J
SITZ ÜNGSBElllCHTK
f
cr\
DER
PlIILOSOPIlISOll-lllSTOlllSCIIEN GUSSE
DEK KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
1^
HUNOERTFÜNFZEHNTER BAND.
WIEN, 1888.
IN COMMISSION BEI F. TEMPSKY
BUCHHÄNDLER DEK KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
As
A55
Hrm-k von Adolf Uol/,li;iuscn,
k. k. Wof- und Uiiivci'Nitiils-Huchdruckur in Wicii.
I N H A L T.
Seile
XX. Sitzung' vom 5. October 1887 1
Mussafica: Studien zu den mittelalterlichen Marien-
legenden. II 5
XXI. Sitziini;- vom 12. October 1887 93
XXII. Sitzung- vom 19. October 1887 96
Pribram: Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1G58 99
XXIII. Sitznng vom 2. November 1887 197
XXIV. Sitzung vom 9. November 1887 199
XXV. Sitzung' vom IG. November 1887 ... 201
Pastrnek: Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache
in Ungarn 203
G e y er: Da.s Kitäb al-wuhü.? von Al-'A.sma'i mit einem
Paralleltexte von Qutrub 353
XXVI. Sitzung vom 30. November 1887 421
XXVII. Sitzung vom 7. December 1887 423
Wotke: Glossae spiritales secundum Eucherium episcopum 425
XXVIII. Sitzung vom 14. December 1887 440
Schenkl: Die epiktetischen Fragmente. Eine Untersuchung
zur Ueberlieferungsgeschichte der griechischen Florilegien 443
XX. SITZUNG VOM 5. OCTOBER 1887.
Der Präsident begrüsst bei der Wiederaufnahme der
akademischen Sitzungen nach seiner längeren Abwesenheit mit
besonderer Fi-eude die Mitglieder der Classe und das neu ein-
getretene Mitglied Herrn Professor Schipper insbesondere.
Ferner dankt Se. Excellenz der Präsident für die ihm
während seiner Krankheit bewiesene Theilnahme und dem
Alterspräsidenten Herrn Hofrath Ritter von Birk für seine
Mühewaltung.
Die Ehrenmitglieder Herr Professor Dr. Heinrich von
Brunn in München und Hei-r Leopold Delisle^ Director des
Departements der Manuscripte in der Nationalbibliothek zu Paris,
sowie die correspondirenden Mitglieder im Auslande, die Herren
Professoren Dr. Karl Hegel in Erlangen, Dr. Theodor Nöl-
deke in Strassburg und Dr. Albrecht Weber in Berhn danken
für die auf sie gefallenen Wahlen.
Der Landes-Ausschuss der Markgrafschaft Mähren über-
mittelt das General - Register und Nachschlagebuch zu den
ersten zehn Bänden der von dem Landes-Historiographen Dr.
Beda Dudik verfassten und von dem Lande herausjjegebenen
, Geschichte Mährens'.
^o""o"
Die Kirchenväter -Commission legt den XVI. Band des
,(Jorpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum', enthaltend Poetae
christiani minores Pars I, in der Bearbeitung der Herren
M. Petschenig, R. EUis, Ch. Brandes und C. Schenkl vor.
Ferner wird vorgelegt der in den Ferien erschienene
2. Band : , Acta et Diplomata monasteriorum et ecclesiarum
Sitzungsbei-. d. phil.-hist. Gl. CXV. Bd. I. Ilft. 1
Orientis sumtus praebente caesarea seientiarum aeademia Vindo-
bonensi collecta ediderunt F. Miklosich et Jos. Müller^
Herr Dr. Josef Strzygowski legt die Pflichtexemplare
seiner mit Unterstützung der kais. Akademie erschienenen
Schrift: ,Cimabue und Rom' vor.
Herr Regierungsrath Dr. Constant Ritter von Würz b ach
übersendet den 55. Theil seines Biographischen Lexikons des
Kaiserthums Oesterreich mit dem Ersuchen um dessen Sub-
ventionirung.
Von Herrn Dr. Moriz Wertner in Wartberg in Ungarn
wird eine Abhandlung eingesendet, welche den Titel führt:
jKünig Peter von Ungarn und seine Familie mit besonderer
Rücksicht auf die Markgräfin Frowila von Oesterreich^
Die Abhandlung wird der historischen Commission über-
geben.
Herr Dr. Franz Pastrnek in Wien überreicht eine Ab-
handlung unter dem Titel: ^Beiträge zur Lautlehre der slova-
kischen Sprache in Ungarn' mit dem Ersuchen um ihre Auf-
nahme in die Sitzungsberichte.
Die Abhandlung wird zur Berichterstattung einer Com-
mission zugewiesen.
Das w. M. Herr Hofrath Ritter von Miklosich überreicht
eine für die Denkschriften bestimmte Abhandlung: Die türki-
schen Elemente in den Südost- und osteuropäischen Sprachen
(Griechisch, Albanisch, Rumunisch, Bulgarisch, Serbisch, Klein-
russisch, Grossrussisch, Polnisch)'.
Das w. M. Herr Professor Ritter von Zeissberg legt
vor: ,Zur Geschichte der Räumung Belgiens und des polnischen
Aufstandes (1704) nach Lacy's Vorträgen an den Kaiser'.
Die Vorlage geht an die historische Commission.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Acaderaia, Keal de la Historia: Boletin. Tomo XI, Guadernos I — III. Madrid,
1887; 8".
— Roma na: Documente privitöre la Istoria Romfinilor, Urmare la colec-
tiunea lui Eudoxiu de Hoi-muzaki, Suplement I. Volumul III. Fas-
ciora I. 1709 — 1812, Bucuresci, 1887-, i".
Academie, d'Archeologie de Belgique: Annales. XLI. 4® Serie, Tome I".
Anvers, 1885; 8".
Bulletin. Nos. VIII et IX. Anvers, 1886 ;80.
— Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique: Bulletin.
56« annee, 3« serie, tome 13, Nos. 6 et 7. Bruxelles, 1887; 8".
Ackerbau-Ministerium, k. k.: Statistisches Jahrbuch für 1884. 2. Heft.
Wien, 1887; S«.
Akademie der Wissenschaften, k. b. zu München: Sitzungsberichte der
philosophisch -philologischen iiud historischen Classe. 1887. Heft II.
München, 1887; 8'\
Bibliotheque de l'Ecole des Chartes: Revue d'Erudition. XL VIII. Annee
1887. 4« livraison. Paris, 1887; 80.
Central-Commission, k. k. statistische: Oesterreichische Statistik. XIII.
Band, 4. Heft. Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1885. Wien, 1887;
gr. 4". — XV. Band, 1. Heft: Die Ergebnisse der Civilrechtspflege im
Jahre 1884. Wien, 1887; gr. 4". — XVI. Band, 1. und 2. Heft: Sta-
tistik der Banken und der Unterrichts- Anstalten im Jahre 1884 und
1885. Wien, 1887; gr. 4". — XVII. Band, 4. Heft: Waaren-Durchfuhr
durch das allgemeine österreichisch-ungarische Zollgebiet im Jahre 1886.
Wien, 1887; gr. 4".
Gesellschaft der Wissenschaften, k. sächsische: Verhandlungen der philo-
logisch-historischen Classe 1887. II. und IE. Leipzig, 1887; 8".
— deutsche morgenländische: Zeitschrift. XLI. Band, 2. Heft. Leipzig,
1887; 80.
— für Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften: Zeitschrift.
VI. Band, 3. Heft. Freiburg im Br., 1887; 8".
— schlesische für vaterländische Cultur. LXIV. Jahresbericht, lS8ü und
Ergänznngsheft. Breslau, 1887; 8°.
Historical Review, the English. Nr. 7. London, 1887; 8".
Institute, the Anthropological of Great Britain and Ireland: The Journ.il.
Vol. XVI, Nr. 4. London, 1887; 8».
Instituto di Corrispondenza archeologica : Annali. Tome LVII. Roma,
Berlino, 1885; 8". — Bullettino per Fanno 1885. Roma, Berlino, 1885; 8».
— Monixmenti inediti per l'anno 1885. Vol. XII. Roma, 1885; Folio.
Jolins Hopkins University: Studies in Iiistorical and political science.
5"> series, VIII. Baltimore, 1887; 8'\
— The American Journ.il of Philology. Vol. VHI, 2. Baltimore, 1887; 8".
Kiew, Universität: Universitäts- Berichte. Tom. XXVIII, Nr. 4, 5 und 6.
Kiew, 1887; 8".
1*
Mini Steve de rinstructiou publique et des Beaux Ai'ts: Inventaire general
des Richesses d'Art de la France. ArchiTes du Musee des Monuments
Fran^ais. V et 2« Parties. Paris 1883—1886-, 8". — Paris, Monuments
civils. Tome I. Paris, 18S0; 8«. — Province. Monuments civils. Tome I
et III. Paris, 1878, 1885 ; S". Paris Monuments religieux. Tome I. Paris,
1877; 80. — Province. Monuments religieux. Tome I. Paris, 1886; 8".
Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter-
mann. :^3. Band. 1887. VIII und IX. Gotha; 4».
Philomathie in Neisse: XXI— XXIII. Bericht. Neisse; 8».
Society, the American philosophical : Proceedings. Vol. XXIII, Nr. 124.
Philadelphia, 1886; 8".
— the Asiatic of Bengal: Proceedings, Nos. 2—5. Calcutta, 1887; 8".
— Journal. N. S. Vol. LVI, Part. I, Nr. 1. Calcutta, 1887; 8«.
— the Koyal Asiatic, Bombay Brauch: The Journal. Extra Number. Vol.
XVIII. Bombay, 1887; 80.
— the Royal Asiatic of Great Britain and Ireland. N. S. Vol. XIX. Part ni.
London, 1887; 8».
— the Royal geographica! : Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. IX. Nos. 8 et 9. London, 1887; 8«.
Verein, historischer der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unter walden und
Zug: Der Geschichtsfreund. Einsiedeln, Waldshut, New- York, Cincinnati
und S. Louis, 1887; 8«.
— historischer für Steiermark: Mittheilungen. XXXV. Heft. Graz, 1887; 8".
— Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. XXII. Jahr-
gang. Graz, 1887; 8".
— für Lübeckische Geschichte und Alterthumskiyide: Zeitschrift. V. Band,
2. lieft. Lübeck, 1887; 8«. — Urkundenbuch der Stadt Lübeck. VIII.
Theil. 5. und 6. Lieferung. Lübeck, 1887; 4«.
— von Alterthumsfreunden im Rheinlande: Jahrbücher. LXXXIII. Bonn,
1887; 80.
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. VIII. Jahrgang.
Nr. 10 bis 12. — Ausserordentliche Beilage Nr. VI. — Chronik des
Wiener Goethe-Vereins. II. Jahrgang. Nr. 9. Wien, 1887; 8".
Mussafia. Studien zu den mittelalterlichen MarionlcgenJen. II.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. IL
Von
A. Mussafia
wiikl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Ich beginne die zweite Reihe meiner Mittheilungen über
die in lateinischer Sprache abgefassten Marienwunder mit einer
mir erst in neuester Zeit bekannt gewordenen Sammlung, welche
geeignet ist die Entstehung der am Schlüsse des ersten Heftes
dieser Studien besprochenen, in der Handschrift Par. Bibl. Nat.
lat. 52(37 enthaltenen Compilation, die ich mit Par. bezeichnete,
aufzuhellen. Sie findet sich in der Handschrift der Pariser
Nationalbibliothek lat. 5268 (Mitte oder Ende des 12. Jahr-
hunderts).' Das erste Blatt ist zu grossem Theile zerrissen.
Es ist von der Rubrik noch übrig:
Ad honorem et gl . . .
eis gloriosissi'm ....
incipit Über ....
capitula
Darauf folgt ein mit dem Worte Mirande'^ beginnender,
mir sonst unbekannter Prolog, von dem ebenfalls nur Bruch-
stücke der einzelnen Zeilen da sind; auf fol. 1 (ursprünglich 2)
endet der Prolog und fangen die Legenden an. Die Sammlung
zerfällt in drei (aus 20 + 20 4- 10 Legenden bestehende) Bücher,
ohne jedoch dass das zweite und dritte Buch mit einem eigenen
Prologe versehen sei.
• Mittheilung des Herrn Paul Meyer; vervollständigt durch Herrn C.
Couderc.
2 Ich habe im ersten Hefte bei Angabe von Stellen aus Handschriften
die Orthographie geregelt; bessere Ueberlegung hat mich überzeugt,
dass es richtiger sei, selbst bei solchen fragmentarischen Citaten die
Schreibung der Handschriften beizubehalten.
1.
I, 1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
Q Mnssafia.
Hilclefonsus. Fuit igltur in Toletana urhe.
Caesarius, der später Papst Leo wurde. Roma-
norum testimonio clidicimus et in commentariis
pontißcaUhus = Par.=* T.^
Hieronymus. Ajnid civitatem que Papia dicitur.
Der Bischof Bonifacius entnimmt, um den
Armen zu helfen, aus der Geldtruhe seines
Neffen Constantius eine Summe Geldes. Als
dieser sich darüber heftig beklagt, ruft der
Bischof M. an; er findet das Geld in seinem
Schoosse. Beatus papa Gregorius in dicdogo suo
refert. Vgl. Dialogi I, 8.
5. Theophilus. Erat vicedominus quidam in Ädania
civitate = Par.^ 8.
Priester kann nur eine Messe. Refferunt seniomm
scripta quod sacerdos quidam.
Completorium. Genitricem Dei vir quidam reli-
giosus valde diUgehat et ejus servitium.
S. Dunstan. Erat moris. — Rursus alio tempore.
Heilung durch Milch; inhaltlich wohl mit P 30
verwandt. Amahilis Deo et hominibus quidam
clericus qui in b. V. servitio satis erat devotus.
11. 11. Unzüchtiger Cleriker zu Chartres ausserhalb des
Kirchhofes begraben. Lubrice vite clericus qui-
dam in Carnotensi civitate degebat.
12. 12. JMarienbräutigam. Divine legis amator erat qui-
dam clericus.
13. 13. Zwei Brüder in Rom. Viri duo erant in urbe
Roma Uterini, quorum unus vocabatnr Petrus.
14. 14. Conception. Suh eodem tempore quo Guilehnus
Normannorum dux.
1."). K;. IT). IC). Hunger in Ilierusalem = Gregorius Turon., De
gl. muri. I, 11.
' Tnitzdeni , wie mau bald solien wird, icli nuninehr dio frülior vorge-
nommonü ScIieidiiiiLr \,<n l'ar. in drei Theile aufgebe, so belialte ich
di.cli vor diM- Hand, dor leichterou Auffindung der Citate halber, die
früiiero IJezeichnuntr bei.
6.
6.
7.
7.
8.9.
8.9.
10.
10.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 7
17. I, 17. Humbertiis. hi Alamannia apud civltatem Papien-
sem . . . in monasterio S. Salvatoris = Var^^ 9.
18. 18. Anseimus. Venerabilis S. arcli. Michaelis nomine con-
secrata quedam est ecclesia que Clusa diciiur =
Par.-- 10.2
19. 19. Mönch Avird selig nicht durch Hilfe des heil. Bene-
dictus, sondern M.'s = Par.'^ 2.
20. 20. Mönch schreibt M.'s Namen mit drei Farben = Par.« 3.
21. II, 1. Ertrunkener INIönch, zum Leben wieder gerufen.
Erat in quodam cenohio monackus secretarii officio
functus.
22. 2. Ausserhalb des Kirchhofes begraben. Blumen im
Munde. Comvientariolmn cujusdam = Par.'= 4.
23. 3. Teufel als Stier u. s. w. Quendam cellarariwn con-
tigit aliquando tanhim, cellario hihisse.
24. 4. Mönche hören auf M.'s Landes zu
singen
25. 5. Ritter, nach dem Tode mit der
cueulla bekleidet
26. 6. Giraldus. Nidlomodo silere dehe-
vms (P 8)
27. 7. Odilo
28. 8. Gehängter Dieb ; Variante von P G
29. 9. Schleier hebt sich am Samstag. Apud Constantino-
polim , ut in scriptis patrum legitnr , quedam est
hasilica cognomento Lucerna = Par.*^ 10.
30. 10. Libia. Genitricis Dei imago quedam est apud Libiam
civitatevi = Par.*^ 11.
31. 11. Gethsemani = Par.'= 12.
32. 12.3 Feuer in der Michaelskirche = Par.« 13.
V = Par.= 5—9.
^ Ich trage nach, dass auch Par." eben so fin Alamannia) beginnt. Auch
die von der üblichen abweichende Rubrik ist in beiden Handschi'iften
gleichlautend.
2 Auch in Par.* ist der Beginn gleichlautend; während Par.i" 14, das UM 14
genau wiedergiebt, den üblichen übrigens wenig abweichenden Beginn
bietet.
^ In der Handschrift erscheint dieses Wunder mit dem vorangehenden
zu einem vereint; die Rubrik lautet: De imagine que est Getsemani el'
de altera que ardente ecclenia mansit illesa. Ich hielt es für augemessen,
3 Mussafia.
33. II, 13. Judenknabe. Nominafissimus vir Gregorius Tiironensis
archiepiscopus = Par.^ 14.
34. 14. Jude durchbohrt ein Christusbild; Avürtlich nach
Greg. Turon. = Par.*^ 15.
35. 15. Jude leiht dem Christen; Scene in Alexandrien =
Par.« 16.
36. 16. Kloster (die Rubrik sagt: De monasterio quod terra
in Pascha ahsorhuit) versinkt in die Erde. Par."' 5
enthält eine rhythmische Fassung, wo von einer
Kirche die Rede ist.
37. 17. Säulen von den Schulkindern aufgestellt = Par.'' 17.
38. 18. Octavian und das Orakel = Par.« 18.
39. 19. Rettung von Constantinopel = Par.*' 19,
40. 20. Alexis in der Grube = Par.'^ 6.
41. 21. Habgieriger Bauer. Secularis quidam vir rurali operi
deditus.
42. III, 1. Armer Mann spendet Almosen ]
43. 2. Amputirter Fuss
44. 3. Ritter fällt vom Pferde [. = Par.-^ 20-24.
45. 4. Kaufmann schwört bei M.'s uhera
46. 5. Musa J
47. 6. Eulalia. Äinore divino succensa puella qiiedam parvula
nomine Eulalia. Par.*^ 25 Avird gewiss eben so be-
ginnen.
48. 7. Entbindung im Meere. Celestis signiferi Micaelis
archangeli ecclesia quedam in loco su,perius diclo . . .
constructa est. Also ohne die Einleitung von P 22.
49. 8. Kind wieder zum Leben gerufen. Virginis sacratissime
ac matris Domini monasterium quoddam, est in Gallie
partihus. Par.'= 26 wird ebenfalls so beginnen.
50. 9. Frau, welche die Nase verloren hat = Par."^ 27.
•>'• 10. IMurieldis. Quedam itaque midier nomine Murieldis.
Explicit liher gloriosissime V. 31., in quo miracula
continentur quinquaginia.
Was in dieser Sammlung uns am wichtigsten erscheint,
ist das Vorkommen fast aller jener Stücke, die wir als be-
»io auscin.iiuler zu lialteu. Die Zalil <ler Le-rcnaeii i.st deinnuch um
eine gni.ssor al.s das ExplkU angibt,
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. Jj
sondere Gruppe HM angenommen haben (nur 7 ^unzüchtiger
Mönch zu S. Peter in Cöhi' fehlt), aber in verschiedener An-
ordnung und unter die drei Bücher vertheilt (9 in I, 5 in II,
2 in III). Auch weisen meist die Initia kleine Verschieden-
heiten im Ausdrucke auf. Wenigstens eine Erzählung (, ge-
hängter Dieb') weicht auch im Inhalte ab. Von einer anderen
(, ausser dem Kirchhofe begraben') kommen zwei Fassungen
vor; die erste (I, 11) wohl mit P 3 zusammenstimmend, die
zweite (II, 2) davon abweichend. Es finden sich auch manche
(im Ganzen 14) Stücke vor, die in P^, SV u. s. w. enthalten
sind, und auch hier stimmen die Initia nicht immer mit jenen,
welche in den verschiedenen Sammlungen stets gleichlautend
sind. Andere vier erscheinen in unserer Handschrift in Recen-
sionen, welche auch inhaltlich von den uns bisher bekannten
abweichen.
Werden wir nun in der Handschrift 5268 eine Redaction
erblicken, welche allen bisher angeführten und noch anzu-
führenden Sammlungen vorangegangen ist, so dass aus der
ersteren durch Zusammenlesen der betreffenden 16 Stücke nebst
Hiuzufügung eines 17. (,St. Peter in (Jöln^) und durch kleine
Modificationen in der Stilisirung dann jene Gruppe HM ent-
standen wäre, welche so festgefügt und (wenigstens bezüglich
der Initia) so unverändert stilisirt in so vielen Handschriften
des 12. Jahrh. erscheint? Oder werden wir in der verschiedenen
Anordnung und in den Abweichungen im Ausdrucke das um-
gekehrte Verhältniss erkennen, so dass der Compilator von
5268 die betreffende Gruppe aufgelöst und die Diction leise
modificirt hätte? Ohne für meine Ansicht, dass HM einen
alten Stock von Legenden repräsentire , irgend wie vorein-
genommen zu sein, halte ich erstere Vermuthung für wenig
wahrscheinlich und gebe demnach der zweiten entschieden den
Vorzug.
Wenn wir nun aus dem Inhalte von 5268 die 16 Stücke
von HM, die 18, welche diese Handschrift mit P**, SV u. s. w.
gemeinschaftlich hat, endlich die 4 aus der Schrift de glorla
martyriirn des Gregorius Turonensis abziehen, so bleiben noch
13 neue, welche uns in Handschriften des 12. Jahrh. bisher
nicht vorgekommen sind. Davon ist eine den Dialogen Gregor 's
des Grossen entnommen.
IQ Mussafia.
Die Stücke 1—4 und 6—28 der bisher besproebenea
Ilandscbrift finden sich in der Handschrift der BibHothek zu
Charleville 28 (13. Jahrb.),' welche demnach ein unvollendetes
Exemplar derselben Sammlung repräsentirt. Es scheint nicht,
dass hier vor Stück 20 (= 5268, 21) der Beginn eines neuen
Buches angedeutet sei.
Unterziehen Avir nun mit Hilfe der bisher besprochenen
Handschrift die Sammlung Par. einer neuerlichen Untersuchung,
so gewinnen wir bald die Ueberzeugung , dass dieselbe,
wie sie in der Panser Handschrift lat. 5267 vorliegt, in Ver-
wirrung gerathen ist. Nach der ursprünglichen Anlage muss
die Sammlung dort begonnen haben, wo sich die Rubrik Inci-
piunt miracula h. M. findet, so dass die Stücke 11 — 36 vor
1 — 10 standen. 2 Gehen wir von dieser Annahme aus, so stellt
sich die Art der Zusammenstellung dieser Sammlung in folgen-
der Weise dar:
Sie beginnt mit P 1—18. Musa. P 20. 22-24. 27 — 28.
31. 33. 36. 40. 29. Es handelt sich demnach so ziemlich um
eine Handschrift von PEZ, nur mit ,Musa' an der Stelle von
,Conception' (vgl. Ambr.), mehrere Stücke fehlen; nur eines
ist versetzt. Damit sind die ersten 30 Nummern von Par.
erledigt.
Dann folgen (31 — 32) zwei Erzählungen verwandten In-
lialtes : ,Versinken einer Kirche^, in rhythmischer Form, welche
einer grossen Sammlung von Legenden in gleichem Versmasse
entnommen ist-*; , Alexis in der Grübet
Nun greift der Compilator zur Handschrift 5268 oder
vielmehr zu einem anderen Exemplare derselben Sammlung
' Die Beschreibmig dieser und zwei anderei- Handschriften von Charle-
ville wurde mir, dank dor Vermittlung des Herrn Biblii)thekars H. Colin,
von einem Beamten verfertigt.
2 In Folge dieser Wahrnehmung entfällt jede Veranlassung, Par. in jene
drei Tlieile zerfallen zu lassen, die icii frülier angenommen habe. Ich
werden rlaher in dor Folge die einzelneu Stücke nach der fortlaufenden
richtig gestellten Numerirung citiren.
' Sie wird hier unten besprochen werden. Auf welche Weise sich dieses
einzelne Stück in Par. oder in dessen Vorlage verirrt hat, ist schwer
zu sagen.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. 11. 11
und gibt deren Inhalt, so weit er sich nicht zu Auslassungen
veranlasst fühlt, mit strenger Beibehaltung sowohl der Reihen-
folge als des Wortlautes wieder. Die Auslassungen betreffen :
1. Stücke, die er als Doubletten zu jenen Wundern erkennt,
welche er bereits aufgenommen hat. Er verfährt dabei nicht
gerade streng oder aufmerksam; denn er behält nicht blos
Varianten (worin Absicht erblickt werden könnte) sondern
auch mehrere Erzählungen bei, die er bereits hatte und deren
Beginn oft geringere Abweichungen aufweist als manche der-
jenigen, die er als Doubletten zurückwies. Aus diesem Grunde
wurden ausgelassen erstens 5268, 1. 3. <) — 13. 23. 41. 48. 49.
51, welche alle in PEZ vorkommen; zweitens 5268, 36 ,Ver-
sinken eines Klosters', worin also der Compilator, trotz der
völlig verschiedenen Form, eine Wiederholung des ersten der
auf PEZ folgenden Wunder fühlte. Auch 5268, 40 , Alexis'
fehlt in Par. an betreffender Stelle; nur findet sich diese Ge-
schichte in identischer Fassung als zweites der auf PEZ fol-
genden Stücke ; es ist hier nicht leicht mit Bestimmtheit zu
sagen, ob der Compilator , Alexis' aus 5268 entnahm und nur
eine Versetzung (welche die einzige wäre) vorgenommen hat
— etwa um die zwei Berichte über Versinken in die Erde
neben einander zu halten — oder ob er aus irgend einer an-
deren Quelle beide Geschichten zugleich schöpfte, so dass, als
er bei der Benützung von 5268 auf , Alexis' stiess, er diese
Erzählung als bereits in seiner Sammlung vorhanden erkannte
und sie bei Seite liess. Ausser diesen sich von selbst erklären-
den Auslassungen, welche im Ganzen 17 Nummern betreffen,
vermisst man in Par. noch vier Stücke aus 5268 und zwar 4.
14. 15. 16, ohne dass ein Grund ersichtlich wäre, warum der
Compilator diese verschmäht hat. Möglich, dass er sie in der
ihm vorliegenden Handschrift nicht vorfand. Von 33 an also
bis 63 folgt Par. — bis auf die übersprungenen Stücke —
genau der Handschrift 5268; nur ein Zusatz findet sich. Zwi-
schen 5268, 18 , Anseimus' und 5268, 11) ,Mönch selig durch
M., nicht durch Benedictus' bietet Par. noch ,Spcier; Brot'.
Ob aus einer weiteren Quelle oder Aveil er diese Erzählung
in der von ihm benützten Handschrift vorfand, bleibt dahin-
gestellt.
1^ Mussafia.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so besteht Par. aus :
a) 30 Stücken, eine nicht vollständige Handschrift von PEZ
repräscntirend.
b) 1 Legende in Versen; aus einer unbestimmbaren Quelle.
c) 1 , Alexis^; entweder aus einer unbestimmbaren Quelle
oder aus 52(38 vorweggenommen.
d) 30 Stücken, welche, mit Ueberspringung von 21, auf das
Genaueste die Reihenfolge der 51 Stücke von 5268
wiedergeben.
e) 1 , Speier' 5 das innerhalb d) eingeschoben erscheint.
637
Ich wende mich nunmehr einer Sammlung zu, die mir
in folgenden Handschriften bekannt ist: Brit. Mus. Arundel 346,
fol. <;OfF. (12. Jahrb.)!, Pariser Nationalbibliothek lat. 18168,
fol. 70 ff. (12. Jahrh.)'^, Montpelher 146 (12-13. Jahrb.), fol.
51 ff.^ Die zwei ersten Handschriften stimmen genau überein.
Die ersten siebzehn Stücke sind die übliche Gruppe HM. Es
folgen lauter bekannte Erzählungen; die vier letzten sind rhyth-
misch. In Montpellier fehlen aus HM die Nummern 5. 7. 8; je-
doch finden sich 5 und 7 am Schlüsse, gleichsam nachgetragen;
auch bietet diese Handschrift am Ende ein rhythmisches Stück
mehr als die zwei anderen Handschriften. Sehen wir von der
Versetzung von HM 5. 7. und dem Fehlen von 8 ab, so können
Avir bei allen drei Handschriften APM (so wollen wir diese
Sammlung bezeichnen) dieselbe Numerirung anwenden.
1—17 P 1 — 17
18. Judenkuabe . . . P 31 Ps.-Öb G7 SV GÜ
19. Drei Ritter „ 11 „ 60 SG 19
20. Math „ 8 „ 9 „ 21
21. Conception „ 9 „ 10 „ 20
22. Toledo; Waclisbild .... „ 24 „ 41 „ 2.3
23. Viviers; aniputirter Fuss . . „ 64 „ 65 „ 24
24. Musa ^ 21 „31 „103
25. ,Sicut ilenivi.' „ 22 „ 32
' Der Inhalt ist von Nculi;in.s in seinen unten an/.ufülirendon drei l'ubli-
cationen niitgollicilt.
2 Von Herrn C Conderc in Paris besorgt.
3 Mittheilnng des Herrn Caniille Cbabaneau in Montpellier.
Studien zu den mittelalterliclien Marienlegenden. II. 13
26. Libia P 20 Ps.-Sb 45 SV 42 SG 37
27. Gethsemani ' . . . P 21 „ 46 „ 43 „ 57
*28. Milch P 30 „ 35 „ 28 „ 78
*29. Mönch stirbt plötzlich . . . „ 36 „ 29
*30. Unvollst. Busse . . P 41 „ 37 „ 30 „ 41
*31.2 Ehefrau und Buhlerin
*32.3 Liebe durch Teufel P 35 „ 41 „ 36 „ 43
*33. Bonus P 37 „ 43 „ 38
34. M.bild in den Abtritt . . . . „ 33 „ 26 „ 27
In Montpellier folgen nun P 5. 7. 8; dann Hymnen und
darauf Theophilus; Th. vicedominus ollm cujusdam eplscoin Cili-
ciorum. Eine sehr kurze Fassung, da sie nicht einmal eine
volle Seite (fol. 73'') einnimmt.
In Bezug auf den Inhalt der Stücke 18 — 34 kann man
wahrnehmen, dass fast alle in identischer Diction auch in
Ps - Sb = SV vorkommen (nur 31 ist eine rhythmische Fas-
sung der sonst aus Guibert de Nogent entnommenen Prosa-
erzählung); die Reihenfolge zeigt aber kaum irgend eine
nennenswerthe Uebereinstimmung.
Es wird kaum ein Zufall sein, dass die rhythmischen
Stücke (sechs in IMontp., fünf in Arundel und Pariser) bei-
sammen, und zwar am Schlüsse^, stehen. Ist dies die ur-
sprüngliche Einrichtung'?^ Man wird sehr geneigt sein, dies
anzunehmen. 6
1 Nach Neuhaus wird ,Gethsemani' im Inhaltsverzeichnisse angeführt; im
Text soll dieses Stück fehlen. Indessen mag es mit ,Libia' vereint sein.
Auch im Vex'zeichnisse von Couderc vermisse ich es; man kann auch
da dasselbe vermuthen.
2 Es ist die nämliche Fassung wie in Vindob. 625. In unseren Handschriften
mit der Einleitung: Fratres operamini neque seducamini.
3 Mit diesem Stücke enden Arundel und die Pariser Handschrift.
'' Freilich folgt in Montpellier wieder eine Prosaerzählung; wahrscheinlich
aber findet sich dieses Stück (ebenso wie die zwei folgenden P 5. 7)
nur durch Verstellung am Ende der Sammlung.
'•> Dieselbe Einrichtung trafen wir in Vindob. 635 und in den zwei Pariser
Handschriften 17491 und 2333 *.
'^ Während des Druckes theilt mir Herr Couderc den Inhalt der Hand-
schrift der Pariser Nationalbibliothek lat. 6560 (12. Jahrh.) fol. 90 ff. mit.
Diese erweist sich als genau mit Montpellier übereinstimmend. Auch
in dieser fehlen die Stücke 5. 7. 8 von HM.; auch diese hat am Schlüsse
nach ,Bonus' die Prosaerzählung ,Marienbild', worauf 5. 7 folgen. Ob
die Hymnen und der kurze , Theophilus' folgen, ist mir nicht bekannt.
\^ Mnssafia.
Grössere oder geringere Verwandtschaft mit APM zeigen
folgende Sammlungen :
Die Handschrift der Stadtbibliothek zu Charleville 79
(13. Jahrh.) enthält nach dem Prologe Ad. omnip. Dei:
1_18. = P 1—18.
19. Musa.
20. Libia = P 20.
21—25. = P 22—26. Entbindung im Meere. Teufel als
Stier. Kind wieder zum Leben gerufen. S. Dunstan.
26—29. = APM 19—22. Drei Ritter. Meth. Conception.
Wachsbild Christi.
30. Judenknabe = P 31, APM 18.
31. 3Iater misertcordiae. Siciit iterum. = APM 25.
*32— *37. — APM 28 — 33. Milch. Mönch stirbt plötz-
lich. Unvollständige Busse. Ehefrau und Buhlerin. Liebe durch
Teufel. Bonus.
38. Besudeltes Marienbild = [AP]M 34.
39. Dedication des Samstag = SV 25.
40. Schwiegermutter und Schwiegersohn = Guib. de S.
Nog., De l. S. M. 10.
41. Grcnoble-, Pflügen am Magdalenentag = Guib. de S.
Nog., ibid. 11.
42. Ritter nach dem Tode mit der cuculla bekleidet.
Farsitus.
Die Stücke 1 — 25 decken sich mit P 1 — 26 (um ein Stück
weniger, da ,Gethsemani' — wenn es nicht etwa mit ,Libia' ver-
einigt ist — fehlt). Wir haben also hier HM im Anfange; dann
aber eine Gruppe von acht, vielleicht von neun, Legenden,
welche den Beginn von P*" bilden; nur dass an der Stelle von
P 1!) {j= P** 2) ,Conception' des Pseudo- Anseimus ,Musa' er-
scheint (so auch anderswo: Ambr., Par. 5267). Es folgt eine
kleine Gruppe von sechs Legenden, die alle auch innerhalb
AJ'M 18 — 27 vorkommen'; vier darunter in gleicher Anord-
Wir kennen also nun vier Ilandscluiften derselben Sammlnnfr, die sidi
in zwei wenig von einander alnveiclienden Gruppen .scheiden: 1. Arundol
und Par. lat. ISKJS; 2. Montpellier und Par. lat. 6560.
Von den vier fehlenden Stücken iinden sich drei — ,Viviers' (^= P 18),
,Musa' und , Libia' — in dem früheren Tiieile von Charl.; dasselbe ist,
wie orwiihnt, walirscheinlicii betreffs ,Gethseniani' der Fall.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. IT. 10
nung-. Die bezeichnendste Uebereinstimmung mit APM bilden
die sechs identischen rhythmischen ErzJlhkmgen , unf welclie
auch hier ,Marienbild^ wie in Montp. und Par. lat. 0560 folgt.^
Während aber diese zwei Handschriften hier eigentlich endigen,
enthält Charl. noch vier andere Prosastücke und den ganzen
Farsitus.
Die Vaticanische Handschrift Regina 537 (13. Jahrh.) -,
fol. 19 ff. enthält:
1. Judenknabe "i
2. Drei Ritter \ APM 18—20.
3. Meth J
4—8. = P 3-7.
Zwei Blätter sind ausgefallen; sie dürften P 8 — ^17 ent-
halten haben.
9—10. Libia. Gethsemani = APM 26—27.
*11. Mönch stirbt plötzlich == APM 29.
*12. Unvollständige Busse der Nonne = APM 30.
*13. Bonus = [AP]M 33.
14. Conception. Tempore quo Normanni = APM 21.
15. Dedication des Samstags = SV 25.
Wenn man eine Lücke auch am Anfange und eine Ver-
setzung annimmt, so erhält man am Beginne der Handschrift
die Gruppe HM wie in APM ; dann folgt wie in dieser Samm-
lung eine Reihe von Prosalegenden die mit ,Judenknabe^ be-
ginnt und mit , Gethsemani^ endet; nur dass einige fehlen und
jConception' erst später vorkommt; es schliessen sich daran,
wie in APM, rhythmische Erzählungen, und zwar von den
sechs in APM die 2. 4. 6. Das Ende machen , Conception' und
, Samstag'; vgl. bezüglich letzteren Stückes Charl.
^ Es lässt sich also vermuthen, dass dei' Sammler yon Charl., nachdem er
aus anderer Quelle die ersten 25 Stücke entnommen hatte, zu einer
Handsclnnft griff, welche zur Familie von APM (speciell z\w Gruppe
Montpellier-Par. (5öG0) gehörte, und deren Inhalt von ,Judenknabe' bis
,Marienbild' (18 — 34) mit Au.slassung jener, die er schon in seine erste
Sammlung aufgenommen hatte, wiedergab. Die Reihenfolge ist (bis auf
einen Fall : ,Judenknabe') genau dieselbe.
2 Mittheilung von Herrn Dr. Goldmann aus Wien.
\ß Mnssafia.
Die Berner Handschrift 137 (12. Jahrb.)', fol. 174 if. ent-
hält nach dem Prologe:
1-6. = P 1—6.
7—15. = P 9—17.
16. Drei Ritter = APM 19.
17. Judenknabe; mit Gregorius Turonensis zusammen-
hängend. Judei cujusdam vitrarii filius cum apud cliristianos
pueros.
18. Libia = P 20.
19. Entbindung im Meere = P 22.
20 — 21. Kind wieder zum Leben gerufen. — Dunstanus
= P 24-25-26.
22. Viviei's; amputirter Fuss = P 18.
23. Theophilus. Factum est priusquam incursio fieret.
24. Unzüchtiger Mönch von St. Peter in Cöln = P 7.
25. Meth ]
26. Conception. Tempore quo Nor-manni ' := APM 20 — 22.
27. Toledo; beschimpftes Christusbild j
28. Mater misericordiae ; ,Sicut iteruvi' = APM 25.
*29. Heilung durch Milch = P 30 | _ ^^^^ ^^^_^^^
*30. JMönch stirbt plötzlich I
*31. Ehefrau und Buhlerin = APM 31.
Es folgt Laits V. M. contra Judeos. Quid dicis, Judee?
quid proponisf quid astriiisf quid ohicisf quid ohjectasf
*32. Unvollständige Busse der Nonne = APM 30.
Wir finden also HM (mit Ausschluss von 7, das später
erscheint, und von 8, das fehlt) beisammen, und zwar am
Anfange.
Mit 25 scheint die Quelle der Sammlung eine andere zu
werden, und zwar sind die Berührungspunkte zwischen Bern
25 IV. und dem Ende von APM deutlich zu erkennen.
Handschrift der k. Bibliothek in Kopenhagen, Samml.
Thott 12S- (Ende 13. Jahrb.), die icli mit Kjjh. bezeichne, fol. 1.
1 Das Verzeichniss wurde unter Leitung von Prof. Hagen von einem
Copisteii vorfertigt
2 Mittlinilung «les Herrn Christoph Nyrop.
Studien zu den inittelalterlicben Marienlegenden. II. 17
Ad omn. Dei laudeni etc.
1—13 = P 1—13.
14_16 = p 15-17.
17. Judeuknabe 1 _
.Q ^ . ^.^ = APM 18. 19.
18. Drei Kitter J
19. Toledo; Cliristusbild beschimpft = APM 22.
20. Entbindung im Meere \
21. Teufel als Stier, Hund, Löwe } = P 22-24.
22. Kind wieder zum Leben gerufen j
23. Aebtissin = P 36.
24-25. Zwei Schiffbrüche j _ ^ p
26. Completorium ( ~~
27. Jude leiht dem Christen = P 33.
28. Theophilus. Factum est aiitem priusquam.
'29. Plötzlich gestorbener Mönch ]
*30. Unvollständige Busse der Nonne \ APM 29—31.
*31. Ehefrau und Buhlerin )
*32. Bonus = [AP]M 33.
33. Seele des Ritters mit der cucidla bekleidet ^ SV 40.
Farsitus (einige fehlen).
HM (bis auf 14) vollständig und im Anfange. Auch hier
wie in APM ,Judenknabe^ unmittelbar nach HM und die rhyth-
mischen Stücke bei einander. Zwei kleine Gruppen mit P''
gemeinsam.
*<
Die Handschrift zu Toulouse 478 (14. Jahrh.) ^ bildet den
zweiten Theil (Handschrift 477 enthält den ersten) einer grossen
Sammlung von Heiligenleben '^ ; auf fol. 1 — 20 findet sich da :
Prolog. Ad omnipotentis Dei laudem.
1. Hildefonsus = P 1.
2. Jude leiht dem Christen = P 33.
3. Ertrunkener Cleriker; Variante von P2, und zwar über-
einstimmend im Beginne mit Vatic. Reg. 543, Nr. 19; sonst
identisch mit Cl.-Toul.^ 111% 8.
' Mittheilung des Herrn Professor A. Thomas.
2 Dieser Umstand ist nicht zu übersehen. Man wird also beim Forschen
nach Sammlungen von Marienwundern auch solche untersuchen müssen,
welche Heiligenleben enthalten.
^ lieber diese Sammlung siehe gleich unten.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXV. Bd. I. Hft. 2
^g Mussafia.
4. Cleriker in Rouen ausser dem Kirchhofe begraben;
eine Variante von P 3. Alind quoque non minoris pietatis gestum.
Fuit namque in Rotomagensi ecclesia dericus quidam.
5. Von einem Könige, der Mönch wurde-, seine Seele wird
den Teufeln entrissen. Offenbar gleichen Inhaltes mit der rhyth-
mischen Legende, die hier imten als Nr. 35 der Arsenalhand-
schrift 903 angeführt wird. Referehat idem senex ah eodem Pa-
comio veraciter fuisse traditum quia fuit quidam rex imjmssimus. '
6. Fünf Freuden M.'s. In quodam coenohio frater aderat
devote Deo ejusque genitrici deserviens. Also verschieden von P 4.
7. Zwei Brüder in Rom = P 10.
8 — 9. Humbertus. Hieronymus = P 12—13.
10. Marienbräutigam in Pisa = P 16.
11__18. =z P 2—9.
19. Aebtissin = P 36.
20. Habgieriger Bauer = P 11.
21. Feuer in der Michaelskirche = P 15.
22. Murieldis = P 17.
23. Judenknabe = P 31 ]
24. Drei Ritter J APM 18—20.
25. Meth J
26. Toledo; beschimpftes Christusbild = APM 22.
27— 34. = P 22—29.
35. Viviers; amputirter Fuss = P 18 ]
36. Musa
\
APM
37. M. am Krankenbette; mater misericordiae . o3_«
38—39. Libia. Gethsemani = P 20—21
*40. Heilung durch Milch = P 30
Aus HM fehlt nur 14 (wie in Bern); die übrigen in ver-
änderter Reihenfolge; doch 2—9 beisammen. Eine Gruppe von
neun Stücken aus P" bei einander; ebenso zwei kleine Gruppen
mit AP]\I gemeinsam. 3 — 6 gehören zu den selten vorkommen-
den Legenden.
' DipsRs Stück ist also einer Sammlung: entnommen, welche nnmittelbar
voran die Geschichte , Ritter, der nach dem Tode mit der cuculla be-
kleidet wird', und zwar niilit nach SV 40, sondern in einer Fassung,
welche Pachomius als Gewährsmann nannte; vgl. oben Pariser lat. 5268,
Nr. 2,5 und unten die rhythmische Sammlung Arsen. 903, Nr. 34.
Studien zu den mittelalterlichen Maiienlegenden. II. 19
Wir wenden uns nun zu einer Sammlung, welche mir
vor Allem in zwei Handschriften bekannt ist: Brit. j\[us. Cleop.
C. 20 (12. Jahrh.)! und Toulouse 482 (12. Jahrh.).^ Sie zerfällt
in drei Bücher.
Bucli I. Scripturi virtutes et miracula.^
I, 1. Judenknabe. Postquam infidelissima gens Judeorum.
2. Theophilus. Igitur descripto miracido quod M. dignata est
in igneo elemento . . . ostendere. — Erat . . . Theophilus
atjusdam episcopi civitatis Ciliciorum . . . vice dominus.^
3. Schwangere Frau im Meere ^ P 22. Das vollständige
Exordium theile ich später mit.
4. Julianus und Basilius. Expeditis trihus miracuUs . . . S. Dei
genitricis pietatein in igneo, aereo et aquoso elemento . . .
demonstrantihus. — Cum [Julianus] hellaturus adversus
Persas.
5. Das belagerte Chartres wird durch M.'s Hemd befreit. Anno
domin. incarnationis octingentesimo . xc°. vij°. Rollo pvinius
dux Normannorum . . .
6. Ein Dieb bittet Odo von Cluny^ ihn in sein Kloster auf-
zunehmen. Anfangs weigert sich Odo; doch endlich
willigt er ein. Der Bekehrte führt sich musterhaft auf;
schwer krank, weiss er nur zwei Sünden zu beichten:
' Inhaltsverzeichniss dreimal abgedruckt von Neuhaiis: iu seiner Disser-
tation über Adgar's Qaellen; in seiner Ausgabe des Adgar; im ersten,
dem einzig bisher erschienenen, Hefte der Schrift: ,Die lateinisclien
Vorlagen zu den altfranzösisehen Adgar'schen Marienlegenden, Aschers-
leben (1886)', welche den ganzen Inhalt der Cleopatra-Handschrift zum
Abdrucke bringen soll.
2 Beschrieben im Catalogue des manuscrits des bihliotheques des departements
VII, 288. Ausführliche Nachrichten und Abschrift mehrerer Stücke ver-
danke ich Herrn Professor A. Thomas.
3 In Toulouse fehlt der Prolog und der grösste Theil von 1 ; 2 ist voll-
ständig; eine dazu gehörige ,de Theophilo hrevis enarratio', so wie 3. 4.
5 finden sich innerhalb des II. Buches, zwischen 7 und 8. Die Hand-
schrift ist nicht etwa verbunden, denn diese verstellten Stücke beginnen
in der Mitte von fol. 17'' und endigen in der Mitte von fol. 24''; es
muss also die Vorlage in Verwirrung gerathen sein.
* Ich entnehme den Beginn der Abhandlung Kölbing's in den Englischen
Stiulien I, 16. Wenn Ludorff (Anglia VII, 161) sagt, die ganze Legende
sei da herausgegeben worden, so ist diess nicht richtig; K. hat nur
einzelne Stellen abgedruckt.
2*
20
M u s s a f i a.
7—23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
dass er seine Kutte einem Nackten geschenkt und den
Strick am Wassereimer unterschlagen hat. Diesen aber
hält er um seinen Leib gegürtet. Am Todtenbette hat
er eine Vision; er steigt zum Himmel empor; da be-
gegnet ihm M., die sich ihm als Mater misericordiae
ankündigt und ihm vorhersagt, nach drei Tagen würde
er sterben. Nunc ad illud inissimum et omni nectare dul-
cius dictum stilus vertatur. — Accidit tempore s. Odonis
Cluniacensis abhatis. '
Buch IL Ad omnipotentis Dei laudem.
II, 1 — 17 = P 1—17.
Buch III.
111% 1. Toledo, Wachsbild 2 — SV 41 SG 23 APM 22
2. Viviers, Fuss ... P 18 „ 65 „24 „23
3. Musa — „ 31 „ 103 „24
4. Sicut Herum ... — „ 32 „ 5 „25
5. Libia „ 20 „ 42 „ 37 „26
6. Getlisemaiii ... „-21 „43 „ — „ 27
7. M.bild im Abtritt . — „ 26 „ 27 „34
8. Ertrunk. Glöckner^ . —
9. Teufel als Thier . . „ 23 „37 „ 64
10. Complctoriuni . . . „ 29 „27 „51
*11. Milch „ 30 „ 28 „ 78 „28
12. Drei Eitter ... — „ 60 „ 19 „19
13. Eulalia „32 „52 „ 36
14. Meth — „ 9 „ 21 „20
15. Conception .... — „ 10 „ 20 „21
16. Samstag — „25 „55
17. Leuricus . . . . _ 38 „24 „ 25
^ Das erste Buch ist in dem eben erwähnten ersten Hefte von Nenhaus'
Quellen herausgegeben worden. Nur ,Theophilus' ist nicht nach Cleop.
C. X, sondern nach Ilarl. 3020, nebst Varianten aus Nero E. 1., welche
Handschriften die übliche Fassung ,Factum est priusquam^ bieten, ab-
gedruckt. Es stimmt l)is auf jene Abweichungen, welche in verschiedenen
Haiidscliriftcn eines und desselben mittelalterlichen Textes nie fehlen,
mit (Um- von den Bollandi.sten (IV Februar) veröffentlichteB Legende
iil)erein. — Prolog und ,Judonknabo' hatte bereits Wolter S. 46 edirt.
2 Endo von 1., dann 2. 3 und Beginn von 4 fehlen in Cleop.
■' Andere Fassung als P 2 = Cl.-Toul. II, 7. Stimmt mit Vatic. lieg. 543
Nr. 19 und Toni. 178, Nr. 3. Der Beginn von Cleop. Erat ergo quidem
cicricius nomine Nonun vitu irrcliqiosn,^ officio functus (statt nomine non vita
rflii/ionis od', f., wie die soeben erwähnten Handschriften haben) ist wahr-
scheiiiliiii verderl)t. Die Lesung von Toul. 482 ist mir nicht bekannt.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. 11. 21
Ich halte hier, aus einem Grund e, der bakl eingesehen
werden wird, inne; daher bezeichnete ich die vorstehenden
17 Stücke mit III\
UeherbHcken wir den bisher angcfilhi'ten Inhalt der zwei
Handschriften, so ergibt sich Folgendes:
Prolog und Erzählungen des ersten Buches sind sehr
prolix und in schwülstigem Stile abgefasst. Die vier ersten
Wunder werden durch den Gedanken in gegenseitige Beziehung
gebracht, dass je eines derselben in einem der vier Elemente
— Feuer, Luft, Wasser, Erde — stattfand. Hier bietet sich
uns Gelegenheit zu einer wichtigen Wahrnehmung. Die Er-
zählung ,Entbindung im Meere bei St. Michael' beginnt in
PEZ, Ps-SV; SG mit denselben Worten wie in Cl.-Toul. Plis-
simae Del genitricis miraculo in ipsis aereis spirltibus patrato,
nostro "pro posse jam praeJihafo, quid in aquoso etimn elemento
ipsius misericordia exercuerif , paucis aperiendum videtur. Die
vorangehende Erzählung in den ersteren Sammlungen weiss
aber nichts von einem in der Luft bewirkten Wunder, während
in Cl.-Toul. die , Entbindung' das dritte in der Reihe der
vier Wunder, Avelche in den Elementen stattfanden, bildet und
sich organisch an Theophilus anschliesst. Also in PEZ und
den anderen Sammlungen Ausreissen eines Stückes aus dem
früheren Zusammenhange mit gedankenloser Beibehaltung der
nunmehr unverständhch gewordenen Eiinleitung. Es ergibt sich
also, dass die Zusammenstellung von Cl.-Toul. 1 — 4 älter
sein muss als die bisher besprochenen Sammlungen. Die Zu-
sammenstellung, nicht die Urheberschaft; denn der Mann, von
welchem das I. Buch von Cl.-Toul. herrührt, war selbstver-
ständlich nicht der erste, welcher die Wunder zu schriftlicher
Darstellung gebracht ' ; er hat nichts Anderes gethan, als das,
was er in verschiedenen Quellen vorfand, einer stihstischen,
hie und da auch inhaltlichen Umarbeitung unterzogen und ein
sinniges Mittel gefunden, vier Erzählungen mit einander zu
verknüpfen. Daran reihte er noch zwei Erzählungen und
das erste Buch war fertig. 2 Als II. Buch benützte er die bereits
1 1. 2. 4 gehören in der That zum ältesten Gut; und auch das Wunder
bei St. Michael in periculo maris war gewiss längst bekannt.
2 Wir werden bald eine Oxforder Handschrift kennen lernen, welche zu
den sechs Stücken von Cl.-Toul. I noch sieben hinzufügt.
22 Mussafia.
als ein Ganzes vorhandene Gruppe HM, die er unverändert
sammt ihrem kurzen schlichten Prologe aufnahm. Dass der
Compilator von Cl.-Toul. I nicht zugleich jener von II, also
von HM, sein kann, erhellt aus dem gar zu gewaltigen Unter-
schiede im Stile. 1
' Sein Verfahren hat übrigens der Compilator von Cl.-Toul. selbst im
ersten Prologe gekennzeichnet: quae , licet quaedam sint i?raecedentium
patrum stilo exarata, tarnen quia ita sunt in diversis codidhus disgrecjata,
ut difficillime vel mdlo modo a quihusdam queant inveniri, iccirco stndium
fuit disgregata congregare, qtiatinus facilivs possint in unum volmnen re-
dacta reperiri. Deprecaniur auteni ■>it non nohis ascrihatur quod diversus in
nostro opere stiluis i^epperiatur.
Der Verfasser des Katalogs der Handschriften von Toulouse macht
KU der in Rede stehenden Sammlung folgende Bemerkung: ,Ce recueil
jjarait etre celui de Nigellus Wirekerus . . . Casimir Oudin II, 1654
Uli attribue outre diverses poesies un recueil en trois livres sur les
miracles de la Vierge, qui ä en juger par les indications que donne ce
bibliographe parait identique ä celui de Toulouse.' Es liegt aber hier
ein Missverständniss vor. Oudin's Angaben sind wörtlich entnommen
aus dem Handschriftenverzeichnisse der Cottoniana im grossen Katalog
von Thom. Smith, p. 115; diese Angaben beziehen sich jedoch nicht
auf Cleop. C. X, sondern auf Vespas. D. XIX, wo eine Sammlung von
Marienwundern in Verseil, als von Nigellus herrührend, verzeichnet
wird, lieber diese später.
Eine Angabe über den Verfasser der Sammlung, wie sie in Cleop.
vorliegt, finden wir bei Hamilton in der Voi-rede zu seiner Ausgabe
von Wilh. Malmesburiensis, De Gestis Ponlif. Angl. London, 1870 (Rer.
Brit. Script. III). Es wird da S. VIII, Anm. als das erste Werk Wilhelms
erwähnt : Miractda S. Dei genitricis et perpetnae Virginis Mariae ge-
schrieben zwischen 1088 und 1108. ,See the Jiutograpli Ms. of the
author, Brit. Mus. Ms. Cotton. Cleop. C. X, fol. 14-i.' Nun wird aller-
dings unter den Werken Wilhelm's eine Schrift mit dem Titel Mi)-a-
cida S. M. V. angefiiiirt (siehe unter Anderen Ilardy in der Vorrede
zu seiner Ausgabe der Genta regtim Änglormn, London 1840, reproducirt
bei Migne CLXXIX, 94G)-, ob aber Hamilton im Stande war, die Schrift-
züge Wilhelm's mit solcher Sicherheit zu erkennen, dass er lediglich
darauf hin seine mit grosser Bestimmtheit und einiger Selbstbefriedigung
(,i<lentilied here for the lirst time') vorgebraclite Behatiptung aufstellen
konnte, scheint mir mehr als zweifelhaft. Besonders bedenklich ist fol-
gender llmst.-ind. Cl. III 14 ist ,Meth' in der üblichen Version, welche
Orts- und rersouennamen nicht kennt. Vom Orte der Handlung heisst
es da viais, nomcn ciijnx a cordis memoria excidit; es ist nur von einer
inalvona die Rede, welche a rege vencrahatur. Wie wäre es nun möglich,
da.ss Willu'lm, der Engländer, welclier (und sei es auch später als die
Uirarida) in seinem Leben dos heil. Dunstan die Gescliichte erzählte
Studien zu den niittelalterliclien Marienlegenden. II. 23
Das Verhältniss von III''' zu den übrigen Sammlungen
genau zu bestimmen, ist mir noch nicht möglich. Vergleichen
wir zuerst III'^ mit P*", so linden wir, dass unter den 17 (eigent-
hch — mit Abzug von IIP 8 — 16) acht Stücke von III-'^ auch in
F^ vorkommen, und zwar P 18. 20—21. 23. 29—30. 32. 38;
also in derselben Reihenfolge, wenn auch mit beträchtlichen
Intervallen. Es ist schwer, darin einen blossen Zufall zu er-
blicken. Da nun P"^ wegen ^Entbindung' von Cl.-Toul. I ab-
hängig ist, so ist sehr wenig Avahrscheinlich, dass Cl.-Toul. III"^
seinerseits ein Auszug aus P'' sei; dass P'' aus Cl.-Toul. III '^
die erwähnten acht Erzählungen und aus Buch I die 22^^.
(, Entbindung') entnommen und dazwischen andere Stücke ein-
gestreut habe, lässt sich weit eher hören. — Sieht man von den
ersten 17 Stücken von APM (= HM = Cl.-Toul. II) ab, so
findet man zwischen APM 18 ff. (man könnte diese Stücke mit
APM** bezeichnen) und Cl.-Toul. III -^ einige Berührungspunkte.
Einmal sind beide Sammlungen wenig reichhaltig; dann stim-
men Cl.-Toul. 111=^ 1-6 genau mit APM 22—271 tiberein. Dazu
kommt Cl.-Toul. IIP 12. 14. 15 = APM 19—21.2 i^ Uebrigen
und darin genau Glastonbuiy, Ethelstan und Aethelfreda nannte, sich
im Miraculum in so unbestimmter Art ausgedrückt hätte? — Es sei
noch bemerkt, dass Hamilton's Angabe bezüglich der Handschrift nicht
gerade genau ist; er gibt fol. 144: an; man sollte da meinen, auf diesem
Blatte beginne die Sammlung, diese aber schliesst gerade mit fol. 143
ab. Auch in den Datirungen Hamilton's vermisst man die nüthige
Klarheit; er bestreitet, dass Wilhelm im Jahre 1095 geboren sei, und
nimmt als Geburtsjahr 1075 an. Aber selbst mit diesem frühen Datum
lässt sich der für die Zeit der Abfassung- der Miracula angesetzte Ter-
minus a quo niciit vereinigen. Woher hat überhaupt Hamilton die zwei
ziemlich weit von einander abstehenden Grenzen (1088 — 1108) ge-
nommen? — Indessen, selbst wenn die Cleop.-Handschrift mit Wilhelm
nichts zu schaffen hat, wäre es von besonderer AVichtigkeit, die Angabe,
dass W. von Malmesbury Marienwunder abfasste, auf ihre Kichtigkeit
hin genau zu prüfen , und bei bestätigendem Resultate nach dieser
seiner Schrift zu forschen.
1 Weist man dem Stücke Montp. 34 die Stelle nach 27, so erstreckt sich
die Uebereinstimmung auf noch ein Stück: also Cl.-Toul. IH* 1 — 7 =
APM 22—28.
2 Bezüglich dieser drei Geschichten ,drei Kitter', ,Meth', ,Conceptio' möge
hier bemerkt werden, dass sie auch sonst gerne zusammenstehen; so
ausser in Cl.-Toul. HI-'' (welches zwischen dem ersten wnA dem zweiten
Stücke noch ,Eulalia' einschiebt) und APM auch in Cph. 2(3 (Leipz. hat
24 Mnssafia.
enthält Cl.-Toul. manche Erzählungen, die in AP]\I niclit vor-
kommen, während APM an prosaischen Stücken nur ,Juden-
knabe^ mehr aufweist^ wogegen es fünf rhythmische Legenden
mehr als Cl.-Toul. bietet. — Alle sechzehn (immer mit Aus-
schluss von Cl.-Toul. III^ 8) Stücke von Cl.-Toul. III- finden
sich in identischer Fassung in den grossen Sammlungen SV
vind SG, ohne jedoch dass bezüglich der Reihenfolge ii-gend eine
nennenswerthe Uebereinstimmung sicli erkennen liesse. Audi
hier ist das nämliche wie betreffs P'' zu sagen: eher wird die
grosse Sammlung die kleinere in sich aufgenommen haben, als
dass Cl.-Toul. III- ein Auszug aus einer der grossen Samm-
lungen sei.
Es verdient in dieser Richtung noch ein Umstand beson-
dere Aufmerksamkeit. Cl.-Toul. III- beginnt, wie wir sahen,
mit ,Toledo; beschimpftes ChristusbikV. Dieses Stück nun weist
in mehreren Handschriften folgendes Exordium auf: Ad exci-
Uinda corda humüium nt percipiant gaudia coelestia sub hrevitate
sermonis (ut in iirov&i-hio dicitur: ,in paucis constringere midta')
da Maria . . . matre salvatoris quoddam miracidum descripturus
sum, quod a viris spiritualihus jjvaelihatiim est vieis aurihus.^ Also
ein Exordium wie viele andere, welche einzelne Legenden inner-
halb einer Reihe einleiten. Nun bietet CI. (und ebenso die
gleich zu erwähnende Oxforder - Handschrift) quaedam descr.
Silin miracula quae . . . praelihata sntit, so dass das, was sonst
als Exordium zu einem Stücke erscheint, hier als Prolog zu
einer ganzen Reihe von Wundern dient. Man würde dasselbe
auch in Toul. erwarten; diese Handschrift hat aber wieder den
Singular. Was ist nun das Ursprüngliche? Zu Gunsten des
Plurals spräche etwa der Ausdruck a viris spiritualihus, da
man meinen könnte, es Avürden nicht leicht für ein einziges
nur R.M.) und Cliarl. 79; SG: mit der Reihenfolge R. C. M.); Ps-Sb.: M. C.
(dazwisclien ein Bruclistück aus Anseimus) R. ; endlich SV, das wolil
M. C. beisammen lässt, R. aber viel später aufweist. Der Schluss von
R. spielt in der Normandie (Amfreville-sur-Yton); C. geht die Normandie
und England an; M. gehört England. Die in Cl.-Toul. dazwischen
stehende Erzählung von ,Eulalia' hat ebenfalls England als Schau])latz.
Dessgleichen ,Leuricus', das in Cl.-Toul. von der eben besprochenen
Gruppe nur durch ein Stück (,Samstag') getrennt ist.
' Diesen Wortlaut des E.\ordiums kenue ich bisher aus SV, SG, Mont-
pellier, Kopenhagen l'ib.
Studien zu den mittelalteilicheri Marienlegenden IL 2o
Wunder mehrere Gewälirsmänner angerufen werden. Der Con-
sensus zahlreicher Handschriften^ selbst von TouL, welche doch
dieselbe Sammlung wie Cl. enthält, würde andererseits für den
Singular sprechen. Sicherheit über diesen Punkt zu erlangen
wäre wichtig; denn wäre der Plural das Ursprüngliche, dann
würde sich daraus wie für Buch I, so auch für den Beginn
von Buch III die Priorität von Cl.-Toul. ergeben.
Kehren wir nun zu dem Inhalte der Handschriften zurück,
so finden wir in Toul. eine neue Reihe von Legenden, welche
nicht Aveniger Avie 32 Nummern umfasst; im Cleop. kommt da-
von nur das erste Stück vor.' Diesen zweiten Tlieil des dritten
Buches lasse ich wieder in zwei Abschnitte zerfallen, die ich
mit III ** und III' bezeichne. Der erste (HI'') enthält eine ziem-
lich farblose Erzählung und drei andere Geschichten localen
Charakters, die ich bisher nirgends gefunden habe. Der zweite
Abschnitt dagegen (IIP) bildet eine Sammlung, welche — wie
man gleich sehen wird — auch anderswo zu treffen ist.
41. III'', 1. Ein unzüchtiger Priester ist todeskrank ; der Teufel
kommt die Seele zu holen; M. schlägt ihn in die
Flucht. Der Kranke genest. Miraculu7n quoddam
in laudem S. M. scripturus. — Quidam preshiter
cum servum se peccati carnalibus devictiis illecehris
exhibuisset.
Darauf folgt in Cleop. De Theophilo brevis enarratio. Wie
es sich mit diesem Stücke verhält, ist mir nicht sehr deutlich.
Wir haben gesehen, dass es sich auch in Toul. befindet; hier
aber steht es unmittelbar vor I 3, so dass, wenn wir die Ver-
setzung in dieser Handschrift berichtigen, wir die hrevis enarratio
unmittelbar auf die grosse Theophilusgeschichte angeschlossen
finden. Handelt es sich Avirklich um eine selbstständige kurze
Fassung (vgl. oben am Schlüsse von Montpellier) oder um
einen Epilog? Die Veröffentlichung des Stückes bei Neuhaus
wird wohl den kleinen Zweifel beheben. Hier schliesst Cleop.;
alles Folgende findet sich nur in Toul.
' Wäre dieses Stück nicht, so könnte man venniithen , Cleop. biete blos
die ursprüngliche Sammlung (6 -j- 17 -|- 17) ; so aber müssen wir, wie
es schon Neuhaus gethan, annehmen, Cleop. sei am Schlüsse defect.
Ob die vollständige Handschrift nur III'' oder auch III "^ enthalten hat,
bleibt dahingestellt.
26 Mussafia.
42. III'', 2. Ein civis Lingonensis kommt, von einem Spiesse
verwundet, in Miriacum an; das Eisen tritt von
selbst aus der Wunde. Ad (jloriani matris Domini
etiam nostris teniporihus . . . Siqiddem ante annos
contigit in Burgundia qiiod narramus. Est etenim
ibi fundus nomine. Miriacus.
43. 3. M. erscheint im Schlafe einer wassersüchtigen Frau
und heilt sie. Erat sane haut •procul ah op^ndo
quod Belna dicitur.
44. 4. Ein Edelmann schenkt einem Kloster ein farina-
rium; nach dessen Tode processirt der Sohn da-
gegen. Ein Zweikampf soll entscheiden. Der
Widersacher des Klosters stirbt im Augenblicke,
da er im Begriffe steht, mit dem Kämpen des-
selben handgemein zu werden. Accedat memorie
quod juvat. — In territorio civitatis Lingonice reli-
gionis monastice degunt cenohite.
Der Inhalt des letzten Abschnittes des dritten Buches
ist folgender:
45. III "^j 1. Schwangere Aebtissin. Andere Fassung als in P 36.
Non videtur quicquam loquendinn cum fuco aut
cum coturno. — Sanctimonialis quedam fuit abba-
tissa in quodam monasterio, Cj[iie cunctis sibi sub-
jectis soi'oribus erat odiosa.
46. 2. Jude leiht dem Christen Geld. Andere Fassung als
in P33. In Constantinopolitana civitate erat quidam
negotiator nomine Theodorus vir suo pro posse
diligens justitiam . . . ad quendam confugit He-
breum cui nomen erat Abraham.
47. 3. Unvollständige Busse der Nonne. Quoniam vero
sufßcienter . . . in principali sexu facta texuimus
miracula, nunc de inferiori dicendum. Sanctimonia-
lis quedam naiifragium pudoris incurrerat. Also in
Prosa und folgHch andere Fassung als in P 41.
48. 4. l'>in Einsiedler hört am Abende von I\[. Geburt
eine Engelsmusik. Dulcia Christi magnalia ad se
convertant. — Solitarins quidam fuit.
49. 5. Tonstantin verspricht eine Lampe voll Balsam stets
brennend in der Latcrankirche zu unterhalten;
Studien zu den mittelalterlichen Maiicnlogenden. II. 27
einer seiner Naclifolger erwirkt vom Papste die
Befreiung von dieser Pflicht. Der heilige Petrus,
darüber erzürnt, verwehrt dem Papste den Ein-
tritt in die Kirche. Dank der Fürbitte M.'s er-
langt der Papst Verzeihung und stiftet aus Er-
kenntlichkeit die Hören. Constantinus Augustus.
cum in aliis esset magnanimus tum erga Dei cidtum
extiiit i^recipims.
50. IIP, 6. Justinian, von seiner ketzerischen Gemahlin an-
gestiftet, verfolgt die Päpste Silverius und Vigilius.
Eine schreckliche Epidemie bricht aus. Auf das
Flehen des bereuenden Kaisers lässt sie M. auf-
hören ; zum Danke wird das Fest von M. Reinigung
gestiftet. Justinianus imperator rem pupUcam rege-
bat, prius civilis et catholicus, postea crudelis et
ereticus. Vgl. die kurze Erwähnung in SGr 49.
51. 7. Ein Cleriker ertrinkt im Rausche. Man gedenkt
den Leichnam nicht zu bestatten, findet ihn aber
unversehrt; im Munde steckt ein Zettel, worauf
Ave M. geschrieben steht. Sed et hoc non videtur
omittendum quod qiddam clericus, ut in extremis
patuit, S. M. devotus instinctu hostis antiqui ehrietate
interceptus . . . conspiciunt ex ore ejus velut parti-
cidam hrevis dependentis.
52. 8. M. Aegyptiaca. Gloriosissipium exemplum vere peni-
tencie in medium veniat.
53. 9. Von zwei Mönchen, die geheilt Avurden. Bina in
finetii Jtiijiis lihelli miracula de duohus mona-
chis hrevissime perstringam titidoque singidari, unuvi
quorum pro cautela in Gemeticensi, alterum vero
ad laudem S. M. factum- esse constat in nostva
ecclesia Bovesliamne[n]si. Monachus nempe Gemeti-
censis cum esset mero debriatus et ante S. M. aram
obdormitaret, domina nostra cum sacris virginibus
illuc adveniente , projectus est procul in alteram
partem ecclesie. Qui diu requisitus et a fratribus
loci valde inßrmus repertus postmodum sanitati est
redditus. Monachus aufein Boveshanneilsis (sie) in
extremis pene a S. Johanne Evangelista visitatus,
28 Mnssafia
Cid, iit idem apostolus sibi innotuit, cura ejusdem
ecclesie a S. M. mafre Domini est commendata,
post paidulum diutine sanitati est redditus. Es
folgen darauf, durch Igifiir eingeleitet, Anrufungen
und Gebete, welche zur Angabe, das Buch sei
nun zu Ende, gut stimmend
54. 111'=, 10. Zu Toulouse spottet ein Jude über die Passions-
geschichte; ein Ritter tödtet ihn. Die Juden ver-
klagen ihn beim Grafen Wilhelm (qui Raimundum
(jenuit, unum. ex j^rimariis Jerosolimiiani itineris);
der Ritter aber wird freigesprochen; auch wird
bestimmt, dass jedes Jahr ein Jude geschlagen
werden solle. Guasconia, quam Hispanie colUmitari
qui tractus regionmn norunt nsseverant, habet metro-
polim Tolosam.
55. 11. Bonus, Prosa; verschieden von P 37. Civitas est
in Ärverno, que olim erat Gothorum et Gallorum
limes, Arvernus tunc, nunc Clarus mons dicta.
56. 12. S. Dunstan; verschieden von P 25 — 26. Britannia
major que nunc Anglia dicitur . . . habet in
Oriente sui civitatem Cantuariam sedem archiepi-
scoporum.
bl. 13. Dem kranken Fulbertus von Chartres erscheint M.
und heilt ihn mit drei Tropfen ihrer Milch, die
der Bischof in einem silbernen Gefäss sammelt.
Transacfis temporibus exstitit in Carnotensi civitate
quidam preclare memorie episcopus nomine Ful-
bertus.
58. 14. Zwei englische Capläne reisen nach Hierusalem.
Vaw Sturm erhebt sich. Man fleht die Heiligen
an; einer der Capläne rätli M.'s Hilfe anzurufen;
der Sturm legt sich. Sic similitudine miracxdi
adducor ut aliud quamvis diverso tempore diversa
persona factum apponam. Gwimundus et Drogo
ex capellanis regis Auglie religiosam vitam medi-
tanfcs.
' Dana also in Toul. liior oiiio Vorstellung stattgefunden hat Hesse sich
von vorno hcnsin annohnion un.l wird bald bei Besprechung der Oxforder
Handschrift sich deutlich ergeben.
Studien zu den mittelalterlicben Mavienlegcnden. II. 29
50. IIP, 15. Teufel als Stier u. s. av. Der Beginn ist mir nicht be-
kannt, ich zweifle aber nicht, dass er mit dem hier
unten zu Oxf. III ^ 8 angegebenen identisch ist,
60. 16. Vision des Wettin. Vettinus erat apud Alemannos
monasterii cujusdam monachus, qui cum potionem,
quam ad procurandavi corporis sanitatem acceperat
importune, primo die digessisset.
61. 17. Ein Mönch stirbt plötzlich; Res est acta in Burgun-
die monasterio multis futura exemplo. Cenohita
erat religiosus. Wohl in Prosa und daher andere
Fassung als SV 29.
62. 18. Ein Mönch in Evesham. Illiit qiioque non omitten-
dum de Egnesamnensi^ monacho . . . Hie imminens
morti hostes animarum ante se vidit conspicuos sed
sacrate aque aspersione mox refugos.
63. 19. Liebe durch Teufelskünste erlangt. Clericus erat
quideni transacta tempestate apprime litteris imhutus
et ab episcopo suo unice dilectus. Qui licitas artes
medidlitus insectatus, curiositate (ut fit) hum,ana
eciam illicitas attigit; per quosdam itaque quos
dicunt caracgeres (sie) edoctus ad Jioc sacrilegii
devenerat ut cuicumque feminarum eciam reluctanti
hasia raperet. Andere E'assung als P 35.
64. 20. Ein Geistlicher versündigt sich mit einer Nonne;
lange Zeit hindurch verheimlicht er seine Sünde;
in der Todesstunde beichtet er sie. Admiranda
est plane Christi misericordia per b. M. in quodam
clerico ostensa, qui cum esset secta scJiolasticus, gradu
sacerdos, omnibus erat subditus viciis. Hie quan-
dam sanctimonialem, opprimens miserabile peccatum
commisit, quod usque ad mortem celans.
65. 21. Ein Bauer kommt zu einer kleinen Kirche im Walde.
M. erscheint ihm ; er solle dem Priester auftragen,
die Kirche grösser zu bauen. Letzterer, von einem
Weibe^ quam in deliciis habebat, angestiftet, weigert
sich im Anftmge; das Weib fällt und bricht sich
den Schenkel; der Priester gehorcht. In terra
' Die Rubrik hat de Egneschani (im gedruckten Kataloge Eguescham).
30 Mnssafia.
S. Eadmundi erat campestris ecclesia modico situ
ah antiquo posita. luxta hanc transibat forte noc-
turno itinere rusticus equo sedens.
66. II I"^, 22. Ehefrau und Bulilerin. Conjux cujusdam cum maximo
odio pellici mala imprecaretur ab ipsa domina S.
M. exposcens ultionem. Andere Fassung als die
von Guibert de Nogent = SV 64.
67. 23. Zwei Marienbilder in Constantinopel. Das eine
wird von einem Juden in den Abtritt geworfen.
Sunt in Conntantinopoli due imagines Del genitricis
celestibus signis commendate, una in Agia soplda
quam Justinianus Äugustus edificavlt , altera in
ecclesia Blacherne , divinum opus, ut asserunt,
Nichodemi. Judeus ergo quidam illam (das Pro-
nomen dürfte sich auf das letztere Bild beziehen)
imaginem zelo agente surripuit et in cunicidum hunia-
narum egestionum. dejecit. Es wird mittelst eines
Wunderregens gefunden. Hier wird also die Le-
gende III '^ 7 wiederholt. Darauf folgt: hanc eandem
imaginem velo adumbratam oloserico . . . DerSchleier
hebt sich während des Samstags; also das in P42
und am Schlüsse von SV 2b erzählte Wunder.
68. 24. Sarazenen verstümmeln die Bilder der Heiligen;
dem M.'s können sie nichts thun. Pauci admodum
anni sunt quod Sarazeni a Babilonis imperatore
missi Baldwinum regem Jerosolimorum, apud Ramu-
lam obsessum et victum fugaverunt.
61). 25. Die Sarazenen werden zur Zeit des Kaisers Arca-
dius durch einen Blitzschlag vernichtet. Zur Zeit
Kaiser Leo's II. erleiden sie eine neue Nieder-
lage. Alles dank einem Marienbilde, das Heraclius
auf seinem Zuge gegen die Perser mitnahm. Archa-
dii imperatoris tempore, cum Koilas dux Scitarum
Ilisfro transito civitatem armis circumsonaret.
70. 26. Meth; andere Fassung als 37 (III"^ 14). Rex Ethelsta-
nus . . . invitatus a quadam matrona . . . apud
Ghistoniam . . . potum quem, mcdum dicunt.
71. 27. (J()ini)lctorium ; andere Fassung als 33 (111=^ 10).
Flura sunt s. D. gen. miracula, que quomodo aut
Studien zn den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 31
qualiter sinf acta. Einem Kranken ersclieint M.
mit zwei Jungfrauen, una quarum videbatur esse
Cecilia, altera Tecla.
72. IIP, 28. Heilung eines an Lippenkrebs erkrankten Mönchs
dm'cli M.'s Milcb; Kräuter und Bkiraen als Sinn-
bild der Psalmen ; völlig verschiedene Darstellung
von SV 69. Liter cetera namque que egit diatimque
agit . . . M. contigit in superioribus partihus Earope
quendam clericum extitisse.
Klarheit über die Verhältnisse von Toul. IIP erhält man
nun durch die jetzt zur Sprache kommende Handschrift.
Die Handschrift der Oxforder Bibhothek Balliol 240 1
(12 — 13. Jahrh.) enthält von fol. 137-'^ an, zuerst einen Prolog,
welcher in Gl. -Toul. fehlt: Eterna Del sapiencia attingens.
Dann den Prolog zum I. Buche, welcher uns nur in der
ersten der zwei Handschriften Gl. -Toul. aufbewahrt wurde:
Scripturi virtutes et mir acuta.
1_6. I, 1-6. = Gl.-Toul. I 1—6.
7. 7. Engelsmusik am Vorabend \
von M.'s Geburt ^^ „ , ^^^^ . ^
8. 8. Gonstantin und die Lampe mit {
Balsam /
9. 9. Gompletorium; Gäcilia und Thecla = Toul. III« 27.
10. 10. Mönch ertrinkt im Rausche ; j
Zettel im Munde > = Toul. III'^ 7. 8.
11. 11. M. Aegyptiaca. )
12. 12. Schwangere Aebtissin = Toul. IIP 1.
13. 13. Zwei Mönche = Toul. IIP 9.
Buch II. Ad omnipotentis Dei laudem.
14-30. II, 1—17 = Gl.-Toul. II 1-17 = HM.
' Mittheilung des Herrn Prof. Arthur Napier in Oxford, der den Theil
der Handschrift, welcher die Miracula enthält, als zur zweiten Hälfte
des 12. Jahrh. gehörig bezeichnet.
2 Ich bemerke ein für allemal, dass die Initia in den zwei Handschriften
auf das Genaueste übereinstimmen , so dass über die Identität der
Fassungen in Oxf. und Toul. IH*" nicht der geringste Zweifel ob-
walten kann.
31-
-33.
III
34. III",
1.
35.
2.
36.
3.
37.
4.
38.
5.
32 Mnssafia.
Buch III. ^ Incipit prologus: Ad excitanda corda
huvnUum.
% 1-3. Toledo. Viviers. Musa = Cl.-Toul. III'-^ 1—3.
Jude von Toulouse \
^^^^^^ ! = Toul. IIP 10-13.
Dunstan I
I\[ilch; Fulbert )
Milch. Grosse Aelmlichkeit im Inhalte mit P 30
= Cl.-Toul. III '^ 11, der Mönch ist dem Tode nahe ;
man bereitet die Bahre u. s. w. Doch die Diction
ist völlig verschieden. Similem lactationis pietatem
sensit monachus , jam pridem perpetuam famam
meritus per misericordiam matris. Quod nunc lue
pro sim'ditudlne miracidi dicam, licet alia dicere
studeam. Monachus erat retroactis temporihus s.
Marie didcedinl devotus.
39. 6. Conception; eine neue Fassung, verschieden von
den drei bisherangeführten: 1. Pseudo-Auselmus;
2. Corbic-Reun ; 3. die übliche , Tempore quo Nor-
manni'. Wilelmus ex comite Normannie rex Anglie,
rumore adventuri Cnuthonis regis Danorum mordaci
cura conimotus, Egelsium qiiendam abhatem Ramesie
famose facundie.
40. 7. Guimundus und Drogo im"
iMeercssturme
41. 8. Teufel als 8tier, Hund, Löwe^
42. 0. Vision des Wettin
43. 10. Mönch stirbt plötzlich
44. 11. i\Iönöh zu Evesham
4;"). 12. Liebe durch Teufelskünste
erlangt
4(). 13. Geistlicher versündigt sich
und beichtet nicht
i=rToul.IIM4-20.
' Dicsos thoilo icli in zwei Ahschnitto : III" und III''.
' Km il.-i.s Schem.'i iiiclit zu stören, tlieile ich dieses Mal den Beginn in
der Anmerkung mit: Nim parvi mmneiüi apiul monaehos ille estimatur,
ciii thrjtnnrnrum errlesie cura ilelegcUur, et dicüur secretai'his . . . IIiijus-
mcMli oj'jtcinVui erat in (juoilam vionantnrio Frande, nam exciclü memorie
nmnen loci et pemone. In erat onm?!.? f,o)ii, ahnlinens mali.
Toul. IIP 22—25.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. 11. 33
47. IIP, 14. Jude Abraham leiht dem Christen == TouL IIP 2.
48. 15. Kirche im Wähle = Toul. IIP 21.
49. IG. Drei Ritter. Verum quia multa pietatis documenta
venerunt in medium^ nunc unum severitatis indicium
inseram. Miles quidem iram trium vicinoruin
emerifus, Ulis persequentibus ad ecclesiam s. Marie
confugit et coram altari se in pavimento prostravit.
Hosfes consequuti vehementi ira sie jacentem.
50. 17. Unvollständige Busse der Nonne =: Toul. IIP 3.
51. 18. Meth = Toul. III <= 26.
52. 19. Ehefrau und Buhlerin
53. 20. Zwei Bilder in Constantinopel
54. 21. Sarazenen verstümmeln die
Bilder
55. 22. Sarazenen besiegt dank einem
Marienbilde
56. 23. Haeresie des Justinianus, Purificationsfest =: Toul.
III = 6.
Explicit Über iijus viiraculorum sancte et perpetue virginis
Marie.
Diese Sammlung erweist sich beim ersten Blicke als
einerseits mit Cl.-Toul. I, II und dem Beginne von 111% anderer-
seits mit Toul. III <= innigst verwandt. Vor Allem ist das aus
der uns wohlbekannten Gruppe HM bestehende zweite Buch
in allen drei Handschriften identisch. — Ebenso findet sich
das erste Buch von Cl.-Toul. in Oxf. wieder; derselbe Prolog,
dieselbe Fassung der sechs Wunder, und daher die vier ersten
in Beziehung zu den Elementen gebracht; kurz, Cl., Toul., Oxf.
I, 1 — 6 sind lediglich drei Exemplare eines und desselben
Textes. Oxf. hat aber einen Zusatz von sieben Stücken; das
letzte kündigt ausdrücklich den Schluss des ersten Buches an.
Ist dies die ursprüngliche Anlage oder bildet Oxf. I 7 — 13 einen
späteren Zusatz? Bei dem Umstände, dass alle drei Hand-
schi-iften dem 12. Jahrh. angehören, fällt es schwer, sich vor der
Hand über diesen Punkt auszusprechen. — Zwischen Cl.-Toul.
III "' (einer Sammlung, welche fast lauter aus P**, SV, SGr u. s. w.
bekannte Stücke enthält) und Oxf. III findet sich Ueberein-
stimmung nur betreffs der drei ersten Erzählungen , die wir
daher mit der Bezeichnung Oxf. III ^ sonderten. Von da an geht
Sitzungsber. d. pUl.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 3
34 Massafia.
Oxf. eigene Wege; alle folgenden Stücke bilden eine besonders
geartete Compilation, Avelche von den anderen, landläufigen Samm-
lungen entweder schon in Bezug auf Inhalt oder wenigstens in
Bezug auf Darstellung vüHig verschieden ist. Dieser Sammlung
scheint mehr als den uns bisher bekannten das Bestreben innezu-
wohnen, einzelne Erzählungen verwandten Inhaltes mit einander
in Verbindung zu bringen und dies mittels einleitender Worte
kund zu geben. Auf einen Bericht über Heilung durch M.'s
Milch folgt ein zweiter (III^ 4. 5) ; auf eine Seesturmgeschichte
eine zweite (IIP' (5. 7); drei Wunder, welche sich auf Frauen
beziehen, stehen beisammen (III'' 17 — 19); man könnte auch
auf IIP 20 — 22 hinweisen, welche von wunderthätigen Bildern
im Orient erzählen; nur dass hier eine Hervorhebung der Zu-
sammengehörigkeit fehlt. Dass drei der dieser Sammlungen spe-
ciell angehörenden Erzählungen (III ^ 7 ,zwei englische Capläne';
IH" 11 ,]\Iönch zu Evesham^; IIP 15 ,Kirche im Walde^ sich
auf England beziehen und dass eine auch sonst vorkommende
(IIV' LS ,Meth') hier Personen und Ortsnamen genau angibt,
das sind Umstände, welche die Vermuthung aufkommen lassen,
dass die Heimath dieser Sammlung in England zu suchen sei;
eine Vermuthung, welche durch die Thatsache kräftig unter-
stützt wird, dass von den zwei bisher bekannt gewordenen
anglonormännischen Sammlungen die eine — die in der Hand-
schrift des Britischen jMuseums Roy. B. 14 enthaltene — bis
auf ein paar Abweichungen mit Oxf. genau übereinstimmt,
und wenigstens ein Theil der anderen, der Adgar's, ebenfalls
engste Verwandtschaft mit Oxf. zeigt.
Vergleichen wir nun Toul. IIP mit Oxf, so finden wir,
dass, bis auf eines (III »^ 28), alle darin enthaltenen Stücke ent-
weder im Ueberschusse, welchen Oxf. I gegenüber Gl. -Toul. I
aufweist, oder in Oxf. IIP zu treffen sind. Nur ist die An-
ordnv.ng vielfach verschieden. Es wird der Klarheit nützen,
die Ucgenüberstellung des Inhaltes der zwei Handschriften,
welche oben von Oxf aut^gehend vorgenommen wurde, hier
von 'i'oul. aus zu wiederholen.
Toul. III ^ Oxf.
1. I, 1-. Aebtissin. ;
2. IIP', 11. Jude Icil.t.
3. > 17. l'iivollst. Husse.
Studien zu den mittelalterlichen Ma,rienlegenden. II. ÖD
Toul. III^ Oxf.
4 — 5. I, 7 — 8. Engelsmusik. Constaiitin.
G. III'', 23. Justinian.
7—8. I, 10 — 11. Cleriker im Rausche. M. Aegyptiaca.
9. , „ l.'i. Zwei Mönclie.
10—13. III^ 1—4. Toulouse. Bonus. Dunstan. Fulbcrt.
14-20. „ 7—13. Guimundus. Teufel als Stier. Wettin. Plötz-
licher Tod. Evesham. Liebe durch Teufel. Geist-
licher beichtet nicht.
21. „ 15. Kirche im Walde.
22 — 25. „ 19 — 22. Ehefrau und Buhlerin. Drei Bildergeschichten.
26. „ 18. Meth.
27. I, 9. Cäcilia und Thecla.
28. — Kräuter und Blumen.
Von Oxf. I 7—13 fehlt also nichts in Toul. III^ Von Oxf.
IIP fehlen nur 5 ,Milch', 6 ,Conception', 16 ,drei Ritter^; drei Er-
zählungen, die in Toul. III -'• bereits enthalten sind und daher
wohl mit Absicht weggelassen Avurden. Durch diese Auffindung
der Quelle für Toul. 111° finden ihre Erklärung manche darin
vorkommende Unebenheiten. Toul. III '^ 0, also in der Mitte
einer ununterbi'ochenen Reihe, kündigt an, in finem hujus lihelli
solle von zwei Mönchen die Rede sein; es ist eben das letzte
Stück von Oxf. I mechanisch abgeschrieben und aufs Gerathe-
wohl eingereiht worden. Toul. 111° 3 sagt in der Einleitung es
sei genug von Männern berichtet Avorden ; nunmehr mögen
Personen des anderen Geschlechtes an die Reihe kommen.
Man versteht diese Worte kaum, da einerseits 111° 1 schon
von einer Aebtissin erzählt und andererseits die auf IIP 3
folgenden Wunder sich nicht auf Frauen beziehen. In der
Vorlage aber war alles in Ordnung; ,Aebtissin^ gehörte
zum ersten Buche; und auf , Unvollständige Busse' folgten da
,Meth' und ^Ehefrau und Buhlin', welche von Gnaden handeln,
die M. Frauen erwies. Toul. 111° 14 sagt in der Einleitung,
nun folge eine zweite Sturmgeschichte; Worte, die beim Fehlen
von ,Conception' keinen Sinn mehr haben. Also in Toul. IIP
einerseits Spuren überlegender Thätigkeit des Compilators,
welcher einzelne Stücke, die er als Doubletten fühlt, aus-
scheidet', andererseits gedankenlose Wiedergabe der Vorlage.
'- Drei andere Geschichten enthält Toul. sowohl in III ^ als in III '^ (,Te.ufel
in Thiergestalt' : III"^ 9 und 111*= 15; ,Completorium': III'' 10 und
III« 16-, ,Meth': III " 14 und II1<= 26); die Fassung ist jedoch, beson-
3*
3() Mnssafia.
Da diese so verschiedenen Arten des Vorgehens schwerlich
einem und demselben I\renschen zugeschrieben werden können,
so lässt sich vermuthcn, dass Zwischenglieder vorhanden waren,
die müghcherweise sich noch vorfinden werden; die unmittel-
bare Vorlage von Toul. mag auch hier — wie wir es inner-
halb der zwei ersten Bücher constatirten — in Verwirrung
gerathen sein.
Oxf. III schliesst mit ,Justinianus^; nach diesem Stücke
steht in Roy. B. 14, das (Avie wir sagten) Oxf. auf Schritt
und Tritt folgt, ,Kräuter und Blumen als Sinnbild der Psalmen^;
auch Toul. IIP bietet dieses Wunder, und zwar ebenfalls dort,
wo wir es in Oxf. erwarten, an allerletzter Stelle; dasselbe
kommt endlich nicht blos in der gleich anzuführenden Cam-
bridger Handschrift, sondern auch in zwei anderen anglo-
normännischen Fassungen vor: bei Adgar und in einer Cam-
bridger Handschrift (diese Version ist nur BruchstüclcAveise
erhalten), welche Paul Meyer (Rom. XV, 272) namhaft gemaclit
hat.' Diese Geschichte muss sich demnach in England grosser
Beliebtheit erfreut haben und wir gehen nicht fehl, wenn wir
sie für das Original von Oxf. ebenfalls in Anspruch nehmen.
Fassen wir das bisher Erörterte zusammen , so ergibt
sich folgendes Verhältniss zwischen den drei Handschriften
Cleop., Toul., Oxf.
Cl. I, 1— G = Toul. I, 1— G = Oxf. I, 1—6
- - „ I, 7-13
II, 1 — 17 =
n
u
111% 1—3 =
n
III
III», 4—17 =
n
III
III'', 12 =
n
m
1 — 17 = „ II, 1—17
1—3 = „ in% 1—3
4—17 j
1
. IIP, 3-4
„ 111% 1—28 = , III'', 1—24 3 _|. i^ 7— 13 4 mit
gestörter Reihenfolge in Toul. III '^.
flers in den zwei letzten, .so verschieden, dass der Compilator sich nicht
;iu d.as zweifache Vorkommen derselben Geschichte stie.ss.
' Höchst wahrscheinlich auch bei Nigellus.
2 Defüct am Endo.
3 24, statt der vorliandonen 23, mit Einrechuuug des conjecturirten Stückes
am V.ui\i' ,Kr;iiitfr und Blumen'.
* Den 31 von Oxf. entsprechen in Toul. 28, die vorhanden sind, -f 3,
die als Doublette weggelassen wurden. ,
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 37
Es bleibt nur die Frage, welche Sammlung die ursprüng-
lichere sei : Oxf. mit seinem Plus im I. Buche, oder Cl.-Toul.
mit ihrem Plus (4 — 17) in 111% wozu der mögliche Fall käme,
dass beide Plus sowohl Oxf. I 7 — 13 als Cl.-Toul. III ^^ 4—17
schon der ersten Anlage der Sammlung angehörten.
Zu diesen drei Handschriften nun kommt eine vierte,
welche mit ihnen in vielfacher Hinsicht sich berührt.
Handschrift der Universitätsbibliothek zu Cambridge Mm.
6. 15 (14. Jahrb.), von fol. 109 ani;
1—4. = P 1—4 = Cl.-Toul.-Oxf. II 1—4.
5. Milch; Blumen und Kräuter = Toul. HP 28.
6. Milch; Fulbert = Toul. IIP 13, Oxf. III "^ 4.
7. Engelsmusik |
o n , ,■ ü 1 = Toul. III« 4. 5, Oxf. I 7. 8.
ö. Konstantin; Balsam '
9. Justinian's Häresie. Tempore Justiniani imperatoris, pec-
catis hominum crescenfihus et exigentihus fellus exaruit. Also Be-
ginn verschieden von Toul. III <= 6, Oxf IIP 23.
10. Geistlicher versündigt sich mit einer Nonne und
beichtet nicht = Toul. IIP 20, Oxf. III'' 13.
11. Samstag = SV 25'^, Toul. III» 16.
12. Entbindung im Meere ; doch ohne die Einleitung :
. . . miraculo in i^ms aereis spiritibus patraio.
13. Aebtissin = Toul. IIP 1, Oxf. I 12.
14. Jude (Abraham) leiht = Toul. IIP 2, Oxf. III" 14.
15-27. = P 5—17 = Cl.-TouL-Oxf. I 5-17.
28. Judenknabe = P 31.
29. Theophilus: Factum est.
30. Nach der Rubrik: De quodavi pictoi^e quem S. M. a
casu Uheravit, das Wunder des Malers, welcher vom Teufel,
1 Das Verzeichniss wurde mir, dank der Vermittlung des H. Bibliothekars
Robertson, von Herrn Roger verfertigt.
2 Das Wunder am Schlüsse — Schleier, der sich am Samstag hebt —
erscheint im Texte als besonderes mit 12 numerirtes Stück; im Inhalts-
verzeichniss jedoch findet sich dafür keine besondere Rubrik. Daher ist
13 im Texte = 12 im Inhaltsverzeichnisse, 14 = 13 u. s. w. Später
gehen wieder die Zahlen zusammen, da im Texte zwei aufeinander
folgenden Stücke die Nummer 23 tragen.
38 Mussafia.
den er sehr liüsslich dargestellt hatte, vom Gerüste hinunter-
gestürzt wird; vgl. unten Vincentius Bellovaeensis, Cap. 104 ='.
Quidam. nohilis devotionisqiie in h. D. matrem non segnis hasiUcam
pro voto in Ulms honorem fabricans mirifice consumnvit.
31. ]\I. Aegyptia,ca. Da ich den Beginn der Erzählung
nicht kenne, so weiss ich nicht, ob er mit Toul. III '^ 8, Oxf.
I 11 identisch ist. BemerkensAverth ist, dass Cambr. zu diesem
Stücke jene Einleitung bietet, welche in Toul. und Oxf. vor
,Unvollständige Busse'' steht: Quum vero sufßcienter . . . in prin-
cipali sexu etc.
32. Basilius und Julianus. Et quia jam dicendl primicias
Uhavl, ita in posterum seriem narrationis attexam. De episcopis
iijltur, qiiod est summum genus Iwminum, facturus pollicitum , i)ri-
mum ponam Basilium. Is Cesarie Capadocio (sie), ut scitur, archi-
episcopus lulianum apostatam severiori responso in bilem condita-
verat. llleque spirans venenum . . . minas evomerat, cum de preside
(1. Persid(i), quo Ire tendehat, reverteretur, urhem se illam eversurum.
o3. Toledo; Wachsbild Christi beschimpft. Judeorum mul-
tiiudo (1. -dine) olim Hispanias gravatas esse fides historiarum
asseverat. Also mit einer sonst nicht vorkommenden Einleitung.
Ob auch die Erzählung in der Diction abweicht, ist mir nicht
bekannt.
34. Bonus ]
o^ -,. , \ = Toul. IIP 11—12, Oxf. III" 2—3.
oo. Uunstan '
36. Chartres durch M.'s Hemd gerettet. Hinc extra An-
gliam pergat et Carywtum evagetur oratio, quid in eadem urhe
per b. V. sujf'ragium in EoUonem et Norinannos actum sit dictura.
Mit einer in Gl. -Toul. -Oxf. I 5 fehlenden Einleitung. Die Er-
zjlhlung wi'ii'ht wohl ebenfalls ab.'
37. Milch = Oxf. IIL'' 5.
38. Gonccption = Oxf. IHM).
3it. (luhnundus und Drogo = Toul. 111' 14, Oxf. IIP 7.
-10. Teufel als Stier u. s. w. =r Toul. Hl<= 15, Oxf. III" 8.
M. N'ision des deutschen Mönches, dessen Namen aber
nicht wie. in Toul. Hl'' lO, Oxf. IIP' 1) angegeben wird. Auch
' Dies.-* ist um so walir.sclioiuliclior als Adp^ar, der ebenso berriimt — Ore
voil snillir iillre la mcr, de Cliarlrct vnx cn voil cuntev k'avlnt a cels de
In cur; . . . jmr ... In lyrrirrc de . . . M. . . ein-rnl ü aie de RoHnn et den
forz Normnil.'} — von Cloi>[i. abweicht.
Studien zu den inittelalterliclicn Maiicnlcgciulcn. II. 39
ist der Beginn verschieden. Simile alterum quod Alemannie dixl
contigisse nunc cvpponam longarum sententiarum tenorem (-e?).'
42. M. erscheint einem Sterbenden und kündigt sich als
Mater misericordiae an. Aus dem Leben des h. Odo von Chiny;
vgl. Cl.-Toul.-Oxf. I ß. In Vita S. Odonis qni fuit apud Chinia-
cum prhmcs ahhas.'^
43. Mönch von Evesham; Weihwasser ^ Toul. III '^ 18,
Oxf. IIP 11.
44. Mönch stirbt plötzlich = Toul. III« 17, Oxf. III '^ 10;
doch ohne die kurze Einleitung. Der Beginn lautet hier: Ceno-
bita erat hene religiosus mdloqite quod videretur crimine ani-
mam ledens.^
45. Liebe durch Teufelskunst erlangt. Mit einer Ein-
leitung, welche in Toul. IIP 19, Oxf. IIP 12 nicht vorkommt:
Ejusdem austeritatis suavitafem pro commissis alter hahuit clericus
mirnanius quam isfe scelus ausus. Der Wortlaut des Beginnes
der eigentlichen Erzählung ist mir nicht bekannt.-*
' Auch Adgai' kennt den Namen nicht.
2 Vgl. Adgar 24.
3 Vgl. Adgav 20 : Uns moine.i ert 7-eliqms, ne ß.it . . . mal ne pechie.
■• Dass der Inhal t mit Toni .-Oxf. ziemlich ähnlich sein mu.ss, ai'gumentire
ich aus dem Znsammen.stimmen folgender (in der rhythmischen Legende
SV 36 nicht enthaltenen) Stelle in unserer Fassung und in jener der Hand-
schrift Roy. B. 14, welch' letztere Sammlung, wie erwähnt, auf Oxf.
zurückgeht. Es heisst nämlich, der Cleriker wäre den Frauen sehr
geneigt gewesen. Tina tarnen erat aijua forma deperiens ad ejus dedecus
acriores nervös intendit. Cum ergo cecum vvlnits aleretur in pectore et
pro desperafione consequendi ministraretur tormentum furori quod puella
castitati animam indrdscrat votls, susurrlt d.iaholum in secretnm clamat.
Vgl. Roy.: Une en i aveit . . en Icy il travailla viult en vein . . Cele fu,
tele . . ., nen aveit ke reprendre en li, e sa conjnriiun tut U failli. Wie
man sieht, der Gedanke ist so ziemlich derselbe; der Ausdruck ist aber
verschieden. Bei Adgar dagegen finden wir engeren Anschluss — man
bemerke besonders; achaste, sc ert ele donee — ; und somit zeigen sich
hier wieder die nahen Beziehungen Adgar's ziir Quelle von Cambr. Zur
Quelle, nicht zur Handschrift selbst; denn erstens gehört diese dem
14. Jahrh., zweitens hat auch Adgar nicht die oben angeführte Ein-
leitung. Einen anderen den Inhalt selbst betreflenden Punkt, worin Roy.
(und daher wohl auch Oxf.) und Adgar (und daher wohl auch die Quelle
von Cambr.) auseinander gehen, finden wir darin, dass in ersterem von
dem Zauberbuche die Rede ist — issi commence le sermun, kc est ,de
Valnie perdiciuns' — • während Adgar diesen Zug nicht bietet.
40 Mussafia.
46. Brod dem Christuskinde. Verschieden, wenigstens im
Beginne, von allen bisher verzeichneten Fassungen. Contermi-
num et yene simile est huic quod nuper factum. — Puernm non
infimorum natallum.
47. Ein Wüstling ist an seinem Lebensende der Verzweif-
lung nahe; er ruft Gottes Barmherzigkeit an. Eine Stimme
vom Himmel antwortet ihm und er stirbt sehg. Nee (IIa jntten-
tur frivola que procedeiis sermo percurret. — Viro magnarum
opum, quas fere semjper comitatur luxus effrenis ad vicia, suppre-
mum agenti astitere affines et cognatL
48. Kirche im Walde = Toul. III« 21, Oxf. III'^ 15. Hier
mit den einleitenden Worten: Illud quoque quod tritum sed vdhi
iiuper auditum est silere preter religionem videtur.
49. Drei Ritter = Oxf. III^ 16.
50. Musa; verschieden eingeleitet als in den anderen Hand-
schriften: Locus est i(t illud preclarum quod B. Gregorius in
lihro dialogorum de Domina nostra ponit.
51. Unvollständige Busse der Nonne = Toul. HI'^ 3, Oxf.
TU'' 17, doch ohne die schon vor 31 vorgekommene Einleitung.
52. Meth. Verschieden im Beginne von Toul. III "^ 26,
Oxf. III'' 18. Auetor vite heati Dunstani narrat fuisse matro-
nam S. M. devotam apud Glastoniam.^
53. Sardenay.2
Vergleichen wir Cambr. mit Toul.^ und Oxf., so erkennen
wir bald, dass sie mit den zwei ersten Büchern dieser Hand-
schriften nichts gemein hat. Dass HM (= Toul. -Oxf. ID in
Cambr. vorkommt, bildet keine Affinität; HM ist eben altes
Gut, das sich überall findet. Zudem erscheint die Gruppe in
Camln-. nicht beisammen; sie zerfällt vielmehr in zwei durch
mehrere Stücke von einander getrennten Reihen.
' Vpl. Adgar: C'il qui eslraist ... la vie de saint Dunstan recunte ke imc
davic csteil, a GloHtingebire maneit.
' Es sei hier erwähnt, Jass dieses Wunder ausser in den von liaynaud
(Par. Naf. IJihl. lat. I().'i22, unserer Canil.r.-llandsclirift, Wiener Hofbiljl.
•ISO) und von mir (St. l'eter in .Salzburg 1-2, SG 47) naeligewiesenen
Handschriften sich nocli in einer lls. des Oxf. Corpus Cliristi Coli, und
Wien 5Ut findet.
3 Toul. vertritt uns auch Cleoi).
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 41
Dass Cambr. von Toul.-Oxf. I unabhängig ist, zeigt sich
darin, dass sie die Beziehung der vier Wunder auf die Ele-
mente nicht kennt; die betreffenden Stücke sind in Cambr.
zwar vorhanden; sie biklen aber die Nummern 12. 28. 29, 32;
auch ist die Darstelhing der drei letzten völlig verschieden.
Von den zwei in Toul.-Oxf. I folgenden Stücken ist ,Chartres'
da, aber in abweichender Fassung; von ,Odo und der Dieb^
bietet Cambr. nur die daraus losgelöste Vision des sterbenden
Mönches.
Vergleichen wir nun Cambr. mit Toni. 111% so ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass Cambr. jenes Bruch-
stück gekannt habe, welches Oxf. IIP ausmacht. Cambr. Aveist
nämlich zwei der hieher gehörigen drei Stücke auf — , Toledo^;
,Musa' — ; allerdings beide mit verschiedenem Beginne; Cambr.
scheint aber überhaupt manche Modificationen in den Anfängen
zu bieten, aus denen nicht immer mit Sicherheit Verschieden-
heit der ganzen Fassung zu erschliessen ist. Was Toul. III^
4 — 17, die Oxf. nicht kennt, betrifft, so finden wir in Cambr.
nur , Samstag^; da aber diese Predigt so häufig in den ver-
schiedensten Sammlungen, hie und da auch vereinzelt', vor-
kommt, so genügt ihr Dasein in zwei Handschriften nicht, um
eine Beziehung zwischen denselben vermuthen zu lassen. Wir
können daher behau}Dten: ob Cambr. die kleine Gruppe Toul.-
Oxf. III '^ 1 — 3 als solche gekannt habe, ist zweifelhaft; mit
Toul. III* 4 — 17 steht Cambr. in durchaus keinem Zusammen-
hange.
Gross dagegen ist die Affinität eines Theiles von Cambr.
mit Toul. IH'^ und folglich mit Oxf. I 7— 13 + Oxf. II^ Dies
lehrt folgende Tabelle, bei deren Zusammenstellung ich von
der Reihenfolge in Oxf. ausgehe. Cambr. stelle ich in die Mitte,
damit dessen Beziehungen zu den zwei anderen Handschriften
durch Vergleichung nach Hnks und rechts deutlieh werden
Toul. III ■=.
4. 5 Engelsmusik. Constantinus.-
8 M. Aegyptiaca; ob identisch?
1 Aebtissin.
1 So z.B. in der Handschrift der Bibliotheque Mazarine 201 (12. Jahrb.).
2 Die Inhaltsangaben beziehen sich auf Cambridge.
mögen.
Oxf.
Cambr
I, 7. 8
7.8
„ 11
31
„ 12
13
)— 12
43—45
17—]
13
10
■20
li
14
2
5.16
48.49
■21
17
51
3
18
52
26
23
9
6
24]
5
28
42 Mussafia.
Oxf. Cambr. Toni. III ^
111^2.3 34.35 11.12 Bonus. Dunstan.
^4 6 13 Fulbertus.
^ 5 — 8 37 — 40 *^14. 15 Milch. Couception. Guimimdus. Teufel als
Stier.
9 41 16 Vision des deutschen Mönches; abweichend
im Beginne.
-19 Mönch .stirbt plötzlich. (Beginn abweichend.)
Eve.sham.' Liebe durch Teufel (abweichend).
Geistlicher beichtet nicht.
Abraham leiht.
Kirche im Walde. Drei Ritter.
Unvollständige Busse.
Meth ; abweichend im Beginne.
Justinian; abweichend im Beginne
[„ 24] 5 28 Kräuter und Blumen.
Also die meisten Stücke identisch , nur hie und da Ab-
weichungen, welche wahrscheinlich nicht sehr wesentlich sind.
Dass die Vorlage von Cambr. nicht Oxf. oder eine an-
dere Handsclirift derselben Sammlung war, ergibt sich aus dem
bereits erwähnten Umstände, dass Cambr. nicht die ersten
sechs Stücke von Oxf. I kannte; Cambr. muss also aus einer
Compilation fliessen, welche, wie Toul. IIP, die zwei Gruppen
Oxf. I 7 — lo und Oxf. II'' vereinigte. Dass andererseits Cambr.
diese Vereinignng nicht in der Gestalt, Avie sie Toul. dar-
bietet, vor sich hatte, wird durch den Umstand bestätigt, dass
Cambr. die drei Stücke enthält (sie sind in der Tabelle durch
* kenntlich gemacht), Avelche Toni. III'' als Doubjetten bei
Seite Hess.
Auch Cambr. lässt wenigstens eine sichere Spur von Ver-
stellung erkennen. 37 ,Milch' beginnt wie in Oxf.: Similem
ejus lactntionis- jjicJfitem. Dies setzt Vorangehen von ,Fulbert'
voraus, das aber in Cambr. bereits als Nr. G erscheint.-^ Auch
andorswu will die P^inleitung nicht gut zu dem Vorangehenden
passen. So scheinen in 41 ,Vision des i\Iönches' die Worte :
' In Cambr. ,Evesham' vor , Mönch stirbt'. Ebenso in Adgar.
- In Cambr., welche Handschrift keinen sehr correcten Text zu bieten
scheint, liest man: Slmili ejiiH larlionix.
^ Wahrscheinlich ist diese Vorwegnähme von ,Fulbert' durch Nr. 5 her-
bei>;fofülirt wurden, da auch hier von einer Heilung durch M.'s Milch
die Kcdo ist.
Studien zu den iiiittelalteilichcn Marienlegonden. II. 43
Simile alterum . . . apponam nicht gut zu 40 ^Teufel als Stier
u. s. w.' zu stimmen, einer Erzählung, die wohl kaum als Vision
gelten kann. Weit auffallender ist, dass 45 ,Liebe durch Teufels-
künste^ beginnt: Alter clericus immanius quam isfe scelus auHtis,
während in der vorangehenden Geschichte ' von einem Sünder
nicht die Rede war.'- Da aber in beiden Fällen sowohl Toul.-
Oxf. (Roy.), als Adgar dieselbe Reihenfolge haben und Letzterer
von den bedenklichen Einleitungen nichts weiss, so drängt sich
der Zweifel auf, ob da nicht willkürliche Zusätze von Seite
der Ueberarbeiter zu erblicken seien. ^ Es sei endlich bemerkt,
dass nach ,Liebe durch TeufeP (Oxf. IIP 12) Cambr. zwei
Stücke — 46 ,Brod dem Christuskinde' und die mir sonst
unbekannte, ziemlich farblose Geschichte , sterbender Wüstling'
— bietet, die offenbar eingeschoben sind; das erste nun be-
ginnt: Conterminum et pene simile liuic factum,, Worte, die zu
jLiebe durch Teufel' in keiner Weise passen. ^
Eine andere Eigenthümlichkeit von Cambr. ist die Ein-
leitung zu 32 ,Basilius'; es solle nun von Bischöfen die Rede
sein. Diese Angabe stimmt nun trefflich zu den folgenden
Stücken: 33 ,Toledo'; 34 ,Bonus', 35 ,Dunstan', 36 , Bischof
von Chartres, welcher M.'s Hemd gegen die Normannen trägt';
dann nach der oben vorgenommenen Richtigstellung ,Fulbert';
also sechs Bischofsgeschichten. Von diesen sind nur drei in
Toni. -Oxf. beisammen (,B. D. F.'); Adgar hat um eine mehr,
da auch er ^.Chartres' zwischen ,D.' und ,F.' einreiht, ohne je-
doch die auf die Bischöfe hinweisende Einleitung zu besitzen.
1 Möge sie nach Oxf. ,Eveshnm' oder nacli Cambr. und Adgar , Mönch
stirbt plötzlich' sein.
2 Man könnte höchstens bezüglich des zweiten Falles vermnthen, dass
die Vorlage von Cambr. das Wunder Oxf. III'^ 13 , Geistlicher beichtet
nicht', vor Oxf. IIP 12 ,Liebe durch Teufel' vorgefunden oder um-
gestellt habe; die Anrufung des Teufels mochte leiclit für eine grössere
Verirrung als die sinnliche Schuld gehalten worden seiii. In Cambr.
gerieth dann das erstere Stück durch Verstellung in den Anfang der
Sammlung (10).
3 Hier noch eine Frage: Ist Cambr. vollständig? Beim Umstände, dass
sowohl Toixl.-Oxf. als Adgar am Schlüsse eine Keihe von Berichten
über wunderthätige Bilder im Orient bieten und Cambr. selbst mit
,Sardenay' (das seinerseits in den anderen Sammlungen fehlt) schlies.st,
ist die Vermuthung gestattet, dass auch in der Vorlage dieser Hand-
schrift die Wunder von Oxf. u. s. w. enthalten waren.
AA M u s s :i f i a.
Man kann fragen: Ist darin etwas Ursprüngliches zu erkennen
oder handelt es sich wieder um einen — dieses Mal glück-
lichen — späteren Zusatz?
Wie man sieht , bietet Camhr. manche nicht unwichtige
Besonderheiten; die Auffindung einer älteren Gestalt dieser
Sammlung würde besonders in HinbHck auf Adgar^^ — mit
welchem sie mehr Berührungspunkte als Toul.-Oxf. zeigt —
recht willkommen sein.
Es sei schhesslich noch bemerkt, dass die bisher be-
sprochene Cambr.-Iiandschrift auf fol. 149 — 151 als selbststän-
diges, zur früheren Sammlung nicht gehöriges Stück, eine Er-
zählung enthält, welche aller Wahrscheinlichkeit nach eine
Variante der ^Kaiserin von Rom' ist. Die Rubrik lautet: De
Ysabella imperatrke qualiter heata V. M. iwst multas tribula-
tiones apparuit ei in insula. Beginn: Erat quidam imperator ro-
manus uxore carens, qui castitatis vifnm ducere capiehat. Ende:
illico pristine restitutus est saniiati.
Es sei hier einer anderen Sammlung gedacht, welche mit
dem letzten Theile von Oxf. und Toul. manche Berührungs-
punkte aufweist.
Die Pariser Handschrift lat. 5562 (Ende des 13. Jahrh.)^
enthält:
1. Schiffbruch; Pilgerfahrt nach Hierusalem. Cum quidam
Jerosolimam adiens i^ericlitanie magna nave in hargam intrare
vellet. Also nur inhaltlich = P 27.
2. Drei Ritter. Dieselbe Fassung wie Oxf IIP IG. Die
kleine Einleitung fehlt. Der Beginn lautet: Dives (Oxf. Miles)
quidam irrtm trium viciuorum etc.
;'). Clerikcr ertrinkt im Rausche; Zettel im IMunde. Cum
quidam clericus . . . Viygini devoius quadam die instinctu diuholi
' Zu «Ion zalilroichen bereits hervorg^ehobeneu Uebereinstimmungen zwi-
schen A(l{^ai- und Canibr. sei noch erwähnt, dass , Kräuter und 151uiiicn,
welche im Toul. und Kny. /.ulotzt vorkommen, hier an einer der ersten
•Stollen erscheinen.
2 Mittheilung des Herrn Paul Meyer, nebst einigen Ergänzungen, die
Herr C. Couderc besorgte.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 45
ebriefate esset interceptus, dum ad jirojiria vellet redire cecidit in
quamdam foveam aquae. Vielfach auch in der Diction mit Oxf.
I 10, Toul. 111'= 7 übereinstimmend.
4. Ehefrau und Buhlin. Mulier quedam, cum maximo odio
moveretur erga aliam. midierem et de ea ah ipsa Domina . . . ex-
posceret idtionem, per visum. ipsam mater Dei affata a fostidatione
cohercebat, dicens se nolle ut ita periret. Nach einiger Ueberein-
stimmung im Beginne zu urtheilen, wohl von der Fassung ab-
hängig, die in Oxf. III" 19, Toul. III^ 22 enthalten ist.
5. Incest. l^rat in civitate Romana quidam predives et
bonus, cujus uxor erat sterilis. Vgl. SV 62, in rhythmischer
Fassung.
6. , Marienbräutigam. ^ Liebe durch Teufelskunst; Clericus
quidem cum esset in arte nigromantie, cujus titulus est hie: Jncipit
mors anime', non mediocriter instrucfus et de quadam puella esset
graviter temptatus, arte sua dyabolum alloquitur. Wie ich auf
indirectem Wege, mit ziemlicher Sicherheit vermuthe, zur
Fassung von Oxf. III'' 12, Toul. 111*= 19 gehörig. Die Diction
muss aber sehr stark abgekürzt sein.'
7. Marienbräutigam. Quidam clericus, cum B. Virginem
diligens horas ejus sedide decantaret, defunctis parentibus coactus
est ut uxorem acciperet et hereditatem proprium giibernaret. Da
mir der vollständige Text vorliegt, kann ich mit Sicherheit
angeben, dass es sich um die nur stark abgekürzte Fassung
von P 16 handelt.
8. Unvollständige Busse der Nonne. Der Beginn stimmt
mit Oxf. IIP 17, Toul. III <= 3.
9. Unzüchtiger Mönch von St. Peter in Cöln. Beginnt
wie P 7.
1 In den Nachweisen zu den Miracles des Jean Mielot ed. Warren wird
nämlich (S. XVIII) aus zwei Handschriften des Brit. Mus. eine Fassung
angeführt, welche genau so wie die in unserer Handschrift beginnt.
Aus dem Umstände, dass am Schlüsse erzählt wird, beim Tode des
Clerikers habe man eine Taube aus seinem Munde fliegen gesehen, er-
schliesst "Warren mit Recht Verwandtschaft mit Adgar und mit Koy.
B. 14. Als besondere Uebereinstimmung mit Roy. können wir die
Angabe des Titels des Zauberbuches hinzufügen (vgl. Anm. zu Nr. 45
der Cambridger Handschrift); Roy. aber repräsentirt uns Oxf. und folg-
lich auch Toul.
46 Mussafia.
10. Amputirter Fuss. Cum magna multitudo inßrmorum
conveniret in quadam ecclesia B. V. et multi a langore sanaren-
tur, quidam languidus ardens sive aridus in uno jpexle ihi advejiit.
Inhaltlicb = P 18.
11. Jude leiht Geld dem Christen. Contigit quod quidam
negotiafor Constantinopoli civitate, nomine Theodorus, non modi-
cum diligeus jitsticiam. Zur Fassung von Oxf. III** 14, Toul. IIP 2
gehörig.
12. Gehängter Dieb. Für quidam nomine Ahle (sie) cum
midtociens res alienas. Wohl von P G abhängig.
13. Teufel als Stier, Hund, Löwe. Cum in quodam mona-
sterio Francie esset quidam monachus secretarius domus sue . . .
vir ho7ius et discretus . . . dum. quadam die casu esset in tantam
potationem ingurgitatus quod sensus illius nimius potus ohtunderet.
Dass die Begebenheit in Frankreich vor sich geht und der
Mönch secretarius genannt wird (sonst ist er cellarius) ^ zeugt
von Verwandtschaft mit Oxf. III'' 8, Toul. III« 15.
14. Schwiegermutter und Schwiegersohn. In territorio
Lundonensi^ (sie, 1. Laud.) vir quidam cum conjuge sua filiam
hahentes eam cuidam juveni tradiderunt. Ob mit Hermann von
Laon oder mit Guibert de Nogent übereinstimmend?
15. Theophilus. Anno Dom. 1128(1) TheopJiilus in quadam
urhe Ciciliae tarn prudenter.
IG. Julianus und Basilius. Cum s. Basilius episcopus cum
populo Christiano.
17. Haeresie des Justinianus. Jidianus (sie) imperator, cum
incepit j^f'ius esse humanus et catholicus, postea f actus est hereticus
crudelis et ita inhumanus quod (ut creditur) propter ejus perfidiam
. . . teUus exaruit, seges pauca, messis nidla. Wie der Beginn
zeigt, mit (Jxf. Iir- 23, Toul. IIP G verwandt.
18. Toledo; Wachsbild Christi beschimpft. In urhe To-
letana. Wohl die übliche Darstellunc:.
l'.i. .Iu(l( iil;ii;il)e, C«m in civitate Bifuriensi quidam. puer.
20. Odo von (!luny und der Dieb. Cum quidam magnus
latro venisset contricftis (sie) ad h. Odonem Cluniacensem ahhatem
Vgl. Cl.-TouJ.-Oxf. IG.
' Mir iiiclit klar, oli in doiii mir vorliegenden Initium Limd. oder Luad.
zu lesen i.st.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. If. 47
21. Chartres dui'ch M.'s Hemd befreit. Cum quldavi dux
Normannorum. Vgl. Cl.-Toul.-Oxf. I 5; Cainbr. 36.
22. Ertrunkener Müneli. Cum quidam. monaclms non modi-
cum lubricus esset. Zu welcher Fassung gehörig?
23. Alter Ritter wird Cistercienser ; kann nur Ave M.
beten. Aus seinem Grabe spriesst eine Blume hervor, auf
deren Blätter die Worte A. M. geschrieben sind. Mües quidam
secido remmcians ordinem Cisierciensem intravit.
24. Humbertus. Beginnt Avie P 12.
25. Priester kann nur eine Messe. Sacerdos quidam parrochie
honeste vite unam tantimi missam sciehat. Gewiss zu P 9 gehörig.
26. Mönch versündigt sich mit einer Nonne; beichtet die
Sünde nicht. Cum quidam monaclms valde lidjricus quamdam
sanctimonialem oppressisset et usque ad mortem ejus celasset misera-
hile peccatum. Mit dem Beginne der Erzählung in Oxf. IIP' 13,
Toul. III '^ 20 sich nahe berührend,
27. Giraldus von Cluny sieht während der Messe das
Jesuskind. Cum quidam monaclius Cluniacensis Giraldus nomine.
Siehe Petrus Venerabilis, De miraculis I, 8.
28. Priester zweifelt an der Eucharistie. Erat in eodem
coenoMo Cluniacensi frater quidam de fide sacramenti altaris
graviter temptatus.
29. Musa. Sicut in quarto lihro dialogorum Gregorii pape
legitur , h. Dei genitrix quodam tempore apparuit cuidam puelle.
Also mit Hinweis auf den Verfasser, wie in der Pariser Hand-
schrift lat. 5268, III 5 (= 5267, Nr. 60) und in Cambr. 50,
aber mit keiner dieser Handschriften im Ausdrucke genau über-
einstimmend.
30. Giraldus. Cimi quidam laicus et postea monaclms Clunia-
censis nomine Girardus iter arriperet apud S. Jacöbum. Vgl. P 8.
31. Armer Mann spendet Almosen. Cwn quidam pauper
necessaria vite mendicando. Vgl. P 5.
32. Mönche pflegten nach Completa die Antiphone: ,Salva
regina' zu singen. Einmal sah Einer von ihnen, im Augen-
blicke als man ,Eya ergo advocata nostra' sang, wie M. sich
vor Christus niederwarf und für den ganzen Orden betete.
Quidam religiosi quorum consuetudo erat per Universum ordinem.
33. Schwangere Aebtissin. Ahhatissa quedam devota ser-
viebat B. V., que conventum situm. Vgl. P 36.
^3 Mnssafia.
34. Godricus betet eifrig vor dem Altare M.'s; M. und
Magdalena erscheinen ihm. Letztere lehrt den Godricus einen
Gesang und M. empfiehlt ihm, diesen, so oft er in Kummer oder
Versuchung gerathe, zu wiederholen; da würde sie ihm zu
Hilfe eilen. Cum h. Godricus confessor corani altare B. V. oraret
devote, ecce ei ajyparuerunt juxta altare due speciosissirne domine.
Von fol. 32 an Auszüge aus Gregorius' Dialogen und aus
anderen Schriften.
Die Handschrift bietet fast ausschliesslich aus anderen
Sammlungen Bekanntes-, der Beginn ist aber meist verschieden.
Es Avird sich wohl nicht um neue Redactionen, sondern (wie
ich es wenigstens bezüglich eines Stückes [7] constatiren konnte)
um Abkürzungen handeln. Bemerkenswerth ist, dass neun
Stücke mit Toul. IH*^. worin wir eine eigens geartete Sammlung
erkannten, übereinstimmen, und zwar nicht blos im Inhalte,
sondern auch vielfach in der Diction. Die Reihenfolge stimmt
indessen weder mit der in Toul., noch mit jener in Oxf. über-
ein. Ob die anderen Stücke, welche auch in P und SV vor-
kommen, Handschriften entnommen sind, welche mit diesen
Sammlungen oder mit Cl.-Toul.-Oxf. verwandt sind, ist schwer
zu sagen. Dass Cl.-Toul.-Oxf. I nicht benützt wurde, könnte
man daraus erschliessen, dass von einer Beziehung einzelner
Wunder auf die vier Elemente sich nichts findet; indessen be-
deutet dieser Umstand sehr wenig bei einer Compilation, welche
nach grösster Kürze strebt und daher alle Einleitungen syste-
matisch auslässt. Dass ,Chartres' und besonders ,Odo und der
Dieb' vorkommen (letzteres Stück fanden wir nämlich bisher nm'
in Cl.-Toul.-Oxf.), würde eher für Benützung von Cl.-Toul.-Oxf. I
sprechen.
Es möge hier noch die Handschrift der Bibliothek zu
Cluirlcville l(jS (li). Jahrli.) zur S])rachc gebracht werden. Sie
ist im Anfange dcfect. Das erste Blatl l)eginnt mit den Worten
Exjtlicit libar miracidorum S. M. Laudimensis. Ob die voll-
ständige Handschrift mit dem Werke von Hermann von Laon
begann oder vor diesem eine Reihe von anderen Legenden
ciilhiclt, ist selbstverständlich nicht zu bestimmen. Was uns
erhalten wurde, erweist sich als eine sehr reichhaltige Samm-
Studien zu (li'n luittchiltei'lielicn Maricnlegenden. It. 49
lung", welche aus veröcbiedenen Quellen geflossen sein muss
und die ich deshalb in drei Abschnitte theile.
Ch^ *1. Incest = SV 62
2. Marienbräiitigam^ Ring am Finger = SG 29.
3. Orleans; Pfeil in das Knie des Marienbildes = SG 30.
*4. M. bei Rheims; Marienbild im Feuer unversehrt =
SG 33. Der Prolog beginnt anders: Sunt plu.rima oniracula de
püssirna Maria, que non ixilent laude digna. Der Beginn der
Erzählung stimmt so ziemlich mit dem in SG überein: Juxta
urhem Remensunn quodam constat cenohium norme Premon-
stratensmm.
*5. Ein Mönch, der Krankenwärterdienste versah, isst ins-
geheim von den Speisen, welche die Krauken übrig Hessen.
Dabei ertappt, wird er excommunicirt. Ohne sich um den ihm
auferlegten Bann zu kümmern, communicirt er. Der Teufel
erscheint ihm in der Gestalt eines Engels und heisst ihn, sicli
zur Busse die Kehle abschneiden. Er thut es und der Teufel
will sich seiner bemächtigen. M. eilt dem Sünder zu Hilfe
und befiehlt dem Teufel, letzteren auf der Spitze des Kirch-
thurms aufzuhängen. Mönche knüpfen den Hängenden los; ein
Arzt curirt seine Wimden und er erzählt, was ihm geschehen.
Quid nos mortales corpore dignum possumus dicere de piissima
virglne que mater est justicie. — Nam olim quidam monachus in
actu suo luhricus sed erat devotissimus in matris Christi laudihus.
*6. Ein Mönch verlässt sein Kloster und kehrt in die Welt
zurück; er hat Weib und Kinder. M. erscheint einer frommen
Frau und fordert sie auf, den Abtrünnigen zur Rückkehr in
das Kloster zu ermahnen; thut er es nicht, so wird er im
Laufe des Jahres sterben. Extat qitiddam cenohium juxta ur-
hem. CameracuTn, in quo regina virginum fecit isfud miracidum.
Also rhythmische Fassung der Erzählung SG 32.
Ch''. entspricht genau dem Inhalte der Handschrift Cliarl.
79 und enthält demnach am Schlüsse das Werk des Farsitus.
Nur das erste Stück ,Hildefonsus' fehlt.
Ch^ 1. Speier; Brod dem Christuskinde = SV 44, SG 2^.
2. Mater misericordiae nach Anselm = SV 11, SG 22.
3. Leuricus = P 38, SV 24, SG 25.
Sitzungsbei-. d. phil.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 4
50 Mnssafia.
4. Judenknabe nach Greg. Turon. Judei cujusdam vitra-
rii filius.
5. Ehefrau und Buhlerin nach Guib. de Nogent ^ SV 64,
SG 69.
6. Wunder von Sois.sons. Due midieres venerunf Siiessionem,
quarum altera maxillam peresam igne exldhebat.
7. De igne vovo. Anno MCXXX incarn. dorn, inclioabat,
anno Ludovirl et filü ejus Pli'dippi vicesimo tercio.
*.S. Reicher Mann und arme Frau = SV 61.
i). Kind dem Teufel = SV 34, SG 62.
10. Excomraunicirter durch einen Thoren absolvirt = SV
35, SG 63.
IL Mädchen von Arras = SV 58, SG 74.
12. Kaiserin von Rom. Erat liome secidari hdjitu Impe-
rator honorabilis, fide et relujione venerahilis, verho et actu in
reijno amabilts. Beginnt etwas verschieden von SV 45, SG 79,
mag indessen im Uebrigen übereinstimmen.
13—14. Zwei Schiffbruchgcschicliten = P 27. 28, SV 50.
51, SG 70. 71.
15. Completorium = P 29, SV 27, SG 51.
16. Eulaha = P 32, SV 52, SG 36.
17. Jude leiht dem Christen = P 33, SV 53, SG 72.
18. Aebtissin = P 36, SV 55, SG 80.
19. Ertrunkener Mönch durch das Gebet des Freundes
erlöst = P 39, SV 56, SG 76.
20. Deutscher Ritter findet Heilung in England = P 40,
SV 57, SG 77.
21. Der Inhalt wird mir als ,Vision eines Novizen^ an-
gegeben. Es will mir scheinen, als ob es sich um die bei
Ih^linandus s. a. 1161 handelt, welche auch in der Pariser
Ilandsrlirift lat. 17491, Nr. ()5 vorkommt. Beginn: Omnis qui
de tiistünonio caritntls novit agere. — Rei geste ordinem de lio-
mine quodam Anglo hahemus, qui de car}ns sue virtute fame titu-
luiii Hihi erexit in Anglia, at non de ejus fortitudine sed de con-
versiona sermo prncessionis hahet origineni.
22. Kind dem Teufel. Wiederholung von Ch'^ 9.'
' Am IJandc liiidot sieh ilic Hemorkuiig M<i'. Wahrscheiulicli von Seite
niiios Lesers.
Studien /.u den inittchiltiTliclien Marienlfgondon. 11. Ol
23. Ich kann den Inhalt dieses Stückes nicht genau
angeben. Die Rubrik hiutet: De juvene divite. Beginnt: Sancte
memorie Ambianensis ei)iscopus cum nupcr secularium tumuUimm
jjsrtesus. Die mir raitgetheilte Notiz lautet: ,Recit d'un eveque
d'Amiens relatif a la presence de F eveque de Grenoble au con-
cile de Rheiins.^ Sollte es am Ende der Schluss von ,Pflügen
am ]\tagdalenentage' sein, und zwar nach der Fassung von
SV 12? Nur will die Rubrik nicht gut dazu passen.
24. Marienbräutigam. Aiidiant adhiic = SV 13, SG 61.
2ö. Vision des Mönches; Buch Esaia's = SV 33, SG 38.
26. Heilung durch Milch; Zunge und Lippen = SV 14, SG 39.
27. Vision derNonne; Brunnenmit Schlangen = SV 15, SG40.
28. Anchin; Stossen auf den Stein = SG 75.
29. Legende des Volto di Lucca, also kein Marienwunder.
Leohinus diaconus servorum Christi minimus universis fratrihus
orthodoxe fidei cidtorihus. — Vir igitur veneraJnlis Gaulefridus
suhalpinus episcopus orationis gratia Jerosolimam petiit.
30. Reicher Mann und arme Frau. Wiederholung von 8.
Unter den sechs Stücken von Ch"-. finden sich zwei — •
,Marienbräutigam; Ring' und ^Orleans; PfeiP, welche uns bisher
in gleicher Fassung in SG und in der Gruppe Par. lat. 17491
— Par. lat. 2333-^ begegneten; überall stehen sie beisammen
und in gleicher Reihenfolge. Zwei andere ,Feuersbrunst in
Rheims*^ und , Abtrünniger Mönch wird von einer Frau zur Um-
kehr gemahnt', kamen uns nur in SG und 2333'^ vor; hier
aber in Prosa, während Ch"'. rhythmische Fassungen bietet.
Auch die übrigen zwei Stücke von Ch=^. sind versificirt. ' ,Incest'
kommt sehr häufig vor; , Teufel räth einem Sünder sich zu ent-
leiben' (erinnert lebhaft an ,Giraldus') habe ich bis jetzt in
keiner lateinischen Sammlung getroffen.
Ob Ch'\ den Inhalt von Charl. 79 oder einer mit dieser
identischen Handschrift aufgenommen, oder ob letztere ein
Bruchstück aus der uns hier beschäftigenden Handschrift re-
präsentire, könnte zweifelhaft erscheinen; indessen bei der often-
bar eclectischeu Beschaffenheit unserer Handschrift und beim
Fehlen des ersten Stückes von HM in Ch ''., wird man erstere
Annahme für viel wahrscheinlicher halten.
1 Ob am Ende auch 2. 3. versilicirt siiul?
4*
52 Miissafia.
Cli*^. cntliUlt fast ausscliUesslicli bekannte Erzälilungen,
die in SV, SG vorkommen; eine (8) nur in SV, eine andere
(28) nur in SGr. Die seltenen und unwesentlichen Ueberein-
stimmungen in der Reihenfolge gestatten jedoch nicht, einen
dirocten Zusammenhang mit einer dieser zwei Sammlungen an-
zunehmen. Bemerkenswerth ist, dass zwei Legenden je zwei
]\Iah; vorkommen (8 = 30 und 9 = 22). Dies scheint auf Be-
nützung zweier Quellen hinzudeuten; es Hesse sich etwa mit 22
eine neue Section annehmen, die mit Ch'\ zu bezeichnen Aväre.
Wir wollen nun einzelne Werke aus dem 13. Jahrhundert
namhaft machen, welche mehr oder weniger bekannte, durch Fas-
sungen in Vulgärsprachen vertretene Marienwunder enthalten.
Das VIT. Buch des Speculum historiale des Vincentius
Ijcdlovacensis (f 1264) enthält eine grössere Anzahl von Marien-
\vmi<l(M'n. Am Beginne findet sich die Angabe ,ex Mariali
uicujno'^; und somit wird immer wahrscheinlicher das, was schon
bei dem compilatorischen Charakter des Sjjeculuins von vorne-
herein glaubwürdig erschiene, dass nämlich Vincentius eine
der zu seiner Zeit vorhandenen Sammlungen benützt hat, so
dass seine Schrift als Vertreterin einer solchen dienen kann.
Vergleicht man nun die Texte im Speculum mit jenen, die uns
aus anderen Sammlungen bekannt sind, so linden wir meist
grosse Uebereinstimmung im Ausdrucke; nur dass bei Vincentius
sicli vielfache Auslassungen finden. Ob dieses Streben nach
Kürze dem Bellovacensis oder der von iinn benützten Quelle
zuzuschreiben sei, mag zweifelhaft erscheinen. Ich lasse das
Vcrzcichniss der Legenden im Specidtün folgen:
Cui). Sl\ Constantinopel; drei Kinder heben die Säule
.•mf — (Jrcg. Tur. De (ß. nuirt., Cap. 0.
Sl''. Toledo; beschimpftes Wachsbikl Christi = SV 41.
82. Jude leiht Geld dem Christen = P 33.
83. Avcnon bei Orleans; Pfeil in das Knie M.'s = SG 30.
84. MiK-h; Zunge und Lippen = SV 14.
Hf). j-^ntbindung im Meere = P 22.
' Zu l.omorkeu ist, .lass mitten im Cap. CXIII nach ,Dunstan' sich die
IJnmerkiuip liiidot: ,E.rpHcil. de viariali matpio. Item alia'.
Stiulion zu iloii mittclaltcrlioheii Maiioiilegendcn II. Ö3
86. Aebtissin = P 36.
87. Älarienbräutig'aui ; Ring am Finger des Standbildes
M.'s = SG 29.
88—89.=^ Zwei SchifFbrucligescliichtcn = P 27 28.
89." Faden an der Lippe klebend = SG 52.
90—92. Kaiserin von Rom = SV 45.
93 — 95. Incest. Prosa; also jedenfalls verschieden in der
Darstellung- von *SV 62. i
96. Reicher Mann und arme Frau. Prosa und fast durch-
weo-s verschiedene Diction von *SV'61: doch in manchem
Punkte zusammentreffend;, und zwar so, dass noch hie und da
die rhythmische Form durchschimmert.
97. Bonus. Prosa; zum Theile auch im Inhalte von P 37
abweichend.
98. Stossen auf den Stein; Anrufung des Teufels = SG 75.
99.'^ M. steht einer gebärenden Jüdin bei. Quaedam vndier
Judaea in partu lahorans.
99." Speier; Brod dem Christuskinde = SV 44.
100. Ehefrau und Buhlerin = Guib. de Nog., De laude S.
M., Cap. 12.
101. Teufel als Diener eines frommen Mannes = SG 34.
102 — 103. Ein Ritter bestellt ein Mädchen zu sich; da es
Samstag ist und da er hört, sie heisse M., verschont er es
und bringt es in ein Kloster. Bald darauf stirbt er im Turnier
und wird an Ort und Stelle begraben. In Folge einer Er-
scheinung M.'s untersucht man den Leichnam, findet eine Rose
im Munde und überträgt ihn in geweihte Stätte. Erat miles
qiiidam dives.
104.^ Ein Maler malt den Teufel in der hässlichsten Gestalt,
stattet dagegen M. mit aller Schönheit aus. Der Teufel stösst
ihn von dem zu gleicher Zeit zusammenstürzenden hohen Gerüste
hinab ; M. erhält ihn unversehrt. Vgl. Cambr. 30. Pictor quidam
. . . in 'partihus Flandriae.
104." Ein Spieler verflucht Gott und alle Theile des
Leibes M's. Maledicturus ventrem stirbt er plötzlich. Dem dazu
eilenden Vater erscheint ein kurz vorher verstorbener Nachbar
' Genaueres kann ich nicht angeben, da ich dem rhythmischen Incestus,
welcher von Suchier behandelt werden wird, geflissentlich aus dem
Wege ging.
54 Miissafia
und meldet ihm, sein Sohn sei in der Hölle. Zum Beweis
würde er dessen Leiche entzwei gespalten finden. In Ulis parti-
Mts qiddam in taberna.
105 — lOß. Ein verarmter Ritter ruft den Teufel zur Hilfe
an. Er ist bereit, Christus zu verläugnen. Als aber der Teufel
fordert, er solle auch M. verläugnen, Aveigert er sich dessen.
Er geht darauf in eine Kirche und erfleht die Verzeihung M.'s,
die ihm wiederholt gnädig winkt. Der Scene wohnt ein älterer
reicher Ritter bei, welcher dem Verarmten seine einzige Tochter
zur Frau gibt. kSehr ähnHch, aber doch nicht identisch im In-
halte mit Par. lat. 18134, Nr. 39. In quodam castello Aquitaniae.
107. Ein Ritter, der im vorgerückten Alter Cistercienser
geworden war, muss seiner Schwäche halber zur Erntezeit
daheim bleiben. Da erblickt er in einer Vision M. und viele
heilige Jungfrauen, welche den arbeitenden Mönchen den
Schweiös abtrocknen.' Er hält sie im Anfange für irdische
Wesen und schilt in seinem Innern die Klosterbrüder. Durch
eine der Jimgfrauen wird er des Richtigen belehrt. Qiddam
miles nohills deposito cingido militari.
lOS. IMönch, der sich auf den Arzt hinausspielt; ]\I. ent-
hält ihm das Electuarium vor. Vgl. Exordium magnuvi ord.
Cisftirc. (III, 19) nebst Herbert (III, 14); die Diction ist durch-
wegs verschieden; dann die Par. Handschrift lat. 18134, Nr. 44.
Apiid Claramvallem quidam cum jpromisisset fieri se monachum.
109. Ein Cistercienser hat manches Ungemach zu erleiden;
vor Allem verfolgt ihn ein Genosse mit seinen Verläumdungen;-
ül)erdies versetzt ihn der Donner stets in grösste Aufregung
und durch den Thau bekommt er lauter Wunden im Gesichte.
Es ei-scheinen ihm im Traume viele in kurzer Zeit verstorbene
Mönche, und einer \on ihnen sagt, sie können noch nicht in
das Hinmielreich treten Avegen der grossen Lässigkeit, mit der
so viele KIosterl(Mite ihrem Dienste obliec:en. Er ü-eht in die
Kin-hf, da erscheint durch das hell glänzende Fenster IM.,
weh-hc iliii von dm zwei Gebrechen heilt und ihm mittheilt,
' M. lifsiii-lit die iiiiiliciidiMi ( 'istorcioiiser aucli im Exordium mcignum ord.
Cixtirc. 111, 11 iiiiil II(Ml)«rt I, 1.
' Kill Cistorciensor winl von seinen Geuo.sseu verfolgt luuli im Exord'mm
mai/iium ord. Cin/crc. V, lö.
Stuciieii zu lipii luittolaltorliclien Urarionlegpiiden. II. 5ö
der ihn verfolg-ende Mönch sei gestorben und erleide die ge-
bührende Strafe. Fuit quidam monachus Cistevciensis ordlnis.
IIO.-'^ Als Philipp von Frankreich nnd Heinrich von
England Krieg führen, wirft ein Brabanyon einen Stein gegen
das Standbild M.'s mit dem Kinde und trifft den Arm Christi.
Blut fliesst heraus. Der Frevler stirbt; ebenso sein Genosse,
der ihm beistehen wollte. Tags darauf sehen viele Leute, wie
M. im Standbilde ihre Kleider zerreisst aus Schmerz über die
ihrem Sohne angethane Schmach.' Juxta Castriim RadulpM est
quaedam ahhatia quae Dolis vocatur . . . Hoc contigit a. 1287
(L 1187).
IIO.*" In einer Marienkirche verstümmeln die Saracenen
die Bilder der Heiligen; dem Bilde M.'s vermögen sie keinen
Schaden zuzufügen. Quandam S. M. hasüicam ingressi /Sarraceni;
vgl. Toul. HI'^^ 24.
111. Ein Jude wird von Räubern geplündert und gefesselt.
In der dritten Nacht befreit ihn M. und führt ihn auf einen
hohen Fels, wo sie ihm die Hölle zeigt, dann auf einen Hügel, wo
sie ihn das Paradies sehen lässt. Er lässt sich taufen. Quidam
Judaeus nomine Jacohus a Londonia civitate Angliae apud Win-
toniam pergens. Nach der Vision geht er ad urhem, quae Bacha
dicitur.
112. Ein Karthäuser, der in seiner Zelle wacht, sieht
zuerst Dämonen in Gestalt von Schweinen, dann einen Riesen,
welcher, nachdem er die Schweine gescholten, weil sie den
Mönch noch nicht angegriffen haben, sich nun selbst anschickt,
dies mit einem Haken zu thun. M. treibt mit einem kleinen
Stabe Riesen und Schweine in die Flucht. Cuidam fratri Car-
tlmsiensi.
113.=^ St. Dunstan = P 25—20.
113.'- Priester kann nur eine Messe ^ P 'J.
114. Hugo von Cluny erzählt, wie zu Weihnachten der
Teufel es versucht habe, in verschiedene Räume des Klosters
einzudringen; alle seine Bemühungen waren jedoch vergeblich.
Mos est Cluniacensis monasterii ceteris solemnitatihus.'^
' Viel ausführlicherer erzählt XXIX, 4-2. Hier ist es einer der Catereaux,
welcher die That begelit.
2 Wiederholt mit denselben Worten XXVI, 7 ,ex Mariali'.
^ß Mussafia.
115. Kind dem Teufel = SV 34.
1 16.^ Gehängter Dieb = P 6.
IIG.'' Ein Bischof von Canterbury erzählt in der Abtei
des St. Bertin, quae est apucl 8. Audomarum , dass man im
heiligen Lande fünf Psalmen sang, deren Initialen M. A.R. I. A.
waren. Der Mönch Joscius folgt diesem Beispiele. Nach seinem
Tode spriessen fünf Rosen aus Mixnd, Augen und Ohren. Quidavi
archiepiscopus Cantuariensis ecclesiae. Zu vergleichen mit Par.
18134, Nr. 50.
117. Eine Frau beichtet alle ihre Sünden; nur eine überaus
schwere verheimlicht sie beharrlich. Sie stirbt. Auf Fürbitte
M.'s gestattet Christus, dass die Seele sich Avieder mit dem
Körper vereinige, damit die Wiederbelebte ihre Sünde beichten
könne. In fevritorio Linconiensi erat quaedam midier. Zu ver-
gleichen bezüglich des Inhaltes mit Exordium viagnum ord.
Cisterc. V, 5.
118. Ein Subdiakon, der bei der Messe assistirt, hat
eine Vision; er sieht auf dem Gesimse des äusseren Fensters
der Kirche den Teufel in Gestalt eines Affen, Avelcher die
unHäthigen Reden von zwei Weibern, die vor dem Kirchenthore
schwatzen, aufschreibt. Bei einer ungestümen Bewegung purzelt
der Affe hinunter und der Subdiakon lacht. Dies erregt Aerger-
niss und er Avird vom Erzbischofe Aveggejagt. Traurig Avandelt
er fort und tritt unterwegs in eine einsame Kirche ein. Da
erscheint ihm j\[., die ihn tröstet und ihm die Schrift einhändigt,
worin der Teufel die sündhaften Reden der Weiber aufge-
zeichnet hatte. Er kehrt in die Stadt zurück und erzählt dem
Erzbischofe, unter VorAveisung der Schrift, die zweifache Er-
scheinung. /// civitafe Toldana fuit quidam suhdiacomis.
110.=' Engelsmusik in der Nativität M.'s' = SG 48, und
Toul. IIP 4.
II!»''. Saracene besitzt ein Bild ]\I.'s = SG 31.
WM. .Marienbild in den Abtritt = SV 26.
IL'O. llildcfonsus = IM.
Jvs sind im Ganzen 43 Erzählungen, von denen mehrere
in k<iiiir der ulx-n verzeichneten Sammluniren A'orkommen. Auch
liesse sich vicllciclit dieses Verzeichniss durch Vergleichung
' Scll'Ml ('liilnT A'I, f..").
Studien zu den luittelalteilichen Marieiilegenden. II. 57
der Handschriften des Speculum's hie und da nioditiciren; so
bietet wenigstens die kleine von Uh'ich (Romania VIII, 12 fF.)
edirte Sammhing in provenzalischer Prosa, welche durch mich
(Romania IX, 300) als eine treue Uebersetzung der in den
Capiteln 81 — 89, 93, 95 enthaltenen Wunder erwiesen wurde,
zwischen 85 und 86 noch , Feuer in der Michaelskirche' (= P 15).
Der provenzalische Uebersetzer wird sie nicht aus Eigenem
hinzugefügt haben; er hat sie wohl bereits in seiner Vorlage
— möge diese das Speculum selbst oder dessen Quelle gewesen
sein — vorgefunden.
Die Vatican. Handschrift Reg. 433 (13. Jahrh.),^ beginnend
mit Historia Nicliodemi de passione Domini. ,Factum est anno
decimonono imperatoris Tiherii', gibt von fol. 71 — 100 mit der
Bezeichnung Cap. 75 — 118 die gleichen Capitel des VII. Buches
des Speculum''s auf das Genaueste (bis auf eine Versetzung der
Lemmata in den Cap. 88 — 89) wieder. In welchem Verhält-
nisse zum Speculum steht diese Handschrift?
Die Handschrift der Pariser Nationalbibliothek lat. 18201,
fol. 93-99 (13. Jahrh.)2 enthält die Cap. 98—103.3 105— 110^
111 — 120. Da Cap. 121, eine Blumenlese von Aussprüchen
des heil. Ildefons über M. , und Cap. 122 (das letzte) — De
primo adventu Pauli in Jerusalem ex miraculis heati Pefri et pri-
mitus gentibus — folgen, so erweist sich dieser Theil der Hand-
schrift als ein Bruchstück des siebenten Buches des Speculum's.
Zusammenhang mit der Sammlung im Speculum ver-
muthe ich auch bei der Handschrift des Brit. Mus. Add. 15723
(13. Jahrb.), fol. 70 ff.,' die ich nur bruchstückweise aus den
1 Mittheilung des Herrn Dr. Goldmaun in Wien.
- Mittheilung des Herrn C. Couderc. Von ihm rührt auch die Angabe
des Alters dieses Theiles der Handschrift her; eine Angabe, welche
durch den Inhalt als richtie: sich ergibt. Das Inventaire des mss. etc.
schreibt die Handschrift dem 11. — 12. Jahrli. zu.
3 104^ jMaler und Teufel' und 104b , Fluchender Spieler' fehlen.
* Nach dem gedruckten Kataloge enthält diese Handschrift noch auf fol. 64 :
Bonus, carmine rhythmico-, fol. 66: Aliraculum de i7uaf/ine B. M. 1 . ;
fol. 66''— 70: Miracula B. M. V. (impei-f.J; bezüglich letzterer weist der
58 Mussafia.
werth vollen Nachweisen von Warren (der sie wieder zu grossem
Theile dem Herrn Ward verdankt) zu den bereits in einer frü-
heren Anmerkung erAvähnten Mirades von Jean INIielot kenne.
Warren verzeichnet zwölf Wunder aus dieser Handschrift,
deren Pi-ogression mit Vinceutius übereinstimmt.
Add.
15723:
V.
Bell. VII:
Add
15723:
Y. Bell. VII:
fol.
70
Cap
81=^
fol.
76"
Cap. 100
n
71
77
84
77
+ 78
„ 102 103
)i
71"
J7
86
77
*79"
77 104-
n
+ 72'^
n
88
77
^.79"
„ 105 106
n
73"
V
93 95
77
+84"
7, 113^
T)
76
V
97
77
+84"
—
77 115
n
76"
}1
99"
Dazu kommt, dass aus den Andeutungen über die Fassung
einzelner Legenden (ich habe sie mit + bezeichnet), die Warren
macht, das Zusammengehen mit Vincentius sich unzweifelhaft
ergibt. Endlich nennt auch die Handschrift das Mariale magnum
als Quelle. Andererseits kommt in der Handschrift auf fol. 87
die bei Vinc. nicht enthaltene Geschichte von dem jungen Manne
vor, Avelcher, um die Geliebte seines Herzens zu erlangen,
auf Anrathen seines Onkels ein Jahr hindurch 150 Ave M.
täglich betet (= Par. 18134, Nr. 40). Es Avird sich daher lohneu,
den Inhalt dieser Handschrift und deren Verhältniss zum Spe-
cAilum zu untersuchen.
^'i^(•cntius fügt an anderen Stellen locale Marienwunder
ein ; .so
XXVI, 12 von Laon.
XXVTI, 2 von Soissons; Farsitus wird genannt.
XXIX, 4 von Kocamador; in Mariall.
oder Erzälihuigen, welche in Sammlungen von Marienwundern
auigciioniinon wurden; so
Kataliij,' auf Arundid 3 IG hin; soll mau darin keine vaj^e Ilindeiitiuifj
anf ('ine älinliidm ^iaiinnliintj, sondern das Ergebiiiss einer genauen Ver-
gloicliiuig erblicken, aus welcher sich die Identität oder grosse Ver-
waudt.schafl der zwei Sannuhnigen ergab, so hätten wir hier eine fünfte
(fragnioularisclie) Handschrift von APM.
Studien zu den mittoliilteiiiclieii Müriciilcftendcii. II. 59
XIV, 43 Julianus und Basilius; Amphilochius in vita
S. Bas.
XVj 06 Maria Aegyptiaca.
XVII, 103 — 105 Johannes Damascenus; ex gestis ejus.
XXI, 69 Theophilus ; Sigehertus; ex Mariali.
„ 92 Christusbild durchbohrt (= Greg*. Tur.); Sige-
hertus.
XXIII, 160 Christusbild durchbohrt; heilendes Blut in
Flaschen (= Sigeb. s. a. 765).
XXIV, 46 Hemd von Chartres.
„ 61 Odo von Cluny und der Dieb (vgl. Cl.-Toul.-
Oxf. I, 5).
„ 102 Odilo als Kind geheilt (vgl. Par. 5267, Nr. 44);
Petrus Damianus in gestis S. Odilonis.
XXV, 54 Gozo (vgl. Petrus Damianus, Epist. XXXII und
die Handschriften Monac. 18659, Nr. 45;
Par. lat. 5268, Nr. 24 = Par. lat. 5267,
Nr. 41).
„ 90 Schwiegersohn und Schwiegermutter: Sigeher-
tus in chronicis.^
XXVI, 38 Giraldus (die Fassung des Pseudo-Anselmus).'^
XXVII, 9 — 11 Pflügen am Magdalenentag (die Fassung
von Guib. de Nog.).
Dem Vincentius Bellovacensis geht chronologisch voran
Caesarius Heisterbacensis (f 1240), welcher in seinem Dialogtis
creaturarum — Distinctio VlI^ de S. 31.^ — 59 Legenden ent-
hält; die meisten jedoch sind ihm eigen; sie tragen mehr den
Charakter localer Sagen und fanden in die vulgären Litera-
turen keinen Eingang. Für unsere Zwecke genügt es demnach
folgende namhaft zu machen.
1 Gemeint ist das Att.ctarimn Ursicamjnnum.
2 XXVI, 47 wird an das bis auf die Entmannung identische Wunder des
Pilgers erinnert, welcher auf Anstiften des Teufels sich tödtet und durch
Gottesurtlioil, dank der Fürbitte des heil. Jacobus, das Leben wieder
erlangt; von Hugo a S. Victore im zweiten Buche seines Werkes De
sacramentis erzählt.
3 Ich benutze die Ausgabe von Strange, Colouiae 1851,
(30 Mu SKiif i 11.
4. Variante von ,Priester kann nur eine Messe'; der Erz-
bischof ist St. Thomas von Canterbury. M. erscheint dem ab-
gesetzten Priester; er solle in ihrem Namen seine Wiederein-
setzmig vom Thomas fordern. Zum Zeiclien solle er ihn daran
erinnern, Avie M. ihm lialf, sein Busshemd zu nähen. Refuh't
mihi quidam Ahhas de ordine nostro de S. Tlioma Caniuariensi
. quiddam . . . quod nee in eins ixissione legifur neqtie in lihvis
miracidorum eius reperitur. Cum esset in eius dioecesi sacerdos
quidam idiota.
5. Aehnliche Geschichte. Ein Canonicus setzt den Vicar
ab, um dessen Stelle einem anderen Geistlichen zu verkaufen.
M. erscheint dem Canonicus; gehorche er nicht, so Averde er
die Sprache vei'lieren. Canonicus quidam S. Gereonis in Colonia,
Harderardus nomine.
27. Eine Ehebrecherin bereut ihre Schuld. Der Buhle
dringt in ihr Haus und will ihr Gewalt anthun. Sie ruft M.
an; virtus defecit in milite et emarcuit. — Matrona quaedam cujiis-
dam lionesti militis ^ixor.
32. Marienbräutigam. Ein früher keuscher junger Mann,
vom Teufel getrieben, macht der Frau seines Herrn Liebes-
anträge. Abgewiesen, bittet er einen Einsiedler um Rath. Dieser
meint, er solle ein Jahr hindurch täglich 100 Ave M. beten.
Am letzten Tage des Jahres sitzt der Jünghng gerade bei
Tisch, als er sich erinnert, noch nicht gebetet zu haben. Er
geht in die Kirche; da erscheint ihm M.: , Gefalle ich dir?' —
,Nie sah ich eine schönere.' — ,Dann verloben Avir uns, bald
wird Hochzeit sein.' Der junge Mann ist von seiner Leidenschaft
geheilt; nach kurzer Zeit stirbt er. Einige Berührungspunkte
mit Par. lat. 18134, Nr. 40. Jlliles quidam aetate adolescens.
3;>. Eine Nonne will mit dem Sacristan entfliehen. An
jedem Thorc wehrt ihr der Gekreuzigte mit ausgespannten
Armen den Ausgang. Von Furcht erfüllt kniet sie vor M., die
sich zornig von ihr abwendet und ihr eine Maulschelle versetzt.
Sic fällt auf den Estrich und bleibt da liegen bis zum Morgen.
34. Beatrix, die Pförtnerin^ verlässt das Kloster, um dem
l^dil( 11 VM folgen, und vertraut die Schlüssel der M. an. Von
ilircni N'crfiilircr verlassen, leltt sie fünfzehn Jahre als Dirne.
EiuUicli kelirt sie ziiriiek ; Niemand liat ihre Abwesenheit be-
merkt, denn M. hat ihre Stelle vertreten. Also im Inhalte
Studien zu den mitteliUterlichen Maiienlegenden. II. 61
mit der Pariser Handschrift lat. 18134, Nr. 59 übereinstimmend.
Die Diction ist durchwegs verschieden.
38. Zahh'eiche Wunder, mit denen M. den Herrn Walter
von Birberli begnadigte. Als das erste wird verzeichnet, wie
M., während er die Messe hörte, statt seiner im Turnier kilmpfte
und siegte.
45. Mutter nimmt das Christuskind als Geisel für ihr
Tüchterlein, das der Wolf geraubt hatte. In i-)redicto castro
(Vddenze) mafrona quaedam hahltahat Iwnesta.
47. M. reicht das Elcctuarium allen IMönchen; nur einem,
der, um die Arzneikunst auszuüben, fast immer vom Kloster
abwesend war, gibt sie es nicht. Variante der oft nachge-
Aviesenen (siehe zu Vinc. Bell. 108) Erzählung. Fuit in ordine
nostro quidam physicus magis hahitu qi(,am acut monachus.
57. Ein sündhafter Ritter soll von seinen Feinden getödtet
Averden. Er bittet um Aufschub, bis er beichtet. Abgewiesen,
empfiehlt er seine Seele M. Ein Besessener, der gegenwärtig
war, sagt, er sei selig, Miles quidam nohills, sed criminosus.
58. Ein Dieb beichtet, bevor er hingerichtet wird; man
begräbt ihn ausserhalb des Kirchhofes. In der Nacht kommt
M. mit vier Jungfrauen; letztere tragen die Leiche zum Thorc
der Kirche. M. lässt dem Bischof durch den Küster sagen, er
möge die Leiche in geweihter Stätte bestatten. In vicina civi-
tatis Tridentinae . . . latro nominatus versabatur.
Aus anderen Abschnitten des Werkes wären noch an-
zuführen :
Dist. n, 12. Ritter ruft den Teufel an, will jedoch M.
nicht verläugnen. Variante von Par. Handschrift lat. 18134,
Nr. 39 und Vinc. Bell. Cap. 105 — lOG; der Verführer ist ein
Diener (villicus) des Verarmten. M. fleht Christus an, dem
Gottesläugner zu verzeihen. Infra hoc quinquennium iiixta Flo-
veffiam., roenohinm ordinis Praemonsfratensis in dioecesi Leodiensi
adolescens quidam nohilis.
Dist. IX, 8. Eine Frau behält die Hostie im Munde und
gibt sie in den Bienenstock. Die Bienen bauen eine Capelle um
die Hostie. Vgl. Petrus vener.. De miraculis I 1. Midier quae-
dam cum, apes midtas nutriret.
(32 Mnssafiu.
Im zweiten Bucb des Apiarium oder ßonum universale de
ajnbiis des Thomas Cantimpratensis (f um 1280) ' begegnet man
einigen Marienlegenden; ich verzeichne jene, Avelche Berührungs-
punkte mit anderen wohlbekannten bieten.-
Cap. XXIX, G. jMarienbräutigam/ Ein junger Mann ver-
geudet in Spiel und Schlemmerei seine ganze Habe; er bewahrt
jedoch seine Keuschheit. Ein Onkel von ihm gibt ihm den
IJath, drei Jahre hindurch täghch 50, 100, 150 Ave zu beten;
dann würde er ihm eine Braut finden. Dies Alles geschieht.
Beim Ilochzeitsmahle erinnert er sich, er habe an dem Tage
das gewohnte Gebet nicht verrichtet, und zieht sich zurück, um
dieser Pflicht nachzukommen. Da erscheint ihm M., zeigt ihm
drei Hefte, in Avelchen die 150 Ave in goldenen Buchstaben
geschrieben stehen und kündigt ihm an, in drei Tagen würde
er sterben. Zu den Tischgenossen zurückgekehrt, erzählt er
das Geschehene, entsagt der Braut und nach drei Tagen stirbt
er. Der Anfang ähnlich wie in Pariser lat. 18134, Nr. 40, dann
in andere Bahnen einlenkend. Juvenem fuisse prope nostra fem-
pora in Germaniae parühus certa relatione didicimus.
1. Als Adam von St. Victor beim Dichten der Sequenz
Salve mater salvatoris die Stelle Salve mater pietatis et totius
tnnitatis nobile tricliniiim niederschrieb, erschien ihm J\I. und
neigte vor ihm ihr Haupt. Venerahilis Adam.
8. Ich kannte einen jungen ]\Iann in Brabant, der täglich
150 Ave betete. Nach seinem Tode erschien er einer Nonne
und Hess durch sie den Priester holen. Da erzählte er, vor
dem Kichterstuhle Christi hätten ihn die Teufel dreier Sünden
geziehen (dass er dem Geistlichen die Zehenten vorenthalten;
dass er die Fische einiger Mönche gestohlen; dass er während
der Jagd die Felder der Armen verwüstet habe), M. aber habe
erwirkt, er dürfe zum Leben wiederkehren, um das begangene
Unrecht wieder gut zu machen. Dies geschah im Jahre 1251.
(lind ifernm de frijdlci qniufjiiarjena. — Vidi et coqnovi juvenem.
— Ilinc de ipso versicido salutationis angeUcae. — Erat qindam.
emeritne militiae veteranus.
' Uühor <la.s Todesjahr (gewöhnlich wird als solches 12G.3 angegfibeu)
.siehe Kirsch, Des Th. v. C. Huch dnr Wunder, Gleiwitz 1870.
' Ich boniitzn dio Aiisfrabe von Colveiifir, Duaci 1507.
Studien zu ilen mittelalterlichen Marienlegenden. II. oö
9. Ritter wird Cistercienser ; trotz aller Bemülmugen kann
er nichts wie Ave lernen. Er stirbt und auf seinem Grabe
findet man einen Baum ignofi generis, auf dessen Blättern mit
goldenen Buchstaben A. M. gr. pl. geschrieben steht. Man
gräbt aus und findet die Wurzeln des Baumes im Munde des
Verstorbenen.
18. Ein Räuber, der am Mittwoch oder am Samstag
fastete, wird enthauptet; der Rumpf bleibt liegen, während der
Kopf den Abhang des Berges herunterrollt und nach Beichte
ruft. Ein Geistlicher lässt die zwei Theile des Körpers zu ein-
ander stellen und nimmt die Beichte ab. Erst jetzt erfolgt der
Tod. Magistro Ricliardo Normanno . . . narrante cognovi . . .
quendam in Normanniae partihus virum ßagitiosum.
25. Ein Karthäuser versündigt sich. Mit schweren Strafen
belegt und innigste Reue fühlend hat er eine Vision: M. bittet
das Christuskind um Nachsicht; dieses weigert sich wiederholt;
endlich gewährt es Verzeihung. Eetulit mihi f rater ordinis i^rae-
dicatorum. — Vir qiddam longo tempore devotus Deo.
Aus einer anderen als der im Texte befolgten Handschrift
theilt Col vener in den Anmerkungen noch folgende anit.
S. 539. Thomas von Canterbury. M. näht dessen Buss-
hemd; trägt ihm auf, dem in Folge von Verläumdungen ab-
gesetzten Caplan das Amt wiederzugeben. Inhaltlich mit Caes.
Heist. VII 4 innig verwandt; doch die Darstellung völlig ver-
schieden. Gloriosissimum quid de matre Christi narraho. — Scrij)-
tum . . . est qualiter h. Thomas Cantuariensis . . . exilio misus sit.
S. 542. Ein Schüler singt: Eruhescat Judaeus; die Juden
tüdten ihn und verstecken die Leiche unter dem Steine eines
Grabes. Die verzweifelte Mutter ruft nach ihm. Da fängt der
Knabe an, Eruhescat Judaeus zu singen. Man gräbt ihn aus
und findet ihn unversehrt. Vgl. Paris, lat. 18134, Nr. 28.
S. '543. Ein Blindgeborner singt zu Rom in der Kirche
S. M. Rotonda: Gaude M. virgo; er wird sehend. Vgl. SG 54.
Cum quidam clericus a nativitate coecus.
S. 543. Josbertus singt fünf mit M. A. R. I. A. beginnende
Psalmen; fünf Rosen aus seiner Leiche; vgl. Vinc. Bellov. 116''.
Fuit in ecclesia b. . . . M., quae est Dolo monasterio. Geschehen
im Jahre 1186.
Q^ Mussafia.
Zahli'eiclie Marienwunder enthält die Legenda aurea oder
Ilistoria Longohardica des Jacobus aVaragine (f 1298); meistens
in den Abschnitten, Avelche von den verschiedenen IMarienfesten
liandehi. Auch hier findet man bezüglich der Darstellung
mannigfache Berührungspunkte mit den Versionen der Samm-
lungen; nur befleissigt sich Jacobus übergrosser Kürze. Hier das
Verzeichniss der Wunder in der Legenda aurea :-
Cap. XXXVII. De purificatione.
2. Eine Dame hat eine Capelle neben ihrem Hause,
wo sie tägHch eine ]\[esse hört. Am Tage von M. Reinigung
kann sie zur Kirche nicht gehen, entweder weil ihr Caplan
abwesend ist oder , nach Anderen , weil sie alle ihre Kleider
den Armen verschenkt hat. Da begibt sie sich in ihre Privat-
kapelle; es träumt ihr, sie sei in einer wunderschönen Kirche,
wo eine Jungfrau, umgeben von vielen Jungfrauen, war. Da
tritt eine Schaar von Jünglingen ein, deren Anführer jeder
Jungfrau und jedem Jünglinge eine Kerze darreicht. Sie
erhält auch eine. Da sieht sie Christus als Priester, mit Vin-
centius, Laurentius und zwei Engeln die Messe celebriren.
Beim Oftertorium übergeben die Jungfrauen dem Priester ihre
Kerzen; sje aber weigert sich Aviederholt dessen. Ein Engel
cntreisst sie ihr, so dass die Hälfte ihr in der Hand bleibt.
Da löst sich der Traum; sie befindet sich neben dem Altare
mit einer halben Kerze in der Hand. Quaedam matrona iwhilis.
3. In ein paar Zeilen Murieldis =: P 17.
Cap. LI. De annantiatione.
2. Ein Ritter wird Cistercienser; man versucht ihn zu
unterrichten ; er vermag nur Ave M. zu sagen ; diese zwei
Worte aber wiederholt er beständig. Aus seiner Gruft spriesst
eine Lilie hervor; auf jedem Blatte steht in goldenen Buch-
8tal)(Mi Ave J\I. geschrieben. Man gräbt ihn aus; die Lilie kommt
aus dem ^lunde heraus. M'des quidain divas. Vgl. Par. lat. 55G2,
Nr. 2;i
;». Der Teufel dient einem Ritter, der ein Räuber und
Wegehigerer war, kann ihm aber nicht schaden, da er täglich
zu ]\I. betet. Eine Variante von SGr 34, wo der Ritter ein
l'roinuujr ^lann ist. Qiudaiu miles ([uoddam in via castrum hahehaf.
' I<li hnnützo ilio Aus-rabe von Tli. lirässe, Dresdae 1846.
Studien zu den mittelalterlichen Jlarienlegenden. II. DO
Cap. CXIX. De assumptione.
2. Fünf Freuden M.'s = P 4.
3. Ein Ritter verarmt; der Teufel gibt ihm viele Reich-
tliümer unter der Bedingung, dass er ihm an einem bestimmten
Tage seine Frau zuführe. Als der Ritter sein Versprechen er-
füllen will, tritt die Frau unterwegs in eine Kirche; sie
schläft ein; M. in ihrer Gestalt gesellt sich zum Ritter; als der
Teufel die M. G. erblickt, lauft er davon. Miles quidam potens
valde et dives.
4. Es hat Einer eine Vision: er steht vor dem Richter-
stuhle Gottes; Satan beansprucht seine Seele. Gott verschiebt
das Urtheil auf acht Tage. Bei der Wiederaufnahme der Ver-
handlung führen seine Sache , Wahrheit' und , Gerechtigkeit'.
Sie widerlegen alle Argumente Satans ; als aber dieser darauf
sich stützt, dass die Sünden des Angeklagten bei Weitem über-
wiegen, wissen die Anwälte nichts zu sagen; Gott lässt die
V/age holen. Da legt M. ihre Hand auf die Schale der guten
Thaten; vergebens zieht der Teufel an der anderen; der An-
geklagte wird freigesprochen. Ad Judicium Dei quidam in visione
rapitus.
5. Judenknabe = P 31.
6. ]\Iönche sitzen bei einem Fluss, eitle Reden führend.
Da sehen sie Ruderer auf einem schnell dahinfahrenden Schiffe.
,Wer seid ihr?' — ,Wir sind Teufel, qui animam Ehroini praepo-
siti domus regis Francorum, qui — monasterio S. Galli aptostatavit,
in infernum deferimiis.' Da rufen die Mönche aus : S. M., ora
pro nobis. Worauf die Teufel: ,Hättet ihr M. nicht angerufen,
so würden wir euch ertränkt haben.' Quidam monachi ante die
juxta fluvium.
1. Eine Frau wurde vom Teufel in Mannesgestalt gequält.
Ein heiliger Mann räth ihr, M. zu Hilfe zu rufen. Der Teufel
sagt: malus diabolus intret in buccam illius qui te istud docuit
und verschwindet. Quaedam midier a daemone.
Cap. CXXXI. De nativifate B. M. V.
2. Maria siegt im Turnier; vgl. Caes. Heist. VH, 38.
Miles quidam valde strenuus,
3. S. Dunstanus = P 25.
4. Eine Witwe hat einen einzigen Sohn, der von
Feinden in den Kerker geworfen wird. Vergebens fleht sie
Sitzungsber. d. phil.-liist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. Ö
QQ Mussafia.
M. an. Da tritt sie in eine Kirche ein und entreisst dem
Bilde M.'s das Christuskind; dieses soll ihr als Geisel dienen.
M. befreit den jungen Mann: ,Sage nun deiner Mutter, sie
möge mir mein Kind zurückgeben.' Vgl. eine ähnliche Ge-
schichte von der :\Iutter, deren Kind vom Wolf geraubt wurde,
bei Caes. Heist. VII, 45.
5. Ebbo = P 6.
6. Marienbräutigam =: P 16.
7. Priester kann nur eine Messe = P 9.
8. Ein lasterhafter Cleriker hat eine Vision : er steht vor
dem Richterstahle Gottes und wird auf den Rath aller An-
wesenden von Gott zur ewigen Verdammniss verurtheilt. M.
erwirkt, dass der Sünder noch länger lebe, damit er Busse
thun könne. Quidam clericus vanus et luhricus erat.
9. Theophilus. Als Gewährsmann wird Fulbcrt von Char-
tres genannt.
10. Schwiegermutter tödtet den Schwiegersohn. Auf Gui-
bert de Nogent zurückgehend; vgl. SV 63.
lu den Zusätzen zur Legencla aurea, Cap. CLXXXIX.
De conceptione D. M. V. findet sich zuerst die Predigt des
Pseudo-Anselmus mit den drei Wundern, dann eine Reihe von
Wundern späteren Datums, die wir daher hier füglich über-
sehen können.
In Ileiligenlegenden begegnet man folgenden Stücken,
welche in den Sammlungen von Marienwundern häutig vor-
kommen.
Cap. XI. De S. Thoma Cantuariense : 2. Jene Variante
von , Priester kann nur eine Messe', der wir bei Caes. Heist.
VII, 4 und Thom. Cantimpr. ed. Colvener S. 539 begegneten.
Cap. XXX. De S. JuUano: 5. , Julianus und Basilius.'
Cap. XCIX. De S. Jacoho: 7. ,Giraldus' mit Vinc. Bellov.
XXVI 3-S übereinstimmend.
Ca}). CX. De S. Petro in vincuUs: ,Münch zu St. Peter
in Cöln' = P 7.
Cap. CXVIIT. De S. HippoUto: ,Grenoble, Pflügen am
Alagdaleuentagc.'
Cap. CXLV. De S. Michaele: ,Entbindung im Meere' = P 22.
Studien zu den mittelalterlichen Maiienlegenden. lt. ()7
Bemerk enswerth ist, dass manche der in der Legenda
aurea enthaltenen Legenden, und zwar gerade solche, welche
in vulgären Fassungen vorkommen, Avie z. B. ,Frau mit der
Kerze', ,Frau dem Teufel versprochen', in den bisher unter-
suchten grossen Sammlungen , welche meist in Handschriften
des 12. Jahi'h. enthalten sind, nicht vorkommen. Wo hat sie
Jacobus a Varagine gefunden? Wohl in denselben hagiographi-
schen Sammlungen, aus denen er sein ganzes Werk schöpfte.
Eine Untersuchung dieser Sammlungen nach dieser Richtung
ist eine Aufgabe, die ich leider noch nicht unternehmen konnte
und die ich gerne von Anderen ausgeführt sehen möchte.
Es seien hier noch einzelne Legenden erwähnt, welche
Thomas Wright in seiner Selection of Latin stories from, mami-
scripts of the tliirteentli and foiirteenth centuries, London 1842
(VIII. Band der Publicationen der Percy Society) mittheilt,
und die er verschiedenen Handschriften des Britischen Museums
entnahm, welche entweder Erzählungen verschiedenen Inhaltes
oder ausschliesslich Marien wunder enthalten.
29. Frau dem Teufel versprochen. Miles quidam potens
välde ac divesA
38. Schwangere Aebtissin. Fuit quaedam ahatissa nohilis
quae 'penitentiali zelo subjectam sibi congregationem. Kurz, aber
vielfach im Ausdrucke mit P 36 übereinstimmend. ^
47. Nonne, die mit dem Thesaurarius eines Klosters flieht;
beide bereuen die That; zwei Teufel werden an ihrer Stelle in
Fesseln gelegt. Nai'ravit mihi quidam homo valde o'eligiosus . . .
quod qiiaedarn valde religiosa et honesta matrona. Vielfach im
Ausdrucke mit Par. lat. 18134, Nr. 29 übereinstimmend.'^
G6. Schwiegermutter und Schwiegersohn; Streit mit dem
Beichtvater. Quidam vir et \ixor ejtis filiam unicam hahentesJ
71. Ein Ritter nährt eine heftige Leidenschaft für eine
Dame, Abgewiesen, droht er die Zauberkünste erlernen zu
1 Aus AnmcL 506 und Harl. 2316.
2 Harl. 2316. 3 Harl. 463.
* Die Handschrift ist nicht angegeben.
53 Mussafia.
wollen, um seinen Zweck zu erreichen. Sie erklärt, dass sie
sich vor derlei nicht fürchte. Unterwegs tritt der Ritter in
eine Capelle und erzählt dem Priester den Zweck seiner Reise.
Dieser fragt ihn, ob er einer schöneren Frau willen von seinem
Vorhaben abstehen will. Als der Ritter sich dazu geneigt zeigt,
räth ihm der Priester, während eines Jahres das Psalterium
M. V. (=: 150 Ave) zu beten; et in ßne anni dominam sibi
jjvomisit cmt'ies indckriorem. Nach Jahresfi'ist betet der Ritter
gerade vor dem Altare M.'s, als sie ihm erscheint: ,Quia sacerdos
meus UM me promüit fore copulandam, veni ut tibi nuberemJ Da
steckt sie ihm einen Ring an den Finger; sobald der Ring ver-
schwinden würde, würde er sterben. Nach einiger Zeit gibt
der Ritter, der mittlerweile sehr reich geworden ist, ein grosses
Bankett. Am Ende desselben steht er da wie verzückt; voce
clarissima loquebatur, petens a Domino ut quilibet quod inagis dili-
geret possideret; da blickt er auf seinen Finger; der Ring ist
verschwunden. Sein nahes Ende erkennend, erzählt er Alles
den Tischgenossen. Also eine eigenthümliche Variante von
,]\raricnbräutigam^ Avclche allerlei Motive vereinigt. Duo erant
mHites soluti in eadem villa liabitantes. '
72. Ein Spieler, der im Verluste ist, verflucht M. und
wirft einen Stein gegen ihren linken Arm. Es fliesst Blut, das
durch die Anwesenden gesammelt wird. Der Ruchlose wird
vom Teufel geholt et . . . per posteriorem januam corporis effusa
sunt viscera ejus. — In Brye, in villa quae dicitur CastelUs.-
109. Gehängter Dieb. Fast identisch in der Diction mit
P 6.^
110. Incest; der Teufel als Ankläger. Inhalthch = SV G2;
hier aber in Prosa. Aliquando daemones peccata hominum cogno-
scentes accusant eos . . . unde audivi quod quaedam valde religiosa
vidua erat in civitafe IlomanaJ
112". Eine Königin erzeugt mit ihrem Sohne ein Kind
und lödtct es. Bluttropfen bleiben an der Hand kleben, wes-
liall. dir Kfinigin stets Handschuhe trägt. M. trägt ihrem Beicht-
vater aul, ilir die Handschuhe auszuziehen; er würde da je
vier ('. |). .M. K. linden; es sind die Anfangsbuchstaben von
' H.mI. 2VJ. 2 Slonne 2478. ■' 81oane 2478,
* ll.iil. HVA.
Studien zu (Ion inittolalt.L'rlidlicn IMiuiiMilojffinUiii. II. {39
Worten, welche ihre Sünde offenbaren. Die Königin beichtet
und sühnt ihr Vergehen, liefert quidam Tolosensis quod in par-
fibiis fninsmarinisA
145. Ein Räuber wird in einer Mariencajielk' gi^tödtet.
Um Mitternacht hört ein frommer Mann die Glocken läuten.
Er steht auf, geht zur Kirche und findet sie geschlossen. Einer
seiner Bekannten^ der gestorben war, führt ihn in die Kirche
ein. Er sieht sie hell beleuchtet; Apostel imd Engel treten ein;
dann folgen Christus und M. Die Dämonen fordern die Seele
des Räubers; M. erwirkt dessen Erlösung. Der fromme Älann
soll dies Allen melden. Und als er einwendet, man würde ihm
keinen Glauben schenken, erhält er von M. einen goldenen
Apfel als Zeichen. Dieser Apfel wird noch in der Peterskirche
aufbewahrt. In urbe Romana fuit quidam latro valde nequam.'^
Wir sind in den bisher untersuchten Handschriften mehre-
ren versificirten Legenden begegnet, welche bald unter prosai-
schen Stücken zerstreut, bald vereinigt (und zwar am Schlüsse
der Sammhingen) auftreten. Ich will nun über eine Sammlung
des 12. Jahrh. berichten, welche ausschliesslich Legenden in
gebundener Form enthält.
Die Handschrift 903 der Arsenal - Bibliothek zu Paris
enthält von fol. 53 an (12. Jahrh. )'^ ein ,0'j)iisculmn ad honorem
et laudem. et gloriam . . . Marie'. Der. Prolog beginnt:
Si haberem ling[u]arum milia,
si pollerem, omni scientia . . .
Das Werk selbst beginnt:
und endet:
Te saluti nostre natam,
divinitus orbi datam,
in urbe pacis divine
nos fac deos sine fine.
Auf fol. 85: Incipiiint in nomine Domini miracula Domine,
mit einem kurzen Prologe:
1 Harl. 2316.
2 Arundel 506.
^ Vgl. Catalofjue des luanu-icritn de la Oiltliotheque de V Arsenal par H. Martin,
Paris, 1885-6; U 159-60.
"^Q Mnssafia.
