snhstantiae  incorporalis  interserat.  Zu  diesem  Verbum 
scheint  Claudian  das  Participium  intersitus  gezogen  zu 
haben,  vgl.  140,  24  postque  paiduhmi  sententiam  quoque 
intersita  disputatione  (■=  disjjutationem  interserens)  stibiun- 
git,  169,  1  cliaos  quod  iuter  sontes  innoxiasque  animas 
intersitum  locis  merita  secernit,  143,  15  sana  catholicae 
fidei  doctrina  itatenus  intersito  gradti  (z=z  gradum  inter- 
serens) ah  imis  ad  media,  a  mediis  ad  summa  conscendit, 
147,  8  intercaelestis  uacui  concauum,  quod  a  tertio  caelo 
alia  intersiti  aeids  profunda  discriminant. 

inuisihilitas  Cl.  44,  14  imdsibilitas  incorporei;  Georges  citirt 
nur  Tertull.  adu.  Prax.    14. 

istinc  =  de  ista  re  s.  unten  S.  521. 

iuge  bei  Georges  «ttös  £iQi](^i€vov  aus  Prud.  ttsqI  axscp.    10,  472 

findet  sich  bei  Cl.  43,   21  iuge  narnque   uideremus,    st  lu- 

ceret  uisus. 

lanx  bildlich  Cl.  48,  5  omissis  omnibus  hac  tantum  Lance  peu- 
dehit  (=  wird  sich  in  der  Alternative  befinden),  ut  .  .  . 
nunc  in  aduersarii ,  tunc  in  magistri  sententiam  pedibus 
transeam  etc. 

libra  bildlich  Cl.  189,  13  adhibeto  iustitiae  libram;  neu  scheint 
auch  Cl.  174,  22  nobis  dicito  quo  situ  .  .  regula  lienis 
haereat,  stomachi  libra  pendeat  zu  sein. 

ligatura  übertragen  Cl.  175,  1  quae  tortuosae  botulorum  enodi- 
busque  ligaturis  explicitae  inßexiones  ac  reßexiones;  ähnlich 
schon  Ambros.  enarr.  in  psalm.  36,  §.  55  von  Ringenden 
ligaturis  tantum  corporis  certare. 

lippuvi  substantivisch  in  übertragener  Bedeutung  Cl.  171,  1 
quia  cum  lippo  imaginationum  corporaliiim  intro  inspicere 
neqidmns. 

medullitus  ,aus  dem  Innern  heraus',  wie  caelitus  ,vom  Himmel 
herab'  s.  oben  S.  448. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamertus.  495 

metricus  Cl.  42,  20  ex  quorum  (elementonon)  metrico  pro  por- 
tione  coiuttntu  conpactis  rate  diniensiouibua  negetante  auinia 
iiiuens  corpus  eff'icitur. 

viomentarius  , augenblicklich,  plötzlich^  Cl.  148,  18  quoniamuices 
et  spntia  tempornvi  et  moras  dieram  momentaria  mundi 
creatio  non  admittit,  vgl.  Apiil.  met.  X,  25  momentarium 
uenenum. 

musice  Cl.  73,  10  ex  Ms  elementis  quattuor,  quae  moderate  musi- 
ceque  in  nrhoris  uitam  sibi  concinunt ;  ebenso  musicus 
Cl.  149,  12  quod  (sidera)  distinctis  numerose  choris  et 
musicis  interuallis  aetherem  pingimt.  Bei  Georges  ist  nur 
Plaut,  most.  729  (wohl  wörtliche  Uebertragung  von  (.lovai- 
-/.Cog  des  griechischen  Originals)  citirt. 

mussitare  in  der  Bedeutung  , leise  vor  sich  hin  murmeln,  mur- 
meln' mit  dem  Accusativ  Cl.  137,  12  qid  iiel  in  magnos 
uiros  ohloquia  nel  de  rebus  su7nmis  deliramenta  quaedam 
mussitant. 

nexuosus  bildlich  Cl.  120,  21  no)i  ego  nunc  rationum  tramitem 
et  nexuosissinias  qvaestionwn  minutias  reuoluo.  In  der 
eigentlichen  Bedeutung  findet  es  sich  erst  bei  Cassiod. 
var.  XI,  40. 

nouitii  (diese  Orthographie  hat  der  Codex  sowohl  205,  27  als 
206,  5)  =  neoterici  Cl.  206,  5  quisquis  recentiorum  aliquid 
dignum  memoria  scriptitauit,   non  et  ipse  nouitios  legit. 

nunierosus  =:  numerahilis  Cl.  115,4  mensurabilem  uero  aerem 
et  pro  numero  partitmi  numerosum  (iiumerahilis  findet  sich 
bei  Claudian  sehr  häufig);  dagegen  116,  18  animaduertisti 
haec  esse  in  corporibus  signa  numerorum ,  quod  scilicet 
numerosa  sint  corpora,  quae  sibi  sectmdiim  praestantissimam 
numeri  aeqitalitatem  partium  parilitate  respondeant,  vgl.  116, 
22  sie  itidem  illud  numerosum  corpus  esse  dicamus ,  quod 
rata  dimensione  formatum,  ut  uerbo  tenus  humanum,  quae 
sunt  bina  sie  habeat  ex  aduerso  posita,  ut  sibi  nee  magni- 
tudine  nee  specie  nee  loco  dissentiant,  ut  sunt  aures  et  ocidi, 
quae  item  singida,  ut  nasus  et  os ,  medium  locum  teneant 
atque  ut  esse  pulchra  possint  concinentiam  summae  aequali- 
tatis  imitentur,  bedeutet  numerosus ,  wie  namentlich  aus 
der  letzteren  Stelle  hervorgeht,  ,harmonisch,  symmetrisch' 
(vgl.   117,  9  numerosa  parilitas,   117,   11.   12),  ebenso 


496  Engelbicclit. 

numerose  Cl.  149,  12  qnod  distinctis  numerose  choris  et  vinsicis 
interuaUis  aethereni  phigimt  wohl  obigem  vivsice  der  Bedeu- 
tung; nach  gleichkommend  und  bei  Georges  in  die  Rubrik 
,abgemessen^  als  Terminus  tcchnicus  der  Philosophensprachc 
einzuordnen. 

omnigenn-s  kennt  Georges  nur  1.  als  Indeclinabel  :=  omne  genus, 
2.  als  Adjectiv  an.  eiq.  bei  Prud.  adv.  Symm.  I,  13  in 
der  Bedeutung  , alles  hervorbringend^,  ausserdem  als  Sub- 
stantiv omnigena,  ae,  von  dem  man  wohl  Cl.  184,  7  omni- 
genum  natura  uitarttm,  aber  nicht  47,  4  omnigenum  corpus 
herleiten  kann.  Es  Avird  also  für  Claudian  ein  Adjectiv 
omnigenns  a,  um  in  der  Bedeutung  des  Substantivs  omni- 
gena zu  statuiren  sein.  Ist  übrigens  hieher  nicht  auch 
omnigenis  formis  bei  Claud.  Gigant.  51  zu  rechnen? 

ordinatim  =  Ordinate  ,in  gehöriger  Ordnung'  Cl.  71,  5  ah 
extremo  uiuentium  genere  ad  rationalem  quocjue  uitam  ordi- 
natim gradatimque  ueniamus. , 

passibiliter  bei  Georges  cctt.  siq.  bei  Tertull.  de  anim.  45: 
Cl.  26,  21 ;  Fausti  epist.  6,  17. 

penes  =^  secundum  Cl.  138,  8  teste  utitur  ipsa  diuhm  sapientia 
festimonia  penes  scripturarum.  Durch  Statuirung  derselben 
Bedeutung  wird  auch  folgende  Stelle  klar  127,  19  quia 
penes  illos  tantum,  qxd  toto  sui  admodum  corpus  sunt,  de 
hisce  ueritatis  uadihus  duhitahimns  und  hiermit  erledigt 
sich  auch  die  schwer  verständliche  Stelle  177,  12  ut  tarnen 
istos  professionis  suae  nexihus  teneam,  penes  (=  secundum) 
hominem  (der  Gegensatz  ist  secundum  deum ,  vgl.  Z.  6 
uerum  est,  quod  anima  corporea  sit,  quoniam  animae  creator 
id  nouit)  ipsis  etiam  fatentibus  incorporeus  est  humanus 
animus. 

persuasus,  us  in  der  Bedeutung  ,Ueberzeugung'  Cl.  189,  15 
sin,  quod  ego  nolim  nee  faxis  persuasu  istuc^  xdique  ohstinatio 
est.  Die  Stelle  ist  übrigens  handschriftlich  sehr  verderbt 
überliefert;  früher  vermuthete  ich  (praef.  S.  XLIII)  persiia- 
siis  (Particip),  indess  scheint  mir  jetzt  persuasu  den  Vor- 
zug zu  verdienen,  da  das  Substantiv  zu  dem  oifenbar 
gegensätzlichen  ohstinatio  besser  passt. 

pinguescere  bildlich  Cl.  76,  22  inlocaliter  Uli  fraglat  aeqtiitas, 
foetet  iniquitas,    uanitate  tahescitj  uirtute  pinguescit,  105,  4 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamertus.  4i'i 

nec  tumescat  sola  uanitate  nominuni,    sed  pinguescat  multi- 
moda  ueiitate  vationum. 

l^lanns  Cl.  92,  6  quid  mihi  prodevit  .  .  planorum  siderum  dinste- 
mata  uel  circulorum  uias  uel  singulortim  interualla  rimari. 
Hier  sind  die  plana  sidera  den  (sidera)  circida  (vgl.  oben 
unter  circidus)  entgegengesetzt  und  können  darunter  nur 
die  Fixsterne  zu  verstehen  sein.  Es  gibt  übrigens  noch 
eine  zweite  j\[öglichkeit  die  Stelle  zu  erklären.  Wenn 
man  die  Sidoniusstelle  ep.  VIII,  11,  S.  142,  5  quemcum- 
qiie  dementem  planeticorum  siderum.  glohiim  in  diastemafa 
zodiaca  prosper  ortus  erexerat  vergleicht,  so  möchte  man 
vermuthen,  dass  auch  bei  Claudian  i:>lan(etic)orum  siderum 
zu  schreiben  sei ,  wenn  man .  nicht  noch  lieber  an  das 
griechische  Adjetiv  TtMvog  denken  und  demnach  in  plaujis 
a,  inn  ein  latinisirtes  griechisches  Wort  erblicken  will 
(bei  Manetho  4,  3  heissen  die  Planeten  nhiva  (ptyytj). 
Uebrigens  möchte  ich  mich  für  die  zuerst  vorgebrachte 
Deutung  aus  dem  Grunde  entscheiden,  weil  durch  ihre 
Annahme  das  circulorum  seine  passendste  Erklärung  findet. 

plectrum  wie  das  griechische  TrlrfAXQOv  als  Werkzeug  zum 
Schlagen  bei  CI.  170,  1  et  organo  pectoris  et  tibia  gutturis 
et  oris  cauo  et  linguae  plectro  .  .  uerha  uocihus  effice,  da 
allerdings  die  Zunge  beim  Sprechen  die  Dienste  eines 
7r?vff/.TQor  zu  versehen  hat;  ähnlich  Cl,  174,  22  dielt o, 
quihus  modis  .  .  cordis  plectrum  feriat  (cordis  ist  natürlich 
epexegetischer  Genetiv). 

porrigere  =^  dirigere  Cl.  139,  7  utrumnam  istud  in  inpios  pro- 
phetici  sermonis  oraculum  an  in  te  ait  i^orrectum. 

postponere  bekanntlich  gewöhnlicli  nur  in  der  übertragenen 
Bedeutung  ,hintansetzen'^  gebraucht,  steht  in  seiner  eigent- 
lichen Bedeutung  Cl.  140,  13  cumque  ex  his  duohxis  quod 
ante  dictum  est  inpiorimi  hlasphemia  sit,  quod  post- 
positum  (sc.  est)  tua  sententia  {sdso  postpositum^ posteriore 
loco  positum  [dictum]). 

prae  als  modales  Adverbium  s.  unten  S.  519, 

praecerpere  =  carpere  Cl,  205,  14  docfiora  quaeque  uelut  thyma 

fraglantia  et  fecundiora  uehtti  quaedam  ßorida  praecerpens, 

wenn    man    nicht    auch    hier    in    dem    prae    des   Verbums 

dieselbe    Bedeutung,     wie    in    dem    modalen    Adverbium 


498  Kngol  brecht. 

prae  bei  Claudian,  statiiiren  will,  wonach  also  fecundiora 
florida  ■praecerpens  einem  fecundiora  ßorida  hiprimis  car- 
pens  (prae  ceteris  carpens)  gleichkäme. 

j^raefixua  in  der  bisher  nicht  nachgewiesenen  Bedeutung  , vor- 
her festgestellt^  ("^'gl-  tlas  Simplex  bei  Cicero:  fixum  et 
Statut mn  est  und  Öid.  ep.  VIII,  6,  Ö.  131,  25  de  cetera 
fixum  apud  me  stat  constitutumqiie)  :  Cl.  203,  11  repositas 
originalium  primordiorum  causas  et  temporaliter  fluen- 
tium  substantiaruni  praefixos  aeuo  ternünos  indage  et  arte 
conplexi  non  modo  intra  mundanum ,  sed  stipercaeleste 
etiam  introiere  secretum;  ebenso  gebraucht  es  der  späte 
Auetor  ine,  de  Const.  Magno  ed.  Heydenreich  (s,  unten 
S.  537). 

praelihare  ,credenzen'  in  übertragener  Bedeutung  Cl.  19,  17 
(Über)  quippiam  ex  geometricis  .  .  et  philo sopJiomenon  regidis 
modeste  ac  moderate  et  quam  potuit  parciter  praelibauit 
(^  pxrotidit^,  dagegen  ist  146,  17  iuxta  praelibatam  tacita 
discussione  rationem  ternariiim  caeloruvi  numerum  differen- 
tiamque  uideamus  das  Verb  praelibare  mit  praecipere 
synonym. 

praesentaneus  in  der  Bedeutung  , gegenwärtig'  bei  Georges 
orW  .  EiQ .  aus  Commodian.  instr.  I  8,  1  findet  sich  auch  Cl. 
135,  13  haudquaquam  tarnen  Eucheriicm  praeterierim  mihi- 
met  uiuente  doctrina  et  praesentaneis  corain  disputationibus 
cognitum,  vgl.  auch  Sidon.  VI,  11,  S.  101,  2  praesentanea, 
coram  narratione  ■patefaciet ;  ep.  VII,  14,  S.  120,  18  per 
quem  absentum  dnmtaxat  institutoruvi  tantus  colligitur 
ajfectus ,  quantus  nee  praesentanea  sediditate  conficitur ; 
VIII,  13,  S.  145,  18  de  cetera,  quae  ip)si  fuerit  isto  causa 
ueniendi,  piraesentanea  canducibilius  idem  paterit  explicare 
memaratu;  VII,  10,  S.  117,  25  praesentanea  potest  intimare 
memoratu. 

■profectus  ,der  Fortgang,  das  Vorschreiten  der  Rede^,  wie  pra- 
gressio  Cl.  171,  12  animaduertis  (testimonium)  nobiscum 
prafectu  disputationis  iinescere.  Ein  auffälliger  Plural  des 
Wortes  (in  seiner  gewöhnlichen  Bedeutung)  findet  sich 
Cl.  146,  14  alioquin  cedent  auiculis  liomines ,  atque  ad 
aeternitatem  non  profectibus  ibit  quisque,   sed  passibits. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mumertus.  499 

l'rofluiifi  in  übertragener  Bedeutung  mit  dem  Genitiv  ver- 
bunden Cl.  135,  17  scientiae  plenua,  eloquii  proflutai,  vgl. 
204,  20  profluente  eloqnio. 

progressio  ,das  Fortschreiten,  der  Lauf  der  Gestirne'  (nicht 
,Wachsthum' !)  Cl.  149,  7  uel  bintuis  (jlobi  per  increinenta 
ac  detiimtnta  uariatio  uel  astroium  uagus  ratusqne  cii- 
cuitns  uel  per  viagnos  orbes  congressus  sidermn  et  statuta 
progressio.  Dunkel  bleibt  mir  der  »Satz  Cl.  72,  13  (ad- 
spice  nunc  ad  conficiendam  hanc  ipsarn  arhoris  uitam  om- 
nium  elementorum  particidatini  semina  conuenisae)  est  Uli 
iddelicet  terra  in  crassitudine,  aqua  in  humore,  aer  in  pro- 
gressione,  iguis  in  germine ,  doch  scheint  unter  progressio 
die  Entwicklung  des  Baumes  in  die  Höhe  (also  ein  modi- 
iicirtes  altitudo),  sowie  unter  crassitudo  die  Entwicklung 
des  Baumes  in   die  Breite  zu  verstehen  zu   sein. 

proludiurn  bei  Georges  nur  durch  Stellen  aus  Ammian  belegt 
Cl.  162,  6  Gabrielulli,  tibi  quasi  quoddam  linguae  proluditmt. 
de.Ugis.  An  das  von  den  Afrikanern  Apuleius  und  Gellius 
der  Komikersprache  entlehnte  prolubium,  was  einem  un- 
willkürlich in  den  Sinn  kommt,  ist  indess  wohl  doch 
nicht  zu  denken. 

propter  =  propterea  siehe  unten  8.  519. 

pruina  in  übertragener  Bedeutung  Cl.  51,  18  nide  quam  parno 
neqotio  ueritatis  calor  frigentium  uerborum  pruinas  liciue- 
faciat. 

pugntis  bildlich  Cl.  ^204:,  24:  grammaticam  uti  quandam  barbaram. 
barbarismi  et  sofoecismi  pugno  et  calce  propelli. 

quadrare  ,ein  Quadrat  machen,  viereckig  machen^  Cl.  112,  7 
sficundum  eandem  quadrandi  legem  fabricamus  et  qua- 
dratam  tabnlam  et  forum  quadratum.  Aehnlich  nur  Colum. 
XI,  2,  13  abies  atque  populus  ad  nnguem  quadrantur  (vier- 
eckig zugehauen). 

(jualibet  Nom.  Sing.  Fem.  siehe   unten  S.  517. 

quamlibet  =  quamuis  Ijci  Georges  nur  aus  Minuc.  i-'cl.  37,  9 
citii't,  ist  geradezu  eine  sprachliche  Eigcnthümlichkeit 
Claudian's,  die  sich  bei  ihm  vierzehnmal  (u.  zw.  neunmal 
mit  dem  Conjunctiv,  fünfmal  in  verkürzten  Sätzen,  die 
Stellen  siehe  im  Index  meiner  Ausgabe)  iindet. 


500  Engclbrocht, 

quopiam  als  Fragepronomen  gleich  quo  Cl.  109,  19  qnoplam 
nunc  nideamns  miadas,  vgl,  oben  S.  458. 

rate  bei  Georges  ärr.  siq.  aus  Cassiod.  bist.  eccl.  5,  34  findet 
sich  schon  bei  Cl.  42,  21  ex  qnorum.  metrico  pro  j)0)iione 
conuentii,  conpactis  rate  dimensionihus,  wo  es  jedoch  nicht 
, giltig',  wie  bei  Cassiodor,  sondern  wohl  so  viel  als  pro  rata 
parte  bedeutet  (vgl.  das  vorausgehende  pro  portione\ 

recolere  in  der  Bedeutung  ,sich  erinnern'  hat  Pauckei*,  Bei- 
träge zur  lateinischen  Lexikographie  und  Wortbildungs- 
lehre (Melanges  Gi*eco-Romains  tom.  III)  S.  667  f.  durch 
zahlreiche  Beispiele  belegt,  darunter  rindet  sich  aber 
keines,  wo  recolere  mit  dem  Genetiv  verbunden  wäre, 
wie  bei  Cl.  68,  1  anima  tota  uisorum  recolit,  180,  15  si 
hene  scriptoriim  tuorum  recolis;  natürlich  war  die  Analogie 
von  meminisse  und  den  anderen  Verben  der  Erinnerung 
hiebei  beeinflussend. 

redhihere  sonst  gewöhnlich  nur  als  technischer  Ausdruck  der 
Kaufmanns-  und  Juristensprache  gebraucht,  ist  bei  den 
Galliern  geradewegs  synonym  für  reddere:  Salv.  ad  ec- 
■  des.  IV,  18  quod  ei  etiamsi  quae  dehemus  redhibere 
cujnamus ;  tarnen  de  stio  reddimus^  Cl.  175,  3  quid 
negas  arhitro  super  his  responsa  redhibere,  vgl.  179,  8. 
189,  11  (stets  mit  dem  Plural  responsa),  168,  25  st  super 
Ms  redhibuimus  rationem,  134,  16  ne  quid  segnem  me 
redhibendae  uicissiti(dinis  arhitreris'^  ebenso  bei  Sid.  ep. 
III,  1,  S.  39,  15  tibi  caelitus  iure  redhibefur  tui  facti 
meritum,  alieni  incitamentum,  III,  2,  S.  41,  3  gratiae  tibi 
redhibeantur  quam  fundamenta  tarn  culmina,  vgl.  V,  16, 
S.  89,  3. 

reflexio  Cl.  175,  2  quae  tortuosae  botulorum  enodibusque  liga- 
iuris  explicifae  inflexiones  ac  reßexiones ,  wo  inßexiones 
ac  reßexiones  zusammen  dem  deutschen  Ausdruck  ,das 
Gewinde,   die  Windungen'  entspricht. 

regula  Cl.  174,  21  dicito  quibus  modis  quotie  situ  triformitns 
cerebri  coeat,  iecoris  massa  iaceat,  regida  lienis  liaereat, 
stomaclii  libra  pendeat,  cordis  plectrum  feriat.  Hier  scheint 
regula  mit  , Scheibe'  übersetzt  werden  zu  müssen;  bei 
Ulpian  dig.  19,  2,  19,  §.  2  sind  regtdae  die  Scheiben 
zum  Oelpressen. 


Untersuchungen  übei-  die  Sprache  des  Ciiiudianus  Mamertiis.  oOl 

remiasibllis  in  der  ßcdcutung  , erlässlich*  bei  Georges  aus 
Tert.  de  pudic.  2  citirt,  hat  auch  Cl.  198,  9  ista  liaec 
eadem  remissihilia  sint  necne,  tute  iudicaris. 

renoscere  ^wiedererkennen^  Paul.  Nol.  carm.  XV,  342  (Georges); 
in  etwas  verschiedenem  8inne  gebraucht  es  01.  185,  7 
(quae  spcwsim  edissertata  qtiaeqiie  euicta  sunt)  reuisenda 
simul  renoscendaque  congessi  (sonst  wird  gewöhnlich  reco- 
gnoscere  so  gebraucht,  was  auch  der  Codex  G  hat). 

rescriptum  nicht  bloss  ein  ,Rescript,  Erlass^,  sondern  auch 
, Antwortschreiben^  Cl.  199,  3  quod  lihellos  illos  nullo  um- 
qiiam  inpertiuisfi  rescripto ;  so  gebraucht  es  übrigens 
auch  Alcimus  Avitus  häuüg  (s.  Peiper's  Index). 

reuisere  entsprechend  dem  französischen  veAiiser,  revidieren 
Cl.  185,  7  (quciö  sparsini  edissertata  qitaeqne  euicta  sunt) 
suh  mentis  oculum  redegi  et  reuisenda  simid  renoscendaque 
congessi. 

rotunda,  ae  bei  Scrib.  201  extr.  ,eine  Kugel  aus  PHaster- 
masse'  (Georges),  dagegen  bei  Claudian  für  circulns  ge- 
braucht 92,  20  cum  trigonam  uel  trihus  punctis  ac  tribus 
lineis  uel  rotundam  lyuncto  uel  linea  conformari  uideris. 

seien ter  ,mit  Gewissheit  Avissend'  Cl.  53,  3  cum  uero  Uli  non 
duhitanter,  sed  seienter,  non  corporeos,  sed  corporatos 
Spiritus  dixerint. 

sors  Cl.  107,  26  ista  haec  ipsa  duplici  sorte  proponerem,  ufrius 
malles  tibi  copiam  facerem.  Hier  scheint  sors  mit  ,Wahl, 
Auswahr  zu  übersetzen  sein,  auf  welche  Uebersetzung 
wenigstens  der  zweite  epexegetisch  zu  dem  ersten  hinzu- 
tretende Satz  führt;  richtiger  wäre  in  dieser  Bedeutung 
sortitio  oder  sortitus. 

specialis  substantivisch  ,der  speciclle  Freund^  (Georges) 
Cl.  199,  15  cur  egomet  specialis  atque  inthnus  nihil  a  spe- 
ciali  nieo  fructi  feram. 

sphaeroides  bei  Georges  nur  als  Adjectiv  aus  Vitruv  VIII,  5,  3 
(s.  Schema)  aufgeführt,  findet  sich  als  Substantiv  =:  ,Sphäroid, 
die  KugeP  (sphaera)  bei  Cl.  67,  11  monetur  etiam  motu 
septimo,  sicut  est  rofae  et  sphaeroidis^  144,  20  usque  ad 
extivia  transmundana,  qua  sphaeroidis  globo  mundus  in- 
cluditur. 


502  Enfjollirocht. 

spiona  l)il(llicli  Cl.  123,  G  dum  in  mires  inperifas  uerhorivm 
imerilium  sjruvias  exspmmt,  vgl.  Sid.  cp.  VII,  13,  S.  119,  19 
magis  eum  occufat  medulla  sensimm.,  quam  spuma  uerhorum. 

stipulari  =  adstipulari  Cl.  34,  17  tu  iteluf  stipulante  tibi  per 
apostolutn  ueritate  adfici  diuinitatem  dicis. 

suhsistere  =  esse,  consistere  Cl.  119,  9  iiihil  oninino  esse  potesf, 
qnod  770)1  et  trifarium  suhsistat  et  nnum  sit  (deshalb 
ist  die  Lesart  von  E^  trifarlam.  nicht  richtig),  119,  12 
omnis  anima  rationalis  trihus  indiuidtiis,  memoria  consilio 
noluntate  stihsistit,  194,  15  spiritus  pecoris,  qid  non  suhsistit 
post  corpus. 

superiectns  als  philosophischer  Terminus  dem  suhiectns  ent- 
gegengesetzt Cl.  65,  18  quibus  (formis)  indissociabiliter 
iuncta  (anima)  sine  superiecta  snhiectis  sine  subiecta  super- 
iectis  et  memhrum  tota  mottet,  157,  20  q^ii  animam,  corpus 
esse  et  eandem.  svperiectam  in  subiecto  corpore  confineri 
credis,  157,  23  ipsa  in  sno  superiecta  suhiecto  est.  Man 
vergleiche  indess  auch  Sid.  ep.  IV,  15,  S.  67,  10  nee 
subiectas  cautes  nee  superiectas  nines  expauescemus. 

suspirare  mit  dem  Dativ  construirt  Cl.  77,  13  nee  suspirare 
potest  Uli  patriae  nach  der  Analogie  von  aspirare  204,  3 
qtiod  non  modo  ad  innouandum.  quippiam.^  sed  ne  ad  dedi- 
scendum.  quidem  absque  te  uno  disciplinae  nobilis  %dltis 
adspirat. 

taJ.entu.m  in  übertragener  Bedeutung  Cl.  191,  5  ex  patipertatis 
inopia  dare  dragmam.  ei,  qtd  m.idta  scientiarnm.  abundat 
talenta. 

taurea,  ae  Cl.  205,  29  nulluni  lectifandis  h/s  fempus  insumas, 
qnae  quasdam  resonnntium  sermvnculor^mi  taureas  rot.ant. 
Das  Pronomen  q/iac  fehlt  in  der  Handschrift  und  wurde 
von  mir  ergänzt;  es  fragt  sich  aber,  ob  nicht  besser  qai 
statt  quae  stünde,  indem  man  his  auf  die  scriptores  nouitii 
bezöge,  denen  im  folgenden  die  alten  Autoren  in  nament- 
licher Aufzälilung  entgegengesetzt  werden.  Der  Ausdruck 
taureas  rotare  ist  hier  etwas  unklar:  bis  Jemand  etwas 
besseres  vorschlägt,  scheint  man  sich  mit  der  Erklärung 
zufrieden  zu  geben  müssen,  dass  taurea.  hier  wie  öfters 
,der  Ochsenziemer^  heisst  und  natürlicli  metaphorisch 
gebraucht  ist.     Der  Sinn  dieser  geschraubten  Ausdrucks- 


üntersnchnngen  über  die  Sprache  des  Claudianns  Mamortus.  503 

weise  muss  wohl  der  sein,  tlass  die  resonmifes  sermuncnli 
bildlieli  mit  dem  Peitschengeknall  in  Verbindung  gebracht 
werden  sollen.  Oder  ist  vielleicht  zu  übersetzen:  ,sie 
schwingen  die  Geissei  ihrer  holdtönenden  Phrasen'  nach 
Salvian.  de  gub.  dei  VIII,  22  improhisdmis  flayitiosorum 
hoviinnvi  cachinnis  et  detestantihus  rideniium  sihilis  quasi 
taureis  caedehatur'^ 

tenellus  in  übertragener  Bedeutung  Gl.  21,  10  tenellis  adhuc 
infantiae  qnondam  suae persuasionilms  in  senectiite  puerascioif. 

tenor  entsprechend  der  Bedeutung  des  ital.  tenore  Cl.  135,  9 
quond  usque  eidem  tenore  ueritatis  adstipulantur. 

tepor  bildlich  Cl.  122,  10  vt  (religio)  paene  iam  credendi  labore 
suhmofo  fepore  fidei  scientiae  frjictmn  capessat.  Bekanntlich 
bezeichnet  bei  Tac.  dial.  21,  G  tepor  die  Lauigkeit,  den 
Mangel  an  Feuer  in  Schriften. 

testificari  mit  dem  Dativ  Cl.  104,  IG  qni  ueritati  in  praesen- 
tiarum  testificarentnr,  152,  22  iam  nunc  tesfihus  meis  ad 
induhifatam  fidem  ueritas  ipsa  testificahitur. 

tihia  ,die  Rühre'  Cl.  170,  1  sine  alternamento  reciproci  neris  et 
Organa  pectoris  et  tihia  gntturis  et  oris  cauo  et  linguae 
plectro  uerha  uocihus  efßee. 

transuersim  nach  Georges  a.;r.  etq.  bei  Tertull.  de  bapt.  8 
hat  Cl.  90,  11  llnea  quae  transuersim  secari  potest,  90,  14 
qnia    latitiido  ei  transiiersim   et  directim   recipit   sectionem. 

irigona^  ae  Cl.  89,  17  numqidd  .  .  ßeri  ^nnqnam  nisi  frigona 
poterit^  92,  20  cum  frigonam  ud  trihns  pu.nctis  ac  trihus 
lineis  conforynari  uideris ,  dagegen  •  unmittelbar  vorher 
92,  17  cum.  in  trigomim  uel  hexagounm  mentis  ocalum  figis. 
Unerkennbar  ist  der  Nominativ  91,  1  sicut  in  trigonis  et 
tetragonis  -per  angulos  jnmcta  sunt. 

tropice  hat  nicht  bloss  Augustin  de  gen.  ad  litt.  4,  9,  sondern 
auch  Cl.  29,  19  qidd  prophetico  spiritu  ueterum  quique 
sancfoj'iim  tropice  proplietmierint. 

trutina  bildlich  Cl.  14G,  5  trutinae  iudicii,  corporum  ponderihus 
inpositis  adpende  mimdum;  überhaupt  findet  sich  trutinator, 
trutinare  im  bildlichen  Sinne  (beurthcilen,  erwägen)  bei 
den  Kirchenschriftstellern  nicht  selten;  trutina  iudicii  hat 
auch  Sid.  ep.  VIII,  7,  S.  133,  23. 

tumor  s.  oben  S.  475. 


504  E  nppllupc  li  t. 

tumulare  Cl.  204,  18  quorum  egomet  studiorum  quasi  quandam 
mortem  flebili  ueliit  epitaphio  iamularem :  eine  schwülstige 
AusdrucksAveise ! 

uentriculus  wie  uenter  bloss  für  , Höhlung^  gebraucht  Cic.  de 
nat.  deor.  II,  138  ventricidns  cordis;  ebenso  Cl.  173,  14 
ulsus  animi  intend'd  sese  atque  exserit  per  isla  haec  piincfa 
pupillarum  uaporato  cerehri  anteriore  uentriculo  inuisibilihus 
niscerum  ßammis.  Vergleiche  85,  6  certum  est  imaginari 
illum  Vitra  quendam  uentrem  memoriae  nequaquam  fosse 
nisi  ea,  quae  per  corpus  accepit. 

vero  autem  Cl.  145,  25  nero  antem  subicitur^  quod  terrae  corpus 
unwn  in  scripturis  dicitur  orhis  esse  terrarum;  vgl.  antem 
uero  oben  S.  488. 

nicarius  =  mutuus,  also  als  Adjectiv  zu  in  idcem  gebildet 
Cl.  97,  22  si  tibi  in  illa  sui  parte  carus  est,  qua  uterque 
homines  estis  et  qua  tiosviet  uicario  amore  diligitis  (vgl. 
122,   18  vtriusque  horum  amorem.  mtitmwi). 

u  ig /lax  , aufmerksam,  scharf  beobachtend*^,  Avie  uigilans  Cl.  173, 
11  uigilacem.  uigilantemque  simul  qvaero  lectorem.;  auch  Sid. 
ep.  V,  2,  S.  79,  5  hat  uigilax  lector  und  VIII,  11,  S.  141,  15 
in    bucolica  (materia)    uigilax  parcus  carminabundus  (est). 

uulnerabilis  , verwundend,  verletzend  Cael.  Aur.  acut.  3,  17, 
171^  (Georges).  Dagegen  heisst  es  ,verwundbar^  bei 
Cl.  32,  14  quia  lux  et  insensibilis  est  pariter  et  uulnerabilis 
(vgl.  32,  4  uulnerari  igitur  lux  potest,  etsi  santive  non 
potest). 


Hieran  mögen  sich  einige  Notizen  über  Worte  reihen,  die 
aus  dem  Wörterbuche  von  Georges  als  handschriftlieh  nicht 
genügend  beglaubigt  zu  eliminiren  sind : 

ambifarie  entfällt,  weil  Cl.  28,  16  contrariis  congruentibusque 
pariter  obnoxium  ambifariae  sid)ditur  passioni  zu  lesen 
ist,  durch  welche  Stelle  nunmehr  ambifariv.s  nicht  bloss 
eine  uox  Arnobiana  ist. 

perpeve  ist  Cl.  21,  7  wohl  Lesart  des  guten  Codex  M  für 
perperam, ,  der  aber  hier  wie  an  vielen  anderen  Stellen 
vom  Schreiber  selbst  ,corrigirt^  worden  zu  sein  scheint, 
da  auch  an  der  zweiten  Stelle  (181,  17)  das  dem  Schreiber 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mainertus.  OÜO 

wahrscheinlich  uiibekanutc  Wort  perpeiain  falsch  über- 
liefert ist  (perfernv)). 
perquirifatus  ist  Cl.  19,  7  nur  Lesart  der  ersten  Pariser 
Ausgabe  für  das  sowohl  handschriftlich,  als  durch  sein 
Vorkommen  bei  Apuleius  und  Sidonius  beglaubigte  i^ro- 
quiritatus. 

In  anderer  Weise  zu    berichtigen  sind  folgende  Angaben 
bei  Georges: 

catisnri  will  Georges  ])ei  CI.  181,  3  horum  minus  uvo  uirtus 
acüonis  vifringifar ,  si  desit  ufrumque ,  caasatnr  erklären 
, durch  Vorschütznng  von  Gründen  versagen,  ablehnen 
(absolut)^,  was  mir  unverständlich  bleibt;  doch  ist  sicher- 
lich mit  GLS  casndtnr  zu  schreiben,  wie  ich  auch  bereits 
cdirt  habe. 

ctiruicAila  bedeutet  bei  Cl.  142,  5  ßts  est  multlmodo  nt-rifdi/'s 
(jffidio  falsiloqvi  ccruictdiitii  Sdlahrl  concisione  concipHari 
nicht,  wie  Georges  will,  , Selbstüberhebung^,  sondern  hat 
seine  natürliche  Bedeutung,  wie  das  Wort  concipilan  am 
besten  beweist  (eine  ähnliclic  Ausdrucksweise  findet  sich 
bei  Sidon.  ej).  IV,  22,  S.  73,  22  cni  datum  est  saltihis 
(jloriae  proterere  posse  ctrinces  vituperonum  seu  supercur- 
rare).  Auch  bei  Augustin.  serm.  298,  4  quid  est,  apostole 
Paule  ?  quasi  extulisti  te,  quasi  de  aliqua  ceruicula  uidetur 
dictum:  ,j)lus  omnibiis  Ulis  lahoraui'  möchte  ich  das  Wort 
nicht  mit  ,Selbstüberhebung%  sondern  mit  , Stolz'  über- 
setzen (der  den  Nacken,  Kopf  hoch  trägt),  womit  man 
die  AVorte  in  Cap.  5  desselben  Sermo  vergleiche:  sed  etiavi 
hie  non  extollaiur  ceruix  tua ,  quia  dona  ipsins  stmt 
merita  tua. 

inexterminahilis  gebraucht  nicht  Claudian  selbst  (138,  17), 
sondern  ist  Citat  aus  Sap.  2,  23  (vgl.  Rünsch,  Itala  und 
Vulgata  S.   111). 

intransmeahilis  ist  nicht  ä/ca^  eiQij^iivov  bei  Cl.  170,  16  in- 
menso  quodam  intransmeahili  ah  inuicem  disparati  sint, 
sondern  steht  auch  171,  10  intransmeahile  dicitur  chaos 
und  findet  sich  ausserdem  bei  Jordanes  54,  K).  OG,  11 
Mommsen.  Vergleiche  ausserdem  Paucker,  de  latinitate 
Vi.  llieronymi  S.   lüO. 

SiUuugsl.ci-.  a.  phil.-hist.  Cl.  C.\.  BJ.  U.  int.  33 


506  E  n },' Ol  h  recht. 

Uhr  (im  e  n  soll  nacli  Georges  Gl.  183,  10  nisi  dnph'cis  crea- 
ftiram  suhstantiae ,  qnoad  liomtvi  posse  fas  siidt,  adhihito 
nidicii  lihramine  secernas  (in  übertragener  Bedeutung)  ,der 
Schwung,  die  Scliwungkraft^  lieissen.  Man  vergleiche 
indess  folgende  Stellen:  Cl.  189,  13  adhiheto  iustitiae  li- 
hram,  146,  5  und  Sid.  VIII,  7,  S.  133,  23  trutina  iudicii, 
Ennod.  359,  9  mdicii  lihra,  28,  8.  34,  1.  75,  16  lanx  iudicii 
und  man  wird  nicht  zweifeln  können ,  dass  auch  obiges 
lihvnmen  gleich  lihra  gebraucht  sei.  Die  Vorliebe  Glaudians 
für  die  Ausgänge  auf  -meri  und  -vientum  erklärt  die  sonst 
auffällige  Erscheinung  hinlänglich.  Eben  deshalb  ge- 
brauchte ja  auch  Glaudian  acumen  für  acies ,  wie  wir 
oben  sahen. 

ponderahili s  liest  man  nicht  nur  bei  Cl.  112,  15  inimerahilia 
sunt  et  mensurahilia,  sondern  auch  114,  1.  119,  10.  194, 
6  (stets  in  Verbindung  mit  jenen  zwei  anderen  Adjectiven), 
ebenso  bei  Prudent.  u.  A.  (vgl.  Paueker,  Spicilegium  ad- 
dendorum  lexicis  latinis  S.   122). 

Endlich  fehlen  bei  Georges  noch  folgende  Worte,  die  sich 
indess  nicht  bloss  aus  Glaudian  belegen  lassen,  sondern  sich 
auch  sonst  noch  finden. 

adplene  Adverb  (vgl.  das  franz.  ä  plein)  Cl.  80,  12  qiiod  tunc 
adplene  non  erit,  120,  6  tantnm  in  his  morafus  stim,  qnantum 
prudentihus  satis  arhitror,  quo  adplene  cognoscanf,  wo  man 
keineswegs  quoad  plene  zu  ediren  braucht.  Du  Gange  citirt 
aus  der  Vita  S.  Leodegarii:  adplene  in  omnihns  discipUnis 
politus.  Die  Bildung  adplene  ist  übrigens  ganz  natur- 
gemäss,  da  ein  verstärktes  (componirtes)  flenus  wegen 
semiplenus  (set)iiplene  Sid.  ep.  IV,  22,  S.  73,  15)  angezeigt 
geschienen  haben  mag.  Dass  zu  dieser  Verstärkung 
gerade  die  Präposition  ad.  gewählt  wurde,  mag  das  ana- 
loge adprime  verschuldet  haben.  Uebrigens  mag  auch  die 
Wendung  adplennm  =  ,vollständig'  (Auson.  perioch.  Odyss. 
22.  Eutrop.  8,  19.  Donat.  Terent.  Andr.  II  6,  16.  Salvian 
de  gub.  dei  VII,  17  cogitat  forte  aliquis  non  ita  ad  ple- 
mmi  esse  vi  loqnor)  den  Anlass  gegeben  haben,  ein  ver- 
meintlich dazugehöriges  adplene  nach  der  Analogie  von 
adprime  zu  bilden.     Wenigstens   lässt    sich    bis   jetzt    das 


Untcrsucliungen  über  die  Spruche  des  Claudianus  Mainertus.  50  ( 

Adjectiv    adplmiis   nicht   nachweisen    (dagegen   adprimus 
bei"  Gell.  G  [7],  7,  11). 

dispuere  ist  in  sämuitlichen  Handschriften  iiberhefert  CI.  135, 
15  terrae  dispunns  (dagegen  203,  IG  aiilmi  cuÜnm  despueus 
in  dem  Briefe,  der  freiUch  nur  in  einer  Handschrift  über- 
Hefei't  ist)  und  dürfte  vielleicht  noch  hie  und  da  für 
despuere  zu  restituiren  sein.  Ueber  das  Schwanken  der 
Handschriften  zwischen  dispuere  und  despuere  vgl.  Hilde- 
brand zu  Apul.  apol.  44. 

eoteuus  siehe  unten  S.  520. 

hidem  siehe  unten  S.  518. 

posihiuc  siehe  unten  S.  522. 

prolaps}is,  US  Gl.  32,  IG  alt!,  prolapsus  erroris  (vgl.  die  Prae- 
fatio  meiner  Ausgabe  S.  XLV).  Verschiedene  Behigstellen 
aus  anderen  Kirchenschriftstellern  giebt  Paucker,  spici- 
legium  addendorum  lexicis  latinis  S.  133  und  De  latinitate 
Hieronymi  S.  25. 


in.  Kritischo  und  exegetisclio  Bemerkungen. 

In  diesem  Abschnitte  sollen  in  zwangloser  Reihenfolge 
gramraatisch-lexikalische  Fragen  behandelt  werden ,  die  ent- 
Aveder  nur  für  Glaudiaii  in  Betracht  kommen  oder  doch  von 
dessen  Sprachgebrauch  dircct  oder  indirect  ihren  Ausgangs- 
puidct  nehmen. 

1.  Accidere  und  accedere,  Perieot  accessi. 

Eine  lehrreiche  Stelle  für  die  (an  gewisse  Bedingungen 
gebundene)  Verwechslung  von  accidere  und  accedere  ist  Glaud. 
Mam.  28,  9  22:  quod  auteni  philosophornm  fesfimonio  iniseri- 
cordiam  atque  iustitiam  et  istius  modi  bona  adfectiones  passihilis 
dicit  esse  creaturne  easdemqne  in  deo  essentiallter ,  non  acces- 
sihilile.r,  haud  intendit  animo  sihi  semet  aduersa  proferre,  qma 
{idfectio  accessio  est.  non  autem  aliquid  deo  accidit:  igitur 
adfectioni  non  suhiacet.  nam  quidqnid  adficitur  contrariis  con- 
gruentihusque  pariter  ohnoxium  amhifariae  subditur  passioni.  quo- 
circa  si  summa  dininifas  sensit  conpatienfis  adfectu,  etiam  malae 
passionis  snbiacet   stimulo.    sensit  dicis:  idique  sentire    accidens 

33* 


508  tngolbrcc  h  t. 

eins  est,  qnl  aiifn  non  sensit,  neternitati  autem,  quia  ■passionem 
Christi  sempiterne  sciuit,  iitpote  quam  ipsa  disposuit,  p>assionis 
tempore  noui  nihil,  quod  nosset,  ne  dicam  quod  sentiret,  accessit. 
Hier  ist  accessibiliter  Adverb  zu  accidens  (ebenso  27,  13  und 
35,  2,  wo  es  als  Gegensatz  zu  suhstantialiter  steht),  sowie  (tc- 
cessio  für  accidentia  steht  (vom  Schriftsteller  diesem  vermuth- 
lich  wegen  des  gleichen  Ausganges  mit  adfectio  vorgezogen). 
Z.  14  haben  accidit  nur  die  besten  Handschriften  CG  M  (acce- 
dit  die  übrigen),  es  ist  jedoch  ebenso  richtig,  als  Z.  18  accidens 
(accedens  codd.  dett.J.  Endlich  accessit  ist  offenbar  Perfect  zu 
accidit.  Wenn  man  die  weiteren  Stellen  bei  Claudian  durch- 
mustert, so  kann  man  bemerken,  dass  die  Handschriften  eine 
besondere  Vorliebe  für  den  £'-Laut  im  Präsens  des  Wortes 
bezeugen :  nur  gerade  die  besten  bieten  die  richtige  Form  mit 
i,  vgl.  ausser  der  obigen  Stelle  49,  5  aer  quibusUbet  uasadis 
includi  .  .  potest,  cum  hoc  prorsus  igni  non  accidat(E'^G  M,  ac- 
cedat  reib),  54,  17  cui  quamlibet  illud  accidat  (CGM,  accedat 
reib),  quod  scriptura  testatur^  52,  20  quod  eo  tibi  accidit,  quia 
.  .  posuisti  (nicht  Perfect,  accedit  ABDEFPR),  63,  21  quod 
idcirco  Uli  accidit,  quia  partibus  constat  (accedit  ÄBCH).  Ferner 
kommt  accidere  noch  an  mehreren  Stellen  im  Epilogus  ohne 
Variante  vor,  da  jener  nur  durch  die  einzige  Leipziger  Hand- 
schrift M  überliefert  ist:  191,  6  hinc  accidit  quod,  193,  18  cor- 
pus substantia  est,  non  accidens.  accidentia  autem  in  sub- 
stantia  sxmt,  non  substantiae,  accidit  ergo  corpori  quantitas  et 
qualitas ,  194,  20  accidunt  animo  disciplinae,  accidit  iustitia. 
Endhch  steht  accidens  86,  7  und  zwar  in  allen  Handschriften, 
sowie  2Q,  19  res  accidentes  in  dem  Citate  aus  Faustus,  der 
aber  selbst  accedentes  schrieb,  wenn  anders  man  der  einzigen 
Handschrift  saec.  IX  Glauben  schenken  darf.  Das  Substantiv 
accidentia,  ae  findet  sich  27,  6.  86,  11;  27,  3.  4.  5.  29,  22,  an 
den  letzten  vier  Stellen  im  Plural. 

Betrachten  wir  nun  die  Stellen,  an  Avelchen  bei  Claudianus 
Mamertus  accedere  vorkommt,  so  ist  zu  erwähnen,  dass  der 
Schriftsteller  das  Verb  gewöhnhch  mit  ad  cum  acc:  22,  6  acce- 
dit ad  hoc  Jiuoris  intentio  {accidit  M),  95,  2  (uerhum)  sie  ad 
illum,  cui  loqueris,  accedit,  quod  a  te  utiqne  non  recedit,  155,  23 
ad  hunc  locum  non  rudis  accedet,  vgl.  113,  7.  154,  13.  204,  14^ 
oder  mit  dem  blossen  Accusativ  verbindet:  24,  14  accessi  reli- 


Untersuchungen  über  die  J^pi-ach«  dos  Cl:nidianus  Mamcrtus.  öOU 

quum  lectioins,  180,  5  aniniKti  non  accedit  infe.rna,  vgl.  119,  5. 
170,  11 ;  nur  einmal  rindet  es  sicli  mit  dem  Dativ  96,  25  accede 
formatrici  formae,  denn  73,  1 7  ist  nee  localiter  ahscedere  a  cor- 
pore .  .  nee  loealiter  corpus  decedere  zu  lesen.  Eine  Stelle  bleibt 
noch  zu  besprechen  übrig  75,  20:  corpori  adimitur  serniendi 
possihllitas  et  animo  dominandl  accidi'f  difficulfas;  hier  würde 
accedit  als  Gegensatz  zu  adimitur  dem  Sinne  nach  wohl  passen, 
da  jedoch  auch  der  dabei  stehende  Dativ  uns  dagegen  ein- 
nehmen muss,  so  werden  die  besten  TIand.schriften  (CG]\I) 
wohl  richtig  accidit  bieten. 

Um  nun  aus  diesen  Stellen,  die  nach  der  besten  Ueber- 
lieferung  angeführt  sind ,  das  Facit  zu  ziehen ,  so  darf  man 
nicht  kurzweg  sagen,  dass  Claudianus  accidere  und  accedere 
promiscue  gebrauchte,  sowie  Hartel  dies  für  Ennodius  nachwies 
(vgl.  Wiener  Studien  II,  228  f.),  sondern  es  ist  nur  zuzugeben, 
dass  das  Pcrfcct  zu  accidere  mit  dem  von  accedere  zusammen- 
fiel. Es  ist  auch  nicht  abzusehen,  warum  die  schon  durch  ihre 
Betonung  hinlänglich  scharf  getrennten  Verba  in  ihren  präsen- 
tischen Formen  hätten  ohneweiteres  verwechselt  werden  sollen: 
sehr,  leicht  aber  erklärt  es  sich,  dass  das  Perfect  accidit  wegen 
seines  Gleichklanges  mit  dem  Präsens  frühzeitig  imtcrging  oder 
doch  nur  spärlich  verwendet  wurde  und  durch  accessit  (davon 
abgeleitet  accessio  und  aceessihiUter)  umso  eher  ersetzt  werden 
konnte,  als  sich  ja  thatsächlich  beide  Worte  in  ihrer  Bedeu- 
tung nicht  selten  berühren. 

AVic  hält  es  nun  in  dieser  Sache  Claudians  Zeitgenosse 
und  Landsmann  Sidonius?  Hier  zeigen  die  von  Lütjohann 
benützten  Handschriften  eine  ganz  merkwürdige  Uebereinstim- 
mung  in  Ueberlieferung  dieser  oder  jener  Form,  so  dass  wir 
bei  Sidonius  noch  viel  weniger  als  bei  Claudian  über  die  Schreib- 
weise des  Autors  selbst  in  Zweifel  kommen  können.  Wie  schon 
an  mid  für  sich  zu  vermuthen  ist,  dass  beide  Schriftsteller  in 
Anwendung  der  beiden  in  Frage  stehenden  Worte  sich  gleichen, 
so  wird  die  Vorführung  sämmtlicher  hiehergehöriger  Stellen 
des  Sidonius  diese  Vermuthung  vollkommen  bestätigen. 

Dass  das  Perfect  accessit  mit  accidit  ganz  gleichbedeutend 
war,  zeigt  zur  Evidenz  folgendes  interessante  Beispiel  aus 
Sidonius  epist.  VII,  1 ,  S.  104,  17  quae  omnia  sciens  populus 
iste    ViennensHms    fuis   et    accidisse   prius   et   non    aceessisse 


510  Engel  brecht. 

posterius,  wo  beide  Perfecte  nebeneinander  in  gleichem  Sinne 
verwendet  Averden.  Weiters  zeigt  epist.  VIII,  3,  S.  128,  23 
fors  fuat  an  fliilosophi  ultae  scrlptor  aequalis  maiorum  tempovl- 
bus  accesserit,  cerfe  par  saeculo  meo per  te  lector  ohuenif,  dass 
auch  hier  accesserit  wegen  des  Gegensatzes  ohnenit  einem  acci- 
derit  gleichsteht.  Nicht  anders  kann  auch  VIII,  6,  S.  130,  15 
quod  mild  quoque  similiter  accessit  gedeutet  Averden. 

Wie  Avir  schon  aus  dem  ersten  Beispiele  ersahen ,  dass 
das  Perfect  accidit  sich  neben  accessit  noch  behauptete,  so 
bcAveisen  dies  noch  folgende  Fälle:  epist.  I,  11,  S.  16,  25  accidit 
casu ,  ut  Cdtidlinus  illo  ueniret,  IV,  6,  S.  58,  8  si  quid  secus 
itiantihus  accidisset^  ^H?  2,  S.  105,  25  fot'te  accidit,  ut  deiiersorio 
qiiaedam  femina  ^dcinaretur.  Das  Präsens  von  accidere  steht 
epist.  IX,  14,  S.  166,  9  si  accidat  {(iccedat  M^),  ut  nee  intra 
ujium  conclaue  decuvibant. 

Dagegen   avo    A^om  Präsensstamm   gebildete   Formen    A^on 
accedere  sich    bei  Sidonius    linden ,    haben    sie    regelmässig    die 
Bedeutung  des  Compositums    von  cedere ,  nie  die   von  accidere. 
Hieher  gehören    folgende  Stellen:  epist.  I,  7,  S.   10,  3  cumulus 
accedit  laiidibus  iiniperatoris,  III,  12,   S.  48,  8  quasi  nil  tibi  quo- 
que hiudis    aut   gloriae    accedat,  V,   16,  S.  88,  23  Ecdicio  honor 
patriciiis  accedit,  VII,  5,  S.   108,  9  Jus  accedit  quod  .  .  fecerunt, 
VII,   10,  S.   117,  27   cui,  precor ,    quod  in  uohis  opis  est  intidtu 
paginae   prae-scntis    accedat,  VII,   14,  S.   122,   14  ut  aliqua  de  te 
recens  mihi  laetitia  potius  quam  senfentia  accedat,  III,  5,  S.  43,  17 
satis  ahundeque  sufficeret  fides  uestra  commodis  suis ,  etsi  nullusin- 
tercessor  accederef.  Ausserdem  linden  sich  folgende  Perfectformen 
zu  accedere:  VIII,  14,  S.  145,  27  quae  loquor  falsa  censete,  nisi 
professioni  meae  competens  adstipulator  accesserit,  IV,  1,  S.  52,  7 
secundus  uohis   anivwrtmi  nexus  accessit  de  studiortwi   parilitate, 
IV,   16,  S.  67,  22  quod  tuo  accessit  usui,  decessit  hoc  nostrae 
proprietati.     An   sämmtlichen    dieser  Stellen  lässt  sich    accedere 
zAvanglos  als  Compositum  A^on  cedere  auffassen,  ohne  dass  man 
eine  VerAvechshmg  mit  accidere   annehmen    müsste ;    besonders 
lehrreich  ist  hiefür  das  letzterAAi-ähnte  Beispiel  AA^egen  des  Gegen- 
satzes decessit.     Der  Vollständigkeit  halber  führe  ich  noch  die 
übrigen  Stellen,  an  denen  sich  accedere  bei  Sidonius  findet,  A^or, 
obAA^ohl  an  diesen  über  die  Bedeutung  des  Wortes  kein  ZAA^eifel 
aufkommen  kann:  VI,   7,  S.  99,   1   ego  ad  apostolatus  tui   noti- 


Untersuchungen  über  die  Sprache  dos  Cluudiauus  Mamertus.  ol  L 

üaiii  plenioreni  accedo,  NW,  17,  S.  124,  8  exi<jit  fe  rogavi,  iif  tuo 
ipse  snh  magisteno  monasterii  magister  accedat,  II,  10,  8.  33,  16 
quae  (ecclestaj  studio  ■papae  Patientls  stimmum  coepti  opevls  ac- 
cess'it,  III,  3,  S.  42,  12  eo  condicionU  acccsseras,  V,  3,  S.  80,  1, 
VI,  1,  8.  95,  15,  VI,  4,  S.  97,  18. 

Wir  sehen  somit,  dass  die  von  nns  bei  Claudian  gemachte 
Bcobaclitung  auch  für  Sidonius  ihre  Giltigkeit  behält:  die  prä- 
sentisclicn  Formen  von  decedere  und  accidere  werden  nicht  ver- 
wecliselt,  wolil  aber  werden  die  Perfecta  accessit  und  nccidit 
promiscue  gebraucht;  dass  in  dem  gegenseitigen  Kampfe  dieser 
beiden  Formen  bereits  accesslt  die  Oberhand  erlangt  hatte,  be- 
weist der  Umstand,  dass  sich  accidit  nur  mehr  in  den  typischen 
Wendungen  forte  accidit,  casu  accidit,  seciis  accidit  bei  Sido- 
nius und  bei  Claudian  —  möglicherweise  nur  aus  Zufall  — 
gar  nicht  ündet. 

Für  mich  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  auch  für 
Ennodius  dasselbe  Gesetz  zu  gelten  habe.  Während  nämlich 
accessit  für  accidit,  welche  Form  nach  Vogel  (s.  den  Index  seiner 
Ausgabe)  Ennodius  nirgends  hat,  in  Ilarters  Index  durch  eine 
ganze  Reihe  von  Stellen  belegt  ist,  werden  nur  zwei  Stellen  bei- 
gebracht, wo  jene  Verwechslung  in  präsentischen  Formen  statt- 
fand: 137,  22  quia  dinina  gradih^is  (=  gradatim)  semper  accedunt 
et  <iuihus  hona  conferunt  meliora  pollicentiir,  carm.  I,  7,  32  accedunt 
cnlpis  munera  ucstra  meis ;  dazu  kommt  noch  das  in  obiger 
Abhandlung  von  Hartel  citirte  Beispiel  144,  22  liinc  caele.stis 
cura  iiepti  meae  procum  iussit  accedere.  Wenn  man  sich  ver- 
gegenwärtigt, Avie  sich  accidere  und  accedere  in  ihrer  Bedeutung 
oft  enge  berühren,  so  sind  diese  Beispiele  nicht  mehr  auffällig, 
als  die  ciceronianische  Phrase  alicui  aninms  accedit:  im  ersten 
Falle  zeigt  sclion  gradihns  ■=  gradatim  an,  dass  accedere  mit 
Bedacht  gesetzt  ist,  und  an  den  beiden  übrigen  Stellen  Utsst 
sich  accedere  ohne  Zwanc;  als  Gcc'ciitheil  von  diacedere  auf- 
fassen.  Allerdings  wird  man  zugeben  dürfen,  dass  die  Be- 
deutunc:sdifferenz  von  accidere  und  accedere  bei  Ch\u(lian  noch 
eine  grössere  ist,  als  bei  Ennodius. 

Das  reelle  Ergebniss  dieser  Auseinandersetzung  kann 
demnacli  nur  folgendes  sein:  Wenn  die  Handschriften  zu 
späteren  Schriftstellern  zwischen  accidere  und  accedere 
in  den  vom  Präsens  abgeleiteten  Formen  schwanken, 


512  Engclbrccht. 

SO  wird  man  daö  letztere  nur  dann  aufnehmen,  wenn 
es  besser  beglaubigt  ist  und  sielt  halbwegs  zwanglos 
als  Compositum  des  Verbums  cedere  auffassen  lässt; 
unmittelbar  statt  accidere  darf  es  ausser  als  Perfect- 
form  nieht  zugelassen  werden. 

2.  Flagrare,  fraglare,  fragrare. 

lieber  fraglare  für  ßiigrare  und  fidgiuire  ist  schon  öfters 
gehandelt  worden,   ohne  dass  man  dabei  zu  einem  endgiltigen 
Resultate    üclanert   wäre.     Wir  wollen  vorerst  von  allen  diesen 
Untersuchungen    absehen   und  die   Frage  nur  für  Claudian  er- 
örtern.    Das    fragliche  Wort  findet  sich  bei  ihm  an  folgenden 
Stellen:     43,  23  perpetuo    odoraremur,    sl  fraglai'et  (EFH'^L 
M  S'^,  ßagraret  rell.)  olf actus  ;    76,  21  inlocaliter   Uli  frag  lat 
(DEFM,  flagrat  rell.J  aeqiiitas,  foefet  iniquifas;  205,   13  tliyma 
fraglantia  (E,  in  welcher  Handschrift  allein  der  diese  Worte 
enthaltende    Brief    Claudians    erhalten    ist).       Hiezu    kommen 
4(3,    17    gustu  fraglantia  (DE FR- MS,    ßagrantia    rell.J    non 
accipitur;  68,  11  per  exiguum  narium  memhrrnn  sentit  tota  fva- 
glantias  (DEF'-MS-,  flagranfias  rell.j;   76,  17  (num  illic)  euane- 
scentis  fraglantiae  (D E F MS-,  flagrantiae  rell.J  suauitas  hüat. 
An  allen  diesen  Stellen  steht  fraglare  (fraglantia.)  für  das  sonst 
gebräuchliche  fragrare  (fragrantia),  stets  bewahrt  von  E  und 
M  und  meistens  von  DFS^  (H-L).     Auch  der  anderen  Hand- 
schriften Vorlagen  haben  sicher  dieselbe  Lesart  gehabt,  da  ihr 
ßagrare  (ßagrantia)  sich   aus  der   irrthümlichen  Metathese  der 
Liquiden    —    zumal  da  ßagrare  den  Schreibern  geläufiger  gc- 
Avesen  zu  sein  scheint  als  fraglare,  denn  sonst  hätten  sie  auch 
fraglare  hie  und  da  inv ßagrare  geschrieben,  was  aber  nirgends 
bei    Claudian    der   Fall    ist    —    von    selbst    erklärt.     Demnach 
kann  man  behaupten,  dass  die  handschriftliche  Ueberlieferung 
einstimmig    für  fraglare  (nicht  fragrare)    spricht,    weshalb   ich 
dies  auch  stets  in  den  Text  aufnahm  gegenüber  den   früheren 
Herausgebern,  die  fragrare   edirten.     Dagegen  lässt    sich  fra- 
glare  für  ßagrare  aus    den    Handschriften  Claudians  nicht  be- 
legen,   sondern   ist   in   der  Bedeutung    , brennen^    stets  ßagrare 
überliefert,    vgl.  56,  18.    87,  6.    101,  6.    120,  23. 

Hieraus   ergibt   sich  für  Claudianus  die  Schlussfolgerung, 
dass  fraglare   bei    ihm    stets    nur    für  fragrare   gebraucht   ist, 


Untersucliiingen  über  die  Sprache  des  Claiidianus  Mainoitus.  515 

uiul  d;i  letztere  Form  bei  ilmi  nie  vorkommt,  so  dürfte  die 
Behauptung  niebt  zu  gewagt  sein,  dass  man  zu  seiner  Zeit 
(zum  mindesten  in  GalHen)  für  fraf/ruve  fraglaie  spracli  und 
sclirieb.  Offenbar  ist  aueli  bei  Öid.  VIII,  14,  S.  140,  10  cai-l- 
taiis  castiiatisqne  flagraniissimum.  inc&nsiim  turihdln  cordia  ado- 
letis  (so  die  Handsebriften)  nicht  mit  den  Herausgebern,  denen 
sieh  Lütjohann  angeschlossen  hat,  fragraniissimuni  zu  sclireiben, 
soncbn-n  fraglantissimnni^  obwohl  sich  auch  das  liandscliriftlichc 
flttgnuitisswmm  sehr  gut  in  der  Bedeutung  ,helllodernd'  lialten 
lässt,  da  ja  incent^um  hier  nur  ,Opfer^,  nicht  , Weihrauch'  be- 
deuten kann  (vgl.  den  Gegensatz  niliil,  ut  audio,  ojfertis  ignis 
(dieul)-^  man  vergleiche  zu  dem  Gedanken  Chiudian  56,  18 
flagrantia  castae  caritatis  und  87,  6  caelesti  caritate 
fl(.i  gr  a  VC. 

Im  Anschkisse  an  diese  Aviseinandersetzung  sei  es  ge- 
stattet, die  bekannte  Noniusstelle  (438,  17  M),  über  die  zuletzt 
d.  M.  Stowasser  in  dem  Freistädier  Gymnasialprogramm  von 
1883  84,  S.  14  gehandelt  hat,  zu  besprechen.  Stowasser  schreibt: 
,Cod.  Ilarl.:  /lag rare  [fraglare  man.  2]  et  ignesccra  ifa  discer- 
aitur,  qaod  igiiescere  incendl  et  nrdere,  ßagrare  [fraglare  man.  2] 
uero  olere.  Auch  diese  Stelle  ist  noch  nicht  recht  plausibel 
emendirt.  Dass  Nonius  zwischen  fragrare  und  ßagrare  unter- 
scheiden will,  sahen  alle  Herausgeber  ein,  ebenso  auch,  dass 
das  erste  ignescere  ein  ungeschicktes  Glossem  ist.  Hat  man 
dies  aber  erkannt,  dann  wird  keine  andere  Lesart  möglich 
sein  als:  ßagrare  et  fragrare  ita  discernitur,  quod  ignescere, 
incendl  et  ardere  ßagrare  (est,  fragrare)  uero  olere.  Dies 
scheint  mir  die  leichteste  Lösung  der  Schwierigkeit.'  Obige 
Stelle  ist  ein  evidenter  Beweis,  dass  für  Nonius  dasselbe  Ge- 
setz galt,  welches  wir  oben  für  Claudian  bindend  erkannten, 
■ledcnfalls  hat  man  für  fragrare  zu  schreiben  fraglare,  denn 
nur  in  dieser  Form  war  eine  Verwechslung  mit  ßagrare  — 
eine  solche  hat  ja  die  Stelle  des  Nonius  zur  Voraussetzung  — 
raöglifli.  Der  Sinn  der  Glosse  selbst  ist  klar:  Jiagrare  heisst 
brennen,  fraglare  riechen'.  Nimmt  man  die  Lesart  der  zweiten 
Hand  lies  Harleianus  in  den  Text  auf,  so  gibt  die  Glosse  einen 
vollständigen  Sinn:  fraglare  et  ignescere  ita,  discernittir,  qitod 
ignescere  incendi  et  ardere  (e) ,  fraglare  nero  olere.  Jedoch  ist 
es    nicht    wahrscheiidich,    dass    das    Wort  ßagrare    als    causa 


514  Engel  In-ocht. 

moueiis  für  die  Verwechslung  der  Bedeutung  von  fraglare  mit 
der  von  Verben,  die  ^brennen^  bedeuten,  gefehlt  habe.  Um 
es  kurz  zu  sagen:  ignescere  ist  an  beiden  Stellen  Glossem 
(dies  erkannte  schon  Mercier  richtig)  und  dafür  flagrare 
zu  schreiben,  so  dass  also  nach  meiner  Ansicht  die  Stelle 
lauten  muss:  fraglare  et  ßagrare  ifa  discernitur,  qiiod  flcKjj-fire 
inceiidi  et  ardere  {est) ,  fraglare  uero  olere.  Dass  die  Schreiber 
an  der  Stelle  durch  Vertauschung  der  Liquiden  eine  arge 
Verwirrung  angerichtet  haben  werden,  lässt  sich  aus  dem  ähn- 
lichen Verhalten  der  Claudianhandschriften  leicht  erschliessen. 
Der  Ignorant,  dem  wir  die  beiden  ignescere  verdanken,  las 
wahrscheinlich  an  unserer  Stelle  nur  (viermal)  ßagrare  und 
setzte  zweimal  dafür  das  Synonymum  ignescere. 

Ganz  dasselbe  lehrt  die  Appendix  Probi  IV,  S.  201;,  19 K: 
inter  fragrat  et  flagrat  hoc  interest,  qiiod  fragrat  odorem  signi- 
ficat,  flagrat  uero  splendorem  demonstrat.  So  edirt  Keil  nach 
dem  Cod.  Montepessulanus  306,  saec.  IX 5  jedoch  scheint  mit 
Zuhilfenahme  der  Lesarten  des  älteren  Cod.  Bobiensis  (jetzt 
Vindobonensis  17)  saec.  VIII  IX  vielmehr  zu  schreiben  sein: 
inter  flagrat  et  fraglat  (so  Bob.)  hoc  interest,  quod  fraglat  (so 
Bob.)  odorem  signiflcat,  flagrat  uero  splendorem  demonstrat.  Es 
ist  einleuchtend,  dass  der  Cod.  Montepess.  hier  der  Corruptel 
fragrat  im  flagrat  zu  Liebe  ganz  durchcorrigirt  ist,  während 
der  Bobiensis  nur  jene  einzige,  wohl  aus  dem  Archetyp  stam- 
mende Corruptel  aufweist. 

Ueber  fraglare,  ßagrare  und  fragrare  haben  0.  Ribbeck 
in  Fleckeisen's  Jahrb.  Bd.  77,  S.  191,  Lucian  j\[üller,  eben- 
daselbst Bd.  93,  S.  386  f.,  Sclmchardt,  Vocalismus  des  Vulgär- 
lateins I,  139  und  III,  71,  Ellis  in  den  Excursen  zu  seiner 
Catullausgabe'-^,  S.  3-16  —  350  und  Bücheier  in  Fleckeisen's 
Jahrb.  Bd.  105,  S.  111  gehandelt.  Schuchardt  spricht  sich 
eher  gegen  fraglare  aus:  ,Unter  allen  diesen  Schreibungen  die 
umgekehrten  abzusondern ,  ist  unmöglich.  Das  meiste  war 
gewiss  blos  dialectisch.^  L.  Müller  a.  a.  O.  S.  387  kommt  zu 
dem  Resultate :  ,Es  mag  also  wirklich  die  römische  Plebs  wie 
hipidicina  oder  wie  displicina  auch  fraglo  für  flagro  gesagt 
haben,  resp.  fraglo  für  fragro  wie  penes  für  pedes.'  Ellis 
dagegen,  der  über  unseren  Gegenstand  am  ausführlichsten  ge- 
handelt hat,    Avill  fragrnre    gar    nicht    gelten    lassen  (derselben 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Matnortus.  515 

Ansicht  neigte  sich  schon  <).  Ribbeck  a.  a.  O.  zu)  und  meint, 
dass  ßagrave  urspriinghch  sowolil  für  ardere  als  aucli  l'ilr  olare 
gebraucht  worden  und  vielleicht  erst  nach  Catull  für  olere 
die  Form  fraglare  aufgekommen  sei.  Den  richtigsten  Stand- 
punkt scheint  mir  Büchelcr  einzu.nehmenj  der  als  ursprüng- 
liches Wort  der  classischcn  Zeit  für  , duften'  nur  fragrare 
anerkennt.  Hieraus  Avurde  fraglare,  das  seit  dem  4.  Jahr- 
hundert allgemeinen  Eingang  gefunden  hatte,  Avie  die  Glos- 
sarien zeigen;  andererseits  wurde  , durch  Wandlung  des  ersten  r 
ßagrare,  zwar  selten  und  nie  eingebürgert,  aber  offenbar  vor- 
handen, als  Nonius,  Servius,  der  sog.  Probus  Trennung  von 
,brcnnen'  imd  , duften'  einzuschärfen  für  nöthig  hielten.  Dass 
diese  Formen  auch  in  älterer  Literatur  sich  fanden,  ist  nach 
des  Nonius'  Worten  in  plurimia  inuenitur  ista  discretlo  aller- 
dings möglich,  aber  nicht  gewiss,  von  fraglare  ungleich  wahr- 
scheinlicher, als  von  ßagrave.  Als  aber  in  der  Form  ßagrare 
die  Begriffe  .brennen'  und  , duften'  zusammengefallen  Avaren, 
durch  die  stäte  Neigung  der  Liquidae  zur  Umstellung,  Avard 
auch  ßagrare  , brennen'  häutig  in  fraglare,  vereinzelt  in  fra- 
grare entstellt'. 

Diese  Aufstellungen  Bücheler's  sindgeAviss  vollgiltig  richtig: 
offen  bleibt  nur  theihveise  noch  die  Frage,  inAvicAvcit  man  diese 
Theorie  practisch  verAverthen  könne.  Thatsaclic  ist,  dass 
jedenfalls  ßagrare  in  der  classischcn  Zeit  nur  , brennen'  be- 
deutet. Fraglare  für  fragrare  hält  Bücheier  in  der  classischcn 
Literatur  nur  für  , möglich'^  meines  Erachtens  aber  ist  die 
Ueberlieferung  der  beiden  Vergilstellen  Georg.  IV,  169  und 
Aen.  I,  4o6  fraglaniia  viella  bcAveisend;  Avarum  sollen  die 
beiden  r  in  den  benachbarten  Silben  nicht  schon  zu  Vergil's 
Zeit  für  das  Ohr  der  Römer  einen  unangenehmen  Klang  gehabt 
ha])eny  Wo  von  Vcrgil  an  ßagrare  für  , duften'  überliefert  ist, 
Avird  man  nur  berechtigt  sein  fraglare,  nicht  fragrare  herzu- 
stellen; damit  soll  natürlich  nicht  geleugnet  Averden,  dass  fra- 
grare  nicht  auch  sicii  nach  Vergil  noch  kürzer  oder  länger 
behauptete.  Es  ist  also  unrichtig,  Avenn  z.  B.  Bährens,  pane- 
gyrici  latini  im  Panegyricus  des  Claudius  Mamertinus  (saec.IV!), 
S.  94,  '2'S  fragrantibus  et  sacrißcis  odorihus  accensis  für  das 
überlieferte  ßagraniihiis  schreibt;  natürlich  ist  fraglanühus  zu 
ediren.    Flagrare  in  der  Bedeutung  , duften'  mag  irrthümlicli  im 


516  E  ri  j,'«l  1)  ic'cli  t. 

Vulg'iirlateiii  gebraucht  worden  sein  statt  fraglare,  wird  aber  in 
den  Scliriftwcrkcn  wohl  nirgends  zu  duklen  sein,  am  wenigsten 
bei  einem  Dichter  aus  der  Zeit  der  Republik,  wie  Catull,  dem 
Ellis  S.  346  diese  Form  aufmutzen  will.  Ich  zweifle  auch 
sehr,  ob  Sedulius  carm.  IV,  71  unguento  flagrante  und  op. 
Pasch.  177,  19  llwemcx  diuinae  legis  spiramenta  flagrantis  odorem 
gratiae  suaidtatis  hauriatis  geschrieben  hat.  Bei  Venantius 
Fortunatus  ist  I,  18,  4.  VII,  12,  38.  XI,  11,  6  fragrat  von 
Leo  in  den  Text  gesetzt,  während  die  Handschriften  flagrat 
haben;  es  ist  jedoch /Var/?a/,  zu  schreiben,  wie  II,  4,  28  fra- 
glaiitj  was  hier  auch  die  Handschriften  bewahrt  haben.  Für 
Sidonius  scheint  es  durch  das  einstimmige  Zeugniss  der  Hand- 
schriften festzustehen,  dass  er  wie  Claudian  für  , brennen^  stets 
flagrare  gebrauchte  (vgl.  carm.  V,  76.  139.  VII,  200.  406), 
und  wenn  unsere  Codices  carm.  IX,  324  flagrant  in  der  Be- 
deutung von  ,duften'  bieten,  so  ist  es  klar,  dass  fraglant  und 
nicht  mit  Lütjohann  fragrant  zu  schreiben  ist.  Nur  carm.  II, 
413  hat  der  minderwertige  Cod.  Paris.  9551  saec.  XIII  (F) 
fragrat,  die  anderen  flagrat  (M  fehlt)  natürlich  für  fraglat, 
woraus  sich  ergibt,  dass  für  Sidonius  die  gleiche  Observation 
gilt,  die  Avir  oben  bei  Claudian  machten. 

Schwieriger  ist  die  Frage  zu  beantworten ,  wieweit  frn- 
glare  =^  ,brennen^  literaturfähig  war.  Gesichert  scheint  dies 
für  die  afrikanischen  Schriftsteller  zu  sein,  so  für  Fronto,  der 
p.  5  N  fraglantes  litteras  7mttis,  p.  27  desiderio  fraglantissimo, 
p.  34  merito  fraglo,  p.  56  epi'stulas  tarn  fraglanter  composifas, 
freilich  auch  p.  79  ignem  flagrantissimum,  p.  97  tanto  flagrantius 
amaiitt  schreibt  (s.  Ellis,  S.  347).  Auch  Apuleius  hat  nach 
dem  Laurentianus  69,  2  fraglare  Met.  III,  19,  S.  50,  16  fra- 
glantihus  papillis^  IV,  17,  S.  QQ,  25  fraglantia  solls ,  IV,  31 
S.  75,  22  amore  fraglantissimo^  V,  9,  S.  83,  21  inuidiae  feile 
fraglantes,  V,  23,  S.  92,  2  ciipidine  fraglans  Cwpidinis ,  VI,  12, 
S.  104,  20  de  solis  fraglantia,  dagegen  IV,  14,  S.  65,  3  aestiua 
flagrantia  ,  VI,  32,  S.  116,  31  igtiis  flagrantiam ,  VIII,  22, 
S.  148,4  muUeris  flagrabat  cupidine ,  X,  2,  S.  183,  6  sine  cor- 
poris calore  flagrantem.  Weiter  steht  fraglare  in  der  Bedeutung 
•  ,riechen'  Met.  II,  8,  S.  23,  5  cinnama  fraglans,  IV,  2  r[itos 
(calicidos)  equidem  fraglantes  .  .  rosas  lanreas  appellant,  dagegen 
flagrare  VI,   11,  S.  103,  2ß  flagrans  ha Isama  Venus.    Dass  man 


üntcr-suchungon  über  die  Sprache  des  Claudianus   Miiiiurtii.  517 

liier  nic-lit  consequeiit  der  Handschrift  folgen  kann,  ist  ein- 
leuchtend: da  indcss  an  der  Mehrzahl  der  Stellen  frmjlare 
ilherliefert  ist  (sowohl  für  , brennen^  als  ^riechen')  und  die 
Sache  sich  auch  Lei  Fronto  ähnlich  verhält,  so  glaube  ich 
mich  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dass  die  Afrikaner  Fronto 
und  Apuleius  die  Form  fraglare  allein  sowohl  für  classisches 
fragrare  als  flagrare  gebrauchten.  Zu  untersuchen,  inwieweit 
dies  auch  für  die  übrigen  Afrikaner  gilt  und  ob  auch  für 
Schriftsteller  anderer  Nationalität,  ist  von  mir  nicht  beal)- 
sichtigt. 

Doch  darüber  wird  erst  dann  endgiltig  entschieden  werden 
können,  wenn  einmal  eine  vollständige  auf  die  Ueberlieferung 
hin  geprüfte  Beispielsammlung  vorliegen  wird.  Uebrigens 
dürfen  wir  darüber,  wie  ich  erfahre,  bald  von  berufenster 
Seite  eingehendere  Belehrung  erwarten.  Jedenfalls  wird  man 
bei  dieser  Untersuchung  trachten  müssen,  nicht  in  Ellis'  Fehler 
zu  verfallen,  auf  den  schon  Bücheier  a.  a.  O.  S.  111  nach- 
drücklich hingewiesen  hat:  man  dürfe  die  handschriftliche 
Ueberheferung  hier  nicht  als  die  einzige  oder  doch  massgebende 
Korm  betrachten  und  den  Unterschied  zwischen  Literatur- und 
Schriftsprache  und  dem  sermo  plebeius  nicht  zu  leicht  nehmen. 


3.  Verschiedene  Pronominalformen  der  späteren  Latinität. 

Dass  die  spätere  Latinität  zahlreiche  neue  Pronominal- 
formen, die  sich  auf  den  ersten  Blick  als  Analogiebildungen 
zu  Worten  des  classischen  Sprachschatzes  erkennen  lassen, 
schuf,  ist  eine  Thatsache,  die  sich  durch  einige  neue  Beispiele 
aus  Claudian  belegen  iässt.  Bekannt,  obwohl  bei  Georges 
fehlend,  ist  die  Form  (duscmmodi,  die  Neue  (Formenlehre  IL-  198) 
durch  eine  ganze  Reihe  von  Stellen  belegt,  denen  man  z.  B. 
Hieronym.  epi.st.  82,  6  cum  et  ipse  nonnuUos  eiuscemodi,  clericos 
liahcai  (vgl.  Paucker,  de  latinitate  Hieronymi,  S.  80)  hinzu- 
fügen kann.  Ferner  findet  sich  die  Form  qnalibet  bei  Claudian 
110,  13  quarum  item  i:)avs  qualihet  partium  corporis,  doch  daneben 
114,  9  quaelihet  terrae  pars.  Zu  aliqnisinam  (und  aliquisquam) 
merkt  Georges  an:  ,überall  falsche  Lesart,  s.  Madvig  opusc.  ac. 
vol.  I,  pag.  465.  Kreyssig,  annotationes  ad  Titi  Liuii  libros 
41  —  45,  pag.  21  flg.'    Jedoch    ist    aliqiionnnijiam    gesichert    bei 


518  E  n  g  c  1  li  r  0  c  b  t . 

Claud.  Main.  170,  0  sed  en  aUquornmpiaon  qni  interimimt 
animas  garricntibns  inigis  etsi  von  sisthmir  ah  itinere,  lentamnr 
tarnen,  wo  die  einstimmige  Ueberlieferimg  jeder  Correctur  Trotz 
bietet  (Barth  schrieb  aliornminam').  Auch  Itic  findet  sich  bei 
Claudian  mit  -jrümi  componirt  vor  in  der  Form  harumpiam 
142,  3  qnamqiutui  nonnullis  locornm  siciihi  conduxit  harumpiam 
scripturai'um  fesfinwnh's  vsus  sim,  wo  das  gewöhnlich  dafür  ge- 
lesene quarumpiain  nur  Correctur  der  zweiten  Pariser  Ausgabe 
ist.  Dasselbe  Pronomen  hie  verband  Claudian  auch  mit 
-dem  137j  5:  infcr  has  liulnsdemque  modi  quisqidlias  aliquid 
tu  sohrium  tuto  dixerisnef  (^eiusdemque  2.  Pariser  Ausgabe);  47,  17 
(anima)  ex  hl s dem.  (ACGM,  isdem  BE FHR,  eisdem  DLS) 
contracta  principiis  quihus  corpus  extrarium;  65,  22  aeternis  Ulis 
hisdemqne  (M ,  isdemque  AB  CGHLRS ,  eisdeinque  DEF) 
semper  formis  intenta;  83,  1  corporeos  deserit  sensus  ah  hisdem- 
qne (ACG HMRS ,  isdem que  BL,  eisdemque  DEF)  inlocaliter 
abscedit;  159,  11  loca  quaelihet  adeuntem  in  hisdemqne  (alle 
Handschriften,  his  denique  R)  locis  inlocaliter  agentem.  Gerade 
die  Form  h isdem.  bieten  die  Handschriften  zu  den  besten  Autoren 
nicht  selten,  vgl.  Neue  H,  200,  wo  aus  Cicero-  und  Sallust-IIand- 
schriften  zahlreiche  Belege  angeführt  werden.  Hier  ist  indess 
der  //-Laut  so  wenig  auffällig,  wie  in  den  zahllosen  anderen 
Fällen,  wo  vocalisch  anlaiitcnden  Worten  die  Aspirata  vor- 
gesetzt wurde:  h  ist  also  hier  nicht  integrirender  Bestandtheil 
(des  Pronomens  hie),  sondern  wurde  nur  in  der  Aussprache 
des  Volkes  bei  isdem  (eisdem ,  iisdem)  gehört.  Während  wir 
demnach  in  den  Texten  der  classischen  Zeit  ein  von  hidem  ge- 
bildetes hisdem  nicht  dulden  können^  so  muss  doch  zu  Claudians 
Zeiten  das  vollständige  Pronomen  hidem  in  der  Schriftsprache 
existirt  haben ,  da  das  obige  huiusdemqne  allein  dies  ausser 
allen  Zweifel  setzt,  um  von  den  vier  Beispielen  für  hisdem.  zu 
schweigen,  deren  letztes  die  Autorität  sämmtlicher  Handschriften 
für  sich  hat.  Mit  Recht  hat  Petschenig  Vict.  Vit.  3,  41  ipsius- 
dem  urhis  edirt,  während  Sittl  (Lokale  Verschiedenheiten 
der  lateinischen  Sprache,  S.  115)  meines  Erachtens  mit  Unrecht 
schreibt:  ,Die  von  Petschenig  aufgenommene  Variante  verdient 
vorläufig,  bis  ipsedem  nachgewiesen  ist,  die  Bezeichnung  eines 
Monstrums'.  Allerdings  ist  die  Form  ein  Monstrum,  aber  vom 
Schriftsteller    selbst,    nicht   von   den  Abschreibern    verschuldet 


Untersucluingen  über  die  Spi;iihe  des  Cnaudiamis  Mamcrtus.  519 

und  hat  nunmclir  als  Gegenstück  das  hviusdeni  des  Claudian. 
Bei  Venantius  Fortunatus  ist  liiscUiu  durch  das  Metrum  ge- 
schützt VII,  10,  3  uisceribus  hisdem.  (CMDGBEF,  isrlem. 
A  L)  genifos  Flauum  Enoduimque,  und  hätte  demnach  von  Leo 
auch  in  der  vita  jVIart.  I,  41G  spxI  pater  insfabaf  conpellaus  iioci- 
hits  Isdem  aufgenommen  ^Ycrden  sollen,  da  alle  Handschriften 
ausser  iV/S^  diese  Form  bieten.  Auch  Hucmcr  hat  Sedulius  pasch, 
op.  V,  38,  S.  302,  15  hisdem  praesentihus  cdirt,  doch  hätte  er, 
um  sich  consequent  zu  bleiben,  z.  B.  auch  S.  302,  9  das  hand- 
schriftlich ganz  gleichbeglaubigte  hisdem  in  den  Text  aufnehmen 
sollen.  Bei  Sidonius  bieten  carm.  V,  4G7"die  beste  liandschiüft 
M  mit  F  hisdem,  die  übrigen  isdem,  letzteres  allein  sämnitliche 
Manuscriptc  V,  156  sowie  XXII  cpist.  (S.  250,  10).  Ich  ver- 
nuithe,  dass  auch  Sidonius  gleich  Claiulian  nur  hisdem.  (neben 
eisdeni),  nicht  aber  isdem  gebrauchte.  Eine  weitere  neue  Form 
ist  isfinsce,  die  sich  bei  Claud.  173,  10  sumvntm  istiusce  negoiii 
istoc  in  Inco   iierfitur  findet. 