Ecce pauca de phü'ibus
miraculoriim milihus.
que fecisti mortalibus
tanqam paucis sermonihus,
ut legi in codicibus
vel audivi a pluribus
maturis et prudentibus
meritisque pollentibus.
Auf fol. 111 — 135 folgen Versus ad laudem gloriose Marie:
Beginn : Virgo Mana, vale
templum doniini speciale.
Ende: Liber parentis divine,
Über regis et regine
finitur felici fine,
numquam tarnen finietur . . .
Bei der Identität des IMetrums fühlt man sich zur Frage
angeregt, ob nicht alle drei Schriften ein Ganzes bilden. Um
diese für uns secundäre Frage zu beantworten , eben so um
etwa irgend eine Andeutung über den Verfasser zu finden,
würde sich die Durchsicht der ganzen Handschrift empfehlen.
Uns gehen hier lediglich die Miracula an, deren Inhalt wir
liier unten mittheilen. ^
Vorher aber müssen wir über zwei andere hieher gehö-
rigen Handschriften berichten. Die Handschrift der Pariser
Bibliothek lat. 151G3 (15. Jahrh.)'- enthält von fol. 145 an 36
gereimte Legenden, welche alle bis auf eine auch in der
Arsenal-Handschrift vorkommen. Die Anordnung ist vielfach
verschieden :
Ars.
lat. 15163
1-4
1 4
6
26
7 !)
28 30
11
27 3
' Diu Initiji wurdon mir von Ileiru Paul Meyer gütigst mitgetheilt. Von
N. r.) au laf,' mir meist nur fler erste Vers der Arsenal-Handschrift vor;
dii! fipii^cndiMi Vor.so liabe icli aus der gleich anzuführenden Laurentiaui-
.schen Ilan<lschrift hinzugefügt.
- Mittlieilung von Herrn Paul Meyer.
^ Trotzdem Ars. U), das ülicr ein Winider von Soissons berichtet, fehlt, be-
ginnt dieses Stück in lat. 15163 doch mit den Worten: In eadem civitate.
Studien zu den niittelalterliclien Jlaiicnlegenden. II. 71
Ars.
lat. 15163
12
32
15 20
5 10
22 27
11 16
31
171
32
31
35-39
18 22
43-45
23 25
46-48
33-35
Das häutige Zasammengehen ganzer Gruppen ist deutlicli
zu erkennen. Die letzte, 36''^ Legende ist in der Arsenal-Hand-
schrift nicht vorhanden, wohl aber in der nun zur Sprache
kommenden.
Die Handschrift der Laurentiana zu Florenz, Convcnti
soppressi (Camaldoli) 747. D. 3 (15. Jahrh.),^ enthält von fol. 1
an nicht blos alle 52 Stücke der Arsenal-Handschrift, sondern
andere 40 in gleichem Rhythmus. Die Reihenfolge ist fast
durchgeh ends verschieden. Schon der grosse Abstand im Alter
spricht für die Ursprünglichkeit der Anordnung in Ars. ; dazu
kommt, dass Laur. vielfache Spuren der Versetzung zur Schau
trägt. Sie hier namhaft zu machen ist überflüssig, da ich in
der folgenden Inhaltsangabe darauf hinweise.
Dass das Plus von Laur. von vorneherein der Sammlung
angehörte, ist bei der grossen Uebereinstimmung in den zahl-
reichen Eigenheiten des Stiles wahrscheinlich ; es ist indessen
durchaus nicht ausgeschlossen, dass hier eine Fortsetzung von
Seite eines Nachahmers vorliege. Ist letzteres der Fall, so ist
hervorzuheben, dass wenigstens eine der in Ars. nicht ent-
haltenen Erzählungen (Laur. 1) sich in einer Handschrift des
13. Jahrh. findet. Es ist dies ,Versinken einer Kirche zur
Osterzeit^, das in der Pariser-Handschrift lat. 5267, Nr. 5 vor-
1 Trotz des Fehlens von 34, wo Pachomius genannt wird, beginnt dieses
Stück doch mit den Worten: Ut refert 2Jrt<e;- prefatus.
2 Die erste Nachricht über diese Handschrift nebst zahlreichen Proben
wurde mir gütigst von H. Salomone Morpixrgo in Florenz mitgetheilt.
Dank der Vermittlung des Prof. Pio Rajna wurde mir eine überaus
sorgfältige Abschrift der ganzen Sammlung von den Herren Giuseppe
Vandelli und Benedetto Colli verfertigt.
^2 Mussafia.
kommt. Will man also nicht mehrere Fortsetzungen annehmen,
so gehört das Plus im Laur. spätestens dem 13. Jahrh. an.
Von dem Plus im Laur. kommt (wie oben erwähnt) nur
ein Stück in Par. lat. 15163, u. zw. Laur. 6 vor. Dass es die
letzte Stelle in der Pariser Handschrift einnimmt, ist vielleicht
kein Zufall ; wir können daraus entnehmen, dass der Schreiber
Avenigstens den Anfang der auf Ars. 52 folgenden Fortsetzung
vor sich hatte. Bei seiner Auswahl sprang er von Ars. 48 zum
ersten, oder zweiten, oder dritten u. s. av. Stücke der Fort-
setzung, nahm dieses auf und hielt dann mit seiner Arbeit inne.
Ich beginne mit der Inhaltsangabe der Arsenal-Handschrift;
1. Theophilus.i
Theophilus* potencia * Par. in pot.
sublimis in Cilicia
subita calamitate
caruit prosperitate.
2. Jtdianus und Basilius.
Julianus apostata*, *Laiir. -oia.
zahuU sequens scismata,
Uquit* Dei carismata *Laur. Imquit.
Salvatoris hlasphemator.
3. Unzüchtiger Mönch zu St. Peter in Köln.
Quidam deditus ohscenis
vinctus criminum cathenis
in templo heati Petri
servus erat* Jiostis tetri. *Laur. S. teter.
4. Jacobspilger entmannt sich.
Ad sanctum tendens Jacohum
vir hostem vidit reprohum,
quem seduxit ars improbi* * Laur. rcivobi.
sub fonna sancti Jacobi.
5. i\Icth.
Quedam vohiJis matrona
difjna celesti Corona,
' Den Hinweis auf .satts.un lM«k;iunte rrosaerzälilungou lasse icli hier weg.
Studien zn den mittelalterlichen Miirienlegcndcn. II. 73
pervigil in fuo cultu,
d'ujna frui tno vultu,
regi placens angelorum,
regi lüacehat Angloru7nA
6. Ein Bischof bringt die Nacht in der Kirche zu. Er
sieht M. mit vielen Jungfrauen vom Himmel herabsteigen. Be-
fragt, wer die Metten singen soll, bezeichnet M. den Bischof
als dieses Amtes allein würdig. Nach beendigtem Gottesdienste
schenkt ihm M. ein wenig von ihrer IVIilch. Der Beginn er-
innert an Bonus.
Quidam presul gloriosus
in divinis Studiosus
avis excelsus inclitis
celsior * erat meritis. * Laur. celsius.
7. König Garsias will einen Falken wieder fangen, der
sich auf einem hohen Felsen niedergelassen hatte. Er stürzt
und stirbt. Der Falke war aber der Teufel, welcher auf diese
Art hoffte, sich der Seele des Königs zu bemächtigen. Doch
M., von dem Sterbenden angerufen, befreit ihn.
In campwn causa ludendi
et volucres capiendi
accipiti'em rex portavit
Garsias; avem spectavit
accipiter et volanit* *Laur. acc. evolavit.
8. Will M. nicht verleugnen. Der Fassung von Par. lat.
18134, Nr. 39 und VB. 105" zunächst stehend; doch mit ein-
zelnen Abweichungen. Der Verführer ist Einer, welcher selbst
durch den Teufel grosse Reichthümer erworben hatte. In der
Kirche findet sich der Graf des Landes; er nimmt dem bösen
Rathgeber seine Habe weg und gibt sie dem verarmten
Jüngling.
Quidam habuit par entern
generosum et potentem,
opidentum et prudentem,
midta nato reliquerat.
1 Laur. entschieden falsch : regiue placebut ceiorum.
74 M u s s a f i a.
9. Maler iind Teufel.
Quidam 'pictor mirahilis
formam regine nohilis
■pinxit arte mirifica
in celehri hasilica.
10. Eine Dame erkrankt am feu des ardents ; sie hat
unter Anderem die Nase verloren und bietet einen schrecken-
erregenden Anblick dar. Zu Soissons erscheint ihr ]\I.; nasiim . . .
plus album carne cetera . . . restauravit. Die Geheilte geht ins
Kloster. Wohl aus Farsitus, Cap. 7 ; vgl. auch Par. lat. 5268, 50.
Quedam potens et nohilis
erat visu terrihilis;
in ßehilem lapsa casum
amisswn lugebat nasum.
11. An einem ]\Iarientage schöpft eine Frau Wasser aus
dem Brunnen : ihr Sühnchen steht neben ihr. Da hört sie
Glockengeläute und Gesang, geht in die Kirche und verweilt
dort bis zum folgenden Tage. Heimgekehrt, vermisst sie das
Knäblcin; sie eilt zum Brunnen und findet es im Wasser
spielend.
In eadem civitate
in fest 0 matris* beate *Laur. regine.
ad fontem quedam venerat,
cum matre natus ierat.
12. Ehefrau und Buhlerin.
Due feniine fuerunt,
que sibi repugnaverunt ;
una studebat sceleri,
rapiens viriim alten.
V-j. Ein Geistlicher ist sehr unwissend; um ihm einen
Possen 7Ai s})iclen, tragen ihm seine Genossen auf, die Stelle
eines Vorsängers zu vertreten. Angsterfüllt wendet er sich
an M. Sic erscheint ihm: ,0s aperi; in ore tuo positum Celeste suge
digituiii.^ Er schöpft daraus eine wunderbare Kunst und singt
zum l''iitziick(!n AHcr.
ilnidam fuit canonicus,
dignitate magnificus,
Studien zu den mittelalterlichen Maiienlegendcn. II. 75
üle plenus pentnia
sed vacuus pericia
discipline literalis,
erat quasi hestialis.
14. Musa.
Cum supernis virginihus
indutis*' alhis vestihus *Laur. inditis.
apparens virgini Muse
rore celesti perfuse.
15. Habgieriger Bauer.
Quidam fuit agricola,
voluntate malivola
plenus et arte suhdola
vicinos doctus /allere.
16. Amputirter Fuss; Viviers wird nicht genannt.
Quidam miser egrotahat,
dolor acer Jiunc vexahat,
nam pedem ßamma vorahat;
hie ad te diu clamavit.
17. Toledo; Wachsbild Christi beschimpft.
Cuon* plebs oraret quiete, *Pcar. Buvi.
cum archipresid Tolete
missam diceret secrete* *Laur. sec?-. fehlt.
ifi clara solempnitate ■
Assumpcionis.
18. Marienbild in den Abtritt.
Imaginem matris Dei
cujusdam furor Hebrei
furatus est violenter
et turpavit impudenter.
l'J. Unversehrtes Marienbild; die Oertlichkcit wird nicht
genannt; doch da velamen niveum und ßahellum flammeum er-
wähnt werden^ wohl identisch mit P 15.
Digna Dei justicia'^' *Par. misteria.
dum, in. quadam ecclesia
fulgur cremaret omnia,
ymago Tui lignea.
Yg Mufisafia.
20. Drei Ritter.
Tres unius inimici
gravem Dei genitrici
intulerunt injuriam,
nam in ejus ecclesiam
presumi)serunt iruere.
21. lilurieldis.
Uxor cujiisdam milltis,
flagellis trlta suhitis,
quadam nocte sompniabat
quod vexillum bajulabat.
22. Chartres; ausser dem Kirchhofe begraben; Blume
aus dem Munde = P 3.
Quidam Carnoti* clericus *Laur. Cameti.
manehat valdc luhricus;
hostili cesus gladio
indignus cimiterio.
23. Priester kann nur eine Messe lesen.
Quidam imrum * litteratus * Laur. pauper.
viorihus erat ornatus . . .
missam , Salve sancta parens'
cotidie celehrahat.
24. Marienbräutigam; Pisa wird nicht genannt; doch der
Inhalt stimmt mit P lü.
Dum, mortuis heredibus,
quidam cum viris plurimis
canonicus properaret
ut uxorem desponsaret.
2."). Fimf Freuden.
Clericus valde*' devotus *Par. Laur. (ieo.
a luxu mundi remotus
viatri Dei serviebat,
inter cetera canebaf
multociens autijj/ionain.
Studien zu ilen luittehilteilichen Maricnlcgeudeii. 11. 77
26. In der Form einer Apostrophe an M. wird daran
erinnert, wie sie einen Kranken mit ihrer Milch geheilt hat.
Cetil vallata celico,
cum splendore glorifico,
cum odore mirifico,
apparens uni clerlco
ipsum mutum et egrotum
lactans saciasti totum.
27. Ein Abt wird von einer schweren Krankheit befallen;
ohne Reue, ohne Beichte ist er dem Tode nahe; da kommt
er wieder zu sich und preist M., welche ihn von der Grau-
samkeit der Dämonen rettete und ihm Verzeihung erwirkte.
Quldain ahhas depositus,
rebellis et indomitus,
mundanis erat dedltus.
Hie tarnen erat sedulus
recjine Dei fanndus.
28. Humbertus.
Quidam prior ahhatie,
que fundata est Papie
ad honorem Salvatoris,
regine vacahat horis.
29. Anseimus.
Cimi*' missa celebraretur ■ *Laur. Dum.
duvique sanctus coleretur
a monacJiis Clusensibus
quidam de ministrantihus.
30. Gehängter Dieb.
Cum. tue manus Ehdonis
pedes suspensi latronis,
regina m.undi lucida
et Stella celi fidgida,
hiduo sustinuerunt.
31. Ertrunkener Glöckner kommt wieder zum Leben;
sehr kurz erzählt.
Te frequenter salutahat* *'L!iiw. Mairem Dci sal.
dum ad scelus properahat
70 Mnssafia.
quidam carnalis monacJms,
quem furor demoniacus
in flumen precipitavit.
32. Ein alter Mann bat eine Vision und sieht, wie der
todtkranke Robertus (die Rubrik im Laur. nennt ihn ,heih'gO
von M. j?ehiitet, in den Himmel kommt und Christus ihm die
Rechte reicht. Als der Alte erwacht, ist Robertus bereits todt.
Case Dei guhernator
post dominum, et fimdator,
infirmorum sustentator,
summorum desiderator.
33. Zwei Brüder in Rom.
Duo germani fuerunt,
amho Romam coluerunt,
Petrus cdter nominatus,
Stephanus alter vocatus.
34. Seele des Ritters mit der cuculla bekleidet. Als Ge-
Avährsmann wird Pachomius genannt; also = Par. lat. 5268, 25.
Ut asserit Pacomius,
quidam fuit egregius
militia, dignitate,
opihus, nohilitate.
35. Ein König ist von Reue über seine Unthaten erfüllt;
er wii'd IMönch. Als er im Sterben liegt, kommen die Dämonen,
um seine Seele zu holen; doch die Engel widersetzen sich.
Als jene behaupten, der König gehöre ihnen, antworten diese:
•Es gibt hier keinen König, sondern nur einen frommen Mönch.'
Vgl. Toul. 478, Nr. 5.
Ut refert pater prefatus
quidam rex nimis elatus
diu fuit sceleratus ;
aed reum Deus respexit.
3(). llildcfonsus.
A rch ipresul Toletanus
Jlildefonsus ßde sanus,
spe _//rHi?f.v,* fervem amore, *-'>pef. fehlt in L.
viryinali vernans ßore.
Stadien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 79
37. Jiidenknabe.
Quidam Judei fil'ms. '
38. Ein Dieb wird gcliängt. Die verzweifelte Ähitter eilt
in die Kirche und will znm Ersätze für den eigenen Solni
aus M.'s Armen das Jesuskind reissen. Da kommt ihr Sohn
herbei, den M. befreit hatte, und hindert sie daran. Vgl. Jac. a
Vorag. CXXXI, 4.
Pauperls natus femine
sordehat furti crimine,
unicus erat ßlius
parenti necessarius.
39. Aebtissin.
Quedam fuit priorissa
prius constans, p)Ost remissa;
illihata primo fuit
sed post lapsu gravi ruit.
40. Kinder richten die Säulen auf.
Refert doctor eximius
Turonensis Gregorius
quod dum arte singulari
faceret edificari.
41. 42. Hungersnoth in Jerusalem.
Predictus narrat'^ antistes
quod monacld valde tristes
pestem famis tollerantes
jam hiduo jejunantes
Hierusalem hahitantes.
Post longum tempiLs iterum
gravamen famis asperum
idem monachi tulerunt
et pastorem rogaverunt.
43. Der h. Lucas beginnt ein Marienbild zu verfertigen.
In der Nacht wird es von Gott vollendet.
1 Bei Wolter gedruckt nach der Handschrift Par. lat. 151ß3.
2 Laur. Quidam naravit. Ueber den Grund der bewussten Aenderung
siehe unten zu Laur.
80 Mussafia.
Relata michi - referam
ut virginem jniei-peram
suvimo digno preconio
landet servi devocio . . .
Lucas ejus imaginem
ligno cepit imprimere.
44. Der Papst entnimmt einem Nonnenkloster ein ]\Iarien-
bilcl und lässt es in seine eigene Basilica übertragen. Das Bild
kehrt jedoch an seine frühere Stelle zurück. Diese und die
vorangehende Legende erscheinen vereinigt in SG 56.
In Romana^ civitate * Par. Eoma.
a diviua largitate
ymago parentis pie
Ulli datur abacie.
45. Wunder mit den Kerzen, die an Gewicht nicht ab-
nehmen. Vgl. Petrus Vener., De mirac.uUs II, 80.
Hec imago cum jjluribus
mirandis imaginibus
et cum illa precipue,
que bcdsamum continue
sudat, a Rome civibus . . .
portatur annis omnibus
in prreclaris'^ solempnibus *Laiir. -ariims.
Assumpcionis.
40. Jemand Avar verpflichtet, jedes Jahr der Petraskirche
in Rom Balsam zu liefern. Bcdsamum presid romanus, avaricia
prophaiuis, prtsumpslt Uli vendere qui solet illud reddere. Petrus
erscheint ihm und kündigt ihm ewige Verdammniss an. Der
Pa})st, bestürzt, ruft seinen Rath zusammen und erzählt seine
Sclmld und die Vision. Ein älterer ]\Iann rätli ihm, sich an I\I.
zu wenden. Er geht in die Kirche, fleht wiederholt M. an,
wird jedoch immer abgewiesen. Endlich droht er, in der Kirche
l)is zu seiner Todesstunde verweilen zu wollen; dann würde
ilir die Unehre widerfahren, dass Satan sich einer Seele
vor ihrem Altare bemächtigen würde. M. meldet dies ihrem
Solme, der sie auffordert, mit Petrus zur Erde hinabzusteigen
und den im Staube Liegenden aufzurichten. Der Papst beeilt
StuJien zu den niiUelalterlichen Marienlegenden. II. Sl
sich, denjenigen, dem er den Balsam verkauft hatte, anzu-
gehen, er möge die alte Verpflichtung wiederherstellen. Als
dieser sich hartnäckig weigert, kauft der Papst zwei Karfunkel-
steine, die an Stelle des Balsams leuchten sollen. Petrus aber
lehnt sie ab und befiehlt dem Papste, diesen Schmuck M. zu
verehren. Er thut dies. Hinc dicitur a plurimis Maria de car-
hunculis.
Quidam halsamum debebat
Anuatim et reddehat
Rome Petri hasilice.
Diese Erzählung hat nur eine entfernte Aehnlichkeit mit
der von Justinianus in Toul. III *= 6, Oxf. III'' 3.
47. Kaufmann, welcher beim Busen M.'s schwürt.
Quidam emptor et venditor,
erat dolosus institor,
plenus erat diviciis,
sed i^lenior ßagiciis.
48. Papst Bonifacius und dessen Neffe; vgl. Par. 5268, 4.
Reffert papa Gregorius
quod papa* Bonifacius^ *Laur. presul
miraculis exiiniuSj
rebus erat pauperlmus.
49. M. erscheint am Assumptionstage einer kranken Fraii
und heilt sie. Als die Gesundete in die Kirche eintritt, läuten
die Glocken von selbst.
In Senonensi patria
quadam morbi sevicia
pene totam consumpserat
linguam rierbo privaverat . . .
nasum prorsus corroserat.
50. Schliesst sich an die vorangehende Erzählung an. Ein
Prior, welcher die Frau in ihrer Krankheit gesehen hatte, be-
wundert die Schönheit der Geheilten; auch berührt er deren
neue Haut mit einem Geldstücke, das er dann in einer Börse
aufbewahrt. Er erzählt das Wunder seinen JMönchen, welche
über seine Leichtgläubigkeit spotten, so dass er selbst in seinem
Glauben wankend wird. Da erkrankt er; omnipotentis ulcio . . .
Sitzungsber. d. pliil.-Uist. Gl. CXV. Bd. I. Hft. 6
82 Mussaf'ia.
truci clavo suplicio i^rioris pedem infiocit. Seinen Wankelmuth
bereuend, fleht er um Gnade, clavum tangit denario; statin)
davus exj)elUtur. Die Mönche erkennen ihrerseits ihre Schukl.
Quidam prior accelerat,
qui prius egram viderat,
miratur novum decorem,
stupet niveum candorem.
51. Auch dieses Wunder steht mit den zwei vorangehen-
den in Zusammenliang. Der Prior legt die Münze auf die
Augen eines Bhndgeborenen; er wird sehend.
Quedam nati cecitate
tabescens anxietate
huic priori suplicavit.
52. Es sind nur sechs Zeilen; vier beziehen sich aufweinen
anderen Blinden in derselben Stadt, welcher sehend wird; die
zwei letzten bilden den Schluss der Sammlung.
Imperatrix henedicta
qiiendam in villa predicta
cecum natum visitavif
ntque visu decoravit.
Mire matris miracida
cuncta mireMur secida.
Es folgt nun der Inhalt der Laurentianischen Handschrift:
1. Kirche versinkt zur Osterzeit in die Erde. Gleich-
lautend in Par.-^ 5.
2. =: Ars. 4G. Balsam in der Peterskirche.
3. I'.ild zu Constantinopel; Schleier hebt sich am Samstag.
Constantinopoli jne
imperatricis Marie
est forma mire forviata,
panno scrico velata.
4. =: Ars. lU. Ertrunkener GUickner.
5. := Ars. 33. Zwei Brüder in Rom.
C). Ein Bauer pflegt jedes Jahr sich zum Marienfeste in
die Kirc'lif zu Souillac zu begeben. Einmal ist er schwer krank
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegendcn. II. 83
und trägt seiner Frau auf, an seiner Stelle Kerzen zu opfern.
Sie vollzieht den Auftrag und ersucht den Priester, für ihren
Mann zu beten. Heimgekehrt, findet sie ihn todt. Die Leiche
wird auf die Bahre gelegt und in die Kirche gebracht. Den
Tag darauf findet das Begräbniss statt. Doch der nur Schcin-
todte erwacht wieder zum Leben und wird ins Haus gebracht.
Da erzählt er, M. habe ihn in der Zwischenzeit nach Souillac
gebracht und ihn wieder zurückgeführt.
Quidam rusticics colehat
sacram matrem ei petehat
anuatim. egregiam
Solacensem • eccleslam.
7—8. =: Ars. 48—49. Bonifacius. — Heilung zu Sens.
9 — 14. = Ars. 22—27. Ausser dem Kirchhofe begraben.
— Priester kann nur eine Messe. - — ■ Marienbräutigam. — Fünf
Freuden. — Milch. — Abt erlöst von den Dämonen.
15. M. steht einem armen Manne in der Todesstunde bei.
Wenn auch nicht gesagt wird, dass der Arme Almosen zu
spenden pflegte, ist es doch P 5.
Te quidam pauper amahat,
tuus amor hunc ditahat,
pauper dives tibi gratum
exhibebat famulatum.
16 — 19. = Ars. 15—18. Habgieriger Bauer. ~ Ampu-
tirter Fuss. — Beschimpftes Wachsbild Christi.
20—23. = Ars. 1—4. Theophilus. — Basilius. — Mönch
von St. Peter in Köln. — Giraldus.
24. M. erscheint einem Gefangenen und befreit sowohl
ihn als seine drei Genossen; sie fügt hinzu: Ad domum. meum
festina, que castello est vicina; Bellus locus nominatur. Ein Stern
weist ihnen den Weg dorthin.
Quatuor incarcerati
inmerito cruciati
hahitahant in profundo
Paracensis'^ turris fundo.
^ Später heisst der Ort zweimal Solatum.
2 Später Paratum adduxerunt.
84 Mussafia
25. =: Ars. 28. Humbertus.
2ß. = Ars. 30. Ebbo.
27—28. = Ars. 38 — 39. Gebängter Dieb und dessen
Mutter. — Aebtissin.
29. = Ars. 12. Ehefrau und Bulilerin.
30. Eine Variante von ,Kind dem Teufel. Eine unfrucht-
bare Frau bittet M. um Kindersegen. M. sagt ihr: Si filium
vis habere non poterit precavere quin descendat ad fartara; ergo
cor tuuni prepara ad ingentem cruciatum si velis habere natum.
Die Frau beharrt bei ihrem Wunsche. Das Uebrige ganz wie
in der Prosafassung: Der herangewachsene Sohn fragt die
Mutter um die Ursache ihrer beständigen Traurigkeit. Nach
langem Zögern theilt sie ihm Alles mit. Da geht er zum
Papste; dieser schickt ihn zum Patriarchen, welcher ihm seiner-
seits aufträgt, einen Einsiedler aufzusuchen. Dort wird er von
dem ihn bedrohenden Geschicke erlöst.
Quedani liberis carebat,
unde nimium dolebat;
hec * preces midtipUcabat * Hs. Jik.
ac regine suplicabat
ut dolorem anidaret
et heredem sibi daret.
31. Entbindung im Meere.
Locus qui Tumba dicitur
undique mari cingitur;
illic turba ßdelium
Gabrielis ' eximiwn
frequentans monasterium
poscit eius auxiliiim.
32. = Ars. 10. Soissons; Nase.
33. = Ars. 2t. J\Iurieldis.
34— 3G. = Ars. 50 — 52. Prior Avird gesund durch die
l\Iünze. — Zwei Geschichten von Blinden, die sehend werden.
J-)icse drei Erzählungen stehen demnach in Laur. (trotz Ein-
schiobung von ,Muricldis') in Verbindung mit der Heilung in
' Offenbarer Fehler statt Michaelis.
Studien zu den mittelalterlichen Muiicnlegcndon. II. 85
Soissons, während in Ars. sie mit der ähnlichen Heilung in
Sens zusammenhängen.'
37. = Ars. 11. Soissons; Kind in den Brunnen. Laur.,
welcher durch Uebertragung der Sens -Wunder auf Soissons
die Verbindung zwischen vorliegendem Wunder und 32 gelöst
hat, liest hier (statt In eadem civitate) lerusalem civitate.
38. Kind wieder zum Leben zurückgerufen.
Uxor cniusdam flehilis,
quoniam erat sterilis,
mlre matris mirificaiu
frequenfahat hasilicam.
39. Eulalia.
Mariam Eulalia
caritafis ßagrancia
satagehat amplexari,
exorare, venerari.
40. = Ars. 14. Musa.
41. = Ars. 45. Kerzen behalten ihr Gewicht. Während
Ars. dieses Wunder mit denen des vom h. Lucas verfertigten
Bildes in Verbindung bringt, löst Laur. diesen Zusammenhang;
daher statt der Lesung in Ars. Hec imago cum pluribus der um
zwei Silben längere Vers: Virginis imago cum. plwibus; dies
veranlasste eine Modification auch in der damit reimenden Zeile:
Ars. mirandis imaginibus^ Laur. multum mir. im.
42. ^ Ars. 19. Marienbild unversehrt.
43. = Ars. 5. Meth.
44. = Ars. 43. Marienbild des h. Lucas.
45. = Ars. 20. Drei Ritter.
46. Ein Cleriker leidet an Kopfweh ; M. betastet seine
Stirn und heilt ihn.
Qiddam clericus adivit
Jerusalem, quem contrivit
capitis dolor nimius.
47—48. = Ars. 41—42. Hungersnoth in Jerusalem. In
Ars. auf , Säulen^ folgend, für welche Erzählung ebenfalls
1 Die zwei letzten Verse von Ars. 52, welche wohl als ein Schluss der
Sammlung auzuaeheu sind, kommen auch in Laur. vor.
Öß Mussafia.
Grcgorius Turonensis als Gewährsmann genannt wird. Daher
in Ars. Fraedictus varraf aittistes. Die Laurentianische Hand-
schrift, welche erst unter 50 , Säulen^ bietet, änderte vorerst
Praadictm zu Quidam, dann des Rhythmus halber narrat zu
narravit.
49. = Ars. 7. König Garsias.
50. = Ars. 40. Knaben richten die Säulen auf.
51. Ritter fällt vom Pferde = Pariser Handschrift 5268, 44.
Miles et cliens hnpiusC^),
quorum unus erat pius
matris simime venerator
aUusque hlasfemator.
52. Completorium.
Vir valde religiosus
erat pleno studiosus
in Virginis officio,
excepto completorio.
53. Hieronymus.
Clericus erat Papie,
cultor inus matris pie;
Jeronimus dicehatur
et flacere nitehatur.
54. Dunstan.
Egregius eg regte
civis Stagnus Canturie
nocte crehro jperagrahat
ecclesias et orahat.
55. Ertrunkener Glöckner; ausser dem Kirchhof begraben;
Lilie im Munde; also Verquickung von P 2 und P 3, Avie SG 86.
(l(ii(hi)ii Nxcvista vivehat
hihrice, tarnen colebat
rasfam mntrem et dicehat
liorna ilUjis devote.
56. Möneli, erlö.st vtin der liüjienciual nicht durch Benc-
dieius, sondern durch M. = Par. 5268. l'J.
Studien /.u tlcii inittelaltcrliclien Maiienlcijeuiloii. II. 87
Quidam monachiis enormis
moribus erat deformis . . .
Ahhas inquit: ,Nosfer tutor
non tuus fuit adjutorf
,Nunquam ope Benedicti
vis est fracta maledicti.'
bl. = Ars. o7. Judenknabe.
58. = Ars. 29. Anselmiis.
59. Teufel als Stier, Hund, Löwe.
D\mi quidam cellerarius
niviium foret ehrius,
vino turbatus nimio
languebat in cellario.
GO. Mönch schreibt M.'s Namen mit drei Farben = Par.
5268, 20.
Quidam monachus felicem
colebat imperatricem . . .
nomen ejus dum scribebat
multipliciter pingebat.
Gl. Um die Liebe einer Jüdin zu erlangen, beraubt ein
Cleriker eine Marienstatue ihres goldenen Schmuckes. Durch
den Mund eines Knaben erfährt man, wer der Misscthäter ist
und Avo er sich versteckt.
Quidam clericus maligne
succensus amoris igne
Judeam cepit rogare
ut eum vellet amare.
G2. Zwei Pilger werden von Räubern überfallen ; der
Eine wird gefangen genommen, dem Andern gelingt es zu ent-
fliehen. Durch M.'s Hilfe befreit der Letztere seinen Genossen.
Erant duo peregrini
dileccione vicini;
erant mente copxdati
sed patria separati.
63. M. rettet Constantinopel ; S. Germanus wird nicht
genannt.
88 Mussafia.
ConstantinoiJolitanam
ad iirhem gentem prophanam
rex prophanus aduxerat,
civitatem obsederat.
04. = Ars. 44. Marienbild kehrt an seine Stätte zurück.
Also in Laur. losgelöst von der Verbindung mit ,Bild des
h. Lucas'.
65. = Ars. 34. Cuculla.
66. Einer kehrt heim von einer Wallfahrt zu einer Marien-
kirche. Seine Feinde finden ihn und reissen ihm die Augen
aus. M. gibt sie ihm Avieder.
Qiddam quoddam egregiimi
regine monasterium
peregrinus adlerat,
sed inde jani redierat.
67. Ein Christ entlehnt Geld von einem Juden und stellt
ein Marienbild als Bürgen. Zur Verfallszeit leugnet der Christ
die Schuld. Der Jude verklagt ihn beim Papste; doch da keine
Zeugen vorhanden sind, soll er abgewiesen werden. Da ruft
er M. als Zeugen an, und das Bild bestätigt seine Angaben.
Censum mutuo 'prophanus
a Judeo Christianus,
quem preswnpsit seducere,
non renuit accipere.
68. Variante von ,Jude leiht dem Christen^ Der Christ
macht schlechte Geschäfte, er nährt sich von Brot und Nüssen;
da findet er Hirten, die Gold gefunden hatten; da sie aber
dessen "Wcrth nicht kennen, so treten sie es dem Christen um
Brot und Nüsse ab. Am Zahlungstage versteckt sich der Jude;
der Clirist liängt einen Beutel mit Gold an den Hals des Marien-
biKies. Andere Nebenumstände übergehe ich mit Stillschweigen.
Verwandt mit der Version von Par. lat. 5268, 35, da auch hier
die Scenc in Alexandrien vor sich geht und der Jude sich
versteckt.
Alexandrie mercator,
divine matris amator,
yconam ejus hahehat
et hicere faciehat.
Studien /.vi den mitlehilterlicben Jlaiienlegenden. II. 89
69—70. = Ars. 8—9. Will M. nicht verleugnen. — Maler
und Teufel.
71. = Ars. 32. Robertus.
72. = Ars. 47. Kaufmann schwört bei M.
73. Eine Heidin ersucht ihren Bruder, ihr ein Marienbild
aus dem heiligen Lande mitzubringen. Bei der Rückfahrt er-
hebt sich ein Sturm; der Heide will das Bild ins Meer Averfen.
Dieses aber spricht: , Schone mich; ich kann dir helfen.' Der
Heide gehorcht; der Sturm legt sich. Das Bild wird der Heidin
übergeben; de figure mamilla . . . olei manat copia . . Diese
Legende weist eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit mit jener
von Sardenay auf.
Intuens quedam 'pacjana
qiiod eins plehs christiana
honorahat ymaginem,
quam, credit sacram. virginem.
14:. Ein Saracene besitzt ein Marienbild; er zweifelt an
M.'s Jungfräulichkeit; mater . . . Dei . . . statim oleum manare
fecit de mammis ymaginis = SG 31.
Quidam erat saracenus,
amore regine plenus ;
ejus liahehat ymaginem
quam colebat ob virginem.
75. Jude, welcher das Bild Christi durchbohrt; nach
Greg. Turon.
In gremio ymaginis
matris Dei et Jiominis
Ymago Christi sedehat
et decore resplendehat.
76. Alexius in der Grube = Par, lat. 5268, 40.
Constantinopolitana
imperatrix, que Yordana
vocabatur, studiose
serviebat gloriose.
90 Mnseafia.
77. Papst Leo haut sich die Hand ab = Par. lat. 5268, 2.
Ortits Rome Cesareus
avis erat eximius
patriciique filius;
is vivens voluptitose.
78. = Ars. 35j wo es auf ,Cuculla' folgt. — Für beide
Wunder wird Pachomius als Gewährsmann genannt. Die Lauren-
tiauische Handschrift, welche die zwei Erzählungen trennt, lässt
hier die erste Zeile von Ars. (Ut refert pater irrefatus) aus.
79. = Ars. 36. Hildefonsus.
80. Ein seiner Sünden wegen mit dem Kirchenbanne
belegter Ritter stirbt und wird auf Befehl des Bischofs un-
begraben gelassen. M. erscheint einem heiligen Manne und trägt
ihm auf, dem Bischof in ihrem Namen zu melden, er solle
die Leiche bestatten lassen. Als Zeichen schreibt sie dem
Manne einige Worte auf die rechte Hand. Der Bischof weigert
sich anfangs; als er das Zeichen sieht, ist er von Schrecken
erfüllt und schickt sich an, den Befehl zu vollführen. Als man
die Leiche zum Grabe trägt, streift ihr Schatten einen anderen
Todten; dieser erwacht wieder zum Leben und bezeugt, dass
der Kitter die ewige Seligkeit erlangt hat.
Quidavi miles sceleratus
erat excomunicatus ;
iripinas, homicidia
ceteraque flayitia
multociens jjerpetrahat.
8L = Ars. 13. Ln Singen unterrichtet.
82. Ein Cleriker, der einen tadelhaften Lebenswandel ge-
führt hatte, stirbt. ]\lan hat ihn bereits mit dem Leichentuche
bedeckt, als seine Schwester herbeieilt, welche von seiner
Krankiieit nichts erfahren hatte und nun wenigstens den Todten
noch einmal sehen will. Mau entblösst sein Gesicht; im Munde
findet man eine Lilie.
Clericus quidavi lahilis
quasi cera flexibtlis,
sie fragilis at ariuido,
j rui/di vivebat mundo.
Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden. II. 91
83. Einer, welcher an den Marienvigilien stets fastete, wird
von seinen Feinden überfallen. Diese zerhacken ihn jedes ein-
zelne Glied; die Zunge aber vermögen sie trotz aller Anstren-
gung nicht auszureissen. Die Verwandten sammeln die Glieder
und schicken um den Geistlichen. Der zu Tode Gemarterte
kann noch beichten.
Virginis qiddam devotus,
quamvis esset male lotus
l)lenusque midtis viciis,
tempore nndto jejunavit.
84. Einer, der Ave M. fleissig betete, starb auf der
Wanderschaft. Man begrub ihn längs des Weges. Aus seiner
Gruft wuchs ein Baum, dessen Wurzel in seinem Munde steckte
und auf dessen Blättern Ave M. geschrieben stand.
Erat quidem venerator
sacre matris et amator,
Is cum proß[ci]sceretur
peregre et moreretur.
85. Ein Cistercienser liegt im Sterben. M. erscheint ihm
und zeigt ihm ihr Kleid, vollgeschrieben mit den Ave, die der
Mönch gebetet hatte.
Quidavi monackus parentis
excelsi Dei viventis
cultor erat assiduus.
86. = Ars. 6. Bischof erhält ÄI.'s Milch.
87. Ein Kaufmann reist ab und empfiehlt Frau und Tochter
der Obhut M.'s. Ein Diener will sie tödten und ergreift ein
Küchenmesser. Er wird blind und sein Geist verdüstert sich;
schliesslich tödtet er sich selbst.
Alexandrinus mercator
regine quidam amator
volens ad nundinas ire,
uxor ejus cepit mire
affligi et perturhari.
92 Mussufia. Studien /.u den raittelalterliolien Maiienlegendeii. II.
88. M. A. R. I. A.; fünf Rosen. Vgl. Par. lat. 18134, 50.
Quidam simplex famidus
matris Dei et servulus
monaclms jyrofessione
erat et intencione.
89. Incestiis.
Quedam domina nohilis
fuit midtum ignohilis
oh incesium execrandum
n imiumque detestandum.
90. Ein Camaldulenser liegt schwer krank. Der Auf-
wärter erwacht in der Nacht und sieht M. beim Bette des
Sterbenden.
Camaldidensis heremita
pure quidam in sua vita
celehrabat omni die
missam fidgentis Marie.
i)l. Ein frommer Geistlicher Avird von einem Bösewichte
geschlagen; M. schützt ihn aber, indem sie mit ihrem Leibe
die Schläge auffängt.
Quidam sacerdos devofus
Dei matris atque notus
cum per viam ambularet
et ad locum properaret.
92. Während einer Epidemie erkrankt auch eine fromme
(irälln; ]\I. berührt sie mit ilirer Hand und heilt sie.^
Beneßca erat inopia
quedam domina Ydionensis
iutuitu matris virginis
hec in ecclesia cotidie
audiebat missam virqinis retjie.
' Der Kliylliimis ist in dieser letzten Legende durchwegs vernachlässigt.
Möglich daher, dass \wy oin späterer Zusatz vorliegt.
SITZUNG VOM 12. OCTOBER 1887.
Die Direction des k. k. militär-geogTapliischen Institutes
übermittelt die 36. Lieferung der neuen Specialkarte der
üsterreichisch-ungarisclien Monarchie.
Das k. k. Ministerium für Cnitus und Unterricht theilt
die am 17. Mai d. J. durch den Stadtrath von Barcelona er-
folgte Ausschreibung eines Preises von 20.000 Pesetas für das
beste Originalwerk über spanische Archäologie, welcher
am 23. April 1892 vergeben Averden wird, mit.
Die näheren Bestimmungen können in der Kanzlei der
Akademie eingesehen werden.
Von der Kirchenväter -Commission wird der XV. Band
des , Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum', enthaltend
jCommodiani carmina ex recensione Bernhardi Dombart', vor-
gelegt.
Die Kirchenväter -Commission überreicht einen ihr von
Dr. Rudolf Beer zugekommenen Bericht über einen von ihm
in der Bibliothek der Kathedrale von Leon (Spanien) ge-
fundenen Palimpsest der ,lex Romana Wisigothorum', welcher
im Anzeiger Jahrg. 1887 Nr. XXI veröffentlicht ist.
94
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Accademia, Regia di Scionze, Lettere ed Arti in Modeiia : Memorie. Ser. II.
Vol. IV, Modena, 1886; gr. 4". — Indici generali della Serie 1'. Tomo
XX. — Parte III. Modena, 18S2; gr. 4".
— R. dei Lincei : Atti. Anno CCLXXXIII. 1885—1886. Serie 4\ Vol. II.
Parte •2^ Roma, 1886,'; 4«.
Archeologia e Storia Dalraata: Bullettino. Anno X, Nos. 7—9. Spalato,
1887; 8».
Archivio Trcntino. Anno VI. Fascicolo 1°. Trento, 1887; 8".
Ceutral-Commission, k. k. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale: Mittheilungen. XIII. Band, 23. Heft, Wien,
1887; 4".
Gesellschaft, Deutsche für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio.
36. Heft. Band IV. Berlin, Yokohama, 1887; gr. 4'\
— k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXX, Nr. 7 und 8.
Wien, 1887; 8".
— kaiserlich russische geographische : Berichte. Tome XXIII, 1887. Nr. 2.
St. Petersburg, 1887; 8".
— küuigl. sächsische der Wissenschaften : Schollen zur Sphaerik des Tlieo-
dosios. X. Band. Nr. 5. Leipzig, 1887; 8".
— kongelige nordiske Oldskrift: Aarb({iger for Nordisk Oldkyndighed og
Historie. 1887. II Raekke, II Bind, 2. und 3. Hefte. Kj(})benhavn; 8».
Institut, kaiserlich -deutsches, archäologische römische Abtheilung: Mit-
theilungen. Band II. Heft. 3. Rom, 1887; 8".
Japan: Imperial University : Journal of the College of Science. Vol. I,
Part III. Tokyo, 1887; 8«.
Johns Hopkins University Studies in historical and political Science,
fj"' Ser. IX. The Predictions of Hamilton and De Tociiueville by James
Bryce. M. P. Baltimore, 1887 ;80.
Mitthoilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von D. A. Peter-
mann. XXXIII. Band. 1887. X. Gotha; 4«.
Museum-Verein in Bregenz: XXV. Jahresbericht über den Vereins-Jahr-
gang 1886. Bregenz; 8".
Socio tä Asiatica Italiana: Giornalo. Vol. I. 1887. Roma-Firenzo-Torino,
1887; 8».
— — Publicazioni. Vol. I. L'restomazia Assira con paradigmi grammaticali
compilatri d:il Dott. Bruto Teloni. Roma- Firenze-Torino, 1887; 8».
— Italiana di Aiitropologia, Etiiologia o Psicologia comparata: Archivio
per rAiitroiHdc.gia n ja Efnologia. XVII. Vol. Fase. 2». Firenze, 1887; 8".
— I.striana di Archoidogia e Stnria i>atria: Atti e Memorie. Vol. III. Fase.
1» et 2". Parenzo, 1887; 8".
I.V IJomanadi Storia l'atria; Arcliivio. V..1. X. Fasel— II, Roma, 1887; 8".
95
Societc de Geographie: Bulletin. 7" Her. Tome VIII. F' Trimestre 1887.
Paris, 1887; 8".
Society, tlie Royal: Proceedings. Vol. XLII, Nos. 256 et 207. London,
1887; 8".
— the Royal Scottish geographica!: The Scottish geographica! Magazine.
Vol. III. No.s. 8—10. Edinburgh, 1887; 8".
Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen: Mittheilungen. XXV.
Jahrgang. Nr. 1—4. Prag, 1887; 8<l
— für Nassauische Alterthum.skiinde und Geschichtsforschung: Annalen.
XX. Band. 1. Heft. Wiesbaden, 1887; 8«.
— historischer für' Niederbayern: Vorliandlungen. XXIV. Band. 3 und 4.
Heft. Landshut, 1887; 8".
XXII. SITZUNG VOM 19. OCTOBER 1887.
Die Direction der k. k. Universitätsbibliotliek in Wien
dankt für die ihr im letzten Jahre zugewendeten Geschenke
und die Direction der k. k. Staats-Oberrealschule in König-
grätz für die ihr überlassenen Werke und Separatabdrücke.
Von DruckAverken sind mit Zuschriften eingelangt:
jOesterreichisches Städtebuch^ Statistische Berichte der
grösseren österreichischen Städte aus Anlass des IV. inter-
nationalen demographischen Congresses, gesammelt und redigirt
unter Leitung des Präsidenten der k. k. statistischen Central-
commission, Dr. K. Th. v. Inama- Sternegg, von Dr. Ernst
j\Iischlcr, eingesendet von dem c. M. Herrn Hofrath v. Inama-
Stcrnegg ;
jVocabolario degli Academici della Crusca^, Bd. VI, Fase. 1,
ein Geschenk der k. italienischen Regierung, übermittelt durch
das k. k. ^Ministerium für Cultus und Unterricht:
,Tlic literary remains of Dr. Bhau Daji', eingesendet von
(1(5111 k. und k. Consuhite in Calcutta und von dem k. und k.
Ministerium des Aeussern der Akademie zur Verfü£:un2: ice-
stellt; endlich
,Le texte originairc du Vih-King, sa nature et son intcr-
ltr('tati()n', eingesendet von dem Herrn Verfasser C. de Harlez
in Leyden.
97
Von Herrn Dr. Rudolf Geyer, Amanuensis der k. k. Hof-
bibliotliek, wird eine Abhandlung, mit dem Ersuchen \im ihre
Aufnahme in die akademischen Schriften unter dem Titel :
,Das Kitab al-wuhüs von al-'Asma'i, mit einem Paralleltexte
von Qutrub herausgegeben und mit Anmerkungen versehen^
überreicht.
Die Vorlage wird einer Commission zur Begutachtung
zugewiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Akademie der Wissenschaften, königl. Preussische : Abhandlungen. Jahr-
gang 1886; Berlin, 1887-, 4".
— Corpus inscriptiomim latinorum. Vol. VI, pars 3. Berlin, 1886, Folio.
— königl. bayer. historische Commission: Bericht über die 28. General-
versammlung derselben. München, 1887; 4".
— kaiserl. russische: Zapiski. Tome LIV und Tome LV. Nr. 1. St. Peters-
burg, 1887; 8".
— königl. schwedische: Bihang tili Handlingar. XI. Bandet, Hafte 2. Stock-
holm, 1887; 8'\
— königliche gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt: Jahrbücher. N. F.
Heft XV. Erfurt, 1887; 8'\
Bibliotheque des Chartes: Forme des abreviations et des liaisons dans
les lettres des Papes au XIII" siecle. Paris, 1887; 8".
Delisle, Leopold: Deux manuscrits de TAbbaye de Flavigny au X" siecle.
Dijon, 1887; 4". — Memoire sur d'anciens sacramentaires. Tome XXXII,
1" partie et planches. Paris, 1886; 4".
Ferdinandeura für Tirol und Vorarlberg: Zeitschrift. 3. Folge. XXXI.
Heft. Innsbruck, 1887; 8».
Gesellschaft für Schleswig- Holstein -Lauenburgische Geschichte: Zeit-
schrift. XVI. Band. Kiel, 1886; 8". — Schleswig-Holstein- Lauenburgische
Regesten und Urkunden, I. Band, 5. Lieferung. II. Band, 2.-4. Liefe-
rung. Hamburg und Leipzig, 1886; 4".
Giesebrecht, Wilhelm von: Gedächtnis.srede auf Leopold von Ranke.
München, 1887; 4«.
Handels- und Gewerbekammer in Pilsen: Statistischer Bericht für die
Jahre 1880—1885. Pilsen, 1887; 8«.
— o. ö. in Linz: Statistischer Bericht über die gesammten wirthschaft-
lichen Verhältnis.se Oberösterreichs. IV. Heft. Linz, 1887; 8".
Instituut, Koningklijk voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch-Indie : Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch-Indie. 5. Volgreeks. 2. Deel. 4. Aflevering. 's Gravenhage, 1887; 8".
Lühmann, Otto von: Zur Vereinfachung der deutschen Ortographie. Greifs-
wald; 12'\
Sitzungsljer. d. phil.-liist. Gl. CXV. Bd. I. Hft. 7
98
Mauul, P. Oswald Professor: Die Occupatiou der königl. Stadt Pilsen
durch den Grafen Ernst von Mannsfeld 1618—1621. Warnsdorf, 1887; S".
Museo nacional de Mexico; Annales. Tome III. Entrega lO'*. Mexico,
1886; 4".
Pichler, Fritz, Dr.: Römische Ausgrabungen auf dem Kugelsteine. Graz,
1887; 8".
Society, the American geographical : Bulletin. Vol. XIX, Nr. 2. New-
York, 1887; 8".
— American Oriental: Proceedings of Bo.ston. May, 1886 et 1887; 8".
— the Royal Asiatic of Great Britain and Ireland: The Journal. N. S.
Vol. XIX, part IV. London, 1887; 8".
Tübingen, Universität: Akademische Schriften pro 1886. 40 Stücke. 4"
und 8".
Verein, historischer des Kantons St. Gallen: Mittheilungen zur vater-
läudisclien Ge.schichte, XXII. 3. Folge II. St. Gallen, 1887; 8«. —
St. Gallische Gemeinde-Archive. Der Hof Widnau-Haslaeh. St. Gallen,
1887; 8". — Die Erker der Stadt St. Gallen. 1.— 5. Lieferung. Folio.
Pribiara. Beitrag zur Geschiclite des Rlioinbundos von 1G58. Vi)
Beitrag zur Geseliiclite des Rlieiiibiindes von 1G58.
Von
Dr. Alfred Francis Pribram,
Docent an der k. k. Universität in Wien.
/jn den wichtigsten, zugleich aber auch verwickeltesten
Fragen der deutschen Geschichte des 17. Jahrhundertes zählt
die nach der Entstehung des Rheinbundes von 1658. Dieselbe
hat vor kurzem, nachdem schon Droysen vor mehr als einem
Vierteljahrhundert auf die Nothwendigkeit einer specielleren
Behandlung dieser Episode deutscher Geschichte hingewiesen,
eine eingehende Erörterung gefunden. Eine genaue Durch-
forschung mehrerer deutschen Archive hat den Verfasser des
betreffenden Buches, Dr. Erich Joachim, in den Stand gesetzt,
eine auf durchaus gründlichen Untersuchungen basirende Dar-
stellung der EntAvickelung dieses für die Kenntniss der deutschen
und auch der europcäischen Verhältnisse so wichtigen Bündnisses
zu geben.
Wenn ich nun trotzdem mich entschlossen habe, den-
selben Gegenstand nochmals einer Erörterung zu unterziehen,
so glaube ich dies dadurch rechtfertigen zu können, dass mir
im Laufe der Jahre bei meinen Studien für eine Geschiclite
Kaiser Leopold I. eine Reihe von Documenten in die Hände
gerathen sind, welche es mir, wie ich denke, ermöglichen,
eine nicht unwesentliche Bereicherung der von Joachim ge-
wonnenen Resultate zu bieten. So ist es mir u^nter Anderen
nicht nur geglückt, den grössten Theil der Protocolle über die
von den alliirten Kurfürsten und Fürsten gehaltenen Con-
ferenzen, welche Joachim in allen devitschen Archiven ver-
gebens suchte, in den Mainzer Beständen des Wiener Archives
aufzufinden, sondern ich glaube, auf die reichen Schätze der
100 Pritram.
Wiener und Pariser Archive gestützt, die Stellung, welclie die
Generalstaaten, Frankreicli und der Kaiser zur Allianz und
den Alliirten einnahmen, in vielen Stücken sicherer bezeichnen
zu können, als dies Joachim möglich war. Und nur in diesem
Sinne einer Ergänzung der von Joachim gewonnenen Resultate
ist der folgende Aufsatz geschrieben, bei dessen Abfassung ich
mich der überaus liebenswürdigen Untei-stützung seitens der
Herren Archivvorstände und Beamten , insbesondere Sr. Ex-
cellenz Geheim rath von Arneth, Hofrath von Fiedler, Archivar
Dr. "Winter in Wien, sowie der Herren Girard de Rialle, Farges
und Chevrier in Paris mit Dankbarkeit erinnere.
I.
Jeder, dem die inneren Verhältnisse des deutschen Reiches
am Ende des dreissigjährigen Krieges gegenwärtig sind, wird
zugestehen, dass es demselben überaus schwer werden musste,
seine Selbständigkeit und sein Ansehen den übrigen europäi-
schen Grossmächten gegenüber zu behaupten. Denn während
Franzosen, Engländer und Spanier von dem BcAvusstsein er-
fidlt Avaren in erster Linie Franzosen, Engländer oder Spanier
zu sein und in Stunden grosser Gefixlir den Fremden gegen-
über geschlossen auftraten^ so breit auch die Kluft sein mochte,
welche die einzelnen Parteien schied, war der Deutsche des
Deutschen grösster Feind. Religiöse und politische Verhält-
nisse trugen glcichmässig dazu bei. Trennte die Religion
Katholiken und Protestanten, so entzweite die Politik auch die
Anhänger derselben Religion. Wenn der Brandenburger und
Saclisc in dem Baiern und Oesterreicher die Feinde seines
(Jlaub(;ns erblickte, so sah der Brandenburger in dem Sachsen
und dieser in jenem, den gefährlichen Nebenbuhler im Kampfe
um die Suprematie unter den Glaubensgenossen. Und Avenn
d.n Kurfiirstt'n gemeinsames Vorgehen gegen die aufstrebende
Maclii (Irr Fiirstenhäuscr Noth that, so hemmte auch hier nicht
nur ilas in der Natur begründete verschiedenartige Interesse
der geistlichen und weltlichen, sondern in viel höherem Maasse
noch «las gesoiulerte Interesse der einzelnen Aveltlichen Kur-
fürsten jedes gemeinsame Vorgehen. Gerade diese Unsicherheit
<l<r Verhältnisse, diese Verschiedenheit der Interessen war es
Beitrag zur Geschichte des Eheinbundcs von 165S. 101
nun aber, welche das Streben der nach Erweiterung ihres Be-
sitzes und Einflusses ringenden ausserdeutschen Mächte so
wesentHch begünstigte. Frankreich durfte mit Bestimmtheit
darauf hoffen, an den katholischen, geistlichen Kurfürsten Ver-
bündete im Kampfe gegen die protestantischen Fürsten Deutsch-
lands zu linden, und nicht weniger konnte es bei allen Kämpfen
gegen die Macht des regierenden deutschen katholischen Kaisers
auf die Unterstützung einer grossen Anzahl protestantischer
Fürstenhäuser rechnen. Und die gl-eichen Verhältnisse waren
es, welche vSchweden, England, den Staaten und allen anderen
Nationen Eingriffe in die deutschen Verhältnisse erleichterten
und ihnen die Möglichkeit boten, jedes gemeinsame Vorgehen
des geeinigt so mächtigen deutschen Volkes zu hintertreiben.
Allein auch zu einer anderen Schlussfolgerung führt die Er-
kenutniss, dass in Deutschland noch in höherem Grade als in
anderen Staaten die allgemeinen Entschliessungen von einer
Reihe persönlicher Interessen abhiengen. Man wird unwill-
kürlich aufmerksam darauf, wie nothwendig es ist, diese per-
sönlichen Verhältnisse hinter den allgemeinen Ideen, welche
die Entscheidung scheinbar in erster Linie bestimmten, nicht
unberücksichtigt zu lassen. Und kein besseres Beispiel dieser
Interessenverschiedenheit und ihrer Folgen könnte es geben,
als den Rheinbund von 1(358.
Es waren ganz reale Gesichtspunkte, von denen die drei
mächtigsten GHeder des kurrheinischen Kreises ausgiengen, als
sie sich am 21. März 1651 zur Unterzeichnung eines Recesses
entschlossen, den man nach den neuesten Forschungen mit
Recht als den Keim des Rheinbundes von 1658 wird bezeichnen
können.' Den von Spanien und dem Lothringer drohenden
Gefahren zu begegnen, gab es für die vielen kleineren Fürsten
im westlichen Deutschland, welche den Einfällen dieser über-
mächtigen Gegner in erster Linie ausgesetzt waren, bei dem
geringen Rückhalt, den die durch den dreissigjährigen Krieg
1 Ueber die verschiedenartige Auffassung dieses Recesses durch Mignet
(Negoc. rel. k la succession d'Espagne II, 13), Böhm, Der Rheinbund
und seine Geschichte (Zeitschrift für preussische Geschichte und Lite-
ratur, Jahrg. VI, 221) und Joachim (Die Entwickelung des Rheinbundes
von 1658, p. 8) einer- und Erdmannsdörfifer (Graf, G. Fr. von Waldeck,
S. 262 — 263, Anm. 3) andererseits; vgl. Joachim a. a. O. p. 9, Anm.
]^Q2 Piibiam.
geschwächte Macht des Kaisers bot, kein anderes Mittel, als
gegenseitige Unterstützung. Diese Erkenntniss der Nothwendig-
keit und Nützlichkeit gemeinsamer Vertheidigung Avar eine
allgemeine; allein viel zu verschieden waren die Interessen
der einzelnen Fürsten, als dass an eine das ganze Reich um-
fassende Einigung hätte gedacht -werden können. Ein gemein-
sames Vorgehen wenigstens des Ober- und Kurrheinischen
Kreises war ursprüngHch geplant. Von beiden Kreisen war
denn auch die Einladung an drei weitere benachbarte lleichs-
kreise, Franken, Schwaben uiul Westphalen, ergangen. Allein
der particularistische Geist des deutschen Volkes zeigte sich
gleich hier. Die eingeladenen drei Kreise leisteten dem Rufe
nicht Folge und die Verhandlungen des Ober- und Kur-
rheinischen Kreises zogen sich derart in die Länge, dass die
mäclitigsten Fürsten des kurrheinischen Kreises — die Kur-
fürsten von Mainz, Köln und Trier — es für das zweck-
mässigste hielten, durch die Unterzeichnung eines besonderen
Recesses — den zu unterschreiben den übrigen Gliedern ihres
Kreises und der benachbarten freistehen sollte — sich gegen-
seitig einen wenn auch nur schwachen Rückhalt zu sichern.
Der Recess von 21. März 1651, durch den dies geschah, er-
scheint auf den ersten Blick als ein gänzlich harmloser Vertrag,
als ein Defensionsvei-gleich in bescheidensten Formen, geeignet
elier Spott als Furcht zu erregen. Die Zahl der gemeinsamen
Truppen, 300 Reiter und 2100 Fusssoldaten, ' zu denen noch
2000 ^lann oberrheinischer Soldaten gemäss den Bestimmungen
des bald daraiif — 2./12. April — zu Stande gekommenen
gemcinschafllichen Recesses stossen sollten, war eine im Ver-
gkMchc mit jener der Grossmächtc, die Deutschland bedrohten,
überaus geringe. Von einer feindlichen Absicht gegen ein
Mitglied des Reiches oder dessen Oberhaupt ist keine Spur in
diesem Recessc und nur der Gedanke durch eineParticularunion
die der geordneten Verftissung gemäss zu Gebote stehende
IlillV- zu vergrössern, erklärt, warum man in dieser Einigung
mit 1,'cclil den Ursprung des Rheinbundes von 1()58 erblicken
kann. Einige Zeit hindurch schien es dann, als würden die
' In .li.'.sHi- Zaiil sind di.» von rialz, «las mit Rücksiclit auf dm Wiener
\\>'\' sein« Eiiiwilli-uni; nucli nicht {jogebeu, bereits iubegriÜen,
Beitrag zur üescliiclito des Rhcinbundns von 1658. 103
Versuche einer Erweiterung dieses Bundes ohne Erfolg bleiben.
Die Bemühungen den Pfalzgrafen von Neuburg, Wolfgang
Philipp, fester an die Verbündeten zu knüpfen, führten zu keinen
entscheidenden Abmachungen und der Krieg, der bald darauf
zwischen Wolfgang Philipp von Neuburg und Friedrich Wilhelm
von Brandenburg ausbrach, nöthigte den ersteren bei jenem
Manne Unterstützung zu suchen, gegen den in erster Linie
die Bestimmungen des kurrheinischen Recesses gerichtet waren,
bei Karl von Lothringen.
Aber gerade von dieser Seite gieng der Anstoss zur
weiteren Entwickelung des Bundes aus. Denn je grösser die
Gefahr Avar, welche dem Neuburger von dem mächtigen Gegner
drohte und je weniger die Reichsversammlung, welche gegen
Ende des Jahres 1652 einberufen wurde und im Laufe des
Jahres 1653 tagte, die Hoffnungen erfüllte, welche man gehegt
hatte, je klarer endlich den einzelnen Fürsten zum Bewusstsein
kam, dass sie nur auf sich selbst angewiesen seien, desto
eifriger bemühten sich diejenigen unter ihnen, welche einen
klaren Einblick in das Wesen der Dinge besassen, die gleich-
gesinnten Glieder des Reiches zu einigen. In erster Linie
waren der junge Neuburger und der Bischof von Münster
Förderer dieses Planes; obgleich es ganz verschiedene Ziele
waren, denen diese beiden Männer zustrebten, die an Klug-
heit hinter wenigen der damaligen deutschen Fürsten zurück-
standen. Ganz reell war das Ziel des Bischofes Christof Bernard
von Galen. Ihm galt es vor allem sich einen starken Rückhalt
gegen den eroberungslustigen jungen Schwedenkönig, Karl
Gustav zu schaffen, dessen Truppenwerbungen wie nicht weniger
die Gerüchte von beabsichtigten Erbansprüchen auf die Jülich-
Cleve-Bergischen Lande, den energischen Bischof in Besorgniss
setzten. Dann aber hoffte er bei den verbündeten Fürsten
eine schätzenswerthe Hilfe für den Fall zu finden, dass die
Differenzen zwischen ihm und der Stadt Münster zu ernsten
Conflicten führen sollten. Viel höher verstiegen sich dagegen
die Hoffnungen des vor kurzem erst zur Regierung gelangten
Neuburgcrs Philipp Wilhelm. Eine Königskrone wollte er sich
auf's Haupt setzen. Das war der Gedanke, den er sein ganzes
Leben lang erfolglos, aber mit anerkennenswerther Festigkeit,
zur Durchführung zu bringen versucht hat. Und wie er noch
]^Q4 Pribiüin.
bei Lebzeiten seines Vaters die polnische Königskrone zu er-
reichen strebte, so hat er in den späteren Lebensjahren, als
seine Hoffnung die deutsche Kaiserkrone zu erwerben längst
geschwunden war, von neuem jenem Jugendtraume mit nie
rastendem Eifer nachgejagt.^ Aber diese hohen Ziele hinderten
den ehrgeizigen, kriegerischen, aufgeweckten Fürsten nicht,
fiir's erste weniger glänzendem, aber erreichbarerem nachzu-
streben; in erster Linie der Wahrung seiner Rechte in der
Jülich'schen Erbschaftsfrage. Er hatte vorerst beim Kaiserhofe
Förderung seiner Pläne und Wünsche gesucht, dann aber, als
er eingesehen hatte, dass von dieser Seite nichts zu hoffen sei,
sich dem Bischof von JMünster zugewendet, um mit ihm ge-
meinsam, die gemeinsamen Interessen zu wahren. Vorerst ver-
suchten die beiden Fürsten den westphälischen Kreis durch
eine gänzlich katholische Kreisdefension für ihre Zwecke mili-
tärisch zu organisiren.2 Der Widei'stand Brandenburgs und
der Generalstaaten vereitelte dies Unternehmen, gerade in dem
I\Iomente, wo der Brandenburger durch den Abschluss eines
Bündnisses mit Köln und eines anderen mit den drei Herzogen
von Braunschweig-Lüneburg, in welchem Köln Aufnahme linden
sollte, den rheinischen Fürsten eines ihrer hervorragendsten
Mitglieder zu entfremden im Begriffe stand.^
Da war es Christof Bernard von Galen, der alle Hebel
in Bewegung setzte, um die seit Jahren unter den rheinischen
Fürsten schwebenden Allianzverhandlungen, wieder in rechten
FIuss zu bringen. In der That gelang es ihm auf Wegen, die
zu verfolgen wir nun in der Lage sind,^ die von verschiedenen
Interessen beseelten Fürsten zur Unterzeichnung der Allianz
A'om 1;). December 1654 zu vermögen. Auch dieser von vier
katiiolischcn Fürsten — Köln, Trier, Neuburg und Münster —
unterzeichnete Vertrag enthält nichts was über eine einfache
' Vj,M. für die Politik des Neuburger\s Krebs Oskar, Iknträge zur Ge-
schichte der P(ditik des Pfalzprafeii AVulfgang Wilhelm und Philipp
Wilhelm von Neuburg 1630—1660. Zeitschrift des Vereiues für Öchwabeu
und Nfuburg, 1886.
^ Vpl. Erdiiiaiin!<dörrt"or 1. c. H>8 11".
^ Vgl. Erdmannsdörfler I.e. 257 tV. und Köcher, Geschichte von llaunover
und Braunschweig, 1648— 17U, 179 fF.
* Joachim 1. c. p. -22 flf,
Beitrag zur Geschichte des Khoiiilumdcs von 1658. lüö
Defension hinausgehen würde. Es wurde ausdrücklich im ersten
Ai'tikel dieses Vertrages erklärt, dass die Einigung keines
Menschen Offension, sondern nur die gegenseitige Unterstützung
bei Angriffen von auswärtigen und inneren Feinden bezwecke,
und die festgesetzten Contingente, — wie sie in dem leider nicht
erhaltenen Nebenrecesse ihren richtigen Ausdruck fanden' —
3600 Mann zu Fuss und <S50 zu Ross, hätten in der That
keinesweges hingereicht, auch nur die geringsten Offensivmass-
regeln zu ergreifen. Dass aber wenigstens ein Theil der ver-
bündeten Fürsten;, in erster Linie der Neuburger und der
Münsterer, im geheimen Gedanken gefasst haben, die weit über
das hinausgiengen , was in dem Hauptrecesse zum Ausdrucke
gekommen war, daran ist nicht zu zweifeln. Nur musste es
von dem weiteren Verlaufe der grossen Fragen, die das Europa
der damaligen Zeit bewegten, abhängen, in wie weit diese
ausserhalb des Kreisverbandes zu Stande gekommenen Eini-
gungen gewisser Reichsstände die Grundlage einer grösseren
Verbindung bilden würden, welche die Hoffnungen zu erfüllen
vermöchte, die im heiligen römischen Reiche von so manchem
,Reichspatrioten' gehegt wurden.
Für's erste freilich war an eine praktische Durchführung
der auf dem Papier ausgearbeiteten Verfass^mg nicht zu denken.
Der Bund hatte weder einen Kriegsrath, noch Oberofticiere,
noch eine Bundescassa und als die Rüstungen des Schweden-
königs die Concentration der Bundesarmee zweckmässig er-
scheinen Hessen und diese von Christof Bernard, dem. zunächst
bedrohten Mitgliede der Allianz, gefordert wurde, da zeigte sich,
wie wenig die Organisation des Bundes den Anforderungen ent-
sprach, die man an eine derartige Einigung mit Recht stellen
durfte. Es war unter diesen Umständen für die Verbündeten
ein Glück, dass der ehrgeizige, von grossen Ideen erfüllte
Schwedenkönig seine Blicke auf das von äusseren iind inneren
Feinden gleich bedrohte Polen richtete und auch den nach
Machterweiterung strebenden Brandenburger vermochte, sein
Augenmerk den nordischen Verhältnissen zuzuwenden. Den
1 Die im Hauptrecesse festgesetzten Contingente — 8000 Mann zu Fuss
und 2000 Reiter — waren nur auf Blendung der Gegner berechnet.
Vgl. Joachim 1. c. 38.
IQß Pii briiui.
rheinischen Fürsten wurde damit die Möglichkeit geboten,
langsam und ohne Furcht einer plötzlichen Ueberrumpelung von
dieser Seite her, an dem Aushaue des Bundes zu arbeiten. Dass
es den Verbündeten gelang, den Kurfürsten Johann Philipp
von Mainz für ihre Pläne zu gewinnen, war der erste grosse
Erfolg, dessen sie sich rühmen durften. Denn durch den Wieder-
eintritt des Mainzers in die Reihe der Fürsten, welche in der
eigenen Kraft den besten Schutz ihrer Besitzungen sahen, ge-
wannen die Alliirten die Mitwirkung eines Fürsten, der nicht
allein ob seiner Stellung im Reiche, sondern auch durch seine
und seiner Räthe Bedeutung berufen war, das Haupt der Ver-
bindung zu werden und ihr Ziel und Richtung zu geben. Schon
in der Frankfurter Convention vom 11. August 1655, welche
aus einer Verschmelzung der beiden Einigungen vom März 1651
und December 1654 hervorgegangen ist, zeigt sich der mächtige
Einfluss des Mainzers, der seine ausschlaggebende Stimme gegen
die persönKchen Interessen dienenden Pläne des Bischofes von
Münster einlegte. Und auch für den Ausbau der Allianz
sorgte Johann Philipp. Gegen den Wunsch des Neuburgers
wurde Freiherr von Hunolstein mit 2000 Thaler Gage zum
General über die sämmtlichen geworbenen Defensionsvölker
bestellt; Reuschenberg dagegen nur avifgefordert eine bindende
Zusage zu geben, dass er das Commando über die Truppen
übernehmen werde, falls eine Verdoppelung, oder noch bedeu-
tendere Verstärkung erfolgen sollte. Zugleich wurde die Ver-
längerung der Defensionsverfassung auf zwei weitere Jahre von
dem Tage des durch den kölnischen Recess festgesetzten End-
tcrmincs, also bis zum 15. December 1658 beschlossen und
den ]\[itglicdern des Bundes noch besonders eingeschärft, die
von ihnen zu stellenden Contingcnte in Bereitschaft zu halten.
Damit war ein Anfang gemacht. Unvorhergesehene Ereignisse
gaben bald darauf Anlass zu neuen Bcrathungen. In erster
Linie das Bestreben des Neuburgers, sobald durch den Eintritt
Ilunolstcins in kaiserliche Dienste der Posten eines Generals
dir .illürtcii Trui)pcn freigeworden Avar, den von ihm protegirten
Rcuschcnborg zu dieser Stelle zu verhelfen, dann aber in noch
höherem ]\Iaasse der drohende Anmarsch der Spanier und
Cond('''s. Anlang des .lalir(\s 1()5() traten die Vertreter der
alliiiien I'ürsten — nur Mainz fehlte — in Köln zusammen.
Beitrag zur Geschichte des Rheinhundes von 1658. 107
Bezüglich dessen, Avas hier gelegentlich der im Januar be-
gonnenen, im Februar unterbrochenen und Ende März wieder
aufgenommenen Bcrathungen behufs Abhaltung weiterer Ein-
fälle der Spanier und Conde's beschlossen wurde, sehen wir
nach der neuesten Darstellung ganz klar.' Eine diplomatische
Action wurde von Bundeswegen beim Statthalter in Brüssel
eingeleitet und zu Gunsten der arg bedrängten Aebtissin von
Thorn sollten, über Wunsch der AUiirten, der Bischof von
Münster und der Pfälzer als Glieder des westphälischen Kreises
beim Kaiser ihren Einfluss geltend machen, um dessen Mit-
wirkung zur Erhaltung Thorns zu erzielen. Was dagegen in
den zu Ende des Monates März und in den ersten Tagen des
April gehaltenen Conferenzen über alle anderen Angelegenheiten
berathen und beschlossen worden ist, das möge, — mit Rück-
siclit darauf, dass sich die aus allen anderen Archiven versclnvun-
denen Conferenzprotocolle, sowie der Recess vom 31. März 1656
in den Mainzer Beständen des Wiener Archives vorgefunden
haben — hier des näheren auszuführen gestattet sein.
Am 27. März fand die erste Sitzung, der eigentlich für
den 2. März anberaumten Versammlung statt. Der Kölner Erz-
bischof, der das Präsidium für sich in Anspruch nahm, war in Ab-
wesenheit seines ersten Bevollmächtigten, des Grafen Egon von
Fürstenberg, durch Dussel, Trier durch den Kanzler Anethan,
Münster durch Wiedenbrück, Neuburg durch den Vicekanzler
Snell vertreten. 2 Vorerst war es die Frage über das Verhältniss,
in welches Reuschenberg zu den AUiirten treten solle, das
den Gegenstand eingehender Berathungen bildete. Alsogleich
zeigte sich das verschiedenartige Interesse der einzelnen Mächte.
Während Trier, das von Anfang an allen energischen Be-
schlüssen gegenüber sich ablehnend verhalten hatte, für die
Belassung Reuschenbergs in Neuburgischen Diensten bis zum
Ausbruche eines Krieges und für die Zuweisung eines Friedens-
gehaltes von 2000 Thaler an denselben eintrat, hielt es Köln
für zweckmässig Reuschenberg gleich in die Dienste der AUiirten
1 Joachiui 1. c. 67 tf.
2 Die ganzeu Verhandhtngen nach den Protokollen, die sich in den
Mainzei' Beständen des Wiener Archives vorfinden , und die ich W. A.
(M.) bezeichnen werde.
JQg Piibrara.
ZU nehmen und ihm ein monatliches Gehalt von 100 Thaler
von jedem Mitgliede der Allianz zuzuweisen.^ Zu einer Einigung
kam es nicht. IMünster und Neuburg verhielten sich indifferent.
EndHch Avurde beschlossen Reuschenberg selbst anzugehen.
Dieser erklärte dem Vertreter Kölns^ er halte seinen sofortigen
Uebertritt in die Dienste der Verbündeten für zweckmässiger.
Allein Dussel fand, als er diese Erklärung am 28. März zur
Verlesung brachte, ebenso energischen Widerstand , wie am
Vortage. Auch die Anwesenheit Reuschenbergs in der Sitzung
vom 21). hatte keinen Erfolg. Trier blieb bei seiner Meinung.
Da entschloss sich der Kölner nachzugeben ; umsomehr , als
auch die Vertreter Münsters und Neuburgs sich auf die Seite
Triers stellton. Eürstenberg, der unterdess den Vorsitz über-
nommen, erklärte in der Sitzung vom 31. December, der Kur-
fürst — sein Herr — würde es zwar lieber gesehen haben,
wenn Rcuschcnberg die pfälzischen Dienste verlassen hätte,
füge sich aber der Meinung der übrigen Mitglieder der Einigung,
und stimme dem Beschlüsse bei, dass dem Reuschenberg zu-
gleich mit der Erlaubnis in pfälzischen Diensten zu bleiben,
ein monatliches Gehalt von 200 Thaler in Friedenszeiten zu-
gesprochen werde. Doch sollte derselbe allsogleich den Verbün-
deten den Eid der Treue leisten. Und dabei blieb es auch.2
Aehnliche Differenzen, wie bei Besetzung der Stelle des
Höchstcommandirenden, ergaben sich übrigens auch bezüglich
der anderen hohen Officiersposten, insbesondere der Stelle des
Generalwachtmeisters. Trier trat für den Obersten Ratschin,
Münster für den Obersten Cratz ein. Dieser war der ältere
Officier, jener nach Triers Ansicht der tüchtigere. Erst nach
längeren, mit der Bedeutung der Frage in keinem richtigen
Verhältnisse stehenden Debatten, gelang es einen allen Parteien
genehmen Ausweg zu linden. Es wurde beschlossen, dass es
den einzelnen AUiirten im Falle eines Krieges freistehen solle,
sich ihrer Ofticiere, jedoch auf eigene Kosten, zu bedienen; für
den Fall der Nothwcndigkeit einer gemeinsamen Operation aber,
' Für (li'ii l'all, dass die Verbündeten darauf nicht eingehen wollten,
«ollto ilini wenigstens ein Friedensgehalt von 3000 Tlialer gegeben
werden.
2 Die endgiltige Form fand diese Bestimmung in dem Reeesse vom
31. März, §. 1. Vgl. den Abdruck im Anhange.
I
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 165S. 109
sollte der Rangälteste Ofticier ohne Unterscliied, in welches
Fürsten Diensten er stehe, das Commando führen.^
Wesentlicher als diese beiden Fragen war aber die nach
Erhöhung der durch die Frankfurter Convention festgesetzten
Contingente. Auch hier vertrat Trier das conservative Element.
Anethan erklärte in der Sitzung vom 21. März, er glaube, die
Gefahr sei nicht so gross, um eine Erhöhung der Contingente
wünschenswerth erscheinen zu lassen, der Krieg werde ja noch
ausserhalb des Reiches geführt und die einzelnen Länder seien
ohnehin mit Lasten so beschwert, dass eine Vermehrung der-
selben durch Erhöhung der Contingente wenigstens eine Zeit-
lang noch zu vermeiden sei. Anders schon Hess sich der Ver-
treter des Bischofs von j\Iünster vernehmen. Die Bundes-
truppen — so äusserte Wiedenbrück — ■ belaufen sich auf
5500 Mann zu Fuss und 1250 Reiter;- diese Zahl genügt nicht;
man erhöhe die Reiterei auf das doppelte, die Fusssoldaten
um die Hälfte des Simplums. Aber noch viel energischer trat
der Vertreter des Pfälzers auf, dessen ergeizige Pläne ohne
eine bedeutende Erhöhung der Contingente nicht durchzuführen
waren. Er wisse wohl, so Hess er Snell reden, dass die Ver-
mehrung der Streitkräfte den einzelnen Mitgliedern beschwer-
lich falle, allein er fordere die Mitverbündeten auf, die An-
strengungen der Unkatholischen in Betracht zu ziehen, ihr
Augenmerk auf die Unternehmungen Schwedens und Englands
zu richten, zu bedenken, welche Mühe sich diese Mächte geben;
um Brandenburg, Dänemark und Holland in ihre Allianz hinein
zu ziehen; dann würden sie sich von der Nothwendigkeit der
Erhöhung der Contingente überzeugen. Allein er drang nicht
durch und das Ergebniss war, dass jedem der Alliirten zwar
freigestellt wurde sich zu rüsten, im allgemeinen aber die Be-
stimmungen der Frankfurter Convention bezüglich der Truppen-
contingente als zu recht bestehend anerkannt wurden.^
Gelegentlich dieser Berathungen über die Höhe der Con-
tingente tauchte hier in Köln zum ersten Male die Frage nach
einer gemeinschaftlichen Kasse auf. Der Vertreter des Kölner
^ Vgl. die Bestimmungen des Recesses vom .31. März im Anhange.
2 Joachim 1. c. 72.
' Die Verhandlungen nach den Conferenzprotokollen des W. A. (M). — ■
Vgl. §. 4 des Recesses vom .31. März.
wo riibi-ain.
Erzbiscbofes war es, der, sich in der Sitzung vom 31. März
ganz entschieden für eine solche aussprach und vorschhig,
jeder der alliirten Kurfürsten und Fürsten möge monathch
100 Thaler, alle übrigen Verbündeten geringere, nach ihrer
Leistungsfähigkeit festzusetzende Beträge zahlen. Der Vor-
schlag des Kölners wurde, wenn auch nicht mit Einstimmigkeit
zum Bcschluss erhoben * und dem Recesse einverleibt. 2 Und
zu all' diesen Angelegenheiten kam noch eine, welche obgleich
eine reine Ceremonialfrage, von nicht geringer Bedeutung war
— der Streit um den Vorsitz bei den Bcrathungen der Alliirten.
Wälirend der Mainzer denselben als Erzkanzler des Reiches
in Anspruch nahm, forderte der Kölner fussend auf die Be-
stimmungen der Goldenen Bulle Directorium und Vorsitz in
allen Fällen, in denen innerhalb seines Sprengeis Versamm-
lungen stattfinden würden. Eine Einigung zu erzielen, gelang
nicht; denn der Kölner blieb allen Ausführungen gegenüber
bei seiner Auffassung. Es war daher, wie uns scheint, ein
glücklicher Gedanke des Vertreters Christof 's von Galen, diesem
Streite wenigstens fürs erste dadurch ein Ende zu machen,
dass er den Antrag stellte, das Directorium möge jenem Fürsten
zustehen, in dessen Lande die Versammlung gehalten werde. ^
Allein obgleich dieser Vorschlag in der Berathung durchdrang
und in den Recess Aufnahme fand, ' war der Rangstreit zwischen
Mainz und Köln damit keineswegs beigelegt. Die nachtheiligen
Folgen desselben zeigten sich vielmehr alsbald. Der Kur-
fürst von IMainz hatte an den Berathungen zu Köln im März
keinen Antheil genommen. Wohl war sein Vertreter, Herzelles,
in Köhi anAvescnd und von allem was vorfiel in Kenntniss ge-
setzt worden; er hatte aber die Beschlüsse der Versammelten
wenigstens officiell nicht gut geheissen und den Recess nicht
unterzeichnet. Das gab nun Trier, dessen Gesandter, wie wir
sahen, im Verlaufe der Verhandlungen seinen conservativen
Standpunkt genügend zu erkennen gegeben, Anlass, die Giltig-
kcit des Recesscs vom 31. Älärz in Fraise zu stellen. Anethan
I
' Conforoiizprotokoll vom ;}1. März W. A. (M.).
2 Zum Cass.'ivorwaltdr wnrdo Grevonliiocli bestimmt. Vgl. don Recoss
vom ;J1. März ICÖf) W. A. (M.), §. ö.
' Conffir(Mizi>i()tok()II vom 29. März W. A. (M.).
* Vgl. §. 7 des Rocesses vom 31. März.
Beitrag zni- (rescliiclito dos Kboiiilmndns von IfiSS. 111
erklärte am 9. April, der Kurfürst — sein Herr — halte die
Errichtung einer Cassa und die Auswahl der Staabsofficiere
mit Rücksicht auf das Oberhaupt des Reiches und die übrigen
Fürsten Europas nicht für zweckmässig, insbesondere da Mainz
an den Berathungen keinen Antheil genommen und habe ihm
Befehl ertheilt, den Recess nur mit dem Vorbehalte zu unter-
zeichnen, dass Carl Caspar seine fernere und endliche Erklärung
erst dann abgeben werde, wenn der ]\[ainzer seine Meinung
geäussert haben würde.' Die Folge dieser Erklärung war,
dass in einer neuen Sitzung am 11. April der Bcschluss ge-
fasst wurde, dem Vertreter Johann Philipps, der in der Nähe
weilte, den Recess mit der Bitte zu übersenden, denselben im
Namen des Kurfürsten von Mainz unterzeichnen zu wollen.
Herzelles erklärte, er zweifle nicht daran, dass sein Herr die
Beschlüsse der Verbündeten im Grossen und Ganzen biUige,
zur Unterzeichnung des Recesses fehle ihm aber die Vollmacht.
Doch erbot er sich den Recess alsogleich dem Kurfürsten zur
Unterzeichnung zu übersenden.'^ Dies geschah, jedoch ohne
Erfolg. Denn Johann Philipp weigerte sich, bevor die Rang-
streitigkeit in seinem Sinne entschieden sei^ den Recess zu unter-
zeichnen, und so schieden die zu Köln versammelten Männer
von einander, ohne zu einer Einigung gelangt zu sein. Erst
gelegentlich der einige Monate später vornehmlich durch die
dem Stifte Thorn von den Spaniern drohenden Gefahren ver-
anlassten Versammlung der Verbündeten zu Köln, wurde diesem
Rangstreit ein Ende gemacht, das den vollständigen Sieg des
Mainzers bedeutete. Vergebens hatte der Kurfürst von Köln,
der seine Niederlage voraussah, nach einem Auswege gesucht,
vergebens Hess er durch seinen Vertreter seine Bereitwilligkeit
ausdrücken, auf das Directorium zu verzichten, wenn ihm nur
der Vortritt* gewahrt blieb; eine unzweideutige Zurückweisung
war die Antwort.^ Und wie entschlossen die Alliirten waren,
für den Mainzer einzutreten, zeigte sich, als der Vertreter
Maximilian Heinrichs bei den Verhandlungen mit den geldrischen
Deputirten über die Thorn'sche Angelegenheit, zu welchen von
' Conferenzprotokoll vom 9. April 1656. W. A. (M.)
2 Conferenzprotokoll vom 11. April 1656. W. A. (M.)
^ Conferenzprotokoll vom 24. August 1656. W. A. (M.)
112 Pribram.
den Alliirtcn ]Mainz, Köln und Münster delegirt worden waren,
wegen der Diocesangerecbtsame des Kölner's in dem Orte der
Beratliune: wiederum Directorium und ^"ortritt vor Mainz for-
derte. Denn als Herzelles mit Austritt aus der Beratlnmg, mit
seiner Abreise drohte, wurde von den Verbündeten die Aus-
scheidung des Kölner's und Ersetzung desselben durch den
Trierer beschlossen.' Aber der Mainzer gieng noch weiter. Er
forderte in der Sitzung vom 5. September die Vertreter Triers,
Ncuburgs und Münsters auf, den Kölner zu einem definitiven
Rückzuge in der Rangfrage zu vermögen,'- und als am 12. Sep-
tember der Recess über die Thorner Angelegenheit imterzeichnet
werden sollte und die verbündeten Fürsten, um neue Conflicte
hintanzulialtcn, vorschlugen, es möge der Recess durch eine
Deputation unterzeichnet werden, weigerte sich Herzelles, darauf
einzugehen und setzte in der That durch, dass der Recess nomine
directorii ^Nlonguntini von dem mainzischen Secretäre unter-
zeichnet wurde.-' Maximilian Heinrich war entrüstet. Er liess
seinen Verbündeten erklären, er habe seinem Vertreter Befehl
gegeben abzureisen, falls sie ihm sein Recht nicht zugestehen
W(dlten. Vergebens. Herzelles, der Ton diesen Erklärungen
Kunde erhielt, antwortete ruhig, sie hätten zwischen Mainz und
Köln zu wählen. ' Johann Philipp wusste, was er wagen konnte.
Noch am selben Tage kamen die Vertreter Triers, Neuburgs
und ^lünstcrs in die Wohnung Herzelles' und erklärten ihre
Bereitwilligkeit mit Ausschluss Köln's die Verhandlungen fort-
zusetzen. •• Damit war der Sieg des Mainzers entschieden, der
seinen entsprechenden Ausdruck in dem ersten Artikel des
Recesses vom 24. September fand ,dass es in puncto directorii
in politicis itemque sessionis allerseits, wie solches im Reich
von alters kundbarlich hergebracht, gehalten werden solle'.''
' Coi)foron/i)rotokoll vom 2.'}. Aujrust lG5ß. W. A. (M.)
' (.'<.nf<"rf'nz|>rf.fuk<ill vom .'i. So])toml)or 1C,')C>. W. A. (M.)
3 Coiiforoii/protokoll vom 1-2. .Sc'iitcinltor ICäC. W. A. (M.)
* ('onfprnn/.protokoll vom l.j. .Soptcmbor lOö«. W. A. (M.)
■'■ C'iinfcnm/.protokoll vom 15. September IGüG. W. A. (M.)
•■• V^rI, .lo-irliim 1. c. HO. Mit dor Nip(lprla<re des Kurfürsten von Köln
dürlH' in Verl.indunp zu bringen sein, d;us.s in der Sit/.nng vom 16. Sep-
tPMilior, der von Trier .«i-lifin ;im 2t. Ajiril jjeuiadite Vorsclilag, von der
Krric.litung einer Ka.ssa abzn.stehen, und die Erhaltung der Truppen
iJeitrag zur Geschichte des Rheiobundes von 1658. 113
Fragt man nacli den Gründen, welche die Alliirten zu
einem so entschiedenen Eintreten für die Rechte des ]\rainzers
bewogen, so wird man dieselben weniger in der Ueberzeugung
von der Richtigkeit der iNFainzischen Deductionen, als in dem
Umstände suchen müssen, dass die Alliirten nicht einen Auo-en-
blick darüber im Zweifel waren, dass Johann Philipp von
Mainz durch Stellung, Verbindungen und die hohen Ziele seiner
Politik in ungleich höherem Maasse beftlhigt war, die Interessen
der Verbündeten zu vertreten, als der geistig völlig bedeu-
tungslose, zaghafte Erzbischof von Köln. Denn Johann Philipp
war es, der von allem Anfting an von der richtigen Erkenntniss
der Unzulänglichkeit der Kräfte, über welche die Verbündeten
geboten, ausgehend, für die Anlehnung an eine oder die andere
der Grossmächte Europa's eingetreten war. Und hatte er auch
an dem ehrgeizigen Neuburger einen Genossen bei diesen
Plänen, so Hess sich dieser von den beschränkten Gesichts-
punkten der eigenen Interessen und der Religion in viel höherem
Maasse leiten, als der Mainzer, dem es bei der Wahl der auf-
zunehmenden Mitglieder weniger darauf ankam, welcher Con-
fession dasselbe angehöre, als inwieweit man von den in
das Bündniss zu ziehenden Mächten auf ein Eintreten für die
Interessen der deutschen Fürsten werde ^-echnen können. Nur
von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet gewinnt die an
Doppelzüngigkeit und scheinbarer Haltlosigkeit kaum zu über-
bietende Politik Johann Philipps Interesse und Bedeutung.
Ihm stand ein Ziel vor Augen, ein Ziel, hoch genug, um seinen
Ehrgeiz zu befriedigen und dennoch erreichbar, nur mussten
die Verhältnisse es fügen, in welcher Richtung er sein leicht
bewegliches Schiff werde zu lenken haben. Dass es Johann
Philipp sehr erwünscht gewesen wäi'e, wenn Neigung und
Interesse sich gedeckt und er jene nicht hätte opfern müssen,
um diese zu wahren, ist gewiss; und sicher wird man kein
ungünstiges Urtheil über ihn desAvegen fällen können, weil er
weder den beschränkten katholischen Standpunkt des Neu-
burgers noch den beschränkten politischen Standpunkt des
durch jeden Einzelnen in natura leisten zu lassen , von Mainz lebhatt
unterstützt und von den übrigen gebilligt, durchdrang und die Abän-
derung dieses Artikels in dem Recesse vom 31. März gebilligt wurde.
(ConferenzprotokoU vom 16. September 1(356.) W. A. (M.)
Sitzungsber. <1. phil.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 8
\ 14 Pribram.
Trierers verti-at. Die Zeiten, wo die gleiche Religion ein un-
umgängliches Erfonlerniss einer politischen Einigung bildete,
waren längst vorüber. Durfte der allerchristlichste König mit
dem Ketzer Crom well Hand in Hand gehen, so konnte man
es dem Erzbischofe von Mainz nicht verargen, wenn er in
der Aufnalime eines reformirten Fürsten keine Schädigung
des katlioHschen Glaubens sah. Und ebenso Avenig wird man
in dorn Anschlüsse an ausserdeutsche Mächte an und für sich
einen Felilcr der Älainzischen Politik erklicken können. Das
Urtlieil über Johann Philipp als ]\Iensch hängt vielmehr von
der Beantwortung der Frage ab , ob ihm das persönliche
(mI.t das Reichsinteresse höher galt; das Urtheil über den
i'oHtikei- Johann Philipp wird durch die Entscheidung der
Fraire gefällt, ob die Fürsten, denen er sich schliesslich in die
Arme geworfen, wirklich jene waren, von denen ein wahres
Interesse fiii- das deutsche Reich und ein Verständniss für
dessen P>ediirfnisse zu erwarten war.
II.
Ueber die Verhältnisse, unter denen es den Alliirten ge-
lang, die i\Iitglieder der Hildesheimer Allianz ^ vom Jahre 1652
liir den Eintritt in den rheinischen Bund zu bewegen, sehen
wir mich den neuesten Publicationen ganz klar.^ Der Wunsch
nach einer Kinigung bestand von dem Momente des Abschlusses
des auf ühnhehen Grundlagen aufgebauten Bündnisses. Es be-
durfte daher nur der richtigen Persönlichkeit, um die Ver-
l)iiiibm;,^ an/,idviiiij)f<ii. Diese fand sich denn auch in dem
Kurlürstcn von Mainz. Er begann vorerst mit der Hessen-
Oass(rrsch<'n Re<;i(M-nng zu verhandeln. Februar 1650 waren
<lii' \''ii\< rh.iiidhingen bereits so weit gediehen, dass Johann
l'liilijip mit dem Landgrafen Wilhelm in persönliche Bezie-
' Mitfrliodor iI<t Hildeslioiiner Allianz waiou «lio Heiv.oo^e August zu
Wolfoiiliflttol, Christian Ludwifr /,„ Celle und Georg Wilhelm zu Han-
nover, din Kr.nipin Cliristino von Schweden wegen ihrer deutschen
n.Tzdcthilni.T Hr.Miu'n im.l N'cidcu und Landgraf Wilhelm VI. von
n<'.ss<Mi-(';issi'I.
» Vgl. Joachim 1. c. 112 ir. und Köcher 1. c. 142 ff.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1G58. IIÖ
Illingen treten konnte. Und sobald die Sache, trotz aller Ver-
suche sie geheim zu halten, dem Kaiser und den übrigen deut-
schen Fürsten bekannt geworden war, trat der Mainzer mit
dem Gedanken auf, alle Mitgheder des Hildesheiraer Bundes
zum Anschlüsse an die Union der rheinischen Fiirsten aufzu-
fordern. Der Pfälzer war, als er von diesen Plänen Kunde
erhielt, sehr erzürnt. Begreiflich; sollte ja doch der I5randen-
burger, der Verbündete Schwedens — obgleich er nicht Älit-
glied des Hildesheimer Bundes war — zum Eintritte in den
Bund aufgefordert werden. Und nicht günstiger nahm der Bi-
schof von Münster, dem vom Könige von Schweden die grössten
Gefahren drohten, die Mittheilungen des Mainzers auf. Am
allerdeutlichsten und heftigsten aber äusserte sich der Kölner
gegen die Aufnahme aller Mitglieder des Hildesheimer Bundes.
Eine umfangreiche Correspondenz zwischen Johann Philipp und
Maximihan Heinrich, die uns noch erhalten ist, legt Zeugniss
dafür ab, wie unermüdHch der Mainzer in seinem Bestreben
war, den Kölner von der Nothwendigkeit der Erweiterung der
Allianz, von der Bedeutung des Eintrittes der braunschwei-
gischen und Hessen-CasseFschen Fürsten für dieselbe und der
Unerlässhchkeit, mit diesen Fürsten auch ihren Verbündeten,
von denen sie sich nicht trennen wollten und könnten, den Eintritt
in den Bund wenigstens freizustellen. Gleichwie E. L"^^", schreibt
er in einem sehr ausführlichen und inhaltsreichen Briefe an
Maximilian Heinrich, bekannt ist, dass es in der jetzigen Zeit
unvermeidlich ist, unsere Verfassung auf alle thunliche Weise
mit anderen dazu gleich entschlossenen Ständen bestmöglichst
et cum effectu zu stärken, ,so werden E. L. im fürsinnen auch
selbst hochvernünftig befinden, daß zu solcher gemeinmüthigen
friedensmessigen Zusammenhaltung kein ergibiger mittel ob-
handen, alß daß man nit allein ohne außbehalt der zwey-
spaltigen Religionen, sonder darzue sonst universaliter und in-
diseriminatim alle dieienige status imperii, die pro eins tutela
unanimi ac praesentis in imperio status solidamento mit Unß
einerley gesinnet sein, in die angefangene Sambtverstendnus
an sich zihe, wohin wir dan gleichfalß zu forderist die Köm:
Kay: May: unsern allergnädigsten Herrn, wie nit weniger Chur
Bayerns L'^^" zu ziehlen verspüret und jederzeit der Einiguns-
Verwandten Chur- und Fürsten einmütige Meinung eben dießeß
j^J^g Pri1)iam.
intendiret bat^' Allein in diesem Punkte drang Johann Philipp
nicht durch. Denn der Erzbischof von Köln, durch die per-
sünliche Niederlage, die er in der Rangfrage erlitten, gereizt,
antwortete ihm: ,Wir müssen nochmals dafür halten, daß beßer
und sicherer bey der Particularinvitation beyder Häuser Braun-
schweig und Hessen-Cassel zu bleiben'; 2 und die übrigen Fürsten,
insbesondere Trier und ]\Iünster, pflichteten ihm bei. So wurden
denn in dem Einladungsschreiben an die Häuser Braunschweig
und Hessen-Cassel alle ,anstössigen' Stellen gestrichen und
dieses castrirte Schreiben Ende September 1656 denselben zu-
gesendet. Was folgte, bewies, wie recht der Mainzer geurtheilt
hatte. Denn die Invitirten erklärten in ihrer nach langen ge-
meinsamen Berathungen erfolgten Antwort ihre principielle Ge-
neigtheit, dem Bunde beizutreten und in einer näher zu bestim-
menden Zeit die Verhandlungen zu beginnen, betonten aber zii
gleicher Zeit die Nothwendigkeit, den Satzungen der Hildes-
heimer Allianz entsprechend, vor Mittheilung des nunmehr ob-
sch webenden Projectes an ihre Verbündeten, darüber Nachricht
zu haben, ob die Invitanten gesonnen seien, den im Ilildes-
heimer Vertrag mitvereinten Herrschern von Schweden und.
Brandenburg — letzteres war gar nicht Mitglied des Bundes
— allerdings mit Beschränkung auf ihre deutschen Besitzungen
den Eintritt in die Allianz freizustellen.'^ Die Alliirten — mit
Ausnahme Johann Philipps — -waren mit dieser Erklärung wenig
zufrieden, und es gelang erst nach vielen neuen Bemühungen,
sie zu vermögen, den Vertretern der invitirten Fürsten am
21. Februar 1607 die Erklärung abzugeben, dass man die Auf-
forderung zum Eintritte in den Bund auch an Schweden und
Brandenburg richten werde, jedoch — Avie ausdrücklich her-
vorgejioljcn wurde — nur in liiiisiciit auf ihre im Reiche ge-
legenen Ländi-r und mit der weiteren Ilinzufügung, ,man hoffe,
die InvitiiN 11 würden mit praecaviren helfen, dass man weder
' Si-liroil)r!ii .Joliaiin IMnlipiKS au Maximilian Heinrich ddo. 7. Juli 1656,
\\ . A. iM), wo i^ii-li die {janze Correspondenz der beiden Fürsten aus
diflsor Zoit, allerdings in Copien, befindet.
' Sohroibon Maximilian HiMuriobs an .Johann Philipp, -11. Juli 16ÖG. W
A. (M.)
» l)a.s tmd diu» Folponde nach Joaciiim i. c. 170 ff.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 117
direct noch indirect in den gegenwärtigen weitläuHgen Krieg
mit verflochten .werdet'
Es Avird nicht in letzter Linie diese VerclausuHrung der
Annahme gewesen sein, welche die Invitirten bewog, die Be-
rathungen über das Allianzwerk auf einen entfernten Zeitpunkt
— Mitte Juni — zu verschieben; man durfte hoffen, dass unter-
dess die allgemeine Lage sich etwas geklärt haben werde.
Noch bevor die Frage unter den Alliirten entschieden
war, ob man Schweden und Brandenburg den Eintritt in den
Bund freistellen solle , hatte der Mainzer auf directem und
indirectem Wege sich zu orientiren gesucht, inwieweit die
beiden Fürsten ihrerseits die Anknüpfung eines festeren Ver-
hältnisses mit den rheinischen Alliirten wünschten. Karl Gustav,
auf den Johann Philipp durch die Betonung der Bedeutung
der Allianz zum Zwecke der Lischrankenhaltung des Kaisers
wirken zu können hoffte, zeigte anfangs wenig Neigung, den
Plänen des Mainzers Gehör zu schenken. Begreiflich; denn was
konnten dem vorwärtsstUrmenden Karl Gustav diese kleinen
deutschen Fürsten mit ihren Mittelchen bedeuten ! Welchen
Nutzen konnte er, der damals im Zenite seiner Erfolge stand,
der Polen siegreich durchzogen , die feindliche Armee in
einer dreitägigen Schlacht aufs Haupt geschlagen hatte, dem
Polen zu Füssen lag, vor dem Russland erzitterte, der sich
schon Herr des baltischen Meeres fühlte und sich in Träumen
bald mit der Kaiserkrone bald mit dem Turban des Sultans
geschmückt sah, von der Aufforderung des Mainzers sich ver-
sprechen, einem Bunde beizutreten, dessen Zweck die Erhaltung
des Friedens war und dessen Truppen kaum ausreichten, um
die Lücken auszufüllen, welche der Tod in die Reihen seiner
Krieger riss. Wir sind leider nicht genügend über die Unter-
handlungen unterrichtet, welche in dieser Zeit mit den Schwe-
den gepflogen Avorden sind, und es liegt keine directe Aeusse-
rung Karl Gustavs vor, aus der sich abnehmen Hesse, welchen
Werth er der von JMainz vorgeschlagenen Einigung beigemessen
hat. Aber das glauben wir behaupten zu dürfen , dass der-
selbe jedenfalls ein äusserst geringer gewesen sein wird, und
dass Karl Gustav dem Bunde in den Zeiten des Glückes nur
' Joachim 1. c. 192,
118
Pri bram.
darum beigetreten wäre, um durch seine Weigerung die Alliirten
iiiclit in die Arme des ihm gründlich verhassten Kaisers zu
treiben. Etwas anders nun standen aber die Verhältnisse, als
dann im Frühjahre 1G57 auf Grund der Beschlüsse der ver-
bündeten Füi-sten dem Könige von Schweden officiell die Ein-
ladung zur Theilnahme an den Berathungen des Bundes zuging.
Einerseits hatte dieser jetzt, wo Schwedens Verbündete, die
Fürsten von Braunscliweig und Hessen-Cassel, Mitglieder des-
selben waren, wo mit Frankreich, wie Schweden wohl wusste,
um dessen Aufnahme verhandelt wurde, an und für sich eine
viel hühere Bedeutung als vordem; dann aber — und das war
das Entscheidende — hatte sich die Lage des Schwedenkönigs
wesentlich verschlechtert. Durch die vollzogene Einigung Polens
und Oesterreichs, durch die in Aussicht stehende Verbindung
des Kaisers mit Dänemark, durch die drohende Haltung, welche
der siegreich vordringende Moscoviter annahm, war Karl Gustav,
insbesondere da zu gleicher Zeit Dänemark den Krieg zu er-
klären drohte, Friedrich Wilhelm aber — der Verbündete Karl
Gustiivs — schwankend wurde, in eine Lage gerathen, in der
ihm jede wenn auch noch so unbedeutende Unterstützung werth-
voll erscheinen musste. Und zu alledem kam noch, dass der Tod
Ferdinands HL, bevor noch dem Reiche der Nachfolger bestimmt
war, der ^lehrzahl der alliirten Fürsten, als Kurfürsten, einen
Zuwachs an Ansehen und Bedeutung verlieh, deren sich Karl
(Justavfür seine Zwecke zu bedienen gedachte. Dass unter solchen
Verhältnissen der Schwedenkönig sich mit grösster Freude und
unter (Jewährung bedeutender Zugeständnisse für den Eintritt in
die Allianz ausgesprochen hätte, weini er von den Alliirten ein
rückhaltloses Eingehen auf seine Eroberungspläne hätte erhoffen
können, scheint ausser Zweifel zu stehen. Da er aber aus den
]5»M-iciiten seines in Frankfurt weilenden Vertreters Snoilsky er-
sehen musste, dass die Allianz der deutschen Fürsten eine
unfertigr Sache sei, deren raschen Fortschritt die Verschieden-
artigkeit der Interessen der Verbündeten unmöglich mache, hatte
di«' iiblf Lage, in die er gerathen, nur den Erfolg, dass er seine
(uMicigthcit aussprach, die Unterhandlungen über den Eintritt in
die Allianz durch seinen Vertreter in Frankfurt führen zu lassen. >
' Für diu II;iltung Schwodons vgl. .Joachim 1, c. 211 ff.
Boitiag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 119
Nicht ganz dieselben Gründe, welche für die Entscheidung
des Schwedenkönigs massgebend gewesen sind, haben die Ent-
schliessungen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm geleitet. In
dem Momente, da von Seite der alliirten Fürsten an ihn die
Anfrage erging, ob er bereit sei, an den Verhandlungen in
Frankfurt theilzunchmen, befand sich der grosse Kurfürst in
einer so unklaren Situation, dass an eine bestimmte Erklärung
seinerseits für oder gegen die Rheiubundfürsten nicht zu denken
war. Zu Beginn des Jahres 1657 war der kaiserliche Gesandte
Lisola an seinen Hof gekommen, um ihn, der von Anfang an
nur nothgedrungen und widerwillig dem Schwedenkönig gefolgt
war, mit den Polen auszusöhnen und für den Kaiser zu ge-
winnen. Und nicht ohne Eifer hatte Friedrich Wilhelm Lisola's
Ausführungen gelauscht. Was band ihn denn auch jetzt, nach-
dem er den Lohn für seine Unterstützung erhalten, nachdem
er souveräner Herr des herzoglichen Preussen's war, an den
Schwedenkönig, dem er ebenso misstraute, Avie er bei demselben
Misstrauen erregte? Wenn er von den Polen die Bestätigung
dieser Erwerbung durchzusetzen vermochte, so hatte er erreicht,
was ihm voifi Beginne des schwedisch-polnischen Conflictes als
höchstes Ziel vorgeschwebt hatte. Dass er in diesem Falle,
wenn er sich von Schweden ab- und dea verbündeten katholi-
schen Mächten zuwendete, den Oesterreich damals jedenfalls
nicht mehr günstig gesinnten ßundesfürsten mit einer ent-
schiedenen Weigerung, in ihre Verbindung einzutreten, hätte
entgegentreten müssen, war ihm klar: Allein so weit waren
die Verhandlungen noch nicht gediehen. Noch war er der offene
Gegner Polens, noch war er der Bundesgenosse Karl Gustavs,
und mit dem Kölner Erzbischofe so wie mit den braunschwcigi-
schen Fürsten im intimsten Freundschaftsverhältnisse. Unter
diesen Verhältnissen, wo er um des Kaisers willen nicht
energisch für, um seiner angeblichen Verbündeten und Freunde
willen nicht gegen den Bund auftreten konnte und wollte,
bheb ihm in der Tliat kein anderer Ausweg offen, als der,
den er gewählt hat.^ Seine Vertreter in Frankfurt erhielten
1 Für die Lage des Kurfürsten von Brandenburg in dieser Zeit vergleiche
Pribram, Die Berichte des kaiserlichen Gesandten Franz v. Lisola,
1655—1660. Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquelleu, Bd.
LXX, Einleitung, p. 33 ff.
120 Piibiam.
Bcfelil, sicli von den Verhandlungen nicht auszuschliessen, sich
aber zu keinen bindenden Versprechen zu versteigen, sondern
Alles, was von den verschiedenen Parteien vorgebracht werde,
anzuhören und darüber zu berichten. Von der Gestaltung der
allgemeinen Verhältnisse, insbesondere von dem Verlaufe seiner
Verhandlungen mit Polen irad dem Kaiser wollte Friedrich Wil-
helm es abhängen lassen, auf welche Seite er sich schlagen werde.i
Neben den Braunschweiger und Hessen - Cassel'schen
Fürstenhäusern, neben Schweden und Brandenburg, gab es noch
eine protestantische Älacht, mit welcher die alliirten Fürsten in
Unterhandlungen traten. Das waren die Generalstaaten der
vereinigten Niederlande. Und merkwürdig genug, gerade mit
dieser ]\Iaciit, gegen deren Aufnahme in den Bund Niemand,
wie ]\Iünster gegen Schweden, Neuburg gegen Brandenburg,
aus persönHchen Gründen, sich besonders heftig auszusprechen
Ursache hatte, sind die Verhandlungen zu keinem Abschlüsse
gekommen. Der Grund dieser Thatsache ist in den beson-
deren Interessen zu suchen , welche in den verschiedenen
Momenten der Verhandlung die beiden Parteien bestimmten.
Vielleicht ist es gestattet, die Verhältnisse, untfer denen die
Anknüpfung und das Scheitern der Verhandlungen erfolgte,
hier des Näheren zu erörtern, da die in den Mainzer Beständen
des Wiener Archivcs vorhandenen Conferenzprotokolle und die
Correspondenz des Mainzei" Gesandten im Haag eine klare Ein-
sicht in die einzelnen Stadien der Verhandlungen ermöglichen.
Im \'( ilaufe der in Köln zu Beginn des Jahres 165G gelialtenen
Berathungen erhob sich in einer Sitzung, als die geldrischen
Abgeordneten, mit denen der Thorner Angelegenheit wegen
bcrathcn worden war, sich entfernt hatten, der Vertreter des
Bischofs von ]\Iünster und liiclt eine längere Rede, deren Inhalt
das bislang licrrschende Dunkel über die ersten Anknüpfungen
mit dt'ii Staaten aufhellt und ungefähr folgendermassen lautete:
Der l>isfhof von jNIünster, sein Herr, habe ihm schon vor
einigen Wochen Befehl ertheih, bei günstiger Gelegenheit den
vcrsainmehen Fiirsten vorzustellen, .wie sie gleich nach endi-
guug d<T vorhin /Aw Fraiikhfiirth gehaltener confcrenz mit
' \'g\. Joachim 1. c. 22-.' uinl Urkuiitleu und Acten zur Gesclüclite des
groMoii Kiirfilrston. VIII, ölO ff,
Beitrag zur Gescliiclite des Kheinbuiules von 1058. 1^^[
Ihren gedankhcn dahin nmbgangen, auch in würklichcn Vor-
schlag gebracht, ob die alliirte Chur- undt Fürsten mit den
Staaten von Holhindt in eine defensive verbündnus auf sichere
weiß undt maß einzulaßen und vermeinte Ihre Fürstliche Gnaden
eß könte solche alliance, ob sie gleich mit den uncatholischen
geschehen, bey Ihrer Päbstlichen Heyligkeit oder Ihrer K. M.
desto weniger nachdenken und widriger appraehension ge-
behren, weilen wan man die darauß entstehende Commoda mit
den incommodis ponderiren wolte, der Vortheil vor dise seith
außschlagen würdte/
Er gab zu bedenken, mit welch' unhaltbaren Behauptungen
der Schwedenkönig seinen Zug nach Polen zu entschuldigen
versuche und dass es demselben noch weniger an schönen Vor-
wänden mangeln würde, um einen oder den anderen Stand des
Reiches, vornehmlich unter dem Verwände der Vertheidigung
der protestantischen Fürsten, anzugreifen; ,dahero weilen dan
Ihre Fürstliche Gnaden alß den Staaden von Hollandt negst
angesessene, die beste gelegenheit gehabt, deren gedanckhen
sondiren zu laßen, betten sie solches nit außer acht gelaßen
undt zwahrn anfangs erfahren, daß mehrgedachtc Staaden
mehrers dahin incliniret mit einem gantzen Craiß, alß einem
oder andern particular Chur- und Fürsten in alliance einzutretten
wie sie dan selbst zu Arnheimb darüber deliberiret auch be-
schießen sich dilJertwegen bey dem Nider Sächsischen oder
Westphälischen Craiß zu bewerben; alß Ihnen aber dagegen
die obstacula demonstriret, wie nemblichen mit Ihnen dem
Nieder Sächsischen Craiß daß foedus wegen deß vom König
von Schweden dabey mitführendten undt alternirendten Direc-
torii einzugehen bedenkhch fiele, bey dem Westphälischen
Craiß eß auch allerhandt Unrichtigkeiten abgebe undt man
zue gemeiner Craißversamblung nit weniger zu dem schluß ge-
langen könte, betten sie sich nit ungeneigt erklähret, mit sichern
Chur- undt Fürsten verbündtlich einzuelaßen/ Er fügte ferner
hinzu, der Mainzer habe sich dieser Sache nicht nur nicht
abgeneigt gezeigt, sondern seinen Herrn wiederholt gedrängt,
und noch jüngst habe des Kurfürsten Minister, Boineburg, von
ihm zu wissen begehrt, Avie weit diese Angelegenheit vorge-
schritten sei. Auf diese des Mainzers Willfährigkeit bauend,
sei des Bischofs Oberst Wilich, der bereits wiederholt mit den
122 Piibram.
Staaten verhandelt, nach dem Haag gesendet worden. Wilich habe
auch bereits geschrieben , dass er die Angelegenheit in so gutem
Stande gefunden, dass die Verbindung, falls von Seite der
Alliirten keine Verzögerung verursacht würde, ohne Schwierig-
keiten erfolgen dürfte. Um jedoch den Beschlüssen der Alliirten
nicht vorzugreifen, habe der Bischof seinem Vertreter allsogleich
die Weisung zukommen lassen, sich nicht allzmveit einzu-
lassen, sondern den Staaten blos Mittheilung von dem bereits
abgeschlossenen Bündnisse zu machen und die für beide Theile
aus einer Vereinigung resultirenden Vortheile ins rechte Licht
zu stellen. Er erlaube sich daher, so schloss Wiedenbrück seine
Rede, im Namen seines Herrn den Stand dieser Angelegenheit
den versammelten Käthen vorzulegen, damit alle Vorsichts-
massregeln getrofien würden, auf dass der Rehgion kein Nach-
theil erwachse, eine bestimmte Anzahl der zu stellenden Mann-
schaft verglichen, der Krieg zu Wasser diesseits ausgeschieden,
eine bestimmte Dauer der Allianz festgesetzt werde. Er hoffe,
dieser Vorschlag, niii dem der Mainzer — der bei dieser Ver-
sammlung nicht vertreten war — sich bereits einverstanden
erklärt uud \(>ii dem er aiich dem Neuburger bereits Mit-
thi'iluug gemacht, werde auch den übrigen Mitgliedern der
Versannnluug zweckmässig erscheinen und in Kürze der Ver-
wirklirliinig zugefiihrt werden.'
ISaclidcm der Vertreter des Bischofs von IMünster geendet,
erhob hich Metternich, der Bevollmächtige des Kurfürsten Maxi-
milian Heinrich von Köln. Seine Rede hat für die Kenntniss
dir v(»ruial.s zwischen Köln und den Staaten schwebenden Ver-
haiidhuigen besonderen Werth. Denn er begann mit der Er-
klärung ,waßmalien vor diesem, alÜ die Spanisch -Lothringisch
und ( "ondr-ische Völkher das Stifft Lüttig so feindtthätig über-
fallen und tractirt, die Staaden under der handt ihre alliance
undt assistenz ofTcriit, die welche auch Ihrerseits auß con-
sideratien, das man dielk' hüll' und die eommoditet der Stadt
Masliiilit in Av\- iiähe gehal)t, andern beystandts aber von
langer handt nmli eiwarlen niüli«ii, damalß eingangen undt
bcschlolien hellen, wan iiii gesehen, daß J. K. M. undt andere
' Miiii.MtoriKcli V.itinii l).'i iI.t CnntVicir/, y.n ("(illn im .laiuiario .nnno 1I').')G
p-hnlloii. \V A. (.M.). Diircli «licscs Votum werden alle Zweifel gelöst,
wolrlio iiDcli .loarliiiii 1. c 11» ff. üiissoit.
Beitrag zur Geschiclite des Khciiibundes von 1U58. 123
Catliolische Clmr- und Fürsten beclenklicli zue sein vermeint
mit den uncatholischen sich zu verbindten/ Da aber der
Bischof von Münster die Angelegenheit von Neuem vorbringe,
der Mainzer dazu neige, will der Kurfürst von Köln das, was
Andere für gut finden, nicht schlecht lieissen und ist bereit,
seinerseits die Verhandlungen zu fördern, vorausgesetzt, dass
die von Münster betonten Beschränkungen, zu denen der Kölner
eine weitere — dass bei Streitigkeiten zwischen Spanien und
den Staaten wegen der strittigen Länder an der Maas die
Hilfeleistung nicht stattfinden sollte — hinzufügte, von den
Staaten zugestanden würden.' Und ähnlich wie der Vertreter
Maximilian Heinrichs erklärte sich Snell im Namen Philipp
Wilhelms. 2 Nur Anethan, Karl Kaspars Bevollmächtigter, zeigte
sich zurückhaltend. Er hatte von den Bestrebungen des Mün-
sterers früher noch nichts vernommen, war daher in diesem
Punkte ohne Instruction und erklärte sich daher ausser Stande,
über die Intentionen seines Herrn Aufschluss zu geben. Damit
hatten die Verhandlungen fürs Erste ihren Abschluss gefunden ;
die Besprechungen mit den geldrischen Käthen und die Bera-
thungen über die mit dem Kaiser und dem spanischen Gouver-
neur der Niederlande zu pflegenden Verhandlungen füllten die
Sitzungen der Fürsten im Laufe des Monates Februar aus.^
Erst in den Ende März 1(J50 wieder aufgenommenen Ver-
handlungen kam auch die niederländische Angelegenheit von
Neuem aufs Tapet und bildete einen der vornehmsten Gegen-
stände der Berathung. Es waren da vornehmlich die Vertreter
Triers und Münsters, welche in langen Reden ihre ganz ent-
gegengesetzten Ansichten über die Zweckmässigkeit oder Un-
1 Vgl. auch die erst uacli Vollendung' dieses Aufsatzes erschienenen Bemer-
kungen von Oskar Krebs in den Göttinger gelehrten Anzeigen 1887. 8421V.
2 Aus der von Snell abgegebenen Erklärung ist zu ersehen, dass der
Pfalzgraf bereits gelegentlich der Frankfurter Convention mit dem Kur-
fürsten von Mainz über diese Angelegenheit gesprochen, nocli im Jahre
1655 bei den Staaten die Sache angeregt und von diesen die Antwort
erhalten hat, dass sie lieber einer Gesammtkreisverfassung beitreten
würden. Da er aber — fuhr Snell fort — unlängst von dem Bischöfe
von Münster vernommen, dass die Staaten dem Eheinbunde beizutreten
jetzt geneigter seien, habe er seinem Herrn davon Mittheilung geniaclit
und erwarte demnächst die Antwort. W. A. (M.)
3 Vgl. Joachim 1. c. 81 ff.
124
Pribi am.
Zweckmässigkeit einer mit den Staaten anzustrebenden Einigung
auseinandersetzten. Es dürften verschiedene Motive gewesen
sein, wek-he den Trierer einer Einigung mit den Staaten so
abgeneigt gemacht haben. Einmal der reHgiöse Gesichtspunkt.
Dem strenggläubigen, den irenischen Ideen Johann Philipps
von .Alainz abholden Karl Kaspar musste eine Einigung mit
dem kathr.lischen Oesterreich unter dem Schutze und, wie zu
hoffen stand, auch mit der Unterstützung des Papstes viel
geeigneter erscheinen, als der Anschluss an diese protestantische
:^Iacht, die im heftigsten Kampfe gegen das katholische Spanien
ihre Selbständigkeit errungen und behauptet hatte. Aber auch
politische Motive wirkten mit, dem Trierer die Verbindung
mit den Staaten zu verleiden. Denn welchen Vortheil konnte
er sich aus einer Einigung mit dem selbstsüchtigen Handels-
volke versprechen V Und zu alledem kam noch eine gcAvisse
angeborene Abneigung gegen jeden weitgehenden Plan. Trotz
alledem hätte aber die Rücksichtsnahme aui den allgemeinen
Wuuscii und dieErkenntniss der Erfolglosigkeit einer Opposition
in diesem Punkte den Kurfürsten bewegen müssen, seine Ab-
neigung gegen die Verbindung mit den Staaten in einer etwas
weniger schroffen Weise zum Ausdrucke zu bringen als Anethan,
der trierische Kanzler, dies in der Sitzung vom 28. März gethan
liat. In der That scheint denn auch die Rede Anethan's mehr
der Ausdruck der persönlichen Auffassung des Oesterreich
ganz ergebenen trierischen Kanzlers, als die feste Meinung
des Kurfürsten gewesen zu sein. Denn Anethan begann damit,
dass er den versammelten Rathgebern vor Augen führte, ,wie
die Staaten die Reichlistätte vom Reich abgezwackt und die
Cathühöche rcligion vernachtheiligt, daß die foedera cum potcn-
tioribus gefelirlich und die Staaten vorhin mit Churbrandenburg
in Vcrbündtnus, welches noch nicht cassirt, stünden'. Und im
weiteren \'irhmfe seiner Rede Avies er auf die Gefahren hin,
weh-he den Alliirtcn aus einer Einigung mit den Staaten er-
wach.scn könnten, die ja in Feindschaft mit Sclnveden und an-
deren Mäeliten stünden, luid im l'alle eines Angriffes die Hilfe
der Verbündeten cnergiscli lordern, um Unterstützung angerufen
aber <lie Aehseln zucken würden. Es war so recht eine Verthei-
digung der eigenen Restrel)ungen und der Politik der Holländer,
mit wcldier der Vertreter Münsters, der sich unmittelbar, nach-
Beitrag znr Geschichte des Khcinluindcs von 1G58. 120
dem Auetban geendet, erhob, diesem entgegentrat. Die Ncigiui"-
der Staaten — so erklärte er — sich mit den deutschen Fürsten
zu einigen, entspringt dem Wunsche, gemeinsame Massregeln
zur Sicherung des beiderseitigen Besitzes zu ergreifen; von
selbstsüchtigen Motiven kann nicht die Rede sein. Und wenn
Anethan die Befürchtung ausgesprochen hatte, es werde dem
Brandenburger durch dieses Bündniss der Alliirten mit den
Staaten die Gelegenheit zur Durchführung ähnlicher Pläne,
wie der gegen Neuburg gewesen, gegeben werden, so wusste
der Vertreter des ]\lünsterers diese Befürchtung dadurch zu
beseitigen, dass er erklärte, es würden in einem solchen Falle
schon den Bestimmungen der Allianz gemäss die Alliirten ge-
nöthigt sein, Neuburg als den Angegriffenen, nicht aber das
angreifende Brandenburg zu unterstützen. ^ Wenige Tage darauf
langte die Antwort Karl Kaspars ein, in welcher er erklärte,
auf die neuerlichen Bitten der Alliirten hin, seine Einwilligung
zu den Verhandlungen geben zu wollen. Es mag seinem
Kanzler schwer geworden sein, diese Erklärung kund zu
thun, denn sie enthielt, wenn auch in etwas zurückhaltender
Form, die Billigung des Planes und die Anerkennung der
bereits gepflogenen Verhandlungen und zu gleicher Zeit das Ver-
sprechen, falls die weiteren Unterhandlungen einen günstigen
Verlauf nehmen sollten, sich von den übrigen Alliirten be-
züglich der in dieser Angelegenheit zu fassenden Beschlüsse
nicht trennen zu wollen.- Mit dieser Erklärung des Trierers
war die principielle Frage der Zweckmässigkeit des Anschlusses
an die Staaten entschieden. Sogleich begann der Vertreter
Münster's mit Vorschlägen für die Aufnahme der Verhandlungen.
Er betonte, wie schon vordem, die Nothwendigkeit, die Rück-
sicht auf die Religion nicht ausser Acht zu lassen, trat für die
Fixirung der Dauer des Bundes auf eine bestimmte Zeit ein,
empfahl ,die Völker auf den Fuss des Simplum zu nehmen'
und die Unterstützung auf den Kampf zu Lande einzuschränken.
Zwei Tage später legte der Vertreter Kölns die im Auftrage
1 ConferenzprotokoU vom 28. März 16üG. \V. A. (M.). Der Nenbiirger er-
klärte, sein Herr sei im Principe geneigt, in Verhandlungen einzutreten,
betonte aber die Nothwendigkeit den streng defensiven Charakter des
abzuschliessenden Bündnisses zu wahren.
2 ConferenzprotokoU vom 9. April IGöG. W. A. (M.)
\2Q Piibram.
seines Herrn verfasste Instruction vor. Dieselbe wurde im
allc-emeinen jrut geheissen, nur Anethan erhob von Neuem Be-
denken und brachte Zusätze und Abänderungen in Vorschlag.^
Zur Absendung dieser Instruction kam es aber nicht; die im
Haas: weilenden Vertreter der Alliirten erhielten nur Befehl,
sich über die Stimmung der Staaten zu orientiren und was sie
erfahren würden, alsogleich zu berichten. Was die eigentliche
Ursache dieses zögernden Benehmens gewesen, ist nicht zu
ersehen. Vermuthlich dürften auch zur Erklärung dieser That-
sache neben einigen allgemeinen Gründen, zu denen die Rück-
sicht auf die katholischen Mächte und die Furcht vor einem
offenen Conflicte mit dem von Tag zu Tag mächtiger Averdenden
Schwedenkünig gezählt werden müssen, noch eine Reihe den
Privatinteressen der Alliirten entspringende Gesichtspunkte
heranzuziehen sein. Thatsache ist, dass, als die AUiirten — mit
Ausnahme des Kurfürsten von Köln — im September 1656 in
Köln zu neuen Berathungen zusammentraten, die Angelegenheit
kaum über die ersten Stadien hinausgerathen war. Und was
dann im Verlaufe dieser im Monate September gehaltenen Be-
sprechungen in der staatischen Allianzfrage vorgebracht wurde,
Hess nur erkennen, dass die divergirenden Meinungen, die
gelegentlich der ersten Berathungen über diese Angelegenheit
geäussert worden waren, noch jetzt vorherrschten. Denn auch
liier war es der Bevollmächtigte des Kurfürsten von Trier,
der in erster Linie von jeder Anknüpfung mit den Staaten
abricth, auch hier der Vertreter des Bischofs von IMünster,
der in lieredter Weise für die Verhandlungen mit den Staaten
eintrat und die gewaltige Macht Karl Gustavs geschickt zu
• rineni der vornclinisten Gründe für die Anlehnung an die
Staaten zu vcrwertlien wusste.- j\[ag es nun Furcht vor Schwe-
drii, mag es Misstrauen in die Absichten der Staaten, oder der
Wnnsch gewesen sein, sich in einer Zeit die TTilnde nicht zu
Inndi'M, wo jeder T.i^r ,.i„e gewaltige Umwälzung der allgemeinen
Lai;c bringen konnte, was jedes enerji;iscbe Vore-ehen ver-
( i.iiriTi'ir/.iimfuknll vom 11. A]iril 1C)r)r>. W. A. (M.)
Conri'ren/.prot.ikoll vom IC. S..i.tfinlK>i- IfinC. W. A. (M.) Was ich liier
n.ii-h don (Joi,f..r<Mi/|>r..t..U(.II..|i iil.f-r «li« Haltung Münsters sage, stimmt
wpiiig mit (lern ühorciii. was .loacliim 1. c. 124 geäussert liat. Münster
war im Soptoinbor wi.^ im .Januar das treibende Element.
Beitrag znr Gescliichte des Rheinbundes von 1G.1S. \ 27
hinderte, gewiss ist, dass das Resultat der Kölner Besprechungen
durchaus nicht den Erwartungen entsprach, welche die Freunde
und Förderer der Allianz mit den Staaten hegten und lic';;eu
mussten. Denn wie im April wurde auch im September be-
schlossen, die Instruction der Gesandten dahin zu beschränken,
dass dieselben sich mit den Vertretern der Staaten über Ort und
Zeit der Aufnahme der eigentlichen Verhandlungen einigen, im
Uebrigen aber sich nur auf geheimem Wege eine genaue Kennt-
niss von den wahren Plänen der Staaten verschaffen sollten.' Zu
einer solchen hatten es nun die im Haag weilenden Vertreter
Münsters und Neuburgs Oberst Wilich xmd Freiherr von Vier-
mund zu Neersen bereits gebracht. Unter dem 31. October 1(556
berichtete letzterer von der dem Bündnisse mit den Alliirten
günstigen Stimmung der Staaten, die den mit Schweden ge-
schlossenen Vertragt noch nicht ratificirt hätten, Karl Gustav
durchaus nicht freundlich gesinnt seien, und fügte vielleicht nicht
ohne Absicht hinzu, diejenigen Staatsmänner Hollands, die allem
Anscheine nach eine wahre Neigung zum Bunde mit den Alliirten
zeigten, hätten im beidei'seitigen Interesse einen möglichst
raschen Abschluss der Allianz empfohlen.^ Allein auch diese
Nachrichten hatten nicht den erwünschten Erfolg, und es be-
durfte vieler Schreiben und Bitten, bis es endlich dem Pfälzer
gelang, eine auf Grundlage des Kölner Entwurfes verfasste
Iikerimsinstruction und die Creditive für die im Haag befind-
lichen Vertreter der vereinigten Fürsten in die Hände derselben
gelangen zu lassen.^ Die endgiltige Instruction festzustellen
'- Conferenzprotokoll vom 19. September 16.56. W. A. (M.) Der §. 5 des
Recesses vom 24. September 16.56 enthält die diesen Mittheilungen ent-
sprechende Verfügung. Joachim 1. c. 12.5.
2 Gemeint ist der Eblinger Vertrag vom 1. September 16ö6.
3 Schreiben Neersen vom .31. October 1656. W. A. (M.)
* Schreiben Philipp Wilhelms an den Kurfürsten von Mainz vom 4. No-
vember um Instruction und Creditiv für die nach dem Haag zu sendenden
Vertreter. W. A. (M.). Mainz erklärt in seiner Antwort vom 10. No-
vember W. A. (M.), er sei im Principe mit der Absendung einverstanden,
habe aber mit der Fertigung der Instruction gezögert, weil er Nacli-
richt erhalten, dass die Mitverbündeteu, insbesondere Trier noch an-
stünden, diese Sendung gutzuheis.sen , mit Ausnahme des Pfalzgrafen
auch Niemand den Kölner Abschied ratificirt habe. Er räth deswegen
Verschiebung der lustructionsausfertigung auf die nach Frankfurt oder
128 Pribriira.
wurde einer neuen Conferenz vorbehalten, für deren Zusammen-
tritt insbesondere der Mainzer eifrigst sich bemühte. In der That
liat denn aiuli die liolländische Allianzfrage einen der Haupt-
punkte der in Coblenz zu Ende des Jahres 1656 gepflogenen
Berathungen gebildet.' Es würde die Mühe nicht lohnen, dem
Gange derselben bis ins Einzelne zu folgen. Wesentliche, neue
Ideen sind nicht vorgebracht worden. Der ganze Unterschied
gegenüber den früheren Besprechimgen lag darin, dass den
vielfältigen Entgegnungen Triers, dessen Vertreter heftiger als je
gegen die Einigung mit den Holländern ,als einem ohnedass aus-
wärtigen und der Avidrigen Religion zugethanen Stand' sprach,
keine Beachtung geschenkt wurde. Der Kölner, Mainzer und
Neuburger erklärten rundweg, die quaestio an? sei bereits
entschieden; es gelte nun, über die Bedingungen sich zu einigen,
unter denen man die Aufnahme der Staaten in den Bund
genehmigen könne.'- Darauf wurde der kölnische Entwurf der
Instruction verlesen. Jeder der anwesenden Vertreter sprach
sodann seine Bedenken gegen einzelne Punkte aus und führte
einige ihm nothwendig erscheinende Ergänzungen an.-' Aber all
das in überaus zögernder und widerspruchsvoller Weise, die
jene .schmerzlich empfinden mussten, denen eine energische
Durchführung der Sache am Herzen lag. ,Man kann sich — so
schrieb einer dieser Männer, Herzelles — kaum einen Begriff von
der Betrübnisö machen, von der man bei den Verhandlungen
mit diesen Leuten erfüllt wird, auf die man sich nicht eine
Stunde lang verlassen kann.'' Erst als die Schreiben der im
Haag weilenden Vertreter der Alliirten in Coblenz eintrafen,
Colilenz zu.sainmenzubenifonde Versammlung an. Unter dem 22. November
tlicilt dann der rtalzcr dorn Mainzor mit, da.ss er sich mit dem Kölner
in diT In.structi.inslVago geeinigt; Köln habe die Präliminarinstruction
unlcrzciclinot.
' Confcr«'n7,|)rot..c(dl vom Is. Docemlier an fast täglich bis 29. December
ll'ii')«;. W. A. (M.i. Vgl. für das Ergcbni.ss dieser Ver.sammlung im All-
gonicincn den Hcce.ss vom IS. .Januar 1();j7 im Anhanive
' ContMren/|irotok<dl vom -20. Dect'ml)cr UJÖd W. A. (M.)
' Confercn/,iirot..k.)lle vom 21., 24. und 20. December. W. A. (M.)
* Schroiben llorzelles an Hoinburg, ddu. Cddcu/,. 21. December 1G56 W.
A. (M.) Vix cdiicijii |)f.tpst. (pia cordis contristione cum his hominibns
agafnr. do (piibus lu) ii..ram con.stantem promittere quis queat, laudo
forme hactonn.s prati «mnibusColoniensem, nescio tarnen quid vesper ferat.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1G58. 129
■welche die Antwort der Staaten anf die am ö. Dcccmber von
Viermund und Wilicli gegebenen Erklärungen enthielten und
die in ihrer Allgemeinheit von den Alliirten fälschlich günstiger
aufgefasst wurden, als sie gemeint waren, ^ wurde die Frage
der Instructionsausfertigung etwas lebhafter erörtert imd nach
langen Berathnngen, bei denen insbesondere der von Trier auf-
geworfene Punkt der Repressalien Anlass zu heftigen Debatten
gab, 2 die Instruction endlich fertiggestellt. Der wesentliche
Inhalt dieses langathmigen Documentes bestand darin, dass den
Vertretern der Alliirten aufgetragen wurde, als Hauptpunkte der
Einigung gegenseitige Hilfeleistung im Falle der Gefahr, Ver-
zicht auf jeden den Interessen der Mitverbündeten schädlichen
Vertrag, friedhche und schleunige Austragung der zwischen
Unterthanen beider Parteien bestehenden Streitigkeiten vor-
zuschlagen, den Staaten eine Hilfeleistung seitens der Alliirten
von 3000 Mann zu Fuss und 1000 Reitern anzutragen, welche sie
um 400 — 500 Mann zu erhöhen ermächtigt waren, zu gleicher
Zeit aber von den Staaten eine Gegenhilfeleistung von 4500 Mann
zu Fuss und 1333 Reitern zu fordern. ^ Kaum war aber die
Instruction fertiggestellt, so erklärte der Vertreter des Bischofs
' Es liegt mir das Schreiben Viermunds au den Neuburger vom •2-2. De-
cember vor, W. A. (M.), in welchem Viermund meldet, dass die Antwort
der Staaten erfolgt sei (Inhalt bei Joachim 129), und dass er so viel
vernommen, dass die Deputirten von Friesland allein nicht eingestimmt
sondern erklärt hätten, dieserhalb nicht instruirt zu sein, zu gleicher
Zeit aber betont, dass solches Werk ohne aller Provinzen Consens und
Miteinstimmung nicht vorgenommen, noch weniger fortgesetzt werden
sollte. Die Gutgesinnten hätten jedoch hervorgehoben, dass auch wegen
des zu Münster mit Spanien geschlossenen Friedens nicht alle Provinzen
eingestimmt hätten; im Uebrigen sei die quaestio an? bereits entschieden.
In einem vom selben Tage datirten Schreiben Viermund's, das mir ui
copia vorliegt, W. A. (M.), berichtet Viermund über seine mit dem Ver-
treter Spaniens im Haag gepflogene Unterredung. Dieser meint, die
vorgeschlagene Allianz werde als eine blos defensive seinem Könige
nicht unangenehm sein, er zweifle aber auch nicht, dass die Staaten in
den Vertrag die Aufnahme eines Artikels gestatten würden, des Inhaltes,
dass die alliirten Kur- und Fürsten nicht gehalten sein sollen, gegen
Spanien zu agiren, zumal die Staaten ihr Einverständuiss mit Spanien
noch täglich verspüren Hessen.
2 Vgl. Joachim 131.
3 Die Hauptpunkte dieser Instruction bei Joachim 1. c. 130.
Sitzungsher. d. phil.-hist. CI. CXV. Bd. I. Hft. 9
130 Pribram.
von iArUnster, welcher der Versammlung nicht beigewohnt hatte,
sein Herr könne sich mit wesentlichen Punkten derselben nicht
einverstanden erklären. ^ Es war in dieser Lage noch der beste
Ausweg, den des ]\Iainzers Vertreter wählte, indem er den
versammelten Abgeordneten vorschlug, in aller Eile eine Präli-
minarinstruction an die im Haag befindlichen Gesandten auf-
zusetzen und die Berathungen über die definitive Instruction
neuerdings zu verschieben. 2 In der That wurde am folgenden
Tage die Präliminarinstruction ausgefertigt, welche in ihrer
Allgemeinheit allerdings den Interessen keines der AUiirten zu
nahe trat, aber ebensowenig geeignet war, die Durchführung der
Verhandlungen zu fördern. Die Gesandten sollten sich, so lautete
der wesentliche Inhalt derselben, bis längstens am 4. Februar
im Haag versammeln, ihre Credenzschreiben abliefern, die Ver-
handhnigen beginnen, aber nur von einer materiellen Defen-
.sionsverfjxssung spi-echen, kraft deren jeder Theil dem anderen
Unterstützung bei jedem Angriffe zusichere. Ueber die Höhe
der beiderseitigen Hilfeleistungen, sowie über alle Dinge, welche
Religions-, Staats- und Seesachen betreflen, sollten sie jedoch
vorerst Unterhandlungen vermeiden.^ Wir sehen, viel weiter
als im Apriri656 war man im Frühjahre 1G57 nicht. Aber
selbst diese Abordnung erfolgen zu lassen ^ beeilten sich die
Alliirtcn nicht. Erst Anfangs März begaben sich die Vertreter
des Mainzer Kurfürsten Greiffenclau und Otto von Herzelles,
welche auch für Trier zu stimmen bevollmächtigt waren, nach
dem Haag.' Den Verhandlungen, die dann im Frühjahre 1G57
daselbst gepflogen wurden, bis ins Einzelne zu folgen würde
die Mühe nicht lohnen. Denn schon in dem Moment, als die
Vertreter Johann Philijjps im Haag eintrafen, war die Frage, ob
es 7A\ einer Einigung kommen Avcrde oder nicht, im negativen
Sinne erledigt. Und weniger den Differenzen der Staaten mit
dtMu Pfälzer wegen der in Nordbrabant an den Ufern der
Maas hingclagerten Herrschaft Ravenstcin und den Verwick-
lungen de.s liischofs von ]\Iünster mit den Staaten, die durch
' <'oiii.T.'ii/i,int..Uoll Tom 15. Januar 1G.07, W. A (M.).
2 ConfcnMizprutokoll vom 15. und 16. Janurn- 1657. W. A. (M.).
^ rräliniin.arinstruction vom 16. Jannar 1657, W. A. (M.).
* Eipontlii-h war Grpiffonclau der Hauptgesandte, Herzelles sein Begleiter,
nicht unipokohrt, wio man nacli Joachim 1. c. 1.32 annehmen sollte.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1058. 131
das Verlinltniss des Bisehofes zur Stadt Münster hervor-
gerufen waren^ als der gänzlich veränderten Weltlage wird es,
wie wir meinen, zuzuschreiben sein, dass die lange gefidirten
Verhandlungen endlich im Herbste 1657 im Sande verliefen.
Denn für die Generalstnaten hatte die Allianz mit den rheinischen
Fürsten in diesem Augenblicke keinen Sinn mehr. In dem
Zeiträume, der seit der ersten Anknüpfung der beiden Parteien
verstrichen war, hatte sich in der Stellung der Staaten zu den
übrigen Mächten Europas eine derartige Umgestaltung voll-
zogen, dass selbst jene Männer, welche friihcr der Verbindung
das Wort geredet, nunmehr sich ablehnend verhielten, da sie
einen Vortheil für ihre Interessen aus einer Einigung mit den
deutschen Fürsten nicht zu ersehen vermochten. Ais Wilich
zu Ende des Jahres 1655 im Namen des Münsterer Bischofs
mit den Staaten über einen näheren Anschluss dieser an die
Unterzeichner des Kölner Recesses vom 15. December 1654
zu verhandeln begann, hatten sich die Staaten in einer äusserst
bedrängten Lage befunden. Mit England hatten sie vor Kurzem
einen Frieden geschlossen, der ihnen trotz aller Opfer den
erwünschten Erfolg, die Aufhebung der von Cromwell vor-
nehmlich gegen die Holländer erlassenen Navigationsacte, niclit
brachte und ihrem Handel im westlichen Europa und den
aussereuropäischen Ländern empfindlichen Abbruch that. Und
zu gleicher Zeit drohte der kühn vordringende Schwedenkünig,
durch die Eroberung Preussens und dessen Häfen, insbesondere
Danzigs, die Herrschaft der Ostsee an sich zu reissen und
damit die Staaten in diesen Regionen auf das Härteste zu treffen.
Dass es in diesem Momente, wo die Staaten an eine Vertheidi-
gung ihrer Rechte mit bewaffneter Hand dachten, wo sie mit
Polen, Dänemark und Russland in Verhandlungen getreten
waren, wo sie mit dem Kurfürsten von Brandenburg bereits
ein gegen Schweden gerichtetes Bündniss abgeschlossen liatten,
den Alliirten nicht schwer geworden wäre, die Staaten unter
den Verbündeten günstigen Bedingungen zum Eintritte in die
Liga der Rheinfürsten zu vermögen, scheint klar. So aber,
da diese die günstige Grclegenheit vorübergehen Hessen und
bald darauf der Brandenburger, von den Holländern nur lau
unterstützt, von den Polen in seiner Existenz bedroht, sich dem
Schwedenkönige in die Arme warf, fanden sich auch die
9*
X32 Pribratn.
Generalstaaten, innerhalb derer von allem Anfang an eine
grosse Partei für den Frieden mit Schweden und den Kampf
gegen Spanien eingetreten war, bereit , mit Karl Gustav in
Unterhandlungen zu treten, nach deren glücklicher Durch-
führung die Verbindung mit den Rheinfürsten den Staaten
ebenso überflüssig erscheinen musste, als in dem Falle, wenn
sie mit dem Kaiser und Schwedens übrigen Gegnern — die
alle zu gleicher Zeit Feinde des Rheinbundes waren — eine
engere Allianz eingiengen.
Am 23. ]März 1G57 Hessen die Alliirten durch ihre Ver-
treter ihre Proposition überreichen.' Auf den Inhalt derselben
und der am 9. April erfolgten Antwort der Generalstaaten-
einzugehen, ist überflüssig, da es zu ernsten Debatten gar nicht
kam. Dass es die Staaten damals nicht zum Abbruche der
Verhandlungen kommen Hessen, hatte seine Gründe vornehmlich
darin, dass gerade in diesen Tagen der Conflict, in den sie
mit Frankreich ob der gegenseitigen Caperei gerathen waren,
bedenklich zu werden begann und die Stellung Oesterreichs,
Dänemarks und Brandenburgs zu Schweden und Polen noch
nicht mit Sicherheit anzugeben war. So lange in diesen Fragen
die Entscheidung noch nicht getroffen war, lag es im Interesse
der Staaten, die Vertreter der Alliirten mit schmeichelhaften
Erklärungen hinzuhalten und die Verzögerung einer entschei-
denden Antwort mit der auch wirklich bestehenden langsamen
Geschäftsgebahrung, die durch die Ueberweisung der zu be-
rathenden Gegenstände an die Provinziallandtage herbeigeführt
wiu-df, zu entschuldigen.'' Wie sehr sich aber die Vertreter
der alhirtf'H Fiirsten über die wahren Gesinnungen der Staaten
tUuschtcii, zeigt die uns erhaltene Correspondenz des kurmainzi-
sclion V('rtretcr.s, Otto von llerzelles, welche von der festen
Ueberzcugung einer günstigen Durchführung der Verhandlungen
beherrscht ist.' Insbesondere verstand es der Pensionär de Witt,
' Vpl. Joacliim I c. \X\.
' Vpl. .If.ju'liim 1. c. 133. Aiiin.
■• Vpl. .loacliiiii 1. c. 134 tr.
* l.-li hoho «ii.s ilifi.ser Correspondenz Einiges hervor. Nachdem Herzelles
in .Mn.-in Seliroihon vom 23. März 16.57 seine Ankunft und die Audienz
l)«i den Generalst.i.iton pemeldet, .im 27. von der Uebergabe der Pro-
jiosition berichtet, hoisst es in seinem an Boineburg unter dem 10. April
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1G58. 133
Herzelles von den reellen Absicliten der Staaten überliaupt
und Hollands insbesondere zu überzeugen. Erst spät erkannte
Herzelles, wie sehr er sich getäuscht, und als er dann, des
langen Wartens müde, nachdem die von den AlHirten auf Grund
der ihnen am 21. Juni gegebenen Antwort der Staaten ausge-
arbeiteten veränderten Propositionen übergeben worden waren,
von Neuem de Witt um rasche Erledigung drängte, begann der
holländische Staatsmann mit den sich ergebenden Schwierig-
keiten herauszurücken. Er betonte die Geneigtheit der Holländer
das Bündniss mit den Rheinfürsten abzuschliessen, fügte aber
hinzu, er könne Herzelles nicht verhehlen, dass einige Staaten
Bedenken trügen, sich in eine Allianz mit Fürsten einzulassen,
die sämmtlich Anhänger der römischen Kirche seien. Und als
Herzelles auf den bevorstehenden Eintritt Braunschwcigs und
Hessen-Cassels hinwies und die Einfügung eines Artikels in
die Allianz vorschlug, nach welchem auch anderen protestan-
tischen Fürsten der Beitritt freistehen sollte, ging de Witt in
seinen Eröffnungen um einen Schritt weiter. ,Ich weiss/ sagte
gerichteten Schreibens über das staatische Project; ,Exceptio religionis
ist in diesem project nicht vorgebracht, ans iirsachen die mein liodi-
geehrter Herr sonderst wohl weiss, iiefiue enim est ulla relatio foederis
defensivi contra vim extraneam et protestatio non turbundae religionis
inter partes de vi externa propulsanda contrahentes, non enim de iuri-
bus nostris, quae mutuo disputare possumus, tradamiis, sed de conser-
vatione adversus potentiores vel certe animosiores; quaeso te Patrone
mi optime, quam hoc ridiculum foret, nolo ut ille mihi auxiliarem ma-
num praebeat, quia ludaeus est, Interim sie volunt falli homines.'
Am 18. April berichtet Herzelles über die mit den übrigen Ver-
tretern der Alliirten gehaltenen Berathungen; es handelt sich dabei
vornehmlich um das bei den Yerliandlungen mit den Staaten betrefts
der Handelspunkte einzuschlagende Verfahren, falls die Staaten die
Aufnahme dieses Punktes in die Allianz fordern sollten. Herzelles trat für
die Trennung der beiden Angelegenheiten und die gesonderte Behand-
lung derselben ein, vornehmlich weil er bezüglich der Handebsangelegen-
heiten langwierige Verhandlungen voraussah, und die Verzögerung
des Abschlusses des Defensivbündnisses fürchtete. Seiner Aeusserung
schlössen sich die übrigen Vertreter der Alliirten au. In den nächsten
Schreiben vom 15. Mai und 28. Juni berichtet Herzelles von dem lang-
samen Fortschreiten der Allianzverhandluugen; am 6. Juli dagegen
erklärt er, au der von Neersen behaupteten Einigung der Staaten mit
Frankreich und England sei kein wahres Wort, die Provinz Holland
sei vielmehr sehr für den Eintritt in den Bund der Kheiufürsten.
134 riibiaiu.
er Ilcrzcllcs, ,dass die Religion auch ofFt zum praetext allein
o-cnommcn würdt. Allein alles recht offen zu sagen, es seindt
viell die gern sehen Churbrandenburg mit in diese Allianz ge-
zoo-en/' Das eigentliche Motiv des zurückhaltenden Benehmens
hat de Witt auch damit nicht enthüllt. Der wahre Grund war,
dass durch die eingetretenen Ereignisse die Einigung der
Staaten mit den Rheinfürsten überflüssig und überdies mit
den Entschlüssen, die sie gefasst, auch schAver vereinbar wurde.
Denn der Ausbruch des schwedisch-dänischen Krieges, der
enge Anschluss Ocsterreichs an Polen, die immer klarer zu
Tage tretende Erkaltung der Beziehungen Friedrich Wilhelms
zu Karl Cnistav und das siegreiche Vordringen der Russen
hatte die Staaten vermocht, zu jener Politik zurückzukehren,
die sie zu Beginn des schwedisch -polnischen Conflictes ver-
treten hatten. Indem sie sich aber mit dem Brandenburger und
dem Kaiser zu gemeinsamem Vorgehen gegen den gemein-
samen Gegner einigten, Avar der Eintritt in einen Bund, der
damals seine Spitze bereits deutlich gegen den Kaiser kehrte,
eine Sache der Unmöglichkeit gcAvorden, und diesen allge-
meinen Verhältnissen und nicht den besonderen, zwischen den
Staaten einer-, ^Minister und Neuburg andererseits bestehenden
Dinerenzen wird es, Avie Avir meinen, zugeschrieben Averden
mü.ssen, dass die Staaten die nur lau geführten Veidiandlungen
im Laufe des Herbstes 1057 gjlnzlich abbrachen.''^
III.
Ks ist eigentlich merkwürdig, dass man bis auf die neueste
Zeit in Frankreieh das treibende Element der ganzen Allianz-
angolegenhcit — insbesoiulere seit dem Tode Ferdinand III.
— gesehen und den späten Abschluss des Bündnisses zumeist
ungünstigen äusseren Verhältnissen und dem Zögern der deut-
Hchon Fürston zugeschrieben hat, den Feind der Habsburger
in die x.tir \\ ;ilirnng des scliAA^er errungenen und noch schwerer
aufrecht zu .TJialtenden Friedens bestimmte Einigung aufzu-
' Urri.hi lloi/.olles* vom KH. Juli 1G57. W. A. (M.)
' Icli gliuibe, diese GosiclitspimUto sind von Joacliim zu wenig in Betracht
pnziigen worden.
Beitrag zur Geschichte des Rhoinl)unilos von IGfiS. 135
nehmen.^ Und um so befremdender muss dies erscheinen, als
die einfache Erwägung, wie Avenig zu den von Frankreicli beim
Tode Kaiser Ferdinand III. geplanten Unternehmungen die von
den deutschen Fürsten unter Leitung des Mainzer Kurfürsten
gegründete Liga passte, zu dem Schlüsse hätte führen müssen,
dass die französische Regierung bis zu jenem Äloraente;, avo
die Wahl Leopold I. entschieden Avar, ganz gegen ihr eigenes
Interesse gehandelt hätte, Avenn sie für den Abschluss des
Bündnisses energisch eingetreten Aväre. Als die Nachricht vom
Tode Ferdinand III. in Paris einlief, da AA^ar es nur ein Ge-
danke, der den Leiter der französischen Politik erfüllte, der
Gedanke, den im Laufe der Jahrhunderte wiederholt unter-
nommenen, niemals geglückten Versuch \^on Neuem zu Avagen,
dem Hause Habsburg die Kaiserkrone zu entreissen, Avelche
seit mehr als 200 Jahren ununterbrochen die Sprossen dieses
Geschlechtes schmückte und in deren Besitz sie sich schon
erblich dünkten. ,Die Nachricht vom Tode des Kaisers, schrieb
Mazarin in seiner Instruction an die beiden, im Interesse Frank-
reichs seit längerer Zeit in Deutschland thätigen Männer, den
Prinzen von Homburg und Gravel, unmittelbar unter dem Ein-
drucke des grossen Ereignisses, hat die Lage der Dinge voll-
kommen verändert; Avas der König von Frankreich fordert,
wird jetzt iim so leichter durchzusetzen sein. Der Tod des
Kaisers ist gcAviss mit durch die Drohungen der Spanier und
ihre Bemühungen, den Kaiser zum Treubruche zu verleiten,
herbeigeführt Avorden. In jedem Falle ist sein Ende ein Zeichen
des Himmels, und der König von Frankreich ist der Hoffnung,
dass die Fürsten des deutschen Reiches diese Gelegenheit,
Avelche günstiger ist wie irgend eine seit 100 Jahren, benützen
werden, um sich zu befreien und ganz Europa den BcAveis zu
liefern, Avie unrichtig es ist, was ein Spanier vor Avenig Jahren auf
einer Versammlung gesagt hat, dass die Mehi'zahl der Fürsten
durch ihre Geburt Fürsten seien, andere durch Wahl zu dieser
1 So neuestens noch Joachim 1. c. 255. Sodann aber wnrde in zweiter
Reihe den Vertretern der Krone die Beförderung einer Allianz zur Pflicht
gemacht (vgl. auch 331)) ; doch ist anzuerkennen, dass Joachim, soweit die
von Valfrey mitgetheilten Stellen aus Lionne's Correspondenz es gestat-
teten, sich von unrichtiger Auffassung der französischen Bestrebungen
fernzuhalten verstanden hat. Vgl. Valfrey 1. c. 358 f.
136 Pril)raiii.
Würde gelangen, wie der König von Polen und der Doge von
Venedig; dem Kaiser aus dem Hnuse Habsburg aber seit langer
Zeit das Recht, sich seinen Nachfolger zu bestimmen, den Km-
fürsten aber nur das Recht der Bestätigung der kaiserlichen
Wahl zustehe." Und was nun auch immer die Gedanken Ma-
zarin's über die Person gewesen sein mögen , der die Kaiser-
krone nach Ausschluss des habsburgischen Hauses zufallen
solle,'- in jedem Falle musste die rheinische Liga in dem von
Johann' l'liilipi) geplanten Sinne den Franzosen lästig und hin-
derlicii werden. Denn wozu konnte diese Allianz, wenn —
wovon ausgegangen Avurde — ein Nicht -Habsburger Kaiser
wurde, dienen, als zur Schmälerung der Macht Frankreichs,
das in jedem Falle, sei es, dass Ludwig XIV. oder ein von ihm
gänzlich abhängiger Fürst den Kaiserthron bestieg, die Leitung
der deutschen Angelegenheiten und damit die gänzliche Nieder-
werfung des verhassten Nebenbuhlers um die Suprematie in
Europa erhoffen durfte. Und da nun die Leiter der französi-
schen ]*olitik fest entschlossen waren, die Wahl eines Habs-
burgers unter allen Umständen zu verhindern, so Avar es selbst-
verständlich, dass von dem Momente des Todes Ferdinand HL an
das Bestreben. Frankreichs dax'auf gerichtet war, das Zustande-
kommen der Liga so lange zu verzögern, bis die Entscheidung
in der Wahlfrage dem französischen Hofe Klarheit darüber
geben konnte, ob die Durchführung des Bundesgedankens den
Interessen Frankreichs entsprach oder nicht.
In der That lassen sich denn auch^ innerhalb der Ver-
handlungen, die Frankreich im Laufe der Jahre mit den deut-
• Zweite Instruction für ilcn Prin/.mi vuu lloiiiburg und Ciravel, 27. April,
Tarisor Arcliiv des .-itlaires ctrangiires, P. A. Alleiiiagne, Vol. 135.
' Es sind iibor die Frage, in welchem Sinne Mazarin die Wahlverhand-
liingcn pcdoitet hat, seit Hrienno nnd Voltaire so viele Ansichten diffe-
riri-udi»r Natur geäu.ssort worden wie über wenige andere. Nachdem in
letzter Zeit die Ansicht sich allgemeiner Geltung erfreut hatte, dass
Mazarin ni.Muals («rnstlich au die Erwerbung der Kaiserkrone für
LudwifT XIV. gedailit habe, ist durch den neuen Aufsatz Ch^ruels in
den Conii.toH-rcndus de l'Acadcmie des sciences morales et politiques
188G die gogentheilige Auffassung vertreten worden. Studien in den
frnnzn.MiHcluMi Ardiivon, «lic 1,1, oime Kenntniss des Chcruel'schen Auf-
safz.vs machte, haben micli zu donsidbon Resultaten geführt, auf deren
lU^ründung ich, gestützt auf neue Mitthoilungen, die Clu'ruel entgangen
»ind, in anderem Zu.samnienhange zuriickzuUonimen gedenke.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 137
sehen Fürsten in der Allianzfragc g-cpÜogcn , drei Phasen
unterscheiden, deren erste bis zum Tode Ferdinand III., deren
zweite bis zum Siege Leopold I. in der Wahlfrage — Januar
1658 — und deren dritte bis zum Abschlüsse der Allianz vom
15. August 1658 reicht.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier in das Detail
dieser Verhandlungen einzugehen. Einerseits Avürde das, wie
ich denke, viel zu weit führen, andererseits aber bin ich nicht
in der Lage, das Dunkel, das über die ersten Anknüpfungen
speciell herrscht, in allen Stücken aufzuhellen.' Das jedoch
glaube ich mit Hilfe der mir zu Verfügung stehenden Documente
mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen, dass die Verhandlungen
innerhalb dieses ersten Zeitraumes über ein vorbereitendes Sta-
dium nicht hinausgekommen sind.
Welches die Gesichtspunkte waren, von denen Mazarin
sich leiten Hess, als er in die langwierigen und kostspieligen Ver-
handlungen mit den Fürsten Deutschlands willigte, darüber kann
kein Zweifel bestehen. Nicht Rücksichtnahme auf das Wohl
und die Bedürfnisse des deutschen Reiches — wovon Mazarin
und seine Vertreter nicht müde wurden zu sprechen — sondern
einzig imd allein der Gedanke, an den verbündeten Fürsten
Genossen und Werkzeuge für den Sturz des Habsburgers zu
finden, hat Mazarin veranlasst, den deutschen Verhältnissen
eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Insbesondere von
dem Momente an, da nach dem Tode des jugendlichen römi-
schen Königs Ferdinand IV. — 1654 — von Neuem der Kampf
um die Kaiserkrone entbrannte, war das Bestreben Mazarin's
darauf gerichtet, die unter den deutschen Fürsten lange Zeit
schon vorhandene und durch das Benehmen Ferdinand III. noch
gesteigerte Unzufriedenheit mit dem kaiserlichen Regimente
für seine Interessen auszunützen. Die Möglichkeit, auf recht-
lichem Wege die Unterstützung deutscher Fürsten zu suchen,
war ja durch den nicht in letzter Linie durch die Befürwor-
tung Frankreichs in den münsterischen Friedenstractat aufge-
1 Ich habe die Acten des Pariser Archives eingehend erst vom Jalire
1657 durchforscht; eine genaue Durchforschung der Acten für die Jahre
1(555 und 1656 würde sich zur endgiltigen Abschliessung dieser Frage
wohl sehr empfehlen.
238 Piihram.
nommenen Passus, ,class es allen Ständen zu jeder Zeit frei-
stellen solle, unter sich selbst oder mit auswärtigen Mächten
Bündnisse zu schliessen und Verbindungen einzugehen zu eines
jeden Conservation und Sicherheit', gegeben, und an Anlass zum
Abschlüsse solcher ,zur Sicherheit nothwendiger Bündnisse' hätte
es Frankreich auch dann nicht gefehlt, wenn Ferdinand III.
nicht durch die Unterstützung der mit den Franzosen noch
immer Krieg führenden Spanier Mazarin die Sache überaus
erleichtert hätte. Am meisten Entgegenkommen fand der Car-
dinal bei den Kurfürsten von Brandenburg und der Pfalz. Mit
dem ersteren war in jenen Tagen, da er, durch die Verhält-
nisse genötbigt, sich dem Schwedenkünige in die Arme ge-
worfen hatte, ein Vertrag geschlossen worden, kraft dessen
Mazarin der Zustimmung Brandenburgs in allen schwebenden
und künftigen Fragen sicher zu sein glaubte," und mit dem
letzteren war ein Abkommen getroffen Avorden, durch das sich
Karl Ludwig verpflichtete, alle Pläne Frankreichs in Deutsch-
land zu fördern. Unter den Alliirten war es insbesondere
Philipp Wilhelm von Keuburg , der den Eintritt Frankreichs
in den Rheinbund, neben persönlichen Motiven auch ob seines
tiefen religiösen Gefühls befürwortete und zu vermitteln suchte,^
ein Streben, in welchem er in der ersten Zeit bis zum Tode
Kaiser Ferdinand III. bei dem Mainzer heftigeren Widerspruch
fand, als im Allgemeinen angenommen wird. Dass aber in dieser
Zeit der Gedanke, Frankreich in den Bund aufzunehmen, nicht
nur gefasst, sondern von Ludwig XIV. im Principe gebilligt
worden ist, dafür spricht nicht nur, dass der König von Frank-
reich zu Px'giun des Jahres 1656 an den Kurfürsten Ferdinand
Marin von Baiern, dessen Eintritt in den Bund von Seite der
Alliirten lebhaft gewünscht wurde, ein Schreiben richtete, in
welchem er erklärte, er sei bereit, mit den deutschen Fürsten
einen Pund zur Aufrcchthaltung des Münsterer Friedens zu
schliessen, und hoftc, auch Baiern werde sich nicht weigern, dem-
selben beizutreten,^ sondern insbesondere auch der Inhalt der
Instruction, welche dem nach Deutschland abgehenden franzö-
' Vortr;ip vom 'JJ. lVl>ru;ir IGöG. Mörncr , Kurbrandenbuvf^s Staatsver-
träRo 'JOl ff.
"• Vpl. .loachini 1. c. 242 ff.
» r. .\. Hnvi. ro, Vol. 2.
Beitrag zur Gcscliiclitc des Khcinlpiimles von 1G5S. loO
sischen Gesandten, Gravel, im April des Jahres 1G5G gegeben
wurde. ^ Denn nachdem Mazarin in auslührlicber Weise die strenge
Einhaltung der Bestimmungen des Vertrages von Münster seitens
Frankreichs der Verletzung desselben durch den Kaiser in
dem wesentlichsten Punkte — dem Verbote der Unterstützunsr
Spaniens im Kampfe mit Frankreich — gegenübergestellt,
kommt er auf die von den deutschen Fürsten in Vorschlag
gebrachte Liga zu sprechen, bezüglich welcher er die Stellung
des Franzosenkönigs in folgender Weise bezeichnet: , Seine
Majestät pflichtet gerne der Meinung mehrerer weiser Fürsten
Deutschlunds bei, welche glauben, dass in der gegenwärtigen
Lage das beste Mittel zur Sicherung des Friedens in einer
neuen Liga bestehe, deren Mitglieder sich zur Wahrung des
Vertrages von Münster und zu gegenseitigem Schutze gegen
die gegenwärtigen und zukünftigen Verletzer desselben ver-
pflichten sollen. Der König von Frankreich hält diese Liga
für überaus nützlich, vorausgesetzt, dass Fürsten und Mächte
beiderlei Bekenntnisses in dieselbe aufgenommen wei'den; denn
eine besondere Allianz der Katholischen würde ein Gegen-
bündniss der Protestanten und damit die Theilung Deutsch-
lands in zwei grosse Lager verursachen und den Frieden, an-
statt denselben zu sichern , unmöglich machen. Der König
empfiehlt daher den Eintritt protestantischer und katholischer
Fürsten und ertheilt Gravel speciellen Auftrag, seinerseits alles
Mögliche zu thun, um die Protestanten zum Eintritt in den
Bund zu bewegen. Der Grund dieses heftigen Drängens des
allerchristlichen Königs auf den Beitritt der protestantischen
Fürsten hegt auf der Hand. Mazarin fürchtete die Bildung eines
rein katholischen Bündnisses, weil er nach den ihm zu Ge-
bote stehenden Mittheilungen annehmen musste, dass der Kaiser
sich zum Haupte eines solchen machen Averde. Doch hören
wir ihn selbst. ,]\Ian hat Nachricht/ schreibt er, ,dass der
Kaiser von dem vorhandenen Bündnisse in Kenntniss gesetzt,
durch einen seiner Minister den Alliirten mittheilen liess, er
sei bereit, in die Allianz einzutreten. Man darf, fährt Mazarin
fort, über die Leichtigkeit, mit der sich der Kaiser für den
1 Instruction donnee pouv M. de Gravel , Avril 10.50. P. A. Allemagne,
Vol. 133.
J40 Pribram.
An.scliluss an die Alliirten aussprach, nicht staunen. Denn da
er wusste, dass die Liga nur von katholischen Fürsten ange-
nommen und kein Protestant sich formell zum Eintritte bereit
erklärt habe, lebte er der Ueberzeugung, durch den Eintritt
in die Liga Deutschland wie vordem zu theilen und mit Hilfe
des mächtigeren Theiles den schwächeren zu unterdrücken,
um dann Herr über beide zu bleiben, was auch im letzten
Kriege geschehen wäre, wenn Baiern nicht in so vielen Stücken
sein Interesse dem des Kaisers gegenüber vertreten hätte/
,Alle diese Ei'wägungen', so schliesst der Leiter der fran-
zösischen Politik seine Ausführungen, , lassen erkennen, wie
nothwendig es ist, dass diese Liga aus Anhängern beider Reli-
gionsparteien bestehe, und dass man daher nichts unterlassen
dürfe, um die bedeutendsten Fürsten beider Religionen zum
Eintritt in dieselbe zu bewegen/
Als Gravel, mit diesen Instructionen versehen, in Frank-
furt anlangte, fand er die Allianzangelegenheit in einem Stande,
in welchem an eine energische Durchführung der Pläne Maza-
rin's nicht zu denken war. Denn wenn dieser als unumgäng-
liches Erforderniss die Einbeziehung der bedeutendsten prote-
stantischen Fürsten, in erster Linie Brandenburgs und Schwedens
forderte, so war, wie wir gesehen haben, die Mehrzahl der
Alliirten in dieser Zeit keineswegs geneigt, diese beiden Fürsten
zum Eintritte in den Bund einzuladen. So lange aber in dieser
Frage eine den Interessen Frankreichs entsprechende Entschei-
dung nicht getroffen war, konnte an eine Fortsetzung der Ver-
handlungen nicht gedacht werden. Wir Avissen, wie es erst im
Laufe des Friihjahres 1G57, vornehmlich durch die Bemühungen
des Mainzer Kurfürsten gelang, die Einladung Schwedens und
1 Brandenburgs zum Ikitritte zur Allianz durchzusetzen. Bis
dahin haben denn aurh die Verhandlungen Gravel's in der
Allianzfrage zu keinem Ergebnisse geführt, uiul als im April
des Jahres 1(557 .Alazarin. bevor die Nachricht vom Tode Fer-
dinand HI. in r.-iris eingetrollen war, den für die Verhandlungen
mit den <leutschen Fürsten ausersehenen IMännern, dem Prinzen
Cteorg Christian von Homburg und Gravel, neue Instructionen
zukommen Hess, lauteten diese noch ebenso Avie jene, welche
Gravel vor Jahresfrist aus Paris mitgenommen hatte. Denn auch
hier wurde die Noth wendigkeit des Abschlusses der Allianz mit
Beitrag mr Geschichte des Rheinbundes von 1858. 141
Rücksiclit auf den allgewaltigen Einfluss der Spanler in Wien
zugleich mit dem Beifügen betont, dass die unerlässlichen Be-
dingungen für den Abschluss des Bundes die Verpflichtung
der AllürteUj den Frieden von Münster, der dem Kaiser jede
Unterstützung der Spanier verbot, aufrechtzuhalten und die Auf-
nahme Brandenburgs und Schwedens seien. Wie wenig übrigens
Mazarin von diesem allgemeinen Bündnisse hielt, bcAveist die
Thatsache, dass der Prinz von Homburg angewiesen wurde,
in erster Linie den Abschluss der Separatverträge Frankreichs
mit Neuburg und Mainz zu betreiben.'
Auf Grundlage dieser Instruction — welche, wie zu be-
merken von Bedeutung ist, bereits am 15, April, also vor Ein-
langen der Todesnachricht aus Wien, abgefasst, am 29. April
nur neu ausgefertigt wurde — begannen die beiden Vertreter
Frankreichs die Verhandlungen, insbesondere mit dem durch
den Tod des Kaisers zu weit grösserem Ansehen gelangten Kur-
fürsten von Mainz. In einem Berichte an Mazarin schildert nun
Gravel, der ob seiner tiefen Kenntnisse der deutschen Verhält-
nisse und ob der Gewandtheit im Verkehre mit den Fürsten die
Leitung der Angelegenheit an sich riss^, über seine erste längere
Auseinandersetzung mit dem Kurfürsten, über dessen ausschlag-
gebende Bedeutung er sich keinen Augenblick täuschte. Johann
Philipp von Schönborn erklärte sich Gravel gegenüber in über-
aus zuvorkommender Weise. Dächten alle Fürsten wie er, liess
er sich vernehmen, so wäre die Allianz mit Frankreich bereits
geschlossen; denn er sei fest davon überzeugt, dass die Allianz
mit Ludwig XIV. nothwendig sei, weil nur durch den Beitritt
Frankreichs Oesterreich von weiteren Gewaltmassregeln abge-
halten werden könne. Zugleich äusserte er aber seine schweren
Bedenken gegen die von dem Neuburger in Paris mit grosser
Lebhaftigkeit vorgeschlagene und betriebene OfFensivliga, da
Köln Tind Trier, falls dieselbe geschlossen werde, sich weigern
würden, in die allgemeine Allianz einzutreten, vornehmlich aus
Furcht, in den Krieg verwickelt zu werden, den der Neubnrger
gegen Spanien führen wolle. Dem Kurfürsten von Köln könne
man offen von der Allianz reden, insbesondere sobald man —
1 Instruction für den Prinzen von Homburg und Gravel, Concept vom
15. April, Ausfertigung vom 29. April. P. A. Allemagne, Vol. 135.
•^^2 Pribram.
was notliweiKÜ,«^ und nicht schwer zu erreichen — Fürstenbers^
gewonnen habe. Dagegen empfahl er dem Trierer gegenüber
besondere Vorsicht.^ Zu gleicher Zeit wurde aber auch von der
bevorstehenden Kaiserwahl gesprochen und vom Mainzer die
Frankreich günstige Lage der Verhältnisse hervorgehoben. Je
o-rüsser nun aber in diesen ersten Zeiten die Aussichten für
Ludwig XIV. waren, das Ziel seiner Wünsche zu erreichen,
den Kaiserthron zu besteigen, desto klarer spricht sich in den
Berichten der Vertreter Frankreichs die Erkenntniss der Un-
zweckmässigkeit der ganzen Verbindung, insbesondere aber des
Eintrittes Frankreichs aus. Und bald zeigte es sich, wie gross
die Differenzen in der Allianzfrage waren, die erst ausgeglichen
werden raussten, bevor an den Beitritt Frankreichs gedacht
werden konnte. Ein Schreiben des Prinzen von Homburg an
den französischen Minister Servien — der ob seiner genauen
Kenntniss der deutschen Verhältnisse von Mazarin in allen
Angelegenheiten, die Deutschland betrafen, zu Rathe gezogen
wui-dc — lässt uns deutlich erkennen, wie sehr Grravel speciell
das Entgegenkommen Johann Philipps überschätzt hatte. Denn
dem Prinzen von Homburg gegenüber Hess sich der Mainzer
dahin vernehmen, dass der Eintritt Frankreichs in die Allianz
unter allen Umständen erst dann werde erfolgen können, wenn
die Verhandlungen der Alliirten mit den Häusern Braunschweig
und Hessen bereits zum Abschlüsse gediehen sein würden,
und dass die wesentlichste Bedingung, weiche von Seite
der Verbündeten an Frankreich bei seinem P^intritte in ihre
Einigung gestellt werden müsste, die sei, dass es jeden Schritt
vermeide, welcher die Mitverbündeten in Conflicte mit Spanien
bring<'n könnte. 2 Gegen Spanien aber waren ja in erster
Linie die Pläne Frankreichs gerichtet, und gerade um in dem
Kampfe gegen Phihpp IV. und das Haus der Habsburger
einen Kiickhalt zu linden, hatte IMazarin Verbindungen mit
den einzehien Fürsten angekniii»ft. In diesem Sinne hatte er
— aUerdings bevor die Nachricht vom Tode Ferdinand HL
in Paris eingetroti'en w;»r — die nach Deutschland reisenden
« Gravel au M;i/,.irin ddo. Frankfurt 2.'J. Mai 1CÖ7. P. A. Alleniagne,
Vol. 13'..
' Dor Prinz von Hombiirp an Servien ddo. Köln, 19. .Tuni 1057. P. A.
Alloniajjup. Vol. l'M,,
Beitrag zur Gescbichte des Rheinbundes von 1C58. 143
Gesandten dahin instrnirt, Johann Philipps Zustimmunoj zum
Abschhxsse des Offensivbündnisses zwischen Frankreich und
Neubui-g — das Ludwig XIV. durch den beabsichtigten Kampf
Philipp Wilhelms gegen Spanien von Werth sein musste —
und zugleich zur Aufnahme eines Artikels in diese Allianz
zu fordern, nach welchem jeder Durchzug deutscher Truppen
durch das Reich nach den Niederlanden und Italien verboten
sein sollte.' In diesem Sinne hatte er durch Gravel am 27. Mai
den in Frankfurt versammelten Ständen ein umfangreiches
Memorial vorlegen lassen, in welchem alle jene Thaten an-
geführt waren, durch welche der verstorbene Kaiser sich als
Friedensstörer erwiesen, und das in der Aufforderung an die
deutschen Fürsten gipfelte, die neuerliche Unterstützung Spa-
niens in Italien und den Niederlanden nicht zu dulden. Die
Vertreter Frankreichs aber, denen die Verhandlungen in der
Wahlangelcgenheit von Tag zu Tag grössere Hoffnung auf
Erreichung des lange erstrebten Sieges zu geben schienen,
hielten es nicht für angezeigt, ihrerseits mit dem Antrage der
Aufnahme dieses Artikels in die Allianz — was Mazarin
ursprünglich gewünscht hatte — aufzutreten. Da der Kaiser
todt ist — schreibt Homburg in dem erwähnten Schreiben an
Servien — und der Mainzer auf das Bestimmteste erklärt, dass
kein Fürst aus dem Hause Habsburg gewählt werden wird,
brauchen wir nicht zu fürchten, dass der Erwählte Truppen
durch das Reich nach Italien oder Flandern schicken wird,
um Spanien zu dienen, da wir ja zur Wahl des Betreffenden
das Wesentliche gethan haben werden. Und dann ist zu be-
denken — fährt Christian von Homburg fort — dass die Fürsten
unzweifelhaft dieselben Forderungen wie an Oesterreich auch
an Frankreich stellen werden und uns auf diese Weise jedes
Mittels berauben, gegen Oesterreich vorzugehen. Im Falle je-
doch gegen alles Vermuthen ein Fürst aus dem Hause Habs-
burg gewählt w^ird, so wird derselbe durch diese Liga sofort
auf das aufmerksam, was er zu fürchten hat. Und zu gleicher
Zeit stiegen dem Prinzen von Homburg die ersten Bedenken
in die Aufrichtigkeit des Mainzers auf. Insbesondere die deutlich
hervortretende Abneigung Johann PhiHpps gegen das Offensiv-
> Instruction für Homburg und Gravel, 29. April. P. A. Allemague, Vol. 135,
244 Pribram.
biindniss zwischen Frankreich und Neuburg gab ihm zu denken.
Denn wenn der i\Iainzer es mit dem Franzosenkönige ehrlich
meinte, wenn er dessen Wahl oder die eines französisch ge-
sinnten Fürsten zum Kaiser wünschte, dann mussten ja ihm,
der die Annäherung des jungen Ludwig XIV. an die deutsche
Grenze gewünscht und befürwortet hatte,' die Rüstungen des
Keuburgers überaus erwünscht sein. ,Aber ich fürchte,' so
schliesst Homburg seine Betrachtungen, ,es wird nichts daraus,
da der Mainzer unseren Feinden dieselben Hoffnungen und
Versprechen gibt wie uns.'^
Ganz von diesen Gedanken der Unzweckmässigkeit der
Allianz unter den gegebenen Verhältnissen, ist nun auch die
Instruction beherrscht, welche der geniale französische Staats-
mann den beiden zur Förderung der Wahlangelegenheit Ende
Juli nach Frankfurt entsendeten Männern, dem Herzoge von
Grammont und dem Älarquis de Lionne, mitgegeben hat.-'' Nach
erschöpfender Behandlung der Wahlfrage, welche in dem Satze
gipfelte, dass der Ausschluss des Hauses Habsburg die leitende
Idee der Gesandten bilden müsse, geht Mazarin auf die von
den deutschen Fürsten geplante Einigung über. ,Deutschland,'
so schreibt er, ,will im Allgemeinen den Frieden; ihn zu er-
halten soll die Liga dienen, welche nicht weniger gegen Frank-
reich und Schweden als gegen das Haus Habsburg gerichtet
' In einem Schreiben Gravel's an Mazarin vom 13. Juni 1657, P. A.
Allemapne, Vol. 135, lieisst es: ,Der Kurfürst von Mainz sagte mir:
qu'il trouvoit a propos, que le Roy iist passer un corps d'armce sur les
frontiöres d'Allemagne pour estre prest d'appuyer ce que Ton croiroit
pstre necessaire pour le bien commun, pour intimider eeux, qui auront
oncino qunlque consideration pour la niaison d'Autriclie.'
' llombur},' an Sorvicn, 19. Juni lOöT. P. A. Allemagne, Vol. 135.
^ Icli l)eniitze die.se Instruction, nach einer für den damalig-en französi-
schen Staatssecretär Brinuno gemachten Abschrift, welche sich, wie die
g.-iiiz«' ini'lirorn hundert Bände starke Correspondenz Brienne's im Briti.sh
Mu.snuni in I.ondon befindet. Der Band Harlniana 4531 enthält die
pnnzo Original-Correspondcnz Grammont's uiul Linnne's an JJrienne,
welche die im franzfisischen Archive des Mini.steriunis des Aeussern er-
lialtone C(>rrps|>nudenz der Gesandten an Mazarin nicht unwesentlich
(TKänzt. Icli bemerke, dass sicii von vielen der Bericlite Grammont's
und Linnne's an Brionne Abschriften im Pariser Archive vorfinden. Ich
l)eze>c!ino im Folgenden diese Correspondenz B. M. = British Museum
Ilarleinna 4531.
Beitrag zui- Gcscliiclito des I!lieirilnin(li'K von ICSS. 145
ist. Da es aber bei den deutschen Fürsten Verdacht erwecken
würde, wenn Frankreich und Schweden sich weigerten, in diese
zur Wahrung des Friedens gegründete Alhanz einzutreten, sie
sogar dahin gebracht werden könnten, sich um so eher dem
Hause Oesterreich anzuschhessen, haben wir, als an uns die
Aufforderung erging, den König für den Eintritt in den liund
zu gewinnen, die Erklärung abgegeben, dass der König in die
AlHanz eintreten werde, jedoch nur, wenn auch Schweden und
Brandenburg sich dazu entschliessen solhen. Wir thaten dies,
um Zeit zu gewinnen, uns mit diesen Fürsten zu besprechen
und über die Angelegenheit ernsthch nachzudenken. Der König
— heisst es weiter in diesem für die Kenntniss der Motive der
französischen Regierung überaus bedeutungsvollen Documente
— hält diese Liga jetzt für eine sehr delicate Sache. Sie
wurde vorgeschlagen, als der Kaiser noch lebte. Damals war
der Zweck des Bundes ein sehr guter und es ist zu bedauern,
dass das Zustandekommen sich so lange verzögert hat, da es
nicht ausgeschlossen ist, dass der König von Dänemark und
der verstorbene Kaiser sich durch den Abschluss der Allianz
von jenen Handlungen hätten zurückhalten lassen, die sie be-
gangen haben. Heute aber scheint der"^ Nutzen dieser Ver-
bindung viel zweifelhafter zu sein; denn wenn die Wahl auf
einen Fürsten fällt, der nicht dem Hause Habsbiirg angehört,
so ist die Allianz überflüssig. Bleibt aber die Krone dem Hause
Habsburg, so wird dieser Bund nicht grösseren Schutz bieten
als der Vertrag von Münster. ,In jedem Falle aber — so
lauten die Schlusssätze dieser allgemeinen Erörterungen — wird
es nothwendig sein, den deutschen Fürsten klar zu machen,
dass jene unter ihnen, welche Freunde des Königs von Frank-
reich heissen wollen, sich davon überzeugt halten sollen, dass
der König von Frankreich nicht damit zufrieden ist, wenn sie
vor der W^ahl oder im Augenblicke, wo dieselbe stattfindet,
eine Einigung schliessen, oder in die schon bestehende einige
neue Fürsten — katholische und protestantische — aufnehmen,
ja selbst dann nicht, wenn sie die Aufnahme des Königs von
Frankreich in diese Einigung befördern. Denn abgesehen da-
von, dass dergleichen Verbindungen keine Sicherheit geben,
betreffen dieselben mehr die Interessen und den Schutz der
anderen Fürsten als des französischen Königs, und niemals
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXV. lid. 1. Hft. 10
146 l'ribiam.
wird eine solche Einigung einen Kaiser aus dem Hause Habs-
burg von Unternelimungen gegen Frankreich abhalten/ Neben
diesen allgemeinen Erörterungen enthält die Instruction für
die l)eiden Bevollmächtigten Ludwig XIV. auch nähere An-
gaben über die Bedingungen, unter denen die Allianz ge-
scldossen werden könne: Betheiligung katholischer und prote-
stantischer Fürsten, insbesondere Aufnahme Schwedens und
Brandenburgs in die Allianz; Ausschluss aller Mächte, die
gegen die Bestimmungen des Friedens von Münster sich ver-
gangen; Veri)flichtung der Mitglieder der Allianz nicht nur
zu gegenseitiger Unterstützung, sondern auch zur Aufrecht-
haltung der Rechte aller Staaten, die an dem Münster'schen
Friedenswerke Antheil gehabt, waren die wichtigsten For-
derungen, welche Mazarin den Gesandten zu stellen befahl.
Wenn diese Bedingungen erfüllt, die Allianz im Principe ge-
schlossen, dann sollten die Gesandten an den Berathungen über
die von jedem Mitgliede zu stellenden Truppen theilnehmen, für
die Einsetzung eines gemeinsamen Conseils und für die Wahl
eines ( )berb(feldshabers für die alliirten Truppen — Frankreich
empfahl den Keuburger — - stimmen. Wir sehen, die Instruction
dfi- fi-anzösischen Gesandten erstreckte sich auf die ganze
Allianzfrage; doch sollten dieselben ihre Thätigkeit vorerst der
Waldangelegcnheit zuwenden und die Allianzangelcgenheiten
nur dann aufnehmen, wenn die deutschen Fürsten dies heftig
fordern würden. Dazu war aber anfangs wenig Aussicht vor-
handen. Eigentlich war es nur der Neuburger, der unbedingt
für den Franzosenkönig einzutreten geneigt war, von dem
aucii der Plan gefasst worden war, zwischen den drei geist-
lichen Kurfürsten, Frankreich, Neuburg und Baiern eine be-
sondere Einigung zu schliesscn, zu deren Durchführung er
Hcine Dienst!« anbot,' vorausgesetzt, dass ihm die hohen
Fr)rdernngen zugestand.in würden, die er gestellt hatte und
"•"•I- die in l'ai-is lange Verhandlungen gepflogen worden
w.uvn. ,lr,ri, A1)schlus.s d.Mi Vertretern Ludwigs oblag. Bei
allen iihrig.^n Mitgliedern der Allianz gab es aber der Bedenken
gegen die Aufnahme Frankreichs die Fülle. Dem Mainzer
niusste der Franzosenkönig, abgesehen davon, dass dessen
' Sdiroil,.... llnn.lH.rgsan Sorvion, IS. Juli Kif,?. P. A Allomagno, Vol. 135.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 147
Eintritt in den Bund, so lange er sich mit Spanien im Kriege
befand, die Alliirten in grosse Conflicte verwickciln konnte,
schon wegen seiner übergrossen Macht ein bedenklicher Bundes-
genosse erscheinen, und diese Bedenken konnten nur durch ge-
wichtige Gründe^, wie sie dann wirklich in der durch die Wahl
Leopold I. drohenden Gefahr vorlagen, aufgewogen werden.
Weniger heftig war die Opposition des Erzbischofs von Köln,
dessen Stellung in der Allianz- wie in der Wahlfrage in
erster Linie von der Höhe der Anerbietungen abhing, die er
und seine ihn beherrschenden Käthe von den kämpfenden
Parteien zu erwarten hatten. Am deutlichsten aber sprach
sich der Kurfürst von Trier, den nur die Rücksicht auf die
seinem Besitze von Frankreich unmittelbar drohenden Gefahren
und die Hoffnung, durch ein geschicktes Zögern den Kauf-
preis für Oesterreich zu erhöhen, von dem offenen Anschlüsse
an den Habsburger abhielt, gegen die Aufnahme Ludwig XIV.
in die Allianz aus. Er hat in Kärlich, wo er mit Johann Philipp
und Maximilian Heinrich über die Massregeln berieth, welche
in der Wahl- und Allianzfrage zu treffen se\en, die Defensiv-
allianz mit Frankreich ,suspect und zuwider' genannt ^ und den
kaiserlichen Gesandten Volmar und Oettingen, als diese bald
nach der Zusammenkunft der drei Kurfürsten bei ihm in
Kärlich vorsprachen, zugleich mit der Mittheilung des in Frank-
furt aufgetauchten Vorschlages, Frankreich in die Allianz auf-
zunehmen, seine Verwunderung und seine Bedenken gegen
diesen Antrag ausgedrückt."- Dass demungeachtet seitens der
Kurfürsten mit Ludwig XIV. Vertretern, vornehmlich mit
Gravel, in diesen Tagen über die Aufnahme Frankreichs in
den Bund verhandelt wurde, hatte seinen Grund in denselben
Erwägungen, um derentwillen Mazarin den Gesandten Frank-
reichs den gänzlichen Abbruch der Verhandlungen zu ver-
meiden befahl. Man war beiderseits gewillt, von dem weiteren
Verlaufe der Wahlfrage und der Entwicklung der allgemeinen
Verhältnisse es abhängen zu lassen, ob man sieh für eine
energische Vornahme der Verhandhingen oder für den gänz-
lichen Abbruch derselben entscheiden werde. Es kann nicht
1 Vergl. Joachim, 1. c. 257.
2 Bericht Volmar's an Leopold, cldo. 27. Juli 1657. St. A. (Wahlacten).
10*
2^^ Pribiara.
unsere Aufgabe sein, in diesem Zusammenhang dem Verlaufe
des Walilkampfes zu folgen, der mit grossem Eifer von beiden
Seiten gefülirt wurde. Nur das scheint unerlasslich, hervorzu-
heben, dass :\lazarin, so lange er noch irgendwelche Hoffnung
hatte, die Wahl eines Nichthabsburgers durchzusetzen, in über-
aus entschiedener Weise sich gegen den Ab^chluss der Alhanz
ausgesprochen hat. ,Nachdem ich das Project der Allianz,
das ihr mir eingeschickt habet, gelesen — so schreibt er am
15. September den Gesandten in Frankfurt^ — fand ich mich
in meiner Ansicht bestärkt, dass es uns sehr nachtheilig —
tres-prejudiciable — wäre, in dieselbe einzutreten. Denn ganz
abgesehen davon, dass wir Schweden und Brandenburg durch
unseren Eintritt in die Allianz, bevor der ihre entschieden,
verletzen würden, würden wir uns durch dieselbe, falls ein
Fürst aus dem Hause Ilabsburg gewählt werden sollte, die
Hände binden und nichts gegen dieses Haus unternehmen
können, was zu thun der König fest entschlossen ist. Aus
diesem Grunde gebe ich euch die Ermächtigung, wenn euch
der ^Mainzer in dieser Angelegenheit drängen sollte, rundweg zu
erklären, dass der König von Frankreich der vorgeschlagenen
Allianz mit Rücksicht auf seine Interessen und seine Sicherheit
keinen Werth beimisst, dass er sie für gänzlich bedeutungslos
hält, und dass er durchaus nicht geneigt ist, sich mit der Ver-
goldung der bitteren Pille zufrieden zu geben, welche man
ihn verschlucken lassen will, indem man einen P'ürsten des
Hauses Habsburg zum Kaiser wählt. Die Verpflichtungen, welche
der König durch die Unterzeichnung des Vertrages eingehen
würde, würden dircct den Entschliessungen widersprechen, die
er gcfas.sf, nämlich die Kräfte des neuen habsburgischen Kaisers
in Ueiitsc-liland anzugreifen, damit dieser sie nicht nach Flandern
oder Italien zur Unterstützung der Spanier sende, was er sonst
zweifelsohne thun würde. Wie wenig man auf solche Ver-
bindungen, wie sie die deutschen Fürsten planen, geben kann,
hat die Erfahrung gelehrt: im Uebrigen genügt der Friede von
Münster, wenn ein Nichtliabsburger den Kaiserthron besteigt,
im entgegengesetzten l'all :i])er wird keine neue Verbindung
' WoiMinp Mn/.nrin'8 m, die Gesandten vom 15. September 1657. P. A.
(Allf'inapnt»), V.il 1 10,
Beitrag znr Gcschicbte des Rheinbundes von !Gö8. 149
den Kaiser hindern^ wie in früheren Zeiten nach dem Willen
der Spanier zu handeln, vielmehr wiixl diese Allianz nur ein
Vortheil für unsere Feinde sein, weil sie uns der Freiheit be-
rauben würde, unsere Feinde in ihrem Lande anzugreifen, iim
so die Schläge abzuwenden, welche sie, uns zu versetzen, sich
vorbereiten. j\[it einem Worte, der König kann nicht zufrieden
sein mit der Erhebung eines österreichischen Prinzen auf den
Kaiserthron, welche Anerbietungen man machen und welche
Vorsiclitsmassregeln immer man ergreifen möge, um die Macht
desselben zu beschränken und den Gefahren vorzubeugen, welche
aus der Wahl desselben erfolgen könnten, weil er diese Allianz
für ungenügend hält^ diesen Erfolg zu erzielen. Entschliessen
sich aber die deutschen Fürsten diesmal das Haus Habsburg
von der Wahl fernzuhalten, dann ist der König bereit^ die
vorgeschlagene Allianz zu unterzeichnen, jedoch wohlverstanden
nur im Einvernehmen mit dem Könige von Schweden und
dem Kurfürsten von Brandenburg.'
^ Die entscheidenden Stellen lauten im Originale: ,cfe traitte, ne t'eroit
qne nous Her las mains a ne pouvoir rien entreprendre contre luy,
ainsy que le Koy est resolu de faire. C'est pourquoy vous poiivez de-
clarer nettemeiit a Mr. de Mayence s'il vous fait eucore presser la
dessus, que sa M'^ ne peut faire aucun fondement pour ses luterets
et sa seurete sur la ligue proposee, qu'elle ne la compte pour rieu et
ne la peut recevoir pour uns dorure a la pillule aaiere, qu'on luy feroit
avaller , en faisant Empereur un Prince de la raaison d'Autriche . . .
En un mot, le Roy ne peut estre content de l'Elevation a l'Empire
d'aucun Prince de la maison d'Autriche quelques ofFres qu'on fasse et
quelques precautions qu'on veuille prendre pour brider son pouvoir et
pour empescher les maux qu'il vondroit faire, car nous ne uous en
imaginons poiut d'assez fortes pour produire cet effect lä; mais sa M'^
veut bien s'engager a toutes les choses, que je vous ay marquees cy
dessus et mesme donner les mains a la ligue proposee si on l'estime
necessaire, pourveu qu'on oste a la maison d'Autriche pour cette fuis
cy la succession a l'Empire, qu'elle se rent perpetuel, bien entendu
pourtant qu'elle n'entrera dans la dite ligne que du consentement du
Roy de Suede et de l'Electeur de Brandenbourg. Und gegen die Mei-
nung, als sei dies an die Gesandten nur geschrieben, damit sie es dem
Kurfürsten zeigen, um ihn von der Uebertragung der Kaiserwürde an
ein Mitglied des Hauses Habsburg abzuschrecken, spricht, dass Mazariu
an Servien unter dem 6. September 1657 schreibt: ,mon sentiment n'est
point du tout que nous entrious (in die Allianz) presentement, . . .
car eile ne feroit que nous her les mains et empescher l'etfect des
|<j(J riibiara.
Eben um das Vcrliältniss zu diesen beiden Fürsten drehten
sjfh die Verhandlungen, welche damals in Frankfurt unter den
Alliirtcn {gepflogen wurden. Die Braunschweiger und Hessen,
die einzigen protestantischen Glieder dieser Einigung, die von
alltMu Anfange an für eine »Stärkung der protestantischen Partei
innerhalb der Allianz thätig gewesen waren, forderten immer
dringender die Zulassung der Vertreter Schwedens und Bran-
denburgs zu den Verbandlungen, während die übrigen Fürsten
— mit Ausnalime Johann Philipps — aus Furcht, durch Auf-
nalmie dieser beiden Fürsten in die grossen Conflicte ver-
wickelt zu werden, die den Nordosten Europas erschütterten,
auf ihren ursprünglichen Erklärungen zu beharren behaupteten,
wenn sie erst den endgiltigen Vergleich mit Bi'aunschweig und
Hessen und dann erst weitere Verhandlungen mit Brandenburg
und Schweden forderten.' Es bedurfte vieler Bemühungen, bis
ein beide Theile befriedigender Ausweg gefunden war, nach
welchem die Vertreter der beiden Mächte Brandenburg und
Schweden, von allem Anfange an den Verhandlungen bei-
wohnen sollten, jedoch nur gegen das von den Vertretern
l'r.uinsehweigs und Hessens zu gebende Versprechen, ,dass ihre
l'rineipale in dem Endziel dieser Verfassung einig seien^, welches
im weciiselseitigen Schutze vor aller feindlichen Gewalt und in
der Wahrung des Friedens, soAvie in der Absicht bestehe, sich
keineswegs in fremde Kriege zu verwickeln."^
Aber auch dann, als die Zulassung der Vertreter Branden-
burgs und Schwedens beschlossen war, sehritt das Allianzwerk
nu-ht recht fort. Umstände verschiedener Art wirkten dazu mit.
\hr Wahlangelegenheit, welche gerade damals in überaus reger
Weise betrieben wurde, nahm das Interesse und die Zeit der
meisten Mitglieder der Allianz fast vollständig in Anspruch, und
(Inss von der Entschei<lung in dieser Frage die weitere Entwick-
lung der Allianz abhing, daran zweifelte keines der vielen lAlit-
KÜeder derselben. Auch lag es ja nicht im Interesse der ein-
zehion Mitglieder, sich in dieser Angelegenheit zu binden, bevor
dn. Frage entschieden war, wer den Kaiserthron besteigen
1"""">, M'«' S.-i M- .snr.Mt ol.lijröo ,lo prendre, si <.n faisoit Em-
r '-r rnrcln.luc Leopohl ou lo K.,y ,lo Hougrio. P. A. (Allomugno) Vol. 140.
' .»"ndiiiii, h c. 265.
' •loneiiiin, I. c. 2T2,
Boitiag zur Geschiclito des Hlieinbumli's von lUM. 151
werde. Dazu kam, dass iasbesondere die Vertreter des Grossen
Kurfürsten, je mehr sich dieser den Schweden entfremdete, die
weitere EntAvickhnig des Bundes mit scheelen Augen ansahen
und dieselbe, soweit dies möglich war, zu hindern suchten.
Was unter diesen schwierigen Verhältnissen im Laufe der
letzten Monate des Jahres 1657 geleistet wurde, darüber sehen
wir jetzt ganz klar.' Deutlich lässt sich das Widerspiel der
Interessen , die gegenseitige Eifersucht und das allgemeine
IMisstrauen erkennen. Denn kaum hatte man sich über die
Annahme des Kölner Recesses vom 15. December 1G54 als
Grundlage des zu errichtenden Bundes geeinigt, so traten die
verschiedenen Mitglieder mit sich widersprechenden Wünschen
und Beschwerden hervor. Die vornehmste aller Differenzen
zwischen luvitanten — den drei rheinischen Erzbischöfen,
Neuburg und Münster — und Invitirten bestand wohl darin,
dass die letzteren die von den ersteren geforderte überaus
sorgfältige Vermeidung jeder Bestimmung, welche ein offen-
sives Vorgehen veranlassen könnte , vornehmlich mit Rück-
sicht auf ihre besonderen Interessen nicht biUigten, während
die Invitanten erklärten, ,sie hätten die Nichteinmischung in
fremde Kriege dahin verstanden, dass sie sich zur Zeit auch
nicht mit denen setzen könnten, welche beim Schluss dieser
Verhandlungen noch in wirklichem Kriege befangen wären^-
Und wenn es auch dem nach allen Seiten hin beschwichtigenden
Vorgehen des Mainzers gelang, diese Differenzen wenigstens
nothdürftig auszugleichen, so hinderte das nicht, dass die be-
stehenden Gegensätze auf den weiteren Fortgang der Ver-
handlungen hemmend einwirkten. Und in dieser Auffassung
von den immer mehr zu Tage tretenden Schwierigkeiten, so
widerstrebende Elemente zu einigen, darf man sich auch
nicht dadurch beirren lassen, dass am Ende des Jahres 1657
die erste Neufassung des Recesses fertiggestellt wurde. Denn
als es dann zu Berathungen über diesen Entwurf kam, waren
nicht nur jene Mächte, um deren Stellung zur Allianz es sich
in erster Linie handelte, Brandenburg und Schweden, mit den
Bestimmungen des Entwurfes durchaus nicht einverstanden.
1 Joachim, 1. c. 292—351.
2 Joachim, 1. c. 301.
15-i
Pribram.
sondern auch einige der anderen Fürsten brachten neue Er-
gänzungs- und Aenderungsvorschläge vor, so dass, wer unpar-
teiisch die Lage gegen das Ende des Jahres betrachtete, die
f'änzHche Einiaunj? und den Abschhiss der Allianz innerhalb
weniger Monate für mehr als unwahrscheinlich hätte erklären
müssen. 1 Dass dann doch in verhältnissmässig kurzer Zeit
aus diesem Chaos heraus die Liga vom 14. und 15. August 1658
sich gebildet hat, dürfte seinen Grund wohl vornehmlich darin
haben, dass im Laufe der ei'sten Monate des Jahres 1658 die
allgemeinen Verhältnisse sich so klärten, dass nach allen Seiten
jiin ein freier Ausblick und damit die Möglichkeit einer Ent-
scheidung erfolgte. Der Sieg des Habsburgers in dem Wahl-
kampfe und die endgiltige Losreissung des Brandenburgers von
Schweden und dessen Anschluss an Oesterreichs Herrscher
haben den weiteren Verlauf der Allianzfrage entschieden. Denn
wenn auch schliesslich über alle lockenden Anerbietungen und
gefährlichen Drohungen Frankreichs, über die Abneigung gegen
die wenig den Interessen des Reiches Rechnung tragende Politik
der Habsburger, der Gedanke den Sieg davon trug, dass noch
grössere Gefahr und Schmach dem Reiche drohe, wenn dem
Sprossen Hugo Cai^cts die oft erstrebte Kaiserkrone auf das Haupt
gesetzt würde , und dass auch keiner der deutschen Fürsten
mäehtig genug sei, den im Falle des Unterliegens Leopolds
von dem Hause Habsburg drohenden Gefahren zu begegnen,
80 war doch zu gleicher Zeit der Entschluss gereift, nichts zu
luiterlassiMi. um dem neuen Kaiser die Hände mösrlichst fest zu
binden und den Reichsfrieden zu schützen. Die Wahlcapitulation
und di<' rheinisehe Allianz mit ihren die Actionsfähigkeit des
Kai.sers lähmenden Bestimmungen waren die Fesseln, welclie
.lohann l'hihpp von .Mainz dem Habsburger anzulegen und
dtirt-li die er jede freie Bewegung desselben zu hemmen ge-
dacjiie. Und da sich der Kurfiirst von Mainz keinen Augen-
blick darüber täusi-htc;, da.s.s die deutschen Fürsten allein in
keinem Falle d<Mn von Spanien unterstützten und durch die
Katscrwilrde gestärkten üstcrrcichischen Herrscher genügenden
Widerstand zu leisten vermögen würden, wenn er die Ver-
ptliclitun;,'en, die er eingehen sollte, auf sich nahm und sie
« Vgl. Joachim, I. c. 332 f.
Beitrag zur Geschichte des Ttheinbunties von lfi58. 153
dann doch nicht hielt; so war sein Bestreben daranf gerichtet,
die bis dahin mit den Franzosen nur lau geführten Verhand-
lungen in Gang zu bringen und die Bedenken zu beheben,
welche den Schwedenkönig von dem Eintritte in die Allianz
abhielten. Besonders das erstere war, wie leicht zu begreifen,
eine Aufgabe sclnvierigster Art. Denn Frankreich war durch
das Fehlschlagen der Hoffnung, das Haus Habsburg von dem
Kaiserthrone auszuschliessen, auf das Tiefste betrübt und gegen
den Urheber dieser Täuschung auf das Heftigste erbittert. Um-
sonst waren ja die iMillionen an Geld geopfert, umsonst die
kostbare Zeit der Verhandlungen mit den kleinen deutschen
Fürsten verschwendet worden; das Ende aller Bemühungen
war die Gewissheit, dass die Krone Karl des Grossen das Haupt
des in Jugendschöne prangenden Bourbonen nicht schmücken
werde. Doch das war es nicht, was Mazarin am heftigsten
schmerzte. Gab es ja der hohen Ziele genug, auf die man
den Ehrgeiz des jungen Fürsten lenken konnte. Aber dass
gerade jener Fürst, dem er die Krone am wenigsten gönnte,
dass der schwächliche, kleine Leopold, von dem der Herzog
von Grammont nicht genug — allerdings unwahre — Züge
geistiger Unbedeutendheit zu erzählen wusste, den Sieg davon-
trug und statt eines Louis V. ein Leopold I. die Kaiserreihe
vermehrte, das war es, was den französischen Staatsmann am
meisten kränkte. Und Täuschung wie Niederlage , darüber
war man am Hofe Ludwig XIV. einer Meinung, hatte man
dem Mainzer zu verdanken, ihm, den man mit besonderer Zu-
vorkommenheit behandelt, dem man mit Geld reichlich be-
schenkt und vor allen anderen Kurfürsten ausgezeichnet hatte.
,Es kann kein Zweifel darüber bestehen — schrieb Mazarin
gegen Ende des Jahres 1657, als mit dem Scheitern der Mission
Grammont's in München ' die Wahlangelegenheit im Sinne des
Habsburgers entschieden war — dass der Mainzer die einzige
Ursache unserer Niederlage ist und daher auch alle Vorwürfe
verdient. Er hat durch sein Benehmen Baiern und Trier auf
' Für diese Sendung Grammont's vergleiche neben denMemoiresGrammonts:
Cheruel, 1. c. III, 106 ff.; Valfrey, Hiigues de Lionne 11, 103 ff. und
G. Heide, Die Wahl Leopold I., Forschungen zur deutschen Ge.schiclite
XXV, p. 41 ff.
"[ q4: P r i b r a in .
Ocsterrciclis Seite gebracht und nicht öffentlich wie Trier,
sondern geheim gegen uns gearbeitet. Hätte er uns vor dem
Abschhi.sse mit Pefieranda gesagt, dass unsere Forderungen
unerfüllbar seien, so hätten wir andere Bedingungen gestellt, so
aber war seine Handlungsweise ganz erfüllt von List und Trug.
Der König von Frankreich aber ist durch dieses Vorgehen
ausser Stand gesetzt, dem Mainzer jemals wieder zu trauen,
und crwjirtct mit Ungeduld die günstige Gelegenheit, um sich
für die Treulosigkeit an dem Kurfürsten zu rächen.* i Und sicher-
lich, wenn Mazarin auf seinen früheren Erklärungen beharren,
wenn er, was er als unabänderlichen Entschluss des Königs von
Frankreich im Falle der Wahl eines Habsburgers bezeichnet
hatte, zur That werden lassen wollte, was wäre ihm übrig ge-
blieben, als die kampfbereiten Truppen den Rhein übersetzen
und die Kricgsfackel von neuem in die durch dreissig Kriegsjahre
verwüsteten Länder tragen zu lassen. Denn wenn Mazarin
aucii hoffen konnte, dass Johann Philipp nicht zögern werde,
durch den Abschluss der Allianz und die Berücksichtigung der
französischen Forderungen bei Abfassung der Wahlcapitulation
des neuen Kaisers den Missmuth Ludwig XIV. zu besänftigen,
wie konnte er die Gutheissung eines solchen Vorgehens mit
den Erklärungen vereinbaren, welche er von allem Anfange
an abgegeben, und die im Falle der "Wahl eines Habsburgers
einen Krieg in Aussicht stellten, da alle Verbindungen, wie
die Erfahrung gezeigt, genügende Sicherheit zu bieten nicht ver-
möciiten. Dass das Eingehen auf die Allianzvorschläge, welche
man ursprünglich — und mit Recht — als unzulängliche bezeichnet
hatte, einen Rückzug, das Zugeständniss der erlittenen Nieder-
lage bedeute, war dem grossen Staatsmanne, der die Geschicke
Frankreichs leitete, klar, und keinen besseren Beweis für die
luchtigkeit dieser Behauptung könnte es geben, als die That-
^'aelu^ das.s er die fJcsandtcn. welchen er im Juli und Sep-
tenibcM- KläT Befehl ertheilt. dem Kurfürsten von Mainz zu er-
klären, dass Ludwig XIV. die Allianz unter den jetzt Avirklich
eingetretenen Verhältnissen für nutzlos halte, nun im Januar IGöB,
um seine Handlungsweise vor dem Könige und vor sich selbst zu
rochlf.TtiL'en. in vorwurfsvollem Tone an den Fehler erinnerte,
' WüiHun^' M.a/..iriu-.i v..i„ 10. .I.m.i.ir Hl.Vs p. A. (AUen.agiie), Vol. 140.
Ik'itrag zur Goscliiclite dos RliciiilmriiU'S von IC.')«. lOO
den sie begangen, indem sie so viele Conferenzen in der
Allianzangelegenheit hätten vorübergehen lassen, ohne an den-
selben theilzunehmen.
Wenn Mazarin nun trotz alledem sich zu neuen Verhand-
lungen mit dem unzuverlässigen Mainzer entschloss, so geschah
dies, weil er, gewohnt, das reale Element niemals ausser Acht
zu lassen, es für zweckmässig erachtete, unter zwei Uebeln
das kleinere zu wählen, und weil ihm der Abschluss der Allianz
und die dui-ch dieselbe zu ei-hoffende Beschränkimg des neuen
Herrschers das einzige Mittel schien, auf wenigstens halbwegs
ehrbare Weise sich aus der Lage herauszuziehen, in welche
ihn die Treulosigkeit des Mainzers, Avie er behauptete, gebracht. ^
Die Instruction vom 10. Januar 1658 gibt uns nun über die
Art und Weise Aufschluss, wie Mazarin sich diese neuen Ver-
handlungen dachte. ,Man braucht — so schrieb er — daran
nicht zu zAveifeln, dass der Mainzer, falls er nicht jedes Scham-
gefühl verloren, sich eifrig bemühen Avird, uns für die von
unseren Gregnern wider die Bestimmungen des Friedens von
Münster vorgenommenen Handlungen entsprechende Satisfaction
zu geben, und dass er die nothwendigen Vorsichtsmassregeln
zur Vermeidung ähnlicher Conflicte zu treffen suchen wird.'
Da aber das Interesse des Kurfürsten von Mainz noch mehr
als das der übrigen Fürsten diese Massregeln erheischte, befahl
Mazarin seinen Gesandten, die Kälte, mit der sie dem Mainzer
seit einiger Zeit begegneten, auch fernerhin zu zeigen. Den
versammelten Vertretern der Alliirten aber sollten die Ge-
sandten Ludwig XIV., um die Würde Frankreichs zu wahren,
die erlittene Niederlage zu verdecken und zugleich mög-
lichst grosse Erfolge zu erzielen, erklären, dass der König
von Frankreich als Garant des Münsterer Friedens das Recht
habe, seine Aufnahme in Verbindungen zu fordern, Avelche die
Wahrung dieses Friedensschlusses bezwecken, und dass derselbe
auch keinen Augenblick daran gezweifelt habe, dass ein der-
artiger Bund nicht ohne Frankreich und Schweden — Branden-
burg fehlt hier wie man sieht — geschlossen werden könne.
' ,cela nou.s fournust. uu pretexte as.sez lionorable (puisqu'aiissy bicu Fin-
fidelite do Mayeiice iious a reduit aux termes de iie pouvoir mieux
faire) pour uous relaschei' uu peu de uos oppositious'.
156 Piibiam.
Jetzt nun , wo die Wahl eines Habsburgers zum Kaiser wahr-
schoinlicli sei und mit Rücksicht auf die Geburt des spanischen
Prinzen von Frankreich auch gestattet Averden könne — man
beachte die Feinheit dieses Rückzuges — erachte es Frank-
reich in seinem wie im Interesse der Fürsten des Reiches
gelegen, jede mögliche Vorsichtsmassregel zu ergreifen, auf
dass der Friede des Reiches nicht verletzt werde.
Denn nicht nur in dem Falle, wenn der junge Königs-
sohn in Spanien stürbe, sondern auch wenn dieser Fall nicht
eintreten sollte, wäre mit Rücksicht auf den grossen Einfluss
der Spanier am Wiener Hofe die Nothwendigkeit vorhanden,
über die Wahlcapitnlation hinaus, deren UnzulängHchkeit sich
schon oft erwiesen, für die Sicherung des Reiches zu sorgen.
Aber auch noch in diesem Momente war die Absicht Mazarin's in
erster Linie auf den Abschluss besonderer Bündnisse gerichtet,
von denen er sich bedeutend grösseren Nutzen versprach als
von diesen grossen Einigungen, wo die verschiedenartigen
Interessen der [Mitglieder jedes energische Vorgehen erschweren
raussten. ,jMit dem Pfälzer — so lautet die entscheidende Stelle
der Instruction — ist bereits der Vertrag geschlossen, der Wür-
teniberger, der Hesse und der Kölner dürften gleich für den Ab-
schluss gewonnen werden; andere werden folgen/ Was Mazarin
mit diesen Separatverträgen anstrebte, war die Verbindung mit
allen grösseren und kleineren katholischen und protestantischen
Fürsten, um mit ihnen und dem Schweden gemeinsam den
Kampf gegen die Macht der Habsburger mit um so grösserer
Aiissicjit auf Erfolg führen zu können. ^ Allein diese Pläne
kamen nicht zur Durchführung und konnten auch nicht zur Durch-
lühnuig gelangen. Denn einerseits war Johann Philipp diesen
vom Standjiunkte der französischen Sonderpolitik wohl begreif-
lichen, mit dem Keichsinteresse aber unvereinbaren Plänen
' Dio ontsclieidonde Sfello laiitot: ,il imiioite de chercher ailleuis la
nouroti' du Roy quo daiis la rapitulation, qui seia faicte avec le futnr
omj.orfur, d..iit sm i>redecesseurs liiy ont donn(5 l'exemple de n'observer
pa.H nj.res rElccti..n taict« (luo co qiie luy piaist des conditions, qii'on a
crii du luy imposer, il iuip.nto, dis-jo, d'y ajunter de plus fortes piecau-
tioii« vn ronoHvellant i)ar des traictes particuliers les alliances anciennes
ot ou fnisaut (Ins nouvolies avec tous l.s princes tant catholiques (^ue
Protestant^ . . .'
Keitiag zur Gescliiclite dos Hhoinbundes von IGöS 157
durchaus abgeneigt und auch jetzt wie im Vorjahre gegen jede
Particularallianz thätig; andererseits aber waren die Verhältnisse
durchaus nicht mehr so, dass der ursprüngUche Plan einer
Allianz, welcher so divergirende Interessen verfolgende Staaten
vereinigen sollte, hätte verwirklicht werden können. Denn von
dem Momente an, da Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich
gänzlich an Oesterreich angeschlossen liatte und sich rüstete,
mit Dänemark, Polen und Oesterreich gegen seinen früheren
Bundesgenossen zu kämpfen, war eine Allianz, in welcher
Schweden und Brandenburg neben einander Aufnahme finden
sollten, kaum mehr ein Ding der Möglichkeit. Zwar war der
Kurfürst durch den Anschluss an die österreichische Partei
keineswegs gänzlich in das Fahrwasser der Wiener Politik ge-
rathen. Er blieb auch dann selbständig in seinen Entschlies-
sungen und hat durch sein Vorgehen in der Wahlcapitulations-
frage bewiesen, dass er nicht willens sei so ohne weiters und
in jeder Hinsicht die Wünsche Leopolds zu erfüllen. Aber
eben Friedrich Wilhelm, der in der Capitulationsangelegenheit
das Interesse Leopolds schwer schädigte, indem er demselben
durch sein Votum die Unterstützung Spaniens unmöglich
machte, Avar es auch, der durch eine ähnhche Frankreichs
Action einschränkende Verfügung die Pläne Ludwig XIV.
durchkreuzte ' und so in Wirklichkeit für jene Gleichgewichts-
politik eintrat, welche der Kurfürst von Mainz immer wieder
als das leitende Motiv seiner Handlungen bezeichnete.
Und neben dem Brandenburger wirkten auch andere
Fürsten, insbesondere der Kurfürst Karl Caspar von Trier
und der Münsterer Bischof Christof Bernard von Galen im
antifranzösischen Sinne und halfen redlich mit, die Realisirung
der Allianzbestrebungen, für welche auch jetzt wieder in erster
Linie der JMainzer thätig war, so lang als möglich hinaus-
zuschieben. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, in diesem
Zusammenhange die einzelnen Phasen der weiteren Verhand-
lungen in der Allianzangelegenheit zu verfolgen. ^ Dieselben
mussten von den eigentlichen Urhebern der Allianz nach allen
Seiten hin geführt werden, und es gab, ganz abgesehen von dem
' Vgl. insbesondere Heide, 1. c. 64 ff.
2 Vgl. Joacliim, 1. c. 406 ff.
158
Pribram.
zuletzt erfolglos gebliebenen Versuche, den Kurfürsten von
Brandenburg zum Eintritte in den Bund zu bewegen, der Hin-
dernisse genug, die aus dem Wege geräumt werden mussten,
um an das gewünschte Ziel zu kommen. Dieselben zeigten
sich insbesondere, als Mitte April die Verhandlungen über die
«^ndt^iltige Fixirung des Vertragsentwurfes wieder aufgenommen
wurden. Denn nicht nur Friedrich Wilhelm suchte die An-
'i-eleo-enhcit im wohlverstandenen eigenen Interesse auf die
lange Bank zu schieben und dem Unternehmen Hinderniss
auf Hinderniss in den Weg zn legen, sondern auch der Bischof
von ]\IUnster und der Erzbischof von Trier Hessen ganz deutlich
ihre auf Absonderung und Hemmung gerichteten Gesinnungen
zu Tage treten.^ Und dazu kam, dass Karl Gustav, als man mit
ihm ernstlich zu verhandeln begann, durch seine Erklärungen
den Alliirtcn deutlich zu erkennen gab, wie wenig Werth er
der ganzen Verbindung beimass, wenn er von dei'selben nicht
die erhoft'te Unterstützung zu erwarten hatte. Denn wenn er
schon von allem Anfange an die unbeschränkte Hilfeleistung
gegen Jedermann gefordert hatte, so wollte er in diesem Mo-
mente, wo er als siegreicher Fürst die kühnsten Pläne geftisst,
noch viel weniger einem Bunde beitreten, welcher als Grund-
bedingung festsetzte, ,dass die Alliirten sich wieder direct noch
indirect in die zwischen fremden Kronen und Potentaten be-
stehenden Kriege einzumischen willens seiend Und wenn die
Mitt<'l und Wege einer Einigung, welche die Alliirten dem
Vertreter Karl Gustav's Snoilski, in Frankfurt vorschlugen, diesen
nicht befriedigten, so wurde das Missverhältniss zwischen For-
derung und Zugeständniss um so grösser, als der König von
Sehw(;den gegen den immer gefahrlicher werdenden Kurfürsten
von Brandenburg die Unterstützung der Alliirten in Pommern
forderte. .I.i 08 schien einen Äloment lang, als ob die Ab-
nt'igung gegen Schweden, die sich wieder geltend machte, der
ganzen Allianzfrag(i eine neue Wendung geben sollte, insbe-
sondere. .l:i .■iMch iVw. eifrigsten Verfechter der schwedischen
Saelie, flic Kurfürst«'!! von Mainz und Köln die Forderungen
Karl (lustavs nicht mehr zu rechtfertigen Avafften.s Da <?ab
' Vpl. Joachim, 1. c. 422 ff
' Joachim, I. c. 132 ff.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. lo9
die EntscheiduiiG: in der Waldangelegenlieit den Ausschlag.
Denn mit der KaiserAvürde hatte der junge Habsburger seine
Macht und sein Ansehen um ein Bedeutendes vermehrt, und
wenn es ihm schon als König von Böhmen und Ungarn ge-
lungen war, Baiern, Trier, Münster und Brandenburg auf seine
Seite zu ziehen, wie gefährlich konnte er jetzt seinen Feinden
und politischen Widersachern werden, wo ihn keine Rücksicht
an freier Entfaltung all' seiner Kräfte hinderte. Und je grösser
die Furcht vor der Macht des Kaisers war und je mehr man
ein energisches Eingreifen desselben in die grossen schwe-
benden Streitfragen besorgte, desto nothwendiger schien Allen,
welchen der Friede Deutschlands am Herzen lag, der Ab-
schluss der lange vorbereiteten Einigung. Da nun aber der
Brandenburger der Freund des Habsburgers, der Sclnvede aber
dessen entschiedener Gegner war, die Allianz aber wie sie seit
Monaten geleitet wurde, ihre Spitze ganz deutlich gegen das
habsburgische Haus kehrte, war die Streitfrage bezüglich der
Aufnahme Schwedens oder Brandenburgs bereits entschieden.
Den ausserordentlich hohen Forderungen, die Karl Gustav
stellte, ist es zuzuschreiben, dass erst nach langwierigen Ver-
handlungen, die mit der Preisgebung der östlich von der Elbe
gelegenen Reichsländer Brandenburgs endigten, die Aufnahme
Schwedens in den Bund erfolgte.' Viel geringere Schwierig-
keiten haben die endgiltigen Abmachungen mit Frankreich ver-
ursacht. Theils zu Frankfurt in den letzten Wochen des Juni,
theils zu Mainz in den ersten Wochen des August sind die
Verhandlungen mit Ludwigs Vertretern zum Abschlüsse ge-
bracht worden."^ Sie haben ihren Ausdruck in dem Rhein-
bunde vom 15. August 1658 gefunden, •'' der bis auf die neueste
' Für die letzten Verhandlungen mit Schweden vergleiche Joachim, 1. c.
422 fr., 472 ff. Ein unterrichtendes Schreiben über diese schwedischen
Verhältnisse mit Hervorhebung- der schwedischen Ueberforderungen ist
das von Lionne an Brienne vom 18. August 1G58. B. M. TIarleyana 4531.
2 Die Berichte Grammont's und Lionne's aus den letzten drei Monaten
vor der Wahl enthalten überaus zahlreiche Mittheilungen über den
Verlauf der Verhandlungen, die zu schildern ich mit Rücksicht auf die
detaillirte Darstellung Joachim's 444 ff. vermieden habe. Mir kam es in
diesem Zusammenhange darauf an, die leitenden Motive der französi-
schen Regierung zu bezeichnen.
3 Vgl. Mignet, Negociations relatives a la succession d'Espagne II, 14 ff.
■[QQ Piibram.
Zeit als einer der grössten Erfolge Frankreichs, als einer der
glänzendsten Triumphe französischer Staatskunst und zugleich
als eines der beschämendsten Documente deutscher Schwäche
und Kurzsichtigkeit gegolten hat.' Das letztere gewiss nicht
ganz ohne Berechtigung. Denn das unwürdige Zugeständniss
der eigenen Schwäche und der Unfähigkeit ohne fremde Unter-
stützung die Interessen des Reiches zu wahren, lag darin, dass
die deutschen Fürsten in einer Zeit, wo der nationale Gedanke
in den übrigen Staaten in immer weiteren Kreisen des Volkes
Wurzel fasste, die Aufnahme jener beiden Mächte in die zur
Sicherung Deutschlands bestimmte Einigung nicht nur zuliessen,
sondern sogar suchten, jener beiden Mächte, welche so viele Jahre
hindurch sich als wahre Feinde des deutschen Volkes erwiesen
hatten. Und noch grösser vielleicht als die Schwäche war die
Kurzsichtigkeit jeuer Männer, welche sich der Hoffnung hin-
gaben, dass Ludwig XIV. und Karl Gustav wirklich den
ßund ,zu keines Menschen Offension, am wenigsten gegen
Kaiser und Reich' geschlossen, und dass dem deutschen Volke
durch diese Einigung die erhabene Rolle eines Schiedsrichters
in allen den grossen Streitfragen zufallen werde, die damals
die ganze Culturwelt in zwei grosse Lager schieden. Insbesondere
Johann Philip}), dem Erzkanzler des Reiches, benahmen seine
reichspatriütischen, irenischen Ideen und zugleich der Gedanke,
als Haupt des Bundes der Vermittler ganz Europas zu werden
und diesem den laug ersehnten Frieden zu schaffen, den freien
Blick, durch den er sich sonst ausgezeichnet und durch den
er sich die hohe Stellung errungen hatte, die er im Reiche
(;innalim. Allerdings das darf man bei der Beurtheilung Johann
l'hilipps und seiner Bestrebungen nicht ausser Acht lassen,
dass ihm, wollte er den Gedanken einer Einigung nicht ganz
aufgeben, bei den im deutschen Reiche herrschenden Zuständen,
welche eine Einigung der deutschen Fürsten untereinander
uuni.iglicli machten, keine Wahl blieb, als an Oesterreich-
Braii(lenl)ur<; oder an Frankreich-Schweden sich anzulehnen.
Da.ss es di;r luitionalen Idee mehr entsprochen hätte, wenn er
bich für die ersterc Staatengru})pe entschieden haben würde, ist
> Vpl. /.. B. dio Schlussbemerkungen Valfrey, 1. c. 175. Joachim urtheilt
über (lio Bedeutung ruliiger, über auch richtiger, 1. c. ÖOO ff.
Beitrag zur Geschichte des Rheinhundes von 1GÖ8. 161
gewiss. Aber ganz abgesehen davon, dass die Melirzalil der
Verbündeten sich auf das Entschiedenste gegen die Anlehnung
an das Haus Habsburg aussprach, von dessen die Interessen
des Reiches wenig berücksichtigenden Plänen sie genügende
Beweise zu haben glaubten, wird man auch das nicht ausser
Acht lassen dürfen, dass Johann Philipp durch den Anschluss
an Oesterreich die viel gefährlichere Feindschaft Ludwig XIV.
sich zuzuziehen fürchtete und Leopold, dem er die Kaiserkrone
aufs Haupt gesetzt zu haben sich brüstete, viel eher aus-
söhnen zu kf3nnen hoffte als den König von Frankreich, den
er eben durch die Wahl Leopolds um eine seiner schönsten
Hoffnungen gebracht hatte. Alle diese Erwägungen, zu denen
noch die hinzugefügt werden müssen, dass Johann Philipp
gerade durch die Aufnahme Schwedens und Frankreichs in
die Allianz den Frieden zu sichern dachte, und dass er von der
grenzenlosen Eroberungssucht Ludwig XIV. keine Vorstellung
besass, dürften wohl hinreichen, das Vorgehen des Mainzer
Kurfürsten zu erklären und ihn vor dem schweren Vorwurfe
reichsverrätherischer Pläne zu schützen. Zu rechtfertigen ist
aber seine Politik nicht. Nicht deshalb, weil der Erfolg gegen
ihn entschieden hat, sondern weil man von Johann Philipp,
der die Wahrung der deutschen Interessen als den Leitstern
seiner Politik bezeichnet hat, fordern durfte, dass ihm die
Grösse der Gefahr nicht unklar bleibe, welche dem Reiche
von der Aufnahme Frankreichs und Schwedens in die Allianz
drohten, die schon durch die Friedensschlüsse von 1648 über-
grossen Einfluss auf die Reichsangelegenheiten gewonnen hatten,
und deren Interessen in der Wahlcapitulation Leopold I. ge-
nügend berücksichtigt worden waren. Von diesem Gesichts-
punkte aus betrachtet, werden die Entschlüsse Johann Phihpps
in der Allianzfrage als gänzhch verfehlte und der Bund selbst
als einer der gröbsten Irrthümer des Mainzer Kurfürsten be-
zeichnet werden müssen. Ob man nun aber mit Recht den
Rheinbund einen der grössten Triumphe Mazarin'scher Staats-
kunst genannt hat, das möchte doch zu bezweifeln sein. Es
hat in diesem Falle, wie so oft zum Schaden der richtigen
Erkenntniss, die Beurtheilung der Leistung nach ihrem Erfolge
stattgefunden. Weil Ludwig XIV. in späteren Jahren den
Einfluss, den er mit durch den Rheinbund gewonnen, in über-
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 11
Jg2 Pribiani.
aus vorthcilhafter Weise für seine Pläne auszunützen verstand,
hat man, von der unrichtigen Voraussetzung ausgehend, dass
Mazarin das Alles vorausgesehen habe, in dem Rheinbunde
eine der glänzendsten Schöpfungen dieses grossen Politikers
erblickt. Wie Mazarin selbst von dem Bunde und dessen
Bedeutung dachte, Avissen wir. Er war ihm ein erwünschtes
Mittel, die in der Wahlfrage erhttene Niederlage zu decken,
und förderte nebenbei sein Bestreben, den Einfluss Frankreichs
zu steigern und seinen König und Herrn zu dem zu machen,
wozu sich dieser dann selbst gemacht hat, zum mächtigsten
und gefürchtetsten Herrscher von Europa. So wenig wir aber
geneigt sind, diesen Umstand ausser Acht zu lassen, so wenig
wir auch die unmittelbare Bedeutung des Rheinbvmdes für
Frankreich überschätzen möchten — der Hauptvortheil der
Allianz, die Trennung Oesterreichs von Spanien, war den Fran-
zosen schon durch die Wahlcapitulation zu Theil geworden —
80 wenig wir Älazarin als Verdienst anrechnen wollen, was
Anderen gebührt: als grosser Pohtiker hat er sich auch in
dieser Frage bewährt, vornehmlich dadurch, dass er niemals
den ersten Grundsatz jeder gesunden Politik vergass, welchen
er selbst aufgestellt hat, und der da lautet, dass die Consequenz
eines Staatsmannes nicht darin besteht, dass er stets dasselbe
thut, sondern dass all' seine Handlungen einem und demselben
Zwecke dienen. Und diesem einen Zwecke, dem Vortheile
Frankreichs, dem Ruhme Ludwig XIV. und seiner eigenen
Grösse, hat Mazarin auch den Rheinbund dienstbar zu machen
gewusst.
IV.
Wollti- man sii-h aus den bislang vorliegenden Publica-
tionen ein Urtheil über die Politik bilden, welche die Kaiser
aus dem Hause Habsburg in der Allianzangelegenheit vertraten,
HO wUrde dasselbe unzweifelhaft überaus ungünstig ausfallen.
Denn was sich als das Resultat der bisherigen Forschung er-
gibt, ist die Thatsache, dass die Wiener Regierung die Ge-
fahren, wcidic ihr aus einer Vereinigung so vieler grösserer
und kleinerer weltlicher und geistlicher Fürsten drohten, nicht
genügend gewürdigt und kaum ernstlich den Versuch gemacht
Beitrag zur Geschiclite des Rlieinbiindes von 1658. 163
liatj denselben zu begegnen.' Allein dem ist nicht so, und
wenn man dem Wiener Hofe auch in dieser Angelegenheit
den Vorwurf zögernden Benehmens und der Anwendung
halber Massregeln nicht wird ersparen können, so glaube ich
doch den Nachweis dafür erbringen zu können, dass die öster-
reichische Regierung die Gefahren, welche ihr von einer solchen
Verbindung drohten, richtig geschätzt und, soweit die Ver-
hältnisse es gestatteten auch mit einigem Eifer, und nicht ganz
ohne Ei'folg gegen die im antiösterreichischen Sinne gemachten
Anstrengungen angekämpft hat.
Eben diese Verhältnisse, mit denen der Kaiser zu rechnen
hatte, muss man sich vergegenwärtigen, wenn man seine Hal-
tung in der Alhanzfrage verstehen will. Das Ergebniss eines
dreissigjährigen Krieges war für ihn Schmäleruug seiner Macht
nach aussen und grenzenloses Elend und Noth im Innern ge-
wesen. Weit entfernt, das Ziel erreicht zu haben, das sein
Vater im Auge gehabt — unbeschränkte Herrschaft des Kaisers
in den deutschen Landen und die Suprematie des habs-
burgischen Hauses in Europa — fand Ferdinand IH. nach
eilfjähriger Regierung sein Ansehen im Reiche und in Europa ge-
schwächt, sah den Frauzosenkönig im Rathe der Fürsten immer
mehr an Bedeutung gewinnen und mit dem Schwedenkönige
vereint die Leitung der deutschen Angelegenheiten an sich
reissen. Und doch konnte mit Rücksicht auf die gänzlich
zerrütteten finanziellen Verhältnisse des deutschen Reiches und
der österreichischen Erblande an eine Wiedereroberung des
verlorenen Besitzes und Ansehens nicht gedacht werden, und
Ferdinand IH. musste es schon als einen Erfolg betrachten,
wenn es ihm gelang, die Stellung zu behaupten, welche er
nach all' den Einbussen an Macht und Ansehen einnahm. Viel
leichter nun wäre dieser Wunsch Ferdinand HL zu erfüllen
gewesen, hätten er und seine Räthe sich nicht in solch' hohem
Grade durch die verwandtschaftlichen Beziehungen bestimmen
lassen, welche ihn mit dem in Spanien regierenden Königs-
' Auch in diesem Punkte bedeutet die Arbeit Joachim's einen wesent-
lichen Fortschritt gegenüber den früheren Darstellungen. Begreiflich
ist, dass ihm, der aus zweiten Quellen für die österreichischen Verhält-
nisse schöpfen musste, ein grosser Theil des "Wesentlichen verborgen blieb.
11*
164
Prilirara.
hause verbanden. Denn der überaus bedeutende Einfluss, den
die spanische Partei am Wiener Hofe in den ersten Jahren
nach dem Miinsterer Frieden ausübte, hat, wie wir behaupten
zu können ghauben, in sehr nachtheiliger Weise die EntschHes-
sungen des Wiener Hofes bestimmt, und der Wunsch, der mit
Frankreich kriegführenden spanischen Monarchie zu Hilfe zu
eilen, obgleich eine Unterstützung derselben durch den Friedens-
schluss untersagt worden Avar, brachte den Wiener Hof in eine
überaus zweideutige und unangenehme Lage. Und je bedeu-
tender und offener die Verletzungen der Friedensbestimmungen
durch das Oberhaupt des Reiches wurden, desto berechtigter
klangen die Klagen des Franzosenkönigs, desto tiefer sank
die Hoffnung der deutschen Fürsten, in dem Kaiser den wahren
Hort und Schirmer des Friedens zu finden, dessen sie bedurften;
und desto lebhafter wurde der Wunsch, dui'ch eine Einigung
der Fürsten unter sich den von allen Seiten drohenden Ge-
fahren zu begegnen. Wir haben gesehen, wie dieser Gedanke sich
gegen die PUlnderungszüge des Lothringers, Spaniens Bundes-
genossen zu schützen, die Einigung der drei geisthchen Kur-
fürsten des Reiches im März des Jahres 1651 herbeigeführt
hat. Der Kaiser, dem die Verbündeten von ihrem, wie sie be-
hauptett'U , im allgemeinen Reichsinteresse gethanen Schritte
Mittheihmg machten,' verhielt sich kühl, zurückhaltend. Er
beantwortete ihr Schreiben nicht, Hess ihnen aber auf indirectem
Wege die Mahnung zukommen, künftighin von derartigen
Einigungen abzusehen.- Hatte ja doch diese Verbindung die
Abwehr des mit Spanien verbündeten Lothringers zum Ziele.
Auch glaubte die Wiener Regierung ihre ablehnende Haltung
gegen solche Particularbündnissc rechtfertigen zu können. Sie
wies darauf liin, dass die Versammlung, welche den Bestim-
mungen des Friedens von 164''^ gemäss bereits längst tagen
solh«'. in Bald«' zusjimmentreten und die zur Beseitigung der
im Wr.stin drohenden Gefahren nothwendigen Massregeln er-
greifen werde. Als aber der Versuch, auf dem Regensburger
Reichstage in den vielen Punkten, bezüglich derer das Friedens-
instniment von 164.S keine Entscheidung gebracht hatte, zu
' Vpl. Joncliim, I. c. H.
' Joncliim, 1 c. 10.
Beitrag znr Geschichte des Rheinhundes von 1658. 165
einem Ergebnisse zu gelangen, kläglich gescheitert, die Hoff-
nung, durch allgemeine Massregeln die schweren Mängel des
deutschen Reichswesens zu beseitigen und den von aussen
drohenden Gefahren vorzubeugen, vernichtet war, zugleich aber
die Angriffe des Lothringers und der Spanier immer gefähr-
licher, der Unwillen der bedrohten Fürsten immer heftiger
wurde, im deutschen Reiche unter den Fürsten grössere und
kleinere Conflicte ausbrachen und eine Reihe deutscher Fürsten
sich durch die Allianz vom 15. December 1654 zu gemein-
samer Abwehr der Allen drohenden Gefahr verbanden; da
konnte der Kaiser, wollte er nicht den Vorwurf auf sich laden,
das Interesse seines Hauses in einer nicht zu rechtfertigenden
Weise dem Reichswohle vorzuziehen, das Notificationsschreiben
der Alliirten nicht unbeantwortet lassen. In der That hat
Ferdinand das Schreiben der Verbündeten nicht nur alsbald
beantwortet, sondern seine Billigung ihres Unternehmens aus-
gesprochen und seinen kaiserlichen Schutz für alle Fälle in
Aussicht gestellt.! Es waren Gründe gewichtigster Natur, welche
ihn trotz seiner principiellen Abneigung gegen die Selbsthilfe
der Fürsten zu diesen den Alliirten so günstigen Entschlies-
sungen veranlassten. Erstens befanden sich unter den Mit-
gliedern des Bundes vom 15. December 1654 zwei Kurfürsten,
deren Stimmen er in diesem Momente, wo er nach dem uner-
warteten, plötzlichen Tode des römischen Königs Ferdinand IV.
die Wahl seines, jüngeren Sohnes Leopold durchzusetzen be-
strebt war, dringend bedurfte-, sodann aber hoffte der Kaiser in
diesen Fürsten eine nicht zu unterschätzende Hilfe gegen den
jungen Schwedenkönig zu finden, falls dieser, wie man in Wien
fürchtete, seine begehrlichen Blicke auf Deutschland richten
und hier den geeigneten Ort für seine Eroberungsgelüste zu
finden hoffen sollte. Und noch viel verständlicher wird uns
das Vorgehen des Kaisers, wenn wir erwägen, dass er damals
bereits in ernsten Unterhandlungen mit dem Kurfürsten von
Mainz begriffen war, um seinerseits eine Einigung zu Stande
zu bringen, deren Haupt er selbst, dessen mächtigste Glieder
die Kurfürsten von Mainz, Baiern und Sachsen werden sollten.'-
' Joachim, 1. c. 37, 42.
2 Für die Schilderung der Politik des Wiener Hofes lag mir neben den
umfassenden Berichten Volmar's noch eine Denkschrift vor, welche
166 Pribiam.
Verfolgen wir, wie diese Idee Gestalt gewonnen hatte. Am
Öclilusse der Regensburger Verhandlungen, als die Erfolglosig-
keit derselben selbst den kurzsichtigsten Beurtheilern klar ge-
worden war, hatte Johann Philipp von Mainz dem Kaiser
Ferdinand ,auß angeboren guetten Vertrauen' vorgetragen,
dass bei den besorgnisserregenden Zuständen und den in ganz
Europa wüthenden Kriegen die Gefahr bestünde, dass auch
das Reich in diese Kriege hineingezogen werde, und dass es
daher im Interesse des Reiches und zur Abwehr jedes Unheils
höchst nothwendig Aväre, ,dass Ihro Maj. mit beeden Herrn
Churfürsten Bayern und Sachsen sich einer engeren Zusammen-
setzung auff alle nothfähl vergleichen thet, worzu Er seines
ortlis sich gern auch verstehen wolte, wans Ihre jMaj. also be-
lieben thete^' Der Kaiser erwiderte darauf: er hoffe die An-
gelegenheiten des Reiches auf so gute Einmüthigkeit gegründet,
dass es dergleichen besonderer Verbindungen nicht bedürfe,
doch wolle er der Sache mehr nachdenken und nicht unter-
lassen, den Kurfürsten von dem, was sich ereigne, in Kenntniss
zu setzen. Die Zurückhaltung des Kaisers hatte seine guten
Gründe. Es galt vorerst, sich der Mitwirkung Baierns und
Sachsens, insbesondere der ersteren Macht, zu vergewissern.
Graf Ferdinand Kurtz, der in Reichsangelegenheiten vieler-
tahrene Reichs-Vicekanzler wurde vom Kaiser ausersehen, die
Stimmung des Münchener Hofes zu erkunden. Allein die bai-
rischc Regierung, insbesondere Graf ]\raximihan Kurtz, der
Bruder des üsterrcichischen Staatsmannes, dessen Stimme in
allrn Fra-rn der Politik entschied, hielt, wie ja Ferdinand III.
<lie!.er Staat.sin;uii, i,„ .Jalire 1059 über die ganze Angelegenheit und
<lio von ilim geführten Verhandlungen verfasst hat, und welche sich
IxM.fo untor don Acten dos Wiener Staatsarchives befindet. Der Titel
'l."s.-r Donkschrilf lautet : .Recapitulatio was aus Befehl weiland Ihrer
MajoHUit Ferdinand HI. gleicli nacii geendigtem Regensburger Reichs-
tAg tiimn l.;;,| „„,1 ,i,i„„ „ach Ihrer Majestät Ableben sowohl im Inter-
r.'gnun, als „ach der Wahl des jetzt regierenden Kaisers Leopold in
,.nm-t., ...„or Unn.lesoinigung „nt Herrn Kurfürsten Mainz anfangs, als
nuch bald darauf mit K«ln, Neuburg, Braunschweig-Lüneburg und
MoMen-Ca»sol, so.lann endlich mit Eiuiiiehung beider Kronen Schweden
und rrankroicli vorgangen.'
Da« und das F..]go„de nach der erwähnten Denkschrift Volmar's.
Beitrag zur Geschichte des Rheinhundes von 1658. 167
selbst, solche Sonderbündnisse für wenig vortheilhaft und
meinte in jedem Falle auf Erklärungen des Mainzers bestehen
zu müssen, auf welche Weise diese Zusammensetzung erfolgen
solle, bevor er einen festen Entschluss empfehlen könne. In
diesem Sinne wurde denn auch Graf Volmar, ein gutgesinnter,
aber wenig bedeutender, überaus jähzorniger Mann, der ge-
rade in dieser Zeit mit dem Auftrage an den Hof des Mainzers
gesendet wurde, diesen Fürsten für die Wahl Leopold I. zu
gewinnen, dahin instruirt, den Kurfürsten an das mit dem
Kaiser geführte Gespräch zu erinnern und um Angabe der
Mittel und Wege zu bitten, wie diese Allianz einzurichten sei.*
Es war ein dem kaiserlichen Begehren günstiger Moment, in
welchem Volmar mit diesen Erklärungen an den Hof des
Mainzer Kurfürsten kam. Denn dieser, mit dem Kurfürsten
von Köln in heftiger Fehde, kam dem Verti'eter Ferdinand HI.
freundlich entgegen und rieth , indem er neuerdings die Noth-
wendigkeit der Allianz betonte, kriegsverständige Leute nach
München und Dresden zu senden, um dort unter dem Ver-
wände irgend welcher anderer Geschäfte über diese Einigung
zu berathen, welche die Erhaltung des allgemeinen Friedens be-
zwecken sollte. Als wesentlichstes Erforderniss bezeichnete der
Kurfürst von Mainz die Festsetzung einer genügenden Truppen-
zahl und die Auflage eines zur Erhaltung dieser Truppe aus-
reichenden Pfennings. Von der Aufnahme Kölns wollte der
Mainzer nichts hören. Insbesondere die beabsichtigte Allianz
Maximilian Heinrichs mit Friedrich Wilhelm von Brandenburg
brachte Johann Philipp als Beweis der dem Reichsfrieden
und dem Kaiser wenig günstigen Stimmung des Kölner Erz-
bischofs vor. 2 Johann Philipp dürfte daher wenig erfreut ge-
wesen sein, als bald darauf Graf Ferdinand Kurtz im Auftrage
des Kaisers ihn ersuchte, ^ da Baiern die Aufnahme Triers
und Kölns in diesen Bund wünsche, weil es sonst das Ansehen
gewinnen könnte, als sei man katholischerseits innerhalb des
Kurfürstencollegs getheilter Ansicht, diesem Wunsche zu will-
1 Instruction für Volmar vom 20. August 1654; citirt in der Denkschrift.
2 Bericht Volmar's vom 12. Oct. 165-1. W. A. (Wahlacten).
3 Nach der Denkschi-ift Volmar's war das Schreiben vom 14. October 1654
datirt.
168 PribraiD.
fahri-n und die beiden Kurfürsten zur Betheiligung an den Be-
rathungen einzuladen. Johann Philipp erklärte dem kaiserlichen
Gesandten, er hofie den Trierer zu gewinnen, müsse aber Be-
denken tragen, seine Zustimmung zu Verhandlvmgen mit dem
Kölner zu geben, mit dem er in Unfrieden lebe, und der ge-
rade in diesem Augenblicke eine Allianz mit Brandenburg ge-
scldossen habe.^ Wir sehen, wie sehr persönliche Neigungen und
Wünsche die Entscheidungen des Kurfürsten beeinflussten, der
damals an den Anschluss an Frankreich und Schweden noch
nicht dachte, dem eine Einigung mit dem Kaiser principiell
überaus wünschenswerth schien, zu gleicher Zeit aber seine
Interessen gewahrt zu wissen wünschte. Am 22. December 1654
fand in Gegenwart der vornehmsten Räthe Ferdinand III. die
entscheidende Berathung über das Allianzproject statt. ■^ Die
wichtigste Sorge der Wiener Regierung, die Beförderung der
Wahl Leopolds zum römischen Könige, wurde auch für die
Bundesfrage von ausschlaggebender Bedeutung. Einer der ein-
flussreichsten Minister Ferdinands, der spanierfreundliche Auers-
perg, behauptet sogar, ,dass das punctum foederis das frühere
sei, als von . welchem der Erfolg des anderen (der Wahl)
dependire*. Zu gleicher Zeit betonte er aber die Nothwendigkeit
die Verhandlungen möglichst geheim zu führen. DesAvegen schlug
er vor, Frankfurt als Berathungsort zu wählen, weil der dort
tageiule Deputationstag die beste Gelegenheit biete, die Verhand-
lungen in aller Stille zu fülu-en. Er rietli ferner, das Project der
Allianz impersonalitcr aufzusetzen und so zu formuliren, dass
Keiner, welcher Religion er auch angehöre, den geringsten
Anstoss nehmen und behaupten könne, dass der Kaiser Krieg
•suche; daher denn auch gleich im ersten Artikel ausdrücklich
die defensive Natur des Bündnisses hervorzuheben wäre und der
Kui.scr überdies erst nach Einigung mit den übrigen Ghedern
der Allianz die IIöIk; der von ihm zur Verfügung zu stellenden
Truppen bezciehncn sollte. Und ähnlich wie Auersperg sprachen
auch die übrigen Räthe Ferdinand 1I[., unter denen insbesondere
' Boricht Volmar's vom 2. November 1654.
' (;onf..rf.nz,.rotnkon vom 22. Docember 1G54. W. A. (Wahlacteii). An-
weHon.l waroii: Diotiid.stoin, Auersperp, Kuitz, Gokleck, Oettingen,
Gobhanl unil Socn-l-ir S<-br,;,ler
Beitrag zur Geschichte des Rheinhundes von 1658. 169
Graf Kurtz lebhaft für die Allianz eintrat. > Ganz im Sinne
dieser Conferenzbesclilüsse lautet denn auch die Weisung für
Volmar.- Nachdem der bisherige Verlauf der Verhandlungen zu
dem Ergebnisse Berechtigung gegeben, das war der wesentliche
Inhalt derselben, dass Mainz zum Bunde bereit sei und es auf
sich nehme, Trier zu gewinnen, Kurköln aber nach dem von
dem Grafen Egon von Fürstenberg an Kurtz abgelassenen
Schreiben gleicher Weise nicht ungeneigt scheine, in eine solche
Einigung einzutreten; da Baiern nicht nur seine principielle
Geneigtheit ausgesprochen, sondern den Rathschlag ertheilt
habe, noch vor beginnendem Deputationstage über die einzelnen
Bestimmungen der Allianz zu berathen, einen Entwurf zu ver-
fassen und diesen den nach Frankfurt beorderten Käthen mit-
zugeben, damit der Bund um so schneller geschlossen werden
könne, möge der Kurfürst von Mainz seine Ansicht über die
folgenden drei wichtigsten Punkte, auf Avelchen die Einigung
beruhen müsste, äussern, 1. ,dass diese Zusammensetzung einzig
und allein zur Defension und Rettung eines jeden, respective
Königreich, Fürstenthum und Lande und dero zuständigen
Unterthanen Schirm und Schutzverwandten wider alle unvorher-
gesehene Gewalt, Einfall, Durchzug und Ueberzug, gewaltthätige
Einquartierung, Musterpiätze, Geldauspressung und dergleichen,
zu Vollstreckung und Handhabung des gemeinen Friedens,
sonst aber zu keines Menschen Offension gemeint und angesehen';
2. in welcher Weise und in welcher Höhe die Unterstützung
durch den Kaiser und 3. in welcher Weise die Unterstützung
des Kaisers erfolgen solle. Als Volmar am 11. Januar 1655
an Johann Philipp herantrat und um Beantwortung dieser
Fragen bat, fand er denselben bei Weitem zurückhaltender
als vordem. Der Kurfürst von Mainz erklärte, es komme
ihm, da der sächsische Hof der Einigung nicht günstig zu
sein scheine, überaus bedenklich vor, in ein Bündniss zu
willigen, das blos katholische Glieder umfassen würde, da
eine derartige AHianz bei den Protestanten Besorgniss erregen
1 lieber die Art und Weise, wie die Verhandlungen gepflogen werden
sollten, entspann sich eine längere Debatte, an der sich insbesondere
Auersperg, Goldeck und Gebhard lebhaft betheiligten.
2 Weisungen Ferdinand III. an Volmar, 29. December 1654 und 2. Januar
1655. W. A. (Wahlacten).
J-JQ Pribram.
und Anlass zu Bündnissen mit fremden Mächten geben könnte
und auf diese Weise dem Hauptziele des Kaisers — der Wahl
Leopolds — eher hinderlich als förderlich sein würde. ^ Er
halte es daher für zweckmässig, die Sache bis zum Beginne
der Deputationsverhandlungen auf sich beruhen zu lassen. >
Volmar vermochte sich die ablehnende Haltung des Mainzers
nicht zu erklären, umsoweniger, als er wusste, das gerade in
diesen Tagen dem Mainzer Kurfürsten von den Unterzeichnern
der Allianz vom 15. December 1654 das Anerbieten des Ein-
trittes in ihren Bund gestellt worden war und weil er aus der
Bereitwilligkeit mit welcher der Mainzer sich zu weiteren Ver-
handlungen über diese Frage erbot, den Schluss einer voraus-
sichtlich bald erfolgenden Einigung Johann Phihpps mit dem
Kölner Erzbischofe ziehen zu können glaubte. Der Kurfürst
von Mainz selbst hat aber einige Wochen später dem Kaiser
gegenüber gerade die Furcht vor dem Kölner Erzbischofe,
dessen Verbindung mit Brandenburg und dessen Hinneigung
zu Frankreich er kannte, als den Grund bezeichnet, welcher
ihm die Einstellung der Verhandlungen über das kaiserhche
Project der Allianz als zweckmässig habe erscheinen lassen.
Ob nun wirklich die Unsicherheit über Maximilian Heinrichs
Haltung die EntSchliessungen des Mainzer Kurfürsten in erster
Linie bestimmt, oder ob nicht andere Einflüsse, theils persön-
licher, theils sachlicher Art in erhebhcherer Weise mitgewirkt,
möge dahingestellt bleiben. Gewiss ist, das Volmar, der an
der Aufrichtigkeit der mainzischen Eröffnungen nicht zweifelte,
bei der ablehnenden Haltung Johann Philipps die Reise an die
UnUi der beiden anderen geistlichen Kurfürsten ohne neuerlichen
IV'felil zu unternehmen, Bedenken trug. Man war in Wien,
als Vohnar's Berichte einliefen, über Johann Philipps Benehmen
sehr ungehalten; denn man wusste daselbst sehr wohl, welcher
Vorthi'il fiir das Wahl werk in der Einigung und dem näheren
Ansciihissc des Wiener Hofes an die Kurfürsten des Reiches
lag, und war noch immer der Ansicht, dass der Kölner Kur-
fürst einer Verbindung mit dem Kaiser durchaus nicht so ab-
geneigt sei, als Johann Philipp annahm. Wusste doch die
Wiener Regierung, dass die Leitung der Geschäfte des Kölner
' Bericht Volmar's vom 14. Januar 165.5. W. A. (Wahlacten).
Beitrae; zur Geschichte des Rlieinbundes von 1658. 1 i 1
Erzbischofs in den Händen der beiden Fürstenberg lag , und
dass es nur von der Höhe des Betrages abhing, in welchem
Grade sich die Begeisterung derselben für Frankreich in einen
tüdtlichen Hass gegen dieses Reich und in unveränderliche
Treue gegen das Erzhaus verwandeln würde. Unter diesen Um
ständen dachte der Wiener Hof noch einen Versuch bei Johann
Philipp wagen zu müssen. Volmar erhielt daher Befehl dem
Kurfürsten von Mainz nochmals die Bedeutung dieser Einigung
für das Reich vor Augen zu halten, ihm die Versicherung zu
geben, dass des sächsischen Ministers Friesen Erklärungen nur
privater Natur gewesen, aus seinen späteren vSchreiben aber
zu erkennen sei, dass Sachsen, falls die Einigung zu Stande
komme, sich nicht ausschliessen werde; zugleich aber den
Entschluss des Kaisers dem Kurfürsten von Mainz kund zu
thun, auch ohne Sachsen das geplante Bündniss einzugehen,
falls dieses wider alles Erwarten sich doch weigern sollte, dem-
selben beizutreten. Es war nichts als eine Consequenz dieser
Erklärungen, wenn dann Volmar Johann Philipp die Mittheilung
zu machen beauftragt wurde, dass der Kaiser ihm befohlen habe,
sich an den Hof des Trierers und Kölners zu begeben, um diese
beiden Fürsten für die geplante Allianz zu gewinnen. ^ Der
Kurfürst von Mainz, dem Volmar von diesen Entschlüssen
des Kaisers Mittheilung machte, Hess sich nicht umstimmen.
Er blieb nach wie vor bei seiner Ansicht von der Nothwendig-
keit, die Allianzverhandlungen für einige Zeit auf sich beruhen
zu lassen.- Allein seine Versuche Volmar wiederum von der
beabsichtigten Reise an die Höfe der benachbarten geistlichen
Kurfürsten abzuhalten, hatten diesmal keinen Erfolg; Volmar
trat seine Mission an. Das Ergebniss derselben war ein rein
negatives. Beide Kurfürsten erklärten den Schutz, dessen sie
bedurften, durch die Allianz mit ihren Nachbarn bereits ge-
funden zu haben; eine weitere Einigung sei daher überflüssig. ^
Nach solchen Erklärungen war an eine Fortführung der Allianz-
verhandlungen von Seite des Wiener Hofes nicht zu denken,
umsoweniger, da derselbe einen Bruch, zu welchem die Ver-
handlungen mit den Kurfürsten bei deren wenig respectvollem
1 Weisung an Volmar vom 30. Januar 16.5.5. W. A. (Wahlacten).
2 Bericht Volmar's vom 13. Februar 1655. W. A. (Wahlacten).
3 Ebendaselbst.
172 Piibiam.
Benehmen führen konnten, im Hinblicke auf die beabsichtigte
Künigswahl zu vermeiden wünschte. Erst als Volmar, auf die
Kunde von dem erfolgten Abschlüsse der Frankfurter Conven-
tion vom August des Jahres 1655, von dem mainzischen Kanzler
^leel Rechenschaft über das Vorgehen Johann Philipps forderte,
Meel aber darauf hinwies, dass diese Convention nur eine Er-
neuerung der im Jahre 1G51 abgeschlossenen Einigung sei, und
dass gerade durch des Mainzers Hinzuthun der Beschluss gefasst
worden sei, den Kaiser von dem Inhalte in Kenntniss zu setzen,
war der Wiener Hof wieder in der Lage, sich von Neuem an
Johann Philipp um Förderung der Allianzpläne zu wenden. ^ Allein
wie wenig ei-nst es der ]\[ainzer meinte, zeigte sich, als Volmar
ihm im Namen Ferdinand HI. die Mittheilung machte, dass
der Münchener Hof, an den sich der Reichs-Vicekanzler Graf
Kurtz im Sommer des Jahres 1655 begeben, um denselben zu
entscheidendem Schritte in der Wahl- und Rüstungsangelegen-
heit'- zu bewegen, sich bereit erklärt habe, zur Rüstung, so-
weit es in des Kurfürsten Macht stehe, beizutragen, und dass
der Kaiser daher die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit
]\Iainz fordere. Denn Johann Philipp erklärte, erst zurück-
haltender, dann immer offener, er zögere zwar keinen Augen-
blick, die Vortheile einer derartigen engeren Zusammensetzung
anzuerkennen, müsse aber das offene Geständniss ablegen, dass
er die ^Mittel und Wege nicht kenne, auf denen in dem gegen-
wärtigen Momente diese Einigung erfolgen könnte.^ Und er
hielt mit den wahren Gründen der Schwierigkeiten, die sich
der von ihm ursprünglich beantragten Einigung, deren Ver-
wirkliciiung der Kaiser mit grossem Eifer anstrebte, in den
Weg gestellt hatten, jetzt nicht mehr zurück. Dieselben wur-
zflten vornehmlich in der Stellung der grossen protestantischen
Mili-hte zu dem Hause Habsburg. Der weitblickende Mainzer
Kurfür.st war keinen Augenblick darüber im Zweifel, dass die
Vcrliaiidiiingen der Katholiken in Frankfurt nicht geheim
' Woi.siing (los Kaisers vom 21. August 1655, citirt in der erwähnten
Dmik.sclirift.
» Filr ili(« Mission Kurtz .-m (Ion bairi.sclien Hof iin Jahre 1655 vergleiche
W. Arndt, Zur Vorgeschichto der Wahl Leopold 1., in dem zu Ehren
Waitz, 1886 erschienenen Sammelbaude 567 ff.
' Jjoricht vom 10. September 1655. W. A. (Wahlacten).
J
Beitrag zur Geschichte des Ebeinhmidps von 1058. 17.3
bleiben und von den Protestanten übel gedeutet werden und
dass diese sich niemals zum Eintritte in einen Bund bereit
finden lassen würden, dessen nominelles und wirkliches Ober-
haupt der Kaiser sein musste. Am allerwenigsten der junge
Schwedcnkönig, dem der Besitz von Bremen und Verden
Stimme und Sitz im deutschen Reichstage gegeben, der selbst
im Siegeszuge den katholischen Polenkönig immer weiter zu-
rückdrängte, während sein in Deutschland an allen Höfen
intriguirender Minister, Graf Schlippenbach, dem Hass und
der Unzufriedenheit der deutschen Fürsten mit dem Regierungs-
systeme des Habsburgers immer neue Nahrung zu geben beflissen
war. Aber auch der Kurfürst von Brandenburg, der nach
langem Schwanken sich dem Schwedenkönige zuwendete, konnte
nicht anders als einem Bunde entgegenarbeiten, dessen Leitung
dem Hause Oesterreich zufallen sollte. Und welche Folgen
musste eine solche Allianz haben, wenn es auch, gelang, sie
all' diesen Mächten zum Trotze durchzuführen? Durfte denn
der Mainzer hoffen, den Reichsfrieden, um dessentwillen die
Einigung geplant war, durch dieselbe zu sichern? Musste er
nicht vielmehr fürchten, durch einen offenen Anschluss an
das kathoHsche Haus der Habsburger die Rache der be-
leidigten protestantischen Fürsten und aller übrigen Feinde
dieses Hauses, in erster Linie Frankreichs auf sich zu laden?
Und zu alledem kam noch ein Moment, dessen der Kurfürst
von Mainz Volmar gegenüber begreiflicher Weise keine Er-
wähnung that, das aber nicht in letzter Linie die ablehnende
Haltung desselben erklärlich macht — sein Ehrgeiz. Johann
Philipp hat gewiss die Einigung der Fürsten im Interesse des
Reiches gewünscht, aber docli nur so, dass zugleich seine per-
sönhchen Interessen gefördert und sein Ansehen sowie sein Ein-
fluss durch dieselbe einen erheblichen Zuwachs erhalten würden.
In untergeordneter Stelle verbleiben, Andere die Früchte seiner
Bemühungen gemessen lassen und sich selbst mit dem Be-
wusstsein der grossen That trösten, das war nicht nach dem
Geschmacke des Mainzer Kurfürsten. Und was Anderes konnte
er von einer Einigung erwarten, deren Mitghed der Kaiser
werden sollte, dem seine Stellung im Reiche und die Macht
seines Hauses es überaus leicht machen musste, den Mainzer
an die Mauer zu drücken, sobald es ihm beliebte, insbesondere,
11^ Piil)ram.
wenn in diesen Bund nur Anhänger der österreichischen PoHtik
Aufnahme fanden? Dass Johann Phihpp, trotzdem alle diese
Bedenken auch zwei Jahre vorher sich ergeben mussten, aus
freien Stücken an den Kaiser mit der Bitte einer Einigung
herangetreten war, scheint auf den ersten Blick kaum begreif-
lich, und man wäre fast versucht, zu glauben, der Mainzer
habe diese ersten entgegenkommenden Schritte blos unternom-
men, um sich über die Stimmung des Kaisers zu orientiren
und die Gefahren kennen zu lernen, die dem Unternehmen
von dieser Seite drohten. Allein ganz abgesehen davon, dass
Johann Philipp damals den Allianzbestrebungen der rheinischen
Fürsten ferne stand und ihm bei dem wenig freundschaftlichen
Verhältnisse zu Köln und den von allen Seiten drohenden Ge-
fahren ein Rückhalt an den Kaiser überaus wünschenswerth
erscheinen musste, wird zur Erklärung des Wechsels in seinem
Benehmen doch wohl auch der Umstand in Betracht zu ziehen
sein, dass Johann Philipp zu Ende des Regensburger Reichs-
tages der Gedanke der Anlehnung an die grossen ausserdeutschen
Länder noch gänzlich ferne gelegen sein dürfte.
In Wien Hess man die Sache, als Volmar von seinem miss-
glückten Versuche die drei geistlichen Kurfürsten für die Pläne
des Kai.sers zu gewinnen, berichtete, fürs Erste auf sich be-
ruhen. Die Verwickelungen im Nordosten und im Westen,
sowie die Sorge um die Wahl Leopolds gaben genug zu thun,
und die Abmachungen zu Frankfurt schienen der Wiener Re-
gierung durchaus nicht beunruhigend. Li der That hätte der
Kaiser von einem Bunde, wie sich jener der rheinischen Fürsten
im Herbste des Jahres 1G55 präsentirte, nichts zu fürchten
gehabt. Allein Johann Philipp wusste ebenso gut wie die Räthe
Ferdinand III., dass dem Bündnisse in seiner gegenwärtigen
Gestalt keine Bedeutung zugeschrieben werden könne, und in
dieser Erkenntniss und dem Bestreben des Mainzers der Allianz
neue (Glieder unter den Grossmilchten Europas zu werben, lag
die Gefahr für den Kaiser. Wir haben gesehen in welcher
Weise der Kurfürst für die Erweiterung des Bundes thätig war,
wie er bald mit Unterstützung seiner Mitverbündeten, bald ohne
dieselben, manciimal auch gegen ihren Willen, mit den Staaten
und mit den Braunschweigischen und Hessen - CasseFschen
Fürstenhäusern anknüpfte, wie er mit den beiden mächtigen
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 175
protestantischen Fürsten, dem Könige von Schweden und dem
Kurfürsten von Brandenburg, Fühlung suchte. Aber auch noch
nach einer anderen Seite richtete er damals seine Bhcke. Den
Kurfürsten von Baiern — nach dem Kaiser der mächtigste
katholische Fürst Deutschlands — wünschte er für den Bund
zu gewinnen. Es war ein Schlag, so recht gegen Ferdinand
geführt, der, wenn er traf, von unberechenbaren Folgen sein
musste. Man darf vielleicht behaujjten, in diesem Momente
habe von der Entschliessung des jungen Kurfürsten von Baiern
das Schicksal Europas abgehangen. Wahrlich eine seltene Stel-
lung war es, welche Ferdinand Maria überhaupt in diesen
Jahren in Europa einnahm. Weit über die reale Macht seines
Staates reichte die Bedeutung seiner Entschliessungen und un-
zweifelhaft hätte er, wenn er gewollt, seinem Hause, Avenigstens
für kurze Zeit, den Glanz wiederzugeben vermocht, der das-
selbe einstens umstrahlt. Und selten ist w^ohl ein Herrscher der-
artigen Versuchungen ausgesetzt gewesen wie der junge Fürst,
dem in so bedeutungsvoller Zeit die Leitung des bairischen
Landes zugefallen war. Denn unablässig sprachen die Vertreter
der mächtigsten Fürsten an seinem Hofe vor, nicht um von
ihm Unterstützung zu fordern, sondern um ihm Unterstützung an-
zubieten, nicht um seine Wahlstimme für einen andern Fürsten
zu begehren, sondern um die Stimmen der übrigen Wähler ihm
anzutragen. Boten auf Boten, Unterhändler auf Unterhändler
sandte der geniale französische Staatsmann nach München, um
den Kurfürsten zur Aufstellung seiner Candidatur für die Kaiser-
würde zu vermögen und ebenso lebhaft wie Frankreich drangen
auch die übrigen Oesterreich feindlichen Mächte, insbesondere
Schweden, in Ferdinand Maria, die günstige Gelegenheit, seinem
Hause die Kaiserkrone zu erwerben, die schon einen seiner
Ahnen geschmückt, nicht vorübergehen zu lassen. Und nicht
ohne Eindruck auf den jungen Fürsten blieben diese Lockungen.
Körperlich und geistig nicht hervorragend und überaus
unselbständig, war Ferdinand Maria doch nicht ohne Ehrgeiz.
Insbesondere in späteren Jahren, als Adelheid von Savoyen,
seine Gemahlin, bedeutenden Einfluss auf ihn nahm,^ hat der
1 Vgl. auch den Aufsatz von Heide im 2. Bande der Cotta'scben Zeit-
schrift für Geschichte, Culturgeschichte und Literatur 1885.
176 Pribram.
Gedanke grosser Macht und äusserer Ehre ihn stark bewegt,
und wenn er auch während des Interregnums, als die Bedenken,
welche er zu Lebzeiten des Kaisers gegen die Aufstellung seiner
Candidatur für die Kaiserwürde vorgebracht hatte, weggefallen
waren, von dem Versuche, die Kaiserkrone zu erlangen, abstand,
so dürfte dies mehr seiner Energielosigkeit und Aengstlichkeit,
als reichspatriotischen Ideen zuzuschreiben sein. Gewiss aber
haben zu dem Siege der österreichischen Partei nicht in letzter
Linie jene Personen beigetragen, welche in diesen ersten Jahren
die tägliche Umgebung des jungen Kurfürsten bildeten, ins-
besondere des Kurfürsten Mutter, Maria Anna, Ferdinand III.
Schwester, und Graf Maximilian Kurtz, der Bruder des Reichs-
Vicekanzlers, ein etwas ungehobelter, aber durchaus treuer,
gescheidter und energievoller Mann, welcher in dem entscheiden-
den Momente mit dem ganzen Ansehen, das er bei Ferdinand
Maria genoss, für die Interessen des Kaisers eingetreten ist.i
An diesen Fürsten nun hatte sich schon im Jahre 1655
der Herzog von Neuburg mit der Anfrage gewendet, ob er
bereit sei, dem Bunde beizutreten, der von den rheinischen
Fürsten im Interesse des Reichsfriedens geschlossen w^orden sei. 2
Ferdinand I\Iaria gab seiner Geneigtheit, in die Allianz einzu-
treten, Ausdruck. Wir wissen, dass dies mit Einwilligung und
im Sinne des Wiener Hofes geschah. Die Alliirten aber, von
denen blos der Mainzer über die Stellung des bairischen Hofes
zum Wiener genau orientirt war, waren ihrerseits über die
Erklärungen des Kurfürsten von Baiern sehr erfreut. Sie ver-
fassten noch im December 1655 das von Ferdinand Maria ge-
wünschte Einhvdiingsschreiben. Gegen Ende Januar gelangte
dieses in die Hände des Kurfürsten."' Die Antwort desselben
war eine arge Enttäuscluuig für die Alliirten, welche die ersten
Erklärungen in einer für sie überaus günstigen Weise gedeutet
liatten. Jetzt erfuhren sie, wie Ferdinand Maria über ihre
Allianz «lachte. Er sei — so lautet seine Antwort — nicht
abgeneigt, in Frankfurt über seinen Eintritt in den Bund zu
' Im Wiener Archive ist dio umfassende Correspondenz der beiden Brüder
vorhanden.
^ Vgl. Joacliim, 1. c. 94.
2 Joachim, 1. c. 100,
Beitrag zur Geschichte des Kheinbundcs von 1658. 177
beratlien, doch sei die Heraiizieliung Sachsens unbedingt noth-
wendig, im Uebrigen eine allgemeine Reichsverfassung der Parti-
cularallianzj auf welche die Alliirten ihr Absehen gerichtet hätten,
vorzuziehen.' Dem Wiener Hofe, der mit Spannung die Haltung
des Kurfürsten von Baiern beobachtete, hatte Volmar noch im
Verlaufe des Januar 1(356 Mittheilung von den Entschliessungen
Ferdinand Marias gemacht. ^ Bald darauf meldete dieser selbst
dem Kaiser, wozu er sich entschlossen, und dass er gewillt
sei, in Frankfurt die Idee einer allgemeinen Reichsverfassung
aufzunehmen.^ Mit diesem letzteren Gedanken war nun aber
die Wiener Regierung durchaus nicht einverstanden. Die Be-
denken, welche der Kurfürst von Mainz gegen die öffentliche
Verhandlung der Allianzangelegenheiten in Frankfurt vorge-
bracht hatte, schienen dem Wiener Hofe stichhältig, und da man
daselbst an eine Täuschung seitens des Kurfürsten noch nicht
glaubte, der gerade damals wieder seine Geneigtheit aussprach,
die Verhandlungen des Kaisers mit den rheinischen Alliirten
zu fördern, so meinte man im eigenen Interesse zu handeln,
wenn man dem Kurfürsten von Baiern rieth, vorerst von dem
Vorschlage der allgemeinen Reichsverfassung abzustehen und
sich mit einer Verbindung des Kaisers und Baierns mit den
bereits alliirten rheinischen Fürsten zu begnügen.^ Wie gross
der Einfluss der im österreichischen Interesse wirkenden Partei
am Münchner Hofe war, zeigte sich sogleich. Denn Ferdinand
Maria erklärte sich auf das Schreiben des Kaisers hin sofort
bereit, von seinem früheren Plane abzulassen und vorerst in
Frankfurt in der vom Kaiser gewünschten beschränkten Weise
über den weiteren Ausbau der Allianz zu verhandeln. ^ Bevor
aber diese Erklärung in Wien einlangte, hatte der Kaiser — so
sehr traute er dem Mainzer — Johann Philipp von den Plänen
Baierns in Kenntniss gesetzt und um seinen Rath gefragt.**
' Joachim, 1. c. 101.
2 Bericht vom 10. Januar 1656, citirt in der Denkschrift.
3 Schreiben Ferdinand Marias au Ferdinand vom 4. Februar 1656. W. A.
(Bavarica).
4 Schreiben des Kaisers an Ferdinand Maria vom 22. Februar 1656.
W. A. (Bavarica).
5 Ferdinand Maria an Ferdinand III. vom 11. März 1656. W. A. (Bavarica).
6 Schreiben des Kaisers an Kurmainz vom 21. März 1656, citirt in der
Denkschrift.
Sitzungsber. <\. pliil.-hist. Gl. CXV. Bd. I. Hft. 12
178 Pribi»m.
Und als der Kurfürst in höflicher, aber ablehnender Weise das
Schreiben des Kaisers beantwortete, da fasste Ferdinand auch
diese Erklärung als eine gut gemeinte Abmahnung der üfFent-
lichen Verhandlungen auf und gab Volmar Befehl, noch vor
jedweder Berathung mit dem Vertreter des Kurfürsten von
Baiern neue Verhandlungen mit Johann Philipp und dessen
Verbündeten zu pflegen. Im Uebrigen hatte Volmar — und das
ist von grosser Bedeutung — Befehl, die Aufnahme protestanti-
scher Fürsten in die Allianz ebenso sehr zu empfehlen wie die
Katholischer.' Der streng katholische Standpunkt wurde eben
von dem Wiener Hofe bei dieser Gelegenheit keineswegs so stark
betont, wie dies noch neuestens behauptet worden ist.^ Und auch
davon kann nicht die Rede sein, dass der Kaiser geheime Ab-
machungen mit Baiern und Mainz mit Ausschluss der übrigen
GHeder des Bundes vorgeschlagen hat, um Misstrauen und Arg-
wohn bei diesen zu erwecken und so den unbequemen rheinischen
Bund zu sprengen.-' War ja Volmar bevollmächtigt, so bald er
sich mit den Kurfürsten von Mainz und Köln geeinigt, den
übrigen Älitgliedern von dem Resultate seiner Verhandlungen
Mittheilung zu machen und ihnen zu gleicher Zeit die Ver-
sicherung zu geben, dass der Kaiser fest entschlossen sei, den
Verbündeten, wenn die Noth es erheische, zu Hilfe zu eilen.
Was der Wiener Hof in diesem Momente bezweckte, war die
Aufnahme des Kaisers und Baierns in den Bund, womit selbst-
verständlicher Weise der Uebergang der Leitung an das Ober-
haupt des Reiches verbunden gewesen wäre. Gerade das aber
war es, was alle ]\Iitglicdor der Allianz, so verschieden sie
atu'h sonst über Zweck und Werth der Einigung denken
mochten, zu vermeiden wünschten. ,Wenn Cäsar zu den Ver-
einigten treten will, wird ihm ratione directorii nichts mehrers,
als was E. D. und Andern ex pacto foederc zukömmt , können
gemacht werden: Sapiciiti sat!' schrieb Boineburg dem Pfalz-
grai'en ' und so wenig im allgemeinen die Fürstenberg's und
Boineburg in ihren Ansichten übereinstimmten, darin waren
' Woisunp für Volmar vom 28. März 1G5G, citirt iu der Denkschrift.
2 Joacliim, 1. c. lOfi IV.
' Joachim, 1. c. lOG.
* Sclireiben Boinoburg's au don Pfalzgrafen vom 2 April 1056. Joachim,
I. c. 109 Anm.
Beitrag zur Geschichte des Kheinhnndes von IGSS. 179
sie einer Meinung^ dass der Eintritt des Kaisers in den Bund
einen wesentlichen Verhist an Ansehen f'llr ilire Herren im
Gefolge haben würde. Kein Wunder daher, dass Volmar, als
er, der kaiserlichen Weisung entsprechend, mit den Vertretern
Baierns und Mainz' zu verhandeln begann, zu keinem Ergeb-
nisse gelangte. Oechsle, der Vertreter Ferdinand Marias weigerte
sich auf das Entschiedenste, die Initiative in dieser Sache zu
ergreifen, ' und Vorburg, der für Johann Philipp die Verhand-
lungen führte, entschuldigte sich, als Volmar mit seinen Er-
klärungen hervortrat, mit mangelnder Instruction.^ Und als
Volmar bald darauf den in die geheimsten Pläne des Mainzer
Kurfürsten eingeweihten Boineburg vim eine AntAvort anging,
erhielt er die wenig mehr besagende Erklärung: der Kurfürst,
sein Herr, habe seine Mitverbündeten von dem Inhalte des
kaiserlichen Schreibens vom 28. März 105(3 in Kenntniss ge-
setzt und werde nicht versäumen, Volmar, sobald er Antwort
erhalte, von derselben zu verständigen.'' Volmar wartete ver-
gebens auf diese Mittheilung. Dagegen erfuhr er von dem
Vertreter des Kurfürsten von Trier, dem Oesterreich freundlich
gesinnten Anethan, von den in Köln getroffenen Vereinbarungen
der Alliirten, insbesondere von des Mainzers Bemühungen um
die Einladung nicht allein der Braunschweigischen und Hessen-
Cassel'schen Fürstenhäuser, sondern auch Schwedens und Bran-
denburgs. Zu gleicher Zeit erklärte Anethan auch, wie wenig
sein Herr und der Kurfürst von Köln gewillt seien, diese
Forderungen des Mainzers zu erfüllen. Dass Volmar ihn oder
die Vertreter Maximilian Heinrichs in dieser Abneigung gegen
die Aufnahme der beiden protestantischen Fürsten bestärkt
hätte, ist nicht zu ersehen, und wie vorsichtig der Wiener Hof
mit Johann Phihpp umgehen zu müssen glaubte, zeigt der
Befehl, den Volmar, auf diese Mittheilungen hin, aus Wien er-
hielt.^ Denn durch denselben wurde der kaiserliche Gesandte
beauftragt dem in Frankfurt anwesenden Vertreter Johann
1 Für Oecbsle's Vorgehen im Allgemeinen vergleiche Joachim, 1. c. 108 ff.,
für das hier Mitgetheilte das Schreiben Volmar's vom 10. April, citirt
in der Denkschrift.
2 Schreiben Volmar's vom 15. April 1656, citirt in der Denksclirift.
^ Denkschrift.
^ Weisung vom 19. Juni 1656, citirt in der Denkschrift.
12*
130 Pril. lam.
Philipps zu erklären ,dass der Kaiser aus dem, was Mainz in
guter Meinung zu Handhabung des Friedens fürträglich er-
achtet und an die Hand gegeben, ganz und gar kein Misstrauen
schöpfe, sondern es anders nicht als zu des Vaterlandes Wohl-
stand gemeint zu sein aufnehmen thete, ihrerseits aber nur
diese Vorsorge dabei gehabt und noch habe, dass hierdurch
zwischen beiden Religionsverwandten Ständen schwerlich ein
mehr Confidenz und Glimpf würde erhalten werden, daher
der Kaiser lieber gehabt, wenn man sich über die Art und
Weise in Frankfurt mit den bereits allürten Fürsten geeinigt
hättet Als diese Weisung in die Hände des kaiserlichen Ge-
sandten gelangte — Ende Juni 1656 — war der Kurfürst ge-
rade auf der Rückreise von Würzburg nach Mainz begriffen,
und Volmar glaubte daher im Sinne und im Interesse des
Kaisers zu handeln, wenn er diese Gelegenheit benützte, um
mit Johann Pliiiip]) nochmals persönlich über die Allianzan-
gelegenheit zu berathen.
Das Gespräch, das zu Langen stattfand, wurde von Volmar
nicht ungeschickt eröffnet. Er theilte dem Kurfürsten die in
jüngster Zeit aus den Niederlanden, Polen und Italien einge-
troffenen günstigen Nachrichten mit. Joliann Philipp ging auf
das Gespräch ein, zeigte seine Freude über diese Erfolge und
meinte, es wäre jetzt für den Kaiser der Augenblick gekommen,
die Ausführung der gefährlichen Pläne Karl Gustavs zu ver-
hindern. Nicht durch Krieg, fügte er gleich hinzu, denn
der Friede muss erhalten werden, aber er denke, es Hessen
.sich andere Wege finden. Es blieb Volmar nicht verborgen,
dass der Kurfürst an eine Interposition denke, nur wusste er
nicht, welches i\rotiv denselben für diese Vermittlung so günstig
stimmte. Er erwiderte also, der Kaiser habe stets das Streben
gezeigt, den Frieden zu erhalten; zu diesem Zwecke habe er
ja seine Mediation dem Schwedenkönige angeboten; hätte sie
dieser angenommen, so würde der Krieg leicht verhindert
worden sein ; nun stünde aber die Sache anders und es ergebe
sich die Frage, ol) der Kaiser veri)flichtct sei, Avenn Karl Gustav
und Friedrich Willa-lm für ihre im Reiche gelegenen Länder
Hilfe von ihm fordern sollten, diese zu leisten. Johann Philipp
verneinte dio.s. Weder dem Kaiser noch einem anderen Reichs-
staiidr Icöniic zugemuthct werden. Jemandem Hilfe zu leisten.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von 1658. 181
der unnöthige und unbillige Kriege beginne. Diese Bemerkung
gab dem kaiserlichen Gesandten den erwünscliten Anlass, von
der geplanten Einigung zu sprechen. Der Kaiser finde es
durchaus unthunlich, dass man sich in der Einladung der
Braunschweigischen und Hessen-Cassel'schen Fürstenhäuser so
weit herausgelassen, dass ex consequenti auch Schweden und
Andere mehr damit eingezogen werden müssten; er schlage
vielmehr vor, sich im Geheimen über die Form zu einigen,
wie diese Einladung zu erfolgen habe. Johann Philipp ver-
wahrte sich in seiner Antwort vorerst gegen den Vorwurf,
als hätte er durch die Einbeziehung Schwedens die Verbün-
deten in auswärtige Kriege zu verwickeln vorgehabt, erklärte
aber zu gleicher Zeit seine Bereitwilligkeit, mit Rücksicht auf
die Abneigung der beiden Kurfürsten von Köln und Trier
gegen das von ihm vorgeschlagene Einladungschreiben, von
der Absendung desselben abzustehen. ^ Von weiteren Verhand-
lungen mit dem Kaiserhofe ist in der Antwort des Mainzers
nichts zu finden, und als Volmar in Frankfurt immer wieder
die Rätlie des Kurfürsten von Mainz anging und um Auf-
nahme der Verhandlungen ersuchte, da erhielt er nach langem
Warten zu Beginn des Monates August 1656 von Boineburg
eine Antwort, welche jede weiteren Verhandlungen fürs Erste
unmöglich machte. Denn der Rath Johann Philipps erklärte,
sein Herr Aväre sehr gerne zu neuen Berathungen bereit ge-
wesen und habe diese nur so lange hinausschieben wollen,
bis Oechsle, der Vertreter Baierns die nöthigen Vollmachten er-
halten. Nun aber habe dieser auf seiner Rückreise von München
nach Frankfurt an den Kurfürsten von Mainz ein Schreiben
gerichtet des Inhalts, sein Herr finde es nicht für zweckmässig,
sich in diese Conjunction einzulassen; unter solchen Umständen
halte es auch der Mainzer nicht für angezeigt, weiter über
diese Frage zu berathen.- Es kann kein Zweifel darüber
bestehen, dass in dem Momente, als Johann Philipp in so un-
zweideutiger Weise seine Abneigung gegen weitere Verhand-
1 Alles nach dem Berichte Volmar's vom 9. Juli 165G. W. A. (Reichs
tagsacten). Die Unterredung zwischen Volmar und Johann Philijjp fand
zu Langen statt. Vgl. auch Joachim, 1. c. 117 f.
- Bericht Volmar's vom 5. August 1656, citirt iu der Denkschrift. Vgl.
über Oechsle's Verhalten auch Joachim, 1. c 117.
\^2 l'iibiam.
liingcn mit dem Kaiserhofe zu erkennen gab, bei ihm der
Entsehluss gereift war, der AlHanz, deren Leitung er zu haben
wünschte, eine gegen den Kaiser gerichtete Spitze zu geben.
Das Vorgelicn des bairischen Vertreters gab ihm den er-
wünschten Vorwand, den Rückzug in einer möglichst wenig
verletzenden Weise anzutreten. Von Wiederaufnahme der Ver-
handlungen ist denn auch bei den späteren Unterredungen
Volmar's mit dem Kurfürsten nicht mehr die Rede gewesen.
Johann Philipp betonte nur immer wieder, ,dass man bei diesem
Defensionswerke durchaus nichts zu thun vor habe, was die
Interessen des Kaisers kreuzen könnte, vielmehr gewillt sei,
jede dem Reichsoberhaupte schuldige Rücksicht zu beobachten'. '
Zur selben Zeit aber, da der Kurfürst diese so beruhigen-
den Erklärungen gab, waren dem Wiener Hofe Nachrichten zu-
gegangen, welche über die wahren Absichten der Verbündeten
keinen Zweifel übrig Hessen.
Im December 165() waren — wie erwähnt — zu Coblenz
die \'ertreter der alliirten Fürsten zusammengetreten, um über
den weiteren Ausbau des Bundes, über die Aufnahme neuer
Mitglieder und über die zur Wahrung der gemeinsamen Rechte
notliwendigen Massregeln zu beratheu. Hier nun war es, wo
der Herzog von Neuburg, nachdem seine Bemühungen, in Wien
Unterstützung seiner gegen den Kurfürsten von Brandenburg
gerichteten Pläne zu hnden, gänzlich gescheitert waren,'^ den An-
trag auf (in von Keichswegen zu erlassendes Verbot der Unter-
liakuiig v(tn fremden Truppen auf dem Reichsboden und auf ge-
meinsamen Schutz jedes durch solche Truppen angegriffenen
Keiclis.standes stellte, ein Vorschlag, der von den Verbündeten
gebilligt und an die Reichsdeputation gebracht wurde.'' Und
zu gleicher Zeit mit der Kunde dieser, wenn auch in erster Linie
gegen Schweden gerichteten, so doch die Interessen des Habs-
burgischen Hauses wenig berücksichtigenden Massregeln langte
IM Wim die Nachricht von dem Begehren der ßraunschweigi-
schcn und Hcssen-Casserscheu Fürsten ein, das die Aufnahme
Schwedens und Brandenburgs in die Allianz und damit die
' Bericlit Volmar's vom 1. Januar 16.57, citirt in der Denkschrift,
' Vgl. für die.se Verliandliuigen Krebs, 1. c. 77 ff.
=• Vgl. Joachim, I. c. 84 f.
Beitrag zur Geschichte des Bheinbundes von 1658. 183
Stellungnalime für diese Mächte gegen Polen in dem grossen
Kampfe bezweckte, der den Nordosten Europas durchtobte.^
Um die Bestürzung, welche diese Nachrichten am Wiener Hofe
hervorriefen, zu begreifen, genügt es, in Erwägung zu ziehen,
dass gerade in diesen Tagen in Wien das erste — allerdings
noch sehr allgemein gehaltene — Bündniss mit dem Polenkönig
geschlossen- und damit nach langem Schwanken eine llichtung
eingeschlagen wurde, die über kurz oder lang zu einem ent-
scheidenden Kampfe zwischen Karl Gustav und dem Kaiser
führen musste. Welche Gefahren nun dem Kaiserhofe drohten,
wenn die Alliirten die Aufnahme Schwedens und Brandenburgs
ohne die genügenden Beschränkungen gestatteten, darüber gab
man sich in Wien keiner Täuschung hin. Die AlHanz, bislang
den Interessen des Kaisers nicht schädlich, musste mit diesem
Schritte ein bedeutendes Hinderniss für alle Pläne der Wiener
Regierung werden. Und ganz von diesem Gedanken erfüllt
ist die Instruction, welche der Kaiser nach den Beschlüssen der
Conferenz seinen Gesandten am 17. Januar 1G57 übersendete. ^
,Meines orths', schreibt er, ,kann ich die Beschlüsse der Alliirten
anderer gestalt nit alÜ höchst gefchrlich und für eine solche
occasion ermessen, welche denen protestirenden die erwünschte
anlaü gibt, die Ihrerseits intendirte universal armatur durch-
zutrücken.^ Und klar und deutlich waren die Gefahren ge-
schildert, welche dem Kaiserhofe nicht allein, sondern allen
katholischen Fürsten aus der Durchführung dieser Rüstung zu
erwarten stünden. Wenn das Verfassuugswerk, so schrieb der
Kaiser, in den Reichskreisen durchgehends zu Stande gebracht
Averden sollte, besteht die Gefahr, dass die Protestirenden den
KathoHschen für alle Zeit an Kraft überlegen sein werden;
auch Avird dadurch dem Schweden die Möglichkeit geboten,
offen Werbe- und Sammelplätze zu errichten. Und zu den
Vorsichtsmassregeln übergehend, welche zur Verhütung der aus
den polnisch-schwedischen Verwicklungen drohenden Gefahren
in Vorschlag gekommen waren, sollte Volmar dem Kurfürsten
1 Volmar's Bericht vom 1. Januar 1657. Für die Verhandlungen Braun-
schvveigs in dieser Zeit vgl. Joachim, 1. c. 182 iT.
'i Vgl. für die Stellung des Wiener Hofes in diesem Momente: Pribram,
Die Berichte des kaiserlichen Gesandten F. de Lisola , Einleitung' p. 32 f.
2 Weisung an Volmar vom 17. Januar 1657. W. A. (Reichstagsacten).
■[<i^4 Pribram.
von Mainz vorhalten, es komme dem Kaiser sonderbar vor,
dass sich auch die katholischen Fürsten, trotz all' der auf-
richtigen, guten Erklärungen des Polenkönigs, zu einer even-
tuellen Hilfeleistung an Schweden nnd Brandenburg gegen
Polen bereit erklären wollten, während doch zu ersehen sei,
dass dieser Vorschlag von Seite der Protestanten weniger ge-
macht werde, um den Frieden zu erhalten, als um die Macht
der Schweden zu stärken und ihnen den Eintritt in das Reich
allezeit offenzuhalten, wogegen den Polen die Vertheidigung
innerhalb der Reichsgrenzen unmöglich gemacht werden solle.
Aus air diesen Gründen halte es der Kaiser für zweckmässig,
dass die Alliirten in der Rüstungsfrage möglichst lange mit
einer affirmativen Erklärung zurückhalten, umsomehr, als die
Krone Polen die Rüstungen als gegen sich gerichtet ansehen
und zur Abwehr der drohenden Gefahr Massregeln ergreifen
könnte, die dem Frieden des deutschen Reiches nichts weniger
als ziiträglich sein würden^ Wie wenig man übrigens am
Wiener Hofe an die Verzögerung der Aufnahme Schwedens
in den Bund dachte, beweist der Umstand, dass man es für
notliwcndig hielt, Volmar dahin zu instruiren, falls Johann
Pliili})|), wie zu besorgen stünde, sich bereits zur Aufnahme
Sdiwedens verpflichtet, seine ganze Beredtsamkeit dafür aufzu-
bieten, dass in diese Einigung als eine conditio sine qua non
die Bedingung aufgenommen werde, ,dass Schweden niemand,
wer der auch sei, aus ihren im Reiche habenden Ländern
direct noch indirect beleidigen, infestiren oder bekriegen wolle.
Als Volmar die Weisung des Kaisers erhielt, hatte sich die
Luge der Dinge so sehr geändert, war die dem Kaiserhofe ab-
geneigte Stimmung des Mainzer Kurfürsten so deutlich zu Tage
getreten, dass der kaiserliche Gesandte es für zweckmässig
hielt, von der Weisung vorerst keinen Gebrauch zu machen.
Denn lioineburg, Johann Philipps vertrautester Rath, der un-
erniiidlich im Dienste der Allianz thätig war und jetzt ent-
schieden für den Abschluss mit den protestantischen ]\Iächten
eintrat, hatte inzwischen seine Reise an die Höfe der verbündeten
Fiir.stcn augetreten, um diese zur schleunigen Abmachung auf
.1,.,. v,.n W-un-A in Vorschlag gebrachten Wegen zu vermögen,'
' Für üoiiiebiirg'.s Tliiitigkeit in dieser Zeit vgl. Joachim, 1. c. 187 ff.
Beitrag zur Geschichte des Rheinbundes von I()58. 185
und Johann Philipp hatte dem Münster'schen Gesandten Wie-
denbruch , wie dieser selbst Volmar erzählte, als seinen un-
abänderlichen Entschluss den Abschlnss einer Particular-
allianz mit Schweden und Brandenburg bezeichnet, falls die
JMitverbündeten die Aufnahme derselben unter den von ihm
vorgeschlagenen Bedingungen verweigern sollten, i Und bei
dieser Ansicht beharrte Johann Philipp auch; nur veranlassten
ihn die von den übrigen Verbündeten erhobenen Bedenken,
in die für die Vertreter Braunschweigs und Hessen-Cassel be-
stimmte Erklärung ausdrücklich die Clausel einzufügen, dass
man Karl Gustav nur als Herzog von Bremen und Verden,
Friedrich Wilhelm nur für seine clevischen Länder in die
Allianz aufnehmen und sich in die im Nordosten Europas
wüthenden Kämpfe nicht mischen wolle. Das Avar aber das
einzige Zugestäudniss, das der Mainzer seinen Mitverbündeten
machte und das Boineburg dem kaiserlichen Gesandten vor-
hielt, als dieser, nachdem Boineburg nach Frankfurt zurück-
gekehrt war, sich in vorwurfsvollem Tone über die wenig
reichspatriotischen Handlungen Johann PhiHpps beschwerte. 2
Das zurückhaltende Benehmen Volmar's entsprach den
Wünschen des Wiener Hofes nicht. Man beschloss daher eine
besondere Gesandtschaft, für welche Graf Notthafft ausersehen
wurde, zu Johann Philipp zu senden, um diesen wenn möglich
noch in letzter Stunde von der Aufnahme der protestantischen,
kaiserfeindlichen Mächte abzuhalten. Dass Notthafft Befehl
hatte, dem Kurfürsten vorzuhalten, Karl Gustav werde, ein-
mal Mitglied des Bundes, die Führung desselben dem Mainzer
zu entreissen suchen, war gewiss ein wohlberechnetes Mittel,
von dem man sich unter anderen Verhältnissen eine bedeutende
Wirkung hätte versprechen dürfen.^ Und zu gleicher Zeit mit
Notthafft sollte sich der Reichshofi-ath Krane an die Höfe der
übrigen Mitverbündeten begeben, um auch ihnen in dringendster
Weise von einer Einigung mit Schweden und Brandenburg ab-
zurathen.^ Allein bevor noch die kaiserlichen Räthe Gelegenheit
' Bericht Volmai-'s vom 30. Janucar 1657, citirt in der Denkschrift.
- Bericht Volmar's vom 22. Februar 1657, citirt in der Denkschrift.
3 Instruction für Notthafft vom 16. Februar 1657. W. A. (Reiclistagsacten).
Vgl. auch. Joachim, 1. c. 199.
^ Vgl. Joachim, 1. c. 199.
186 Piibrura.
hatten, ihre Aufträge auszurichten, war in Wien die Nachricht
eingelangt, dass die Alliirten, voi-nehmHch auf Drängen des
Mainzers in die Aufnahme von Brandenburg und Schweden,
allerdings in der bereits erwähnten beschränkenden Weise, ge-
willigt, und dass die Braunschweigischen und Hessen -Cassel-
schen Vertreter die Erklärungen der Alliirten ad referenduni
genommen. Die Missionen Notthafft's und Kranc's waren unter
diesen Umständen überflüssig. Man glaubte in Wien genug
gethan zu haben, wenn man Volmar anwies, im Sinne der
Instruction vom 17. Januar 1657 die Interessen des Kaisers
bei den Verhandlungen mit Kurmainz zu wahren. ' Kaum war
Volmar diesem Befehle gehorchend, in Würzburg eingetroffen,
wo er den Kurfürsten zu finden hoffen durfte, so langte die
Trauerpost von dem Tode Kaiser Ferdinand III. daselbst ein.
Die Bedeutung dieses Ereignisses für den Fortgang der Ver-
handlungen der Wiener Regierung in der Allianzangelegenheit
liegt auf der Haml. Die Wahlfrage wurde mit dem Tode des
Kaisers eine acute, und wenn dieselbe schon zu Lebzeiten
Ferdinand 111. massgebend auf die Haltung eingewirkt hat,
welche der Wiener Hof in der Allianzangclegenheit einnahm,
so musste jetzt, wo das Oberhaupt des Reiches gestorben war
und der Versuch, dem jungen Ungarn- und Böhmenkönige die
Kaiserkrone zu erwerben — wie man in Wien wohl wusste —
den grössten Schwierigkeiten begegnen musste, zu deren Ueber-
windung es ungeheurer Opfer bedürfen werde, die Allianz-
angclegenheit umsomehr hinter der Wahlfrage zurücktreten.
Vergessen aber hat die Wiener Regierung das, was geschehen
war luid was die Verbündeten noch zu thun vor hatten, keines-
wrg.s. Die Vertreter Leopolds, die seine Wahl zu fördern nach
Frankfurt gesendet wurden, und der König selbst haben nicht
verfehlt, sich mfiglichst gute Nachrichten über den Fortgang der
Allianzverhandhingen zu verschatlen und soweit es thunlich war,
aiitli ihrerseits zur Verzögerung des Abschlusses beigetragen.
Allerdings so lange die Wahlfragc nicht entschieden war, wurde
in den Verhandlungen von Seite der kaiserlichen Minister der
Allian/.frage nicht Erwähnung gethan. Als aber die Ent-
scheidung in dieser Frage gefiiUcn, die Wahl Leopolds gesichert
■ Wt'isuug vom -21. März 1657. W. A. (lieichstagsacten).
Beitrag zur Geschichte des Hlieiiibundes von 1658. 187
war, da hat sich die Wiener Regierung zur selben Zeit, als sie
den heftigen, wenig glücklichen Kampf um die Wahlcapitulation
führte, auch bemüht, die Bedeutung der Allianz, deren Ab-
schluss zu verhindern ausser ihrer Macht lag, wenigstens durch
das Fernbleiben einiger bedeutender Fürsten zu mindern. Es
gelang denn auch in der That, zwei jener Fürsten, welche den
Kern der Verbindung gebildet hatten, den Kurfürsten von Trier
und den Bischof von Münster — einst der eifrigste Förderer
der Allianz — den Verbündeten abspenstig zu machen und
einen der bedeutendsten protestantischen Fürsten, auf dessen
Eintritt der protestantische Theil der Alliirten lange gerechnet
hatte — den Kurfürsten von Brandenburg — von diesem
Schritte abzuhalten.
Die Mittel und Wege, auf denen dies Ziel erreicht wurde,
hier zu schildern, würde zu Aveit führen. Denn Wahl- und
Allianzfrage greifen so sehr in einander, und die letztere ist
von der ersteren so abhängig, dass es einer eingehenden Erör-
terung der Wahlfrage bedürfte, um das Ergebniss in der Allianz-
angelegenheit verständlich zu machen. Nur so viel dürfte be-
merkt werden können, dass dem Kurfürsten von Branden-
burg nach dem Abschlüsse der Allianz mit Leopold vom
15. Februar 1658, der Eintritt in den Bund unmöglich ge-
worden Avar, ganz abgesehen davon, dass seine immer mehr
gegen Schweden gerichteten Offensivpläne eine Einigung mit
dieser Macht im eigenen Interesse nicht wünschenswerth er-
scheinen lassen konnten.' Und Abneigung gegen den Schweden,
allerdings zugleich Furcht von der Gewaltthätigkeit der Fran-
zosen bewogen auch den Bischof von Münster, die Verbindung
mit dem Reichsoberhaupte der mit den Alliirten, zu denen
auch die grössten Reichsfeinde treten sollten, vorzuziehen. Den
Kurfürsten von Trier aber, der von allem Anfang an nur wider-
willig und zögernd seine Zustimmung zu den Verhandlungen
mit den auswärtigen Mächten gegeben, gewann der Kaiser durch
1 Die im Laufe des Jahres 1658 nach Berlin gesendeten Vertreter des
Kaisers, der Freiherr von Fernemont und der Keichshofrath Schütz,
haben wiederholt mit Friedrich Wilhelm über die Allianzangelegenheit
conferirt, der ihnen von den ihm zugekommenen Mittheilungen Kunde
und stets seinen festen Entschluss zu erkennen gab, dem Bündnisse fern
zu bleiben.
188 Piibram.
eine Reihe die besonderen Interessen Karl Caspars fördernder
Zugeständnisse, welche in dem Vertrage vom 22. Juni 1658
iliren Ausdruck fanden, durch den der Trierer sich auch in
der Wahlfrage für ein entschiedenes Eintreten im Sinne des
Habsburgischen Hauses erklärte.' Dass demungeachtet Leopold
über das Zustandekommen des Bundes überaus betrübt war,
ist begreiflich. Denn abgesehen davon, dass es für ihn ein
niederdrückendes Gefühl sein musste, sich von einem Bunde
ausgeschlossen zu sehen, der zum grössten Theile aus Gliedern
des Reiches bestand, dessen Haupt er war, während seine
grössten Widersacher Aufnahme in denselben gefunden hatten,
bedeutete der Rheinbund für ihn nicht blos einen grossen Ab-
bruch in seiner Würde als Kaiser, sondern lähmte ihn auch
in überaus empfindlicher Weise bei all' seinen Unternehmungen,
nicht nur bei jenen gegen Frankreich und Schweden, sondern
auch gegen alle übrigen Feinde des österreichischen Staates.
Aber mit einem Gedanken konnte sich Leopold trösten: war
es ihm gelungen, unter so überaus schwierigen Verhältnissen
seine Wahl zum Kaiser durchzusetzen, so durfte er sich der
berechtigten Hoffnung hingeben, dass es ihm auch gelingen
werde, sich der lästigen Fesseln zu entledigen, welche man
ilim angelegt und durch die man ihn an der freien Entfaltung
seiner Kräfte zu hindern dachte. Mit dem festen Entschlüsse,
seinerseits alles ^Fögliche zur Erfüllung dieses Wunsches bei-
zutragen, hat Leopold die Wahlstätte verlassen.
' Vcrtraj,' zwisclicu Trier und dem Kaiser vom 2'2. Juni 1658. St. A.
(Waliliicten).
Iteric-htigiiii^.
Statt ,1'rin/.' ist p. I.Jö u. a. O. zu lesen: , Landgraf von llessen-Uomburg'.
Beitrag zur Geschichte des KhcinhundoK von 1G58. 1 89
Anhang'.
I.
llecess in puncto defeiisionis de dato Colin
den 31. Martii 1656. (Copie.)
Zu wißen seie hiemit: Als zu folg deß im Jahr 1651 zu
Franckfurt aufgerichteten Chur Rheinischen Craißschlußes und
nachgehents alhie den 15. Decembris 1654, so dan deß am
11. Augusti negstverwichenen Jahrs zu bemelten Franckfurt ge-
machten Abschiedts sich ettliche benachbarte Chur- und Fürsten
zu erhaltung gemeiner ruhe und wollstandts, auch abwendung
unbillichen gewaldts und Kriegsbeschwernußen bescliriebener
maßen verbindtlich gemacht, solches alles aber desto bestendiger
einzurichten nötig befunden ein Oberhaubt zu solcher verfaßung
anzuordnen, daß demnach zu dem endt und bey gegenwertigem
zustandt sonsten über deß gemeinen weesens best zu deliberiren
allerseits Bevolmechtigte Deputirte anhero zusammen geschickt
und sich nach vorgangene verschiedenen consultationibus nach-
folgender maßen verglichen und zwarn:
Anfangs sovill das Oberhaubt anbelangt, ist der Woll-
gebohrner Herr Johan Freyherr von Reuschenberg Rom. Kay.
May. General Veit Marschalck darzu vorhin eventualiter be-
wilhgter maßen dergestalt auf- und angenohmmen, daß S. Excell.
ietzo alßbald in nahmen der sambtlicher alliirter Chur- und
Fürsten zu banden S. C. D. zu Collen gemeine pflicht leisten
und biß es zu würcklicher Operation und dem Veitzug komme
in Fürst: Pfaltz-Newb : diensten zwarn verbleiben, bey dem
Veitzug aber und würcklicher Operation, wie vorgemelt, solcher
particularpflichten eo ipso erlaßen sein, auch eines und andern-
falß zu genießen haben solle, wie die mit Ihrer Excellenz auf-
gerichtete bestallung mehreren Inhalts nach sich führet. Darauf
dan auch dieselbe ein umbstendtUches memoriale zu der ver-
einigter Chur- und Fürsten nachricht zu verfertigen über-
nohmmen, was ettwa ietz gestalten Sachen nach deß gemeinen
Wesens notturft und bestes erfordern möchte.
\\^Q Pribiam.
Naclidem aucli zum 2" ermelter H'- Veit Marsehalcken
Excellcnz einige Tinentberliche Stabspersonen zugeordnet, soll
es mit deren underhalt und tractament auf Leede anwartungs-
und operationsfällc vermog belügender listae' gehalten werden.
Was dan zum dritten der General Wacbtmeisterncliarge,
auch andere Obristen und Officier anbelangt, weil ein ieder
von den uniirten Chur- und Fürsten mit darzu tauglichen
subiectis albereit versehen, so stehet einem iedweden frej,
sich deren über die seinige, Jedoch auf seine Kosten zu ge-
brauchen ; solte aber die notturfft erforderen, daß die Völcker in
ein corpus zusamen zu führen, soll es dem Franckfurterischen
Vergleich und Kriegsgebrauch gemees gehalten werden, daß
nemblich der altister, ohne underschied in weßen diensten
Er vorhero gewesen, das commando vor den anderen zu führen.
Obwoll auch zum vierten von theils alliirter Chur- und
Fürsten wegen dafür gehalten, daß man ietzogleich in mehrere
Verfassung sich zu stellen und eine versterckung der albereit
geworbener Völcker wenigst zu fueß, indeme man mit der
Reuterey beßer aufkommen könte, vorzunehmen hette; weil
dann och auß angeführten verschiedenen erheblichen ]\Iotiven,
daßelb biß zu anscheinender größerer gcfahr und herfürbrechen-
dcm öflcntlichcn Krieg (so der Allmechtig Gott lang gnediglich
abwenden wolle) noch nit so nötig befunden und dan vorhin
schon zu Franckfurt verglichen, wie ein ieder sich mit der
versprochener Mannschafft nit allein sicherlich gefast zu halten,
sondern auch solche anstalt zu machen, daß Er mit einer
mchrcrn oder gar dem duplo unlengst auf und den nothleiden-
-l'-n zu liiilir kommen könne; So hat man es dabey für diß-
malil.Mi dergestalt gelaßen, daß ein ieder sich solchem Schluß
zu liciiuemcn und verglichener maßen gefast zu halten schuldig
sein solle.
' lAxtn .l.'i- (Jt!ii('r;iI-.St:il>s-Per.soiioii mi.l deren monatlichen srelialts:
Aiißor der (»iieration: Bei der Operation:
ßtl'. Itth.
lior II. Vi'llin.nr.'iclialck . . . 200
(Jonoral Qiiartiornu>i.stor ... 20 öo
Der Ca.'<sior Dclor Conimis.s.arins . 20 50
Dor fteneraladjiitaiit 20 50
Beitrag znr Geschichte des Rhoinbiindcs von 1658. 19 I
Weilen aucli zum füufften in Vorschlag kommen, wie hoch-
nothwendig seie, eine gemeine cassam aufzurichten, darauÜ
die vorfallende nothwendigkeiten könten abgetragen werden
und man sonsten einen angriff haben könne, So ist per maiora
dahin behebet und verglichen, daß zu dem end ein icder
Chur- und Fürst, Jedoch eines und anderen in der Reichs-
matricul habendem alten anschlag oder hernach erlangten
moderation bey denen in anderen Reichs- und Craißanlagen
unabbrüchig Monatlich hundert Reichstahler vorschußweise
von quartalen zu quartalen beytragen und damit ietzo gleich
ein anfang gemacht werden; auch die übrige Stendt, so in
diese alliance schon getretten und noch künfftig sich darin be-
geben werden, das Ihrige contribuiren und die Legstatt die
Statt Collen sein solle, umb darauß die gemeine, nothwendige
außgaben, wie obgemelt, zu nehmen, welche dan zu gehöriger
zeit und so offt es wird erfordert werden, den gesambten
alliirten Chur- und Fürsten sollen bereichert werden. Weme
aber die cassa anzuvertrauen, ist verglichen, daß Johan Gre-
venbroech darzu anzuordnen und derselb in gesambte pflicht zu
nehmen.
Zum Sechsten ist auch vorkommen, ob nit wegen der
uniirter Chur- und Fürsten iemand alhie zu hinderlaßen, so
die ankommende den Stifft Thorn betreffende Schreiben er-
öffne und darab seinen gnedigsten Herrn Principalen under-
thenigst berichte; und weil dan beede Ihre Chur- und Fürstl.
D. D. zu Collen und Pfaltz-Neuburg in der nähe geseßen und
die Ihrige darzu bald abordnen können. So haben die übrige
Chur- und Fürstl. Abgesandte ein ieder wegen seines Herrn
auch darzu einen alhie zu bevolmechtigen sich erbotten.
Und nachdem zum letzten bey der ersten verfaßung
articulo 7'"° versehen, daß der ienige Chur- oder Fürst in deßen
Landen die Operation geschieht, das General Commando im
Veldt und bei den actionibus mihtaribus haben solle, So ist
dieses auß erheblichen Ursachen und vornemblich, daß solchem
Chur- oder Fürsten der Sachen status und gelegenheit am besten
bekandt und seine leuthe und Canzley an der band hat, auch
dahin extendirt, daß bey denen dieser Vereinigung anstellenden
zusammenkombsten und Rathschlägen demselben der Vortrag,
die direction und der schluß gebühren solle; Jedoch mit auß-
102 Piiliram.
trüklicher rescrvation eines jeden sonsten im Reich compe-
tirenden rechtens und praerogativ.
Und ist zu deßen allen urkund dieser Abschied außge-
fertigt, von allerseits Bevolmechtigten underschrieben und ver-
sieglet, auch einem ieden darab ein exemplar zugestelt worden.
So geschehen Collen den 31. Martie 1656.
II.
Ilecess vom 18. Januar 1(557. Cobleiiz.
(Or. St.-A. Mainzer Abtlieilung.)
Zu wißen. Als deß Chur- undt Nieder Rheinischen West-
välischen Craißes Vereinigte Chur- undt Fürsten bey sich noch
iramerforth herfürthuenden gefährlichen Coniuncturen undt ahn-
scheinenden sorgsamkeitten vor rathsam und nöthig befunden,
die hiebevor in Anno 1654 den 15**^" x'""'^ in der Statt Collen
under sich verglichene undt aufgerichte defensivverbündtnus
nach derselben außtruckliclicn verahnlaßung vermittels mittein-
nelnnung in dieselbe mehr ander Fürsten undt Ständten zu
vcrstärcken undt sich zu solchem endt einer zusammenschickung
Ihrer allerseiths Räthen gegen den 12^'^° negst abgewiechencn
monatlis undt iahrs nacher Cobelentz under einander freundtlich
vercinbaliret und vergliechen, daß Avir uns nach inhalt der,
uns von unßeren gnädigsten Herrn Principalen hierüber er-
theilter gnädigster Befelchen, alhier eingefunden imdt der Con-
fcrcntz würcklich einen ahnfang gemacht haben.
Dlia dan erstlich vorgenohmen Avorden, Aveill man die
sicliere bestendige nachricht erhalten, daß die Herrn Staadten
(icncral der Vereinigten Niederländischen Provintzien zu mitt-
beytrcltung gegen die in nahmen eines undt anderen der Ver-
einigter Chur- und Fürsten im Haag ahnAA^eßende Räthe sich
ohnlengsthin willig, undt auß ihren mittelen zur handlung ge-
wiße ('ommissariüs zu Dcputiren erklehrt; Avaß denen zu be-
vorstehender Alliantztractaten nacher dem Haag in gesambten
di-r Vereinigter < "hur- undt Fürsten nahmen abschickenden
1 )ipuiirten vor eine Instruction zu ertheilen; AvarufF man sich
nach reilVer der Sachen Überlegung undt verschcidenen des-
halben g('pHo<,'encn Conferentzien einer solcher praeliminar suni-
Beitrag zur Uoschiohto des EhoiuliunJes von 1658. 193
mari Instruction (krafFt deren iedes von den Vereinigten Herrn
Chiir- undt Fürsten Abgeordtnete sich eliistens undt zwahren
lengst gegen den 4*'"' negstkliommenden monaths Februarii in
dem Haag einzufinden und denen Handlungen würcklich einen
ahnfang zumachen) verghechen; wie wenigers nicht ist die voll-
kommene außführliche allerseiths gnädigsten Herrn Principalen
zu deren genehmhalt- undt verbeßerung zugeschickte instruction
dergestalt verfaÜet undt eingerichtet worden, wie beygefuegte
beyde beylagen sub litt. A. undt B.' mitt mehrerm außweißen;
Aveil aber hierbey des tractaments halber undt wie es die Herrn
Staadten General in puncto sessionis et praecedentiae mitt er-
melten der Vereinigter Chur- undt Fürsten dahin Abordtnenden
Deputirten lialten und solche vielleicht vor denenselben praeten-
diren möchten erwöhnung beschehen, so ist insgesambt vor
rathsam ermeßen worden, derentwegen ahn die ahnietzo im
Haag begrieffene Deputirte zu schreiben, damitt Sie die in dem
sub Litt. C. beygelegtem schreiben darwieder ahngeführtc
rationes iedoch allein vor sich undt in ihrem privat nahmen
discursweiß ermelten Herrn Staadten remonstriren undt zii
gemüth führen wolten; was nhun darauf ahn allerseiths gnä-
digste Herrn Principalen von dem Freyherrn von Virmundt
vor ein underthänigster bericht erstattet undt von demselben
anhero communicirt worden, solches besagt die beylag. sub
litt. D.
Nachdemahlen auch zweytens I. F. G. G. zu Braun-
schweig Lüneburg undt Heßen Caßell auf die von der Ver-
einigter Chur- und Fürstl. Gn. und Durchlauchten ahn dieselbe
abgelaßene einladungsschreiben zu mittbeytrettung zu dießer
Alliantz vermog dero sonderbahrer antworttschreiben (b- Datis
den 28 8^'"^ undt 2. 9^'''' iüngsthin sich nicht nngnaigt zu sein
erklährt, undt deßhalben zur zusammenkunfft gewiße zeitt undt
mahlstatt zu bestimmen begehret; So seind zwahr die Braun-
schweig Lüneburg undt Heßen Caßelsche bey deme zu Franck-
furt vorschwebendem Deputationtag ahnietzo ahnweßende Ge-
sandte, umb sich zu der Vereinigter Chur- undt Fürsten hier
ahngestelter versamblung unverlengt zu erheben undt dießes
vorhabendes mittverbindungswerck zur richtigkeitt zu bringen
' Vgl. Joachim, 1. c. l.'JO Anm.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXV. Kd. 1. Hft. 13
194 Pi-ibram.
burucÜeu undt eingeladen worden. Eii haben sich aber dieselbe
darauf hinwieder dahin vernehmen laßen, weil Sie dißfals
nicht instruirt, daß Sie darüber gleich so baldt underthänig
berichten undt gemeßenen Befelchs dennegsten erwarten, auch
darvon nach deßen einlaugung anhero Communication zu thuen
nicht underlaßen wolten.
Negst dießem haben drittens I. C. G. zu Trier, sowoU
alß I. C. und Fürstl. D*«" zu Collen undt Newburg durch dero
bey dießer versamblung geweßene Abgeordtnete Sich hochbe-
sch wehrt vortragen laßen; waß maßen die Herrn Staadten
General under vorgeschütztem praetext praetensae Bullae bra-
bantinae undt darin ihrem vermeinen nach fundirten iuris
evocandi sich understunden, deroselben underthanen vor Ihnen
in forma ludicii zu recht zu stehen, zu evociren, auch gar
wieder dieselbe mitt verbottenen repressalien gewaldthätig zu
verfahren, mitt ersuchen, der Vereinigter Chur undt Fürsten Ab-
geordtnete wolten dießes alß in der nachfolg alle insgemein be-
treffende Sach in berathschlagung ziehen undt gesambter Handt
ein solch Coiiclusum faßen, wardurch sothane unbillige undt
nhur dritte unschuldige beschwehrendc verfahrungen abgestelt
werden mögten. Aldieweil man nhun darfür gehalten, daß
dicße Sach mitt ermelten Herren Staadten bey abhandlung der
Alliantz undt insonderheitt deß § die administrirung schleuniger
unpartheischer iustitz beederseiths ahnverwandten undt under-
thanen betreffendt ahm fueglichsten undt besten erörtert undt
hingelegt werden mögte , Alß ist auch dahin geschloßen
worden, vor dißmahl in private durch die im Haag ahn-
weßende Deputirte denen Herrn Staadten vermög der beylag
lit. E. ein undt andere darbey vorkommende considerationes
und motiven zu gemüth führen undt dardm'ch zu künfiftiger
handlung den weeg umb so viell beßer praepariren; die streittig-
kcitt Selbsten aber undt andere dießerseiths darwieder ha-
bende dienliche remonstrationes biß zu ermelter handlung
gent/.lich aiißgcstelt pleiben undt es ahnietzo nhur allein
dahin |iussiron znlaßen, damitt von seithen der Herrn Staadten
under deßen zum wenigsten mitt alsolchem verfahren undt
aller völcker rechten so woll, alß der natürlicher billigkeit
Selbsten zu wieder lauffenden repressalien möge ein- undt zu
rückiTchalten worden
Beitrag zur Gescliiclitc lics RlKunbundr?-. von 1658. 195
Weilen auch wenigers nitt viertens wegen der von den
Spanischen undt anderen Auxiliarvölckeren einem undt an-
deren von den Alliirten, insonderheit! dem Stifft Thoor aber
mahls ahnbetreweter Überziehung undt winterquartirs beschweh-
rungen undt solche da kein anders güttliches mittell stattfinden
wolte^ best möglichst abzuwenden, erwehn- undt erinnerung
beschehen, hatt man zwahr darauf in antecessum in nahmen
der hier ahnweßender Chur- undt Fürstl. Abgeordtneter ahn
I. K. M. umb dero Kay. authoritet hierin Allergnädigst zu
interponiren abzulaßen in Vorschlag gebrachte sowoll, alß die
ahn den Königl. Spanischen Gubernator General Don Yuan di
Austria undt Printzen von Conde, wie wenigers nicht ahn
daß CoUegium der Reichs Deputirten zu Franckfurt insge-
sambt vor gutt befundene Schreiben, wie sub lit F. G. H. undt
I. zu sehen,' außfertigen undt daß ienige, so ahn Allerhochst-
gemelte I. K. M. in nahmen allei'seiths gnädigster Herrn Princi-
palen abgelaßen werden solle, nach beylag. litt K. abfaßen
laßen, der hoffnung, die begehrte bllligmeßige remediirung
daruff erfolgen werde. Underdeßen hatt sich ein ieder seines
orths mitt der vergliechenen Mannschafft undt sonsten aller
notturft gefast zu halten, dieselbe zu deß Veldt Marschallen frey-
herrn von Reuschenberg alß vorgestelten Oberhaubts direction
zuzuschicken undt waß verglichen zu des Vogchts zu Müllen-
heim Johan Grevenbroich bänden unverzüglich zu liefferen;
wie dan wenigers nicht die übrige Reichs Ständte undt Herr-
schafften, welche in die Verfassung mitt eingenohmmen zu
würcklicher beytragung ihres Contingents vor dießem zu Collen
gutt befundener maßen zu erinneren undt solches gemeltem
Grevenbroich zu seiner Verrechnung gegen quittung ebeiimeßig
zu erlegen.
Auf eingelangten bericht fünfftens, daß des Nieder Säch-
ßischen Craißes ausschreibender Fürsten ahn die Reichs De-
putirte zu Franckfurt wegen vermittelung des Polnischen
undt Schwedischen vielleicht dem gantzen Reich gefilhrlichen
Kriegs abgelaßene schreiben daselbst in berathschlagung ge-
nehmen werden selten, haben gesambte hier ahnweßende der
Vereinigter Chur- undt Fürsten Abgeordtnete zu mehrer ver-
1 Vgl. Joachim, 1. c. 86 f.
13*
19(5 I'ritiiiun. Uftitiag zur C.oschiclite des Rheinbundes von 1658.
.Sicherung doli Reichs insgemein undt insonderheitt eines ieden
angehörigcn landen undt underthanen in particulari erspries-
undt vorträglich ^u sein erachtet, wohlgemeltes Collegium De-
putatorum durch schreiben dahin zu erinnern undt zu ersuchen,^
daß bey deme durch Gottes gnadt zwischen beeden hohen
theilen verhoff'entlich erfolgenden frieden, dem Heyl. Reich, in-
sonderheitt aber denen Vereinigten Chur- undt Fürsten, deren
landen undt leuthen nichts ungüttHchs zugemuthet undt keine
verdächtige Kriegsmacht auf des Reichs boden geführet, sondern
alles in gutem ruhestandt erhalten werden möge, gestalt auß
der beylag. Lit. L. mitt mchrerm zu ersehen. Deßen zu ur-
kundt ist dießer recess von allcrseiths alliier ahnweßender
Chur- undt Fürstl. Abgeordtneten Räthen underschrieben undt
versiegelt worden. So geschehen Coblentz ahm 18. Januarii
Anno 1G57.
Philip. ( )tto von Ilerzclles Lotharius Freyherr von Metternich
Chur Maintz : abgeordnether. Chur Trierischer abgeordtneter.
Godefridus Quentell
Chur Cölnischer Abgeordtneter
Matthiaß Korff Johann Bertram Weschpfennig.
genandt Smisinkh. Fr. v. Scheidt.
Werner zuc Mühlraden. Hein. Snell.
' .T<>;u;liini. I. v.. 8.0.
XXIII. SITZUNG VOM 2. NOVEMBER 1887.
Das w. M, Herr Hofrath Dr. Constantin Ritter von
Höfler in Prag übersendet eine für die Denkscliriften be-
stimmte Abhandlung", welche den Titel führt: ,Don Rodrigo de
Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne, Don Pedro
Luis, erster, und Don Juan, zweiter Herzog von Gandia aus
dem Hause Borja^
An Druckschriften wurden vorgelegt :
Acadeniic royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique,
Bulletin. 56« annee, 3" serie,- tome 14, No. 8. Bruxelles, 1S87;80.
— Memoires. Tome XLVI. Bruxelles, 1886; 4".
— de Belgiciue: Compte-rendu des seances de la Conunission royale
d'Histoire ou Recueil de ses Bulletins. 4*" serie, tome XII. 4° — 7<=
Bulletins. Bruxelles, 1885; 8". — 4« serie, tome XIII. 1" _ 4c Bulle-
tins. Bruxelles, 1886; 8". — Tome XIV. 1" Bulletin. Bruxelles, 1887; 8".
— Memoires couronn^s et Memoires des Savants etrangers. Tomes XLVII
et XLVIU. Bruxelles, 1886; 40.
— Memoires couronnes et autres Memoires. Collection in 8". — Tomes
• XXXVII— XXXIX. Bruxelles, 1886; 8".
— Biographie nationale. Tome VIII, 3*" Fascicule. Bruxelles, 1885; 8'^. —
Tome IX, 1" et 2« Fascicules. Bruxelles, 1885-1887; 80.
— Catalogue des livres de la Bibliotheque l"^*^ — 2^ parties. Bruxelles, 1881,
1885 und 1887; 80. — Notices biographiques et bibliographiques. 1886.
Bruxelles, 1887; 8".
— des Inscriptions et Belles-Lettres: Comptes-rendus. 4*= serie, Tome XV.
Bulletin d' Avril-Mai-Juin. Paris, 1887; 8".
Central-Commission, k. k. statistische: Oesterreichische Statistik. Band
XVn, Heft 3. Waarenausfuhr im Jahre 1886. Wien, 1887; 4".
Erlangen, Universität: Akademische Schriften pro 1886—1887; 4" und 8^,
198
Gesellschaft, Geschichts- und Älterthumsforschende des Osterlandes:
Mittheilungen. IX. Band, 2.-4. Heft. Altenburg, 1886—1887; 8".
— k. k. geographische in Wien: Mittheiliingen. Band XXX, Nr. 9, Wien,
1887; 80.
— königl. Sächsische der Wissenschaften: X. Band, Nr. VI. Ueber die
Verbalformen mit dem Charakter R im Arischen , Italienischen nnd
Celtischen; von Ernst Windisch. Leipzig, 1887; 4".
Instituto geogräfico y estadistico : Memorias. Tome VI. Madrid, 1886; 4".
Review, the English historical. Nr. 8. London, 1887; 8^.
Society, the Royal Asiatic: Journal of the China Brauch. Vol. XXI. Nos.
5 and 6. Sliangliai, 1887; 8«.
— the Royal: Proceedings. Vol. XLIII, Nr. 258. London, 1887; 8".
— the Royal geographical : Proceedings and Monthly Record of Geography.
Vol. IX, Nr. 10. London, 1887; 8".
Verein für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde: Jahrbücher
und Jahresberichte. LH. Jahrgang. Schwerin, 1887; 8«. — Register
über die Jahrgänge XXXI bis XL. Schwerin, 1887; 8".
Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. IX. Jahrgang, Nr. I.
— Ausserordentliche Beilage Nr. 1. Wien, 1887; 8". — Chronik des
Wiener Goethe-Vereins. II. Jahrgang, Nr. 10. Wien, 1887; 8".
XXIV. SITZUNG VOM 9. NOVEMBER 1887.
Die Direction des k. k. böhmischen Obergymnasiums in
der Neustadt zu Prag erstattet den Dank für die der Anstalt
überlassenen Separatabdrücke und Werke.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia, Real de la Historia: Boletin. Tomo XI, Guaderno IV. Madrid,
1887; 8".
— de Ciencias morales y politicas: El Credito agricola; del excmo. Senor
Don Eugenio Montero Rios. Madrid. 1887; 8".
Alterthums-Verein zu Wien: Berichte und Mittheilungeu. Band XXIV.
Wien. 1887; -l«.
Archeologia e Storia Dalmata; Bullettino. Anno X, No. 10. Spalato,
1887; 80.
Breslau, Universität: Akademische Schriften pro 1886 — 1887. 60 Stücke
40 und 8".
Gesellschaft, geographische in Bremen: Deutsche geographische Blätter.
X. Band, 3. Heft. Bremen, 1887; 8«.
Institute, the Anthropological of Great Britain and Ireland: The Journal.
Vol. XVII. Nr. 2. London, 1887; 8".
Kiew, Universität; Universitäts -Berichte. Tome XXVII, Nr. 7. Kiew,
1887; S".
Programme: Jahresbericht des k. k. Staats-Obergymnasiums in Böhmisch-
Leipa. 1887. — Jahresbericht über die Lehr- viud Erziehungsanstalt
des Benedictinerstiftes Maria Einsiedeln im Jahre 1885 — 1886 und
1886 — 1887. — 75. Jahresbericht des steiermärkisch-landwirthschaftlichen
Joanneums zu Graz über das Jahr 1886. — Programm der k. k. Berg-
akademie in Leoben für das Studienjahr 1887 — 1888. — Jahresbericht
des k. k. Staats-Gyauiasiums in Marburg. 1887. — Programm des k. k.
Obergymnasiums zu Meran. 1886—1887. — Jahresbericht der landwirth-
200
schattlichen Landes-Mittelschule zu Neiititschein für das Schuljahr 1886
bis 1887. — 11. Jahresbericht der k. k. deutschen Staats-Gewerbeschule
zu Pilsen. 1887. — 18. Jahresbericht des steiermärkischen Laudes-
Uutergymnasiums zu Pettau. — 11. Jahresbericht der k. k. Staats-
Gewerbesclmle zu Reichenberg. 1886—1887. — Programm des k. k.
Staats-Obergymnasiums zu Saaz. 1887. — 38. Ausweis des fürsterz-
bischöfiiclien Privat-Gyninasiums Collegium Borromaeum zu Salzburg.
1886 — 1887. — Programm des evangelischen Gymnasiums A. B. in
Schässburg und der damit verbundenen Lehranstalten. 1886 — 1887. —
4. Jahresbericht des öffentlichen Communal-Gymnasiums in Unter-Meidling
bei Wien. 1886 — 1887. — Godisnje izvjeäce C. R. velike Realke u
Splitu. 1886 — 1887. — Izvjesce Kralj. velike Gimnazije u Rieci. 1886
bis 1887. — Sprawozdanie Dyrektora C. R. IV. Gimnazyiim we Lwowie.
1887. — Jahresbericht des k. k. akademischen Gymnasiums in Wien.
1886 — 1887. — 13. Jahresbericht über das k. k. Franz Josef-Gymnasium
in Wien. 1886 — 1887. — Jahresbericht des k. k. Obergymnasiums zu
den Schotten in Wien. 1887. — Programm der k. k. technischen Hoch-
schule in Wien für 1887 — 1888. — 15. Jahresbericht des Vereines der
Wiener Handels-Akadcmio. 1887. — 36. Jahresbericht über die k. k.
Staats-Oberrealschule und die gewerbliche Fortbildungsschule im III.
Bezirke. 1886 — 1887. — Jahresbericht der Horak'schen Claviei'- und Ge-
sangschulen. 1886 — 1887. — 22. Jahresbericht der niederösterreichisch eu
Landesoberrealschule und der Fachschule für Maschinenwesen in Wiener-
Neustadt. 1887. — Program c. k. Statuiho Gymnasiu v Trebiei. 1886 bis
1887. — Izvjesce o kr. gospodarskum i «umareskom uriliatu u Krizevcih.
1886—1887. — Poti Program kraljovske uauticke skole u Bakru. 1886
bis 1887.
Socii5tc de Geographie: Bulletin. 7= soric, tome VIII, 2° trimestre, 1887.
Paris, 1887; 8".
Society, tho Scottish goograpliical ; The Scottish geographica! Magazine.
Vol. VIII, Nr. 11. Edinburgh, 1887; 8".
Verein, kroatisch-archäologischer: Viestnik. Godina IX, Br. 4. U Zagrebu,
1887; 8».
XXV. SITZUNG VOM 16. NOVEMBER 1887.
Die Dircction des k. k. österreichischen Museums für
Kunst und Industrie übermittelt eine aus Anlass der am 4. No-
vember d. J. erfolgten Enthüllung des Eitelberger-Denkmals
geprägte Medaille in Silber.
Von Herrn Dr. Hanns Öchlitter, Concipist im k. und k.
Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wird die mit Bewilligung der
Classe veranstaltete französische Uebersetzung seiner im LXVII.
Bande des Archivs veröffentlichten , Berichte des k. k. Com-
missärs Bartholomäus Freiherrn von Stürmer aus St. Helena
zur Zeit der dortigen Internirung Napoleon Bonaparte's 1816
bis 1818' übersendet.
Ferner wird von der Dircction des Archäologisch-epigra-
phischen Institutes der Wiener Universität Heft 1 des XI. Jahr-
ganges der , Archäologisch - epigraphischen Mittheilungen aus
Oesterreich-Ungarn' mit Zuschrift eingesendet.
Von Herrn Dr. Heinrich Schenkl; k. k. Gymnasial-
Professor und Universitäts-Docent, wird eine Abliandlung unter
dem Titel: ,Die epiktetischen Fragmente. Eine Untersuchung zur
Ueberlieferungsgeschichte der griechischen Florilegien' mit dem
Ersuchen um ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte überreicht.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. Benndorf hält einen im
Anzeiger Nr. XXV veröffentlichten Vortrag ,Ueber einen in
Eleusis gefundenen Marmorkopf'.
202
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia literarum Cracoviensis : Monumenta medii aevi historica res
gestas Poloiiiae illustrantia. Tom. X. W Krakowie, 1887; 4».
— Scriptores renim Polonicarum. Tom. XI. Krakow, 1887; 8".
— Zbior wiadomoäci de Antropologii Krakowey. Tom. XI. Krakow, 1887; 8".
— Rocnik. Kok 1886. W Krakowie, 1887; 8«.
— Rozprawy i Sprawozdania z posiedzen wydzialu tilologicziiego. Tom XII.
W Krakowie, 1887; 8».
— Modlitwy Waclawa zabytek jezyka.polskiego z W. XV. W Krakowie,
1887; 8".
Akademie der Wissenschaften, königl. Preussische zu Berlin-. Sitzungs-
berichte. XIX -XXXIX. Berlin, 1887; 8«.
Browning, Oscar, M. A., F. R. Hist. S.: England and Napoleon 1803.
London, 1887; S».
Genootschap, het Bataviaasch van Künsten en Wetenschappen : Notulen
van de algemeene en Bostuurs-Vergaderiugen. Deel XXV. 1886. Afle-
vering 1. Batavia, 1887; 8«.
— Tijdschrift voor indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Deel XXXI,
Aflevering 5 en 6. Batavia, s'Hage, 1887; 8".
— Dagh-Register gehouden int Castel Batavia vant passerende daer ter
plaetse als over geheel Nederlandts-Iudia. Anno 1640 — 1641. Batavia,
s'Hage, 1887; 8«.
Gesellschaft der Wissenschaften, Oberlausitzische: Neues lausitzisches
Magazin. LXIH. Band, 1. Heft. Görlitz, 1887; 8".
Institut, kaiserlich deutsches archäologisches: Jahrbuch. Band II. 1887.
lU. Heft. Berlin, 1887; 4«.
Landesanstalt, k. .statistische: Württembergische Jahrbücher für Statistik
und Landeskunde. Jahrgang 1886. I. Band, 1. Hälfte. — I. Hälfte, 1.
3. und 4. Heft. — II. Band, 2. Hälfte. Stuttgart, 1887; 4". — Supple-
mentband. Stuttgart, 1886; 4".
Society, tho Literary of Bengal: Index to the Transactions. Vols. I— III
and to the Journals of the Bombay Brauch. Vols. I — XVII, with a
hi.ttorical sketch of the Society. Bombay, 1886; 8".
— tho royal Asiatic: The Journal of the Bombay Brauch. Extra Number.
Vol. XVIII, Nr. XLV. Bombay, 1886; 8".
— Bibliotheca Indica: N. S. Nr. 610—622. Calcutta, 1887; 8". — Old
Series. Nrs. 260 and 261.
— Index of Names <»f Person.s and geographica! Names uccurring in the
Akbar Namah. Vol. III. Calcutta, 1887; 4".
Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, dem Württemb.
Altprtlmni.svorein in Stuttgart, dem historischen Verein für das Württemb.
Franken und dom Sülchgauer Alterthumsverein. Jahrgang IX. 1886.
H.M't I— IV. Stuttgart, 1HS6; 4".
Zürich, Universität: Akademische Schriften pro 1886—1887.
Pastinek. Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 203
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache
in Ungarn.
Von
Dr. Franz Pastrnek.
Vorwort.
In der vorliegenden Abhandlung hatte sich der Verfasser
die Aufgabe gestellt, das bisher in die Oeffentlichkeit gelangte
dialektische Material aus dem slovakischen Sprachgebiete Ungarns
einer grammatischen Analyse und Gruppirung in Bezug auf
die Lautlehre zu unterziehen.
Es liegen uns grössere und kleinere Proben verschiedener
Dialekte vor: in den Slovenske povesti von Skultety und
Dobäinsky, in den Prostonärodnie slovenske povesti von Dob-
sinsky, in den Närodnie zpievanky Kollärs, in Sembera's Zäkla-
dove dialektologie ceskoslovenske, in den Pisnö slovenske,
welche der Verein ,Slavia^ in Prag herausgab, im Sbornik der
Matica slovenskä, Einiges auch bei B. Nemcovä und in den
Slov. pohlady vom Jahre 1886.
Die Anführung lässt schon vermuthen, dass eine Unter-
suchung dieser Proben in lautlicher Beziehung interessante
Daten liefern und als eine Vorarbeit für eine auf Grund ge-
nauer und vollständiger Beschreibungen aufgebaute wissen-
schaftliche Darlegung der slovakischen Dialekte nicht ohne
Werth sein dürfte.
Der Umstand^ dass wir auf dem ganzen slovakischen
Sprachgebiet keine Form teret, torot, des sogenannten russi-
schen Volllautes finden, liefert im Verein mit anderen laut-
lichen Erscheinungen den augenfälligsten Beweis, dass eine
Beeinflussung des Slovakischen durch einen Dialekt der russi-
schen Sprache nirgends tiefere Spuren hinterliess. Das Er-
204 Pastrnek.
gebniäjs der spracliliclicn Untersuchung steht hiebci in vollem
Einklang- mit den Thatsachen der Geschichte, da es bekannt
ist, dass die kleinrussische Bevölkerung Nordostungarns in einer
verhältnissmässig späten Zeit eingewandert ist.
Um so bemerkenswerther ist die Uebereinstimmung in
einer Reihe von sprachhchen Thatsachen zwischen grossen
Gebieten der slovakischen Sprache und dem Polnischen. Dabei
scheint ein bedeutsamer Unterschied zwischen Ost und West
zu walten. Die Scheidung bildet die aus dem Bogen der Kar-
patlien nach Süden vorspringende Hohe Tatra. Das östliche
y
Gebiet, insbesondere die Comitate Spis, Saris, Zemplin — in-
soweit nämlich unsere dürftigen Proben reichen — scheint im
Allgemeinen folgende charakteristische Erscheinungen aufzu-
weisen: die Lautfolge tert für tvf^ c und dz für f und d, die
Erweichung von s und z, den Verlust der Quantität, die Be-
tonung der Paenultima. Aus dem Liptov liegen keine weiteren
Belege für einen besonderen Einlluss des Polnischen vor; nach
der Probe Dobsinsky's aus Vazec, im Osten des Comitats, wäre
daselbst nur der Verlust der Quantität, sonst aber keine nach
dieser Richtung hin charakteristische Aenderung eingetreten.
Viel sicherer lässt sich der polnische Einfluss in den dialektischen
Proben des Gemer verfolgen, obAvohl derselbe einen andern
Charakter zu tragen scheint, als dies im Ostgebiete der Fall
ist. In Gemerer Proben erscheint c, dz für t, d; in Driencany,
im .südlichen Gemer, treffen wir ausserdem secundäre Nasal-
laute, Abfall des l im partic. praet. acc. der Vcrba I. IL und
Anderes. Insbesondere beweist die Sprache von Pogorela, in weit
geringerem Masse die von Sumiac, beide Orte am Südabhang
der Kr.-ilova Ilola, eine polnische, wahrscheinlich bedeutend
.spätere Ansiedlung. Nach einer Bemerkung B. Nemcovä's
hätten wir sogar in der Umgebung der Stadt Zvolen, im Süden
des gleichnamigen Comitats, noch c, dz für f, d.
Deutlicher scheint die Abstufung des polnischen Einflusses
im Westen vorzuliegen, was vielleicht durch die zahlreicheren
Proben bedingt ist. In der nördlichen Orava wird noch rein
polnisch gesprochen ; auch die nördlichen Gegenden des Trenöin
zeigen eine Sprache, welche dem Polnischen weit näher steht
als dem Slovakischen. Im südwesthchen Trencin, in der Nitra
und im Pressburger Comitat erscheinen nur mehr einzelne Spuren
Beih;i(j(? zur Lautleliro dor slovakiscben .Sprache in Ungarn 1200
des Polonismus, c und (h für f und d, wobei die zahlreichen
Fälle der Unterlassung dieser Wandlung, wie die Inconsequenzen
in den südlichsten Ausläufern im Osten mit in Betracht kommen.
Wenn man sieht, wie sich die Spuren des Polonismus
von den Gipfeln und Kämmen der unwirthlichen Gebirge im
Norden herab gegen die fruchtbare Donauebene im Süden
allmälig verlieren, dann möchte man darin das in der Sprache,
der treuen Bewahrerin uralter Volksbewegungen, conservirte
Bild der Züge theils polnischer, theils jener Stammgenossen,
welche in der unmittelbaren Nachbarschaft des polnischen
Volkes wohnten, erkennen.
Bevor man an die Besprechung des Verhältnisses , in
welchem das Slovakische zum Cechischen steht, herantritt, ist
man durch die thatsächliche Entwicklung der Dinge genöthigt,
den Begriff der öechischen Sprache zu definiren. Im engeren
Sinne versteht man darunter, im Gegensatz zu den einzelnen
Dialekten, die öechische Schriftsprache. Die allgemeine, in
sprachwissenschaftHchen Werken übliche Bezeichnung ,cechische
Sprache' umfasst die Gesammtheit derjenigen Dialekte, Avelche
in Böhmen, Mähren, einem Theile von Schlesien und dem
nordwesthchen Ungarn gesprochen werden und sich durch ge-
wisse gemeinsame sprachliche Erscheinungen als eine besondere
Gruppe innerhalb der slavischen Sprachen manifestiren. In
diesem Sinne ist das Slovakische eine bestimmte Gruppe von
Dialekten der öechischen Sprache, welche im südöstlichen
Mähren (mit einigen benachbarten Ortschaften Niederöster-
reichs) und Nordwestungarn herrschen. Das Verhältniss des
Slovakiscben zum Cechischen ist somit das eines Theilcs zum
Ganzen. Das unterscheidende lautHche Merkmal ist die Be-
wahrung der Lautgruppen ja und jti; insbesondere gilt dies
von dem westlichen Sprachgebiet, welches das südösthche
Mähren und ungefähr die Comitate Pressburg, Nitra imd Tren-
öin (mit Ausnahme des nördhchen Theiles) umfasst. In der
centralen Zone kommt dann noch die gleiche Behandlung von
e und e, o für ?., die Vocalisirung des auslautenden i und Anderes
hinzu. In dem Dialekte von Novohrad und Velkohont scheinen
Spuren eines späteren Einflusses der cechischen Sprache, welchen
man mit dem Eindringen der Hussiten in diese Gegenden in
Verbindung bringen könnte, vorzuliegen, namentlich aj für y.
2()() Pastrnok.
Während somit die Plionologie der slovakischen Dialekte
im Allgemeinen den cälteren Zustand der cechischen Sprache
bewahrt hat, zeigt ihre Morphologie ein von Analogieformen
überwuchertes Gepräge.
A. Vocalismus.
Asl. e.
1. Allgemeines. Dem asl. e entspricht als Kürze e; es hat
zugleich mit den übrigen palatalen Vocalen im Allgemeinen die
Kraft, die vorhergehenden Consonanten, welche dieser Modi-
fication fähig sind, nämlich l, n, t, d, zu erweichen. In ge-
wissen Sprachgebieten hat e die erweichende Kraft theils allein,
theils im Verein mit allen weichen Vocalen eingebüsst, in an-
deren ist die vollständige Palatalisirung des t und d eingetreten
(§. 80); es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Weichheit des
e eine nothwendige Vorbedingung dieser auf dem poln. Einfluss
beruhenden Palatalisirung war.
Das Slovakische weicht in diesem Verhalten des e einer-
seits vom C., andererseits vom Klr. ab, befindet sich aber in
theilweiser Ueberein Stimmung mit dem Gr. und Wr., ferner
mit dem P., Os. und Ns. Da das Klr. hierin mit Rücksicht
auf das Gesammtrussische einen secundären Standpunkt ein-
nimmt, so liegt die Frage nahe, ob die erweichende Kraft des
« nicht auch für das Uro. zu postuliren sei. J. Jireöek, Näkres
mluvn. staroc. V Praze, 1870, S. 5 behauptet es sogar für das
Aö. ; die angeführten Belege beweisen freilich nur, dass die
Reflexe des asl. « von den Vertretern des asl. id, \, a nicht
imterscjiiedcn wurden. Cf Nejdele se udr^ela jotace po pod-
nebnicich a sykavkach, kdez se s ni shledaväme jestö v ruko-
pisech z druhe pol. 15. vöku: M&o, ruozä, 7iuoU, Sery, Ulo,
cesia, seno, zfif. Ich erblicke in dem f vor e (= asl. e): hPedu,
hereS, hratfe einen sicheren Beweis, dass auch uro. ein dem ^e
nahestehender Laut für asl. e anzusetzen ist.
Darnach zerfiele das ge-sammte gegenwärtige Gebiet der
slavischen Sprachen in zwei Gruppen: in eine nördliche und
eine .südliciic Welcher von beiden soll das Asl. zugewiesen
werden V Wer an die Feinheiten der graphischen Wiedergabe
dieser Sprache denkt, winl bei dem vollständigen Mangel irgend
Beiträge zur Lautlehre dor slovakisclien Spraclif- in Ungarn. 207
einer Bezeichnung keinen Augenblick daran zweifeln, dass das
Asl. nur der südlichen Gruppe angehören könne.
Das Verhältniss dieser beiden Reflexe zum urslav. e wird
uns einigermassen bei 'k beschäftigen, §. 30.
2. Die Weichheit des e galt zunächst in allen jenen Dia-
lekten, welche im Laufe der Zeit als Mittel literarischer Thätig-
keit angewendet wurden. Ein Unterschied besteht nur in der
Orthographie. Bernoläk schrieb iie, te, de — le blieb stets un-
bezeichnet; ebenso verhielt man sich im Jahre 1844. Seit 1852
lässt man jedoch die Weichheit unbezeichnet. Aber nicht blos
die der westlichen und centralen Zone entnommenen , Schrift-
sprachen', auch die Versuche, die Sprache des Ostens in die
Literatur einzuführen, hielten an der Weichheit fest. So lesen
wir in der von Hodza, Epig. slov. Leutschoviae, 1847, S. 18
und 63 aufgenommenen Probe aus einem im Jahre 1752 zu
Debreczin gedruckten Liederbuch: adv. vernye, nyevernich, zhi-
nye; auch das weiche l wird bezeichnet: dalyeko, alye. Ebenso
verfährt ein seit November 1886 in Pittsburg in Amerika
erscheinendes Blatt: ,Amerikanszko - szlovenszke noviny.'' Es
schreibt: nyemozseme, padnye; alye. Im Novi domovi kalendar
na obicajni rok 1887. V Presove lesen wir ebenfalls: kohec,
adv. vdzeche, ani, nie etc. Für fe, de tritt in diesen Publica-
tionen natürlich ce, dze ein.
Die dialektischen Proben entziehen sich in diesem Punkte
vielfach der Beobachtung. Bei Kollär findet sich die Bezeich-
nung der Weichheit nur sporadisch vor; die übrigen Proben
stammen sämmtlich aus der Zeit nach 1852. In den Slov. pov.
von Skultety und Dobsinsky, dann in den Proston. slov. pov.
von Dobsinsky wird die Härte nur dann hervorgehoben, wenn
sie auf e nicht beschränkt ist. Die Bemerkung Dobsinsky's
(Slov. pov. vyd. Skultety a Dosbinsky 359): v tomto (pogorel-
skom) ho vor e hldska e nezmekcuje vsade 'pred sebou spoluhldsky d,
t, n, l etc. bezieht sieb offenbar nicht auf e = asl. e, da wir
neuhadol, dostanes, (ehe, pöjde, allerdings in wenig consequenter
Weise auch voc. pane, hned etc., sogar za ne lesen.
Dagegen lässt sich aus den Proben Sembera's constatiren,
dass ne, te, de, mit Beschränkung auf diesen Vocal, wie im C,
in den westlichen Ortschaften herrsche: in Holic, Sträze, Fras-
t.ik, Piöfany und Bzince bei Nove Mesto in der Nitra; in Trenöin
208 Pastniek.
r
und Kolärovice im Trcncin ; endlich in Ustie in der mittleren
Orava. Alle diese Ortschaften liegen westlich vom Vah, nur
Frastäk breitet sich am östlichen Ufer dieses Flusses aus: man
kann daher den Väh bis zur Orava als die Grenze der mit
dem C. übereinstimmenden Aussprache des ??e, te, de bezeichnen.
Die nördlichste Enclave des Trencin bhebe ausser Spiel: hier
herrscht das sogenannte P.-slk. und man spricht nach den
Proben von Cadca und dem an der Grenze liegenden Skalite
he, ce, dze. Doch muss gleich hier bemerkt werden, dass die
in diesen beiden Proben auftretende Sprache dem P. näher
steht als dem Slk.
Ausserdem tritt in den Proben Sembera's die Aussprache
ne, te, di auf, d. h. mit der Beschränkung auf die Dentalen:
in Nove Mesto nad Kysucou im Trenöin, in Svarin im Liptov,
in Tesary im Hont, in Rybnik und Vclka Revüca im Gemer.
Analog damit lesen wir ne, ce, dze: in Podhradie Spisske und
Levoöa in der Spis, ferner in Snina im Zemplin.
3. Als Länge des e galt in der im Jahre 1844 begründeten
Schriftsprache der Diphthong je, dessen Schreibung im Jahre
1852 bis auf das später zu besprechende e (in dohre, dohreho,
dohremu) durch ie' ersetzt wurde. Wenn man von denjenigen
(iegcnden, welche Quantitätsunterschiede nicht mehr kennen,
absieht, so weichen nur zwei Gebiete in der Länge des e da-
von ab: a) die westlichen Theile, welche e als Länge des e
gebrauchen, und h) einige Gegenden des Gemer^ wo ie durch
ia wiedergegeben wird.
a) tiiesci sex neben iesci sextus, nesel (cf. auch svetelko,
neiuä) neben cierny, vyrieci Bosaca im Trenein, Dobs. Noch un-
klarer ist das Verhältniss in der Probe aus dem unweit gele-
genen Stard Tur:i in der Nitra, Dobs.: zaviedla, doniest, womit
pliir. gen. iz^Jj zu vergleichen ist. Consequenter erscheint e in
der Probe bei Dobs., welche nach dem Einsender wohl aus Kom-
jatice im Süden der Nitra stammt: vyvedol, vezol, zavesf, uvesf.
Aus (l(;n Proben Sembera's kann ich nur reva aus Dobra Voda
und rrhh), n'hit'tf aus Fru.st.-ik anführen: beide Orte fallen west-
lich von der von Bo.saca nach Komjatice gezogenen Linie.
Dom entsprechend schrieb auch Bernohlk e: nesol, vesf etc.
h) pre.madöl, odninsol, ninst, dann praes. nesiam , nesia
(dagegen fmdr, i\if.<i}/pi' , also genau nach der Regel der gegen-
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 209
wärtigen Schriftsprache) allgemein Gem., Skul. imd Dob§. Da-
mit stimmt insbesondere die Probe aus Sirk, Skul. und Dobs.
überein: partic. nepriviadö, voviadö, zaviadö, lyi'iniasö; inf. od-
viasc; praes. naherias, nesia§ (neben idem, budem). Aus dem
Muran-Thale, Dobs., lesen wir: pieckdch (*pesthka) und wa pe-
sidnkii (nom. slk. j^^cienka). Ebenso kus pesjanky Slavosovce
am Stitnik im Gem., Slov. pohl. 1886.
Die Länge des e ist demnach ursprüngHch doppelt: a) e.
Dies gilt für den Westen und muss auch für den Osten, wo
gegenwärtig e herrscht, angenommen werden, pirecko Spis, Pisne
slov. 547 mag eine Anlehnung an ic sein, b) ie, aus welchem
durch die Zwischenstufe iä, die wir bei 'k finden werden, in
gewissen Gegenden des Gemer ia wurde.
4. Das in der gegenwärtigen Schriftsprache (seit 1852)
auftretende e ist ausschliesslich Contractionsproduct: dobre, do-
breho, dobremu, cf. §. 75. Ausserdem erscheint e in Fremd-
wörtern: grek, grecko, sved, gmius, planeta etc., ferner in dem
Worte dcera (cera) und nach Hattala auch in beka, einem mir
unverständHchen Nomen. Dieses e gehört der westlichen, mit
dem C. hierin ein Sprachgebiet bildenden Zone an, wie es Hodza,
Epig. slov. 52 bestätigt. Cf. Krätka mluv. slov. V Presporku,
1852, S. 3. Dabei ist es beachtenswerth, dass Pauliny-Töth,
Bes.: gräkl,16 und plur. gen. dcierl,Sl und Aehnliches schrieb.
5. In der Wurzel. Man findet im Slovakischen eine Reihe
von Worten, in denen das erwartete e einem andern Vocale
Platz machte. Zunächst Hesse sich eine Gruppe unterscheiden,
wo dem e ein weicher Consonant, namentlich l, vorhergeht:
für e tritt a, in einigen Fällen ä ein.
ceta: cata agmen, magy. csata pugna. jehcha: jeUa Loos.
jaUa Pauliny-Tüth, Bes. 1, ILjesem: jasen Herbst. Doch liest
man jesen Cerny, Cit. 1, 67, ferner jesen Gem., Kollär I, 206.
zert^: zart, wie im P. und in den r. Sprachen. Vielleicht darf
auch zaludok Magen ((5. auch zalüdek) , zalud Eichel, hieher
gezogen werden.
ßak, d. Fleck Vict. Bei Loos liest man auch fliak (d. i.
die Länge von fJ'ak) neben fTak in etwas abweichender Be-
deutung, led^: Tad, cf sladoläd Pauliny-Töth, Bes. 1, 107 und
klr. Ä'f.A'h Osadca 12. pläch Pauliny-Töth, Bes. 1, 13. plächovij 90
neben pTacli ibid. und plecli Loos. plesk-: plesk Loos. zaplesknul
Sitznngsber. d. pliil.-hist. Cl. CXV. M. I. Hft. 1-i
210 Pastrnek.
neben zapläskmlc Paiiliny-Toth, Bes. 1, 108. 25. poplesktwali
Nitr., Dobs. Mit der Dehnung des e: plieskaf Loos. Slädkoviö.
Dagegen plaskol bicom Cerny, Cit. 1, 34. lüasou dvermi J. Ri-
mavsky, Pov. 3. pletje: placiä (wenn richtig gedruckt) Drien-
öany im Gem., Dobs. slechta: slachta, slechetny Vict. slächta
neben slechetny Pauliny-Toth. steg^: stauen Loos. sfezeii Vict.
Berücksichtigt man dabei, dass auch das für asl. b und
•k (als Kürze) auftretende e nach denselben Consonanten in
einzelnen Fällen zu a wird (§. 8, 37, 58), so darf man von
einer, vielleicht local (etwa im Gemer und einigen angrenzen-
den Gegenden) begrenzten Neigung des Slovakischen sprechen,
den kurzen e-Laut nach weichen Consonanten ebenso in a (in
einzelnen Fällen auch a) zu verwandeln, wie der lange Vertreter
des e-Lautes, ie, in Theilen des Gemer zu iä und ia wird. Mit
diesem Lautwandel hängt offenbar jener umgekehrte zusammen
(§. 54), nach welchem a nach weichen Consonanten zu ä wird.
Neben den Fällen nach weichen Consonanten liegen noch
einige Beispiele von a (ä) nach den Labialen und nach r vor:
mech: mäd neben medved (auch mädved). Cf. klr. Mi^i.
Os. 12 neben Me/l,B'I'>Ai> 13. wr. mjadivedz Miklosich, VG I, 447.
mjad in Hrozenkov in ]\Iähren, Bartos, Dial. mor. 40. mäcaf blöken,
Loos: s. mekati. kväcli od sfrachu Slov. pohl. 1851. Cf. nsl. kve-
kati, kveSati s. v. kvik ]\Iiklosich, Etym. Wörterbuch, kivätajüc
liodza , Dobruo slovo 49 : magy. kivet verb. qreb- : jjohrab,
c. pohfeh; pnhralmfj. Sladkovic, Sebr. sp. 7, reimt sogar jarahp
mit hrohtf; er las offenbar hrabij. Im Gem. lesen wir hrebat,
Skul. uml Dobs. 2, IHl und bald darauf zahräbat 184. Ebenso
in kSirk im Gem., Skul. und Dobs.: hrebat nohami. skreb-: skrabaf
Loos. Ukrebaf, Munifi-Thal im Gem., Dobs., dagegen poskräbali
Nü in Driencany im Gem., Dobs. troff Loos. Nitra, Dobä. pri-
triftjiu sa Sumiac im Gem., Skuh und Dobs. natrefil Öaris, Skul.
und 1)<)1)§.
Dieser Lautwandel scheint aus einer Zeit zu stammen,
als man noch ein weiches r kannte, und dasselbe mag auch
von den Labialen gelten. Nach anderen Consonanten finde ich
nur ue.chfif nel)en nahnf , in dieser Form in der Regel mit h
geschrieben, cf. §. 93.
Alle übrigen Abweichungen vom wurzelh. e bieten keine
Anluilt.'ipunkte zu einer Gruppirung. hoslo Miklosich, VG I, 486.
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 211
Bei Loos liest man nur heslo, ebenso bei Vict. 166. klepa-: Jdopat
neben klepaf Loos. Cf. magy. kalapdl hämmern, svekn: svokor
Loos. Lipt., Ökul. und Dobs. Cf. magj. sögor, Schwager, zehra-:
zohrat', zohräk. Dagegen zehrat, Hattala 133. Cf. magy. zsohrdk.
In diesen Fällen dürfte der magyarische Einfluss zur Geltung
gelangt sein. In popol (neben popel) scheint dagegen einheimische
Angleichung stattgefunden zu haben.
Dat. asl. tebe, sehe: tebe, sehe, c. tobe, sobe; instr. asl. to-
bojq, sobojq: c. slk. tebou, sebou. Das Slovakische scheint somit
dem C. in der Angleichung des Dat. an den Instr. von Anfang
an nicht gefolgt zu sein, sondern sogar das ursprüngliche tobou
nach tebe geändert zu haben.
tvp in vtip, Witz, wird von Miklosich, Etym. Wörterbuch,
auffep zurückgeführt-, dem möchte vtüpic sa Bartos, Dial. mor.
39 widersprechen. Vgl. indessen dura für dira zlin. 48. Miklo-
sich, VG I, 533.
6. Im Stamme. In einigen nominalen Stammbildungs-
suffixen ward durch den Einfluss des o für h auch e zu o. ter:
ktory, i'itorok, kldStor ; ebenso er: stvoro, päforo etc. Im Westen
haben wir das dem C. conforme kteiy Nitra, Dobs., im Gem.,
wie im Klr., koti-y Sirk, Skul. und Dobs. Auch eh wurde von
dieser Neigung erfasst: züzol (vlasy cerne jako zilzol) nördlich.
Zvolen, Boz. Nemcovä, Sehr. sp. IV, 397. Auf p. Einfluss be-
ruht vecar Spis, Dobs., Sborn. Sar., Kollär I, 370. Zempl., Pis.
slov. 319. Ebenso zelony für und neben zeleny (zeleny) Spis,
Dobs., Sborn. Auch in Cadca, Sembera 143. kastyl Spis, Dobs.,
Sborn ist das magy. kdstely.
Das zur Bildung des Präsensstammes dienende e erfährt
in gewissen Verbalclassen eine Dehnung zu ie: I, 1. vediem,
vedies, vedie; vedieme, vediete. Abweichend ide^n, budem, rastem.
Doch schreibt J. Rimavsky, Slov. pov. 1845 consequent rasfjem.
Ebenso liest man rasfiem Hodza, Epig. slov. 83. Vereinzelt ist
prade: kto je v rade, ten nech prade Cerny, Cit. 1, 3. 2. nesiem.
3. grebiem.. 4. peclem (mozem). Dagegen 5. pnem, doch pozniem
Lipt., Skul. und Dobs. 6. trem, doch umrjam, umrjas, umrjamo
in Rybnik im Gem., Serab. 162. umrjem, umrjeS, wnrjeme in
B. Bystrica im Zvolen, Tesary im Hont, Polichna im Novohrad,
Semb. 161. 7. bijem, was nach der gegenwärtig üblichen Ortho-
graphie auch den Werth von bijiem haben kann. 11. miniem,
14*
212 Pastinek.
ebenso (nach Vict. 81) klniem, trniem, Avomit slniem Hodza, Epig.
slov. 88 übereinstimmt; es sind nach der aufgestellten Regel
Verba, die vor dem e einen einfachen Consonanten oder r,
l -\- Consonant (n) haben. Nach Hattala müsste es klnem, trnem
lauten, doch stets stanem. Dagegen kradnem, trhnem, vlddnem
etc., obwohl man auch hier liest: oci si previniem Sladk. 251.
hrnie Cerny, Cit. I, 64. neohhrhjes, nezdiqmje und Anderes. Slov.
pohT. 1851. V, 2. tesem, aber nach alleinstehenden r, l, n auch
ie: oriem, steliem, steniem. 3. herem, aber auch heriem, zeniem
Hatt. 135. naheriam Sirk im Gem. , Skul. und Dobs. Ri-
mavsky schreibt consequent: zozerjem (und zozrjem), zoderjem:
inf. ^raf, draf.
So fixirte Ilattala den Gebrauch von e und ie und seiner
Lehre folgen die slovakischen Schriftsteller seither ziemlich
genau. Victorin dehnte, wie schon einige Beispiele dargethan
haben, das Gebiet des ie weiter aus, in Uebereinstimmung mit
Ilodza, Epig. slov. 82 f. Als Grund führt Hattala 108 die syllaba
natura et positione longa an : po sylahdch prirodou i polohou
krdtkycli pravideVne dlzi (slovencina) e v ie, wobei die Verba
V, 2 und die übrigen Ausnahmen ausser Beachtung blieben.
Allein eine Positionslänge scheint im Slavischen überhaupt nicht
vorzukommen, cf. Miklosich, Ueber die langen Vocale in den
slavischen Sjjrachen, Wien, 1879, 3; und was den Einfluss der
natürliclien Länge auf die benachbarten Quantitäten betrifft,
so wird sich später (§. 74) herausstellen, dass die in der gegen-
wärtigen Schriftsprache geltende Regel im günstigsten Falle
eine Gcneralisirung einer dialektischen Eigcnthümlichkcit ist.
Angesichts der Verquickung dieser Lauterscheinung mit an-
tiken prosodisclu-n Regeln und der eigenthiunlichenlnconsequenz,
mit w.-lciici- sie durchgeführt ist, erhalten die Belege aus KoUär,
N:lr. zpifv. IS.'U, iS"',;'), die somit ein ganzes Decennium vor
«h'i- l'.c-rüii.lnui,^ der gegenwärtigen Schriftsprache erschienen,
••rh.ilitr BcMJoutung. Daselbst lesen wir schon nesiem, vediem,
rnntlmt, liu-iem; viinicm, hj/iiiem; zeriem, ieniem, oriem etc., da-
neben allerdings, vielleielit noch häufiger einfaches e in allen
in Re<le stellenden \'erben.
Welelieni Dialekt die Dehnung des Präsens-e angehört,
kann bei der Besehairt-nheit der Quellen und der schwanken-
den Schreil)weise nicht genauer festgesetzt werden; man kann
Beiträge zur Lautlehre der s)ovakischen Sprache in Ungarn. 213
nur im Allgemeinen die centrale Zone als die Heimat derselben
bezeichnen. Bei Sembera findet sich nur eine einschlägige
Form: pletje, S. 175 aus der Umgebung von B. Bystrica im
Zvolen. Bernolak schrieb, entsprechend der westlichen Sprache,
e. Doch vgl. utecem z Presporku Pis. slov. 126. Auch im Osten
bleibt, hier wie überall, die Kürze. Daher donese, clovede in
V N^
öumiac, pase, here in Pogorela im Gem., Skul. und Dobs. In
beiden Ortschaften gibt es keine Längen.