4.   Adverbien  der  späteren  Latinität. 

I'i'fie  und  j/ropft'v  kennen  die  Lexika  nur  als  locale  Ad- 
verbien und  doch  hat  sie  die  spätere  Latinität,  wenn  ich  nicht 
irre,  auch  als  modale  rcspective  causale  Adverbien  verwendet. 
Wir  lesen  bei  Claudianus  in  allen  Handschriften  139,  9  si  cpii 
nunc  mo)ieudi  locus  est,  vioneo  praeque  denuntio ,  wo  freilich 
die  Conjectur  Hartcl's  peraeqve  atque  sehr  ansprechend  wäre, 
wenn  ihr  nicht  Sidonius  Apoll,  epist.  I,  9,  S.  15,  14  sane 
moueo  praeque  denuntio  quisquiUas  ipsas  Cliiis  fune  hexametris 
minime  exaeqnes  entgegenstünde.  Ferner  steht  113,  1  (mundi 
moles  nniuersa)  .  .  procul  dubio  ipsa  fincdis  est  propterque 
et  mensurahilis.  Hier  hat  7t  (ebenso,  unabhängig  von  diesem, 
die  editio  princeps)  die  billige  Conjectur  piopfe.r  quw,  Andreas 
Schott  schrieb  proptireaque  und  ich  glaubte  (iinst  eapropferque 
'■mpfchlen  zu  sollen.  Jedoch  in  Hinblick  auf  das  obige  praeque 
kann  k(nn  Zweifel  sein ,  dass  auch  hier  dit-  handschriftliche 
Lesart  echt  sei.  Die  Deutung  beider  Formen  ist  leicht:  es 
wurde  nämlich  die  Bedeutung,  die  jn-oe  und  propter  als  Prä- 
positionen nur  in  Verbinduni;-  mit  dem  entsprechenden  Casus 
liatten,  ihnen  auch  als  Adverbien   vindicirt,    es  ist  also  prae  = 


520  Dugclb  rocht. 

■pyae  ornnihus,  prae  ceteris  =  inprimis ,  ualde  und  jyro'pter  = 
propter  ea.  Ich  glaube  aber  nicht,  dass  aus  blossem  Zufall 
die  beiden  besprochenen  Adverbien  mit  que  verbunden  sind : 
mir  wenigstens  sucht  mein  Sprachgefühl  einzureden,  dass  durch 
das  nachfolgende  (angehängte)  que  der  Mangel  des  sonst  nöthigen 
Casus  viel  weniger  fühlbar  wird  und  sich  auf  diese  Weise  viel 
leichter  eine  adverbielle  Bedeutung  bilden  konnte,  als  wenn 
z.  B.  et  proptei' ,  et  prae  stünde.  Es  mag  deshalb  die  Ver- 
muthung  gestattet  sein,  dass  nur  in  Verbindung  mit  que  die 
Präpositionen  jene   aussergewöhnliche  adverbielle  Kraft  hatten. 

Claudian  liefert  auch  noch  andere  adverbiale  Ausdrücke, 
die  unsere  Lexika  nicht  zu  kennen  scheinen.  So  liest  man 
IGT,  8  qui  (dlaholus)  posiqiiam  hydrope  supcrhiae  tuinuit  et 
inuidiae  fehre  tahidt,  sponte  inloccditer  sanctitate  prolapsus  eaque 
loccüiter  caelo  non  sponte  deiectus,  wo  ea(que)  doch  nichts  an- 
deres als  propterea  bedeuten  kann.  Das  Adverbium  ea  ist  bei 
Georges  nur  in  localer  Bedeutung  belegt,  doch  findet  sich 
eadem  nicht  nur  local  (mit  Ergänzung  von  via),  sondern  auch 
modal  (wobei  opera  zu  ergänzen  ist).  Hieraus  lässt  sich  in 
gleicher  Weise  für  ea  ausser  iiia  ein  anderes  elliptisches  Wort 
erschliessen,  vielleicht  causa,  und  es  wäre  dann  ea  einem  (ea 
de  causa)  ea  causa  gleichzusetzen.  Auffällig  ist,  dass  Claudian 
hier  nicht  wie  sonst  eo  gebrauchte  (vgl.  den  Index  meiner 
Ausgabe  unter  eo),  obwohl  der  vereinzelte  Gebrauch  von  eotenus 
neben  dem  häufig  angewendeten  eatenus  (s.  Index  u.  d.  W.) 
als  Analogie  dienen  kann. 

Das  ebenerwähnte  eotenus  findet  sich  84,  14  eottnus  iu- 
pUcatur  eri'ore,  ut  tamqaam  absens  slhi  se  quaerat  und  122,  8 
eotenus  religio  conclamata  est,  ut  .  .  scientiae  fructum  capessat, 
auch  Jordanes  Get.  5  hat  eotenus.  Die  Form  hat  nichts  be- 
fremdliches bei  einem  Schriftsteller,  der  fenus  wie  usqice  (ad) 
gebrauchte  und  mit  dem  Accusativ  verband,  vgl.  73,  6  (unda 
grauior)  .  .  in  angustos  tuhidorum  meatus  ui  conpulsa  lahrum 
tenus  supra  summum  putei  expressa  prolahitnr  {lahrorum  C, 
lahro  DEFP)  und  95,  1  ohseqitium  uocis  aurem  tenus  nieat 
(aure  A'-DEFM).  Aehnhch  wie  eotenus  ist  Imccine  tenus  ge- 
bildet 173,20  huccine  tenus  est  humani  uisus  animi?  wo  ich 
vielleicht  im  engeren  Anschlüsse  an  die  Handschriften  hocclne 
tenus  (so    DR,     hocine    AB  CHS,    hoc    in    eo  M,    huccine    tenus 


UnterBuchungen  über  die  Spraclie  des  Cliiudianus  Mamertus.  .')Üil 

EFG)  hätte  schreiben  sollen  (natürlich  hoc  =  huc).  Wie  sehr 
E.  Wülff'liii  im  Recljte  ist^  wenn  cv  in  seinem  Aufsatze  über 
tenus  (Archiv  I,  422)  bezüglich  des  Accusativ  bei  temis  schreibt: 
hanc  structuram  ii  demum  scriptores  adsciscere  potuerunt,  quihus 
tenus  ahiisset  in  uim  particulae  tisque  (ad),  erhellt  aus  jenem 
eotenus  und  huccine  tenus,  die  geradezu  für  eo  usqve  und  hnc 
usque  stehen.  Hiei-an  reihen  sich  noch  mehrere  bei  Georges 
fehlende  Ausdrücke,  wie  adeo  tenns  141,  9  adeo  tenus  non 
est  corpus  anima,  ut  sit  imago  diuina ,  wo  die  ursprüngliche 
Bedeutung  von  adeo  noch  recht  klar  zu  Tage  tritt  (vgl.  adeo 
usque),  aber  zu  Claudians  Zeiten  wohl  nicht  mehr  gefühlt 
wurde,  Avie  das  nach  falscher  Analogie,  gebildete,  bei  Claudian 
fünfmal  sich  findende  (s.  oben  S'  479)  itatemts  beweist.'  Ausser- 
dem hat  Claudian  aliquatenus  6S,  23,  idlatenus  78,  6.  92,  16 
und  mdlatenus  58,  2.   195,  2  (nebst  eatenus,  hactenus). 

Eine  eigenthümliche  Auffassung  liegt  unvollständigen  Sätzen 
wie  33,  2  sed  hinc  postmodum,  de  adfectu  interim  disseravius, 
123,  18  sed  hinc  alias,  31,  6  sed  istinc  alias  zu  Grunde,  da  man 
nicht  sofort  begreift,  Avie  sich  hinc  (istinc)  zu  dem  offenbar  zu 
ergänzenden  Verbum  dicamus  o.  ä.  (vgl.  beim  ersten  Beispiele 
den  Gegensatz  interim  disseramus)  reimt.  Die  nächste  Erklärung 
sollte  nur  die  sein,  dass  man  sich  hier  der  eigentlichen  Be- 
deutung von  hinc  nicht  recht  bewusst  AA'ar  und  so  hinc  auch 
für  de  hac  re  gebrauchte.  Dabei  darf  auch  nicht  verschAviegen 
Averden,  dass  nur  in  jenen  formelhaften  Wendungen  hinc  (istinc) 
alias  (postmodum),  wobei  das  Prädicatsverbum  stets  ausgelassen 
ist,  sich  jene  abnorme  Bedeutung  statuiren  lässt,  wenigstens 
bei  Claudian  und  in  noch  ausgedehnterem  Masse  bei  Ennodius, 
der  fünfmal  (95,  10.  160,  12.  235,  13.  250,  4.  294,  22  //.)  sed 
hinc  alias  und  einmal  sed  istinc  alias  (521,  22)  hat.  Sidonius 
gebraucht  das  Wort  etAvas  freier;  denn  er  sagt  nicht  nur  II,  10, 
S.  33,  12  und  III,  4,  S.  43,  9  sed  istinc  alias  und  I,  4,  S.  6,  1 
sed  hinc  quia  istaec  satis ,    IV,  18,  S.  69,  21   sed  quid  hinc  am- 


'  De  Vit  s.  V.  schreibt:  saepius  utitur  hac  uoce  Clauäiamm  Mamertus,  cuius 
loco  rectin.1  qvlnpiam  unurpauerU  illafeim.i  nel  Ulacteims,  und  scheint  an- 
deuten zu  wollen,  dass  möglicherweise  Claudian  selbst  so  geschrieben 
habe.  Dem  steht  natürlich  die  fünfmalige  einstimmige  Ueberlieferung 
schrofl'  gegenüber.  Eine  weitere  Stelle  für  itatenns  citirt  Du  Gange 
aus  den  Acta  Sanctorum. 
Sitzungsber.  d.  pbil.-liist.  Cl.     CX.  üd.  U.  Hft.  34 


522  EriKPlbroc  ht. 

plins,  sondern  auch  mit  Hinzufügnng  des  Verbums  11^  2,  S.  25, 
12  quid  enim  hinc  crmgruenfins  dixerim ,  III,  11,  S.  47,  5  sed 
tarnen  hinc  uel  maxime  este  securi ,  im  Briefe  vor  carm.  XIV 
Latiari  lingua  hinc  "posse  disserere.  Indess  ist  auch  l)ei  Sidonius, 
wie  man  sieht,  der  Gebrauch  von  hinc  =  de  hac  i-e  beschränkt. 
Der  ältere  Salvian  sagt  gub.  dei  VI,  54  nihil  enim  hinc  erat 
lege  praeceptum,  VII,  49  sed  hinc  iam  et  swperius  satis  dictum  est 
et  adhnc  forte  dicetur,  nee  opus  est  nt  de  hoc  nmplitis  dissera- 
mus  und  dieselbe  Auffassung,  wie  bei  hinc,  liegt  dem  unde  zu 
Grunde  ad  eccl.  III,  17  sed  de  his ,  unde  nunc  loquimur  .  .  . 
etiam  post  haec  aliqua  snhdemtis.  Hingegen  ganz  masslos  im 
Gebrauche  ist  Augustin  in  der  kleinen  Schrift  de  quantitate 
animae  5,  8  hinc  duhitare  ridiculum  est,  12,  21  hinc  duhitare 
dementia  est,  23,  44  nihil  est  quod  hinc  duhitare  me  faciat,  20, 
55  uellem  hinc  plura  dicere,  30,  59  hinc  uero  duhitare  nefarium. 
puto  (vgl.  de  immortalitate  animae,  cap.  13  [Migne  Bd.  XXXII, 
Sp.  1031]  neque  ullum  rei  himis  certius  argumentum  est,  quam 
cum  se  ipsum  hinc  interrogat  animus). 

So  viel  sich  jetzt  bei  unserem  bescheidenen  Material  er- 
sehen lässt,  so  sind  nach  Augustiu  die  Galhcr  vorzugsweise 
bei  der  Verwendung  von  hinc  =  de  hac  re  betheiligt.  Älerk- 
würdig  ist  nur,  dass  sich  gerade  hinc  so  oft  findet  und  inde 
(vgl.  das  französische  en)  so  selten.  Mir  wenigstens  ist  für 
dieses  nur  die  Stelle  aus  Anthimus  praef.  (bei  Rose,  anecdota 
graeca  et  graecolatina  II,  S.  07,  10)  tarnen  et  inde  reddo  ratio- 
nem  bekannt,  der  auch  unde  wie  Salvian  gleich  de  cum  rela- 
tive gebraucht  cap.  14  (S.  11,  1  der  Ausgabe  bei  Teubner) 
de  larido  uero,  unde  (=  de  quo)  non  est  qualiter  exire  delicias 
Francorum. ,    tarnen  quaUfer  mdins  comedatur  ad  horam   expono. 

Eine  bei  Claudian  sich  nicht  selten  (im  Ganzen  sechsmal, 
s.  Index)  findende,  mit  dem  Pronomen  hinc  gebildete  adver- 
biale Form  ist  bei  Georges  nicht  angeführt :  posthinc.  Diesell)C 
hat  nichts  Auffälliges,  wenn  man  sich  an  das  terenzianische 
post  deinde  (Andr.  483),  das  auch  im  Zwölftafelgesetz  vorkam 
(Gell.  XX,  11),  und  insbesondere  an  postinde,  das  die  Wörter- 
bücher mit  Stellen  aus  Lucrez  (III,  530),  dem  Rhetor  Seneca 
und  Vopiscus  belegen,  erinnert.  Das  Lexikon  von  Forcellini 
bringt  auch  noch  in  seiner  neuen  Ausgabe  zwar  zwei  Stellen 
für  posthinc   bei,    die    jedoch    beide    unbrauchbar    sind:    Verg. 


Untersnchnngen  über  die  Sprache  des  C'laiidianus  Mamertus.  ö2ii 

Acn.  VIII,  540  post  hi)ir  ad  naues  gradifiir  sociosque  renisit  und 
Verg.  Georg.  III,  300  (nicht  30)  post  liinc  digressus  iubeo  fron- 
denfia  cnpris  arhusta  sufßcere  (vol.  V.  295  incipiens  sfatutis  edico 
in  moUibiis  hefhani  carpere  oues) :  angcnscheinlicli  ist  an  beiden 
Stellen  hinc  nicht  mit  posf,  sondern  mit  graditvr  (digressus)  zu 
verbinden,  ebenso  ist  Sid.  carm.  VII,  435  post  hinc  germano 
regis,  hinc  rege  retenfo  PaUadiam  implicitis  tnanihvs  suhiere  To- 
losam  selbstverständlich  nicht  an  posthinc  7a\  denken.  Uebrigens 
kann  die  Bemerkung  des  Servius  zur  letzteren  Stelle  aus  Vergil : 
s^^nt  qu>  posthinc  nnica  uoce  scrihunt,  sed  perpernm  als  Beweis 
dienen,  dass  zu  des  Grammatikers  Zeiten  posthinc  =  postea  in 
Gebrauch  gewesen  sein  muss.  Aus  Sidonius  ist  anzuführen 
carm.  XXII,  200  parietihus  posthinc  rutilat  qtiae  machina  iunctis 
fert  rectiiitorum.  primordia  Indaeornm.  Auch  Alcimus  Avitus  hat 
posthinc  S.  37,  11  P. 

5.  Disicere,  dissicere. 

lieber  dissicere  und  disicere  hat  zuletzt  eingehend  O.  Rib- 
beck im  Corollarinni  zu  den  Fragmenta  comicorum  Romauorum  2 
S.  XIII  ff.  gehandelt^  der  zu  dem  Resultate  kommt,  dass  dissi- 
cere und  disicere  streng  auseinander  zu  haltende  Worte  seien, 
von  denen  das  erstere  ein  Compositum  von  secare  (secere,  wie 
tonere  sonere  lauere) .  das  zweite  ein  solches  von  iacere  sei. 
Ganz  anders  urtheilte  Fleekeiscn  in  den  Jahrbüchern  für  Phi- 
lologie. Bd.  87  (18(53),  S.  199  Note,  der  dissicere  und  disicere 
für  identisch  erklärt,  jenes  sogar  die  ,gl eichberechtigte,  wenn 
nicht  gar  liesser  beglaubigte  Nebenform  von  disicio'  nennt  und 
in  Wörterbüchern  die  Grundformen  des  Verbums  so  aufzuführen 
empfiehlt:  dissicio  disieci  disiectnm,  dissicere. 

Dass  also  dissicere  nicht  bloss  ein  Schreibfehler  sei,  wie 
beispielsweise  noch  Georges  (in  seinem  Handwörterbuche  am 
Schlüsse  des  Artikels  disicio)  meinl ,  d(!r  übrigens  Ribbeck's 
Ausführungen  missverstanden  haben  muss,  da  er  anführt,  Rib- 
beck lasse  nur  Plaut.  (Jure.  424  die  Form  mit  doppeltem  .5 
(als  Nebenform  von  dissecare)  gelten,  geben  beide  Gelehrte  zu: 
Ribbeck  erblickt  in  dem  zweiten  .s-  das  sichere  Kennzeichen 
eines  mit  diesem  Consonanten  anlautenden  Verbums,  Fleck- 
eisen ,eine  orthographische  Eigenthümlichkeit^,  darin  Lachmann 
beipflichtend    (s.  Lucrez .    S.   128),    dass    das  zweite  s  zur  Be- 

34* 


524  E  n  g  0 1 1)  r  c  c  h  t. 

Zeichnung-  der  Länge  der  Silbe  dis-  gedient  habe.  Dies  letztere 
bestreitet  Ribbeck,  indem  er  anführt,  eine  derartige  Gemination 
bei  Verbis  compositis  sei  ohne  Analogie ;  jene  scheinbare  Gre- 
mination  reccido  redduco  relliquiae  sei  vielmehr  Assimilation  (der 
Praeposition  red),  dagegen  ein  abhicio  addicio  innicio,  wie  man 
analog  dem  dissicio  erwarten  sollte,  unerhört.  Nicht  überzeugend 
scheinen  mir  Ribbeck's  Ausführungen  über  dissicere  =  dissecare. 
Wenn  nämlich  Priscian  II,  56,  18  H.  lehrt:  sciendum  quod  tunc 
dis  praeponitiir  f  quando  sequiUir  c  uel  f  uel  p  uel  s  uel  t  uel 
i  loco  consonantis,  ut  discumho,  discufio  differo  .  .  displiceo  dis- 
puto  disperdo  dissicio  dissero  distraho  distnrho  'distorqueo 
disiectus  disiungo,  so  vermag  ich  darin  nur  den  Beweis  zu 
erblicken,  dass  auch  Priscian  in  dem  fraglichen  Worte  das 
doppelte  s  schrieb,  da  es  in  Verbindung  mit  dissero  aufgeführt 
ist,  nicht  aber  auch,  dass  das  Verbum  Simplex  des  Compositums 
dissicio  mit  dem  Consonanten  s  beginnen  müsse.  Gegen  die 
Argumentation  cuvi  composuerit  cum  ,dissero'  uerho  ^dissicio', 
separmterit  a  ydisiechis'  pavHcipio,  omnihus  antem  exempUs  ipsius 
uei'bi  simplicis  consonanteni  initialem  seruauerii,  incipere  compo- 
siti  ,dissicio'  uerbum  simplex  consonante  s  haud  ambigue  declarauit 
lässt  sich  mehreres  einwenden :  dass  erstlich  bei  Priscian  in 
jener  Beispielsammlung  disiectus  neben  dissicio  angeführt  wird, 
hat  wohl  darin  seinen  Grund,  weil  ja  disiectus  mit  disiungo 
abgesehen  von  dem  seltenen  disiecto  thatsächlich  die  einzigen 
Verbalformen  sind,  die  aus  dis  und  einem  mit  i  consonans  be- 
ginnenden Verbum  zusammengesetzt  sind,  die  Form  also  faute 
de  mieux  herbeigezogen  werden  musste;  dass  weiters  die 
Form  dissicio  erwähnt  Avird,  ist  wohl  nicht  ohne  Absicht  ge- 
schehen :  disicio  Verstösse  gegen  Priscian's  Regel ,  der  lehrt, 
dass  dis  nur  vor  folgendem  /,  wenn  es  loco  consonantis  stehe, 
sich  finde;  indem  er  also  die  f^orm  dissicio  anführt,  beseitigt 
er  mit  diesem  Beispiel  und  durch  diese  Schreibung  zugleich 
einen  Einwurf,  der  gegen  die  Giltigkeit  seiner  Aufstellung  ge- 
macht werden  könnte.  Dass  das  Verbiim  simplex  mit  s  an- 
fangen müsse,  braucht  aus  der  ganzen  Stelle  nicht  gefolgert  zu 
werden  —  es  heisst  ja  bloss  dis  pmeponitur,  quando  sequittir  — 
wenn  auch  bei  den  anderen  Beispielen  allerdings  naturgemäss 
auf  dis  sofort  der  Anfangsbuchstabe  des  Verbum  simplex  folgt. 
Endlich  abgesehen  von  allem  dem  ,  so  kann   doch   die  Neben- 


Untuisucliungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamertus.  D'2ö 

form  von  disseco  (dissico,  vgl.  Apiil.  mct.  VIII,  21,  S.  152,  4 
sua  quisque  brachia  dissicant)  -are  nur  dissico  (disseco)  -ere,  nicht 
aber  dissicio  gelautet  Laben ;  man  müsste  also  dann  schon  zum 
mindesten  bei  Priscian  dissico  für  dissicio  —  allerdings  eine 
leichte  Aenderung  —  schreiben,  aber  dann  ist  man  nicht  mehr 
berechtigt,  dazu  als  Infinitiv  dissicere  anzunehmen,  da  dissicare 
(dissecare)  viel  näher  liegt.  Freilich  scheint  Ribbeck  als 
1.  Pers.  Praes.  dissicio  anzunehmen,  da  er  für  die  Bedeutung 
dissecare  auch  Livius  XXII,  50,  9  cu7ieo  quidem  hoc  laxum 
nfqiie  solutum  agmen,  uf  si  nihil  ohstet,  dissicias  und  Lucr. 
III,  639  et  discissa  simnl  cum.  corpore  dissicietur  citirt,  aber, 
Avie  gesagt,  kann  icli  mir  nicht  erklären,  wieso  durch  den 
U ebergang  von  der  ersten  in  die  dritte  Conjugation,  die  doch 
gerade  durch  die  gleiche  Form  der  1.  Pers.  Praes.  Sing,  beein- 
rtusst  war,  aus  dissico,  ere,  dissicio,  ere  werden  konnte.  Wenn 
in  dem  Glossare  bei  Mai  (auctor.  class.  VIII,  178)  sich  die 
Glosse  dissicere  ■  dissecare  findet,  so  beweist  dies  doch  nur, 
ilass  man  auch  schon  im  Mittelalter  die  formelle  Aehnlichkeit 
beider  Worte  erkannte  und  man  durch  die  dis-icere  oft  zu- 
kommende Bedeutung  von  dissecare  auf  die  Identificirung  des 
dissicere  mit  dissecare  fast  ohne  eigenes  Zuthun  geführt  werden 
musste. 

Im  Folgenden  geht  Ribbeck  die  einzelnen  Stellen,  wo  sich 
das  fragliche  Wort  findet,  durch  und  scheidet  dissicere  und 
disicere  nach  der  Regel:  ,dissiciimtur  quae  in  hinas  tantinn  partes 
diuiduntur  icel  discinduntur,  disiciuntur  quae  in  omnes  regiones 
dissipantur  disque  turbantur'  (pag.  XV).  Freilich  wird  dabei 
der  Ueberlieferung  arg  Gewalt  angethan,  so  bei  Verg.  Aen. 
XII,  308  nie  securi  Aduersi  frontem  mediam  mentumquae  reducta 
Dissicit ,  wo  gerade  die  ältesten  Exemplare  DISIICIT  (P) 
und  DISICIT  (M)  haben;  dagegen  schreibt  er  Verg.  Aen.  I,  70 
age  diuersos  et  disice  corpora  ponto,  wo  die  ältesten  und  besten 
Handschriften  ]) ISSICE  bieten,  ^lan  ist  also  hier  nach 
Ribbeck  gezwungen  anzunehmen,  dass  die  Handschriften  gerade 
immer  die  verkehrte  Form  überliefern.  Diesöni  Verfahren  ver- 
mag ich  mich  nicht  anzuschliessen  und  glaube  vielmehr,  dass 
an  beiden  Stellen  die  Formen  mit  ss  herzustellen  sind,  also 
nur  an  einer  Stelle  die  handschriftlich  bestbeglaubigte  Lesart 
zu    ändern    ist;    übrigens    scheint    schon    das  DISIICIT  in  F 


52G  Engolbreclit, 

für  DISSICIT  in  der  Vorlage  zu  sprechen.  Aen.  VII,  339 
schreibt  auch  Ribbeck  disslce  compositdm  pacein  i^DISICE  BV, 
DISIICE  F^  wälirend  die  Stelle  in  P  fehlt).  Wir  haben 
übrigens  jene  obigen  Vergilstellen  nur  vorgeführt,  um  zu  zeigen, 
dass  die  so  alten  Vergilcodices  gerade  das  Gegentheil  von  der 
Theorie  Ribbeck's  beweisen. 

Ist  es  denn  aber  so  feststehend,  dass  disiceie  mit  einem 
diuidere  oder  sagen  wir  geradezu  mit  d.issecare  nicht  gleich- 
bedeutend sein  kann?  Ich  für  meinen  Theil  kann  keinen  Grund 
finden,  warum  disicere  nur  m  omnes  regiones  dissipare,  und  nicht 
auch  {in  hinas  ■partes)  disiungere  heissen  kann.  Aus  der  Grund- 
bedeutung des  Wortes  , auseinanderwerfen^  lassen  sich  doch 
beide  Bedeutungen  gleich  ungezwungen  ableiten.  Gewiss  ist 
hier  Georges  im  Rechte,  wenn  er  die  von  Ribbeck  für  dissicere 
=:  dissecare  reclamirten  Stellen  unter  disicere  einreiht.  Sehr 
zu  beachten  ist  auch,  dass  an  den  Stellen,  wo  disicere  der 
Bedeutung  nach  einem  dissecare  gleichkommt,  gewöhnlich  ein 
diese  Bedeutung  noch  leichter  vermittelnder  Ablativ  rt^achaera, 
seciiri,   ense,  nouacida,  ferri  acie  beigefügt  ist. 

Noch  eins.  Kämen  bei  dieser  Sache  nur  etliche  Stellen 
aus  der  archaischen  Literatur,  also  aus  den  scenischen  Dichtern 
und  vereinzelt  aus  andern  archaisirenden  Schriftstellern  in  Be- 
tracht, so  hätte  ich  gegen  Formen  wie  dissicit ,  dissice  u.  a. 
abgeleitet  von  dissico  (nicht  dissicio)  dissicere  =  dissecare  keinen 
Einwand  zu  erheben.  Wie  erklärt  man  es  aber,  dass  durch 
die  ganze  Latinität  hindurch,  bei  Prosaikern  wie  Dichtern, 
jenes  dissicere  Ribbeck's  sich  findet,  wo  doch  das  normale 
dissecare  vorhanden  war  und  selbst  im  Verse  wie  jenes  zu  ver- 
wenden war?  Sonere  tonere  lauere  stehen  fast  stets  nicht  ohne 
besonderen  Grund ,  sind  also  mit  dissicere  nicht  auf  gleiche 
Stufe  zu  stellen. 

Wir  glauben  somit  nachgewiesen  zu  haben,  dass  dissicere 
=  dissecere  =  dissecare  weder  durch  das  Grammatikerzeugnis 
Priscian's  bestätigt,  noch  der  Bedeutung  halber  irgendwo  ge- 
fordert wird  (da  auch  disicere  einem  diuidere  in  hinas  partes 
gleichkommen  kann).  Aber,  wird  man  fragen,  wie  erklärt 
man  dann  das  zweite  s,  wenn  dissicere  stets  gleich  disicere  ist? 
Dass  der  Zischlaut  .s-  öfters  geschärft  wurde  zwischen  zwei  Vo- 
calen,  deren  erster  lang  war,    beweisen  die  bekannten  Schrei- 


Untersuchungen  übci   die  Sprache  dos  Claudiauus  Mamertus.  0—  i 

bungeii  aus  der  ersten  Kaiserzeit  cuussa,  incusso,  diuissio  (letz- 
tere freilicli  aucli  diircli  die  Mittelforin  diuid-sio  erklilrlieli). 
Die  erste  ►Sillic  iiiiii  von  disicio  disicere  scheint  lang  gesprochen 
worden  sein ,  .  wenigstens  ist  sie  im  Verse  stets  als  Länge  ge- 
braucht; nm  nun  die  von  Natur  aus  nicht  lange  Silbe  als  solche 
besser  8])rechen  zu  können,  wurde  eben  der  Zischlaut  geschärft. 
W^cnn  llibbcck  dagegen  anführt,  dass  man  dann  auch  ahhicio 
addicio  innicio  erwarten  müsste ,  so  ist  zu  bemerken ,  dass  in 
diesen  Compositis  die  erste  Silbe  nie  laug  gebrauclit  wird  und 
ilass  die  Buchstaben  h  d  u  nicht  in  demselben  Grade  zu  einer 
\'crdopplung  geneigt  sind,  wie  der  Zischlaut  s  zu  einer  Schärfung. 
Nach'  dieser  Auseinandersetzung  können  wir  niclit  umhin 
I*'leckcisen's  Standpunkt  aufrecht  zu  halten  und  halten  aucIi 
unsererseits  dissicio  als  die  besser  beglaubigte  Nebenform  von 
dlsicio. 

Den  Stellensammlungen  bei  Fleckeisen  und  Ribbeck  füge 
man  hinzu:  Cl.  (3(3,  19  inquiramus  dissicine  in  partes  animas 
queat  (vgl.  67,  2  ut^  si  habet  partes  animus,  secari  posslt  in 
partes),  wo  A  disi  cina,  M  discsicine,  G  dissicl  an  secari  ne,  alle 
übrigen  Codices  dissicine  haben,  98,  9  non  arhitror  anivios  seque- 
st.ratione  dissici ,  quos  uidemus  iunctis  corporihus  yosse  separari 
{disici  AG"^,  dissici  (r  '  und  die  übrigen  Handschriften),  lo2,  5 
idcirco  eandem  (sc.  naturam  hominis  interioris)  dissici  conuenit 
afque  separari  (disici  A^  dissici  rell.J,  Sidon.  carm.  V^,  418 
(lissicit  ancipiti  miserahile  sinciput  ense,  Ennod.  382,  21  quod 
remediatoris  uestri  singultus  iierha  dissicitint  (dissitiwtt  BTV,  vgl. 
196,  9  disiecit  lacrimas  medela  cordis). 

Wir  haben  uns  eines  Wortes  mit  Absicht  nicht  als  Beweis- 
materials bei  unserer  Auseinandersetzung  bedient,  pedisequus, 
das  bekanntlich  in  den  Handschriften  sehr  häuiig  in  der  Form 
pedisseqaus  überliefert  ist,  denn  hier  liegt  die  Saclic  anders, 
als  bei  dissicere.  Die  zweite  Silbe  des  AVortes  ist  nändicli 
kurz,  vergleiche  beispielshalber  Ter.  Andr.   123 

honesta  ac  liberdli,  accedo  ad  pedlsequas 
(aucb  hier  haben  ßC E  j^edisseqiias),  es  lag  daher  kein  Grund 
zur  Schärfung  des  s  vor.  Zudem  ist  die  Schreibung  pedisequus 
auch  inschriftlich  hinlänglich  bezeugt  (vgl.  Klotz  zur  Andr.  123). 
Für  die  spätere  Latinität  wird  man  aber,  glaube  ich,  die  Schrei- 
bung pedissequKs  dennoch  zulassen  müssen,  so  z.  B.  bei  Claud. 


528  Engclb  recht. 

143,  19,  wo  alle  Plandschriften  ausser  R  pedisseqiios  bieten. 
Interessant  ist  die  Form  pedinseca,  die  der  einzige  Codex  der 
Episteln  des  Salvian  (epist.  II,  S.  204,  8  P.)  überliefert;  Pauly 
schreibt  pedissequn.  Bei  Sid.  epist.  IX,  9,  S.  158,  14  haben 
allerdings  die  besten  Handschriften  L  nnd  T  pediseqxia,  die 
\\hY\ge.\\  pedisseqna,  ebenso  I,  9,  S.  14,  17,  und  nur  Z  die  rich- 
tige Form  pedisequis  IV,  20,  S.  70,   14. 

6.  Foetutinae,  fetidinae. 

Das  fragliche  Wort  ist  uns  an  vier  Stellen  erhalten  und 
zwar  findet  sich  bei  Apuleius  de  mag.  8,  S.  11,  16  fehdtnis 
ohne  Variante  überliefert,  während  bei  Gellius  XIII,  21  (20),  1, 
wie  Herr  Professor  Martin  Hertz  mir  gütigst  mittheilte,  folgende 
varia  lectio  zu  verzeichnen  ist:  fetutinas  bieten  QZXN,  fetu- 
dinas  OTI  nebst  ein  paar  schlechteren  Handschriften,  fecii- 
tinas  Y,  secuti  nas  T.  Bei  Nonius  pag.  63,  20  M.  ist  fetutina 
gesichert,  während  dagegen  sämmtliche  Handschriften  Claudians 
S.  137,  1  fetidinarum  (fetidiiiivarum  R)  bieten,  was  ich  auch 
in  Hinblick  auf  die  einstimmige  Ueberlieferung  zu  ediren 
mich  für  berechtigt  hielt.  Ueberhaupt  scheint  es  mir  noch 
gar  nicht  ausgemacht  zu  sein,  dass  nicht  auch  sonst  die  Form 
fetudinae  vor  der  anderen  den  Vorzug  verdiene.  Um  vorerst 
von  der  Ueberheferung  zu  sprechen,  so  ist  ausser  der  Claudian- 
stelle  auch  noch  für  Gellius  fetudinas  zum  mindesten  ebenso 
gut  bezeugt  —  natürlich  auf  die  Qualität,  nicht  Quantität  der 
Zeugnisse  Rücksicht  genommen  —  als  fetutinas.  Die  Ueber- 
lieferung fetntims  bei  Apuleius  kann  nicht  schwer  ins  Gewicht 
fallen  (über  die  Noniusstelle  wird  später  gehandelt  werden),  da 
ja  bekanntlich  unsere  einzige  beachtenswerthe  Q.uelle,  der 
Laurent,  plut.  68,  2,  erst  dem  elften  Jahrhundert  angehört. 
Wie  steht  es  aber  mit  der  lautlichen  Erklärung?  Auch  hier 
muss  ich  der  Form  fetudinae  den  Vorzug  zuerkennen.  Denn 
fetidina  ist  aus  fetidtts  und  der  Endung  -inn  entstanden  und 
ist  von  anderen  Substantivis  denominativis  wie  piscina,  officina 
(opificina),  popina.  rupina,  laterina,  caepina  u.  m.  nur  dadurch 
verschieden,  dass  das  Grundwort  kein  Substantiv,  sondern  Ad- 
jectiv  ist,  was  ebensowenig  auffällig  ist,  als  dass  z.  B.  fodina 
direct  vom  Stamme  des  Verbums  gebildet  ist.    Hingegen  weiss 


UntersucliuDgen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamertus.  529 

ich  nicht,  wie  man  fetifinae  zu  erklären  hat.  Nonius  allerdings 
scheint  nur  fefutina  gekannt  zu  haben,  denn  er  schreibt  a.  O.: 
moletrina  a  7)iolendo,  qiiod  pisfrinnvi  dicimus ,  nt  feratrina ,  ut 
fetutina,  wo  die  Stupidität  des  Nonius  doch  nicht  gar  fetudina 
mit  moletrina  zusammengestellt  haben  wird.  Uebrigens  ist  mole- 
trina nicht  direct  vom  Verbura  herzuleiten ,  sondern  ist  ent- 
standen aus  molitor-ina  und  war  deshalb  mit  latrina  (lavntor- 
ina),  sutrina,  pistrina^  tonstrina,  uoratrina  u.  a.  zu  vergleichen. 
Wenn  wir  also  einerseits  auch  nicht  leugnen  wollen,  dass  bei 
Nonius  fetutina  für  die  wahrscheinlichere  Form  zu  halten  ist 
(und  es  mag  ja  diese  Form  im  Volksmunde  existirt  haben), 
so  ist  andererseits  anzuerkennen,  dass  fetvAina  (fetidina)  die 
sprachlich  allein  richtige  Schreibweise  ist,  die  ich  auch  bei 
Apuleius  hergestellt  wissen  möchte  und  die  bei  Gellius  durch 
einige  der  besten  und  ältesten,  bei  Claudian .  wo  doch  Hand- 
schriften aus  dem  0.  und  10.  Jahrhundert  vorhanden  sind  und 
wo  der  consensus  omnium  codicum  nur  die  Schreibweise  eines 
weit  älteren  gemeinsamen  Archetypus  repräsentiren  kann,  durch 
sämmtliche  Handschriften  gesichert  ist. 


Ira  Anschlüsse  lasse  ich  einige  Beiträge  zur  Kritik  und 
Erklärung  einzelner  Stellen  Claudians  folgen. 

1.  Dass  meine  Recension  des  Briefes  Claudians  an  Sido- 
nius,  der  sich  nur  in  der  Briefsammlung  des  Sidonius  findet, 
keineswegs  eine  abschliessende  genannt  und  nur  faute  de  mieux 
hingenommen  werden  könne,  war  Niemandem  klarer  als  mir, 
der  ich  nur  die  CoUationen  einiger  Pariser  Handschriften 
zweifelhafter  Güte  zur  Verfügung  hatte.  Nunmehr  ist  aber 
durch  die  vortreffliche  Sidoniusausgabc  Lütjohann's  ein  ge- 
sicherter Text  auch  fiir  unseren  Brief  geschaffen.  Die  wichtig- 
sten Aenderungen  gegenüber  dem  bisher  geläufigen  Text  sind 
folgende:  S.  198,  5  (meiner  Ausgabe)  anquirermi  für  inquire- 
rem,  ebenda  sed  getilgt;  198,  7  muliimodis  et  für  mtdtis  modis 
ac;  198,  9  istaec  für  ista  haec;  198,  10  iudicaueris  für  indi- 
caris;  199,  5  tum  et  für  tarn,  ex;  199,  13  uberem  für  uheriorevi ; 
199,  14  iyitur  für  ergo.  Die  meisten  dieser  Lesarten  sind 
unbedingt  zu  billigen  und  nur  betreffs  weniger  hege  ich  einigen 


530  Engel  1)1- cell  t. 

Zweifel.  So  will  mir  vorerst  die  Tili;iing  des  sed  nicht  recht 
behagen.  Die  betreffende  Stelle  lautet  im  Zusammenhange 
folgendermassen:  non  undeunde  quarumpiayn  personarum  aut 
uoliintates  aut  necessitates  anquirerem,  sed  qiiae  in  rem  debiti 
mei  usui  mihi  esse  possent.  Freilich  ist  sed  für  den  ersten 
Moment  höchst  anstössig  und  scheint  der  Sinn  der  Stelle  die 
Beseitigung  desselben  energisch  zu  fordern;  wenn  wir  uns  aber 
ins  Gedächtniss  zurückrufen,  was  wir  bereits  früher  über  einen 
seltenen  Gebrauch  der  Partikel  sed  bei  Claudian  und  Sidonius 
erörtert  haben,  so  sind  Sätze  wie  Cl.  20,  15  ego  conscriptionis 
periclitahor,  sed  tu  editionis  oder  Sid.  epist.  I,  11,  S.  20,  12 
quod  satirae  ohiectio  famam  mihi  parasset,  sed  sibi  infamiam 
auch  zur  Erklärung  des  sed  an  unserer  Stelle  ausreichend. 
Hier  wie  dort  hat  sed  nicht  die  Kraft  der  stärksten  Adversativ- 
partikel, sondern  ist  einem  tteiv  gleichkommend,  steht  daher 
auch  nicht  im  Gegensatze  zur  Negation  non  oder  besser  gesagt 
zum  negirten  Verbum  des  vorhergehenden  Satzes,  sondern  ist 
mit  quarumpiam  enge  zusammenzuhalten.  Die  triviale  deut- 
sche Uebersetzung  ,xbeliebige;  aber  mir  nützliche  Personen^ 
erspart  uns  jeden  weiteren  Commentar. 

S.  198,  9  ista  haec  eadem  remissibilia  sint  necne  änderte 
Lütjohann  in  istaec  eadem  sicher  mit  Unrecht:  denn  aiisserdem 
dass  Claudian  die  Pronomina  hlc  und  idem  sehr  gerne  zusammen- 
stellt (vgl.  S.  m,  3.  83,  17.  19.  22.  88,  19.  100,  7.  103,  21. 
108,  2.  110,  17.  118,  20.  125,  11.  128,  14.  129,  7.  131,  4. 
143,  18.  187,  75),  vergleiche  man  nur  Cl.  107,  2b  ista  haec 
ipsa  duplici  sorte  proponerem  und  17-'),  13  intendit  sese  atque 
exserit  per  ista  haec  puncta  pupillarum,  die  ohne  jegliche 
Variante  überliefert  sind.  Allerdings  findet  sich  istoc  zweimal 
bei  Claudian  als  Accusativ  und  dreimal  als  Ablativ  (die  Stellen 
siehe  im  Index  meiner  Ausgabe  unter  declinatio),  aber  nirgends 
istaec.  Lütjohann  schreibt  zwar  bei  Sidonius  S.  6,  1.  8,  8. 
13,  9.  33,  27.  42,  28.  45,  22.  58,  3.  Gl,  3.  101,  10  istaec, 
aber  gegen  die  überwiegende  handschriftliche  Ueberlieferung, 
und  es  scheint  sich  zu  empfehlen,  überall  ista  haec  herzustellen, 
denn  leichter  konnte  istaec  aus  ista  haec  (ista  hec  —  ista  ec), 
als  dieses  aus  jenem  werden. 

Ueber  multimodis  für  multis  viodis  (S.  198,  7)  wm'de  be- 
reits an  früherer  Stelle  gehandelt. 


Untersucljuiigen  über  die  Spraclie  des  Cliiudianus  Mamertus.  Odl 

Ö.  199,  19  porro  ai  etiamnum  sollto  ohdurueris ,  faxim 
egomet  quod  tele  paenitebit  vcnuutliet  Fr.  Leo  in  der  adnotatio 
critica  Lei  Lütjoliann  süentio  für  soUfo:  es  ist  aber  die  Ueber- 
liefening  gauz  heil,  ninl  das  Adverb  noUto  flu*  das  sonst  sich 
findende  ex  solito  oder  auch  solüe  bei  gallischen  Schriftstellern 
nicht  gerade  selten.  Es  ündet  sich  beispielsweise  auch  bei  Al- 
cimus  Avitus  S.  88,  3  dum  car(tm  nostri  solito  geritis. 

2.  In  der  Note  zu  S.  53,  13  seqnitur  et  adiungit:  si  an- 
gelt) inquit ,  caelestia  etiam  corpora  etc.  vermuthetc  ich  perse- 
qnituv  für  seqnitur,  da  die  Verbindung  zweier  Verba  durch 
et  bei  verschiedenein  Subjcct  mir  als  höchst  auffällig  erschien. 
Jetzt  A^ermag  ich  eine  Parallclstelle.  beizubringen ,  die  die 
handschriftliche  Lesart  vollkommen  schützt.  Man  liest  näm- 
lich in  dem  commonitorium  prinuim  des  Vincentius  Lirinensis 
cap.  8  (^Migne  50,  649):  sed  haec  forsitan  jyarfunctorie  pr<ie- 
locufus  est  et  huvHino  potius  e.ffudit  impetu ,  quam  diutna  ra- 
tione  decreuit.  Absit.  Sequitur  enim  et  lioc  ipsum  iugenti 
moliraine  iteratae   insinuationis  inculcat  (folgt  Citat). 

3.  S.  127,  18  hinc  egomet  testium  meoritm  indefensis  hactenus 
mihi  testimoniis  utendwn  rafus  s^mi,  quia.  penes  illos  tantum^  qui 
tote  siti  (idmodum  corpus  sunt,  de  hisee  ueritatis  uadibus  dnbita- 
himus :  Was  heisst  hier  penes  illos?  Um  die  Worte,  wie  sie 
hier  stehen,  halten  zu  können,  müsste  man  penes  in  der  Be- 
deutung von  secundum  fassen,  wie  wir  dies  bereits  oben 
S.  496  auseinander  gesetzt  haben.  Indess  ist  es  sofort  ein- 
leuchtend, dass  trotz  Zvdiilfenahme  dieser  Bedeutung  der  Sinn 
des  Satzes  nicht  sehr  ansprechend  ist.  Jede  Schwierigkeit  wird 
aber  beseitigt,  wenn  man  dvbitabituv  für  dnbitabivius  schreibt; 
dann  hat  penes  seine  gewöhnliche  Bedeutung  und  kommt  hier 
einem  a  cum  abl.  gleich. 

4.  S.  141,  14  hoc  saltim  probum  quod  eafenus  dissertauivius 
aduersuni  corporales  pro  spiritalibus  sat  foret:  anscheinend  ist 
das  Wort  probum  Anstoss  erregend  und  würde  ohneweiters 
fehlen  können.  Obwohl  jedoch  die  vorliegende  Ausdrucks- 
weise auffällig  ist,  so  möchte  ich  doch  nichts  in  dem  Satze 
ändern,  da  ganz  ähnlich  hoc  falsuni  gebraucht  wird  S.  164,  9: 
restat  ut  aut  Mariam  Gabriel  numquam  uiderit  aut  deum  videre 
cessauerit.  sed  huic  /also  sententia  ueritatis  obsistit. 


532  Engollnecht. 

5.  S.  149,  23  qua'propter  qtioinam  omne  corporeum  terrae 
nomen  includit  ratoque  iudicio  in  corporeis  conpositum.,  terra  dici- 
tfir  oynne  corporeum:  Für  in  corporeis  dürfte  wohl  jedenfalls 
corporeis  zu  schreiben  sein  und  das  in  seinen  Ursprung  der 
irrthümlichen  Meinung  danken,  es  müsse  incovporeis  heissen, 
welche  Lesart  aber  keiner  Widerlegung  bedarf. 

6.  S.  165,  4  age  nunc  pro  acumine  excellentis  ingenii  .  . 
indnga  distingue  pronuntia ,  quo  differt  materia  informis  a 
nihilo,  quid  sit  inanimum  idemque  formattmi  .  .  .  quid  sit  locus 
et  tempus,  qualifer  localis  motus  suhdatur  etüini  teniporali:  So 
haben  sämmtliche  Handschriften ,  differat ,  was  ich  ehedem 
edirte ,  ist  eine  Correctur  verschiedener  Herausgeber.  Ich 
glaube  aber  nunmehr,  dass  sich  die  Ueberlieferung  rechtfertigen 
lässt,  da  ja  spätere  Schriftsteller  Indicativ  und  Conjunctiv  öfters 
promiscue  neben  einander  gebrauchen.  Ueber  einen  ähnlichen 
Gebrauch  in  Vergleichungssätzen  haben  wir  bereits  gesprochen; 
ein  dem  vorliegenden  Falle  ähnliches  Beispiel  liefert  Cl.  96,  7: 
cum  autem  tibi  in  mente  est  cogltationis  et  amoris  tui,  si  tanta  illa 
meministi  quanta  sunt,  tanta  est  mens  tua  quanta  sunt  illa  .  .  et 
si  mentem  uel  cogitationem  tuam  pro  sui  modo  diligis,  haec  et  amor 
tuus  aequalia  certe  sunt,  et  si  se  singula  tota  simul  uel  ament  uel 
cogitent  uel  meminerint,  non  maiora  erunt  tota  simul  tria  etc. 

7.  S.  194,  6  minuitur  igitur,  quoniam  in  tota  parte  habet 
sursum  et  deorsum ,  habet  dexteram  et  sinistram ,  habet  ante  et 
retro:  Hier  war  das  dexteram  der  Handschrift  in  dextram  zu 
corrigiren,  denn  die  Form  dextera  scheint  Claudian  nur  zu  ge- 
brauchen, wenn  sie  substantivisch  für  d.  manus  steht,  vgl.  75,  5 
ecce  nie  laeuae  manus  uigore  ualet ,  nsum  dexterae  ictu  ut  ad- 
solet  humoris  amisit;  dagegen  67,  9  mouetnr  autem  omne  corpus 
sursum  deorsum,  in  dextrum  ac  sinistrumj  priorsus  et  retrorsus- 
67,  21  aut  qnotalibet  pars  grani  ipsius  quod  illic  non  habet  in- 
feriora  sua  ubi  svperiora,  nee  illic  dextra  ubi  sinistra,  nee  ante- 
rior a  illic  ubi  posterior a;  59,  25  patet  enim  liquido  quodlibet 
unum  corpus  paris  corporis  adiunctione  duplicari,  esse  illic  sur- 
sum deorsum,  dextrum  sinistrum,  anterius  atque  posterius. 

8.  S.  204,  28  iiideo  enim  os  Romanum  non  modo  negle- 
gentiae ,  sed  pudori  esse  Romanis,  grammaticam  uti  quandam 
barbaram  barbarismi  et  soloecismi  pugno  et  calce  propelli,  dialec- 
ticen  tamquam  Amazonem  stricto    decertaturam  gladio  formidari, 


Untcisucliungon  über  die  Sprache  des  Cliiudianus  Mamcitus.  533 

rhetoricani  aesi  grandem  domivam  in  angusto  non  recipi,  musicen 
nero  et  geometricam  afqne  arithmeticam  tres  quasi  furias  despui, 
posfhinc  jph.iloso'pMam  [afque]  iifi  quoddam  ominosum  hestiale 
tiumerari:  So  edirte  ich,  indem  icli  das  überlieferte  atque  ein- 
fach beseitii^t  wissen  Avolltc  Jetzt  jedoch  erscheint  es  mir  für 
viel  wahrscheinlicher,  dass  nach  atque  ein  Substantiv  ausge- 
fallen sei.  Offenbar  wollte  Claudian  sämmtlichc  sogenannten 
artes  liberales  aufzählen,  von  denen  er  sieben  (grammatica,  dialec- 
tice,  rlietorica,  mitsice,  gpometricn,  aiifltmefica ,  jjhilosophia^  er- 
wähnt. An  anderer  Stelle  finden  sich  ebenfalls .  sieben  artes 
liberales  genannt  81,  5:  in  hac  mihi  reposita  quodaminodo  sunt 
et  grammatica,  cum  de  dialecticis  dissero,  et  rhetorica,  cum  de 
geometricis^  et  astrologicn,  cum  de  miisicis,  et  hae  simnl  omnes, 
cum  de  aritlimeticis ,  also  dieselben  wie  an  obiger  Stelle ,  nur 
dass  asirologica  für  pMlosopkia  aufgeführt  erscheint.  Sid.  epist. 
V,  2,  S.  79,  7  zählt  neun  artes  auf:  iUic  enim  et  grammatica 
dinidit  et  oratoria  declamat  et  arithmetica  nunierat  et  geometria 
metitur  et  musica  ponderat  et  dialectica  disputat  et  astrologia  prae- 
noscit  et  architecfonica  struit  et  metrica  modidattir.  Nach  diesem 
erscheint  es  mir  als  sehr  wahrscheinlich,  dass  nach  atque  das 
Substantiv  astrologiam ,  welche  Disciplin  sowohl  von  Claudian 
S.  81,  7  als  von  Sidonius  an  den  obigen  Stellen  erwähnt  wird, 
ausgefallen  und  demnach  zu  lesen  sei :  posthinc  philosophiam 
atque  (astrologiani)  nti  quoddam  ominosum  bestiale  numerari. 

9.  S.  204,  29  sed  haec  in  landein  tnam  suggestui  sunt, 
qnia  si  m/nlti  quorum  tu  es  studiorum  forent  fufurus  eras  scili- 
cet,  etsi  non  omnium  potior,  unus  ex  multis.  hinc  uero  .  .  profes- 
sionis  tuae  par  unus  et  solus  es:  Der  Sinn  des  Satzes  scheint 
der  zu  sein:  ,Wenn  viele  dieselben  Studien  wie  Du  betrieben, 
wärest  Du,  wenn  auch  die  anderen  alle  überragend,  einer  aus 
vielen^  Deshalb  kann  das  non  unmöglich  richtig  sein  und 
muss  es  heissen:  etsi  omnium.  potior.  Eine  weitere  Möglich- 
keit wäre  indess,  für  etsi  si  zu  schreiben,  also  futurus  eras  scili- 
cet  [etjsi  non  omnium  potior,  wobei  man  allerdings  nur  eine  ein- 
fache Dittographie  anzunehmen  braucht  und  dennoch  einen 
passenden  Sinn  erlangt. 


534  Engel  1)  rocht. 


A 11  Ii  u  II  s. 


Es  scheint  nicht  überflüssig  zu  sein^  hier  anhangsweise 
mit  einigen  Worten  die  Frage  zn  beantworten,  welches  der 
eigentliche  Name  unseres  Schriftstellers  war.  Denn  die  editio 
princeps  sowie  überhaupt  alle  älteren  Ausgaben  und  auch 
Ebert  nennen  ihn  Claudianus  Mamertus,  andere  Editoren  tlieils 
wie  Barth  Claudianus  Ecdicins  Mamertus,  theils  wie  Grallandius 
Mamertus  Claudianus,  Teuffei  dagegen  Mamertus  (Ecdicius) 
Claudianus. 

Um  vorerst  festzustellen,  ob  der  Schriftsteller  der  Ueber- 
lieferung  zufolge  wirklich  sämmtliche  drei  Namen  führte,  so 
ist  zu  bemerken,  dass  der  Name  Ecdicius  wieder  durch  einen 
anderen  lateinischen  Schriftsteller  noch  durch  irgend  eine  der 
bekannten  Claudianhandschriften  für  Claudian  bezeugt  ist,  er 
hat  also  nicht  die  geringste  urkundliche  Beglaubigung. 

Der  Name  Mamertus  dagegen  hndet  sich  bei  Sidonius  ep.  V,  2 
in.:  lihrnni  de  statu  animae  trihus  uolu7ninibi(s  illustrem  Mamertus 
Claudianus  .  .  .  excolere  curauit  und  ist  auch  in  der  Pariser  Clau- 
dianhandschrift  Nr.  2165  saec.  XIII  (E)  am  Schlüsse  des  dritten 
Buches  de  statu  animae  überliefert:  EXPLICIT  MAMERTl 
CLÄUDIANI  DE  STATU  ANIMAE  LIBER  TERTIVS.  Sonst 
nennt  Sidonius  (ep.  IV,  3  und  11)  seinen  Freund  nur  Clau- 
dianus, ebenso  Gennadius  de  script.  eccles.  83,  und  auch  die 
Claudianhandschriften  überliefern  mit  jener  obigen  einzigen 
Ausnahme  nur  den  einen  Namen.  Daraus  geht  hervor,  dass 
der  eigentliche  Rufname  des  Schriftstellers  Claudianus  war  und 
er  ausserdem  noch  —  soweit  wir  aus  gesicherter  Ueberlieferung 
entnehmen  können   —  den  Namen  Mamertus  führte. 

Bekanntlich  findet  sich  in  Sirniond's  Ausgaben  des  Enno- 
dius  und  Sidonius  eine  ,eJucida.fio  de  propriis  nominihus  mediae 
aetatis  unde  sumi  soUtn  et  quid  a  iJrisco  Romanorum.  usu  discre- 
parint',  deren  wichtigste  Resultate  der  Satz  enthält:  ,m.ediae 
aetatis  nomininn  duplex  quodammodo  lex  fuit:  iina,  ut  proprium, 
cuiusque  uomen  ultim.um  in  locum  conicerent,  altera^  ut 
tum,  proprium   hoc   nomen  tum  cetera    interdum    quidem   aliunde 


Unters-achungon  über  die  Sprache  des  C'laudianns   Mamertus.  535 

-pro  (irhitrio ,  nt  flnrimitm  iicro  a  j^^'opinquis  affectihus  deducfn 
im/ponereni' .  Wie  also  beispielshalber  in  dem  vollen  Namen 
(los  Sidonius  C.  Sollius  Apollinaris  Sidonius  der  eigentliche  Ruf- 
name an  letzter  Stelle  sich  befindet,  so  wird  dementsprechend 
bei  Claudianus  die  richtige  Reihenfolge  der  Namen  Mamertus 
Claudianus  scin^  Avie  auch  die  Ueberlieferung  an  jenen  zwei 
Stellen,  an  denen  sich  der  Name  Mamertus  findet,  bezeugt. 
Wir  haben  an  einer  früheren  Stelle  (S.  464)  berührt,  dass 
Claudiun  und  ebenso  Sidonius  den  Verfasser  der  Aencis  stets 
]\raro,  den  Historiker  Sallust  stets  Crispus  nennen.  Der  Grund 
hiefür  ist  leicht  erfindlich,  Avenn  Avir  uns  die  vollen  Namen 
P.  Vergilius  oVIaro  und  C  Sallustius  Crispus  vergegenwärtigen 
und  Aveiters  bedenken^  dass  für  die  spätere  Latinität  der  zu- 
letzt stehende  Name  als  Rufname  galt. 

Wir  haben  in  unserer  Ausgabe  blos  zur  Vermeidung  A^on 
]\rissverständnissen  die  bisher  meistgebräuchliche  Naracnabfolo-e 
Claudianus  Mamertus  —  man  sagt  ja  für  gewöhnlich  mit  Hin- 
weglassung  der  beiden  anderen  Namen  Avohl  auch  Sidonius 
Apollinaris  (so  lautet  auch  die  stehende  französische  Namensform 
Sidoine-Ajiollinaire)  —  beibehalten,  da  der  1  b-nder  unseres  Schrift- 
stellei-s  j\ramertus  hiess,  A'on  dem  ein  weiterer  Name  nicht 
überliefert  ist  (vgl.  Sidon.  e]).  IV,  11.  V,  14.  VH,  1  mit  Sir- 
niond's  Noten). 

Es  ist  übrigens  bemerkensAverth,  dass  von  zAvei  Bi-üdern 
der  eine  Mamertus  als  Rufnamen,  der  andere  als  Vornamen, 
oder  Avic  man  es  sonst  nennen  avüI,  hatte.  Man  Avürde  An'el- 
inehr  erwarten,  dass  Avohl  bcnde  den  Namen  JMamertus  fiUu-ten, 
zu  diesem  aber  noch  einen  natürlich  \\\r  beide  verschiedenen 
Rufnamen  (A^gl.  bei  Sueton  die  Brüdernamen  Salvius  Otho  und 
Salvius  Titianus,  FlaAn'us  Vespasianus  und  Klavius  Sabinus). 
iVIan  Avende  nicht  A^elleicht  ein ,  dass  auch  des  Apollinaris 
Sidonius  Sohn  vom  Vater  selbst  nur  Apollinaris  genannt  wird 
(vgl.  z.  B.  e|).  HI.  18  und  dazu  Sirniond's  Note);  denn  hier 
ist  die  Sachlage  eine  ganz  verschiedene,  da  natürlich  der 
Vater  den  Sohn  ganz  beliebig  nennen  konnte.  Anders  ist  es 
aber  bei  Brüdern,  avo  man  meinen  sollte,  dass  eine  solche 
Naraensähnlichkeit  wegen  der  möglichen  Verwechslung  ausge- 
schlossen Avar. 


530  Kn  gelbre c  li  t. 


IL 


Alis  den  Resultaten,  die  wir  durch  die  vorstehende  Ab- 
handlung gewonnen  haben ,  ergibt  sich  auch  ein  gewisser 
Nutzen  zur  Bestimmung  der  Heimat  des  Verfassers  jenes  nicht 
uninteressanten  liomanes,  den  Heydenreich  unter  dem  Titel 
,Incerti  auctoris  de  Constantino  Magno  eiusque  matre  Helena 
libellus'  in  der  Teubner'schen  Sammlung  1879  edirt  hat  und 
den  wir  in  den  folgenden  Citaten  kurz  durch  Anonymus  (An.) 
bezeichnen  wollen.  Schon  C.  Paucker  hat  im  Scrutarium  sub- 
relictorum  lexicographiae  latinae  die  sprachhchen  Eigenthüm- 
lichkeiten  jenes  Büchleins  erörtert,  sich  dabei  aber  in  seiner 
Weise  jeder  Schlussfolgerung  enthalten;  es  war  übrigens  auch 
für  ihn  nicht  schwer,  selbst  durch  eine  blosse  Zusammen- 
stellung der  a/ra^  leyöixsva  zu  einem  positiven  sprachgeschicht- 
lichen Resultate  zu  gelangen. 

Um  es  gleich  im  Voraus  zu  sagen^  scheint  das  Schriftchen 
in  GalHen  verfasst  zu  sein,  da  sich  in  demselben  unverkenn- 
bare Spuren  specitisch  gallischer  Latinität  nachweisen  lassen, 
die  wir  hiemit  in  zwangloser  Reihenfolge  vorführen: 

1.  Oben  wurde  erwähnt,  dass  die  Wendung  ita  (sie)  mit 
folgendem  quod  cum  indicativo  sich  nur  bei  gallischen  Schrift- 
stellern und  zwar  vom  5.  Jahrhundert  an  (Salvian,  Claudian, 
Sidonius,  Alcimus  Avitus)  finde:  man  vergleiche  nun  An.  23, 17  H. 
quas  res  .  .  ita  occultauerat ,  quod  nidli  uiuenti  de  hoc  quid- 
quam  consfitif,  28,  3  in  tantam  prornperunf  doloris  et  gevii- 
tus  iiehementiam,  quod  uidebantur  extra  mentem  positi  et  se 
ipsos  uelle  iugulare  u.  ö.  Besonders  merkwürdig  ist  21,  3  Ha  ut 
multos  .  .  .  prosterneret  et  qnod  iam  qvare  von  innen iebatur 
aliquis  qui  secum  ludere  ausus  esset  (vgl.  die  weiteren  Stellen  bei 
Paucker  1.  c). 

2.  Die  präpositional  gebrauchte  Participialform  mediante 
wurde  von  uns  bereits  weitläufig  bezüglich  ihres  Gebrauches 
in  GaUien  besprochen  und  sie  steht  auch  An.  18,  31  non  omnino 
uacua  ueni,  sed  aliquid  de  meo,  quo  mediante  uictum  nostviim 
quaerere  poterimus,  addere  nolo :  so  nämlich  steht  in  den  Hand- 
schriften und  ganz  mit  Unrecht  hat  Heydenreich  seine  Conjectur 
medicante  in  den  Text  gesetzt. 


Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianns  Mamertus.  5o7 

3.  Aussordem  sind  uocli  tolg-endc  Worte,  die  die  Gallier, 
wenn  nicht  allein,  so  doch  mit  besonderer  Voidiebe  verwendeten, 
mehrfach  l)ei  nnserem  Anonymus  nachzuweisen,  so  prnefixns 
(vgl.  oben  S.  .498)  11,  18  die  ad  recedendwn  pnießxn  und  11,  23 
tamjptis  recedendi  praefixum;  weiters  lyvaeeligere  (vgl.  S.  470) 
13,2  qiinm  intermediam  scientes  ad  perficicndam  suae  traditionis 
]>erßdlam  prneele</erant  und  24,  7  praeelegi,  hie  manara ;  end- 
lich nhinde,  das  mit  dem  von  Claiidian  so  oft  gebrauchten 
localen  r<i//2.»c  zusammenzustellen  ist,  12,27  und  13,22  ahindc 
nauicjare  cnaperunt. 

4.  Schliesslich  sei  noch  auf  die  Wörter  amhasiator  (am- 
hassadew) ,  harones,  decapillare  (declicveler) ,  exfßrminatio  (ßx- 
ferminafion) ,  regratiari  (regvacier,  die  Belegstellen  siehe  bei 
Paucker  a.  a.  O.)  hingewiesen,  die  den  gallischen  Ursprung 
unserer  Schrift  wohl  hinlänglich  beweisen. 


!Jo  rieh  ti  Silin  j?. 

8.   488   ist   der  Artikel    ralliolica  daliiii    riolitio-  zu  stoll(Mi,  (l;iss  sicli  .•iiich 
lioi   Alcinins   Aviius  j('ii(\   Klliiisc   liiidct  (s.   Peiper's   Index). 


.^ilzunijsboi-.  il.   phil.-liist.  Cl.     CX.   \U\.   H.   Hit.  85 


5-W 


R  n  g  e  1 1)  r  0  R  li  t. 


I.  Vei'zeicliniss  der  verbesserten  oder  erklärten  Stellen. 


Reite 

Cland.     48,8 440 

53,   13 531 

96,  7 45ß 

97,  4'. 442 

118,  22   .......    .  493 

127,  20 531 

143,  10 442 

149,  5 444 

149,  23 532 

165,  5 — 

173,  20 520 

189,  2 478 

189,   16 496 

194,  7 532 

204,  28 533 

205,  1 — 

205,  28 502 

206,  2 436 

Apul.  met.  VII,  18 454 

IX,  2 - 

XT,   1 444 

de  (leo  8ocr.  3 465 

(In  mag'.   75 441 

August,  de  ein.  dei  V,  6 .    .    .    .  444 
Claud.  Mar.    Vict.    comnient.    in 

gen.  I,  375      . 484 


Cyprian  de  spect.  9 
Ennod.  97,  16     .    . 
499,  24  .    . 
Nonius  438,  17  M. 
Probi  Appendix  IV,  201,    19 
Sednlius  carm.  IV,  71. 

177,  19  H.. 

302,  9  H 
Sidon.  ep.  I,   H 

III,  7 

IV,  2 
V,  2 
V,   10 

VIII,  3 

VIII,   14 

carm.         II,  413 

V,  156 

V,  467 

IX,  324 

XXII  epist 

Ven.  Fort.       I,   18,  4 

II,  4,  28 

VII,   12,  38 

XI,   11.  6 

Anon.    de    Const.  Mao-nd   18 

(Heydenreicli)     .... 


K 


Seite 
445 
469 

513 
514 
516 

519 
463 

530 
447 
469 
473 
513 
516 
519 

516 
519 


516 


IL  Verzeichniss  der  besprochenen  Worte. 


Seite 

Ahhinc 442 

ahhorrere 486 

abinde 537 

OiCcessibüUer 477 

accessio 487 

accidere,  Perfect  accessi    ....   507 
acescere 464  u.  487 


Seite 

,  acumen 487 

adeotenns 477  u.  521 

adnifi 487 

adplene 506 

adsfipylarl 487 

aeqttUernns 464 

agitatrix 439 


Untersnchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamertus. 


539 


Seite 

ofjnUio 487 

aliqi(anf.ulum 453 

aliquispiam 477  u.  517 

allernameiUnm 477 

altcrnare 487 

allritifiecus 4J3 

amhifarie Ü04 

amhigere 487 

ampliuscnle 4G5 

antetempo7'ane.u!)      478 

anticipare 487 

apvd  inuicem — 

arhitrari 488 

arhitrium — 

in  articulo — 

astrologica — 

anersiTn 478 

autevi  nero 488 

authentici 465 

autumare 448  n.  472 

lilanditer 453 

Brachmani  (Bracpnani)      .    4 13  n.  473 

Camera 488 

capjiJare 453 

cathoUca 488 

cedo '.  444 

ceruicula 505 

circulii-v 488 

circvnuiarrire 478 

collectiiu — 

compox 489 

concipilare 453 

coiicvppare 489 

conßictor 478 

conr/n/ei-e 4G5 

ccm.iuere 489 

conliicernatio 441 

conlarcinatio — 

c.onschis 405 

consa'iptio — 

cmisequenter 444 

conseqnus 466 

continere 491 

continuari 444 


Seite 

coram  pnxitus 466 

cordacituft — 

rnrdax — 

crepev 444 

rAihiculariiiK 491 

Decrementuvi       444 

dedixcere 492 

deUramentiim 455  u.  472 

dextei-u 532 

diaslema 467 

directini 445 

diüicere  (dissicere)  .......  523 

di.iparascere 478 

dispariliter 492 

dhpudet 415  11.  492 

dhpiiere 507 

Ea 520 

edormire .  492 

eiuscemodi 517 

emoliri 492 

enisus — 

eotenun 520 

equidem 445 

ergo  igitiir 446 

euirare 492 

exhinc 447 

FacUit 492 

fahlloqninm — 

faims 493 

felirin — 

ßnalia 4(57 

ffaccere 447 

ßagrare .    .    .    .     .512 

foetere 467 

foelutinae  (fetidiuaej 528 

forma 493 

fraglare 512 

fraudare 493 

fringnüire 447  u.  472 

Gahricl 493 

geometrica 447 

35* 


540 


Engelbveclit. 


SeitP 

Hidem 518 

Iiinc •    .  .521 

hvplam 518 

hoccinetemi-t 520 

hydi'oj)-') 467 

TLlectamentum 447 

impendio 448 

inaestimatv.i 493 

incohimis — 

inconfusihüiter — 

inde. 522 

indefenstis 493 

indiscriininahUi.fi 478 

indisciissihili.i — 

indisiunctim — 

inexhaustua .    .  493 

ine.rtermina7)ilis 505 

ininitiatus 478 

inlal)orios?is — 

inlocalita.t — 

inlumindhUin — 

inprnefientlarurii 458  n.  473 

insinuare 493 

insoluhiliton 467 

infeUpf/enf.ia .  494 

intemerandvs — 

inf.ercaelestin 478 

interminu.i 448 

interpolnmenhnn 479 

interserere 494 

infempenjere 448 

intransmeahilis 505 

intro  insipicere 455 

iniüailnlitas 494 

ipsiusdem 518 

iistinc 521 

istiusce 519 

ifntenu/t 479  n.  521 

itidem 455 

indicialiter 467 

iuge 494 

Lnhaftcere 455 

labescere 456  n.  468 

lanx 494 


Snito 

lihra 494 

Uhramen 50G 

lif/alnra 494 

lippiis — 

localitafi 479 

longiuscnle 468 

Malum 440 

maiMum 479 

mediare  fmediantej 468 

medioximns 456  u.  469 

meditafMincula 479 

medullitiis 448  \\.  473 

in  mentem  est 456 

metricus 495 

momentarius 449 

moi-ihundus — 

muüimodus — 

mnsice 495 

mussitare — 

NaeuHü 461 

naufragios'iis — 

nescientia 479 

nexiios?is 495 

nouifiiis — 

mibigenits 469 

nuhilum 441 

numerose 496 

nuv)iei-osi(s 495 

nnmqnidnam 457 

mincupaüm 469 

Ohirasei 450 

ohloquimn 470 

ohprohare 480 

olenticetum 439 

omnigenns 496 

opelhmi 480 

oppido 458 

opulens 450 

opus  est 457 

ordinatim 496 

Parciter 457 

passihiliter 496 


UntcrsucLuugcu  über  ilie  Sprache  des  Claudianus  Meunortus. 


541 


Seite 
pediseqiius  (pedissequus)    ....    527 

penen 490 

percepitin 480 

perdagare    .    .    '. — 

pevemptorius 470 

periclitari     .    .    .    .  • 450 

perincatholicws 481 

perpere 504 

perquiritattcs 505 

persiuusus 496 

pe.ssumdave 457 

pessumfacere '481 

philosophomeiia — 

piiKjuescere 497 

planus  — 

plectibilis 470 

plectrimi 497 

plusculum 457  u.  473 

ponderaiUis 506 

pundicuhim 481 

pontifex 470 

porrigere 497 

posthinc 522 

poslicipare 481 

postponere 497 

poteiUialiter 470 

prae 519 

praecerpere 497 

praecisio .450 

praeeligere   . 470 

pracfixus 498 

praeliljare — 

pi-aepediinentnm       457 

praeseiüaneim 498 

praesentare 450 

pvaesttmpliosux 47 1 

priuilegiiiin — 

profectus 498 

proßiiiis 499 

protjressio — 

prolapsiiK 507 

proloculio 481 

proludiuni 499 

promanare 482 

propalure 471 

pvopter 519 


Seite 

proquirüare 451 

prosecutio 471 

prosteniUare 482 

■pruina 499 

publicitus 457 

puerascere 472 

pitgnus 499 

punctatiiH .    .  482 

fjiiculrare 499 

quadriyonus 482 

quaesere 457 

quamlibet 499 

qidditm- 459 

quopiam — 

Rate 500 

recolere — 

redkibere — 

reßexio — 

regula — 

rendssibilis  .    .    ...    .    .    .    .    .  öOl 

renoscere 

reponderare . 472 

vcscriptuvi 501 

respiractdum    .    .    .■ 482' 

retrouersim — 

rcuentilare 483 

reuergere — 

reuisere 501 

reuisio 483 

rotunda 501 

Scaeutis ■ 451 

scienter 501 

scienliuliter 483 

f!ecabilUas — 

sed 403  u.  530 

seniinaliter 483 

seiisiialifer — 

.sie  mit  folg.  quod  cum  ind.  460  u.  536 

nodes 458 

solito 531 

sors 501 

specialis — 

spectamen 451 


041.       Ed  gc  Ib  ICC  h  t.  Untersuchungen  über  die  Sprache  des  Claudianus  Mamcitus. 


Seite 

sphaevoides 501 

xpunia • .  502 

stipulari — 

subsistere — 

suhterlnuio 483 

sticcinctim — 

stidis .451 

sugfjiestu.1 452 

.iitf/f/illaliuncula 484 

snperiectvs 502 

sHspirare ....  — 

Talentum 502 

taurea ....  — 

tenebeüae 484 

tenellus 503 

tenor — 

tepov — 

terriculamentuni 452 

textificari 503 

tihia — 


Seite 

transmundaniifi 484 

tranmiet-sim 503 

trifarius 452 

triformilas 484 

frigona 503 

trojnce — 

trutina — 

himidus 476 

ttimor 475 

tumidare 504 

VenLricuhis 504 

uentda 472 

uero  cmtevi 504 

idcai'ius — 

uigidus 484 

uif/ilax 504 

unescei-e 484 

uspiam 458 

nulnerabilis 504 


XYI.  SITZUNG   VOxM  1.  JULI  1885. 


Von  Druckschriften  Avurden  vorgelegt: 

,Codicc  cliplomatico  della  citta  di  Orvicto  del  secolo  XI 
al  XV'  di  Luigi  Furai ,  ein  Gesclienk  der  Reale  deputazione 
sugli  studi  di  storia  patria  in  Florenz. 

,Die  politische  Oekonomie'  von  E.  A.  Schröder,  einge- 
sendet von  dem  Herrn  Verfasser. 


Das  k.  und  k.  Ministerium  des  Aeussern  theilt  mit^  dass 
bei  den  weiteren  Ausgrabungen  in  Luxor  (vgl.  Anzeiger  vom 
22.  April,  Nr.  X)  nebst  anderen  wichtigen  Gegenständen  fünf 
grossartige  Statuen  des  Pharao  Ramses  II  aus  Granit  vorge- 
funden wurden,  von  welchen  vier  zerbrochen  sind ,  eine  aber 
unbeschädigt  ist. 

Von  dem  Curatorium  der  Schwestern  Fröhlich- Stiftung 
wird  die  diesjährige  Kundmacliung  betreffend  die  Verleihung 
von  Stipendien  und  Pensionen  zur  Kenntniss  gebracht;. 

Von  Herrn  Professor  von  Hofraann-Wellenhof  werden 
die  Pflichtexemplare  seiner  mit  Unterstützung  der  kais.  Akademie 
erschienenen  Schrift  über  , Alois   Blumauer'  vorgelegt. 


Das  c.  M.  Herr  Professor  Dr.  G.  Bühler  überreicht  eine 
für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Abhandlung  ,Ueber  das 
Zeitalter  des  kasmirischen  Dichters  Somadeva^ 

Von  Herrn  Stadtarchivar  Heinrich  Gradl  in  Eger  wird 
eine  Abhandlung:  ,Zur  Geschichte  der  Schlick'  mit  dem  Er- 
suchen um  ihre  Veröffentlichung  in  den  akademischen  Schriften 
übersendet. 

Die  Abhandlung  geht  an  die  historische  Commission. 


544 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt : 

Acadeniie  royale  des  scicuces,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique : 
Bulletin.  54*=  annee,  3*=  serie,  tome  9,  No.  4.    Bruxelles,   1885;  8". 

Akademie  der  Wissenschaften,  königl.  preussisclie  zu  Berlin:  Politische 
Correspondenz  Friedrichs  des  Grossen.     XII.  Band. 

—  —  Die  Münzen  der  Dynastie  von  Pergamon  von  Fr.  Inihoof-Blunier. 
Berlin,  1884;  4'1  —  Der  Tempel  des  Dionysos  zu  Pergauion  von  Richard 
Bohn.  Berlin,  1885;  4".  • —  Ueber  die  Kegierung,  insbesondere  die 
Kirchenordnung  des  Königs  Zara- Jacob  von  Aug.  Di  11  mann.  Berlin, 
1884;  4".  —  Die  durch  Averroes  erhaltenen  Fragmente  Alexanders  zur 
Metaphysik  des  Aristoteles  von  J.  Freuden thal.  Mit  Beiträgen  zur 
Erläuterung  des  arabischen  Textes  von  S.  Fränkel.  Berlin,  1885;  4*^. 
—  Zur  Frage  nach  dem  Ursprünge  der  altbabylonischen  Cultur  von 
Eb.  Sclirader.  Berlin,  1884;  4'^.  —  Das  Buch  des  Ugucjon  da  Laodho 
von   Adolf  Tobler.    Berlin,  1884;  4«. 

Akademija  Jugoslavenska  znano.sti  i  umjetnosti:  Kjecuik.  Zvezak  6,  2"Di- 
jela  2.    U  Zagrebu,  1884 ;  8«. 

Rad.  Knjiga  LXXI.    VIII.    U  Zagrebu,  1884;  8«. 

Comptes  rendus  de  seances  de  TAcademie  des  sciences.    1885.    l'^''  semestre. 

Tome  C,    Nos  23  et  24.    Paris,  1885;  i'^. 
Genootschap,    het  Bataviaascli    van    Künsten    en    Wetenschappen:    Tijd- 
schrift  voor  indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde.    Deel  XXIX,  Aflev.  5 
en  6.    Batavia  s'Hage,   1884;    8". 
Notulen.     Deel   XXII,    1884,    Aflevering    2  en  3.    Batavia,    1884;  8". 

—  —  Nederlandsch  Nieuw  Guinea  en  de  Papoesehe  Eilanden.  Historische 
Bijdrage.  1«^  en  2*^  Deel.  150Ü  — 1883.  Batavia  s'Hage,  1884;  8'^.  —  Realia. 
Register  op  de  generale  Resolutien  van  het  Kastell  Batavia.  lGo2  — 1805. 
2«^  Deel.  Batavia  s'Hage,  1885;  4«. 

—  het  provinciaal  Utrechtsch  van  Künsten  en  Wetenschappen :  Aanteeke- 
ningen.    Utrecht,   1882  en   1883;  8". 

Verslag.  Utrecht,   1882,   1883  en  1884;  8°.    —    Het  vijfentvvintigjarig 

Bestaan  van  het  Nederlaudsch  Gaslhuis  voor  Ooglijders.  Utrecht,  1^85;  8^. 
Gesellschaft,    Serbische    gelehrte:    Glasnik.     (JU.  und  ül.    Band.     Belgrad, 

1885;. 8«. 
Johns  Hopkins  University:  The  American  Journal  of  Philology.  Vol.  VI. 

Nr.   1.    Baltimore,  1885;  8". 
Johns  Hopkins  University:    .Studies  in  historical  and  political  science. 