Bemerkenswerth ist es auch, dass die ung.-slk. sprechen-
den Gemeinden Mährens, Bartos, Dial. mor. 33 — 47, selbst jene,
welche ie (je) allgemein anwenden, das e des Präsensstammes
nicht verändern.
Den Grund der Dehnung suche ich in der Anlehnung
an die Verba III, 1: umißm, 2. hör im, drzim; IV. cinim; V, 1.
voläm. hrejevi, kitpujem entziehen sich wie hijem der Vergleichung.
Cf. §. 53.
7. Im Worte. Deck Sing. voc. der masc. o-Stämme: chlape,
dube; mit Gutt. vor dem Stammauslaut nur boze, clovece, die
übrigen folgen den ?f-Stämme. e haben die Subst. auf LCt: otce,
chlapce, Hatt. 70, Vict. 32. Der Voc. ist indessen in der gegen-
wärtigen Schriftsprache, im Gegensatz zum C, vielfach nicht
im Gebrauche : denselben vertritt dann der Nom. ; doch halten
einzelne Schriftsteller am Voc. fest, insbesondere der Dichter
Orszägh-Hviezdoslav : brate, orle möj, blude, blüznwce, ■povichre,
vcdase etc. Slov. pohl. 1886. In den dialektischen Proben,
welche Skultety und Dobsinsky nnd später dieser allein ver-
öffentlichte, überwiegt der Nom., doch gilt er nicht ausschliess-
lich. Cf. pane (sonst Nom.) Murän-Thal im Gem., mllnare (da-
neben brasok) Driencany im Gem., svagre, allgemein Gem. bei
Skul. und Dobs. Auch die kleinen Gem. Proben, Slov. pohl.
1886, haben neben den Nom. Jenik, Petro, brat, sögor auch den
Voc. p)ane kmotre, am Balog. Insbesondere, scheint es, hält
man am Voc. fest im Westen und Osten : cJdapce, Bosäca, Dobs.,
3Iisku, Pavku, glupaku (cf. auch gazdo) in der Sariser Probe
bei Skul. und Dobs. Daher gebraucht auch Holly den Voc. Von
den Grammatikern führen Bernolak, Hattala, Victorin den Voc.
an; Hodza hat zwar den Voc. nicht unerwähnt gelassen, aber
mit Ausnahme von chlapce ist stets der Nom. an erster Stelle
genannt. Ebenso verfuhr Ötür. Das starke oder gar ausschliess-
214 Pastrnek.
liehe Hervortreten des Nom. für den Vocat. dürfte daher in der
Literatur nicht ohne Rücksicht auf die russische Sprache ge-
schehen sein, obwohl einzelne Fälle soAvohl im Aö. als in den
mährischen Dialekten nachweisbar sind. Cf. Gebauer, Stö.
sklofi, subst. hnene -o. V Praze, 1886, S. 5. Plur. nom. ove ist
durch ovia ersetzt, cf. §. 75. Doch liest man in den Proben
aus dem Gem.: selmove, allgemein Gem., Skul. und Dobs. synove,
Murän-Thal, Dobs. särtove, Drienöany, Dobs. Ebenso gilt ove
im Osten: panove, bratove, Sar., Dobs., Sborn. volove, Öar. ibid.
Diesem ove des Ostens und Gem. liegt Avahrscheinlich ove zu
Grunde, das wir, wie im C., im Westen antreffen: panove, prin-
cove, Starä Turä, Dobs. Cf. dratare, Bosäca, Dobs. Als ein
plur. nom. auf e der consonantischen Stämme möchte auf den
ersten Blick matere, Hatt. 74 erscheinen, was jedoch deshalb
unwahrscheinlich ist, da die »--St. im Asl. nur i haben. Leskien,
Handbuch der ablg. Sprache. Weimar, 1886, S. 59. Die von
Miklosich, VG HI, 44 aus dem serb.-slov. Dometian, cod. saec.
XVI, ferner aus zwei bulg.-slov. Denkmälern des 13. Jahrhunderts
{slepü. und dem wohl jüngeren strum.) angeführten e-Formen
dürften die Existenz eines asl. matere kaum zweifellos darthun.
Ein slk. matere, aö. matere, Miklosich, VG III, 360 ist daher
wohl nach vole gebildet. Sing. gen. matere, Sv. Jan v Liptove,
Dob§. Daneben maferi, J. Rimavsky; sogar matera, Slädkovic,
Scb. sp. li». 72. cirkve und cirkve, Cerny, Cit. I, 42. 44. Daneben
cirkvi, Pauliny-Töth. Auch hier kann nicht mit Sicherheit be-
hauptet werden, dass matere, cirkve gen. consonantischer Stämme
sind, cf. t?. 29.
Die gen. asl. mene, tele, sehe, welche syntaktisch auch
den acc. vertreten können, haben das auslautende e nicht be-
walirt, sondern folgen darin den enklitischen Formen des Acc.
S. 29. ma, fa, sa tritt mit mna, teha, seha zugleich auf, me, te,
se mit mne, tehe, sehe.
Coiij. I. |.hir. Das dem c. conforme -me ist nicht das
asl. -mi,, sondern das dem ai. -mas, dor. -fieg, air. -mes-: herme
aus ''■Urnmi, ^hero-mesi, Brugniann, Grundriss der vgl. Gramm.
164 ent.sprechcndc -me. Cf. Miklosich, VG I, 15.
Im Genier Hndet sich die Endung -mo: pomo (= pojd'me),
puajdemo, allgemein Gem., Skul. und Dobs. idemo, Rim. dol.,
Dobs. hiulemo, dohehnemo, etc. Drien6any, Dob§. ddmo, viamo.
Beiträge zur Lautlehre der slovalcisclieii Sprache in Ungarn. 215
Sirk, Skul. und Dobs. vidimo, musimo, Kollär I, 220. idemo 248.
mdmo, nepozndmo 30b, daneben pojdeme 306 als dialektisch aus
dem Gemer. Nach Senib. 76 gilt -mo auch in Uhorsko und
Poltar im Novohrad, hart an der Grenze des Gemer. Diese
Gegend würde auch nach Jul. Botto, Slov. pohl. 1886, mit
dem ehemaligen Maly Hont ein Sprachgebiet bilden. Endlich
liest man smo aus dem nördlichen Zvolen bei B. Nemcovä,
Sehr. sp. IV, 445, somit ebenfalls im Anschluss an das Gemerer
Comitat. mo für asl. mz ist dialektisch auch im Klr., und zwar,
nach der Gruppirung Holovackyj's, in dem I. dem Wolhynisch-
Podolischen oder Ukrainischen, ferner in dem II. dem galizi-
schen Gebiet. In den Karpathen, d. i. bei den ungarischen
Russen, wird me gebraucht. Holovackyj 70. Osadca 88. Seme-
novic 220. Osadca findet, dass mo dann vorgezogen werde,
wenn der Accent darauf ruhe: ucimö. Für das Slovakische
kann dieser Grund allerdings nicht gelten. Es ist nicht un-
wichtig, daran zu erinnern, dass gerade im Gemer nach der
officiellen Statistik der Bevölkerung Ungarns, Budapest 1885,
neben 50*95 "/o Magyaren und 3-5 "o Deutschen 44-34 Vo Slo-
vaken, aber keine Ruthenen wohnen: erst das im Nordosten
sich anschliessende Spiser Comitat, dessen slovakische Sprache
nach allen vorliegenden Proben der östlichen Zone angehört,
weist 9-73*^/o Ruthenen auf und bildet so die, wie man sieht,
äusserst schwache Verbindung mit den übrigen von diesem
Volksstamm bewohnten Comitaten am südlichen Abhang des
Karpathengebirges: Saros, Zemplin, Ung, Bereg, Ugoöa, Mar-
maros. Das Gemerer Comitat ist daher von dem kleinrussischen
Sprachgebiet in Ungarn so gut wie vollständig getrennt. Wenn
man dennoch vielfach glaubt, dass die Slovaken des Gemer,
insbesonders im Norden, einen starken Beisatz kleinrussischer
Bevölkerung enthalten (cf. Rud. Pokorny, Z potulek po Slov.
II, 147), und wenn man die Sprache des eigentlichen Gemer
geradezu russ.-slk. benennt (cf. Hodza, Epig. slov. 17 und
Andere), während sprachliche Erscheinungen, wie das vor-
liegende mo, wie das vorerwähnte kotry, diese Ansicht zu unter-
stützen scheinen, so müsste man an die Einwanderung einer
kleinrussischen Volksmasse etwa aus Galizien denken. Welche
Bewandtniss es mit den griech.-kath. Gemeinden Sumiac und
Teigart im nördlichsten Gemer und dem benachbarten Vernart
216 Pastrnek.
in der Spis hat, lässt sich schwer sagen : die Probe der Sprache
aus Sumiac bei Skul. und Dobs. zeigt einen entschieden polni-
schen Einfluss, Vielleicht darf darin ebenfalls ein Beleg ge-
funden werden 7 dass die etwa vorhandenen kleinrussischen
Elemente im Gemer aus dem Norden und nicht aus dem Osten
stammen.
Aus Velkä Revüca im Gemer hat Semb. 162 neben sme
auch swy angeführt. Einen weiteren Beleg kann ich nicht bei-
bringen, smy würde Avieder polnischen Einfluss verrathen.
Im Spiser Comitat spricht man nach Öemb. 78: trhavia,
cliodzima. Allein wie- nothwendig eine genauere Ortsangabe
gewesen wäre, zeigt sme, umi'eme, dame aus Podhradie Spisske
Semb. 162.
II. plur. te ist asl. te. Auch diese Endung soll nach
Semb. 78 in der Spis ta lauten. Die Sprachproben aus Po-
dhradie Spisske und Lcvoöa S. 140 f. bieten nur ce.
ina und ta linden wir auf c.-slk. Sprachgebiet auch noch
im oberen Marchthale, südlich von Schildberg gegen Littau,
Semb. 44. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Personal-
endungen mit denjenigen identisch sind, welche dialektisch auch
im Polnischen vorkommen, Miklosich, VG III, 446, und eigent-
lich die Dualeiidungen sind. Das Spiser Comitat grenzt ja im
Nordwesten unmittelbar au polnisches Sprachgebiet.
Asl. 6 aus e.
8. lev hat abweichend vom Cechischen neben regel-
mässigem Iva auch leva Vict. 46. Das Fem. lautet levica, Hatt. 47.
llodza, I)ol)ruo slovo 12. reku, 6. rkii, in parenthetischer Weise
gcljruucht; sogar der imp. rec: rec ie viu rec, ked je Nemec
Ceniy, Cit. 2, 518. ,I'a/iko beruht vielleicht auf leng', sagt
Miklosich, Etym. Wörterbuch. Daneben lechke, allg. Gem., Skul.
und Dobs. puh-hdcku nördlich. Zvolen , B. Nemcovä IV, 409.
Ganz allgemein gilt Ichota (für l'liota) Ilatt. 47. Vict. 159. Loos.
Pauliny-T.Hh, Bes. 1, 73 und daneben wieder lahostajny (c.
Ihosfrjny) Loos. Pauliny-T.Uii, Bes. 1, 67. 99. Die Unsicherheit
der etymologischen Zurückfuhrung auf len<j beruht darauf,
dass wir im Slavischen den Nasal in dieser Wurzel nicht
weiter belegen können. Nach dem im §. 5 Gesagten wäre
rahko als secundäre Modification eines ursprünglichen lehko
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclicn Sprache in Ungarn. 217
durchaus nicht vereinzelt; deshalb erscheint der Schhiss auf
eine Wurzel leng nicht berechtigt, sojptaiija, Slov. pohl. 1851,
soptat wohQw septaf Loos: asl. sijntati ist wohl durch das r. sepotz
beeinflusst.
Asl. tret aus tert.
9. Entsprechend der regelmässigen Vertretung des asl. e
(§. 30 f.) haben wir in der Schriftsprache für tret als Kürze tret,
als Länge triet. Eine Abweichung von dieser Kegel bilden
die beiden Worte: ceresna und cereslo , Miklosich, Etym.
Wörterbuch, cerieslo und crieslo Loos. Es scheint, dass diese
Formen nicht auf slovakischer Lautentwicklung, die durchaus
keine Abneigung gegen die Lautfolge er, wie das Cechische,
zeigt, beruhen, sondern dass die ursprünglichen Formen *creSna,
crieslo durch den Einfluss der magyarischen Umgestaltung
(cseresznye, csoroszlya) verdrängt wurden. Ob dabei auch das
Kleinrussische (ceresiija, cereslo) mitgewirkt hat, dürfte schon
nach dem im §. 7 Ausgeführten ziemlich zweifelhaft sein. Im
Westen scheinen nach Sembera's Proben die dem Cechischen
näherliegenden Formen gebräuchlich zu sein: stresna in Holic
und Stnize an der mährischen Grenze der Nitra, und cresna
in Bzince, in derselben Gegend. Bemerkenswerth ist sresna
(neben ceresna) in Rybnik im Gemer. Abgesehen von diesen
beiden, wie ich glaube, durch fremden Einfluss verursachten
Abweichungen bildet das slovakische Sprachgebiet in Bezug
auf die Lautfolge tret eine Einheit, welche auch durch die
sogenannten poln.-slk. Proben Sembera's 143 f. (in Folge der
Kürze des betreffenden Vocals) nicht gestört wird: hreze und
brezom (tresne) aus Cadca (und cresne, cresnam aus Skalite)
im äussersten Norden des Trenciner Comitats; cf. trat §. 49.
Asl. f.
10. Allgemeines. In der gegenwärtigen Schriftsprache wird
im Allgemeinen die dem asl. e entsprechende Kürze a) nach l, n,
t, d, durch 'a, d. i. erweichendes a, geschrieben la, na, fe, da;
h) nach c, z, s; nach c, z, s; ferner nach j und r durch a;
c) nach p, h, m, (f), v durch ä wiedergegeben. Das letzte
Zeichen ist nach Form und Bedeutung dem Deutschen ent-
218 Pastinek.
lehnt. Zuerst scheint es Kollär, När. zpiev. V Budine, 1834,
1835 zur Bezeichnung eines nur im Gemer auftretenden Lautes
verwendet zu haben : ja ego, fä te I, 206. mocär (reimt mit
vecer) 1, 285. taniäre plur. acc. im Reim mit väzare plur. nom.
I, 307. So weit diese wenigen Fälle einen Schluss zulassen,
scheint Kollar mit ä das breite, offene (a-ähnliche), jedoch
weiche e dargestellt zu haben. Als nun im Jahre 1844 die
gegenwärtige , auf die Dialekte der centralen Zone basirte
Schriftsprache begründet wurde, da kannte man anfangs das
Zeichen ä nicht. Stur, Nar. slov. V Presporku, 1846 schreibt
noch smed, vecmi, opet und svaty, zvazok etc. Ebenso J, Rimavsky,
Slov. pov. V Levoöi, 1845: najveci, vecje, pet, hovedo, zvazok etc.
Erst Hodza, Epig. slov. 1847 hat die Zeichen ä, ö, ü etc. in
theoretischer Weise angewendet und die Lehre aufgestellt,
dass von ihnen nur ä für asl. ^ nach harten Consonanten
seine Geltung bewahre. Die Auctorität Hodza's in grammaticis
war in dem kleinen Kreise der slovakischen Schriftsteller eine
unbestrittene. Seine massgebliche Stellung zu der gegenwärtigen
Schriftsprache wird durch Folgendes deutlich illustrirt. Am
3. August 1864 fasste die Matica slov. folgenden Beschluss:
,ahy sa cieTom imdania spisovateümi matiaiych knih istych pra-
vidiel zo stanoviska rovnosti pisommckej i tarn kdeby eite i vedl'a
vobec prijatych mluvnickych diel p. M. Hattaly ruznost u spiso-
vatetov panovala, mluvnica Hattalova s ohTadom na uzivanii Victo-
rinovu a vyslü Mrdzovu sl. predchodcom a prvym uciteTom teraj-
sieho spisovneho jazyka naseho M. M. Hodzom prezkiimala , s
tohu^e mienkou vyboru predloz'da a tymto odohrend maticnym
spisovateTom k nasledovanm podala.' Czambel, p. 35. Und in
genauer Uebereinstimmung damit sagt Hattala in seiner in
demselben Jahre edirten Mluvnica jaz. slov. Pesf, 1864, S. 16:
,Dfa zdmd tu (in llodza's Epig. slov.) hldsanych ustrojend je
prvd moja mluvnica slovenskd, vysld v B. Stiavnici r. 1850.
Zndm sa k nini i teraz . . .' Es kann somit nicht Wunder
nchnicn, dass die von Hodza aufgestellte Orthographie ein-
schliesslich der Unrichtigkeiten ziemlich allgemein acceptirt
wurde und nocli gegenwärtig vielfach befolgt wird. Daraus
bililctc sich (lami die von Ilattala und den folgenden Gramma-
tikern Hxirte Kegel, Avonach ä auf die Nachfolge nach den
Labialen beschränkt ist.
Beiträge zur Laiitlelue der slovaltischen Sprache in Ungarn. 219
Czambel, Prispevky k dejinäm jaz. slov. V Budapest], 1887,
S. 36 hat folgende Meinung geäussert: ,Vo slovenskom •pravopise
zvldstny zästoj majü litery ä a y. Prvd vyslovuje sa sporadicky
po Slovensku, druhü slysat len od ndrodopisnej hranice severnej.
Ohe litery prijate sii do naseho spisovneJio jazyka viac s oMadom
na srovndvaci jazykozpyt slovansky, nezli z nevylmutnej vnütornej
potreby. Bernoldkova skola nedopriala jim miesta v spisovnom
jazyku a btürovci podobne odhliadli (, sahen ab') od y. A tak
ponevdc sa ony len u mdlo Slovdkov v skutocnosti nachddzajü a
nedosledne i tarn kde jicli dVa slovozpytu ocakdvaf nemozno : pisanie
jich najvä6sej ciastke Slovdkov dosf velke ohtiaie zapricinuje (,ver-
ursacht'). Sü litery ä a y hezodporu najtazsou strdnkou sloven-
skeho pravopisu.' Inwiefern diese Meinung berechtigt ist, wird
mit voller Sicherheit erst dann entschieden werden können,
bis uns genaue und verlässliche Beschreibungen der einzelnen
Dialekte vorliegen werden. Es lässt sich aber eine Reihe von
Anhaltspunkten anführen, welche die Vermuthung unterstützen,
dass der in die Schriftsprache versetzte Laut nur einem ge-
ringen Theile des slovakischen Volkes, wie es scheint, vor-
züglich in der Orava und im Gemer, und vielleicht in einer
nicht näher bestimmbaren Nachbarschaft dieser Gebiete, eigen
ist und daselbst in wesentlich abweichender Function, etwa
für jedes a nach weichen Consonanten, ohne Unterschied des
Ursprungs, auftritt.
Diese Anhaltspunkte gruppiren sich folgendermassen:
a) Definition des Lautes ä. Aus den eigenartigen Aus-
einandersetzungen Hodza's im Epig. slov. p. 29 theile ich das
auf das ä Bezügliche vollständig mit. ,ä = i-{- e-f-a. cjrill. ja
(nasale?), boh. e, vel a vel ^,• polon. ^ praecedente concreta,
ia (ciebia) lusat. sorab. e vel ja; russ. jat; illyr. e (slovini-
cum e), saepe ja. Ponitur cum omnibus consonis praeter h et
eh. Pronunciatur vero vario sono ; nominatim
a) Slovenice: aa) post virtualiter concretas, proprio con-
cretas et post relative concretas r, s, z, uti purum a, cum vix
observata inclinatione ad «. Nullibi tarnen sonat ita ut solidum
a, nisi ore rudi prolatum. e. gr. nas'd, vasä, lege na^a, vasa;
ita cäs, zabu, uUcä, lad, vuolä, sanä, biirä, zürä, prasä, vrdtä,
täzky, vzäu, zeit etc. lege las, zaba, ulica, lad, vuola, safia, büra,
züra (züria), prasa, vrdfa, tazky, vzaxi, zat.
220 Pastinei.
bb) Post consonas b, f, g, k, m, p, v, tenet valorem simm
e. gr. zriebä, triäfä, sgärba, käcka, kädi, mäd, jpäta, väzy etc.
Liptovienses tarnen nonnulli detorquent in e, vel a: zriebe,
triafe, sgerba, kecka, peta etc. cc) Constantissima pronunciatio
ejus viget apud Arvenses refertque mixtam vocem ea liques-
scentem in lingua, a gutture per glottidem anteriora faucium
protrusam, et in labiis ipsis inchoandam. Apud Arvenses audies
cäs loco cas, ulicä, nasä, va^ä, desät exacte ita pronunciatum,
ut nihil magis.
b) Boheme -slovenice: maximam partem uti a. Etiam ia
e. gr. paC 1. päf, pata, mad etc. Sed etiam piaf, tebia, sia 1. sä,
inprimis in occidente Nitriensis.
c) Polono -slovenice est e. e. gr. pec, dresec, sebe; on se
peic raz vysUbödzil etc.' Hodza's ä ist somit ein theoretischer
Grundlaut, ähnlich wie ö, ü, iä, iö etc., aus welchem sich die
einzelnen dialektischen Vertreter entwickelt haben; derselbe
ist im eigentlichen Slovakischen nur nach den Consoiianten
b, f, g, k, m, p, V bewahrt; als sein physiologischer Werth
darf ein weiches, offenes e angesehen werden. Auch wird ä
p. 26 ausdrücklich als monophthongus bezeichnet.
]\Iit dieser Definition des ä stimmen die Angaben der
nachfolgenden Grammatiker nur ganz allgemein überein, in-
sofern sie, wie es ja natürlich ist, daran festhalten, dass es
ein zwischen e und a liegender Laut ist: im Einzelnen fehlt
es nicht au Widersprüchen. In der Krätka mluvnica slov.
V Presporku, 1852, heisst es über ä (S. 2): ,ä , zudpovedajuce
staroslovanskemu nosovemu e, v ktorom po tvrdych spoluhldskach
ia do jedneho hlasii ekaveho stekd n. pr. mäso, päf, päta; po
mäkkych ale spoluhldskach skoro celkom tak znie, jako (i, n. pr.
jahna, ovca. A preto sa len jw tvrdych spoluhldskach zadrhtje/
Also ein aus ia zusammengeflossener einfacher e-Laut, wie bei
llodza. Nach Hatt. 23 ist ä ein imechter Diphthong, ,vo ktorom po
pernych spoluhldskach eft splyva do jednoho hlasu, pondSajuceho
sa viacej na e nez na a'. Die P^rwähnung der Weichheit fehlt,
der Laut ist ein unechter Diphthong, zusammengeflossen aus ea.
Victorin 3 sagt: ,(7 lautet fast wie das deutsche ä, nur wird
es im Slovakischen kurz ausgesprochen.' Es gehört (S, 2) unter
die kurzen Selbstlaute; unter den weichen Selbstlauten ist es
nur in der Klammer aufgenommen. Nach der Prvä öitanka
Beiträfte zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 221
a mluvniea pre kat. skoly slovenske. Budapest, 1885, S. 106,
,neznie (ä) celkom ani cistym a, ani cistym e, Uz smiesanym
hlasom z iea.' Diese Definition scWiesst sich, wie jene zuerst
genannte, unmittelbar an Hodza an. Von diesen den e- Laut in
den Vordergrund stellenden Definitionen weicht die cyrillische
Transcription durch ji ab. So schrieb J. Hurban in den Slov.
pohl. 1851: /Mta (= ma), sogar svnzok. Dieselbe Transcription
wendet Cerny, Cit. I, 11 an: Ha Brauen (mfij und sogar w&-
pracTAO (naviasüo), iWicxAU, (viesiac).
Es ist schon erwähnt worden, dass Stur im När. slov.
den «-Laut nicht kennt; auch Kaspar Dianiska, Theor. prakt.
Grammatik, Wien, 1850, kennt ä nicht, obwohl derselbe , einen
der ausgebreitetsten slovakischen Dialekte, der von den meisten
Ost-Slovaken (im Pester, Neograder, Gömürer, Sohler, Thurotzer,
zum Theile Liptauer, Arvaer, Honter Comitate) mit kleinen
Abweichungen gesprochen wird' (Vorr. III), zum Gegenstande
grammatischer Behandlung nahm.
h) Die Angaben der Grammatiker über die Anwendung
des ä schwanken. Hodzas Lehren über den Gebrauch des ä
sind schon angeführt worden : ebenso die Bestimmung der
Ki-atka mluvniea vom Jahre 1852. Doch Aveisen die in dem
letzteren Büchlein gewählten Beispiele e nur nach Labialen
auf. Hatt. 23 beschränkt zwar den Gebrauch des ä auf die
Nachfolge nach Labialen, aber er fügt noch die Bemerkung
hinzu: ,Radno je vmk jnsaf ho i po inych spoluhhlskach , kde
stbulh. e zastujnije a kde hy bez nelio nebolo viozno rozoznaf
dvoch indc jednako vypadajjicich slov, jako na pr. u kura a kurä'.
Diese Anmerkung klingt ganz so, als ob es sich um die Pro-
pagirung von etwas Neuem, Unbekanntem handelte. Victorin 10
sagt: ,Das ä als Grundlaut kommt nur nach Lippenlauten: v,
b, p, f, m vor, z. B. sväzok, liohlbä, 'päf, pamäf/
Die gegenwärtige Beschränkung hat sich somit erst
allmälig, sozusagen mit der näheren Kenntniss der altsloveni-
schen Sprache, unter Festhaltung an dem Principe llodza's,
entwickelt. Man wird kaum fehlgehen, wenn man darin den
Einfluss Hattala's erblickt.
c) Ein hervorragender slovakischer Schriftsteller, PauHny-
Toth, bietet in Bezug auf den Gebrauch des ä ein Bild
vollständiger Regellosigkeit; Samo Chalüpka hingegen hat
2'22 PastiTirV.
neue Theorien über die Anwendung des ä aufgestellt. Cf.
Czambel , p. 36 f.
d) Auch bei jenen Schriftstellern, welche im Allgemeinen
der Regel, ä für e nur nach Labialen zu schreiben, folgen,
finden sich mehr oder weniger zahlreiche Belege für eine ab-
weichende Anwendung, mäd: asl. med^, väza: asl. veza gelten
allgemein. Beide Worte schon bei Hodza, Epig. slov. p. 17, 29
so geschrieben. Loos hat ferner: käcniit, käcka, asl. *k^cbka,
käd, asl. kadh, käde, asl. k^de, cf. kedy, küdif, asl. kaditi, kämen,
asl. kavienh, cf. magy. ko, Stein, gäjdy (das türk. gajda) Dudel-
sack, gärhiar, Gerber, gelte, Unterhosen, magy. gatya; ferner
zemän, zemänka, staväf, stavänie, kropäj und Anderes; wie bei
Vict. 86: ohrdhät, vyfdpäf, rozprdväf, pokrdpäf, so finden wir
auch bei Loos: vyrdbäf, vytdpäf, roztdpäf, pokrdpäf. Cf. auch
hlädy bei Loos, ferner kurä, nach dem Rathe Hattala's, sowohl
bei Victorin, als bei Loos. In den nicht dialektischen Theilen
bei Dobäinsky, Prost, slov. pov., lesen wir: kremä 1, 5. 41 und
oft, holäst 2, 19. utrdpä 3. sing. 77. käde und dessen Ablei-
tungen stets, staväf 4, 42. chlapcä 5, 48. 49. krupäje 61. knahnä
6, 11. 14 u. s. Av. In der Druhä citanka, vyd. zvolensky
senionit. V Ban. Bystrici^, 1876: blady 11. 45. dhänka, ein*
Küchengeräth 13. staväf in allen Formen: staväny 15. 69.
staväjü ibid. u. s. av. dordhäjü 143. 144. dorahänie 143. vytdpä
sa zelezo 144. ona hyhä (= hyha) pyskom 28. väma (asl. *vymf),
z vämena21. kädejaky 41. kädial20d. slcichtif Ö3. häza 99. häf,
asl. gatb 129. snäh 131. 128. jäzerd 204. jäskijua 175. krupäje
plur. 201. jemälo 100 u. s. w. Prvä öitanka a mluvnica pre
kat. skoly slov. Budapest, 1885: blädo 34. ovca häci 37. dieta
gävzdi 37. odkäl 38. vyrdhä sa 45. staväf 94. hahä = 6. habe
dat. 106. lirahä, c. hrahß 29 u. s. w.
Slov. pohl. 1886: nardhäf 1. chyhäf 2. vyrdbäf 11. väsfha
16. zemän 85. primäl 86. kropäje (Reim trofeje), plemänina 89
etc. Insbesondere bemerkenswerth sind die Beispiele aus den in
diesem Jahrgang veröffentlichten Dichtungen P. Orszdgh-Hviez-
doslav's, welchen der Herausgeber Svctozär Hurban Vajansky als
den ,slovesny JMiehal Angelo Slovenska^ feiert. Dieser Dichter
schreibt zunächst stets acc. ma und teha, seba; ferner prädza,
asl. pr^zda, spräi, asl. s^pr^zb, jäk und zajäknid von der Wurzel
jenk-, c. jek, jätri sa, zjätreny, asl. j^triti s^; dann nelzä, asl.
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 223
ne hze, usta zäviac, asl. zijciH, prozevati; ferner krvjjitje, sfiqxije;
drievä; okräje (asl. okrijati), käruj, zkärovali (cf. magy. ker), jag,
jägotny, zjägotat, cf. magy. jeg, jästrit (sonst jasirif, scharf
blicken), zjäv, jäviste, zajächtal, käcky, kvädo, zakväckali, hänec (?).
Manches mag darin seine Erklärung finden , dass Orszagli-
Hviezdoslav aus der unteren Orava stammt und daselbst lebt.
e) Ein eigenthümliches Resultat über den Lautwerth des
« liefert der Reim. Slädkovic z. B. reimt die mit ä ge-
schriebenen Worte so, wie sie im C. lauten müssten: le£i —
väzi (c. vez) 21. na väzy (ö. vaz) — vyplazi 38, kiiaz — väz 44.
väzov — zemeplazov 305. sadnü — zvädnü (ö. vadnouti) 42. ne-
uliadne — vädne 94. uvädne — zapadne 286. nepovädly — om-
ladly 327. zvädne — scidadne 340. sväty (c. svnty) — zlaty 42.
svätym — odkl'atym 259. kridlatym — svätym 276. sväte — zacho-
vate 287. sväty — zaviaty 315. mochnatych — svätych 338. zlatd
— svätd 343. prejatym — svätym 344. nezvratne — posvätne 355
und auch statny — posvatny (mit a) 276, dagegen zasvätis —
zaletis 347 und zletime — posvätinie 352 entsprechend einem c.
svetiti, popletat' — pamätaf (cf. ö. pamet) 97. rozmetal — pamätal
311 und pamäti — kvety 255. recl — vätH (c. vetsi) 47. sväzky
(ö. svazky) — vldsky 307. plemä (c. pleme) — 7ienie 323, aller-
dings auch nechajte ma — plemä 30, doch vgl. c. me — pUme
und nemd — semä 96. Diese Zugrundelegung des c. Lautes
reicht noch weiter. Wir lesen auch die Reime pohl'ad (c. pohled)
— ded 10. Made (c. hlede) — zavedie 50. bTady — viedy 274.
nedd — hl'add 318. Besonders deutlich in prezvedd (ö. pfezvidd)
— preldiada (ö. preldidd) 42. Einzelne Abweichungen sind schon
angeführt worden; andere sind kropäje (ö. krtipeje) — staje bS.
pätu (c, patd) — svetu <J0.
Aehnlich verfährt Samo Chali'ipka : svädol — zapadol, Cerny,
Cit. 1, 100. uvädly — xipadly 1, 258. padne — vädne 2, 98.
svätu — prekliatu 1, 206. svähj — caty 1, 225. 22Q. hratom —
svätom 2, 32. räzeii (c. vezen) — cezen 1, 209. vitazK — priväzit
(c. vaz) 1, 258. ^eH — väzi (6. ve^^; plur. gen.) 1, 184. hezi —
vä'zi 1, 209, doch daneben strdze — väze 1, 209. 258. vlai^i — sa
väzi (ragt thurmhoch empor) 2, 29. i;äze — cierfaze 2, 31, ebenso
v pästi — vlasti 1, 225. pdsti — v pästi 2, 41. Der acc. sing, teha,
seba scheint mit a auszuklingen: s neha — tehä 1, 58. s neba —
sebä 1, 226. 2, 40. 98, doch vgl. den c. gen. nebe.
224 Pastrnek.
Den c. Vocalismus hat auch Jan Botto vorwiegend zu
Grunde gelegt. Nur svety — i^YY?/, Cerny, Cit. 2, 48 weicht ab.
Sonst lesen wir: cezefi — väzen 2, 51. svetoii — pätou 2, 53,
sogar wieder liTadia — povedia 2, 48. po lese — sa trasie 2, 47.
hl'ady — sedi 2, 50. Made — vedie 2, 52. Auch sebä — nebe
1, 52, mit welchem trotz der verschiedenen Schreibung auch
tehä (sebä) — neba gen. 2, 48. 51. 52 als nebe zu lesen ist;
denn wir finden na sebe als loc. im Reime mit s neba 2, 54.
Diese Momente dürften hinreichen, die oben ausgesprochene
Vermuthung zu rechtfertigen.
11. Die vorliegenden dialektischen Proben sind insgesammt
unter dem Einflüsse der obigen Regel verfasst und bieten in
diesem Punkte vielfach kein reines Bild der betreffenden Dia-
lekte dar. Die einzige Ausnahme bildet Kollar. Die wenigen,
nicht auf den Reflex des asl. e beschränkten Fälle von ä aus
dem Gemer sind schon oben erwähnt worden.
A. Nach den Proben vSembera's treten nach Labialen fol-
gende Reflexe für die Kürze des asl. e auf:
a) a, daneben häufig e. Zu dieser Gruppe gehören die
Ortschaften: Sucha bei Trnava im Pressburgcr Comitat: seba,
najvecd; Dobrä Voda: seba, najvatsd, najme; Frastak: seba, naj-
vatsd; Pisfany: seba, najvatsd; Lüka za Vähom: seba, najvatm,
napue; Bzince: seba, najvatsü, najma; Velke Surany: seba, naj-
vatsd, najme; und Hradistc bei B;inovce im Nitra- Comitat: seba,
najme; Bänovce: seba, najvetsja, najme; Bosäca: seba, najvatsü,
najma; Trencin: seba, najvatsü, najme; und Nove Mesto (Ky-
si'ica) im Trenöin: seha, najvatsa; Ustie in der mittleren Orava:
seba, vajvatsou, najme; Kläster im Turec: seba, najvatsd; Svarin
im östlichen Liptov: seba, najvetsja, najme, I lieher darf man
;iu(Ii dir beiden Orte Holic und Sträze an der westlichen Grenze
der Nitra, wo man n)ja, schja. und daneben najvfAsd spricht,
einbeziejien. Ebenso Kobirovcc, nördlich von Biiia, im west-
lichen Trencin: seba, ndjvjectj und ndjvjacja. Auffallend ist
dieselbe Vertretung in Skalite, im äusserston Nordosten des
Trencin: seba, najma neben najvetsi, während in dem süd-
liclun'cn (Jadca nur e vorkommt: s<'be, najme, daher es zu der
dritten Gruppe gezählt werden müsste.
Die erste Gruppe ergibt ein geographisch zitsammcnhän-
gcndes Gebiet, welches die unmittelbar an Mähren grenzenden
Beiträge zur Lautlolue der slovaVischcn Spraclio in Ungiirii. 22;")
Oomitate : Pressburg-, Nitra, Trencin, dann die sich daran östlieli
anschliessenden: Turec, Liptov und theilweise die Orava umfasst.
h) ä. Hieher gehören die Ortschaften : Jasenova in der
unteren Orava: sebäy rohä 3. plur., najväfsä; wie das letzte
Beispiel zeigt, tritt hier ü für jedes a nach weichen Consonanten
auf, cf. §. 54; Brezno am Hron, im nordöstlichen Zvolen: sehä,
najvätsja; aus der Umgebung von B. Bystrica im westlichen
Zvolen (S. 174 f.): sehä, zrjebäfko, allein daneben auch chlapcä,
ferner (nicht für e) die Neutra: jpriltä , Hpä, frhä, trpcä, dem
wieder c/r/eiie gegenübersteht: Tesarj im Hont: sel)ä, najväUja;
Polichna im nordwestlichen Novohrad: sehä, najvätsja; auch
hier reicht die Anwendung des ä, wofür auch e gesclu-iel)cn
wird^ weiter, cf. §. 54 und ferner gen. sing, neljü; endlich Kybnik
im Gemer: sehä, rohä 3. plur., aber najvetsd; ä (auch e) wird
hier in weitem Umfang gebraucht, cf. §. 54.
Bei einer Gruppirung dieser Ortschaften muss somit die
untere Orava und das Gemer ausgeschlossen werden, da da-
selbst die Anwendung des ä in weitem Umfang herrscht. Dies
wird auch p. 73 bestätigt: ,ae krdtke i dlouhe: maeso, paeia,
laeJiky; raedok (fddek), zael, nosae. Dlouhe ae krom Oravy sly-
seti Jen v Gemeru/ Aber auch die aus Polichna im Novohrad
stammende Probe beschränkt den Gebrauch des ä nicht auf
den kurzen Reflex des asl. e nach Labialen. Die Sprache im No-
vohrad zeigt nach p. 76 hauptsächlich zwei Typen : der Westen
lehnt sich an den Hont und Zvolen an, der Osten an den Gemer.
Pohchna gehört dem östhchen Dialekte an. Endlich muss auch
die Probe aus der Umgebung von B. Bystrica ausgeschieden
werden; auch hier wird ä in weiterem Umfang gebraucht. YAne
Bestätigung davon Hegt in der Bemerkung p. 73: 1' Llptove e
a a misto Oravskeho a Zvolenskeho ae velmi zhusta: pet, ordcu,
sedlidk misto: paet, ordcae, sedlaek. Hier Avird also der Dialekt
von Zvolen geradezu auf eine Stufe gesteUt mit dem Dialekt
von Orava, was mit den vorhandenen Proben nicht ganz über-
einstimmt, wofür aber in der Probe aus der Umgebung von
B. Bystrica doch Anhaltspunkte vorhanden sind. Man darf
dabei nicht ausser Acht lassen, dass die Orava vom Zvolen
durch den Liptov getrennt ist. Als einzige Ortschaft, wo ä
gemäss der in der gegenwärtigen Schriftsprache herrschenden
Regel gebraucht würde, hätten Avir nur Brezno im nordöst-
Sitzuugsber. d. phil.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 1^
226 Pastrnek.
liclicn Zvolen, angrenzend an den Gemer, und Tesary im Hont.
Ueber die Spraclie dieses letzteren Ortes erfahren wir jedoch
auf S. 75 Folgendes: Ohecnd rec ve Velkem Honte srovndvd se
vnhec s vedlejsi reci Tekovskou, Zvolenskou, Novohrndskou; v osa-
ddch vsak, jezto prve ndlezely k hradu Bzoviku w Dolnim Honte,
ji'chz na jiocet jest asi SO a mezi nimiz predni jsou Tesdry a
Rykyncice, prficliod maji tyto zvldHnosfi: e misto y: te (ty), krave
püe (krdvy pily), zene prisle (zeny prisly), kose (kosy), rehe (ryhy);
O müto e: fode (tpAy), kode (kedy, kdy), kohe (kehy, kdyby), kod
(ked, kdyz); e misto (i v nom. mnoz. poctu: pdnovje (pdnovja);
a. za o jako v Dolni Orave: razum, razga, raven, razvora u. s. f.
Nach, dieser Darstellung Sembera's wüi'de die Sprache von
Tesary demjenigen Novohrad-Velkohonter Dialekte nahe stehen,
aus welchem J. Rotarides zwei Proben (im Sbornik und bei
Dobsinsky) geliefert hat. In der Probe des Sbornik lesen wir
seha, aber porahäla; bei Dobsinsky najme, ma inid andererseits
kämena neben kamencia. Dieser Dialekt scheint daher von
einer älmlichen Regel, wie sie in Bezug auf ä gegenwärtig
gilt, weit entfernt zu sein. Es bliebe die einzige Probe aus
Brezno. Sie stammt von K. Kuzmany, der aus Brezno gebürtig
war. Dieses aus den Proben Sembera's gewonnene Resultat
scheint kaum geeignet zu sein, durch seine innere Wahrschein-
Mchkeit Glauben zu erwecken.
c) e. Hiehcr gehören: V. Kozmalovce am Hron, im süd-
lichen Tekov : sehe (okolo sehe), najvecou; Älodry Kamen im
nordwestlichen Novohrad, vom Tekov durch den Hont getrennt:
sehe, najvecjd; ob das daselbst auftretende sä (als einziges Wort
mit ä) lieben sa irgendwie der Thatsache entspricht; scheint
zweifelhaft zix sein; V. Rcvi'ica an der Jelsava im Gcmer: sehe,
ttajvetsd und nnjvece; Podhradie: sehe, najveksu; und Levoca
in der Spis: scj)e, nnjvek.sa; Gaboltov: sehe, nnvecej und 7iaj-
veksa; und Prcsov im Saris: sehe, najveksa; endlich Snina im
Zemplin: se])e, nnjvecej, najveksa. Hicher gehört auch die Probe
von Cadca im nürdhchcn Trcncin: sehe, najme- und nur thcil
weise die von Skalite, cf. a).
Der geographische Zusammenhang, wenn man von dem
nflrdliclien Trcncin absieht, lässt sich nicht verkennen. Die
genannten Ortschaften liegen im Osten und Nordosten des slo-
vnkischeu Spracligobietes. Nur Kozmalovce blcil)< nb.^^eits. Nach
Beiträge znr Lautleliro der slovalcischen Sprache in Unffarn. 227
der Bemerkung p. 12: Orav. v 'paetidi rokin-k, Türe. Lipt. jjeJich
müsste auch Turec und Liptov hiehergehüren , was einiger-
massen mit der ersten Gruppirung im Widersprnclie stellt.
12. Nach den Proben, welche von Öknltety und Dobsin.skv.
hierauf von Dobsinsky allein, sowohl selbständig als im Sbornik
veröffentlicht wurden^ ergeben sich folgende Verliiiltnisse:
a) a. Bosacka dol. im südwestlichen Trencin: svaty ; ferner
das in der Nähe liegende Stara Turä, in der nordwestliciien
Nitra: vacsi; endlich die wahrscheinlich aus Komjatice, im
Süden der Nitra, stammende Probe: vaUe, seha; daneben kommt
allerdings vächl vor. Damit stimmt, insoweit dies bei so wenigen
Fällen gesagt werden kann, ma, pet, gen. pameti, Nitr., Dobs..
Sborn. nicht. Eigenthümlicher Weise müssten aucli die den
polnischen Einfluss stark verrathenden Proben aus Sumiac und
Pogorela am südlichen Abliang der Kralova Hola im Gemer
liieher gezogen werden : freilich haben wir nur um als ein-
schlägiges Beispiel aus den betreffenden Proben.
h) ä. Sv. Jan, südöstlich von Sv. Mikulds, im Liptov:
nazpät, sviäd, päta, sehä, daneben auch ina, seha, womit die
Probe aus Velkä Paludza, südwestlich von Sv. Mikuhis, über-
einstimmt: sehä, deväf, daneben svniy. Diese verschiedenen
Reflexe aus dem Liptov werden nur theilweise durch die schon
erwähnte Bemerkung Hodza's, der die Sprache von Liptov aus
seiner langjälirigen Wirksamkeit in Sv. Mikulds insbesonders
kennen zu lernen Gelegenheit hatte, bestätigt: Liptovienses ta-
men nonnulli dctorquent (ä) in e, vel n: zriehe, triafe, sgerha,
kelka, pefa etc. Epig. slov. 29. Der wichtige Reflex e erscheint
in obigen Proben gar nicht. In den Proben aus dem Gemer
lesen wir ä in Drienöany: ojx'I, najväH, und Sirk: inä, zväu.
Li beiden Proben hat ä einen viel w^eiteren Gebrauch, cf. §. 54.
Die übrigen Gemerer Proben lassen neben ä auch e hervortreten,
oder bieten nur diesen letzteren Reflex. So finden wir in der
allgemeinen Gemerer Probe sehä, w.ä, väsmi neben zvel, nezvely ;
in der Probe aus dem Murafi-Thale: priväzam/, väst neben meso,
smedilo; die Probe aus der Rimavskä dol. hat nur e: zvela,
freilich nur dies eine Beispiel. Aehnlich wie in den Gemerer
Proben erscheint in den Proben aus Novohrad sehä, fehä neben
vecmi; und in den Novohrad -Velkohonter Proben fanden wir
seha, ma, najme, was wieder eher zur ersten Gruppe gehörte.
15*
228 P a s t r n e k.
ä in dem Gebrauch der Schriftsprache böte demnach
einzig die Probe aus dem Zvolen: hovädo, väcmej, najväcsej.
Es ist dies ein merkwürdiges Zusammentreffen mit dem Er-
gebnisse aus den Proben Öembera's. Man kann dazu auch
die kleine Probe von der Sprache der Handelei im nördlichen
Zvolen bei B. Nemcova, Sebr. sp. IV, 444 f. hinzufügen, wo
wir ebenfalls ^^ae^'^ vaeUom, devaef, svaezky, daneben wohl auch
ma lesen.
c) e. Diesen Reflex bietet die Sariser Probe: me, vecejrazy.
13. Aus den von Kollär in besonderer dialektischer Fas-
sung veröffentlichten Liedern ist das für den vorliegenden
Zweck verwendbare Material wenig reichlich. Wir finden a)
a. Nitr. : svateho, teha U, 192. ma 11, 270. Daneben pameti, tebe
II, 331. Trencin: teha, pamatuj I. 372. ma, svateho II, 381. Belo-
horsky: mia I. 270. Ausser diesen westlichen Gegenden fanden
Avir a auch im Turec: mal, 24. Liptov: teba I, 270. Zvolen:
svatho I, 17. Novohrad: svateho I, 16. Das Gebiet des a umfasst
somit sowohl das westliche als das centrale Gebiet.
h) ä. Diese Vertretung erscheint nur im Gemer: väzar
I, 307.
c) e. Hieher gehört Spis: nie (und me) I, 119. Sar. : me
I, 22. 104. fßha 67. 104 (neben teha), vece 67. vecej 95. vezeni
II, 238. Daneben svaty 104. 238. svatej II, 121. hovadij 1, 371.
Zempl.: sehe, vecej 1, 190 und wieder teba, svatej II, 371. So-
tacky: me I, 72. sehe 350. Hieher dürfte auch das ,rusnäcko-
slovensky': me I, 250. II, 359 neben teha II, 38 gehören. Auf-
fallend ist das bisher nicht beobachtete Auftreten des a im Osten.
14. Die im Jahre 1879 in Prag veröffentlichten Pisne slo-
venske beobachten ebenfalls gewisse dialektische Unterschiede.
Die aus Prespork und der Nitra stammenden Liedchen haben
ausschliesslich a: Presp.: ma 2. rozoazuvaf 42. devadesdt 42.
teha 91. iivadio 141; Nitra: ma, ziadla 148. teha 273. Die Proben
von der unteren Orava, dem Liptov, Turec und Zvolen bieten
zunächst stets via, teha, ausserdem aber ä: dol. Orava cldapü
ncutr. 95. 620. najvütsu. 201. vätsd 484. deväf 501, aber auch
zhlädla bOi). Turec: deväf 'dö. sväty 100. wcZ/je 186. väYswz 188.
zdväzkij 282, aber auch käde 232 und auffallender Weise plur.
nom. garalierä 76. Zvolen: uvädnul 311, aber wieder käde 229.
Auffallond ist oJdiidJ,/ 167 aus dem Liptov. Die Lieder aus
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 229
der Bosäcka dol. bieten drei KeHexe: ma 28. teba 131. /Yiha
3. plur. 179. devat: 469. smadnd 572. do najvätsa 34. mäkej 421
und wie in der Schriftsprache väza 686, dann vetneho 173. pef
38. 469. 491. nazpet, devef ö3o. Cf. ue^a aus Hlohovec (Frastiik")
618, dagegen väza od Trnavy 684. Ob dieser dreifache Reflex
in dem kleinen Thale der Bosaca thatsächlich vorkommt, scheint
der Bestätigung zu bedürfen. In den östlichen Proben erscheint
wohl e: me, cehe, Spis 550, aber auch ma 614 und vädnem 286;
me Saris 43, cehe 55. sehe 368. najmksa 234, aber auch ieba 643.
MerlvAvürdig ist daselbst das Vorkommen von Uada, hüldM 85.
Auch diese aus dem Osten stammenden Daten sind demnach
schwankend. Nicht minder aus dem nördlichen Trencin : ma
neben cehe, vece, Kysuca 698. 272.
Einen über die Sphäre der Schriftsprache hinausreichen-
den Gebrauch des ä, etwa in der Orava und im Gemer, kennen
diese Lieder nicht. Der Einfluss der Schriftsprache dringt hier
überall durch.
15. Ueberbhcken wir die aus den verschiedenen dialekti-
schen Proben vorliegenden Vertreter für die Kürze des asl. p.
nach Labialen, so ergibt sich, abgesehen von kleineren Incon-
gruenzen, folgendes Resultat : a) In den westlichen Comitaten
Pressburg, Nitra und Trencin (mit Ausnahme des nördlichsten
Theiles) wird vorwiegend a (daneben vielfach e) gesprochen ;
h) ebenso allgemein scheint im Osten, in den Comitaten Spis,
V
Saris und Zemplin e zu gelten, c) In der Mitte zwisclien diesen
beiden Zonen liegt ein Gebiet, etwa die Comitate Orava, Liptov,
Turec, Zvolen, Tekov, Hont, Novohrad und Gemer umfassend,
von welchem behauptet wird, dass daselbst ä gelte: die vor-
liegenden Proben rechtfertigen eine solche Behauptung nicht,
ohne indessen hinreichend zu sein, um die Frage nach dem
Geltungsgebiete des ä irgendwie befriedigend zu lösen.
Hodza, Ep. slov. 29 hält nur ä für echt slovakisch; da-
durch hat er die Grenzen der echten slovakischen Sprache
sehr eng gezogen. Gerade die an slovakischer Bevölkerung-
stärksten Comitate : Pressburg mit 138,980, Nitra mit 273,549
und Trencin mit 230,124, zusammen mit 642,653 slovakischen
Einwohnern im Westen, Spis mit 100,246, Saris mit 119,022
und Zemplin mit 105,677, zusammen mit 324,945 slovakischen
Einwohnern im Osten gebrauchen ä gewiss nicht: in einer
230 Pastin ek.
weiteren Reihe von Comitaten möchte ä, wenn es in dieser
Weise überhaupt gebraucht wird, die Herrschaft mit a und e
theilen, so dass im günstigsten Falle, nach Abzug der Comitate,
aus denen wir keine dialektischen Proben besitzen, mit circa
300,000 slovakischen Einwohnern, etwa ein Fünftel der ge-
sammten Slovaken Ungarns ä spräche.
Bernoläk und seine Anhänger schrieben entsprechend der
westlichen Sprache nur a; ebenso halten die literarischen Ver-
suche im östlichen Dialekte am e fest.
16. B. Altslovenisches e als Kürze nach den übrigen
Consonanten. Auch in dieser Beziehung lassen sich in dem
slovakischen Sprachgebiet drei Gruppen unterscheiden, obwohl
dieselben in bcmerkenswerther Weise von den vorhergehenden
abweichen. Nach Sembera's Proben : a) \i nach /, n, t, d,
sonst a. Die Erweichung unterbleibt zwar in gewissen Gebieten,
allein dann erstreckt sich die Härte auf alle weichen Vocale,
weshalb dieselbe hier nicht in Betracht kommt. Zu dieser
Gruppe muss man nach der geographischen Lage nicht nur
die Orte, welche ausschliesslich a haben, zusammenfassen,
sondern auch jene, welche vorwiegend oder theilweise a und
daneben e zeigen, indem man den letzteren Laut auf den Ein-
fluss der benachbarten Sprache zurückführen darf. Es gehören
somit hieher die Ortschaften mit ausschliesslichem a {'a) : Sucha
u Trnavy im Pressburger Comitat: sa, stazovaly, tazka,jacmen,
scascu; Dobra Voda: sa, mna, ztazovaly, jacmen, stastu; Pisfany:
sa, stazuvahj, tazkd, jacmen, pohladnite, 5castu; Lüka za Vahom:
sa, mna, s(azov(dij, jacmen, stastu; Bzince: stazovalij sa, mna,
jacmen, scascu; und Kovarcc: sa, mna, jacmen, scastu im
Nitraer Comitat; ]);inovce : sa, miia, jacmen, staziivaly, tazkd,
scastu, womit die Probe od Jiänovcü S. 173 genau über-
einstimmt: Trencin: stazovaly, taika ist vielleicht Druckfehler
tiir fazka, sa, mna, jacmen, stastu; und KoMrovice: sa, mna,
jacmen, scascu, ta'zka im Trencincr Comitat; Khlster im Turec:
sa, mna, stazovaly, stastu, jacmen; Vclke Kozmalovce im
Tckov : sa, mna, tjfizkah/, das vielleicht als Länge gilt, jacmen,
stastu; endlich Polichna im Novohrad: sa, mna, tazka, stastu.
Daran reihen .sich die Ortschaften, in denen vorwiegend
()d(M- doch tlieihveise a ('a) auftritt, während daneben e er-
scheint; Hohe: .SV,, tazkd, stezovaly, pohlednite, süestu; Sträze:
Beiträge zur LaiUleluo der slovakisclien Sprache in Ungarn. 231
sa, jacmen, icascu, sfezovali/; Frastak: sa,jaanen, scasti, tahaßce,
stezuvahj, pohlednite ; Hradiste: sa, miia, jacmen, scastü, pohUd-
nite; und Velkc Öurany: sa, mna, jacmen, sfasfti, poJdedniie
im Niti-aer Comitat; Bosaca: sa, mna, jacmen, s(astu, stezovahj;
und Nove Mesto (Kysuca): sa, mna, jacmen, ztazovaly, .iüisfu,
pohlednite im Trencin; Ustie: sa, mna, jacmen, tazkd, ztezovahj,
scesfu in der mittleren Orava, womit die Probe S. 174: zleldl
übereinstimmt. Diese Ortschaften stehen dem Cechischen im
Westen nahe; die folgenden darf man mit dem Osten in Ver-
bindung bringen : Brezno im nordöstlichen Zvolen : sa, mna,
jacmen, Hesüc ; Velka Revüca im Gemer: üizkabj sa, tezka,
hledte, stestu. In dem letzten Orte überwiegen somit schon die
e-Formen. Es umfasst daher diese Gruppe im Allgemeinen das
ganze westliche und mittlere Sprachgebiet; eine Einschränkung
in Bezug auf das letztere bildet die Vertretung b) ä; daneben
theils a, tlieils e. Hieher gehören die Proben aus Jasenova in
der unteren Orava: sä, mnä, täzkd, jacmen, stesfa, womit die
Probe S. 174: sä, naläkaU übereinstimmt. An die untere Orava
möchte sich Svarin im Liptov: sä viermal neben zweimaligem
sa, stestu anschliessen. Es ist schon oben §.11 darauf hin-
gewiesen worden, dass in der unteren Orava ä nach allen
weichen Consonanten auftritt, §. 54. Ausserdem finden wir
diese Erscheinung im Gemer, in Rybnik: sä neben sa und se,
sogar sc, poJdäcte, miia, tazkd, scestü; und daran schliesst sich,
ähnlich wie oben, Modry Kamen im Novohrad: sä und sa, mna,
jacmen, stastü. Auch im Gemer ist ä nicht auf den Reflex des
altslovenischen e beschränkt, §. 54. c) e; Podhradie: se, zcezo-
valij, Seesen; und Levoca: se, scezovaly, scescu, doch -awcIx jacmen,
in der Spis; Bardijov: cezka, se; Prcsov: se, mne, scezovahj,
scescu, cezka; und Gaboltov: se, scescu im Öaris; Snina im
Zcmplin: se, zcezovali, cezka, scescu. Diese Gruppe stimmt mit
jener unter A genau überein: e ist in dem östlichen Gebiet
der allgemeine Vertreter der Kürze des altslovenischen p nach
allen Consonanten.
Abseits steht die Sprache von Cadca und Skalitc im
Norden des Trencin. In Cadca lesen wir: se, zcazovale, scciscu,
pohladnice, jencmen, in dem nördlicheren Skalite: se, zcenzovaly,
scenscu. Das daselbst, schwächer in Cadca, stärker in Skalite
auftretende nasale Element lässt vermutheu , dass man das
232 Pastrnek.
Polnische als die Grundsprache dieser Gegend anzusehen habe.
Allerdings sagte J. Bystron im Slovansky sbornik 1886, V, 8,
S. 352: Nemel jsem. hohuzel prüezitosfi k takovemu dükladntmu
poznäni ndreci z okoli cdch'ho; ale soiide die pi'veho dojmu a die
skromiych zdpiskn pisni a povesti ndrodnich mohu vysloviti zddni,
ie tarn, nemüze hyti ani reci o prechodnem ndreci, nybrz ndreci
cdcke ze jest rozhodne slovenske, na nez ndreci polske, k severu s
nim hranicici, welo dosti nepatrny vliv, jejz hy sluselo teprv ze-
Kruhne dokdzati. Auf die Probe Sembera's hätte umsomehr
Rücksicht genommen werden sollen, als J. Polivka in seiner
Abhandlung: Polstina v horni stolici Oravske, Listy fil. a
paedag. XII, 1885, S. 463 f. die Angaben .^embera's S. 70, 79,
Avelche auch Rudolf Pokorny, Z potulek po Slovensku II, 1885,
S. 258 aufgenommen hatte, vollständig bestätigte.
17. Nach den Proben, welche Ökultety imd Dobsinsky,
ferner dieser allein veröffentlichte, ist altslovenisches «
a) 'a, a: in Stara Tura, womit die Probe aus der Nitra
(^wahrscheinlich Komjatice) übereinstimmt, dann in der BosAcka
dolina im Trencin; ferner gehören hieher die Proben des Novo-
hrader (zase scheint cechisch zu sein") und Novohrad-Velkohonter
Dialekts (najme dürfte die Nähe des Gemer verrathen), dann
aus dem Zvolcn und Liptov. Mit dieser letzten Probe stimmen
jene aus Sv. Jan (^doch tel'ce, wie im Osten) und Vazec überein.
Auch aus dem Gemer müsste der Dialekt der Rimavskä dolina,
ferner der von Sumiac hieher gezogen werden. Ueberall herrscht
ausschliesslich 'a, a. Es gehört somit das ganze westliche und
mittlere Sprachgebiet in diese Gruppe.
h) ä, theils ausschliesslich, theils neben e. Diese Ent-
sprochung ist auf die Proben ans dem Gemerer Comitat, dann
auf .sä aus Velk;l Paludza im Liptov besehrilnkt. Aus der
Orava liegen bei Dobsinsky keine Proben vor. Allg. Gem.:
pannz, tiihaj, tähd, hiüzovi, hlädaf, zasädnnl, sä neben se, fezkd,
stestln, hhnni, cf. auch lechky. Driencany : sä, penäzi, vysädou,
j'izyk, zasäla, vdäsne, vielleicht auch zajäc. Sirk: sä, h/'ädac,
ch/npsä, fä, däka, penäzmi. V. Paludza: sä regelmässig neben
sechsmaligem sa; sonst finden wir daselbst nur a neben einzelnen
e: stesüa, preslinka, zase. Diese Spuren der Uebereinstimmung
zwischen dem Li))tov und der nördlichen Nachbarschaft in
der unteren ( )rava und der südlichen im Gemer, welche wir
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen .'Sprache in Ungarn. 23o
auch nach den Proben iSembera's constatiren konnten, weckt
die Vermuthung, dass die das ä in weitem Umfang gebrauchen-
den Dialekte doch nicht so getrennt sind, als es den Anschein liat.
c) e, daneben auch a, das jedoch wahrscheinlich auf eine
ehemalige Länge zurückgeht. Vor Allem gehört hieher die
Probe aus dem ^[uniiithale im Gemer: hledali, zahledell se,
potrese, vdeäne, jyrijeli, vr/sedmd, telce, dite, se, te. Auch die
kleinen Proben Jul. Botto's Slov. pohl. 1886 bestätigen das
vorwiegende Auftreten des e im Gemer: hledat Rimavska dol.,
im Gegensatz zu der unter a) . angeführten Probe Jan Botto's
bei Skultety und Dobsinsky. se Slavosovce am ^Stitnik. se,
oliledy, dvacec, tricec Muranthal. me, se, vzeli um Kamenany
und Sivetice am unteren Murän; dagegen tia sing. acc. am
Balog.
Hieher gehört dann die einzige Probe bei Skultety und
Dobsinsky aus dem Saris: se, nelehmd; a ersetzt die ehemalige
Länge: vycalimd, sporndal, vzal. Ebenso verhält es sich mit
der Probe aus Pogorela im Gemer: se, te, dife; dagegen zadas,
zaprahnul u. s. w.
18. Nach Kollär's dialektischen Stücken wäre altslovcni-
sches e
a) 'a, a neben e: in der Nitra und im Trencin; aus-
schliesslich 'a, a in Turec, Orava, Liptov, Zvolen, Hont.
h) ä. Dafür liegt nur ein Beleg vor: Ul (neben se) gem.
c) e, neben seltenerem a: in der Spis, im Saris, Zemphn,
womit auch das sogenannte rusnacko-slov. übereinstimmt.
19. In den Pisnö slov. herrscht mit Avenigen Ausnahmen
im Westen und Centrum V«, a, im Osten (Spis, Saris, Zemplin)
e: somit das gleiche Verhältniss Avie bei A. Der Unter-
schied besteht darin, dass dort nach Labialen sporadisch
überall, in gewissen Proben regelmässig, ä auftaucht, was hier
nicht der Fall ist.
Schliesslich verdient noch detel (südhcher Hont) ,Klr'e'
bei Boz. Nemcovä IV, 318 Erwähnung.
20. In Bezug auf den kurzen Reflex des altslovenischen ji
nach den Consonanten l, ii, t, d; c, z, s; c, z, s; j und r herrscht
somit im Allgemeinen unter den dialektischen Quellen Ueber-
einstimmung. Im Westen und Cetrum ist 'a, a vorherrschend.
2o4 Pastrnek.
neben dem auf benaclibartem Einiluss beruheiideii -'«_, a- im
Osten gilt, wie es scheint, ausschliesslich ^e, e. Dieses ist auch
im Gemcr vielfach nachweisbar. In der unteren Orava und
im Gemer, mit einzelnen Spuren in Liptov und Novohrad,
tritt ä auf; die INEodification hängt jedoch mit dem nasalen
Ursprung nicht zusammen, sondern setzt bereits ^a voraus, wie
die gleiche Wandlung eines jeden a nach weichen Consonanten
daselbst beweist. Es scheint mir wahrscheinlich zu sein, dass
die gleichen Verhältnisse, wie ich schon oben angedeutet habe,
auch für e. als Kürze nach den Labialen herrschen. Danach
lägen den gegenwärtigen kurzen Reflexen des altslovenischen
p im Slovakischen zunächst zwei Lautformen zu Grunde: ki
und %.
21. Als Länge für altslovenisches f gilt in der gegen-
wärtigen Schriftsprache der Diphthong ia , in der Epoche
1844 — 1852 ja geschrieben. Kollar: viac I, 22. sviazat II, 8.
Die Quantität des a ist nach dieser Orthographie nicht er-
sichtlich; aus Kollär's obigen Beispielen und Fällen wie pendz
II, 393, gegenwärtig peniaz, menid I, 29, gegenwärtig vioda,
etc. möchte man auf eine verschiedene Dauer schliesscu.
Insbesondere tritt ia für e in den Verb. iter. ein: gledUi:
hl'adet: oJiUadaf. preAq , preM'i: priast: priadaf. pt'^'fjn , j3rß5/i;
priahat. spgnqti: siahat. tegnatl: tiahat. tresti: natviasat und
Andere.
22. Die Proben Scmbcra's lassen sich folgendermassen
gruppiren:
a) Asl. (} = ja, ja (ia), \c, d. Das Gemeinsame ist der
a-Laut, dessen Quantität ursprünglich als lang angenommen
werden muss; verschieden nach den Ocrtlichkeiten, ja oft in
derselben Probe, ist die Intensität der Erweichung und wie es
scheint auch die Quantität. Ilieher gehören : Ilolic: rohjd, vind,
ii':sd sa, najviec; und Stnize: rohjd, vind, )ufjvicej, pohUklnite^
Diese beiden Orte liegen im äusscrsten Westen der Nitra,
daher der cechischc Einlluss. Sucha bei Trnava im Pressburger
Comitat: cind, le^d; Dobr;i Voda: Sind, vind, tesd sa, pohlddnite;
Frastäk: vohd, najvdcej, tesd sa; Pisfany: lezd, cind, tesd sa;
Li'ika: rohd, vind, fesd sa; IJzince: robd, najvdc, vind; Kovärce:
robd, najvdc, vind, t('sd sa; llradiste: ti'sd, ciiia, vina, zjdden;
und V. Surany in der Nitra: najvdc, tösd, cind, vind; Bänovce :
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn 235
rohja, najvjac, vina, teSja; od Banovcü: vedja, peilazi neben
pendze; Bosaca: rohd, viM, tem sa, zdden; Trcnein: cihd, v/ih<i,
tesd sa, zdden; Kolarovicc: rohjd, vind, fe5d sa, hreija, lezja,
ndjvjacja, wenn dies als Länge gelten soll; und Novo Älesto
(Kysüca): rohja, najvjac, vinja, teSja im Trencincr Comitat;
Ustie in der mittleren Orava: rohja, najvdc, tesja, lezd; dazu
aus der mittleren Orava : rohia, letia, seda, clioda, vada sa,
vresca, nebozatka; Klaster im Turec: rohja, najvjac, vinja, teSjd
sa, zdden; Svarin im Liptov: rohjd, najvjac, tesjd sa; Brezno
im Zvolen: rohja, najvjacej, tesjd, dazu visja od B. Bystrice;
V. Kozmalovce im Tekov: najvjac, cinja, vinja, tesjd; Tesary
im Hont: rohja, najvjac, tesja sa, lezja, nechtac; Älodry Kamen
im Novohrad : rohjd, najvjac, tesjd sä; V. Reviica im Gemer :
rohd, tesd sa, vind, leza, najvece mag vielleicht als Kürze gelten ;
Podbradie: rohja, najvjac, cesa, vina; und Levoca in der Spis:
rohja, najvjacej, cesa; Gaboltov: rohja, cesa, nechca, skarza,
najvecej ist vielleicbt Kürze; und Prcsov im Öaris: rohja, naj-
vjacej, vina, leza; endlicb Snina im Zemplin: rohja, hresa, leza,
najvecej wobl als Kürze.
Diese Lautvertretung umfasst somit fast das gesammte
slovakiscbe Spracbgcbiet.
h) ä: Jasenova an der unteren Orava: rohä, tesä, lezä,
nechtäc, womit die Probe 8. 174 genau stimmt; Kybnik im
Gemer: rohä, tesä, lezä. Zum Theil gebort bierber Policbna im
Norden des Novobrad : rohja, najvjac neben najvjac, lezja, sjä-
Juijii. ä für die Länge des altsloveniscben e ist auf die untere
Orava^ auf Tbeile des Gemer und dessen südwestlicbc Nacbbar-
scbaft beschränkt; aus dem Liptov begt kein Beleg vor. Ucber
ä cf. §. 54.
c) Keiner von beiden Gruppen kann man die Proben
aus Cadca und Skalite im Norden des Trencin zuweisen. Man
liest im ersteren Orte: rohjom, dem Polniscbcn cntsprecbeiul,
chehe = '■'''• clujhy für die 3. plur., wie heU = '^'hyhj, hijU, ci.
kurcontka Ö. 80 für '^kuretoka; in letztcrem: rohio und nechconc,
dann ciesa. Der polnische Charakter überwiegt.
23. Nach Dobsinsky's, dann Ökultety's und Dobsinsky's
dialektischen Proben gehören zur Gruppe a) ia, d: Starä Turä:
vdc, naspdtek, mosd, zddat; womit die Pi'obe aus Komjatice
übereinstimmt: svdzal, zpdthj, rohd, vyhl'ddaly, pordd und Andere;
236 Pastinek.
ebenso aus Bosäca: vdc, pdci quinque, trdsU sa im Süden des
Trenöin. Alle übrigen Proben haben iVc aus Xovohrad: naradia,
ziadas, peniaze; Novohrad-Velkohont: viac, stialiou sa, drziac,
zaviazano; Zvolen: priviazcda, natriasat, vytialine und Andere;
Liptov: nehoriatkom, poviaze und Andere; mit dieser stimmen
die Proben aus Sv. Jan: uviazala, ziadnycli, detiatko und Andere;
ferner avis Vazec: rÄacej; und aus V. Paludza: poviazau, priadka
und Andere im Liptov überein. Auch Sumiae, "vvo die Länge
nicht mehr vorhanden ist, hat denselben Reflex: pritiahne,
piadesiat. Hierher gehört ferner die Pariser Probe: vycalinul,
sporadal, vzal.
h) ä (ae). Diese Vertretung ist auf das Gemer beschränkt,
kommt aber in allen Proben aus demselben vor. Allg. Gem.:
vaec, privaezal, rozvaeze, zaedal, opae, raedyt, musae, vytaehmU,
vytaehne; dol. Miu'äriska: vaec, prileAä, vytähnid, poträsol, privä-
zany, prehlädaju, wohl auch do rädu; dagegen lesen wir vziac
(vzzfti) aus demselben Thale in den kleinen Proben Jul, Botto's
Slov. pohl. 1886; Driencany: viäc, vielleicht auch zajäc; und
Sirk: povaezali, zakujxie, poraedku, vidae, tähali.
24. Aus Kollär und den Pisne slov. ist kein neues Moment
zu verzeichnen : allenthalben herrscht der a-Laut als Länge
für asl. ^, insbesondere auch im Osten: >Sar. pamiatka Kollär,
I, 25; braüd se 82. mesdcek 238. hremiacku 276. poviazali 369
und Andere, dzevöatko, Spis, Pisne slov. 540. 547. zadna 550
und Andere. Li den Avestlichen Gegenden finden Avir dagegen
häufig die iechische Lautgestalt: zhUdd, prohlidd, Kolh'ir, Nitr.
I, 381. vicej II, 270 und Andere. Beachtenswerth ist svdzane,
vozvdze, Zvol., Pisne slov. 81.
25. Die Beobachtung der dialektischen Proben ergibt das
übereinstimmende Resultat, dass der lange Reflex des asl. ß
überall den a-Vocal enthält; über die Quantität und den Grad
der Weichheit desselben bestehen Diff'erenzen. Nach Dob-
sinsky's Proben wäre das Verhältniss einfach : im Westen gälte
V?, rcspcctive d, im Centrum allgemein ia, im Osten 'a, respec-
tive a. An dieser im Allgemeinen richtigen Vertheilung darf
festgehalten werden. Dabei muss daran erinnert werden, dass
la in der centralen Zone nicht ein besonderer Vertreter der
Länge des asl. « ist, sondern dass daselbst die Neigung all-
gemein vorwaltet, jedes lange d nach weichen Consonanten
Beiträge zur Lautlehre der sluvakiHohcn Siintclie in tliij^arn. 237
durch ia zu ersetzen, §. 54. Da die Weichlieit in der centralen
Zone, im Gegentheil zu bedeutenden Gebieten des Westens,
überall bewahrt ist, so gehören alle Fälle des asl. e, unter jene
Kategorie. Dieselbe Erscheinung bieten jene Gegenden, welche
die Länge des asl. e durch iä (ja), respective ä (ae) reflectiren:
die untere Orava und das Gemer mit der Nachbarschaft im
Novohrad. Auch hier ist dieser Reflex mit jenem des a, d ^=
asl. a nach weichen Consonanten identisch.
Die Proben Sembera's aus Cadca und Skalite im nörd-
lichen Trencin beweisen neuerdings, dass diese Sprache dem
Polnischen näher steht als dem Slovakischen.
26. Die kurzen Reflexe des asl. e Hessen sich auf zwei
Lautformen, ^a und ^e, zurückführen; der lange Reflex setzt
nur eine Form voraus, ^d. An die Constatirung dieser That-
sachen knüpft sich unmittelbar die Frage nach dem Ausgangs-
punkte dieser Entwicklung. Die Frage berührt nicht allein
das Slovakische; sie wird daher auf Grund dieser Sprache
allein nicht gelöst. Ich will nur dasjenige Moment hervor-
heben, welches die slovakischen Dialekte darbieten. Für die
Entstehung eines ja aus je liegen in den Dialekten der slo-
vakischen Sprache Parallelen vor; wir haben dies bei der Länge
des asl. e gesehen und werden es bei der Länge des asl. "k
abermals beobachten können: für die umgekehrte Lautentwick-
lung böte das slovakische Sprachgebiet keine Analogien.
Was aber die Kürzen anbelangt, so reichen die spär-
Hchen Proben aus dem Osten bei Weitem nicht hin, um zu
entscheiden, ob e unter allen Umständen eintritt, oder ob es
an eine gewisse Lautgestalt des Wortes, etwa wie im Cechi-
schen, gebunden ist.
27. In der Wurzel, jehned, Kätzchen an Bäumen, Miklo-
sich, Etym. Wörterbuch: asl. jagnexh, populus nigra, dürfte
cechisch sein, cf. jehneda, populus alba. In der slovakischen
Sprache müsste es wohl *jahäad lauten. Für vzdcny, vzdcnosf
'erwartet man in der Schriftsprache *vziacny: asl. * vzz-em-tjz.
Ebenso für klesaf, Idesnut, entsprechend dem polnischen klfsnqc:
'■^klasaf, -^klasnüf. Wir finden ferner koleda für '^koTada: asl.
koleda; knieza für *kniaza: asl. ^kmeze. Auch petdk , Miklo-
sich, Etym. Wörterbuch, sollte pf/faA;: asl. '^pef-akz in der Schrift-
sprache lauten, maiez, mdtaf, mdfolin. und Andere, Loos. mdtoh,
238 Pastrnck.
B. Nemcovä, Sehr. »Sp. IV, 434 (^Zvolen) für ''''mäiez: asi. me.-
tezh, '^miataf, '■■miatoha etc. Cf. ze to tarn dato mäta, Sv. Jan
V Liptove, Dobs. Auch jyektiy : c. ijekny, p. piekny müsste
*j)äkny lauten, wenn der Nasal als sicher gelten sollte, iilesaf,
ples für *pUasnf' (nach c. j)Usati, p. plqsac) oder *pTasat (nach
p. plesac) und ^pl'as: asl. pl^sati, plesz. In den Proben Sem-
bera's 124 f. hat das Wort rizeni stets /nach öechischer Weise:
in der Schriftsprache gilt o^iademe. svacina, Cerny, Cit. 1, 14.
svacif Pauliny-Töth 1, 52 für *sväcina: asl. ^svehcina. tetiva,
fetivo für '^fativa: asl. tefiva. tdzaf, ofäzka für "^'tiazai, *ofiazka:
V V
W. teng-. zizen Loos, zizen Cerny, Cit. 1, 3S für '^'ziazen aus
*ziaza: asl. zczda, nach ö. ^teze, zizen, p. zqdza.
Man dürfte nicht fehl gehen, wenn man alle diese Ab-
weichungen auf cechischen Einfluss zurückführt.
28. Im Stamme. Der Reflex des asl. e im Stammbildungs-
element entspricht genau demselben Vertreter im wurzelhaften
Theile des Wortes. Dies geschieht nicht blos im Inlaut : te-
Taci, hovädoj refaz und als Länge: mesiac, auch zajac = zajiac,
ferner hTadiac, ciniac, veddac, jediac, wobei nach vorhergehender
Länge die Kürze eintritt: vrdfac, navstiväc; sondern, worauf
Werth gelegt werden darf, auch im Auslaut: diefa, osl'a. prasa,
&riehä niid unhistoriscli hrahä, lirahäci etc. Loos, ferner hremü,
plemä und Andere, endlich das partic. praes. act. stupä, Cerny,
Cit. 1, 59. zatrejya, Holly, cliocla. tlsic: asl. tysesfh stammt aus
dem C.
29. Im Worte. Nach den bisherigen Beobachtungen
müssen wir auch im Wortbildungssuffix denselben Reflex des
asl. e finden, welcher uns in der Wurzel und im Stamme vor-
lag. Allein hier verlässt uns die erwartete Gleichmässigkeit.
Dem asl. mf, ta, s^e entspricht zwar genau ma (mä), fa, sa und
die darnach gebildeten Formanalogien oniia, teha (tehä), sehet
(sehä); ebenso entspricht hl'adia einem asl. fjhdetz, cinia einem
asl. civei?.^ ferner vedia, dadia, jadin und als Kürze vsiüpä,
Hodza, Dobr". sl. 50. zastnpä Cerny, Cit. 1, 70. vdbä, Sladkovic,
Sehr. sp. 90; aber der sing. gen. und der plur. acc. nom. der
jf'a-Stämmo lautet du.se, ebenso der plur. acc. nom. der un-
belebten masc. ^'o-Stämme: mece; der plur. acc. nom. fem.
und masc. (unbelebt) der weichen pronom. Declination lautet
ferner mojc. In Bezug auf die sing. gen. mojej, tej, dohrej gehe
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in rngarn. 239
ich einen Schritt weiter nhs Mikloöicli, lieber die langen Vocale
in den slavischen Spraclien, S. llo, welclier das aushxutende ;
auf den Dat. zurückführte, und glaube, dass es überhaupt Ana-
logien nach dem Dat. sind. Cf §. 66.
Die Schwierigkeiten, welche die Formen duSe, mere. mojo,
einer glatten Erklärung bereiten, sind nicht auf das Slovakischc
beschränkt. Wenn man die slavischen Sprachen von diesem
Gesichtspunkte aus betrachtet, so findet man, dass das Nsl.,
das S.-Ch., das C., ferner die beiden Lausitzer Sprachen in
allen Fällen des auslautenden e den regelmässio-en Reflex dieses
Vocals, oder dessen secundäre Phasen, bieten: nsl. ime; tele;
vie, te, se; göre, hvale; volje, koiije, moje. s.-ch. ime; tane; me,
te, se; göre, hvale; volje, kovje, moje. c. hfime; hfihe; me, id, se;
Jiori, chvdli; ville, Iwdce, moje. os. bremo; zreb'o; me, ce, so; hora,
clwala; role, miize, moje. ns. hreme; zreb'e; me, se, se; serpe,
clivale; role, mtize, moje. Ganz anders verhalten sich: das Klr.,
R. und P., mit denen eben das Slovakische übereinstimmt.
Diese Sprachen bieten den regelmässigen Reflex des e in den
ersten drei Fällen: klr. imjn; teta; mja, fa, sa; (horjaf, chvalaf).
r. imja; ierebja; menja, fehja, sebja, sja; (gorjafz, chvaljaiz).
p. imie; irzehie; mie, de, sie; Idpiq, chvalq; in den letzteren
drei Fällen weichen sie davon ab: klr. dyüi, Jconi, moji. v. dyni,
moi. p. sing. gen. looli und plur. acc. %cole (panicze), moje.
Welchem Umstände es zuzuschreiben ist, dass an vier von
einander allerdings nicht ganz getrennten Punkten des slavi-
schen Gebietes dieselben Casusformen ihre ursprünglichen En-
dungen theils fallen Hessen, theils abweichend von der regel-
mässigen Lautentwicklung umbildeten, ist schwer zu sagen.
Ein Zusammenfallen z. B. des sing. gen. und plur. acc. nom.
*d.ynja mit dem sing. nom. dynja im R. scheint, wie das C.
zeigt, kaum ausreichend zu sein, um diese Entwicklung zu
motiviren. Wo immer die Ursache lag, das Ergebniss ist,
wenigstens einigermassen, klar: r. d,yni ist eine offenbare Ana-
logie nach kosti, ixnd moi ist der plur. nom.; klr. dyni ist wahr-
scheinlich nach ryby und koni nach pany gebildet, moji ist wie
im R. der Nom.; p. icoli nach kosci, ap. noch dusze. Der im
Volksmunde vorkommende gen. grnnice ist wie plur. acc. vole
zu beurtheilen. Dieses führt Miklosich, VG III "^j 421 auf '^- volje
zurück, indem er sich auf dialektisches mie, de, sie für asl. me,
240 Pasti-nek.
te, sf, ferner auf dialektisches imie für und neben t7)ue beruft.
Dies mit dem g,en. granice zusammengehalten ergäbe, dass es
im Polnischen einen Dialekt (vielleicht mehrere?) gibt, welcher
auslautendes kurzes asl. e durch e reflectirt: aus diesem müssten
die Formen in die Schriftsprache gedrungen sein.
Kehren wir von dieser Umschau auf slavischem Gebiete
zum Slovakischen zurück, so dürfte uns zunächst die Frage
vorschweben, ob die dialektischen Proben in diesen Casus
übereinstimmend e haben. Hierauf muss geantwortet werden:
Die vorliegenden Proben weisen im Allgemeinen keine Ab-
weichungen auf. Nur im gen. sing, sind Analogieformen nach
den i-Stämmen häufig. So stellte schon Hodza, Epig. slov. 70
als Paradigma neben e auch i auf: idice, ullci; duse, dusi;
indce, prdci; vuole, vuoll. Hattala und Victorin nehmen keine
Notiz von der i- Endung; ebensowenig Bernoläk. Allein in den
dialektischen Proben lesen wir: z lechke prdci, zo stajl, allgemein
Gem., Skul. und Dobs. do Trantdrli Mur.-dol., Dobs. z kucliiny,
peseny ibid. dürften ebenso aufzufassen sein; do kuchynl, Stara
Tura, Dobs. Besonders aus dem Osten: do mlynici, Spis, Dobs.,
Sborn. zpoza peci, Sar., Skul. und Dobs. od stoUci, Kollär II, 237.
ruzi hvet, Sotac, Kollär I, 144. z rozmariji, Spis, Kollar I, 140.
Auch in der Literatur: dusi, Sladkoviö, Seb. sp. 63. 245, sogar
dort, wo er e schreibt: nedele — reimt mit leteli 67, mit visely 86.
Besonders häufig bei Pauliny-Toth, Bes. Daher darf es nicht
auffallen, dass die verschollene Grammatik Kaspar Dianiska's,
Wien, 1850, als einziges Paradigma dieser Stämme i: opici
aufstellt. Im plur. gelten allgemein duse, meÖe, moje. Für dieses
letzte erscheint im Gemer und dem östlichen Gebiet die etwas
eigenartige Form mojo: tvojo peiiäze, iijo (= cije), Drienöany,
Dobs. ddy mojo, allgemein Gem., Skul. und Dobs. deti mojo,
Murdii-Thnl, Dobs. mojo rodzicove, Spis, Dobs., Sborn. naso
i^fyry ocka ibid. mojo oci, Sar., Pis. slov. 169. mojo ohlasky, Sar.
ibid. 424. mojo volky. Gem., Kollar I, 285. Da auch der sing.
dieselbe Form bietet: mojo serco, Spis, Dobs., Sborn., und da
ferner die Ausdrucksweise auf den possess. Sinn beschränkt
zu sein scheint, cf. besonders mojo ovce jalovy Sot. v Lesiiem,
Kolhir I, 334, <jazdinino kravy, Sar. I, 298, ferner die wieder-
holten Worte: ni sn tvojo pehäze! A Sijo ze? Ä vara toho, clito
si jlcli vyhrd, Driencany, Dobs., während sonst e (i-espective ein
Beiträge zur Lautlehre tler Rlovakisrhen Spracho in Ungarn. 241
Kellex desselben) eintritt: so möchte ich vermuthen, das« das
auslautende o dem Gen. des Pronomens entlehnt ist. Der er-
wähnte Dianiska hat S. 139 mojo (neben tnoje) als Paradigma
aufgestellt.
Bei der Erklärung der e-Formen muss man sich erinnern,
dass dieselben für das östliche Gebiet, für einen Theil des
Gemer und dessen Nachbarschaft im Westen durchaus regel-
mässig wären; nimmt man den Einfluss der cechischen Sprache
hinzu, so dürfte die Annahme nicht allzu gewagt erscheinen,
dass duse, mece, moje auf diesem, von einem bedeutenden Theile
des Sprachgebietes unterstützten Einfluss beruhen. P^ine histori-
sche Entwicklung des westlichen und centralen Gebietes reprä-
sentiren die angeführten Formen nicht.
Asl. e.
30. Allgemeines. Asl. e, es mag monophthongischen oder
diphthongischen Ursprungs sein, zeigt den gleichen Reflex: es
entspricht demselben im Slovakischen als Kürze e, als Länge
ie. Beide Laute erweichen vorhergehendes l, n, t, d. mesiac:
asl. mesech, c. mesic; hniezdo, d. i. hhiezdo: asl. gmzdo, 6. hnhdo.
Die Quantität stimmt in der Schriftsprache bis auf einige wenige
Ausnahmen mit dem Cechischen überein. Abweichend: hviezda:
ö. hvezda; die Länge ist ursprünglich, Avie nsl. zviizda, s. zvijezda
zeigt, sviezi, c. svezi. Umgekehrt finden wir im Slovakischen
samä: c. sime; derselbe Wechsel der Quantität auch im s. sjuwk
e-eg-enüber nsl. seme. Ebenso slk. slemä: c. sUtm, s. sljejna
gegenüber nsl. sUme; slk. temä: c. Uhne, tyniü, s. ijeme, nsl.
teme; slk. hvemä: c. hrlme, nsl. hreme, s. hreme; slk. mreza:
6. mrize, nsl. m.reza, s. mreza. Bei Holly liest man den ])lnr.
pesne: Schriftsprache piesen, ö. 'piseii.
Nach .; schwindet der Unterschied in der Orthographie,
daher ;esf, jedlo: c. jisti, jidlo. Doch schreiben manche Schrift-
steller auch hier jieM, ßedlo.
Insbesondere erscheint e in den Verb. iter.
a) shieraf, zdieraf, liefaf, umieraf und Andere. Häufig ist
die Kürze: njheraf, Vict. 85. ufekaf, Slädkovic. zaplefaf, pre-
pUfaf, Slädkovic und Andere. Regelmässig soll -ser- und -zer-
für -sivj-- und -zier- eintreten; daneben jedoch auch proprezierah ,
Sitzuni^'sber. d. phil.-hist. Cl. CXV l'-l. I- Htt. 1'^
242 P a s t r n e k.
Cerny, Cit. 1, 54. pozieraf, Starä Turä, Dobs. pozieralo, Bosäcka
dol., P. slov. 21. Auf cechischer Lautentwicklung beruhen lihat',
Cerny, Cit. 1, 28. rozUha sa, Pauliny-Toth, Bes. 1, 200. mpat,
Hattala 132: W. skep-; auch oziliaf Loos dürfte auf ozihaf be-
ruhen.
h) ostriehaf, navUekaf und Andere. Daneben vysfrihajte,
Cerny, Cit. 1, 17 nach öechischer Weise. Neben hezaf und
hehaf, Vict. Sß lesen wir auch doUeha, Cerny^ Cit. 1, 39. oUe-
liala 29.
nadievnf, shrievat, prispievaf, rozsievaf und Andere, hdievat',
holievaf, domnievat na, zatmievaf sa und Andere.
c) Bemerkenswerth ist die Uebereinstimraung zwischen
dem vSlovakischen und Altcechischen in den von den Verben
der IV. Classe gebildeten Iterativen : cinievaf , cliodievaf,
rohievaf und Andere. Bei vorhergehender Länge wird e ge-
schrieben: netiizeval, Cerny, Cit. 1, 64. sldvßvaU 77. hUdevdm,
Pauliny-Töth, Bes. 1, 58. Die gegenwärtige öecliische Laut-
gestalt bietet: snwalo m, Cerny, Cit. 1, 24. snimf. 40. Slädkoviö,
S. sp. 12.
IG scheint für raagy. (' einzutreten: vidlek: luagy. vldek.
po Erdiel) , Kolhlr I, 13: niagy. Erdely. Insbesonders wird der
magy. poss. s^cn. auf -(' gefunden in den indeclinirbaren Formen
der poss. Adj. Avie Lish', Pwhdah', Koll.är II, 474. Dura
Stefanovie, ]\f(tr(i Kalinnvie, Lipt., Kolhir I, 16. KoncoSove, Dan-
6iarove etc., nördliches Zvolen, B. Nemcovä IV, 444 f.
Das Slovakische reflectirt sonach asl. e genau in derselben
Weise wie asl. e. Dieser Zustand ist, wie schon der Hinweis
auf das Altslovenische lehrt, nicht ursprünglich. Es hat eine
Ausgleichung zwischen den Vertretern der beiden Vocale e
und f? stattgefunden, und wenn man die Natur des asl. e ins
Auge fasst, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass der
weiche Charakter des slk. e-Lautes auf diesen Ursprung zurück-
zuführen ist. Gegenüber der weichen Länge ie für asl. e und e
ist die Ilärtc! der Kürze in pe, he, ve, ma für asl. pe, he etc.,
um so bcmcrkenswertlier, als im Cechischen p(^., bS, ve, me noch
gegenwärtig gelten. Ich glaube daher, dass sowie e in der
Länge das Feld allein behauptete, so e in der Kürze zum
grossen TIumIc, iiämlicli mit Ausnahme der Folge nach /, )i, t, d
die Oborli.'iiid bcliiclt.
Beiträge zur Lantlelirc der Rlnvakischen Spraclie in ITngarn. 243
Aus einer Zeit, die weit vor die Periode des Zusammen-
fallens beider Laute zurückreicht, stammen die Lautverbin-
dungen ca, za, Sa und ja für *ce, *ze etc.: kricaf, krical, drzaf
und Aehnliche.
31. Das Verhalten der einzehien Dialekteist, zunächst nach
Sembera's Proben, folgendes. In Bezug auf die Kürze zeigt
das ganze slovakische Sprachgebiet keine Abweichungen; dabei
wird von der schwankenden Weichheit dos e-Lautes abgesehen.
Manche Erweichung oder ihre Unterlassung mag übrigens auf
Versehen beruhen, wie die Inconsequenzen in denselben Proben
beweisen. Wir lesen daher hnev und hvev, dedint/ und dediny
(dzedziny), mesta (mestä). Nur in Holic und Straze, im äussersten
Westen der Nitra, finden wir mesta, osvecujeS ^ cf. auch vt^xi,
daneben auch dve und vec. Ferner erscheint in Polichna, im Nord-
osten des Novohrad, folgende Vertretung: osvämjes, m'iista, osve-
covalo, svpAIo, sehe und vec. neben dem auch hier geltenden linev,
dedinej, deti. Das an einigen Orten vorkommende osvicujeS (für
das allgemeine osvecujes) ist auf die Länge i zurückzuführen.
In Bezug auf die Länge ist das Verhältniss ein anderes.
Zunächst reflectirt ein grosser Theil des westlichen Gebietes
asl. e durch a) i, gleich dem benachbarten Oechischen: Holic:
utirali, hiuym; Sträze: v scinu, svicmo, hrichi; beide Orte liegen
in der westlichen Nitra; Dobrd Voda: v styne, svitilo; Sucha u
Trnavy: v styne, svitylo, lirichov^ ufyrali, hilym, wie osvicujes;
Frastäk: svitilo, hrichov, osvicujes; Pisfany: v stinu, svitilo, hrichov.
Die genannten Orte hegen , bis auf Sucha, das in das Press-
burger Comitat gehört, in der Nitra. Auch in V. Surany, im
äussersten Süden der Nitra, überwiegt i: v stine, hrichov, utirali;
aber daneben svjetilo und helym.
Nicht nur das Pressburger und Nitraer Comitat, auch der
Osten bevorzugt stark i, das allerdings kurz, aber offenbar
ein Nachfolger der Länge / ist. In Podhradie haben Avir nur
hrichov, neben v cjenu, svjecilo, ucjerali, helu; und in Levora
in der Spis überhaupt keinen andern Vertreter als e; allein
im Saris, in Bardijov lesen wir nur hilu, ucirali; in Gaboltov
osvicujes (die Bedeutung des t ist allerdings nicht klar), svicilo,
hrichov, neben v ceni und sogar dzieconi; in Presov: v sciun,
svicelo, hrichov, hilu, ucirali, osvicujes; und im Zemplin, in Snina:
V cinu; svicilo, osvicujes, hilu, ucirali.
16*
244 Pastinek
hj je, daneben aus den westlichen Orten einzelne i:
Brezovä: ^^/J'era/^ neben hilym; Bzince: v cjunu, svjecilo, hrjechou;
Lüka: v cjeni, svjecilo, hrjechu; und Hradiste in der Nitra:
V tjenu, nvjiitüo, hrjechy; Bänovce: v tjeni, svjetilo, hrjechov, tiije-
rali, belov; Bosäca: v cjeni, svjetilo, neben hrichou; Trencin:
V tieni, svjetilo, hrjechov, utjerali, helü ; Kolarovice : v cjene,
svjecelo, ucirali, hilum; und Nove Mesto (Kysüca) im Trencin:
V tjene, svjetilo, hrjechov; Ustie: svjetilo, hrjechov, utjerali, helov;
und Jasenovä in der Orava: svjetilo, hrjechov, utjerali, helou;
Klaster: svjetilo, hrjechou; und Mosovce im Turec: utjerali,
helou; Svarin im Liptov: svjetilo, hriechou; Brezno: svjeti, svje-
tilo, hrjechou; und B. Bystrica im Zvolen: utjerali, helou;
Kozmalovce im Tekov: svjetilo, hrjtche; Tesarj im Hont: svje-
tilo, hrjechov, utjerali, helou; Modry Kamen im ^OYo\xY2idi: povjedaf,
svjetilo, hrjechy; endlich V. Revüca im Gremer: svjetilo, titjerali,
helym neben hrichov, offenbar im Anschluss an den Osten.
c) ja. Dafür haben wir einen Beleg nur aus Rybnik im
Gemer: osvjacitjes, svjacilo, hrjachd, utjarali, hjalö, daneben auf-
fallender Weise v stinu.
32. Eine ganz abweichende Vertretung linden wir in dem
von Sembera als p.-slk. bezeichneten Dialekt von Oadca: povja-
dale, povjadalo und povjadac, mjasta, läse; gnevale, osvencujes,
v £enu, svecilo, (jrechov, zusammengehalten mit dzedzine, ceSu, v
lese, let/uego, dfse2oin, sehe, breze, na pvekozce ergibt einen drei-
fachen Reflex: 'e (e), 'e (e) und j((; der Nasal in osvmcujes ist
rilthselhaft, vielleicht beruht er auf einer falschen Etymologie
(sve,t-); ferner in dem Dialekt von Skalite: v läse, lasi, mjasta,
dzadzimj, daneben seJ)e, mne, veci, jyrekozku und wieder ciesn,
ferner v (jnivu, osoicis, somit einen vierfachen Vertreter: « (e),
le, dann / und ja.
33. Nach den Proben bei Skultety imd Dobsinsky, ferner
bei Dobsinsky liegen die Verhältnisse folgendermassen.
Die Kürze wird im ganzen slovakischen Sprachgebiet
durch ('., welches wahrscheinlich nur /, n, t, d erweicht, wieder-
gegeben; namentlich liest man allgemein ^e, he, ve, nie. Einzelne
Abweichungen sind: vara (= veru) im Gemer, vari in Velkä
Pahulza im Liptov; caly im Gemer und im Saris. C£. caly svet,
S;ir., Koll.-ir I. 92. rahj nor^ Sar., Pisne slov. 546; besonders
bcnierkenswertli <'i in na dhü Drienöanv im Gemer.
Beiträge zur Lautlebre der slovakischeii Sprache in Ungiuii. 245
Eine in vieler Beziehung merkwürdige Erscheinung bietet
die Probe des Novohrad -Velkohonter Dialektes im Hboniik.
Wir lesen daselbst: vedela, sehe, tebe, behdva, pramnime, v ko-
more, prcd, strege, naheJiala, odleteu, do posteU, preto, dobre, po-
zreu, ved, daneben jedoch zarezcm, clovekom, rezno, na noht, do
sveta, dve; jenes auffallende e erscheint aber nicht blos für e,
sondern auch für e: sebe, seba, tebe, odleteu, lezaf, daher auch
(de, lern; für e: zo zeme; sogar für i: bavela, zodvehou, urobea,
z klena. Von dieser ganzen, einigermassen räthselhaften Er-
scheinung linden wir in der von demselben Verfasser her-
rührenden Probe bei Dobsinsky, die sonst mit jener im Öbornik
genau übereinstimmt, keine Spur. Cf. die Probe von Polichna
V
bei Sembera.
Die Länge wird wiedergegeben a) durch i in der Nitra,
Avahrscheinlich Komjatice, im Süden: nesmiruij, uminila, povi,
üyshiva, preziraly, polihcdy, jidld und Andere. Daneben zweimal
e, ebenfalls nach westlicher Weise: ilekol, pooblekal// (neben
poobllkaU) ; ferner im Saris durch i, als Nachfolger eines i: do
cld'iva, obid, poiviclm. Dieses kurze / linden wir vereinzelt auch
in Pogorela (neben le\ im Norden des Gemer: nepovim, dite;
ferner im Muräü-Thal (neben ia): dite, ijodrichtnall. In Pogorela
ist der polnische Einfluss deutlich wahrnehmbar; / aus dem
Muraii-Thal bestätigt die vielfache Uebercinstimmung des Gemer
mit dem Osten.
h) durch ie:' Stara Tura im Norden der Nitra: na miesce,
zvierafko, pozieral; im Thale der Bosäca, im südwestlichen
Trencin: rozbriezdilo. Aus beiden Ortschaften möchten wir /
erwarten. Sv. Jan: dlet'a, polievka, poshleraa, piasok, bemerkens-
Averth jiesf, jledli, najiedou; Velka Paludza: ohzrief, umieniu,
dievhj, driemaf; und Vazec im Liptov: sbieraf, povledala; womit
die Liptov -Probe (wahrscheinlich ebenfalls aus Sv. Jan) über-
einstimmt: ü hniezde, biedne und Andere, llieher gehören die
Proben aus dem Zvolen: kriech, diera; aus Novohrad: ntviem,
chciet, podievati; des Novohrad -Velkohonter Dialektes: mlieko, na
voziech; nicht so rein im Sbornik: lietala, vies, aber poUhali und
poviddu; ferner aus dem Rima-Thale: smiech, spievati, prosried;
aus Sumiac: nasbieraj, nashievau; und Pogorela im Gemer:
hiezel, nariekat', pribieg (=z pribegh) neben dievke, dievka, zabie-
ral, poüiem und dem schon erwähnten nepovim und dife, so
246 Pastrnek.
diuss wir hier, wie es scheint, einen dreifachen Vertreter des
hingen e antreffen. Dies Verhalten des Dialektes von Pogorela
erinnert an den p.-slk. Dialekt im Norden des Trencin. Indessen
durfte der Unterschied mehr graphischer Natur sein: die An-
merkung S. oGO besagt: e ,na PoTsky sposob ako i, dievka citaj
djwka'.
c) durch ia. Diese Vertretung ist auf das Gemer be-
schränkt. Allgemein Gemer.: nashiaral, povia, ■preciadzät, kvlatok,
chliav, driamat, liatal, doch zohrejem. Muran-Thal: vijllazol, ne-
viam, diavka, smiacli, poobllakal, neben dem schon erwähnten
dite (=^ diet'a) und podriclimali. Sirk: povia, viamo, miasäc,
priahrscia, und daneben praern. Im Gegensatz zu der unter
h) angeführten Probe bei Skul. und Dobs. auch im Rima-
Thale: neviamo, Jul. Botto, Slov. pohl. 1886.
d) durch iä, nur in Driencany im Gemer: riäsica, dzlärok
))Iur. gen., bläda, odvliäkoit, prläm, poviä, neviäm, dziäüku, da-
neben fast ebenso häufig ie: povie, driev, zaberiemo, vybiehou,
povledau, dobtehou. Da Dobsinsky in Drienöany lange Jahre
als Pfarrer wirkte, darf man diesen Angaben besonders trauen:
sie ergeben, dass der Unterschied zwischen iä und ie so gering
sein muss, dass er trotz jahrelangen Verkehres nicht deutlich
zum Bcwusstsein tritt.
34. Die wenigen dialektischen Stücke Kollär's bieten
für die Kürze allgemein e. Für die Länge findet man nur
zwei Vertreter, a) i: Aus dem Westen, Nitra: mistecko I, 241.
bile II, 11)5. narikat II, 193. jjosjnchati II, 270. pozirdte ibid.
Aus dem Osten, Saris: divcino I, 67. divocka I, 72. divki/ I, 80.
Viva I, 82. bilel, 88. dzivcatko I, 119. divce 1, 131. cinokl, 149.
nasbival I, 150. biUho I, 152. divko, zrivdm se, vybiraj se 1, 250.
bileho I, 2HS. zazpivaj I, 298. uprimne ibid. bileho I, 364. otvl-
rajce I, 369. z drika II, 121. narlkd ibid. vim II, 238. mit,
odbirdm ibid. narikat, mivdm ibid. viry II, 314. Ebenso im
Zemplin : divcata I, 133. jnsok I, 190. zhirajil ibid. divcenskd
1, 250. zbiraj divce I, 283. svici II, 39. divcina II, 40. narikds
ibid. In diese Gegend gehört auch der Dialekt der Sotaci: za-
spivali I, 350, ferner wohl das sogenannte russ.-slk.: narikd II, 38,
zbird, zemird, zpivd, hrich ibid.
b) ie. Diese Vertretung wäre über das ganze slovakische
Sprachgebiet verbreitet. Wir finden sie in den Myjavske kopa-
Beiträge zur Lautlehre der slovakiscLeii Sprachu in Ungarn. 247
nice, im äussersten Westen der Nitra: mjhkral 11, 3Uö; im
Trene'in: zazinevala 11, 377; im Turec: ohlkvaü l, 24. vknok
I, 301. nacrleti II, 4. lietajme II, 44. crievice II, 87. h'u-U'mu
II, 403; im Turec und Liptov: z kviet'a I, 16; in Liptov: dieo-
cdtka I, 293; im Zvolen: hiely I, 376. zpievat II, 162; im Novo-
hrad: vienok I, 244. utiera, Uetajte II, 44; endlich aucli im
Gemer: dievcatku I, 285. Aber auch im Osten wäre ia häuHfir.
So im Saris: hielü I, 2b. vyvierd I, 107. zomierd ibid. hieldl, 185.
dzievce I, 216. 342. vienok I, 308. ' nasbieraj II, 89. dzievc'uuj
II, 120. hleda II, 121; im Zemplin: vienok I, 250. dzietockij
I, 270; Sotäci: dzievce I, 251. 334. Hieher auch das soge-
nannte p.-slk.: kvietecky I, 153. dzievce I, 154. shierdS ibid.
dzievcimj II, 94. Eine besondere Vertretung Avärc «'.■ Sar. z cldeva
I, 371. ohlekd ibid. russ.-slk. c/e7e II, 359.
35. Auch Pisne slov. haben als Kürze stets ö, als Länge
dagegen zwei Reflexe: a) i ziemlich consequent in den Liedern
z Presporku, z Nitrianska, daher auch z Hlohova (Frastäk);
/ aus den östlichen Gegenden : zo Spisa, Sarisa (doch vienek 27),
Zemplina. Auch im nördlichen Trencin erscheint i: neyoviu}
Kysüce 191. misto neben yie, dzievca 514.
h) ie, ebenfalls ziemlich gleichmässig in den Liedern
z Bosackej doliny und anderen Gegenden des Trenciner Comi-
tats, z dolni Oravy, z liorui Oravy, z Turca, z Liptova und in
der Regel auch zo Zvolena, doch dovim daselbst 81. Schwankend,
wie oben bei Kysuce, auch in den Liedern aus der Gegend
von Trnava zwischen w, e und i.
36. Fassen wir diese Daten zusammen, so ergibt sich
Folgendes:
a) Die Kürze für asl. e ist im ganzen Sprachgebiet ein-
heitlich e; einigermassen örtlich verschieden ist nur der weiche
Charakter des Vocals, gleichwie es bei dem Reflex des asl.
e der Fall war; allein diese Eigenschaft ist dann nicht auf e
beschränkt.
h) In Bezug auf die Länge herrscht unter den Proben
im grossen Ganzen Uebereinstimmung. Im Pressburger und
zumeist im Nitraer Comitat gilt i; daher schrieb Bernoläk:
Viva, pisek, sit neben chUv, kUsce, kUtka, chleh, mUko und
Andere; ebenso Holly: spivd, v hide neben mk-ko, obUkd und
Andere. Es scheint nicht zufällig zu sein , dass s nur nach /
24^ Pastinek.
angetroffen wird. Auch jene Probe Dobsinsky's enthielt poobU-
kali, vlekol. Im Osten, d. i. in den Comitaten 8pis, Saris, Zemplin
scheint l zu herrschen, in der centralen Zone le, im Gemer
theils dieses, theils iä, theils ia. Hiedurch tritt ein wichtiger
Unterschied zwischen dem langen Reflex des asl. eund der
Dehnung des asl. e zum Vorschein^ da die Länge dieses Lautes
im Westen (e) und Osten (e) die Qualität unberührt liess.
Damit dürfte dann das theilweise Auftreten von e im Westen
im Zusammenhang stehen.
Die Entwicklung dürfte kaum zweifelhaft sein, wenn
man von je, je ausgeht. Die Kürze bewahrte den ursprüng-
lichen Laut, dessen Weichheit einen Theil des ursprünglichen e
an sich zog, während ein anderer Theil diesem Vocale weichen
musste. Die Länge je gelangte einerseits durch das geschlossene
e zvL ji, i: dies geschah im Westen, wie im benachbarten C,
und ein gleicher Process muss auch für den Osten angenommen
werden, der abgeschlossen war, als die Quantitätsunterschiede,
in Uebereinstimmung mit dem nürdliclien P. und dem nordöst-
lichen Klr., verschwanden. Dass dies wahrscheinlich schon in
die historische ZeitfälU, lehrt iMiklosich, Ueber die langen Vocale
in den slavischen Sprachen, S. 4. Welche Bcwandtniss es mit
(Ion bei Kollär so zahlreich auftretenden Längen aus dem Osten
hat^ vermag icii nicht zu entscheiden. In der centralen Zone hielt
sich ie, d. i. wohl je mit dem mittleren e. Dagegen entwickelte
sich in einigen Gegenden des Gemcr aus einer stark offenen Aus-
sprache des /(f, welche noch in iä vorliegt, der Diphthong in. Yäwq
Parallele hat dieser Process, allerdings an andere Bedingungen
geknüpft, im P. Es scheint mir nicht unwahrscheinlich zu sein,
dass die Entwicklung zu i<i unter polnischen Einfluss stattfand.
Der ungarische Dialekt des Klr. hat für e, wie der slovakische im
Osten, /. Holovackyj, Istor. oc. osnov. hal. rus. Mat. 1850, S. 17 f.
Anders freilich müsste die Entwicklung gedacht werden,
wenn nicht je, sondern ja als ursprüngliche slavische Laut-
gruppc dem asl. e und allen seinen Vertretern in den slavischen
Sprachen zu Grunde läge. Das ähnliche Verhalten der Dehnung
des e spricht für je als Ausgangspunkt.
37. In der Wurzel.
a) herma-: hirmovaf. cJisari,: cisdr, auch ciscxr. Bei Hodza,
Dob. sl. 29: cisdr. ])reshn^: prisny. sed-: sidlo; daher die Ver-
Beiträge zur L;uitl(>lire der slovakischen Sprache in Ungarn. '2-\*^
mengung mit sicllo: W. si- et". Loos. sevo: sirka Sclnvefoj-
hölzchen. skep-: sfipaf neben sfiepaf. stenh: st'm (auch ,s^V;/)
neben slen und tieh. Diese Worte verdankt die Schriftspraclic
dem westlichen Sprachgebiet.
h) hie-: asl. blejati Auf e dürfte hl'acaf. beruhen, cf gr.
i^'krtyr,. blech: Wady, auch hlüdy geschrieben, zhlädla Gem.^ Dobs.,
Sborn. levh: I'avo. sneg^: stiah. veza: väza. na MoSovskej v'azi
Kollar I, 94. Cf. kh*. hjcko jwbradlo hg., ferner rozdahnufij
Miklosich, VG. I, 429 mit rozavil (■= rozjavil, rozdavil) Imbu,
Bosaca, Dobs. Beide Formen (/ und ia) gebraucht der Schrift-
dialekt in dem Worte premh: uprininy, iiprinmosf: c. tiprimiiy,
upfimnosf, neben priamo, priamy. Cf. r. prjmno, sogar kr. pram
und s. spyama, spram.
Zur Erklärung des a cf. §. 5. Aus den hier und an an-
deren Orten beigebrachten Beispielen ist auch ersichtlich, dass
ein Versuch, diesen Wandel des weichen e-Lautes in den a-Laut
mit dem nachfolgenden Consonanten in causalen Zusammen-
hang zu bringen, wie es etwa im P. der Fall ist, erfolglos wäre.
38. Im Stamme.
ejh, eja. Neben dem regelmässigen obycaj, oblicaj, '^vereje
in verejny lesen wir koTaj : asl. koleja, kropäj Loos neben kro-
paje, Pauliny-Töth I, 77: c. plur. krüpeje, Hapäj Loos neben
slapaj Victorin: c. plur. slapeje. a, ä tritt abermals Avie in dei"
Wurzel für e ein.
hu, jauö. Regelmässig dreveny, Idlneny , kozeny etc. Da-
gegen zemän, zumänin, zemänka Loos und Andere, neben zeman
( *erny, (Jit. In Verbindung mit den Suffix uski, und hstvo licljt
man die Länge ia zu schreiben: zemjansky Ilodza, Dob. sl. S.
zemianstvo Vict. 149. obcjansky Hodza und ohciansky Cerny,
Pauliny-Töth. turclansky , trenciansky und ändert;. Daneben wohl
auch einfach obcansky Loos.
Der Einfluss eines e scheint vorzuliegen in J>o/asF nclion
bolesf Loos. s bol'äsfoUj Slov. pohl. 1851. bol'ast neben bolo.sf,
Sv. Jan V. Liptove, Dobs. Cf. die Reime Sladkovic's : prirdsfol
— bolestou 328. danti— bolesÜ 344. 351. Cf klr. boTPsf ]\Iiklosich
VG. II, 170.
Vor dem e des Comparativsuffixes bleiben nach Victorin
62 die Gutturalen unverändert: horky.n, trpkejH, krehkejst. Und
so lesen wir auch bei Hodza, Dobr. sl. 19: Tudskejsi, in den
250 Pastrnok.
kSlov. pohl. 1851: hdsnickejii , slovanskejsi. Hattala liO lehrt da-
gegen: friKejsi a trpci. Allein trpcejSi wäre c., die slovakisclie
Form müsste trpcajsi lauten. Die Comparativformen mit un-
verändertem Guttural vor e müssen somit als nicht hinlänglich
beglaubigt angesehen werden. Nach der Analogie des Com-
V V
parativs sind gebildet die Adjective: ranajH, Cerny, Cit. I, 13.
nekdajsi 30. vcerajsi Loos. vezdajsi neben vezdejsi. Sogar letaj-
sich bleskov sagt Slädkovic, Sehr. sp. 4.
e bildet die Verbalstämme III.: umef, höret, osiraly, Släd-
kovic, Sebr. sp. 85. mlcat, slysat, drzaf. mat: asl. imetl, med,
mdval haben ihr a vom Praes. mdm, mds etc. Aus dem Westen
lesen wir mela (c. mtla) Nitra, Dobs., Sborn. e wird oft ge-
dehnt, und das nicht blos in zweisilbigen Infinitiven, wie hdiet
Vict. neben hdet Loos, sondern auch in dreisilbigen. So schreibt
J. Rimavsky: sedjet 2. vidjef 17, vedjet' 18. Hodza, Epig. slov.
80.81: videt (ief), trpef (ietj, cernief, zeliet) rozumief. Sladkovic,
Seb. sp. 32: hroniet. Man darf annehmen, dass diese Dehnung
einem oder mehreren Dialekten eigenthümlich ist, und zwar im
Liptov und Zvolen, wie aus den Proben Dobsinsky's sich er-
gibt: tj-pief Sv. Jan v. Liptove. vediet, hrnief Zvolen. Auch
aus dem Malohont (d. i. dem westlichen Theile des Gemer,
welcher erst seit 1802 zum Gemer gehört und früher zum
Hont, daher Velkohont genannt, gehörte) lesen wir cidieti,
Dobs., Sborn.
In einigen Gegenden des Gemer folgt auf den palat.
Consonanteu e: hezely Muräil-Thal, Dobs. hvlzddo ibid. biezel
Pogorela bei Skult. und Dobs. Cf. Assim. §. 6(x
39. Im Worte, a) Deck sing. dat. der a-Stämme: asl. njhe:
yijbe. Ebenso für asl. mhne, tehe, sehe: mne, tehe, sehe. Sing. loc.
der 0- und a-Stämme: asl. rahe, sele, ryhe. Die belebten masc.
o-Stämme folgen den it-Stämmen: chlapu , ^ohycajne len -ovl',
Hattala 67; darnach auch na tomto sluhovi schon bei Bernoldk
und ebenso ale tdto hosorka chodila si na sluhovi Zvol., Dobs.; die
unbelebten haben e: duhe; wenn gutturale Consonanten vor-
hergehen, u: skutkii, hrehu, koziichu Hattala 68. dele, ryhe. Es
wird gelehrt, dass von diesem e die Gutturalen k, <j, h, oder
eigentlich k, h, ch, unvei'ändert bleiben; ruke, nahe, muche,
Hattala 52. Diese Lehre ist so auffallend, dass es nothwendig
scheint, derselben erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Höchst
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclioii Sprache in Unjjarn. 1.*,") 1
merkwürdig- ist nun zimächst eine Bemerkung Kollär'b 11, 47o:
,Slovenski/)ii ustum tezke jest ceske: matce, auknlcce, proto rlkaji
nekde: daj to matky, v tej zahradhj, v suknicky, td sme na voz-
lücky; jinde opet, jako v Tuvci — Kolhir's Heimat — v zahractc,
V suknicteJ Gerade die, wie man meinen sollte, gewöhnlichste
und allgemeinste Abweichung vom C. wird nicht erwähnt.
Andererseits will ich gleich hier hinzufügen, dass es mir nicht
gelungen ist, die interessante Form -de sonst zu helegen; nur
Kollar bietet sie: k frajerecte I, 34, nach der Einsenderin zu
schliessen, aus dem Liptov. Abgesehen von dieser nicht weiter
verfolgbaren Form liegt uns der Casus in dreifacher Gestalt
vor a) ce, h) ky, c) ke.:
a) Bernoläk lehrte noch, conform dem 0.: dat. loc. noze,
muse, läsce. Wir lesen ferner bei KolLär: na lüce, Trenc. II, 390,
ferner aus Mosovce (dem Geburtsorte Kolhir's) II, 86; hierauf
in den östlichen Liedern: v devocce, Sar. I, 17. v pokretce, ibid.
V y
na lavecce, 8ar. I, 88. tej mojej frajerce, Sar. I, 2 IG. v knizocce,
Sar. I^ 276. In den dialektischen Proben Dobsinsky's: v kahelce,
Bosacka dol. k jeho matce, Starä Tura. dat. matierce Sv. Jan v
Liptove, Avomit na zlatej trühce Lipt., Skul. und üobs. über-
einstimmt, ce im Osten wird auch sonst bestätigt: na luce Sar.,
Dobs., Sborn. v ruce, ibid. 7ia luce, ruce Spis, Dobs., Sborn. na
praze, Sar. ibid. Ebenso in dem Kalendar vom Jahre 1887
aus Presov: jm ruce, na draze (^ na draze). In den Pis. slov.
liest man aus der Bosacka dol. ü zahradce 21, aus Kysüce:
0 frajerce 191, was mit obigen Angaben Dobsinsky's ebenfalls
übereinstimmt. In den Proben Sembera's findet man endlich
na prekdzce in Holle, Dobrä Voda, Pisfany, Bzince in der Nitra;
in Banovee und Hradiste bei Bänovce, in Bosaca, Trencin im
Trenciner Comitat; in Ustie in der mittleren Orava; in Klaster
im Turec; in Polichna im Novohrad; in Gaboltov und Presov
im Saris; endlich in Snina im Zemplin. Auch in Cadca, im
nördlichen Trencin, lautet die Form na pfekozce.
h) ky. Öembera 98 sagt bei der Charakteristik des Trnavcr
Dialekts: ,/*, ch, k hez zmeny: na duhy, po macochy, po matky.
Tak mluvi se i ddle na Slovensku.' In seinen Proben, die eben
mit der allgemeinen Charakteristik in der Regel nicht überein-
stimmen, lesen wir nur einmal: na prekd^ky aus Brezno im
Zvolen. Dagegen ist sie sonst vielfach belegt. So in den Proben
252
P :t s t r n e k.
Dobsinsky's: na svojej pistalkjj Zvol. und wieder na pistalky
zapiskau ibid. na tej lilchj Novohrad. Ferner auch bei Släd-
kovic: na tej ohrucky Seb. sp. 80. Namentlich scheint die Form
im Saris gebraucht zu werden: v jednej rucky, v koUsecky Sar.,
Kollar II, 237. Häutig in dem Presover Kalendar 1887: v
Ameriki, v liski vodi, pri flaski etc. Aus dem Zemplin: daj
siicky (nom. sucka) chleba, Kollar I, 190. na zehn ej lucky Spis ,
Dobs.^ Sborn.
c) ke. Obwohl Kollar in der oben citirten Bemerkung diese
Form nicht erwähnt, so lesen wir sie doch bei ihm: na dedi-
necke, pri frajerecke I, 91. v zahradke I, 114. Die Form kommt
ferner in den dialektischen Proben Dobsinsky's vor: v polievke,
na doske in Sv. Jan v Liptove, k studnicke, v tej kdplnke in
Stara Tura in der Nitra, v dolinke im Zvolen, na Mke im Gemer.
Namentlich auch im Osten: v rucke Spis, Kollar I, 119. na
luke Spis, Dobs'., Sborn. v laske Sar., Dobs., Sborn. In Semberas
dialektischen Proben lesen wir na prekdzke in Sucha bei Trnava
im Pressburgcr Comitat, in Frastak, Lüka, Kovarce und Nove
Mesto im Nitraer Comitat, in Jasenova in der unteren Orava,
in Svarin im Liptov, in Tcsary im Hont, in Rybiiik und V.
Revüca im Gemer, endlich in Podhradie in der Spis.
Diese Form ke ist bei der Constituirung der gegenwärtigen
Schriftsprache als Regel aufgenommen worden, vielleicht nicht
ohne Rücksicht auf r. ruke. Da nun alle vorliegenden dialekti-
schen Proben (ausser Kollar) nach der l^cgrllndung dieser
Schriftsprache verfasst sind, so wäre der häutige Gebrauch
leicht erklärbar. An der Existenz der Form kann nach KoUär's
Zeugnissen nicht gezweifelt werden. Dieselbe geht aber nicht
auf asl. race, sondern auf asl. r<iky zurück und ist daher eigent-
lich der gen. und zugleicli der pliu-. acc. nom. holt sme na
priadkdch, hoU tarn priadocke, nie tarn neholo mojej frajeruocke,
Kollar I, 312, aus dem Zvolen. Cf §. (34. Die syntaktische
^Möglichkeit eines solchen Gebrauches wird man unbedenklich
einräumen, wenn man sich erinnert, dass die säramtlichen Pro-
nomen und Adjectiva die drei Casus: dat., loc, gen. gleicli-
gemacht haben, was in Anbetracht der gleichen Erscheinung
im (J. und P. als sehr alt angeschen werden muss; ferner dass
im Osten der loc. auf och, offenbar wieder unter dem Einfluss
der pronom. Declination, ganz allgemein als gen., respective
Beiträge znr Lautlehre der slovakisclien Sprache in nngarn. 2Ö)'^
acc. gebraucht wird. Cf. i<. 08. Nach gewissen .Spuren möchte
man schliessen, dass auch im p]ur. der gen. für den dat. ein-
tritt. So lesen wir aus dem Zvolen bei Dobsinsky 3, 44 und
47 : pojdem ja dohrych. ludi sMzit und eSte vds aj ten treti roh
slüzif Imdem ; und nach der Anmerkung Dobsin.sky's 1, 26 spricht
man im Novohrad-Velkohont nicht nur zviadiu me {= prodidit
nos), tibiu ve (= vds), sondern sogar dau ma (= dedit nobis).
Cf. §. 64. Andererseits finden wir in der Sariser Probe bei
Skultety und Dobsinsky: u vodze für it vody.
Phir. loc. der o-Stämme: asl. rahehz, selehö. Diese Formen
sind durch die der u- und «-Stämme ersetzt: chlapoch, dcJdcIi.
Daneben führen Hattala und Victorin die Formen -iech an, und
Hattala 69 fügt hinzu: ,pred priponou iech ri'ed^ej uzivnnou /i,
ehf k menia sa v z, s, c: roziech, mnisiecli, potociech'- und Vic-
torin 28: ,Vor der zwar selten gebrauchten Endung des Loc.
in iech geht das h, ch, k in .-, s, c über; z. B. v roziech, v ro-
ciecli etc.' Die Auslassung eines Beispiels mit .s- scheint nicht
ganz zufällig zu sein, cf §. 82. vlciech führt auch Hodza, Epig.
slov. 72 im Paradigma an. Ferner liest man, doch nicht nach
Gixtturalen, po domjech, v domjech, v Uhrjech, v pasjech in Hodza's
Dobr. slovo, entsprechend den Paradigmen im Epig. slov. 6!*.
Auch bei Dobsinsky findet man in der Probe des Novohrad-
Velkohonter Dialektes na voziech; dazu va dlamiech (wahrscliein-
lich von d,la.ma) im Sborn. Das bei Sladkovic, Sehr. sj). io
vorkommende hlasech entspricht einem asl. (/la.nhz mit e ü'iv ?.
nach cechischer Weise. Bemerkenswerth ist noch, dass Ilodza,
Epig. slov. 69 f. auch bei den masc. o-Stämmen in erster Reihe
durchwegs die Formen auf -ach (ach) als Muster aufstellt ;
daher schreibt er auch in seinem Dobr. slovo: j/o ki'ifach 4.
anemdch 17. ndroddch 17. kmendch 18. v zdkondch a porjadkach
36 u. s. w.
Dual nom. der o- Stämme und «-Stämme: nur in dva und
ohe erhalten. Von den pron. Gas. ist sing, instr. masc. neiitr.
tym eine Analogie nach dohrym. Ebenso plur. gen. -loc, dat..
instr.: tych, tym, tymi. Nach / ging das dipiitlionge « in / über
und diese Formen haben wir auch im Slovakisclien erhaUen:
Sing. dat. loc. voni. Bemerkenswerth ist po chvih im Novohrad-
Velkohont, Dobsinsky 7, 22, 23. Sing. loc. me,ci, aber nur mu-
zovi, muzu, polt. Im plur. loc. herrschen ausschliesslich Analogie-
254 I'astrnPk.
formen: muzoch, macoch, poliach. Hing, iiistr. masc. nom. mojim,
■iiim; plur. gen.-loc, dat., instr.: mojich, mojim, mojimi. Da der
Parallelismus der ursprüngliclien Formen tech, fem, Umi, wie
derselbe im Cechischen bewahrt ist, dem Slovakisclien fehlt,
so darf es nicht auffallen, dass nach tycli, fym, fymi, respective
clohrych, dohrym, dohrymi in den Dialekten und bei einzelnen
Schriftstellern die Formen mit dem langen i vertreten sind:
mojich, mojim, mojimi. Nach Sembera's Proben wäre dies sehr
selten; man liest nur in Straze: mojim nehenjejich; in Frastdk:
svojimi neben mojim., fvojich; in Velke Surany: svojima; diese
Orte liegen in der Nitra; ferner in Brezno im Zvolen: icli, so
dass man versucht wäre, an Schreib- oder Druckfehler zu
denken. In Dobsinsky's Proben liest man, ebenfalls zunächst
aus dem Westen: z nich, jim, s nimirxehen jich, jim, iired nimi
in Bosaca; za nich neben jich in Stara Turä; dann aus dem
Zvolen: jich neben jich; endlich besonders aus dem Liptov:
z nich, im, s nimi neben jich, jim. aus Sv. Jan ; ebenso in den
Proben bei Skultety und Dobsinsky: im dat. neben Im nim,
ich neben mojich aus V. Paludza 4, 350 f und ferner in 6, 536 f.
Hodza, Epig. slov. 6S hiit jich, ich als gen. und loc. (fich, ich wird
als acc. erklärt, welche Regel eben vielfach eingehalten wurde),
ferner jiin, im, jimi als einzige Paradigmen aufgestellt. Hodza
versah durch ungefähr 30 Jahre, bis zu seiner Verbannung im
Jahre 1870, das evangelische Priesteramt in Lipt. Sv. Äükulas.
Man darf wohl diese Thatsache mit jener Lehre in Zusammen-
hang bringen. Eine entgegengesetzte Erscheinung ist die Kürze
des i im sing, instr.: za nin Drienöany im Gemer, Dobs. za
nim Murdn-Thal, Dobs.
h) Conj. Das im Auslaut aus dem diphthongischen ^ ent-
standene r des sing. imp. wird nur dort bewahrt, wo es die
Aussprache erfordert, also in der Regel nach Consonanten-
gruppen: tiahni, poöni; vezmi Gem., Skul. und Dobs. Sonst fällt
i überall ab, die der Erweichung fähigen Consonanten werden
erweicht und bewahren die Spur des ehemaligen i: hl'ad: asl.
gle^di, ein; dagegen nes, hör, roh. Ungewöhnlich ist odpm^fi,
Paidiny-Toth, P>cs. I, 28. 03. Die Form des sing, bildet dann das
Thema für den plnr., an welches die P^ndungen me, fe angefügt
werden: iiahnife, hi'ndte, nasfe. Daher auch odjmsfite FanUny-Töth,
Bes. I, 118. mzmimr Nitr., Dobs. znime Türe., Kollar 1,305.
Beiträge zur Lauklphip flnr slovakischcn Spraclio in (Tncarn. 255
40. Allgemeines. Dem asl. o entspricht in der gcj;en-
wärtigen Schriftsprache als Kürze o, als Länge der Diphthong
uo, geschrieben ö. Skultety und Dobsinsky im 1. Hefte der
Slovenske povesti 1858 und S. Chah'ipka gebrauchten ('>; in
der Periode 1844 — 1852 gebrauchte man uo. Der Unter-
schied ist nur graphisch. Gegenwärtig benützt man o nur für
das lange ö in Fremdwörtern: Europa, liistoria, pvöza und Andere.
Für die Bestimmung des Lautwerthes von 6 = uo ist die
Erscheinung bemerkenswerth, dass die Dichter insgesammt o
mit 0 reimen: poJcoj — moj Slädkovic, voli — sokoU Botto. Es be-
weist dies das starke Hervortreten des o-Lautes, welcher Avahr-
scheinlich lang ist, daher uö.
Die Quantität stimmt in der Schriftsprache ziemlich genau
mit dem Cechischen überein. Der bedeutendste Unterschied be-
steht in den Casusendungen : -om für plur. dat. der sämmtlichen
masc. Stämme, daher chlapom, duhom, muzom, mecom, synom, TuJom
gegenüber ö. cJilapüm etc.; ferner -ov als plur. gen. der k- und
o-Stämme: chlapov, duhov, miiiov, mecov und als plur. acc. der
belebten masc. dieser Stämme: chlapov, nmzov gegenüber c.
plur. gen. chlapü etc. Die Dialekte verhalten sich, wenn man
Sembera's Proben betrachtet, diesen beiden Endungen gegen-
über ungleich: om gilt ausnahmslos; nur in dem p.-slk. Dialekte
von Skalite, im Norden des Trencin, lesen Avir stromum neben
donhom. Die Endung ov zeigt folgende Entwicklungen:
a) ov in Sucha im Pressburger Comitat; in Dobrä Voda,
Frastak, Kovärce, Bänovce, Hradiste und V. Surany im Nitraer
Comitat; in Trenöin, Kolarovce (daneben das poss. rolnikä)
und Nove Mesto (Kysüca) im Trenöin; V. Kozmalovce im
Tekov; Modry Kamen im Novohrad; V. Revüca im Gemcr:
ferner im ganzen Ostgebiete: Podhradie Spisskc, Gaboltov im
Saris; endlich auch in Cadca, im nördlichen Trencin.
b) ov und ou in Pisfany im Trencin: papr.skou; hrichov;
in Üstie in der mittleren Orava: paprslekou, hrjeckov, dazu das
poss. sedidkou; Tesary im Hont: bleskou, hrjechou.
c) ou: Bzince in der Nitra, Bosäca im unteren Trencin,
Klaster im Turec, Svarin im Liptov, Brezno im Zvolen und
Polichna im Novohrad.
256 Pastinek.
dj PLine Länge bietet diese Endung nur im äussersten
Westen, in Holic: i^aprslekü, und Sträze: paprskä, hricliü, poss.
sedldkäv, gleich dem benachbarten Cechischen, womit viuzöv
aus Stara Turä bei Dobsinsky übereinstimmt; ferner in der
unteren Orava, in Jasenovd: faprslehk- neben hrjechov, womit
domöv z dohii Oravy S. 174 stimmt.
Endlich lesen wir in der Probe aus PreSov im Saris neben
hrichov das poss. sedlakuv, welches auf eine Länge zurückgeht,
womit die Probe aus Pogorela bei Dobsinsky übereinstimmt:
domöv, vojaköv; auch hier ist öv = uv, cf. Anm. Dobs.
Eine andere Bewandtniss hat es mit den Formen aus dem
Gemer, welche o bieten: paprihkö, hrjacM aus Rybnik. Hier
ist o aus 00, ou, ov entstanden: ösa (gen. ovsa), ösu (= ovsu),
krälöstvo , pödd (povedä) und gen. synö im IMuräii-Thal bei
Dobsinsky, womit die übrigen Gemerer Proben übereinstimmen.
Es war nothwendig, diese Endung in allen dialektischen
Vertretern zu verfolgen, um zu sehen, einerseits dass auch
hier, wie bei om. die Kürze des o bis auf wenige Anlehnungen
im Westen und Osten allgemein beibehalten wird, andererseits,
dass die sporadischen Längen gerade die erwartete Form ?to
nicht bieten. Die Endung ov darf daher, im Gegensatz zum
Cechischen, nicht herangezogen werden, wenn es sich darum
handelt, die dialektische Entwicklung des langen ö darzustellen.
41. Der lange Reflex des asl. o ist in den dialektischen
Proben Sembera's folgendermassen vertreten:
a) ö, uo: Rdnovce im südlichen Trencin: pövodcn, huory
und hvorom, nSninoze; die Probe S. 173 hat nur vo; ferner
Ustic in der mittleren Orava: pövodcn, v tuoni.
h) o, tu), ü: TIradiste in der nordöstlichen Nitra: spösoh,
huory vmd hiiorom, pnvodca; ferner in Boäaca im südlichen
Trencin: höry und hörom, spuosoh, piivodca.
c) ö, /(.' Frastdk: poröstnute, nemözu, puvodcovi; Pisfany:
pövodcn, spusohom, die Kiirze ist auffallend; Lvika: spösoh, ne-
mö&u, püvodai; und Kovjircc im Nitraer Comitat: höry, l>örom.
nemöze, pnvodca; ferner Trencin: spösoh, vemozu, pnvodca.
d) no: Jascnova in der unteren Orova: sfruoviovim, v tuoni,
nenmoze, pvovodca; ferner Polichna im nordwestlichen Nov.ohrad:
nemuoze; endlich die Probe aus der Umgebung von B. Bystrica
im nordwestlichen Zvohni, S. 174. 175: muoj, nuozke, hlnoch.
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 257
e) ILO, ü: Bzince in der nordwestlichen Nitra : npuosob,
pitvodca; Nove Mesto (Kysüce) im nördliclicn Trcnöin: nemnozu
und puvodca, die Kürze müclite zur polnischen Nachbarschaft
stimmen; Klaster im Turec: spuosoh, piivodca; Svarin im nörd-
lichen Liptov: V fuoni, pnvodca, die Kürze, wie im henachharten
P.; Brezno im nordöstlichen Zvolen: nemuoze, piivodca; Tesary
im Hont: nemuzu, v fvoni, püvodca; endlich V. Revüca im nord-
westlichen Gemer: da Iniory, v liuore, Imory , "piiVodca , die Kiirze
in Uebereinstimmung mit dem Osten.
f) uo, ua, II m Rybnik im Gemer: huory, vo hnnre, püvodcM.
g) u, u in Sucha im Pressburger Comitat, Holiö, Stra'2e
und üobrd. Voda: puvodca , allerdings nur dieses eine Wort;
in V. Surany in der südlichen Nitra: puvodca-, Kolärovce im
nordwestlichen Trencin : pumdca-, endlich Modry Kamen im
Novohrad : piivodca.
h) u im ganzen Ostgebiete: Podhradie Spisske: puvodca;
Levoca in der Spis: puvodca; Presov im Saris: nach sedlakuv
zu schliessen; Snina im Zemplin: hur ij, puvodca. Ebenso haben
die beiden p.-slk. Orte im nördlichen Trencin u: Cadca:
puvodca; Skalite: tvurca.
In Gaboltov im nördUchsten Saris, an der galizischen
Grenze, liest man: javory, sosnam, jwlnym; welcher Laut damit
von Sembera bezeichnet wurde, weiss ich nicht zu sagen.
Aus dem Angeführten ergibt sich, dass eine geographische
Gruppirung dieser dialektischen Vertreter nicht recht möglich
ist; vielleicht liegt es an dem unzulänglichen Älaterial. Nament-
Hch wäre das Gebiet des uo sehr beschränkt.
42. Wesenthch anders gestaltet sich das Bild der dialekti-
schen Entwicklungen nach den Proben Dobsinskv's (6 = uo).
a) ö gilt in der Nitra, wahrscheinHch im Süden (Komja-
tice): hör gen., völ'a, mozes, cUdza, pofka, daneben allerdings
auch /rwn. Buh vi ^2. svuj zdmek; damit stimmt im Allgemeinen
die Probe aus Stard Turä im Norden der Nitra überein: kön,
nemözem, najskör, daneben auch hör gen. und najskör.
h) uo: Bosäcka dol. im südlichen Trenöin: nociU sl, po
vöU, sföl, podstoUe, zivot; die Proben aus dem Liptov (wahr-
scheinHch Sv. Jan): moj, sfodöl, nemözevi; Sv. Jan: vÖl, cd und
CO, spösoh, daneben auch za vudcu; V. Paludza: nemuohou,
muoze, vuoTa, konuop gen.; Vazec: jahod; aus dem Zvolen:
SitzTingsher. d. phil.-hist. Cl. CXV. F.d. I. Hft. '
258 Pastrnflk.
pojdem, döstatok, spösob , c6 und co; aus Novohrad : dojsti,
nemozem, daneben za vudca 474; des Novohrad -Velkohonter
Dialektes: mdj, noz, mocti, skor, voz, kon, aber daneben auch
zospüd, cf. Mr. iz i^d, popod Os. 127; endlich aus Sumiac
im Gemer: ciio, sfiioii (= stol), äo huory. Möglicherweise wird
dies schon wie ua zu lesen sein^ ebenso in der Rimavskd dol. :
pojdemo. Cf. infra und nasva (= na c6), pnajdü Rim. dol., Slov.
pohl. 1886.
c) ua gilt ziemlich allgemein im Gemer, daher ,najvseohec-
nejsie' : v huare, sua (= cd), muahol, muaj, auch van (=z an) cf.
klr. von; im Murän-Thal: sua, van, nemnahol, kuarosky (ö.
kürechj), kual, puajdem, kiian, v Tiuare, daneben mores (koj Jio
este nic/ito mores nenauHl 32) und zduiovaf (dal sitko zdulovat
za nim 37 durchsuchen); in Sirk: sua, muahö (mogh) ; endlich
in Drienßany: so (,6 "prostrednym hlasom medzi tio a ua'), vdz,
m,6j, noh, wohl auch cJivascik von cJwostz aus * chvnascik.
d) u wohl im ganzen Osten, davon wir nur eine SariSer
Probe haben: nus, nuz, pujdzem, muj, svuj, pujsc (1= po-itij, duirt ;
damit stimmt un (on) Sborn. Auch in Pogorela im Norden
des Gemer erscheint dieser Reflex, zwar o geschrieben, doch
u zu lesen: ,6 vyslovuj na PoTsky spdsoh ako 11: v6z citaj v^iz':
jxjjdem, kralövska, vyvroHlo und danach aiich domöv, vojakov.
43. Die dialektischen Stücke Kollar's bieten geringes
Material.
a) 6 in der Nitra: möze 1, 382. mözem II, 11*6. vol II, 277,
neben nemuozem I, 387; und im Trenöin: nemozem II, 377
neben pomuoze I, 307.
b) uo ist der regelmässige Vertreter des langen ö in den
keinem besondern Dialekt zugewiesenen Liedern, daneben kommt
auch o vor: cf. I, 100. 103. 115 und Andere. Daher herrscht uo
in den dialektischen Stücken aus Turec, Orava, Liptov, Hont.
Aus dem Gemer ist nur ein Beispiel zu finden: svo I, 285.
c) ü, offenbar = ü, und u tritt uns zunächst in dem
Dialekt der kleinen Karpathen (helohorsky): dürhodky I, 270
und dann im ganzen Osten entgegen: Sar. müj I, 131. 369.
II, 238. 313. 314. püjd.em I. 164 (neben nepuojdem). 184. pfij-
de.me 250. pujdzes 371. zustanem I, 95. zfistdvdm II, 314. Bfih
l, 185. 216. 250. II. 238. käu l, 309. nemüze^X. t-jU-oZ II, 46.
vülu II, 170. pusohis, vfih II, 313. Daneben auch andere Ver-
Beiträge zur Lautlehre der slovaVisclien Sprache in ITncarn. 259
treter: viöj l, 170; fiajenioc/ai 1, 88. nmozavt l, 104, und eiid-
licb, was wir besonders erwarten: muj, pnjdzem, kuh \, 304.
za hurou I, 371. za hurami II, 120. Wie die Pariser Stücke,
bieten auch die Zempliner zunächst ü: chfidz \, 190. mfij I, 380.
Buh II, 40. ])iydzeS II, 40. kiW, hrfiza I[, 372, daneben uo:
pnojdn I, 298 und «.• z hury I, 250. Die Länge des ü ist in
diesen Gegenden auffallend und stimmt mit den sämmtlicbcn
übrigen Daten über diese Dialekte nicht überein; cf. die gleiche
Erscheinung bei e. Auch das Russ.-slk. Kolldr's, welches offen-
bar auch in diese Gegenden gehört, hat vorwiegend Längen:
mitj I, 250. milz II, 38. Bidi II, 358, daneben j>6di II, 359,
sogar i in pip^ pipaju acc. sing. II, 358.
44. Auch in den Pisne slov. sind die Vertreter des langen
ö verschieden.
a) ö aus dem Pressburger Comitat: völa 23. möze, möj 2b.
poföcik 57 u. s. f., womit theilweise die Lieder od Trnavy
stimmen : pojdem 36. möj 212. {iiehöl 490). nemöz 480. vyröstly
684, daneben vemozem 418; ferner aus der Nitra: möj, möze
148. vemozem 662, neben nozky, kvoli 381. pojdemi 642. pojde§
und möj 658, womit die Lieder aus Hlohovec (Frastflk)
stimmen: pöjdemc, körecka 275. pöjdem 522.
h) uo haben die Lieder aus der Bosäcka dol. (nemöSem
146), dolni Trenciansko, dolnie Srnie v Tren6., dolni a horni
Orava (cvo), Liptov^ Zvolen, Turec.
c) u gilt im Osten: Spis: zustan 286. Buh 540. Sariä:
muj 136 u. s. f. tvuj 218. 604. nemuzes 368. Bxdi 36«. 043.
651. nemuze, do komurky 419. za hvru, za hurecku 424. nepiij-
dzem 426. s hury 546, einmal auch nemöz 242. Zemplin: muj
319. Mit dem Osten stimmen Kysüce (Nove Mesto 8emb.) im
nördlichen Trencin überein: Btih 514.
45. Diese vielfach divergirenden Daten lassen etwa fol-
gendes Bild der dialektischen Vertretung des langen ö zum
Vorschein treten:
a) ö im Westen, etwa bis an den Vah und die Nitrn.
also im Pressburger, Nitraer und Trenöiner Comitat, vielfocjj
wie es scheint durchsetzt mit uo und u. Bernoläk, HoUy etc.
schrieben daher ö: pöl, pöst; poföcek, mözes.
h) uo ziemHch allgemein im Turec, in der Orava, im
Liptov, Zvolen, wohl auch Novohrad, Hont, Tekov; neben uo
17*
2G0 Pastrnek.
wäre u zu linden. Von uo als ,in der gröberen Sprechart',
die ,nur der grosse Hanfe spriclit'j gebräuchlich spricht schon
G. Palkovic in der Vorrede zu seinem Böhmisch- deutscli-lateini-
schen Wörterbuch. I. Prag, 1820. II. Pressburg, 1821. Daher
finden Avir bei ihm kuolne, vuol, tuon und tuona. puodstolje,
puojdem, puolka, puosf.
c) ua wäre auf das Gemerer Comitat beschränkt. Inwie-
weit die Bemerkung G. Palkoviö's, eines geborenen Gcmerers,
Vorrede VIII. : ,Ja in einigen Gegenden, im Scharoscher,
Semphner, Gomorer Comitat, weiclit der Pöbel noch mehr von
der feinern, gebildeten oder Schriftsprache ab und spricht
huv, hula, zpuasob, kvanse (= kunce)' begründet ist, vermag
ich nicht zu entscheiden. Nach den vorliegenden Proben reicht
ua über das Gemer nicht hinaus.
d) u, als Nachfolger eines langen ü, würde im ganzen
Osten — Kollär's Längen dürften den Thatsachen nicht ent-
sprechen — somit in der Spi§, in Saris, Zemphn, ausserdem
nach der Probe Dobäinsky's in Pogorela im nördlichen Gemer
und nach den Pisne (theilweise auch nach Sembera) in Kysüce
im nördlichen Trencin gesprochen werden.
Die Schwierigkeiten einer geographischen Abgrenzung
beziehen sich vorzüglich auf o und o = uo, was in Anbetracht
der oben erwähnten lautlichen Nähe dieser beiden Reflexe
nicht nur in dem thatsächlichon Schwanken der Grenze, sondern
auch in der graphischen Wiedergabe begründet sein kann.
Wenn man die Populationsverhältnisse dieser Gebiete in
Betracht nimmt und dabei die Thatsache berücksichtigt, dass
wir von etwa ' .- der Slovaken in Ungarn keine dialektischen
Proben haben, so entfällt auf a) circa ', .„ auf h) circa '/^ und
auf d,) circa '4 der Sprachgenossen.
Die genetische Entwicklung dieser vier Vertreter des
langen ö liegt klar zu Tage: vom geschlossenen ö, durch iio =
ito, das theilweise durch eine offene Aussprache des o bis zu
ua = ua gelangte, zum langen n und nach dem allgemeinen
Verlust der Längen zu dessen Nachfolger v. Man beachte den
vollständigen Parallelismus zwischen der Entwicklung des langen
'«- und ö-Vocals: im Westen i und v, im Centrum ie (je) mit
der Nebenentwicklung zu iä (ja) und ia (ja), daneben vo (vo)
mit der Nebenentwicklung in derselben Gegend zu ua (ua),
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 2(j]
im Osten i und a. In beiden Fällen hat, und die;^ verdient
hervorgehoben zu werden, die Länge die Veränderung der
Qualität verursaeht. Auch ist es interessant, zu sehen, dass
das Slovakische, örtlich gesondert, dieselbe Enlwicklungsreihe
noch gegenwärtig darbietet, welche wir in der cechischen
Schriftsprache historisch nachweisen können.
46. In der Wurzel, o behauptet sich sehr fest; die Ab-
weichungen sind wenig zahlreich.
choch-: chechtaf wie c. und p., sonst o, a. Der Vocal
wechselt unter onomatopoetischem Einfluss. Asl. kroma, krome:
kreme, krema, krem, okrem. e erscheint noch im Kir., alle
übrigen slavischen Sprachen haben o, namentlich auch ö. krome.
Vielleicht liegt hier eine Assimilation an das folgende e vor.
Asl. pro kennt das Slovakische nicht, es gebraucht jjre, asl.
pre; daher auch prec, c. pri/c: asl. proce. Dieselbe Erscheinung
liegt im Polnischen vor. prosried, wenn es nicht unter cechi-
schem Einfluss entstanden ist, hätte pro bewahrt, nogüti: necket
Loos. nechtom Zvol., Dobs. wie c. nehet. Im Slovakischen möchte
man *nohot erwarten, e ist vielleicht durch Assimilation ent-
standen, das ganze Wort mag aus dem Westen stammen. In
der allgemeinen Gemer-Probe lesen wir vyslebodil Skul. und
Dobs. 2, 182. Cf. vislyehodzi in dem Debrecziner Liederbuch
von 1752, Hodza, Ep. 19. Cf. swiehoda, swiebodny, slebodny im
Pohl. Miklosich, Etym. Wörterbuch. Immer wieder lassen sich
Anknüpfungspunkte an das Polnische im Gemer nachweisen.
Neben diesen Fällen mit ß sind andere Vocale ganz vereinzelt
eingetreten, vod- aus ved-: sprevadi 3. sing., vyprcvadia 3. plur.
Cerny, Cit. 1, 52. mjprevadif. Loos. Cf. p. wr. prowadzic. a im
Slovakischen mag vom iter. prevddzat stammen, roza: ruza,
c. TÜze. b. s. klr. ruza.
47. Im Stamme, o ist der auslautende Vocal einer Keihe
von nominalen und pronominalen Stämmen und erscheint
sowohl wenn der Stamm durch ein stammbildendes Suffix er-
weitert, als auch wenn derselbe durch ein wortbildendes Suffix
geschlossen wird, was nicht befremden kann, da ja der Unter-
schied zwischen diesen beiden constituirenden Elementen des
Wortes hysterogen und zum Theil nur theoretisch ist.
a) 0 vor stammbildenden Suffixen. Asl. kokoto: kohut. Das
allgemeine ü ist ebenso befremdend wie u im p. kogut, klr.
262 Pastrnek.
kohut. Neben ziiot erscheint häutig zlvuot, Leben, J„ Rimavsky 11.
Hodza, Dobr. slov. 50. 51, neben zivot in derselben Bedeutung
53. zivot, Leben, Lipt., Skul. und Dobs. Cf. kh*. zyvof, Bauch.
Bildungen von Jo-Stämmen, wie dejopis, Pauliuy-Töth, Bes. I, 7.
vojostrdz 43. vojoveda Loos, beruhen auf Nachbildungen der
o-Stämme.
b) 0 vor wortbildenden Suftixen. a) masc. o-Stämme. Mit
Rücksicht auf das c. chlajnim, cf. auch p. cMopom, darf man
annehmen, dass die' plur. dat. clilapom, diihom und analog
darnach auch die jo- und i-Stämme muzom, mecom, 1'udonvd.Qn
ü- Stämmen angehören. Es muss aber hinzugefügt werden, dass
auch asl. srjmmz im Slk. synom ergäbe, ß) neutr. o-Stämme.
Die neutr. n-Stämme folgen im sing. nom. acc. auch den o-
(mittelbar den es-) Stämmen und bilden dann: meno, bremeno,
semeno u. s. f. neben den historischen Formen bremä u. s. w.
Zahlreich sind die sing. nom. von masc. o-Stämmen auf o, Kose-
worte, besonders von Personennamen: Jiirko, Oerny, Cit. 1, 23.
apko, magy. cqjö, Väterchen, 33. Bdko, Name eines weissen
Hundes, 39. dedko 49. junosko 49 u. oft. gazdicko (mit dem Voc.
gazdickii) Pogorela im Gemer, Skul. und Dobs. cucko (Hunde-
name) Mur. dol. apo, Driencany, bdco ibid. Janicko, Lipt. snha-
jicko Türe., Kollär I, 304. Janicko Kysiice, Pisne slov. 514. suha-
jicko Zemplin, ibid. 19. suhajko, Sar. itid. 85. Aus diesen Proben
könnte geschlossen werden, dass die Form insbesondere in der
centralen und östlichen Zone beliebt sei. Es sind neutrale De-
minutivbildungen, wie sie bei den nordwestlichen Slaven nicht
Aveiter im Gebrauche zu sein scheinen (sie sind daselbst auf neu-
trale Grundwörter beschränkt, doch vgl. p. brafuhko, ojczenko),
aber bei den Süd- und Nordostslaven allgemein üblich sind, Miklo-
sich, VG. II, 264 f. Um so stärker sind bei den Nordwestslaven
die formell ähnlichen Bildungen, nämlich die mit der verächtli-
chen Nebenbedeutung des Plumpen versehenen Augmentativa
auf isko vertreten, Miklosich, VG. II, 274 f. y) pronom. o-Stämme.
Nom. sing, neutr. to, masc. neutr. gen. toho, dat. tomu, loc. tom. Im
loc. folgen ihnen auch die /o-Stämme : jom, mojom, nasom. mojem
nur im Westen, Dobs., Sborn. Auch im gen. liest man coho,
Dobrä Voda, Sembera. Sv. Jan v Lipt., Dobs. z coho, Nitra,
Dobs. colio, comu, Hattala 97. Umgekehrt gilt feho, teviu in HoKc
und Sträze, im äussersten Westen, Sembera. z jedneho kraja,
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 263
Nitra., Dobs. na ednehu duba, Novobrad-Velkohont, Dobs. 7, 23.
jednemu, Sv. Jan im Liptov; ferner im Osten: teho, jedneho,
^a.Y., Skul. und Dobs. kemu, Spis, Pisne slov. 286. 540. Daber
auch in Pogorela: tego, temu. Es sind Analogien zum Tbeilc
nach jeho, zum Theile auch nach dohreho als Kürze: dohreho,
dohremu. Für koU, toll und den ErAveiterungen lesen wir kel'hj
neben kol'ky Loos, keh in Sirk im Gemer, telo Driencany im
Gemer, Dobs. Cf. p. kiele, kiela. Ferner zdhjv (inzwischen)
Driencany, cf. klr. zakyl' während, o) Auch der sing. voc. der
a-Stämme bietet ein stammhaftes o: zeno. Dafür wird vielfach
der nom. gebraucht: sldmka, Rim. dol. im Gemer, Skul. und
Dobs. Doch zeno allg. Gem. ibid., ferner Uanzo Rim. dol., Slov.
pohl. 1886. Das im sing, instr. auftretende o: asl. zenojq unter-
liegt gewissen Contractionserscheinungen, cf. §. 53.
48. Im Worte. Im wortbildenden Theile erscheint o nur
im pron. Öuflix go: toho, jeho, dohreho. lieber nio in der Conj.
cf. §. 7.
tort Avird trat.
49. Die Lautfolge trat gilt im ganzen slovakischen Sprach-
gebiet, auch im Osten: mlacic, najmladsi und Andere, Sar.,
Skul. und Dobs. Doch gl'ove (sie) sing. nom. aus dem Zemplin,
Pisne slov. 19; ferner chlop Gem., Dobs., Sbornik.
Eine Abweichung bilden die von Öembera als p.-slk. be-
zeichneten Orte Cadca und Skalite im Norden des Treucin,
wo die polnische Lautgestalt stark hervortritt. So linden wir
in Cadca neben kralovno, zlatoklase, glavno auch plone und
plunem, vinogrode, chlodnem und vhstnech; noch consequenter
in dem nördlicheren Skalite: jjlone, plonym, glovni. Einzelne
Spuren der polnischen Lautfolge erscheinen auch in Sumiac
und Pogorela im Norden des Gemer. So chlopcisko, sonst aber
kral' etc. in Sumiac, und kroviar, krovhj, vyvrötilo, sonst aber
krar etc. in Pogorela. Soweit Abweichungen vorkommen, weisen
alle auf die polnische Sprache hin.
Gegenüber der Lautfolge olt, ort tritt im Slovakischen eine
Neigung hervor, dieselbe im Gegensatz zum (Jechischen durch
laf, rat wiederzugeben. Daher lesen wir neben lokef, Victonn.
Cerny aucb laket Loos. Sladkovic; neben robi^ auch rab Loos,
rabstvo, Cerny, Cit. 1, 22; neben rozny und das damit wohl
264 Pastinek.
zusammenhängende rozdie auch razdie, razdina Loos, rdzda, Släd-
kovic (cf. magy. rasgya?): und nur rdst (,chybne riasf, Hattala
115, doch cf. nariastlo, Cerny, Cit. 1, 10. vyriasily 23. riasti,
Novohrad-Velkohont, Dobs. 7, 25), rastlina, rastlinst m; ferner
razen Loos; rataj- rakyta. Doch scheint der Osten an dieser
y V
Neigimg keinen Theil zu haben, da wir pvirostnul, Sar., Ökul. und
Dobs. 3; 279 linden.
Asl. q.
50. Allgemeines. Das slovakische Sprachgebiet zeigt in
Bezug auf die Vertretung des asl. a keinen Unterschied: die
Kürze wird durch u, die (ursprünglich allgemeine) Länge durch
ü wiedergegeben. Die Quantitäten stimmen in der Regel mit dem
Cechischen überein. Abweichend sind: ö. duha, Regenbogen,
Fassdaube : slk. diiha in beiden Bedeutungen ; c. liouha,
Schwamm: slk. huha; c. housle: slk. Imsle; c. knih: slk. krnh,
Slddkovic 30, dagegen kruh Loos; die Länge entspricht p. krag;
ö. smutek: slk. smütok; c. ühel, Winkel und uhd, Kohle: slk.
ukol und iüiol% beide kurz, wie p. ioe.giel und icegiel (neben
wqgl, also umgekehrt); c. pouto: slk. piito wie p. p^io; c. prut,
prouti, wie p. prft, prqcie: slk. prut, priitie; c. soused: slk. auch
süsed Loos, Slädkovic neben sused, Pauliny-Töth. Novohrad-
Velkohont, Dobs. 7, 22; c. soudce: slk. sudca Loos. Victorin;
ö. smoud neben cmnd, cmüd, smouditi: slk. smud, cmud, cmud,
smudit; c. tuiba: slk. tüzha.
Von dieser allgemeinen Vertretung bilden die beiden von
Sembera als p.-slk. bezeichneten Orte, Cadca und Skalite im
Norden des Trenöin, insofern eine Abweichung, als sie nach
polnischer Weise den Nasal, nach Sembera's Schreibung, als
Consonanten hervortreten lassen. Nicht consequent sind die
Beispiele aus Cadca: dymbe plur., Imky plur., gah'nzami, ferner
sing, instr. z velkom radosÜom , 3. plur. nimozom, robjom, som,
nScIicom, reptajom, dagegen dubom, v smutnej, nemüdri, hnstem,
ferner 3. plur. se vznoso, ch'he. In Skalitc scheint der Nasal
stärker zu sein: dovby und donbom, lonky, galonzmi, gonstym,
ferner 3. plur. son, sklodajon, reptajan, dann das part. nechcovc,
doch auch smutnej, 3. plur. robio und 6iesa .se.
In Sumiac (bei Skul. und Dobs.) erscheint nur u : dajn 3. plur.,
ihrajuci, vyskakvjuci, na hostina. Allein in Pogorela ist das
Beiträge zur Liiutlelne der slovakischen Sprache in Ungarn. ^ßö
nasale Element stark vertreten: zaigravajonci, vi/skakujÖ7iei^ dazu
zajöncky nach polnischer Entwicklung, ferner sing, acc. tioje
dievke: ,Saniohldsku e na konci mlen vyslovuj ako PoTske e f. j.
en nosom vyslovene ,' Dob§., und auffallender Weise auch der
sing, instr. s mlade neveste (i vybral se pan kocurikousky i .s
mlade neveste do domu); daneben na luky, se sehn und vzid
nach p. vzql.
51. In der Wurzel, glombokz: asl. (jlqhokz neben ghbok?,;
während die übrigen slavischen Sprachen nur den Reflex des
q bieten, erscheint im Slovakischen nur das silbebildendc /;
hlhohj, hlhka. Allerdings kann auch das ü. hluhoky auf diese
Form zurückgeführt werden. Ebenso dürfte kl'h, Gelenk, Glied,
Loos; Haufen, Knäuel, Cern_y, Cit. 1, So; klhko,\i.xii\\\c\, plur.
gen. klhek, neben kluhek, Nitra, Dobs. 8, 67. (JS zu asl. kl<ibo
zu stellen sein.
Worte wie gamba, Kinnbacken, Maul; gomba, Knopf uiul
dessen Ableitungen, sind natürlich nicht slovakisch, sondern
stammen aus dem Polnischen, beweisen aber durch ihre all-
gemeine Verbreitung abermals den weitreichenden Einfluss der
polnischen Sprache auf das Slovakische.
52. Im Stamme, ndu, nde: odkud, dotud, odtmJto. Daneben
a und d für u: iadeto, sade; skade, Rimavsky 6; pokdd, Cerny,
Cit. 1, 13. posavdd 32. dotdd-dokdd, Nitra, Dobs. Die Länge
wie im p. dokqd und Andere.
Einem asl. *pbstrqgz entspricht ö. slk. pstruh. Ein Suffix
qdb scheint vorzuliegen in asl. zelqdb: slk. zalud, 6. zelnd, zalud,
p. dagegen zolqdi. Ferner im asl. zelqdzkz: slk. zalüdok, was
mit dem Cechischen und Polnischen in der Quantität des q
stimmt. Ein Suffix qU muss vorliegen in asl. mogqth, mächtiger
]\Iann, davon c. slk. mohutny, r. mogiUnyj.
nq in Verben: nmiuf, dagegen minid, minufy. Diese Parti-
cipialbildung auf -nq.fö, mit kurzem a, darf als Regel gelten
bei allen Verben IL; Hattala 123 f. führt auch trzemj und
Andere an, allein fügt hinzu, dass man postihnuty, zamkmify
etc. gebraucht. Die genannten Verbalformen stimmen in der
Quantität genau mit dem C. überein, mit dem P. bis auf das
Part. act. dziclgnql. Langes ü in diesem Part, ist übrigens
auch im slovakischen Sprachgebiet zu finden: zasnnli, nhnnl
Murän-Thal im Gemer, Dobs.; nahrm'd allgemein Gem., Skul.
26Ö
Pas trnek.
und Dobs., iille Formen bezeichnender Weise aus dem Gemer.
Das Suffix nt bildet Part, praes. act., welche in allen Stamm-
classen, mit Ausnahme von III. 2. und IV., langes q zeigen:
nesüc; ebenso ö. nesouce, p. niosqc.
53. Im Worte. Sing. acc. der a-Stämme: asl. ryhq, dmq:
njhu, dusu. Sing, instr. derselben Stämme asl. ryhojq: ryhou,
und darnach auch dusou und ferner kost'ou. Ebenso gebildet
mnou, tehou, sehou; ferner tou, mojou, nou. Das charakteristische
ou hob schon G. Palkoviö im Jahre 1820 hervor, indem er
(Vorrede p. VII) sagt: ,das aic (damals noch im C. in der
Schrift für ou üblich) — spricht der Slovak — wie ein langes
u, ausgenommen den Instr. in au, der im gemeinen Leben
wie ou lautet, z. B. velikou ranou'. Ebenso hebt Kollär, När.
zpiev. 1835, II, 473, unter den Eigenthümlichkeiten des slovaki-
schen Dialektes in den Liedern hervor: ,Slovdk cini i v prida-
vnych a mistojmennych slovich rozdil mezi Akkusativem a Instrumen-
talem, k. p. acc. mü, dobrii, Instr. mou mojou, dohrou'. ou
gilt in der gegenwärtigen Schriftsprache. Das slovakische
Sprachgebiet verhält sich jedoch in dieser Endung nicht gleich-
massig. Indem wir nun den verschiedenen Reflexen unsere
Aufmerksamkeit zuwenden, müssen wir auch die beiden zu-
sammengesetzten Adjectivformen, den sing, instr. fem. dohrou
und den acc. fem. dohrü in den Kreis der Beobachtung ziehen.
Nach den Proben Sembera's 124 f. 158 f. 173 f. spricht man
a) ü in Sucha im Pressburger Comitat: z relkü radosiu,
s panenkü; in Holiö: s panenku; Sträze: huavm'i jyricimi, z velkü
radoscü; Dobrä Voda: ," velkü radostii, hellt Satku mit auffallender
Kürze; Frastäk: z relkü radosfn; Pisfany: s relkü radostii, aber
s panenku; Li'ika za Vähom: s velkü radosfü, hlavnü pricinü
(f Avohl Druckfehler); Bzince: hlavnü pricinu mit auffallender
Kürze, s velkü radosfü; Brezova: s ■panenkü; und Kovärce im
Nitraer Comitat: hlavini pricinü, z velkü radosfü; in Bosäca :
s velkü radosfti, hlavnü pricinü; und Trencin im gleichnamigen
Comitat: s velkü radostü, s panenkü, helü satkü.
h) u, als Nachfolger eines ü: in Nove Mcsto (Kysuce)
im nördlichen Trencin: s velku radostu; ferner im ganzen Osten,
daher in l'odhradie Spisske: ;; velku radoscn, hlavnü pricinü,
s panenkü, .s hibi chusteÖka; und Levoöa in der Spis: s velku
radoscu; in (laboltov: z velku radoscu; Bardijov: ö- panenkü, z
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Spritclu: iu Ungarn. 267
hilu chustku; und Presov im Saris: s velka nidoscu, s panenku,
z hilu satku; endlich in Snina im Zcmplin: s celku nidoiicu,
s panenkiL, s hilu husiku.
c) ou mit der Nebenform ov: in V. Surany im Süden
der Nitra: s velkou radostou, s iJanenkou; in Bänovcc im Süden
des Trencin: s panenkou, neben z velkov radostov, heloc mtkov;
iu Hradiste, in der Nähe von Banovce, doch im Nitraer Comitat:
z velkou radostou; in Üstie in der mittleren Orava: z velkov
radostov neben hlavüou pricinoii, s panenkov, helov satkov; in
Jasenovä in der unteren Orava: z velkou radostou, s panenkou^
helou satkou; in Kläster: z velkou radostou; ebenso in Mosovce
im Turec: s panenkou, helou satkou; in Brezno: s velikou
radostou; und B. Bystrica im Zvolen: s panenkou, bclou satkou;
in V. Kosmalovce im Tekov: hlavnou pricinou, z velkou rado-
stou; in Tesary im Hont: s velkou radostou, s panenkou, helou
satkou; in Polichna: s velkou radostou, s panenkou; und Modry
Kamen in Novohrad: s velkov radostov.
d) 6 im Gemerer Comitat, und zwar in Rybnik: s velkö
radoscö, s panenkö, hjalö satkö ; und V. Revüca: z velkö radosto
und s panlcko mit auffallender Kürze.
e) In Kolärovice, im nordwestlichen Trencin, lesen wir:
2 velikum radoscum, hilum satkum, aber daneben z devkü; und in
dem sogenannten p.-slk. Cadca, im Norden desselben Comitats:
z velkom radoscom.
Nach Dobsinskj's und Skultety's Proben herrscht
a) ü in Bosäca im Süden des Trencin : cestü, hlavü, pred
sehu ; in Starä Turä im Norden: s radostu, za sehü, etc.; und (wahr-
scheinlich) Komjatice im Süden der Nitra: vesdu tvärü und andere.
h) u. Die Belege für diese Vertretung sind sehr spärlich:
za mnu , se sehu in Pogorela im Norden des Gemer; in der
Pariser Probe lese ich za pecii mit auffallender Länge.
c) ou herrscht im Liptov, Zvolen, Novohrad, Velkohont.
Die betreffenden Proben enthalten zahlreiche Belege. Be-
merkensAvert ist das Vorkommen des ou im Rimathale im
Gemer, Skul. und Dobs.: s ednou sldmkou, so mnou, celou
cestou, za hrackou (= hradskou), so sldmkou; ferner in Driencany
im Gemer, Dobs.: pod kladou, nach weichen Consonanten eu:
s naje&enou srstieu, s nadurenou hrivieu, s odranou kozieu, touto
zeleznou ohrusieu, s ednou chudou svinieu, pod zemieu, s nieu.
268
P a s t r n e k.
dj ö ist auf Gegenden des Gemer beschränkt. Allgemein
Gem. s velkö nddejö, s veh/kö mdostö, pred sobö, s tö kravö,
za nö etc.; ferner im Muran-Thale: sobö, lopatö, pred krdlovö
palotö; und in Sirk: so mnö, s dohrö novinö.
In Kollärs dial. Stücken ist das Material äusserst gering.
a) II. Aus dem Trencin: za mihi I, 372. za mnü II, 388;
ferner aus der Nitra: s tehil II, 192. za mnü II, 196, aber
daneben horou I, 387. s jasnou tvdrou, s kterou U, 270. 271.
h) u. Für diese Vertretung liegt nur ein Beispiel vor:
za iiu sot. I, 103. Alle übrigen Fälle aus dem Osten haben
theils ou: vSar. s rozmarijou 1, 17. 6- tebou 104. vodou 370. za
huroii 371; Zemplin: za tebou 1, 250. kurou, dolinou, ruSou,
lelioii, drazkou, pannou 11, 40. za mnoit 371. s povetricou ndram-
nou 371. 7nojou 372; russ.-slov. zalosfou II, 38.; oder ii: Öar.
fnijarkü I, 115. se slamkü, s cvernicku, 170. pofZ pari!«'* 370 s
tebit n, 313. s tebii jednü 314. Zemplin: drazkü II, 39; Sot.
jjod lipu 1, 21; pol.-slov. se mnü II, 94.
c) ou ist der allgemeine Reflex für alle übrigen Gegenden,
der wie wir sahen auch im Westen und besonders im Osten
vorherrscht. Auch das einzige Beispiel aus dem Gemer hat
ou: nad horou I. 248; es scheint übrigens mit domov zii reimen,
so dass die Möglichkeit, es als ö zu lesen, nahe liegt.
Nach den Pisne slov. wird gebraucht.
a) ü in Pressburg: pod tu skalu 57. s panenkü 122. rnalu
rybeckü ibid. etc., daneben auch ou: chvilkou 57. jjod boro-
vickou 72. krdsou 153. za seboii, s tajnosfou, panenkou. ibid etc. ;
ferner in der Nitra: pod hori'i nitrdnsku 134. rucenkü 252.
ruzü 255. und andere, daneben jedoch ebenfalls ou: mojou,
tvojou neben morsku rybeckü 713.; hierher auch Hlohovec
(Frastäk); s tebü 275; endlich der Süden des Trencin, Bosaca:
za vodü 101. nezdcnü nevestü 213., und dol. Srnie: frajerkü
nejvernejsü 677.
b) u gilt ziemlich allgemein in den aus dem Osten stam-
menden Liedern. Saris: so sebu 157. prede mnu 169. za mnu242.
stoß pod iiu moja mila 371. za huru, za hureÖku, s holidjecka
424. s Sebu 593. s maceru 608. kdze budzem nevestu, vymitala
bymja rozmariju cestu 672. Nicht so consequent ist die Anwen-
dung des u in der Spis, wo wir neben za cebou in demselben
Liede moju frejirkü (somit drei Vertreter, ü, u, ou) lesen 286,
Beiträge zur Laiitlpliie dor slovaVisclien Sprache in Ungarn. 2G9
ferner in Kysüee im Norden des Trencin: stracüu sorii laakii
l)od horu povazsku, daneben za cehou 254 und zu nu polhiud 548.
c) oit gilt ziemlich allgemein in Bo.silea im südliflicii
Tren6in: za fehou 99. pred BoMcou 10(3. s tehou 193. und
öfters , neben dem oben erwähnten n , ferner gilt ou aus-
schliesslich in der Orava, im Liptov, Turec, Zvolen.
cT) 0 ist Gem. : s fefkö, päd gelefko 449.
Diese Angaben stimmen darin überein, dass asl. ojq im
sing, instr. im slovakischen Spracligebiete, wenn man von den
offenbar durch p. Einfluss entstandenen ow, um absielit, gegen
wärtig einen vierfachen Reflex bietet: a) im Westen, das ist
in den Comitaten Pressburg, Nitra und zum Theile Trenöin
(Süden) ausschliesslich oder doch vorwiegend ü. Bernolak und
Genossen schrieben daher ??.• peknu ovcii. h) Im Osten, das ist
in den Comitaten Spis, Öaris, Zemplin, ferner in gewissen Ort-
schaften des nördlichen Gemer , wo der p. P^influss auch
sonst deutlich Avahrnehmbar ist, sowie auch in dem unter
gleichen Verhältnissen befindlichen Norden des Trencin finden
wir u, das als Nachfolger einer Länge betrachtet werden darf:
c) in den centralen Comitaten, nämlich in der Orava, im Liptov,
Turec, Zvolen und Avahrscheinlich auch Novohrad, Hont und
Tekov herrscht ou, mit der Nebenform ov; endlich d) in einigen
Gegenden des Gemer o.
u konnte nur auf die Weise aus ojq, oju entstehen, dass
o sich dem folgenden ii assimilierte: im, ti. Hier behielt die
vocalische Kraft des u die Oberhand. Ein Gegenstück dazu
ist die Entwickehmg zu o, bei welcher nothwendig das folgende
u dem vorhergehenden o sich anglich, worauf aus oo, wie im
plur. gen., 6 entstand. Die Erhaltung des ou, das ist ou, erklärt
sich eben aus dem consonantisehen Charakter des n, welches
denn auch zu v sich vielfach verdichtete. Dass auch dort, wo
die graphische Wiedergabe ou bietet, der zweite Bestandtheil
dem Spiranten nahe kommt^ ersieht man daraus, dass ou nicht
als Länge gilt: krdsou.
Auch das verdient besonders hervorgehoben zu werden,
dass der Vocalismus des Gemer, wie hei j>i, jn, wie bei wi,
va, so auch hier wieder den Vocalismus der centralen Zone
voraussetzt, aus dem er sich unter deutlichem Einflüsse des
Polnischen entwickelt hat.
270 Pastrnek.
Dem sing, iiistr. entgegen bietet der sing acc. der zu-
sammengesetzten Declination im ganzen slovakischen Sprach-
gebiet nur eine Form, nämlich u, respective u im Osten: dohru
(dohru). Es besteht somit zwischen dem sing. acc. dohru, und
dem sing, instr. dohrti ri/hii, dohru ryhii, dohrou o-yhou (dohrov
ryhov), dohrö ryhö ein so tiefgehender Unterschied, dass jeder
Gedanke, als hätten diese beiden Formen einen gleichen Ur-
sprung, aufgegeben werden muss.
Die slavischen Sprachen, und zwar die zunächst in Be-
tracht kommenden, im Westen das C. (acc. ac. dohru nö.
dohrou, instr. ac. dohru rifhu nö. dohrou ryhoii), das P. (acc.
dohrq, instr. dohrq ryhci) und auch das Nsl., mit welchem sich
das Slovakische allerdings gegenwärtig nicht unmittelbar be-
rührt (^acc. dohro, instr. dohro ryho) haben die gleiche Endung;
in beiden Casusformen; allein die östlichen, russischen Sprachen,
halten dieselben auseinander: acc. dohruju, instr. dohroju ryhoju.
Daher ist slovakisch acc. dohru = dohruju = dohrqjq,
dagegen instr. dohrou ■= dohroju = dohrojq. Die Formen des
instr. dohru, dohru, welche im Westen und Osten gebraucht
würden, sind aus dohrqjq wie aus dohrojq erklärbar.
Während somit zwischen dem Westen und dem Ac. eine
genaue Uebereinstimmung herrscht, berührt sich der Osten mit
dem P. darin, dass die beiden Casus gleich behandelt werden.
Umso bemerkenswerter ist es, dass wir die vorliegende Laut-
cntwickelung der centralen Zone mit den russischen Sprachen
übei*einstimmen sehen; dieselbe etwa mit dem Klr. in Ungarn
in Verbindung zu bringen, verbieten nicht bloss wichtige
sprachliche Erscheinungen, sondern auch die ethnographi-
schen Verhältnisse. Denn im Gömür gibt es, wie ich schon
im §. 7 erwähnt habe , gar keine Ruthenen , im Borsod
(0-24" J und Abauj-Torna (0-31 f'/,,) fast keine; erst im Spiäer
Comitat fänden Avir 9-73 " ,„ das ist 10,825, und weiters im
Sariser Comitat l<S-69 " ,„ das ist 31,<S49, im Zempliner Comitat
11-29 "/y, das ist 31,073 Ruthenen. Noch im Unger Comitat
halten sich Slovaken mit 3004 " ,„ das ist 38,0(J3 Sprachgenossen
und Ruthenen mit 34-25'' „, das ist 43,098 Genossen die Wage.
Danach bestände, vom Osten ausgehend, durch Ung, Zemplin,
Saris und Spis eine recht sehwache Verbindung zwischen dem
klr. und slk. Sprachgebiet. Allerdings muss auch hinzugefügt
Beitriigo zur LaiUloliro der slovakisclien Spraclip in Ungarn.
'Ji
werden, dass wir über die dialektisclieu Verliältniase des Ostens
am schlechtesten unterrichtet sind, wcshalh alle darauf Lczü^^-
lichen Combinationen problematisch sind.
Die im Slovakischen beobachteten Reflexe der Instrumental-
endung o/a haben auch in anderen sla vischen Sprachen ihre Paral-
lelen Im Klr. findet man oj, ej im Osten; o;p, ev, im Westen für
und neben oju, eju: dohroj, dohrov; synej, syimv, IMiklosich, VCJ
III, 265, 267. Nach J. Holovacky], Rosprava p. 65 ist ov, ev dem
galizischen und karpathischen Dialekt (Ungarn) eigenthümlich;
das würde insbesondere mit der in Driencany im Gcmer ge-
fundenen Doppelform odrauou kozicu übereinstimmen. Ich
nehme, gemäss dem im §. 7 Erörterten an, dass ein etwa vor-
handener Einfluss auf Einwanderung aus GaHzien beruhe.
Auch im Nsl. tritt an die Stelle von ö im Osten oj: rihoj;
die ungrischen Slovenen sprechen ov und oin, die kroatischen
om, um und oj: ribov, rihum^ rihoj, Miklosich, VG III, 137.
Und damit hängt ferner das Serbische zusammen. Auch hier
lautet in alten Denkmälern sing, instr. auf ov,, seltener auf
omh aus: verovb, veromh, Miklosich, VG III, 211. Die bei Press-
burg ansässigen Kroaten sprechen nach einer Probe Dobsinsky's
im Sbornik 1874, S. 82 u: volim ja domn s ko.tii kosif. itcJc na
vojnici sahlu nosit.
Die Slovenen Ungarns, welche gegenwärtig vorwiegend
im Eisenburger und Zalaer Comitat wohnen, berühren sich mit
den Slovaken nicht: allein es unterliegt keinem Zweifel, dass
dieser Zustand nicht ursprünglich ist. Daraus ergäbe sich
die gewiss interessante Erscheinung, dass eine eigenartige Laut-
entwicklung (ov) in geographischer Continuität durch vier slavi-
sche Sprachen: Serb., Nsl, Slk., Klr. sich verfolgen Hesse.
Die im nordwestlichen und nördlichen Trencin, ferner in
der oberen Orava (cf. J. Polivka, List. fil. XII. 1885. 469)
vorkommenden Formen om, um sind auf die nasalirten Laute
des Polnischen zurückzuführen, wobei auch die Verdumpfung
des 0 zu u beachtenswerth ist. In dem consonantischen Charakter
des nasalen Beiklanges läge ein Analogen vor zu dem tönenden
labialen Spiivanten v aus w, d. i. dem consonantischen it.
In der Conjugation lautet die I. sing, in allen Verbalclassen
auf m aus: nesiem etc. Das Slovakische stimmt darin mit dem
gegenwärtigen Neuslovenischen und Serbischen überein, während
2i 2 Pastrnek.
die übrigen slavischen Sprachen die KeHexe des Altslovenischen
(mit Ausnahme von V, 1. im P., Os. und Ns.) bewahrt haben.
Zu diesen gehörte auch das Altcechische; gegenwärtig ist im
Cechisclien der Auslaut ?( (i) auf die I. II. V, 2. 3. 4. VI.
Classe beschränkt, während III. IV. V, 1. und, wie in allen
slavischen Sprachen, die sogenannten Themavocalloseu m. haben.
Man pflegt diese Erscheinung auf sprachvergleichendem Gebiet
als einen eclatanten Beweis anzusehen , dass einige wenige
Cluster (ß'kMik, yi,a/Uk, WAAk, I€C/MK und H/uamk) genügen, um die
Gesammtheit von Formen gleicher Kategorie umzugestalten.
Wir können sogar den Weg angeben, welchen dieser Process
genommen bat. Aus der Uebereinstimmung des Kh'., P., Os.
und Ns. darf man wohl mit ziemlicher Gewissheit schliessen,
dass V, 1 den Anfang machte: ^ivAa/Uk nach /i,aii\k, iiA^a^uk.
Die nächste Etappe wäre im Cechischen vorhanden: dem cUldm
nach ddiii und vidm folgte umim, chvdUm nach vim und jim.
Aus dem facultativen Gebrauch des m auch für alle übrigen
Verbalclassen, vorliegend im Os. und Ns., entwickelte sich als
letzte vStufe die allgemeine, allein giltige P^orm m.
Diese Genesis der Endung m in der I. sing, dürfte auch
die Länge von nesiem, das einem c. *?u>.sv'«? entspräche, einiger-
massen erklären, cf. §. 6.
Die Endung m der I. sing, herrscht olme dialektische
Unterschiede im ganzen slovakischen Sprachgebiet und bildet
deshalb in ihrer Allgemeinheit eines der auffallendsten IMerk-
male des Slovakischen gegenüber seinen Nachbarn, dem (J.,
P. und Klr. Nur reJcUj ö. rku ist adverbiell im Gebrauche.
Ferner lesen wir bei Kollar I, 103: chotJzu, j^opatru, Sotac.
Dies würde auf kleinrussischem Einfluss bendien. Häufiger als
diese sonst nicht belegte Erscheinung ist die Anwendung des
7)1 nach polnischer Weise: nikdam. nevidzela, Sar. Kolhlr II, 121.
dala hym II, 237. vylal hym, Sotac. Kolhir I, 94. alem ho lühila,
russ.-slov. Kolldr I, 250. Juhüam, Spiä, Pisne slov. 302. Öar. 218.
vymitala hym. ja, Sar. 672. co hym, Se mal hnevac, Sar., Skul.
und Dobs. rhodzilam., Sar., Dobs., Sborn. do rojnym ho poslala.
Sar. ibid.