S'^  Series:    I.   Maryland's   Iiitluence    upou  Land   Cessions    to   the   United 

States.    Baltimore,  1885;    8". 
Maatschappij   der  Nederlaudsch  Letterkunde    te   Leiden:    Handelingen  en 

Mcdedeelingen  over  het  Jaar  1884.  Leiden,  1884;  8".  —  Levensberichten 

der  afgestorvene  Medeleeden.    Leiden,   1884;  8". 
Marburg,   Universität:    Akademische  Schriften  pro  1883  —  1884.    06  Stücke 

40  und  8". 
Mittheilungen    aus   Justus    Perthes'    geographischer    Anstalt    von   Dr.    A. 

Petermann.  XXXI.  Band,  1885.  VI.    Gotha,  1885;  4». 
Museum  Kralovstvi  ceskeho:  Casopis.  Rocnik  LVIII,  svazek  treti  a  ctvrty. 

V  Praze,  1884;  8".  —  Rocnik  LIX.  V  Praze,   1885;  8". 
Novüceiska  Bibliotheka.   Cislo  XVIII,  Dil  VI.    V  Praze,    1885;  8».  — 

Vortrag  des  Geschäftslciters  in  der  (^'eutral- Versammlung  am  1.  Juli  1884. 

Prag,   1884;    8".    —    Verzeichniss    der   Mitglieder    der    Ge.sellschaft,    der 

Bcamtenstatus  und  die  wissenschaftlichen  Sectionen.     Prag,   1885;  8". 


Bühl  er.    Uebei-  das  Zeitalter  des  kasmirischen  Dichters  Soinadeva.  54:5 


Ueber  das  Zeitalter  des  kasiuiriselieij  Dichters 

Somadeva. 


Yen 


Prof.  Dr.   G.   Bühler, 

n'irkl.  Mitgliede  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissonsohaften. 


jlis  sind  bisher,  so  viel  mir  bekannt  ist,  zwei  verschiedene 
Ansichten  über  die  Zeit  aufgestellt,  in  welcher  Somadeva,  der 
Sohn  des  Kama,  sein  berühmtes  Märchenbuch,  den  Kathasa- 
ritsagara,  verfasst  haben  soll.  Die  ältere  wenig  beachtete  Be- 
stimmung seines  Datums  gehört  Professor  H.  H.  Wilson '  welcher 
Somadeva  und  den  Kathäsaritsägara  zuerst  dem  Europäischen 
Publicum  im  Oriental  Quarterly  IMagazine,  Calcutta,  March  1824 
bekannt  machte.  Nach  der  Ansicht  dieses  Gelehrten  ist, der  Occan 
der  ]\Iärchenflüsse^  zwischen  den  Jahren  1059 — 1071  p.  Chr.  oder 
vielleicht  etwas  früher  geschrieben.  Professor  Wilsons  Gründe 
für  seine  Behauptung  sind  folgende.  , Somadeva  sagt  am  Ende 
seines  Werkes,  dass  er  es  verfasst  habe  zur  Belustigung  der 
Groösmutter  des  Königs  Harshadeva  von  Kasmir,  einer  from- 
men alten  Dame,  welche  die  Brahmancn  sehr  in  ihren  Schutz 
nahm  und  eine  eifrige  Verehrerin  des  Gottes  Siva  und  seiner 
Gattin  war.  Er  nennt  ausser  Harsha  dessen  drei  Ascendentcn 
Kalasa,  Ananta  und  Samgrämaraja.  Diese  letzteren  regierten 
alle  nach  einander  und  herrschten ,  wie  Abu'l  Fazl  im  Ayin 
Akbari  berichtet,  zusammen  etwa  drcissig  Jahre  lang  über 
Kasmir.  W'w  wissen  aus  andern  zuverlässigen  Quellen,  dass 
.Samgrämarfija  um  1027  p.  Chr.  zu  Regierung  kam.  Folglich 
muss  Harshadeva  den  Thron  um  1059  bestiegen  und,  da  seine 

'  H.  II.   Wil.soii,    Wurks  (ed.  K.  Kost),   Literary  Essays  vol.  1,  p.  lOü— 268. 


54 G  Bühl  er. 

Regierungszeit  nacli  Abu'l  Fa/J  zwölf  Jahre  dauerte,  bis  1071 
p.  Chr.  geherrscht  haben. '  Somadevas  Werk  kann  also  nicht 
später  verfasst  sein.  Wahrscheinlich  datirt  es  aber  noch  einige 
Jahre  früher,  da  es,  wie  gesagt,  der  Grossmutter  jenes  Königes 
gewidmet  ist,  und  diese  der  Dedication  zufolge  einen  bedeuten- 
den Einfluss  besessen  haben  muss,  ja  vielleicht,  so  lange  Hai's- 
hadeva  unmündig  war,  die  Regentschaft  führte.^ 

Eine  andere  Ansicht  wurde  von  dem  Herausgeber  des 
Kathäsaritsagara ,  Herrn  Professor  H.  Brockhaus  aufgestellt. 
Derselbe  sagt,  Kathäsaritsagara,  Vorrede  p.  VHI:  ,Ueber  den 
Verfasser  unseres  Werkes,  Somadeva  kann  ich  wenig  berichten. 
Am  Schlüsse  des  Gedichtes  nennt  er  sich  den  Sohn  des  Räma 
und  einen  Eingeborenen  des  Landes  Kasmir,  und  erwähnt  zu- 
gleich, dass  er  diese  Sammlung  begonnen  habe,  um  die  Königin 
Süryavati  über  den  Verlust  ihres  Enkels,  des  Königes 
von  Kasmir,  Harsha  Deva,  zu  trösten.  Dieser  König, 
dessen  Regierung  zu  den  glänzendsten,  wenngleich  nicht  zu 
den  glücklichsten  Epochen  der  Geschichte  von  Kasmir  gehört, 
kam  in  einem  Aufruhr  um,  im  Jahre  1125  nach  Chr.  Geburt.' 

Diese  Behauptungen,  für  welche  Professor  Brockhaus 
keine  Beweise  aus  den  Quellen  giebt,  sind  weiterhin  von  allen 
Sanskritisten  unbedenklich  angenommen  und  auch  von  mir 
selbst  in  meinem  Report  of  a  Journey  to  Kasmir,  p.  50  wieder- 
holt worden.  Ich  habe  dort  nur  die  Angabe,  dass  Harshadeva 
um  1125  p.  Chr.  getödtet  sein  soll,  berichtigt,  und  das  Avahre 
Datum  1101  p.  Chr.  gegeben.  Vor  Kurzem  ging  mir  durch 
die  Güte  meines  verehrten  Freundes,  Herrn  Professor  A.  Weber, 
ein  Aushängebogen  des  zweiten  Bandes  seines  Catalogs  der 
Berliner  Sanskrit-Handschriften  zu,  auf  welchem  die  Schluss- 
verse des  Kathäsaritsagara  nach  den  von  Professor  Brockhaus 
für  seine  Ausgabe  benutzten  Manuscripten  abgedruckt  sind. 
Der  erste  Blick  belehrte  mich,  dass  die  Angaben  Brockhaus'  — 
wie  auch  Herr  Professor  Weber  gesehen  hatte  —  zum  guten  Theile 
irrthümlich  sind  und  dass  Wilsons  Zeitbestimmung  der  Wahr- 
heit viel  näher  kommt,  obschon  auch  sie  nicht  ganz  richtig  ist. 
Ich  halte  es  unter  diesen  Umständen  für  meine  Pflicht  meinen 


1  Sämmtliche  hier  angegebene  historische  Daten  sind  ungenau.  Doch 
fallen  diese  Irrthüiner  nicht  Professor  H.  Wilson,  sondern  den  ihm  zu- 
gänglichen Quellen  ziir  Last. 


Ue1)cr  das  Zeitalter  des  Vasmiiisclien  Dichters  Somadeva.  o47 

früheren  Fehler,  der  durch  ein  ungerechtfertigtes  Vertrauen  auf 
Herrn  Professor  Brockhaus'  Genauigkeit  veranlasst  Avurde,  wieder 
gut  zu  machen  und  unter  Veröffentlichung  der  authentischen 
Angaben  des- Autors  eine  neue  Untersuchung  über  die  Frage 
anzustellen.  Da  die  Berliner  Manuscripte  des  Kathasaritsagara 
moderne  Devanagari  Copien  sind ,  denen  man  nicht  immer 
ganz  trauen  kann,  so  bat  ich  Herrn  Professor  R.  G.  l^händärkar 
in  Puna  mir  eine  Copie  der  in  Betracht  kommenden  Scjduss- 
verse  des  Kathasaritsagara  nach  den  im  Deccan  College  auf- 
bewahrten Saradä-PIandschriften  herstellen  zu  lassen.  Der- 
selbe hat  meinem  Wunsche  freundlichst  willfahrt  und  durch 
seinen  Sohn  Mr.  Sridhar  R.  Bhandarkar,  eine  Abschrift  der 
Prasasti  nach  Nr.  112,  sowie  der  Varianten  der  Nr.  111,  113, 
115  der  Gov'_- Collection  of  1876/1877  machen  lassen.  Diese 
vier  Handschriften  enthalten,  ähnlich  wie  die  Berliner  Manu- 
scripte, zwei  verschiedene  Redactionen  der  Schlussverse.  Ich 
folge  der  in  Nr.  111  und  115  gegebenen,  welche  mir  die 
beste  und  ursprüngliche  zu  sein  scheint  und  führe  die  Lesarten 
der  zweiten  in  den  Noten  an. 

^'\fff^'%W  xitTffr^fiT^W  TT¥:  II  ?  II 
I.  TT^T^T^äT^f^^'^^lfrf^fT'R:.  -^''•-  11-.   "•''  ll''^'  "^  ^  — 

f-qf^tj"  verluren  in  Nr.  111;  Nr.  li;J  allein  li;it  deutlich  *rfj7T?ffl*'.  — 
•J.  *'^^^:  "  ^sfi^fff  verloren  in  Nr  111.  —  3.  ^TTT^^'^f'T  verloren 
iu  Nr.  tll:  f^-jfr^t.  ^''•-  11-'  ll-'--  ^^■'■-  "^f^fT:  ^^näl,  ^i-,  11-2,  113, 
115;  "IRnf^fT",   Nr.   IVl,   115;  »^fff^^üT,  Nr.  112,  115. 


548  Bühler. 

fT^T?Wt  ^^^ffV  "ff^T^t 
f^HTfT%^Tf^^  f^^^'^TTT   II  8  II 

■^f^tTfHfTW  T<^^%ifft7T^flt  ^^fTTiTfxT  ^T#:   II   M   II 

"^^T  ^^T  f^Tf^%:  ^^»ftTT  ^fTS^fTT  ^^IT^:  II  % 

^f^  H^f^  ^fTTt  ^TTf^;TTfxir  II  ^  II 

WWTt^^f^Tü^trf^^f %:  I 

f^^^TT 

fqf^  i{^T  iT'I^cft  f^^  ^T  f^^f ^   II  ^  II 

^^T^^fT:  ^^n*^^  xf^  f^ff\^:  II  e  II 
-^^^  ^-^^  ^^vrt^f^  ^^  ^t:  i 
^^^■^^  ^fcT  jJH^T:  ^  ^^t:  II  «^0  II 


^-  fl^TT^T,  Nr-  11-2,  113,  115.  —  5.  T(?»^:,  Nr.  113.  —  G.  «JTTTt" 
XTf m**,  Nr.  IIJ,  113,  115;  f%f^%:,  Nr.  112,  113,  115.  —  7.  ■^jf^fRTTTf'T 
f^cTrlTf^  ^^T  f^fT^r,  Nr.  112,  113,  115;  «XTf^^fTT^*»,  Nr.  112,  113, 
llö;  ^^T  *T^f^,  Nr.  113;  ^^'gf'Tf^  ^if^,  Nr.  112,  115.  —  8.  Dieser 
Vers  fehlt  iu  Nr.  112,  113,  115.  Nr.  111  hat  in  der  dritten  Zeile  noch  einige 
unzusammenhängende  Buchstaben  «T  ^•TTf'T  ^**-  —  9.  '«T^efi",  Nr.  112; 
;Fr^,  Nr.  113;  •?J^T'T^T*T*',  Nr.  111,  115;  fWljf^^^rTfir^  Nr.  115.  — 
10.  "f^ö  in  -^f^iT^:  verlmen  in  Nr.  111;  OT;f^  ^W-,  Nr.  115;  ifi^^^- 
^,  Nr.   112,    113. 


Ucber  das  Zeitalter  des  kasmirisclieii  Dichters  Somadeva.  541) 

^TT^  ^^^T^igf^^lW^^:  I 
TT^T(3I%^  f^ff ct:  ^^  ?f^Tft^?r^  II  «1^  II 
^^^T^^^f^^T  l^^T^^T^  ^^^  ^rTT^^   II  <H3   II 

Uebei'setzung. 

1.  Es  war  ein  Küiiij^,  vSamgramaräja,  ein  Parijatabanm, 
dem  Älcer-gleichen  Geschlechte  des  erlauchten  S'atavahana 
entsprossen;  durcli  ilm  zu  dem  nach  seiner  Mcnschwerdiinp; 
Weise  (vibudlia)  vieler  Art  sich  drängten,  Avard  das  Land  der 
Ivasmirer  zum  (Garten)  Nandana  <:^emacht. ' 

2.  Als  sein  Sohn  ward  der  erlauchte  Kaiser  Ananta 
geboren ;  den  Rittenden  (Avie)  ein  Paradiesbaum  (Gewahrer 
ihrer  Wünsche),  des  Heldenmuthes  vorzüglichster  Hort,  machte 


11  ^T^TlT^'Rf^f^*',  Nr.  111;  -^TiTTTT^T^^^^T^lfTr^^T^T:  I 
TT^TT^T^t^^IrT^^W*',  Nr-  112,  H;'-;  ■Sfi^t^T,  Nr.  111.  —  1-'.  ^TT^ 
^afiTC^T^TfsfeT^T^^rrT^,  Nr.  112,  ll.i.  -  13.  ^^»T  TTT^^f^-ft  1^- 
^T;^T^T"?T,  Nr/lly;  Nr.   11.",  eben.so,  al)er  ^^^-f  füi"  °%^. 

'  Motrum:  Vasantatilaka.  Die.selbe  Ab.stammuno-  wird  (lemKönijyo  Saiii- 
pramaraja  in  der  Rajatarang'ini  VI.  367 — 368  zufjo.scliriehen.  Der 
König  wird,  seiner  Freif^ebigkoit  lialber,  als  eine  Incarnation  des  Pari- 
jfita,  eines  der  fünf  Paradiesbäume,  gefeiert,  die  Kostbarkeiten  statt 
Früchte  tragen  und  alle  Wünsche  befriedigen.  Für  das  volle  Verständ- 
niss  des  Verses  ist  es  wichtig  zn  beachten,  dass  der  Parijata-Baum  beim 
Quirlen  des  Nectar  aus  dem  Milch-Oceane  hervorkam,  bei  .seiner  Ent- 
stehung von  den  vibudha,  den  Göttern,  umringt  ward  und  in  Indras 
Garton  Nandana  seinen  Platz  hat.  —  Nach  der  zweiten  Recension 
lautet  der  er.ste  Ilalbvers:  ,Es  war  ein  König,  iSaiiigramaraja,  der  in 
den  Schlachten  (.sariigrama)  sich  ein  Rulimes- Baldachin,  liellgläuzend 
wie  der  Mond,  erwarb'. 


550  Bülilor. 

er  den  Schemel  seiner  Füsse  zum  Prüfstein  der  Rubinenmenge 
auf  den  Häuptern  aller  huldigenden  Herrscher. ' 

3.  Auf  dem  Plane  vor  seiner  Pforte  wälzte  sich  Rähu, 
dessen  Kehle  durchschnitten,  ohne  Leib  mit  seinem  Haupte, 
bereit  ihm  zu  dienen,  sich  gleichsam  begnügend  mit  der  Kunde 
von  (des  Herrschers)  herrlichem  Ruhme  der  (an  Glanz)  die 
STOSse  Scheibe  des  Mondes  und  des  grossen  Hari  Discus 
übertrifft.^ 

4.  Darauf  führte  dieser  Mond  unter  den  Fürsten  die 
Tochter  Indu's,  des  Herrn  von  Trigarta,  heim  als  seine  Königin, 
—  Süryavati,  Abwehrerin  der  Nacht  (des  Unglücks)  von  ihren 
Unterthanen,  von  allen  zu  verehren  wie  die  Dämmerung  am 
Morgen.  3 

5 — 6.  Diese  Königin  schmückte  Kas'mir  durch  die  Er- 
bauung von  schönen  Bursen.    Die  gleichen  den  heiligen  Lebren, 


'  Metrum  wie  oben.  Die  Imldigenden  Für.sten  beugten  ihre  Stirnen  auf 
Anantas  Fassschemel  und  dieser  ward  zum  Prüfstein  für  die  Juwelen 
ihrer  Diademe. 

2  Metrum  wie  oben.  Der  Dämon  E  h  h  u  trank  bei  dem  Quirlen  des 
Oceans  von  dem  Unsterblichkeitstranke.  Vishnu  durchschnitt  ihm  mit 
.seinem  Discus  die  Kehle,  noch  ehe  der  Nectar  in  seinen  Leib  gelangte. 
Der  unsterbliche  Kopf  irrt  seitdem  am  Himmel  umher  und  verur- 
sacht, indem  er  den  Mond  zu  verschlingen  trachtet,  die  Mondfinsternisse. 
Anantas  Ruhm  übertraf  den  Mond  an  Glanz  und  erregte  desshalb 
die  Begierde  Rahus.  Doch  als  Rahu  fand  dass  der  Ruhm  des  Königs 
auch  den  Discus  des  Hari  übertraf,  der  König  also  mächtiger  als  Vishnu 
war,  ergab  er  sich  ihm  zum  Diener,  eingedenk  der  früheren  Bestrafung 
durch  den  Gott.  Bei  dieser  Erklärung  l)esagt  der  Vers  nichts  weiter 
als  dass  Anantas  Ruhm  glänzender  als  der  Mond  war  und  dass  Ananta 
Vishnu  an  Macht  noch  übertraf.  Es  ist  aber  immerhin  möglich,  dass 
in  dem  Verse  noch  eine  Anspielung  auf  ein  Abenteuer  mit  einem 
menschlichen  Feinde,  der  aus  irgend  welchem  Grunde  den  Beinamen 
Rähu  hatte,  stehen  mag.  Doch  ist  nichts  von  einer  solchen  Erzählung 
aus  den  Geschichtsquellen  bekannt.  —  Die  oben  angegebene  Variante 
"kirtisravena  giebt  auch  einen  guten  Sinn.  Nimmt  man  dieselbe  an. 
so  muss  man  folgendermassen  übersetzen:  ,sich  gleichsam  begnügend 
mit  dem  Strome  des  herrlichen  (Nectar-gleichen)  Ruhmes'  u.  s.  w. 

3  Metrum:  Upajäti.  Trigarta  ist  der  ältere  Name  der  Provinz  Jälan- 
dhara  (Jullundur)  im  Panjäb.  Süryavati  bedeutet  ,mit  Sonnen(-glanz) 
versehen'.  Während  der  Morgendämmerung  ist  eines  der  wichtigsten 
Gebete  von  jedem  Arier  zu  verrichten.  Saihdhyä  ist  auch  eine  Göttin, 
eine  Personification  der  Morgendämmerung. 


Ueber  ila$  Zeitalter  iles  kasinirisclieii  Dichters  SomaJcva.  551 

da  Hunderte  von  Braliraanen^  verschiedenen  Ländern  ent- 
stammt, sie  verebren;  die  oleiclien  Oeeanen  da,  voll  von  Perlen, 
sie  selbst  den  furchtsamen  Trailern  der  Erde  Zuflucht  ge- 
währen; die  gleichen  den  Bäumen  des  Paradieses,  da  sie,  herr- 
lich (zu  schauen),  täglich  die  von  Hoffnungen  gelockten  Be- 
sucher ihrer  Qual  entreissen. ' 

7.  Die  Häuser  der  Grötter,  von  ihr  erbaut  am  breiten  Ge- 
stade des  reinen  Stromes  der  Vitastä,  gleichen,  weissglänzend 
von  der  Tünche  der  Söller,  vollständig  den  Gipfeln  des  Hima- 
laja, deren  äusserste  Spitzen  die  himmlische  Gangli  umfliesst.- 

8.  Durch  Gaben  von  unzählbaren  Juwelen,  Gold,  grossen 
Agrahfiras,  Fellen  schwarzer  Antilopen,  Dergcn  von  (allerhand) 
Gut  und  Taixsenden  von  Kühen  erhält  diese  ehrwürdige  (Königin) 
alle  (Menschen),    der  all-crhaltenden  (Erde  vergleichbar)  ,..."' 


'  Das  Metrum  der  beiden  Verse,  welche  ein  sog-enanutes  Yugalaka 
bilden,  ist  Giti.  —  Matlia  steht,  wie  die  Parallelstellen,  Vikramänka- 
devacharita  XVIII,  40—46  und  Kajataraiigini  VII,  180—184  -/.eigen,  für 
vidj'ämatha  und  entspricht  genau  der  Burse  der  alten  deutschen 
Universitäten  und  dem  englischen  College.  Amnäya,  ,heilige  Lehren', 
bezieht  sich  wohl  zunächst  auf  die  Veden,  von  denen  jeder  von  Hrah- 
manen  aller  Länder  studirt  wird.  Das  Wortspiel  in  sevyaih ,  wörtlich 
,zu  verehren'  und  ,zu  l)ewohnnn',  lässt  sich  'im  deutschen  nicht  gut 
wiedergeben.  Die  Perlen  in  den  Bursen  sind  au.sgezeichnete  Gelehrte 
und  schöne  Manuscript(;.  Urvibhrltäm  , Trägern  der  Erde'  bedeutet  in 
Bezug  auf  den  Ocean  ,dcn  Bergen',  da  dieselben  sich  der  indisclieu 
Sage  zufolge  vor  hidra  in  das  Meer  flüchteten.  Mit  Beziehung  auf  die 
Bursen  bedeutet  es  ,den  Fürsten'.  Wie  wir  aus  der  Rajatarangiiu  lernen, 
dienten  die  Mathas  den  unterliegenden  Häuptlingen  bei  politischen 
Unruhen  oft  als  Asyle. 

2  Metrum:  Vasantatilaka.  Bezüglich  der  von  Sfiryavati  gebauten  Tempel 
vergleiche  auch  Käjatarangini  VII,   180. 

^  Metrum  wie  oben.  Agrahäras  sind  den  Brahmanen  geschenkte,  mit  ge- 
wissen Immunitäten  und  einer  besonderen  Verfassung  au.sgestattete 
Dörfer.  Nach  Käj.  VII,  184 — 185,  war  die  Zalil  der  din-ch  die  Königin 
geschenkten  Agrahäras  sehr  gross.  Bezüglich  der  Schenkungen  von 
schwarzen  Antilopenfellen  siehe  Vishnusmriti,  Cap.  87,  Sacred  BooUs 
of  the  East  VIT,  p.  2C)?< — 204.  Die  Schenkung  eines  dravinaparvata 
, eines  Berges  von  (allerhand)  Gut'  ist  bei  Hemadri  im  Danakhanda  nicht 
beschrieben,  dort  kommt  nur  ,ein  Berg  von  Getreide'  vor.  Kühe  werden 
jetzt  und  sind  wahrscheinlich  schon  seit  langer  Zeit  nicht  iu  natura 
gegeben.  Dafür  treten  verschiedene  conventiouell  augesetzte  Wertlie, 
von  50  Kreuzern  aufwärts,  ein. 


552  n  ü  li  I  e  r. 

9.  Ihi'  erlauchter  Sohn  (ist)  der  König  Kalaäadeva. 
Obschon  der  vornehmste  Stirnschrauck  des  Erdenrundes,  hängt 
er  docli  nicht  am  alika  (der  Unwahrheit,  oder  einer  Stirne); 
obschon  ein  Genosse  der  mit  gunas  (Tugenden,  oder  Banden 
des  Samsära)  behafteten,  besteht  er  doch  aus  reiner  Unsterb- 
Hchkeit;  obschon  ungnädig  (asiva)  gegen  die  Schaaren  seiner 
Feinde,  ist  er  doch  eine  Incarnation  des  gnädigen  (Gottes  Siva). ' 

10.  Ihr  ausgezeichneter  Enkel  ist  der  erlauchte  Har s ba- 
de va,  welcher  von  den  Göttern  als  ein  neuer  Kalasa-Sohn 
(Agastya)  geschaffen  ward;  wie  Agastya  alle  emporstrebenden 
Berge  (urvibhritah)  zu  beugen  und  selbst  die  sieben  Oceane 
zu  leeren  (patum)  vermochte,  so  ist  dieser  Tapfere  fähig,  alle 
hochfahrenden  Fürsten  (urvibhritah)  zu  beugen  und  sogar 
die  sieben  Oceane  zu  beschützen  (patum). '^ 

1 1 .  Um  das  Herz  dieser  Königin,  die  sich  stets  abmüht 
die  verschiedenen  Hauptgebote  (zu  erfüllen),  Girisa  zu  ehren 
und  Brandopfer    zu    bringen,    und   die    ihre  Ohren   täglich   mit 


1  Metrum  wie  oben.  Eine  getreue  und  allgemein  verständliche  Wieder- 
gabe der  ersten  beiden  Virodhälaihkaras  im  Deutschen  geht  über 
meine  Kräfte.  Jeder  derselben  enthält  zwei  Complimente  für  den  König 
Kalasa .  die  aber  so  au.sgedrückt  sind,  dass  der  Wortlaut  sich  scheinbar 
Aviderspricht.  Bei  dem  ersten  will  der  Dichter  sagen  ,  dass  Kalasa 
der  ausgezeichnetste  Fürst  der  ganzen  Erde  ist  und  nie  die  Unwalu'heit 
spricht.  Zur  Bezeichnung  des  Begriftes  , ausgezeichnet'  wählt  er  das 
Wort  tilaka  , Stirnschmuck'  und  zur  Bezeichnung  der  zweiten  Eigen- 
Schaft  das  Compositum  analikalagnah,  welches  sowohl  , nicht  an  der 
Unwahrheit  hängend'  als  auch  ,nicht  an  einer  Stirne  hängend'  bedeutet 
und  in  letzterer  Bedeutung  dem  Begriffe  , Stirnschmuck'  widerspricht. 
Im  zweiten  Falle  will  er  sagen,  dass  Kalasa  rein  und  leidenschaftlos 
wie  ein  Jivanmukta,  d.  h.  ein  in  diesem  Leben  erlöster  Heiliger,  ist 
und  zugleich  nur  ausgezeichnete  Männer  zu  Freunden  hat.  Hier  .steht 
die  zweite  Bedeutung  von  gunibändhavah,  , Genosse  der  mit  den  Fesseln 
(des  Sarhsära)  behafteten  d.  h.  der  nicht  erlösten',  im  Widerspruche 
mit  der  Behauptung,  dass  er  ein  Erlöster  ist. 

^  Metrum  wie  oben.  Der  Seher  Agastya  wurde  aus  einem  Topfe,  ge- 
wöhnlich kumbha,  hier  kalasa  genannt,  geboren.  Der  Dichter  be- 
nutzt diese  Sage  um  einen  Vei-gleicli  zwischen  diesem  Kalasa-Sohne 
und  dem  Sohne  Kalaiadevas  anzustellen.  Für  die  Erklärung  der  fol- 
genden Worte,  die  ojjen  mehr  paraphrasirt  als  übersetzt  sind,  ist  zu 
beachten,  dass  Agastya  andern  Sagen  zufolge  den  Vindhya  verhinderte 
in  den  Himmel  zu  wachsen  und,  wie  der  nordische  Thor,  den  Ocean 
zum  Theil  austrank. 


Uebcr  das  Zeitalter  des  kasinliischen   Dichters  Somadova.  OOO 

(dem  Anhören    der)    heiligen    Lehrbüeher    ermüdet,    für    einen 
Augenblick  etwas  zu  ergctzen, ' 

12.  Hat  Soma  der  Sohn  des  ausgezeichneten,  mit  vielen 
Tugenden   ge«chmüekten  Brahmanen  Rama,    diese  Sammlung 

'  der  aus  dem  Nectar  vieler  Märchen  bestehenden  Quintessenz 
der  Brihatkatha  veranstaltet;  wie  der  Vollmond  das  Meer 
(bewegt  sie  mächtig)  die  Herzen  edler  Menschen. - 

13.  Möge  dieser  ,Ocean  der  Märchen-Flüsse^  der  von  dem 
mit  reinem  (ilanze  begabten  Soma  in  grossen  Taranga  (ge 
nannten)  Abtheihmgen  geordnet  ist  (ganz  wie  durch  den  mit 
reinem  Glänze  begabten  Mond  [Soma]  der  Ocean  in  grosse 
Wellen  [taranga]  gebrochen  Avird),  die  Herzen  der  Edlen  er- 
freuen.-'' 

Diese  Verse,  welclie,  so  geschmacklos  sie  uns  scheinen 
mögen,  gewiss  ihrem  Verfasser  wegen  der  im  Alamkära  gezeig- 
ten Fertigkeit  bei  seinen  Zeitgenossen  den  Titel  eines  m  a  h  ä- 
k  a  V  i  eingetragen  haben  werden,  lehren  uns  folgende  That- 
sachen.  Der  König  Saingrämadeva  aus  dem  Geschlechte  Säta- 
vähana's,  war  der  Vater  des  Königs  Ananta  von  Kasmir. 
Ananta  heirathete  Süryavati,  die  Tochter  dos  Herrschers  von 
Trigarta  oder  Jfdandhara.  Ihr  Sohn  war  der  König  Kalasa- 
deva  und  ihr  Enkel  Harshadeva.  Der  Kathäsaritsägara  Avurde 
von  Soma,  d.  h.  Somadeva,  dem  Sohne  des  Brahmanen  Rama, 
zur  Unterhaltung  der  Königin  Süryavati  verfasst.  l^eachtet 
man  nun,  dass  Harshadeva  zwar  wegen  seiner  Tapferkeit  ge- 
rühmt Avirdj  aber  nicht  den  Titel  König,  sondern  sri,  der 
Erlauchte,  erhält,  so  lässt  sich  daraus  mit  Sicherheit  schlicssen, 
dass  er  zur  Zeit,  als  Somadeva  schrieb,  erwachsen,  aber  nicht 
Inhaber  des  Thrones  war.  Der  regierende  König  muss  sein 
Vater  Kalasadeva  gewesen  sein,  da  er  der  Letzte  in  der  Reihe 
der  männlichen  Familienmitglieder  ist,  welcher  den  Titel  eines 
Regenten  (kshitisa)  bekommt.  Soviel  muss  Jedem  der  einiger- 
massen  mit  der  AusdrucksAveise  der  Inder  A'crtraut  ist,  klar  sein. 

1  Metrum  wie  oben. 

^  Metrmn  wie   oben.  Wegen   der  Brihatkatlia   ist  der  Anfang   von    Soma- 
devas  Werk  I,  3,   10 — i;}  zu   vergleichen. 

3  Metrum:    Aryä.     Die    genaue     Erklärung    des     Titels     Kathäsaritsägara 
, Ocean   der   Märchenflüsse'    würde  sein  ,ein  Werk  welches  alle  Märclien 
ebenso  in  sich  vereinigt  wie  der  Ocean  alle  Flüsse'. 
Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Gl.  CX.  Bd.  H.  Uft.  36 


554  r-  ü  ii  1  p  r. 

Da  wir  für  die  Geschichte  von  Kasmir  in  Kallianas 
Rfijatarailgiui  ^  eine  Chronik  besitzen,  auf  welche  man  sich  in 
der  Periode,  nm  die  es  sich  hier  handelt,  vollständig  verlassen 
kann,  so  ist  es  möglich,  nicht  blos  die  Richtigkeit  der  obigen 
Schlussfolgerung  darzuthuU;,  sondern  aucli  noch  genauere  Be- 
stimmungen über  den  Zeitpunkt  der  Abfassung  des  Katliäsarit- 
sägara  zu  geben.  Die  hier  in  Betracht  kommenden  Nachrichten, 
Avelche  die  Räjatarangim  über  die  in  unserer  Prasasti  genannten 
fürstlichen  Personen  giebt,  sind  folgende. 

Sathgrämadeva  wurde  von  der  Königin  Diddä  zum  Thron- 
folger ernannt  und  bestieg  den  Thron  -  im  Jahre  79  des  Lo- 
kakäla,  der  in  Kasmir  gebräuchlichen,  volksthümlichen  Aera,'' 
bei  der  man  gewöhnlich  blos  die  Jahre  von  1 — 100  angiebt, 
die  verflossenen  Hunderte  und  Tausende  aber  auslässt.  Er 
starlj  im  Jahre  4  des  nächsten  Saeculum  des  Lokakäla  nach 
einer  Regierung  von  nicht  ganz  25  Jahren.^  Ihm  folgte  sein 
Sohn  Hariräja,  der  aber  schon  nach  einer  Regierung  von 
22  Tagen  den  Nachstellungen  seiner  eigenen  Mutter  erlag.'' 
Nach  seinem  Tode  wurde  sein  unmündiger  Bruder  Ananta 
oder  Anantadeva  zum  Könige  ausgerufen.^'  Dieser  heirathete 
später  auf  Antrieb  seines  Günstlings  Rudrapäla,  Süryamati, 
die  jüngere  Tochter  Induchandras,  des  Königs  von  Jalandhara.' 
Süryamati,  welche  auch  den  Namen  Subhata  fühi'te,^  Avird  von 


'  Dies  Werk  wurde,  wie  der  Autor  seihst  I,  52  sao't,  im  Jahre  1070  der 
Saka-Aera  oder  1148 — 1149  p.  C'iir.  begonnen. 

^  Rajatarangini  VI,  355 — 365. 

^  Dieselbe  heisst  ebenso  gewülinlicli  Sa]>farsliisaiiivat.  die  Aora  der  sieben 
•Seher. 

4  Rajat.  VII,   121. 

'■>  RAjat.  VII,  131.   133. 

c  Rajat.  VII,  135. 

''  Räjat.  VII,  150 — 151.  Wenn  Kalhaiia  die  Künigin  Süryamati,  nicht 
Süryavati  nennt,  so  erklärt  sich  das  durch  die  Bedeutungsgleiclilieit  der 
Suffixe  mat  und  vat.  Die  Inder  haben  die  üble  Angewohnheit  in  ge- 
schichtlichen Werken  und  Documenteu  ein  und  dieselbe  Person  durch 
gleichbedeutende  Namen  zu  bezeichnen ,  z.  B.  Vikramarka  für  Vikra- 
maditya  zu  setzen.  Die  Namensform  Induchandra,  welche  hier  statt 
Indu  (oben  Vs.  4)  erscheint,  ist  die  vollständigere,  lieber  die  Abkürzung, 
welche  wie  Inder  sagen,  bhimavat  gemacht  ist,  siehe  Zachariae,  Le- 
xicographische  Beiträge,  p.  35  —  36. 

8  Räjat.  VII,   180  und  Vikramankadeva.harlta  XVIII,  40     46. 


Ucl>or  eins  Zcit;iUftr  clps  ViAniirisrlmn  Piclitfi-s  Somadev.i.  i).'i;) 

Kalliana,  soAvio  von  P.illiana,  einem  anderen  Diditcr  ilirer  Zeit, 
wc^cn  ihrer  Frömmigkeit  und  Wohlthätigkeit  el)enso  hoch  gc- 
j)ries(Mi  wie  von  Somadcva.  Ananta  dagegen  Avird  in  der 
näjatarangini  wiederholt  als  schwach  von  Verstand,  heftig  und 
nnliesonnen,  aber  bis  zur  Tollkühnheit  tapfer  geschildert.' 
In  Folge  dieser  Schwäche  bekam  Suryamati  ihren  Gemahl 
schliesslich  ganz  in  ihre  Gewalt  und  beweg  ihn,  trotz  der 
Warnungen  seines  Ministers  Haladhara,  im  Jahre  39  des  Lo- 
I<akäla  dem  Throne  zu  entsagen  und  seinen  Sohn  Kalasadeva 
zum  Könige  zu  salben. 2  Kurze  Zeit  darauf  bereute  Ananta 
seinen  übereilten  Schritt  und  bemächtigte  sich,  von  Jlaladhara 
angestiftet,  wiederum  der  Regierung.'*  Kalasadeva  aber  ergab 
sich  bald,  von  schlechten  Rathgebern  und  Günstlingen  ver- 
leitet, einem  lasterhaften  Lebenswandel ,  dessen  Einzelnheiten 
vom  Chronisten  sehr  eingehend  beschrieben  werden. '  Schliess- 
lich kam  ein  besonders  schmachvolles  Abenteuer  zu  den  Ohren 
seiner  Eltern,  welches  dieselben  in  solchen  Zorn  versetzte, 
dass  sie  beschlossen  ihn  ins  Gefängniss  zu  Averfen  und  seinem 
ältesten  Sohn  Harsha,  ,einem  Schatze  alles  Wissens',  das  Reich 
zu  übergeben.''  Aus  dieser  Gefahr  befreite  ihn  die  Geistes- 
gegenwart eines  seiner  Anhänger,  der  ihn  zu  seinem  Vater 
begleitete  und  letzteren  durch  eine  muthige  Vertheidigung  mit 
,bittersüssen'  Worten  bethörte." 

Kalasa  Avurdc  unbestraft  entlassen  und  verbarg  sich  in 
seinem  Paläste.  Ananta  aber  ])eschloss  kurz  darauf  sich  ganz 
von  der  Regierung  zurückzuziehen  und  führte  diesen  Vorsatz 
im  .lahre  55'  des  Lokakäla  aus,  indem  er  mit  seinem  ITofstaate, 
iVnhängern  und  Schätzen  nach  Vijayakshetra,  dem  heutigen 
Bijbr(")r,  übersiedelte,  üort  lebte  er  noch  etwas  länger  als 
zwei  Jahre,  bald  in  heimlichem,  ))ald  in  offenem  Kriege  mit 
seinem  Sohne,  den  Suryamati  noch  Aviederholt  begünstigte  und 
einmal  vor  der  Vernichtung  in  offener  Feldsehhudit  bewahrte. 


'  lirijat.  VII,  143.  189.  219.  229. 

2  Kfiiat.   VII,  280-2.3:5.  " 

3  Kujat  VII,  2-10—215. 
*  KAjat.  VII,  273— .318. 
'•>  R:iyM.  VII,  318—320. 
<"■  Rajat.  VII,  321—329. 
'  Rajat.  VII,  3G3. 

3G* 


556  Bühlor. 

Am  Vollmondstag-e  des  Monates  Kärttika,  im  Jahre  57  '  des 
Lokakala  ücl  Aiianta  im  zweiundsechzigsten  Lebensjahre  ^ 
durch  seine  eigene  Hand.  Kurz  vorher  war  es  Kalasa  ge- 
Kmgen,  die  Stadt  Vijayakshetra  in  Brand  zu  stecken  und 
seinen  Vater  des  grössten  Theiles  seiner  Habe  zu  berauben. 
Diese  Unbilde  war  der  letztere  nicht  im  Stande  zu  ertragen 
und  wählte,  da  er  keinen  andern  Ausweg  sah,  den  Tod. 
Siiryamati  aber  wollte  ihren  Gatten  nicht  überleben.  Sie  ver- 
brannte sich  mit  seinem  Leichnam  zwei  Tage  später.  Bei 
dieser  Gelegenheit  war  auch  Harshadeva  zugegen,  der,  vor 
seinem  Vater  geflüchtet,  einen  grossen  Theil  der  letzten  zwei 
Jahre  bei  den  Grosseltern  verbracht  hatte  und  dieselben  schliess- 
lich bestattete  und  beerbte.'^ 

Mit  Hilfe  dieser  Data  ist  es  leicht  die  Fehler,  welche 
Wilson  und  Brockhaus  gemacht  haben,  zu  corrigiren  und  die 
Grenzen  der  Periode,  innerhalb  Avelcher  der  Kathasaritsägara 
geschrieben  sein  kann,  genau  zu  bestimmen.  Es  kann  gar 
keine  Rede  davon  sein,  dass  das  Buch  aus  der  Regierungszeit 
Harshadevas,  wie  Wilson  meint,  oder  aus  der  Zeit  nach  Har- 
shadevas'Tode,  wie  Brockhaus  behauptet,  stammen  könnte.  Da 
Somadeva  sagt,  dass  Kalasadeva  zur  Zeit  der  Vollendung  seines 
Werkes  König  war  und  dass  Siiryavati  noch  lebte,  so  muss  er 
nach  dem  Jahre  39  und  vor  dem  Jahre  57  des  Lokakala  ge- 
schrieben haben.  Vielleicht  darf  man  diese  Grenzen  aber  noch 
etwas  enger  ziehen,  indem  die  Schilderung  Somadevas  darauf 
hinzudeuten  scheint,  dass  zu  seiner  Zeit  der  Zwist  zwischen 
Kalasadeva  und  Ananta  noch  nicht  ausgebrochen  war.  Bei  dieser 
Annahme  müsste  man  das  Jahr  55  als  den  ter minus  ad  quem 
ansetzen.  Sicher  ist  dies  jedoch  nicht,  da  bei  der  Schönfärberei 
der  indischen  Hofpoeten  oft  sehr  unHebsame  Vorgänge  in  den 
Famihen  ihrer  Beschützer  vergehwiegen  oder  anders  dargestellt 
werden  als  sie  wirklich  sind. 

Versuchen  wir  die  Jahre  unserer  Aera  zu  finden,  welche 
den  im  Obigen  genannten  Jahren  des  Lokakala  entsprechen, 
so  hat  das  jetzt,  da  der  Anfangspunkt  des  Lokakala  oder  der 


1  Rajat.  Vir,  453. 

2  Rajat.  VII,  485. 

3  Räjat.  VII,  394,  460—461,  487. 


Ueber  das  Zeitalter  des  kasmirischen  Dichters  Somadeva. 


557 


Saptarsbi-Acra  bekannt  ist,  keine  grosse  Scbwierigkcit  und  es 
ist  gar  nicbt  notbig,  auf  die  älteren  cbronologiscben.  Bestim- 
mungen Wilsons  j  Lassens  und  Cunningbams  zurückzugreifen. 
Dem  von  mir  in  Kasmir  gefundenen  Verse  zufolge  •  begann 
diese  Aera,  naebdem  25  Jabrc  des  Kaliyuga  verflossen  waren, 
oder  3101 — 25  ante  Cbr.  Man  kann  zunäcbst  mit  Hilfe  der 
von  Kalbana,  Räj.  I.  52,  gegebenen  Gleichung  Lokakala  24  = 
Sakasaiiivat  1070,  sowie  der  im  siebenten  und  acbten  Capitel 
der  Rajatarangini  gegebenen  bistoriscben  Daten  die  ausge- 
lassenen Tausende  und  Hunderte  des  Lokakala  ergänzen. 
Kalbanas  Lokakala-Datum  ist  vervollständigt  das  Jalir  ol54 
-\-  1070  oder  4224.  Kalbana  verfasste  sein  Werk»  unter  der 
Regierung  des  Königs  Jayasiihba  oder  Simhadeva.  Dieser 
kam  nacb  seinen  Angaben  im  Jabre  3  desjenigen  Saecubim  zur 
Regierung,  welcbes  auf  das  des  Ananta  und  Kalasadcva  folgte. 
Letzteres  erbellt  aus  folgenden  Angaben: 

Rajat.VII,    725     Kalasadeva    stirbt 

Utkarsba ,     sein    Sobn    Avird 


730 

862 
871 


König 

Utkarsba     tödtet     sieb    nacb 
22  Tagen 


VHI, 


1726 
1734 


344 


—     —    1357 


Harsbadeva,  K.'s  Sobn  wird 
König 

Harsbadeva  ermordet  .... 
Ucbcbbala,  scbon  früber  ge- 
krönt (Vs.  1386)  folgt  .  .  .  . 

Ucbcbbala  Avird  ermordet  .  . 
345     Radda,   Usurpator,    am  selbi- 
gen Tage   getödtet 

380-1    Salbana   gekrönt 

485  Sussala,  Uchcbbalas  Bruder 
nimmt  Salbana  gefangen  und 
wird  König 

Sussala  ermordet •.   . 

Simbadeva   alias   Jayasimba, 
S.'s  Sobn   wird   König  .... 


65  Lokakala. 


77 


87 


88 


3 


1  Kasmir  Report  p.  4.6  (Jour.  Bo.  ßr.  Koy.  As.  Soc.  vol.  XII). 


Ö58  Bühl  er.    Ueber  Jas  Zeitalter  des  kasiniiischen  Dichters  Soinadeva. 

Das  letzte  Datum  aus  der  Regierung  Jayasimlias,  welches 
Kalliana  gibt,  ist  das  Jahr  33,  Raj.  VlII,  3193  (Troyer).  Da 
es  neun  Jahre  später  fällt  als  das,  Avelches  er  im  Anfange 
seines  Werkes  anführt,  zeigt  es,  wie  lange  er  ungefähr  an 
seiner  Chronik    schrieb. 

Nach  dem  eben  Gesagten  sind  die  oben  angegebenen 
Zahlen  aus  Anantas  und  Kalasadevas  Regierungszeit  die  Jahre 
4104,  4139,  4155  und  4157  des  Lokakäla.  Die  Entfernung  des 
Anfangspunktes  des  Lokakäla  von  dem  der  christlichen  Aera 
beträgt  etwa  3076  Jahre.  Man  erhält  also  für  die  beiden  in 
Betracht  kommenden  Daten,  den  Regierungsantritt  Kalasadevas 
und  den  Tod  Anantas  und  Süryamatis,  die  Jahre  1063 — 1064 
und  1081 — 1082  p.  Chr.,  innerhalb  welcher  der  Kathäsaritsägara 
verfasst  sein  muss.  Dieses  Resultat  zeigt,  dass  Somadeva 
entweder  genau  zu  derselben  Zeit  schrieb ,  als  Kshemendra- 
Vyäsadäsa  seine  Brithatkathämaiijari  verfasste,  oder  nur  Avenig 
später.  Kshemendra  sagt  in  mehreren  seiner  Werke,  dass  er 
unter  dem  Könige  Ananta  schrieb.^  Eines  derselben  ist  aber 
im  Jahre  41,  d.  h.  4141  unter  der  Regierung  des  Kalasadeva 
datirt.  Es  ist  jedenfalls  ein  merkwürdiges  Zusammentreffen, 
dass  zwei  kasmirische  Dichter  um  dieselbe  Zeit  das  alte 
Buch  Gunädhyas  aus  dem  Paisächi-Dialecte  ins  Sanskrit  über- 
setzten. Es  sieht  beinahe .  so  aus  als  ob  sie  Rivalen  gewesen 
wären. 


1  Samaj'amatrikii:  (^aihvat  25  (4125)  imter  Aiiaiita;  Aucliityavichäracharchä 
unter  Ananta. 


Grüne  lt.  Die  Begriffs-Präpondeianz  ii.  d.   Duale  a  potior!  im  Altarabischen.      5o9 


Die  BegriHs-PräpoiKleraiiz  nnd  dio  Duale  a  potiuii 

im  Altaral)iseheii. 


Von 

Dr.   Max   Grünort. 


A.  F.  von  Mehren  hat  in  seinem  vortrefflichen  Werke 
,Die  Rhetorik  der  Araber^'  von  den  drei  Theilen  dieser  Wissen- 
schaft:  ^jLx4.JI   ft-Xs.  jlk'griffslelire^,    ij^-M-'    |V-^^    ,Darstelhings- 

lelire^  und  j«JtN^\Jf  ^£.  ,Tropeiilehre^,  die  beiden  letzteren  einer 
ziemlich  ausführlichen  Bearbeitung  unterzogen. 

l^asselbe  Interesse  dürfte  auch  der  erste  Theil  ^il**-''  fit.X.c. 
beanspruchen,  der  nach  unserer  Auffassung  der  grammatischen 
Syntax  und  der  formalen  Logik  entspricht  und  der  in  den  ein- 
schlägigen arabischen  Bearbeitungen  eine  reiche  Fülle  des 
wcrthvollsten  ^laterials  zu  Beiträgen  für  eine  Syntax  der 
arabischen  Sprache,  die  immer  noch  der  Bearbeitung  hari't, 
liefert. 

Es  genügte  schon,  vorerst  eine  übersichtliche  und  dem 
heutigen  Standpunkte  der  Sprachwissenschaft  entsprechende 
Darstellung  dieses  Theiles  der  arabischen  Rhetorik  nach  dein 
kurzen  Auszuge  zu  geben,  den  Näsif  'al-Jäzigi  in  einer  kleinen 
Schrift-  uns  zugänglich  gemacht  hat. 

Von  den  grammatisch-syntaktischen  Themen,  die  in  dem 

erwähnten  Buche  in  einer  x+ÄJ"  (SS.  80 — 86)  in  wenigen  Zeilen 

eine  Erwähnung  finden,  wollen  die  folgenden  Blätter  eine  mög- 
lichst erschöpfendi;  Behandlung  eines  derselben  geben,  nämlich 

'  Wien  (Kopenhagen)   18Ö3. 

-  Näsif  'al-Jäzigi,  Kitäb  magmiV  'al-'adal)  fi  t'uniiu   "al-'arab.  BairCit  1885. 
(,^l*^\  y  SS.  8-86.) 


5r)0  G  r  ü  n  e  r  t. 

die  Bearbeitung  des  Themas:  '^^.XkXi\  ,die  Begriflfs-Präponde- 
ranz',  d.  i.  die  in  der  Wahl  der  Wertform  bestehende  Präpon- 
deranz  eines  Begriffes  vor  einem  anderen  mit  ihm  in  einem 
Copulativ -Verhältnisse  stehenden  Begriffe. 

Da  dieses  Thema  sowohl  als  Thema  des  ^^\.x^}\  ^Xc  der 
arabischen  Rhetorik  in  seiner  Bearbeitung  neu  ist,  wie 
auch  nicht  unwichtige  Beiträge  zur  Syntax  der  arabischen 
Grammatik  und  namentlich  für  das  arabische  Wörterbuch 
liefert,  dürften  diese  Blätter  den  Fachgenossen  nicht  unwill- 
kommen sein. 

Der  Uebersichtlichkeit  halber  will  ich  das  ^^.X3i3  als  Thema 
der  arabischen  Rhetorik  im  Allgemeinen  und  für  sich  behan- 
deln, die  damit  eng  zusammenhängende  Bedeutung  der  , Duale 
a  potiori^  aber  in  lexikalischer  Darstellung  anfügen.  In  einem 
, Anhange'  habe  ich  die  ,Plurale  a  potiori'  einer  Erwähnung 
nicht  unwerth  gehalten. 

I.  Das  >»^aI*3  oder  ,(lie  Begriifs-rräpoiuleraiiz'. 

Die  Definition  dieses  rhetorischen  Kunstausdruckes  (der 
grösste  Theil  der  arabischen  Termini  Technici  ist  in  seiner 
sprachlichen  Gewandung  so  concis,  dass  einer  deutschen  Ueber- 
setzung  immer  Schwierigkeiten  entgegenstehen)  ist  in  den  ver- 
schiedenen einschlägigen  arabischen  Tractaten  keine  einheit- 
liche; die  Berichte  selbst  sind  alle  mehr  oder  weniger  von  ein- 
ander   abhängig ,    doch  ergänzen  sie  sich  zum  grössten  Theile. 

Ich  gebe  dieselben  in  möglichster  Vollständigkeit  und  ge- 
treuer Uebersetzung : 

I.  Kitäb  kassaf  'istilahat  'al-funun  (KJ.)  (ed.  Sprengel"). 
Calcutta  1862.  S.  1089  f. 


Sj,A£      |vXi=»     &j-.w.ii      ■^Li^-t^      ^jLÄ4.if      J^iä^t      cXÄÄ.      f»^ilj      v,j.*.AliÄ-M 


IajI    J.J   tJLxj    x^j-i"^    ^lAA^-ij    j.$cX+.'l    i^x)  («AJ!^'t    cyiXxi    cyLülä 


Die  Begriffs-Präponderunz  und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischen.  561 

^Xi   (jO;^l    3   Lx»^   ic^l^+A*/.Jl    3    \j6    cK:s:v.a*aj    &-U^   JuiJ    ^'^^^ 
kXo^^^if    cX.s\.v*fci    i^L*J    Ä-'^-'^    'iti».-ciJ    (JJjLjÜI    i^J.ü    ^♦J     >x£ 

^J.Ai*y^4-''       tX»J       ^ÄAJ^      (C^'tV^      ^■^^■'       ^T?     >3V.*J     XJ^i'^        [♦■■^'^•^      ^■^^■^•' 

sfcilJJI  ^Ä  jtj^^isLi  N^^tXAJ  c.y^yA  ^Li»  ^^AxjLttJI  ^Li  xJ  «^^ 

d.  i.: 

Cj 

,>^AJlixJf  als  terra,  teclm.  der  grammatisch  -  syntaktisclien  Be- 
griffslehre bedeutet  überhaupt:  einem  Begriffe  den  Mitwerth 
eines  anderen  zuerkennen ;  eine  andere  Definition  wäre  diese : 
\_^Ai.xJCJI  oder  , die  Präponderanz'  ist  das  Ueberwiegenlassen 
eines  der  beiden  Begriffe,  worauf  die  Präponderanz  sich  be- 
zieht, über  den  anderen,  so  dass  die  zwei  ursprünglich  ver- 
schiedenen Begriffe  zu  zAvei  übereinstimmenden  Averden, 
wie  z.  B.  Kur'an  66,  12:  ,und  sie  (Marjam)  gehörte  zu  den  im 
Gehorsam    Ausdauernden':    das    Ursprünglichere    Aväre  uuU'jU, 

allein  es  zählt  das  Femininum  hier  zu  dem  Masculinura  Avegen 
der  Präponderanz  des  letzteren;  —  ferner  Kur'an  27,  56:  ,nein! 
ihr  seid  Leute,  die  unwissend  sind';  das  Richtigere  wäre  die  3., 
nicht  die  2.  Pers. ;  —  ferner  Kur  an  16,  51:  ,und  vor  Gott 
beugt  sich  was  im  Himmel  und  was  auf  der  Erde  ist';  hier 
präponderirt  das  Vernunftlose  über  das  mit  Vernunft  Begabte, 
daher  steht  U  wegen  der  Mehrheit  (der  vernunftlosen  Wesen) ;  — 


562  '  Grün  ort. 

an    einer    anderen  Stelle,    KurTm  22,    18'    (vgl.  13,   1(3-)  steht 

wiederum  j^^^'  ^^  ^^'^'^^  ^^^  ^^^^  Vernunft  Begabte  überwiegt 
wegen  seines  Vorzuges  (vor  dem  Vernunftlosen);  —  ferner 
Kur'än  15,  30  (und  38,  73):  ,da  beugten  sich  die  Engel,  alle 
zusammen,  nur  nicht  Iblis';  hier  zählt  ^j^>ylj|  als  Ausnahme- 
Ausdruck  mit  zu  dem  Begriffe  , Engel'  vermöge  der  Präponde- 
ranz,  denn  er  ('Iblis)  gehört  mit  zu  ihnen;  —  Kur'an  43,  37: 
,0  wäre  doch  ein  Zwischenraum  zwischen  mir  und  dir,  so  weit 
wie    die    beiden   Osten  (Sonnenstandpunkte)',    d.  h.  Osten  und 

Westen  —  präponderirt  der  Begriff  ^\..^4.j|,  Aveil  er  von  diesen 

beiden  Himmelsgegenden  der  häufiger  angewendete  ist.  —  Im 
,Burhrvn'  steht:  ,das  ^aIäj  hat  nur  den  Werth  einer  Metapher; 
denn  der  Wortbegriff  wird  nicht  in  der  ihm  ursprünglich  inne- 
wohnenden  Bedeutung   angewendet;    ^yX'A.s.i\    z.   B.    bedeutet 

ursprünglich  nur  ein  Masculinum ;  die  Ausdehnung  auf  ein  Mas- 
culinum  und  ein  Femininum  aber  ist  eine  Ausdehnung  des 
Wortbegriffes  auf  eine  in  ihm  ursprünglich  nicht  liegende  Be- 
deutung;   vgl.    hierüber    den    'Itkän    in    dem    (52.)    Abschnitte 

II.  Sujüti,,  Itkan  (8J.)  559,  17—560,  19. 
(j^LaäJI.   *j.i'   >._ajLä>  ^^ä    *.Äil    v._aj14"    '-■^-a-^*-'    iwliiSi-l    ^IaJ    ^jI 

1 22, 18:  ^y^t  ^^s  ^.;j  cj\;^^]\  ^h  ^;  iJ  S-i^^.  klf\  ^\  y  ß 

'4.\j^j\j  ;i— j\3  jus-^Tj  ;34.-Hj  ;.ujIj  j^jIj 

^   13,    ir,: IJb^sj   Ifc^L    Jaj^T3   0^5.«.^\    ^9   ^£j- 

3  550   ff. 
^  556,  1   ff. 


Die  Rp^iitTs-]*räpondcranz  uml  die  Dualo  a  polittri  im   Altaiabischcn.  Ood 

IXAJ       ^^^liJI        ^15^     l_4.J       &jl       \Ä-w«.^.       ^^^*-^      ^-^^■*^?       ^XAJ       ^/C 

^  U  cV^J  «.li^  '^Ä*Jb  Jääijf  JcLjvI  ^avL^  ^-0  ^5>^ 
Ij     J.Ai.v:^     'xiv^J    Jil*JI     ^l*i    J^+J     v>-£-    ^T-^*'     «"t'J     si^ 

tX^^i  'IXä-Lc  ^  IjtXr.  jjf  x,.Lj>  IlX^^  ''^4'^-J  ^^*:?  <5^^  ^^^i 
^iwXifcvl  ^1  i^AJ;  j..CÖ.^J  I  tXaj  ^ÄAJ.  «r*'^-?  ^— ^'^-  ^:?  '  f*-^-*-;^-:'  XJ«.X.J 
A4.JL   ijölii^    v^Jt^     w5J.*il^    ^■^''    s5^    lj^^5-^-^:?   C/"^'^''    ?r7^' 

^lAX^,'l.  wAÄvOj.*''!       j^^      ^1       Ci>Ls*»s>      l)-^U         i*'^'^'       ÄJ«Xj       w^-l.*S 


564  Giünert. 

^äb     ItX:^^     xi    ^5     U     s.^.£     ^%ia\     cL>Lj^i|^     >^tXil     J^Jt 


d. 


1.: 


,Das  v^aAäj;  dasselbe  bedeutet  überliaiipt,  einem  Begriffe  den 
Mitwerth  eines  anderen  geben ;  eine  andere  Definition  Wäre 
diese;  ^AAiÄjf  oder  ,die  Präponderanz'  ist  das  Ueberwiegen- 
lassen  eines  der  beiden  Begriffe,  worauf  die  Präponderanz  sicli 
bezieilt,  über  den  anderen  und  die  freie  Ausdehnung  seines 
Wortausdruckes  auf  beide  zugleich,  so  dass  die  zwei  ursprüng- 
lich verschiedenen  Begriffe  zu  zwei  übereinstimmenden 
werden,  wie  z.  B.  Kur'än  66,  12:  ,und  sie  (Marjam)  gehörte 
zu  den  im  Gehorsam  Ausdauernden^  und  Kur'an  7,  81  (vgl.  15, 
60;  27,  58;  29,  31):  ,(und  wir  erretteten  ihn  [den  Loth]  und 
seine  Familie)  mit  Ausnahme  seines  Weibes,  welches  zu  den 
(im  Lande)  Zurückbleibenden  gehörte  (=  welches  zurückblieb)^; 

das  Ursprünglichere  wäre  ejl^jü»   ,%^  und  cjLjLä   ^^,  allein 

es  zählt  das  Femininum  hier  zu  dem  Masculinum  gemäss  der 
Präponderanz  (des  letzteren  über  das  erstere);  —  ebenso  Kur'än 
27,  56:  ,nein !    ihr  seid  Leute,  die  unwissend  sind^;    hier  steht 

die  2.  Pers.,  indem  lÄjf  über  *^i'  (3.  Pers.)  präponderirt ;  das 

Richtigere  wäre  die  3.  Pers.,  nicht  die  2.  Pers.,  denn  ^^A^sJ 

ist  aLft^  (qualificativer  Satz)  zu  ^^'i    dass    von   dieser  Analogie 

Umgang  genommen  wurde,  ist  zugleich  eine  Formschönheit,  die 
darin  besteht,  dass  der  qualificative  Satz  zu  einem  directen 
Prädicate  von  dem  Pronomen  der  2.  Pers.  gemacht  wird ;  — 
ferner  Kur  an  17,  65:  ,da  sagte  er  (Gott  zu  'Iblis) :  Gehe  hin, 
doch  wenn  einer  von  ihnen  (den  Menschen)  dir  folgt,  so  soll 
die  Hölle  euer  Lohn  sein';  hier  präponderirt  die  2.  Pers.  über 

die  3.,  obgleich  der  Ausdruck  o.*aj'   J^xj  die  3.  Pers.   *.s>^f  ys» 

erforderte;  und  die  Formschönheit  dieser  Ausdrucksweise  be- 
steht darin,  dass,  nachdem  der  Vorwurf  des  Ungehorsams  sowie 
die  Androhung  der  Strafe  sich  in  gleicher  Weise  (ideell)  auf 
eine  2.  und  3.  Person  bezieht,  auch  dem  formellen  Ausdrucke 
Rechnung  getragen  wird,  ein  Redevcrschönerungsmittel,  durch 
welches  der  innere  Begriff  auch   mit   der   äusseren  Form  fest- 


Die  BegrifFs-Piüpondcvanz  und  die  Dualo  a  potior!  im  Altarabischen.  OOÖ 

gehalten  Avird;  —  ferner  Kur'än  16,  51:  ,und  vor  Gott  beugt 
sich  was  im  Himmel  und  was  auf  der  Erde  ist';  hier  präpon- 
derirt  das  Vernunftlose  über  das  mit  Vernunft  Begabte,  daher 

steht  Lo  wegen  der  Melirheit  (der  vcrnunftlosen  Wesen) ;  —  an 
einer  anderen  Stelle,  Kur'än  22,  18  (vgl.  13,  16)  steht  wiederum 

(%-«,  so  dass  das  mit  Vernunft  Begabte  überwiegt  wegen  seines 
Vorzuges  (vor  dem  Vernunftlosen) ;  —  ferner  Kur'än  7,  86  (vgl. 
14,  16):  ,filrwahr,  wir  treiben  dich,  o  Su'aib  und  (alle)  die- 
jenigen, so  mit  dir  eines  Glaubens  sind,  aus  unserer  Stadt  hin- 
aus,   oder   ihr    sollt    zu    unserer  Religion    zurückkehren';   hier 

wird  v,_^AX.w  gemäss  der  Präponderanz  mit  ^öytu-l  in  Ver- 
bindung gebracht,  wo  doch  Su'aib  niemals  zu  ihrer  Religion 
gehört  hat,  dass  er  hätte  in  dieselbe  eintreten  können;  — 
ebenso  Kur'än  7,  87  :  , (wahrlich ,  wir  [Su'aib  und  die  Seinen] 
würden  Lügen  von  Gott  erdichten,)  wenn  wir  zu  eurer  Reli- 
gion zurückkehren  wollten,  (nachdem  uns  Gott  von  ihr  befreit 
hat)';  —  vgl.  ferner  Kur'an  15,  30  (und  38,  73):  ,da  beugten 
sich  die  Engel,  alle  zusammen,  nur  nicht  'Iblis';  hier  zählt 
,j/aaAj|  als  Ausnahme-Ausdruck  mit  zu  dem  Begriffe  ,Engel' 
vermöge  der  Präponderanz,  denn  er  ('Iblis)  gehört  mit  zu 
ihnen ;  —  im  Kur  an  43,  37 :  ,o  wäre  doch  ein  Zwischenraum 
zwischen  mir  und  dir,  so  weit  wie  die  beiden  Osten  (Sonnenstand- 

punkte)'  ist  unter  ,^Ü!j..ci^+Jl  ,Osten  und  Westen'  zu  verstehen; 

'Ibn  'as-Sagari  sagt:  der  Begriff  ^j^^S  präponderirt,  Aveil  er 
von  diesen  beiden  Himmelsgegenden  der  häufiger  angewendete 
ist;  —  ferner  Kur'än  55,  19  (vgl.  25,  55):  ,die  beiden  Meere 
hat  er  frei  gelassen,  damit  sie  sich  begegnen',  d.  h.^  das  Salz- 
und  das  Süsswasser;  s^  aber,  dem  das  Ax»  zukömmt,  präpon- 
derirt wegen  seiner  Masse;  Kur'än  6,  132'^  (^"gl-  46,  18):  ,und 
verschiedene  Grade  gibt  es  für  Alle  (je  nach  ihrem  Thun ; 
denn  deinem  Herrn  ist  nicht  unbekannt,  was  sie  thun)',  d.  li. 

für    die    Gläubigen    sowohl   wie    für    die  Ungläubigen;    vcuLä-sJ 

sagt  man  von  den  Paradiesesstufen,  cu^^^t>  von  den  Höllenstufen; 

*  Vgl.  Baidäwi  zu  d.  St.  und  Ullinann,  Der  Koran,  S.  .307  und  465. 

^  6,   132;  'j^j^L^-Ä^  ^^  (J^      .   ^^J  ^?  \>^-o^  ^-^  O^J->  J^i 


566  0  !•  ii "  c  r  l. 

es  ist  aber  cyL=>sJ*  an  dieser  Stelle  gewählt  für  diese  beiden 
AbtUeilungen  und  somit  eine  Präponderauz  angedeutet  rück- 
sichtlicli  des  Erhabeneren  (der  Paradiesesstufen). '  —  Im  ,Burhän' 
steht:  das  ^aXxj'  gehurt  in  (Las  Capitel  der  »Metapher*^;  denn 
der  Wortbegriff  wird  nicht  in  der  ihm  ursprünglich  inne- 
wohnenden   Bedeutung    angewendet;    oder    ist    etwa    ^LäjLäJI 

nicht  das  Masculinum  des  adjectivischen  Begriffes  ciA.jlÄJf?  Da- 
her ist  die  Ausdehnung  dieses  Wortausdruckes  auf  ein  Mascu- 
linum und  ein  Femininum  eine  Ausdehnung  des  Wortbegriffes 
auf  eine  in  ihm  ursprünglich  nicht  liegende  Bedeutung;  — 
ebenso  sind   die  übrigen  Belegstellen  zu  erklären/ 

TIT.  'Al-Glur^-äni,  kitäb  \it-ta'rifat  (GT.)  ed.  Flügel,  65,  12  f. 

'ä.J.5  l..ciM"'t    (jv^    vLää^J   L^-g-A^i^    xi^iöl.    iX^'i^ 
d.  i. : 

,das  ^^^Xx'J:  dies  besteht  in  dem  Ueberwiegenlassen  eines  von 
zwei  bestimmten  Begriffen  über  den  anderen  und  die  freie 
Ausdehnung  desselben  auf  beide  zugleich;  imd  diese  Begriffs- 
einschränkung und  seine  Ausdehnung  auf  zwei  Begriffe  ge- 
schieht zur  Verhütung  der  Begriffs-Gleichartiglieit.' 

TV.  Näsif  'al-Jäzi^-i,  kitab  mag-mü'  \al-\adab  (JM.)  83,  7-10. 

^o-c  u    ^    '■  .  ^ 

(V-^AÄ^     ^w:i>Li    ^ÜÜ^M     ^.^^.ilrs.^    ^r     ^Sd^S    ^jI:^^    w^^i-i     \aXJ 

d.  i.:  "u-^4^ 

,das  i^aXäjI  dasselbe  besteht  in  der  freien  Ausdehnung  des 
Wortausdruckes  eines  der  beiden  zusammengehörigen  Begriffe 
auf  den  anderen  und  zwar  so ,    dass  jenem    das  Uebei'gewicht 


•  Nacli  dem  Commentar  des  Baldawi  z.  d.  St.  ist  hier  ein  doppeUes  (_...^.Jl».j' 

auznnehiiKMi;  oder  es  liegt  hlos  in  c^i^^s^i  {x'?>^\).  ^j^jc^^Jlä^  ) ! 
2  Nämlich :  yblki\    ^;^:>:i'L^  Cz^^L.  ^^,  p.   82. 


Die  BpfriitTs-Pifipomleianz  und  die  Duale  a  potior!  im  Altaraliischon.  DO  i 

über  diesen  eingeräumt  Avird,  wie  z.  P».  Kiir'an  GO,  12:  ,nnd 
sie  (Marjum)  gehörte  zu  den  im  Geliorsaiu  Ausdauernden';  denn 
man  sollte  liier  cyLÄjlüJl  erwarten;  allein  es  tritt  liier  die  Prä- 
jtonderanz  der  Masculinform  vor  der  Femininform  ein,  so  dass 
man  die  Qualification  des  Älaseulinum  auf  das  Feiiiiiiimiin  über- 
gehen läöst/ ' 


V.  Bistäni,  :\Iuhi(  \al-Muliit  (M.)  s.  v.   vj.i 


(vXis.  ?^-ci^]f   fliaül  ^jl*+,if    J.s>f    iX^£^t   ^,^-li:    vcX-vÄ/o   ._AAiiA:JI. 


sI^aJ    U    o>.^-JI     Ss«.^    i^^     'Iaa1*j'    ^Cs.^)\    ^^o    (^"^J^M    ic^iXAi 


d.  i.: 

,.^.,AAJ.*ÄJf  ist  das  Masdar  (Nomen  verbi)  zu  w^i^;  als  term. 
techn.  der  grammatisch-syntaktischen  BegrifFsIehre  bedeutet  es 
überhaupt :  einem  Begriffe  den  Mitwerth  eines  anderen  zu- 
erkennen ;  eine  andere  Definition  Aväre  diese :  v^AAiÄJI  oder,  die 
Präponderanz '   ist  das  Ueberwicgenlassen  eines  der  beiden 


'  Comm.  85,  10  — 17.     -\    f'-ir'.r^    vl;-:^*^^-o-^^    c^^  l5^   Cs^^'^'S^^   C^   «^^s^ 

v_jLki.\  ._^li.  iLü-iJ-    o^J^"  ?^"  (-^\  J^"  5^  ^^^  o--^^  '<-jC\^L\ 


568  G  r  ü  n  e  r  t. 

Begriffe,  worauf  die  Präponderanz  sieh  bezieht,  über  den  an- 
deren und  die  freie  Ausdehnung  dieses  einen  Begriffes  auf  beide 
Begriffe  in  metaphorischer  Weise,  so  dass  die  zwei  ursprüng- 
lich verschiedenen  Begriffe    zu   zwei   übereinstimmenden 

werden,    wie  z.  B.   .jIjj!^!   ,die   Eltern^,    für  <S^\  ,Vater'  und 

*j)l   ,lMutter'-,   ^U*ÄJi   jdie    beiden    Monde'   für  yj^+^jf  , Sonne' 

'  ''^  II         .      ''  I''''  '  n  •  •  '^''       'f^ 

und  v^Ä-'f   ,Mond';   jjU^-*"  ,die  beiden  'Umar'  für  -Sji  »jf  und 

y^^'i  und  ^Lj«j.4.JI  , die  beiden  Marwa'  für  Lä^I   ,'as-Safä' und 

»•»•♦Jl  ,'al-Marwa'; '  ebenso  in  der  Süra  ,das  Verbot'  (66,  12) 
,und  sie  (Marjam)  gehörte  zu  den  im  Gehorsam  Ausdauernden', 
wo  das  Femininum  mit  zu  dem  Masculinum  gerechnet  wird 
der  Präponderanz  (des  Mascuh'nums)  wegen ;  und  in  der  Süra 
,der  Goldprunk'  (43,  37) :  ,o  wäre  doch  ein  Zwischenraum  zwi- 
schen mir  und  dir,  so  weit  wie  die  beiden  Osten  (Sonnenstand- 
punkte)', d.  h.  wie  der  Osten  von  dem  Westen  (entfernt  ist); 
der  Begriff  ^>.^jji\  präponderirt,  weil  er  von  diesen  beiden 
Himmelsgegenden  der  häufiger  angewendete  ist.' 

VI.   Ta'ähbi,   kitab   fikh    \al-luga   (TF.).    (Cairo,  Lithogr. 
1284.)  161,  5—9: 

y^^j  ^^Äj  La^_5  ^Lj^(|^  ^^JoL'  J;oU.JI  i^Lkif  ^  'rt'  J.^ 

J.Ä   JU".    'iJJf    iJiJi    SykfiS    ^2^JtX.M    I^jI    Lj   J^^    •*.£    xlil    Jli' 


'iwJyÄ-M    i^Äa«    ^^a    (V.g-A-^iJ'j      JL:::ä.j.,'|    ,^^<Lc,    s^Law.äJ|^ 
d.  i.: 

,34.  Gap.  Ueber  die  Anrede,  die  sowohl  das  Masculinum 
Avie  das  Femininum  umfasst  und  über  die  diesbezüg- 
lichen unterscheidenden  Merkmale.  —  Im  Km-'än  2,  278 
(vgl.  3,  97  u.  a.)  heisst  es:  ,o  ihr,  die  ihr  da  glaubet,  fürchtet 
doch  Gott'  und  ebenda  2,  40  (vgl.  2,  77.  104;  4,  79;  24,  55; 
73,  20):  ,und  verrichtet  das  Gebet  und  spendet  Almosen';  diese 
Anreden  umfassen  sowohl  Männer  wie  Weiber ;  es  präponderirt 


1  Kiir'än  2,  153. 


Die  P.egriffs-rriiponileraiiz  und  die  Duale  a  ])otioii  iin  Altaraliischcn.  OllV? 

aber  der  Begrifl'  ^Männer^  und  ,die  Präponderaii?/  oder  das 
'^-jJjü  gehört  zu  den  regelrechten  Aiisdrucksweisen  der 
Araber." ' 

YU.    Ibn  Ilisam,  lAlugni  'l-labib  (.IHM.)  II,  402  ff.: 

(8.  Abschnitt :  . . .  .  'kAS  ^^x)l  ^^3  ^ ;  4.  Capitel :) 

Jci.f3    JÖ    xjp^l^    XAvo^    'fl^fl^    >o^H    ^    ^^^M    f^U  ItXng^ 

'yij.*.M     ;J.»E     XJ^jl      ,«iv^      XÄX).       '&JÜi|^     ^^t     li^      "yd«(Xwwsjl     L^-g-*-« 

o^l    3    ^,L4JiJf5    ;^J^'    sü^^ö    L^^    '^^'   /-^-'^    ^j^^xÜI 

^■t>\vÄjl    J»i'    XÄ/0    ^1    J^'^    'j.4.Ä.M.    j^^Xw.;! 
:;:   ^j^Jl     ^;.AJI.     bß|^^     UJ    *    pX^JU  aljjf  ^jUllHjJ^^f   * 

jjbi  p:i^ji^  'i'%^]\  l^-^aJU  j^Jii'i  ;i  \d^  oi^i  i>jf  J.AJ?. 

IJLi'^    'kjLäS?.Jl     *^.s\JLj     C>\yJ\    ^j\^    ^^y^    '-♦^^'^    C^^h    ^■^■^ 


'  Folt^t  eine  Auseinandersetzung  über  den  Begriff  ^^'  und  dessen  Be- 
deutung und  den  durin  nicht  mit  eingeschlossenen  Begriff  -^L*»^! ,  •'()- 
leot  din-cli  Kur'än-  und  Dichterstellen. 

Öitzungsber.  d.  phil.-liist.  Cl.  CX.  Bd.  IT.  Hfl.  37 


57('  (irünert. 

j.4^    io    i^lw^Jf    ftXflij    J>!^^^f    ejL^I     rLäXif    ^j.x!    L^-^-Uj    ^j-»,i 
*,,4.xJ(    ^^    J.^Iä»    io^Lcb^!^ff    ^U    ^sl    i,^    (54"*^    ^J~*    i*^'?^ 

J.*J    |M^    ^jj-Ä^J    jv-^A*;     *,X.AAJf     ^J.^     i^JtXif«     A-XüAis»    i^tXJI     (vXjn 

■  XI  J      ^   ^  ^ 


Die  Begriift's-ri-jqiouderan'/,  und  die  Duale  :i  potiori  im   Altarabischen.  f)7  1 

i.      o  T^ 

I         »  9  ^  ^  O    ^ 

j.AjJoC.M      ljkjS>       J^Ä^      tXJIyJl      [V^ÄAJ      J.A2JS.     (^•='      ^t''';)'      r»l*JÜ5H. 
'pLaJI      ,^^<^      ^ÄJ      ^^5=7»      'cX^-li      ^AaXäJI.      0.a1J      ^lXa+JL      «AÄ4.il5^ 

,Die  Araber  lassen  öfter  einen  bestimmten  WortbegriÜ"  über 
einen  anderen,  der  mit  /u  jenem  gehört,  im  Sprachgebrauche 
überwiegenj '  entweder  weil  zwischen  diesen  beiden  eine  Art 
logiscli  -  grammatischen  Verwandtschaftsverhältnisses  -  besteht 
oder    eine    gewisse   Zusammengehörigkeil    (in    Person    nnd    Ge- 

schlecht)    zum    Ausdruck    gelangen    soll.    >So  sagt  man   |^l«~iÜ^I 

,die  Eltern'  für  ^!^i  ,Vater'  und  *!^l  , Mutter^,  z.  B.  Kur'an 
4,   12:  ,und   die  Eltern  (des  Verstorbenen)    erhalten    jeder  den 

sechsten  Theil  (des  Nachlasses)  .,./;3  —  aber  auch  für  <^'3\ 

und  xJlil  ^mütterliche  Tante',  so  Kui''än  12,  101:  ,und  er  (der 
egyptische  Josef )  hub  seine  Eltern  auf  den  Thron';  '  —  ferner 

'( !"»b    ^ — «..<^.vc^.^\      •O^.i  a\    ,,-Ol-«0    iV;^^.    is--^-:^    ^-''-^■»-^  j.S^'^\   j^yl'^  '*^~' 

2  Comiii.:    .,,-_^Lix;C^  a\  ^^^..ri-LoJiw!  lil^  ^j^b  ,^\  l^^-^-L-o  > ^-«jU.;cJ  <jJ^9 

'  .5^.>lJLiL<o  «\;  N.'U'li  ';it-Taftäzäni  ist  i äx*jLvJJJ  (_^,.;JuäJÜ\  ■=  S  .\jCL4^\ 

^^_>Ux,JÜ  und  lJ^UiL^lJ  ^--vJuiJdl  ---  s^^lsr'-'l  ^^    ^J-bU  J-**J;-o  jlsi'° 

3  s.  Baidäwi  z.  d.  St.  

*  Baidäwi  zu  12,  100:  'L„_jjLUftl^  «J^Iä-^  »b\  <i.^\  ^^  <^.'^'{\  <^\  ^'^ 

viX5bTeÜ\_5  |2,   127]   dS^i  ^  .^'^\  %^y^  ^äJ\  Jjj-o"  ^^\   ^j-^.^  L^)}3 

''Jö\   ^^v>J)";  vgl.   aucli   Ulimann,  Der  Koran,  S.   199,  Anm.   '6. 

37' 


q72  Grünert. 

jjLS'j-vi^JI  ,die  beiden  Osten'^  (=  Ost  und  West)  und  ^ü*.A-JI 
,die  beiden  Westen'  (West  und  (Jst) ;  '  letzteren  Ausdrücken 
ähnlicTi  ist  (MLäiULf  ,die  beiden  Sonnenstandpunkte'  für  ^wCmm«.]! 
,Osten'  und  ^viv*  , Westen';  eigentlich  nun  bedeutet  (^iv^f 
nur  soviel  wie  iovävI  , Sonnen-Untergangsort'  —  und  das  eben 
nur  metaphorisch  — ,  denn  es  ist  nur  die  Bezeichnung  für  den 
,Untergangsort';  2    —    ferner    sagt    man    ^j^'siS      ,die    beiden 

Monde'  für  y^^xi^J!  ,Sonne'  und  v+iiJI   ,Mond';  so  heisst  es  bei 

'al-Mutanabbi  (182,  24):' 

,und  sie  wandte  dem  Moude  am  Himmel  ihr  Antlitz  zu  — 
da  Hess  sie  mich  schauen  zwei  Monde  zn  gleicher  Zeit' 

nämlich  die  , Sonne,  ((j**.-*.-cÜf)  —  ihr  Gesicht,  und  den  ,Mond' 
(j^JI)  am  Himmel ;  'at-Tabrizi    sagt    zu    dieser  Stelle :    „Es  ist 

nicht  unmöglich,  dass  er  ('al-Mutanabbi)  damit  (mit  jjIj^äJI)  ge- 
meint habe  ^  ,zwei  Monde'  (was  aber  sehr  sonderbar  wäre),  da 
doch  in  einer  Nacht  nicht  zwei  Monde  erscheinen  können, 
gerade  wie  Sonne  und  Mond  nicht  (zu  gleicher  Zeit)  zusammen- 
kommen können" ;  daher  ist  obige  Erklärung  wohl  stichhaltiger,  ^ 

'l^.^^    .L^^\^  iJ-'Tr^^^   3^  (_^\^\  ^\  ^bj^\   i i\ Ja-i>'^  i^_jJi-ö\   (3-»^ 

*  Zuvor  steht  der  Vers: 

^j-«JüJ^  LfJ    Jäj  <*3\  ^2_j^   .^Ljo»  Lo  ^  Lä-o  <*Jy»  <0   '-'V**^^  gli^i  yb  \j^ 
U    ^    ^^3    C^^^    J-^   ^->^^rr^*     ^'-'^  ^'^   J-^^^3  <^  C5^_ 

'■'   ,^  cr'^;^^  ^^   ^\^   ^\    U--»^    W^3>  L>^   O"^  ^^   C'^'^   ^^ 


Die  Bcgriffs-Präpondeiiinz  und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischcn.  573 

zumal  ^L^üJt.  wie  allgemein  angenommen, '  soviel  ist  wie 
j**4-w..'l  und  >-»-ä-'l5  —  ein  ^aIxj"  soll  sicli  auch  finden  in  dem 
Verse  des  'al-Farazdak  : 

,eutrissen  liabeii  wir  euch  die  Höhen  des  Himmels, 

uuser  sind  die  beiden  Monde-  und  die  aufziehenden  Sterne'-, 

es  heisst,  dass  der  Dichter  damit  nur  Muhammad  und  'al-Halil 
(^über  beiden  sei  der  Segen  imd  das  Heil)  gemeint  habe,  weil  die 
Beziehung  auf  beide  dem  Anscheine  nach  zurückgeht  und  mit 

»••.^.M  die  äjI^?*  (,die  Genossen')  gemeint  sind ;  —  ebenso  sagt 

man  ^L^auM  ^  ,die  beiden  'Umar'  für  vXj  «jI   und  r*^]  andere 

sagen,  mit  (j'y4-c  sei  ('Umar)  al-Hattäb  und  Umar  ihn  'abd- 
al-'aziz  gemeint:  dann  findet  aber  hierin  kein  ^^>-yl*j'  statt; 
aber  dem  steht  entgegen,  dass  man  (einst)  zu  'Utmän  (Gott 
habe  Gefallen  an  ihm)  gesagt  hat :  ^  ,wir  bitten  dich  um  den 
Kanon  der  beiden  'Umar';''  worauf  er  antwortete:  ,ja  wohl': 

—  Kfitäda  sagt:  ,die  beiden  'Umar  erklärten  auch  unter 
sich  als  Chalifen  die  (Sclavinnen-)  Mütter  der  Kinder  für  frei, 
und  damit  6  sind  doch  nur  die  beiden  'Umar  zu  verstehen; 

—  ferner  sagt  man  ^LäL:^;'  ^dio  beiden  'Aggäg'  für  io^* 
jKu'ba'    und    _.l_^Jl    /al -'Aggäg'    und    ^U^w^Jl    ,die    beiden 

MarAva'  für  UuäJI  ,'as-Safä'  und  Sjy*-'  ,al-Marwa'. 