Die III. plur. hat in allen Verbalclassen den langen Vocal:
u für asl. qf?,, in für asl. ^fz, genau dem Cechischen und Polni-
sehen entsprechend Nach Sembera's Proben gilt überall ü (u);
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclicn Sprache in Uiitjarn. 273
nur in Policlma im Novohrad finden wir auffallender Weise
neben il auch das ans Cechische erinnernde ou: sü, ntchcä, skia-
dajü, aber brechajou, repcou; und in Gaboltov, im äusscrsten
Nordwesten des Saris, allgemein a: vypindja se, sa, ntclica,
ruliaja se (sie); doch einmal auch u: radujib se. Aus dem Osten
wird sonst keine Abweichung gemeldet; nur Koll;ir führt mehr-
mals eine Form auf 6 an: Sar. so, nemajö II, 120. p.-slk. hudö
I, 152. 'padajö I, 154. Ferner dajo als Gem. I, 285. (Jf. Mali-
novski, Opp. Mundart 23.
Die in Gaboltov bemerkte Form sa erscheint auch sonst
häufig. So sagt schon flattala 143: sa ,mlestami vedla sil/ tamto
hl'a sa kl'äcii od komory, Zvol., Dobs. ked sa krivie (prsty), na-
y
yrav ml jich ibid. ved sa este maUckie, Lipt., Skul. und Dob§.
ze CO sa to za halusky, Sv. Jan v Lipt., Dobs. tu sa Vud'ia ibid.
a z tycli jedenästirh jxzyky kde ze saf ibid. uz sa pdid doma,
Kollär II, 44., Türe. Auch bei J. Rimavsky, Slov. pov. liest
man S. 11: fje (uhohje sestri) sa este len v pekU. Wenn a lang
wäre, könnte man vermuthen, es habe sich den zunächst
liegenden Verben dadia, vedia, jedia angeschlossen : allein die
Kürze bildet ein unübersteigbares Hinderniss dieser Erklärung.
Wie das Auftreten in Gaboltov zeigt, wozu auch noch Jasenova
in der unteren Orava (bei Sembera S. 135) hinzukommt, haben
wir die Heimat dieses sa im Norden, im polnischen Sprach-
gebiet zu suchen.
Asl.
a.
54. Allgemeines. Die Kürze und Länge des a wird in
der gegenwärtigen Schriftsprache durch a und d wiedergegeben.
Insbesondere tritt d in den Verb. iter. ein: a) kosif: zkdsaf,
Slov. pohl. 1851. dojit': naddjaf, Cerny, Cit. 1, 12.
b) hladit: prihlddzat , Slädkovic 83. Madat: vyhl'addvaf,
Cerny, Cit. 1, 20.
Nach weichen Consonanten waltet die Neigung vor, die
Länge durch ia zum Ausdruck zu bringen: fial, ziar, ovciak.
Diese Neigung ist in der Declination sogar zur Regel geworden:
dtisiam, dusiach, wie später genauer gezeigt werden wird. Dies
führt uns darauf hin, dass das Slovakische in den Reflexen
für asl. a nicht gleichmässig verfährt.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. CXV. Bd. I. Hft. 18
274 Pastrnek.
y
Nach Sembera's Proben gilt
a) a, d in Sucha im Pressburger Comitat, in Sträze, Holic,
Dobrä Voda, Bzince, Lüka, Pisfany und V. Surany in der
Nitra, in Bosäca, Trenöin und Kolärovice im Trencin, endlich
in Ustie in der mittleren Orava.
b) Auf dasselbe Verhältniss darf man wolil diejenigen
Gebiete zurückführen, wo gegenwärtig nur die Kürze gilt:
Kysuce im Norden des Trencin, V. Revuca im Gemer (auf-
fallend ist daselbst cei-esndni) und der ganze Osten: Podhradie
und Levoöa in der Spis, Snina im ZempHn, wahrscheinlich
auch Gaboltov und Presov im Saris : denn welche Geltung
das hier auftretende ä habe^ vermag ich nicht sicher zu sagen.
Es erscheint in Gaboltov in: hnevaly, hohdte, vypinäja se 3. plur.,
cf. ruhaja se, stromämi, samt, konarämi; in Presov: ochdhjas,
Avelches in Gaboltov zochabjaS lautet. Vielleicht Avird mit d
ein nach o hin klingendes a bezeichnet; in Levoöa erscheinen
Formen: jalsom, brezom, osikom, ceresuom, daneben li'pam; aus
Presov lesen wir wieder nur lipom, daneben borovicam, oTham,
osikam etc; aus Snina endlich olchom, ceresnom. neben lipam,
sosnavi, rolcytam, osikam. Cf. e).
c) a, d neben ja, jd: Bjinovce im südlichen Trenöin:
neben pold, pndyni, lialuzdmi liest man zjdra^ womit auch ivtj-
vetsja zu vergleichen ist; in Hradiste bei Bänovce, im Norden
der Nitra: jalsdm, cereshdm, haluzdmi neben zjara; in Klaster
im Turec: borovicdm, jelsdm, ceremdm, auch najvaUd, aber zjare;
in Svarin im Liptov : jeUdra, ceremdm, auch zdva, daneben
hoTovicjam und najvetsja; in Brezno im Zvolen: jelsdm, ceres-
ndm, poTd, neben haluzjami, borovtcjam, ferner najvätsja und
zlatoklasjd; V. Kosmalovce im Tekov: poTd, daneben borovicjam,
jaUjam., ceresnjam, haluzjami und zjare; in Tesary im Hont:
borovicjam, cere.snjam, najvätsja; endlich in Polichna; jausjam,
ceresnjam, haluzjami, najvätsja; und ALodry Kamen im Novohrad:
jalsjam, ceresnjam, zjary neben poljd, haluzjdmi, najveSjd. In
den Proben aus dem Tekov, Hont und Novohrad erscheint
somit ja (ja) als Länge des a nach weichen Consonanten am
stärksten vertreten.
d) Eine besondere Art des Reflexes für a erscheint in der
unteren Orava, vertreten durch die Probe aus Jasenovä und
durch einige Zeilen p. 174.
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 275
Hier tritt sowohl für kurzes als für langes a naeli dun
weichen Consonanten ä auf. Aus Jasenovä: zälovaly, zälohu,
zcilujete, polä, plur. cf. mestd, psenicä, sing, nom., ebenso järicä,
jeUäm, ceresnäm, cf. lipdm, rahytdm, osykdm , ja ego, ■phämi
neben haluzami, endlich vgl. hlavnä, najvätsä und ludü. Ab-
weichend raza (::^ asl. zarja), casu, acc. puovodca. Aus der
Probe, p. 174: ja, jäcä, gen. korhelä, womit auch der gen. trd-
peiiä zusammenzustellen ist.
Höchst bemerkenswerth ist, dass in dieser Gegend asl. e
stets durch ebendasselbe ä wiedergegeben wird.
Aehnlich. doch nicht so consequent durchgeführt, ist diese
Vertretung in Rybnik im Gemer: ja, prekdzäte, cf najvetsd
und p. 162. dvä neben liisenja.
e) In dem Dialekte von Cadca und Skalite, im Norden
des Trencin, erscheint einigemale o für a. In Cadca: nechovos,
jo = ego^ vom = vdm, 'pfekozce, ferner im Auslaut: scehlovito
re,z, hujno jarina, endlich vznoso (ö. vzndsi), wahrscheinlich
auch sosnom, olsom, osikom, brezom, tresnom, wobei wieder Upam
abweicht ; in Skalite : roz (= rdz), nehovos, na prekozku, priznoÖ,
sklodajon; dagegen bleibt daselbst a im dat. plur.: oUam, cres-
nam. Man darf annehmen, dass es in allen diesen Worten
Längen sind, welche nach polnischer Weise zu a" und endlich
zu 0 wurden.
Nach »Skultety's und Dobsinsky's Proben herrscht
a) a, d in der Nitra und im Süden des Trencin. Daher
in der Bosäcka dol.: dvercd, vgl. auch rozdrdpal; Stani Tuni:
trcdl, drzdl, nocdch, vgl. auch najmladsd, najstarsd ; und Komjatice
in der Nitra, im Süden: po idicdch, vecdmi, vgl. auch najmladm.
h) a, d nach harten, ia nach weichen Consonanten haben
die Proben aus dem Liptov: vSv. Jan: plecia plur., prsia plur..
sedliak, reciam, ociam, od zialu, kostiach, v kasniacli, v jnvniciadi,
ciapku, cias plur. gen.; dazu bei Skul. und Dobs. G, 53(5 f chu-
diak, wofür man chuddk erwartete; endlich aus Velkä Paludza:
dial, V ciapocke, ociam, ovciarsku lebo voliarsku kolibu, od tych
cias; aus dem Zvolen: na trliciach, Holend; aus Novohrad: ce-
liadka; aus Novohrad -Velkohont: Hheniciam, Sibeuiciach, doch
d£dnajüc sa; ferner po krimiciach derselbe Dialekt im Sbornik.
ia hat sich in einigen Worten auch nach r festgesetzt:
nedriapala, V. Paludza; vydriapat, Sv. Jan im Liptov; dodriape,
18*
276 Pastinek.
Zvolen; rlastl, zriadiu ^verrieth', Novohrad-Velkoliont, sogar
priaca wiederholt in der Liptover Probe bei Skul. und Dobs.
Auch §. 5 sahen wir^ dass r vielfach wie ein weicher Consonant
behandelt wird.
c) Die Gemerer Proben haben insgesammt eine eigene
Vertretung des a und ä nach den weichen Consonanten, näm-
lich ä und ae: ,ae vyslovitje sa jako predTzenö 11' Skul. und
Dobs. 2, 179. Dobs. 1, 31. Daher allgemein Gemer., Avas Avohl
dem Muran-Thal zunächst steht: s uhlaery, jae, ohidvae (sonst
dvoja in der Schriftsprache)^ klokoSaer, ßglaer, sogar mükaer,
kosaeriky, hujdek, hujaeska acc; als Kürzen müssen angesehen
werden: vms (v cas), gen. konü, linojä, jpotdnäla, zahdoüt^ p?'e-
särovaly, j>riprdväl, däleko, däle neben dele, v Jmstäve, da jämy,
nezahrähcdi, vgl. damit gen. jpopde tenkylio, sogar jdovica neben
jaloviska, ferner pvicltdd,zel und wieder preckidzät, dann vyiuUet,
krdset. Daran reiht sich die Probe aus dem Murdü - Thale :
/mil.aek, kyjaak, jae, daneben auch ja, vojäci, wo ebenfalls ae
zu erwarten wäre; als Kürzen ferner: .säty, rozkäzal neben uke-
zoval, ^ätka, na Popelvarä, za tiuliajä, na Imsai'ä, wozu die
eigenthümliche adverbiale Biklung: predtymäsne hinzuzufügen
ist; cf. auch daselbst skridjcif: Skrahaf, Loos; ferner die zahl-
reichen Fälle, wo e in derselben Weise eintritt: vdlel, zavdlevy,
zapijet etc., nom. nevole; gen. krdle, cf. §. 6(5. Aus »Sirk lesen
wir: sedlaek, jae, dann nkaezaii, kaezau neben iikäzovaU ; als
Kürzen ferner: ohsätric, säntavy, Schitdk, miaüäc, miaSäu, pondli-
l'äit, säkau (särt), na otcä, krisän, ferner zdel'äka, däle, endlich
pred rychtdrä, poTä (= podkij. In der Probe aus Driencany
kommt nur ü vor: krdjäu, pohljäsku, hiisälo, sbijäu, placiä (h.\\-
meri), vypläzovau, .säsy, t^äpi, nesäkati, nom. mojü kolnd'ä, ferner
ohne vorhergehenden weichen Consonanten, nach v und r: sfa-
väÖ, nestaväj, jyoskrähall, vrävi neben vravin 1. sing. Dieselbe Er-
scheinung bieten die von Dobsinsky im Sbornik veröffentlichten
Lieder aus dem Gemer. Vgl. jej = cgo, v.setci trej Kimavska
dolina im Gemer. Es muss hinzugefügt werden, dass auch asl. e
in diesen Dialekten durch ä, ae (rcspective e) reflectirt wird. Die
Modification des Gemer setzt, wie ich schon §. 20 erwähnt habe,
'a voraus, d. i. den Reflex der centralen Zone. Cf. auch §. 53.
d) Die Sariser Probe hat nur kurzes a; doch lesen wir
daselbst cnkaj, kricec, Avas mit Rücksicht auf das Gemer be-
Beiträge zur Lautlehre ,1er slovakisclici, Spraclic in UnRarn.
277
merkenswerth ist,, das es abermals auf den Einfluss liinwcist,
durch welcl.en aus ^a: m und >e, respective e geworden ist.
Keine QuantitätsdifFerenzen haben wir ferner in den Pi-oben
aus Vazec im östHcheu Liptov, doch einmal rodicia; aus Humiac
{do jurmarku ist auffollend) und Pogorela {do zumka durch w
veranlasst: zmuok?,, kraviar neben konnr, hijcar) im Norden des
Gemer.
Die dialektischen Stücke Kollar's bieten keine genügen-
den Anhaltspunkte, um eine Vertheilung der Reflexe zu er-
möglichen. Neben ia nach den weichen Consonanten erscheint
«. Bemerkenswerth sind die beiden Belege für ä aus dem
Gemer: ja l, 206 und moair 1, 285 (scheint mit vecer zu reimen;
doch cf. vecar in der Sariser Probe bei 8kul. und Dobs.).
Dagegen erscheint in den Pisne slov. das Gebiet des d
von dem des ia genau abgesondert.
a) d^ insbesondere nach weichen Consonanten, lesen wii-
in den Liedern aus dem Pressburger Comitat: zdl 2. vecdm,
rerdm 139. mazdr 225; dem Nitraer Comitat: vyiioscdvaf 24.
6-rt7if 148. kondr, volar AI 2; aus dem Thal der Bosaca: zdcill;
endlich aus der unteren Orava: zdl 1, 220. zdva 07; auch aus
der oberen Orava: maTdr 650.
h) ia bieten die Lieder aus dem Turec, Zvolcn, Liptov:
zial 58. 143. 222. 224. 229 und Andere, vzdialend 186. v ociach
221. srdciam 664. mäsiar 678. veciam 681. fasiang 696, ferner
das oben schon bemerkte driaijes 420.
c) Die Kürze allein findet ihre Vertretung in den Liedern
des Ostens.
Die Untersuchung ergibt sonach folgendes: Die slovaki-
sche Sprache reflectirt die Kürze und Länge des asl. a im
Allgemeinen in gleicher Weise, wie das C, durch a und d.
Nach den weichen Consonanten (vielfach auch nach r iind v) tritt
jedoch eine Verschiedenheit hervor. Die westlichen Gebiete, das
Pressburger, Nitraer (^wahrscheinlich mit' Ausnahme des nordöst-
lichen Winkels), zum grossen Theile das Trcnciner Comitat und,
wie es scheint, auch Theile der Orava, verhalten sich Avie das
C., und darnach schrieben auch Bernolak, Holly und Genossen;
einen gleichen Zustand darf man für das östliche Gebiet vor-
aussetzen, da keine Spur einer Präjotation vorhanden ist. Da-
gegen erscheint in der centralen Zone, im Turec, Liptov, Zvolen,
278 Pastrnck.
ferner wohl auch in Novohrad, Hont und Tckov, wozu auch der
nordöstliche Winkel der Kitra gehören mag, als Länge nach
den weichen Consonanten, wie es scheint ziemlich allgemein, ia.
In dieser Beziehung sind die dialektischen Belege ziem-
lich tibereinstimmend. Nicht so in Bezug auf ä, ae. Nach
Sembera's Proben wäre ä der Reflex des kurzen und langen
a in der unteren Orava, in Jasenovä; man vermisst eine Be-
stätigung dieser Angaben, besonders in den Pisne slov. Da-
gegen wäre die Vertretung des ä im Gemer nach Sembera
nur unbedeutend; nach Dobsinsky, der in den Dialekten des
Gemer wohl am verlässlichsten ist, entspricht hier ganz all-
gemein dem kurzen und langen a nach weichen Consonanten
ä und ae. Diese Laute setzen, Avie ich schon erwähnt habe,
die Entwicklung der centralen Zone voraus; ihr physiologischer
Werth nähert sich dem e, wie die zahlreichen Fälle von e
beweisen.
Die Erscheinung, dass nach Aveichen Consonanten eine
Präjotation des a eintritt, hat das Slk. mit dem Klr. gemein :
in den tibrigen slavischen Sprachen scheint eine solche Ent-
wicklung nicht bekannt zu sein. Im Klr. jedoch steht nach
c, z manchmal ja: zamcjaty, kozja, zjaha, Miklosich, VG I, 457.
Nach Holovackyj (Rospr. 65) wäi-e es eine Eigenthümlichkeit
des Hap'IiMie röpCKe, d. h. des auch in Ungarn gesprochenen
Dialektes: rKH.ii., hhcb, lüHiiOBaTH und Andere. Es ist nicht
unmöglich, dass auch der gesprochene Laut des Klr. in diesen
Gegenden dem Slk. ä, ae nahekommt, da die slovakischen
Schriftsteller ä immer wieder mit dem russischen a identificiren,
cf. neben dem im ^. 10 citirten: ,drojhldska iä (in Drienöany)
zneje asi jako v russtiue si/ Dobsinsky 8, 47.
Schwierigkeiten bereitet die Erklärung. Da diese Reflexe
denen gleich sind, durch welche asl. f. Aviedergegeben Avird,
lind da bei diesen die Präjotation Aveite Kreise urafasst, somit
als das relatiA- ältere gelten darf, so ist die Annahme gestattet,
dass sie den reinen a als Vorbilder gedient haben.
Eine gewisse Aehnlichkeit hat diese secundäre Prä,iotation
des a mit der im Asl. eintretenden Präjotation des ?< luul A-er-
einzelt auch anderer Vocale, insbesondere der Nasalen, nach
d, z, §, st, zd. ^Miklosich, VG I, 291 f In eine nähere Beziehung
vermag ich diese beiden Erscheinungen deshalb nicht ;5U bringen,
Beiträge zur Lautlohrc der slovakischen Sprache in Ungarn. "^79
weil gerade bei u von einer Präjotcation im Slovakischcii iicinc
Spur vorhanden ist.
55. In der Wurzel.
Nach der gegebenen Darstelhmg sollte man erwarten, dass
in der gegenwärtigen Schriftsprache, Avelche ja die Sprache der
centralen Zone wiederspiegeln soll, für die Länge des asl. a
nach allen Aveichen Consonanten ia folge, und ferner, dass die
Grammatiker von dieser Regel Notiz genommen hätten. Allein
nur Victorin p. 35 macht die ungenaue Bemerkung: ,In den
Hauptwörtern mit vorletztem weichen Laut geht das n in ia
gerne über, z. B. dusimn, v dusiach etc.^ Die Bemerkung ist
ungenau, weil die wichtige Seite der Erscheinung nicht be-
achtet ist. dass ia die Länge repräsentirt.
Thatsächlich wird nach c, s, z mit Vorliebe ia als Länge
gebraucht: ciapka: c. capka, cepka. ciara: ö. cdra. siaT, siaVba.
sialit, sialenosf: c. sdliti, salha; sileny, süenosf. siarkan, Cerny:
magy. sdrkdny. siator: magy. sdtor, Zelt, Loos. sliani: Schleim.
Loos. 5liapa, sUapaf neben der Kürze in sl'apäj, Loos. slapoj,
Vict. Stiavnica Schemnitz neben der Kürze in sfava. ziabra :
c. zdhra, Kieme, zial: c. zal. ziara mit secund. z, ö. zdfe, nach
ziar: ö. zdr.
Davon abweichend lesen wir bei Loos: 5dl: magy. i<dJ,
Shawl, Mika, Schale.
Nach c, s, z wird dagegen stets d geschrieben: cdpaf,
schnell ergreifen, trampeln, cdpovity, zottig, cdr, cdraf, schleppen,
cd7i, Zain, Stange (Metall); sdnka, Kinn, sdpaf, reissen; die zahl-
reichen Composita mit zd-: zdkon.
Ein Hinübergreifen über die weichen Consonanten liegt
vor in driapaf; dagegen drdpaf, Hatt. 132. vianoce.
Merkwürdig ist die Veränderung der Wurzel dal-: c. ddl,
daleky. Neben dem entsprechenden daleko, Nitra, Dobs. dril,
Starä Turä, Dobs. finden wir in der Schriftsprache Jaleko, diät
und ebenso in den dialektischen Proben aus dem Liptov und
aus dem Osten. Aber häufig ist die Form delako, so im Liptov,
delako, Novohrad-Velkohont , delako, V. Paludza; auch J. Ki-
mavsky hat delako. Dazu dele im Gemer, Skul. und Dobs. und
däU Sirk im Gemer, ibid. Endlich sogar dalako, Nitra, Dobs.
Diese Verschiedenheit scheint auf verschiedene Wurzeln mit
Pfihestehender Bedeutung zurückzugehen: dd-^ del-, dal-.
280 Piistrnek.
Das kurze a wird in einigen Wurzeln in der Schrift-
sprache theilweise durch ä vertreten: häran, Vict. haran, Loos;
gäjdy, Vict. gäjdos, Hodza, Dob. slov. 36; kämen, Loos. Slov.
pohl. 1851. In den dialektischen Proben kommt kämen im Novo-
hrad-Velkohont, Dobs. neben kamencia vor. Andere schreiben
regelmässig kamen. Bei Hodza, Dob. slov. lesen wir itkäzuje 57,
daneben prenkjazand vec 37. ^ikjazalo 45. preukjazaf 55. dok-
jazau 55 u. oft. Ebenso bei Paidiny-Töth: tikiaz sa, Bes. 1, 68.
Ueber rozdavit: rozdavenje piski, J. Rimavsky 10, cf. § 37. Für
cakaf Loos_, liest man im Westen ocekdvaf, Niti-a, Dobs. und
ebenso im Gemer sekat, 8kul. und Dobs. neben säkau, Drien-
cany im Gemer, Dobs.
56. Im Stamme.
ia als Länge von a nach weichen Consonanten regel-
mässig: meciar, meciarstvo, noziar; ferner auch kvajciar, svajciar,
mäsiar neben tesdr, vozdr- dann toliar, mallar, zeliar, okidiare
plur., neben zaldr, koldr mit hartem l; lodiaren. Werfte, Vict.;
krystdl mit t neben kriMdl, Sladkovic 49; dann ovciak, sedliak,
horniak, dolniak, poliak, zemiak, aber nehordk aus ^nehozdk. Im
Liptov auch das schon erwähnte chudiak, Skul. und Dobs., wohl
mit weichem d.
a bildet Verba: pisaf, ddvat. Ein besonderes Interesse
nehmen die Dcverbativa der IV. Classe in Anspruch. Victorin 86
lehrt, dass nach Lippenlauten ä, sonst a zu stehen habe, und
schreibt deshalb: rohif, ohrdhät; topif, vijtdpäf ; pravit, vyprdväf ;
kropif, pokrdpäf. Als Länge dieses ä gilt ihm ia: staviam, aber
staväjil, staväj etc. 105. Hattala, der ä nur für den Vertreter
des kurzen asl. ^ nach Labialen (und wohl auch nach anderen Con-
sonanten) bewahren will , schreibt durchaus a; vykrdpaf, chdpaf,
lamat 132; daneben staviat 131. Stur im Slov. när. schrieb «:
virahaf, rozprdvau, zabdvat etc.; er kannte eben ä noch nicht.
Die Schreibung mit ä, ia scheint Hodza begründet zu haben:
staväf, staviäm, Epig. slov. 31. Demgemäss schrieb er auch
im Dobr. slovo: vozprdKät 8. stavät 10. neben obrdbja 38. Auch
bei Pauliny-Toth liest man: stavänie, Bes. 1, 27. stavät 29.
neben staral, stavany, obrdhaf etc. Desgleichen bei Skultety
und Dobsinsky (im nichtdialektischen Theile) 1, 38: rozpravä.
In den dialektischen Proben kommen Schreibungen mit
ä aus dem Liptov und Zvolen vor: znrdhät, nechybälo, Sv. Jan,
Beitrag zur Laatlehre der slonkisdiea Spncbe in ünguii. 281
Dobs. staväf neben vystavUxm und vystaiia, 6kul. und Dobs.
obrdhäf, Zvolen. Dazu pordbäla, Novohrad-Velkohont, Sbornik.
Die a-Stämme bewahren allgemein das a: Sing. nom. ryba,
dum: ebenso ona, moja: dagegen to', was regelmässig gebraucht
wird, nach d»)hrd. Das stammhafte a ist. wie im sing. nom.. kurz
im dual, instr. rukama. ferner im plur. instr. ryhami. duiami,
neben ryhdmi, Hatt. zemdmi, Vict. 37. duiiämi, Hodza. Epig. 70.
ndrecjami. Stiir. Slov. när. tecdmi, Kitra Dobs. cepdmi, Xovohrad
Skul. imd Dobs. hordmi, podkovdmi, Türe. Kollar I. .5C4. Als
Länge erscheint a im plur. dat. ryhdm, duiiam; loc. ryhdch,
duiiach. In der allgemeinen Gemer. Probe bei Skul. und Dobs.
lesen wir na dvoch nohocli 185. Die Endung och, auch bei
<7-Stämmen. erscheint häufis: im C>sten. So lesen wir schon in
dem Debrecziner Liederbuch vom Jahre 1752: t pesnyoch,
Hodza. Epig. 18. jjo sluiboch, na vseckich cesfoch, do Jakich
smutnicJi miilenhych etc. Novi dom. kal. V Presove 1S87. fabri-
h>ch, pecoch, virodi (sing. nom. tera) etc. Amer.-slov. noviny.
Pittsburg 1887. In der Xovohrad-Velkohonter Probe im Sbornik
linden wir na duck dJamiech (an zwei Pfoten) von *dlama.
Die Vergleichung mit den unorganischen Formen im Polnischen
rybiech (Miklosich VG III. 422i liegt wohl zu ferne.
In diesen drei Casusformen des plur. haben die a-Stämme
eine ctossc Anziehunsrskraft auf die übrigen Stammclassen aus-
geübt. Im plur. instr. treten neben den historischen Formen
und den Suffixen der i- und u-Stämme hmi und zmi, die durch
den reirelmässisen Ausfall des h xmd 0 gleich wurden, bei allen
Stämmen die Nachbildungen der a-Stämme auf. So lehrt Hattala:
chJapy neben chlapami. Vict. auch chlapmi: ebenso dtihy neben
duhami, Vict. auch ditbmi. Dass mi auch vorkommt, fügt auch
Hattala 69 hinzu: ,hlmha a z ami neraz sa vysüva: zuhmi, kos-
folmi atd.- muzi und meci neben nmzmi und mecmi, nach ^ ict.
auch muznmi, mecami. dcly neben dslamt, nach Vict. auch d^lmi,
Avas auch Hattala 7(3 bemerkt, znameniami. poU neben pormi
und poTami; ferner semeny neben semenami, kuraty neben ktira-
fami: endlich kosfmi, Vict. daneben auch kosfami, wie auch
Hattala dlaumi neben dlanami hat. Nach Stür, Slov. när. gilt
nur holuhmi und holuhamL muzmi und muzami, sUvami, kosfami
etc. Hodza. Ep. slov. 68 f. hat endlich bei allen Stämmen neben
den historischen die -nu'-Endungen hinzugefügt und mit den
2ci2 Pastrnck.
Quantitätsimterschieclen soj2;ar fünf- vind sedisfache Varianten
anfgestellt, vgl. knäzi, knäzmi, knäzami, knäziämi^ knäzämi; oder
meci, mecmi, mecmi, mecämi, mecämi, meciämi. Der Unterschied
der Stammclassen ist somit gänzlich verwischt; allein die histori-
schen Formen kommen in diesem Casus doch noch vor. Dies
ist in den beiden anderen Casus , dem plur. dat. und loc,
nicht mehr der Fall. Hier haben sich die a-Stämme mit den
w-Stämmen (om kann auch den o-Stämmen angehören) derart
in die Herrschaft getheilt^ dass jene die sämmtlichen fem.
und neutra, diese die sämmtlichen masc. an sich zogen: es
gibt nur zwei Formen om, och und am^ ach. Was die Quantität
betrifft, so ist 07n, och stets kurz, avi, ach dagegen, bis auf
die ^-Stämme, lang, daher: chlapom, clubom; muzom, mecom;
Tudom; dann ryhdm, dusioAn; delcim, znameniam, poliam; seme-
ndm, kuratcim, aber kos(am.. Genau die gleichen Quantitäts-
verhältnisse gelten im plur. loc.
lieber das coli. Suffix ija vgl. Contr. §. 75.
57. Im Worte. Sing. gen. der masc. o-Stämme: chlapa,
die unbelebten Subst. folgen den w-Stämmen: duhu; doch sind
auch von diesen gen. auf -a sehr zahlreich. Cf. hez vetra,
Cerny, Cit. 1, 3. do potoka 17. zo sna 24. hlaiikj/fa 26. mesia-
cika 28. do rukdva 36. chvosta 40. chleba 51. od BiuUna 51 etc.
Die masc. yo-Stämme haben a: muza, meca; ebenso die neutr.
0- und ^'o-Stämme: dela, znamenia (bei vorhergehender Länge a:
kliata, Cerny, (Jit. 1, 17. z prüfa 89.), pola. Ihnen folgen die
consonantischen Stämme: kamena, dna; semena (nach Hattala,
Victorin schreibt semena)] kurata. Demnach haben sämmtHche
masc. und neutra, bis auf einige w-Formen, im sing. gen. a.
Das -a des dual. nom. ist nur in dra, oha., Hattala 99
erhalten: dvaja, das regelmässig für dva gebraucht wird, hat
die beliebte Endung des plur. nom. -ja angefügt: dvaja tova-
rysia, dvaja /'udia. In ohidva neben ohidvaja, Vict. 73 ist auch
ohi nach dem })lur. nom. umgestaltet.
Die Dualendung -ma, welche nur als instr. gilt, ist be-
wahrt in ocima, usima, rv.kama, nohama, dvoma, ohovia, Hatt.
82. 99. hosytna vohama, Cerny, (Jit. 1, 5. pred samyma ocima 38.
s vohama 38. zrahna 58. dvoma zdsferkama 60. rukama, nohama,
Slädkovic 22. slepyma zrakma 258. so sklopenyma ocima a zar-
delyma Ucama, Paulin^-Toth, Bes, 1, 60, s nima (de duobus) 18.
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclicn Spraclic in rnsarn. 2?''i^
s rukdvmna 56. In allen diesen Fällen ist der Dual richtiir an-
gewendet. In den dialektischen Proben finden wir neben dem
correcten Gebranch, wie za uHma, Sv. Jan v Liptove, Dobs.
za nima (de duobus) Muran-Thal im Gemer, Dobs. auch die
Anwendung desselben für und neben dem plur. : s tyma halus-
kami, Sv. Jan v Lipt., Dobs. vselijakyma dohryma a drahymn
vecdmi, Nitr., Dobs. ptisfyma Jmarami, rildnyma cestami, Sirk
im Gemer, Skul. und Dobs. s nyma (klokeiemi) allg. Gem., ibid.
Auch als Länge finde ich -md: ocimd, Rimavsky 5. slzamd,
Bosacka dol., Pisiie slov. 256. medzi namd, dol. Orava 280.
Plur. nom. hat nach Hattala a neben d (ia), nach Victorin
nnr d (ia). Hattala schreibt daher: dela neben deld, pol'a neben
polia, nur znamenia^ semeüa (aber viena), kurata. Victorin da-
gegen nur: deld, loolia, znamenia, semend, hadatd, in beiden
zuletzt genannten Mustern ohne Erweichung. Schon bei Ber-
noläk finden Avir ustd, vrdtd, kuratd, vajcd neben Kürzen. Stur,
Slov. när. 54 hat nur kuratd; ebenso schreibt Hodza, Ep. slov. 71
nur pjliä, srdciä, plemänd, kdcäid, licä wegen i. In der gegen-
wärtigen Literatursprache ist die Länge allgemein üblich: prsia,
Cerny, Cit. 1, 36. plecia 59. srdcia, Slädkovic 60, a ist selten: loza,
Cerny, Cit. 1, 30. Nach den dialektischen Proben überwiegt,
soweit Quantitätsunterschiede beobachtet werden, die Länge. In
den übrigen slavischen Sprachen finde ich für diese ofi"enbar se-
cnndäre Dehnung des -d im plur. nom. keine Parallele. Cf. / §. 62.
In der pronom. Decl. hat sich -a nicht erhalten: es gelten die
Endungen des Fem.
Asl. h (ide. kurzes i).
58. Asl. h fällt im Auslaut und in den offenen Silben des
Innlautes ans, in den geschlossenen Silben des Innlautes Avird
es durch das weiche e vertreten.
Einige Verba der IL Classe haben für das erwartete h
die Länge i: kvbt-: kvitnnf,, wie p. kicitnav ; Up-: h'pmif, auch
in anderen slavischen Sprachen vertreten: phch-: pichnilf, Avie
in den russischen Sprachen; siM-: svünüf, Avie c. osvitnouti, p.
zasicitnqc. Ebenso das Verbum III, 2. hhnk-: co sa hlisti, Cerny,
Cit. 1, 3. Es unterliegt keinem ZAveifel, dass dieses i vom iter.
stammt. Von phs- gilt entgegen dem asl. phsati, c. psdtl nur
pisat, wie in allen übrigen slaA'ischen Sprachen.
284 Pastinet.
Inno ist Jan; da^£::egen Jen, Saris, Dobs., Sborn. vgl. §. 5. 8.
Die Substantivbildungen auf -bh und -ms lassen o für h
eintreten: orol, osol, ovos, vgl. r. oreh, oseh, oves^. In der Probe
aus dem Murän-Thale liest man jedoch oves, 8kul. imd Dobs.
Es ist wahrscheinlich, dass die zahlreichen Participia auf -ol,
wie 2^'^dol , auf die Substantiva mit dem virsprünglichen Aus-
laut auf -el eingewirkt haben, daher auch iihoT, wie klr. uhoT,
r. ugolb, asl. qgU. Ebenso ndjom, Zvol., Dobs. buhon ibid. cf.
klr. huhon. Einer Anlehnung verdankt wohl aitch die Ver-
änderung des Suffix hio in chrhdt Loos seine Entstehung; im
Gemer liest man chrhet, allg. Gem., Skul. und Dobs. und chrhiet,
Rimavskä dol. ibid. In dem Suffixe hch erscheint neben dem
kurzen e vielfach die Länge: kujpec, mlddenec, konec und. koniec,
cepiec, hrniec, veniec, cf. konec, od Trnavy, Pisne slov. 170.
Bei der Erweiterung der Deminutivbildungen auf hch und
dem damit gleich behandelten hko (resp. iJch) durch das Suffix hk^
fällt das erste f> regelmässig aus: mlddencek, (.^erny, Cit. 1, 26.
starcek. darcek, hrohcek und Andere; für e tritt vielfach o ein:
sfarcok, Sladkovic 57. domcok, Pauliny-Töth, Bes. 1. 17. suhaj-
cok, Zvol., Dobs. mlyncok und dann auch bracok neben hracek,
Novohrad, Skul. und Dobs. hrnsok, Driencany im Gem., Dobs.,
dann auch südocok, Ccrny, Cit. 1, 10. Cf. klr. casocok, domocok
etc. Miklosich VG II. 200. Der Ausfall des ersten h erscheint
auch im Altcechischcn: domczek, mladenczek, sudczek etc. J. Ge-
bauer, Staroc. skloH. subst. kmenc -o. V Praze 1886, p. 4. Auf
einem solchen Ausfall beruht auch hvastek aus *hrahc>,ko, Sv.
Jan v Lipt., Dobs.
tn,f und fhvt etc. wird tii.
59. Die urslavischen Lautverbindungen von der Form
tv'.t und ti.rt, ferner trzt und f7jrf sind im Slovakischen zu trt
geworden. Dasselbe gilt von den gleichen Verbindungen mit
l: auch diese ergaben das silbebildendc l. Die Laute r und l
können im Slovakischen sowohl kurz , als lang sein. Uns
interessiren zwei Seiten dieses Processes: a) jene Fälle, wo
im Slovakischen r, l silbebildend auftreten, während sie in den
übrigen slavischen Sprachen derselben Kategorie, insbesondere
in C., consonantische Geltung haben; b) die Fälle, in welchen
r und l als Längen fungiren.
Beiträge zur Lautlehre der sluvakiscben Spiaohe in Ungarn. 285
a) r, l im Slk. silbebildend, im (J. consonantisch.
hlcha, wie ac., nc. blecha.
hrst, hrdniU: c. hfistl, brednouti.
brvno Loos: ö. brevno. Die Formen bervno Hodz.i, Dub.
slovo 18 und brevno Slov.-pohl. 1851 sind Entlehnungen.
Idbokß: asl. glabokij neben ghbokz, c. hhdjoki/.
ddp seua Cerny, Cit. 1, IG. chlpi sa Slädkovic 93: c. Map.
Jdka: c. kluk neben klcek, klocek.
krv, gen. krvl Hatt. 74. fo't; Cerny, (Jit 1, (5. KJ. Sldd
koviö 15. neben krev und /;;/•«. • ö. krev, gen. ^Toe.
/crsf; ö. kfest, gen. krestu, krtu.
skibat': c. sklubati, .sklubati.
trat: c. fj'esf^ gen. frs^/^ ^r^t.
c^w^ clnok: 6. c/z«i Kahn.
crpdk: 6. cerpati.
dl'bst) dlbat: asl. dhbq, ö. dloubafi.
dlho und dl'Jio: asl. dlzgz, ö. dlouho.
dlh: asl. t/Zz^/s Schuld, ö. cZZmA.
c/</!»i ON.: asl. hhmz, ö. cldiim.
kdplnka Kapelle: magy. kdpolna.
klhdsa neben klobdsa Loos^ klobds gen. pliir. Oerny: asl.
khbasa c. klobdsa.
krc: asl. krzclti, ö. /c'r<::c, krcifi.
stlp und sf^jy; asl. stlzpz, c. doup.
slnce, slnko: asl. slznuce, ö. slance.
strk Kies, Schotter: ö. s^er/t, p. szczerk.
tl'ct', tl'kat: c, tlouci, floukati.
tlsty: c. tlusty.
zlc: asl. zZa^'j, ö. 5/wc.
fka Specht: asl. ^Zana Art Vogel, c. z/?mj« Schwarz-
specht.
2^/?/; asl. .^Zafö, c. zluty.
zrd: asl. ^racZt, c. ^ercf Stange.
Dazu kommen einige nur im Slovakischen mit dem silbe-
bildenden r, l auftretende Worte: brniet: raz pocne brnief sa
mu, ako ked svüd Zvolen, Dobs. 3, 49. Cf. asl. bron^ weiss.
plvat: asl. pluti, plovq. Ganz vereinzelt wäre, wenn die Schrei-
bung richtig ist: prnesia = prinesle. 3. sing, allgcmem gem.,
Skult. und Dobs. 2, 180.
286 Pastiiiek.
Das Slovakisclie ist demnach in der Bewahrung des silbe-
bildenden 1-, l um Vieles consequenter als die cechische Schrift-
sprache; es gibt jedoch auch im Slovakischen Beispiele der
Ersetzung des silbebildenden r, l durch Vocal (in der Regel e)
/und ?'; l als Consonanten.
Asl. hhsnqti^ hhsteti, ac. hlsteti: slk. blistet'. co sa hlisti
Cerny, Cit. 1, 3. üsmech hliskne 59. hlisk Glanz Loos. i stammt^
wie schon §. 58 bemerkt wurde, vom iter. hliskaf sa. Daneben
besteht hlyskat sa in gleicher Bedeutung. Neben hrvno fanden
wir bei Hodza hervno, in den Slov. pohl. 1851 hrevno: jenes
entspricht dem stark in den Liptov hineinragenden Osten,
dieses der westlichen Lautgestalt, welcher Hurban (Hlubokä)
nahe ist. In Miklosich Et. W. 417 finden wir slovakisch hrost,
jmky na huku. Die Quelle ist nicht genannt; die Eorm Aväre
höchst aiiffallend, cf. nsl. s. brsf klr. hj^osf. Dass die Worte (jrek,
grecko: asl. gr^k^, c. hrek,'fek, im Slovakischen nicht einheimische
Umwandlungen des fremden Namens sind, bedarf kaum einer
Bemerkung. Das neben kra, krv auftretende kmv ist offenbar
auf das C., oder doch auf das westliche Gebiet zurückzuführen.
Dasselbe darf von kresfan neben krst Taufe (cf. auch krstlna
Christina Pogorela, Skult. und Dobs. 4, 360) gesagt wei'den.
Ueber obor, obrin Miklosich Et. W. 219: c. obr, r. obrim; vietor,
vichor und ähnliche vergleiche §. 67. plef Cerny, (vit. 1, 56
ist ö. Der betreffende Artikel Hodzas ist eine genaue Wieder-
gabe eines Abschnittes aus dem Slov. narodopis Safafik's. trestaf:
c. treskt, trest Strafe, tresktaii, trestati: daneben tresktati Vict.
p. frasktac, trestac. Die Etymologie dieses Wortes ist diinkel.
Neben berla und barla Loos. Slädkoviö 28. lesen Avir
V
bi-lavy krumm Loos, wie im C. brla neben beiia, bardla. Die
Etymologie ist dunkel, cirkev ist das ö. cirkev. In den Worten
cerv^ cerveny; cerny und mit gedehntem e (dialektisch auch ö.):
cieniy; carstvy; cert steht das Slovakisclie nicht auf dem Stand-
pimkt des Aö., welches noch die Formen crv, crveny; crstvy;
crt kannte, sondern stimmt auffallender Weise mit dem Nc.
überein. Auch die vorliegenden Dialektproben bieten nicht
mehr das silbebildende r in diesen Worten. Dem c. hluk asl.
ghkv entspricht hlitcne, hlucat Loos; bei Sladkoviö lesen wir
huk (cf. klr. huk r. gnki), das auch in Mähren wohlbekannt
ist; imd dieses dürfte Loos im Sinne gehabt haben, da er
Beiträge /.ur Lautlehre der slovakisclieii Sjiraclie in L'ii<;arri. 287
hlucnica Heeresstrasse schrieb, mluva, niluvif: c. mlava aus mlva
dürfte daher auf c. Einfluss zurückführbar sein. Ebenso jÄuk:
asl. j)hkz, c. pluk. Bei B. Nemcova soll im Zvolen viluni m. im
Sinne von: na zdpad zasvltne, jakohy ohlohu hle.sk j^reliÜ (Seb.
sp. IV. 441) im Gebrauche sein: asl. mhnija fidijor, fuhnen.
smrecina Miklosich Et. W. 310 neben smrctna Loos beruht wie
smrek Loos auf * smreko, * mirecina. Für svercok Miklosich Et.
W. 330 finde ich bei Loos nur svrcek, cvrcek. Der Auslaut -cuk
verräth, dass das Wort aus einem mehr östlichen Gebiete
stammt und darauf mag auch das e beruhen. Cf. r. svercok.
Die Etymologie von tercha, farcha ist dunkel, tlumac: asl.
thmac, ist c. Dasselbe gilt wohl von zerna, zernov: asl. zvoiiy.
zart: ö. zert, p. r. zart ist eine Anlehnung an den Nordosten.
Die Prüfung der im Slovakischen auftretenden Worte,
welche silbebildendes r, l durch Voeal + r, l ersetzen, hat zur
Genüge dargethan, dass dieselben zumeist nicht einheimische
Produkte sind. Und dies mag auch von denjenigen gelten,
deren Ursprung, insbesondere aus dem C, nicht leicht be-
weisbar ist. Dunkel ist perna, ijera Lippe Vict. Bei Loos nur
pera. spoluhldsky "perne Hattala 26.
h) Langes r, l tritt auf a) in den Verb. iter. Bei einigen
der angeführten Verba ist die iterat. Bedeutung nicht sicher-
gestellt, hi-kajü vrkajit holuhy Slabikär 1859. 22. Loos hat nur
hrkat, vrkaf, wozu jene die iterat. bilden mögen.
odrhat: (kön) zasne se odrhat Muran - Thal im Gemer,
Dobs, 7, 33. drhaf Loos.
odfhas Paulin j-Toth Bes. 1, 12: este vozdij iä konuciim
odrhas? Cf. ö. drlinouti reiben, drliatl räufeln.
zdrzat Hatt. 31. pridrzaf und pHdrzaf Loos. dodrzäm =
usque ad finem servo Hodza, Epig. slov. 37.
frkat Stur, Slov. nar. 60. frkajil kone Slabik.'ir. vodou
pofrkat Cerny. hlavl frkali (flogen Aveg) Kimavsky 6. 12. cf.
vyfrkne do poveträ Muräii-Thal im Gemer, Dobs.
frnat schnauben, geifern Loos.
hl'hat (c. hlouhati) und hlbif Loos.
hrnat Hodza, Ep. 89. podhrna Rim. dol. im Gemer, Skul.
und Dobs.
chrkat: kön chfka Slädkovic QQ. kone chrcu 45. chrko, ho
ho dusi Slabikär. Cf. prse mu chrcia ibid. 22.
2jOÖ Pas t r ß ek.
kl'zat sa otiir, Slov. när. 60: c. klouzati
omvzat Vict. 86.
mrskat (hlatom) neben mrskimf, Slubikar.
'premrvat Cerny, Cit. 2, 488.
prepl'nat Slabikär 31.
poprchat Vict. 86. doprsät Hodza, Ep. 92.
srkat: osrka, ze ho holl Slabikär 22.
stl'kat Hatt. 31. potl'kat sa Loos.: c. tloukafi.
vytvcät Hodza, Epig. 37. vijtrcat Zvol., Dobs. 3, 46. 51.
stvpat: ten sirpa, tunto sa stneje Slädkovic 53. (,leidet^)
vrhat Hatt. 136; bei Loos nur vrhmif, vrliat.
vHaf, zvrtat Oerny, Cit. 1. 130. 291. v rozvrtanom svete
Slov. pohT. 1851. vyzvrtat si Slädkoviö 6. jjrevrtau, zvrtau Sv.
Jan. V Liptove, Dobsinsky.
vrzgaf Loos. zvrzgaf: küicka zaklepla^ zvrzgaly öej)y Slad-
koviö 96.
Daran scbliessen sich die onomatopoet. Verba: lastovicka
vrtikd, vrzdikd; skovrdnok vrlikd, vrzikd, skovHikd; d'ieta svrl'a
Slabikär 32. 33.
Dass die Dehnung des Wurzelvocals bei den Verba iter.
mit ihrer Function zusammenhängt, diirfte nicht bezweifelt
werden. Es scheint, dass auch einige Verba der II. und IV.
Classe mit dieser Länge oder den betreffenden iterat. Themen
in Beziehung stehen; bei andern mögen nominale Themen ein-
gewirkt haben.
zhrknut wegfliegen Loos. Slädkoviö 93: sfa vrahce vsetky
oöi raz zbi-knu.
opohrdol Miklosich Etym. Wörterbuch 422.
shrknuf sa Hodza, Dob. sl. 11. hrknnt Loos.
mak zle ukl'kll Sv. Jan v Liptove Dob.s. 1, 44.
vklznuv partic. Slov. pohl. 1851. 7. klznüf Loos.
zaml'kol Slädkovic 76: zamlkmU l^ooa. zml'knu Slädkoviö 93
(Reim: chladnd); cf. mVcky neben mUky Cerny, Cit. 1, 67. 71.
uial'kli Slov. pohl. 1851.
prchnut Hodza, Dobs. sl. 53. Loos; auch prchly , ptxh-
livy Loos.
tfpuuf erstarren Loos, zahy trpnu Slädkoviö 29.
zvrtne valaskou, sa Slädkovic 38. 51. zvrtnut Loos.
krmif Hodza, Dob. sl. 38. Loos.
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 289
popi-hlif mit Brennesseln verbrennen Loos.
vozsvdmy Panliny-Töth Bes. 1, 104. rozsrdif Loos.
strzit kaufen, lösen Loos.
vyvvste sa Zvol., Dobs. 3, 53. dovHhit Pauliny - 'J\')tli
Bes. 1, 167.
■üvsia sä ludia Slabikar 23. dovrsit Loos, doch vrHf Loos,
cf. vfsok.
In den folgenden Kategorien werden mit der grüssten
Wahrscheinlichkeit Betonmigsverhältnisse als letzter Grund der
Dehnung angegeben.
ß) im plur. gen. auf -^ bei den a-Stämmen und neutr.
o-Stämmen :
sl'z Cerny, Cit. 1, 47. srn Hatt. 34. Vict. 4. vl'n Hatt. 34.
Vict. 35. Pauliny-Toth, Bes. 1, 51. 55. jaUk Vict. 41. -ph
Cerny, Cit. 1, 45. Sladkoviö 9. srdc Hodza, Epig. 71. Victor. 41.
(Jerny, Cit. 1, 61. zrn Vict. 41. Cerny, Cit. 1, 62. 67. Da-
gegen olrv: dl'a havrannich ohrv südiac Pauliny-Toth, Bes. 1,56.
vvh Holly bei Cerny, Cit. 1, 55.
y) vor bestimmten Suffixen: Einige Subst. dehnen den
Wurzelvocal vor -eii: vl'ca, srna Hatt. 31. k/na verkümmertes
Kind Loos; vor hk^, ^k^: vrsok Cerny, Cit. 1, 30. 32. Loos.
Slädkovic. na vrsticku Cerny, Cit. 1, 25. Dagegen vrsek Sv. Jan
V Lipt., Dobs. 1, 47. und vrsok Pauliny-Töth, Bes. 1, CA). j(djl'i:-ko
Loos. jahl'sko, jahüsko Muran-Thal im Gemer, Dobs. 7, 35.
jahl'cka nom. jahl'cek gen. V. Paludza v Liptove, Skul. und
Dobs. vrtka ibid (=^ ohrtlik). Mhka, c. hloubka Loos. Hatt. 74.
dl'zka Cerny, Cit. 1, 36. Loos cf. c. delka, das Ad jectiv wird bakl
mit kurzem bald mit langem l angetroffen: dlho J. Rimavsky.
Cerny, Cit. 1, 15. 36. Slädkoviö 48. Loos. dlko und dl'lio J^iuliny-
Töth, Bes. 1, 83. dlho und dlüko Nitra, Dobs. 8, 66. Dazu
zdlhavy Cerny, Cit. 1, 37. neben zdlhavy Loos. jiredl'zil Pauliiiy
Toth Bes. 1, 73. Loos. predl'zenie 77. Loos. dl'zosf Cerny,
Cit. 1, 31. Cf c. dlouho, zdlouhavy, prodlouziti, prodlouieni etc.
o) Auf die ehemalige Zweisilbigkeit wird die Länge zu-
rückgeführt in den Inf: brs( Miklosich, Etym. Wörterbuch.
dl'bsf ibid. Ü'ct Hatt. 31. Slädkoviö 102: ö. tlouci Cf tt'kly
und /Z'/coZ Komjatice in der Nitra^ Dobs.
Auf demselben Grunde müsste auch die Länge beruhen
in hrha, Haufe, Cerny, Cit. 1, 4. Pauliny-Toth 1, 113. Loos.
Sitzungsber. d. pUil.-hist. Ol. CXV. Bd. I. Htt. 10
290 Pastrnek.
V V
vrha, Cerny, Cit. 1, 5. 41. Pauliny-Toth, Sladkovic., daneben
vrha, Hatt. 72, Loos. Mdel', Cerny, Cit. 1, 8. 38. Pauliny-Toth.
Loos, dagegen krdel', Hatt. 70. Auf irgend einem Irrtlium muss
die Notiz beruhen: krdel, daher plur. loc. krdloch, Miklosich,
Etym. Wörterbuch 427.
e) Ausserdem erscheint die Länge in einigen Stämmen,
ohne dass wir in der Lage wären, einen bestimmteren Grund
als die Betonungsverhältnisse im Allgemeinen hiefür anzugeben.
mrtvi (= sing, nom.) Hodza, Dob. slov. 16. znirtvem,
Slov. pohl. 1851. mrtvymi, Sv. Jan v Liptove, Dobs. 1, 57 mrtvy,
miHvina, Loos. Cf. md"rtv{, Malinovski, Opp. 7.
krc: päsf valasku krcom stiska, Sladkovic 38, doch krc,
y Y -
Loos. stl'p, (Jerny Cit. 1, 19. 46. sü'pcek 79. siV'p, vostl'pif, Hodza
Dob. slov. 24, aber stlpy, Sladkovic 93. stl'p, Loos: c. sloup.
frn, Hodza, Dob. slov. 13. 14, Loos, ti-nim, Pauliny-Toth, Bes.
V y
1, 24. « trni, aber z trna, Zvol., Dobs. 3, 48. trn, Cerny, Cit.
1, 47. trnie, trnka, Loos: Cf. p. tarn, tarnka, tarnte. Daher
auch carne ocka jako tarky (= trnky) Saris, Dobsinsky,
Sbornik.
Auf einem ursprüngliclien *^rny dürfte auch das gegen-
wärtige cierny beruhen, cf. p. czarny. Die Länge ist allgemein:
cerne oci od Trnavy, Pisnö slov. 170. cernn zemu, Prespork 246.
iSirne oci, Nitra 273 und das obige aus dem Saris stammende
carne. Ob dasselbe auch von krü = *krv und frü, najpru =
*-prv gilt, mag nicht unwahrscheinlich sein.
Zu diesen vorliegenden Nachweisungen bemerke ich noch,
dass sie sämmtliche in den dialektischen Proben vorkommende
r und l' enthalten: es sind auffallend wenig Fälle.
Die langen silbebildenden r, V und V — ein Unterschied
zwischen dem weichen und harten langen T dürfte auch in dem
slovakischen Sprachgebiete Ungarns vorhanden sein, doch fehlen
Angaben hierüber — gelten auch in dem südöstlichen, an
Ungarn grenzenden Theile von Mähren. So finden Avir in dem
rüznofeci zlinske. Bartos, Dial. nior. 6: krc, drn, trn, trni, vrs
(verS), krdel, vrcJitity, krmit, ortat, zhrüat, kl'c (== klüc), pl'nit,
clil'pat, sl'p, sl'necko, dl'liy, zhl'hka, sti'kat, pabl'cat sa. In dem-
selben Dialekte p. 8: slovesa trvaci tridy IV. a V.: 'prlit, tHit,
chrkat, srkat, trkat, vrzat, smrkat, cahrnat, hogrilat, cld'pat. Ibid.:
vlk-vl'cek, plcli-pl'sek, vrch-vH-ek, hrh-hrbek, idcrcit sa-ukrcat sa,
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 2'.'1
zliriiat, zdrzat, zadrhat, 2Joprc7id. Dazu vrha p. 34, prska, vi' Sa GU,
vrM 61 aus den übrigen südöstlichen Dialekten.
Es sind somit dieselben Kategorien der Verba iter., ferner
der IV. Classe, nur jene der II. Classe vermissen wir — ; dann
die Deminutiva auf et, hh,, iJca; endlich fast genau dieselben
Stämme, welche wir oben angetroffen haben.
60. Nach den dialektischen Proben »Sembera's herrscht
das silbebildende r, l in dem ganzen westlichen und centralen
Theile des slovakischen Sprachgebiets. Wir finden vrch, paprsek
und imprslek, zrnaiy, vrha, trstnaty, trpky plur., svrciny und
dazu srdecko im ganzen Gebiet bis ungefähr an die Ostgrenze
des Gemer und Liptov, auch in Presov, was einigermassen
auffällt. Langes r finden wir merkwürdiger Weise nur in der
Probe aus der Umgebung von B. Bystrica 174: vrha, fniä,
trpcä. Nach der allgemeinen Charakteristik, von deren geringer
Uebereinstimmung mit den Proben wiederholt die Rede ist,
herrscht in dem centralen Dialekte (p. 71): ,dloitM V a r, jako
zde onde u moravskych Sloväkü: sl'nce, tl'sty , pridrzat sa, srnfic;
ferner auch im Gemer (p. 77): dl'hja ruka, Ü'sfy ström.
In Bezug auf r tritt zwischen dem (Jechischen und Slovaki-
schen keine Grenze ein, was bei dem silbebildenden l dadurch
der Fall ist, dass im Cechischen, wie es sclieint, das ursprüng-
liche harte l durch lu (lou) ersetzt wird, während das weiche
l die silbebildende Kraft bewahrte. Wir lesen daher slunko,
tlusty, aber vlhko, wie im Cechischen, zunächst im ilussersten
Westen, in Holic und Sträze im Nitraer Comitat; dann im Nord-
westen, in Kolärovice (slunko), in Novo Mesto (Kysuce) im
Trencin, in Ustie in der mittleren Orava und endlich merk-
würdiger Weise auch in Presov im Saris. In Sucha bei Trnava
haben wir gemischte Formen : slunko, aber tlsfy, vlhko. Doch
erscheint slunko auch im Gefolge von unzweifelhaft polnischen
Formen. Die eigentlich slovakischen Formen sind slnko (siinko),
tlsty (tusty) und vlhko und diese finden wir in der ganzen
centralen Zone.
Der Osten hat das silbebildende r, l niclit bewahrt: es
wich unter dem Einflüsse des Polnischen der Lautfolge Voeal
H- r, l. Daher lesen wir in Podhradie Spisskc: zernaty, papers-
koch und paperskom, popaterce; damit stimmt allerdings srdecko
nicht, wohl aber vo velhkoce, dagegen slunko; in LevoCa in
19*
292 Pastrnek.
der Spis: verhy, zarnaiy, paperSlekoch, pcfperskom, dagegen ve
vlhkosci und slunko; in Gaboltov im Saris: zernovity, vercliy, ve
vilhkosci, aber slunko; in Snina im Zempliu: persa und serdecko,
zoltoklasny und slunko.
Aehnlich verhalten sich die Proben von Cadea und Skalite
im nördlichen Trencin: Cadca: zarnyte, aber paprslcov und
paprskovi, dagegen slonko, tlustemi, vo vilhku; hier herrscht —
dem c. p>aprsek entspricht ein Wort im Polnischen nicht —
das Polnische; in Skalite ^ ganz an der galizischen Grenze,
lesen wir: p)atrce, solnce, tohtymi. Die Lautfolge ohi, olt scheint
mit der polnischen Nachbarschaft nicht zu stimmen.
Auch in der Probe aus der mittleren Orava p. 174 lesen
Avir neben v krcme die polnischen Formen hardzo, tlucu.
V
Gl. Nach Skultety's und Dobsinsky's Proben haben wir
im Westen einige Ersetzungen des silbebildenden l durch l -{-
Vocal, ferner in der Sariser Probe: -[julnu {^. ijolny, klr. folnyj),
fersi (p. pierivszy, klr. perSyj), tervcdi (c. trvafi, p. tricac, klr.
tryvaty, vytrevalyj), ku hirhtovej kosci (klr. chrehet, chryhet, liyrbet),
do karcmy (p. karczma, klr. korcmci), zarno (p. ziarno, klr. zernag,
usmercic (p. hnierc), vy muderci. Der polnische Einfluss ist
somit vorherrschend. Diese Thatsache wird auch durch die
dialektischen Stücke Kollars bestätigt: sardce, nnjharze, Sar. 1, 72.
umarla 78. zolty 361. selzy 370 scheint, wie oben tervcdi, eine
Nachl)ildung, entstanden auf dem Boden dieser Dialekte, zu sein;
harliSka (p. gardlica, garlica) Zempl. I, 2C)?>. Ferner bestätigen
es die in den Pisne slov. und im Sbornik veröffentlichten
Lieder: od sardecka, Pisne slov., Spis 2S(). serdzecko 302. serdce,
Sar. 136. carne 144. hnrzej 162. selzy 192. stvartd 651, dazu aus
Kysüce, im oberen Trencin: zpelna 514. Dann verch, Spis, Sbornik.
jierstenek ibid. solzami, tverdo ibid. carveny, Sar. ibid. utarlmnl,
cavny, marzne ibid.
Asl. i.
62. Asl. i entspricht als Kürze i, als Länge i; beiden
Lauten kommt die Kraft der Erweichung eines vorhergehenden
l, n, f, d zu.
Insbesondere entspricht das lange / dem asl. i der Verba
iter.: con-: pocinati: p>ocinaf; cht-: citati: citaf; minqti: mimif,
minaf; p)ocinqti, pocivati: spocmüf, spocivaf.
Beiträge /.ur Lautlehre der slovakischen Hprachc in Ungarn. 203
In einzelnen Fällen findet man das lange e, d. i. ie für i:
ciel': c, eil, aber r. cch. Cf. magy. czel. spieza, Messing: ö. spi~,^,
aber r. dial. speza. papier, Loos. Zvol., Dobs. 3, 55. Namcntlicli
häufig bei Pauliny-Töth, Bes.: mier pax 1, 40. 43. 80. do sieti
(ö. Sit) 1, 55. Neben Jcndel plur. gen. 1, 54: kridd 64. na
krielack 103. Sogar zapieme si 38: podte ku mne, zajieme a
zapieme si. Die Erklärung liegt darin, dass dieser Schriftsteller
ie wie i las, wahrscheinlich nach der Aussprache des Westens.
Man liest indessen auch vcelien, Cerny, Cit. 1, 32. Dagegen
müsste ie in lialiena, Zvol., Dobs. 3, 44 nach halena, Loos.
Sladkoviö als langes e angesehen Averden.
teJda (c. cilda, tihlci) stammt wie das klr. tehia aus dem
magy, tegla. Talija, J'cdia, Lilie entstand zunächst aus hdija,
cf. §. 5. Für siska, Loos liest man in der Probe aus Sv. Jan
im Liptov, Dobs. 1, 50: suska, magy. suska.
Das stammbildende i der IV. Classe geht in einigen
Gegenden des Gcmer und theilweisc des benachbarten Novo-
hrad-Velkohont im Partie, auf h, jedoch in der Regel nur in
diesem Auslaut, in e über; vantoleu, zatopeu, proseu, aber pusfila,
doch wieder roheli, Rimavskä dol., Skul. und Dobs. prehvareu
V
und livarela (=: hovorila), aber posadili, vydusili, Sumiac bei
Skul. und Dobs. dolioneu, vyskoseu, vrateu, zprpleu, pospoven,
pusieu, nedohoneu, zastaveu, pvesmaveu, opatreu, spraveu, daneben
vyloziu, Driencany, Dobs. In den beiden Proben aus dem Novo-
hrad-Velkohonter Dialekte scheint das e auf die Nachfolge
nach Labialen beschränkt zu sein: chodiu und chodila, piistiu,
obrdtiu und hlizila, pvosila, uroUli etc., aber laväla, zodvehou
(dvig-), uroheii, Sbornik. Die Weichheit ist in der bei Dol)-
sinsky aufgenommenen Probe nicht bezeichnet: stüpett, vraveu
neben mjvdhiu, prosiu, zaküriu, zriadiu, skociu, hovoriu. Damit
vgl. man z klena (= klina) und perena (= perina) in dem-
selben Dialekte. Aus allen diesen Beispielen geht zur Ocnügc
hervor, dass die Nachbarschaft gewisser Consonanten auch hier
nicht massgeblich ist. Die ganze Erscheinung dürfte damit
zusammenhängen, dass in diesen Dialekten i = asl. i semc
erweichende Kraft cingebüsst und dafür eine offene Aussprache
eingetauscht hatte, weshalb daselbst auch das ebenso ge-
sprochene y vielfach zu e wurde.^ Cf. §. 64. Uebrigens be-
weisen einige Fälle aus Spis und ."^aris, dass auch dort e für
294 Pasti-nelc.
das i der IV. Classe eintritt: voUl (= volil) Spis, Pisne slov.
540. Ikibely, Sar. 192. 242. hibeli, Sar., Dobs., Sborn., auch der
Inf.: livarec, Spis ibid.
Im wortbildenden Theile erscheint i: im plur. nom. der
beleb, masc. o-Stämme: chlapi, daneben sehr häufig -ia, -ovla.
Plur. instr. der a- Stämme: ryhami, dusami; der i- Stämme:
kostml. Ueber die Ausbreitung dieser Endungen in anderen
Stammclassen, cf. §. 56. Neben dem kurzen i erscheint auch
das lange /, es galt sogar bei Stur und nach seinem Vorgange
in der Periode von 1844—1852 als Regel. In den Paradigmen
Stur's, Slov. nar. p. 54 f. lesen wir nur lioluhmi, holubami; muhmi,
muzami; kosfami, dusami, cirkvami; slovami etc. Hodza, Epig. slov.
68 f. hat mi und m. In seinem Büchlein Dobr. slovo lesen wir
regelmässig -juL Ebenso in den Slov. pohl. 1851: timi proro-
kami. Ausschliesslich -mi hat Rimavsky, Slovenskje povesfi 1845.
In den dialektischen Proben Skultety's und Dobsinsky's
erscheint -mi: im Liptov: horami, dolami etc., dann im Zvolen:
s druhymi hosorkami und Andere neben jazykini; auch aus
Starä Tura: ostroluimi neben ustami, vlasami; ferner in den
Proben aus dem Gemer: s klokosemi, s penäzmi, deskami, hua-
rami, cestami allg. Gem., ebenso in Sirk; s nnvii, Murän-Thal.
Cf. auch podkovami, klincokami, Malohont, Dobs., Sbornik.
In die Grammatik llattala's fanden die Endungen -mi
keine Aufnahme und sie verschwanden auch seither aus der
Literatursprache.
Die Endung -mi ist die zweite, vocalisch auslautende
Pluralendung — oben hatten wir deld — , welche eine Länge
darbietet, ohne dass man einen historischen Grund, wie die
Contraction bei Imlia, hidi, angeben könnte. Wenn wir uns
an das ö. synove erinnern, so haben wir im Bereiche der 6.-slk.
Sprache drei vocalisch auslautende Pluralendungen mit secundärer
Länge des Vocals, cf. auch das dialektische s dukdifj, §. 64.
während für den Sing, ein solcher Fall nicht bekannt ist; es
scheint dies zu beweisen, dass die Vorstellung der Mehrheit, die
Function der Wortform, einen wesentlichen Einfluss auf die ein-
getretene Dehnung hatte.
Eine andere Veränderung des -mi liegt uns im Novohrad-
Vclkohonter Dialekte vor. Hier tritt dafür -yne ein: pod Sibeni-
clame, so stregame, hordme, Dobä. 7, 21. 23. 25. Es ist derselbe
Beiträge znr Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 295
Dialekt, in welchem wir stüpeu für sti'qna fanden, und der y
vielfach durch e wiedergibt. Cf. §. 64.
Sing. gen. dat. loc. der fem. i-Stamm: kosti Die niasc. wer-
den nach denjfO-Stämmen behandelt. Von den conson. Stämmen
liest man gen. cirkvi: po spolku vitezjacej clrkvi kristovej Ilodza,
Dob. sl. 50. z cirkvi Pauliny-Toth Bes. 1, 19. viateri Shid-
koviö 4. od materi J, Rimavsky, Slov. p. 8. dat. materi Sv. Jan
V Liptove, Nitra, Dobs. loc. kameni, semeni, kurati Hatt. Vict.
V rnateri Sv. Jan v Lipt., Dobs. Die fem. i-Stämme haben, ins-
besondere im gen. sing., eine starke Analogiewirkung ausgeübt,
cf. §. 29. Sing. voc. kosti Hatt. ist selten, doch /nbosti Koll.-lr
I. 114. Vict. hat dafür den nom. kost Dual. nom. acc. der
i-Stämme ist nur in oci, usi erhalten. Dual. gen. der i-Stämme,
asl. kostiju, kommt ebenfalls ab und zu vor: od"«, usii Hatt. 82,
da ocü Hodza, Dob. sl. 47. z ocü Novohr., Ökul. Dob§. 5, 4G7.
do uhi Sv. Jan v Lipt., Dobs. 1, 56. oci nach kosti Sladkoviö
49. 53. 68. Plur. acc. nom. der fem. /-Stämme kosti. Gen. der-
selben Stämme: hosti, kosti; ebenso dni, ludi und danach koni.
Daneben auch hosfov. Den i-Stämmen folgen die ja-Stämme:
du§i. Die plur. gen. der neutr, ^o-Stämme jjoZi können ;uuli
den Stämmen auf -ije: znameni nachgebildet sein. Die encl.
Pronominalformen lauten wie im Asl. mi, ti, si.
In der Conj. ist i in der II. sing, nicht erhalten. Audi
im Inf. ist i abgefallen, aber die Erweichung ist fast allgemein :
niest. Cf. §. 68. Aus der Dehnung des Wurzel v^ocal s , die auf
der Zweisilbigkeit zu beruhen scheint, mochte folgen, dass
der Abfall ziemlich spät eintrat. Miklosich, Lange Voc. etc. 50.
i nach j vertritt älteres e cf. §. 39. i des iperat. §. 39-
i vertritt nach j u. s. av. älteres y: plur. instr. der masc. jo-
Stämme muÜ, meci, doch sind die Analogieformen häutig, cf.
§. 57. Andererseits finden sich auch Nachbildungen dieser weich
auslautenden Instrum. und zwar mit kurzem und langem /. Nach
Ä;ZinaNovohr.-Velkoh., Sborn. s drobvf/mi ptdcenciKolUrl, 91. 107.
und anderen mögen die befremdenden Formen bei Pauliny-T«)th
gebildet sein: s tvojimi farnici Bes. 1, 28. so svojimi pomocnici 76.
za vojdci 167. etc. In der mehrmals erwähnten Grammatik
K. Dianiskas vom Jahre 1850 S. 31 werden diese Instr. für die
auch im plur. nom. auf ci und si auslautenden Subst. als Regel
aufgestellt: chlapci, vrabci, sedljad, vojaci, lenosi.
296 Pastinek.
AsI.
63. Asl. 7) schwindet unter denselben Bedingungen wie '.
oder wird durch e, o und in einigen Fällen sogar durch a (d)
vertreten, e erscheint vorwiegend im Westen und Osten, dann
ziemlich häufig in den Proben aus dem Gemer, o scheint der
allgemeine Vertreter des o in dem übrigen, d. i. dem centralen
Theile des Sprachgebiets zu sein.
käcka aus * h^chka ist eines jener Worte, welche seit
Hodzas Zeiten mit ä für e geschrieben werden, so bei Loos,
ebenso kaecky Boz. N6mcova S. sp. IV, 397 (Zvol.). e haben
ferner, auch in der Schriftsprache, folgende Worte: ker: asl.
k^rh; leb: asl. l7,h^; reptaf: asl. rop^t^; sen: asl. s^n^. Neben
der Form mit e gibt es im Novohrad-Velkohonter Dialekt nach
der Anmerkung Dobs. 7, 25. folgende Formen : söm (im Texte),
soyn, suoni für son, sen. trestai: W. tnlsk- ; für vSefeaiy: Cerny,
Cit. 1, 65. W. tük- liest man vsetocny Loos. Sonst herrscht in
der Schriftsprache o: vos asl. v^b■b, auch in der auslautenden
Silbe: zdmok W. muk-, posol V/. siil-, von, z vonka, z vonku:
v^n^, im Westen ven Nitra, Dobs. 8, 72. Kollar II, 192. Asl.
hzb ist loz, daneben lautet das Verbum luhaf und dann auch
das Subst. luhär etc. Ebenso ruvaf: asl. ri,vati, doch rvat Loos.
Es scheint beinahe, dass luliat etc. durch deutschen Einfluss
entstanden ist. dtjcli, c. decli: "^'dyJn Zvol., Dobs. 3, 53. ist durch
dycliati hervorgerufen.
a haben folgende Wurzeln: hüzu: c. hez, slovakisch haza
Loos. Boz. Nemcovä S. sp. IV, 415. (Zvolen), cf. magy. bodza,
bozza; asl. doska: daska Cerny, Cit. 1, ()2. 7<S. Pauliny-Toth.
B. Nemcova. Daneben das crAvartete doska liatt. 79. Loos. Sv.
Jan V Liptove bei Dobs 1, 53. deska gilt ferner im Gemer,
allgemein Ciem. und dann in Drienöany, Dobs. 8. 48. imd im
Westen, Bei'noläk. Cf. magy. deszka. Asl. d7>zd'>: ddzd Vict.
Cerny, Cit. 1, 67. Loos. B. Nemcova IV, 441. (Zvol.) ddzd
V
neben dezd Hatt. 20. desd Bernoläk. dyst Sar. Kollar I, 73
dziid&ik Sar. ibid. 338. Das erwartete ''' dozd scheint nicht ver-
treten zu sein. Asl. m^ho: mah Victor, mach inid moch Loos.
modi Bernoläk. Palkovic. Slädkovic 21. Ein im Westen ge-
bräuchliches mech (= c.) finden Avir nicht. Cf. magy. moh. Asl.
riizh: raz Vict. Cerny, Cit. 1, 77. Pauliny-Toth, J3es. 1,91. Loos.
Beiträge zur Lautlehre der sloviikisclieii Sprache in Ungarn. 2'J7
raz Kovärce bliz V. Tapolcan bei Scmbcra, ebenso Banovcc,
Hradiste u Banovcu, ferner Klästcr im Turcc. vazka Kysi'ice
(N. Mesto) Pisne slovenske 657. roz liest man in den Proben
V
8emberas aus Velke Kosmalovce im Tekov, Tesary im Hont,
Modry Kamen im Novolirad, bei B. Nemcovä S. sp. IV, '2V2.
(südl. Hont), rez Bernolak , dann in den Proben Sembcras
aus Bosäca, Trencin, Kolarovice und im Gegensatz zu vazka
in den Pisne slovenske auch in Novo Mesto (Kysiiee). Cf.
magy. rozs. Einige von diesen a erklären sich als Reflexe des
magy. o; bei anderen, wie dd£d, ist eine solche Zurückfilhrung
nicht möglich.
Die M-Stämme haben sich als eigene Kategorie nicht er-
halten: sie sind mit den o-Stämmen vollständig zusammenge-
schmolzen, allerdings nicht ohne den bedeutendsten Einfluss
auf ihre Decl. ausgeübt zu haben. Sing, instr. chlapom, der bei
allen masc. und neutr., sogar bei den pron. und adj. (mojom,
dohrom) ausschliesslich herrscht, kann ebensoAvohl auf rahomi,
wie auf synyßnh beruhen; die Endung der «-Stämme ist wahr-
scheinlich die ursprüngliche. Im Westen iind Osten, und mit
diesem übereinstimmend im Gemer, lesen wir em, respectivc
em: spolem Nitr., Dobsinsky, nad zdmkem, odevem, na svojem
nddhernem trnne ibid. ohrdzkem Nitr., Kollar I, 241. yod ohlarkem,
casem Spis, Dobs., Sborn. pred ryclitarem Pisne slov., Sar. 259,
auch aus dem Liptov oknem ven Pisne slov. 196, ferner Gem.:
za mUnaren Driencany, Dobs. 8, 49. ixizem Pogorela, Skul. und
Dobs. 4, 360. Dennoch hat Bernolak -om als allgemeines Muster
aufgestellt, in der pron. und zusammengesetzten Decl. jedoch
0711 und em, respective em : peknem (6m), na fioni (nemj, v mojöm,
em. Die hier auftretende Dehnung des 6 ist durch das lange
e veranlasst.
Die zahlreichen bei den masc. und neutr. aller Stamm-
classen vorkommenden plur. instr. auf -mi: zemanmi, svntwi;
velmozmi, konml können auf inni und hmi, also zum Theile auf
u-, zum Theile auf i-Stämmc zurückgeführt Averden. Plur. loc.
auf -och beruhen jedoch auf «Stämmen: symho. Danach bilden
alle masc. diesen Casus; auch die ]ium. dvoch, trodi, styroch,
welche Formen zugleich als loc. gen. und acc. gelten. Das
dem C. entsprechende -ech ünde ich sehr selten: trech (neben
troch) Starä Tura bei Dobs. 6, 2'2. Daher schrieb Bernolak all-
2ao Pastrnek.
gemein -och. Analogieformen nach den a-Stämmen sind auch bei
den masc. nicht selten: nemcach, kütach, snemdch, ndroddch, za-
kondch, porjadkdch u. s. w, Hodza, Dob. slov. Im Osten tritt
■och in allen Stammclassen, auch der fem., auf: v pesnyoch
neben pri vodach in dem Debrecziner Liederbuch vom Jahre 1752
bei Hodza, Ep. slov. 18. 63. po sluzboch, na vseckich cestoch etc.
Novi dom. Kai. V Presove. 1887. Die WahrscheinHchkeit,
dieses och als Reflex eines dch, cf. §. 54, aufzufassen, scheint
gegenüber der starken Wucherung dieses Casus im plur. gering
zu sein, och erscheint im Osten, wohl unter dem Einflüsse der
pron. und zusammengesetzten Decl., auch als gen., respective
acc. So lesen wir in der Probe Semberas aus Podhradie
Spisske: zernaty jarec rolnikoch, z tvojich ceplych paperskoch; aus
Levoöa^ gleichfalls in der Spis: jacmen sedlakoch, z tvojich cep-
lych paperslekoch, z insich vlastnich hrechoch; aus Gaboltov im
Saris: z tvojich ceplych pramenoch; aus Snina im Zemplin: z
tvojich ceplych pramenoch; daran schliesst sich, Avie es so häufig
der Fall ist, die Gem. Probe aus V. Revüca an: z tvojich
teplych paprskoch. In der Sariser Probe bei Skultety und
Dobsinsky lesen wir: ocec troch synoch, pidnu torbecku pri-
plamkoch, napecte priplamkoch ; ferner in den von Dobsinsky im
Sbornik veröffentlichten Liedern: keTo peknych chlapcoch aus
y
Spis, ho ja chlapcoch luhovala ibid. zlych jazykoch se bojim Sar.
ibid. Und in dem Novi domovi Kalendar aus Presov 1887: do
jakich smutnich mislenkoch, do sto rohothikoch, od uepraceToch
etc. Cf. §56.
Zu den w-Stämraen gehören ihrem Ursprung nach auch die
zahlreichen Bildungen auf ok^, die slovakisch im Allgemeinen
auf -ok auslauten: ndlepok, pripecok, so insbesondere in den
Gem. Proben: domsok allgemein Gem., Skul und Dob§. parobsok
Sirk ibid. motüzcok Murän-Thal, Dobs. 7, 37. kocur<Sok, podarunok
Sumiac, Skul. und Dobs.; andererseits liest man auch ek: syndiek,
jarcek, vrsek Sv. Jan v Lipt. bei Dobs. Auf syndcek, das auch
im C. vorkommt, mag das neben synok Zvol., Dob§. auftretende
synak (Jerny, Cit. 1, 46. 49. beruhen. Nach den Bildungen
auf -ok dürfte jarmok Jahrmarkt Slädkoviö 44. Sirk im Gemer
bei Skul. und Dobs. entstanden sein.
Man bemerkt im Slovakischen die Neigung, dieses o = z.
auch in offener Silbe (in der Decl.) zu erhalten: listoky Släd-
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 290
kovic 240, (c. listky), predocit Cerny, Cit. 1, 50: d. pHdi^ir.
Doch findet man svedcit Loos. Cerny, Cit., ebenso stacif, i^oiiüaf.
Es ergibt sich dcaraus, dass jene Bewahrung jüngeren Datums ist.
Aus dem Westen und Osten haben wir Belege für e;
ostatek Starä Tura, Dobs. smütek Nitra, Dob§. i^rostredek ibid.
versek Spis, Dobs., Sborn.
So wie im wurzelhaften Theile in einigen Worten e all-
gemein zur Geltung gelangte, so auch im stammhaften Theile :
cirkev, c. cirkev, das ganz aus dem C. stammt; turek Vict.
Loos. fwreÄ; Hodza. Slov. pohl. 1851: tlir^k^; lokef Yict. Cerny,
Cit. 1, 59. lakef Sladkoviö 13. Loos: aus olkütt, asl. lakitb.
Asl. Tvl.
64. Asl. 'hl wird als Kürze durch y, als Länge durch j
wiedergegeben. Insbesondere erscheint y in den Verb. iter. :
dih- : dychaf, myslet: premysVat. Verba, wie vyschynaf zu vysch-
niU, zamkyhaf zu zamkniU, dotkyhat zu dotkmit, Vict. 85, auch
mit hartem n geschrieben, cf. Hatt. 137. Sladkoviö. Cerny, sind
Aveitverzweigte Analogien, die ihren Ausgangspunkt etwa in
Ijohynaf zu pohmU: *pogibnqtl haben.
,?/ znie este i u nds aspon miestami ruskym aho poJ'skym
spösobom/ ,Vätsina Slovdkov i Cechov a Moravanov odo ddvna
skoro zcela tak vyrieka y jako i/ Hatt. 17. 18. ,y lautet wie
i/ Vict. 4. Daher Hessen Bernol.-lk und später Sti'ir den Buch-
staben y fallen und schrieben überall i. Der Vorwurf, welchen
den beiden Männern daraus Hattala macht, indem er M\. Jaz.
slov. 16 schreibt: ,Vyohcovanim z ahecedy menovite pismena y
dal (Bernoläk) makave na jevo, ie ani povahy slovenciny nepo-
cliopil ndlezite, ked nepoznal aho neuznal rozdielu, ktory sa v nej
medzi prvotnym a z y vzniklym i podnes este a vsade jasue zraci.
Chyby tej ani Lud. Stih- nenapravil./ trifft dieselben mit Un-
recht. Der einzige Unterschied, welchen die Sprache zwischen
dem Reflexe des asl. i und y macht, besteht darin, dass i =
asl. i ein vorhergehendes l, n, t, d erweicht, während dies bei
i = asl. y naturgemäss nicht der Fall ist. Dagegen muss hinzu-
gefügt werden, dass auch Hattala die Schreibung matkin, ma-
coclnn, strigin, plur. nom. mnoM etc. sanctionirte, obwohl auch
hier von einem historischen % keine Rede sein kann, cf. §. 83.
300
Pas trnek.
Jenen einzigen Untcrscliied aber hat sowohl Bernolak als Stur
wohl gewusst, da sie die eintretende Erweichung an dem vor-
hergehenden Consonanten sorgfältig bezeichneten. Bernolak
schrieb: pdhi, naplnit', jasni sa aber jasni das, kladivo, deü
u. s. w., aber svati krst, dim: asl. dy}m. Nur V blieb unbezeichnet,
cf. §. 77. Und ebenso verfuhr Stur: v hnhdch neben poUa-
dani sing. nom. masc, nachoJt neben dakedi, laünskuo neben
cistich u. s. w.; l' blieb ebenfalls unbezeichnet. Hodza, Epig.
slov. 1847 änderte diese Orthographie und schrieb an den
historisch berechtigten Stellen y, y, wodurch die Bezeichnung
der Weichheit vor i entbehrlich v/urde; diese Orthographie hat
seit 1852 in der Literatursprache allgemeine Geltung.
Aus der Gleichheit der Laute erklären sich Schreibungen
wie: dukdty ukazuvali cestu, Sv. Jan v Liptove, Dobs. 1, 45.
casy prisU, Dobs. 1, 8. mihi, mlinar, penäze ostali, pitasiev plur.
gen. Driencany im Gemer, Dobs. 8, 47. j^isk, 6. 2)ysk, Pauliny-
Töth, Bes. 1, 62. insky, Zvol., Dobs. 3, 52 und Andere. Dagegen
stehen damit in keinem Zusammenhang Formen, Avie pokrievka,
Cerny, Cit. 1, 10, wofür man bei Loos blos pokriovka liest, mit
offenbarer Anlehnung an pokrov, pokrovka, Decke; netopier
Loos. Sladkoviö 75: e für asl. y finden wir auch im Serb. :
netopjer, Miklosich, Etym. Wörterbuch und P.: «te^opers; ebenso
haben wir für pastier eine Parallele im p. pasterz, für sekeva
im c. sekera, p. siekiera u. s. f.
Das partic. hol, hola: asl. hyh folgt der Analogie von
nlesol. In den Gemerer Proben liest man it, und zwar sowohl
im partic. als im inf.: hui, hidi, hnt, Munii'i-Thal, Dobs. 7, 31 f.
hüv, hido, Driencany; hüv, Indo, Sumiac bei Skul. und Dobs.
hida, Rima-Thal, Slov. polil. 1886; und ebenso im Osten, in
der Spis: hidn, Pisne slov. 547, und im Saris: Ind,' hida, Dob-
sinsky im Sbornik. Ein Reflex des ursprünglichen y sind die
Formen heia, helo in Pogorela im Gemer bei Skul. und Dobs.
Damit sind Avir bei der interessanten Vertretung des asl.
// durch e als Kürze und ey = ej als Länge angelangt, welche
in den beiden Proben des Novohrad-Vclkohonter Dialektes auf-
tritt. In der im Sbornik 1870 veröffentlichten Probe lesen wir:
te = ty, strege plur. nom., podkove plur. acc, he = hy, ebenso
akohe, ahe, me = my, z Jdave, zadechcala, vehovdrati; für y:
opeytcm, takey chudey a hl'adey sing. nom. masc, ebenso remeney,
Beitrüge zur Lautlclur der slovaVischcn Spruclic in t'ngarn. ;)Ul
miley; dieselbe Endung hat auch phir. ucc. fem.: iJiib'dej dvt
konskej podkove. y in tovarys, tovarysia muss, wie das i in
frustik nicht als Tvi empfunden worden sein, wie andererseits
aus der Schreibung 'pred velinou, vo vehni, do vehne ersichtHch
ist, dass man vykna zu Grunde legte, wie man ja im C. in der
That schreibt: vyhen, vyline; ebenso Loos: vylien, vyhna (mit
kurzem y). Damit stimmt die Probe desselben Verfassers bei
Dobsinsky 7, 21 f. vollständig überein: te = ty, ve9e = vyse,
ö. v'fße, he = hy, ve = vy, me = my, v pribetku, sing. gen.
sluhe, do ruke, do lilave; plur. acc. nom. one krave poiraiUe,
poklade; sing, instr. der adj.: ostrem nozom, pred tem ziem du-
chom; plur. gen. nevinech a dobrech ludt, tech pekelnech. Als
Länge: opeytau, i^yta, fraglich ist dhejriu sa vöz = uderiu sa;
sing. nom. masc. trdpeney, hitey etc.; plur. acc. nom. fem. tey
vase krave, ebenso lade naplneney; plur. instr. s trema sochtdrey,
s ducliey, s pokladey. An einigen Stellen lesen wir y, y: poveky
(semper), po priafelsky, do chyze, cliyznaj, vycariti, dann hykati
und ty, tyto als plur. nom., Avofür auch tej vorkommt. Auch
verdient noch bemerkt zu werden, dass man in beiden Proben
bou, bola findet.
Nach der Bezeichnung dieser beiden Proben wäre es der
Dialekt der beiden Comitate Hont und Novohrad. Nach einer
Notiz in der Kratka mluv. slov. Prespork 1852, S. 2 wäre ;// =
ej auf den Hont beschränkt: ,y Honfani rozpäHfajA sposobom
ceshjm v ej, ku pr. bejk, dejm, dobrej m. byk, dym, dohry.' An-
dererseits liegt uns in der Probe Sembera's aus Polichna im
Novohrad theilweise eine Ergänzung vor: neben Uke (vielh-iclit
wegen u) finden Avir plur. acc. didjej, lipej, osykej, dedinej, horej,
daneben wieder ponosovaly, samy, dann neben hrubejma, husfejm,
druhejho etc. teplych. Eine ähnliche Bedeutung mag e in pekm,
boUengove vienok für pekny etc. aus Novohrad bei Kolhir I, 244
haben. Nach Jul. Botto, Slov. pohl. 1886 wäre ej im adj. audi
im Malohont gebräuchlich und aus dem Balog-Thal führt er
dobrej, venkej (^ velkyj, zdravej an. Alle diese Daten lassen
darüber keinen Zweifel übrig, dass es innerhalb der Comitate
Hont, Novohrad, Gemer eine Dialcktgruppe gibt, welche y und
y durch e und ej ersetzt. ]\ran Avird nicht iiTC gehen, wenn
man diese Erscheinung mit der cechischen Colonisation dieser
Gegenden in Zusammenhang bringt: die Hussiten, welche im
302 P a s t r n e k.
Jalire 1440 hielier einfielen, müssen sieb daselbst besonders
zahlreich angesiedelt und durch spätere Zuzüge ihrer Glaubens-
genossen vermehrt haben. Die in Rede stehende Lauterscheinung
ist nicht die einzige, welche an das C. erinnert. Cf. inf. ti,
§. 68, ferner die eigenthümliche Schreibung vedela etc. §. 33,
ou in der 3. plur.: hrechajou, repcou in Polichna, Sembera's Probe.
Eine zweite Dialektgruppe, von welcher behauptet wird,
dass sie auf den Zvolen und Novohrad beschränkt ist, deren
Spuren aber auch nach dem Gemer reichen, verwandelt nur
y in e und das vorwiegend nur im Auslaut, nach einigen nur
nach k. So sagt Kollär II, 473: nekteri zvldHe ve Zvolenske stol.
vyslovuji y po k V deklinaciech jako e: k. p. vrske, zamke, hicike
atd. Hodza, Epig. slov. 1847. 52 sagt: ,e loco y e. g. nohe, hruske,
in plur. nom. — imprimis apud ZoUenses et Neogradienses.^ Und
die Kr. ml. slov. V Presporku 1852, S. 2 lehrt: ,u Zvolencanov
y V sklokovani jako e: rohe, nohe, rukeJ
Nach Sembera's Proben erscheint e für y wohl nicht im
Zvolen, aber im Novohrad und Hont, allerdings wie es bei den
meisten Lauterscheinungen in diesen Proben der Fall ist, wenig
consequent: didje, lipe, osyke, dedinke, lüke, vgl. damit das da-
selbst auftretende na prekdzke, daneben stromy, hory, partic.
ponosovaly, pron. vy, samy, Tesary im Hont: borovke als ein-
ziges Beispiel von e neben luky, stromy, didjy etc. in Modry
KameÄ im Novohrad. In der Novohrader Probe bei Skultety
und Dobsinsky wird regelmässig y geschrieben; allein einige e
haben sich doch eingeschlichen: vysokie wehe 468. palica s ce-
pdmi — mldtile 412. cepy prestdle 473. Dasselbe gilt bezüglich
des Dialektes der Handelei im nördlichen Zvolen bei B. Nem-
covä. Sehr. sp. IV, 444 f. Neben regelmässigem y, y lesen wir:
plur. acc. krpcoke, nom. hoke, acc. voske, tri skpke, tri zmetacke,
Joche, 5etke tie polepske. Endlich skovrdnke, Zvol., Pisne slov. 250.
Auch plur. nom. chodmcke, azmicke. Windsacht und Stiavnica,
Kollur II, 391 sind bemerkenswcrth, Aveil sie aus dem nürd-
Hchen Hont stammen. Ich fügte oben hinzu, dass das e = y
auch im Gemer (respectivc Malohont) auftrete, heia, helo aus
Pogorela ist schon erwähnt worden; daselbst erscheint sonst?/,
doch gen. sing, koliske neben kolisky; plur. acc. plachte. medzi
kondre, allgemein Gem., während daselbst sonst y erscheint.
Aus dem Rima-Thal lesen wir bei Skultety und Dobsinsky:
Beiträge zm- Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 303
te = ty, vie = my, he = hy, gen. sing, vode, plur. acc. chdine,
strane, dagegen vijhmu, zyvajüci, tym, mihj, tych. Aus derselljcn
Gegend stammen die plur. acc. hiceare (,Heizer'), ntuhndeare,
Slov. polil. 1886 und daneben lesen wir daselbst v keienky. Auch
am Balogflusse spricht man zo sohote, plur. acc. süme (ciimy),
daneben vydau, hy, kohy; vergleiche damit den dat. Aiionke,
Slov. pohl. 1886. taniäre, plur. acc. finden wir auch bei Koll;ir
I, 307 als Gem. ved sme (und smo) sa nazdale für nazdaly,
Mhont, Dobs., Sborn. vr^ke ibid.
Nach einigen Beispielen könnte es scheinen, dass auch
weiter im Osten die Vertretung des y durch e nicht unbekannt
ist. za sto tolare, Spis^, Dobs., Sbornik, sitke, plur. nom. fem.,
plur. acc. hrohare, murare ibid. za tri sto tolare liest man in
diesen Liedern auch aus der Nitra.
Durch diese Belege ist die Thatsache, dass in den (Jomi-
taten Novohrad, Zvolen und Gemer e für y eintritt, ebenso
sichergestellt, als wir über die Bedingungen dieser Lauter-
scheinung im Unklaren bleiben. Für uns ist die P^xistenz eines
plur. acc. ruke = ruky deshalb werthvoll, weil sie uns beweist,
dass ein sing, dat.-loc. mke nicht aiif ein vorauszusetzendes
*rqke sondern auf den gen. rqky zurückgeht.
Im wortbildenden Theile des Wortes erscheint y zunächst
im plur. acc. der masc. o-Stämme; es ist nur bei den unbelebten
Substantiven erhalten und gilt zugleich als nom.: duhy; die Be-
lebten gebrauchen den gen.: chlapov, muzov, l'adi. Sing, gen.,
plur. acc. nom. ryhy. Für sluha stellte Hodza, Epig. 72 den
gen. slulm auf und fand bei den Schriftstellern vielfache Nach-
ahmung, so dass gen. Belu, Gejzu, Hattalu, Hodzii etc. nichts
seltenes sind. Plur. instr. der o- Stämme: chlapy, dely und
danach der consonantischen Stämme: semeny, kuraty ist nur
theilweise im Gebrauche, ,najcastej u viien pridavkovi urcetif/ch/
Hatt. 69, ,nur wenn er (plur. instr. auf -y) entweder durch
ein Vorwort oder sonst näher bestimmt ist,' Vict. 28. Cf §. 56.
Das y ist in dem Novohrad -Velkohonter Dialekte und in einigen
Gegenden des Gemer lang: s duMty, allgemein Gem., Skul. niul
Dobs., daneben s uhlaery. za Immny, IMuraii-Thal., Dobs. Deshalb
finden wir es auch bei J. Rimavsky, Slov. pov. : zo sjnrkam 8.
Die schon erwähnten Formen des Novohrad -Velkohonter Dia-
lektes sind: s trema Sochtarey, s pokladey, s diiehey, Dobs.
304 I'astrnek.
Damit stimmt der weiche Auslaut klinci in der Probe des
Sbornik üb er ein.
Bemerkenswert]! sind die pronominalen Formen des Novo-
hrad-Velkohonter Dialektes vie = my für nds, näm und ve = vy
für vds: zriadiu me, uUu ve und sogar dem ine. Anmerkung
Dobs. 7, 26. Hattala 92 führt den plur. acc. ny an, aus dem
,Liede': Morena, Morena! za kohos umrela? Ne za ny, ne za
ny, nez za ty krest'any. Das ,Lied' steht bei KoUär I, 3 und
stammt von Boh. Tablic, aus dem Honter Com., cf. Kollar II, 504,
weshalb Rudolf Pokorny, Z pot. po Slov. II, 240 geradezu
sagt: V Honte zachovalo se dosud i na.se staroddvne ny (nds,
ndm) . . . Ob hier nicht za me, za kresfane gehurt wird?
Asl. u.
65. Asl. u wird als Kürze durch u, als Länge durch n
wiedergegeben. Insbesondere erscheint i'f in den Verb, iter.:
pustif: fusfat; hudit: ohudzaf.
o für u scheint in bronief, Slädkoviö 32: zora hroniet za-
■pocina; hronef, Loos vorzukommen: ahd. hrün. Y\\y musef, Loos
liest man im Westen moset: mosely, Bosaca, Dobs. 5, 32. mosd,
Stara Tura, Dobs. 6, 19. moset, mosely, Kitra, Dobs. 8, 66; in
anderen Gegenden mysef: mysim, Velkil Paludza im Liptov
bei Ökul. und Dobs. 4, 350, ferner myseli, Novohrad bei Skul.
und Dobs. 5, 468. mysi, Lipt., Pisne slov. 2'22.
Das stammbildende Suffix der Verba VI. ov = u hat in
einem grossen Theile des slovakischen Sprachgebietes die
Formen nv imd uv. Im Westen: spozoruval, Stara Tur:i, Dobs.
prevysuvala (allgemein uv) Nitra, Dobs. ; ebenso in der centralen
Zone: sfazuvaf, odpasüvat, zahrahuvaf etc. Sv. Jan v Liptove,
Dobs. Ebenso allgemein gilt die Form im Zvolen, Dobs., auch
aus dem Turiec lesen wir nerozkazüvala, Dobs., Sbornik. vyU-
triivau, Novohrad -Velkohont, Dobä. pwfuvau, Rimavska dol.
im Gemer bei Skul. und Dobs. Unter dem Einfluss dieser
Lautform entstand aucli yrihotüiala, Nitra, Dobs. unuvany =
unaveny, Nitra, Dobs. und sogar az nepomndi, Muraü-Thal,
Dobs. 7, 38. Die Form ist auch in der Literatursprache ver-
treten. Bernohik schrieb pracuvaf, opravuvaf, sfezuvaf sa etc.
neben vlhazovaf, zdriovat etc. In der von Stur begründeten
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 305
Schriftsprache galt -uvat als allgemeine Regel; daher schrieb
Stur, Nar. slov. spisuvaf, spisuvatel etc., ebenso HocUa, Dob.
slovo. Rimavsky, Slov. pov. Pohl, vom Jahre 1B51. Im P'.pig.
slov. p. 94 stellt Hodza sogar eine vierfache Form auf:
hanuvaf (an erster Stelle) und hanovaf, dann kralnvaf und kni-
lövaf: cf. kralbvaf, Hatt. Loos. Erst die Schriftsprache von
1852 hat die Alleinherrschaft der Form -ovaf begründet.
Inwiefern zunächst die Behauptung, dass die Formen mit
langem -ilvaf als Iterativa der VI. Classe gelten, cf. Miklosich,
Ueber die langen Vocale etc. S. 27 auf die vorliegenden
Nachweise anwendbar ist , kann aus den Texten nicht er-
schlossen werden. Immerhin bliebe noch die Kürze zu er-
klären. Es scheint daher, dass das u vorzüglich aus den
Präsensformen stammt, wobei die Nachfolge des v nicht ulme
Einfluss war.
Den sino-. dat. der m- Stämme bewahren die belebten
masc. o-Stämme: clilapovl, mnzovi neben cMajni, muzu; u ist
bei den unbelebten masc. und neutr. aller Stämme ausschliess-
lich im Gebrauche: diihu, mecn, dein, znamenm, jwlu, semenu,
Jmrafu, Hodza. Hatt. (semenn, Vict.). Dieses u hat auch der
dat. pron. tomu. Für das tu der ?!;o-Stämnie schrieb man in
der Epoche von 1844—1852 it, 'u, auchjf«.- k svojmu povedomii,
Hodza, Dob. slov. 28. presvedceM 33. spolkovanju 54. Sing,
voc. der w-Stämme gilt beiden masc. jo-Stämmen : muzu,mecu;
ferner auch bei den masc. o-Stämmen: priatnl'ka, (Jerny, Cit.
1, 5. mocndru 21. mladiku 27 etc. Sing. gen. der it-Stämme
wird bei den unbelebten masc. o-Stämmen als Regel angesclien:
dubu; daneben ist das ursprüngliche a sehr häutig: vetra, jjo-
toka etc. Sing. loc. der ?(-Stämme gilt neben dem dativisciien
ovi als loc. der belebten und unbelebten masc. o-Stümme:
chlapu neben chlapovi etc. Auffallend ist der loc. auf ?': v mierl,
im Frieden, Pauliny-Töth, Bes. 1, 40. v jednom dvorl, okrexi 78,
cf. V peknom hielom pnpkri, Zvolen, Dobs. 3, 55. Bevor man
an die Erklärung dieser Form schreitet, dürfte es rathsam seni,
weitere Nachweise abzuwarten. Die Endung u haben bei
Hodza, dann in den Slov. pohl. 1851 auch die neutr. ijo-
Stämme: na osvedcenü, Pohl. 3. po nnjmufu 7 neben dem gegen-
wärtig giltigen /: po Madam 6. v ohracaui 8 u. s. f.
Sitzungsber. d. pLil.-hist. Cl. CXV. HJ. I. Hft. -^
306 Pastrnek.
Vocalisehe Assirailation.
G6. a) jo. Die Assimilation des jo zu je, Avelche das Alt-
slovenisclie in Wort- und Stammbildung durclidi-ang, ist nur
in spärlichen Resten erhalten und auch diese Averden durch
den Einfluss der harten Stämme verdrängt. Neben delo besteht
in der Literatursprache znamenie, ■pole, Uce: ,ohecne sa hovori
polo, srdco, vajco, vreco atd./ Hatt. 28. Daher lesen wir bei
Pauliny-Töth : hlaziaco vysvetleyiie. Bes. 1, 67. hliziaco sa nehez-
pecie 81. jdsajüco oho 114. zväcsujüco sJdo 198. Verhältniss-
mässig schwach vertreten ist die Form in den dialektischen
Proben : srdco, Nitra, Kollar II, 270. Nitra, Dobs. ; die übrigen
Beispiele stammen aus dem Gemer: 2^olo, IMurän-Thal bei Dobs.
V
pleco, slnco, allgemein Gem. bei Skul. und Dobs., pAeco, Sirk
V
bei Skul. und Dobs. Dies scheint mit dem Osten zusammen-
zuhängen: sereo, Sar., Dobs., Sbornik.
In der Declination ist jeder Unterschied zwischen o- und
ji'o-Stämmen beseitigt : synovi neben omizovi etc., chlapom neben
rnuzorn; Synovia neben otcovia und rodicovia; chlapoch neben
rnnzoch; ryho neben duso; ryhoit neben dnsou.
Nui" in einem Dialekt, nämlicli in dem von Drienöany
im Gemer bei Dobsinsky, lesen wii-: viUnarevi, za mUnareu,
cf. voc. mlinare; zemieu, s najezenou srsfieu, hrivieu (s nadure-
nou), s odranou kozieu, s nieu, kostiev oder kostieu = kostol,
Loos. ö. kostet; Umto zeleznou ohrusien, s ednon. chiidoit svinieu ;
endlich plur. gQxx.pitasiev. Ein gegentheiliges l^)eispi(!l lilge in dem
sing, instr. pod kladou vor. Die Partie, haben ohne Rücksicht
auf die benachbarten Consonanten: ou: vyhiehou etc. vjsoii, ci'.
kräjäu, shi'jäti, hezäu etc., die der IV. eit; vyskoseii, vräfeu,
zasfaveu, do/ioneii etc., doch auch nesfavm. Drienöany liegen
am Ijalog; daher stimmt es, Avcnn wir in der kleinen Probe
.lul. Botto's, Slov. pohl. 1SS6 lesen: .v^'.s-^ mariaseil ; partic. ozeneu.
Das allgemein neben kosftil, Kirche übliche kasfiel, Loos. Lipt.
bei Skul. und Dobs. 6, 539 in der Bedeutung ,Burg, Schloss^
ist das magy. hktrly. Die im Balogthalc auftretende Differenz,
hauptsächlicli in Bezug auf die Endung -ov , zwischen den
harten und weichen Stämmen — zu diesen würden auch die-
jenigen gehören, Avelche auf va auslauten, und auch r würde
als weicher Consonant behandelt sein — erinnert an die ähnliche
Beiträge -/.ur Laiitlelire der slovakisolieii Sprache in rnt'arti. ,'5()7
Erscheinung in den russischen Sprachen: pvKOBT., ^yiiieu'L, MOeB'L
(ii pVKoy, /i,yraey) im Haph^iie i'opcKe bei Ilolovackyj, Rospr. Gf).
Da das Balogtlial dem südwestlichen Theile des Gemor an-
gehört, so scheint es nicht möglich zu. sein, die Leiden That-
sachen in unmittelbare Beziehung zu einander zu bringen.
Für alle weiteren Schlüsse liegt die Erscheinung viel zu un-
bestimmt vor.
Die Pronomina haben einzelne P'älle von Assimilation
bewahrt: to, toJio, tomu neben onoje, mojeho, mojeimi imd nase,
naSeJio, nasemu etc. Daneben die Analogieformen, einerseits
telio, jedneho etc., andererseits coho, comii, cf. §. 47. Im sing,
loc. haben die nicht assimilirten Formen vollständig Oberhand
gewonnen: tom, mojom, iiaSom etc., auch com^ und darnach
auch clobrom^ hozom. Im Westen und, Avie es sclieint, theihveise
im Osten haben sich historische Formen erhalten, cf. ij. 75.
Andererseits behaupteten im dat. loc. sing. fem. und dem dar-
nach gebildeten gen. die assimilirten Formen das Feld: ^»ojej
u. s. w. und darnach tej wie dohraj, hozpj. Ueber die erhaltenen
historischen Formen, cf. §. 75.
b) je wird ß: Sing. loc. der unbelebten masc. o-Stämme:
dube^ asl. t/ai«, aber mexi; ebenso die neutr. o-Stämme: dele,
asl. dele, aber znameni aus znamenijl, poli \m jdur. loc. dieser
Stämme herrschen Analogieformen nach den ii- und a-Stämnien.
Sing. dat. loc. der a-Stämme: ryhe, asl. rybt'., aber dnsi. Der
Entwicklungsprocess des je zu // ist natürlich nicht slovakisch.
sondern i ist als solches von der Spraclic iil)ernomm(n mid
Avie überall bewahrt worden.
c) jy wird ji Plur. instr. der o-Stämnie: ohhipy, ddy
neben muz'i, poli. Auch hier dürfte das unter h) Hinzugefügte
Geltung haben.
d) An der speciellen cechischen (progress.) Assimiiatidu.
wodurch ja, ja zu je, je und dieses zu ji, ferner ju, ja zu ji\
ji wurde, hat das Slovakische keinen Antheil. EbcnsoAvenig
an der regressiven Assimilation: jednosfajny, Oerny, Cit. 1, i')0.
jednostaj adv. J. Rimavsky, Slov. pov. 12. Doch lesen wii- in
Pogorela im Gemer: bodej, Skul. und Dobs. 4, 3(')0.
a) ja. vsetok neben vsecek {ßecci, Bosaca, Dobs. 5, 31),
auf asl. vbsjacbsU beruhend, hat demnach das e aus dem Cech.
sitol^, .sifka, Murän-Thal im Gemer bei Dobs., fei-ner iitko in
20*
308 P^strnek.
Sirk im Gemer bei 8kul. und Dobs., auch sicko aus dem Saris
bei Skul. und Dobs. stimmt mit dem kh'. sitok überein.
An der Form ja hält die Sprache so fest, dass auch
ursprünghches ji'e in einzehien Fällen zw. ja wurde: ^'aseu (jeseii,
Hatt. 80) Herbst: asl. jesem; jazero: a,s,\. jezero. Doch lesen
wir bei Slädkovic die Reime: mojej — ■ kolaj 242. koTaje —
nddeje 310, dagegen koTaj — sa maj 343. Vgl. die cechischen
Formen kolej, se mej.
Das Eintreten der Assimilation liegt auch in den west-
hchen Proben nur in gewissen typischen Formen vor: otec
cestu ukazujice, vidice, nemyslice, Nitra^ Dobs. Damit stimmen
die bei Holly gebrauchten Formen: sedici, jacici, Cerny, Cit.
1, 28. Tüheznoznici 167; ebenso majlci, cf. ß).
Viel bedeutender ist die in zahlreichen Formen nach-
w^eisbare Assimilation im Gemer. So lesen wir schon bei Kollär:
nom. ruze \, 307. sing. gen. 'pohonise I, 285. docekdm I, 206.
In der allgemeinen Gemer. Probe bei Skul. und Dobs. finden
wir: jelovica neben jaloviska, krdset (= krdcaf), vyndset, prichd-
dzel neben preciadzät, gen. sing, fenhjho popele. In der Probe
aus dem Murän-Thal, Dobsinsky 7, 31 f.: jehl'sko und jaWiko;
vdlel, zavdleny, zajnjet, trganel se, preliarset; sing. nom. nevole;
sing. gen. koldSe, krdle; als acc. sing, kone equum. Nach .lul.
Botto spricht man auch in der Rimavska dol. nase Ilanu.sa (in
dieser widersprechenden Weise) Slov. pohl. 1886. Auch weiter
im Osten scheint die Assimilation einzutreten: cekaj, inf. kn'cec
in der Sariser Probe bei Sknl. und iJob.s. pocekaj, Sar., Dobs.,
Sbornik.
Bei diesen zumeist aus dem Gemer stammenden Nach-
weisen eines je für ja muss zunächst bemerkt werden, dass
wir theils in denselben, theils in anderen Gem. Proben für
je auch ja finden, cf. §. 54. Ueberhaupt muss hervorgehoben
werden, dass die sämmtliclien Gemerer Proben mit dem Voca-
lismus der centralen Zone (eigentlich der gegenwärtigen Schrift-
sprache) operircn, indem sie für a und d, ohne Rücksicht
auf den Ursprung, nach weichen Consonantcn ä und ae (auch
ä, doch als Länge), für ie stets ia, in einem Falle auch iä
neben ie setzen. Dadurch wird das Vertrauen in die That-
sächlichkeit unserer Daten einigermassen erschüttert. Man muss
sich daher auch bei der vorliegenden Assimilation mit der all-
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 300
gemeinen Behauptung begnügen, dass sie keine sclbstäiuligc
Erscheinung sei, sondern mit derjenigen AVandhmg, welche ein
vorauszusetzendes ja und wohl auch je erfuhr, zusammenhänge.
ß) ju. ,vcil vedla vcul' Hatt. 28. Jenes herrscht im Westen
vor: scilej Bosaca, Dobs. vcilejkij Stara Tura, Dobs. tihaf Ccrny,
(Jit. 1. 27: cuhaf Loos. Cf. klr. cyliaty. Holly schrieb zwar
maßet, milujici etc. Cevnf, Cit. 1^ 28.; nach der Probe Dub-
sinsky's aus der Nitra wäre diese Assim. daselbst nur schwach
vertreten: neben obklicene und libezno lesen wir vcid, z nMra,
l^visTuhit^ hl'üclky pkir., skvejücich, ophjvajücej a nacliddzaj Acej ,
kl'acüci, Tilhila, pod nuter (komm herein). Aus dem Gcmcr
haben wir in den Proben Skultety's und Dobsinsky's zwei
Fälle der Assim.: sing. acc. kohidi Driencany, Dobs. 8, 51:
vysied son si i ja na ednii kohuU und Udie Ilimavskä dol. bei
Skul. und Dobs. Aus dem Novohrad-Velkohonter Dialekt wird
ohklicm angeführt, und Julius Botto, Slov. pohl. 1886. 88 sagt:
,v MaloJionte nepovedia: na moja duSii, ale na moii dusi'. Dieses
letzte wäre vollkommen c.
Nach ß. Nemcovä, S. sp. IV, 318 sagt man im südlichen
Hont für lilija, Talia Loos: laluja.
Vorschlag und Einschub von Vocalen.
67. a) ihra Loos neben hra Ilatt. Vict. ihla, ö. jehla, ist
aus * jhgla entstanden. Das partic. pract. act. II, asl. sbh, hat
regelmässig ein t vorgesetzt: meZ, odlslel, slsiel etc.: islij Kitra,
Dobs. nejUl Murah-Thal im Gemer, Dobs. Dieses i ist aus
Idq eingedrungen und nicht auf das Slovakische beschränkt.
Eigenthümlich ist der von keiner slavischen Sprache getheilte
Vorschlag eines o in omm, asl. nibhi, magy. mise. Cf. magy.
oskola, iskola Schule; auch omela (= r.), asl. bnda, c. jemela.
h) Zur Einschaltung werden mit einigen wenigen Aus-
nahmen nur die Vocale e und o verwendet. Es sind dies die
auf slovakischem Boden auftretenden Reflexe von asl. /, und ?,.
Daraus ist klar, dass die gcsammte Einschaltung ein Werk
der Analogie ist, welche durch die Empfindung der Beweg-
lichkeit jener Vocale verursacht Avurde. Die wenigen Fälle von
Einschaltungen eines a sind nur geeignet, diesen Ursprung zu
bestätigen.
310 Pastinek.
a) e TcaseT: asl. kaslh neben kasblb. dateT: asl. detlo defeh.
mysel': asl. mi/sh. olien: asl. ogni. hasen: asl. hasnh. pieseii: asl.
pesHb. peter Cerny, Cit. 1, 21. 73 neben petor. osem: asl osiub.
slachetny Cerny, Cit. 1, 26. vrazedelny 25. zretaddny 59. ucedel-
nik 42. hezcisdny 31, remesehük G9. sedem 75. Sogar opatera
,Obhut' Pauliny-Töth, Bes. 1. 124.
ß) Allgemein ist der Einsclinb eines Vocals in dem auf -h
gebildeten plur. gen. der o- nnd a-Stämme, sobald zwei Conso-
nanten zusammenstossen: sestev, ovec, pravidel Hatt.80. Daneben
erscheint auch die Länge des e: sestier, matlek, mydlel, okien
Hatt. 80. Vict. 35. 41. Ferner o: sUvok Hatt. ciarok Vict. dletok
Oerny, Cit. 1. 15. ciastok 36. lüdsok 43. prechddzok Pauliny-
Toth, Bes. 1, 106. Endlich auch d: sestdr, metdl, vesdl Hatt. 80. z
dasdk Pauliny-Toth, Bes. 1, 84. 89. karty: kardt, 110 f. Diese
Verschiedenheit des eingeschobenen Vocals mag dialektisch be-
gründet sein; die Länge folgt den mit einfachem Consonanten
schliessenden Stämmen: Iddv, rük, riek. Holly schrieb e: Iddsek,
trisek Cerny, Cit. 1, 28. Bernolak e und e: desek, ooec. Daher
lesen Avir in Probe Dobsinsky's aus der Nitra: Izeh und iziöh.
Auffallend ist es, dass vor diesem e und ie die Consonanten
l, n, t, d nicht erweicht werden. Krätka mluv. slov. V Pres-
porku. 1852. S. 5. 59. Victor. 11.
y) 0 Avird allgemein eingeschoben im partic. praet. act. II.
der consonantischen Stämme der I. und II. Classe: viedol, niesul,
privykol, puhol etc. Danach auch hol (hou) und Uou (auch iiioiC)
Zvol., Dobs. Vazec im Liptov, Dobs. prisou, stiahou etc. No-
vohrad-Velkoh., Dobs. In der allgemeinen Gem. Probe bei
Skultety und Dobsinsky lesen wir neben priiiol, muahol (und
ebenso II, cd, yl, el, etc.) auch tajsol und previadöl (wie nahv-
nul), dann auch bnl, umri'd. Wahrscheinlich steht hier öl, dl
für ö, H. Im Li})tov, bei Skul. und Dobs., finden wir isiou neben
isieu. sjeu, prUjeu, dosjeu schreibt auch J. Kimavsky, Slov.
pov. Bei dieser Erscheinung will ich daran erinnern, dass der
Dialekt von Driencany, wo wir kozieu etc. fanden, das partic.
uj^oic hatte, während mau auch in diesem Falle tijSeu erwartete.
Im Westen scheint 6, e allgemein zu gelten: iel, mohel, prisel
etc. Starä Turä, Dobs. mohel, pri.sel, nedosel Nitra, Dobs. ntsel,
neisel, vesel, prisel, zdvihrl, prepadM, moht'l (cf. ostdl) Bosäca,
Dobs. Bernolak schrieb päsel, pomöhel, kladel etc., aber ciuch
Beiträge zur Lautlel.ie der slovakisclicn Sprache in Ungarn. 31 \
pukol, fahol, stets hol. Holly: ^^ms/feZ Cerny, Oit. 1^ KID. Audi
aus dem Öaris liegt ein Beispiel eines e vor: ulLid (^-hish)
Dobs.;, Sboru., daneben jedoch auch po^ol.
0) Ausserdem Avird o ähnhcli dem c zur Trennung von
Consonantengruppeu verwendet: som asl. jeHmi,; vletor asl^vefvb,-
vichor; ohor, c. ohr; uhol und uhol-; rinog Ring Hodza, Dob'.
slov. 11; uliovsky: '^qgvbsH; hudha: hudohük, Cerny, Cit. 1, 10,
hanha: hanohmj 11, divdUtohny 54. sriehorny 51. vmitormj, zo-
vnütovny 32.falo5ny etc.bldzon6ö. Danach auch kostol, 6. kostet.
Im Westen herrscht e vor: sem, asl. jesnih, veter, uhersky, Nitra,
Dobs. edon (= jeden) allgemein Gem. bei Skul. und Dob§.
beruht auf der Nachbildung jener auf -on auslautenden Worte.
Abfall von Vocalen.
6S. Der Abfall von Vocalen wird auf Accentverhältnisse
zurückgeführt.
a) Anlaut, vieno, asl. ime, r. imja müsste allerdings anders
betont gewesen sein, indni, maf, mal etc. asl. imeti, r. imiitb.
Allgemein ausgefallen ist das i der Präposition iz7>: zostaf. zpoza:
iz-po-za, Cerny, Cit. 1, 12. 13. Der Ablall des i deutet auf eine
proklitischc Betonung der Prcäposition. In Folge der Enclise
des Tones hat das Verbum jet; das anlautende Je verloren:
som, si; sme, sie; dagegen 3. sing, jest, Avofür regelmässig je
und danach jesil, das nach Hattala 142 neben sä. und sa ge-
braucht wird. Aus demselben Grunde entstanden die Formen
ho aus jelio und mu aus jemu.
h) Auslaut. Allgemein abgefallen ist i im Imperativ huJ,
asl. hqdi; ferner im inf. niest. Die Weichheit erhält sich in
beiden Fällen. In gewissen Dialekten hat sich das auslautende
i des inf. erhalten. So lesen wir in der Probe Dobs. aus Bosäca,
im Westen: vynajci, zajesci, vyriecL Viel stärker ist der inf. -ti
in dem Gebiete vertreten, welches aus den Comitaten Hont,
Novohrad und Gemer gebildet wird. So haben die beiden
Novohrad-Velkohonter Proben: ohracati, rohiti, podkovati, vaho-
vdrati und Andere, Sbornik; zvedeti, zkilsiti, najti, vesafi, Dob-
sinsky. Auch in der Novohradcr Probe lesen wir: odniesti,
chcief, und wieder dati u. s. w. (ti ziemhch allgemein) Skul.
und Dobs. Aus der Rimavskä dol. im Gemer: spievati, Skul.
312 rastinck.
und Dobs. Daher auch in den im Sbornik veröffentlichten
Liedern: mati, vidietl, znati, rohiti Malohont, Dobs.; und Jul.
Botto sagt, Pohl. 18<S(3, ^v Malolionte hovoria: mluviti, jesti aleho
jisti, piti, rohlfl; ha niekde vystovujü mluvlcl, pici, rohici'. Für
den nördlichen Hont können wir auch Kollär I, 18 anführen:
trhati, pijtati, nositi, zeniti etc. na Sitne. Die das i des inf. be-
wahrenden Dialekte sind dieselben, welche y und y durch e
und ej Aviedergeben; man darf darin eine Bestätigung linden,
dass diese Dialekte einen starken cechischen Einfluss erfahren
haben.
Häutig ist der Abfall des auslautenden Vocals in Adv.,
adverbialen Ausdrücken, Fron.: tak, avsak, kam, tarn, sem; naz-
pak, Cerny, Oit. 1, 50: na Vizojmko. tun (= tund), Starä Turä,
Dobs. 6, 19. pon (= pone), allgemein Gem., Skul. vind Dobs.
2, 184. aspon. dac (= daco), Fauliny-Töth. das, allgemein Gem.
hör (= höre) ibid. jpres (=: preco), Muränska dol. kod (= kodj,
Novohrad -Velkohont, Dobs. kyn' poMad, Slädkovic 253. nik
(= nikto), Slädkovic 7. tiez: toje-ze; lez, c, lec, wohl le ze. zas
für zase, das jedoch c. ist: cf. zasa, nördlicher Zvol., Boz. Nem-
covä IV, 445. zas, allgemein Gem., cf. daselbst predci. möz' by(,
Cerny, Cit. 1, 14. ved=vede, Miklosich, VG IV, 154. nech: nechat,
dafür auch nechaj. dosf, nadost: do syti, nur dos im Novohrad-
Vclkohont, Dobs. 7, 21. In Flüchen: hystu hrmenskym Bogu,
Pogorcla im Gemer bei Skul. und Dobs. na miioj dusu, nörd-
licher Zvol. bei Boz. Nemcoyä, Sebr. sp. IV, 447. Allgemein
im Comp. : skurej, dalej etc.
Ausfall von Vocalen.
Gl». Hier tritt der Eintluss des Acccntes deuthcher zum
Vorschein: dvacuf = dva desaf; dvandst = dva na desaf etc.
mojho, mojmu, ndsho, ndsniu, donho, kuhmu etc. Hatt. 95. Vict.
53. Allgemein synovho, synocmu, Vict. tohto, Pauliny-Toth. sainho,
Driencany im Gem., Dobs. 8, 50. svatho, Zvol., Kolhir I, 17. njakö
(irgend ein), Öv. Jan v Lipt., Dobs. 1, 40. 52 könnte auch auf
Contraction aus eja beruhen. Auf dem Ausfall eines Vocals
beruht ebenso ktory, als das im Gemer vorkommende kotry,
klr. kofri/j: kotro, Driencany, kotor, kotry, Gem. a Malohont,
Dobs., Sbor. kvtry, Malohont, Slov. pohl. 1886. 88. j^od (neben
Beiträge zur Lautlehre lier slovakischcn Sprache iu Ungarn. 313
3?9io) = po idi, Gem. Rim. dol. podze, Starji Tura, Dobs.
6, 18. dosf, nadosf: do syti. napozajtri, Cerny. mozme, Oerny,
Cit. 1, 18 (aus Slädkovic). dockaj) dockajme, Slädkovic 53. do-
ckds, ZvoL, Dobs. 3, 55. knahna neben knahyna ibid. kyslo, Loos,
kysUa pldnosky, Muränska dol. im Gemer. topl'a (gen. von topoT),
Saris, Pisne slov. 162. zpomla na miUho, Turec 268. Die Comp,
und Superl. miU-i, najmiUi etc. sind nicht durch den Ausfall
des ej entstanden, sondern Avie aus drcüisi, suchH, Vict. 62.
tichsi, Pauliny-Toth, Bes. 1, 108. lahsle, ZvoL, Dobs. 3, 44. lah-
seho, Nitra; Dobs. 8, 83 erhellt, nach asl. holbsij und Aehnlichen
gebildet.
Hiatus.
70. jednooky. poorali, Cerny, Cit. 1, 19. poloohleceny 50.
zdodev, Holly bei Cerny, Cit. 1, 55. poodchodill 64. zaobierajil 71.
zaoceli, Pauliuy-Töth, Bes. 1, 13. neotupt 13. situdcia 26. ideämi
26. zdujmy, plur. 21). poohzenit', Sv. Jan v Liptovc, Dobs. 1, 49.
cernooky, Trenc., Dobs., Sborn. Cf. jeich, Sucha bei Trnava,
Sembera.
Voealisetier Anlaut.
71. iskva, c. jiskra. Iny, c. jiny. inde, ö. jinde. isty, c.
jisty. Ihlcij c. jehla. icli^ im, irtü; im Hatt. Ebenso ako, ak. uz.
este. edon (= jeden) und ei (== jeze), allgemein Gem. bei Skul.
und Dobs. Daneben fehlt es nicht an Beispielen, dass der
vocalische Anlaut gemieden wird, und zwar treten drei Conso-
nanten in dieser Function auf:
1. v: voiialidy (Kollär) Cerny, Cit. 1, 25: c. onehdy. vohTady,
Brautschau, do edne lizby, Sirk im Gemer bei Skul. und Dobs.
Das in allen Proben des Gemer auftretende van (= on), im
Novohrad-Velkohonter Dialekte bei Dobs. vom neben om, dürfte
nicht durch den Vorschlag eines v, sondern durch die Länge
entstanden sein: ö = na, va, cf. sua ibid. = c6, co; ferner
uon nördlicher Zvolen bei B. Nemcovä, Sehr. sp. IV, 445.
2. h: hen, Cerny, Cit. 1, 16. 33. hyn, Driencany im Gemer,
Dobs., Novohrad bei Skul. und Dobs. henten, Nitra, Dobs. het,
Muränska dol., Dobs. Sehr häufig erscheint der acc. sing. fem.
in der Form hu: Nitra, Dobs. 8, 70. Trenöin, Dobs., Sborn.,
ferner in den Pisne slov.: aus Prespork 51. 90 und oft, z
314 Pastinek.
Nitrianska 134. od Trnavy 170. z Kysuc 698. z Turca 178. z
Liptova 167. Auch der dat. hej, z dol. Oravy 385. Beim acc.
könnte man an den Einfluss des masc. ho denken, beim dat. ist
dies nicht möglich. Endlich holomäc (Olmütz), Cerny, Cit. 1, 19.
3. j. moje sive joci, Bosacka dol., Pisne slov. 459. tebe
jodcitcmy, dol. Trencin 589. jostrozky, Trenöin, Dobs., Sborn.
jotvorend und wahrscheinlich auch jaz im Gemer ibid.
Mit diesen den vocalischen Anlaut im Slovakischen auf-
hebenden Consonanten vergleiche mau, was Holovackyj, Rospr. 67
über dieselbe Erscheinung im Kleinrussischen sagt: I. (Bo.imhcko
no^. a6o yKpaimcK. nap.) .iroöiixi. iipu^tixoBe r: rocTpHfi etc. IL
(ra.iimKe) ü: BOCTpufi etc. III. (FöpcKe) n (j): nocxpLin etc.
Diphthonge.
72. Die Diphthonge des Slovakischen sind dadurch ent-
standen, dass
a) in einem Theile des Sprachgebietes auslautendes (manch-
mal auch innlautend vor Consonanten) l und v zu u wurden :
hou, asl. hyh, Slovdkou, plur. gen. und adj. posses., ousa =^
ovsa, pouny = 'plny;
h) dass das anlautende i von kl, ida mit vocalisch aus-
lautenden Präfixen verbunden Avird: ujdes, dojdes, najst w. s. f.;
auch odejsly, Nitra, Dobs. 8, 68. zejily 73. näjt Ib. Ebenso bei
ime: najmä, Hatt. 78, najme, Loos, worin das anlautende l er-
halten wäre;
c) dass j an adv. angefügt wird: predcaj, Nitra, Dobs.
8, 74. ledvaj, Cerny, Cit. 1, 35, vielleicht nach der allgemeinen
Form der adv. compar. : p'dnejsej für lyilnej^eja, Cerny, Cit.
1, 14. vjacej, racej, J. Rimavsky;
d) enflHcli in fremden, deutschen Worten : majster, Cerny, ( 'it.
Wortaceent.
73. Der Wortaceent ruhl, wie im Cechischen, auf der ersten
Silbe und geht bei der Verbindung mit einsilbigen Präpositionen
und der Negation nc auf diese Wörter über. Vict. 7. Bezeichnet
wird der Accent nicht. Unklar ist die Bemerkung Stiir's, Njir.
.slov. 32: jPrizvuk (die Betonung) Sloveiiski hou v khihdch naklch
Beiträge zur Lautlehre der slovakisi'licn tiprachc in Ungarn. 31ö
/( Cechou vSdi chihm a ndm samim za cJdhu poklachini, a predca
je tento prizvuk u nds docela pravdivi od Ceskjelio velmi odcliodni.'
Von dieser regelmässigen Betonung sollen zunächst die
Bewolmer des Quellengebietes des Hron, Hronci, abweichen.
Dobsinsky (bei kSkultety und Dobsinsky 4, 357 f. Anm.) sagt
darüber: ,V Gemerskej stoUci pod Krdl'ovou HoTou v dedinäch
tSamiac a Teigart, ohßva zrledla Hrona lud Slovensky^ k cirkvi
sjednoceno reckej sa prizndvaj dci , vysokou svihlou postavou tela,
krojom a hovorom od ostatnich Gemerskych Slovdkov znacne sa
deliaci Jelio pi'ihuzni et» do reci a kroja Sil eMe Rejdovci v
Gemerskej a Handelei v Hornej Zvolenskej, co do reci i ndhoz.
vyznania Vernarci vo Spisi. J poddvame ciastku tejio povesti
vecou Tuda foJioto. Co do vyslovovania platia i tu pravidld na
str. 185 a 186 tyclito Povesti nami udane. DlhßcJi samohldsok
tito Hronci nemajil- ale za to tym mocnejsi prizvuk sa kladie v
slovdch dvoj a trojslahicnych na predostatniu syllahu, v slovdch
cfyrslabicnych krem toho i na prml- pri jednoslahicnych slovdch
prizvuk sa meni, kde jednoslabicne podstatne meno predlozka pred-
cliodi, tarn je prizvuk na predlozke, indc i na predlozke i na mene
n. pr. a sluziu do röka zd gros, köd nii sozenes pät a dvdcat
zajdcov, 6 kocurikövl — prizvuk je na syllabdch ciarkou pozna-
cenycli. D/ Dieselbe Betonung herrscht auch in Pogorela; dieses
Dorf liegt ,asi IV'j hod. nize Sumiaca, jej ohyvatelia sä povodu
FoTskeho, nahozenstvom r. katoliciJ ,0 prizvuku plati to, co sme
pri hovore Sumiackom poviedali' Ibid. p. 360. Die Beschreibung
Dobsinsky's lässt das Betonungsprincip der polnischen Sprache
deutlich zum Vorschein treten ^ und diese Thatsache stimmt
vortrefflich mit der in den Proben von Sumiac und Pogorela
niedergelegten Sprache. Ob jedoch die Ausdehnung des vor-
liegenden Dialektes in der That jene von Dobsinsky gesteckten
Grenzen hat, darf nach den Proben, welche B. Nemcova, Sehr.
sp. IV, 444 f. von der Sprache der Handelei in dem nördlichen
Zvoleu (am Cierny Hroniec) gegeben hat, einigermassen be-
zweifelt werden. Die Sprache dieser Handelei stimmt mit jener
von Sumiac und Pogorela ganz und gar nicht überein. Ueber
die Accentuation sagt B. Nemcova nichts; das lässt vermutheii,
dass die Handelei des nördlichen Zvolen, wie in ihrer Sprache,
so auch in ihrer Betonung sich von ihrer Umgebung nicht
auffallend unterscheiden.
3 1() r a s 1 1- n e k.
Nach 8embera 70 würde der polnische Accent auch im
Obertrencincr oder ^ihner Dialekte herrschen: do Budatina
(auf der pänultima betont). Budatin liegt nahe bei Zilina am
Vah; ferner in der oberen Orava, mit Ausnahme der nordöst-
Hchen Ecke, wo rein polnisch gesprochen werde, cf. J. Polivka,
List. fil. XII. 1885. 468; endlich nach »Sembera 78 auch in der
Spis und im Saris.
Quantität.
74. Länge und Kürze der Vocale stimmt im Allgemeinen
mit dem Cechischen überein; die Abweichungen, insbesondere
jene, welche gewissen Formkategorien eigen sind, wurden bei
den einzelnen Vocalen bemerkt. Die Unterscheidung der Quan-
titäten ist im Allgemeinen auf das westliche und mittlere Gebiet
beschränkt; im Osten, vom Spiser und iSariser Comitat an-
gefangen, herrscht nach übereinstimmenden Darstellungen nur
die Kürze. Cf. die Probe aus Saris bei Skultety und Dobsinsky
und die betreffenden Proben bei Sembera und in den Pisne
slov. Auch die in diesem Dialekte erscheinenden Publikationen
halten an der Kürze fest. Die bei KolLär auftauchenden Längen
dürften daher der Wirklichkeit nicht entsprechen. Ausser dem
östlichen Gebiete fehlen die Längen in Vazec, im östlichen
Liptov, an der Grenze der Spis, nach Dobsinsky's Probe, ferner
wie Avir §. 73 fanden in Sumiac und Pogorela; endlich in Ska-
litc an der nördlichen Grenze des Trencin, Sembera 144. Auch
in Nove Mcsto (Kysiice), im nördhchen Trenöin, scheint die
Kürze zu herrschen, vgl. die Probe Sembera's 133. Auffallend
viele Kürzen enthält ferner die Probe Sembera's aus Velkä
Ilevüca im Gemer; einiges liegt auch aus Kybnik im Gemer
vor. Dobsinsky erwähnt eine derartige Erscheinung in den
Gcmercr Proben nicht.
In der Literatursprache gilt seit Stür's Zeiten die Regel,
dass jzwei natürlich lange Silben in einem und demselben Worte
nach einander nie stehen dürfend Vict. 8. Die folgende Silbe
bleibt daher in der Regel kurz: krdsnij. Die einzige (schein-
bare) Ausnahme bildet der sing, instr. der «Stämme, wo ou
nicht als Länge gilt: knisnoii. Ebenso verhält man sich den
aus ol, il, UV etc. entstandenen Diphthongen ou, lu etc. ge-
genüber.
Beiträge zur Lautlehre der slovakiscUen Spruche in Ungarn. 317
Bei Bernolak, Holly und ihrer Schule galt dieses Qumu-
titätsgesetz nicht; sie schrieben daher zdddm, Bern., jacici, j^ekno-
rüchy, Holly, genau so wie im Cechischen. Damit stimmt auch
die Probe Dobsinsky's aus der Nitra überein, wo neben der
Beobachtung des erwähnten Gesetzes auch folgende Doppel-
längen zu lesen sind: cerdm 67. 83. tvdrü G7. netrüfdm, cili,
vrdtl 09. zal'dty 70. jjldld 73. zddnü 74. krdsü, krdsne 76. dwd sa
77. prichddzajiicü 11. krdsnd 79. ddvds 80. pozehndni 81. hodu-
vdni 83. Mit dieser westlichen Eigenthümliclikeit in der Quan-
titätsbehandlung stimmt das Verhalten der Gemerer Proben
überein : "previadol, preddvdiUj mükaer etc., sogar inpsdrko, all-
gemein Gem. ddkd, vldsi, pödd (povedd), koldsö, plur. gen.,
ohldsij pdnöj gen., smlrö, instr., pokyvd, pieckdch, pridil, Muraüska
dol. vrdthn, dukdfo, pödd, vyslüzis etc. Sirk. Die übrigen dialek-
tischen Proben halten recht genau an der für die Schriftsprache
giltigen Regel; da sie jedoch sämmtlich nach der Constituirung
derselben verfasst sind, so reichen sie, wie in vielen anderen
Fällen, nicht hin, um die Sache ausser Frage zu stellen.
Die Anhaltspunkte, welche mich bestimmen, an der That-
sächlichkeit des in der gegenwärtigen Schriftsprache giltigen
Quautitätsgesetzes zu zweifeln, sind folgende :
1. Kollar, Nar. zpiew. 1834 und 1835 kennt ein beschränken-
des Gesetz nicht; Quantitätsdifferenzen sind natürlicher Weise
sehr zahlreich, aber wir lesen: po priadkdch, prdzw, Türe. I, 312.
pondhld, Lipt. ibid. na retiazkdch, Zvol. ibid. Da Kollar im
Gegensatz zu allen übrigen Quellen auch im Osten Quantitäten
untei'scheidet, so kann er nicht als Beweis der Unrichtigkeit
gelten, sondern nur gewisse Zweifel erregen.
2. Stur, Nar. slov. 1846 sagt am Schlüsse: ,Chibi: . . .
potoni dve dlhje silabi dakde jedna za druhou: ndrecjanii, mjestdch
mjesto ndrecjami, mjestach.' — Man sieht, es sind nicht Druck-
oder Schreibfehler, welche hier corrigirt werden, sondern Ver-
stösse gegen eine eben aufgestellte Regel, die dem Verfasser
noch nicht geläufig war.
3. Hodza, Dobruoslov. 1847 weist zahlreiche Abweichungen
von der gegenwärtigen Regel auf: prdvnici 10. hldznivost 11.
vdzmm 11. chvdUm 12. cJivdlja 14. zabrdni 15. 20. prdzni 15. s
Vdmt 16. mrtvi 16. knjezatstvdmt 17. hJüpich 18. svdhskd 18. do-
kondli 19. Tirjemik 23. hrdnja 23. slidi 24. vypind sa 24. zdjabli
318 Pastrnek.
25. müostivü 25. svjefjac 47 etc., sogar cisdrmill. In dem gleich-
zeitigen Epig. slov. ist die Regel wohl durchgeführt; immerhin
sind solche Schreibungen bemerkenswerth, wie p. 74: neben
slovum, döldm, mendm etc. lyrdväm; neben slovdch, dMdcli, mendch
(sie) etc. prdväch; p. 75: neben starsi, ovci, jyisnci etc. Uziäci,
hyunci etc.; p. 70: neben mlady, nahy etc. stdly, krdsny etc.;
p. 77 neben mladuö, nahuö etc. stdlo, krdmo etc. Die kurzen
Laute n, o, i, y etc. werden sonst nicht bezeichnet.
4. In der Krdtka mluv. slov. V Presporku. 1S52, S. 8
lesen Avir: ,Nemd teda Slovencina ani folko dlhycli sildb^ jako
CeUlna, kde % dve i tri dlhe jednn za druhou ohstojd, k. p. hrdvd,
chodtvdvd, kdzdm, ani sarae krdtke, jako PolStina, ale sfoj'i i z
tohoto oJilhdtt, medzi ndrecjami slovanskymi v prosriedku^ majüc i
2)risnosH dosf, kde treha, i rezkosti, kde treha.^ Ferner §. 80,
8. 00: ,0 dlzeni a krdteni somolüdsok sme^ onysUme, na patricnych
mestdch pod/a podstatneho zdkona Slovenciny, v §. 10. vylozeneho
tak zretedlne a üplne hovor'di, ze pozorny cifafel podJ'a foho a
p>odIa prirozdeneho vyslovenia, Ihhko nhddne: kde md dlhii a kde
krdtkii samohldsku kldsf.'
5. Pauliny-Toth beobachtete das Q,uantitätsgesetz ebenso-
wenig genau, wie etwa Hodza; cf. Czambel, Prispevkj, S. 49 f.
Diese Momente mögen hinreichen, die Berechtigung meiner
Zweifel darzuthun.
Contraction.
75. Streng genommen kann man von einer C^ontraction
im Slovakischen nur in den wenigsten Phallen sprechen. Der
Process lag abgeschlossen vor, als die slovakische, respective
die c.-slk. Sprache sich differenzirte und ihr Sonderleben be-
gann. Beweis dessen ist, abgesehen von der Uebereinstimmung
mit anderen slavischen Sprachen, die Thatsache, dass die dialek-
1 Ischen Varietäten denjenigen Vocal reflectircn, welcher das
Resultat der Contraction bildete. Aus einem vorauszusetzenden
*dohro-j<ihn besass die c.-slk. Sprache an der Schwelle ihrer
besonderen Entwicklung dohrPJio, mit e Avie etwa in nesti, vesH;
und so wie die Länge aus ursprünglichem e in vesti durch vesf
im Westen, vjesf in der centralen Zone, vesf (resp. vesc) im
Osten, ebenso wurde dohreho durch dolm'ho, dohrjeho, dohreho
roHecfiit. Die dialektische Entwicklung knüpft eben nicht au
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Spraclie in Ungarn. 319
*dohro-jeho an; das Schicksal von svojalio, svojemu zeigt, dass
sie andere Wege gewandelt hätte. Das neben e auftretende y:
duhri/ho ist durch den Einfluss des noni. dohr^ entstanden. Mit
dieser principiellen Anschauung gehe ich an die Darlegung
der einzelnen Reflexe.
I. a) eje.
lepsie sing", nom. n.; lepsieho ; lepsiemii: a6. dnesnie, dnes-
nielio, dne.smernu, nc. dnesni, dnesniho, dneb-nwm. Bei voraus-
gehender Länge tritt e ein: vodiacemu, Cerny, Cit. 1, 41. pred-
cliddzajücelio 53. Sing. loc. masc. nom. lautet lepSovi, wie dobrom,
nach tom, asl. tomh. In der Periode von 1<S44 — 1852 schrieb
man vlastnjeJio, Hodza, Dobr. slov, 42, zum Unterschiede von
dnstojnjeho: jenes ist das gegenwärtige (weiche) ie, dieses e.
Aus dem Westen erwarten wir /; hozi, Nitra, Dobs. Doch
najlepsie, Stara Turä;, Dobs. 6, 20. najmenseho, Nitra, Dobs. 8, 70
ist nach dohreho gebildet; ebenso svojelio, Bosaca, Dobs. 5, 31.
naSeho, Holly, Cerny, Cit. 1, 2^^.
Im Novohrad-Velkohonter Dialekte erscheint, wie im
Cechischen, i: najlepsiho^ Dobs. Ebenso im Novohrad: msiho,
Skul. und Dobs.
Dieselbe Entwicklung finden wir im Gemer; das ? ist
consequent kurz, aber offenbar auf/ beruhend: horsi ani nemohlo
but, najvyssiho, Muranska dol., Dobs. vyssiho, najvyisiho, Drien-
öany, Dobs. najstarSimu, trecimu, Sirk, Skul. und Dobs.
Dieses i im Hont, Novohrad und Gemer — man beachte, dass
diese Gegenden wieder übereinstimmen — könnte auf öechischen
Einfluss zurückgeführt werden, cf. §. ()4. 68; man darf jedoch
nicht übersehen, dass daselbst auch dobryho, dobrymu herrscht.
Aiiffallend ist rad.se aus Driencany im Gemer bei Dobs.
niet, niefo aus ne jesfh to. nenie (neben nie je und je nie) aus
ne ne je, welche Form auch (wie jesi'() in den plur. eindrang:
niesu, sü nie. In der Nitra, Dobs.: neni, neni je, auch ne 78. ty
si neni 78; in Bosaca, Dobs.: nije, nenije; in Komjatice, Dobs.:
ne. Im Gemer iind Novohrad erscheint ebenfalls ni: ni sü non
sunt, Drienöany; nilen, nevinm pi^eS preS ni (proc, proS ne)
Muranska dol.; len ni a ni, Novohrad.
b) eje.
lepUe plur. acc. nom. fem. masc. (mit Ausnahme der Be-
lebten), ac. dneSnie, nö. dnesni. kraj§e, starse, Nitra, Dobs. mag
320 r a s 1 1- n e k.
nach dohre gebildet sein. Sing. gen. fem. lepsej ist eine Nach-
bildung von dohrej, tej, mojej u. s. w.
c) eji
lepsi plur. nom. masc; lepSim sing, instr. masc. neutr. und
plur. dat.; lepsich plur. gen. und loc; lepShni ^\m\ instr. Ebenso
ac. und nc,, ferner in allen Dialekten. Bei vorhergehender
Länge: iducicli, Cern_y, Cit. 1, 16.
d) eja.
lepsia sing. nom. fem., ac. dnehiie, nc. dnemi. najmladM,
Nitra, Dobs. Starä Tura ibid.
e) eju (eja).
lepsin sing. acc. fem.: aö. dnesniü, nc. dnesni. Bei vor-
hergehender Länge: horiacu. Hodza, Dobr. slovo schrieb ndro-
V
dnu; im Liptov gilt najmladsü, Skul. und Dobs. Sing, instr.
fem. lepsou nach dohrou.
fl 9-
Sing. dat. loc. fem. lepSej, zusammengehalten mit dohrej,
tej, mojej u. s. w., also bei sämmtlichen pron. und adj. gleich,
ist die pronominale Form. Dieser Casus fungirt auch als gen.
Im Westen sind Formen der zusammengesetzten Declination
erhalten; po treciej und v niej, po druhiej, Bosäca, Dobs. Auch
aus dem Gemer werden Formen berichtet wie o psii hamhe, z
je ohloka, daneben wohl auch o nej, jej dat., z nej, Muränska
dol.; ferner j<' dat., od nt, hu svoje, allgemein Gemer. Doch
haben die hart auslautenden Adj. dieselbe Endung: v druhe
huare etc., weshalb man an eine Uebertragung denken darf.
Sing. nom. m. dolnl ist aus *dolnje-j nicht erklärbar.
IL a) eje.
umiem, umies, umie, umieme, iimiete; ac. iimiem, nc. umim,
amis etc.
h) eja.
hriaf: (jviijati, vinf: vejati. irjahj, Lipt. l)ei Skul. und Dobs.
Dagegen stammt zdd sa, Cerny, Oit. 1, 14. nazdd sa 2. zddlizhi/
31». zdal na 2(5. zdalo sa, Pauliny-Töth, Bes. 1, 44 aus dem
(Jechischcn.
1 ><'i- Reflex des asl. eja ist gleich dem Reflexe des asl.
[/"■ '■':/"'' ^\'ird nach Miklosich, Etym. Wörterbuch im Oechi-
schcii zu njati und dies zu vdti, viti, dial. veti. Diese Ent-
wickhiiig scheint allen liisherigen Fällen der Contraction, in
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 321
denen e und e den ersten Bestandtlieil bildeten, gemeinsam
zu sein : eye hje jt (geschrieben ie\ wobei man e als lang an-
nehmen darf; eju, i,ju, jü (geschrieben iu)-, eja, ija, ja (ge-
schrieben ia). Daraus ergibt sich auch, dass die Producte
dieselben sein müssen, wenn i den ersten Bestandtheil bildet.
Dabei müsste im Allgemeinen angenommen werden, dass der
Accent nicht auf der ersten der contrahirten Silben ruhte.
III. a) oje.
moje, mojeho, mojeynu bleibt uncontrahirt oder wird in
den beiden letzten Casus zu nidjho, mojnm, ndslio etc., womit
vojvoda, svojhlavy übereinstimmt. Ebenso synovho, synovmu.
Die contrahirten Formen me, vieho, mernu sind der westlichen
Sprache eigen: me potesenie, Bosacka dol., Pisne slov. 251. me,
tve srdecko, Nitra 255. tveho, Holly, Cerny, Cit. 1. 55. sveho
(neben svojeho und svojho), Uz, Nitra, Dobs. svemu, Bosacka
dol., Dobs.
Ueber ky sagt Hattala 97: ,ky a ktory jpatria sklonovanim
svojim zcela päd vzor ^^i^ravy''^ . Prveho z nich vsak zriedka, i io
zvätsa len v muzkom rode 'potrehujem.e, vykrikujüc na pr. ky
parom, kd strela, kyho paroma a pod. Niet teda divu, ze sa do
sklonovania jeho nejprave y m.. e vloudilo: kyho, kymu atd. m.
keho, kemio.' Danach scheint man das vollständige Paradigma
aufgestellt zu haben, cf. Vict. 56. Es lieisst aber in der Kratka
mluvnica slov. 1852, S. 28: Zriedka uzivane ky, kd, ke hy sa
iakto malo skloiiovaf: etc.^ Ich habe folgende Formen beobachtet:
kym als tempor. conj.: rob kym je cas, Cerny, Cit. 1, 2. kym
svet svefom hude 6. kym zajdeme za tu lioru 13. kym. sluzhu
neslozil 27 u. s. w. kijm pipu priprdväl allgemein Gemer. kym
slnco nepdlylo ibid. kym ho nepriviadö ibid., dafür auch cim in
gleicher Bedeutung: cim sa povyzliekal, Stara Tura, Dobs. 6, 18.
Auch pokym: pokym. pannou hola, Dobsinsky, Proston. slov. p.
(nicht dialektisch) 7, 29. Ausserdem ky to parom, Mhont, Dobs.,
Sbornik. ky ze su ci cerci 2)o mne, Sar., Dobs., Sbornik. kf/ho
paroma, Driencany im Gemer, Dobs. 8, 49. kyho certa, Pauliny-
Töth, Bes. 1, 37. kd zkaza, Muränska dol., Dobs. Die Formen
kae chodziu, Sirk im Gemer, und kä, Driencany ist Avohl ^= kaj.
Unter diesen Verhältnissen scheint es nicht rathsam zu sein,
auf die Formen des ky ein besonderes Gewicht zu legen. Cf.
Miklosich, VG. III, 368.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 21
322 Pastinek.
Sino-. nom. m. dohre. aö. nö. dobre. Dieses e ist liart,
daher silne, krdsne (das adv. lautet krdsne = krdsne, cf. Miklosicli
VG. I, 503). In der Periode von 1844—1852 schrieb man
dohro (dohruo). o erscheint in den Dialektproben Dobsinsky's
aus dem Liptov, Zvolen, Novohrad, Velkohont und liegt auch
den Formen aus dem Gemer zu Grunde : celua krdlovstvo
Muränska dol. insua, danach gebildet, Sirk. Daneben erscheint
in diesen Proben auch ia: ddkia strasidlo, zlatia jehJko Muränska
dol. veselia zmrtvych vstania allgemein Gem. Dieses ia ist ebenso
eine Transscription des e' (damals Je geschrieben) ins Gemerische,
wie ua für ö. ö ist auch bei Sladkoviö stark vertreten : oströ
41 u. a. O. Dieses o ist kein historisches Produkt aus * dohroje;
svojho , svöjmu kann nicht herangezogen werden, denn ein
*sv6ho ist nicht nachgewiesen, dobrö ist angelehnt an die
subst. auf o: delo, auch poTo, srdco etc. cf. §. 6G mit der aus
der zusammengesetzten Decl. stammenden Dehnung. Sing. gen.
und dat. m. n. dohreho, dohrmiu, wie aö. nc. Ebenso schrieb
Bernolak; das e ist eben dem Westen entlehnt, cf. §. 4. In
der Epoche 1844 — 1852 schrieb man dohrjeJio, dohrjemu, bei
vorhergehender Länge (auch gegenwärtig) krdsnelio, krdsnemu.
Noch 1858 bemerken die Herausgeber der Slov. pov. : 8kul-
tety und Dobsinsky IL 180 : ,Dl]iö e v Gen. a Dat. jedn. 'poctii
a V Nom. mnoz poctu yridavnych vyslovujil Slovdci jako ißf,
tedy : dohreho ^ dobremu, dobre; citaj dobrieho, dobriemu, dobrie'.
e zeigt, wie ich schon oben erwähnt habe, die Phasen
des langen e: e im Westen, je in der centralen Zone, e im
Osten; ferner erscheint dafür y (y) und (nur schwach belegt)
ia im Gemer, als Reflex des je.
e tritt zunächst im Westen auf; ferner in dem Novohrad-
Vclkohontcr Dialekt: krajneho, druhemu Sbornik, takelio, hieleho
bei Dobsinsky; cf. §. 04.
je erscheint in den Dialektproben Dobs. aus dem Liptov:
starieho, stariemu, Sv. Jan, auch thcilweise aus dem Zvolen:
iakieho. Die auf dieser Form beruhende Entwicklung zu ia
im Gemer, welche doch so allgemein ist, hat nur Kolhir auf-
gezeichnet: milinho, vraniaho, osedlaniaho I. 300. tnkiaho 305.
ß lässt sich in den östlichen Proben nachweisen: vedalekeho,
planeho und Andere, Sariä bei Skul. und Dob.s. stareho, Spi§,
lMsn§ slov. 614; (l.nuit stimmt fego peknego aus Pogorela im
Beiträge zur Lautlehre der slovalciscLen Sprache in Ungarn. 323
iiördliclien Gemer bei Skul. und Dobs. überein. Anders verliält
sich die Sprache von Sumiac; hier lesen wir remeunoho, vd'ikoho,
kral'ovskoJio. oho, ooim erscheint auch in dem Debrecziner Lieder-
buch vom Jahre 1752 Hod^a, Epig. slov. 18. 63. Das deutet auf
eine nahe Beziehung zum Kleinrussischen hin. Aber während
dies bei einem Liederbuche der Sotaci natürlich ist, überwiegt
y
in JSumiac der polnische Charakterzug. Sehr stark ist endlich
die Form yho (yho) vertreten. ,F Gemeri a v Honte mluvl se
hrdsnylio, krdsnymu'. Kollar II, 473. ,ZvoUnci e a ie v Gen.
a Dat. jedn. chyhne menia na if a i, za dlhou s'dabotL nn y a
i: dohryho etc.' Krätka mluv. slov. vom Jahre 1852. In der
That zeigen die sämmtlichen Proben Dobsinsky's aus dem
Gemer, aus Novohrad (das in den angeführten Bemerkungen
nicht genannt wurde) und aus dem Zvoleu die Form yho (yho).
Aus dem Hont lag uns bereits e vor, im Gegensatz zu Kollar's
Bemerkung. Wir lesen daher: zadanyho , vdovickyho, druhyho,
tenkyho allgemein Gem. ; Sakovyho, Sttkyho, medenyho kone,
chlnpika acc, do toho onyho, sriabrnyho kone, takyho, Muränska
dol.; z toho zdkalistyho, 'prazdnyho,J)Y\Qr\^im.y^ starymu, zahltyho,
Sirk. Auch aus Pogorela wird hrmenskym = - ymu berichtet.
jednyho, staryho, Novohrad. takyho ustatyho, Zvolen, auch von
B. Nemcovä, Sebr. sp. IV, 445, bestätigt.
Das y (y) von dohryho halte ich ebensowenig für eine
historische Lautgestalt, wie das o von dohro; ich glaube viel-
mehr, dass es unter dem Einfluss des Nomin. und wohl auch
der Casus des plur. sich festgesetzt hat.
Die im sing. loc. herrschenden Analogieformen dohröm
etc. sind schon im §. GG erwähnt worden. Im Westen treten
die historischen Formen auf: na samuckem samem vrchu, Bosäcka
dol. 'po duhem cakani, na svem konikovi vranem, Stara Turä,
Dobs., V Tomdsovem. dvore, Trenc., Dobs., Sbornik. Im Osten
tritt em bei Kollar ebenfalls auf: v Levockem hdju, Sar. II, 89.
V Sirem poli I, 185; daneben erscheint auch ym: na hystrym
jarockuj Sar., Kollar I, 88. na tym Spiskym zamku \, 119. o
sirokyrn svece Spis, Dobs., Sbornik.
h) ojej.
mojej sing. dat. loc. f. bleibt unverändert; dobrej ist dem-
selben nachgebildet. Die Form dient zugleich als gen. Im
21*
324 Pastrnek.
Westen erscheint die historische Form: dalekej, Prespork, Pisne
slov. 194, und danach jejej 216.
c) oje.
Die Form oje ergäbe '^oja, woraus d entstanden wäre.
Dies dürfte der Grund gewesen sein, dass ein sing. gen. f.
*dohrd gemieden und durch den dat. ersetzt wurde. Pkir. acc.
nom. masc. (mit Ausnahme der Belebten) und fem. dohre,
aö. nc. dohre. Auch hier mochte man * dohrd erwarten. Für
e wurde in der 1844^'' Sprache ^'e geschrieben: dobrje. Daher
zlatie peiiiaze^ Novohrad bei Skul. und Dobs. inistie liory, Lipt.
tie folgt der zusammengesetzten DecL: tie zdpace, Zvol., B.
Nemcovä, Sebr. sp. IV, 444. vsetkie strane Rimathal im Gemer.
Die übrigen Gemerer Proben zeigen den Reflex für e, nämlich
ia : akia hahUky , dato fijalky, randavia staje allgemein Gem.
fia pustia huary, tae druM lüde, Sirk. suchia kuarosky, Muräüska
dol. velkiä i tusniä svine, ebenso tiä säsy, Drienöany, Dobs.
Im Westen e: te vel'ke tydne, Prespork, Pisne slov. 279; auch
wie es scheint aus dem Turec: ie Mosovske dlovky , Kollär
I, 312.
Jene für dohreho, dohremu so häufig angetroffene Form
dohrylio scheint hier ganz zu fehlen; doch ist sie im Novohrad-
Velkohonter Dialekt nachweisbar, in jenem Dialekte, der früher
nur dohreho, dohremu kannte: pribitej dve konskej piodkove, Sborn,
lade naplneney, tey krave Dobä. ej (ey) = y.
d) oji.
Sing, instr. masc. neutr. mojhn, plur. dat., gen., instr. mo-
jich, mojim, mojimi bleiben unverändert. Auf oji müsste in
den genannten Casus y zurückgeführt werden : dohrym, dohrych,
dohrymi; danach tfpn, tycli, tymi. In den adj. poss. ist y kurz:
synovyin, synovych, synovymi. Dialektisch tritt dies bei allen
adj. ein: in der Nitra: vel'kych neben velkych, vSelijakyma do-
hripna a drahyma vecdmi etc. Dobs, jednym, setkym., Zvol., Dobs.
Ganz allgemein im Gemer: z mrfvych allgemein Gem. jwsmes-
nym, 'dihjcli, zlatycli etc., vereinzelt suchych Mur. dol. tym,
ednym, doch iym, Rim. dol. zlatych sitkych, hjch, ku druhyn, s
tyn (neben s tfjn), dagegen sriahrnych, Drien^any. jmsfyma,
starymu, tym, kofrym, zaUtyho, müych etc. Sirk. Auch das im
Novohrad -Velkohonter Dialekt auftretende e = 2/' i^f^t^inecJi, do-
hrech, temto, dagegen stulnej sing. nom. Sing. nom. masc. dohr-y
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Spra«he in Ungarn. 325
Wäre ebenfalls iiuf dohro-l zurückzuführen. Im plur. nora. masc.
werde oji nicht zu y, wie man nach den vorhergehenden Fällen
erwarten müsste, sondern in Anlehnung an die plur. nom. auf
i zu l Miklosich, lieber die langen Vocale etc. p. 13. Dieses
i finden wir nur im Westen: mnozi in Ilolic bei Sembera, und
auch da wie es scheint nur vereinzelt. Regelmässig gilt eine
Endung, auch i geschrieben, vor welcher die Gutturalen keine
Veränderung erfahren: velki, mnohi, tichi; es ist klar, das die-
selbe mit jenem i nicht identisch ist, sondern das aus den obl.
Casus des plur. eingedrungene y. Bemerkenswert ist: to kosicke
chlopci velke mizerdci, Sar., KoUar 1,288: wahrscheinlich der
plur. acc.
e) oja.
bdf sa: bojati s^; stdt: stojati; svdk: svojak^; pds: pojash.
dobrd sing. nom. f., ebenso krdlomid, gazdind u. s. w. oja bleibt
in moja, auch in bojazlivy, vojansky etc.
f) Sing. acc. f. moju, instr. mojou. Ueber dobrü vmd dobrott
cf. §. 53. Danach tu, ednü, tvojü, svojü, in den Gem. Proben,
Dobs.
IV. a) aje.
voldm, volds, vold; voldme, voldte: *volajem etc. vraciam,
vracias, vracia etc., da ein weicher Consonant vorhergeht. Nach
voldm auch ddm, dds etc.
b) aja.
kajatsa: c. kdti se. pokdnie (in der Behandlung der Quan-
titäten dieser Verbaha ist eine Einigung noch nicht erzielt)
Vict., Loos aus dem Cechischen. dvaja, obaja neben tria, styria,
Hatt. 100. dvaja, obidvaja, traja, styria, Vict. 73. dvae, obidvae,
trae in den Gemerer Proben bei Dobs. Cf. auch vsecia, plur.
nom., Novohrad bei Ökul. und Dobs. Man darf bei diesem
Nom. auf rnuzia, muzovla, chlapovia etc. erinnern.
V. a) bje, ije.
umenie, wie ac. znamenie, während es im nc. znameni
lautet, hje gibt somit dasselbe Resultat wie eje (eje). Dieser
Casus hat innerhalb des slovakischen Sprachgebietes eine drei-
fache Form: 1. i in einzelnen westhchen Gegenden, wie im
Cechischen: stavani, BernoMk. bohatstvi, Nitra, Dobs. 2. je, ge-
schrieben ie, mit der Weiterentwicklung zu ne, daraus im Osten
ne: mlacene, Sar. bei Skul. und Dob§. do skonane, Spis, Dobs.,
326 Pastrnek.
Sborn. zdrave ibid. 3. Die dritte, wie es scheint, allgemeinste
Form ist ja, geschrieben ja und ia, im Westen iid: stavand,
Bernoläk (,bei den echten Slovaken'), zbozd, Holly, <^^'erny, Cit.
1, 55. Diese Endung galt allgemein in der Periode 1844 — 1852:
zo stoletja na stolefja, s poholenja na, pokolenja, J. Rimavsky,
1845. Kamenja to bude volat, toto je vase stestja etc. Hodza,
Dob. slov. 1847. In der Krätka mluv. slov. v. 1852 werden
die beiden Endungen umenie und umenia nebeneinander ge-
V
stellt. Wir lesen ia in den dialektischen Proben bei Skultety
und Dobsinsky aus dem Liptov: poludnia, stestia, povetria u. s. w.,
Novohrad: mldtenia u. s. f., Novohrad-Velkohont: samo kamencia
u. s. w., Zvolen: pitia neben st'astie u. s. f. In den Gemerer
Proben finden wir sfastie, Rim, dol., dann stestae (ae ist lang)
allgemein Gem. poveträ, zdlmmnä, Muränska dol., was sich sehr
stark dem in Osten angetroffenen mlacene nähert, da nä im
Gemer hart ist (,6o gevierskö podvecia mäkych spoluhldsok nemd',
Skul. und Dob§. 2, 179), endlich ia: na zdhumnia, allgemein
Gem. prialirscia, IMuraüska dol, veselia, pdlenla, Rimavska dol.
Es sind somit dieselben Reflexe, welche wir oben für je {je
geschrieben) angetroffen haben. Jul. Botto, Slov. pohl. 1886
bringt aus der Muränska dol. die Form uhlea bei. Auch in
der Literatur nach 1852 finden wir ia: listia zamsfalo, Pauliny-
Töth, Bes. 1, 104. suche rdzda, 81adkovic 30. Tadvia moje 52. o
skdl'a a drvia, Dobs., Prostonar. slov. p. 8, 10 (nicht dialekti-
scher Theil).
Es entsteht nun die Frage, wie dieses so allgemein ver-
breitete ia zu erklären ist. Ich glaube, dass es nicht möglich
ist zu sagen: So wie Je (ie) in einem Theile des Gemer (daneben
tritt nämlich auch ie und iä [ae und ä] auf) allgemein zu ia
wird, ebenso ist in diesem einen Falle (bje, ije in umenije und
in dem gleichartigen Ijtidije) ie in einem grossen Theile des
Sprachgebietes, welches diese Wandlung sonst nicht kennt, zu
ia geworden. Man muss noch weiter gehen und sagen: Dieses
aus dem Gemer stammende ia erscheint mit grösserer Conse-
quenz beinahe nur in denjenigen Proben, welche S. Ormis in
die Sammlungen Skultety's und Dobsinsky's geliefert hat. Es
wäre gewiss eine merkwürdige Erscheinung, dass ein ursprüng-
liches ja in derselben Gegend zu ja wird, wo ein je zu ja
wird. Y\c] natürlicher und glaubhafter scheint es zu sein, dass
Beiträge zur Lautlehre der slovaVischen Sprache in Ungarn.
327
sowohl ja als je zu ja sich verwiindclt. Und in der That wird
es niemanden" entgangen sein, wie viele Anzeichen für diese
Annahme sprechen. Das im Gemer für ie auftretende ia dürfte
sonach kein reines a enthalten; von dem a in sfavania, stavand
kann dies nicht in Zweifel gezogen werden.
ia kann demnach auf bje nicht zurückgeführt werden; es
muss vielmehr auf ursprünglichem hja, ija beruhen. Ein solches
Suflix liegt vor in dem asl. Collectivum hratrija, bratija, woraus
die masc. ihre Pluralendung entlehnt haben mögen. Was aber
die neutrale Endung anbelangt, so beachte man Ausdrucks-
weisen wie: dorozumenja, sjednotenja ndm treha , Hodza, Dob.
slov. 3. Man wird unwillkürlich an sing. gen. denken; und
doch zeigt: dohruo slovo vdm treba ibid., dass Hodza den nom.
meinte. Oder: Ud zasluhuje vsetko moznuo pestovanja, vzdeld-
vanja, zveUdenja 10, während zaslourdi in der Regel mit dem
o-en verbunden wird. Aehnhche Beispiele sind: sekal dakia
Itestia, allgemein Gem. Media hlädat, daj Boh MesÜa ibid. i^o-
culi pUeskania, Novohrad-Vclkohont bei Dobs. Cf. auch len tak
od prüiody zt'au stroma {= einen Baum), Zvol., Dobs. o, oO.
Solche Beispiele, die sich stark vermehren Hessen, rechttertigen
die Vermuthung, dass wir es bei der Form auf ia mit emem
o-en zu thun liaben, dessen syntaktische Funktion die Brücke
zur Geltung als nom. bildete.
Sino-. instr. umenm, wie ac. und nc., muss anU>jbm zurück-
geführt werden; KoUar II, 473 stellte stavenlem (daneben ini)
als Muster auf und auch Hodza, Epig. slov. 71 bietet sücvänm
und daneben staväniem. umeniem könnte auf ^um^iijem zu-
rückgehen.
chiini, cints, chii; cinime, cinite sind aus ^cinijem u. s. w.
entstanden, ebenso trpim u. s. w. Allein diese Contraction ist
urslavisch. Das Slovakische stimmt in dem i mit allen übrigen
slavischen Sprachen überein, in der Länge desselben mit den-
jenigen von ihnen, welche noch Quantitätsunterschiede kennen,
demNeuslovenischen, Serbischen, Cechischen. Auf slovakischem
Boden wäre aus ■■^'cinijem etc. *amm geworden.
{* ) ZICC
ija bleibt uncontrahirt: cija, Vict. 56. cy«, Bernoläk. Cf.
Hatt. 97: ,Ci sklonuje slovencina radsej dla moj: ci-jeho, ci-jemu,
328 P a s t r n e k.
ci-jej, atd. nezli clTa hozi cili: c-ieho, c-iemu, c-ej atd.' Daher
auch bei ßernoläk : cijeho, cijemu etc. Ebenso bleibt ija in den
verb. iter. pijaf, hijaf, etc. In der Contraction ergibt ija: ia:
priaf Sius prijati, ebenso piateV, priazeü. ziak: dijakh. diabol. ija
gibt dasselbe Resultat wie eja, daher die Verba lijati, lejq, smi-
jati, smejq ebenso wie sejati, seja in den Infin. -Formen ia haben :
liaf, lial, smiaf, smial; bei Rimavsky: rozljalo, vismjali etc. Im
Westen erscheint dafür d: vysmdU sa Bosäca, Dobs. slzami
zaTdty, Nitra, Dobs. Sing. nom. pani ist das ö. pani aus panija;
dagegen richtig plur. dat. paniam, loc. paniach, instr. paniami.
Auch der plur. acc. nom. sollte '^pania aus ^panijf ergeben 5
er lautet aber panie, Hatt. 73. Cf. ej^.
Sing. gen. und plur. nom. acc. der Subst. auf hje, ije:
iimenia. do poliidhja, Rimavsky, im Westen plesand, Holly, Cerny,
Cit. 1, 55. zenend, ze smefd, Nitra, Dobs.
d) iju.
Sing. dat. umeniu, im Westen umenü: k scast'ü, Nitra, Dobs.
k vypovedaml, Starä Turä, Dobs. Auch Rimavsky schrieb k
lesenü 6. kosfou ist deshalb eine Nachbildung von diiSou,
ryhou.
c) iß.
Sing. loc. znameni. Dafür tritt oft der dat. ein: po mlddü,
Holly, Cerny, Cit. 1, 55. ?ia osvedcenü, po napnutü, Slov. pohl. 1851.
VI. ij.
Plur. gen. kosti und danach zemi, dusi, poli, dagegen von.
hozi asi. hozij; ebenso compar. lepH. Aus *bozije-j würde auf
slovakischem Boden etwa *boziej entstehen. Imper. für bij sollte
bi ergeben; daraus bi: ,u nds slychat tu i krdtke i a y,' Hatt. 120.
Daher stellte Vict. 95 bi als einzige Form ins Paradigma, skri,
Rimavsky 12. zi, nördlicher Zvolen, B. Nemcovä, Sehr. sp.
IV, 451. prikry sa Novohrad bei Skul. und Dobs. jedz, pi, kym
itijes, Muräüska dol. ibid. Auch i in prist, prideni u. s. w. geht
auf z; zurück, wie auch vielfach geschrieben wird: prijde, Cerny,
Cit. 1, 9. 13. prijdüc 58.
VII. vobec, ö. vi(bec, ebenso vokol, zökol sind Dehnungen
des 0. Im Gemerer Dialekte wird 00 aus 0», ov, ol zu o con-
trahirt: s velkn nddejo; ])lur. gen. orccliö; domo; prisö.
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 329
B. Consonantisniiis.
I. Vei'änderungeu der Consonanten durch nachfolgende
präjotirte und weiche Vocale.
76. r ist keiner Erweichung fähig; dadurch unterscheidet
sich das Slovakische ebenso scharf vom Cechischen als vom
Polnischen.
In der Probe Sembera's aus Skalite, im äussersten Norden
des Trencin, liest man neben r: creme, cresnam, gvarilo auch
r: patrce, pficina, prekozka, 'pHznoc. Auch in der Probe aus
Cadca findet man tresnom und prekozce, sonst aber r.
77. l und n werden vor allen weichen Vocalen und Di-
phthongen zu Tund n verwandelt. Cf. t, d §. 79. In den Schrift-
sprachen von 1787 und 1844 wurde die Erweichung des n
in allen Fällen avxch bezeichnet: kniha, iiedela, letni, lein je etc.
Seit 1852 wird die Erweichung nur vor harten Vocalen —
scheinbar harten Vocalen — , im Auslaut und vor Consonanten
ersichtlich gemacht; daher kniha, aber vona, piesen, honba.
Gegenüber dem weichen /' verhielt man sich in allen Phasen
so, daher lisf, leto, aber ludia, priatel, priateTsky. Das harte l
bleibt somit unbezeichnet. Ob nun in den Proben Sembera's
aus Cadca und Skalite mit l ein von dem gewöhnlichen harten
l der slovakischen Sprache verschiedener Laut bezeichnet
werde, vermag ich nicht zu sagen.
Unhistorisch ist die Erweichung in cigdn neben ciganka,
Cerny, Cit. 1, 14. cval'om 39 : cvalom, Loos. jasen, fraxinus
Vict. Loos. Pauliny-Toth. jähen, Loos. Cerny, Cit. Tahodit, Släd-
kovic: lahoda, Loos. lehoch, Loos. rozdiel', Pauliny-Töth: rozdiel,
Loos. sedadlo, Pauliny-Töth: sedadlo, Loos. vcelien, Cerny, Cit.:
vcelin, Loos. vüadny, vüadidlo, Pauliny-Töth. Dobsinsky: vnada,
vnadny, Loos, u. s. w.
78. t und d werden vor ursprünglich präjotirten Vocalen
zu c und dz verwandelt: vracaf, hddzaf. Das Slovakische hat
in Bezug auf das dem c genau entsprechende dz einen älteren
Standpunkt bewahrt, als das Altcechische. Dabei muss auch
die bemerkenswerthe Thatsache hervorgehoben werden, dass
auch die dialektischen Proben durchwegs dz bieten ; nur in
der Sariser Probe, Skul. und Dobs., lese ich mezi, ferner rizenu,
330 Pastinek.
Holic bei Öerabera, rizenu, Nove Mesto (Kysi'ice) ebendas. Doch
möchte ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass man der
Sache vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. So
kann man sogar aus Bartos, Dial. mor. 1886 nur zufällig con-
statiren, ob die einzelnen Dialekte der ■ slovakischen Sprache
in Mähren das alte dz noch gebrauchen: bei vielen ist dies
gar nicht möglich. Die Wichtigkeit dieser Beobachtung wird
sofort klar werden, wenn man sehen wird, welche weite Aus-
dehnung im slovakischen Sprachgebiete die Wandlung des t',
d in c, dz besitzt.
dz möchte im Verein mit r {= c.. r) ein ganz allgemeines
Charakteristicon des slovakischen Sprachgebietes bilden.
In lioteAi, liostq ist das c des Präsens in alle Formen ge-
drungen: chcem, clices etc., clicef, chcel, clicejiic, Cerny, Cit. 1, 7.
Im Gemer: chocen (= chcem), choces, Driencany, Dobs. 8, 47. 48.
Cf. klr. cliocu, choces, etc. choc (= etiamsi) allgemein Gem.
bei Skul. und Dobs., auch von Vict. 122 aufgenommen, choc
len, Driencany im Gemer bei Dobs., wofür auch chocif Muranska
dol. im Gemer bei Dobs. vorkommt, auch in weiterer Ver-
bindung hockde, hocakt, gen. kocakjeho, Rimavsky 1, 4. 11, ist
identisch mit p. choc, slk. chota, chofas, Miklosich, VG IV, 156.
Sehr häufig, geradezu regelmässig ist die Vernachlässigung
der Präjotation im part. praet. pass. auf m der Verba IV und
den davon abgeleiteten subst. verb.: zasväteny, strateny, Cerny,
Cit. 1, 18. ohruteny 20. iwdriadeny 43. prehudeny 45. tvrdenie
53. rozcriedenie 56 u. s. w. opusfeny neben stvaceno , Nitra,
Dobs. chyteny, Novohrad, Skul. und Dobs.
Unhistorisch modzgy plur. Hirn, Vict.: asl. mozgo.
79. Die Erweichung, welche l und n vor den weichen
Vocalen erfahren, tritt unter denselben Bedingungen auch bei
t und d ein: sie werden zu ( und c? verwandelt. Die Bezeichnung
geschah in den verschiedenen Phasen der Schriftsprache genau
so wie bei n und n.
Bcmerkenswerth ist die Erweichung der nach den o-
Stämmen declinircndcn neutr. cons. Stämme: sing. gen. kurafa,
dat. kurata, instr. kurafom und ebenso seviena, semenu, semenom,
Ilattala; kurata, kurafu, kurafom finden wir schon bei Bernolak.
Sti'ir, När. slov. 54. Ilodza, Epig. slov. 71. Victorin. In Bezug
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 331
auf semeiia etc. differiren die Grammatiker. Victorin hat nur
semena, semenu, semenom, in theilweiser Uebereinstimmunp; mit
Hodza. Die harten Formen sind auch nach Hattala 78 zuUissie:.
Im phir. stimmen alle Grammatiker in der Härte überein, daher
kuratd, seinend etc. Doch liest man prasafom, (Jerny, Cit. 1, 35.
Die Erklärung dieser auffallenden Erweichung ist schwierig;
man kann nur vermuthen, dass in diesen Stämmen, welche
vielfach als t-Stämme behandelt wurden, sich f, respective ü
im sing, fixirte. Ct. ludoch, Ikulom; neclifom (asl. nogidh) Zvol.,
Dobs. 3, 52. nechtovy, Loos.
80. In den beiden Proben Dobsinsky's aus der Bosäcka
dol. im südwestlichen Trenöin und aus dem unweit gelegenen
Stara Tura im Nordwesten der Nitra wird t, d durch c, dz
ersetzt: slescl (asl. sesth), nocili (notci), spuscila, nevydzeli, po
pamaci, vidzeli, pohlüdzili, inf. vynajci, vodz'do, vypuscil, tuzihudz!
(= bqdi), procivaj, zajesci, pocliodzlte, pdci, quinque, sesci, sextus
(offenbar nach obigem siesci, sex), po kopice, vidzel, dze (*kodej,
posedzef, treci, tertius, stvrcy, quartus, pdcy, quintus, krücil,
dziv, od zlosci, nerozsadzilo, po treciej, Scascie, nevedzeli, dzlvili,
vedzet] pusciU, inf. vyrieci; dagegen finden wir daselbst ked,
hned, die inf. hyf, posedzet, zpominat, vedzet; gen. z medi; adv.
skarede; te in der IL plur. : pristanete, uhannete, pochodzite, ha-
dajte, mdte; ti, tito ist eigentlich =: ty, tyto, wie auch neben
einander geschrieben wird: tito pohdrky und ty polidrky, beide-
mal plur. nom. ; endlich vor dem eingeschobenen e: svefelko,
prepadel, Bosaca. Aehnlich verhält sich die Probe von Starä
Tura: na pustacine, cJiodzievcd, kedz (cf. oben ked), naprocl, v
zahradze, vidzel, dzivno, dochycif, na miesce, vrdcit, sac (= sa
ci tibi), k jedzeni (zum Essen), vedz (= ved), cicho, zmldcilo,
5cascie, trecü noc, chodzivaly, liodzi; beachtenswerth ist dabei das
alte dz in dem partic, wo es selten ist, IV.: ohradzeny, oslo-
hodzeny; daneben aber lirdinsky, zohudil, dychtive, ti tibi (tu ti
prinde k jednej studnicke, cf. tu mi uz ale neuteces) , ferner
podze = pjojd ze; alle inf. lauten auf t aus: dochycit, osedlat
etc.; daher auch dost, hned; endlich vor e: utekal, mlddenca,
postel, bilde, neprinde, otec; ebenso vor dem eingeschobenen e:
hodel, sadel, jadel etc., ostatek, naspdtek, das somit wie oben
als hart gilt; endlich nedaleko ; s radostü. Aus der südlichen
Nitra, aus Komjatice, Dobsinsky 8, 65 f. ist von dieser Ver-
332 Pastrnek.
änclerung kein Beispiel vorhanden. Eine Spur kann man in
vezfa gen. neben vezca 82. 83 finden.
Dieselbe Erscheinung, Avelche wir im Westen beobachten
konnten, tritt uns in der einzigen Probe bei Skultety und Dob-
sinsky aus dem Saris entgegen: kdze, ocec, sedzel, mlacic, hnevac,
treci dzeii, kedz, morice, lecet, pujdzem, hu kosci, povedzel, vy sce,
nvidzice, hraca plur. nom., pohnuc, namlacil, nestracil, pojsc, na-
sudzili, rucil, jpridze, hnevace, pujsc, cma, posvicil, do koscela,
hodce vy hodce, prilecel, rohic, usmercic, spac, u vodze (= ic vody),
prebudzil se, vidzice. Gegenüber dieser Regelmässigkeit können
die wenigen abweichenden Fälle: napecte, dabei, tervalo, tervali
als Versehen betrachtet werden. Ebenso allgemein herrscht
c, dz für (, d in den von Dobsinsky im Sbornik veröffentlichten
Liedern aus der Spis und dem Saris.
Eine Spur derselben Veränderung liegt in der Probe aus
dem j\[uran-Thal im Gemer, Dobs. 7, 32. 37: nacisk(da, zacisnut
vor. Dagegen erscheint in Driencany im Gemer, Dobs. 8, 47.
für f, d: c, dz: deci, dziära (dera) in der Anmerkung, wie
man bemerkt, wenig consequent; dann im Texte: trecö (tertium),
staväc, ci (tibi), treci, chytac, medvedz, uchyci, hnedz, paric, zbijäc,
zaohrusic, pri dedzine, zmylic, dziäku, svadzbu; dagegen v biede,
budemo, pojdemo, dohrdte, nevedeu, tebe, vrdteu = vrdtiu, srstieu,
vdäsne, cf. ve (= ved). Dasselbe geschieht in Sirk im Gemer,
Skultety und Dobs.: inf. obsätric, vychovac etc., dose (= dost),
dzuro, vrdcim, chodziu, tnjsc inf., ci tibi, priahrscia, trecimu, inf.
odviasc; daneben jedoch gde, dagde, idem, ides etc., ste, budem,
hudes etc., videu, vedeu, otec, ddte, na ceste, odvisnete, kotel,
zdeihka, lüde, däka, tä.
In thcilweisem Gegensatz zu Dobsinsky lesen wir in der
kleinen Probe aus dem Muran-Thale, Slov. pohl. 1886: zenic,
vzia6, draceS, tricec, pdlic, aber d ändert sich nicht.
Nach der allgemeinen Charakteristik Sembera's S. 67 f.
sollte dz und c gelten 1. in dem Dialekte der kleinen Kar-
pathen (rüznofeii BeloliorsM) : dzedzina, dzica, midza, tacinek,
chodzic, vidzen, pojdzeme; damit stimmen die Proben aus Holiö
und Strjizc nur in Bezug auf dz überein, für t bieten sie nicht
c sondern c, cf. infra; 2. in dem Ober-Trenöiner oder Ziliner
Dialekt p. 00. 70: dz misto d a d: kedz, idzem, sedzem (sedm).
V stredni Oraü(^ vsak, kdez se jinak mluvi hornotrencansky, klade
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 333
se d: ked, idcm; 6 niisto f a t: ocec, sesc (sex), mac, majce, prjacel,
Clmin (Tesm)'. Hier ist der Widerspruch noch bedeutender;
in der Probe aus KoMrovice lesen wir dz, 6; im Nove Mesto
(und auch in Ustie) bleibt d, f. Diese allzu grellen Widersprüche
lassen es wohl begründet erscheinen, dass ich aus Sembera
nur die prosaischen Sprachproben S. 124 f. vorwiegend zu
Rathe ziehe. Ich staune nur, dass Rudolf Pokorny, Z potulek
po Slovensku, V Praze 1884, 1885, seine sämmtlichen Be-
schreibungen der einzelnen Dialekte diesen allgemeinen Charak-
teristiken (zumeist wörtlich) entnahm, ohne den geringsten
Widerspruch zu entdecken.
Nach den prosaischen Proben finden wir nun: dzedziny
als einziges Beispiel neben regelmässigem f, d in Holic, in dem
äussersten Westen der Nitra; einigermassen häufiger erscheint
c, dz in dem nahen Strdze: eiche dzedziny, v scinu, v temnosci,
z vysosci, uvidzite, zajisce, z velkü radoscü, sviciuo, liscim, dzetom,
scascu, proci (cf. auch ridzehii)] daneben häufig f, doch nur
najdete, lüde. Ausserdem in der Nitra, in Luka za Vahom:
dzedziny, v cjeni, svjecilo als wenig zahlreiche Ausnahmen von
regelmässigem f, d; wieder stärker tritt die Neigung zu c, dz
in Bzince bei N. Mesto, im Norden der Nitra, hervor: eiche
dzedziny, v cjenu, svjecilo, liscim, dzetom, scascu, (cf. daselbst
ridzehu)] doch häufig genug ist die Unterlassung: naidete, uvidife,
lüde etc. Auch in Sucha bei Trnava im Pressburger Comitat
haben wir: dzedziny, dzetom, (cf. daselbst ridzenu), sonst aber
uvidyte, svitylo etc.
Eine dem Polnischen nähere, weiche Aussprache c, dz
hätten wir in Kolarovice, im nordwestlichen Trenöin: diedziny,
eiche, ceplych, cme, cjene, vinice, radoscum, svjecelo, liscim, jprerazlc,
dzecom, scascu, povedac, jjriznac, proci, doch daneben dive, tesd,
divym, podivajte, najdete, uvidite, ste, zavadzdte, ludja.
Dies sind die Ortschaften jm Westen, welche f, d durch
c, dz respective c, dz wiedergeben. Daran reihen sich, in diesem
Falle unmittelbar die Proben aus dem nördlichen Trenöin,
aus Cadca: zcazovale, eiche dzedzine, ceplech, cesu se, najdzece,
uvidzice, vesce, dzecom, povjadac, priznac ; und mit derselben
Consequenz erscheinen dieselben Reflexe in Skakite. Da darüber
kaum ein Zweifel obwalten kann, dass die Reflexe dieser
Proben c, dz aus c, dz entstanden sind, cf. Malinovski 35, so darf
334 Pastinek.
man annehmen, dass auch das im Gemer auftretende c, dz
den gleichen Ursprung hat und nicht etwa unmittelbar auf f,
d beridit.
In den Proben aus dem Osten finden wir bei 8embera
regelmässiges c, dz für f, d: in Podhradie Spisske und in
V
Levoöa in der Spis, in Presov im Saris, in Snina im Zemplin.
y
In Gaboltov, in der nordwestlichen Ecke des Saris, erscheint
dagegen, neben einigen c, dz, die vielleicht nur irrthümlich
stehen, in der Regel 6, dz: najdzece, uvidzice, dagegen eiche,
dziecom.
Im Anschlüsse an den Osten tritt auch bei Sembera, wie
oben in den Proben Dobsinsky's, c, d£ im Gemer, in Rybnik,
auf: dedzlny, v iemnosci, vo vlhkosci, poJüäcte, uvidzite, s radoscö,
svjacilo,prerazic, ludi und ludzi, decom, i^ovedac, priznac; daneben,
Avie schon aus diesen Beispielen ersichtlich ist, die unver-
änderten Laute.
Mit diesen Daten bei Dobsinsky und Sembera stimmt
das Bild, welches uns die Pisne slov. bieten, genau überein:
im Osten, in der Spis, im Saris, im Zemplin herrscht allgemein
c, dz; ebenso in Kysuce im nördlichen Trenßin; stark mit un-
veränderten Formen untermischt im dol. Trencin, dolnie Srnie
im Trencin, in der Bosacka dol.
Aus Kollar's Liedern erfahren wir, dass man im ,hdohor.
när'. iwradzit, v liojnosci, sedzivßm, do smrci, daneben auch inf.
hyt, vzit etc. sagt I, 270. Dadurch wird die Angabe Sembera's,
dass c, dz bis tief in das Pressburger Comitat hinab reicht, be-
stätigt. Ob man nach Kollar's Liedern schliessen darf, dass
V
es auch im Saris und Zemplin Gegenden gibt, welche t, d
unversehrt lassen, muss zur Zeit unentschieden bleiben. In der
Sprache der Sotaci wird conscquent c, dz gebraiicht.
Avxs einer Anmerkung bei B. Nemcova, Sehr. sp. IV, 4,'>4
könnte man schliessen, dass c, dz für f, d auch noch in der
Nähe von Zvolen (Neusohl) gesprochen wird: ,NöchodztS hen
iou kruzinkoti, tarn mdce'! varovnl mne pasfi/r u Zvolena.
Dass die Veränderung des f, d in c, dz, respective c, d&
und c, dt mit der polnischen Nachbarschaft zusammenhängt,
kann nach der geograi)hischen Vcrtheilung nicht zAveifelhaft
sein; die Ansicht findet auch darin eine Stütze, dass die dem
l'olnischen nahestehenden Laute mit umso strengerer Conse-
Beitrüge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 335
qiienz auftreten, je mehr wir uns dem Norden nähern, dageg^en
desto mehr von unveränderten Dentalen (weichen und harten)
durchsetzt sind, je weiter wir nach dem Süden hinabsteigen.
Demselben Einfluss ist auch das Kleinrussische in Ungarn und
auch im Norden der Karpathen vielfach unterlegen, Miklosich,
VG I, 447.
81. Auch s und z wird, analog zu der polnischen Er-
weichung zu s, z, in s (& nur in Gaboltov) und z (ß findet
sich nicht) verwandelt.
In den Sammlungen Skultety's und Dobsinsky's tritt dies
nur in den Sariser Proben ein: sedzel, se und auch zas (=^ zase),
vinosil, museli, sehe, si und si, posvicil, do sveta, usmercic, ferner
vim 3. plur.; da f daselbst zu c geworden ist, bleibt s vor
demselben unverändert, was von allen hieher gehörigen Proben
gilt; daher hoscina, inf. pojsc, do koscela und auch ociscenu,
da wir nach slovakischer Weise ocisteny vorauszusetzen haben.
Für z liegt nur ein Beispiel vor: v^al asl. ß'K3A/\'K; daneben
zarno, p. ziarno.
V
In den Proben Sembera's finden wir die Erweichung des
s, z zuerst im Podhradie Spisske: v lese, osiky, se, daneben jedoch
sehe, osv&ciLJes, dosahuju; begreiflicher Weise ferner v cemnosci,
z vysokosci etc., zelene, zimusni, prerazic, auch haliizami; dagegen
zernaty. Aus dem nahe gelegenen Levoöa wird eine Erweichung
in s und z nicht berichtet; doch lesen wir daselbst halu^ami.
Die Probe aus Presov im Saris bietet s nur in osvicujes, svicelo
und scezovaly, sonst bleibt consequent s: v I'ese, osiky, se etc.;
für z dagegen tritt regelmässig z ein: zimnelio, haluzami,. p)re-
razic, wozu auch hrizky (hreza) gehören mag. In Snina, im
Zemplin, ist s wieder stärker vertreten: v lese, osiky, se, osvi-
cujes, dosahajuci, daneben jedoch sehe, se; regelmässig z: zelene,
zimnym, v zime, haluzami, prerazic. Eigenthümlich ist das Ver-
hältniss in Gaboltov, im Nordwesten des Saris: Für s tritt als
Erweichung, wie im Polnischen, s auf: se, v lese, osiky, osvicujes,
ebenso vor c; ve cemnosci, ve vilhkosci, z vysokosci, liscom, scescu,
doch daneben auch sehe, se, ferner zaisce, z radoscu. Für z
dagegen z: zeVene, v zime, daneben zernovity.
Die Erweichung zu s und z hat auch im Norden des
Trenöin statt, wie die Proben Sembera's aus Cadca und Skalite
darzuthun scheinen. Aus Cadca lesen wir: v lese, osiky, se,
336 Pastrnek.
iedlokov, auch vor c; scehlovito, cemnosci, z vesosci, sce, scascu,
auch zcazovale trotz der Schreibung mit z, aber radoscom, Uscim
und ferner sehe, osvencujes ; zehne, zimnego, prerazic, auch galen-
zami, aber zarnyte. Aus Skahte : sehe, v läse, svem (auffallender
Weise), se, hnutnej (ebenfalls befremdend), dann vor c; v cam-
nosci, See, Uscim, scenscu und wieder zcenzovaly, daneben osvicls;
na zemi, aber galonzmi.
Das Auftreten des s und z in der Spis, im Sari§ und im
Zemplin wird auch durch die Pisne slov., dann durch die von
Dobsinsky im Sbornik veröffentlichten Lieder bestätigt. Daran
hielten und halten die in diesem Dialekte verfassten Publica-
tionen ebenfalls fest. In dem Debrecziner Liederbuch vom
Jahre 1752, Hodza, Epig. slov. 18. 63 lesen wir — die Ortho-
graphie ist die magy. — : spevdme, v pesnyoch, v sertzu, se etc.
(s wird durch sz wiedergegeben: Szlovatzi, szvoho etc.); ferner
vse 'selyenyeje = zefeiieje.
82. Es gibt im slovakischen Sprachgebiete gewisse Kreise,
in denen die Weichheit sämmtlicher palataler Vocale geschwun-
den ist. Solche Kreise sind:
a) Das Gemer. ,Krdtko e nezmäkcuje nikde (jako v ostat-
nicli kusocli tolito vydania) predchddzajiice spolulddsky, ho gemerskö
podrecia mäkych spoluhlusok nemd, z tej priciny piseme v nom i
tarn y kde indc i stoji/ Skultety und Dobsinsky, Slov. pov.
2, 171). Damit stimmt die Anmerkung Dobsinsky 's, Proston.
slov. pov. 7, 31 überein: ,V liovore tomto (Murdhskej doliny) aj
pred samohldskami e, i, aj pred dvojzvukmi ia, ie, tvrdo vysloviij
spoluhldsky.' Auch Hodza, Epig. slov. p. 28 sagt vom Gemerer
Dialekte: ,Russicoslovenica pronunciat ülud semper et idnque ut
sulidum y: kniha = knyha; choditi = cliodijty; nyU 1. nist, nie
etc. chody 1. chodi, zvony 1. zvoni.' p. 29: ,Russico - slovenice
semper et iihiqiie uti solidum. e. e. g. tele 1. U'dä, dyte 1. dietü/
Doch da ,v gemerskej stolici kazdd dedina md svoj hovor ei ]jo-
drecia' (Skul. a Dobs. 2, 179), so darf es uns nicht Wunder
nehmen, dass über den Dialekt von Sirk, einer Ortschaft in
der westlichen Nachbarschaft des eben erwähnten Murän-Thales,
gesagt Avird: ,Krutko e zmäkctije hldsky d, l, n, t jired sehou.'
Dobsinsky. Dass in den I^'oben bei Sembera in Kybnik und
Velka Revi'icu ne neben te, dt vorkommt, ist schon oben, §. 2,
erwähnt worden.
Beiträge zur Lantlehie der slovakiscben Spraclie in Ungarn. 337
h) Ein zweiter Kreis Aväre nach Sembera der Dialekt
von Trnava [rnznorect Trnavske , vübec ,tvrdym' nazyvane),
p. 68.
c) Auch der Dialekt von Vazec, einem Dorfe am weissen
Vah, an der östlichen Grenze des Liptov, soll keine weichen
Vocale kennen, cf. Rud. Pokorny, Z pot. II, 13.
83. Nach Hatt. 51 wird cli (vor den diphthongischen asi.
i und e) nicht, Avie gegenwärtig im Cechischen zu s, sondern
V
wie im Altöechischen zu s verwandelt: Cesi, lenosi; mnisiech 69.
Bei Stur, Nar. slov. steht im Texte CeSt (p. 52), am Schlüsse
wird es berichtigt zu Cesi. Genau so verhielten sich Slov. pohl.
vom Jahre 1846: anfangs lesen wir stets Cesi, später Cesi. Nach
V
Sembera 70 ist Polasi, Valasi nur im oberen Trencin im Ge-
brauche. In der Grammatik Dianiska's vom Jahre 1850, S. 31
finden wir noch lenoch, lenosi.
Nach der Lehre der Grammatiker unterbleibt die Palatali-
sirung der Gutturalen a) in den adj. poss. auf -im: matJdn,
macochin, strigin, Hatt. 52 (Loos hat keines dieser adj. auf-
genommen), h) im Compar. horkejH, tiykejsl u. s. w. Vict. 62.
Jkdskejsi, Hodza^ Dobr. slov. 19. hdsnickejsi, slovanskejsi, Slov.
pohl. 1851. Bei Hattala finden sich diese Comparative nicht.
c) Sing. loc. dat. der a-Stämme: ruke, nohe, mucJie, Hatt. 52.
d) Plur. nom. masc. der zusammengesetzten Adj. velki, mnolii,
ficht, Hatt. 52. Hodza, Epig. 76 schrieb diesen Casus: nahyi,
liluchyi, lälikyi.
Ich habe schon oben darauf hingewiesen, cf. §. 39. 75,
dass der loc. ruke eine dialektische Varietät des gen. ruky ist
und dass plur. nom. mnolü eigentlich mnohy zu schreiben wäre,
da y aus den übrigen Casus des plur. auch in den nom. ein-
gedrungen ist. Wenn die Possessiva wie matkin in der That
vom Volke gesprochen werden, so dürfte der gen. matky mass-
geblich geworden sein und die Form wäre ebenfalls matkyn zu
schreiben; und eine ähnliche Anlehnung müsste man auch in
den nicht hinlänglich belegten Comparativen horkejsi suchen.
Die Meinung, dass in der geschichtlichen Entwicklung der
Spi'ache in einem gewissen Stadium vor den palatalen Vocalen
die Palatalisirung einfach unterblieb, halte ich für unrichtig.
SitzungsW. d. phil.-liist. Cl. CXV. Bd. I. Hft. 22
338 Pastrnek.
II. Vocaliairung der Consonanten l und v.
84. Hartes l wird im Auslaut, vor Consonanten auch im
Innlaut, in einem g-rossen Theile des slovakiscben Sprachge-
bietes zu consonantischem u verwandelt. Derselben Wandlung-
unterHegt unter gleicher Bedingung und soweit man urtheilen
darf in der Kegel auch in derselben Gegend v. Deshalb sagt
Hatt. 22. 23: ,F obecnej onluve viak slychat ou i m. ol a ov na
konci slov a sylah: dem, hiu, bou^ dieuSa, seucousky, leu (Löwe).'
Cf. Hodza, Epig. slov. 57.
Die entsprechenden Formen treten im Auslaute in folgen-
den Kategorien auf:
a) Neben einigen auf -h auslautenden Substantiven all
gemein im partic. praet. act. IL auf -h.
b) ov im plur. gen. sämmtlicher Masculina.
c) ov im adj. poss.
Damit vergleiche man die allgemeine AnAvendung des
sing, instr, der a-Stämme : rybou.
85. i. Beruoläk erwähnt eine Form bou nicht. Doch schon
Pälkovic im Jahre 1819 sagt in der Vorrede VII: ,Nur der
grosse Haufen — spricht: bol oder gar boic som, mal oder maio
som, najedol oder nujedow som sa/ ferner VIII: ,Ja in einigen
Gegenden, im Scharoscher, Sempliner, Gomoi-er Komitat, weicht
der Pöbel noch mehr von der feinern, gebildeten oder Schrift-
sprache ab und spricht z. B, buiv, bula . , .' Palkoviö stammte
aus dem Gemerer'Comitat (aus Rimavska Bäna). Kollär, Zpiev.
II, 473 bemerkt: ,V tdchio zpievankdch maji Cechove cisti mau
(mal, mel), dau tak jak psdno jesf, ne die ceskelio zvyku mou.'
Die Sprache von 1844 erhob diese Form zur schriftmässigen,
dahei- bou, Stur, Nar. slov. Im Jahre 1852 kehrte man zu l
überall zurück.
Ueber die Ausdehnung dieser Aussprache finden wir bei
Sembera, p. O)} folgende Bemerkung: siroke l: v Hormm Iren-
öansku, v Ürave, dilem v Turci, ve SpiSi a üafisi (vsak ve stre-
diilm Slovensku jest slabe); u misto l (byu, bou, m. byl): v Dohüm
1 rencaiifiku v Nitransku, Prespursku, ve Zvolene, LiptovS a v ostat-
nlch stollcich.'- Damit stimmen die Bemerkungen p. 67. 69. 76
überein. Die Sprachproben bieten keine einschlägigen Belege,
mit Ausnahme der Probe von F. Hreusik aus der Umgebung
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungurn. 339
von Bänovce, p. 173 und von K. Kuzmany aus der Umgebung
von Banskä Bystriea^ p. 174. Die folgende Probe ist der Samm-
lung Skultety's und Dobsinsky's entnommen.
In den Proben bei Skultety und Dobsinsky tritt u (auch
V gesehrieben) für / ein: in Liptov: pozehnau u. s. w., aber
tadial, zakial, plur. gen. vol; krcW; do yovdl, bei denen / als
Aveich galt, Sv. Jan, Dobs. Damit stimmen die Proben aus
Vazec und Velkä Paludza, daselbst auch pou, überein; im
Zvolen: umiem'u u. s. w., dagegen wieder yokial, dokial, aol';
im Novohrad-Velkohonter: partic., ferner dou, stou, auch zatiau,
zakiau, dann poimoc, touko, zdskaunä; endlich in einem Theile
vom Gemer, in Drienöany: mau, huv, videu etc., ferner zdkyv
(klr. zah/l'), kostieu (auch kostiev geschrieben) = kostol; und
in bumiac : stuou, pounuo cediuko; in einem anderen Theile des
Gemer wird ou zu o und uu zu ü contrahirt : ,tak tiez minule casij
na 61, ül, vysloiujii mnohi Gemerci len jako dlhe 6, xi n. pr. prisö,
m. prisol, 2)adnü m. padnul/ Anm. Slov. pov. 2, 179. Geschrieben
wird in der allgemeinen Gemerer Probe l; in der Probe aus Sii'k
jedoch: muahö, hii etc., aber videu, mau. Aus der Rimavskä dol.
bei Skul. und Dobs. lesen Avir sretml, aber pohou u. s. w.
l wäre erhalten in Bosäca, Stara Turä, Komjatice in der
Nitra, ferner in der Sariser Probe, AA^as mit der Grenzbestimmung
Y
Sembera's A^ollständig übereinstimmte.
Unter solchen Verhältnissen ist es A^erständlich, dass Släd-
koA'iö, obwohl er l schrieb, es doch als u las; er reimte nezdivel
mit spev 4. vlkov mit vytlkol 12. Jiilm mit hludil 313 u. s. f.
Die Vocalisation des l zu u im Auslaut und Aor Conso-
nanten theilt das Slovakische mit dem Kleinrussischen, Miklo-
sich VG I, 443; ferner mit dem NeusloA^enischen I, 337. In
den genannten Sprachen wird auch übereinstimmend l ge-
schrieben. Das Serbische, welches l unter den gleichen Be-
dingungen zu 0 vocalisirte, Miklosich VG I, 409, schreibt auch
0. Dialektisch ist die Erscheinung auch im Polnischen, I, 539.
540, allgemein im Os. I, 562, tritt A'ielfach im Ns. I. 575 auf.
Es offenbart sich darin eine allgemeine, über die meisten slaA'i-
schen Sprachen verbreitete Neigung, das harte l im Auslaut
und vor Consonanten zu A'ocalisiren (zu ii, o).
86. Es gibt ferner Gegenden im AA'estlichen Sprachgebiete,
wo jedes 7, ohne Rücksicht auf seine Stellung, zu « Avird, Avie
22*
340 Pastiiiek.
es auch in der Nachbarschaft, in Mähren mid Niederösterreich,
geschieht. Dieser Lautwandel liegt vor in der Probe Sembera's
aus Straze an der Mijava: zuatokuase, houe kopce, povostue, v
chuadncm scinu, odpovidauo, na zcmohu, imanym., okouo, huavm'i,
sviciuo, hmizdmi, vuasfmch, daneben stezovaly, zldbce, flane, rekly,
teplycli; auch das silbebildende l wird zu u: siince, tustyma;
das weiche l bleibt: v lest, Upy, oUe, krdlovno u. s. w., auch
silbebildend ve vlhku. Widersprechend verhalten sich die
beiden Proben aus dem benachbarten Holic. In der Probe auf
S. 124 ist kein Beispiel vorhanden; dagegen 157 lesen wir:
muadenex, puakcdi, hüiym neben lüclt.
Eine Bestätigung dieser Angaben Sembera's bilden die
dialektischen Stücke Kollär's: mmd, zuato, huava, odpiuujte,
belohorske nar. I, 270; ferner in den von Dobsinsky im Sbornik
verüfFentlichten Liedern: tiosiva, mvady etc. okolo Senice,
ebenso aus anderen Theilen der Nitra.
87. Ausserdem erscheint ti in einzelnen Proben .für das
harte silbebildende l , ohne dass diese Veränderung sonst um
sich gegriffen hätte. So in den Proben Sembera's aus Bzince:
sunko, .tnsiymi; aus Bosaca: sunko, tustymi; aus Trencin: siinko,
tustymi. Diese Thatsache wird durch die Proben bei Skultety und
Dobsinsky bestätigt. Auch hier lesen wir aus Bosaca: vytuceny,
podotükalij didiem (ö. dloidiem)] aus Starä Turä: diiJio. Cf. Jiuho-
cina, Bosäcka dol., Pisne slov. 251. jabiicko , Presp. ibid. 205.
stinecko, dol. Srnie v Trencin, ibid. 690. potükac sa Kysüce ibid. 191.
Bemerkenswerth ist es, dass nach Dobsinsky 7, 35 dieselbe Er-
scheinung auch im i\rura.n-Thal im Gemer auftritt: jahl'sko und
jahiUko, während dieser Dialekt sonst überall am l festhält.
87. V. Im Allgemeinen sagt schon Ilattala 42: ,H1dska v
na konri slov i sylah vmk zm'e u nds zvätsa co u.' Die Con-
statirung des Lautes verursacht hier Schwierigkeiten, da v oft
im Sinne von n geschrieben wird.
Nach Sembera's Proben (cf. §. 40) herrscht ov und oh
in Piöfany im Trencin, in Ustie in der mittleren Orava, und
in Tesary im Hont; oit in Jjzince in der Nitra, in Bosaca
im unteren Trencin, Kl.-lster im Turec, Svarin im Liptov,
Brczno im Zvolen und Polichna im Novohrad. In Rybnik im
Gemor gibt nu die contrahirte Form (>: paprsleko, hrjacho.
In allen übrigen Proben wird nur ov geschrieben.
Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn. 341
Nach Skultcty's und üobsinsky's Proben lesen wir dukdtou,
rodicou, tovarysoii, zhojnikou als plur. gen. acc, das poss.
Jatikou, daneben hohov, tovarysov , vozov, centov- im Innlaut
pokrieuka, kr'mda Sv. Jan v Liptove; damit stimmen Avohl die
übrigen Liptover Proben überein, obwohl sie bald ou, bald ov
schreiben. Die Probe aus dem Zvolen hat nur ov: rodicov,
V
domov u. s. Av. ou erscheint nur noch in Sumiac: kocurousky,
daneben jedoch ov; ferner in Pogorela: kocurousky, praiida.
Beide Orte liegen im Gemer, unterscheiden sich aber in der
Sprache vielfach von dem übrigen Gemerer Dialekt. Die all-
gemeine Probe dieses Dialektes bietet o: domo, mech dukdtö,
pödd (povedd); und dies gilt von allen übrigen Gemer. Proben.
Aus dieser kurzen Darlegung mag erkannt werden, dass
eine Bestimmung des Geltungsgebietes des ou für ov nicht
wohl möglich ist. Bernoläk führte ov: sluhöv, sudcöv als Para-
digma für den plur. gen., pdnov als adj. poss. an. Ötür unter-
schied den plur. gen. muzou, Cecliou, vom adj. poss. ov: Petrov.
Anders hielt es Hodza, Epig. slov. 72: hadow, holuhow u. s. w.
ist ebenso = ou, Avie otcov = otcou ist, cf. p. 57, weshalb er
im Dob. slov. stets ov schrieb, während Slov. pohl. 1851,
ebenso J. Rimavsky ou vorzogen. Seit 1852 ist ov allein ge-
stattet. Slädkovic reimt duhov mit liruhou 4. hleskov mit nebeskou,
malou mit zialov 7 u. s. w. Slädkovic (mit dem wahren Namen
Andrej Braxatoris) stammte aus Krupina im nördlichen Hont;
er las ol, ov und ou gleich.
Im Novohrad-Velkohonter Dialekt bei Dobs. und im Sbor-
nik lesen wir dum, ducJi für dvom, dvoch respective '* dvwii,
^dvuch; sonst verräth die Probe durch nichts, dass v als u gelte.
III. Verschiebungen innerhalb gleichartiger Consonanten-
gruppen.
89. r und l. ostriebleny Starä Turd bei Dobs. neben stvie-
hrny; ebenso hat Kollar striblo Nitr. II, 270. popelvdr, hnusnd
tvdr, Murän-Thal im Gemer bei Dobs., sonst popdvdl. Ganz
eigenartig ist venkej = vel'ky am Balog im Gemer nach J. Botto,
Slov. pohl. 1886.
90. m und n im Auslaut. In den beiden von J. Rotarides
stammenden Proben des Novohrad-Velkohonter Dialektes Avird
342 Pastrnek.
das auslautende u jedesmal in ni verwandelt. Ich setze auch
das nachfolgende Wort hinzu: edom kovdc, tem (^= ten) tovar/js,
odpoviedau imi fem- majstrovd — , edom remene/j . . , temto, Pdm
Boh. Jcom (== kdii) vol'dko . . , vom (= oii) rezno . . , om odleteu,
lem iJod . . . Sbornik 1870. südnej pdm (Ueberschrift), edom
pdm mau, pdm to . . , edomraz, pdm moj, pdm, ze — , tem. zlocim
(Schluss des Satzes , dann za . .) , napokom vysou . . u. s. w.
Dobs. Im gen. z. B. von pdm tritt n wieder ein: pdna. Aus
dieser Erscheinung erklärt sich der Reim bei Sladkovic: moj,
syn — prosim 53.
Ob damit die in der allgemeinen Gemerer Probe bei
Skul. und Dobs. vorkommende Form do ciuterima (für cinterina)
zusammenhängt, vermag ich nicht zu entscheiden.
Das Gegenstück zu dem Dialekt von Novohrad und Velko-
hont bildet der Dialekt von Driencany im Gemer, bei Dobs.
Daselbst wird jedes auslautende m in n verwandelt; dieses
n gilt jedoch nicht als Consonant, sondern als nasaler Laut:
,Kdekolvek vo ßexu nasej slovenciny prlchodia koncovky am, em,
im, ym, om, tieto dla Driencanskej krajomluvy znejii nosovym
zvukom jako an, en, in, yn, on, na pr. chudobnon, kyn'. Daher
finden wir: o ednon chudohnon mlinarevi (Ueberschrift), kfjn
(= kym) ednomu . . . , chocen (chcem) vdn kostiev staväc, ddn
(ddm) z ynecli . ., veznen si uz a tajden, sdn — a uz ... u. s. w.,
ohne Rücksicht auf den Anlaut des folgenden Wortes, wie oben
bei m. Das einzige Wort, welches in m auslautet, ist priäm 48
in der Verbindung: priäm ho dobiehou, vielleicht durch das
nachfolgende encl. ho erhalten, cf. gen. samho.
Die NasaHrung des auslautenden Vocals -{- m ist der
sicherste Beweis dafür, dass die nicht slovakischen Elemente
des Gemer hauptsächlich von dem polnischen Volke stammen;
auf diese Weise erklärt sich auch ia (wenn dies der richtige
Ausdruck des Lautes ist) aus ie, ebenso c und dz für f und
d. Eine eingehende Untersuchung dieser Dialekte wird ohne
Zweifel noch meiir beraerkenswerther Lauterscheinungen zu
Tage fördern. Es ist gewiss kein Zufall, dass es gerade im
Gemer noch jetzt eine Gemeinde gibt, ich meine Pogorela,
welche mehr polnisch als slovakisch spricht.
In denselben Gegenden bewegen sich auch die Ueber-
cränge des m in n: nevpzne^ Novohrat-Velkohont bei Dobs. vezni,
Beiträge zur Lautlehre der slovakisclien Sprache in Ungarn. 343
vezne üricncaiiy, odinknul Muranska dol. bei Dobs. 7, 32 (of.
jedocli daselbst ukradomky). veznes , lesen wir auch bei B.
Nemcovä, S. sp. IV, 451 (nördlicher Zvolen).
91. Tönende Consonantcn werden im Auslaut tonlos. Nur
wenige Fälle haben sich bis in die schriftliche Bezeichnung
den Weg gebahnt: vef Liptov bei 8kul und Dobs. neben
regelmässigem ved, ked u. s. w. nezec ibid. 537 regelmässig für
ne zedz (asl. c'KH'kjK/i,!»), daneben povedz. Auch bei J. Rimavsky
liest man zec fitr zedz. In Pogorela bei Skul. und Dobs. findet
man jjyic (= pridi) aus pridz, ferner povec (= povedz). Rimavsky
schreibt auch les für lez 18. fjes^tiez 2. ponevdc, Cerny, Cit. 1,7:
c. ponevadz. kec (= ked, kedz) Spis, Pisne slov. 547. kejc Zemplin,
P. slov. 19.
92. Innerhalb der Gutturalen. Stiir, När» slov. p, 52 sagt:
,Tak tjez v Ceskich grammafikdch stoj'i, i'e v Ceskej recl sa ff
nenacliddza, ale len v cudzich slovdch sa uziva. Inaksje je v
ndreci Slovenskom, kde sa g vo sto a sto slovdch a to sice cisl'e
Slovenskicli nacJiodi, na pr. gdgaf, gagotaf, zdnlzgaf, gndvif, ligo-
taf sa, brizgat', gnlaf, glgat , halanguvaf, hegat', gdiiif, hedzgaf,
galiha , kljag , siriga, striguoii, rdzga, denglavi , gajdi, gamba,
gundr, gida, gdgor, guba, glgof, mjndzga, ogrmdn. afd. In der
That ist die Anzahl der Worte, welche g bieten, eine bedeutende.
Bei Hatt 53. 54. 55. lesen wir ebenfalls: mozog, miazga, razga
für c. mozek, mizha, rozlia; grzno, grajcar, guTa für c. kvzno d.
Kreuzer, Kugel; sogar miazgra und nozgry für miazdra und
nozdry, ferner glhj, griecny für dlhy, driecny.
Ausserdem findet man: gazda, gazdooat' , gombi'k, Vict.
golier, Cerny, Cit. 1, 60. gytara 70. neogabany, Pauliny-Töth,
Bes. 1, 44. 84. hvizgot, Slädkovic 25. terigat sa 28. galgan 30.
gebidovy 49. cve7ig 90. strng, strngne 90. 92. Ebenso vystrngaly,
Nitra, Dobs. 8, 73. zvrzgaly cepy, Slädkovic 96. gUj, Vict. gießt
Loos. dt'g, drgat, Loos. galiba, Rim. dol. trganel se, Muranska
dol. krü vybryzgla, nördhcher Zvolen bei Boz. Nemcovä, Ö.
sp. IV, 445. grgy t'i vyknUim, V. Paludza v Liptove. Und so
könnte man noch weitere Belege beibringen. Andererseits lesen
wir drükom mastyt allgemein Gem. bei Skul. und Dobs. 2, 182:
drük Loos, ebenso klr. : asl. drqg^, 6. drouh.
Trotz dieser verhältnissmässig grossen Anzahl von Worten,
welche g bieten, dürfte es -keine Schwierigkeit verursachen,
344 Pastrnek.
ZU zeigen, dass es, mit Ausnahme der Onomatopoeien, durch-
wegs fremdes Sprachgut ist, insbesondere durch polnischen
Einfluss zugeführt und durch die magyarische Nachbarschaft
erhalten.
Mit dieser starken Vertretung des g hängt es zusammen,
dass wir in der Probe aus dem Muran-Thal, Dobs. 7, 32: gu nlm,
gu pldnke, gu jehl'sku lesen; ebenso gic stmä Novohr.-Velkoh.
Direct auf polnische Einwanderung führt das in Pogorela,
im nördlichen Gemer, allgemein erhaltene g: hogu, zaingrava-
JÖ71CI, gvari, goiovU, go , tego, peknego, do göry, viVkomoznego,
kocurikouskego, pribipAj partic, zgorela, vyganal, milego; daneben
hvari, uhadni, neuhadol, hned, zaprahnid, hybaj, hrmeiiskym',
prevrhnniß, prevrhli, huk, prihehol, was als Resultat des slova-
kischcn Einflusses auf das Polnische der Ansiedler stark hervor-
tritt. Aiich die Proben Sembera's aus Cadca und Skalite im
nördlichen Gemer bieten g: giievaie, vioiogrode, grozna, bogafje
etc.; ferner v gnivu, druge etc.
93. h für eh. Neben nechat liest man häufig neliaf, naliaf.
Sv. Jan V Liptove bei Dobs., Nitra, Dobs., Slädkovic 39. zana-
hala Mhont, Dobs., Sbornik. poliodiu (= pocliodil) Zvol., Dobs.
nahodzll, Spis, Pisne slov. 540. hocijak Sv. Jan v Liptove,
Dobs. hockde Rimavsky. hoc Sar., Dobs., Sbornik. hiba Rimavsky.
hyha Liptov. bei Skul. und Dobs. htjha Boz. Nemcovä (süd-
licher Hont), Sehr. sp. IV, 314. hcdena Loos: cf. chalja. snhii
topolu Sar., Pisne slov. 162. Malinovski, Opp. 32 sagt: ,Da-
gegen in den Gebirgsgegenden des Tatra herrscht eine ent-
gegengesetzte Extremität: dort wird, auch von den Gebildeten,
nur das tönende h ausgesprochen: hodzic, hvala, hec, oreha'.
Diese Neigung scheint auch auf das benachbarte Slovakische
sich vielfach zu erstrecken, obwohl uns genauere Daten fehlen.
94. In allen Proben Dobs. aus dem Gemer tritt die Er-
setzung des c durch ^ auf. Es ist das eine Erscheinung, Avelche
])arallcl ist mit der Ersetzung des dz durch z, des dz durch 5.
Wh' lesen: sua (^ c6), sekal, lavisku, vkroSü, skoH, krysi w.. s. w.
allgemein Gem. bei Skul. und Dobs. Ebenso allgemein gilt
das s in allen übrigen Proben aus Driencany, dem Murän-Thal,
Sirk. Daher väsi, najväsi aus väcH, '"väcsi Driencany. Damit
stimmen auch die kleinen Proben Jul. Botto's überein. In der
kleinen Probe aus Kameüany und Siveticc lesen wir neben
Beiträge zur Lantlohrc der slovakischen Sprache in Ungarn. 345
Sekajfe, dmuo auch hackore, dohdnzacko. Auch Scmbcra nimmt
von dieser Veräjiclerung Notiz, p. 77: die aufgenommenen Proben
enthalten dieselbe nicht.
Mit dieser Veränderung des Gemer mag es zusammen-
hängen, dass auch in der Schriftsprache cumf neben cuöaf
Loos vorkommt. Dagegen lässt ciahaf neben sjahaf, cjahat
(Stur, Nar. slov. Berichtigungen) die Mittelform sy'a/iaf vermissen.
95. z für z und umgekehrt, zelezo Loos. zelezny Nitra,
Dobs. Novohrad, Skul. und Dobs., dagegen zelezny Rimavsky.
hlhezny Loos. Ubezno Nitra, Dobs. 8, 72.
Für z tritt r ein in nehordk Cerny, Cit., Nitra, Dobs.,
allgemein Gem., Sirk im Gemer; ferner wohl in trehdrs Nitra,
Dobs. 8, 66, das wohl auf treha ze si beruhen dürfte.
Eine ganz seltsame Wandlung wird dem ze im Gemer zu-
geschrieben: es werde daselbst durch he wiedergegeben. jMan
liest nämlich daselbst: kdehe (kdeze), vyhe (vy ze), vara he
{vera ze) allgemein Gem., Skul. und Dobs. : daneben aber tuz
(= tit ze), sua ze (coze), uz, aleze, ez für ze; ferner gde he,
suahe, zashe, nashe (nac ze) neben ez, uz, tuz in Sirk; endlich
akhe neben uz, sijo ze (z= ci ze) , tuz, ez, cf. daselbst auch o
tohoz (wohl = o to boze!) Drienöany, Dobs. suche (coSe) und
wieder mit h: sihe Gem., Dobs., Sborn.; in diesen Gem. Liedern
lesen wir auch nemuahem (= nemözem 1. sing.) und miiahem.
Eine Erklärung dieser Erscheinung ist auf Grund des vor-
liegenden Materials nicht recht möglich; sicher dürfte nur das
eine sein, dass h nicht aus z entstanden ist.
IV. Consonantische Assimilation.
96. Sehr interessant ist die in Bosaca, im äussersten
Südwesten des Trencin, auftretende Assimilation des d vor l
zu l, vor n zu n: hlcmny = hladny , uhannete, tdidnmd neben
uhdnnid = ididdnete \\. s. av., zdnnemu, prepanne; neuhdlli, jelli,
najelli, aber pomodlil, Dobs. 5, 31 f. Damit stimmen spanne,
spcmnü Bosaca, Pisne slov. 30, chonnik 530, venne = ve dne 584;
jjoUe = podle dol. Srnie v Trenciansku 552 überein.
Dass V vor t zur tenuis / wird, lehrt man insgesammt;
auch geschrieben ftdcka gen., fcela Liptov bei Skul. und Dobs.
ftdctvo Nitra, Dobs.
346 rastrnek.
hamha Muran-Thal, Dobs. hamhit sa Nitra, Dobs. Pamodaj
= pan höh daj allgemein Gem. und Rimathal bei Skul. und
Dobs.
«Ä:oi'af Nitra, Dobs. Slädkovic 85 aus schovati. najdrakseho
(*drah-H) Nitra, Dobs. zeskla = zeschla Sar.,Pisne slov. 162. Eine
ähnliche Angleichung ist viksi, veksi neben vatSi Nitra, Dobs.
Aehnliche Assimilationserscheinungen sind besonders zahl-
reich bei dem Verbum asl. hoteti, hostet: chcel, kces, kcete, Murän-
_- V
Thal im Gemer, Dobs. kce Sumiac im Gemer, kces^ kcete Sirk
im Gemer, beides bei Skul. und Dobs. kceu Sv. Jan v Liptove,
Dobs. sces neben chces Starä Turä bei Dobs. nescel Bosäca,
Dobs. scela, nescela Bos. dol.^ Pisne slov. scel, scela Sar., Dobs.,
Sborn. sces Spis, Pisne slov. 286.
Für k^to lesen wir chto in Driencany und im Muraii-
Thal im Gemer, bei Dobs., ferner im Novohrad-Velkohonter
Dialekt, chtory Podhradie Spisske, Öemb. Debrecziner Lieder-
buch 1752. Andererseits wieder dagde in Sirk im Gemer bei
Skul. und Dobs.
zes poly = ces pds Driencany, Dobs. ces lavisku allgemein
Gem. bei Skul. und Dobs. zes tia pustia huarij, dagegen prez
noc, Sirk im Gemer bei Skul. und Dobs. J. Rimavsky schreibt:
z uosmimi, z dvandst'bni, z mojim aber s mm, s timi etc., auch
s toho (= izh togo).
Eine Assimilation des c an das folgende s zu c tritt ein
in väcsi, Vict. 62 (aus väcsi), woraus das in der Schriftsprache
geläufige vätsi entstand.
z an das folgende s: fassje (^ faz-sje) Rimavsky 14.
Die Schreibung najmlacH, Bosaca, Dobs. 5, 33 halte ich
für ungenau; die Form dürfte nwjmlaci aus * najmlad-si, lauten,
wie racej Loos, Rimavsky für *rad-seje schreiben. So wie
hier ds eben c ergab, so wurde ds zu c: za hrackou isli Rim.
dol. bei Skul und Dobs.
V. Metathese von Consonanten.
07. zvel (= vzal), nezvely allgemein Gem. bei Skul. und
Dobs. 2, 1^0. 181. zvel Murän-Thal, Dobs. 7, 33. zvela Rima-
Thal, Skul. und Dobs. 6, 484. zväxt Dricnöany Dobs. Die Eigen-
thümlichkeit ist somit auf das Gebiet des Gemer beschränkt,
Beiträgo zur Liuitleluc der slovakischcn Sprache in Ungarn. 347
In Driencany sagt man auch frpov = to pr-ovo , tuprv.
,Fodt'ecie toto voldme trpdchjm^ trpdcinou; lud trpdk, frpdci; Se
zvyldi vravef trpov t. j. teraz', Dobs. 8, 47 Anmerkung, frpov
gilt aucli in Novohrad und Velkohont, Sborn. Eine jVIetatlicse
tritt auch in dem Worte hmla für und neben mhla Loos ein.
hmla Bosäca, Dobs.; ferner in harvanl := Imvrani Zempl., Kollar
II, 371.
VI. Ausfall von Consonanten.
96. « ; edordz, Sirk im Gemer bei Ökul. und Dobs. 5, 456.
Murän-Thal, Dobs. 1, 32: dafür edonrdz, Rima-Thal, edomrdz
im Novohrad -Velkohonter Dialekt.
d. Zunächst wohl sehr allgemein in dcera, daraus cera :
V
Lipt. , fekul. und Dobs., Starä Turä, Dobs., Nitra, Dobs. Im
Novohrad -Velkohonter Dialekt fällt d vor n einigemafe aus:
honei/ = hodny (im Texte selbst steht, vielleicht irrthümlich,
hodneif), ena = jedna, ebenso eyiej, enelio, enem; prdzne und
danach auch prdzom ist allgemein, Loos. Daneben lesen Avir auch
sudnej, ziadna, edneho und das schon erwähnte liodney. In der
Probe des Sbornik: eneho, enemu, na prenej nohe. Auch tanu,
tamnu = tarn duu allgemein Gem. bei Skul. und Dobs. Vor l: tvlo
= trdlo Driencany im Gem. trla (Bezeichnung einer mageren
Kuh) allgemein Gem. na trliciacli Zvol., Dobs. hralo (= hnidlo)
Novohrad bei Skul. und Dobs. seliak für sedldk Volke Kosma-
lovce im Tekov bei Sembera. do cedila (= do cedldla) nörd-
licher Zvolen bei B. Nemcovä, Ö. sp. IV, 451. Daselbst auch
dojel =^ dojedl 44A, ferner vor t: hlate ze = hladte ze 449. Auch
aus dem Liptov Avird jela = jedl'a abies gemeldet. Das in
Miklosich, Etym. Wörterbuch s. v. ger- angeführte slk. zrielo
ist somit dialektisch möglich, doch cf. zriedlo Loos, zrjedlo
Rimavsky 6. Für podra lesen wir im Novohrad- Velkohonter
Dialekt po^'a, ebenso pola in Sirk, im Gemer bei Skul. und Dobs.
t. In ähnlicher Weise wie d: na omeloch für ometloch
Zvolen, Dobs. chymo: ani som nist nevedel, chymo Jced mtia mal
nördlicher Zvolen, B. Nemcovä, S. sp. IV, 446. wohl für chijt-
mo; cf. pustil svagra a mha chvat za nohu ibid., auch stajme
:— razom Nov.-Velkoh., Sborn. t ist ausgefallen in nazpdk Nitra,
Dobs. 8, 68, ferner zwischen s und n: zlosny Nitra, Dobs.
bolesne, J. Rimavsky 17. neM'asni 17; zwischen s und r: usreti,
348 Pastrnck.
Rimavsky 15. Endlich fiel t aus : in einem grossen Theile
des Sprachgebietes in ktery : kery, Bosäca, Dobs., ebenso Starä
Turä, dann kerej, Novohrad-Velkoh., Dobs., auch im Sbornik. Nach
Sembera's Proben fiele dies t aus in Sträze in der westlichen
Nitra, Bänovce im südlichen Trencin, Hradiste u Bänovcü, in
V. !§urany im Süden der Nitra, in V. Kosmalovce, im Tekov,
endlich in Üstie in der Orava, somit in dem westlichen Gebiete.
k zwischen s und l oder n: p^aslo, Sv. Jan v Liptove,
l^raslo, Novohrad-Velkoh. bei Dobs. und im Sbornik. Bei
Sladkovic: tisly 10, aber ustiska 97; bei Pauliny-Toth stisla,
Bes. 1, 82, ebenso plasou dvermi (= iilaskl), Rimavsky 3. tresou
(na dvore sjarkanou budzogdn) für treskl 13. zacisnid Murän-Thal,
Dobs. tesno Rima-Thal bei Skul. und Dobs. splasnü Sladkovic 84.
In der Verbindung cbs fällt § aus und ts ergibt eben c:
rolnictvo, clovecky. secko Bosäca, Dobs., secci omnes ibid. vsecko
Nitra, Dobs.: *v^sjacbsko. Durch den weiteren Ausfall des s
ist das in der Schriftsprache gebräuchliche vsetci, vsetko, vsetok
entstanden. Siel Sirk im Gemer ist dagegen aus sicci geworden.
Alle diese Formen haben sich übrigens, wie oben §. 66 bemerkt
wurde (wegen §e für so), unter cechischem Einfluss entAvickelt.
cbso müsste auch im Slovakischen co ergeben: cnosf Cerny,
Cit. 1, 2, Avird bei Victorin und Loos richtig cnosf geschrieben.
Man gebraucht allgemein co, vielfach gedehnt als cd, geschrieben
auch cuo, im Gemer cua, sua. Der Auslaut ist offenbar nach
doh'o umgestaltet, aus ursprünglichem cb, ce.
Aus et wird durch den Ausfall des ersten t st: daher
Styri Hatt. 99. Mvrty Nitra, Dobs. stvrcy Bosäca, Dobs. na
stitroch Novohrad-Velkohont. Ebenso entstand das allgemein
gebräuchliche nUt aus ni ch to: nist Starä Turä bei Dobs. nis
Novohr.-Vclkoh., Dobs. und Sborn.
hs ergibt durch den Ausfall des S das einfache s: cesky
Loos, daher nicht richtig cessky Sladkovic 64. Ebenso sollte
zhs eigentlich s ergeben: ungenau geschrieben v bdzni bozskej
V. Paliidza im Liptov; unrichtig hozsky Loos.
VII. Abfall von Consonanten.
99. Tm Anlaut, ziait ('= vzal) Sumiac im Gemer, zala
= vzala Novohr.-Velkohont, zau Sv. Jan v Liptove, Zvolen,
Beiträge zur Lautlplirc der slovalcischen Sprache in Ungarn. 349
Dobö. eil = vcil Liika za Vdliom und Kovarce bliz V. Popolcan
bei Sembera. cas (angeblich = vcas) Novohrad-Velkoh., Sborn.
Besonders stark verbreitet ist der Abfall des v in dem Stamme
Vhsh: secci, secko, zdycky Bossica, Dobs. seil, 5cilej, dychy, selijakii,
Sah, Seiko für und neben vSeltjaky, vsak, vcil Starä Tura, Dobs.
Cf. auch daselbst v tedy. Sak Nitr., Dobs. setko Sv. Jan v Liptove^
Dobs. sadiaT (= vsude), na Sefkych Liptov., Skul. und Dobs.
Seiko, Secko neben vSetok, vSetko Zvolen, Dobs. Sifkyho, Sifky,
Sitok, neben vSä Muraü-Thal im Gemer, Dobs. Siiko allgemein
Gem., Ökul. und Dobs. Sici Sirk im Gemer ibid. Aus vzdy
wird in Pogorela im Gemer: zdy und di Skul. und Dobs. Für
vdovica liest man im Novohrader Dialekt: dovica Skul. und Dobs.
Interessant ist der Abfall des anlautenden j im pron.
jz: ked'u (= ju), tak'ej (= jej) dol. Srnie v Trenö>, PisnS
slov. 552.
Aus k^de wird durch den Abfall des anlautenden k (g)
de: de, dade Rima-Thal im Gemer, de Novohrad-Velkoh., Dobs.
und Sborn., Pogorela, Skul. und Dobs, dze Spis, Pisne slov. 54U.
dade Liptov., Skul. und Dobs., wofür in Sirk, im Gemer, dagde
gilt; volade Novohr.-Velkoh., Dobs., Velkd Paludza im Liptov,
Skul. und Dobs. (cf. voTakode).
Aus lila, 6. hie, wird I'a Rimathal, im Gemer, Skul. und
Dobs., ebenso im Novohrad-Velkohonter Dialekt, Dobs., ferner
/'adte ze Sv. Jan v Liptove, Dobs.
Auch für chyba wird chiha, iha gelesen Muraü-Thal im
Gemer, Dobs. 7. 34.
100. Im Auslaut. Sehr bemerkenswert ist zunächst der
in gewissen Gegenden des Gemer auftretende Abfall des aus-
lautenden l im pai'tic. praet. act. : nespdd, pris, vysied son
Driencany, Dobs., pris, pribieg Pogorela, Skul. und Dobs.,
viiek, pris Sumiac ibid. Ein solcher Abfall tritt sowohl sonst im
Cechischen, Miklosich VG I, 504, als insbesondere im Polnischen
I, 539 ein: mit Rücksicht auf Pogorela und Sumiac muss man
den polnischen Einfluss als massgeblich anerkennen. Dadurch
ist neuerdings ein Glied in die Kette der Beweise gelangt,
dass die Sprache des Gemer bis nach Süden hinab — denn
Driencany gehören bereits dem südlichen Theile an — auf
Grund eines starken Beisatzes polnischer Volkselemente sich
entwickelt hat.
350 Pasiinek.
Auf einem Abfall des auslautenden d scheinen zu beruhen
die Formen: j^oj =^ pojd Sirk im Gemer^ Skul und üobs. , im
plur. i)omo (^= fojdmo) allgemein Gem., Skul. und Dobs., da-
neben 2)0(7 Rimathal im Gemer, 8kul. und Dobs. Ebenso choj
=1 choJ, vielleicht in Anlehnung an poj, allgemein Gem., Skul.
und üobs. chojte ibid., ferner in Driencauy im Gemer, Dobs.
choj Rim. dol., Slov. pohl. 188G. Cf kod = kecl, to istö znamend
koj Anmerkung, allgemein Gem., Skul. und Dobs. 2, 180. koj
Sii'k im Gemer, koj Driencany. Cf. auch kejc (= ked, hier kedz)
Zempl., Pisne slov. 19. Die Erklärung* durch den Abfall ist
somit zweifelhaft; insbesondere wenn man weiter vergleicht
aniel Pauliny-Töth, Bes. 1, 57 für andd Loos; ferner krajH
(= krdsnejsi, vielmehr krassi) Nitra, Dobs. 8, 65.; dann raji
für radi (,er räth') zweimal Sar., Kollär I, 370.
d ist abgefallen in ve {= ved) allgemein Gem., ferner in
Sirk, Skul. und Dobs., ebenso in Sumiac: daselbst ked, chod;
dann im Muräii-Thal und Driencany, Dobs. Der Abfall ist auf
das Gem. Com. beschränkt.
Der Abfall eines t tritt ein in opae, opä (= opät) all-
gemein Gem., Skul. und Dobs., ferner in Sirk ibid., dann
auch in Driencany, Dobs. dos in dos tvrde (■= dosf) liest man
im Novohrad-Velkohonter Dialekt, Dobs. jjws (= pusf): pus one,
daneben Jen me id piist RIuraii-Thal im Gemer, Dobs. 7, 33. 34.
st müsste abgefallen sein, wenn anders die Erklärung richtig
ist, in ozaj Novohrad-A^elkoh., Sbornik. ozdaj nördlicher Zvolen
bei Boz. Nemcova IV, 446. naozaj allgemein Gem., Ökul. und
Dobs. und davon das adj. nozajsny V. Paludza im Liptov,
Skul und Dobs.
VIII. Einschub von Consonanten.
IUI. lieber den Einschub des n (mit diesem Ausdruck
will ich nur kurz die Thatsache bezeichnet haben) kann ich
dem bei Miklosich VG I, 504 zusammengestellten wenig hinzu-
fügen: pr'nif, vynsla, prinslij Nitra, Dobs. 8, 69. 75. 79.
Eingeschoben scheinen zu sein ch in podrichmali : az jm-
drirhmaU ,bi3 sie einschlummerten^ Murän-Tlial im Gemer, Dobs.
7, 34. ('■ und (• in jutskackavät Bosilca, Dobs. 5, 31; doskackaj,
skarkida Zvolen, Dobs. 3, 51 ; auch bei Loos liest man skackaf.
Beiträge zur Lautlehre der slovakiscUen Sprache in Ungarn 351
Slädkoviö hat ijoskacuje 24. zadychcany Sladkoviö 23. zadecMala
(ebenfalls = zadych6ala) Novohrad-Velkoh., Sbornik. Cf. se vyz-
vichnuju 3. plur. , erheben sich^ aus Levoöa in der Spis bei
Sembera. trpezlivy, trpezUvosf Loos. Slädkovic.
Literatur.
Bar tos, Fraut., Dialektologie moravska. Pivui dil. Näfeci slovenske, dolske,
valasske a lasske. V Brue 1886.
Bernoläk, Ant., Schlowakische Grammatik. Aus dem Lateinischen ins
Deutsche übersetzt. Ofen, 1817.
Brugmann, Karl, Grundriss der vergleichenden Grammatik der indoger-
manischen Sprachen. Erster Band. Strassburg, 1886.
Czambel, S., Prispevky k dejinäm jazyka slovenskeho. I. V BudapeSti, 1887.
Cerny, Emil, Slovenska citauka. I. Vo Viedni, 1864. II. V B. Bystrici, 1865.
Dianiska, Kaspar, Theoretisch- praktische Grammatik zur schnellen Er-
lernung der slovakischeu Sprache für Deutsche. Wien, 1850.
Dobäinsky, Pavol, Prostonarodnie slovenske povesti. Sosit 1 — 8. Türe.
Sv. Martin, 1880—1883.
Druha Citanka, Nazorue vyucovanie pre srednie triedy pociatocnych ev.
a. V. skol. Vydal zvolensky seniorät. V E. Bystrici, 1876.
Gebauer, Jan, Staroceske skloneni Substantiv kmene -o Pojednani kr. c.
spol. nauk. V Praze, 1886.
Hattala, Martin, Mluvnica jazyka slovenskeho. Peäf, 1864.
Hodza, M. M., Epigenes slovenicus. Leutschoyiae, 1847.
— Dobruo slovo Sloväkom, si'icim na slovo. V Levoci, 1847.
Hoiovackyj, J., Rosprava o jazyc'i juznoruskumx i jeho naricyjach im
Istoriceskyj ocerki. osn. hal.-r. Matici. Vt Lbvovi, 1850.
Jirecek, J., Nakres mluvuice staroceske. V Praze, 1870.
Kollar, J., Närodnie zpievanky. V Budi'ne I. 1834. II. 1835.
Krdtka mluvnica .sloven.ska. V Presporku, 1852.
Leskien, A., Handbuch der altbulgarischen Sprache. 2. Aufl. Weimar, 1886.
Loos, Josef, Slovui'k slovenskej, madarskej a nemeckej reci. III. Diel slo-
vensko-maJarsko-nemecky. Pesf, 1871.
Listy fil. a paedag. XII. V Praze, 1885.
Malinowski, L., Beiti-äge zur .slavischen Dialektologie. I. lieber die
Oppelnsche Mundart. I^eipzig, 187.'5.
Miklosich, F., Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen. Wien.
F. 1879. II. 1875. IH. 1876. IV. 1883.
— Etymologisches Wörterbuch der slav. Sprachen. Wien, 1886.
— Ueber die langen Vocale in den slavischen Sprachen. Wien, 1879.
Nemcova, B., Sebrane spisy. IV. V Praze, 1875.
352 Pastrnek. Beiträge zur Lautlehre der slovakischen Sprache in Ungarn.
Novi domovi kalendar na obicajni rok 1887. V Presove.
Osadca, M., Hramatyka ruskoho jazyka. Vo Lbvovi, 1862.
Falko vitsch, G., Bühmisch-deutsch-lateinisches Wörterbucli. I. Prag, 1820.
II, Pressburg, 1821.
Panliny-Toth. V., Besiedky I-IV. V Skalici, 1807—1870.
Pi'suu slovenske. Sbi'rky prostonarodni. Pof;ul4 poluidkovä kommisse lit.
-fec. spolku ,.Slavia'. V Praze. 1879.
Pokorny, R., Z potulek po Slovensku. I. 1884. II. 1885. V Praze.
Prva citanka a mluvnica pre katolicke skoly slov. Budapest, 1885.
Rimav.ski, J., Slovenskje povesfi. V Levoci, 1845.
Sbornik slov. närodni'ch piesni, povesti atd. Vydäva Matica slovenska.
Sväzok I. Vo Viedni, 1870. Sväzok II. Türe. Sv. Martin, 1874.
Semenovic, A. , Ob-B osobenno.stjacliT> ugrorus.skago govora im Sbornik
stalej po slavjanovedeniju so.st. nc. V. J. Lamanskago. Sanktpeters-
burg, 1883. S. 212—238.
Slabikär a prva eitanka pre slov. ev. a. v. »koly. V B. Bystrici, 1859.
Slädkovic, A., Spisy bäsnicke. V Prahe, 1878.
Slovansky sbornik. Redaktor E. Jelinek. Rocnik V. V Praze, 188G.
Slovenske poliFady aus den Jahren 1846. 1851. 1886.
Statistik der Bevölkerung Ungarns. Redig. von L. Läng. Budapest, 1885.
Serabera, A. V., Zakladove dialektologie ceskoslovenske. Ve Vidni, 1864.
Skultety, A. H. a Dobsinsky, P. Slovenske povesti I — VI. V Röznave.
V B. Stiavnici, 1858—1860. Die im III. Heft, welches mir fehlte,
enthaltene Probe aus dem Saris entnahm ich Erben, Sto proston. poh.
a pov. slov. V Praze, 1865.
Stur, L'., Närecja .slovenskuo. V Pre.sporku, 1846.
Victor in J., Grammatik der slovakischeii Sprache. Revidirt durcli J. Lnos.
4. Aufl. Budape.st, 1878.
Oeyer. Das Kitäb al-wuliüs v. Al-'Asra:i'i mit einem r:iralleltc.\te v. Qufnili. 353
Das Kita)) al-wiihüs von AJ-Asma'i mit einem
Paralleltexte von Qutrnb.
Herausgegeben und mit Anmerknna;en versehen
Dr. Rudolf Geyer,
Amanuensis der k. k. Hofbililiothek.
Einleitung.
J eder Kenner der altarabisclien Poesie weiss, welch grosse
Rolle in ihren Schilderungen und Vergleichen die Wüstenthiere
spielen. Der Wortschatz, der sich aus ihren Benennungen und
Eigenschaftsbezeichnungen (Epitheta ornantia) zusammensetzt,
ist ein ganz beträchtlicher und die arabischen Sprachgelehrten
waren eifrig bemüht, ihn zu sammeln und zu sichten. Es ist uns
demzufolge eine ganze Reihe von Namen solcher Gelehrten über-
liefert, welche darauf bezügliche Specialschriften verfasst haben
sollen. Als Verfasser von solchen, (Jo^-w^l < )U5 oder -U-col <^\s:S
^5Ä.^\ betitelten Abhandlungen werden (nach Flügel, Die
grammatischen Schulen der Araber und Kitilb al-fihrist, heraus-
gegeben von Flügel) genannt: al-'Asma'i (Flügel 79; Fihrist 55),
^Abü TTatim as-Sig-istani (Flügel 88; Fihrist 58), ^Abü Sa'id as-
Sukkari (Flügel 89; Fihrist 78), Tabit ibn \abi Tabit (Flügel
149; Fihrist 09), Sa'dan ibn al-Mubarak (Flügel 15G; Fihrist 71),
Ya'qüb ibn as-Sikkit (Flügel IGO; Fihrist 73), 'Abu Müsa Su-
laiman al-Baghdadi (Flügel 196; Fihrist 79) und 'Abu 'Umar
Mindäd ibn Lazzah (Flügel 223; Fihrist 83). Hieher gehören
auch Hisam ibn 'Ibrahim al-Kirmani (verfasste ein ^_,-dÄ.^\ i ^J:i,
Flügel 155; Fihrist 70), Hasan ibn 'Ahmad al Hamdani gen,
Ibn al-ITa ik (der Verfasser der Gazirah al-'Arab, schrieb ein
^yXk^\ J^^\ ^U$, Flügel 220) und 'Abu 'Abdallah ibn Cha-
laAvaih (verfasste ein j.^^\ 'U^\ i_)U$, Flügel 231). Von allen
Sitznngsher. <1. pliil.-liist. Ol. CXV. liil. I. Uft. 23
354 Geyer.
diesen Werken cxistirt gegenwärtig in Europa als meines Wis-
sens einziges das ^^^^^.^l =U-^\ > >U^ von 'Abu Sa'id 'Abd al-Malik
ibn Quraib al-'Asma'i^ in der berühmten Wiener Handschrift
N. F. 61,- welches durch vorliegende Ausgabe zum ersten Male
der OefFentlichkeit übergeben wird. Der Umstand, dass die ge-
nannte Handschrift die einzige ist, erschwerte natürlich, trotz
der verhältnissmässig grossen Güte derselben, die Herstellung
eines vollkommen correcten Textes in hohem Masse. Einiger-
massen vermindert wurde aber diese Schwierigkeit durch die
gebotene Möglichkeit einer Vergleichung mit den anderen in
demselben Codex enthaltenen Abhandlungen, von welchen das
^^jÄ}\ ' i^-^ von al-'Asma'i in der Ausgabe von D. H. Müller
(Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Akademie der
Wissenschaften, Bd. LXXXHI, S. 235-288. Wien 1876) ge-
druckt vorliegt. Vor Allem wichtig aber war mir das ebenfalls
in derselben Handschrift enthaltene (^Uvö's^l <^h i_Ji3UL Lo i y\j:S
^x)j.ä j^J\ d<s^ ^^ dLo-;^.{^\ von Qutrub,'' welcher einen grossen
Theil seiner Abhandlung den Namen und Eigenschaften der
Thiere gewidmet hat. Die auf die Wüstenthiere, so weit sie
al-'Asma'i behandelt, bezüglichen Stellen, welche gleichsam ein
^^i».^! 1 AxS für sich bilden, veröffentliche ich ebenfalls in ge-
genwärtiger Ausgabe. Die Nebeneinanderstellung dieser beiden
Paralleltexte erhöhte in nicht zu unterschätzender Weise die
Sicherheit der Lesung.
Allein die Rücksicht auf die Textherstellung war für mich
bei der Aufnahme der Qutrubstellen nicht das allein ]\[assge-
bcnde; in viel höherem Masse bestimmten mich dazu Gründe
sachlicher Natur. Es wäre nämlich ein grosser Irrthum zu
glauben, dass al-'Asma'i in seinem Kitäb al-wuhüs seinen Ge-
genstand auch nur annähernd erschöpft habe. Er wollte das
gar nicht. Seine Abhandlungen philologischen Inhalts sind
eigentlich mehr Sammlungen von Aper9us, die er bei der Lec-
ture der Dichter und bei seinen Arbeiten zu deren Erläuterungen
' lieber seino Labensnmstänclo s. Flüj^el a. a O. S. 72 ff.
2 Flügel, Die aiahischen, persi.schen und türkischen Handschriften der
k. k. Ilofliihliotliek 7,n Wien. Hd. 1, S. 320 ff. Vgl. dazu D.H. Müller
in seiner Ausgabe dos Kitab al-farq, S. 235, Anm. 2.
' Ueber .seine Leben.sum.stände s. Flügel, Gramm. Seh., S. 65 ft'. und
Vilmar in .soinor Au.sgabe des jUijLJ\ , >U5 8. 1 ff.
Das Kitil) al-wiiliüs von Al-'A^ma'i mit einem Paralloltexte von Qutnil). 355
gemacht hat. Ueberhaupt zeigen sämmtliche Schriften dieser
Art aus der classischen Zeit der ai'abischen Sprachgelelirsam-
keit diesen Charakter, der darin seine Ursache hat, dass jene
alten arabischen Gelehrten aus dem Gedächtniss, ohne Hand-
bücher, zu arbeiten pflegten. So kommt es, dass Schriften ver-
schiedener Verfasser, welche denselben Gegenstand behandeln,
inhaltlich oft recht weit auseinandergehen. Ich erinnere z. B.
nur an die verschiedenen 'Addadbücher. Bei dieser Sachlage be-
deutet also eine Zugabe von Wuhüsstellen aus anderen Werken
bei richtiger Auswahl eine inhaltliche Ergänzung des Buches
von al-'Asma'i und hauptsächlich als solche ist der Text des
Qutrub dieser Ausgabe beigegeben worden. Auf ein Heran-
ziehen noch anderer mir untergekommener Stellen gleichen Ge-
genstandes, wie aus. dem 'Adab al-kätib von Ibn Qutaibah,
den Muhädarät al-'Udabä' von ar-Räghib al-Isfahäni, dem
al-'Iqd al-farid von Ibn 'Abdrabbihi und vor Allem aus dem
Kitäb al-haiwan von al-Gähiz, wie es ursprünglich in meiner
Absicht gelegen hatte, musste ich für diesmal verzichten, um
der Arbeit keine übermässige Ausdehnung zu geben.
Was die Anmerkungen betrifft, so enthalten sie die Ueber-
setzung der im Texte angeführten Verse, Erläuterungen dazu
und Stellen aus verschiedenen Werken, welche zum Verständ-
niss des Textes beitragen können, sowie textkritische Bemer-
kungen und Varianten. Anfangs gedachte ich auch für die im
Texte selbst nicht durch Citate belegten Ausdrücke anderweitig
sich findende Belegstellen in die Anmerkungen aufzunehmen.
Im Verlaufe der Ai'beit entwickelte sich aber ein systematisches
Durchforschen der alten poetischen, grammatischen, lexikali-
schen und 'Adab-Literatur, welches ein reiches, auf die Wuhiis
bezügliches Material in solcher Fülle zu Tage förderte, dass
ich mich entschloss, dasselbe in einer selbständigen Arbeit zu
verwerthen, welche sich an die gegenwärtige Ausgabe der
beiden Wuhiistexte anschliessen soll. Dadurch entfällt für diese
die Nothwendigkeit eines Wortregisters.
Einige Werke sind in den Anmerkungen nur andeutungs-
weise citirt. Es sind dies folgende:
'Ag^. = Diwan des al-'Ag^äg; Handschrift im Besitze
des Herrn Prof. D. H. Müller, von ihm beschrieben in seinem
,Bericht über die Ergebnisse einer . . . Reise nach Constanti-
2.3*
356 Geyer.
nopeP (Sitzungsberichte der phil.-bist. Classe der kais. Akademie
der Wissenschaften, Bd. XC. S. 297—342. Wien 1878).
Bakri = Das geographische Wörterbuch des el-B., her-
ausgegeben von F. Wüstenfeld. Göttingen, 1876 — 1877. 8".
Zwei Bände.
Ch. A. = Chalef elahmar's Qasside . . . von W. Ahlvvardt.
Greifswald, 1859. 8«.
Dil-r-Rummah: Mä balu = Die Ausgabe dieses Ge-
dichtes von R. Smend. Bonn, 1874. 8".
Gähiz: Kitab al-haiwän. Handschrift der k. k. Hofbiblio-
thek N. F. 151 (Flügel, Bd. IL S. 500).
Gauh. = al-Gauhari: as-Sihah fi-l-lughah. Bulaqer Aus-
gabe. Zwei Bände.
Gawäliqi: Öarh 'adab al-kätib. Handschrift der k. k.
Hofbibliothek N. F. 45 (Flügel, Bd. I. S. 231).
Hud I. = Carmina Hudsailitarum . . . ed. J. G. L. Kose-
garten. Vol. 1. Greifswalde, 1854. 4". Uebersetzt von Rud.
Abi cht. Namslau, 1879. 4".
Hud II. = Letzter Theil der Lieder der Hudhailiten,
herausgegeben von J. Wellhausen in seinen , Skizzen und Vor-
arbeitenS Heft 1. Berlin, 1884. 8".
Ibn Qutaibah: 'Adab al-kätib. Handschrift der k. k.
Hofbibliothek N. F. 44 (Flügel, Bd. I, S. 225). Zur Ver-
gleichung wurde auch der Kairiner Druck vom Jahre 1300
herangezogen.
Ibn Qutaibali: Kitäb as-si'r wa as-su'ara. Handschrift
der k. k. llofbibliothck N. F. 391 (Flügel, Bd. II. S. 325).
Kitäb al-'aghäni, citirt nach der Buläqer Ausgabe.
Kitäb halq al-'insän; die erste in dem gleichen Codex,
wie das Kitäb al-wuhiis enthaltene Abhandlung des al'Asma'i.
Kremer, A. Frh. v.: Beiträge zur arabischen Lexiko-
graphie (Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Aka-
demie der Wissenschaften, Bd. CHI, S. 181 — 270 und CV,
8. 429—504. Wien, 1883—1884).
Labid; Diwän, herausgegeben von al-Cliälidi, Wien,
1880. 8".
Laue: Arabic-cnglish Dictionary.
Lisän al-'arab. Buläqer Druck.
.Alaidäui: Arabuui provei'bia, ed. Freytag.
Das Kitäb al-wiihCis von AI -'Asma'i mit einem Paialleltexte von Qutrul). 357
Muf;i(l(l. ^ al-Mufaddaliyyfit Ava-l-'Asina'iyyat. Iland-
schrift der k. k. Hofbibliotliek Mixt. 127 (Flügel, Bd. I, 8. 434).
Zum Tlieil lierausgegeben von H. Thorbccke. Leipzig, 1885.
Heft 1.
Muliit = Butriis al-Bistäni; Muhit al-Muhit. Bcyrut. Zwei
Bände.
Nöldeke: Beiträge zur Kenntnis« der Poesie der alten
Araber. Hann. 1864. 8".
Tag al-'arüs min gawähir al-qamüs. Buläqer Druck.
Yaqüt: Geographisches Wörterbuch, herausgegeben von
Wüstenfeld.
Zamachsari: Lexicon geographicum ... ed. Salverda
de Grave. Lugd. 1856. 8^.
Die bekannten sechs Dichter sind einzeln, und avo nicht
anders bemerkt, nach Ahlwardt's Ausgabe, die Mu'allaqät nach
Arnold citirt.
Indem ich meine Arbeit der Nachsicht der Fachgenossen
empfehle, fühle ich mich zugleich gedrängt, den Herren Pro-
fessoren Karabacek und D. H. Müller, welche dieselbe nach
Kräften vmterstützt und gefördert haben, an dieser Stelle meinen
tiefgefühlten Dank auszusprechen.
[44 a, Z. 8]
^Us.| XÄ.O SJJO
9 -p "i- s^-
o
358 Geyer.
/.
10 •^:^JI
• •• ^ ^^ J
^iJj2.)\ UxXco.J'1. wA.^i.1« JL=»jJI j^^ -^:V^ r^-*^ lM^ ^^'v^U
•£E 5
''»^ "^^""iT II'' ^l"" ' ~S>J^ ^r
20 ^x.yi oijl ^^ ^^ J... 141^ ^Lv.j^fl^ ^yl'l ^l^
^ ^1 - _
v=*JI UbI o^j«j.j ^ ^ ^'-^-' ^^^' i^^^-^ ^-^^ ^'i^ ^'^'^
i^r"" »'^i" ^ " "iT ' •'' '
Das Kitäb al-wuhü« von Al-'Asma'i luil einem Paialleltexte von Qutiub, 'i)Ö^)
^j./! ^''-^'' ^^Ä;^-^^:? ^1 ^^'^♦-'^ kiSPf^JI jj.x (jJOc tjjß UjU
lytJf Oljcil XAJs.>f >_^Ä:il ^-0 fO^kx! LjL=^ S^y^\ '^y^^i^
;;
kjfjJo^ ij ^^ ioLjf^ ^;^-^ cs'*-'-^^' ^^:?^ *^^<^ UeJ>.i»(.
.•jo
ii .. j
Iia^aJI x/OwJI .3 JLi" (jcSl^^ (jc^ u^y^ (*'*^y JoL^s»
v^ioia. l^jj^jf ^ ^^U^ fj«.jj &.^^^^ L^L^^I uooli ^-ÜJ
35
ü ^
isyCm k,A£> i2.jf>.£ iajLÄ Z**^? J>+^ f*-*.i ( 'i-l>i' 5I i^^XÄÄ^w
I ^
360 Geyer.
4:5 \J^*.'I .«^♦4"'; ^-i^^ v_^S>J I3| \X£. ^^J^ ki'Lül C^Vwi: Jlüj^
II * iT " r:> .." .V T -^ ^ I r- ? » ' I " IT • " ~ »7 ' ' \r
JL.\2Ji yyo !U.Am iJ^£. (V v-A*oN )^*''5 ^— a.A.o,j| aiÄ.J
^jJI ^^ (jii.i2*il jo«« VwÄA^aJI SwX£ ^1 Xä.^! ^'^^^ tU..M
50 v=*JI OtX^I J, «-l^Jt Jljj J;.^'! s^jUlo ^UaJI^
i f "nu *^T "" "' ' ii""" i7 ^"'' 1"'' ~^
(^iijj'l ^3] jvÄ^ t^^^-^» v5>^ c>-^-«i^ ^^ 05'"' i^^"^) Lj*^
.i e
J^ÜCJI ^^^)| JU^ [45 b] ^^Jl Li^:iJI iOiiJI^ Ji^lt^
55 ^»}lö!^f (jclüx! v^t li..£
• (^■'-^-' Y^V^' C^-^fä-^^JI^ jLoXdil. 5jk.X^ oLL j.X4.J^J J'-äj^
JU cXjI*^ L.,2jl«ä^ sjoi^ sLääJLJ JUj. c:,'^a2.JI äLLfl-LaJI^
. fr
1 1 * " '^l'i "1 ' ' "tt " " ^ t " * M I " " -' » ' ' "' '^ ■"'
Das Kitäb :il-wuluis von Al-'A.snia'i mit einem Paiallcltcxto von (Ju(ni1>. 361
^:^yi j^:^iyi jLi-^ ^^-''^ r*"^''^ J^^-''; Jt^S »^^
jLiÄAv.*.' 0 ^5>^ L.gJof^ ^^xjf^ 5s.a^x;ö -^Loi
-AäjI Jli' j-ÄÄ^ '"*äj' v^JLj J*äJ^ ^'Ij-j' ^A+^'K 'wAij.J'«
I;SV.A«,J jj! J.Ai' \^jSL^l \^X^S.aI ^ySS,]\ ^ö\.Xi
viiyi ^Afli^ JLiJ (^■y*JI (^^Vt=^'; 07*^ Ij' <^'^' *-5'
-r r».
JL
JaAA*AAJf ^jU^tX-'l üjLäJI Jli'^ Vr^-^' C^^ 07*'' ^^"^''^
362 Geyer.
J.AX) (J^^ C^liLc ÄA^I^ XjLä >-^»-^i ;^X) «AiaüU Jl-ÄJ.
Jj^bil ^L^ ^J ^U-iJ( JU ^^ij Spli^ .^J»^ 5sf3
8ö ^3^^ >IXa.J| r^\iX^ vLs» 1*5' L^^LSt ^ÄÄJ. cyLjLc »^vi^J
90 L^jIä^^ Y•*i■^-' '^^-wul
SwJi^Üj ^^-Ui >^aJ| ^-t-^-i^ SjÄj ^^AJ^U^ ,^AJf w<lxi.' JLjij
vX^.il ^^ Ss^J ^'j^ü Jlüj cV»^ sLxi JwaX» sI!^ Üj-äaÜ^ ^äJI
SjüaU JIäj^ Ug-^^^ ^i^*-i tlÄAÄJf^ sl"^*-' (^♦*wvj SwäaJI^ [46 b]
100 JOiLl JLäj J.äL!o scX^yi^ Uj>i/| L4JU0 ^5>Lm iAiLk^'l
lOi
Das Kitäh iil-wulius von AI-'Asnia'i mit einem Paralleltexto von Qulnil' 363
^yi-'f ^"^^1^ ^yiil J.jLiJf^ jv^Uil j^Lff^ ^Ax^JI j^lLjl^
LjijtÄilf x^^pi ^j JLi- ^Lö.ajSiI A^^i-'^^ ^if^-'^ ^'^^(«^'^'j
^^Jl -^UL'I ^^^ xTf^ J%Jt ^1 Lc tX*j
^^■^i"-^ (J^J ^^ ^*^ ^5^^
^;— ->-' 2^j=» ^5^'*'^ cK^° L^xxdtXx) ^^:i» (^3Aj *^^j^ ^|
f. f>
v«A.JJ.J( J.j^i:ilJ JLjj )y'^^^ "J*-^^ xjOviii XaÄ^^I Jöwi I
' aJüuöwX) J, iaiÄsi ^ÄZtXil 120
nÖ^ JLäJj y3l_4>l %J^^\ ^ nOJs.L yrfwAjf ÄA+4"'5 j-^T- '
G-ü J
(jo^kJI XX) Jf ^0 Jli. ;'^;-=*5
^*-
364 Geyer.
125 «Ua-'I ^^^ J/f tS^5"^ )':?^^
5> -^^5 aöLc>0 X.J ^54^^" SyoL^ j^^-yLvw JJ./0 ^Ji^..^^,^ LftÄ
^^lyT ^i^.«! ju ^;L4ji ^4f^ ^>4-S ^t-l-'» ^:?^i'S
Lskj^ («^V^ ^^-^iV^ cMj
135 Jas^L^JI /«a*4'; J^:^il^ äJL^JI ^a^jS'j J^-' ^^ J'-^h?^
(Jo^ilJf ^ÜJI JU JkA*vv:ll ^A^rl'; &J.A.w2.| l^' JLäj^
ciJ^^ tUiX'f ^X) cy.Lg.j tXi^ ';';?'^-^ tf^-^' 1^1.331^ L^llü
^i xi^Js JU^ j.S^jf kJ Jlib^ ;3lAj >i'| viJL'3 JLjü ^(^
Jo^JI dL'3
r"-: "f ..-- ' "■ ' "-r 'c-'^ 1"'»-""' ''IT'«*' .^ ';
JÄXJl ^^^^pf ^*^^; ^ J^ JU
I -' 'l '' , I ' ' ",' c| ^ " iT "" ' " ^ T' ^ ^"iT ^ " ^ I -' " "
^■«-*''-*^^ '■-^y^ i^Lß^l (jCj-c |»*l5 (iJj Y^r^' ^^fr'^*^ f-L**Äi».
Das Kitäl) al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem I'aralleltexte von Qulriib. 365
s^J.Jf J^AJ" PY^.'i i, ij^^ i^tXi' ^J-^•^' ^t5*^-"^ '-"•^ ^Y^/^t^^U
c^L^Ä:^^^(^ ^^aJ..'! «ic> vilA^f. Sj.Äj l^jf ^j^LäJI (jä*j ^jsj<s 'iy$i
9 ^^ 0 3 ^ w
Jl_j» rlAihJl^ y^"^'^ lO"* ^^' ^ LS^?-' ^^^•*»' tVi«..'l ^LaJf .
XjiX-^ JwAAÜk^J *K^f!« ^A.3lI\ L^J
.6 JU U*d*J Jk.*j (J<i*J j^l Stj^ tXjtJ sj^ *l5- "^^ »•äX:^-
155
JU* f»^y^' L^jcUs» x.x)^yif SwÄaÜ JLäj^ ;^^-ä,.j Ö"S-^ *-^'"''^"
160
>^7
366 Geyer.
' .*
170 l^X^icUt ^U-vul i^^
i^yis ^ö ju^ jLi^ii ^aJ.1^ xa2.]\^ ^äji ^^ ^^küii ÜSn
14.^"^' ^>^ JL=3m J^i 14^ [48 a]
I75^=>.yf ^Uxi^JI JU L§.Ä/o ^xk- ^p^ Vtt'P' '"S^^^
>= ' li; 5^'
u- " ^ C »
■==* [*-^ *r^ ^"^ if>-^y^ ^^^) (^ ;y' *^; »r?
- .<:
^LäJI &^X) J.ix) I_>vJn ^^
sl^-O.JI llHg.xx|^ j^A«.^ ^1 vJvic 6^=^-^ J^ÄJ^ XÄAW.Ä. *.^il 5vic
1«0 (j^J^il-'l ^CvtX*.'! XJtXsO JU
J' — bLxi*l «A^^'^ J^'iV^'« 1*-*^'^^ r-*^->-' r>^ Ä.*ia5 aUlaÄiil .
Das Kitäb al-wulius von AI -'AFiiia'i mit einem Paialleltextc von Qutnib. 3G7
^.JuJtSS of^O ^jf JU L^jI (vÄiil ^^^5 ^■<§-'^ /»■^^äJI yc.
L^jLa^. J^ LAiäJI i-L4,A*/t ^^x>*
L.^^ /«♦iiJ ^♦^1^ l^tX^ ^W% oi*^l yÄ*il^ vxiLjtAJf v«.ä*aJ|
».AiljLAjl *.S^ 1^/0 \j^ tXJ'j
U5
^^-- "• 'c' «...
^AÄ^f JkiJf^ Jlj.£ L^AX' ^äJI i^flJ^ J^JI ^^^'"^ ^7^; *5^^
11*5
li*»,.^ üjLxÖ jc^'yj' elAJiilJf |T^/0 & loUs. ^UoJ>| ».iyiX! tX^sJ
Ij| /.liJÜ JI-ÄJ. l-ftlÄ-t ^»>Lö L4J jLüj C«.1^JI y.^1 ^v-O-üJI
368 Geyer.
(X^^yJ L^J ^»4-^1 (vi^ * LtiäJI )^^ ^ ^^•P. ^y^ läJ^. j^Awl
' ' I '"T Mt ' " mT 1 ' " *"" !^f " I "" I " " I r "" " ^"x^
! 0 ^ *** ? ü »
,^jjf yß^ ^J>!^( l"S-*je^ 5^4.:i^ S^Jjij ^Äif vAäÜ^H v^^xiXJI
P^I^äJI JI^LJI i^Jf J^lpiJf^ Ä.Äkj ^y 5^^^ J^^J oLjl:^
*K!^it L^^x»^ u**r?r^' ^r''^ xx'Laj *--i.o.J i^Ä*J( kA.j..iiJf ^.
st^f j[ kA^Jälj JUj^ (VJ> tX^l^il^ l;oUJI x^aiLi-f ^si>^
sI^^J O.JI
215 i^^tX:^
^SAÄis». «.A£ LXfcS.1 flA^Aiv ^ji.2s>jJ f ^\.x)
\,^ wÄaa^X [^ 1 i^LlA-M |VAiilAJI J>AxÜ
aui^,
UdO^LI rU^f i^XJ«
tXi- ^ÄJI ^^Li.Jt^ Jjjjc iiij 3^ Jikij, Jt^iJf. ^li-l (49 n]
220 JU" ;;-4-§.^ L^yi ^5^1ii-'l cX.y JUj. ^^^"|^| ^f> ^' ij^X-^
--^ia^ ^^^ j^A/c^ ^-^^-^-rj '^■'^ *-€-^^ (3wil vJtV." ejlO J^ß-wuÜ
Das Kitäli al-wiiliüs von Al-'Asma'i mit oiuom l'arallul texte von Qiitnil.. oGl)
k*A^ 5t ^^^f -^ L-^aIc ^'I fjü jLi\y J\yi.}\^ l-il'l^
*i>^it^ Sv+i* *i^L^ ^*j ^15' IJ>| ».ää!^!! ^XAxi.i Jl-ÄJ^ Sv+Ä. 230
*,a2.£.!^I|^ [svLÜI ^ ^JaAA^I f j[ J.:?»viJ vLlJt> JIäj ,^vJ I/O ^^Ldj*
^ ^ i-'i'^ ''^^u '1'"- "^
Lc<X«2.;f *.AaÄjJl Lg.Ä/0 Jy^J^ ^^^
[49 b] . . . §^^ jLr ^x) JiXÄJuil ^aIcÖ ^aj ^tXJf '^dSclS^ 240
SUzungsber. d. phil.-liist. Cl. CXV. l'.d. I. Hft. ■24
B70 «eyer.
»tXi fJySiyX} J^ÄJ. JL_J^>-Ä.f kjcSÄ\^ kxitXkJI L^jI JLäjj
245 Jcx)LjüI ^^=> JU jv^il ^^J\ ^r^y c>^ ;'?^-'^^
xOLäJI J«.äxJI u.aA.w J^ |V.ojtJf«
2öO JLäj^ ÜcJwJ. yc^ ykt l^x ^jl^ t3f SwÄÄX! ^^i.i%} JIäJj
'j . ^ u J
««^
ixLäA4-'l V""**^ 5^' '-^^' ^^'y3*^ z*^-*"-^'
' -'T^ » " :
L^w0.j jc'^.^ i3^-' T^r^'S *^ 'r äi^J I (oV^I ^Tv^ Jb^
255 xj>l ^i'Lc: ^♦^ L+jL o^'. Jo4-t 3 >L^ tXJj i^tX-i JöLjJI^
(jo^kjl ^S: ^jj j^^l JU*^ J^X! (v^j
J^*x)^ (*-^^I Lf^'-r? ij**i 0L.C1X! (V^U ^-jL*xJI ^«v" n"*j' I^I.
lix*«.J) litX^JI JU L£U;col sj^l. iSjAS ^\s iSUkl,'! [50 a]
2C0 f.tXi> .0 JLc^ü^M ^x> O^Xo ^^Jsl tX.^^0 ^U!^M J.r: ^^ilo xJUU
i>iXAiLii>l xi J'-ÄJ^ *s3-*^^ J"*^?^ <3^ y Hr^ v-^tX-U JLäj
J^^i^.'l ^UJI JU. LxiJ
Das Kitäli al-wuhüs von AI -'Asiii.i'i mit einem Piii-alleltcxte von Qiitrub. 371
"-' '?Ti^^ jcp) ,^c^
LliCyo ».iJJUtj -,,^-^v^ «Ucol;;
2Gr
Jo^kJi &xyi ^j JLs^ ^^^'t^' (*^*^'> TTf^f^
■ "- ■ ' ' . ^
' i'^i^l"!'' ' 1'"'' "-'S Sa. SS S^ Go^
2uULß.J, iuujc. ^a.Ä5^. s^lxj -oX.' JLäj. jütlci' .cf kJLx
. xjujc, älAä^c. itxiLJtj ,_öjx.' JLaj. XAlaj «c! iuLx^jc
7 --y --> CS ••> ^i^ J^
iljoJI. Jo;^'j ^^;-^'' L>^S--S *^H^' u' ^! ^^'^' ^^tX^e^
y r ^
^L.'t ^äLöwJ! JU jüjixs ^;o!^f^ u^V'' 7^^*^' cmLo.JI^
-c 5
üdi^JL ^-^'1 Jl%^l JjC^JI. füC:kJf. .üL^^lf l^x^
24*
372 Oeyer.
j^JI 7^' 7'' ^ ^-^-^ ^iaÜ /*Jj-^ J^^ »ig 4.1 «jwA*A.'l
l_;^Ä.w*;.JI ^JLkJI oLi^f ,cJ( L^jl l:SXjLi ^ilAÜ Ci^j^f Ijf
•290 ol^icl ^^T ^f fjü «^ 'I J^L ^cXil ye^ klOi^ v^^
iU^s^ jöoLjü^ (^JOJ*l ^^y ^«♦.o.Jf. feüi^^ xx)L»i jLftj. Juios
«>
95 vil
Sic* -, <^ G , 9Ü^
c-
Das Kitäh al-wuhüs von AI-'Asma'i mit einem Paiallcltexte von Qutruli 373
JU L^-Lt Zisi ^t l^^^ ol^ioT (jÜT ^Jl iLlll^ [51a]
j ^ jjt)| W-- 1''»» '"- i'j *^ .a-'j-Tü ^ --C
0 0 -^ 0 • -c -
c
loJ^'l &J..J ,,^1 u^jLJoÄJI ^x) 310
« — G M> Cg -»
) ^ Ö ^ ü
(j^iJi^ ^\yx)\ »yv^'^
kxilll^JI Ing-j JLäJj S^JI ^^AJ^'I. lX-aa-^II ^Jß cXa*^ ^I JU
■»slxv xAaä Jj-^ tXw^J
374 Geyer.
}LijA.\ ^ tJ^^A) ^ iU2*!^f (J^^V*''^ &x)^x!V LjßtX.=»f^ cyl^^l ^f
325 jj*<fj cf. wÄ-f \J ^AÄ+i'vJb X^xä. cXää JtXx) yjy^ cy^J
330 ^ä, [^J-'l] ^i^-'^ ^ [*"*' iu2ifjljf^ ^'^'y v-ftiixÄX! auÄ-^^sJ!^
yskJI tX^jf« tjäxil (c^ÄJ jvi^i
l" " I t" IT "i^r ^ " ' "
U^L_j^J.JI^ Lr'5;4\.'f^ Ljf^cXii Jb^!^l| u-t^^ ^^<V-^ (J-T^r*-'^
340 JU yl^i^ c)^tyf^ U^-^A^t U^ J^L.^=.JI^ ^JCI^JI ^:^
Das Kitäb al-wuliüs von AI -'Asma'i mit einem Parallcltcxte von Qutrub 375
(j^Uov^.M uö^j-jI JLaxoü ^tXiJ ijA-L ♦s^ L>ä-c^ Ja^is. aü'oLc
JaA^AJI JtX^it JU JotX-wJf wjj^jf^ tXJtX^it (j^UoI^JL]
5«.iu:l ^j^Jw^^e x^jtX-yl v«^JUO 345
cjvasAj ,^1 xxiLÜiÄ o.Ä>.^J' J^ÄJ ,^-tX4^M cv^^jI^ O'^'^ tS^*^
jö^i ;iJ.4Ji j.k*iti jUj
x__ :IS JwaX) SvLÄii:! 5 vi I vi
' 1^ " ' t . " nT ' I ■ • " 1^
v_aA^ •»CO.j *..' v^aaJI ljLj ^-w.J ,^L5
JLäj. c^J XA^i^ ^li J^ÄÄJ !^ yKki xjlj j^o ^1 ,^1 ^-C*>.J
tXJl Jci- ^cXll] ;t>.^f5 jUi^i ^■♦4^ J'Ai.il J.^^11 ;^
360
iaA*w.JI wj^=^ JU U<^^l aii jUxi l^cXi- Ji*i>!^l
üLft^ ^(^UJKtXSxJl^^^^^ I*"^^3 (j^UJI il^Ä-co ^i)^. ^
376 Geyer.
o..
' 'J ... ' ^o-
370 L^lwÄil iu tXw^ll ,^jjjü
;.-?.. > a ^)
^iyi ^^^c> ^f JU^ iiAi^JI v/^-'; J'-^2^-' tU«^.' JIä:?5
lö]^ t^^^jl ci>vAaü5 JLäj^ W.0J0 cl^4"'^ )y^^ "^^ '-^'-^b]
375 JüA^JI >.b>^S JLjf^ ^^
|;jOtXis.Lj' (jdxxJf^ |i^4^Us» ^Ä3
JUj. (j^jlÄi>l xj JUj. I j^ ^j^ Iäx^I ^L^-w.! v-^^^ >^a2,^a^.
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asiua'i mit einem Parallcltcxtc von Qutrub. 377
L^jLä.O« (.«jLjtXJI tL-t-wi
•j , ^ o
Ls^^ '-'»^•^ ^y* li L>2~g-^:? ^ lj._.öJl <A.A*wJ l3'<J^-^ v„*.:^Lo«
•t' n ^u «; ."
j*^i| J^xi (j^jwJt.M f»tAw.J ^ (j*.^i? Riil^ J"^-^'^ L^*"^ ^^^
d^^-wA^.^ &jjl|(3 ,^J£^L^
i»äAi2J.il oiAÄiLi yö^ *L^4^ y^j Jlüj cXax^ ^1 JLi' [53 a]
^ — ^ tw ? ^
8j.j; iswli.li ^Awf tXi' i^tX-'l y^ ^ Jö^^l ^33 JLüj. ^IJI <X\
^^jv-Jf yö^ cXÄrl v^*^; isj^^l J^A^o li*^!^i dUj.5^ As^ ^1
378 Geyer.
(j^xif Vw^j3 JUij^ ^lyMj.}}» j^AÄ.|www.jf ^mL^vwI cL^-^»-* ^yt-C-
,*
l 5Ct\jy J^:?^ r'^'*•■S~■'' [»'.j r^^ (•' (5'«-*^"' /V"*^''^ [/*^-^]
I "" I <^ 1l <" "t^
^-<yO (jD 131 (5^-^' LN7»>^ **-w..| 5wAA> ^I l}yX£. ^^ sj\.JLi^
410 ^J^; ^-4^'' t^<J^J-' JI-ÄJ; t^^"=-; ^=^1-^ ^«AAdJLJ JUj^
y^T-^' xj^x Jli' Ä.^.j>
415 ^IjuJI .u^i
(*.A.^A« &J Jlib^ ^J*-^ii^i ^^xii.j JIäj^ äÜÜtj« v^JÜij JUj
^üyi JU-
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem Paralleltcxtc von Qu|rub. 379
(J^^^-'i lj**-V^-^ 120
kJoLiS ÜU; ^ SU^;,! L» [53 b]
^JLi^ ,.iLä.wwu il^vl
^^JLxtM ^/O i^AJ^J JUj^ Jüb^ w*^ (^ ^1 XX^-v.! |vi ^J^«^'^
ilLowAJI
r. ^„*-
JLüj^ u't-' /'^♦4-'; )V^' yS'iXX.i JI-ÄJ^ v-^y tS^'^^' 'J'^
j.:i.JI y=>^v-^ JLi" (^Y-^ ^-S"^-* v-V*'^'^-^ J^-*^^ JixövX!c ^AJ^\.i
,0-C ,'^-c-
•130
380 Geyev.
U } , ^ ü w
440
^iÄU^ ^SK.L ^,\y Ji^x^ j^ ^UAJ JÜü. [72 a, Z. 13]
ji«^ **-^ )^^' U*^^"* L^ iV*^ ^-»^^^^y^ L^...Cwao.;>
S 1
Jix» ^^ 1^^ V*i5-'^ '<^ ^ ^';"j^ V'V; u^^ *4-V '-^'-^;
^ÄXJIJ. ^ÄJtJI^ ^5-'' *^'' 'J'-'^h^; eIvÄ-M ^laj 3 J^-O..'! J^ (V^i
^5 *y^5^ 7^5 r-^'^J ^-^St. uii.2t^ xiJ ItXic L) U*|Jf.
450 J.tX*>c ilixjf. Jiläj
JU,:^ Jl^3t. ilxL'l^ ^iJl ^^yt .U ^^ [74 a, Z. 9]
» , „t
Das Kitäb iil-wulu'is von AI -'Asmii'i mit i'iiicin riirallcltextc von Qutruti. 381
iaAA^^Jl *.x5>\ JU'^ yiJI yS^^ yäaJ' (^^ P*^' J-^-* r' ""^'' '^S
» ^^ y-s ©(5**^ C^ÜLÄA^f L^i 460
^<>^l^ 5jöy^ s;'>^ ^5^^'^ ;^;^'^ cX-Xa-M yß^ L«4bJ
,♦4.^1* J JLs^ «A4.^i »-^; ^^^ ^■^^T^ (V^-^'^ (^)*^'' ^'t'*^
^j! Ss.iuJl^ Sj.äJI tXJy J.A>w*:i.|^ Lcj.A-M. ^y-yi Uli'« J^^
J./0LXJI ^aLc^I JLs. älÄJI 5j.ÄA>LJ JLäj^ J.Aa*,jsI 405
L^'L.sxb^ l-§->^' ^'^=>• oy^^li ^l-**' ^j«"^ *!*^-^ xAAi o^a^OwS
OAAJ ^^ UaLj^yo^ iJN.ÄAJi üliaAiJt^ üa^^JI 5j,äaJ( iüvL».JI.
y=>vi( wäL^JI JU^ [j.ÄAJfJ »väaJI J>ax» Lö.jf [»^r^f
r*^-? r'>^^ ^ "^ ^ •;'
470
J.j«.i2Jf j.£.l^jf JLi' 'iJLf}\ iLcyliit.
382 Geyer.
gj I ^ U
9 o^ 9 0
JU ik'l Jü-$S, /JJJ ^l;l, L4^ /J..II ^;l, ^;l I^U,
^^ ^^ 9^^ ^ ^"'
480 L4IJT k5^7 ^ ^' JSi ^Lr
3 o
48
j^iiif. ;^'f uj ^^ j^tf ^cx-'i ^t^;ji ^ 4-^:.n^
ü JU"^ ^-^-^ i->LiJt .,_a4^' (*"g-v2-*J JLs^ iwj^MUi.JI^ _ wA^.'l.
J > 0 .
r'-^ ü-5 7^ ;^'^ ['^^ ^
J.A+:s» UjCjXit jjfwAA-'l Jv/
o^vi tXi" '«"'^i'^ äUxiäjiji (jönIäJI lyU'^ Lfljt iu)*^J| ,jöxLlil^
> > > 5 ü .
400 ^r:»JI Vr^'v-^ Jti% ^Iä'xJ o^ vi . Lc.vi (j^vÄJ
Das Kita!) al-wuhiis vuii AI -W.siiui'i mit einem rarallcl texte von Qulinl. o<So
o ^u-o- ^
o ^
LxÖn 5-g.i JüLwl löLi jj-A^LÄX) ^ic JUl^äJ" ;>^i». L5!>jjj.j JlÜAi
(^aXaw.äJIj l — WS« 1 iüs JÖLÄläJi ic^UwN cXs Jv-Ä^« )t'*-^^ \*.<aiL«
■ ^ "' ' mT" "^'' '' i'f' I ^^ T ' ' "" P t" ' I ""i/
j>ü^ )>o^ .5=0^ j j-- i^ ''1 ^Tl''^ -st»
•Jß. «LA*-«; ^^^rr*^ ^5-^ (^5"^^5 ^^^ StXAj" ^a:^ aL"i.£ ^ajjI ^
ij^JJJ l-J^Y-CÖ (V^il ^l^f ^J«*^ s^^ ^r?'<^=* LS^-^^ ^*^^
^-AJjf)^ J.X2-W ya *.j iw-w-i. j^JiiH^ RjItXs.1 cXxj oLiu^l «Jß ivJ
t- ri •••.' ^1 - °.t "' " • "^ •" • Jr • (I •• "" ' ^
0--o^ S^o^ S^''^ Gj^ Ifll " II
|V*-Wki'« _va5C« >^^.^£^« Iw»»-*»^ i-LAläJ' (^/O l^-w*4.JI
384 fieycr-
)10
J^;.it 1^1^
^jdi JLiü,] cUpt ^f i5^;S(^ [^Ü] ^5;^il C>..y JlüAi
5^Äi.'l [JLüj]^ /*^-»4'' xUi^M^ ^^!^i ^r^^ y^y v^—^'^
515 Jj^ oLäL.,'! J^' lXs ^tXJt (viäs^JI ^^\ cUpl ^ ;>^'-^-';
JLÄJ^ V_}lÄJf J^-cJI ^^X! N<3U.JI jV^^JtJ JU'^ ')^'^"' ^'^'^
«A4.^j tX-u/f^ sjcu/l ^AJ!$M^ <Xu;l Lili' jj.jfwAJf o>I^J> (^^^
l«y4.^J (vJj ^^'vs' J^''^:?^ o^A^is-f (t>|^ Ju^!^M 5^' k:i>LA-' t\i'
sÜj Jjöo U-^ *-U cjLaJ JLs ^X! XiJ ^J^ 5<^^ '^^^^
jCT^ i^j^tf ^LxL.»l JU Ur
(w>v^ <^':y*' (3^ ^■^^ is3^ lJ"-*-*
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem Paralleltexte von Qutrub. 385
J.AM.AÄ i^^wÄ. *l eV^ ^"^^^ 5)^ °-^ ii ioÜlAwä U-gJO
— — — — , ö 0 ** S o*'
ö 0 f S 0*^
530
L*,£s juul Lx it>]^ ij**:?5' lJ^5 <:^^y ^i^-y»^ *■-* '^>| *^ (3 (>^
J.xLjOf ^^r'T JU^ [76a]
JyX^^ ^^\^ {^y^rt *l-*Ä^ '^^^y-^ XÄ-Lu t^Ä^ o*Ä>wia.| 535
,<; -'^-- '*0, ii- , I „ a, .1 S--*'
lj!^lt> Jf jo xjuö.jc ^ J!6 ^^ vdüi3 UjI^ tXx ItXic L xil^j^
■».2>.yjt yis.1 JLi'« v,„a^*aJI (V-w.+.*Ajf« ^xxtXiiJ' ^ÄlOwi
ii!^^ itXjr ^^f Lif^' Jj i;f si diL^i;; j.^1
5\DtXA.J — -fj..u/« i^x^f^A« «A4.S.I« XJLä.«»«/ ^ÄJjvJ« ^.Lüw^
Sitznngsber. d. phil.-liist. Cl. CXV Bil. I Hft. 25
540
386 Geyer.
cXa.^ JLäj^ cyb^l 1^1 ^^^.A:a.lv-«JI ^c^ ) «L)lj^i (CjLjUi.**«^
545 jjljyu*/ 5sl^j.JI /«^V^^ v-^xXäJI «HuL+J ^^ ScVaa« ^^iJ^'^
le^ j v^jJjiJl iJ J^S ^0<x:^ Ljf ^^.^aJ^ v:i)ijk.A^ c.)lj^l|^
«^A.XaJI aJ
(j>*4i^ (^.Aaj. (_Väaj« (.>ÄX j • [JwäÄj.J (J.AAJ j.5<XlJ • kAxiwj _AJjvJ
— — — f. "<=
J.ä;o v^^^Jj-äj« ^mLs»*.^ f^Lä-xN Ä «Läj LäLav. ^c^Ji jK.jaji xJ
p )
' " " . . ' "^
555 i^il (j.£Jj|^ u*-^„^JI v_^JLjtAJI jJJ JLäj^ vA^'f l^jl^^ ,^SÄi
^«Aa2.J| *.J
>G0 ^sy. 2>I y-*^ c5^5 '-S-^ o^-Läi
3woü (•^aJI <A..g-cij |iJ (^wol (V.^>J
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem Paralleltexte von Qutrub, 387
\l.XÄ^ ^c)^'! (J^J-^J /^ U^) 5 ^«*»AA=>- f!«.Ä£ X.JlA«0 ^«./LwaJ b'
icyl-XA^« ^^1 öJö« /V^5 ÄJLiLoö ^AJjlU ^1.*AX3 wJlXAJ J^-'^?} ö
Jk^QJ! lfl>c>^5^^l JLäj; t5^^' z*^-'' ^7^-?^'; /Nt'^; ^^.'^;
J«J«iaJf r^LiAi- ^jf JL»^ J-^vi 5<>s£».f «.il^
^i;^l p [76b,Z.ll]„o
S J-. S -- <i.
Ju^iaJl jüwis JU^ ;^l»iLl ÄA^i'^ L3:fr4"' *^>^
cL^I J^Ax^Jf^ [77a]
25*
388 Gey"-
580 [^IxäJI [vj]
J.I4JI5 j:^.'^ /cXJI ^i£i» ^L*Jt 3 (^Ui [78b, ZI]
p ^ .1
-t I f •' ^^ " ^T" ?.-:'"- I • Ni » II ..
»85 ^} wxi. rl^-wl 5<XgJ JüixÄJ^ aJJi^^ *^-ß-;V^ ^4-^ 15^-^-' '-'^^
iüoLxJ JLßj^ JLjpf *A44-^ JU-' ^T-^-^ J'-^^ t)>:?5-^-'f ;3^"^'
xLäaiJ (jL^t '^-'-'5 ^7^"=* 7^^ (*-=■) '<^H§-» '-€-'^5 '-4*'* (i^r-*
JojUaaaJI j.£L-Cbwj| jli'^ *LxÄJt
r
595 aüLxJI^ fL^Ol^ 'iyK*.^l\ vA^i.1 ij^ xJ J'-äJ^ [82 «1, Z. 2j
Das Eitäb al-wuhii3 von Al-'Asma'i mit einem Paralleltexto von Qutrub. 389
^ I^U RAAliJI. SwiiJI jii.s>yi &L^ ^ 'r'^^; [^^ ^' Z. 4] 600
Mit "U ^" '^1^ ^1^ ^1^' r
^b^l ^A*:^ ^y:>^^ U^^ ^aUI'I Jl [^IJ ^^^*Jt it
J.A^LÄif tX_^l^ ^ jA^sUis.^ (jJbLli. ^«^y^-'l; ivÄiit^ w^^' 5
waÄj ^t-"-*^ J^^^^r?^ J^^^yr*^ J-T^t?^^; ^•"'•^^ "-^ C^^-^'*'^ "^^^
' i^^lT \''"^^"^i ^\ '' '1'" '"^'^ *^ «"'»r ' ' "^^ r 1
Jj-ÖJlS^ cLAjäil ^^Xl «AiüÜJI J>=>^M. r^L*w>.Äjl. ^LaIäJI j^/O i_3j.A«,JI.
JU. slv^' J^-*-* ^_^*..M ^^ iU^vil '^^i'^ >,:yJuL l — 0
Laav« o*..^4' /r^^) r)"^ ij*^*^ '
5
615
cLa*JI i^xi S^ lyii' ^j'wA.'! ^3 ^ viA.J3 (jjöo ^^ [83 b]
^,liaA^^ (^^"=^ j*lxÄJ( 3 V'^^ f-'"*4'' ^-^ C^'^ ^-'"^ '^^
390 Geyer.
20 ^^f ii^" iocl*j sjcjc (v4-*-i" vjK <^^' '■•^^i^ ^-iJ^^-^ ^T'^^
JuiLXJI J^^ll JU ^^iaxi:^ JLüj; 05^:^"
} ^ ^ ü ^
.. I t "'" ' ""'' "'tl*-' I S-' |. " = ' ,1..
ääU-s* ,^' ^r^^ *^r^^ 5"^^ 7^ Vi^'* *^) • ^^7^ w^^
|i^V i Ji^j]
j 5 ^ » ^ ü
(J^-^-J; ij"^:?; lH;^:? (J-^-^ ^'-^ ;1.4^' L»l^ [83b, Z. 16]
630 iöj 1^1:^5 L:^:^ >>.^J [84 a] Löjl 2!:^. ^i'*--^ • Läa^S
5v4.J lv-Ci.Ä p^LaÖ 't>| lwA^*I> vL»,S.f wi-C • i^^^ (1)' '^')'
635 SvtX^ (>-< (jl^ lol XÄ.wXO.;i» ^•»^'
'liS 5;.äJ'5 ^^} ;^ ^UJI^ 'US X:^äJI^ [84b, Z. 9]
•j . - j >
640 (^isJI ^>ö Jlüj. Llyj JLftJ^ ^-f^T^r^ ^-^V-*^ *^T-'5 ULxj |viA
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem Paralleltexte von Qutrul). 391
cIaanaJI ,^^ ^^yjJ\ ^3 ^ JLi". äiAAihJl ^)^ J^'*^?^ V^ r^9
^ .*.*
> To -- » _u ^
jvAÄj tX^^I f»lj^ vjyj l.Aijf ^Ktj 'r^) )^7^^ T^V- ;') '^-' ^i
iUuäJl j ^aa2.J|. L-öfcAäJI. X£«_c».;l xj«-oi >»_^tX." Lx»!^ ^-^ [V-
> > ^ u
«A^äJI [85 aj I of. Li.ü>wä ^>-öJ ,^r^ J^"*^ v_j^*xJf Uol^ 645
Ul^ 7^^; rf"^^ r^/''*
5 ^ O ^
Ixlh] f.UtÄJI Gl^ ^l-i4' ^^ e^^ cy^-^i JLttj; [85a, Z. 16] eso
I» in I II
iuuA^f xxilxÄJI Y^tXj k^-Ä-tc JU.
392 G«y«i-
Anmerkungen.
Z. 6: ^Vertraue dich einer trächtigen (Kamelin) an,
deren Wassermagen einer Wasserhiche gleicht, an der die
Kinder al-'Achdar's wechseln.' ^Ü ist in der Handschrift nacli-
träghch ergänzt. Zu s'^^Uj hat eine spätere Hand die Bemerkung
geschrieben: ,o-f^^ n^)^\XS.
Z. 7: Die Bedeutung iJuiU- für ^ü^l* fehlt in den Wörter-
büchern. Die Handschrift hat ^^j>\ ^_^, und zwar nachträglich
ergänzt.
Z. 8 f . : ,Ein vierjähriger (Wildesel), dessen Vater ein
'Achdarit und dessen Mutter (eine) von den weissbändrigen
(Eselinnen ist), ein unzüchtiger, (der) auf seinem Lager streng-
blickend (da liegt)/ — Zu <_^ii.\ die Bemerkung: ^U'^sil.
Z. 11: jEinen feisten (Wildesel) siehst du, einen am Halse
zerbissenen.' 'A^-^. XXXIII, 40. — Lane IV, p. 1315 b best
für <*JUJLj: A-iLJlj.
Z. 13: ,Ein untersetzter (Wildesel), den die (anderen)
Hengste gebissen haben.' — Die Handschrift hat 'dCJ\y:^. — An-
Näbighah ed. Ahlw. XXI, 7; vgl. Ahlwardt, Aechth. 115 und
Ch. A. 344 und 350.
Z. IG: ,Da kam ein feister Wildesel von 'Amäyah , an
dessen Hüftadern und Flanken Bissiiarben (waren).' Vgl. Lisän
VI, 450 s. V. jsi:
^Jl^iiJl vX*io\a li^Ü .ilX5a .JwlS^ ,»>.5 >U>-:^
Ac'hulichc Verse in Hud. I, 18, 2(), im Taiwan des Labid S. =\v,
Z. 12 und bei Bakri I, 63 und II, 097. — Bei ^^Ss stellt in
der Ilandsclirift die Bemerkung: ,^l$\3\ ^c^jS J.^^, JUb», OliiÄ3\
Z. IS: Tag III, 539 und Lisän VI, 469 s. v. ^^J6:
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asraa'i mit einem Paialleltexte von Qufrub. 393
,Als ob unter mir ein feister, wohlgenährter, fetter, kurz-
schrittiger (Wildesel wäre), der die Haine mit seinem Geschrei
erfüllt/ Gauh. I, 393 und Muhit II, 1846 haben l^L^I. —
Im Diwan des al-'A^gäg kommt dieser Vers nicht vor.
Z. 20: ,Als ob ihr Sattel und ihre Sattelriemen auf einem
feisten (Wildesel wären), der im Beginn des Frühlings weidet/
Z. 23: Zu ^Ob hat die Handschrift die Bemerkung:
Z. 24: Sie (die Eselin) Avetteifert im Galopp mit einem
leichtfüssigen, schlanken (Wildesel)/ 'Agg. XXXIII, 39 und
Kämil 110, Z. 16.
Z. 25: Zu ^ j^jö" : Die Handschrift hat regelmässig die
Imperfectformen der Verba tertiae ^ mit einem 'Alif otiosum
versehen; hier also: \^v>äj'.
Z. 29: ,Als ob ich meinen Sattel einem feisten (von den
anderen Hengsten) verfolgten, weissbändrigen (Wildesel) an-
gelegt hätte, den die feisten, milcharmen (Eselinnen) erblickt
haben. ^ Abkarius, Nihäyah al-'irab etc. S. ivr in der Qasidali
V
des as-Sammäch, V. 5 hat den Vers ganz verderbt:
;.\^j»J\ .>ov>jL\ c^a».a i )ixi.\ JJ.A! .>j-ix«o ( vJliw J^yh ^>y^ •As
wofür mit Tag II, 318 zu lesen ist: ■]\ > A-^ J^ ^^y^ ö^-
Z. 32: Die Handschrift hat: ,^As^^ ^j^^ ^'^'^ £-*^5-
Z, 33 : ,Er verfolgt unträchtige, (einander) ähnliche, zu-
sammengeschnürte, langhalsige, langgebaute, röthlich gefärbte
(Wildeselinnen).' Dü-r-Rummah, ed. Smend v. 41 hat: ^S^^kl
und am Beginn des zweiten Halbverses : ^j>\'jZ^\ ^^^ jgi'au
gekleidete Ebenso Tag IV, 441. Im Lisän VI,' 114 lautet der
zweite Halbvers: J,^ l^SLi.Ä.1 ^ J..^j\J..*lJ\ ^sr^ — Lisän VIII,
364 hat dieselbe Lesart wie unsere Handschrift bis auf ^^jio
für ^\sl.
Z. 35 f.: ,Ein schwachbeiniges (Gazellcnkalb) mit sanften
schAvarzen Augen, ein erwachsenes, dunkelfarbiges, das erste
(d. i. das vorzüglichste, schönste) der Weideplätze, ein röthlich-
graues.' Die Handschrift hat: i}o_jLv«-4Jl.
Z. 38: JU^^)^- die Handschrift hat cUa.«.!^
394 Geyer.
Z. 43: ,Da schoss er und traf eine nicht trächtige unbe-
fruchtete (Eselin) mit einem Pfeile: der durchbohrte sie und
sein Gefieder (war vom Blute) befeuchtet/ Ch. A. 353, V. rr. —
Schwarzlose, ,Die Waffen d. a. Araber', S. 304 hat ^.J^x^, offen-
bar ein Schreibfehler. (Vgl. Wr. Ztschrft. f. d. Kunde des
Morgenlandes Bd. I, S. 273).
Z. 44: Zu >/jX\ hat die Handschrift am Rande die Be-
mei'kung: jo\>.Xi>. •>3>>4-^ g-»^*"?"
Z. 47: ,Es entstellte ihn (den Wildesel) der Hochsommer
und die Eifersucht und die Fürsorge für eine schlanke (Eselin)
gleich einem Bogen aus Lotosholz.' Tag HI, 470 und Lisan
VI, 347.
Z. 48: Vgl. Diw. des Labid. S. iir, Z. 5: ^y>^^'4\ JU
Z. 49: Zu der Stelle j^^i «^^."^ hat die Handschrift
am Rande die Bemerkung: L-ä^^oJl ^^h ^_y.cik»J\ <^co^saj Uil^
Z. 50: In der Handschrift steht: SjuL\ ,^3.
Z. 51: 'Ag^. XV, 8b— IIa:
JJa^'i^l <^\ (0-^ >0^ ^> Jw^iJUo ^U> ^j^ K^^^\ O^
,Als ob mein Sattel auf einem ausgehungerten, beweglichen, (am
Rücken) gestreiften, starken, um die Weichen schmalen (Wild-
esel wäre), der weissbändrige, trächtige, magere, an Hals und
Schenkeln wollige (Eselinnen) mit ^Munterkeit verfolgt, (der)
von ihren Hufschlägen mit Narben bedeckt (ist), dichtfleischig,
hart, untersetzt.' Unsere Handschrift hat >^ ^>.
Z. 53: ,Oder ein fünfjähriger (Wildesel), welcher un-
trächtige (gestreifte?) milcharme Eselinnen verfolgt.'
Z. 55: ,Ein feister, schmalbäuchiger , an den Weichen
eingeschnürter (Wildesel).'
' In der 'Ag^ii^handschrift sind die beiden "Verse verstellt. Da aber
sich nur auf die Eselinnen beziehen kann, so ist die oben angenommene
Reihenfolge gewiss die richtige.
Das Kitäli al-wuhiis von AI -Wsina'i mit einem Paralleltexte von Qulrut 395
Z. 57: S. oben Anmerkung zu Z. 51. Die Handschrift hat
Z. 59 : ,Als ob ich den Sattel einem weissbändrigen,
hochschenkligen (Wildesel) angelegt hätte, dem der Hain von
Rämatain (zur Weide) offen steht.' Bakri I, 393.
Z. 60: "s^^ oUS; die Handschrift hat k">x»^.
Z. 63: ,Eine starke (Kamelin), welche läuft, wenn die
Geissei sie trifft, wie der wiehernde umherschweifende (Wild-
esel) läuft/ Kämil 489, 10: Jr^^ \^i.
Z. 66: ,Als ob in seinem Munde, so oft er wiehert, dicht
unter dem Gaumenzäpfchen eine Laute versteckt Aväre.' Das
in der Klammer [ J Befindliche fehlt in der Handschrift. — Der
Acc. \l^ von dem regierenden JjU durch den Zwischensatz ge-
trennt, ist bemerkenswerth. 'Agg. XXXHI, 41.
Z. 69 : ,Da wieherte er zehnfach und eilte auf die sie (die
Eselinnen) umkreisenden (Wildesel) los und geberdete sich
wie rasend.' Hud. I, 92, 35.
Z. 73: ,Es (das Ross) holt die Eselin und ihr Männchen
und ihr Füllen ein, bevor es nur in Schweiss geräth.' Kämil
521, 1. Die Handschrift hat ^-Jl*^.
Z. 74: In der Handschrift steht Jyö' und bei ^-yjj^ die
Bemerkung l^ ^^a. ^"^i^ \3\ Jjtj yb^-
Z. 75: .Als ob sein Wiehern an jedem Morgen an den
Pfützen von Yam'üd ein (menschlicher) Ruf wäre.' Zuh. I, 27:
Ch. A. 352. Zu -^sr**- hat die Handschrift die Bemerkung:
Z. 77: ,Sie (die Kamelin) gibt aus ihrem Euter, wenn
sie (durch die Reise) angestrengt wird, keine Milch, (sondern)
nur Schweiss; der aber fliesst beträchtlich.' Mufadd, cod.
Vind. 148 b, Z. 12; Qutrub, K. mä chälafa etc. 64 b, Z. 6;
Tag V, 275.
Z. 80: ,Und (auch) auf dem weichen Boden (auf dem
das Galoppiren schwer ist, ist er) ein starkknochiger, aus-
schlagender (Hengst), während die besten Renner (sonst) mit
Schweiss überströmt sind.' Agg. XHI, 9 — 10; Z. D. ]\I. G.
XXX Vn, 612. Die Handschrift hat ^J-^ und zu ^*w>^l-> die
Bemerkung Jjbp\ — I^-«^ auch bei Labid, Diwan S. so, Z. 9.
396 Geyer.
Z. 82: ,Aus Furcht vor ihm (dem hochflutlienden Euphrat)
hält sich der Schiffer fest an der Ruderstange nach den Stunden
der Anstrengung und des Scliweisses/ An-Näb. V, 46. In der
Plandschrift steht -Ut^\ über ^.^^\- — Zu der ganzen Stelle
über die Bezeichnungen des Seh weisses, vgl. Kitäb-al-farq,
S.24S, Iff.
Z. 84: Zu Sjlä hat die Handschrift die Bemerkung: J^^wS^U".
Z. 85: ,Er (der Wildesel) treibt die Herden (der Eselinnen)
vor sich her, und verjagt ihre Füllenj gleichwie ein Kamelhengst
einer einsamen jungen Kamelin nacheilt.'
Z. 87: ,Er treibt die Herden (der Eselinnen) in Rahbä vor
sich her und sein Bauch ist faltig gleich den Falten eines Lein-
tuches und mager.' Dieser Vers ist bei Bakri 1,426 angeführt und
dem ,3j.Ä.JJ\ sS.J^ ^^J ^'hs. zugeschrieben. Ueber ^^-^s:^ steht
in der Handschrift: ^-^-«o J-^s^-
Z. 91 : UiJ\ s^ij-ij": Die Handschrift hat , ->LJü\ s^^j.
Z. 94: jGott vergelte den beiden scheeläugigen um meinet-
willen ihr Schelten und (ebenso) dem 'Abdah, dem Kuhsteiss,
dem krummen!' In der Handschrift stand ursprünglich: \^L.
Ä.^^ ^J<£. ^j^s.'>}\ i.JÜl, was dann corrigirt wurde. Der Vers
ist von jLL^l — Tag. III, 78. Lisan V, 174. Gauh. I, 293.
Muhit I, 190. Kamil 159, 13.
Z. 95: Zu ^ vgl. Kitäb-al-farq S. 242, 9 f.
Z. 96: ,(Es ermüdet sie L^^Ijüo) der Zug des Zaumes; in
ihrem jMundwinkel (ist in Folge desselben) eine Krümmung.'
Zuhair XVII, 18. Die Handschrift hat 'Jl..
Z. 99: Bakri I, 188: " J^>^\ J^
^y.j o!
J-.älk^ ^{Jö ^i^-^i or^ cj^ S-f-rji'
,Auf ihnen (sind) von den Avildcn Thieren von Bainunah Kühe
mit Kälbern in einer Herde.' Zu v_j^_, hat die Handschrift
die Randbemerkung JL^\ ^l.,^.
Z. 102: ,Da erheben sich die Stengel des 'Aihaqänkrautes
und weiden an den (beiden) Thalhängen Gazellen und Strausse
ihre Jungen.' Labid, Mu'all. V. 6. Die Einschaltung dieses
Verses an dieser Stelle ist einer Eigenmächtigkeit entsprungen,
Das Kitfib al-wuliüs von AI -'Apma'i mit einem raralloltexto von Qutnil). 307
die ich damit entschuldigen möchte, dass der Vers weiter unten
im Texte auf fol. 47 a, Z. 12 der Handschrift, vor dem dort
angeführten Vers 37 derselben Mu'allaqah des Labid steht,
ohne weder im Zusammenhang mit diesem, noch mit dem um-
gehenden Texte zu stehen, während er an unserer Stelle als
Beleg für das im Texte erwcähnte ».^iisl wohl zu erwarten
gewesen wäre. Die Handschrift hat ^^U4^;^\.
Z. 103: Vgl. Kitäb chalq-al-'insan, fol. 2 b, Z 7: jlL JUb.
(Hs: ^:f^j^\) ^j^j^\ ^ jiLl ü\3 j^:^^^\ ^9 ^}i^\ Uli jlL^
^U3\. Anstatt <_U^M hat die Handschrift ^.-vjLäJI.
Z. 105: ,Nachdem die Finsterniss hereingebrochen war
und der helle, liebte (Tag) sich verborgen hatte.'
Z. 107: ,Ich legte sie einem bejahrten, umherschweifenden,
weissen (Wildstier) an.' Der Vers fehlt im Diwan des Zuliair.
Z. 109: 'A^-^-. XIX, V. 54 ff:
j»-«-*^^ 3^ c^ ^ C5^=^ :)3^ — ^^ i3^f *^j^ (^
' ' ^ / f
tu '- i "^ 'i ' • «tf ' '"
,Der Niederschlag des feinen Strichregens nach dem Gusse
des schnellströmenden Landregens auf seinem (des Wildstieres)
Rücken gleicht zerbrochenen Glasperlen, bis dass (ausgehend)
von dem weissen, lichten (Stiere) die längste Nacht, dort (unter)
einer stillstehenden, finsteren (Wolke) gleich einem ausge-
breiteten Seidentuche, zwischen al-Firindädain ein Lichtglanz
erhellt.' Die Handschrift hat ^.
Z. 112: ,In einer weissen, grossäugigen Herde, deren
Augenwinkel (wegen ihrer Weisse) Hagelkörnern auf den Thal-
hängen von Harbah gleichen/ Ta^ I a, 219; Yaqüt H, 233
und Bakri I, 277. Dieser hat für V^^V. '>^\ ,Mäntel' und dazu
die Bemerkung: 'c,ßjl^\ ^^j^ joJ^ ^\ Äj^^^ SXa s>y) ^^^^ ;>^\
Jä4>^^\ ^c Jf^^\ ^j^\3 '^\ f^ >^^\- — l^ie Handschrift hat
^ statt j^sw.
398 Geyer.
Z. 113: Vgl. Gauh.1,65: ^\j^\ ^^ ,>.^\ v_Ufij\ J*^^^\
.^\ C^\ dJ^ J^-*^ * )5-A.-iixJl ^J3^^ <*.JLLwj\ ,^_5-{-^\ i^»>J^ »_r~^^^
Z. 115: ,Den Wechsel der Zeit überdauert nicht ein be-
jahrter (Wildstier), den die Hunde hetzen, ein erschreckter/
Mufadd. cod. Vind. 147 a, 17. Lisän VII, 258 (Lesarten: ,^\j\>.2k.
und d3]k\). Derselbe Versanfang Muf. 145 b, 9 = Ch. A. 352
und Hud. I, IIG, 12. — Die Handschrift hat dSp^.
Z. 116: Die Handschrift hat <Oj!ä\.
Z. 118 : ,Sie (d. i. die Wildkühe) folgen einem lang-
schwänzigen, buntscheckigen, stolz einherschreitenden (Stiere).'
'A^-^-. XXXIII, 7; V. Kremer, Beiträge I, 195.
Z. 124 f.: , Gleich als ob nach uns mit Blicken schössen, so
oft sie herauskommen, junge Antilopen von Haudä aus Augen
(welche aus) den Gesichtsschleiern (hervorblitzen).' t^5=^ Yaq.
II, 363. Die Handschrift hat ^^^'^.
Z. 127 f.: ,Sie (d. i. die Kamelin) gleicht, nach dem sich ihr
schon ein grosses Stück Hochland erschlossen hat, (an Schnellig-
keit noch immer) einer Wildkuh in as-Sayyitain, welche (ihr)
Junges sucht.' Tä^- V, 329 (Lesart: ^IäIj^ ^-^4- ^'^V, Bakri
II, 824 (Lesarten ^Ujjl Ji. und ^y s^.:=. '— Vgl. Tag V, 171
S. V. Isx^ü) :
i_s^ 0>^ \^5-"i Uj^kÄ. >\j\ Lf,j ilsuUT ,^_5^9\ U>X»S ^3j^.3 "-^^J^ ^3j^-3
,Sie gleicht, nachdem der schnelle Ritt auf ihr (schon) lange
gedauert hat, (an Schnelligkeit noch immer) einer Wildkuh in
as-Sayyitain mit staubfarbcncm Vordertheil.' Zamachsari, Lex.
geogr. 96 (Lesart: cJ^^.^).
Z. 130: ,So oft wir dem Feinde Fehde angesagt, gingen
wir nicht zögernd auf ihn los, wie das Mutterkalb zur Wildkuh
Das Kitäb iil-s\uhüs von AI -'Asma'i mit einem Piirallcltexte von Qutrub. '599
schleicht/ Ein ähnlicher Vers Tii^Y, 329 und Liö;in IX, 452:
,Und der Tod hat (verschiedene) Wege, (welche) zu ihm
führen, sowie das Mutterkalb der Wildkuh zuläuft.' Lisau
hat: ^jJ^\-
Z. 132: , Verödet sind nach Sulaimä's (Fortzug) Mushulan
und Hämir, und es ergehen sich (nun) daselbst Antilopenkälber
und Gazellen/ Kitäb al-'aghäm II, 43 und 51. Yaq. IV, 526, 22.
Daselbst lautet der Vers folgendermassen :
Z. 133: Anstatt =lJ^)l steht in der Handschrift ^-Ji)\-
Z. 134: ,Und jede grossäugige (Wildkuh), die ein Kälb-
chen vor sich hertreibt.' 'A^^'. XXXIII, 5, v. Kremer, Beitr.
I, 195.
Z. 135 : JääJ\ ist in der Handschrift verbessert aus
^iÄJ\ — J^ääM in der Handschrift: J^väJI.
Z. 137: ,Sie (d. i. die Schwerter) gleichen den Schwänzen
der Antilopenkälber, wenn sie (von der Tränke) zurückkeliren,
nachdem sie (die Schwerter) das Blut (der Feinde) getrunken
und (wieder) getrunken haben.' Der Vers ist von as-Sanfarä und
kommt vor in den Mufadd. ed. Thorb. XVIII, 25. Grauhari und
Muhit haben:
während die zweite Vershälfte in der Handschrift folgender-
massen lautet:
Z. 140: ,Zwei die blendenden Splitter auszwinkernde
(Augen), gleich den glänzend schwarzen (Augen) einer schreck-
haften (Wildkuh), der Mutter eines Kälbchens.' T^rafah IV, 31
= Mu'all. 33. — Bemerkcnswerth ist die verbale Kraft des
Adjectives ^\jys^, welches den folgenden Accusativ j\^ regiert.
Z. 143: ,Eine stumpfnasige (Antilope), welche das Junge
verloren hat; (nun) verlässt nicht den Abhang der Thalmulde
ihr Umherirren und ihr Geblöcke.' Labid, Mu'all. 37. Zu ^i
hat die Handschrift die Bemerkung ^j^- — In der Handschrift
400 Geyer.
geht diesem Verse der 6. derselben Mu'allaqah voraus, worüber
das oben zu Z. 102 gesagte zu vergleichen ist.
Z. 144: JiJl in der Handschrift verbessert aus ^^\.
Z. 146: ^Gleichwie sich flüchtet zur Erstlingsmilch das
Kalb einer Bergkuh: es fürchtet die Augen der (Jäger); da
wird ihm der volle Euter nicht vorenthalten/ Zuhair X, 23;
übersetzt von Ahlwardt in Gh. A. 195. Vgl. Hommel, Säugeth.
266 f. Statt Aj JXi^ hat die Handschrift ^*Xi^3kiS.
Z. 148: Zu dem Folgenden vgl. Ibn al-'Anbari, Kitab
al-'addäd, ed. Houtsma, 182, Z. 13 ff.
Z. 149: Die Handschrift hat folgende Randbemerkung:
Z. 150: J\^li>^JJ\^. — Die Handschrift hat^,^jJ\ L,\ ^.
Z. 151: Jy»-^- — In der Handschrift steht J>ä^.^ — An-
statt 8 Jo hat die Handschrift syo.
Z. 154f. , Daselbst wandeln grossäugige und weisse Antilopen
hintereinander her, während ihre Jungen von jedem Lagerorte
sich (zu ihnen) hinaufrecken (um zu saugen).^ Zuhair XVI =
Mu'all. 3; übersetzt bei Hommel, Säugeth. 259.
Z. 158 f.: ,Und die KameHn meines Gefährten hat auf der
Reise hinter sich gelassen ein Antilopenkalb mit zerschmetterten
Gliedern, welches (noch) röchelte.' Anstatt ci^J^ hat die Hand-
schrift o.'i^-
Z. 162: ,Besitzer von Schafen, Kühen und Kamelherden.'
Die Handschrift hat ^^yL jtiö.
Z. 164: ,(Habib ibn al-Yaman leitet sein Geschlecht ab
von) einem Volke von Wildküheu und einem schreienden,
wiehernden (Wildesel) oder von einem weit draussen weidenden,
gelbzahnigen (Hirten), dessen Mund der Wüste gleicht.' Dieser
Vers ist von dem Hudaliten 'Abu Darrah und kommt vor in
Hud. 1, 125, Fragm. 3, V. 2 b und 3; übersetzt von Abicht, welcher
die Epitheta JUir^ jrLs.-^ auf den Wildstier und Isi ^j/* auf
einen Wildesel bezieht, was abgesehen davon, dass ^^ in der
altarabischen Poesie nur vom Wildesel gebraucht wird, auch
durch den Sinn der Verse, übereinstimmend mit dem Commen-
Das lutäl) al-wuhüs von Al-'Asma'i mit einem P.iralleltexte von Qutnib. 4()1
tar, als unrichtig't widerlegt wird. Denn 'Abu Darrali will
offenbar sagen: ,Habib ist entweder ein Bastard oder von sehr
gemeiner Abkunft', was in der Abicht'schen Uebersetzung ganz
verwischt wird. Die Handschrift hat JaI und anstatt ^1 : 3.
Z. 165f.: 'ij.^L\ [y] 'ijl^\, die Hs. hat s^.oi.\ y>.^\ — '^^\,
die Handschrift hat ^^^\-
Z. 168 f.: ,(Die ehemalige Wohnstätte der Geliebten) liat
(nun für sie) eingetauscht gelblichweisse Gazellen und Anti-
lopen; nun halte ich heute auf den Spuren (ihres Zeltes mein
Reitthier) an/
Z. 173 f.: jDaselbst (d. i. an der verlassenen Wohnstätte)
sind Theile von Antilopenherden zerstreut, welche freiweidenden,
edlen, beinspreizenden Kamelherden gleichen.' Die Handschrift
hat zu ^^3^9 am Rande die Bemerkung '^^ZiJLo (a^^-«). Das
Ende des Verses zeigt sich so: 1a. ^pJ-
A
Z. 176 f.: ,Wie mancher Stier von Rimäl 'Alig, gleich der
Schönheit eines aufleuchtenden Sternes, in einem AntiIo])enrudei,
vergleichbar (an Weisse) dem Leinenzeuge des Webers.' Lisan
VI, 170. Ueber ^^ vgl. Dozy, Dict. des noms des vetemcnts,
welcher wie die anderen Wörterbücher nur die Form ».-^
kennt.
Z. 179: Vgl. Kitab al-farq 273, Z. 10 ff. Was die daselbst
gemachte Conjectur <__j^.*vJ\ für ^\^^\ wegen- des folgenden
Verses, betrifft, so ziehe ich vor ^p^\^ nach j\c^^\ einzu-
schalten , weil ein Ausbleiben jener Worte doch Avahrschein-
licher ist, als die Verwechslung von j\^^\ mit k_^j^\, und
j\^^\ so, als eine häufig vorkommende Bezeichnung des Anti-
lopenrudels, im Texte erhalten bleibt.
Z. 181f.: ,Nicht hat mein Auge (jemals) eine Schar gesehen
gleich derjenigen, welche ich gegen uns von Zuqaq ihn Waqif
heranziehen sah.' Kämil 91, 13 (hier wird der Vers dem 'Umar
ihn 'abi Rabi'ah zugeschrieben) ; Yaq. H, 937 ; Kitab al-farq 273.
Ueber den Dichter Hudbah al-'Udri s. Wüstenfeld, Register
zu den geneal. Tabellen S. 231 f.
Z. 183 f.: Die Handschrift hat ^.UJ\_5 ,«JLiJ\ und Ji>^^\' sowie
J.l>U^\. Durch diese Stelle wird übrigens die Lesart ^.J^l^
Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. CXV. Hd. I. Hft. 26
402 Geyer.
im Diwan des an-Näbighah, Cod. Paris, supplem. arabe Nr. 1424,
Gedicht XXVIII, v. 5 (bei Ablwardt Append. XLII) und im
dazu gehörigen Commentar: \^^j^^ OUU4-\^ 3j^^ J-^^^^
^iJik.^. (S. Derenbourg, Le Diwan de Näbigha Dhobyäni, p. 242)
wenigstens als möglich gerechtfertigt.
Z. 184: i_jj-^ k^\^: Anstatt v__)^ hat die Handschrift j^.
Z. 187: ^Verlassen ist von den Scharen meines Stammes
Ti'är.^ Bakri I, 84, 201, 397. Al-Hamdäni, Gazirah, ed. D. H.
Müller 223, 7.
Z. 192: Vgl. Diwan des Labid S. ir, Z. 13: JäW^\ JIS
^^ ^>^\ ^^ j^TfJJl g^. o^3- — 2^^ '^ ^^S^- Hommel,
Säugeth. 299 ff. Gegen die daselbst ausgesprochene Ansicht,
dass das Wort eine aramäische Entlehnung sei, spricht der
Umstand, dass dasselbe als Eigenname schon in sehr alter
Zeit vorkommt. Einer gütigen Mittheilung des Herrn Prof.
D. H. jMüller verdanke ich folgende zwei Stellen: 1. Den 122.
Vers der hirayarischen Qasidah (heraiisg. und übers, von A. von
Kremer. Leipzig 1865, S. 26 und D. H. Müller, Südarabische
Studien in den Sitzungsber. d. ph.-hist. Classe der k. Akademie
d. W. Bd. LXXXVI, Wien 1877, S. 149), wozu noch al-Ham-
däni, Gazirah al-'arab S. 87, 3 und 7 (;-f-«.a. ^^ j^ ^) zu ver-
gleichen ist. 2. Einen Vers des al-'A'sä, Gazirah -al-'arab,
S. 224, 10: (JT^kTl ^.^)
,Und ich war in al-Mu'äfir lange Zeit eine Genosse des Fahd;
und Fahd ist ein Freigebigei-, den die (gemachten) Versprechun-
gen nicht in Verlegenheit setzen.'
Z. 193: ,Und wohl hüten sich vor dem Habicht die
Gazellen/ Die Handschrift hat J^sr^ und "^ ist daselbst aus ~X\
verbessert.
Z. 197: ,Und nie sah ich eine (der Geliebten) gleiche
an Blick und Auge, weder eine Gazellengeis, noch ein Ga-
zellenkalb.'
Z. 199: ,]\Iit dem Halse einer ]\Iuttergeis, einer weisslichen,
Ijci ihrem Kidbclien stehenden Gazelle, welche ein halber-
wachsenes, schwachbeiniges (Kälbchen) weidet.' Zuhair IX, 5.
Vgl. ^\^^\ ^3Jl^ ^U:$ fol. 20 b, Z. 0: j^\ J4> ^ ^\ \^^
•viX33> |j_y^ flwX-^:^ <*..-v^kAj Jlij^ . . . |J;^äJ\ Ja>t> ,__yU JJL> *..**3l J^^la,
Das Kitäb al-wubös von Al-'Asma<i luit einem Paralleltexte von Qutrub. 403
Z. 202: ,Und die kleine Rippe einer mit kurzen Sclirank-
adern versehenen^ blockenden, wcit2;ehürnten (Gazelle)/ Gauli.
I, 196; Lisän III. 134 und 449. Mufadd. cod. Vind. fol. 154 a,
Z. 8. Der Vers ist von 'Abu üu'äd. Die Handschrift hat
Z. 204: In der Handschrift ^,.
Z. 206: ,Sie haben Frauenmäntel und Atlas- und Woll-
kleider an, (deren weisse) Farbe an ihnen leuchtet, nur dass
es (keine Frauen, sondern) Gazellen sind.' Die Handschrift hat
iLv, und (^jXux^s. — Ueber iL|j ^^^^ ^'-**4 ^- ^ozy, Dict. des
noms des vetements, pag. 191 et 383.
Z. 207 : Zu dem Folgenden vgl. at-Ta'älibi iAl)\ ^s ._jU^
S. 72: \},\ {ij-^^ ,^A^^^\ ^) iLJiJ\ (jj^Ji ^ j^t. ^>\.L\ jJ.^«iiJ\
Jp>V^^\ d<^\^ ^^-^-J CUSlS ^j_j\i * f^'^\ ,^j^ i'j^ L&^Jläj" jlvö-o cu3\5
Z. 210: Die Handschrift hat am Rande folgende Be-
merkung: ^\o^\ J>.=w\3 ^^\.
Z. 211: 'A{^^. XXXIII, 3— 4:
,Und eingetauscht hat seine (des Wohnortes der Geliebten)
Trümmerstätte einen schnellfüssigen, knie- und kopfwackelnden
(Strauss), der in seinem Wackellanf nicht einhält, gleich einem
Abessynier, der sich eingewickelt oder eingehüllt hat in einen
Mantel, oder eine befiederte, langhalsige (Strausshennc).' Ueber
SSX^ s. Dozy, Dict. des vetements. pag. 232.
Z. 213: \i\j in der Handschrift M-
Z. 214: Ä.Ä.V-CÜ, in der Handschrift Aäm*o.
Z. 215 f.: Eine sechs Monate alte Gazelle, eine wilde, mit
weissem Bauche, nicht dickleibig.' Die Handschrift hat ^\^IL.
anstatt d^Xä- und y^ anstatt y^.
Z. 217: Die Handschrift hat %U,yL^.
Z. 222: ,Am unteren Ende von Dät-ad-dair wurde ihr
Kälbchen zurückgelassen; sie aber war zwei Tage lang traurig
26*
404 Geyer.
und verminderte dann (aus Kummer) ihre Milch/ Nöldeke,
Beiträge S. 27; Kitäb-al-farq S. 266. Vgl. übrigens JS)i\ ^U$
fol. 120 b, Z. 9: k_-oj3 yi\ Jlä IajJ^ W-^j^. ^j-^^ c5*5 ^^^ ii.s'J3
Die Handschrift hat zu jr^Xä. die Bemerkung: \.^.X^ IajJ^ ^^
Z. 223: Die Handschrift hat ,_jaAJ\, aber am Rande ver-
bessernd ya^\j ferner Jj>4-^-
Z. 224: In der Handschrift .^.J^ ^i\ \ili.
Z. 226: , Gleich als ob sie sich umsähe mit dem Halse
einer sechsmonatlichen , jungen Gazelle , einer edlen , mit
schwarzer Nase.' 'Antarah XXI, 67 = Mu'all. 60. Vgl Hommel,
Säugeth. S. 274. Die Handschrift hat cuiiJJl-
Z. 231 : iJU^\ in der Handschrift a3U>\.
Z. 232: ^^^äM ^a '^'>^\ y in der Handschrift ,^ y — ^^•
Diwan des Labid, S. ir, Z. 14: ^>^\ J-ixi ^^ä3\^ (,Jä.»--o'^\) Jlä.
Z. 234: «äiojjl in der Handschrift <^^j\-
Z. 235: ^3^j\ in der Handschrift ^yj^- — In der Haiul-
schrift folgt nach diesem Worte das hinter der Schlussklammer
stehende i)\ J^c^l ,^^ 5^-^c^\ bis Z. 240: ,,^ J^ er* — hierauf
folgt: JUb JU^\ (!) L^U^3 Jft;j\ L^ ^jJ\_j [49 b] ^^\ J^^Jl j.)^ ^
JU^. (!) ^_^, U vUXä (!) ^3^'^\ ^).^ cui\ ^_^\ JU^l ^^ JJU ^
J\ Äii^lj Sjbj-M j_^ ^L-OL4*i\ \-»\ (!) J^j-JJ ^*XJ> Der Sinn und der
Zusammenhang der durch Wiederholungen und Auslassungen
arg entstellten Stelle begründen wohl hinreichend die von mir
versuchte Verbesserung und Umstellung der folgenden Sätze.
Das Sprichwort J\ ■^^^ c^\ bei Maidani I, 113.; S. auch
Hommel, Säugeth. S. 283.
Z. 236: ^\ '^:J^\y Vgl. Gauh. II, 314: ^^'^\ C^^^\ JIS
Z. 238 f. : ,Die Zeit hinterlässt in festgefügtem Felsen Risse
und treibt den weissbcinigen, starken (Steinbock) von ihm
herunter.^ Tä^- V, 403 (Lesart ^yX^ für viT^Jo und Uä.j für Ua^);
Das Kitäb al-wiihiis von Al-'Asma'S mit einem Paralleltexte von Qutrub. 405
Lisan XI, 378; Ibn-al-'Anbari's Kitäb -al-'addad ed. Houtsma
S. 132, Z. 18. In der Handschrift steht .>üülä. anstatt .lü^.
Z. 241 : In der Handschrift L^ka...
Z. 243: K. al-'Aghani VIII, 108 (^\^J\ ^):
,Und nicht ist (mir) 'Arwä, wie theuer sie mir auch ist, näher
als eine schwarzweissgestreifte, in der Einöde hausende (Berg-
ziege), die hier- und dorthin eilt vor den Schützen und sich
vor ihnen verbirgt mit Steinböcken, mit krummen Hörnern.'
Gauh. II, 365; Lisan XI, 278; Mutanabbi, Diwan, ed. Dieterici
S. 737, Z. 20.
Z. 244 f.: ^j^ in der Handschrift ^j;^ — J^lll\ in der Hand-
schrift ^j.JL»J\. Vgl. Ibn-al-'Anbäri, Kitab al-'addäd ed. Houtsma
S. 132, Z. 5: (^i^^\ ^J\ J3c^3\ ^^ j>UJ\ Jä.^'^\ Jlä.
Z. 246 f. : ,Die Löwen von Madyan, wenn sie dich erblicken,
kommen (fromm) herab und die weissbeinigen (Steinböcke steigen
herab) von dem höchsten (d. i. entlegenen Aufenthaltsorte) des
scheuen, bejahrten (Steinbocks).^ Tag I a, 295 (Lesart: ^^
yüül JyUJ\ ^A^); Yaqüt IV, 451, 20 (Lesart: j>U3\); J. al-
'Anbäri, Kitäb al-'addäd S. 132, Z. 12. Die Handschrift hat
yU3\ Jl.^\ (^Ä^o ^w>. — Vgl. diesbezüglich Freytag, Lexicon
S. V. jyls.
Z. 249: , Nicht die Mutter eines Steinkitzchens in der
Lagerstätte, deren Eingeweide vor ihm (d. i. vor diesem Kitz-
chen) kein (anderes) Kitzchen berührt hat.^
Z. 252 : ,Da vertrieb er (nämlich der Regenguss) von
al-Huzan die Muttergeisen, während die Vögel so durchnässt
wurden, dass sie (vor Angst) schrieen.' Gauh, II, 365; Bakri
I, 280.
Z. 254: <iiuo\ in der Handschrift ds^\. — Vgl. Lisan
VIII, 113 s. ^.
Z. 256: ^'y-^, in der Handschrift O^.«^-
Z. 258: ,Wenn die Angst die Fersen peitscht, dann sind
sie Berggipfel für den, der sich in ihren Schutz begibt, und
eine Zuflucht.' Gauh. I, 260; Tag II, 506.
406 Geyer.
Z. 260: ,Bei Gott, (Bicht) überdauert die (Länge der)
Tage ein knotenhörniger, langgeliörntcr, bergkletternder von
den Steinböcken, mit weisser Fessel/ Lisän IV, 245. Vgl.
Hud. I, 77, 4 und 12. Die Handschrift bat j^^^i und dazu
die Bemerkung j^-^a- dSiß ^_^3 ^SS^
Z. 264 f. : ,Und eine gelblicLe, langgebaute (Kamelin), die
ich die halbe Nacht mit meiner Peitsche antrieb; da lief sie
schneller als der Strauss.^ K. al-'Aghäni II, 61, Z. 10. Der
Vers ist von al-Hutai'ah.
Z. 267 f. : ,Langgebaute (Kamehnnen), welche nicht (eher)
aufhören, (sich) mit blossem Trunk ohne Futter (zu begnügen),
als bis sie sich lagern (dürfen), oder auf welchen wir (unsern
Weg) nach einem wüsten Landstriche nehmen.' Lane, I, 78 a.
Muhit II, 1626. Ibn Ya'is, Comm. z. Mulassal II, 1010, 5.
Sibawaihi I, 380, 21.
Z. 270: ,Ein flüchtiger Strauss und eine im Lauf schnelle,
mit dem Federschwund behaftete (Strausshenne), deren Schwanz-
federn ausfallen.' Gähiz, ^^^^i.\ . »1-::$, fol. 230a, Z. 14 (Lesart:
cJisf*", .i^Uj, Lf^=*.l>l:b., J.-v^\Jji)). Zu ^^\j-A hat die Handschrift
die Bemerkung: gkä^l.
Z. 275: ,Eine aschgraue (Strausshenne), die dem asch-
grauen Strausse folgt.'
Z, 277 : ,Als ob ihr Sattel auf einem kleinköpfigen Strausse
(läge), dessen Brustkorb geräumig ist.' Zuhair I, 15.
Z. 278: JaiiJl in der Handschrift Jajiiül.
Z. 280: S. oben Anmerkung zu Z. 211. — In der Hand-
Schrift am Rande die Bemerkung j^^^^- — Im Commentar
zum Diwan des al-'Ag-g-äg heisst es bei diesem Verse: e^-öSrl^
o"^ f-^^ä" ^ jÄ^. ^_$v3J\ 7T^^J^^AM-^]\^ ^^^ C5'SI t^^i y^.^ i..^.^ (^-^'O
Vgl. dazu Lisan III, 211: ^L\ iS^\^^' ^\^j.^\\ J.»^^^^\ Jls^
Das Kitäb ;il-wuhüs von AI-'Asniii«! mit einem Paralleltexte von Qutrub. 407
\ ''.'-:•'' ' • ' vT I - -^ ■ ^ ' 1
Z. 283: ^kiii in der Handöchrift am Rande wicdcrliolt und
darüber -i-^^-o.
Z. 284f.: Ihn Qntaibali, ^l^^^^M^ ^^i^jl ^1;:$ fol. 144 a,
Z 12-13:
>-^^\
OJ3J l a\J U-i ^.J^J-^ tJI-A.i^^\ ^.Jiiri. iJ^j-M ^^UL^^
^Ich klage dir einen Schmerz in meinem Kniegelenk und ein
Trippeln, welches (sonst) nicht in meinem Gang ist, gleich
dem Trippehi des Straiissküchleins hinter der Strausshenne,
indem es (den Hals) emporreckt, wenn es sieht, dass sie es
thut/ Aehnlich Gahiz, ^^\5-vL\ <_jU$ fol. 233 a, Z. 4f. (Lesart
^ä;^. \kL'^ und ,p3JS\ j;^). Tag II, 116 hat: (jl^l ^)
Vgl. auch V. Kremer, Beitr. II, 494. Unsere Handschrift hat
,^_5.X5-;^J\ und ^a\1^ L^).
Z. 280: ^li.\ 5*1^ in der Plandschrift ^a^-
Z. 288: , Sobald du die Beute ergriffen hast, dann nur
schnell, schnell! denn ich filrchte den schnellen Verfolger.'
Tag II, 60. Lisän III, 123 (Lesart K^jl:^ llHl.).
Z. 289: jilJl ö\ in der Handschrift ^.
Z. 290: ^,-.^ir. in der Handschrift (_^;:är.. - ^>-^^^ in der
Handschrift dJ^\:>y Der Satz J\ \iU g.o^\ J.$b ^^1 in der
Handschrift •J\ \;U g^y\ J-^^. (3^^^-
Z. 294: ,Und als ob ich die Erdschollen am Abend zer-
malmte mit einem engbeinigen, stutzohrigen (Strauss).^ 'Antarah
XXI, 29 = Mu'all. 24. i.Li^ in der Handschrift verbessert aus
'U\^. - Zu ^^i. vgl. k" al-farq, S. 240, Z. 2 und 255, Z. 26 ff.
408 Geyer.
Z. 296: ,Ein knieschlottriger, stutzohriger (^Strauss), dem
in der Einöde Tanmim und A' reifen/ Ziihair I, 16. /^c, A
auch in folgendem Verse des Du-r-Rummah: (k-«*vJ\ ^.
,Als ob sie (d. i. die Kamelin) ein rothbeiniger (\Strauss wäre)
dessen vordere ÖchAVungfedern wenig sind, dem am Wüsten-
rande A' und Tannüm reifen/ Tag III, 245 und Lisän V, 411.
(.^■j A ferner in einem anderen Verse des Diir-r-Rummah, aus
der grossen Qasidah J\ .^^J^ Jb U, hg. von Smend, V. 110.
(Auch Gähiz ^\^^\ v_jUS fol. 231b). i\ auch in einem Gedichte
des Ta'labah ihn Su'air in den Mufadd. hg. v. Thorbecke XXI, 11.
Vgl. V. Kremer, Beiträge I, 186 und Hommel in .Actes du VI.
congres intern, der orientalistes' II, p. 400. ^^J<'S bei 'Alqamah
XIII, 17 und 18, und bei Labid, Diwan S. vi, Z. 6.
Z. 299: ,Und es weidet die aschgraue (Strausshenne), die
Mutter einiger Küchlein.'
Z. 301 f. : ,Und es eilten die im achten Monat trächtig
gehenden (Kamelinnen) vor der Kälte des Abends, sowie der
Strauss zu seinen krätschbeinigen Jungen eilt.' Gauh. I, 177;
Tag II, 150; Lisän lU, 294 und X, 397.
Z. 305: ,Bei Gott, nicht eine Strausshenne, eine feder-
kahle, der begegnet ist ein dunkelrückiger, flüchtiger (Strauss),
dessen Fleisch wohlvertheilt ist.' Hud. I, 82, 4. Die Hand-
schrift hat LfXi.-
Z. 309 f.: ,Ein langer (Strauss), der ein schwarzes Feder-
gewand an hat, dessen Kleid mit Federbüscheln bedeckt ist.'
Dü-r-Rummah, Mä bälu, ed. Smend V. 113, Vgl. auch die
Anmerkung dazu.
Z. 312: joÄ-^\ yuj in der Handschrift ,^^-
Z. 313: ^.^iL\ in der Handschrift <.^.»i.i.\.
Z. 315 f.: ,Ein schlankbeiniger (Strauss), dessen übriger
Körper einem Zelte aus dickem Tuche gleicht, ein hochge-
wachsener, langer, feister.' Dü-r-Rummah, Mä bälu, ed. Smend
V. 108. Die Handschrift hat J^^.
Z. 319: ,^^'s^\j in der Handschrift ^i\^-
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asma'i mit oinera Paralleltexte von Qatrub. 409
Z. 321 f.: ,Ein böse dreinschauender, furchtbarer, zermalmen-
der, tapferer (Löwe), den (andere) Tapfere unterstützen, um
dessen Höhle die Löwen ein Gebrüll (erheben).' Kieht im
Diwan des al-'Ag-^äg^.
Z. 325: ,Ein Löwe, ein gewaltiger, selbstvertrauender, der
in seinem Lager in ar-Raqmatän Junge und Genossinnen hat.'
Hud. I, 77, 13. Uebers. von Abicht.
Z. 329: ,In einer Thalkrümmung, deren Gras dem Lotos
(an Höhe) gleichkommt.' Imru'al-qais, ed. Slane, S. rr, 19. —
Bei Ahlwardt in einer Variante zu IV, 16.
Z. 333 f. : ;Er (der Löwe) öffnet zum Beissen einen gierigen
Rachen, gekrümmte Zähne (^enthüllend), als ob in ihm Gift
wäre, (und) zermalmt die Knochentheile mit einem Schliessen
(des Rachens).' Vgl. K. al-farq, S. 253.
Z. 335: Vgl. Ibn Qutaibah, ^•bü\ ^/\ fol. 180 b, Z. 10 f.
(Kairiner Ausgabe S. 203) in oUj ^^ öLiJ O^j" <^ 'U. l« » >l>
und den Commentar dazu von al-Gawäliqi fol. 180 a, Z. 8 ff :
'•\X ^ ~ ' \' '• ^ \X ',.':.'. -1 ' ? n ~ ' ■'•i ' ' '.. \- ' ' '- "'\'
Der hier angeführte Vers steht bei 'Antarah XXI, 69 = i\Iu'all. 62.
Vgl. ferner K. al-farq 238, Z. 4 und al-Hariri, Durrah al-ghawwäs
ed. Thorbecke, S. ^^ und ti.
Z. 337: ,Ais ob er ein Löwe des Dickichts (wäre), ein
starker in al-'Attarän, ein bissiger, zermalmender.' Tä^ IV, 271 ;
Lisän VIII, 145 (Lesart (_^^j^ und ^^^k^).
Z. 343: ,(Ein Löwe) dessen Gewohnheit das Aufstampfen
und Beissen ist, ein zerreissender, der (am Morgen) bei Jungen
verweilt, deren Vater ein wilder (Löwe ist).' Der zweite Halb-
410 Geyer.
vers in Tag IV, 274 und Lisän VIII, 135 (an beiden Stellen
die Lesart ^Jäj).
Z. 344 ff. : Das in der Klammer stehende bis Z. 347 ist in
der Handschrift ausgelassen , aber am Rande ergänzt ; und
zwar steht dort: ^^oi^ J3^\ J'^ ^.>-«J\ yj-jJ^^ jo^.,*J\ ^_^L«^\^
.Jasl«aiJ\^ ^j^LcjJb ,_yoJ^^\ OjA\ CUJl^x) Sj3\Ji>\ O <^^Jy^\
Z. 345 f. : ,(Em Löwe), unbezähmbar beim Ueberfall, glänzend
seine Krallen, ein anstürmender mit weiten Mundwinkeln, ein
gewaltiger/ Hud. I, 77, 15 (Lesart ^\j^^ für ^U^a). Uebers.
von Abicht.
Z. 348 f.: Gauh I, 538; Tag V, 30 und 78; MuMt II, 1726:
^uj;* J^ J*^3? ^Ä Jf'— ^j f^^^^ ^ v^
,Wic oft ist (sie schon) einer züngelnden Schlange entkommen,
und einem Löwen in seinem Lager, einem Zerreisser, einem
gegen seine Feinde sich (zum Sprunge) niederkauernden Löwen,
der die beiden Schultern (beim Sprunge) vorwirft, einem
mächtigen/ Lisän IX, 9. Die Plandschrift hat j^^l^i.
Z. 353 f.: ,Als ob sie in dir fürchteten einen erprobten
(Löwen) in Halyah, mit breiten Tatzen, einen zerreissenden/
Hud. I, 65, 7 und 128, 7. Uebers. von Abicht. Die Hand-
schrift hat ^JjJc ,iC^ ^ycus^...
Z. 357 f.: ,Ein Zerreisser^ dessen Krallen (an Schärfe) seinen
Zähnen gleichen; ja, wenn der Zahn des Löwen bloss ritzt,
die Kralle ritzt nicht (sondern tödtet gleich).^ ^Jxf ^Is in der
Handschrift ^J*/ ^^ und "i^ für ^J.
Z. 360 f. : Das in der Klammer [ ] stehende folgt in der
Handschrift erst nach dem Verse des j^^^-
Z. 362: ,Nicht überlisten mich die Dichter des Pöbels;
wehe ihnen von der Gewalt des im Dickicht wohnenden Löwen
in Chaffän!' Die Handschrift hat . <;~>>o.
Z. 363: cukJi;:ä^\ in der Handschrift t:uÄJLXi.\.
Z. 365: ,Und kein krummzähniger von den Löwen von
Tar^, der Vater zweier Jungen, der sein Lager vertheidigt.'
Hud. II, 165, 14.
Das Kitäb al-wuhfls von Al-'Asma'i mit einem Parallcltextc von Qutrab. 411
Z. 367: yj^^s.^ fehlt in der Handschrift, ist aber am
Rande ergänzt. Jaäl^ij\ in der Handschrift ^l<aiJ\.
Z. 369 f.: ,Fürwahr, bei uns ist ein starkknochiger, zer-
schmetternder, bemähnter, gedrungener, stolzer (Löwe), bei dem
die Löwen die Beute zerreissen/ In der Handschrift steht \lä..ii.
Z. 372: , Gleich als ob ein zorniger von den Löwen von
Targ sich zum Kampfe gegen sie bereitet hätte, dessen Eck-
zähne ein Knirschen vernehmen lassen/ Yaqut I, 835. Tag
I a, 219, I b, 138, n, 12. Lisän IH, 41 (Lesart \SJ^). Zamach-
sari, Lex. geogr. S. 28 (Lesart i^U-wLs).
Z. 376 f.: ,Ihre Schädel werden zerschmettert werden und
die weissen (Schwerter) werden sie hinwegraffen, als ob ein
Löwe sich auf sie gestürzt hätte, ein zermalmender.' In der
Handschrift sj^U und <3^9.
Z. 380: ,(EinenLüwen\ von welchem Löwen und Menschen
fernhält seine Kühnheit, einen gedrungenen, tapferen.' Hommel,
Säugeth. S. 89 und 292.
Z. 384: ,Und ein tüchtiger Genosse, wie der Schakal des
Busches, der sich zum Raubzuge erfolgreich aufmacht.' Ibn
Qutaibah, AjjtJ:^\\c, jji.JcJ\ i_jU5 fol. 136a, Z. 14 (Lesart ^^^\ ^sO-
Der Dichter dieses Verses ist 'Abu Du'aib.
Z. 386: ^i^l in der Handschrift cx.^1.
Z. 388: ,Was hat heute das Wolf lein in der Schafhürde
gemacht?' Hud. I, 109, 2 (Lesart ^^ U).
Z. 390: ,Ein Wolf, Freund einer grauen Wöltin; nicht
wird der Gatte der Noth überdrüssig.' Die Handschrift hat
Z. 393: ,Es lief mit mir um die Wette eine springende
Wölfin.'
Z. 396: Vgl. ^U^^\ jiS, v_>U5 fol. 10 b, Z. 2: l^"^\,
^A^ k»>^\ v_^S3 J-^' \3^ ^^^^ ki.X^ kjt^'ifi^ <*^-:^i- ^y J^. ^y^^'^^'^
.S_jJ^ jU>^ \>j^ \>\ ^y^, ^ v_iU_^^i
Z. 401: ,Und unter Löwen und grauen Wölfen.' 'Agg.
XLIII, 10.
Z. 406: ,Als ob dein Nacken der Nacken einer jungen
Hyäne wäre,'
412 Geyer.
Z. 409: ,Es übernachten heute der Wolf und die dicht-
pelzige (^Hyäne) als Gäste bei uns; pfui! über (solche) Gäste'/
K. al-'Aghäni II, 57, Z. 18. Der Dichter dieses Verses ist al-
Hutai'ah.
Z. 412: ;Es überraschte (oder schreckte) sie die stark-
beinige Hyäne/
Z. 414: jWarum hast du nicht auf den Gast deines Hauses
Acht gegeben, als die Hyäne ihn niederwarf?^ Vgl. Gawäliqi,
Commentar zum (_^15Ü\ < ^>\ von Ibn Qutaibah, fol. 122 a, Z. 2 ff:
\Jjba Ä.-wwaJ\ iL^-kol ^_^_j><j jo-wj\ j.r».\.-<<aÄ. a ^^^a^yös:^ ^A^ O^T^J"^^ ^^^3
Wyt"^ «^-^r-^ i3^ ^j^-ftj .^A-l^Jl ybj 5-»-i.\ ^•^^^^^ t,5^ ^^ ^—^.1^ -^^.
O^ J^.3 ^.^\ <f^>-*-«-? V-»^ ^f^^t^'? ö-^^ CS^ C5* i^^ O^^^J^^
^*Xj \ (^^"^JJ^^ ^^^ ^r?.3 <*w3j.iJa «^^^^KJO !$Js--^*a V jl^Jjl ,3^^=^^ ^^J\
,Warum hast du nicht auf das Zelt deines Nachbars Acht ge-
geben, als die Hyäne es niederwarf?'
, Fürwahr du hast mich betrogen, indem du mir versprachst,
dass du im Sommer an Milch und Datteln reich sein würdest.'
Ibn Ya'is, Comm. zu Zamachsäri's Mufassal, ed. Jahn I, 42, 3
und 77, 2 (Lesart sS^'). Gauh. I, 308, Tag III, 153 und Lisän
V, 278. Die 'Asma'ihandschrift hat sj^'.
Z. 418: ,Und gleich Füchsen in der Schlacht.'
Z. 421 f.: ,Er hat des Strausses Läufe und eines Hirsches
Kroppe,
Ein alter Wolf im Strccklauf, ein Füchslcin im Galoppe.'
Imru'ulqais XLVIII, 54. Uebers. von Rückert. Vgl. Ch. A.
S. 30 f und K. al-farq. S. 269 f.
Z. 424: 'dX^^iW in der Handschrift .^yJl.
Das Kitäli al-wuliüs von Al-'AFma'i mit einem Paialleltoxte von Qutrulj. 413
Z. 428: ,Was ist's mit Zaid, dem Ziegenbart, dem faueben-
den wie ein kranker Hase?' Lisan IX, 3(5. In der Ilandscbrift
Uö^-o und in der nächsten Zeile l!Ju^\ ^^^^\.
Z, 430: ,Und nicbt lässt er (der Adler) ab, bei 'Uwairidat
herumzufliegen über dem Haupte einer auf dem Fersenschojtfe
gehenden Häsin/ Bakri II, 685. Tag- V, 3G5. Lisan X, 6 (Lesart
JL^') mit der Bemerkung v^LsüJl j^^iSl iLLßj»}\. — In der Hand-
schrift Ja*.
Z. 436: ,Du siehst den Löwen mit ausgestreckten Pranken:
der weisse Fleck an seiner Kehle gleicht dem dämmernden
Tage/ Mufadd, cod. Vind. fol. 179 ä, Z. 6. Tag V, 403. Lisan
X, 62. Die Handschrift hat JJ anstatt ^^ji".
Z. 446: In der Handschrift l^^Äi und jW^\ ^ä-
Z. 448: Die Handschrift hat ^^\.
Z. 450: In der Handschrift >^j..„^ -Lbj»JI.
Z. 454: '<)<^^jL\ in der Handschrift ^Joj.L\.
Z. 456: Der hier erwähnte Vers des Labid ist der 37. aus
dessen Mu'allaqah. S. im Text des ,_,i^iw^)l .^_>U$ Z. 143.
Z. 458: ,Und jede buntbeinige Wildkuh mit einem Kälb-
chen, das sie behütet, und eine Mutterkuh.'
Z. 459: i^J^-^ ^ ^^ ^^^^ Handschrift ^J^U — }a.^\ in der
Handschrift Ji.]\.
Z. 460 f.: S. J>y^^l\ ^VxS Z. 146 f.
Z. 463: ^üis* so in der Handschrift! — J^s? in der Hand-
Schrift J5S?.
Z. 466: ,Da schoss ich, die Unachtsamkeit seines Auges
auf seine Kuh (benützend), und traf das Innerste ihres Herzens
und ihre Milz.' Kämil, 160, 18 und 377, 14. Die Handschrift hat
Z. 467 : ^LXiJ\ in der Handschrift dLkJiiJl — Lftüj53 in
der Handschrift sli-$3.
Z. 470: S. ji^^^Jl ^U^ Z. 162.
Z. 471: In der Handschrift X.^jjL\.
414 Geyer.
Z. 472f.: S. ji,^=.3J\ ^U^ Z. 168 f. Die Handschrift
hat ^-oJ^ä-
Z. 476f. : ,Oder eine Kuh von den Antilopen der Sand-
wüste, welche von ihrer Herde zurückbleiben hat lassen ein
weisswangiges, schwarzäugiges (Kälbchen)/ Tag H, 253; Lisän
HI, 481. An beiden Stellen wird der Vers dem J-^ ^\ zu-
geschrieben.
Z. 478: In der Handschrift UiJ\_5 Ül;i JJLc ä--^ uj^^b ''^^■
Z. 480f.: In der Handschrift 3^ \\^'^o, crM^. P J'J^^^^
^Si-l^AJl ^^^kS ^. Ich bin mir der Willkürlichkeit meiner
Lesung sehr wohl bewusst, weiss aber mit der Lesart der
Handschrift weder in Bezug auf das Versmass, noch auf den
Sinn, etwas anzufangen. Ich übersetze demnach: , Gleich dem
Rücken eines Wildstiers , der unter Tags nicht zur Tränke
geht, während er die Lu'ä'pflanze abweidet in baumreichen
Thalgründen.'
Z. 483: S. J.^^\ ^U$ Z. 94.
Z. 485: (^^.LiJl in der Handschrift « )^^^\.
Z. 487 f.: ,Es schaukelt Katir mit den beiden Hüften eines
jungen Wildstiers, deren Bau schön ist.' j.-J:$ (vielleicht Ab-
kürzung von 'i'y^T) ist als weiblicher Eigenname aufzufassen.
Z. 491 : ,Sie (die Kamelin) hat Eckzähne und einen
breiten Gaumenzapfen, herabhängend, Avie ein Milchschlauch,
den der IMolkknecht schüttelt.' Zu J=,l9 hat die Handschrift
die Bemerkung 'L.„.^ — i^XA in der Handschrift j'^J.a. — sls'
in der Handschrift "Ia1.^\ — Ta^- V, 6G; Kamil 113, 10; Ibn
al-'Anbäri, K. al-'addäd, ed. Houtsma S. 241, Der Dichter dieses
Verses ist j_^.cv.äüJ\ j.^sr» ^A.
Z, 493f. : ,Bei meinem Leben, fürwahr, du hast deinem
Gaste eine alte (Kuh) geschenkt, die ihm geschickt Avurde,
während sie nicht mehr auf den Beinen stehen konnte.' Tä^'
V, CG (dem t>_s^ ^i i-e-iLU zugesclirieben). J. al-'Anbäri, K. al-
'a(Jdad S. 242. In der Handschrift J.-o^ cu^Ltl und jjLlvÖ-
Z. 499: Ibn Qutaibah. ,^U]\ ^^1 fol. 142 b, Z. 2:
Das Kitäl) al-wiihus von Al-'Asma'i mit citipm Parallcltcxtc von Qu^rub. 415
L.f-'vfijj', <*.iM^ 1 v^t) ^j^ ,3^^ ^2,3^ [^\ ^iaÄj ^JL^ ^jli
' ' ' ' <• c
Hiezii der Commentar des al-Gawäliqi, fol. 143 a, Z. 5:
Vi^^j^ iJjJ\^ 4_^^i> ^-o ,3^1j O^^ 1-5^1 ^Ixaj* <iJL.^ ^3^
.. '-/.IM I \ ' ' "-^ .'i- I " - 1 M V ' "-n 11 ^ ' 1 /. ^^ ' - .•. "t ■r
,Als ob sie (das Mädchen) eine Muttergeis wäre, die (den
Hals) nach einem Kälbchen dreht; sie frisst von dem guten
(Grase) und Gott gibt ihr gute Weide/ Nach der Lesart bei
Ibn Qutaibah: ,Als ob sie eine Gazelle wäre; die (den Hals)
nach einem Zweige emporstreckt, etc/ Muhit I, 794. (Dieselbe
Lesart wie bei Ibn Qut.).
Z. 501: «uCu ^^s^ in der Handschrift verbessert aus ^\
Z. 502: JUbo, in der Handsclirift Jläj.
Z. 503: JCsLi in der Handschrift j:!^.
Z. 505: ,Er trug mir auf, eine junge Gazelle auf einem
Kamelsattel, welche Fleisch isst und Milch trinkt (d. i. eine
Frau, als Wache zu begleiten).'
Z, 507 : JlJo^ in der Handschrift Jlä^.
Z. 509: -LJiJl ^^ in der Handschrift ,^j^\ ^^ — y-^^
in der Handschrift JU.^.
Z. 511: '<^lo,j^\o, in der Handschrift ^^j'^\^- — Das in der
nächsten Klammer stehende habe ich nacli einer Randbemerkung
ergänzt.
Z. 512: ^3 in der Handschrift ^iil
Z. 514: ,Und (manch) steiler (Berg) von dessen Abhängen
das Steinzicklein herabgleitet, an dessen »Seiten der hohe Muskat-
baum und die Bergcypresse (wachsen).' Gauh. I, 377 (Lesart
^Ihlk'. für ^).l\^%,). Muhit H, 1541. aJU.;L in der Handschrift
nachträglich am Rande ergänzt.
416 Geyer.
Z. 521: In der Handschrift: O^^ j^-
Z. 524: ,Und wer aus ihr (der Schar, im Kampfe) an-
getroffen wird, in dem begegnet mau einem erprobten Löwen/
In der Handschrift SS^-
Z. 529 : , Als ob die Beiden eine Hyäne in der Wüste und
eine Wölfin der Einöde, Mutter zweier Jungen, eine schnelle
(wären)/ Gähiz, ^\5^\ <__jU$ fol. 108 a, Z. 3. In der Handschrift
AÄ.liw) lur atU-o.
Z. 531 : S. J^^^\ ^L^ Z. 388.
Z. 533: ,Wer ersetzt ihn mir, wenn der Sattelriemen enger
geschnallt wird und den 'Uwais (Pferdename?) wenn seine
Nase zum Schnauben gebracht wird?' U^J in der Handschrift
UiJ. — Hiezu am Rande die Bemerkung Q « )\Jli»3\ >^\ J^'
Lo>j Lo\^ Uij.
Z. 535: ,Ich jagte daraus hervor eine magere, dunkel-
graue Wölfin, deren Zalin glänzte gleich einem Meissel/ In
der Handschrift '^^y^ Äi-Lco L^-« cu^.^\ und L^jü.
Z. 53G: ^Uo in der Handschrift dJSVuo-
Z. 537: In der Handschrift iMJ^i^.
Z. 538: In der Handschrift J-^^ A>woi^.
Z. 539: S. Ji^5)\ ^Ui Z. 393.
Z. 540: In der Handschrift ,^_^S^_.
Z. 541 : , Führe du deine der Jungen beraubten (Kamelinnen)
heim, — mögest du keinen Vater haben! — und ich will im
Wolfstrab dich umkreisen/ cu^^U-^ PI. von ^LiU*-^- In der Hand-
schrift viXx-o\3-i; ferner ^\J\^ und ^\'^.
Z. 546: oU-^l^ in der Handschrift ^^\o,.
Z. 548: j-U4^\ in der Handschrift .jf^V
Z. 549: ,Du begegnest in ihr einem hageren grauen Wolfs-
bastard/ In der Handschrift folgt nun nochmals der Satz:
Z. 551 : In der Handschrift ^^j^^^^c^LX lil
Z. 552: In der Handschrift J^l-s^^ S^^^ J-^3 J-»-^ ^J^iJ^
Das Kitab al-wuhüs von Al-'Asraa't mit einem l'aralleltexte von Qutiub. 417
Z. 554: S. Ji^r^^l ^U^ Z. 421 f. Aelinllche Verse von
Imru'alqais:
(Ahlwardt, 6 Diw. iV, 27.) und:
Jfii-y^^U ^j^^a}\ ^[^\^\ ^S.\lS L iLai Ul-l)^ JvC L>V>09 .5J
(6 Diw. XXXV, 16). Ferner ein Vers des 'Abu Du acl al-'Iyyädi:
(, — «^^)b \^y^^ <^^J!o \ Äi. (C>-;Jui IsLIj <*J
,Er hat die Schenkel eines rothbeinigen tStrausses, der von
plötzlichem Schrecken erfasst worden ist, und die kleine Rippe
einer mit kurzen Schrankadern versehenen, blockenden, weit-
gehörnten Gazelle.' (Mufadd. cod. Vind. fol. 154 a, Z. 7 und 8.
Gawaliqi, Comm. zu ^Jl5Ü\ ^M, fol. 93 b, Z. 18—19. S. auch
^5=w53\ ( )U$ Z. 202). EndHch ein von Ibn Qutaibah im
^•ISÜ\ ^/\ fol. 37 b, Z. 8 = al-Gawäliqi, Comm. fol 94 b, Z. 6
angeführter Vers: (. ),ljjj:.J\ ^^)
1 f. \'-\ ' ~ '~' *■ f. ' '\
,Er hat die Schulter eines Avilden Esels und die Schenkel eines
Strausses.'
Z. 558 : In der Handschrift ^\ J^ J.i-o jLaä..
Z. 560 f.: ,Da sprach ich zu ihr: Bringe Schaden, o Hyäne!
und zerreisse das Fleisch eines Mannes, dem heute kein Helfer
beisteht.' Tä^- HI, 105. Lisän V, 195 (Lesart ^-i.-.*) und 211.
Kämil 430, 4. Maidäni H, 88. Sibawaihi II, 35, 10. In der
Handschrift ^Läs^ und f>lJ\-
Z. 562: In der Handschrift J.i^s \\ und J-o»..
Z. 564: ,Nicht ist dasselbe eine dichtpelzige, hinkende
Hyäne und ein feister von den hellfarbigen Böcken, ein grosser.'
Z. 568: ,Von ihr (kommen) blutige Schlachten im Blachfeld
und sonstwo; wenn das Junge der Hj'äne sie sieht, freut es
sich.' Gahiz ^jj\5.^\ i_jl.x^ fol. 356a, (Lesart: v_j^yL> \.^^ ^^^^^U^
und \^) In der Handschrift folgt nun zunächst ein Absatz
über die Namen des Hundes, worauf erst der über den Hasen
kommt.
Sitznngsber. d. phil.-hist. Gl. CXV. Bd. I. Hft. 27
418 Geyer.
Z. 572: JöXftJ in der Handschrift ^^äü'.
Z. 574: S. Ji^r^53\ ^U^ Z. 430.
Z. 57G: In der Handschrift steht nach Ää^t Jls^ noch 0^-o3\.
Z. 577: ,Wenn sie sitzen, möchte man glauben, dass unter
ihren Kleidern junge Hasen mit ihrem Gewinsel ein Gelübde
einlösen/ Tarafah VI, 5.
Z. 582: tJj^\ in der Handschrift <Sjj~^\- und <^,^ an-
statt ,iJ^.
Z. 584: ,Er glaubt, wenn er zwischen Morgendämmer
und Finsterniss schiesst, es sei eine Strausshenne/ In der Hand-
schrift ^^äJ-J\ ^S.
Z. 586: In der Handschrift «^^jjJ-
Z. 587: \3^ in der Handschrift U-«^; ferner ^iXL^ und
Z. 590: ,Sie (die Strausshenne) sucht ein Nachtlager bei
Jungen, federlos an den Überflügeln; wenn sie sich nieder-
ducken, gleichen sie Baumwurzeln/ 'Alqamah XIII, 23; Uebers.
von Socin (II, 24).
Z. 591: In der Handschrift J3VUJ\.
Z. 592: ,Und in der Umgebung dieses Hauses wird (nun)
eine trächtige Strausshenne aufgescheucht, deren Federn ausge-
gangen sind/ In der Handschrift <Ui\ j_^._^a^ cu^Wjob^ ^^^ä.
Z. 598: ,Und nicht hat sie auf dem Bergrücken (etwas
anderes) gefunden, als eine Herde (von wilden Eselinnen) an
einem Wassertümpel, den sie (die Eselinnen) mit den Hufen
zerstampfen.'
Z. 602f,: In der Handschrift Ja^l oLi^l-
Z. 604: In der Handschrift J^U^^ J^^-^-
Z. 607: ,Ein Tag, an dem dein Wunsch aus seiner Hülle
hinausgeschweift ist in eine Einöde, die (sonst nur) das Ziel
von Antilopenherden und Wildkühen ist.'
Z. 610: ,Und ich beschwichtigte sie durcli die Rede, so
dass sie (endlich) hörnerlosen Rindern glichen, welche die
Das Kitäb al-wuhüs von Al-'Asraa'i mit einem Paiallcltcxtc von Qutrub. 41i^
Weideplätze befriedigen.^ Tag- III, 56. Lisan III, 248 (Lesart
JLJb ^^x^.Lj^I. Als Dichter ist hier fJ^X^\ 'ij\j^ ^\ ^y^ ge-
nannt) und Mulüt I, 269. Vgh Lisän V, 139:
^jAjV\ >\j 5-ȊJJ 'Lb-coU sj^li^ _;3*^3 j9-^'^^^.3 j^'^^.3 j^^^.3 p^ ^^
Die Handschrift hat Lf-.ws5U*)\ i~...
Z. 615 f.: ,Und das Auge ist das einer weissen. Pflanzen
wiederkäuenden (Antilope) in einer Herde von wilden jungen
Kühen. ^ In der Handschrift lLo^.