Wegen  der  ,Zusammengehörigkeit'  (Jc^Lcikl)  Avird  ^^  in 
freier  Weise  ausgedehnt'  auf  das  Uc,  das  nur  für  vernunftlose 


2  'v^ S\^\    ^^^,    >\^\^  jr^\^   ,^-o-<isJ\    J\    U>\^-   UJ   d^yi 

Vgl.  auch  Kamil  s'li,  'J. 

^  <*JL,>j»JC-vo\  J:^  *r»-*  "*"^  J3^  kJ-C^3  v_Äi."^\  \y^  C^j-*^^  ^^^^  '^^ 
*  'ji.j-^^  '>^  ^,  j-^i-  ,J-^  (jj'^  wX-s^  ^\  oW>ä!  Jy^  <^ys 

^  >»*•:>  >*^  c^^  ^5^  o-^vT^^  »^^  ^»s 


574  Ginncrt. 

Wesen  gebraucht  wird ;  so  Kur' an  24,  44  : '  , einige  (Thiere)  nun 
gibt  es ,  die  da  kriechen  auf  ihrem  Bauche ,  andere ,  die  da 
gehen  auf  zwei  Füssen  und  wiederum  andere,  die  da  gehen 
auf  vier  Füssen^  denn  die  , Zusammengehörigkeit^  ergibt  sich 
aus  der  Verallgemeinerung  des  Hauptbegriffes,  der  vorausgeht 
in  dem  besagten  Gottesworte :  ,(Gott  schuf)  alle  Thiere  aus 
Wasser^ ;  ^  [^i  den  Worten  ,einige  gibt  es ,  die  da  gehen  auf 
zwei  Füssen^  ist  wiederum  eine  zweite  Art  der  , Zusammen- 
gehörigkeit^ zu  finden,  die  ihre  Erklärung  in  einer  ,Begriffs- 
Scheidung'  (J.A.»aÄJ>)  hat,  da  diese  Worte  sowohl  auf  den  Men- 
schen wie  auf  den  Vogel  sich  erstrecken;  —  ebenso  wird  die 
2.  Pers.  des  Verbum  in  freier  Weise  ausgedehnt  auf  die  3.  Pers., 
wie  Kur'än  2,  19:  ,(o  ihr  Menschen)  dienet  eurem  Herrn,  der 
euch  erschaffen  hat  und   diejenigen ,    die  vor  euch  waren ,    auf 

dass  ihr  gottesfürchtig  seid^;  denn  J.xJ  steht  im  Abhängigkeits- 

Verhältnisse  zu  l.\.ÄXh>-^  nicht  zu  I^Ju^äI;  —  ebenso  das  Mas- 
culinum  auf  das  Femininum ,  so  dass  dieses  mit  in  jenes  ein- 
gerechnet wird,  z.  B.  Kur'an  66,  12:  ,und  sie  (Marjam)  gehörte 
zu  den  im  Gehorsam  Ausdauernden^ ;  —  ferner  der  Gattungs- 
begriff ,Engel'  •'  auf  den  Einzelbegriff  ,'Iblis',  so  dass  dieser  in 
der  Ausnahmeform  erscheint  und  zwar  Kur'an  2,  32^  (vgl.  7,  10-, 
17,  63;  18,  48;  20,  115);  'az-Zamahsari  hat  gesagt:  ,die  Aus- 
nahme (j>Läaaa*^^!I)  ist  hier  eine  ,Art-verbinderide  Ausnahme', 
weil  er  (Iblis)  ein  Individuum  unter  den  bekannten  tausenden 

von  Engeln  ist;  daher  lässt  man  in  den  Worten  }^iX^i  u.  s.  w. 
sie  (die  Engel)  über  ihn  (den  Iblis)  überwiegen,  um  dann  ihn, 

>  S.  Baidäwi  z.  d.   St. 

JLso    <*^Jyi.$    >jJ^\    ii5üj«.3    y^LLXw)   ,__j^.Ji.\    iiX33    f^^\    ,3U3lj>    ^j^ 


3 


(^ 


J^\i  ,^.v-Jo\  ^U  ÄJ>>\  l^J^"*"^  f^^J-*^.  ^"  %  U7,  63;  18,  48;  20,  llö.J 
s^UJj:-mj\  j^lSj  ^^s.'^^^b   --o^y^    <*J^Lo"  viSÜJJ3  ^5^LJ\  liiJo  Jo^,^  U^ 

*  ,Da  tieleu  sie  (die  Eiig-el  vor  Adam)  nieder,  nur  Mb.li.s   weigerte  sicli  und 
war  hochmüthig." 


Die  BegrifFs-Präpondeianz  und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischen.  Öiö 

als  ein  Einzelnes,  davon  anzunelinien';  weiters  hat  er  gesagt: 
.es  ist  aber  aueh  möglich,'   diese  Ausnahme  als  eine  „Art-tren- 

nende  Ausnahme''  aufzufassen/  —  Ein  ^>„aJjL;  findet  auch  statt 
Kur  an  1,  86.  (vgl.  14,  16):  ,oder  ihr  sollt  zu  unserer  Religion 
zurückkehren'  nacli  den  Worten:  , fürwahr,  Avir  treiben  dich,  o 
Su'aib  und  (alle)  diejenigen ,  welche  mit  dir  eines  Glaubens 
sind,  aus  unserer  Stadt  hinaus',  denn  er  (.Su'aib)  -  der  Segen 
und   das  Heil    sei   über   ihm  —  hat   niemals    zu   ihrer  Religion 

gehört,  im  Gegensatze  zu  x*x'  i«^x>f  ^^jiXJf:  —  ähnlich  ist 
auch  aufzufassen  Kur'an  42,  1):  ,der  da  (Gott)  euch  gegeben 
Frauen  von  euch  selbst  und  den  Thieren  Weibchen,  wodurch 
er  euch  vermehret',  denn  die  2.  Fers.  {,euch')  umfasst  hier  so- 
wohl die  vernünftigen  AVesen,  wie  auch  die  Thiere;  daher  über- 
Aviegen  (hier)  die  Anwendung  der  2.  Pers.  und  die  , vernünftigen' 
Wesen  '  über  die  3.  Pers.  und   die  vernunftlosen  Wesen ;    der 

Sinn   von    ^i    15"^  ^tXJ  ist :    er   lässt   euch    ausbreiten    und    sich 

vermehren  durch  diese  Anordnung  und  zwar  dadurch,  dass  er 
den  Menschen  wie  den  Thieren  das  weibliche  Geschlecht  zu- 
gesellt hat,  auf  dass  unter  ihnen  die  Zeugung  stattfinde ;  so  be- 
steht durch  diese  Anordnung  etwas  ähnliches ,  wie  bei  der 
Quelle  und  der  Mine  hinsichtlich  der  Ausbreitung  und  Ver- 
mehrung; darum  steht  auch  in  obiger  Stelle  ^  und  nicht  o, 
gerade  wie  Kur'än  2,  175:  ,durch  dieses  Wiedervergeltungsrecht 
erhält  sich  euer  Leben''*;  —  vielfach  heisst  es  auch,    dass  ein 


L^„M..«-iÄ.    ^-^     ^IsÖ^JJ     fj^^o,     Ij"13\^     \jaiS}>    ^\     ^^a^    ^\      ^\f)j\     ;(X«^Ä. 

\3jb  ^  ^\  (^^h  ^ls»J"^\^  j_,.oUJ\  L(j>_\  f^jX^^  f^^^^.  l5^  (^3)'^-  ^^3J^ 
''LJ\   ^^3>  (^^ji-j   ---j;  \S~fJ^  l^   ^^^'^  i_}-*^  i_5^^  '^^  £^>^    ^^V^^ 


576  Grünert. 


v.,,/^xijtj'  vorlianden  sei  in  der  häutigen  Kur'än-Stelle  (z.  B.  2,  98. 
148.  1(57  \\.  s.  w.):  „ihr,  die  ihr  da  ghxubet"'  und  ebenso  ^^urän 
27,  56:  ,nein!  ihr  seid  Leute,  die  unwissend  sind^;  letztere  Worte  ^ 
aber  sind  ein  Beispiel  für  die  rhetorische  Figur  der  „Ueberein- 
stimmung  des  Sinnes",  erstere  •*  ein  Beispiel  für  die  rhetorische 
Figur  der  „Uebereinstimmung  in  der  Wortfügung".^  ^ 


Bemerkungen. 

1.  Von  der  aus  den  vorstehenden  Berichten  sich  ergeben- 
den Begriffsunterscheidung  bezieht  sich  das  ^..^,.^Xx'S^  das  iD^V.Ai>.^U 
Anwendung  findet,  speciell  auf  die  , syntaktische  Begriifs-Prä- 
ponderanz^,  das  »^aAxj,  das  w^^LäaJ  steht,  auf  die  , Duale  a 
potiori^,  so  dass  wir  folgendes  Schema  erhalten: 


''t,.^X^\    JliJ   i >1  UK.\   i_-Jwi   ^^  \^/o\   |J^5  <i-^ÄJ\   i_JL»i  d-^'...^\ 

A.-fco\    ^A    >\    <^-;-^  ^.^v.«-«o   .^,ü.ft    >>JLsfcJ\    _«s.^w3J\  rj^^,  C\\  -JblläJ\  j^^^jxbXiL^ 

i>JäiJ  ^.U .  e^ij    V jlki.  j<v.»-<o    S*--M>-«=  (J-*^    sl.-Ol^  {^3j    f^^   ^y^. 

^2^^  kä-U\  Lf^  C5«3^  (^^"^^    "^^N^   '-^b   ^*<^  .7:^«-~=>  *.7<^»-^  J-*?^-  <<>^ 

j_^_L>  *..X*L<\   ^_)^.  (*^3   ^aä)\   j^^tJa^   \y^^\   ^Lf^    äUoi^   03-^    ^Jäi.J 


3  J^\  ^\  \3>L<«\  ^,JJ\  l^^3  b  jyj.i  >\^\  kiJJ\  sL\^  ^^^^  Ji'^^^  ^?^" 

JUj.  «-i-r^'?  ,^5-oi.J\   ^j^,  (0.J5  \5^-<i\  J-^"  ^^^  <^3j3  i-^li^  5T^ 

*  Vgl.  auch  die  Definition  nach  dem  ^l;:i.^J\  ^_ja-<.s:li"  in  Mehren's  Epistola 
critica,  p.  140. 


Die  Uegriffs-l'niponderaiiz  und  die  Duale  a  potiori  im  Altaiabischcii.  577 


es.  präponderirt : 

1.  das   mit  Vernunft   Begabte    (^J>^)         Dazu  gehören  alle 
über  das  Vernunftlose  (t^)',  so  Kur'än  , Duale  a  potior!'. 
22,  18;  24,44;  42,9. 

b)  das  Vernunftlose  über  das  mit  Ver- 
nunft Begabte;  so  Kur'än  16,  51. 

2.  die  2.  Pers.  über  die  3.  Pers. ;  so 
Kur  an  2,  1 9 ;  7,  86 :  1 7,  65 :  42,  9 ;  2,  98 ; 
27,  Ö6. 

3.  das  ]\Iasculinum  über  das  Femini- 
num; so  Kur  an  66,  12;  7,  81:  2.  278; 
2,40. 

4.  der  Gattungsbegriff  über  den  Ein- 
zelbegriff; so  Kur'än  2,  32;  15,  30. 

2.  Ueber  die  Bedeutung  des  semitischen  Duals,  vgl. 
Ewald,  Hebr.  Spr.  §.  180;  Fr.  Müller,  ,Der  Dual  in  den  semiti- 
schen Sprachen';  Nöldeke  in  der  Zeitschrift  für  Völkerpsycho- 
logie und  Sprachwissenschaft,  VII,  S.  403 — 411;  vgl.  auch  Göt- 
tinger Gel.  Anzeigen,  1875,  S.  1407;  Dittrich,  Abb.  z.  hebr. 
Gramm.,  6;  Philippi  in  Z.  D.  M.  G.  32,  63  ff.  —In  den  Dualen 
a  Y)otiori  des  Altarabischen  drückt  sich  durch  die  Wortbil- 
dung  deutlich   der   Begriff'  des   ,Paares'   aus;    so   ^LLw^I   .das 

Hasan-Paar',  d.  i.  ,das  Brüderpaar  Ilasan  und  Husain';  das 
Neuarabische  '  hat  den  Gebrauch  des  altarabischen  Duals  schon 
sehr  eingeschränkt. 

3.  Für  die  sprachhche  Bildung  dieser  Duale  war  theils  die 
leichtere  Wortform,  theils  der  häufigere  Gebrauch,  theils 
die  Bedeutung  des  prius  in  der  Zeit  von  einem  der  beiden 

zusammengehörigen  Begriffe  massgebend;  SM.  11,  99,  7:  ^ü:ÄS. 

iö^-g-ciJ  ^f ;  15  s.  V.  ^L^xil :  ^♦^^ll  oiis.1  nS^  v^-^'  ^-  -^^'^  ^^^ 

'  Spitta,  Grammatik  des  arabisoheu  Vulgär-Dialektes  von  Egypteu,  131; 
,'el-hasanen'  wird  mit  Weglassuug  des  Artikels  als  Hasanen  Eigenname, 
wie  ital.  Francesc-Antonio  .  .  . 


578  Grün  er  t. 

Anm.  3:  (^Ül^lll):  xijXJI  |j.^  f»tXii  5ja2.JI  jjl^^.  Vgl.  ferner 
Kämil  83,  11-17  und  623,  0. 

4.  lieber  ein  specielles  i^xAü"  bei  Eigennamen  s.  Za- 
mabsari,  Mufassal  7,  5—9  und  'Ibn  Ja'is,  Comm.  I,  46  f. 

5.  Dem  arab.  ^^jSjü  der  Duale  a  potiori  verwandt 
sind  die  sanskritischen  Ausdrücke :  Miträ  für  Mitra  und  Va- 
runa;  Varuna  für  Mitra  Varuna;  Varuna  für  Mitra,  Varuna, 
Aryaman ;  pitarau  , Vater  und  Mutter' ;  bhrätarau  ,Bruder  und 
Schwester';  dampati  ,die  zwei  Hausherren  (Hausherr  und  Haus- 
frau)'; vgl.  in  der  deutschen  Umgangssprache  ,die  Herren 
Eltern'  u.  s.  w.      ^  ^  ,,  ^ 

6.  Ueber  ^^^Xs.  und  ^^>Xh.  in  ihren  Bedeutungen  vgl.  Mu- 
hit-'al-M.  s.  V.;  s.  v.  ».aäaj';  »v;^  u.  s.  w.  ;  Baidäwi  zu  Sur.  2,  6 
(S.  21,  22). 

7.  Zur  Literatur:  Zamahsari,  Mufassal  7,  5 — 9  und  8, 
10—18;  Ibn  Ja'is,  Comm.  I,  46;  53-56;   Ibn  Mälik,  'Alftjja 

15,  7  ff.  —  al-Gazari's ^SL^Jt  JiaJI,  Ms.  der  Wiener  Hof- 

bibhothek,  Flügel,  Katalog  I,  233  (11.  v.);  Mehren,  Epistola 
critica  140  f.;  —  Caspari -Müller,  Arab.  Grammatik,  S.  134, 
Anm.  f.;  —  Wright,  A  grammar  of  the  arab.  langu.'',  I,  299, 
rem.  f.  —  De  Sacy,  Gram.  arab. 2,  H,  476,  §.  860;  dazu:  Fleischer, 
Kleinere  Schriften,  I,  761. 

8.  Als  Thema  der  Kur'än-Interpretation  beruht  das  ^_^jSjü 
mehr  auf  Abstraction  und  Interpretations-Künstelei,  da  zuweilen 
die  aufgestellten  Regeln  sich  widersprechen,  vgl.  z.  B.  Kur'än 
22,  18  und  16,  51. 


II.  Die  Duale  a  potiori. 

Hauptquelle  hierfür  ist  der  Abschnitt  in  Sujüti's  'al-Muzhir 
fi  ulüm  al-luga':'  v_>a-UäJI  ^Is.  ^ä;cJI  ^b  II,  99,  6-18; 
19 — 25.  100—102,  1—4.  Sujiiti  gibt  Excerpte  aus  einem  Werke 
des  'Ibn  'as-Sikkit  (Isläh-'al-tnantik?)  und  fusst  in  der  von  ihm 
so  erfolgreich  durchgeführten  Vergleichung  der  Sprachwissen- 
schaft mit  den  Disciplinen  der  Traditions-  und  Rechtswissen- 
schaft auch  hier  auf  trefflichen  Vorarbeiten,   so  der  iüLÜI    xjü 


'  Ed.  Biiläk,  2  Bände,  128"2. 


Die  Begriff s-Präpondeian 7,  und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischen.  079 

^  ^  o  ^ 

und  J^^JI  des  Ihn  Fkrh,  auf  Abu  'Ubaida,  der  »y-^-*^  des 
Tbn  Duraid  u.  a. 

Die  lexikalische  Scheidung  von  Nomina  propria  und  No- 
mina appellativa  ist  nicht  streng  eingehalten. 

Im  Folgenden  konnte  auf  eine  Vollständigkeit  in  Bezug 
auf  die  Belegstellen  theils  wegen  des  Umfanges  der  Artikel, 
theils  weil  mir  manches  Werk  nicht  zu  Gebote  stand,  nicht 
Rücksicht  genommen  Averden. 

1.  ^LI*JI  —  ÖM.  11,  99,  8.  —  ,die   beiden  'Amr',  d.  i.  ^'^l^ 

Mubarrad,    Kfimil  351,   8:  ^-JtX-».»-  ^J   jv^-t  und  ^^^£. 
v_>x5   ,jj;  Caspari,  Enchirid.  21,   IG;  Schol.  u.  Lex. 

2.  ^LoilicCJI  —  SM.  II,  99,  10.  —  ,die  beiden  Zahdam',  d.  i. 

*tXiO\  und  ij^Ai",  nach  'Abu  'Ubaida  sind  es  [»tA^)  und 
fliSl5^;   vgl.    auch    das  Muhit.-Vl-Muhit   s.  v. :   (jUjjöJI 

1^11  J^  ;-3!^l|  ^Ä  Ur  ÄAi:>l  J<Ä  f.c>^j  >-r™*  'ü^^^ 
'^^j5i   ^;  vgl.  Kämil  273,   12.    15:  420,   10. 

3.  ^L^^J-^il  —  SM.  II,  99,  10  f.  —  ,die  beiden  'Ahwas^  d.  i. 

wÄÄ2*  ^  ^^^'  und  ^^^1  ^J  57*^ i  ^8'^-  'Jaküt, 
Mu'gam  'al-buldän  II,  434.  767 :  Ibn  Kutaiba  43 ;  Reiske, 
Histor.  Arab.,  p.  211. 

4.  ^\yi^^\  —  SM.  II,  99,  11.  —  ,die  Eltern  (Vater  und  Mutter)', 
-       d.  i. 

a)  =  v^'  i"^tl  r^'i  «•  ^^^-  ^^^  11  *'•  ((-'omm.);  M.  s.  v. 
^^JL*::  und  s.  v.  *o!^l;  JH]\r.  II,  402  und  Comm. ;  Za- 
mahsari,    Mukaddima:    vOLo.    >tXj    ^i^!^M.  —  Kur'än 

'  ZI.  8  f.:  *^U-  ^  3)^P^  oV-»-*^^  e-»^^  ^^^   *^cLiJ\  Jlä  'iTj^^  UJ^^,  U.A5 

Dichter   i.st  ^j;,LoJ\   .^i-^  ^:^^    >\S    ><•  Mulnf-'al-M.   s.  v.  ^J^j^-    "o 
auch  der  andere  Vers  citirt  ist. 


580  Grüueit. 

4,  12;  Zamahsari,  Mutassal  74,  21 ;  168,  5;  'Alfijja  14,  8  ff.; 
Hamasa  727,  0  (Rückert,  Nr.  722). 

b)  =  ^l^l'und  ik^\  Kur  an  12,  100.  (s.  Baidäwi  zu  d.  St.) 
101." 

c)  =  , Voreltern'  Kur  an  12,  6  (^x)  «dj^l  J.£   L^ISl  lls" 

j^^L    f*^7'^'   ^*'  ^^   ^^®  Nomina  propria  als  v-ähg 
(jLo  zu  ^*J'  stehen);  7,  26. 

5.  ^LaJCä^I   -  SM.   II,   99,  11.  —  ,die  beiden  H ',   d.  i. 

vwSJCÄiLf  und  dessen  Bruder  ^^^,  die  beiden  Söhne  des 
^N.A4.i»   ^j   a"^'?  Kämil  763,  12:  jjLääÜI   («,-)V 

6.  ^LiAlJ!  —  SM.  II,  99,  12  f.  —  ,die  beiden  Mus'ab',  d.  i. 

a)  entw.  y^'^v"   ^j-?    ^»-.^ax  und  sein  Sohn  ^^^^*-i^  oder 

b)  v^xao/)  vmd  sein  Bruder  y-f^y^   (^J    *^''    tX^^- 

7.  ^Llli!  —  SM.  II,  99,  13  f.  —  ,die  beiden  Hubaib',  d.  i. 

yMyi\   ^J   JcLJI   tX^Ä  und  sein  Bruder  »^xas./!  (s.  d.  Vor- 
hergeh.);  vgl.  Kauiil  83,  18:  tXA4.=s.  ^sc^J   ^is.1  jLi'^ 

-^  •••         y  ■  ^   y  ■■>        V    "         " 

und  623,  6.  '^ 

8.  jjIy^^JI  —  SM.  II,  99,  14.  —  ,die  beiden  B ',  d.  i. 

j.joi  und  (j^i*^,    die   beiden    Söhne    des  ^i    aJ.Jt   cXaä 

9.  Ji'XS  _  SM.  II,  99,  14  f.  —  ,die  beiden  Hurr',  d.  i.  ^1 

"  S  ^  ^  '«'  'i 

und  sein  Bruder  ^\\  Muhit-'al-M.  s.  v. :  iü-b    (^'j^'^ 


Die  IJegiitVs-rräponderiin/.  und  die  Dnale  :i  potior!  im  Altaial)ischc;p.  Oöl 

10.  ^j\y^xi\  —  SM.  11,  yj,  lö  f.  —  ,die   beiden  'Umar',  d.  i. 

^L  ^f  und  i^;^  s.  JM.  85,   12  f.  (Comm.);  .IHM.  II, 
'40o   und  Comm.;    Muhit-'al-M.   s.   v.  ^^^^..fJjü  und  s.  v. 

Kämil  83,  11.  1(3;  623,  6. 

1 1 .  ^lit^iil  —  SM.  II,  99,  16  f.—  ,die  beiden  'Akra'^,  d.  i.  g^i^M 

(j-gol_;=^  j^j  und  sein  Bruder  tXjjXi;  Kamil  128,  11; 
129,  15  (und  Comm.);  272,  20;  nach  129,  15  ist  es  sein 
Sohn  (s.  aueh  unter  cv Li" f  u.  d.  Eigennamen). 

12.  ^LLöIk-'f  —  SM.  II,  99,  17  f.  —  ,die  beiden  TulailiaS  d.  i. 

j^tX-w^l  iXXjy^  t^  x^^^jo  und  sein  Bruder  JIa:?»-; 
ö.  aucli  Mulut-'ai-M.  s.   v. 

13.  ^U^^^l  j         gj^  jj^  Q^^  ^g   _  ^^^j^  ^^.^^^  jj ,  ^^^^^. 

und         -  —    „  ,     ,     .     ..  ,    .. .         ., 

.1         .Z %  d.  1.   &4->V^  und  XAjOv  - 

14.  ^Ua^yi  I        '  \  "^  "[^ 

15.  ^i^vA+i'  —  SM.  II,   99,  20.-^  —  ,die  beiden  Mabrak'  (die 

Knochenstellen  [SM.  ^^L^äj]  auf  die  das  Kameel   zum 

Liegen  oder  Knieen  kommt),  d.  i.  d^j^/:  und  j^Iax»;  Mu- 
hit-'al-M.:  xJ  ^^  Jj^  JIäJ;  ^;7-!^'  ^y^  ^;■■^■^•"; 
'e  _^  ;^i  J.4.=>  ^)->^5  ebenda:  ;^f  Jo!^l  ^yi-^  ^Lä4.J( 
LgJC=s.Lj|  ^y«;  Kamil  223,  12;  Hommel,  Die  Namen 
der  Säugethiere,  197,  201,  209;  Docy,  Supplement,  s.  v.; 

Zamaljsari,  Mukaddima  204,  14 :  tX>öLi^  ^^xJI  ^ül 

'   SM.  ZI.    lö:   ^^^^^v.,^^^\    U>^\    ^^  j^  v_^  und  ZI.   15  f.:   4^iJ\    JU" 

.x..,.^  ^   -^  J-^"  ^:;r^^j^\  "«;<^  J-:^  ^>^  J^"  ^^\  3.Ux,  ^J>j^\ 

..■    ■       ■  >^.>*J^- 

^   Uiin-  beginnt  Sujüti  einen  neuen  Alj.schnitt    mit   der  Ueberschrift  '■  ^j^^ 


582  (iriinoit. 

16.  ^l^iLc<i\   —  SM.  II,  99,  20.   -  ,d\e  beiden  DulinuP,  d.  i. 

Jt>yL3^i\  und  iv^pl:  ^l*U;  .Jaküt  II,  556.'  712;  IV, 
929.  931;  'Antara,  Mu'allaka  28.2 

17.  ^UUIJI  —  SM.  II,  99,  20  f.  —  ,die  beiden  Nibä^-^  d.  i. 

'Ll^f   und  jilS:   ^Lj^^I^;   Jäküt   IV.    735.    738.    888 
(Berg  oder  Ort!). 

18.  J^,d:li\  —  SM.  II,  99,  21.  —  ,die  beiden  Badijj',  d.  i.  ^Cyli\ 

(Jäküt  I,  258;  Labid,  Mu'allaka  71  [ot^  ^J\\)  imd  ^%^)\ 
(Jäküt  IV,  293;  Kämil  669,  note  s) :  ^bt>l^. 

19.  J\yJ.l\  —  SM.  II,  99,  21.  —  ,die  beiden  Monde^,  d.  i.  ^k)\ 

und  'yJklS ;  JM.  85,  12  (Comm.);  M.  s.  v.  v^aJLxj;  JHM.  H, 
403;  Kämil  83,  9,  10;  Caspari,  Enchirid.  21,  16;  al-'An- 
säri,  Diwan  307,  7;  Mutanabbt  672,  7;  773,  3. 

20.  J^y^\  —  SM.  II,  99,  21  f.  —  ,die  beiden  Basra',  d.  i. 

Sj-Aa^il'  und  x*«.X3t;  Jäküt  I,  636:  iü^XlIli  ^^lj'wO.AJf  Lx)l^  ; 
SvaiaJI^  ;   Muhit-'al-M.  s.  v. ;  Zama|.isari,  Lex.  geogr.  20. 

21.  ^Uipl  —  SM.  11,  99,  22.  —  ,die  beiden  Rakka',  d.  i.  Sp! 

und  k^iÜI;  Jäküt  II,  802.  Vgl.  804:  xDf  ^bl^Ul^ 
'^LjoIaO..'!  ^  tX-iftlxö  ^^"ül  ^.  itÄifJL;  II,  734:c>-l5 

>^^Ä5    oo*.i*    aLi'JI    ^ s    ^\    UU    ^S^f   ci^jl^   IjjCsß 

'.  .  .  .  üÄsUI    ^Ä    Lng.^^!  ;    Muhit    al-M.   s.   v.   (jLxsJI^ 

22.  ^b(*3^l  —   SM.   II,   99,  23.  —   ,die   beiden  'Adän^   d.  i. 

J,Il>^I|  und  ioLÄil;    Mubit-al-M.  s.  v.  35  .  .  .  .  J^'S^S 


'   JIS.^  L,^.^-Lo  ^^-sr^  S^y^i  ^  3^'  ^'^  '^^^  •— V*-'^  =Lo  .  .  .  .  ,j3^a-.Jj\ 
3  ZI.  21:  ^9^\  ^^  ^j,9\  y^^\   ^^s^. 


nie  Begriffs-rraiioiiiloiiinz   »ml  ilio  r»ualo  :i  potior!   im  AUai-nl>isclicii.  58»'» 

^aJL_;.JI  ^  f.ik.^Jfe'  ^^L}\  s^^JI  Jt  aTcXJI  o^xJI; 

vgl.  auch  s.  V.  xxiU'f:  s^L^JI  [•^ii  Reland,  De  relig. 
Mohamm.,  p.  94;  Laue,  8itteu  uud  Gebräuclie  der  heu- 
tigen Egypter  I,  66.  71.  78.  79.  85. 

23.  ^Itlxö-xJ!  —  SM.  II,  99,  23.  —  ,die  beiden  ersten  Nacht- 

wachen (Nachtgebete)',  d.  i.  Ovi^-J!  und  fLciJiil;  da- 
gegen Muhit-al-M.:  Vr**-^'  \J^  ;'  ^'%iä.}\  J^l  iLi.xJ|^ 
Jl  ^J^♦-ci.JI  Jl^\  (J./C   *l.*x^xJI   ^1   f»j.i"   ^£.\^  .  Ä.4JCXJI   Jl 

'x4.Ä*Jl«    ^^wX+JI    ^ULiuxil^;  vgl.  noch  Caspari,  Enchirid. 
21,  5;  Schol.  u.  Lex. 

24.  ^UJc^^JI  —  SM.  11,  99,  23.  —  ,die   beiden   Osten^   d.  i. 

(Vj^^Avi  und  i^*.»*-'?  besser  Avohl:  ,die  beiden  Sonnen- 
Standpunkte';  KJ.  1089;  SJ.  560,  12  f;  Muhit-'al-M. 
s.  V.  \^>yliJ'  und  s.  v.    ^^y^^ '.    j^Uwi^.;)^    ^^ Li" wXw..t.J  1^ 

j^wAiwA^-'l   t>.^l  .  ^-o*.i4.J*   o>^   (^^^^vaL*.;!   i^%  [55,  16] 

— gJCÄJ    Lo   (ff-»a.ii    yis»'^^5    uäaaoJI    ^^    ,j*i„«.Xi^J|    &AJf   ^^ÄÄJ" 

^^Uj  oJJ  Ü  [43,  37]  ovi»-JI  5^^  ^5^  .  rUoi*.'f  ^  äaÜ 


5J^4  O I  ü  n  c  r  t. 


25.  J%j^i\ 

und 

26.  ^,1-^pt 


'X^\  cUaJI  oi-yöl^  ^j^  ^^-x.Jf  v^iii;  .IHM.  403 
und  Comm.;  —  Kur  an  43,  37;  55,  16. 

SM.  n,  99,  24.'  —  ,dio  beiden  Speereisen^, 
"  d.  i.  cMa-ÜI  und  «^ V "  5  c^J  ist  die  Speer- 
oder  Pfeilspitze;  ^\  das  ,Schafteisen^;  Mu- 
hit-'al-M.:  _,pf^  JilJf  ^:iAlJ|^2  und  s.  v. 
-.yi:  ^xj^l  J.Ä.wl  ^^  ^Jl  5joL>.:i-l. ..;  der 
Gegensatz  ist  auJLc ;  vgl.  Zuhair,  Mu'allaka  56. 

27.  ^jl^'  —  SM.  II,  99,  24.  —  ,die  beiden  Tabir^  d.  i.  !aJ 

und  J^s.:  (^:1a^);  Jäkut  I,  917,  7  fF.;   10:  y^  ^X^^ 

ijliwAÄX)',  Zaina|}sari,  Lexic.  geogr.  28;  Muhit-'al-M. 

.  .  .  iS^^  ^y^^^  ......  wuJ;  Imru\il-kais,  Muallaka  77; 

2u  c^lvÄ.:  Jäkiit  II,  228;  Zamabsari,  Lexic.  geogr.  28. 

28.  J^yJä.'iS  —  SM.  II,  99,   24  f.  —  ,die  beiden  Dunir'',  d.  i. 

'Uiit  und  ^5lAJ!^:  (^j^ll^);  JäkÜt  III,  461.  481;  Za- 
mabsari,  Lexic.  geogr.   101  f. 

29.  ^U^^l   —  SM.  II,  99,  25.  —  ,die  beiden  Gamüm',  d.  i. 

p^^f  und  <}\,LS:  (^^:^);  Jaküt  erwähnt  II,  119  ^y^S 
und  II,  187  JLit,  doch  nicht  als  ,Berge^ 

30.  J^yjS  —  SM.  II,  99,  25.  -    ,die  beiden  Kir',  d.  i.  yjS  und 

i^lvÄ.:  ((M^-{Ä.)5  Jaküt  erwähnt  bloss  yjS  IV,  332  nach 
^^l*^A*fcJI  als  ^j^AÄ.;  vgl.  'Urwa  'ibn  'al-ward  18  und  65; 
allein  nach  Jaküt  II,  432,  18  ist   statt  ,^'v=>-  zii  lesen: 

'  oW-J?  o^J-^  ^':>i  f^j^"^  L>^^  J^^- 

2  Darnach  ist  das  Freytag'sche  ^X^  zu  berichtigen. 

3  Im  Texte  steht  JUaJ\. 


I>ii^  Ik'griffs-Präponili'riinz  imd  dio  Duale  a  pntiini   im  Alturabisclien  oSi) 

y^^  (11;  482  und  4;;5  |  ^^vi^.  yo-l.  Mnhit- al-M.  s.  v.]); 
VJ2,!.  ferner  'Amru  "ihn  Kultüm,  Muallaka  08  und  I.Iarit, 
I\Iuallaka   7:  Zamahsari,  Lexic.  g'cogr.  54  (ö5). 

31.  ^U^LSir   —  SM.  11,  y9,  25  und   100,    1.    -  ,die  beiden 

Aljra^-^l.i.  '^i^^M  und  ^\^-  {J%^):  Jakut  T.  100 f.; 

III,  172  f.;  v^l.  aucli  s.  v.  j^U^-^-'l ;  Zamahsari,  Lexic. 
geogr.  83.   102. 

32.  ^l^^Jt  —  SM.  II,  100,  1.         ,die   beiden  Birk^,  d.  i.  ^U 

und  *LjtJ  :  (jjIjoI.):  Jäküt  I,  591:  f»lxj.  vJvJ  «-a^j  JU' 
y^.  J-f^  U^iict  ^l^^Jl  U^.  ^L.0l^;  IV,  794;  Za- 
mahsari,  Lexic.  geogr.  20.   152. 

33.  ^Ulklil  —  SM.  II,   100,   1  f.  —  ,die  beiden  Satba',  d.  i. 

iuk^  und  kijLw  :  {^J^ö\^\  .laküt  III,  288;  doch  statt 
ä.1jLm.'  i^t  entweder  ä.a3La«  (, laküt  III^  25)  oder  ä^jL^ 
(Zamahsari,  I^exic.  geogr.  100)  oder  xjLwV  zu  lesen;  vgl. 
nocli  .Jaküt  III,  538  und  Zamahsari,  Lexic.  geogr.   120. 

34.  ^U4.Äil  —  SM.  II.  100,  2.   -  ,die  beiden  K '  d.  i. 

vA^JiJI  (^s>l.)  und  u^vÄ»  (^^U);  «tatt  j^l-J>-»iLJI  ist 
Avohl    |m' VA4.ÄJI    zu   lesen ;    doch    finde    ich    hierüber   bei 

Jaküt  niclits ;  zu  (j^-j-s»  sagt  Jaküt  II,  240,  23  in  Bezug 
auf  die  citirte  Dichterstelle  des  'Urwa  'ihn  'al-ward  (33: 

35.  ^bi^ijf  '  —  SM.  II,   100.  3.  —  ,die    beiden   Furät^,   d.  i. 

wjlvÄJl  (Jaküt  III,  8(50)  und  J<a:^c>  (,lAküt  II,  555);  vgl. 
.Muhit-"al-]\I. :   x^^O,    cdLaJI    ...IjväJI.. 


1  Nicht,  wie  im  Texte:  ^^J.^y^^\. 

2  Hier  .schliesst  Sujüti's  Excerpt  aus  'Ihn  'as-Sikkit. 

3  Aus  doiu  -AsT^- 

Silzumjslifii-.  <i.  phil.-liist.  CI.  CX.   IM.  U.  Hft.  .38 


586  Grüner  t 


36.  ,.X^A\'   -   SM.  IT,  100,  3.  —  ,die  beiden  'Ak'as^,  d.  i. 


o^   ? 


y/**i'^l|    lind    Sj._aaSö  ,    die    l)eiden    Sühne    von    ^.*6^^'^ 

37.  ^LCjJJI'  -  SM.  11,  100,  4  f.  -  ,die  beiden  Barik':  ^l^-^l 

38.  ^LixJjr'  —  SM.  II,  100,  6.  —  ,die   beiden  Talab^  d.  i. 

tL£j*.Ä.   ^^j    jUAaj  und  i^^-*^;   ij^-?    >-y.*J"- 

39.  ^l^Ii'l  —  SM.  II,  100,  6  f.  —  ,die  beiden  Kais':  ^lis  ^^ 

(OwiC     j^J     (J**^^     *^^^'     <J"^^y     ^IX£.     ^J     lj^^i'5     "^'gl-     ^^- 


R/cv 


mahsari,  Mufassal  8,    13  ff.  und  Comm. 


40.  ^l/JiX:'!  —  SM.  II,  100,  7.  —  ,die  beiden  Ka'b^  d.  i.  ^x< 

(w>^^  ^^^  und  ü*AJv    ^J    v*^i  ^^  Kutaiba,  Kitab  'al- 
ma'arif  42;   Zaiualjsari,   Mufassal  8,    13  ff.  und  Comm. 

41.  ^jlcXJlil  —  SM.  II,  100,  7  ff.  —  ,die  beiden  Hälid^  d.  i. 

kl^j   ,j.j    cXJl.b»  und  (j^Aj  j^j  <^j^i  Zamahsari,  Mu- 
fassal 8,  12  f.  und  Comm.;  Howell,  Arab.  gramm.  I,    17. 

42.  ^:ls>tXJ)   —  SM.  II,  100,  8.  —  ,die  beiden  DuhP,  d.  i.  ^s&'ö 

üLLIxj   ^j  und   ^Laa*»*    ^j    J>5Ct> ;   Ibn  Kutaiba,   Kitab 
'al-ma'ärif  48,  49. 

43.  ^b^lrll  —  SM.  II,   100,  8  f.  —  ,die   beiden  Harit',   d.  i. 

(vJl-ic  ^  c^vs-f  und  o«-£  ^i  cuj-s-l^    Ibn  Kutaiba,  Ki- 
tab   al-ma'äi'if  41.  43.  69.   161.  ' 

44.  ^U-flljtil  —  SM.  II,  100,  9  f.  —  ,die  beiden  ^Ämir',  d.  i. 

'  Aus  dem     L^sT". 

2  Aus  der  ij_^_>.:».. 

3  Hier  führt  Sujfiti  das  Excerpt   aus  'Ibn   as-Sikkit  fort  mit  den  Worten: 


Die  Begriffs-Präpondcranz  und  die  Duale  a  potioii  im  Altaiabischen.  '.)n  i 

wÄJt=>  ^  viL'LAS  Muhit-\al-M.  s.  v.;  'Ibn  Kutaiba,  Kitab 

'al-ma'ärif  43;  Kämil  89,   17  u.  a. ;  Zamalisari,  Mufassal 

8,  13  ff.  und  Comm. 
45.  ^lijl-^''  —  SM.  JI,  100,  10.  —  ,die   beiden   Harit',   d.  i. 

iiAAÄi'    ^^   c^vls-l   lind   jv^-«'    ^^vJ    ö>vLs.l. 
4(;.  ^Ulll'  —  SM.  II,   100.   11.   —  ,die  beiden  Salama^  d.  i. 

wM.Jf    x,4.<L*A/    ^«    vxxifci"  ^^j    s.+-Lu/  und   vA^ö-i"   ^^j    «-».Aa« 

^lll    kj^  yc.;  Kämil  96,  2  f. 

47.  ^IjJxJI  —  SM.  II,   100,    11    f.  —  ,dic  beiden  'Abd^  d.  i. 

^m t!^M    yc.    vA-ci^i'   j^    xiJI    tXxc    und   ^^    xlJi    tX^^ 

48.  ^Uioy'  —  SM.  II,  100,  13.  —  ,die  beiden  Rabi'nS  d.  i. 

J.AÄ.£    ^.y    ^iJtAJ^   und   J.aÄ£    ^^j    j-xlr    ^^    ^'^-t^^'     I'^i^ 
Kutaiba,  Kitäb    al-ma'ärif  42,  46. 

49.  ^li^iif '  —  SM.  II,  100,  13  f.  —  ,die  beiden  'Auf'  d.  i. 

50.  ^IXJUI   —  SM.  II,    100,  14.  -   ,die  beiden  MalikS  d.  i. 

jjj  ^i   A)\.A   und   üiiil^    ^j   ^tLo;  Mul.iit-al-M.  s. 
V.;  Ibu  Kutaiba,  Kitäb  'al-ma'ärif  51. 

51.  (jl iJo^AxJI   —  SM.  II,  100,  15.  —  ,die  beiden  'Ubaida^, 

d.  i.  >-^.*i^i   (^vJ    ^J •'-*•'<'    i>J    ^^^^■^  und  jy*^   ivj-r    ücX-y»^ 

52.  ^L;6-p-(  '  —  SM.  II,   100,  16.  —  ,die  beiden  Huraka',  d.  i. 

[V^J'  und  Jut**/,    die  beiden  Söhne  des  JuJ.*j   ^j    u^^j^'i 


'  iJubb  ,  J ;  vgl.  Nr.  43. 

"  i.  '   '  ' 

2  Und  flas  folgendp  j.-vAiv3  j_j>o  (^. 


*    ^.Ä-^     .   .3- 


•'•  Fortsetzung   de.s   Excerptes   aus  'Ibn  'as-Sikkit: 

,o-«-ol_>  j_x^^  v_.-.jo  jjb  L«_<  |^^j.«JOo  'U^  W^_^ 


58S 


Grün  ert. 


'Tl)u  Kutaibfi^  Kitah  "al-ma'arif  48:  (j^-vi'   j^j    *.jv.j   Lx>I^ 


'^UxäJI    v:>w».j    U-^JtXJI^ 


53.  ^U^O^iil  —  8M.  11,  100,  17  f.  —  ,die  beiden  Kurdus^, 
d.  i.   (j«.Ai>  und  iü^Lx-c,   die  beiden  Söhne  des  ^j  vilJLc 


aLi.iäÄ2>!    (VA^j  j^j  sLäx!   (Xr.)  t-y-i 


dlJL 


_AJ     ,.vX 


c>' 


'sUx:  Mulut-al-M.  s.v.:  LäjI  jü.La^o.  J^Ai*  ^^Lu.oliTJI 

54.  ^U;;)-J'  —  Sir.  II,  100,    18  f.  —  ,die  beiden  M ', 

d.  i.  iX-3LMj   ^^   ^^x5    und   tX*-vw   ^^    ^^xS  ^^   dlJl/o : 


55.  ^b^^:^'! 
und 


56.  ^^ftXJCj^^t 


SM.   100,   19  f.  —  ,die  beiden  'Agrab'  und 

~  ,die  beiden  'Ankad^  d.  i.  ^ !Lx>  ^^   (j;^-* 

jvA+j  j^j  ^>.4»£  ^j^  und  x-Uh-^-Ä.  ^j    c^Jvj;^ 


.  o'^. 


57.  ^L^^XJf 


Muhit-\al-Muhit  s.  v.:  ä.aä;cJI  JöäJLj  ^b'=*^H^ 

-  SM.  11,   100,  20  f.  -  O^^l  und  ^aäJI   Jy.£. 

ö''^-  ^liil  —  SM.  IT,  100,  21.  —  ,die  beiden  ÖuffS  d.  i.  ^JCj 
und  ft-f^^'-i'i  Muhit-'al-M.  s.  v.:  t>'jJ^  ^.-A^\  (<*~^  e^^  •' 
*.A.>J  ^ÄJ.  ySii  yki  Ki  und  vgl.  den  dort  angeführten 
Vers  von  ,J^LgJI. 


'  C>^}3  o^^=  ^-^  J^.  5- 

5  Was  Sujiiti  olieii  (Nr.  54)  von  4/5^3 )j-»-i^   bemerkte 


Die  BcgnfFs-Prapondcraiu  und  die  Duale  a  potiori  im  Altarabischen.  589 

-)i).  ^L_*iiJi  —  s:\r.  ir,  loo,  21  f.  -:  ■i'%^  .^^j  ^    .^ 

(50.  ^UicK.'f  —  SM    II,   100,  22.  — :  xlajvi-  ^   ^UkJ. 

61.  ^Ua;^.!  —  SM.  II,  100,  22  f.  — :  ^j_j   Joi^   ^j   auJl*j 

62.  \jUaJGLI  —  S:\[.    II,    100,   23.  — :    Jlb;    tV^I;   Muliit'al- 

M.  s.  V.:   'L.öjl  <X<*f^   ^)'7^5     lS"^/   '■^"^'  *'*■"'  ^^äa-^^'«- 

63.  ^L;c^AiJI   —  SM.  II,   100,  23  f.  — :  ^JS  L-ül  jLjjLx^o.  Jo^. 

64.  ^JLM£^I!  —  SM.  II,   100,   24.  — :   Jäj^-^    Jy.£    ^j    ^^^ 

wXj        ^\        i^J        '■^^■^       1^^' 

65.  ^by^'l    —   SM.   II,   100,   25.   — :    iJjl   tW   ^  ^xf 

66.  J^x*Lj]  -  SM.  II,  100,  26.  flf.  - :  ^U  und  ^iijU-M  Ju^, 

die  beiden  Söhne  des  /«<*-^  ^j-?   ^^  y  Kämil  131,  8; 
Muhit-'al-M.  s.  V.:   'k*xiLw.>il    |v5>.   ii-Lyo  ^jI    «^^^^j.    _ 
()7.  ^Ui*i.M        S:\I.  TT,   101,  1  ff .  — :  ^J.^?  ^^^  ^J  ^  ^-^j 
'Jii^^y''  (vgl.  KAmil  351,  16).      • 

68.  ^La^JI    —   SM.   II,    101,   3.   — :   ^l_.A.«.'l    L^   I^U^ 

69.  ^LJL.Jf  —  SM.  TI,  101,  3  f.  — :    (V-Aj  ^-o   ^^   ^^^^) 

'».xL^cj  ^w^x.  L+^i  JIäj   i>^'l' 


^  kiJ  j-;^  U-*Jcs^  ^^\  L^.^^  C^3  J..»-«*^  U-f.-^  o>-Sw\^  J^.  O^.  (0^3 
'Ijbjb  >.>-*io  ,^-^\  iii5j_sO\  <i>^.v^]\  iiäiiilicli;-  '^si^[.„,u^\ :  v<il.  Kfimil 
41,  3;  88,  20;   ÜG,   :i ;    1.",1,   fS ;  (;■>■>,    V2.    17. 

■  ^..<^AJ  l.^.j,^\  ^^-il»..<lo  j^\  L..AAO  |j»^3  (0-.^^^»-<^  W-f-^-o  Jva^l^J  ,  JLio  ^j5L>  />.Ja 
'<*^^L3l^     ^_0     «^^--^Jt-Cb    ^Ä>tflj\     jjJölXöa     A_>ttljl>C      -vJ>     «ij^lr».     _^^\     ^iJCaXÖ. 


500 


•Irii  n  crt. 


[70.J  ^tii;Uif  -  SM.  II,   101,  4  f.  -:   Vy^   ^^    J^^)y'  tler 

eine  ist  s^ää  ^^  y^^.^  tler  andere  *.«>>  ^j  y^*-^;  der 
Name  Ist  sprieliwörtlieli ,  s.  ]Muhit-'al-M.  s.  v.;  Kamil 
37,  2;  Ibn  Kutaiba,  Kitäb    al-ma'ärif  302,  18  ff. 

[71.]  ^U^:^l  -  SM.  II,  101,  5.  — :  ySix^   UJ   ^v^^    ^!^. 

(^Ui;^f?  s.  Muhit-al-M.  s.  V.   ^y) 
[72.]  ^Cäll^r  —  SM.  2,  101,  5  f.  -:  ^j.jI  kJLiäA^  ^U.^N|^ 

'  kxAj s^    wXiIä;^  s.  Mubit-'al-M.  s.  v.    ^3»-vl. 
73.  ^f^A+if  —  SM.  II,  101,  8  f.  — :  ^iXX-^^    .j^.^ 


Nachtrag. 

Zu  diesen  von  Snjüti  im  Muzhir  angefübrten  Dualformen 
babe  icb  nocb  gesammelt: 

74.   ^\.^ys>  —  ,die  beiden  Hars^;  Jaküt  II,  240  s.  v.  zur  Dicbter- 

stelle:    j^—a^*.^    ^La4.av.j    j^LäjI    (^IrW    L^-S^ ;   und   zur 

2.  Dichterstelle:   y /oLc   ^^j    ^aj    eLc    ;j*-vs»   ^Si    UJl 

^  ^  '^  ' 

Vgl.  auch   oben  unter  Nr.  34;    \^^.    auch   ]\Iuhit-'al-M. 

s.   V.    (jL^wi.!. 


•  Schluss  des  Excerptes  aus  'Ihn  'as-Sikkit;  'CX.«5L«*]\    •o\  s^i  Lc     ^■r^\ 
^  yöw!  li^^l  U-fJ   JUi^.  ijj^  iCjjbli.\    (^    Cr'.'-^^"  U-{-<^-**J\   ^«^3 

3  Excerpt  aus  ^^äI)!  >_^-UJ\   ^\:     -r^J^^l  ._jb  ^y^JJl  ^„..^1  ^/\  Jl^^ 

Zu  ^\  ..ii^l   hat    Nasr,  der  Redacteur   des  BülÄker  Textes  folgende 

Randbemerkung-:   .>^.„ja.)\  ,^9  ^jJ\   o-^UJ\   U-«>>>-ä.\  ,^y^\   i_iiiä-   ,^ö^ 

'r"^^  (*Jli'  a\    ,-,0-c  ^.>  o-^*  ^j-~^^"  ^>i^  \y^ 


Die  Begiiffs-Pritponderanz  und  ilio  Duule  a  potioii  im  Alta,raljischen.  59 1 

75.   ^LxjL^-c  —  nach  woj  bei  Jäküt  III,   721,   12,  zwei  , Borge'; 

vgl.  Muhit-'al-M.  s.  v.  und  Jaküt  II,  730-,  vgl.  auch  JooK 

Muhit-'al-M.  s.  V. 
7ß.   ^'^v-o   — •  ,die  beiden  Marw':  (,jltX-lj),  d.  i.   ^L:^L^J|  ^wx 

und   '^^'y^-f',  Jakut  IV,  504;  vgl.  II,  411;  Muhit- al-ÄI. 

s.  V.  ^^. 
77.   ^l^cXl^JI   —  Kaiiiil    128,   10;   129,  8:    (Vater  und  Sohn). 
^  Ä^jJ!   —  Kaniil  50,  10;  4()5,  note  q;  Zuhair,  Mu'allaka  2; 

Muhit-'al-M.  s.  v.;  Jaküt  II,  801. 

I    -"?         - 

79.  ^ML*4.^f   —   'Ibn  Kutaiba,  Kitab-'al-ma'arit  49,  3  f. 

80.  i^LaxiLwI    --   Zamahsari,  Mufassal  8,  17  f.  —  s.  weiter  unten. 

81.  ^bytji  —  s.  oben  Nr.  24. 

82.  ^tJölJI  —  Kämil,  82,  14;  83,  7. 

83.  Vgl.  noch  ^bbl,  Kämil  483,   17.  18;  und  ^Ujol  ebenda, 

465,  16. 

84.  jmIä-w.s.1    —   ,die  beiden  Hasan',  d.  i.   j^Av.:s.t  und  ^^aav.s.1; 

Muhit-'al-^I.   s.  V.:  ^J^^    \.ki\  j^a.w.s.L  (^a«.s.I  ^^lÄ^i^if. 

,^j^^   <_^AjjtA.'t    k^L>    ^jCi    vLIJÖ    U^J   J.Ais.^Jlic    ^f    j^J 

'^5-   jjL.^JI   —  «.  oben  -.«Aiylij  sub  II). 

Sujüti  lässt  zum  Schlus«  des  Capitels  über  das  ^aJjuj  noch 
eine  hübsche  Erzählung  aus  den  Dictaten  des  ^2>Us.v  folgen, 
in  welcher  verschiedene  Ansichten  über  ^L+üJI,  ^l*+*Jf  und 
^Uv-w.*Jt  mitgetlieilt  werden  luid  die  liier  mit  Platz  liuden  möge.. 

Sujüti,  IMuzliir  II,   101,  9  —  102,  4:    • 

^_iÜ«.XtXJl     iXaXa*,     j^J     tX+Ä.1     Ljj^~a.i     \aJLcI     ^     ^:s.L:=>"v.M     JLi' 


592  Grüncrt. 

^AiJI    J^Ä^.'I    JU    Jli'    .„^Xaä/o    jJ.j    xiil    tUit    &Ajl    ^Ä    äX'I 

w >yol     L     ^iixAJ    c^i-üi    Jwö.Ä/0    Ij    j_!    Jlüi    0'.A^/.l^    u^^J^Lj 

^U-u;!  oJjü    (V-«'l    ^^    "ä"^''    (V-^-^^^äX>yv.i '  ^i    (v5^  Jli'  (^-^;^_j.^-' I 

■M  M  «M 

jlJI^  (*-:^*.'i^    ^^^''^    *-^-w^;    XA^r.    adi!   j^^    x-L.M   ^r*7'    *^'^'-^-'' 
t\ — cf     JU     |V*J     Jli'    iX-*-^    tj     OM.^    JLi'    [VJ    j**-'Lr*     ^'31    ^J£^ 

r- 

J«.i*    (^AÄxi  «.♦.'!    vAX)l     ü     *.xj    v.:i<.Ai'     L^Ä    J._A«.J    jU.aasaXi    C/cXäc 


:::^JI^kJI     f^' »^     U^V     U  =i:  jvJCaJU  ^Ul'l    ^Ü!^  Ü  j^f   * 

LJ'     j^A^il    ItX^    JULaj-    LcJJiÄ.0    ItXiß    boLiI    tXi"    c^L.^-^    JU 

Jlü  JLamJI  ^  ^AÄ>o^4.JI  j.AX!|  Lj  5*^Lj\  *j'  o-Ls  'y-^-ä^  wXj  LjI' 
^jo  i^L+^l  z**-^'  '*^'  ^-^^^  Jb"  ftXiß  I^Äav^^I  *Jj  o^li'  SJ\ 
5«.A-Lc.    j^A^jLjiJf     sLiI     ^j^     oi.i»l     L^5>J^:s.(     ijKj     tX^f^     (J*^^ 

^c— J^  f»Lj|  ^^/c  yS\  j.^£.  («LjI  cy.jt^  L+Xi  aLt-w-Lj  j.Ai>^M  \ j„f*^i 
'et^^Lj   j.Xj    LjI    f%"4-^^    3^aJ.ä    yXS\    \=>yXi,    L+^Ä£   xi.il   j^-^)  r^-? 


Die  DcgritTs-l'rapondcianz  uiul  die  Duulo  a  iiotiuii  im  Altarubischcn.  593 

,- Jl    o^ÄA.'li    .cTvi»!    iÜ.^.w.A;    O.XÄJ    tXJ'    Owij'    JLü    '^«>v*4-U 

JCjf     jJtXjUjI     O^AÄJ     O^Aj!      oJj"      Lo      j.A£.      tjjC     ^1     JU.     ^LwX.'l 

(j*A^xiJlj  olvl  oJ.i  ^  l^c^  JU  5oi^  3,  vi^.Ä4-''  v^LiJI   üct,^l 
l<X»-:s?   j»»JiJL.   ,o-»"=*j-'^    J>^-=>-    (V-^«^«    ^^y^    *^-''    (C-^-^    (Vr^'rr' 

t  r 


Anhang. 

Ueber  die  Plurale  a  potiori. 

SM.  II,   108,  14—25. 

^2,^^Ür   —  SM.  II,  108,   15.  —  Knmil  H3,   19:  ijdxj   ^^ 

'jlU.M   iäij   ^£    f»-^**^   O-^-^^^'-^l  t5^   1*-^^"^   ^'7^'' 
ebenda  623,  3:  cXjvJ  t-g-jti  J^a.*uUJ]  ^^  j^Xw  Sy'i  ^/^^ 

clawi  zu  Sür.  37,   130:    "^.aaa«^    ^Iäaa«j    u^^-l  3    **^ 

r-  J         ^  ?  "^  —    ,  '^" 

^^j^^JLa?  J^i'  yc.  ^A^-r^^H^"  ^*^AÄjt  Ls  o<>.si  juil;  über 
die  anderen  Lescarten  siehe  weiter. 


Dv-i  lirüiiüit. 

2.  kkxL^i\'  —  SM.  ]I,  108,  IG.  18.  —  ,clie  Misma'^;  Muhit- 

'al-M.:    Ji*x)L^4~M    ^iö«    RIaa*    j-jf    «.«.^x).;  Krimil,  41,  2 
0   •         J*  i'"     ^'     ^  £  '^    „ 

(über  das  fem.  s-):  ^;^  ^IU*AA«t  j.a^I      4.^jf  j^. 

Syol.=*!I^I^   5^3LÄJt^   X*^L*v>.4.il^   iUJL^Jf  ^:^  'P^  '"€^p5 

vgl.  96,  3  f.;  131,  8;  G22, 17;  Sibawaihi,  Kitab  II,  101.  209. 

3.  i^iL^^il   —  SM.  II,  108,  16.   17.  —  ,die  Miiballab^;  Kämil 

41,  3-,  83,  20;  96,  3;  622,  17;  Muhit-al-M.  s.  v.  ^I^iil. 

4.  S^oU;j|   —  SM.  II,  108,  16.  —  ,die  Mundir';  Kamil  41,  3; 

83,  20;  96,  4;  622,  17;  Mubit-'al-M.:  ^cXliil  jT  s^oLä;^^ 

5.  LjuoLo^II'  —  SM.   II,    108,   18.   —   'Ibn  Kutaiba   39  jiS) 

6.  (j.vjuwlo^lf  -  SM.  II,  108,  18.  —  ,die  'As'ar^;  Kamil  m^,  17: 

....  w xxol^    'y^-»-^    I^-^'*-*;    Ibn  Kutaiba,  Kitab    al- 

ma'ärif  50;  Muhit-'al-M.:  ^4-^JL  Ji-Lyj*  «j|  l^äjl  j.xxo^f. 


'  kA.^ÄJf      ^Lj      OtX^      jM«*.X-w'!^t 


7.  J^L*Jf'  -  SM.  II,  108,   18.  —  (Muhit-al-M.   s.  v.  J^*^: 


'  (0-^^  us-^  f-^'^'-^  SjiLi^)\_5  Ä^Lf_«.3\_5  ^.oLvvs^Jl  «^ )^\  ^^'  ^i  ^^_yc^ 

V )j.äJ\   J^'  \3'  ^2^-03    ~   i >"^\   Kaiiiil   88,   19. 

2  S.  Note  a. 

Ä^JLf,.J\   joJti  ij^,  <^-fr9 


Diß  Bcgriffs-rräpondeninz  und  die  Duale  a  potior!   im  Altarabischeii.  595 

'4>^^M   ^    ^11^   jIlVjc.    J^ljt/j    ^U).  Sibawailii  IT,  209. 

8.  cijl— AA;ciLM   —  SM.  11^   108,  19.  — :  sj^XJi   rv^xj!       'I    f..A^j. 

9.  c^lJcAiJI   —  SM.  108,    19.  —  :  ^^ S    ^j   cUi^  J,!   I^a^j 

10.  v^:1''a^I  —  SM.  11,  108,  20.  — :  icLq^  ^äj  j^iC; ;  Kumil  159, 

9;  vgl.  ebenda  266,  20. 

11.  ^^kil  —  SM.  II,  108,  20.  —  :  aJL^  ^aj  5  IMul.iit-'al-^M. :  ÜIä^ 

S    ^^     2    ü  ^  u 

'^a£.  ,^^J^  ;  vgl.  e,5^L\xJf  unten;  Fleischer,  Kl.  Sehr.  275. 

12.  ^Ull.  —  SM.   108,  20  1".  —  :  JLäj    ^I^  jlki   ^   ^k: 

's.^X^  ^^^y  Kämil  95,  2;  9ß,  2:  'c^Uilil  ^^1^  ^Ili' 

.wj    yf^'^    L^'^      vXw'M     &.^A.,iw    /fÄJ*     '«■'iV^'    ^•«>^'M«    /«^    ^r?^:! 

13.  aÜLw^l   —   S:\r.  II,    108^  21.  —:  ^^   ^1^  ^^U   ^X^   ^ 

■J.a*^a2>.«  (J»*^;  ^Iulnt-'al-]M.  s.  v.  o^jy^i  'lljn  Kutaiba 
43  (s.  iw>Lyö). 

14.  ^-jlyäJf  —  S:\I.  II,   108,  21  f.  —  :   ^Ai  ,^1^  ^^^f  ^j  iü^*/! 

"v^^AA^.    vwA-ö:  vgl.  Käniil  38,   15;    (137,    13);  Ibn  Ku- 
taiba 43:   (V-5C^    »wjLa^JI    (V^Ä+i   ^«j^^S^  ^j    ^J> '-*'='    ^^'^ 

15.  cyltU*^'  1         ^M.  II,    108,  22  f.   -:    ^_j    tX^t    ^äj    ^x 

16.  ojÜö^H  j 

17.  <^'%lk}\  —  SM.  II,   108,  23.  — :  xAa^   jv^i   ^^*a2.JI   iLycl 

'    .j.iv*j    oj!iL*>*JLAi;    .s.   oben   Nr.    11:    'Ibn    Kutail)a  35; 
Kaniil  373,   12  (vgl.  750,   12). 


596       Grüuort.  Die  Uogriffs-Praponiioniiii;  u.  li.  LUiulo  a  potioi'i  im  Altai'abisclien. 


18.  J^-jU^^H'  -  SM.  II,  108,  24  f.  — :  JjU::!*!  ^^  ,v,i.y 

'j^AÄJijl  io.lxx)  (jo  J.Ais»^il  |V^L)  (JvAAüil  c>w*4.s.5  Mulut- 
'al-M.  s.  V.  (JoÜ>^l). 
Dazu  führe  ich  noch  an: 

19.  g^u1>ff  —  Kämil  41,  3. 

20.  &siL-yw.JI  —  Kämil  41,  3  und  Note  a)\  s.  oben  Nr.  2-,  Balä- 

duri  194. 

21.  ^^^lUil  —  Kämil  622,  17;  Öibawaibi  II,  209. 

il)^'^*        —  Zamabsari,  Mufassal  8,  16  und  Com.  I,  55,  15  f. 

23.  ^^^tXl^JI  —  Zamabsari,  Mufassal  8,  16  und  Com.  I,  55,  18  f. 

24.  c:,5l.^iajf  —  Zamabsari,  Mufassal  8,  17. 

25.  ci>L*.i'JI  —  Zamabsari,  Mufassal  8,   17. 

■  >  i 

26.  cyUl^l   —  Zamabsari,  Mufassal  8,   17  f.;  vgl.  oben  Nr.  80. 

s  .  -  ^^  . 

27.  cyL=»>0  —  (s.  oben  v^^aAäj  sub  II). 

Anmerkung.  Vgl.  noch:  ^^^^1^1,  xi\KI,  Sv:>Uj  xJoL^;  "iici 
zu  den  Dualen:  (j^^^x)  Jäküt  IV,  683;  ^jL*^*^  ebenda 
III,  319;  ^U^*-5  ebenda  IV,  1020;  Sab.  Denkm.  40. 


'  Aus  dem  A-f,sf  des  'Ibu  Färis. 


XVII.  SITZUNG  VOM  8.  JULI  1885. 


Für  die  akademische  Bihliotlick  Avurde 

von  dem  w.  M.  Herrn  Professor  Dr.  (1  o  lu  j)  c.  r  z  der 
IL  Band  seiner  Uebersetznng  von  ,].  Stuart  Mill's  , System  der 
deductiven  nnrl   inductiven  LoiA'ik': 

von  der  königliclien  Bibliothek  in  Berlin  das  Verzeichniss 
der  von  ihr  erworbenen  Landberg'schen  Sammlung  arabischer 
Handschriften  nnd  der  Sachau'schcn  Sammlung  syrischer  Hand- 
schriften ; 

von  Herrn  KainnK-rrath  Salomon  Bnber  in  Lemberg  sein 
Werk  ^Ihlrasch  Tachuma%  ein  agadischer  Commentar  zum 
Pentateuch,  übersendet. 


Von  Herrn  Dr.  P^manuel  Löwy  werden  die  PHicht- 
exemplare  seines  mit  Unterstützung  der  kaiserlichen  Akademie 
erschienenen  Werkes :  , Inschriften  griechischer  Bildhauer' 
überreicht. 

Herr  Dr.  Johann  Leciejewski,  Privatdocent  an  der 
Wiener  Universität,  legt  mit  dem  Ersuchen  um  ihre  Aufnahme 
in  die  Sitzungsberichte  eine  Abhandlung  A'or,  welche  betitelt 
ist:  Der  phonetische  Lautwerth  der  Nasalvocale  im  Alt])olni- 
schen.  Eine  grammatische  Studie'. 

Die  Abhandlung  wird  einer  Commission  zur  Begutachtung 
überwiesen. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt: 

Academia  real  de.  la    liistoria:    Bolotin.  Toino  VI,  Guaderno    VI.     Madrid, 

1885;  8". 

Academio   royalo   do    Copenhague:    Bulletin   pour  1884.    No.  3  nt  deniior. 

Kj(jibenhavn ;  8".   —   Bulletin  pour   188ö.  No.  1.  Kjcjibenliavn;  8". 


598 

Accadeniia  renle  di  scieiize  iiioi-cali  ft  politiohe  di  Napoli:  Atti.  Vol.  XIX. 
Napoli,  ISöö;  8".  —  II  Resorg-imeiito  iilo.sofico  ne  Quattrocento.  Opera 
postuma  di  Francesco  Fiorentino.    Napoli,  1885;  8". 

Acke  rbau -Minist  er  in  111 ,  k.  k.:  Statistisches  Jahrbuch  für  1882.  II.  Heft. 
Wien,   1885;  8». 

Biblioteca  nazionale  di  Napoli:  Notizia.  Napoli,  1874;  S''.  —  Codices 
g-raeci  MSS.  regiae  bibliotecae  Borbonicae  descripti  atque  illustrati  a 
Salvatore  Cyrillo.  Tomus  I  et  II.  Neapoli,  1826  et  1832;  4^  — 
Anecdota  graeca  et  latina  ex  MSS.  codicibus  bibliothecae  regiae  neapo- 
litanae  depronipta.  Vol.  I.  Prodi-omus  auctore  Joanne  Andresio  S.  J. 
Neapoli,  1816;  4''.  —  Catalogus  bibliothecae  latinae  veteris  et  classicae 
manuscriptae ,  quae  in  regio  ueapolitano  Mnseo  Borbonico  adservatur 
descriptus  a  Cataldo  Jannellio.  Neaiioli,   1827;  4'^'. 

Central-Coni  mission,  k.  k.  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
uud  historischen  Denkmale:  Mittlieilungen.  XI.  Band,  2.  Heft.  Wien, 
1885  ;  4f'. 

Greifswald,  Universität:  Akademische  Schriften  pro  1884.  58  Stücke  4"  u.  8". 

Johns  Hopiiins  University:  Studies  in  historical  and  political  science. 
3''  series.  IV:  Kecent  american  Socialism.  V.,  VI.,  VII:  Local  Institutions 
of  Maryland.    Baltimore,  1885;  8". 

Kiew,  Universität:  Universitätsnachrichten.  XXV.  Band,  Nr.  3  und  4.  Kiew, 
1885;  80. 

Societas  regia  scientiarum  danica:  Regesta  diplomatica  historiae  danicae. 
Series  secunda,  Tomus  prior.  IV.  ab  anno  1448  ad  annum  1491.  Kj(}>ben- 
havn,  1885;  4".  —  Aarb(j)ger,  1885,  1.  Heefte.  1885.  Kj(|.benhavn;  8". 
—  Tillaeg  tili  Aarb(j)ger  for  nordisk  oldkyndighed  og  Historie.  Aargang 
1884.  Kj(j)benhavn,  1885;  8'\  —  Libri  memoriales  Capituli  Lundenensis. 
1.  Heefte.    Kj(j)benhavn,  1884;  8". 

Society,  the  Asiatic  of  Bengal:    Bibliotheca   indica.    New  Series,    Nrs.  531, 
533—537.    Calcutta,    1885;    4"  and  8^     Old   Series,   Nr.   251.    Calcutta. 
1885;  80. 
---  the  royal  geographica!:  Proceediugs  and  Mouthly  Record  of  Geography. 
Vol.  VII,  Nr.  6.  London,   1885;  80. 

Wissenschaftlicher  Club  in  Wien:  Monatsblätter.  VI.  Jahrgang,  Nr.  9 
lind  Ausserordentliche  Beilage  Nr.  VI.    Wien,  1885;  40. 


XVllJ.  SITZUNG   VOM    15.  JIII.I    1885. 


Die  Universität  in  Stnissburj^'  maelit  JMittlieilung'  von  der 
tVir  die  Lamey-Preisstiftuug  am  1.  Mai  d.  J.  geötellten  Preis- 
aufgabe,  welche  lautet: 

, Verlangt  Avird  eine  Oliarakteristik  und  Oeseliiclite  des 
grotesken  Stils,  der  in  Rabelais  und  V  i  s  c  h  a  r  t  seine 
Ilauptvertreter  hat.  Zu  berücksichtigen  sind  sowohl  die  An- 
fänge, welche  in  der  macaronischen  Poesie,  insbesondere  der 
Italiener  vorliegen,  als  auch  die  Ausläufer  bis  zu  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts.  Für  Fischart  wird  ausdrücklich  bemerkt, 
dass  nicht  blos  die  dem  Stoffe  nach  aus  Rabelais  geschöpften 
Werke  in  Betracht  kommen.  Gewünscht  wird  auch  der  Nach- 
weis, inwieweit  die  Eigenheiten  dieses  Stils  mit  den  allgemeinen 
Culturverhältnissen  des   16.  Jahrhunderts  in  Beziehung  stehen.' 

Der  Preis  beträgt  2400  Älark.  —  Die  Arbeiten  müssen 
vor  dem  1.  Jänner  1889  eingeliefert  sein. 


Herr  Regierungsrath  Dr.  Constant  Ritter  von  Wurzbach 
spricht  den  Dank  aus  für  die  dem  51.  Theil  seines  , Biogra- 
phischen Lexikons'  zu  Theil  gewordene  Subvention. 


Das  w.  M.  Herr  Dr.  Pfizmaier  übersendet  für  die 
Sitzungsberichte  eine  Abhandlung  unter  dem  Titel:  ,Der  Pro- 
phet Jesaias  grönländisch'. 

Von  Herrn  Professor  Emil  Kahi/aiiacki  in  Czernowitz 
wird    eine  Abhandlung:     Die    polnische  Recension  der  Magde- 


GOO 

biirfier  Urtlicilo  und  die  cinscliläi^ift'cn  deutschen  und  czecbi- 
schen  8amuilunfi;en'  cino-esendet  mit  dem  Ersuclien  um  ihre 
Veröffentlichuiifi;  in  den  akademisclien  Scliriften. 

Die  Abliandlung  wird  einer  Commission  zur  Begutachtung 
überwiesen. 


An  Druckschriften  wurden  vorgelegt : 

Academia  roinana:    Aualele.    Ser.  II,    Tomulu  VI.  188H  — 1884.    Bucuresci, 

1884;  4". 
Academie  des  inscriptions  et  belles-lettres :  Comptes  rendus.   4'' serie,  tome 

XIII.    Bulletin  de  jarivier  —  fevrier  —  mars.    Paris,   1885;  8^ 

—  imperiale  des  sciences  de  St.-Petersbourg:  Bulletin.    Tome  XXX,  Nr.  1. 
St.-Petersburg,   1884;  4". 

Zapiski.    Tome  L.    St.-Petersbourg,  1885;  8^ 

Akademie,  kongl.  Vitterhets  historie  och  Antiquitets:  Handlingar.  XXVIII. 
Nr.   1.    Stockholm,   188.5;  8". 

—  ungarische    der   Wissenschaften:    Ungarische    Revue.    1885.    1. — 6.   Heft. 
Leipzig,  Berlin,  Wien,   1885;  8". 

Commission,  archäologi.sche  in  Wilna:  Sammlung  der  paläographischen 
Abzüge  der  alten  Schriften  und  Acten  des  Central-Archivs  zu  Wilna 
(14.32-1548).  Wilna,  1884;  Folio.  —  Urknndenbuch  der  Fürstenthümer 
von  Pin.sk  und  Kleck  gesammelt  von  Stau.  Chwalczewski  (1552  — 1555). 
Wilna,   1884;  4". 

Gesellschaft,  archäologische:  Essai  sur  le  co.stume  et  les  armes  de  Gladia- 
teurs.    St.-Potersbourg,   1882;  8". 

—  gelehrte  Estnische  zu  Dorpat:  Verhandlungen.  Band  XII.   Dorpat,  1884;  8". 
Sitzungsberichte.    1884.    Dorpat,  1885;  8". 

—  kaiserl.   russische    geographische:   Berichte.    Tome   XXI,   Nr.  2.    Peters- 
burg, 1885;  80. 

Institute,  the  Canadian,  Toronto:    Proceedings.    Vol.  II,   Fasciculus  Nr.   1. 

Toronto,   1884;  8". 
Instituut,  hat  koninklijk  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde  van  Neder- 

landsch-Indie:    Bijdragen.    4  Volgreeks,   Deel  X,    '6'^  Stuk.  s'Gravenhage, 

1885  ;  8". 
Lukasevic  Piaton:  La  decouverte  d'origiue  de  la  langue  h^braique.  Kiew, 

1882;  8".  —  La  decouverte  d'origine  de  la  langue  grecque.  Kievf,  1869;  8^. 

—  La  decouverte  d'origine  de  la  langue  latine.    Kiew,  1871;  8".   —  Er- 
klärung der  assyrischen  Namen.    Kiew,   1868;    8". 
Mittheilungen    aus    Justus    Perthes'    geographischer   Anstalt   von    Dr.    A. 

Petermann.  XXXI.  Band,  Vn.  und  Ergänzungsheft  Nr.  78.  Gotha,  1885;  4'\ 
Müller,  F.  Max:  The  sacred  books  of  the  East.    Vols.  XX,  XXII  and  XXIV. 

Oxford,  1884  —  1885;  8". 
Peabody  Institute  of  the  city  of  Baltimore.   18"'  annual  Report.  June  1,  1885. 

Baltimore;  8". 


Sinai  Stockij.  Ueber  den  Inlialt  des  Codex  Hankensteiniamis.  QOl 


lieber  den  Iiiliiilt  des  Codex  IlaiikensteiiiiaDUS. 


Von 

Dr.  St.  Smal  Stoekij. 


Einleitung. 

Der  Name    des    Codex    stammt    von    seinem    ehemaligen 
Besitzer    Job.  Alois  Hanke  von  Hankenstein ,    Bibliothekar    zu 
Olmütz.      Dieser   erhielt   ihn   im  Jahre    1787    am   27.  October 
von  Anton  Vetter  Reichsgraf  von  Lilien,  Domherrn  und  Archi- 
diakon  der  mährischen  Metropolitankirche,  zum  Geschenk.    ,So 
sehr  mir  auch/    schi-eibt    Hanke    in    seiner   Recension,    , dieses 
kostbare  Geschenk  angenehm  war  und  ich  mir  damit  viel  wusste, 
so  habe  ich  doch    nicht  dazu  kommen  können,  um  diesen  sel- 
tenen Codex  zu    recensiren ,    weil  ich  zu  viel  mit  anderen  Ge- 
schäften überhäuft  Avar;  doch  habe    ich    ihn    einigen    sl avi- 
schen Philologen   zur  Privateinsicht  und  Befriedigung 
ihrer   litterärischen  Neugierde    geliehen.'     Unter    diesen 
einigen  slavischen  Philologen  war  auch  Dobrovsky  und,  wie  es 
scheint,  »Stratimirovics.    Wir  erfahren  das  von  Dobrovsky  selbst, 
welcher  in  Gricsbach's  Nov.  Test.,  Londini  1796,  vol.  I,  CXXVII, 
sagt:  ,a  d.  A.  Hanke  Olomucii  mihi  quondam    concessum'   (sc. 
codiccm),    und    andererseits    aus    dem    Briefwechsel    zAvischen 
Kopitar  und  Dobrovsky.  So  schreibt  Kopitar  20.— 24.  Nov.  1809: 
,E.  Hochw.    müssen    einst  noch,    wenigstens  den  Hankensteini- 
schen,   so    lächerlich  -  unAvissend    benoteten    Codex    mit 
Ehren  in   die  Welt    einführen';  und    1. — 5.  Febr.   1810:  ,Wenn 
der  Hankensteinische    Codex    bei  Stratimirovics    ist,,  so    ist    er 
wenigstens  in    guten  Händen  und    wird    nöthigenfalls    selbst 
E.  Hochw.  subministrirt  werden';  worauf  Dobrovsky  6.  März  1810 
antwortet:  ,Aus  dem  Hankensteiuischen  Codex  habe  ich  genug 

SiUungsber.  d.   pliil.-hist.  Cl.     CX.  I!d.  H.  Ill'r.  39 


602  Mniiil  Stdckij. 

Exccrptc^  (Vgl.  Arch.  V,  287.  295.  30(3.  Vgl.  ausserdem 
Arcli.  IV,  519.  520.)  Aus  der  Feder  des  DoLrovsky  rülirt 
auch  die  erste  Nacliricht  von  diesem  (Jodcx  in  Griesbacirs  Nov. 
Test.  1.   c.  her. 

Nachdem  nun  Ilankc  ,in  «icherc  Erfahrung  gebracht"  liatte, 
dass  sieh  eine  Receusiou  seines  Codex  in  Gricsbach's  Nov.  Test, 
beündet,  sah  er  sich  bewogen,  doch  ohne  zu  wissen,  wie  diese 
,Recension  aussieht  und  bestellt  sein  mag',  eine  Recension  von 
seinem  ,Eigenthume'  von  seiner  , eigenen  Hand  der  litterärischcn 
Welt^  zu  liefern,  die^,  wie  er  glaubte,  ,gewiss  nicht  überflüssig 
ist  und  der  gelehrten  Welt  nicht  weniger  willkommen  sein 
wird,  als  die  ungebetene  in  Griesbach's  Testamente^  Hierin 
gibt  er  auch  seinen  Unwillen  darüber  kund,  dass  Dobrovsky 
ihm  in  dieser  Arbeit,  ohne  dazu  die  Erlaubniss  gehabt  zu  haben, 
vorgegriffen  hat.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  diese  Recension 
eine  grosse  Unkenntniss  der  paläographischen  und  sprachlichen 
Grundsätze  verräth. 

Nach  dem  Tode  Haukes  von  Hankenstein  kam  dieser 
Codex  in  den  Besitz  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien,  wo  er 
sich  derzeit  befindet  und  die  Signatur  Cod.  slav.  37  trägt.  Als 
er  nun  auf  diese  Weise  der  gelehrten  Welt  zugänglicher  ward, 
lenkte  er  die  Aufmerksamkeit  Mehrerer  auf  sich.  Vor  Allem 
war  es  wiederum  Dobrovsky,  der  in  seinen  Institutiones  1822, 
p.  XXVH — XXIX  und  679-685  ihn  eingehender  würdigte. 
Ausserdem  geschieht  desselben  Erwähnung  bei  Strojev  in  OüH- 
canie  uaMirr.  c^aBHHopycc.  ^ht.  MocKBa  1841  (Nr.  22,  p.  52 
bis  55.);  Preuss  in  ,/],OHeccHie  .  .  .  JfKyp.  Mhh.  Hap.  üpocB. 
1842,  p.  47;  Örcznevskij  in  ,/],peB.  uaM.  pycc.  uhc.  1866,  p.  77; 
Miklosich  im  Lexikon  p.  XI;  Voskreseuskij  in  Caeb.  pjK.  1882, 
p.  36 — 39;  JSobolevskij  in  OuepEM  Wh  iiCTOp.  pycc.  ii3HKa.  1884 
und  schliesslich  von  Eucakovskij  in  der  Programmabhandlung: 
Nestoris  rem  litterariam  adumbravit,  Lemberg  1884,  p.  XVIII 
bis  XX.  In  allen  diesen  kurzen  Notizen  wird  das  von  Do- 
brovsky Vorgebrachte  wiederholt.  iSo  hat  Voskreseuskij  die  auf 
den  Inhalt  des  Codex  sich  beziehende  Stelle  förmlich  von  Strojev 
abgeschrieben,  welcher  seinerseits  es  nicht  einmal  der  Älülie 
werth  gefunden  hatte,  das  von  Dobrovsky  Vorgebra-phte  ganz 
wiederzugeben.  Was  nun  die  Behandlung  der  paläogra^phischen 
und    sprachlichen    Eigenthümlichkeiten    des    Codex    aiibelangt, 


lieber  (li-n  liiliaU  dos  l'oilcx   llatilioiistoiiiiainis. 


603 


so  verdienen  die  Notizen  des  Subolev.skij  hervorgehoben  zu 
Avcrdcn.  Jedenfalls  wären  dieselben  viel  besser  aus<2^efallen, 
wenn  er  die  Abhandlung  IMiklosieh':  Die  Sprache  der  ältesten 
russischen  Chronisten,  vorzüglich  Nestor's  (Sitzungsber.  Akad. 
XIV),  berücksichtigt  hätte,  in  welcher  der  IJau]>ttext  unseres 
Codex  in  grammatischer  Bezieliung  behufs  Herstelkmg  des 
genuinen  Textes  der  Chronik  Nestor's  sehr  gründlich  charakteri- 
sirt  ist.  Dagegen  sind  die  diesbezüglichen  kui'zen  Bemerkun- 
gen Voskresenskij's  in  Folge  des  Zusammen  Werfens  des  Haupt- 
und  Randtextes,  von  dem  er  sagt:  .iipHiiHCKH  iia  no Anx'h  na- 
caHLi  nocAt)  MWKeTi.  öutb,  T'hMtJKe  caMUMi,  nncii,OM'L,  TaicL  KaKi. 
noqcpKH  o6I'.HX'L  nacTefi  ohghi,  iioxokh  Apyvh  na  Apyi'a'  nicht  zu 
gebrauchen. 

Damit  ist  die  ganze  scheinbar  so  grosse  Literatur  über 
unseren  Codex  erschöpft.  Es  wäre  höchstens  noch  die  Bemer- 
kung J'dgU;'  Arch.  VII,  507  aus  Anlass  der  Anzeige  der 
Abhandlung  des  Voskresenskij  hinzuzufügen. 

Mein  verehrter  Lehrer,  Herr  Professor  Miklosich,  machte 
mich  auf  dieses  Denkmal  aufmerksam,  und  ich  ontschloss  mich, 
da  es  mir  aus  mehr  als  einer  Rücksicht  interessant  schien, 
dasselbe  gründlich  zu  untersuchen.  Gegenwärtig  bin  ich  in 
der  Lage: 

I.  Beschreibung  der  äusseren  Gestalt  des  Denkmals, 
II.  Inhaltsangabe, 
III.  Textproben 
zu  liefern  und    behalte    mir    für  die    nächste  Zukunft  vor,    die 
paläographischen  und  sprachlichen  Eigenthümlichkoitcn  unseres 
Denkmals  zu  behandeln. 

I. 
Beschreibung  der  äusseren  Gestalt  des  Denkmals. 

Der  Codex  Hankensteinianus  hat  Grossquartformat  und 
ist  28'="'  hoch  und  20^  2""  breit.  Der  Einband  besteht  aus 
Holztafeln  von  1""  Durchmesser,  die  mit  einem  alten,  dicken, 
halbrohen  Schaffelle  überzogen  sind.  Nach  der  Angabe  Hanke's 
von  Ilankenstein  befand  sich  an  einer  Ecke  des  Einbandes 
noch  eine  Messingbuckel,  während  die  anderen  schon  damals 
fehlten;   jetzt  ist  auch   diese  letzte  verschwunden.    Der  Rücken 

3ü* 


604  Siniil  Stockij. 

des  Einbandcs  trägt  die  Aufschrift:  , Officium  temporancum 
ecclesiac  riithenicae  saeculi  IX/,  welche  von  späterer  Hand 
herrührt. 

Das  Denkmal  zählt  289 '  Blätter  aus  Pergament,  welche 
im  Allgemeinen  gut  erhalten  sind.  Nur  stellenweise  finden 
sich  kleine  Durchlöcherungen,  welche  aber,  wie  aus  der  Schreib- 
weise herv^orgeht,  schon  vor  der  Niederschreibung  des  Textes 
vorhanden  waren:  hie  und  da  ist  das  Zerrissene  zusammen- 
genäht. Die  Blätter  sind  vom  vielen  Umwenden  an  der  unteren 
Ecke  stark  zerknittert  und  vom  Fingerschweisse  befleckt. 

Die  Handschrift  besteht  aus  36  Quaternionen  iind  zwei 
Halbquaternionen,  die  aber  nicht  immer  vollständig  sind  und 
nicht,  wie  in  griechischen  und  manchen  slavischen  Handschriften, 
mit  laufenden  Zahlen  bezeichnet  werden.  Ihr  Zustand  und 
Beschaffenheit  erhellt  aus  der  nachfolgenden  speciellen  Be- 
schreibung : 

Quater.  I:  7  Blätter;  das  erste  Blatt  fehlt;  an  die  Stelle  dessen 

sind  zwei  Blätter  eingeklebt,  die  eine  spätere  Handschrift, 

etwa  aus  dem  15.  Jahrhundert,  tragen. 
Quater.  II — XVI ^  sind  vollkommen  erhalten.     Im 
Quater.  XVII  sind  die  zwei  letzten  Blätter,  deren  Spuren  noch 

bemerkbar  sind,  herausgeschnitten;  auch  der  Inhalt  bietet 

eine  Lücke. 
Quater.  XVIII  ist  vollkommen  erhalten;  ebenso 


'  In  der  llainlschrift  sind  dieselben  vmi  späterer  Hand  mit  fortlanfenden 
Nnmmern  versehen,  welche  aber  irrthünilicher  Weise  bis  290  gehen. 
Der  Felller  besteht  darin,  dass  auf  75  gleich  die  Nummer  78,  und  auf 
232  die  Nummer  234  folgt,  die  zwei  ersten  Blätter  dagegen  nicht 
nunimerirt  sind.     Beim  Citiren   behalte    ich    die   falsche  Pagination  bei. 

2  II  (8  —  15)-,  III  (16—23);  IV  (24-31);  V  (32—39)-,  VI  (4(»-47);  VII 
(48— .55);  VIII  (5(i  -63);  IX  (64—71);  X  (72—81  falsch  nunimerirt); 
XI  (82—89);  XII  (90-97);  XIII  (98  —  105);  XIV  (106—113);  XV  (114— 
121);  XVI  (122—129);  XVII  (130  — 135);  XVIII  (136-143);  XIX  (144— 
151);  XX  (152— 154);  XXI  (155  —  162);  XXII  (163-170);  XXIII  {111  — 
178);  XXIV  (179-186);  XXV  (187—194);  XXVI  (195—202);  XXVII 
(203-210);  XXVIII  (211—218);  XXIX  (219—226);  XXX  (227—235, 
falsch  nummerirt);  XXXI  (236—240);  XXXII  (241—248);  XXXIII 
(249—256);  XXXIV  (257— 264);  XXXV  (265— 272);  XXXVI  (273-279); 
XXXVII  (280—287);  XXXVIII  (288—290). 


üeber  den  Inhalt  iles    Codex  flankensteinianus.  605 

Quatcr.  XIX,  nur  siiul  zwei  fehlende  Jilätter  durcli  andere 
ersetzt,  was  aber,  wie  aus  dem  Texte  hervorgeht,  noch 
vor  der  Niedersclireibung  des  Denkmals  geschehen  sein 
mxiss. 

Hierauf  folgt  XX  ein  Halbquaternion,  dessen  letztes  Blatt 
fehlt,  ohne  dass  der  Text  gestört  wäre. 

Quater.  XXI  —XXVII  sind   vollständig  erhalten. 

Quater.  XXVIII  enthält  nur  7  Jjlätter,    der  Text  erleidet  aber 

hiedureh  keine  Unterbrechung. 
Quater.  XXIX — XXX  sind  vollkommen  erhalten.     Im 
Quater.  XXXI   fehlen  die  drei    letzten  Blätter,    ohne    dass   der 

Text  gestört  wäi-e. 
Quater.  XXXII — XXXV  sind   vollständig  erhalten.     Im 
Quater.  XXXVI  fehlt  das  letzte  Blatt,  ohne  dass  dadurch  der 

Zusammenhang  gestört  ist. 
Quater.  XXXVII  ist  vollständig.      Den  Schluss  bildet  ein 
Halbquater.  XXXVIII,  dessen  letztes  Blatt  fehlt. 

Auf  der  inneren  Seite  der  zu  einem  Quatcrnion  gehören- 
den Blätter  sind  von  oben  nach  unten  über  die  ganze  Länge 
des  Blattes  mit  scharfem  Griffel  zwei  parallele  Linien  gezogen, 
deren  Abstand  10"8<="'  beträgt.  Von  der  inneren  Längenlinie 
sind  bis  zum  äusseren  Rande  oben  und  unten  je  zwei  Quer- 
linien und  in  dem  hiedureh  entstandenen  Rechteck  12  parallele 
Querlinien  gezogen,  so  dass  1(5  Querlinien  beschrieben  werden 
konnten. 

Der  ganze  Raum,  der  den  Grundtext  enthält,  ist  18'  2 
bis  19<="'  hoch  und  l()-8'-"'  breit.  Alle  diese  Linien  sind  noch 
auf  den  Tergoseiten  sichtbar,  so  dass  letzter(!  nicht  mehr  linirt 
sind.  Auf  denselben  ruhen  die  schwarzen  Buchstaben  des 
Haupttextes.  Ausserdem  betiiulet  sich  auf  den  Margines  der 
Blätter  ein  den  Ilaupttext  dem  Inhaltx^  nach  meist  begleiten- 
der, mit  Zinnoberroth  geschriebener  Randtext,  der  den  freige- 
lassenen Raum  fast  gänzlich  ausfüllt.  Nur  an  zwei  Stellen, 
p,  8'^— 9=^  und  p.  80'' — 84'',  ist  der  Randtext  mit  schwarzer 
Tinte  geschrieben.  Andererseits  sind  die  Titel  der  einzelnen 
Abschnitte  des  Hau]jttextes  und  ebenso  die  Anfangsbuchstaben 
einzelner  Troparien,  Sticheren,  Episteln,  Evangelien  mit  Ziu- 
noberroth  wiedergegeben. 


(306  Sm  iil  S  tocki  j. 

Die  Schrift  des  Haupttextes  ist  an  manchen  Stellen,  wie 
p.  1'',  2%  S'^*",  4%  5P,  Ö2'\  ganz  verblasst  und  musste  später 
autgefrischt  werden.  Dasselbe  ist  auch  an  manchen  Stellen 
im  Kandtexte  der  Fall.  Die  Auffrischung  stammt  wahrschein- 
lich von  derselben  Hand,  von  welcher  die  zwei  ersten  nicht 
nummerirten  Blätter  herrühren. 

Der  vom  Randtexte  nicht  ganz  ausgefüllte  Raum  Avurde 
dazu  benützt,  um  manche  Notizen  niederzuschreiben.  Einige 
davon  rühren  von  der  Hand,  welche  den  Randtext  geschrieben 
hat,  so  p.  19"^  unten  ano/Uir,  95^  unten  totm  /iH)f'c  ÄHi^/iv  cero 
H'kT^^Tk:-  p.  271'':  SAOpOß'K.  mC/IKC»:-  Wie  man  daraus  ersieht, 
sind  sie  alle  ohne  Bedeutung.  Eine  viel  grössere  und,  wie  es 
scheint,  bedeutungsvollere  Notiz  auf  1%  S'^  (zwei  Zeilen),  welche 
den  ganzen  Rand  und  den  Raum  unter  dem  Texte  ausfüllte, 
ist  ganz  ausradirt.  Ebenso  hndet  man  Radirungen  p.  19'' 
unten,  46''  unten,  88"  unten.  Was  sich  sonst  hie  und  da  findet, 
stammt  aus  einer  viel  späteren  Zeit  und  besteht  theils  in  Auf- 
zeichnung einzelner  Buchstaben,  wie  15^'  Rand,  132^  oben 
u.  s.  Av.,  theils  in  kurzen  Notizen  ohne  besonderen  Werth.  Ich 
bringe  sie  alle  vor:  p.  lö''  Rand  HBaHa  KtpiiBHHa;  p.  19''  wt 
HBaHa  (nur  mittelst  einer  Lupe  leserlich);  p.  58^:  ru  nO/M03H 
fiAEy  TBCi€i\iY  nf.TpoBH;  p.  66''  Rand  wt  HaßcaoKa,  wt  hau- 
p.  69"  npocBeTH  .  .  ,;  p.  IV'  ^mm  ca;  p.  91"  th  noMO.sn  pac^ 
CB<M€/U;  cf.  p.  112^;  p.  149''  oxfMH  ca  ch^;  Y^mk»  noTaTH  (!)  iitpa; 
p.  150'  ^yn»  C/Ä  cncaciiiiKaTH  (?)  /i,c»Kpo  tu  K^^^eTk;  p.  151" 
fVmy  MCF./MY  f\Att\f  j^AUiAKy  (ob  unter  titla  ji,  steht,  lässt  sich 
nicht  entscheiden,  vielleicht  ist  es  k);  p.  279"  oben  nO/M03H  rn 
fiA^Y  CB0M5/M0Y  iifTpcBH.  Manches  davon  ist  ganz  abgewischt 
und  kaum  erkennbar;  so  p.  15''  (zwei  Zeilen),  p.  20"  unten 
(zwei  Zeilen).  Im  Denkmal  selbst  findet  sich  also  nicht  die  ge- 
ringste Andeutung,  wann  und  wo  es  entstanden  ist. 

In  unserem  Codex  findet  sich  nur  ein  einziges  Ornament, 
und  zwar  p.  1 ",  also  am  Anfange  des  Codex.  Dasselbe  ist  ein- 
fach mit  zinnoberrother  Farbe  ausgeführt  und  besteht  aus  zwei 
verflochtenen  Schlingen,  deren  jede  in  einen  Thierkopf  aus- 
läuft. Auch  die  Initialen  der  Episteln  und  Evangelien  weisen 
eine  einfache,  aber  genug  geschmackvolle  Ornamentik  auf. 

Die  erste  Seite  des  ersten  nicht  nummerirten  Blattes  ist 
leer,  auf  der  letzten  bricht  der  Text  plötzlich  ab. 


Ucbcr  dcü  Inhalt  ilcs  Codoz  IlankcDstciuianus. 


607 


II- 
luliiiltsaugnbe. 

Der  £^rösseren  Ersichtliclikeit  wegen  und  um  das  Ver- 
liältniss  des  Hau})t-  und  Kandtextcs  zu  einander  näher  zu  be- 
leuchten, werde  ich  den  Inhalt  eines  jeden  in  besonderen  neben 
einander  laufenden  Columnen  angeben.  Die  im  Texte  vor- 
kommenden Abkürzungen  habe  ich  aufgelöst  und  die  Inter- 
punction  den  bestehenden  Kegeln  entsprechend  geändert. 


Haupttext. 

1.  KOCAXCTAaCHHK'k     3      KCrC/WK 
IIC>MIIH.tfA\'K 

2.  KaHOH'k    KkCKp'kcKH'k    TAACk 

a 1='— 14'^ 


K'k       M«,\,'k,\IO       K'kCKpkckH'k 
KaHOH'k        Ki>.3<V\'kl        AiHiiya 

r,\ACK  \\ 14"— 26=^ 


irk      Hf,vk<\IO     KAHOHk     K'kC 

KpkcKHk  iwack  r  26-'— 39'' 


Kaiultoxt. 


1.  cTfii-fcHkiia  raac'k  A  1" — 2^ 

2.  c  k^vl^AkHa  raac'k  ii   .  .  4-"^ 
o.  A\C/\n'i'Ka  i"k  rocriC;\,\j'  ko- 

r\,-  HaiiifiV\i'   ....  5^ — S^ 

4.  cTfirkHkHa  raack  k  S*"— O'^ 

5.  c'rM\-iipa  3i\\'T,  (raac'k  a) 

12''— 13^ 
Caa^K.  raack  a  .  .  .  13'^'' 
raac'k  ü  (c'rn\'Hpa) 

14"-  15^^ 

c  ri\*CKkHa 15* 

9.  ck^vl^akHa    raack    ii  16^" 

10.  Gi'firkHkHa  raac'K  \K 

16''— 17^^ 

11.  cTH^Hpa  3a\*T.  .  23'— 24'^ 

12.  BaaiK.  raac'k  ii  ....  24'' 

13.  raac'k  r  (cTH\'iipa) 

25"— 26'' 

14.  cTiYCKkHa 26* 

15.  cTfirkHkHa  r/\ac'k  r 

26"— 27'^ 


6. 
i. 

8. 


1.  befindet  sich  auf  den  zwei  ersten  3.  Ueber  dieses   Gebet   vgl.    Text- 

nicht  numnieiirten  ]{lättern.  Es  sind       proben.    4.  und  10  bieten  denselben 
dies    Htichiren    £•;    zo    zupie    =/.3V.pa;a       Text, 
und  e;;  tov  oz'./oi  ton.  I.  am  Samstaj^ 
Abends. 


608  ■  2™*'  Stockij. 

1(3.  rkA'k/\Kna    .  .  .  28^—29^^ 

17.  cTH^Hpa  .3a\-T.    .  .  .  37'^'' 

18.  KAajK.    raac-K    i^  37^—38'' 

5.  KaHCHK    K'K    Hf^-kAK»    BTvC-      19.  raac'K  A  (CTH)fHpa) 
Kp'kcKH'k  raac-K  Ji,  39*^-50'^  39"^— 40=^ 

20.  CTi\'CRKHa 40="^ 

21.  ck^liaKHa    raack   ;i,    41^^^ 

22.  GTeirkHKHa  raaci».  4, 

23.  cTH](iipa  3a\fT.    ...  48^'' 

24.  uaa/K.    raack   Ji,   48''— 49'^ 

6.  ß-k    HfA''<'^K'    KaHC>Hk    B-kc      25.  raac'kV(cTHYHpa)50» — 51^ 
Kp-kckH'k  raac'k  i  50'^— 60^     26.  cTH)^OKkHa     51** 

27.  c-kA^kAkHa 52=^'^ 

28.  CTfii-kHkHa    raac'k    (   53=^^ 

29.  cTH^HpaHa  3a\-T.  57'' — 58=^ 

30.  uaaJK.  raack  e  .  58**  -59=^ 

7.  BTv    HfA'k'^K>   npaKHac   irkc-     31.  cTH\'Hpa  raack  s  59^ — 60^ 
Kp-kckHC  raac'k   *i  GO-'     73''     32.  cTiyoBkHa 60- 

33.  cTdrkHkHa  raack  s 

60*'— 61^ 

34.  ck^'kiikHa  raac'k  ä 

6p_62^ 

35.  CTH;(^Hpa  3a\'t 70^ 

36.  KaajK.  raack  ü  ....  72'' 

8.  KaHCH'k    B'k    Hf^'kaK»    B'kc-     37.  cTH^'Hpa  raac'k  ä  73^^ — 74^ 
KpkckH'k  raac'k  -i  74 '^—93^     38.  cTH^OBKNa 74* 

39.  cTtn'kHkHa  raac'k  3 

74b  __  75  a 

40.  c'kA'kaKHa  3a\-T.   .  .  80=^" 

41.  KaHOH'k  WTkii,a  Hamtro  hh- 
Koa-ki    raac'k    it  80*'~84^ 

42.  cTH\'iipa  3a\'T.  (raac'k  ä) 

90'^— 91» 

43.  BaaJK.  raack  5    ...  92="' 

9.  B'k  Hf^-kaK»  B'kCKpiickH'k  Ka-      44.  CTH\-Hpa  raack  ti  .  .     93 '^ 
HOH'k  raac'k  ii   .  93"— 107*     45.  cTi\'OBkHa  .  .  .  .  93"— 94* 

41.  Dieser  Canon  ist  mit  schwarzer 
Tinte  geschrieben. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Ilankenstciniamis. 


609 


10.    Kk     llOHfA''^'^**""'^''^     .tHKI'f- 

107=^- lu- 


ll.   K'K    R'KTOpHHKTv     Hp'k.i.'KTf- 
MH    PAaCK    li    (KaHOH'k) 

114=^—124- 


12.  K'K    cp'k;\o^f    KC«rcpc»;i,HU,H 
r<\ac'K  i^  (KaHOH'k) 

124^—133" 


13,    K'K      'irrKfpTKK'K      ailCCTC- 
ACiW'K     l-aaC'K    ;V     (KaHOH'K) 

133"— 141- 


14.    KK  ll/ÄTCKK  lipaKHAO    KpkC. 

raac-K  '«....  141-— 147- 


46. 

47. 

48. 
49. 
50. 

51. 
52. 


53. 
54. 
55. 
56. 

57. 


58. 

59. 
60. 
61. 
62. 
63. 
64. 

65. 

66. 
67. 
6S. 

69. 

70. 

71. 
72. 

73. 
74. 


cTfirkuKna  raacK  h 

94''— 95'^ 
c'k,\'kakHa  raack  rt 

95"— 96- 
c'rH\'Hpa  3a»,-'r.  .  .  .  104-" 
KaaiK.  r/\ac'k  ti  .  .  .  105-" 
K  HfA'k'M«?  KfMfpa  c'iii\'iipa 

raac'k  a 106'' 

(c'rii\'OKkHa)  iiOK.  .  .  107- 
TpWMMkH'k    raac'k    a    und 

cK'k'1'Hakna 107-" 

c'k^'kakHa  iic>k.     .  .  108-'' 

IIOK.  3a\-T 112=^ 

KaajK.  i-aac'k  a  .  .  .  113-'' 
cruyMpa  laacK  ii    .  114-^' 

IIOK.    (CTHyC'KkHa) 

lU»-— 115- 
'rpwHMkH'k    raac'k    k    und 

CK'k'i'HakHa 115- 

c'kA'kakHa   .  .  115^  —  116- 

IIOK.  .3a\fT 122- 

KAA'A^.  raac'k  (i  ...  122'* 
CTH^iipa    raac'k    (■    124-'' 

KpfCTkHa  (cTHyOKKNa)  124'' 
TpiVHMkH'k    raac'k    i^    und 

CK'k'riiakua 125- 

c'kA'kakua    .  .  125^—126- 

KptCTk.    3A\'T 131'' 

kaa'a:.  r 132'' 

c'i'i;(Hpa  raac'K  ,\ 

133''— 134- 

ailOCTOAO/U'K     (crHYCKKHa) 

134" 
•rpwH'ikMk  ,\,  und  cK'k- 
Tiiakua  ....  134"— 135=^ 

c'k,v'kaKna 135'' 

:iA\"r .  139- 

KAA'A'..  A  ...  139"— 140- 
CTH)(»^A  raac'k  V  .  .   141-'' 


Q\()  S  mal  S  tock  i  j. 

75.  KptcTkHa  (cTH;(^CKKHa) 

1411'- 142^ 

76.  TpwHMKH'K    r/\i\c'K    V    lind 

CB'kTHAkHil 142* 

77.  c'kA'kAkHa  KpccTk. 

142i'_l43^ 

78.  KptcTk  3av'T 145^ 

79.  KAaJK.  V 146^^" 

15.  K'k  coifKOTOY    npaKiiAO  3a      80.  b  rat.  B«H«pa  s  (cTH^Hpa) 
/MkpTB'Kira  raac'k  s  147'^'' 

147^—154"     81.  Ha  cth^.  .  •  •  147^^^—148^^ 

82.  TpiUHMkNik   raac'k    s    und 
CB'kTHAkHa 148=^^ 

83.  civA-kakHa.  .  .148^^—149=^ 

84.  Myn.    3a\t.    .151"— 152^^ 

85.  KaaiK.  raack  s   .  .  .  152"^ 

86.  rpwHMkH-k    raac'k    3    und 
CB'krHAkHa 152'' 

87.  TpwHMkH'h    raac'k    U    und 
CB'kTMakHa 153=^ 

88.  OHaKcapk.    M'kc/ÄU,k    cm- 

16.  anocTCATv    aHkreaijax'k  bt^  T/Äupk^    pfKcaxTviH    pioeHiv 
ncHfA-kakHUK-K  155^-156*'  154'^— 158»* 

17.  ei-aHrjAHHi  wt  iWar^-ka         89.  AVkc/ÄHk  u'KT/SVKpk,   ptKC- 

156"— 158"  AVkiiancTonaAl58"— 160" 

18.  BTv    B'KTOpHHK'k    anOCTCA'k 

WT  A^^taHUH      158" — 159" 

19.  B'h      BTCpHHK'k      (Y'^HrtailHi        90.    MkC/ÄII,k       HO/ÄKpk,       pfKO- 

WT   iuar^/ka    159^-161-^  AX-kiY    r(s\fjs,(H    160"— 163^^ 

20.  BTv   cpfA*>V   aiiocToa'K    K'k 
ÄHAHnHc.  .  .  .  161^-162" 


16.  Epist.  ad  liebr.  II.  2-10;  17. 
Evang.  Matth.  XIII.  24— 30,  36-43; 
18.  Epist.  Act.  Apost.  XIX.  1  —  8;  19. 
Evang.  Matth.  XI.  2-15;  20.  Epist. 
ad  Philipp.  II.  5—11. 


Ucber  den  Inlialt  des  Codex  Hankcnsteinianus. 


611 


21.  K'K  Cp'k,V,OV'  HVMHrtAHIF.  WT 
AOV'K'KI    KCrC>pC,VHII,H 

22.  K'K    Mnp.fpeK    anocTOAiv    k 
pHiU/\<{vHC>  .  .  .   1»k3'' — 164''^ 

23.  B'K    Hri'KfpK'K     e,\,-aHrtAHf6 
WT  A\apKi\  .  .  1()4"— 165=' 

R'k     ll/ÄTOK     aJIOCTCA'k     K'k 

KOpfHKA'li .  .  .  165=^—166=' 

R'K    IIATCK    F.\-aHrt/\HK-   WT 


24 
25 


/V\iipKi\ 


16(5  =^—167^ 


26.  K'K  CtM'KO  rCV  ailC^CTOATv  K'K 

i  I 

cf/\orHAHC(\\    .   167=^ — 168* 

j 

27.  K'K     CO\,-KOTOlj'      F.\''aHrf/UIK- 

WT  luMHa    .  .  168'^— 169** 

28.  KTv    H8,V'^AK>    anCCTCAT».    K'K 

KCptHft'k    .  .  .   169'*— 171* 

29.  K'K  H«4,'kAK'  F.\-aHrf  AHI€  WT 

AUT^'k  .  .  .  .  171*— 174* 

30.  6\"aHrjAHKi  k  wt  AxapKa 

174a_i75b 

31.  6\-4UU'fi\nHi  r  WT  A\apKa 

175"— 177" 


32. 


33. 


e\|'aHr«/\HK-;    ,1,  wv    AoyK'Ki 

177"— 179* 
6\'anrfi\Hi<-:  V  wt  AorK'Ki 

179* -182" 


21.  Evang.  Luc.  X.  38-42,  XI. 
27—28;  22.  Epist.  I.  ad  Corinth. 
(nichtKomaiios)IV.9  — 16;  2:3.Evang. 
Marc.  in.  LS— 19,  Matth.  X.  5-8; 
24.  Epist.  I.  ad  CorLiith.  I.  18—24; 
2r>.  Evang.  Marc.  VIII.  34—38,  IX.  1 ; 
2G.  Epi.st.  I.  ad  The.s.sal.  IV.  13-17; 
27.  Evang.  Joan.  V.  24—30;  2S. 
Epist.  I.  ad  Corinth.  XV.  1-11;  2J). 
Evauj?.  Matth.  XXVIU.  1—20;  30. 
Evang.  Marc.  XVI.  1—8;  31.  Evang. 
Marc.  XVI.  9—20;  32.  Evang.  Luc. 
XXIV.  1  —  12;  33.  Evarig.  Luc.  XXIV. 
12— 3.Ö. 


91.    M'kC/M|,K      ,\(KaKpK,      pfKO- 

AX'Kiii  ct8,v,<h'mm 

163"— 167" 


92.  M'kc<Aii,K    rcHKapK ,     ptKO- 
AX-Kii"  iipocnnjnK  1 67 "-  171" 


93.  M'kc/Äii,K    <f>tKpapk,     peKC- 
AA'kiY  c'ksfH  .  .   171" — 173* 

94.  M'kc/AUK  iwapo  T;  pfKCiM'kiV 
cx/'X'Hi 173*— 175* 

95.  M'kc/Aii,k  aiipiiA,  p«KC»A\'kii 
Ktp«3C».3WA'k    .    175*  —  1 76 " 

96.  M'kc.Mi,k    Mal" ,     pEKOAA'kii" 
TpaKJH'k    .  .  .   176"- 178^ 

97.  A\'kc/Mi,k    VwHk,    pfKOAVkii" 
H.3WK'k    ....    178"— 180" 


612 


Smal  Stocki.j. 


34.  6\-aHrfAHI€     ;i     WT    AOI^KTvI 

182"— 185=^ 

35.  6\-i\HrfAHI€    .^    WT    HAHA 

185  ••^—186'^ 
36.  f-^-aHrfAHK-:  ii  wt  iaha 

186"— 188'^ 


37. 

6\'aHrfi\HK-:  p,  wt  iaha 

.188^^     190'^ 

38. 

6\^aHrf/IHI€    1    WT    HWJHa 

190^—192" 

39. 

6\^aHrfAHK%    äl    WT    IWAHA 

192"     195=^ 

40. 

dnOCTCA'K    K-K    KfpfHA'fef 

195  ab 

41. 

6\'anr(AHK%    WT    MaT4i'fera 

'       195^-196" 

42. 

anocToa'K  k'k  TH/WC^ji'k 

196"-197" 

43. 

eyAHrtAHm  wt  iwaHa 

197"     20(>^ 

44. 

anocTOAT».  K'k  fßp'kf/Wk 

2U0^'     201^ 

45. 

e\-aHrf/\HK-  wt  iwana 

201=^-  202" 

46. 

anccTCAk  K'k  raaaTCM'k 

202"     203^ 

M.  Evang.  Luc.  XXIV.  36—53; 
35.  Evang.  Joan.  XX.  1  — 10;  36. 
Evang.  Joan.  XX.  11  —  18;  37.  Evang. 
Joan.  XX.  19—31  ;  38.  Evang.  Joan. 
XXI.  1  —  14;  39.  Evang.  Joan.  XXI. 
15—25;  40.  Epi.st.  II.  ad  Corinth. 
VI.  16—18,  VII.  l;  41.  Evang.  Matth. 
XI.  27—30;  42.  Epist.  II.  ad  Thim. 
II.  1—10;  43.  Evang.  Joan.  XV. 
17—27,  XVI.  1-2;  44.  Epist.  ad 
Hebr.  VII.  26—28,  VIII.  1—2;  45. 
Evang.  Joan.  X.  9 — 16;  46.  Epist. 
ad  Galat.  III.  23—29,  IV.   1—5. 


98.    M'kC/AUK    HKA,     pfKOAVklV 

Hspum  ....  180"— 183" 

99.  M'kc/Ai^k    aKr\,'CT,    ptKO- 

M'hii    3api€R    183'' — 187=^ 

100.  cTHyiipa  Ha  pc;kkctko  ko- 
ropc>A»m"  raac'k  ,s 

187'->— 188=^ 

101.  Ha  CTH^OB.  raac'k  H  188=1" 

102.  KaHOH'k  raac'k  h 

188"— 194" 

103.  cTH^Hpa  Ha  ^raa.  raac'k  ä 

194b_i95b 


104.  GTH)CHpa     Ha     np'fcoKpa- 

iK'kHke  rocnc»;i,kHf  raack  ;i, 

195b_i97a 

105.  KaHOH'k  raac'k  rt 

197"— 202 '-^ 


106.  Ha  \KAA.  raac'k  i\ 

202"— 203" 

102.  Nach  dem  dritten  Liede  des 
Canon  kommen  zwei  y.aO^aaaTa:  cfc- 
AivAkHj  irtacTk  ,v  und  ck.i.'tAhHa  rrtacK  fi, 
nacli  dem  sechsten  Liede:  kivma^kii 
iwdCTk  A  und  iKU'c-K  vor;  105.  nach  dem 
dritten  Liede  des  Canon  kommen 
zwei  y.aö'laijaTa,  nach  dem  sechsten 
Liede  icu'H.vaKiv  und  hkwctv,  nach  dem 
nennten   Liede  ein  cRivTHAhHa  vor. 


Uebcr  den  Inhalt  dos  Codex  Ihuikcnstciniunus. 


613 


47.  F,\,-i\Hr(AHK-;  wv  A\apKa 

204 '     205» 

48.  aiiocTCA'K  w  r  umkok'Iv  «mh 
CTC 205''— 207^ 

49.  WT  Aov-K. .  .  .  207-''— 208'' 

50.  anccTOA'k    npopCKCAX'k   vv- 
Bti|i  K  KCpfHkft.  208=* — 209^^ 

51.    H\|-aHr«AHIfl    U'T    AAaT^'lvM 

209''— 210" 

52.  anccTOA'k  Kf.3/V\<.3AkHii- 

KO/V\'K    IVK(I|IK    K'K  KOpfHKA- 

21 1'^ 212'' 

53.  (-:\,-anrfaiiM-.  u'i'  /uaTiJ^'kia 

2]2''-2]3'' 

54.  aiiocTcak  AAOVHmnKC-WK 

U'KEgik    K'k    H-p.HCHU'aVk 

213"— 214" 

55.  e.\|*aHrfaiiit-;  wv  A\a  lÄkia 

214"— 216" 


56.  Anzeige,  wie  und  Avann  das 
letzte  Evang.  gelesen  -wird 

216"-217'' 

57.  aiic>c'rc>A'kHapc>;KkCTKC«\'pii- 
CTOKC  Kk  raaaTC^iM'k  217'" 


107.  (rTHy^npa     Ha    oycirkHke 

CKAT'kl/Ä    IJ*M'OpC»,V,"".'* 

raac'k   •;  .   .   .  203"-  204" 

108.  Ha  c'ri\'CK.  raack  /i  204"" 

109.  KanoH'k  raack  a 

205"     212" 


110.  CTH^Hpa  Ha  )ciiaa.  raack  a 

213"*^ 


111.  GrM^'Hpa     Ha    pc»;KkCTKC 
;(pHCTC>KO  raac'k  li 

214"— 215" 

112.  HacTH^OK.    raac'k  \\   215'' 

113.  KaHOH'k  raack  a 

215^     220" 


47.  Evaiig.  Luc.  (uiclit  Muic.)  VIII. 


lOJ).  Nach    (lein  diitlon  Liede   de.s 


43 — 48;  48.  Epist.  .Jacob.  V.  10  — ■20-,  Canon  koniinen  zwei  y.aOi'jaata,  nacli 
49.  Evang.  Luc.  IV.  22 — 3U;  50.  dem  scch.sten  i:u'h,\jk-k  und  hkvi'ct»  V(ir. 
Epist.    I.    ad    Corintli.    XIV.    20— 25-,        113.    Nach    dem     dritten    Liede    de.s 

51.  Evano-.    Matth.    XXIII.    29— Ö9; 

52.  Epist.  I.  ad  Coiinth.  XII.  27—31. 
XIII.  1—8;  5;j.  Evano:.  Mattli.  X.  1. 
ö-8;54.  Epi.«t.  ad  Epheis.  VI.  10-17; 
55.  Evang'.  Luc.  (nicht  Mattli.)  IX,  1, 
X.  1  —  12,  1(5-21;  57.  Epist.  ad  Ga- 
lat.  IV.  4—7. 


Canon  kommen  zwei  /.aOtciaata,  nacli 
dem  secli.steu  ein  KwiiAJKk  und  nacii 
dem  neunten  ein  CK'kTHAKiia  vor. 


(U4 


S  111  a  1  S  t  o  (•  k  i  j . 


58.  F.\,-.»ni'fAiiK-:  WT  /V\aÄ'kw 

217"— Lny" 

50.  .\nc«cTCA'K    Ha    \-pki[i'kHk(-, 

219''— 220" 
GO.  t-\\\Hi'tAHi(i  U'T  iwaHa 

220'-— 22  r^ 

61.  anocTOA'h.  na  cp'k  r'kHK(^  rc- 

CnC>A»^Hf    KT».    l€lip'kKi/V\'K 

221'^— 222" 

62,  6\-anrf/\Hi<;  wt  aoyKH 

222''— 225  •■^ 
G3.  anctcTOATv   Ha   nac^oy  wt      117,  KanoH'k  raack  fe 
A-kraHHH    .  .  .  225^^—226" 

64.  6\-aHrfaHi€  wt  iwana 

226"     228" 

65.  anocroA'k  wt  ^'kmHHH 

228''— 230'^ 
6(j.  c\-aHrfAHM;  wr  a\aÄ'kra 

2o0''-  231" 

67.  Ha   K'k.3H(C'kHiii6   rcciio/i,k- 

H{     anCCTOA'k   WT    A'kWHHM 

231"— 233" 

68,  anctcTOA'k   na   ckUHCTiikKi 

HHH 233''— 235'^ 


114.  ciiiyMpa  Ha  \'Kaa.  raack  a 

220''— 221" 

115.  cTM^Hpa  Ha  YPi^M'''^"'**^ 
rocnc>A^»  HauJtro  ic^-c^pH- 
CTa  raac'k  li    .  .  .  222=^" 

116.  Ha  CTH)^OR.  raac'k  ii   223'^ 


223''— 237=^ 


58.  Evang.  Matth.  II.  1  —  12-,  59. 
Epist.  ad  Tit.  II.  11  —  14,  III.  4—7; 
00.  Evang.  Matth.  (nicht  Joan.)  III. 
13—17;  Gl.  Epist.  ad  Hebr.  YII. 
7—17;  G3.  Evang.  Luc.  II.  23—40; 
Ü3.  Epist.  Act.  Apost.  I.  1—«;  G4. 
Evang.  Joan.  I.  1 — 17;  65.  Epist. 
Act.  Apost.  XIV.  6  —  17;  06.  Evang. 
Joan.  (nicht  Matth.)  VII.  14—30;  67. 
Epist.  Act.  Apost.  I.  1—12;  auf  die 
Ueberschrift  folgt:  iiepHOie  cacko  iiHca- 
Ha  na  nac\-c\- .  h  et  i;v>iuhk  .  iijjhaohih  — 
es  folgt  der  Schluss  (Act.  Apost.  I. 
9 — 12).  Hieraufsteht:  e\-aHrAie  K-KCKp-k- 
cHOie  .s.  68.  Epist.  Act.  Apost.  II.  1 — 1 1 . 


117.  Nach  dem  dritten  Liede  des 
Canon  kommt  ein  zaOia[j.a,  nach  dem 
sechsten  KU'H.vaKiv  und  iKU-Ck,  nach  dem 
neunten  ein  CK-krHAKHa  vor. 


lieber  den  Iiilialt   des  Codex   Ihirikcnstciniunuü. 


615 


69.  <-\,-aHrfAMK-:  wr  \wmu\ 

285^'— 236'' 

70.  F.^-aHrc/VHit-  wr  /vxaA'kw 

2;36''~  238" 

71.  KC>H,V'»II,I<    K'KCKp'kCKHHH 

238 '^-240=' 


72.    KiUIC«H'K    llpCpOKOiWlv  CKl|Ik. 

241'^— 250^ 


73.    KitHCH'K    itMC>CTO/\OA\'K 

Cßi|iK 25ü''— 25i>' 


74.    KaHOH'K    OrKII,t/\\'K    CKl|lk 

259  "-268^ 


75.    KaHOHk    llpkllC,A,OKH'klA\'k 

c»Kki|ik    ....  '268'^— 277'^ 


()9.  Evang.  Joaii.  VII.  37—53,  VIII. 
12;  70.  Evang-.  Matth.  II.  13—23.  Vor 
dem  Evang.  liest  man:    ccva  iyA\iri,\w. 

•ITfTk  CM  IIa  TpvM«:    lie()KC>l€  CKAtIvII  l;v>IX^- 

(lOAHHH    M.\    coKcp-x,    AP>.">\,-rc>if;    At,\a,\'kiiK- 

HfiHTv,    TpkTKI€K-    Hl\.   110    ps-;i;KCTRk.     71. 

pag-.  240''  ist  g-aiiz  vom  Kaiidtexte 
ausgefüllt.  72.  Den  nun  folgenden 
Canonen  gehen  immer  drei  Sticliiren 
voran. 


1  IS.  Hi»  )^iu\i\    raac'k  ii 

237''— 238- 

119.  ci'ii\'npa     na    cpl;TknkH 
raac'k  .^j  .   .   .  239'— 240' 

120.  Ha     cri\-OK.     raack    a 

240" 

121.  KaH<Mrk  raack  i' 

240"— 246'^ 

122.  crn\'npa  Ha  \-Kaa.  raacka 

247^—248" 

123.  CTH\'iipa  KaarcK'kiirl'.HkK» 

CK/JVT'kIA    KOI\>pC»,V,HI|,a 

raac'k    .v, 248''' 

124.  KanOH'k  raack  Ji, 

248"— 254" 

125.  KanoHk  na  nac^oy  raack  ii 

254"— 258- 

126.  cTH\*Hpa  Ha  ;^Kaa.  raackV 

258-— 259- 

127.  KaHCHk  /UU'ABm   cü/jvrkV 
Kcrc^po^mi,"  raac'k  ii 

259"— 262- 

128.  KaHC>H'k  iiphMai|rkHkio 
raac'k  k   .  .  .  262—265" 

129.  KanoH'k  aa  ümokum  raack 
a 266-— 269^^ 


1"21.  Nacii  dem  dritten  Liede  des 
Canon  kommen  zwei  y.aÖ[ap.ata,  nach 
dem  sechsten  ku'hajktv  undiKWCTv.  nach 
dem  neunten  zwei  CK'k'rHAKiia  vor. 
124.  Nach  dem  sechsten  Liede  des 
Canon  kommt  ku'hajktv  und  Iku'cii  vor. 
12'").  Nach  dem  sechsten  Liede  des 
Canon  kommt  KU'H,\aKTi  und  Ikwctv,  nach 
dem  neunten  ein  cKkTHAKiia  vor.  127, 
129.  Nach  dem  sechsten  Liede  des 
Canon  kommt  nur  kwh.vjk-k  vor. 


616 


S 111  a  1  S  t  ü  c  k  i  j . 


76.    KaHCH'h.    /MC»\'M(HH  KOAA'K 

CKUik 277^-286=^ 

77.  KaHCHii  MoyHfHHn,d/vrh. 
OKiMK 286'-^-290'' 


130.  OTH^'Hpa  Ha  k'k.sakh- 
>K•kHK^:  raac'K  .s 

269"— 270"^ 

131.  Ha     CTIX-OK.      TAaCK     fi 

270"— 271=^ 

132.  KanoH'k  r/\ac'K  h 

271"=^- 277" 

133.  cTH^Hpa  Ha  ^Baa.  .  277" 


77.    Im    dritten    Trop.   des   achten  132.  Nach   dem   dritten  Liede  des 

Liedes  bricht  der  Text   plötzlich  ab.        Canon  kommen  zwei  zaOiajxaxa,  nach 

dem  sechsten  kwhA'JK'k  und  ikwcti  vor. 


Aus  der  nun  angeführten  genauen  Inhaltsangabe  ersieht 
man,  dass  der  Codex  Hankensteinianus  die  für  den  Gottes- 
dienst naeh  griechischem  Ritus  nothwendigsten  Partien  aus 
verschiedenen  Kirchenbüchern  enthält  und  uns  dieselben  gleich- 
sam in  einem  Auszug  bietet.  Derart  zusammengesetzte  Bücher 
sind  sehr  früh  in  der  griechischen  Kirche  entstanden  und  hatten 
die  Bestimmung,  die  voluminösen  und  sehr  zahlreichen  Kirchen- 
bücher möglichst  zu  ersetzen.  Sie  wurden  mit  dem  Namen 
Anthologion  bezeichnet.  Eine  Handschrift  der  Wiener  k.  k, 
Hofbibliothek  enthält  ein  solches  griechisches  Anthologion  aus 
dem  13.  — 14.  Jahrhundert  (Cod.  theol.  gr.  146).  Ueber  die 
Zusammensetzung  und  den  Inhalt  des  Anthologions  vgl.  Cave  : 
Hist.  Liter.  Scriptor.  eccles.  tom.  II.  dissert.  2.  Mit  Rücksicht 
darauf  ergiebt  sich,  dass  auch  unser  Denkmal  nichts  anderes 
als  ein  Anthologion  ist  (vgl.  seinen  Inhalt  mit  dem  des  'AvOoag- 
Ytov  £v  BevsTia  1861),  und  dass  die  verschiedenen  Namen,  unter 
denen  es  bis  jetzt  bekannt  war  als:  Iliermologion  (im  Hand- 
schriftencatalog) ,  u'bi|ihhk  (Dobrov.  Instit.  67ü),  Octoechus 
(Strojev,  Preuss.  8rezn.  Voskr.  Sobol.)  keineswegs  seinem  In- 
halte entsprechen;  am  wenigsten  aber  der  neulichst  von  Luöa- 
kovskij  vorgebrachte  Name  HacocaOR'k.  Indem  ich  nun  unserem 
Denkmal  einen  einheitlichen  Namen  gebe,  sehe  ich  davon  ab, 
dass  der  Randtext  vielleicht  um  ein  ganzes  Jahrhundert  später 


üeber  den  Inbalt  des  Codex  Hankensteinianus.  617 

niedergeschrieben  worden  ist:  ich  setze  nämhch  voraus,  dass 
der  Codex  Hankensteinianus  nicht  aus  einem  Octoechus  oder 
sonst  welchem  Kirchenbuche  durcli  spätere  zufälHge  Zusätze 
und  Ergänzungen  zu  einem  Antliologion  geworden  ist,  sondern 
dass  die  Vorlage,  aus  der  er  geflossen  ist,  nichts  anderes  als 
ein  Anthologien  war.  Dies  bezeugt  trotz  der  verschiedenen 
Entstehungszeit  des  Haupt-  und  Randtextes  die  im  Ganzen 
einheitliche  Anordnung  des  Denkmals. 

Es  ist  nun  genug  merkwürdig,  dass  bei  der,  wie  ich 
glaube,  richtigen  Voraussetzung,  dass  bei  den  Slaven  ein 
Anthologien  vor  allen  anderen  Kirchenbüchern  in  Gebrauch 
gewesen  sei,  wir  ein  solches  unter  unseren  ältesten  Denkmälern 
nicht  linden,  welchen  Umstand  ich  mir  auf"  diese  Weise  er- 
kläre, dass,  nachdem  bereits  alle  Kirchenbücher  übersetzt 
worden  waren,  dasselbe  in  den  Klöstern,  woher  man  bis  jetzt 
unsere  ältesten  Denkmäler  hervorgeholt  hat,  ausser  Gebrauch 
gekommen  war;  doch  in  den  gewöhnlichen  Kirchengemeinden 
dürfte  es  auch  fernerhin  wegen  der  grossen  Schwierigkeit  der 
Anschaffung  aller  Kirchenbücher  seinen  Zweck,  wie  es  auch 
jetzt  geschieht,  erfüllt  haben,  aus  diesen  ist  uns  aber  so  viel 
wie  nichts  aus  der  ältesten  Zeit  zugekommen.  Unser  Antholo- 
gien steht  bis  jetzt  einzig  und  allein  da ,  und  da  es  nach 
Dobrovsky  und  Miklosich  ins  12. — 13.  Jahrhundert  zu  ver- 
legen ist,  gewinnt  es  an  besonderem  Interesse.  Aus  der 
späteren  Zeit,  etwa  aus  dem  15.  — 16.  Jahrhundert  finden  sich 
drei  serbisch -slo venische  handschriftliche  Anthologien  in  der 
Wiener  Hofbibliothek  (Cod.  slav.  30.  83.  95).  Ein  dem  In- 
halte nach  mit  dem  Anthologien  sehr  verwandtes  Buch  ist  das 
Trephologion.  Der  Unterschied  besteht  nur  darin,  dass  im 
Trephologion  die  Partien  aus  dem  Octoechus  und  die  Eü^YT^Xta 
£(oO'.v«  fehlen.  Vgl.  übrigens  die  gedruckten  griechischen  Antho- 
logien mit  den  gedruckten  kirchenslavischen  Trephologien,  und 
die  Definition  des  Sreznevskij  in  ciaB.  pycc  na.ieO]'p.  189:  ,Tpe<i>0- 
^lorieMt  HAH  aH'i'O.iorieM'L,  ii,BhT0CA0B0MT)  ....  HasuiuieTCH  cöop- 
HHK'L  uocjit/i,OBaiiii1  Ha  ocoöeHHO  Ba/KHi,ie  upa:vi,HHKn,  Bijöpannuxt 
HSt  M'IicaHHi.ixi>  MHHefl'.  Aber  auch  diese  sind  weder  zahlreich, 
noch  reichen  sie  in  die  ältere  Zeit  als  unser  Anthologion.  Ich 
kenne  im  ganzen  nur  drei  Trephologien,  welche  aber  kaum 
älter    sind    als   der  Codex   Hankensteinianus,    vielmehr  in    die- 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Bd.  11.  Htt.  40 


618  Smal  Stockij. 

selbe  Zeit  fallen  und  zwar:  a)  Zograpli.  Trephologion  aus  dem 
12. — 13.  Jahrhundert.  Vgl.  Srez.  ,4P6B-  caas.  naM.  kcob.  nnc. 
120;  h)  ein  Trephologion  Lis  1175  in  Mosk.  typogr.  BiLl.  Vgl. 
Srez.  caaB.  pycc.  na.ieorp.  155;,  wo  er  156  hinzufügt:  ,cy4a  no 
nOMepKy,  9Ty  pyKonncL  CKopl^e  mojkho  othccth  ki.  XI.  BliKy';  c)  ein 
Trephologion  der  Synodal-Bibliothek  aus  dem  Jahre  1260.  Vgl. 
Srez,  ib.  189.  Mit  Bezug  auf  den  gemeinschaftlichen  Inhalt 
könnten  sie  mit  unserem  Denkmal  mit  Vortheil  verglichen 
werden. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  es  zu  erfahren,  in  welchem  Ver- 
hältnisse bezüglich  des  Inhaltes  im  engeren  Sinne  unser  Denk- 
mal zu  anderen  slavischen  Handschriften  und  zu  den  ge- 
druckten griechischen  Kirchenbüchern  steht,  um  so  mehr,  da 
dies  auch  bei  der  Bestimmung  der  Abfassungszeit  desselben 
ins  Gewicht  fällt.  Die  gedruckten  slavischen  Kirchenbücher 
stimmen  meist  mit  den  gedruckten  griechischen  überein,  und 
werden  deshalb  nicht  berücksichtigt.  Da  nun  mit  Rücksicht 
auf  den  Inhalt  des  Grundtextes  unser  Codex  in  drei  besondere 
Theile  zerfällt,  deren  A.  den  Octoechus,  B.  Episteln  und 
Evangelien  und  C.  'Ay.oAouöi'a!;  ävwvujAou«;  enthält,  so  wird  auch 
die  Untersuchung  dementsprechend  angestellt  werden. 


Dem  Octoechus  gehört  der  Inhalt  des  Haupt-  und  Rand- 
textes der  ersten  154  Blätter,  dann  die  KC>H;v,aii,H  BTvCKp'kcHHH 
p.  238'' — 240 '^  und  der  Inhalt  der  zwei  ersten  nicht  numme- 
rirten  Blätter.  Zur  Vergleichung  habe  ich  folgende  slavische 
Handschriften  herangezogen :  a)  Cod.  slav.  46  der  Wiener  Hof- 
bibliothek. Derselbe  wird  gewöhnlich  ins  14.  Jahrhundert  ver- 
setzt und  enthält  einen  Octoechus  serb.-slov.  Farn.  Abkürz. 
Serb.  h)  Oktohx'L  CTpyMHm^Kin  herausgegeben  von  Amphi- 
lochius.  Abkürz.  Strum.  c)  Bugarskoslovenski  oktoich  aus  der 
Sammlung  des  Mihanovic  nach  Jagic.  Starine  X.  127  sqq.  Ab- 
kürz. Mih.  WicAvohl  im  griechischen  Anthologien  der  Octoechus 
in  demselben  Umfang  vertreten  ist  wie  in  unserem  Codex,  so 
habe  ich  vorgezogen  diesen  seinen  Theil  mit  llocpr/XrfXiv.rt  yjtoi 
'OxTWY]/Oi;  Yj  iieydKTi  Evciirjctv  1857  zu  vergleichen,  weil  die  Aus- 
wahl des  Gottesdienstes  an  Wochentagen  im  griech.  Antho- 
logien   etwas  verschieden  getroffen  ist. 


Ueber  don  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  619 

Grundtext. 

1.  HitHCHiv  ß'KCKp'kcKH'Kr/\ac'k  i\.  n'kcHK  a.  fipAtocK  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  hh'k  F.p.wccK:  vpiicTcck  paiKaif-T  = 
Gr.  Serb.  dagegen:  ac>\-th«  pauoTH  cf.  Mih.  Die  Trop.  —  Gr. 
Serb.  (]\Iili.  stimmt  im  zweiten  Canon  überhaupt  nicht  überein.) 
niiCHK  i'.  ip/MOCTv  und  hhtv  ipAXCCK  und  irkcHK  ;v  ipA\oc'K  mit 
den  Trop.  —  Gr.  Serb.  (IMili.»  hh'k  ip/V\cc'k  des  vierten  Liedes 
hat  vier  Trop.    Kto  ck   KpacKHk   m3'K  i<-,\«A\a  —   KpkCTTv  ro»/" 

AO\'l|mHA\'k  KAArCAXTv  —  MkO;K«  pt'H  Tpk-rmi  J\,H\h    —    6K/KMH'k 

/l^TvAr'k  4,pcr>kHHH.  Gr.  und  Serb.  nur  drei  Trop. ;  im  Gr.  fehlt 
das  dritte,  im  Serb.  das  zweite  Trop.  rrkcHk  i.  iipAXOCk  und 
HH'k  H-:pA\c»c'k  und  irkcHk  /j.  npAXCCk  mit  den  Trop.  =  Gr.  Serb. 
(Mih.)  Es  fehlt  dann  die  Angabe  des  HH'k  iipA\oc'k  des  sechsten 
Liedes  entsprechend  Gr.  i-Ax-jyvojv  'Iwväv  —  Serb.  OyrpoKA 
HU'Hki.  Die  Trop.  =  Gr.  Serb.  n'kcHk  .^.  npAXOCk  mit  drei 
Trop.  =  Gr.  Serb.  (Serb.  bietet  um  ein  Trop.  mehr.)  HH'k 
!pA\C»C'k  bietet  vier  Trop.:  ^p+.BAf  oyco  npcKAATTv  K-kiCT'k  — 

yV,A    HAAMhM'k     CA     AK>AHt€     HUlA'Mi'^CTHH     —    TpOHII,»     K-;V,HHC>3a- 

HAAkH'k  —  /^ivKAra  }Ki  H  MATH.  Im  Gr.  finden  sich  nur  die 
zwei  ersten,  im  Serb.  diese  und  das  vierte  Trop.  n'kcHk  (i, 
HpA\cc'k  und  die  zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  das  dritte :  Pa,\c>YH  ca 
npivCTOAf  RO/KHH  kommt  Gr.  als  das  zweite  Trop.  des  Can.  r^; 
Ozozcv.zj  vor.  Serb.  hat  vier  Trop.,  darunter  auch  diese.  lepAXOCk 
HHTv  bietet  vier  Trop.  —  Das  vierte:  £lHkr£AkcirkiA\H  yßAAOCAOK- 
A'khHH  findet  sich  weder  Gr.  noch  Serb.  n'kcHk  ä-  fpA\c>c'k  und 
die  zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  das  dritte  Hc  KopcHE  ^\AKH^\c»Ra 
ist  das  erste  vom  Can.  Öcct.  Serb.  bietet  nur  zwei  Trop.  (=; 
L  und  3.  des  Hank.)  HH'k  ipAACC'k  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb. 

2.  llTv  Hf,\'kAIO    irkCKp-kckm^    KAHOHTv    KSSAXT^I  A\HH\'a. 

PAdCk  (i.  H'kcHk  a.  i€pA\oc'k  mit  drei  Trop.  =■■  Gr.  Serb.'  HH'k 
HpAXOCk-  und  die  zwei  ersten  Tro]).  =  Gr.  das  dritte:  Ilpc»H/i,e 
CKK03'k  Kpaxa  findet  sich  Gr.  im  Can.  if,q  Osot.  n'kcHk  V.  ipAXOCk 
mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  HH'k  K%pAVOC'k  mit  den  zwei 
ersten  Trop.  =  Gr.  das    dritte:  H  HfK'kcTOi'  HSspaHOi,'  KcrCßH 

'  Im  Serb.  steht  dieser  Canon  an  zweiter  Stelle-,  der  erste  Canon  des 
Serb.  stimmt  aber  nicht  mit  unserem  zweiten  iiberein.  Der  zweite  Canon 
hat  im  Gr.  mit  Au.snalime  des  siebenten  Liedes  nur  je  zwei  Trop.  Mih. 
und  Struni.  lückenliaft. 

2  HHTi  Hp,«oc-K    ist  mit  Ausnahme  des  siebenten  Liedes  ganz  ausgeschrieben. 

40* 


g20  Smal  Stockij. 

findet  sich  nirgends.  n'kcHb  Ji,.  lepMOCK  mit  seinen  drei  Trop. 
=  Gr.  Serb.  (Serb.  ein  Trop.  mehr.)  hh'K  it-pMOCK  und  die 
zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  das  dritte:  SaKOHkHaro  tecTkCTRa 
findet  sich  Gr.  im  Can.  xr^q  beoi.  ii-kcHh  '(.  H-pMOCk  mit  drei  Trop. 
=  Gr.  Serb.  HH'K  lepMOCK  und  die  zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  das 
dritte:  /Khtiiio  h  ri/rkTH  /W01€H  cßliT  findet  sich  Gr.  im  Can. 
TYjq  6cOT.  ii'kcHb  ij.  ip/V\0CTv  mit  drei  Trop.  =  Serb.  Im  Gr.  findet 
sich  an  Stelle  des  dritten  Trop. :  B'kpHaro  KHA.3A  Hamcro 
OVi'K«^PA"  ßiii  anderes  Trop.  HH'k  ip/WCCk  und  die  zwei  ersten 
Trop.  ==  Gr.  das  dritte:  ripHS'kißaie/unk  T/A  kch  rindet  sich  im 
Gr.  im  Can.  -z-qq  Oeox,  nivCHk  ä.  ipMOCk  mit  drei  Trop.  =  Serb. 
Im  Gr.  steht  an  Stelle  des  dritten  Trop.:  GAHHkCTßO  TpH- 
cOKkCTßkHa  ein  anderes  Trop.  hh'K  ipMOCi»,  mit  drei  Trop.  = 
Gr.  Das  vierte  Trop.  GKBkpHkH-k  hjkc  Hi  nponCß'kA'*^  findet 
sich  im  Can.  xriq  Osot.  n-kcHk  h.  ipMOCk  mit  drei  Trop.  —  Gr. 
Serb.  iHTv  ip/MOC'k  und  die  zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  das  dritte 
Trop. :  lIpHCTaHHL|j£  ta  MHCTara  findet  sich  Gr.  nirgends. 
n-kcHk  Ä-  ipMOCk  mit  drei  Trop.  —  Serb.  Im  Gr.  steht  an 
Stelle  des  dritten  Trop.  PoJKUJHra  iipHCHOA'kBO  ein  anderes. 
HHTv  ip/WOCTv:  KkCf  i€CH  >Kt/\aHHi€  und  das  dritte  Trop.  ß}Ki  hst».- 
KOAHa-k  i€CH  ßAa/i,'kiKO  finden  sich  Gr.  im  Can.  ri^;  Öeox.  die  zwei 
ersten  Trop.  Fop-k  Ha  HfKfCkH-Kix-K  —  MKOWTA/xaHHH  hcx'KITHA'K 
i€CH  finden  sich  Gr.  nirgends. 

'^.  Vi'h.  Ht^kaio  KanoH-k  KkCKp-kckH-k  r^ack  l^.  n-kcHk 
(ä.)  ip/MOC-kmit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.^  Mih.  iH'k  ipMOCk'-:  Goifiuoi* 
rao^KCpo^HTf/ikHOY  mit  drei  Trop.  fl^^i^Ma  iikpBCt3k/i,aHaro  \'pH- 

CTf    —     G-klUkAK    K5CH    ß-k  a/l,Tv     )CpHCTf    —    J^±K'^     KOrOpCAUlJ.« 

MHCTa  iWO/iH  CA  findet  sich  nirgends.  irkcHk  r,  ipMOc-k  mit  drei 
Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  Ihts.  ipMOC'k:  OvTßkp>K(HHi€  na  ta  Ha- 
A'khMpH/Mk  CA  und  die  drei  Trop.  T'ki  WTnaA«HH»€  ^P'^"^'* 
QAj^M  —  T'ki  cTpacTkK»  cßOKihJ  —  R'kCHraßTviuaro  WT  OTkna 
finden  sich  nirgends.  n-kcHk  ji,.  ipMOC'k  mit  drei  Trop.  =  Gr. 
Serb.  Mih.  iH'k  ipMOCk:  ncKp'kiaa  i€CTk  Hißfca  und  die  drei  Trop. 
Geaa  KSAHonkCKara  o^-ßoraTk  ca  —  HcTOMHA'k  i€ch  cßcieio  cTpa- 
CTHK»  —  B-k/VA-kcTHaa  lecH  nane  caoßa  finden  sich  nirgends. 
n-kcHk  (.  ipMOC'k  mit  drei  Trop.  —  Gr.  Serb.  Mih.  Iht»  ipMOCk: 

'  Serb.  steht  dieser  Canon  an  zweiter  Stelle. 

^  IH'K  ipiu^c-K  ist  überall  ganz  ausgeschrieben.  Im  zweiten  Canon  gehen  alle 
Texte:  Cr.  Hank.  Serb.   (Mih.?)  auseinander. 


Tebei-  den  Inhalt  des  Codex  HanVensteinianus.  621 

idKO  RH^v'fc  HcaHM  und  die  drei  Trop.  MKOJKf  iipHKf,\(H'K  K'KICT'k 
pacii/ÄTH  —  ll'KCKpiiCf  WT  ppoKa  —  KpaKOHfHCKorcHara  x^^^ 
finden  sich  nirg-ends.  rrkcHK  ,s.  ipiWOCK  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb. 
^[ih.  HH-K  ipA\cc'K:  R'k3nM  K  Ttßf  und  die  drei  Trop.  nOi\\/ÄH\''K'K 
i\i(A,pt  K'pucTa  —  KciK«  i|jf,\p'iviH  H  c'k3k,\,aK'kiM  —  Mucrard 
.VliKC»  HJK«  Baa^\,'kiKoy  linden  sich  nirgends.  n'kcHk  3.  ipa\oc'k 
mit  drei  Trop.  =  Serb.'  Mih.  Im  Gr.  findet  sich  an  Stelle 
des  dritten  Trop.  li'k  orrpcK'k  ,\'kKHMkCT'l;H  ein  anderes  Trop. 
iiHK  ip/wcc'k:  TfKf  KTv  iin|iH  cpciiiKUiaro  und  die  drei  Trop. 
VtKi  Hac'k  pa^\H  u>KHHi|iaK'kiiiarc>  —  Tjk«  K'k  a\kpTirkin)("k 
CKOKC»,\,KHa  —  T(K(  K'k  ciiATTviMY'k  Cß/ÄTarc  finden  sich  nir- 
gends. n'kcHk  ti.  ip/wcc'k:  m  iiocTcraHt  mit  drei  Trop.  PaciikH'kiH 

HfKfCa    raKO  H  KC;KK>    —  MkTC    KH4,'kK'k    0\,'G0    paSKCHHIIMf    —    0»,^ 

rpoßa  croraipn  /waTH  rociio^\kH/Ä  Hndct  sich  nur  Mih.  Ihtv 
ip/WOC'k  mit  drei  Trop.  =  Gr.  8erb.'^  nivCHk  ft.  ip/WOCk  mit  drei 
Trop.  =  Serb.  (I  Can.)  Mih.  An  Stelle  des  dritten  Trop. 
Oß^kTOBH  npHHA\ki;a  «RH  CA  Steht  Gr.  ein  anderes  Trop.  Iht^ 
ipANCCk:  KTv  3aK0HkHiv/V\k  CT^iHH  (Mih.)  und  die  drei  Trop. 
Tpoy;Kal^:lllH  ca  \^iKT(  —  IIpnnnKHoyR'kiiJH  K'k  rpoKO^  — 
ri(i|iHCi\kHC>  KOJKHieK»  AK>cCKiiK>  finden  sich  nirgends. 

4.  KaMCH'k  K'k  H«;i,'k/\io  R'kCKp'kckH'k  TAac'k  Ji,.  irkcHk 
a.  ipA\cc'k  und  iH'k  ipAXOCk,  n'kcHk  1r.  ipMOCk  und  iH'k  ipA\c»C'k  mit 
je  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.-'  n'kcHk  ji,.  ipAAOCk  mit  drei  Trop. 
=  Serb.  Mih.  Im  Gr.  steht  an  Stelle  des  zweiten  Trop.  0^"- 
A\kpi|^iR{HOV'  CAA6pTk  vvcTaKAk  ein  anderes  Trop.  HH'k  ip^MOCk  mit 
drei  Trop.  —  Gr.  Serb.  n'kcHk  V.  ipAXOCk  imd  HH'k  ipAXOCk  ebenso 
H'kcHk  ij.,  n'kcHk  3.  und  n'kcHk  i\.  mit  je  drei  Trop.  =  Gr. 
Serb.  j\[ih.  (n'kcHk  ii.)  m'k  ipAAOCk  mit  drei  Trop.  :=  Gr.  Das 
dritte  Trop.  0\M\a  HkpKaro  KHHoy  findet  sich  Serb.  nicht. 
H'kcHk  6-  ipAXCCk  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Das  dritte  Trop.  6^HHk- 
CTKO  KCJKkcrKkHarc  coi'iiikCTKa  findet  sich  Serb.  nicht,  m'k 
ipMOCk:  raKO  ^ov'HiJKkH'k  mit  drei  Trop.  fi'k3H«c'k  CA  ypncTE  na 


'  Im  Serb.  .steht  dieser  e'-p;j.oc  ausnahmsweise  an  erster  Stelle  und  hat 
vier  Trop. 

-  Serb.  auch  an  zweiter  Stelle.  In  Hank,  hat  also  6  c'.p|xo;  mit  aXXo;  hier 
den  Platz  gewechselt. 

^'  Mih.  stimmt  nur  im  ersten  Canon  mit  Gr.  liank.  und  Serb.  überein; 
im  zweiten  Canon  weicht  er  von  ihnen  ab.  Vom  achten  Liede  ange- 
fangen ist  er  lückenhaft. 


622  SiDiil  Stockij. 

AP'feKO  —  A\\-pOHOCHn,a  sao^^rpa  Ha  rpciKl;  —  Tokoio  ^ivßo 
KC«ropc»^\HHf  Miicraiii  finden  sich  nirgends  (Serb.  =  Gr.). 

5.  ti'K     Hf^ivAW      KaHOH'k     R'kCKp'kcKH'k     TAaCk      f.      cf. 

Textproben. 

6.  IlTk  Hf  ^X^iAK»  npaRHAC»  RTvCK  p'kCKHC»  TAaCK  .S.   niiCHk 

il  ip/YXOCTv  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Scrb.  Mib.  iStrum.  iH'k  ipMCCk;! 
lloAXOipkHHK'k  H  nOKpCBHTJAk  und  die  drei  Trop.  K'kiuk;i,'k  Ha 

KpkCTTv     —     K'kCKpkCTv      MST».      MkpTKTvIY'k     —      B'kS^i.'kAaß'kUJH 

nHLjJK«  Ktc<v\fpTHra  finden  sieb  nirgends.  niiCHk  r.  ip^uccT^  mit 
drei  Trop.  :=  Gr.  Serb.  IMih.  Strum.  HH'k  ipMCCk:  OlfTBkpyi,« 
rocrio^H  Ha  Ka/umH  mit   drei   Trop.   Hctomhat».  i€ch  KAa/i,'kiKO 

H3/1,    pfKp'k    —    Olj'/MkpTBHATv    l€CH    BAA^TvIKO    —    FIpOS/ÄEAa  »€CH 

BAa/i,'kiMMi|,f  findet  sieb  nirgends.  nivCHk  Ji,.  ip/UCCk  und  die 
zwei  ersten  Trop.  =:  Gr.  Serb.  Mib.  Strum.  (Str.  bat  nur 
zwei  Trop.)  das  dritte:  H3  rpoKa  /k,kHkCk  na/U'k  BivCTaaiv  lecTk 
findet  sieb  nur  Mib.  (Serb.  =  Gr.)  HH'k  ipA^ock:  \'OCA'kiujaB'k  >Kf 
npopoK'k  mit  drei  Trop.  HsBA'kKA'k  lecu  na^KWAa —  B'kS/i.BHrA'k 
lecH  na^'kiune  lecTkCTBC»  —  Mkc  oYTpkHAia  B-k  jKHTHHCT'kH 
HOijJH  findet  sieb  nirgends.  n'kcHk  '(.  ip^ock  mit  drei  Trop.  = 
Gr.  Serb.  Mib.  Strum.  HH'k  ipAAOCk:  Ottv  hoi|JH  OYTpkHKMOijif 
mit  drei  Trop.  Ha  KpkCTiv  povn'k  cboh  pacnpocTkpAT»,  i€ch  — 

/^O     a^h^CKTvin^'k     nCCTHTA'k    »€CH    YpaHHA'k    —    /KkSATv    HB-kTTk 

HOCAL|JH  rocnc»A^*  findet  sieb  nirgends.  n'kcHk  5.  ipAXOC'k  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mib.  Strum.  HH'k  ipMOCk:  B'kSBaY'k 
Bck/Mk  CkpAkii,kA\k    mit   drei   Trop.    IloKp'kiA'k   i€CH    KpcB'k/Wk 

KpHAOY     —      HcT'klJJHA'k      l€CH      A^OBO      H/WfcHHie     —      K'kiyOAY'k 

/MkpTBH  findet  sieb  nirgends.  n-kcHk  .^.  ipMOCk  mit  drei  Trop. 
=  Gr.  Serb.  Mib.  Strum.  HH'k  ipA^ock:  G'krp'kiüHY'kM'k  h  Kfsa- 
KOHkHCBaj^OiU'k  mit  drei  Trop.  IIpccTkpf  c/^  o^kc»  raKC  bhho- 
rpa^'i^  —  rioAC^KH  CA  oyKO  B'k  rpcK'k  —  Hci^-kAHAa  lecn  Hf- 
/i.OYrOBaB'kUJJie  findet  sieb  nirgends.  n'kcHk  h.  ip/UOCk  und  die 
zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mib.  Strum.  (Strum.  bat  im 
Ganzen  nur  zwei  Trop.)  das  dritte  Trop.  B;\,hho  i€CTkCTBO 
Tpc>HH,H  findet  sieb  nirgends.  Das  vierte  Trop.  ÜT'k  CB'kTa 
CB'kT'k,^aBkn,a  caCBfCf  =  Gr.  Serb.  IH'k  ipa^ock:  BroJKf  bch 
HCBECkHHH    CAAB/ATk  mit   drei  Trop.   Na   KpkCT'k  rßOSA'Ki  npH- 


'  Im  zweiten    Canon   gehen    alle   Texte:   Hank.    Stnira.    Serb.    Gr.  (1857) 
(Mih.?)  auseinander,    iht»   ipMOCK  ist  überall   vollständig  ausgeschrieben. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codei  Hankeasteinianus.  623 

rKaH;,i,a»€/WTv  —  FrkCKpkri^  h3  rpoKa  Tpn,v,kHtiiun'k  —  Hjk« 
TOKOK<  iipHiiiKA'bLiH  rociio^k  tiuclet  sich  nirgends.  irkcHk  ä- 
ip/MOC'k  und  die  zwei  ersten  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  Strum. 
Das  dritte :  Bora  WTKH,a  Kf3HaHai\Ha  kommt  nur  Gr.  vor.  hh'K 
ip/MCCK :  KfC'kA\f HkHO  .3aHaTHH5  mit  drei  Trop.  Bh^a  ta  pacriH- 
Hai€/\\a  —  H'kCKpkcf  'rpH,\kHkKkH'k  —  H'krH  raHUkciMio  ji,^- 
CTCHHO  findet  sich  nirgends. 

7.  KaHOH'k  ß'k  Hf  A't'^'^  ß'kCKp-kckH'k  raac'k  .^.'  nkcHk 
ii.  ipA\cc'k  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  iiH'k  ipA\c»c'k  -  und  die  zwei 
ersten  Trop.  =  Gr.  Serb.  Das  dritte  Pa^i.ov'H  ca  ^'kKC»  /VxaTH 
cOHUira  findet  sich  nirgends.  n'kcHk  r.  ip/uork  mit  drei  Trop.  = 
Gr.  Serb.  HH'K  ipavcck:  O'k  irkiiiif  cH/ioy  orneHHKCAX'k  j^pHCTC 
(=  Serb.)  mit  vier  Trop.  Ilaaax/AHCMi  orracnak  I€ch  c^pov'^KHie 
rocnc>/\H  —  Kp'knccTk  ckok»  noKasaak  k-ch  (=  Serb.)  —  Uhu 
;i,ßOK»  HjCTkCTBoy  —  T/Ä  CKAaK'k  MHCTaw  (—Serb.)  findet  sich  Gr. 
nicht.  (Serb.  und  Gr.  haben  nur  je  drei  Trop.)  nivCHk  Ji,.  ipMOCK 
mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  HH'K  ip/UC»c'k  und  das  erste  Trop.  = 
Gr.  Serb.  Die  zwei  anderen:  ^IßpaAAkCKaro  nopaßCijJfHaro  — 
Oi'k  Hp'krkHkH'kira  kommen  Serb.  vor.  irkcHk  V.  ip/wcck  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  HH'k  ipAAOC'k:'^  Crpa^a  pa;i,H  TßOiero 
mit  drei  Trop.  HfßECkHaarc»  iKHßOTa  K'kcH  WTnaA'KUJf  —  ÜTk- 
na^'kiuarc»  pa,\H  a^aA\a  —  Tfße  ca  A\c>AHA\'k  HHCTata  ßAa/i,'Ki- 
MHii,«  findet  sich  nirgends.  irkcHk  /i.  ipA\c>C'k  '  und  die  zwei 
letzten  Trop.  =  Gr.  Serb.  Das  erste  iIpo^v,aHC»i€  .  .  .  ^.p'kßAf 
kommt  Serb.  vor.  hh'K  ipAXork:  li'kSHHY'K  rc>CHC,\H  ß'k  CKpkßk  a\oio 
mit  drei  Trop.  ü'kTp/ÄCf  ßC«io  paciikH'kiH  ca  —  G'kA\fp'rk  pa- 
3opH  C/Ä  —  rip'kHHC'rara  ßAa,vi»^iHHH,8  oyHOßaHHHi  =  Serb.  irkcHk 
3.  ipAXOCK  mit  drei  Trop.  =  Gr.  (Serb.  ist  o  e.''.pij.6c,  und  das  zweite 
Trop.  verschieden.)  HH'K  ipaxcc'K  und  das  erste  Trop.  =  Gr. 
Die  drei  anderen  Trop.:  li'kCKpkC'k  H3'K  A\kpTß'kni\-k  —  Nf- 
pa3^'kAkH0  KiCTkCTßO  —  llp'k>Kt  ccAHkUA  cß'k'i'HAkHHKa  finden 
sich  nirgends  (Serb.  und  Gr.  haben  nur  je  drei  Trop.)  H'kcHk  ti. 
ipAXCC'k  =  Gr.  Serb.  das  erste  Trop.:  Ooi',v,'k/V\k  3fA\kH'kiH\"k 
=:  Serb.,  das  zweite:  OaK'ki  H'ki  wr  TkAA  Ha  HCTkii'kHHie  = 


'  Mih.  Struin.  lückenliaft. 

2  Ueberall  vollständig  ausgeschrieben. 

3  Im  Serb.  ist  der  aXXo?  ö  stpao;  des  fünften,  siebenten,  achten  und  neunten 
Liedes  und  seine  Trop.  verschieden  vom  Hank,  und  Gr. 

*  Im  sechsten  Liede  hat  im  8erb.  ipAiocK  mit  hmtv  die  Plätze  gewechselt. 


624  Smal  Stockij. 

Serb.  Mih.  das  dritte:  Tkoi€  MKCTkHOie  =  Gr.  Serb.  Mih. 
HH'k  ipAXOC'K:    Bis    HCTHNO^f  coyi|iaro    KOra  mit  vier  Trop.  Flc» 

CTpa,V'^  Ml^«^  iV\KpTKki;k  -  llO/XOJKIIA'K  H-CH  ^0\,'lUK»  —  Nf- 
Ck/MOYllJfHkHO  B'h.Tpk\"KC'KCTaB'k\"k  —  JSi,±R<9  PM'^V"  f-fl^^HCTaH 

—  findet  sich  nirgends.  (Gr.  und  Serb.  nur  drei  Trop.).  n'kciik 
Ü,.  ipMOCK :  Pa;i,c>Y"  ^'^  HfKivCTO  mit  drei  Trop.  KpkCT'k/VXk  cna« 
H.SAHrj  —  Gi^MepTk  nocTpa4,a  KoajK»  — -  Ta  npHCTaHHL}jE 
TH\*»M€  3Ha»€/MTv  findet  sich  nirgends.  HH'k  ipMOC'k  und  das  erste, 
dritte  und  vierte  Trop.  =  Gr.  Das  zweite  Trop.  Mv'pa  Mkp- 
Tß'KiHM'k  H  >KHßO»f/WOY  H-fcHHie  findet  sich  nirgends 

8.  Efk  Hf^'k'^*^  B'KCKp'kckH'K  KaHCHTv  raac'h  fl.  H'kcHk 
a.  ipMOCK  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  HH'K  ipMOCK '  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  n'kcHk  f.  ipMOCk  mit  drei  Trop.  =  Gr. 
Serb.  Mih.  (HH'k.)  ipMOCk  ^  mit  drei  Trop.  =  Gr.  H'kcHk  Ji,. 
ipMOCk  mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  HH'k  ipMOCk:  Hc 
HA'KTH  TBO.  mit  drei  Trop.  HcrpeEmHie/Mk  CBOH<Uk  —  ÜA'kTH 
TBOiera  CTpacTHK»  —  Ot'k  MHCT'Kira  Kp'kBt  TBOieta  findet  sich 
nirgends.  (Serb.  =  Gr.)  H'kcHk  f.  ip^wock  mit  drei  Trop.  = 
Gr.  Serb.  Mih.  Strum.^  HH'k  ipMOCK:^  TBOH/Wk  CB'kTC-wk  mit 
drei    Trop.    TBOHMk    KpkCT'k/Wk    B'kSHfCk  moh   por'k,   —    B'K 

rpCK'k    HCB'k   T'kl   HOAOJKfH'k  ypHCT«  —  MaTH    KOM^Hra  B'kpOlO  TA 

KAaJKaipara  findet  sich  Strum.  (Serb.  =  Gr.)  H'kcHk  s.  ipMOCK 
mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  Strum.  HH'k  ipAXCCk  mit  drei 
Trop.  =  Gr.  Serb.  Strum.  H'kcHk  3.  ipMOCk  mit  drei  Trop.  = 
Gr.  Serb.  Mih.   Strum.  HH'k  ipAACCk:  j\,'kTH  f€Bp'k.  mit  drei  Trop. 

FbOSAHH    OY^MkpTBHB'K  CH  T'kAO  —  B'k  PpOE'k    SaTBOpHB'K  CBOI€ 

T'trt'k  —  TpH  ©YKO  bh;i,al|je  c'KCTaß'ki  findet  sich  nirgends, 
(Strum.  =  Gr. ;  Serb.  o  eipix.  und  das  zweite  Trop.  =  Gr.  im 
übrigen  weicht  Serb.  von  Gr.  und  Hank,  ab.)  H'kcHk  u.  ipaicck 
mit  drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  Mih.  Strum.  HH'k  ip/UOCk :  iW\f- 
CHK'KHiCK'ki/VV'k  wpraHO/Wk  mit    drei   Trop.  G'k   paSBOHHHKO/wa 

HmpaBk;\kH'k.H1/Ua    —    MkO     H/K>K'kK'k    B'K    TpOB'k    HOAC/KHUia    — 


'  Mih.  weicht  im  zweiten  Canon  vom  Gr.  ab. 

2  Serb.  Tki  (ch  o\,-TRpK?t;AfHHi€  mit  drei  Trop.  weicht  vom  Gr.  und  Hank,  ab 
und  stimmt  mit  dem  griech.  handschriftlichen  Anth.  überein. 

•^  Mit  dem  fünften  Liede  beginnt  Strum.,  in  welchem  die  beiden  Canone 
umgestellt  .sind. 

*  HHTi  ipMOCTv  des  fünften,  achten  und  neunten  Liedes  ist  vollständig  aus- 
geschrieben. 


üeber  den  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  625 

Kcropo^V,HH,K>  T/A  RCH  nc»H%AVK  findet  sich  nirgends.  (Serb.  = 
Stnim.  — -  Gr.)  rrkcHK  ft.  ip/WOCK  mit  drei  Trop.  =  Gr.  (Serh. 
--  »Struni.  bis  auf  das  dritte  Trop.)  hh'K  ipA\OC'K:  TfK«  Kp.tKoy 
HtHCKoycKHOi'K»  mit  drei  Trop.  Ta  K'KCKp'kfHK'Kiiiaarc  a,v,a.\\a  — 
TtKt  paciiA'iaarc  rocno^a  —  Tfu«  HfKH,v,H,\\arc>  iic»ra  iindct 
sich  Serb.  Strum. 

9.  H'k  iiOHf/i,'kaKHHK'K  aHrfaoA\'K  a.  raacK  entspricht 
dem  Kaviov  tojv  'Aatof^-äTwv  tyj  Ss'j-epa  ::p(i)t.  Tj^oc  a'.  Das  erste  und 
dritte  Lied  mit  je  drei  Tro}).  ^=  Gr.  Serb.  ^  Das  vierte  Lied  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  Serb.  (Gr.  hat  vier  Trop.,  das  dritte  des 
Gr.  fehlt  Hank.)  Das  fünfte  und  sechste  Lied  mit  je  drei  Trop. 
=  Gr.  Serb.  Das  siebente  Lied  mit  drei  Trop.  =  Gr.  den 
drei  ersten  Trop.  (Serb.  enthält  die  zwei  ersten  Trop.,  das 
dritte  Trop.  des  Serb.  =:  dem  vierten  Trop.  Gr.):  das  achte 
und  neunte  Lied  mit  je  vier  Trop.  =:  Gr.  (Im  Serb.  fehlt  im 
achten  Liede  das  zweite  und  im  neunten  das  dritte  Trop.). 

10.  Btv  R'KTopHHK'K  np-k^xTKreM H  raacK  k^  entspricht  dem 
Kxvwv  Tsu  npoopi:j,oj  T^  "P'-T'fi  zpco'..  r^/zc,  ß'.  nivCHk  '&.  ip/\\OC'h:  rpA- 
/Ij'kTt.  —  Gr.  'Ev  ß'jöo)  y.aTscTpojss  T2T£.  Die  vier  Trop.  =  Gr. 
Das  dritte  bis  neunte  Lied  mit  je  vier  Trop.  =  Gr.  mit  dem 
Unterschiede,  dass  im  Gr.  das  vierte,  fünfte,  achte,  neunte  Lied 
je  fünf  Trop.  hat.  Es  fehlen  im  Hank,  die  dem  Gr.  vierten 
Trop.  des  vierten,  achten,  neunten  und  das  dem  dritten  Trop. 
des  fünften  Liedes  entsprechende  Trop. 

n.  I'i'k  cpiv^xoi'  KOropCAHUH  raacTv  r.  Der  hier  vor- 
kommende Canon  findet  sich  in  Ilapr/.X.  von  1857  nicht,  er 
steht  aber  an  rechter  Stelle  in  Üapx/.A.  von  1837  und  ist  ganz 
dem  dortigen  Canon  -.%z  ()io-iy.o-j  -r\  -.z-.ip-r,  -po>:.  rf/oz  v'.  gleich. 
Eine  Abweichung  besteht  nur  darin,  dass  der  sippi;  des  ersten 
Liedes :  \\'A{(  KC,v,'ki  ,\p«KAE  im  Gr.  der  e'.pij.iq  vom  Canon  a-xj- 
pwc'.ixsc  und  das  erste  Tro}).  FIp-iickukHOYK»  ropoy  im  Gr.  e.lpii.6q 
des  Canon  r?];  dto-zöy.o'j  ist.  Jm  gedruckten  kirchcnslavischen 
Octoechus  findet  sich  dieser  Canon  Donnerstag  Ha  naRfHtpHHUH. 
Serb.  bietet  einen  anderen  Canon  -r,z  O^ctc'/.cj. 

'  Serb.    bietet    ausserdciii    in  jedem    Liede  je    ein    Tro]).    iiok.    nnd  je  ein 

A\\'H.  Mih.  hat  mir  ncKadnenK  KduciiiK. 
2  Mih.    bietet   nur   den    y.xiuyi   y.aravjx.T'.y.ö:.    Serb.    weicht   vom    Hank,  und 

Gr.  ganz  ab,  wiewohl  er  auch  einen  Canon  nptaAKTtMH  bietet. 


626  Smal  Stoekij. 

13.  Btv  MSTKfp'kK'k  anocTOrtO/WK  r^acK  ^.^  n-kcHi»  a. 
ip/WOC'k :  c»T'KBKp3'k  mit  vier  Trop.  ÜT'kKkpSH  c>YCTkH'k  a\h  — 
Na  WAP't   c'k/u;Kai|ja   rpiv^OBkN-k/Mk   —  FlpccirkTii   iwcaio   th 

C/Ä     WAApaHkHCKi     A\H     Cfp^\kHe    —    KpaCH'kIMH    npilH/U'kra     HEBECk- 

H'khVA'k  CHaa/W'k.  irkcHk  r.  ip/WOCk:  TROra  n+,Kii,a;  vier  Trop. 
Tkciiaam  i|if^\pOTaA\ii  rin'pf  ck/üt«  —  llpiinaAH  OKaHkHara  ^oifiu« 

—  Kp'hnocTk  H  nc>\'Ka/\a  mh  i€ch  —  M«  np-k/va^k  Mtm  K'kccM'k 
KOrc>pc>;i,HHf.  Hier  fehlen  zwei  Blätter.  Es  findet  sich  nur  der 
Schluös  des  letzten  Trop.  des  vierten  Liedes  .  .  .  pcio  ßiv  KpOB'K 

TECH,   T'kiWkJKf  H  M/Ä    np'kMHCTatÜ    HCH-kaiJ    TKOHAAH  MC»/IHTBaA\H 

3aL|JH4iaK>qiH.  R'kcHk  i.  ip/UOCK:  ()\'/i,HBHiija  CA;  vier  Trop. 
Mbh/it»  i€ch  /MHpOBH  x^piiCTC  —  0\'cTpaiukmaaro  ca  wt  tck« 
ckBkTTvMk  akCTHBaro  Bpara  —  EoraTkCTBO  pacTCMH^Tv  — 
OlfCKOpH  HSKaBHTH  AAA.  niiCHk  s.  jp/MCtCK:  RTvS'knHA'k;  vierTrop. 
IlOA'K  TBCtl€  MHACCfpAHie  npHK'krHOl/'B'k  —  rio/UHAoyH  CTpa- 
CTkiUH  ^MHOraMH  —    HseaBH  /U/A  TRC>HA\H  MOAHTBaAAH  KCTOrAaCf 

—  PcJKkLUHra  wT£4kCKorio  sapio.  n'kcHk  -i.  ipAxock:  GnacKiH 
wthh;  vier  Trop.  GnacH  a\a  baa^^TvIKO  (=  Strum.)  FIoat^  KpCB'k 
TH  IM« AP*  npHB'krHOii'B'k  —  flpH.SkpH  MHAOCTHW  HA  nor'kiBaHMjja 

A\fHf  —  HSBABH  A\/Ä  rOCnO^KJ  WT  Bck^''»'  -^TvA-k.  R^vCHk  H.  ipAXCCk: 
MSBARHTfAk;     vier    Trop.    HsBABHTfAK»    ROrO^f    nO/MOAH    CA    CB/äTJ 

(=  Strum.)  HsBARH  A\A   )(imcTi  B'kHkH'kmra  axo^kt»,!   —   IWs- 

/l^BHrHH     A\A      MOAIO    OKaHkHarO     —     Ne    nC/U/iVHH    CBAT«     /V\C»H)f^'K 

rp'k^f'K.  n-kcHk  ä-  ipAACCk:  e\Ta  o^ko  Hf.;  vier  Trop.  npocTkpn 

AlHAOCfpA«  —  npOCB'kTH  Hf ^dfrO^JOLIJara  —  nO/l,aJK(  <WH  /MOAIC 
TA    npfCAABHf     (=    Strum.)     Gß'kT'kMk    tWA     IVSapH     CBOH/Mk 

np'kn'kTara. 

13.  B'k  n/SVTCK'k  iipaBHAO  KpkC.  TAACk  (f.  Stimmt  überein 
mit  dem  y.avwv  cxa'jpwatiJ-o;  ty]  xapac/.suv]  izpm.  riyoc,  ~\.  %  .  mit  dem 
Unterschiede,    dass    die   Trop.    [j.aprjpr/.a    im   Hank,    sich    nicht 


1  Dieser  Canon  ist  eigentlich  dem  heiligen  P  et  rus,  während  im  Gr.  ein  Canon 
dem  heiligen  Nicolaiis  sich  findet.  Auch  Serb.  stimmt  mit  Hank,  nicht 
überein,  indem  er  einen  Canon  anocTOAOA\ii  HHKOAdk>  bietet.  (Zusammen- 
setzung: zwei  Trop.  anocTOrtOAAii,  ein  Trop.  dem  Nicolaus,  ein  a»\'h.,  ein 
6cOiö/.iov.)  Mih.  weicht  vom  Gr.  ab.  In  dem  nur  fragmentarisch  erhaltenen 
entsprechenden  Canon  des  Strum.  habe  ich  nur  je  ein  Trop.  im  siebenten, 
achten  und  neunten  Liede  ^=  Hank,  gefunden.  Im  Strum.  hat  dieser 
Canon  auch  vier  Trop.  und  zwar  das  erste  den  Aposteln,  das  zweite 
dem  Peter,  das  dritte  txapTupiy.dv  und  das  vierte  Oeoto'xiov. 


Ueber  den  Inhalt  des  (.'odex  HanVenstcinianas.  627 

finden.  Scrb.  und  Mih.  stimmen  in  dieser  Beziehung  mit  Gr. 
überein.  Strum.  hingegen,  in  dem  der  Schiuss  des  achten  Liedes 
und  das  ganze  neunte  Lied  fehlen,  bietet  ausser  unseren  Trop.  in 
jedem  Liede  noch  je  ein  Trop.  rq-  O£oiö/.oj  und  je  ein  [j.oiprjpr/.sv. 
Derselbe  weicht  vom  ITank.  ausserdem  in  der  Angabe  des 
v.piJ.ic  des  sechsten  (Ilank.  ciui^«  M/fi  K(3J\,u.ha  —  Strum.  rak- 
HioA^HifH  CA.)  und  des  achten  (Hank.  Otk  c»tkii,/ä  iip'ha;«  li'kK'K 
—  Strum.  TfBf  ßct^V''^'''-)  Liedes,  und  im  Osotc/.'.ov  des  vierten 
(Hank.  (Iry\,a  KH,\'k  Ha  KpKC'i"k  ypiicra  —  Strum.  Ta  JKfB/X'h 
HcaiiM  M/wmOKaK'k),  sechsten  (Hank.  K011MI6  tkoi«  ctp^kHf 
npCH,\,f  —  Strum.  I'ihh;^  ciiacmiira)  und  des  siebenten  (Hank. 
Ho  pcjKkCTß'k  np'kMHCTa  faKCiKt  iip'kjKE  pccTKa  —  Strum.  MaTH 
KCfU'kcapK»)  Liedes  ab.  Im  Hank,  ist  der  i'.piJ.öq  überall  voll- 
ständig ausgeschrieben. 

14.  Kt\  cc»\'ROTO\,^  npaKHao  sa  aikpiKivira,  raack  s. 
stimmt  ganz  mit  dem  xavwv  elq  /.cqrrjOev-ra;  xw  caßßäxw  upo);.  r^'/zq 
ttX.  ß'.  überein.  Ein  y.avwv  elq  irävTag  xob-  7.7(00;  kommt  im  Hank, 
gar  nicht  vor.  Serb.  bietet  einen  Canon  iipopCKO/U'k  H  3a 
iiOKOH ;  Mih.  einen  Canon  npopoKO/Wk  h  A\o^j'MkHHKC»/V\.  Strum. 
lückenhaft. 

15.  KoH;i,an,H  R'kCKp'kckHiiii.  Es  sind  acht  /.oviäxta 
entsprechend  den  acht  v/oi;  dieselben  stimmen  mit  Gr.  Mih. 
Strum.  überein.  Eine  Ausnahme  macht  KCH^aK'k  raack  .3. 
no;\,-  ^<^  rop'li:  Or'k  a,\,CKH'ki)('k  ßpaT'k,  den  ich  nirgends  tindcn 
konnte.  Serb.  weicht  vom  Gr.  und  Hank,  ganz  ab. 

Aus  dieser  Vergleichung  ergibt  sich  folgendes  Resultat : 
1.  Während  die  gedruckten  griechischen  und  slavischen 
Parakletici  oder  Octoechi,  so  die  Ausgaben  1523,  1764,  1837. 
1857  (Venedig);  1700,  1836  (Lemberg)  an  Sonntagen  je  drei 
Canone  und  zwar :  y.avwv  avacTäs'.|j.oc,  z~y:jpzxiy.G~7.z'.iJ.oq  und  einen 
y.avwv  r/j;  Oso-o/.oj  enthalten ' ,  bieten  die  slavischen  Hand- 
schriften nur  die  zwei  ersten.  Dabei  sei  erwähnt,  dass  nicht 
selten  alle  Texte  in  einem  Canon,  und  zwar  gewöhnlich  im 
zweiten,  auseinander  gehen.  Aus  den  einzelnen  Fällen  er- 
sieht man  aber  doch  eine  nähere  Verwandtschaft  der  slavischen 
Texte  zu  einander.  Von  Bedeutung  ist  auch  die  Zusammen- 
setzung des  zweiten  Canon  toni  II  im  Hank. 


1  Ebenso  das  griecli.  handschriftliche  Anthologium. 


628  «mal  Stockij. 

2.  Im  Hank,  finden  sich  weder  die  y.aOij|ji,aTa  nach  dem 
dritten  Liede,  wie  dies  im  Strum.  vmd  Mih.,  noch  das  y.cvTä7.'.ov 
nnd  o1-/.oq  nach  dem  sechsten  Liede,  wie  dies  im  Strnm.  Mih. 
Scrb.  nnd  Gr.  der  Fall  ist.  Die  zcviäxta  hnden  sich  im  Hank, 
g'anz  abgesondert,  die  y.y.b'.üixaT:a  im  Randtext,  die  olxoi  aber 
nirgends. 

3.^  Während  in  gedruckten  griechischen  und  slavischen 
Octoechi  an  Wochentagen  zwei  Canone  vorkommen,  finden  wir 
in  slavischen  Handschriften  nur  je  einen.  Von  besonderem 
Interesse  ist  die  Zusammensetzung  dieser  Canone  in  verschie- 
denen slavischen  Handschriften.  Der  Hank,  hat  unbestritten 
die  kürzeste  Fassung,  abgesehen  davon,  dass  mit  Ausnahme 
des  Serb.,  der  in  dieser  Beziehung  mit  Hank,  tibereinstimmt, 
in  Strum.  und  Mih.  sowie  in  gedruckten  Parakletici  in  jedem 
der  acht  -^/ot  für  alle  Wochentage  der  Gottesdienst  sich  findet. 
Hank,  entspricht  in  dieser  Beziehung  den  Anforderungen  eines 

Anthologiums. 

Randtext. 

Der  Randtext  dieses  Theiles  unserer  Handschrift  ergänzt 
den  im  Grundtexte  enthaltenen  Gottesdienst  an  Sonn-  und 
Wochentagen.  Er  enthält  cziyripa  dq  to  xupts  iv.ey.pa^a  und  aTzösir/ß 
(^elq  Tov  £(j7U£ptv6v) ;  ävaß2(6[j.ol,  u.uivot  TptaSr/,01  und  (fWTaYWYtxa,  xa6{a[j.aTa, 
cTr/'^pa  elq  lou;  al'vou?,  und  an  Wochentagen  a7c6cxi/a  twv  ai'vtov  (et^ 
xbv  cp6pov)  und  |j.axapia[j.o[  (e??  ty]v  XstxoypYiav).  Im  Allgemeinen  sei 
bemerkt,  dass  unter  den  Stichiren  dq  10  y.üpte  v/.ev.poL^a.  und  sie 
■zouQ  yhouq  im  Hank,  keine  cTiy.  avaToXaa  und  unter  den  än-zzTiyx 
keine  cv.y.  v.y.zy.  «/.(fäßr^iov  sich  finden,  wodurch  Hank,  alle  an- 
deren slavischen  Handschriften,  wie :  Mih.,  die  dieselben  voll- 
zähhg  enthält,  Strum.  und  Serb.,  in  denen  bald  alle,  bald 
einige  davon  vorkommen,  an  kurzer  Fassung  übertrifft.  Dies 
gilt  auch  in  Bezug  auf  die  •xa6ta[jt.aTa  und  [xay.apic[j,0[,  wie  im  be- 
sonderen gezeigt  werden  wird. 

1,  Elq  TO  /.upts  £y.£/.pa^a  tw  caßßocTW  ioTzepaq  kommen  im 
Hank,  regelmässig  je  drei  Stichii-en  vor,  welche  den  axt/vjpa 
avacxactjj-a  des  Gr.  genau  entsprechen ;  den  Schluss  bildet  ein 
OsoTrcy.tov  BoY;j,aTt/.6v ,  welches  im  ersten  und  siebenten  tonus  im 
Gr.  £v  1(0  [).t-(£/M  icTCsptvWj  dagegen  im  zweiten  dritten,  fünften, 
sechsten  tonus  £v  tw  [j,'.-/.pw  lijz.  als  ÖäOTÖxtov  sich  findet.  Das 
BtOTÖxiov  des  vierten    tonus  findet    sich  Gr.  als   Ööot.   von    auocT. 


Uebei'  den  Inhalt  des  Codex   Hankensteinianus.  b2v 

£v  -(0  [j.tv.pw  ZG-,  und  das  des  achten  tonus :  MaTtpk  RC>H;k<A 
CiXORa  konnte  ich  Gr.  nirgends  linden,  es  steht  aber  im  8erb. 
an  rechter  Stelle. 

Dieselbe  Anzahl  der  Stichiren  mit  je  einem  OiOTÖy.'.ov  bietet 
Hank,  auch  an  Wochentagen '  und  zwar  entsprechen  den 
Stichiren  twv  ac70)|/aT(t)v  xf^  /.'jp'.ay.YJ   i^-.  rf/oc   y. .   — 

a^  B  He;i,'k/\ic  Ktn.  CTH^Hpa  r/\ac'k  a.  Davon  sind  die 
zwei  ersten  =  Gr.  Serb.;  die  dritte:  NcVspCM'kHkH'kV  caaeH; 
npn4,'KCTC/M|i«  (Serb.'^  =  Gr.)  und  das  Oiox.  pa,v\-i  ca  Kcropo- 
yk,Hi^c  ^^ivKO  finden  sieh  nirgends.  (Mih.  Strum.  lückenhaft.) 

h)  Den  Stichiren  tju  ■r:poopö[j.:'j  —  CTii^Hpa  raacK  k.  — 
welche  alle:  3apA  MpH;i,T«K\,'i|iH/i\  wki«  c/A  cR/ätj  KptcTHTtaio  — 
Okwptv  k  iic»/\\*M|i«\"k  T'ki  e.cH  —  C\'pA  rp'k\'WKK  ....  Kor. : 
Ot'k  kckv;  A'kßHMK»  CK'kT  a\npcßH  KWCKÄ  im  Gr.  sich  nicht 
finden.  (Serb.  Mih.  Strum.  lückenhaft.) 

c)  Den  Stichiren  rr^c.  Osotcv-oli^  tv^  xpiTr]  Icz.  —  cTH]^*Hpa 
raack    r.,    welche:    FUcAkio    /WHAOCTk    rocncMif    CK'k;i,v'i|if   — 

IlpWCTpH     A\HAC>Cfp^\k/Ä     ^XfCHHUK»     TCCnO/Kf     —    MlVl|lk    K\|'p/Ä    im 

Gr.    sich   nicht   finden.    KOr. :    Bf   c'k/i\fHf   sanaaa  kch    =   Osot. 

ar.oz-.  al'v.  r^  Tp'-'cr,.  p.  109.  (Strum.  Serb.  lückenhaft.  Mih.  hat 
oi\y.  CTa'jpiocq/a.) 

fZ)  Den  Stichiren  dem  heiligen  Peter,  an  dessen  Stelle 
jetzt  am  Donnerstag  der  Gottesdienst  für  den  heiligen  Nico- 
laus vorgeschrieben  ist,  cTH\'Hpa  raack  ^\.  HapfMfH'kii'  napkCTKkio 

Afp^KaKfH'k    —    HcTWMHHKa    'IVA    KpaMkCTß\-    —     H-^^VP-^A"'*    '•''^ 

CK'kTHAHHKa  —  KOP. '  lAWi-iiif  TA  KCrcpc;i,nii,<,  die  sich  Gr.  nir- 
gends finden.  (Serb.  Mih.  Gr.  enthalten  den  Gottesdienst  für 
den  heiligen  Nicolaus.  Strum.  lückenhaft.) 

&)  Den  Stichiren  ~rf,  Oeo-oy.ou  t^  t.z\).txi^  k<^T^.  r^yoc^  tta.  a'  — 
CTiiyMpa  raac'k  V.  von  denen  die  zwei  ersten  H/Uiviü  ocpli- 
AX'kHkHoyK»  AV"**^  '^^•^'^  ~  Kaa'k  MpHaic>TTviX"K  rp-kj^-k  —  Gr. 
der  ersten  und  dritten  entsprechen ,  die  dritte :  IIpHCTWA'k 
Y'kpoBHiUfCK'k   Gr.    T?;   Tp(~f(    i'z'T..    p.   197    sich   findet,    und   das 


'  -7'./r|pa  /'.aTÄVj/.T'./.i  oder  -poiöp.o'.a  finden  sich  Hank,  und  ebenso  Strum. 
Serb.,  welche  auch  nur  drei  Stichiren  bieten,  nicht.  Nur  selten  weicht 
Mih.  davon  ab. 

2  Aiif  einem  von  einer  anderen  Hand  stammenden  Blatte  des  Serb.  findet 
sich  diese  Stichire. 

3  Findet  sich  Serb.   10''. 


630  Smal  Stockij. 

ösoTixtov:    riu'A'K  TKCIO  AAHAOCTk  —  Gr.  Samst.  äzocx.  a"v.  p.  218 
vorkommt.    Im    Striim.   linden    sich    alle.    (Serb.    Mih.   anders.) 

f)  Den  Stichiren  p,apxDpiy.ä  rTj  Trapas-/..  ec-.  —  k  riAT.  KfH.  ij., 
von  denen  die  zwei  ersten :  Bctro  WTRfpr'KiiJf  CA  (=  Serb.) 
AliviCAbkHO  RncpHRiiJC  /k,\'\'C»RH'k  KpHA'k  (=  Serb.)  Gr.  sich  nicht 
finden;  die  dritte:  M\-H«HHi|,H  TKW'i"  rc>criC»4,H  Hf  U'TßfprTviiif 
CA  —  Gr.  in  a-ÖTT.  -f^  r.z\j.T.xf^  kzr..  p.  251  (cf.  p.  230)  vorkommt; 
das  OsoTÖy.tov:  y\,C>CTW'mc>  «--CTk  =  Gr.  Oeoi.  ooyp,.  p.  220.  (Mih.  = 
Gr.,  Strum.  lückenhaft.) 

2.  a)  Als  aTOsir/a  (am  Samstage)  erscheint  im  Hank, 
regelmässig  nur  je  eine  Stichire,  die  genau  dem  ävaGTaGi[j.sv  cxr/rjpbv 
eines  jeden  Tonus  entspricht,  und  ein  GsoToy.tov,  das  im  Gr.  an 
rechter  Stelle  sich  nicht  findet.  Diese  Theotokien  gehören  näm- 
lich in  die  Kategorie  der  gemeinschaftlichen  Theotokien.  Sie 
lauten  im  II.  ton.  Bcf  ßnoRt^Hke,  i\\.  (cf,  Gr.  cctcoct.  ty]  gsut.  k(7K.)\ 
III.  ton.  Gß/ÄTa  ntpBOMHCTa  iic>fKaAa  (cf.  Gr.  aTrocT.  t^  xup.  sct::. 
p.  100,  120) ;  IV.  ton.  "iM^-ipe  ta  KOropCAHU,«  (cf.  Gr.  aTroo-:. 
TYj  -jrapac/..  sc::,  p.  171);  V.  ton.  OepaAC^BaHdA  Y-  (?)  ?  VI-  ton. 
fehlt;  VII.  ton.  0\fA\HpH  MOAHTR.  (cf.  Gr.  ar.ÖQi.  -^  ceu-.  es::. 
p.  276) ;  VIII,  ton.  B/\a/i,'biHime  npiH/W.  (cf.  Gr,  aTcoct.  al'v.  t^ 
'K^xT..  p.  334).  Im  Serb.  kommen  alle  diese  OsoTÖxta  in  eigenen 
Abschnitten  vor.  Eine  Ausnahme  bilden  die  aTOaxt/a  des  I.  ton. 
wo  drei  Stichiren:  GrpacTHK»  tr0I€K»  \'pHCTJ  =  Gr.  Qthk> 
CTvEfSHaHaaHa  =  Gr.  Q-\y.  avacx.  st?  xb  /.jp.  exsxp.  —  JS^a  Bospa- 
/l,on€Tk  CA  TBapk  =  Gr.  cur/,  y.ax,  aXoaß,  und  ein  Kcr,  /^HiBHMk- 
CK0I6  TOpHlkCTRO  =  OsoT.  SoY|j,.  £v  töj  (j/.y.p.  ei::,  vorkommt.  Sie 
stammen  von  einer  viel  späteren  Hand. 

h)  'ÄTüocTt/a  an  Wochentagen  stimmen  in  der  Anzahl  mit 
Gr.  ganz  überein  und  zwar  bietet  Hank,  a)  Sonntag  drei  Sti- 
chiren  =  Gr.  und  cor.:  Pa^Vi  ^^  KOropo^Hil,«  A'^^^,  ^^^  ^^'■ 
sich  nicht  findet,  ß)  Montag  drei  Stichiren  =  Gr.  und  KOr.: 
Mko  nao/1,0  .  .  .  (cf,  hibox.  ah.  xf,  o£ux.  zp.  p.  62,  y)  Dienstag 
drei  Stichiren,  von  denen  die  zAvei  ersten  =  Gr.,  die  dritte 
M\-M.:  GTAkA  /M\-MfHHK'k  TßOi\"k  MK^^fca  Gr.  sich  nicht  findet, 
und  Bcr.:  ^'h  JKfHa\"k  CRAxaA  BC»rc»pcAmM  MaxH  =  Gr.  azoor. 
T^  Tiapac/,.  EGT:,  p.   126,  o)  Mittwoch'  drei    Stichiren  und    BCr. 


1  Serb.  kann   erst   vom   vierten   ton.   verglichen   werden;   er  enthält    alles 
was  Hank,  bietet. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  63  1 

^=  Gr.,  s)  Donnerstag!  drei  Stichiren  =  Gr.  und  Kcr.:  Oupa- 
AORaH.\/Ä  (cf.  x-özx.  ah.  r?)  r.ii).T..  r.z.  p.  207?),  Q  Freitag  drei 
Stichiren,  welche  den  ;xapT'jpiy.a  v.z  -o  /.üp.  h.iv..  entsprechen; 
eine:  NanaTOK  ami  ckctarh,  die  sich  Gr.  unter  axicT.  und  KCr.: 
Gera  Vc  TtKf  ii'Kiiaivi|ikiiia  ca,  das  sich  Gr.  nirgends  ündet. 

:i.  Die  ivÄßaOH-oi  des  L,  II.,  2  IV.,  V.,  VI.,  VII. '^  tonus 
=  Gr.  Serb.  Mih.  Im  III.  ton.  entspricht  im  aHTHA-  a  dem 
Gr.  'Ayiw  TrvcjpLat'.  r.az-j.  o(.'(y.(iocMp'.y.  —  Mank.  (^BA'rc>A\y'  AVX'V'* 
IfcTU'MHHK'k    KCJK8CTKKkH'kl\"k    CKpOKHI|lk,     WT     HH'OJKf     lip'kAW,'- 

ApocTk  pa3\'A\'k  II  crpay-k,  toa\\-  ^kaaa  V  caaea,  MfCTk  V 
AfpJKaßa.  (Serb.  Mih.  —  Gr.).  Im  VIII.  ton.  bietet  Gr.  Serb. 
]\Iih.  vier  Antiphone,  wogegen  Hank.  Strum.  nur  drei  liaben: 
dieselben  sind  =  Gr.,  nur  umgestellt,  so  wie  im  Strum.,  cf.  Mih. 

4.  Vp-vc.  -ptaBr/.oi  und  cwxaYWY'.y.a  y.a-:'  r^'/cv.   —   TpU'HMkHTv 
raack  a.  Or'k   cHa   otj'CTaBiuf  —  Gc»    Kckaxii    Hfiifcirkiaxii   ch- 
AAAXH   =   Gr.  p.  352.     T(E(  11,'kcapK»  ciiA'k  findet  sich  nirgends. 
CK'kTHAkHa:    TiU'CkA  CRivT  rociic;i,H    =    Gr.  p.  353.    Tpu»n 
MkHTv    raacK    k.    alle    drei    und    CK'kTHAkHa    =    Gr.  TpwH 
MkHTv    TAac'k    P.    die   zwei   ersten  =   Gr.  nur   umgestellt,   das 
dritte  TpCHUf  fiCTkCTBOA\k  6;i,HHiint  findet  sich  nirgends.  (cK'k- 
THAkHa:)  llwcAH  cß'kr  =  Gr.  TpwHMkHiv  A-  l^i^o  MiiHH   an 
rfACTHi"    Ha    HfKfdvY'k   =    Gr.    ßecnawTH'kLW'h   yA\u'A\'k    iio^o- 
B/Äi|i«  C/Ä  findet  sich  nirgends.  KfSHanaAHarc»  tu  WTi^a  =  Gr. 

CßliTHAkHa    ==    Gr.    TpWHMkH'k      TAACk     '(.      ll'kHkh?      Bp'kA\/A 

=  Gr.  ManpacHO  nc<A\'kiiiiA/M<M|ni  findet  sich  nirgends.  Oßpa- 
^OßaT  ,\«p.3aK>i|if  =  Gr.  cB-kTHAkna  =  Gr.  TpwHMkHiv 
raacK  ;i.  und  cK'kTHAkHa,  TpuMiMkH'k  raack  3.  und  cbIi- 

THAkHa,    TpWHHkH'k    TAaCTv    ti.    uud    CBlvTHAkHA    =    Gr. 

5.  KaO(c[j.aTa.  Unter  dem  Titel  C'k^y.  stehen  im  Plank.  an 
Sonntagen  regelmässig  vier  (im  IV.  ton.  dagegen  nur  drei) 
Stichiren,  wovon  eine  gewöhnlich  der  griechischen  bzav.cr,  ent- 
spricht, und  ein  OiOTÖy.iov.  Hierin  übertrifit  Hank,  alle  slavischen 
Handschriften  an  kurzer  Fassung,  denn  alle  diese  bieten  =  Gr. 
je  sechs  Stichiren. 

ckji,.  raac'k  a.  /Km'ki  k-k  rpCK\,-  tbo<-.a\\,-  iipnV,\'Miia 
:=  y.aO.  2.  a.  rpOK'k  tboh  \'pHCTt  =  /.aO.  1.  a.  IcaK'k  na  \'CA/V\'k 

^  Strum.  weicht  hier  vom  Hank.  ab.  Mih.  ist  a)  ß)  lückonhaft,  bietet  y)  e) 
a-i/.  TTj;  OsoT.,  ist  o)  bi.s  auf  OaoT.  =  Ilauk.,  weicht  Q  vom  Hank,  ganz  ab. 
2  Im  II.  Mih.  im  VII.  Serb.  lückenhaft. 


632  Smal  Stocki.j. 

ii'k3ß<,v,**'"''^  KTviCTTv  findet  sich  nirgends.  PaSKWHHHH«  iiC»Ka- 
AHue.  =  Oza/..  KOr,:  Okhokh  3»tTK0p'K  KCTkCTB^*  findet  sich 
nirgends.    Alle  kommen  im  Mih.  vor  (Serb.  Strum.  lückenhaft). 

c'kj\,.  r/\ac'K  (1.  KAarocKpasivi  iiFCH/jsTv  —  y.aO.  1.  a.  Mw- 
poHOCHna/M'k  >KEHa/U'k  =  xa6.  1.  b.  Ilo  crpacTH  me^iiiH  Ha 
rpwKTv  =  uTto;/..  Ka/UCHE  rpwKHaro  SHa/umaTH  =  /.aO.  2.  a. 
IlpHnpocaaBacHa  fe'cH  Rorc»po;i,HH,t  ji,'kßi:>  =  7.a6.  2.  c.  (Serb.  Mih. 
Strum.  lückenhaft.) 

*  ckji,.  (raacTv  f^.)  yPh^^tcck  wt  /utprß'kiY'k  KWCKp«« 
=  y.a8.  1.  a.  Mih.  yV^HkCK  ciiacrnKF!  Bcero  MHpa  =  Mih.  Biv  rpo- 
K-k  rp'kYWBH'k/MK  saTKopiCH'K  findet  sich  nirgends.  B-RCKpiCk 
HSTk  /««pTK-KiY-K  =  Mih.  Kcr.:  KpacoT'k  A'feB'»^*^'''^'*  Tßoe.ro  = 

y.aO.  I.  c.  Mih.  (Serb.  Strum.  lückenhaft). 

ck^.  raac'h,  ji,.  KwcKpfce  ako  bccmcpteh'k  =  y.aö.  2.  a. 
COt  aHrfaa  CA'KiuJaBiUE  iUK)poHOCHi|,a  findet  sich  nirgends.  TßO- 
eM\f  npHcaaBHOM^-  B'KCTaHkM»  =  ÜTra/,.  Kor.:  GTpaiUHa  TaHHa, 
MIO/1,0  npiicaaBHO  findet  sich  nirgends.  Alle  kommen  Serb.  Mih. 
vor,  (Strum.  lückenhaft). 

ckji,.  raac'k  i.  Kpfcrk  rociiOAkHk  no\'BaAHM'k  =  xaö. 
1.  a.  rocnc»/i,H  MfpTB'k  HapEHC  CA  =  y.aö.  1.  b.  rocnc»/i,H  no 
TptTkivMk  ji,H\i  =  y.aO.  2.  a.  fFHPfACK'kl"   spaK'k   =  uTra/..    KOr.: 

yV,HBHa  xkRi^  Ta'ma  findet  sich  nirgends.  Alle  kommen  Serb. 
Mih.  vor.     Die  drei  ersten  finden  sich  auch  Strum. 

c-k^,.  raack  s.  rptMi\'  wtb«P3T\-  c\-qiio  =  /.aO.  1.  a. 
rocno/i,H  npHCTOÄme  rpoK\f  tbof/W^-  =^  /.aO.  1,  b.  Tbopio  Biva- 
HOK>  C/WfpTkh?  ==  J^ay..  /KnsHk  ovf  rpOK'k  CMTKAyUi  =  /.aÖ,  2.  a. 
Kor.:  NapcK'kiH  Kaarc»caoBafH\-Kt  Mar'fcpk  findet  sich  nirgends. 
Alle  kommen  Serb.  Mih.  vor.  In  Strum.  findet  sich  das 
dritte  nicht. 

chji,.  3a\-T.  raack  .^.  Na  rpwu'k  TfKOuia  JKfH'ki  = 
•/.aö.  2.  b.  /KH3Hk  oy  rpoüiv  cm^auk  =  /.aO.  1.  a.  3HaAAtHaH\- 
rpoey  =  y.aO.  2.  a.  HcnpoBfpr'kiii  TpH/»,HfBH'kiMk  und  bot.: 
IlawA'k  MpiiKa  TBcero  finden  sich  nirgends.  Alle  kommen 
Serb.  vor.  In  Mih.  findet  sich  das  dritte  und  vierte  nicht. 
Strum.  lückenhaft. 

dl 4,.  raack  \\.  ^Hrtacirkiii  3paK'k  BH/i,'kBiiJt  findet  sich 
nirgends.   HaoB'bi;H  cnacf   rpwKTv  tbwh  =  /-aö.  2.  a.  RwcKpect 

WT  MtpTB'klJ^Tk  =  y.aO.    1.    a,    MhdpOHOCHl^a    K    JKHBU'T4,aBHKt    := 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Haiikonstciiiianus.  633 

Ir.ay,.  nrHkii,a  ih\CT'Kip/A  i'  ciL\Ci\  A\iip\j-  ündet  sich  Gr.  nicht.  In 
Serb.  ünclet  sich  das  vierte,  in  W\\\.  das  erste,  vierte,  fünfte  nicht. 

An  Wochentagen  bietet  Hank,  fünf  Stichiren  niid  ein 
Osot;7.'.ov. 

Montag:  c'k,/\.  ncK.  (r/\ac'K  a):ni|if  npaKf.v,»»»""^  ^'•'A*^  f"'»'^* 

CA  =  y-XÖ.    1.    1).    ]Mih.    RCIWTKCTKC    Kll^vl^K'K    ^\CKp'kl\"K     ,v'^ÄHm 

nnd  K/\\j%\,HOA\»,-  n  .  p  .  .  i'w\\-K  iiiiden  sich  (Jr.  niclit.  Oi^/ATKA 
U'TMJ  WTKfpUC'l'H  AMI  MU''l"kl|m  CA  =  v.aO.  2.  a.  A\\-H.:  OrpA- 
,\AHkÄ  IIC»\'KAACIO  =  ]\Iih.  liOr.:   llpi'.MUCTAA  IIOrOpC»,VI'll,(  WA  HfUt- 

C'k\"K  KAArocA(M;mdA  findet  sich  Par.  nicht,  aber  AntlioL  j).  77. 

Dienstag:   C'kji,.   (i'AAC'K  II):  H.^'K  <-.ca\k  ,\p'kKO  HfiiAU',vnc>H 

i'Cciici^VH    =  v.^.O.    1.  a.  am  IMontag  p.    f)S.    ||c»a\ha\|-V    a\a,    ptMf 

,\AKH,V,'K  =  V.zO.  2.  a.  ]\Iih.    RIkO   KOAH'KI    AXCpkCK'KIA    OV'CTAUIA    HA 

A\A  =^  y.aO.  1.  a.  am  Montag  p.  58.  Die  vierte  Stichire  ist  selir 
abgewisclit.  iior. :  ßcrcpct^mi,«  h(  iipiispH  wim  =  /-aO.  2.  c. 

Mittwocli:  c'k^.  (pAdCK  1^):  Hpfcrk  irk^\p\*;Kii  ca  ma 
3(A\AH  =  /.aO.  1.  a.    Ha  K\|'iiApiic'k    irkKrii  K'k^\p'k  —  /.^O.  1.  1>. 

Kn|IHCAfniiV  KAACTH    TßOKH    =    /.aO.    2.    b.     KpfCT'k    M    CA\fpTk    110 

crpA^ATii  i.3iiOA.  =  /.xO.  2.  b.  Freitag.  iW^'M.:  (T'i'pACTC>Tfpnii,H 
ciiATHi"  A\CAHTf  findet  sich  Gr.  nicht.  Kcr.:  /KK-;.^Ak  cha'Ki 
CTA/KAKUif  =  v.aO.  1.  c.   (Mih.  Serb.  Strum.  lückenhaft.) 

Donnerstag:   ck^.  (rAACk  ,^):  H;Kf  AiiccTCAOAX'k    lupKO- 

lipHCTlVAHH  =  y.yM.  1  .  a.  IIIkO  A\WI'cH  ISpAHAA  H.3  pAKOT.  findet 
sich  nirgends.  Irkp'k  MpoiiOK'k^VHHK'ki  =  zaO.  2.  b.  nnociCA- 
CKTvU  AHKTv  findet  sich  Gr.  niclit.  Weiter  ausgerissen.  Alle 
kommen  Serb.  vor.  In  Strum.  nur  das  erste  und  zweite,  in 
]\Iih.  das  zweite  und  dritte. 

Freitag:  c'k^.  KpfCTk.  (i'AAC'k  f ) :  AV'kcro  acuhc«  pAi" 
=  y.aö.  2.  1).  Ilpoiifmiiarc  CA  ciiaca  =  y.aO.  2.  b.  Mittwoch.  Ilo- 
c'rpA;\Ar/Kii'  pACiiATke.  =  y.xO.  2.  a.  /l,p'kKC>  uptcTA  tkcfpo  = 
y.iO.  1.  a.  A\\,-M.:  Tccno^XH  HAiiiio  AXi'K'ki  TßoeiÄ  =:  y.xO.  1.  a. 
Samstag.  Bor.:  (V)r  /i,'kK'ki  KU'CkAirkiii  \-pncTf  rcik«  =  Osit. 
a-rrc/.'j-:.  p.  3r)9.  Alle  kommen  Serb.  vor.  Im  Mih.  findet  sich 
das  erste  und  dritte  IMittwoch;  in  Strum.  nur  das  zweite. 

Samstag:  ciiA-  a\\-m.  (rAACk  ij):  GirkT'k  iipAßfAH'kiA\'k 
=  y.aO.  3.  b.  (Freitag).  (yTpACTOTfpii'ifCKOf  iiporiKA'kHkK  =  v.yS). 
1.  b.  GKAT'ki\"k  rK<M\"k  i'Ociio,\ii  CHAiOTk  p/kpcio  findet  sich 
Gr.  nicht.  (JKA'r'ki\*'k  TKC»i\"k  rc<ciic»,\,M  iiAA\ATk  —  y.aO.  2.  a. 
3A\'ii.:   G,vkT(A  TiiWpM  und  KCl'.:    llo  cac>k«cii  TKC>t^.A\^-  finden 

Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.  CX.  Bd.  l\.  Ilft.  41 


G34  Smal  Stockij. 

sich  Gr.  nicht.  Alle  kommen  Serb.  vor;  im  Mih.  nur  das  zweite, 
dritte,  vierte,  dagegen  findet  sich  das  erste  und  sechste  am  Freitag. 
cf.  Strum.  21, 

6.  Ziiyr^fy.  d^  tou?  ai'vou?.  Als  CTii^Hpa  3a\-T.  kommen 
im  Hank,  regelmässig  nur  die  vier  cTt/-rjpa  ävatj-acp.a  vor,  während 
im  JMih.  auch  die  vier  axr/vjpa  avaToXr/.a,  im  Serb.  und  Strum. 
wenigstens  einige  von  diesen  sich  finden.  Dieselben  sind  über- 
all =z  Gr.  Eine  Ausnahme  macht  der  I.  ton.,  wo  als  dritte  Sti- 
chire: L|,'kcapK>  HfKECH'Kn  3a  H/iOß'kKCAiCKke  (=  der  zweiten  Sti 
chire  xat'  aX<f.)  und  der  VIII.  ton.,  wo  an  dritter  Stelle  die 
Stichire  FocncAH  6r/i,a  Ha  KpecT'k  npHPROBAH  ca,  für  die  an 
zweiter  Stelle  /.upts,  et  xal  w?  Ovr^icv  im  Gr.  vorkommende  sich 
findet.  Serb.  stimmt  mit  Hank,  diesbezüglich  überein.  Beachtens- 
werth  ist  auch,  dass  während  im  Gr.  das  OeoToxtov  immer  eins 
und  dasselbe  uzspeuXov-^ijivY)  uTrap/eti;  ist,  der  Hank,  verschiedene 
OeoToxta  bietet.  Dieselben  sind:  I.  ton.  NfKfCH'ki"/MTv  mihivm 
(findet  sich  ar^öcz.  ty]  Ssut.  kaiz.  p.  12);  II.  ton,  Bcf  RnORaHkB 
(findet  sich  dTuccT.  ty)  Ssut.  ka-,  p.  63);  III.  ton.  Ce  ckwmi  ^a^aaa 
6CI  (findet  sich  a-izbüx.  ah.  r^  Tpiiv)  Tip.  p.  109);  IV.  ton.  G^HHa 
MHCTata  HmopWMHara  /i,'kßO  (findet  sich  azoc-.  al'v.  xr\  -jtsjj.t:.  und 
T(o  cxß.  p.  164,  175);  V.  ton.  TsKf  ca  aaoahaatv;  VI.  ton.  ccra 
HC  TJKf  K'kHAWiMa;  VII.  ton.  llpwcTpankHce  oi^^U'hcrnAHiji« 
(finden  sich  Gr.  nicht);  VIII.  ton.  HsTv  ^-kKO  Cß/ÄTa  (findet  sich 
axocT.  atv.  T^  xpiTY)  p.  322).  Alle  diese  Osot.  (vom  IV.  ton.  an- 
gefangen) finden  sich  Serb.,  wo  ebenfalls  das  GeoTrcy.tcv  in  diesem 
Falle  immer  verschieden  ist. 

7.  'ATcocTt/a  Tö>v  al'vwv.  In  der  Anzahl  der  Stichiren  stimmt 
Hank,  mit  Gr.  überein. 

Montag:  nc»K,  3a\-T.  (raac'k  a).  N?  'i'ck\-ch  iWim  cna«  iwwn 
—  Hhtv  ßivKTv  TfKf  AV^uf  jK;i,fTk  —  AA^'M.:  GTpacTCTjpnii,a 
YPHCTOßTvi  =  Gr.  Mih.  KOr. :  rp'kHJHTvijC  a\c»a.  findet  sich  nirgends. 

Dienstag:  noK.  3a\-T.  (raacK  ß).  Cc3aKiVHk/A  a\c»a  npn- 
3pH  =  Gr.  der  zweiten  Stichire.  Gt^A'^^^htvI^  a\i  30A'k 
nct/un\iiiJAAK«  =  Gr.  axocT.  al'v.  Montag  p.  Q2.  Mih.  aa\^*m.:  KptCTTv 
YPHCTOß'k    ßivcnpHe/UUJE    =    Gr.  Mih.    Eor,:    ßct  ßnoßank.    = 

Gr.    aXOGT.    TY]    0£UT.    küT^.    p.    63. 

Mittwoch:  KpfCTk.  3a\-T.  (raack  (').  KptcTa  OßpasHC 
iMWiCH  Ha  rop+.  =  Gr.  /V,p'kßC»A\k  pa3\'A\ijYW/M'k  C/V\fpTk  findet 
sich   nirgends.    /W^-m.:    GhatvI    cßAT'ki\'Tv   ännfA   3AHßHüJa    ca 


Uelicr  den  Inhalt  des  Codex  Ilanlvcnstcinianus.  GBf) 

und  KOr. :  Gk/ät«\  nfpKCMiinM  no\'BaAC  finden  sich  y.r.i::-:.  alv, 
Samstag  p.  131,  cf.  p.   100,   120. 

Donnerstag:  3A\'T.  (rAacK  jQ  ganz  =  Gr.  ar.iz-..  -f, 
lExocp.  SC-,  p:  159,  nnr  sind  die  zwei  ersten  Stichiren  amgestellt 
(cf.  J\rih.  Scrb.). 

Freitag:  KpccTK.  3ayT.  (rAac'K  "«).  FccnoAH  npn  AWicki 
AP'IvKAf  =  azicT.  TY)  Tsp-.  EC-.  p.  208,  cf.  p.  202.  Mih.  —  Gf- 
AI(-;h'k  GiviCT'K  HACTv  p^A"   findet  sich  Gr.  nicht.  a\\'h.:  KAaro- 

CACRfHC    KWIHkCTKC»    HfKfCHCrO    H^vCAp/Ä    =    Gr.    Älih.     KOT.:    T(K( 

CA  A\c>AiiA\'K  findet  sich  Gr.  nicht.    Alles  =  Serb. 

Samstag:  a\\-h.  3A\'T.  (rAACk  s).  Die  ersten  vier  Sti- 
ebiren   =    Gr.    ct;-/.    [xxpt.    dz    to'j?    al'vou;    =    Mih.,    die    fünfte 

llwMKCTHA'k    KCH     OEpASOAAk    CKO'lAXK    Und    KCf.:    ObATA/ä    X^i^'^ 

CAOB\'  finden  sich  nirgends. 

8.  0'.  [j.r/.apiqj.oi.  Ilank.  enthält  an  Sonntagen  regelmässig 
sechs  (VII.  ton.  fünf)  und  an  Wochentagen  vier  oder  fünf 
Trop.,  während  Gr.  im  ersten  Falle  acht,  (Serb.  sieben  oder 
acht),  und  im  zweiten  Falle  sechs  (ebenso  Serb.)  bietet.  (Mih. 
Strum.  haben  keine  [}.T/.y.z'.zixo'..) 

a)  BaA^K.  TAAC'k  Ä.  GhHA  pa^H  'l3Bf/l,f  '3  pAÄ  —  ITo- 
KAAH.ÄIO  CA  CTpACTfA\'K  TBC>VMTi,  —  PaCHAT  CA  Kf.STvrp'klllHf  — 
AVk'PC'HOCHU.A  npHm«,\T^H'f  ^^  rpWRTv  —  TpiVHH.  OtH,IO  110- 
KACHHA\    CA    —    KOT,:    MaTfpk    TliOlö    lipUHOCATk   TH.    (Gr.  acht, 

Serb.  sieben,  Avorunter  auch  diese.) 

KAA>K.  TAACk  Ü.  IlOAXANH  AAHAOCTHB'kli"  HAC  —  ;\p'kKO 
LS'krHA  ÄA<»AA'»  —  ^1a^  riA'IvHHA'k  KCH  KpfCTOAXk  —  A\npa  lipC>- 
lUeAlUf     A\\,-MmHll,H    —     TpOUS.    TpOHH,K»     CKAT»,-|C»     lipC>CAAKIIA\'k 

—  Kcr. :  llcH  KAA/KHA\  TA  MHCTAra.  (Scrb.  acht,  worunter  auch 
diese.     Gr.  ganz  anders.) 

KAAJK.    TAAC'k    f*.     (V)TBfpnvmKt    CA   \'pncTf    .3AnCR'kA"    — 

Ha    rcp'k    aaumch    p\'H'b    pAcnpocTep-k    —    (^krp'kiiikiiiAA    htvI 

CA\fpTHCK«    KAATKOIO   —    ll'kCKptC'k     H.S'k    A\«pTKTvl\"k    —    MiOpO 
HCCHHAAVk     HCCHAAX'k     RfpB'k^     ÄBH     CA    —      KOT.:     PcHIlUArO     CA 

iiAOTkic»  lUT  A'kß'i^i-  (Scrb.  sieben,  worunter  auch  diese.  Gr.  ist 
das  OsoT.  anders.) 

JKHR'k  AA^^A\'k  —  Il'küJfA''v  HA  KpfCTTv  —  AV»CpC>HC»CHII,AA\'k  IKf- 
HAAVk    nfpß'ke,    ÄBH    CA    —    TpOHMk.     GItHA     IKf    V    CTvIHA    V    CRA- 

Tdro  AVX**  —  KOr. :  MATtpk  tbow  \'pHCTf.  (Serb.  sieben,  Gr. 

41* 


636  Smal  Stockij. 

acht    =   Hank,    bis    aixf  MrcpOHOCiinaMTv,    welches    dem    ent- 
sprechenden im  III.  ton.  gleich  ist.) 

BAa^K.    raac'K  V.   PaauwiHMK'K   iiosHa  Ha  KptcT'k  —  Pac- 

n{HIIIK>    TM    CA    \-pHCTf    (x)t  AP'kKa    KptCTKHarO    —    IrKCKptCK 

H3     iMepTB'KI)(^'K     —     IloKAaH/MCM     TU     C/Ä     TpC»m|,f    -      KOT.:    Pa- 

j\,\''i  C/Ä  /i,\'ui(KHa/A    i|,(pKivi    KO>Kk/Ä.    (=  Gr.  bis  auf  das  fünfte.) 
KaaJK.    raacTv   ä.   IlCiW/ÄHn   /ma   K(MKf   cnact   —    Ap'^'^'* 
pa;i,n  ä^aiWK  npHaki|ii€HTv  —  Na  ^P'l^ß''^  KpecTkN-k/Wk  npiiriio 
JKyVieHTv  fI/l,C»Ka    ßpaTa   H    Kivp'kl/A  cKp\-iiin    —    TpWHM.   (V)'r 

na  H  c-kma  caaßiiM'k  —  eor. :  MaTtpk  uoiKkic»  coraacHO.  (Serb. 
sieben,  Avorunter  auch  diese.     Gr.  findet    sich  das    Osot.  nicht.) 
Raa:K.  raack  3.  KpacfHTv  K-fc  V  ;\WBp'k  kt».  cHiv^K  —  Ha 

KpfCT-k    ß'K3HfC(    C/A    1|I6AP^    —    ilpHrKOSA"  CA  HA  KpfCT'k    —    Blv 

rpoK'k  läKO  MtpTßfUk  noaoJKieHTk,  K'kicTi».  —  Kcr.:  Pc^Haa  ficn 
caOßO  iVTHf.  (Serb.  Gr.  acht,  worunter  auch  diese.) 

caan;.  raack  U.   IIo/U/ähh    Hack   ypucTt   cnacf  a^iipa  — 

IIIkC»    Ha     HfßfCH     MHCJKkCTRC»     äHrtaTv    —    ;\HkCk    )fpHCTC»rk    jytfi 

;Kaß\'   c/M«pTH\'K»   —   Ha   /i.p'kß'k   npnrßOJKAieH'k    —    TpwuM. 
B{3HaMaaHa/A  TpOHU«  —  bot.:  TtB«  A'^ko  BoropC'AHT'kakHHH«. 

(Serb.  acht,  worunter  auch  diese.  In  Gr.  findet  sich  das  zweite 
und  das  Osot.  nicht.) 

h)  Montag.  Baa^K.  raack  a.   =  Gr.  p.   17.  Serb. 

Dienstag.  Baa^.  raack  Jt.  Vaac  tu  npuHOCHAXT».  —  Hokm 
H\'ß'kiH  B'fc3Ai*HV  i^nd  npnaecTH'ki/Ä  iiOTOK'ki  =  Gr.  p.  68. 
HaWAT»>  TßOero  Hp-kßa  =  Gr.  [j.a/.ap.  xri  oaui.  p.  62. 

Mittwoch.  Baa^K.  i^.  =  Gr.  p.  115  (es  fehlt  nur  das  dem 
36^a  entsprechende  Trop,)  =  Serb. 

Donnerstag.  Baani.  A-  HacT^-^ca  ü  ärHkna  —  HpouifA»'« 
S'fc/wakH'kiÄ  KOHi^a  —  G'kKp\'iiia6/Mii  Ka3Hk/UH  —  Bcr.:  niio- 
cToao/M'k  pa^wcTk  V  cTpacTOTtpnnfaMv  ß'knai.k.  (Gr.  p.  104 
und  vSerb.  haben  sechs,  darunter  auch  diese.) 

Freitag.  BaaH^.  i.  OiputpiiJßfHTv  ckiii  na  KpecT-fc  —  Hp«- 

rß03AM     CA    Ha    KpjCT-k     —    nOBHßaßiVVH     /W\-APH"l"     iWyMfHHUH    — 

Bor.:  HaaMf/Mk  CKp^^maiUf  CfBf.    (Gr.  p.  213   und    Serb.   haben 
sechs,  darunter  auch  diese.) 

Samstag.  BaaH^.  raack  s.  Ofha  V  axena  =  Gr.  p.  261. 
Die  anderen:  HjKf  MHp'k  np'knc»AC»BHHi"  ccTaßakiui  —  K'kpoiö 
npHCTaßakmaÄ  ca  —  Mko  ß'k  npHCTaHHi|iio  cnaccHkÄ  finden 
sich  weder  Gr.  noch  Serb.,  welche  sechs  haben. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  (5d7 

9.  Ausserdem  findet  sich  in  diesem  Theile  des  Randtextes 
ein  Canon  dem  heiligen  Nicolaus:  KaHOH'k  WTkna  HaiiiEro 
HHKC>/\'KI  PAacTv  Ü.,  Avclcher  Gr.  rf,  r.zij.T-Ti  r.zbn.  r,yz:;  ß'  p.  75 
theihveise  sich  findet.  Es  kann  auch  ]\Iih.  verglichen  Avcrden. 
Im  Serb.  kommt  ein  solcher  Canon  nicht  vor. 

(nkcHK  i\.)  F-p/MCCTv  mit  drei  Trop.  z=  Gr.  ck^i,.  rnack  e. 
[Ip'kiWV'AP'^f'J'  CK/^THTf/\A  j\,A  U(^}(KAMi\VK  findet  sich  Gr.  nicht. 
ii'kcHk  f^.  e,pA\wc'K  mit  zwei  Trop.  =  Gr.'  den  zwei  ersten 
Trop.  M'kcHk  ;v  «pAXWCiv  mit  drei  Trop.  =  Gr.  dem  ersten, 
zweiten,  vierten  Trop.  n'kcHk  i  und  die  zwei  ersten  und  das 
vierte  Trop.  =  Gr.,  das  dritte:  TpOHiu»  iick/UH/AK>  ca  findet 
sich  Gr.  nicht.  rrkcHK  s.  epawucK  und  die  zwei  ersten  und  das 
vierte  Trop.  =  Gr.,  das  dritte:  ;V,octO;\c»/i>kho  MTfA\'K  na- 
iWATk  findet  sich  Gr.  nicht,  k w H ^v, ** ^^ '•»•  raac'k  i\  B'k  A\K»p'k\"k 

CKAT'kiV    CK/ÄTHT«Ak      Älil     C/Ä     und     IKWC'k:     IWcilUMiWO     H'kIH'k 

CK/ÄTHTta^  D'kcHkAM  findet  sich  Gr.  nicht.  trkcHk  .-j  und  die 
zwei  ersten  und  das  vierte  Trop.  =  Gr.,  das  dritte:  [IpiiCHO- 
H^iKivi/A  TpOHua  findet  sich  Gr.  nicht.  n'kcHk  U  und  die  zwei 
ersten  Trop.  und  das  vierte  =  Gr.,  das  dritte:  TpkCK/ATO/V\\- 
nCKAaH/ftK>  C/A  ßAa,v<^•^'^|^  findet  sich  Gr.  nicht.  n'kcHk  ft  und 
die  zwei  Trop.   =  Gr.  den  zwei  ersten  Trop. 

10.  Das  Gebet  von  p.  5''— S''  cf.  Textproben. 

B. 

Der  zweite  Theil  unserer  Handschrift  enthält  2'2  Episteln 
und  32  Evangelien  für  Wochen-,  Sonn-  und  bedeutendere 
Feiertage,  wie  sich  dies  auch  im  griechischen  Anthologien 
findet.  Es  sind  hier  folgende  Stellen  vertreten: 

«)  Aus  dem  Apostolus : 

Act.  Apost.  I,  1—12;  II,  l-ll;  XIV,  (5—17;  XIX,  1-8. 

I.  Ad  Corinth.  I,  18-24;  IV,  9— IG;  XII,  27— 31;  XIII, 
1—8;  XIV,  20-25;  XV,  1—11. 

IL  Ad  Corinth.  VI,  lG-18;  VII,  1. 

Ad  Galatas  III,  23—29:  IV,  1—7.  . 

Ad  Ephes.  VI,  10—17. 


»  Im    Gr.    hat    das   vierte    Lied   vier    Trop.,    alle   anderen    Lieder    zu   je 
drei  Trop. 


(338  S  m  ;il  S  to  c  k  ij. 

Ad  Philippens.  II,  5—11. 

I.  Ad  Thessalonic.  IV,  13—17. 

II.  Ad  Timothcum  II,  1—10. 
Ad  Titum  II,  11—14;  III,  4—7. 

Ad  Hebraeos  II,  2—10;  VII,  7-17,  2Ö— 28;  VIII,  1—2. 
Epist.  Jacobi  V,  10—20. 

h)  Aus  den  Evangelisten: 

Matth.  II,  1—23;  III,  13—17;  X,  1,  b-^;  XI,  2—15, 
27—30;  XIII,  24— 30,36— 43;  XXIII,  29— 39;  XXVIII,  1—20. 

Marc.  III,  13-19;  VIII,  34—38;  IX,  1;  X,  24-34; 
XVI,  1—20  (ganz). 

Luc.  II,  23-40;  IV,  22—30;  VIII,  43—48;  IX,  1 ; 
X,  1-12,  16—21,  38—42;  XI,  27,  28;  XXIV,  1—53  (ganz). 

Johan.  I,  1—17;  V,  24—30;  VII,  14—53;  VIII,  12; 
X,  9-16;  XV,  17—27;  XVI,  1,2;  XX,  1—32  (ganz);  XXI, 
1—25  (ganz). 

Ueber  das  Resultat  der  Vergleichung  mit  dem  griechi- 
schen Texte,  vgl  Dobrov.  in  Griesbachs.  Nov.  Test.  vol.  I, 
CXXVII. 

c. 

Der  dritte  Theil  unserer  Handschrift  entspricht  dem- 
jenigen Theil  des  Anthologiums ,  in  welchem  die  a-Ao7vO'j6tat 
avwvupxt  dq  ci.y.o\iq  [i.Y]  ko^xc^Co\i.v)o\>q  enthalten  sind.  Ein  griechisches 
Original  zu  dem  in  unserer  Handschrift  enthaltenen  Texte 
konnte  ich  nirgends  linden.  Im  Hank,  findet  sich  eigentlich 
nur  der  Canon,  vor  welchem  regelmässig  drei  Stichiren  stehen. 
Beachtenswerth  ist  es,  dass  nach  dem  sechsten  Liede  gewöhn- 
lich ein  ckyi,.  (zaOi^'xx)  vorkommt. 

1.  KaHOH'K  npopC»KC/V^'K  C»Kl(Jh.  CTH^Hpa  TiiaCk  Ä. 
nO^.  MEBECH'KI.  Il'k  B'KSUIHHY'l*'  llpHriiC^K^ym'K  —  ß'K  i\\\\\\\  K(C- 
lUCTbH'KiY'K    —    GrpaHa    .SaK/\C»H/Ä. 

KaHOH'K    r/\ac'K    ü.    nivCHb    a.    ipa^ocK:    /äkc    no   cor. 

^01,'X'C'KkHOYK'     Kaai'O^aTk    llpllM-iWK  —  G'b.CO\r;l,'k    npfMKCTm-KIM 

Kcroraace   —    Ilp'kcB'kTaa/MH   .sapA/WH    —  GKOicro   iipi{i(5a\mn 
ch^feTkaA. 

srkcHk  r.  ipa^cck:  H'kcTk  CK/ftra  wko.  'Vi\ii  ckatc,  maxa 

pSKTv,    H.3Kpa    A\Ol'AP*^<^''''*    —    Gl'/kTHAO  Hf.3a)(^0A/MjlE    —    H,\C»A'k 

HmcTOKkCTKOKa         Gct:t;mo  poH^kCTKOif  tu  MiicraM. 


Ueber  den  Inhalt  dos  Codex  Hankenstoinianus.  6H9 

irkcHK    ;v    ipiWCC'K:    x'pHcrccK    A\H'k    cwaa.   —   KpacKH'k 

HCSiv    TKOH     KCrCTAaCf     —     A\'KICi\KH'KIII<\\a      OHHUa     llpO.'tpA     — 
AV'MCAKHC  llptCTCU  CKAT«  —  N«H3r/\arC/\aHMH,  HfllCC'l'KIJKKirblll. 

irkcHk    i.   ipAvcc'K:    Kc;KHie/\\k   cKkr.     K<\arc,v,arK   ,\,ov;- 

YOlibHaW    K'K    T/A    li'kCfAII    CA    —    KfC   MCpOKa     IKHTMIt-    TM    CKATO 

—  /KnaMi|i6    ciHi    raK'k    c'KTiic»pK    —    Gorcpc,vnM<5    '1'^^     WT 
^oyuia. 

irkcHK  s.  ipavccK:    h^h,  —  /Kuthmckkiu  Kapn  wiKtpr'k 

—  HfHSApf^i^HKHOVi'^  C/\aKC»\*  —  Ha  3f/\\an  raKC  mh'k  aHrta'k  — 

0\j'a\«pTKH    CA    CAXfpTk. 

c'k^,-    TAacK    ;v    noj\,.    cKcpo    Rapn.     Ahk'k    anrf/\cK'km 

ßfCfAHTk    CA    ^V^I^C*^- 

irkcHk  H.  ip/\\c»c'k:  Y/\a^v,c»A'»Kk.  llpecciKeciiiknaAMi  ak- 
iicraAxii  <?3apAi€A\'k  —  'rpfiiA'k'rfn  kin  ^\,oc  roiiHkiii  K'kciipiiuAk 

leCH    —    GAaiKaTk    TA    KOHkU,M  3fAVAA    —    TcKCK»  HAAX'k  ,vkliHl|,e 
CK'k'E'k    K'kCHW. 

ri'kCHk  H.  lpA\CC'k:  Hc  IIAaAMHE.  IlcTCSHHK'k  'l'kl  IdliM 
CA  —  IlpCClikT'k  CA  IIAHf  CCfAHklV»  —  Hc  nAAA\ll\l  CKATE  H3- 
BaiiH    —    OtTv    CK'k'l'a    CEi'kTC>,V'"i!^ll,'J^- 

rrkcHk  A.  ipA\cc'k:  Kora  HAC<ii'kKC>AVk.  Kcroif  AxivicAkHC» 
iip'k,Y,'kCTCiJ  —   1io:khi€    ctA-kHHie    'i"k!    K'kiii'k  —   Kt».   Borov- 

llpHA-klKHC»     CüATf     /WOAH    CA      —      Alll^H       npOpOHkCTUH      0     TfKf 

Miicrard. 

2.  KaHOH'k  anccTOA0A\'k  OKijjk.  CTH^npa  raack  Ji,- 
iio;i,.  3KaH'kin.   3iiaH'kiM   na   aiiocrcAkCTKC»   —   A\p'k;Keio    cao- 

B'kCHOK»    CH    —    Il'k    A\paU,'l;    0,l,kpJKHA\H    ICCAX'k. 

KAHCH'k  raac'k  X-  ii'kcnk  a.  ipA\ock:  cr-ki«.  HpecK'kT- 
AAAAH   3apAiV\H    cii'k'rc>,v,aKkHf  —  H3'k    A\Aa,va  orrcTOiiaH'k  — 

IlpfClii;Ti\aA\H     3apAA\H      npCCK'kljlfHk     —     H<C»I1HK;      UKOJKE     p6Me 
CHAMlOH'k. 

n'kcHk  r.  ipA\c>c'k:  tkou  irkiik.  TpkcctAHfMHaA\n  3apAA\ii 
iipeuciKec'i'UkHC»  —  U'k  ßcio  3fA\Aio  H3n,\,e    —  MptiiUK»  cacKeck- 

HOIO    C»YAOKHA'k    ItiCH    —    \U   ^\,A'Axi    A\iHi    K'kcOAX'k    K'k   pa,\OCTk. 

n'kcHk  ;v  ipA\ctc'k:  c'k,vAh  ü'k.  lipecK'k'raaA\n  AcynaaMi  — 
Ga\\c«KM,i,en,k   nkiKk     raiiHaAXk    —  ;l,or\-<MikHorio    Kaarc,\,'»Tk 

—  IIa  TA  raKO  TO^Ma  Akr'kKa. 

n'kcHk  e.  ipA\c>c'k:  H'kiH'k  irkcra,  Ahktv  irkpkHO  ck 
cTar.Akuie  —  M'kiH'k  iipfcrcid  ck  aHrea'ki  —  A\'kicAknoi<-;  ta 
ciiATf  ckirkA\'K  cOAiikii,«  — Tucrd  Mio,\,fca  rtp'kMiiCTHH  i-aacn  pktiia. 


(340  Snial  Stockij. 

irkcHK  5.  ipAACC'k:  npHH/l,OY'K.  Nni3AP«1fHkHa  CK'kTJ 
CHMM     —     Cß'kT'h.     A^HpOY     KkCHia    —    ;\c»CTC«IIHO    TA    HapfMf    — 

0/\\pi\MfHC>ie   cfp^v^U«   A\oie. 

ck;\.   TAACk   ii.   110 A-    iip'k/UOVAP"^^'''"-   Na   npfCTO/vk  ck 

\'pHCT'kA\k. 

ll'kCHk     3.     lpA\Ork:    Hf    nCCAOipKIl.     NfUCTOUkCTKa   AAkPAOY 

—  li'kOpOYiKk     CA     K'kpCK»    —    Kcpkll,i\     ^HrdßOAA     MOlipaA'k     leCH 

—  NeKfC'k  TA  uiiipiJJK»  c'k,vkra  uor'k. 

irkcHk    ii.    ipAAOC'k:    WTpoKki    UAaro.    0\|'no;Y,OKAkUje    ca 

YpHCTCBiv  KOAkHlvH  AXOrniw  —  Na  CTpaCTH  ßCA  lüKC»  AfliTv 
B'kCKOHHA'k  l€CH  —  TpküAfTm'k  ü-fcHkUk  WT  KCTa  lipUMT'k  — 
KHUraAAH    OrHHA^H    A'kßC». 

riivCHk  Ä-  ip/v\oc'k:  lyrA  oyKO.  OpuHAxn  KorcTAace  /WCAkRk- 

HO^K»     TU     ri'kcHk    —     GTpaCTkAAH      0/k,kp^KH/Ma    AAA    —     flpfCTO- 

Aoy  nptcTom  Ck  aHrtA'ki  —  AoyMa/MH  TKCiero  CB'kTa. 

'S.  HaHOH'k  C>Tkl|6A\'k  OBL|Jk.  TAaCk.  f.  CTlI^Hpa  RO^. 
HkCTHO  HMk.  TK.  flp'knCt^OKkHf  CTM6  —  GK'kTAOCTM  /».O^Y'^ß«^" 
H-kH    —    l^'kYOBH'klH    A\paK'k, 

KAHOH'k  raack  h.  irkcnk  a.  ip/ucck :  BC^oy  "P*^- 
MpaK-k  rpiiYOBH'kiM  WT^KHiH  —  ß'K  Hfep-kHy'k  i€ro  »übh  ca  — 
/KuTHie  Kfc  iiopoKa  cTAiKaB'K  —  lhi{i  iipoiiOB-k^auja  ^ptBat 
npcpci;n. 

n-ÜCHk  r.  ipAAOC'k  :  HtKfCHOA^OY.  MfH3AP«HfHm'k!  TAHH'kl 
CTpaiUHT».!  —  npfCTOAOif  BAa^'klHkHK»  —  IloAKH3aHHra  TU 
TpOYA'I^'    —    Nm3AP«^fHkHC»    pOJKkUJH. 

n'kcHk  ;v  (ipiuoc'k:)  T'ki  mu  ypHCTf  rocnoAi^.  T'ki  Ha 
3eA\AH  ApC'V'"'*^'"  '^^^^^'^  —  y^c»\')COBkH'kiH  opi'aH'k  —  HcTaMa« 
raKO>K{  piiKa  oiptHHra  —  T'ki  B'kpkH'kiA\'k  no^Baaa. 

H'kcHk    i.    ipMOC'k:   fipccB'kTH.    ripocB'kTH    TBOie   ;khthi€ 

—  TpC»HII,ll  K'kICT'k  HCT'k  llpCnOBkAHHK'k  —  yi,kp3HCBfMm€ 
HM'kta  K'k    KCTClj^    —    IIC/UOAil    CA    B'kHHOY    C'kIHOy. 

irkcHk   ii.    ipA'.oc'k :    /MOahtbo^    cm.    Awbcbiiio    H    B'kpOK» 

npHA'kflAk  CA  —  MoAH'l'BaMH  BapAtd  K'k  KOroy  —  MkCTkUO^K» 
TH    na/UATk    BAa^E    TBCpAl|l(. 

c'k/i,.    raac'k    a.    nc^-    rpoB'k   tbo.    3AaT03apkHCKi    B'k 

AC'Y'A"'    CTAiKaB'k. 

fl'kcHk    .3.    Ip/MOCli:  n:Kf  WT  HK>A'k.   floCTC/Mk  II  /MCAHTBCK» 

3aBHCTk     IIOKCpilB'k     —      llpKA'k/KH  KIH     TH     IIC»Aß""l^l     —    K« 

ck/MfH«    3aMfH'kHIH. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Uankcnstcinianus.  641 

ii'kcHk  Tl.  ipA\c«c'K:  cf^V'"!^  f«-  K'k  coror  iipHA'kiKnc»  3a 
c'KcoYA'i^  —  AVaTii  uojKiira  iip-kMucTard. 

ll'kcHk  A.  lp/\\C»C'h:  O^AIIKU  C/Ä.  (icTkCTKO  njVkAVkuH  R'k 
TA'kllkHC  —  Ha  StAAAH  ßKH  C/Ä  aHTtAkCKkl  —  'rpCIIII,!!  Hp*" 
CK'kTi\kn    CAOVJKHTfAk. 

i 

4,  KanoHk  iip'kiic,\,«'''KH'kiA\'k  OKki|ik.  crHYnpa  raack 
it.   fr^a.  Vici  npn-\e;Ka   'ifiia'k    —    Kaaro,v,'tTk   A'^VX'^'^'*^"^V   ^'^ 

TfKf    —    Pa^Oyil    C/A    KC»V%V,ÖV'I'"\"'^    Ki\ar'k    CTkH«. 

KaHOH'k  raac'k  ii.  iikcMk  a.  ipa\oc'k:  rp/!v,vkT«  aio,\,iii€, 
TpkCB'k'iaoK-:  KC»rcHaMa/\knc«M;  CK-kraccTn  —  MacraKAErrk  K'kici'k 

—  O'F'k   Kcra   C/\a/KEHE    mkh    C/Jv    —   T/^   0YTKkp;Kauii€  ii   3a- 

CTOVIlHIimO. 

n'kcHk  r^.  ipA\C»C'k:  ()\,'TKkp,A,H.  T'kr  CTk3/A  HaJKOTkH'kira 
—  /KhTMK-    Tl'.CK-:    Cli'k  TAO    —    G'klH'k     T'kl     MKII     C/A     KOHUUI    — 

0\,'TBkp;Kk!iiiie,  iio\',vn  »i  iipHK'k;Kiii|if. 

irkcHk  ;v  ipAACC'k:    0\,'CA'kiuia;("k.  llptov'Kpaiiiark  ,\OKpo- 

TaA\H    —    TfKOYll'HX'"^    OTkMf    llp'kllOAOKH6    —    Kj3aK0HkHHH     IIC- 
TCHH    —    ll'kcHC>CAC»K/M|lg    «llICTaU. 

li'kcHk   £.    ipA\oc'k:   OK'k'ra   iio^a.  Kc>;KkCTKa  uciKkCTKk- 

HarO  JKHKC»  ra    —    ()\,'Kp'kllAA!d  CA  CA\kpkHHIt;A\k  YplIC  rOKCAAk  — 

T'kAa  CA\'kpfnnK-;A\k  \'pHC'rci;c>A\k  —  TtK«  pciKkiuK»  vpHcra. 

irkcHk  ij.  ipA\cc'k:  K'k  iJf3Ai^H'k.  Aov'f^aKkH'kiy'k  A^^V/V*^ 
npcroMHTEAk  —  l'itCTpacTHra  iiOA'M»«H'k  —  llAaA\/ÄnkHOMi  c^poy- 

IKHIf-    llpllMA^    —    fJa    'Villi    Oy'fl<MiaHHI6    UOAO;KH\"k. 

civA-  i'Aac'k  i\.  iio,\.  iip'ka^ovAP'^'^'''"-  KpkCT'k  rocncA^Hk 

K'kC[lpHI6Ark. 

ll'kcHk.     3.    ipA\C»C'k:    C  T'kA'k   3AaT.    0\;Kp'kllAk  CH  A<>V^"* 

—  KaarccAOKfH'k  ificu.  A'^'^P'^  '"''^  lecik  —  K'kicr'k  cK'k'iAO  h;h- 

AHljlf    YPHC'I'CKO    —    lloieAVk    TKOW    litAHMHM. 

ll'kcHk    ii.   ipAAOC'k:     K'k  ll'kqik  C.    Ha  M«pa3C>pHA\0V'l0  :KH3Hk 

—  Mko  CAOv'ra  \-pHC'rc»K'k  —  Hciioank  lioijiacHi^;         ü'r'kKfp3H 

TOAKOV'ipHA\'k    HaA\'k. 

irkcHk  ft.  ipA\ock :  M'Aii  WT  Kora  KcrctCAC.  Hikj  KOJKkcriik- 
H'kiid  iiacaa^Katd  ca  a^^'^P*^''"'^'  —  •'^'^  "'i^'  K'kpck^  tkok»  iiaiWA'ik 

TliOp/Äl|IH\"k    —    (^AHMOAXOV'    l6C'lkCTK0V'  KAAN/^Kt    CA    —    Il'kllAC- 

L|i{Haro  CAOKa  iip'kiKf  KfciiacTk/iv  cov'i|ia. 

5.  KaHOH'k  A\0\^MfHHKCA\'k  OKljIk.  CT  H  \- II  p'k  I  TAACk  ii. 
IIOA-    liC«    Ol'IIO.    l'lCe     rcp'k    K'k3AC;KHIl'k   A\C»YHfHHMf    YP'^CTOK'k  — 


(54:2  Siiiiil  Stooki.j. 

Mhhh  aHurf/icTHH  •M/',\imnuia  ca  —  Nf  'ickaxc   aHKrcAit,   h'k  ii 

pO^'k    HACirk^lkCK'KIII. 

KaHC»H'K   irkcHK.    ii.    rt\AC'h   ii.   ko^oy  npc.    3AaT03«\pK- 

HCie    COAHkU,«    MÜH    CA    —  ^0^11110    K'KOpOYJKUK'k  K'kpOK«    —    3kH 
PHH*\    BIIMHIiy    HII.SiXOJKHBTv    —    GlUlCa    pOJKtLUlO    TA  H    KCirj.     Das 

Ende   dieses   Trop.,    das    ganze    dritte  Lied   und   vom   vierten 
Liede  ipMOCk  und  das  erste  Trop.  fehlen. 

(rrkcHk  X-)  Na  cTpacTH  kca  KpkiiKC»  oifTßkpiKk  ca  — 
np-k^kCTcra    K-k   caaB-k   kojkhh  —   T'ki    li'kpHkin/Uk   noj^ßaaa 

I6CH    BO^KC. 

n-kcHk  (.  ipMOC'k:  K'kCKOY-  SßiipHHa  skMHHm  raKo:»{c 
^piiBaf  —  CrpacTk/MH  cxpacTH  Hi^ivaHUJH  —  KciKHie  Kcra 
caoßa  racHC»  Mcnoß'kAara  —  MarepkHk  /i,kp3H0BtHHi€. 

nivCHk    S.    ipMOCk:    WU,'kcTH    /W/Ä.     0\'A"KH"^'^    CA  EaaJKJHf 

Tßora  CTpaAkB'ki  —  GoaHku,A  cßliTa-kie  tbc>i€  ;khthi€  —  Moah- 

Tßaaus  CH  3ai|JHTH  —  J\i\  HSBO^A"*'^^'"^  WT  aioT'k  np-krpdiUJfHHH. 

irkcHk  -i.  ip/v\oc'k:  KO^nra  c\c>.  KaanifHO  jkhthks  tbcic  — 

KpHAOiUa     A*^YXC»ßHO     B'knSpHB'k    CA    —    XpaKOpkCKTvl    OnOAM«    CA 

—  Hs    aO^fCHTv    /k.'kßHMkCK'k. 

n'kcHk  a.  Ip/UCtCk:  CfA'Wk  C£;i,A\H.  GTpaCTk/VVH  cbchmii 
CBAT«  —  Pa^OCTkNO  TH  naMATk  —  llfCeAAT  CA  CßliTAC  MH- 
HCBI    —    N'klH'k    npHHAAH    fOCnC^f. 

n-kcHk  ^,.  ipA^OCk:  OY'Af'ß"  ^^-  0\fJ\,lißH  CA  ß'k  iWHp'k 
TBOra  liaMATk  —  BfCJAHTa  CA  HfKO  H  3fA\AA  —  \h  npiv3pH 
BAaJKeH«    ll-kBfUk    CH    —    B^HHa    K'k    CklHOy    CH    lilKO    MATH. 

6.  KaHCHTi  A\C\'MiMHU,aArk  CKl|Jk.  CTH^Hpa  TAACk  X- 
nOA-  raßO  A'^KAA.  ^'kßCTKO  HiepaCTAivHkHC  —  OrHfA\k  CBfp- 
iuai€iMa   —   /Khth   >KeAaiOl|JH    ß'k   H^Ktcfc^'k. 

KanoH'k  raack   ü.  n-kcnk  a.  ip/uock:  WTßep3,  Grpac 

THW    B'kn!|,a    CH  CHAk  l"klliH     —    Al-kAß'kl    HiHTHHCK'kira    HOß-kplUH 

—  GTpacTH  B'kAH'kira  B'kcnpnraT'k. 

nllCHk     r.     IpMOC'k:     H£BECH0/U.     MeA^<M(J£     JKmkCKC>\j'K»     WT- 

ACHiemn.  Die  anderen  Trop.  des  dritten  Liedes  und  das  ganze 
vierte  Lied  fehlt. 

n'kcHk  i.  lpA\CC'k:  ßkCKO^K»  'V\A.  Sß'kpHHH  30yBH  — 
ÜATiTk    OY'WfpTßHB'klHH    —    l\i    B'k3A\0rCma    TiHf    HH    paH'k!. 

H'kcHk    «i.    Jp/MOC'k:    OIvkcTH  /WA.    K'k  A'llBCTß'k  Hp-fcHHCrk 

cTpacTHK»  B'hCHiü  —   /Knikit  ßpka^kHksic»  h  CAaßo^  ocraßAkHin 

—  G'kK'kICT'k    CA    llpeCAaßHO    )CpHCTC>ß'k    TAaC'k    Ha    T6Kf. 


Uebcr  Jen  Iiiluilt   dos  Codex  HankeD&tciniunus.  643 

M-kCHK    3.     IpiUCCk:     KO;KK/ä     C)COJKf.     IIIkO     ai'H/Ä     KC>4,HA\K 

Ha   saKoalvHKi«    —    Tiioitro    ikhtkm    uniopCMHOit-    /Kurme   — 

MbH    C/iV    IICTOHHHK'K    111^'ka'kHMI.I. 

irkcHK    ü.    !pA\c»c'K:    ce,V'^^i*     cf,v.\\ii.     lIpdiCMcaKKiiiii    cwv 

K'kpCK»    —    U'k    AHl^'k    lip'k^V'^^CTCmiJH    HtK«CH'KI\"K    CMAK    —    H  IC 

ML|irr£Tb    ß'K  MMp'^k.  Dieses  Trop.  ist  nicht   abgeschlossen  und 
das  neunte  Lied  fehlt  ganz. 

Randtext. 

In  dem  die  Theile  B.  und  C.  des  Grundtextes  beglei- 
tenden Randtext  ist  a)  GnaKcaph,  h)  der  Gottesdienst  für 
bedeutendere  Feiertage  imd  andere  Fälle  enthalten ,  so  wie 
sich  dies  im  Anthologium  findet. 

a)  Der  OHaKcapi^  entspricht  dorn  Kalender  des  Antho- 
logiums,  bietet  aber  manche  Eigenthümlichkeitcn.  Ich  habe 
ihn  mit  anderen  griechischen  und  slavischen  Kaiendarien,  so : 
mit  dem  bei  Scholz  Nov.  Test,  abgedruckten  ^l^uvz^ap'.ov  aus 
dem  10.  Jahrhimdert,  mit  dem  Kalender  des  griechischen  An- 
thologiums  18G1,  mit  dem  Synaxar  des  Evangelium  Ostromir,, 
des  Apostolus  Sisatovae.  und  schliesslich  auch  mit  dem  von 
Sreznevskij  in  ,4P6B-  c^^b.  nam.  rocoß.  uiic.  aus  mehreren  sla- 
vischen Handschriften  zusammengestellten  Kalender  verglichen 
und  gefunden,  dass  er  bezüglich  der  Angabe  der  Heiligen  in 
vielen  Fällen  mit  den  erwähnten  Kaiendarien  nicht  überein- 
stimmt. So  ergaben  sich  beim  Vergleiche  unseres  Gwaiccaph 
mit  dem  bei  Scholz  Nov.  Test,  abgedruckten  in  jedem  Monat 
der  ersten  Jahreshälfte  (September  —  Februar)  zwei  bis  fünf, 
der  zweiten  Jahreshälfte  (März  —  August)  vier  bis  dreizehn 
solcher  Abweichungen ;  noch  grösser  ist  der  Unterschied  des- 
selben von  den  anderen  oben  erwähnten  Kaiendarien. 

Die  charakteristischen  Eigenschaften  unseres  GHaKcapk 
scheinen  bei  Beurtheilung  der  Provenienz,  der  Abfassungszeit 
des  Denkmals  u.  s.  w.  von  Wichtigkeit  zu  sein,  und  anderer- 
seits ist  auch  die  Sprache  desselben  von  grosser  Bedeutung, 
Aus  diesen  Gründen  habe  ich  mich  veranlasst  gesehen,  ilin 
unter  die  Textproben  aufzunehmen.  Es  wäre  aber  überflüssig, 
denselben  vollständig  abzudrucken,  da  er  ausser  den  Heiligen, 
deren  Namen  uns  besonders  interessircn,  noch  enthält :    a)  bei 


644  Smal  Stockij. 

jedem  Monate  die  Angabe,  wie  viel  Tage  er  hat,  und  wie  viel 
Stunden  auf  Tag  und  Nacht  entfallen  5  h)  bei  einigen  Heihgen 
das  7rpox£t[j.cvov,  dX)v-r;Xo'jia  mit  dem  cti'x:«;,  die  Angabe  der  Epistel 
und  des  Evangeliums,  das  ■/s'.vwvr/.iv,  und  manchmal  c)  ausser 
dem  eben  Erwähnten  noch  das  Tpo::äp'.ov.  Ich  beschränke  mich 
deshalb  darauf,  die  fortlaufenden  Tage  mit  ihren  Heiligen  an- 
zuführen und  mit  *  das  Vorhandensein  der  sub  h)  genannten 
Kirchengesänge,    mit  t   der   sub   c)  genannten   zu    bezeichnen. 

Im  Allgemeinen  sei  bemerkt,  dass  1.  der  ]\[onat  Februar 
nur  28  Tage  hat,  2.  am  2.  Mai  und  24.  Juni  die  russischen 
Heihgen  Borisi.  und  Glebt  und  am  1.  October  riCKpoK  npicK/AT'kiA 
KCrc<pCvi,HiV*  vorkommen ;  3.  die  Heiligen  Cyrill  und  Method 
nirgends  erwähnt  sind. 

h)  Hier  wird  näher  auf  den  Inhalt  des  für  verschiedene 
Feiertage  im  Hank,  sich  vorfindenden  Gottesdienstes  ein- 
gegangen. 

1.  Tb  YcVsOa'.cv  -TtZ  \j-zpyyj.'j.c,  Oeoxö/.su  (8.  September,  p.  20). 

CTHjCHpa  Ha  pOJKtiCTBC»  BOPOpCAHUH  TAaCTv    S.    Ca/MCPAdCHI. 

Drei  Stichiren  =  Anth.  den  drei  ersten.  Die  Stichireu  ^t£.- 
(pävoy  'Ayio-oXitoj  finden  sich  Hank,  nicht.  Ha  CTH^OB.  raacK  B. 
nOA-  Js^OiWi  e^spa.  die  drei  Stichiren:  MHpc«BM  BnOBaHke;  — 
^HbCh  pa^wcTk  paiKaeT  ca  —  Ti».!  e^HHa  3'kA\AKH'ki\"K  finden 
sich  Anth.  nicht,  caaßa  V  HKäH-k  raac'h.  s.  /\i,HbCb  HmawA"**'*^ 
BpaTa    =    Antli.     der    ersten    Stichire    -iTscpavou    \k.^(ioT^.    dq    10 

•/.Uptc    £7.£/.p. 

KaHOH'k  raac'k  h  findet  sich  Anth.  als  der  zweite  tou 
y.upto'j  'AvBpso'j.     Ein  y.zv.  tou  -/.upiou  'Iwävvoy  fehlt  im  Hank. 

nlccHk  a.  ep/MCC'K:  GKp\'iiihiiiaro  mit  vier  Trop.  Gba- 
TaA  CBAT'KI\-  —  /^a    aHK\-6T    BC/Ä    TBapK    —   TpHKf3HaMaaH\' 

caasAK»  —  Kto  bh^v^a'k  ecTk  —  Anth.  ^ 

nivCHk  r.  ep/MOCk:  0\'tb(PAHCA  mit  vier  Trop.  B'kcnH- 
TanaA  —  Ta  caaJKHTk  a^axH  —  TtK«  iioKaan/svc/VV  ca  —  GB'k- 
TO^aTtAA  =  Anth. 

ck^-  raac'k  X-  "OA-  o\j'ahbh  ca.  Gwsmh  ^aBH^t  :=  Anth. 
[XcTa  rr;;   a    gti/oX.   p.  23. 

ck^,.  raac'k  W.  no^-  noBsatnoe.  ^a  pa^^CT  ca  HtBC  = 

Anth.  |j.£-a  TDv  '7:0  Au  SA. 


1  Im  Antholog.  hat  jedes  Lied  je  sechs  Trop.  darunter  auch  diese. 


Uebpr  don  Inhalt  des  Codex  Hankonsteinianns.  64D 

iiivCHk  ,V  <^P'"'^<^''^: '  iipc«pwirk  a,\\'kKaK\|-<\\  mit  vier  Trop. 

IlarpK/Äp\"k  V/AKU'K'K  —  ll'Kltrk  ;Klt-3i\'K  äp\,-NK  —  Tpc>Mi^  H(- 
Pi\3A'k'^HC  (-;^V"N**f''''^'^  —  J"''^  Mp'IvK'k  'i'KC>'k,\\K  rinden  bicli  niclit. 

irl'.CMk    f.  KpA\oc'k:    i'C>cnc>,\ii    cO/Kf    Haiu    mit    vier    Trop. 
Miicrc><-:  'iiicc-^  pc»;KkCTKO   —  ^\HkCk  ,\a   tjcmät  ca  —  Rc3Ha 
MaAH'kV  iioi;/\an/ÄKA\  c/sv  —  K'kiCT'k  c>\'kc>  Mp'kßc»  =  Antli. 

irkcHk  /i.  f-p/WU'C'k:-  IÜko  liO^VTvi  mit  vier  Trop.  XKaanaxk 

CK/ÄTOK    pCiJKkC'l'KC    —     (iK/AT\'K?     CK/AT'kl\"k    C\|-||IV"lö    —    (>,\HHC> 

K'k  'ipOHiu*  liOiKkCTßO  —  XpncTC>Ka  Ka^\naHHna.  Mit  Ausnahme 
des  dritten  Trop.  finden  sich  alle  Anthol. 

KOH^yaK'k  raac'k  J\.  Ilcäi:tia\k  li  ahkHa  und  iKWCk^ 
A\oAHTßa  !rkK\,-iik  H  l^k.3A'Kl\-aHk(^  =  Anth. 

iiivCHk    ^.  f-pA\cc'k:    Xa/\,v'kiCKaÄ    n'kifik    mit    vier  Trop. 

IIpa3,\H\-K-.AVk    MIICraÄ    —    HkIH'k    ÄHkHa    MCtMVV    C/A    —    Oi'na 

iipccAaKMAX'k  —  5l^aA\0Ka  ov'H\'Ka.  Das  letzte  Trop.  lindet 
sich  Anth.  nicht. 

iiiiCHk  i\.  F.pAXWCk:  nHrsAM  H(K{ca  mit  vier  Trop.   IVk3Kf 
AMMiiA'k  (-CM  ciiact  —  MkiH'k  K'k3K«cfi\H  CA  ,\aiai,\f  —  /^a  wv 
Kfp3n'   CA    i^cpK'ki  —  ll'kiH'k    HfiiopWMHaA  ärtiHi^a    findet    sich 
nirgends. 

iiisCHk  A-  ^'pAXU'Ck:  *l»c;Kk  i-cTk  A\a'repkA\'k  mit  vier  Trop. 
yVoc'in'iHC»   KC>;KkA   A\aTn    —    (i'kK'kicTk   CA   KCiikhM|iaro   lipo 
pCMkCTBC  —  Mio;Kk  <-:c'rk  K«3aKvvnkHkiA\k  —  llkAxivC rn/\a  ecH 
—   Anth. 

CTH\'npa  Ha  yKaa.  raack  li.  iio,\.  o  ^\,iikhok.  Drei  Sti- 
chiren =  Antli.  p.  28.  Es  fehlt  die  dem  ci^a  y.al  vuv  ent- 
sprechende. 

2.  'Avx[j.vr]a'.;  TT];  «.'■{'.aq  [xz-aiJ.opabiazoyq  toj  y.upiou  etc.  (ß.  August, 
p.  498).  GTH\-Hpa  Ha  iip'kcKpaiK'kHkc  rociiOAi^Hf  raack  Ji,. 
Drei  Stichiren  =  den  drei  ersten  Anth.  (st;  to  -/.'jp.  £•/.£•/..);  die 
vierte:  llpHV,\'kT«  irk3H,vka\'k  na  ropor  findet  sich  Anth.  als 
hozy.    zl:    vr,v    a'.tv;v.    na    caaiia    i    H'kiH'k    =    Anth. 

KanoHTk  raac'k  rt  ■'  ist  fast  ganz  gleich  dem  zAveiten  Canon 
des  Anth.,  dem  des  Mwavviu  toj  A7.[j.as-/.r,voü.  Eine  Abweichung  be- 
steht darin,  dass  das  Anth.  im    siebenten  und  achten  Liede  je 


^  Dersßlbe  «--p.uoc-k  und  die  zwei    ersten   Trop.  Icommen  Cod.  slnv.  83  vor. 

2  Der  Kp.MwcTv  des  sechsten,  siebenten,  achten  und  neunten  Liedes  ist  voll- 
ständig ausgeschrieben. 

3  Der  HpA«oc-ik  des  vierten  Liedes  ist  vollständig  ausgeschrieben. 


G46  Sm»!  Stockij. 

vier  Trop.  hat,  ITank.  dagegen  nur  je  drei,  und  zwar  fehlt  im 
liank.  das  zweite  Trop.  des  siebenten  und  das  dritte  des  achten 
Liedes.     Nach  dem  dritten  Liede   findet    sicli  c'k^.  r^acK  ä. 

IIC»A-  KpaCCT'k  ^'IvKCTK.  KcJKKCTRUH'KI/A  CAilß'kl  CII/AHUB  und  C'kyV,. 

TAdCK  Ji,.  iic»A-  oyAii'^'  ^'^-  Ma  rop'k  ^jsawpkCT'ki".  Das  erste 
y.xO.  findet  sich  Anth.  nicht.  Der  KWHyV^K'K  und  HKivcTk  nach 
dem  sechsten  Liede  =  Anth.  Nach  dem  neunten  Liede  steht 
Cß'kT.  :=  e^a-ocTsiXap'.ov  des  Anth.  Ha  ^ß'*'^-  ^Aac^v  fi.  Die 
drei  Stichiren  MpaKa  saKWHkHaro  —  OK'krcMu  ko^kkctbk- 
H'KIMK  —  lifpTvCra  iipc»pOK\'  ßW  Bp'k/UA    finden  sich  nirgends. 

3.  Mrr,i):q  xriq  y.oqxrjcsa)?  t%  uTrspayta?  Osotoxou  (15.  August, 
p.  511).  GTii)fHpa  Ha  oifcn'kHkfi  cBAT'kiA  KOropc/i,Hna 
VAACK  ij,  caMcraac.  Ha  RfCMepTkHoe  Tßce  ©»fcn'kHk«  =  Anth. 
tlq  xohq  ahoDq.  UdKC'K  ß'kllllklUH  c\-||m  und  liCfHmopWHHa/A  Hi- 
ß'kcTC  =  Anth.  si?  TY)v  Auv/.  na  CTiyoR.  raack  ü,  HpHiA'kTf 
ßCH  KiVHii,H  .3E/ua<ft  =  Anth.  dq  Tr;v  AtTy;v,  na  caaßa  h  HiviH'k 
raack  ;V  6r;\a  i'.S'kiH^e  BoropoyV"".*  j{,'kRC>  =  Anth. 

KaHOH'k  raacTv  a.  F.p/vvwcTv  und  ihtv  raack  Ji,.  mit  je 
zwei  Trop.  stimmt  im  ersten,  dritten,  fünften,  sechsten  Liede 
der  beiden  Canone  und  im  achten  und  neunten  Liede  des 
ersten  Canon  genau  mit  Anth.  übercin.  Nach  dem  dritten 
Liede:  C'k^.  raac'k  Ji,.  nc»A.  rpwR'k  TßwV.  liCfMkcTHTviii  ahkiv 
=  y.aO.  (j.sxa  ty;v  ß'  cTt/o/,.  c'k^-  raac'k  H.  HoßEaivHkeMk  Tßwp- 
H,a    findet    sich    nirgends. 

H'kCHk     Ji,.     (-p/MOCk:  '     P'kMI     npC»pC>K.     liHy\,lin'«     aKt/l,kfi     — 

IVkS/ftuia  C/Ä  ßpara.  i'H'k  raack  Ji,.  n-kcHk  Ji,.  F-p^cck:  He 
ica'ky\HO/Mk.    MiO;\,o    irk   .sp-liTii   —   U-k   iipiicTaßa'kHke    Tßoe. 

Nach    dem   sechsten  Liede:    KWH^aß'k  und  HKivck  =  Anth. 

M'kCHk     H.     KfCTy^H'kV     /ApOCT:      ncrOOYMHHtH'kl/Ä     CKpiJKaail     — 

l'i'k    T\^-/v\iiaH'k\"k.    iH'k    raac'k  Ji,.    n'kcHk    -i.    Hfnc»ca\'^KHma: 
O^HOma  yv,'kßHii,a  KOiKkÄ  Marfpt  —  KcfMkCTHce,  iip-kcTaßa+.Hkt:. 
iHk  raac'k  Ji,.    irkcHk  ii.    OrpOKki  iw\.:    Ha/WATk  th  np'kMH 
craÄ  —  {)m  iiaMf  cMTvicaa.  iHk  raac'k  ;v  rrkcHk  a.  IIc/äkti 

3'ka\af.  npMI>,'kT£  ßk  CHiVHk  —  ilpHl'/UH  WT  HacTv  nkcHk. 
CTH^Hpa  Ha  ^liAA.  raacTv  a.  Alle  drei  Stichiren  finden  sich 
Anth.   elq  lo  j^upis  ex£xp.   p.   511. 

1  Im  Antliolog'.  hat  das  vierte  und  siebente  Lied  der  beiden  Canone  und 
das  achte  und  neunte  Lied  im  zweiten  Canon  je  drei  Trop.,  worunter 
auch  die  des  Hank,  vorkommen,  welclier  überall  nur  je  zwei  Trop.  hat. 


ITobcr  flen  Inhalt  iIps  Codex  Hankcnsteini;\nus  647 

Toffcü  XptatoD  (25.  Dcceraber,  p.  22S\  GTH\-Mpa  Ha  pciKk- 
CTKO  \'pHCTC»KO  TAacTv  ü  =  Anth.  (Icii  drci  ersten  Stichiren 
de,  tb  y.jpi£  £y.s/.pa;a.  Ha  CTHyOK.  raac'h  U.  /^0/i\f  fi^f^paHTU'R'K 
—  npniVv'kTf  ßCM  KTv  KC>rctpc>,vmM>  A''^^''^  linden  sich  nirgends. 

KanoHiv  raacK  a  entspricht  ganz  genau  dem  ersten 
Canon  toj  xjptou  Ko^jj-a,  nur  hie  und  da  sind  die  Trop.  uni- 
gcstelh.  Der  zweite  v.'xvmv  iÄ;j.ßr/,b?  'Iwavvou  Movayou  findet  sich 
Ifank.  nicht.  Nach  dem  dritten  Liede:  ck^.  raac'K  a:  II- 
cycy  pu'HiKiiiio  ca  rTv  tiH<f>aewa\'k  findet  sich  nirgends,  ckjy. 
raac'K  ,\:  llpuiVv'kre  ki^h-wk  ß'kpHHi"  =  /.xO.  [j.t-x  xr,v  a  cx'.yoX. 
Nach  dem  sechsten  Liede  ist  kwh,V'*K'K  raacK  *i.  ^'kKa 
AHKCK  nur  angezeigt  =  Anth.,  6  oh.oc,  findet  sich  Hank,  nicht. 
Nach  dem  neunten  Liede:  CB'kTHAKHa:  llcckrHaTv  kctk  HacK 
c  R'Miiif  =  Anth.  cTH\'iipa  Ha  ynaa.  raacK  a,  IitcEaiiTt  ca 
iipaKf,v,n'"  —  Korcpo,v,"n,«  x\\v.<i  pwjfiKiini/Ä  ciiaca  —  lIpMi'A'kTf 
KKC\-Kaaia\'K  A\aTfpK  —  caaßa  raacK  ,\-  OTkii,K  ir^Koana-k 
HCTk  finden  sich  alle  Anth. 

5.  Tä  a-^'.y.  OtocTnix  tou  y.upiou  y;ij.wv  T/^ccj  XpisioS  (6.  Jänner, 
p.  280).  cTHyiipa  Ha  YpkLii-kHkä  rccncA'*  nanifro  ic\-ca 
\*pHCTa  raac'k  k  =;  den  drei  ersten  Stichiren  elq  zb  y.üpte 
£/.£/.pa;a,  nur  ist  die  zweite  mit  der  dritten  umgestellt,  iia  ctm- 
\'0K.  raaCTv  a.  Drei  Stichiren  =  den  drei  ersten  slq  tiu;  al'vcj;. 
caaKa  V  H'kiH'k  raack  ii.  /\HkCk  ko^h.  (nur  angezeigt)  findet 
sich  Anth.  wpa  -pcoxr;  p.   28L 

KaHOH'k  raac'k  Ii  '  resp.  die  Leiden  Canonc  entsprechen 
genau  den  beiden  griecliischen;  nur  hat  das  vierte  Lied  des 
Hank,  im  zweiten,  und  das  siebente  Lied  im  ersten  Canon  je 
zwei  Trop.,  während  Antli.  je  drei  Trop.  bietet;  es  fehlt  im 
Hank,  in  beiden  Fällen  das  dritte  Trop.  Nach  dem  dritten 
Liede:  ck^.  raac'k  ii.  Iic\-c\-  pw^Kkiiiio  ca  wt  A'^^^-ki  axapkA 
=  xaO.  [/.exx  ty;v  a'  s-'./oX.  am  7.  Jänner,  p.  305.  Nach  dem 
sechsten  Liede:  KWHA^^K'k  und  Vkwck  =^  Anth.  Nach  dem 
neunten  Liede:  CK'k'rua.:  lIockTnak  F.CTk  Hack  c  ß'kiUH  = 
dem  i;a::ocT£tXap'ov  am  25.  December,  Avährend  aber  der  Schluss 
dort  HKO  WT  ^'I^RTvi  po^H  CA  i'OcnOA»*  ist,  lautet  er  hier:  liEO 
RTv  «-ipAttHiv  KpfCTi  CA  TocHOAiv.  Ha  ^ßaa.  raac'k  ii.   Pochc^ah 


1  npiWCCTv  lind  iiHTv  Mp.uocTi  üborall  vollständig  ausgeschrieben. 


648  Sm»l  Pl«'i'tij. 

VciiC'AHiri'ii  \'C>T/Ä,  e-i^Kt  HapKSKA'K  <-:cii  —  Antli.  d:  tyjv  Wr^v.  — 
rc>ciic»,\ii  Vciioahutii  \-oT/A  kc6  oiipaKk^\aHk^:  und  1\>ciic»ah  \'C»T/ft 
i:jiiCKaTM  Hiulou  sich  nirgends.  CAaiia  i'Aac'K  /i.  IrKCiiwiAAC 
K'kpHnf  --  Autli,  ]).  29(5.  i  h'kih'I;  rAacK  (i.  flHrfACKa/!v  BwiHk 

cTBa  rindet  sieh  nirgends. 

(>.  'H  ü-a-Kavr};  toü  y.'jpt'cu  y.y.\  Oeoü  xat  cwr^po?  vjixoiv  'Iyjcou 
Xp'.crcou  (2.  Februar,  p.  3G1).  cTHyupa  Ha  cp'kT'knki^:  raacTs  .^. 
Die  drei  Stichiren  =  den  d:  tov  axi/cv  p.  303.  Ha  CTH\'C»K. 
raac'k  a.  Htc  RHj^/ii  cTapMf  —  XpHCTa  rc>CMOy\,kH/Ä  KHyv,'k\"k 
—  Pa^\\,-V  C/Ä  iioropc^HiM  rinden  sich  nirgends. 

iwtHOH'K  raac'k  ir^  entspricht  genau  dem  Griechischen, 
nur  hat  das  sechste  Lied  des  Hank,  zwei  Trop.,  Avährend 
Anth.  drei  Trop.  bietet;  das  zweite  Trop.  fehlt  im  Hank.  Nach 
dem  dritten  Liede:  c'k/i,.  raac'k  a.  ßi.  nfpKCRk  npHHfCC  ca 
imd  Gkpc>kii|I(  K'iiHHC8  rinden  sich  Anth.  nicht.  Nach  dem 
sechsten  Liede:  KU'H,/i,aK'k  und  VKU'C'k  =  Anth.  Nach  dem 
neunten  Liede:  CK-kTHAkHa:  llpHi/waii  ypncTa  CTapHf  npa- 
Kt;V,HTvi  ii  rindet  sich  Anth.  nicht,  aber  das  zweite  CBivTHa. 
/V,\,-YO/V\k  ccR/M|ifH'k  iip'k/V'kCTO/Ä  cTapfii,k  =  dem  e^amo-c.  des 
Anth.  cTH\'Hpa  Ha  \'Ka/\.  raack  a.  Die  drei  Stichiren  und 
caaßa  raaCk  ü  =  den  Stichiren  und  oo^a.  y.al  vjv  dq  xo  xupie 
r/.£y.pa^a  p.  361. 

7.  '0  EuaYY3At5|xb;  TY];  bi^epoc-fiac  OsoToy.o'J  (25.  März,  p.  400). 
CTii\-npa  KAaroK'kip'liHkK»  cßAT-ki/Sv  BC>rcpc>/i,Hna  raac'k^,- 
Die    drei    Stichiren    =    den  Stichiren    dq  tov  o-'yiv  p.  40L 

KaHOHTv  raacTv  Ji,.  nivCHk  a  mit  drei  Trop.  J^a  th  ncip.Tk 

BAa^-klMMII,«    —    lioilkK»    TM     BfCfAA    CA    —    AfCTHO    A\/Ä    B-kipaTH 

=  Anth.  Das  vierte  Trop.:  NecKasaHTviH  ccTkCTRCAAk  weicht  vom 
Anth.  ab.  n'kcHk  r  mit  drei  Trop.  =  den  drei  ersten  Trop. 
des  Anth.  H'kcHk  ;i,  und  die  drei  Trop.:  Gb/S\t\-  Y  6Tfp\r  j^±- 

BII!I,K»    —    Gß'kTfA'k    CklH    CR'kTOAAk    —     GTpa^CAVk     rÜKO    paB'K 

:=  Anth.  Das  vierte  Trop.:  Gß/ÄTaA  BC»rcipc>A»Hf,  ß  H'kiJKf 
V3R0AH  JKHTi  findet  sich  Anth.  nicht.  n'kcHk  '(  und  die  drei 
ersten  Trop.  =  den  drei  ersten  des  Anth.  Das  vierte  Trop.: 
Gf  ü-KiH-k  KiVHsauia  ca  npopciMkCTRk/Sv  Aveicht  vorn  Anth.  ab. 
nivCHk  -S  und  die  drei  Trop.  TAarOAaATv  TH  raBpHAT».  —  T(K( 
;i,acTk  CA  pa^ivcTk  —  OcixiiJa  ca  Eor'k  aAaAA\'  =  Anth.    Das 


1  Hp-wock  ist  überall  vollständig  ausgeschrieben. 


t^pticr  ilfii   liilKilt  ilis  <'n(]px  HunketiBteiniunus.  fi49 

vierte  Trop.:  noA\C/\ii  C/ä  0  A\c>i\iiTiiKMmi,'k\"k  weicht  vom  Aiitli. 
al).  KWH,\aK'k  uiul  IKU'C'K  =  Autli.  ii'kcHk  ^  mit  vier  Trop. 
=  Antli.  ii'kcHK  h'  mit  vier  Trop.  =  dem  ersten,  dritten, 
vierten,  fünften  Trop.  des  Antli.  irkcHK  ft  mit  vier  Trop.  = 
dem  ersten,  zweiten,  dritten,  fünften  Trop.  des  Antli. 

S.  Ty]  i^('.7.  /.al  [.».cYa/v-fj  /.•jpca/.Y)  to-j  t.7.z'/oi.  (p.  546).  KaHOH'K 
HA  iiac\*\'  raacTv  a  ist  ^anz  rijleicli  dem  Oriechisclien.  Im 
fiinften  Liede  ist  s  '-'.piJ.iz  im  Hank,  nicht  anji^ef^eben.  Nach 
dem  dritten  Liede  findet  sich  Hank,  keine  'j-yy-cr,.  Nach  dem 
sechsten  Liede:  ku'HA^i^'i^  ""fl  Vkwc'K  =  Anth.  Nach  dem 
neunten  Liede:  CK'k'iMA.:  llAorkK»  ov'CH^'K'k  =  Antli.  cth- 
YHpa  Ha  \-Ka/\.  raack  V.  Die  drei  Stichiren  ==  den  drei 
ersten  des  Anth.  caaiia  i  NkiH'k.  liU'CKptcfHkA  ,\(tth.  =  Anth. 

9.    KaHOH'k    /WU'AKfH   CK/fl^T'kV   Kcrc>pc>AH'U    raac'k  \\ 

entspricht  dem   y.avwv   -apay.Ar^Tf/.b;  -  c  [.».ly.pb;    d:  -r,v   jzspaviav  Oes- 
Tiy.ov    (Anth.  i-ep.    -iva;.    p.  95).     Geringe    Abweichungen    vom 
griechischen  Texte  kommen  vor  und  zwar:  (irkcHk  &)  und  die 
zwei  ersten  Trop.  =  Gr.,  das  dritte  Trop.:  Ol,'  CKfpKH  iWffi  c\'- 
i|ja  weicht  vom  Gr.  ab.    irkcHk  t^  mit  drei  Trop.  =  Gr.  dem 
ersten,    zweiten,    vierten  Trop.    ii'kcHk  Ji,  und  die  zwei    ersten 
Trop.    =    Gr.,    das    dritte  Trop.:    Ha    aoHiH    K0A'k.3Hk/UH    rp-fc- 
yWBH'kV  CAfJKaipa  MA  findet  sich    nirgends.    irkcHk  i  mit  drei 
Trop.   =   Gr.  dem  ersten,  zweiten,  dritten  Trop.   ii'kcHk  S  mit 
drei  Trop.  =  Gr.  den  drei    ersten  Trop.  KU'H,A,aK'k  raack  (i. 
AXCAHTüa  TEMA,  (uur  angezeigt)  =  Gr.   ii'kcHk  ^  mit  drei  Trop. 
=  Gr.  den  drei  ersten  Trop.  ii'kcHk  ii  mit  drei  Trop.  =  Gr. 
dem    ersten,    zweiten,    vierten  Trop.    irkcHk  p.  mit    drei  Trop. 
=  Gr.  dem  ersten,  zweiten,  vierten  Trop. 

10.  KaHCH'k  iipiiMai|ikHkK>   raac'k  Ii  habe  ich  in  grie- 
chischen Kirchenbüchern  nicht  gefunden.  (irkcHka)^:  rp/!v,v'kTf 

AK>A»viR:  HpOKk  TKCio  liAa,VKIKC  \-pMCTf  —  CAAlia:  OcKK<pHI\' 
CA  A'I^A'kl  3A'klA\H  ~  V  H'kIHA:  ;J«A\Af  KAAiaA.  llkcHk  V. 
fipAXWC'k:    Ha  KaAXEHH  A\:    GAk.3'kl  A\l  HC^^*^'*^»*  \-pHCTf    —   CAAKa: 


1  Hp.\w^c-\  des  achten   und   neunten  Liedes   ist   vollständig  ausgeschrieben. 

2  Der   griechische  Canon   hat  in  jedem  Liede  je    vier  Trop.,    während  im 
Hank,  nur  je  drei  Trop.  sich  finden. 

3  .Jedes  Lied  hat  je  drei  Trop.  mit  Ausnahme  des  neunten  Liedes,  welches 
vier  Trop.  hat. 

Sitzungsber.  d.  phiL-hist.  Cl.  CX.   Ud.  U.  Hft.  42 


(550  Sinai  S  I  ooki  j. 

I'lk  U'C'iaKA'kHKf-  K\*A»  'W  —  '  H'kIH/Ä:  /KHKWTHarO  \-/\'klw\ 
Tp/Ällt3C».  irkcHk  ,V  (^p/MOCK:  llpllllIfCTKOK:  ri'kC\'^CT'kK'k  Hac'k 
paA"  KVVIIA'kTITM  CA  —  CA  AHA:  ||ll,ki\l1  AV'"'^  A\0<-Ä  CTpyil'k« 
rCCIlCAH  —  •  H'kIHA:  IIC/MHA^I  A\A  /V\H/\OCtpA»»*--'Mk  CKC»V/V\k. 
irkcHk    f.    Kp/MC»C'k:    CK'kra  IK\\^Tf/\.    kli;C»JK(  lip'kiKf  pfM«  )f^pHCTf 

—  CixaKa:  Gaokc  i;c«JKke,  oyvAw  k\'j\i  —  i  h'kiha:  A\apk(- 
<\\aTH  KCJKkA.  irkcHk  s.  e:p/V\cc'k:  K'k  litaAHiv  rp:  OifM'k  /v\wh 
I  AV"^'^'*  —  CAaua:  ,\a  cTpaHfHk  k\'aV  CTpacrm  —  V  H'kiHA: 
Qt  Kora  Kork  caoko.  iiliCHk  3.  0  T'ka'k  3/\aT:  Hctu'mhhh« 
Krtarki^Tv  —  C/iaKa:  HsKaßAio  c/sv  crpacTm  —  i  H'kiH/T^: 
Gnaca  ßoia  pWHikiiiH.  n-hcHk  h.  btv  irki|ik  wi  HkH:  MfKecH-kix'k 

H  CTpaUIH'kl\-'k    —    CAaKa:    K'k  TKOt^./M\-  lipHK-kraK»  A^HACCtpAklC 

—  V    HlvIHA:    TpfllfipjO    npiHAAAA  U.THk.    ll'kcHk    ^, :    KeSHaHaAHA: 
XpHCTOCK    eCTk,    BK\-CIT«    —    /1,\,-11IIC    C    T'kAC^AXk    C3APAKH     KAA 
A'KIKO     —     CA  ÄRA:     MkO     CUPHk     K\'AH     'V\H  V     H'kIH/A:     KOPA 
KlVnA'kTIßllJH. 

11.  KAHOH'k  3a  KMCKWi"  TAACk  H  habe  ich  in  grie- 
chischen Kirchenbüchern  nicht  gefunden.  (n'tcHk  a) :  ßC>AV 
npciutA-  Oij'HCCTH  crp-kuuHk/Ä  iipn3pA  Kf3aKWHk/A  -  K):Kf  oy- 
A\-MHUia  CAAß\^  —  3aMaAa    kch    cAOßO    KC>Kk(-:.     ll'kcHk    r:  m 

K«CHO/M\-  KpVj^r^'.  H>Kt  MtpTR'k  ßOAnO  nCAC>>KI€H'k  —  MllAO 
CfpAkKMk    KCHikKMk    ßAAA'KiKO  IlWnAU'l|lk  CA    ß'k    Mp'kß'k  TU. 

n'kcHk  A.  6pAMVC'k:   T-ki  mi  x'piicrt  rcciiOA«»:    MHorki/SV  c»kh 

T(i\H  B  T«ßt  CIIACf  C\,-'rk  "  PAßfH'k  HA/M'k  MAOB-llKTk  tÜBH  CA  — 
T'kl     ß'kpH'kl/M'k     llOX'ßAAA    6CH     A\aTII.     H'kcHk    i.    fl'kCK\-K>    MA : 

Ha«>*^«  "»hmh  aHifAcriH  —  Oivki|rkHke,   Ha^k   raßH   ca     -   A\h 

AOCTHßHO  MHAOCTHKe  Avkp\-  MAOß'kHK»  ß'kCllpll/ÄA'k  6CII.  ll'kcHk  S. 

ep/Mwck:    On'kc'i'ii  iWA:  Mpkßc    ßpaiuke  CiVXfprk  ciiac«  iipc^caA» 

—  GAk3'kl  11  ß'k3A'KI\'AHk/A  —  GcTkCrßC-AAk  CA'kT'kAk  CA'k 
Aa6T    CA.      ßWHAAK'k:     CßAT'kl-UII     IICKU'I :     ll'liCHk    3.    6p-M0C'k: 

A^ci'H  Bßp'kicKi:  y\aeuiH   ß+.pHC»   (ip'kcraßAfH'kiAX'k  —  HcncAHi 

paA^CTH  V  ßfC'kAkA  —   Pa3APV"***''^    (ißJKHH\-  KAATB\-.    R'kcHk  Ü. 

epMWCk:  M\'chkhick:    G'KmeA'iv  «^  pwßk  np'kicncAHHi  —  Mko 

ICTU'MHHK'k    H;I3HI    —  MApkt-i  A'iKmi.f    ßOHIkA    MATH.    R'kcHk    A- 

epMOC'k:    OifCTpaniH  c:  Pa3APV""    ^'^    ^^A'"^    rivpKkiii  -    GfCk 

6CH    J^pilCT«    CAAAWCTk    —    GnaCH    MA    MaTH    ßCJKkA. 

12.  'H  T.a-^Y.öoiJAoq  üiWatc  tou  Tt[;.iou  y.al  ^tooTco'.oij  aia'jpoij  (14.  Sep- 
tember, p.  40).  CThVIipA  Ha  K'k3AK"^'kHkK  TAACk  Ü. 
Die    drei    Stichiren    —    den    drei    ersten    dq    rb    -/.upts    iy,expa^a. 


l'nlior  ilon   [iihaU  des  Codex  IlnnVpnstcinianuR.  051 

Ha  c'i'i\'C>K.  r/\ac'k  it.  Dio  drei  Stichiren  =  den  drei  ersten 
zlq  TO'j;    ai'vc'j;    p.    46. 

KaHOH'iv  r/\ac'k  ii  entspricht  genau  dem  Griechischen; 
das  vierte  Lied  des  Hank,  hat  aber  nur  drei  Trop.,  während 
Anth.  vier  Trop.  hat,  es  fehlt  das  dritte  Trop.  des  Anth.  Auch 
im  neunten  Liedc  weicht  Hank,  vom  j>'ricchischen  Texte  ab. 
Im  Anth.  findet  sich  nämhch  ein  i  ^'-pl^-ö:  mit  zwei  Tro]).  und 
ein  v.cy.c:  yXkoz  mit  drei  Tro]).  Im  Hank,  daliegen  nur:  'l'aiH'k 
p.c\i  KC^ropOAH'M  ''^'s  (fsp/MWCTv  und  die  drei  Trop.    y\a  R'k.SAP'»- 

AV'^^'T     CA     ;\\,'KplVKHa/A    J{,iVklUCc\    —     N«    lOptCIK     A^'I^KHIOK»    — 

J^A  WKpa.^'k  riOKa/KmiH,  von  flenen  das  erste  vom  s'.p|;.d;,  die 
beiden  anderen   vom  ä/.Xoc  sind.  Nach  dem  dritten  Liede  ck^y. 

yV,HkCk     lipCpOMfCKOF.     C'kE'klCT'k     CA      CACKO      und     HpfCT'k     TKlVi 

rcciiCA"  cßATi  CA  finden  sich  Anth.  nicht.  (Im  (Jod.  slav.  83 
kommt  das  erste  als  xaGiuf^.a  [xsia  ty;v  ß'  crr/oX.  vor.)  Nach  dem 
sechsten  Liede:  KiUH^aKTv  und  Vkwctv  =  Anth.  CTH\'Hpa 
Ha  )CKaa. '  i\  R'k  w\-TaMi,:  raack  ti:  Ii'k.3HfC(  ca  Ha  Kpfcrk 
YpncTf  GOJKf  —  HjKf  K'k  6A«/V\'k  paV  AP'^ßAf.  —  Mwickeiia  naam. 

Aus  dieser  Vergleichung  ergil)t  sich  folgendes  Resultat : 
der  Codex  Hank,  bietet  im  Allgemeinen  eine  viel  kürzere 
Fassung  des  Gottesdienstes,  als  das  griechische  Anthologion. 
Es  fehlen  nämlich  überall  1.  crTr/r,pa  elq  Tr;v  a'.ty;v;  2.  während 
das  Anthologion  regelmässig  zwei  Canone  enthält,  bietet  unser 
Codex  mit  Ausnahme  von  zwei  Fällen  nur  einen.  Zu  beachten 
ist  ausserdem,  dass  im  Gegensatze  zum  Octoechus  (Gnmdtext) 
nach  dem  dritten  Liede  gewöhnlich  zwei  xa9i(ji;-aTa,  nach  dem 
sechsten  Liede  ein  y.ovTay.'.cv  und  oly.c;  oder  nur  y.svTst/.'.ov  allein, 
nach  dem  neunten  Liede  ein  e^a-ocxerAap'.ov  (cK'k'iMiaKHa)  vor- 
kommen,  und  dass  die  verschiedenen  Stichiren  nicht  selten 
umgestellt  sind. 


Auf  Grund  dieser  Vergleichung  sowie  der  nun  folgenden 
Textj)roben  wird  es  möglich  sein,  dem  (Jodex  Hank.,  trotz  des 
Mangels  an  allen  Angaben  oder  Andeutungen  den  rechten 
Platz  unter  unseren  Denkmälern  zuzuweisen. 


'  Diese  Stidifirnn  sind  nur  ano-ezeigt    und   auf  don    Octoechus  verwiesen. 
Die  HpA\i>eH  des  Canon  sind  meist  vollständig  au.sgeschrieben. 

42* 


()52  ■'^"1«  1  Stockij. 

Seine  Sprache  ist  ins))csondcre  für  die  Erforschung  des 
russischen  Idioms  von  der  grössten  Bedeutung,  andererseits 
aber  verdient  eine  besondere  Beachtung  sein  Inlialt,  seine 
Fassung  als  solche,  die  z.  B.  bei  der  Lösung  der  Frage  nach 
der  wirklichen  Gestalt  der  liturgischen  Bücher  zur  Zeit  der 
Begründer  der  slavischen  Liturgie  u.  s.  w.  entschieden  ein- 
greifen werden.  Im  Interesse  dieser  letzteren  Frage  wurde 
auch  diese  Verglcichung  angestellt,  doch  ich  niuss  mir  ver- 
sagen schon  jetzt,  bevor  auch  andere  Denkmäler  diesbezüglich 
gründlich  untersucht  worden  sind,  eine  positive  Ansicht  dar- 
über zu  äussern.  Ich  beschränke  mich  nur  darauf  hinzu- 
weisen ,  dass  die  Vermuthungen  des  Araphilochius  bezüglich 
der  ursprünglichen  Gestalt  des  slavischen  Octoechus  mir  schon 
jetzt  sehr  problematisch  erscheinen.  Abgesehen  davon,  dass, 
mag  die  Strumnizer  Handschrift  alt,  sehr  alt  sein,  sie  doch 
eine  spätere  Fassung  des  Octoechus  enthalten  kann,  als  eine 
jüngere  Handschrift  —  wenn  überhaupt  unser  Codex  in  diesem 
seinem  Theile  jünger  ist  —  wurde  meiner  Ansicht  nach  die 
wahre  Bedeutung  des  aus  Nestor  citirten  Wortes  o^TaHKiv  ver- 
kannt. Seit  jeher  bis  jetzt  besteht  nämlich  bei  den  Griechen 
ein  Unterschied  z wichen  'Oy.Twr.yc;  und  \ly.po'.'AAT,-:v/:q  •qxq<.  t,  iJ.B^d'Kr^ 
'Oy,Ta)-/)-/oi;  .(Vgl.  Cave,  Hist.  liter.  Script,  eccl.  II,  2),  und  wenn 
Nestor  vom  OYTaHK^K  spricht,  so  muss  dies  in  diesem  Sinne 
des  Wortes^  welchen  die  Griechen  und  ursprünglich  auch  die 
Slaven  damit  verbimden  haben,  genommen  werden.  Demnach 
enthält  die  Strumnizerhandschrift  Uiy.pix'Akr,-zvÄr,  und  der  Codex 
Hank,  den  Octoechus.  Daraus  erlaube  ich  mir  dennoch  nicht 
den  Schluss  zu  ziehen,  dass  das  Handexemplar  Methods  ein 
Octoechus  in  der  Fassung  des  Codex  Hank,  war,  füge  aber 
hinzu,  dass  auch  der  von  mir  zur  Verglcichung  herangezogene 
serbisch-slov.  Octoechus  nur  ganz  unbedeutend  von  unserem 
abweicht,  Avodurch   die    Sache   an  Wahrscheinlichkeit  gewinnt, 

IIL 
Text  pro  heil. 

Einige  Textproben  aus  unserem  Denkmal  wurden  bereits 
von  Hanke,  Dobrovsky,  Strojev  und  Lucakovskij  gegeben, 
und    zwar    hat    Hanke    folgende    Stellen    abgedruckt:    a)    die 


Ucber  den  lubult  des  Codex  Hankensteinianus.  653 

Epistel  am  Samstag  p.  167* — 168=';  h)  »\nocTC/\'k  KE3AAf3,VKHH- 
KO(WK  iVK(i|iK  p.  211=' — 212^';  c)  Evang-elmm  am  Ostcrsoiintag 
p.  226'— 228=^ ;  d)  ß'K  Hf^HcAio  F,\,^aHrf/\ni6  wt  iV\aT<f/k  (nicht 
vollständig)  p.  171* — 173=^5  a)  das  zweite  und  einen  Tlieil  des 
dritten  Sonntagsevangeliums  p.  174"- —  176^':  f)  das  vierte 
Sonntagsevangelium  p.  177'* — 179''.  Üabei  findet  sich  eine 
Transscription  mit  lateinischen  Buchstaben,  eine  deutsche  und 
cechische  Uebersetzung.  In  Instit.  des  Dobrovsky  findet  sich 
das  erste  Troparion  vom  Canon  anastas.  toni  I,  p.  XXVIII — 
XXIX  und  p.  689  sq.  das  fünfte  Sonntagsevangelium  (p.  179=' 
bis  182**).  Bei  Strojev  finden  sich  die  zwei  ersten  Trop.  vom 
£'.p!J.6;  des  ersten  Liedes  und  der  hh'K  HpA\oc'K  sammt  seinen 
drei  Trop.  des  Canon  anast.  toni  II,  und  die  drei  ersten  y.aO'ff- 
[}.y.icf.  vom  c'k^\.  rAac'k  k.  (p.  14^ — IG").  Luöakovskij  liat  a)  die 
erste  Stichire  v.q  to  /.jp'.s  r/.sy.paqa  r^/<:>z,.  a',  die  ersten  und  die 
letzten  Worte  des  ösoTcy.tov  d^  -rbv  z-'.'/yt  (nicht  nummerirte 
Blätter);  h)  vom  Canon  anastas.  toni  I  das  ganze  erste  Lied 
(p.  1^ — 2'');  c)  die  Epistel  und  den  Anfang  des  Evangeliums 
am  Mittwoch  (p.  161=' — 162=^^) ;  d)  das  Evangelium  am  Freitag 
(p.  166'^ — 167=*)  abgedruckt. 

Von  allen  diesen  Textproben,  ist  nur  das  von  Dobrovsky 
Vorgebrachte  brauchbar,  Avenn  man  nämlich  die  wenigen 
Fehler  als:  o»/"  für  ö  in  rpc>BO\/;  H^^oy  und  HH)("KJKf  für  HH\"/Kf 
(17.)  verbessert.  Bedeutend  mehr  Fehler  kommen  bei  Strojev 
vor,  und  ich  finde  es  nicht  der  Mühe  werth  dieselben  zu  ver- 
bessern. Dagegen  sind  die  bei  ilanke  und  Lucakovskij  vor- 
kommenden Textproben  ganz  und  gar  unbrauchbar;  sie  wim- 
meln von  Fehlern,  die  theils  davon  herrührcM,  dass  der  Text 
des  Codex  falsch  gelesen  wurde,    wie  z.  I>.  bei  Ilanke  kocaxo- 

rAacHit  .3  KOi'o  iiCMiiHa<-;    =   Wo    imia   gospoda   isussa  y   z    bo- 

gem  })()cinamet  (!)  oder  Ka  K'kCKp'k  =  kniga  wskressenie  (!) 
u.  s.  w.  und  bei  Lucakovskij  wcTdKA'kuKK  =^  ivcTaßA'knK  WT'k, 
e,VHH'k  =  C»^\HH'k;  thcils  in  der  nachlässigen  Wiedergabe  des 
richtig  Gelesenen  u.  s.  w.  beruhen.  Wollte,  man  dieselben  be- 
richtigen!, so  müsste  der  Text  von  neuem  abgedruckt  Averden. 

Meiner  Ansicht  nach  verdiente  unser  Codex,  als  ein  in 
\ielen  Beziehungen  sclir  wichtiges  Denkmal,  vollständig  heraus- 
gegeben   VAX    werden.      Uegenwärtig    sollen    abei'    die    wenigen 


(354  Smal  Slocki.j. 

Textproben,  die  ich  unten  ganz  genau  nur  mit  aufgelösten 
Titlas  und  geänderter  Interpunction  wiedergebe ,  genügen, 
um  eine  gewisse  Einsieht  in  dieses  Denkmal  zu  ermöglichen. 
Dazu  wurde  gewählt : 

1.  Der  Canon  anastasimus  toni  V  (p.  ÖO** — 60^  Grundtext). 

2.  Die  Epistel  für  Montag  (p.  155^—156^  Grundtext). 

3.  Dasy.cvTaxiov  toni  V,VI,Vni  {]i.2'6\)^^\  240^  Grundtext). 

4.  Das  Gebet  Ha  WTcrHaHke  kc/RKOpo  3Aa  ...  (p.  5;' — 8'' 
Randtext). 

5.  'AvaßaO(;.o':  toni  II  (p.  S**— 9^;  16^—17'^  Randtext). 

6.  GHaKcapk. 

Bei  der  Wahl  dieser  Abschnitte  verfolgte  ich  den  Zweck, 
dass  die  von  verschiedenen  tländen  herrührenden  Texte  ver- 
treten werden,  und  andererseits  war  es  mir  möglich  dieselben 
mit  anderen  slavischen  Handschriften  zu  vergleichen,  um  die 
Vorzüge  unseres  Denkmals  besser  hervortreten  zu  lassen.  Dabei 
sei  bemerkt,  dass  nach  meinem  Dafürhalten  im  Grundtexte 
zwei  verschiedene  Handschriften  zu  unterscheiden  sind,  und 
dass  der  Canon  anastasimus  von  einer  anderen  Hand  stamme, 
als  die  unter  2.,  3.  angeführten  Abschnitte. 

1. 

Zur  Vergleichung  wurden  herangezogen:  a)  napaY.\r,-'.y.r,. 
Ev£-riY;civ  1857;  b)  CTpyMHHi],Kiii  OKTOnx^  und  der  dort  collationirte 
Octoechus  aus  dem  Jahre  1343;  c)  der  serb.-slov.  handschrift- 
liche Octoechus  der  Wiener  k.  k.  Hofbibliothek  und  d)  theil- 
weise  auch  der  bugarskoslovenski  oktoich  nach  Jagic. 

BhMeA'EiAK)  KflilOin.  B'hGKPüGhH'h 

r/iac'k  «.  nivCHk  a.  ipAXOCK:  kcha  h  R'kca^. 

TtKE    TKpHCHCCkll.k    K-,Kp'b- 
HCK'KIM    CkHK/WK    Hf    MC 

KOKf,  Eaarc^vkTfAW,  kc  t«k6  5 

c'kypaHk  A\aT(pkHK«,  \*piicTf,  irkHk- 

In  8trum.  steht    dieser  Canon    an    zweiter   Stelle.     3.  t.a 
Mih.  TpkHOHCCna  Strum.  Serb.  Mih.  HEpisHCKa  c'kHka\Hi|ia  Strum. 
(cl    •/)    ay.avO-^a!opo;    lßpa(tov   cjuva-ztovr,).      5.    .SIIHJ^VHTfA'k   r\[ili.    (nüsp- 
Ysxa).     (>.  ckj^paHiiio^  Strum.  (a/uXxraGa) ;  /VAaTEpkHE  Serb.  irkH 
Mi;  Strum.  B'kHkMaük  Serb.   (scTefävwcs), 


Uebei-  (loa  Inüalt  des  Codex  Hankenstein ianus.  655 

HAM\    TA    pO,l,IITf/\K>    Hasa- 

AHHKa,  pa3AP'kiijahM|ia 

TkpH/ÄHCKJ    3ailpkl|UHHI€. 
fj'K3AKH/Ke  M/Ä  iia,v,'Kuia- 
aro  li'k  pOK'k  iip'kKaoHK  5 

51"  CA  ;KHiiO,i,aKK»i«  hhvuki 

TkHO    H    M0I6H    C/VAKp,\/Äl|IH- 
H    KCHHj  )CpHC'l'f,    lip'k'l'kpirkli'h, 
HfllCKOYCkHC    KOIKHId    CO^- 

i|jkC'i'Ka  A\i^-p'kA\k  K/\arc>-  10 

Pa3,\P'kujH  c/jv  K/\a'i'Ka,  iipe- 
cra  'A\(  m^AAw,  KaarocaoKiU- 
Hara  Kc»  H  iip^kpa^OKaHara 

ß'kpH'kIH/W'k    pa/l,CC'l'k    K'k-  15 

CHra,    K/\arCC/\CliEHHMi    KckiM'k    UK^v- 
Td   HC«C/M|JH   \'pHC'ra   Bckn    liCt- 
am'kii. 

iH'k  ipaxoc'k:  OnacHTkAM«  Kcroy. 
tioaci«  CH  Ha  KpkCT'k  iipHriiC»-  20 

1.  po^iiTtiVk  Ötruin.  (-ibv  Ycvväpyr,v);  pc,v,HTf/\'karc  ^lili. 
2.  pa3AP'kniaiß  iSerb.  (XucvTa).  3.  TkpHCHCCHOK  Striim.  TpkHCie 
Serb.  (r^?  äy.avOr^;).  4.  K'kiia/V'Haro  u  pcK'k  Striim.  poK'K  Serl). 
(iia,\uiaro  bo  pirk  1343)  iia,\Liia  ^[ih.    0.  iic>Hcrw\Kk  /Wjhe  caxp'k- 

,\,/SM|ia  KCHH  ►Stium.  llOHCKaKkl  A\C«0  CA\pk,\fl|IOYIO  KOHOV*  Öerb. 
IIOKOMCKaP/k  A\OA  C/Mpk;VA^I|lA^  KOHA  Mili.  ( i::T(OTOc  /.5ci  rr^;  qr?;? 
3jc70)oo'j;  cOopac).  8.  iip'kTpkii'kKki  iipn'cpirk  hck^^cho  .Stnnu. 
(avacydjj.£vcc  y.r.z'.py.czMq).  10.  H-:c'rkC'i'Ka  Slniiii.  (oucizc,  c\'i|ikCTKa 
1343);  B/\aro^)^aA;'i|ia  Strum.  Kaarc«o<j'\'ai<-;A\k  Scrb.  KAai'C>A»\*a/A 
Mili.  (;/£  £uioo'!ac77.; ,  KAarc«o\'\'aK'k  1343).  ):>.  KAai'CCACKAfHa 
Strum.  Scrb.  14.  iic,  15.  K'kpH'KiiiA\'k  lelilt  Struni.  Hi.  h  ka. 
Strum.  HK'kTk  Strum.  Scrb.  (u,K-k'ra  1343),  II).  m'k  ipMCCk 
ist  Strum.  VpAACC'k.  20.  cn  —  (ir.  nur  ßouXr^GSi;  likCCCH/XkiioY 
\'pllC'l'OKOV'    KCIKkCTKOY    BOA.  S(  ll).    llpHrBC»;K,VfH'k    Stmui.    (T.pocr,- 

Acoüivx'.,  iipiii'  .  .  .  ncAVoy   1343J. 


656  S  in  a  1  S 1 0  c  k  i  j . 

;K,\,kHC<l\OY    n/MvTHK»,    H 
Öl*"  ,\,p(KkH/AarO    U'COyJKtHH- 

a  iiaA'Miiaro  ^pivKiv- 

Mh    CBOGOHiklUKiOY/MOlf, 

TOrC»    l€AHNCrC    K'kCnCH-  5 

iW'K,    MKO    npOC/\aBH    C/A. 
KoAfKi    nA'KTk    CKOK»    npHPKC- 

TK^w  HA  KpRcriv,  M  pasApo^- 

UJH    JKf    Akp>KdßO^    CK/Mk- 

pTH,    H    ßls.    AX^    CKlUhXK  10 

H    ß'KCKpkC'K    H3    MkpTE'kl- 
HX"k,    X'P"^'*'*    '^*^^^    HaUJk,    O^^MMpH 
BCk    /UHp'k    CßOH. 
npJMHCTara    iWaTH    B0^KHI<I,    B'k 

na'kiptHaro  hc  TSKf  h  15 

AoyHkiua  CA  Bora  npHCHO 

52-'  nC/MOAH    CA,    WT    BkCfW 

HanacTH  HseaBHTH 

CA    4,0Yllia/M'K    HaUJHAA'k.  20 

nliCHk    r.    ipMOCK:    OyTBkp^KHH. 
/K'KAMk    (Mf^*^    ^^    KAMim    Ml- 

1.  H  fehlt  Strum.  Serb.  2.  HSpHMHHHra  Ötrum.  Serb.  (aTzc- 
(saa£w;,  oco^JKmHra  1343).  4.  CBC»KC»>K4,kiJJ0/M0^  Strum.  (-^Kkiue- 
iwoy  1343)  cB0KC»JK4,kiiJarc»  Serb.  5.  auio)  \i5-m.  Das  zweite 
Trop.  rindet  sich  Gr.  nicht.  In  Strum.  lautet  es:  Na  KpkCTiv 
npHrBC>>K/i,fHk  Bcae^  h  pa3Api>uJM  AP'»^'*^^  CK/wpkfH;^;^.  b'r 
a^b^  CkUJ^Ai»^  —  AAHp'k.  Serb.:  Na  KpkCTiv  nakTHK»  npiirBO- 
JKAfHaro  H  pa3C»p'kiija  aP-  <^^'^-  B'kCKpkct  wt  rpoBa  —  tboh. 
15.  H  fehlt  Strum.  16.  la^pa  Strum.  (pc/i,HT8ak  h«  WTa\-Mk- 
marc»  ca  1343)  trc»  m  pasaSM.  Serb.  18.  moah  et  \eiWoy 
Serb.  BcIvKC^  Strum.  BTvcaKOf  Serb.  (BCfra  1343).  19.  J!l,a  cna- 
CIT    H'ki    Strum.  ciiacTH  a*^V^"*    Haiilf    Serb.   (crcTiaai,    o'u<;  IVAaas, 

H3KaBHTH  CA  A<>V"''*'^''^  HaUlH/M'k   1343).      'i2.  HJA'kHH  TH  StruUl. 

3akMk  JKf  H  Mtjyw    HC  K.  Serb.  (xoXyjv  [j.ev    q\    va   zsTpac    xb    jxsXc 


lieber  den  Inhalt  des  Codex  Ilankcnsteinianus.  657 

A'K  CKCaKIIIKH  K'K  IKH'- 
CT'kIHH  MK»^\,tCa  CKTKC- 
plllKA\OY  T(K(  llpHHtCAH 
COl'TK    X'pHCrE,    U'^kTTv    3a    .v\a 

Hov',  K'k3  KAarc,v,'kraHH-  5 

a  TH  B'K3^\auia  4,'kTH 

H3paH/\«KH    H(pa30r/UHKHH. 
,\pfKA«    CK'krA'K.WK    WHAA- 
K'k/Uk    nOKp'klBaM~A\ll 

JKHBcra  K'k  rpoK-k  )CpHCTa  iic-  10 

A^'A^HIUA,    H'k    Ca/MORAa- 
52''  CTkHTv    K'kCTaR'k    Kck- 

tWK    /k,aCTk    R'kpH'kIHiW'k 
TAHHO    U'C'kH/M<M|lfM%    C'k 

K'kiiiif  ^\oi/';^OßH<M<-;  cHiaHHiä.  15 

TTvI    A\aTH    KO^KHM    HtC'kHk- 
TaHkHO    K'kICT'k    H3    HH  kAiv- 

HkHaro  ü'Tkii,a  K'kcuraK'kUJk- 
My  R(3  AxartptHk  ecaHv- 

3HH,    T'kAA    TA    KCTCpC'/l.HH.IO,    K'k-  20 

HA'kiijmaro  co  po^HAa 

OY;XacavT£<;,  30AMH  oyuc  1343.  1.  CkcaKiUf  Strura.  caß'kiiH  Serb. 
2.  CTßC«pkiuo\'A\i>  Serb.  'i.  'Vdii  y(p\KT(  Strum.  ö,  3a  KAarc 
^vkMHUM?  Strum.  Serb.  (i.  ^v'^th  >K(  Serb.  7.  ntpa30\"AMiK'M^ 
Strum.  Hfpa30\,'/V\AHKH  Serb.  (ol  äYva)[j.ov€c).  (S.  ^ypSKUHH  Strum. 
(o-  'rräXat,  ;VP<^'ß'^6  ^'^43);  CK'kTAki/Mk  Strum.  Serb.  (oor.ziiov.). 
9.  nc>KpHKai€A\k  Serb.  10.  ;KHKCTk  Strum.  11.  h^  ck<M€I/ä  ko- 
At^  Strum.  (xjT£;ojc7(coq).  12.  H  iiO,v,acTk  KC.  Strum.  14.  CK- 
,\'kKa;^i|iOY  Strum.  (s^'.c/.-.fLOJcav).  10.  HtHcnrraHkHa  K'kicTTv 
1343  (xs'jvo'.acr:o););  HJCkHtTaHO  Serb.  17.  c'kTKoptHa  h-ch  Strum. 
Serb."  (vsvevYjcraO ;  HfTA'kHHtd  Strum.  HfTA'kHA  Serb.  (xoü  i^x/.r,- 
pixz'j).     18.  KkcnraKiiic»A\c>v'   HfA\a'i'fp'H'kA\n    KC<A'k3'HKAAH  Strum. 

K'kCHMI'.kinOV-AAOV    Kf3'k    /MATSpf    H    Kf3'k  KOiX'k.JHH    llOpO^kl    Serb. 
(ävc'jOiV  woi'vwv  [;.Y;Tpty.(uv,    llCi    A\a'l'(pH/A    KC«/\'k3HH   1343).    20.  'r'kAV 

jKt  Strum.  Korc»pC'/i,mi,t  Scrl).     21.  koi'A  Strum.  {'(dp). 


65b  tinial  ötockij. 

lecH  C/iCKO,  iipaiJOii'kpHC» 

lipCIIOK-k^aMiAX'K. 

IHTk    lpA\OC'K:    OyTükp^VH    H'kl. 

Oh/\ck>  Kpkcra  'iT.oi<-:ro  )(^iiCTf  c»y- 

TKKp,\,ll    A\H    nO/WklUlA-k-  5 

HHK-,  H  KAarct;i,apHTH  '^f 

53'  H    C/UBHTH     TpH,l,KHfKb- 

HC>I€    TKOie    KTiCraHHIti. 

G'kCKpkcf  WT  rpoKa  )CpHCTe,  wr  Th- 

/\A    Ck/WkpTkH'kira    H3Ka-  10 

BH    B'KCYBaA/Aipara    JKH- 
B04,aBKMf    TpH^kHtBk- 
HOI€    TU    B'kCTaHHHi. 

Alo/XH  HmpivCTaioipH  MHCTa- 

ra  iipouik^'kiiiarc»  nippe-  15 

CA'k    TBCHY'K^    HSKaBHTH 

OT'k    AkCTM    ^HMBOA/Ä    110- 

K«l|Jara    T/Ä    KOJKHK»    iWaTfpk. 

«l'kcHk    X-    IpaXOCK:    KC/KkCTBkHCie. 

AVhpkCK'KiHrü  ropkCK'Kira  20 

BO^V'l^l   raKO   B'K   OEpas'k 

3.  Der  griechische  aAAo;  0  slpiji;  ist  gleich  dem  ersten 
Trop,  des  Hank.  5.  axoe  Strum.  Serb.  (;j-ou,  /Mh  1343).  6.  no- 
YBaanTH  H  ca.  »Strum.  riO)CBaaHTH  ik«  h  ca.  Serb.  (sie  -üb  ji^-ve-v 
y.ai  co;aL£'.v,  Kaaro,i,apH'rH  1343,  «kc>  r-IvTH  Hierm.  XII — XIII). 
8.  TH  Serb.  (B'kCKpkcsHHie  1343,  avaXr/V.v).  1).  11  WT  taa  bca 
HScaBa'k;^  Strum.  (^Oopäc;  f)avxTO'j  AJTptocraiAsvoc,  hsTv  TaA  1343). 
10.  cna«  vor  h3B.  Serb.  11.  B'kCYBaa'k/YaiJ«  Strum.  (-ohc  xvj- 
p.voOvTa;).  13.  B'kCKpc«HHi€  Strum.  Bkc\'Baaaioi|jfie  n  TpH;i,kHtßk- 
HH/Mk  TH  K'kCKp'KCtHHfaX'h  Serb.  C-.wJsiTx,  TYjv  iy.cjc'.dv  gz-j  c-rajpco- 
ctv).  14.  McaHTBaa\H  ch  Hfiip-kcTaHO  Serb.  HdipkcTaHHC»  Strum. 
(azak-oK).  1(>.  H.3BaBH  HH  Serb.  18.  \'Baafi|if  Tf  iipncHO,vkBO 
Serb.  YBaa/Äi|iara  1343  (xob«;  'jij:k  az  TuapOsve  avvv^).  19.  Ko;biik-: 
Strum.  Serb.  2i).  AljpkCK'kiK;  Scr]).  Strum.  (xf,c  Meppäc);  ropk- 
KkiVft   Strum.    (tcc   ^ty-poxata)  •,    ropkCK'hi    Serb.     21.  naHp'kTaHHKi 


Ueber  «len  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  659 

58^  TU  KpKcra,  KAaiK«,  rp'k\'CKk 

HOI€    OV'\Mvpi|IK/MC>l|IH    K'K- 
KOV'llieHHIi-;    ,\,p'kK'KA\K    0^- 

C/\a^\H.  5 

KpkCT'K    3a    AP'I^»'»'^    pa30YAAk- 
H<M€,    3a    Caa^'IvKOl'K«    HH- 
l|JK>    3'K/\HH,    \'pHCTe    iWC'U,    lipH- 
HiaT'K,    BA    TKA'IvHHie 

>Ke    CAAtpTH    Kp'KKk    CKO-  10 

»O    KOJKkCTKkHOYK»    ripO/IHId. 

BfS'K  HTaHHra  3aMaAa  i€ch 

HfTkA'kHkHO    B'k    HpfK'k,    H 

np'kjKf    K0A'k3HH    pC;i,HAa 

WX\i,    H    MC    pOJKkCTKlv    .vivBC-  15 

K>    KC>ra    IIA'kTHK»    pC>JKkUIH 

CK^pAHH    CA. 

54^  HH'K  ipMCC'K:  Oij'CA'Kiuiay^'k. 

(ir,\a  ß'kApoy/KH  ca  ha  3«- 

A\AH    R'k    KpaHHH    \'pkC'r'K,  20 

rkKporuiHuia  C/ä  Bpai'a 

H    BpaTHHH,H    R'kHHHM    B'k- 


Strum.  (£v  £'y.cv'.).  1.  np<MVBpa30\;^i.  Striim.  2.  rociiCAH  ^trum. 
YpucTf  Serb.  (avaOe);  rp'k\'C»KHC  Strum.  (zf,z  y.[j.y.p-i7.:;).  8.  SA>kp- 
i|iK'kA^i|i{  Strum.  0i'A\pkL|iBAtHHK-  Serb.  i.  i)CAa/i,iiB'k  Strum. 
BkCAA^M  Serb.  (iYAJ/.ava:).  S.  iKA'KMk  Strum.  3AkHk  Scrb.  — 
zMrr^z  —  iipmF.Tk,  3a  CAa,\,kKCH-;  iimbc«  ckA^pk'i'K  n  KpkBk  Scrb. 
1).  HA  pA3,i,p0l'IIUHHie  C'KA\.  Kp.  CB/AT;»^  ;k  KOJKHJtK  llp.  Stium.  (/.a-a 
z()opx:  Be  öavzTOj  Tb  a^a  crij  -b  Oi-cv  ics/sac).  12.  pC^HAA  F.CH 
Mn'A'kHkiia  Strum.  (suvEAz^bs;  ästaaöbfw;).  i:{.  Hn'A'kno  Scrb.; 
H  fehlt  Strum.  11.  iiopci^ll  Strum.  (■zi-zo-mc).  15.  ^^'kBO  Sorb. 
1(>.  c  iiA'k'riiio  iiOpC»;K,i,i^'»'  Strum.  (capy.t  xe/.oijTa).  20.  ha  KpAHiii<-:K'k 
Strum.  Serb,  (sv  -fo  y.pavü.)  —  K'k  KpAiiiüi  l.'54/J).  22.  A^kCi'HH 
Strum.   (a'.wvtot). 


660  Snial  Slocki.j. 

3niiiiia:  Ct\MW\  CH/\'k  tko- 
I6H  rociiCAH. 
6r,\a  CHM,v,f  cn.ic'K  k'k  ckka- 

3H/Ä-M'k    MKO    iWkpTK'K, 

K'KCKpKCKUia    C    HHA\K    K'k-  5 

MkHHH    MKpTBkU,H    H    K'K- 

3I1HIIK1:  c/\aBa  CHA'k  tro. 

;\'kBOK»    pO^HAa    l€CH    H    /WaTtpk- 

cTBa  m  pasoY'W'k,  htv  a\a- 

np'kß'kicT'k,  K>>Kf  YBaA/M|i£: 
54''  P^A^^V  ^'^  Kcropc»;i,nii,j  B'kiiHK-M'k  tu. 

nivCHk  i.  ip/MOC'k:  0,vkraH  ca  CB-kT. 
GaaBH'kiH  rocno,i,k  B'k  HfcaaBk- 
H'k  OBpaBiv,  Ha  aP'I^b'I^  *^V'  ^^ 

BO  BdJJkCTkH'K  BOatK"  BH- 
CHTk  BO^KHIO  /UH'k  C/\aBO\f 
HfH3APf4«HkH0    npHWBp'k- 

Tara. 

T'kl    /M/Ä    np-klVKAivM«    B'k    HS-  20 

TkaivHHK?    ;(pHCTf,    Tk/IA    H    CA\t- 

1.  CHAM  TBOfH  CAABA  /MHAOcpAMi  Serb.  3.  ^pHCTf  Strum. 
Serb.  (5  c:wiY;p);  K  CB/Ä3aH'kiAA'k  Strum.  CBtHJHfMk  cu  Serb.  (r.phq 
Tobq  §£a[A{ou£;  —  K'k  CB/Ä3H/Ä/M'k  1343).  5.  c'kK'kCKpF.coiU/ft  Stium. 
CkB'KCKpkCHOifillf  Serb.  (cuvavsairjcav);  B'kHHH  Strum.  Serb.  (ol 
aTi'  aiöJvo;  Oavsvxaq).  ().  li  fehlt  Strum.  7.  CHA-k  TBOJH  CAABa 
/MHACCPA«  Serb.  8.  -q  TCapOevoq  ä'Tsy.e  y.a{  —  ii  fehlt  Strum.  Serb. 
9.  }K(  vor  H(  Serb.  H-k  raKO  m.  Serb.  10.  li  j\,'kK.  Strum. 
Serb.  11.  K-;K»JKf  Serb.  Strum.  13.  O/i.'kie  ce  Serb.  (6  avaßaX- 
XoiAsvoc).  14.  OAaB'kHH  Serb.  (x^?  oö^yj;)  ;  B  Kf3'kCAaBH'k  1343. 
15.  oyBO  fehlt  Gr.  IG.  Ueber  dem  Kti|ikCTkH'k  steht  als  Ver- 
besserung -BOBaH'k;  KfHKTBOBaHkHC»  Strum.  BCMkHC»  Serb.  (v^-ct- 
[j.wixevo?).  17.  bc<:khk>  Hm3AP*^*HkH;K  caaba^  A\H'k  iipctAX'kiujA'kA; 
Strum.  (t->jv  Oc'^av  \).ot.  cö'^m  «©pdc-cw?  TCp5[j.'/;0ou[j,£vo(;).  31.  H  fehlt 
Strum.  Gr. 


ITeber  den  rnliull  ilo?  Codex  Flanicensteinianiis.  obl 

P'l'll     Hn'KH'kukHC»    IIA'K 
THK»    K'KKOrillK,    II    K'KCHM 

H3  rpcKa    rpii,\kiici;KHC>. 

T'kl    HSKaKA'kHUH-    II    llpaKK- 

Ji,Oy    HAiWK    pOIKKIIIII    YplICTa    K(  5 

C'kAXfHf,    CKOKC<,VKIK\    C'K- 

55^  a'^'''  wr  KAATK'ki  KC«rc»pc>AHiM   ^- 

CTkC'l'KC   iipiVV^Ai*"«'*-- 

HHk    Ip/WOC'k:    Ol'TpkHK^WIIIf. 
GuCHAXk    KpkC'i"kA\k    H    A^oy-  10 

KC»K>    CiWJpTk    0yiipA3Hfl, 
YPHCTS    KOJKf    HaUlk,    11    rp'k\"KI    HA- 
lUA    OyAXkpTI'.ll/lk    KiCH. 
IIci'pfKkmiHSAXk   eil,    rpHAi^Hf- 
KkHlvIllAXk    K'kCrAMHI<%A^k  15 

'  A,\A    HCnpOKkpIKf    H    ßCA 

KkCKp'kcii  rocnoA"?  ^kc»  avh- 

AOCTHR'k. 
[U    liptCTAH    /MCAAl|IHj    MSPO- 

1.  HP.TA'kuF.Hk  Strum.  (äo'.aoöopoK).  2.  RA,  CH  Strum.  H 
fehlt  Strum.  K'kCiiMK'k  Strum.  (y-ai  e^avaTsiXac).  li.  wr  Strum, 
SerL.  Tprni  ,\"*Mk  Strum.  (iptv^ixspo;).  4.  ciiacfHuit  iKt  ii  npaKAit 
HaMk  nopCJK,\illH  Strum.  (cli  ouy.aiocuvr(V  -t  -at.'.  a^oAuTpcoctv  r,[xh 
Tö/.ou7a).  5.  pC/K^i^iiiHra  Serb.  (J.  ckogo^a  H'ki  Strum.  croko^^ 
HH  Scrb.  (eXeuOspav  iopasa;  —  CKOK^AHC»  134.'j).  7.  rocROJK^f 
Strum.  (Oecxiy.s).  8.  npiiiA'k/i,Hf  Serb.  iipAA'kAHf  1343  (tou  r.po- 
r.7.-:opoq).  10.  Im  Gr.  linden  sich  die  drei  Trop.  des  ä'XAc;  c 
s'.piJ-  nicht.  In  Strum.  und  Serb.  steht  das  erste  Trop.  an 
zweiter  Stelle  und  umpjekehrt.  TKOHA\'k  Kp.  ^pHCT«  Strum. 
Tbohaitv  R'kCKpctHHK-A\k  Serb.    II.  OYAxp'kTRH  cf  Serb.  o^-npask- 

HHA'K     HCl!     11     Ke.Ck     MHpk     npOCRlvTH     Strum.       13.    0\,'Mp'kTRHRk 

Serb.    (Par.    1343    =    Ihink.).     15.    R'kCT.    fehlt   Strum.    Serb. 
16.  HCiipoRpkPAk   F.CH    Strum.  HCiipoRp'krki    Serb.     17.    R'kCKpk 

CHR'K    raKC>    AVHAOCpkAIv    Scrb.    R'kCKp'kcil    MKO     <-:,V"H**    A\HAOCpkAI«> 

H  MAC«R'kKOAK>KHH,k  Strum.  (Par.   1343  =  Hank.). 


(Hn2  '^mal  Siocki.j. 

JK«  poAH  KC»rc»pc>A"U<i  ciiarni  A'^yiih 

irkpHC». 
55''  irkcHk  .s.  ip/MOC'K:  rrKAH/f^i|i(K>  ca. 

Ktv  'i'A'kHHie  c'kiia^xt  npa-  5 

A'lvAl^?    ßAa/k,'KIKO    \-pHCTf,    wcAor- 

LiiaHaro  cpaumHa  rivKO^- 

UJk    H    K'k    >KH3HH    RTvSKf- 
AfHTv    K'kICT'k    CTpaCTHK»    TM. 
/KHKOT'k    npHCAH^KH    CA    T'kl  10 

K'k    AJK^i^y,    ß/UATvIKO    YpHCTS,    H    TkAA 
TkAK»    MO^KTvl    NfT/Xiv- 
HHI€iV\k    HCTCMHATv    J€CH 
ßTvCTaHHie. 

yX'kßaia  pc^H^a  i€CTk  h  po-  lö 

HtkLUH  np'kß'kicT'k  HHCTara, 
Ha  po\'Ko\j'  HOCAiiiarc»  ßCA- 
HkCKara  laKO  ncTUHkHa- 
a  A'kßa  h  math  noHCCixiuH. 

56^  HHlv    ip/MCCk:    OBHA«    'VVA    ßHi.  20 

npOCTkpa-k    l€CH    A'^'^""    c" 

Ckßitpaia  pacTOHfHara  a- 

1.  nopc^H  Strum.  In  Serb.  lautet  dieses  Trop.  so:  A\c»- 
AfiiiH  3a  Hki  H(  np-kcTaii  EorcpOAHUf ,  leroH^e  pc»/i,ii  cnacTii 
AO^uif  Yßaafi|in\'k  t(.  4.  Ba'kHO\'^i|ifH  ca  Strum.  ßa'kHorio- 
i\i(  C(  Serb.  5.  ßkna/i,«  Serb.  (y.axio'kicbe^f  —  CH»j\,(  1343);  po- 
j\,<>y  HaMAAHHKTv  Strum.  (5  -(e^i^dpyjqq).  6.  wcAO^'iuHarc»  Strum. 
wcAOYiii'^HkHaro   Serb.   (TZ2p-qv.öou).     10.  /KußOTk    Strum.     11.  h 

KTv  Serb.  TA'kHC>/WO»f  BHBk  M  Scrb.  TA-kHHOAAk  TA'kHHI€/M'k 
BTvIß'k    HtTA^iHHIt;     HCTC>HHHK'k    KCH     RTvdi/M'k    BTvCKp'kCfHHi^/W'    CH 

Strum.  («■6c;pa  to)  sOstpavT'.  ^{^^iöiJ.evoq^  oia.  ©Oopa;  k7:T,^(c.c(x:;  Tr,v  ava- 
Gtaatv),  15.  A'kR'?^  P-  <^f"  Strum.  {zze-Ae}-^  no  pc•^KAKCTß'k  Strum. 
(xsy.oijsa).  IS.  H(ßHHHa<^  A'l^ßC»  M.  nCHfiCAA  KCH  Strum.  HCTH- 
Hara  MATU  nOHtCAa  (CH  Serb.  (aArjOfü^;  -apO.  ir/^f^p  ßacTaaaaa). 
20.    Hack    Serb.     21.  cboh    Serb.    (aou).     22.  pacrOMtwa    Strum. 


tTolier  den  InhaU  dos  Todox  Ilankcns^pinianuK.  663 

3'klK'ki    TH    C'KCTai'w\'knil 

K-;,  \-pHCTf  KOHU  iiaiiiK,  h;hkc»hcck 

HMHiWk    TH    KpKC'l"K/«K, 
UKO    AMIACCrHK'k. 

llcnpOKkprA'k  i<-:cH  C/i\(pTk  5 

H  Kpara  a,v,c>iia  ckiiporiiiii- 

A'k    K-.CH.    a,V^''V\k    7t'^(    C'kli/Ä- 

3aHk  pa3,vp'kmkH'k  trk- 
3IIH :  H  cnacH  ,\\/^  ji,(cmui,i\ 
Tßou  rocncAH.  10 

KorniiHOY  ta  i«u'iia/\H/v\oy, 
H  i'Cpor  II  a'kcTRHuio  ,/v,oniit- 

BkHOyiO,    H    yV^kpk    HtKfCHOV'K» 
56''  /l,OCT'kllHO    CaaRII/VATv,    A\apH- 

16  caaKkHaia,  iipaKOP/k-  10 

pH'k!ii/\\'k  iic>\-Kaaa. 

rrkCHk    3.    ip/MCC'k:    IIpi',KTv3H0CHA\'ki. 
lla'KTk    WKACH^k,    WKO    Ha    BOV- 
Aini,ll    /\kl|IEHMK-.,    kc«:kiii(-> 

10    TU    CliaCIO    3/V\Hld    H3Kaf-  20 

KA'k    l<-:CH,    H3K0A/Ä    B'kllH- 

K»i|iaia :  kc>>k«  KaarocacRfH'k  it-cii. 

(p-ay.pav  ctssTona  —  pacTCHH'kiM  1343);  i«3HKk  Serb.  Strura. 
(£6v(T)v  —  ra3'kiK'ki  1343).  1.  c'kCTaKAtHiira  Strum.  SerL.  {-k 
GU(;-r,[j.aTa).  3.  KkCTauHfAX'K  Scrb.  (axajpo)).  4.  /VAH/\OCpk,\,(  Strura. 
Serl).  (ü)c  ©fAävOpw-oc  —  iükc  /UHAOCTHK'k  1343).  ('».  CkKpoy- 
iiiHBk  8erb.  (a'xd-pvbxz).  7.  h;«  fehlt  Strum.  CB/ft3aM'kiii  h  1343. 
9.  K'k3C»viiH  K  T«E'k  a\Haocpk,\t  Serb.  11.  Htwiia/ikHOi,^  Serb. 
12.  H  vor  ropov'  fehlt  Serb.  Strum.  ropÄ  :Kt  Strum.  ,\ov'\'OB- 
Hüxhy  Strum.  ;v,0V')C0BH0i'  Serb.  (eij-'J/j/ov).  13.  HtBECH^  Strum. 
1().  iiC>\'Baao  Serb.  18.  in  Strum.  ist  die  die  Trop.  des  siebenten 
Liedes  vom  6  £ip,uic,  das  ganze  achte  Lied  und  den  zlp[j.6c,  mit 
den  Trop.  des  neunten  Liedes  cntlialtende  Stelle  ausgerissen. 
na'kTHio  iVBAC^HUi  Serb.  (cxpv.a  -cptOi[j.£voc);  (M',\iiil,oy'  Serb.  (w; 
i.j/l'ZTpb)).     20.  v.yAv.Kv:JGy.:.     22.   liivp'kHO   vor  KOIK*   Serb. 


ß()4  Sin:i  I  Stock  i,j. 

3E'V\/\/A    llpHKAIi/K(HMK-;    C0\' 

l|IKCTKOKaK'K    CKCTaK'K 

K'K    rpOK'k    IIOKp'KIKaKSl'K 

CA    IIA-kTHIO    HfK'K.wk- 

CTHA\'KIH,    M-:/MO\j'JKf    KCH  f, 

nC»K;A\'k  :    KC>H;(    K/XarOCAOKfH'K. 
TpHHfH3/V\'kHkHa    C'KCTa- 
57^  HACHHM   MTf/W'k    ie4,HHk- 

CTKO  coriiikcTKa  OKpa- 

3'kMk    K-k^Oyill    IIOKSAXTv:     GOH?«.  10 

HH^k    ip/UC>C'k:    H>K(    Blv    nCl|IH    0. 
y\p'kirk/V\k    KpkCTkH'KIH/VVk 
H^C^AkCKyiO    pa3CpH    AkCTk; 

KaarccAOKfH'k  Kcr'k  OTki^k  Haiiin. 

K'kCKpkCHOrRTv    H3    PpORa  15 

H  a/i,kCK'kira  ß-kCKpivCH- 
K'k;   KaarocaoKfH'k  Kcr'k  OTkHk. 
Hkc  ciiacfHHie  Hauif  ta  Koropc>,\HiM 

MOAH/M'k,    /MOAH    ß'knA'k- 

i|icHaro  HC  T(Ki,  cnacTH  Hack.  20 


1.  3E/UACH{  Öerb.  2.  CkCTaßA'k  Serb.  (6  zr^q  y^c  iy)v  äVAeiov 
ouatwua;;  cücTaciv).  4:.  HfKTv/wkcTHiMki  Serb.  (0  a-/wp-/;TO(;).  7.  Dieses 
Trop.  findet  sicli  ör.  nicht;  im  Serb.  lautet  es  =  Gr.:  6/k,HH'k 
oyRO  ckCTAKTk  B'k  ^K-fc  >Kt  lecTkCTKiv  np-kHfnopoHkHara  po^Tvi 
ßknAki|ifHaro  Bora,  KsrojK«  ßkCH  nofMk :  kojk«  BÄä.  11.  en;« 
Serb.  13.  pasopHA'k  e,CH  Strum.  (Xüsa?  —  pa3opt  1343).  14.  ba. 
if.CH  rocno/i,H  bojk«  Strura.  bojk«  BAarocAOßfHk  I€CH  Serb.  (suXo- 
jr,xoq  b  6£bq,  6  twv  ■;:aT£pa)v  -/jiJ.wv).  15.  ßl^CKpcH^BklH  Strum. 
ßkCKpkCE  Serb.  (0  avaciä;  —  BTvCKpkCk  1343);  WT  Strum.  (iv, 
v£xptüv).  16.  KT^cf  ßkCKp'kcH  Serb.  17.  ecH  rocncAH  BC«>Ke  Strum, 
18.  Dieses  Trop.  findet  sich  Gr.  nicht.  19.  HMAMki  Strum. 
noi€MTv  1343.  MOAH  cnacTH  Hac'k  npHiuk^uia  k  ypucTOY  ro- 
cnoA^V  Strum.  moah  ciiaca  cn  ßi^n  .  .  .  T£B(  BAarocAOßCHk  Serb. 
cnacTH  CA  HAiWK  1343. 


t'eber  den  Inlialt  des  Codex  Hankensteinianus.  665 

ll'kcHK    \\.    H)/MC»C'K:    TiKi    KC<,\'klf. 
T'kl    liOi\fK>    CIHCfHOVK»    (WOl'KOV 

IIC.WOAK    C/Ä    U'    SiUlJH,    raKO    Ht- 
57  '■  KCAbH'kH    ,\'KK'k    KC>i\H,    ^V'k- 

K-k<l\a    KC>    110    p/ÄA'^V  HOCHIIIH  5 

KiCTkCTB-k    YpilCTf    ß'K    K'kK'kl. 
TfKf    KC«A'kTfAKHOA\OV'    K'K- 

c\'o>KfHmo  a4,'K  \'pHCTf  iiopoy- 

IWH'k    K'kld-k,    H3KAkKa    >K( 

KC/Ä    AkCTHK>    OV'A\kpl|lßk-  10 

HkIM  ,\p'kKAk  :    TA    llp'k- 

ßT^SHOCH/Wk. 

Ta  H(ßei|iuc'rßkHa  ov'.ua 

H    C'kpaCAkHOM-;    CACßO  H 

AOl'\M    C'kßE3HaHaAkNa,  15 

TpOHUK»    H«C'k3;VaH0Y,    ßC/Ä 

iH'k  ipavoc'k:  OT  WTkii,a  iipivJKf  ß. 
Na  KpkCT-k  ßOAkiO  CH  ^aa- 
HH  pacnpccTkpiiia  h  20 

c'K.v\kp'rH  ^kpJKaßor 
paa^poy'iiikiiiaai'c  \'piicTa 

ßOra    CßALpfHHH    llOHTk. 

Mko  H;mH\'a  h3  rpoßa  ß'k- 

2,  c-j  Tb  6£A-r;Tbv,  TO'j  Gb)Tr,pio'j  täOo'j;  a'rr/jjrw,  -or/^piov,  (osrsp 
aßo'jXr,-ov.  3.  MKO  W  HIß.  Scrlj.  5.  5'J-;  Y^p  /.^-ockKr^Kocc,  cipst; 
Tai;  c-jciat;.  9.  H3kßaoYßa  Serl).  (vcvovw;  -J^ij.;:;*).  12.  crk  uzspj- 
'i/cüvTx;.  13.  Im  ür.  findet  sich  dieses  Trop.  nicht.  Serb.  =  Gr. 
19.  ,\aaHH  cßCH  iipocrp'kuiarc  ßoacio  Serb.  (tiv  .  .  .  Ta;  -aXaiJLa; 
iv-i:-j.zy.'/-.2).  21.  CkAXpkTkHOl'lO  Scrb.  (toü  ÖavaTou).  22.  pa3- 
,VpOy'IIIH  Serb.  (c'.3:ppv^;avTa).  23.  CßfljKHH  Y^'^'^HT*  M  Iip'kßk3 
HOCiri'E  M-ro  ß'k  ß'kßH  8crb.  (itzzl;  ■jyya-z,  Aab;  jzzpj'i/cuTS  ilz 
-avTx;  Toü;  a-üiva;).  21-.  Im  Serb.  fehlt  dieses  Trop.  —  tov  — 
ÄvaT£(XavTa. 

SiUungsber.  d.  phil.-liist.  Ol.     CX.   Bd.   II.  Uft.  43 


{\[')(\  8 mal  Sl, ockij. 

CllUKKIIh»    \i\HCTA    KOra,    H    M\'- 
pC>HOCHII,aA\'k    MKAkUKl 
CA    H    paA»5CTK    H/Wk    lipo 
llOK'iiA^ß'K'Ua    CÜ/MJICHHH 

nOTI    /\I0;1,HIC.  5 

XtpOKHMkCK'KI    RTvC^ßa 
AAieM'k    TpHMHCAkHa 
rC    KOJKkCTKa    H    KAarCMkCTk- 
HO    nOKAaH/AI€<MTv    CA    K-- 

AHHkCTKO^*  Tpuckcra  10 

KkHOr  C'kIHOY   H   A<>VX*^V  ^'^ 
öS''  iVTkUkMk;   ai<?AHK%  iipivR'k- 

SHOCHTk    i€rO, 

irkcHk  Ä-  ipa^oc'k:  HcaHid  ahko^h. 
na4,'K>iJ<«<irct  HAOB'iiKa  K'kcnpH-  i5 

raTTv,    KAa^T^IKO    X'pHCTf,    HippCKa 
A'kKHHa   BCfiWOy    CkBTvKO^'- 
RAk    CA,    rpivCk    J€AHHO/Mk 

>Kf  m  npHMaifif  ca,  ßctro 

U'T    CrpaCTH    T'kl    CKOKO/\H-  20 

Als,    K-CH    nptMHCT'kIHAAH 
TH    CTpaCTkA\H. 
KorC>MkCTkHC»ICi    TH    Kp'kBHK», 

HSAHIilHOI«,    BAAA'I^IKO    y(fl»CT(,    W- 

TTv    TBC»H]('k    npfMHCT'k    pfUp'k  25 

H    JKHROTBOpAlJJk,    >Kk- 

pTRa    KC    nCTTvIK«    HA^-Ak- 

59 '^  CKara,  bca  h;«  3tA\AA  tbo- 

6.  Im  Gr.  stellt  can  dieser  Stelle  ein  O£0'cc-/.iov.  B^kcyBaAMMk 
Serb.  8.  h  fehlt  Serb  9.  raKO  msahhoV  Serb.  12.  nonT( 
np-tB-KSHOCHT«  Serb.  18.  leAHH-k/Wk  Serb.  19.  npHstcTk  c(, 
BkCf  Serb.  20.  ev-  ^^opS.q  tj  eAeuOspwrac.  T'kl  fehlt  Serb.  23.  KO- 
roTOHkHOM»  Serb.  (Oeoppjxw).  25.  iip-kMUCTuyk  Serb.  (aypavxou). 
26.    >KHBC»TBOptlJIHJ(k    Serb. 


lieber  den  liihulf  des  Codex  Hankensteinianus.  Üu  < 

TH    lipHHC'CHTK. 

Na  Kckyiv  3aK0A'kHHK% 

TTvl    l€,l,HHOK»,    Kaa4,'KIK0    ypHCT«,    llpH 

HkCA'K    CA    HiCH    \'C>TAM    K'k  5 

WTkl^tBH,    K'k    H(A\0V';KE    B'k 

HH^f    HA'kTkCK'klH    npiv 

ATvTesa   HaAA-K^    RCA   R'k- 

POK»    npH\'0,l,/f^l[iaM    TM 

npHHA\ORaia.  10 

IHTv    ipA\C»C'K:    TA    liaHt    Ol'A\a. 
Ta    HtCTpaCTkHO    A\OYKOr   npH- 
HA\'kUiarO    H    A\Hp'k    KCk 
HSKaüAklUarO    WT    AkCTH, 

AXHACCTHKt.    H(    A\C»AHk-  15 

59''  H'klHA\H    TA    lliiCHkMH    KfAH- 

HaK-A\'k. 

Ta  K'kCKpkC'kiiiarc  h.^  rpo- 
Ka  TpH^vkHfKkHaro  h  a 

Ji,A    HClipOKkpr'kllia    H    A\H  20 

piv    lIpOCKivtllkllia    K'kpHH 
H    l€;i,HHC>A\C>V',\pkHC    TA    K( 
AHSaK-:AVk. 

IlcraHkcK'kira  pauoT'ki 

H3KaßAfHHK-    AK',V,kA\'K  25 


3.  Im  Gr.  findet  sich  an  dieser  Stelle  ein  anderes  öio-cc- 
y.iov.  Serb.  =  Gr.  11.  TfKt  Serb.  12.  Im  Gr.  steht  an  dieser 
Stelle    ein    anderes  Trop.    Tfßf  HfcrpacTH^/K   Strum.    '[\k(  m- 

CTpaillkHOl'K»   Serb.      13.    RkCk    AAHpk    HSKaKAkllia    A\HAOCpk,\<    WT 

AkCTH  Serb.  15.  /WHAOcp'k/l,«  Strum.  1(S.  'V(K(  Kkc.  'i'pt'iH 
^\kHk  Strum.  (£•/.  -äso'j).  T«Gf  —  TpH,v,HfK'kHC»  Serb.  (Tf'.v;;j.£pcv 
—  TpH,\kHkHO  1343).    21.  cßCKOiK^V'ivnia  Serb.  ((pwxiaavTa) ;  K'kpk 

HH  Serb.  Strum.  (o-.  z'.gxoi).  22.  TA  fehlt  Serb.  Strum.  Gr. 
24.  Dieses  Trop.  fehlt  Gr.  Strum.  Serb. 

43* 


ßfjS  binal  Stockij. 

CKOH/U'k    IIOCAH,    IIOAX/AHOl'- 

K'k   CßCKSra   Kp'kKf,   Kcrcpc»;V"H<»   P<*- 

AH    /MHOrC'iMHACtCTHKt. 

Pa^oV'H  CA  KoropcAHi«,«,  mat»  \-pHCTa  uora, 

H-rO/K«    PO^H,    MC/IH    CA    Ki/MO^,  5 

rp-kYOK'K  wcraBAfHHH- 

A^lllHtWK    TA. 


Zur  Vergleichung  wurden  herangezogen:  a)  Apostolus 
von  Sisatovac,  h)  Hvalov  rukopis  nach  Daniele,  c)  Novum 
Test.  Graece  von  Scholz. 

155^  anocTOATs.  aHkrfac»A\'k  ktv  noH« ^'^'^•^""f»'*^- 

KpaTHi€,  2.  aijit  aHKrjAT».!  raaroaa  lo 

HC»    CaCKO    ETklCTTv    H.SK'k 

cTbHO,  H  ECi  npiv- 
cTo^-natHHi€  H  wcaor- 
maHHK-  Hpaßk^kHO 

npHßTH    KTvSiWkSAH  15 

l€;    3.    KAKO    /M'KI    Oy^'k- 
H;H<U'k    0    CCAHI|,'k    HE 

pojKkUJf  cnacmuH;  h- 

:k(  Hanaac»  npHHM'k 

raaroaaTH  ca  wt  rocnc>A*^,  3a  caivi-  20 

lliaKTvlUH\"k    BTv    HaCTv 

4.  A'kß*^  Strum.  (0£o-c/,£).  5.  noA\caH  cf  Serb.  6.  rp-k- 
Y^/Wk  —  HOA**TH  Strum.  mh  npccTHno»,'  no^aTki  Serb.  (aij^pr,- 
%r,vxi  —  ^xapOßaTH  1343).  7.  ta  uoropo^HUA^  ^•^'^'•''^""'^  ß* 
AHMaF,iV\k  Strum.  (toI?  TCiaxst  ävuij-vousi  C7c).  10.  ai|u  KO  raaro- 
aanCM;  aHureaki  sis.  hval.  (yap  —  6  AaAY;Oet;).  12.  KkcaKO  sis. 
hvul.  15.  llpHK^Tk  sis.  hvah  (lAaßev).  18.  i€JKf  sis.  6:Kfi  3a- 
seao  hval.     20.  rc>cno/i,H  sis.  0  rocHoyi,ki  hval. 


Uebcr  den  liibalt  des  Codex  Hankenstoinianus.  669 

H3K'kcTirrii  C/Ä,  4.  ck- 

llpHMCC,\0\'lliaKM|IOr 

Kcrov'  3Hai\\fmi  jk«  ii 
155 **  'no,v,ic'ki  II  pa3i\iiMK 

irKLwii  ciiAa/Wii  11  .v^VX''*  ^ 

CK/ÄT.»    ^vkuHIIII    MC    CKO- 

'kn  H%A\oy'  KOAii.  5.  he  ankn- 

,\OA\K    KC»    IIC«KCpll    KWCtM- 

ttTKt  r/\arc>/\fA\'K.  6.  sacKK'kAf-  lO 

•rf/\bCTßCKa    /Kf     K,V,f    Kv 

TtpTv  r/\arO/\A:  hic»  h-;ctk 
MAOirkKC*^  raKC*  iioa\iiii;iih 

H.    i\ll    C'MH'K    MACK'kMkCK'k.    laKO 

iiocki|ia  i<-rc ;  7.  oi'amih-  15 

A'K    K-:CH    AXAA'KAVk    HUH'k- 
A\k    IVT    aHkrf/\'k,    CAAÜ-MC 
H    HkCTHIO    KicHMaATii 
II    M-:CH    H    ilOCTAKHA'kl    II 
156^  leCH    Ha,V,'k    ,V'kAkl    pOV'KCV'  20 

TKC«lt-:K>,    8.    BC/Ä    ilOKCpHAk 
wen    llO^'k    HCI'AAXa   H-ro. 

m 

H-l\\i\    KO    MOKOpll    K-A\Ol-    Kk- 

C/ft,    HHMTOIK«    H(    CCTA- 

KH    l(-:/WO\'    HHIOKOpCHA.  25 


1.    HSR'kcTH     C(     ^is.     hval.     CklipilllOCAOYIllkCTKOyiCI|IOV'     sis. 

lival.  4.  pasAHMHaAMi  sis.  lival.  (7:o'./.'!/.a'.c).  5.  ^oryoi'  cKtToy 
^.iiAif-HHH  sis.  \).  0  H(-A\k;Ke  hval.  11.  Kk^tii  lival.  14.  hac- 
K'kHk  sis.  MAOK'k'icKki  lival.  1.').  iic>c'ki|iaK:iiiit  sis.  hval.  (szi- 
sy.STUTf)).  1().  OYA\HM/\k  H  HiCii  »IHA\k  «i.s.  OV'A\aAKIi\k  (-:Ckl  A\a- 
AkiA\k  lival.  (r/AocTTojsac  ajTov  ßpa/J  -;).  l'.l.  ii  nach  nocT.  fehlt 
sis.  hval.  21.  H  Kkca  hval.  22.  hchm  hval.  23.  ;ke  iic>KC»prrk 
c(  —  KkcaMkCKara  sis.  iiOKCpkiTii  hval.  24.  miMtcciKe  sis.  hval. 
25.  HfiiCKOpEHk    sis.     Hierauf:    iikiiiM    :Ki    m    lo   r,M,vnA\k  w.i\\c>\f 


(^)  (0  Sm;i  1  8  tüo  kij. 

MHHCiWK    WT    aHKrfiVK    KHAH- 

A\A   IC\'CA    3a   iipHrai'Hit-:   cmw- 

pTH    CAdKCK»    H    MkCTHK» 

B'kHMaHa,  laKO  j\,d  KAaro-  5 

,i,'kTHK«    KCH^KKiK«    3a    BCA 
O^fKOyCHTk    CiWkpTH. 

10.  noACKamt  ko,  w.r^  PM"? 

156^  H<V\k>KE    BC/Ä,    MHOr'kl 

C'klH'KI    CK    C/\aBCtK>    MpHBf-  10 

;i,'KlliOY    nOKCHkHHKOY 

ciiaccHHra  HiWh  h  Axoy- 

KaMH    CBkpUJHTH    C/A. 


Zur  Vergleichung  wurden  herangezogen:  a)  \l(xpxAkT,':i-Ar), 
1857,  h)  CTpyMHHi],Kin  OKTOHXt  und  das  darin  coUationirte 
Kondakarion  aus  dem  11.  Jahrhunderte,  c)  Bugarskoslovenski 
oktoich  (Mih.). 

239^  KOH^aK'K  raac'k  f.  no,\,.  ii04,0KHHK'k  cki. 

K'k  a/V^Y  cnacf  mch  ckhha«  h  Bpa-  15 

Ta  CKpo^iüH  ranc  cHamTv,  o\r- 

BkcaMkCKki)Ck  noKcpHSHk  fehlt  im  Hank.,  wozu  aber  der  leere 
Platz  von  zwei  Zeilen  gelassen  wurde.  1.  :k(  nach  \fMH.  sis. 
hval.  A^aaki/Uk  hval.  2.  HM/Wk  sis.  (i.  nc»  Bkcanca^k  sis.  hval. 
8.  MEA^OY?  '^roH^t  pa/k,H  BkcaHkCKaw  h  H<uk^K(  BkcaMkCKara  sis. 
hval.  (eTipsTTS  '(c/.p  aüxw^  et'  cv  xy.  tAtm  /.al  oC  cü  xä  T:av':a).  9.  /MHC- 
rkiH  sis.  hval.  10.  Bk  caaBO^  wftvi^ij^wxwAA  HantakHHKa  cnact- 
HHIO  sis.  HaMEAkHHKk  cnaccHH'k  HJCk  hval.  (ttoXXo'j;  übb;  c!?  Bo^av 
ävävovTa  Tov  äp-/r(YOV  "'^^  ccoTVjpia;  aüxwv  oca  TraO-^iJ^aTtov  TSAetwcat). 
12.  H  fehlt  sis.  hval.  13.  cf  fehlt  hval.  15.  a^a/MCBH  Kond. 
XI.  CkUikA'k  KiCH  Kond.  XL  ( au7y,aTaßsßr]xac).  16.  Bp.  a^c^Ba 
Strum.  Mih.  a^Cß*»  fehlt  Gr.  und  Kond.  XI.  ckKpoYuiHA'k  (-.ch 
Strum.  c'kTkpa'k  m-:ch  Kond.  XI.  (cruvxptJ^aq).  BCCCitafH'k  Strum. 
BkC(/Uor'kiii    Kond.  XI.  (7cavT906vap!.o^).    11  vor  o^m.  Strum,  Mih. 


lieber  (Ich  lüball  des  Codex  ll:iiikciisti'ini;iiius.  671 

<\\(pllJi\ld    WKO    3HJKHT'k/\K 
K'KCKp'kcH/\'K    M-;CH,    H    C/VXfpTK- 
HaW   K-^\HHa    iKAtXA    ^fiUCTt    ChKpOV- 
IIIHA'k    M-:CH,    H    HACK    WV    KAtdTRKI 
239''  ItSKaBH:    HACK'kKOAhMiKMI,    KCH  5 

30KtA\'K    TH,    CliaCII    H'KI    rOCIIC>4,H. 

KCH;k,dK'k  raac'k  .s.  iic,\,.  (7Ki  w   Hack. 
/KHKCHaMaAHOK»   ,vaaHHK>   0\'- 
,\\6p'kmaura  wr  TtA\H'ki\'k 

a^ivCT'k    MKC    JKHKC>,V,aKII,a  10 

K'kCKp'kcMKkUJarO    KkC'k\-k 
)CPHCTa    KOra,    H    'l'pH,\H'kKHC    H3'k 

rpoua  K'kCKp'kcHK'kuiarc  K'k- 

CnOH/MO  :   T'kl    »6CH    Bkck^-'k 

HaC'k    KCtCKpivCfHHI«    H    JKHKCT'k,  15 

KOIKf    BkCAHkCKHH\*'k. 

240=^  KCH,v*»Kk  raac'k  ii.  iic»^.  raKC  HanarkK. 

fl'kCKpkC'k    H3'k    rpcKa    OVM\«p'k- 


1.  H    Hack    B'kCKp'kcHA'k    f-cH    Mih.  •iKcpni.'k    Strum.    (toj? 
ÖavsvTa;  cb;  /.TisTr,;).      2.   CKiWpk'l'HOf   JK/äac    c'kTpkATv   (C\\   .Strum. 

Ck<MpkTHCf    IK/ÄAC    CkKp.  ^lih.    C'kAXkpTkHara   'AlAAA   CkTkpA'k    WCH 

Kond.  XI.  4.  H  a,va<Ma  hc  taa  Strum.  a^aa^'k  TKi  wt  k,\/ät- 
BTii  iiSBaBH  CA  Koucl.  XI.  Mih.  (es  fehlt  aber  >Kf ).  5.  ,\,^  ß^" 
Strum.  H  BkCH  Kond.  XL  6.  T/ft  Strum.  tu  fehlt  Kond.  XI. 
Mih.  HaC'k  Strum.  Kond.  XI.  .Mih.  10.  A\pa'ikH'kiH\"k  iip'kuc- 
nc^\kHH)("k  Kond.  XL  JKHBC^v,aBMi,'k  Strum.  >KH.HHO;\,aBfH,'k  Mih. 
:KHBC>;i,aBkii,/iv  K'kci;p'kiiikiiiaai'0  KkC/Ä  ypncia  Kcra  Kond.  XL 
12.  H  fehlt  überall.  1;^.  K'kcraKiiKmaarc  Strum.  wi'  Mih. 
Kond.  XL  K'kCKpkc'kiiiaarc«  Kond.  XL  mko  Kora  vor  Kkcii. 
nur  Strum.  14.  K'kciiCK-wWk  Strum.  Mili.  K'kC\*KaAiii\\'k  Kond. 
XI  Der  Sehluss  lautet  in  Strum.  T'ki  i<-;cii  ciiack  ii  K'kCKpct- 
HHf.  Kond.  XT:  'i"ki  i<-;cn  KkC'k\"k  ciiacniiiii-:  ii  KkCKp'kiiimiiK-   « 

:KHBC>T'k  BkC'k\"k  KOI'k.  Mili.:  I'kl  tCII  CliaCf  KC'li\"k  K'kCKpKCJ- 
HHf    II    IKHKCTk    liO'A{f    l'.C'kMkCi:kl\-U.      18.  B'kCi;pC«  WT  Stmui.  Mih. 

criack  H  oyA\.  SliMun.    Dic.se.s  ii  kommt  auch  .Mih.  Kond.  XL  \'or, 


672  Smal  Stückij. 


IIK\M    K'kCTaBMA'K    W.CU,    H    CK- 

iiiiiA'K  lecH,  H  a/i,a/V\a  irKCKp'kcH- 

A'K    lir.Cll,    II    K-Bra    /IHKOlfK-TK 
ß'K    TBOKi    BOCKpkCfHIlK-:,    H    BCtrC 
-MHpa    KC>Hbl|,H    TOpiKKCTBOY" 
ICTk,    lfi>K«    H3    iMfpTBTvIY'K    BC- 
CKpKCEHkH-wUK    TBCHiMk    iMHCTO- 
/MH/ICCTHBf. 


J.  oy.ufpui^  ]Mih.  na^v^^mard  Koncl.  XI.  B'kSAKiirHJ^a'k 
Striim.  ckB-kCTaBHA-k  Mih.  2.  Ck'rkpa'k  Kond.  XI.  (h  Ck/Wp. 
AfpJK.  CKp.  i€CH  fehlt  Mih.).  3.  (h  ajk,.  B'kCKp.  I€ch  fehlt  Stnim.) 
4.  H\'Ka  Strum.    tKa  Mih.  /\HKkCTB\^i€Tk    Kond.  XI.     5.  h  bch 

KCHUH  36MHHH  Strum,  H  fehlt  ]\Iih.  H  MHpOY  •^•^•HkUH  AHK'k- 
CTKOV'IOTk  Kond.  XI.  AHKOIj'/ATk  H  llpa3H0YATk  Mih.  8.  B'k- 
CKpkCfHIIH-    HaOB-kKC/IIOKMi    H    /MHOrC/MH/ICCTimf  StlUlU.    B'k    TBOtC 

B'kCKpkCfHHie  Kond.  XI. 

5. 

Es  folgt  hier  ein  sehr  merkwürdiges  Gebet,  zu  dem  ich 
nirgends  das  Original  linden  konnte.  Ich  glaube  sogar,  dass 
es  nicht  streng  der  christlichen  Lehre  entspricht,  überlasse 
aber  das  entscheidende  Urtheil  darüber  den  Theologen. 

p.  5^.  MOAHTBa  K'k  rociiOAV  KC»r\^'  HaiJU/M\f  Ha  wtc- 
riiaHkH    BC/ÄKorc»   saa  i   Bcky'"^   M'X'^  HfiipHA3HiiH'ki)("k,    naKO- 

CTAl|IHX"k  Ol'  4,<Hk  HAH  B  HU'Lpk,  H/\H  B  AyHy  HCB\- ,  IAH  B'k 
BfTyy.  ai|lf  KTC»  ]C<M|in'k  llpl3'klBaTH  CH  iA\ma  KOIKkA  C  B-kpCK», 
I     J^A     B^^^fTK     HHCT'k     MC    Tpil     ,\HI     WT'k     BCAKO/Ä    CKBtpH'kl  ;     1 

raKO  iiO/UcaiB  c/h  /MCahtbok»   cek>   K'k   Kory,  h  iio   TtUMk  np'k- 

K\^A*Tk  HHCT'K  r.  J^HW]  I  KOPk  J^ACTh  K/M^,  firC^Kf  llpOCITk,  I 
C)^paHHTk      H     HfBI^H/UO     WT     BCAKCrC     3AA     1     HaHaCTH     aMHHk. 

rocno^H  üaarocacBH  wtm(.  ti'k3iiCKak>  yoTi  /MO(-/ä,  iic>/v\iHaio 
HpwckB'ki  a\OF./Ä,  i  iio3Haw  rp'k\"k  /Mwh  np-ii^'k  ciiacirrfat/Mk 
Moiaik  Kcro/vvk,  i'i  cKp\,-iiiK«  m'kicai  moa  iip'kA'K  KoroMk,   ii|iK< 


lieber  ilen  Inhalt  tics  Uodcx  Hankenstcinianus.  6<3 

.WOAHTK'KI,  (p.  5')  npHA\H/\\-K>  C/A  K'K  /\\0/\in'K.t\"K  A\CI\*'K  Kk 
KC»r\|-  A\H/\OCTHRCA\V,-  M  l|lf,\,pC'/V\\,-  .  K'IC  iWOHirik  IISkTAarCAa  TU 
YpaKU'pkCTKC     liC>KkH,     KTO     A\0;Kn'k     HCIIpaiilTU     CTpa\-H      IKOA 

rocno,vi  .  h  ,v,(chhii,a  tkoa  paciipccitpAA  .-j.  ckhahi  m  h.  Hi\i(Ch 

C  KkllllE,  H  K'k3,\KirA'k  KCl  K'k  KklCC'l'k.  /ÄHif  nkc'1'h  i;u'Hii,a; 
M  C  ß'kICOT'KI  WT  ßC'kY'k  K'k3HtCfHk  lipiC'l'U'Ak  CA^Kkl  IKOK/Ä  . 
M  K'IO  i\\C»;KfTk  CTKOpHTI  CA'kllliaH'kl  \'Kai\kl  IKC/Ä^  WK(  C<^3Ji,AXW 
6CH    /J.    .S-kAAAk  H    .-{.    OKHAIli  CIIC,V,C»KH  .  OV'CTAKIA'k    KCl     3«A\AK'    HM 

HA  H'l;A\H;f,   i'Axt   crpaiiiHik  hch  i  ciAmk  .    rki  irkcii  .  .  .  . '  /^  i 

CA\OTpHIIIH  KCn'C,    T'kl  Ki,\,HIIIII  Ha    :il AXOpH    KC/Ä  HK«,VfCa. 

•h    kto     A\ca^nk    iicii'ki     (p.    ()'j     laTH     laiH'ki    tko/a.    i  vut- 

Kp'klBaeUII     rA\,-KHH\)-     WT'k    TAA'kl.    11    KC/A     TAIUAA    K     lOuk    W'T- 

Kp'kna  c\|-'rk    oi-    iwarcA'k    iKC'kAXk  ;  ww   ,v'ki)caHkio   Hw.^.vpK- 

K»  TK06I0  .  i  C  rKC>pHA'k  KCl  HfKfCa  1  KC'I'.  IICAKkl  H(K(CH'klWV  :  1 
KC'k     A\'klCAI     HACK'kMkCKkiA     HaillCaH'kl     C\,-|k     llp'k^Vk     rOKCIO,     i 

HH  K4,iH'k  i'AarcAk  orraKH'k  wr  'vnit  .  nkcTk  3aK'kiTk/Ä  iipk;V,'k 

iipiCTOAOAXk  MkCTi  TKC<KA  .  CAAKa  TfKf,  CAARA  »MflW  'l'KC>KA\\,-, 
i>Ke  i/MA  TK06  0»|'  TfKf  ICAlOßHAO  CA  KCTk  KW  AAH'k  H/M/A  TfiCK  . 
IA\/A    TKOK     A'l'.nO     KCTk     lipH     TCK'k,     MKCH^f    IA\A     'l'KCK ,     TaKC    i 

caaKa    tkca  .  nkc ik   na  ntufCH    i    na    :m,\\,\\    pa.'jirk    t  .  .  .  kw 

IA\A  TKOK  CTpaillHOK,  HkCTHOK,  KAarOCAClimO  \m/\  ll,p  .  .  TBOF.rO 
HA  K'kKH  K'kKWA\'k.  SAKAHHAIC  .  .  .  (p.  ß^')  HAUHfA\k  TKClAXk 
CK/J\'r'klA\k  C'i'paillH'KiMk,  i'A^i  C/Ä  llpC'l'OAKXj'K'rk  Ha  6.  lAXEH'k,  i 
HA  ,V,K'k  IA\«HH  .    KIV  LM/Ä  Ä.   a,\OHai  l|,kKaWC  aK«0V'/V\a3'k    Ka3apH/A 

A^vKaptHOca  ka^'mka  ^\,ha   änpcHa   a'KcrpcHa   KaKpopkA  Ä  a^k- 

rpiKA      ä,\OHAi       ll,kKAWC;       HAAA      CK/A'I'OK      CTpAIIIHCK      llia4,C»A''' 

cfaiirkpk  V.  t.  it.  lOiKA'k  KW<t>ieA  a^f/k^iaKA'k  A\apK'kRHF,A'k  rH- 
KscaF.A'k  'i'aH,\Hi<-;A'k  TarpHKA'k  'raKk'iaKkKA  k.  iic>/V\/AHH  rociio,i,H 
AXHACcn  TKCA  i  i|if,\pc>r'ki    tkoa,    laiKf   wr   r/kKa  c\"Tk.    roc- 

I1C»AI^  Kork  /MHACC  THK'k  IIOA\HA\|-KTk  .  C'k,\l'l'k  K'k  CKpC>KII|IH\"k 
K'kILIIHIY    K'k  KpU'K'k    CHACITfAA   AVOKI'O  IIWA'kC'r\,-|lAIC«  .   CIIAckHkK 

1  Die  punktirten  Stellen  bedeuten,    dass  der  Text  so  ab- 
gewischt i«t,  dass  man  nicht  lesen  kann. 


674  ■■'III  iii  öiock  ij. 

-MOe    U'T    KOra,     H;Kf    CTKCpH     HtKC»    i    3fM/IIO;     K'kSHfCH     Ha     MA 

cß'k-rau'CTk  /\iii,a  tkchpci  rcciio^i.  (p.  7")  CK/ÄT'h,  cbat'k, 
CBAT'K,  rc»cfic»,vi*  caKaw^i'K,  HcrioaHK  Mfi;c  i  SfMaio  caaß'Ki  erc>  . 

^^CarC'Ttpil'kaiK'K     H      /WHlVrO/WHaOCTHK'K,       llpaK,\IK'K,      )CpaHiTK 

AXHaccriiHKi  K  ruc/Miii  K'IvK'K  .  Kaai'OCACK'k'rt  Kcra  anrfai  «ro, 
YpaKp'kiA  ciA'ki,  TKCpAipf  raarca'K  e.ro  .  cnaHO/Mk  ciahck  Ha/U'k 
Kork  rocnoyVK  Haiuk  .  KAariv  rociic>/i,k  kc  Kck/Wk,  AAHAOCTk  erc 
Ha  Bcki  TBapH  .  uaar'k  kt^  ciai:  oy  j\,iHh  lUMaaH  Kor'k  H.SB'kcT'k, 

npaBAHB'k,     Bf 30    AkCTH  .  KTO,     AKOJKt     6CH    T'kl     0^     aHriA'k)("k 

rocnoAH  •  kto,  ako>k«  (-:ch  T'ki,  cnam-k  oy  CBAT'kmi  rocno;i,H 
i>Kf  caar'kiH  Kork,  na  KivK'ki  ^\OKpoTa  «ro  .  iipaK^vfH'k  f.ch,  i 
npaBH  c\'AH  TBwi  K'kA<*i€'W'k  rocMOv\i  .  iipaK'k  den  ^\f  cyx^ 
CBO'k/Uk  .  KaarocaoKtHa  MkCTk  KOH^k<fv  wr  M'kcTa  ctro  .  Kori». 
ciaa   MH'k,    Kp'kiiwcTk   moa  .  fi(K\f    Korir,   Ha,\ejKa   a\0/ä   i   sa- 

(p.    7^)    Ciyn'k    MW\    KOPTv  .  CHAa    ]CpHCTOKa    KW   MH'k  K  nO/VVOHH, 

i  KTv  TBoeMY"  cnackHkKi  Ha^iiio   ca  rocno^\H  .  Kor'k  npaB'km, 

KOn».    ^KHB'klH    .    Iip'k/l,'k     ÄpOCTkKi     6rO     MOrHKH\'Tk     BCH     BpaSH 

Mw'\;  H  BCH  HmaKH;i,/Mpei  Mim   B'kcrpinfiiJiOTk,  naA\,^Tk,  hshj- 

A\On^Tk  npOTHB^"  MHli  .  HOCIliimH  CKOpO  /UHAOCTkKi  CB06K>, 
HyJKlCH'k    6C<V\k    B'kAMH  .  MplH/MM    U'T    AMHi    MOAHTB^''    MOK».    3a- 

KAHHaKi  T/Ä  BW   H/M/A  KW>Kk/fi  T'k :  a/i,OHai  nkBawc  aAHpi4iWH'k 

/VVHTaTpWH'k       MHHHrOH'k       CHPpOH'k       «HarpOHT».       H/Ä^^^^HfiATi 

(ca?)4ipH6A'k  naH,knfii,H6A'k  eTaTkA  T'knaana  acackA  nai^knk- 
ii,a<ft  /uaLi,kMai^a/fi  H.a^s'ku.ktjsa/ft  3pa)("i^3pa\"iv/fi  aB'kAkBkA 
(p.  8^)  ^acana  paß'kpaBkA  raBTO^iaHa  TaBTO/wana  na^Tvii,k- 
.jiaHa.  GnAfH'k  Kor'k  Ha  HfKtcH  .  KaKO  mhuto  KAaroA'k'ÄHk/Ä 
TBoero  rocno^H  .  cB'kipa   KO^KkA   ecTk  AV"'*^  MAOB-hMkCKaA,  a 

Kor'k    C(     npaB/l,fH'k,      nW     BckAX'k     n\^Tf/Wk     KOH\k<fi     MHAOCTk     H 

npaB/i,a  .  npaB/i,(H'k   Kor'k   bw   Bckyk    nv^-re^'k    cboi\"k  .  ncKtca 

HCnpaBA/ÄIOTk     MkCTk     KOJKklO,     TBapk     p^K»^     6r0     B'k3B'kipa6Tk 

TBfp^k  .  jcBaA'kTt  iM/Ä  KOiKke,  imt  CHAHO  HA\/Ä  6ro  caMoro; 
laKO  To  ptHf,  I  K\('/k,n'k;    BWH'k   3anoR'k4,a,    i  crantT   ca  .  KAa 

l'OCAOKfH'k  Kork  Ha  K'kK(HV)  rOCIIO,\k  KOI"k   Haillk.    Kor'k  (S^HH'k. 


Ucbcr  dc')i  liiliult  des  Oodcx  llüiikuiistcinianus. 


675 


IIWA'KA«P^('"j'^'''l^     KCr'K     KC/Ä     HII3'Klh\,\4\»0l|ia/Ä,     0V'3KC>,V,n'K     10- 
CJIO,\,K     BC/Ä    HI3'KK«p;KfH'KI/A:    KAI3K    rCCIIC,V,K    KC'k-W'K     llpl3KIK.\kv 

i[iiA\'K  ero  upaK^yoK«,  kalsi»  rociio,vK  ci:p\,-iiunKi\"K  c(p,\Kii,ti\\K,  i 

CHH;KaK>l|ll\"k     ,V,V\*^'^^'^    CfliKt'l-U:     l3(Kay)KHTK     rC>CMO,\k    AV*"**-'* 

jMK'K  cßoiyk;  Hl  iiccr'ki,v,/Är  ca  kci  Kiic»KaK>i|ifi  naHk.  Gf  ecik 

6. 

Die  \vÄßaO;j.ol  ton.  II.  finden  sich  in  unserem  Codex  an 
zwei  Stellen,  von  denen  die  Stelle  8'' — d'"^  mit  schwarzer  Tinte 
geschrieben  ist.  Ich  führe  beide  Texte  neben  einander  an, 
lind  setze  unten  die  Abweichungen  des  serbisch-slovenischen 
Octoechus  vom  rechts  stehenden  Texte. 

p.  8''— 9^ 
CTtnmkH.  raac'k  ä:  Na  h<kc»  ohi 

nyijjaK»  c(p,\fHH'ki"  k  t^ki  aua, 

CnaCI   /M/Ä    TKOl'-Uk    OCl/ÄHkHA\k. 


no/\\Ha\,-n    Hac'k,    crp-kuikuiiy 

TH  A^HWrO  Ha  KCAK'k  HaCTv,  \'pH 
CT«  MW'i,  ^aJK  MH  OKpa3'k  np'li- 
JK«  KWHUa  IIOKaATI  Cra  K  TfKt.    - 

IhKi  ii,apkCTRC»BaTi  ncA'J'K^t<--Tk, 
OCK/Äi|iaTH,   no,\,ßi3aTi  TBapk; 

KCr'k  KO  KCTk  F.4,IH0C\,-l|ltHk 
WTH,IO  I  cacB\^.  —  aHTIO.U.  Hipf 
m  rocnc;i,k  K'ki  KkiAk  b  Hark, 
KTO  ^OBOAfH'k  n'ka'k  c\-paHnrk 

KTvITH  WT  Bpara  KV-MHC  MaCB'k 


p.  W>—\1\ 
OrfM'kH.  raack  fe.  aHTie.  a:  Ha 

H«KO  OHH  ll\^'l|iaK«  Cfp^fHH'kH  K 
TfKt  CliaCf,  CnaCH  M^  TBOIMk 
CH/ÄHkF.iUk.  llc>/V\HA\i"  HaC'k  C'K- 
rp'l'.UIHBIIIHY  TH  /MHIVTC,  O  \'pH-  5 
CTf  iWW'i,  Ha  BC/ftK'k  MaC'k,  ;\,aH  /Kf 
A^H  OKpa3'k  Hpk^K«  KWHH,a  HCKa- 
ATH  AM  CA  K  T(Ki.   —  CB/Ä'l'C>-V\l' 

1 

AVXV-  ^'*^*  uapkCTBOBaTH  no- 

,\,CKa8Tk,  ÖCBAipaTH,  noABH3a-  10 
TH  TBapk;  KCr'k  BO  ^XTh  F.;\,H- 
HCC\'l|UH'k  WTH,K»  I  CAOB\-.  — 
äH'l'HO.  li.  Hlllf  HE  rC>CHC,\,k  B'kIA 
B'kl  B  nach,  TO  KTO  ;\C>BC>Am'k 
U'kA'k    C'k\*paHK-H'k     K'kITH    U'T    15 

Bpara    K\,'nHC    HAC«R'kKC>BKHiH,a. 


Aus  der  Vergleichung  des  Textes  in  der  rechten  Columne 
mit  Serb.  ergeben  sich  folgende  Abweichungen:  2.  /MOH  vor 
H\,-i|iaio.  4.  HH  ckrpkHMi\-OA\k.  5.  na  irwcaKk  Mack,  w  \'pH- 
cTf  A\c<H.  0.  H  ,va;Kk.  10.  h  iio,\b.  11,  f^HHOcyipk.  \i.  'I'O 
fehlt.     IG.  M,\CBkKOorKHHii,k. 


67G 


Sra;il  Stockij. 


H(  iip'k,\,a;KK  ciiacf  cKoe.rc»  \)aka, 

;i,KI3aK<l|ll/V\  C/Ä  IIKC  Kpa3l  A\Wi'. 
—    /KnKC'HaMaAKC-    l"  MfCTk,    KC/Ä 

KO  COHA'*"**''';  ^^^'^  KCr'K  CKIli, 
AXOKtTb,  CK/XICi^iU-TK,    O    WTII.H 

CK  c'KiHO/w  jKf.  —  aHTHe.  T.  Na- 
^i,^^»^!!«!  C/Ä  Ha  rccHC»,\*»  ßiic>/i,c»- 
Kima  C/ÄTOp'k  cK/AT'kV,  iiiKt  Hiua 
kc:ke  nc,\Ki;Ka'r  ca  HanacTk/Wi 
ßpa;Kk/ftA\H.  —  ll'k  KtsaKWHke 

p\)-KTv  CBCI'Y'K  ;V,a  Hf  npU'CTp\,-Tk 
KCH^CTKkH'k  ;KHi\-L|lf,    Ht  ^aC'l'k 

BO  \'pHCTC»rk  iKf^aa  na  Mip-kcHi 

CBWV.  —  TOHHT  CA  KC/ÄKa  Hp'k 

M^-^pwcTk,  WT  CK^AV*    KAaro 

AaTk,  ailCCTCAH  CTpaCTkMI 
K-fcHHaK»!'  C/ft,  AWj'HJHHUI,  HpO- 
pOl^l    BHC<ATk. 


ciiacf  CRoi-M'O   pana.    AKOiiTviAXk 
OKpascAik  Ha  AV/A  iiC'AK"3aiöi|ia 

C/Ä    HKO     lipa.^H     iV\WH.     —     CKA- 

'rcAX\-    AVX'V-     /KnKOHaMaAHa    :. 
Kcr'k  A\c»JKfrk,  cKAWAae.Tk,  o 

lÜTHH    C'k    C'KIHOAAk    JKf.    —    AH- 

THO.  r :    NaA'kKnpe  ca  na   ro- 
cnoA'i  Knc»A<?KHUJa  ca  rcp'k  cka-  lo 

T'UY,    HJKf    HHKaKOJK«    HC'A'^'^^*''' 
C/A    HanaCTk/MH    Bpa>KkAA\H.    — 

B'k  KfsaKOHkii  py-K'K  cboV^'k  !S,a 
Hl  iipwcrprrk  KOiKfcTBkH'k  >kh- 

B\'l|Jf,    H(    A^'^^T'*    f^*^     YpHCTCC-k   15 

jKt.sAa    Ha    iKp'kKHi'   CBwii.    — 

(^ß/ÄTCA\\-    AVX'V  •     TCMHT     C/Ä 
BC/ÄKA      CK/ÄT'kIHH,      WT      CK»AV 

KAarc»A**'rk,  anccTCAH  ck  CTpa- 

CTCTfpnkH,kA\M      KivHMaiOT      CA,   20 
m\-MfHHIJ,H  ,     llpC>pOIJ,H     BHC/ATk. 


1.  30K0A\'k    H\'k   cnacf.     2.  cr.  ch    paKa.     3.    nc»AßH3aTH. 

5.    IKHRCHaHfAMk.       ß.    CC3A'»HM'k.       7.    KCTTv    CH,       11.    nC»AKH3aTH 
C(.       13.     K«3aKC>HM.         14.     npOCTpO^'Tk      KCJKkCTRkHH      IKUROyilltH. 

1(>.  JKp'kKH.    18.  np'kAAOYAP'^cTk.    19.  BAarcA'kTHio  h  crpacTk- 
MH.     21.  H  npp. 


Ueber  ilen  Inliult  iles  Codex  Hankensteinianu!<. 


671 


6. 


OnaKcaph. 

A\'kC/MI,k    CmT/Äi:pK,    pfKOA\'Km    plOC-.H'K. 


1.  t"'»'^^'ÄTk    CK/JVTOrO   WTU,a 
C(,\\tHA. 

2.  •  CK/M'OrC  i\\\'^.  MAMWU'IW. 

4.  CK/.\HlfHOA\\-M.    ßiUi\-A'KI. 

5.  f  na/W/ÄTK  cK/ATcro  npcpo- 

KA    saYapK-k,   WTn,a    iwa- 

HOBa. 

6.  tna/V\ATk  MK',v,fCf  u'kiKiiia- 

ro   K    Y'^H'^X"'»^    ap\-HCTpa- 
Tura  /\\H\'aiAa. 

7.  CKATCrO     A\\-H.     cc^suiHTa. 

8.  fpC/KKCTKO        llpHCKAT'kl/Ä 

Korcpc»,\Mii,a. 

9.  'iiaA\/iVTk    npaKf^vHii:    akh- 

MA    I    aHkH'ki. 
10,    nOKAOH'IvHke;  MkCTHCAWj- 


AP'kK»,-:  ci;/M|ifHCA\\|-M.  aii'k- 

'l'0»K>A\a. 
1").    IICK,\CH'kHkf;         HkcrnoA\\- 
Ap'kiiy:      cß/ÄTOrc     My^\. 

A\'KkAHa    MpU'3K\,"l'(pa. 

14.  '  K'k3,VKn;K'kHk<-:  MkCTHarc» 
KptCTa. 

15,  CKATOrO  A\y-M.  HIK'klTTvI. 
Iß.  CKATCk  A\\-H,  FAj'^vHAXk'k. 
17.    CKAT-KlYTv     i'.      ^\'kK'k      ßk- 

p'ki,  AiouBf,  Ha,\(;K'k. 

IS.    CB/M|imCA\\,*H.     C(A\fU'Ha     e- 

riHCKC^iia. 

19.  CKATCrO     A\\-M.    Tpc»<jiiA\a, 

20.  •  cKATorc  Av\,-M.  eij-c'i'a^ik/A 
crpa'i'iAara. 

21.  cK/ÄTc»ro    M\-^.    4^av,\,opa. 


AP'kß\-;  CKATO'k   A\\-M.  A\H-        '22.    CKA'I'OIO    A\\'U.    4'^CK'kl. 


AOp'KI, 

11.  nOKAC'HivHk«        HkCTkHC»A\\,- 

AP'kß\';  cßAToiv  A\\,-H.  4if- 

AOpTvI. 

12.  nOKAOH'kHkB  MkCTHOA\\- 


23.  jSaMaTkK      Cß/A'l"klA      <-:Ak- 

caß'Ki,  ei'^a   aanaT'k  ck/ä- 
Toro    iwaHa    KpecTHTtA/Ä, 

24.  fcß/ATOk     lifpßC>A\\,-HfHHI|,'k 
^{KA'kl. 


1.  Ausserdem  findet  sich  an  diesem  Tage  Tpcfiapk  IH^HK- 
T\-  und  CA\-/i;kKa  HCßCAW,-  iX'kr»,-.  Ui(!  Zeichen  über  den  ein- 
zelnen Buchstaben  und  die  eigenthümlichc  Interpunktion  der 
Handschrift  werden  hier  niclit  berücksichtigt.  Mit  Rücksicht 
auf  CTCrc,  welches  einige  Male,  und  CTO'k,  crow»,  welches  regel- 
mässig vorkommt,  löse  ich  cTO  in  cß/A'i'<M'C  auf. 


(578 


S  in  11 1   S  I,  o  c  k  i  j . 


25.  CK/Ä'io'k   A\\-'UHHU,'k  <-:4vpc» 

CIHK'k. 

26.  t"P''i<^''''^Ki\'kHKK  IWAHA  KC 

rocACKa. 

27.  CKATO'k       A\\,-MtHHH,'k      Kill 

X\\pK'k. 

M'kcAi^k    WKTAKpk, 

1.  fcßATorc»      anocTCiAA     o- 
HaHkiv. 

2.  cB/ATorc»    K\*npk^Ha    i    o\'- 

CTIHTkl. 

naM/SVTk  cKATorc  F.pc»4i'k/Ä. 

CKATC'k  /M^'MfHHll.'k  i«a<M«A- 
V'M. 

CKATcro  anocToaa  ^iC'^M'Ki. 

KaKi^a. 

iia/UATK  Mp'kiic>A*MiHC>'k  no 

aai'K'k  KAy-^Hin'k. 

•  CKAToro    aiiccTcaa   /Jvko- 

EA  aa^'kF.Ka. 

CB/ATOK»     iW^H.     e\ft\AMnhA 

I  6Baa/Uiih,'k. 

CBATcro  aiiocTC»Aa  ^lAHria. 

cBAT'kix"K     iWV^.     npoBa, 

rAfi^A,  aHApc»HHKa. 

cBAT'ki^'k    iw\f^.    Kapna   i 

nan^'A'ki. 

CB/ATTklVk   /M\*M.  H  .  .  ,  pk/A, 


3. 


5. 


G. 
i. 

8. 

9. 

10. 

11. 
12. 

13. 

14. 


28.  cB/A'i'tM'C»  unn,a  \-apH'i'OHa. 
21).  CB/A'i'oro    w'i'na    KypkAKa 
WTYWA""Ka. 

30.    lUiU^Tk        CB/ATOrO        l'pH 
rWpk/A    BCAIK'klA    apMCHkiA. 


pCKOM'kll    AHCTCIMA. 

npoTackiÄ,   rfpBack/N  i   Kt- 

ACOliA. 
15.    CBATCrC»    /V\\-H.    A^-KkiAHa. 

16.  cBATcro  M\'H.  Aor'kma. 

17.  na<UATk  npopoKa  ioch/A. 

18.  f  cB/AToro  anocTCAA  e\fAH- 

rtAICTA    A\-K'kl. 

19.  cBAToro   npopoKa    hwia/A. 

20.    CB/ATOrO       M\,-M.      apTfAAk/A 
MK»;V,'^TBWpll,a. 

21.  f  cBATOi'C»  WTna  aapiwHa. 

22.  cB/AToro  iVTna  aB(pKk/A  e- 
nHCKOiia. 

23.  f  cBAi|ifHO/W\'M.  I  anocTOAa 
raKOBa,    KpaTa  rocnc>/i,kH/A. 

24.  CBATOrO    M\-M.    apf^iT».!. 

25.  CB/ATC>K>     iW^^.      I      HOTapK» 

<uapKk/AHa  I  /uapT\'pk^. 

26.  jCB/ATOrO   I  BfAHKarO  iM\-M. 
^/UHTpk/A. 

27.  CBATOrO    M\-M.    HfCTfpa. 

28.  CBiAl|i(HC>AA\'M.    Kypk/AKa. 


1.  Nach   dem   Trop.   u.   s.  w.    des    Propheten   liest   man: 

R'K    T'kJKk    j\iHW    IIOKpOB    lipiCBATT^IA    KOrC>pO;\HH,a. 


I'filicr  lioii  Inliiill  lies  (Judex  ilaiikpnstoiiiiiiniif;. 


679 


20.    CKA'IO'k      iW\-H.       HaC'IMCK'k 

plA\A/AH'KIH'k. 
30.    CB/ÄTOrO    ,\\\'H.    HlHiMA}(A. 


.^>IHU'KK'k. 


3. 

4. 


5. 


0. 

i. 

8. 
9. 

10. 

11. 
12. 
13. 
14. 


toV'CIlivHKF.      CKATCh?      Kf3- 

i\\f.3,l,HIKy    K»j*.3A\'kl  I  4,f(«k- 

^HA. 

CK/AT'KI\"k  i\\\'H.  AHK\'J\,HHA 

I  imrack/A. 

CKAT'klY'k  /V\\-«t.  aKt^O/W'kl, 

.  .  .  ^a  iipf3K\-Topa. 

lUMATk     WTH,a     MWaMKH/Ä 

Mio^V'^rßiv'pna. 

cKAroK»  A\VM.  raaaKTHWHa 

I  e.nicTH-wk'li. 

fcKAToro  iiaK/xa  iciiOK-k^- 

HHKa. 

CKATOrC    IF.pCtHa. 

*  CKWp'k  ap\-anr<Aa'iV\. 
iiaax/A'i'k  iip'kiio,\,c«KHO'k  Ato- 

TpyH'kl. 

CK/Ä'r'kl\"k     ailCCTOA'k     WT 

0.    pOAHWHa    I    cocmarpa, 
T«p«HTk/!v  I  apfcra. 

tCK/ÄTTvl\"k     i\\\'H.     MHH-Kl, 
KHKTOpa    I    KIK'kHTk/ft. 

jcB/M'cro    wTna    Haiiicrc* 
iKaHa  AMiACCTHßaro. 
tiiaA\/ATk    WTH,a    HaiiiH'C» 

iWAHA    SAATOSCTarO. 
fCK/ATCtlC      ailOC'ICAa      <j>H 

AHiia. 


ptKCAMvil  rp^'AtH. 

15.  y cr./A'rki\"k       iciiCK'k,\HiK: 
r\*pk/A.  caiWOHa,  aKHKa. 

IG.  fcKA'i'orc  aiioc'i'OAa  eyAU- 
riiWCTA  AvaTO'krd. 

17.  cKAToro      WTH,a     Hauuro 
rpurwpkA  HiOAOTKOpua. 

l!^.    CKATC>rC>    AWj-M.    IIAATOHa. 

19.  cKATOi'C»    iipcpoKa    aK,\,kA. 

20.  iiaA\ATk  WTna  Hamsrc  ipH- 
rwpkWi  ;\,fKanCAiT. 

21.  tß\'WA      ß'K      l|,fpKC>K     CK/Ä- 

TO'k  Korcpo^i.Hn.'k. 

22.  CK/Ä'i"ki\"k   A^\^-«i,   A\apKa    i 
crttf^aHa. 

23.  iiaA\/Ark  wri^a  aH<)iiAU'\'k/A 

F.IIHCKOlia. 

24.  iiAAXifv'i'k  w'vii,A  rpii'wpk/Ä. 

25.  j-CKAl|l«HC>A\V'M.  KAHA\/AHTa. 

26.  CKAToro  WTii,a  aA\'A\rikA. 

27.  CBATOrC'  /V\\-4.  AKOBa 

ncpCkA. 

28.  CBATorc    A\\'H.    HpHHapya. 

29.  iiaAX/A'i'k  wrii,a   \waha  ji,A- 

MA  .  HkCKa. 

30.  fcKATorc     aiiocroAa     ah- 


C80 


Smal   ytockij. 


1.  CK/ÄToro  iipcpCKa  Haov'Axa. 

2.  ciiAToro     npcpOKa     amka- 

3.    lia.VXATKCB/ÄTOrCtCO^OHkA. 

4.  fcKATO'k   /M\-MfHHii,'k   ßap- 
Bapivi. 

5.  fnaA^ATK  WTH,A  Hatuero 
caBii.1. 

6.  fiH/UATk    WTua    Hamtrc» 

HIKOA'KI. 

7.  naaxATb.  iVTi^a  Haiufro 
aM'ivcpivciiA. 

8.  naiWATk  WT^a  Haiufro  no- 
Tank/Ä. 

9.  jSaMaTKK      CBATO'k      aHk- 

BC»ropo/i,HHK>. 

10.    CBAT'kiy'k      /M\'M.      MHHTvl, 

fipAxoi'ma  I  KBTvi'pa^ia. 

11.  naavATk  WTri,a  Haiiicro  ^a- 
Hiiaa  cToaiikHiiKa. 

12.  CBATOrO      WTl\A      Hauifpc» 

CniQtJ\,(HA. 

13.  fcBAT'ki]("K  Myn.  e\f- 
crpaTk/sv,  Fy^i^HTk/Ä,  e.y- 
rmk/A,  /V\ap;\apk/A,  apicra. 

14.  cB/AToro  M\'H.  4i\'pca  I  aeB- 

KH/ft. 

M'kc/An,k  rmBapk, 

1.  fOBp-ksaHk«-:  rociiOA**  Ha- 
UHi'C»  ic\^ca  )^'pHCTa  i  cba- 
Toro  WTna  BacH/ikA, 


pCKOiU'kll    CT\*^(H'klH. 

15.  CBifvi|UH0M\'4.  eaf\'4i'lvpk.A. 

16.  iiaMA'ik    iipopOKa    arr'k/A. 

17.  fCBAT'KlY'k   iM\-M.  CHaHk'k;, 

osapk'k,  MHcaiaa. 

18.  CB/ATOrO  A\\'H.  CfBaCTkAHa. 

19.  cBAT'ki\"k     M\-H.     npOiVta, 
wpiv/A,  lakiv. 

20.    f  CBAl|JfHOiM\-M.        HrHaTk/Ä 

narpkApx'a. 

21.  cB/ÄTck  a\\'M.  orak/ÄHTvi. 

22.  cB/ÄTC'k  A\\'M.  Harrackiv. 

23.  CBAT-klYT»,      A\\-H.      IJKf      BTv 
BpHTiv. 

24.  CBATCk        iMyHfHHU'li       KR 
PHHk'k. 

25.  fpoJKkCTBC»  rc»cnc>A*^  Haiuf- 

ro  icycA  \-pHCTa. 

26.  fcKwp'K  cBATTviiÄ  Goropo 
AHM. 

27.  fcK/ATorc»    iM\'M.   cTf^iaHa. 

28.    CBATCIO       /M\-H.       HH^\'kl       I 

29.  *cBAT'kiY'k  /uaa^tHfUk  i3- 
Kk(-H'Ki](  j^pHcra  pa^v». 

30.    CBATC-k    M\'H.    aH^-Cklv. 

31.  naM/f^Tk      np'knoA'^KH'ki/ft 

/MtAaNkiv    pHMAAH'KIH'k. 
pCKOM'KiV    lipOCHH{l|,k. 

2.  na<M/ATk  WTii,a  Haiutro  c(- 

AfRICTpa. 


Ucber  den  Inhalt  des  Codex  Hankenstcinianus. 


681 


3. 

4. 
ö. 

ß. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

K). 

17. 


Cß/ÄTCrO  H.3WCMA\a  i\\HH\*i\. 
*CK/ÄTOrO  llpOpC>Ka  A\H)("k/A. 
IIa    KtMCpHH   KOrO/AK/\'kHK/Ä. 

t  KoroAK/rkHke.  rc»ciio^v,a 
Hauitro  icycA  \'pHCTa. 

fCKWp'K  HWaHa     KpfCTHTe- 

A<ft. 

CBATOrO  A\\-H.    tjifO^iHAa. 

CBATOrO  A\\^4.    IIOA\f6K'l'a. 

iiAA^/ftTK  WTua  rpirivpk/A. 
naA\rt\TK  WTna  Hainn'O 
<JiewAWCKA. 

CKATC'k  AXyHtHHII.'k  TATk- 
/ftH'KI. 

CK/ÄTCK«  M\'H.  e;p/\\»^Aa  ii 
crpaTOHHKa. 

jcB/ÄT'ki;('K  CTfUk,  h;k«  Ha 
cnHaici"kM  rcp'k. 


18.  cK/ÄTorc»  WTu,a  Haiiuro  a- 
(futHack/i^. 

19.  iiaaiATk  WTna  Haiiitrc»  A\a 
Kapk/A. 

20.  iiaA\/A'i'k  w'i'ii,a  Hanitro  e.\'- 

21.  cB/ÄTorc»     WTna      Haiiifro 
MaKCHA\a. 

22.  fcKATorc»     aiiocrcAA    th 
/Wo4>'k/i\. 

23.  crpacTk  CKATorc  kaha\/!vh- 

'\\\    KIIHCKClia. 

24.  iia<u/i^Tk  iip'kiic>^\,OKHO'k  ^t- 

HM    pHAAA/^H'klH'k. 

25.  tiiaA\ATk    wTii,a    Hauuro 
rpnrwpk/Ä  KorocAOßna. 

26.    (laMATk    ....    ^fHO^iWHTa. 

27.  iiepmecfcHke  mci^hi  Hwana 


1. 
2. 

3. 


SAATOOYCT  ... 

CBA'i'cro  W'i'na  Haiufro  na-     28.  iiaMATk  wrna  Haiufro   e- 
BAa.  4'^p'k/Ma  c\'p .... 

tllC>KAC>H'kHk(-,     MkCTH'klY'k        29.    CK/M|HHOM\'H.    IPHATkA. 
Bfpur      CK/ATCrC»     ailCCTCAA       30.    CKAlllfHO/M^fM.  HriOA^'Ta,  iia- 

iirrpa.  ii'ki  piA\kCKaro. 

fiiaA^/ÄTk    WTna    naiJifrc     31.  cbatok»  MK»^\c«TBwpkH,K»  k\'- 
aHTivHk/fv.  pa  H  iBaHa. 

M'kc/Mi,k  ^»«Kpapk,  pfKoarkii  ckHm. 
CB/ÄTorc  A\\'M.  Tp\\f>c«Ha.  4.  iiaAXATk     wTii,a      Haiiurc 


fcpivT-kHkc-:    rcciic>A'*    "a- 
iiKrc  ic\,'ca  \-pHCTa. 

fliaAV/JVTk  CB/ATOrC»    «A«W- 

Ha    I    aHKH'kl    llpC>pC>HHII,'k. 

Sitiungsber.  d.  phil.-hist.  Cl.     CX.  Ud.  II.  Hft. 


5.    CBA'l'O'k         A\\'MeHHH,'k         0- 

ra^ik'k. 


44 


682 


Smal  Stockij. 


6.  CKATOrO   My^.    OyAkAHa. 

7.  cKAToro   Myn.   nap^liHK/f^ 
enHCKona. 

8.  cB/ATorc  npopoKa  sa^api^'k. 

9.  Cß/ÄTOrC    MyH.    HHKH^^cpa. 

10.    CBAT'KIY'K     M\-M.     ^AQAAtW- 

nk<A  I  ncp^^vpi^/ft. 

11.  cB/fvyjmoMyM.  B/\ack/A. 

12.  naMATk  wTi;a  Hamtrc*  &h- 

13.  nd/UATkWTi;aHaiiifrcMap- 

14.  na/MATK  wTL^a  HaiuEro  ay- 

g'kHTkA. 

15.  CBifiLytHO/U^'M.    OHICH/Ua. 

16.  CBATOrO     M\fH.      nAtW^»AA. 

17.  cKATorc    twyH.    ^ew^^'P'» 
TipoHa. 

18.  naM/«iTb     ivTu,a     Hamtro 
akßa. 

1.  cTpacTb     np'kno^ORkH'Kiift 

6BAlVKb'k. 
2.    CB/Aip(HC«/UYM(HHKa     ij^fWAO- 

Ta. 

3.  cB/ÄT'Kijc'k     My^.    e^Tp^^- 
nkWk  I  KaacHiKa. 

4.  na/MATh  WTi^a  Hamtro  r( 
pacHMa. 

5.  iia/UATK  WTu,A  Haujfrc  cy- 
\HAa  nccTHHKa. 

6.    CTpaCTK     CB/ATCrO     KONCHa 

rpa4,ap<«v. 


19.    CBATTvIY'K     M\-4.     /UaKCI/Ua 

I  4^f/i,c»Ta. 

20.  na/u<ftTiv  WTna   akBa  enn- 
CKona. 

21.  nawATk  WTina  Hamcrc  ti- 

22.  CBATOrO    M\fH.    ^iO/MTvI. 

23.  CBAL)J£HO/V\\^MCHHKa         IIOA^^- 

Kapna. 

24.  fOßp'kT'kHke   raaBi».!  hu»- 
aHa  np'k.A.'KTfM'k. 

25.  cKAToro    WTu,A   Tapack/Ä. 

26.  naM<ftTk     WTi^a     Hamcro 
n<p^iopk<ft. 

27.  na/U/ATk      cb/ätopo      npo- 
Konk-k  ^^«KanoaiT. 

28.  CBATOrO    /M\-H.    HfCTtpa. 


pSKOM'kll    C\^)CHI. 

7.  cBATorc      enHCKona      Ba 

ClAk/A  .... 

8.  cB/ÄToro  icnoßliAH'*^'^  4^**^- 
4iHAaKTa. 

9.    f  CB/ATTvIJCk    iWXfH.    /i\.    B    «- 
BaCTIl      CKWHHaBUJIY'K      CA. 

10.  cB/ÄToro    iWyH.    KWH'k/i,pa- 
Ta  I  K^npk/ftNa. 

11.  CB<Al|JCNOM^HCHHKa     CC^ipW- 
Nk<A. 

12.  na/U/ATk      WTii,A     Hamcrc 
<|^(o4^aHa. 


Uober  den  Inhalt  des  Codex  Hankcnstcinianus. 


683 


13.  IKpmCC'IvHKH  iV\C>l|l(M'h    CK/Ä- 

14.  iia/U/f^Tk  WTi^a  Haiucro  li«- 

Ht4,HKTa. 

15.  CK/AT'MY'K  M\"i.   ararik/A  h 
THiWoaaA. 

16.  CKATOrO    M\fH.    OyakAHil. 

17.  flia/WATK       CBATCrO       CA« 

18.  IM/MATK     CUATOrC     KyfplAJ 

F.iiHCKona. 

19.  na/WATK  WTi;a  Hamtrc  i^o 

20.  na/MATK  WTu,A  Hamtro  nh- 

K'KIT'KI. 

21.  na/MATK  WTii,a  wKOiia  enn- 

CKona. 


22.  cKAToro  WT!i,a  apTt/WOHa 
(•MhCKcna. 

23.  CTpaCTk    CK/ATCrC     HHKCHa. 

24.  CKAl|HHC»/«»,-M.  liaCHAk/A  (ipO- 
3K\fT   .... 

25.  fKAarcK'kqrkHkt;  npHCB/ft- 
TO'k  Korc»po,\HH'k. 

26.  Gnwp'k  apyaHre Aa  raKpHAa. 

27.  CKATKI^'k  M\-M.  ^iHAHlia  H 
Cy-NkKAHTa. 

28.  CBATOrO    M\f^.    lU'H'kl   I  Bd- 

29.  iiaA\ATk  CKaKkA  enHCKcna. 

30.  naMATk  WTi;a  Hamtro  hw- 
AHa,  HancaBiuaro  A'kcTBi- 
i;h>  HA  cHHaicrlii  rop-k. 

31.  naM/ÄTk     vvTi^a     Hamiro 

CTt^aHa    MK>/l,OTBOpi^a. 


A/VivCAUk    anpHA,    ptKO/Wkll    EfpfSOSWAl»,. 


1.  na/M/ÄTk      np'kiiCAOKH'KiA 
AAapk'k  eryiiT/ÄH'KiH'k. 

2.  cB/ÄTorc  M\fH.  noAifKApna. 

3.    CK/ÄTOij      /M\'HmHH'k     ^fW- 

AWCk'k  ^.ivBHU'k. 

4.  na/UATk      u'Tna     Hamtrc 
ecH^ia,  TKwpua  KaH^HW/w. 

5.  iiaAA/f^Tk  wTii,a  Hamtro  n- 
U'prk/Ä. 

6.  CB/ÄTOrO      /M^fMmHKa      F.pt- 

/V\'kA. 

7.  iiaAXATk  WTna  namero  rt 
wprkA  F.fiHCKCiia. 


8.  CB/ÄT'KijC'k  anocTCA'k  po^H- 
WHa,  araBa  i  p\f4^a. 

9.  cTpacTk   cB/ÄToro   e\'nc\^- 
YkA. 

10.  CBATOrO    /M\*M.    T«p«HTkA. 

11.  CK/Al|JfHOM\/'H.  aHTim»)    6IIH- 
CKOlia. 

12.  na/WATk  vvTna  Haiucro  Bd 
cHAk<ft  enHCKona. 

13.  naAAATk     wTii,a      Hauicro 

A^apTHHA. 

14.  cK/Äi|ieHC>A\\^M.  c«A\fVUHa  ap- 
)(^iKnncKC*na. 

44* 


Sma  1  Stockij. 


15.  c'i'pacTb  cuA'i'cro  caii'Ki  ro- 
'iHHa. 

IG,    CTpi\CTb  CKATOrO  AfWHI^a. 

17.  na/MATK  u'Tii,a  Haiufro  OKa- 

KhA   MK>/k,OTKC»pna. 

18.  naMATK  u'Tii,a  kybax'ki. 

19.  naMATL     vi'Tii,a     Hamtrc 
iiU'aHa  npo3K»fTfpa. 

20.  na/UATK  iVTi^a  waiufro  ^^fo- 
Aopa. 

21.    CBAT'hl)C1»    /VWfM.     HCaKk/iV     I 

KWHApara. 

22.  naMATb  vvTi^a  ^«A'^P^  ^H' 

KIWTa. 

23.  tcßAToro  M\-'i.  rtwprh/Ä. 


24.  crpacTK     ck/Svtcto     cauKi 
cTpaTi/iara. 

25.  f  cBAToro  aiiocTcaa  6\-aH- 
rfAicTa  MapKa. 

26.  cßAi|i(HC»/MYM.  RaciAKAenH- 
CKCiia. 

27.  cKAi|imc>MyM.  ciMiHA  ap\'i 
eniicKcna. 

28.  cßATOK»  anocTOA^  iiaccna 
I  cocHnarpa. 

29.  ria/UATk     WTii,a     Hamtrc» 
a\EMHC«Ha  MK>AC»TBwpu,a. 

30.  fcBAToro  anocToaa  AKOßa, 
cTs^ma  sfBiA'feß'^'*- 


M'kcAll.k    MM,    ptKOM 

1.  cBATcrc  npopOKa  epf/wk/Ä.       9. 

2.  0\"cn'kHK6   WTU,A    Ham^ro 
a^aHacb/Ä  .  bt^  T'hJKk  jytHh 

Bopuca  H  ra'kBa.  10. 

MfTi;a.  11. 

4.  naM/ÄTU       CBATCTO       HHKH-        12. 

^opa. 

5.  CBATC'k  AA»^M(HHH,'k  OpHHTvI.        13. 

6.  na/MATK      le.Ba      a\Hwro 
cTpacTKHarc  14. 

7.  fnaaAATK  Ha  H(Kfcn  abak-      15. 
maro  c/Si  KptcTa. 

8.  fnaM/ATK   cBATcro  lUMHa      16. 
KOrocAWBna. 


KU    TpaßfH'K. 

cß/ATorc  npc»pcKa  ncai/Ä  . 
B'K  T'KJKb  j^tHh.  ntpmfc'k- 
HKe.  cß/ÄTorc  WTu,a  hhkc 

ATvl. 

cK/ÄTC»rc  anccTOAa  cH/UC»Ha 

SHACTA. 
CB<M|lfHC'/U\'M.    MWKkA. 

na/MATk  wTii,a  Hamero  eni 
^saHK/ft. 

CßATCk  M^nfHim-k  A^-KTvl 

pkik. 

cB/ÄToro  /W\fH.  ci/vcpa. 

na/MATK  w'Tn,a  HailJfro  na 

naA\/ÄTK  WTn,a  Hauiero  rt 
wprk/ft. 


Uebcr  den  Inhalt   des  Codex  llankcnstcinianus. 


685 


17.  CK.^'^0I'C  anccroAa  .\H,\,po- 

HIKit. 

IS.  cKATcrc  A\\-M.  <|>f,\,c»'ra. 

11».    CKAl|l(HOA\yM(HHKa     liaTpll- 

20.  cK/ATorc»    A\V|-H.    ^f^a.xf/X'k/A, 

|;K{    C    HliiUK. 

21.  t  iia/W/fv'rK  KAarCMhcrHKarc» 
H'kcapA   KC»CT/ftHHHa  I  A\a- 

T(fi(    erO    OAfH'KI. 

22.  cKAToro   ,\\\-^\.   Kaciamciw». 

23.  iia/WATK     WTi\,A     /v\i\'ai/\a 
6niicKC»na. 


24.  iiaa\<f^TK  iip'kiic^\oiJHarc  ct- 

25.  Tp'kTKFF.  CKp'kr'kHKF,  raa 

K'KI    lU'aHa    lip'k^XTvTCMk, 

26.  cKATcrC'  anocTOaa   Kapiia, 

27.  iia<u<fVTk  WTii,a  KaihWAHTa. 

28.  CK/Ä  r'Ki\-'K  iwy^i.  KpicKfHTa 
I  riaßaa. 

29.  cKAToro  WTna  caf^aHAP*»- 

30.  cK/ÄToro  wTna  icaKUA. 

31.  CK/ÄToro  a\\^H.  eptav'k/Ä. 


M'kC/MJ,K    WCtth,    pfKOM'KII    H3WK'K. 


1.  crpacTK  cKATcro  CYcruna 
4iHaocc>4i*^. 

2.  iiaa\/i\Ti%  WTii,a  HHKi<Jicpa. 

3.  CBATOrO    i\\\rH.    a\^KKAHa. 

4.  iiaavATK     wi'ua     <v\iiTpc»- 
4^ana. 

5.  cBrtVrcro   aa^-h.  /uapKk/ftna. 
FiiHCKcna. 

7.  CK/ÄTC»rO      A\\|'MfHHKa      ^fW 

AOTa. 

8.  -fllfp(HfrknK6  A\CI|I(A\'K   ^f^f 

^opa  CTpaTiAATa. 

9.  CK/ÄTC«K>    AXyMfHIKVj-    CAf^AH 

Apa  I  aHn\>Hiin'Ki. 

10.    CK/M|imC>/W\|'H.        TIlAXOtji'k/Ä 

(wmcKcna. 


11.  fCKATOK»   anCCTCAY   BAA'K- 

4ipOiM'k/Ä  I  ßapHaKTii. 

12.  naA\/ÄTk    WTU,a    ohw^^P^a 
erYnTAHina. 

13.  cB/ÄTc>'k    M^Mmnn-k    aK\-- 

AHH'Ki. 

14.  cK/ÄToro  npopOKa  eAHckA. 

15.  iiAM/ÄTk  npopoKa  aMcca. 

16.  iiaAX/ÄTK  WT\\,i\  Hauifro  t^- 

^OHA. 

17.  CRATOrO    AA\/-H.    AAaHlVIAA. 

18.  CßATOrC    A\\'M.    AtWHTk/Ä. 

19.  fcKAToro    aiiocTOAa    hk> 
j\,'K\,  Kpara  rccnoyvkHA. 

20.  CK/M|lfHOA\>,'M.    AAEifif^k/A. 

21.  CBATOrO    A\\'M.    OyAkAHA. 

22.  CKAI|lfHC«A\\-M.  PUC'hKkA 

eruicKOiia. 


686 


Sraal   Stockij. 


23.  cß#ÄTC'k   iM^'MfHiui.'k   itrpH- 

IIHHlvI. 

24.  tpOJKKCTKO      CK/ÄTOrO      IW- 

aHd  np'kA'KTtH'b. 

25.  CK/ÄTC'k        /M^HfHHII,'k       ^i 
BpOHk'k. 

26.  na/M/ATK  wTi;a  Aau'KiAa. 

A\ivC/ÄU,b    HK>/\, 

1.  f  CBATOH?  B«3/Mf3AHHK\-  K\-- 

2.  fnaM/ÄTk         noAOJK'kHkA 

HkCTHTvI/Ä      piS'KI      Cß/ÄTCk 

KoropoAHii.'k. 

3.  cBAToro   twy^.  oyaNkK^H- 
4^a. 

4.  na/UATK  WTU,a  Haiutro  aHh,- 

/i,p'k/Ä. 

5.  na/MATk   WTii,a   aaMna^a. 

6.  na/WATb  WTi;a  chcc>a  bjah- 

Karo. 

7.  na/MATh  wTu,a  ij^CiWKi. 

8.  CBATCrO    /WyH.    npOKOIlkA. 

9.  cBAi|jmo/wyM.       naH'KKpa- 

TkA. 

10.  cBATOio  M\f^.  BiaHcpa  I 
ciA\-aHa. 

11.  CBATO-k  M\/-MfHH^'k  e\f- 
4^H/Uk'k,  H  CBWp'h  CBA- 
T'KIJC    OTflJ,k    Y-    I    Ä. 

12.  CBATO-k  /V\\-HtHHi;'k  rOA'kH- 

13.  CB/Ä4JfHCM\fM.  aK\-A'M  I 
npivCK^AKI. 


27.  iia/M/ÄTk  WTu,a  caMiicOHa. 

28.    OBp'k'F'kHkt-      /UOl|JEiV\     CBA- 

TCK»   MyH.  KyQA   H  iwaHa. 
29.  fcB/ÄTOK»  aiiocTcay  nn'pa 
I  iiaBAa. 

30.    fCBWpTv      CBATTvI^'K       ailC 
CTCA'k    Bl. 

pfKCM'KII    MEpBCH. 

14.  na/vv/ÄTk  WTii,a  ecH^sa  ap)(i- 
enHCKona. 

15.  CBATOK»  M^-H.  K\-piKa  I 
BAITTil. 

16.  -fna/WATk  TBOpHAAnk  CBA- 
T'klY'K  OTflJ^k   BAAHIfH'klY'K 

X.Ä. 

17.  CBAl|JfHC'M\/'H.     aH^siHorEHa. 

18.  CBATOrC   M\f^.    6/MHAkAHa. 

19.  na/WATk     wTu,a     Hamtro 

20.  fcBATorc  npcpOKa  HAk-fc. 

21.  cB/ÄToro   npcpoKa  eatKHA. 

22.  naiUATk  np'knoA'2'KHO'k  ma- 
pkiv  /waryi.OAHH'ki. 

23.  cBATOio  iW\f^.  Tpo^i/wa  i 
^{O^siaa. 

24.  fCB/ÄTCk  MV/'MSHHlJl'k  YPk- 
CTHH-kl  .  Bis.  T-kJKk  ;i,£Hk 
CBATCK»       M\-H.       BOpHCa       I 

PA^kBa. 
25.  foycn-kHke.  aHkH-ki,  /waTsp« 

CBATOit    BCrOpOAHU'k. 
26.    CBAT-KIJCK     M^H.    ep/MCA-KI 

I  epMinna. 


Üebcr  den  Inhalt  des  Codex  Hankcnstcinianus. 


687 


27.  fcKATCrc»   A\\,-S.   liaHTtA'kl 
MOHa. 

28.  CßATCrC  M\^MtHHKa  6\^CTa- 

29.  CKATOrO     M^-MtHNKd     KAM- 
HKKa. 

1.  fciiATMY^-K  MaKaß-ki  e,M- 
sapa  H  coaCiVXOHi^,!».!  i  ä  . 
orpwK'h.  ew. 

2.  luptHtc'kHue  a\oi|jfM  iifpKO- 

iWyfH.    CTt^AHA. 

/waThA  I  4ia\^CTa. 
4.  cKAToro    MyH.    eatoVy^^'k- 

PKA. 

5.  CKATOrC  /M\^MfHHKa  KKCk 
THKA. 

6.  tnaA\ATk        GC»JK«CTKKHarO 

npivOBpa^KivHKA  rociic>/i,a  ha- 
iijfrc  ic\'ca  ^Q»CTA. 

7.  CKATOrO    /M\-H.    4,fMmTkA. 

8.  na/MATb  ivTi^a  eMHAUAHa. 

9.  fcß/AToro   aiiocTO/va  mat- 

10.  cu/ÄTcrc»     M^MtHMKa     /\a- 
Kp'kHi'k<ft. 

11.  cKATcro  i\\\fH.  ey'iiAa  a*^^" 

KOHa. 

12.  CKATOrC    A\\-H.    4'^OTHA. 

13.  lUMATK     MHwrocTpaA<»'^- 
u,a  /ua^HAxa. 


30.  CKATCW    ailOCTC>A\-    CHA'kl    I 

ciA\'aHa. 

31.  CKATCiv     AAyrMfHHU-k    0\,'AH- 
T-kl. 


p(KO/U'KII    3api6B. 

14.  cii/ÄToro  npopoKa  /mh^-Iia. 

15.  f  OyCll'kHKt    CKAT'kIA    KOPO- 

poAHua. 

16.  fnaA\ATk    TBCpiM    HJp\^KO- 

TRopjHaro  CKpasa. 

17.  CBATCK»  /U\'H.  naßAA  I  oy- 
AkAHivi,  ctcTpTvi  ero. 

18.  cK/flvTCic     M\f^.     4'^poAa     I 
AABpa. 

19.  CBATOrO      M\fH.      aHKAP''^'^ 

CTpaTHAATa. 

20.  CBAToro  npopoKa  caMU'iAa. 

21.  CRATOil  /MY''*^""H''i  Bacc'ki. 

22.  cß/ÄTcro  iwyH.  ara^iCHHKa. 

23.  na/UATk  wtu,a  Hauitrc  Ka 

AEHHKa. 
24.    CBATOrO    /U\^M.    6\^1YYA. 

25.  ^cBAToro  anocTcaa  thta. 

26.  cKATOio   iwyn.    aHkAptv^f^Ha 
I  Ha'iwAk'k 

27.  iiaAXATk  ivTna  Haiufro  i\\'- 

MtHA. 

28.  lUMATk     WTn,A     Haujirc 
MwickA  /wypiHa. 


688  Smal   Stockij. 


29.    f  Iht/WATK     OYCkKHCK'l'.HK/Ä        . )  1 .    lia^UATK  IICAO^K-kHk/A  K  fiA 

iwMVM  iWiWA  iip'k^v'KTtH'k.  n'k   HKCTHaro   no/f^ca  npH- 

30.  cR/ÄToro  i\\\'^.  ^\h\iuw\.  cKA'i'C'k  Kcrc»poyV"H'k. 


Lite  r  a  t  u  r. 


Amphilochius:  0  caMO^peBHt.fiiueMi.   OKTOHxii  XI.  b.  loroc^a- 

—  BÄHCKaro  rocoBaro  nncLMa.  MocKBa  1874. 
'AvöoXÖYiov  ...  £v  BsvcTia  1861. 

Daniöi6  Gj.:  Hvalov  rukopis  in  Starine.  III,   1871. 

Dobrovsky  Jos.:  Institutiones  linguae  slavicae  dialecti  veteris. 
Vindobonae  1822. 

—  Eine  Notiz  in  Griesbach's  Noviim  Testamentum  graece. 
Londini  1796,  vol.  I,  CXXVII. 

Hanke  von  Hankenstein,  Joli.  Alois:  Recension  der  cältesten 
Urkunde  der  slavischen  Kirchengeschiclite,  Litteratur  und 
Sprache  eines  pergamentenen  Codex  aus  dem  VIII.  Jahr- 
hundert. Ofen  1804. 

Jagi6  V.:  Bugarskoslovenski  oktoich  in  Starine.  X.   1878. 

—  Archiv  für  slavische  Philologie. 

Lu^akovskij :  Nestoris  rem  litterariam  adumbravit  ...  in  Cnpa- 
B03/^aHe  II,.  K.  THMHasit  aKa^.  y  AbBOBi.  1884. 

Miklosich:  Die  Sprache  der  ältesten  russischen  Chronisten, 
vorzüglich  Nestors.  Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften.  XIV.  Wien. 

—  Lexicon  palaeoslov.-graec.-latiuum.  Vindobonae  1862 — 6ö, 
p.  XL 

—  Apostolus  e  codice  monasterii  Sisatovac  palaeoslovenice. 
Vindobonae  1853. 

napa/,XrjTiy,Y)  v^toi  Ti  [xvfdXr,  OxTcor^yCi;.  'Evotiyjgiv   1837,    1857. 

Preuss:  ^OHeceme  r.  MHHHCTpy  HapoAH.  HpocB.  in  JKypn.  Mhh. 
Hap.  IIpocB.  C.-neTepöypri.  1842,  p.  47. 

Sobolevskij  A.:  OqepKn  hsi.  HCTOpiH  pyccKaro  Ji3UKa.  Yhh- 
Bepc.  IIsBtcT.  KieB-L  1883-1884. 


Ueber  den  Inhalt  des  Codex  Hankensteinianus.  6ö9 

Sreznevskij  J.:  ^pcBHic  urmhtehkii  pyccKaro  UHCbMa  h  JiauKa. 
C.-neTepöypri)  1866. 

—  /l,peBHie  c^aBflHCKie  uaMHTHHKH  locoBaro  uHCBMa.  C-Herep- 
Gypri)  1868. 

—  CjiaBHHopyccKaH  na.ieorpa<i'iH.  JKypHajLt  Mhh.  Hap.  IlpocB. 
C.-IleTepöypri.  1884. 

8trojev:  OuHcanie   naMHTHHKOBi   c^aBHHopyccKOH  .iHiepaTypu. 

MocKBU  1841  (Nr.  22,  p.  52-55). 
Scholz:  Novum  Testainentum  Graece.  Lipsiae  1836. 

Voskresenskij :    CAaBaHCKÜi  pvKonHCH    xpaHHiiuncn  bi.  sarpa- 
HHiHLixi.  (m6Ä.  C.-neTep6ypr^  1882. 

Ausserdem  wurden  einig'e  Handschriften  benutzt,    die    ich   am  entspre- 
chenden Orte  nenne. 


o 


/ 


AS  Akademie  der  VJissenschaf  ten, 

142  Vienna.     Fhilosophisch-Histo- 

A53  rische  Klasse 
Bd. 110  Sitzungsberichte 


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