Z. 619: In der Handschrift jrUi.\ ^^3> ^^.
Z. 620 f. : In der Handschrift ^^yi:^. ^\ tL^^--
Z. 622: ,Und als ob ihr Aufenthaltsort ein Saatfeld von
Coloquinten wäre, auf welchem die jungen Strausse und Strauss-
herden spielen.^
Z. 623: dJi'jZi^ in der Handschrift 'd^^yi^^
Z, 633: ,Als ob mein Sattel auf einem weissbändrigen,
fünfjährigen (Wildesel) in as-Sayyitan wäre, dessen Wiehern
ein , Zehnern' ist.' Bakri, II, 824.
Z. 638 f.: Das eingeklammerte jLs?^ ist nach einer Rand-
bemerkung ergänzt. -M ^ Qur an, S. VII, v. 146.
Z. 640: Jj>ij. in der Handschrift 4^ji^ - ^yy> in der Hand-
schrift \l\y\-
Z. 646: ^iiJxj in der Handschrift y^J^-
Z. 647 : J^ilii in der Handschrift .^-oLL;^.
Z. 648: S. Z. 577.
Z. 650: In der Handschrift j*^. ^U-Ül Clä jr'ai.\ ^3-
Z. 652 f.: ,Es erweckt daselbst der Ruf des Strausses den
Ruf der Henne, gleichwie ein Leidtragender jammert, dem die
Klageweiber antworten.' Gähiz J^^^L\ ^U$ fol. 236, a (Lesart
;^;\ m für '^xjjäA^.)
420 Geyer.
Z. 655: ,Er (der Straiiss) spricht zu ihr (der Strausshenne)
mit Geschnatter und Geplapper, wie die Griechen kauder-
welschen in ihren Pahästen/ 'Alqamah XIII, 26. Vgl. dazu
K. al-farq S. 274 und die Uebersetzung von Socin (II, 27). In
der Handschrift Äi.;jü, ^\y n«d L^\j^s\.
Z. 656: In der Handschrift ^U3ii"~i)\-
Berichtigungen.
Z. 64. 1. 'J.J-JJ anstatt sUL\. — Z. 7t. 1. Jljb anstatt J^ij. — Z. 217
ist (las [^] als überflüssig zu streichen. — Z. 502. 1. jX-ü\« anstatt liüj\a.
XXVI. SITZUNG VOM 30. NOVEMBER 1887,
Se. Exeellenz der Präsident macht Mittheilung von dein
am 10. d. M. erfolgten Ableben des c. M. Herrn Professor
Dr. August Reifferscheid in Strassburg.
Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen ihres Beileides.
Herr Geh. Regierungsrath und Professor Dr. H. Usener
in Bonn dankt für seine Wahl zum correspondirenden Mit-
gliede der kais. Akademie.
Herr Regierungsrath Dr. C. Ritter von Wurzbach spricht
seinen Dank aus für die dem 55. Theile seines , Biographischen
Lexikons' zu Theil gewordene Subvention.
Von dem c. M. Herrn Professor Dr. Karabacek werden
für die akademische Bibliothek die soeben erschienenen Bände
II. und III. der ^Mittheilungen aus den Sammhingen der Pa-
pyrus Erzherzog Rainer' übersendet.
Das w. M. Herr Hofrath Dr. C. Ritter von Höfler in
Prag überschickt zur Aufnahme in die Sitzungsberichte unter
dem allgemeinen Titel : ,Der Uebergang von den einheimischen
Königen Spaniens, den reyes gotos, zu den alemannischen, den
Habsburgern' eine erste Abhandlung, Avelche den Titel führt:
422
^Erzherzog Philipps von Oesterreich, Herzogs von Burgund,
Prinzen von Spanien, Reise zur Huldigung der Castilianer in
Toledo, 22. Mai, der Aragonesen in Saragossa, 27. Oetober 1502^
Die Abhandlung wird der historischen Commission über-
wiesen.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academie loyale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique:
Bulletin. 56« annee, 3« serie, tome U, Nos. 9—10. Bmxelles, 1887; 8«.
Akademie der Wissenschaften, k. bayr. zu München: Sitzungsberichte der
philosophisch - philologischen und historischen Classe. 1887. Band I,
Heft 3. — Band II, Heft 1. München, 1887; 8».
Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXX,
Nr. 10. Wien, 1887; 8".
— k. k. mährisch-schlesische zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur-
und Landeskunde: Das Iglauer Handwerk in seinem Thun und Treiben
von der Begründung bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts urkundlich
dargestellt von Franz Ruby. Brunn, 1887; 8".
— kaiserlich russische geographische: Berichte. Band XXIII, Nr. 4. St. Pe-
tersburg, 1887; 8".
— der Wissenschaften, k. sächsische: Abhandlungen der philologisch-histo-
rischen Classe. X. Band, Nr. 7. Leipzig, 1887; 8«.
Kiew, Universität: Uuiversitäts- Nachrichten. Band XXVII, Nr. 8. Kiew,
1887; 8".
Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von D. A. Peter-
mann. 33. Band. 1887. XI. Gotha; 4«.
Revue, Ungarische. 1887. VHI— IX. Heft. 7. Jahrgang. Budapest, 1887; B«.
Rostock, Universität: Akademische Schriften pro 1886—1887; 4« und 8«.
Society, the Royal geographica!: Proceedings and Monthly Record of Geo-
graphy. Vol. IX, Nr. 11. London, 1887; 8".
Wissenschaftlicher Club in Wien: Mouatsblätter. IX. Jahrgang, Nr. 2
und Chronik des Wiener Goethe- Vereins. II. Jahrgang, Nr. 11 Wien,
1887; 8'\
XXVII. SITZUNG VOM 7. DECEiMBER 1887.
Die Coinmission der Savigny-Stiftung bei der k. Akademie
der Wissenschaften in Berlin übersendet ein Exemplar der
von ihr herausgegebenen jActa nationis Germanicae universi-
tatis Bononiensis 1887 ^
Die Kirchenväter-Commission überreicht eine Abhandlung
des Herrn Dr. Karl Wotke, betitelt: ,Glossae spiritalis se-
cundum Eucherium episcopum' zur Aufnahme in die Sitzungs-
berichte.
Das w. M. Herr Professor Dr. Büdinger hält einen zur
Veröffentlichung in dem Anzeiger bestimmten Vortrag , lieber
Savoueser Columbus- Urkunden'.
An Druckschriften wurden vorgelegt:
Academia, Real de la Historia: Boletin. Tomo XI, Cuaderno V. Madrid,
^1887; 8'1
— E. Virgiliana di Mantova : Atti e Meiuorie. Bienuio, 1885 — 1886, 1886
bis 1887. Mantova, 1887; 8^\
Academie, kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets: Mänads))lad. 15 Ar-
gängen. 1886. Stockholm, 1887; 8«.
.A.ssociation, the American for the Advancenient of Science: Proceedings.
XXXIV'»' et XXXV"' vülumes. Salem, 1886 and 1887; 8'».
Bibliotheque de l'Ecole des Chartas: Kevue d'Ermlition. XLVIIP annce
1887. 5« livraisou. Paris, 1887; 8",
Bonn, Universität: Akademische Schriften pro 1887; 63 Stücke -i" und 8«.
424
Gesellschaft, deutsche morgenländische: Zeitschrift. XLI. Band, 3. Heft.
Leipzig, 1887; 8".
Harlez, C. de: La Religion nationale des Tailares orientaux Maudchous
et Mongols, comparee ä la religion des anciens Chinois, d'apres les
textes indigenes avec le rituel tartare de l'Empereur K'Ien-Long. Bru-
xelles, 1887; 8". — Livre des Couseils d'Aterpat i Mansarspendan; tra-
duit du Pehlevi. Louvain, 1887; 8». — Tchou-Tze-Tsieh-Yao-Tchuen,
Resume de la Philosophie de Tchou-hi (Extraits). Paris, 1887; 8".
Johns Hopkins University. Studies in historical and political science.
5"* series, X. The Study of History in England and Scotland. Balti-
more, 1887; 8«.
Society, the Asiatic of Bengal: Proceedings. Nrs. 6, 7 and 8. Calcutta,
1887; 8".
Wotke. Glossae spiiitales sccundum Eucberinm episcopum. 425
Glossae spiritales seeuiiduui Eucliorium
episcopum.
Von
Dr. Karl Wotke.
Als ich die Handschriften der National -Bibhothek zu
Paris für Eiicherius durchsuchte, fand ich im Cod. lat. Nr. 7641
einen alphabetischen Auszug aus den ,Formulac spiritalis
intellegentiae^ dieses Bischofs, der die Aufschrift hatte:
, Glossae spiritales secundum Eucheriiim episcopum.^
Leider fehlen durch einen Blattausfall von der Mitte des Buch-
stabens C bis in die Mitte des Buchstabens P die betreffenden
Artikel. Doch lässt sich diese Lücke durch eine Handschrift
zu Brüssel und eine solche in Bern, die vollständig erhalten
sind, ergänzen. Dazu kommt noch ein zweiter Bernensis,
der allerdings auch nicht alle Worte, aber doch viel mehr als
der Parisinus bietet.
Wie ist nun dieser in den bezeichneten Handschriften er-
haltene Auszug angelegt? Der Excerptor ging die einzelnen
neun Capitel der Formulae durch — das zehnte ,dc nu-
meris' Hess er stets bei Seite — und notirte sich alle Worte,
welche mit A, B u. s. w. beginnen, und schrieb die Wörter
innerhalb der einzelnen Buchstaben in derselben Reihen-
folge nieder, in welcher er sie innerhalb der einzelnen Capitel
vorfand.
Doch verwandte er auf diese Arbeit keine besonders grosse
Sorgfalt und übersah so sehr viele Wörter, die hier kurz auf-
gezählt werden sollen : ^
' Ich citire nach der vom Cardinal Pitra in den Analecta sacra nach
dem Cod. Öessorianus s. VI besorgten Ausgabe der Formulae. Pauly's
426 Wotke.
accipiter, agni, alae, animal, aper, apis, aquila, aranea,
area, arietes, asina, asiiius, aues, cLlamis, cocciis, dies, Hieru-
salem, binnulus, liolocaustum, liostia, hyacintus, inaulae, iacere,
iuinentum, lacus, lamiua, leo, lepiiö, ligna, lilium, litus, locustae,
lumbi, lumen, luna, lupus, liitum, malagranata, mane, manipuli,
mare, mater, incridies, messis, miliuis, monoceros, mulier, mulus,
miisca, occidcns, pardiis, pera, poderis, promptuaria, psalterium,
sancta sanctorum, sponsa, tenebrae, iirsus, uxor, iiacca^ iiesper,
uipera, uulpes.
Nur den Bucbstaben F nahm er dreimal durch, indem er
das zweite Mal alle Worte von framea (130) an nachtrug und
bei einer dritten Revision noch fumus (142) fand, das er an
das Ende setzte. Dafür ring er für I dort zu lesen an, wo er
für H aufhörte (p. 526), und Hess so alle vorhergehenden Worte
aus. Dass man unter solchen Umständen, wenn sich hin und
wieder Worte nicht an der entsprechenden Stelle linden, was
z. B. gleich von den zwei ersten gilt, die Schuld nicht etwa
der Vorlage, sondern nur unserem Redactor aufbürden darf,
ist wohl selbstverständlich.
Was nun die eigentbch geistige Arbeit unseres Autors
betrifft, so machte er sich die Sache sehr leicht. Er nahm in
der Regel nur den ersten Theil der Erklärung auf, ohne
sich viel darum zu kümmern, was Eucherius als gegentheilige
Bedeutung anführt. Oft nahm er auch nur das erste Wort der
Erklärung in sein Manuscript hinüber, wodurch die Glosse
öfter ganz unverständlich wird. Nur sehr selten bildete er sich
eine Erklärung aus dem Citat, was z. B. bei den Worten ere-
nacius, ignis (165), hora, herba, lingua zutrifft.
Wie schon eingangs bemerkt wurde, sind nur zwei Co-
dices, ein Bruxellensis Nr. 9318 (A) und ein Bernensis Nr. 224
(B) vollständig erhalten, Avährend ein anderer Bernensis Nr. 258
(D) und der Parisinus (C) uns nur Theile des Glossars über-
Ausgabu ist, wie ich inicli bei meinen handschriftlichen Studien über-
zeugte, ohne Gewähr. Nur möchte ich noch bemerken, dass ich oft
Fehler jener Ausgabe stillschweigend verbesserte. Eine Nachcollation,
die ich selbst noch an den wichtigeren .Stellen einsali, verdanke ich
der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Holder, der den iSessorianus separat
herausgeben will.
Glossae spiritales secundum Encberium «piscopum. 427
liefern. A s. X ist sehr gut erhalten und enthält unser Stück
124 '^— 128 ^ Auf eine Seite gehen 32 Zeilen. Voran gehen
Schriften I s i d o r s , während ,synonyma Cicero nis' den
Schluss bilden. Die Handschrift gehörte, wie ganz unten auf
dem ersten Blatte angemerkt ist, dem Jesuitenklostcr zu Ant-
werpen. Ueber B bemerkt Hagen im Katalog: s. X. membr.
2" fol. 226. Voran gehen auch Schriften Isidors, dann
kommen verschiedene Glossarien, unter denen 189'' — 11)1 ^
das unsere steht.
C s. X. Die Schrift ist schon sehr vergilbt und oft ganz
unleserlich. Unser Stück steht 84'' — Sd^. Voran gehen glossa-
riumuetus, Ciceronis synonyma, Senecae, Publii Syri
et aliorum sententiae, den Schluss bilden Glossae in Ho-
ratium. Von D sagt Hagen: s. IX. membr. 4'^ fol. 192. Ex
libris Petri Dauielis Aurelii 1564, deinde Bongarsii. Es ist der
bekannte Glossariencodex, in dem 190-' — 191'' auch unser Text
zu lesen ist. Diese Handschrift enthält eine Menge grammati-
scher, mittelalterlicher Glossen, die ich mit kleinen Lettern
setzen Hess; leider verdrängten dieselben einen Theil der eigent-
lichen Eucherius-Glossen. A nnd C wurden von mir selbst ver-
glichen, während ich die Collation von B und D durch gütige
Vermittlung des Herrn Professor Hagen dem Herrn stud. phil.
Bermeitinger verdanke. Dass nun alle vier Handschriften
auf einen einzigen Archetypus zurückgehen, beweist schon die
Thatsache, dass sich in der Aufeinanderfolge der einzelnen Worte
keine besonderen Verschiedenheiten finden; hinzu kommen noch
gemeinsame Schreibfehler, wie z. B. 120 sorsum u. s. w. Ferner
lehrt ein Blick in den kritischen Commentar sofort, dass A und
B eine, und zwar die bessere Classe bilden; ich erinnere nur
an den so oft wiederkehrenden Fehler sunt für siue, der
sich aus der in der gemeinsamen Vorlage sich vorfindenden
Abbreviatur s., wie sie noch A 159 erhalten ist, erklärt. Die
zweite Classe bilden C und D, wobei zu merken ist, dass
D an letzter Stelle zu stehen kommt. Endlich enthält noch
der Cod. Ca sinensis Nr. 439, s. X. foL 81—83 dieses
Glossar. Es ist der Text von D, nur sind die einzelnen
Worte ganz Avillkürlich durcheinander geworfen, so dass es
nicht der Mühe werth erscheint, die Varianten dieser Hand-
schrift beizufügen.
428
Wotke.
Unser Tractat erweist die grosse Beliebtlieit, deren sich
der heute fast ganz vergessene Eucherius in der ersten Hälfte
des Mittelalters erfreute; denn dass unser Auszug spätestens
im achten Jahrhundert angefertigt wurde, Avird wohl Jeder,
der mit den gewöhnlichen Fehlern der Handschriften jener
Zeit auch nur oberflächlich bekannt ist, zugeben. Darauf aber
beruht auch der Werth unseres Lexikons für die Feststellung
des Textes des Eucherius selbst, mit welcher ich für das Corpus
scriptorum ecclesiasticorum beschäftigt bin. Die Adnotatio
critica wird sich durch die Herstellung dieses Abdruckes zu
ihrem Vortheil vereinfachen lassen.
13) arbor: homo
14) aquae: populi
15) amici: concordes in deo
16) aures: oboedientia fidelis
1 7) adcps : pinguitudo gratiae
diuinae
18) arma: interiores homines
19) azimum: sine fermeuto ma-
litiac
20) acctum: aspcritas corruptae
mentis
21) abyssus: profuuditas scriptu-
rarum
22) abyssus: aquac inmensitas
23) abyssus : incffabilia iudicia
dci
2-1) abyssus: internus
25) abyssus: corda hominum
2(j) abyssus: sapicutia
Incipiunt glossae (glose C) spiritales iuxta Eucherium episcopum ABCD.
1) III, 21, p. 518. — 2) III, 16, p. 518. — 3) I, 2, p. 513 auris D. —
4) I, 13, p. 514 arcbus D. — 5) I, 10, p. 513 ara D sauctos Ä B Sfesso-
rianus) sanctis CD. — 6) II, 25, p. 516. — 7) II, 26, p. 516 7 et 6 ordine
inuerso B. — 8) II, 27, p. 516 color (m. 1) C coler B. — 9) II, 28, p. 516
inanitati.s S. — 10) II, 31, p. 516 aestas ABD aestus CS. — 11) II, 33,
p. 516. — 12) III, 3, p. 517 infnictuosa S homines D. — 13) III, 57,
p. 520. — 14) III, 77, p. 521 aqua S arnia/,/ A. — 15) V, 20, p. 527 concor-
(lis CD dominum S. — 16) VI, 8, p. 529 obaudientia ABC obedientia D
fidelium S. — 17) VI, 23, p. 530 pinguido A B. — 18) VI, 44, p. 531
anterioris liominis C. — 19) VII, 6, p. 531 feimeiitum CD. — 20) VII, 16,
p. 532. — 21—26) VII, p. 533 abysus .1 B. — 22) immensitas B. —
23) iuditia C. — 24) deest in A. — 25) sapientiae A.
1) Agricola: dcus
2) ager: mundus
3) aures domini: exauditio di-
uina
4) arcus: intentio conminationis
domini
5) arma domini: adiutoria eins
in sanctos
6) aquilo: diabokis ucl homines
infidcles
7) aquilo: uentus
8) auctor: calor fidel
9) aer: inanis enuntiatlo
10) aestas: vcuturao iocundltatls
praefiguratlo
11) anni: pro aetcrnltäte accipi-
untur
12) arida : infructuosi hominis
caro
Glossae spiritales secundum Eucherium episcopum.
429
27) ascia: prauorum persecutio
28) annulus: signaculum fidci
29) aurum: interior scripluraruni
sensus
30) argentum: cloquia diuina
31) aes : uanitas uel inanitas fidei
32) aedificare: bona opeva faccre
33) ambulare: ad dcum tendere
34) ascensus: profectiis in deum
35) arta: districta uel tribulatio-
nibus pressa
36) aspera: inoboedientia
37) arca: caro dominica uel corda
sanctorum
38) arca: ecclesia
39) altare: fidei altitudo
40) Aegyptus: mundus uel gen-
tilium populus
41) Aethyopia: ecclesia ex gen-
tibus
42) Bracchium domini: filius per
quem operatus est
43) baculum dei: sustentatio con-
solationis dei
44) botrus: ecclesia sine corpus
domini
45) bestia: diabolus uel iiuinines
feri
46) boues : apostoli
47) bipennis: geminata ultio
48) byssus: castitatis (uel) con-
tinentiae candor
49) babylonia: mundus
50) brauium : consummatorum
(praemium)
51) Currus dei: sedes dei
52) carbones: ignis caritatis
53) caeli: apostoli siue saiicti
54) coruscationes : splendores eu-
angelii
55) caligo: diuinorum secretorum
operimentiim
56) eoUes : sancti, sed minores
merito
57) campi: sancti siue scripturae
diuinae
58) cultura: sancti
59) condensa: opaca uel contecta
27) VII, 54, p. 535 arua C praua D. — 28) VH, G9, p. 535 anolus
AB CD signaculum ABDS signum D. — 29) VII, 71, p. 536 intel-
lectus S census sciipturarum D. — 30) VH, 72, p. 536. — 31) VII, 74, p. 536.
— 32) VIII, 1, p. 536. - 33) VIII, 5, p. 536. — 34) VIII, 12, p. 537 deo D.
— 35) VIII, 17, p. 537 praessa A B pressa deest in C. — 36) deest in S
inobedieutia C D. ~ 37) IX, 6, p. 538. — 38) IX, 7, p. 538 archa his D
aecclesia A. — 39) IX, 25, p. 539 fide A. — 40) IX, 65, p. 540 populum ABD
populi C Aegyptum, raundum D. — 41) IX, 66, p. 541 ex gentibus desnnt
in D. — 42) I, 4, p. 513 brachium AB CD. — 43) I, 20, p. 514 dei AB
domini D am. C consolationes A. — 44) III, 41, p. 519 deest in O sive]
sunt AB. — 45) IV, 26, p. 524 bestiae S bi.stea B bestea C fieri (.lir) A.
— 46) IV, 56, p. 525 bouis D. — 47) VII, 55, p. 535 bipinnus A gomina
adflictio S. — 48) IX, 28, p. 538 candor AB CS ardor D uel Ü. om. ABCD
continentia CD. — 49 IX, 68, p. 541 Babilon S Babyloniae D. — 50) IX,
77, p. 541 brauium S bracliium AB bratium C bladium D praemium
om. ABCD. — 51) I, 18, p. 514 carrus D sedis Am. 1 sedes corr. m. 2. —
52) I, 21, p. 514 carboni.s D. — 53) II, 1, p. 515 sive] sunt A C uel C. —
54) II, 4, p. 515 coruscationis splendoris CD. — 55) II, 13, p. 515. —
56) ni, 9, p. 518 meriti B S. — 57) HI, 17, p. 518 sancti sive om. S sive]
sunt AB. — 58) m, 20, p. 518. — 59) m, 53, p. 520 obacta D tecta S.
430
Wotke.
60) cedri : excelsioris potentiae
uiri
61) coruus: nigritudo pcccatoris
62) columba: spiritus sanctus
63) ceruus: spiritus uel sancfi
64) camchis: diuitiae saeculi
65) caprac : ueluti ex gentibus
ucnientes
66) canis: diabolus uel iudaeus
67) cadauera: infidelium corpora
68) Caput: christus
69) capilli: ornatus iustitiae
70) caro: homo exterior
71) calcaneum: subplantatio
72) cilicium: paenitentiae testi-
monium
73) eingulum : spiritalis operis
conexio
74) calciamenta: praeparatiopacis
75) coagulatum: uitiis concretura
76) calix: domini passio
77) cibus : sermo uel uoluntas
domini
78) cophini: apostoli
79) cathedra: doctrina
80) cinis : humanae fragilitatis
uetustas
81) candelabrum : ecclesia
82) clauis: adapcrtio scientiae
83) clauis: iustitiae reseratio
84) currere : in operibus bonis
proficere
85) chirographum : conscriptio
hominis
86) cornu: fortitudo uel regnum
87) eines: fideles
88) cenaculum: altitudo fidei
89) columna: firmamentum
90) cithara: pectus deuotum
91) chorus: concordia
92) cymbala : labia dominum
confitentia
93) Corona: aeterna gloria
94) Dextera domini: filius dei
95) dexter: diabolus
96) damma: Christus uel sancti
97) draco: diabolus
60) III, 65, p. 520 caedri D excelsLores ACB. — 61) IV, 13, p. 523
curuus A nigredo S. — 62) IV, 16, p. 523. — 63) IV, 32, p. 524 Christus
uel sanctus S. — 64) IV, 54, p. 525 diuites rebus saeculi onusti S seculi A.
— 65) IV, 65, p. 525 iusti interdum ex g. u. S uenienti D. — 66) IV, 69,
p. 526 canis post diabolus D iudeus A ixideos C. — 67) V, 45, p. 529. —
68) VI, 2, p. 529 capud A. — 69) VI, 5, p. 529. — 70) VI, 31, p. 530
choro A. — 71) VI, 36, p. 531 .snpplantatio A. — 72) VI, 41, p. 531 paeni-
tentia D. — 73) VI, 42, p. 531 cingohun B con.] accinctus 8. — 74) VI, 43,
p. 531. — 75) VII, 11, p. 532 coaculatum ABD coacolatum C uitis ABC
uo.stis D. — 76) VII, 19, p. 532. — 77) VII, 22, p. 532. — 78) VII, 36, p. 534
copliani AB. — 79) VII, 38, p. 534. — 80) VII, 42, p. 534 renis B
caenis D uetustas S om. C. — 81) VII, 49, p. 535 eclesia D. — 82) VII, 51,
p. 535 su2Jrn Im. m. 1 exh. A. — 83) VII, 52, p. 535 uirtutos S. — 84) VIII,
8, p. 536 eurrire A cursiro D proficere] properaro 8 in C desunt omnia
nnqiie ad porcina (85 — 260). — 85) IX, 10, p. 538 cirographum A cyrogra-
phnm BD homis A. — 86) IX, 15, p. 538 fortido (nie m. 1) A. — 87) IX,
38, p. 539 cinis fidelis D. — 88) IX, 48, p. 540 meritorum S. — 89) IX, 50,
p. 540. — 90) IX, 57, p. 540 pocctus D. — 91) IX, 61, p. 540. — 92) IX,
63, p. 540 deum <*? domiui D. — 93) IX, 78, p. 541 aetornae gloriao pro
institia raorcos 8. — 94) I, 5, p. 513. — 95) II, 16, p. 516 diabuius B. —
96) IV, 43, p. 524 dammula 8 daniina A. — 97) IV, 79, p. 526 diabuius B.
Glossae spiritalcs secnndnm Eucherium opiscopuin.
431
98) diucs: fidclis
99) dextei'fi: opcra bona
100) duo lapidcs: diio tcsta-
menta
101) duo chcrubin: duo tcsta-
menta
102) distruerc: mala opcra oxcr-
ccre
103) dormire : transitu(m) apud
Christum (requiescere)
104) dormire: pcccatorum sopor
105) disccnsus: defectus a doo
106) directa: a praeceptis dei
(ordinata)
107) docirina: secretiora
108) domus: anima
109) decachordum : praccepta de-
cem
110) Elephantus: peccator inma-
nis
Hl) crenacius: lepus uel gcns
inualida
112) equus: uir sanctus, et in
mala parte
113) Filius: populus credentium
114) filia : anima fidclis siue
ecclcsia
115) fauccs: iudicii inicllcotus
Hü) fei: araaritudo malitiue
117) faex: ultimum iudicii
118) farina: opus bonum
119) fcstuca: peccatum lenius
120) funcs: sors* ucl* hereditas
121) f'urcs: peccata
122) fures: haeretici uel pseudo-
proplictao
123) t'errum: tribulatio
124) fictile: fragilitas cai'nis
125) fouea: dolus uel lapsus
126) filii syon: filii ecclesiae
127) filii Hiurusalcm: quod supra
128) fundamentuni : Christus uel
fides
129) fenestra: uisus et auditus
130) framea: ultio diuina in
impios
131) fulgura: uirtutes uel ucrba
Christi
132) finis: uitae uel saeculi con-
summatio
133) facnum: caro uel uana gloria
98) V, 34, p. 528 diuis D tideles AB. — 99) VI, 16, p. 5:^0. —
100) Vn, p. 53:3. — 101) VII, p. 534 Cherubim D. — 102) VIII, 2, p. ö3G
clestniere H. — 103) VIII, 10, p. 537 transire B aprae Christum AB reiiuie-
scere om. ABI). — 104) VIII, 11, p. 537 peccatorum torposcere soporem S.
— 105) VIII, 13, p. 537 desconsus S. — 106) VIII, 18, p. 537 ordinata S
om. ABB. — 107) deestin S. — 108) IX, 47, p. 540. — 109) IX, 58, p. 540
decacorda S decim AB. — 11(») IV, 30, p. 524 elefantus A lefantiis D
peccatori AB. — 111) IV, 25, p. 524 erenatius A. — 112) IV, 49, 50, p. 525
equos D. — 113) V, 17, p. 527. — 114) V, 18, p. 527 sive] sunt AB siue
ecclesia ovi. D. — 115) YI, 11, p, 529 faucis D. — 116) VII, 15, p. 532
maliciae D. — 117) VII, 21, p. 532 iudicia A. — 118) VII, 33, p. 533. —
119) VII, 60, p. 535 fistucam B leue S. — 120) VII, 62, p. 535 funis A B
sorsum AB sursum D sors uel S. — 121) VII, 62, p. 535 desimt in AB. —
122) IX, 70, p. 541 herfitici ABB. — 123) VII, 76, p. 536. — 124) VII, 78,
p. 536 carnis mn.. AB. — 125) VIII, 23, p. 537 lapsus] abyssus B. — 126) IX,
3, p. 537 filiae bis exh. B. — 127) IX, 4, p. 537 liir A hier B liiertm B
sion 8. — 128) IX, 45, p. 540. — 129) IX, 52, p. 540 fenestrae S l'nno.stras B.
— 130) I, 12, p. 514 impiis B. — 131) II, 5, p. 515 fulgora AB nirtutis Z>.
— 132) deest in S consummatio saeculi B. — 133) III, 45, p 519
432
Wotke.
134)
135)
13G)
137)
138)
139)
140)
141)
142)
143)
144)
145)
146)
147)
148)
149)
150)
151)
152)
flores: Christus uel sancti
foliura : sermo doctrinae
ficus : sjaiagoga
fontes : baptismum
flumina: infidelium populi
fluctus: temptationos
formica: prouidus uel opera-
rius
frater: sanctus uel proxi-
mus
fumus: ira dei uel uanitas
Gressus domini: aduentus
uel uisitatio dei
gladius: uiudicta uel sermo
domini
grando: conminatio domini
glacies: duritia peccatorum
gallus: dominus auf uir
sanctus
gallina: sapientia uel eeclesia
siue anima
genua : confessio humili-
tatis
gressus: profectus operum
gradus: spiritalis ascensus
gentes: uitia
153) Hiems : persecutio uel tribu-
latio
154) hora: quingenti anni in
iudicio
155) hoi'deura: legis littera
156) lierba: iocunditas uel finis
157) barundo: peecator uel fra-
gilis in fide
gentium
158) harena maris : multitudo
159)
160)
hirci: peccatores siue gen-
tiles
hoedi: peccatores
161) luvenes: alacres in deum
162) inferior horao: anima ratio-
nalis
163) ignis: spiritus sanctus
164) ignis: Caritas
165) ignis: flamma eins
166) ignis: tribulatio
167) ignis: ira
168) ignis: uoluptas
169) iubileus: uentura quies
170) iubilatio: clamor spiritalis
171) inimici : diabolus uel sa-
tellites eins
i:>4) III, 48, p. 519 floris D uel species iustitiae S. — 135) III, 61,
p. 520. — ISfj) III, G9, p. 521 sinagoga A B. — 137) III, 76, p. 521. —
138) III, 81, p. 522. — 139) III, 86, p. 522 temptationis D. — 140) IV, 73,
p. 526 peruidum uel opera Z>. — 141) V, 12, p. 527. — 142) I, 22, 23,
p. 514. — 143) I, 9. p. 513 gre.siis B uel ui.s domini BS. — 144) I, 15, p. 514.
— 145) II, 18, p. 516 comminationes S. — 146) II, 22, p. 516 gluties A
gelatiis dmüciam B duritio.s S. — 147) deest in S ant] uel B. — 148) deest
in S sine anima A m. 2. — 149) VI, 32, p. 530. — 150) VI, 37, p. 531 per-
fectus B. — 151) IX, 54, p. 540 gralns B. — 152) IX, 71, p. 541. — 153) II,
32, p. 516 hiomps B S. — 154) II, 37, p. 517 quinginti AS. — 155) III,
31, p. 518. — 156) III, 46, 47, p. 519. — 157) III, 71, p. 521 harndo (m.
1) A fidem peccatum B. — 158) III, 90, p. 522 innnmorabilis m. S. —
159) IV, 64, p. 525 siue] sunt A B. — 160) IV, 67, p. 526. — 161) V,
23, p. 528 inueuis B. — 162) VI, 1, p. 529. — 163) VII, p. 533. —
164) VII, j). 533 c-aritatis AB. — 165) VII, j). 533 flammao AB. — 166) VII,
p. 533. — 167) VII, p. 5;?3. — 168) VII, p. 533. — 169) IX, 36, p. 539
iubeleus ABC nenturae quietis sigiium S. — 170^ IX, 64, p. 540. —
171) IX, 69, p. 541 satellites einsj nitia S diabulus B sallites (sie) AB.
Olossae spiritalos secundum Kuchoiium ppiscopiim.
433
172)
173)
174)
175)
17G)
177)
1781
179)
180)
181)
182)
183)
184)
18;'))
18(3)
187)
188)
189)
190)
191)
Lingua: sapientia
lac: mentis sinceritas
linum: spiritalis fortitudo
lampades: animae iustae
lacerna: ecclesia uel anima
lucerna: opera bona
laqueus : dolus
lapides pretiosi: apostoli
languor: uitiorum morbus
lepra: peccatorum contami-
natio
lex : praecepta
anima pecca-
Meretrix
trix
merceunarii: seruientes do-
niini
medicus: Christus uel doctor
mortui : peccatores
mauus : opus
mel: dulcedo praeceptorum
dei
merum: sinceritas iudicii
mola: uitae conuersatio
modius: corpus humanum
uel leges
192) mensa: altare uel relatio
spiritalis
193) margarita: doctrina euange-
lica
194) mundare: uitiis expurgarc
195) mj^rrha: mortalitatis iudi-
cium
196) muri: monumenta scriptu-
rarum
19 7) maceria: lex
198) Nubes: prophetae siuesancti
199) nebula: uelamenta myste-
riorum
200) niues: candor iustitiae
201) nox: iniquitas uel infidelitas
202) nidus: ecclesia uel bona
couscientia
203) nocticorax: Christus uel uir
sanctus
204) notitia: Caritas
205) nudus: carens baptismum
206) nefandum: nee dicendum
207) iiutu: ixoluntate siue
208) nares: spii'aculum fidei
209) nauis: ecclesia
172) VI, 14, p. 529. — 173) VII, 9, p. 531. — 174) VII, 31, p. 532. —
175) VII, 45, p. 534 lampade A laiiipadae BD. — 17G) VII, 46, p. 534
lacerna D ecclesiae uel animae S. — 177) VII, 46, p. 534. — 178) VII, 61,
p. 535. — 179) VII, 73, p. 536 praeciosi D praetiosi apostoli B. — 180) VIII,
27, p. 537 lang-or D. — 181) VIII, 28, p. 537 li^n-a AB contuminatio A
comminatio D. — 182) IX, 9, p. 538 pr. diuina S. — 183) V, 27, p. 528. —
184) V, 31, p. 528. — 185) V, 33. p. 528 doctus S. — 186) V, 43, p. 529.
— 187) VI, 15, p. 530. — 188) VII, 13, p. 532 dulcido AB. — 189) VII, 20,
p. 532 sinceritatis A D. — 190) VII, 34, p. 533 molam AD. — 191) VII, 48,
p. 534 legis D legis littera S. — 192) VII, 50, p. 535 refectio S. — 193) VII,
G8, p. 535. — 194) VIII, 3, p. 536 expugare A. — 195) IX, 29, p. 539
mirra AB myrra D inditium D. — 196) IX, 39, p. 539 monumenta ABD
scripturae S scriptura D. — 197) IX, 46, p. 540 macheria ABDS. — 198) II,
2, p. 515 siue] sunt A B. — 199) II, 12, p. 515 uelamentum S mist A B
mystia D. — 200) 11, 17, p. 516 pro candore S. — 201) II, 34, p. 516. —
202) IV, 5, 6, p. 522 aecclesia D. — 203) deest in S noctecorax A necticorax
BD. — 204) deest in S noticia D. — 205) V, 39, p. 528 baptismi uestimeuto -S
carens latis mundi D. — 206) deest in ABS. — 207) deest in ABS. —
208) VI, 9, p. 529. — 209) VII, 5G, p. 535 naues ecclesiae D.
Sitzangsber. d. pUii.-Mst. Ol. CXV. Bd. I. Hft. 28
434
Wotke.
210) iiauicula: homo
211) nautae: cogitationcs homi-
nuni gubernantes
212) Oculi domini: inspeetio di-
uina
213) OS domini : sermo ad liomines
214) oriens : saluator
215) olea: sauctus misericordia
abtindans
216) Oleaster: homo sine fructu
217) onager: ereraita
218) oues: populi fideles
219) ob: propter
22ü) operarii: apostoli uel prae-
dicatores euangolii
221) ociili: intellectus fidelis
222) os: sermo ipse
223) ossa: firmitas animae
224) oratio: dictio iiel oris ratio
225) orator: expositor uel locutor
caiisarvim
226) olympum: caelum
227) olla: prosapia
228) oleum: misericordia nel
sanctvis Spiritus
229) olla: tribulationis excoctio
230) ostium: adapcrtio fidei
231) Organum: homo
232)
233)
234)
235)
236)
237)
238)
239)
240)
241)
242)
243)
244)
245)
246)
247)
248)
249)
250)
251)
252)
Pedes domini ; stabilitas
aeternitatis
pluvia: praecepta uel man-
data domini
pruina: abstinentia
pulvis: peccatorcs
puerpera: mulier quae priiiiuni
partum parit
praedicat: antedicit
praefatur: anteloquitur
petra: Christus
pascua: refectio spiritalis
paleae : peccatores
palmites: apostoli iiel sancti
poma: sanctorum fructus
palma : perfectio uel uictoria
pisces : sancti
pennac: scripturae diuinac
pulli : sancti, et in mala parte
pellicanus: deus Christus
perdix: diabolus
pecora : simpliciores homines
pater: dominus
proximi: fide propinqui
210) VII, 57, p. 535. — 211) VII, 57. p. 535 naute AB cogitatiunis I)
hominem S. — 212) I, 1, p. 515 inspectatio D. — 218) deestinS. — 211) II,
38, p. 517 omens (sie) Ä. — 215) III, 67, p. 521 oliua S misericordiae SD.
— 216) in, 68, p. 521. — 217) IV, 40, p. 524 horemita ABS. — 218) IV,
62, p. 525 lidelis D. — 219) deest in ABS. — 22U) V, 28, p. 528 euano-ilii ,4
om. S. — 221) VI, 6, p. 529. — 222) VI, 13, p. 529. — 224—227) desiint
in ABS. — 226) olimpum D. — 227) VII, 3, p. 531 dcest in D spiritus
sanc-tus S. — 228) VII, 43, p. 534. — 229) VII, 44, p. 534. — 230) IX. 49,
]). 540 ostenm AB. — 231) IX, 59, p. 540 deest in D orgnum (sie) A. —
232) I, 7, p. 513 stabilitatis B. — 233) II, 16, p. 515 praeceptum D. —
234) II, 20, p. 516 obstinentia B. — 235) III, 4, p. 517. — 236—238) desunt
in ABS. — 239) III, 13, p. 518. — 240) III, 19, p. 518. — 240—279) de-
sunt inü. — 241) III, 32, p. 519. — 242) III, 36, p. 519 apostoliuni sancti ß.
— 243) III, 03, p. 520. — 244) III, 64, p. 520. — 245) HI, 84, p. 522. —
246) IV, 4, p. 522 diuinac ovi. S. — 247) IV, 7, 8, p. 522, 523 s. dicitur B
s. dous A in nialam partem S. — 248) IV, 12, p. 523. — 249) IV, 15,
p. 523 diabulus B. — 250) IV, 63, p. 525 honiiiu>.s| qui(|uo S. — 251) V
10, p. 527. — 252) V, 19, p. 527.
lilossae Bpiritales socnndura Enoheriuin opiscopum.
435
253) paruulus: meute humilis
254) pastor: dominus uel apo-
stolus
255) piscatores: apostoli uol duc-
tores
256) pauperes: liumiles et beati
257) pcetiis: Organum intelle-
gentiae
258) pellis : signum mortalitatis
259) pedes : cursus uitae uel
stabilitas
260) panis: Christus uel sermo
domini
261) porcina: peceata
262) pix: inquinamentum
263) potus: exordium dcleetorum
264) pecunia: uerba diuiua
265) plumbum: peccatorum pon-
dera
266) praua: a dei praeceptis do-
uia
267) plana: oboedientia praece-
ptorum
268) puteus: diabolus uel infer-
num
269) pactum: confocderatio gra-
tiae diuinae
270) praeputium: uita gentilis
271) purpura: martyrii specics
2 72)
273)
274)
275)
276)
27 7)
278)
279)
280)
281)
282)
283)
284)
285)
28G)
287)
288)
289)
290)
291)
292)
pascha: praenuntiatio domi-
ni ci ti'anaitus
portae: scripturac sancfac
platea: beatitud(j dilatata
sanctorum
paries : struetura bonorum
operura
pauimentum: liumiliafio di-
lecti
pugna : certamen aduersus
iuic[uitates spiritales
pax: caruis spiritusque con-
cordia
pax: Christus
Quaniquam : quamvis
qiiinni: nisi ([uid
quaeue: uel quid
queat: possit
quisnaiii : uel quis
quicquaui: aliquid
quippe: reuera
quoddam: aliquod
quanto citius: quanto uelo-
cius
qua: unde
quo: ubi
quae: unde
quousque : usque ubi uel quam-
diu
253) V, 25, p. 528. — 254) V, 29, 30, p. 528. — 255) V, 32, p. 528.
— 256) V, 36, p. 528 imm. sing. S. — 257) VI, 18, p. 530 arcanum S. —
258) VI, 29, p. 530. — 259) VI, 34, p. 530. — 260) VII, 1, p. 531 semo
(.ncm.l) B. — 261) VII, .5, p. 531. — 262) VII, 17, p. 532. — 263) VII, 23,
p. 532 putus AB pudns C e. d.] seruio uel xioluntas domini S dilectorum A
delectorum B peccatorum C. — 264) VII, 29, p. 532. — 265) VIT, 77,
p. 536 pondera peccatorum B C S. — 266) VIII, 19, p. 537 diuina A. —
267) VIII, 20, p. 537 dee^t in A obedientia C. — 268) VIII, 24, p. 537
diabulus B diabolum C infernus S. — 269) IX, 11. p. 538 confideratio diuinae
gr. C. — 270) IX, 13, p. 538 praepitium A prepudium C. — 271) IX, 16,
p. 538 martyris S martyrura C. — 272) IX, 34, p. 539. — 273) IX, 42,
p. 539 porte scripture C. — 274) IX, 44, p. 539 plateae S. — 275) IX, 51,
p. 540 paries om. C. — 276) IX, 55, p. 540 h. delicti All dilecti C uel
adflictio animae add. S. — 277) IX, 73, p. 541 cartamen AB nequitias S inL-
quitates .spiritales om. C. — 278) IX, 74, p. 541 et ,9. — 279) IX, 75, p. 541.
— 280 -292) desunt in A B C S.
28*
436
Wotke.
293) quadragesima : figura prae-
sentis uitae
294) quinquagesima: manifestatio
f'uturae' beatitudinis
295) Repente: subito
296) reor: arbitror
297) reserare: apei'ire
298) relatio : sermo qui refertur
299) roborare: confortare
300) reticere: tacere
301) rabies: iracundia
302) rumor: fama
3u3) rutilat: fulget, splendet
304) rimatur: quaerit
30Ö) redolet: bene ölet
306) ratus: arbitratus
307) reserat: aperit
308) rite: rectum uel ordinabiliter
309) romjjhea: gladius
310) ros: uerbum doinini
311) rosac : martyrcs
312) radix: origo
313) ramus: saccessio
314) rubus: Mariae uirginis caro
315) rliinocoron: fortis
316) ranae : dacmones
317) rcx: dominus
318) regiua: ecclcsia
319) renes: supcriova scmisus
320) retia: gubcruatio
321) rota: orbis
322) rota: uolubilis uel insta-
bilis
323) rationale: doctrinae uel ra-
tionis a pectore declaratio
324) solura: terra
325) sjjecus: spelunca
326) stilus: scriptura
327) sei'ta: coroua
328) sata: seminata
329) seu: siue
330) segnis : piger
331) sollertes: ingeniosi uel astuti
332) superstes: uiuus
333) sistinit: statuuiit
334) situ: positione
334) saepe: frequenter
336) subter: subtus
337) series: ordo
338) suppellex: facultas
339) scilicet: i'euera
340) sofistica: philosophia
341) soiisma: sapientia
342) scutum: protectio diuiiia
343) sagittae: praecepta diuina
344) sedes: augeli uel saucti
345) sol: dominus Icsus Christus!
346) sto;llae: sancti uel angeli
347) sulci : corda sanctoi'ura
34b) senien: praedicatio diuina
293) IX, 33, p. 539 quadraginsima A D. — 294) IX, 35, p. 539 quiu-
quaginsima ABC futurae] figurae A B. — 295—308) de-sunt in A B C S. —
309) I, 16, p. 514 rumphea BC rumpea A. — 310) II, 15, p. 515 ue uerbum
(sie) A. — 311) m, 50, p. 519. — 312) III, 55% p. 520. — 313) III, 59,
p. 520 ramos C. — 314) III, 73, p. 521 rufus ABC marie C caro] praeli-
guratio S. — 315) IV, 39, p. 524 rinocerou ABC tbrtes quique S. — 316) IV,
71, p. 526 rane demones C. — 317) V, 7, p. 527. — 318) V, 8, p. 527
eclesia C. — 319) VI, 20, p. 530 rene A interiora S. — 320) VII, 58,
p. 535 praedicatio S. — 321) VII, 64, p. 535 urbs C. — 322) VII, 64,
p. 535. — 323) IX, 21, p. 538. - 324-341) desimt in AB CS. — 342) I, 11,
p. 514 (lomini ,S'. 342—391 demnb in D. — 343) I, 14. p. 514 praecepta ex
praeceptio ^ m. i praeceptio C. — 344) 11,8, p. 515 angeli] euangeliuni C
siue S. — 345) II, 9, p. 515. — 346) II, 11, p. 515 stillao C u. a.] siue docti S.
— 347) III, 22, p. 518. — 348) III, 23, p. 518 divina praedicatio CS.
Glossao spiritales secuudum Euoherium eiiiscupum.
437
349) stipula: aritUi fides uol iiianis
350) siluue: geiites
351) Spinae: diuitianim curao
352) struthio : haereticusuel pbilo-
sophiis
3) scarabaeiis : dominus
sues: peccatüros inmuudi
serpens: diabolus
scorpio : diabolus
soror: ecclosia
sponsus: Cbristus
senex : uir eonsuramatao
iustitiae
sepulchrum: corpus pccca-
toris
sinistra: opcra mala
sanguis: operatio carnalis
stola: indumentum baptismi
similago: puriiatis boiium
subcinericium : bumilitatis
subiectio
sal: condimentum sapicntiac
sicera : confcctio nequitiae
35i
354)
355)
356)
357)
35S)
359)
3G0)
361)
362)
363)
364)
365)
366)
367)
368) sacculus: tliesaurizatio
369) scabellum: liumiliatio
370) st at cra : acq n i t as
371) scra: rcpagula
372) spongia: caua infidclitas
373) scalac: sanctorum profeetus
374) (scopac): cura superstitioiiis
375) starc: tidc consisterc
376) scdcrc: gloriosum ticvi
37 7) spatiosa: inlccobris dilatala
378) sauitas: mcntis intcgrifas
379) syon: ccclesia
380) sacrificium: oblatio iustitiae
381) sabbatum: requies spiritalis
382) Tuba dei: uox doraini
383) tonitrua: uoces euangelii
384) throni: angeli uel sancti
3 8 5 ) tempcsl as : persccutio
386) tempora: opportuna distri-
butio
387) tei'ra: homo ipso
388) triticum : sancti uel elccti dei
349) m, 27, p. 518 aridi ad tidem S. — 350) III, 52, p. 520. — 351) III,
74, p. 521 spine A C. — 352) IV, 11, p. 523 strutio AB structio C here-
ticus A B C tilosophus G. — 353) IV, 21 , p. 523 scarabeus A B C. —
354) IV, 60, p. 525. — 355) IV, 77, p. 526 diabolos C. — 35G) IV, 80,
p. 526 scuvpio A B scorpius C diabolos C. — 357) V, 13, p. 527 eclesia C.
— 358) V, 15, p. 527. — 359) V, 21, p. 527 senes consummatae iustitiae S.
— 360) V, 47, p. 529 sepulcrum A. — 361) VI, 17, p. 530 non bona S. —
362) VI, 30, p. 530. — 363) VI, 40, p. 531. — 364) VH, 7, p. 531 senielago
AB puritas mentis S puritas bonum AB. — 365) VII, 8, p. 531 subceueri-
tium C humilitas A oblatio S. — 366) VII, 12, p. 532. — 367) VII, 18,
p. 532 sincera A seucera B. — 368) VII, 27, p. 532 thesaurisatio A thesau-
rizazio 0. — 369) VII, 40, p. 534 scabillum C humiliatorum subiectio S. —
370) Vn, 1, p. 534 aequiti/7// 0. — 371) VII, 53, p. 535 serae S repacula
ABC. — 372) VII, 65, p. 535 spttngia AS inficie //tas C. - 373) VII, 66,
p. 535. — 374) VII, 67, p. 535 scopae om. ABC curae A B scurae C
suprastituti A B sapricst///7t// C. — 375) VIU, 4, p. 536. — 376) VIII, 6,
p. 536 in denm humiliter sumere S. — 377) VIII, 16, p. 537 ilecebris B.
— 378) Vm, 26, p. 537 megr/;//// C. — 379) IX, 2. p. 537 eclesia C —
380) IX, 26, p. 539 dilatio C. — 381) IX, 32, p. 539. — 382) I, 17, p. 514
doraini (bis) S. n. diuina B. — 383) H, 3, p. 515. — 384) H, 6, p. 515
siue S. — 385) II, 21, p. 516 tribulationum uel persecutiomim impetns S. —
386) II, 29, p. 516. — 387) III, 1, p. 517. — 388) HI, 30, p. 518.
438
Wotke.
389) torcular : altarc
390) tribulatio: prcssura
391) tribuli: Spinae peccatorum
392) torrens : persecutionis in-
cursus
393) turtur: spirihis sanctus
394) tigres : feminae
395) tauri: principes
396) talpa: idola uel haeretici
397) trabis: peccatum
398) tabcrnaculum : corpus domini
399) tabulae lapideae: duo testa-
menta
400) tcstamentum : confirmatio
iioluntatis diuinae
401) tcmplum: corpus
402) turres: apostoli uel electi
403) tympanum: attinuatio cor-
poris
404) tuba: uocis esaltatio
405) Verbum dei: filius dei
406) utcrus domini : secretum ex
quo filius proccssit
407) uestigia domini: operum
secretorum significatio
408) uirga domini: correptio di-
sciplinae
409) uirga: potestas
410) uenti: animae sanctorum
411) uer: uitae renouatio
412) umbra : protectio
413) ualles: contritio cordis hu-
milis
414) uentilabrum: examen iusti-
tiae
415) uictoria: de diabolo (tri-
umphus)
416) uinea: ecelcsia uel populus
417) uitis: Christus
418) uuae: fructus iustitiae
419) uindemia: consummatio sae-
culi
420) uiolac: confessores
421) unda: temptatio
422) uolatus: sanctorum excessus
423) uespertiliones: idolorum cul-
tores
389) m, 43, p. 519. — 390) deest in S praessurae A. — 391) III, 75,
p. 521 tiiboli sine C aculei uitiorum S. — 392) III, 79, p. 521 pcrsecu-
tiones A B incursu D indicatur ^1. — 393) IV, 18, p. 523 turtor ABC
tortor D. — 394) IV, 36, p. 524 tigris feminea adrogantia S tegres AB CD
faeminae D. — 395) IV, 55, j). 525. — 396) IV, 68, p. 526 talpae S heretici
ABC heretice D. — 397) VII, 59, p. 535. — 398) IX, 5, p. 538 copus A.
— 399) IX, 8, p. 538 tabule lapidee A. — 400) IX, 12, p. 538 diuine C. —
401) IX, 24, p. 539. — 402) IX, 41, p. 539 turris D electi A perfecti BD
prophetae D praefecti S. — 403) IX, 60, p. 540 tympanum A B tim-
panum D adtenuatum corpus S att.] annalio A. — 404) IX, 62, p. 540 tubae
uoces C. — 405) I, 3, p. 513 u. domini <S'/^ dei 'post fil. ani. C. —
406) I, 6, p. 513 filium protulit 8. — 407) I, 8, p. 513 insignia S signifi-
catio <mi. ABC. — 408) I, 19, p. 514 dei S. — 409) deest in ABS. —
410) II, 23, p. 516 uentus S ; ////mae C animas D. — 411) II, 30, p. 516
versus in C. leiji non potest uir AB D. — 412) II, 36, p. 517 proiectio ABC.
— 413) III, 11, p. 518 contritio AS contritione BCD nallishumilis D.
— 414) III, 29, p. 518. — 415) IX, 76, p. 541 de om. CD. — 416) III,
34, p. 519 eclesia D. — 417) UI, 38, p. 519 ////ps C. — 418) III, 40,
p. 519 una A fr/;;/t//s///// titiae C. — 419) III, 42, p. 519 nindim / C. —
420) III, 51, p. 520 uiole AD uide D. — 421) III, 87, p. 522 tempta-
tiones S empta {sie) C. — 422) IV, 2, p. 522 excelsus CDS. — 423) deest
in S uespertilionis D doloruelcust// C.
Glossae spiritales secundam Eocheriam episcopnm.
439
424) ucstitus: baptismi fides
425) ungucntum: diffusa nominis
Christi gratia
426) uiui: iusti
427) ucrtcx: summitas iustitiac
428) iienter: capacitas rationis
429) iimbilicus : adpetitus con-
cupiscentiae
430) iiiscera: adfectus pictatis
431) ucstigia: signa iiirtutiim
432) uinum: sermo domini
433) uictus: soUicitudo
434) uellus: populus
435) utrcs: uasa (luiinani) cor-
poris
436) umbra: pcccata
437) umbra: aliq\iando poenac
438) umbra: dilcctio pcccatorum
439) uigilare : custodiam cordis
adhibcrc
440) uia: Christus
441) Zizania: scandala uel male
uiuentes
442) zelum: indignatio
424) V, 38, p. 528 habens fidei integritatem S b.f.] beatis in sede C. —
425) IX, 30, p. 539 imgentura ABC /.uffusa nomine Ch. grati C. — 426) V,
41, p. 529 niti B. — 427) VI, 3, p. 529. — 428) VI, 19, p. 530 uent// C
rationum D. — 429) VI, 22, p. 530 iimbilicixlus B appetititus D. — 430) VI,
27, p. 530. — 431) VI, 38, p. 531. — 432) VII, 2, p. 531 domini S. —
433) deest in S. — 434) VII, 30, p. 532 popolos C. — 435) VII, 32, p. 533
iias • aliuni • uanicorporis ABC iiasalium u. c. D u. h. c. S. — 436) VII,
p. 533. — 437) Vn, p. 533 poenae vS poeuarum A B C D. — 438) VH,
p. 533. — 439) VIII, 9, p. 536. — 440) VIII, 14, p. 537. —441) UI, 33, p. 519
zyzania ^4 scandalum CD. — 442) deest in S.
EXPLICIT AB.
XXVIII. SITZUNG VOM 14. DECEMBER 1887.
Se. Excellenz der Präsident gedenkt des Verlustes, welchen
die Akademie diircli das am 7. d. M. erfolgte Ableben des
w. M. Herrn Hofrath Dr. Karl Langer Ritter von Edenberg
erlitten hat.
Die Mitglieder geben ihrem Beileid durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Herr Professor Dr. Jagic in Wien dankt unter gleich-
zeitiger Uebermittlung seiner letzten Publication ,Carminum
christianorum versio palacoslovenico-rossica' für die Wahl zum
correspondirenden Mitgliede der kais. Akademie.
Für die Ueberlassung akademischer Schriften wird der
Dank ausgesprochen von der Direction der k. k. Familien-
Fideicommissbibliothck in Wien und von der Direction des
k. k. Obergymnasiums in jMährisch -Weisskirchen.
Das w. M. Herr Professor Dr. Wiesner übersendet für
die akademische Bibliothek einen selbständigen Abdruck seiner
in den , Mittheilungen aus der Sammlung der Papyrus Erz-
herzog Rainer' veröffentlichten Abhandlung über ,Die mikro-
skopische Untersuchung des Papiers', welcher der Classe vor-
gelegt wird.
441
ilcr
Von Herrn Dr. Friedrich Pichle r, Professor an .1
Grazer Universität, wird mit Zuschrift vom 10. December .1. .1.
behufs Wahrung einer Priorität der zwölfte Druckbogen seines
demnächst im Buchhandel unter dem Titel ,V1KVNVÄ[^ er-
scheinenden Werkes eingesendet.
Die Weisthümer-Commission legt die soeben erschienene
erste Hälfte des IV. Theiles der ,Tirolischen Weisthümer', ent-
haltend: Burggrafenamt vmd Etschthal, bearbeitet von den
Herren Ignaz V. Zingerle und Josef Egger, vor.
Herr Dr. Franz Kühner t in Wien überreicht eine Ab-
handlung ,Ueber einige Lautcomplexe des Shanghai-Dialektes'
mit dem Ersuchen um ihi-e Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung
überwiesen.
Der Bibliothekar von St. Florian, Albin Czerny, über-
gibt eine Abhandlung über , Leben und Schriften des Hof-
caplans und Geschichtschreibers Kaiser Maximilian L, Josef
Grünpeck*^, und ersucht um ihre Veröffentlichung in den akade-
mischen Schriften.
Die Abhandlung geht an die historische Commission.
An Druckschriften wurden vorgelegt :
Akademie der Wissenschaften, königl. ungarische: Codex diplomaticus
Hungaricns andegaveusis. V. kötet (1347 — 1352). Budapest, 1887; 8'\
— Monumenta comitialia regni Transilvaniae. XII. kötet (1658 — 1661). Buda-
pest, 1887; 8*^. — Ertekezesek a nyelv. ^s sz^ptudomänyok köroböl.
XIII. kötet, 10. szdm. Budapest, 1887; 8". — XIV. kötet, 1—6 szAm.
Budapest, 1887; 8".
— Ertekezesek a tärsadalmi tudom/inyok körebol. IX. kötet, 1., 2. es
3. szäm. Budapest, 1887; 8».
— Ertesitöje. XXI. evfolyam. 1.— 6. szäm. Budapest, 1887; 8'1
— Archaeologiai Ertesito. VII. kötet, 2., 3. es 4. szkm. Budapest, 1887; 8".
442
Archeologia e Storia Dalmata: BuUettino. AnnoX, No. 11. Spalato, 1887; 8",
Biblioteca nazionale centrale di Firenze: BoUettino delle publicazioni
Italiane. 1886. Nr. 1—6, 8—24, e Indice alfabetico. Firenze, 1886; 8«
— 1887, Nos, 26—46. Firenze, 1887; 8".
— Vittorio Emanuele di Roma: BoUettino delle Opere moderne straniere
Vol. I, Nos. 1—6. Roma, 1886; 8". — Vol. II, Nos. 1—3. Roma, 1S87; S",
— Indici e Cataloghi IV. — I. Codici Palatini della R. Biblioteca nazionale
centrale di Firenze. Vol. I. Fase. 1—6. Roma, 1885, 1886 et 1887; 8«,
— VI. Giornali politici. Roma, 1886; 8". — VII. I. Codici Panciatichiani
Vol. I, Fase. 1. Roma, 1887; 8».
Frei bürg i. B., Universität: Akademische Schriften pro 1886 — 1887;
76 Stücke 4« und 8".
Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter-
mann, 33. Band. 1887. XII. und Ergänzungsheft Nr. 88. Gotha, 1887; 40.
Society, the Royal of Canada: Proceedings and Transactions for the year
1886. Vol. IV. Montreal, 1887; gr. 4«.
— the Royal Scottish geographical : The Scottish geographical Magazine.
Vol. m, Nr. 12. Edinburgh, 1887; 8".
— the Royal geographical: Proceedings and Monthly Eecord of Geography.
Vol. IX, Nr. 12. London, 1887; 8».
Verein für Erdkunde zu Halle a. S.: Mittheilungen. 1887. Halle a./S. ; 8".
Sehen kl. Die epiktetischcn Fragmente. 443
Die epiktetischen Fragmente.
Eine Untersuchung zur Uebcrlicferungsgeschichtc der griechischen
Florilegien
von
Heinrich Schenkl.
Vorbemerkung.
Um die nicht unbeträchtlichen Abweichuncren von den
im Anzeiger der k. Akademie der Wissenschaften gemachten
Mittheiliingen, welche meine Abhandlung in ihrer gegenwärtigen
Form aufweist, zu rechtfertigen, sowie um eine richtige Würdi-
gung derselben im Allgemeinen zu erzielen, schicke ich einige
Aufklärungen voraus, die ich den Leser nicht zu überschlagen
bitte. Die Abhandlung wurde ursprünglich in der Absicht
geschrieben, zur Lösung einer der wichtigsten Quellenfragen
der griechischen Litteraturgeschichte einen Beitrag in durchaus
selbständiger Weise zu liefern. Da mir keinerlei Vorarbeiten
zu Gebote standen, auf welche ich hätte verweisen können,
musste ich darauf bedacht sein, das handschriftliche Material
in möglichster Vollständigkeit dem Publicum vor Augen zu
legen, was sowohl in einer detaillirten Analyse des Florilegium
Parisinum (Cod. 1168), als auch in der im Anzeiger ver-
sprochenen tabellarischen Uebersicht über Maximus und die
mit ihm verwandten Florilegien geschehen war. Während die
Arbeit in dieser Gestalt der Drucklegung entgegensah, trat
ich mit Herrn Professor A. Elter in Czernowitz in einen
Briefwechsel, aus dem ich ersah, dass er das Grundprincip
meiner Abhandlung gleichfalls gefunden und bereits in einer
Abhandlung ausgeführt hatte, wobei er jedoch von der ent-
gegengesetzten Seite, d. h. von den einzelnen Gruppen des
444 Schenkl.
Florilegium Parisinura, nicht wie ich von Maximiis ausging.
Herr Prof. Elter schlug nun mit nicht genug anzuerkennender
Bereitwilligkeit vor, unsez-e beiderseitigen Abhandlungen in
Beziehung zu einander zu setzen, auf welchen Vorschlag
ich mit Freuden einging. Ich verdanke es seiner zuvor-
kommenden Liebenswürdigkeit, dass meine Arbeit einerseits
sich mit grösserer Zuversicht ans Licht wagen kann, anderer-
seits aber von dem Ballast der sie beschwerenden Tabellen
befreit wird. Denn da Prof. Elter, dem ein bedeutend reicheres
und ausgedehnteres handschriftliches Material zur Verfügung
steht als mir, in seiner Abhandlung sowohl eine ins Einzelne
gehende Analyse von Cod. Paris. 1168, als auch des Maximus
und der übrigen Zweigflorilegien geben wird, konnte ich diese
in meiner Erörterung zum grössten Theile auslassen und durch
Proben ersetzen, welche hinlänglich klar machen werden, von
welcher Beschaffenheit die Vorarbeiten waren, auf die ich
mich zu stützen gedachte. Die ursprünghchen Zahlen meiner
Maximusanalyse habe ich in Citaten u. dgl., obwohl sie vor-
aussichtlich mit Prof. Elter's Zahlen nicht stimmen werden,
beibehalten, da durch eine in den Nachträgen beigefügte
Concordanztabelle diesem Unterschiede Rechmmg getragen
werden wird. — Schliesslich darf nicht unerwähnt bleiben,
dass Herr Prof. Elter, obwohl er meine Abhandlung kennt,
doch nicht für die zahlreichen, in derselben vorgetragenen
Hypothesen mit verantwortlich gemacht werden kann; für die
vielmehr einzig und allein ich einzustehen habe.
L Beruhte unsere Kenntniss von den sogenannten epi-
ktetischen Fragmenten lediglich auf dem Texte, wie wir ihn
in Schweighäuser's Ausgabe (im dritten Bande der ,Philoso-
phiae Epicteteae monumenta') abgedruckt finden, und Avären
zugleich mit den Quellen alle Fingerzeige über die Entstehung
dieser Sammlung verloren gegangen, so wäre auch der grösste
Scharfsinn und alle JMethode der modernen Philologie schwer-
lich im Stande, in dieses Chaos einige Ordnung zu bringen.
Zum Glücke steht die Sache anders. Die Quellen, aus denen
Die epiktetischen Fragmente. 44;")
die Fragmente stammen, sind auch uns zugänglich; und über
das allmälige Anwachsen der jetzt vorHegenden CoHection
klärt uns Schweighäuser in der Vorrede zu seinen ,ad Epicteti
Fragmenta Notae et Emendationes^ (a. a. O. III, S. 177 ff.) in
vollständig befriedigender Weise auf. Nach dieser Aufklärung
mangelt allerdings der Fragmentsammlung in ihrer jetzigen Ge-
stalt jedes Princip. Den Grundstock derselben bilden die in
der Baseler Ausgabe von 1554' p, 15 — 23 im Anschlüsse an
das Encheiridion abgedruckten, aus Stobaeus' Florilegium aus-
gezogenen Fragmente, die von Meibom (in der Utrechter Aus-
gabe von 1711) durch Heranziehung der bei Antonius und
Maximus erhaltenen Bruchstücke bedeutend vermehrt wurden.
Die von Meibom eingeführte Ordnung ist im Wesentlichen un-
angetastet geblieben; Upton fügte, nachdem schon vor ihm die
Zahl der Fragmente sich auf 128 belaufen hatte, die Nummern
73 — 75, 108—117 und 137 — 168, Schweighäuser endhch
Nr. 109 — 181 hinzu. Dübner vermehrte die Sammlung nicht,
sondern schied nur einige Bruchstücke auf Grund der von
SchAveighäuser geltend gemachten Zweifel und Bedenken aus.
IL Es hiesse die in dieser wüsten Masse herrschende Un-
ordnung nur noch mehren, wenn man sich bei der Gruppirung
derselben nach dem Inhalte richten wollte. Sicheren Halt bietet
hier nur die Erfox'schung der Quellen, aus denen die einzelnen
Fragmente stammen. Dabei sind natürlich diejenigen Stücke
vor Allem zu berücksichtigen, welche durch ausführliche Lem-
mata ihre Zusammengehörigkeit mit den uns erhaltenen Stücken
der \'.y.~p'.{iai documentiren. Nun werden bei Stobaeus mehrere
Bruchstücke aus denselben angeführt, und zwar unter folgen-
den Titeln:
1. Ecl. I, 1, 33 (ed. Wachsm.): 'App'.avoü 'E7:'.y.Tr,Ts(oj (-bu
die Handschriften) £7. Toiv r.ipl xpovoä;; (= Diatr. I, G, 1 — 11).
2. Ecl. I, 1, 34 (unter Ausfall des Namens; Wachsmuth
ergänzt toj aijTOj): "Ot; ■ravTa e^opä xb ÖeTov (= Diatr. I, 14, 1 — 10).
^ Inwieweit die Baseler Edition hierin von der in Loewen im Jahre
1550 erschienenen Ausgabe des Encheiridions (,cui accessit magna pars
ex graecanicis loannis Stobaei collectiunibus per Hier. Verlenium') ab-
hängig ist, vermag ich ebenso wenig als Schweighäiiser (III, p. 17b )
zu sagen, da auch mir die Ausgabe unzugänglich blieb.
446 Schon kl.
3. Ecl. I, 1, 40: 'Apptavoü 'ETraTYiTSiou sv. tou irept suapecxi^csw?
(= I, 12, 1-7).
4. Flor. 108, 80: 'ApptavoG 'Etc-.xt/jtsi'ou (-(ou Vindob.; im Par.
A fehlt die Ekloge) iv. xou Tispl Trpovoia? (= I, 6, 2G [blos der
erste Satz]; 32, 37 [verkürzt]; 38, 39, 40 [gleichfalls verkürzt]).
Da derselbe Titel auch bei Fragment CLXXV (= Ecl.
II, 1, 31; früher Flor. 80, 14) in der Form 'App-.avou 'E-ty.TY]Xc'0'j
(-lO'j die Handschriften) Tzpoq -rbv Trspl ouciocq (die verschiedenen
Herstellungsversuche s. bei Wachsmuth) auftritt, so werden wir
kein Bedenken tragen, dieses Bruchstück als den Ataxpißat an-
gehörig zu betrachten. Ebenso Fragment CXXXV (=: Flor.
108, G5), das allerdings nur im Parisinus A mit dem Lemma
'Appcavou 'E'::f/.T-r;Tiou erhalten ist. Weniger gut ist das darauf-
folgende Fragment CXXXVI (= Flor. 108, 60) bezeugt, da es
im Parisinus A das Lemma Tou auioü trägt, im Vindob. und
der Trincavelliana aber einfach als 'AppiavoO bezeichnet ist. Gar
keine Gewähr hat Fragment CLXXIV (= 97, 28), das im
Vindob. und der Trincavelliana Ev. xcov Apptavcu überschrieben
ist, wozu Parisinus A noch 7:poTp£-Tr/.wv b[j.iX'.Gy/ fügt.
Eine zweite Gruppe bilden die Fragmente mit dem Titel
'Ey. Twv 'EizrATfizQu a'Ko;j.v/;|j,ov£'j[;,äTa)v, nämlich LIII (= Flor. 6, 58);
LXXII {= 29,. 84; aT.o[>y. fehlt im Vindob.) und Ecl. I, 3, 50,
welches letztere bisher unter die Zahl der epiktetischen Frag-
mente noch gar nicht aufgenommen worden ist. Wenn aber
nach Hense (im Rhein. Museum XXXIX, S. 534) eine sonst
dem Demokrit zugeschriebene und mit Spuren des ionischen
Dialektes Flor. 18, 36 überlieferte Ekloge im Laurcntianus unter
den Eklogen des sechsten Capitels mit dem Titel 'Etjczt/^tou
a7:;;xv/];j.ov£up,aTwv wiederkehrt, so beruht dies wolil nur auf einer
Verschiebung der Lemmata, wie sie ja in Gnomologien hilufig
genug vorkommt. Eine solche Verschiebung konnte um so
leichter eintreten, als nicht nur das Fragment LIII (= Flor.
6, 58), sondern auch ein weiteres Bruchstück;, Nr. LH (= Flor.
6, 50) in unmittelbarer Nähe steht. Ja im Laurcntianus stehen
sogar die beiden Eklogen unmittelbar neben einander. P^ben
deshalb wird man auch kein Bedenken tragen, das Fragment
LII, das in den Handschriften das Lemma h. -mv 'Kziv.-r^xou
führt, in die zweite Gruppe einzureihen, da ja dieser verkürzte
Titel sich auch bei Fragment LXXII (s. oben) findet. Warum
Die epiktetischen Fragmente. 447
Eklogen aus Maximus mit dem Titel e-/. -w/ 'K-juarz-iou liier keine
Aufnahme linden kiJnnen, wird weiter unten erörtert werden.
Eine dritte Abtlieilung umfasst die mit dem Titel 'Pcjsoj
i-/. Twv (to'j) "Eru'/.vqTou TUcpl oOdac versehenen Fragmente LXVll (=:
Flor. 19, 13); LXIX {= ib. 20, 60); LXX (= ib., Gl; mit toO
auTou an das vorhergehende angeschlossen); CXXXIV (= ib.,
108, 60) und CLXIX (= Ecl. II, 8, 30). Hinsichtlich des
Titels vgl. Schweighäuser' s Note zu Fragment LXVII.
III. Die von uns bisher aufgezählten Bruchstücke zeigen
aber noch andere übereinstimmende Eigenschaften. Sie sind
nicht nur — mit wenigen Ausnahmen — von grösserem Um-
fange, sondern sie entsprechen auch ihrem Inhalte nach den
erhaltenen Büchern der Ataxptßai vollkommen. Der leichte Con-
versationsstil, in dem sie abgefasst sind, die zahlreich einge-
streuten Beispiele, die auf Lostrennung aus einem ursprüng-
lichen Zusammenhange hindeutenden Partikeln, wie a'/Xi und
oi, die Einführung eines verhiim dicendi, wie sVr,, und die theo-
retischen Erörterungen in den Rufus zugeschriebenen Stücken
unterscheiden sie hinlänglich von der Mehrzahl der übrigen
Fragmente, welche bei präciser und in sich abgerundeter
Fassung sich mit Vorliebe in den stehenden Formen der Parae-
nese, des Gleichnisses und der Antithese bewegen. Nur eines
der im Vorhergehenden berührten Fragmente, Nr. LXXII, muss
mit Rücksicht auf seine Kürze und die auch sonst bei Gnomen
nicht unbeliebte Eingangsformel Etosva-. /pr, als verdächtig be-
zeichnet werden; bei den übrigen steht nichts im Wege, sie
als Bruchstücke des verlorenen Theiles von Arrian's Werk oder
anderer über Epiktet in ähnlicher Weise handelnder Schriften
anzusehen. Ich vermeide es absichtlich, auf diese Frage hier
näher einzugehen; jedoch sei so viel bemerkt, dass die ver-
schiedene Citirweise ein- und desselben Werkes bei Gellius
(der den im Bodleianus überheferten Titel AtaTptßai, wenn auch
mit der Variante AiaXs^s-.t; kennt) und Stobaeus (s. oben) davor
warnen muss, auf die abweichende Bezeichnung iv. "wv 'KT:iy.Tf,T;j
dxo[j.vY;[ji.ov£uy-äTO)v allzu grosses Gewicht zu legen.
Nun gibt es aber auch unter den übrigen, bei Stobaeus
blos mit 'ETTty-TY^Tou bezeichneten Fragmenten nicht wenige, welche
genau denselben Charakter zeigen wie die mit ausführlicherem
Lemma versehenen, und denen wir die Berechtigung, unter
448 Schenkl.
die echten Fragmente gezählt zu werden, nicht absprechen
dürfen. Hieher rechne ich von vereinzelt stehenden Bruch-
stücken Nr. LVI (= Flor. 7, 17); XCIV, XCV {= 121, 29
und 30); ausserdem noch XVI (^ 4, 93), welches zwar, mit
TO'j a'jTcj bezeichnet, zwischen zwei kurzen Fragmenten (in
Form_von Antithesen) steht, sich aber von seinen beiden Nach-
barn in auffälliger Weise unterscheidet. Unter diesen Stücken
ist aber wiederum Fragment LVI für uns am Avichtigsten, da
es sich inhaltlich mit einer Stelle der erhaltenen Partie von
Arrian's AiaTpißat deckt (mit I, 1, 28 — 30), was allerdings auf
zweifache Ueberlieferung eines und desselben epiktetischen Dic-
tum«, d. h. auf ein zweites, von Arrian unabhängiges, gegen-
wärtig verlorenes Werk über Epiktet hinzudeuten scheint. End-
lich ist es fast selbstverständlich, dass die bei Marcus Antoninus
erhaltenen Bruchstücke CLXXVI (= IV, 41), CLXXVII (=
XI, 37) und CLXXVIII (= XI, 38), sowie die betreifenden
Citate bei Gellius (Fragment CLXXIX = N. A. XVII, 19 und
CLXXX = ib., XIX, 1) und Arnobius (Fragment CLXXXI
= adv. gen. II, 78) unter die bestbeglaubigten zu rechnen sind.
Dass ich dem von Meineke eingeführten Lemma 'E-^a-r/^TCu
zu Stob. Flor. 42, 14 und 15 (überliefert ist «t»;As-/.r/jTiu und
Gesner hatte schon 'Pojcoj h, twv 'E. vorgeschlagen) keine Be-
achtung geschenkt habe, bedarf wohl keiner besonderen Recht-
fertigung.
IV. Bevor Avir nun daran gehen, die übrigen bei Stobaeus
erhaltenen und dem Epiktet zugeschriebeneu Sentenzen auf
ihren Ursprung und ihre Authenticität hin zu prüfen, mögen
erst einige Bruchstücke ausgeschieden werden , die ohne jede
innere oder äussere Berechtigung den epiktetischen Frag-
menten beigezählt worden sind. Meistens ist dies dadurch ver-
anlasst worden, dass in den älteren Ausgaben des Stobaeus
die Lemmata fehlten und so die in Rede stehenden Sentenzen
für zusammenhängend mit den vorausgehenden Epiktetgnomen
gehalten wurden. Die meisten der im Folgenden aufgezählten
Nummern hat bereits Dübner beseitigt.
LVII = Flor. 7, 18; nach Fragment LVI. Aiovevouc {,sic
A' Gaisford).
LXVIII = Flor. 19, 14; nach Fragment LXVII. n-.TraxoÜ
(,s?'c A; deest lemmn Trine' Gaisford).
Die epiktctischen Fragmente. 449
LXXIII-LXXV= Flor. 29, 85-87; nach Fragment
LXXII. Nix-Iou, 'Ap7'.iJ.r,or,;, AiiJ.rj.q (zu allen dreien bemerkt Gais-
ford: ,sic A; deest lemma Trine.'). Dass diese drei Fragmente
aus der plutarcliisclicn Schrift ,An seni res publica gerenda
sit^ stammen, hatte schon Schweighäuser bemerkt.
LXXVI = Flor. 34, 15; nach Enchcir. XXXIII. lidAwvo;
(^,sic Ä; deest lemma Trine/ Gaisford).
XCI = Flor. 110, 24; nach Fragment XC. e-uAf,-, {,sic A;
deest lemma Trine' Gaisford).
XCIII =^ Flor. 121, 28; nach XCII. Ouppwvoc {,sic A; deest
lemma Trine' Gaisford).
XCVI = Flor. 121, 31; nach Fragment XCV. nXäTwvo?
(,sic A; deest lemma Trine/ Gaisford).
XCVIII und XCIX = Stob. 94, 30 und 31 (T-/. ty-; e-i-
c-o\fiC, TYJ; TTspl (^Odxq)' schon von Schweighäuser als plutarchisch
nachgewiesen. Das Gleiche gilt von Fragment CXXXIII ( =
Flor. 97, 20).
V. Selbst wenn wir die bisher behandelten Fi-agmente in Ab-
rechnung bringen, bleibt die Anzahl der ausserdem bei Stobaeus
erhaltenen und dem Epiktet zugeschriebenen Bruchstücke eine
unverhältnissmässig grosse. Unverhältnissmässig sage ich, weil
die Zahl der Fragmente die der Citate aus den erhaltenen
Büchern der Ataxp'.ßai und aus dem 'EY/sipiotov in auffäUigster
Weise überschreitet. Die Annahme, dass diese Fragmente aus
dem verlorenen Theile der Ataxpißa»! stammen (eine Ansicht, der
auch Schweighäuser, vielleicht nach Bandini's Vorgange, hul-
digt), genügt nicht, um die bedeutende Zahl der Stücke zu er-
klären ; auch dann nicht , wenn die Existenz anderweitiger
Schriften über Epiktet angenommen würde, da es allzu auf-
fallend wäre, dass von Allem, was in den Fragmenten ent-
halten ist, in den auf uns gekommenen Büchern der A'.aTp;ß?.i
sich nee vola nee vestigium findet. Vollends hinfällig wird aber
diese Annahme, wenn man die Form der einzelnen Bruch-
stücke in Betracht zieht. Dass diese abgerundeten Sentenzen,
deren jede für sich allein verständlich ist, nicht sämmtlich wört-
Hche Citate aus einem grösseren Werke sein können, leuchtet
ein; und somit liegt die Vermuthung nahe, dass wir es hier
mit einer der zahlreichen Gnomensammlungen zu thun haben,
über deren häufiges Vorkommen in der antiken Literatur ni;in
Sitzungsbev. d. iibil.-hist. Ol. (JXV. hi\. I. HCl. 29
450 Schenkl.
heutzutage kein Wort zu verlieren braucht. Dass für die von
Stobaeus unter dem Lemma 'E-ty.ir^Tou citirten Fragmente eine
derartige Zusammengehörigkeit anzunehmen sei, hätte man
selbst aus der willkürlichen Anordnung der Eklogen in der
Vulgata, wie sie durch Gesner's übel angebrachte redactorische
Thätigkeit festgestellt wurde, zu erschliessen vermocht; und die
von Gaisford im vierten Index zu seiner Ausgabe gemachten
Mittheilungen über die Reihenfolge der einzelnen Stücke im
Parisinus A mussten diesen Schluss nur bestätigen. Aber erst
die auf das vollständige Material aufgebauten exacten Er-
örterungen Hense's ' haben die Frage spruchreif gemacht und
gezeigt, dass in der That der grössere Theil der von Stobaeus
mit dem Lemma 'E'jtcv.tv^tou citirten Fragmente ein in das erste
Buch gehöriges, zusammenhängendes Corpus von 47 Gnomen
bildet, worauf denn auch Hense selbst schon S. 537 aufmerk-
sam gemacht hat. Noch überraschender ist aber wohl der
gleichfalls erst jetzt zu Tage tretende Umstand, dass diese
Gnomen, die bisher nur ein wirres Conglomerat bildeten, in
ihrer ursprünglichen Ordnung die sichersten Spuren einer Ein-
theilung nach sachlichen Rubriken zeigen. Ich verzeichne im
Folgenden die einzelnen Gnomen nach der neuen Reihenfolge,
mit Anführung der Schweighäuser'schen Numerirung, der alten
Ordnung bei Stobaeus und zugleich mit einer kurzen Charak-
teristik der Form. Die Ueberschriften der einzelnen Capitel,
in die ich die Sammlung versuchsweise zergliedert habe, sind
selbstverständlich nur meine Erfindung und grösstentheils den
uns zugänglichen Gnomologien entlehnt.
I. [[kpt apsTVjt; xat XT/J.ac, 7:al cwopocruvf^c.j
Noue Alte Stobaeus Form
Ordnung nach Gesner
1, 46 Vergleich (iotxs) | Beide Gnomen ge-
47 „ „ J hören zusammen.
48 Paraenese (E? ßoüXei)
49 „ (BaTiov)
50
51
52 „ (El ßouXet).
' Rhein. Mus XXXIX, S. 359 ff. nnfl 021 ff.
1.
I.
2.
n.
3.
III.
4.
IV.
o.
V.
6.
VI.
7.
VII.
Die epiktetischen Fragmente.
451
II. [Ilept TTAcuToy y.a! xevia;.]
Neue Alte Stobaei;s Form
Ordniuifj nach Gesner
8. XIX.
9.
XX.
10.
XXI.
11.
XXII.
12.
XXIII.
13.
XXIV.
14.
XXV.
5, 84 Paraenese
85 Vergleich (RaOa::£p).
86 Antithese {p-h-Zi).
87 Vergleich {"Qz-ep).
88 .. ([J.EV-OS).
89 ,. ("Qczsp).
90 Antithese.
III. [Qept Tpus^; Y.ca. TroAureXeia?.]
15.
XXVI.
5, 91
Vergleich (y.o;'
Totvapcuv).
au
16.
XXVII.
92
Paraenese (v.
v'jv ß^'jXsi).
Tci-
17.
XXVIII.
93
Paraenese
18.
XXIX.
94
jj
19.
XXX.
95
;7
20.
XXXI.
96
r
1
21.
XXXII.
97
..
[oTi S'.asepst xb y.a-
Xw; ^-^V TOJ 7:0/vUT£-
ecTtacswv
Die letzte Gnome bildet den Uebergang zum nächsten
I [^=?' ^
Capitel.
IV. [ricp'. Twv TTapa ziTOV c[j.CmG)'k]
22. XII. 5, 98 = 2,30 Antithese ([xb-oe).
23. XXXIII. 99 Paraenese
24. XXXIV. 100 „ ("AptcTov).
25. XXXV. 101
26. XXXVI. 102 Vergleich und Paraenese (~or{(xpo^'/ el
ßcuAst).
27. XXXVII. 103 Paraenese.
V. [Hspi i.\rfiziac y.xl c^^'l?-]
28. XXXVIII. 5, 104 Paraenese ("A|j.£tvcv)
29. XXXIX. 105
30. XL. 10(3 Antithese.
29*
452
Schenkl.
VI. [Hspt (i*'jy-^<; y.al (ja);xaT3?.J
Neue Alte Stobaeus Form
Oiiliinng: nach Gesner
31.
VIII. 1, 54 Antithese ([^.sv-oi)
32.
IX.
55
»
55
33.
X.
56
55
55
VII. [rispl eXsuOspfa; (xxt x^; r.pbq Tobc; c'j[j.3touvTo;; vtoivtov'a;).]
34. XL 1, 57 Paraenese (Ei ßo6X£t).
35.
XLI.
5,
107
„ (BsATtov).
36.
XLII.
108
55
37.
XLIII.
109
Vergleich ("Qcrzsp).
38.
XLIV.
110
VII]
Paraenese (E? ßsuXst)
[. [ricpl T^c olyJ.aq.
39.
XLV.
b
111
Paraenese (Ei ßouXst)
40.
XLVI.
112
55
41.
XLVII.
113
55
42.
XLVIII.
114
Vergleich ("Q(j::£p).
43.
44.
45.
46.
47.
XLIX.
L.
LI.
XIII.
XIV.
115
5,116
117
3, 77
(ixev-Bi).
IX.
Paraenese
Antithese
78 Vergleich (Qa-ep).
Für die vier letzten Gnomen weiss ich einen besonderen
Titel nicht zu finden ; sie behandeln dasselbe Thema wie
Capitel VII (nämlich, dass man sein Haus mit dauerhafterem
Schmucke als mit irdischen Gütern verzieren möge), nur in
etwas allgemeinerer Weise. Für ihren engen Anschluss an das
vorhergehende Capitel spricht das Wiederkehren der Schluss-
Avorte von 43 (oCko-aixXo'j ii äiJ.a xod ^'.XavOpto'Ärou) in 46 (OüBs;; (ftXo-
yyq[j.y.ioq v.xl 9'.Ar,covo; y.ai oiAcosSo; (fiXävOpwTco; ' aXXa [xcvov o tjJiXo-
y.aXoc;), wozu wieder das Vorkommen der Worte 9'.Xy;cov(3:; und
9;XavOp(i)7:'!a; in 45 vortrefFlich passt; und nicht minder die
Wiederholung des Stichwortes von Capitel VII in der letzten
Guome {h ol/.icf. . . CcirspiJ.SY^Oi' y-^'- noXuxiKit).
Die epiktetischen Fragmente. 453
Es bedarf wolil kaum der ausdrücklielien Vcrsiclienmi^,
dass der obige Eintbeihingsvcrsiich keineswegs absohile Giltig-
keit beansprucbt, noch weniger, dass die chemab"gc Existenz
derartiger Capitelüberschriften etwa durch ihn als Thatsaclic
hingestellt werden soll. Für unsere Zwecke genügt es, im
Allgemeinen constatirt zu haben, dass Stobaeus eine nach sach-
lichen Rücksichten geordnete Sentenzensammlung unter dem
Namen des Epiktet vorfand und benutzte. Die Formen, in
denen sich die Sentenzen bewegen, sind, wie dies schon oben
bemerkt wurde, typisch.
VI. Diese Aufstellung findet nun ihre Bestätigung da-
durch, dass auch in den späteren Büchern des sogenannten
Florilegiums sich zusammenhängende Reste derselben Samm-
lung finden. Hiehcr rechne ich die Fi-agmente, welche sich
im neunten Buche unter dem Lemma 'Etzi/.tyjtoj finden und
sämmtlich über die Gerechtigkeit handeln.
Neue Alte Stobaeus Form
Orduung nach Gesner
48. LVIII. 9,40 Vergleich ('üar.zp).
49. LIX. 41
50. LX. 42 Paraenese
51. LXI. 43 „ (El ßcuXsc).
52. LXII. 44
53. LXIII. 45 „ ("A[J.etvcv) und Antithese.
54. LXIV. 46 Vergleich (Ko;6a::sp).
55. LXV. 47 Paraenese (Aic-xpöv).
56. LXVI. 48 Vergleich (KyMztp).
Ferner eine Reihe von Fragmenten im 46. Capitel, gleich-
falls 'ETCiXTY^TOu bezeichnet und sämmtHch über die büigerlicben
Pflichten handelnd.
XL [nspt 7:oAiT£':ac.]
57. LXXIX. 46, 79 Vergleich ('üa-ip}.
58. LXXX. 80 Paraenese
59. LXXXI. 81 „
60. LXXXII. 82 „ und Antithese.
61. LXXXIIL 83 Vergleich C^cTrep).
454 Schenkl.
Neue Alte
Stobaeus
Form
Ordnung n
ach Gesuer
62. LXXXIV.
84
Vergleich (KaOäzep)
63. LXXXV.
85
J? J7
64. LXXXVI.
86
("ibTlcp).
65. LXXXVII.
87
Paraenese
66. Lxxxvm.
88
Vergleich ("üszcp).
Ganz dasselbe Thema behandelt Fragment LXXVIII, das
in einem benachbarten und noch dazu inhaltlich verwandten
Stobaeuscapitel mit dem Lemma 'E7:'.y.T-r,xcu steht; also wird es
wohl mit Recht den vorhergehenden beigezählt werden dürfen.
67. LXXVIII. 45, 19 Vergleich (Üszcp).
VII. Nachdem durch diese weiteren Fragmente die Exi-
stenz einer Gnomensammlung, wie Avir sie oben geschildert
haben, als Quelle für Stobaeus ausser allen Zweifel gestellt
ist, wird es uns nicht schwer fallen, hinsichtlich der übrigen
vereinzelten Sentenzen, welche sich bei Stobaeus mit dem
Lemma 'Eruv.rr^io'j finden , zu entscheiden , ob sie hieher ge-
hören oder nicht.
Neue Alte Stobaeus Form
Orduunj; nach Gesner
68. XV. 4, 92 erläutert die Undankbarkeit der Men-
schen , welche von den Göttern Unge-
höriges verlangen, durch den Vergleich
mit einem Gastmahle.
69. XVII. 94 Eine Antithese: laipöc; und ^Chicoc^zq.
70. XVIII. 95 Antithese: (7ü)[j.a und ^J^uy;/;; also wohl in
das VI. Cap. gehörig.
71. LXXI. 20,67 Ermahnung, im Verkehre mit den Mit-
menschen den Zorn zu zügeln ; vielleicht
Cap. VII?
Zwei ungewöhnlich kurze Fragmente sind LIV und LV,
die an das Fragment LIII ('Ey. twv 'E-cu aTrop;.; s. oben) mit
Toij auiou angeschlossen sind (= Flor. 6, 59 u. 60). Ihrem Cha-
rakter nach passen sie sehr wenig in unsere Gnomensammlung
und wir werden um so weniger Bedenken tragen, sie auszu-
schliessen, als sie sich an einer anderen Stelle des Stobaeus
(Flor. 17, 38 und 39) mit dem Lemma \r,ij.zy.zi-c'j finden. Auch
Die cpiktetiscben Fragmente. 40')
an unserer Stelle steht unmittelbar vor Eklogc 58 ciiu- Se-nteiiz
des Demokrit.i — Aehnlich steht es mit Fragment LXXXIX,
das sich bei Stobaeus gleichfalls in doppelter Ueberliefcrung
findet; nämhch Flor. 1, 86 {loiy.pii:Q\jq) und 110,22 ('ETrar/^To-j) ;
vgl. Wachsmuth's , Studien zu den griechischen Flürilcgicii'
p. 187, Nr. 131. Die Echtheit der Ueberheferung im ersten
Capitel ist durch die von Wachsmuth a. a. O. S. 126 consta-
tirte Thatsache, dass die in späteren Compilationcn, wie IMaxi-
mus; Antonius u. dgl., unter dem Namen des Plutarch gehen-
den b[>.oi6vqxzq bei Stobaeus sehr häufig das Lemma iMv.pi-ouq
tragen, hinlänglich geschützt; denn auch unsere Gnome kehrt
z. B. bei Maximus Cap. 38,2 (Comb. 630,32) unter denPlutarch-
sentenzen wieder. Zwar findet sich dieselbe auch in einem
später von uns zu behandelnden Sammelwerk byzantinischer
Zeit £•/. Twv ^■q\j.OY.pixo'j 'Icoxpaxouq 'E7ity.TV]T0u (s. Wachsmuth a. a. O.
p. 162 0".; bei ihm Nr. 131); jedoch hat diese Sammlung mit
Stobaeus keinerlei Verbindung. Entweder haben wir also hier
an eine spätere Interpolation aus dem byzantinischen Flori-
legium oder an einen Fehler in der Ueberliefcrung des Stobaeus
zu denken. Die Variante des Vindobonensis zu 110, 22 (^x
y.'.öiq af.-^y/jpaq statt eq ivoq arf/Mpic-S) beweist nichts, da die Ueber-
heferung des byzantinischen Florilegiums selbst zwischen diesen
beiden Lesarten schwankt. Mit diesem Fragment steht und
fällt aber zugleich das unmittelbar daran mit tou «ütoj ange-
schlossene XC (= Flor. 110, 23), dem gleichfalls der Charakter
jener b[j.o6xTixeq deutlich aufgeprägt ist.
Ohne Entscheidung muss ich Fragment LXXVII lassen,
das Flor. 35, 10 unter dem Titel 'Ey. twv "EruY.vfizou i^xeipioiou
mit einem Bruchstück aus dem Encheiridion zu einem Ganzen
verbunden ist. Ich setze die beiden Fassungen nebeneinander:
Stob. Ench. 33, 14.
MrjBsvbi; outwi; h -x/v. ■::povcoü
(■rrpovost Vind.), üq xcu aactxXo^q '
aa^aAsatcpov väp x^u \i-(iiv to ci-
Yav. ;av Se tb Asvstv öaa Ziya
iaiai vou -/.al 'iövou (y.ÖYcu Ges-
' Ueber das Vorkommen des Fragments LIV in anderer Ucberlicferung
wird weiter unten gehandelt werden.
4o6 Sehen kl.
Stob. Ench. 33, 14.
ner). aTtsuto) Se to -0X11 y.al auTsu 'Ev xatc 6|ji,iA(atc arecTto tö itva twv
-tvwv ipvtov [ASfjLv^cOai v) y.ivoüvwv. eaoTwv ep^wv y) yavojvwv s::! ttsau
y.tvo'jvwv [j.sp.v^cGa'., outw y.al toT? col ■r;c'j esTi to twv cwv y.tvsjvwv
«XAoi? "/iSi icJTc TO ccüv cu|j.ßa'.vöv- [j,£iJi,vY;a6a'., oüto) y.a; tgTc o/vAok; t^o6
T(ov a/.0'Jctv. eax'. to -uiv cot c'j;xß&ßY;y.:T(i)V ay.ousiv.
Die Differenzen zwischen dem (Schweighänser'schen) En-
cbeiridiontexte und der Ueberlieferung des Stobaeus sind durch-
aus nicht grösser als bei den übrigen Citaten aus diesem Werke,
beweisen also weder für noch gegen das Vorhergehende. An
und für sich hat es nichts Unwahrscheinliches, dass in der von
Stobaeus benutzten Recension des Encheiridions jene voraus-
geschickten Worte (;x-r;c£vic — '^^T^'j) wirklich standen 5 andern-
falls müsste man eine Verschiebung des ursprünglich vor a-scTw
stehenden Lemmas annehmen und den ersten Theil kurzweg
als anonym bezeichnen oder (als ursprünglich mit dem Lemma
'ETZ'.y.vf,zou versehen) unserer Gnomensammlung zuweisen. Das
Fragment XCII (= Flor. 121, 27) endlich kann, da es auch
anderweitig unter eigenthümlichen Verhältnissen vorkommt,
erst später seine Behandlung finden.
VIII. Alle übrigen Fragmente sind, wie schon die kurzen
Quellennachweise bei Dübner zeigen, aus den Gnomologien des
Maximus und Antonius entnommen, wo sich zahlreiche Frag-
mente finden, die das Lemma 'Ez'.y.rr.TOJ haben oder in denen
doch wenigstens dasselbe in Verbindung mit anderen Namen
Avie Ar^p.oy.piTO'j und laoy-pi-zc'jq, auftritt. Dass diese Sentenzen hin-
sichtlich ihres epiktetischen Ursprungs sämmtlich verhältniss-
mässig geringe Authenticität haben, entging selbst Upton nicht
(vgl. Schweighäuser's Note zu Fragment CXXXVII); und schon
Schweighäuser erkannte, dass die Mehrzahl der in den Gnomo-
logien des Antonius und ^Maximus citirten Fragmente auf eine
selbständige Sammlung zurückgeht, die er auch in einem Codex
der Laurentiana nachwies (vgl. Bd. III, p. 179). Uebcr die
verschiedenen Publicutionen dieser Sentenzensammlung und ihr
Verhältniss zu ähnlichen Florilcgien genüge es, vorläufig auf
C. Wachsmuth's Untersuchungen in ,Satura Sauppiana' S. 7 ff.
und , Studien zu dem griechischen Florilcgien' V, S. 162 ff. zu
Die epiktetischen Fragmente.
457
verweisen; die in der letzteren Piiblication enthaltene sorirfälti"-e
Ansgabe der Sammlung lege ich meinen Erürteruiigcn
Grunde.
So sind also folgende Fragmente auszuscheiden:
zu
W^achsm.
Wachs
XCVIl
30
CXXXVIII
- 211
CI
—
143
cxx XIX
=r 57
CII
62
CXLI
= 142
cm
—
179
CXLII
= 140
CIV
181
CXLIII
= 125
CVI
58
CXLIV
= 126
CVII
59
CXLV
= 50
CVIII
117
CL
- 47
ex
187
CLI
- 40
CXI
188
CLII
— 53
CXIII
183
CLIII
= 166
CXV
235
CLIV
= 155
CXVIII
1
CLV
== 158
CXIX
=
2
CLVI
= 168
cxx
5
CLVII
= 170
CXXII
69
CLVIII
= 245
CXXIV
63
CLIX
— 246
CXXV
64
CLXr
^ 55
CXXVI
65
CLXII
3= 113
CXXVII
153
CLXIII
= 109
CXXV III
250
CLXIV
- 110
CXXIX
249
CLXV
- 241
CXXXI
84
CLXVI
= 107
CXXXII
75
CLXVII
r-. 108
CXXXVII
—
210
CLXVIII
= 242
Ich habe nur diejenigen Fragmente verzeichnet, welche
auch in der selbständigen Ueberlieferung jeuer Sentenzen-
sammlung wiederkehren; es fiuden sich jedoch unter den Frag-
menten nicht wenige, welche bei Maximus und Antonius ohne
Lemma nach derartigen Sentenzen stehen und von den Zu-
1 CLXI — CLXVI sind von Dübner olitio liinreichenden Grund ausge-
schlossen worden.
458 Schenkl.
sammenstellern unserer Fragmentensammlung unbedenklicL auf-
genommen wurden. Wie eilfertig und unüberlegt diese Zusammen-
stellung gemacht wurde, erhellt daraus, dass bei Maximus z. B.
mehrfach Eklogen aus derselben Sentenzensammlung sich an
solche, die unter den Fragmenten figuriren, anschliessen, aber
trotzdem der Aufnahme nicht gewürdigt Avurden. So folgt z. B.
auf Fragment CLII bei Max. 17 Nr. 48 der Wachsmuth'schen
Sammlung; nach CXXVII Nr. 155; nach CXXXI Nr. 82
u. dgl. m. Aber auch die in jener angeblich aus Epiktet, De-
mokrit und Isokrates geschöpften Sammlung erhaltenen Sen-
tenzen können natürlich nicht ohneweiters als epiktetisches
Gut angesehen werden , zumal auch sie mit den erhaltenen
Theilen der Dissertationes nicht die geringste Berührung haben.
IX. Die im Voranstehenden unternommene Sichtung der
sogenannten epiktetischen Fragmente hat ergeben, dass nur
ein ausserordentlich kleiner Bruchtheil derselben auf den Namen,
den sie tragen, gegründeten Anspruch erheben darf. Der grösste
Theil derselben gehört einer Sentenzensammlung an, die von
Stobaeus benützt wurde, und die, ob sie nun mit Recht oder
Unrecht als epiktetisch bezeichnet ist, jedenfalls mit den er-
haltenen Resten der Dissertationes, dem Encheiridion und den
gut bezeugten Fragmenten keine Berührung zeigt. Ein weiterer
grosser Theil stammt aus einer von der vorigen ganz ver-
schiedenen, vermuthlich erst in byzantinischer Zeit entstandenen
Spruchsammlung, in der das dem Epiktet Angehörige, soferne
die Existenz desselben überhaupt anzunehmen ist, bis jetzt nicht
einmal mit Sicherheit von dem üebrigen geschieden werden
kann. Bis also eine darauf gerichtete Untersuchung diese
Gnomen nach inneren Kriterien — die in der gegenwärtigen
Erörterung principiell ausgeschlossen bleiben müssen — einer
sorgftiltigen Würdigung unterzogen hat, können beide Samm-
lungen bei einer Neubearbeitung der ,Epicteteae philosophiae
monumenta' höchstens in der Form einer Appendix Platz
finden.
Aber mit dieser Gewissheit ist unsere Aufgabe noch nicht
zu Ende geführt. Abgesehen davon , dass noch einige bei
Maximus und Antonius überlieferte Fragmente übrig bleiben,
über deren Herkunft wir uns erst zu vergewissern haben,
finden sich nicht wenige Eklogen der Stobaeischen Sentenzen-
Die epiktetischen Fragmente. 450
Sammlung bei Maximus und Antonius wieder, llieils unter dem
Namen des Epiktet, theils mit anderen Lemmata. Ferner {^ibt
es ausser Antonius und Maximus noeh zahlreiche anderwcitiire
Florilegien, in denen der Name Epiktet's sicli nieht selten
findet. Auch hier gilt es zu erörtern, mit welchem Hechte
diese Sentenzen den Namen unseres Philosophen tragen. Alle
diese Untersuchungen hcängen unter einander aufs Engste zu-
sammen; ihren gemeinschaftlichen Angelpunkt aber finden sie
in der Frage nach den Quellen derjenigen Sammlung, die
durch das ganze Mittelalter hindurch die grüsste Bedeutung
erlangt hat, nämlich des Urflorilcgiums, aus dem ausser an-
deren Sammlungen auch die unter dem Namen des Antonius
und Maximus gehenden Florilegien geflossen sind , der ,Paral-
lela^, wie sie nach Wachsmuth's Vorgange genannt zu werden
pflegen.
X. Wenn ich diese äusserst schwierige Frage hier einer
Besprechung unterziehe, so kann dies natürlich nicht in der
Absicht geschehen, sie zu einem vollständig befriedigenden
Abschlüsse zu bringen; denn einem derartigen Unternehmen
stellen sich zur Zeit noch allzugrosse Hindernisse entgegen.
Ist ja doch von den vier Quellen, aus denen wir die ,Parallela'
restituiren können, eine (die von Wachsmuth so benannte Melissa
Augustana) ' noch unpublicirt, die wichtigste, der sog. Maximus,
in sehr ungenügender Weise zur Kenntniss gebracht, wie dies
Alles bei Wachsmuth (Stud. S. 90 ff.) in sorgfältiger und über-
sichtlicher Darstellung erörtert ist. Andererseits ist von den
zahllosen kleineren Florilegien, die in griechischen Handschriften
enthalten sind, bis jetzt erst die Minderzahl veröffentlicht.
Diesen Uebelständen abzuhelfen war ich allerdings nach Kräften
bemüht; so habe ich z. B. durch genaue Collation dreier in
Wien befindlicher Handschriften und durch gelegentliche Her-
anziehung der Venediger lyid Pariser Maximuscodices, endlich
durch Ausnützung der von Westermann, Dressler und Wachs-
muth mitgetheilten Nachrichten einen Maximum hergestellt,
der auf Vollständigkeit einigermassen Anspruch machen darf.
1 Als theilweiser Ersatz dafüi- dienten mir meine Excerpte aus Cap. 1 — 23
der Melissa Barocciana (Cod. Bar. 143) aus dem 12. Jahrhundert, welche
von Dressler S. 336 besprochen, von Wachsmuth hing-egen gar nicht
erwähnt wird.
460 Schenkl.
Ich bemerke hier gleich , dass ich unter dem Namen des
]\Iaximus zunächst nur die kürzere Recension dieses Flori-
Icgiums verstehe, welche etwa durch die Ribitt'sche Ueber-
setzung repräsentirt wird und welche für die Zwecke unserer
Untersuchung vollkommen ausreicht. Denn soweit meine Kennt-
niss der erweiterten Recension des Maximus reicht, bietet die-
selbe nur einen Zuwachs an Eklogen aus Plutarch's Moralia,
den Historikern und ähnlichen fast durchgehends noch erhal-
tenen Schriften, die mit der Frage nach der Herkunft • der
epiktetischen Fragmente nichts zu thun haben, zumal sowohl
Gesner's als auch Combefis' Maximusausgaben, die einzigen
Quellen, aus denen man die Kenntniss dieser Sammlung schöpfte,
die kürzere Recension bieten. ^ — Desgleichen habe ich eine
grosse Anzahl von griechischen Florilcgien aus Handschriften
theils ergänzt, theils abgeschrieben; für das Florilegium des
Stobaeus habe ich Hense's wichtige Mittheilungen im Rheini-
schen Museum verwerthen können.
XL Wir haben bei der von uns beabsichtigten Unter-
suchung von den Thatsachen auszugehen, welche durch C. Wachs-
muth in seinen , Studien zu den griechischen Florilegieu^, und
zwar besonders im vierten Abschnitte derselben (,Ueber das
byzantinische Florilegium Parallela und seine Quellen^) fest-
gestellt worden sind. Da es dem Leser nicht erspart werden
kann, die Wachsmuth'schen Erörterungen (die die Grundlage
jeder weiteren Untersuchung bilden müssen) selbst durchzu-
arbeiten, so kann ich mich darauf beschränken, die Resultate
derselben hier in aller Kürze zusammenzufassen. Wachsmuth
unterscheidet drei Gruppen von Quellen : erstens die Werke
späterer Autoren, welche von Stobaeus nicht benützt worden
sind (S. 121), und byzantinische Gnomensammlungen, wie die
demokritü-epiktetische CoUection u. dgl. (S. 121 ff.); zweitens
Apophthegmen- und Gnomensammlungen, nach Autoren, nicht
nach Rubriken geordnet, was Wachsmuth an den Phaborinos-
' Diese Beschiänkuiig ist freilicli auch ztigleicli ein Gebot der Vorsiclit,
da diese Recension die einzige ist, liinsichtlicli welclier wir auf einer
einigennassen ausreichenden handschriftlichen Basis stehen. Ueberhanpt
muss jede Untersuchung über Maximus lückenhaft bleiben, so lange
nicht die von Elter auf Grund der umfassendsten Materialsammlung
vorbereitete Ausgabe vorliegt.
Die cpiktetischcn Fiaginente. 4fil
und Epikurossentenzen nachweist (S. 130 ff.); drittens Excerpte
aus StobaeuS; wofür gleichfalls Belege durch Analyse einzelner
Maximuscapitel beigebracht werden (S. 136 ff.). Hinsichtlich
der letzten Gruppe kommt Wachsmutli zu dem Resultat, dass
höchst wahrscheinlich alle Dichtercitate, mit Ausnahme einiger
dem Menander zugeschriebener Spruchverse, aus Stobaeus stam-
men. Für die prosaischen Eklogen lässt sich ein älmliches
Resultat nicht mit Sicherheit erzielen; doch neigt sich Wachs-
muth der Ansicht zu, dass auch diese, soweit sie nicht in eine der
beiden ersten Gruppen gehören, aus Stobaeus stammen, wenn-
gleich die eigenthümhche Art ihres Vorkommens darauf hin-
deutet, dass sie nicht direct, sondern durch das Älittelglied
einer Excerptensammlung aus Stobaeus abgeleitet sind.
XII. Freilich kann dieses Resultat, so wcrthvoll es an und
für sich ist, doch nicht genügen, um darauf weitere Schlüsse
zu bauen. Namentlich wäre es für unsere Zwecke ausserordent-
lich wichtig, genau zu ermitteln, welche Partien aus Stobaeus
excerpirt sind, um hinsichtlich der epiktetischen Fragmente,
die sich in den Parallela theils unter dem Namen des Epiktet
theils unter anderen Bezeichnungen finden , ein einigermassen
sicheres Urtheil fällen zu können. Wir müssen also versuchen,
über das gewonnene Resultat hinauszugehen, und zwar soll
dies, um die Untersuchung nicht von vorneherein auf eine
allzu unsichere Basis zu stellen, mit Zugrundelegung des Ma-
ximus geschehen.
Wachsmuth hat bereits zu wiederholten Malen angedeutet,
dass die Thätigkeit des Compilators der Parallela eine rein
mechanische war. Wir dürfen nicht an emsiges Zusammentragen
von Sentenzen denken, an eifriges Sammeln von Material, das
dann in entsprechende Capitel moralischen Inhaltes vertheilt
wurde. Der Compilator, mag er nun ein Urflorilegium benützt
haben oder mehrere Sammlungen, wird höchst wahrscheinlich
im Anschlüsse an schon bestehende Gnomologien seine Capitel
im vorhinein festgestellt und dann gleich in sein Conccpt die
Sentenzen unter die einzelnen Rubriken eingetragen haben. Ist
dem so, so müssen sich die Spuren dieser Arbeitsweise noch
in den Capiteln des Maximus finden; es muss sich in der Reihen-
folge der Autorennamen ein bestimmtes Princip erkennen lassen,
wenngleich auch von vorneherein die Möglichkeit nachträgliclier
462
Schenk 1.
VI
VII
1. Plutarclios
2. Aristoteles
3. Isokrates .
4. Demokritos
5. Kleitarchos
6. Sokrates .
7. Moschion .
8. Kato . . .
9. Demonax .
10. Phaborinos .
1 1 . Demosthenes
12. Diogenes . .
13. Bias
14. Epikuros . .
1.'). Auszüge aus
Stobaeus' Flo-
ril.
16. Ans der de-
mokrito - epi-
ktetischcn
Sammlung
17. Apoplitlieg-
mata
VIII
IX
531, 30-
41
532, G— 9
ib. 10—19
Lips. 50, 51
ib. 20—
22
ib. 27—31
(aus C. 1
n. Hense).
t, Lips. 49,
ib. 35—
39
548,5—18
ib. 19 — 43
t, 549, 21,
22,
t
ib. 23— 27
t,t,
ib. 28—36
ib. 37—40
1
t, t, 556,
40,41
t, 16,42 —
44, t, t,
ib. 45— 57,
557, 2—4,
t
ib, 5 — 7, t
559, 38-
42
ib. 43—
47
560,
1— 10(?
t, t, t
ib. 47 —
550, 2
ib. 3—5
(aus 84, 6)
555,
2 — 4
ib. 5— 9
t, t
ib. 24 — 28
ib.ll— 14
533, 17—
20
t, t, t, t,
ib. 14, 15,
t, t
ib.
27—36
ib.,
12—14
ib. 40—
561, 2
ib. 35, 36
ib. 15— ib. 40 — 42
20
ib. 3-
10. t
z.B. 561,
11 — 20
Die epiktetischen Fragmente.
403
X
XI
362, ult.
63, 1 — 6
ib. 7, 8
b. 9—15
0. 16—18
• • •
b. 19—21
'565,
31—46
ib. 47—
566, 5
ib.
30—34
XIII
XVIII
570,40,
41
ib. 42, 43
ib. 44—
47
571,
4—6
589, 10—
34
ib. 35—39
ib. 40-44
XXVIII
61 3, ult.
—614,3
XXXII
XXXVI
621, 8, 9
620, ult.
626, 44—
627, 1
627, 2. :5
ib. 22—27
ib. 35 —
37
ib. 32—
564, 9 (aus
Stob. 19 u.
42)
ib. 38-
567,
ib. 45—
590, 5
ib. 8, 9
ib. 10—14
ib. 15—17
ib.
4—9
ib. 17.
18
ib. 19—
24
ib. 4,
ib. 6-8
ib. 30 — 32
ib. 35, 36
ib. 12 —
20
ib.
9—14
ib. 13-
17
t,ib.l8-
22
ib. 37—
591, 7
ib. 8 — 30
(in rein al-
pbabet.
Ordnung)
ib.25 —
27 (=
16, 15)
ib.28-
35, 43,
44
ib. 9—11
ib. 16 — 19
ib. 24—26
621, 1-5 ib. 27— 43
10—19
(aus 29 mit
gen. Bcob-
achtung der
Reibenf.")
ib. 20—22
cf.Wachsni.
p. 15S
ib. 40— ib. 23— 28
42 1
ib. 44 —
628, 14
464 Sehen kl.
Eintragungen und somit gelegentlicher Störungen der Reihen-
folge nicht ausgeschlossen erscheinen darf. Dass nun eine solche
Uebereinstimmung zwischen den einzelnen Capiteln in der That
stattfindet, beweist schon ein flüchtiger Ueberblick über einige
Capitel des Maximus und ist auch schon für einige Autoren
anerkannt worden (vgl. z. B. das von Wachsmuth S. 126 und
sonst Bemerkte). Deuthcher, als es lange Auseinandersetzungen
vermochten, wird dies die Tabelle auf S. 462 und 463 vor Augen
stellen, welche eine Art vonConcordanz für einige zufällig heraus-
gegriffene Capitel des Maximus darstellen soll. Die angeführten
Eklogen halten genau die handschriftliche Reihenfolge inner-
halb der einzelnen Capitel ein, selbst dort, w^o die Zahlen der
Combefisiana nicht stimmen, da diese oft genug von der über-
lieferten Ordnung willkürlich abweicht. Die Eklogen, w^elche
sich bei Combefis überhaupt nicht finden, habe ich blos durch
ein t angedeutet. Die Stücke, welche ausserhalb der 17 von
mir berücksichtigten Lemmata liegen, habe ich natürlich aus-
gelassen.
XIII. Die Uebereinstimmung zwischen den einzelnen Ca-
piteln ist zu auffallend, als dass man nicht nothwendigerweise
den Schluss ziehen müsste: der Compilator hat ein Florilegium
benützt, in dem die hier verzeichneten 17 Autorennamen, respec-
tive Quellen, in der angegebenen Ordnung aufeinander folgten.
Ich hatte die Thatsache lange bemerkt, bevor es mir gelang,
die Sammlung aufzufinden, welche die entsprechende Ordnung
aufweist. Es ist keine andere als die Compilation des
Codex Parisinus 1168, deren Wichtigkeit für die ganze
gnomologische Literatur schon zu wiederholten Malen hervor-
gehoben und nachgewiesen worden ist. Für die Kenntniss der-
selben bin ich Herrn Professor Frcudenthal in Breslau, der
mir die ersten genaueren Mittheilungen über die Reihenfolge
der Lemmata in der Handschrift machte, besonders aber Herrn
Professor Alfred Jacob in Paris, der eine vollständige Beschrei-
bung derselben mit allen Initia für mich anfertigte, zu immer-
währendem Danke verpflichtet.
Bevor Avir daran gehen, das Verhältniss des sogenannten
Maximus zum Pariser Florilegium genauer zu bestimmen, wollen
wir einen Blick auf die Zusammensetzung des letzteren werfen.
Zwar hat darüber schon Freudenthal im Rh. Museum XXXV,
Die epiktetisclicn Frapnicntc. 4ß5
S. 426 fF. a. a. O. sehr Avillküiumcne Mittheilungeu g-emacht,
die sich aus zerstreuten Bemerkungen in Boissonadc's Anec-
dota noch vervollständigen lassen; aber sie reichen noch lange
nicht hin, um die ganz eigenartige Anordnung der Sammlung
verständlich zu machen. Uns beschäftigt hier nur der Inhalt der
Blätter 83'- (vgl. Freudenthal, S. 417 fF.) bis 162^'; hinsichtlich
der übrigen im Codex enthaltenen Stücke verweise ich aiir
H. Omont (Inventaire sommaire des manuscrits grecs etc. Paris,
1886, I, 233).
XIV. Die in dem bezeichneten Theile der Handschrift
enthaltenen Sentenzen sind äusserlich in vier Theile gegliedert,
wie dies schon Freudenthal a. a. O. richtig erkannt hat; fol. 83 •"
bis 121^ ist eine Sammlung von Gnomen und Apophthegmen
nach Namen geoixlnet; auf fol. 121^ beginnen Excerpte aus
Stobaeus' Floriiegium mit der Ueberschrift ITsp: aps-v^c ■/.%<. zbio.
xpözo^f v.3.101. ap£Tr,v ß'.cotcov 'jzoOy;/.«; (1. ■jirsOrjy.a'.) • twv •:£ t:Ic r.y.Ks.'.O'.!;
•rrpa/^ösvTiov p.vY;p,'^ ßiw TsXscSsvTa;! von fol. 140'' — 146^' reicht
die von Wachsmuth in den , Studien zu den griech. Flor.'
S. 162 ff. herausgegebene Spruchsammluiig iv. toj AYj[j.oy.p{TO'j v.a:
i-^'/v.pioio'j TO'j 'E7:r/.T7^Tcu /.al 'l^oy.paTouc; betitelt; den Schluss bildet
eine alphabetisch geordnete Apophthegmensammlung, die den
Titel EXAOY*/ aTrofflösvjj.äTcov y.aToc aAsaßr^iov mit dem, wie weiter unten
gezeigt Averden wird, aus einer Blattversetzung entstandenen Zu-
sätze Brjij.oy.piTou eTur/.rrjTou lacy^paTOUc; y.al i-spwv ©'.Xosiswv trägt. Keiner
dieser Theile hat indessen seinen ursprünglichen Charakter rein
bewahrt; alle sind, wie die folgende Analyse zeigen wird, durch
Eindringen fremdartiger Bestandtheile mehr oder weniger ent-
stellt. Uebrigens ist die Pariser Handschrift nicht die einzige,
welche die Existenz unseres Florilegiums bezeugt. Der Cod. Par.
Suppl. 690 aus dem Ende des 10. oder dem Anfange des 11.
Jahrhunderts enthält unter anderen Stücken gnomologischen
1 Freudenthal (in einer nachträo-liclien Bemerkung', S. 639) nennt diese
Ueberschrift. ,unsinnig'. Für uns ist sie aber vor Allem deshalb werth-
voll, weil sie mit der des Codex Escorialensis (nach O. llense im Rh.
Museum XXXIX, S. 389) wörtlich übereinstimmt, nur das.s dieser u-oOfJ/.a'.
und statt des allerdings sinnlosen ßtw ■cikz'jf)v>zx das oflenbar richtige
ßitocpEXEaraTT) hat. Die falsche Interpunction des Parisinus (nach ßiwrfov
lind -px/Os'vTfDv) habe ich getilgt.
SitznngsTier. d. phil.-hisfc. Cl. CXV. F.d. I. Hft. 30
466 Schenk).
Inhalts ' auch eine mit dem ersten Theile unseres Florilegiums
übereinstimmende Sammhing; und der Cod. Vindob. Philos. et
Philol. 216 hat gleichfalls (fol. 82 unter dem Titel TvCopm o-.a-
<pcpo)v ojop£Xtp,oJTOT3!t) wcnigstcns Reste einer ähnlichen Collection
erhalten. Der erste Theil zerfällt in folgende Unterabtheilimgen:^
I. 'Hcaiou (2 Gnomen).
II. nXou-apxoj, enthaltend 87 Nummern, von denen die
letzten drei jedoch Apophthegmenform zeigen. Es liegt
nahe, dieselben zur nächsten Gruppe hinüberzuziehen,
zumal auch im Florilcgium Monacense sich die Apo-
phthegmen II, 85—87 und III, 1 unter Nr. 225, 233,
230 und 237 (allerdings sämmtlich dem Plato zuge-
schrieben) vorfinden. In Suppl. 690 bilden II und III
die erste Gruppe der Sammlung unter dem Lemma
nXcuTap*/ou.
III. Tcu auToO d7:oa>6sYlJ-a'fa (4 Apophth.).
IV. (Ohne Titel; Suppl. III 'ApiaTOTeXou; ; ebenso Max,; 18
Gnomen).
V. To5 a'jTou d'jro^OsYlJ.a'ia (15 Apophth., von denen jedoch
nur das erste dem Aristoteles zugeschrieben wird. Die
folgenden gehören: 2, Anakreon, 3. Demosthenes, 4., 5.,
6. sind ohne Namen, 7. Stratonikos, 8. Anacharsis, 9.,
10. Sokrates, 11. Aeschines, 12. Diogenes, 13. einem
Lakonier, 14. Demosthenes, 15. Xenocharis).
VI. (Suppl. IV). Iffoy.paTO'Jc (33 Gnomen).^''
' Die Verwandtschaft mit dem Cod. Par. 1168 zeigt sich auch in dem
Vorkommen jener von Freudenthal S. 416 beschriebenen pseudonymon
Stücke im Cod. Suppl. 690 (fol. 148^) unter demselben Titel.
2 Eine vollständige, ins Einzelne gehende Analyse des Flor. Par. und
der verwandten Sammlungen wird Elter's Abhandlung enthalten, auf
welche hier ein für alle Male vorwiesen .sei.
3 Theils um die eigenthümliche Anordnung der Eklogcn im Flor. I'aris.
an einigen Beispielen zu erläutern, theils um einem etwa auftauchenden
Bedenken, ob die Sammlung des Cod. 1168 nicht vielleicht ein blosses
E.xcerj>t aus Maximus, nach Autoren geordnet, sein könnte — wie ein
solches in den Gnomica Basileonsia thatsächlich vorliegt — zu begegnen.
gol)o ich die Analyse einzelner (iruppen , wobei ich die bei Maximus
nicht vorkommenden Stücke ausschreibe, von Vollständigkeit der Yor-
weisungen aber ab.seho. Zunächst folgt die der sechston:
1 Max. 23, 2; adDemou. 14. 3 Max. 1,6; ])om. 17.
2 Max. 10,2; Dem. 17. 4 Max. 6, S; ad Nie. 27.
Dif epiktefisclien Fragmente. 4-67
VII. ToD auTOj aTTosOsYP-aia (2 Apoplith.).
VIII, A-zjiJ-oy.piTO'j Yvw[j,at (Suppl. V. Ar(|j.cy.piTou r.zpl ava^a-/);; 42
Gnomen).
IX. (Suppl. VI) KXetTapxou (22 Gnomen).
X. (Suppl. VIII) 2wy.pa-ou; (23 Gnomen).!
XI. 'ÄTTccpösYiJ.axa toü auiou (19 Apophtli.)^
5 Max. 43, 3; ad Nie. 28. 22 Max. G, 12; Dem. 2G.
6 Max. 31, 4; ad Nie. 28. 23 Max. 32, 2; Dem. 21.
7 Max. 11, 17; ad Nie. 28. 24 Max. 6, 13; Dem. 20.
8 Max. 1, 10; ad Nie. 36. 25 Max. 18, 11; Dem. 29.
9 Max. 36, 3; ad Nie. 36. 26 Max. 71, 2.
10 Max. 59, 5; ad Nie. 38. 27 Max. 6, 14.
11 Max. 6, 9; Dem. 24. 28 Tbv r.otpa. xatpbv j:Xoütov |j.rj ayir.oL,
12 Max. 6, 10; Dem. 24. aXX' ocKÖ'ka.uz [iev twv 7:apovi(ov w;
13 Max. 17, 7; Dem. 52. Ovtjto'?, £::i[j.£)vOu ol löiv u;:apyovTwv
14 Max. 12, 12; Stob. 1, 37. w? äOävaio;.
15 Max. 11, 8; Dem. 30. 29 Max. 16, 1; Dem. 12.
16 Max. 17, 8; Dem. 22. 30 Max. 12, 13; Dem. 27.
17 Max. 23, 1; Dem. 22. 31 Max. 12, 14; ad Nie. 25.
18 Max. 6, 11; Dem. 25. 32 Max. 9, 3; ad Nie. 26.
19 Max. 2, 6; Dem. 34. 33 0£fopEi ßojXEÜo») --^ ad
20 Max. 2, 7; Dem. 35. Nie. 35.
21 Max. 47, 1; Dem. 41.
1 1 Max. 20, 11 8 Max. 34, 1
2 Max. 6, 21 9 Max. 12, 29
3 Max. 49, 2 10 Max. 12, 30
4 Max. 18, 15 11 Max. 12, 31
5 Max. 18, 16 12 Max. 22, 4
6 Max. 24, 1 (u. 28, 3) 13 Max. 5, 4
7 Max. 3, 9
14 Tufflo; y.ix\ tzIouzo^ [x.alOavaTo;] y.ou. 0'Jva(iTal(?) «(-.pviofwOaväTfij ::f7rT0uat xaiw.
15 Tou? It:i£V/.£Xc, avopa; systpouaiv et; opy^jv xa/.o'jpywv Tpö;:ot.
16 (A)r)XoI' T.oXkäyAi xa/CoaüvÖETo; o^ii t% '^^X^i tbv a/.aibv tpo^ov.
17 ^H9o? TupoarjvE; y.oü Tcpäov prjjjia oIoe [AaXaaaEiv x.al tou; ayav XtGwOEi?.
18 "lairjat ra )(prj[J.aTa opyrjV y.ou [laXtara uTib twv rJTTÖvcüv Tzpoa^Epo'jxEva.
19 Max. 40, 3.
20 'EXEuOspfav b -i[j.üjv y.ou vojxot; Jjxwv (sr/.fov?) raurj; aKJ^^AaxTai oua/Epou?
[JLEp{[XV7];.
21 Max. 54, 9 23 Max. 15, 13
22 Max. 8, 9
2 1 Max. 20, 12 5 Max. 30, 2
2 Max. 1, 14 und 63, 13 6 Max. 18, 17
3 Max. 17, 14 7 Max. 17, 15
4 Max. 13, 3
30*
468 Schenkl.
XII. (Suppl. VII) IIXaTwvoc; (6 Grnomen).
XIII. Tou auTO'j azoffiOsYI-'-aTa (1 Apophth.)
XIV. Tv)c; AeuYJ.T.'jz-riq (13 Gnomen; Suppl. bat von Leixkippe-
gnomen nur die bei Max. 35, 4 sieb lindende, welcbe
obne Lemma nacb den Diogenesapopbtbegmen stebt).
XV. Xapt/.A£ca; (10 Gnomen).
XVI. Moü'/iwvc? (25 Gnomen).
XVII. Kaxwvo; (7 Gnomen).
XVIII. Tou auTou aTOipOsYP-a (1 Apopbtb.).
XIX. (Suppb IX) A-/][xova-/,Tou (13 Gnomen).
XX. Tou auxo'j cc'jroipösYM.aTa (16 Sentenzen, von denen jedocb
nur die vier ersten apopbtbegmatiscbe Form baben. Von
den übrigen werden in den Parallela 5. und 6. Demo-
nax, der Rest durebweg Menander zugesebrieben und
dies wird durch SuppL bestätigt , in welcbem Nr. 7,
8, 12 — 14 mit dem Lemma MevavBpoj die XL Gruppe
bilden).
XXL <I>aßwp(vou (1 Gnome).
XXII. Tou auTou aT.oo(ii^(i).y.zo(. (19 Apopbtbegmen, welcbe von
Freudentbai im Rb. Museum XXXV, 410 fF. publicirt
sind).'
8 'EpcüTTjOei; repl avop£;a; xal oi/caioaüvr); öxozipx ßsXrtwv (önoT. ßsXiiova)
?or) 'ouosv avopsta; yprj^otxsv, iäv Trävte; (I)[j.£v Oix.a'.oi\
9 Max. 4, 2 11 Max. 17, 16
10 Max. 9, 4
12 Tw tpayo) eXz^^z^ q l'piao; 'oi [Jiayeipot ars'Oavov'. 6 os 7:pb; auTov 'oOa^
TcV.vov, OTi st; ywpixoli; i[j.7:£aou[jisOa'.
13 OaXa/.po; •/.aOrj[iiVo; x.aTcVavctov x.p'.ou vuaTa^wv j:Xr]yr]v lauTU» npo^s^ei.
14 Max. 21, 1 17 Max. 47, 4
15 Max. 28, 4 18 Max. 1, 15
16 Max. 10, 5 19 Max. 17, 17
* In welcher Beziehung zu diesen und den übrigen unter Phaborinos'
Namen gehenden Apophtheginen die aclit Stücke stehen, welche im
Cod. Baroccianus 50 (aus dem 11. Jahrhundert) auf fol. 108'' erhalten
sind, weiss ich nicht zu sagen. Ich theile sie hier der Vollständigkeit
halber unter Angabo der wichtigeren Varianten mit. Ein paar Ver-
weisungen, die mir gerade zur Hand waren, habe ich beigefügt.
•I'aßopfvou (!) ivOuiJH][jiaTa ipiXoadotov zat ipwT7)[i.aTa.
1. E'j;roXi; 6 xwv xwiJ.toouov j^oirjx:^; j:uvOavo[A£yo;, ort 'Alztßiaor]; xa?
xwv jcoXixcöv yuvat/.a; ^lov/süci, £or) "AXxißiJtor;; [jlt) (ov avTjp roXXfov yuvaixwv
iaitv avTip.' (vgl. Athen. XII, 535'').
Die epiktetischen Fragmente. 460
XXIII. l-ri\j.oaQv/c'j; (5 Gnomen).
XXIV. Tcu auTOj a-ofösYp.aTa (3 Apoplith.).
XXV. (Suppl. X) Toü AtoYevou; (48 Gnomen und Apoplith.).
2. E'JzptTo; 6 Xw; spw (i vou m^) ukö tvjoc, Tzorapov av Ös'Xot ysy^aOai
Kpo^ao; v^ Swxparr]; ey?)' ^öjv [xsv KpoTjo?, ccTioOavfov 5= ^iaizpaT/j;".
3. <K)apvEa57]? ö ^tXoaoipo; auatriaavTo; tivo; aurw 'iotov ulbv zai ä7:o07)[XTj-
aavTo;, siTa [j.£t« ypo'vov H7:avE),0dvro? xal [jLe[jL90[j.svou k'jto'v, co; a[j.a07] auröv y.ats-
Xaßev, £97) 'xa\ yap st nwXov auibv y.a-rs).[£]t;:E; ä::oo7ijj.r;cja; , s-av=).Ot.jv övov
auTov supe?'.
4. Mevator][j.o?(!) cptXo'ao'fo; ax.oüaa; nvb; •/.paT'.aTov(-(aTou) touto X^yov-
TO? To iniTuyxavEiv «bv e;:iOu[j.eT, 't.Ögm 0' (:rcü; • 00') ä[j.Eivov toDto', e^tj, 'ttjv
«py^^v [j.rj ETitOujjiEtv Tivo;'. Vgl. Stob. Flor. 5, 123 (16 Hense).
5. lvJpt7;{oto;(!) 6 twv Tpayoioiöjv r.orqTrii r.poT/.aKo()[XE'iOi u;:'' 'ApysXaou
Tou ßaCTtXfw; Tpayfoofav autöv yp«(J;at scpr]' [j.y^ 701 yEvo'.-o u ßaatXeu Stöt tpa-
yw8(oc5 TTaOEtv'.
6. Aioyivrj? 6 zuvtxb; 91X07090; i7:iXa[j.ßavo[j.^vo'j -v/01; «OtoU, w; ez
TCopvE^ou £5£pp[j.£vov auTOv EtoEV, 'xt ouv'', f^Tj/r/. T% arj; oizfa; [ji£ loEt E^Ep/EaOat'';
7. 'AptTTOT^Xr]; b ^tXo'ao'^o; sptorrjOEi; xl Ta)^tara yrjpaa/.Ei, £97) '/api;'
Diog. Laert. V, 18.
8. 'AX^^avopo; b twv Mazsoo'vwv ßaatXEu; Xaßwv at/jxaXojiou; t«;
AapEiou Ö'jyat^pa;, etceio^ auvEßouXsuov auiwoi 90,0: eueio^ctiv o'jjat; ay-a?; CTuyy--
vi'aOai, 'atcjypöv (s/_pr)v)', ^97), 'ecttiv avopa; vr/.v^aavTa; 67:0 yuvatx.wv fjtTr,Ofjva'.\
Flor. Par. XXV, 9 = Parall. [Max. 3, 10].
' Diese Gruppe zeigt ein äusserst merkwürdiges Gemisch von Apophthegmen
des Diogenes und Alexander, wozu noch einige prosaische und sogar
poetische Gnomen kommen. Dem Diogenes gehören an: 1, 13, 14 (nur
diese sind ihm namentlich gegeben), 24 — 36, 29 — 43; dem Alexander
2 — 12 (darunter 2 und 4 namentlich), 16 — 23 (mit Ausnahme von 22
und 23 namentlich), 46 (namentlich) ; voji den übrigen ist 37 ein bei
Max. dem Sokrates, in den Apo. dem Theophrastos gegebenes Apoph-
thegma, 38 eine gewöhnlich dem Kleitarchos (auch in unserem Flor.
Par. IX, 8) zugeschriebene Gnome, 45 ein poetisches Stück (Zo^o'/Xio-j^
bei Stob. Flor. 98, 1) , 47 gehört dem Phokion an, 48 ist ein mir un-
bekanntes Stück. Von allen nicht a.pophthegmatischen Stücken wird
nur 44 durch Stob. Flor. 21, 44 als diogenisch bezeugt.
1. i^ioy^vr]? b xuvizb; 9iXo'cto9o; OEaaocjj.EVo? [Af/cpöcv toXiv [JEyäXa;
TiuXa; ?}(0UCTav eote '-/.XEiaaTE la; TiüXa;, [j.rj ri TZoXii i^sXOr]'.
2 Max. 41, 8 8 Max. 4, 5
3 Max. 13, 6 9 Max. 3, 10
4 Max. 71, 5 10 Max. 8, 16.
5 Max. 9, 16 11 Max. 46, 5.
6 Max. 6, 64 12 Max. 8, 17.
7 Max. 4, 4. 13 Max. 8, 20.
14 Aioy^vTji; b xuwv OEaaap.£Vo; [j.Eipay.iov [X£[jLupiT[jL£'vov ei-ev 'r^ (ei
die Hds.) 7;5pt t/jV xEcaaXrjv aou Euwot'a OJTwoiav aoj xw ßfoi "Ep'.TiOrjTi^,
470 Schenkl.
XXVI. K6pou aTOffl6;Y[j.ata (4 Apophth.).
XXVII. rvw|xac <I>iX-/)gt(o)voc; (4 Gnomen).
XXVIII. TvM\j.ai 'AptcrxtTCTCOu (3 Gnomen).
XXIX. Tou aijToij ä-äOffOsYjj.axa (10 Apophtliegmen, davon 1 — 3
dem Aristippos gehörig, 4 dem Diogenes, 5 dem De-
mosthenes, 6 — 9 ohne Namen, 10 dem Theophrastos
in den Mund gelegt.
XXX. TvwjjLai Bi'avTo? (1 Apophth. und 2 Gnomen).
15 Max. 4, 6 19 Max. 9, 17
16 Max. 14, 2 20 = Apo. Vind. 23.
17 Max. 23, 3 21 Max. 18, 23.
18 Max. 23, 4
22 iVh'XXtjjv 0£ T£).£UTav /.(xi 6£aaä[j.£vos tou? o{Xou; oa/.puovxa; ?'^r)
'<([j.r])> 0pr)V£a'£, tl) (p(Xot, /.al yäp o rjXto; ouv£i\
23 'A7^o0vr|axojv 0£ y.aX npoc, Tohc, ETafpoug a7:toa)V I'^tj '[j.syav öpcö [j.ou
tÖv £7iiTapi.ov £ad[j.£VOv\
24 Max. 69, 1 26 Max. 1, 24
25 Max. 17, 19
27 "l!]X£Y£ 0£ yp-q^ai rtüv ßißXtwv x.a8a7:£p twv 6aT[£]tov töv [j.ueXöv i/.po-
«pouvia tot Xot:i:a £[j.ßaX£rv etj Toug /.üvag.
28 Max. 15, 9
29 'loüjv o£ xiva? -/kiKZotc, hr.o tojv äp/övTwv äyoiiivou; lar) 'oi [xsyäXot
x.X^jirat loui; [j-ixpoli; zXiJiTa; ayouaf.
30 Max. 39, 4 31 Max. 41, 7
32 nuOo[i£'vou 0£' zvioc, ';roia wpa (7:otav wpav) 0£tapiaTav;' £t7:£V '6 [jl£v
:;Xouato; oiav 6^Xr), 6 Oi rMm otav £/Jl'.
33 Max. 41, 3 38 = IX, 18 dieses Flor.
34 Max. 11, 10 39 Max. 44, 4.
35 Max. 10, 9 40 Max. 10, 10.
36 Max. 9, 18 41 Max. 22, 5.
37 Max. 23, 5; Apo. 76.
42 'Ov£to!aavTo; auTO) xivo; 7;£viav "V.axooaiiJLüjv', £i7:£v, 'ojO£'va Tjpav-
voüvia 8tä 7:£v(av itopa/.a, otä 0£ 7:Xoutov toIi; -ocvia;'.
43 'Ov£io{aavTo; auTo) iivoi; 7:£'n'av \Koyßripo\J ?cp7] 'otä [ih ;:£Viav ouo£va
TzwTtott aip£ßXoü[X£VOV £ioov, oioc 0£ /.axtav TjoXXoü;'.
44 Max. 34, 2 46 Max. 34, 3
45 Max. 67, 5
47 Sujj.ßouX£uw TOW'jv rjatv 5^ y.pai£tv lol"; oxXot; auTou; 5^ cpiXou; (-o;
die Hds.) £tvai iwv /.paiouvriov = Plut. Apophth. reg. Phoc. X (188<=).
48 Tö yäp xax.bv [j.ETp«ijT£p(o x.a/.o) ävTtar;/.oua£vov uETpiav £y£t tt^v Xü::Tiv.
(Suppl. hat nur folgendes Apophthegma: 'lowv ij.£'.pa/.iov (opatbv
[loyOrjcoI'; ojA-.XojvTa '-.p-jXa;»'.' , i'^rj, 'ixiarjO^vai 7:ap' ayiüiv , 1'va arj y£vr)
■/puoJ^ y.üXi^ 'iyo'j^x k'awOiV /.'jjveio/'.
Die epiktetischen Fiugmcnto. 47 ]
XXXI. Tou auTCj ä'TTOiOsYlJ-ÄTa ]
XXXII. 'AvTtcOevou? ' I (1 Apophth.).
XXXIII. Tou au-o'J a-ofOsYH.axa (2 Apophth.).
XXXIV. Atooojpou (1 Gnome).
XXXV. rv(j")p,at 'E-ao6pou (6 Gnomen).
XXXVI. rv(ü|;.ai 'A-oXXa)v(ou (2 Gnomen).
XXXVII. XiXwvo; (1 Gnome).
XXXVIII. Ar^[j/r(Tpiou ^aXipeo;; (sic; 2 Gnomen).
XXXIX. Xap-/]To; (1 Gnome).
XL, f^ix>7.Mvoq (1 Gnome und 1 Apophth.).
XLI. E'jseßio'j (1 Gnome).
XLII. Fvwp.at 'AvTi^ävouc (1 Gnome).
XLIII. II'JÖaYÖpo'j (1 Gnome).
XLIV. äaro^OsYl^-a (1 Apophth.).
XLV. rvcü[j,a£ Kpaitovo? (2 Gnomen).
XLVI. TvüiJ.y.'. IlwsTpaTou (1 Gnome).
XLVII. iwGTpaxoc; (1 Apophth. und 2 Gnomen).
XL VIII. rvw[xat KparrjTO;; (1 Apophth.).
XLIX. Tou aÜTOu a'äicpOsYp.a (1 Apophth.).
L. rv(o[7.Y; AY;[.».oxpäTou [1 Gnome und 1 Apophth.).
LI. WüiiJ.r, ZäXsuY.oi.
LH. Fvwp.at <l>aßoup(vou (1 Gnome und 1 Apophth.; v^l.
Freudenthal, S. 414).
LIII. 'Et£o-/,A£ou<; (1 Gnome und 1 Apophth.).
LIV. 'ETCt7.X-/5rou (2 Gnomen).
LV. <Pt>aovo; (von LV — LXX je eine Gnome).
LVI. T-/;Topog. Oüie ouvaxbv Ttpa^at tov [^.y) ßoyAÖ[.;.£vov ojt£ to
ßouXcGO«'. /piQG-t[J,ov [r}] ouvaT^; ousy;? t^; ■7rpa;£a);.
LVII. NsiXou. B{o<; r^aü/toc ypY;[.».aT(j)v tcoaXwv •::£pt:paveaTipsc.
LVIII. loAwvo?.
LIX. Tspwvo;.
LX. MrjTpoBwpou Stob. Elor. 52, 17.
LXI. 'E7rtxapiJ.ou (?) Stob. Flor. 1, 14 (10 bei Hcnse).
LXII. 'Hca-ou Stob. Flor. 5, 54 (1, 26 Hense) Tcaiou.
LXIII. MouGwvtou Stob. Flor. 1, 83 (75 und 49 Hense).
LXIV. rh~axou Stob. Flor. 3, 79 (1, 170 Hense).
LXV. Tabu Stob. Flor. 3, 64 (52 Hense); auch in den
Stobacus-Excerpten unseres Flor. Nr. 28.
LXVI. Kpt-iou Stob. Flor. 14, 2.
472 Schenkl.
LXVII. ::o?o7.X£ou; Stob. Flor. 24, 4.
LXVIII. E£voy.pa-:o'j? Stob. Flor. 33, 11.
LXIX. 'AAs^avBpioo? Stob. Flor. 41, 2.
LXX. 'ApiaTov:!j.ou Stob. Flor. 94, 15.
LXXI. Twv k-zk Goswv TCspt rSKi\daq Stob. Flor. 43, 131 (II,
135, Z. 2—5 Mein.).
LXXII. EupiziBcuc; (2 Gnomen).
LXXIII. UoAuaivo'j (3 Gnomen).
LXXIV. TTTEpICOU.
LXXV. ZtjVwvo!; a-ocpöeYM-axa (1 Gnome und 1 Apoplitb., das
jedoch dem Solon zugeschrieben wird).
LXXVI. 'Avaxap tou Zv.üeou; (2 Apophth.).
LXXVIL Geoy.piTou (1 Apophth.) Stob. Flor. 16, 23.
LXXVIII. nspiavBpoj (1 Apophth.) Stob. Flor. 24, 12.
LXXIX. KAecctpaTCj (1 Apophth.) Stob. Flor. 34, 17.
LXXX. AT/.c'jpvc'j (1 Apophth.) Stob. Flor. 35, 9.
LXXXI. B'lwvc; (2 Apophth.) Stob. Flor. 38, 50 und 93, 34.
LXXXII. neXo-'ocu (von hier bis LXXXVI je 1 Apophth.)
Stob. Flor. 42, 13.
LXXXIII. Ap7.£siAaou Stob. Flor. 43, 91.
LXXXIV. KXcäveou Stob. Flor. 94, 28.
LXXXV. 'Opvtcü Stob. Flor. 101, 21 (FopY-ac).
LXXXVI. TpcciXou Stob. Flor. 102, 9.
LXXXVII. *.X./^jj.wvo; (1 Gnome) Stob. Flor. 116, 17.
LXXXVIII. 'HpcöBcü (1 Gnome) Stob. Flor. 116, 21.
LXXXIX. Aväeojvoc (von hier bis XCV je 1 Apophth.) Stob.
Flor. 46, 24.
XC. AvT-covou Stob. Flor, 49, 20.
XCI. 'E7:aiJ.'.vä)vo:j Stob. Flor. 54, 50.
XCII. a>'.X':z7:ou Stob. Flor. 54, 61.
XCIII. Ty-c OiXwvo; vjvat/.cc Stob. Flor. 74, 54.
XCIV. AusävBpoj.
XCV. Isp'vou Stob. Ecl. II, 1, 22.
XV. Ueberblickt man die vorstehende Inhaltsangabe, so
lässt sich nicht verkennen, dass schon der erste Theil unseres
Florilegiums aus sehr heterogenen Elementen zusammengesetzt
ist. In der ersten Hälfte desselben finden wir gi-össere zu-
sammenhängende Sentenzengruppen, in der zweiten über-
Die epiktetischen Fragmente. 473
wiegend einzelne Gnomen oder Apoplitliegmen ; in der ersten sind
in mehr als ein Dutzend Fällen die Sentenzen caiisdrücdclich in
-pfS)l).ixi und a-oc6£YiJ.ai;a geschieden (wobei die letzteren stets
Ucachfolgen) , nach XLIX treffen Avir keine derartige Unter-
scheidung mehr. Besonders charakteristisch jedoch für die erste
Hälfte sind die wiederholt vorkommenden Anhäufungen von
Apophthegmen verschiedener Herkunft unter irgend einem bc-
Hebigen Namen. So in Nr. V, XX, XXH, XXV, XXIX. In
manchen Fällen lässt sich diese Vermengung aus dem Umstände
erklären;, dass das Florilegium Parisinum in seiner jetzigen Ge-
stalt nur einen durch mancherlei Fehler und Irrthümer ent-
stellten Auszug aus der ursprünglichen Sammlung bietet. So
ist es geschehen, dass die ehemals vorhandene Ueberschrift
Msvavopcu, die noch der Compilator des sogenannten Maximus
gelesen haben muss, zwischen XX, 6 und 7 verschwand, so
dass jetzt diese Sentenzen unter den a-siöivv.y-a des Demonax
stehen; in gleicher Weise mögen die Apophthegmata des Dio-
genes und Alexander in XXV durcheinander gekommen sein,
und Freudenthal sucht (S. 423) die Anreihung der Excerpte
aus Diooenes Laertius an die echten Phaborinossentenzen in
XXII auf ähnliche AVeise zu erklären. Auf Nummer V und
XXIX indessen ist diese Art der Erklärung nicht anzuwenden, da
hier zu vielerlei Namen zu den Apophthegmen genannt werden,
als dass man an mechanische Vermengung glauben könnte.
Hinsichtlich der letzteren Gruppe wäre es bei der alphabetischen
Reihenfolge der Namen nicht undenkbar, dass der Compilator
unseres Florilegiums eine alphabetisch geordnete Apophthegmen-
sammlung benützte, aus der er, unbekümmert um Inhalt und
Namen, noch ein paar beliebige Dicta an die des Aristippos
anfüo:te. Für Nummer V reicht aber auch diese Annahme
nicht aus; hier hilft nur die Vergleichung mit anderen Samm-
lungen, die in diesem Falle allerdings ein für die fides unseres
Florilegiums nicht ungünstiges Resultat liefert. Von den in
Rede stehenden Apophthegmen sind nämlich Nummer 2 und 3
bei Stobaeus (Flor. 93, 38 und 43, 140) mit dem Lemma Iv/.
■z&v 'ApiGTO-eXo'j; y^pei&^f versehen; Nummer 4 (= Stob. Ecl.
II, 33, 12 Wachsm.) trägt in der Ueberlieferung des Cod.
Laur. wenigstens das Lemma 'Aptc-roTsAcu;; endlich finden sich
6 und 14 unter den Apophthegmata, welche bei Diog. Laert.
474 Schenkl.
(V, 1, 20 und V, 1, 18) auf Aristoteles zurückgeführt werden.
Unter diesen Umständen halte ich es nicht für zweifelhaft,
dass wir in der Gruppe V wirklich Reste jener Sammlung
vor uns haben, aus welcher Stobaeus und Diogenes geschöpft
haben.
Die zweite Hälfte des ersten Theiles bietet keine der-
artigen Schwierigkeiten, von einigen Verschiebungen in den
Lemmata abgesehen, die aus Maximus oder Stobaeus leicht zu
corrigiren sind. Ueberhaupt treten hier die Beziehungen zu
Stobaeus' Florilegium in den Vordergrund, die sich sogar zwei-
mal für eine ganze Reihe von Sentenzen zu einer directen
Verwandtschaft steigern. Nummer LXI bis LXX nämlich
und ebenso Nummer LXXVII bis LXXXVIII (abgesehen von
Nummer LXXXI, 2) halten so genau die Reihenfolge der
Eklogen des Florilegiums ein , dass wohl kaum eine andere
Annahme übrig bleibt , als diese Partien für Excerpte aus
dem Florilegium zu erklären. Diese Thatsache beweist zugleich,
dass der Excerptor nicht consequent das ganze Florilegium
durchgearbeitet, sondern wiederholt von Neuem angesetzt hat;
und so ist die ]\[üglichkeit, dass auch anderweitige Thcile
dieser ganzen Partie von XXXVI bis XCV ähnlicher Her-
kunft sind (so z. B. Nummer LXXXIX bis XCHI), nicht abzu-
weisen.
XVI. Ein ähnliches sprungweises Arbeiten macht sich auch
im zweiten Theile geltend, wo zwei Gruppen von Excerpten
aus dem 1. Capitel des Florilegiums sich scharf von einander
sondern. Auch in den Excerpten aus dem 6., 10., 20., 42.
und 79. Capitel finden wir ein derartiges Zurückgreifen, wenn-
gleich es sich in den letzteren Fällen nur um einzelne Nummern
handelt. Eben dahin gehört auch die Einschiebung der Eklogen
3G, 22 u. 18, 33 zwischen das 33. und 34. Capitel , die Um-
stellung von Capitel 42 und 43 und die Verrückung von 49, 10
ans Ende der ganzen Sammlung. Endlich ist auch dieser
Theil von gänzlich fremdartigen Interpolationen nicht frei;
hieher rechne ich die Einschaltung dreier Apophthegmen nach
Capitel 38 (Nummer 157 — 159), ferner von zehn Demokrit-
gnomen und einem Apophthegma des Aristides (Nummer 192
und 193) und die Interpolation von Nummer 198 bis 203 am
Schlüsse. Da es vielleicht für die Stobaeuskritik nicht ohne
Die epiktetischea Fragmente.
475
Bedeutung ist, zu wissen, welche Eklogen in unseren Excerpten
vorhanden sind, so verzeichne ich sie im Folgenden mit An-
gabe der Capitelüberschriften. Wo die Lemmata mit Stobaeus
stimmen, sind sie nicht angegeben; die eingeklammerten Num-
mern geben die Reihenfolge der Eklogen in den Hense'schcn
Tabellen.
1
1,2
25
= 2,5
2
= 1, 16 (8)
Mtvävopou?
3
— 1, 44 (16)
26
= 2, 40
4
— 5, 102 (1, 148)
Ma|j.ßX!/ou
5
6
7
— 5, 110 (1, 160)
— 5, 111 (1, 161)
— 3, 79, a (1, 170)
1
27
28
riipt (fpov/^acWt;.
— 3, 11
= 3,64
8
Aivoi'oj
.---■ 3, 32 (1,24)
29
— 3,68
'llpCUOOTOU
9
10
Sw/.pcxTOu;
= 1, 19 (32)
= 1, 20 (33)
30
= 3, 73
^a>/.paiou;
11
- 5, 127 (1, 53)
Dipl «(fpoauvr]?.
<l>W/.t'OV0? 1
31
= 4, 10
12
= 5, 56 (1, 70)
EOptj^föou
MaoxpaTou;
32
— 4,28
13
= 1, 34 (88)2
33
— 4,35
14
= 5, 25 (1, 89)
ohne Lemma
Ar)]j.o-/.p'!TO'J
34
- 4,46
15
- 5, 88 (1, 134)
Vtipiwj
'E;:f/.T7]T0u
35
= 4,87
16
— 5, 95 (1, 141)
36
= 4,90
17
— 5, 96 (1, 142)
37
— 5, 123 (16)
18
— 3, 79, B, Z. 16, 17 Mei-
38
— 5, 38 (37)
neke (1, 170)
riepl iv.oKocaiac,.
19
-24 - 3, 79 (1, 170), y;.
39
= 6, 4 (24)
Nr. 6 8, 10, 11, 17.
Ku'k'X. KopivÖ.
40
Aioyi'vo'j?
- 6, 47 (47)
1 Die im vollständigen Stobaeus vorhergehende Nummer ist nach Ilense
I, 31 mit dem Lemma Ow/.iojvo; bezeichnet.
2 Wie im Original ohne Lemma.
4<b
Seh
enkl.
41
= 6, 11 (31)
66
— 13,39
42
— 6, 39 (39)
ohne Lemma
43
44
— 6, 40 (40)
— 6, 48 (48)
IluOayopou
Uep\ avspeiac.
67
68
69
Ilepl y.oAa/.e(aq.
— 14,4
= 14, 18
= 14, 21
45
- 7,55
Ilep; aawxeia?.
Ar][i.oxptTOu 1
70
— 15,2
46
= 7,62
At5ü[j.wv
/
71
— 15,8
Ilcp't 5>.7,a;cTJV^;.
72
= 15, 13
47
= 9,22
Ssvotpcuv
48
49
50
51
52,
— 9,27
= 9,29
— 9, 30
— 9,40
53 — 9, 42, 43
73
74
75
— 16,7
= Iß, 15
— 16, 26
54
— 9,51
lep: b(7^ixie'.3iq.
Auxoüpyou 2
76
11,1
Htp'. aB'.y.t'ac.
SoöozXe'ouj
55
56
— 10,5
— 10,6
77
78
79
— 17, 21
= 17, 23
= 17, 28
57
— 10, 20
rispl a/.paffiac.
ohne Leinma
80
= 18,4
58
— 10, 7
81
— 18, 13
59
Ivjpi7.'!oou
— 10, 47
82
83
= 18, 19
— 18, 25
nspl T.y.ppr,^iccc.
riuOaydpoj
60
— 13, 9
84
= 18, 26
61
— 13, 20
85
= 18, 29
62
= 13, 23
86
- 18, 37
'Aptaiovjfxou
ohne Lemma
63
= 13, 25
Dsp": avc^r/.ay.ia;
64
- 13, 30
87,
88 — 19, 2
65
= 13, 33
<ttX:^'[j.ovo;
1 Vgl. Freudenthal, S. 4-2'J.
- Im Original das Lemma zu 9, 50.
Die epiktel
ischen Fragmente.
89 - 19, 4
90 — 19, 8
91 - 19, 11
92 — 19, 14
Ilep'. TOÜ cuvs'.ocTo;.
113 - 24, 1
114 — 24, 8
Uepl opY^;;.
93 = 20, 8
115 = 24, 16
Mao/.pstTOu;
94 — 20, 20
llep; opy.cu.
95 = 20, 21
116 - 27,4
ohne Lemma
117 - 27, 13
96 — 20, 50
'A7:o),wv(ou
97 — 20, 63
98 - 20, 47
99 — 20, 65
ohne Lemma
Ilepl (ftXoTuoviaq.
118 — 29, 31
IIS'^— 29,32
ohne Lemma
119 — 29, 40
120 — 29, 85
Ilspt Toü yvööc cauTov.
121 — 29, 86
100 — 21, 1
122 — 29, 90
101 = 21, 4
102 — 21, 19
'ApiaioTc'Xou;
123 = 29, 91
Ilspl 'j-£po(|;(a;.
103 — 22, 10
Xatpr;aovo?
104 — 22, 11
Msvavopou
105 — 22, 13
TT ^ ■>% *.
ll£p'. aioz-j;.
124 - 31, 1
EupiTzloo-j
125 — 31, 6
126 — 31, 10
127 — 31, 11
EuptTitSou;
106 = 22, 25
107 — 22, 26
128 — 33, 7
<P'.Aov(oou
SfOTÄTOU
108 — 22, 27
129 — 33, 13
^VzoAXtjjvto'j
109 = 23, 1
130 = 36, 22
131 = 18, 331
110 — 23,5
Ilspt Tou [J.r, suy.xipioc Aevstv
111 = 23, 6
132 = 34, 1
477
112 = 23, 13
'.ovja'.oj
1 Tou auroü, wie im Oripfin.'il, nhwohl dort flAourap/oj 11. 8. w. Torhergeht.
478 Schenkl.
133 — 34, 2
158 = Flor. Barocc. 188
Eupi-(oou
159 — Flor. Barocc. 190
134 — 34, 6
135 — 34, 7
Ilepl TTXTptOO;;,
136 = 34, 9
160 — 39, 8
/
E'jpt-ioou
Hepi acoAscyiai;.
161 — 39, 9
137 - 36, 8
ohne Lemma
138 = 36, 19
162 == 39, 26
139 — 36, 23
163 = 39, 28
140 = 36, 24
Ilepi T:oAtT£(a(;.
141 — 36, 25
164 — 43, 6
142 — 36, 28
Ilo'JO/cX/o'j;
''A::oXXwvt'ou
165 = 43, 41
Hcpl xpY]5T:Tr,T0(;.
UoXuafvou
143 = 37, 1
166 = 43, 50
144 — 37, 15
Esvo'^wvTo;
145 — 37, 19
167 — 43, 57
'EriyapfjLT)? 1
146 — 37, 22
Atay Jvo'j
168 = 43, 71
147 — 37, 24
MaaßX'/O'j
169 — 43, 76
148 — 37, 31
170 — 43, 80
IIspl ©Oovou,
ITept StaßoXv;?.
149 — 38, 12
171 — 42, 4
150 =r 38, 30
172 — 42, 6
151 38 33
-i-f^j- f^'-'« tjfj
ohne Lemma
152 — 38, 36
173 — 42, 11
'ApiaTovu[jLou
'Prjyt'vou
153 — 38, 41
174 — 42, 2
154 — 38, 45
KXsavOou
'Ava^ttie'vo'ji;
_, r -• \ •% y ^t
155 — 38, 55 '^^'^
Tou OT.Qt.ov ypr, sivai -ov ap-
Kaifijvos
yovTa.
156 — 38, 58
175 — 46, 36
'AroXXfovfou
KucTsßtou
157 = 38, 48 (?) (Flor.
176 = 46, 66
Barocc. 186)
177 — 46, 80
Arjaoxpfiou
'Eriy.i/jTou
' "'EjTt/appou ist das Lemma von 37, 16.
Die epiktetischen Fragmente. 4.70
178 =: 46, 90 g) Max. 12, 24
nxi
at'Dvo;
h) „ 20
170 = 40, 91 ij ^ ^y,^^,,^,^^ ^f,j
ohne Lemma
180 = 46, 112
k) = Wachsm. 203
(1. Hälfte)
181 = 48, 52 193 _ pj^^, g^^,^^^ j23
nspt Tou OT'. SeT Tt[;.äaOat tou- y=- 194 =, 94 23
veTt; Trapa twv isy.vwv. ^q^ q_' .
182 = 79, 2 196 ^ 97' iq
183 = 79, 3 nsp'. ß(ou.
ohne Lemma 197 = 98, 53
184 = 79, 43 i\lsvivopou
185 = 79, 38 198 = Wachsm. 128
AtXtavou !(jTop{a 199 = Wachsm. 129
Uep\ ::ao6tou. 200 = Wachsm. 130
136 _- 91 1 201 = "Ap. 7.7} zp. |j,äO. 144
lg7 __ 91 4 und 145 (^aXe-bv zoAAa;
188 = 91, 7 ■■'•«'• '= apx£cO:('. uTb x£-:po-
189 = 91, 31 202 = "Ap. •/.. r.p. j^.aO. 151
190 = 92, 8 203 = '0 xaO' r,ij.ipTj ßio; isl
191 = 93, 1 Toc SucxoXa xf,q c'.7.owo\j.iy.q r/;;
ohne Lemma a.'iCi-^v.a.'.y.:i (pspst • Xu7r/;v (j.£-
192 Ar([j.oxpiTO'j. xpi'av xb xpüTov, sT-x [Asiucva.
folgende 10 Gnomen:
a) Max. 12, 17 "-?"^ *'^'^''i^-
6; „18 204 = 99, 32
c) „ 19 'AvTiyavouc
d!^ „ 20 Hep! d^oYO'J lupawioo;.
ei » 21 205 = Stob. 49, 10
j) j, 23 ohne Lemma
Eine Fortsetzung findet dieser Theil durcli eine Reihe
von Sentenzen, welche unmittelbar auf die dritte Abtlieihing
folgen und sich ohne Schwierigkeit als zu den Excerpten aus
Stobaeus' Florilegiura gehörig erkennen lassen. Es sind fol-
gende Nummern:
480
Sehen kl.
206 r:= 94, 7
Mevavopo'j
207 = 105, 47
208 = 105, 52
'Iffoy.pa-ou;
ITspl Twv eJJT'j/ojv-wv 7:ap' a^i'av.
209 = 106, 12
210 = 106, 14
'Ap'.CTTCüVJtJLOU
211 = 108, 61
riEpty.As'ou;
212- = 110, 21
Stüy.paxou;
212" =: 110, 26
kein Lemma
213 = 115, 5
IMa/,avt7:7:o'j
214 = 115, 14
215 = 115, 19
216 = 121, 31
ohne Lemma
''E'TZi'dy.'^iy.
217 = 126, 1
E'jpi::ioo'j
218 = 126, 2
ritvOapou
219 = 126, 3
220 = 'l, 70 (1, 99)
'Ap'.aio^s'vou
Durch diesen bisher noch gar nicht berücksichtigten Theil
der Stobaeusexcerpte gewinnen wir nicht nur die jMöghchkeit,
die Quelle für einige Maximuseklogen nachzuweisen, sondern
auch eine vollkommen genügende Erklärung für jenen sonder-
baren Titel des vierten Thciles (vgl, S. 23). Es ist klar, dass
in einem der Vorgänger des Cod. Par. 1168 das letzte Blatt
des zweiten Theiles, welches sich aus dem Verbände gelöst
hatte, fälschlich an das Ende des dritten Theiles versetzt wurde ;
dieses Blatt enthielt aber auch die Ueberschrift des dritten
Theiles, welche nun dem Titel des vierten Abschnittes, der
Apophthegmensammlung, einverleibt wurde. Da die in Rede
stehende Partie auch in der Pariser Handschrift gerade zwei
Seiten ausmacht, so erhellt, dass jener Archetypus nicht nur
den gleichen Inhalt, sondern auch das gleiche Format hatte,
wie die auf uns gekommene Copie.
XVII. Die dritte Abtheilung ist durch Wachsmuth's Aus-
gabe hinlänglich bekannt. Auch sie zeigt das Eindringen von
Apophthegmen, die dem Charakter der Sammlung ganz zu-
Aviderlaufen, mag nun dies der Inconsequenz oder der Unacht-
samkeit des Compilators zuzuschreiben sein. Die vierte Ab-
theilung endlich umfasst 225 Nummern, von denen jedoch nicht
Die epiktetisclien Fragmente. 481
alle Apoplitlieg-mata sind; vielmehr finden sich unter denselben
55 Gnomen, die der alphabetischen Ordnung gemäss eingereiht
sind. Eine Ausnahme macht Nr. 118 (Vi-(:^ixiJ.v/ äza; u. s. w.
bei Stob. 16, 28 mit dem Lemma 'E-r/.ojpcj bezeichnet), das
auf ein Apophthegma des Metrodoros folgt. Auch sonst ist
die alphabetische Reihenfolge nicht sorgfältig beobachtet. So
folgen nach 60 (dem Buchstaben Z angehörig) noch fünf Num-
mern mit A, zwei weitere (71 und 72) stehen zwischen II und
6; n-pvAlf,q (140) steht vor Oivo-iBy;; (141); die Buchstaben T
und Z sind sehr stark in einander gewirrt. Derlei Unregel-
mässigkeiten finden sich ja in den meisten Florilegien ; sie
haben aber nicht leicht eine so nachhaltige Wirkung geübt,
wie in unserem Florilegium, das für Maximus die Quelle war.
Freilich ist der zerrüttete Zustand des Florilegium Parisinum
nicht an allem Unsinn Schuld, der bei Maximus steht. So hat,
um nur ein Beispiel anzuführen, der Compilator des letzteren
in Capitel 17 die zwei Apophthegmata Nr. 109 (Aasac; 6 kz[j:r,-
v£'j;) und 115 (*0 ahioq afpuou; i^toYpafou) mit wörtlicher Beibehaltung
des Anfangs ausgeschrieben, dabei aber nicht darauf geachtet,
dass nicht nur vier Gnomen (110 — 113), sondern auch ein
ausdrücklich dem Menander zugeschriebenes Apophthegma da
zwischen liegen. Ueber andere Irrthümer des Compilators wird
später gehandelt werden. Die niehtapophthegmatischen Sen-
tenzen sind sämmtlich ohne Autorennamen; nur in Nr. 154 (llw;
£ioi7:xou ouoslc aX. = Stob. 99, 14, v. 2) hat er sich durch einen
Irrthum des Sammlers erhalten.
Ich gebe im Folgenden eine genaue Analyse der vierten
Abtheilung, wobei ich wiederum, Avie in der ersten, die bei
Maximus nicht erhaltenen Sentenzen und Apophthegmen aus-
schreibe; ausgenommen davon sind die aus dem Florilegium
"Apia-o'z y.a; npü-ov ij.i^r,ixy. (hier mit "Ap. ■/.. -p. [j.äO. bezeichnet),
das ich demnächst an anderer Stelle herausgeben werde, ge-
schöpften, da die Lesarten des Cod. Par. 1168 in dieser Aus-
gabe ihren Platz finden werden; ebenso die im Flor. Monacense
und den Apophthegmata Vindobonensia enthaltenen. Das Lemma
des Maximus gebe ich dort, wo dasselbe vom Codex Parisinus
abweicht; die bei Maximus nicht vorkommenden Eklogen sind
mit einem Stern, die nichtapophthegmalischen Stücke durch
eckige Klammern gekennzeichnet.
Sit.znngsbpr. <\. pliil.-hist. Gl. CXV. Bd. I. Hfl. 31
482
Schenkl.
1
2
* 3
4
5
B
6
7
8
9
* 10
* 11
12
* 13
14
15
*[1G
17
* 18
19
20
21
22
* 23
b ahiöc,
b ahxbq
b ahibc,
b aliTÖC,
'AvTt'yovo? 0 ßaciXeü?
'AvTaYopa?
6 auTo?
0 odiTäq
b ocjxöq
'kixr/.oq vsavi'cy.Oi;
'ApiazoTiX-qq
0 auTOi;
0 aÜTÖ;
AIWtto;
"Ap. y.. -^p. [j. IJ
Max. 8, 18
Max. 4, 7
Apo. Vind. 6
Max. 3, 11
Max. 71, 6
Max. ß, 63
Max. 15, 20
Max. 47, 14 (Aicwttou • outcc);
Mon. 162 (Ava/apc7t;)
Max. 43, 7 ('AvTayopa)
Mon . 1 84 (o auTo; nach A-/]ixoaGjvy;;)
Apo. Vind. 52
Max. 34, 6
Apo. Vind. 77
IVIax. 8, 26 {\Tt[j.oaOv^o'jq)
ÄTax. 44, 7
Bi'a? npf/iveü^ Max. 3, 29
0 ccjToq epMvrßeiq^ ti [jispt«; xwv avOpw::o'j ayy.QGy/, eras 'to y.aAä)(;
aTToGaveTv'.
'0 «uTo? Max. 18, 35
0 au-5; ^ Max. 2, 18
0 aoTo? Max. 14, 5
b ahzöq Max. 67, 10
'0 auTO? aT:oOv-f;cy.(.)v iv Aap.d/a/.f;) iptor/^Osfc, si sxet tov ßi'ov sxXi-
xwv ouasopsT, [6 oe] eajir, • 'o'j • Travtay^cOev ^ap l'c-^ ecTiv •/] et;
A'.o-/)v 000«; .
*[24 "Ap. 7.. T^p. II. 21]
■^|25 "Ap. X. %p. (X. 22]
r 26 rXuxtov c cocoöq
27 6 a'jT6<;
|28 "Ap. 7.. zp. ix. 26
=*= 29 FpaÜ;
(Aioy^vr];)
30 '0 auTÖ;
Max. 17, 23
Max. 47, 15 (TK'Jy.Mvoq und b ah-
-oq); Mon. 173 (nacli ropvia;)
Max. 42, 4 (rXüxwvo;)]
Apo. Vind. 172
Max. 44, 8 (ohne Lemma nach
A?(T«»')7:ou): Mon. 175 (nach
AtoYcvr,;)
Die cpiktetischen Fragmente. 483
31 '0 aÜTO? Max. 36, l.S (Biav^oq)
32 6 auTÖ? ]\Iax. 44, 1) (c aoii;; s. oben Apo.
Pur. 30)
33 6 ach-ÖQ Max. 34, 7 (nach VVp'.stoT£Xo'j;)
34 0 auTÖc; . Max. Gl, 6 (A;oY£vo'Jc und o aüxi;)
35 6 aÜTÖ? Max. 13, 10 (nach £•/. tcöv 'Kr. -/..
1..)
A *[36 = 72 A?. X. -p. [j.. 34; vgl. Apo. Par. 72]
* 36'' '0 ahxoq epbnrfizlq uro 'ApictiirTTou xi ahzui s^svöto sv. o'.Aocssi'a;
eiTis 'xb rXouxe'iv (j-r^oe oßoXbv r/ovxa\
* 37 '0 aüxo? Mon. 180 ' (Awysv/)?)
* 38 '0 ahxoq £'7:6vxo<; xtvo?, ext V-axavsAwai oou et avOpwTCof , I'sy; '£•;(.)
ck ou y.axaY£X(üf;.at'.
* 39 '0 ofuxb? -pb? xbv AotoopoiJiJ,£vov auxo) 'aXX' o'jxe £(^.o(', ecy;, Victeüe».
xt? £ucp-r;[;.ouvxt g£, oüx£ col £[j.£ ßXaJc;-r;jJ.oijvx'.\
* 40 '0 aüxcc Mon.' 181
* 41 '0 auxbc £X£Y£v 'ei xb 6av£tv [j.£ [j.£V£'. 7,al xb I^v^v [j.£ Xu-eT, x? !xäxr,v
oux aixoujj-at (ouv vjvoujj.at?) xdpSoi; xbv xy^; Xutct,? '/povcv;'
* 42 '0 ajjxbc; £XOtov Tcoxc eIq MEYapa xat 0£a(7a[j.£vo; M£Yap£o)v xa zpo-
ßaxa cttpÖEpai;; £iXr([j.jj.Eva, xout; Bi ulou? «uxwv ^(<j[j.vohq auxa •;:o'.|j.£-
vovxai; cojy) 'y.p£Ta-(j6v Effxtv M£Yap£ü)v y.ptbv Etvat 9i ut;v\
43 A-/)[j.-<]xptO(; 0 <l)aX-/;p£'j; Max. 3, 26
* 44 '0 odjTÖq Mon. 186 (A-/iiJ.Y-xp'.o;)2
45 '0 ai)x6? ]\rax. 32, 10 (nach 'Ey. xwv Ay;-
(Jioxp., EYX- V'.«' 'i'::07.p.J
E * 46 Eupi7ri5-^^ o xoiv xpaY';)B'.(ov ttocTjXy;; cr/.yjv £'io)v y.al [j.y; £/(ov 5jXx
av£X6(j.£vo? ^öavov 'HpÄy.X£o'j; SYP? £!JXY]y.bi; (-w; die Ilds.)
IzeO-^xe xy) £cx(a Eiroov' 'Hpay.Xstc; (-£T) xp'.cr/.at3£y.ax5v cot xoOxo
aöXcv E'jpi-io-/;; £7:£0r,y.£v l'xt (im) or/.y;v E'V^cat (-ac)'.
* 47 '0 ahzoq ifr, pr^xopa? [;//;ca[;,w; £ivxt (a'V£Tv ?) • r.pzq ck xol»;
cuy.oipavxai; jj.ovov [J.tc0o'j!76at xoü; p"/^xcpac • 'y.al y^P '^^'"'^ y-'jva; oü
Trpbc; xa xpbßaxa aWa izphq xob; Xu/ou? ol Tcot|jiv£? xpEjoustv'.
48 EuxXeio-/;? 0 tptXoaofPoc; Max. 21, 7
49 '0 auxo? Max. 14, 6 (ohne Lemma nacli
B(avxo<;)
50 '0 auxö; Max. 36, 19 (nach Bi'avxo;)
1 OL/., (ttvoi; X^yovTO?), d>; yocXeTtöv — ^tJv za/.ö); Apo. Par.
2 £v av9p. xtX.] ev ßfo) etirev 6 tf) «tiwt:?) wv (?).
31*
484 Scheiikl,
* 51 '0 aÜTÖ? Flor. Bar. 224
52 'E[j.-(Ziooy.Xr,c c s'jsty.s; Max. 17, 24 CKiJ-^cov.Kr^q)
53 '0 oc'jTs; Älax. 16, 10 ('Etj.-äEBcy.Xv;?)
* 54 'E^taXr/;; o töjv ('A0-/;v)3!ia)v 3r,[j.aYWYb; /£tpoTovr,Oclc 7:poaTar/;(;
UTCO TO'J C'q\j.ou -apYjT/^CÄTO ty;v «ptXiav töv sTatpwv (sa[j.£V05 [ay] cü-
vxGÖat zb y.otvbv cup^epov ctacuXicaeiv y.xl ^tXia; oax;; (-y.at die
Handschrift) cuvrr^peTv.
55 Eujj.£v>,? c ßat7. Max. 9, 31
Z 56 Zy^vwv c cTOtxb? ^cXoco^o; Max. 5, 17
* 57 '0 ahxöq ]\Ion. 198 (nach Zr/^cov o »iXoco^oc)
58 Zr,v(.)v 6 /.'.-[E'j; Max. 18, 37 (Zr,vwv)
[59 "Ap. y. ::p. i^.aO. 52 Max. 2C), 6 (Z-^vojvo;)]
*[60 "\p. y.. T.p. ijAO. 53]
61 '0 auic; Max. 63, 8 (Zv-vwvo;) Moii. 187
(nach A-r;|rr(Tp[oc)
62 6 aüiii; Max. 2, 19 (nach Bi'xvto;)
* 63 A'.aYÖpa? Mon. 190
[64 "Ap. y.. 7:p. p.äO. 30 Max. 2, 20 (nach Biavto?)]
*[65 "Ap. y.. ■Äip. [j.aO. 31 J
II (')() 'IIpocy.Xi'.TO; c c-ucty-i.; IMax. 34, 8
=^ 67 '0 auTic Älon. 200
68 '0 auTfc Max. 46, 7 ('FIpavtAeiiou)
[6>9 "Ap. y.. '::p, p,aO. 55 Max. 8, 27 ('IIp:zy.XsiTC'j s'j^ty.oG)]
[70 "Ap. y. T.p. |AäO. 56 Max. 20, 25 (nacli SiXwvo;)
*[71 "Ap. y.. 7:p. [j.aO. 33]
*[72 s. 36]
* 73 '0 aÜTSc Opacuvo[j,£vou xivb; Trpb; aÜTbv xal -Xcicva eioevai Xe-pv-
Toc £'.':rc • 'vcavi'cy.e, oaov eXatcv ^yo) etc -bv Xü"/vov «ypuTvöjv av/;-
*[74 "Ap. y.. -p. [^.oiO. 65]
[75 "Ap. y.. ::p. [j.äO. 66 Älax. 23, 12 (nach £x twv 'Eru-
•/.-•<;tou, £YZ- '''•'^'' 'Icoy.p.)]
0 76 0£6appaGTo; = 1. Theil XXV, 37; Max.' 23, 5 (Iwy-paTsoc);
vgl. Sternbach Nr. 25.
77 0£6y.p[To; 6 Xi'o? JMax. 17, 25
i 8 0aXr(; ipcoTVjOsi; t( 7:p£cß'JTaTov twv cvtiov icir, 'deöq • ayhwr,-
Tov Y^p . y.aXXtctov y.6c7[j.oc- 7:o{r,(7.a Y^p Osoj . (xiYtc^Tic; o y.6c[j.oc •
airavTÄ Y^p '/«•»ps'i ■ la/uiaTov voii; • Btoc -ravibc '(y.p zpiyzi . Icr/u-
Die epiktetischen Fragmente. 48.0
poxaTOV avaY/r, • xpaxeT yxp a-avTcov . ss^iötätov : /pivo; • iv£j-
p(ax£! Yap zcJvta'. (Zu 78—83=^ vgl. Diog. Lacrt. I, 35, 3«.)
* 78" Oijob zcT, Tbv Oävaxov S-.a^epstv xoO ^fjV.'cu cjv', est, tu:, '5ti v.
O'j/.a7:o0vYi(7z,£'.(;'; 'öxi', ckcv, 'o'josv Btx^epet'.
* 79 '0 auTo; r.fzi; zou 7:u66[j.svov, t( TrpwTov -fi'(vtr^xv., rSz r, qxipoc^ 'r,
vj^', eyr], 'i;,ca -/jijipa TrpoTspx'.
80 '0 aÜToc; Max. 5, 18 (nach Zy;vo)vo;)
* 81 '0 auxb«; i:pbc xbv [J-ot/bv £pb[j.£vov s? 0[j.5g£i [xr, jxsixof/cjy.iva; 'cj
yöTpov', s'^Y], '£7ctopy.(a; [xotysia'.
* 82 '0 odiizq epMvrfiziq^ii BuctaoXov, ifq 'to iauxbv ^vöüvai' . xt ö'jxoXov 'xb
aXXw O-oOsaOat' . XI Bl vj?io-tov 'tb szixuyx^cvc-.v'. x( OeTov 'xb [jx^xi
ip'/r,'f [J.YJXS X£X£UX-/)V s'/ov' . Xl Se OUCXOXOV cl'-^ X£0£a[A£VC!; 'y£-
povx«' Itp-/] 'x'jpavvov'. vgl. Mon.204 ('0 auxsc nach ÖEC/.p'.xii:).
83 '0 aüxo? Älax. 18, 38 (ßocXr^c)
* 83^ ('0) auxsc, iz&q av aptcxa •/,«: C'.y.aicxaxa ß'wso[;.sv^ 'iav ä xoT:
aXXotc', lyr), '£7i'.xt|j.wjj,£v auxol [xr; cpo)[;,£v'. vgl. Mon. 204.
I 84 'lipwv 5 Zix. x'jpavvoc Max. 17, 26
(laozparou;?)
85 '0 auxo? Max. 18, 39 ('Upmoq. '0 aüxic)
86 '0 auxo? Max. 17, 28 (nach <lnX:Go^oq)
* 87 '0 a'jxD? ipwx-^Oiii;, xi eaxtv Ip^ov p-(^xopo;, eTtuö '[j/./,pa [x£v [^-iy^Xa
•jTOt^cat, xa Se [j.£(i^ova [ji,iy.pa (-(o^ x(T) \iyiö\
* 88 '0 auxoq Mon. 205 (hoy.piTT,c)
* 89 '0 auxbc y.aXXo? eTtcev £"ivat x^? 4'""/.'^? "")'' 5r/.aiOGuvr,v.
90 '0 aüxö? Max. 12, 58 {'Upmoc)
91 '0 aüx5; Max. 15, 21 ('Upai^toc. Ojxoc)
[92 "Ap. X. Tip. [J.a6. 68. Max. 50, 2 ('lepwvo;)]
K 93 Koiu; 0 Twv öpay.wv ßaj. Max. 9, 32.
94 '0 auxbc Max. 17, 29 (nach «l>'.X:7C5o;)
(Küpoj) Diog. Laert. 5, 20
95 '0 ajxc? Max. 36, 20 (nach B'avxoc) Älon.
212 (nach KDpo:)
96 '0 auxc? Max. 9, 33 (nach Kdxu;); iMon.
211 (nach Kupoc)
* 97 Kiy.£p(i)V sTtce 'xaXwc itoith «ttXyj £pYa(7''a • XEye'.v B£ y.ai 7:o:£Tv 0'.7:Kr,\
* 98 '0 auxb; £pa)xy)6£ic, xi £ir, z5'.-/;xt%-(^, £!::£ 'XaXoüaa i;or|'pa<p':a'.
* 99 '0 aüxb? £k£ 'xb [j.£V [J-ey« ob tcävxoj; y.aXfv • xb le y.a).bv zr/-
xwc; [j.eY'^''-
[100 "Ap. •/.. T.p. [i-äS. 70]
486 Schcnkl.
*[101 "Ap. X. Tup. [jA%. 73 Ant. I, 50, 31]
[102 'Ap. X. Tup. [xäO. 74; Max. 47, 16 (nach rX'jy.tovc?)]
103 ... Tt; . . . Max. 22, 8 (nach E-jpizBcu)
A 104 A£ü)v'2-^i;o Aay.soaii^.cvioc Max. 4, 10.
105 '0 xjTo; ]\[ax. 4,8 (Aay.wv, vgl. l.TJi. V,
13, der Text zeigt Varianten)
106 Aay.a)v Max. 4, 11
* 107 '0 aüxb; TratSav^T^? epwr/jOsl? utzö twoi;, t( BiBaaxst xoui; izodoaq,
ciTTc ''a y.a/vÄ auTot? r,iict (paivsaOat'.
* 108 AuciTZTCOi; 0 avopiavTOTTOtb^ epcoTr^ös;^ uze Ttvo(;, Su ii c-(^ij.(o av-
Sptavxa rrccwv ll)-« cü 7r£pis6*r;y.jv, cItus 'of^\).Qq axor; outcoie ZctOctai
(xtOsTai die Hds.), auOaosia Be [j,äXAov'.
109 Aaaabq o 'Epixr.vsüc; Max. 17, 48
*[110 'Ap. y.. T.p. [j.a6. 78 Ant. I, 29, 19]
-flll 'Ap. xalTcp. [xaO. 77]
*[112 'Ap. xaUp. [;.aO. 80]
'•■[113 AaXet ta [j,£T;p;a y.at |j,-/j XocXsi ä [xyj crs oeX.\
jM * 114 MsvavBpoc; ipMvrfiiiq^ v. ota^epounv jcXatt/awv io9o/.A^!; y.a't Ej-
P'.'::{oy;(; sütisv "iv. 1o^ov'hf,q \j.bf xepTiscOai ttojeT tg'jc avOpwTCOu;,
EuptTTio-/]!; C£ sy.uOpw-ai^Eiv xoliq ay.poaTa;;'.
115 '0 auTÖ? Max. 17, 49 (nach Aacoc)
* 11() 0 xjiic. Mon. 216 (nach Mivxvcpo;)
* 117 yWiTpöCfiiipoq eXe^cv "xy.x xy;v eTra^Y-''^^^'' •äo'.t^tscv y.al xr-jV Söaiv
cuvätuxsov " i'noi.'^yüdx'f '-(ap avax£tvo[/£vr,v c'j/.ext a(fpoi.^(i'C,zZX'. yip^q\
=•=[118 «tob. Flor. 16, 28 ('E7:cy.oüpou)j
[119 'Ap. y.. r.p. [/iö. 82; Max. 42, 5 (M-^xpoBwpou)]
=•==[120 "Ap. y.. r.p. |xäO. 83]
1 121 "Ap. y.. zp. p.aO. 84; JNFax. 16, 11 ('Icoy.päxouc)]
N 122 iNixoy.Xyj; Max. 50, 3
123 'O rjxic Max. 50, 4
124 .. . xlc . . . Max. 47, 18
=•= 125 . . . xlq . . . ]\ron. 218
126 .. . xic . . . ]dax. 17, 38
(ll).aT(üvo;)
127 '() aüxdc Max. 23, 13 (nach iy. xwv 'E-.
128 '0 xjxi; Max. 17, 39. Flor. Mon. stellt
(^\-.-.x/.o\)) dieses nnd das vorige Apo.
zu Piaton (228, 229)
Die epiktetischen Fragmente. 4>^7
129 '0 auTi? Max. n, Ol (NixoxArjc); s. Apu.
Vinci. IGO
E * 130 Eevo^wv 6 ^tXoaocpoc fjTrjas tt Tzocpd tivcc twv tzaousuüv • o 51 zpoa-
•/.aX£3a[X£voc TrXYitjiov ovia /wAbv oscwxev £/.i(v(.) . -/.al ; Esvo^wv
ssYj '-avu /.aXw; -/wAbq [jlev vap i:poGCOY.iq -(viicfh.:^ ^'./.ijo^o; ce
131 '0 auTÖ? Max. 12, 00; Mon. 220 (Zevo-
•/.Xtj?; isvo^wv in Par. 1087)
132 SavGo? 0 CT0(p6q Max. 3, 30
* 133 x\q. . . "Ap. •/.. r.p. ixäO. X9.
(wa)Xpair]c)
134 SavOfeTcr)? 'iGOxpaTe; -/.TA. Max. 13, 11
(?)
135 '0 auTÖ? Max. 10, 23 (nach Xp'jciTtTro?)
130 '0 auTs; Max. 28, 10 (nach iv. toü 'Ktc'.-/.-.,
(liXaTOJv) . 'I(j. y.al A'/ji^..)
137 '0 au-cic Max. 19, 18 (UXaxwv); Mon. 234
(desgl.)
138 '0 ahxhq eluiv w tc. [j.ia Max. 2, 21 (ohne Lemma nach
%tX. B'-ac; beginnt mit jv.ia)
139 '0 aÜTÖ? Max. 17, 40
* 140 IlepaAf;? 6 'AOrjvabc "Ap. /.. r.p. [j.. 77 (E'jptTOO-/ic)
0 141 OtvoTcioo? Max. 17, 41
142 '0 aÜTcc Max. 17, 42
* 143 '0 cf:ji:oc XsYovxoc autcT) Ttvoc oTt 'o-.AÖ) es', 'y.kkoq', iir^, 'aVt'.sc,
oü/. £Y^j\
144 '0 auTÖc Max. 17, 43
='= 145 '0 aüxbc; ::pb? -übv cui/ßouA£'ji|.),£vov -JTcip xoO y3!|j.£!:v £9/, 'iüG-£p ol
lyß'jeq, w v£av(T/,£. Ol 7:£pl xoü? /.'jpto'jc g'. [^iv £;(oO£v b'vT£c jisj-
ACVTai £?G£AO£Tv, Ol 0£ £VOOV CVT£C ßoÜAOVXai £;£A0£'V, o'jtoj
y.ai cu op« [AY] xb auxb 7ra0-f]i;\
(Stuzpatou;)
140 '0 auxöc Max, 15, 22(Oivoz':co'j);Mon. 247.
147 '0 a'jxöc Max. 30, 21 (::(oy.paxoj-:); 5, 19
desgL
* 148 '0 a'JTbc "Ap. 7.. r.p. y.iO. 134
149 '0 auxbc IfQ -/.aXöv v.ta. Max. 19, 28 (ohne Lerania nach
IljOavipou und beginnt mit
KaXöv)
488 Sehen kl.
150 '0 auTCc; Max. 36, 22 (nach ZMy.pdxouc)
n 151 UpMxa-^opaq Max. 17, 47
* 152 rioqxYjv apvi'ov aTioXiaaq rfjy^z.xo xw Ali 'dav ibv xXeTCTrjv cupo),
Ouco) Got y.p'.ov' . y.xl siasXOwv ev aTCYjXaüo sups Xsovia xbv (iw
die Handschrift) apva xaTsSpaYl-ievov, xat gtä^; eiTus 'Trpwtov
[jiv xpiov GCi uTisa/öirrjv, eav xbv xAetutyjv £'jpot(j.i . vuv Se, eav xa?
auioö xsTpat; £/.(puYW, avxl xptou xaOpov aot •äpouövsY/.w'.
153 Iktpax^ xivi . . . xi;; . . . Max. 7, 6
[154 Ildii; £ic(:t7cou cücelq aX. Max. 28, 17 (IIocc'.cikzo'j)]
y.xX.
* 155 nixxax,bq ipwx-rjOsii; aoxi, x( äpiaxov, eize 'xb Tiapbv eü Tcoistv'.
''■ 156 npb(; xbv (pxGXOvxa oeTv oT^o'jSaTov '(-^xeTv ä'vOpwuov e^-r) 'aXX' sav
!^*/;xrj(;, ouy^ eüpiGy.si?'
*(
■•[157 "Ap. xai zp. [^.äO. 100]
[158 'Ap. y.. 7:p. iJ.äO. 101 Max. 23, 14]
[151) "Ap. X. T.p. iJ.aO. 102 Max. 12, 61 (nach HevocpwvTocij
*[160 "Ap. %. Tcp. HLaO. 103]
* 161 Hsw]? XcXsuxwv £©rj 'cw'Cou zevia [.>.o-/Or,pa y.xl 0'ja-/£pr,c {--q die
Hds.) xai TCoXuo£G7rox£.
P 162 Td)i;.uXXo? Max. 6, 60
163 '0 aütöq Max. 15, 23 (Twij.jXcu)
* 1()4 '0 auxbq Ifc^ xYjv ap£XY)v aSEGXOXov £ivai.
165 '0 a-jxot; Max.26, 11 (nach KpaxYjc); Mon.
235 (n-jÖaYÖpac)
*[166 "Ap. X. Tup. [;.xO. 107]
[167 "Ap. y.. Tup. ixäO. 108; Max. 6, 62 (nach N-.-Aoy.X-^?)]
[167 »^ "Ap. z. Trp. [xaO. 109; Max. 18,40 (Twi^-uXou)]
* 168 '0 auxbq 7:ap£/,£X£6£xo xoiq avOpwzci? xa/iwc £y. xcu ßi'ou airisvai
o)G7r£p £/, gu[j.7cog(ou Tcpo x"^^ Tuapoivi'ac.
(wCO/cpaTO'jc)
169 '0 auxbq ]\[ax. 68, 1 (Ilwy.paxouc)
170 '0 auxc? ]\[ax. 18, 41 (nach TwjxuXou)
2 171 ^or/.paxY;c o «piXÖGOtpo? - Max. 17, 44
'•■ 172 'Oauxb? £pa)x*^0£ic, x( ywX^[j,a Gupisspwxaxov, (i'cy)) '«pfXoi; ßsßaioc'.
* 173 '0 aijxbi; ettI Tcsvi'a x'.vx Xuttouijlövov iSwv, £vxu"/a)v, ;-£ xob; ttXo'J-
G'ou? ol xptaxovx« xipavvo'. avyjpo'Jv, '[/.v^ xi iaxtv', £Tz£, '[j.cxap.£X£ia
'X£VOp.£VO) ;'
174 '0 a'jxöc Max. 8, 19 (nach \\X£;xv5pou)
175 -iXwv Max. 15,8 ('Oaüxi(;nach-6Xwvoc)
Die opiktelischen Fragmente
4H0
* 176
177 ST(X7t(()voMcYap£U(;(Pt)vö(y.
178 '0 auTo;
179 Ixpaxyn-Aoq
*[180 'Ap. y.. Tup. [jAO. 111]
='=[181 "Ap. Vi. Trp. [;.äO. 112]
T 182 Tc[jiO£oq
[183 "Ap. xat 7cp. [zäO. 117
[184 "Ap. A. zp. [j.aO. 120
(^wzpatou;)
185 '0 «uTo?
186 '0 ahiöc
Exe. Vind. 47
Max. 17, 45
Max. 17, 46
Max. 50,5 {^■:py.-:or.y.z-j. '() 7.'jxiz)
Max. 58, 12 (nach ev. twv 'E-
Y.al 'laoxp. ohne Lemma).
Max. 40, 9 (nach GscopäsTou)]
Max. 2, 22 (nach Bixnoq)]
Max. 6, 22 (nacli -(ov.p aTSj:)
Max. 35, 7 (Aicoj-cj); i\Ion. 239
^wz-pccTouc;
* 187 '0 ahxoq 'i'ki'^v/ sxiwov [xovov ßact/>£a eivai tov ouväixovov
a'pyetv twv ot-/.£uov iraOcüv. Mon. 241; vgl. Stob. 48, 26
(beide i^wy-paiouc)
V 188 'Yr.epior^q itpy] oer^ -/.tX. ]\[ax. 1, 31 ('YTCspeioou. AeT /.tX.)
* 189 '0 auTo;
=^■•[190 "Ap. -/.. :rp. iJ.ä6. 123
* 191 'Ap. X. ::p. iJ.i%. 124
='■•[192 'Ap. V.. T.p. [;.ae. 125]
*[193 'Ap. y.. T.p. H-aO. 126]
[193" "Ap. y.. T.p. [xäO. 128
=^=[194 ':\p. X. 7:p. [j.aO. 129]
'!> •'= 195 aiOaTTTco; o ßaff'.X. Tasvc
Tov xtX.
='= 196 '0 ymöq
197 tlitXo^svo; 0 ':ro'.Y;T7;c
* 198 '0 ahxöq
199 '0 auTo;
=5= [200 "Ap. •/.. T.p. iJ.ä6. 132]
[201 "Ap. X. T.p. [xdO. 140
[202 'Ap. X. zp. iJ.aO. 141
203 (PiXoco^oc;
X ='= 204 Xpiffi-zzo;
205 '0 auTO?
206 '0 auTo?
207 '0 7h-6q
Alon. 257
I Ant. 29, 21J
Max. 21, 8 (nach E'JxXsior,;)]
Max.. 9, 24 (^POJ.-T.yj. Tbv)
Max. 6, 63 (nach Apo. 159)
^lax. 39, 9
Mon. 260 (*tX6;£vc?)
Max. 40, 10 (Ka-o)voc)
IMax. 6, 23 (nach luixpätcj;)]
Max. 6, 23"]
Max. 17,27
.Alon. 262
:\rax. 10, 21 (Xpus'zzou)
i\Iax. 10, 22
Max. 36, 23 (nach luy/.pi-.zjz)
*
490 Schenkl.
* 208 '0 a-j-cb; £pw-r,6E(r. zi cufJXoXiv isT-.v, 'izr, ';jLaAiGTa t; -.'u. xr.iczr-.x
ffcw-fj-a: y.a' T/tKr^i ej siaOEcOai %al xc:-/.o6[jlsvov ojvxsQa-. sf:;'.-/.
^ Apo. Vind. 157.
[209 "A=. •/.. -z. laäO. 148 Max. 18, 42 (nach PwijluXoj)]
210 .. . joob: . . . Apo. Vind. 111
^1" 211 »t'.TTr/.b; 5 ^Cköcoooz :\[ax. 1, 32 (itiTraxcO s'.Xosicou)
* 212 '0 xjzzq Apo. Vind. 160
[213 "A?. •/.. -. .uiO. 150 Max. 2, 23 (nach B-ir/Tcc)]
[214 "Ap. •/.. -p. ;j.aO. 152 Max. 30, 15: 53, ß ('EziXTv;-ou)]
* 215 "Ap, -A. zp. {Aäö. 155]
Ü 216 'Qp'wv 5 z^Xzczozz Apo. Vind. 163
217 '0 xj-i= Max. 32, 11 [nsich. 'Ey. twv Ar,-
;j.ox,p., rf/_. y.a: 'I-c/,;.)
*[218 ':\p. X. zp. ixäö. 157 J
*[219 "Ap. X. -;rp. [iiäö. 158]
[220 "Ap. ■/.. zp. [j.ae. 159 Max. 9, 25 (nach <1>'."a':~:j)]
[221 Max. 52, 8 (nach i/. twv 'Ez-.-
xvr{zzj y.al 'I-cvcp.)]
XVIII. Der erste Eindruck, den eine auch nur ober-
flächlich angestellte Vergleichung des Flor. Par. macht, ist der
der Bestätigimg unserer oben ausgesprochenen Ansicht , dass
ein mit der Pariser Sammlung in allen Hauptpunkten tiber-
einstimmendes Florilegium die Hauptquelle für Maximus ge-
bildet haben muss. Wir linden zwar nur wenige Capitel, die
vollständig mit der Reihenfolge der Eklogen im Parisinus
übereinstimmen (14, 24, 33, 34, 39, ^^ 42, 43, 46, 49, 58, 69); aber
diese Zahl vermehrt sich sofort, wenn wir diejenigen Capitel
hinzurechnen, welche Abweichungen von der Reihenfolge zeigen,
im Uebrigen aber nur solche Eklogen enthalten, die auch im
Parisinus vorkommen. Meist beschränkt sich diese Abweichung
darauf, dass der Compilator aus den Stobaeusexcerpten eine
oder mehrere Eklogen im Vorhinein entnommen und zu einer
1 Allerdings steht hier an der Spitze eine im Flor. Par. nicht erhaltene
Sentenz des Sextus; aber diese gehört zu den theologischen Sentenzen,
wie ein Blick auf Joh. Damasc. p. 1322 Migne lehren könnte, selbst
wenn die Sentenz nicht Jes. Sir. 42, 6 stünde (vgl. Sextus ed. Gildem.
p. XLIX). Hinsichtlich Max. .58 vgl. die Nachträge.
Die epiktetischen Fragmente.
491
Ekloge mit demselben Lemma gestellt hat, wie dies z. B. in
Cap. 13 (Nummer 4) der Fall ist. Achnliches beobachten wir
in den Capiteln 21, 25, 38, 40, 54 und 71.
Damit es an Belegen für das oben Gesagte nicht gänz-
lich fehle, lasse ich hier die Analyse zweier kürzerer Maximus-
capitel folgen, die zugleich ein Beispiel von der Art und Weise
der von mir lU'sprünglich ausgearbeiteten Maximusanalyse geben
werden.
14. IIsp'. '7:poafjyr,z
1
2
o
0
1
2
3
4
5
6
(Ant. I, 46; Mel. Aug. 3).
Ant. M. A.
'Ap tcTC'eXcu?
'AXe^ivBpc'j
'E7:'.y.oüpc'j
'Ey. Twv 'Ett'.xtiq-
TC'j y.xl 'Ijcy.p.
BiavToc
(Ei)Y.Kdcr,c)
1
2
22
3'
12
Tbv 3"jx5[X£vsv ScT cp. ; FP IV, 1
(577,'2v.u)|
'AX. 6 ßaa. ezs; 'Av-fea- FP. XXV,
tpoc (578, 1—4) U5
'Ev TaTc Twv avOpw'JTWv ! FP.
3yy. (^5—8) ; XXXV, 3
Ol ä'vOpw-o'. -3T£ YlVOVTai I W. IG
ß. ^ (9-11)
O'JTOc GUixTZAswv TiOTE aasß.
(12—15)
Tob? aiTouixivouc Trapa
Tfov 0. (16—25)
(BT. 10)
FP.Apo.21
FP.Apo.49
iio/.paTouc
B'avTC?
'E-'.y.ojp:u
Ar,;j.sy.paTO'j;
'jpiZ'.OOU
Mevävspcj
24. nipl oißou
(Aut. I, 66).
AI li-ev ßpivTai toIi; TaToa; FP. X, 6
Bix; EpwTr.Osi;, t- xv elV; äsoßsv FP. XXXI
(606,21,22)
Ouy. £CTiv äooßov eTvat (23) ' FP. XXXV, (>
Oü cia 95ßov (24, 25) FP. L. 1
•ArivsTo; osTi? £v sößo) (26, 27) i FP. Stob. 31
E'.Yi6s'.a [xct oai'vsT:«'.' (28-30) IFP. Stob. 32
Ein einfacheres Beispiel eines ganz aus dem Florilcgium
Parisinum stammenden :Maximuscapitels mit veränderter Reihen-
folge bietet das hier folgende.
1 Ohue Lemma.
- Lemma Mcfoxpä-ou? (W. bedeutet die dem.-ep. Sylloge).
492
Schenlil.
13. Hspl ahixp.ziaz
(Ant. 1,36; Flor. Laiir. p. 239 sq. Mein.)
Ant. Fl.L.
1
1
1
2
2
2
3
3
3
4
5
4
4
6
7
5
8
G
9
7
10
8
11
9
5
1]
6
12
7
10
\r,[).z7.pi-o-J
AuTapy.iY) Tpoo^? vu;
(574, 40, 41)
FP. VIII, 2
KXstxap/C'j
'0©£rAC[j.£v sauTou; iSt'Cctv
(42,43)
FP. IX, 18
Zwy.paxou?
'EpCOTTjOil; Ü-S T'.VOC t(? cot
-Ao'j(7. (44-47)
FP. XI, 4
"Qa-cp £1«; oBcv tov ßi'ov
FP. Stob.
. (575, 1 3^
30
Mocy^i'wvog
BsXtiöv ssxt £v |j.ta ■;:£ptou-
a(a ' (4_6)
FP. XVI, 9
'AAs^avopo'j
EtTuovTo«; auTO) Ttvo; twv oo-
y.c'jv-wv (7 — 10)
FP.XXV,3
AYjixcy.piTou
Tp(x-eL(X'> -oKuxe/dot.
FP. Stob.
(ll-\2)
38
'Ey. Töiv 'ETTi/.ir,-
'H 7:j-:y.p'AV.y. 'Ay.^izzp bZbc
W. 210
Tou xat 'Ico-
(13 15)
(FP. 74)
y.pä-ro'j;
'Oyupwcov cajTÖv
W. 211
(16 17)
(FP. 75)
'0 OLMTOc, sptoxr/Ji'!;, Tt; £v
FP.Apo.35
avOp. 5 ::A.
SavOiTC-r^
SavOt-z'^; 'Icoy.paTs; xw av-
FP. Apo.
Spt £'::t-t[j,ü)c-r;c
134
(18 22)
My^TS /.(av TCOAUTSAtLc
EtOtGÖo) Tc zC<)\).y.
Plut. :\Ior.
461''
LOlLc CaUTOV TYJ AtTYj 0.
W. 212
9
Freilich stehen diesen siebzehn Capiteln, deren Bestand sich
aus dem Florilegium Parisinum vollständig belegen lässt, nicht
weniger als zweiundfünfzig andere gegenüber, die eine bald
grössere, bald geringere Zahl von Eklogen aufweisen, welche in
jener Sammlung nicht vorhanden sind (wenngleich die im Florile-
gium Parisinum vertretenen Stücke in der Regel die überwiegende
Die epikletisclien Fragment« 403
Mehrheit ausmachen). Wir werden daher die Naehwei.sungcn l'üi-
diese Eklogen beizubringen und vor Allem die Frage zu stellen
und zu beantworten haben, ob der Compilator des Älaximus selb-
ständig anderweitige Quellen ausser dem Florilegium Parisinum
ausgebeutet hat oder ob ihm dasselbe in vollständigerer Gestalt
vorlag als uns heutzutage. Denn die Möglichkeit, dass eine
solche Sammlung seit dem neunten Jahrhunderte, in welches
Wachsmuth die Compilation der Parallela und des jMaximus
verlegt/ durch beabsichtigte oder unabsichtliche Auslassungen
entstellt worden ist, wird Niemand in Abrede stellen wollen.
XIX. Zunächst haben wir uns mit der auffallenden Er-
scheinung zu beschäftigen, dass in nicht wenigen Capiteln des
Maximus reichere Excerpte aus Stobaeus benutzt erscheinen,
als der betreffende (zweite) Theil der Pariser Sammlung enthält.
Bald sind zusammenhängende Partien aus einzelnen Capiteln
des Florilegiums eingefügt (man sehe z. B. die Capitel 1 7, 19,
31, 56 des Maximus), bald treten die betreffenden Eklogen
mehr sporadisch und aus verschiedenen Büchern zusammen
gewürfelt auf. Haben wir darin eine selbständige Thätigkeit
des Compilators zu erkennen, der, um seine Sammlung zu be-
reichern, gelegentlich vollständigere Excerpte oder vielleicht das
Original des Stobaeus selbst zur Hand nahm? oder muss dieses
Plus auf eine vollständigere Vorlage zurückgeführt werden?
Es wird sorgfältiger Erwägung und reicherer handschriftlicher
Mittel, als sie uns jetzt zu Gebote stehen, bedürfen, um diese Frage
endgiltig entscheiden zu können; doch soll hier wenigstens auf
einige Thatsachen, die zur Lösung beitragen können, auf-
merksam gemacht werden. Dieselbe Ursache, durch welche
ein Theil der Stobaeusexcerpte durch Blattversetzung im Cod.
Par. 1168 von seinem ursprüngHchen Platze verrückt wurde
(s. oben S. 480), kann auch den Verlust eines oder mehrerer
Blätter zur Folge gehabt haben oder der Schreiber kann
einzelne Eklogen oder ganze Partien übersprungen haben ; aber
es hindert auch nichts, an die Benützung eines vollständigen
Stobaeus zu denken. An sich ist also keine der beiden An-
1 Stud. S. 110. Eine Sentenz des Pliotios (auf den Waclismntli .seinen
Beweis stützt) bietet z. B. aucli der Cod. Vindobonensis Tlieol. 128
(saec. XIII) im Cap. 55 zwischen Conibef. GßÜ, 41 nnd 42; sie beginnt:
494 Sehen kl.
nahmen unmöglich, ja die Verknüpfung beider ist ebensowenig
auszuschliessen. Die TextesbeschafFenheit der verschiedenen
Zweige der Ueberlieferung zu Grunde zu legen geht schon
deshalb nicht an, weil weder für Maximus noch für Stobaeus
genügendes Material vorhegt, abgesehen davon, dass die so
gewonnenen Resultate, wie Wachsmuth (Stud. S. 151) bemerkt,
nicht immer beweiskräftig sind. Einen leidlich sicheren Anhalts-
punkt gibt jedoch die Vergieichung der Lemmata bei Stobaeus,
Maximus und im Florilegium Parisinum ab. Es finden sich näm-
lich, was die Autorennamen betrijEFt, in dem zweiten Theile des
Florilegium Parisinum viele Fehler und Abweichungen vom voll-
ständigen Stobaeus, die fast durchgehends im Maximus wieder-
kehren oder sich doch noch in ihren Folgen erkennen lassen. So
ist z. B. das Lemma AtoiAou (Flor. 24, 1) vom Excerptor (113) in
<I>(Awvo(; verderbt worden, was der Compilator des Maximus (40, 1)
seinerseits, da ihm die Zuweisung des poetischen Stückes an
Philo doch zu bedenklich erschien, in ♦l>tXtcT((i)vo<; umzuändern sich
die Freiheit nahm. Demnach muss jeder Gedanke an eine Zu-
gehörigkeit des Fragmentes zu den echten oder unterschobenen
Philistionea (wie ihn noch Wachsmuth, Stud. S. 123 f., hegte)
aufgegeben werden; und es ist daran um so weniger zu zweifeln,
als die gleiche Verderbniss sich noch einmal an den Namen
des Diphilus gekettet findet (Flor. 10, 5 = 55), während bei Älaxi-
mus (12, 70) allerdings die richtige Form At^tXou steht (^vorüber
Näheres weiter unten). Desgleichen sind die Lemmata Aivobu,
MiAT^cioj, Fspivou (oder F-^pivou) von Maximus getreulich wiederholt
Avorden; an zwei Stellen: 28, 15 und 41, 15, wo die Excerpte
die Lemmata Uepv/jdcuq und MsXavtTTTrou ( ! ) haben, fehlen die-
selben in meinen handschriftlichen Quellen des Maximus
gänzlich. Hieher wird man wohl auch den Schreibfehler
SonocTou (107 = Max. 56, 4) rechnen dürfen, der bei Combcfis
erhalten ist, in den Wiener Handschriften des Maximus jedoch
sich in ^o)5xdTou, respcctive 2(i)cTp(äirou) metamorphosirt hat. Eine
zweite Gruppe von Fehlern Avird durch das Auslassen der
Lemmata hervorgerufen; dieses hat unter Anderem verschuldet,
dass das Apophthcgma 31, 7 mit dem Namen des Pythagoras
prunkt oder dass 32, 4 mit unter dem Namen des Karkinos
geht; vielleicht ist auch die Bezeichnung von 9, 12 (bei Stob.
49, 10 Ij^oxXsouc Oio(':root) mit EuptTri'oo'j eine rein willkürliclic.
Die epiVtetischen Fragmente. 4()f)
veranlasst durch das Fehlen jedes Lemmas in den Stohaeii.s
excerpten (205).' Doch finden sich auch hier Fälle, wo der
Fehler bei Maximus corrio^irt erscheint; so 12, Gl) und 71, 1
(beide Male ist nXa-wvo; ergänzt). Ueber 25, 1 (wo luy/^i-z-jc
ergänzt ist) wage ich kein sicheres Urtheil zu füllen, da die
vorhergehende Nummer der Stobaeusexcerptc (12) mit \co-
xpatou; bezeichnet ist und das richtige Lemma demnach hier
leicht auf einem blossen Zufall beruhen kann; die beiden
Namen werden fortwährend verwechselt und in der That hat
auch an der Stob. 12 entsprechenden Maximusstelle 5, 0
Combefis' Text und eine Wiener Handschrift Z(07.paT0j;. Die
dritte Kategorie von Corruptelen endlich beruht auf der in
Florilegien so häufigen Verschiebung der Lemmata. Von
Stellen, die für Maximus von Wichtigkeit sind, fiUn-e ich hier
an Max. 36, 13 (vgl. Wachsmuth, Stud. S. IGO); 15, 16 'E::r/äp|/c'j
(die Exe. 145 'Emxap[j.r,;), was blos das an die Stelle von
Stob. 37, 19 (MsvdvSpcu 'T[jMq) gerathene Lemma von 37, 16
ist; 67, 9 = Stob. Exe. 207 = Flor. 105, 47 Eupt7:(So-j (Ivjp.
MsXeaYpoc 105, 46) statt AtciXou; 38, 6, 7 = Stol). Exe. 212
und 212^ = Flor. 111, 21 und 26, wo das Lemma der ersten
Ekloge 'Ex Twv 'Aptcxojv'jjj.o'j Toixapdov verloren gieng, das der
zweiten aber, Sw/.päTOJc, an seine Stelle trat, wodurch jetzt
beide als sokratisch erscheinen. Ueber Stob. Exe. 157 — 159
muss ich mein Urtheil zurückhalten, da hier meine Notizen
aus Ood. Par. 1168 nicht ausreichen. Interessant ist dagegen
eine Correctur, die Max. 1, 11 vorgenommen wurde, wo statt
des A'jyo'jpYou, das in den Excerpten (54) von Flor. 9, 50 zu
9, 51 hinuntergeglitten war, die richtige Bezeichnung 1t,[/.o':0v/z-j;
wieder hergestellt erscheint.
Nach den obigen Ausführungen muss die Annahme, dass
in den Fällen, wo Maximus das Richtigere bietet, der Fehler
in der Ueberlieferung des Florilegium Parisinum liege, als höchst
unwahrscheinlich gelten; alles spricht vielmehr dafür dass der
Compilator des Maximus oder ein späterer Corrector die frag-
lichen Verbesserungen (es sind ihrer im Ganzen nur drei, da
12, 69 und 70 zusammenfallen) aus einem vollständigen — oder
vollständigeren? — Stobaeus geschöpft hat.
1 In der Melissa Barocc. ist. allerclinp.'? hier das richtige Lemma -o^ozXe'ou;
erhalten.
496 Sehen kl.
Nun finden sich ähnliche Fehler auch unter den nicht
im Florilegium Parisinum vertretenen Stobaeuseklogen des jMaxi-
mus, aber auch eine charakteristische Differenz, die schwer ins
Gewicht fällt. Die Stobaeusexcerpte des Florilegium Parisinum
zeigen nämlich eine entschiedene Neigung, die längeren Titel des
Stobaeischen Florilegiums zu verkürzen: aus 'Ey. xwv 'Api5Ta)vj[j,Ju
Top.apiiov wird schlechtweg 'Ap;cTü)v6|j.cj, und Bouy.usiocj criij.r^^fopiy. Uizi'
xAEO'Jc wird in IIcpr/.Aio'j; vereinfacht. Unter den 220 Nummern
habe ich überhaupt nur drei gezählt, in denen die vollständige
Fassung des Titels bewahrt ist: Max. 1, 25 (= Stob. 1), 4, 18 (=
Stob. 46), 23, 10 {= Stob. 185, wo A-Xiavoj iTZo^iy. steht, während
Max. 'Ey. -•?,? A'X. isxspiac hat); diesen stehen 38 Fälle gegenüber,
in denen der Titel verkürzt ist, und diese Verkürzung ist bei
Maximus ohne Ausnahme wiederholt. (Denn wenn das 'Ap'.JTwvj(j.o'j
von Stob. G2 bei Max. 31, 9 in Ea twv 'Ap. erweitert erscheint,
so ist das nur einer Verquickung mit dem ursprünglich voll
citirten, jetzt fehlenden Titel 'Ex. twv Apfcttovo? o|j.oia)[;.a-:iov von
Stob. 13, 22, welche Ekloge unmittelbar darauf folgt, zuzu-
schreiben.) Unter den 122 nicht im Florilegium Parisinum vor-
kommenden Eklogen gibt es zwar nicht wenige mit derartig
verkürztem Lemma (ich habe 17 gezählt), aber auch 8, in denen
das Lemma vollständig, und 5, in denen es mit Weglassung eines
Wortes erhalten ist. Diesen Zahlen gegenüber kann man sich
dem Zugeständniss nicht verschliessen, dass in solchen Fällen
eine andere Stobaeusüberlieferung vorliegt, d. h. dass der Compi-
lator des Maximus ausser den Stobaeusexcerpten des Florilegium
Parisinum noch einen vollständigen Stobaeus herangezogen hat.'
Wir werden ims aber auch nicht sträuben, dort, wo sich
' Viermal finden wir Discrepanz der Lemmata zwischen Maximns und
den nicht im Florilegium Parisinum vorkommenden Stobaeuseklogen.
In zwei Fällen trifl't die Schuld unzweifelhaft nur die Textesüberlieferung
des Maxinius, nänilicii 1(5, 3 = Stob. Flor. 1, 32 (wo das ur.sprüngliche
Lemma Aioyi'vouc um eine Stelle aufwärts rückte und dort das richtige
ArjjjLoxpiTou verdrängte, während für das fehlende Lemma ArjaoaOcvou;
eingeschol)en wurde), und 11,9 ^= Stob. Flnr. 14, 14, wo das Fehlen
des Lemmas zum nachfolgenden üiogenesajiophthogma deutlich zeigt,
dass das vorhergehende A7]ij.o/.piTou nur Corruptel ist. Ungewiss bin ich
hinsichtlich !i9, 3 ^= Stob. 3, 87, das weder bei Maximus, noch bei Sto-
baens ein Lemma trägt, hier wie dort aber sich ganz richtig an mit wto/.pa-
"ouc resp. Uho'jxxpyo-j bezeichnete Oleichnisse anschliosst (vgl. Wachs-
Die epiktetischen Fragfmente.
497
■ >(
derartige Verkürzungen häiifiger finden, wie z. B. in Cap.
und 56 des Maximus, anzunelimen , dass der Compilator i-in
vollständigeres Exemplar jener StoLaeusexcerpte vor sich hatte;
zumal wenn die betreffenden Eklogen in eine LUcke der
Stöbaeana des Florilegium Parisinum hineinpassen, wie dies
bei den Stücken der eben genannten Capitel der Fall ist, welche
sich zwischen Stob. 181 und 182, resp. zwischen 101 und 103
unterbringen lassen.
Weiter zu gehen und für jeden einzelnen Fall die Ent-
scheidung über die Quelle vorzunehmen, scheint nicht rathsani,
da das handschriftliche Material, wie oben bemerkt wurde,
nicht ausreichend bekannt ist. Auch ist es mit Hilfe der mit-
getheilten Proben unserer Maximusanalyse leicht einzusehen,
inwieweit durch unsere Aufstellungen die Resultate der Wachs-
muth'schen Untersuchungen (Stud. S. 13G — 161) bestätigt oder
berichtigt werden. Nur auf Eines sei hier nocli ausdrücklich
aufmerksam gemacht, dass der Compilator des Maximus ebenso-
wenig wie der Urheber jener Stobaeusexcerpte im Florilegium
Parisinum die sogenannten Eklogen des Stobaeus gekannt hat,
welche noch Wachsmuth, Stud. S. 143, als Quelle für die Paral-
lela namhaft macht.
Durch die Einbeziehung des Stobaeus unter die Quellen
des Maximus vervollständigen wir gleichzeitig die Analyse von
siebzehn weiteren Capiteln, nämlich 3, 4, 5, 16, 22, 26, 27,
31, 32, 37, 45, 52, 57, 59, 60, 67, 70.
Als ein Beispiel der von uns soeben besprochenen Be-
nützung eines zweiten Stobaeusexemplars mag ein kürzeres
Maximuscapitel (das 52.) angeführt werden.
riepi [J'^lJ-TtC
1
nXaTwvoi;
Tdbq iJ.h vsoui; csoopa /.a'. y-
Stob. Flor. 25, 3
(349, 12 19)
2
Mrqi-ri rA^ni] zou |j.-^vu£t
ib. 25, 2
3
Ty;v -/.aTO/r^v xwv c^avxacixaTO)'^
25, 3 (348, 25-
31)
mnth, Stud. 126 ff.); hier kann der Fehler anch an fler TTfiI)orliefernng
des Flor. Par. liegen. Noch weniger weiss icli zu sagen, warum das
Apophthegma des Enripides bei Stob. 41, G in der Sammlung des Ma-
ximus (20, 27) den Namen des Demosthenes erhalten hat.
SitzTingsber. d. phil.-hist. Ol. CXV. Bd. I. Hft. 32
S c h e n k 1.
XapivXdaq
Msya Y^P ^-^ ^^"'l^'l'^ y,ay.o)V
FP. XV, 6
'Ey. Twv 'K-KiY.vq-
'AvaveousGü)
W. 1 (FP. 1)
Tou y.at 'Icro/.o.
SuveyJoTspov vöe»
W. 2 (FP. 2)
'Eav ael [j,VY)jJ.ov£6-ri?
W. 9 (FP. 8)
'0? YjC'j TYjv OaXaccav
FP. Apo. 221
498
4
5
6
7
8
Ferner sei es der Vergleichung halber gestattet, das be-
reits von Wachsmuth (Stud. S. 156) analysirte 31. Maximus-
capitel mit Zuhilfenahme des Florilegium Parisinum nochmals
auf seine Quellen hin zu prüfen. Ich füge die Stobaeuszahlen
bei und versehe diejenigen, welche ein total abweichendes
Lemma zeigen, mit einem Sternchen. Die genaue Angabe der
Stobaeischen Lemmata, sowie den Inhalt des correspondirenden
Antoniuscapitels findet man bei Wachsmuth verzeichnet.
8
9
10
<I>a)x(ü)vo?
nXou-apycu
,i£VO)^paTOU?
'Icoy.paxou?
A-r]p,oy.p(Tou
A-/;[j,oy.piTou
(vielmehr A-/)-
|j.o%paTOU?)
W'Jix-ppo'j
\Ex Twv 'E'äty.r//-
Tou v.y.l 'laoxpa-
TOU?
Mv/. -(TiV 'AptCTW-
VÜJAO'J
31. Ilepl Trappyjci'a? y,al tou eKb(yß<y
<l>ü)xitov6? 7:oT£ TOU 'A8-/;-
vaiou (619, 21—26)
0'J-£ iv. Toü x6ajj.ou
(27, 28)
Sev. 0 qjtX. epwT. uto Ttvc«;
(29—33)
A(oo'j TrapprjCi'av tcT^ sO ^p.
(34—35)
A-/][J,. TCpScßsUOVTO? TTOTE Ütc'
'AO-/]vaiaw (36—41)
(42—44)
Oüt£ jxayatpav ä[j.ßX.
(45-46)
"QcTCsp TO [JÄli la -/jXy.to-
[jiva (47—620, 2)
"O\j.0'.zv a'J^'.vOiO'j cptij.'j
(3, 4)
Stob. Flor
FP. II, 28
13, 48*
FP. V, 15
FP. VI, 6
48, 31
FP.VIII,33
13, 26
FP. L, 2
FP. Stob.
ßG
W. 142
(FP. 67)
FP. Stob.
16
— 113, 22
13, 39*
13, 47*
13, 23
Die opiktetischon Fragmente.
409
1
'Ep[j.oij iv.
TOÜ
"EXe^yo; eTTt^vwaSsi:
'I(7t3ti)pO'J
(5-7)
2
21o)'/,paTou;
P«; (8, 9)
3
Eu3eß(o'j
'E/Opb? Ta a.Krfi-q sJttwv
(10 12)
Stob. Flor.
13, 50
13, 4()
13, 45
Man sieht, wie die Zahl der nicht durch das Florilegium
Parisinum aus Stobaeus entlehnten Eklogen auf vier, hüchstens
fünf zusammenschmilzt (das letztere nämlich , wenn man etwa
annehmen wollte, dass Max. Nr. 9, welches auch in Cap. 16
unter dem einfachen Lemma 'AptGTcovjp.ou wiederkehrt, hier direct
aus Stobaeus stammt; vgl. oben S. 496).
XX. Die Thatsache, dass der Compilator des Maximus
sich zur Ergänzung der im Florilegium Parisinum enthaltenen
Stobaeana einer zweiten Quelle bediente, ist aber auch für die
Erforschung der Quellen der noch übrigen Eklogen, die weder
im Florilegium Parisinum, noch im Stobaeus vorkommen, von
grosser Wichtigkeit. Die Zahl derselben ist nicht unbedeutend;
wir treffen einerseits Namen, welche im Florilegium Parisinum
überhaupt nicht vorkommen , wie Sextus , Lukianos , Dion
Chrysostomos, Babrios, Thespis, Libanios, Prokopios, Chorikios,
Philostratos; andererseits Eklogen unter bekannten Namen, die
sich aber in keiner der beiden Quellen finden , wie z. B.
Aristoteles, Plutarchos, Menandros, Euripides, Diodoros, Demo-
kritos, Diogenes, Philistion, Epikuros, Pythagoras, Charikleia
u. dgl. Nur in seltenen Fällen wird man hier von vorne-
herein annehmen dürfen, dass die Ursache in der mangel-
haften Ueberlieferung des Florilegium Parisinum liegt. Mit
Sicherheit lässt sich dies von Max. 35, 4 sagen, welche Ekloge
sich zwar nicht im Cod. Par. 1168, wohl aber in dem sonst
unvollständigeren Suppl. 690 findet (vgl. Seite 468). Auch iiin-
sichtlich der Diogenesapophthegmen mag dieselbe Mögliclikoil
zugegeben wei-den, da auch hier die ältere Handschrift einen
im Par. 1168 nicht wiederkehrenden Ausspruch bewahrt bat.
Für die überwiegende Mehrzahl der nocli nicht nachgewiesenen
Eklogen hingegen kann diese Erklärung nicht gelten, sondern
Avir müssen uns nach anderweitigen Quellen umselien. Es steht
32*
500 Sehen kl.
nun nichts im Wege, anzunehmen, dass der Compilator des
Älaximus wie den vollständigeren Stobaeus, ebenso auch andere
Schriften gnomologischen oder allgemein ethischen Inhalts,
die dem byzantinischen Zeitalter sehr geläufig waren, excerpirt
hat. So wird man z. B. keinen Anstoss nehmen, die Ekloge
2, 8 auf directe Benützung der weitverbreiteten pseudo-isokra-
tischen Schrift "Kpo^ A-/;[j,ov'.7.ov zurückzuführen. Plutarch's Äloralia,
aus denen im Anfange des 20. Capitels eine kleine Gruppe
entlehnt ist, waren gleichfalls einem Byzantiner leicht zu-
gänglich, und mit den unter dem Namen des Menander
gehenden Sammlungen steht es ebenso. Hingegen wird man
mit der Annahme einer directen Ausbeutung der Sprüche des
Sextus und der Pythagoreer vorsichtig sein müssen, da im
späteren Mittelalter vermuthlich nur sehr wenige handschrift-
liche Exemplare dieser Sammlungen vorhanden Avaren.
Im Allgemeinen hat über diese Quellen des Maximus,
beziehungsweise der Parallela das Richtige bereits Wachsmuth
in seinen Stud. S. 121 ff. gelehrt, wenngleich im Einzelnen sich
manches nach unseren Ausführungen anders darstellen wird.
So ergibt sich z. B., dass von der unter dem Namen des
Kleitarchos gehenden Sammlung dem Compilator des Maximus
nur die im Florilegium Parisinum enthaltenen Stücke bekannt
waren, und ähnhch steht es mit Demonax; eine Sammlung
von Sentenzen des Romylos vollends, die Wachsmuth S. 129
annimmt, hat überhaupt nicht existirt, da der Name nur in
der Apophthegmensammlung vorkommt. ^
XXI. Gehen wir nun auf einige Punkte genauer ein, so
interessirt uns zunächst die Frage, ob wir dem Compilator
des Maximus die Belesenheit und den Fleiss zutrauen dürfen,
welche erforderlich gewesen sein müssten, um die fraglichen
Nummern aus den Originalwerken von Schriftstellern wie Pro-
kopios, Chorikios, Philostratos, Dio Cassius, Diodorus, Siculns,
Die Chrysostomus u. s. w. zusammenzutragen. In Betreff der
' Denn Jones anp^ebliche Frag^ment, das Wachsmuth a. a. O. Anm. 1 ans
flor Rlolissa Augnstana c.itirt, ist nichts Andoros als ]'"'ra{jm. XI des
Ejiiktnt, das auch bei Max. 55, 4 steht. In älinlic-her Weise ist es
Wachsmuth entganpfen, dass sich das Moscliionfragment a. a. O. Ainn. ;5
bei Max. Cap. 8, 1.'! und d.ts Demonaxfragment 8. I.SO, Anm. l ebenda
28, 0 findet.
Die epiktetischen Fragmente. 5Q|
Historiker hat Wachsmutli schon seine ZwciiVl ausgosprorlicii
(Ö. 128); und diese Zweifel müssen wohl auch auf die weit-
schichtigen Werke eines Libanios, Prokopios und Churikios
ausgedehnt werden. Hinsichthch der Leiden letzteren glaube
ich nun einen Anhaltspunkt darin gefunden zu haben, dass
dieselben sehr häutig im Florilegium des sogenannten Georgides
citirt werden, und zwar nicht so sehr in derjenigen Recension,
die der von Boissonade zu Grunde gelegte Parisinus bietet,
als vielmehr im Cod. Marcianus 23, den ich verglichen habe
und der nicht minder durch seine Uebereinstimmung wie
durch seine Abweichungen von Boissonade's Text uns lehrt,
dass das Florilegium des Georgides ursprünglich viel reich-
haltiger gewesen sein muss. Nun enthält diese Sammluntr.
soweit sie aus profanen Quellen stammt, zahlreiche Gnomen
aus Isokrates (ad Demonicum), Charikleia (d. h. lieliodoros),
Prokopios und Chorikios, aber auch Aristoteles und Platou
und unter Anderem auch jene Sentenz des Babrios in 1, 25
des Maximus, so dass die Vermuthung, der Compilator des
Maximus könnte ein ähnliches Gnomologium benützt haben,
zum mindesten nicht ganz unwahrscheinlich Avird. Wenn sich
eine Prokopiossentenz (38, 1) und eine der Charikleia (7, 7)
bei Georgides nicht wiederlinden, so mag der Grund hiefür in
der unvollständigen Ueberlieferung des letzteren zu suchen sein.
Wenn nun auch das Florilegium des Georgides uns
manchen erwünschten Anhaltspunkt gibt (wenigstens beweist,
dass die von uns gesuchten Autoren für gnomische Samm-
lungen excerpirt worden sind), so lässt es doch noch manclie
Lücken. Es fehlen uns noch Quellen für Lukiauos, Uion
Chrysostomos , Synesios, Thukydides (diese beiden Namen
kommen allerdings häufiger in den anderen Zweigflorilegicn
vor), und vor Allem für Plutarch's Moralia, die der Redactor
derParallela gewiss nicht selbstständig gelesen und ausgezogen
hat. Man braucht nun nicht weit zu gehen, um die genannten
Autoren in einem Florilegium vereinigt zu finden; sie stehen
alle im Codex Palatinus 129, über den H. Haupt im Hermes
(Bd. XIV, S. 58 ff.) zum ersten Male genau berichtet hat, hübsch
beisammen. Ob nun diese Sammlung in ihrer jetzigen Gestalt
auf Planudes oder einen Andern als Urheber zurückgehen
mag, so viel ist sicher, dass der Kern derselben bereits aus
502 Sehen kl.
vorplanudeischer Zeit stammt. Dass eine genaue Untersuchung
dieser Handschrift (oder einer der mit ihr verwandten Pariser
oder vaticanischen Excerptencodices) für die FlorilegienHteratur
wichtige AufschUlsse liefern würde, scheint unzweifelhaft; mir
wenigstens haben die von H. Haupt im 13. Bande des , Hermes'
aus ihr mitgethcilten Demadea die Nachweisung zweier lange
vergeblich gesuchten Fragmente der Melissa Barocciana (V, 13
u. 14) ermöglicht.
XXn. Mit grösserer Sicherheit lässt sich die Benützung
eines andern Florilcgiums erweisen. Wiederholt treffen Avir
nämlich gegen Ende der Capitel (ungefähr zwischen den
Excerpten aus der demokrito-epiktetischen Sammlung und
denjenigen aus den Apophthegmen) Eklogen, die sich im
Florilegium Parisinum nicht finden. In diesen Einschiebseln
wiederholen sich gewisse Namen ausserordentlich häufig, was
auf eine constante Quelle hindeutet ; namentlich fallen die
Lemmata ' K^ir/.o'jpou, 0£O7C£[A7rxo'j, ^£;tcj und ü'J)y.'(opou auf. Nun
finden wir diese Namen in einem uns noch erhaltenen Flori-
legium, in den von Boissonade (Anecdota I, 120 — 126) edirten
«pr/vOffö^wv AÖYoc wieder; 1 wir werden also nicht zögern, diese
Sammlung zu den Quellen des Maximus hinzuzurechnen. In
manchen Fällen lässt sich die Benützung sogar aus den Lesarten
erweisen, wie z. B. in der Isokratesekloge 4, 9, wo die
Variante 'Ig/jj; statt 'Pcöp,?; sich eben nur bei Maximus und in
jenem Florilegium findet. Was wir oben von der unvollständigen
Ueberlieferung des Georgides bemerkt haben, gilt hier gleich-
falls und vielleicht noch in erhöhtem Massstabe. Auch diese
Sammlung habe ich zur Herausgabe vorbereitet.
XXIII. Von grösster Wichtigkeit endlich ist die Frage
nach der Herkunft der poetischen Citate, Avelche durch Wachs-
muth's Untersuchungen allerdings schon in einem solchen Grade
gefördert ist, dass hier nur eine Revision des von ihm Gebotenen
erforderlich ist. Das Hauptresultat, dass die überwiegende IMchr-
zahl der poetischen Stücke (die im Flor. Par. vorkommenden
Eine wesentliche Ergänzung erfährt dasselbe aus dem Cod. Pal. 356,
der zwar keine Lemmata, aber gegenüber dem von Boissonade be-
nützten Cod. Parisinus IKiß einen bedeutenden Zuwachs an Eklogen
bietet.
Die epiktetischen Fiagmcnto. 5(),^
natürlich abgerechnet) in den Parallela aus Stobaeus' FloriJe-
gium stammt, steht fest; Waclismuth hat in allen vier Zweigen
der Ueberlieferung nur 31 Stücke ausfindig gemacht, die bei
Stobaeus nicht vorkommen (Stud. S. 136 ff.). Und auch von
diesen sind zwei, Nr. XII und XXVI, auszuscheiden, da sie bei
Stob. 29, 95 und 103, 14 stehen. Nr. IV ist den Tetrasticha des
Gregorios von Nazianz (v. 177 — 179) entnommen und, wie dies
bei Antonius oft der Fall ist, unter die profanen Gnomen ver-
sprengt worden; derselben Quelle entstammt XVII; Nr. XXVIII
halte ich für byzantinischen Ursprungs. Ausserdem fallen
noch, als im Florilegium Parisinum enthalten, die Nummern I,
III, V, VI, VII, X, XI, XX, XXI, XXII, XXIV, XXV weg;
XIII stammt aus den <1>;aoj6jwv 'hi-(0'.. So bleiben niu* mehr
13 Nummern, von denen 9 sich bei Maximus gar nicht finden.
Von den 4 übrigen, mit denen wir es hier zu thun haben, sind
zwei, Nr. IX und XXIX, den Epigrammen des Palladas (An-
thol. Pal. X, 58 und 34) entnommen, XVIII findet sich in der
Sammlung des Orion, allerdings unter dem Namen des ]\Icnan-
der VIII, 5 (auch unter den Monost. Menandri 419); XXVII
steht bei Euripides Orestes QQQ — 668. Es steht nichts im Wege,
diese Sentenzen aus einem der zahlreichen poetischen Florile-
gien herzuleiten, die das byzantinische Mittelalter kannte und
deren nicht wenige in Handschriften uns erhalten sind, leider
noch zu wenig gekannt und gewürdigt (vgl. das von Wachs-
muth a. a. O. S. 142 aus Anlass des Oppianus - Fragmentes
Nr. XXIII über das Florilegium des Cod. Palatino-IIeidelber-
gensis Nr. 356 Gesagte). Auch das Theognisexccrpt, das Wachs-
muth unter Nr. II aus Antonius I, 24 beibringt, passt sehr wohl
zu unserer Vermuthung, da z. B. das Gnomologium des Orion
und der aus demselben ^ excerpirte mittlere Theil des Florilegium
' Dass die oben ausgesprochene Ansicht, durch welche allerdings dem
mittleren Theile des Florilegium Monacense eine grössere Wichtigkeit
beigelegt wird, als man ihm bisher zugeschrieben hat, richtig ist, er-
hellt aus der einfachen Gegenüberstellung der folgenden fünf Nummern.
Flor. Mon. 102 Orion. V, 9
103 V, 10, Vers 1
104 VII, 5
105 VII, 1-2
107 VIII, 11»
504 Schenkl.
Monacense Theogniscitate enthält. Für die Verse, die in den
menandrischen Monostichoi oder in der l'^fApiaiq Msvavopcu y.at
<I>t>.t{jT(o)vo; sich finden (und hicher rechne ich auch die von
Wachsmuth a. a. O. S. 122 ff. verzeichneten Phihstionverse, mit
Ausschluss von 6 und 9, welche aus dem Florilegium Parisinum
geschöpft sind und b, welche Sentenz den Namen des Philistion
gegen den ihr gebührenden des Sextus wohl nur durch Irrthum
eingetauscht hat), wird die Frage nach der Herkunft vorläufig
allerdings nicht entschieden werden können, da diese Samm-
lungen dem Compilator ebensogut zugänglich waren als eine
jener poetischen Anthologien.^ Hier mag auch eine Frage be-
rührt werden, zu der die Handschrift, welche gewisscrmassen den
Schlüssel zum Verständniss des Maximus geliefert hat, Anlass
gibt. Wer nämlich erfährt, dass im Cod. Par. 1168 unmittelbar
nach dem Schlüsse der Apophthegmensammlung auf fol. 162°
eine Sammlung menandrischer Monostichoi folgt, der könnte sich
leicht zu der Vermuthung bewogen fühlen, dass die am Schlüsse
der Maximuscapitel manchmal vorkommenden Menander-, Phili-
stion- oder Euripidesverse aus dieser Quelle stammen. Aber
diese Hoffnung wäre trügerisch; denn wenn auch vereinzelte
Eklogen des Maximus sich dort finden (wie 6, 72 auf fol. 168);
so bildet dies doch keine hinreichende Grundlage, um darauf
ein Urtheil über die Herkunft jener Stücke aufzubauen.
XXIV. Aber selbst dann, wenn es uns gelungen sein
sollte, die Quellen, aus denen der Compilator des Maximus seine
Sprüche schöpfte, auf das Florilegium Parisinum, das vollständige
Aiicli die folg-endeu Nummern des Florilegium Monacense entsprechen
mit ihrer regelmässigen Abwechslung von poetischen und prosaischen
Sentenzen, von denen die letzteren am Ende zusammengehöriger Grupi>en
stehen (s. 113 — 117, 132 — 133), endlich hinsichtlich der Quellen der
Eklogen (in den prosaischen z. B. Demosthenes, Isokrates, TiiukA'dides)
vollständig dem Charakter des Orionischen Florilegiums. Der Verlust
der Lemmata ist freilich unersetzlich. Als Interpolationen sind die
Apophthegmen, wie 135, 136, 138, anzusehen.
1 Um die in den anderen Zweigflorilegien enthaltenen poetischen Stücke
kurz zu erledigen, sei hier bemerkt: Ant. VIII und XIV — XVI, viel-
leicht auch XI stammen aus menandrischer Ucberliet'erung; U und
XXni aus einem poetischen Florilegium; XIX und XXXI (Mel. Aug.)
können aus einem Florilegium Tzzpi ■^•j'jony.w/ stammen, von dem später
(Abschn. XXX, Anm. 1) die Rede sein wird. XXX (Mel. Aug.) erklärt
Wachsmuth mit Recht für prosaisch.
Die opiktf'tisclu-n l'raginentc.
f)()r.
Florilegium des Stobaeus und auf eine gcringi-. Zahl von viil
gelesenen kleineren Gnoinologicn zu beschränken, biotet der
Sammelfleiss, den er aufgewendet haben miisste, noch immer
Grund zu gerechten ZAveifeln, und Avir müssen jede ^löglich-
keit, die Operation des Zusammenlesens zu vereinfachen, will-
kommen heissen. Eine darauf abzielende Vcrmuthung will ich
im Folgenden aussprechen. Schon das Florilegium Parisinum
zeigt durch seine Zusammensetzung, dass es aus äusscrlichcr
Aneinanderfügung heterogener Theile entstanden ist, und das
Eindringen fremdartiger Bestandtheile in die einzelnen »Sanim-
lungen bestätigt nur diese Annahme. Am auffallendsten aber
ist wohl die consequente Verarbeitung nichtapophthegmatischer
Bestandtheile in die vierte Abtheilung. Nun kehren diese
Sprüche fast sämmtlich und in derselben Reihenfolge in einem
bisher nicht veröffentlichten Gnomologium wieder, das mit der
Ekloge "Aptciov y.al -pdiiov j.».äOr,ij.a /,t£. beginnt; der Coni])ihitor
des Florilegium Parisinum mviss also dieses Gnomologium gekannt
und in seine Apophthegmensammlung verwebt haben. Es lässt
sich aber leicht zeigen, dass diese Sammlung sowohl mit den
tttXococpojv Xs^o; , als auch mit der dcmokrito-epiktetischcn Syl-
loge, ferner mit poetischen Anthologien, endlich auch mit Geor-
ffides in directer handschrifthcher Verbindung steht. Im Fol-
genden stelle ich einige Notizen zusammen, die durchaus nicht
den Anspruch auf Vollständigkeit machen, sondern nur dazu
dienen sollen, das eben Gesagte zu erläutern.
Palat.-
Hoid.
356
Viudüli.
Med. 29
Baiocc.
50
Flor. Jlon.
E.XC. Vind.
Pur.
iii;g
rar.
1168
Poetische Flori-
legien ....
"Ap. y.oil T.p. [): .
Apophthegmata
Demokrito-
epikt. Samml.
Menander . . .
Georgides. . . .
f. 144^
f. 149 V
f. 151
f. 152'
f.l2G
f. 120
f. 342 V
Nr.
102—154
Nr.
hö3— 270
Nr.
f. 333 ' 1 — 101
Nr. 39— 41
Nr. 44— 57
Nr. 27
Nr. 1, 2,
32,47,49
Nr.
46,72,73
Nr. 64, 65
f. 308
!f.l4G*
f. 140'
f. 307, f. 162"'
£.2631 . . .
I
506 S c L e n k 1.
Manches konnte in dieser Tabelle gar nicht erwähnt wer-
den; so das gleichzeitige Vorkommen mancher Autoren, wie
Theophylaktos, in Georgides und den ^Ihhoa. kö-^ci-^ das Vorhan-
densein der Monostichoi Menander's und der in den tt>tA07. Xcyoi
benutzten äsopischen Ermahnungen in der Handschrift der Ex-
cerpta Vindobonensia; die Benützung der Monostichoi und der
^•j-^'/.piaiq in den <I>rAoc. Asyct; die Verbindung der ersteren mit
Georgides im Cod. Vindob. Theol. CCLXXVII u. s. w. Aller-
dings mögen manche dieser einzelnen Sammlungen ihre Nach-
barschaft in einer und derselben Handschrift dem Zufall ver-
danken — obgleich derselbe meiner Ueberzeugung nach in
derartigen Fällen eine weit geringere Rolle spielt, als man ge-
wöhnlich anzunehmen geneigt ist — ; aber die beiden That-
sachen, dass die Excerpte aus den f'^Choocw'i hiya in der Regel
an derselben Stelle bei Maximus auftreten, und die Durchsetzung
der Apophthegmen im Pariser Florilegium mit Sentenzen aus
der Sylloge 'ApicTOv -/.od r.pCoxov [j,aGv;[j,a, sprechen deutlich genug,
denke ich, dafür, dass jene beiden Sammlungen einst selbstän-
dige Theile des Urflorilegiums bildeten, aus dem das Florilegium
Parisinum geflossen ist. Und so möchte ich denn die Ver-
muthung aussprechen, dass der Compilator des Maximus seine
Gnomen und Apophthegmen fast durchaus aus einer Handschrift
entnommen hat, in der verschiedenartige Sentenzensammlungen
vereinigt Avaren, und nur in seltenen Fällen anderweitige Samm-
lungen oder die Schriftstellertexte im Original herangezogen hat.
XXV. Noch sei hier eines Umstandes gedacht, mit welchem
eine allerdings ganz singulare Erscheinung verknüpft ist. Wie-
derholt finden sich nämlich bei Maximus Citate aus der Samm-
lung S/eB-/] ßaucya^Yj oder "Exösct? •/.ecaAatoiv ■Äapaivsit/.wv, cysStaaOsTso:
Tzapcc 'AvaK-rjTou ciay.ivou u. s. w., welche an Justinianus gerichtet
ist und aus 72 Capiteln, die aus den verschiedenartigsten Quellen
zusammengestoppelt sind, besteht. Die Anführungen aus dieser
Schrift begegnen uns bei Maximus (und überhaupt in den Paral-
lela) an verschiedenen Orten und unter sehr verschiedenen
Namen.
1. Max. 8, 29 Gsctiico; = Agap. c. 44
2. 63, 9 Gea^iccu = 3
3. 7 (vor 1) 'J'fAwvcc = 23
Die epiktctischen Fiagmente. ,')()7
4. Max. 8 (vor 1) nach «l>t"Awv. = Aga|). c. ;'>()
5. 9 (vor 1) «^(Xü)vo; = (;;j
6. 11, 20 ohne Lemma — 22
7. 11, 21 fpUMwoq = \-j
8. 66 (vor 1) <l>(X(i)voc: =r (;4
9. 9, 34 'AyaTT-^Tou = 21
Demnach erscheint der Name des Agapetuö nur t-iiiinal
unter neun Fällen; und auch an dieser Stelle hat Conibeli.s
das Lemma «I>rAtovo?, Wachsmuth, Stud. S. 116, schreibt 'AYazYj-
TO'J <l>rAcovo(;. Dass das Lemma 'Ay^'k-'^tou, welches VindJ und
Vind/' haben, erst nachträglich eingefügt worden sein kaini,
muss zugegeben werden; ist ja doch aucli in Nr. 6 im Vind.'
des Maximus aYaTr-r^Toü von einer jüngeren Hand beigeschrieben.
Das Lemma «I'iXwvoq findet vielleicht seine Erklärung darin,
dass nicht wenige der Agapetoscitate am Schlüsse der patri-
stischen Gnomen und demzufolge thatsächlich nach den Philo-
excerpten zu stehen kommen, obwohl dies nicht von allen gilt.
Vollständig unerklärlich bleibt freilich, wie die beiden ersten
Stücke zu dem Namen des Thespis oder Thespides gekommen
sind.' Indessen wenn auch unsere Untersuchung in dieser Hin-
sicht kein Resultat zu Tage fördert, so hilft sie uns doch
wenigstens ein vermeinthches Fragment des Epiktet ausmerzen;
denn Nr. 6 (= Fr. Ep. CV) ist eben nichts Anderes als das
22. Capitel des Agapetos.
XXVI. Das Ergebniss unserer Untersuchungen lässt sich
demnach in folgende Sätze zusammenfassen:
1. Der Compilator des Maximus, respective des Ur-
florilegiums, aus welchem dieser schöpfte, hat sich- für
1 Ob durch die Thatsache, dass zwei dieser Sentenzen (Max. 11, 21 und
63, 9) inmitten der Apophthegmensammlung des Cod. Patmensis 2G3
aus dem 10. Jahrhundert auftauchen, etwas Licht in die Sache gebracht
wird, erscheint mir fraglich, besonders da dieser Theil der Apoplithegmcn-
sammlung keine Namen enthält, sondern die einzelnen Sprüche mit
"AXXo; einleitet.
2 Dies beweist einerseits die fast durchgehends im Maximus strenge ein-
gehaltene Reihenfolge sowohl der Hauptgruppeu der Pariser-Sammlung
(vermischte Eklogen, Stobaeusexcerpte, demokrito-epiktetische Samm-
lung, Apophthegmata), als auch der kleineren Abtheilungou und sogar
508 Schenk 1.
die profanen Sentenzen im Wesentlichen einer Samm-
lung bedient, die mit dem Florileg'ium des Codex Pari-
siniis 1168 die grösste Achnliclikeit hatte (in manchen
Punkten allerdings noch vollständiger gewesen sein muss).
der einzelnen Nummern innerhalb derselben, andererseits die Fort-
pflanzung mancher Fehler, die im Florilegium Parisinum auftreten, in
der Ueberlieferung des Maximus. Von solchen charakteristischen Fehlern
haben wir bereits gelegentlich der Stobaeusexcerpte (vgl. oben S. 494)
einige erwähnt; hier sei nur noch einer beigebracht, der für den Kern-
punkt dieser Abhandlung, die Frage nach der Herkunft der epiktetischen
Fragmente, von Interesse ist. Im ersten Theile des Pariser Florilegiuuis
stehen unter Nr. LIV zwei Gnomen mit dem Lemma 'E-ikIt^tou, das
offenbar einem Schreibfehler seine Entstehung verdankt (Näheres dar-
über weiter unten). Dieser Fehler ist nun in das Gnomologium des
Maximus übergegangen und hat sich an den beiden Stellen, wo sich
die fraglichen Gnomen excerpirt finden (3, 19 und 71, 4), im Cod. Mar-
cianus 507 saec. XII und Par. 926 saec. XI, an der zweiten auch im
Par. 1102 saec. XI erhalten; die beiden Pariser Handschriften schreiben
71, 4 'E7:'./.X£iTou. In allen übrigen Handschriften, die ich kenne, ist die
Form M^i-iy.TrjTOu wiederhergestellt ; nur der Cod. Vindob. Philos. et
Philol. 267 hat noch eine Spur der alten Lesart bewahrt, insofern er
das Lemma ''Eri/.TTJro'j anscheinend zwecklos zweimal nach einander
sclu'eibt. Für uns ist aber diese Thatsache noch aus zwei anderen
Gründen wichtig; sie bezeugt einerseits, dass von den Schreibern des
Maximus willkürliche Correcturen vorgenommen wurden, andererseits,
dass auch die erweiterte Recension des Maximus, welcher der Cod. Par.
926 angehört, sich in diesem Punkte mit dem andern Zweige der
Ueberlieferung in Uebereinstimmung befindet.
Am deutlichsten jedoch zeigt sich die Abhängigkeit des Maximus
vom Florilegium Parisinum in der vierten Abtheilung , in der Apo-
phthegmensammlung. Dieselbe ist nämlich, wie oben (S. 481) gezeigt
wurde, mit Gnomen aus dem Florilegium "Apiaiov y.at -pwTov [j.äOr)[j.a
durchsetzt, welche vom Compilator oder Interpolator nacli der Ordnung
dos Alphabets und zwar in der Regel nach den Apophthegmen des be-
treffenden Buchstabens eingefügt worden sind. Beim gedankenlosen
Ausschreiben des Flox'ilegiums ist es nun dem Compilator des Maximus
viermal passirt, dass er eine derartige Gnome excerpirt und sie mit dem
nächstvorhergehenden Ai)ophtliegmenlemma in seine Sammlung eingesetzt
hat. Nummer 28 erscheint bei Max. 42,4 unter dem Namen desGlykon;
69 unter dem des Herakleitos ebenda 8, 27; und 42, 5 (= Apo. 119) ist
der Name des Metrodoros, sowie 18, 40 (= Apo. 167 b) der des Romylos
mit keinem besseren Rechte gesetzt.
Nach dem Gesagten wird wohl die Richtigkeit des oben ausge-
sprochenen ersten Satzes nicht bezweifelt werden können.
Die cpiktetiscben Fiaginento. 501'
2. Der Compilalor des Mnximus Imt ausserdem
ein vollstäiidi<2:eres P^xemplar dos stobacischen l-'lori-
legiums gelegentlich herangezogen.
3. Zur Ergänzung der Sammlung wurde vom Com
pilator (vielleicht auch von einem späteren Ueher
arbeiter) eine Sammlung verschiedener Floriicgien,
die vermuthlich zu einem Ganzen vereinigt waren, und
4. mehrere den Byzantinern geläufige Werke ollii-
schen Inhalts, Romane und Auszüge aus Historikern
und Epistolographen ausgebeutet.
XXVII. Daran wnrd sicli nun die Frage nach den Quellen
der mit Maximus verwandten Florilegien anschliessen müssen.
Die Beantwortung wird durch Wachsmuth's sorgfaltige Unter-
suchungen allerdings wesentlich erleichtert. Sind die in den
Stud. S. 88 — 161 enthaltenen Aufstellungen richtig, so kann
es für uns nur den einen Schluss geben: da die drei übrigen
Gnomologien, die sogenannte Mehssa Augustana, das Florilegium
des Antonius und das Florilegium Laurentianum mit Älaximus
auf dieselbe Quelle zurückgehen, so müssen auch sie von der
Pariser Syllogc abhängig sein. Und in der That Avird dieser
Schluss durch die Wiederkehr charakteristischer Erscheinungen
des Florilegium Parisinum in den übrigen Gnomologien be-
stätigt. So finden sich, um nur ein Beispiel zu geben, die
vier fehlerhaften Lemmata aus der Apophthegmensammlung,
die kurz vorher besprochen w^irden, theils bei Antonius, theils
in der Melissa Barocciana wneder. Es müssen also auch diese
Florilegien auf jene Sammlung als Quelle zurückgehen.
So weit also das Florilegium Parisinum reicht, stehen für
uns alle Zweige der Parallela auf einer Stufe ; wichtig hingegen
ist es, zu erfahren, ob nicht durch den Zuwachs an Sentenzen,
den die übrigen Florilegien bieten, das aus der kürzeren
Recension des Maximus zu gewinnende gnomologischc Material
eine wesentliche Bereicherung erfährt. Ich habe mich deshali)
der Mülie nicht entzogen, auch den Antonius (nach Gesner's
Ausgabe), das Florilegium Laurentianum und die 23 ersten
Capitel der Melissa Barocciana, welche hier die Stelle der
510 Schenkl.
Melissa Augustana vertritt, in den Kreis meiner Untersuchungen
aufzunehmen, wozu noch Wachsmuth's und Dressler's Angaben
über die Melissa Augustana und die erweiterte Recension des
Maximus kommen. Diese Grundlage ist zwar für eine ab-
schliessende Untersuchung nicht ausreichend, doch ermöglicht
sie wenigstens eine vorläufige Uebersicht und eine im Wesent-
lichen richtige Vorstellung von dem, was wir aus diesen Quellen
zu erwarten haben. Es ergibt sich nun ohne Schwierigkeit,
dass von den neu hinzukommenden Eklogen nur sehr wenige
aus dem Florilegium. Parisinum stammen, und dass die Mehr-
zahl derselben auf die übrigen von uns aufgeführten Quellen
zurückgeht. Namentlich finden wir reichere Excerpte aus Plu-
tarch's Moralia, aus Dion Chrysostomos und den Historikern
in der erweiterten Recension des Maximus und den drei übrigen
Abzweigungen der Parallela ; ^ charakteristisch für die Melissa
Barocciana sind die Auszüge aus einer Schrift ethischen In-
haltes, die den Namen des Isokrates tragen und sich regel-
mässig nach den Isokratesexcerpten des Florilegium Parisinum
eingeschaltet finden. Es ist mir nicht gelungen, die Quelle
dieser Sentenzen ausfindig zu machen ; bei den übrigen habe
ich, so weit es möglich war, die Verweisungen hinzugefügt.
Die Identificirung der einzelnen Stücke wird jedoch durch
zwei Umstände besonders erschwert: einerseits durch die greu-
liche Verwirrung der Lemmata, wie sie in der Melissa Baroc-
ciana, namentlich aber bei Antonius hervortritt, andei-erseits
durch die willkürlichen Textesänderungen, die sich die Ex-
cerptoren zu Schulden kommen Hessen, vmd die sich nicht
selten bis zur völligen Paraphrase steigern.
Da nun die erweiterte Recension (oder Recensionen) des
Maximus, das Florilegium Laurentianum, die Melissa Augustana,
resp. Barocciana und Antonius sämmtlich jene reicheren Ex-
cerpte enthalten, von welchen in dem kürzeren Maximus nur
dürftige Spuren zu finden sind, so liegt es nahe, die Frage
aufzuAverfen, ob nicht in diesem letzteren Zweige der Parallela
uns nur ein Excerpt aus dem vollständigeren Maximus vor-
liegt. Einer solchen Annahme stehen aber zwei Bedenken im
' Audi die Epistolograplien werden vielleicht bei genauerer Durchsicht
uocli iii.Miichfin Beleg' liefern.
Die epiktetischen Fragmente. f)] |
Wege. Erstlich müsste der Epitomator, welcher die Kürzung
vornahm, von einer ganz unerklärlichen höheren Einsicht ge-
leitet worden sein , indem er gerade die im Florilegium Pari-
sinum vorkommenden Eklogen unangetastet liess, hingegen
die übrigen, aus den verschiedensten Quellen geschöpften
zum Gegenstande seiner Thätigkeit machte. Sodann spricht
auch schon die Stellung jener Eklogen dafür; dass sie spjlter
und im Anschlüsse an die Eklogen des Florilegium Parisinura
eingefügt wurden. Denn die Plutarch- und Isokratcsgnomen
stehen regelmässig nach den mit diesen Namen versehenen
Stücken aus dem Florilegium Parisinum; die Excerpte aus
den Historikern und den Rhetoren ünden sich in der Ree:el
entweder am Anfange oder am Ende des betreffenden Capitels.
Allerdings hat willkürliche Umstellung, wie sie z. B. in der
Melissa Augustana hervortritt, Manches verdunkelt, aber trotz-
dem verleugnen jene Eklogen ihren Charakter als Eindringlinge
nur selten.
Damit verbindet sich passend eine andere Frage, deren
abschliessende Lösung bei dem gegenwärtigen Stande der For-
schung allerdings nicht möglich ist. Sind die fünf verschiedenen
Zweige der Ueberlieferung unabhängig von einander aus dem
Florilegium Parisinum direct abgeleitet oder stammen sie aus
einem bereits in Capitel abgetheilten Urflorilegium? Wachsmuth
hat bereits die Frage zu Gunsten der letzteren Ansicht entschie-
den; die jetzige Capiteleintheilung der einzelnen Zwcigflorilegien
lässt keinen Zweifel darüber, dass sie auf die gemeinsame
Vorlage zurückgeht und dass das Florilegium des sogenannten
Maximus der Urquelle am nächsten steht. Aber es zeigen sich
bereits jetzt Erscheinungen — und mit dem Anwachsen des
handschriftlichen Materiales werden sich ihrer noch weit mehr
zeigen — welche mit dem von Wachsmuth ausgesprochenen
Principe in Einklang zu bringen nicht geringe Mühe kosten
wird. Zu diesen Erscheinungen gehört unter anderem auch
das Auftauchen abweichender Lemmata in einzelnen Zwcig-
florilegien (vgl. S. 495, A. 1); ein weiterer Umstand, welclier
Antonius betrifft, wird im XXX. Abschnitt besprochen Averden.
Endlich gesellt sich dazu das Verhältniss der beiden Älaximus-
recensionen untereinander und zu den übrigen Abzweigungen
der Parallela. Wir gerathen hier in ein Wirrsal von Thatsachen,
512 Schenkl.
die sich gegenseitig zu widersprechen scheinen. Einerseits kann
man nach dem oben Gesagten die kürzere Recension des
Maximus nicht für ein Excerpt aus der reichhaltigeren an-
sehen; imd sonach müsste die letztere oder die gemeinsame Vor-
lage jenen Zuwachs erst erhalten haben, nachdem die kürzere
Recension bereits daraus abgeleitet war; andererseits zeigt
eben die kürzere Recension einige wenige Eklogen, die un-
leugbar aus denselben Quellen stammen Avie die in der er-
weiterten Recension und in den übrigen Zweigflorilegien hinzu-
kommenden Sentenzen. Ich will im Folgenden wenigstens eine
Hypothese aufzustellen versuchen, welche, wie ich hoffe, für
die erwähnten Schwierigkeiten eine Art von Lösung zu bieten
vermag. Sollte eine einfachere und mit besseren Gründen
gestützte gefunden werden, so wäre Niemand bereitwilliger
als ich, die hier vorgetragene über Bord zu werfen.
Es existirte zum Mindesten vor dem 10. Jahrhundert ein
sacro-profanes Gnomologium, das aus zwei ursprünglich von
einander scharf gesonderten Theilen bestand. Den ersten Theil
bildete eine dem Florilegium Parisinum in allen Stücken ahn-
liche Sammlung; der zweite bestand aus einer Vereinigung von
kleineren Spruchsammlungen, wozu ich unter Anderem das Flori-
legium 'Ap'.-Tov y.a! Tpohov |j.aOY;[xa, die <lJtAoc-c©tov Xivot und eine dem
profanen Theil des sogenannten Georgides ähnliche Collection
rechne. Diese beiden Theile konnten nicht ohne Einfluss aitf
einander bleiben; und es hat durchaus nichts Unwahrschein-
liches, anzunehmen, dass frühzeitig Eklogen aus dem einen Theil
der Sammlung in den andern hinüberwanderten. Ein solcher
Austausch hat namentlich zwischen dem Florilegium "Ap'.cxcv y.y).
Trpcotov \).6Ar^\).y. und der den Schluss des Florilegium Parisinum
bildenden Apophthegmensammlung stattgefunden. Aus dem so
veränderten Gnomologium wurde nun das Stammflorilegium,
aus dem alle Zweige der Parallela abzuleiten sind, geschöpft,
wobei der Redactor sich hauptsächlich an den ersten Theil (das
Florilegium Parisinum) hielt und die kleineren Gnomologien
nur ausnahmsweise berücksichtigte. Dieses Stammflorilegium
war bereits in Capitel abgetheijt, welche denen des jMaximus
genau entsprochen lia1)en müssen. Aber aiu-li in diesem Zu-
stande blieb das Florilegium nicht von fremden Einflüssen
unberührt. Es wurde aus einer, grösstentheils aus prosaischen
Dio npiktetisclion Fra(;inpntc [t\i)
Schriftstellern (Phitarch's Moralia, den Jlistorikeni und Klie-
toreii) geschöpften Excer]>tensammluno;, mit der es niü^^licher-
weise durch handscliriftliche Tradition verbunden war, inter-
polirt. Zunächst beschränkte sich diese Interpolation auf
Avenige Eklogen; in dieses Stadium muss die Entstehung der
kürzeren Reccnsion des Maximus verlegt werden. Später wurde
eine durchgreifende Ueberarbeitung des Florilegiums vorge-
nommen;, Avobei eine weit grössere Anzahl von Eklogen aus
jener prosaischen Anthologie eingeschoben wurde; und aus
dem so interpolirten Florilegium stammen die übrigen Zweige
der Parallela. Von diesen gibt die erweiterte Recension des
Maximus das Original am treuesten wieder; ihr am nächsten
steht das Florilegium Laurentianum, wilhrend Antonius durch
Zersplitterung der Capitel und die Melissa Augustana durch
Avillkürliche Umstellungen^ beide aber überdies durch Heran-
ziehung weiterer Quellen sich von der Vorlage entfernen.
Demnach bleibt das allgemeine Urtheil, das bereits AVachs-
muth über Maximus gefällt hat, welchen er (vgl. Stud. S. 114
und 116) als dem Urflorilegium am nächsten stehend be-
zeichnet, in Kraft bestehen; doch werden wir es dahin er-
gänzen müssen, dass von den beiden Recensionen des Maximus
die kürzere, weil sie aus dem Urflorilegium früher abgeleitet
wurde als die andere, die ältere und daher vertrauenswürdigere
genannt werden muss.^
Damit haben wh das uns gesteckte Ziel erreicht. Es
handelt sich darum, nachzuweisen, aus welchen Quellen der
Compilator der Parallela schöpfte, um zu Avissen, welche Be-
deutung seinem Zeugniss beizumessen ist. Als die erste und
wichtigste hat sich eine Sammlung erwiesen, deren Nach-
1 Durch die oben aufgestellte Hypothese wird es nicht ansg^eschlos.sen,
dass das Urflorilegium zu verschiedenen Zeiten, z. B. nach der Ent-
stehung des erweiterten Maximus, aber vor der Corapilation der Meli.ssa
Augustana aus anderen Quellen interpolirt wurde, auf welche dann
manche der Additamenta in der letzteren Sammlung zurückzuführen
sein mögen. Ebenso ist es gar nicht unwahrsclieiulich, dass niandio
Zweige der Parallela, so z. B. diejenigen, aus denen die Gnomica Ba-
sileensia stammen, uns gänzlicli verloren gegangen sind; hat sich ja
doch das Florilegium Laurentianum und der vollständige Antonius nur
in je einer, die Melissa Augustana (resp. Barocciana) nur in zwei Hand-
schriften erhalten!
Sitzungshev. d. phH.-hist. CK CXV. Bd. I. Hft. 33
514 Schenk].
komme uns im Florilegium des Codex Parisinus 1168 heutzutage
vorliegt; sie enthält zugleich Alles, was in älterer Ueberlieferung
den Namen des Epiktet trägt, während die aus den übrigen
Quellen geflossenen Stücke, die in den Fragmentsammlungen
unter diesem Namen figuriren, denselben nur ihrer zufälligen
Stellung in den Capiteln der Parallela verdanken. Gleichzeitig
erhalten wir dadurch die Gewissheit, dass auch in den noch
unbekannten Theilen der Melissa Barocciana, ja selbst in einem
weiteren Zweige der Parallela, falls ein solcher aufgefunden
werden sollte, eine neue Quelle für epiktetische oder pseudo-
epiktetische Fragmente , soferne nicht ein fremder Einfluss
ins Spiel kommt, nicht gefunden werden kann.
XXVIII. Indem wir nun daran gehen, für die Fragmente
des Epiktet einige der praktischen Consequenzen zu ziehen, die
sich aus der bisherigen Erörterung ergeben, wollen wir uns zu-
nächst den im Maximus vorkommenden Nummern der Stobaeus-
collection zuwenden. Diese erscheinen unter verschiedenem
Lemma, bald mit dem Namen des Moschion, bald mit dem
des Epiktet bezeichnet. Diese Discrepanz zu erklären, würde
schwer fallen, ja unmöglich sein, wenn man zu ihrer Beur-
theilung auf Maximus und Stobaeus allein angewiesen wäre;
man wäre nur allzuleicht geneigt, den Namen des IMoschion
einem mechanischen Zufalle oder einem Irrthume des Compi-
lators zur Last zu legen (Avie es mir, bevor ich das Florilegium
Parisinum kennen lernte, thatsächlich begegnete). Aber ein
Blick auf das Letztere lehrt, dass Maximus daran unschuldig
ist. Gehen Avir der Ordnung seiner Capitel nach, so finden
wir mit dem Lemma Moschion folgende Sentenzen :
Max. 5, 6 Fragm.(Schw.) LXIII Flor. Par. XVI, 5
12.35 XXVI XVI, 10
12. 36 (o. Lemma) XXIII Stob. 15('E7:t/.T>^T0j)
13, 5 XXIV XVI, 9
15, 4 XXXVII XVI, 11
26, 5 IV XVI, 1
43, 4 MI XVI, 2
In allen Fällen stehen die Fragmente bei Maximus an dem
ihnen zukommenden Platze und kehren unter den Moschiongnomen
des Florilegium Parisinum Avieder, mit einer einzigen Ausnahme,
Die epiktetischen Fragmente. 'y]'}
die allerdings merkwürdig genug ist. Die dritte Gnome näm-
lich, die mitten zwischen zAvei den Moschionea entnommenen
Nachbarn steht, stammt ans den Excerpta Parisina des Sto-
baeus, wo sie aber das Lemma 'E-'.y.rf^Tou trägt. Einen ähn-
lichen Fall begegnen Avir bei den ans Stobaens entnommenen
Fragmenten, die ich im Folgenden gleicherweise verzeichne
Max. 3,20 Fragm.Ep.(Schw.) XLIV Flor. Par. Stob, ö
5.12 LVIII 51
5. 13 LX 52
5.14 LXI 53
9,26 XLV 6
27, 7 XXX IG
27, 8 XXXI 17
30, 9 XXXVI 4
55,4 XI Flor. Stob. 1,57(1,156)
59, 8 ■ XII 5,98(1,144)
Die siebente Nummer trägt im Vind.- des i\Iaxiraus das
Lemma Mocyj.Mvoz, während sie in den anderen mir bekannten
Handschriften ohne Lemma ist und die (unmittelbar vorher-
gehende) sechste das richtige Lemma 'E-'.y.rr,TO'j führt. In bei-
den Fällen muss man zu der Annahme greifen, dass entweder
das vom Compilator des Maximus benützte Exemplar des Flori-
legium Parisinum vollständiger war als das auf uns gekommene,
oder was mir (namentlich bei der unsicheren handschriftlichen
Gewähr im zweiten Falle) wahrscheinlicher ist, dass dort der
Compilator, hier der Schreiber oder ein Leser der Vorlage das
Lemma Moschion auf eigene Faust hinzufügte; beiden muss die
theilweise Uebereinstimmung der Moschion- und Epiktetgnomen
bekannt gewesen sein.
Dass aber diese Kenntniss für einen Byzantiner nicht all-
zuschwer zu erlangen war, dass wirklich in alter Zeit eine
Gnomensammlung unter dem Namen des Moschion bestand,
die mehrere Sentenzen mit der von Stobaens ausgebeuteten
Sammlung der Epiktetea gemein hatte, wird durch das nicht
seltene Vorkommen eines sonderbaren Stückes in (theilweise
sehr alten) griechischen Handschriften bestätigt, das ich liier
wegen seiner Kürze gleich mittheile. Der im Folgenden ge-
gebene Text beruht auf zwölf Handschriften u. zw.:
33*
516 Sclionkl.
Vind.i ^= Viiidobonensis jur. 1, fol. 342'', saec. XI ex.
Vind.2 =: Viiidobonensis tlieol. 289, fol. 28 ^ saec. XV.
Marc. = Venetus S. Marci 173, fol. 237 ^ saec. XII.
Laur. = Laurentianus IV, 10, fol. 299'', saec. XII (?)
Vat. = Vaticanus Gr. 854, fol. 264^, saec. XI (?). Eine Copie
dieser Handschrift ist der Vat. Gr. 855, saec. XV
bis XVI, der fol. 311'' das in Rede stehende Stück
mit dem Vatic. 854 vollkommen übereinstimmend,
aber ohne Ueberschriften enthält.
Ott. = Ottobonianus Gr. 418, fol. 12^, saec. XIV. (Die un-
sinnigen Lesarten dieser Handschrift habe ich
bloss zu Cap. 1 — 5 vollständig verzeichnet.)
Barb. = Barberinianus III, 81, saec. XVI, fol. 97.'
Par. ' ^= Parisinus 1346, fol. 273'', saec. XI (mit Hinweglnssung
der belanglosen Gorrecturen von m ^).
Par.'^ = Parisinus 1356, fol. 5''', saec. XIV.
Par.3 = Parisinus 1357 *, fol. 292, saec. XIV.
Bar. = Baroccianus (Oxoniensis) 173, fol. 349, saec. XIII (in
diesem Theile).
Ar. = Arundelianus (Mus. Britt.) 516, fol. 355, saec. XII
(in diesem Theile).
Alle Handschriften zeigen das Stück in Verbindung mit
kirchenrechtlichen Schriften; und in allen ausser in Vind.-,
Ott., Par. 2 und Par. 3, steht es vor einem mit ■rrspt ßic£;TC'j ' {yiac,
ßtcexTou) bezeichneten Stücke. Die italienischen Handschriften
sind mit Ausnahme des Marcianus von Herrn Professor Elter
in den Jahren 1881, 1882 und 1883, die Pariser im Jahre 1885
abgeschrieben und verglichen Avorden ; die übrigen Hand-
schriften habe ich in den Jahren 1886 und 1887 verglichen (auch
Par.^ und Par.'^). Ausserdem verdanke ich Elter's Freimdhchkeit
noch folgende Notizen: ,Eine ähnliche Handschrift muss die ge-
wesen sein, die Lascaris sah -ap spfjiiXsw (Vat. Gr. 1412, fol. 53'')
„Agapeti admonitio ad lustinianü Ite de | biscxto Ite gregorius
contra latinos | Ite versus p^sido (pisidae?) moschionis pcepta."
Vgl. jetzt Centralblatt für Bibliothekswesen I, 387.'
' Die Handschrift ist ein ;nis inedicoisclieii und v;itic.;inischen Orifjinalen
abgeschriebener Saminelcodex; bei unserem Sliicl<e folilt die An<rabe
diT Qiiclb' (Eiter vonmifliot sie in Ijanr. I\'. lO).
Die ppilftetischen Fragmente.
;>l <
XJ3!
MosxiQxNos 'rnoeiiKAi
1. llapacuXaTTs sau-bv sv -avT; tÖ) ßuo, ;/•/; XaGr, cc ^jv^p-ä?
ä55-/.-riT3; 9avtaff':a • y) ^ißw y.aTa^rAr^^Ä-j.cvy; • v^ r,loYr, Ysr,i£Ü7a7;t • ?,
£::iOj[A(a zo:paXoY[aa;j,sv^ • 7^ ajtzy) s^aAAotwGa^a • •/) :pY?i J^CTTpö-
caia • -^^ co^Y) ey.O'jsAAwTaca.
2. "E7i£t-a Tupaxxetv ava^xa-si ot; SY^eipaiv ijiv c'j TrÄpay.iAOjOi^, ■::yj5-
|j,£Vo; S£ ,y.£Tavo£Tq, Tapa-T:£t Sl Ta ttXc'Iovs: xal a-p£;j,{'C£i; -^^xt^Ta,
S{x-/]v ax'jߣpvY^TO'J viw; £v /£'.iJ.£pio) y.A'jcwv. v^ u-' xvT'-a/,(.jv p'.zi-
L,oiJ.ivr,q civsu.wv Liow.
3. 'AAAa väp (b? £v '::oA£ixo) Ttvl 7pa)[;.£vo; ittAw tÖ) a;v(,) -;;; --^^y
xav.iav y.al cxozwv to y.aAbv -/.y}. ■::poßaAX6[j,£voq SiaTsXi». • ÜTrap/wv
TO [j.EV -^Ooq £usTaö-/^c, r/jv 51 yvwtr/jv £ucO£v^c, tsv 01 Xdvov e;x-
ßpi9-/-q, x-^v OS 7:pä;tv £Ü:rp£'Ä;-r;q • y.al zr,'i |j.£v b'-itv J£;;.v:;, rr.v C£
o,u,tX(av fimoq^ tov 2s ipc-ov v^p,£po; • £"jYva)[j.cov C£ xr^v ctavo'.av, xbv
§£ ß'!ov y^pr,GTiq ■ [j,y) Opa-u; y.a; bp-fCkoq, «XXa Oap^xXsc; y.z; Txpäs;.
4. 'AvBp£To; Y^P °'-'"/ "^ xüttxcov y.x: y.aixßxXXcov xä ja);;.axÄ, yJJS c
av£^ty.xy.cov y.al Tcavxr^ £ctw; vf^ oixvoia.
5. Kai E^y-paTv;;; ohy^ c xwv aüövxwv a-£/j;;x£vac, a/.X' 6 xwv ■jxxpcv-
xcov y.Y) aTXXoy.cVoc.
Vgl. Stob. 17, 18.
l\Foay t'tovo^ ü;:oOf]. x.ai ;:apa;v£ii7.a\ xal ~pö; ;:ävTa avOpcoTzov w-^sXrjuoTaTOvOtt.
1. <TcauTov Bar., aauxw Par.-', autov Par.^ (corr. m.^) ir.po;o6/.r,zoi Bar. | yor,-
T£Üou7a Ott. I 7j i-iO. bis z'io.lV fehlt im Viru!.', Par.' | E^o-.axpwaaaa Viiiil.',
Vind.^, Par.3, l^oiuxpohx'^a. Barb. | oö?a Marc, (m.'), Bar. | sy.OusXfoaaia Ott.,
s/.Oj (= Ocou) iX^.'jWaaa Vat., Ar. (eÄXfoaaaa), Par."'* (iXäuaaa), s^oyzeüaaaa
Vind.2 I
2. avayxaar] Par.2 pok] £?? Ott., | sKi/ctpwv Vind. ', Vind.^, Par.^, Marc, (m.^) |
Tapaxxr] Laui-., Barb., Marc, (m.-), Par.', Par.^, Ar. (au.s -si), Bar. | r^^-^iixx
Ott., I äzußspvrjTou Par.i (u 2 von m.^ binzug.) | zl'Joovi Viiid.', Bar. | Oro
Vat. I «vTtTjaXw Ott. | pxr.'X. Par.^, Vind.^, ptml^oijLEvou Par.' (in.^), Bar. ni.'
(wie es scheint) | i^o'sw Par.' {'n corr. von m.'); </.«'t)> C^'fw Ar., Bar., öOjvw
Laur., Barb.
3. yotp] xä Vind.2 | r.olz: Laur., Barb., Vat., Par.', Par. 2, Ar., Bar. | ö -Xojr'Ö
Ott. I (jzoKov xöv Barb. | xbv aus xö Par.^ (ra.2) | euaxaOsi; Vat., £u(jTaO;;
Bar. I £ua98vr]cr£t Ott., ivcjOivrj; Vind.2, | tov Xo'vov Par.' (os fehlt; tov aus
TTjv m.2) I iuLßpiOci? Ott. I ö'i'.v] -pa^tv Ott. | r]r.'.o; Laur., Vat., Par.', vrJTrto;
Ott. I ävoiav, TOV ßiov Ott. | Opaai]; y.ai ö'pyrjXo? Ott. | OapTaXato; Marc, ni.^,
Vind.2, Par.3; OapaaXai'o? Ott. | 5, G, 7 und der Anfang- von 8 in Ar.
theils lückenhaft, theils unleserlich.
4. T-j-uv Laur., Barb. | -/.axaßäXwv Bar. | xa] xb Marc. (corr. m.2) | ivE^.] '.. in
Laur. corr., aXs?i/.ax.wv Marc. 1 ::avx'. Laur., -avx- Ott. | ii-'^K Laur. (?), Vat.
5. ot-x. Laur. Vat.
518 Schenkl.
6. Kai c-(öspa)v cjy 6 twv y.o/A'jiij.svwv |j.y; «-TCi^-iVSc, äXX' 5 "wv cjv-
}(a)pou|J.£vojv oc'.sdjxevoi;.
Flor. Par. XVI, 8 = Älax. 3, 4.
7. Kai StV.aic; oö/ o Bta Ss^av --. v£i[xa;, äX/J c St' äX-r^Oetav.
8. Ka: ©p6vt[i.oi; cu'/ o B'.oc T6y_r,v ti 7:o'.-/;gO!>; , äXX' ö cia Tupcaipeatv.
9. "!'/ oijv c6^r^ p.£v -^^ aysipwTO^, Tu^fJ Se sAcüOep;;;, 7.a/,{a ce az:-
Atipx-f,TO?, [xr, w; y.siir/jXiou^ S£^ä[j.£VO(; azöÖY] tcu? acyou?, «aa' w;
aKzqiyAvM cuva;j.£t ypoii/svo; lOi s::! 6'jpa; apeT^; y.al £u$a'.|j-0VY;(;£t?.
10. My) mCT£ü£ TJyY) -/.al 7:t(jT£ÜC7£lC öeo).
11. *0 TjyY) ßio<; GU|j.7i£7:X£YlJi.£VOi; £cty.£ /£'.iJ.app(p 7:oTa[j.(T) • y.al vap lapa-
ycboY;? y.al iXuos; avap-öCTC;; y.al Sus£|j.ßaio; y.al Tupavvr/.bc y.al zoXj-r;-
yog y.al oXr(oypcv>.oq.
Stob. Flor. I, 46 (1, 123); 'E7:ivtT/-Tou.
12. Wuyy; biJ.CKr,ca':a ap£TYi loiy.ev a£vväw "r^yv^ " y.al vap y.a6apbv y.al
(ZTäpayov y.al TrcTti^ov y.al V5cxt[.».cv y.al /.ocvwviy.bv xal tüAoüciov y.al
äßXaßs? y.al avü)A£6pov.
Stob. Flor. 1,47 (1, 124); tcO «•jtoO. Fehlt in Par. 2
13. Ei ßo'jAei aYaOb; £iva'., -rrponov tjItteucov, oxt y.ay.bq ct.
Stob. Flor. 1, 48 (1, 125); tou auTou.
14. Tä a[iap~r^\i.a.ii cz-j zstpw [xy; Acvct;; £';:iy.aA6-T£iv, äX/.a 0£pa-£'j£'.v
£A£Yxoi(;.
Stob. Flor. 13, 33 (HüGaYsps-j) ; Flor. Par. Stob, 65;
Max. 24, 4 (desgl.)
6. acTZT. Laur. ] y.al bis a-T. fehlt in Ott. und Par.^ (in letzterem leerer Raum
gelassen |
7. XI v£{[j.a?] TTjv 7i\iic, Laur., Barb. (?) |
8. 9povTfj[j.o; Vat., Ar. |
9. oJv Marc. (corr. aus ?), fj; Bar. (m.^ in Rasur) | f,c] w; Vat., wv Vind.^,
fehlt in Ar., Bar., Par.- | tj/t) — 3t;:oXtdp/.. fehlt in Par. 3, Vind.', Vind.- | an.
{ttc) Par.2 I ä7:oO£;. Vind.i, Vind.2, Par.3 | ir^^ Vind.S Vind.2, Marc,
Par.', (m.2; ä-öÖrjTai m.',), Par.^ | avs^i/.. Vind.', Vind. 2, Par.-' | "iaGi Laur.,
Ott. I apsTwv Par.2 | £-joaiaov!a=t5 Bar., ctoataov.aac'.; Vind.', Vind.-, Par.-*.
10. ::t(TT£Üar); (;:ia9.?) Laur., r.ii-üBxjzii Vat., ;:taT£j!j£t Ott., -'.aT£'jO£t; Marc,
(corr. m.2) I
11. 'io'.y.v/ Laur. | yzvxipd) Vind. 2, Marc, Ar., iiipp'» (sie) Par.' | iXüw; Ar.
12. Besonderer Absatz oder Trennungszeichen in allen Handschriften | ({'u/f]'.
Vat. I ioiy.Ev Laur. | asvaw Vind.' (corr. m.^, Barb. | /.at yätp] üocop Vind.^ ,
«ßXaßs; Par.' (ßs; e corr. m.'-') | c(V'.'>)>£9pov (ßpjouja) Vind.2
13. ßojXrj Laur., Marc, Ar., ßo'Xr] Par.' m.' | zh-sjo-i Laur.
1-1. i::'.xaa-Tci7 Laur., zaÄjTrTüv Stob. A.
Die epiktetisclion Fragmente. ÖIO
15. ü'jx o'jTw; -/aXc-bv Tb iiJ.aoxäv£'.v , w; -b i;/ap-iv:vTit y.r; ih-
Stob. Flor. 13, 34 (toG auTou).
16. El OsXctq -/.aXw; a/.oj;;v, [j-ävOaiVc y.xXwc Xsye'.v • [j.aOwv c£ y.xXwt;
XsYstv -£tpw y.aXw; ■::päxT£'.v, y.a; ojtw: y.xprMGV. xb y.aXw? ay.o6£iv.
Stob. Flor. 1, 52 (1, 120) ohne Lemma; Flor Par
XVI, 2 = Par. [Max. 43, 4].
17. M-fj ©E'jvs Tcsviav, äXX' äor/.iav cuc£i; yip ct; r.irr,z !;.£-r;XXa^£V,
aXX' CTi «B'.xo; • oj/, cJv oüo' c-t 'Kho'jaioq wv ßisT, £7:aiv£X5r, aX/.'
OTt c(y.xtoc.
Stob. 97, 30 Td^a-ou.
18. KaOa'K£p £ytv y) aamcoi r, axopTTiov £v £X£5av-(vY] •?, /pjcv^ 0£Ü)i^.£voc
xt'sTY], ou cca ib ■7roXuT£X£; r^q uX-/;; ayaTra? y.ai £Ü;Ä'.p.cviL£'.c, aXX'
OTi Xu[^-avTiy.-}; •/; o'kt; £y.Tp£zrj y.ai [/usaxx-/; • o'JTw: y.i-£'.oav £v
TuXouTO) y.y.l öj/.m v'r/rf^^ ^liar^ v.y./J.oi.v gp-o'jcxv, \ir^ y.axaTrXaYYJ;
xb 7r£pcXaij.7:£q x-^c; ü/>-/;; • dX/.ä -/.(y^az^z^it'. x-^; £v xw xpb-w y.i-
[io-^A£ia;.
Fehlt in Viud.2
Stob. 5, 85 (1, 131) ohne Lemma nach 'E7:r/.x/,xoj.
Auch das Florilegium Parisinum bringt einen neuen Beleg,
indem es in 167 eine bei Maximus nicht citirte Sentenz der
Stobaeuscollection enthält, nämlich Fragm. Schw. XLII = Stob.
5, 108 (1, 158). Welche von beiden Bezeichnungen das bessere
Recht auf Ursprünglichkeit hat, Avird sich wohl erst entscheiden
15. o'uTw Vind.i, Vind.^, Ar., Par.^ | fö; ibv Stob. Cod. A, Ar., Ott. (aus w;
TO corr.), a)CTT£ Vind. ' | aaapxavEivTa Par.' (corr. m.^) | E^EX^y/EaOat Par. 2,
iXsy/E'.v Ar., Bar.
16. t'iOEX:; Vat., E\ ßoüXEi Stob, viilgo | zaXö; Viiid.i | y.aXoj; jj.avO. ÄEy, Vat.,
Marc. (corr. m.^), Ar., Bar., |jLaOE zaX'Jj; ).3'y. Stob. | t^aOcov — Xe'yeiv fehlt
bei Max., (^aOtov — a/.o-jc'.v fehlt in Vat., Marc. (corr. m.^), Ar.. Bar., Par.^ |
p.a6a)v Par.' in Rasur | (/.a'i) -/.aXw; r.^. Ott. | zap-war, Vind.', Vind. 2, Marc,
Bar., Ar., Ott., Par.' (m.^), Par. 3, zapno'jjE'.; Barb. | (xo) /.aXw; äx. Vind.',
Vind. 2, Marc, Bar, Ar., Par.', Par.3 |
17. TiEvfrjv u. äo'./.triv Stob. | r:^v7); oit Par.2 | ojo' otl] oOSe Stob., (ou) ojo' oti
Ott. I <Tt;> wv Vind.2 (fiioT' felilt) | E-a'-vsTOj; Stob, vulgo.
18. £/ctv Laur., Vat., Ar. ] h fehlt in Vind.', Marc, Ott, Par.^ | /.üa:/) Par.3
äXX' bis o'JTüj; fehlt in Par.» | ouiw Laur., Vat., Marc, Bar. | /.ai E;:Etoav
Ar., Bar., xal r:Etoäv Ott. | op/.w Marc. (corr. ra.^) | OsaaEi Laur. | Epnouaav
fehlt in Laur., Barb., ivoiüjav Stob. | zaxa-Xay^ (e:;) Laur. | xaTa9pov£r
Laur. I TW fehlt in Vind.', Par.^ | tt-jV— /.-.ßoTiXE'av Vind.', Vind.2 | K-ßor^Xia;
Par. 3
520 Schenkl.
lassen, wenn das ganze gnomologisclie Material vorliegt; die
starken Abweichungen in den mit Mocy^iwvo; bezeichneten Frag-
menten bei Maximus von dem Wortlaute des Stobaeustextes ^
können schon deshalb nicht allzu hoch angeschlagen w^erden,
da sich derartige Discrepanzen auch in den Sentenzen mit dem
Lemma ' Ezr/.T/^Tou finden.
XXIX. Zum Zweiten lenkt die bekannte Spruchsammlung,
welche die Namen des Demokrit, Epiktet und Isokrates trägt,
und die Art und Weise, in welcher sie bei Maximus und im
Florilegium Parisinum auftritt, unsere Aufmerksamkeit auf
sich. Hinsichtlich derselben sind vor Allem zwei Thatsachen
festzustellen, die auch für die Abhängigkeit des jMaximus von
der Pariser Sylloge wichtig sind : erstens dass an der unserem
Gnomologium entsprechenden Stelle , nämlich zwischen den
Stobaeusexcerpten und den Apophthegmata, nur solche Sen-
tenzen vorkommen, die sich auch im Parisinus finden; und
zweitens, dass sich solche finden, die bis jetzt nur im Parisinus
vorkommen. Besonders augenfällig wird dies dort, wo mehrere
Sprüche aufeinander folgen, da dann stets die Reihenfolge
des Maximus der des Parisinus am genauesten entspricht.
Freilich darf man sich dabei nicht nach dem Texte Combefis'
richten, der zur Vergeltung der von Gesner an Älaximus ver-
übten Diebstähle'-^ bei der Zurückforderung des Entwendeten
mitunter lauch über die richtige Grenze hinausgegangen zu sein
scheint. So habe ich z. B. die Nummern 63^ — 65, welche
nach Combefis im 58. Capitel stehen sollen , in keiner Hand-
schrift gefunden; sie stammen offenbar blos aus Antonius
' So z. B. in Fragm. IV, VII und XXVI. Ich lasse .ils Probe die beiden
Fassungen der letztgenannten Sentenz hier einander gegenübergestellt
folgen :
Max. stob, (nach Meineke).
"QuTTEp o'j T(o fcrao /.oa[xo; oOos rot; Oute '(tztzo; lr:\ -^ arv/j y.x\ -^aXapoi?
öpvcCJi x.a/.ta uJ/öuaOai zai yaup'.av /ai xir.r^ivi O'jiz ö'pvt; int ßpwjjiy) xa\
otöwdiv, äXXa TW [J.£v "Oj 7:000? j] wzü- zaXia 'j'.]<ouTai zal yaupiä, a.W' ct^wo
Tr]?, zote, o\ Ttüv 7:Tcp(uv, ouTto; ouo' ItzX cüzÜttjti, o [aev tzoScÜv, o os rTspwv.
ä'/0pa)7:(o xaX),a)-'.a[j.o; y.a\ Tp'j'^rj , aX/,a y.at al) TotyapoCiv u.ri inl rpu'-p^ xai
•/prjaroTr); v.aX £y;:oita. Flor. Par. liest ny.iTzri /.xi xTiXCoi t^ i'^uOsv Tispiouafa
'j<}ovjTai /.oC: yaupia wie Stob.; ferner tj.ata'.a oyzou, iW iz\ •/_prjaTdT7)Tt "/.ai
TT] (oy.ÜTr;Ti und Tzirpw/. eO-oi'!«.
- Vergleiche die lichtvolle Darstellung von Wachsmuth, Stud. S. 101 fl".
Die cpiktotiscUen Fi'a),'iiicnte. 521
I, 67. Dies ist für die Beurtlieilung des Maximus um so
wichtiger, als gerade die zwei Nummern 64 uiul 65 im
Parisinus nicht vorkommen.
Was die Citirweise des Compihitors anbelangt (voraus-
gesetzt, dass die Handschriften dieselbe getreu wiedergeben),
so ist zu bemerken, dass der volle Titel des Parisinus 'E-/. tcj
Ar,[AOxp(Tou xal iY/sipioicu toj 'ET.r/,Tr,-zj v.r. 'Isoy.pa-oy; sich nirgends
erhalten hat; entweder fehlt der Name des Epiktet (32, 9);
oder die Bezeichnung iYxs-.piBb'j (17, 34; 6, 48; 7, 5; 28, 11),
wobei die Varianten in der Stellung der Namen und in diesen
selbst, wie ^r,l^.y/.py.'zz•J und i^Y]y.a)vay.To:, zu beachten sind; oder
der Name des Demokritos (23, 11). Die Aveitaus häufigste Be-
zeichnung ist aber S7. twv 'E'::'.7.ty;-5j y.ai Izzv.pxizjz , welche sich
neunmal findet (13, 8; 14, 4; 18, 27; 31, 8; 35, 6; 47, 12; 52,
5; 58, 11; 62, 2); ausserdem muss sie auch im 9. Capitcl ge-
standen haben. Dort treffen Avir nämlich (Nummer 26 — 20)
eine Gnome aus der Stobaeuscollection der Epiktetea mit dem
üblichen Lemma 'E-f/.-:Y)Toy , dann Wachsm. 84 und 82 ohne
Lemma, schliesslich Wachsm. 83 mit dem Lemma 'bc/.pxTS'j;.
Offenbar ist von der ursprünglichen Bezeichnung h. twv 'Ew/.ty^ts'j
(xal) 'ho-Apy.-0'jq der erste Bestandtheil durch das vorhergehende
Lemma verschlungen worden, während der zweite zur dritten
Sentenz hinabrutschte. Vielleicht sind in gleicher Weise die
beiden aufeinanderfolgenden Lemmata Arjixsy.p'itoj und 'E7:'.7.-r,':zj
in 53, 5 und 6 aus einem ehemaligen iv. töv A-/;;j,oy.p'TC'j y.r. 'Ez'.-
xTv^Tou zu erklären. Daneben findet sich einmal die Bezeiclmung
'Ey, Twv 'Icoy.pa-cou; y.al Av;[j,oy.piTou (3, 28); viermal das einfache
'Eraxr/^Tou (2, 17; 11, 18; 16, 8; 30, 14), welches einmal nach
vorhergegangenem 'E-Kr/.rr^zoj ausgefallen ist (5, 15). Zweimal
treffen wir gar kein Lemma (8, 23; 41, 13); denn wenn auch
bei Combefis in dem letzteren Falle zu der darauffolgenden
Ekloge (41, 14) das Lemma Ay;;j.o7.p':to'j hinzugefügt ist, so
findet es sich doch nicht in unseren Handschriften.
Darnach sind also die Ausführungen Wachsmuth's in den
Stud. S. 162 theilweise zu berichtigen. Namentlich hat es sich
hei-ausgestellt, dass die Bezeichnung durch einen einzelnen
Namen durchaus nicht die häufigere bei Maximus ist, sondern
s-erade am seltensten vorkommt. Diese Annahme Wachsmuth's
o
beruht auf einem Irrthum, der freilich ihm nicht zur Last
522 Schenk!.
gelegt Averden kann, da nur die Kenntnis des Florilegium
Parisinum vor demselben behüten kann. Wachsmutli ist näm-
lich der Meinung, dass auch die zahlreichen zu Anfang der
profanen Gnomen citirten Stücke der in Rede stehenden
Sammlung vom Compilator des Maximus aus derselben, wie
sie uns heutzutage vorliegt, excerpirt sind. Diese Annahme
muss sich jetzt als falsch erweisen; eher könnte man, wie
dies factisch Freudenthal (Rh. Museum XXXV, 419) thut,
vermuthen, dass der Compilator das Florilegium Parisinum,
beziehungsweise die Urheber der einzelnen Sammlungen, aus
denen jener schöpfte, das Wachsmuth'sche Florilegium aus-
gebeutet haben. Zu Gimsten dieser Annahme scheint allerdings
ein Umstand zu sprechen, der sich schon aus Freudenthal's
Xotizen (S. 420) entnehmen lässt: es entsprechen nämlich die
Sentenzen des Codex Baroccianus durch einige Nummern hin-
durch den Demokritgnomen des Florilegium Parisinum, aber in
rückläufiger Ordnung. Hier lässt sich also eine gegenseitige
Beziehung nicht ableugnen, zumal sich in beiden Sammlungen
mitten unter diesen Gnomen auch Sentenzen aus Isokrates
finden (99, 80 im Bar.; VIII, 4, 14 im Florilegium Parisinum).
Es wäre indess voreilig, daraus zu entnehmen, dass gerade die
Sammlung des Cod. Baroccianus das Original sein müsse, aus
dem das Florilegium Parisinum geflossen ist; schon die Isolirtheit
der nur im Florilegium Bar. erhaltenen ersten Isokratessentenz,
um derentwillen ja auch der Titel zsp! cpy.ou eingeschaltet wurde,
muss zur Vorsicht mahnen. Ausserdem sprechen noch andere
Gründe, die einer besonderen Abhandlung über die demokrito-
epiktetische Sammlung vorbehalten Averden, dafür, dass der
umgekehrte Schluss gezogen und angenommen werden muss,
dass uns im Florilegium Parisinum die Reste jener Gnomologien
erhalten sind, aus denen der Compilator der demokrito - epi-
ktetischen Sammlung seine Gnomen schöpfte. ''
Dieses Resultat ist für die richtige Werthschätzung der
bei Maximus erhaltenen Sentenzen, die auch in jener Sylloge
sich finden, sehr wichtig. Diejenigen Gnomen, Avelche an den
von uns oben (S. 521) bezeichneten Stellen stehen, sind, wie dies
in den meisten Fällen schon das Lemma bezeugt, als aus der
Pariser liecension der Sylloge selbst geschöpft, ohneweiters
bei Seite zu lassen und haben höchstens Werth , sofern die
Die epiktctiscbcn Fiagmontc. 523
bandscliriftliche Ueberlieferung- des ]\[aximus eine bessere und
auf ältere Zeiten zurückgebende ist als die des Florilegiuni
Parisinum. Dies ist unter anderen aucb für die rytbagoras-
gnomen, deren das Florilegium Parisinum nicbt wenige entbält
(vgl. Waebsmuth in Satura Sa\ipp. p. 41 sq.), von Bedeutung.
Diejenigen Sentenzen bingegen, welebe sieb im :^[aximus und
im Florilegium Parisinum unter dem Lemma H'/.zj-xz/zj oder
AY)[j,o/piTou oder 'laoy.paToug finden, baben als Quellen zu gelten
und sind mit den übrigen primären Sammlungen, wie den
Similitudines des Demopbilos und den sokratiseben Gleich-
nissen bei Stobaeus, von denen sich sebr viele unter den
Plutarcbea wiederholen (vgl. Waebsmuth, Stud. S. 120 ff.), ferner
mit den Isokrates ziigeschriebenen paränetischen Sammlungen,
endlich mit den rvw[/a'. yputraT des Demokrates und den sto-
baeischen Demokritfragraenten auf eine Stufe zu stellen.
XXX. Ich kann es mir nicht versagen, an dieser Stelle
einen Seitenblick auf die Ueberlieferung der demokrito - epi-
ktetischen Sammlung bei Antonius zu werfen, welche allerdings
mit der von uns oben constatirten Abhängigkeit der Parallela
vom Florilegium Parisinum in geradem Widerspruche zu stehen
scheint. Denn wenn in der That Maximus und Antonius nur
Excerpte aus einem und demselben Urflorilegium sind, so müsste
sich ja hinsichtlich jener Sylloge dieselbe Uebercinstimmung
aucb zwischen dem Florilegium Parisinum und Antonius zeigen.
Indessen lehrt die Vergleicbung der Ueberlieferung in Wachs-
muth's Ausgabe leicht, dass Antonius in vielen Fällen aus
einer ganz anderen Quelle geschöpft hat, die dem Palatinus,
noch mehr aber dem Baroccianus weit näher steht als dem
Parisinus. Dies wird klar bewiesen durch Beispiele, wie
Nummer 50 bei Waebsmuth, von welcher Gnome das Flori-
legium Parisinum und folgbeb auch Maximus mir die erste
Hälfte bieten, während Palatinus, Baroccianus und Antonius
die vollständige Fassung erbalten haben (der zweite Theil steht
im Florilegium Parisinum VIII, 28 unter den Dcmokritgnomcn
und ist im Maximus gar nicbt benützt); besonders aucb durch die
langen Zusätze, die sich bei Nummer 08 und 70 im Baroccianus
finden und im Text des Antonius wiederkebren. Endlich
treffen wir bei Antonius nicht wenige Gnomen, die im Pariser
Exemplar gar nicbt vorhanden sind, z. B. 30, 30, 52, 04, 05
524 Schenkl.
(diese nur im Bar. nachzuweisen), 75, 88, 89 u. s. w.; anderer-
seits freilich auch solche, die nur im Parisinus vorkommen, z. B.
62, 212; und überhaupt stimmen in der Mehrzahl der Fälle die
Lesarten mit der Pariser Handschrift. Eine Erklärung dieser an
sich allerdings auffälligen Abweichungen findet sich darin, dass
der Compilator des Antonius das Florilegium "Ap'.crov y.y). •rrpwTov
[j.a6-^;j.3: sehr fleissig ausgebeutet hat. Dieses Florilegium ist aber
in allen Handschriften (unter denen sich auch der Baroccianus
selbst befindet) in Verbindung mit der demokrito-epiktetischen
Sammlung überliefert; und obwohl diese Handschriften hin-
sichtlich der Ueberlieferung der letztgenannten Sammlung von
einander nicht unbeträchtlich abweichen, so stehen sie doch
sich untereinander und dem Baroccianus viel näher als dem
Parisinus oder dem Florilegium Monacense. Eine Clarkianische
Handschrift in Oxford z. B. bietet in Nummer 68 und 70 und
eine Wiener im 70 dieselben Zusätze wie der Bodleianus; in
anderen Fällen nähern sich diese beiden mehr dem Palatinus.
Genaueres darüber wird eine in Vorbereitung befindliche Unter-
suchung über die demokrito-epiktetische Sammlung bringen.
Aus einer solchen Handschrift, vielleicht einem der Vorläufer
des Baroccianus, muss der Compilator des Antonius seine Er-
gänzungen geschöpft haben.
Ein besonders schlagendes Beispiel für das eben Gesagte
bieten die Sentenzen -r.zp: vuva'.y.wv, die jMaximus im 39. Ca-
pitel zusammenfasst, während sie Antonius in zwei Capitel zer-
theilt (H, 33 und 34). Maximus schlicsst sich genau an das Flori-
legium Parisinum an und nimmt aus der Recension der demo-
krito-epiktetischen Sammlung, welche der Parisinus bietet, drei
Apophthegmata genau in derselben Reihenfolge auf.^ Bei
1 Diese Zusätze des Corl. Purisinus , die übrigens auch in Bar. wieder-
kehren, stammen aus einem Florilegium über die Frauen, das, ausser
Apophtliegmen, patristische und profane Sentenzen in Poesie und Prosa
enthielt. Ein Kest dieses Florilegiums hat sich in den Excerpta Vin-
dobon. 38—43 erhalten; ein etwas umfangreicheres Stück, das aus der-
selben Quelle stammt, habe ich in einer Wiener Handschrift (Phil, et
Phil. 162. Chart., .saec. XV., fol. 177'") gefunden und thcile hier den
Inhalt desselben mit.
1. = Ma.\. 39, 7; Bar. 255, welcher jedoch cu\j.T:lf/.o[xivri <?/iova,
(juy/.oijj.wiJisvr] aa-t';, Q-j'n-(Eipo^vir^ Xi'a'.va liest; alle weichen von Exe.
Vind. 38 und Seknndos bei Orelli I, 220 (Nr. 8) beträchtlich ab.
Die fipikt.ctisdip.n Fnigmonte 52;')
Antonius bildet zwar {uich das Floiilc^iiuu l'an.sinuiii den
Grundstock, aber er fügt nocli eine Reilie von Sentenzen und
Apophtliegmen hinzu, von denen einige im Florilegium "A,:. y.a';
7:p. i;.aO. sich finden (Nummer 34 und 90), eines (II, lU ult.) aus
der Pseudoplutarchischen Apophthegmensammhnig entlelint ist
(= Käiwvo? III, 11)8 I'), während ich für die übrigen keine Quelle
anzugeben weiss.
XXXI. Es bleibt uns also nur mehr übrig, an der Hand
der bis jetzt gewonnenen Resultate die bei Maximus vor-
kommenden angeblichen Epiktetfragmente, soweit sie weder
der Stobaeus-, respective Moschionsamndung, noch der demo-
krito-epiktetischen Sylloge angehören, auf ihre Authenticität hin
zu prüfen. Zunächst haben wir es mit den beiden 8prüchen
zu thun, die unter dem Lemma 'Exty.Av^tcj im ersten Theile
des Florilegium Parisinum (LIV) stehen. Beide kehren bei
Stobaeus wieder, das erste {= Fragm. Schw. LIV) mit dem
Lemma t:5 aü-oD in 6, 59 nach einem grösseren Bruchstück
2. Ist das CTedielit des Joannes Pediasinos, das bei Orelli I, 230
abgedruckt ist, und zwar der erste Tlieil (beg. ohne Titel Fuvrj Trovr^pä).
3. = Men. Mon. 2.31 mit der Variante zay.a Tpt'a; angehängt sind
die Worte aXV (von zweiter Hand hinzugefügt) äyaOr, za^Xurov ojo3v v/ |:;'f.).
4. To et; -\jp y.od £i; yuvarza Z[i.r.eaii'/ 't'aov 'j-apys'. (= Max. 39, 6
riuöaydpo'j); Bar. 249 (der Iluflayopa; sspr) vorsetzt).
5. Ist der zweite Tlieil des unter Nr. 2 erwähnten Gedichtes
(gleichfalls ohne Titel).
6*. riavttü; za/.a) yuvat/.£; y.oC: za-ä tÖv aotpo'v.
6^. (Unmittelbar an das Vorhergehende angeschlossen) k'aO).' äar,-
/avoTaxai, zazcüV 6s 7:avTuv Etat tsztove; ao^foTarai = »Stob. 73, 32 (Eurip.
Med. 407 f., wo Tuvaizs; i? [J.h vorhergeht, (X[xr]/avwTaTa'. steht und iW: fehlt).
7. = Jes. Sirach. 2, 13.
8. Nach einer Lücke eine .sicherlich christliche Gnome: . . . . y^;
y),waawo7]; xw auvo-.zouvrt azo'Xwi • d 5s za\ tf'Xor.z'oyot, oi-Xouv to -aOo:.
9. = Greg. Naz. Dist. 117, 118.
10. = Boiss. III, 469, Z. 7, 8 = Bar. 203 (wo suEtSrj; statt za/.f,
T(o s't'oci steht).
11. == Stob. Flor. 6, 11 (vgl. 7, 26); dio Wiener Handschrift
liest "Qvioi jToXswv.
12. = Men. Mon. 248 (jedoch 0»]pi'ov); vgl. Exe. Vindob. 42.
Ausserdem stimmt Nr. 40 der Exe. Vindob. mit B;ir. 2r)0, a:
SwzpaxT]; ^OTj : zpEtaaDV suTiv yuvatza Oa;:r£;v y, yaijEr/; und 39 mit einem
Stück der Melissa Augustana, vgl. Wachsmuth'.s Studien, S. 148
(Nr. XXXI).
526 SchenVl.
£■/. TÖiv 'Ez'.y.TYjTSu a'äO|j.v/;[AOV£'j[xäT(ji)Vj das andere 6, 51 (= ScHav.
XCIV) mit dem Lemma ll'J)y.^(6pyj nach Fr. LH (iv. twv [toD] '£■::!-
■/.r/^Tcu). Es genügt, wie ich glaube, die einfache Darlegung dieses
Sachverhaltes, um einsehen zu lassen, dass die beiden Gnomen,
wie so viele andere in ihrer Umgebung, aus Stobaeus excerpirt
sind und das Lemma ^Er.iyj.-q-ou der Ueberlieferung der Vorlage,
in dem zweiten Falle vielleicht auch der Eilfertigkeit des Ex-
cerptors zur Last zu legen ist. Die richtige Stobaeusüber-
lieferung Aveist das erste Fragment (s. oben S. 454) dem Demo-
kritos, das zweite den Pythagorassprüchen zu, unter denen es
77 auch als Nummer sich findet. Das letztere steht zwar auch
in der demokrito - epiktetischen Sammlung (als Nummer 120),
ist jedoch bei Maximus nicht aus derselben excerpirt.
Schwieriger ist es über Fragment XCII zu urtheilen, das
sowohl im Florilegium Parisinum als auch im Maximus doppelt
überliefert ist. Es findet sich nämlich ausser im Cod. Parisinus
der demokrito-epiktetischen Sammlung, und zwar nur in diesem,
als Nr. 16 (21 bei Wachsmuth) auch unter den zwischen die
Apophthegmata eingestreuten prosaischen Sentenzen (Nr. 214).
In beiden Fällen ist also an Abhängigkeit von Stobaeus nicht
zu denken. Aus welcher der beiden Stellen Max. 53, 6 ent-
nommen ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, da die
Gnome ursprünglich gewiss kein Lemma hatte und das 'E::'.-
■/.ty;to'j nur aus dem vollständigeren Lemma der vorhergehenden
Ekloge stammt (A'gl. S. 521). Noch unsicherer ist die Herkunft
desselben Stückes in Max. 36, 15, da hier auch die Möglichkeit
hinzutritt, dass dasselbe direct aus Stobaeus 121, 27 entlehnt ist;
es steht nämlich vor zwei anderen Eklogen, Stobaeus 126, 1 und
3, die im Florilegium Parisinum nicht A'orkommen. Demnach
beruht die fides dieses Fragmentes lediglich auf der Autorität
des Stobaeus. Auffallend ist, dass auch an dieser Stelle bei
Stobaeus eine Ekloge mit dem Lemma 'ET,'.7,Tr,-o-j in der Nähe
steht (121, 29), wenngleich sie nicht vorhergeht, sondern, durch
ein Apophthegma des Pjrrhon getrennt, nachfolgt. Was aber
vor Allem Zweifel an der Richtigkeit des Lemmas wachrufen
muss, das ist das Voi'kommen des fraglichen Fragmentes in der
demokrito-epiktetischen Sammlung und unter den prosaischen
Sentenzen der Apophthegmensammlung, also im Florilegium 'Ap.
y.ai zp. [j.aO. Denn die einzige Verbindung, in welcher beide Flori-
Die epiktetisclien Fragmente.
i)'Jl
legien mit Kpiktet stehen, besteht darin, dass sie vereinzehe
Sentenzen aus dem Encheiridion anfgenomraen haben, was ja
bei der Pariser Sylloge schon durch den Titel bezeugt wird;
zu den sonstigen Ueberresten der epiktetischen Philosoi.liie (ob
echt oder unecht) stehen sie in keinerlei Beziehung. Vielleicht
gibt eines der zahlreichen noch unpublicirten Florilegien über
die Herkunft unserer Sentenz Aufschluss.
Fragm. CIX (Max. 7, 6) erweist sich als ein in der Reihen-
folge der E:xcerpte zufällig hinter eine Gnome aus der demokrito-
epiktetischen Sammlung zu stehen gekommenes Apophthegma.
Fragm. CXVI (Max. 30, 15) stammt aus der Sammlung
<I)iXoac(po)v Aovo; und steht gleichfalls zufällig hinter einem Kx-
cerpt aus der obengenannten Sylloge; das Gleiche gilt von
Fragm. CXVII (Max. 30, IG).
Fragm. CXXI (Max. 52, 8) ist das letzte Stück der Pariser
Apophthegmensammlung (steht ohne Lemma nach Wachsm. 9).
Fragm. CXXIII (Max. 58, 12) = Apo. 182 (nach Wachs-
muth 69).
Fragm. CXXX (Max. 28, 16) = Apo. 136 (nach Fragm.
CLX, w. s.).
Fragm. CXLVI—CXLVIII (Max. 23, 12-14) = Nr. 75, 127,
158 der Pariser Apophthegmensammlung (nach Wachsmuth 50).
Fragm. CLX (Max. 28, 16) = Apo. 136 (nach Wachs-
muth 250).
Fragm. CLXX, CLXXI (Max. 17, 28, 29) = Apo. 126,
128 (nach Wachsm. 48).
Fragm. CLXXII, CLXXIII (Max. 13, 10, 11) = Apo. 35,
134 (nach Wachsm. 211).
So bleibt von allen Epiktetfragmenten nur eines, dessen
Herkunft mir nicht wenigstens einigermassen aufzuhellen ge-
lungen ist, nämlich CXL, ein etwas längeres Fragment über
die Wahrheit, das bei Anton. I, 21 an letzter Stelle nacli
Wachsm. 57 steht. Da dasselbe sich in der selbstständigen
Ueberlieferung der demokrito-epiktetischen Sylloge nicht findet,
so ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Compilator des An-
tonius es von dort genommen haben sollte; eine anderweitige
Sammlung aber, die auch nur äusserlich mit dem Kamen des
Epiktet verknüpft gewesen w^äre, hat er, soweit wir über
seine Quellen orientirt sind, nicht benützt. Es bleibt demnach
528 8c)ionkl.
nichts übrig, als anzuuelimen, dass, wie in allen obigen Fällen,
auch hier das ursprüngliche Lemma ausgefollen ist, was Upton
bewog, die vorliegende Sentenz zugleich mit der vorausgehen-
den in seine Fragmentsammlung aufzunehmen.
XXXII. Was wir soeben in Betreff der mit dem Namen
des Epiktet bezeichneten Eklogen des Maximus und der übrigen
aus den Parallela abgeleiteten Florilegien gethan haben, lässt
sich nach unseren Erörterungen auch bezüglich jedes anderen
in derselben Quelle vorkommenden berühmten und unberühmten
Namen thuu; und eine grosse Anzahl von Fragmenten, sowohl
Apophthegmen als Gnomen, die bisher in den betreffenden
Sammlungen figurirt haben, müssen gestrichen, respective ihren
rechtmässigen Eigenthümern zurückgegeben werden. Behufs
des letzteren ist es allerdings nöthig, die einzelnen Theile des
Florilegium Parisinum unter Heranziehung der übrigen, nicht
mit den Parallela verwandten Florilegien auf ihre Gewähr hin
sorgftlltig zu untersuchen; eine Untersuchung, welche ausser-
halb der Grenzen gegenwärtiger Abhandlung liegt. Es ist nie
meine Absicht gewesen, in allen Fällen darzuthun, warum und
mit welchem Recht die Sentenzen des Florilegium Parisinum
ihre Lemmata führen , wie dies z. B. Sternbach in seiner Ab-
handlung ,de Gnomologio Vaticano inedito'i zu thun versucht
hat; es konnte also auch nicht daran gelegen sein, jede Parallele
aus Plutarch, Diogenes Laertios oder Aelian anzuführen. Dies
zur Erklärung, warum meine Quellennachweise sich in der Regel
auf ein Citat beschränken.
Hingegen halte ich es für angemessen, hier diejenigen
mir bekannten Florilegien ausser den vier Abzweigungen der
Parallela anzuführen, in denen der Name des Epiktet vorkommt,
und dieselben in Kürze zu beurtheilen. Das letztere ist leicht
gethan, denn alle stehen in nälierer oder weitläufigerer Ver-
bindung mit den Parallela. Hieher gehören vor Allem die so-
genannten Gnomica Basileensia, welchen Wachsmuth im Rh.
Museum 37. S. 50(1 ihva richtige Würdigung hat angedeihen
lassen.- Eine ähnliche Samniluiic,- enthält der Codex Vindo-
1 Wiener Studien, IX, S. 17. 5 ff.
2 Weitere Exempl.are dieser Sammlung linden sich im Vatic.-Palatinns 122
(saec. XVI) f. 127, im Baroccianus 30 (saec. XV). fol. LS — 40, sowie
in einer Handschrift von Trinity College in Cambridge saec. XV.
Die epiktetischen Frasinento. 529
bonensis Philos. et Philog;. 346; Herr Dr. S. Mekler, der die-
selbe vollständig abgeschrieben hat und mir bereitwilligst Ein
sieht in seine Abschrift gestattete, gedenkt dieselbe einer ge-
naueren Besprechung zu unterziehen. Ueber den Codex Philos. et
Philolog. 253, der für die Geschichte der Sammlungen des Ajjo-
stolios und Arsenios nicht ohne Bedeutung ist, hoffe ich dem-
nächst selbst Eingehenderes zu veröflfenthchen; auch diese Samm-
lung stützt sich nur auf die uns zugänglichen (Quellen. Audi
der Codex Coislinianus 296 aus dem 12. Jahrhunderte gehört
hieher. Denn das Florilegium, das dieser auf fol. 120ft". unter
dem Titel Aö^ci tb^jyjbioekeic, ävtwv enthält, hat in seinem er.stcn
Theile den Namen des Epiktet gar nicht, der zweite aber (von
fol. 154"^ an) ist nur ein Auszug aus Maximus, wie die nach-
folgende Probe leicht erkennen lässt (die Lemmata sind nur
dort gegeben, wo sie von Maximus abweichen):
fol. 154=' = Max. 2, 4 9, 4
10 5
17 21
19 11. IS Zr.vwvo?
3, 9 fol. 155'- 12, IS ir/.cjTäp/cu
fol. 154" 6, 2 4»rAovo? 21
3 55
23 57
53 'Icoy.pätouc 60
63 58
72 6<^
fol. 155=» 8, 26 fol. 156=^ 13, 2
9, 1 13
Da von Maximus die Rede ist, mögen hier noch einige
Notizen über die handschriftliche Ueberheferung dieses weit-
verbreiteten Gnomologiums folgen.
Cod. Venetus App. Cl. II, c. CLXXI, saec. XVI, enthält
unter dem Titel aT:ooO£Y[;.aTa -dvu d)<peXtiJ.a ar.c -z tsj ^Jjur(^/.::j v.a-.
auocTÖXwv y.ai äMov v.al coowv ivBpwv eine ziemlich verkürzte Rc-
cension des Maximus, w^elche jedoch nur bis zum Cai». .".1 ::£p'.
-juappYjGia? 7,al xou iXe^Xstv reicht.
Desgleichen enthält der Codex Vaticanus ,chartaceusS aus
dem A. Mai (ohne Angabe der Nummer) im Siucilc-inm b'-.-
Sitzunt^sber. d. phil.-hist. Cl. OXV. 1«. I. lllt. •' '
530
Schenlcl.
manum, Bd. VI, S. 611 ff. Proben des sogenannten Georgides
mitgetheilt hat, nicht blos dieses Florilegium, wie man nach
jVIai's Worten anzunehmen geneigt sein könnte, sondern (ob
unmittelbar?) darauf folgend einen Maximus. Denn die letzte
Sentenz, die sich im Georgides nachweisen lässt, steht fol. 28
(Mai, S. 615 = Boisson. Anecd. I, 75, Z. 9); darauf folgen die
nachstehend verzeichneten Sentenzen:
ax. 1,27 . . .
fol.
41
Mas
:.37,4 . . . .
fol
87
„ 3, 1 ... .
ji
44
>7
38,11. . . .
(Xap'.y.XEt'a;)
77
87"
„ 3,31 .. .
ji
45''
n
43,5 . . . .
77
92"
„ 5,20 .. .
J5
49
r)
45(642,29) . .
(A'.OVUGlOu)
77
94
„ 6,72 . . .
r
53
77
45, 1 (o. Lemma)
77
94
„ 7 (554, 8 V. u.)
r
54
77
46,6 . . . .
77
95
„ 7, 7 ... .
r
54''
77
48,2 ....
77
97
„ 24 (606, 15) .
r
75
77
63,7 . . . .
77
105"
„ 28,10 . . .
7?
78"
77
68,7 ... .
77
108
(0£O-£'[J.-Irou)
(npo/.o;:(ou)
„ 35 (625, 15) .
V
84"
77
70, 3 (Kp'.ropi'ou) .
77
109
Dass diese Sentenzen aus einem Maximus excerpirt sind,
bedarf keines besonderen Beweises.
Aus Maximus stammen auch die vvwjj/y.a ctasspuv T'-vciv, die
der Cod. Vindob. Theol. CCXXXVIII chart., saec. XV, auf
fol. 30 und 31 in entsetzlich verwilderter Ueb erlief erung enthält;
wir treffen nämlich hier: Max. 1, 5 (Ar,p.oy.paxo'jc); 6 (ToO a'jTou);
4; 14, 4 (SwApaiouc); 14, 1.
Ferner sind die von IMelot unter verschiedenen Titeln ver-
zeichneten Florilegien der Pariser Bibliothek Nr. 426 (fol. 30),
889, 1123^ 1720 und 1782 nichts Anderes als (theilweise sehr
verkürzte oder unvollständige) Exemplare des Maximus.
Schliesslich sei bemerkt, dass der von Combefis benützte
Codex des ]\[aximus, bezüglich dessen Dressel eine irrige, von
Wachsmuth (Stud. S. 105) widerlegte Meinung vorgebracht
hatte, kein anderer ist als der Regius 1167, der laut Melot's
Katalog einst im Besitze des Herrn de Ballesdens war.
Die epiktetischcn FragmcntP. 531
Nachdem wir am Ende angelangt sind, mag es gestattet
sein, in Kürze zu bezeichnen, was für unsern Zweck, die
richtige Würdigung der unter dem Namen des Epiktet gehen-
den Fragmente, geleistet worden ist, und was zur vollstän-
digen Erreichung desselben noch zu thun bleibt. Die vor-
anstehende Abhandlung löst natürlich nur einen kleinen Theil
dieser Aufgabe; es galt, die Quellen der einzelnen Fragmente
in zuverlässiger Weise zu ermitteln , dieselben nach äusser-
lichen Kennzeichen in Gruppen zu theilen und gleichzeitig
die nur irrthümlich in die Sammlung aufgenommenen aus-
zuscheiden. Wenn ich zu diesem Behufe etwas weiter aus-
holen musste, so liegt die Schuld an unserer bisher gänzlich
unzulänglichen Kenntniss der Quellensammlungen, die ich nach
Kräften zu erweitern bemüht war. Nachdem nun für eine
richtigere Beurtheilung der epiktetischcn Fragmente durch den
hier vorliegenden Prodromus Luft geschaffen ist, zerfällt unsere
weitere Aufgabe naturgemäss in drei Theile. Zuerst ist die
den Namen des Demokritos, Epiktetos und Isokrates tragende
Spruch Sammlung genau auf ihre Zusammensetzung hin zu
prüfen. Das Resultat dieser Untersuchung, die ich auf Grund
des von mir gesammelten Materials bereits in Angriff ge-
nommen habe, wird (wie dies bereits oben S. 526 angedeutet
wurde) voraussichtlich ein negatives sein. Zweitens muss die
gleiche Operation mit der stobaeischen Gnomensammlung vorge-
nommen werden, wobei auch die Moschionüberlieferung (S. 514)
in den Kreis der Untersuchung mit einzubeziehen ist. Drittens
gilt es die von uns in Abschnitt II und III zusammengefassten
Fragmente einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen und
dabei die literarhistorische Seite der Frage hinsichtlich der
verschiedenen Werke, aus denen die betreffenden Fragmente
entnommen sind, zu erörtern. Die beiden letzten Abtheilungen
unseres Programms können selbstverständlich erst dann mit
Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen werden, wenn die
von O. Hense vorbereitete kritische Ausgabe des Stobaeischen
Florilegiums vorliegt.
34*
532 Schenkl.
Nachträge.
Zu S. 445. Genaueres über die hier erwähnten Ausgaben
bietet R. Asmus in seinen ,Quaestiones Epicteteae' (Freiburg
i. Br., Mohr, 1888) ' S. 2 — 6. Die Löwener Ausgabe erweist sich
in der That als die Quelle der Basileensis. Neu ist, dass in einer
Amsterdamer Ausgabe der Taktik des Arrian und des Enchei-
ridion, welche von Nie. Blancard im Jahre 1683 veröffentlicht
wurde , sich zur Ergänzung der Fragmentsammlung bereits
Marcus Antoninus und Gellius herangezogen finden, was Meibom
entging; daher diese Fragmente von Schweighäuser erst wieder
von Neuem aufgefunden werden mussten.
Zu S. 448. Hinsichthch Stob. Flor. 42, 14 und 15 habe
ich mich wohl etwas zu stark a^^sgedrückt. Dass das Lemma
t^t)^oy.T•f(Tou verderbt ist und dass die Verderbniss in verhältniss-
mässig später Zeit eingetreten ist , beweist der Umstand , dass
der Pinakograph des Photios diesen Namen gar nicht kennt.
Vgl. A. Elter, De J. Stobaei codice Photiano, Bonnae 1880,
p. 49. Vermuthungen über das richtige Lemma werden am
Platze sein, sobald das kritische Material vollständig vorliegt;
für jetzt sei nur so viel bemerkt, dass fast alle Verderbnisse
der Lemmata bei Stobaeus entweder die Endsilben ('Aptaxavopa.;
— 'Aptciap/oq, ^r,iJ.Ö7.pi'ioq — AY;[j.oy.parrjc) oder die Anfangsbuch-
staben betreffen; dass hingegen eine Corruptel <^'.Xoy.rr(To•J —
'E'::f/.-r,Tcu ganz vereinzelt dastünde. Diese Rücksicht bestimmte
mich, die beiden Eklogen aus dem Kreise unserer Betrachtung
auszuschliessen.- — Ueber Stob. Flor. 48, 44 ('A-fpiTiizi^ov), das
- Die fleissige und gründliche Abhandlung' ist mir dnicli die Fronndlich-
keit ihres Verfassers noch vor dem Abschlüsse des Druckes zugekommen,
so dass ich sie wenigstens für die Nachträge benutzen konnte. Da i(di
an einem andern Orte Gelegenheit haben werde, mich eingehender
ül)er die Arbeit auszusprechen, bemerke ich hier nur das Eine, dass es
nicht die Schuld des Verfassers, sondern des unvollständigen ihm /,u
(icliote stehenden Materiales ist, wenn seine Unt(M-suclnnig in inancii(^ii
runkton ohne Resultat geblieben ist.
^ Unterdessen ersehe ich aus Asmus S. 3(t, Anm. 2, dass im massgebenden
Codex Vindob. blos <l>[Xot zu erkennen ist, so dass das Lciiiiiia
Die epiktetischon Fragmente. o33
Gesner für cpiktetisch liielt, kann erst dann geliandelt werden,
wenn wir die Fragmente anf iliren Inlialt liin priifcii. —
Endlich sei bemerkt, dass es nntzios ist, über das Fra-nncnt
des Epiktet, welches dem Pinax des Photios zufolge in dem jetzt
verlorenen Theile des Proocminms (s. J^lter a. a. O. p. 1 1 s(|q.)
gestanden haben muss, Vermuthungen anzustellen. Nach der
Citirweise des Pinakographen möchte man allerdings schlicssen,
dass dasselbe weder mit 'AppiavoS 'E7cty.TY)Tc(oj, noch mit Tcüsgu
£•/, Twv 'ETCarrjTO'j 'zzpl z^OJ.oiq bezeichnet war, da es sonst unter
'Apptavöc, resp. 'Po^xsoq eingereiht worden wäre. Es müsste dem-
nach entweder das Lemma 'Ev, twv 'ETj.y.Tr,xou (axoiJ.voiJ.ovc'jp.äTwv)
geführt oder zu den blos mit 'E-ixTr^TCJ bezeichneten und aus
der S. 449 ff. charakterisirten Gnomcnsammlung geschöpften
Fragmenten gehört haben.
S. 449. Asmus sucht (S. 46) das Fragment XCIII zu
vertheidigen, indem er annimmt, dass dasselbe ein Exccrpt
aus den Aiatptßat sei, in welchem die betreffende Sentenz des
Pyrrhon citirt wurde. Aber davor hätte ihn schon das Vor-
kommen desselben Apophthegmas unter anderem Namen zurück-
halten sollen (z. B. Diog. Laert. I, 1, 37, wo es dem Thaies
gegeben wird) •, überhaupt sind Stob. Flor. 121, 26 — 28 drei
der bekanntesten Sentenzen, die von Stobaeus offenbar der
gnomologischen Literatur entnommen worden sind. Da nun
auch nach unseren Auseinandersetzungen S. 526 die Authenticität
von XCII (Stob. Flor. 121, 27) den begründetsten Zweifeln
unterliegt, fällt das Hauptargument, auf Avelches sich Asmus'
Erörterung stützt, die Stellung von XCIII zwischen zwei
echten Epiktetea, weg.
S. 455. Bezüglich der Fragmente LIV und LV ver-
gleiche die von Asmus S. 48, Anm. 1 mitgethcilte Bemerkung
O. Hense's.
SS. 466 und 467. Vielleicht gehört auch das von Bois-
sonade in seinen Anecdota I, S. 117 ff. aus Cod. Par. 1630,
fol. 292 b mitgethcilte kurze Florilegium zu den mit Cod.
Par. 1168 verwandten Sammlangen. Dort finden sich nümlich
folgende Nummern des Florilegium Parisinum hinter einander:
«PtXoxTTJTou auf der Autorität der einzigen Trincavelliaiin beruht, wodurcli
Meineke's Conjectur noch unwahrscheinlicher wird.
534
Sc hen kl.
V, 1; VIII, 42; VIII, 2; IX, 1 ; VIII, 12: VIII, 5; XIX, 1 ;
Xn, (zweite Hälfte , die auch im Cod. Par. Suppl. 690 eine
besondere Gnome bildet). Die Sache hat um so mehr Wahr-
scheinlichkeit, als die sämmtlichen Eklogen (mit einer Aus-
nahme, nämlich VIII, 42) sich auch in der letztbezeichneten
Handschrift finden. Auf die abweichende Reihenfolge darf
nicht zu viel Gewicht gelegt werden , da wir in Par.
Suppl. 690 und dem S. 467 erwähnten Vindobonensis Aehn-
liches beobachten.
S. 490. Ich füge hier noch nachträglich die Analyse von
Max. Cap. 58 ein, da sie einen interessanten Fall von Ver-
schiebung der Lemmata zeigt. Die Zahlen der Elter'schen
Maximusanalyse setze ich hier und im Folgenden den der
meinigen in Klammern bei.
58.
Uspl vi[/oj
(Ant. I,
67; Mel. Bar. 5).
Ant.M.B.
1 (6)
n>.o'JTap/cu
O'JTcTuAsovTa? zapaTiz.
(667, 2,3)
2 (7)
23
A-^[J.OCÖ£VOU?
A. 6 p. etp-r; zcAsw? eivat
TYjv d/'jyv^v (36 — 39)
3 (8)
24
Kupo'j
'0 auTO^ ip. zb/ixq a§{-
7.0U? (40—42)
4 (9)
ösoopasTOU
ixwv (43—45)
5.(10)
1
26
ZaXc'jy.o'j
Z. 0 Twv Ao/,p. vo[ji.. toIk;
v6p.ou? ToT; ap.
(14 20)
6(11)
B-avTcc
KpaTiTur^v sivat c-/;[ji,oy.p.
(46,47)
7(12)
2
27
-iXcovoc
Z. ip. 'j. T. zai; äp'.ora ai
z=A. (21 23)
8 (13)
'Ap7.£71Aä0U
A. £A. 'wczsp czou säpiJL.
(668, 1-4)
9(14)
3
Ar^ij.aoo'jc
Tot; !J.£V oouAO'.i; -q avocY-
y.Y3 (667, 24, 25)
[10(15)
i
nstp'Ocu
Tpdz;; seil y^p-qc^iq
FP. II, 74
FP. V, 3
FP. XXVI, 1
FP. XLVII, 2
(ilaxnpaTo:).
FP. LI
FP. LXXI
FP. LXXV, 2
FP.LXXXIII
Wachsm. 124
(FP. 61)
FP. Stob. 144]
Die epiktetischen Fragmente.
b3b
Ant. M.B.
11(16)
4"
12(17)
5
6
7
8
28
25
'Et. T(7)v Et:;-
•/.Tr)TOU 7.0.1
'Ico-ApaTCu;
^sCacovco; (!)
(FP. 40)
FP. Apo. 182
^ epT- (20,27)
lÄTo. (28, 29)
Wacbsin. 03
(Par. 44)
Wachsm. (U
Wacli.sm. 05
(bl. Bar. 1)1)
Tb [j.b/ oh)pozoy.ih ir,y.- ' (Christlich V)
Was zunächst Maximus betrifft, so sieht man sofort, dass
alle Eklogen des Capitels sich aus dem Florilegium Parisinum
nachweisen lassen ; auch die Reihenfolge ist beibehalten, jedoch
mit Ausnahme zweier Eklogen, nämlich 9 und 10. Indess fallt
die letztere weg, da sie bereits im vorhergehenden Capitel
steht und wir somit nur ein Beispiel der bei Maximus nicht
gerade seltenen Wiederholung einer und derselben Ekloge vor
uns haben. Dadurch werden aber auch die beiden in der
demokrito - epiktetischen Sammlung vorkommenden Eklogen
9 und 11 aneinandergerückt. Die umgekehrte Reihenfolge
innerhalb derselben Abtheilung hat nichts befremdendes; das
Einzige, Avas aufzuklären bleibt, ist somit das sonderbare
Lemma von 9, das durch die Uebereinstimmung von Maximus,
Antonius und den Gnomica Basileensia auch für das Urflori-
legium bezeugt wird. Nun wäre es an sich nicht undenkbar,
dass die fragliche Gnome unter die Demadessentenzen gehört,
die bei ÄFaximus vorkommen (48, 5; 50, 0), ohne dass ich
im Stande wäre, die Quelle dieser Stücke nachzuweisen ; anderer-
seits legt aber die Nachbarschaft von Nr. 11 den Verdacht
nahe, dass wir es hier nur mit einem Irrthum des Compilators
der Parallela zu thun haben. Diese Vermuthung gewinnt aber
sehr an Wahrscheinlichkeit, wenn wir bedenken, dass in der
1 'E;:t>'.Tr|TO'J,
536
Sch enkl.
Uebei'lieferuug des Cod. ]3aroccianus (unserer Sammlung) das
letztvorhergehende Apophthegma (Nr. 156, während unsere
Ekloge Nr. 169 steht) den Namen des Demades trägt. Unter
diesen Umständen habe ich mich für berechtigt gehalten, das
in Rede stehende Capitel unter den dem Inhalte und der Reihen-
folge nach mit dem Florilegium Parisinum übereinstimmenden
aufzuzählen.
Ausserdem ist gerade dieses Capitel geeignet, das oben
S. 523 über Antonius und seine Excerpte aus der demokrito-
epiktetischen Sammlung Gesagte zu belegen.
Zu S. 501. Die hier folgende Analyse von Max. 2 soll
dazu dienen, das über die Benützung des Georgides Gesagte
durch ein Beispiel zu erläutern. Auch gewährt das betreffende
Capitel ein anschauliches Bild der Art und Weise, in welcher die
aus dem vollständigen Stobaeus geschöpften Eklogen zwischen
die übrigen Sentenzen eingestreut sind. Der besseren Ucber-
sicht halber sind die nicht aus dem Florilegium Parisinum
stammenden Nummern mit kleineren Typen gedruckt.
1 (-2)
1
2 (3)
3 (4)
4 (5)
12
2
o
O
ö (8)
6 (9)
4
O
7(10)
I-'
6
8 (11)
9 (15)
4
[7
8
2. Uap'. aipovTjQZMC xat ßouAvj;
(Ant, I, 8 und 10;' Mcl. Bar. 9).
llXouxäp/ou -'ll cppdvyjCTi; oü ctw[j..
(534, 20—27)
Ot |J.£V ^£VtX.
<I>p6v/]si? £UT'j/'!av
El TUOTS Ttva swpa a[x.
(31, 32)
MsvavSpou 'ATravTaBoöXaTOijcp. (33)
'lacxpatou? BoDA£uö[X£vot itapao.
(34—36)
'0 Y.xvMq oiavoYjO.
(37-39)
Max. 31, 4]
IlavTwv [J.SV zt:<.[j.z\ou
K\tn:dpyo'j 41 Icyhq tou acöp-aToc
(40,41)
Stob. Flor. 3, 49
FP. II, 67
FP. II, 83
FP. II, 85
FP. Stob. 27
FP. VI, 19
FP. VI, 20
Is. ad. Dein. 40
FP. IX, 15
1 Die Sentenzen von Ant. I, 10 sind mit lateinischen Zahlen bezeichnet.
' Lemma von Max. 1. ^ Lemma von Max. G.
Die opiViteiisclion Fragmontc.
037
10 (IG)
IV
Ar,[j,(.')va7,T:;
11(17)
5'
9
'E% T(üV <I>a-
ßwpi'vcu
12(18)
V2
10
AtoSwpou
13 (28)
6
11
ri'jOaYÖpou
14 (29)
Faiou
15 {^0}
lirjjjLOzpiTOu
16(31)
12
[13
lo'/MVoq
17 (32)
14
'E^ax-rTou
18 (33)
15
BiavTO?
19 (34)
16
'0 ocjToq
20 (35)
17
18
KXciTapycu
2rX36)
19
22 (37)
7'
20 •'
23 (38)
2-i (39)
•25 ''
EOp'.Tjtoou 'Av-
T 107:7)
26
Sw/.paxouc
27
Wkouzäpyw
28
Tou auTou
29
Tou auiou
30
Ar]|j.äoou
31
[VII
32
33-
Eupi7:(oou
11
33 b
111
VI
Xopt/.rO'J
25 (40)
VHP
21
Baßp tou
'Ev 3.X\":'.o'.c •::apao.
(42, 43)
locrouTo) O'.ajEpi'.v 2 Ic-
Xcov
2o(fbv ßouXc'jtxa
OuT£ iTC-ov xwpi? y.
SwopovecTspcv oTfjLai
(535, 1-3)
OpovT^aEw; Ipyov [xsXX.
(4-0)
Zu[j,ß. p.Y) -a -J^o. (7, 8)
= Mcax. 25, 2 0. Lemma]
BouAc'JO'j -oXaoc 7:po tou
XsYEiv (9-11)
Tb [J-£V '.(7)^Upbv TW CtO'iJ,.
(12—14)
sp. T'!; ä'p. (TÜp.ßouAoq
(15, 16)
As'i Tbv ay. ävopa
(22—24)
z= Max. 20, 16]
Müa ecjxlv ocpyr^ toj •/..
(25-27)
ToTTwv [j,£iaßoXa{
^Jt^'^Z'^? [j-ey^? X«''^- (28)
'l'bo''aaOEvs; [xou (29 — 33)
f]iGT]i TZpaizdii "porjy.
Ol r.oX^^o'.
UoXXd/.'.c, ivö;
'Evo? avSpo; aocpou
AeT OS xbv aüij.ßouT^ov
"AjcpazToc fj Gr.ojOTf y.
= Max. 37, 6]
Ac? tou; voüv £/.
ilufißouXo; äyaO.
Tb yäp Xs'ystv w; ost
"Avsu [A£v EußouX.
As'oV TX TS^.T) TWV -.
FIV XIX. 5.
FP. XXI. 15
FP. XXXI V
FP. XLUI
FP. LXV =
Stob. 28
Stob. 3, 51 (49)
FP. Stob. C.l
W. 143
(FP. 63)
FP. Apo. 20
FP. Apo. 62
FP. Apo. 64
FP. Apo. 138
FP. Apo. 184
FP. Apo. 213
Stob. Flor. 3, 12
(2)
?
Plut. Mor. 823 ^'
Plut. Mor. 815 E
?
Demad. ~tp\ ow-
Oc/.aET. c. 15
Is. ad. Nicocl. 43
ebenda
Is. Nicocl. 7
Georg. Cod. Ven.
Georg', (p. 31)
1 iloXrovo;. - Bios die zweite Hälfte. 3 tou auTOÜ Vind.'.
* Lemma von Max. 18. ■' ToCi aiToÜ. " Eupwrioou. '' Xaßp/ou.
538
S c he nkl.
IX
34
35
36
26 (41)
81
37
38
22*
27 (42)
22"^
28'^ (43)
9
[23
[24
39
<I>'.X£? yap 1^ Twv ;:Xeiovüjv
*
AiooüJpou
'l'ot^ [JLEV Y«p vecüTs'poi?
Diod. Sic. I, 1, 13
'Apiarioo'j
Tb [j.kv vtzav iv tat; [jl.
(534, 44—47)
'P
Tou; 9pov{|jLOU(; IXsyE ij.aX-
•>
Xov (535, 17—21)
'ApiatoToXou;
Ouolv ?T£pdv ioTiv ;^ ßouXrj
y
Toü auTou
'H 0£ ßouX'^ aips'asw;
?
So'-so/Ay]; A'i-
'E/. TüJV 0£ acVTO'. XÖJV
Stob. Flor. 3, 5 (6)
avT'.
_(34, 44)
'0 Y«p opovwv £u (45)
Stob. Flor. 3, 17,
16
'AptatOTcXou;
= Max. 9, 2]
Arj[j.o/.piTOJ
= Max. 9, 6]
1
"Igov £7.£"lV0, w ßafJtX.
FP. Stob. 29
Die Eklogen 2ß und 27 gehören ohne Zweifel, wie die
Reihenfolge der Mel. Bar. und die Quellennachweise in Ueber-
einstimmung bezeugen, vor Max. 24.
Zu S. 502. Damit es nicht an Belegen für die von mir
behauptete Benützung des Florilegiums «tfAcaoiscov \T(y. bei
Maximus fehle, füge ich die Analyse zweier Maximuscapitel bei.
Das ZAveite derselben ist gleichzeitig für die Beurtheilung des
Verhältnisses des Antonius und der Melissa Barocciana sowohl
unter einander als zu Maximus lehrreich.
1 (3) Mor/i'wvoi;
2 (4) 1 'E7:ixoupou
3 (5) ' 0£o-£'[A7:tou
4(6)
Air/i'vou
66. ITspl ay.ay.iag y.al ]JMr^<jV/.y:/J.aq.
'Ev olc, 7üA-f(TTStv d7v).ou(;
^ (682, 3, 4)
'Eyöpou 8£r)0£'vTo? p.fj a. (5 — 7)
2j:oijoa^£ t«; [i£v ?;/0p. (8, 9)
'A. 0 p. [j.sxa Tcb; 'A6r,va(s'j; ohiz'j
(10-16)
8. IIcpc siJspYcGia? 7,al yap'.ic?
(Ant. I, 29; Mel. Bar. 4)
FP. XVI, 20
<l>iX. Xoy. 30
'1>[X. Xdy. 37
FP. V, 11
Max. Ant.
MB.
1
2
MaozpäTou;
M7]3£vl . . . oto'./'.oüaiv 1
"A [ikv £Ö TcaOot;
3
4
5
Tb £u£pyeCTtai; zai aufioopa;
EüXaßou xa; [X£Ta
"Q.'ST.ip yäp ava^to; y.
Is. ad Dem. 29
1 Ohne Lemma. ^ Wiederholt in Max. 15, 7.
Die epiktetisobon Fragmente.
539
Max.
Aut. MB.
6
7
8
9'
10
11
[12
13
22
24
1 (^)
2 (5)
3 (6)
1
2
4 (7)
3
5 (8)
6(14)
7 (15)
4
5
8(16)
9(17)
10(18)
6
7
11 (19)
12 (20)
8
13 (21)
14 (22)
9^
15 (23)
16 (24)
11
17 (25)
18 (26)
19 (27)
20 (29)
25
26
272
283
295
loO a-jTOj '0 Ta; yip. £i; iTi'po'j;
ID-o'jTapyou Kpsraaov saTi ßpao.'jTtojy.
nXojTäs)^cu 'A-/dptcTOv süspYSTsTv
"OcPtV TSSSi'.V
1 i 1
'H /apt? wcTTsp y; CiXrjVY;
(556, 40-41)
'Avaxpewv 0 [j.£).o7:o'.bq Xaßwv läX. -/p.
<l>;Xwvo; =3 Max. 556, Z. 32, 33]
0 yipvi -apaa/wv £j:l xw
A-r][j,oc6£vv;i; ip. ti avOp. i'/ti
A-^[j-oy.pi-rou Mtxpal '/ap'.Ts; iv •/..
0£<O 0[X010V £/£l
(42—44)
Mapa otSövai ßouXou
"QtTtVt TYjV /ap'.v
'0 auTo; ?cci)v tiva Trpo/ctpw^
"(45—557, 1)
Auva|j.£vo; /.«p'-C- H-'H ßp*o-
Tb [jiv elq äy^ip. avaX.
^ (2-4)
'0 TuXo'Jaiü) '/apt'Cijj..
Ol TcoXXol Twv avöp.
(5-7)
'H '/äp'.? 7:poq sÜYvwjjL.
HcVoxpaT£'. 10) c-'.X. r£v-
(^(oxpOToui;)
Moay^i'covci;
KacTwvo:
'AXs^ävSpsu
A'.OVEVO'J?
TYizovTa TaA.
(Ö-12)
TtVC? 0£ Toiv auTOJO'IXwV
. (l^^-l^)
'0 ahioq i:kr,ph)Gaq ttctI
OaT£WV (18—21)
aiJ.apT. (22, 23)
A. ip. 'j.~. o'.ativa a?T. ci
ivOp. (24-28)
Fr. II. 1'
FP. 11,44
FP. 11, 70
FP. V, 2
FP. V, 5
FP. VIII, 17
FP. VIII^ 24
FP. VIII, 30
FP. X, 22
FP. Stob. 71
0iX. },0Y. 12
FP. XVI, 6
FP. XVI, 14
FP. XVII, 3
FP. XVII, 4
FP. XXV, 10
FP. XXV, 12
FP. Apo. 1
FP. Apo. 174
(n. Sokrates)
FP. XXV, 13
1 Tou auTou. 2 Lemma von Max. 12. •* Ohne Lemma.
* )Sw/.paTous. 5 Lemma von Max. 14.
540
Sei] enkl.
Max. Ant. BM.
21 (30)
22 (31)
23 (32)
24 (33)
25 (34)
26 (35)
21 (46)
28 (47)
29 (48)
30 (49)
14
10'
15
12
30
13
16
17
14
182
15 3
19
16
20 4
21
23
19
[20
21
22
17
18
31
32
33
Aucävopou
('Ey. Twv A-/)-
[).C'Ap, /,T£.)
(Arj[;.OCT0£'vou?)
ArjiAoaOs'vouc
AlWVOSTOij'Pw-
Ar,[;.oaOsvoui;
('HpaxXsiTcu
fU(jr/.ou)
'IdOZpaTou?
Mevavopou
©ou/.uo^öou
Ty] yy] oavci'Cstv 7.p.
(29, 30)
A. Atov'jcio'j Toij Tupav-
vou (31—34)
«TT ' f •• ^ * "
H '/ap'.c OK cucsv a.
(35, 36)
Mt) cpsuye [iiy.pa yap.
"QuTcep i;:l tt^; töjv Xp7)ut.
Ol ij.rj •/pr;aa[j.£voi lot? xai-
poi";
M:^ aiTSt [AEyaXa
Mtj 7:apa ravtwv Ta oey.
At su£py£u(«i iv T^ Twv
avOp.
U. a. £A. TOV [ITi OtOOVT«
Xaptv (40—42)
'H eüxatpot; X'^P'?
^43, 44)
Aaßcov Ti -apa Ttvo(;
Max. 22, 3]
"T[;-VOU? TW Ö£W
Euvota y.al '/«ptc TcetO.
T0U5 ayaOoli; su ;^.
'AoaTzävTjTo; iazt i»)? eu;:.
"Oiav irarpo; aoi iatjo.
(45—47)
'II TsXsutaia /apt:
Tb Toc; C(ij.o'!ac
FP. XXVII, 2
FP. XCIV
W.97(FP.36)
OiX. Xdy. 29
«l'tX. Xöy. 04
Demosth.
Olynth. I, c. 11
?
Crat. Epist. 2 ed.
Hercher
?
FP. Apo. 14
FP.Apo.69 =
II, 8
FP. Apo. 110
FP. Apo. 110
W.96(Par.40)
Is. ad Dem. 29
(Georg. 83,11?)
Ag-apetus 44
Stob. Flor. 3, 23
(22)
Thuc. I, 42
Thuc. m, 63
Zu S. 527. Durch ein Versehen von meiner Seite ist
die Besprechung dreier unechter Epiktetfragmente ausgefallen,
indem ich die ursprünglich gegebene Verweisung auf meine
Maximusanalyse nach der Cassirung der letzteren tilgte , ohne
etwas an die Stelle zu setzen. Von diesen Fragmenten ist
CXII eine christliche Gnome, die Lei Maximus (Cap. 3;
538, 12 Comb.) am richtigen Orte mit dem richtigen Lemma
rpr,Yopb'j (N'jsj.) steht, bei Antonius (T, 14) aber ii-iiliiimlichor
' Ohne Lemma.
3 Lemma fehlt.
* Kpaidou.
Die epiktctischen FragmentP. ;'')4 )
Weise sich unter Sentenzen der demokrito-epiktctischen ►Saiiini
lang eingeschmuggelt hat. — C ist richtig als pythagoreisrh
(vgl. meine Pythagoreersprüche Nr. G) bei Max. öO, 7 Iji--
zeichnet; während bei Antonius I, 64 blos das Lemma fehlt. —
CXLIX endlich hat Antonius II, 11 ohne Lemma nach einem
solonischen Apophthegma; II, 15 mit dem Namen des Soirju
nach Fragm. CXLVI (vgl. S. 527), während es bei Max. 11^, i;^
den ihm nach Flor. Par. VIII, 21 gebührenden Namen des
Demokritos trägt.
Zu S. 516. Zu den Handschr. des Moschion gehört noch
der Vatic.-Palat. 13 (fol. 346), saec. XII (1167).
Schliesslich füge ich die versprochene Vergleichung der
in der vorliegenden Abhandlung angewendeten Maxirauszählung
mit derjenigen der Elter'schen Analyse (soweit eine Differenz
besteht) bei:
Cap. 1: 6 (Elter 9); 10, 11 (16, 17); 14, 15 (20, 21); 24 (32);
25 (34); 27—32 (36—41).
,, 3: s. Nachträge.
„ 3: 9, 10 (12, 13); 19, 20 (28, 29); 26-31 (35-40).
„ 4: 10, 11 (11, 12); 18 (19).
„ 5: 4 (7); 5 (9); 9 (13); 12-20 (16-24).
„ 6: 2 (6); 8-14 (35-41); 21-23- (53-56); 48 (81);
53 (86); 60-64 (93—97); 72 (106?)
„ 7: 5-7 (6-8).
„ 8: S. Nachträge.
„ 9: 1, 2 (17, 18); 3, 4 (21, 22); 5, 6 (30, 31); 12 (38);
16—18 (42—44): 21 (47); 24—29 (50-55); 32-34
(58—60).
„ 10: 1-23 (4-27).
„ 11: 8 (15); 9, 10 (17, 18); 17-21 (25-29).
„ 12: 18 (27); 21 (30); 29-31 (38-40); 35, 36 (44, 45);
58—68 (67-77); 69, 70 (79, 80).
., 15: 1—23 (22—44).
,, IG: 1-3 (4-6); 8-11 (13-16).
., 17: 7, 8 (16, 17); 14-19 (25-30): 23-29 (34-40):
34-48 (45-59).
.. 10: 18 (29); 28 (40).
542 Sehen kl.
Cap.20: 11, 12 (27, 28); 16 (31); 25 (40); 27 (45).
31: 1 (8); 7, 8 (14, 15).
2:i: 1 (6); 2 (8); 3—5 (10-12); 10 (?); 11—14 (18—21).
24: 1 (2); 2—6 (5-9).
26: 5, 6 (7, 8).
27: 7, 8 (9, 10); 11 (15).
28: 11 (?); 15 (14).
30: 2 (6); 9 (14); 14-16 (19-21).
81: 3—13 (5-15).
32: 4 (7); 9; 10 (12, 13); 11, 12 (17, 18).
34: 1, 2 (2, 3); 3 (5); 6-8 (8—10).
35: 4-7 (6-9).
36: 3 (4); 7 (8); 13 (26); 15 (28); 18—23 (31-36).
37: 4 (17).
38: 6—11 (7—12).
39: 7-9 (10-12).
40: 9, 10 (14, 15).
41: 3 (5); 7, 8 (13, 14); 13—15 (21-23).
42: 4, 5 (6, 7).
43: 3 (5); 4, 5 (10, 11); 7 (14).
44: 4 (7); 7-9 (10-12).
45: 1 (4).
46: 5—7 (7—9).
47: 1 (11); 12 (22); 14—16 (24-26).
48: 1, 2 (2, 3).
49: 2 (4).
53: 5, 6 (6, 7).
54: 9 fl7).
55: 4 (7).
58: s. Nachträge.
59: 3 (6); 5 (8); 8 (11).
61 : 6 (7).
62: 2 (5).
66 : s. Nachträge.
67: 5 (7); 9, 10 (11, 12).
68: 1 (3); 7 (9).
Die Zähhingen der Capitel 13, 14, 18, 22, 25, 33, 50,
52, 56, 63, 69, 70, 71 stimmen in beiden Analysen überein.
Die epiktetischen Frasmcnto
m;;
INDEX.
Agapetus (Philon, Thespis) in den
Parallela excerpirt S. 506
Alexander (Mak.), Apophth. S. 468,
Anm. 1 ; im Flor. Par., mit denen
des Diogenes vermengt S. 469,
Anm. 1; S. 473
Apophthegmen imbekannter Her-
kunft S. 484, 487, 488
Aristippos, Apophthegmen im Flor.
Par. S. 473
Aristoteles' ypsfat im Flor. Par.
excerpirt S. 473 f. ; Ai)op]ith.
S. 468, Anm. 1
Bias, Apophth. S. 482
Cicero, Apophth. S. 485
D emokritossprüche unter den Sto-
baeusexcerpten des Flor. Par.
S. 479
Demonax in den Parallela und im
Flor. Par. S. 473, 500
Diogenes (Kyn.) Apophthegmen im
Flor. Par. S.468, Anm. 1, 469, 483
Ephialtes, Apophth. S. 484
''Er.iy.lriTO', im Flor. Par. S. 507,
Anm. 2; S. 525
E p i k t e t : Entstehung der Fragment-
sammlung S. 444, 458; Citate aus
den erhaltenen Theilen der A-.a-
Tpißai bei Stobaeus S. 445, bei
Gellius S. 447; Gnomensammlung
unter diesem Namen von Stobaeus
benützt S. 449; vgl. Moschion;
Ueberlieferung des Encheiridion
bei Stob. S. 455 f.
Fragmente:
I— m S. 450
IV S. 450, 514
V, VI S. 450
VII S. 450, 514
VIII— X S. 452
XI S. 452, 515
XII S. 451, 515
XIII, XIV S. 452
XV S. 454
XVI S. 448
XVII, XVIII S. 454
XIX— XXII S. 451
XXIII S. 451, 514
XXIV, XXV S. 451
XXVI S. 451, 514, 519, Anm. 1
XXVII -XXIX S. 451
XXX, XXXI S. 451, 515
XXXII S. 451
XXXIII-XXXV S. 451
XXXVI S. 451, 515
XXXVII S. 451, 514
XXXVIII— XL S. 451
XLI S. 452
XLII S. 452, 519
XLIII S. 452
XLIV S. 452, 515
XLV S. 452, 515
XLVI-LI S. 452
LH, LIII S. 446
LIV S. 454, 525
LV S. 454
LVI, LVII S. 448
544
Sehen kl.
LVIII S. 443, 515
LIX S. 453
LX S. 453, 515
LXI S. 453, 515
LXII S. 453
LXIII S. 453, 515
LXIV— LXVI S. 453
LXVII— LXX S. 447
LXXI S. 454
LXXII S. 446
LX XIII— LXX VI S. 449
LXXVII S. 455
LXXVIII S. 454
LXXIX— LXXXIII S. 453
LXXXIV— LXXXVIII S. 454
LXXXIX, XC S. 455
XCI S. 449
XCII S. 526
XCm S. 449
XCIV, XCV S. 448
XCVI S. 449
XCVII S. 457
XCVIII, XCIX S. 449
C s. Nachtrüge' zu S. 527
CI— CIV S. 457
CV S. 507
CVI— VIII S. 457
CIX S. 527
CX, CXI S. 457
CXII s. Nachträge zu S. 527
CXIII S. 457 und Nachträge
CXIV S. 525
CXV S. 457
CXVI, CXVII S. 527
CXVIII— CXX S. 457
CXXI S. 527
CXXII S. 457
CXXIII S. 527
CXXIV— CXXIX S. 457
CXXX S. 527
CXXXI, CXXXII S. 457
CXXXIII S. 449
CXXXIV S. 447
CXXXV, CXXXVI S. 446
CXXXVII— CXXXIX S. 457
CXL S. 527
CXLI— CXLV S. 457
CXLVI— CXLVIII S. 527
CXLIX s. Nachträge zu S. 527
CL— CLIX S. 457
CLX S. 527
CLXI— CLXVIII S. 457
CLXIX S. 447
CLXX— CLXXIII S. 527
CLXXIV, CLXXV S. 446
CLXXVI-CLXXXI S. 448
Epikuros in den Parall. S. 502
Eukritos, Apophth. S. 468. Aiini. 1
Euripides, Apophth. S. 468, Anm. 1 ;
S. 483
Eupolis, Apophth. S. 468, Anm. 1
G n o m 0 1 o g i e n :
'ApiGTOv y.a\ TzpdJxov [j-äOrju-a: mit den
Apophthegmen des Flor. Paris,
vermischt S. 481, 505, 507, Anm. 2;
von Antonius benützt S. 523
Demokritisch-epiktetische Sammlung
S. 456; in den Parallela benützt
und Verhältniss zum Flor. Paris.
S. 520; bei Antonius S. 523
Excerpta Vindoboneusia S. 50ö, 524
Anm. 1
Flor(ilegium) Paris(inum) des Cod.
1168; Hauptquelle für die Paral-
lela (resp. Maximus) S. 464. Fehler
der Lemmata des Flor. Paris, da-
selbst wiederholt S. 494; S. 507
Anm. 2 ; Quelle für die de-
mokrito - epiktetischo Sammlung
S. 522. — Der 1. Theil enthält
Excerpte aus Stobaeus S. 474; —
2. Theil: Blattversetzung S. 480;
Titel S. 465, Anm. 1; Verkürzung
des Stobaeischen Lemmata S. 493;
— 3. Theil bei Maximus S. 480;
— 4, Theil (Apophthegmata) mit
prosaischen Sentenzen durchsetzt
S. 481 ; von Maximus in verkehrter
Weise excerpirt S. 507, Anm. 2. —
Menandrische Monostichoi S. 504
Florilegium Monacense S. 502; Ver-
hältniss zu Orion S. 503
Georgides S. 501, 529
Dif! epiktntischon Fraf;infinte.
iAi)
Gnomica R.asileeiisia S. öV), 528
Florilegien Jüspi yuvatzföv S. 524
Moschion uTioOi^zai S. 516
Orion Quelle für den mittleren Theil
fies Florileg-inm Monacense S. 503
Paranoia S. 459; Urflorileg-inm S.512;
Maximus Hauptrepräsentant des-
selben S. 460; Dichtercitate S. 502.
Maximus: a) Kürzere RecensionS. 460;
Quellen S. 507; handschriftliche
Ueberlieferung- S. 529; überein-
stimmende Reihenfolge innerhalb
der einzelnen Capitel S. 461; Ca-
l^itel, welche nur aus Eklogen des
Flor. Par. bestehen, mit Beibe-
haltung der Reihenfolge S.490; mit
veränderter Reihenfolge R. 491 ;
benützt einen vollständigeren Sto-
baeus neben dem 2. Theile des
Flor. Par. S. 493 ; hat Eklogen und
Lemmata, die im Flor. Par. nicht
vorkommen S. 499. Vgl. Flor. Par.
Analyse von
ap
2 1
J- s. Nachträge
»
13 S. 492
n
14 „ 491
n
24 „ 491
»1
31 „ 498
«
52 „ 497
n
58 j ,, ,
\ s. Nachträge.
b) Erweiterte Recensiou S. 509
c) Antonius S. 509; Benützung des
demokr. - epikt. Florilegiums und
der Sammlung "Ap. /.at Tzp. [j.aO.
S. 523
d) Melissa Augustana und Barocciana
S. 509
e) Flor. Laurentianum S. 509
Handschriften:
Cambridge: Trinity College S. 528,
Anm. 1
Heidelberg; Palat. 129 S. 501
Palat. 356 S. 502, 505
Florenz: Laur. IV, 10 S. 51G
SitziuiKsher, A. pliil.-lii.st.. Cl. CXV. I'.d. I.
London (Brit. Mus.) : Arundolianiifi
516 S. 516
Oxford: Barocc. .39, S. 528, Anm. 1
Barocc. 50 S. 468, Anm. 1 ; S. 522
Barocc. 143 R. 450
Barocc- 173 S. 516
Paris: Coi.slin. 296 (Max.) S. 529
Reg. 4261 ,, V
Reg. 889} (^^•'^•^•)'^--^^-^^'
Reg. 926 S. .507, Anm. 1
Reg. 1102 S. 507, Anm. 1
Reg. 1123A (Max.) S. 530
Reg. 1166 S. 502
Reg. 1167 (Max.) S. .530
Reg. 1108 s. Flor. Par.
Reg. 1346, 1356, 1357* S. 516
Reg. 1720, 1782 (Max.) S. 530
Suppl. 690 S. 465
Patmensis 263 S. 507, Anm. 1
Rom: Barberin. HI, 81 S. 516
Vatic. — Palat. 122 S. 528, Anm.l
Vatic. Graec. 854 S. 516
Ottobon. Graec. 418 S. 516
Vaticanus nach Mai (Max.) S. 530
Venedig: Marc. 23 S. 501
Marc. 173 S. 516
Marc. 307 (Max.) S. 507, Anm. 2
App. Cl. n, CLXXl (Max.) S. 529.
Wien: Theol. 128 (Vind.2 des Max.)
S. 493, 515
Theol. 197 (Vind.' des Max.) S.507
Theol. 238 (Max.) S. 530
Theol. 289 S. 516
Med. 29 S. 505
Jiir. 1 S. 516
Philos. et Philol. 162 8.524, Anm. 1
Phil. 216 S. 466
Phil. 253 (Max.) S. 529
Phil. 267 (Vind.3 des Max.) S. 507,
Anm. 2
Phil. 346 S. 529
Isokrates im Flor. Par. S. 466,
Anm. 3; die pseudeiiigr.nph. Roden
bei Max. benützt Ü. 500; unbe-
kannte Citate in der Mol. B;ir.
S. 511; Apophth. S. 485
111» ;i5
546
Sehen kl. Die epiktetische» Fragmente.
Karneades S. 468, Anm. 1
Lakonier, Apophth. S. 486
Lysippos, Apophth. S. 486
Maximus s. Parallela (unter Flor.)
Menandros in den Parallela S.473-,
Apophth. S. 486
M e n e d e m o s, Apophth. S. 468, Anm. 1
Metrodoros, Apophth. S. 486
Moschion, Eklogen aus der Stobaei-
schen Epiktetsammlung unter die-
sem Lemma in den Parallela
S. 500, 514
Neilos im P^ior. Par. S. 471, Nr. LVII
Pliaborinos, Apophth. im Barocc. 50
S. 468, Anm. 1
Philon s. Agapetus
Ph otio.s in Maximushandschr. S. 498,
Anm. l
Plutarchos Moralia in Maximus
benützt S. 500
Pythagoras in den Parallela >S. 502
Rhetor (?) im Flor. Par. S. 471
Nr. LVI
Romylos, Apophth. S. 488; in den
Parallela S. 500
S ext US in den Parallela S. 490,
Anm.l; S. 500, 502
Sokrates, Gnomen und Apophth.
im Flor. Par. S. 467, Anm. 1, 2;
S. 488 f.
Stob ae US s. Flor. Par. u. Maximus
Thaies, Apophth. S. 484 f.
Theopemptos in den Parallela
S. 502
Thespis s. Agapetus
Xenophon ('?), Apophth. S. 487
Au.sgegelicii am 21. März 1888.
AS Akademie der Wissenschaften,
142 Vienna. Philo sophisch-Histo-
A53 riache Klasse
Bd. 11 5 Sitzungsberichte
~i3
PLEASE DO NOT REMOVE
CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY