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- SITZUNGSBERICHTE
der königl. böhmischen
k - Gesellschali der Wissenschaften
= in Prag.
A dhrdané 1973.
de Prof. Dr. K. Kořistka.
PRAG.
TE 557 B
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Br. Verlag der könig. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. >
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Sitzungsberichte Zprávy 0 zasedání
: der königl. i | král.
Dil, Geselschall der \nsensehallen © české společnosti nauk
in Prag. v Praze.
Nr. 8. | 1873. es
Ordentliche Sitzung am 3. Dezember 1873.
Praesidium: Fr. Palacký.
„ Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung gelesen und ge-
nehmigt war, theilte der Herr Präsident die betrübende Nachricht
-von dem Tode des auswärtigen Mitgliedes, Professors Dr. A. E. Ritter
von Reuss in Wien mit, und forderte die Mitglieder auf, ihre Theil-
nahme durch Erheben von den Sitzen kund zu geben, was sofort
geschah. Hierauf wurden mehrere administrative Angelegenheiten
erledist und über Antrag des General-Secretärs beschlossen, den
- 6. Band der Abhandlungen (6. Folge) mit der eben im Drucke be-
- findlichen Arbeit abzuschliessen und herauszugeben.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
| am 5. Dezember 1873,
Vorsitz: Krejčí.
© Professor Fr. Štolba hielt einen Vortrag: „ Über den Glai.omit
der Quadersandsteine in den Umgebungen von Prag.“ Derselbe zeigte
hiebei eine Glaukonitprobe von Vysočan im rohen und im vollkommen
5: gereinigten Zustand. Ferner zeigte er ausgezeichnet schöne Krystalle
-von Zink in hexagonalen Formen vor, nebstdem auch noch einige
- Mineralien, welche sein Bruder Josef aus Amerika brachte, und zwar
recente Kalkspathe von Matanzas auf Cuba und prachtvollen Tropf-
stein von der Höhle Bellemar bei Matanzas. Desgleichen recente
Moosversteinerungen oder Kalkincrustationen von Bürglitz, endlich
eine kleine Aphanitaxt vom Schlaner berg, gefunden unter verschie- ©
denen Geräthen von Bein und Horn.
4 24
348
INH třídy pro dějepis, jilosofii a r úlólosii dne 15. ran: 178.
Předseda: Tomek.
Dr. Kalousek pokračoval ve své přednášce o spůsobu Sin
dějin doby krále Otakara II, Otakarem Lorenzem v dile: „Deutsche =
ER
"Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert.“
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 19, Dezember 1873.
Vorsitz: Krejčí. E
Prof. Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „ Über die Nephelin-
phonolithe Böhmens.* 3
Durch makroskopische Untersuchung wurden Sanidin und Am- =
- phibol, zum Thejle auch Nosean als wesentliche Bestandtheile der © :
Phonolithgesteine konstatirt; Titanit, Olivin, Hauyn, Nephelin, Olige-
klas, Augit und Biotit wurden als zufällige, sporadisch vorkommende .
Gemengtheile beobachtet. FIR
Nach den mannigfachen Bemühungen, die mineralische Natur re
des in Säuren lóslichen Antheiles der krystallinisch dichten Grund- ©
masse durch chemische Versuche zu enthüllen, gelang es endlich ©
Jenzsch *) unter Zugrundelegung des Vorhandenseins von Nephein
(der aus einigen Phonclithen in makroskopischen Kryställchen als ©
Seltenheit bekannt war), die Berechnung seiner chemischen Analyse
des Phonolithes von Nestomitz nach den mineralischen Bestandtheilen
durchzuführen. Allein erst Zirkel**) hatte das Vorhandensein des ©
mikroskopischen Nephelins als wesentlichen Bestandtheils in allen — ©
und das des Nosesn in den meisten Phonolithen nachgewiesen. Und da
sich den erwähnten Bestandtheilen stets auch wenig Magnetit beige-
sellt (der zuweilen in so feinen Körnchen eingesprengt ist, dass .
man hne Zuhilfenahme des Mikroskopes nur durch die Ablenkung Al
der Magnetnadel auf sein Vorhandensein aufmerksam gemacht wird), Br
so müssen in jedem Gestein, das die Bezeichnung „Phonolith“ führen s:
soll, Sanidin, Nephelin, Amphibol und Magnetit als konstante, wegen- a
liche Bestandtheile vorausgesetzt werden.***) DĚ
Aje 60
+) Zeitsch. d. d. geolog. Ges. 1856. 167. De: jé Be:
**) Pogg. Ann. OXXX. 1867. 298. Z
jr), Nach Móhl ist der amphiboláhnliche Bestandtheil der Grundmasse Augit,
Nach demselben gibt es auch Phonolithe, deren Grundmasse keinen Magneti 4
enthált. N. Jahrb. f. M. ete. 1874. I. 39. Er 4
349
- Eigenthůmlicher Art ist das Verhältniss des Nosean zu den
© übrigen feldspathigen Bestandtheilen.
SE In jenen Nephelinphonolithen, die sich durch deutlich begrenzte
- oder deutlich. charakterisirte Durchschnitte des Nephelin auszeichnen
- (Typus: Sellnitz) ist der Nosean sparsam oder fehlt gänzlich; da-
© gegen ist derselbe sehr häufig und zahlreich in jenen Phonolithen,
deren Grundmasse recht viel Sanidin aufweist oder einen (fast) farb-
losen Gemengtheil (Nephelin, Leueit) enthält, der minder individu-
alisirt ist.
- Der trikline Feldspath, den G. Rose in makroskopischen Kry-
- © stállchen im Phonolithe des Schreckensteines entdeckt hatte, kömmt
(meist in mikroskopischer Kleinheit) in den Sanidinphonolithen recht
häufig vor, aber nur in wenigen in beachtenswerther Menge.
- Sanidintafeln mit interponirten triklinen Lamellen sind keine
seltene Erscheinung. *)
Auf Grundlage der mikroskopischen Analysis von — aus circa
-100 Lokalitáten Böhmens stammenden — Phonolithgesteinen habe ich
letztere — nach dem Vorwalten der feldspathigen Bestandtheile —
in folgende Gruppen eingetheilt :
i i i I. Nephelinphonolithe.
A. Nephelinphonolithe i II. Leucit-Nephelinphonolithe.
HI. Nephelin Noseanphonolithe.
B. Noseanphonolithe **)4 IV. Leucit-Noseanphonolithe.
V. Sanidin-Noseanphonolithe.
VI. Sanidin-Nephelinphonolithe.
C. Sanidinphonolithe VII. Sanidin-Oligoklasphonolithe ***)
VIII. Sanidinphonolithe.
2 I. Gruppe. Nephelinphonolithe.
„Die Nephelinphonolithe zeichnen sich durch eine vorwaltende,
. meist krystallinisch dichte, grünlich graue, schwach fettartig, zuweilen
-+ +) Ziemlich zahlreich erscheint der’trikline Feldspath in den Phonolithgesteinen
von Spansdorf, Wesseln, Nestrzitz (aus der Nähe des verkieselten Schiefers)
von der Gaube bei Tichlowitz, von Klein-Priesen, von Binove bei Gross-
Priesen, von Tschersing-Babina, von Wartenberg und von Katzenbusch.
**) Den ersten zwei Gruppen der Noseanphonolithe entsprechen die Hauyn-
0 phonolithe.
-že Der trikline Feldspath der Phonolithe wird bei dem Mangel näherer Be-
stimmungen als Oligoklas angenommen; derselbe könnte auch dem Albit
angehören.
tn, 24*
350
pechsteinavtig schimmernde Grundmasse aus, die wesentlich aus.
© Durchschnitten kurzer Nephelinsäulchen besteht und nur sparsame,
vereinzelte oder strangartig aggregirte Sanidinleistchen enthält. ’
Aus dieser ziemlich gleichartigen Grundmasse treten minder ©
zahlreiche Sanidintäfelchen, zuweilen auch wenige Nephelinsäulchen ©
makroskopisch hervor, während meist strauchartig aggregirte, seltener Ň
vereinzelte Amphibolkryställchen und kleine Magnetitkörner in der: s
selben eingebettet liegen. "k
Zuweilen ist zwischen den krystallin’schen Bestandtheilen ein
trübes, graues Glascement bemerkbar, das jedoch der Menge nach ©
stets minder bedeutend ist. :
Das Gemenge der dicht an einander schliessenden Nephelindurch-
schnitte — die als sehr kurze, zuweilen an Kanten und Ecken ge-
flossene Rechtecke, nahezu Quadrate undals Sechsecke erscheinen —
ähnelt einem zellartigen Gewebe, aus dem die Durchschnitte we-
niger Individuen mikroporphyrisch, seltener makroporphyrisch (aus- ©
gezeichnet im Sellnitzer Phonolithe) hervortreten. Und diese mikro-
oder makroporphyrisch hervortretenden Nephelindurchschnitte sind
theils völlig farblos, theils mit wenigen regelmässig gelagerten Mikro-
lithen versehen, gewöhnlich aber durch eine, zuweilen durch zwei
bis drei Randzonen von Mikrolithen und Schlackenkörnchen geziert.
Die prächtigen, kurz rektanguláren Längsschnitte dieser Art ähneln ©
einem Spiegel, der in einem einfachen, doppelten oder ‚dreifachen 3
Rahmen eingefasst ist. pylů
Unter den aufgestellten Phonolithgruppen ist die der Nephelin- N
phonolithe verhältnissmässig am ärmsten an Amphibol und Magnetit. ©
Und beide Bestandtheile sind häufiger in kleinen Aggregaten — die
in den Dünnschliffen als dunkle Flecke erscheinen — vereinigt,
seltener einzelnweise zerstreut. Es ist zu bemerken, dass in jenen A8 ;
Phonolithen, in denen die Nephelindurchschnitte an Kanten und Ecken
geflossen sind, auch die Amphibolkıyställchen Keine scharfkantige ©
Begrenzung haben, sondern länglichen, abgerundeten, zuweilen CHIOENE A
phyllähnlichen Körnern gleichen. ERBE,
Der Nosean ist in den Nephelinphonolithen eine minder en Er
Erscheinung; nur das Phonolithgestein des Bořen bei Bilin macht
‘ durch seinen bedeutenderen Noseangehalt eine Ausnahme. < s
: Das spez. Gewicht der Nepheiinphonolithe (unter meiner Con- |
trolle vom Hrn. Phil. Cand. Bílek bestimmt) = 2569 (arithmetisches ©
Mittel von — aus sechs Lokalitäten stammenden Phonolithproben, © s
- welche die Grenzwerthe 2'487--2:684 ergaben). K oo
351
Ueber die chemische Beschaffenheit dieser Phonolithgruppe geben
-© Guthke's und Rammelsbergs chemische Analysen des ges
steins von Bořen genügenden Aufschluss. *)
Nach Guthke beträgt der in Säuren lösliche Antheil 50:85 °/,
- „... Rammelsberg „ 5 n 5 5224 „
-Da durch diese Angabe die Verhältuikeriegen von Nephelin
_ (nebst den geringen Mengen von Nosean, Leucit, Magnetit) und den
übrigen Bestandtheilen (Sanidin, z. Th. Amphibol) approximativ bestimmt
sind, so kann man im Allgemeinen annehmen, dass die Menge des
Nephelin in den Nephelinphonolithen circa die Hälfte der gesammten
Phonolithsubstanz beträgt. Esisteher zu vermuthen, dass die Nephe-
Jiamenge noch grösser ist als aus der Menge des zersetzbaren An-
theiles gefolgert wird, da bei der obgenannten Bestimmung mässig
© verdünnte Salzsäure angewandt wurde, da weiterhin der Nephelin
der untersuchten Phonolith2 kanm als vollkommen unversehrt ange-
- nommen werden kann und die Umwandlungsprodukte desselben (Lie-
benerit, Gieseckit) von Salzsäure unvollkommen zersetzt werden.
Aus dem Erzgebirge ist der Nephelinphonolith von Salon
bach bei Oberleitensdorf bekannt.
In Dünnschliffen dieses Phonolithes bemerkt man auf einem fast
farblosen Grunde zahlreiche, ziemlich gleichmässig vertheilte, grün-
liche Flecke, die sich als strom- oder strauchähnliche Gruppirungen
- von zarten Amphibolsäulchen mit untergemengten, sparsamen Sani-
dinleistchen, Nephelinkryställchen und Maguetitkörnern erweisen.
- Die Grundmasse, in der nur sparsame Sanidintáfelchen porphy-
risch hervortreten, besteht durchwegs aus (für 400. Vergr.) winzig
kleinen, farblosen Recht- und Sechsecken des Nephelin, zwischen
denen einzelne Sanidinleistehen nur sporadisch eingestreut sind,
= Mit scharfen Umrissen treten einzelne Nephelindurchschnitte
© mikroporphyrisch hervor, meist durch prächtige Schalenstruktur und
regelmässige Einlagerung der Mikrolithe ausgezeichnet. Neben den
- kleinen hexagonalen Durchschnitten finden sich auch sparsame deut-
© liche- Achtecke des Leucit vor, die — sowie viele der ersteren —
centrale Anhäufungen von geflossenen und unvollkommen ausgebildeten
- Amphibolkrystálichen oder kleine Staubkränzchen aufweisen.
Ausserdem sind auch spärliche winzige Hauyndurchschnitte zu
+) Zeitsch. d. d. geolog. Ges, 1862. 750,
Ber
bemerken, die, mit feinen Stanbkörnern erfüllt, bläulichgrau durch vů
schimmern. ER ER
-© Das spez. Gew. dieses Phon. = 258. Ď (an
Von sehr ähnlicher mikroskop. Beschaffenheit sind die sämtlich
hieher gehörigen Phonolithe zwischen Brůx, Bilin und Teplitz.
Die Dünnschliffe des Phonolithes
vom nördlichen Abhange des Schlossberges bei Brůď
zeigen vereinzelte reine Sanidintafeln in einer scheinbar dichten
Grundmasse. Letztere erscheint jedoch bei 400f. Vergrösserung als
ein zellenartiges Gewebe, bestehend aus dicht an einander schliessenden, ©
an Kanten und Ecken geflossenen Polygonen und kurzen Rechtecken —
des Nephelin, zwischen denen farblose Sanidinleistehen nur sparsam ©
vertheilt sind. Möglicherweise gehören einige der farblosen FORTEBaE P
dem Leucit an.
Stellenweise treten strauchartige Aggregate von onvollkomien
ausgebildeten, grünlichen, mit Magnetitstaub belegten Amphibolsäulchen
oder lockere Gruppen von grasgrünen, chlorophyllähnlichen Körachen
auf, die ebenfalls dem Amphibol beizuzählen sind. Z
Das Aussehen der mikroskop. Bilder, namentlich das Angeflossen-
sein der Nephelindurchschnitte und der rundlich begrenzten Amphibol-
kórner weist auf ein sehr rasches Erstarren der Phonolithmasse hin.
Während die Nephelindurchschnitte dieses Phonolithes nur spat-
same kurze Mikrolithe einschliessen, sind die
des Fhonolüthes vom Kreuzberge bei Brüx
durch schöne, mit langen spiessigen Mikrolithen versehene ee
(die einem Spiegelrahmen ähneln) ausgezeichnet. v
Auch dieses Phonolithgestein enthält dichte, mit Nest BR
gemengte Aggregate von Amphibolkrystallen; allein unter diesen ©
bemerkt man auch kleine Noseandurchschnitte, die mehr weniger „0
aufgelóst sind. Und solche Agoregate sind schon in Dünnschliffen a,
als gelblich graue Fleckchen wahrnehmbar. ne
Das spez. Gew. des Phon. vom Kreuzberge = 2.487.
Als ein Nephelinphonolith par excellence kann der Kole
des Schladmiger Berges 7 RÁ ©
bezeichnet werden. kk
Bis 2““ lan ge und fast ebenso breite Durchschnitte des Nephelin sind: SE
in der kryst. diehten Grundmasse recht zahlreich verbr? ‚Und. o
£
ad -Od
22h
; | 353
diese besteht wiederum fast zu zwei Dritttheilen aus Nephelin. Dessen
- Durchschnitte, von der oberwähnten Grösse bis zur kaum wahrnehm-
baren Kleinheit herabsinkend, stellen sehr kurze Rechtecke und
Hexagone von scharfen Umrissen dar und sind theils völlig rein, frei
-von Einschlüssen, theils nur mit einem engen Rahmen von wenigen
-© Mikrolithen, aber zahlreichen Schlackenkörnern und Gasporen versehen.
Wie in Phonolithen ähnlicher Art sind auch hier die äusserst zarten
(mikrolithischen) Amphibolsäulchen mit sparsamen Feldspathleistchen
und Magnetitkörnern zu strauchartigen Gruppen vereinigt, während
sie vereinzelt äusserst sparsam anzutreffen sind. Nosean wurde nicht
bemerkt; dagegen sind durch die ganze Masse vereinzelte Hexa-
gone verbreitet, die aus einem: breiten hexagonalen Kern von Staub-
- körnern und einer schmalen, schwach rötblichen Aussenzone bestehen
-und einigermassen an Hauyndurchschnitte erinnern. _
„Von fast gleicher Beschaffenheit ist der Phonolith des nahen
Sellmitzer Berges,
in dem die strauchartig aggregirten Amphibolsäulchen und Magnetit-
- köruer, kleine Aggregate von mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten
— umschliessend, zierliche Gebilde derstellen. Das Phonolithgestein des
Boren bei Bilin
zeichnet sich durch minder zahlreiche, porphyrische, rissige Sanidin-
tafeln und winzig kleine sparsame Noseankörner aus; auch kleine
Nephelinsäulehen sind im selben zu finden.
Die Noseandurchschnitte sind rostgelb, staubig, mit einer blei-
grauen, zuweilen Partikelchen von Strichnetzen aufweisenden Zone
versehen, die noch von einer sehr schmalen, fast farblosen Aussen-
zone umrandet zu sein pflegt. Ein grösserer Noseandurchschnitt dieser
Art schliest in seiner Mittelfläche eine grosse Partie der Grund-
masse so ein, dass der eingeschlossene Theil derselben mit dem
ausserhalb des Noseandurchschnitts befindlichen strangartig ver-
bunden ist.
Die Mikrogrundmasse besteht zum grössten Theile aus Nephelin,
dessen Durchschnitte durch kurze, in den Randzonen regelmässig
gelagerte Mikrolithe charakterisirt sind. Stellenweise Gruppen von
kleinen Nogeandurchschnitten, Amphybolnädelchen und Magnetitkörnern
-Bind sehr sparsam. Vereinzelt erscheinen lange dünne Nadeln des Apatit.
č? Wenig abweichend zeigt sich der Phonolith vom Gipfel des-
- selben Berges.
354
Grössere Noseandurchschnitte, noch mit schwärzlichblauen: Partie 4; a
versehen, sind zahlreicher; ebenso Stränge von monoklinen Feldspath- 3
leistchen, die im en Lichte verschiedengefärbte Lůngshálften 3.
zeigend sich als Sanidin-Zwilinge nach dem. Karlsbader Gesetze
erweisen. 19%
Ein frisches Fragment des Phon. vom Gipfel des Bořen ergab slz
das spez. Gew. 256.
Und beiden ähnelt der Phon., der von einem Blocke zwischen
Libschitz und Bilin abgeschlagen, das spez. Gew. = 2523 ergab. - NS
Mit dem Phonolithgestein des Boren ziemlich übereinstimmend
erscheint der Phonolith des nahen |
Re
Schäferberges bei Ganghof unweit Bilin,
doch ist letzterer reicher an porphyrischen, rissigen Sanidintäfelchen,
die am Rande schöne Schalenstruktur aufzuweisen pflegen und be-
deutend ärmer an Nosean. Seine Grundmasse, die stellenweise wegen
der bei raschem Erstarren unvollkommen ausgebildeten (geflossenen)
Nephelinkrystalle einem Zellgewebe ähnelt, scheint auch etwas Leucit .
zu enthalten. Auf das rasch erfolgte Erstarren der Phonolithmasse =
weist auch die unvollkommene Abbildung der Amphibolkrystalle hin, ©
deren Aggregate in den Důnnschliffen als grünliche Flecke erscheinen.
Die wenigen mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte haben
theils eine zierliche Randzone, theils eine centrale Cumulation von
grösseren Schlackenkörnern mit Gasporen. |
Das spez. Gew. des Phonolithes vom Schäferberge — 2617. ER
Minder zahlreich treten porphyrische Sanidintafeln in dem
Phonolithe
des rothen Berges bei Prohm
auf. Und seine Grundmasse besteht fast durchwegs aus Nephelin,
dessen Durchschnitte an Kanten und Ecken geflossen sind. Zwischen
diesen sind äusserst sparsame Feldspathleistchen und stellenweise ©
ein bräunliches amorphes Cement zu bemerken. 3
Während Amphibol und Magnetit in der Grundmasse fast gänzlich
fehlen, sind beide Bestandtheile in Form strauchartiger GraDpeuS * o
ausgeschieden. 5
Den gróssten Antheil an der Zusammensetzung der Phono- © ho
lithmasse P a
des Wachholderberges bei Teplita pa ži
hat der Nephelin, dessen Durchschnitte in einigen Dünnschliffen ge- ; “
flossen, in anderen scharfkantig erscheinen. Und letztere sind durch ©
355
die allerschönste Schalenstruktur ausgezeichnet. Durch die regel-
mässige Lagerung der spiessigen Amphibolmikrolithe in den Rand-
-- zonen ähneln die kurzen Nephelinrechtecke kleinen Spiegeln, die
in einen breiten oder mehre enge Rshmen eingefasst sind. Wenige
- Nephelindurchschnitte haben regelmässig begrenzte Cumulationen von
Mikrolithen in der Innenpartie und selten kommen auch solche Durch-
—scehnitte vor, in denen die Mikrolithe verworren oder nur partiell re-
gelmássig gelagert sind. Auch Verzerrungen und Unvollkommenheiten
- inder Ausbildungsind an manchen Nephelindurchschnitten zu bemerken.
Um die mikroporphyrischen Nephelindurchschnitte sind zuweilen
'grünliche Amphibolsäulchen regelmässig (den Kanten parallel) gelagert,
aber die meisten Amphibolkrystalle sind durch die ganze Phonolith-
“ masse ziemlich gleichmässig vertheilt oder in kleinen Aggregaten, die
- in Dünnschliffen als dunkle Flecke erscheinen, angeháuft.
In jenen Dünnschliffen, in denen geflossene Nephelinkrystalle
auf eine rasche Erstarrung des Gesteins hinweisen, sind auch die
Amphibolkryställchen geflossen oder aus kleinen ovalen Körnern
zusammengesetzt.
Minder zahlreich sind farblose, porphyrische Tafeln, die im po-
larisirten Lichte verschieden gefärbte Längshälften — oft mit zahlreichen
triklinen Lamellen — zeigen, ebenso lange, farblose Leistehen, die fast
‚überall aus zwei im polarisirten Lichte verschieden gefärbten Längs-
hälften bestehen.
Das spez. Gew. des Phon. vom Wachholderberge — 2'648.
Vom linken Elbeufer kann in die HN der Nephelinphonolithe
noch das Gestein
5 vom westl. Abfalle des Kletschner Berges
gezählt werden; denn dieses Phonolithgestein enthält als vorwaltenden
-- Bestandtheil minder individualisirten Nepholin, dessen Ausbildung
wegen Einlagerung der äusserst zahlreichen, fast mikrolithisch ausge-
bildeten Amphibolnädelchen und der ebenfalls sehr zahlreichen kleinen
. Magnetitkórnchen zum Theil gehemmt wurde ; doch sind mehre Nephelin-
durchschnitte, mikroporphyrisch hervortretend und fast völlig. farblos,
scharf begrenzt und durch breite, mit regelmässig eingelagerten
Mikrolithen und Magnetitkörnern versehene Randzonen geziert.
Die Mikrostruktur dieses Gesteins ist ziemlich gleichartig, ein
Gewirr von Amphibolnadeln und Magnetitkörnern in einer farblosen
Substanz darstellend, welche letztere wesentlich aus minder indivi-
-© dualisirtem Nephelin, zum Theil aus Léucit besteht.
a
356
Es kommen aber auch Partien zum Vorschein, diehalbentglasten g
Stellen gleichen. Und solche Partien pflegen rundliche oder ovale 5
Anhäufungen von Magnetitkörnern als Mittelkerne einzuschliessen.
Aus der Mikrogrundmasse wenig hervorragend erscheinen ein- er
zelne Nephelin- und Sanidindurchschnitte — letztere im polarisirten ©
Lichte an beiden Hälften verschieden gefärbt — sowie sparsame
bräunliche Amphibolnadeln, die gewöhnlich mit einer trüben, schwarz-
grauen, magnetitreichen Zone umsäumt sind. Sanidinleistchen sind
in der Grundmasse sparsam verbreitet und Nosean in winzig kleinen
Krystálichen kann als Seltenheit bezeichnet werden.
Recht zahlreich sind auch die Nephelinphonolithe am rechten
Elbeufer.
Die vom Schreckensteiner Phonolithe (bei Aust) her- A
růhrenden Důnnschliffe — verschiedenen Gesteinsproben entnommen —
liefern drei Abarten des Nephelinphonolithes. Eine Abart stimmt mit
den Phonolithen von Brüx-Bilin überein, die zweite weicht insofern
ab, als sie ausser Nephelin etwas mehr Leucit und in beiden Be-
standtheilen Amphibolmikrolithe und Magnetitstaub ziemlich regel- — |
mässig eingelagert enthält. Auch in dieser Abart treten einige Ne-
phelindurchsehnitte mikroporphyrisch hervor. Die dritte Abart, welche
mikroporphyrische Sanidintäfelchen und Nephelindurchschnitte auf-
weist, besteht wesentlich aus minder individualisirtem Leucit und
Nephelin, deren Entwickelung durch sehr zahlreiche, kurze, graue,
wirr gelagerte Amphibolmikrolithe verhindert ward. Eben durch das s
massenhafte Auftreten letzgenannter Mikrolithe und den verhältniss-
mässigen Sanidinmangel bildet diese Phonolithart ein Uebergangsglied
zu den leucit- und nephelinreichen Phonolithbasalten und reiht sich
ihrer Zusammensetzung nach unter die Leucit-Nephelinphonolithe. ah
Den Nephelinphonolithen von Brüx-Bilin ähnelt im Allgemeinen
auch das Phonolithgestein \
des Plateau von Nemschen;
allein zwischen den Rechtecken und Hexagonen des Nephelin, né Rn
entweder frei von Einschlüssen oder mit centralen Anhäufungen oder
mit einer Randzone von Mikrolithen versehen sind, finden sich
Täfelchen und Leistchen des Sanidin reichlicher vor; auch der Am- — :
phibol — in Form kleiner Krystallaggregate, die in Dünnschliffen
als Nädelchen erscheinen — ist zahlreicher als in Phonolithen u
licher Art. RE
357
“ Während der Nosean in kleinen Durchschnitten sporadisch zu
bemerken ist, sind winzig kleine, mit einem Stich ins Röthliche ver-
- sehene Polygone (meist Sechsecke) eine häufige Erscheinung. Diese
kleinen Durchschnitte, die ich für Leucit halte, sind theils durch
einen regelmässig und dem Umrisse concordant begrenzten Kern
- von Staub- und Schlackenkörnern, theils durch lockere Häufchen
. erwáhnter Einschlüsse charakterisirt.
Kleine polygonale Durchschnitte ähnlicher Art — meist durch
schöne Kränzchen von Staubkörnern und Mikrolithen geziert — finden
sich auch in dem ausgezeichneten Nephelinphonolithe
am Fusse des Kreuzberges bei Pohoran
- recht zahlreich vor; allein seine Mikrostruktur weicht von der des
vorigen — wegen der ziemlich gleichmässigen Vertheilung von etwas
- gröberen Amphibolsäulchen und minder zahlreichen Magnetitkörnern,
_ sowie wegen des sparsamen Vorhandenseins von Sanidinleistchen und
des deutlichen Auftretens eines grauen, trüben Cementes — einiger-
massen ab.
"Und mit diesem Phonolithe stimmt das schieferige, sis
graue Gestein von
Proboscht (westlich, bei)
. ziemlich überein, enthält jedoch mehr des grauen’ Cementes, welches
die Trüburg der farblosen Gemengtheile veranlasst. Grössere (für
400. Vergrösserung) mikroporphyrische Nephelindurchschnitte enthält
in grosser Menge der Nephelinphonolith von
Schwaden bei Budove
und die durch feinen, schwarzgrauen Staub getrůbte Mikrogrund-
masse, in der oberwähnte Krystalle eingebettet liegen, besteht we-
sentlich aus winzig kleinen, stellenweise mit Strängen zarter Sanidin-
_ leistchen gemengten Nephelindurchschnitten, die durch eine graulich
trübe, amorphe Substanz cementirt sind.
Grünliche Amphiboldurchschnitte, die neben zahlreichen Aggre-
gaten von Amphibol und Magnefit stellenweise porphyrisch auftreten,
sind reich an Nephelineinschlüssen, die in Grösse und Aussehen den
© mikroporphyrischen Nephelindurchschnitten gleichen.
Eine gleichförmige, für 200fache Vergrösserung unkrolitisehe
Struktur hat das Phonolithgestein von
358
Čermischt*),
dessen Substanz ausser sparsamen Sanidinleistchen und Magnetit. 4
körnern wesentlich aus scharf begrenzten, zuweilen durch regelmässige
Mikrolithenlagerung charakterisirten Nephelinkryställchen und kurzen,
aus kleinen Partikeln zusammengesetzten Amphibolsäulchen besteht.
Letztere sind theils stromartig, theils verworren gelagert.
Sparsam an makro- und mikroskopischem Sanidin ist das Pho-
nolithgestein
des Wiltschberges oder Wilhost bei Drumm.
Aus seiner, wesentlich aus Nephelin bestehenden Mikrogrund-
masse treten kleine, bläulichschwarze Durchschnitte recht zahlreich
auf, die — als schwarze Punkte in den Dünnschliffen sichtbar — dem
Hauyn angehören. Diese aus einem sehr dichten Netzwerke beste-
henden Durchschnitte haben keine farblose Aussenzone, sondern einen
impelluciden Rand, während nur die Mittelfläche mehr weniger z
schimmernd das netzartige Gefüge erkennen lässt.
An die eben aufgezáhlten Nephelinphonolithe schliessen sich En
noch die vom Eichberge bei Mertensdorf (Sandau), vom
Tachaberge beiHirschberg und vom Ilmensteine am Hoch-
walde bei Krombach an, wiewol sie in ihrem Gesammthabitus
schon einigermassen abweichen.
Recht ähnlich sind die Dünnschliffe des Phonolithes
vom Eichberge und vom Tachaberge.
In beiden waltet eine krystallinisch dichte Grundmasse vor, die
selbst bei einer 400f. Vergrösserung ein Gemenge winzig. kleiner
Krystallindividuen zeigt. Diese sind vorwiegend an Kanten und Ecken
geflossene und unvollkommen ausgebildete, kurze Rechtecke und
- Bechsecke des Nephelin, dem sich nur stellenweise sparsame Sanidin- ©
leistchen beigesellen. Und als Durchschnitte eines dritten Gemeng- ©
theiles treten winzig. kleine, mit einem Stich ins Röthliche versehene —
Hexagone und Polygone auf, die entweder einen zarten, aber zierli-
chen Kranz von Staub- und Schlackenkörnern oder lockere (meist ©
centrale) Häufchen derselben. einschliessend vermuthlich als Leucit- a
durchschnitie anzusehen sind.
Grünliche Amphibolnadeln, die sowie der sparsame Magnetit |
durch die Phonolithmasse ziemlich gleichmässig verbreitet sind, haben ER
*) In der Museumssammlung mit der bezeichneten Etikete vorgefunden. F RS 2
359
o gefiossene Ränder und erweisen sich bei stärkerer Vergrösserung als
Aggregate kleiner ovaler Amphibolkörner.
Wenige der porphyrischen Sanidintäfelchen im Phonolithe des
Tachaberges zeigen stellenweise eine zarte trikline Riefung.
Unter den Dünnschliffen des Phonolithes vom Tachaberge fauden
‘sich auch solche vor, die sich mit den Phonolithen von Brüx-Bilin
übereinstimmend erwiesen.
Der Phonolith
des Ilmensteines am Hochwalde bei Krombach,
der ausser Sanidin, Amphibol, Magnetit und wenig Biotit vorwaltend
© Nephelin führt, zeigt letzteren in mannigfacher Grösse, aber stets
von scharfen Umrissen.
"Stellenweise bieten dichte, zwischen rissigen Sanidintäfelchen
auftretende Hexagonaggregate durch ihre An- und Übereinanderla-
gerung eine grosse Ähnlichkeit mit Tridymithäufchen.
Grünliche, längliche Amphiboldurchschnitte erscheinen durch
Übermass von Nephelineinschlůssen förmlich zerstückelt.
Das spez. Gewicht des Phonolithes vom Hochwaldberge — 2.582.
Anhangsweise möge ein dichter „schlackig kórniger“ Nephelinphonolith
erwähnt werden, von dem sich ein Formelstück mit der Etikete
Lange Lhota (Steinbruch: krumme Linde)
-jm böhmischen Museum vorfand.
Seine Grundmasse stellt (bei 400f. Vergrösserung) ein trübes
- (graulich und gelblichweisses) Gemenge von winzig kleinen Schlacken-
körnern dar, die meist partielle (mehr weniger geflossene) Umrisse
von unvollständig ausgebildeten Rechtecken und Polygonen des Ne-
phelin (und vermuthlich auch des Leueit) zeigen und im polarisirten
' Lichte zum grösseren Theile heil und farbig erscheinen. Ein zwischen
den krystallinischen Partikelchen wahrnehmbares, amorphes Cement
ist der Menge nach minder bedeutend. Geflossene, grünliche Amphi-
bolpartikelchen und sparsame Magnetitkórner sind durch die Phono-
> liťhmasse ziemlich gleichmässig vertheilt.
Aus dieser Mikro-Grundmasse treten ausser recht zahlreichen
rissigen Sanidintäfelchen farblose, polygonale oder ovale Durch-
schnitte mikroporpbyrisch auf, die im polarisirten Lichte dunkel
oder mattblau erscheinen und wahrscheinlich ebenfalls geflossenem
Nephelin angehören. Eigenthümlicher Art sind auch gras- oder meer-
a TU TT P ho 8 EEE ET nn
rs > WAT NE A RETTEN Z BER k : s 4 *
360,
grünne Durchschnitte, die mit Einschlüssen von schwarzen Stapel Fr
- Härchen und schopfartigen Aggregaten derselben versehen, durch ihre I".
Berumıpte Zeichnung an Olivin erinnern. |
Prof. Krejčí machte eine Mittheilung „über Allanit und Ohon- je
drodit, welche Imgenieur R. Helmhacker im Dolomite des Böhmer- ©
waldes bei Vodňan und Bělec (unweit Husinec) gefunden hat“.'
Prof. Dr. Šafařík hielt folgenden Yoranı „Über physische : ;
Erforschung des Mondes.“ Roo
Das detaillirte Studium der sichtbaren Mondoberfläche hat:
in dem Menschenalter, welches seit dem epochemachenden Werke
von Beer und Mädler verflossen ist, nicht die Beachtung gefunden
und nicht die Fortschritte gemacht, welche man nach Gewinnung
einer solchen soliden Grundlage erwarten konnte. Lange Jahre war
Herr J. F. Schmidt der einzige wissenschaftliche Mondforscher, ©-
und noch heute können wir, nach den Proben seiner Arbeiten, welche ©
er in seinem Werke über den Mond (1856) und über die Rillen
auf dem Monde (1866) gegeben hat, der Vollendung seiner grossen
Mondkarte, im doppelten Massstabe der Beer-Mädler’schen Mappa
© Selenographica, und des begleitenden Textes, nur mit Ungeduld ent-
gegen sehen. ER
Im letzten Decennium hat Herr W. R. Birt, theilweise unter °
den Auspicien der Britischen Association zur Beförderung der Natur- -
wissenschaften, ein zweites ähnliches, in noch grossartigerem Massstabe
angelegtes Unternehmen begonnen, und nach und nach ein Hänflein -
eifriger Liebhaber herangezogen, welche durch anhaltende Beob-
achtung einzelner engbegrenzter Mondobjekte, das einzige, was heut-
zutage noch dem einzelnen Forscher übrigbleibt, eine Reihe inters-
santer Resultate zu Tage gebracht haben. | a
Namentlich ist es gewiss ein ausgezeichnet glücklicher und -
verdienstvoller Gedanke Herrn Birt’s gewesen, den ganzen Mond _
in zahlreiche, ganz kleine Flächen zu theilen, und für jede einzelne
Fläche durch Kooperation zahlreicher unabhängiger Beobachter nicht «
nur alle, auch die feinsten noch sichtbaren Objekte zu registriren, ©
sondern auch jedes einzeln zu bezeichnen, und so genau zu be- 5
schreiben, dass jede etwaige Veränderung in Zahl und Beschaf
fenheit der vorhandenen Objekte künftig mit Sicherheit konstai
werden kann. Das auf diese Weise bis jetzt für die 25 südwestli
361
5 vom Mondcentrum liegenden Quadratgrade und für das Mare Serenvi-
tatis gewonnene Material an Umrisskarten und begleitenden Katalogen
- ist eine unschätzbare Grundlage für alle Zukunft.
- Auch ich fühlte mich schon vor Jahren, bei gelegentlicher Be-
trachtung des Mondes durch ausgezeichnete Fernröhre, als Chemiker
und Geolog von diesem Gegenstande auf das Höchste angezogen,
- und veranlasst-mich wenigstens mit der selenographischen Literatur
von Tobias Mayer bis auf die neueste Zeit genau bekanntzu-
“ machen. Erst als ich durch eine ernste, dauernde Kränklichkeit
-
gezwungen wurde, für eine Reihe von Jahren chemischen Arbeiten
gänzlich zu entsagen, fand ich Musse mich mit Optik und Astronomie
eingehender zu beschäftigen, wobei mir detaillirte Mondbeobachtungen
nach einem neuen Plane vor Allem im Sinne lagen.
Hiebei fand ich bald Anlass genug, mir eine selbständige An-
sicht über die Ziele und die Mittel der physischen Erforschung der
Mondoberfläche zu bilden, welche in einigen Punkten von jener der
letztgenannten ausgezeichneten Forscher abwich.
Bekanntlich datiren die ersten detaillirten Untersuchungen über
die physische Beschaffenheit der Mondoberfläche von dem würdigen
- alten J. H. Schröter, welcher in seinen selenotopographischen
Fragmenten (1792—1801) eine bedeutende Anzahl einzelner Mond-
flecken unter verschiedenen Beleuchtungswinkeln, genau so wie er sie
sah, mit Hilfe des Kupferstechers Tischbein, abzeichnete, und bei
Vergleichung der, verschiedenen Aufnahmen desselben Objektes unter-
einander mit Vorliebe auf den Nachweis wirklicher physischer
Veränderungen im Monde, welche theils am festen Mondkörper selbst
vorgingen, theils durch selenosphärische Trübungen hervorgebracht
seien, ausging. In dieser letzteren Ricthung folgte ihm Gruithuisen
zu München (1814—1851), welcher sich selbst als den einzigen
wahren Nachfolger Schröters proklamirte und bis zu den bekannten
Konsequenzen fortschritt.
Diese gipfelten einerseits in der Aggregationstheorie, nach
welcher der Mond, wie alle Weltkörper, aus in der Urzeit zusammen-
_gehagelten Meteorsteinen und Asteroiden entstanden sein sollte,
welche in den Mondkörper einschlagend und sich versenkend, die
Ringgebirge und Krater hervorbrachten, andererseits in der „Ent-
deckung zahlreicher Spuren der Mondbewohner“ (1824).
Es war ein Glück für die Selenographie, dass sie durch
© Lohrmann (1824), so wie durch Beer und Mädler (1834—1837)
von diesen Abwegen auf die einzig richtige Grundlage, die exakte
3682
Messung, von dem Haschen nach schwach begründeten Veränderungen
auf die Erforschung des unveränderlichen Bestandtheiles im Mond- © 5;
bilde zurückgeführt wurde. Erst auf Grundlage der musterhaften ©
Arbeiten der genannten Forscher war ein Suchen nach Veränderungen. © |
möglich; und in der That sehen wir gegenwärtig dieses Suchen,
welches Beer und Mädler in ihrem grossen Werke mehr als
ee
einmal scharf verurtheilt haben, unwiderstehlich wieder in den. x \
Vordergrund treten, wozu Schmidt’s noch immer vielfach bestrittene
Entdeckung einer Veränderung im Krater Linné (1866) den
Anstoss gab.
Auch Herr Birt und seine Mitarbeiter widmen dieser Richtung ©
einen grossen Theil ihrer Aufmerksamkeit, und wenn dies in so muster- ©
hafter Weise geschieht, wie in Herrn Birt’s numerischen Untersu-
chungen über das Ringgebirge Plato und die wechselnde Sichtbarkeit
seiner zarten Lichtflecken, so wie über die wechselnde Dunkelheit
seiner Fläche bei verschiedenen Erleuchtungswinkeln, so kann dies
der Wissenschaft nur Nutzen bringen. Herr Birt hat sich über
Veränderungen auf der Mondoberfläche zu verschiedenenmalen aus-
fůhrlich und mit Nachdruck ausgesprochen, zuletzt noch im Astronomical
Register Nro. 131 (November 1873 p. 276) mit folgenden Worten:
„Die für den Fortschritt der Selenographie wichtigste Frage ist jene
nach „Veränderungen“ auf oder in der Oberfläche unseres Satelliten,
und solange diese Frage nicht endgiltig erledigt st, muss dieser
Zweig der Astronomie weit hinter anderen zurückbleiben, welche
die Aufmerksamkeit der Liebhaber an sich ziehen.“
Aehnlich spricht sich Herr Webb in einem Aufsatze ‚über
das Studium der Veränderungen auf der Mondoberfläche* (in Birt’s
Selections of the Portfolio, 1. issue, 1873 p. 1und2) aus. Sogar die
Aggregationstheorie von Gruithuisen ist von Herrn Proctor im Ouar- ©
"terly Journal of Science (January 1873: on the Condition of the Moons —
Surface) als etwas Neues vor das Publikum gebracht worden, und hatzu ©
einem etwas scharfen Gefechte zwischen Herrn Proctor und Birt gefůhrt. ©-
Ich lasse die selenogenetisch& Richtung der neueren Mondliteratur ganz i s
bei Seite, da ja der geistreiche Essayist und Lecturer in richtiger Er-
kenntniss selbst andeutet, dass er auf diesen Punkt seiner Ansichten kein ©
allzugrosses Gewicht lege; aber ich muss auch ferner gestehen, dass
ich das Forschen nach Veränderungen auf dem Monde nicht für die ši
erste und wichtigste Aufgabe der heutigen Selenographie halte. Für, s
mich ist nach der Frage, wie die Mondoberfläche bei genauer Unter- :
suchung aussieht, die nächste und wichtigste Frage, was GIER |
363
Oberfläche ist, woraus sie besteht. Es ist dies eine Frage, die sich
für den Chemiker und Petrographen von selbst versteht, für ihn, der
zwar die Berge auch aus der Ferne ansieht und ihre Konturen
zeichnet, aber ihnen alsdann mit dem Hammer und der chemischen -
- Analyse zu Leibe geht, um ihren Bau und ihr Material zu erforschen.
-Die bisherige Selenographie hat sich mit der Registrirung und Zeichnung
von Kratern und Bergen, von Thälern und Rillen, mit der Messung
ihrer Höhe und ihrer Horizontaldimensionen, mit der Vergleichung
derselben mit ähnlichen terrestrischen Formen (letzteres bis jetzt
- nur im allerbescheidensten Masse) begnügt; mit einem Worte damit,
wie der Mond aussieht. Ehe wir nun zu den Fragen übergehen,
wie der Mond geworden ist, und was aus ihm im Laufe der Zeit
- werden wird, liegt es, glaub’ ich, näher, zu erforschen, was er
wirklich ist, woraus er besteht. Dass die neuere Physik bereits
Mittel zur Erforschung der materiellen Natur entfernter Himmels-
körper besitzt, ist eben so bekannt, als dass die Mitte! hierzu jeden
Tag sich vermehren und bereichern.
- Bereits im Jahre 1865 habe ich in der böhmischen Museums-
zeitschrift (Band 39, p. 262—234 und 353—406) unter dem Titel
„Etwas über den Mond“ (in böhmisher Sprache) einen ausfürlichen
° Bericht über den damaligen Zustand der mathematischen und phy-
sichen Erforschung des Mondes gegeben, und am Schlusse desselben,
soweit dies in einem Essay für ein grösseres Publikum möglich ist,
schon ein Programm jener Beobachtungen aufgestellt, welche zu
machen wären, um die Selenographie über den rein topographischen
Standpunkt hinauszufůhren. Es heisst daselbst p. 395:
- „Bloss topographische Untersuchung wird wahrscheinlich niemals
die Räthsel lösen, welche uns der Anblick des Mondes vorlegt, eines-
theils, weil unsere Fernröhre nur jene Gegenstände zeigen, deren
Grösse nicht unter ein gewisses, ziemlich namhaftes Mass hinabsinkt,
- anderentheils weil, wie uns die Geologie auf Erden lehrt, die ver-
Bchiedensten Gebirgsarten in denselben äusseren Formen auftreten.“
- „Wir müssen uns daher nach anderen Behelfen umsehen, und uns zur
Anwendung aller physikalischen Methoden und Hilfsmittel im weitesten
Umfange entschliessen. Mit den Himmelskörpern verbindet uns nichts
als die allgemeine Gravitation und verschiedene Radiationen,
d. b. strahlenförmig nach allen Seiten ins Unendliche reichende Be-
wegung. Diese Radiationen, soweit wir sie kennen, sind hauptsächlich
‚optische (Licht und Farbe),’ zu denen wir auch die chemischen,
d. h. mit photographischer Wirkung begabten rechnen, ferner ther-
25
p
364
mische oder auf das Thermometer wirkende (Wármestrahlen) Rs,
endlich magnetische und elektrische. Es wird also Aufgabe ds
Selenologen sein, diese Radiationen mit allen, auch deu feinsten
Hilfsmitteln, welche die moderne Physik darbietet, zu ‚analysiren, ©
und die Resultate mit jenen der Analyse irdischer ©
Stoffe und anderer Himmelskörper zur vergleichen. Sehen ©
wir zu, was bereits in dieser Beziehung erreicht worden it.“ ©
„Die Analyse der Strahlen kann hauptsächlich auf dreierlei © Ne:
Art powerkotelliét werden.. 1) Photometrisch, durch Messung der Ň
Lichtstärke, natürlich mit Rücksicht auf die Entfernung, und unter -©
Zugrundelegung einer bestimmten Helligkeit z. B. jener der Sonne ls ©
Einheit. 2) Spektral, d.h. durch Zerlegung des Lichtes in seine farbigen
Bestandtheile vermittelst des Prismas, Nachweis der fehlenden und
Bestimmurg der Qualität jener, die anwesend sind- Man weiss, ©
‘welche glänzende Resultate neuestens Bunsen und Kirchhoff
auf diesem Wege erreicht haben. 3) Polariskopisch, d. b. mit Rück
sicht auf jene Eigenheiten, die wir beobachten, so oft Licht von spie-
gelden Flächen (Wasser, Metalle, Krystalle) reflektirt wird, niemals s
dagegen, wenn die Reflexion an nicht spiegelnden Stoffen (Papier, © ©
Kreide, Erde, Wolken) geschieht. Grad und Sinn jener Eigenheiten ©
hängt von der Richtung des Reflexion und von der Substanz, an
welcher die Reflexion geschieht, ab.“ oů
Nun werden auf p. 396—400 die bis dahin in der genannten drát a
Richtungen (photometrisch von Bouguer, Wollaston, Seidel, G..
P. Bond und Zöllner, spektroskopisch von Huggins und Miller, —
polariskopisch von Arago und Secchi) am Mond erzielten Resul- ©
tate erzählt, und namentlich in Bezug auf die verhältlich starke Po- ©
larisation der Mondmeere bei schiefer Beleuchtung bemerkt (p- 299- 14
bis 400). „Hieraus schliessen wir unfehlbar, dass das Licht jener
Theile nicht von glanzlosen Stoffen, wie Papier, Plánerkalk, Thon-
schiefer, sondern von Stoffen, ch mit grö:seren glänzenden
Flächen besetzt sind, reflektirt wird, d. h. von Gebirgsarten mit ©
eingestreuten grösseren glänzenden Krystallen, wie z. B. grob- s
körniger Granit mit grossen Glimmerbláttern, Porphyr mit groben
Feldspathkórnern, oder Diabas mit groben Augitkrystallen (gleich ky
jenem von Kuchelbad bei Prag). Secchi in Rom hat Arago s
Resultate bestätigt, und fügt hinzu, dass -aus der Beschaffenheit :
des Mondlichtes hervorgeht, dass jene glänzenden Flächen nicht
alle in einer Richtung liegen, sonděrn in allen möglichen Rich-
tungen und Neigungswinkeln. Nichts komme im Folarieküpe, |
čá
365
‘ Effekte der Mondmeere 50 nahe als das zum Reinigen von
Stahlwaaren benützte Smirgelpapier (Papier bestrichen mit Leim
und bestreut mit gestossenem Glas). Diese wichtigen Beobachtungen
„die sich erst in ihrer Kindheit befinden, werden mit der Zeit gewiss
‚viel Licht über die materielle Beschaffenheit der Mondoberfläche geben.
Interessant ist, dass sie die bedeutende Intaktheit des Mondes von
-© Verwitterung bestätigen. Die Ebenen der Erde sind schon längst
7 von mächtigen Schichten aufgeschwemmten Landes bedeckt; dort im
© Monde sind noch Flächen von vielen tausend Quadratmeilen bedeckt
von ursprünglicher Felsrinde, so frisch wie die Exemplare von Ge-
birgsarten in unseren Mineralienkabineten.“
Ferner heisst es auf p. 378 meiner Abhandlung von Jahre 1865"
„Das Studium der äusseren Formen der Mondgebirge kann uns einzig
- und allein (im Vereine mit polariskopischen und pho-
tometrischen Messungen) sichere Kenntniss von den Stoffen,
- aus denen sie bestehen, verschaffen; Specialkarten, Profile, Modelle
einzelner Berge und Gebirge sind die Aufgabe des jetzigen Seleno-
graphen.“
Um mir die instrumentalen Hilfsmittel zur Ausführung dieses
Programms zu verschaffen, warf ich mich auf praktische Optik. Die
Mondesfinsterniss vom 13. September 1867 konnte ich bereits durch
einen selbst verfertigten Newtonischen Reflektor von 4 Zoll Oeffnung
beobachten. 5
Jedoch erst im Jahre 1868, nach dem Studium vón Foucaulťs
epochemachender Abhandlung über die Konstruktion von Teleskop-
spiegeln durch Lokalretouche hatte ich vollen Erfolg im optischen
Theile meiner Vorarbeiten. Zu gleicher Zeit gelangen mir Beob-
achtungen über Mondfarbe, welche mein Interesse an dem Gegen-
stande verdoppelten, aber in demselben Jahre trat ich auch in meine
jetzige amtliche Stellung, welche seither alle meine Kräfte in jährlich
steigendem Masse in Anspruch nimmt.
Ich habe zwar das topographische Studium der Mondfläche
fortgesetzt, auch manches Interessante, Neue gefunden und gedenke
dieses Studinm, welches für mich mittlerweile durch gleichzeitige geo-
logisch-chemische Arbeiten an Interesse wo möglich noch gewonnen
‘hat, nicht aufzugeben ; ich kann jedoch bei den kargen Hilfsmitteln ©
vnd den spärlichen freien Stunden, die mir dafür zu Gebote stehen,
nicht voraussehen, wann ich den messenden Theil meines Programmes
werde auch nur zum Theile realisiren können.
25*
3
Unter diesen Umständen würde ich mich nicht entächinsce
haben, meine Entwürfe und meine fragmentarischen Notizen ‚über A
einzelne Mondgegenstände zu publiciren, wenn nicht in letzter Zeit
dieselben Vorschläge und Beobachtungen zum Theil auch von andern
Forschern publicirt worden wären.
Professor Petruschewski in ke hat im diesjehrign 5
Maihefte des Journales der russischen Chemischen Gesellschaft (Vol. ©
5. p. 219) eine schöse ausführliche Abhandlung: „Plan zur physi- ©
schen Erforschung der Mondoberfläche“ (in russischer Sprache) pur
blicirt, und im Novemberhefie desselben Journales (Vol. 5. p. 401) =
„Bemerkungen über das Mondspektrometer“ folgen lassen, in welchen © +
er ganz von denselben Principien ausgeht, wie ich in meinem Pro- 5
gramme vom Jahre 1865. Der gelehrte russische Physiker proponirt
als Untersuchungsobjekte: a Ř
1) Topographische Aufnahmen, mikrometrisch und photographisch,
eine Revision der Mappa Selenographica. Dies ist dasselbe, woran $ a k
Herr Schmidt und Herr Birt schon seit Decennien mit solcher be- ©
wunderungswürdigen Ausdauer und mit solchem Erfolge arbeiten.
-2) und 3) Die optische und chemische Albedo, namentlich die ©
Untersuchung der farbigen Partien durch das Spektrophotometer von ©
Vierordt, welches die relative Helligkeit der einzelnen Farben-
regionen des Spektrums zu messen gestattet. še
4) Die Vertheilung des Lichtes in verschiedenen Theilen "der. Se;
- Scheibe. u
5) Die Helligkeit der Phasen und (nach Zöliners Ansicht) die
damit zusammenhängende Steilheit der Mondberge.
6) Die Polarisation in verschiedenen Theilen der Scheibe. !
Herr Petruschewski hat den Gegenstand in einem Fach- -©
„journale besprochen, demnach auch wissenschaftlich, d. h. rechnend ©
bebandelt, was ich in meiner für ein allgemeines Publikum bestimmten
Abhandlung nicht thun konnte; in seiner zweiten Abhandlung weist
er auf Grundlage von vorläufigen Versuchen nach, dass man in Re-
fraktor von Pulkova einen Mondflecken vou nur 75 Kilometer im ©
Quadrate noch gesondert spektrophotometrisch analysiren kann, und
legt überhaupt das grösste Gewicht auf dieses Verfahren so wie auf
-die polariskopische Vergleichung mit terrestrischen Gebirgsarten, 80-
wohl an Handstůcken im Museum als an BanzuR Kobiuu: in
freier Natur. ) $k ně TR
Man sieht, dass alle Hauptpunkte bereits i in meinem Progra e
vom Jahre 1865 explicite enthalten sind, also vor acht Jahren ı
367
mir klar und deutlich ausgesprochen wurden. Das Vierordt’sche Ver-
fahren war damals nach nicht erfunden, weshalb ich auch mehr
Gewicht auf photometrische una polariskopische Beobachtungen legte
- (L c. p. 378). Da meine Instrumente nicht parallaktisch montirt
- sind, und keine Bewegung durch Uhrwerk haben, ich auch bis jetzt
-kein Mikrometer besitze, so muss ich auf spektroskopische Beobach-
tungen ganz verzichten, gedenke jedoch die photometrischen und
polariskopischen aufzunehmen, wenn ich im Stande sein werde, mir
die nöthigen instrumentalen Hilfsmittel zu verschaffen. Für Photometrie
und für direkte Vergleichung der Mondfarben mit jenen terrestrischer
"Gegenstände war mein Plan schon im Jahre 1865 folgender, und ich
habe seither keinen besseren gefunden. Im Fokus eines Fernrohres
von möglichst grosser Brennweite schwebt an einem Fadenkreuz aus
dem dünnsten Platindrathe ein hochpolirtes, elliptisches Silberplätt-
chen von 1 mm. Durchmesser, in der optischen Axe und unter 45°
gegen dieselbe geneist, und reflektirt entweder das Bild einer kon-
stanten Flamme von chemisch reinem Aethylengase, oder dasjenige
eines beliebigen Objektes, z. B. eines flachen Hanästückes von Chlo-
ritschiefer oder von rothem Granit u. dgl., welches von einer ele-
© Ktrischen Lampe erleuchtet wird. i
- Die Moderation des Flammenlichtes geschieht nicht durch -
Nikols, wobei stets leichte Färbung eintritt, sondern durch eine
zwischengesetzte planparallele Platte von möglichst dünnem, voll-
kommen farblosem Glase und Neigung derselben gegen die Strahlen-
richtung; die Beleuchtung der gefärbten Vergleichobjekte wird
-durch Näherung oder Entfernung des elektrischen Lichtes oder
-durch Aenderung der Stromstärke moderirt; die Zumischung von
mehr-oder weniger weissem Lichte durch Spiegelung eines mit Per-
manentweiss überzögenen Papierblättchens im Spiegelchen.
Durch Verbrennung von genau gemessenen konstanten Mengen
reinen Aethylengases unter konstantem Druck und unter Anwendung
des Brenners, welcher das Maximum des Lichteffektes gibt, wird es
nach meiner Ueberzeugung möglich sein, absolute Lichtintensitäten
zu messen.
Bringt man obige Vorrichtung vor den Spalt eines Spektro-
skopes an, so kann man die Spektra einzelner Mondtheile und terre-
- strischer Gebirgsarten direkt mit einander vergleichen, wobei jedoch
(auf die ganz verschiedene Intensitätskurve des Sonnen- und des
elektrischen Spektrams Rücksicht zu nehmen wäre.
368
Vorläufig ist es mir gelungen, auch ohne diese genauen Vor-
richtungen Farbenverschiedenheiten auf dem Monde zu erkennen, Be ;
welche den bisherigen Beobachtern entgangen waren. ur Te aa
Bie Beobachtungen geschahen durch zwei Achromaten von. Re
Fraunhofer und Steinheil, von 3 Zoll und 2", Zoll (80 und67mm) ©
Oeffnung, der erste parallaktisch montirt, ferner durch ein Newtoni-
sches Teleskop mit Silberglasspiegel von 6 Zoll (162 mm.) Oeffnung
dessen kleiner Spiegel ein ausgezeichnetes Reflexionsprisma -von
Steinheil ist, und welches bei 400maliger Vergrösserung noch völlig -
scharfe Bilder gibt.
Leider ist die Stadt Prag für feine astronomische Beohachtanzen;
besonders ungünstig situirt. Die Lage in einem tiefen Thalkessel, die
gedrängte Bauart, der Mangel an Gärten und die jährlich steigende 2
Anzahl von Fabriken machen ruhige Luft äusserst selten. Während A
ich nahe Probeobjekte noch mit 1000maliger Vergrösserung ziemlich Er
' gut begrenzt erblicke, habe ich Himmelsgegenstände in vielen Jahren ©
‘ noch niemals mit 300maliger Vergrösserung auch nur einigermassen -
befriedigend sehen können; und während in flachen Gegenden die
Stunden nach Mitternacht als die günstigsten für feine astronomische
Beobachtungen gelten, sind sie hier die schlechtesten. Schon lange .
vor Mitternacht tritt regelmässig Unruhe der Bilder ein, und wird © |;
meistens je später desto ärger, offenbar in Folge des beschleunigten -©
Herabströmens der erkalteten Luft von der umliegenden Hochebene © ©
in das etwa 200 Meter tiefer liegende Kesselthal der Moldau.
Was nun specifische Farbentinten auf dem Monde betrifft ©
(Schröter und seine Nachfolger haben leider mit völliger Nichtbe-
obachtung des Sprachgebrauches das Wort Mondfarbe zur Bezeichnung ©
blosser Intensitätsdifferenzen des Lichtes verwendet), so kennen ©
Beer und Mädler (Selenographie p. 137 S. 89) von solchen ur ©
schwach grün (Mare Serenitatis, Mare Humorum, Mare Crisium), ©
matt gelbgrůn (Mare Frigoris), gelbbraun (Palus Somnii), blassróthlich ©
(Lichtenberg, p. 281), stahlgrau (Billy, Crüger) und milchweiss , -
(Aristarch, Tycho’s Lichtstreifen). Sie bemerken selbst, dass diese © a
Farbentinten schwach und schwierig zu erkennen sind, und dass
vielleicht nicht jedes Fernrohr sie zeigen, nicht jedes Auge sie er- ©
kennen dürfte. Ich sage darüber in meinem Aufsatze vom Jahre 1865
p. 379: „Lamont konnte diese Farben in dem ausgezeichneten
Refraktor der Münchener Sternwarte nicht erkennen (Astronomie und
Erdmagnetismus 1851 p. 86), auch mir gelang dies nicht, wiewohl ©
ich Farbenabstufungen genau unterscheide. Dass dieses schwache + n
—
369
Grün auf Vegetation deute, ist sehr unwahrscheinlich, eher auf grün-
‚liche Gebirgsarten (Diabas, Diorit, Smaraglit, Serpentin).
Meine Bemerkung vom Jahre 1865 gründete sich auf gelegent-
liche Betrachtung des Mondes durch ein ausgezeichnetes Fraun-
- hofer’sches Fernrohr von 3'/, Zoll Oeffnung, sowie durch eigene, viel
kleinere Instrumente. Aber, wie schon Herr Schmidt (über Rillen
auf dem Monde p. 4) ganz richtig bemerkt hat, das astronomische
Sehen ist eine Kunst, welche nur durch unausgesesetzte lange Uebung
erworben und vervollkommnet wird, und durch keine sogenannte
natürliche Gesichtsschärfe ersetzt werden Kann.
So habe denn auch ich durch häufiges und anhaltendes Zusehen
nach und nach zahlreiche und feine Farbentinten auf dem Monde
unterscheiden gelernt, und erkenne jetzt auf den ersten Blick mit
40=m Oefinung farbige Stellen, von denen ich nicht begreife, wie ich
sie früher übersehen konnte. Da ich diese einmal erkannten Farben-
nuancen immer nahezu gleich schätze, so halte ich dieselben für
objektiv begründet, ohne zu behaupten, dass jedes farbenempfindliche
Auge die Tinten mit denselben Namen bezeichnen werde, wie ich.
Man könnte geneigt sein, auf so zarte und schwierig erkennbare
Farbennuancen wenig Gewicht zu legen, vielleicht sogar, mit Hinweis
auf die enormen Differenzen, welche in den Schätzungen der Doppel-
sternfarben durch verschiedene Beobachter vorkommen, sie für ganz
werthlos zu erklären. Aber die Schätzung der Farbe intensiv selbst-
leuchtender, fast durchmesserloser Lichtpunkte ist etwas ganz ver-
schiedenes von jener ausgedehnter Flächen, welche mit reflektirtem
Lichte leuchten, und durch g>nůgende Vergrösserung auf jeden be-
liebigen Grad von Helligkeit herabgebracht werden können. Ich halte
das ausdauernde Studium dieser feinen Farbenschattirungen für sehr
- wichtig; es zeigt uns den Weg zum ersten Entwurf einer geologischen
Karte der besser sichtbaren Theile der Mondoberfláche. Wer nur —
einmal eine geologische Karte gesehen hat, der kann sich beim An-
blicke der lavendelgrauen Figur im Mare Imbrium und ihrer mannig-
faltigen Konturen nicht enthalten, an die Inseln eruptiver Gesteine
© mitten in ausgedehnten sedimentären oder metamorphischen Schichten
zu denken, denen wir auf den geologischen Karten der Erde so
häufig begegnen. Den Petrographen erinnert das blasse Grün einiger
Maria unwillkührlich an Grünsteine oder chloritische Schiefer, das
.. blasse Violett im Oceanus Procellarum an violette Porphyre und Quar-
zite, das schöne Braunroth bei Aristarchus an Rothsandstein oder
zı
würde allerdings nicht weiter als bis zur blossen Möglichkeit, nicht ©
einmal zur Wahrscheinlichkeit, am allerwenigsten zur Gewissheit /
einer Identität führen ; letztere kann nur aus photometrischer, spektro- * Ps
metrischer und polariskopischer Vergleichung mit irdischen Gebirgs- ©
arten (natürlich unter verschiedenen Erleuchtungswinkeln, und sowohl
an Handstücken als an ganzen Bergwänden) hervorgehen; aber bei
der in die Hunderte reichenden Anzahl von irdischen Gesteinsarten
und ihren Varietäten erfordert diese mühsame und zeitraubende Ver-
gleichung doch einen Fingerzeig darüber, was und womit zu ver-
gleichen sei, um nicht ganz auf das Gerathewohl zu gehen, und darin
liegt, glaub’ ich, der Werth jener, durch das blosse Auge erkenn-
baren Farbennuancen.
Zur Erkennung feiner Farbennuancen sind, abgesehen von
dem natürlıchen Farbensinn, vor allem drei Umstände erforderlich:
1) Reine Luft und hoher Stand des Mondes. Bei getrübter Luft oder
in geringer Höhe über dem Horizonte, bei intensiv gelbem Monde
wird man auf diese schwierigen Beobachtungen verzichten müssen.
2) Völlig achromatische Sehwerkzeuge. Auch bei den besten Achro- .
maten bleibt das sekundäre Spektrum übrig und die Farben desselben
hängen von der Konstruktion der Objektive ab, sind daher bei jedem
Instrumente anders. In guten Instrumenten sind sie bei schwacher -
Vergrösserung unmerklich, genügen aber sicher, um bei starker Ver-.
grösserung die allerfeinsten Farbentinten zu verwischen. In dieser
Beziehung sind Silberspiegel, namentlich wenn die zweite Reflexion _
(im Newtonischen Teleskop) nicht wieder an Silber (wobei deutliche
wenn auch schwache gelbliche Färbung eintritt), sondern durch ein
rechtwinkliches Prisma aus völlig weissem Glase geschieht, den besten
Achromaten enorm überlegen, wie ich mich durch zahlreiche wit ©
beiden unmittelbar neben einander stehenden Instrumenten ange-
stellte Vergleiche überzeugt habe. Vollends wenn man achromatische,
d. h. aus achromatischen Doppellinsen zusammengesetzte Okularean- |-
wendet, und dafür sorgt, die Silberfläche stets vollkommen wasserhel
zu erhalten, so ist die Reinheit und Frische des Bildes in Reflektor
eine so ausserordentliche, dass man mitunter Mühe hat, das im Re-
flektor so eben Gesehene in Refraktor wieder zu erkennen. Nament- —
lich bei den stärksten Vergrösserungen steht die Reinheit des Bildes É
auch in Achromaten ersten Ranges gegen jene eines guten Reflektor.
60 stark zurück, dass man über die Wahl nicht im Zweifel sein
371
„kann.*) 3) Das richtige Verhältniss zwischen Lichtstärke und Ver-
© grösserung. Gruithuisen hat schon vor Jahren darauf aufmerksam
. gemacht, dass die braunrothe Farbe der Jupitersstreifen durch kleine
Fernröhre leichter erkannt wird als durch grössere und in letzteren
-nur grau erscheint, wohl aber sofort. auftritt, wenn man die Ver-
grösserung proportional verstärkt (Astronomisches Jahrbuch für Him-
melsforscher 1839 p. 77). Ich habe ganz dieselbe Bemerkung zu wieder-
holtenmalen gemacht, Herr Browning auch (Astronomical Register
Januar 1868 p. 8). In Bezug auf Doppelsternfarben hat vor einiger
Zeit eine Kontroverse zwischen englischen Beobachtern stattgefunden,
wobei Hr. Grover und Hr. Browning konstatirten, dass die Farben
mit kleinen Instrumenten gesättigter erscheinen als mit grossen, Herr
Browning sogar den Satz aufstellte, „dass die Intensität der Farbe
der Öffaung des Fernrohres verkehrt proportional sei“ (Astronomical
Register 1868 p. 44). Jedermann weiss, wie völlig verschieden die
Farben des Spektrums, besonders am violetten Ende, bei geänderter
‚Intensität des Sonnenlichtes erscheinen; ebenso bekannt ist der schöne
(Versuch von Brewster, bei welchem durch anhaltendes Anblicken
© eines sehr hellen Sonnenspektrums die Farben nach und nach ab-
bleichen und zuletzt nur ein blendend heller, weisser Streifen übrig
bleibt.
An dem Monde beobachten wir dasselbe. Bei schwachen Ver-
grösserungen lichtstarker Fernröhre erscheint alles hell gelblichweiss;
*) Ein kompetenter Kenner der praktischen Optik hat dies vor kurzem bei
Gelegenheit einer Debatte über die Vorzüge von Refraktoren und Reflek-
toren in folgenden prägnanten Worten ausgedrückt: „Ein Achromat von
8 Zoll Öffnung gibt in Folge der Anwesenheit des unvermeidlichen sekun-
dären Spektrums zehnmal stärkere Färbung als ein Reflektor von 8'/, Zoll.
- Beobachter, welche sich an das reine scharfe farblose Bild des Mondes in
Reflektoren gewöhnt haben, können nicht auch nur mit einiger Be-
-© friedigung Monddetails in Achromaten von grosser Öffnung betrachten.
(J. Browning, in English Mechanic Nr. 446 p. 90).
Leider sind diese grossen Vorzüge der Reflektoren nur für photo-.
metrische und kolorimetrische Beobachtung, sowie für Untersuchung des
topographischen Details zu verwerthen; für die so wichtigen polariskopischen
und polarimetrischen Untersuchungen wird. man bei der Anwendung von
Refraktoren verbleiben müssen, da die immerhin schwachen Polarisations-
erscheinungen einzelner Theile der Mondoberfläche durch die elliptische
- und cirkulare Polarisation, welche bei der Reflexion an Silberspiegeln und -
Glasprismen eintritt, so komplicirt werden müssten, dass dadurch das
Studium der betreffenden Phänomene äusserst erschwert, wenn nicht un-
möglich gemacht würde,
372
das geblendete Auge kann kaum die Intensitätsdifferenzen, viel weniger ©
Farbendifferenzen erkennen; bei stärkeren Vergrösserungen nehmen
die Helligkeitsdifferenzen verschiedener Stellen stufenweise zu, Be
ein Maximum zu erreichen, dann wieder abzunehmen, und zulezt in
allgemeiner Düsterheit des Bildes zu verschwimmen. Dasselbe gilt.
© von den leisen Farbentinten, und da man nicht immer die Vergrösse-
rung genug weit treiben kann, um mit einem Instrumente von be-
© tráchtlicher Öffnung das Licht gehörig abzudämpfen, so muss man ©
Diaphragmen anwenden, oder ein zweites kleineres Instrument zu Hand
haben.
Folgendes ist die Scala der von mir erkannten Farbennuancen: ©
Rosenroth: die äusseren Theile der Aureola des Aristarch. FE
Schön rothbraun: das trianguläre Plateau östlich von He-
rodot und Aristarch.
Braun (nach Brücke ist Braun nur der tiefste gesá'tig-
teste Grad des’ Gelb): Palus Somnii.
die meisten Gebirgsmassen bei sehr schiefer
ran Beleuchtung. Gesehen an Bailly, Endymion,
Orangegelb: ( Ostrand des Mare Crisium, Aristarch 94,
Goldgelb: -| Ata u v. a.
Lichtweissgelb: allgemeine Fárbung der gebirgigen Theile
bei hoher Beleuchtung.
Schmutziggraugelb: Mare Frigoris.
Braungrůn: Oceanus Procellarum zwischen Louville und
Lichtenberg. /
Schön gelbgrün: Mare Serenitatis.
Schwach graugrün: Mare Crisium.
Bläulichgrün: Mare Humorum.
Schön blassblau: Aureola um Plinius A, und Westrand ©
des Mare Serenitatis.
Zart violett: Oceanus Procellarum von der Terra pruinae ©
bis Lichtenberg und Krafft.
Lavendelgrau : Grosser dreilappiger Fleck im Mare Imbrium. 92
In meinem ausführlichen Memoire gebe ich genauer die Lokali- p
täten dieser Farben und die Umstände an, welche zu ihrer Erkennung
-erforderlich sind, theile meine Erfahrungen über Farben bei Mondes- ©
319
stinsternissen mit, bespreche die Wichtigkeit der Photographie für
elenologische Studien, und gebe dann die Aufzählung der Gegen-
stände, welche ich in verschiedenen Theilen der Mondesoberfläche
neu oder doch anders, als bisherige Beobachter, gesehen habe,
und zwar in derselben topographischen Folge, wie in der Seleno-
graphie von Beer und Mädler. Den Schluss bilden Bemerkungen über
die zweite Ausgabe der Mappa Selenographica und ihr Verháltniss
zur ersten.
Da bis zum Drucke meines Memoire’s noch einige Zeit ver-
gehen dürfte, indem ich noch eine oder zwei Lunationen zur Revision
zweifelhafter Punkte zu verwenden wünsche, so gebe ich hier noch ein
‘blosses Verzeichniss der von mir neu oder abweichend von früheren
Beobachtern gesehenen Gegenstände:
Ein flacher Ringwall mit centraler Beule, im Mare Crisium, in
einer Biegung der Schröter’schen Bergader g.
Eine breite Bank am inneren westlichen Ringwalle des Condorcet.
Ein langer grauer Fjord von Hahn ausgehend und zwischen
Oriani und Eimmart in das Mare Crisium fallend.
Ein prächtiges langes Thal zwischen Geminus a und Macrobius.
Ein Ringgebirge nördlich von Römer @.
Ein Centralberg im Krater Atlas 4, B + 45°.
Das Schröter’sche (von Beer-Mädler vermisste) Thal J. J. Ca-
ssini ganz übereinstimmend mit den „Selenotopographischen
Fragmenten“ wiedergesehen, und nachgewiesen in der Mappa
j Selenographica, sowie in den Photogrammen von Brothers
und Rutherfurd.
Ein kleiner Krater halbwegs zwischen Plinius und Plinius &n.
Die blaue Farbe der Aureola um Plinius A und des westlichen
dunkleren Kůstensaumes des Mare Serenitatis.
Ein Centralberg im kleinen Krater am Nordende des Webb’schen
Mons Argaeus (isolirter rs zwischen Littrow PB und
Plinius A).
Ein Centralberg im Krater Cassini A.
Querthäler in den Apenninen senkrecht auf den Hauptrücken
streichend ; das deutlichste fällt einerseits steil in das Mare Im-
brium und andererseits langsam an Cónon und Conon A vorbei
in das Mare Vaporum, spurenweise bis gegen Manilius D zu
verfolgen; ein anderes geht von Marco Polo bis nahe gegen
Pallas.
-
„874
Lavendelgrauer, scharfbegrenzter, grosser Fleck im Mare Im-
brium, in Gestalt eines hohen Kegels mit dreifacher Spitze. —
Die schwach undulirte Basis läuft von B+- 3394 — 12° bis nahe —
an Laplace A; von den drei zungenförmigen Gipfeln liegt
der nordlichste nahe bei Mairan A, der südlichste zwischen ©
Delisle B und Diophantus.
Zart und rein violblauer Streifen Landes im Oceanus Procel-
larum zwischen Mairan Lichtenberg und Aristarch v 4 Der
zwischen ihm und dem Mondrand gelegene Streifen des
Oceanus. ist lebhaft braungrün.
Eine helle Aureola um den südlichen Fuss des Aristarchus,
nahezu von der Breite des Ringgebirges; der äussere mattere
Theil deutlich rosenroth.
Ein triangulärer, schön bunt rothbrauner Fleck östlich von
Herodot, zwischen An C.
Das prächtige System von Bergkränzen zwischen Anaximander
und Oenopides, bereits von den Herren Birt und Gaudibert
hervorgehoben. Ich fasse dasselbe etwas anders auf und -
zähle mehr Glieder darin. ie
Schröters Ringgebirge Robert Smith und ein zweites benach-
bartes, östlich von Tycho und beide fehlend auf der Mappa
Selenographica, wiedergesehen.
Ein tiefes, geradliniges Thal, westlich von W. Herschel, völlig
analog der grossen Alpenkluft und der Schlucht bei Rheita.
Geradlinige parallele Hügelreihen in der Richtung - SW-NO ER
zwischen Bailly und Wargentin. č
Schröters Hausen, hinter Bailly und bereits in der jenseitigen
Mondhalbkugel, wiedergesehen. Ist völlig verschieden vom
Hausen der Mappa Selenographica.
Gebirgstrivium zwischen Bettinus Scheiner und Rost, und schöner
grauer Fjord zwischen Rost und Zucchi.
Rillenartige Furche im Ostkamme des Moretus. S
Doppelte flache Bank oder Bodenstufe (Strandlinie?) am Fusse
des inneren Westwalles des Grimaldi. :
Schróter's Malvasia wiederbeobachtet. Es
Eine scharfe, tiefe, senkrechte Einkerbung des Mopdtande: RN
gegenüber Eichstädt unter B— 21°. 2
Eine schmale, helle, geradlinige Bergader zwischen Piazzi © ©
und Schickard 9, von B — 3895 A — 70° bis B — 4395 <
A— 659; die nördliche Hälfte mauerartig steil und schmal, ©
BE, k
P VERE ana A
375
die südliche breiter und gewölbt, gegen das Ende sich ver-
flachend. :
- Ein (alter verfallener) Ringwall um: Torricelli.
Ein flacher Landrůcken guer vor der Bucht des Mare Nectaris
zwischen Theophilus und Beaumont. (Alte Důne?)
Ein Paar fast gleich grosse Krater im Mare Foecunditatis
B— 5° A — 53°, Die Mappa Selenegraphica bildet sie mit dem
Grössenverhältnisse 4: 9 ab.
Messier. Beobachtungen über Grösse, Form und Lage beider
Krater und des Schweifes, Diskussion der Beobachtungen von
Gruithuisen und Webb.
Bemerkungen über Form und Grösse von Goclenius, Santbech,
Colombo; abweichend von der Mappa Selenographica befunden.
Eine steile Wand oder ein Felsdamm (dyke) zwischen Neander
D9 und Metius A, streicht paralle! zur grossen Rheita-Kluft
und endet beiderseits in einem rundlichen Becken oder Mulde.
Ein östlich von einer steilen gewundenen Felswand begrenztes
Thal läuft von Neander auf Rheita 8, windet sich um den
. Ostwall des Rheita und übergeht in die grosse Kluft.
Die grosse Thalschlucht bei Rheita fällt an dem S. W. Ende
ihres, in der Mappa Selenographica verzeichneten Laufes
bei ® in einen lánglichen Kessel und setzt sich von da an,
viel enger und geradliniger, als vorher, bis Vega H fort.
Von dieser Fortsetzung fehlt in der Mappa Selenographica
jede Andeutung.
Verzeichniss der vom 1. Januar bis Ende Dezember 1873 zum Tausche und
als Geschenk eingelangten Druckschriften.
Agram, Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti: Rad XX bis
XXIV. Stari pisci hrvatski kn. 4,5; Sarine knj. IV; Rački, Acta
conjurationem bani Petri a Zrinio et comitis Fr. Fraugepani il-
lustrantia.
Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Jaarboek
1871; Verslagen (Letterkunde) II. reeks 2. deel; Verslagen (Na-
turkunde) 6. deel; Processenverbaal 1871—72; Verhandelingen ©
(Letterkunde) 7. deel; Esseiva, Ad juvenem. Satira. 4
Basel, Naturforschende Gesellschaft: Verhandlungen 5. Theil 4. Heft.
Batavia, Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen: —
Notulen IX, X: 1—3., Tijdschrift voor indische Taal-Land en
Volkenkunde deel 18, Al. 2—6, deel 20, AA. 1, dann Seite 91
bis 194; Verhandelingen deel 34, 35, 36; Eerste Verfolg-Catalogus
der Bibliotheek.
Berlin, Kónigl. preuss. Akademie der Wissenschaften: Monatsberichte
Jahrgang 1872 von August bis Dezember, Jahrgang 1873 von
Januar bis Oktober; Abhandlungen 1872.
Berlin, Physikalische Gesellschaft: Fortschritte der Physik, Jahrgang p
24, und Register von Bd. I—XX.
Berlin, Deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift. Bd. 24 Heft ©
3—4, Bd. 25 Heft 1—2.
Bordeaux, Société des sciences physiques et naturelles: Mémoires t.
IX; Extrait des proces-verbaux t. IX. (p. 9—51). “RR
Boston, Boston society of natural history: Mémoirs vol. II part i:
Nr. 2—3, part 2 Nr. 1; Proceedings vol. XIII (Bogen a 8
XIV (Bogen 1—14).
377
Boston, American Academy of arts and science: Proceedings vol.
© VII, (Bogen 38—51); The complet works of count Rumford;
Eilis, Memoir of sir Benjamin Thompson count Rumford.
Braila, Blgarsko kniževno družestvo: Periodičesko spisanije, god. I.
- knižka 7—8.
Bremen, Naturwissenschaftlicher Verein: Abhandlungen Band III Heft
3; Beilagen zu den Abhandlungen Nr. 2.
| Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens: Zeitschrift
Bd. 11 Heft 2; Regesten zur schles. Geschichte vom J. 1251
bis 1258; Scriptores rerum Silesicarum 8. Bd,; Acta publica,
Jahrgang 1620.
Brünn, K. k. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde: Schriften der histor.-
statistischen Sektion, Bd. 21; Mittheilungen, Jahrgang 1872.
"Brünn, Naturforschender Verein: Verhandlungen Band 10—11.
Bruxelles, L’ academie royale de Belgique: Bulletin tomes 31-34;
Mémoires couronnés et autres mémoires (8°) t. XXII; Mémoires
(49) t. 39; Annuaire 1872, 1873, Bormans, Ouddietsche Frag-
- menten van den Partbenopeus von Bloys; Bormans, Speghel der
wijsheit of leeringhe der zalichede van Jan Praet; Quetelet,
Tables de mortalit& et leur développement; Quetelet, De l’homme ;
Centieme anniversaire de fondation de l academie royale de
Beigique, t. L.—II.
Bruxelles, Société entomologigue Belge: Annales t. 15; Compte-rendu
p nro. 87.
Cambridge (Massachusett), Museum of comparativ zoölogy; Bulletin
vol, III. Nr. 5—6; Annual report 1871; Agassiz, Application of
photography to illustration of natural history.
Cherbourg, Société nationale des sciences naturelles: Mémoires t. 15,
- 16, 17; Catalogue de la bibliotheque de la société, 1—2 partie.
- Darmstadt, Historischer Verein: Archiv für: hessische Geschichte,
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Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Sitzungsberichte
AS — 12.
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1873: Nr. 1—12.
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378
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richte, Bd. 6 Heft 1.
St. Gallen, Naturwissenschaftlicher Verein: Bericht 1871-72, |
Geněve, Société de physigue et d' histoire naturelle: Mémoires 3 en
XK XXI: 1, | ee
“Giessen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: B-
richt 14. si S
Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues :
lausitz. Magazin, Band 49 Heft 2, Bd. 50 Heft 1.
Göttingen, Königl. Gesellschaft der Wissenschaften : Nachrichten 1872.
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Greifswald, Naturwissenschaftlicher Verein von Neu-Vorpommern und .
Rügen: Mittheilungen 4. Jahrgang.
Halle, Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen: ba
Zeitschrift für gesammte Naturwissenschaften. 39., 40. und 50.
Band. 5
Halle, Naturforschende Gesellschaft: Bericht über die Sitzungen 1871
Abhandlungen 12. Band 3—4 Heft. |
Hannover, Naturhistorische Gesellschaft: Jahresbericht 22.
Hannover, Historischer Verein für Niedersachsen: Zeitschrift Jahr-
gang 1871.
Hermannstadt, Verein für Siebenbürg. Landeskunde: Archiv 10. Bd
2—3 Heft; Jahresberichte 1871—1872; Programm des Gymna-
siums zu Hermannstadt 1871—72; Programm des es She
Gymnasiums zu Schässburg.
Hohenleuben, Voigtländischer Alterthumsverein: Jahresbericht 41—43.
Insbruck, Ferdinandeum: Zeitschrift, 17. Heft.
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Kassel, Verein für Naturkunde: Bericht 16—18. EIER
Kiel, Königl. Universität: Schriften 19. Band. P es
Königsberg, Königliche physikalisch-ökonom. Gesellschaft: ‚Schriften ER
18. Jahrgang 1—2. Abtheilung. a
EN Königl. Akademie der Wissenschaften: Skrifter (hist ee
og phil. Afd.) Bd. 4 Hefte 7—9; Skrifter (naturwidensk. og
mathem. Afd.) Bd. 9, Heft 6—9, Bd. 10, Heft 1—2; Oversigt.
1872: Nr. 1—2; Storm, Suorre Sturlassöns historieskiming. 2
379
. Kopenhagen, Königl. dänische Gesell. für nordische Alterthumskunde;
Aarboger 1872: 2—4, 1873: 1; Tillaeg til Aarboger 1871, 1872
m © Mémoires 1872.
Krakau, Akademie umietnosci: Rocznik XX, XXI; Scriptores rerum
: Polonicarum tomus1; Statut akademii umietnoséi v Krakowie 1872;
Pomniki Krakowa (sztuka i starožitnosé) zeszyt 1.
Leipzig, Königl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften: Berichte
(math.-phys. Cl.) 1871: 4—7, 1872: 1—2; Berichte (phil.-hist.
„ CL) 1870: 1—3, 1871; Abhandlungen (phil.-hist. Cl.) Bd. VI,
Heft 1—4; Abhandlungen (math.-phys. Cl.) Bd. X., Heft 3—5.
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Preisschriften XVII. (Zeissberg, Die polnische Geschichtsschrei-
bung des Mittelalters.)
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der Ens, Bd. 2, 3, 6; Berichte 31. Das oberösterr. Museum
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Philosophical Transactions, vol. 161: 2, 162: 1—2; Catalogue
of scientific papers, vol. VI; The royal society (Personalstand)
1871, 1872.
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© Montpellier, Academie des sciences et lettres: Mémoires (section de
médecin). Tome IV, fasc. 3—5; Mémoires (section des lettres)
Tome IV, fasc. 2—4, t. V, fasc. 1—3; „Mémoires (section des
sciences) T. VI, fasc. 2—3, T. VII, fasc. 1--4, T. VIII, fasc. 1.
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1873: Nr. 1.
26
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Můmchen, Kóniel. bayer. Akademie der Wissenschaften : Situngaben x
richte (phil.-hist. C1.) 1872: 2—5, 1873: 1—3, Inhaltsverzeichniss ©
von 1860—1870;; Sitzungsberichte (mathem.-phil. CI.) 1872: Dam n
1873: 1; Beetz, Der Antheil der k. bayer. Akad. der Wissen- | 3
schaften an der Entwickelung der Elektrizitátslehre; Döllinger, -
Rede zur Vorfeier des Geburtsfestes des König Ludwig IL;
Prantl, Gedächtnissrede auf Friedr. Adolf Trendelenburg ; Ver. oů
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München, Königl. Sternwarte: Annalen XIX. Bd. P
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Paris, Société mathematigue de France: Bulletin, tome I nro. 1. --
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nemzetgazdasägi közlemenyek, VIII: 1—2; Archeologiai közle- ©
mények VIII: 1—3; Monumenta Hungariae historica (Diploma-
toria) 17; Magyar tört@nelmi tár, 16—18. kótet; Török-Magyar-
kori torténelmi emlékek (Okmány tár) VII; Archivum Rákóczianum —
(Diplomatia) 1 kötet; A magyar tudom. akad. ertesitóje 5 évfolyá ©
10—17 szám, 6 évfolya 1—8 szám; Almanach 1872; Értekezések
a törtönettudomänyi osztály kórébol 1872: 1—2; Évkónyvek
13 kötet, 3, 6, 7, 8, 9 darab. es:
Pest, Königl. ungarische geologische Anstalt: Mittheilungen I. Balz SA
2. Heft. A
St. Petersburg, Jardin imperial de botanique: Tpyrm I: 2, IM: 12.
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XVI: 2—6, XVII: 4—5, XVII: 1—2; Mémoires XVI: 9—13,
XVII: 2—10, XVII: 8—10, XIX: 1—7. Re
Philadelphia, Academy of natural science: Proceedings 1871: 1—3:, k
Journal of Conchology vol. VI part 4, vol. VII part 1—4. jE
Prag, Jednota českých mathematiků: Časopis pro pom mate- jn
matiky a fysiky, ročník II., č. 1—6. A INÉ
Prag, Spolek chemikův řeských“ Zprávy spolku, seš. 2—4.
Schwerin, Verein für meklenburg. Geschichte und Alterthumskunde:
Jahrbücher, 37. Jahrgang; Urkundenbuch 8. Band. Ye
Stockholm, Bureau de la recherche geologigue de la Svede: Sveriges
geologiska undersökning Nr. 42—45 (dazu 4 Karten).
Ulm, Verein für Kunst und Alterthum : ee, Ů Heft.
schrift, VI. Jahrgang, 1—2. Heft.
381
4
Wien, Kais. Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte (phil.-
hist. CL) Bd. 69: 1—3, 70: 1—4, Register der Bände 61—70.
Sitzungsberichte (mathem.-naturw. Cl. I. Abth.) Bd. 65: 1—5,
Register der Bände 61—64; (II. Abth.) Bd. 65: 1—5; (MI. Abth.)
Bo. 65: 1—5; Denkschriften (phil.-hist. CI.) Band 21; Denk-
schriften (mathem.-naturw. Cl.) Bd. 32; Archiv für österr. Ge-
schichte, 48. Band 1. Heft ; Fontes rerum austriacarum 36. Fans
Almanach 1872.
Wien, K. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen 15. Band.
Wien, K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft: Verhandlungen 22. Bd.
Wien, K. k. geologische Reichsanstalt: Jahrbuch XXII. Bd. 4. Heft,
XXIII Band 1—3. Heft; Generalregister der Bände XL—XX.;
Verhandlungen 1872: Nro 15—18, 1873: Nr. 1—15; Abhand-
lungen V. Bd. 4—5. Heft, VI. Band.
Wien, Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus: Jahr-
bücher VII., VIII. Band.
Wien, Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blätter VI. Jahr-
gang; Topographie von Niederösterreich. 4. Heft.
Wien, Anthropologische Gesellschaft: Mittheilungen I., II., III. Band,
Nr. 1—10.
= Wiesbaden, Verein für Naturkunde Nassau’s: Jahrbücher XXV. und
XXVI Jahrgang.
Zürich, Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift 16. Jahrgg.
Caligny, Experiences faites a Vécluse de! Aubois, pour determiner
V effet utile de 1’ appareil & V aide duquel M. de Caligny di-
minue dans une proportion considerable la consommation d'eau
dans les cannaux de navigation.
"Cialdı, (Rapport verbal sur un ouvrage imprimé de M. Cialdi inti-
tulé: „Sul moto ondoso del mare e su le correnti di esso, spe- ©
cialmante su quelle littorali.“)
Bertin, Etude sur la possession des immeubles. 1871:
— Complement & U étude sur la houle et les roulis.
Woldřich, Eine Opferstátte der Urzeit bei Pulkau in Niederösterreich.
7 — Über den Brüxer Schädel.
Mittheilungen des Bureau für die land- und forstwirthschaftliche Sta-
tistik des Königreiches Böhmen im Jahre 1872, 1. und 2. Heft.
26*
-388
= 4
Zprávy kanceláře pro statistiku polního a lesního hospodářstní v P Ale
lovstvi Českém za rok 1872, seš. 1. a 2.
Studměka, O povětrnosti (Matice lidu, VI. ročník, 6. svazek. (Gesch :
d. H. Verf.)
— Mikuláš Koprník. (Gesch. d. H. Verf.).
— Úvod do analytické geometrie, část II. (Analytická. geometrie S i;
v prostoru.) (Gesch. d. H. Verf.).
Barrande, Systeme silurien du centre de la Bohéme, 1 partie. (Sup-
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H. Verf.).
Archiv Český, 28., 29. und 30. Heft. (Gesch. des hochl. Landesaus- © =
schusses des Kón'gr. Böhmen).
Cremona, Le figure reciproche nelia statica grafica. Milano 1872.
Schmidt von Bergenhold, Übersichtliche Geschichte des Bergbau- und
Hüttenwesens im Königreiche Böhmen. Prag 1873.
In memoriam. (Mathew Fontaine Maury, LL. D.)
Vinohorský, Stanovisko Tomáše ze Štítného, mudrce.
Codex diplomaticus Saxoniae regiae, 2. Hauptheil 4. Bd. (Urkunden,
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Maschek Luigi, Manuale del regno di Dalmazia per l’ anno 1872,
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Liais Eman., Climato, geologie, faune et geographie botanigue du
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Palacký Fr., Urkundliche Beitráge zur Geschichte des Hnssitenkriege:
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Bielowski, Monumenta Poloniae historica.
Frind, Die Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag. u
Erben Jos., Statistisches Handbüchlein der königl. Hauptstadt Prag
für = Jahr 1871 (1872). >
— Statistická en knížka král. hlavního města Prahy na rok ň
1871 (1872
Stillfried, pí hnnäkshen Beweise über die Abstammung den N
preuss. Königshauses von den Grafen von Hohenzollern.
Preudhomme de Borre, Ya-t-il des faunes namol distinctes a E
la surface du globe. ša,
Jahresbericht des akademischen Lesevereins in Zůrich 1870, 1871,
1872. ME:
383
Jahresbericht des akademischen Lesevereins in Graz 1873.
Swiecicki, Mowa ludska.
Lukašewič, Objasněnije assirijských iměn. Kyjev 1868.
Kotlarewský, O pogrebalných obyčajach jazyčeskych Plonau Moskva
1868. (Gesch. d. H. Verf.)
Mach, Beitráge zur Doppler'schen Theorie der Ton- und Farbenán-
derung durch Bewegung.
- Die Sammlungen der Familien- und Privatbibliothek Sr. Majestát des
Kaisers, I. Band.
Hospodářské noviny seš. 1—24.
5 vě | Auen po P
Vet Bed zb;
v REES ae) ob
EARER
Inhalt.
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind ausführlich mitgetheilt.)
Seite
Nr. 1.
Ordentliche Sitzung am 8. Januar 1873 . . .. . AR |
‚Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Olaás 4 am 10. Tan 1873,
* Prof. Dr. Bořický, Ueber die Anthracide des oberen Silurgebietes
in Böhmen und über den Tachylyt von Kl. Priesen. . . 2
* Prof. Dr. Šafařík, Ueber die ersten Ergebnisse der ehaniýchén
Untersuchung der Prager Trinkwásser . . 9
* Prof. Krejčí četl přípis p. Mdra. Em. Holuba Z Dutolspoint a ent
Altea)". =‘... SŽ) OLO
Sezení třídy pro filosofii, dějepis: a filologii ně 13. das 1873.
Prof. Tomek, O osazování úřadů duchovních . .-. . 21
Sitzung der kekanschnalaruasensthafihahén Classe am 24. Re 1873.
* Prof. Dr. Čelakovský, Ueber solche neue Pflanzenarten Böhmens,
die in den letzten fünf Jahren daselbst entdeckt worden sind und als
besonders hervorragende Resultate der botanischen De lans
des Landes namhaft gemacht zu werden verdienen .
Assistent K. Preiss, Ueber den sogenannten Smeelit aus Bölkmen,
ferner : Ueber ein amorphes Mineral aus dem Marienberge bei Aussig 29
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 27. ledna 1873.
Prof. Tieftrunk, o povahopisích v Igoru a v Zadonštině, BT
DS
bÍ
spolu k staročeskému básnictví ak Nibelungam is 4 + 30
Nr. 2.
Ordentliche Sitzung am 5. Februar 1873. . ... A at Be
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen ea: am 7. Kehren 1873.
* Prof. Dr. Ant. Frič, Ueber die Crustaceenfauna der Wittingauer
‚ Teiche und über eine für Böhmen neue Fischart: Leucaspius deline-
atus (Siebold| . . . . 33
* MDr. Otakar Feistman i ár "Teber de Steinkonlensblageru Fi
Brandau im Erzgebirge . . . É ET UNS
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dis 10. února 1873.
* Dr. Emler, O nejstarších knihách městských v Čechách, zejmena
o knize Pražské staroměstské od roku 1310 a Bydžovské od roku 1311 54
6
\ Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 21. Februar 1873. Er PH
* Prof. Dr. Bořický,-Ueber neue Mineralvorkommen in der Umgegend Be:
von Waltsch:. ... .'. . 60.05
* Prof. Dr. Emil Weyr, Weber Punktájstene “anf ohne A 30
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 24. Febr. 1873. °
Dr. Joseph Kalousek, Ueber Prof. Ottokar Lorenz, Deutsche Ger
Schichte . 2. 0... 000 467 ase ae CEC N O
Nr. 3. 2 %
Ordentliche Sitzung am 5. März 1873 ... un N er Re
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe 4 am . März 1873. S
Prof. Dr. Šafařík, Ueber einen neuen Fundort silurischer Kohle im 85
Diabase von Radotin. . . . P
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a úloládn: IR 10. března 1873. 5
* Prof. Dr. Boh. Jedlička, Příspěvky ku kritice a © Štok-
holmské legendy o sv. Kateřině. . . n Bin
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen ne am 21. März 1873. : BE
* Prof Krejčí, Ueber die geometrische Realität des diklinischen Kıy- ě
stallsystems . . . šíp: RPRS naj
* Prof. Dr. Frič, eher ee Unkrenchuasen der "Böhmerwaldseen 103
* Prof. Dr. Frič, Ueber fossile Baumstämme in der DE von
Wittingau und Frauenberg. . . . . . 109
* Prof, Dr. Koristka, Ueber die Terrainverhältnisge von Schweden ZŠ Sa
und Finnland . . v
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Phase am 31. "März 1873.
* Prof. Dr. Löwe, Die Idee des Rechtes und ihr Verhältniss zur Idee
des Bittlieben ..-. ie :5by l mi herr a anne eigene (dí SS VEN
Nr. 4. : :
Ordentliche Sitzung am 2. April 1873. . . . sg 01: AO
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen lasse am = n 1873. 3
* Prof. Dr. Ladislav Čelakovský, Ueber böhmische Epilobien
bastarde und dreierlei Früchte der Trapa natans L, . . . - „140
* Prof. Dr. Anton Frič, Ueber seine Studien im Bereiche der Weis-
senberger und Malnicer Schichten . . . . 152
* Prof. J. Krejčí, Ueber neu aufgefundene Kan nád Kičsebruhelnom
Sitzung der máthem.-naturwissenschaftlichen Classe am 2. Mai 1873.
Prof. J. Krejčí, Ueber ein neuentdecktes Kieselguhrlager bei Chotovin
unweit Tabor . . . . 157
Prof. Dr. Boricky, Ueher den we Maneibere = Se
in Mexico aus einem Schreiben des H. J. B. Storch aus Prag, Berg- N šk
ingenieurs in Mexico. . . a OB V
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a úlolasii = 4. eo. 1873. Re
Ředitel Zoubek, o řádu, ee školám ot akademii Re
roku 1586. . . . v ky ER by Be rn
Ordentliche Sitzung am 7. Mai 1873 Rue line el» ADB SE
Sezení třídy pro dějepis, flosofii a filologii jine 19. kýčína 1873. o ©
Prof. Tomek, o některých stránkách církevního života v Praze v 14. © Eh
Btoběti el 6 ads hej Jun da 3 ee Bee ie jí NES #B
Selte
Sitzung der mathem. -naturwissenschaftlichen Classe am 23. Mai 1873.
* Prof. Dr. Em. Bořický, Ueber Einschlüsse fremder Felsarten und
Minerale in Böhmens Basaltgesteinen an über die Resultate ihrer
Contaktwirkungen . . . . 158
* Prof. Dr. Emil Weyr, Ueber Darehschsliispunkte von Focalen a
Kreisen und:-mit- Lemniscaten ; +. =... 3168
Nr. 5.
- Ordenltiche Sitzung am 4. Juni 1873 . . . . ER NE
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Olásse a am 6. s 1873.
Prof. Stolba, Ueber einen dolomitischen Kalksteinfelsen im Beraun-
thale bei Karlstein, und einige kleinere chemische Mittheilungen. . 173
Prof. Krejčí theilte ein Schreiben des MDr. Holub aus dem südlichen
Afrika über die daselbst befindlichen Diamantenfelder mit, welchem
Schreiben mehrere interessante geologische Skizzen beigegeben waren 173
EN * Appellationsrath Schmidt von Bergenhold sprach über sein
Werk „Uebersichtliche Geschichte des Bergbau und- Hüttenwesens“ 173
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 9. června 1873.
čá Prof. Tomek, O některých stránkách církevního života v Praze v 14.
století. (Pokračování). . . NY Po O
Sitzung der mathem. chen ae am 20. jm 1873.
Prof. Štolba, Ueber den Aluminit von Kuchelbad . . . . . 176
* Prof. Dr. Bořický, Zur Paragenesis der sekundáren Minerale běh-
mischer Basaltgesteine . . . . 176
* Prof. Dr. Emil Weyr, Ueber die neale o on der er
n-ter Ordnung mit einem (n—1)fachen Punkte und der Curven n-ter
Classe mit einer (n—1)fachen Tangente . . . . 198
* MDr. Ottokar Feistmantel, Ueber die Tabr ine ind BEolo:
gische Stellung der verkieselten Araucariten-Stämme in Böhmen . . 204
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 23. června 1873.
Prof. Hattala, Důkaz, že písemná čeština nemůže býti jazykem vše-
slovanským a sice hlavně proto, poněvadž se vzdělávání její nedálo
a neděje dle těch zásad, kterými se Jungmann co filolog vůbec a lexiko-
PR BE BOTANBNAl A439 ddd a ne ae 0
Nr. 6.
Ordentliche Sitzung am 2. Juli 1873 ....... pá ORT
Sitzung der L Maran eussenachafiichca a am 4. Juli 1873.
- * Assistent Karl Zahradník, Theorie der Cissoide auf Grundlage
eines rationellen Parameters . . ... 291
* Prof. Dr. Šafařík, Ueber die Konstitution der: dntorlichen uhlors
und fluorhaltigen Silikate . . . PSE BV A VL SEE T
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii da 7. července 1873.
Prof. Hattala, pokračování přednášky pe jí ge a liceni
Jungmanna co filologa vůbec. . . - . RER ©
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Olasse am 18. Jah 1873.
* Prof. Dr. Safarik, Ueber die Sichtbarkeit der dunklen Halbkugel
ER einHeten Venus. re Ta Na bg VEKU
Sel e
Prof. Dr. Frič, Ueber einen neuen Crinoiden, welchen Prof, Krejčí im s
früher für Urkalk gehaltenen grauen Kalkstein von Podol bei Časlat ©
entdeckte . . . . Ds IB
* Dr. Ottokar Feis en ha Peisbé zur če Palnonaulilěje en Spháro- O dis:
siderite im Kohlengebirge Böhmens nebst Bemerkungen über die Sand-
Bteine daselbst... .. 2:2. len ne (ONEN M
Nr. 7. en N.
Ordentliche Sitzung am 8. October 1873 . . . . Oo
Sezeni třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 13. kinu 1878. POP
* Dr. Leopold Geitler, O nářečích Litevčiny . . 91.09
Sitzung der mathematisch- Haturwissenschaftlichen Classe am 24. Oktober 1873. er
* Prof. J. Krejčí, Ueber die im sogenannten Urkalke bei Podol üd--
lich von Chrudim zahlreich vorkommenden Crinoidenreste . . 29297. See
* Assistent Karl Zahradník, Zur Theorie der Curven dritter Ord- NE
nung und dritter Classe. . . ee Re OLIN NNN
Ordentliche Sitzung am 5. November 1873 BEN Nr . 305 © SE
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 7. November 1873. tt
* MDr. Ottokar Feistmantel, Ueber das Kohlenkalkvorkommen W
bei Rothwaltersdorf in Nikadrehlenien und dessen geologische Wich-
a je. .306
* Assistent Karl ZA radni Zur Theorie der en drier Ord- N
nung und vierter Classe . . . 5310. A500
* Prof. Franz Štolba, Ueber ne kiineraloblache Gerede 8251 Á
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 10. listopadu 1873, JS
Prof. Tomek, Spis z pozůstalosti Šafaříkovy. . . "348
Sitzung der mathematisch- naturwissenschaftlichen Classe am 21, bon: 1873. Rp
* Prof. Dr. F. J. Studnička erläuterte einen bisher noch nicht be- TEN
sonders hervorgehobenen Determinantensatz . . . . 342
Prof. Dr. Emil Weyr, Ueber das Problem der Non c Raum- P
Qurven . . . . 344 he
* Prod. 3. Br st. Ueber einen für Böhmen neuen ' mineralogischen ee
Fund, nämlich über den Fichtelit in den Torflagern von Mažic nd
EN unyeit Sobeslau . . . ee DEE
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii ne 24. For 1873. B ?
Dr. Kalousek, O spüsobu spisoväni dějin doby krále Otakara II. |
Ottokarem Lorenzgm v dile: „Deutsche Geschichte des 13.,und 14.
Jahrhunddřts“ý sg wa jine užší Mý one Are ee oásíé s MN
Nr. 8. ER,
Ordentliche Sitzung am 3. Dezember 1873 . . . - ae 347
Bitzung der math.-naturwissenschaftlichen Úlasse am 5. Nabe 1873, en
Prof. Fr. Stolba, Ueber den Glaukonit der VER a in den 72
Umgebungen von Prag . . . ska „BAT
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 15. ne 1873. aan ž
Dr. Kalousek o spůsobu spisování dějin doby krále Otakara. I
Ottokarem Lorenzem v díle: „Deutsche Geschichte im 13. und 14 n
Jahrhundert. . . . k AB ee 4
ne der mathem.-naturw. er am 19. Dezeinhir 1873.
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ze Dr. Basar ik, Ueber Es Erforschung des Mondes : Ze
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hnis der ı vom 1: Januar bis Ende Dezember 1873 zum Toiscnei und als
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” ngsberichte Zprávy 0 zasedání
E% =“ der königl. král.
s hin. Gesalkehalt der Wisanehallen. české společnosti nauk
in Prag, v Praze.
Nr.7. 1873. E
Ordentliche Sitzung am 8. October 1873.
Praesidium: Fr. Palacky.
Nach Vorlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten
Sitzung und des Geschäftsberichtes durch den Herrn Secretár wurden
mehrere werthvolle Büchersendungen, ferner eingelangte Manuscripte
and Abhandlungen zur Beurtheilung vorgelegt, einige administrative
- - Gegenstände erledigt und schliessiich nachdem die dreijährige: Amts-
dauer des Secretárs der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe,
Prof. Johann Krejčí abgelaufen war, die Neuwahl dieses Secretärs
- vorgenommen, wobei der genannte bisherige Funkzionär wieder ge-
wählt wurde. ©
- Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 13. října 1873.
> Předseda: Tomek.
Dr. Leopold Geitler přednášel „o nářečích Litevčiny“.
Nemohu, velectění pánové, v jediné, krátké přednášce podati
popis své pětiměsíční cesty po krajích litevských, pročež si dovolím
- zmíniti se jen o nářečích litevčiny. Jsoutě posud ruskolitevská ná-
| řečí — a devět desetin všech Litvínů bydlí v Kovenské, Vilenské
a Suvalkské gubernii — velmi málo probádána, z části i tak neznáma,
že i malý příspěvek jest vítán. Jazyk litevský se ozývá ve dvou
hlavních nářečích: jižní, hornolitevské, severní či dolnolitevské, oby-
čejně však po litevsku zvané žemaitické, žémas znamená dolní, nízký
My bychom pak nejlépe učinili, kdybychom podle příkladů ruských
a polských spisovatelů užívali pro toto druhé nářečí výrazu žmudské,
-dílu je vědom, zdali přesně a důsledně, nevím, avšak jsem pozoroval,
L NUPLIGATE
N Sa k dno
jelikož se na tak zvané staré Žmudi ozývá. Lid prostý si toho roz- ©
BT NE na
EN
292
že obyčejný Litvín ruský od Vilna neb od Šavel, který sebe ER: ne
Letüvninkas, říkal bratrům svým na Žmudi Žemaíczei. Podle jazyka
bydlí Žmudíni a Litvíni i v Prusku i v Rusku. V Prusku je od sebe. k
dělí řeka Němen. Schleicher vyslovuje v předmluvě k své gramatice
litevské domněnku, že snad Němen také v Rusku jest hranicí obou — E:
nářečí. Avšak pokud já sám věc seznal a hlavně pokud jsem oté
-věci mluvil s učenými Litvíny v Rusku, mohu říci, že Němen v Rusku
naprosto není předpokládanou hranicí. P. Baranowski, profesor litev-
činy při semináři Kovenském, mnoholetým vyptáváním kleriků z růz- ©
ných stran ruské Litvy poznal, že hranicí obou nářečí jest čára,
kterou tvoří města Wiekszne, Popielany, Kurszany, Kurtowiany,
Kiewnary, Citowiany, Lidowiany, Rossiejne.
Němen tedy přestává v Rusku býti hranicí žmudského nášetí :
Jakmile vstoupíme po Němenu u Jurburgu na ruskou půdu, táhne
se dotčená čára severovýchodně. Půda nářečí žmudského se podobá
ellypsi; kterouž lze sestrojiti z bodů: Memel, Jurburg, Rossiejne, ©
Wiekszne. Představíme-li si ethnografické hranice litevčiny vůbet a —
pak dobu, když ještě jazyk litevský se ozýval na kurském zálivu
a na levém břehu Němenu v Prusku, znamenáme, že nářečí žmudské
jest kolem kol obklíčené nářečím hornolitevským, vyjma severní část,
kdež se stýká s Kuronami, 8 jazykem lotyšským.
Hornolitevské opět se dělí v tato podnářečí: pruskolitevské,
eirogalské, či jižní a východní.
Velmi čistým nářečím žmudským se mluví v okresu Telszew-
ském. Hlavně podle tohoto nářečí, jež jsem poznal z části prakticky,
z části z knih a pak také podlé pokynutí p. Baranowského určil
bych rozdíl žmudského a hornolitevského nářečí těmito známkami:
litevské : zmudské :
0 a
a u
ů (2 U) ou; U
ů (z um) un
ě ei; Új; de; y;
€ vei.$
an an; un; on \
1 jou jj
G lu
€ : RL,
Příklady: nom. pl. od žodis (slovo) zní v obyčejné praské ie 9
tevčině zódžei, okolo Memelu žadei, BER, mezi zu kayi Bandiny:
293
opět žodei ; za to poskytují tito jiné příklady : přípona nom. pl. ženských
statných jmen —os zní v Telszewském okresu —as. Sluší podotknouti.
že toto původně dlouhé a jest etymologicky starší pruskolitevského
0, jakož vůbec žmudský hláskový material vyniká větší zachovalostí,
Pruskolitevské kolečkované , jež vzniklo z dlouhého %, zní
'ou; jelikož ú zní uo, jeví se býti pouhou metathesí žmudského ou a
proto © mladším zvukem. Proces jest pravděpodobně tento: % ou.
uo (ü). A jelikož w vzniklo někdy z o (a to opět z a) na př. “sis
starobh. mcuka, obdržíme tuto řadu: sis, osis (jež se též Nessel-
manem uvádí) úsis, ousis, uosis, Ú'sis. ou se vyskytá v Telszewském
okresu, % pokud vím západně od města Rossiejne, u Wydukle, tam
kde Staniewicz své písně sbíral (viz Schleicher, Litauisches Lesebuch
p- 20.), na př. aužulelis (doubek) místo obyčejného aužůlelis.
Jest však ještě jedno ú vzniklé z un; žmudské nářečí poskytuje
„ještě starší etymologií žádané un, přípona nom. pl. masc. určitých
přídavných jmen —ús?us zní —unsius. V některých žmudských kni-
hách jsem četl tvary akmun (kámen), rudun (podzim), szun (pes);
akmun vzniklo z akman (sanskr. acman) a zní v pruské litevčině
akmů. Avšak v severní části Žmudi zní i toto záslovné & jako ow:
akmou, mienou (ménů měsíc).
Zvláštní známkou žmudského nářečí jest měnění a v temné u
před zubným n: mun (mně) pruskolit. měn, dungus (nebe) pruskolit.
dangůs, runka (ruka) pruskolit. ranká. Ostatně již pruskolitevské
nářečí dalo hlásce a před » někdy přejíti v w, změnivši na př. prvotní
příponu acc. pl. mužských a-kmenů —ans v —uns a vysutím n, v
us; avšak ve žmudském nárečí dostihla tato změna svého vrcholu.
Někdy zní toto un jako on. Z toho, co jsme již pověděli, vysvětluje
se zároveň i okolnost, proč Žmudín vyslovuje 04 anebo w na místě
pruskolitevského g, jež jak písmo ukazuje, vzniklo z an, na př. runku
acc. sinc. od runka na místě pruskolitevského ranka, žousis (husa)
místo pruskolit. žasis. Prvotné am se mohlo změniti v un u, aneb
v un, a podle příkladů jako akmou, ousis, v ou.
Z ostatních známek chci se pouze dotknouti té, která poskytuje
ci místo č, jež jak známo, vzniklo z ať. Žmudské nářečí tuto dvoj-
hlásku ovšem seslabenou ještě zachovalo: deivas (bůh) místo prusko-
© litevského děvas, déina (den) dena; Dovkont, rodič Telszewský,
užívá ve svých četných spisech žmudských 5 t. j. j: dijwas, dijna. ©
Pouhé % neb y místo č vyslovuje se v jižní části žmudské půdy, a
totiž v okolí města Wydukle, kde Staniewicz své písně sebral: szinas
(seno) místo szénas.
; 20*
ee Z MU
BR
bič 3
| 294
:Baranowski obrátil mou pozornost k tvrdému el Janů
ských souhlásek v těch případech, kde by dle pravidla pruskolitev- Ra
ského mělo následovati po souhlásce změkčující i: büsiu (budu), pet
(píchám), griáuju (bořím se) zní busu, duru, graunu. pok
Co se souhlásek týče, jest již odjinud známo, že žmudské nářečí
se. liší od ostatních tim, že poskytuje prvotné 7j a dj místo změkčených ©
ce a dž. Již s předu však musím podotknouti, že rozdíl ten není tak ES
ostrý, tak přesný, jak se obyčejně za to má. Mät i žmudština svoje —
ce a dě a naopak má obyčejná litevčina leckteré č a d, na místě. E
-něhož bychom dle pravidla očekávali cz a dž, na př. v 2. 08. sing. -©
praet. bandeí (zkoušel jsi), rédeí (strojil jsi se), od kmenů bandi rédi
(bandýti, rédýti) příponou a: bandi + a% přešlo v bandjai, přehláskou
v bandjei a mělo se podle nom. pl. žódžei (slovo, od kmene žódi —
z žodiai) změniti v bandžei. To však se nestalo; vysulo se jedno-
duše j, čímž vzniklo bandei. Schleicher nazývá tuto protivu tvarů
bandeí a žódžei nedůsledností jazyka, aniž by udal příčiny; možná, ©-
že se nechtěl ve své gramatice, mající pouze praktický účel, o té
věci rozepisovati, aneb ji skutečně měl za nedůslednost. Běží tu =
o pouhý produkt mluvidel lidských, o proces fonetický, mechánický,
k němuž se výraz nedůslednosti nehodí. Rozumí se samo sebou, že —
v té zdánlivé nedůslednosti může vězeti opět jen jakási mechänickä
br cb
příčina, která z týchže skupenin a spřežek hláskových dala vznik- ©-
nouti zcela rozličným útvarům. Dotýčné tvary, nyní takřka bez pří-
činy rozdílné, žódžei a rédei vznikly přece jen v rozličných poměrech. — v
Žmadské nářečí si počíná důsledně, máť i redei i Zodei, a v nej- F
starším katechismu litevském z r. 1547, psaném v tomto nářečí,
stojí žadej ([chadei). Zkrátka řečeno, jako jest žmudské nářečí vůbec 3
co do zvukoslovných stránek starším, tak jest i m. žodei starší mež ©
'pruskolitevské spisovnf žodžei a uvnitř tohoto nářečí opět redi ©
- starším tvarem než žodžei. Když se prajazyk litevský roztříštil, ne A
bylo v'něm možná ani cz ani dž, aneb na nejvýše při jistých slovích,
o nichž se hned zmíním, slabé k tomu počátky. Když se pravím horní
a dolní nářečí rozešla, byly v obou větvích tvary žodjei a redjei,
avšak zároveň již tehdá panoval ve svých počátcích — pouhých sla-
bých počátcích — zákon, jimž se j po č a d vysouvalo. Co učinilo ©
nářečí žmudské v čase svého samostatného živoření, vyvinování? Ono <
dotčenému zákonu dalo skutečně proniknouti, tím vzniklo i rédei a ©
žodei. A prusko-litevské nářečí? V tomto sice v některých tvarech
se také j vysulo, avšak poněvadž každý zvukoslovný zákon právě
295
- často po mnohá století, pozvolna tvary si podmaňuje, proto se mohlo
státi, že v pruskolitevském nářečí vzniklo vysutim j z redjei redef,
‚ trval. v tom čím dále tím více se vzmáhající zákon měnění dj v dž
- změnil Zodjei v žodžei. Avšak redei nemohlo přejíti v rědžei, jelikož
© dávno již 5 po d nebylo. Nedůslednost zdánlivou spůsobil rozdíl ča-
sový. Tvar redei jest, lze-li tak se vyjádřiti, žmudskou žilkou v ná-
i: řečí hornolitevském. A naopak, jelikož se v žmudském nářečí 7 před
-4 nevysulo, přešly spřežky tju, dju v ezu, džu. Tak aspoň v okolí
-© Memelu, zdali po celé Žmudi, nemohu říci. To jest opět hornolitevská
stopa ve žmudštině. Vůbec nejsou rozdíly dialektické absolutní t. j.
takové, že by to, co v jednom nářečí se vyskytá, se obyčejně aspoň
v menších rozměrech nevyskytlo v druhém. V žmudském nářečí zákon
měnění 7j v cz úplně nepronikl, aneb lépe řečeno, on zakrněl, nalezlť -
jsem ve spisech Dovkontových čj a cz v témže slově vedle sebe:
ajtioti (naříkati si), aiczoti. Nářečí spisovatele Staniewicze, jímž se
mluví v okolí města Wydukle, leží docela na jazykovědecké půdě
žmudské a přece se tam cz a dž málem tak rozmohlo jako v horno-
litevštině. Zdá se, že k této tvoří jakýsi přechod.
Žmudské nářečí vsouvá často před a mezi souhlásky k: drütas
(silný) jsem slyšel v okolí Memelu vyslovovati druktas, slidůs (hladký)
zní sklidus, gražůs (krásný) zní v Telszewském okresu graksztus
(z graž-tus). Srov. r. CIH3HYTB a CETH3HYTP. Hrdelné % se sice vsouvá
v celém litevském jazyku, hlavně před šť, čímž vzniká častě se vy-
skytající skupenina kszé: girosztas (nádoba k pití) vedle giroksztas;
. avšak v žmudštině toto vsouvání nejvíce se rozmohlo.
-© "Jakkoliv nářečí žmudské, jak již Schleicher podotknul, nevyniká
takovou přesností forem gramatických, jako horní, jelikož si libuje
-v kladení přízvuku na sylabu kmenovou, stahujíc ho se zásloví na-
zpět, čímž přípony a zásloví vůbec se setírá, své jasnosti a přesnosti
pozbývá: poskytuje přece něhteré i ve všeobecném jazykozpytě dů-
- ležité formy, jichž v horní litevčině není. V okolí Telszewském se
vyskytä zvláštní tvar pro gen. dual. na -ms, od wiras (muž) wirums,
(nom. dual. wiru), od runka (ruka) runkéms (nom. dual. runki), od
- avis (ovce) avi avems, od dongus (nebe) dongu dongums, od duktě
(dcera) dukteri dukteréms. Podobně « zajmen osobných : mase. mu-
dums (nás dvou) fem. mudvems; masc. tudůms (vás dvou) fem.
. tudyéms.
Schleicher má ve své gramatice tvary dukterés, dukteres (gen.
sing.) akmeněs (gen. sing.) ákmenys (nom. pl.) od tak zvaných kon-
296
sonantických kmenů akmü’, dukie za výmysly gramatikářů. Já však
mohu nyní s jistotou říci, že dotčené formy jsou známy v ruské RR
Litvě vůbec a zvláště na Žmudi. Slyšel jsem sám v jedné písni ©
v ckresu Šavelském genitivy sing. dukteries (%es=— čs) seseries. ©
Dovkont ve své gramatice latinsko-litevské, i ve svých spisech užívá ©
forem nom. pl. duktereis (eč -m č) peimeneis (od pěmů); v dotčené
gramatice p. 13 dodává: Kiti saka dukteries, piemenies (jiní vyslo-
vují dukteries, piemenies). Vyskytä se také -ys dukterys, nom. pl.,
pouhá odrůda fonetická forem již vytčených. Tuto věc mi zároveň
dotvrdili Barancwski a jiní. Stará postilla litevská Daukszova, tištěná ©
r. 1612, již chová biblioteka semináře v Kovně, poskytuje na str. 9.
gen. sing. akmenies. Etymologicky tyto tvary odüvodnim na jiném.
místě.
Dat. sing. mužských a-kmenů, který v obyčejné litevčině vypadá
na u? (pónui od pónas pán), má v žmudštině příponu vu neb ou. Jak
známo, zněla tato přípona prvotné ai. Jelikož i v slovanštině zní u ©
(starobh. or), musíme předpokládati, že již v litevskoslovanské době
ai dalo prvé své části přejíti v temné u, že přípona zněla %7, načež
litevčina na u% přestala, slovanština však na své půdě ws odsutím ©
změnila v «. Jelikož však jedno z litevských nářečí poskytuje u (ou),
lze historické toto faktum poopraviti takto: již v litevskoslovanské
době kolísal jazyk mezi 4 a u?; již v této době se počaio odsouvati 2;
hornolitevčina zachovala wi, dolní však a slovančina si oblíbila u.
Že pak již v litevskoslovanské době se odsouvalo záslovné % jest
známo. (Přípona prvé osoby praes. sing. -@mi, zněla -äm, jež v staro-
bulharském zní a, v litevčině u, přechody am am m %).
Důležitá forma gramatická v živé mluvě lidu žmudského se vý- N
skytající jest 3. os. sing. přítomného i budoucího času vypadající na a.
ai. Schleicher věděl pouze o ai vyskytajícím se co přípona 3. 08.sing. ©
futuri (s futurním s — sa), a měl ji za znak optativu. Já mohu ©
s úplnou jistotou říci, že označuje pouze indikativ; jelikož jsem již ©
dříve i z těch míst, která Schleicher uvádí, poznal, že až optativ
v litevských tvarech jako gausai (bude chytati) neoznačuje, věnoval
jsem té věci na své cestě obzvláštní pozornost. Slyšel jsem tuto
formu z úst lidu a sebral kromě toho některé doklady ze spisův
žmudských, svědčících o indikativním významu dotčené přípony.. ©
Konečně se chci zmíniti ještě o jedné žmudské formě grama- ©
tické dosud neznámé: nom. pl. mase. participia přítomného i minu-
lého času zní — antys a — usys, v hornolitevčině však — g 8— © ©
Poměr a vysvětlení dvojúdých těchto tvarů podám na jiném místě;
297
-jen té okolnosti nemohu opominouti mlčením, Ze — amtys se úplné
rovná obdobnému starobb. — ňure (č.-ouce), jež vzniklo z -amties
(nom. pl. z-deklinace, jíž se slovanská participia spravůjí) — arke
— arse — are — aune. Litevské -antys dalo prvotnému -amties
přímo stähnovti ze v dlouhé litevské y, mimochodem řečeno, úkaz
© zcela obyčejný.
Litevský spisovatel Juzumovicz, farář v Polanech, obrátil mou
-pozornost k příponě -osne, kteráž označuje v některých částech
"Žmudi loc. pl. mužských i ženských a-kmenů: dienosne (v dnech),
- wargosne (v neštěstích); od děná wärgas. V žmudské knize „Pamokslaj
par Jassykiewicze, Wilniuje 1855“ ge -osne velmi často vyskytá.
O podnářečích horrolitevčiny chci se jen stručně zmíniti.
Ejrogalské či jižní si obzvláště libuje v o místo 4: szlůta (koště)
zní szřota, přípona -úla zní -oča. Východní i ejrogalské vyslovuje
r a s, pak-li následuje >, velmi měkce (naproti tvrdé výslovnosti
žmudské), s? zní někdy skoro jak polské $; obě jmenovaná podřečí
se také v tom shodují, že místo krátkého e poskytují 74: místo medis
miadis (strom, psáno někdy i m'adis), místo kelmas kialmas neb
k'almas (peň), místo senas sianas, s’ans (starý). Východní podřečí vy-
slovuje Z skoro vždy velmi tyrdě, asi tak, jak Poláci. Zajímavé
v mnobém ohledu podřečí vilkomieřské ve východní Litvě mění oby-
čejné a v 0, dvojhlásku au v ou; r a n vyslovuje se před souhla-
skami tak důrazně, že je v písmě lze označiti dvěma rr a mn:
warıweti (kapati), rinnkti (sbírati). V některých krajinách východní
Litvy, tuším na hranicích semigalských, mění se d v dz před č:
- dzěvulis (božiček), dzěveris ($vakr), ač nikoliv důsledně: děna (den).
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen Úlasse
am 24. October 1873,
Vorsitz: Krejčí.
Prof. J. Krejčí macht eine Mitheilung über die im sogenannten
Urkalke bei Podol südlich von Chrudim: zahlreich vorkommenden
Crinoidenreste.
Das Podoler Gebirge wurde im Monate Juni d. J. von ihm und
dann im September nochmals von demselben in Gesellschaft des
Bergingenieurs Helmhacker untersucht.
%
p, i :
/ i
K,
298
An der sůdlichen steilen Seite des Gebirges gegen die Čáslauer V
Gegend tritt Gneiss mit Felsitporfyr und Kalksteineinlagerungen auf,
und ist von einem Syenit ähnlichen Gesteine durchsetzt, das in der
Gegend von Seč eine bedeutende Ausdehnung erreicht. Eine kleine
Insel von rothen permischen Sandsteinen bedeckt hier einen Theil
des Gneisses und Syenites.
An der nördlichen Seite gehen die Gneisse allmählich in Phyl-
lite über, und in solchen mit Graphit im prägnirten Phylliten ist der
Podoler krystallinische Kalkstein eingelagert. Weiter gegen den nörd-
lichen Rand des Gebirges in der Nähe von Heřmanměstec und Choltic
treten mächtige Conglomeratschichten auf, die von einem Gabbro
ähnlichen Gestein gehoben sind.
Die Lagerung ist sehr verwickelt und kann erst nach ee =
holtem Begehen des Terrains erkannt werden.
Die Conglomerate und die Schiefer, so wie die Crinoidenkalksteine
erinnern auffallend an die mährische Devonformation, und da die mäh-
rischen Phyllite und Schiefer zwischen dem Adlergebirge und dem
böhm.-mährischen Urgebirgsplateau weit nach Böhmen hinüberreichen,
so ist die Vermuthung begründet, dass auch die Schiefer und Kalk-
gesteine des Podoler Gebirges demselben geologischen Horizonte wie
das mährische Devon angehören, welche Vermuthung übrigens schon
von Prof. Reuss ausgesprochen wurde, obwohl ihm die Crinoiden-
reste nicht bekannt waren. Ein ganz ähnliches Bewandtniss hat es
mit den Crinoidenresten im krystallinischen Kalkstein bei Pankratz
am Jeschkengebirge, der seiner Zeit von Prof. Dr. Frič und von
ihm im Archiv der böhmischen Landesdurchforschung beschrieben
wurde.
Assistent Karl Zahradník hielt folgenden Vortrag: „Zur
Theorie der Curven dritter Ordnung und dritter Classe.“
1. Sind u, %,, %, Parameter dreier Punkte einer rationalen Curve —
dritter Ordnung, so gilt bekanntlich, wenn dieselben auf einer Dr +
raden liegen, nachstehende Relation*):
M W W —M. r a)
Diese Bedirgungsgleichung nimmt, wie ich in Folge zeigen 3 2)
*) Siehe Dr. Em. Weyr: Sitzungsberichte d, k. böhm. Gesellschaft der Winsen, Sc
schaften. Prag 1870.
200
werde, eine andere Form an, wenn die Curve dritter Ordnung einen
Rückkehrpunkt besitzt. |
Die Gleichung einer Curve dritter Ordnung mit einem Doppel-
- punkte, wenn man diesen zum Coordinatenanfang nimmt, ist von der
Form:
au? Hbary + eay? + dy? + ex" + feu gy*=0. * (2)
Als Gleichung des Tangentenpaares i im Doppelpunkte ergibt sich
er + [zvý Hr. (5)
-Diese Doppelpunktstangenten fallen zusammen, bilden eine
Růckkehrtangente, wenn
nr: [* — 4ge = 0. (4)
- ‚In diesem Falle wird der Doppelpunkt zum Rückkehrpunkte.
Die Gleichung einer Curve dritter Ordnung mit einem Rück-
kehrpunkte lautet demnach
az’ + daty + exy? + Ay + (eVe-wwg*=0. ()
Nehmen wir nun die Růckkehrtangente, deren ons dem
== La | (6)
| Obigen zufolge
(ist, zur X-axe, die Senkrechte im Anfangspunkte zur Y-axe an, so
-© geht die Gleichung (5) über in eine andere von der Form:
%
ax? + bažy + ezy* + dy? = ey’. (7)
2. Eine durch den Rückkehrpunkt gehende ‚Gerade. schneidet
die Curve dritter Ordnung noch in einem Punkte m, dessen Coordi-
naten wir folgendermassen bestimmen können.
Die Gleichung einer durch den Rückkehrpunkt gehenden Gě-
raden ist, wenn wir mit « die Cotangente des Winkels bezeichnen,
den diese mit der X axe einschliesst:
| ZW. (8)
Führen wir den Werth für x aus der Gleichung (8) in die
Gleichung (7) ein, so erhalten wir nach Unterdrückung des vom
Rückkehrpunkte herrührenden gemeinschaftlichen Faktors y?, für die
—- Ordinate des Puuktes m,
a N A TR (9)
47 au’ — bu“ + cu + d
und aus Gleichung (8) erhalten wir dessen Abscisse
eu
en mA ká
300
Aus den Gleichungen (9) und (10) erhellt, dass jedem Wertbe A
von w ein bestimmter Punkt der Curve dritter Ordnung entspricht —
und umgekehrt folgt aus Gleichung (8), dass jedem Curvenpunkt in ©
bestimmter Werth von w zukommt; dıese Grösse u wird der PAB: c
meter der ihm entsprechenden (Obrsennunkte genannt.
3. Führen wir die Werthe für x und y in die Gleichung einer k x
Geraden
-
mz —-ny3- 120
ein, so erhalten wir nach entsprechender Reduktion eine a bu)
in Bezug auf u dritten Grades, und zwar:
au? + bu? +(cHme)ut(d+n}—=0. (1)
Nach bekannter Relation zwischen den Coöfficienten einer Glei- -
chung und den Wurzeln derselben folgt
b
=, DE
wo (u), die Summe der Wurzeln “,, U,, %, bezeichnet.
Da diese Gleichung unabhängig ist von den Grössen m und n,
so stellt sie uns die Bedingungsgleichung dar, unter welcher drei
Punkte einer Curve dritter Ordnung mit einem Rückkehrpunkte auf
eiver Geraden liegen.
Wir können diese Bedingungsgleicknrg durch geschickte Wahl
der Y-axe noch vereinfachen.
Drehen wir die Y-sxe um den Winkel
k
so fällt nach der Transformation das Glied zžy weg und wir erhalten
bei dieser Wahl der Coordinatenaxen die einfachste Gleichung einer
Curve dritter Ordnung mit einem Rückkehrpunkte in Form:
at by + cy* +dy—0, (13)
und die Gleichungen (9), (10) und (12) gehen über in:
d ke
IT tbnte 4:
du ER
ENT: au’ + bu- c GR Be
(u), =0. : (16) „8
Die Gleichung (16) ist die gesuchte Form, in welche die Gl.(1)
301
übergeht, wenn die rationale Curve dritter Ordnung einen Rückkehr-
punkt besitzt. Wir erhalten so den Satz:
- Wenn die Summe der Parameter dreier Punkte
einer Curve dritter Ordnung mit einem Rückkehr-
punkte gleich Nullist, so liegen dieselben auf einer
Geraden.
-© Es, gelten somit alle die Sätze, die ich aus dieser Gleichung
für die. Cissoide entwickelt habe,*) allgemein für Curven dritter
Ordnung mit einem Rückkehrpunkte.
Secante und Tangente.
4. Die Gleichung einer Geraden, welche zwei Curvenpunkte, deren
Parameter u,, 4,, verbindet, ist:
: 1 z y
c+ bu au? — du, —d
e—+ bu, + am? — du, —d
. oder nach kurzer Umformung
| —d 2 yY
Vedu + my? u, 1
b+am’ ww +?) 10
U;
-
oder entwickelt
d+2[b au’ T 44 4 ")]+ 4 [e— autu (W +%,)]=0. (17)
Für u,== u, u geht die Gleichung der Secante in die der
Tangente über und wir erhalten:
d+ z (b—- 3au?) — y (6 — 2au?) = 0. (18)
Diese Gleichuog drückt uns die Beziehung eines variablen
Punktes auf der Tangente und deren Berührungspunkte aus. Nehmen
wir z, y als Coordinaten eines festen Punktes an, so ergeben sich
uus die Parameter u der Berührungspunkte als Wurzeln der Glei-
chung (18). Dieselbe ist in Bezug auf « vom dritten Grade, es
lassen sich demnach vom jeden Punkte drei Tangenten an die Curve
dritter Ordnung mit einem Rückkehrpunkte legen, somit ist dieselbe
dritter Classe.
Punktinvolution auf O,°.
5. Das Strahlenbüschel der durch den Punkt (xy) gehenden Se-
kanten bestimmt auf C,“ Punkttripel (44, %,, %,) einer cubischen In-
*) Sitzungsberichte der k. böhm. Gesellschaft der, Wissenschaften. Prag 1873.
30%
volution. Die Parameter je zweier Punkte z. B. u, 4, genügen der : :
Gleichung (17) a)
. yle — a, %, (W +%))+2[d + am FU, bw] +4=0, ar >
welche wir auch wegen Gl. (16) schreiben können: a
y(c+ ann) +2[b+a (u? +0 +] +40. a9. Be
Zwei der Punkte u,,u,, u, bestimmen uns vollständig den Strahl, 2
es gilt dei demnach die Gl. (17) so für den Strahl u,4,, wie für 4%;
und 4,4, ; wir erhalten demnach durch cyklische Vertauschung der 32
"Indices zwei neue Gleichungen für denselben Strahl und zwar:
y(c+ 0) +2 a’ +, +’) +4=0,
y (c + au, 4,4) — 7 [BF a (437 — Wy +) Hd—O0. Re
Addiren wir diese zwei Gleichungen mit. der Gleichung (19) —
zusammen, so erhalten wir wegen ee:
u” + Wy "T U? = — 2 (uU, + 4943 + 434)
die Gleichung der durch das Strahlenbüschel (x, y) bestimmten -
Punktinvolution : BR
y (C +- A444) + 2|b — (u, + wu, + uu)]+d=0, (20)
wo die Vertauschfähigkeit (Involution) aus der Symmetrie dieser
Gleichung erhellt.
Die Involution lässt sich auch gerade so nachweisen, wie wir
es bei der Cissoide *) dargethan haben. Jedes Element des Strahlen-
büschels schneidet C;* in drei Punkten, deren Parameter sich uns
als Wurzeln einer cubischen Gleichung zufolge der Relation (u), =0
ergeben in Form:
wtAutu=0. (21)
Zwischen den Coöfficienten besteht nun eine lineare Bedingungs- ©
gleichung (20) und zwar
y (c— au) — z (b—aA) + d — (22) -
Eliminiren wir nun aus den Gleichungen s und (22) die ře
Grösse 4, so erhalten wir:
ayu? + by + ey + d— dh (uy—r) = 0 23) -©
als Gleichung der cubischen Punktinvolution auf C,* in „der Nor- © vd
malform. ; PE
A u
B Ir "=
*) Sitzungsberichte der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Prag 1873.
303
Die Parameter der Doppelpunkte der Involution erhalten wir,
indem wir die Diskriminante der Gleichung (23) gleich Null setzen.
Wir erhalten so:
— Zayu? + 3au*e be y+d=0. (23)
Da aber die Discriminante einer cubischen Gleichung in Bezug
anf“ im allgemeinen eine Gleichung vierten Grades ist, so erkennen
wir sogleich aus dem Fehlen des Gliedes «*, dass eine der Wurzel
u — © ist unabhängig von der Lage des Punktes (xy). Es ist aber
u — © Parameter des Rückkehrpunktes, somit ist derselbe ein allen
Involutionen auf C,? gemeinschaftlicher Doppelpunkt.
Vergleichen wir die Gleichung (23) mit der Gleichung der
- Tangente (18), so erkennen wir sogleich die Doppelpunkte der In-
volution (xy) als die Berührungspunkte der durch den Punkt (zy)
zur 0,” gelegten Tangenten.
6. Jeden Punkt u auf C;* können wir doppelt auffassen, ent-
© weder als Berührungspunkt oder als Tangentialpunkt ; im ersten Falle
entspricht demselben u, als Tangentialpunkt und im zweiten Falle u,
-als Berührungspunkt. Berücksichtigt man die Gleichung (16), so er-
halten wir zwischen den Parametern u, u, , %,, erwähnter Punkte
nachstehende Relationen:
2utu =0
u—- 24, —0
und demnach ergeben sich die Coordinaten der Punkte 4, (x, Yı)»
U (2,5, Y,) als Funktionen von « ausgedrückt
d 8d
jE ec — Bu —Bau 1970 Bc — Abu — au?
en 2du a 4du
ne 9 — Sau’. FAT ud!
und die Gleichung der Verbindungslinie wu, nach entsprechender
Reduktion :
7 | d 2 —y
2 ee Zu Kilo)
ı de Bai" O
oder entwickelt nach Unterdrückung des gemeinschaftlichen Faktors w:
2 (2c + Bau?) y — (44 + 2lau?)x +44 — 0 (24)
Diese Verbindungslinie u,4,, die wir kurz U bezeichnen wollen,
ist durch die Lage des Punktes w auf C;* eindeutig bestimmt; jedem
.* „
dy
BD.
304
Werthe von w entspricht nur ein Punkt « und eine Gerade U; be- ©
wegt sich der Punkt w auf C,“, so hüllt dieGerade U
wieder eine Curve dritter Ordnung und dritter Classe ©
ein, deren Rückkehrpunkt, wie bei der ursprünglichkew ©
im Anfangspunkte der Coordinaten liegt. Wir erhalten
die Eavellope von U durch Elimination der Veránderlichen w aus ©
der Gleichung (24) und ihrer Derivirten nach «. Né
Dieselbe ist:
343ax* + 100d7y* — 100cy? — 100dy* = 0, (25)
und der blosse Vergleich derselben mit GI. (13) ber nur unse-
ren Satz.
„
Normale und Evolute der C,“.
7. Die Gleichung der Tangente in einem Punkte m der C;?
ist G1. (18). Z AVÉ
y (c—2au?) + « (db + Bau) HA=0
Bezeichnen wir den Cosinus des Winkels der Coordinatenaxen
mit «, die Richtungsconstanten der Tangente und der Normale be-
ziehungsweise mit A, A“, so finden wir 4“ aus der bekannten Relation
AA F1—(A4+— A4)u.
Nun ist aus Gl. (18)
daher
c + 4b—- 3anu’—2au?
b—+ ne + 3au*—2anu?
somit die Gleichung der Normale
d 0-4 + 3anu*— 2au? proj ER
y+ au -duc de 3au'— k R s
oder nach einiger Reduction z
N=— v (b—+ ne + 3au* — 2axu?) (au + bu -+ c) +
— x (au? + bu + ec) (c + 1d + Sanu* — 2au*) + W
+ d[— (b+ ze) + (c — 14b) u — 3au? + Bazu? — 2au*]. (26)
Be
Nehmen wir in dieser Gleichung x, y als gegeben, als Coordi- Fa
naten eines bestimmten Punktes in der Ebene der C;* und « als den 1%
Parameter des gesuchten Fusspunktes der von (7y) auf C3“ gefällten
P
305
Norwale, 50 erhellt, dass von jedem Puukte sechs Normalen zur Cj“
gefällt werden können ; die Parameter der Fusspunkte ergeben sich
als Wurzeln der Gleichung (26) in Bezug auf u.
Die Evolute der C,° als Envellope der Normalen, erhalten wir,
wenn wir aus der Gleichung der Normalen NO und ihrer Deri-
vation nach « den veränderlichen Parameter % eliminiren. Wir er-
halten dieselbe in der Form
2 = p (u)
y=tv (u)
wo ©, W rationale gebrochene Funcionen des veränderlichen Para-
meters « sind, wenn wir die Gleichungen (26) und ihre Derivation
nach «, nämlich
7 dU, .
| du“
nach z und y auflösen.
Nach gehöriger Reduction und Unterdrückung des gemeinschaft-
lichen Factors erhalten wir eine Gleichung vom zehnten Grade
- zwischen x und y. Die Evolute der C,°® ist demnach eine rationale
Curve sechster Classe und zehnter Ordnung.
LÍP
Ordentliche Sitzung am 5. November 1873.
Präsidium: Fr. Palacký.
Nach Vorlesung und Genehmigung des letzten Protokolles und
des Geschäftsberichtes und Erledigung einiger Gegenstände admini-
strativer Natur wurde beschlossen eine Abhandlung von Prof. Stolba
unter dem Titel: „Chemisch-mineralogische Notizen* in die Sitzungs-
berichte und eine andere Abhandlung von Dr. Feistmantel unter dem
Titel: „Die Steinkohlen und Permablagerung im Nordosten von Prag“
unter die Abhandlungen aufzunehrwen. Ferner wurde über die Ne-
krologe der verstorbenen Mitglieder Purkyně, Erben und Wocel ver-
handelt, deren Verfassung beziehungsweise den Herren Krejčí, Zelený
und Jos. Jireček ühertragen wurde.
306
M
Sitzung der mathematisch-naturwissenschafiliehém Olasse
am 7. November 1873.
Vorsitz: Krejčí.
Med. Dr. Ottokar Feistmantel hielt folgenden Vortrag: ená
„Über das Kohlenkalkvorkommen bei Rothwaltersdorf in Niederschle-
sien und dessen geologische Wichtigkeit“, woraus in Kürze Folgendes
angeführt werden soll.
Während alle böhmischen Kohlenablagerungen von keinem tie-
feren Kohlengebirgsgliede unterlagert werden, sind die schlesischen
Kohlenterrains, sowohl die Nieder- als Oberschlesischen von tiefern
zum Kohlengebirge gehörenden Gliedern begleitet, und zwar sowohl
von Culm- als auch von Kohlenkalkschichten.
Wenn auch Murchison und Sedgwick schon 1837 ihre „lower“
culm measures“ dem Kohienkalke gleichstellen, welche Thatsache sich
dann auch in Westpkalen und am Harze (F. A. Römer) und ander-
orts constatiren liess, so ist das in Rede stehende Vorkommen den-
noch um so wichtiger, als hier die Gleichaltrigkeit des Culm und des
Kohlenkalkes von Neuem aufs deutlichste hervortritt.
Dargethan wird selbe hauptsächlich durch die organischen Ein-
schlüsse dieser Localität im Vergleich mit denen des echten Kanldn,
kalkes und der Culmschichten.
Im Laufe der Zeit ergaben sich nämlich für genannte Schichten
wie für alle übrigen gewisse charakteristische . Petrefakte, die bei
Entscheidung betreffs dieser oder jener Schicht den übrigen Verhält-
nissen unterstützend und aufklärend sich hinzugesellen.
So erwiesen sich für die Culmschichten charakteristisch 2
von Pflanzen: der Calamites transitionis Gópp. und Sage-
naria Veltheimiana Stbg., ausserdem können als hieher gehörig —
angenommen werden: Calamites Römeri Göpp., Armen
lites patentissimus Göpp., Cyciopterispolymorpha ROBR. Pete
Cyclopteris dissecta Göpp.
Von Thieren erwiesen sich, besonders in den Culmschiefern:
Posidonomya Becheri Bronn. (flache, zweiklappige Muschel aus ©
der Famielie der Aviculidae), die darin so häufig vorkommt, dass die 3
Schiefer den Namen, Posidonomyen-Schiefer erhielten; Goniatites © 2
mixolobusH.v. Mey. (Goniatites,sphäricus), Orthocereas a
triolatum Phill., Phillipsia sp. ac.
hi
307
Für den Kohlenkalk ist charakteristisch der Brachyopode :
Productus giganteus Sow.; neben diesem kommt vor der Tri-
lobit Phillipsia Derbiensis. Dekon; ausserdem die Brachyopoden-
-- gattungen: Spirifer, Chonetes, Orthis, Rhynchonella oe. oc.
Das Kohlenkalkvorkommen von Rothwaltersdorf vereinigt
nun alle diese charakteristischen Mermale in sich, wie aus einer
übersichtlichen Tabelle, die besonders mit Hinsicht auf das Vorkommen
der vorgenannten Schichten in Schlesien gegeben ist, einleuchtend
gemacht werden soll, wozu ich jedoch früher eine kurze Gliederung
dieser älteren Kohlengebirgsglieder in Schlesien vorausschicken will.
# Gleich an der böhm. Grenze bei Bober und Kunzendorf
(nördlich von Schatzlar) beginnen Culmschichten und zwar als Culm-
sandstein und ziehen über Landshut und Ruhbank bis gegen
Altwasser hinter Freiburg. Landshut ist besonders die Fund-
stelle von Calamites transitionis Göpp.; Sagenaria Velt-
heimiana Stbg.
Südöstlich von Waldenburg entwickeln sich bei Haus-
dorf allmälig Kohlenkalke, die dann bei Neudorf (unweit Silber-
- berg) ihre grösste Entwicklung erlangen.
—— Diese führen dann als charakteristisches Fossil den Brachyo-
poden: Productus giganteus neben den übrigen oben schon
© angeführten Fossilien.
- In Oberschlesien treten dann abermals Culmschichten auf, und
zwar hier in Form der Culmschiefer mit den oben für die Culm-
schichten angeführten Thier- und Pflanzenresten, sie sind hier be“
sonders unter dem Namen „Dachschiefer“ bekannt und ziehen sich
auch nach Oesterreichisch-Schlesien und Mähren hinab.
; Die Merkmale aller dieser verschiedenen Vorkommen finden
wir nun bei Rothwaltersdorf vereinigt und möge es die nun fol-
-© gende Übersichtstabelle ersichtlich machen.
I =- ===
-
|
(ulmsandstein Culmschiefer | Kohlenkalk | Rothwaltersdorf
A. Pflanzen. A. Pflanzen. | A. Pflanzen.
‚Calamites transitio- Calamites transitio- Calamites transitio-
I“ nis Göpp. nis Göpp. nis Göpp.
= Calamites Römeri | Calamites Römeri | Calamites Römeri
Ro: Göpp Göpp. Göpp.
| Sagenaria | Velthei- Hymenophyllites pa-| Hymenophyllites pa-
7 miana Stbg.. tentissimus Gópp. | tentissimus Gópp.
Cyclopteris poly- Cyclopteris poly-
morpha Gópp. morpha Gópp.
21
M08 12 ER © %
1 = | | Eh = a:
Unlmsandstein Culmschiefer | Kohlenkalk f : EI
ne en = Cyclopteris dissecta| ©
| Göpp. N
| EN, Velthei- Sagenaria Velthei-
[© miana Stbg. © miana Stbg. ©
| B. Thiere. | B. Thiere. B. Thiere.
| Posidonomya Be- Productus giganteus, Posidonomya Be-
| cheri Bronn. | © Chonetes sp. cheri Br.
(Goniatites mixolobus Orthis sp. (Goniatites mixolobus
| Orthoceras strio- | Spirifer sp. | Orthoceras ? strio- |
| latum Rhynchonella sp. | latum
| Phillipsia sp. | etc. Productus giganteus,
| Phillipsia Derbiensis; Chonetes sp. |
Orthis sp.
| Spirifer sp.
| Rhynchonella sp.
' | Phillipsia ? Der-
biensis.
Die vorstehende Tabelle ergiebt also folgendes: :
Bei Rothwaltersdorf kommen sowohl Thier- als Pflanzenreste vor.
Die Pflanzenreste sind entschieden solche, wie sie sowohlin -
den Culmsandsteinen als in den Culmschiefern enthalten sind. |
Die Thierreste sind einestheils, besonders durch Posidonomya ©
Becheri, denen der Culmschiefer, anderstheils durch Productus
giganteus, denen des reinen Kohlenkalkes gleich.
Die Gleichaltrigkeit des Kohlenkalkes und des Culm leuchtet
hiemit von selbst ein.
Dies ist die wichtigste Beobachtung an diesem Vorkommen.
Die Flora unterzog ich einer näheren monografischeu Behandlung
und wird selbe in der Zeitschrift der d. geolog. Gesellsch. abgedruckt
werden.
Hier will ich mich begnügen, nur ein übersichtliches Verzeichnis RER
der Pflanzenreste mit Voraussendung der charakteristischen Thier-
formen zu geben. ;
. r 0
Roth-
walters- | Culm K
dorf kalk
I. Animalia.
Lamellibranchiata.
Posidonomya Becheri Bronn
Brachyopoda.
Productus giganteus Sow.
Roth-
walters-
dorf
Cephalopoda.
Goniatites mixolobus Phill. .
Orthoceras striolatum H. v. Mey.
Crustacea.
Phillipsia sp. (? Derbiensis)
IT. Plantae.
Florideae.
Sphärococeites Silesiacus O. Fstm. .
Equisetaceae.
Calamites transitionis Göpp.
Römeri Göpp
Asterophyllites ano pksliie 0. Fstm.
& equisetiformis 3
Filices.
Sphenopteris Höninghausi Bst. . . «
Sphenopt. Ettingshauseni 0. "Fstm.
Sphenopt. lanceolata Gtb.
, Sph. elegans Bst. .
Sphenopteris Römeri 0. Fstm.
Sphenopt. petiolata Göpp. . :
Hymenophyllites Schimperianus Gópp. .
Hymenoph. furcatus Bgt. ě :
Hymenophyll. patentissimus
Hymenophyllites aesteroides 0. Fstm.
Hymenophyllites Machaneki Ettgh.
Hymenophyllites rigidus O. Fstm, ,
Schizaea transitionis Etteh.
Cyclopteris polymorpha Göpp.
Cyelopt. dissecta Göpp. .
Neureopteris heterophylla Bot.
Cyclopteris obtusileba O. Fstm.
Cyatheites Candolleanus Bgt. .
Alethopteris pteroides Gópp.
Neuropteris Loshi Bgt. . .
Lycopodiaceae.
Sagenaria Veltheimiana Stbg. . . 3
Lepidophyllum sp. (zur vorigen Art) ;
Lepidostrobus (ebenfalls zur Sag. Veltheim. Shg.)
Sigillarieae.
Stigmaria ficoides Bgt.
Incertae.
| Cardiocarpum rostratum O. F'stm.
Rhabdocarpus sp. :
’
an Nd a EA EEE V ME M OM EEE ET BER SO 1 SAO VST M UZS AM FD
++
++
ži
FH++ +
|
ee EEE.
est
+
Hl
+
|
Ele
BET Bd Pa TERN
seste kal JA Ete el
babe
=
—
—
Die Flora enthált auch schon einige solche Formen, die dann
in der produktiven Abtheilung des Steinkohlengebirges sich besonders
entwickeln. Hier habe ich nur die mir vorgelegenen Arten angefůhrt.
Das Nähere mit den gehörigen Abbildungen erscheint später.
21*
É Assistent Karl Zahradník hielt folgenden Vortrag:
- Theorie der Curvem dritter Ordnung und vierter Classe.“
310. .:
Bekanntlich ist die Gleichung einer rationalen Curve dritter ©
Ordnung, wenn man ihren Doppelpunkt zum Coordinatenanfang nd
die Doppelpunktstangenten zu Coordinatenaxen wählt, von der Form ©
ax? — dažy + cay? — dy“ = hay. REN ER
Die Gleichung eines durch den Doppelpunkt gehenden Strahles ©
© ist
0 = y-ur 0. (9.
Derselbe schneidet die Curve in einem Punkte, dessen Coordi-
naten sich als gebrochene rationale Funktionen*) von u eindeutig
bestimmen lassen und zwar: 2
Re hu 9 ES B
== SE c
Re a + bu 1 + du | (8) |
di a + bu + cu? du? >
Die Veränderliche « pflegt man den Parameter des Pants“ u
zu nennen.
. Die Parameter der Durchschnittspunkte einer Geraden mit
der a ve erhalten wir, indem wir die Werthe für z und 4 aus den
Gleichungen (3) in die Gleichung der Geraden
ma -ny =1 čo
einführen, als Wurzeln nachstehender cubischen Gleichung
du? + (e—nh) u? + (b—mh) ua =0. Ba =
Aus dieser Gleichung folgt die bekannte Relation **) zwischen
den Parametern der Durchschnittspunkte
U Uz Z 5 (dar
Das Produkt der Parameter irgend dreier auf
einer Geraden liegender Punkte einer O,° ist eine con-
stante Grösse.
*) Im Allgemeinen ist « der Werth des Theilverhältnisses, nach welchem der Be
Strahl © den Winkel der durch den Doppelpunkt gehenden Axen teilt; ae
nehmen wir für dieselben die Doppelpunkstangenten Tu Ty 80-1864 k
_ ANT) Re
— snT0 FR
**) Dr. Em. Weyr: Sitzungsbericht der königl. böhm. N d. Wise
vom 27. April 1870. Prag. v 3
311
; Nehmen wir statt einer Geraden eine C", so erhalten wir den
bekannten Weyrschen Satz:
„Das Produkt der 3% Schnittpunkte einer belie:
-bigen C* mit einer rationalen Curve dritter Ordnung
4 . 4 9 ä a“ n.
ist eine constante Grósse, námlich (— 3).
Aus diesem Satze ergibt sich auf einmal eine grosse Anzahl
von Sätzen über rationale Curven dritter Ordnung, welche H. Dr. Em.
- Weyr in seinen Abhandlungen vom Jahre 1870—73 in den Sitzungs-
berichten der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag und
d. k. k. Akademie der Wissensch. in Wien, so wie in Schlömilchs
Zeitschrift für Mathematik und Physik entwickelt hat.
In nachstehenden Zeilen will ich einige weitere Eigenschaften
der C,* vermittelst des rationalen Parameters entwickeln und als
specielle Fälle wähle ich das Descartessche Blatt und die Strophoide.
3. Die Gleichung der Verbindungslinie %,%, zweier Punkte «,,
u, der Curve ist
| h BU
a— Bu I u- du“ u wm”
a + bu, + C4" — du” U) %”
Dieselbe geht nach Unterdrückung des gemeinschaftlichen
Faktors (4 —u,) über in
ZEN
h HR
a—+ bu, + eu,’ —+ du,’ UN Hr. U
B- c m) FA 4%) I WU
oder entwickelt
x(du, "ty — bu, u — alu, +U,))+y(a—eu, U — Hu, 4%, )u U, u, —=0. (5)
Für u, =u, = u geht die Gleichung der Sekante in die der
Tangente über und wir erhalten in diesem Falle
x (du®— bu” —2au) + y (a— eu’—2du?) + hu? = 0. (6)
Diese Gleichung löst uns auch das Problem von einem Punkte
in der Ebene einer rationalen Curve dritter Ordnung an dieselbe Tan-
genten zu legen. In diesem Falle sind x, y Coordinaten eines festen
Punktes und die Parameter der Berührungspunkte ergeben sich als
Wurzeln der Gl. (6). Dieselbe ist in Bezug auf u vom vierten Grade;
- „es lassen sich demnach von einem Punkte in der Ebene der Curve
an dieselbe vier Tangenten legen, somit ist sie vierter Classe.
Jede durch den Punkt (x,y) gehende Gerade schneidet die
Curve in drei Punkten %,, 4, 4; und es wird im folgenden vom
he Ei E .
312 | 2 v)
Nutzen sein, in die Gleichung der Sekante die Parameter aller drei Be,
Punkte einzuführen. Es ist klar, dass
U ly Eu Z U =.
Wir erhalten demnach durch cyklische Vertauschung der TÝ
dices aus der Gleichung (5) zwei neue Gleichungen für dieselbe
Sekante. Es bestehen für S demnach gleichzeitig nachstehende drei -
Gleichungen :
S = z(du ?u,”— bu, u, — alu, +U,))+yla— eu, Uz —d(u, +U,)u,%,)+hu,%, =
0
S = x(du, "u "— bu, Uz —alu,-4))-Fy(a— C4; 4; —d(u U; )4z U )=-IM4 =O
S = (du; "u *— du; U —aluz +, ))+yla—euz%, —d(43 U, )uz%, )H-AuzU, 0.
Addiren wir diese drei Gleichungen und bezeichnen mit (w),
die Summe der drei Parameter, mit (x), die Summe aller Amben,
so erhalten wir nach kurzer Umformung mit Rücksicht auf die
Gleichung (4):
S = x(b — d(u),) + Ye + d(u),) = h (7)
als die verlangte Form der Gleichung der Sekante.
4. Setzen wir in der Gl. (4) u, = u, = W und u, =u, SO er-
halten wir eine Relation zwischen dem Berührungspunkte und dem
entsprechenden Tangentialpunkte. Dieselbe lautet
wi———. (8).
Jedem Punkte w als Tangentialpunkt aufgefasst, entsprechen zwei —
Berührungspunkte, deren Parameter sich aus (8) ergeben und zwar
du (©
Solche zwei Punkte nennen wir conjugirte Punkte*). Zwei
conjugirte Punkte haben demnach einen gemeinschaftlichen Tangential- -
punkt und zwischen ihren Parametern besteht nach (9) die Relation
u, u, =0. BR 6)
Bezeichnen wir eine Gerade, welche den Puukt « mit dem.
Doppelpunkte verbindet, mit U;, so können wir die Gleichung (10)
mit Rücksicht auf die geometrische Bedeutung des Parameters 3
schreiben
*) Dr. Em. Weyr „Theorie der mehrdeutigen geometrischen Hlementargebilde, ws
Teubner. Leipzig. 1869. pag. 91.
Hesse nennt solche zwei Punkte „conjugirte Pole“. Crelle, 36. Band.
313
(5180 U, (11)
und wir erhalten so den Satz:*)
„Die Paare conjugirter Punkte bilden auf C,* eine
quadratische Punktinvolution, deren Doppelpunkte
die Berührungspunkte der Doppelpunktstangenten
mit der Curve sind.“
„Die Paare conjugirter Punkte auf C,* projiciren
sich aus dem Doppelpunkte in einer quadratischen
Strahleninvolution, deren Doppelstrahlen die Doppel-
punkstangenten sind.“
Die Gerade u,‘u,’ schneidet die C,® noch in einem Punkte u,“.
Nach Gl. (4) haben wir
u Wu = — > ! (12)
und aus Gl. (9) folgt
Pe
SUR du
Führen wir den Werth für 4,“u“ in die Gleichung (12) ein, so
erhalten wir :
ww -Fuz0, .(13)
oder in anderer Form
(TTLO,U=—1
„Verbindet man zwei conjugirte Punkte, die dem
Tangentialpunkte wu entsprechen, so schneidet ihre
Verbindungslinie die C,* noch in einem Punkte w,‘, der
dem Punkte « harmonisch zugeordnet ist.“
Die Punktepaare «,%,’ projiciren sich aus dem Doppelpunkte
in einer quadratischen Strahleninvolution, deren Doppelpunktsstrahlen
die Doppelpunktstangenten sind.
Diese quadratische Punkt- und Strahleninvolutionen sind mit
der früher erwähnten identisch, da sie dieselben Doppeipunktsele-
mente besitzen.
5. Betrachten wir einen Punkt « der C,* als Scheitel eines
Strahlenbüschels, so bestimmt derselbe auf C,* eine centrale Punkt-
involution ; denn ein beliebiger Strahl U, schneidet die C,* ausser
in « noch in zwei Punkten u“ u“ und nach (4) besteht zwischen
ihren Parametern nachstehende Relation
*) Dr. Em. Weyr, nebst I. c. noch Schlömilchs „Zeitschrift für Mathematik
und Physik“ 1870, pag. 346.
be
4’ K
wo u der Voraussetzung gemäss constant ist. Die Projektivitát der
Punktsysteme uj“ und u“ auf C,* erhellt aus dem eindeutigen Ent=
sprechen der Punkte w,“ und w,“ und aus deren Vertauschfähigkeit
folgt ihre involutorische Beziehung. | "KŘ
Die Doppelpunkte der centralen Punktinvolution ER sich
aus der Gleichung (13), wenn wir in derselben u“ =u,"=u setzen =
wir erhalten so 4 ře
2 a k ve BEL
uu u“ = —
un,
Vergleichen wir dieses Resultat mit der Gleichung (8), so folgt: ©
„Die Doppelpunkte einer centralen Punktinyo-
lution erhalten wir als Berührungspunkte dervom -—.
Centrum u anC,* gelegten Tangenten; sie sind die dem 23 Er
Centrum « conjugirten Punkte“
Umgekehrt haben wir den Satz:
„Zwei conjugirte Punkte bestimmen auf Us eine. ‘=
| centrale Punktinvolution, deren Centrum der ihnen v
gemeinschaftliche Tangentialpunkt ist.“
6. Die Verbindungslinien conjugirter Punktepaare hüllen einen.
Kegelschnitt ein, den wir nach Herrn Dr. Em. Weyr*) den 10%
volutionskegelschnitt benennen wollen. a
Die Gleichung der Verbindungslinie eines conjugirten. Pyma.
paares erhalten wir, wenn wir die Werthe für u,“ und u“ aus der ©
Gl. (9) in die Gleichung der Sekante (5) einführen. Wir erhalten so
dieselbe als eine Funktion des Parameters w nämlich:
y (du? — cu) + « (a — bu) + PET ; (15) 7
Aus der Derivirten dieser Gleichung nach « ergibt sich. Be
— be +ey—h č
Ray Veh
oder jE. A RR
A | BEN,
u=7 za (16) ; R ČK,
-wenn wir en BE
A=ba—cey—h KM sA
setzen. Führen wir diesen Werth für « in die Gl. (15) ein, 80 €
halten wir als die gesuchte Gleichung der Enveloppe BAM
A? — daday = 0. s"
*) Theorie der mehrdeutigen geom. Elementargebilde pag. 108. jl :
/
PĚí
315
Wir sehen demnach, dass die Enveloppe ein Kegelschnitt ist,
der die Doppelpunktstangenten berührt und dessen Berührungssehne
4=0 ist. Derselbe ist eine Hyperbel, Parabel oder Ellipse, je
nachdem
4ad (bc — ad) z 0.
Aus der Gleichung (13) erkannten wir, dass a,‘ mit « ebenfalls
ein conjugirtes Punktepaar bildet und dass es zu derselben Involution
‚angehört. Es wird demnach die Verbindungslinie der Punktepaare
%,'u denselben Involutionskegelschnitt einhüllen müssen.
Da u,‘ = — u ist, so ist die Gleichung ihrer Verbindungslinie
x (du + bu?) — y(a— cu?) — u? = 0,
. oder
du — WA- y—0.
Die Derivirte nach « ist
deu? A=0.
Eliminiren wir aus diesen zwei Gleichungen «,. so erhalten wir
= A* — 4adxy = 0, :
also wie fr. -her (17), w. z. b. w.
7. Die Gleichung der Sekante ist
ď (5 SE d(u),) = y (c S du), ) = h. (7)
Nehmen wir in dieser Gleichung x, y als Coordinaten eines
festen Punktes an, so stellt uns (7) die Gleichung der durch das
Strahlenbüschel (zy) auf C,“ bestimmten Punktinvolution. Jeder
- Strahl bestimmt auf C,° ein Punkttripel (4,4,4;) einer cubischen In-
volution und die Parameter dieser Punkte erfüllen die Gleichungen (7).
Die Involution (Vertauschfáhigkeit) folgt aus der Symmetrie der Glei-
chung (7).
Im Folgenden wollen wir die Gleichung dieser Punktinvolution
in der Normalform aufstellen. Jeder Strahl des Strahlenbüschels (2y)
bestimmt auf C,* drei Punkte, deren Parameter sich als Wurzeln
einer cubischen Gleichung
“um v—=oO (18)
darstellen lassen. Zwischen den Coöfficienten dieser Gleichung be-
stehen zwei lineare Relationen, vermöge welcher wir zwei derselben
-eliminiren können. Die erste ist
k 9)
316°
und die zweite erhalten ur, wenn wir in Be Gleichung (7) statt 5
setzen. Wir bekommen so die Eleichiue E M
(b — du) z (ce —dá)y = h. 2 2
Eliminiren wir nun aus diesen drei Gleichungen die Grössen
u, v, so erhalten wir als die verlangte Gleichung der Involution in
der Normalform
deu? — (bz — cy — h) u- ax + Adu (ux — y) =0. ey. I
Eine cubische Inyolution hat vier Doppelpunkte; wir finden ©
dieselben, wenn wir die Diskriminante der Gleichung (21) gleich
Null setzen, somit
du? — 2ydu? — (bz — cy —h)u"— 2axutay=0. (22) ©
Die Wurzeln dieser Gleichung sind die Parameter der Doppel- —
punkte der Involution. Die geometrische Bedeutung derselben erhellt ga
aus der Vergleichung der Gl. (22) mit der Gl. (8).
Die Doppelpunkte der durch das Strahlenbůschel (74) auf C,*
bestimmten Punktinvolution sind die Berührungspunkte der vom
Punkte zy an C,* gelegten Tangenten.
8. Wir wollen uns nun zu einigen speziellen Fállen wenden. Be-
kanntlich ist die Gleichung des Descartes'schen Blattes (Fig. 1)-
Fig. 1.
dy — Bary = 0 Bit.
oder © Bau s DOMĚ E a
ce aale kl I (23) EI
Die Bedingungsgleichung für die Lage dreier Punkte des Bar A jE
auf einer Geraden ist : ně
U U, Uz — s rk es % N Ya
Te ie Sr
„
317
© Für einen Inflexionspunkt wird w = w, = u; = u und die letzte
Gleichung geht über in
i u —1,
deren drei Wurzeln
12V 3 :
— —ý (25)
; = en ==
die Parameter der drei Inflexionspunkte sind. Das Produkt der
Parameter der Inflexionspunkte ist gleich — 1, daher liegen dieselben
auf einer Geraden. i !
Die Parameter der unendlich fernen Punkte erhalten Wir,
wenn wir
er AET
setzen (23), und wir erkennen sogleich, dass die drei unendlich
fernen Punkte die Inflexionspunkte des Blattes sind
und demnach fallen die Inflexionstangenten mit den Asymptoten des
Blattes zusammen.
Die Gleichung der Tangente im Punkte w ist:
sau? — uw? — 2)z — (1 — 2u*)y = 0.
Führen wir in diese Gleichung die Parameterwerthe (25) der
unendlich fernen Punkte, so erhalten wir die Gleichungen der drei
« Asymptoten.
A =4|+y—+a=0
A; =(1— 13) a— (15V 3)y — 2420 (26)
A, =(13*V3) z + (1 — V 3)y — 24 = 0.
Die reelle Asymptote A, schneidet auf den Coordinatenaxen
gleiche Stücke ab, nämlich — a und die zwei imaginären Asymptoten
schneiden sich in einem reellen Punkte, dessen Coordinaten &=n=.a.
- Der Involutionskegelschnitt ist eine Hyperbel, dessen Gleichung
PÁJA
4 =! 2 )
ist. Die Asymptoten dieser Hyperbel sind die Doppelpuuktstangenten
des Blattes.
Die Fläche der Schleife (des Blattes im engeren Sinne) ist aus-
. gedrückt durch das Integral
Me (0
(1 — 2u*)u*du
+49?
Setzen wir 1-——u* — z, so geht dieses Integral über in
P=B 2 dz.
4
318
Die zu Y-axe parallele Tangente des Blattes "berührt dasselbe
im Punkte B, dessen Coordinaten OC und CB sind. Entspricht nun ©
der Punkt A dem Parameter u — 1, so ist die Fläche des Blattes
OABO gleich OABC — OBC, daher ist
Dig 2 Brd HB LY) (27) a
Pia 3 5 de vý k
Die Fláche der Schleife ist demnach gleich einem Rechtecke, A
dessen Basis die Lánge der Schleife OA und dessen Hóhe der Ab“
stand des Doppelpunktes von der reellen Asymptote ist
PZO2OD!
Oder auch die Fläche der Schleife ist gleich der dreifachen
Fläche des Dreieckes, den die reelle Asymptote mit den Port
tangenten bildet.
Um die Fläche zu finden, welche die reelle Asymptote mit den
beiden Aesten bildet, wollen wir die Coordinatenaxen transformiren. tý
Drehen wir die Coordinatenaxen um 45°, so wird die neue X-axe
auf der reellen Asymptote senkrecht stehen und die frůhere Gleichung
des Blattes geht über in
x (2° + 3y? — Ed:
Setzen wir = — c, so können wir diese Gleichung ersetzen
durch A .et—u) .. eu(l — u?)
BR RT ho Ba
und für die Fläche erhalten wir den Ausdruck
= (1 — u)u*du SR
ee =
Setzen wir 3u* — 27, so erhalten wir
8c? (3 — 2?)2*dz
93 132?
Pe
ABO
zd 1d
703 er er
Bezeichnen wir
ya [Be am dz
nr me (1 — 0°)»
80 ist: I}: n — m==2, n + P PR
319
N OR el u 23
oD r en
Dieser Bezeichnung dee ist:
P= = BAR — 43)
Nun ist aber
Ta Is = Ali +- BJ —Jı =
- daher
45 2 a
Sen B?
c? 3a?
Pe vlny ud
Ber = Ao a
derselbe Ausdruck, den wir früher für die Fläche der Schleife er-
halten haben. Da nun unser Integral in den Grenzen © und 1, —1
und 0 der Grösse nach gleich bleibt, so sehen wir, dass die reelle
° Asymptote das Blatt dermassen abgrenzt, dass dasselbe durch den
Doppelpunkt und durch dessen Symetrieaxe DA in vier gleiche
Theile getheilt wird; der Flácheninhalt der von der Asymptote be-
grenzten Fläche sammt der Schleife ist (Fig. 2)
Fig. 2.
2
k API. 2 DIP PGHJ
-wenn P den Flächeninhalt der Schleife bedeutet.
9. Als zweites Beispiel wollen wir die Strophoide (Fig. 3)
nehmen. Ihre Gleichung ist
| a + 2? — a (ey?) = 0,
daher v alw—1) au (u—)
MEP tie = PSY" 201105 V (28)
320
Die Bedingungsgleichung für die Lage dreier Gürrenbarkh) anf ;
einer Geraden ist něko
(u), =—L DD
demnach die Parameter der Inflexionspunkte 8 bc 2
W ZD We =- V = — V— EN
Die Parameter der unendlich fernen Punkte sind RN
za, wet, ws; Be:
woraus erhellt, dass zwei der unendlich fernen Punkte die i imaginären
Kreispunkte sind, durch welche die Strophoide hindurchgeht, ‚der
dritte ist der reelle Inflexionspunkt (a, o).
Fig. 3.
Die Gleichung der Tangente im Punkte u ist: Nese
a (u*—1)* + z (1Au—ut) HAw=0. 0m
Führen wir in diese Gleichung die Parameter der: unendlich. ©
fernen Punkte, so erhalten wir die Gleichungen der drei nn A
sárí ad, ee,
Zr -y+a=0
a:
321
Die imaginären Asymptoten schneiden sich also in einem reellen
Punkte und zwar im Pole der Strophoide, dessen Coordinaten <= — a
u
: Führen wir in die Gleichung der Tangente die Parameter der
-© Inflexionspunkte ein, so erhalten wir die Gleichungen der Inflexions-
- tangenten
M J=1—a=o
J,=5%+-31V3y-4-4a—=0 (31)
Ji=5a—31V3y+- 440.
Die reelle Inflexionstangente ist demnach die reelle Asymptote
und die beiden imaginären Inflexionstangenten treffen in einem reellen
Punkte zusammen, dessen Cordinaten = — ta, y=0.
Durchschnitte eines Kreises mit der Strophoide.
Die Gleichung eines Kreises ist
dy — 2a —2ßytm’—0.
Führen wir statt z, y die Werthe aus (28), so erhalten wir
a*u* — 2aßu? — (m’— 2a? — 2aa)u? + 2aBu + a? —- 2ae -+-m?=0. (32)
Die Wurzeln dieser Gleichung geben uns die Parameter der vier
Schnittpunkte (ausser — :, — 7) des Kreises mit der Strophoide.
Zwischen den Parametern der vier Schnittpunkte besteht (32) die
- Relation
(u), + (4, =0. (83)
Für den Fall, dass 4 = u, =w‘, u, ZU, = u” wird, erhalten
wir einen doppeltberührenden Kreis in den Punkten w“ und w“, und
die Gl. (31) geht dann über in
Wu" —1. (34)
Aus dieser Gleichung erkennen wir, dass die Berührungspunkte
u‘, u“ vom Doppelpunkte aus unter rechten Winkeln gesehen werden. *)
Ziehen wir die Gerade u’ u“, so schneidet diese die Strophoide noch
in einem Punkte w““, und da nach der Gleichung (29)
u ur — u" (w — u”) Ze el I
ist, so folgt daraus u’ — 0.
„Die Verbindungslinien derBerührungspunkte der
die Strophoide doppelt berührenden Kreise gehen
durch einen festen Punkt u“, den Pol der Curve“
„DieBerührungspunkte derdie Strophoidedoppelt
berůhrenden Kreise bilden eine centrale Involution.“
*) Dasselbe gilt wenn der Focale allgemein, siehe Dr. Em. Weyr „Über Durch-
schnittspunkte von Focalen mit Kreisen und Lemniscaten“. Sitzungsbericht
der königl. böhm. Gesellsch. d. Wissensch., 23. Mai 1873. Prag.
„£
Aus der Gleichung (32) folgt :
Ve
(u), — (u), u o
Mit Berücksichtigung der Gleichung (34) sehen diese Gleichun- i Be
gen über in: : SV
u u" dž #
u?" —- u? =2— u
a {
Erheben wir die erste Gleichung zur zweiten Potenz und sub-
trahiren davon mit Rücksicht auf Gleichung (34) die zweite in;
“80 erhalten wir | ;
B—4aa=0, ; (35) 3%
woraus wir ersehen, dass „der geometrische Ort der Mittel-
punkte der die Strophoide doppelt berührendenKreise © x
eine Parabel ist, die den Pol der Curve zu ihrem Brennpunkte hat.“
Ziehen wir u’ u" w““, so haben wir nach Gleichung (34)
u 0 u“ TIL m ia; (36) :
welche Gleichung uns besagt, dass alle die Strophoide doppelt
berührenden Kreise von einem Kreise rechtwinklig ge-
schnitten werden, der zum Centrum denPolw“und zum
Radius dessen Abstand a von der yaxe hat.
Wir erkennen demnach die Strophoide als dieEnveloppe
aller Kreise, welche zum Orte ihrer Mittelpunkte eine
Parabelhaben und einen Kreisrechtwinklig schneiden.*)
Für einen Krůmmungskreis im Punkte w wird „eu, Zw=u
und die Gleichung (33) geht in diesem Falle úber in ik
Mm (1+3u) Hua -uN)=0. (37)
D.h. Durch jeden Punkt der Strophoide gehen drei in anaerSuR ge
Punkten osculirende Krümmungskreise. **) | 3, SE
£ = der je böhm. Gesellsch. d. Wissensch. 1872. Pris. 3 ,
**) Wählen wir die Tangenten des Doppelpunktes zu- Poor dam
. gehen die Gleichungen (36), (37) úber in 1
U U U3 U, —1
wu = v
323
fe Die Tripel der Osculationspunkte bilden auf der
Strophoide eine eubische Punktinvolution, deren Gleichung
durch (37) ausgedrückt ist.
N Die Parameter der Doppelpunkte erhalten wir, wenn wir aus
- Gleichung (37) und ihre Derivation nach % den veränderlichen Pa-
rameter der Involution w, eliminiren. Wir erhalten so
= (už— 1)z0,
© daher
W -E 1.
Je zwei der vier Doppelpunkte fallen zusammen: Die cubische
- Involution (37) hat demnach zwei dreifache Punkte, deren Parameter
u==-—+-1, v=—1 sind, es sind diess die Nachbarpunkte des Dóppel-
punktes.
Aus der Gleichung (32) ergibt sich:
(u) —*
a
yE. 4
(u), — (u); =3 =
Für einen Krümmungskreis gehen diese Gleichungen wegen
U = 43 —u,—=u über in
3U+-U = 5
r u? hd ee o
Keniren wir mit Hilfe der Gleichung (37) den Parameter u,
des Punktes, in welchem der Krümmungskreis die Strophoide schneidet,
so erhalten wir als Coordinaten des Krümmungsmittelpunktes
4au?
PS ng
P au49uW +3u? +3 (88)
F 1-+3u?
Die Parameter des Doppelpunktes sind- 1, — 1, und die Coor-
-© dináten der entsprechenden Krümmungsmittelpunkte sind (— a, a),
+ a, — a).
Aus Gleichung (38) entnehmen wir, dass die Evolute der Stro-
phoide eine rationale Curve sechster Ordnung ist; wir erhalten die
Gleichung derselben als F («, B) = 0, wenn wir aus den Gl. (38)
den Parameter « eliminiren.
© Umdie Gleichung des Involutionskegelschnittes nach @l. (17) zu
bekommen, drehen wir die Coordinatenaxen um 45°, d. h. wir wählen
22
324
als Coordinatenaxen die Tangenten des Doppelpunktes. Für diese Lage
der Coordinatenaxen ist die Gleichung der Strophoide
@—y) (e*--y) —2V2axy=0
nd demnach die Gleichung des Involutionskegelschnittes 0
(oby) +4 240 —y)+84=0, =
aus welcher wir erkennen, dass derselbe eine Parabel ist. en
Für die Fläche der Strophoide ist
za 25 2 (u? m 1) u? du,
P= Jydo=4a d-Lus® s
oder der frůheren Berechnung gemáss K
P=4a (Ju, 3 I). (39)
Nun ist
Ina In =2I,—3I, +Jı =J.
Die Fläche der Strophoide besteht nun aus zwei Theilen, aus
der Schleife und aus dem spitzen Theile, der durch den Doppelpunkt
von der Schleife getrennt und von der reellen Asymptote begrenzt
wird, demnach ist die ganze Fläche
P = Schleife + Spitze.
Nach der bei dem Descartesschen Blatte angeführten Reduktions-
formel ist:
u(l+3 u?)
(1-+-u°)? ; |
somit für den Flächeninhalt der Schleife, den wir mit P, bezeichnen
wollen, bekommen wir
4 J= arcig u—
—1
P,=2a: | (aretgu— A]
dw)
P,=20°—22(5)» Au
und für den Flácheninhalt der Spitze, den wir kurz P, bezeichnen
wollen, ist
00 2 k koš,
x 1+3u° he
V voe ý 3
Ka
P=2a oa(ž s 8
und für den Flächeninhalt der ganzen Strophoide in ungegchener, = =
Begrenzung
=
P= P + P — (2 a) er) ji ěk en Bi o >
č Re
325
Wir können demnach die Fláchentheile folgendermassen con-
- struiren:
: = 4.
; Ai fl va
4 4
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JUN
Construiren wir uns ein Quadrat, BCDE (Figur 4), dessen
Seite gleich ist 2a. Verbinden wir die Mittelpunkte der Seiten
G, H, I, K, so erhalten wir ein neues Quadrat, dessen Flächeninhalt
gleich ist 2a*. Schreiben wir nun BSH Quadrate einen Kreis
ein, so wird dessen Radius gleich sein 7; demnach sein Flächen-
a?
inhalt - Schattiren wir nun die Winkelráume bei G, H, I, K,
Gl begrenzt werden, so ist
P = BCDE,
P“ = der schattirte Winkelraum,
P“ = der übrigbleibende Theil von BCDE.
- welche vom Kreise
Professor Franz Štolba sprach über folgende „chemisch-
mineralogische Gegenstände.“
1. Ueber die Reduction der Tellursáure durch Traubenzucker.
Gleich wie die tellurige Säure, so wird auch die Tellursäure in
-© alkalischer Lösung durch Traubenzucker bei Siedhitze reduzirt.
Ich stellte meine diesfälligen Versuche mit tellursaurem Ammoniak
an, da man sich diese Verbindung besonders leicht rein darstellen
Ban, und dieselbe von den Alkalien leicht zersetzt wird. |
22°
326
Ein Antheil dieser Verbindung wurde in’die kochende Lösung ©
des ätzenden oder kohlensauren Alkali eingetragen und nachdem -©
das Ammoniak ausgetrieben worden war, der siedenden, úberschůs- ©
siges freies oder kohlensaueres Alkali haltenden Flüssig- © ©
keit eine hinreichende Menge Traubenzuckerlösung zugefügt. Die ©
Flüssigkeit, die sich bald färbte, setzte nach und nach schwarze
Flocken von Tellur ab, jedoch nicht so rasch wie bei der tellurigen A
Säure unter gleichen Umständen.
Um zu sehen, ob bei längerer Einwirkung und genügender Menge
des Reductionsmittels sämmtliches Tellur als solches ausgefällt -
worden, wurde ein Theil der Lösung filtrirt, das Filtrat mit Schwe- ©
felsäure schwach übersättigt und in einer Platinschale mit reinem
Zink in Berührung gebracht. ský
Unter diesen Verhältnissen setzen nämlich tellurhaltige Ló-
sungen einen Theil des Tellurs an Platin, einen anderen pulver-
förmig ab, und kann der Absatz leicht weiter untersucht werden. 3
Ich konnte auf diese Art, welche sehr geringe Mengen
von Tellur nachzuweisen gestatten, unter obigen günstigen Verhält-
nissen in der Flüssigkeit kein Tellur mehr nachweisen, und folgt
hieraus, dass die Tellursäure vollständig zu Tellur reduzirt werden kann.
Die Flüssigkeit war circa eine halbe Stunde in lebhaftem Kochen
erhalten worden. s
Dieses, interessante Verhalten der Tellursáure ermöglicht die A
Darstellung eines chemisch reinen Tellurmetalles,
wenn man reines tellursaures Ammoniak oder Alkali mit den betref-
fenden reinen Materialien so lange im Kochen «erhält, bis sämmtliches -
Tellur ausgefällt worden. Sollte es an Traubenzucker fehlen, so setzt
man selben zeitweilig der conzentrirten Lösung hinzu: | EN
Ich habe nach dieser Methode aus nambaftemiMengen
von, auf tellurige und Tellursäure verarbeiteten Tellurerzen, Tellur m
abgeschieden. AR
Das scharf getrocknete Tellur würde im Glaskolben in einem ©
Bade von Eisenfeilspánen zum Schmelzen erhitzt; «und um die: Ver- -
einigung der Metallkügelchen zu erleichtern, etwas trockenen
Kalisalpeters zugesetzt, unter ‘dessen geschmolzener Decke ©
sich das Metall leicht und rasch zu einem Klumpen vereinigte. ©
Das Tellur wird nämlich, wie schon Klaproth beobachtete, wenn
esnicht fein vertheilt ist, beim. Schmelzen „mit Salpeter nur ©
wenig angegriffen, ja es kann sogar unreines Tellur beim Schmelzen
mit Salpeter bis, zu einem gewissen; Grade gereinigt wesdem: nj „on
327
-
2, Ueher die Reduktion der selenigen Säure durch Traubenzucker.
Ich hatte seiner Zeit bei Besprechung der Reduktion der tel-
lurigen Säure durch Traubenzucker (chemische Notizen, Prag 1870)
angegeben, dass die selenige Säure unter gleichen Umständen nicht
reduzirt wird.
Diese Angabe verdient eine Berichtigung, wie sich aus Folgen-
dem ergeben wird.
Versetzt man eine Auflösung von ätzendem Alkali mit seleniger
Säure der Art, dass das Alkali in bedeutendem Ueberschusse bleibt,
erhitzt zum Kochen und fügt Traubenzuckerlösurg hinzu, so bemerkt
‘man, wenn der Versuch in einem geschlossenen Kolben, der nur den
© Dämpfen Austritt gestattet, angestellt wird, dass sich kein fester
Körper ausscheidet. Öffnet man jedoch den Kolben, so dass die Luft
Zutritt hat, so bildet sich sehr bald an der Oberfläche eine rothe
Haut von ausgeschiedenem Selen, dessen Menge stetig zunimmt.
Aus diesem Verhalten ergiebt sich, dass die selenige Säure zu
Selen reduzirt wurde, welches bekanntlich in ätzenden Laugen beim
‚ Sieden löslich ist und sich demnach nicht ausscheiden konnte.
Ist diese Erklärung richtig, so müsste sich unter gleichen Um-
ständen bei Anwendung der kohlensaueren Alkalien an Stelle der
ätzenden, Selen ausscheiden, nachdem es in den Lösungen der ersteren
nur schwierig löslich ist.
In der That, stellt man den Versuch bei Anwendung der kohlen-
sauren Alkalien an, so scheidet sich das meiste Selen sehr
rasch ab, und es bleibt nur ein geringer Theil in Lösung.
Dieses Verhalten der selenigen Säure könnte unter Umständen
zur Abscheidung des Selens verwendet werden, es ergiebt sich jedoch
daraus für die praktische Reduktion einer selenhaltigen tel-
lurigen Säure durch Traubenzucker die Verunreinigung mit mehr
oder weniger Selen. Ob man durch eine partielle Reduktion ein
selenfreies Tellur erlangen könnte, darüber sind die Versuche zur
Zeit noch nicht abgeschlossen.
3. Ueber chromsaures Kalk-Kali als Indicator bei der Mohr’schen
Chlor-Bestimmungsmethode.
. Die maasanalytische Bestimmung von Chlor nach Mohr, welche
so vorzügliche Resultate liefert, erfordert bekanntlich die Anwendung
völlig chlorfreien neutralen chromsauren Kalis als Indicator.
E
Da man das Präparat im Handel selten rein beziehen kann und 12
m
die Reinigung mit Silberlösung bei einem sehr verunreinigten Prá- ©
parate wenig vortheilhaft ist, so versuchte ich das chromsaure Kalk- RE
Kali zu gleichem Zwecke anzuwenden, nachdem man sich diese Ver-
bindung mit Leichtigkeit völlig chlorfrei darstellen kann, und dieselbe
jahrelanger Erfahrung zu Folge das chromsaure Kali NR >
ersetzt Ich bereite es in folgender Art.
Doppeltchromsaures Kali, welches durch Umkrystallisiren völlig Br
chlorfrei erhalten werden kann, wird in dem Sfachen Gewichte Wassers
gelöst und zum Kochen erhitzt.
Zu der heissen Lösung füget man gut ausgewässertes und dem- ;
nach chlorfreies Kalkhydrat so lange hinzu, bis die Flüssigkeit eine
rein gelbe Farbe angenommen hat und zu Folge Kalküberschusses
beim Anblasen Häutchen von kohlensaurem Kalk bildet. |
Man filtrirt die heisse Flüssigkeit ab und lässt selbe a:
langsames Verdampfen konzentriren, wobei sich der überschüssige
Kalk als Carbonat ausscheidet, oder man kann in die heisse Flüssig-
keit Kohlensäure einleiten, welche natürlich sorgfältig. gewaschen
werden muss, falls sie mittelst Salzsäure dargestellt worden.
Die dekantirte Flüssigkeit ist zum Gebrauche fertig, da sie in 16 |
angegebener Art bereitet, keine Spur Chlor enthält.
4. Ueber Platinschutztiegel.
Nachdem die Platintiegel über der Gaslampe längere Zeit
geglüht an Gewicht abnehmen, ist man oft genöthiget, nach dem
Entleeren des Platintiegels das Gewicht desselben neuerdings be-
stimmen zu müssen.
Es ist dieses nicht nur zeitraubend, sondern unter Umständen
auch die Quelle kleiner Ungenauigkeiten.
Ich habe mich anlässlich der Analyse der Prager Brunnen ne
wo es bei den verschiedenen Bestimmungen sehr wünschenswerth
war, den Tiegel für längere Zeit von konstantem Gewichte
zu erhalten, genöthiget gesehen, denselben in einem passenden etwas
grösseren Platintiegel einzuschliessen, und habe hiebei folgende
Erfahrungen gemacht.
Ist der äussere Platintiegel unverletzt, so kann man dn ©
inneren Platintiegel einen Tag lang im Glühen erhalten, ohne dass —
bo Rd 2
sein Gewicht abnimmt.
Hiebei ist es jedoch durchaus nothwendig, dass € er mit einem
329
fremden Tiegeldeckel bedeckt sei, indem auch der Tiegeldeckel
einen Gewichtsverlust erleidet.
Vor dem Einbringen in den Exsiccator muss man demnach den
inneren Tiegel mit seinem zugehörigen Deckel bedecken und
nach dem Erkalten wägen.
Raget der innere Tiegel etwas heraus, so erleidet man bei
längerem Glühen ebenfalls einen Gewichtsverlust, der desto grösser
ist, je mehr herausragt.
Das Veraschen geht in dem inneren Tiegel zwar etwas lang-
samer, aber sonst wie gewöhnlich vor sich, es lässt sich übrigens
in vielen Fällen durch Anwendung der Methode Bunsens am Platin-
drahte vornehmen.
Was den Grad der Hitze anbelangt, den man bei Glühungen
über der Lampe im inneren Tiegel hervorbringen kann, so ist dieser
allerdings etwas kleiner als bei Anwendung eines einfachen Tiegels»
-doch ist dieser Umstand von keiner Bedeutung, da man, wo es sich
um hohe Hitzegrade handelt, ohnehin zum Gasgebläse etc. grei-
-fen muss.
Hingegen macht sich der chemische Einfluss gewisser Bestand-
theile der Flammgase, z. B. der Schwefelverbindungen auf gewisse
Verbindungen wiewohl in geringerem Grade ebenfalls geltend.
So kann man z. B. bei Anwendung unseres Prager Leuchtgases
Kalk, kohlensaures Kali etc. keineswegs lángere Zeit im Glůhen er-
halten, ohne kleinere oder grössere Mengen von Sulfat zu bilden,
wodurch unter Umständen sebr fatale Fehler entstehen können.
Bezüglich des äusseren Schutztiegels muss ich bemerken, dass
derselbe sehr wenig angegriffen wird, wenn man ihn nur zeitweilig
putzen und mit einem Polirstein glätten lässt, da sich alsdann weniger
leicht Kohlenstoffplatin bildet.
-Ich habe es auch versucht, als Platinschutztiegel solche anzu-
wenden, welche durch Risse an dem Boden oder den Seiten zu den
gewöhnlichen Anwendungen untauglich waren, indem ich an diese
Risse eine doppelte Schicht Platinblech passend anlegte. Für
© Glůhungen, die nicht allzulange dauern, können solche Tiegel in der
That den gewünschten Zweck leisten, dauert jedoch das Glühen viele
‚Stunden, so wird der innere Platintiegel an den betreffenden Stellen
etwas angegriffen.
Der Nutzen, den ein Platinschutztiegel bei allen Glühungen
über Leuchtgas leistet, ist ein so grosser, dass ich seit mehr als
einem halben Jahre keine derartige Operation- mehr ‘im ung e 1
schützten Tiegel vornehme. i
-
5. Zur Darstellung des Thalliums aus dem Flugstaube der Schwefel- En
sáurefabriken.
Bei der wiederholten Aufarbeitung des thalliumhaltigen Fing- 5
staubes zweier Schwefelsäurefabriken, welche den Schwefelkiess von ©
Meggen benützen, wandte ich zur Abscheidung des Thalliums der
Hauptsache noch eine Methode an, welche auf die Bildung von
Thalliumalaun ausgehet und sich aus dem Folgenden er-
geben wird.
Der Flugstaub wurde vermittelst eines groben Siebes von a
beigemengten Ziegel-, Mörtel- und Thonstücken gesondert und par-
tienweise mit Wasser ausgekocht, welches mit etwas Schwefel-
säure angesäuert worden war. Br
Der Brei wurde auf ein passendes grosses Filter gebracht und
daselbst nach dem Abtropfen unter fleissigem Umrühren mit heissem
Wasser sorgfältig ausgesüsst.
Die Waschwásser dienten nach dem Ansäuern mit Säure zum
Auskochen einer frischen Partie u. s. w.
Das erste ziemlich konzentrirte Filtrat wurde in sehr flachen ©
Schalen bis zum Krystallisationspunkte eingedampft, wobei sich beim
Erkalten grosse und schöne röthlich gefärbte Krystalle von Thallium-
Thonerde-Eisenalaun absetzen.
Die Mutterlauge nach Zusatz von etwas schwefelsaurer Thon-
erde nochmals abgedampft, gab noch eine kleine Menge gemischier
Alaune.
Die letzten Mutterlaugen sowie das Spülwasser der Krystalle
mittelst roher Salzsäure ausgefällt, schieden eine auffallend geringe “
Menge von Chlorthallium aus. Die Krystalle des rohen Thallium- ©
alaunes wurden aus, mit Schwefelsäure gesäuertem Wasser zweimal
hintereinander krystallisirt, wodurch ein Alaun erhalten wurde, dr ©
mit reinem Zink und etwas Schwefelsäure versetzt reines Thalium ©
lieferte, und mit reiner Salzsäure reines Chlorthallium gab. So
Man kann das Prinzip dieser Methode auch in der Art ver- k 2
werthen, dass man in bekannter Art rohes Chlorthallium darstellt
dieses mit Schwefelsäure zunächst in Sulfat und dann vermittelst _
schwefelsaurer Thonerde in Thalliumalaun überführt, der durch Kry- 6; m
stallisation gereiniget werden kann. polák: 40
-
331
Mir scheint die erstere Methode ‘bequemer zu. sein, da die.
lästige Zersetzung des Chlorids mittelst Schwefelsäure hinwegfällt.
Nachdem der Thalliumalaun in heissem Wasser bedeutend lös-
licher ist, wie in kaltem, bietet die Überführung des viel schwerer-
- löslichen Sulfats in den entsprechenden Alaun, den grossen Vortheil
dar, die Thalliumverbindung aus viel kleineren Quantitäten Wassers,
demnach viel bequemer und rascher umkrystallisiren zu können,
und doch das Metall in einer Verbindung ‚zu behalten, die gleich
leicht auf Metall oder Chlorid, Jodid verarbeitet werden kann.
6. Ueber die Reinigung des Chlorgases.
Bei den gewöhnlichen Methoden der Darstellung des Chlor-
gases wird dasselbe von Chlorwasserstoff begleitet, der sich dem
Chlorgase nur schwierig entziehen lässt.
Man kann ‚angestellten Versuchen zu Folge jedoch die Salz- ©
säure leicht und vollständig zurückhalten, wenn man sich zum
Waschen des Chlorgases zunächst einer entsprechenden Menge einer
ziemlich konzentrirten Kupfervitriollösung bedient, hiebei einen zweck-
mässigen Waschapparat verwendet, und das Chlorgas dann noch mit
Wasser wäscht. Man lasse das Chlorgas nun langsam durchstreich n
und ‚bringe in die Flüssigkeit Bimsteinstücke, die mit der Lösung
geschüttelt werden und. dann zumeist oben schwimmen.
Die Wirkung der Kupfervitriellösung beruhet auf der grossen
Neigung des Chlorwasserstoffs sich mit dem Kupfersulfat zu Chlor-
kupfer und Schwefelsäure umzusetzen, während das Chlor auf das
Salz nicht einwirkt.
Das Waschen mit Wasser soll etwa mit fortgerissene Salztheil-
chen zurückhalten, welche das Chlorgas leichter als andere Gas-
arten mitnimmt.
1. Ueber die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung.
Die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung ist in den
Laboratorien am wenigsten gebräuchlich, obgleich sie in manchen
Fällen sehr vortheilhaft sein kann.
Handelt es sich z. B. um einen sehr lange anhaltenden Gas-
strom, wie man eines solchen zur Darstellung, gewisser Bicarbonate
bedarf, so eignet sich hiezu die durch geistige Gährung gewonnene
Kohlensäure ganz besonders. Ich wende zu dieser Darstellung ge-
u > dů k
Vsk 23 ir
re PVE
. 4
> S ei
= - Be ;
399 VR
v u Re . = HE
- BR
räumige Thon- oder Glasgefässe an und als Material Rohzucke, der.
sich hiezu durch seine Billigkeit empfiehlt.
Der Zucker wird in 4 Theilen Wassers gelöst und mit ders ge-
© nügenden Menge Hefe versetzt (5 volumina dicker Hefe per mile).
Die Gährung tritt im Laufe einiger Stunden ein und kann 2:
durch Steigerung der Temperatur beschleunigt, durch KrDIBE
verzögert werden. Re
Man kann demnach durch Wahl eines passenden Locals die x
Gährung rascher oder langsamer verlaufen lassen.
Geht die Gährung zu Ende, so speiset man mit frischer Znvkoř“
lósung und gibt auch etwas Hefe hinzu.
Nachdem die Flüssigkeit während der Gährung steigt und chäund
muss man eben Gefässe mit genügendem Steigraume verwenden.
Die vergohrene Flüssigkeit wird durch Destillation auf Spiritus
verarbeitet.
Zum Waschen der Kohlensäure wendet man zweckmässig einen ©
mit Wasser gefüllten Kaliapparat, z. B. den von Liebig oder Mit-
scherlich an, den man mittelst Draht an den Hals des Entwickelungs-
gefässes befestigt und die nothwendige Verbindung mit Cautschuk-
röhren herstellt. Bei dieser Einrichtung wird der Apparat sehr
handlich und compendiös.
Will man Melasse anwenden, so verdünne man selbe mit 3
Theilen Wasser und wende zum Waschen des Gases zunächst Eisen-
vitriollösung an, nachdem manche Melasse bei der Gährung Stick-
oxyd liefert, welches von der Vitriollösung absorbirt wird. Hierauf -
muss das Gas noch durch ein mit staubfreien Stückchen Holzkohle
gefülltes Rohr geleitet werden, um die Kohlensäure geruchlos zu
erhalten.
8. Ueber die Reinigung der Oxalsäure.
Wenn es sich um die Darstellung grösserer Quantitäten
reiner Oxalsäure handelt, so empfiehlt sich nach meinen Versuchen
das schon von anderer Seite empfohlene Umkrystallisiren aus
Salzsäure. Pi
Wenn man nämlich die zu reinigende Oxalsáure in der OR A8)
genden Menge einer 10—15°/, siedenden Salzsäure löst, m :
erkalten lásst, die Mutterlauge durch Absaugen entfernt und 80
lange mit kleinen Quantitäten Wassers nachwäscht, bis das Abk “
‚Jonde nur sehr geringe Mengen von Salzsäure enthält, 80 braucht Br
2 he
333
man die feuchten Krystalle nach dem Absaugen der Mutterlauge nur
aus reinem Wasser umkrystallisiren zu lassen, um in der abge-
-waschenen Oxalsáure ein ganz reines Produkt zu erhalten.
Wesentlich ist hiebei der Umstand, dass man in beiden
Fällen die heisse Lösung unter stetem Umrühren rasch erkalten lasse,
um kleine Krystalle zu erhalten, nachdem die beim langsamen Er-
kalten sich bildenden grossen Krystalle Mutterlauge einschliessen
können.
Selbst grössere Quantitäten von in dieser Art gereinigter Oxal-
säure verflüchtigen beim Erhitzen in einem Platintiegel ohne den
geringsten Rückstand zu lassen. Die erhaltenen Mutterlaugen können
- mit Vortheil auf oxalsaures Ammoniak verarbeitet werden, da sie
-beim Neutralisiren mit kohlensaurem Ammoniak das meiste Oxalat
ausscheiden, nachdem sich dasselbe bekanntlich in einer Lösung von
Chlorammonium schwieriger löset, als in reinem Wasser.
Ich habe mich einer in dieser Art gereinigten Oxalsäure zur
Zersetzung des Cäsiumplatinchlorids mit gleichem Erfolge wie bei
dem analogen Kaliumsalz bedient.
9. Schöne Zinnkrystalle
kann man auf nassem Wege sehr leicht und bequem in folgender
Art erlangen.
Man überzieht die Aussenseite einer Platinschale oder eines
Platintiegels der Art mit geschmolzenem Wachs oder Paraffin, dass
ein kleiner Theil des Bodens frei bleibt.
. Man stellt nun die Platinschale mit der metallischen Fläche
auf ein Stück amalgamirten Zinkes, welches sich in einer grösseren
Schale von Porzellain oder einem Becherglase befindet.
Die Platinschale füllt man vorsichtig mit einer verdünnten und
nicht zu saueren Lösung von Zinnsalz an, und die Porzellainschale
mit Wasser, dem etwa '/,, Salzsäure zugesetzt worden war.
Beide Flüssigkeiten müssen knäpp über der Platinschale eine
Fläche bilden, was durch vorsichtigen Zusatz von Wasser mittelst
einer Pinzette leicht zu erreichen ist.
Das in dieser Art zusammengestellte galvanische Element be-
- wirkt den Absatz sehr schöner zusammenhängender Krystallaggre-
gate, deren Länge stellenweise den Durchmesser der Platinschale
erreicht, und ist der Versuch in 2—3 Tagen zu Ende.
Die herausgehobenen Krystalle werden mit Wasser abgewaschen, Rn
rasch getrocknet und gut verschlossen aufbewahrt, wo sie ihr schönes ——©
Ansehen bleibend behalten.
Die am Platin sehr fest sitzenden kleinen Krystalle ne p
durch Behandlung mit conzentrirter Salzsáure leicht in Lósung er :
bracht werden.
Bei Anwendung reiner Materialien kann in dieser Art auch ein
Zinn von ungewöhnlicher Reinheit erzielt werden.
10. Die Verbrennung des Eisens
kann vermittelst einer mit Sauerstoffgas angefachten Leuchtgasflamme
in folgender Art mit ausserordentlichem Effekte angestellt werden.
Man nimmt einen etwa 2 Linien starken Eisendraht, biegt
denselben etwa 3 Zoll vom Ende unter einem rechten Winkel, be-
festigt ihn mittelst eines passenden Metallhalters und lässt die Sauer- — \
stofflamme in der Richtung des kurzen Armes einwirken.
Das Eisen verbrennt mit einer solchen Intensität und einer so
massenhaften Entwickelung von Funken, dass man sich in Acht -
nehmen muss, um von den klafterweit sprühenden Funken nicht
verbrannt zu werden.
II. Ueber das Verhalten der Ceritsalze zu Kieselflusssäure.
Versetzt man die Auflösung eines Cer- Lunthar- oder Didim-
salzes, welches nicht allzuviel freie Säure enthält, mit Kieselfluss-
säure,. so entsteht bei einigen Salzen z. B. den essigsaueren je nach
der Conzentration der Lösung eine scheinbar amorphe Fällung oder
Trübung von Kieselfluormetall, bei anderen Salzen ist keine Verän- A
derung zu bemerken.
Füget man jedoch nunmehr eine Lösung von neutralem essig-
saurem Kupferoxyd hinzu, so enstehet auch in diesem Falle selbst _
bei grosser Verdünnung eine Fällung oder Trübung, und setzt sich ©
der Gliederschlag in kurzer Zeit ab.
Das so erhaltene Kieselfluormetall ist in Wasser, Essig- und
Kieselflusssáure sehr schwer löslich, dagegen wird es von den meisten i
Mineralsäuren leicht gelöst, und erklärt sich aus diesem Umstande —
-
seine Bildung leicht.
Man kann übrigens auch durch Zusatz von Kieselfinsssänre u
Alkohol zu den Lösungen der Ceritsalze das Kisnelfinormenpil, Bb
scheiden, da es in Alkohol unlöslich ist.
Der er NE
335
In wie ferne dieses Verhalten der Ceritsalze als Reagens ver-
werthet werden kann, und zur Unterscheidung von anderen Körpern
© dienlich wäre, wird das eingehende Studium der Kieselfluorverbin-
- dungen der Ceritmetalle zeigen, mit deren Darstellung ich be-
scháftiget bin.
J2. Eine optische Beobachtung an Kupfervitrioikrystallen,
Nimmt man einen grossen Kupfervitriolkrystall mit spiegelnden
Flächen und ein polirtes Platin- oder Stahl-Blech oder Stanniol und
hält am besten bei direktem Sonnenlichte die beiden Objekte nahe
an einander der Art, dass die vom Kupfervitriol reflektirten Strahlen
das Blech treffen, so erscheint die betreffende Stelle von der
Farbe des Kupfers. Man kann dieselbe Beobachtung auch an
- einer Lösung von Kupfervitriol anstellen, und zwar am leichtesten
an grösseren Quantitäten von Kupfervitriollösung in einer flachen
Porzellainschale.
Dass diese Wahrnehmung keine subjektive ist, lehrt schon
der Umstand, dass nur jene Stellen der betrefienden Metallob-
jekte kupferroth erscheinen, welche von den reflektirten Strahlen ge-
troffen werden, auch kann man den Versuch der Art anstellen, dass
„jeder Zweifel in dieser Beziehung gehoben wird.
Diese meines Wissens neue Beobachtung verdient von Seite der
Physiker auch auf die gefärbten Verbindungen anderer Schwermetalle
ausgedehnt und studiert zu werden.
13. Ueber den. Aluminit von Kuchelbad.
Dieses für Kuchelbad neue und interessante Vorkommen eines
sehr schönen Aluminits bezieht sich auf die Klüfte jenes Kalksteines,
der von dem Pächter Herrn Dvořák ausgebeutet wird.
Indem ich bezüglich der geologischen Verhältnisse darauf hin-
weise, dass Herr Professor Krejčí seiner Zeit darüber ausführlich
Mittheilung machen wird, bemerke ich, dass der Aluminit in einem
lockeren Conglomerat 'von verschiedenen Gesteinstrümmern, Limonit
und Gyps eingebettet erscheint, und daselbst in ziemlich reichlichen -
Mengen vorzukommen scheint. |
-Ich verdanke meine Proben der Gefáliigkeit des Heren Dr.
Weiler, bei dem ich selbe zuerst sah.
Der Aluminit von Kuchelbad kommt in rundlichen und nieren-
förmigen Stücken vor, von denen die: grössten noch nicht Faust-
grösse erreichen.
336
(Er ist von blendend weisser Farbe, an manchen Stellen von ©
feinen Aederchen von Limonit durchsetzt und sehr weich, so dserr
sich mit dem Nagel ritzen und leicht schneiden lässt. a
Er ist nur schwer pulverisirbar, nachdem die Theilchen beim er
Zerreiben gleichsam zusammenkleben. Pk
Unter dem Mikroskope zeigt er sich durchaus aus feinen :
Prismen bestehend, welche monoklynisch zu sein scheinen. Pulverisirt
wird er von den Säuren vollständig gelöst, auch die Essigsäure nimmt
ihn vollständig auf.
Ebenso leicht nimmt ihn die Kalilauge beim Erwärmen auf ha
scheidet sich, falls selbe concentrirt war, beim Erkalten eine
Krystallisation von schwefelsaurem Kali aus, welche sich beim Ver- ©-
dünnen mit Wasser wieder löst, nachdem dasselbe in verdünnter
Kalilauge löslich ist.
Bei anhaltendem Glühen des pulverisirten Minerals in einem —
Platintiegel vermittelst einer guten Gaslampe verlor es ausser sámmt-
lichem Wasser nur einen Theil seiner Schwefelsäure selbst
als das Glühen 12 Stunden fortgesetzt wurde; nachdem das Gewicht
bei vierstündigem Glühen konstant blieb, entsprach der Rückstand.
der Zusammensetzung 2 Al,O,, S0,.
Der geglühte Rückstand war pulverförmig und blendend weiss.
Die chemische Analyse führte auf die alte Formel Al,O,, SO, +9H0.
und ergab:
Thoderde;;", 238: 30:55
Schwefelsäure . . ©.. 2359
Wasser . ©. un ans 45085
Eisenoxyd . . « . « Spur.
Summa 10000
und stimmt demnach diese Analyse zu den bekannten Analysen
neuerer Proben anderer Vorkommnisse sehr gut.
Ich muss ausdrücklich hervorheben, dass die analysirte Probe
keine wägbaren Mengen von Kalk, Magnesia und Phosphorsäure enthielt.
Was die Frage nach der Entstehung dieses Aluminits anbelangt, ©
so giebt das gleichzeitige Vorkommen desselben mit Gyps und Li- ©
monit Winke zur wahrscheinlichen Beantwortung dieser Frage. fi x :
Ich glaube, dass es der Pyrit war, der bei Gegenwart eines. a
thonerdehaltigen Minerals verwitternd, Anlass gab zur Bildung von
. schwefelsaurem Popova und Oxydul und von schwefelsaurer Thon: =
337
erde*), welche durch gelösten kohlensaueren Kalk zersetzt wurden,
‚wobei Gyps, Limonit und unlöslicher Aluminit enstand.
Ich stelle dermal Versuche an zur künstlichen Darstellung von
- Aluminit auf einem ähnlichen Wege.
Bezüglich der Methode der Analyse sei noch bemerkt, dass die
'Thonerde als Rückstand bestimmt wurde, welchen eine Probe des
Minerals beim Weissglühen im Coxfeuer liess. Die Schwefelsäure
wurde direkt bestimmt, das Wasser als Defizit berechnet.
Bei anhaltendem Glühen über der Gaslampe blieb. ein Rück-
stand von 42-36 pro Cent, woraus sich für diesen obige Zusammen-
setzung von 2Al,0,, SO, berechnet, nachdem die Formel: darin
.27:27°/, Schwefelsäure verlangt und 27'85°/, darin gefunden wurden.
14. Ueber dolomitische Kalksteine aus der Silurformation.
Die analysirten Proben beziehen sich auf Kalkstein in der
Nähe. von Karlstein und sind in doppelter Hinsicht interessant, ein-
- mal wegen des grossen Gehaltes an Magnesia und weiters, weil die
(»
In Salzsäure In Salzsánre
Menge derselben desto bedeutender wird, je näher die betref-
fende Schichte dem unteren Diabas anliegt. So enthielten 2 Proben
-der dem Diabas zunächst anliegenden Schichte Z, und 1 weiteren
Proben der Schichte F.
E,. E,. WE
| Kohlensauere Magnesia . . . . . 3425 1369 8-40
Kohlensaueren Kalk . . . ... , 5425 8130 8943
löslich
Kohlensaueres Fisenoxydul . . . . 116
Eisenoxyd und Thonerde. . . . . 150 0-58 0:58
— | Kieselerde. ... . °. :. ee 0 3:46
= Thonerde und Eisenoxyd . . . . 050 0:42 0:81
sch 9 03 0%
E ae 2 pr Spur
9982. 1002 99:22
Organische Stoffe, Alkalien und Phosphorsäure waren nur in
Spuren zugegen, ebenso Schwefelsäure.
Die Farbe des magnesiareichsten Kalksteines ist die
graue, er ist sehr dicht und feinkörnig und unterscheidet sich von
*) Die auf ähnliche Weise entstehenden Vitriollaugen enthalten stets namhafte
Mengen von schwefelsaurer Thonerde, so dass der Vitriolstein schwefelsaure
Thonerde als wesentlichen Bestandtheil enthält.
7 98
dění zweiten der Schichte E, dadurch, dass jener minder Kits ;
körnig ist und stellenweise deutliche Spaltungsflächen der ihn zu jn
‘ gammensetzenden grösseren Krystalle zeigt. Der Kalkstein aus 2
der Schichte 7’ zeichnet sich durch seine lichte Farbe aus, die
Textur ist jedoch dieselbe wie bei der zweiten Probe von E.
15. Analyse des Moldauwassers.
Die vorliegenden zwei Analysen betreffen einerseits solches
Wasser, welches beim Eintritte der Moldau in die Stadt Prag und
zwar bei der Smichover Ueberfuhr (S), anderseits solches, welches
nach Zurücklegung eines grossen Weges durch die Stadt, zwischen
der Militär- und Civil-Schwimmschule geschöpft wurde. (C)
Die Proben rühren vom 11. Juni d. J. her, nachdém sich das —
durch Regengüsse getrübte Wasser ziemlich geklärt hatte und nur _
wenige Zoll über Normale stand, und wurden selbe binnen kurzem
Zeitunterschiede der Mitte des Stroms und nahe der Oberfläche
entnommen. R
Das klare Wasser enthielt in 1 Million Theilen, (d. h. in einem
Litre ya ike folgende Stoffe:
S 0
AUS an tele 6:09
DAEROn -Ga a Er ea dan SRN 4:06
Kalk nina. ee kal Bald da O
MAPNESIAK a nn ee ner 454
skigenoxgdr." 0 o ac 2:40
ML RODerde, m...) 180 ODUT, Spur, :
Kohlensäure gebundene. . . 1115, 1272 :
Schwefelsäure . . . . « „522 522 E:
Kieselsäure . . . < . . . 940 9:00 ké
Salpetersäure <. . - « . 054. 054 o
Phosphorsäure . . . . . . Spur Spur Nr
Elan ll Dar ni As gan an
Organische Stoffe. . . 9:36 963- Ba
Rückstand bei 145° C, ge: | DEV
třocknet | 5/4. 3 „6660 > 16840 9a *
Stellt man nun die Analyse so zusammen, dass man. die Be- x
standstheile auf bekannte Verbindungen umrechnet, wobei man aller-
‚dings von verschiedenem Standpunkte ausgehend wach zu able
ü 339
© denen Resultaten gelangen muss, so enthielte nach meiner Auffassung
das Moldauwasser in 1,000.000 Theilen :
8 C
Schwefelsaures Kali, . . . 1137 11'26
Schwefelsaures Natron . . . — 0:09
Chlorkalium ° .-. 2. 4059 =
Ghlornatriun 9 . a 0D 571
Kohlensaures- Kali: 4.: « 3 > 2920
Kohlensaures Natron . . . — 1:69
Kohlensauren Kalk . . . . 1150 15:97
Kohlensaure Magnesia . . . 1029 953
Kieselerder,. at. ska AO 9:00
Eisenoxyd . . ee N 240
Salpetersauren Kalk. el 1 0:82
Kalk gebunden an organische
Stoffe und Kieselerde . . 461 268
Organische Stoffe . . . . 936 9-63
Summa 6780 68:78
Direkt gefunden 65:60 68:40
Fasst man die gewonnenen Zahlen ins Auge, so ergiebt sich
zunáchst, dass das Moldauwasser merkwůrdig wenig Mineral-
und organische Stoffe enthált, und demnach zu den weichsten
und reinsten Wassern gehört.
Nach freundlicher Mittheilung vom Herrn Professor G. Schmidt
führt selbe bei mittlerem Wasserstande 1700 Cub. Fuss = 53:72
Cub. Meter Wasser pro Sekunde, d. i. 53720 Killogramme und
- glebt jeder Milliontheil 54 Grammes pro Sekunde, und hiemit
- erlangen die selbst kleinen Beträge eine ganz andere Bedeutung,
nachdem im Laufe von 24 Stunden (86'400 Sekunden) 146,880.000
Kubik Fuss Wasser Prag passiren, und demnach auf 1 Einwohner,
deren Zahl für Prag, Smichov und Karolinenthal mit 250.000 ange-
nommen werde, rund 587 Kubik Fuss Wasser kommen.
Nach dem Befunde dieser Analyse würde die Moldau binnen -
24 Stunden von Prag hinwegführen an
Schwefelsaurem Kali . 522622 Kilogramme
Chlornatrium . . . . 265625 a
Kieselerde. . . . . 417726 A
Eisenoxyd . © « « . 110615 =
und so weiter.
23
340
Vergleicht man nun die Zahlen der beiden Rubriken unter- ©
einander, so ergiebt sich im Ganzen, wenn man sich an die erste
von Annahme freie Zusammenstellung hält, dass sich im Ganzen
keine so grossen Differenzen ergeben, als man erwarten dürfte.
Es lässt sich diess jedoch leicht erklären, wenn man berůck- ©
sichtigt, dass ”
1) die Proben der Mitte des Flusses nes wurden, wo
am wenigsten Gelegenheit geboten ist Zuflüsse aufzunehmen, dass
2) das Wasserguantum, welches die Moldau mitführt, ein sehr ©
bedeutendes ist und dass endlich Be
3) die Kanäle Prags, wie sich bei anderer Gelegenheit heraus- ©
gestellt hat, sowohl der Anlage als dem Materiale nach sehr vieles
von ihrem flüssigen Inhalte in den Boden einsickern lassen, was sich
insbesondere bei allen in der Nähe derselben liegenden Brunnen bei
der Analyse schlagend ergiebt. s
Ich beabsichtige seiner Zeit unter geänderten Verhältnissen
Proben vom Moldauwasser zu nehmen und selbe zu analysiren, um
dieser Art einen vollständigeren Beitrag zur Kenntniss des Moldau-
wassers liefern zu können. Zum Schlusse noch einige Bemerkungen
über den hohen Gehalt des Wassers an Alkalien und bezüglich der
Methode der Analyse.
Der auffallend hohe Gehalt des Moldauwassers an Kalium- und
Natrium-Verbindungen findet seine einfache Erklärung in dem Um-
stande, dass das Wasser massenhaft Geschiebe und Sand mitführt,
welche reich sind an Kali und Natron-Kalk-Feldspath.
Die Reibung und Bewegung dieser Gesteins-Trümmer trägt be-
kanntlich ausserordentlich bei zur Zersetzung derselben, und scheint
hiemit auch der hohe Gehalt an Kieselerde zusammenzuhängen.
Weiter sei bemerkt, dass sich bei der Zusammenstellung der ©
Basen und Säuren ergeben hat, dass ein Theil der Basen an or- =
ganische Stoffe und Kieselerde gebunden sein müsse, wie ich es be- i
züglich der organischen Stoffe auch schon bei anderer Gelegenheit +
gefunden habe. Hienach hätte man es in den organischen Stoffen —
der Hauptmasse nach mit Humin- und Ulmin-Säuren zu thun, die
jedenfalls einen Theil der Basen sättigen müssen. A Kb
Bezüglich der Kieselerde wäre es auch möglich, dass dieselbe
im frischen Wasser frei in Lösung neben dem entsprechenden kohlen-
saueren Salze vorkäme, und erst beim Abdampf en unter Zer- ©
setzung eines entsprechenden Antheiles von Carbonaten, ‚ganz Sag 2
theilweise Silikate bildet. | A
UW 48 Bit s
V i P Z
341
Was die Methode der Analyse anbelangt, so muss zunächst her-
vorgehogen werden, dass zu den betreffenden Bestimmungen stets
grosse Quantitäten von Wasser verwendet wurden.
Nur bei der Bestimmung der Alkalien und der organischen
Stoffe wandte ich von der gewöhnlichen abweichende Methode an.
Die organischen Stoffe wurden nach einer Methode bestimmt,
die ich seiner Zeit beschreiben werde; die Alkalien wurden zunächst
als Kieselfluormetalle abgeschieden und dann getrennt.
Zu dem Behufe wurde der Trocken-Rückstand eines bedeu-
tenden Wasserquantums mit Kieselflusssäure und starkem Weingeist
behandelt und die gebildeten Kieselfluoralkalien gesammelt und aus-
gesüsst.
Am Filter in siedendem Wasser gelöst, diente ein gemessener -
- Antheil des erkalteten Filtrates zur Titrirung mittelst Natronlauge,
der Rest wurde mit saurer Platinchloridlösung zur Trockne ver-
dampft, das gebildete Kaliumplatinchlorid gesammelt und nach dem
Aussüssen mit Alkohol in heissem Wasser gelöst, die filtrirte Lösung
verdunstet und das scharf getrocknete Kaliumplatinchlorid als solches
gewogen.
Die Zahlenresultate dienten zur Berechnung der beiden Alkalien.
Es muss wiederholten Analysen vorbehalten werden zu kon-
statiren.
1) welchen Schwenkungen die Zusammensetzung des in Prag
eintretenden Moldauwassers je nach Wasserstand, Temperatur, Regen
- etc. unterworfen ist, und
2) welche Veränderungen das Wasser an verschiedenen Stellen
unter oben bezeichneten Verhältnissen in der Stadt erleidet.
| Es wäre noch hervorzuheben, dass die Prager Wasserwerke das
Wasser der Mitte des Flusses entnehmen, und so jedenfalls das
möglichst reinste Wasser den Einwohnern zuführen.
16. Beobachtung am Kupfernickel von Michelsberg bei Plan.
Bekanntlich kommt in Michelsberg Kupfernickel und (sehr
sparsam) Weissnickel vor.
Während des Besuches des Bergwerkes, der vor einigen Jahren
stattfand, fand ich daselbst einige Stücke, die wegen ihrer Struktur
Erwähnung verdienen, und dafür sprechen, dass sich der Kupfernickel
-aus einer Flüssigkeit abgesetzt hat.
23*
342
Es ergab sich nämlich an einigen Stücken eine der ru nd- Er
lichen Oberfläche vollkommen parallele Streifung, dadurch -
bewirkt, dass, in der kupferrothen Grundmasse graue oder weissliche,
ganz dünne Streifen oder richtiger Schichten von Weissnickel bis zu © : s
einer Tiefe von etwa 2 Linien erscheinen, wie man namentlich deutlich
am frischen Bruche wahrnehmen kanu.
Es sei hier noch bemerkt, dass dieser sehr schöne Kupfer-
nickel von Michelsberg bei Plan namentlich zur Entfärbung von Glas
dient, wo man 1 Gram desselben auf etwa 1 Zentner Glassalz verwendet. ži
Sezení třídy pro dejepis, filosofii a filologii dne 10. listopadu 1873.
Předseda: Tomek.
Prof. Tomek předložil „Spis z pozůstalosti Šafaříkovy“ ode-
vzdaný jemu panem Josefem Jirečkem, jednající o konfessích bratří
- českých. Jest to jen nástin, kterému se vlastního spracování nedo-
stalo, Obsahuje v 11 článcích zprávy o jednotlivých konfessích bratr- -
ských, kdy a kolikkrát která buď jazykem českým neb také německým
nebo latinským vydána byla, o oněch pak, které se nezachovaly,
udání, kde se jaká zmínka o nich děje. <
Sitzung der mathemalisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 21. November 1873.
Vorsitz: Krejčí.
Prof. Dr. F. J. Studnička erläuterte folgenden, bisher nicht
besonders hervorgehobenen Determinantensatz :
Eine Determinante verschwindet identisch, wenn
das Verhältniss der Differenzen gleichgestellter Ele- —
mentevonzweiPaarenihrerParallelreihenkonstantist,
Es folgt dies unmittelbar aus den bekannten zwei Sätzen, dass 2
der Werth einer Determinante nicht geändert wird, wenn man zu
den Elementen einer Reihe Multipla der gleichgestellten Elemente
einer Parallelreihe addirt, und dass der Werth einer Determinante 05
ist, wenn das Verhältniss gleichgestellter Elemente von wenigstens 2
zwei Parallelreihen derselben konstant ist. ble
343
Setzt man also in der Determinante
A1 A412 ... An
A1 G22 + » . Am
k
Bar Anz... Am)
die Bedingung fest, dass fůr £ =1,%,...n
Apr — Aok
bk 'pk =e
Aak — Agk
-und subtrahirt von den Elementen der („)ten Kolonne die gleich-
gestellten Elemente der © Jten Kolonne, so erhált man zwei Reihen,
in welchen das Verháltniss gleichgestellter Elemente konstant, námlich
c ist, weshalb ihr Werth auf O sich reducirt.
Dasselbe liesse sich auch unabhängig von den zwei oben ange-
führten Sätzen und zwar auf folgende Art beweisen:
Zerlegen wir die vorgelegte Bedingung in zwei, nämlich unter
Zuhilfenahme des beliebigen d in
Apk — Apr = C Oky
: Oak = Ag + 9
und fůhren die hiedurch angedeutete Substitution in der Determinante
4A aus, so verwandelt sie sich in 4, wobei nach bekannter Zer-
. legungsformel
j 0 — W © — 4, = m Z=cŮ a0 ac
4=/ PAP AN 2 BY / 4
erhalten wird; durch Vollziehung dieser Substitutionen erhält nun
jede der rechts stehenden Determinanten zwei identische Kolonnen
und somit den Werth O, weshalb auch die Summe derselben, rámlich
Ž N
sein muss, wie auch oben bewiesen wurde.
Dieser Satz lässt sich noch verallgemeinen, wenn wir die
Vertauschbarkeit der Reihen voraussetzend die bekannte Transfor-
mationsformel
2 —1
(aj) 80; 074 7 aji
Gay 82, 987021 + . . 9""a)
HU . ’
ass Wai
wobei das Symbol d die Bedeutung hat
day = Ka, 941 — apa >
344
oder die gleichbedeutende Formel BY ne Rs: k k
9 MD +. Win ; ké |
da da .... dan Hr RR N
d 2a, 1 da o ČK dan
|
Aa da- dam
bei welcher dem Symbol d die Bedeutung zukommt
Na. — Map 41, dany
ins Auge fassen; man erkennt da unmittelbar, dass de er Wert h
der Dekan uk O ist, wenn das Verhältniss der sten.
Differenzen der @—1)ten Reihe zu den mten Diffe-
renzen der (m--1)ten Reihe gleicher RS k on-
stant ist. we
In dem speciellen Falle, wo REN...
em, 23 |
ist, erhalten wir den Eingangs Bahnen einfachen Satz.
Welchen Beweis man also wählen soll, darüber entscheidet die
Stellung, die man diesem Satze in der Reihe der anzuführenden
Eigenschaften von Determinanten geben oder, mit anderen Worten,
die Wahl der Sätze, die man zu Grunde legen will.
Prof. Dr. Emil Weyr sprach : „Ueber das Problem, der Nor-
malen bei Raum-Curven.“ \
Prof. J. Krejčí machte eine Mittheilung: „Über einen für
Böhmen neuen mineralogischen Fund“, nämlich „über den Fichtelit
in den Torflagern von Mažic und Borkovic unweit Soběslau.“
Sein Assistent Dr. Slavík brachte schon im Jahre 1868, als er ©
die Wittingauer Gegend, betreffend die Diluvialbildungen und die re _
cente Molluskenfauna untersuchte, von Borkovic Proben eines-kry=
stallisirten Harzes, welches von Prof. Bořický als Fichtelit bestimmt ©
wurde. Bei einem gelegentlichen Besuche (am 8. November d.J.)
der den Mažicer Insassen angehörigen grossen und interessanten ?
Torflager, welche unmittelbar mit dem fürstlich Schwarzenbere'schen ©
Torflager von Borkovic am nördlichen Rande der Wittingauer Ebene
zusammenhängen, lenkte Prof. Krejčí seine Aufmerksamkeit auf das ©
Avfsuchen des von Dr, Slavík bei Borkovic constatirten Vorkommens =
345.
des Fichteliteš und es glückte ihm schon im Dorfe Mažic selbst in
den Vorráthen des aus den Torflagern gewonnenen Stockholzes,
schöne grosse Krystallkrusten des Fichtelites aufzufinden.
Bei der Untersuchung des Torflagers, welches eine Máchtigkeit
von 2 bis 10 Klaftern besitzt, fanden sich überall sehr häufig Wurzel-
stöcke und Stämme der Sumpfkiefer (Pinus uliginosa), welche auf
den Torfen noch immer kleine Bestände bilden, im Torfe eingebettet;
und in den durch Aufspalten untersuchten Holze dieser Wurzel-
stöcke fand sich überall Fichtelit in grösserer oder kleinerer Menge
vor. Die Dorfieute von Ma2ic sammeln mit Eifer die an Fichtelit
reichen Holzstücke des Torfes und verwenden sie als Späne zum
Unterzünden des Torfes bei der häuslichen Heitzung. Der Fichtelit
ist offenbar metamorphosirtes Harz der Sumpfkiefer.
, Die Krystalllamellen bis 6 Linien lang und bis 2 Iinien breit
-sind gypsähnlich, monoklinisch, durchsichtig und farblos, und stimmen
vollkommen mit dem von Dr. Krantz für die Sammlung des böhm.
Polytechnicums bezogenen Exemplaren des Fichtelites aus dem bitu-
minösen Holze von Redwitz in Baiern überein, nur dass unsere
Fichtelitkrystalle viel grösser und schöner sind, als die bairischen.
Wahrscheinlich ist dieses mineralirte Harz auch an andern Orten
der Wittingauer Torfregion vorhanden, was gelegentlich weiter unter-
sucht wird.
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 24. listopadu 1873.
Předseda: Tomek.
Dr. Kalousek přednášel: „O spůsobu spisovant dejin doby
krále Otokara II. Otokarem Lorenzem v díle: „Deutsche Geschichte
des 13. und 14. Jahrhunderts.“
+
Nákladem kr. české společnosti nauk. — Tiskem dra Edv. Gregra v Praze 1874.
hl
do ty:
44
C42 3 ; ha
NH ngsberichte © Zprávy o zasedání
u p. königl. kräl.
hülm. Kesellschall der WON © české společnosti nauk
in Prag. v Praze.
Nr. 6. 1873. Č. 6.
Ordentliche Sitzung am 2. Juli 1873.
Prásidium: Fr, Palacký.
Nach Vorlesung und Genehmigung des letzten Sitzungsproto-
kolles und des Geschäftsberichtes durch den General-Secretär wurden
mehre administrative Angelegenheiten erlediget, die event. Aufnahme
einer von dem Phil. Cand. Eduard Weyr vorgelegten Abhandlung
„Ueber algebraische Raumcurven* in die Abhandlungen genehmiget,
die Betheiligung der Gesellschaft an der Jungmannfeier durch eine
Deputation (Loewe, Kořistka, Kvíčala) beschlossen, und schliesslich
der Antrag eines Mitgliedes, den bis zum Jahre 1852 von der Ge-
sellschaft herausgegebenen Schematismus von Böhmen kůnftighin wieder.
zu verfassen und zu verlegen, nach eingehender Berathung abgelehnt.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe,
am 4. Juli 1873.
Vorsitz: Koristka.
Assistent Karl Zahradnik hielt folgenden Vortrag: „Theorie
‘der Cissoide auf Grundlage eines rationalen Parameters.
Wie vortheilhaft sich die rationalen Curven auf Grundlage eines
rationalen Parameters behandeln lassen, hatte Herr Dr. Em. Weyr
in seinen Abhandlungen über die Kegelschnitte, Queteletsche Focale,
Lemniscate und Cardioide*) hinlänglich bewiesen.
Mit Anschluss an die Arbeiten meines geehrten Vorgängers will
ich dies Verfahren auf die Cissoide anwenden und die Resultate kurz
zusammenstellen, die sich unmittelbar ergeben werden,
aberichte der k. böhm, Gesellschaft der Wissenschaften 1872, 1873.
„aM NE ,
Me ‚ab Z né "v
| ram y 5 |
\ WUFLIGÄTE j
X /
K Ba ot
222
Bekanntlich ist die Gleichung der Cissoide
yzaıY ——. KL)
Bezeichnen wir mit w; die Cotangente des Winkels, welchen
die Verbindungslinie eines Curvenpunktes 2 mit dem Coordinatenanfang,
mit der X-axe einschliesst, so kónnen wir w als einen eindeutigen
Parameter des Punktes © der Cissoide betrachten. Dieser Parameter
ändert seinen Werth vom Punkt zu Punkt stetig, so zwar, dass jedem
Punkte © der Cissoide nur ein einziger Werth von «; entspricht und
umgekehrt, jedem Werthe von u; nur ein einziger Curvenpunkt %. Es
werden sich also die Coordinaten eines beliebigen Punktes xy der
Cissoide z ausdrücken lassen als rationale gebrochene Funktionen des
Parameters 4; denn der Bedeutung gennäss ist
1 É
We Pr? (2)
und führen wir diesen Werth in Gl. (1), so erhalten wir
U = Ce :
a (3)
V rat)
‘Die Parameter der unendlich entfernten Punkte ergeben sich
als Wurzeln der Gleichung
u1+u)=0O
RZ UZ% W Z — (4)
2. Eine beliebige Gerade schneidet die Cissoide in drei Punkten.
Die Parameter dieser drei Punkte erhalten wir, wenn wir die Werthe
aus (3) in die Gleichung einer Geraden
mx —- ny—=1
einführen. Wir erhalten so in Bezug auf u eine Gleichung dritten
Grades
u> + (am +Y)utan=0, (5)
‘deren Wurzeln %, %,, u, die Parameterwerthe der drei Dm
"punkte sind.
Zwei der Punkte «a, , u,, u; bestimmen genau die Lage der
Schnittlinie, es muss daher eine symetrische Gleichung zwischen den
Parametern der Schnittpunkte stattfinden. Dieselbe ergibt sich uns
unmittelbar aus Gl. (5) nach bekannter Relation zwischen den ře
ficienten einer Gleichung und ihren Wurzeln in Form: AW
WE ++, =0 (6)
Diese Gleichung ist völlig unabhängig von der Geraden und
223
drückt uns demnach die Bedingung aus, unter welcher irgend drei
Punkte der Cissoide an einer Geraden liegen. Ausserdem gibt uns
die Gl. (6) an die Hand, den Parameter des dritten Schnittpunktes
zu berechnen, wenn die Parameterwerthe zweier Schnittpunkte gegeben
sind. Die Parameter der, drei unendlich entfernten Punkte der Cis-
soide (Gl. 4) genügen der Gl. (6), folglich liegen dieselben auf einer
Geraden, der © fernen Geraden.
Fallen zwei Schnittpunkte zusammen, 4, = W; 72 u, 80 wird die
Gerade zur Tangente im Punkte «, und die Gl. (6) geht über in
nachstehende:
utw=0 (9
Den Punkt « nennen wir den Berührungspunkt und w’ den
entsprechenden Tangentialpunkt.
3. Es seien zwei Gerade gegeben P und P’, Die Schnittpunkte
der ersteren mit der Cissoide seien %,, %, %,, der letzteren u“,
u,‘, u,‘ Vermöge Gl. (6) haben wir demnach:
u t+%r%=0 (8)
1 Pi u ke u =0|0
Verbinden wir je einen der Durchschnittspunkte einer Ge-
raden mit der Cissoide mit je einem der Durchschnittspunkte einer
anderen Geraden z. B. %, %‘, 80 schneidet uns « u“ die Cissoide
noch in einem Punkte «,“; wir erhalten so nach Gl. 6
utrutuw’=o0
Up + Uz +" —0
Uz T UT 4“ = 0.
Addiren wir diese drei Gleichungen zusammen, so erhalten wir
mit Rücksicht auf die Gleichungen (8)
h m“ + U + Ur” = :
oder im Worten:
Schneidet man die Cissoide mit zwei Geraden
P und P‘, und verbindet je einen Schnittpunkt der
einen Geraden mit je einem Schnittpunkte der anderen
Geraden, so schneiden diese Verbindungslinien die
Cissoide in drei Punkten, die wieder auf einer Gera-
den liegen.
4. Ziehen wir nun durch einen Punkt der Cissoide u, — u,‘ die
Geraden P und P“. Nach obiger Bezeichnungsart bestimmt
u, u,’ den Punkt m“
U, U“ n u“
Uz u,‘ „ Uz“
224
Da nun «, =u,’, so ist u, u“ die Tangente im Punkte u,. Wir
erhalten dieselbe, indem wir die Gerade u“ u,“ bestimmen; diese
schneidet die Cissoide im Punkte u,” und wu“ ist die verlangte
Tangente.
5. Lassen wir nun die Gerade P und P’ unendlich nahe rücken,
so erhalten wir, da in diesem Falle u u,’‘, %,%,‘, 4, u,‘ Tangenten,
und w“, u, u,‘ entsprechende Tangentialpunkte sind, folgenden Satz:
Die Tangentialpunkte dreier an einer Geraden lie-
senden Punkte einer Cissoide liegen wieder auf einer
Geraden.
Diesen Satz erhalten wir auch direkt aus Gl. (7). Sind Wy, 4, %,
drei auf einer Geraden liegende Punkte einer Cissoide, W“, U; U“
ihre Tangentialpunkte, so gelten folgende Relationen:
2u, +u’=
Addiren wir nun diese drei Gleichungen zusammen, so erhalten
wir, da
U +% +, =0
ist, die Gleichung
u“ T u +%'=0
wie zu beweisen war.*)
6. Die im Artikel (4) angegebene Construks'on der Tangente ist
linear ausführbar, wenn die Cissoide construirt ist, wir wollen nun
eine andere hier anführen, welche von dieser Beschränkung unabhängig
ist. Dieselbe ergibt sich aus Gleichung (7) unmittelbar; hier kommt
es darauf an, zu einem gegebenen Punkte der Cissoide seinen Tan-
gentialpunkt zu finden. Nach (7) ist
va MEZ |
Ist der Punkt u (xy) gegeben, so contruiren wir uns den Punkt
M (2x, — y), und ziehen den Strahl OM, welcher dem Parameter «‘
entspricht.
+) In den Geometrischen Mittheilungen (Sitzungsberichte d. k. Akademie der
Wissenschaften, Wien, II Abth. 1870) hat H. Dr. Em. Weyr diese Sätze
allgemein für Curven dritter Ordnung mit einem Doppelpunkte bewiesen.
Als Bedingungsgleichung, dass drei Punkte u,, u., W; auf einer Geraden
liegen, stellt derselbe die Gleichung w, u, W —k auf, und leitet aus dieser
die oben erwähnten Sätze ab.
225
Auf diesem Strahl liegt der verlangte Tangentialpunkt u“ (der
sich entweder als Schnittpunkt mit der Cissoide ergibt, wenn die-
selbe gegeben ist, oder aus der punktweisen Construktion der Cissoide)
und wu“ ist die verlangte Tangente im Punkte «. (Fig. 1.)
7. Dem Punkt % entspricht u, als Tangentialpunkt; fassen wir
u, als Berührungspunkt auf, so bekommen wir %, als den zu «, ent-
sprechenden Tangentialpunkt u. s. w. Vermöge der Gleichung (7)
ergibt sich unmittelbar nachstehende Relation:
2u — (— 1) un.
226
Für n = », wird w=cotte zw demnach «=0.
+ Wir nähern uns nach und nach dem Rückkehrpunkte (der Cis-
soide und die Grenzlage der Tangente in diesem Falle ist die Bi,
d. i. die Tangente im Rückkehrpunkte.
Suchen wir" umgekehrt zu gegebenem Punkte « auf der Cis-
soide als Tangentialpunkt aufgefasst, den Berührungspunkt u, zum
Punkte u, wieder den Berührungspunkt «, u. s. w., so erhalten wir
vermöge der Relation
ut 2u, —0
die Gleichung
9, = (— Vu.
Für n = ©, wird W = cotp=0, daher = 90°, und die Grenz-
lage der Tangente im Punkte u, ist die reele Asymptote der Cissoide.
Sekante und Tangente.
8. Die Gleichung einer Geraden, welche zwei Punkte der Cis-
soide verdindet, lautet
1.79
1 %ı, |= 0
L o“ o
und vermöge Gleichung (3)
1 En y
N EEE
1+u,° ul- —0
ee =
1-4? %(1+ 4")
oder auch
a xy
u(l+u, : dl
št +) u 1
Zerlegen wir diese ee nach den Flemienken der ersten
Zeile, so erhalten wir nach Unterdrückung des gemeinschaftlichen
Faktors (u, — u,), die Gleichung der Sekante u 42:
Y (Uy | 4) U Wy — T(LT- 4 +%’+m’)ta=0 (9)
Wenn u =w,=u wird, geht die Sekante in Tangente über,
und wir erhalten als Gleichung der Tangente der Cissoide im Punkt w:
2uy— 2 + 3u)+a=0 obueggyut
Eine Tangente in unendlich fernem Punkte einer Curve nennen
wir eine Asymptote.
u);
227
Führen wir die Parameter der unendlich fernen Punkte in die
Gleichung (10) ein, so erhalten wir als Gleichungen der drei Asymptoten
—a=0
5 a _
+, 70 (11)
: a
eby 7
Die Cissoide hat demnach drei Asymptoten, von denen die
eine reel die beiden, anderen imaginär sind, aber in einem reelen
Punkte zusammentreffen und zwar auf der X-axe in der Entfernung
a
1 2, -
9. Involutionen auf der Cissoide; Tangenten durch
einen beliebigen Punkt.
Die Gleichung einer Sekante ist nach dem vorhergehenden
Artikel
Y (Wy T 4) VW — BL M 4 ++) +a=0
x,y sind Coordinaten eines variablen Punktes auf derselben und
4, 4, Parameter zweier ihrer Durchschnittspunkte mit der Cissoide.
Nehmen wir nun den Punkt (xy) als fest und w,, 4, als variabl an,
so wird durch Gl. (9) jeder durch den Punkt (xy) gehender Strahl
dargestellt, also ein Strahlenbüschel, dessen Scheitel der Punkt (xy)
ist. Dieser Strahlenbüschel bestimmt auf der Cissoide eine cubische
Punktinvolution. Auf dieselbe werden wir erstens durch Vertauschungs-
fähigkeit von u, und u,, wie auch durch die Projektivität der Sy-
steme (u,) und (u,) geführt.
Jedes Element des Strahlenbůschels schneidet die Cissoide in
drei Punkten 4, %,, 43, deren Parameter sich uns als Wurzeln einer
eubischen Gleichung yon der Form
„-Mm+u=0 (12)
in Folge der G]. (6), nämlich u, +, 4 u, =0, ergeben.
Mit Rücksicht auf dieselbe G1. (6) können wir die Gleichung
der Sekante schreiben
U U U3Y + (1— ul N) E—A—0.
Da nun 4 4 =u,u, =u, u, ist, so können wir durch cyklische
Vertauschung der Indices zwei neue Gleichungen desselben Strahles
ableiten und zwar:
Wu Yytl— uU, Fu) —am0
Yo y—l—uU Fu) a—a=
228
Addiren wir diese drei Gleichungen, so erhalten wir wegen
++’ Z — 2% HU, + Um) — 2m),
U, Y + [1 — (a 4 + 4 W; + U, W)] z — a=0
oder (“),y +-[1— u] a —a 0.
Nach Gl. (12) ist:
W=4 Ws; |
führen wir diese Werthe in die obige Gleichung ein, so erhalten wir
— ny- (1—A)z—a=0... (13)
Zwischen den Coöfficienten der cubischen Gleichung (12) findet
demnach eine lineare Bedipgungsgleichung statt, somit die Involution
nachgewiesen; setzen wir nun den Werth für w aus Gl. (13) in die
Gl. (12) ein, so erhalten wir
Wy a— a- 4(uy— )=0 (14)
als Gleichung der Punktinvolution auf der Cissoide in normaler Form.
Jedem Werthe von 4 entspricht eine Gruppe von drei Punkten, als
Wurzeln der Gl. (14).
Die Parameter der Doppelpunkte der Involution erhalten wir,
indem wir die Diskriminante der Gl. (14) gleich Null setzen. Wir
erhalten demnach:
2yu? — 32u? (a — z) —0. (15)
Im allgemeinen ist nun die Diskriminante einer cubischen Glei-
chung in Bezug auf « eine Gleichung vierten Grades; eine cubische
Involution besitzt also im allgemeinen vier Doppelpunkte.
Da das Glied «* fehlt, so ist eine Wurzel der Diskriminante
gleich unendlich, unabhängig von der Lage des Punktes (7y). u = ©
ist aber der Parameter des Rückkehrpunktes; wir sehen demnach,
dass der Rückkehrpunkt der Cissoide ein allen Involutionen auf der-
selben gemeinschaftlicher Doppelpunkt ist.
Die Wurzeln der Gl. (15) seien u‘, u“, w““; es sind dies offenbar
auch die Parameter der Berührungspunkte der durch den Punkt (xy)
an die Cissoide gehenden Tangenten.
Die Gl. (15) erhielten wir früher direkt ausder Gl. der Sekante
durch Gleichsetzung %, =%,. Wir erhielten so die Gleichung der
Tangente im Punkte wu, bei gegebenem Berührungspunkte. Ist nun
x, y gegeben und « unbekannt, so bestimmen wir aus Gl. (15) die Pa-
rameter der Berührungspunkte. Wir sehen, aus einem Punkte in der
Ebene der Cissoide lassen sich immer drei Tangenten ziehen, demnach
ist die Cissoide eine Curve dritter Ordnung und dritter Classe.
10. Schnittpunkte der Cissoide mit einem belie-
bigen Kreise.
229
Die allgemeine Gleichung eines Kreises ist
2° + y? — 2ax — 2Py+m’—=0 (16)
wo m’— «+ ß?—r?.
Um die Parameter der Schnittpunkte der Cissoide mit diesem
Kreise zu finden, brauchen wir nur die Werthe für x und y aus
Gleich. (3) in die obige Gleichung einzuführen. Diese Substitution
wird mit Rücksicht auf die Gl. (2) nämlich
WZE
schneller durchgeführt, denn Gl. (16) geht über in:
y* (L +02) — 2y(u-+ß) + m’ = 0
und nach Einführung des Werthes a y aus (3) erhalten wir
2
aa CH za are (au + B)+-m=0.
Ordnen wir diese Gleichung nach den Potenzen von u, So er-
halten wir:
m? u: + (m? — 2ae) u* — 2aBu + a? — 0. (17)
Die vier Wurzeln « geben uns die Parameter der vier Schnitt-
punkte. Drei von den vier Schnittpunkten «, , %,, %,, 4, bestimmen
schon den Kreis vollständig, es muss demnach eine Relation zwischen
den Parametern der Schnittpunkte bestehen. Nach bekanntem Zu-
‚sammenhange zwischen den Cočěfficienten und den Wurzeln einer
Gleichung folgt die gesuchte Bedingungsgleichung aus (17) unmittelbar
in Form
(4); — 4 + 4 F 4 + 4, —0 (18)
Die Symetrie dieser Bedingungsgleichung erhellt schon aus
frůheren Betrachtung.
Wenn man die Cissoide mittelst eines beliebigen
Kreises in den Punkten %,, %, %, 4, schneidet, dann
durch ,, %,, und 4;, u, zwei neue Kreise legt, welche
die Cissoide in v;, v,, resp. v,, v, schneiden, so liegen
diese neuen vier Schnittpunkte v,, v, 03, v, wieder auf
einem Kreise. Denn nach (18) ist:
U T Ya +- 4-4, =0
u tWw4+v, tv, =0
Vy +% tu +%W=0.
- Addiren wir die zwei letzteren Gleichungen, so erhalten wir mit
Růcksicht auf die erste Gleichung :
vv, +7, +, =0
was zu beweisen war.
Schneiden wir nun die Cissoide durch zwei beliebige Kreise K,
230
und K’. Zwischen den Parametern ihrer Durchschnittspunkte bestehen
nach (18) folgende Relationen:
WF% tu u —=0O (19)
U“ F W" Fu Fu‘ =
Verbinden wir je einen Durchschnittspunkt
der Cissoide mit dem Kreise X mit je einem Schnitt-
punkte u/ derselben mit X“, so erhalten wir vier neue
Schnittpunkte, welche wieder auf einem Kreise liegen.
u, u,‘ bestimmt u“
U U“ == u,
Malé 2 (20)
Uz Uz“ — U“
» U, u,‘ en u,"
Nach GI]. (6) erhalten wir
u tu tu" —=o0
W -k U + —0O
Uz + W + U" 0
u tru =“ =0
Addiren wir nun dieselben mit Berücksichtigung der Gleichun-
gen (19), so erhalten wir
Mm“ u“ +1" tu" 0
als Beweis, dass diese neuen vier Schnittpunkte auf einem und dem-
selben Kreise liegen.
Diesem Satze analog ist nachstehender Satz: Wenn wir einer
Cissoide ein Kreisviereck einschreiben, und die Seiten
verlängern, so bestimmen diese Verlängerungen auf
der Cissoide neue vier Punkte, die auf einem Kreise
liegen. 2
Es sei das Kreisviereck %, , %,, W, %,, daher die Gleichung
„++, +0,=0
u, u, bestimmt 4,
U, U = U3
U U —
U — Ay
Nach Gl]. (6) erhalten wir .
% + Uz U, 50
u, T U F U, —0
Uz T W U, = 0
u u — 4 = ie i ý 1) i pos 5
n se er
231
Addiren wir diese Gleichungen zusammen, £0 erhalten wir da
U U 1 Uz U, auf einem Kreise liegen,
Up F Uz T Wa FU 0
was zu beweisen war.
Nehmen wir nun im vorlezten Falle «, =u,‘, d. i. wir legen
die zwei Kreise X und K“ durch ein Punkt der Cissoide, so wird
u, u eine Tangente zur Cissoide und u,” Tangentialpunkt, woraus
wieder eine Construktion der Tangente zur Cissoide erhellt.
11, Krümmungskreis, Evolute der Ciss.oide.
Wenn von den vier Schnittpunkten eines Kreises mit der Cis-
soide drei zusammenfallen, WW; Z 44724, 80 wird dieser ein
myneskrola im Punkte w und die k (18) geht über in
W -+ 3u = (21)
Diese Gleichung löst uns das Kae in einem gegebenen
Punkte der Cissoide den Krůmmungshalbmesser zu construiren. Der
Krümmungskreis schneidet ausser im Punkte « noch in 4, die Cissoide
und nach GI. (21) ist
Weu—— Sr. .
Yy
Bestimmen wir uns den Punkt »(3z, —y) und ziehen on; auf.
diesem Strahl befindet sich der Schnittpunkt u,, der aus der punkt-
weisen Construktion der Cissoide sich ergibt, falls die Cissoide nicht
construirt ist (Fig. 1). Errichte in S, dem Mittelpunkte der Sehne «u,
eine Senkrechte und im Oseulationspunkte w eine Normale; dieselben
schneiden sich im Punkte R, dem Mittelpunkte des Krümmungskreises
und Ru ist der Krammanbshefbniesker:
Aus GI. (17) folst,
We = | ©)
Für einen Krümmurgskreis wird u, — 4; =u,=u, und die
Gleichurgen (22) gehen unter Berücksichtigung der Gl. (21) über in
bez ER
„(Ws er Buš — 1 m2 ach,
a
(u), — — u =2 B
až
(OI
232
Eliminiren wir nun m? aus diesen Gleichungen, so bekommen wir:
6u*—- 1
NEE už
N er (23)
Po
Die Coordinaten des Mittelpunktes «, G haben wir nun aus-
gedrückt als rationale gebrochene Funktionen des Parameters u; ist
variabel, so drücken uns die Gleichungen (23) die Evolute aus
als geometrischen Ort der Mittelpunkte der Krümmungskreise. Die
Evolute der Cissoide ist wieder eine rationale Curve vierten Grades,
wir bekommen sie in gewöhnlicher Form, wenn wir in den Glei-
chungen (23) den veränderlichen Parameter u eliminiren als F'(«, B)= 0
nämlich:
512a*« + 288a"p? +- 276120 (24)
Die Grösse des Krümmungshalbmesser folgt aus der Gleichung:
a + Bř— m =.
Führen wir in dieselbe die Werthe für a, B m ein, so er-
halten wir
„— (4 +1) V441
Gu*
oder wenn wir statt u — ia setzen, und für y den Werth am Gl. (1)
einführen, so erhalten wir für den Krümmungshalbmesser folgenden
Ausdruck
.ayz(da— 30)?
Teer IR
12. Normalen durch einen Punkt.
Es sei m (x,y) ein Punkt in der Ebene der Cissoide, und auf
dieser ein Punkt «. Die Richtungsconstante der Geraden um ist:
a
wat)!
Bra
Die Richtungsconstante der Tangente im Punkte « ist nach Gl. (12)
Be 1-+3u?
A Ba
oe nun mu eine Normale der Cissoide sein im Punkte «,
so gilt
tgp.tga+1=0
233
daher
a
uiltu) I 1 + 34? Rn
= Bing ST +1=0.
-bu “
Ordnen wir nun diese Gleichung nach den Potenzen von w, 50
erhalten wir :
wu +li — =) u +2 See
Diese Gleichung gibt uns sechs Werthe für u. Wir können
demnach aus einem gegebenen Punkte sechs Normalen zur Cissoide
führen. Die Fusspunkte derselben müssen aber gewissen Bedingungs-
gleichungen genügen, die, vier an der Zahl und in Bezug auf u sy-
metrisch sein müssen; denn zwei der Fusspunkte bestimmen uns
genau den Punkt m. Diese Bedingungsgleichungen lassen sich direkt
aus der Gleichung (26) ableiten; sie sind:
ER — 4 (u),
u), =1-42(m),
Ai), a
(u), =p (u),
Diese Gleichungen enthalten nicht die Coordinaten des Punktes m,
demnach von der Lage desselben unabhängig, und sind so die verlangten
Bedingungsgleichungen. Sind nun die Parameter zweier Fusspunkte
gegeben, so können wir mit Hilfe der Gl. (27) die Parameter der
übrigen vier Fusspunkte berechnen. Es seien %,, u, die gegebenen
Fusspunkte u;, «,, Us, U; die gesuchten, da bezeichnen wir uns die
gegebenen mit dem Buchstaben p, die gesuchten mit g, so dass
Us Up, D1 P2 Und Uz, U, U U, ESD. 1) G2) 43 44 entspricht;
da gilt nun allgemein
(4). = z (Pla —x (gr (28)
Mit Hilfe der Gl. (28) gehen die Gleichungen (27) über in:
3 (p), MEN MD = —-Mı
2 (p), (9), — (4), — (p), (9, = (p), — 1
4 (p), (D, + [4 (9) — 1] (9); — (p), (W, — (p), (9 =o
[3 (p), = (9, — (P), (3 — (p), (9), — 0.
Diese Gleichungen sind in Bezug auf (9) linear. Durch Auflö-
sung bekommen wir
(di —— 4, (W, = B, (d;=-— C, (),=D-
234
Die einzelnen g erhalten wir somit als Wurzeln nachstehender
biquadratischen Gleichung:
+4” + D?+G+D=0.
Schliesslich möge noch bemerkt werden, dass die Gleichungen
(3) der Cissoide auch bei denjenigen Fragen, wo die Integralrechnung
in Anwendung gebracht wird, sich sehr vortheilhaft verwenden lassen
Prof. Dr. Šafařík hielt folgenden Vortrag: „Über die Kom-
stitulion der natürlichen chlor- und fluorhaltigen Silikate.“
Die langsame aber tiefe, bis auf den Grund reichende Ver-
änderung, ‚welche sich seit einem Vierteljahrhunderte in den An-
sichten der Chemiker über die Zusammensetzung. der chemischen
Verbindungen vollzogen. hat, ist von «den Kohlenstoffverbindungen
ausgegangen, und hat sich bis jetzt nur auf dem. Gebiete, der letz-
teren in allen ihren Konsequenzen entwickelt. Die glänzenden Er-
folge auf diesem Gebiete waren wohl enregend genug, um die ge-
wonnenen neuen Ansichten auch auf die unorganische Chemie d. h.
auf alle anderen Elemente ausser dem Kohlenstoff zu übertragen ;
aber bei diesen war der Erfolg bisher ein viel geringerer.
Der Grund davon liest nicht in den neueren Ansichten, deren
Anwendbarkeit im Grossen und Ganzen auf alle chemischen Verbin-
dungen kaum zu bezweifeln ist, sondern in der Sache selbst. Soll
es nicht bei einer blossen äusserlichen Transskription der alten
Formeln in neue bleiben, so müssen die Elemente und ihre Verbin-
dungen, jedes für sich, ebenso allseitig nach den neuen Principien
durchforscht werden, wie bis jetzt der Kohlenstoff allein, und dies
ist eine riesige unabsehbare Arbeit, welche die Kräfte aller lebenden
Chemiker zusammengenommen weit übersteigt, und gewiss mehrere
Generationen beschäftigen wird. Darum fehlt es bis jetzt an einem
gleichmässig durchgearbeiteten Handbuche der unorganischen Chemie
nach den neuen Principien, wir haben nur Uebersichten, (Elemente,
Grundrisse, und ausserdem eine kleine Anzahl z. Th. vortrefflicher
geistreicher Abhandlungen über einzelne Verbindungen und Gruppen
vor Verbindungen, von Odling, Lieben, Wurtz, Weltzien, Schiff,
Schützenberger, Städeler, Rammelsberg. Die meiste Rücksicht fanden
und die ergiebigsten Resultate lieferten begreiflicherweise die Ver-
bindungen des dem Kohlenstoff am nächsten stehenden Siliciums.
Damit beschäftigt, meine Vorlesungen nach und nach gänzlich
En sb
s a
235
auf den Boden der neuen Anschauungen zu überführen, hatte ich viel-
fach zwischen divergirenden Meinungen anderer ' Forscher zu wählen
oder eine eigene Ansicht zu fassen, namentlich: aber den wegen ihrer
Komplikation verhältnissmässig wenig berücksichtigten natürlichen
‘Verbindungen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders zog
mich jene von Jahr zu Jahr sich mehrende interessante Klasse von
Verbindungen an, welche nach der Berzelius’schen Lehre als Verbin-
dungen von Sauerstoffsalzen mit Haloidselzen anzusehen waren, die
chlor- und fluorhaltigen Oxyde, Sg: Sulfate, 8 zají Ar-
seniate, Vanadate, Silikate.
In der letzten Zeit habe ich mich auf die Silikate beschränkt,
und glaube jetzt zu befriedigenden Ergebnissen gelangt zu sein, in-
dem meine Molekularformeln z. Th. viel einfacher sind als die frü-
heren Aequivalentformeln, und die bis in einzelnste durchgeführte
graphische Konstruktion derselben nicht nur meistens das, was nach
den älteren Formeln komplicirt und zufällig erschien, als einfach und
nothwendig nachweist, sondern auch — was weit mehr ist — über-
raschende Analogien mit den Kohlenstoffverbindungen zeigt.
Ich hatte bereits zweimal die Ehre. der königl. Gesellschaft Mit-
theilungen über diese Studien zu machen., In der Sitzung der má-
thematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 22. März 1871, sprach
ich über die Konstitution der chlor- und fluorhaltigen Silikate, legte
zahlreiche Zeichnungen vor und kündigte die Existenz einfacher Ketten
unter den Silikaten, analog den fetten Alkoholen und Säuren, an. In
der Sitzung vom 15. November 1872 sprach ich über die Konstitution
der Turmaline, und kündigte, unter Vorlegung von Zeichnungen, die
Existenz von kreisförmig geschlossenen Molekeln im Mineralreiche an.
Da noch einige Zeit vergehen dürfte, bis ich im Stande’ sein
werde meine völlig druckfertigen Studien im Detail sammt. Zeich-
nungen in den Abhandlungen der Gesellschaft zu publieiren; so er-
laube ich mir heute, die blossen Resultate für den Sitzungsbericht
mitzutheilen.
Dadurch dass » Molekel des normalen‘ Kieselsäurehydrates
Si (OH), 2n—2 Molekel OH verlieren und durch === = n—l
Atome O zusammengebunden werden, entstehen die Bari Kie-
selsäuren, die wir mit Städeler, nach der Zahl der im Molekel enthal-
tenen Siliciumatome, als Mono-, Di-, Tri-, Tetra-, Penta- und
Hexasilicium- Säuren bezeichnen. Jede derselben kann successiv
236
1—2—-3—m Molekel H,O verlieren und dadurch in Anhydride
übergehen, die wir (auch nach Städeler) mit e, B, y . . . bezeichnen.
Die künstlichen und natürlichen Silikate sind Derivate dieser Säuren
und Anhydride, in denen der Wasserstoff ganz oder theilweise durch
Elemente oder Gruppen von Elementen vertreten wird.
Die chlor- und fluorhaltigen Silikate sind solche Silikate, in denen
entweder die Gruppe OH (resp. ihr Aequivalent OK, ONa u. s. w.)
durch ÚZ und F vertreten wird, oder aber Wassserstoff wird ver-
treten durch mehrwertige Elemente, welche nur theilweise durch
Chlor und Fluor gesättigt sind. Verbindungen der ersten Art heissen
in der organischen Chemie Chlorhydrine und Fluorhydrine der betref-
fenden Säure, in unserem Falle Silikochlorhydrine, Silikofluorhydrine;
für jene der zweiten Art wäre eine eigene Bezeichnung wünschens-
werth, wir nennen sie vorläufig Hydrine der zweiten Art. Die natür-
lichen fluor- und chlorhaltigen Silikate sind (wie schon Wurtz und Schiff
theilweise gezeigt haben) Silikochlorhydrine und Silikofluorhydrine,
und zwar, wie ich gefunden habe, der zweiten Art; nur bei den Tur-
malinen wäre es möglich, dass sie zur ersten Art gehören, worüber
nur neue Analysen entscheiden können. Bei der ersten Art sind die
Halogene direkt an 9% gebunden, bei der zweiten durch Vermittlung
einer Gruppe OR“ oder OR.
Der tessulare (weisse und blaue) Sodalit ist 9%,0,,Na,Al,Cl*)
d. h. 3 Molekel « Monosilicium-Sáure $i0,H,, in welcher 4H durch
4Na, 6H durch 247 und 2H durch A7“C7 vertreten sind, also Mono-
chlorhydrin des « Monosilikates (Orthosilikates) von Natrium und Alu-
minium. Der grüne Sodalit vom Vesuv ist S%,0;,Na14Al,Cl, d. h.
die Kette ist dreimal länger, die Struktur dieselbe.
Der Hauyn ist entweder ein isomorphes Gemenge von Bodalit
mit Sulfatosilikat, oder die Sulfate sind nur mechanisch eingemengt.
Der seltene hexagonale Eudialyt ist das Natrium- und Cal-
ciumsalz der y Disiliciumsäure $,0,H,, von welcher in gewissem
Sinne auch der Sphen S%T%0,Ca“ derivirt. Zwei Molekel derselben
liefern S%i,0,,CaNa+, und 6 Molekel von diesem, minus Na, plus
Ca“Cl sind Eudialyt. In Wirklichkeit sind 3Ca vertreten durch
3(Fe“, M“n), 3Si durch 3Zr, daher Eudialyt = $i,,2r,0,,0a,Fe,
Na,,Cl d. i. das Monochlorhydrin zweiter Art des y Disilikates und
Dizirkoniates von Calcium (Eisen) und Natrium. Die besten Ana-
lysen weichen von meiner Formel weniger ab als unter einander.
*) 28, Zr — 90, 0— 16, Al=275, Ms = 24, Ca— 40, Fe 56 usw.
237
Der sehr variable Chlorgehält: (von: 0:3—15 Procent) lässt auch: die
Annahme zu, dass die’ Molekeln 8,0, ,Na:Ca und 8,0, , Na.CaQl.Oa
isomorph gemenst sind.
Der noch seitenere ebenfalls hexagonale Pyrosmalit ist ia
neuerer Zeit von J. Lang und von Wöhler sorgfältig analysirt worden,
leider mit so verschiedenen ' Resultaten, dass es kaum möglich ist
beide unter eine Formel zu bringen. Lang findet) bedeutend’ mehr
Wasser als Chlor, Wöhler umgekehrt; Lang nur bivalentes Eisen,
Wöhler ansehnliche Mengen trivalentes Eisen: Die absoluten Mengen
der übrigen Bestandtheile stimmen nahe ‘überein. Aus den Ana-
Tysen lassen sich vier Molekularformeln deduciren, welche alle sehr
schön graphisch konstruirbar sind. In der ausführlichen Abhandlung
gebe ich alle vier sammt Vergleichung mit den Analysen und Zeichnung.
Aus Wöhler’s Analyse folgt die gut stimmende‘ Formel i8:,0,;Fe”,
Mn“,H (Fe“.OH.Cl)'; sie erinnert’ an Scheurer-Kestner’s krystal-
lisirtes Acetöchlorhydrin (des Eisens; nach ihr ist © Pyrosmalit
das Monochlorhydrin zweiter Art des « Tetrasilikates von Mangan,
Eisen und Wasserstoff. Bis jetzt sind nur sehr wenige Tetrasilikate
mit Sicherheit nachgewiesen. Lang’s Analyse würde‘ auf: eine Ver-
bindung von 2 Molekel « Monosilikat mit 1 Molekel « Disilikat oder
(weniger gut stimmend) auf 3 Molekel « Disilikat führen. Dies macht
sehr wahrscheinlich, dass verschiedene Pyrosmalite existiren, gleich-
wie verschiedene Sodalite und Chondrodite (s. u.).
Die Analysen des Porcellanspathes oder Passauit stimmen unter-
einander so wenig überein, dass kein sicheres Resultat zu ziehen ist.
Ich halte ihn für einen durch Salzquellen zersetzten Labrador oder
Oligoklas.
Der Topás ist schon von Städeler (1866) als Silikofluorhydrin des
Aluminiums hingestellt werden, ‚jedoch unter der etwas willkührlichen
und nicht dem Geiste unserer heutigen Anschauungsweise entspre-
chenden Form (Al 0), Si F + 2(4Al 0), S% 0,. (Es ist zum Ver-
wundern, wie dieser treffliche Chemiker übersehen konnte, dass seine
Formel, befreit von der unnützen Last des Radikales Al O, durch
3 theilbar ist und in 970, AlL,F, d. h. 80, (Al F)”, übergeht.
Der Topas ist das Difluorhydrin zweiter Art des « Monosilikates des
Aluminiums. "Die selten schöne Symmetrie und Einfachheit der gra-
phischen Formel gewährt dem geistigen Auge hohen Genuss, und
vielleicht dürfte sie in Bezug zur orthorhombischen Krystallform des
Topases stehen.
Aus den Analysen des seltenen rhombischen Zeukophan fliesst un-
16
238
gezwungen die Formel 8:,0,, Cas Na; (G“F), d. h. er ist das Di-
fluorhydrin zweiter Art des « Pentasilikates von Beryllium, Calcium
und Natrium. Man kennt nur äusserst wenige Pentasilikate.
Der Melinophan (nach Descloiseaux zweiaxig) ist nach Ram-
melsberg’s Analyse = Leukophan minus 180, —= 59%, O,, Cas Na;
(GF)“,, d. i. zwei Molekel Monofluorhydrin zweiter Art des « Di- -
silikates von Beryllium, Calcium und Natrinm, gekoppelt durch ein
Atom Calcium.
Für den so merkwürdigen Chondrodit (und den mit ihm iden-
tischen Humit) habe ich fast nur Rammelsberg’s und G. v. Rath’s
Analysen benützt. Nach ihnen ist er Magnesiumsilikat mit sehr
wechselndem Fluorgehalte.
Beide genannte Chemiker halten das Verhältniss zwischen der —
Anzahl Silicium- und Magnesiumatome für konstant, wiewohl G. v.
Rath selbst daran zweifelhaft wird; und Rammelsberg betrachtet da-
nach den Chondrodit, wie alle fAuor-haltigen Silikate, als isomorphes
Gemenge eines Silikates mit dem analogen Fluorsalze, in Aequivalent-
formeln 3 S% F,.8 MgF' — n (8 SiO,.8.Mg0), won = 12 bis 36.
Die genannten Analysen führen auf 7 verschiedene empirische
Molekularformeln mit 9%, bis 9%,,, in denen die Zahl der Magnesium-
atome, bezogen auf dieselbe Anzahl Siliciumatome, variirt wie 33 : 28
(nach Rammelsberg) oder 5 : 4 (nach Rath), also mehr, als durch
Fehler der Analysen erklärt werden kann.
Konstruirt man die empirischen Formeln graphisch, so sieht
man sofort, dass sie sämmtlich ganz ungezwungen aus der mehrwer-
tigen Natur der Elementarbestandtheile des Chondrodites hervorgehen,
und gelangt zu folgenden Schlüssen:
1) Die Chondrodite sind Oxydifluorhydrine (zweiter Art) des
Magnesiumorthosilikates »9%0, Mg, + MgF, — n Mg0, in welcher
Formel bis jetzt die Werte m = 2 bis 9, » = 0 bis 3 bekannt sind.
2) Der Unterschied der Varietäten beruht vor ailem auf der
Verschiedenheit der Werte m und n, oder (wie bei den Kohlenstoff-
verbindungen) auf der Länge der Kette. Der graue Chondrodit von
Pargas und der amerikanische von Fisher analysirte verhalten sich
zu einander wie Aethylglykol HO— CH, — CH, — OH und Propyl- -
glykol HO— CH, — CH, — CH, — OH. Die Bindung der Kettenglieder
erfolgt bei den organischen Verbindungen direkt von Kohlenstoff zu
Kohlenstoff, bei den Silikaten indirekt, durch den Sauerstoff.
3) Der Koefficient » kann eine gerade Zahl sein (0, 2), oder
eine ungerade (1, 3); danach zerfällt die Gruppe Mineralien, welche
239
wir Chondrodite nennen, in zwei Abtheilungen, eine symmetrische
und eine dissymmetrische. Vielleicht hängen damit die krystallogra-
phischen Eigenheiten der Humite zusammen.
Die Uebersicht der Humite wäre folgende:
A. Symmetrische.
Orthosilikat + MgF, + (2n + 2) Mg0.
a)n=—1 b).% — 0
«) Si, O, Mg; F, Pargas, grau. «) Si, O,, Mg, F, hypothetisch.
B) Si, 0, Mg, F, Amerika, Fisher. 8) 5%, O,, Mg,, F, Humit, TypusII.
y) 9% 0;, Mg,, F, Humit, Typ. III.
eo ee RRREERERSEE
Sin O,, Mg;, Fi, Pargas, gelb.
B. Dissymmetrische.
Orthosilikat +- MgF, + (2n + 1) Mg0.
a)n = 0 bi: 5/1
a) 8%, 0,, Mg, F, Ame- «) S% 0,, My, F,
rika, Rammelsberg. Humit, Typus I
Dieser Ueberblick gestattet folgende interessante Schlůsse :
1) Die Glieder derselben Vertikalreihe sind homolog, mit der kon-
stanten Differenz 940, Myg,.
2) Die korrespondirenden Glieder verschiedener Vertikalreihen sind
isolog, mit der (in derselben Sektion) konstanten Differenz MgO.
3) Die Glieder derselben Sektion haben dieselbe Struktur, nur ver-
schiedene Molekulargrösse, können daher wahrscheinlich iso-
morph zusammen krystallisiren, wie AL,O,, Cr,0,, Fe,0;,
oder Mg9%10;,, CaSi0,, FeS%0;,, oder (C,H, 0,),0u. H,O
und (C;H.0,),. O(w.OH,. Der gelbe Chondrodit von Pargas
ist wahrscheinlich ein Gemenge von Aa« und Aba.
280, O,, Mg, F, + 3 8%, 0, Mg, F, = Six 05, Mg33 Fıo-
4) Da jede Reihe mehr Glieder enthalten kann, auch mehr Reihen
vorhanden sein kónnen, als wir gegenwártig kennen, da ferner
die Glieder derselben Sektion isomorph gemengt sein können,
so sind weit mehr Species und Varietäten von Chondroditen zu
erwarten, als wir schon kennen. Dass auch Glieder verschie-
dener Sektionen zusammen zu krystallisiren vermögen (symme-
trische mit dissymmetrischen), kann man a priori weder be-
haupten noch läugnen.
16"
240
""5): Jedes selbstständigeGlied ‘obiger Uebersicht ist eine selbststán-
Odige Species, mit demselben Rechte wie Aethylgiykol und: Propyl-
glykol; aus verschiedenen Gliedern isomorph gemengte:Vor-
kommnisse sind als blosse Varietäten zu betrachten.
Der tetragonale Apophyllit ist nach Rammelsberg’s neuen sorg-
samen Analysen 8,0, H,K0as F=4 Si, 0, CaH, + KFd.
h. das Monofluorhydrin , (zweiter Art) des «, Disilikates von Wasser-
stoff, Kalium und Calcium. Man kann ihn als isomorphes Gemenge
von 39%,0.GaH, mit 19%,0, H,K(Ca“F), oder aber .als untheil-
bares Ganze ansehen. Unter. Annahme von S%,0,,H,,KCa,F' wird
der Apophyllit zum Hydrine A Ordnung, Ra die Formel stimmt
dann weniger gut.
Für den Turmalın, von welchem bereits „so zahlreiche und
musterhafte chemische Analysen vorhanden sind wie von wenig an-
deren Mineralien, entfallen leider von Rammelsberg's neueren Analysen
jene, in denen das Fluor nicht bestimmt ist; zu ihnen pe nur
noch Becchi's Analyse des Turmälines von Giglio.
Die allgemeine-Formel der Turmaline ergibt sich
mis, Oj AV Di Ry We- RO 4- W
in welcher 3k Hrn), 2p— = 12 und m = 3 bis 40, und Zwar.
m = 3 Turmalin von Giglio, schwarz.
mb Rožnov und Paris, Maine U. 8. Beide roth.
BER Andreasberg, Elba — beide schwarz.
m-= 7 Sarapulsk und Goshen, blau.
m = 8 Windischkappel, braun; Alabaška, mii
m=9 Krumbach, schwarzblau. Elba, weiss. ‘Bra-
silien, grün,
m). 12 Ramfossen, schwarz. S. Pietro (Elba) schwarz.
Elba und Chesterfield, grüu.
m = 14 Bovey Tracy. Saar. e
m = 16 Zillerthal.
m = 18 Dekalb.
m — 40 Elba, schwarz (0:15 pc. Fluor).
Die Frage, ob die Turmaline Fluorhydrine erster oder reihe
Art sind, lässt sich (nach der ausführlichen Diskussion in meiner
vollständigen Abhandlung) noch nicht beantworten; selbst die so
schöne und reine‘ Varietät von Andreasbere gibt noch keine Ent-
scheidung. Ich habe der Einfachheit wegen die Formel als Hydrine
erster Art konstruirt, weil hiebei weniger Willkühr inöglich ist, über-
lasse aber die Entscheidung den Analysen. dor 13 f
241
Bis jetzt sind beobachtet die Werthe
= 2:8
50, 1pi2.
Mrz, Ar
sis, „A12, 8.
| a
In Rammelsbere's Turmalinea (der ersten Abtheilung, den weit-
aus háufigsten, «gilt: fast nur A = 2%“=1p= bgz VUd.h:
ihre integrirende Molekel ist 9%; Ox, Al", BR“ R. | Mehrere solche
Molekeln, 3 bis 40 an der Zahl verbinden sich zu einer Gesammt=
molekel, in welcher ein: Glied die Gruppe RO durch F ersetzt. hat,
d. bh. zu 82, 0, Al,B ER F wird.. Auf deu Chlorgehalt, der erst
in einer Varietät bestimmt ist, aber in dieser auch 'eine;bedeutende
Grösse: erreicht, konnte keine Rücksicht genommen werden.
Die Frage ‚danach, wie die integrirenden Molékeln gebunden zů;
denken sind, da sie doch gesättigte Verbindungen vorstellen, erinnert‘
sofort an die einfachen: Ketten: der Chondfodite. Man überzeugt sich
jedoch bald, „dass eine derartige Bindung‘ nur durch „die. allerwill-
kührliehsten, «für jede. Varietát verschiedenen Gruppirungen zu er-
reichen ist. Gegen dieselbe spricht auch, dass das Verhältniss zwischen
der Anzahl Verwandtschaftseinheiten des Siliciums und jener der übrigen
durch Sauerstoff mit ihm verbundenen Elemente in der Mehrzahl, und
zwar gerade in den reinsten Varietäten, nahezu konstant ist, während
bei kettenförmiger Bindung - und sehr verschiedenem Wertbe von m
dieses; Verhältniss sehr merklich variiren müsste, wie bei den Humiten.
| Dann bleibt aber nur ringförmige Bindung) übrig. ; Gerade wie
die gesättigte! Molekel Acetylen HC = CH durch Lösung der Bindung
in» zweiwertiges — HC = CH — ‚übergeht, welches, ir beliebiger
Zahl/ wiederholt, geschlossene Ringe bildet, z. B., in dreimaliger Wieder-
holung das Benzol C,H, liefert, so úbergeht, die gesättigte Molekel
9% 0,5 Aly B R“ „R durch unbedeutende Strukturánderung in eine
Gruppe mit zwei freien Affinitäten, »und 2 solche, indem: sie sich
wechselseitig binden, bilden eine geschlossene: m—gliedrige . Kette
oder Ring, in dessen einem Gliede F' anstatt OR' steht. Andreas-
berg z.B» ist: 58%, 0,5 Al; B Mg Na + Si, 0, F. Al; B Mg, und
bildet einen sechsgliedrigen Ring, wie das Benzol.
Wenn wir bedenken;; dass der Turmalin hexagonal krystallisirt,
und ein sechsseitiges | Prisma zu seinen Spaltungsformen gehórt, so er-
scheint. die Vermuthung nicht als blosse Willkühr, dass die Sechs-
gliedrigkeit der -Turmalin-Kette mit ihrer hexagonalen Krystallisation
zusammenbángt, und dass vielleicht in Folge noch genauerer Analysen
29 E
von völlig reinen Varietäten es sich herausstellen mag, dass m immer
ein Multiplum von 6 ist.
In diesem Falle würden sich die Turmalinformeln sehr verein-
fachen: alle Turmaline würden aus einer ringförmig gebundenen hexa-
gonalen Grundmolekel 9%, O,, Hı, bestehen; in den einzelnen Exem-
plaren derselben wären die 12H in sehr verschiedener Weise durch
R“, R“, R' vertreten. Der Turmalin von Giglio mit m = 3 ist kein
Hinderniss für diese Vermuthung; man braucht nur die Formel zu
- verdoppeln, und in zwei Kettengliedern Vertretung von OR' durch
F anzunehmen; denn dass wir alle Formeln auf F; bezogen haben,
ist willkührlich, da ja alle Mittel fehlen die wahre Molekulargrösse
der Turmaline zu bestimmen.
Indem ich alle weiteren Ausführungen dem grösseren Memoire
überlasse, fasse ich die Resultate meiner Betrachtungen über Turma-
line in folgende Sätze:
1. Die Turmaline sind Multipla einer Grundmolekel, welche die
einfachste Sauerstoffverbindung von 1- 2- 3- und 4-wertigen
Elementen vorstellt: Si, 0, R“„ R“, R, worin 3n + 2p
+g= 13%.
2. m solche Molekeln, von denen eine Z" anstatt OR‘ enthält, bilden
eine Molekel Turmalin, m = 3 bis 40.
3. R, R“ und F vertreten sich in verschiedenen Verhältnissen;
in den meisten Turmalinen sta =3p=z1gqg=1l.
4. Durch leichte Aenderung der Struktur wird die Grundmolekel
aus einer gesättigten zur ungesättigten, bivalenten, und eine
beliebige Zahl solcher bildet einen geschlossenen Ring.
5. Gleichwie die Chondrodite analog den organischen Fettsubstanzen-
gebildet sind (offene Ketten), so bilden die Turmaline Analoga
der aromatischen Verbindungen (geschlossene Ketten). Die or-
ganischen Molekeln sind durch Kohlenstoff gebunden, jene der
Chondrodite und Turmaline durch Sauerstoff.
6. Jeder Turmalin mit verschiedenem Werthe von m ist eine ge-
trennte Species, mit demselben Rechte wie Acetylen und Benzol],
und es ist nach den Lücken in der Reihe der m zu erwarten,
dass noch zahlreiche neue Species zu entdecken bleiben.
-7. Turmaline mit demselben m aber verschiedenen %, 9, g sind
blosse Varietäten einer und derselben Species. )
8. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die hexagonale Krystallform
der Turmaline mit ihrer chemischen Struktur zusammenhängt.
Sollte die Zukunft etwa lehren, dass m immer ein Multiplum
243
von Sechs ist, dann würde der 6te Satz seine Geltung verlieren,
dagegen der 7te behalten, d. h. alle Turmaline wären zusammen
nur eine Species mit unzähligen Varietäten.
Die Begründung dieser "Ansichten auf experimentalem Wege
kann nur durch neue Methoden geschehen, und muss unberechen-
bare Schwierigkeiten bieten; sie ist aber von höchster Wichtigkeit,
und ich habe vor, Versuche in dieser Richtung anzustellen. Baldigst
werde ich meine ausführliche Abhandlung, mit Durchrechnung und
Vergleichung aller einzelnen Analysen so wie mit Zeichnungen,
vorlegen.
Sezení třídy pro dejepis, filolosofii a filologii dne 7. července 1873.
844
Prof. Hattala v pokračování přednášky posledně začaté líčí
Jungmanna co filologa vůbec.
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 18. Juli 1873,
Vorsitz: Koristka.
Prof. Dr. Šafařík hielt folgenden Vortrag: „Über die Sicht-
barkeit der dunklen Halbkugel des Planeten Venus.
Die dunkle von der Sonne nicht erleuchtete Seite der Venus
ist in einzelnen Fällen deutlich gesehen worden. Bis jetzt geschah
dies fast nur dann, wenn der Planet weniger als halb erleuchtet
war, meistens nahe der unteren Conjunction, wo der erleuchtete Theil
des Planeten als schmale Sichel erscheint. Die Erscheinung wird
schon von den ersten Beobachtern mit dem matten grauen Schein
verglichen, in welchem die von der Erde beschienene dunkle Mond-
halbkugel wenige Tage vor und nach dem Neumonde gesehen wird,
und welchen die Franzosen das aschgraue Licht, lumiere cendrée,
nennen.
Die erste Beobachtung dieser Art glaubte der unermüdliche
Schröter 1806 gemacht zu haben; indessen hatte Harding dieselbe
noch einige Wochen früher gemacht, und später fanden sich noch
ältere Bemerkungen der Art vor; auch seit der Zeit ist diese Wahr-
nehmung mehrmal gemacht. worden. Immerhin jedoch gilt das Půae-
nomen für eines der allerseltensten. So kennt der allumfassende
Humboldt (Kosmos III. 494) nur drei Beobachter (wobei er merk-
244
wůrdiger Weise Schröter übergeht), Arago (Astronomie populaire II.
535) nur fünf, Mádler (popul. Astronomie 5 ‚Ausg. p: 148) Sa, 385 zwei,
Mayer und Harding.,
(Ich werde zeigen; dass dieses nicht der, Fall, ist;; ind ční
ich bis jetzt ermitteln konnte, zweiundzwanzig verschiedene Beobachter,;
und zwarzwolf -davon mehr als einmal die Erscheinung gesehen haben.;
Von 'diésen zweiundzwanzig Wahrnehmungen, fällt die Hälfte auf die,
letzten eilf Jahre, also durchschnittlich auf jedes Jahr ein Fall, und,
ich glaube darnach mit einigem Grunde. die, Vermuthung ausprechen
zu dürfen, dass die für so selten gehaltene Erscheinung eine.nor-,
male ist, und bei jeder unteren Conjunction zu beobachten sein wird,
wenn nur der Planet mit Ausdauer, den nöthigen Hilfsmitteln und
der gehörigen! Vorsicht, bei giinstigem Himmel verfolgt: wird: 4:9)
Wie wenig dies bekannt ist, zeigt am besten der Umstand, dass
ein so ausgezeichneter Astronom wie Hr. Winnecke seine Beobachtung
im Jahre 1871 für die einzige ausser jener von A. Mäyer ii Jahre
1759 hält, bei welcher die dunkle Venushalbkugel bei Tage gesehen
wurde,, während ich unten 12 derlei Beobachtungen, und zwar we-
nigstens fünf davon als mehrmal wiederholte, aufführe. Die Schuld an
dieser verbreiteten irrigen Vorstellung von der ausserordentlichen Sel-
tenheit unseres Phaenomens trägt sicher nur die Zerstreutheit der betref-
fenden Mittheilungen, und das erst seit kurzem lebháfter erwachte
Interesse für Astrophysik. Auch mir sind vielleicht noch einzelne
Fälle entgangen ; jedenfalls wird meine Zusammenstellung dazu dienen
können, spätere. Beobachtungen anzureihen, und zur: Aufmerksamkeit;
auf die merkwürdige Erscheinung anzuregen.
Ich werde. die Fälle, in denen die Nachthalbkugel erkannt A
in chronologischer Folge, und — wo möglich — im Originaltexte an-
führen, hernach jene Beobachter aufzählen, welche trotz aller Auf-
merksamkeit das Phaenomen nicht sahen, endlich über die versuchten,
Erklärungen. einige Worte sagen.
1) Die älteste, leider nicht datirte, Beobachtung stammt von ‚Wil-
liam Derham, Kanonikus von Windsor (gest. 1735), und findet sich i in,
seiner 1714 publicirten „Astrotheology or a Demonstration. of the. beings
and attributs of God, from a, Survey of the heavens.“ Arago, hat
diese Beobachtung aufgefunden, und citirt nach einer französischen.
Uebersetzung von 1729 (aus der 3ten englischen Ausgabe) ; ich, konnte,
mir leider das Original nicht verschaffen, und eitire, nach der 1765
gedruckten Uebersetzung von J. ‚A. Fabricius in, Hamburg, welche,
aus der 5ten engiischen, Ausgabe, gemacht; ist. ‚Es wáre von Wichtig-
245
keit, zu wissen, ob sich die Beobachtung Derham’s bereits in der editio
princeps von 1714 findet. Im I. Kapitel des V. Buches (Von der
runden: Gestalt aller Himmelskörper) heisst es- p. 82: „Diese runde.
Kugelform ist an unserem Monde wie auch an der Venus °) mit
Augen deutlich zu sehen, an welcher, wenn ihre ‚Gestalt spitzig ge-
hörnet ist, man sogar‘ den finsteren Theil: ihrer Kugel erkennen kann;
indem solcher „sich unter einer dunkelen und unscheinbaren Farbe
sehn Jásst.“ Und-in Note “) heisst es: „Was ich von dem schwä-
cheren ‚Lichte allhier gesagt habe, das in der Venus zu gewissen
Zeiten zu bemerken ist, dazu hat mir ein gelehrter Sternkundiger,
der mein guter, Freund ist, Gelegenheit gegeben. © Denn ich erinnere
mich ganz „wobl, dass ich vor einigen Jahren, da ich. durch ein
gutes Fernglas (cder Tubum; der 34: Fuss lang war, die Venus
in ihrem ‚Perigaeo. oder. Erdpáherung; da sie am allerspitzigsten
gehórnet war, betrachtete, dass- ich damals, sage ich, an ihrer
Kugel -den finsteren ‚Theil wahrgenommen habe, eben wie wir im
Anfange des- Neumondes an dem „Monde thun können.. Und weil
ieh‘ mir -einbildete, dass man in. der; letzten gänzlichen Finsterniss
der Sonne im Stande‘ sein würde, eben dieses zu. bemerken, so
bat ich reinen» sehr curiósen ' Beobachter solcher ‚Dinge, „den ich
bey mir hatte, dass er darauf Achtung geben möchte, welcher mich
denn auch versicherte, dass er. dasselbe ganz. deutlich in Augen-
Schein ‘genommen hätte,“
Derham ‚beobachtete laut p. 106 der: Einieitung durch ‚gute
Fernröhre von Campani, englischen. Künstlern, auch durch das be-
rühmte ' Huygens’sche Objektiv, von 123 Fuss Brennweite; durch, letz-
teres sah er an Venus im Perigaeo in, mehreren Nächten Ungleich-.
heiten „des Terminator ;(Einl. p; 98). . Nach Huygen’s Regeln für
Konstruktion. nicht achromatischer Fernröhre hatte ‚ein 34 schuhiger
Tubus etwa 80" Oeffnung und 115malige Vergrösserung.
2) Die zweite bekannte und zugleich älteste datirte Beobachtung
stammt von, Christfried Krch, zweitem Astronomen der Berliner
Akademie der Wissenschaften- (gest. 1740), der das. Phaenomen zwei-
mal sah .1721-und 1726. :-Die-ältere Beobachtung. hat schon Bode
im astronomischen Jahrbuch für 1812 p. 221 kurz aber ungenau pu-
blieirt, unter anderem: das Jahr auf 1720 gesetzt., Hr. Schönfeld hat
beide Beobachtungen.aus den Originalpapieren Kirch’s in extenso ab-
drucken lassen (Astronomische Nachrichten Nr. 1586, Bd. 67 p. 27).
„1721 Juni 7. Sonnabend Abends fand ich Venerem auf dem
Observatorio in einer Gegend, wo der Himmel nicht gar rein War... 4
246
Sie wahr sehr schmal (folgt Messung des Durchmessers = 1“ 5).
Es schien mir sehr, als ob ich das dunkle Theil Veneris sähe, obwohl
mir solches sehr unglaublich vorkommt. Das lichte Theil zitterte
wegen der Dünste.“
Nach Bode]. c. beobachtete Kirch durch ein (nichtachromatisches)
Fernrohr von 16 Fuss Brennweite, welchem nach Huygens etwa 55om
Oeffnung und 80malige Vergrösserung zukommen. Wie der beob-
achtete Durchmesser zeigt, geschah die Beobachtung sehr nahe der
Conjunction und somit tief am Horizonte, was durch die Bemerkung
über das Zittern bestätigt wird. |
„1726 März 8. Freitags .... Hierauf gingen wir oben hinauf
und observirten durch den 26schuhigen Tubum Venerem falcatam.
Ich schätzte das lichte Theil der Veneris etwa 2 Zoll breit... .
Ich konnte das tunkle Theil Veneris erkennen, und zwar schien mir
die tunkle peripherie von einem etwas kleineren Zirkel zu sein, als
die lichte, aber wie es mit dem Monde zu geschehn pflegt, wenn man
sein tunckles Theil sehen kann, die Ursache ist, dass sich das helle
Licht in unseren Augen ausbreitet und grösser scheint, als es in der
That ist. Herr Harper und Herr Möller versicherten auch, dass sie
den tunckelen Theil erkannten. Mir kam es auf diese Art vor (folgt
eine unbedeutende Skizze). Zu merken, ich hatte die gewöhnliche
Bedeckung vor dem Tubo, und keine mit einer engen Oeffnung, wie
man sonst wohl bei der Venus zu thun pflegt. An der Licht- und
Schattengrenze schien das Licht Veneris merklich tunckler als an
dem äusseren hellen Rande, und gleichsam fleckicht.“
Ein 26schuhiger Tubus hatte eiwa 70"" Oeffnung und 100ma-
lige Vergrösserung. Dass letztere nicht viel schwächer sein konnte,
geht aus der Bemerkung über den Lichtabfall und die Unebenheiten
des Terminator hervor. Auch sahen diesmal drei Beobachter die
Erscheinung. | M
3) Die nächste, von Olbers aufgefundene Beobachtung machte
Andreas Mayer, Professor der Mathematik und Physik in Greifswald
(gest. 1782), welcher am 20. Oktober 1759 um 0* 44= 47°.9 wahre
Zeit die Kulmination der Venus (in —21° 31‘ Declination) am 6schu-
higen Bird’schen Passageninstrumente beobachtete, und dazu bemerkt:
„Etsi pars lucida Veneris tenuis admodum erat, nihilominus integer
discus apparuit, instar lunae crescentis, quae acceptum a terra
lumen reflectit.“ (Observationes Veneris Gryphiswaldenses, Gryphis-
waldae 1762 p. 19, citirt von Schröter, Beobachtungen des grossen
Cometen von 1807, Göttingen 1811, Anhang p. 74.)
247
Da ein nichtachromatisches Rohr von 6 Schuh nur etwa 35"=
Oefinung und nicht viel über 5Omalige Vergrösserung haben konnte,
auch Venus nur 10° von der Sonne und nur 14° über dem Horizonte
stand, so muss das Phaenomen bei dieser Gelegenheit ungewöhnlich
intensiv aufgetreten sein.
4) William Herschel in seiner Abhandlung „on the planet Venus“
(Philosophical Transactions for 1793) sagt „er habe mehrmals einen
Theil des Randes der dunkelen Halbkugel der Venus in einem matten
Lichte gesehn, und lasse es dahingestellt sein, was es eigentlich sein
möchte, sei aber nicht abgeneigt zu glauben, dass vielleicht alle Pla-
neten ein -phosphorescirendes eigenthümliches Licht haben möchten.“
Da der betreffende Band der Phil. Tr. in Prag nicht vorhanden
ist, so citire ich nach Schröter (l. c. Anhang p. 67) und weiss nicht,
ob im Originale über die Tageszeit (wohl in der Dämmerung) und
die gebrauchten Instrumente näheres zu finden ist. Die Dämmerung
an den Hörnerspitzen mass W. Herschel mit einem 7schuhigen Re-
flector von 6°3 Zoll (160"*) Oeffnung; zur Beobachtung der Flecken
verwendete er seinen 20schuhigen Reflector von 18 Zoll (46°=-) Oeff-
nung (Pfaff, W. Herschels Entdeckungen p. 159).
5) Friedrich Graf von Hahn (gestorben 1805 zu Remplin in
Mecklenburg) ein ausgezeichneter Beobachter, der vortreffliche Dol-
lond’sche und Herschel’sche Teleskope (von letzteren ein 7schuhiges
und zwei 20schuhige) besass, erzählt in seinen „Bemerkungen an der
Venus, Beschreibung einiger merkwürdiger Sonnenflecke, und astro-
nomische Nachrichten“ (Bode’s astronomisches Jahrbuch für 1796 p.
188) folgendes:
„Seit einiger Zeit habe ich Venus oft beobachtet, und sie auch
bei Tage besonders betrachtet. Bei dieser Gelegenheit machte ich
eine Bemerkung, darüber ich mir Ihren Ausspruch erbitten möchte.
Sehr oft nemlich sah ich mit grosser Deutlichkeit den dunkeln Theil der
Scheibe des Planeten, der sich durch eine graue ins Bräunliche fal-
lende Farbe merklich machte. Ich möchte wissen, ob irgend ein
falsches Licht oder eine ähnliche Ursache diese Erscheinung veran-
lassen könnte, die man durch mehrere Fernröhre wahrnimmt, wenn
die Luft rein ist. Die Venus erhält dadurch eine ovale Figur (Fig. 4.).
Zuweilen glaubte ich sogar die völlig abgerundete, von einem feinen
Lichtkreise an ihrem Rande umgebene Scheibe vor mir zu sehen. Jetzt
ist bei der mehr sichelförmigen Gestalt des Planeten dieses nicht
mehr so auffallend. Dagegen ist sie unten mit einem schwarzen
Streif, wie die Figur 5 zeiget, begrenzt.“
248
„Ieh. bin überzeugt, dass Dieselben mich nicht, so verstehen,
als wenn ich dies matte Lickt. einer Erleuchtung von der Sonne, oden
einem refiektirten Erdenlichte beimessen ‚könnte; da diese Erklärung,
ganz wegfällt, so bleibt. nur, wenn sonst, nicht etwas‘, bei dieser; Be-
obachtung zum Grunde liegen sollte, Ew. — Gedanke übrig,..der;
allerdings die ‚grösste Aufmerksamkeit, verdient. [Bode, in einer. Note
zu dieser ‚Stelle „vermuthete nemlich, dass der Zerstreuuugskreis der;
lebhaften Lichtstrahlen der Venus diese Erscheinung hervorzubringen
vermögend sei.“j, Wenn ich diese Erscheinung. durch den. Reflector;
wahrgenommen, -so bediente ich ‚mich ‚ganz. schwach angelaufener
Gläser, deren ich nach: allen Abstuffungen besitze, oder ich; obser-
virte auch den Planeten bey Tage. Zuerst machte ich diese Beob-
achtung durchs Herschelsche Teleskop. , Sehroft schien der, Planet
eine Scheibe, deren. dunkle Seite: sichtbar ‚war, aber nicht immer;
Wenn ich aber durchs paraliatische Instrument [6schuhiger Achromat
von Lincoln] des Nachmittags die Venus betrachtete, wo „der ‚Glanz
vö.lig. gemildert ist, so sahe ich zuweilen ‚äusserst deutlich. den un-
erleuchteten Theil der, Scheibe, so dass ich selbst, da. ich mich zur
Zeit aller Hypothese ‚enthalte, diese durch: mehrere: vortrefliche Tele-
- skope wahrgenommene Erscheinung. oft mit. Erstaunen betrachtet. habe.
Es kann seyn, dass hier noch eine Täuschung. obwaltet; indessen
habe ich geglaubt die ‚Beobachtung selbst Kennern zur Prüfung. und
Beurtheilung, vorlegen zu důrfen.“
Die Beobachtungen geschahen im Frühjahr und Sommer 1793, 7
Zu ihnen gehören zwei Abbildungen, von je 187% Durchmesser., Auf
der einen ist die Erleuchtung 0:32 Venusdurchmesser, die Breite,
des, sichtbaren Theiles der Nachtbalbkugel 0:38, die Begrenzung des
letzteren weniger konvex als der helle ‚Limbus, ‚aber mehr als, die;
Lichtgrenze; der Planet erscheint: oval.; In, Fig. 5 „ist ‘die. Sichel, _
sehr schmal. (Erleuchtung etwa 0:12) und, am innern Rande eingefasst,
von einem noch schmaleren dunklen Meniskus (Breite etwa 0:06,
Venusdurchmesser).. Von, allen Beobachtern ‚scheint Hahn die Er-;
scheiohng am hbáufigsten nd unter den verschiedensten Umständen;
6) Der el J. H. Schröter erzählt; in seinem Kar
trage zu den aphroditographischen Fragmenten (Beobachtungen des:
grossen, Cometen, von 1807, Anhang; p. 66.): „Mehrmals, und;so;
viel ich mich mit volliger Gewissheit erinnere, wenigsteng;
vier- bis fünfmahl stiess mir bei ‚meinen; vielen ‚besonders ‚von,
1784 bis 1795 bewerkstelligten Beobachtungen: des Planeten, Venus)
249
‚der Fall auf, dass ich be; hellem Tage und Sommenscheine von
beiden Hörnerspitzen ab auf mehrere Grade weit den Ránd
seiner nächtlichen Halbkugel in einem grau dämmernden Lichte sehr
matt erleuchtet fand; und dieses dámmernde Licht war'' bisweilen
an beiden Hörnerspitzen gleich deutlich, zuweilen aber an der einen
schwächer und weniger kennbar. Da ich indessen diese Erscheinung
überall'nicht zu erklären vermochte, so hielt ich sie für Täuschung,
und darin lae der Grund, dass ich meines Wissens» weder: in den
aphroditographischen Fragmenten noch irgendwo etwas davon er-
wáhnte,“
Um so entscheidender war eine Beobachtung am 14. Hebguar
1806, Abends 7 Uhr.
„Obgleich die Luft etwas in Gáhrung war und Venus nur noch
10° über. dem Horizonte stand, erschien sie doch mit 150maliger
Vergrösserung des vorzüglichen 15fůssigen Reflectors (etwa Z
Öffnung) in ihrer sichelfórmigen Gestalt ungemein scharf und schön
begrenzt, und beide Hörner liefen gleich fein, regulär und spitzig ab.“
„Ohne aber weiter an etwas zu denken, fiel mir die ganze,
von der Sonne abgekehrte übrige Halbkugel in ihrer
nächtlichen Gestalt, in äusserst mattem dunkeln
Lichte ins Gesicht. Ihr scharfer Umriss hatte aschgräu-
liches, der Nachtseite des Mondes ähnliches, die übrige
Fläche aber etwas dunkleres Licht, so wie es auch bei den
sichelfórmigen Gestalten des Mondes der Fall ist.“
„Da ich in so vielen Jahren, bei so sehr vielen, in meinen
aphroditographischen Fragmenten mitgetheilten, und zum Theil mit
dem ‚27füssigen Reflector unter voller 20zölliger Oeffnung geschehenen
Beobachtungen der sichelfórmicen Gestalten und atmosphärischen
Morgen- und Abenddämmerung dieses Planeten, nie die ganze Nacht-
seite gesehen hatte, so war mir dieser ünerwartete Anblick derselben
über allen Ausdruck überraschend. Täuschung war es nicht, weil
ich sie gegen das starke helle Licht der erleuchteten
Sichel nach der davon aufgenommenen 10. Figur gerade ebenso
merklichkleinerund eher nochetwaskleinererblickte,
als solches mit unbewaffneten Augen bei dem sichel-
förmig erleuchteten Monde der Fall ist, und weil ich diese
leicht erklärbare optische Täuschung nicht wegbringen konnte, ich
mochte mir es vorstellen, wie ich wollte.“ (I. c. p. 71—72.)
Die Erleuchtung war etwa "/,, der Durchmesser der Venus etwa
48“ die Fensterstäbe der Sternwarte warfen auf der grauen Tapetenwand
250
einen sehr deutlichen Schatten. Am 21. Februar bei dunstiger Luft,
am 23., 24. und 28. bei heiterer Luft war trotz aller denkbaren
Aufmerksamkeit keine Spur mehr von der dunklen Venushalbkugel
zu erkennen, ebenso wenig bei spáteren mit demselben Teleskope
von Bessel (damals Observator in Lilienthal) angestellten wiederholten
Beobachtungen (1. c. p. 83.),
Fast mit denselben Worten ist Schröter’s Beobachtung von
1806 mitgetheilt in Bode’s astronomischem Jahrbuch für 1809 p.
164—167.
Auf der Abbildung beträgt die Erleuchtung 0'115 Venusdiameter
und der Durchmesser der dunkeln Kugel 0'927 von jenem der
hellen Sichel,
7) In demselben Jahre gelangen C. L. Harding, zu Göttingen,
drei Beobachtungen, welche derselbe in Bode’s Jahrbuch für 1809 p.
169 sq. beschrieben hat.
Am 24. Januar 1806, Abends 7" 10%, bei wolkiger aber sehr
reiner Luft, beobachtete Harding die Venus mit einem 1Oschuhigen
Herschel’schen Reflector, unter 84maliger Vergrösserung und voller
Oeffnung (von 225==). Hiebei „fiel mir sofort ... die ganze nicht
Von der Sonne erleuchtete Kugel des Planeten in’s Ge-
sicht, die sich durch ein mattes aschgräuliches Licht gegen den
dunkeln Himmelsgrund deutlich auszeichnete.“ .... „Der Anblick
war so deutlich, dass keine Vorstellung vom Gegentheil ihn ver-
dunkeln konnte, und da er auch in allen Puncten des Gesichtsfeldes
der nämliche blieb, so konnte ich nicht anders urtheilen, als dass die
Erscheinung reell sein müsse. Ich versuchte hierauf stärkere und
schwächere Vergrösserungen anzuwenden, aber auch hiermit sahe ich
immerfort die ganze Venuskugel vor mir, völlig so wie beim Monde.“
„Dabei fand jedoch der Unterschied statt, dass die erleuchtete
Sichel des Planeten viel grösser gegen die dunkle Scheibe war, als
dies beym Monde der Fall zu sein pflegt; eine Erscheinung, welche
nach optischen Gründen sehr leicht zu erklären ist.“
„Den 3., 16. und 21. Febr. war nichts von ihrer Nachtseite. zu
sehen. Am 28. hingegen fand ich um 6* 12” bey noch nicht geen-
digter Dämmerung und klarer Luft, mit dem erwähnten Telescope,
die dunkle Venuskugel abermals ungezweifelt gewiss. Diesmal erschien
jedoch der hellere Theil nicht so sehr viel grösser als der dunkle,
unstreitig deshalb, weil die Beobachtung am 24. Jan. bey völliger
Dunkelheit, die heutige aber bey noch nicht geendigter Dämmerung
251
angestellt ward, und überdem die helle Venussichel jetzt schon viel
schmäler war, als damals.“
„Sie zeigte sich "diesmal in mattem rothgräulichem Lichte,
wie der Mond bey totalen Verdunklungen. Übrigens war die Er-
scheinung ungemein deutlich, und besonders der Rand der Planeten-
scheibe äusserst scharf begrenzt.“ [An demselben Abende konnte
Schröter zu Lilienthal nichts wahrnehmen, wiewohl er danach suchte;
ein Beweis, wie vorsichtig negative Zeugnisse aufzunehmen sind.]
„Auch am 1. März, da ich die Venus noch während der Däm-
merung mit einem Sfůssigen Reflector betrachtete, erblickte ich so-
fort damit die Nachtseite derselben in voller Deutlichkeit, und der
10fůssige Reflector bestätigte diese Wahrnehmung vollkommen. Noch
nie sahe ich dieses so deutlich als jetzt; die Umrisse waren äusserst
scharf begrenzt und zeichneten sich gegen dle dunklere ‚Bläue des
Himmels so stark aus, dass auch der hinzugekommene Opticus Gott-
hard sie auf den ersten Blick erkannte.“
Also auch hier Bestätigung durch einen Mitbeobachter.
8) Die nächste Beobachtung stammt von J. W. Pastorff in
Buchholz (gest. 1838), und findet sich in dessen Aufsatze „Fernere
Bestättigung, dass Venus, Jupiter und Saturn mit auffällig sichtbaren
Lichtsphären umgeben sind“ (Bode’s Jahrbuch für 1825 p. 235 —241).
Pastorff fand bekanntlich um die helleren Planeten schwache Licht-
hüllen von beträchtlicher Ausdehnung, welche durch Kunowsky und
Rietz als sekundäre Bilder nachgewiesen wurden, deren Fokus weit
hinter jenem des Hauptbildes liegt, und die durch partielle Reflexion
der Strahlen an der zweiten Fläche des Doppelobjektives entstehen.
L. c. p. 239 heisst es nun:
„Noch muss ich bemerken, dass als Beweis der um die Venus
existirenden bedeutenden Lichtsphäre wohl vorzüglich gilt, dass selbige
nimmer mehr ein so blendendes Licht durch den Weltraum zu uns her-
absenden könnte, zu einer Zeit da sie nur äusserst schmal und sichel-
fórmig nicht "/, Zoll erleuchtet ist, wenn sie nicht mit eigenem Lichte
glánzte. Nur dieses zeigte mir ganz deutlich den dunklen Theil der-
selben in sanft grauem Lichte so durch die entdeckte Lichtsphäre er-
leuchtet, dass ich mehreremale in diesem dunklen Theile einzelne
grosse dunklere und auch hellere Flecke entdeckte. Wie wäre dies
ohne Photosphäre möglich, denn reflektirtes Sonnenlicht vermag dies
nicht, wie jeder Astronom einsehen wird.
Dazu zwei Abbildungen. Fig. IV. eine Urdrisgzeichnig der
Venus im astronomischen Okular (Diameter 51.2, Sichelbreite 12“.2,
252
Distanz zwischen Limbus‘ und Chorde der Hörnerspitzen 294,3);
Fig. III., offenbar dieselbe Gestalt in nicht umgekehrter Stellung,
stellt Venus auf schwarzem Grunde dar. Die Nachthalbkugel ist
schwach sichtbar, am Rande etwas heller.’ ‘Auf beiden’ Bildern die
Lichtgrenze stark ausgezackt, grösste Ungleichheiten Od 1m = 1"2
— 25. In der Erklärung der Figuren p. 242 heisst es: „Fig. TI.
die sicheläbnlich erleuchtete Venus mit der Sichtbarkeit ihrer Nacht-
seite, und Fig. IV. Venus mit beiláufigen Vermessungen, beide von
Herrn Pastorff dem Sohn, den 10. Febr. 1822 Ab.-5 Uhr VOR EE
(300mal. Vergr.)“
Pastortf's Instrument war derselbe vortreffliche 4, sinukige Fraun-
hofer mit Filarmikrometer, Oeffnung 43 Linien (97=»), mit welchem
Beer und Mádler die Mappa Selenographica zeichneten,’ und zahl-
reiche Planetenbeobachtungen (besonders an Mars und Jupiter), auch
Doppelsternmessungen u. A. ansteliten. Die Beobachtung wird werth-
voll durch die gleichzeitige Messung und Angabe aller Nebenumstände.
Auch dieser Beobachter sah die Erscheinung mehrmals, und wenn
gleich die im dunklen Theile gesehenen Flecken durch Verguickung
mit der Photosphärentheorie nicht gewinnen, so ist doch kein Grund
vorhanden, sie deshalb geradezu wegzuläuguen. Bemerkenswerth ist
die Grösse der Phase (0:23), bei welcher P. die Erscheinung noch sah.
9) F. Gruithuisen, als nächster Zeuge, bemerkt in seinem
astronomischen Jabrbuche für 1842 p. 158—159 zu unserem Phae-
nomen:
„Ich habe es nur ein einzigesmahl gesehem, am 8. Juni 1825
früh 4 Uhr, mit 60 und 150maliger Vergrösserung des 30zolligen
Fraunhoferschen Fernrohres [65"" Oeffnung]. Anfänglich glaubte ich,
die Dämmerung vor den Hörnerspitzen täusche so, allein’ dazu war
die Sichel der Phase schon zu breit (1 Zoll), denn sonst müsste
ich dasselbe Phaenomen noch deutlicher bemerkt haben, als ich die
Venus wie bei der Abbildung Fig. 10 Tab. C und bei ähnlichen Gele-
genheiten beobachtete, und die Vergrösserung von 150mal würde die
Erscheinung verwischt haben, wenn sie zur Sichtbarkeit nicht ea
genug Sich ausgedrückt hätte.“
In einer Note zu dieser Stelle berührt G. seine originelle: Bi-
klärung der Erscheinung, worüber weiter unten. Da die Sonne an
diesem Tage zu München um 4* 1" aufgeht, so ist Gruithuisens Be-
obachtung als bei Tage gemacht zu betrachten. a
10) Die nächstfolgende Beobachtung findet sich in ja Monthly
Notices of the Royal Astronomical Society Vol. 14 p. 169: 2.97
253
»»0/,Mr. Guthrie, a gentleman residing near Bervie, N. B., wishes
to call the attention of astronomers to a phenomenon, which he states
to have observed in the planet Venus a few years ago. On the
occasion of the approach of the planet to its inferior conjunction,
and when the crescent was very slender, Mr. Guthrie, while engaged
in examining it with a Newtonian reflector of 5 inches aperture and
a magnifying power of 144, was unexpectedly surprised by observing
an annular fringe of light, surrounding the dark side of the disk,
and completing the circle, which was partially formed by the outer
margin of the crescent. The same appearance was observed, when
the ‚planet (was viewed with a Gregorian reflector of! 3'/, inches
aperture, magnifying 68 times. In order to assure himself beyond
doubt of the reality of the phenomenon, Mr. Guthrie directed some
of his friends to examine the planet through his instruments, but
without communicating to them a knowledse of the object he had in
view ; where upon each of them remarked, that he observed the same
appearance. This luminous continuation of the cusps of'the planet
was observed on several consecutive nights, the atmosphere having
been very favourable for observation. It increased 'in visibility as
the crescent waned. The breadth was considerable; neither the interior
nor the exterior side of it was sharply defined.“
„Mr. Guthrie stated, that the instruments with which the planet
was examined were both of excellent quality. The fringe was better
defined in the larger instrument than in the smaller; being of a ne-
bulous appearance, it was more distinctly visible in the smaller than
in the larger instrument.“
In Folge einer Notiz von Dawes, welcher den Mangel náherer
Zeitangaben bei einer so wichtigen Beobachtung bedauerte, gab spáter
Herr Guthrie, allerdings nur aus dem Gedáchtnisse, an, seine Be-
obachtung während der unteren Conjunction im Dezember 1842. ge-
macht zu haben. (Month. Not. 15, 195.)
11) G. A. Jahn in Leipzig theilt in der von ihm herausgege-
benen Wochenschrift. „Uuterhaltungen im Gebiete der Astronomie
Geographie und Meteorologie.“ Bd. 9 p. 320 folgendes als „von ihm
beobachtet mit: '
„Die Venus zeigte (1855) am 27. September '22+ 55" m. Z. und
den 28. Sept. 23: 0" m. Z. (also nahe ihrer unteren Conjunction)
verwaschene Hörnerspitzen; die Nachtseite war ein wenig’ zu er-
17
254
kennen ; das gebrauchte, Fernrohr (Fraunhofer) von 4 Fuss. Länge
und 3 Pariser Zoll (81%) Oeffnung hatte die Vergrösserung 80.*
Also beide Beobachtungen am hellen Mittage.
12) In den Monthly Not. Vol. 22 p. 158 theilt Herr G. SER
folgendes mit: a bike
„I take the opportunity of mentioning a recent observation: of
that curious phenomenon connected with the planet Venus, called
sometimes the phosphorescence of the dark side. On the
evening, of Jan. 14th (im Jahre 1862), my uncle, Mr. Berry of
Liverpool, was examining the planet with a small but very perfect
Gregorian reflector of 4 -inches aperture, mag. power 160. The wind
was high, but the atmosphere very clear, and in repeated intervals
of guiet, when the cusps were sharply defined, the unillumined part
of the disc: shone. with a faint light similar in appearance to the
„lumiere cendrée“ in the crescent moon. In proof of the indes
pendence of the observation I may say, that, at the time,’ it had
entirely sescaped Mr. Berry's memory that the phenomenon had -=
remarked by previous observers.“
13) Von nun an häufen sich die Beobachtungen und kommen
fast jedes Jahr vor.
Die náchstfolgende Nachricht ist von Herrn C. Leeson Prince
zu Uckfield,, welcher, die Venus während der unteren Conjunction
des Jahres 1863 zwischen 23. und 30. September. fast täglich mit
einem 12schuhigen Refractor von 6:8 Zoll (170"=) Öffnung beobachtete.
Am, besten zeigte die Erscheinung ein 150mal. vergrösserndes Okular,
mit einem Diaphragma von nur °/, Zoll Durchmesser im Hauptbrenn-
punkte (Sehfeld demnach nur 9°).
„Sept. 23%. Observing Venus to-day just about the time of
meridian passage, I thought I saw the whole disk slightly illumi-
nated; but as the atmosphere was in a very disturbed state, I could
not be quite certain.*
„25. Upon looking at the plet again to-day, I am satisfied
that I not only saw the dark body, but also a phosphorescent fitting
light around the edge of the entire disk. © Nothwithstanding the
stormy weather the very narrow illuminated portion was well seen.
„26%. The dark body of the planet seen again to-day, ve not
so distinctly as yesterday.“
„27%, Planet not seen well to-day, the atmosphere Rook very
tremulous.; Dark body of the planet not seen, but there were glim-
pses of light around the edge of the disk, as observed on 25*b,“
255
„28t, (Tag der Conjunction). A’ very stormy morning, with
driving rain. No opportunity occurred of looking at the planet until
2 P. M., when I observed that there had been no appreciable diffe-
rence in the breadth of the illuminated portion since 25%; but the
horns of the crescent had lessened, and did not extent to a semidia-
meter of the planet. The dark body was faintly seen. Diameter of
planet, measured with Jones’s double image-micrometer 587“
„30%, As the planet had passed the meridian to-day, I again
observed the phosphorescent fitting of light around the edge of the
disc, which I had observed both on the 25% and 27%: but I could
not see the dark body of the planet which I noticed on the 239,
25b, 26% and 28%.
From this date stormy weather prevented any further Ubskirvatináš
till Oct. 6; at) which time the dark body of the planet was nolonger
visible; and the horns of the crescent were still less. than a semi-
diameter of the planet.“
Also. Beobachtungen an 6 Tagen, sámmtlich nahe gegen Mittags-
zeit; an 4 Tagen die ganze Scheibe ‘gesehen, an 2 Tagen den voll-
ständigen Lichtkreis um die Scheibe herum. (Monthly Notices Vol.
24 p. 25).
Während : derselben „Conjunction mass (Herr W. Noble, zu
Forest-Lodge in Essex, am 28'* September mit einem Ross’schen
Aeguatoreal von 4-2 Zoll (105"=) Öffnung den Venusdurchmesser zu
61““3 (wahrscheinlich Fadenmikrometer), und: setzt hinzu:
„I did not look for the dark body of the planet; but from what
I subseguently observed on Friday, the 9'* of October, have no doubt,
that proper precautions would have enabled me to see the whole of
the limb at the time of her inferior conjunction.“ (Month. Not. 24, 24.)
Hienach scheint Herr Noble noch am 9. Oktober die feine Sichel
weit über 180° der Peripherie ausgedehnt gesehen zu haben.
14) Der nächste Zeuge ist Herr W. Engelmann zu Leipzig.
Im Jahre 1865 „bei Gelegenheit von Messungen ihres Durchmessers,
der Phase und der Ausdehnung der Hörner fand ich April 20, dass.
die dunkle Seite ganz deutlich wahrzunehmen sei; sie erschien in
einem etwas helleren graugrůnlicheren Tone als der Himmelsgrund,
am besten gleich nach Sonnenuntergang. Die Erscheinung wurde noch
öfters nicht bloss von mir, sondern auch von den Herren Professor
Bruhns, Dr. Auwers und Dr. Zöllner gesehen.“ (Astronomische Nach-
richten Nr. 1526; Bd. 64 p. 223—224).
Schade, dass Herr Engelmann nicht die einzelnen Tage und
1
256
Beobachtungszeiten angibt. Auch ist es nicht ganz klar, ob die Er-
scheinung noch vor Sonnenuntergang, also bei Tage sichtbar zu
werden begann; der: Wortlaut ist dieser Annahme nicht zuwider. ©
15) Die untere Conjunction im Dezember 1867 ward von Herrn
C. B. Lyman, Professor der Astronomie am Yale College zu: New-
haven U. S. sehr sorgfältig und mit ausgezeichneten: Instrumenten
(Aeguatoreal von 9 Zoll, und tragbarer Refraktor von 4?/, Zoll Óffaung
Vergröss. 200 und 90, beide von Clark) verfolgt. Die Ausdehnun8
der Hörnerspitzen über mehr als einen Halbkreis wurde bereits am
7. Dezember (4 Tage vor der Conjunction) und noch am 18ten (7 Tage
nach derselben) gesehen, und mit dem Filarmikrometer gemessen;
sie wuchs von 202° (am 18ten) bis 230° (am 14ten), und am 10ten
(Venus 1° 8“ vom Sonnenrand), sowie am 12ten (1° 36“ vom Sonnen-
rand) wurde der volle Lichtkreis gesehen. Am 1lten (Tag der Con-
junction, Venus nur 22“ vom Sonnenrand) wurde keine BP
versucht.
„Some days before the conjunction it was apparent, that die
crescent formed more than a semicircle — on the 7: fully 40° more
by measurements. -On the 10% it formed a complete circle —
bright, thin and delicate (the crescent proper), on the side towards
the Sun, but on the opposite side, a mere faint line of light, very
difficult to be seen, on account of the strong light in the field, and
the atmospheric disturbance. © Yet, by glimpses, it was distinetly
perceived as a ring, by several observers, and constantly as more than
three-fourths of a circle.“
„The appearances were similar, though perhaps a little better
seen, on the 12, the day after the conjunction. Yet the planet was
then only half a degree farther from the Sun, and the: full ring
could be made out only in the more favourable moments with re-
spect to light and atmosphere — particularly, when the light, both of
the Sun and of the planet, was partially cut off from the objectglass,
by the shutter of the observatory. Such a compromise between Sun-
light and planet-licht gave generally the best views, except twice,
about noon, when, fortunately a passing cloud left the planet in 'sight
for a few seconds, while yet the Sun was obscured. The background
was then comparatively dark, and tbe thread of light around the limb
opposite to the Sun perfectly distinet and complete ©.. 14
Those observations were made betveen half p - u half past
1 0“ clock.* Z nato
At 2" 15" P. M, the planet was reádily found with a ee
257
5 feet Clark telescope of 4*/, inches aperture, by taking a position
in the shadow of a chimney some 40 or 50 feet distant. The com-
plete ring, and the faint portion of the crescent proper, just descri-
bed, were both distinctly seen — better in fact, than with the egua-
torial, except in the cases mentioned, when the Sun was intercepted
by a passing cloud.“ (American Journal of Science and Arts, 24 Series
43, 129—130).
16) In der unteren Conjunction von 1868 wurde Ned mehrfach
beobachtet.
Herr Thomas Petty zu Deddington bei Oxford berichtet im
Astronomical Register Nr. 68 (August 1868) p. 181:
„I was very much delighted on the 23rd. day of May 1868,
by observing her dark body finely apparent in the telescope, remin-
ding one of the same appeárance in the new moon, as seen by the
naked eye. The same phenomenon was witnessed again on June 9,
the day of her maximum brightness.“
„In order to confirm the observations, I solicited Mr. J. Gibbs,
of Deddington, to look into the telescope, and he could very clearly
see it on both occasions.“
Über Instrument und Tageszeit ist nichts angegeben, nach den
übrigen Umständen wohl nach Sonnenuntergang, wiewohl Hr. Petty
sagt, er habe Venus seit drei Jahren verfolgt und in allen Theilen
ihrer Bahn gesehen, am 25. September 1867 nur 3" 30" vor der
oberen Conjunction und nur 1° vom Sonnenrand entfernt.
17) Im selben Jahre beobachtete ich Venus zwischen 26. April
und 9. August an 21 Tagen, besonders, aufmerksam vom 3. Juni an,
mit einem Plössl’schen Achromaten von nur 40== Öffnung und 23-86
m. Vergrösserung, fast nur bei Tage und nahe dem Meridian. Ich
sah wiederholt Spuren von Flecken, am 3. Juni drei Flecken in einem
Bilde, fast identisch mit jenem Bianchini’s vom 16. Februar 1726
(Hesp. et Phosph. Nova Phaenom. Tab. 1, Fig. 3.), nahm die starken
Unregelmässigkeiten der Lichtgrenze wahr, und versuchte Messungen
des Durchmessers durch Binokularsehn. Auch auf die dunkle Halb-
kugel achtete ich. Am 20. Juni 1* 30= bis 2 10% m. Z., bei äusserst
reiner aber stark wallender Luft, konnte ich weder Buchten im Ter-
minator noch Flecken erkennen und finde. im Tagebuche notirt: „Die
dunkle Halbkugel unsichtbar, wiewohl durch Kontrastwirkung der
rechts von der Sichel (innerhalb derselben) gelegene Himmelsgrund
dankler zu sein scheint als jener links (ausserhalb der Sichel). Durch-
messer etwa 45%.“
258
Am 4, Juli, dem letzten Tage, an dem ich Venus vor der,Gon-
junction noch sah, fand ich den Planeten um 1: 15" m, Z. nur, mit
“dem Opernglase, nicht mehr mit blossem Auge. Culmination 1" 18”
in 572 Höhe; Erleuchtung etwa 007. „Die Sichel äusserst, schmal
und ungemein weniger glänzend als das letztemal. (29. Juni); na-
mentlich mit den starken Okularen Venus unglaublich bleich. + Das
Zittern der Luft und des Fernrohres....so stark, dass; die:ermů-
dende Beobachtung keine erheblichen Resultate: liefert ; doch ‚sehe ich
mit Sicherheit 1) dass der Terminator keine regelmässige: Ellipse
bildet, sondern zwei symmetrisch gelegene Einkerbungen, 0.3 Venus-
diameter von jedem Horn entfernt, zeigt; 2) Dass die Farbe; des
Himmels zu beiden Seiten der Sichel nicht eine und die-
selbe ist, ausserhalb derselben eine andere als innerhalb.
Mit Vergr. 23 erscheint letztere heller, mit stärkeren Okularen
(58, 86) dunkler, ins Violette ziehend. Der dunklere Theil ist aber
nicht rund, nur oval, oder falls rund, dann von kleinerem Durch-
messer als die Sichel. Ausserlich hat er keine bestimmte Begrenzung,
nur von Zeit zu Zeit schiessen die äusserst feinen Hörnerspitzen ge-
wissermassen Fortsätze gegeneinander los, welche dann und ‚wann fůr
Momente zusammenzustossen und einen geschlossenen Umkreis zu
bilden ‚scheinen (?) Das Zittern gestattet nicht das Faktum. sicher
zu stellen. Der gelbe chromatische Saum liegt innerhalb „der Sichel,
der blaue ausserhalb. Ich erinnere mich bei grösseren: Phasen: ver-
gebens einen Unterschied der Himmelsfarbe zu ‚beiden Seiten der
Sichel gesucht zu haben.“
Wiewohl mir zur Zeit der Beobachtung ein Theil der früheren
Wahrnehmungen bekannt war, so glaube ich doch nicht, dass meine
Eindrücke vom 4. Juli 1868 nur auf Täuschung beruhten.
18) Herr R. Langdon, Stationschef einer kleinen Eisenbahn-
station, Silverton in Devonshire, sah den Planeten mit einem selbst-
verfertigten Reflektor mit Silberglasspiegel von 6 Zoll Öffnung, am
5. Februar 1870 (im Astronomical-Register steht irrig 1872), wenige
Tage vor der unteren Conjunction, als der erleuchtete Theil schon
äusserst schmal war, und sagt: „myself and several other people
could see the whole body of the planet in the same manner as we
see the dark limb of the Moon, when the Earth- shine, ‚is falling
upon it; but I did not make any sketch at the time. “ | aa dnn
‚(Die Copjunction fand 23. Februar statt;, am. 5. war, ‚die, ‚Erleuch-
tung etwa 0.09 (Monthly Notices Vol. 32, p. 307- und Astronomical
259
Register Nr. 115 p. 163. Am erstgenannten Orte sind 6 Zeichnungen.
der Venusscheibe mit Flecken mitgetheilt.)
19) Herr W. Noble, der 1863 nichts von der dunklen Halb-
kugel sah, war 1870 glücklicher. Am 22. Februar 2* 10" m. Z.
Leyton, Essex, sah er den Planeten durch seinen Ross’schen Refraktor
von 106== Öffnung nur 24% 14% vor der unteren Conjunction. Am
Tage der Conjunction war es völlig. trübe.
„She’ presented the appearance of an exguisitely delicate: thread
of light, the line joining the .cusps being a chord less than a diameter:
in other 'words, the hair-like luminous line did not extend round
a semicircle. A defect in the driving-clock of my Eguatoreal pre-
eluded me from making any micrometrical measurements, however,
and this must be my excuse for speaking thus vaguely. Constricting
the: field of view of a Huyghenian eyepiece magnifying 154 times
by means of a card-diaphragm, pierced by a central needle“ line,
I could see plainly enough the dark body of the planet. The sky
was somewhat hazy, and I could not trace the dark limb guite
round ; but its difference of tint from that of the surrounding sky was
evident the instant Venus was regarded. I employed powers'of 74,
115 and 154., Vision was most satisfactory with the latter. (Month.
Not. 30, 152 und Astron. Register Nr. 88 p. 74.) In letzterem wird
noch p. 111 nachgetragen: „It was the dark limb of the planet I
could not trace right round, its north part re to melt into the
surrounding sky.“
20) In der Sitzung der Royal Astronomical Society v. 11. März
1870 überreichte Herr J. Browning eine neue Zeichnung der
Venus, angefertigt mit Hilfe eines Newton’schen Reflektors von 12
Zoll Öffnung, und bemerkte, dass er ohne irgend besondere Vorkeh-
rungen die Kugel des Planeten sehen könne („stated that, without
any: special contrivance, he could see the globe of the planet“).
Astron. Reg. Nr. 88 p. 74.
Da es gleich darauf heisst: Capitain Noble machte auimeikedi
auf den Unterschied zwischen den Öffnungen seines 4'2zolligen Achro-
maten und des 12zölligen Browning’schen Reflectors, so ist wohl kein
Zweifel, dass unter „Kugel“ (zu verstehen ist „ganze Kugel“, und
dass obige’ Beobachtung auf die Sichtbarkeit der Nachthalbkugel zu
beziehen ist.
21) Am 9. August 1871 gegen 11* Vormittags betrachtete‘ ich
Venus. durch ein neues‘ 30zolliges Fernrohr‘ von »Steinheil’ (67°
Öffnung)... Der Planet in —2“ Declination“ war etwa 0'35 erleuchtet
(260
und etwa 3* 40" vor der rien, also. nur 17° ir, (eh
Horizonte.
„Mit Vergr. 40 nn glänzend, schneeweiss, der Lichtabfall
im Terminator stark; Luft (bei erstickender Hitze) heftig wallend.
Meine Frau behauptete sofort, sie ‘sehe die ganze Kugel; und zwar
die Nachthälfte lichter als den Himmelsgrund. Die Schröter’sche
Abbildung, welche ich ihr zeigte, erklärte sie für völlig úbereinstim-
mend mit dem, was Sie im Teleskope sah. Mit 60 und'90 das Bild
stark gelb und weniger scharf; bei angestrengtem 'Zusehen schien
es auch mir zeitweilig, dass ich von den Hornspitzen dünne Fort-
sätze ausgehen sah und momentan die graue Halbkugel ' erblickte.
Die Phase deutlich unsymmetrisch; Flecken usw. wegen allzustarken
Wallens und Farbenspieles nicht zu erkennen; mitunter schien mir
am Südpole ein weisser Fleck zu stehen, oder in a (im Originale
eine Skizze) ein dunkler Streif vorbeizugehen“ (der in etwa 0.6 Venus
radius vom Centrum das südliche Horn schief vom Reste der Bene
abschnitt.) u
Hier erkannte also ein ungeůbtes, aber nicht durch Anh
gungen aller Art abgestumpftes Auge die Erscheinung beim ersten
Blicke, ohne von ihr Kenntniss zu haben, noch viel weniger darauf
aufmerksam gemacht zu sein. Leider versäumte ich die Helligkeit
des dunklen Randes mit jener des Centrums der Scheibe’ vergleichen
zu lassen. Es ist dies wohl die grösste Phase, bei welcher die Er-
scheinung bis jetzt wahrgenommen wurde, und um so merkwürdiger,
als dieselbe (bei nur 25“ Durchmesser) schon mit 40maliger Ver-
grösserung und bei Tage sofort erkannt wurde:
22) Die neueste Beobachtung: der dunklen Venoslialbkugel be-
schreibt Herr A. Winnecke in Nr. 1863 der „Astronomischen Dr
richten“ folgendermassen:
„Ich erlaube mir, Ihnen bei dieser Gelegenheit eine merkwür-
dige Wahrnehmung mitzutheilen. Am 25. September (1871) stellte
ich Venus gegen Mittag am Heliometer (34 Linien [76"=] Öffnung)
ein, in der Absicht während einiger Tage vor und nach der damals
bevorstehenden unteren Conjunction Messungen über die Ausdehnung
der, Hörner zu machen. Es gelang mir nun freilich nicht mit Gé“
wissheit eine Erstreckung derselben über: mehr als 180° der Peri-
pherie zu erkennen. In den Momenten grösster Ruhe der Bilder
schien mir jedoch die ganze Venusscheibe sichtbar zu sein.
Obgleich der nicht von der Sonne beschienene‘ Theil sehr matt in
grauem Lichte) leuchtete; so blieb mir doch kein Zweifel' an der Re:
261
alitát der Erscheinung übrig. Nach Sept. 25 ist es Tags über: nicht
wieder ‘ordentlich heiter gewesen, so dass die Beobachtung nicht hat
wiederholt werden können, weshalb ich hoffe, dass die Beobachtung
dieser Conjunction an anderen Orten mehr vom Wetter begünstigt
ist, um wo möglich eine unabhängige Bestätigung dieser Wahrneh-
mung zu erha'ten. So vi:l mir bekannt, ist die! Beobachtung! der
Culmination der Venus am 20. October 1759| durch Andreas
Mayer zu Greifswalde bislang die einzige, bei welcher das secun-
däre Licht der Venus um Mittag wahrgenommen worden ist‘ ‘* (Astr.
Nachrichten 78, 236).
Und in Nr. 1866 (Vol. 78 p. 287) meldet dérselbe unter 6. No-
vember 1871 nachträglich: „Mit Bezug auf meine frühere Mittheilung
Astr. Nachr. Nr. 1863 erwähne ich, dass es. mir heute früh ‘von
17: 0=— 17: 15" - gelungen ist, die volle Venusscheibe mit 75 F.
Vergr. meines Hertel’schen Fernrohrs unzweifelhaft zu sehen
Später- kamen Cirri, durch welche. keine Spur der gräuleuchtenden,
Nachtseite der Venus zu sehen war. Höchst auffallend erscheint mir
der Umstand, dass der äussere Rand .der grauvioletten Scheibe ent-
schieden heller war.“
Merkwürdigerweise konnte Herr Noble am 26. September 1871
um 1* 37= (unmittelbar nach der Conjunction), also am Tage nách
der gelungenen Beobachtung von Winnecke, die dunkle’ Hälfte‘ der
Venus auf keine-Weise zu Gesichte bekommen.. Er'schiebt: dies selbst
auf den nicht genug günstigen Zustand der Luft; doch wirft er auch
die Frage auf, ob nicht der helle Himmelgrund (welcher Art er auch
sein möge) auf welchen Venus sich. projicirén muss, in seiner Licht-
stärke variire. (Monthly Notices 32, 17.).
Eine Beobachtung Arago's, die sich in seinen Binden chat
lichen Abhandlungen (Werke, deutsch herausg. von W. Hankel, Bd.
15, p. 300) unter Messungen des Venusdurchmessers findet, und
welche also lautet: „12. Juni (1812) 8} 45m 488.57 — 84.75 — 403.82
Sk. th. — 31.09. Venus ist etwas verwaschen. Ich habe das asch-
farbene Licht mit dem Nachtfernrohre um 9% 30“ betrachtet, es war
sehr merklich grůnlich“ — könnte man auf unser Phänomen beziehen.
Sie bezieht sich aber offenbar auf das Erdlicht im Monde, und die
schon von Lambert bemerkte grůnliche Fárbung desselben.
am dieser Aufzählung ergiebt sich folgende interessante Úiber-
sicht:
1, 20051 r JAT9MSO
| Abends |) bei Tage | £ "3 A
el mehr- Re: mehr- o je
mal al | —
1:| Derhám (1714) . 2. , | | +
2: | Kirch 1721—1726 -+ | +
3 | A. Mayer 1759 + +
4 | W. Herschel (1790). -i
Pairrabn (103 ee + +- +
6.) Schröter 1806... <. 2. + +
7 Harding 1806... + HF
8 | Pastorff 1822 . — +
|’ 9°) Gruithuisen 1825. + -=
10 | Guthrie 1842... -+ sf-
11.) Jahn 1855 a lol og sy ll l měl BL
12 | Berry 1862.. 240 4 a
15 4/Prinče 14863 ivaıa oh. bank a a a Bu
14 | Engelmann 1865. . . . -| — -+ |
15 | Lyman 1866 «sw. well. — |
16 p Bettya18685 ‚cuoiioauiaod 14 ı + +" | u
17.|\ A: Šafařík 1868... -+ +
18.| Langdon 1870.24. + -+
19 |; Noble, 1870... 5041 s u -9
20 | Browning 1870.. < « « | +
21.| Nadine Šafařík 1871 zn sp
22 | Winnecke 1872 . . ©. hk + | +
#87 77 2119] 4
Von den zahlreichen Beobachtern, welche das aschfarbige Licht
der Venus nicht sahen, erwähne ich blos diejenigen, welche dies auf
drücklich angeben.
Herr Mädler sagt in seiner Abhandlung über Venus (Beiträge
zur physischen Kenntniss der Himmelskörper im Sonnensystem, 1841
p.. 130): „Das aschfarbige Licht, welches, obwohl sehr selten, einigen
ehe in der Nachtseite der Venuskugel erschienen 28b haben
wir nie gesehen.“
Der verstorbene ausgezeichnete Beobachter Reverend W. Da,
bemerkt im J. 1855: „I have freguently examined Venus near her con-
junction with the view of ascertaining if any such phenomenon were
263
visible, ' as her apparently dense atmosphere might seem to render
probable, but have never caught sight of anything which could been
supposed to arise from that cause, excepted a very moderate elon-
gation of the, extremities of. the crescent.“ (Month.-Not. 15, 194.)
Endlich hat Herr H. Klein in Köln vom Mai bis zum Juni
1868. Venus sehr häufig mit 40—240maliger Vergrösserung eines
6schuhigen Refractors betrachtet, aber auch bei Verdeckung der hellen
Siehel- die ‚dunkle Halbkugel ‚mit Sicherheit nicht wahrgenommen.
Zu diesen negativen Zeugnissen lässt sich folgendes bemerken:
1) Dass negative Zeugnisse gegen positive, wenn diese so zahl-
reich und gewichtig sind, nichts beweisen. „Vgl. darüber O. Struve,
sur les dimensions des anneaux de Saturne (1851) p. 361.
2) Dass die Beobachtungen z. Th. unter weniger günstigen Um-
stánden geschahen, z. B. jene von Mädler meistens bei Tage,
3) Dass mehrfach zu derselben Zeit einige Beobachter nichts
sahen, während; andere das Phaenomen sehr deutlich wahrnahmen.
So konnte Schröter am 28: März 1806 das aschgraue Licht nicht er-
blicken, wiewohl er mit aller Aufmerksamkeit danach suchte, während
es „Harding gerade an diesem ‚Abend vorzüglich deutlich sah, Im
J. 1868 sah Herr Klein nichts, während Herr Petty und ich, (mit
äusserst schwachen Hilfsmitteln) das Phaenomen erkannten. Zu Herrn
Dawes Deklaration wäre zu bemerken, dass seitdem Herr Seabroke
mit demselben Fernrohre (einem vortrefilichen 8"/„zolligen; ‚Objektive
von A. Clark) an zehn verschiedenen Tagen Venusflecken: äusserst
deutlich erkannt hat: (Astron. Reg. Nr. 108 p. 282—285.)
Uibrigens ist das Phaenomen ganz entschieden ein intermittirendes,
und somit ganz gut möglich, dass zu den Zeiten, wo die genannten Be-
obachter nichts sahen, wirklich nichts zu sehen war. Ich habe Venus
im J. 1873 nur (an 10 Tagen verfolgen können, aber jedesmal auf-
merksam, mitunter mehrere Stunden, vom Meridian bis zum Hori-
zonte betrachtet. Am 13, und 22. Februar sah ich einen gedehnten
Flecken von der Südspitze '/;, Venusdurchmesser lang, parallel dem
Limbus verlaufen, wie ihn schon. Gruithuisen verzeichnete, und am
29. Márz d. J. auch Herr Denning in Bristol mit 8 Zoll Oeffnung und
450mal. Vgr. sah. (Astr. Reg. Nr, 125 p. 131.) Und doch habeich
an den gůnstigsten Abenden (mit viel besseren optischen Mitteln als
1868), keine „Spur von der Nachthalbkugel gesehen. :, April ;19. um
6: 307—8: 30" m. Z. Erleuchtung 0:09 „mit 80, in.ruhigeren Momenten
die feinsten Sichelspitzen >> '/„ Peripherie. „Die dunkle, Halbkugel
nach langer sorgfältiger Untersuchung mit verschiedenen Okularen nn-
264
sichtbar; auch mit ausserhalb des Feldes befindlicher Lichtsichel*. —
April 21. um 7"—8* 30" m. Z. Erleuchtung etwa 0 05, Vergr. 80 und
120. Luft stark wallend. „Vermuthe ab und zu, dass das Südhorn
weniger spitz; ungewiss. Dunkle Halbkugel sehe weder ich noch
meine Frau.“
Was die Erklärung des Phaenomens betrifft, so gilt noch heute,
was Arago 1855 sagte, dass die Gesammtheit der Beobachtungen
noch nicht die nöthigen Elemente darbiete, um zu entscheiden, wo-
rauf diese ungewöhnliche Erscheinung beruhe (Astronomie populaire
II. 536). Eben daselbst werden auch die versuchten Erklärungen
kurz aber treffend besprochen. Es sind dies: 1) Erdlicht, 2) Sicht-
barkeit durch Kontrast, 3) Phosphorescenz, 4) Polarlichter. Hiezu
sind noch zu fügen 5) selbstleuchtende Atmosphäre (Pastorff), und
6) künstliche Feuer (Gruithuisen). Diesen füge ich als Erklärungs-
gründe, die noch nicht vorgebracht wurden, aber im Bereiche der
Möglichkeit liegen, hinzu 7) Glutzustand der Planetenkugel, und
8) natürliche Lichtentwicklurgsprocesse (Meeresleuchten).
Um Wiederholungen und Weitschweifigkeit zu vermeiden, werde
ich diese Erklärungen nicht in historischer sondern in logischer
Folge besprechen.
L Erklärungen durch eigenes Licht.
1) Glutzustand des Planeten. Nach Herrn Zöllners
geistreichen Gedanken über den Entwicklungsgang der Himmelskörper
(Photometrische Untersuchungen, 1865, $. 72, 78, 86) sind die Pla-
neten desto náher dem primitiven Glutzustand, je grósser ihr Volumen
und je näher sie der Sonne stehen. Für die grossen unteren Pla-
neten weisen auf noch vorhandenes eigenes Licht ihre hohe Albedo
und die Erscheinungen bei den Vorübergängen der Jupiterstrabanten
vor der Jupiterscheibe. Herr W. Hopkins, in seinen Untersu-
chungen „On the External Temperature of the Earth and the other
Planets of the Solar System“ (M. N. 17, 190) findet, dass wenn die
Erde mit ihrer jetzigen Atmosphäre und Axenstellung in der Venus-
bahn umliefe, ihre Oberflächentemperatur am Aeguator —- 959 C be-
tragen würde, an den Polen + 165 C. Die Venusatmospháre ist
aber jedenfalls dichter und ausgedehnter als’ die Erdatmosphäre ;
nach Mádler's Beobachtungen über den Dämmerungsbogen an ‘den
Hórnerspitzen, "nahe der unteren Cönjunction im J. 1849, ist die
Horizöntalrefraction an der Venusoberfläche 43°.7 (Astr. Nachr. 29,
107).“'Falls also eitist alle Plánéten im Glutzustande waren, dann
265:
besitzt allerdings Venus (Durchmesser nach Wichmann’s: Helio-
metermessungen A. N. 32, 73 = 17'325 also sehr nahe'gleich dem
Erddurchmesser) aller Wahrscheinlichkeit nach noch eine hohe Tem-
peratur. Aber ob sichtbare Gluthitze (w nigstens 500° C.) ist denn
doch zweifelhaft, und die Erklärung des sekundären Lichtes durch
einen so unsicheren Erklärungsgrund wird noch. zweifelhafter, wenn
man bedenkt, dass dieses alsdann ein permanentes Phänomen sein
und bei gleicher Stellung des Planeten (die übrigen Umstände gleich
günstig vorausgesetzt) auch immer gleich deutlich erscheinen müsste.
* Letzteres ist entschieden nicht der Fall, und damit fällt auch diese
Erklärung.
2) Chemische Lichtentwicklungsprocesse., Gruwit-
huisen hat zuerst solche zur Erklärung ‘unseres Phaenomens her-
beigezogen, allerdings auch hier in seiner bekannten phantasiereichen
Weise. In den Neuen Analekten f. Erd- und Himmelskunde Heft
2, p. 16 (1828) bespricht er verschiedene mögliche Ursachen. der
Erscheinung, gibt aber der Meinung den Vorzug, „dass die Venus-
bewohner zuweilen ein allgemeines Feuerfest begehen, welches um so
leichter sein dürfte, als in der Venus des Baumwucher ungleich
grösser sich zeigen muss, als in den Urwáldern Brasiliens.“ Ähnlich
spricht er sich in seiner Naturgeschichte des gestirntén Himmels aus,
und am oben (unter Nr. 9) citirten Orte sagt er: „Unter den dort
(8. 124—125) gewagten Erklärungshypothesen halte ich die der Feuer-
feste der Venusbewohner noch immer für die natürlichste ; die beata
simplicitas mag sie genehm halten oder nicht.“
Dem Naturforscher liegen andere Lichtentwicklungsarten näher.
Ich nenne nur zwei: Wald- und Savannenbrände, ferner Meeres-
leuchten. In einem dichten Dunstkreise und bei mehr als tropischen
Temperaturen bis an die Pole hinan, ist, falls der Planet grössten-
theils trocken liegt, eine üppige Vegetation, die alles uns bekannte
weit übertrifft, zu erwarten. Aus denselben Gründen sind alsdann
auch Wald- und Savannnenbránde (durch Gewitter‘ oder Selbstent-
zündung) weit häufiger als auf der Erde zu denken. Nach Bian-
chini’s Deutung der von ihm beobachteten Flecken würde auf der
Venus Festland weitaus vorherrschen. Doch ist diese ' Erklärung
kaum als haltbar zu betrachten: die Erscheinung tritt hiefůr zu oft
auf, und sie erstreckt sich zu gleichmässig über die ganze Nacht-
halbkugel. Mehr Aufmerksamkeit verdient das Meeresleuchten. Nach
Herrn Zöllner’s schönen Auseinandersetzungen (Photom.‘ ‚Unters.'‘p.
291 und 301) ist es kaum zu bezweifeln, dass (wie G. P. Bond
4
266°
zuerst aussprach) auf der Oberfläche der Venus ein partiell spie-
gelnder Stoff sich befinde, und Hr. Z. nimmt an, „es sei dieser Stoff
Wasser,‘ und es befinde sich Venus in einer Entwicklungsperiode
analog derjenigen, in welcher’ fast die gesammte Erdoberfläche mit
einem nicht allzutiefen Meere bedeckt war.“ Nach dem, was man
jetzt von Mars und Jupiter weiss, ist es viel wahrscheinlicher, dass
die schwersichtbaren zerstreuten Venusflecken Bianchini’s (1726 und
1727), welche Vico und seine Gehilfen nach 113 Jahren sofort in den
alten Formen wiedererkannten, nicht Meere sondern Inseln sind, und
Venus erscheint uns als Abbild der jurassichen Erdperiode, bedeckt
von einem dampfendwarmen Meere mit zerstreuten Inseln, über welchem
permanente von der Sonne blendend hell erleuchtete Cumulusdecken
schweben, wie während des grössten Theiles des Jahres über den
Canarien (P. Smyth Astronomical Experiment on the Peak of Tene-
riffe, Phil. Tr. 1858. II. 488 pl. 32). In diesem warmen Meere mag
ein der excessiven Wärme und Insolation entsprechendes orgánisches
Leben herrschen, und wenn schon das Leuchten unserer tropischen!
Meere ein so intensives ist, so sind unter diesen Verhältnissen nech
grossartigere Phaenomene möglich, Phaenomene, die selbst auf meh-
rere Millionen Myriameter weit sichtbar werden, mehr oder: weniger
deutlich, je nachdem die dichte Dampf- und Wolkendecke mehr oder
weniger sich lůftet. Nach Hrn. Pasteur ist das Spectrum der Cu-
cuyos (tropische Leuchtkáfer) kontinuirlich, gerade so wie“ jenés des
im Dunklen leuchtenden Phosphors. Auch hier kann demnach das
Spektroskop über die Statthaftigkeit oder Grundlosigkeit meines Ein-
falles entscheiden. Die Annahme des: Meeresleuchtens würde auch
den ‚Umstand erklären, dass das Dämmerlicht der Venus, in den
Fällen wo man darauf achtete, meistens am Rande der Scheibe deutlich
heller gesehen wurde als in der. Mitte, gerade wie auf der Erde die
See am Horizonte heller erscheint als in der Nähe des Schiffes.
3) Elektrische Lichterscheinungen. Arago sagt. c;
„Doit on supposer enfin, que Vatmosphěre de la plante est, quel-
quefois le sičge dans toute son étendue de lumieres analogues A celles
qui sur la terre constituent des aurores boreales?“ Schon Schröter
l. c. hebt ausdrücklich hervor, dass bei der zufälligen« Erleuchtung —
der dunklen Venushalbkugel ein ebensolcher Wechsel stattfinde, wie
bei unseren Nordlichtern, sowohl’ in der Farbe als in der Stärke;
und mit; Bezug darauf, dass Harding die dunkle : Venushalbkugel
Sir in Dakon EN Bann in ERBEN Béskte sah, erwähnt
„ tra ; (FM br y TEE
267
er zwei von ihm 1770 zu Stade gesehene‘ verschiedenfarbige Nord-
lichter (p. 84).
Herr Zöllner schliesst sich dieser Erklärung an. Nach ihm
sind Zodiakallicht und äussere Sonnencorona Reste gewaltiger Ver-
dampfungs- und elektrischer Processe auf dem Monde; er hoffte dies
durch die Existenz der hellen Nordlichtlinie im Spektrum des asch-
farbigen Mondlichtes nachzuweisen, was jedoch nicht gelang. „Da-
gegen erwarte ich mit Zuversicht, dass sich in dem aschfarbenen
Lichte der Venus helle Linien zeigen werden, indem nach den frü-
heren Betrachtungen sowohl durch die eigene Temperatur des Pla-
neten als durch die Insolation Dämpfe an seiner Oberfläche entwickelt
werden, welche sich, bei Abwesenheit einer merklichen Atmosphäre
aus permanenten Gasen, in Form von Siedeprocessen aus dem Innern
der Flüssigkeit entwickeln, und durch ‚analoge: elektrische Processe
wie die Kometen leuchtend werden müssen.“ (Ueber die Natur der
Kometen 1872 p. 130.)
Auf etwas den Polarlichtern anhlogen weist auch eine hören
dige und bis jetzt einzige Beobachtung von Mädler hin; welcher am
7. April 1833 Abends 8° m. Z. bei ausgezeichnet reiner und ruhiger
Luft den schon stark sichelförmigen Planeten von einer prachtvollen
strahlenden Lichterscheinung umgeben sah. 7 bis 8 schnurgerade z. Th.
sehr helle und scharf begrenzte z. Th. schwächere und) verwaschene
Strahlen erfüllten um diese Zeit den NW von: Venus gelegenen Qua-
dranten, und verliefen allmälig in den Himmelsgrund, die längsten
etwa 15“ die kürzesten nur halb. so lang. „Weder eine Drehung
des Oculares noch ein Wechsel desselben, noch eine Verschiebung
des Gesichtsfeldes änderten etwas an der Erscheinung..:.. Die
Erscheinung blieb unverändert dieselbe, so lange Venus an diesem
Abende beobachtet werden konnte.“ ; (Phys. Beob. p. 139—140, Ab-
bildung auf Tab. III.) |
Durch eigenes Licht erklárt auch Pastorff das lumen secundarium
Veneris, ohne dass aus dem unklaren Ausdrucke ersichtlich wird, ob
der Planet selbst oder seine Atmosphäre oder aber beide leuchten.
II. Erklärungen durch fremdes Licht.
1) Reflektirtes Erdenlicht. Diese Erklärungsweise be-
rühren schon Hahn, Schröter, Harding und Pastorff 1. c., aber, alle
genannten Beobachter weisen sie als ungenügend zurück, In neuester
Zeit hat Herr J. Rheinauer dieselbe wieder aufgenommen, und durch
Rechnung nachzuweisen gerucht, dass dieselbe zur Erklärung „des
268:
Phaenomens hinreiche (Grundzüge der Photometrie 1862 p. 5877).
Nach Stampfer erscheint nun allerdings die Erde in Opposition der
Venüs:als'Stern von der Grösse —6'25, demnach (mit (dem Hellig-
keitsverhältniss zweier auf einander folgenden Sterngrössen = 256)
etwa 910mal heller als Wega oder Capella (über die kleinen Pla-
neten 1852, Sitzungsberichte der Wiener- Akademie Mathém.. Klasse:
7, 172). ‚Ist nach ‚Zöllner die Sonne = 55.760 000 000 < Capella
und = 542 300 X Vollmond in der günstigsten von ihm beobachteten: -
Opposition (Photometr. Unters. p. 111), so entspricht obige Helligkeit
Uz des Vollmondlichtes. © Herr Rheinauer findet (indem er die Al-
bedo der Venus gleich jener der Erde — 0.14 setzt) durch Rechnung
„das reflektirte Erdenlicht, welches von der dunklen Venuskugel uns;
zugesandt wird, gleich dem eines Sternes 14. Grösse*, und glaubt
mit Rücksicht auf möglicherweise grössere Albedo, auf Mond !und
Sternenlicht diese Lichtmenge bis auf die eines Sternes 13. Grösse
hinaufrücken zu können, was nach ihm zur Erklärung der Erscheinung)
genügt, da ja nach ihm’ Sterne 14. Grösse noch lange nicht die licht-
schwächsten Objekte’ sind, welche durch unsere‘ Fernröhre wahrge-
nommen werden ‘können, denn die Uranustrabanten seien ‘noch
schwerer sichtbar. Es ist wohl glaube‘ ich unnütz "hierüber: ‘Worte
zu verlieren. Hätte Herr Rheinauer eimal den Begleiter des Polar-
sterns (9. Grösse) bei Nacht durch ein "gutes vierzolliges ' Objektiv
gesehen, und sich gefragt, ob es möglich sei, ein 2563-9 — 43
mal schwächeres Licht auf eine Scheibe von 40“ Durchmesser ver-
theilt am hellen Tageshimmel wenige Grade von der Sonne mit
VY, Zoll Oeffnung zu erkennen, so hätte er sich seine Rechnung er-
spart. Hiebei schweige ich ganz davon, dass ja die Erscheinung
nach dieser Erklärung eine innerhalb gewisser Grenzen permanente
sein müsste, während an ihrem intermittirenden Charakter gar nicht
gezweifelt werden kann.
2) Phosphorescenz. Für diese Erklärungsweise hat sich
die Mehrzahl der Beobachter ausgesprochen. So W. Herschel
1793 1. c. Leider kann ich die Originalabhandlung nicht einsehen.
Bei Schröter 1. .c, heisst es, W. Herschel „sei nicht abgeneigt zu
glauben, dass vielleicht alle Planeten ein phosporescirendes Licht
haben möchten“; nach Arago dagegen 1. c. hatte W. Herschel ge-
glaubt, die Erscheinung nicht Anders erklären zu können, als indem
er der Atmosphäre der Venus phosphorische Eigenschaften zuschrieb.
""An'die Herschel’schn Anschauungsweise schliessen sich an Har-
ding, "Schröter, Olbers. "Der erste ist" „geneigt diesés' dám“
269
er mernde. Licht in. der Nachtseite. der Venus für die Wirkung einer
Phosphoreseenz zu halten“ (Astron. Jahrb. f. 1809 p. 170); der
zweite glaubt, „dass das eigenthümliche Licht, welches die von. der
- Sonne abgewändte, in Nacht gehülite Halbkugel der Venus, bis-
weilen matt erleuchtet, ein ganz zufälliges phosphoresci-
rendes sei, welches sich zuweilen um den Venuskór per
entwickelt“ (1. c. p. 80); Olbers endlich spricht sich mit der ihm
eigenen Gediegenheit und Klarheit also. darüber aus: „Dass der Grund des
Himmels wirklich ganz schwarz aussehen, wirklich ohne alles merkbare
Licht sein würde, wenn wir nicht durch unsere vom Sternenlicht erleuch-
tete Atmosphäre sehen müssten, scheint mir schon einigermassen aus dem
-zn folgen, was wir an der Venus wahrnehmen. Der von der Sonne
nicht erleuchtete Theil ihrer Scheibe wird nur zuweilen durch, ein
eigenes phosphorisches, Licht, also dadurch ‚erkennbar, dass er heller
ist als der übrige Himmelsgrund; nie dadurch, dass er dunkler ist
als der übrige Himmelsgrund, von dem er doch einen Theil bedeckt.
Der bedeckte Theil dieses Himmelsgrundes ist also merkbar um nichts
dunkler als der unbedeckte.‘“ (In der Abhandlung über die Durch-
sichtigkeit des: Weltraumes, Astr. Jahrb. f. 1826 p. 120.) |
Unter Phosphorescenz verstehen ‚wir heutzutage jenes sanfte,
mehr oder minder vorübergehende Selbstieuchten an ‚und, für sich
nichtleuchtender Körper, welches. durch Insolation, elektrische Ent;
ladungen oder Erwärmen hervorgebracht wird. Im vorigen Jahrhun-
derte „wurde derselbe Ausdruck in weit unbestimmterem Sinne ge-
braucht ; man verstand darunter nicht nur die eben definirte eigentliche
© Phosphorescenz, „sondern auch den Lichtschein des Phosphors und
der Leuchtthiere, also offenbare chemische Erscheinungen (langsame
Verbrennung — „wiewohl für die Leuchtthiere die Frage noch als
offene zu betrachten ist), ja überhaupt jeden diffusen -Lichtschein un-
bekannten Ursprunges, ohne fühlbare Wärme, so dass selbst elektrisches
Leuchten darunter inbegriffen werden konnte; Mairan z. B. erklärte
-das Nordlicht dadurch, dass „Zodiakalmaterie in unseren Luftkreis
und vornehmlich gegen die. Pole falle, und entweder, als mit Luft um-
gehen, phosphorisch leuchte,,oder im Fallen elektrisch werde.“ (Bode
Kenntn. d. gestirnt. Himmels. 9, A. p., 553.)
Keiner der genannten Forscher erklärt sich, darüber, in welchem
Sinne er das Wort Phosphorescenz gebrauche. , Im heutigen, streng
physikalischen Sinne.-kann das graue ‚Licht der Venus. schwerlich
Phosphorescenzlicht Sein, da hier Theile leuchten ‚müssten, die zum
Theile schen „vor 10—12 ‚Stunden insolirt wurden, während die uns
18
270
bekannten Lichtsauger in wenigen Minuten erlöschen oder doch an BR
Lichtstärke ungemein abnehmen. Auch an langsame Verbrennung,
wie beim Phosphor oder faulendem Holze, ist nur schwer zu denken.
Des Meeresleuchtens und elektrischer Erscheinungen ist schon gedacht.
III. Erklärung durch Kontrast.
Arago sagt hierüber p. 537 „N’en donnerait on pas une explication
plus plausible en le rapportant 4 la classe des visibilités negatives
ou par voie de contraste?“ Dieselbe Frage stellt Herr W. T. Lynn
in Be:ug auf Winnecke’s Beobachtung vom 25. September 1871 in
Astr. Reg. Nr. 109 p. 12.
Bei völlig schwarzem Himmelsgrund ist eine Sichtbarkeit durch
Kontrast unmöglich, da ja das zerstreute Licht der Erdatmosphäre
den Himmelsgrund und die dunkle Venusscheibe gleichmässig affıciren
muss, also keinen Kontrast hervorbringen kann, wo keiner ist.
Anders verhält sich die Sache, falls auf irgend eine Weise der
Himmelsgrund hinter der Venus erleuchtet sein sollte. Früher kannte
man nur das Zodiakallicht als Grund, der eine solche Erleuchtung
hätte hervorbringen können; heute kommt hiezu noch die Sonnen-
corona, deren nichtterrestrische Natur (für den inneren helleren Theil
bis auf 1—2° vom Sonnenrande) nunmehr feststeht. Auf letzteren
Erklärungsgrund weist wohl Herr Noble hin, wenn er am 26. Sep-
tember 1871 von der dunklen Halbkugel nichts erblickte, und nun
frägt: „is it possible that the bright background (whatever it may
be) on which Venus must be projected varies in lustre ?* (M. N: 32, 17.)
Ich habe mich nun selbst überzeugt, dass die Helligkeit der
Corona gross genug ist, um auch in unseren Breiten ohne totale
Finsterniss gesehen zu werden. Am 15. und 16. September 1871
konnte ich inmitten der ausgedehnten Nadelwälder von Houska, unter
einem Himmel, der beinahe bisan den Horizont tief ultramarinblau war,
bei gehörig gedeckter Sonnenscheibe das Licht der Aureola beinahe
bis an den Sonnenrand vertragen, und sah entschieden den aus den
Photographien der Finsterniss von 1870 bekannten trapezoidalen
Umriss der Corona, wie dies auch Tacchini zu Palermo gelang.
Dennoch aber zweifle ich, ob die Corona noch in 20—309 Distanz
von der Sonne hell genug ist, um den zur Sichtbarkeit nöthigen
Kontrast gegen die dunkle Seite der Venuskugel herzugeben.
Aber auch wenn man letzteres nicht mit Bestimmtheit verneinen s né
könnte, so muss doch die Erklärung durch Kontrast vor einem un- ©
beachteten Umstande zu Boden fallen. Im Falle einer Sichtbarkeit a
271
durch Kontrast müsste ja die nächtliche Venushalbkugel dunkler
als der umgebende Himmelsgrund erscheinen, als schwarze Scheibe
auf grauem Grunde; und dem widerspricht das Zeugnis aller Be-
obachter so vollkommen, auch Olbers I. c. verneint diess so aus-
drücklich, dass jedes weitere Wort überflüssig wäre.
Es bleibt somit nur die Erklärung durch elektrische Phänomene
und jene durch chemische Processe (Brände oder organische Licht-
entwicklung, insbesondere Meeresleuchten). Das Spektroskop dürfte
zwischen ihnen entscheiden können.
Zum Schlusse noch eine Bemerkung über die Distinction zwischen
Lichtscheibe und Lichtkreis in der Uebersichtstabelle. Einige Be-
- obachter (Guthrie, Lyman) erwähnen nichts von einer dämmerungs-
artigen Erleuchtung der nächtlichen Venushalbkugel; sie sahen blos
den Limbus der hellen Sichel durch einen schwachen Lichtfaden zur
völligen kreisförmigen Contour der Kugel ergänzt; andere (die weit-
aus grösste Zahl) sahen wirklich die ganze Scheibe schwach erleuchtet,
am Rande des dunkeln Theiles heller als in der Mitte (Harding,
Schröter, Pastorff u. a.), gerade wie bei dem Erdlicht im Monde;
noch andere endlich (Hahn, Prince) sahen bald die dämmernde
Scheibe bald den Lichtkreis. Es ist mir zwar wahrscheinlich, dass
beide Phänomene generisch zusammenhängen und in einander über-
gehen; aber das Phänomen des Lichtkreises allein, welches nur bei
sehr geringen Angulardistanzen der Venus von der Sonne auftritt,
könnte auch ohne alle ungewöhnliche Lichtentwicklung, blos in Folge
der starken Horizontalrefraktion auftreten. Schröter hat in seinen
‚aphroditographischen Fragmenten zahlreiche Beobachtungen: über die
Verlängerung der Hörner der Venussichel durch ein blaugraues
Dämmerlicht mitgetheilt, und aus Messungen desselben die Horizontal-
refráction auf der Venus zu 30“ 34“ berechnet; Mädler fand wie wir
sahen dieselbe mit dem Dorpater Refractor, wie zu erwarten war,
bedeutend grösser — 43‘8, um !/, grösser als jene auf der Erde
Der uns sichtbare Theil der Venusdämmerung mag der bürgerliche,
Dämmerung unserer Erde entsprechen, und erstreckt sich über eine
Kugelzone von 7° bis 8° Breite; im Momente der Conjunction muss
am Rande der ganzen dunklen Scheibe der Dämmerungsbogen in einer
Breite von 7 sinvers 8° erscheinen, wo r — Venushalbmesser, ' also
für 60“ Durchmesser etwa 0“.3 breit, was bei genügender Lichtstärke
völlig zur Sichtbarkeit hinreicht, da man aus vielfachen Versuchen
weiss, dass helle Linien auf dunklem Grunde bei unglaublich kleinen
Angularbreiten gesehen werden. Dass der feine Lichtfaden bald
18*
9m
dünn scharf erschien (Lyinan))>bald'von merklicher Breite und nebig ——
(Guthrie), weist darauf hin, dass zum Dämmerüngslichte noch selbst —
. ständige Lichtprocesse in der Atmosphäre (hinzutreten; auch mögen
© abnorme 'Refractionen vorkommen, Jwie ja Barentz und Heemskerk _
auf Nowaja Zemlja die Sonne sahen, also sie, 2° unter: dem wabren
Horizonte stand.
Jedenfalls verdienen beide Formen des sekundären Tichtes der
Venus anhaltend und mit den'besten optischen und messenden Hilfs-
mitteln verfolgt zu werden. Vielleicht) wird mcine Zusammenstellung ©
des bis jetzt darüber bekannten dem merkwürdigen Phaenomen mehr
Beachtung. zuwenden als es bisher fand, und damit wäre mein Zweck
völlig erreicht, |
Zu dem oben mitgetheilten vermag ich zwei nicht unerhebliche
Nachträge zu liefern.
Im Oktober d. J. hatte ich das Vergnügen, den RN }
Optiker Herrn J. Browning in Lordon mehreremale zu sprechen.
Derselbe bestätigte mir nicht nur meine Deutung‘ seiner im Astro-
nomical-Register 1. c. nicht praeeis genug! wiedergegebenen Worte,
sondern war:auch so gefällig, mir genauere Data mitzutheilen. Hienach -
hat Hr. Brownipg die dunkle Seite der Venuskugel nicht bloss ein-
mal, sondern zu wiederholtenmalen („wohl an z Wanzig. verschie-
dene male“) gesehen, sámmtlich jm «Februar: und Márz 1870, und ©
ungefähr um dieselbe ‚Stunde, gegen 5",N;M., in heller, Abenddäm- —
merung, fast bei Tage, stets äusserst deutlich, und die graue Scheibe
etwas heller als den Himmelsgrund. Auf einer vortrefflichen Tuscha ©
zeichnung, welche die Venus: am, 14. März 1870-um 5). N.,M. ge
sehen durch ein Silberspiegelteleskop von 10'/, Zoll.(260==) Öffnung,
vorstellt, beträgt der Durchmesser des Planeten 62%", die Breite der ©
Phase 43=®, also die Erleuchtung 0,69; die Scheibe des Planeten ist ©
ganz bedeckt mit einem Gewimmel zarter‘ grauer, Fiecken, áhnlich ©
„der Granulirung der Sonne; hart an’ dem ungemein vjel helleren ©
Limbus, etwasů ber dessen Mitte, sitzt ein ansehnlicher heller. Fleck; a
der unerleuchtete Theil der Scheibe ist schwach sich
bar. Es ist dies der erste und einzige, Fall, in welchem‘ das Lumen ©
‚Secundarium bei einer 0,5 übersteigenden Erleuchtung gesehen wurde.
Bei dieser Beobachtung entfällt auch: der von Hrn..N. Green (Astr ©
Reg. Nr. 129 p. 232) gegen einen Theil der ‘oben mitgetheilten M
Beobachtungen auf Grundlage eigener: Versuche erhobene. ‚Einwand,
dass die Phantasie Swällkihuläch dig feinen Hörnerspitzen veš i
273
und den täuschenden Eindruck einesskömpleten Lichtkreises her-
vorrufe.
Vor wenigen Tagen hat Hr. W. Noble als Antwort auf die von
Hrn. Green I. e. aufgeworfene Frage „ob děr unerleuchtete Theil
lichter oder dunkler ist als der Himmel erscheine“, mitgetheilt, dass
„er ihn stets entschicdén dunkler gesehen, ‚und selten ermangelt
habe ihn zu erblicken; so oft Venus in »oder nahe der unteren Kon-
jünktion war. .Stets sah er dás Pnaenomen bei Tage, nie Abends.
„To me it has always appeared distinctly -and positively darker
than the background upon which it was: projected. © I have rarely
failed to see it, whenever Venus has been in, or near, inferior con-
‘junction. I should, however, mention, that I. have always observed,
her in bright sunshine, and have viewed her through an extempo-
rised diaphragm, constructed by puncturing a minute hole in a disc
of card in the.-place of'the ordinary metallie stop, between the two
lenses of a common Huyghenian eyepiece. It seems to me particu-
larly worthy of remark, that I have never succeeded in seeing the
"unilluminated portion of the planets; sc in the Sxenins." (Astron,
Reg. Nr. 130 p. 258.)
Hier haben wir also den ersten Fall; in elalicin, ‘abweichend
von allen übrigen Beobachtern, welche, überhaupt diesen Punkt be-
achteten, der? unerleuchtete Theil: des Planeten dunkel auf hellem
Grunde gesehen wurde, so dass bis jetzt beinahe jeder Beobachter
„Eigenthůmlichkeiten an dem Phaeuomen wahrgenommen hat, die kein
"Anderer sah. Ausserdem hat-auch Hr. Noble wie Hr. Browning die
Erscheinung nicht bloss einmal. sondern mehreremale wahrgenommen,
was.aus den bisher vorliegenden Mittheilungen nicht zu ersehen war,
Durch obige nachträgliche Angaben ändern sich auch die Zahlen
„der Úbersichtstabelle;; indem nunmehr im ‘Ganzen 14 Beobachter
das Phaenomen mehr-als einmal sahen (9 Abends; 5 bei Tage), und
-10: bloss einmal (4 Abends, 6 bei Tage). Dass die Summe 14 — 10
' == 24 de Zahl. der Beobachter (22) übersteigt, kommt daher, dass
„Hahn und: Winnecke. das Phaenomen sowohl in der Dämmerung als
bei Tage sahen.
Prof. Dr. Frič hielt einen Vortrag: „Über einen neuen Cri- |
noiden, welchen Prof. Krejčí im früher für. Urkalk gehaltenen grauen
- Kalkstein von Podol bei Caslau entdeckte.“
274
Dr. Ottokar Feistmantel, Assistent am mineralogischen
Museum in Breslau, hielt folgenden Vortrag: „Beitrag zur Palaeon-
tologie der Sphärosiderite im Kohlengebirge Böhmens, nebst Bemer-
kungen über die Sandsteine daselbst.“
Die Gesteine, welche die Steinkohlenflötze begleiten und ein-
schliessen, als Schiefer, Sandsteine etc, führen an verschiedenen
Orten in verschiedenem Maasse die Überreste jener Vegetation, welche
in der Weise der heutigen Torfe sich ablagernd, die Fiötze bildete.
In dem Kohlengebirge Böhmens ist es vornemlich und fast aus-
schliesslich das Bereich der Kohlenschiefer, in welchem diese Reste
eingeschlossen vorkommen, da sich selbe in unmittelbarer Nähe der
Flötze ablagerten und so die, das Torflager noch bedeckenden Pflanzen
in ihre Masse einschlossen; nur seltener sind es die Sandsteine, die
auch manchmal Pflanzenreste, namentlich Baumstámme und ähn-
liche holzige Theile enthalten; zartere Theile finden sich in ihnen
nur seltener vor. So führen z. B. die Sandsteine der unteren.
Gruppe des Kohlengebirges (der echten Steinkollenformation)
namentlich im Radnitzer Becken bei den Orten Chomle und
Swina Pflanzenreste, namentlich Stämme von Lepidodendron
dichotomum Stbg, Aeste dieser Art und andere baumförmige
Arten; auch anderorts in den Sandsteinen dieses Beckens finden
sich Pflanzenreste vor; von dem Orte Chomle in diesem Becken
stammen die grossartigen Lepidodendron-Stämme, die Graf Stern-
berg in Museum zu Prag aufstellen liess; auch in den Sand-
steinen der sog. echten Steinkohlengruppe in den übrigen
Ablagerungen kommen hie und da Pflanzenreste vor. Was nun die
Sandsteine der oberen Flötzgruppe des böhmischen Kohlenge-
birges anbelangt, so gehören selbe, wie ich zur Geuüge gezeigt habe,
dem Bereiche der rothen Sandsteine an und als solche der
unteren Etage der Permformation und bilden so, unmit-
telbar mit den in ihnen eingeschlossenen sog. Hangendflötzen,
den Liegendflötzen auflagernd ein Uebergangsglied von der sog.
echten Steinkohlenformation zur Permformation, indem erstere, ohne
scharfen Absatz, allmälig in letztere übergeht; sie enthalten grössten-
theils verkieselte Stämme von riesenhaften Nadelbäumen aus der Gattung
Araucarites eingeschlossen, mit der vorherrschenden Art Arau-
carites Schrollianus Gopp.
Daneben enthalten aber die Kohlensandsteine auf ihren Spalt-
‚Bächen einige Mineralspecies, die immer interessant genug sind, um © IR
205
angeführt zu werden; so beobachtete ich auf den Sandsteinen in der
Ablagerung am Fusse des Riesengebirges bei Schwad ovitz (1869)
und in der Pilsner Ablagerung (1870 und 1871) bei Nürschan,
häufig genug Ueberzüge von Ankerit, zum Theil auch in deutlichen
- Krystallen ausgeschieden, kleine, weisse oder rothgefärbte Rhomboeder
darstellend; ausserdem brachte ich von Schwadovitz (1869) Stücke
von Sandstein, wo auf Kluftenräumen desselben, mit Ankerit ver-
gesellschaftet, auf ihm lagernd, Büschel von Haarkieskryställchen
(Millerit) sich befanden; dies war aber ein ziemlich rares Vor-
kommen*); auch Krystalle von Pyrit kommen hie und da im Sand-
steine, zugleich mit ausgeschiedenen Quarzkrystallen vor; im Schw a-
dowitz-Schatzlarer Antheile der böhmisch-schlesischen Kohlen-
ablagerung enthalten die Sandste'ne hie und da Anflüge von Mala-
chit — jedoch im eigentlichen Sinne des Wortes bloss Anflüge.
Ein wichtigeres und wesentlicheres Interesse für die Palaeontologie
bieten die Sphärosiderite; sie gehören, als pflanzenführendes Materiale,
dem Bereiche des Kohlenschiefers an und treten hauptsäch-
lich in zwei Formen auf: a) entweder als wirklich kugelförmige,
ovalrundliche oder überhaupt abgerundete Massen, Sphärosiderite im
eigentlichen Sinne des Wortes, die sich sowohl durch diese Form,
als auch durch ihre braungelbe oder rothbraune Farbe und durch
ihre Schwere yon der umgebenden Schiefermasse unterscheiden;
b) oder sie bestehen nur in einer stellenweisen Durchdringung von
Kohlenschiefer mit Eisenoxydhydrat, ohne dass sich derselbe in früher
angegebener Weise aus- und abgeschieden hätte; solche Stellen
geben sich nun durch ihre relative Schwere, durch ihre etwas grössere
Härte und manchmal durch die rothbraungraue Farbe kund. Beide
angegebene Arten von Bildungsweise kommen in dem Kohlengebirge .
Böhmens vor; ich werde Gelegenheit haben, bei den einzelnen Ab-
lagerungen darauf hinzuweisen ; vorerst will ich noch auf einige mi-
neralogische Eigenschaften dieser Massen aufmerksam machen; sie
führen nämlich an einigen Orten, ähnlich den Sandsteinen, Einschluss-
minerale.
So enthalten viele von den Sphärosideriten bei Blattnitz“
im Pilsner Becken Spalträume, die mit einer schneeweissen, erdigen
*) Auf Grund der von mir mitgebrachten Exemplare von Schwadovitz
machte seiner Zeit Dr. Bořický eine Mittheilung an Herrn Prof. Zepharovich,
welcher selbe dann auch in sein mineralogisches Lexicon aufnahm. Zepha-
rovich Miner. Lex. 1873 p. 207 (Millerit), 1873 p. 16 (Ankerit).
6:
Masse, 'Steinmark, erfüllt sind; in dieser Mässe nun, jedoch in der A
Substanz der Sphärosiderite idem: befinden sich manchmal zum 4 žhe
Theil gut erhaltene Krystalle von Blende, von schwarzer, eder *
setwärzlich-brauner Farbe. Im Jahre 1869 tind 1870, wo ich diese ©
Gegend besuchte, brachte ich viele solcher Krystalle mit, lieferte sie _
jedoch an die Sammlung des Museums zu Prag ab; Dr. Bořický
machte darüber eine Mittheilung an. Professor Zepharovich, der selbe
in seinem mineralogischen Lexicon 1873 auf pag. 61 anführt. Ein
"ähnliches Vorkommen ist in den Sphárosideriten am Weissen
Berge bei Pilsen bekannt; Zepharovich Min. Lex. 1873 pas. 60 ©
und 61. | ku
; Andere Sphärosiderite und zwar die von Hyskow, in dem BZ
kleinen Liseker Becken (bei Beraun), die an diesem Orte in Ne
ziemlich reicher Menge vorkommen, führen auch Spalträume, in
welchen sich öfters Krystalle von Baryt ausgeschieden finden, die
"mitunter eine nicht unbedeutende Grösse erreichen. ' Mein Vater be-
sitzt in seiner Sammlung einige solcher Krystalle aus ziemlich früher
„Zeit her; (Siehe Zepharovich, Min. Lex. 1859, pag. 51; 1873 pag.?).
Dies wären die mineralogischen Eigenschaften der Sphárosiderite.
© Nun will ich mich zu dem eigentlichen, wichtigeren Punkte der Be-
obachtung wenden, nämlich zu der Pflanzenführung der Sphärosiderite. La
Da jedoch beide Abtheilungen unseres Kohlengebirges, die untere Wr
als echte Steinkohlenformation, die ‚obere als Permformation, Sphä- A
„rosiderite mit ‚Pflanzenresten führen, so wird es wohl naturgemäss BER
sein nach ‚diesen beiden Gruppen hin die Sphärosiderite anzuführen, BI
um jeinestheils ‚den Zusammenhang auch in den Floren der Sphäro-
„siderite dieser beiden Gruppen, mithin die-so oft von mir erwáhnte © ©
nahe Beziehung zwischen der böhm. Steinkohlen- und Permformation ©
„evident zu machen, anderentheils aber denselbea auch zwischen den =)
pflanzlichen Resten der Sphärosiderite und Schiefer klar zu stellen Bu
und so die secundäre Bildung der ersteren in und aus den letzteren ER
vorzufůhren. zona
1. Liegendzüge echté Steinkohlenformation.
Um einen leichteren Überblick in das Ganze zu ae win
„ich das, Vorkommen von Sphárosideriten in den beiden Zügen nach
den ‚einzelnen Becken und. den Fundorten darin vorführen und Zwar
“will ieh: er mit- der Bewer der blegntanten. von Südwest
„»
277
a) Merkliner Becken.
Die Verhältnisse dieses Beckens, namentlich die Pflanzenreste,
hatte ich schon 1872 in den Sitzungsberichten der k. böhm. Gesell-
schaft der Wissenschaften zu Prag darzustellen gesucht; ich hatte ©
schon damals darauf hingewiesen, dass die Petrefakte, die mir da-
selbst in dem Spbárosiderit vorkamen, identisch waren mit Arten, die
daselbst in der lichtgrauen Abart des Kohlenschiefers ebenfalls auf-
traten, woraus ich den Schluss zog, dass der Sphärosiderit daselbst
hauptsächlich dem Bereiche dieser Schieferart zuzurechnen sei. Was
seine Lagerung anbelangt, so lagert er sowohl über der Oberbank,
als auch ober der Unterbank des hiesigen Kohlenflötzes; sie sind
Sphärosiderite der ersten Art, d. h. eigentliche Sphärosiderite.
Was die Pflanzenführung des Sphärosiderites in dem in Rede
stehenden Becken anbelangt, so ist selbe im. Allgemeinen nur eine
geringe zu nennen, denn es kamen mir bloss 5 Arten vor.
i 1 Calamites Suckowi Bet.
Eguisetaceae i Sphenophyllum Schlotheimi
Lycopodites Selaginoides Stbg.
Lycopodiaceae | Lepidodendron dichotomum Stbg.
5 laricinum Stbg.
Alle hier angeführten Arten kommen auch im einschliessenden
Nebengesteine vor.
Da, wie ich in meiner Abhandiung nachgewiesen habe, dieses
Becken der echten Steinkohlenformation angehört, so ist auch dieser
Sphärosiderit hier anzuführen.
b) Pilsner Ablagerung.
-In dem Liegendzuge dieser Ablagerung sind es gerade zwei ein-
‚ander entgegengesetzt stehende Orte, an denen die Sphärosiderite
sehr reich, ja man kann sagen fast ausschliesslich petrefaktenführend
sind; es sind diess zwei Orte, die als Endpunkte der von West nach
Ost gehenden Queraxe der Ablagerung anzusehen sind, námlich west-
lich Blattnitz und östlich der Weisse Berg bei Pilsen — und
bloss an diesen zwei Orten habe ich die Sphärosiderite petrefakten- -
führend vorgefunden.
Die Anzahl der in diesen Sphärosideriten eingeschlossenen pflanz-
„lichen Reste ist an beiden Orten eine ziemlich bedeutende.
A. Blattnitz.
Die Sphárosiderite, die- hier zahlreich vorkommen, lagern im
° grauen Kohlenschiefer ober der ersten der beiden hier auftretenden
ae an ER
Bänke des einen, unteren (echten) Steinkohlenflötzes ; sie werden — 3
meist durch den sog. „Adalberti-Stollen“ zu Tage gefördert; sie sind ©
Sphärosiderite der ersteren von mir angegebenen Erhaltungsweise ©
d. h. eigentliche Sphärosiderite von rundlicher Gestalt von rotkbrauner ©
- bis rothbraungelber Farbe und ziemlicher Härte; öfters enthalten
sie, wie schon erwähnt, Spalträume, mit der ebenfalls schon erwähnten
weissen erdigen Masse (Steinmark) und den eingelagerten Krystallen
von Blende.
Die meisten dieser Sphärosiderite sind nun sehr reich an
Pflanzenpetrefakten; sie bieten die reichste Ausbeute; einige wenige —
Arten kommen daneben auch im Kohlenschiefer vor, sind aber alle,
bis auf zwei, auch schon im Spbárosiderit enthalten.
Ich besuchte wiederholt diesen Ort (1869 u. 1870) und be-
stimmte im Ganzen 55 Arten, wovon 52 auf den Sphärosiderit ent-
fallen; zwei Arten kommen dem Kohlenschiefer allein zu ; ausserdem
hat er noch andere zwölf mit dem Sphärosiderit gemeinschaftlich,
eine Art, Carpolithes coniformis Göpp., gehört dem Kohlen-
flötze an.
Da die Sphärosiderite gewöhnlich von grösserer Härte und
Dichte sind, als der sie umgebende Schiefer und meist von lichter
Farbe, so ist die Erhaltung der darin vorkommenden Petrefakte eine
ganz vortreffliche, so dass selbst die feinsten Theilchen meist sehr
gut erhalten sind.
Der Beschränätheit des Raumes wegen will ich die Petrefakte
bloss ganz einfach aufzählen.
Eguisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt., Cyclocladia major L. H., A ste-
rophyllites eguisetiformis Bgt. (mit Volkmannia gracilis Stbg.),
Aster. rigidus Bgt., Aster. grandis Stbg. (mit Volkmannia elongata
Prsl.), Aster. longifolius Stbg, Annularia longifolia (mit Bruk-
mannia tuberculata Stbg.) Sphenophyllum Schlotheimi Bgt., Sphen.
microphyllum Stbg.
Filices.
Sphenopteris coralloides v. Gtb., Sphenopt. elegans Bgt.,
Sph. Asplenites v. Gtb., Sph. obtusiloba Bgt., Sph. latifolia Bgt.
Sph. tridactylites Bgt.; Hymenophyllites furcatus Bgt., Hym.
alatus Bgt., Hym. Phillipsi Gópp., Hym. stipulatus v. Gtb. Schizo- ©
pteris Lactuca Presl, Neuropteris Loshi Bgt., Neur. acutifolia ©
Bgt., N. gigantea Stbg., N. heterophylla Bgt., N. flexuosa Sthg5; ©
| M
979
Adiantites giganteus Göpp; Dictyopteris Brongniarti v. Gtb.;
Cyatheites Miltoni Göpp., C. dentatus Göpp., C. arborescens Göpp.,
C. Oreopteridis Göpp.; Alethopteris erosa v. Gtb., Al. Serli Bgt.,
AL cristata v. Gtb.; Oligocarpia Gutbieri Göpp.
Lycopodiaceae.
Lycopodites Selaginoides Stbg., Lepidodendron dicho-
tomum Stbg., Lepd. laricinum Stbg., zugleich als Halonia regularis
L H. Bergeria rhombica Presl. Sagenaria elegans Stbg. sp.,
Sag. nbhtehts Sttg., Sag. obovata Stbg.; Lepidostrobus varia-
bilis L. H.; Lepidophyllum majus Bgt.; Cardiocarpum Gut-
bieri Gein.
: Sigillarieae
Sigillaria distans Gein.; Stig maria ficoides Bgt.
Noggerathieae.
Cordaites borassifolia Ung.
Dies sind die 52 vorgekommenen Arten: sie finden sich gróssen-
theils in reichlicher Menge in den Sphärosideriten vor und sind
meist von guter Erhaltung. Mit dem sie umgebenden Gesteine haben
sie die wichtigsten Arten gemeinschaftlich — sind mit ihm also
gleichzeitiger geologischer Bildung.
Hier schon mache ich auf die Sigillaria distans Gein., auf
merksam, da sie noch öfter angeführt werden wird.
Der zweite, östliche Punkt, an dem die Spbärosiderite auch reich
genug an Petrefakten sind, ist
> der Weisse Berg (bei Pilsen.).
Hier lagern die Spárosiderite ebenfalls im Hangendschiefer des
Flötzes, der auch Petrefakte enthält, die auch alle im Sphärosiderit
-© vorkommen, woraus abermals der Zusammenhang beider erhellet.
Der Sphárosiderit liegt auf den älteren Halden ausgeführt, befindet
8 4 aber schon in einem Stadium ziemlicher Verwitterung. Die Petre-
‚sind darin aber dessenungeachtet gut erhalten, da die Sphäro-
sideritmasse doch noch härter ist als der Kohlenschiefer; vorzüglich
S% sind daselbst Carpolithen, besonders aus der Gattung Cardio-
—-C#rpum vorgekommen.
Ich hatte von da 44 Arten bestimmt, die folgendes Register
erge ben:
%.. Equisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt., Cal. Cisti Bgt.; Asterophyllites
equisetiformis Bgt., Ast. grandis Stbg., Asteroph. longifolius Bgt., A n-
a!
Ze -
ER
2
#7, TE M" SD
u 0 o k
280
nularia longifolia Bgt.; Ann. sphenophylloides Znk., Ann. ita
Ben en Schlotheimi Bgt. :
Filic eg 1A 2.4900 7 MN
© Sphenopteris tridactylites, Sph. coralloides Gtb., oh; eb er
siloba Bgt., Sph. elegans Best., Sph. trifoliata Bet., Sph. Asplenites ©
Gtb., Sph. macilenta L. H.; Hymenophyllites furcatus, Bgtsp, ©
Schizopteris Gutbieriana Presi; Neuropteris acutifolia Bst, —
Neuropteris heterophylia Bgt., Neuropt. rubescens Stbg., Cyclo-
pteris orbicularis Bgt.; Cyclopt. rhomboidea Ettgb. (2) Dicty- ©
opteris Brongniarti v. Gtb., Odontopteris 'sp?; Cyatheites
.dentatus Göpp., Cyath. Miltonis Göpp., Cyath. Oreopteridis Gopp-,
Alethopteris Serli Bgt., Aleth. erosa v. Gtb., Aleth. cristata v. Gtb.,
Lonchopteris rugosa Bgt., Oligocarpia Gutbieri Göpp.
Lycopodiaceae.
Lycopodites Selaginoides Stbg., Sagenaria elegans Stbg.
sp., Lepidostrobus variabilis L. H.,, Lepidophyllum majus -
Bgt., Cardiocarpum emarginátum Bgt., Cardioc. Gutbieri Gein.
Sigillarieae.
Sigillaria distans Gein., Stigmaria ficoides, TERI 0-
carpum Parkinsoni Gopp. et Berg. i
Nöggerathieae.
Cordaites borassifolia Ung. |
Die hiesigen Spbárosiderite sind Sphárosidente ersterer _ Erhal-
tungsart, d. h. Sphärosiderite im eigentlichen’ Sinne des Wortes. ©
Ueberblicken wir die hier angeführten 44 Arten, so erhellet,
dass ebenso wie bei Blättnitz, die Ordnungen der Equise-
taceen und Filices bei weitem die meisten. Arten aufweisen,
während die Lycopodiaceae und Sigillarieae zurück- 5
treten — und doch sollen beide Orte der Sigillarienzone zu-*
gehören. — Unter den Lycopodiaceae sind an beiden O
Carpolithen (Cardiocarpum) ziemlich häufig und von Sigi
rieae sind an beiden Orten Sigillaria distans und Stigmaria En
ficoides Bgt. die einzigen Vertreter; beide Orte zeigen daher ei
„gewisse Beziehung zu einander und stimmen auch die Petrefakte vk
Spärosiderite und Haneler,; mit einander Halle überein. Auch in na
281
unteren Rihtdinieäpge keine Sphärösiderite oder Petrefakte aus den-
selben bekannt‘ geworden.
Von den nun folgenden kleinen Becken sind entweder keine
Sphärosiderite bekannt, oder in denselben keine Petrefakte
- vorgekommen; nur im Liseker Becken ist einmal von- meinem Vater
ein Sigillarienstamm in Sphärosiderit verwandelt angetroffen
worden; die Sigillaria war, so viel sich bestimmen liess, eine Sigil-
laria alternans L. H. In den Sphärosideriten dieses- Beckens
finden sich auch die Barytkrystalle, deren ich Eingangs Erwähnung
that. Sphárosiderit mit Petrefakten kam wieder erst in der nächsten
© grossen Ablagerung im Nord- Westen von Prag, nämlich in der Kladno-
Rakonitzer Ablagerung vor. —
Ablagerung im Nord- Westen von Burn.
Die petrefaktenführenden Sphärosiderite kamen bei Rakonitz
vor und zwar bei den Gruben, die auf der Anhöhe „na spravedlnosti'“
gelegen sind. —
Der Sphärosiderit, in dem die Petrefakte enthalten waren, kommt
daselbst, wie mir angegeben wurde, zwischen der I. und II. Kohlen-
bank des Liegendflötzes vor; doch tritt er nur ziemlich selten auf
-und sind auch nur wenig Petrefakte darin enthalten; ich habe nur
6 Arten bestimmt. Diese Arten sind:
Equisetaceae
Calamites Suckowi Bgt.
Cal. approximatus Bgt.
Sigillarieae,
Sigillaria distans Gein.; Sigillariae sp., Stignaria fi-
- coides Bgt.
Nöggerathieae
Cordaites borassifolia Ung.
Auch hier kommt also die Sigillaria distans Gein. vor.
‚ Auch die Sphärosiderite dieses Ortes zeigen die Erhaltungs-
weise ersterer Art, d. h. es sind Sphärosiderite im eigentlichen Sinne
„des Wortes. —
„Von anderen Orten dieser Ahlagerung sind mir weiter keine
bekannt geworden. —
Erst wieder in der
‚Ablagerung am Fusse des mesengebirges |
- sind mir sphärosideritartige Gebilde; vorgekommen, die jedoch, keine
vollkommenen, ausgeschiedenen Sphärosiderite, sondern nur sphäro-
282
sideritische Schiefer sind ; diese Varietát ist manchmal sehr schwer N
von dem umgebenden Schiefer zu unterscheiden, nur dadurch dass
sie etwas schwerer ist und ist daher der grösste Theil der hier vor-
kommenden Petrefakte auch dem Bereiche dieser sphärosideritischen
Schiefer zuzurechnen.
Was nun die Orte, wo selbe vorkommen, anbelangt, so ist es
hauptsächlich
Schatzlar,
wo die Schiefer diese Eigenschaft zeigen. In dieser Ablagerung ist
deutlich die Entstehung der Sphärosiderite aus den Schiefern zu be-
obachten.
Die häufigst vorkommenden Pflanzen in diesen sphärosideritischen
Schiefern sind folgende:
Equisetaceae
Calamites Suckowi Bgt., Sphenophyllum Schlotheimi Bgt.,
Annularia longifolia Bgt.;
Filices
Sphenopteris muricata Bgt., Sphenopt. tridactylites Bgt., Sph.
elegans Bgt., Hymenophyllites furcatus Bgt., Neuropteris
gigantea, Stbg., Dictyopteris Brongniarti Gtb. Cyatheites
dentatus Gopp Lonchopteris rugosa Bst.
Lycopodiaceae :
Lycopodites Selaginoid»s Stbg., Lepidodendron dichotomum
Stbg., Sagenaria elegans Stbg. :
Sigillarieae
Stigmaria ficoides Bgt..
Nöggerathieae
Cordaites borassifolia Ung.
Es sind also hauptsächlich 16 Arten in dem sphärosideritischen
Schiefer vorgekommen, die daher selbstverständlich auch in dem ge-
wöhnlichen Schiefer vorbanden sind. Unter diesen 16 Arten waren
es abermals besonders die Filices, die sich durch Artenreichthum
auszeichnen, von Lycopodiaceen kam besonders Lycopo- —
dites Selaginoides Stbg. häufig vor; von Sigillarien de
Art Stigmaria ficoides Bgt., auch sehr häufig in Stämmchenform.
Die bis jetzt angeführten Fundorte sind die aus dem Bereiche
des Liegendflötzzuges oder der echten Steinkohlenformation. © no
283
Wenn wir die pflanzlichen Reste derselben unter einander ver-
gleichen, so stimmen sie in der Hauptzahl derselben mit einander
überein; auch sind es immer solche Petrefakte, die auch im Kohlen-
schiefer vorkommen, woraus die Bildungsweise der Sphärosiderite
deutlich genug erhellet.
Die Pflanzentheile sind wegen den physikalischen Eigenschaften
der Sphärosiderite oder der sphárosideritischen Schiefer von grössten-
theils sehr guter Erhaltung, so dass manchmal selbst die feinste
Struktur und Nervatur zu beobachten ist.
Von thierischen Petrefakten ist mir in den Spbärosideriten der
Liegendzüge bis jetzt Nichts vorgekommen, da überhaupt die Fauna
dieses Bereiches sehr gering ist.
II. Hangendzuge-Permformation.
Spbárosiderite mit Petrefakten in dem Bereiche dieser Schichten-
gruppe finden sich, so viel mir bekannt, nur in der Pilsner Ab-
lageruvg entwickelt. Hier sind sie dann um so interessanter, als
selbe auch, obwehl schon über dem zur Permformation ge-
hörigen Gasschiefer gelagert, einerseits dennoch durchgehends
noch Kohlenflora führen, anderseits aber an einer Stelle sich ähnlich
den Leebacher Sphärosideriten entwickeln und auch, und
zwar durchgehend:=, permische Thierreste führen.
Dadurch stellt sich zwischen diesen beiden Sphärosideritarten
der hiesigen Ablagerung ein ähnliches Verhältniss, wie zwischen den
Kohlenschiefern des Hangendzuges in dieser Ablagerung
und dem, das Kohlenflótz dieses Zuges unterlagernden Gasschiefer
heraus, nämlich dass der Kohlenschiefer Steinkohlenflora enthält,
während im Gasschiefer permische Thierreste eingeschlossen sind —
die — wenn auch Herr Helmhacker in einer Entgegnung an mich
nicht die Ansicht vollständig theilen will, dass Xenacanthus,
Diplodus, Palaeoniscus und Acanthodes immer permische
Tbierreste sein müssen — dennoch mit vollster Bestimmtheit diesem
Hangendzuge di: Stellung in der Permformation zuweisen (ich weise hier
auf die Arbeiten von Beyrich, F. Römer, Geinitz, Weiss, Credner etc.);
es ist dies eine Beobachtung, die sich ganz den Errungenschaften der
neuen, wissenschaftlichen Richtung der Geologie anpasst und gerecht _
zu werden strebt denselben, anderorts von bewährten Autoritäten ge-
machten Beobachtungen, nämlich dass ein grösserer Theil der früheren
echten Steinkohlenformation zum Perm gehörig sich erwies und dass
die Beziehungen dieser heilen Gruppen als sehr nahe zu einander
2
befunden wurden. — Die, beweisenden Thatsachen liegen zu atom Be
am Tage, als dass sie sich so rundweg ignoriren lassen. Und den
. Fortschritt will ich hier auch erwähnen, den Jeder nur begrüssen <
muss, dass von Tag zu Tag sich die. Fälle und Beobachtungen :
mehren, wo einzelne Schichten, die als völlig subordinirte und selbst- 2
ständige. beschrieben wurden, sich. durch wiederholte Forschungen |
nur als Facies einer und derselben Bildungsepoche erweisen, Es
ist daher ganz und gar nicht befremdend und dem
System zuwider, vielmehr wissenschaftlicher, wenn ©
man im Permsystem Steinkohlenflora neben Permthier-
resten bestehend aunimmt, daes, wieich schon ein- vi
mal (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1872), gesagt hab; ©
folgerichtiger ist, das Fortbestehen eines schon 5x
Vorbandenenäanzunehmen, als das Auftreten eines
erst einer späteren Epoche zugehörigen, ein ge-
wissermassen Zurückgreifen, aus jüngereninäl-
tere Schichten zu erklären. — Herr Helmhacker wird,
glaube ich, kaum diesen Strom von wissenschaftlich RN
Thatsachen aufhalten können, wenn er sich auch an die mir von ©
Prof. Geinitz (N. Jahrb. 1872, H. 9, pag. 978 u. 979), vorgebrachte- ©
Entgegnung eben betrefis des Nůrschaner Gasschiefers und seiner
geologischen und palaeontologischen' Verhältnisse, (niedergelegt in Hi
meiner Arbeit: „Beitrag, zur Kenntniss der Ausdehnung „des sog. |
Nůrschaner Gasschiefers und seiner Flora“, Jahrb., d, k. k. geolog. BE
Reichsanstalt, 1572) hält. Dern durch meine aufgestellte Eintheilung
und Entscheidung in der Stellung dieses Gasschiefers, erleidet, na- a
türlich die sog. Zonenlehre im Bereiche unserer Kohlehformation. ES
einen nicht gering erschütternden Stoss, indem eben, wie ich auch Fee
schon in meinem Referate über Helmhackers Aufsatz im Berg- und v
hüttenmännischen Jahrbuche 1873. II. Heft gezeigt habe, der Han-
gendzugbeiPilsen die meisten Sagenarien, Lepidodendra Be
und Sigillarien.enthält und daher die meiste Berechtigung hätte, ER
zur ‚Sigillarienzone gezogen zu, werden, während er doch auf diese A
Art einem viel höheren Horizonte angehört und der BANN Stein- :
diess der Fall, uns entweder arten gerade” häufige
weit höheren Schichten oder umgekehrt in echten Pie i
gerade sehr ‚hänfig solche Pflanzenreste vorkommen, welche f i
285
ich auch in meiner „Steinkohlenflora von Kralup
1871“ und meiner gleich darauf folgenden Arbeit:
Über Fruchtstadien fossiler Pflanzen 90.“ die Zo-
‘ nentheorietheilweise anerkannt zu haben scheine,
so geschah es damals auch nur unter dem Einflusse
der ersten wissenschaftlichen Einwirkung durch
H. Prof. Geinitz’s Werke — doch habeich mich bald
genug dieser Idee entledigtund nur zu oft durch
weitere, häufig gemachte Beobachtungen mich selb-
ständigeinesanderen belehrt, und an zahlreichen
Stellen in meinen Arbeiten darauf hingewiesen,
dass eben durch die, neuerer Zeit erfolgten und
noch erfolgenden Erfahrungen vonder Zugehörig-
keitdersog. Hangendzüge beiuns zur Permforma-
tion, dieaber neben permischen Thierresten immer-
hin noch zahlreiche Steinkohlenflora und zum Theil
auch weittieferen sog. Zonen angehörige Pflanzen-
reste enthalten, sich wenigstens für das Kohlen-
gebirge von Böhmen die Zonentheilung nicht halten
lasse, vielmehr sichin demselben die Permforma-
tion als fortlaufende Bildung der sog. echten Stein-
kohlenformationerweise und sich von letztererin
ihrer unteren Abtheilung nur durch das Auftreten
vonpermischen Thierresten unterscheidenlasse,
während die Flötzführung und die pflanzlicken Reste
beiden analog sind. Möge Herr Helmhacker mir das
Contra beweisen — ich glaube es würde ihm kaum gelingen — es
sei denn, dass er, betreffs der Thierreste im Nürschaner Gasschiefer
zu der chimärenhaften Erklärung durch „Einwanderung“, „Coloni-
sation“ Zuflucht nehmen sollte und wullte, — dann würde aber, wie
bei der Zonenlehre Geinitz — so bei der Colonienlehre Barrande,
- also immer Jemand anderer, als alleinige Erfahrung und selbständige
Beobachtung seine Stütze sein.
Was die Pflanzenführung der Sphärosiderite in den sog. Han-
A gendzůgen, die der Permformation angehóren, anbelangt, so habe ich
selbe gerade an zwei Stellen in der Umgegend von Nůrschan beob-
achtet, wo ihre Zugehörigkeit in dies Bereich ganz ausgesprochen
ist, da sie nämlich über dem Gasschiefer lagern, und zwär am
„Humboldtschachte““ und in den „Pankrazgruben“ bei Nürschan.
19
286
Humboldtschacht. wur
Dieser Schacht gab mir den Ausgangspunkt für die Studien M
Bereiche des Gasschiefers und die Ansicht der Zugehörigkeit dieses =
© Gasschiefers und der von ihm unterlagerten Schichten zur Permfor- ©
mation.
© Petrefaktenreichthum an diesem Orte ein bloss geringer, indem von
den daselbst vorgekommenen 21 Arten bloss 4 auf den Sphärosiderit
entfallen, die jedoch wieder auch im Kohlenschiefer enthalten. and
Diese 4 Arten sind folgende: 2
Calamites Suckowi Bgt.
Cyatheites arborescens Göpp., diese Art mit Frukti-
fikation.
Alethopteris Pluckeneti Bgt.; diese Art kommt daselbst
sehr häufig vor; auch im Schiefer sehr häufig.
Cardiocarpum emarginatum Bgt.; diese Art überhaupt
in Sphärosideriten häufig.
Von diesen 4 Arten kommen auch zwei Arten im Gasschiefer
vor; doch sind alle 4 Arten echte sog. Steinkohlenarten, der Sphäro-
siderit gehört jedoch, wie der ihn umschliessende Kohlenschiefer zur
In den das Kohlenflötz überlagernden Koblensasce lagern hi :
auch Sphárosiderite, die auch Pflanzenreste enthalten; doch ist der ©
Permformation, enthält aber keine Thierreste, die im Gasächiefer BO- >
häufig sind.
Pankräzgruben bei Nürschan.
Die Lagerungsverhältnisse in diesen Bauen sind ähnlich jenen, j
wie am „Humboldtschachte“, d. h. das Oberflötz (Hangendflötz) st ©
unterlagert von dem Nürschaner Gasschiefer. Der über dem Flötze
lagernde Kohlenschiefer enthält nun auch, bier jedoch zahlreicher,
Sphärosiderite eingelagert, in denen ziemlich zahlreiche Petrefakte, -
aber auch nur pflanzliche Reste, vorkommen. —
Der Grubenbau ist hauptsächlich durch 3 ‚Schächte offen, auf. FR
welche sich die Lagerungsverhältnisse des „Humboldtschachtes“ über-
tragen lassen, während der sog. „Krimichschacht“ ausser dem Be-
reiche des „Hangendzuges“ geschlagen ist.
‚Bei jedem der 3 Schächte sind mir aus den, in den überlagernden 3
Kohlenschiefern eingelagerten Sphärosideriten Petrefakte bekannt ge
worden, die ebenfalls im Kohlenschiefer enthalten sind.
Auch in den hiesigen Sphárosideriten walten die Pilices
287
boldt“-Lazarus und „Steinoujezd-Schachte“ zahlreiche Sigillarien-
stämme — wenn es auch im Bereiche des Hangendzuges ist.
Da die Schächte sehr nahe bei einander liegen und zu einem
und demselbem Complexe gehören, so will ich die Petrefakte von
allen 3 Schächten zusammen anführen, unter dem gemeinsamen
Namen „Pankräzgruben bei Nůrschan.“
Die Petrefakte, die ich von hier bestimmte, sind nun folgende:
Equisetaceae
- Calamites Suckowi Bgt., Calam. cannaeformis v. Schlth., Aste-
rophyllites equisetiformis Bgt., Annularia radiata Bgt.,
Sphenophyllum Schlotheimi Bgt.
Filices
Sph enopteris latifolia Bgt., Sph. Hönighausi Bgt., Sph. Asplenites
v. Gtb.; Sph. coralloides v. Gtb., Sph. tridactylites Bgt., Sph. obtu-
siloba Bgt., Sph. Gravenhorsti Bgt., Sph. muricata Bgt.; Hymeno-
phyllites Phillipsi Göpp. (mit Fruktifikation); Neuropteris
acatifolia Bgt., Neur. flexuosa Stbg., Neur. angustifolia Bgt., Neur.
Losbi Bet., Neur. gigantea Stbg.; Adiantites giganteus Göpp.;
Cyclopteris orbicularis Bst.; Dictyopteris Brongniarti v.
" Gtb.; Cyatheites dentatus Göpp., Cyath. Oreopteridis Göpp., Cyath.
Miltoni Göpp., Alethopteris Serli Bgt.; Odontolpteris
Reichiana v. Gtb.
Lycopodiaceae
Lepidodendron dichotomum Stbg.; Sagenaria elegans L.
H., Sag. aculeata Stbg., Sag. obovata Stbg.; Lepidostrobus va-
riabilis L. H.; Lycopodites Selaginoides Stbg.; Cardiocarpum
Gutbieri Gein.; Card. emarginatum Göpp.; Bergeria rhombica
Presl. —
Sigillarieae
Stigmaria ficoides Bgt.
Nöggerathieae
Cordaites borassifolia Ung.
In den Sphärosideriten dieses Ortes bestimmte ich daher 38
Arten, von denen bei weitem der grösste Theil auf die Filices ent-
fällt — es sind durchgehends Steinkohlenarten, die aber dessenun-
geachtet sammt den Sphärosideriten der Permformation zuzurechnen
sind, da sie oberhalb des vom Gasschiefer unterlagerten Kohlen.
flötzes sich befinden.
39°
286
Besonders war es der Sylvia-Schacht, wo viel Sphärmeilänit is
auftrat und der sehr zahlreiche Petrefakte enthielt, indem von den ©
-an diesem Orte im Ganzen von mir bestimmten 33 Petrefaktenarten ©
28 dem Sphärosiderite zukommen; am Marta-Schachte kamen dann ©
8 Arten und am Antoni-Schachte 7 Arten im Sphárosiderite vor, ©
die sowohi untereinander als auch mit denen im Kohlenschiefer gleiche
Arten bieten; dadurch giebt sich nicht nur die Bildungsweise und Ab- "a
' stammung der Spbárosiderite hinreichend kund, sondern erweist sich
auch hier der Grundsatz der Fortsetzung und des Fortbestandes der
Flora aus dem Liegendflötzbereiche in das Hangendflötzbereich hinüber
ganz deutlich, indem die meisten Arten dieser Sphärosiderite auch -
in denen des Liegendzuges bei Blattnitz und am Weissen. |
Berge vorgekommen sind.
Von anderen Orten im Verbreitungsbereiche des oberen Kohlen-
flötzes (sog. Hangendflötzes) oder im Bereiche des Nürschaner Gas-
schiefers in der Pilsner Ablagerung sind mir Sphárosiderite in ähn-
licher Beschaffenheit wie am Humboldschachte und den Pankráz--
gruben nicht wieder vorgekommen. Nur noch an einer Stelle kamen
mir etwas anders beschaffene Sphärosiderite vor, nämlich bei
Zilov.
Westlich von Třemoschna (b. Pilsen) zwischen den Dörfern
Ledec und Zilov traf ich 1871, betreffs des Kohlenflötzes, ähn-
liche Verbältnisse, wie bei Nürschan; in einer Tiefe von 8“ nemlich ©
wurde ein 24“ mächtiges Flötz erreicht, das blos in einzelnen Schmitzen
den Gaschiefer enthielt, ohne dass es mir gelungen wäre, darin Petre-
fakte zu finden; unzweifelhaft ist dies jedoch dasselbe Kohlenflötz,
wie bei Nürschan.
Etwas südlich von Zilov fand ich auf einer alten Schiefer-
halde, wo jedoch der Schiefer schon ziemlich verwittert war, einzelne ©
verschieden grosse, jedoch nie Mannsfaustgrösse übersteigende, mehr
platte Sphärosiderite, die ziemlich zahlreich Thierreste enthielten, und
zwar: ziemlich grosse, gerippte Schuppen, grosse runde Stachel, die ER
identisch waren mit dem Nackenstachel eines Xenacanthus De- —
cheni, Gold, dann verschiedene andere Knochenstůcke und Skelet- =
theile, unter denen ich auch Kopfknochen von Archegosaur us
Decheni vermuthe, ferner Coprolithen etc., gerade wie in. den
Leeba ch er Sp h ärosi d er ite n im Saarbrückischen, was. ‚alles nl
289
"° Anderorts habe ich im Bereiche der Hangendzüge keine petre-
faktenführenden Sphärosiderite vorgefunden.
Doch reichen schon die hier angeführten Beobachtungen hin,
um auch in den Sphärosideriten d. h. in ihren Einschlüssen, das Ver-
hältniss der Liegendzüge zu den Hangendzügen klar zu
stellen, d. h. in der Weise, dass sich die Sphärosiderite der Liegend-
züge als zur echten Steinkohlenformation, die der Hangendzüge aber
zur Permformation gehörig erweisen, indem sie einestheils über dem
Gasschiefer lagern, anderntheils aber selbst an einer Stelle, bei Žilow
nämlich, permische Thierreste enthalten, wodurch ihre Stellung zweifels
ohne an’s Licht tritt, indem diese Reste und die Eigenschaften der
Sphärosiderite selbst, mit denen der Leebacher im Saarbrückischen
fast zur Gänze übereinstimmen. Aus den übrigen Ablagerungen sind
mir, im Bereiche des Hangendflötzes (Permgruppe) keine Sphärosi-
derite bekannt geworden.
Das Schema für das Vorkommen der Sphärosiderite in unserem
Kohlengebirge und ihre Petrefaktenführung könnte ich folgendermassen
andeuten:
a) Sphärosiderite von Zilov
Bereich der mit vermischen Thierresten.
b) Sphärosiderite im Bereiche
ln der Schiefer des Oberflötzes bei | pym-
gruppe; Nürschan am Hnmboldt-Schachte
: und den Pankráz-Gruben formation ;
een mit Kohlenflora. ade
den c) Gasschiefer (Pilsner Becken)
und Schwarte (Kladno-Rako- Glied.
Kohlenrothr- nitzer Becken)
liegenden. | Wit permischen Thierresten und na-
mentlich ersterer mit Kohlenflora. J
Schiefer des Liegendflötzes, mit
Bereich der Kohlenflora und zwar
Land- und Sumpfpflanzen, verbindendes Glied beider.
Liegendflötz- ©) Pilsner Ablagerung: bei Blatt- Carbon-
gruppe; nitz, am Weissen Berg bei (formation ;
produktive Pilsen; oberes
Kohlen- 6) Kladno-Rakonitzer Ablagerung: Glied,
Bann, bei Rakonitz;
y) Ablagerung am Fusse d. Riesen-
| d) Sphärosideriteim Bereich der
|
| gebirges: bei Schatzlar. J
o z Auch im n Bereiche der Sphäre, wenn ‚sie a ich.
- den Schiefern mer Oberfbiagruppe zu einem noch E ;
= ré)
jm
Ku
44 |
> gsberichte © Zprávy o zasedání
ler kónigl. král.
Důl, NÍ (ir hsusehallen. české „společnosti nauk
o o in Prag. v Praze.
Nr.. 5. 1873. a
Ordentliehe Sitzung am 4.: Juni 1873.
o Präsidium: Fr, Palácký.
Nach Vorlesung „und Genehmigung des Protokolls: der ‚letzten
Sitzung und des Geseháftsberichtes durch den Gen.-Secretär wurden
mehrere werthvolle Büchersendungen, dann Dankschreiben der in
den, letzten Sitzungen gewählten Mitglieder, endlich eine, Preisaus-
schreibung der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegt:
Der übrige Theil der Sitzung wurde durch Berathungen ‚über, admini-
strative Gegenstände ausgefüllt.
Sitzung der mathemalisch-naturwissenschaftlichen Classe am 6..Juni 1873.
Vorsitz : J. Krejčí.
Prof. Stolba sprach „Über einen dolomitischen Kalksteinfelsen
im Beraunthale bei Karlstein, und machte noch einige kleinere chemische
2 Mittheilungen.“
Prof. Krejčí theilte ein Schreiben des Med. Dor. Holub
„Aus dem südlichen Afrika über dig daselbst befindlichen Diamanten-
Felder mit, welchem Schreiben‘mehrere interessante geologische Skiezen
beigegeben. waren.“
Appellationsrath Schmidt von Bergenhold hált nach-
stehenden Vortrag über ein von ihm bei Gelegenheit der Wiener
Weltausstellung verfasstes Doppelwerk:: „Mit beharrlicher Anstrengung
habe ich. dieses Doppelwerk unter dem Titel „Úbersichtliche
Geschichte des Bergbau und Hüttenwesens im. König-
‚reiche Böhmen von den ältesten. bis auf die neuesten Zeiten, illustrirt
„durch: eine mit Farbendruck colorirte T anaatoniniinehe
© SU PEN
506.437 EB Br
ee. C BUPLICATE
C4 el
Er Are n , Va
174
Geschäfts- und Communicationen Karte, soweit ausgeführt, dass beide
Bestandtheile in der nächsten Woche auf der Wiener Ausstellung in
Gruppe I. Nro. 82 werden exponirt. Obgleich in dem Druckwerke
auf Seite 4 u. 5, dann 369 eine kurze Andeutung über den Inhalt
der einzelnen zwölf Hauptstücke des Werkes und eine Gebrauchs-
anweisung der Illustrations-Karte vorkommt, so erscheint es mir doch
angezeigt einer verehrten Versammlung, sowohl die Genesis und
Tendenz meines Druckwerkes, als auch die mehrseitige Bestimmung
der Karte, in Bezug auf mein Bestreben einen grösseren Eifer zur
Erweiterung des Bergbaues hervorzurufen und einen wissenschaftlichen
Fortschritt in den gegenwärtigen geologischen und SOE An-
sichten wo möglich anzubahnen, mitzutheilen.
Die wissenschaftliche Ausführung einiger, von mir
in dem Geschichtswerke selbst vorkommenden eigenen, freilich bisher
blos hypothesischen Ansichten einem längeren Vortrage vorbehaltend,
beschränke ich meinen heutigen Vortrag auf die erklärende Beschrei-
bung meiner montanistischen Geschäfts- und Komunikationen-Karte.
Dieselbe hat folgende dreifache Bestimmung; sie soll
nämlich: |
1. de Grenzen der geognostischen verschieden-
artigen Vorkommnisse in userem Vaterlande durch geeignete
Begrenzungslinien insoweit darstellen, als dies für den praktischen
Bergmann nothwendig ist, und zwar:
a) der ursprünglichen, blos mit quartären Ablagerungen bedeckten
Erstarrungskruste.
b) der plutonisch emporgehobenen krystalinischen Schiefergebirge,
als dem, unser Vaterland zum grössten Theile von den Nach-
barländern scheidenden Umwallungskranze.
c) des silurischen Sedimentär Gebietes.
d) der Steinkohlenablagerungen.
e) des Roth- oder sogenannten Todtliegenden.
f) der Kreideschichten und jener des Quadersandsteines.
9) der eruptiven Basalt- und Phonolit-Gebirge Mittelböhmens, endlich
h) diejenigen der tertiären Gebilde, in welchen die mächtigen Braun“
kohlenlager des Landes vorkommen.
Die recenten Schichten der Diluvial- und Alluvial-Forma-
tionen, deren Untergrund bisher nicht erforscht ist, sind ohn®
besondere Begrenzung belassen worden.
2. In montanistischer Beziehung, alle in Böhmen befindlichen
Bergbau- und Aufbereitungsorte, mit Bezeichnungen der Metalle oder
PT
175
Mineralien nachweisen; um deren Zuständigkeit in politischen gericht-
lichen und bergämtlichen Beziehungen ersichtlich zu machen, sind
die Tabellen der politichen Gerichts- und Montanbehörden auf der
obern rechten und auf den beiden unteren Seiten angefertigt worden.
3. als Communicationen-Karte enthält dieselbe das ganze gesetz-
lich festgestellte Eisenbahnen-Netz, mit Unterscheidung der bereits
im Betriebe stehenden, der im Bau begriffenen, und der concessionir-
ten Haupt- und Zweigeisenbahnen ; welche Letzteren auch Locomotiv-
oder Schleppbahnen zu den einzelnen Fabriksunternehmungem, z. B.
Zuckerfabriken, Bräu- und Brandweinhäuser, nicht minder zu Eisen-
und Kohlenwerken, sowohl Hütten als Abbauorten führen; ferner alle
Chausséen und alle bisher in keiner Karte'vorkommenden Bezirksstrassen,
endlich die als Wasserstrassen dienenden Flüsse mit Bezeichnung der
Punkte, an denen deren Flossbarkeit, Schiftbarkeit mit Zillen und
mit Dampfschiffen beginnt.
Zugleich ist diese Karte die erste Ausführung eines von mir
erdachten kartografischen Systems zur leichten, schnellen und zuver-
lässigen Auffindung eines jeden, für eine Karte bedeutend erscheinen-
den Ortes, u. z. mittelst nachstehender einfachen Einrichtung:
Die Karte hat nämlich einen Mittelpunkt u. z. in der Mitte der
Prager Karlsbrůcke; auf der untersten Linie der 4 Seiten des Karten-
quadrats sind die 360 Grade eines Kreises mit Strichen und Zahlen
ersichtlich gemacht u. z. vom Nordpunkte aus, nach rechts; dann
kommt das alphabetisch geordnete Verzeichniss der Bergbauorte und
ist bei jedem derselben der Grad, unter welchem derselbe vom Mittel-
punkte liegt und rechts die Entfernung in der Luftlinie von demselben
nach Meilenzahl aufgeführt ; weiters folgt die Eintheilung in 24 Stunden
nach dem Bergkompasse u. z. beginnend vom Nordpunkte nach der
linken Seite hinlaufend, endlich die Angape der geographischen Längen-
und Breitengrades des Landes.
Will man nun einen der mehr als 900 betragenden Bergbauorte
oder einen Sitz der politischen, gerichtlichen oder montanistischen
Behörden auffinden, so nimmt man aus dem links binter dem Karten-
rande befindlichen Schuber den papiernen Maszstaab heraus, legt
solchen rechts auf den Mittelpunkt und links auf den bei dem Orte
bezeichneten Zirkelgrad an, sieht auf die rechts angegebene Meilen-
distanz und dort befindet sich der gesuchte Ort.
Zur genaueren Bestimmung der Entfernungen von Grad zu
Grad, wie auch von Meile zu Meile, sind Dezimalzahlen angegeben.
Durch diese leichte Procedur glaube ich die lang gesuchte Auflösung
12%
176
der Aufgabe einer leichten Auffindung der Orte in jeder nach meinem
System eingerichteten Karte erzielt zu haben.
Nezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 9. června 1873.
Předseda: Tomek.
Prof. Tomek přednášel „O některých stránkách kám
života v Praze ve 14. stoleti*. (Pokratoväni.)
tmě der mathematisch- irren Úlasse am al Juni 1873.
Vorsitz: Krejčí.
Prof. Štolba hielt einen Vortrag „Über den Aluminit vom
Kuchelbad“, ferner theilte derselbe das neueste Ergebniss einer Analyse
des Moldauwassers mit.
Prof. Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „Zur Paragenesis
der sekumdären Minerale böhmischer Basaltgesteine.
Die Bildung der sekundären Minerale in Basaltgesteinen findet
theils in pr&existirenden Blasenräumen, in (durch Auslaugung des
Muttergesteins) neu gebildeten Hohlräumen theils in Klůften zwischen
den Basaltsäulen oder den Wandungen anderer Absonderungsformem
statt. In beiden Fällen ist das Basaltgestein in der Nähe der mit
neuen Mineralgehilden ausgekleideten Wandungen mehr weniger ver-
wittert, was hinlänglich beweiset, dass sich die Substanz des Basalt-
gesteines an der Neubildung betheiligt, dass somit von der Beschaffen-
heit der Basaltvarietät auch die der sekundären Mineralgebilde wesent-
lich abhängt. In Übereinstimmung mit der Abhängigkeit der sekundären
Minerale von der Beschaffenheit ihres Muttergesteins finden sich in
jeder Basaltvarietät bestimmte Minerale vorherrschend vor. Geringer
ist die Anzahl von Mineraleu, die in allen Basaltvarietáten vorkom-
men; aber auch diese pflegen für jede Basaltvarietät durch beson-
dere Eigenthümlichkeiten charakterisit zu sein. Es verdient auch
hervorgehoben zu werden, dass die Mannigfaltigkeit der neugebildeten
Minerale, ebenso wie die Zersetzbarkeit des Muttergesteins, von der
Art oder der Mannigfaltigkeit des feldspatigen Bestandtheils im Basalt-
gesteine abhängt (da derselbe früher der Zersetzung ‘anheimfällt' als
der augitische u. magnetitähnliche Bestandtheil).
Basaltvarietäten, die nur eine Art des feldspathigen Besihin)
theils enthalten, weisen die geringste Menge sekundärer Minerale
Em rt
Br er
177
auf; jene dagegen, in welchen die grósste Anzahl der feldspathigen
Minerale vorkömmt, zeichnen sich durch die meisten Neubildungen
aus. Diess gilt vornehmlich von den Phonolith- und Andesitbasalten,
in denen sich zuweilen fast alle basaltische Feldspathminerale, Hauyn
(Nosean), Melilith, Nephelin, Leucit, trikliner und monokliner Feld-
spath vorfinden und welche daher die mannigfachsten Mineralgebilde
in ihren Drusenräumen zu enthalten pflegen. Im Betreff der Zersetz-
barkeit und des Mineralreichthums schliessen sich den Andesitbasalten
die Trachybasalte an. Diese, sowie die ihnen in vieler Beziehung
ähnlichen trachytischen Phonolithe, zeichnen sich in den verwitterten
Warietäten durch das constante Vorkommen von Analcim aus, der
sonst ausser seltenen Vorkommnissen der Phonolith- und Andesit-
basalte in den übrigen Basaltwarietäten nicht vorgefunden wurde.
Wenn zwei oder mehrere Minerale in den Drusenräumen zusam-
men auftreten, so lässt sich alsdann von den Wandungen nach dem
Innern zu eine bestimmte, gesetzmässige Reihenfolge in der Über-
einanderlagerung oder in der relativen Altersfolge derselben beobachten.
So folgen z. B. nach von Dechen in den Drusenräumen der Basalte
des Siebengebirges: Chalcedon, Sphaerosiderit und Kalkspath, ersterer
als die älteste, letzterer als die innerste und jüngste Bildung.
Nach v. Reuss folgt in den böhmischen Basalten der Kalkspath
auf dem Comptonit (Morwan) und dem Mesotyp (Daubitz). Am Ritschen
bei Schima in grossen Blasenräumen eines sehr blasigen lichtgrauen
Basaltes folgen auf dichtem Natrolith, der in kleinen Höhlungen zu
Nadeln angeschossen ist, Krystalle von Kalkspath, welche vom faserig-
kugeligen Kalke bedeckt werden; den Kern der Einschlüsse bildet
schön violblauer, dickstänglicher Aragon. Am Panznerhügel und bei
Kolosoruk bildet Miemit die äussersten, Quarz, Hyalith und Cacholong
„die in ersten Lagen, die hier sehr regelmässig wechseln.
Sekundäre Minerale der Magmabasalte.
Von den dunklen Magmabasalten fanden sich blos in dem von
Skalka kleine Körner von Carbonaten, von opalartiger Kieselerde und
Zeolithgebilde in Form von erbsengrossen Kügelchen vor, welche
letztere bei der Interpretation der chemischen Analyse des Basalt-
gesteins von Skalka als Skolezit angesehen wurden. Ausser dem
werden aus dem Basalte von Skalka: Chabasit mit Chalcit und von:
Boreslau und Morwan faserige oder rindenfórmige Comptonitůberzůge
mit Calcitkrystallenauf Kluftwánden eines grauen, halb verwitterten
Basaltes erwähnt. (Zeph. Min. Lex.)
178
Die lichten Magmabasalte sind arm an sekundären Mineralbil-
dungen, wiewobl sie meist ziemlich verwittert erscheinen. Sie pflegen
weder Blasenräume, noch Hohlräume aufzuweisen, aber die Basalt-
säulen sind gegen die Oberfläche zu meist mit Limonit imprägnirt
und nahe der Bergperipherie durch dicke Lagen von Carbonaten
derart verkittet, dass sie zu einem scheinbar massigen Gestein ver-
fliessen.
Fs ist meist der Aragonit, der sich in den Säulenklüften in
Form von kurz und zartfaserigen gelblich, oder bräunlich gefärbten
Platten abgeschieden hat. Der Aragonit aus dem Pschanhůgel bei
Laun, sowie die meisten Aragonite anderer Basaltvarietäten, hält
Spuren von Phosphorsäure und kleine Mengen von Strotianerde.
Während der Aragonit zwischen den Basaltsäulen ziemlich dicke Platten
bildet, füllt der spätige Caleit Hohlräume der Basaltgesteine aus.
Sekundäre Minerale der Nephelinbasalte.
In den Nephelinbasalten ist der Aragonit die gewöhnlichste Aus-
scheidung in den Säulenklüften. Er bildet mehr weniger dichte zart-
faserige Platten von gelblichweisser, zuweilen schwach bräunlicher
Farbe, in letzterem Falle mit Limonit impragnirt.
Viele der Nephelinbasalte, namentlich die leucitreichen Varie-
täten sind ebenfals zeolithhältig, doch erscheinen die Zeolithe meist
in kleinen rundlichen Partien von einer schwach bemerkbaren, strahlig
faserigen Textur mit Einschluss von farblosem, spätigem Calcit (zum
B. im B. v. der Anhöhe der Paskapole).
Den Dolomit aus dem Nephelinbasalte des Jenschovitzerberges
bei Melnik führt Haidinger unter den Beispielen für miemitische
doppelkörnige Struktur an. Andere Minerale finden sich in den
Nephelinbasalten nur sparsam vor; unter diesen verdient der Chabasit
(Phakolith) von Kozákov Erwähnung, der, in winzig kleinen gelblich-
weisen Krystallen zarte Drusen bildend, unmittelbar auf dem Basalt-
gesteine aufsitzt.
Sekundäre Minerale der Leucitbasalte.
Aus dem Leucitbasalte von Hořenc stammen die bekannten
weingelben, seltener weisslichen oder grünlichen modellscharfen Ara-
gonitkrystalle (sp. G. = 2:85—293). *)
*) Die ersten genauen Winkelmessungen der Krystalle von Hořenc wurden von
Kupfer ausgeführt \Preisschrift, Berlin 1825. 162); Zeichnungen der Krystall-)
179
Ein dickstánglicher Aragon bildet in diesem olivinreichen Leucit-
basalte eine mächtige Ausfüllungsmasse von mehreren Fuss im Durch-
messer. Und die häufigen Höhlungen derselben sind mit den oft
mehrere Zoll langen Krystallen besetzt. Seltener liegen auch beider-
seits mit Endflächen versehene Krystalle in einer weichen feinkörnigen
Kalkmasse eingebettet*). Dickstänglichen und krystalisirten Arragonit
erwähnt v. Reuss vom Schneeberge bei Hostomitz, feinfaserigen von
Luschitz, Obernitz, Velbina, Hochpetsch (sp. G. = 2°88) und Tscho-
chau, theils stänglichen, theils auseianderlaufend strahligen in grossen
Nestern, selten in aufgewachsenen Kugeln vom Ratschen bei Schima,
von Staditz und vom Galgenberge bei Auszig, in nadelförmigen Kry-
stallen aus mehreren Basalten des Schichower Thales; in Schnüren
den Basalt durchsetzend von Wteln. Nördlich von Maschau, am
Radonitzer und Raudiger Berge findet sich der Aragonit dickstänglich
und in unregelmässigen kugeligen Concretionen von 3—4“ d. vor;
die bis 1“ dicken Stengel sind um einen Mittelpunkt radial gruppirt
(Zeph. Min, Lex.).
Die festen, bräunlichen, durch Rubellantafeln charakterisirten
Peperinbasalte von der Paskapole und von Velmine bei Mileschau,
sowie die durch grosse porphyrische Augit- und Amphibolkrystalle
charakterisirten von Schima, Lukov, Kostenblatt und vom Wolfsberge
bei Černošín, namentlich die blasigen cavernösen Varietäten derselben,
sind in den meisten Fällen mit äusserst zarten, gelblich- oder grau-
lichweissen Phillipsitdrusen versehen, welche theils die Wendungen
der blasenähnlichen Höhlungen, theils die Oberfläche der phorphyri-
schen Angit und Amphibolkrystallen überziehen. Da der durch seinen
höheren Kaligehalt ausgezeichnete Phillipsit, der sich bis jetzt nur
in den Leucitbasalten, den leucitreichen Nephelin-, Phonolith- und
Andesitbasalten vorfand, immerhin auf einen höheren Kaligehalt des
Muttergesteins hinweiset, so lässt sich aus dem Vorkommen desselben
in Basalten mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine leucithaltige Va-
rietät schliessen.
formen (zumeist Combinationen v. Př. w P. m Pů mit den untergeordneten
0P, Ya Po, 7; Ps, 2P%, 3P%, 6P%, Po, Ya Po, Po, Ya P, P,
a P?, P2 und 2 P%) gaben Schrauf (Atlas der Krystallformen des Mineral-
reiches) und Levy (Atlas zur Description d’ une collection de Minereaux etc.
Londres 1858). Leudolt untersuchte die Struktur der polysynthetischen Kry-
stalle. Über die Beschaffenheit der Krystallfláchen liegen die Beobachtungen
von Scharff vor (N. J. f. M. 1861. 32) Zeph. Min Lex. II. 32.
*) v. Reuss Umgebung v. Teplitz u. B. 175 u. 205.
180
Aus -dem kórnigen Basalt von Schima erwähnt Reuss rothgefärbte
Stilbit (Heulandit)- und sehr kleine wasserhelle Chabasitkrystalle: in’
Gesellschaft mit Aragonit; aus dem thonigen, aschgrauen, an porphy-
rischen Amfibolkrystallen reichen Basalte von Kohlenblatt ist der
Chabasit ebenfalls bekannt (Zeph. Min. Lex.).
Sekundäre Minerale der Feldspathbasalte.
a) der gemeinen Feldspathbasalte. 1
Von den Feldspathbasalten mit bráunlichem Magna enthält Ar
breceienartig umgewandelte Basalt von Kolosruk Carbonate von Kalk-
erde und Magnesia, die mit Krystall. und amorpher Kieselsäure regel-,
mässig abwechseln.
Auf einer dünnen Rinde von Stilpnosiderit, der zum Theil in
Limonit umgewandelt ist, breitet sich eine (bis */,““) dicke Lage eines:
grünlich ‚oder graulichweissen, ‚schwach durchscheinenden, minder:
deutlich keilfórmig stänglichen Calcit aus, dem eine lichtere,
meist gelblichweisse, stärker durchscheinende und deutlicher körs
nige Calcitlage folgt. Diese wird nicht selten: von einem körnigen
graulichweissen Quarze überlagert, welcher bei allmähligem ‚Hervor-
treten eines grobstänglichen Gefůges in Krystalldrusen (X P. P.) über-
geht. Diese bedeckt zuweilen ein bläulich-, röthlich- oder graulichweiss
gefärbter Chalcedon, der stellenweise von einer zarten Cacholong-
rinde überzogen wird und. nicht selten Krystalldrusen ‚und, körnige
Lagern eines fast farblosen (schwach gelblichweissen) durchsichtigen
Dolomit einschliesst. Wenn Quarz und Chalcedon fehlen, so breitet
sich der Dolomit über die Calcitlage aus.
In den oberen Lagen ist der Chalcedon stárker Anreise
und an der Oberfläche zuweilen mehr weniger drusig durch :Hervor-'
treten winzig kleiner Kryställchen, die sich als Pseudomorphosen nach:
Dolomit erweisen. Auf dem Chalcedon sitzen Kıystalle; (stumpfer
Rhomböeder mit convexen Flächen), Drusen, Halbkugeln und: nieren-;
förmige Rinden eines gelblich gefärbten Calcites. Und als jüngstes;
Mineral erscheint der Hyalith, der zuweilen über den Krystallen.
des vorerwähnten. Calcites. schöne Perimorphosen bildet. Diese
Mineralreihe, die auch in dem ähnlichen Basalte des Panznerhügels
vorkömmt, lässt sich der Altersfolge nach folgendermassen darstellen:
a) Calcit, keilförmig stenglich, grůnlich: oder graulichweiss, wenig
durchscheinend und schwach fettglänzend ;
b) Caleit, körnig, gelblichweiss, durchscheinend ;
c) Quarz, graulichweiss, kórnig, in Krsedricen úbergehend ;
181
A) :Chalcedon, bläulich, seltener róthlich oder graulich, stellenweise von
e) Cacholong bedeckt und in Perimorphosen übergehend und.
f) Krystalldrusen oder körnige Lagen eines farblosen Dolomit ein-
schliessend.
g) Calcitkrystalle (mit convexen Flächen), Halbkugeln und nieren-
förmige (dicke) Rinden zuweilen‘ von
h) Hyalith (auch in Perimorphosen) überzogen.
Herr Cand. Fr. Bílek, der sich seit längerer Zeit mit der Be-
stimmung des spez. Gew. an Mineralen und Gesteinsarten (unter
meiner Controlle) beschäftigt, bestimmte (im Pyknometer) das spez. G
des Calcit 0%. 2110:
5 R b) = 2746 ;
„ Ghalcedon d) = 2580 (untere Lage);
k) » „ == 2578 (obere „ J;
+. Dolomit D = 2.864 (Krystallkörner);
— 2'863 (Krystalle); |
„..Galeit 9) = 2'736 (Krystalle mit convexen
Flächen);
= 2741. (Kugeln, minder deutlich
spaltbar, z. Tb. mit. einer
schwachen Andeutung eines
| strahligen Gefiůges); |
1+- Hyalith h) = 2083.
Der Wassergehalt des Hyalith — 5: 73°%,.
Aus den Bestimmungen des spez. Gew. geht hervor, dass nur
das. unter /) erwähnte Carbonat als Dolomit bezeichnet werden kann.
Und „dieser Dolomit ist es wahrscheinlich, der von Rammelsberg
analysirt, sich durch: die Formel: 3Ca0.C0,—-2 Mg0.CO, aus“
drůcken lásst.
1+ Die weiter unten folgende Analyse Kühn’s— 18 at. Ca C-+2°6 at.
Mg C- Fe C bezieht sich wahrscheinlich auf den Caleit 9).
Bemerkenswerth ist die Abnahme des spez. Gewichtes der Kiesel-'
erde, „die sich! zuerst als Quarz, hierauf als Chalcedon und zuletzt
als Hyalith ausgeschieden hatte, während in den Melaphyrmandelsteinen
der umgekehrte Fall gilt, indem Opal das älteste, Chalcedon das mittlere
und Quarz das jüngste Glied der paragenetischen Reihe: bildet.
Von Kolosruk sind ausser stenglichen Warietáten von Aragonit
auch Krystalle bekannt, die zuweilen in ein Aggregat von Dolomit
umgeändert sind. *)
*) Berg- u. Hüttenm. Ztg. Leipzig 1863. 118.
182
Der krystallisirte Dolomit von Kolosruk enthält nach Rammels-
berg’s (I. und II.) und Kühn’s (III.) Analysen in °/,:
I. Hou,
6100 64 8584
Kohlensauere Kalkerde =
5 , Magnesia = 3653.11) 36.4)110039
Kohlensaueres Eisenoxydul = 273 — 5:53
100'26 101.76
Aus dem Feldspathbasalte von Vanov werden strahlige Compto-
nitaggregate erwähnt (Zeph. Min. Lex.).
b) Der Phonolith- und Andesitbasalte.
Am mannigfachsten und zahlreichsten sind die sekundáren Mine-
rale der Phonolith- und Andesitbasalte, die, wie bereits erwáhnt wurde,
den in der Natur Einfluss übenden Agentien am wenigsten Wider-
stand leisten, trotz dem ihr Kieselsáuregehalt alle vorgenannten Basalt-
varietäten úbertrifit. Da der feldspathige Bestandtheil der Phonolith-
und Andešitbasalte in den meisten Fállen durch eine Reihe von Mine-
ralen — Hauyn oder Nosean, Melilith, Nephelin, Leucit, trikliner u.
monokliner Feldspath — reprásentirt wird, so ist natůrlicherweise zu
einer. Mannigfaltigkeit von Neubildungen in den Blasen und Hohl-
ráumen das erforderliche Material geboten.
Im Nachfolgenden sollen die böhmischen Mineralvorkommnisse
der Phonolith- und Andesitbasalte nach der para- und metagenetischen
Folge erörtert werden.
Chalcedon.
Das älteste, aber auch eines der jüngsten sekundären Mineral-
gebilde der Basaltgesteine ist die amorphe Kieselerde, die im ersten
Falle als Chalcedon, im letzteren als Hyalith erscheint.
Der Chalcedon bildet sehr dünne, gelblich-, bräunlich-, graulich-
oder röthlichweisse, nierenförmige Überzüge, die zuweilen aus äusserst
zarten, parallelen Schichten bestehen (Stabigt bei Tetschen, Sperling-
stein bei Jakuben an d. E.).
Häufig ist der Chalcedon von einer sehr dünnen Lage von
Stilpnosiderit
bedeckt (Stabigt) oder wenn ersterer fehlt, so bildet der Stilpnosi-
derit das älteste Glied der Mineralreihe (Salesl, Böhm. Leipa).
Zumeist ist derselbe umgewandelt in
Limonit, PÁR“
der als eine dünne Ockerschichte unmittelbar auf dem Basaltgestein
oder auf dem Chalcedon erscheint.
183
Der für die Trachybasalte und die trachytischen Phonolithe
charakteristische
Analcim
fehlt auch den Phonolith- und Andesitbasalten nicht, sein Vorkommen
ist jedoch weit seltener.
Auf dem festen Phonolithbasalte von Stabigt bei Tetschen bildet
der Analcim zarte Drusen von winzig kleinen, gelblichweissen oder
fast farblosen Krystallen (202) auf einem dünnen, bräunlichen, nieren-
förmigen Úberzuge von — z. Th. in Limonit umgewandelten — Stil-
pnosiderit, unter dem sich eine sehr dünne, gelblichweisse Chalcedon-
schichte wahrnehmen lässt. Als jüngstes Glied der Mineralreihe er-
scheinen kleine, gelbliche Calcitrhomboeder, die den Analcimkrystallen
aufsitzen. Somit ist die paragenetische Mineralreihe: a) Chalcedon,
b) Stilpnosiderit und Limonit, c) Analcim, d) Calcit.
In grósseren Blasenráumen des Basaltes vom Kautner Berge
bei bohm. Leipa finden sich zuweilen sehr kleine, weisse, undurch-
sichtige An. Krystalle (202) mit ;Natrolith und Apophyllit vor (Zeph.
Min. Lex. 13.).
Ein anderes Vorkommniss von Analcim ist das von Sperlingstein
(auf tuffartigem Basalte). Drusen von winzig kleinen, fast farblosen
Krystallen umhüllen kleine Kügelchen und nierenförmige Krusten von
Chalcedon, während gelbliche Calcitkrystalle (—2 R) denselben auf-
sitzen. Auf zarten, gelblich- und graulichweissen Analeimdrusen,
welche die Blasenräume eines schwarzgrauen Basaltes von Seeberg
bei Kaaden auskleiden, breiten sich dicke Comptonitlagen aus. Die
Höhlungen eines zersetzten Basaltes von Wernstadtl pflegen mit völlig
‘ farblosen An. Krystallen ausgekleidet zu sein.
Ausserdem werden als Vorkommen des Analcim erwähnt: Wostrey
bei Schreckenstein und das Thal von Luschwitz.
Sehr gewöhnlich ist dagegen der Analcim in den RODY DARA CD
und den trachyt. Phonolithen (sp. G. = 2-26.)
Alterer Comptonit.
Eines der häufigsten und für die Andesitbasalte vornehmlich
charakteristischen Minerale ist der Comptonit (Thomsonit), der am
gewöhnlichsten theils mit Phillipsit, theils mit Chabasit, sehr selten
mit Natrolith vergesellschaftet vorkömmt. In Bezug auf letztgenannte
Minerale erweist sich der Comptonit theils jünger, theils älter.
Dem älteren Comptonit gehören die zarten, nierenförmigen und
die fast dichten, minder deutlich strahlig-faserigen, zuweilen rinden-
184
und krustenförmigen (graulichweissen oder schmutzig gelblichweissen)
Überzüge desselben an, welche die Wandungen der Blasenráume aus-
kleiden, während der jüngere, Comptonit vereinzelte, warzenähnliche,
halbkugelförmige oder fácherfórmige, aus tafel- oder sáulenfórmigen
Kryställchen oder aus zarten Nadeln bestehende Gruppen darstellt,
die nicht selten dem Chabasit oder Phillipsit aufsitzen.
So z. B. zeigen die vom Kautner Berge bei .böhm. Leipa stam-
menden Basalttufe auf zart nierenförmigen Comptonitüberzügen (von.
strahligfaseriger Textur) farblose Chabasitkryställchen, einzeln zer-
streut oder zu Drusen vereinigt, und auf letzteren sitzen honiggelbe,
fächerförmige Krystallgruppen von Comptonit auf. In Drusenráumen,
des leucit- und nephelinhältigen Basaltes,, südwestlich von Waltsch,
sitzen kleine vereinzelte Phillipsitkrystalle meist auf dünnen, gelblich-
oder graulichweissen, minder deutlich faserigen Comptonitrinden auf.
Dem älteren Comptonit gehört z. B. auch der sogenannte Meso-
lith von Hauenstein an, aus dem durch Zersetzung kaolinartige Massen
mit Beibehaltung der Formen entstehen.
Die chemische Analyse*) gab bekanntlich Rammelsberg an. Das
spez. Gew. desselben (nach Rammelsberg’s) — 2357. Bekanntlich
wurde der sogenannte Mesolith von Hauenstein von Rammelsberg
als ein Gemenge von Comptonit und Natrolith angesehen, von Ken-
gott dagegen zwischen Skolezit und Lehuntit gestellt. Nach von
Zepharovich wäre unter den Mesolithsphaeroiden reiner Comptonit;
Comptonit mit Natrolith und Natrolith vertreten. **)
Eine Analogie mit den sog. Mehlzeolithen von Dubitz gibt der
Vermuthung Raum, dass auch der sog. Mezolith von Hauenstein nur
eine paragenetische Reihe von a) älterem Comptonit (in minder,
deutlich strahligen Sphaeroiden) mit 5) Natrolith, der in Form von
Kugelsektoren zwischen den Sphaeroiden. des älteren Comptonit ein-
gekeilt ist, ohne sich den äusseren Merkmalen nach (ausser bei
vorgeschrittener Umwandlung) unterscheiden zu lassen, und c) jünge-
rem Comptonit in undeutlich geschiedenen, aus zarten Kryställchen
bestehenden Rinden, wejche die Oberfläche der Sphaeroide überziehen,
besteht.
Recht anschaulich ist diese paragenetische Reihe auf einer Stufe
des Dubitzer Mehlzeolithes warzunehmen. Unmittelbar auf dem Basalte
findet sich eine dicke Rinde von graulichweissem, durchscheinendem
*) Pogg. Ann. LVÍ. 288. und Dana: A system of mineralogy 425.
**) Zeph. Min. Lex. II. 103.
185
Comptonit vor, die in der Nähe des Basaltes dicht erscheint und in
weiterer Entfernung das allmählige Auftreten eines strahlig-faserigen
Gefüges zeigt. Diese durchscheinende Rinde ist stellenweise mit mehl-
artig umgewandelten Sphaeroiden (Mehlzeolith) überlagert, welche —
stellenweise noch Spuren eines strahligen Gefüges zeigend — sich
in Form von Kugelsektoren in die Comptonitrinde tief einkeilen und
stellenweise von einer dünnen, aus kurzen, dicken pelluciden Comp-
tonitkryställchen bestehenden Rinde bedeckt sind. ‚Letztere breitet
sich auch über die Sphaeroide des älteren Comptonit. aus. Die diese
zarte Rinde des jüngeren Comptonit zusammensetzenden Kryställchen
sind über den Sphaeroiden des älteren Comptonit radial aggregirt
und von den deutlicher auftretenden Stängelchen desselben gar nicht
geschieden, so dass man sie — wenn ihre Überlagerung an den Grenz-
stellen des Mehlzeolith und Comptonit nicht beobachtet werden wäre —
für. blose Krystallausláufer der älteren Comptonitsphaeroide ange-
sehen hätte.
Phillipsit.
Der Phillipsit wurde bereits als ein die kalireicheren Basalt-
gesteine, vornehmlich die Leucitbasalte charakterisirendes Mineral
hervorgehoben. Auch für die Phonolith- und Andesitbasalte ist der
Phillipsit-das Merkmal eines höheren Kaligehaltes und des Vorhanden-
seins von Leucit.
Die auf dem Basaltgesteine der Vierzehnberge vorkommenden
Phillipsitkrystalle sind meist Doppelzwillinge (übereinstimmend mit fig. 3
in Naumann’s Elemente der Mineralogie S. 343), z. Th. mit gelblichen
Calcitkrystallen (—2R) bedeckt ; die des Basaltes vom Kautner Berge»
die zuweilen von Chabasit, Comptonit und Natrolith begleitet sind,
sind die gewöhnlichen einfachen Durchkreuzungszwillinge mit coinci-
direnden Hauptaxen; ebenso die von Lisá bei Hühnerwasser, denen
gelbliche Caleitkryställchen aufsitzen.
Die 4—6 mm. l., graulichweissen, durchscheinenden Phillipsit-
krystalle von Böhm. Kamnitz sind mit fächerförmigen Comptonitaggre-
gaten und niereuförmigen, graulichweissen Überzügen derselben be-
deckt: «) Phillipsit, 2) jüngerer Comptonit; ebenso bedecken die
Chabasitdrusen von Waltsch vereinzelte Phillipsitkrystalle, während
"letztere dem älteren Comptonit von Waltsch aufsitzen (a) älterer
Comptonit, 5) Phillipsit, c) Chabasit). Und da zarte Phillipsitdrusen
den Natrolithbůscheln von Böhmisch Kamnitz zur Unterlage dienen
(a) Phillipsit, 9) Natrolith), deshalb wurde der Phillipsit in der para-
186
genetischen Reihe zwischen den älteren Comptonit und den Natrolith
gestellt. *)
Natrolith.
Wiewohl die Krystalle und Nadeln des Natrolith Wandungen
der Blasen- und Hohlräume der Basalte recht häufig auskleiden, so
finden sich dieselben ausser mit dem älteren Analcim und dem jün-
geren Albin sehr selten in Gesellschaft mit einem anderen Minerale.
Auf den Analcimdrusen der Trachybasalte (und der trachytischen
Phonolithe) sitzen Krystalle des Natrolith vereinzelt oder in Büscheln
oder in zusammenhängenden Überzügen auf, während die Natrolith-
nadeln im Basalte von Dubitz, von der hohen Wostrey bei Schrecken-
stein, vom Kautner und Neubauerer Berge bei Böhm. Leipa und aus
der Nähe von Hühnerwasser zuweilen mit kleinen sparsamen Albin-
kryställchen bestreut sind. Äusserst zarte, lange Natrolithbüschel
vom Kautner Berge haben zuweilen zarte Phillipsitdrusen zur Unterlage.
V. Reuss erwähnt des Natrolith vom Raednizer Berge in Gesell-
schaft mit röthlichweissem Caleit, ausserdem vom Střižovitzer Berge
und dem Fuchsberge bei Salesl. Von Wernstadtl sind büschelförmig
aggregirte Krystallnadeln und vom Kaltenberge bei Hassel sternförmig-
strahlige Aggregate bekannt (v Zeph. Min. Lex. 287).
Eine Stufe der Universitätsammlung — von Morwan stammend
— weist ein lockeres, verworrenes Haufwerk von zarten Natrolith-
nadeln auf einer minder deutlich strahlig-faserigen Comptonitdruse auf.
Chabasit,
In den Basaltgesteinen Böhmens erscheint der Chabasit theils
unmittelbar auf dem Muttergestein, theils in Gesellschaft mit Phillipsit,
mit dem älteren und dem jüngeren Comptonit, selten mit Mesolith.
Breithaupt **) erwähnt von Vierzehn Heiligen die paragenetische
Folge: a) Mesotyp (wahrscheinlich Mesolith), d) Chabasit.
Im Basalte des Kautner Berges bei Böhm. Leipa pflegen die
Wandungen der Drusenräume mit äusserst zarten Phillipsitdrusen
ausgekleidet zu sein; auf diesen sitzen vereinzelte, strahligfaserige
Kügelchen des jüngeren Comptonit und stellenweise Durchkreuzungs-
zwillinge kleiner, gelblicher Chabasitkrystalie (a) Phillipsit, 5) jüngerer
Cemptonit; a) Phillipsit, 5) Chabasit). Andere Stufen zeigen Drusen
*) Im trachytischen Phonolithe des Marienberges bei Aussig soll der Phillipsit (?)
als Überzug auf Apophyllit vorkommen. (Zeph. Min. Lex. 314.)
**) Paragenesis der Minerale 1849. 105.,
187
von Chabasitkrystallen, in deren Höhlungen strahligfaserige Kügelchen
des jüngeren Comptonit stecken ; a) Chabasit, 5) jüngerer Comptonit.
Von derselben Lokalität wird der Chabasit auch in Gesellschaft mit
Natrolith, Comptonit und Aragonit erwähnt (Zeph. Min. Lex.).
Oben wurde bereits erwähnt, dass sich unter den Chabasitdrusen
von Waltsch vereinzelte Phillipsitkrystalle befinden, die mit zarten
Chabasitkryställchen bedeckt sind.
Kleine, graulichweisse Kryställchen (R), zu Drusen vereinigt,
finden sich an den Wandungen der Blasen- und Hohlräume des
Basaltes von Vierzehnbergen, vom Pöhlberge bei Pohl, von Wern-
stadtl (im festen und im thonigen Basalte der Antonie und Laurenzi-
zeche), im Binoverthal in der Johanniszeche (auf Klüften und in
Blasenräumen eines vom Pyrit durchdrungenen Basaltes), von Letten-
büschel bei Böhm. Kamnitz (schön gestreifte Durchkreuzungszwillinge
von R. !/,R. 2R mit honiggelben zerfressenen Calcitrhomboedern) und
nach v. Reuss *) im B. von Markersdorf bei Böhm. Kamnitz (auf
faserigem Aragonit) und von Schima (ebenfalls am Aragonit).
Die schönsten und grössten Chabasitdrusen des böhm. Mittel-
gebirges stammen bekanntlich aus dem trachyt. Phonolithe von Růben-
dörfel. **)
Phakolith,
nach G. Rose und 'Des-Cloizeau als eine Varietát des Chabasit
angesehen, kómmt meist unmittelbar auf dem Basaltgestein vor, ohne
von anderen Mineralen begleitet zu sein; nur an dem Basalte von Sper-
lingstein habe ich unter den winzig kleinen, graulichweissen Phakolith-
kryställchen eine äusserst zarte, nierenförmige Kruste bemerkt, die,
unter der Loupe betrachtet, aus minder deutlich strahligfaserigen
Kügelchen besteht und wahrscheinlich dem Comptonit angehört. Die
seltenen Phakolithkrystalle aus dem blasigen Basalte der hohen Wostrey
sitzen zuweilen auf Natrolith. Breithaupt ***) führt (von Böhm. Leipa
u. von Salesl) die paragenetische Folge an: «) Natrolith, d) Phakolith.
V. Reuss) erwähnt des Phakolith aus dem Basalte von Salesl,
von Wanow und als Seltenheit aus dem blasigen Basalte der hohen
*) Umgebung v. Teplitz u. B. 1840. 177.
**) Über die Chabasitkrystalle von Rübendörfel. Neues Jahrb. f. Min. u. Geol.
36. 648. Über die polyedrische Beschaffenheit der Kryställchen. Zeitschrift
der d. geol. G. 15...
*+*) Paragenesis der Minerale. Freiberg 1849. 105.
+) Pogg. Ann. LXII. 149,
188
Wostrey. Krystalle des letzten Vorkommens — mehrfáché Důrch-
kreuzungszwillinge mit parallelen Axensystemeii der Comb.: R;=='/;R,
o P2, zuweilen mit *; P2 — sind linsenförmig, durchsichtig, stark-
glänzend -und auf den Rhomboederflächen federartig gerieft. — Von
ähnlicher Art sind auch die Zwillingskrystalle von Chirsching.
Der Phakolith von Böhm. Leipa wurde von Rammelsberg und
Anderson analysirt. *) art)
; Anhangsweise an Chabasit und Phakolith möge der
Levyn
erwähnt werden.
Der Levyn findet sich in Begleitung anderer sekundärer Silikate
nicht vor, sondern seine Krystalldrusen breiten sich meist unmittel-
bar auf dem Basaltgestein aus. „So finden sich aus der Gegend von
Böhm. Leipa und ‘von -Oberkamnitz einfache Krystalle in ‚Blasenräu-
men des Basaltes (v. Zeph. Min. Lex. 235) vor.
Auf einem zersetzten (tuffartigen) Basalte von Triebsch n
nen gróssere Calcitskalenoeder mit einem zarten Psilomelanůberzuge
versehen und auf letzterem sitzen winzig kleine gelbliche Levynkry-
stalle (Durchkreuzungszwillinge der gewöhnlichen Form). Auf einer
anderen, von derselben Lokalität stammenden Stufe sind die Levyn-
krystalle mit kleinen Calcitrhomboedern besetzt, die zum Theile in
pulverförmige Masse umgewandelt sind.
Der jüngere Comptonit,
dessen Unterschied vom älteren bereits hervorgehoben wurde, findet
sich weit häufiger als der ältere Comptonit und in Begleitung mehrerer
sekund. Silikate vor.
Auf dem Basalte von Oberkamnitz bilden die zarten, fast farb-
losen, durch Vorwalten von oP tafelförmigen Comptonitkryställchen
— auf einem sehr zarten Phillipsitüberzuge oder (auf anderen Stufen)
auf vereinzelten Phillipsitkrystallen aufsitzend — fächerförmige oder
halbkugelförmige Gruppen. Die zarten Täfelchen derselben schwellen
beim Glühen etwas wenig an, werden trübe und schmelzen sehr
schwer; Salzsäure zerlegt das feine Pulver derselben unter Gallert-
bildung.
Auf einem anderen Basaltstücke des böhmischen Mittelgebirges
mit der Etikette „Böhm. Kamnitz“ sitzen auf einer Druse von zarten,
farblosen Chabasitrhomboedern Kugelfragmente von Comptonit, die
im Innern fast dicht und näher der Peripherie. strahlig-faserig er-
s
*) Ed. N. Phil. J. 1843. 23 u. Dana: A system of mineralogy, 04
189
scheinen. Das Verhalten der Aussen- und Innenpartie vor dem Löth-
rohr ist völlig gleich.
Die vom Kantner Berge bei Böhm. Leipa stammenden Basalt-
stücke zeigen entweder farblose Chabasitkrystalle auf zart nierenför-
migen Comptonitüberzügen zerstreut oder ausserdem noch honiggelbe
fächerförmige Krystallgruppen des jüngeren Comptonit, dem Chabasit
aufsitzend. :
Nierenförmige, ziemlich dicke Rinden, die aus dick tafelfögmigen
Comptonitkryställchen bestehen, finden sich auf dem Basalte von
Neuland bei Niemes vor.
Der Comptonit von Waltsch wurde von Reuss beschrieben. *
Derselbe erscheint in kleinen, beinahe farblosen Kryställchen, die
nach unten in faserige Massen übergehen. Die Krystalle stellen die
gewöhnliche Combination P».oP&.«P mit dem sehr stumpfen
Makrodoma dar. Nach v. Zepharovich (Min. Lex. II 103.) ruhen die
nierenförmigen oder traubig gestalteten, im Bruche körnigen Rinden
des Comptonit auf einem kleintraubigen, zersetzten Minerale von
dunkel graubrauner Farbe; an einer solchen Stufe fand v. Zepharovich,
inmitten der grösseren sphaeriodischen Comptonitkrystallanhäufungen
dünne, sehr feinfaserige, weisse Kugelschalen (wohl ebenfalls Com-
ptonit), welche die Comptonitkrystalle so wohl überwölben, als auch
von ihnen überdeckt werden, stets scharf gegen den Comptonit ab-
gegrenzt. Über dem Comptonit hat sich nicht selten Aragonit abge-
setzt, entweder in gelblichgrauen Stängeln oder in radialfaserigen
Halbkugeln, die, aus mehreren Schalen bestehend, sich über die
Comptonitaggregate lagerten und endlich noch farblose Calcitkrystalle
tragen. Auf den Pasalttuff- und Kalkspathbreccien des Dubitzer
Kalkbruches sind grössere, gelbliche Calcitkrystalle mit platten,
gelblichweissen, zartfaserigen Kügelchen besetzt, die sich vor dem
Löthrohr als Comptonit erwiesen. |
Die schönsten Comptonitdrusen stammen bekanntlich aus einem
-© dunkelgrünlich-grauen Basalte vom Seeberge bei Kaaden. Die bis
0:5“ 1. wasserhellen und graulichweissen Krystalle dieser Lokalität
stellen meist mehrfache, nach dem Harmotomgesetze (nach Guthe)
gebildete Durchkreuzungszwillinge dar; die zarteren Individuen sind
in büschelförmigen Gruppen aggregirt oder zu rindenförmigen Drusen
verwachsen und zuweilen mit aufsitzenden, honiggelben Calcitkryställ-
chen versehen.
Des strahligen Comptonit (vom spez. G. = 2'41) erwähnt v. Reuss
13
+
190
aus dem Basalte von: Wanov, Schima,; Mückenhübel, Proboscht, ‚aus
dem Quarckloch bei Schreckenstein und vom Střižovitzer| Berge. +494
Die graulichweissen Halbkůgelchen des dem Chabasit, aufsitzen-
den Comptonit vom Kautner Ehren ergaben das spez. G.. apt
(best. m. .0:903 Gr.)
Die gelblichen, dem Chabasit a zu kleinen Wärzchen
aggregirten Kryställchen derselben Lokalität ergaben das sn
G. = 415 (best..m. 0'273 Gr.).
Nach Zippe ist das spez. Gewicht des Goinitentt vom See-
berge — 2'35—2.38 und nach Rammelsberg = 2:37. Die chemische
Analyse des Comptonit vom Seeberge stammt von Zippe uud Rn
Bag und jenes von Ellbogen von Melly. JM:
Hármotom
in sehr kleinen Krystallen (in Gesellschaft mit Chabasit und Comptonit)
wird aus dem Basalte von Böhm. Kamnitz (v. Zeph. Min. Lex. 206.),
ausserdem von Schima und Hauenstein erwähnt.*)
Stilbit
in breit nadelfórmigen celblichweissen Krýstállchen, zů strahlt
Gruppen aggregirt ünd zusammenhängende Drusen bildend, erscheint
auf dem Básalte' von Böhm. Oberkamnitz. "Aus den Drusen treten
stellenweise kleine Gruppen von Chabasitkryställchen hervor, sind
jedoch zumeist bedeckt und unzweifelhaft älterer Bildung. Von hn“
licher Art sind die Stilbitaggregate vom e_. Kara bei Böhm.
Leipa (Zeph. Min. Lex. 123).
Die vereinzelt vorkommenden Stilbitkrystalle von Kozákov
(o0Po.wPo.BRo.P.2P), die auf einer Druse von Bergkrystall
aufsitzen, haben den Melaphyrmandelstein zur Unterlage.
V. Reuss**) erwáhnt rothe Stilbitkrystalle aus „dem thonigen
Basalte und aus dem Basalte von Rodisfort.
Desmin
ist aus den Basaltgesteinen des böhm. Mittelgebirges nicht nach:
wiesen worden.***)
*) Die Harmotomkrystalle v. Oberstein in Schlesien sind auf einer Druge von
farblosen, Chabasitkrystallen aufgewachsen.
**) Umgebung v. Teplitz und Bilin 176. *
+**) Desminkrystalle ven Nalsoe und von Dalsypen sitzen auf an ala
Comptonitdrusen, 2 -
191
Apophyllit.
_ ‚Während der Apophyllit oder seine milchweisse, graulichweisse
Varietát, der Albin, auf Klůften und in Blasenráumen, der trachyt.
Phonolithe so häufig vorkómmt, ist derselbe in den Basaltgesteinen
eine weit seltenere Erscheinung.
RB Winzig kleine, milchweisse, vereinzelte Kryställchen (P.oP%)
. — zum Theil in ein mehliges Pulver mit Beibehaltung der Form
umgewandelt — finden sich auf den, aus zarten Nadeln bestehenden
Natrolithdrusen und auf den. (dem Natrolith ebenfalls aufsitzenden)
Calcitkrystallen des Basaltes von Dubic. Manche der Albinkrystalle
sind von Natrolithnadeln förmlich durchspickt.
Ausser dem seltenen Vorkommen am Steinberg und an der
hohen Wostrey bei Schreckenstein (mit Natrolith und Comptonit)
finden sich zuweilen wasserhelle Apophyllitkryställchen (oP&.P.OP)
mit Analcim und schönen Bůscheln und halbkugelfórmigen Aggregaten
von Natrolith in grösseren Blasenräumen des Basaltes. vom Kantner
Berge und vom Neubauerer Berge bei Böhm. Leipa (v. Zeph. Min.
Lex. 27 und II 29), ebenso auf dem Basalte aus der Nähe von
Hühnerwasser (auf Natrolithbüscheln aufsitzend).
„Auf dem trachyt. Phonolithe des Marienberges bei Aussie breiten
sich die Apophyllitdrusen theils unmittelbar auf dem Muttergestein
aus, theils sitzen vereinzelte oder gehäufte Krystalle auf Natrolith-
nadeln, von denen sie häufig durchwachsen sind; zuweilen finden sich
noch aufsitzende Calcitrhomboeder vor, die mit strauchartigen Wand-
anflügen versehen sind. Es besteht somit die paragenetische Reihe.
a) Natrolith, d) Albin, c) Calcit, d) Wad.
Bekanntlich fand Knop, dass im Albin eine gänzliche oder
partielle Pseudomorphose von Calcit nach Albin vorliege, deren Bildung
von innen nach aussen. vor sich geht (Blum. III. Nachtrag zu den
Pseudomorphosen des Mineralreichs. Erlangen 1863. 41) *).
Aragonit.
Der Aragonit gehört wohl zu den gewöhnlichsten at am meisten
verbreiteten Mineralen im Gebiete böhm. Basaltgesteine, indem er
theils in Form parallel- und zartfaseriger Platten die Klüfte zwischen
*) Auf dem Mandelsteine von Nalso& sitzen kurze, farblose Apophyllitsäulchen
(oP«.P.0P) auf halbkugelförmigen, strahlig-faserigen Comptonitgruppen
und scheinen zum Theile mit vereinzelten Desminkrystallen besetzt zu sein.
Die prachtvollen, meergrünen Apophyllitkrystalle von Pomati in Ost-
indien haben stellenweise Stilbit- und Natrolithdrusen zur Unterlage.
13*
192
den Basaltsäulen ausfüllt, theils in Tuffen mehrfache Lagen bildet
oder in stänglichen Aggregaten (mit schön entwickelten Krystallen
in Hoblräumen derselben) zoll- bis fussdicke Nester einnimmt; seltener
dagegen ist derselbe in Blasenräumen fester Basalte in Gesellschaft
mit anderen sekundären Mineralen zu finden. Und in diesem Falle
bildet er dünn- oder dickstängliche oder aus nadelförmigen Krystall-
nadeln bestehende Aggregate. So finden sich z. B. auf einem Basalte
aus der Nähe von Böhm. Leipa farblose oder weisse, kegelförmig
aggregirte Aragonitnadeln, mit der Kegelbasis aufsitzend. Vom Kautner
Berge und Neubauerer Berge bei Böhm. Leipa werden kurze, spiessige,
wasserhelle und gelbliche Krystalle mit Natrolith, Chabasit und Com-
ptonit (Watzel. Programm des Obergymnasiums zu B. Leipa 1862)
und von Schönhof fein faseriger Aragonit, mit Calcit abwechselnd,
(Lotos 1870. 59) erwähnt.
Eine Stufe von Waltsch, der Pr. Universitätssammlung augehörig,
zeigt stenglichfaserigen Aragonit auf einer Comptonitdruse; eine
andere Stufe derselben Lok. weist äusserst zartfaserige, dünne, halb-
kugelförmige Aragonitrinden auf Comptonit, Gruppen von Comptonit-
krystallen einschliessend und stellenweise mit graulichweissen Calcit-
kryställchen bedeckt.
Die chemische Analyse des Aragonit von Waltsch führte Stro-
mayer aus. “) |
Hr. Cand. Fr. Bílek hat folgende Bestimmungen des spez. Ge-
wichtes der aus verschiedenen Basaltvarietäten stammenden Aragonite
vorgenommen:
des plattenförmigen, parallel feinfaserigen Aragonit von Ker- A
schina — 2935
m : + | Seidenglánzenden, milchweissen
Ar. v. Křemusch — 2946
“ 2 „ faserigen Aragonit v. Chlum bei
Maschau — Aba
ie s »„ weissen Ar. v. Tschogau == 2'930
s u „... honiggelben „ : =12'916
“ 1. fast dichten (undeutlich faserigen) festen
Ar. v. Wistherschan = 2132
a * zart faserigen, weissen Aragonit von
Wistherschan = 2867
4 ji feinfaserigen, seidenglánzenden, weissen
Ar. v. Waltsch — 2866
(+) Schw. J. XII. 362. 490.
193
des dünnstengligen, kurzfaserigen, bräunlichgelben Arag. von
Ranay = 2194
‘„ undeutlich faserigen gelblichweissen Ar. v. Ranay 292-763
Galcit.
Der Caleit erscheint in den Drusenräumen fester Basalte vor-
waltend als eines der jüngsten Glieder, den sekundären Silikatgebil-
den aufsitzend. So z. B. in den Drusenräumen des Basaltes von
Lysá bei Weisswasser sitzen kleine honiggelbe Calcitkrystalle (— 2 R)
auf zarten Phillipsitdrusen, in den Drusenräumen des Basaltes vom
Dubic sind die Natrolithnadeln mit kleinen Calcitrhomboedern (—°/, R)
besetzt, aus denen zarte Natrolithnädelchen borstenförmig hervor-
ragen; ebenso am Fussberge bei Salesl sitzen grössere Calcitrhom-
boeder (—2 R) auf Natrolithnadeln auf.
Nach v. Reuss sind die Calcitkrystalle von Tschochan (4 R) mit
einer Rinde kleiner Dolomitkrystalle überzogen und die Höhlungen
der Calcitplatten aus den Klüften des Basaltes vom Quittelberge bei
Triblitz theils mit kleinen, linsenförmjgen Rhomboedern besetzt, theils
von dickstänglichen Massen farblosen und schwach bräunlichen Ara-
gons durchzogen.
Ausserdem erwähnt v. Reuss den Caleit von zahlreichen anderen
Lokalitáten, jedoch ohne Begleitung anderer Minerale (Umgebung
v. T. und B. 1840. 175 und 204).
Während der Calcit (meist Ro. — 2 R) in der Regel das jüngste
Glied der paragenetischen Reihe bildet, gehört derselbe (namentlich
in Skalenoederformen) auch einer älteren Bildung an. So z. B. bilden
zuweilen Chabasitdrusen perimorphe Rinden um grössere honiggelbe,
zerfressene Calcitkrystalle, deren ‘vorwaltende Form ein Skalenoeder
gewesen zu sein scheint. Auf den Natrolithnadeln des Dubitzer
Basaltes sitzen vereinzelte, honiggelbe Calcitkrystalle, die winzig
kleinen Albinkrystallen zur Unterlage dienen.
Apatit (Var. Staffelit).
In Begleitung des Hyalith erscheint der Staffelit an den Kluft-
wänden des Basaltes vom Berge Wilif und von der hohen Lauer,
nordwestlich von Waltsch. *)
*) Bořický: ‘Über neue Mineralvorkommnisse in der Umgegend von Waltsch.
Sitzb. der k. böhm. G. d. W. 21. Februar 1873.
194
Opal (Hyalith). | stauüub. 49b
LOT \
Bekanntlich gehören jene, in den Dünnschliffen der, in den Um-
une vorgeschrittenen Basalte häufig vorkommenden Infiltrations-
partien, die sich durch elliptisché oder rundliche, gekráuselte Schich-
tenlienien (ohne querfaseriges Gefüge) charakterisiren, . wesentlich der
amorphen Kieselsäure an. Dieselbe scheidet sich auch in grösseren
Partien entweder als graulich- gelblich- oder bläulichweisse ani
oder als Hyalith aus.
Winzig, kleine Opal- (und Chalcedon-) Körner maonstachor Fär-
bung (meist blaulichweiss) kommen vereinzelt in verschiedenen Basal-
ten eingesprengt vor (Dubitz, Krondorf, Panznerhügel bei Bilin, Chau-
dener Berg bei Aussig u. a.). Auf einem Basaltstücke aus der Gegend
von B. Leipa breitet sich auf einer sehr, dünnen Stilpnosideritlage
ein zart nierenförmiger Überzug von Cacholong aus, auf dem ein
kugelförmig-strahliges Aggregat von Aragonitnadeln aufsitzt.
Während Chalcedon und Cacholong meist nur in sehr geringer
Menge auftreten und zu den ältesten, sekundären Mineralen gehören,
ist der Hyalith *), in grosser Menge entwickelt, gleichen Alters mit
dem Waltscher Staffelit uud jünger als der Aragonit mach dem er
schöne Perimorphosen bildet).
Auch’ in den trachytischen Phonolithen erscheint der Hyalith A5
jüngste‘ Bildung‘ und zeugt (in allen Fällen) von einem sehr vorge-
schrittenen Umwandlungsstadium des Gesteíns. 80 z. B. auf dem
Phonolithe des Marienberges werden zuweilen die auf Natrolith auf-
sitzenden Albinkrystalle von zarten, nierenfórmigen Hyalitbgebilden
überzogen. H
| Die schönsten: Hyalithstufen ‘unserer: Sammlungen stammen aus
den Andesitbasalten der hohen Lauer und des Vilitberges bei’Waltsch:
Die Analyse des Hyalith von Waltsch stammt von Schaffgot: **)
Perimorphosen des Hyalith nach schalig-fase-
rigen Apatitkrusten und Perimorphosen von Hyalith
nach Aragonitkrystallen wurden bereits beschrieben. ***)
*) Alle Hyalithe zeigen bekanntlich doppelte Brechung, Der Hyalith von Waltsch
hat, eine, zwiebelähnliche Struktur, und, ist frei von, Hydrophan;, BeBHREN
mikroskopische Untersuchungen über die Opale. Sitzb. © d. k. Akad, find m
Dzbheft. 1871. ee
+*) Pogg. Ann. LXVIII 147.
***) Bořický: Über. neue Mineralvorkomteen! in. der: a ‚vom ‘Waltsch.
Sitzb. der k. böhm. G, der W. 21. Februar 1873,
dslié
195
Ausser den erwähnten Vorkommnissen aus der Gegend von
Waltsch finden sich halb durchscheinende stalaktitische Hyalithüber-
züge auf Lavastücken des Kammerbühl vor (A. Paliardi. Der Kam-
merbühl ein-Vulkan bei Kaiser-Franzensbad. Eger 1848).
Zu den jüngsten Mineralgebilden der Drusenräume gehört
auch der
Pyrit,
dessen winzig kleine, zuweilen in Limonit umgewandelte Kryställchen
auf verschiedenen Mineralen aufgestreut zu sein pflegen ; aber weit
zahlreicher findet sich derselbe in umgewandelten Basalten in Kaas
sprengten Körnchen vor.
Ohne eine bestimmte Stufe in der Reihenfolge der Minerale
einzunehmen — doch: meist zu den jüngsten gehörig — pflegt auch der
Wad
in zarten dendritischen 'Anflügen auf verschiedenen Mineralen, na-
mentlich dem Calcit, vorzukommen. ©
Sekundáre Minerale der Trachybasalte.
Die umgewandelten, nosean- -und nefelinreichen trachytischen
Phonolithe sind durch den Reichthum an Analcimdrusen derart chara-
kterisirt, dass sie zuweilen mit dem Namen „Analcimophyr“ belegt
werden. (Unter diesem Namen erhielt ich einen analcimreichen Tra-
chybasalt von Dr, Krantz.)
In den meisten Fällen sitzt der Analcim unmittelbar auf dem
Muttergesteine, seltener durch eine Lage von Stilpnosiderit oder Li-
monit von demselben geschieden und dient zuweilen Natrolithdrusen
zur Unterlage.
Analoim,
Die Wandungen der meist Jänglichen und parallelen Blasenráume
des Kunětitzer Basaltes sind mit Analcimdrusen ausgekleidet, deren
Krystalle, modellscharfe Leucitoeder 202. «0«, meist graulich
oder gelblichweiss gefärbt und zumeist mehr weniger porös und
zerfressen sind. Unter ihnen finden sich auch Krystalle vor, die
völlig hohl sind, nur eine dünne, scharfkantige und ebenflächige Hull
darstellend.
Auf diesen Analcimkrystallen — die nach E. Jahn bis u D:
erreichen, auch bis zur mikroskopischen Kleinheit herabsinken, zu-
196
weilen mit einer schwärzlichen Rinde überzogen und mit lichtgelben
verwitterten Nadeln (wahrscheinlich Pseudom v. Steatit nach Amphi-
bol) durchspickt sind — sitzen 1“ I. und bis 2 br. graulichweisse,
durchscheinende, an den Endpunkten fast farblose
Natrolith-
krystalle (oo P.P), die sich nur selten im vorgeschrittenen Grade der
Zersetzung (bis zur pulverigen Consistenz) vorfinden. |
Mit Rücksicht ‚auf die constante paragenetische Folge beider
Minerale, des Analcim und Natrolith, und auf das meist frische Aus-
sehen des Natrolith und die stets bedeutend vorgerückte Umwand-
lungsstufe des Analcim kann man folgern, dass sich der Natrolith
durch Auslaugung der Substanz des Analcim gebildet habe; denn
Analcim = Al 80° + Na Si — 2H
— Si
Natrolith = Al 8? + Na Si + 2H.
Auf den Natrolithnadeln pflegt ziemlich selten
Pyrit
in winzig kleinen Kryställschen zerstreut zu sein, während kurze (oft
linsenförmige)
Caleit-
säulchen (oR.— '/, R.) häufiger anzutreffen sind. Es ist somit die
paragenetische Folge a) Analcim, 5) Natrolith, c) Pyrit, d) Calcit.
PA AIS NN SISS LIS IS
Anhangsweise mögen jene sekundären Minerale erwähnt werden,
die, vereinzelt, theils in Höhlungen fester Basalte vorkommen, theils
Ausfüllungsmasse der Basaltklüfte bilden.
Es wurde bereits (a. a. O.) erwähnt, dass die Basaltklüfte am
gewöhnlichsten von Carbonaten (zumeist Aragonit, Calcit, Dolomit)
ausgefüllt sind.
Das Vorkommen von Osteolith bei Schönwalde unweit Fried-
land war seit längerer Zeit bekannt; in jüngster Zeit fand sich der-
selbe auch in den Basaltklüften bei Waltsch vor, mehre Zolle dicke,
in dünne parallele Schalen spaltbare Platten bildend. *)
*) Boficky : Über neue Mineralvorkommen in der Umgegend von Waltsch.
Sitzb. d. k. böhm, G. d. W. 21. Februar 1873. 19119
197.
Am. ‚Galgenberge bei Aussig. bildet schwarze Bergseife
(Oropion) die Ausfüllungsmasse der Basaitklůfte. In ähnlicher Art
kommt zuweilen die Grünerde (Seladonit) vor (z.B. im Basalte
des Eulenberges bei Leitmeritz), die jedoch háufiger in een
Massen (z. B. am Raudnizer Berge) auftritt.
In öl- bis spargelgrünen Körnern erscheint der Steatit im Ba-
salte von Wanow, in gelbraunen Kórnern im Basalte von Kubatka;
häufig sind auch in manchen Basalten Neolith-ähnliche Gebilde
(z. B. im Basalte von Böhm. Kamnitz, am Kukačkaberge und a. a.
©.) und Bol-ähnliche (hasel- bis wallnussgrosse) Knollen (z. B. in
den Höhlunger des Basaltes vom Kautner- und vom Horkaberge bei
Böhm. Leipa). Endlich verdient auch der Kerolith eine Erwähnung,
der am Hauensteine *) brockliche Massen bildet u. zuweilen den Mehl-
zeolitten von Dubitz in kleinen Körnern (nahe der Basaltmasse) ein-
gesprengt ist.
Von den Mineralen der Tufe verdienen die in agronomischer
Beziehung wichtigen Phosphate hervorgehoben zu werden.
In meiner Abhandlung. „über „die Verbreitung des Kali und der
Phosphorsáure in böhm. Gesteinen“ habe ich auf den -verhältniss-
mässigen Reichthum böhmischer Basalttufe an phosphorsauerem Kalke
hingewiesen und namentlich erwähnt, dass in den Tufen zuweilen
Ausscheidungen des basisch phosphorsaueren Kalkes, mit kohlensau-
erem Kalke gemenst, als graulich-, grůnlich- oder gelblichweisse,
poröse, feinerdige Massen vorkommen, die in Nestern und Adern von
mehreren Zollen bis über einen Fuss mächtig die Tuffe durchsetzen.
Ausserdem — erwähnte ich in der vorgenannten Abhandlung —
kommen zuweilen, einzelnweise in den Tufen eingebettet, röthliche
(feischrothe), róthlich- oder gelblichweisse, ‚compacte Knollen von
glatter, fettglänzender und röthlichweisser Oberfläche. vor, deren
matte, flach muschelige Fragmente. sich fettig, anfühlen, an der
Zunge haften und eine starke Phosphorsäurereaktion geben.
Diese Knollen erwiesen sich als ein Gemenge von vorwaltendem
Phosphorit mit einer bolähnlichen Substanz. **)
*) G. Leonard’s Handw. d. topogr. Min. 1843.
**) Bořický: Über neue Mineralvorkommen in der TEE OBER von Waltsch.
Bitzb. der k. b. G. d. W. 21. Februar 1873.
198
o Prof» Dr.» Emil Weyr sprach: Über: die: lineale Oonstruetion
der Curvén m-ter Ordnung‘ mit einem (n—1)-fachen Punkte und ‚der
ri n-ter. Classes mit einer (n—1)-fachen Tangente. nů
A Es sei C, eine ebene Curve »-ter Ordnung, welche i im Punkte
O einen (n—1)-fachen: Punkt besitzt; jede durch O gelegte Gerade
schneidet: die Curve demnach ausser in O nur noch in einem einziaen
Punkte.
Durch einen, festen Punkt P in: der, Ebene der Curve RER
wir ‚eine Gerade A, welche C, in der »-punktigen Gruppe 0, &, 0 +%
;..@, schneiden möge, und verbinden nun diese ‚Punkte mit O. durch
die Strahlengruppe ; 41, 42,43 <. -+ An» Indem wir, diese n-gliedrige
Strablengruppe ‚dem. Strahle vs zuordnen und umgekehrt jedem
Strahle des Bůschels O den Strahl: des Bůschels P zuordnen, wel-
cher durch den Schnittpunkt des ersteren mit der Curve C, hin-
durchgeht, erhalten wir zwei Strahlenbůschel, die man als zwei ein
— n-deutige bezeichnen könnte. Es entsprechen nämlich jedem
Strahle des Büschels P » Strahlen des Büschels O und umgekekrt
jedem Strahle des Büschels O ein einziger des Büschels P. Das
Büschel P ist daher das eindeutige und das Bůschel O das n-
deutige. Die Curve C, erscheint als der Durchschnitt entsprechender
Strahlen, als das Erzeugniss beider Bůsckel.
2. Legt man den Strahl A durch den (n—1)-fachen Punkt 0,
so schneidet er die Curve in (»--1) diesem Punkte unendlich nahen
Punkten und weiter in einem »-ten von O verschiedenen Punkte a.
Die (1—1) Nachbarpunkte des Punktes O bestimmen, mit ihm ver-
bunden, seine m—1) Tangenten, während die Gerade 001 mit A
identisch ist.
Der gemeinschaftliche Strahl OP beider Bůschel
entspricht sich einmal selbst, während ihm im n-deu-
tigen Büschel überdiess die (n—1) Tangenten der a
C, im Scheitel O zuzugeordnet sind.
3. Die den einzelnen Strahlen des eindeutigen Bůschels P at.
sprechenden »-gliedrigen Strahlengruppen des n-deutigen Bůschels O
bilden offenbar eine Strahleninvolution »-ten Grades. Denn jede dieser
Strahlengruppen ist bestimmt, sobald man VBONÁ 21 einen ihrer N
Strahlen kennt. ;
Wäre z. B. von der Gruppe.: Ay 2 K A) der Strahl u ge-
geben, so ist die Verbindungslinie von P mit dem Schnittpunkte «,
von A, und C, der Strahl A, welcher C, ausser in ©, noch in den
199
(n—1), Punkten &;, &, x. . &, schneidet, die mit O, těrbunden die Dee
übrigen ‚Strahlen der Gruppe liefern. ;
„Ziehtiman durchleinen! Bunkt im sr E bene einer
Curve -ter Ordnung, welche ei nen (n—1)fachen Punkt
besitzt, Strahlen; und verbindet mam dien -gliedrigen
Sch nittpunktgruppen derselben. mit dem“ (u—1)fachen
Punkte durch Strahlen, so erhált man am u O eine
Strahleninvolution n- ten Gra des.“
Die (n—1 Tangentén: des Punktes- -O mit dem von O-nach P
gehenden Strahle bilden auch eine Gruppe dieser Involution.
4. Es gibt Gruppen der Involution O, welche Doppelstrahlen
besitzen d.ch. in welchen von den »: Strahlen zwei in einen zusam-
menfallen. © Zieht man nämlich von P aus an -die Curve“ eine Tan-
gente; V. so. werden „von den » Schnittpunkten derselben:! mit -der
Curve zwei im Berührungspunkte '», ,' zusammepnfallen ‘Es werden
daher‘ auch in der Linie Ov,, zwei Strahlen’ der, ’der Tangente V
entsprechenden Gruppe zusammmenfallen, d. h. Ov; wird ‚ein Doppel-
strahl der Gruppe sein.
Es wird daher so viele Gruppen mit Doppelstrahlen geben, als
es‘ an €, durch P Tangenten gibt. er
< Die Curve ©, ist von der -ten Ordnung, fólolich“ sollte sie von
der n (n--1)-ten Classe sein; da sie einen (n—1)-fachen Punkt besitzt,
so wird dadurch ihre Classenzahl um (n—1) (1—2) Einheiten ver-
mindert und somit ist C, von der 2(n—I)ten Classe. Es Zehen da-
ker durch P 2 (n—1) Tangenten an ©,, welche wir mit V©, VO, Ve..
. V?@=D bezeichnen wollen und denen solche Gruppen der Involution
O entsprechen, welche Doppelstrahlen enthalten. In der That hat
auch eine Involution n-ten Grades im nn 2 (nl) Doppel-
-= i.
„Es gibt 2 (n—1) Strahlen des eindeutigen Bů-
schels, denen im n-deutigen Strahlengruppen mit
Doppelstrahlen entsprechen“
Wir nennen diese 2(n—1) Strahlen des eindeutigen Büschels
ří P: erzweigungsstrahlen desselben.
'„Die 2(n—1) Verzweicungsstráhlén des eindeu-
eigen Büschels sind dievonseinem Scheitel an die
Curve C, gezogenen Tangenten.“
Jede dieser Tangenten V berührt Ca in einem Punto V und
"*) Siehe Cremona: „Ebene Curven“, dötitseh von. Cuřtze, pag! 28.
200
schneidet sie in 4—2 weiteren Punktes 03, v. .. On“ Der von O nach vy;
gehende Strahl V,, ist ein Doppelstrahl der Involution, welcher mit
den nach »,,v,;.. a resp. gehenden Strahlen V;,,V,... V, eine
Gruppe bildet.
5. Die beiden ein — »-deutigen Büschel P und O besitzen
insofern eine besondere Lage, als sich ihr gemeinsamer Strahl OP
einmal selbst entspricht. Bringt man sie durch Drehung in allgemeine
Lage, so wird diess nicht mehr eintreffen, sondern es wird dem 'ge-
meinsamen Strahle eine »-gliedrige Strahlengruppe im »-deutigen
Büschel entsprechen, von welcher kein Strahl mit dem gemeinsamen
zusammenfällt.
In dieser allgemeinen Lage werden die beiden Büschel eine
Curve erzeugen, welche von der (u +1)-ten Ordnung ist und in 0
einen n-fachen Punkt besitzt. Denn nun gehört der Punkt P zu dem
Erzeugnisse und zwar als einfacher Punkt, da er als der Schnittpunkt
des. beiden Büscheln gemeinschaftlichen Strahles mit dem ihm im
eindeutigen Büschel entsprechenden Strahle erscheint. Da nun jeder
durch P gehende Strahl die Curve überdiess in » Punkten schneidet,
(nämlich in denen, in welchen er von der ihm entsprechenden Strahlen-
gruppe des Büschels O getroffen wird), so hat jede durch P gehende
Gerade mit der Curve (1 +1) Punkte gemein und das Erzeugniss
ist von der (n +1)-ten Ordnung. Wir wollen die Curve mit C141
bezeichnen:
„Zwei ein —n-deutige Büschel in allgemeiner
Lage erzeugen eine Curve (n-+-1)-ter Ordnung,
welcheim Scheiteldes eindeutigen Büschelseinen
einfachen und im Scheitel des n-deutigen Bůschels
einen n-fachen Punkt besitzt.“
7. Rechnet man in diesem Falle den gemeinschaftlichen Strahl
OP beider Büschel einmal zum Bůschel P, so entsprechen ihm im
n-deutigen Bůschel O die » Tangenten dieses Punktes. Rechnet man ihn
aber zum »-deutigen Büschel O, so entspricht ihm im Büschel P die
Tangente von Ca+1 in diesem Punkte.
„Dem gemeinschaftlichenStrahle zweier ein-n-
deutigen allgemein liegenden Strahlenbüschel
entsprichtim n-deutigen die Tangentengruppe.der
Curve C,+, im ScheitelO und im eindeutigen Büschel
die Tangente der Curyein dessen Scheitel.“
Die erzeugte Curve C,+, ist nun von der 2n-ten Classe. Aus
P gehen an sie die beiden indessen Tangente zusammenfallenden
201
und die weiteren 2(a—1) Tangenten, welche durch die Verzweigungs-
strahlen des eindeutigen Büschels dargestellt werden.
7. Wir hahen also zwei wesentlich verschiedene Lagen zweier
ein —n-deutigen Strahlenbüschel zu unterscheiden.
In der allgemeinen erzeugen sie eine Curve (n-+ 1)-ter Ordnung,
während sie in der speziellen Lage, wenn sich ihr gemeinsamer Strahl
einmal selbst entspricht, eine Curve »-ter Ordnung erzeugen.
Wir sagen im zweiten Falle: die beiden Strahlenbüschel seien
in reducirter Lage.
Um zwei ein — n-deutige Büschel in reducirte Lage zu bringen,
hat man sie daher so zu legen, dass sich zwei entsprechende Strahlen
beider Büschel decken.
Das Erzeugniss zweier reducirt liegenden Büschel ist eigentlich
ebenfalls von der (n—-1)-ten Ordnung, da der gemeinsame Strahl als
Linie erster Ordnung zu der durch die Büschel erzeugten Curve
n-ter Ordnung hinzuzurechnen ist.
8. Eine Curve n-ter Ordnung ist im TR: durch — Be
Punkte ‚bestimmt und folglich eine Curve (»—-1)-ter rien im
Allgemeinen durch a ek Punkte. Hat sie einen n-fachen
r = 1)
eine Curve (n—-1)-ter na mit einem »-fachen Punkte bestimmt
+D (0+4 nn)
2 «72
Punkt, so gilt dieser für — — —- einfache Punkte und daher wird
sein, wenn wir den letzteren und weitere er
— 2(n--1) Punkte derselben kennen.
Daraus schliesst man aber unmittelbar, dass, um zwei ein —n-
deutige Strahlenbůschel zu bestimmen, 2n-+-1 Paare entsprechender
Strahlen bekannt sein müssen. Denn diese Strahlenpaare bestimmen
2n--1 Punkte der durch beide Büschel erzeugten Curve C, +1, für
welche der Scheitel des »-deutigen Büschels ein n-facher und der
Scheitel des eindeutigen Büschels ein einfacher Punkt ist. Man hat
also für ©, +. den n-fachen Punkt und 2%» + 2 weitere einfache Punkte,
durch welche die Curve und somit auch die beiden Büschel bestimmt
sind.
9, Eine Involution n-ten Grades ist durch zwei Gruppen ihrer
Elemente bestimmt. Kennt man zwei Strahlengruppen einer Involution
am Punkte O, so kann man leicht, eine Curve n-ten Grades angeben,
mit deren Hilfe die Inyolution construirt werden kann.
202
'Beien Al, A, ‚ Au und By By! Bu) die zwei Strahlen“
gruppen der n pidi am Scheitel’ O. 17 b nsldana
Zieht man durch einen beliebigen Punkt P zwei Gerade A, B,
welche die beiden Gruppen der Strahlen'in den beiden'Punkt- Gruppeh
aj. únvund PB, By. © < By resp. schneiden, so’ kann man
durch diese 2 Punkte eine Curve C, »-ter Ordnung’ legen, welche'in 0
einen (4—1)-fachen Půnkt besitzt: Jeder‘ dritte durch P gehende
Strahl bestimmt) mit C, eine Punktgruppe, welche mit O'eine B
gruppe der betrachteten Involution liefert.
10. Wir sind von einer Curve C, n-ter Ordnung ausgegangen and
haben an ihrem‘ (n—1)-fachen Punkte‘ O mittelst' eines beliebigen
Punktes P eine Strahleninvollution » ten Grades 'hergestellt.' Zugleich
erhielten wier zwei ein —n-deutige reducirte“ Strahlenbüschel, deren
Erzeugniss die Curve C, war. Wir sahen, wie dieselben zwei Büschel
dadurch, dass sie' in allgemeine Lage gebracht wurden, 'eine Curve
C„+ı der (n-+1)-ten Ordnung mit einem n-fachen Půnkte erzeugten.
Gehen wir den umgekehrten Weg, so finden wir, dass man,die Con-
struktion einer Curve (n-+-1)-ter Ordnung mit einem »-fachen Punkte
zurückführen kann auf die Construktion einer Curve der n-ten O teké
mit einem (4—-1)-fachen Punkte
Geht man weiter, so nd man ebenso die Construktion der
Letzteren auf jene; der Curve, (n—1)-ter Ordnung, mit einem, (n—2)*
fachen Punkte zurückführen können u. s. w., bis man schliesslich
auf eine Gerade gelangt.
Wir kommen’ daher zu dem, Schlusse:
„Die Construktion einer Curve »-ten Ordnung Tat
einem n-fachen Punkte kann auf die Construktion (einer
Geraden zur ückgeführt werden.“
Man wird also jede Curve der n-ten Ordnung, welche einen (ml):
fachen Punkt besitzt, linealc onstruiren können. Wir stellen uns somit
folgende Aufgabe:
11. Von einer Curve C, nter Ordnung ist ein (n—1)-
facher Punkt O und weitere 2n einfache Punkte gege-
ben. Man soll die Curve construiren.“
Bezeichnet man die 2% Punkte mit a, a... dx und wählt
man den letzten a,. zum Scheitel eines Strahlenbůschels, so kann
man dieses in ein —(n—1)-deutige Beziehung mit einem Strahlen-
büschel am Scheitel O bringen, indem man zwei sich auf ©, 'schnei-
denden Strahlen beider Büschel einander entsprechen lässt. Von diesen
zwei ein —(n—1)-deutigen Büscheln kennt man folgende (2 n—1) Paare
203
entsprechender Strahlen: “>. ni aa 0043 9)
Dadurch sind nach 8. die beiden Büschel Hestihüht; un ihre Ver-
vollständigung wird die Curve C, construirt. |
Diese beiden Büschel sind jedoch in allgemeiner Lage. Wir
können ihr Erzeugniss dadurch vereinfachen, dass wir sie in reducirte
Lage bringen. . Diess geschieht, indem wir den Büscheln eine solche
Lage geben, dass sich zwei entsprechende Strahlen decken; wir legen
also die Büschel so zu einander, dass das Strahlenpaar Gon Q@sn-.ı,
0 Gon—1 welches den Punkt an-ı von C, lieferte, sich deckt. Die
übrigen 2n—2 Strahlenpaare werden sich jetzt in den Punkten a“
a, Q, ... gu. Schneiden.
In „dieser reducirten, Lage erzeugen die beiden Büschel. eine
Curve (n—1)-ter Ordnung. Cu-ı, welche in O einen (n—2)-fachen
Punkt besitzt. ° Die Construktion dieser Curve wird uns die Vervoll-
ständigung der beiden Büschel und somit auch unsere ursprünglich
erlangte Curve C, liefern. Die Curve C.-ı, welche durch O und die
2n—2 Punkte a’ bestimmt ist, kann als der Durchschnitt zweier 1—
(n—2)-deutigen Büschel betrachtet werden. Nimmt man:zu dem Be-
hufe den Punkt «’.-2 zum Scheitel des eindeutigen und O, zum
Scheitel des n—2-deutigen Büschels, so erhält man folgende 2 1—3
Strahlenpaare der beiden Bůschel a'zn—z a4, 0013 Ama a%, 00%;
Win A3 0035960Aoa221A2aay 10 Wen-a | Durch: diese: 2 n—3
Strahlenpaare ist die Bezichung beider Büschel' festgestellt."
Bringt man die beiden Bůschel in reducirte Lage, indem man
z. B. die Strahlen a“ a’, 00“3n-; übereinander legt) so werden
sich dieselben in einer Curve CO,» (n—2)-ter Ordnung mit einem
(1—3)-fachen Punkte schneiden. Die Paare entsprechender Strahlen
Schneiden sich jetzt in (2n»—4) Punkten a*; a?, a*;...a*n 3 welche
mit dem (n—3)-fachen Punkte O die Curve C., bestimmen.
' Nimmt man abermals, um sie zu construiren, @%,.n—, zum Scheitel
© eines eindeutigen und O zum Scheitel eines (1—3)-deutigen Büschels,
als deren beider Erzeugniss O,_, auftritt, so erhält man (2»—5)
Strahlenpaare der beiden Büschel und kann diese abermals in redu-
cirte Lage bringen.
Wenn man diese Operation fortsetzt, so wird man schliesslich
zu zwei ein— eindeutigen Büscheln kommen, d. h. zu zwei projek-
tivischen Büscheln, welche man in reducirte, d. h. perspektivische
Lage bringt, in welcher sie eine Gerade C, erzeugen werden.
(Wir erhalten so eine Reihe von Cnrven a DR as
204
C, C,, deren letzte eine, Gerade. ist, und welche die Beschaffenheit
haben, dass man jede aus der nachfolgenden ableiten kann, wenn
man die beiden, die nachfolgenden erzeugenden Büschel, die sich in
reducirter Lage befinden, in allgemeine Lage überführt.
Med. Dr. Otokar Feistmantel sprach: Über die Ver-
breitung und geologische Stellung der verkieselten Araucariten-Stämme
in Böhmen.
Bei der in letzter Zeit so häufig und so eingehend ventilirten
Frage betreffs der nahen Beziehung der Permformation zur Stein-
kohlenformation in Böhmen und der dadurch hervorgehenden Aus-
dehnung der ersteren in Theilen, wo sie bis jetzt nicht bekannt oder
nicht festgestellt war, dürfte es nicht unzeitgemäss sein, abermals
auf das Vorkommen von verkieselten Hölzern in unserer Permfor-
mation, ihr Verhältniss zu derselben, sowie ihre Stellung in dergelben
zurückzukommen.
Wenn ich mich auch vorzugsweise auf die Verhältnisse bei uns
in Böhmen beschränken muss, so ist damit auch schon genug gethan,
indem aus speciellen Beobachtungen dann allgemeine Schlüsse se-
zogen werden kónnen.
Diese verkieselten Hölzer kommen in Böhmen häufiger und. an
zahlreicheren Stellen vor, als bis jetzt angenommen wurde. ‚Die meisten
Angaben betrefis dieser Hölzer, wenigstens des grössten Theiles der-
selben bezogen sich bis jetzt bloss auf das Vorkommen derselben im
nord-Ööstlichen Böhmen unter dem Riesengebirge.
Der erste, der auf diese Erscheinung eigentlich aufmerksam ge-
macht, war Prof. Göppert, der diese ‘Stämme, namentlich aus der
Gegend von Radovenz und Adersbach „als versteinten
Wald bei Radovenz“ ete. mehreremals eingehender Untersu-
chungen würdigte; so in seiner Schrift: Über den versteinten Wald -
von Radovenz und ‚Beobachtungen über den Versteinerungsprocess;
Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt 1857, pag. 725; ferner: Über die ver-
steinten Wälder Böhmens und Schlesiens 1855, mit 3 Tafeln ; ebenso
Versteinter Wald zu Radovenz in Böhmen ete. in: Allgemeine Ver-
sammlung der schlesischen Gesellschaft, 1857. Nr. 27. Wir ersehen
hieraus, welche Wichtigkeit Göppert dieser Entdeckung damals bei-
legte; vielleicht liegt die damals scheinbare Wichtigkeit darin, dass
Prof. Göppert diese Stämme zur Steinkohlenformation rechnet und
205
dann ausrufen kann, dass ein solches Lager, wenigstens in der
Steinkohlenformation, weder in Europa noch an einem anderen
Orte der Erde beobachtet worden ist. Doch auch heutzutage, wo die
Stellung dieses Lagers eine andere, angemessene geworden ist, behält
es seine Wichtigkeit, nicht etwa durch die Ausdehnung und Reich-
haltigkeit des Lagers, da es bereits auch anderorts seines gleichen
gefunden hat, sondern vielmehr dadurch, dass diese Stámme, wie sie
bei Radovenz und an den anderen von Göppert en
Stellen in dieser Gegend vorkommen, durch ihr constant beobachtetes
Niveau, gerade hier an der Grenzscheide zweier nicht ganz von ein-
ander unterschiedenen Formationen, erklärend und in natürlicher
Richtung entscheidend wirken.
Doch auch anderorts in Böhmen üben sie, diesen hier und in
anderen Ländern von ihrem Vorkommen abstrahirten Entscheidungs-
einfluss auf die Formation, in der sie vorkommen.
Goppert's Untersuchungen ergaben für die hier vorkommenden
Stämme die Stellung, im lebenden Pflanzensysteme bei den Arauca-
rien, kolossalen Nadelhölzern der südlichen Halbkugel.
Göppert erkannte in den hier vorkommenden Resten zwei Arten
von Araucarites, und zwar den früher schon bekannten Arauca-
rites Brandlingi Göpp. und dann noch eine neue Art, die er mit
dem Namen Araucarites Schrollianus Göpp. beleste.
Psaronien, die besonders die permische Formation charakteri-
siren, kamen nach Göppert daselbst nicht vor und unterstützte diess
scheinbar seine Annahme der Zugehörigkeit dieser Araucaritesstämme
zur Steinkohlenformation; doch: bedenken wir, dass die Psaronien
einen ganz anderen Horizont in der Permformation selbst einnehmen
als er hier entwickelt ist, dann finden wir das Fehlen der Psaronien
nicht im geringsten Maasse befremdend und ohne Einfluss auf die
geologische Stellung der Araucariten in derselben Formation, in der
die Psaronien vorkommen, vielmehr erlangen sie für dieselbe gerade
so eine Bedeutung, wie die Staarsteine, wenn auch für die unteren
Schichten.
Es erwähnt Prof. Göppert zwar auch der versteinten Hölzer aus
dem Permischen bei Neupaka, denen er dieses Vorkommen annähernd
ähnlich stellt, doch sollte sich nach Göppert in der übrigen permi-
schen Formation weiter nichts ähnliches finden, höchstens dann in
jüngeren Formationen, so in französisch Indien, M. von Pondichery,
auf Jáva; von Jungbuch entdeckt, auf der Insel Antigua, so wie an
14
206
vielen Punkten der syrischen und aegyptischen Wüste, namenálich
dann der berühmte versteinte Wald zu Cairo. — 5
Später erwähnte Jokély an mehreren Stellen dieser Stämme)
namentlich im Verlaufe seiner Arbeiten über das Permische Gebiet
am Fusse des Riesengebirges, wo er auch seine Gliederung dieser
Formation gab ; er führt diese Stämme ausser den schon von Göppert
bei Radovenz angegebenen hauptsächlich von Stupnai und Pecka
an, hauptsächlich im 12. Bande des Jahrb. der k. k. geolog. Reichs-
anstalt auf das Jahr 1862; er zog sie in das Bereich seiner Ark o-
sensandsteine, diein der mittleren Etage ihre Stellung haben;
doch werden wir sehen, dass sich die Sache anders noch verhält...
Es führt zwar Prof. Göppert aus der unteren Etage auch
eine Araucaritesart an, nämlich den Araucarites cupreus Göpp.,
doch werden wir sehen, dass auch Araucarites Schrollianus
Göpp. in der unteren Etage vorkommt.
Ausser diesem Bereiche werden diese Stämme ausdrücklich nir-
gend mehr näher angeführt; nur noch aus der Gegend von Pilsen
wird im Jahre 1853 das Vorkommen fossiler Hölzer erwähnt, und
zwar einmal von „Smetana“ in der böhmischen Zeitschrift „Živa 1858“
unter dem Titel „zkamenělé stromy v okolí Plzeňském“, und von
Bergdirektor Miksch, unter dem Titel: „Vorkommen fossiler Hölzer
bei Pilsen“ im Korrespondenzblatt des zoologisch-mineralogischen
Vereines in Regensburg 1853, doch wird nicht näher die Fundstelle
angegeben; es kann aber meiner Vermuthung nach bloss Kottiken
(bei Pilsen) gewesen sein,
Anderorts werden sie dann von Böhmen nicht mehr angeführt,
obgleich sie ziemlich verbreitet sind.
Da ich nun im Stande bin in dieser Beziehung einen Beitrag
zu liefern, so habe ich mir erlaubt hier darüber zu berichten. Durch
die Begehungen für die naturhistorische Durchforschung von Böhmen
hatte ist nämlich Gelegenheit das ganze Steinkohlen- und Permgebiet
unter dem Riesengebirge, sowie die Ablagerungen im Nordwesten von
Prag und die Pilsner Mulde zu begehen; . überall: zeigten sich mir
zahlreiche Reste dieser vorweltlichen Bäume, die, um mich ‚leichter
verständlich zu machen, meinem Dünken nach nur der Art Arauca-
rites Schrollianus Göpp. angehören.
I. Ablagerung am Fusse des Riesengebirges.
Unter dem Riesengebirge kommen sie am häufigsten „an den
von Góppert angegebenen Orten im Zuge des Zaltmannrückens ; schon
207
wenn! man von „Klein Schwadovitz am südlichen Abhange dieses Rük-
kens (hinaufsteigt, um zu den Schächten an diesem Abhange (Nr. I
ünd: Nr.,1l.) zu gelangen, trifft man zahlreich diese Stämme da her-
umliegen von der verschiedensten Gróšsé in allen Dimensionen. | ‚Sie
sind grösstentheils nur lose an der Oberfläche daselbst umhergestreut.
Weiter gegen den Gipfel austeigend und sich gegen die sogenannten
„Bránden““ wendend, um von da gegen Radovenz herabzusteigen,
wird die Zahl. derselben immer grösser‘; doch auch hier sind, sie nur
auf der Oberfläche, -auf den Feldern: und Gärten umhergelegen, ‚hie
und da zu Haufen angesammelt; im festen Gesteine konnte. ich. sie
daselbst, da. keine Brüche vorhanden ‚waren, nicht wahrnehmen. Auch
weiter nach, Süd-Ost und Nord-West in diesem Gebirgszuge kann
man. sie, verfolgen; ‚Göppert bestimmte : von hier zwei Arten) den
Araucarites Brandlingi Göpp und Araucarites Brand-
lingi Göppiund Araucarites Schrollianus Gópp; doch wiegt
auch:letzterer nach ihm vor, und glaube ich fast ausschliesslich hier
nur Ar. Schrollianus bemerkt zu haben.
109, Was nun die Stellung. dieses Zuges und somit auch der in ihm
enthaltenen Stämme anbelangt, so zählte ihn Göppert zur Steinkohlen-
formation; Jokély dagegen theilt ihn seiner mittleren Etage zu; doch
auch diess deucht mir nicht ganz ‚so recht. ‘In, meiner Arbeit: „über
die Steinkohlenablagerung am Fusse des Riesengebirges“ habe ich die
Gliederung derart vorgeführt, dass ich den Radovenzer Kohlenzug
- nicht durch Verwerfung in seine jetzige Lage gelangt, sondern in den
nördlich abfallenden rothen Sandstein. des Zaltmann mir ‚eingelagert
denke; es verhielte sich, da dem. nichts. widerspricht, dieser Rado-
yenzer Zug. zudem Schwadowitz-Schatzlauer als die soge-
nannte „Kohlenrothliegendetage“ „nach Weiss, oder als; die unterste
Etage unserer Permformation, indem. der, letztere, vom ersteren con-
cordant, und ‚regelmässig überlagert wird.. In diesem ‚Zuge . gehört
also der Sandstein, und die in ihm enthaltenen Stämme der unter-
sten Etage an, wie wir es noch weiter dann sehen, werden.
Weitere Hauptvorkommnisse dieser fosslen Hölzer, die auch schon
Göppert erwähnt und Jokély anführt, sind in der Strecke zwischen
Stupnai und. dem Schlosse Pecka.
Geht „man von N. Paka südöstlich, so trifft- man hinter. dem
Dorfe Stupnai gegen das Kirchlein zu zahlreiche Stämme, theils
auf der Strasse, in den Feldern und am Waldrande überall herum-
liegen; die manchmal auch bedeutende Grösse, erreichen ; Jokely be-
schreibt z. ‚B. .aus_ dieser ‚Strecke einen Stamm, „von;24 Fuss Länge
14
208
(Jokély: Allgemeine Übersicht des Rothliegenden im westlichen Theile
des Jičíner Kreises, Jahrbuch d. g. Reichsanstalt 1862 p. 394). In
dieser Gegend werden sie „Birnbáume““ (hrušky) genannt, was auch ©
Jokély schon erwáhnt; und befindet sich aus dieser Zeit in der
Reichsanstalt ein Stamm aus dieser Gegend, so wie ebenfalls aus
dem früheren Vorkommen.
Auch hier kommen die Stämme noch lose vor, ohne dass ich
Gelegenheit hatte, an dieser Stelle etwa ihr Vorhandensein im festen
Sandsteine zu beobachten und ist auch die Art ausschliesslich der
Araucarites Schrollianus Göpp.
Geht man von hier weiter gegen die Ruine Pecka, so bilden
Stammreste fortwährend unsere Begleiter, bis zum Schlosse Pecka
selbst; dasselbe steht auf rothem Sandstein, der auf der O
östlichen Seite in einem Steinbruche gewonnen wird.
Schon Jokély erwähnt der Erscheinung von da, dass in einem
verliessartigen Kellerraume im festen Sandstein mehrere Stämme
horizontal eingewachsen liegen sollen; doch giebt er nicht näher die
Stelle an, und wurde ich auch darauf nicht aufmerksam gemacht;
doch bekam ich in oben angedeutetem Steinbruche dieselbe interes-
sante Erscheinung zu Gesichte.
Es ist der Steinbruch schon ziemlich tief eingeschnitten und
arbeitet in ganz festem Sandsteine. Zu der Zeit, als ich diesen Ort
besuchte (1869), war gerade eine Stelle entblóst, an der horizontal,
parallel der Hauptschichtung des Sandsteines ein Stamm eingeschlos-
sen sich befand; er betrug etwa 7 Fuss Länge und war nur etwa
zum dritten Theil des Umfanges zu sehen, das übrige vom Sandsteine
umhüllt, so dass ich den Umfang nicht messen konnte; er lag, wie
daraus leicht zu ersehen, an ursprünglicher Stätte.
Dieser Sandstein gehört nun allerdings zur mittleren Etage
des Permischen, und ist somit Araucarites der unteren und
mittleren Etage gemeinschaftlich.
Auf diese jetzt angeführten Orte beschränken sich die Angaben
von Göppert und Jokély betreffs dieser Ablagerung unter dem Riesen-
gebirge.
Doch sind sie auch da noch viel häufiger; die meisten der
übrigen Orte sind abermals solche, wo sie nur lose, umherzerstreut
auf der Oberfläche herumliegen; ich will sie dann beim Verzeichnisse
anführen.
Hier will ich nur noch eines Ortes erwähnen, wo ich auch noch
einen Stamm eingewachsen gesehen habe; es war nämlich nördlich
209
von Stupnai, zwischen diesem Dorfe und dem Dorfe Widochoy,
wo. ich -in einem Hohlwege, in der einen begrenzenden Sandsteinwand,
in horizontaler Lage einen Stamm von etwa 5 Schuh Lánge liegen
sah; dieser, sowie der bei Pecka, hatte dieselben Eigenschaften,
wie. die überall herumliegenden, wie, ich sie später anführen werde:
Auch dieser, sowie die noch übrigen vorkommenden -in dieser Abla-
gerung gehören der Mitteletage; über diese hinaus in die Ober-
etage gehen sie nicht; ‚dieselbe hat ihre eigenen charakteristischen
Hölzer.
In dieser. Ablagerung kamen uns daher die Stämme in .der
unteren Etage („Zaltmannrücken“ in seiner ganzen Ausdehnung)
und in der mittleren Etage (die übrigen Fundorte) vor; bis zur
neuesten Zeit waren sie nur aus diesem Gebiete der Permformation
bekannt, und bildeten sie mir stets, da sie auch in anderen Ländern
. bloss in der Permformation vorkommen, ein treues Merkmal. bei der
Abgrenzung der: Schichten,
Aus diesem Permgebiete sind sie dann; weit und breit úber die
Kreideformation des nordöstlichen Böhmens verführt worden; doch
kann man sie leicht als Anschwemmlinge erkennen durch ihre abge-
schliffenen Ecken und Kanten, während es sich bei den an Ort und
Stelle befindlichen ganz anders verhält, wie wir dann später. sehen
werden. Auch nach Sachsen und Schlesien durften sie verführt
worden sein.
II. Ablagerung im N. W. von Prag.
Die zweite Ablagerung, in der ich in jüngster Zeit diese Stämme
wieder vorfand, und wo sie auch wieder meine Ansicht bestätigten,
dass sie zur Permformation gehören, ist die grosse Ablagerung
im Nord-Westen von Prag.
Ähnlich wie am Fusse des Riesengebirges gehört auch hier der
Hangendflötzzug sammt dem in ihm enthaltenen Kohlenflötze
zur permischen Formation; dies hat schon Lipold ausgesprochen
und that ich es neuerdings an mehreren Stellen; das gewichtigst
entscheidende Moment ist das Vorkommen der Schwarte mit diesem
Flötze und der in ihr enthaltenen Thierreste, die exguisit permisch
sind; in Folge dessen ich, gestützt auf dieses Vorkommen, die Aus-
dehnung der Permformation als umfangreicher hingestellt habe.
Zugleich that ich die Entscheidung betreffs der Abgrenzung der
Permformation gegen die Kohlenformation schon auf Grund der unter
dem Riesengebirge betreffs des Vorkommens der Araucariten, nämlich
210
ihres Gebundenseiňs an die permische Formation, beobachteten That“
sachen, und überall stimmte diese Entscheidung mit der früher‘ auf
Grund der Schwarte gemachten deutlich überein. © .' ET
"Aus diesem Becken erwähnt zwar auch Prof. Reuss: verkieselte
Hölzer, ohne sie jedoch näher bestimmt zu haben, er sagt nur, dass
sie zu Nadelhölzern gehören.
Soviel ich aber sehen konnte, sind die bei Rakonitz (zwischen
Rakonitz und Lubna) vorkommenden nur Araucarites Schro Je
lianus Gópp. und diess Vorkommen erwáhnt Prof. Reuss und dann
auch Bergrath Lippold. Doch, während der grösste Theil derselben
in den Schluchten und Thalrissen lose auf der Oberfläche vorkommt,
hatte ich Gelegenheit auch hier einige Exemplare im Sandsteine an-
stehen zu sehen, nämlich in einer Schlucht, die sich südwestlich von
Rakonitz hinzieht; daselbst sieht man zwei bis 3 Stämme horizon-
tal im rothen Bazidstěh eingelagert. Ausserdem kommen sie an
weiter in der Umgegend, als bei Renčov, Kruschowitz etc.
Feldern und Graben häufig genug vor; weiter von hier sind sie dan
bei Klobuk unweit Jungfernteinitz, dann in der Umgegend
von Schlan und bei Wellwaren vorgekommen, und alles ist eine
und dieselbe Art: Araucarites Schrollianus Gópp. wenn auch
die Struktur und der Grad der Verkieselung nicht bei ‚allen ‚der
gleiche ist.
Stücke von einem grossen Exemplare von Klobuk befinden sich‘
am Hofe des Prager Museum.
Von diesen einzelnen Fundstellen in diesem Becken sind ‚selbe
dann weit südlich vegführt worden, und rechne ich vor ‚allem ‚die,
in der Kohlenformation bei Rakonitz und Kladno hie und,
da vorkommenden Stammstöcke hieher, die nicht der Koblenforma-
tion eigen sind, sondern aus Permsandsteinen dieser Gegend
stammen; ebenso würde ich auf eine Zuschwemmung -von, hier aus,
das sporadische Vorkommen weiter südlich von diesem Terrain bis zum.
Beraunflusse hinab zurückbeziehen; von diesem abwärts -dann wird
er selbe aus dem Pilsner Becken herübergeführt haben.
Was nun die geologische Stellung. dieser Stämme in diasén
Ablagerung betrifft, so rechne ich sie analog deren Vorkommen. unter.
dem Riesengebirge zur unteren Etage, da hier wie dort neben.
ihnen auch das Kohlenflötz mit der ky in Rs ‚Bereich
der Permsandsteine gehört. 49
In úÚolus4
Ein zweites Terrain als Beweis fůr die permische: Stellung dieser)
211
Kieselhölzer und für den schon früher von mir öfters ausgespro che-
nen Grundsatz, dass unser Rothliegendes kohlenführend ist.
III. Pilsner Ablagerung.
Von hier aus gelangen wir weiter westlich dann zur Betrach-
tung‘ der Pilsner Ablagerung, in welcher überhaupt bis zu
jüngster Zeit am unvollkommensten der Permformation gedacht wird.
Prof. Geinitz erwähnt wohl nach Mittheilungen des H. Berginspektor
Miksch und Direktor Pelikan arkosenartiger Rothsandsteine, die
Araucarites-Stämme führen, näheres wird jedoch nicht angegeben
und -doch ist die Permformation daselbst bedeutend en und
ist ‚auch. flötzführend.
Es hat sich nämlich das ganze Oberflötz dieser Ablugerüng als
zur permischen Formation gehörig erwiesen ‚auf Grund des interes-
santen Umstandes, dass dieses Kohlenflötz von einer Brandschiefer-
sehichte unmittelbar unterlagert wird, die neben grósstentheils zur
Steinkohlenflora gehörigen Pflanzenresten, zahlreiche Thierreste führt,
die alle zu den charakteristischesten Permthierresten gehören,
Doch auch an rothen Sandsteinen fehlt es nicht und diese ent-
halten dann zahlreich die Stammreste der Araucariten, an einzelnen
Stellen habe ich auch selbe im Muttergestein beobachtet. Der Complex
dieser Sandsteine ist von einer ziemlich grossen Ausdehnung, und
zwar etwa von Rothoujezd und Zwug im Süden bis Třemošna,
Ledeč und Zilov im Norden der Länge nach, und etwa von Rat-
schitz und Krzimitz im Osten, bis gegen Tuschkau und Wenu-
schen im Westen der grössten Breite nach; dieser Complex ent-
spricht dann auch beiläufig der Ausdehnung des Oberflötzes.
Die Sandsteine, die zu diesem Complexe gehören, charakterisi-
ren sich bloss einiger Stellen durch ihre rothe Färbung, so bei
Rothoujezd, Zwug, Anherzen, Veiprnice, Kottiken,
Ledeč u. s. w.; die Stellung der übrigen ist dann hauptsächlich
durch den Einfluss des Gasschiefers entschieden, so. wie durch folgende
zwei Momente: sie zeichnen sich nämlich erstens durch einen
besonderen Kaolingehalt aus, so dass derselbe an vielen Stellen durch
eigene Schlemmereien gewonnen und dann als feuerfester Thon ver-
arbeitet wird. So vor allem anderen südlich von Třemošna, nahe an
der von Pilsen nach Třemošna führenden Hauptstrasse; ferner nahe
an dem Dorfe Kottiken und an anderen Stellen; es. wird dieser
Sandstein bergmännisch, mittelst Schächten und Querschlägen, und
mittelst Haspel gewonnen.
212
,,Doch scheint dieser Kaolingehalt bloss auf den nördlichen Theil
der hiesigen Permsandsteinablagerung beschränkt zu, sein, da,ich ‚im
südlichen Theile bis jetzt nichts ähnliches beobachtet habe. Etwas
analoges kam mir dann spáter in der kleinen Ablagerung bei Bud-
weis. vor, worauf ich, schon an gehöriger ‚Stelle (Sitzungsberichte
der k., b. Gesellschaft der Wissenschaften 1872) aufmerksam - se
macht habe.
Bei Kosolup und Malesitz, dagegen finden sich zul
chene permische Conglomerate sehr groben Kornes vor, die bei dem
Baue der Pilsen-Egerer Bahn vielfach in Verwendung kamen: /
Anstehend sind diese Sandsteine der Permformation zu“ sehen
in den einzelnen Schluchten und Wasserrissen, im nördlichen Theile
der Ablagerung, und dann der Westbahn entlang, von Nürschan
über Tluczna und Weiprnitz, und bei Auherzen und Roth-
oujezd im südlichen Theile.
Das zweite charakteristische Moment fůr die Zugehörigkeit
dieser Sandsteine zur Permformation ist die grosse Anzahl der
in ihnen vorkommenden Kieselhölzer, die, wenigstens soviel ich be-
obachtete, alle zu Araucarites Schrollianus Göpp. gehören.
Ausser den einzelnen Bruchstücken, die in dem ganzen oben,
angegebenen Terrain der Permschichten einzeln herumliegend
vorkommen, habe ich sie auch an einzelnen Stellen im Sandsteine
selbst beobachtet. So wurden selbe zahlreich in den frůher angege-
benen Fórderosten des kaolinreichen Sandsteins mit herausbefördert ;
kein Zweifel, dass sie daselbst in der Tiefe von etwa 506° an
ursprünglicher Lagerstätte enthalten sind, zumal der Sandstein hier
ebenfalls anstehend und nur durch den grösseren Koalingehalt etwas
lockerer, als der übrige ist; die Stammstücke zeigen auch alle durch-
gehends scharfe Kanten und Ecken, ein Beweis, dass sie hier auf,
ursprůnglicher Lagerstätte sich befinden. Solcher Orte habe ich be-,
sonders zwei gesehen — die ich oben schon angeführt habe, nämlich,
die Schlemmerei bei Třemošna und Kottiken.
Am deutlichsten anstehend und überhaupt am schönsten ante
tretend fand ich sie in einer Schlucht, die sich von Norden gegen.
das Dorf Kottiken herabzieht und in mitten dieses Dorfes sich.
öffnet.
Die Abhänge der Schlucht sind gebildet, von SR s
verschiedener Beschaffenheit; kaolinhaltige wechsellagern daselbst‘
mit rothen und gelben Sandsteinschichten, in denen auch verschiedene;
213
Thonschichten ausgeschieden sind, «von! weisser, rother "und v gelber
Farbe.
Feinkórnicer
<| Sandstein (gelb.) en een
kaolinhaltiger kaolinhaltiger
-: Sandstein (grau- 7 Sandstein (grau)
weisser) |
feinkörniger = feinkörniger
Sandstein (gelb) Sandstein (gelb)
rother Thon
gelber Thon
gelber Thon
fester Sandstein
(röthlich)
rother Thon
fester Sandstein
en
‚In, der ganzen Länge der Schlucht liegen „aahlteiche Stamm-
stücke im bunten Wechsel mit Sandsteinstücken durcheinander und
übereinander da; ihre Grösse ist verschieden manchmal beträchtlich ;
so beobachtete ich úber 19 lange und 2/—3“ im Durchmesser hältende
Stämme; selbe waren mehr weniger rund. oder plattgedrückt, aberimmer
scharfeckig und scharfkantig ; ein Beweis, dass die hier: herumliegenden:
nicht von weit her sind,‚sondern:aus:den Sändsteinen an Ort-únd Stelle:
herstammen, wovon ich mich: den auch genügsäm úberzeugte. :Denn
in der Sandsteinwand an einer Stelle des östlichen ‚Abhanges dieser
Schlucht lagen 3 Stämme horizontal im festen: Sandsteine eingelagert,
die’ den in der Schlucht herumliegenden genau glichén; sie tagten
zum Theil aus der Sandsteinwand: hervor; ihre Anzahl; in der sie
hier auftreten, berechtigt vollständig ) dazu, diese Stelle neben“den
versteinten Wald von Radovenz zu stellen. Nur ist die Struktur
dieser etwas dichter, (was jedoch nicht 5o sehr. duť andere Species,
als auf einen mehr vorgeschrittenen 'Verkieselungsprocess hindeuteto
Neben: diesem Orte sah ich dann nicht mehr diese Stänme‘im
Sandstein angelagert, doch an Stellen, z. B. bei Zwug in unmittel-'
barer Nähe von Sandsteinbrüchen' Stämme von solchen "Dimensionen:
liegen, die es sehr wahrscheinlich machten, dass diese Stämme aus)
dem anstehenden Sandsteine herstammen. Ein grosses Stammstůck
von Zwug befindet sich im Hofraume des Museum in Prag; es ai
dem von Klobuk früher erwähnten auffallend ähnlich. a
Aus diesem Becken nun wurden Stammreste „durch den Mies
214
(Beraun)Fluss,sowie durch den Weipernitzerund Třemošna-
Bach (Zuflůsse der Beraun) weiter nach Osten verfůhrt und stammen
meiner Ansicht nach aus diesen Becken und auf diesem Wege, die
einzelnen Stammbruchstücke, die auf der Oberfläche des Stein-
kohlenbeckens bei Radnic vorgefunden werden; sie sind immer
mehr weniger abgerundet, und wenn auch Göppert in ihnen eine
neue, Art entdeckt haben mag, so ist sie demnoch nicht der Stein-
kohlenformation eigen, denn bei den regen Tagbauten in diesem
Becken, wo fast die ganze Oberfläche desselben, man kann sagen,
umgeschaufelt wurde, wnrde kein Stammstück im Sandstein gefunden
und auch die Bruchstücke sind sehr selten.
„Was-nun die geologische Stellung dieser Stammreste anbelangt,
so gehören sie auch hier, wie vor dem in der Ablagerung im N. W.
von Prag undim „Žaltmannrůcken“am Fusse des Riesen-
gebirges zur unteren Etage der Permformation, da der in
diesen Gegenden entwickelte Permcomplex, zu Folge des in ihm ent-
haltenen Kohlenflötzes zur unteren Etage gezogen werden muss.
Ablagerung Manetin-Breitenstein.
Endlich habe ich diese verkieselten Stammreste beobachtet‘ in
der Ablagerung von Manetin und Breitenstein; schon auf der
geologischen Karte von der k. k.geolog.: Reichsanstalt aufgenommen
ist fast die Hälfte dieser Ablagerung als mit der Permformation
bedeckt angedeutet; doch ist allem Anscheine nach, nach neueren
Beobachtungen, wenn nicht die ganze Ablagerung, so doch der grösste
Theil ‚derselben zur Permformation gehörig.
So bemerkte ich schon bei Breitenstein Stammstücke von
Araucarites, neben auftretenden rothen Schichten, an einem Fahr-
wege:nahe am Dorfe und ist die Grenze wenigstens bis: zu diesem
Orte südlich herabzusetzen.
Ein zweiter Ort, wo ich Araucarites in dieser Ablagerung:- be-
obachtete, ist der Ort Zwolln am östlichen Rande; hier 'waren:
mehrere Stammreste in Form von dicken, verkieselten Brettern, auf
alten Halden vorhanden, die Überreste waren nach verlassenen, er-'
folglosen Kohlenbauen ; kein Zweifel, dass sie aus den Scháchten,
daher aus dem Mntteróestein herausböfördert wurden.
Ich würde daher dafür sein, auch den, in dieser Gegend noch:
angedeuteten engen Streifen von Kohlenformation als zur Permformätion
gehörig zu belegen.
Trotzdem rechne ich dieses Vorkommen von Permformatión zur
215
untersten Etage, mithin auch die darin enthaltenen Stammreste; die
alle auch nur Araucarites Schrollianus Gópp. sind.
Anderorts habe ich dann, nichtmehr ‚Gelegenheit gehabt, diese
Stämme zu beobachten, obzwar sie z. B. bei Böhmischbrod und
Schwarzkosteletz, bei Budweis oder bei Brandau (im Erz-
gebirge)' auch noch vorkommen sollten. — Doch die Zukunft kann
uns ja darüber Aufschluss &eben: eine Möglichkeit des Vorkommens
in genannten Gebieten ist keinesfalls abzusprechen. ;
Was nun die Arten betrifft, die diese Hölzer repräsentiren, so
bestimmte Prof. Göppert von Radovenz zwei Arten: nämlich den Arau-
carites Schröllianus Göpp. und Arauwcatites Brandlingi
Göpp.; ebenso führt er dann von Kozinec bei Starkenbach den in
der Permformation Russlands, am westlichen Ural vorkommenden
Araucarites cupreus Göpp. ; wasich von Stämmen sah, schienen
sie mir alle zu derselben Art, BL zu U So an
Gópp. zu gehören.
Zum vollkommenen Verstandnišse diene nun folgende Übersicht:
Conifórae:
Erd ucarites. Presl. Göppert.
I. Araucarites Schrollianus, _Göppert.
1857. Göppert: Über den versteinten Wald von Radovénz bei Aders-
bach in Bohmen und úber den Versteinerungsprocess überhaupt.
Jahr. der 'k.'k. geolog. Reichsanstalt. 1857, p. 725.
1855. Derselbe: Über die versteinten Wälder Böhmens und Schle-
siens. Tab. 1—3. |
1862. Dsgl. Jokely; Jahrbuch: der geolog. Reichsanstalt 1862, 'p. 392.
1865. Dsgl. Permische Flora; p. 248.
1865. Göppert: Araucarites saxonicus Gópp., Poffnische
- Flora, p. 251. Taf, 54,55, 172 —4, Taf. 60. 1. 1-2.
1858. Dsgl. Geinitz: Leitpflanzen des Rothliegenden Megaden-
oo-dron Sáxonicum; Reichenbach, das k- sächs. naturhisto-
rische Museum zu Dresden, p. 6.
1848. Dsgl. Gutbier: Versteinerungen des’ Zechstein und 'Rothlie-
genden. p. 26.
Dsgl. Freiesleben: Oryctognosie Sachsens. H. 2 p. 184.
1832. Calamites concentricus Cotta. Dendrolithen, pi 72.078.
16, £ 2—5.
1838. Calamites P Stbg. Versuch, II. P 51.
216
1848. Selaginen-Holz, Gutbier L. c. > B 20, ‚Taf. 11, £ 4-5,
Vorkommen:
a) Untere Etage (Böhmen).
Ba 1. Ablagerung am Fusse des Riesengebirges:, Der
ganze Zaltmannrůcken zwischen Schwadowitz und Radovenz: haupt-
sächlich die Orte Schwadowitz, die Bränden, Slatina, Gipka
bei Wüstroi, Radovenz.
2. Ablagerung im N.W.von Prac: Rakonitz, Ka
vitz, Klobuk, Tuřan, Wellwarn, Muncifay.
3. Pilsner Ablagerung: Třemoschna, Ledeč, Kot-
tiken, Malesitz, Kosolup, Weiprnitz, Zwug, Auhercen,
Rothaujezd.
b) Mittlere Etage.
Bloss in der Ablagerung am Fusse. des Riesen-
gebirges: Alt-Paka, Zäpfisnice,N.-Paka, Stupnai, Pecka,
Běla bei Paka, Krsmol, bei Widochow, Hohenelbe, Trau-
tenau, Semil und an indčkátí Orten mehr.
In anderen Ländern wird er dann angeführt: von
Schlesisch-Albendorf, zwischen Michelsdorf und Landshut;
Chemnitz (im Sachsen); Hilbersdorf bei Chemnitz, dsgl. im
Prisengrunde und, im ‚Permischen- des Windberges'bei
Dresden; am Kyffhäuser in Thüringen, im Permischen
der Wetterau und Saarbrückens und mehre andere.
II. Araucarites Brandlingi. Göpp.
1848. Göppert: Im Index palaeontologicus p. 42.
1850. Monografie der fossilen Coniferen p. 232, Taf. 39, 40, 41.
Fig. 1—7.
Dsgl. Germar: Petref. lithantracum. Wettin, fasc. II. p. 49,
Taf. 21—22.
Dsgl. Gutbier in Geinitz's Versteinerungen des permischen
Systems.
1865. Göppert: Permische Flora, p. 255.
1847. Dadoxylon Brandlingi. Endlicher Synopsis Coniferarum
p. 299.
1856, Unger genera et species plant. fossilium, p. 379.
1825. Pinites Brandlingi. Lindl « Hutton fossil flora of Sam
Brittain I; Taf. I |
217
Witham, intern structur, p. 43, Taf. 9, f. 1—6, Taf. 10, f,
1—6, Taf. 16, £. 3.
Unger: Chloris protagaea, p. 30.
Vorkommen: Böhmen: Ablagerung am Fusse des Rie-
sengebirges nach Göppert bei Radovenz.
In anderen Ländern in der permischen Formation bei
Zwickau in Sachsen, Saarbrůcken.
Diese Art wird auch aus der Kohlenformation angefůhrt (in
Góppert permischer Flora) und zwar auch aus Böhmen b. Chomle
(unweit Radnic).
Ausserdem in anderen Ländern bei Waldenburg, Wettin
bei Halle, bei Wideopen unweit G o sforth nördlich von“ A ewcas t le-
upon-Tyne.
© Doch was das Vorkommen in der Kohlenformation bei uns in
Böhmen anbelangt, habe ich schon vorher angedeutet, dass ich dieses
Vorkommen nicht als ursprünglich ansehe, sondern vielmehr dafür
halte, dass sie hieher zugeschwemmt wurden, auf welchem möglichen
Wege, habe ich schon früher angezeichnet.
Die 3. Art endlich ist die seltenst vorgekommene, zugleich ist
sie aber auch die zweifelhafteste.
Es ist der
III. Araucarites cupreus. Göpp.
1850. Göppert: Monographie der fossilen Coniferen p. 233, Taf
2.2 op Ar Mk 2
1865. Göppert: Permische Flora, p. 258.
1862. Jok&ly: Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, p. 392.
Vorkommen: Böhmen: Ablagerung unter dem Riesen-
gebirge nach Göppert bei Starkenbach am Berge Kozinec.
In anderen Ländern wird er nur noch aus der Permischen
Formation Russlands, des westlichen Urals angeführt.
Wie nun aus dem "bisher über die Stämme gesagten folgt, so
sind sie bis auf Araucarites Brandlingi Göpp. aus-
schliesslich auf die Permformation beschränkt,
doch ist es auch von diesem nicht so ganz verbürgt, ob er über-
haupt eine Art für sich bildet, und ob er wirklich bei Cho wi e
vorgekommen ist.
Was den geologis chen Horizont innerhalb der pt
formation anbelangt, so kommen sie in der unte ren undmit-
tleren Etage vor.
218
1 Bis ,jetzt sind sie nach den erworbenen, Resultaten fůrydiese
klagen der Permformation chara are tá 880 und
gehen in die obere Etage nicht úber.,,
„;„ Einen Namensyetter, haben. sie ‚wohl schon;in der a Koh-
lenformation, den Araucarites; carbonarius.Göpp, der, als
sog. fossile Holzkohle, faseriger, Anthracit, auf den
Flötzen hie und da vorkommt; doch ist,er auf die verkieselten OHR
von ‚keinem. Einflusse. Ka
Was nun ‚diese, Stämme, ‚selbst ‚anbelangt; so kommen. sie, dn
verschiedenen Grössen vor, sowohl in Betreff der Länge, als auch dn
Betreff der Dicke. — „Von allen Fundorten lassen sich die verschie-
densten Dimensionen dieser. Stämme anführen; am; Abhange von
Schwadowitz sah ich bis 2° lange Stämme mit bis 3“ Durchmesser;
in der-Schlucht bei Kottiken -Stämme über eine, Klafter lang;
Jokély giebt einen Stamm. zwischen Pecka und Stupnai auf 24
Länge an, u. s. W.
Immer waren die Stämme, so viel: ich ihrer auch zu beobachten
Gelegenheit hatte, entrindet, was auch Prof. Góppert anführt;, doch
ist nicht anzunehmen, „dass etwa die Rinde nachträglich schon nach
dem Verkieselungsprocess durch Herumrollen: von. Wasser. etc. abge-
rieben wurde, denn die Stämme tragen keine Spur von einem ‚Abge-
schliffensein und haben immer an den Bruchenden scharfe Ecken
nnd Kanten.
Wir müssen; vielmehr annehmen, : dass. sie, an. der, Stelle, ‚wo sie
heut zutage liegen, von der Oberfläche des Wassers zu Boden sanken ;
sie wurden eine Zeit lang an der Oberfläche herumgetrieben;; durch
den Einfluss des: Wassers'trennte sich die Rinde los, ‚wie, wir, es noch
heutzutage vielfach beobachten kónnen und fielen ‚dann, an, den Enden
angefault und abgebrochen, „zu Boden und nur in, diesem Stadium
konnte die Imbibition. des Kiesalwassers durchdringend wirken:
Die einzelnen ‘Stämme. zeigen häufig genug: die nach abgebro-
chenen ober ‚abgefallenen Aesten übrig. gebliebenen Narben, die mit-
unter sehr gross sind und häufig auch die,noch ‚heutzutage vorköm-
mende Erscheinung. zeigen, „dass nämlich. die Stelle nach dem: abge-
fallenen Aste. am. allerehesten. zu. einer :Höhlung; ausfault; solche
Höhlungen: finden -sich. nun auch sehr ‚oft an diesen Stämmen; ich
weise hier nur auf zwei Stammstücke in der Vorhalle der, k. k. geol.
Reichsanstalt: in; Wien.
. Nach Prof., Góppert ist, aus, diesem Voskotiunén der; Astnarben
darauf zu schliesen, dass wir es nicht mit den Stämmen selbst, zu
219
thun haben; sondern mit ihren grösseren Verzweigungen ; die Stämme
seien noch, in Sandsteinfelsen begraben, und dürften erst ‚später, zum
Vorschein kommen; doch sehe ich diess nicht im geringsten, ein, da
ja doch auch die Stämme selbst, vielfache Astnarben besitzen-— und
dann: wäre der enorme: Umfang; der Stämme: fast undenkbar, wenn
die A este 3“ Durchmesser haben.
Was ferner zu erwähnen ist, ist die Markhöhle: diese ist bei
den meisten, wenigstens bei vielen deutlich erhalten; doch fast immer
ist sie eine Höhlung, da das Mark ‚meist am soknelatej ausfault;
an einem Stamme von Sch wadowitz babe ich jedoch deutlich den
Markcylinder in der Länge von etwa. 1‘ beobachtet.
‘Ausserdem sind an Stámmen, die besser erhalten ‚sind, ganz
deutlich, wenigstens in Umrissen die Jahresringe zu sehen.
Die Stämme an 'sich sind nicht immer rund, sondern häufig
mehr weniger plattgedrückt, verschieden eingefurcht ein Beweis, dass
sie sich, wie ichschon oben bemerkte, in einem erweichten Zustande,
der nur durch langes Liegen im Wasser hervorgebracht: wird, be-
finden mussten.
Wenn'ich nun noch; um das Bild zu vervollstándigen, zur Er-
klárung des Processes übergehen soll, so will ich nur noch folgendes
in kurzen Worten (theilweise nach Góppert) hervórheben.
Die Verkieselung entstand wie jede andere Pettrifizirung über-
haupt, nämlich dadurch, dass (die kieselhaltige, Flüssigkeit zuerst in
die Zellenräume eindrang und daselbst erhártete; während. die Zellen-
wandungen sich noch längere Zeit erhielten, später. aber, theilweise
oder gänzlich verschwanden, und nachträglich‘ wieder durch die ver-
steinernde, Masse ausgefüllt wurden.
': Wenn wir uns nun nach solchen ausfüllenden Flüssigkeiten um-
sehen, ‚so sind sie verschiedener Art: am häufigsten Kieselerde,
Eisenoxyd, kohlensaurer Kalk, Gyps, Kupferkies, Blei-
glanz ete., am seltensten Schwerspath und kieselsaurer
Thon.
Solche Vorgänge sehen wir auch noch heutzutage meist durch
kohlensauren Kalk (in kalkhaltigen Wässern) durch Eisen-
0xyd, zum B. bei Fassdauben von den Reifen, bei Pinhen von den
eingeschlagenen Nägeln etc.
Extrahirt man diese Substanzen, so erhält. man dentlich das
Zellenskelet, wenn nieht ‚auch. die Wandungen ‚schon verschwanden
und nachgefüllt wurden, wie wir es denn auch bei den verkieselten
Stämmen sehen, dass nämlich bei den dichten, jaspisartigen Varie-
220
täten 'die Struktur’ fast gänzlich geschwunden ist, während sie (sich
bei den mit gröberem Gefüge erhalten en z. B. bei Sch p sad
Paka ete : adaaıoV
i Was nun die Zeit anbelangt, während welcher P Process statt
gefunden haben konnte, so ist hervorzuheben, dass er’langsam'vor
sich gegangen sein muss; diess erhellet daraus, 1) dass die Stämme
erst in einem gewissen vermoderten Zustande, aber auf nassem Wege
verkieseln konnten,’ denn wenn man sie glůht, ’so zerfallen’ siej wie
auch jener Stamm ’zeigt, der bei dem Brande des Zwingers in Dresden
ein Opfer der Flamme wurde und. hernach zerfiel; war je proj
dem Namen „versteinerte’ Eiche“ "bekannt: s VST
2. Aus dem gänzlichen Durchdrungensein der innersten Räume
und aus der Festigkeit der Stämme ;' denn ‘würde der Process schnell
vor sich ’gegangen Sein, wie wir auch heute kůnstlich nachweisen
können, so würde das Skellét viel’ weniger’ fest sein; und 'würde‘es
auch bei einem schnellen Processe nicht zur völligen Durchtränkung _
gelangt Sein, welches Moment wir auch zum Beweise: gugen die Am-
nahme und Vermuthung benutzen, ob nicht die Stämme etwa schon
während des Lebens den Verkieselungsprocess angebahnt haben; denn
wie wir an Gräsern, namentlich Bambusineen, Eguiseten und anderen
exotischen Pflanzen beobachten, beschránkt sich der Verkieselungs-
process bei Lebzeiten nur auf die Zellen in der Rindensubstanz ; es
hätte Sich uns dann bei diesen Stämmen, .' wenn" die Verkıeselung
schon während des Lebens begonnen hätte, auch die Rinde pm
erhalten můssen. L
3. ‘Als drittes Moment für den langsamen Voten Li
kieselungsprocesses spricht endlich die schwere Löslichkeit der Kiesel-
säure und in Folge dessen der geringe Procentgehalt von Kieselsäure
in dem Kieselwásser, das den Verkieselungsprocess hevorrief.
i 4
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 23. června 18734 T
Předseda: Tomek. za
Prof. Hattala přednášel: Důkaz, že písemná češtiná nemůže
býti jazykem všeslovanským, a sice hlavně proto,- poněvadž se vědě-
lávání její nedálo a meděje dle těch zásad, ktěrými se hat k
co eno vůbec a so o dí zvláště Frei HDA
N
.r i = cc
: ' . arinap CVC
li j 5 FEC
Sitzungsbericht Zprávy o zasedání
der königl. král.
m (selkehall der Neal IM české společnosti nauk
in Prag. v Praze.
Nr. 4. 1873. nají i 4.
Ordentliche Sitzung am 2, April 1873.
Präsidium: Fr, Palacký.
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten
Sitzung und des Geschäftsberichtes durch den General-Secretár wurde
der grösste Theil der Sitzung mit der Debatte über administrative
Gegenstände, namentlich aber über die Festsetzung eines neuen
Tarifes für den Druck der Schriften der Gesellschaft verbracht.
Zum Schiusse erfolgte die Wahl der in den vorigen Sitzungen vor-
‚geschlagenen Herren, nämlich des Physiker’s Charles Wheatstone in
London zum auswärtigen und des Ingenieurs Alessandro. Cialdi in
Rom zum correspondirenden Mitgliede der Gesellschaft. In derselben
Sitzung wurde der Direktor der Ossoliúskischen Bibliothek Herr
August Bielowski in Lemberg zum corresp. Mitgliede vorgeschlagen.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 4. April 1873.
Vorsitz: J. Krejčí.
+ Prof. Dr. Ladislav Čelak ovsky legte zwei neue „böhmische
Epilobienbastarde und .dreverlei Früchte der Trapa natans L.“ vor
| und hielt über die vorgelegten Objekte nachstehenden Vortrag:
I. Ueber Epilobienbastarde.
Ich habe im verflossenen Herbste im böhmischen Erzgebirge
oberhalb Komotau zwei völlig sichergestellte interessante Epilobien-
bastarde, entstanden durch Vermischung des Epilobium virgatum
Fries (E. chordorrhizum Fries) mit E. montanum und roseum“-
beobachtet, welche nicht nur für die böhmische Flora neu sind, sone
dern überhaupt noch einer genaueren Beschreibung und des Nach-
weises ihrer bybriden Natur entbehren. Sie si its einmal
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4 Pants P ara. l
140 | by s.
9 x
als in Schlesien gefunden angezeigt worden in einer Notiz Krauses ©
im Neunundzwanzigsten Jahresberichte der schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Kultur vom J. 1851, aber die dort deponirten
Angaben über dieselben sind zu dürftig und ungenau, um die Deu-
tung der gemeinten Formen als Bastarde hinreichend zu rechtfertigen.
Es ist daselbst (S. 88. und 89.) Folgendes zu lesen: „Epilobium © k
montano-virgatum, dem E. virgatum äusserst ähnlich, aber -
wegen der am Grunde viel breiteren und gestielten Blätter und des ©
mehr rundlichen Stengels dem montanum verwandt.“ — Von E.
roseo-virgatum heisst es: „Der Habitus von E. roseum. Die
saftglänzenden Blätter, die schwache Bekleidung und die Stengel-
bildung von E. virgatum, die gestielten Blätter und die Narben- - +
bildung von roseum.“ — Beide Pflanzen sind je an einem Stand-
orte in Schlesien von Wimmer gesammelt worden.
Bevor ich die oben angezeigten Formen selbst zu beobachten ©
Gelegenheit hatte, habe ich nicht sowohl an der Existenz von Epi- .
lobienbastarden überhaupt, als vielmehr an der durchgängigen
Richtigkeit der bisher gegebenen Deutungen gezweifelt, und ähnlich
ergeht es auch anderen vorsichtigen Pflanzenforschern. So hat Wimmer
selbst auch in der dritten Auflage seiner Flora von Schlesien 1857
sich unter Berufung auf Krause’s Mittheilungen mit der Bemerkung
begnügt, „dass es in dieser Sippe Formen giebt, welche fast um-
zweifelhaft als bybride bezeichnet werden müssen“, ohne die von
ihm selbst aufgefundenen Formen im Besonderen nach der Deutung
von Krause aufzuführen, woraus zu schliessen ist, dass er die Be-
deutung derselben doch nicht für hinreichend sichergestellt hielt. |
Ebenso hat auch Ascherson in seiner vortrefflichen Flora der Mark
Brandenburg die von Lasch angegebenen Bastardformen, die er nicht
selbst beobachten konnte, lieber mit Stillschweigen übergangen. Und
den Ausspruch, den Garcke noch 1871 thut: „die in der Gattung
Epilobium aufgestellten Bastardformen bedürfen noch genauerer Be:
gründung“ wird Jeder, der nicht zur. Fahne der Hybridomanen schwört,
gerne unterschreiben, wenn er die Charakteristik der angeblichen
Bastarde bei Lasch und Krause in Betracht zieht.
Denn um eine Form ohne direkte Hybridisationsversuche un- ©
zweifelhaft als Bastard darzuthun, dazu gehören folgende Nachweise.
Erstens muss eine solche Form in der freien Natur wiederholt und
in der Regel in der Nähe der muthmasslichen Stammarten zu finden ©
sein, da es nicht oft vorkommen wird, dass der bastardbildende Pollen
aus grösserer Entfernung herbeigeführt worden wäre. Zweitens muss i
4
er
141
der muthmassliche Bastard seiner ganzen Bildung nach zwischen beiden
|
Eltern wirklich (wenn auch nicht genau) in der Mitte stehen, so dass
alle seine Theile als Ausgleichungsprodukte der differenten Eigen-
- schaften der Eltern sich müssen nachweisen lassen; obgleich sich
natürlich einzelne Formen bald der einen bald der anderen älter-
lichen Form mehr nähern können, - weil einmal Bastarde zweiter
© Ordnung (durch Kreuzung des Bastardes mit einer Stammart, so-
- genannte Rückschläge) möglich sind, zweitens aber auch bei der Bil-
dung einfacher reiner Bastarde die beiden Zeugungsstoffe meiner
Ueberzeugung nach nicht immer beide mit gleicher Kraft zusammen-
wirken. Aber niemals wird die Annäherung an die eine oder andere
Form derart sein, dass der Bastard bestimmte Organe ganz oder
fast ganz nach dem Vater, und bestimmte nach der Mutter oder über-
haupt nach einer der beiden Arten bilden würde. Solche Bastarde,
von denen behauptet wurde, sie hätten z. B. die Blätter ganz von
der einen Art, die Blüthen aber ganz oder vorwiegend nach der
anderen, sind sehr problematisch und haben sich schon mehrfach ent-
weder als wirkliche Mittelarten oder aber zum Nachtheile der vor-
-geblichen Arten als verbindende Mittelformen oder endlich als Varie-
täten der einen Art, deren Annäherung an die andere Art mehr
scheinbar als wirklich war, herausgestellt.
Es muss nämlich drittens festgestellt werden, was gewöhnlich -
von Hybridomanen, die in der Regel auch Speciesmacher sind (weil
sie zur Erklärung der Mittelformen zwischen ihren schlechten Arten
der Hybriditáten bedürfen), sehr gewöhnlich ausser Acht gelassen wird,
ob die den muthmasslichen Bastard zeugenden Eltern auch wirklich
gute Arten, dass heisst, wohl und scharf gesonderte Formen sind,
die für sich allein ohne Gesellschaft der zweiten Art niemals dieser
zweiten Art sich annähernde Nachkommen bilden. Freilich können
auch zwischen Varietäten oder Racen einer Art Bastarde entstehen
und kommen auch sicher häufiger vor, aber es ist sehr schwer, wenn
nicht unmöglich, ohne Bastardirungsversuche frei gebildete derartige
- Formen mit Bestimmtheit als Bastarde oder als durch Variation ent-
- Btandene Zwischenformen zu erkennen. Daher nirgends mehr unhalt- _
bare oder doch zweifelhafte Hybriden aufgestellt worden sind, als in
polymorphen Gattungen wie z. B. Rubus und Hieracium. Hingegen _
lassen sich zwischen gut abgegränzten Arten, deren Variationsgrösse
bekannt ist, wie z. B. denen von Cirsium, Verbascum oder Salix,
vorkommende Mittelformen auch ohne künstliche Bastardirung unter
Beobachtung der obigen Regeln mit grosser Bestimmtheit erkennen.
: 10*
142
mit montanum und roseum betrifft, so unterliegt es zunächst kei-
nem Zweifel, dass diese drei Arten vollkommen scharf geschieden, und
dass wirkliche Uebergänge keinesfalls zu erwarten sind. Insbesondere
Was nun die genannten Hybriden von Epilobium virgatum n: ;
setzt sich E. virgatum in allen seinen Theilen so auffallend in
Gegensatz zu E. montanum, dass ihr Bastard a priori eine sehr
interessante und bestens nachweisbare Mittelform darstellen muss,
was auch die Erfahrung .bestätigt hat. Es bleibt also vor allem diese
intermediäre Bildung dieser Bastarde nachzuweisen und dann die
Daten aus der Beobachtung ihres Vorkommens beizubringen, welche
vollends die Ueberzeugung bieten werden, dass wir es hier mit Ba-
starden und nicht etwa mit intermediären Arten zu thun haben.
Die beiden unerlässlichen Aufgaben hat nun Krause für E.
montanum X virgatum und für E. roseum X virgatum
nicht gelöst und aus einem leicht begreiflichen Grunde auch nicht
lösen können, daher ihm das nicht etwa zum Tadel gereichen soll,
vielmehr sein Scharfblick, wenn er wirklich die richtigen Bastarde vor
sich gehabt hat, alle Anerkennung verdient. Denn Krause hat, wie
er im Eingange seines Aufsatzes bemerkt,. seine Untersuchungen bei
einer Revision der schlesischen Epilobien an getrockneten Exemplaren
vorgenommen und desshalb ihre Mangelhaftigkeit bescheiden selbst
hervorgehoben. Dem schlesischen Verfasser fehlt also vorerst der
Nachweis des Consortiums seiner muthmasslichen Bastarde mit den
Stammarten und die nähere Darstellung der Umstände ihres Vor-
kommens; es mussten ihm aber auch sehr wichtige Merkmale der
Narbe, der Kapsel, der Propagation vollständig entgehen. Die son- ni
stigen Angaben schliessen nicht ganz die Möglichkeit aus, dass dem
Verfasser nur scheinbar an die andere Art erinnernde Abarten einer
Art vorlagen, worauf ich indessen durchaus kein besonderes Gewicht ®
legen will. Für E. montanum X virgatum ist es ganz un
wesentlich und auch nicht immer zutreffend, dass die Blätter am
Grunde viel breiter seien als bei E. virgatum, wichtiger ist freilich
deren Gestieltheit, obwohl die unteren und oberen Blätter von E.
virgatum auch meist in ein kurzes Stielchen verschmälert , sind,
und der „mehr rundliche“ Stengel ist ein zu unbestimmter Ausdruck,
um eine genaue Vorstellung von der wirklichen Beschaffenheit des
Stengels bei dem Bastarde zu geben. Auch ist der Bastard, dem ©
E. virgatum nicht so „äusserst ähnlich“, dass man die Bethei- HN
ligung des E. montanum an ihm nicht schon beim ersten. ‚Anblick
empfinden, wenn auch nicht sofort klar erkennen sollte, : Ebenso
zí he
$ >
143
wenig‘ überzeugend ist die Darstellung des E. roseum X vir-
satum, welche die Spur der älteren oben missbilligten Vorstellung
“von einer derartigen Verknüpfung der elterlichen Merkmale im Ba-
'starde trägt, dass einzelne Theile und Eigenschaften von der einen, an-
dere wieder von der anderen Art entlehnt werden könnten. Der
Bastard soll die gestielten Blätter und die Narbe, wie auch den
sanzen Habitus von E. roseum besitzen, die Stengelbildung, den
Saftglanz der Blätter und die schwache Behaarung von virgatum.
Allein der zweifellose Bastard des Erzgebirges hat viel mehr den
Habitus, zu dem auch die Form und der Glanz der Blätter gehört,
von E. virgatum, so dass ich anfangs eine Zeit lang in Erwägung
zog, ob nicht E. virgatum auch mit gestielten Blättern vor-
komme; die Narbe und der Stengel sind aber bei beiden Stamm-
arten so übereinstimmend gebildet, dass der Bastard hieraus un-
möglich erkannt werden kann, so dass thatsáchlich nur die saít-
glänzenden und dabei gestielten Blätter für den hybriden Bun
sprechen würden.
Diese allgemeinen Bemerkungen und die kritische Beapfechue
von Krause’s Darstellung der beiden Bastarde werden wohl die (nach
mehr als 20 Jahren immer noch vorhandene) Nothwendigkeit und
Berechtigung einer neuerlichen Begründung derselben erhärten.
Epilobium aggregatum m.
(E. montanum X virgatum.)
E, montanum treibt bekanntlich kurze, beinahe zweibelartige,
aufrechte Sprosse mit fleischigen, niederblattartigen, bleichen oder ge-
rötheten Blättern*). Im grössten Gegensatze dazu entsendet E. vir-
gatum lange, oft sehr zahlreiche, mit entfernten, nach aufwärts
immer grösser werdenden laubigen Blättern besetzte, sich bewurzelnde
Läufer. Ber Bastard nun treibt gestreckte, aber kurze, horizontale
oder schief aufrechte Sprosse mit bleichen oder aussen gerötheten,
kleinen, unentwickelten aber nicht fieischig verdichten Blättern, und
sind diese Sprosse somit interessante Mittelbildungen zwischen den
so verschiedenen Vermehrungssprossen der Eltern. Indem diese Triebe
des Bastards alsbald in den Stengel aufsteigen, so entstehen dadurch
*) Ich habe sie wiederholt, freilich nicht an allen Stöcken, schon im August
ausgebildet angetroffen, wo die Pflanze noch blüht, daher Griesebachs,
auch von Garcke aufgenommene Angabe, dass sich die Triebe erst nach
© vollendeter Fruchtreife und wenn der obere Theil der Pflanze schon abge-
storben, entwickeln, zu berichtigen ist.
144
dichte Gruppen zahlreicher durch kurze verbindende Achsenstücke mit.
einander verketteter Stengelgenerationen, was bei keiner anderen o zí
Epilobienform sonst vorkommt, und fůr den Bastart seiner Abstam-
- mung entsprechend sehr charakteristisch ist, daher ich ihn E. aggre-
gatum nenne. Ferner ist der Stengel von E. montanum stiel-
rund ohne Blattspuren, der von virgatum mit vollständigen, von
den benachbarten Blattbasen meist bald vereinigt herablaufenden er-
habenen Linien (Blattspuren) belegt. Bei E, aggregatum ist der
Stengel ebenfalls stielrund, allein Blattspuren doch vorhanden, freilich‘
sehr fein, wenig vorragend, mehr durch den Haarstreifen angedeutet,
und zwar nur an den mittleren Stengelgliedern, oft nur unvollständig,
nicht ganz bis zum nächsten Blattpaar herablaufend, häufig nur an
einer Seite der Blattbasen, im oberen Stengeltheile nicht mehr wahr-
nehmbar. Die vereinigte kurze Blattspur an den unteren Stengel-
gliedern wird durch schief abwärts gerichtete freie Blattspuren ge-
bildet, ähnlich wie bei E. virgatum, während bei E. montanum
die horizontalen Blattspuren zusammentreffen, ohne sich nach abwärts
zu verlängern. Die Behaarung des Stengels ist beim Bastarde eben-
falls intermediär, nämlich dichter als bei virgatum, weniger dicht
und fein als bei montanum. Zwischen den kürzer oder länger ge-
stielten, eiförmigen bis eilanzettlichen, ungleich scharf gezähnt-ge-
sägten, etwas derben Blättern des E. montanum und den lánglich
lanzettlichen, mit gerundeter Basis sitzenden oder undeutlich gestielten,
an den mittleren Internodien bisweilen mit Blattsubstanz etwas herab-
laufenden, nur entfernt und klein geschweift- gezähnelten Blättern
des E. virgatum gleichfalls in der Mitte stehen die Blätter des Ba-
stardes, sie sind nämlich länglich- bis eilänglich-lanzettlich, grösser
und deutlicher gezähnt als bei E. virgatum, aber- doch kleinzäh-
niger als bei montanum, und in einen deutlichen und breiten aber
sehr kurzen Blalistiel zugeschweift, von derberer Beschaffenheit des
Laubes als bei E. virgatum. Die Blüthen sind schön rosa purpurn, ©
ziemlich ebensogross wie die des montanum, aber doppelt grösser als —
bei dem kleinblůthigen E. virga tum. In den Befruchtungswerkzeugen
zeigt der Bastard Anomalien, von den Staubkolben sind meist nur2—3
entwickelt, die Narben sind etwas unregelmässig und im Verháltniss
zu beiden Stammarten verkürzt, die Samen waren grösstentheils fehl-
geschlagen. Ein schönes und beweisendes Merkmal des Bastardes ©
ist die ausgezeichnet intermediäre Bildung der Narbe und des Frucht- ©
knotens, welch letzterer bei den Epilobien überhaupt in der Form seiner A x
Kanten und Flächen sehr gute specifische Merkmale bietet, die Jishee 5;
145-
‘übersehen worden sind, aber freilich auch an der getrockneten Pflanze
nicht mehr deutlich hervortreten. Während bei E. montanum die
schmalen Narbenlappen abstehen oder sich zurůckkrůmmen, bei E.
virgatum dagegen einander dicht anliegen und zu einem keuligen
Körper theilweise verwachsen, stehen bei E. aggregatum die vier
- kurzen etwas unregelmássigen Narbenlappen schief ab und sind am
Grunde verwachsen, so dass sie ein kurzes Becken bilden. Die Frucht
von E. montanum hat beinahe flache, nur sehr seicht ausgehöhlte
Seiten und wenig vorspringende Kanten, was besonders auf dem Quer-
Schnitte zu sehen ist. Die Seiten der Kapsel von E. virgatum
sind in der Mitte von einer scharfen und tiefen Furche durchzogen,
auf dem Querschnitt also die 4 Seiten des Quadrats spitzwinkelig
ausgeschnitten. Der Natur des Bastardes entsprechend besitzen die
Seitenflächen der Frucht von E. aggregatum eine zwar ziemlich
tiefe aber doch breite Furche, die Seiten des Durchschnittsquadrates
sind daher von einem tiefen und weiten Bogen ausgeschnitteu und
die Ecken stark vorragend. Auch selbst die Behaarung der Kapseln
und des oberen Stengeltheils, bei E. virgatum aus kurzen, an-
gedrückten, anfangs das betreffende Organ weissgrau färbenden Häär-
chen, bei E. montanum aus abstehenden, grösstentheils drüsen-
tragenden Häärchen bestehend, hält beim Bastarde die richtige Mitte,
ist nämlich aus beiderlei Haaren gemischt. *)
Ueber das Vorkommen des Bastardes am Standorte wurde Fol-
gendes beobachtet. Er wurde im Erzgebirge, wo beide Stammárten
-Behr verbreitet sind und oft in grösster Nähe vorkommen, von mir
an drei Stellen, in der Mitte des Dorfes Petsch an einem Abzugs-
graben und an der Mauer neben dem Chausségraben am Eingange
-in’s Dorf von Platten ber, also auf der Höhe des Erzgebirges, daun
aber weit davon in einem Gebirgsthale hinter dem sogenannten Bösen
Loch, einem romantischen, von den Felsen des dort sehr engen Thales
gebildeten, von dem „Saubach“ genannten Wildbach durchrauschten
-Kessel in mehreren Exemplaren angetroffen, an allen drei Stellen in
der nächsten Gesellschaft beider Stammarten. Er kommt sowohl iu
Bumpfigem und moorigem Boden mit E. virgatum als auch in
mässig feuchtem Boden mit E, montanum näher vergesellschaftet
vor. Das Consortium bestätigt also das durch die Untersuchung der
En I deb BBRET A8
*) Eine regelrechte Beschreibung auf Grund der vorstehenden Darstellung
des Bastardes wird im letzten Theile des Prodromus der Flora von Böhmen,
der im ersten Manuscripte bereits vollendet ist, hoffentlich bald erscheinen,
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BY <
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Ob
146
Pflanze gewonnene Resultat. Dass es nicht etwa eine intermediäre
Art ist, dafür spricht ausser der genau die Mitte haltenden Bildung
- und dem Mangel jedwedes nicht von den Stammarten abzuleitenden
Merkmals gewiss auch der Umstand, dass E. aggregatum, wenn
auch mehrfach, so doch nirgends auch nur annähernd in solcher An-
zahl, wie sonst Epilobien aufzutreten pflegen und niemals isolirt von
den beiden Stammarten angetroffen, auch sonst mit Ausnahme des
- einzigen schlesischen Standortes nirgends beobachtet wurde.
Der zweite beobachtete Bastard ist
Epilobium brachiatum m.
(E. roseum X virgatum.)
Da sich Epilobium roseum und virgatum viel näher ste-
hen, sich besonders in der Stengel-, Narben- und Fruchtform nur
wenig unterscheiden, so ist ihr Bastard auch bei weitem nicht so —
instruktiv und leicht zu deuten als der vorige. In jenen Theilen,
in denen die Stammarten mehr abweichen, hält er indessen ebenfalls
vollkommen die Mitte. Er entsendet vom Grunde an erst kurzbogige
und dann aufsteigende Aeste und Triebe (desshalb E. brachiatum
genannt), deren unterste wohl zur Bewurzelung und Ueberwinterung
bestimmt sind; die Grundachse des ganzen Stockes war ebenfalls
niederliegend und bewurzelt. Indem E. roseum schief aufsteigende
ziemlich kurze Triebe mit wenig fleischigen oder ganz laubigen Blät-
tern für’s nächste Jahr bildet, E. virgatum aber schnurförmige
beblätterte Läufer, so lassen sich die bogigen beblätterten Grund-
triebe als intermediäre Bildung nicht verkennen. Die Blätter sind
ähnlich denen von E. virgatum lánglich-lanzettlich, aber rascher ©
zugespitzt, weil sie bei E. roseum, wo sie länglich-elliptisch sind,
ebenfalls zur Spitze rasch sich verschmälern; sie sind alle in einen
mässig (2—3"') langen Blattstiel zugeschweift oder verschmälert,
ähnlich wie bei E. roseum, dessen Blattstiel aber länger zu sein
pflegt. Die Blattzähne des Bestardes sind gröber als bei E. vir-
gatum, aber doch kleiner und bedeutend entfernter als bei E.
roseum. Durch seine armförmigen Aeste und die graulich satt- -
grünen, schwach fettig glänzenden Blätter (die bei roseum matt
und heller grün sind) sieht der Bastard habituell dem E. virgatum
ähnlicher aus. Den Blüthen konnte ich wenig Beweisendes für die
Bastardnatur entnehmen, weil sich in diesen die Stammarten allzu.
nahe stehen. Die Fruchtform des E. roseum entspricht ziemlich
genau der des Bastardes E. aggregatum, daher auch der vn ©
E. brachiatum zu halbirende (und auch wirklich halbirte) Spiel- ER
. K el ;
O N edí A uj L
147
.raum bedeutend kleiner als zwischen der Bildung beider Eltern von
E. aggregatum. Die Behaarung der jungen Kapseln (wie auch
des oberen Stengeltheils) weist aber wieder deutlich auf die Hybri-
dität desselben hin. Während bei E. roseum die abstehenden und
drüsentragenden Häärchen der Kapsel über die angedrückten bei
weitem vorherschen, bei E. virgatum aber fast nur kurze an-
sedrückte Haare vorkommen, so hat E. brachiatum eine aus
beiderlei Haaren gleichmässig gebildete Bekleidung aufzuweisen.
Obzwar also die hybride Natur des E. brachiatum nicht
durch so vielfache Merkmale sich erweisen lässt, als die des E.
aggregatum, so reichen doch die ausgesprochenen intermediären
Merkmale des ersteren immerhin zu einem sicheren Schlusse hin,
insbesondere die so ausgezeichnete Gestieltheit der Blätter.*) Auch
das Vorkommen unterstützt die Deutung der Pflanze als einer hy-
briden, denn es wuchs das einzige, zwar sehr üppige und hohe
Exemplar an dem genannten Abzugsgraben im Dorfe Petsch mitten
unter E. virgatum, in dessen nächster Nähe E. roseum stand,
E. montanum etwas weiter entfernt. Auffallend ist es gewiss, dass
der Bastard aus den entfernter verwandten Arten E. montanum
und virgatum so viel häufiger war als der von E. roseum und
virgatum, welche demnach eine geringere sexuelle Affinität zu
Haber scheinen, obgleich sie sich morfologisch so nahe stehen;
eine Erscheinung, welche, wenn sie sich auch weiter als richtig be-
stättigt, den Bastardzüchtern auch anderweitig bekannt ist.
Einen dritten, nur masthmasslichen Bastard, vielleicht ein E.
palustreX virgatum fand ich bei Platten im Erzgebirge, jedoch
nur in einem nicht ganz instruktiven Exemplare, so dass ich den-
selben als noch zweifelhaft vorläufig zurück behalte.
II. Ueber die Frucht von Trapa natans L.
Ueber den Bau der Frucht der Wassernuss findet man bei
allen, auch den namhaftesten und neuesten Schriftstellern ungenaue
*) Ich habe E. virgatum, welches bis auf Kraf, d. i. bis zum J. 1852 in
Böhmen gar nicht bekannt war, weil es immer, so z. B. auch von Tausch
für E. tetragonum (E. adnatum Griseb.) gehalten wurde, und auch
nachher noch lange für eine sehr seltene Pflanze galt, durch den grössten
Theil von Böhmen verbreitet angetroffen und eine solche Menge von Exem-
plaren, wie kaum ein Anderer in Händen gehabt, dass ich wohl bestimmt
behaupten kann, E, virgatum habe niemals so Imeserfielte I Blätter wie
E. brachiatum.
148
und unrichtige Angaben. Alle mir zugänglichen Systematiker nennen
die Frucht: nussartig, eine knöcherne oder steinartige oder holzige,
berippte Nuss, schreiben ihr eine schwarze oder schwärzliche Farbe
zu und bezeichnen die Spitzen der hornartigen Kelchzipfel als „ein-
wárts gebärtet“, „barbellé“, „rückwärts rauh.“ Auch Jar Svatopluk
Presl gab in seinem schätzbaren Compendium der systematischen
Botanik: Všeobecný rostlinopis (1846) eine gleichlautende Beschrei=:
bung der Nuss von Trapa natans, stellte aber daneben eine —
zweite europäische Art, von der ihm nur die Früchte bekannt wurden,
als T. laevis auf. Ich gebe von den Früchten dieser Art, die
‚ausserhalb Böhmens kaum dem Namen nach .bekannt sein dürfte,
die Beschreibung in wortgetreuer Uebersetzung, sowie auch des
Vergleiches wegen die der Früchte von T. natans bei Presl. Die
letztere lautet also. Nuss 4hörnig, über den vergrösserten und er-
bárteten Kelchzipfeln ziemlich regelmässig vielfurchig, unter den-
selben 8rippig, schwarz, in's Braune oder Blaugraue, zusammen-.
gedrůckt, zur Spitze in eine unregelmássig 4eckige Schreibe ver-
schmälert, in der Mitte daselbst von einem Loche durchbohrt,
das von steifen, schief zusammengeneigten Borsten überdacht: ist,
am unteren Ende mit nabelförmiger Grube; die Hörner in eine
pfriemliche, an den Rändern nach rückwärts fein dornige Spitze
auslaufend, die an den schmäleren Seiten der Nuss höher als an
den breiteren.“
Ueber die Trapa laevis lesen wir daselbst Folgendes: „Die
obere Hälfte der Nuss (oberhalb der Hörner) ist glatt, nicht ge- -
furcht, und über den unteren Hörnern flach, die untere Hälfte von
den Hörnern abwärts mit 4 stumpfen Kanten bezeichnet, die Hörner
längs der Ränder von einer schmalen Membran umsäumt und an
der pfriemlichen Spitze nicht dornig, das obere Ende in eine Akantige,
stumpfgezähnte Scheibe verbreitert, aus der ein niedriger, spitziger, ©
fein gefurchter Kegel emporsteigt, durch welchen die Nuss ganz ge-
schlossen ist, ohne eine Andeutung, dass dieser Kegel später abfiele‘..
„Wahrscheinlich wächst die Art in Böhmen, weil diese Nüsse _
vor einigen Jahren reif und frisch auf dem Prager Markte verkauft
wurden.“
Als ich die holzige, in Pres!’s Rostlinopis so genau beschriebene,
und auch von allen übrigen Autoren den Beschreibungen der Frucht
zu Grunde gelegte schwarze „Nuss“, wie sie in Sammlungen vor-
zukommen pflegt, mit der Form abgeblühter Fruchtknoten und halb- 34 z jr
reifer Frůchte verglich, gerieth ich in Verlegenheit, da sich beide so u
„M
149
verschieden zeigten, dass eine Ableitung der „Nuss“ aus dem Frucht-
knoten unmittelbar nicht ausführbar erschien. Auch fehlten die nach
rückwärts rauhen Spitzen der Hörner an den holzigen Nüssen durch-
weg, und waren nur an jungen Früchten im Herbarium mitunter zu
sehen. Glücklicherweise fand sich in der Sammlung des böhmischen
Museums auch die von Pres? als T. laevis beschriebene und wahr-
scheinlich auch von ihm herrührende Frucht in mehreren Exemplaren
vor, durch deren Untersuchung sich nun Folgendes herausstellte.
Die von Presl als Trapa laevis beschriebene Frucht ist die
eigentliche, wohlerhaltene reife Frucht der bekannten europäischen
Trapa natans, an der nur die „rückwärts gebárteten““ Spitzen
abgebrochen sind; diess ist aber keine Nuss im botanischen Sinne,
sondern eine Steinfrucht (drupa), und die gerippte sogenannte Nuss
der Autoren und auch von Presl’s Trapa natans ist deren Stein-
kern, der allerdings eine von der Oberfläche des Exocarps sehr
verschiedene Configuration besitzt. Dem Exocarp (Epicarp) fehlen die
Rippen und auch die höckerigen Protuberanzen am Grunde der
Hörner des Steines machen sich unter demselben minder bemerklich.
Löst man das an der Frucht der vermeintlichen Trapa laevis
noch vorhandene nicht saftige, sondern schwammig parenchymatöse
- und ziemlich dünne, glatte, ochergelbe Exocarp, welches aber an
der frischen Frucht vielleicht doch etwas saftiger und grünlich oder
gelblich sein mag, ab, so kommt der berippte, am Gipfel der epi-
gynen Scheibe geöffnete Stein mit den zwei tiefen Gruben über den
unteren Hörnern zum Vorschein. Das Exocarp hat keine ent-
sprechenden Gruben. Auch der Stein selbst ist nicht schwarz, sondern
gelblich, wie Eichenholz. Die im Steine am Gipfel des Discus für
den Austritt des echt monocotylen Embryo bei der Keimung be-
stimmte Öffnung ist an der unversehrten Frucht noch von einer, in
den zunächst abfallenden Giffel übergehenden flach kegeligen Decke
überkleidet. Diese Decke besteht aus den von der Steinschale her
am Rande der späteren Mündung hervortretenden Gefässbündeln
(Fortsetzungen der erst noch gespaltenen Gefässbündel oder Rippen
der Steinschale), welche hier nur dünn, durch ein zerstörbares Pa-
renchym vereinigt und nebstbei von dem gemeinsamen Exocarp
überzogen sind. Diese Decke bricht nun sehr leicht von dem gestrekt
viereckigen, wulstigen gekerbten Rande des Discus ab (wird wahr-
scheinlich vom Keimling selbst durchbrochen) und entblösst so die
Öffnung in der Steinschale. Unter dem vierseitigen Rande des Discus
verläuft auf dem Epicarp die dem Rande der Kelchzipfel beinahe
150
parellele, daher auf Seite der tiefer. stehenden Zipfel bedeutend 2
gesenkte und daselbst auch meist unterbrochene Insertionslinie der
Blumenblätter und Staubgefässe, von der natürlich am entblössten
Steinkern nichts zu sehen ist. Ebeusowenig sieht man an der Stein-
schale etwas von dem Saume, der nach Press richtiger Angabe’
längs des Randes der Kelchzipfel und von da zu den benachbarten
Zipfeln als kontinuirliche Linie rings um die Frucht verlauft. Dieses’
Exocarp wird nun ohne Zweifel an den im- Wasser zu Boden ge-
sunkenen und im Schlamme begrabenen Früchten durch Fáuloiss. -
zerstört und gleichzeitig erleidet der ursprünglich helle Stein im
Schlamme eine chemische Umwandlung, eine langsame Verkohlung,
welche sich durch die spätere schwarze Färbung desselben ausspricht.
Die schwarzen Steine der Museumssammlung enthalten keinen Samen
mehr, sind also nach vollendeter Keimung zurückgeblieben, während’
die unversehrten Früchte (Trapa laevis) noch den klappernden
Samen einschliessen. Die ersteren sind als natürliche Artefakte’
oder als halbe Petrefakte anzusehen. Die Verkohlung der Steinschale
schreitet übrigens nicht immer soweit vor, dass diese schwarz wird,
denn wir haben in der Museumssammlung auch einige übrigens doch
längst ausgekeimte Steinschalen von glänzend brauner Farbe.
Ueber die ‚rückwärts bärtigen“ oder nach Presl’s weit vor- —
zuziehendem Ausdruck „rückwärts feindornigen‘* Hörner der Früchte
ist Folgendes zu bemerken. Auch diese Theile gehören der Stein-
schale an, sind daher an ganz jungen Früchten oberflächlich noch’
nicht sichtbar, deren zwar bereits vergrösserte Kelchzipfel ganzrandig
sind. Doch wird das Exosarp an diesen eigenthümlichen Spitzen am
frühesten, und zwar schon an der reifenden, also noch auf der Pflanze
sitzenden Frucht abgestreift, wie Herbariumsexemplare mir zeigten,
vielleicht durch ein überwiegendes Längenwachsthum dieser Spitzen
der Steinschale. Sie bestehen aus einem stark verholzten Mittelnerv,
von dem dicht parallel an einander gelegte, nach rückwärts zur
Frucht hin gerichtete, ebenso verholzte Seitenstrahlen abgehen, so
dass das Ganze einer umgekehrten Federfahne oder dem umgekehrten
Schaft eines geflügelten Pfeiles sehr ähnlich sieht. Die genauere histo-
logische Untersuchung dieser Spitzen, sowie der ganzen Frucht ist:
noch sehr wünschenswerth. Ganz verfehlt ist es aber, von rückwärts
rauhen oder gebärteten, dornig gewordenen ganzen Kelchzipfeln zu _ 2
reden. Diese eigenthümlichen Spitzen, die wahrscheinlich durch ihre
Widerhaken zur besseren ankerartigen Befestigung: der Steinschale’
während der Keimung dienen, brechen aber leicht ab und die Bruch-
151
stelle ist an alten ausgekeimten Steinen so abgeschliffen, dass man
kaum auf den Verlust einer früheren längeren Spitze schliessen
sollte. Offenbar hat Presl an der beschriebenen schwarzen Stein-
schale noch die ursprünglichen Spitzen gehabt, welche an der zu
Markte gebrachten frischen Frucht bereits abgebrochen waren.
Die Steinkerne des Museums lassen zwei nicht ganz unerheb-
liche Formen unterscheiden, die ich als var. platyacantha und
var. stenacantha bezeichnen will. Die letztere hat höhere Stein-
kerne, die äusseren Kelchzipfel unter dem untersten Drittel, also
weit entfernt von dem oberen im obersten Drittel entspringenden
Kelchzipfeln abgehend, alle schmal und desshalb fast halb so dick
als breit, wenig zusammengedrückt aussehend. Die Schale ist zugleich
schwarz. Die Steine der var. platyacantha sind niedriger, die
Kelchzipfel beider Kreise einander viel mehr genähert, so dass sie
nur um '/, der Höhe oder noch weniger von einander abstehen, dabei
am Grunde stark verbreitet, wenigstens 4mal breiter als dick, des-
halb von abgeplattetem Aussehen und mit den Rändern einander
nahe berührend. Diese Steine sind zugleich glänzend hellbraun ge-
gefärbt. Dass diese Färbung beiden Varietäten eigenthümlich_ sei,
glaube ich nicht, vielmehr wird sie nur zufällig und von der Be-
schaffenheit des Schlammes und seines Humusgehaltes abhängig sein.
Die vier mit den Hörnern abwechselnden Ecken der Scheiben-
pyramide sind öfter stärker vorragend und bei der var. platyacantha
fand ich zwei der einen schmäleren Seite hackig nach abwärts zurück-
- gekrümmt. An einem Steine dieser Varietát haben sich auch statt
FA
eines der unteren Kelchzipfel 2 schmälere Zipfel ausgebildet.
Ob die von Opiz in den Sitzungsberichten der k. böhm. Gesell-
schaft der Wissenschaften vom Jahre 1854, Seite 59 beschriebenen
„Arten“ Trapa natans und hungarica mit den soeben beschrie-
benen Varietäten zusammenfallen, kann ich nicht mit Sicherheit be-
haupten, da die Beschreibungen Opiz’s nicht ganz stimmen. In einer
Notiz über Trapa im Lotos 1855 hat Opiz angegeben, dass sich in
der Museumssammlung 3 Fruchtformen befinden, nämlich T. natans,
T. hungarica und eine ganz eigenthümliche, viel kleinere, ocher-
gelbe, auch anders gestaltete Frucht. Letztere ist offenbar T. laevis
Presl, welche Opiz aber nicht erkannte, trotzdem ihm die Beschrei-
bung Presl’s bekannt war. Demnach müsste eine meiner Varietäten
die T. hungarica sein. Da diese gegenüber der T. natans Opiz,
welche. genäherte Hörnerpaare hat, hauptsáchtlich durch entfernte
Hörnerpaare sich auszeichnen und die Früchte glänzend schwarz sein
‘152
- sollen, so wäre diess die var. stenacantha. Doch passt nicht die |
Beschreibung der T. natans Opiz zur var. platyacantha, denn
erstere soll glanzlos schwarz sein und der so charakteristischen Breite
und Plattheit der Hörner erwähnt Opiz gar nicht, und doch ist es
kaum möglich, dass sie ihm nicht aufgefallen wäre. Diese Wider- _
sprüche vermag ich nicht zu lösen.
Die Frucht der Trapa natansL. hat also künftig als trockene
Steinfrucht zu gelten. Merkwürdig ist es nur, dass der Bau dieser
‚Frucht bisher so gründlich verkannt worden ist, besonders von jenen,
die Gelegenheit hatten, die Pflanze lebend zu analysiren und abzu-
bilden, wie z. B. Schnizlein in seiner Jconographie oder Le Maout
-et Decaisne in ihrem Traité de Botanique.
Prof. Dr. Anton Frič erstattete nachfolgenden vorläufigen
Bericht: „Uber seine Studien im Bereiche der Weissenberger und
Malnicer Schichten.“
| Ich habe mich durch eine Reihe von Jahren mit dem Studium
der böhmischen Kreideformation beschäftigt und bereits im ersten
Bande des Archives für Landesdurchforschung die Perucer und Ko-
rycaner Schichten eingehender behandelt. Die Studien über die zu-
nächst jüngeren Schichten: die Weissenberger und Mallnitzer sollen
ausführlich im 3. Bande des genannten Archives veröffentlicht werden.
Da aber die Publication des ausführlichen Elaborates sich lange hin-
ziehen dürfte, so entschloss ich mich hier einen kurzen Bericht über
die Hauptresultate zu liefern, die ich nach Untersuchung von circa
100 Localitäten und nach Durchmusterung von etwa 3000 Petrefacten —
erhielt. |
Das, was bisher unter dem Namen „Weissenberger
Schichten“ angeführt wurde, lässt bei genauer Untersuchung drei
palaeontologisch, wie auch petrografisch verschiedene Stufen unter-
scheiden, die ich nach den best entwickelten Localitäten folgender-
massen benenne:
1. Semicer Mergel. 2. Diinover Knollen. 3. Wehlovicer Plaener.
1. Die Semicer Mergel, welche auf den cenomanen Korycaner
Schichten liegen, sind in ihren tiefsten Lagen schwärzliche (Hrádek,
Hledseb), weiter oben braungelbe oder graue Mergel, welche oft den ©
sogenannten Priesener Baculitenschichten täuschend ähnlich sind,
(Dřinov, Přerov, Semic) und man muss in ihnen einen Vorboten der- Ne
153
selben erkennen, da sie bereits manche Arten besitzen, die dann erst
wieder in den Priesener Schichten erscheinen. Z. B.:
Helicoceras Reussi.
Pleurotomaria falcata.
Nucula semilunaris.
Astarte nana.
In dem mittleren Theile werden sie sandiger und enthalten
-dann nach obenhin härtere kalkige Lager, welche durch Turritella
Fittoana, Ammonites Woolgari (zum erstenmale), Scaphites Geinitzii,
Spondilus spinosus u s. w. bezeichnet sind.
Diese tiefste Stufe nimmt in manchen Gegenden einen festeren
Charakter an, so dass das Gestein dem gewöhnlichen Baupläner
mehr ähnlich sieht und lässt sich dann im Terrain als Absatz gut
erkennen. (Raudnitz, Luže ete.). Grosse Ammoniten (peramplus und
Woolgari) und Nautilen vertreten dann die Stelle der an anderen
Stellen kleinen, aber zahlreichen Petrefacten.
2. Dřinover Knollen. Die tieferen Lagen sind důnnplattige,
sandige Plaener mit sehr sparsamen Petrefacten, aber auf ihren ab-
geregneten Flächen findet man schon zum erstenmale den von
Prof. Reuss als Achilleum rugosum beschriebenen Schwamm.
In der oberen Lage bilden sich kalkige Knollen, welche ausser
vielen anderen Petrefacten mit Baculites undulatus bezeichnet sind.
Hier erscheint Ammonites Woolgari und Turritella Fit-
toana zum zweitenmale. (Chabry bei Prag, Uha bei Welwar etc.)
An manchen Localitäten werden diese Knollen sandig und ähneln
dann sehr den Knollen der jüngeren Iserschichten. Dieser Horizont
wird sogar zuweilen zu einer mächtigen, an Rhynchonellen reichen
Sandbank (Liboch, Liebenau etc.), die ganz den Habitus der soge-
nannten Quader besitzt, und wo sie isolirt vorkömmt, leicht zu Ver-
wechslungen mit anderen Quaderschichten Anlass geben kann.
Auch diese Stufe lässt sich in manchen Gegenden als zweiter
Absatz der Plaenergebilde im Terrain erkennen. (Bezděkov bei Raud-
nitz, Luže etc.). i
Nach oben ist diese Plaenerpartie an den meisten, gut aufge-
schlossenen Localitáten durch eine Schichte mit zahlreichen Ostraea
semiplana Sow. (O. sulcata) und Achilleum rugosum (das hier zum
zweitenmale auftritt) begránzt. (Bezděkov bei Raudnitz, Přerover
Berg, Mšeno bei Budín).
3. Die Wehlowitzer Plaener lassen cine tiefere Lege er-
kennen, welche mit zahlreichen verkiesten Spongien und einer
O |
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154-
grossen Form von Voluta Römeri gekennzeichnet ist, Petrografisch 3 k
stellen sie die tieferen schlechteren gelben Bauplaener dar. (Sadská,
Přemyšlany, Žernoseky etc.)
Die höhere Lage ist der wegen seinem Reichthum an Tisch:
resten berühmte Baupläner des Weissen Berges bei Prag und von
Wehlowitz. In ihm hat Klythia Leachii, Amonites WO sein
Hauptlager.
Das letztgenannte Petrefact tritt hier schon zum dritten- er
male auf. it
Mit dem Fischpláner endigt die Reihe von Rlánerschiohl a die
wir mit dem Namen Weissenberger Schichten bezeichnet haben und
auf welche dann die Mallnitzer Schichten folgen.
In diesen kann man auch drei Stufen unterscheiden:
1. Malnitzer Grünsand, 2. Launer Kalkknollen, 3. Male ;
Avellanen-Schichte.
1. Der Mallnitzer Grünsand lässt sich an BEER Loca-
litäten, wo er nicht so grün ist, schwer wiedererkennen und stellt
oft plattige, klingende Kalke dar, (Wehlowitz) Nautilus sublaevigatus
und Cuculaea glabra sind die häufigsten Petrefacten darin, Ammo-
nites Woolgari tritt bier zum viertenmale auf.
Bei Mallnitz liegen darin die au Magas und Exogira columba
reichen Bänke. Die an anderen Petrefacten reichen Knollen (der
Exogirasandstein von Mallnitz bei Reuss) mit Catopygus und Cassi-
dulus, gehören schon der folgenden Stufe an.
2. Die Launer Kalkknollen liegen in den höchsten Lagen
des Grůnsandes und sind durch Cellianassa bohemica bezeichnet. Es
gehören hiezu die Kalke in Kostkas Steinbruch: bei Laun und die
tiefsten Knollen am Egerufer unterhalb der Zuckerfabrik.
Auch in Wehlowitz liegen sie auf den Plattenkalken und liefern
ganz dieselben Arten wie bei Laun. Panopaea.
Die Knollen bei Mallnitz mit Catopygus und Cassidulus gehörah :
hieher, denn sie liegen gewiss viel höher, als die mächtige Bank, die
nichts anderes als Exogira enthält.
Auf den Knollen kamen die bräunlichen Schichten nik Cuculaea
und Lucina zu liegen, die in dem Steinbruch zu 14 Nothhelfern bei —
Laun entwickelt sind.
3. Die Mallnitzer Avellanenschichte entdeckte ich in dem Gipfel
der daselbst „am Sande“ genannt wird, und fand darin Avellana RR
D’Archiaciana, Turbo Cagnacensis, Fuxus nereidis, welche zwei letz- ké
teren Arten in gleichem Nieveau ebenfalls bei Wehlowitz vorkommen: ©
155
Auch am Egerufer bei Laun lässt sich diese Schichte wieder-
© erkennen.
Das wichtigste Resultat dieser Untersuchungen ist die Consta-
tirung der Thatsache, dass gewisse Petrefacten, wie Ammonites Wool-
sari und Achilleum rugosum wiederholt auftreten und eine viel
srössere verticale Verbreitung haben, als man früher dachte. Man
wird somit nicht mehr in den Fehler verfallen, z. B. allen Schichten
mit Am. Woolgari ein gleiches palaeontologisches Alter zuschreiben
zu wollen.
haben.
Auch der Nachweiss einer den Priesener Baculitenschichten
ähnlichen Fauna an der Basis der weissenberger Schichten ist von
Wichtigkeit und wird für die Mappirung besonders der Gegend
zwischen Prag und Kolin von Nutzen sein, wo bisher den Semicer
- Mergeln ein viel jüngeres Niveau angewiesen war.
Das Verhältniss der Mallnitzer Schichten zu den Iserschichten
-wurde durch diese Untersuchungen auch befestigt und zwar in der
Art, wie wir es bereits im ersten Bande d«s Archives ‚dargestellt
Die Mallnitzer Schichten sind an der Basis der Iserschichten
gelegen, besitzten noch den Am. Woolgari, der hier zum letztenmale
auftritt und haben noch keine Trigonia.
Die Eruirung der Beziehungen der Iserschichten zu den Teplitzer
Schichten will ich mir demnächst zur Aufgabe machen.
Prof. J. Krejčí machte einige Mittheilungen über new aufge-
fundene Kaolin- und Kieselguhrlager und zwar berichtete derselbe
zuerst über einige neu aufgefundene Kaolinlager am Fusse des
Erzgebirges, deren Material ihm zur Untersuchung eingesendet wurde.
. Das eine Lager befindet sich bei Wildstein unweit Eger am
westlichen Rande des Egerer Tertiaerbeckens. Es ist von einer mäch-
tigen Ablagerung eines weissen, feuerfesten Thones bedeckt und
ruhet unmittelbar auf Granit. Die gewaschene Probe zeigt viel silber-
weissen Glimmer und Quarz, die weisse Thonmasse selbst zeigt nach
der Analyse von Prof. Stolba die normale Zusammensetzung des
Kaolines.
Ein zweites Lager wurde bei Wernsdorf unweit Kaaden am
nördlichen Rand des Saazer Tertiaerbeckens aufgefunden. Die ge-
- waschene Probe zeigt ebenfalls silberweissen Glimmer und Quarz und
11
aspaihreichen, Granulit ähnlichen FinusaE zu suchen, der inider
Umgebung von Wernsdorf unter der Decke der tertiaeren Schichten E vá
und des Basalttufes vorkömmt. la
Nahe liegt die Vermuthung, dass diese Kaolinlager, sowie. die 4
bei Zettlitz unweit Karlsbald unter Mitwirkung von kohlensauren %
Wässern entstanden, da am Fusse des Erzgebirges solche Wässer an z
vielen Punkten: hervorquellen. Namentlich wäre, die gänzliche Ent-
fernung des Eisengehaltes und des Alkalis aus der verwitterten Masse
diesem Umstand zuzuschreiben, da aus ähnlichen feldspathreichen A
Gesteinen in Mittelböhmen, z. B. bei Eule, wo keine koblensauren ©
Quellen vorkommen, wohl kaolinische, aber mit Eisenoxydhydrat ge R
fárbte und etwas Alkalien haltende Thone entstehen. EL
Ein sehr reiches Lager von Kaolin wurde am Fusse des Erz-
gebirges bei Niklasberg aufgefunden. Das Muttergestein dieses ©
Kaolines, der nach der Analyse von Prof. Štolba ebenfalls die nor- ©
male Zusammensetzung der Kaolinerde hat, aber bei der Waschung
nur Quarzkörner und Feldspathbrocken und keinen Glimmer übrig _
lässt, ist Quarzporphyr, der hier einen bedeutenden Autheil an der © ©
Gebirgsmasse des Erzgebirges hat. a
Alle diese Kaolinvarietäten zeigten unter dem Mikroskope feine Br
Krystalllamellen vom rhombischem Charakter und verhielten sich. ©
als ein ausgezeichnet plastisches Material. Ka
Eine ganz eigenthümliche Beschaffenheit hatte eine durch Eisen- ©
bahndirektor Pecher eingesendete weisse Thonprobe von Prohn bei
Brüx. Dieser Thon ist graulich bis gelblichweiss, hie und da mit
kleinen Aederchen und Punkten von Eisenoxydhydrat, ist im Bruche -
erdig, an den Schnittflächen glatt und glänzend, fühlt sich ein wenig
fettig an und klebt stark an der Zunge. Dieser Thon ist ungemein 3
feuerfest und sintert in der grössten Löthrobshitze kaum etwas an
den Kanten der Bruchstücke zusammen. Er ist nicht plastisch. REN
Die chemische Analyse, die Prof. Stolba durchführte, erwies. in.
100 Theilen lufttrockenen Materiales ah
Thonerde 75.1: 38-400), ae
Eisenoxyd 374151080, SENT
Kalko) sua Win no 0 0% u Sea
Magnesia . . . . keine. něko
Kieselerde. . . . 4450,,
Wasser; hs).
| 4 100-209
157
Die Thonmasse kommt in einer mächtigen Ablagerung am sůd.
lichen Saume der Brüx-Duxer Braunkohlenmulde vor, da wo sie
sich an die Phonolithberge anlehnt. Der Ursprung derselben kann
mithin im zersetzten Phonolith gesucht werden und auch hier liegt
die Vermuthung. nahe, dass ehemalige hier entspringende kohlensaure
Wässer diese locale Bildung veranlassten.
Die Analyse stimmt ziemlich überein mit der Rochlitzer Varietät
des Steinmarkes, welche von Breithaupt unter dem Namen Carnat
angeführt wird. Nur enthält der Carnat mehr Eisenoxyd (215%),
von dem er röthlich gefärbt ist.
Da die Thonmasse bei Prohn ein bedeutendes Lager im tertiären
Gebiete bildet und offenbar einen auderen Ursprung hat, als das
unter dem Namen Steinmark angeführtes Mineral, so möge sie vor-
läufig als eine neue Thonvarietät fixirt werden, für die der Name
Prohnit vorgeschlagen wird.
Eine feine schneeweise Erde wurde vom Ritter v. Nadherny
von seiner Domaine Chotovin bei Täbor zur Untersuchung über-
geben. Die vom Assist. Schmelzer vorgenommene chem. Analyse er-
‘wies reine Kieselerde und unter dem Mikroskope zeigte sie sich als
ein Aggregat der zierlichsten Kieselalgen (Diatomaceen), so dass sie
also eine reine Kieselguhr ist. Der Fundort ist neu; eine spe-
cielle Untersuchung desselben wird demnächst vorgenommen werden.
Anhaugsweise möge noch mitgetheilt werden, dass Assistent
Dr. Slavik in dem südlich von Tabor, bei Borkovic, unweit Veseli
vorkommenden Tortlagern auf dem dort sehr häufigen Torfholz sehr
'reichliche krystallinische Krusten fand, die Prof. Bořický als Fich-
telit bestimmte und dass sich also dieser Fundort an Redwitz in
Baiern anreiht.
SŘ SSL SISS SISS SSS
m Monate April ita: ausser den eben angeführten der Oster-
ferien wegen keine andere a gehalten.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 2. Mai 1873.
Vorsitz : Krejčí.
Prof. J. Krejčí setzte seinen Vortrag: „Über ein neuentdecktes
Kieselguhrlager bei Chotovin unweit Tabor“ fort. (Siehe die Sitzung
vom 4, April d, J.)
11*
TUN Be Re Fe
a Prof. Dr. Bořický theilte ein Schreiben des fond J. 'B4 V
Storch aus Prag, gegenwärtig Berg Ingenieur in Mexico, a den
bekannten Magnetberg bei Durahgo in Mexico.“
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 4. května 1873. ©
Předseda: Tomek. | 8
Ředitel Zoubek přednášel „o řádu, vydaném školám městským |
akademií pražskou roku 1586.
Ordentliche Sitzung am 7. Mai 1873.
Präsidium: Fr. Palacký.
Nach Vorlesung und Genehmigung. des Protokolles der letzten
Sitzung und des Geschäftsberichtes durch den General-Secretär,
wurde beschlossen, an die naturforschende Gesellschaft in Görlitz
aus Anlass ihres fünfzigjährigen Jubelfestes, zu welchem - dieselbe
unsere Gesellschaft eingeladen hatte, ein Beglückwünschungsschreiben
zu richten. Das ord. Mitglied Prof. Dr. Kvíčala legte eine’von ihm
verfasste Abhandlung: „Scholiorum Pragensium in Persii satiras de-
lectus““ vor, deren Aufnahme in «ie Abhandlungen beschlossen wurde-
Hierauf wurde beschlossen, dass die Gesellschaft ihre Publikationen
auch fernerhin in der Druckerei des Herrn Dr. Ed. Gregr und zwar
nach einem neuen, mit demselben vereinbarten Tarif werde drucken
lassen. Schliesslich wurde Herr August Bielowski, Director des
Ossolinskischen Institutes in Lemberg, zum correspondirenden Mitgliede
der Gesellschaft gewählt.
Sezení třídy pro dějepis, filosofii a filologii dne 19. května 1873.
Předseda: Tomek.
Prof. Tomek přednášel „o některých stránkách GERNE života ty
v Praze v 14. stoleti“
Sitzung der malhemalisch-naturwissenschaftlichen lasse am 23. Mai 1873. © &
Vorsitz: Krejčí.
Prof. Dr. Em. Bořický sprach: „Über Einschlüsse fremder P
Felsarten und Minerale in böhmens Basaltgesteinen und OR ‚are RE
Resultate ihrer Contaktwirkungen.“
159
Basalteruptionen fanden in den Sedimentgesteinen aller Forma-
tionen statt; aber die Hauptmasse der basaltischen Gesteine Böhmens
beschränkt sich auf das Gebiet der Kreide- und der Tertiärformation.
In Böhmen durchbrechen Basaltgesteine
den Granit im Böhmerwalde (bei Liebenstein) und im Mittel-
gebirge (zw. Topkovitz und Prosseln),
den Granulit zw. Damitz u. Wotsch am linken Egerufer,
den Gneus im Erzgebirge, an mehreren Punkten des Saazer
Kreises (Pressnitz, Scheibenbergerkamm, Grosser Hassberg bei Bilin),
den Glimmerschiefer bei Eger (Kammerbůhl),
den Urthonschiefer bei Polinken im südwestl. Böhmen
und bei Weseritz (Spitzberg und Schlossberg),
die untere und obere Silurformation Mittelbohmens,
in der am Karabinerberge bei Swárov (durch H. Prof. Šafařík) und
bei St. Ivan (dch. H. J. Barrande und Prof. Krejčí) Basaltblöcke
vorgefunden wurden,
die Kohlen- und Perm- (dyas) Formation bei Winařic,
Schlan und an mehreren Punkten im nordöstl. Gebiete Bohmens, ©
die Kreideformation (nam. den Plänerkalk, den Quader-
sandstein, die Bakulithenthone) an den meisten Punkten des nordöstl.
Böhmens (z. B. Panznerhůgel bei Bilio, Kuzov, Hasenberg, Mužský-
berg, Teufelsmauer bei Böhm. Aicha),
die Tertiärschichten des böhm. Mittelgebirges und des Dup-
pauer Gebirges (Saugschiefer, Quarzsandsteine, Schieferthone, Braun-
kohlenflótze). —
Wie bei der vulkanischen Eruption überhaupt, äussert sich der
Einfluss auch der emporgedrungenen Basaltmassen sowohl in den
mannisfachen Verwerfungen und der Zertrümmerung angrenzender
Felsarten, in den zahlreichen Einschlüssen von Fragmenten der durch-
brochenen Gesteine und der massenhaften Bildung von Reibungs-
conglommeraten als auch in der physikalischen und chemischen Ver-
änderung der Einschlüsse und der angrenzenden Felsarten. Und diese
Veränderung gibt sich nicht blos auf den Contaktstellen kund, son-
dern erstreckt sich nicht selten auf grosse Felspartien.
Sehr viele diessbezügliche Beispiele führen Reuss und Jokely
in ihren geognostischen Werken an und fast jedes Gebiet des böhm.
Mittelgebirges liefert zahlreiche neue Belege.
-Als Einschlüsse in böhm. Basaltgesteinen kennt man folgende
Felsarten:
Granit im Basalte zwischen Dubkovitz und Prosseln,
160
Gneus und verkieselte
Thonschieferstücke am südwestl. Fusse das Bořen.
Ungemein häufig und zahlreich sind Einschlüsse von Gesteinen
der Kreide und der Tertiärformation. i
Plänermergel findet sich z. B. im Basalte das Kuzover
Berges bei Třiblitz, im (säulenförmigen) Basalte des Panznerhůgels, ©
des Poratsch, im B. v. Bilinka, der Eulenburg bei Leitmeritz, Kaschov
bei Sichrov. Grosse Plänermassen schliesst das basaltische Conglom-
merat des Humberges bei Schirschovitz ein, ebenso das feste Con-
glommerat von Budy bei Backofen.
Ebenso häufig findet sich der lockere Sandstein, entweder
zwischen Basalt und Conglommerat eingelagert oder als Einschluss
im festen Basalte vor und im letzteren Falle meist völlig umge-
wandelt (verkieselt) zu festem Quarzitgestein. So zum B. zwischen
Prosseln und Gleimen, in der Schlucht bei Wanov, am Galgenberge
bei Aussig, in der Schlucht beim Schreckenstein, am rechten Abhange
des Kleinpriesner Thales, bei Kramnitz, am südlichen Gehänge des
Prosseln Thales (einigeschlossen zwischen Trachyt und Basalt). ©
Schieferthonpartien, vom Basalte völlig umschlossen, finden sich.
zum Beispiel am rechten Gehänge des Klenpriesner Thales, namentlich
bei Leschtina, mehrfach vor; ebenso zwischen Dubkovitz und Prosseln,
unter der Dubitzer Kirche und an anderen Orten. by:
Auch die von Basaltadern mehrfach gehobene und durchbrochene
Braunkohle von Salezl bei Gross-Priesen fand sich als russige Va-
rietát in tiefen Spalten zwischen einzelnen Basaltblöcken und als
feste Kohle (als ein Nest von 1“ D.) vom Basalte völlig eingeschlossen
vor.*)
Süsswasserkalk, eingeschlossen im basaltischen Conglommerate,
findet sich am Fahrwege zwischen Kostenblatt und Lintschen.
Ausser den Einschlüssen von Gesteinsfragmenten findet sich
auch ein Mineral im Basalte recht häufig vor, das keineswegs als
eine Ausscheidung aus dem Basaltmagna, sondern- als zufälliger.
Einschluss zu betrachten ist. Es ist der Quarz, dessen meist abge-
rundete Körner nicht blos in den Reibungsconglommeraten, sondern
auch in festen, namentlich in den mit quarzhaltigen Gesteinen im
Contact befindlichen Basalten recht häufig vorkommen. r:
Sehr reich an 1—4““ grossen Quarzkörnern ist der auf Granit
ruhende Basalt des Teilnitzthales; bis '/„“ graulichweisse, trübe Quarz-
*) Reuss. Lotos 1852. 163.
161
- körner enthält der feste Basalt von Vebruc bei Leitmeritz (in Contact
mit Quadersandstein). —
Von besonderem Interesse ist die physikalische und chemische
‘ Einwirkung der Basaltmassen auf angrenzende Felsarten. In den
meisten Fällen haben letztere solche Merkmale angenommen, dass
der Einfluss einer bedeutenden Gluth unverkennbar ist. Die an Kiesel-
-sure reichen Gesteine sind fest, hart, an der Oberfläche zuweilen
glasie geworden; die kalk- und thonerdereichen Silikatgesteine haben
die Beschaffenheit einer festen und harten, scheinbar homogen und
gewöhnlich muschlig brechende Substanz angenommen, die nicht selten
das Aussehen der jaspisähnlichen Producte der Erdbrände hat.
Grosse, verkieselte, an der Oberfläche zuweilen verglaste Quarzit-
blöcke — theils in Conglomeraten eingelagert, theils nach Wegspülung
der letzteren entblöst, trifit man im ganzen Basaltgebiete — namentlich
in den südlichen Peripherialzonen sehr häufig an; so z. B. am nördlichen
Abhange des Milyberges, am Fusse des Oblik, des Goldberges (bei
Ploschkovitz) des Kreuzberges bei Obertenzel und s. £. :
Der im unmittelbaren Contacte mit dem festen Basalte befind-
liche Quadersandstein erscheint dagegen meist nur gefritet und an
den Contactstellen durch eine etwa '/„“ dieke, mit Hámatit und Li-
monit imprägnirte Kruste vom Basalt geschieden. Möglicherweise
sind auch nicht selten durch sekundäre Einflüsse der Gewässer die
Contactwirkungen verwischt.
© Einen solchen Eindruck übte auf mich die Besichtigung der
- Quadersandsteinwände in dem Steinbruche der Teufelsmauer „na
břízách“. Trotz der direkten Berührung mit der Basaltmauer war an
dem Quadersandsteine nur eine schwache Frittung zu bemerken und
ein in demselben (an der Wand) aufgefundenes Fragmet eines Muschel-
petrefakten war ziemlich erhalten.
Verschieden erscheint auch die Veränderung des in der Nähe
oder in Contakte mit Basalt befindlichen Plänerkalkes. Zum Beispiel
am Fusse des Hasenberges findet man gefrittete, aber auch verglaste
-und hornsteinartige Plänerkalkstücke. Auf dem Mužskýberge bei Můn-
chengrätz finden sich Plänerkalkblöcke vor, die zu einer sehr festen und
i: harten, scheinbar homogenen, muschlig brechenden, grauen Substanz
umgewandelt sind. In dem Steinbruche von Bilinka sind die Basaltstücke
mit erbsen- bis faustgrossen, von der Basaltmasse nicht scharf geschiede-
nen Plänerkalkstücken versehen, die ein jaspisähnliches Aussehen haben.
-Von áhnlicher Art ist der im Contakte mit Basalt befindliche Pläner im‘
Dubitzer Kalksteinbruche. Ganze Plänermassen sind von sehr schmalen
162
Basaltadern durchzogen und kleinere und grössere Plänerkalkstücke
vom Basalte eingeschlossen; nirgends treten jedoch die Conturen der
Einschlüsse scharf hervor, sondern es bestehen allmächtige Ueber-
j züge der gemengten Substanzen; Basalt und Plánerfragmente. er-
scheinen förmlich zu blaulich, grünlich, graulich und schwarz marmo- ©
rirten Felstücken verschmolzen.
Von besonderem Interesse sind die zahlreichen, schwach grünlich
bläulich- oder graulichweissen Einschlüsse des durch die feuer-
flüssige Basaltmasse umgewandelten Plänerkalkes im Basalte des Po-
-© ratscher Berges bei Bilin.
Diese meist rundlichen, zuweilen tropfenähnlichen, MT -
sehr zahlreich (auch in mikroskop. Kleinheit) verkommenden Partien
sind theils dicht, theils deutlichfeinkörnig. In Säuren brausen manche
derselben mebr weniger auf.
Im Mikroskope betrachtet, erweisen sich diese Plänereinschlüsse %
an verschiedenen Stellen ziemlich verschieden. Die lichteren Partien
enthalten farblose, mehr weniger abgerundete Quarzkörner, die in
einer durch Unzahl von Gesporen getrübten, an den dünsten Stellen
graulich oder gelblichweissen, im polarisirten Lichte dunkelgrauen
Substanz — ohne Zweifel wesentlich Kalkspathsubstanz — mehr
weniger dicht vertheilt sind.
Die Quarzpartien umschliessen sporadisch vorkommende, lich- ©
tere und graulichweisse rundliche Stellen, die durch einen dichten
Kranz von Gasporen und Staubkörnchen begrenzt, mehr weniger lok- |
kere Anbäufungen von äusserst zarten Mikroliten einschliessen. ;
Die dunkleren Contaktstellen des Pláners mit dem Basalte ©
bestehen vorwaltend aus Bestandtheilen der Basaltmasse in mikro-
skopischer Ausbildung. Man bemerkt in der Mehrzahl graue Augit-
mikrolite, gemengt mit farblosen, stabförmigen Feldspath- oder Ne-
phelinkryställchen und sparsamen, grösseren und kleineren Olivin- ©
körnchen. Magnetit erscheint in vereinzelten Körnchen, zumeist aber
als Staub, gemengt mit zahllosen Gasporen und ungleichmässsig
zerstreut. |
Diese Contaktstellen schliessen entweder zahlreiche, gelbklich-
graue, wollbäufchenähnliche Flecke ein (die bald Trichithänfchen bald
halbentglasten Stellen ähnlich sehen) oder zahlreiche, bis stecknadel- ©
kopfgrosse Kůgelchen, die theils aus strahligen Zeolitgebilden, theills
aus den am Rande durch concentrische (oft zartfaserige) Schichten- A 2:
lienien innen, durch regelmässige Spaltungsprünge (naeh Caleit). cha- a
rakterisirten Carbonaten bestehen. IR
. 165
Die lichtgrauen Plánereinschlůsse im Basalte des Panznerhügels,
- die in Säuren ziemlch stark brausen, sonst aber denen des Poratscher
Berges sehr ähnlich sehen, bestehen, bei 400. Vergr. b., aus einer
mikroskop. ausgebildeten, meist aus Augitmikroliten, farblosen Leist-
chen und Magnetitstaub bestehenden und durch dichte Anhäufungen
von Gasporen überall grtrübten Substanz, in welcher sich zahlreiche
farblose, regelmässig kreisförmige oder etwas ovale theils in strah-
lige Zeolite, theils in deutliche Kalkspathsubstanz umgewandelte Par-
tien (von der Grösse eines Mohnkorns oder eines Stecknadelkopfes)
befinden.
Wenige derselben zeigen am Rande verschiedenfarbig nuancirte
Schichtenlienien, die meisten sind völlig farblos und nach den Spal-
- tungsrissen als Calcitsubstanz bestimmbar. Mehrere enthalten einen
breiten, concentrischen Kranz von bräunlichen Staubkörnern und Bläschen
und eine kreisfórmige Anhäufung derselben im Centrum, Die sehr
zahlreichen, meist lavendelblauen (auch licht bläulich, graulich oder
gelblichorauen) nuss- bis eigrosseu Plänerkalkeinschlüsse im Ba-
‚salte von Bilinka sind von zahlreichen Aederchen theils einer grauen
(Basaltmasse) theils einer röthlichbraunen (Limonit) Substanz durch-
- zogen. Am Rande verfliessen sie allmählig in die Basaltmasse und
schliessen selbst Körner und kleine Partien des Basaltes ein. Fast
jeder Plänereinschluss zeigt Partien von verschiedenen Farbennuan-
cen, die jedoch in unmittelbarem Contacte mit der Basaltsubstanz
stets dunkelgrau erscheinen. Die mikroskopischen Objekte der Pläner-
einschlüsse von Bilinka zeigen zahlreiche rundliche Quarzkörner in
einem trüben grauen Gewirr von Mikrolithen, Glaspartikelchen und
Bläschen.
Bemerkenswerth ist auch die säule»förmige Absonderungsform
der mit dem Basalte im Contacte befindlichen Felsarten, die man
analog der des Basaltes und der Gestellsteine unserer Hochöfen als
eine Folge der gleichmässigen, langsamen Abkühlung ansieht.
In Sáulenform war der untertertiäre Sandstein von mehreren
Punkten des böhm. Basaltgebietes seit längerer Zeit bekannt. Regel-
mässige, über einen Fuss hohe und mehrere Zoll dicke, senkrechte
Sandsteinsäulen finden sich z. B“ in grosser Menge nicht weit (süd-
lich) vom Schreckensteine (b. Aussig). und zwar unmittelbar unter
der Dammerde.
Aber auch Plänerkalkstücke, vom Basalte eingehüllt, zeigen zu-
weilen mehr weniger deutliche, sáulenfórmige Absonderung und zu-
164
gleich eine radiale Anordnung i in Kiasllor, Interessant sind in dieser
Beziehung die Steinbrüche von Budy bei Backofen.
- Ein etwa 3“ mächtiger, aus horizontalen Säulen bestehanien
Basaltgang erhebt sich in der Richtung SW—NO zu drei ‚wenig
emporragenden Bergkegeln, die an der Basis vom festen, massigen,
re k 47
Ve
Km
AR
AR
>
dy
M
pr
Br
x
jiš
Sn
=
- über dem Säulengange ausgebreiteten Basalte, höher und an der —
Randzone von Basaltconglomeraten gebildet werden.
In dem massigen Basaltgestein finden sich mehrere Plänerkalk-
blöcke vor, deren Gestein hart und wie ausgebrannt aussieht; zu-
weilen bemerkt man, dass ein Block aus kleineren Fragmenten besteht,
« deren Flächen mit Eisenoxyd überzogen, braunroth gefärbt sind. Ober-
halb des massigen Basaltes in den ruinenartig emporragenden Ueber-
resten der Basaltconglomerate sieht man den Durchschnitt einer Plä-
nerkalkkugel, die aus radial geordneten, mehrkantigen Säulchen besteht,
und nicht weit unter derselben das Fragment einer zweiten Kugel
von gleicher Beschaffenheit.
Auch in den Steinbrüchen des zweiten und dritten Hügels
fanden -sich ähnliche, mehr weniger deutlich säulenförmige Pläner-
kalkkugeln als Einschlüsse im Basalte vor.
© Die säulenförmige Absonderungsform wurde auch an der mit
Basaltader im unmittelbaren Contakte befindlichen Braunkohle auf der
Gottessegenzeche von Salezl beobachtet.*) Das etwa 1—1'/,“ mächtige _
auf einem Basaltgange ruhende Kohlenflotz — das den Conturen der
Oberfläche des Basaltganges folgt und stellenweise tiefe Ausläufer
zwischen die Basaltblöcke sendet — ist an den Contaktstellen in
,—?],“ dicke und 2'/,—3“ hohe polyedrische Säulchen zerspalten,
die stets auf der Berührungsfläche, mag sie welche Biegungen immer.
machen, senkrecht stehen und nach oben in die unveränderte Kohle
allmählig verfliessen. Natürlicherweise sind die Kohlensäulchen, die
in allen ihren Verhältnissen mit der Stängelkohle vom Meissner in ©
Hessen übereinstimmen, ihres Bitumens verlustig geworden. —
Interessante Schlussfolgerungen resultiren auch aus den chemischen
Analysen, die an dem Plänerkalkeinschlusse von Bilinka und an den
auf dem Basalte des Kunětitzer Berges ruhenden Plänerblöcken aus-
geführt wurden.
Auf mein Ansuchen wurde im Laboratorium des Hr. Prof. Ša--
fařík durch Hr. Assistenten K. Preis eine Probe des levandelblauen ©-
*) Reuss. Lotos 1852. 163.
165
Plänereinschlusses von Bilinka — von der ich das spec. G. = 2924
(mit 1:99 Gr.) bestimmt habe — analysirt.
Die Analyse ergab in °/,:
Kieselerde = 46'10
Thonrerde = 1370
Eisenoxyd — 848
Eisenoxydul = 401
Kalkerde == 813.69
Kali Ze
Natron F ea JU
Kohlensäure = | 845
Wasser — 050
In kalter Salzsäure wurden 35°/, gelöst; der gelöste Antheil
enthielt:
Eisenoxyd- = 096
Thonerde = 1322
Kalkerde *'==%'15°07
Kohlensäure = | 8:45
3570 \
Betrachtet man den löslichen Antheil, so fällt vor allem das
Verbältniss der Kohlensäure und der Kalkerde auf. 845°, Kohlen-
säure erfordert 10'75°/, Kalkerde zur Bildung des kohlensaueren
Kalkes; es bleibt ein Rest von 2'32°/,, der als Aetzkalk angesehen
werden kann. Es würde somit ein Theil der Kohlensäure durch den
Einschluss der feuerflüssigen Basaltmasse ausgetrieben worden sein.
Auffallend ist wohl, dass, während fast die gesammte Thonerdemenge
„In dem löslichen Antheile angeführt wird, die Alkalien dem unlös-
- lichen Antheile anheimfallen.
Da der Plänerkalk gewöhnlich nur Spuren von Alkalien enthält,
so unterliegt es keinem Zweifel, dass die bedeutende Alkalimenge
von fast 5“/, der Basaltmasse entstammt.
Charakteristisch für die Umwandlung des Plänerkalkes vom Bi-
-© linka ist das ungewöhnlich hohe spec. Gewicht (2'924), das sonst
nur in seltenen Fällen 2°6 erreichen mag und gewöhnlich nur circa
22 betrást..
Ueber den chemischen Einfluss des Basaltes vom Kunetitzer
Berge auf den mit demselben im Contakte befindlichen Plänerkalk
bieten E. Jahn’s chemische Analysen *) folgende interessante Resultate:
-- *) Živa. 1859. 4. H. 197. und Jahrb. d. k. k, geol. Reichsanst. in Wien XI.
1862. 157.
166
1. In allen Proben der vom Basalte gehobenen Plánerkalkmassen ©
finden sich ätzende alkalische Erden vor; diese liefern den Beweis, ©
dass der Contaktbasalt andauernd heissflüssig gewesen sein muss, da
die Carbonate nur durch andauernde Rothgluth ätzend werden.
2. Da sich inallen 11 Proben nur in den aus dem Contakte mit ©
Basalt Stammenden erhebliche Mengen von Alkalien vorfanden ©
während in den übrigen nur Spuren nachgewiesen waren, so unterliegt ©
es keinem Zweifel, dass die Alkalien des im Contakte befindlichen
Plänerkalkes der Basaltmasse entstammen. Daraus folgt zugleich,
dass der Contaktpläner flüssig gewesen sein muss. Ausser den Alka-
r lien scheint der Pläner auch einen Theil der Kieselerde aufgenommen
zu haben, dagegen verlor derselbe den grössten Theil seiner füchtigen ©
Substanzen (Hydratwasser und ‘organische Stoffe).
3. Durch Einfluss des feuerflüssigen Basaltes wurden die i
Plänermassen fester und härter und erlansten ein höheres spez. '/
Gewicht. |
Vom Interesse ist auch die chemische Umwandlung der Braun-
kohlen, welche letztere durch die sie umhüllenden und durchsetzenden —
basaltischen Massen erlitten haben und die man zum Beispiel bei Sa- ©
lezl (unweit Gross-Priesen) vorzüglich beobachten kann.
Abgesehen davon, dass die Braunkohle wahrscheinlich in Folge
des erlittenen hohen Druckes viel dichter und kompakter ist als
gewöhnlich und eine schöne Pechkohle von intensivem Glanze und
ausgezeichnet muschligem Bruche darstellt, erscheint sie in der Nähe
der Basaltgänge ganz zertrůmmert und in eine durch lockere Kohlen- ©
substanz verbundene Breccie umgewandelt. Dabei ist sie ihres Bitumens
beraubt und stellt natürliche Coaks von graulichschwarzer Farbe und
unvolkömmenem Metallglanz dar.
Dagegen hat sich die bituminöse Substanz an anderen entfernten
Stellen concentrirt und zu mitunter kopfgrossen, in der Kohle inne- ©
liegenden Nestera, eines braunschwarzen, glänzenden, leicht zerbrök- !
kelnden Erdpechs, des Pyroretin zusammengezogen }). p
Prof. Dr. Emil Weyr hielt folgenden Vortrag: „Über Durch- i
schnittspunkte von Focalen mit Kreisen und mit Lemmscaten.“
1. Die Durchschnittspunkte einer Focale A noeud mit einem Kreise ©
+) Reuss. Lotos 1852. 162.
x
167
oder mit einer Lemniscate, wenn beide Curven einen gemeinschaft-
lichen Doppelpunkt o besitzen, bilden bemerkenswerthe Punktsysteme
sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Curve.
Gehen wir für heute von der Focale aus. Dieselbe ist eine cy-
klische Curve dritter Ordnung mit einem Doppelpunkte o, dessen
Tangenten 7, T, auf einander senkrecht stehen, so dass also die beiden
imaginären Kreispunkte --7, —i zwei conjugirte Punkte der Curve
sind, d.h. zwei Punkte, deren Tangenten sich in einem (reellen) Cur-
venpunkte schneiden. Siehe Alcuni teoremi intorno alla focale ä noeud
(giornale di Battaglini, Napoli 1872). Wenn man als Parameter irgend
eines Punktes « der Focale den Werth w des Theilverháltnisses an-
nimmt, nach welchem der Strahl 0w den Winkel (7, Z,) der Doppel-
punktstangenten theilt, so lautet die Bedingung dafür, dass die
3 n-Punkte u, 4 ...%,n Schnittspunkte der Focale mit einer Curve
n-ter Ordnung sind:
kein Hansen: (1)
wobei K eine nur von der Focale abhängige Constante ist. (Siehe
Sitzungsbericht vom 27. April 1870: „Zur Geometrie der Curven
- dritter Ordnung.“)
Die Parameter der unendlich fernen imaginären Kreispunkte
sind +: und —7; die Parameter des Doppelpunktes (als auf den
beiden Zweigen liegend) sind + © und 0.
Für drei Punkte u, u, u,, welche auf derselben Geraden liegen,
hat man speziell;
U U, Z K. (2)
Wen wu == +% w=—iist, so ist wu, der Parameter des
dritten Schnittpunktes der unendlich fernen Geraden mit der Curve;
die Gleichung (2) lautet für diesen Fall:
HM =K
(oder W;
Es ist somit X der Parameter des reellen, unendlich weiten
Punktes der Focale; aus der Definition des Parameters eines Punktes
-© folgt, dass K die goniometrische Tangente des Winkels ist, den die
reelle Asymptote der Focale mit der Doppelpunktstangente 7, bildet.
Wenn u“ der Tangentialpunkt des Punktes « ist, d. h. der
Schnittpunkt der Curve mit der Tangente des Punktes u; so gilt die
Gleichung:
wW“wW=ZK
oder
Zwei Punkte u, u,, welche denselben Tangentialpunkt besitzen,
genügen somit der Bedingung
tW=0, Kar
Se welche aussagt, dass die vom Doppelpunkte nach ihren Fe M :
Ws © Strahlen den Winkel der Doppelpunktstangenten harmonisch Ku 0
Es sind dies conjugirte Punkte der Curve. Zwei solche sind auch
die imaginären Kreispunkte, da (--%— ?)=0 ist. Der gemeinschaft: ER
liche Tangentialpunkt der imaginären Kreispunkte ist ein (reeller) © še:
- Punkt, welcher aus der Gleichung NED
U Ey =—K SEN,
folgt. Im Punkte (— K), welcher nach obigem zum unendlich ve
reellen Punkte (+ K) der Focale conjugirt ist, schneiden sich‘ somit
die Curventangenten der imaginären, unendlich fernen Kreispunkte,
Durch diesen Punkt (— K) gehende Gerade schneiden die Curve in
Punktepaaren u, u,, welche der Gleichung genügen:
x
ur ň
— K.uu,=K 2
oder
Wy W —— 1
d. h. :
z ST 1
HASTE TA .
Nun sind u, %, Richtungsconstanten der Strahlen 0u, Ou, und ý
wir sehen somit, dass die Punkte u, u, vom Doppelpunkte aus unter ©
j rechten Winkeln gesehen werden. — Die drei InßexionspuniiE der ©
Focale ergehen sich aus der SER Be,
GR ek 07
und haben somit die Parameter A
3 Gehe ae ) 2 rl WANT 9 2 RR
„=VR, u=VE. IS, „yet
4 x žabí
einer ist reell, wáhrend zwei a imaginär sind. Alle drei liegen
in derselben Geraden, da u, u, u, = K ist. NE
2. Ein beliebiger Kreis, als eine, durch die imaginären Kreis- já
punkte gehende Curve zweiter Ordnung schneidet die Focale nur er
mehr in vier, im Endlichen liegenden Punkten «, u, u, u,, welche a
nach (1) der Gleichung genügen müssen: in steile
,; (+ 9) (— D1 U, U, u=K i
ZEN oder:
3
— 2
WU, ZK
er dy, Aut dá TB Jí
169
Der Schnittpunkt «, des Krůmmungskreises der Focale im
ne u folgt aus der Gleichung
| AS
d.h.
K
W — DE .
Für den Berührungspunkt hat man:
3
u
Es gehen somit durch jeden Punkt «, drei Krümmungskreise.
Wenn wir der Berührungspunkte mit u, u; u, bezeichnen, so folgt
aus der letzten Gleichung, dass
K?
U U U, Z
234 U,
oder aber
en 2
ži) Uz Uz U —
ist. -D.-h:
„Durch jeden Punkt der Focale gehen drei, in an-
deren drei Punkten osculirende Krümmungskreise.
Die drei Berührungspunkte liegen mit dem ursprüng-
lichen Punkte allemal wieder auf einem Kreise.“ u
Die Tripel der Osculationspunkte bilden, wie aus der Gleichung
3
z
== ===
ER U, >
hervorgeht, eine cubische Punktinvolution auf der Focale, welche zwei
dreifache Punkte besitzt. Diese entsprechen den Werthen 4 =0,
u =» und geben resp. u— ©, u=0. Dieselben sind somit die
Nachbarpunkte des Doppelpunktes.
-© Der Kreis wird ein doppelt berůhrender Kreis der Focale, wenn
-W Z Uz, U = U, ist. Für die beiden Contaktpunkte u, , u, hat man
die Gleichung:
44 K?
somit
L) Pa P ER.
Hieraus erkennt man, dass es zwei reelle Systeme von doppelt-
berührenden Kreisen gibt.
Schreibt man die letzte Gleichung in der Form
(EU EK
so erkennt man, dass die Contaktpunkte eines doppeltberührenden
w
Kreises mit einem der beiden Punkte —-1, — 2 in gerader L
den beiden Halbierenden des Winkels der Dane
liegen. Diese Punkte +1, —1 sind die Schnitte der Focale mi
ey:
Scheitel hat die Focale vier, von denen jedoch nur zwei reell
sind und auf der Curvenschleife sich befinden. In einem Scheitel
wird nämlich die Curve in vier unendlich nahen Punkten. von einem na
Kreise geschnitten. Für einen soichen ist somit W ZW 24 ==
u also M Se
u = K? sh o
oder = FK REN." 0
und schliesslich
uz +VK oder K a
Die Berührungspunkte dieser vier stationären. Krümmunpskreise, sv.
d. h. die Scheitel der Focale sind die Berůhrungspunkte der, aus +
den Punkten — 1, — 1 der Curve an sie gelegten Tangenten, wie aus ie
dem verlersehöhdeh klar wird. |
© 8. Wenn zu der ursprünglichen Focale eine zweite hinzukommt, in
so schneiden sich beide im Ganzen in neun Punkten, von denen zwei ©
die imaginären Kreispunkte +, — 7 sind. Wenn wir also die Sub er
weiteren mit u, %,....u, bezeichnen, so muss: A:
U Uz Uz Uz Uz Uz u (1) (—D ZK? P:
oder BR
U, U Uz Uz U U U, = — K? vý
sein. et
Haben nun die beiden Focalen überdiess den Doppelpunkt 0 ge- a
meinschaftlich, so absorbiert derselbe 4 weitere Schnittpunkte. Es ©
seien u, 4; und u, u, die Schnitte der beiden Curvenzweige der zweiten ©
notace mit eh ursprünglichen und ferner w“ und u“ die a Sa
dann ist x u ou“ — 909.
U 0,4, 0 aber:
U, U, WK
U U, WZ
5)
: K
BO dass W, u, u, U, = —— ist. Weil jedoch 3<u'ou“—= 909, so i
: : u'Uu
u'w“=— 1, somit 4, 4; W U, = — K", so dass die obige Relatio i
übergeht in: FE
W UK
3 171
„Zwei Focalen, welche einen gemeinschaftlichen
Doppelpunkt besitzen, schneiden sich in drei in einer
Geraden liegenden Punkten.“
4. Bringen wir nun schliesslich mit der ursprünglichen Focale
eine Lemniscate in Verbindung, welche denselben Doppelpunkt o be-
sitzt. Dieselbe schneidet die Focale in zwölf Punkten, von denen in
jedem der beiden imaginären Kreispunkte als einem Doppelpunkte
der Lemniscate zwei vereinigt sind. Für diese und die übrigen acht
gilt dann die Gleichung
U U, Uz U, Uz Uz U, U, (+? (— 0) = K*
oder
U U, Uz U, U, U, U, U, = K.
Ist nun abermals u; u; das Schnittpunktepaar des einen und
u, u, jenes des anderen Lemniscatenzweiges mit der Focalen und
sind u“ und w“ die Schnitte der Focale mit den Doppelpunktstan-
genten der Lemniscate, so ist u.—=© 4, =0, u, =w,u,=(0, aber
2
= a 1 — = 0
u, u, W = K,u, u, w‘ = K,somitu, u, U, U, — . Dax u’ou”=90
wu“
ist, soist vu“ = —1 und folglich u; W; u, u, = — K". Für die übrigen
Schnitte gilt somit die Gleichung:
U 4 Uz u, — K)=K?
oder:
U W Uz Uz = — K".
Schreibt man diese Gleichung z. B. in der Form
W U, U, (—U,)—=K°?,
so sieht man, dass die vier Punkte u, u, u, und — u, in einem und
demselben Kreise liegen. Nun ist (—u,) der zu u, conjugirte Cur-
venpunkt und wir haben somit den Satz:
„Eine Lemniscate, welche mit einer Focale a noend
den Doppelpunkt gemeinsam hat, schneidet sie in vier
Punkten, von denen je drei mit dem, dem vierten con-
jugirten Punkte in einem und demselben Kreise
liegen.“
Pi
české Pk nauk, - — -Tis skem dra. Edv. G
„s
44
c42 | M
NH ngsberichte © Zprávy o zasedání
3 der königl. král.
din, Gesch da Mischa © české společnosti nauk
- in Prag. v Praze.
Nr. u: 1873. Č 3.
Ordentliche Sitzung am 5. März 1873.
Präsidium: Fr. Palacký.
. Nach Vorlesung des Protokolles der letzten ordentlichen Sitzung
und des Geschäftsberichtes durch den General-Secretär wurden minder
wichtige administrative Angelegenheiten erledigt. Hierauf wurde auf
- Grund von Comitéberichten beschlossen, folgende der Gesellschaft ein-
gereichte Arbeiten in die „Abhandlungen der Gesellschaft“ aufzunehmen
und zwar von Prof. Dr. E. Weyr eine Arbeit unter dem Titel: „Die
Lemniscate in razionaler Behandlung“, und von Canonicus Frind eine
Arbeit unter dem Titel: „Urkunden über die Bewilligung des Laien-
kelches.“ Zum Schlusse wurde der Ingenieur und Capitän Alessandro
Cialdi in Rom zum correspondirenden Mitgliede vorgeschlagen.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse am 7, Marz 1873,
Vorsitz: Studnicka.
Prof. Dr. Šafařík hielt einen Vortrag: „Über einen neuen
Fundort silurischer Kohle im Diabase von Radotin.“
Sezeni třídy pro filosofii, dejepis a filologii dne 10. března 1873.
Předseda: Tomek.
Prof. Dr. Boh. Jedlička četl následující: „Příspěvky ku kri-
tice a výkladu Stokholmske legendy o sv. Kateřině.“
„ „ „Legendu tuto kladou k nejvzácnějším pamětem staročeské naší
literatury jednak pro básnickou její R E o pro, plynnost
ZM BE 00 2
(Š zak)
84
verše, plnost a jadrnost rýmu, jednak pro starobylost jazyka, zejmena
se strany lexikální.
S aesthetické stránky J. Jireček (v Rozprav. str. 96) vytýká
naší legendě přílišnou rozvláčnost, a jak se mi chce zdát, vším prá-
vem. Mnohé zajisté monology a rozprávky sv. Kateřiny činí jich nepo-
měrná délka psychologicky nepravdivými; jsou to místy jen rhetorické
umělůstky, místy jen matné enumeratio partium s antithety a la Gorgias.
a Isokrates, činíce dojem nepřirozenosti a strojenosti. (Sroyn. 283—297;
1843—1854.) Proto i Jireček (Staroč. Antholog. 2. vyd. str. 49)
roztriduje rýmované legendy ve školy tři, právem Stokholmskou le-
gendu teprv do druhé pozdější školy umístil, kde „v technice básnické
patrně se již úpadek projevuje.“
Ačkoliv v té příčině naše legenda o několik stupňů byla sní-
žena, chová přec v sobě ještě dosti hojný počet krás aesthetických,
a uznávají se dosud bez odporu přednosti její metrické a vzácnosti
jazykové. Zel tudíž, že o všestranné vystihnutí a ocenění všech .
jednotlivostí této památky u nás dosud nevalně podbáno. Rádi svěd-
číme Jirečkovi, zovoucímu (Rozprav. 96.) první vydání Erbenovo
„prací v porovnání k nesnázem díla podobného věru výtečnou“, vá-
žíce hojnost všelikých překážek, jichž každá editio princeps znik-
nouti má. Než přes všecku pečlivost a obratnost Erbenovu. zbylo
tu ostatním badatelům více než paběrkování,
Tak není zevrubně vyšetřeno, zdaž skladatel této legendy po-
dání nábožné o sv. Kateřině sám v báseň upravil, čili snad cizo-
krajnou jakousi báseň na jazyk náš leč věrně leč volně přetlumočil?
A odkud v tom i onom případě čerpal? — Dotýká sic této otázky
Šembera (Dějiny řeč. a lat. vyd. 3. str. 105.) udávaje, že naše legenda
složena jest dle latinské legendy Jakuba a Voragine;*) a vskutku
nelze oběma legendám blízkého příbuzenství upříti. Než třeba Šem-
berovvo udání takto doplnit: 1) Teprv od verše 1120, tedy jen dvě
poslední třetiny naší legendy srovnávají se s legendou Jakubovou,
odtud totiž, kdy Maxenc celému svému poddanstvu káže, by modlám
přišli do Alexandře obětovat. Vždyť od tohoto rozkazu teprv počíná
legenda Jakubova! Vypravování tudíž o mládí, o ženiších a obrácení
sv. Kateřiny na křesťanství (tedy v. 1—1119) jest na jiném
základě vzděláno. 2) Daleko největší část legendy Jakubovy máme
dosti věrně zčeštěnu v našem Pašionále (Výbor I. 288—300);
*) Ve spise jeho Legenda aurea vulgo historia lombardica dicts.
„„Recensuit Gressae. Dresd. et Lips. 1846, str. 789—797.
85
kromě pak legendy Jakubovy líčí naše prosaická legenda též mládí
a obrácení sv. Kateřiny, a kostra i mnohé jednotlivosti tohoto líčení
srovnávají se s první třetinou legendy štokholmské; z dvou těchto
okolností a kcnečně i proto, že leckde pojmy a myšlenky v obou le-
gendách „týmiž slovy jsou pojaty“ (Erben, Úvod XVI.), soudíme proti
Šemberovi, že skladatel štokholmské legendy spíše řídil se naší pro-
saickou legendou nežli latinským originálem Jakubovým. Tím od-
padá i domněnka Erbenova (str. XVI.), že legenda v pašionále jest
jen krátký výtah z legendy štokholmské. Proti Erbenovi svědčí i ta
zkušenost, že obšírnější recense bájí bývá i pozdější, ano deter-
minující a Konstruktivní obrazotvornost skrovnejsi zárodky roz-
přádá; legenda pak, jakož vůbec s bájí v mnohé příčině se stýká,
i týmž spůsobem vzrůstá, se doplňuje a okrasuje; proto můžeme
1 štokholmskou legendu co recensi daleko obšírnější za pozdější mít
nežli legendu naši prosaickou. 3) S širší tou recensí štokholmskou
dosti blízce srovnávají se v průběhu i osnově myšlenek ještě jiné
dvojí památky cizokrajné: a) střed. horn. německá rýmovaná legenda
z 13. století, otištěna v Das Passional. Eine Legenden-
Sammlung des 13. Jahrhundertes von Fr. Köpke 1852;
str. 667—690;*) 5) vyprávění tohoto životopisu v sbírce Suriově
- De probatis sanctorum vitis 1618 — jenž, jak při sv. Kateřině
zřejmě podotýká, čerpal tu ze Simeona Metaphrasty, řeckého
to legendisty věku desátého. Avšak oboje tato líčení obsahují tolikéž
jen poslední dvě třetiny legendy štokholmské, 4) Dle kterého vzoru
aneb z kterého pramene první třetina jest složena, dosud jsme
nevypátrali; jediný Vollstándiges Heiligenlexicon od Stad-
lera a Heima 1858 dotýká oné ženitby a obrácení sv. Kateřiny ;
- pramen svůj však uvádí jen slovy: Eine alte Sage erzählt;
odkud tuto pověst má, nepovídá.
Ostatné k rozřešení této záhadnosti, jež k obšírnější rozpravě
odklädäme, přibyla Píseň o sv. panně Kateřině mučedlnici
(Bartošem uveřejněna v Čas. Mat. Mar. 1871 str. 56. násl.) ;
kostra této písně ještě více se srovnává se štokholmskou legendou,
zejmena s první její třetinou, než prosaická legenda pašionálu. A tak
pokud zatím víme, jenom české legendy líčí celý život sv. Kateřiny
a v chronologickém postupu od útlého mládí až do umučení. — Litovati
jest, že staročeské líčení života této světice, jež Balbin znal, nám snad
*) Jiné německé legendy, které Gódeke Deutsche Dichtung im Mittel-
alter 1871 str. 190 uvádí, bohužel dosud tištěny nejsou.
6*
86
na vždy se ztratilo; pravit zajisté Boh. doct. III., 61: Est apud me
liber manuscriptus de laudibus S. Catharinae idiomate bohemico, au-
thore gui nomen suum guidem non addit, sed tantum professionem,
se esse ex Ordine FF. Minor. de Observantia, et in Coenobio Novo- -
Domensi vitam religiosam usgue ad senium egisse. Multa rara hic
liber continet..... Aggreditur deinde describere vitam S. Catharine, et
ejusdem Virginis virtutes et gloriae titulos adducit lingua ve-
teri Bohemorum: recitat Cantilenas, guas in honorem B. V. Maria
et S. Catharinae concinnaverat. atd.
Tolikéž ve stránce kriticko-exegetické zbylo po Erbenovi nö
záhadností; tak Erbenův výklad mnohých slov, atsi poprvé tu se vy-
skytujících (na př. skola v. 429., v dieči 1423., 1504., 2585.,
2953.), aťsi již odjinud známých (na př. liuť 855., szořiti 1225,
3377., 3416.) nehodí se do jich souvislosti. — Mnohá místa opravil
Jireček (v Rozprav. 96. av Anthol. staroč. vyd. 2., str. 51., 52.),
nakládaje proti Erbenovi s textem rukopisu konservativněji, kterýžto
konservatismus i u klasických filologů nyní převládá; tak navrátil Ji-
reček původní znění rukopisu v. 1836 vieste místo viete. Místo
rukopisného vsláněti v. 2096 položil Erben vzkláněti; Jireček.
však bájí původní vsláněti, domýšleje se ze srbského sloniti
— kloniti, že i v staré češtině mohlo sloniti znamenati klo- ©
niti. Že důmysl Jirečkův pravý jest, lze nám doložiti místem Pa-
šije v. 128. 129. (Starob. Sklád. III. str. 33.)
spoleha (decumbere) smutkem na jeho lóně,
jeho se svatým prsem vslonie.
Probírajíce před nedávnem štokholmskou legendu, pokoušeli jsme
se o objasnění temných tam dosud míst, a klademe tuto některé vý-
sledky onoho skoumání.
V. 185. 186.
Tamž 1 jdů (ptat) podié rady
panny ciesaři v ohlady. |
Erben řídě se tou domněnkou, že naše legenda vesměs psána
jest veršem osmislabičným, doplnil 185. verš, jenž v rukop. má pouze .
sedm slabik, slovem ptat na osmislabičný. Než zdá se, že tento
Erbenův náhled o metrice naší legendy nepochází z hlubšího, nýbrž
jen povrchního této otázky vyšetření; a proto doplňka slovem ptat
zůstává zatím pochybnou, aspoň nikoliv nutnou, a to tím více, ježto -
gen. panny co genit. předmětný na subst. ohlady záviseti může. *)
*) Této domněnce o verši často obětoval Erben čtení rukopisu; k. p. v. 299
místo rkps. slibuju nésti beze všech dieky položil chci nésti, ač-
87
Čtení rkp. ohledy dobře zaměnil Erben v ohlady, jak rým
na rady vyžaduje, a čemu zvukosloví se neprotiví; neboť e co zá-
stupce e střídá se v strč. s a; srovn. zapomenüti a zapoma-
nůti (Hattal. Zvuk. str. 34.; Jireček Rozpr. str. 59.); proto i v.
627. dobře opravil Erben ohladáš místo rkps. ohledáš.
Ale lexikální výklad Erbenův tohoto ohlady není dobrý; ohle-
dání, spatření jsou jen matné a neúplné metafrase, ježto na
ohledy, v ohledy jíti jest terminus technicus, značící co něm.
auf die Brautschau gehen (Bernl. Jungm. lexx.) — tedy i zde
v tom smyslu bráno býti musí.
V. 288. násl.
Sv. Kateřina v těchto verších praví, že nikoho za chotě ne-
pojme, o jehožto krásných vlastnostech se dříve nepřesvědčí; v ná-
sledující pak enumeratio partium jsou v každém verši dvě protivy (na
př. v. 290. slepý-li je či vidomý; 292. skupý-li je čili
dárný atd.). Proto i pro v. 288. vyžadujem takové protivy, a pak
lepota neznamená sličnost, nýbrž štíhlost, ztepilost, kterýž
význam lepota a lepý v strč. též měly (Jungm. lex.) — Vyklá-
dáme-li pak s Erbenem ve v. 291. mrzutý co škaredý, tvárný
co formosus, pak jest verš 293. proti našemu tautologie; proto beřme
mrzutý co verdriesslich, a tvárný co artig (Jungm, lex.). —
Patrně ve v. 289. zlé domy znamená domy sešlé, spustlé, jako
na př. Podkoní a Žák ve zlých šatech chodíš (Výb. I. 31, 20) ;
srovn. Semb. Dialekt. str. 59., Jungm. lex.
V. 428—430.
A když před tú jatkü stächu,
kdež bieše jeho bydla skola,
králová jeho zavola.
1. Dle výkladu Erbenova znamená zde jatka tolik co chatrč;
tento výklad však odporuje v. 405., ve kterém se praví, že poustevník
bydlil „v jedněch horách, v jednej skále“ (tolikéž prosaická
legenda v Pašionále praví, že „bydlil v jeskyni v skále“ Výb.
I. 288.), jelikož nelze za to mít, aby skladatel naší legendy, bytby
——
i
koliv slibuju u sťaroč. spisovatelů má často po sobě infinitiv; tolikéž v. 1709
místo rkps. mistrovstvie Aristotilosova položil Aristotova, v kte-
rouž formu nezdá se, že by Aristoteles bylo mohlo od Čechů změněno
býti, Tak v. 1676 místo dobrého staročeského zaratiti čte zvrätiti.
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neměl plastického a zevrubného názoru o bydle poustevníkově, přec
v průběhu 23 veršů názory tak značně si byl změtl.
My béřeme jatka ve smyslu jeskyně, doupě, brloh,
diraap.
Podporou toho náhledu jsou nám slovář Klena Rozkochaného,
Nomenclator latino-bohemicus a rukopis toho slovníku, jejž Jungm.
v literatuře pod III. 9, a) uvádí, které jsouce sepsány v polovici
14. století, latinské caverna, jež Mat. Verb. překládá českým diera,
vykládají naším jatka (Hanka sbír. nejdávn. slovn. str. 56. a 171 —
viz Čel. Dodatky, jenž zná i formu jata); slova toho, jež původem
svým temnym*) jistě padá do doby všeslovanské, neřkuli do indo- _
evropské, nemohli tito slovníkáři utvořit, nýbrž patrně z obyčejného
užívání vzíti, a proto doličují, že ve 14. věku, při jehož počátku asi
štokholmská ona legenda byla složena, toho slova ve smyslu caverna
všeobecně se užívalo, ovšem vedle významu macellum v Bohem.
major (Hanka tam. str. 48).
Výklad náš nepříčí se oněm ostatním dvěma místům, na kterých
rovněž ono obydlí poustevníkovo sluje jatka, a sice v. 929.
Pústenník ujem za ruku
i vede ji do svej jatky;
a v. 941.
vzemši mile otpuščenie
ot něho z jatky vynide.
Aniž odporen jest tomu výkladu v. 642., kde bydlo poustevníkovo
zove se brh, kterýmž slovem označuje se bídný byt vůbec, ať to
v chatrči, ať kdekoliv jinde. Naopak slovo trh (v. 641. i dosieže
v skrytém trhu) co trhlina, puklina, rozsedlina snázeji
lze sjednat s představou jeskyně než chýše; tím snáze i „skrytý
trh“. — Konečně chceme-li i tu okolnost v potaz bráti, že pou-
stevník jen jedenkráte, totiž aby Kateřinu pokřtil, své hosti královské
do své „jatky“ vede, jinak však vždy ven k nim z bydla svého
vstříc vychází, i to lépe jest motivováno o jeskyni než o chýši.
Naším výkladem slova jatka dochází i vysvětlení ono de-
monstrativum tú (v spojení před tů jatkü); slovem tů zajisté po-
ukazuje se tu jako řeckým členem individualisujícím k předmětu již
výše jmenovanému, tak že smysl jest: když stály před tou výše
*) Zdá se nám, že by jata (jatka) a jáma jednoho mohly původu být,
a že jata původně znamenalo sluje, doupě a p., a později že přene-
šeno na nuzný byt právě jako slovo díra.
89
jmenovanou (v. 405.) jeskyni onoho Pe dle Er-
benova výkladu nelze onomu tú rozumět.
2. Slovo skola zde poprvé a jedině v celé naší literatuře se vy-
skýtá; Erben veden snad slovenskou. šloženinou aukoól = kůlna
(viz Bernolákův slovník a Jungmannův) má skola za složeninu od-
vozenou z předložky vz a slovesa koliti, a béře je ve významu
kůlna, stavení. Se strany zvuko- a tvaroslovné nelze ničeho proti
tomu výkladu namítat, leda že by, soudě po většině analogií, tvar
ten zníti měl skóla. Než z jiných ohledů výklad ten státi nemůže ;
již spojení bydla stavení jest tvrdé, nucené, a nesnadno říci, do
které syntaktické kategorie genitivů tento genitiv přisluší; nejvíce
(podobá se ten genitiv ku genitivu určovacímu či determinativnímu
viz Kosiny Grammat.jaz. lat. 5., 452); ale ovšem podobá se
jen, a kdyby jím byl, bylo by to rčení nucené, nepřirozené, poněvadž
různění pojmu bydlo od stavení na tomto místě a v básm jest
hledané a nenázorné. — Než kdybychom ani při tom se nepozastavili,
jest věta kdež bieše bydla skola s Erbenovým výkladem slov
jatka a skola proti předchozí větě před tú jatků stáchu jen
matná tautologie, afsi ono relativam kdež či podřadně či souřadně
(Kosin. Gram. 5, 733—741) závisí na větě když — stáchu, aneb
na hlavní větě králová zavola; ve všech třech případech jest
myšlenka bez postupu, bez determinace, a přec čtouce to místo nutně
očekáváme a cítíme, že slovem skola blížeji se určí místo, kde
stály, či kde volala. — Zdá se, že i Šembera výklad Erbenův ne-
schvaluje, ano ještě v posledním vydání své literatury (str. 105.) toto
slovo mezi zcela neznámými uvádí.
My pokládáme skola za neznámou dosud obměnu
běžnějších tvarů skula, škula, škoula, jichž jsou diminutiva
škulina, škulinka atd. — Zvukosloví této konjektuře nebrání; v staré
češtině zajisté střídalo se o s w (Šafařík Počát. staroč. mluv.
str. 21. Hattala Zvukosl. str. 50.), jako rozom a rozum, mosí
a musí (naše legenda v. 3382, a Štít. vyd. Erben str. 278., 9.)
atd; střídání to trvá až do nové češtiny, na př. (mimo příklady Hat-
talovy v Zvukosl. str. 50.) tolik a tulik, kolík a kulík, ko-
líček a kulíček, kolna a kulna (kteréž slovo v obecné mluvě
krátce se vyslovuje jako chvujka srov. chvojka); tolikéž i v ná-
řečích a podřečích jazyka českoslovanského bují toto střídání (viz
Šemb. Dialekt. str. 21., 30., 39., 43., 44., 45., 47., 48., 52., 56., 58.
(loni a luni) 60. (obrus a ubrus), 71., 78. (on a un, nosa
nus); ano v hanáckém různořečí říká se kola (str. 48.) vedle našich
90
kule a koule, a tvar ten hanäcky stojí k tvarům spisovnym asi
v takém poměru jako naše skola k tvarům skula a skoula, tak
že lze položit úměru :
Kule: kola: koule = skula: skola: skoule. Za příklad
střídání u, o a ou stůj zde: Stuchati, štochati a šťouchati.
Tvar skola zná sice již stará bulharština co obměnu za skala (Mi-
klos. Lexic.), oboje ve významu lapis či saxum; avšak kdežto
v staré bulharštině střídání (Miklos. Vergl. Gramm. I., 12.) a sesla-
bování (Geitler, starobul. fonolog. str. 2.) o v a jest zcela pravidelné
a běžné, nezná historická čeština tohoto střídání; neboť střídání
profixů pa a po, pro a pra (Hattal. Zvukosl. str. 35. násl.) spadá
do dob předhistorických, v ostatních pak toho příkladech Hattalou uve-
dených stojí slova česká proti jinoslovanským neb cizím, tak že
z ohledů zvukoslovných neodvažujem se toto naše skola stotožnit
se skála, jak to učinil Matzenauer Cizí slova str. 306., čemuž
ostatně i smysl našeho místa brání. *)
Jakou však představu máme s tímto skola, skula na našem
místě spojit? — My se domýšlíme, že skola zde znamená vchod
*) Skála vede přes kmen skal (skar Leo Meyer Vergl. Gramm I. 354)
k indoevropskému kořeni ska (oxe Curt. Grundz. str. 61) krájeti, ští-
pati, hloubiti, jenž v množství jiných kmenů jako skal, skul (skyl),
skil, schad, sked, skand, skid atd. se byl rozrůznil, s významy více
méně sobě příbuznými. Jsou tedy vlastně skála i skula jednoho původu;
ba uvážíme-li dále, že starobulh. skala a skola jsou dva tvary s jediným
významem, že polské skala znamená i saxum i rima (Linde Lexic.)
že v litev. skyla — rima jest y pravidelnou seslabeninou původního a
(Schleich. Lith. Gramm. 35 a Compend. 139. 160. 161.), že rus. meze rima
spíše vede k původnímu a, lze se domýšlet, že snad i české skola,
skala, ač od různých kmenů odvozeny jsouce, přec původně na vzájem
si byly jen zvukoslovnými obměnami s tímže významem (jakož dosud pi
pisčitá skála — fodina arenaria, obě představy i skály i sluje
v sebe splývají); a teprvé známým zákonem rozrůzňování (Differenzirung)
že rozdělily se o významy saxu m i rima.
Ostatně zná čeština mimo skola jinou ještě odvozeninu s 0 od téhož
kmene, t.j. skolek — rozštípané dříví (viz též Šemb. Dialekt. str. 29),
proto by mohlo i domažlické kálat (= štípat) parezy (Šemb. 18) a krko-
nošské dříví se na louč kele (= štípá) ku kmeni skal patřit, tim
činem, že původní s ztratily, jako dialekt. třecha za střecha, hanácké
tín za stín (Šemb. 48) a všeslovanské tělo za stělo (Mikl. Lex.); s česk
skolek srovn. ruské ckoz0K», cKoaors a odvozeniny, starosrb. Ckoıska testa
(Danič. Rječnik); možná že i k témuž kmeni patří srbské mkozka concha,
Pochází-li, jak se Leo Mayer (354) domysli, scelus a Schuld od kmene
skar, tož sem patří i litev. skola (die Schuld Nesselm. Lexic.)
-
91
do jeskyně z těchto příčin. Jakož skule v nové češtině znamená
štěrbinu, těsný otvor, tak již v starší se jeví; ve všech latinsko-
českých vokabulářích staročeských *) překládají se jím latinská rima,
scissura, fissura a v Mat. Verb. crepido (toto poslední totiž
v středověké latině znamená též fissura, Du Cange Lex.). A jaký
otvor může to zde býti? — Text našich veršů nutí nás, abychom za
to měli, že králová s Kateřinou, jdouce ponejprv k poustevníkovi,
jakož touž cestou k bydlu poustevníkovu se braly, kterou i jiní na-
vštěvovatelé i poustevník sám se brával, tak že i tam před jeho oby-
dlím se zastavily a jej zavolaly, kde zastavit bylo přirozené a oby-
čejné, a kde zavolat bylo nejpohodlněji. Neb jdouce tam poprvé
odkud by byly měly znát zvláštní nějaké tajné přístupy, a zvláště
k volání spůsobné otvory? a kdyby tomu tak bylo, byl by básník
o tom se musil zřejmě zmíniti; poněvadž však beze vší další deter-
minace praví, že tam stály, kde byla bydla „skola,“ suďme právem,
že tam stanuly, kde stanouti bylo zvyčné a volati pohodlné. A před
jeskyní kde můžem přirozeněji se zastavit nežli u vchodu, a kde po-
hodlněji do ní volat nežli u vchodu? Tedy již text básně, nijak blíže
determinovaný, nutí nás, abychom skolu neměli za kteroukoli štěr-
binu, nýbrž právě za vchod.
Tomuto výkladu, kterého jsme dobyli poněkud aprioricky, lze
se přiblížit jinou ještě cestou.
U Klena Rozkochaného (vyd. Hank. str. 93.) překládá se naším
skula latinské slovo sternua; ačkoliv slovo sternua nebylo mi
lze v žádném slovníku latinském ani staro- ani středověkém nalézti,
soudím přec, Ze asi jest jméno pro nějákou část dveří neb vchodu,
poněvadž u Klena uprostřed samých takých slov jako stěžeje, zá-
vora, dvierce atd. stojí. Avšak slovník Velešínův zná slovo ste-
rula s významem záhrobec (Hank. str. 150.), a Nomenclator latino-
bohemicus slovo sterna tolikéž s významem záhrobec (Hank.
str. 171.). Ačkoliv ani tato dvě slova sterula a sterna v žádném
latinském slovníku nepřicházejí, tož přec zevnějšek jejich patrně svědčí,
Ze jsou s oním sternua spřízněny; z této pak příbuznosti lze soudit,
že i české jich překlady skula a záhrobec byly si vnitřně svým
významem spřízněny, že byly jakási synonyma a sobě obapolnými
náměstky. Synonymii tu však můžem pochopit jen pod tou suppo-
sicí, že skula znamenalo vchod. Neboť myslím, že nepochybně tato
*) My jsme k tomu cíli prošli všecky vokabuláře Hankou vydané a rukopis
vokabuláře, jenž Jungmann v literatuře uvádí III, 9, a.
92
slova sterula, sternua a sterna pocházejí od sternere, kteréž
samo a v odvozeninách znamenalo v středním věku též stláti a
dlážditi; tak středověké participium sternutus (= stratus):
Foro lato, spacioso, sternuto lapidibus. (Du. Cange lex,);
odkud strata — silnice. Proto mohla i tato slova znamenat
zährobec*) co dlážděné místo před vchodem. Kdo však na zápraží
stojí, ten stojí i u vchodu, před vchodém, poněvadž zápraží vždy
jen před vchodem do domu, do chléva (před otvorem do pece —
před nistějem) bývá, a tak sterna, sternua, sterula, snadno
mohla nabyti významu vchod. Jestli tedy skula též znamenalo
vchod, nahlížíme, proč ve vokabulářích výše zmíněných tlumočník
latinského sternua kněmu položiti mohl skula. Že by záhrobec
ve významu tak dalece se mohlo změnit, aby též otvor, škulinu
vůbec znamenalo, aneb obráceně skula tak změnit, že by zährob,
místo dlážděné znamenalo, zdá se mi psychologicky příliš odvážlivou
domněnkou.
Zbývá ještě, abychom odstranili zdánlivý odpor mezi tímto
výkladem a veršem 872 i potluče v okenečka, z kterého by
se dalo soudit, jakoby poustevník přec v chýši byl bydlil. Možná
ovšem, že to jakýs lapsus, že básník nemáje zevrubného názoru
o obydlí poustevníkově jakožto o věci zde vedlejší, pozapomněl na
předešlý obraz, a představuje si na tomto místě chýši.
Než ani tohoto výkladu potřebí není, a okenečka lze srovnat
s jeskyní. Neboť okno původně znamenalo jakýkoliv vchod a otvor,
a ve významě tom nejen u jiných Slovanů než i u Čechů se udrželo;
tak u Srbů znamená šachtu, strouhu, přihrádku v policích,
v polštině díru do sklepa, u nás známe okna ve střeše, okna
v stodolách, vsýpkách, v staré bulharštině onua neymua jest prsk,
nistěj; tak může i zde okenečko znamenat tolik co skola
t.j. vchod do jeskyně, ovšem zavřený. Zdrobnělá forma položena
tu jakousi attrakcí myšlenek z ohledu na něžnou „děvečku“, která
na okna ta klepá. Pluralu konečně užil básník snad proto, poněvadž
u slova okno (jako u slov dvéře, vrata, jimiž též zahrazují se
se otvory do stavení) v starší češtině oblíbené bylo plurale tantum
k. př. z oken vyletěl, do oken se koukal, pod okny stál atd..
Znamená-li konečně skola vchod do jeskyně, pak dobyli jsme
oné determinace, které jak jsme na stránce 89. pravili, toto místo
) t. j. zápraží, v Jičínsku též zähroben, v Kralohradecku zábřež
(Semb. Dial. str. 29).
93
vyžaduje. Neboť pak v skutku větou, kdež bieše skola, blíže
se určuje místo, kde před jatků stáchu; kdež (r. 429) co
relativum vztahuje se pak k zamlčenému v předchozí větě tam jako
kdybys řekl: „A když před tů jatků ta m stáchu, kdež bieše skola.“
V. 775. 776.
> byť hlédala na mé líce
ani z jasna ani z nice.
Kristus praví, že sv. Kateř., dokud se pokřtít nedá, nebude
smit na jeho tvář ziit ani z jasna ani z nice; béřem-li z nice
ve výkladu Erbenově pronus, jak ovšem v staré češtině běžné jest,
nemá tu z jasna patřičné protivy. Proto navrhujem, aby z nice
na tom místě v tom smyslu se bralo, v jakém již v staré bulharštině
přichází, t. j. Aosň ro op?e4ué (Mikl. lex.) po straně, po očku
pokukujíc. Pak jest smysl řeči: Nesmí na mne hledět ani plnýma
očima ani po straně, po očku.
j V. 854. 855.
i v letě nahoru v nebe
pojem matku svů bez luti.
Erben opisuje luť slovem zlost; než © Kristu připomínat,
že matku svou pojal bez zlosti, jest zbytečné; povstal by tím
výkladem v logice tak zvaný pojem přeplněný. — Lepšího světla
nabude místo naše, vezmem-li luť v témž smyslu, v kterém
jej zná stará bulharština, t. j. labor (Mikl. lex. srov. Mora pasora)
takže Kristus pojal matku svou do výše bez namáhání, snadn?.
— I po Čechách tu a tam říká se o těžké práci: lítá práce,
líté dílo. Zdá se nám tudíž, že teprv z významu práce, namá-
hání slova luť, lity a odvozeniny nabyly významů bolestivý,
prudký (kp. b oj, srovn. homer. zóvog u«yns), krutý, vzteklý atd.
V. 1781. 1782.
a dal sč svej vlastnej vlasti
ješče k tomu umučiti?
Místo to takto vykládáme: 1) před svej myslíme že má státi
předložka z, tedy zsvej vlastnej vlasti; 2) slovo vlast béřeme
tu ve významě moc (potestas), vůle, v jakém u jiných slovanských
jazyků přichází (srovn. rus. TB0A Bxacr: máš na vůli), a v jakém
žive dosud v českých vláda (ruka bez vlády), vládnu (rukou),
a slovenských vládám a vládný.
94
ad. 1. Pozorujem, že v staročeských rakopisech předložky jedno-
písmené před slovy, jež od též písmeny (etymologicky či foneticky)
jako předložka počínají, obyčejně se nepíší; patrně poněvadž spiso-
vatelé a písaři nemajíce dostatečného theoretického vzdělání grama-
tického slyšíce jediný zvuk, v nějž předložka a násloví spiynuly,
tolikéž jediný zvuk napsali, Příklady vizme v Rkp. Králodvor.:
Cest. a Vlast. 108 vzvola skály (pro s skály); Zbyh. 42. přijde
v slunce vrcholy (za vrcholy): tamže 53 smilitkem (za
s smilitkem) spáváše, Lud. a Lub. 49 sedieše kněz sta-
rostami (za s.starostami); k tomu Sedm. Rad. 114 (Star. Skläd.
U. str. 54.) křtichu vodě (za v vodě).*) |
Na našem místě slova svej — vlasti béřem-li je bez před-
ložky, co genitivy náležitého smyslu nedávají; jsou-li dativy, pak
vlast jest tu kollektivum s významem občané, rodáci, v kterémž ,
významě, jelikož příliš abstraktním, nemyslím žeby již stará čeština
byla toho slova užívala; ostatně ani smysl souvislosti tomuto výkladu
nepřeje; aby vlasti byl lokál bez předložky, na to nelze na roz-
hraní 13. a 14. věku více pomýšlet. Nezbývá leč za to míť, že zde
předložka od písaře vypuštěna. A která? Výpustku předložky v ne-
bylo by lze ničím omluvit leda nedbalostí písařovou, kdežto výpustka
předložky z zcela souhlasí se zvykem staročeských písařů. A protož
jakož pro všechna ona vytčená místa navrhujem zřejmé psání před-
ložky, i zde navrhujem psání z svej. Pak ovšem neobstojí vlast
ve významu domov, otčina, nýbrž jen co moc, vůle, kterýž
výklad též do celé souvislosti lépe se hodí než onen. Neboť
ad. 2. namítá-li sv. Kateřině onen „mistr“, kterak mohl Bůh
z vlastní vůle se dát umučit, jest to proň záhadnost, o kteréž na-
hlížíme, že jí poha n nemohl si rozřešiti, neznaje neobsáhlé lásky Páně
k člověčenstvu. Jest to dále námítka filosofa důstojná, nechäpe-li,
kterak mohl z vlastní vůle se dát usmrtit Bůh, jenž jsa všeho mocen
(1772) jsa mocen nad vším věkem (1778), mobl snadno všecky
překážky překonati, čili jak níže to filosof zřejmě dí:
že se v tu porobu snížil,
když jest všeckerno převýšil
v svém božství, v němž pomoc snadná (1786—88);
filosof nenahlíží, kterak má k sobě přislušet nejsvrchovanější moc a
dobrovolná smrť, či jinými slovy, filosof tu namítá jakousi contradi-
*) Srovn. i naše legenda v. 90. 91. 8 svü královů — 1 8 svů dcerů,
kdežto rkps. má pouze svú královů — svú dcerü.
95
ctionem in adjecto. — Namítal-li by však filosof, proč Bůh se dal
ve svém domově umučit, nemá tato námítka daleko toho řízného
ostří, té nepřátelské pojmů odpornosti, jest to námítka příliš matná
a krotká. — K tomu nechápem, kterak mohla tato námítka v hlavě
filosofa se zrodit, ano v předchozím rozkladě sv. Kateřiny neřku
důraz kladen, ba ani zmínka se nestala o místě umučení Kristova.
— Též slovo dal (1781) dobře sluší k významu vůle. — Konečně
vyvracejíc sv. Kateřina námítku filosofovu, vysvětluje mu všude jen po-
hnütky, které Krista k vtělení (1883—1898) a smrti kříže (1959 — 72)
ponukly, o domově, o místě umučení ani se nezmíňujíc — nový
to důkaz, že skladatel legendy klada v ústa filosofova námítku onu,
v tom smyslu ji kladl, v kterém my nyní ji vykládáme. -- Proto
budiž místo naše psáno: z svej vlastnej vlasti, a vlast za
moc či vůli bráno.
Z toho vyvozujem, že i ve v. 1843
jakž jeho moci i vlasti
smysl ižádný sě nechopí
moci a vlasti jsou synonyma. (Srovn. něm. legendu: sprachen ouch
uf einen got, des ge walt und des gebot Ob allen dingen trete
empor 676, 95 násl., kdež gebot znamená Macht, Stärke Gloss.)
O verši 1870
bez niež ijednej vlasti síla
umně býti nerodila
nelze nám říci, co tam vlasť znamená, neboť text rukopisu zde
značně porouchán, a nám nezdařilo se dosud jej napraviti.
V. 1783. 1784.
Musíš mi to otlůčiti
kak bych to mohl jistě znáti.
V slovese otlúčiti patrně vězí smysl vysvětliti, kterýž
však nesnadno lze ze znění slovesa toho vyvésti. Erben tím si pomohl,
že za předmět doplnil pochybnost, ve smyslu odvrátit po-
chybnost; než na našem místě zřejmě stojí předmět to, čímž
výklad Erbenův stává se nemožným. — Nejsnázeji to místo zhojíme,
máme-li otlúčiti za přepsání písaře místo olúčiti, kteréž jako
v str. bulh. (Miklos. lex.), u nás též mohlo znamenat objasnit,
jsouc odvozeno od louč taeda.
V. 1423. 1424.
Proto vás všech prosi v dieči
móžte-li mi tu radu dáti.
96
V. 1503. 1504.
Sem slýchal mnohé chytrosti
před sebů mluviece v dieči
V. 2580—2586.
Tehdy Porfyrus s královů
vzemše otpuščenie v dleči
1 jidesta opět zasě.
V. 2952. 2953,
Náhle miň ty řeči
doňadž nám to bude v dieči
V dieči přichází v celé české literatuře jenom na těchto
čtyrech místech naší legendy. Erben mu přisuzuje význam: rada,
deliberatio, Conferenz, pomlčev o důvodech, z kterých tak
učinil, jedině do závorky položiv srbské v&ca, které tolikéž znamená
Konferenz, Berathschlagung, deliberatio (Karadž. Lex.);
možná, Ze vida Erben, kterak věca spřízněno jest s kmenem vět,
jenž v slovanských jazycích mluviti znamená (srov. naše větiti,
strblhr. BěmTavTu, srb. char. věéati promittere), za to měl, že by
1 dieč od slovesa děti, díti, logui mohlo pocházeti a též radu
znamenati. Domněnka ta Erbenova byla by s mnoha stran křivá;
než neznajíce pravého mínění Erbenova, nemůžeme proti němu mlu-
viti, My se můžeme jen navrženého jím významu držet, a ten patrně
na žádném z těch čtyr míst do souvislosti se nehodí. Nejméně sluší
tento význam místu čtvrtému (v. 2953), an tam žádného smyslu ne-
podává; ve v. 2585 nelze též mluviti o „konferenci“, anot Porfyrius
s královou sv. Kateřinu jen v. žaláři navštívili, a při té návštěvě
o ničem se neradili; a kterak lze spojit to předložkové určení v dieči,
v konferenci, se slovesem vzemše otpuščenie? Ve v. 1504
mluví se spíše o učeném hádání, nikoliv o poradě. Nejsnáze obstojí
ten význam ve v. 1423, kdež král se svými rádci při jakés takés poradě
zasedá (patrno též, že Erben od tohoto místa onen význam „kon-
ference“ určil). A připusíme na tomto místě význam „konference“,
povstává přec otázka, k čemu král, zasedaje právě v poradě, zřejmě-
ještě praví: proto vás prosím v poradě? Přídavek v dieči
jest úplně tu zbytečný; alespoň bychom to očekávali v této dieči. .
My máme wdieči také za dvě slova, za předložku v a
19
dieči za lokál statného jmena dieč; dieč ale máme za ne-
známou dosud vedlejší formu statného jmena děk, dík,
děka, díka. — Že tato vedlejší forma souhlasí s zvukoslovím našeho
jazyka, není potřebí dokazovat, poněvadž ji čeština již v jiném slově
zná, totiž v slově bezděč, s kterýmž i jiné obdoby má společné;
jako zajisté vedle bezděk a bezděky užíváno bezděč a bez-
děčí, tak vedle vděk i vdieči; jako od bezděč odvozena jsou
bezděčiti (přibězdečiti Výb. I, 295, 5) bezděčný, -čně,
-čnost, tak od vdieči slova vděčiti, vděčný, -čně, -nost.
I smysl čtyr našich míst tento výklad snáší.
a) Ve v. 2585 vzemše otpuščenie v dieči znamená po
našem náhledu tolik co vlídně, laskavě, mile. Mivät zajisté
spojenina vzíti otpuščenie často u sebe adverbium a adjectivum;
- kterým se tento děj determinuje, na př. Letop. Trojan. 3, 4 vzem
ot krále -počestné otpuštěnie; v naší legendě v. 940 „vzemši mile
otpuščenie“, a jest zřejmo, že toto mile jest synonymum onoho
v dieči. Zeskmenem dieč spojoval se pojem vlídnosti, vidět ze
slova bezděctví, bezděčně, jež na místech, kde stojí, znamenají
nevlídnost, na př. Tkadl. 1, 41. „Člověka sobě volného a zape-
klitého v hnévu mnoho spíše dobrotü a tichá řečí, nežli bez-
děctvím a skřekem navedes“; Pr. Pr. rkp. 100 (Jungm. lex.) „nemá
připuzen býti bezdečně, ale dobrými slovy.“ Kladnou formou
nelze mi v češtině na ten čas tohoto významu doložiti, leda že by
sem patřilo vděčněji odpoví Kartig. (Jungm. lex.), o čemž však
neznaje souvislosti, nemohu na jisto soudit; blíží se však tomu vý-
znamu místa v naší legendě v. 1771 „pověz vděčně, budiž tak
laskava; 2062 poslyštež mně jistě vděk; 1973 tak nám jeho příštie .
vděčné Všem navrátilo spasenie.“ Polština zná i při kladném tvaru
tento význam; viz Linde lex. wdzieczne slowo, které tam tlu-
močí se slovy ein gutes, liebreiches Wort — dobre, la-
godne, laskawe.
Blízký tohoto významu jest význam
b) ve v. 1504: „Sem slýchal mnohé chytrosti Před sebú mluviece
v dieči.“ Gramatický rozbor místa toho jest: Mluviece jest aceus.
plural. (v staré češtině vůbec běžný) závislý na slýchal, chytrosti
zase závisí na mluviece; v dieči pak jest příslovečné určení pře-
chodníku mluviece. — V dieči zde znamená pěkně, krásně,
tak že se to líbí, obratně, uměle. Blízké obdoby významu toho
podává Jungmann (lexic.) pod slovem vděčný, př. vděčným
býti = líbiti se (dle slovníku Veleslav.), „libé spoluznění hlasů
98
vděčné jest“ Kom. jan. 774. Veleslavín překládal Charites naším
Vděky. Jungmann (viz Lexic.) ve spisech svých užíval po příkladě
polském slova vděk ve významě povab, lepota: „Nemálo vděku
přidal skladatel spisu svému (Atal). U Poláků jest ten význam
dosti obyčejný; viz Linde pod wzdiek, wdzieczyé, wdziecny,
wdziecznosé, ba mají i složeninu wdziecno-mownošé. —
Ovšem naše v dieči znamená pěkně, t. j. obratně, kdežto uve-
dené příklady svědčí více odstínu půvabně, s lepotou; avšak po-
krok od toho k onomu jest jen nepatrný a proto možný. — Konečně ©
tento význam obratně, uměle dobře sluší k slovu chytrosti,
jehož v naší legendě často se užívá s příznakem umělosti, stro-
jenosti a obratnosti, úskočnosti; tak v. 2094 zřejmě se
rozeznává od moudrosti:
všech mudrcóv můdrost zatrativ
i všech chytrcóv chytrost zkazi;
ve verši 2956 jmenují se vedle čar:
zda tě jest někto z křesťanóv
chytrostěmi mistrovskými
otvedl, nebo čáry svými;
srovn. 2767 skrze něž provazi chytře
okolo hřiedelóv jdiechu; srovn. 2258; 2782.
Blizek obou významů (v. 2585 a 1504) jest onen
c) ve v. 1423. Proto vás všech prosi v dieči, kdež znamená
pěkně (tak aby to vámi pohnulo), snažně, důtklivě, úsilně.
Význam ten hodí se do souvislosti; císaři zajisté velmi důtklivě na
tom záleží, aby sv. Kateřina byla od mudrců přehádána; neboť byv
sám od ní přehádán, zmrtvě v těle, zbledě v líci (r. 1391),
timt žalostnů bolest nosi (v. 1612); vzkazuje mudrcům pod
hrozů a při milosti (v. 1452), aby přišli, neb císaři velmi.
pilno Jich jest (v. 1459., 1460.); a jakž mistři předeň přídů,
také libosti projidů Smysl i srdce toho zlého (v. 1482
až 94); a slibuje jim po zdařilém hádání odměnu královskou (r. 1517
až 20); proto i pocbopitelno, jest-li jeho prosby k nim byly důtklivé.
— Významu toho ovšem jinými příklady, ani českými, ani vůbec slo-
vanskými doložiti nemůžem ; avšak on snadno plyne z významů pří-
jemný, laskavý, vítaný. Jest to tedy jakési äma& Asyouevov,
ale souvislostí místa i příbuzenstvím s ostatními toho kmene významy
odůvodněné, a proto tím snáze připustíme jeho platnost, ano v mno-
hych od téhož kmene odvozeninách původní aneb běžné jeho vý-
znamy mnohem více, ba skoro úplně byly potuchly; ku př. v našem
99
měhoděk co citoslovce, aneb v polském bez dzieki, kdy znamená
durchaus, schlechterdings. (Lind. lex.)
d) Ve v. 2953 Miň ty řěči
doňadž nám to bude v dieči
znamená dieč tolik co vůle, líbost, přání, asmysl jest, dokud
my budem chtít, dokud se nám to bude líbit, čili dokud
nám to bude vděk ; neboť ve formě vděk tento význam v češtině
všeobecně jest v užívání; tak i v záporných to jest jim nevděk,
bezděčný host (t.j. nezvaný), bezděčný král (t. j. lidu ne-
vděk). Význam ten má náš kmen i v polštině (viz Linde ku př.
pod wdziek, wdziecny, wdziecnosé), v lužičině (viz Pfahl
lex. pod džak); i litev. d&ka (Nesselm lex.)
Ze proti obyčejnějšímu vděk, t. j. v s akkusativem, v našem
tvaru v dieči pojí se v s lokálem, má obdobu v němčině, s kterouž
vůbec čeština v příčině slova děk namnoze se shoduje; i střed.
horn. němčina má in danke (velmi často též endanke dohromady
psané) co dativ, ku př. nim etwas in danke, ich láze mir
etwasindanke sin, ich bin in danke. Viz Müller Mittel-
hochd. Wörterb. I. 354, 2.
Nesnadno konečně rozřešit otázku, zdaž v našem dieč dvoj-.
hláska ze, jež zde nosovku zastupuje (viz něm. dank, pol. dziek
litev. déka), v naší legendě či krátkou či dlouhou byla. Obtíže
těchto záhadností cítili a ocenili již Šafařík (Počátk. str. 8) a Hattala
(Zvuk S. 71), aspoň to najisto postavivše, že v staré češtině dlouhé
samohlásky mnohem méně v užívání byly než v nové. Z toho tedy
a z toho, že toto č zástupcem jest původní nosovky a konečně z ny-
nějšího vyslovování ustrnulých, téměř příslovečných tvarů vděk
a bezděky soudíme, že nynější dík a díka dříve děk a děka
zněly; ono že později jednoslabičnost (Hattala S. 73, 1), toto dvoj-
slabičnost (tamt. $ 73, 2) teprv zdlouzily. Zdaž délka i dieč akdy
zasáhla, neumím dosud rozhodnout.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 21. März 1873.
Vorsitz: Krejčí.
Prof. Krejčí hielt folgenden Vortrag: „ Über die geometrische
Realität des diklinischen Krystallsystems.“
Die Ableitung der Krystallgestalten geschieht naturgemässer
7
"A
E.or
100
mit Beziehung auf die Längen und die Winkel der Kanten von Grund-
gestalten, als auf die denselben eingeschriebenen Axen.
Demgemäss ist die Grundgestalt des tesseralen Systems
ein Hexaid mit gleichlangen Kanten «= 6 = c, deren Winkel
A=B=(0=9%0° beträgt; chen so sind die Fláchenwinkel a=ß=y
= 90°. Für das isoklinische oder rhombočdrische System ist
die Grundgestalt ein Hexaid ebenfalls mit gleich langen Kanten
a = b= c, mit Kantenwinkeln A= B=( und A’=Bb'’=(0'=180° — A.
Die Fláchenwinkel sind ebenfalls gleich a== Bay, !=Pfzyp' =
1809 — «, und es ist
1
Für das quadratische System ist in der hexaidischen Grund-
gestalt a —d Z c, mit den entsprechenden Kantenwinkeln 4 = B= C=
90°, und den Fláchenwinkeln a == Buzz y = 909. Für das rhombische
System sind die Kantenlängen der hexaidischen Grundgestalt a, d,c,
ungleich, die Kantenwinkel A— B=CČ= 90%, die Flächenwinkel
vhs = W.
Fůr das monoklinische System, sowie fiir die folgenden ist
die Kantenlánge der hexaidischen Grundgestalt in Bezug auf die
Fláchensymetrie nicht maassgebend, sondern bloss die Kantenwinkel.
Es ist für dieses System A>%0°, A“ 1809— A, B=0=%0°
und demgemäss die Fláchenwinkel e= A, = A, P=r=M".
Für das diklinische System ist im Grund hexaid nur B=909;
die Kantenwinkel Aund A‘, Cund C“ ergänzen sich zu 180°, während
die Beziehungen der Flächenwinkel zu den Kantenwinkeln durch die
Gleichungen
cos 3 4—
P a Bin
sin C
cos B = cot A. cot C,
cos C
VÍ Z =
sin A ausgedrückt werden.
Für das triklinische System ist keiner der Kantenwinkel
A, B, C mit den entsprechenden ergänzenden Winkeln A‘, B“, C’
ein gerader Winkel und die Beziehungen der Fláchenwinkel zu den
Kantenwinkeln werden ausgedrückt durch die Gleichungen
cos a — 05 A T 00s B.cos 0,
ŘE sin B. sin C
cos B -+ cos A. cos C
sin A.sinC
cos B =
v
E
ae ur
a +
i
101
cos C—- cos A. cos B
sin A.sim B.
Wenn man aber die Flächenlagen auf Axen bezieht
und demgemäss das triklinische System als ein System mit drei
gegen einander geneigten Axen definirt, so ist allerdings das dikli-
nische System überflüssig, wie von einigen Krystallographen ange-
nommen wird, indem keiner der Neigungswinkel «, B, y der Axeu
a, 5, c ein rechter -ist, sondern wie im triklinischen System, alle
drei Axeu gegen einander geneigt sind.
Der-diklinische Character der Krystallgestalten ist aber,
wie schon Naumann zeigte, nicht durch die Axen, sondern durch
die Kantenwinkeln der Coordinatebenen der Axen
oder wie man sich auch ausdrücken kann, der -hexaidischen
Grundgestalt bedingt, indem den Kanten A, A‘, dann C, C“ zwei
Hemiprismem entsprechen, während den rechtwinkligen Kanten B ein
vollflächiges Prisma entspricht. Allerdings ist auch der Fall denkbar,
dass einer von den Winkeln «, B, y ein rechter ist, und es wird
dieser Fall von Haidinger irrthümlich als Character des diklinischen
(hemianorthotypen) Systemes angeführt; dann ist aber z. B. für
& —:90°
cos y —
cos A = — cotß. coty,
cosB— PL N 3
siny
cos © — -E
sinß
und also keiner von den Kantenwinkeln A, B, C des Grundhexaides
ein rechter, sondern dieses Hexaid ist ein specieller Fall des’ trikli-
nischen Systemes, iudem dann so wie in diesem Systeme alle Prismen
als Hemiprismen erscheinen. Octaid- oder Pyramidenfláchen sind so-
wohl bei diklinischen als triklinischen Gestalten nur in paarweisen
Parallellagen gleich, und treten deshalb als Viertelgestalten auf. Das
diklinische Octačder hat aber vier gleiche Kanten-
winkel, das triklinische nur je zwei und zwei gleiche Kantenwinkel.
In dieser Auffassung hat also das diklinische Krystallsystem
eine unzweifelhafte, geometrische Realität und ist durch eine be-
sondere Symetrie seiner Prismen- und Octaöderflächen
characterisirt.
Mit der Annahme von hexaidischen Grundgestalten lässt sich
auch leichter und naturgemässer die Molecularconstitution der Kry-
stalle erklären als durch die Lage der Axen, indem die Krystalle
7*
Bin
102 ; z i
dann als symetrische Aggregate von Moleculen nách figurirten Zahlen-
reihen zm“ (wo x einen rationellen Exponenten und m? die Molecule
der hexaidischen Grundgestalt bedeutet) erscheinen, während durch
die Axen nur die Flächenlagen angegeben werden.
Vom Standpunkte der Moleculconstitution der Krystalle wäre
es noch einfacher, als Grundgestalten Tetraide auzunehmen, da das-
einfachste, sinnlich fassliche stereometrische Verhältniss durch Com-
binirung von vier im Raume vertheilten Moleculen entsteht.
Auch von diesem Standtpunkte stellt sich die geometrische
Realität und spezifiche Selbstständigkeit des diklinischen Systemes dar.
Denn bezeichnet man die Winkel der drei einander in Parallel-
fláchen, welche die Kanten abstumpfen, entgegenliegenden Kanten-
paare der tetraidischen Grundgestalten mit A, 4/5; B, B“; C, C“ so
ist für das Tetračder
| isokl. oder I
te | |
des tesser, Aonbvčtr, quadr.$. ua)
monokl, S. dikl 48 || unikli S
n m m Z- Ba £! | l
| { a | | |-
im ersten Kantenpaare . | AZ A, AZ =A4!| ALU ASA | Aziz
An F 8 oils tz o pájky \ rag Bone * (5
im zwejle | AA AA B=B'|BaB|BZB BZB BZB
im dritten , |4=4laža|B= 3. 0=0,0=6 c=c|czc
l | | | |
Der monoklinische, diklinische und triklinische Charakter der
Krystallgestalten ist demnach auch durch die Kantenwinkel ihrer
Grundtetraöder von. einander unterschieden, indem das monokli-
nische Tetračder nur ein Kantenpaar, das diklinische
aber zwei Kantenpaare und das triklinische alle drei
Kantenpaare von ungleichen Winkeln hat.
Die alte Hauy’sche Auffassung der Krystallgestalten und die
aus derselben entwickelte und von Levy, Dufrénoy und Des Qloizeaux
angenommene Darstellung derselben, ist demnach die krystallogra-
phisch richtigere im Vergleiche mit der Axenkrystallografie, was
offenbar daraus hervorgeht, dass diese das diklinische System nicht zu-
lassen kann, dieses System aber, abgesehen von den bisher zweifel-
haften Fällen seines wirklichen Vorkommens an krystallisirten Sub-
stanzen, eine vom kıystallographischen Standpunkte erwiesene geome-
trische Realität besitzt, die früher oder später in der Natur ihre Be- ©
stätigung finden wird.
105
Prof. Dr. Frič hielt einen Vortrag: „Über weitere Unter-
suchungen der Böhmerwaldseen.“
Zu Ende Juli 1872 begab ich mich in den südlichen Theil des
Böhmerwaldes, um noch die im vorigen Jahre*) nicht untersuchten
zwei Seen, den Plöckensteiner und den Rachel, sowie einige Filzseen
zu besuchen.
Von der prächtigsten Witterung begünstigt und von dem fürst-
lich schwarzenbergiscken Forstpersonale auf das ausgiebigste unter-
stützt, vollzog ich binnen einer Woche eine Reihe von Untersuchun-
gen, die unter anderen Verhältnissen gewiss die dreifache Zeit in
Anspruch genommen hätten.
Schon am ersten Tage, an dem ich mit zahlreichen Empfeh-
lungsschreiben vom Herrn Forstmeister Nedobity und mit einer fürst-
lichen Gelegenheit Winterberg verliess, konnte ich noch in den Abend-
stunden den kleinen Filzsee bei Ferchenhaid untersuchen.
Auf dem Wege nach Ferchenhaid fand ich bei Rabitzhaid in
einem mit trübem Wasser gefüllten Graben: Daphnia brachiata und
Cyclops brevicaudatus.
Beim Steilberger Forsthause enthielt ein künstliches Wasser-
basin: Lynceus (Alona) guttatus, Lynceus (Chydorus) sp., Cyelops sp.
In unmittelbarer Nähe des Ortes Forchenhaid liegt der Filzsee,
den man von weitem an dem eigenthůmlichen Vegetationverhältnissen
erkennt. Der Rand sowie die Mitte sind mit niedrigen Birken be-
wachsen, aus denen einzeine Gruppen von Pinus pumilio sich erheben.
Der Boden ist dicht mit Heidelbeeren bewachsen.
Zu nassen Jahreszeiten mag diese sumpfige Gegend schwer oder
gar nicht zugänglich sein; da aber in diesem Jahre überhaupt der
Wasserstand sehr niedrig war, so fanden wir auch einen behufs der
Birkbahnjagd angelegten Steg am trockenen und gelangten so bis zu
dem kleinen, kaum 3 Joch haltenden Wasserspiegel in der Mitte des
Sumpfes.
Bei unserer Annäherung erhoben sich einige Wildenten (Anas
niroca) und Schnepfen (Totanus glareola?), kreissten in der Luft, um
dann wieder auf einem entfernteren Orte des Wasserspiegels ein-
zufallen.
Weit vom Ufer zwischen den Graskuffen lag ein mit Wasser
*) Vergleiche Sitzungsbericht der k. böhm. Gesellsch. der Wissenschaften
15. Juli 1871 „Weber die Fauna der Böhmerwaldseen.“
104
gefüllter Kahn, welchen mein Begleiter J. Staska nach langer Mühe
umkippte und zum Ufer brachte. Auf diesem sehr bedenklich aussehen-
den Fahrzeuge unternahm ich nun die Fahrt über den Wasserspiegel,
Die Tiefe ist unbedeutend 2—3—4/. Das mit Moos und Wasser-
pflanzen bewachsene Ufer lieferte:
Acantholebris rigidus Lynceus sphaericus
Daphnia mucronata Lynceus nanus
Daphnia guadrangula Lynceus affinis.
Ganz dieselben Arten fischten wir am reinen Wasser in der
Mitte.
In 3° Tiefe gezogen brachte das Netz eine Unzahl von Gelsen-
larven.
Im Dunkeln von dieser ersten Excursion zurückgekehrt, gab
ich noch dem hiesigen Revierförster Böhm eine Anweisung, wie er
die künstliche Forellenzucht betreiben könnte, was um so nöthiger
war, da hier im Böhmerwalde die Forellen fast eine Seltenheit zu
werden anfangen.
Auf dem Wege nach Maader untersuchte ich den Filzsee bei
der Müllerischen Mühle. Derselbe lieferte am Ufer:
Acantholebris rigidus Lynceus sphaericus
Daphnia mucronata Polyphemus oculus
Daphnia quadrangula Cyclops serrulatus.
Um zu dem Rachelssee zu gelangen, begaben wir uns in Be-
gleitung des Forstamtsadjuncten Melzer per Wagen bis zu dem
sogenannten Rachelhause — einer der entlegensten, im Winter von
der ganzen Welt abgeschlossenen Forststationen. — Von da gingen
wir vor einem hiesigen Boten geführt zu dem schon auf baierischem
(Gebiete gelegenen Rachelsee. Von der böhmischen Grenze an ging
der Fussteg bergab durch Windbrüche, deren Passirung volle Kraftan- ©
strengung erforderte. Aber wie ist man entlohnt, wenn man plötzlich
aus dem Dickicht des Waldes an den See herantritt!
Eine Knickente (Anas crecca) und die Gebirgsbachstelze (Mo-
tacilla sulfurea) waren die einzigen Geschöpfe, welche bei unserem
Erscheinen die majestätische Ruhe des schönen Gebirgssees störten.
Am Ufer stand ein neugebautes festes Floss, welches über
gütige Verwendung des Forstamtes von Stubenbach vom bairischen
Oberförster Herrn Janke in St. Oswald zum Zwecke meiner Unter-
suchung hergerichtet wurde, wofür ich den Herren meinen u,
Dank abstatte.
Zuerst nahm ich die Sondirung der Tiefen vor.
105
Auf etwa eine Klafter vom Ufer beträgt die Tiefe 9, an den
tiefsten Stellen fast seiner ganzen Länge nach hat der See die Tiefe
von 36‘, nur unterhalb der Wand bloss 6‘.
Das reine Wasser am Ufer lieferte eine für Böhmen ganz
neue Art Heterocope robusta, Sars, die bisher nur m den
schwedischen Seen gefunden wurde, Ausserdem:
Daphnia sima Lynceus truncatus.
Daphnia sp.
An den bewachsenen Stellen des Ufers fingen wir:
Heterocope robusta Daphnia sp.
Cyclops abyssorum. Acantholebris sordidus,
Daphnia sima
In der Mitte des Sees in der Tiefe von 5’ gezogen
enthielt das Netz eine Menge von Heterocope robusta, welche
von dunkelgrüner Farbe waren, die sich im Spiritus in ein schönes
rosa verwandelte.
Dann eine noch nicht näher bestimmte Daphnia.
In der Tiefe von 18°: Cyclops abyssorum und zwei Arten
Daphnien.
In der Tiefe von 30°: Cyclops abyssorum, Heterocope robusta,
Daphnia sp.
Wo das Netz in der Tiefe von 30° den Boden berührte, ent-
hielt es bloss Daphnien.
Demnach enthält der Rachelsee :
š : bm]
a | 88 | | < | a
8 | BT fa 1
We hi -B JÁ
| |
1 | Cyclops abyssorum E ie
2 | Cyclops sp. =
3 | Heterocope te sj as = <a
4 | Daphnia sima as 5
5 | Daphnia 1. } er
6 | Daphnia 2. FR ir ca a Alea lela
7 | Acantholebris sordidus +
8 | Lynceus truncatus . z BE K o MBR |
ZI, 0,10 2
106
Vergleicht man dieses ärmliche Verzeichniss mit dem der übrigen
Böhmerwaldseen, so fragt man verwundert, wo ist Polyphemus oculus
und Holopedium gibberum geblieben ?
Ausser den Crustaceen scheint der See sehr. wenige andere Ge-
schöpfe zu beherbergen, denn am Ufer traf ich blos Triton Alpestris,
„der hier seine Brut absetzte, und im Grase unterhalb der Wand
einen mir unbekannten grossen Blutegel an.
Der nächste Tag verging mit der langen Reise von Maader
über Buchwald, Fürstenbut, Böhmisch Röhren, Neuthal, längs dem
Schwemmkanal zum Hirschberger Forsthaus, in dessen Nähe der
Plöckensteiner See gelegen ist.
Am Abende untersuchte ich noch den in Granit gehauenen
Tunnel des Schwemmkanales in der Hoffnung, daselbst Fleder-
mäuse zu finden.
Beim oberen Eingange flog mit grossem en eine Wasser-
amsel (Cinclus aquaticus) aus dem Tunell. Im Inneren fand ich trotz
genauer Untersuchung nichts als Gelsen und einige Spinnen.
Nach den zahlreichen Spuren von Fackeln muss es hier be-
sonders im Winter während der Holzschwemme sehr lebhaft zugehen,
so dass an eine Ansiedlung der ruheliebenden Fledermäuse gar nicht
zu denken ist.
Am nächsten Morgen traten wir in Begleitung des Herrn Revier-
försters Stumpf den Weg zum Plöckensteiner See an. Ein bequemer
Reitsteg führt durch einen Buchenwald, in dem wir gute Beute an
Mollusken machten: Clausilia Helix Vitrina, Limax etc. Igel und
Spitzmäuse sollen hier auch sehr häufig sein, Bufo cinereus wurde
auch gefunden.
Am See angelangt fanden wir auch ein schönes geräumiges Floss
bereit, welches über gütige Verwendung des Forstamtes von Krummau ©
hergestellt wurde.
Ein ruhiger sonniger Morgen erhöhte den Eindruck dieses ma-
lerisch gelegenen Sees und begünstigte unsere Arbeiten.
Die Sondirungen zeigten die grösste Tiefe von 57“ in der Mitte
des unteren Drittels, im oberen Drittel 48° — unter der Wand 12‘
— vor dem Damme 7‘, dann 4‘. Das Wasser war ungewöhnlich kalt,
etwa 4“ R.
Am steinigen, wenig bewachsenen Ufer tummelten sich zahl-
reiche Triton alpestris herum und die kugeligen Kolonien der Ráder-
thiere, wie sie im schwarzen See báufig sind, wurden hier auch
bemerkt.
»
107
Die reinen Uferstellen belebten folgende Arten:
Cyelops abyssorum Daphnia sima
Diaptomus castor Daphnia sp. 2.
Heterocope robusta.
Die bewachsenen Ufer unterhalb der Wand hatten:
Heterocope robusta
Lynceus leucocephalus
Lynceus truncatus.
Die Oberfläche in der Mitte des Sees:
Diaptomus castor Cyclops crassicornis
Heterocope robusta Daphnia sp.
Die Tiefe von 3“ in der Mitte:
Heterocope robusta Daphnia sp.
Diaptomus castor
Die Tiefe von 18° lieferte in der Mitte:
Cyclops abyssorum
Diaptomus castor Daphnidenbrut.
Die Tiefe von 36‘ in der Mitte:
Heterocope robusta
Cyclops abyssorum
Daphnia sp. 1 lé
Daphnia sp. 2. in Unzahl,
| einzeln
Bei Ziehen des Netzes am Grunde in der Tiefe von 54°:
Cyclops abyssorum
Daphnia sp. 1
Daphnia sp. 2.
An einer anderen Stelle wurde das Netz von 57“ bis hinauf zu
21“ am Boden geschleppt und enthielt ausser Daphnien eine Menge
von Schalen des Lynceus leucocephalus. *)
*) Während der Arbeit am See wurden wir von einem Haufen von Bremsen
(Tabanus) überfallen, welche blutende Wunden auf die vom Wasser er-
weichten Hände versetzten. Einer unserer Begleiter ging auf eine Berglehne,
wo viel Heidelbeeren wuchsen, und wurde. da von Fliegen so angegriffen,
dass er eiligst die Flucht ergreifen musste.
108
Die Crustaceen-Fauna des Plöckensteiner Sees stellt sich somit
folgendermassen dar: >
Reines Ufer
Bewachsenes
Ufer
18' Tiefe
1 | Diaptomus castor + s z
2 | Heterocope robusta + -+ + R
3 | Cyclops abyssorum < <|- | li 4, hodlá
4 | Cyclops crassicornis +|
5 | Daphnia sima -+
6 | Daphnia sp. 1. Tale
7 | Daphnia ssp. 2 sur. da: + | poz as
8 | Lynceus leucocephalus . +
9 | Lynceus truncatus . . . Wr
Trotz der bedeutenden Tiefe fehlt hier sowohl das Holopedium
gibberum, sowie Polyphemus oculus, welcher letztere in allen, im
vorigen Jahre untersuchten Seen sehr häufig war. -Sollte vielleicht
die Ursache davon die sein, dass heuer die Untersuchungen erst Ende
Juli gemacht wurden, während im vorigen Jahre dieselben im Juni
vorgenommen wurden? Warum fehit wieder Heterocope robusta und
Cylops abyssorum den übrigen Seen?
Alles diess weisst darauf hin, dass der Rachel- und Plöcken-
steiner See sich zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen .
gebildet haben, als alle die übrigen Böhmerwaldseen.
Von Fischen bemerkten wir in keinem der Seen eine Spur,
doch erkannte ich, dass sich der Plöckensteiner See ganz vorzüglich
zur Forellenzucht eignen würde, falls sich dessen jemand mit Energie
annehmen würde. Zuerst wäre ein Stollen zur tiefsten Stelle des
Sees zu treiben, damit man nach Belieben den See behufs des Fischens
ablassen könnte, dann wären die am Ufer herumliegenden Stämme
zu beseitigen. Besetzung des Sees mit der sogenannten Wasserpest
oder anderen Wasserpflanzen müsste der Bevölkerung mit Fischen
vorangehen. |
Als Futterfische sollten früher Schleihen und Ellritzen eingesetzt
und dann Alpenforellen und Saiblinge mittelst künstlicher Fischzucht
109
eingeführt werden. Der Herr Revierförster Stumpf machte über meine
Aufforderung heuer bereits Versuche mit der Züchtung von Forellen
und Lachsen und es ist Hoffnung, dass die Bäche und Seen des
Böhmerwaldes wieder einst reich an Forellen sein werden, wenn das
strebsame Forstpersonale in dieser Richtung von seiner Herrschaft
unterstützt werden wird.
Ueberblicken wir die Resultate, welche die heurigen Unter-
suchungen den Crustaceen des südlichen Böhmens lieferten, so sehen
wir, dass eine ganze Reihe von neuen Arten aufgefunden wurde, von
denen die meisten erst jüngst aus den schwedischen und norwegischen
Landseen durch Sars und Liljeborg beschrieben wurden, deren Vor-
kommen in Mitteleuropa aber nicht bekannt war.
Ueberhaupt eröffnet sich noch ein dankbares Feld der Beobach-
tung in dieser Richtung hin und es ist Hoffnung, dass wir durch
weitere Specialstudien des Herrn Museumsassistenten Boh. Hellich,
welcher mir bei der Bestimmung der Arten behilflich war, bald ein
gediegeneres Bild des Crustaceenlebens von Böhmen erhalten werden
als ich es in meiner letzten Uebersicht der Krustenthiere Böhmens
that, die ich im II. Bande des Archives für Landesdurchforschung gab.
Ferner sprach Prof. Dr. Frič: „Über fossile Baumstämme in
der Umgebung von Wittingau und Frauenberg“ in folgender Weise:
Vor mehr als zehn Jahren theilte mir ein Freund mit, dass in
den Teichen des südlichen Böhmens fossile Eichenstämme vorkämen,
an denen man den allmähligen Versteinerungsprozess zu beobachten
im Stande sein soll. Später übergab Herr Förster Spatny unserem
Museum einige Bruchstücke versteinerten Holzes, die in dem Teiche
Bestrev bei Frauenberg gefunden wurden. Dieselben zeigten keine
Struktur und wurden daher nicht weiter beachtet. Ebenso einige
Stücke, welche, mir einmal Herr Kuschta übergab, den ich auf das
Vorkommen der Psaronien bei Mühlhausen Taborer Kreises auf-
merksam gemacht hatte.
Als ich im Jahre 1870 mich in Wittingau aufhielt, theilte mir
der Herr Direktor Horák mit, dass er eine ganze Sammlung ver-
steinerter Hölzer aus der Gegend von Wittingau für Seine Durch-
laucht den Fürsten Schwarzenberg gemacht hat, in der viele Arten
den jetzt lebenden Hölzern ähnlich sein sollten. Diess spannte meine
Aufmerksamkeit und als ich im verflossenen Jahre wieder nach
Witting/’u kam, erkundigte ich mich über die Fundorte der fossilen
110
Stämme. In der-Schulsammlung fand ich einige Stücke — aber ohne
nähere Angabe des Fundortes. ;
Da der Herr Direktor Horák verreist war, so ersuchte ich
dessen Bruder den Herrn Fischmeister Horäk mir nähere Auskunft
über diesen Gegenstand zu geben, und derselbe war so gefällig,
mich selbst an Ort und Stelle zu begleiten.
Der Hauptfundort ist die .sogenannte. Ceper Wiese bei dem
südlich von Wittigau gelegenen Orte Cep (Czepp).
Die Wiese so wie der angrenzende Wald haben torfigen Unter-
grund und stellenweise kam grober weisser Sand zu Tage, in welchem
eben die Stämme eingelagert sind. Man erzählt sich hier von Stäm-
men bedeutender Länge, die von Zeit zu Zeit bei Nachgrabungen
entblöst werden, ich fand jedoch nur höchstens fusslange Stücke,
die man auf kleine Haufen zusammengetragen hat, um den Gass-
wuchs zu fördern.
Die Stämme scheinen meist in der Richtung von Nord nach
Süd gelegen zu haben.
Später erfuhr ich, dass in der ganzen Umgebung von Wittingau
bei Nachgrabungen im Sand und Torf. ähnliche fossile Stämme ge-
funden werden.
Im Teiche Bestrev bei Frauenberg fand ich selbst einige Bruch-,
stücke und sah, dass der Boden des Teiches ein ähnlicher Sand
ist, wie der auf der Ceper Wiese. Da das Studium fosiler Hölzer
nicht in das Bereich meiner Wirksamkeit gehört, will ich es hier
nur versuchen annäherungsweise zu bestimmen. welcher Formation
dieser Fund angehören möchte.
Die meisten Exemplare sind durch Krystallisation des Quarzes
auf den Längshohlräumen so zerstört, dass man sie leicht für Gneis
halten könnte. Nur wenige kleinere Brnchstůcké zeigen schon unter
der Luppe deutliche Holzfaserung.
Die mikroskopische Struktur dieser wohlerhaltenen Brachstiieke
ähnelt sehr den Araucariten, welehe in der permischen Formation
Böhmens eine häufige Erscheinung sind und demnach dürften diese
Stämme bei Wittingau auch ursprünglich dieser Formation angehören
und in den jüngeren Ablagerungen nur auf secundärer Lagerstätte
sich befinden.
Diess ist um so wahrscheinlicher, da in dieser Gegend zwischen
Wittingau und Frauenberg (bei Woselno) wirklich die Permische
Formation entwickelt ist. Die weissen Sande, in denen die Stämme.
liegen, dürften den Rest der ehemaligen Arcosensandsteine darstellen;
111
in welchen in der Pilsner und Schlaner Gegend die Araucariten ein-
gelagert angetroffen werden.
Die gründliche Untersuchung von Seiten eines Fachmannes wird
uns wohl bald Gewissheit über diesen fraglichen Punkt bieten.
Prof. Dr. Kořistka sprach: „Über die Terrainverhältnisse von
Schweden und Finnland.“
Der Vortragende hatte in den verflossenen Ferien Schweden und
das südliche Finnland besucht, und sein Augenmerk vorzüglich auf
die Terrainverhältnisse gerichtet, welche für. uns ein zweifaches
Interesse haben.
Erstens finden wir in Europa nur in Skandinavien und in
Böhmen die Formation der Granite, der Gneise und der. metamor-
“ phischen Schiefer in gleich ausgedehnter Weise und in gleich com-
pacter Masse beisammen, und es ist interessant zu vergleichen, welche
Formen dieselben Gesteine in ihrer ungehinderten Entwickelung hier
und dort angenommen haben. Zweitens aber ist Skandinavien mit
Finnland die Heimat der erratischen Blöcke, welche bis an den Fuss
der böhmisch mábrischen Sudeten verbreitet sind und auf die Frage,
wie denn diese mitunter colossalen Blöcke bis an unsere Landes-
grenzen geschafft werden konnten, gibt uns die Terrainbildung der
genannten Länder sichere Auskunft.
Den Hauptcharacter des Terrains bildet dessen absolute und
relative Höhenlage. In dieser Beziehung wird der Fremde überrascht,
wenn er im südlichen, centralen und im östlichen Schweden so ge-
ringe relative und absolute Höhendifferenzen findet. Die ganze süd-
liche, westliche und östliche Küste von Schweden erhebt sich land-
einwärts in sehr schwach ausgeprägten Stufen bis auf 5—10 Meilen
weit gegen das Innere nur bis auf 300-400‘. Ja im Centrum des
Landes in der Linie von Stockholm nach Göteborg auf einer Strecke
von nahezu 40 Meilen liegt der höchste Punkt, die Wasserscheide
zwischen Wetter und Wener See nur 450° über dem Meere. In dieser
Linie liegen aber oder stossen an dieselbe die berühmten grossen
Seen Schwedens, der Málar mit 1—10“ Seehöhe, der Hielmar mit
70°, der Wener mit 100°, der Wetter See mit circa 200° Seehöhe.
Südlich und nördlich von dieser Linie aber erhebt sich der
Boden zu Hochflächen von 600“ bis 1000‘, südlich das Plateau von
Jonköping und Nassiö bildend, nordwestlich aber gegen die norwe- -
gischen bis 8000“ hohen Gebirge ansteigend. Im südlichen, centralen
und östlichen Theile des Landes (Schweden) sucht man vergebens
„
112
nach Gebirgen, ja auch nur nach ausgesprochenen Bergrücken, wie
wir sie bei uns auf dem böh.-mähr. Plateau zu finden gewohnt sind.
In Finnland finden wir ähnliche Verhältnisse, von der Küste
ein allmäliges sehr flaches Ansteigen des Landes, erst in 4—5 Meilen
Entfernung von der Küste sieht man einen wallfórmigen, 300-400’
hohen Rücken gürtelförmig das innere Finnland von dem an der
Küste liegenden Theile abschliessen. Im Inneren dieses Gürtels eine ©
Anzahl von langgestrekten Seen, sämmtlich wit ihrer Längsaxe von
NNW nach SSO gerichtet (Finnische Seeplatte). Erst ziemlich weit
im Inneren jenes Gürtels erhebt sich der Boden allmälig nach
Norden zu, und bildet an der äussersten nördlichen Grenze einige
flache Rücken mit 1000° Höhe.
Bei diesen monotonen Formen, wenn man blos die elatidáh
Höhenabstände berücksichtiget, wundert sich der fremde Reisende,
dass trotzdem das ganze Land auf ihn dennoch einen so malerischen
Eindruck macht. Dies kommt daher, dass die Gesteinsbildung des
Bodens, die colossale dem Beobachter sofort auffallende Ausdehnung
einzelner Gesteinsformationen in ihrer ganzen Nacktheit, ohne durch
den verwitterten Obergrund oder die Cultur des Menschen verdeckt
zu sein, vor das Auge desselben tritt. Ganz kahle, oft nicht einmal
mit Moos bedeckte Granitplatten in greller, aber bestimmter Farbe,
dehnen sich in weite Ferne aus, hie und da eingesäumt von schein-
bar ebenso endlosen Gneis- und Glimmerschieferschichten, deren
Drehungen und Windungen man stundenlang verfolgen kann. Oft be-
merkt man in Seehöhen von 200—300“ tief im Innern des Landes
die scharf ausgeprägten ehemaligen Küstenlinien des Meeres, auf
deren oberem von unten ausgewaschenem Rande grosse, von der letzten
dort vorgekommenen Springfluth des Meeres emporgeworfene, elliptisch
abgerundete Rollsteine, in Reihen geordnet, so liegen, als ob das
Meer sie gestern emporgeschleudert hätte.
Alle diese alten Gesteinsbildungen ziehen sich in langen, meist
von NNW nach SSO streichenden sanften Wellenbergen dahin, welche
letztere durch breite, nur wenig tiefe Wannentháler getrennt sind;
der Boden der letzteren mit Schotter, Sand- und Lehmschichten,
oben mit spärlichem Humus bedeckt, auf dem dichter Fichten- und
Föhrenwald sich erhebt, durch welchen überall langgestreckte, spie-
gelnde Wasserflächen der zahlreichen Seen hindurchschimmern.
Eine eigentliche Thalbildung oder Thalentwickelung, wie bei
uns in Böhmen, fehlt fast überall. Schmale Wasserfäden schlängeln
sich in den wenig ausgesprochenen Tiefenlinien von einer Seite zur
' 113
anderen; wo ein Hinderniss im Terrain den Weg versperrt, staut
sich das Gewässer sofort zu einem See, an dessen unterem Ende
dann das Wasser in schönen Kaskaden auf die nächst untere Stufe
hinabstürzt, um dann ruhigen Weges weiter zu ziehen, bis sich und
oft sehr bald die ebengeschilderte Scenerie wiederholt.
Die oben erwábnten Schotter-, Sand- und Lehmanhäufungen in
den Vertiefungen zwischen dem welligen Terrain sind das Glück
Schwedens, sie ermöglichten zuerst den Gras- und Waldwuchs, dann
den spärlichen Feldbau, ohne sie wäre Schweden und Finnland eine
menschenleere, öde Steinwůste.
Ersteigt man im centralen Schweden, besonders in den Gegenden
der oberen Aeste des Mälar-Sees einen erhöhten Punkt, von dem
aus man ein oder mehrerer solche wellenförmige Bodenanschwellungen
und Vertiefungen übersehen kann, so bemerkt man sehr bald, wenn
man die waldfreien Stellen genauer betrachtet, eine, diesem Theile
von Schweden ganz eigenthümliche Terrainbildung. Man sieht ent-
weder parallel zu den vorhandenen Terrainwellen, weit häufiger aber
quer unter spitzem Winkel selbe durchschneidend, eine scharf aus-
geprägte damm- oder wallförmige Bodenerhebung aus weiter Entfer=
nung in gerader Linie daher ziehen. Hie und da ist sie unterbrochen,
anfangs sehen wir sie auf der rechten Lehne des wellenförmig einge-
senkten Thalbodens, — nun geht sie eine Strecke an der tieisten
Stelle fort, überschreitet den Fluss oder auch den von ihm gebildeten
See, wo sie sich durch eine geradlinige Reihe von Inseln kund gibt,
— ‚hierauf sieht man sie auf der linken Lehne des Thales hinauf
ziehen, die Höhe der Terrainweile erreichen und, obgleich immer
wieder auf lange Strecken unterbrochen, im angrenzenden Thale in
eben derselben Weise weiter ziehen. Solcher viele Meilen weit zie-
hender, dammförmiger Bodenerhebungen gibt es eine grosse Anzahl.
Man nennt sie in Schweden Asar (spr. Osr), plur. von As-Sandhügel. Sie
haben viele Aehnlichkeit mit den Dünen an der Nordsee und Ostsee,
welche dje Küsten daselbst einsáumen. Ihre Richtung ist eine gegen das
Innere des Landes convexe, gegen die Ostseeküste concave und streicht
daher im nördlichen Theile: von N nach S, im südlichen mehr von
NNW nach S50. Ihre Länge lässt sich oft 20—25 Meilen weit ver-
folgen. Ihre Breite an der Basis hängt meist_von der Höhe ab. Die
letztere ist sehr verschieden, durchschnittlich 80—100“ über der
Basis, manchesmal steigt sie bis auf 160% fällt aber auch wieder bis
20—30° herab. Die Breite der Basis beträgt das 4—Dfache der Höhe.
Da die in nevester Zeit in Schweden und Finnland ausgeführten
114
Eisenbahnbauten zahlreiche Asar quer durchschneiden, so kann man
nun ohne Mühe an vielen Orten die innere Struktur derselben stu-
diren, wie dies der Vortragende in der Nähe von Stockholm thun
konnte. Immer und überall besteht die tiefste Schichte derselben aus
eckigen, scharfkantigen Geschieben verschiedener Grösse mit Sand
und kleinem Schotter gemengt, ihr Material besitzt den deutlichen
Charakter der Gletscher-Moräne, nur dass sie selten mehr die ur-
sprüngliche Wölkung zeigt, vielmehr ist das ganze Material ziemlich
gleichmässig über den Boden verbreitet, dessen Untergrund dasselbe
auch ausserhalb der Asar bildet. Die nächst höheren Schichten be-
stehen aus Lehm und Sandablagerungen mit zahlreich eingebetteten
Muscheln und Fischresten der arktischen Fauna. Die obersten Schichten
bestehen aus mächtigen Sandablagerungen, gemengt mit kleinen und
grossen elliptisch vollkommenen abgerundeten Rollsteinen, deren
Längsaxe immer parallel zum Streichen der Asar liegt.
Die Asar und ihr genaues Studium haben sehr viel zur Auf-
klärung über die sogenannte Eiszeit in den baltischen Ländern bei-
getragen, und es ist ein Verdienst des berühmten schwedischen
Geologen Erdmann, an der Hand von tausendfach erhärteten That-
sachen richtige Vorstellungen über die Aufeinanderfolge der Ereig-
nisse jener Zeit geweckt zu haben.
Darnach waren am Abschlusse der posttertiären Zeit die Granite
und die krystallinischen Schiefer noch nicht mit Schutt und Humus
bedeckt, die Erhebung des Bodens war eine bedeutendere als gegen-
wärtig, sie musste wenigstens 5—-10 Meilen weiter gegen das Meer
sich erstrecken, so dass der Belt und die Verbindung der Ostsee
mit dem atlantischen Meere geschlossen war. Die Mitteltemperatur
des Bodens musste wahrscheinlich in Folge einer anderen Richtung
des Golfstromes um 4—5° C geringer sein, als jetzt. Die nothwendige ©
Folge dieser Momente war die Bedeckung des ganzen Landes mit
Schnee und Eis, mit Ausnahme der steilen Felswände, welches wie
im heutigen Grönland bis zum Meere reichte. Das Vorhandensein
von Gletschern im ganzen centralen Theil von Schweden und im
südlichen Finnland beweisen die bekannten Furchungen, die Gletscher-
schliffe, sowie der charakteristische Moränenschutt, welcher diesen
Theil der beiden Länder, sowie die unter dem Namen der Scheeren
ihre Küsten umgebenden zahllosen Inseln bedecken. Die Folge dieser
ausgedehnten Gletscherbildung war die Bildung des Moränenschuttes
im ganzen Lande. Dies ist die erste Periode der quaternären Zeit.
Hierauf muss eine grosse Veränderung in den Niveau-Verhält-
115
nissen: des Bodens eingetreten sein., Eine Senkung desselben weit
über jene Grenzen, welche jetzt die Ostsee, bezeichnete und welche
im Málarbassin etwa 800—1000° unter das jetzige Niveau des Meeres
betrug, musste stattfinden. Folge ‚davon war, dass die, unter das
Meer getauchten Gletscher- abschmolzen, der Moränenschutt; fiel zu
Boden, wurde durch den Wellenschlag mehr oder weniger, gleich-
mässig über den Meeresboden ausgebreitet, mit Sand und Schlamm
bedeckt. Diese Senkung musste sich in der Richtung des Ladoga
und, Onega-Sees bis zum weissen Meere erstrecken. „Eine arktische
Fauna wanderte ein, und hinterliess ihre Ueberreste in dem Schlamme,
welcher sich auf dem Moränenschutt ablagerte. Diese Bodeneinsen-
kung erstreckte sich im Süden bis an den Fuss des Erzgebirges,
der böhmisch-mährischen Sudeten und der Karpathen, so dass die
ganze norddeutsche und sarmatische Tiefebene sich unter dem Meere
befand. Die Felsblöcke und Schuttmassen, welche die schwedischen
Gletscher in’s Meer brachten, wurden theilweise, wenn das abbre-
chende Gletschereis hinreichende Tragkraft hatte, durch Winde auf
dem Treibeise nach Süden getrieben und nach dem Schmelzen des-
selben zu Boden fallen gelassen. (Erratische Blöcke). Dies ist die
zweite Periode der quaternären Zeit.
Nachdem die Bodensenkeng ihr Maximum erreicht hatte, be-
gann die entgegengesetzte Oscillation. Der Boden begann: in dem
ganzen Gebiete der früheren Senkung sich allmälig, ‘in Schweden
und Finnland in einzelnen Absätzen oder ruckweise zu heben. Jeder
dieser Absätze ist durch eine besondere Küstenlinie kenntlich, welcher
sich nothwendig dadurch bilden musste, dass der continuirliche Wellen-
schlag an der jeweiligen Küste die scharfkantigen den Boden be-
‘ deckenden Schottersteine und Blöcke der Moránen durch fortwährendes
Hin- und Herrollen abrundete und mit Sandmassen gemengt, in lang-
gestreckten abgerundeten Dammlinien anhäufte. Die Asar sind nichts
anderes als ehemalige Küstenlinien, daher folgen sie auch nicht den
natürlichen Ejnsenkungen oder Thallinien des Bodens, sondern ‘gehen
oft transversal über dieselben hinweg. Sie sind daher auch nicht als
die Ueberreste der alten Moränen zu betrachten, sonst müsste: ihre
Richtung mit den Gletscherfurchen übereinstimmen, was an den
wenigsten Orten der Fall ist; wohl aber sind sie aus dem Materiale
der Moränen von dem Meere gebildet worden. Dies ist die dritte Pe-
riode der quaternären Zeit.
Eine allmälige Hebung des Bodens von Schwöden und Finnland
scheint auch jetzt noch stattzufinden, jedoch muss dieselbe nur in
8
116
äussert langen Zeitperioden vor sich gehen, da es nach Erdmann
mindestens sehr zweifelhaft ist, ob sich die in historischer Zeit be-
hauptete Hebung der schwedischen Küsten, welche in den geologi-
schen Lehrbüchern auf 1—2 Meter in 100 Jahren angegeben wird,
durch die in neuester Zeit von dem schwedischen geologischen In-
stitute eingeleiteten, streng wissenschaftlichen Untersuchungen wird
noch weiter festhalten lassen.
Der Vortragende erläuterte seinen Vortrag durch niídhroě vor-
selegte Karten und nach der Natur aufgenommene Skizzen und
Zeichnungen.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 31. Marz 1873.
Vorsitz: Tomek.
Prof. Dr. Löwe hielt folgenden Vortrag: „Die Idee des Rechtes
und ihr Verhältniss zur Idee des Sittlichen.“
Die Aufgabe, meine Auffassung der Rechtsidee innerhalb des
engen Rahmens Eines Vortrages darzustellen, nöthigt mich zu einer
möglichst gedrängten Zusammenfassung des Gegenstandes. Ich kann
daher nirgends die Deduktionen, auf denen diese Ansicht fusst, voll-
ständig ausführen, sondern muss mich bei der Erörterung der ein-
zelnen Punkte auf die Andeutung der leitenden und bag va DET
Gedanken beschränken.
I. Bei jeder Untersuchung über die Idee des Rechts ist vor
Allem auf die bekannte Unterscheidung zwischen Recht im objektiven
und Recht im subjektiven Sinne des Wortes Bedacht zu nehmen.
Unter Recht in objektivem Sinne versteht man die durch einen
Inbegriff von Grundsätzen, Vorschriften und Instituten festgestellte
Ordnung des Zusammenseins von Menschen. In dieser Bedeutung
wird das Wort genommen, wenn z. B. von dem römischen, dem
deutschen Rechte u. s. w. die Rede ist, während man durch Recht
in subjektivem Sinne im Allgemeinen den Anspruch eines Wesens
auf Behauptung irgend eines Interesses bezeichnet.
Das gegenseitige Verhältniss beider Bedeutungen lässt sich
dahin aussprechen, dass das Recht in subjektivem Sinne die ideale
Voraussetzung des Rechtes in objektivem Sinne, dagegen das Recht
in objektivem Sinne die Bedingung ist für die praktische Verwirkli-
chung und reale Geltung des Rechtes in subjektivem Sinne.
Entsprechend der möglichen Mannigfaltigkeit der Interessen
117
muss es auch eine Mehrheit von Rechten in subjektivem Sinne geben
können. Allein so wie die Vielheit des Guten auf einen obersten
Begriff sich zurückführen lässt, in dem sie wurzelt, so setzen alle
Rechte in subjektivem Sinne einen höchsten Begriff voraus, zu dem
sie sich wie das Besondere zu seinem Allgemeinen verhalten, der den
Grund ihrer Möglichkeit enthält, und in dem sie daher ihre Einheit
und ihr gemeinsames Fundament besitzen.
Diesen höchsten Begriff habe ich im Auge, wenn ich Recht in
subjektivem Sinne erkläre, als den in der Idee des Menschen
begründeten Anspruch auf Selbstbehauptung gegen-
über anderem Sein innerhalb der durch jene Idee ge-
gebenen objektiven Verhältnisse.
Der Inhalt dieser Definition setzt sich aus vier für dieselbe
entscheidenden Bestimmungen zusammen.
1) Das Recht ist in der Idee des Menschen begründet. Denn
es will unstreitig gedacht werden als etwas, das durchweg. unab-
hängig von lokalen und temporären Verhältnissen, so-wie gänzlich
unberübrt von den Differenzen der empirischen Individualität schlechthin
und allgemein für jeden Menschen als solchen giltig sein soll.
Was aber Anspruch macht, überall, allezeit uud unter allen Um-
ständen für alle Menschen, weil und inwiefern sie Menschen sind,
zu gelten, das muss mit dem allgemein menschlichen Wesen — und
weil der formale Ausdruck dieses Wesens die Idee des Menschen
ist — mit dieser Idee gegeben sein. Allein der Mensch ist ein Ge-
schöpf Gottes, und die absolute Intelligenz schafft nicht gedankenlos.
Jedes geschöpfliche ‚Wesen hat eine besondere göttliche Idee zur
Voraussetzung, und ist ein durch göttliche Allmacht realisirter, d. h.
in substautiale Existenz umgesetzter Gedanke Gottes. So auch der
Mensch. Gleichwie demnach die (dee des Menschen, so ist auch das
in ihr wurzelnde Recht nichts durch den Menschen Erdachtes oder
, Ersonnenes, auch kein autonomes Diktat der allgemeinen Menschen-
vernunít, sondern begründet in dem göttlichen Denken und Wollen,
weil eingeschlossen von Gott in dessen ewige Idee vom Menschen.
Daher seine Unwandelbarkeit, Unalterirbarkeit und Unbedingtheit.
Wenn aber auch die Menschenvernunft nicht die Quelle der Gesetz-
gebung des Rechts in dem angegebenen Sinne ist, so ist sie doch
die sich selbst genügende Erkenntniss- Quelle desselben. Denn
indem die Vernunft aus den Thatsachen des Selbstbewusstseins das
Wesen des Menschen zu erschliessen vermag, ist sie eben dadurch
auch befähigt die mit diesem Wesen untrennbar verbundene Rechtsidee
8"
118
zu erfassen. Es gibt daher keine Autonomie, ‘wohl, aber eine
Autognosie der Vernunft in Ansehung der Rechtsidee, -keinen
realen Vernunftursprung dieser Idee hinsichtlich ihrer Ge-
nesis und objektiven Geltung, 'wohl aber einen formalen
Vernunftursprung derselben hinsichtlich ihrer Erkenntniss.
Auf solche Weise wird meines Erachtens die riehtige Mitte einge-
halten zwischen dem rechtshistorischen und dem sogenannten natur-
rechtlichen oder Kantisch-Fichtischen Standpunkte. Dem ersteren
nähert sich diese Auffassung dadurch, dass sie das Recht gleichfalls
für etwas schlechthin Positives, Factisches, weil durch einen ewigen
Gedanken Gottes Festgestelltes erklärt; mit dem zweiten theilt sie
die Anerkennung des apriorischen und rationalen Charakters
des Rechtes, als Gegenstandes reiner Vernunft-Erkenntniss
nicht aber blosser historischer Kenntniss, vermittelt durch
die Wahrnehmung seiner jeweiligen Gestaltung in dem Leben eines
Volkes.
2) Das Recht ist der in der Idee des Menschen begründete
Anspruch auf Seibstbehauptung. Hier öffnet sich ein weiter
und vielumfassender Gesichtskreis, sobald die mannigfachen Gestalten
vollständig in Betracht gezogen werden, unter denen Subjekt und
Objekt der Selbstbehauptung sich darstellen können.
Zunächst tritt uns als Rechtssubjekt der einzelne Mensch, die
individuelle Person entgegen, als diese concrete Lebenseinheit eines
somatischpsychischen Naturindividuums und einer geistigen Monas.
Das Selbst, das die Person zu behaupten hat, ist vor Allem ihre
Selbstheit, die Würde der Persönlichkeit, ihre Freiheit und
Selbstständigkeit. Sodann umfasst dieses Selbst, mit Rücksicht auf
die beiden die Personeneinheit constituirenden Faktoren, alle Inter-
essen des leiblichen und geistigen Daseins, also den Schutz der
Existenz, die Vervollkommenung der materiellen Lebenszustände, die_
Erhaltung, Übung und Förderung der physischen und psychischen
Kräfte, die intellektuelle und moralische Cultur, kurz die Verwirklichung
der menschlichen Bestimmung, und zwar sowohl der allge-
meinen, welche der Einzelne mit allen Menschen gemein hat, wie der
besonderen, die aus äusseren Verhältnissen und inneren Gaben als
individueller Beruf für iin sich ergibt, und die zugleich mit
jener allgemeinen in der göttlichen Idee von ihm als die doppelte
durch ihn zu erfüllende Aufgabe eingeschlossen ist.
Allein der Mensch ist nicht nur ein Einzelnwesen, sondern auch
ein Gattungswesen, ein Glied eines organischen Ganzen — der
119
Menschheit, mit welchem er durch eine Reihe über einänder lie-
gender Mittelglieder zusammenhängt, als da sind: die Familie,
der Stamm, die Nation.
Diesem auf einem natürlichen Grunde, weil auf dem Gat-
tungscharakter ruhenden Verbande steht ein anderer gegenüber, der,
wenn auch nicht nothwendig in seinem Ursprunge, doch seinem Be-
stande nach ein Produkt der Freiheit ist — der Staat, als
dessen verknüpfende und festigende Einheit das Recht im objektiven
Sinne bezeichnet wurde. Das elementare Wurzelgebilde des Staates
ist die Gemeinde, so dass das Verhältniss der Gemeinde zum
Staate dem der Familie zum Menschengeschlechte sich vergleichen
lässt, und der Staat eben so als die erweiterte Gemeinde, wie das
Menschengeschlecht als die aus einander gebreitete Familie betrachtet
werden kann.
Alle diese einerseits durch das Walten von Naturmächten, an-
dererseits durch menschliche Freiheit geschaffenen Gebilde sind in
der Idee der Menschheit begründet, und hat ein jedes solche in-
telligible Individuum, oder wie man es zu nennen pflegt, jede
solche moralische Person, eine bestimmte Stelle auszufüllen,
eine besondere Aufgabe zu -lösen, eine eigenthümliche Bestimmung
zu verwirklichen.
Hiernach erhellt, dass nicht nur die Einzelnpersonen, sondern
auch die genannten moralischen Personen als mögliche Subjecte
der Selbstbehauptung anzuerkennen sind, also die Familie, der
Stamm, die Nation, sodann die Gemeinde, und etwaige andere zwischen
ihr und dem Staate durch dessen geschichtliche Entwicklung einge-
« schobene Mittelglieder.
Allein die Behauptung der Persönlichkeit ist gleichbe-
deutend mit der Behauptung der Freiheit. Die Freiheit existirt
jedoch, wie jede Kraft, realnur, insofern sie wirkt, undals That-
kraft nur, insofern sie nach Aussen wirkt. Dazu bedarf sie
eines Raumes, innerhalb dessen sie unbeirrt von fremdem Willen aus
eigener Machtvollkommenheit zu handeln, und selbstgewählte Zwecke
durch selbstgewählte Mittel auszuführen vermag. Ohne diese Möglich-
keit bliebe die Freiheit stets nur blosse Potentialität, und ge-
langte sie nie zur Actualität, zum Mindesten nicht zu jener vollen
Aktualität, darin sie nicht bloss auf Gesinnung und Willensrichtung
sich beschränkt, sondern thatkräftig nach Aussen sich gelten macht
und die Werke des Berufes vollführt.
Soll also die Person, die physische wie die mora-
120
lische, sich ihrer Bestimmung entsprechend bethätigen, soll sie die
ihr zugewiesene Aufgabe lösen, so muss ein Kreis der Wirksamkeit
ihr Eigen sein, darin sie Herr ist, und mit autonomer Selbststäu-
digkeit und Unabhängigkeit waltet. Eingsordnet dem grossen
Gemeinwesen, dem Staate, ja durch den gemeinsamen Zweck ihm
untergeordnet, müssen diese autonomen Lebenskreise
in ihm als solche sich behaupten können, und das der Idee
des Menschen entsprechende Recht im objektiven Sinne hat ihren
berechtigten Ansprüchen Rechnung zu tragen, ja ihnen sogar die
Bürgschaft eines gesicherten Bestandes zu bieten. Fände das Ge-
sentheil statt, dann träte an die Stelle des lebendigen Organismus
des Rechts der Mechanismus der Gewalt mit einem Scheinleben im
Centrum und mit dem Tode in der Peripherie.
3) Das Recht ist der in der Idee des Menschen begründete
Anspruch auf Selbstbehauptung gegenüber fremdemSein.
Auch dieser Punkt erheischt eine Erläuterung, und sind zu diesem
Ende zwei Fragen zu beantworten, ‚nämlich in weichem Sinne das
Gegenüber zu verstehen, und von was für einem Sein hier die
Rede sei. |
Durch die Beantwortung der ersten Frage erhält. zugleich die
im vorausgegangen Punkte gegebene Begriffsbestimmung der Selbst-
behauptung die nothwendige Ergänzung, indem während dort - das
Wer? und Was?, d. h. Subjekt und Objekt derselben untersucht
wurden, hier das Wie? d. i. ihre Form ins Auge gefasst wird.,
Fussend auf der Thatsache des Zusammenseins des Menschen
mit anderen Wesen verkündet die Idee des Rechts dessen Anspruch
auf Selbstbehauptune mit Rücksicht auf dieses Zusammen-
sein. In solcher Weise bezogen auf die Coexistenz mit anderem
Sein eıthält der Begrifi der Selbstbehauptung allerdings die For- |
derung der Anerkennung ihrer Berechtigung von Seiten des
fremden Seins, und schliesst demgemäss für den Fall der Nicht
anerkennung die Ermächtigung in sich zur Selbstvertheidi-
sung gegen des. fremde Sein. Allein der Begriff der Selbst-
behauptungsetzt diese. Nichtanerkennung und einen gegen sich
gerichteten ‘Widerspruch keinesweges voraus Wohl kann
das Zusammensein mit Anderem Ursache werden eines solchen Con- ©
fliktes, aber es muss ihn nicht zur Folge haben. Denn die Selbst-
behauptung will an sich nichts Anderes als die Verwirklichung der
im Wesen begründeten Interessen. Diese kann sich auch im Zusam-
mensein mit Anderem ungehindert vollziehen, ja sie soll es
121
weil es sich eben um ein schlechthin und für Alle Giltiges, mithin
von Allen Anzuerkennendes handelt, und gerade dieses ist ja das
Postulat, welches durch die Rechtsidee ausgesprochen wird. Wenn
also von Selbstbehauptung gegenüber fremdem Sein die Rede
ist, so darf dieses gegenüber nicht als entgegen gefasst werden,
als ob der Begriff der Selbstbehauptung an sich Streit und Kampf
in Folge eines Widerspruches gegen das Recht voraussetzte. Diess
hiesse das Recht aus dem Unrecht entspringen lassen und die
Negation eines Begriffes zu einer wesentlichen Bestimmung des Be-
griffes selbst machen. Auf ein logisches Schema gebracht wäre diess
gleichbedeutend mit der Behauptung, dass keinesweges a die Vor-
aussetzung für die Möglichkeit des non a, sondern umgekehrt non a
die Voraussetzung für a sei, so dass es gar kein a gäbe, wenn
nicht zuvor non « existirte, indem erst durch die Negation des
non a also durch non nona das a zu Stande komme. Dagegen ist
die Wahrheit diese, dass ohne das Zuvor gegebensein des a
non a gar nicht gedacht werden könnte, und dass im Non non A
das a, weit entfernt erst aus jenem zu entstehen, vielmehr als
das ursprüngliche und vor aller Negation giltige Positive der wider-
streitenden Negation sich widersetzt, und indem es durch siegreiche
Abweisung sie von sich abschüttelt, in seiner intakten Positivität
sich wiederherstellt und behauptet. Diess ist der Kampf des Rechts
gegen das Unrecht, zu dem allerdings, wie schon bemerkt wurde,
die Rechtsidee ermächtigt, ja sogar auffordern kann, und der mithin
insofern in ihr begründet ist, aber nicht als etwas, das absolut
und voraussetzungslos mit dem Begriffe an sich gegeben wäre, sondern
nur als ein relativ und eventuell aus ihm sich Ergebendes, sobald
nämlich das Unrecht sich ihm feindlich entgegenstellt. Die That-
sache, dass dem in der Menschheit stets so gewesen, zeigt nur ein
äusseres Verhältniss des Rechtsbegriffes zum praktischen Leben
an, betrifft also nur die faktische Form seiner Verwirklichung,
alterirt aber die innere von dieser schlechthin unabhängige Substanz
des Begriffes selbst nicht, und kann eben so wenig für eine das
Wesen des Besriffes constistuirende Bestimmung gelten, als das
Böse oder der Kampf dagegen als eine Existenzbedingung des
Guten angesehen werden darf.
Was die zweite Frage betrifft, so ist durch die Idee des Men-
schen ein dreifaches Verhältniss desselben zu fremdem Sein gegeben:
zu Gott, zur Natur, der er mit dem einen Theile seines Wesens an-
gehört, und zu anderen Menschen.
122
Von diesen drei Verhältnissen kommen nur die zwei letzteren
hier in Betracht. Denn von einer Rechtsstellung des Menschen
gegenüber ‚Gott kann nicht die Rede sein, da. die wahre Selbst-
behauptung des Menschen gegenüber Gott, jene, durch welche er allein
den höchsten Zweck seines Daseins, seine vollkommene: Beseligung,
zu erreichen vermöchte, in der völligen Hingabe an Gott und Unter-
werfung unter seinen Willen bestünde. Anlangeud das Rechtsver-
hältniss des Menschen zur Natur; so wird dieses im nächtsfolgenden
Punkte erörtert. Hier mag vorläufig genügen, die Ansicht abzuweisen,
dass es überhaupt ein Recht nur zwischen Menschen gebe, demnach,
wie Fichte wiederholt behauptete, für einen Menschen, der einsam
auf einer unbewohnten Insel lebte, die Rechtsidee schleehterdings
unrealisirbar bliebe; — derselbe soeben besprochene Irrthum, wor-
nach das Recht nur dadurch existiren soll, dass es in Frage gestellt
oder geradezu geläugnet wird.
4) Das Recht ist der in der Idee des Menschen "begründete
Anspruch auf Selbstbehauptung gegenüber anderem Sein inner-
halb der durch diese Idee gegebenen objectiven Ver-
hältnisse. Die Befugnisse, welche der Anspruch des Menschen auf
Selbstbehauptung gegenüber fremdem Sein in sich schliesst, sind
nicht unabhängig von der Besonderheit des Wesens, dem gegenüber
er sich zu bethätigen hat, und lassen sich daher auch nicht unter
blosser Zugrundelegung eines völlig abstrakten Begriffes von -Sein
überhaupt, sondern nur mit Rücksicht auf das jeweilig in Frage
kommende concrete Sein, und das zwischen ihm und dem Menschen
durch die Idee des letzteren gegebene objektive Verhältniss be-
stimmen. Und zwar kann der Einfluss, den die Eigenthümlichkeit
dieses Verhältnisses auf den Kreis jener Befugnisse ausübt, ein
doppelter sein: ein negativer, einschränkender, limitirender, und
ein positiver erweiternder, mit lebendigem Inhalte erfüllender.
Jenes findet hinsichtlich des Verhältnisses des Menschen zur äus- _
seren Natur, dieses innerhalb des Verhältnisses des Menschen zu
anderen Menschen Statt. | |
Das Erste anlangend, bezweifelt Niemand das Recht des Men-
schen über: Naturdinge zu verfügen, sie zu gebrauchen, ja zu ver-
brauchen. Aber worauf gründet der Mensch dieses Recht? Etwa
darauf, weil er das Alles vermag, weil er eine ‚zwar begrenzte,
immerhin jedoch sehr weitgreifende, und durch geniale Conzeptionen
wie durch. wissenschaftliche Erfolge fortwährend sich steigernde
Macht besitzt, die Natur seinem Dienste zu unterwerfen? Allein
123
diess hiesse die Rechtsfrage in eine Machtfrage verwandeln,
also nicht sie beantworten, sondern beseitigen. Oder etwa
auf die Herrschaft, die dem Vernunftwesen über das Vernun ft-
lose, überhaupt dem Besseren über das Schlechtere gebühre?
Ein sehr gefährliches Prinzip. Auf dieses Prinzip hat Aristoteles
seinen Beweis für die Naturgemässheit der Sklaverei gestützt, auf
ein ähnliches Prinzip hat man von jeher sich berufen, so oft es galt,
die Anmassungen einer Kaste, das- politische Uebergewicht einer
Nation, oder gar die völlige Unterdrückung eines Volksstammes zu
beschönigen.
Vor Allem muss man über jene kümmerliche Weltanschauung
sich erheben, für welche die Natur nur ein Inbegriff von Sachen
ist, deren ganze Bedeutung lediglich in ihrer Verwendbarkeit für
menschliche Zwecke besteht. Ist ja doch auch die Natur ein Ge-
schöpf Gottes, also ein realisirter göttlicher Gedanke, und als solcher
nothwendig etwas schlechthin Werthvolles an ‘sich. Kommt dem
Menschen in Wahrheit ein Recht über die Natur zu, so muss zu-
vörderst diess wie all sein Recht in der Idee Gottes von ihm, also
in dem Willen Desjenigen, der auch die Natur gedacht und gewolit
hat, folglich zugleich in der göttlichen Idee von der Natur begründet
sein. Ueberhaupt kann keine Creatur aus sich selbst ein Recht der
Herrschaft über eine andere beanspruchen. Der göttliche Gedanke,
der alle Creaturen umfasst, bestimmt so zu sagen die intersub-
stantialen Verhältnisse der Weltwesen. Der Grundcodex alles
Rechts ist die göttliche Cosmosidee, durch sie sind die objektiven
Stellungen der Creaturen zu einander fixirt.
Der göttliche Cosmosgedanke ist aber ein Gedanke der Liebe.
Denn in wesendurchdringender Anschauung sich selbst besitzend, und
durch diesen Selbstbesitz unendlich beseligt, genügt Gott schlechthin
sich selbst, und kann die schrankenlose Fülle seiner Seligkeit durch
das Dasein eines anderen Seins keinen Zuwachs erhalten. Wenn Gott
also andere Wesen schuf, so schuf er sie nicht um seiner, sondern
um ihrer willen, aus Liebe, um sie durch ihr Dasein zu beglücken.
Allein keine Creatur vermag ohne lebendigen Verband mit Gott voll-
kommene Glückseligkeit zu gewinnen. Denn je mehr sie sich selbst
verstünde, je leuchtender die Gottesidee in ihr wirkte, desto heller
würde auch das Bewusstsein ihrer Angewiesenheit an Gott, desto
mächtiger die Sehnsucht nach einem Lebensverkehre mit ihm, und
desto weniger könnte sie daher sich befriedigt fühlen, wenn diese
Sehnsucht ungestillt bliebe, Diess wurde stets von aller Philosophie
124
erkannt, die ihres Namens würdig war, und nur nach V erschiedenheit
des fundamentalen Standpunktes verschieden ausgesprochen und ver-
werthet. Und wenn der Pantheismus — derjenige wenigstens, der
noch eine theistische Spitze sich vorbehält — in dem Gefühle, dass
es für das endliche Wesen kein Heil gebe, ausser in der innigsten
Verbindung mit dem Absoluten, Gott der Welt möglichst nahe zu
bringen sucht, wenn er die Einigung der Creatur mit Gott zum Schwin-
sungsmittelpunkte seiner ganzen Weltanschauung macht, und so dem
Gipfel aller Spekulation zustrebt, in dem die Idee des letzten Grundes
mit der Idee des höchsten Zweckes sich verkettet; so zeigt sich
darin ein, in seinem Grunde tief religiöser, wiewohl in seiner irrigen
Richtung unbegriffener Zug, der manche an pantheistische Philosopheme
streifende, wenn nicht völlig mit ihnen sich verquickende Wendung
der christlichen Philosophie erklärt.
Der Irrthum des Pantheismus liegt jedoch darin, dass er, weil
er von der Voraussetzung der Wesenseinheit zwischen Gott und
Welt ausgeht, die Einigung zwischen Gott und Welt als Wesens-
einigung fassen muss, so dass der Funke in das Lichtmeer, der
Tropfen in den Ozean, aus dem er geflossen, zurückkehren, das
durch die Besonderung dem Allgemeinen Entfremdete mit diesem
wieder sich vereinigen, und das in die Endlichkeit Verstossene von
der heimathlichen Unendlichkeit wieder aufgenommen werden soll.
Dagegen muss der auf der Creationsidee ruhende Theismus die
Ausser- und Ueber-Weltlichkeit nicht bloss des Lebens, sondern
des Wesens Gottes, also einen absoluten substantialen
Gegensatz zwischen Gott und Welt festhalten, und darf von der
Strenge dieser Scheidung auch das Geringste nicht sich abmarkten
lassen. Dieser Theismus kann das höchste Gut, als das Ziel aller
Creatur, nicht in eine Wesenseinigung mit Gott, sondern nur in eine
Liebeseinigung, in einen lebendigen Verkehr der Liebe setzen,
und auf diese Differenz zwischen der beiderseitigen Auffassung des
kreatürlichen Endzieles ist der prinzipielle Unterschied zwischen
falschem und echtem Mysticismus zurückzuführen.
Allein der Verkehr mit der absoluten Person, mit der absoluten
Intelligenz kann nur in Form der Intelligenz und der Per-
sönlichkeit sich vollziehen. Was kein Ich ist, dem vermöchte
auch die schrankenlose Vollendung der göttlichen Ichheit nicht sich
zu offenbaren, und was nicht Freiheit besitzt, das ist auch der
Liebe nicht fábig, die nicht auf nöthigenden Attraktionen, nicht auf
125
blinden Trieben, sondern auf selbstbewusster, freudig zustimmender,
‚also freier Hirgabe ruht. —
Nun aber erhebt sich die Natur nirgends, und kann in ihrem
an die Form der Materialität gebundenen Lebensprozesse nirgeuds
selbst sich erheben zu einem selbstbewussten und freien, zu einem
persönlichen Dasein. Und doch soll auch sie ein Geschöpf der gött-
lichen Liebe, also zur Beseligung durch den Liebesverkehr mit Gott
bestimmt sein. Dieser anscheinende Widerspruch löst sich durch die
Erkenntniss, dass, wozu die Natur an sich und unmittelbar nicht
befähigt ist, dazu ihr mittelbar die Möglichkeit geboten werde durch
ihre Einigung mit einem Geistwesen in der Menschenperson. Denn
die menschliche Person ist keine einfache Wesenheit, sondern ein
synthetisches Produkt, die Resultirende zweier in einander sich ver-
schlingender Lebenskreise, oder die Lebenseinheit eines Natur- und
eines geistigen Individuums. In dem Menschen wird demnach die
terrestrische Natur zur Würde eines persönlichen Daseins erhoben,
insofern sie als somatisch-psychisches Individuum Mitconstituent ist
der Menschenperson, und wenn der Mensch in einen persönlichen
Verkehr mit Gott aufgenommen wird, so nimmt auch die terrestrische
Natur daran Theil mittelst dieses ihr angehörenden Faktors der
menschlichen Personeneinheit.
In dieser Spitze kulminirt die Teleologie der terrestrischen
Natur. Angewiesen an den Menschen hinsichtlich des höchsten Zweckes
ihres Daseins ist sie durch die göttliche Weltidee zu dem Menschen
in ein dieser Relativität entsprechendes Verhältniss der Unterord-
nung, der Gehörigkeit gesetzt. Indem nämlich die Natur dem Men-
schen die Mittel darbietet nicht nur für seine Erhaltung, sondern
auch für seine intellektuelle und sittlich-religiöse Vervollkommnung,
hilft sie ihm die Bedingung erfüllen für seine und damit auch für
ihre eigene Aufnahme in den göttlichen Liebesverkekr. Sie soll
dem Menschen dienen, damit sie Sich selber diene Um
ihrer selbstwillen, nicht um ein Spielball seiner thörichten Laune,
seines souverainen Beliebens zu sein, ist sie dem Menschen unter-
geordnet. Zu vernünftigen Zwecken, welche unmittelbar, oder auch
nur mittelbar in irgend einer näheren oder ferneren Weise den Weg
zum Endziele bereiten, so!l er sie gebrauchen, aber nicht grund- und |
zwecklos stören oder zerstören. So ist der Grund des Eigen-
thumsrechtes auch seine Schranke. Das positive Gesetz weiss
allerdings nichts von dieser Beschränkung. Allein das positive Ge-
setz ist erstlich so wenig wie Menschenvernunft und Menschenwille
126
überhaupt die Urquelle des Rechts, sodann hat es sich nicht damit -
zu befassen, wie der einzelne Mensch seinen höchsten Zweck und
die dafür anzuwendenden Mittel sich bestimmt. Dass übrigens in
den Menschen doch ein Gefühl lebe, dass das Eigenthumsrecht kein
Recht absoluter Willkůbr, und dass dessen Ausübung an Schranken
sebunden sei, beweisen die Thierschutzvereine und die von Seiten
des Staates ihnen gewährte Unterstützung:
In dem Vorstehenden wurde gezeigt, wie das WBesineistild Ver-
háltniss zwischen der Natur und dem Menschen ein Recht des Men-
schen über die Natur zugleich begründe und begránze. Anlangend
die Rechtstellung des Menschen zu anderen Menschen und die daraus
hervorgehenden Befugnisse muss man vor Allem sich gegenwärtig
halten, dass der Mensch nicht in abstrakter Vereinzelung, sondern
sogleich innerhalb der organischen Verhältnisse zu fassen ist, welche
zufolge der göttlichen Idee der Menschheit das Individuum mit dem
Ganzen verbinden. Ein solches Verhältniss ist zunächst das Verhält-
niss des Kindes zu seinen Eltern. Die objektive Angewiesenheit des
Kindes an die Urheber seines Daseins begründet für dasselbe Rechte
gegenüber seinen Eltern, welche aus dem Begriffe der abstrakten
Persönlichkeit allerdings nicht abgeleitet werden könnten. So lange
nämlich das Kind aus eigener Macht sich physisch zu erhalten und
geistig zu entwickeln nicht im Stande ist, tritt das objektive Ver-
hältniss suppletorisch "ein, und formulirt den Anspruch auf Selbst-
behauptung, den das Kind selbst nicht zu effektuiren vermag, gemäss
seiner Angewiesenheit an die Eitern als Forderung an diese, dem
Kinde zu leisten, dessen es selbst nicht fähig ist. Ich werde auf
diesen Punkt bei der Erörterung des Verhältnisses zwischen der
Rechtsidee und der Idee des Sittlichen zurückkommen, und wende
mich nun zu diesem zweiten Theile meiner Aufgabe.
II. 1) Nicht mit Unrecht hat Aristoteles den Menschen ein zur
Gemeinschaft bestimmtes Wesen genannt. Denn kein Mensch ist
allein sich selbst genug, nicht einmal um seine physischen Bedürf-
nisse in einer der Menschenwürde entsprechenden Weise zu befrie-
digen, geschweige für seine geistige Entwicklung und Ausbildung.
Nur durch vereinte Wirksamkeit kann die Bestimmung des Einzelnen
und die der Menschheit erfüllt werden. So ist jeder Mensch an das
Zusammensein mit Anderen gewiesen. Soll jedoch die Gemeinschaft
gesichert in ihrer Existenz und wohlthätig in ihren Wirkungen sein,
so muss sie von einer unverrückbaren Ordnung beherrscht werden,
welche Störungen hintanhält, und die gegenseitige Förderung er-
127
möglicht. Diese Ordaung oder das Recht im objektiven Sinne ist
demnach gleich dem Rechte im subjektiven Sinne eingeschlossen
in der göttlichen Idee der Menschheit und wird durch sie. postu-
lirt. Ihre besondere Gestaltung bleibt zwar der menschlichen Frei-
heit anheimgestellt, jedoch so, dass sie mit der göttlichen For-
© derung zusammenstimme, den Boden für die sittliche Vollendung der
Menschheit zu bereiten. Aber nur der Sittlichkeit zu dienen, nicht
diese selbst schon zu sein, und durch sich zur vollständigen Dar-
stellung zu bringen, ist die Aufgabe dieser Rechtsordnung. Die antike
Welt hat allerdings die Staatsidee bis zu diesem Aeussersten hinaufge-
schraubt.. Allein ihr verschwand auch der Mensch über dem Bürger,
und das Mittel wandte sich vernichtend gegen den Zweck. Nicht
anders verhält es sich mit späteren, der antiken Anschauung nach-
gebildeten Doktrinen, welche den Begrift des Staates einerseits mit
dem der Gesellschaft, anderererseits mit dem der Kirche völlig zu-
sammenfallen lassen, und den Menschen in allen seinen Beziehungen
zu Gott, zur Natur, zu sich selbst und zur Menschheit dem omni-
potenten, Himmel und Erde für sich in Beschlag nehmenden Leviathan
unterwerfen — ein Despotismus, der wegen der raffinirteren Mittel,
die er anzuwenden weiss, viel drückender wäre, als die blinde Natur-
gewalt, und viel schauerlicher als diese durch die Lüge, mit welcher
er in die Formen des Rechtes sich kleidet.
Nein! das Recht im objektiven Sinne ist nicht die Totalität
aller Bedingungen, wohl aber Eine und zwar wesentliche Be-
dingung des sittlichen Bestandes der Menschheit. Als solche ist es
ein an sich Werthvolles, also Gutes, mithin nicht bloss eine Bedin-
gung des Sittlichen, sondern selbst schon ein Sittliches. Das Rechts-
gesetz lässt sich bezüglich seiner Stellung zum Sittengesetze den
Propyláen eines Tempels vergleichen, die den Eingang in ihn ver-
mitteln, aber zugleich einen Theil desselben bilden, und mit ihm zu
Einem Ganzen sich zusammenschliessen. Während das Sittengesetz
bestimmt ist, das gesammte freie Thun und Lassen des Menschen
in alleu, durch die Idee desselben gegebenen Grundverhältnissen zu
regeln, hat es das Rechtsgesetz nur mit seinen Ansprüchen gegen-
über der Natur und vorzugsweise mit seinem Verhältnisse zu anderen
Menschen zu thun. Aber nicht bloss durch den Umfang, über welchen
sie sich erstrecken, sondern auch hinsichtlich des Zieles, das sie
innerhalb des ihnen gemeinsamen Gebietes verfolgen, unterscheiden
sich beide Gesetzgebungen von einander, und diess soll in dem nach-
stehenden Punkte auseinander gesetzt werden.
128
2) Das Recht will eine geordnete menschliche Gemeinschaft,
damit darin der Einzelne seine sittliche Aufgabe vollständig zu er-
füllen vermöge; das Sittengesetz will diese vollständige Erfüllung
selbst von Seiten jedes Einzelnen. Das Recht will also die Güte
eines Zustandes, das Bittengesetz die Güte des Subjects.
Die Güte des Zustandes wird hergestellt und erhalten durch ein der
Rechtsforderung entsprechendes äusseres Verhalten. Letzteres
ist möglich, auch wenn die inneren Triebfedern, welche das
Handeln bestimmen, ganz ohne sittlichen Werth wären. Dagegen hat
die Güte des Subjektes die Güte der Gesinnung zur Voraus-
setzung. Denn sittlich gut ist nur derjenige, der das Gute um seiner
Güte willen, nicht aus Furcht oder Hoffnung oder aus was immer
für einem eigennützigen Motive, wegen seiner Annehmlichkeit oder
Nützlichkeit, sondern lediglich wegen seines inneren Werthes will
und vollbringt. Während demnach das Recht zunächst nur mit dem
nach Aussen wirkenden, also mit dem äusseren Menschen es zu
thun hat, wendet sich das Sittengesetz an den ganzen Menschen,
den inneren wie den äusseren, und fordert daher rücksichtlich
des Rechts nicht bloss die äussere Uebereinstimmung der That mit
dessen Forderungen, sondern auch die innere der “Gesinnung, nicht
bloss das Recht, sondern auch die Rechtschaffeuheit.
Diess darf jedoch nicht dahin verstanden werden, dass das
Recht niemals die Gesinnung in Anspruch nehmen könne, und dass
diese ihm überhaupt völlig gleichgiltig sei, oder mit Fichte’s Worten
zu reden, dass die Gesinnung auf dem Rechtsgebiete gar nicht in
Frage komme und dass der gute Wille auf diesem Gebiete gar nichts
zu thun habe. i
Denn erstlich ist nicht zu úbersehen, dass es Fálle gibt, in
denen das Recht auch auf die Gesinnung geht. Wenn námlich eine
Leistung ohne eine bestimmte Gesinnung durchaus nicht realisirbar
ist, so dass diese Gesinnung als ein integrirender Bestandtheil der
Leistung selbst betrachtet werden kann, dann schliesst die Ver-
pflichtung zu einer solchen Leistung, sie sej eine angeborne oder
durch Vertrag freiwillig übernommen”, auch die Verpflichtung zu der
erforderlichen Gesinnung in sich. So hat der Vater dem Erzieher
oder Lehrer seines Kindes gegenüber ein Recht auf dessen entspre-
chende Gesinnung bei aur Ertheilung der Erziehung oder des Unter
richtes, und der Lehrer, der nur mechanisch verführe und sich
schlechterdings gar nicht darum kümmerte, ob er verstanden werde
oder nicht, der würde nicht bloss eine moralische, sondern auch eine
129
Rechtspflicht verletzen. Der Umstand, dass der Vater in einem sol-
chen Falle kein Mittel besässe, von dem Lehrer gegen seinen be-
harrlichen üblen Willen die Erfüllung der übernommenen Verpflich-
tung zu erlangen, beweist nichts gegen das Vorhandensein des Rechts,
da die Giltigkeit eines Rechtes nicht von der Möglichkeit
seiner Geltendmachung abhängt, eine Verwechslung, die aller-
dings häufig gemacht wurde, und zur Folge hatte, dass man die
Existenz alles Rechts überhaupt erst im Staate beginnen liess,
weil es nur dort eine Sicherheit gebe für dessen praktische Ver-
wirklichung.
Sieht man aber auch von solchen speziellen Fällen ab, so ist
zweitens die Vernunft wenn nicht Gesetzgeberin, so doch Inter-
pretin und Verkündigerin des Rechts, und wendet sie sich damit an
den Menschen, als Vernunftwesen.
Vernunft kann aber von Vernunft doch nur voraussetzen, dass
sie das Vernünftige als solches anerkenne und dem Erkannten zu-
stimme, also vernunftgemäss, d. h. aus Vernunft handle. Es kann
mithin nicht die Rede davon sein, dass das Recht sich zur Gesinnung
gleichgiltig verhalte und etwa sogar ermächtige, die seinsollende
Gesinnung nicht zu haben. Ist aber ein Mensch so unvernünflig,
dem von der Vernunft Geforderten innerlich zu widerstreben, so
richtet ibn allerdings das Recht nicht und besteht nur darauf, dass
sein äusseres Verhalten dem Gebote entspreche, damit wenigstens
den Anderen die Möglichkeit eines vernunftgemässen Daseins und
Wirkens nicht entzogen werde.
Endlich kann drittens das Recht im objektiven Sinne wohl
zeitweilig durch physische Gewalt gestützt, aber doch nicht immer
und allein nur durch sie sichergellt werden. Denn die Erhaltung der
staatlichen Ordnung bedarf jedenfalls selbstthätiger Organe der Auf-
‚sicht und Vollstreckung. Was verbürgt nun ihre pflichtgemässe Wirk-
samkeit? Etwa die Ueberwachung durch andere, übergeordnete? Diess
hiesse die Frage nur höher hinauf verlegen, um ihr dort neuerdings
zu begegnen. Wenn diese Organe nicht durch sittliche Motive sich
leiten lassen, dann könnte man in dem Augenblicke nicht mehr auf
sie zählen, in welchem etwa Untreue mehr Vortheil brächte als
Treue,
In einem Staate nach Hobbesischem oder Spinozistischem Muster,
in welchem die Herrschaft bloss durch Furcht und Hoffnuug sich
behaupten soll, verstünde Solches sich sogar von selbst. "Denn da
Furcht und Hoffnung nur ‘so lange wirkten, als der Staat wirklich
130
oder wenigstens nach der öffentlichen Meinung die Macht, besässe,
seine Drohungen und Versprechungen wahr zu machen, so würde,
sobald die entgegengesetzte Meinung sich verbreitete, der Staat nicht
sich beschweren dürfen, wenn mit den Pfeilern, auf die er einzig und
allein seine Autorität baute, auch diese selbst zusammenstürzte.. Ja
es geschähe alsdann nur das Folgerichtige. Denn wenn er statt zu
bewerkstelligen, dass Recht Macht sei, davon ausging, dass Macht
Recht sei, so hat er selbst zugestanden, dass jede Verschiebung des
Machtverbáltnisses auch eine Verschiebung des Rechtsverhältnisses
im Gefolge haben müsse, und hat damit das Prinzip der perennirenden
Revolution proklamirt.
Dagegen ruht der wahre Rechtsstaat, als der Reprásentant
einer sittlichen Idee, nothwendig auf sittlicher Grundlage und er
wird die physische Gewalt, deren er bedarf, um. so sicherer besitzen
und um so erfolgreicher ausüben, als er zu bewirken verstand, dass
das Recht nicht bloss eine äussere, sondern eine innere Macht: sei
in den Gemüthern und in der Gesinnung. Dann wird die äussere
Macht durch die innere getragen, und die Treue das Fundament des
Staates sein.
3) An den so eben erörterten Gegensatz zwischen dem Rechts-
und dem Sittengesetze schliesst sich ein weiterer Differenzpunkt, der
eben so wie jener und aus demselben Grunde in irrthümlicher Weise
formulirt zu werden pflegt. Dieser Auffassung zufolge soll nämlich
das Recht von dem Sittengesetze auch dadurch sich unterscheiden,
dass das Recht stets erzwingbar und mit Zwangsbefugniss bekleidet
sei, das Sittliche aber seiner Natur nach die Anwendung des Zwanges
ausschliesse.
In solcher Weise ausgedrückt ist die Angabe nach beiden Seiten
ungenau. In Wahrheit verhält es sich so, dass allerdings Sittlichkeit
niemals, dagegen das Recht, wenn auch nicht unbedingt, so doch
unter gewissen Bedingungen erzwingbar ist. Denn da das Sitten-
gesetz die Güte des Subjektes will, welche durchaus eine tugendhafte
Gesinnung voraussetzt, die Gesinnung jedoch ausser dem Bereiche
des Zwanges liegt, und, wenn erzwungen, aufhören würde eine tugend-
hafte zu sein: so ist klar, dass das Sittengesetz seine Verwirklichung
durch physische Gewalt nicht erhalten kann. Hivgegen lässt sich ein
geordnetes gegenseitiges Verhalten, um die Güte eines Zustandes
herzustellen, wie ihn das Recht zum Zwecke hat, innerhalb gewisser
Grenzen wohl mittelst Gewalt durchsetzen.
Allein dabei darf man zuvörderst nicht unbeachtet lassen, dass
131
auch das Sittengesetz unter Umständen zur Anwendung physischer
Gewalt ermächtigt, ja sogar verpflichtet, wie z. B. gegen einen Wahn-
sinnigen, um ihn vor Selbstbeschädigung zu bewahren, oder behufs
der Hintanhaltung einer verbrecherischen Handlung u s. w. Nur
waltet zwischen dem Zwaoge, zu welchem das Rechtsgesetz die Be-
fugniss ertheilt, und dem von dem Sittengesetze gestatteten oder ge-
botenen der Unterschied ob, dass jener die Realisirung des Sein-
sollenden, der gesellschaftlichen Ordnung, dieser nur die Verhinde-
rung des Nichtseinsollenden zum Zwecke hat, indem das Sein-
sollende im letzteren Falle die Güte des Subjektes wäre, welche
kein Objekt des Zwanges sein kann.
Sodann ist es auch nicht richtig, dass alles Recht ausnahmlos
eine Zwangsbefugniss in sich schliesse. Diess kann nur stattfinden,
wenn der Zwang physisch möglich, und darf nur stattfinden,
wenn er sittlich möglich ist. Es gibt Fälle, in denen die Durch-
setzung des Rechts mittelst physischer Gewalt sittlich zulässig wäre,
aber physisch unmöglich ist, und wieder andere, in denen sie umge-
kehrt physisch möglich wäre, aber sittlich schlechthin unmöglich ist.
Ein Fall der ersten Art wurde oben besprochen, nämlich das
Recht eines Vaters gegenüber dem gesinnungs- und gewissenlosen
Erzieher oder Lehrer seines Kindes. Als ein Fall der zweiten Art
erscheint das, auf dem Geschlechtsverhältnisse ruhende Recht der
Ehegatten an einander. Die gewaltsame Geltendmachung dieses Rechtes
wäre absolut unsittlich und widerrechtlich. Denn alles Recht muss
in der Idee des Menschen, also in der Idee eines persönlichen
Wesens begründet sein. Das Recht fordert daher vor Allem die An-
erkennung der Würde der Persönlichkeit in Anderen so gut wie in
sich. Es kann demnach kein Recht geben eine Person schlechthin nur
als ein Mittel zu behandeln. Diess wäre ein gegen den Charakter
der Persönlichkeit, also gegen das eigene Fundament gerichtetes
Recht, ein Recht gegen das Recht.
4) Noch ein dritter Differenzpunkt wird angeführt, wenn von
dem Verhältnisse des Rechts- zum Sittengesetze die Rede ist. Das
Sittengesetz gebiete kategorisch, und mache das Gebotene zur
Pflicht; das Rechtsgesetz erlaube nur, gebiete aber nie die Aus-
übung des Rechts. Ferner verpflichte das Sittengesetz, als Gesetz
der Liebe, für das Wohl Anderer thätig zu sein. Dagegen werde —
von Verträgen abgesehen — ursprünglich durch das Rechtsgesetz
Nieu.and verbunden, für einen Anderen etwas zu thun, sondern nur
zu unterlassen nämli:h in dessen Rechtssphäre störend einzu-
9
132
greifen. Das Rechtsgesetz habe daher zunächst einen prohibitiven
und in Ansehung des nicht prohibirten permissiven Cha-
rakter, das. Sittengesetz aber trete überali imperatorisch auf.
Diese Darstellung ist nach keiner Seite stichhältig. Fůr's Erste
muss ‚auf das Entschiedenste der Behauptung widersprochen’ werden,
dass das Sittengesetz durchwegs gebietend sich verhalte.. Diese
Voraussetzung war der Grundirrthum der stoischen Ethik. Von einer
abstrakt begrifflichen Auffassung des Guten, wie der Eleatismus von’
einer ähnlichen des Seins beherrscht, 'läugnete der Stoismus die‘
Vielheit des Guten, wie der Eieatismus die Vielheit des Seyns, und
liess nur Ein absolutes Gute, wie dieser nur Ein absolutes Sein
selten, und gleichwie der Eleatismus das Werden und die Bewegung
negirte, so der Stoizismus den sittlichen Fortschritt. Nur Ein Gutes
sollte es geben, keine Vielheit, keine Gradunterschiede des Guten,
daher auch keine Möglichkeit der Vervollkommnung. Dieser starren, _
abstrakten Einheit des Guten wurde eine ebenso starre, abstracte Ein-
heit des Bösen gegenübergestellt, so dass es nur das doppelte gab, das
Eine Gute und das Eine Böse, nichts Mittleres dazwischen, und was
nicht als jenes absolut Gute anzuerkennen war, sogleich als absolut
Böses gelten musste. Dabei wurde nicht in Abrede gestellt, dass’
jenes Eine Gute ein Ideal sei, unerreichbar dem Menschen. Zeno
ist. kein Weiser, ‘Chrysipp ist kein Weiser, wir allesammt sind
Thoren, so sprach Chrysipp selbst. Eine solche Ethik kann nur zu
einer Ethik der Verzweiflung werden. Denn wenn ein Mensch noch
so redlich nach dem Guten durch sein ganzes Leben gerungen
hätte, so könnte er dennoch nur trostlos auf dasselbe zurückblicken,
und hätte vor dem Ruchlosesten nichts voraus, da nicht der Weg
zum Ziele, sondern nur das Ziel selbst, das unerreichbare, allein von ©
Werth sein soll, und weil da, wo kein Gradunterschied weder des _
Guten noch des Bösen zugegeben wird, auch keine Verschiedenheit
der Distanz von jenem Ziele zugestanden werden kann.
Die Präsumtion, dass nur Ein Gutes und dieses mithin Pflicht
sei, dass: es folglich zwischen dem durch die Pflicht Gebotenen —
dem sittlich Nothwendigen, — und dem Pflichtwidrigen — dem sittlich
Unmöglichen — nichts Mittleres gebe, überspringt die Grenzen des“
Menschlichen, und verliert sich daher leicht in das entgegengesetzte’
Extrem, "wie diess in der Thať bezüglich des stoischen Begriffes vom
Weisen der Fall war, und wie auch die cynische Naturverachtung
in die gemeinste Sinnlichkeit umsprang. Dagegen ist die Wahrheit
- diese, dass weder alles vom Sittengesetze Zugelassene vor seinem
!
I)
133
Richterstuhle als an sich werthvoll, als gut, gelten müsse, noch dass
alles von dem Sittengesetze als gut Anerkannte auch von ihm ge-
boten und zur Pflicht gemacht werde. Denn zwischen dem Sittlich-
Nothwendigen und dem Šittlich Unmöglichen liegt ein doppeltes,
das sittlich möglich, also nicht pflichtwidrig, aber auch nicht Pflicht,
also nicht sittlich nothwendig ist, nämlich ein Solches, welches das
Sittengesetz nicht umhin kann innerhalb gewisser Grenzen zuzuge-
stehen, ohne ihm jedoch einen Werth an sich einzuräumen — das
Erlaubte — und zweitens ein Solches, dem das Sittengesetz einen
hohen Werth zuerkennt, und es daher anräth und empfiehlt, ohne
gleichwohl dazu zu verpflichten — das Bessere, oder das sogenante
bonum melius.
Zu dem Ersten ist ein gewisses Mass der sinnlichen Lust zu
rechnen, und zwar zuerst jene, welche gar nicht hintangehalten
werden kann, weil sie unwillkührlich und unabweislich als unzer-
trennliche Begleiterin jeder Befriedigung eines sinnlichen Bedürf-
nisses sich einstellt. Da nämlich Bedürfniss Mangel d. b. Hemmung
des Lebensprozesses bedeutet, und daher als unangenehmer Zustand
empfunden wird, die Befreiuung von einer Hemmung aber als För-
derung des Daseins und die Beseitigung des Unangenehmen als etwas
Angenehmes, als Lust sich reflektiren muss, da ferner die Erhaltung
des Lebens an die Befriedigung von Bedürfnissen gebunden ist, so
erhellt die Unmöglichkeit alle Lust dem Leben fern zu halten. Lust
schlechthin und ausnahmslos verpönen hiesse Bedürfnisslosigkeit
postuliren, hiesse befehlen: hungre nicht, dürste nicht, friere nicht
u. s. w. Diese Lust, die als ein unweigerliches Parergon mit der
Fristung der physischen Existenz unweigerlich zusammenhängt, muss
also vom Sittengesetze zugelassen werden, wiewohl es sie nicht als
solche für ein an sich Werthvolles betrachtet.
Allein das Sittengesetz wird dabei nicht stehen bleiben können,
sondern seine Conzession noch erweitern müssen. Denn indem 'es
sie an den Begriff des Nothwendigen knüpft, stösst es auf die
Frage: Was ist nothwendig, und was ist Luxus? „Gib dem Menschen
nur das Nothwendige, lässt. Shakespeare seinen König Lear sagen,
und sein Leben ist gleich dem des Thieres.*“ Der Begriff des Noth-
wendigen darf nicht auf das beschränkt werden, was dasanimalische
Leben unweigerlich verlangt, sondern ist nach dem zu bestimmen, was die
Menschenwürde fordert. Der Mensch ist aber nicht bestimmt, wie ein
Thier zu geniessen, sondern soll auch dort, wo er den Ansprüchen der
134
Natur sich fügen muss, durch die selbstgeschaffene höhere Form,
in der es thut, seine Erhabenheit über die Natur bewähren. Deco-
ration der Befriedigung des sinnlichen Bedürfnisses
— das Ziel, dem im Grunde alle Industrie und Technik zustrebt —
ist demnach ein Postulat der Humanität, dem selbstverständlich das
Sitten gesetz nur zustimmen kann, woraus aber sogleich eine Erwei-
terung des Zugeständuisses an die Lust sich ergibt.
Anlangend das Zweite, das bonum melius, so muss derjenige,
der die Möglichkeit eines sittlichen Fortschrittes festhalten will, auch
zugeben, dass nicht alles Gute Pflicht sein könne. Denn der Fort-
schritt setzt ein Aufsteigen von einem Guten zu einem Besseren
voraus, Wäre nun das, was für das bessere gelten soll, durchweg
Pflicht, so hätte derjenige, der auf der unteren Stufe stehen biieb,
und nicht zu der höheren sich erhob, pflichtwidrig gehandelt.
Dann hörte das Untere auf ein Gutes, und dadurch auch das Obere
auf ein besseres zu sein. Das Anlangen auf der höheren Stufe
wäre erst der Anfang des Guten, und ein Fortschritt hätte
nicht stattgefunden. Dasselbe müsste unter der gleichen
Voraussetzung zwischen diesem besseren und einem noch besseren
eintreten, so dass alle vermeintlichen Stufen des Guten sich in
Pflichtverletzungen, also in Böses verwandelten, bis auf die
Eine höchste und letzte, ganz wie es die Stoa behauptete.
Durch das Vorstehende wurde dargethan, dass das Sittengesetz
keineswegs überall als obligatorischer Imperativ sich kund gibt. Was
den zweiten Punkt betrifft, den angeblich bloss permissiven
Charakter des Rechtsgesetzes, und dass dieses stets nur ein
Unterlassen und niemals ein Thun verlange, so is5 oben gezeigt
worden, dass durch die objektiven in der Idee des Menschen gege-
benen Verhältnisse positive Verpflichtungen begründet werden
können, die allerdings aus dem abstrakten Begriffe der Persön-
lichkeit sich nicht deduziren lassen. Eine Mutter, welche ihrem
Kinde bei der Geburt, obgleich es ihr möglich, und keine andere
Hilfe zur Hand ist, die Unterstützung nicht leistet, von welcher,
wie sie wohl weiss, dass Leben des Kindes abhängt, verletzt eine
Rechtspflicht, und macht sich eines Verbrechens schuldig. Das
Kantisch Fichtische Rechtsprinzip konnte freilich auch in einem solchen
Falle kein Thun gebieten, da es einen rein negativen Charakter
hat, und ces hat diesen Charakter, weil es nicht in einer le-
bendigen Idee, sondern in dem abstrakten Begriffe des Menschen,
als absoluter Vernuftheit, Freiheit, Personheit, Ichheit wurzelt. Denn
135
da das Recht ein Gegenüber voraussetzt, so musste eine Mehrheit
von Ichen angenommen werden, die aber alle in derselben schema-
tischen Abstraktheit gefasst wurden, also eigentlich nur die Eine
absolute Ichheit waren, so und so oftmals wiederholt. Damit
war zwischen allen eine absolute Gleichheit gesetzt. Allein die
absolute Gleichheit negirt die absolute Freiheit, weil es nicht mehrere
unendliche Kreise neben einander geben kann. Die Freiheit musste
also auf ihre Absolutheit verzichten, und sich eine Einschränkung
zu Gunsten der Gleichheit gefallen lassen, wobei das Mass der
Limitation durch die Ursache derselben, nämlich durch die Mehrheit
der coexistirenden gleichen Iche gegeben war. Also gleiche Ein-
schränkung der Freiheit auf die Möglichkeit der Coexistenz. So
musste nothwendig mit dem limitativen auch ein negativer Charakter
des Rechtsprinzipes sich ergeben, der selbstverständlich als solcher
keinen Antrieb zum Handeln enthalten konnte.
Zum Schlusse dürfte von Nutzen sein das gegenseitige Verhalten
der Rechts- und Sittengesetzgebung in einigen prägnanten Zügen
übersichtlich zusammenzufassen. |
I. a) Was das Rechtsgesetz gebietet, das gebietet auch das
Sittengesetz, und was das Rechtsgesetz verbietet, das verbietet auch
das Sittengesetz. Denn das erste ist stets eine Bedingung einer ge-
ordneten Gemeinschaft, also auch des sittlichen Bestandes der Mensch-
heit, das zweite unverträglich mit der gesellschaftlichen Ordnung der
Menschen, also auch mit ihrem sittlichen Bestande.
b) Wo das Rechtsgesetz sich nur permissiv verbält, da kann das
Sittengesetz sich entweder «) gleichfalls permissiv, oder 6) gebietend,
oder y) auch verbietend verhalten. Dieser letztere Punkt wird zuletzt
besonders besprochen werden.
IL a) Was das Sittengesetz gebietet, das kann vom Rechts-
gesetze nicht verboten, und was das Sittengesetz verbietet, vom
Rechtsgesetze nicht geboten werden, weil das vom Rechtsgesetze
Verbotene oder Gebotene auch vom Sittengesetze verboten oder
geboten sein müsste, nach I. a); doch braucht das vom Sittengesetze
Gebotene nicht auch vom Rechtsgesetze geboten, und das vom
Sittengesetze Verbotene nicht auch vom Rechtsgesetze verboten zu
sein, weil es ja vielleicht gar kein Gegenstand der Rechtgesetzgebung
ist, oder weil dieses sich zu ihm nur permissiv verhalten kann,
nach I 5).
b) Wo das Siltengesetz sich permissiv verhält, da verhält das
136
Rechtsgesetz sich auch permissiv, indem wenn dieses geböte oder
verböte, auch das Sittengesetz gebieten oder verbieten müsste.
Úberblickt man die angegebenen Punkte, so zeigt sich, dass
nur in einem einzigen, und zwar in dem unter I b) y) verzeichueten
Falle ein Zwiespalt zwischen den beiden Gesetzgebungen einzutreten
scheint, wenn nämlich das Rechtsgesetz zu einer Handlung er-
mächtigt, welche das Sittengesetz verbietet. Die Aufklärung über
das wahre Verhältniss von Rechts- und Sittengesetz in diesem Falle
dürfte am besten an einem Beispiele, wie etwa an dem folgenden, sich
geben lassen. Das Recht ertheilt dem Hausherrn gegen den Micths-
mann, der den Miethszins nicht entrichtet, die Ermächtigung ihn
aus dem Hause hinauszutreiben, und auf seine Fahrnisse Beschlag _
zu legen. Die Anwendung dieses Rechtes kann unter Umständen als
eine höchst grausame Verletzung der Pflicht der Nächstenliebe, also
als ein Widerspruch gegen das Sittengesetz sich darstellen. Erwägen
wir, um was es sich hier handelt. Offenbar um das Eigenthumsrecht
und eine davon unzertrennliche Befuguiss. Nun ist das Institut des
Eigenthums das Fundament alles sozialen Bestandes, und nicht nur
eine Bedingung der physischen Selbsterhaltung, sondern auch der
intellektuellen und moralischen Entwicklurg der Menschheit. Das
Sittengesetz muss daher mit demselben Nachdrucke für dieses In-
stitut mit allen seinen Conseguenzen einstehen, wie das Rechts-
gesetz. Die Sachlage ist also diese. Das Rechtsgesetz räumt dem
Eigenthümer das ausschliessende Verfügungsrecht über sein Eigen-
thum ein. Das Sittengesetz thut das Gleiche. Das Rechtsgesetz ertheilt
in Folge dessen dem Eigenthümer die Befugniss, den Miethsmann,
der seiner Verpflichtung in Ansehung des Miethzinses nicht nach- ,
kommt, aus dem Hause zu weisen. Das Sittengesetz erkennt diese
Befugniss an. Ja es lassen sich Fälle denken, in denen das Sitten-
gesetz sogar den Hausherrn verpflichtet, von dieser Befugniss Ge-
brauch zu machen, z. B. w:nn der Miethsmann ‘sich als eine mora-
lische Pest im Hause erwiese. Um was handelt es sich also hier?
Nicht um die in Rede stehende Befugniss; denn diese wird von
beiden Seiten zugestanden, sondern nur um die Anwendung derselben
in einem concreten Falle. Das Rechtsgesetz ertheilt die Befugniss,
stellt jedoch dem Eigenthümer anheim, ob er davon Gebrauch machen
wolle oder nicht. Zieht er das Letztere vor, so ist er auch dazu
durch das Rechtsgesetz ermächtigt. Das Sittengesetz empfiehlt oder
gebietet ihm unter gewissen Umständen, das Letztere vorzuziehen.
Darin liegt kein Widerspruch gegen das Rechtsgesetz. Dieser träte
137
nur dann ein, wenn das Sittengesetz die Befugniss selbst läugnete,
oder wenn das Rechtsgesetz in irgend einem Falle den Gebrauch
des fraglichen Rechtes geböte, während das Sittengesetz ihn verbietet.
Beides findet jedoch nicht Statt. Die Güte des Zustandes, welche
das Rechtsgesetz will, verlangt nur die Anerkennung jener Befugniss;
die Güte des Subjektes, welche das Sittengesetz will, kann besondere
Bestimmungen für die Anwendung der Befugniss von Fall zu Fall
postuliren. Das Rechtsgesetz weist in Bezug auf diese Anwendung
auf das Sittengesetz als seine Ergänzung hin. Denn es ist nicht
seine Aufsabe dasjenige anzugeben, wodurch die sittliche Voll-
kommenheit constituirt wird, sondern nur dasjenige vorzuzeichnen,
was vor Allem gesichert sein muss, wenn überhaupt die Möglichkeit
gegeben sein soll, die Verwirklichung dieses Ideales erfolgreich an-
zustreben. Übrigens ist von vornherein ein Zwiespalt zwischen den
beiden Gesetzgebungen nicht denkbar; nicht einmal auf jenem
Standpunkte, der beide von der Einen absoluten Vernunft dekre-
tiren lässt, geschweige auf jenem, der einen göttlichen beide um-
fassenden Gedanken als ihren. letzten Grund anerkennt.
PSN SSE
Nákladem kr. české společnosti nauk, — Tiskem dra. Edv. Grégra v Praze 1873.
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| der köniel. _ král. :
e Gesellehalt der Wisanelallen © české společnosti nauk
in Prag. v Praze.
"Nr. 2. | 1873. č. 2.
Ordentliche Sitzung, am, 5. Februar 1873.
Präsidium: Fr. Palacký.
£ ,
Nach Vorlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten
- Sitzung und des Geschäftsberichtes durch den General-Secretár wurden
| die eben erschienenen beiden Publikazionen der Gesellschaft nämlich
< Tomek’s: Základy starého místopisu Pražského, díl 3., 4., 5.; und
Emler: Regesta Bohemiae et Moraviae pars II. vorgelegt. Sodann
wurde eine Arbeit von Prof. Dr. Weyr unter dem Titel „die Lemniscate
-in razionaler Behandlung“ für die Abhandlungen. der Gesellschaft
übergeben. Der Bericht der Rechnungsrevisoren über die für das
Jahr 1872 gelegte Rechnung wurde vorgelesen des Inhaltes, dass
dem Herrn Cassier der Gesellschaft das Absolutorium. zu ertheilen
und für die gewissenhafte und pünktliche Führung der Rechnung der
Dank der Gesellschaft auszusprechen sei, welcher Antrag angenommen.
wurde. Schliesslich wurde der englische Physiker Charles Wheatstone
zum auswärtigen Mitgliede der Gesellschaft vorgeschlagen, über welchen
Vorschlag statutenmässig in der April-Sitzung abzustimmen sein wird.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 7. Februar 1873.
= ; Vorsitz: Krejčí,
Prof. Dr. Ant. Frič hielt nachstehenden Vortrag: „Über die
Orustaceenfauna ‘der Wittingauer Teiche und über eine für Böhmen
neue Fischart: Leucaspius delineatus (Siebold).
- Aufgemuntert durch die interessanten Resultate der im vorigen.
- Jahre unternommenen Untersuchungen der Böhmerwaldseen , über
u
L BE P
VS EIEN -
N |
rm IAAT
BUPLIGATE
2 jso
8 7 U %
welche ich in der Sitzung vom 15. Juli 1871 EL hear =
ich mich im vergangenen Sommer die übrigen grossen Wasserreser- =
voire des südlichen Böhmens, namentlich die Teiche bei Wittingau De,
näher zu untersuchen. al =
Zu dem Zwecke unternahm ich in der zweiten Hälfte des Jak
im Auftrage des Durchforschungscomités einen Ausflug in die ge-
nannte Gegend und besuchte auch den südlichen Theil des Böhmer-
waldes, um noch die im vorigen Jahre nicht untersuchten zwei Seen a
vorzunehmen. RR
Bezüglich der Crustaceenfauna der Teiche gab ich mich keinen - =
sanguinischen Erwartungen hin und dachte bloss nähere Aufschlůsse ©
über die Vertheilung der Arten nach den verschiedenen Regionen der
Tiefe, der Mitte, des Ufers u. s. w. zu erlangen — doch wird sich ©
aus nachfolgendem zeigen, dass ich diessmal die Sache unterschätzte. ©
Namentlich war es die neuerer Zeit eingeführte Sämerung der Teiche
(bei der dieselben immer nach drei Jahren ganz trocken gelegt und
mit Gras und Getreide besäet werden), welche befürchten liess, das
dadurch viele Arten ausgerottet werden und demnach die Crustaceen»
welt sehr arm sein dürfte. Doch zeigte sich durch Vergleich der
stehenden mit den zeitweise abgelassenen Teichen kein erheblicher
Unterschied, woraus hervörgeht, dass die Eier der meisten darin le-
benden Arten es vertragen, mehr als ein Jahr im trockenen zu liegen.
Ich untersuchte den Teich Jordan bei Tabor, dann den Svět-
Teich, den Opatovitzer, Rosenberger und Lipicer ba: Wittingau, sowie
den Judenteich und Bestrev bei Frauenberg. Diese Teiche sind die .
Repräsentanten der verschiedenen Kategorien, die man unter den ©
Hunderten von Teichen des südlichen Böhmens unterscheiden kann ©
und die nachfolgenden Schilderungen haben somit eine gewisse
allgemeine Geltung für den ganzen Wassercomplex der genannten
Gegenden. Far
a
I. Der Jordanteich bei Tabor. po =
Durch Abdämmung eines schmalen geschlungenen Thales ent-
ztand dieser sonderbare, fast eine Stunde weit sich hinziehende Teich, =
der beim Dorfe Nachod den Košinka-Bach empfängt und dessen S: ir s
Tiefe bei der Stadt Tabor etwa 32° beträgt. ji Be
Er wurde seit mehreren Jahrzehenten nicht abgelassen, ed sein ©
Wasser für den Verbrauch von Tabor bestimmt ist und daher ist er
auch nicht mit Rücksicht auf Fische bewirthschaftet. Der Pächter
sahlt 6 fi. edel und fängt a Netzen ausser etwas Weissfische
35
zuweilen einen oder zwei Karpfen von 27 bis 30 Pf. Gewicht. Ausser-
dem erzählt man sich von riesigen Hechten, welche von Zeit zu. Zeit
beobachtet werden.
Eben der Umstand, dass diese Wassermenge seit so vielen Jahren
stille steht, liess hoffen, dass sich die Thierwelt ganz besonders ent-
wickeln konnte; doch zeigte sich, dass dieselbe wenig von der in den
regelmässig abgelassenen Teichen abweicht.
Ich brachte fast den ganzen Tag mit der Untersuchung zu,
wobei ich von H. Boh. Bauše, Gymnasialprofessor in Tabor, freundlichst
-© unterstůtzt wurde. Die Resultate sind folgende:
Die Uferregion, welche meist mit Carex und Glycera fluitans
bewachsen ist, zeigte von Crustaceen:
Cyclops serrulatus Hyalodaphnia sp.
Cypris vidua - Bosmina longirostris
Sida crystallina Lynceus globator
Sida brachyura .. Lynceus affınis
Daphnia rotunda Lynceus lamellatus.
Daphnia mucronata
Von Protozoen machte sich: Volvox globator bemerkbar und an
den steinigen Ufern war Spongilla fluviatilis an. manchen Stellen
-sehr häufig. Wo die Spongillen wegen niedrigen Wasserstandes abge-
storben und verwesend am Ufer lagen, da fand ich einen Lymax und
einen kleinen schwarzen Käfer (Cyclonotum orbiculare) mit dem
Aufzähren derselben beschäftigt.
An sandigen Stellen waren Anodonten und Unionen häufig.
Am Balkenwerke beim Hauptdamme trafichim
reinen Wasser:
Cyclops Daphnia rotunda
Diaptomus castor Hyalodaphnia sp.
Cypris monacha Bosmina sp.
Sida brachiura
Lángs der Ufer zogen sich auf weite Strecken Massen des
schwimmmenden Polygonum amphibium, zwischen
demselben trieben sich umher:
Cyclops serrulatus Sida crystallina
- Cyclops tenuicornis Daphnia rotunda
Diaptomus castor Bosmina sp.
Cypris vidua Lynceus lamellatus.
Sida brachiura
2
Unter V Vinmendem Ranunculus aauatieus |
unweit dem neuen Eisenbahndamm fanden wir: | 19, PSO k
Cyclops tenuicornis | Daphnia rotunda
Diaptomus castor Bosmina longirostris
(Cypris vidua Lynceus lamellatus ER
Sida crystallina Lynceus leucocephaus. ©
Die Oberfläche in der Mitte war sehr sparsam belebt.
Diaptomus castor Sida brachyura. ;
Hyalodaphnia sp. fat
Wenn das Netz während der Fahrt des Kahnes etwa 5 Mi- a:
nuten in der Tiefe von 3“ gehalten wurde, enthielt es:
Diaptomus castor Daphnia rotunda
Cypris vidua Hyalodaphnia sp.
Sida brachiura Hyalodaphnia sp. :
Sida crystallina Bosmina longispina. |
Sodann wurde das mit Steinen beschwerte SCHOP ING in der
Tiefe von 18' gezogen; es enthielt:
Diaptomus castor Hyalodaphnia sp.
Sida brachyura Leptodora hialina.
Daphnia rotunda
Hier traf ich also zum erstenmale den sonderbaren, ganz durch-
sichtigen, im Wasser eigentlich unsichtbaren Krebs Leptodorä
an, aber ich muss gestehen, dass ich es nicht bemerkte und erst _
nachdem ich ihn später in Massen bei Wittingau antraf, revidirte ©
ich die Fläschen und gewahrte das unterdessen im Spiritus weisslich ©
gewordene Thierchen. Auch die Hyalodaphnien machten sich wenig
bemerkbar und konnten bis jetzt davon nur zwei Hauptformen, eine
mit langer spitziger, die andere mit kürzerer Kopfhaube unterschieden
werden; doch dürften spätere Detailstudien noch mehr Arten eruiren. _
Sowohl die Leptodora, als die Hyalodaphnien haben gewiss ls ©
Nahrung für die jungen Schiele, Hechte und vielleicht auch für Karpfen : :
eine Bedeutung, verdienen daher die Beachtung der Fischwirte.
Wahrscheinlich gehört dieser bis 8 m. m. grosse Krebs zu der ©
von Lilljeborg beschriebenen Art Leptodora hyalina; doch mussen ——
weitere Beobachtungen an lebenden Exemplaren gemacht werden. ©
Beim Ziehen des Netzes in der Tiefe von 27° erschien
keine Leptodora mehr, sondern bloss: | a
Diaptomus castor Daphnia rotundata © ©
Sida brachyura Hyalodaphnia sp. 0.000 u.
37
Im ganzen wurden 18 Arten im Jordanteiche vorgefunden,
welche sich nach den Regionen folgendermassen vertheilen:
= =
. un bn] 4
oe = = = Hi » |®
un -=
aš | 85|7 |88| 8 | ŠJlĚ
E m gr s ar =
OL|E 2155|» ION
S |o ‘8. | aA =
© m ©
- 1 | Cyclops serrulatus . F pl
-21 Cyclops tenuicornis b +
3 | Diaptomus castor . -+ F |-
4 | Cypris vidua,. + + |-
5 | Cypris monacha. : r
6 | Sida, brachiura ©- . <| cb -bb + -| -+
7 | Sida crystallina . + + | +
-8 | Daphnia rotunda + | EEE T
- 9 | Daphnia mucronata ==
10 | Hyalodaphnia sp. 1 2 bh
11 | Hyalodaphnia sp.2 -|-| ++ | kt
12.) Bosmina. longirostris + |
13 4 Bosmina longispina +
14 | Lynceus globosus . hr
1.15. | Lynceus affınis . hr
| 16 | Lynceus lamellatus : + +
17 | Lynceus leucocephalus . a
18 | Leptodora sp. . . .- Ze
ea
Der Teich Jordan lieferte also 3 neue Arten, die ich in
meiner letzten Arbeit „Die Krustenthiere Böhmens“ (Archiv für
e Landesdurchforschung, Band II) noch nicht als in Böhmen vorkom-
mend kannte. Es sind:
Daphnia rotunda Hyalodaphnia sp.
Leptodora hyalina, Lilljeborg. (Vetensk. Akad. Förhandl. XVII.)
Diese Art wurde bisher nur in den Seen oberhalb Christiania ge-
_funden.
Eigenthümlich für den Jordan bleibt die Daphnia rotunda, Cy-
clops tenuicornis, und Lynceus lamellatus, die in den übrigen Teichen
bisher nicht gefunden wurden.
38
Der Teich „Svět“ bei Wittingau.
5 Dieser schöne, unmittelbar an der Stadt Wittingau donne: s
“Teich hat eine Fláchenmass von 377 Joch, ist an der tiefsten Stelle
18“ tief und ist gewöhnlich mit 200 Schock Karpfen, 20 Schock
Hechten und 20 Schock Schiele (Lucioperca sandra) besetzt. Sein
‚Untergrund ist schlechter, magerer Boden, das Wasser ist weiches,
"in der Ebene angesammeltes Regenwasser. Der Teich wird jede drei >
Jahre abgelassen und besáet; gegenwärtig steht das Wasser das 5
zweite Jahr.
Die Uferregion lieferte an mit Rohr bewachsenen Stellen
namentlich um eine Insel herum folgende Arten:
Cyclops serrulatus Hyalodaphnia Sp.
Cypris vidua Daphnia mucronata
Sida crystallina in zahl- Lynceus leucocephalus.
reichen und sehr grossen
Exemplaren |
Die Oberfläche in der Mitte lieferte nur
Hyalodaphnia sp. Bosmina sp.
© Ueberraschend war aber das Ergebniss in der Tiefe von 5,
denn das Netz erschien mit einer gallertigen Masse gefüllt, welche
in ein Glas mit Wasser gethan ganz dem Auge verschwand — nur
nach der Bewegung von verschieden zufällig im Wasser schwimmenden ©
Stückchen musste man schliessen, dass etwas lebendes im Glase sei.
Mit der Lupe gewahrte man bei günstiger Stellung gegen das
Licht ein durchsichtiges, mit langen Armen versehenes Wesen:
die Leptodora.
jm
In Weingeist gethan wurden die Thierchen milchweiss. ee u
dadurch erst ihre äussere Form kenntlich.
Unter ihnen fanden sich, obzwar in geringerer Menge, Hyalo- č
d aphnia sp., sonst aber gar keine andere Art.
In der grössten Tiefe des Teiches in beiläufig 18“ fanden ee
sich keine lebenden Crustaceen vor, sondern das Netz, welches etwas
den Boden berührt hatte, brachte bloss eine Unzahl von Ephippien. Se
Dieser Teich ist der ärmste an Arten, denn er besitzt deren
„hur 8, was hauptsächlich in der mageren Beschaffenheit. des, pán |
grundes und der spärlichen Ufervegetation seinen Grund. haben „mag.
39
id „Svět“-Teich
so
B. | 8 | 8 |$
B OBIE|E
1:| Cyclops serrulatus . . 240
+2 | Cypris vidua < +
3 | Sida crystallina . +
4 | Daphnia mucronata FR
5 | Hyalodaphnia . + k +
6 | Bosmina longirostris =-
7 | Lynceus leucocephalus FF
8 | Leptodora hyalina . . . -E
9 | Ephyppion (Wintereier von Daphne | a
| 6| 2] 2| 1]
- In derSchlágelgrube, deren Ränder stark bewachsen waren,
© traf ich eine von der des Teiches ganz abweichende Crustaceen-
welt an:
Cyclops serrullatus Lynceus lamellatus
Sida crystallina Lynceus sphaericus
Daphnia sima Lynceus truncatus.
Der Opatowitzer Teich bei Wittingau.
Bloss durch den Damm vom vorigen getrennt, zieht sich dieser
Teich von 315 Joch Flächenmass nach Süden. Er ist mit derselben
Anzahl von Fischen besetzt und wurde vor drei Jahren gesämert, aber
sein Wasser ist von einer ganz anderen Beschaffenheit, was sich
schon durch die dunklere Farbe verräth. Die Zuflüsse kommen aus
Waldungen, aus Torf und zum ‘heil auch vom Gebirge.
Die mit Rohr bewachsene Uferregion war mit folgenden
Arten reich belebt:
Cyclops serrulatus | Daphnia rectirostris
> Diaptomus castor Bosmina longirostris
Sida crystallina < Lynceus leucocephalus.
Daphnia reticulata
Insel umgab, fand ich bloss Sida crystallina, Lynceus. leucocephalus 7%
Im hohen Sciupus lacustris, der die Ufer einer kleinen
-und den Fischparasiten Argulus foliaceus an. To Na
-Ander Oberfläche des Wassers in der Mitte des Teiches Fi
trieben sich bloss 4 Arten umher: Re E: k
Cyclops brevicaudatus Hyalodaphnia 1. a
Diaptomus castor ' Hyalodaphnia 2. T
In der Tiefe von 3° fischten wir in der Mitte des. Teiches: x
Cyclops brevicaudatus. Hyalodaphnia 2 Dr Ei
Diaptomus castor Dermnen hyalina. EN
Sida crystallina
In der Tiefe von 6° aber näher am. Ufer enthielt das Netz?
Cyclops serrulatus Hyalodaphnieii cuiaot | Dar
Cyclops brevicaudatus Hyalodaphnia 2. Bo
Sida crystallina Leptodora hyalina. ee
In der Tiefe von 9“ po
Argulus foliaceus! Hyalodaphnia 2 i
Diaptomus castor Leptodora hyalina. Be.
In der Tiefe von 12‘ Re
Cyclops brevicaudatus Leptodora hyalina. RER
Hyalodaphnia 3 Fa RS
Opatowitzer Teich.
=
M
O o WAN O O- POD F
Oberfläche
3“ Tiefe
Cyclops serrulatus .
Cyclops brevicaudatus
Diaptomus castor . . .
Sida crystallina
Daphnia quadrangula .
‚Daphnia mucronata . . .
Hyalodaphnia 1. . . . .
Hyalodaphnia 2. . . .
Bosmina longirostris
Lynceus leucocephalus
mh = > —- | Ufer-Region
++
+++
++
+
++
+
Leptodora hyalina . . .
Argulus foliaceus . . . .
+ ++
u | | | nn
00
"41
Der gróssere Reichthum an Arten, welchen der Opatowitzer
Teich im Vergleiche mit dem Teiche Svět aufweist, mag vor allem
darin seinen Grund haben, dass in ihm das Wasser ein Jahr lánger
: steht und dass seine Zuflüsse, aus den torfigen Waldungen mehr
Nahrung bringen als die Feldbáche, die in den Teich Svět fliessen.
Der Rosenberger Teich.
Die Untersuchung dieses Königs ‘aller Teiche Bóhmens hätte
‚grosses Interesse gehabt, so lange man nicht mit-der Besämerung
desselben angefangen hat, wo also Jahr für Jahr der Teich mit
Wasser gefüllt war. Jetzt aber, wo erst unlängst auf den jetzt unter
„Wasser stehenden Stellen Gras und Hafer wuchsen, hat der; Rosen-
berger Teich kein anderes Interesse als ein jeder der anderen kleinen
Teiche, die besämert werden; Ich begann mit der Untersuchung und
stellte sicher, dass die Crustaceen der Uferregion dieselben. sind,
wie die der anderen Teiche und dass auch in der Tiefe von 6° die
Leptodora hyalina vorkömmt, als plötzlich ein Gewittersturm uns
überraschte, welcher uns zwang so rasch als möglich an das Ufer
zurückzukehren.
- Der grossen Umständlichkeit wegen, mit welcher die Beischaffung
eines Kahnes mittelst Wagens verbunden war, unterliess ich die
wiederholte Untersuchung.
Die Untersuchung der Teiche im südlichen Böhmen’ ist gar
nicht so einfach, als man im ersten Augenblicke ‘glauben könnte,
denn es ist meist auf keinem der Teiche ein Fahrzeug vorhanden.
‘Die beim Fischen verwendeten breiten flachen Káhne sind alle auf-
bewahrt, weil sie am Ufer angebunden leicht von Stürmen leiden
„würden und auch von Fischdieben benützt werden könnten.
Ich habe es bloss der grossen Zuvorkommenheit des Herrn
- Fischmeisters Horák zu verdanken, dass ich meine Aufgabe in so
kurzer Zeit vollkommen lösen konnte. Kähne wurden mittelst Wagen an
- Ort und Stelle gebracht und Herr Horák begleitete mich überall mit meh-
reren Fischereigehilfen (Pěšak), welche mit den localen Verhältnissen
- auf das genaueste vertraut, bei der Arbeit sehr behilflich waren. Auch
- die vielen wichtigen Mittheilungen über die Eigenschaften der ein-
zelnen Teiche verdanke ich Herrn Horák, und sage ihm hiemit für
die ausgiebige Förderung meiner wissenschaftlichen Forschungen den
inuigsten Dank.
Be
42
iyryiegt Der Himmelteich „Lipic“. ozon:
: -
Himmelteiche (nebeské rybníky) nennt man bei Wittingau solche
Teiche, die bloss von Quellen und von Regen gespeist werden und
keinen Zufluss haben. Man benutzt sie zu Streichteichen, weil man
hier sicher weiss, dass kein Hecht darin ist, bei dessen Gegenmpeh
die Karpfen den Laich nicht lassen würden. l
Der Lipičteich ist 49 Joch gross, an den Ufern stark mit Gr 3 Be,
und Schilf bewachsen und wimmelte vor diessjáhriger Karpfenbrut,
von welcher 3—4000 Schock darin enthalten sind. Zwischen der-
‚selben kömmt auch ein für Böhmen neuer Fisch aus der Gattung
Leucaspius vor, über den ich später berichten werde. T
Ausserdem brachte das dichte Zugnetz eine Menge von Wasser-
käfern und Wanzen, namentlich Ranatra, Notonecta, Naucorcis ete. etc.
Das bewachsene Ufer belebten folgende Arten von Cru-
staceen: ;
i
Cyclops serrulatus Daphnia mucronata
Diaptomus castor Lynceus ovatus
Sida brachiura Lynceus leucocephalus
Bida crystallina Polyphemus oculus.
Daphnia sima. : | BE:
Die reinen Stellen am Ufer lieferten, a |
Cyclops serrulatus Bosmina longirostris Er:
Diaptomus castor Lynceus globosus bože 3
Daphnia mucronata Polyphemus.oculug: zádí ar
Die Tiefe von 3—12“ lieferte Diaptomus castor und einzelne n.
riesige Exemplare von Leptodora hyalina. I:
Interessant ist hier das Erscheinen von Poliphemus oculus, ©
der bisher bloss in den Seen des Böhmerwaldes nachgewiesen wurde. ©
Hingegen ist das Fehlen der Hyalodaphnien auffallend. © ©
Die Teiche Svět, Opatovic und Lipič repräsentiren die drei
Hauptkategorien, in welche sich die zahlreichen Teiche der. Umge-
bung von Wittingau eintheilen lassen, und deshalb begnügte ich mich
damit für diessmal und wendete nur noch vor der Abreise aus dieser
Gegend meine Aufmerksamkeit zwei Dingen zu: dem ee und
den Torfwässern.
'43
"von Teichen regulirt, hatte an manchen ruhig fliessenden Stellen
mehrere Arten von kleinen Crustaceen und zwar:
Cyplops tenuicormis Lynceus leucocephalus, der
Daphnia sima auch im strömenden Wasser
Lynceus ovatus | vorkommt.
Lynceus truncatus
Bekannter und wichtiger für die dortigen Bewohner ist aber
der Flusskrebs, welcher im Goldbach noch massenhaft vorkommt.
Ich war selbst Zeuge, dass binnen 10 Minuten an 30 Stück
- gefangen wurden. Den Tag vor meiner Ankunft erbeutete man mit
-30 Stecknetzen von 10 Uhr Früh bis 8 Uhr Abends 20 Schock, von
denen der grösste 10“ misst. Der Preis eines Schockes ist in
Wittingau 50—60 kr. | |
| Die Torfwässer. Durch Wittingau fliesst ein Bach „Černá
© stoka“, welcher braunes Torfwasser führt. An bewachsenen Stellen
fand ich: =
Cyclops serrulatus Lynceus trigonellus
Cypris monacha Lynceus sphaericus.
Daphnia sima Lynceus truncatus.
Ausserdem waren hier Arcella vulgaris und Volvox globator
häufig. eat
In einem Torfstich angesammeltes Wasser ohne Pflanzenwuchs
-© enthielt Daphnia sima und Lynceus sphaericus, welche beide Arten
somit als für Torfwasser bezeichnend anzusehen sein dürften. Eine
andere solche Localität hatte:
Daphnia mucronata Daphnia sima
Daphnia quadrangula Lynceus sphaericus.
Trübe Tüm peln in der herrschaftlichen Ziegelei in Wittingau
enthielten:
der eine der andere
Cyclops brevicaudatus Cyclops brevicaudatus
Diaptomus castor Cypris pubera
Daphnia longispina Daphnia brachiata.
Der Judenteich bei Frauenberg.
Diess ist ein kleiner, mit Rohr und Schilf stark bewachsener
Teich, dessen Wasserfläche fast ganz mit Nymphaeen und dergleichen
V
bedeckt. ist.. Alles wimmelte von Crustaceen ; deren ich sd) Arten ur
fischte: root
Cyclops serrnlakus Daphnia naar es
Cypris ornata Bosmina longirostris ©
Sida crystallina Lynceus sphaericus ©
Daphnia mucronata Lynceus ovatus |
Daphnia sima Lynceus leucocephalus.
Ausserdem waren zahlreiche Protozoen vorhanden: Echinopyxis
aculeata, Difflugia oviformis, Arcella vulgaris.
Die Unterseite der Nymphaeenblátter war mit der Bryozae n
Plumatella bewachsen.
Trotzdem der Teich an keiner Stelle mehr als eine Klafter ©
Tiefe hatte, fand ich doch schon bei 3“ Tiefe die Leptodora; ausser- ©
dem daselbst :
Cyelops serrulatus Hyalodaphnia s
Daphnia rotunda Bosmina longirostris ©
Daphnia brachiata (ungewöhnlich zahlreich).
Der Teich Bestrew bei Frauenberg.
Sein Flächenmass beträgt 920 Joch und ist derselbe mit der
verhältnissmässig grossen Anzahl von 700 Schock Karpfen besetzt.
Die Ursache davon mag eine grüne Alge sein, welche, einige
linien lange Stäbchen bildend, das ganze Wasser grün färbt, aber. von
ad,
der Oberfláche nur bis auf 3“ Tiefe sich zieht. Dr. Čelakovský be- BR
- stimmte die Alge als Limnochlide (Anabaena) flos aquae und DR
die Fischwirthe sollten derselben die volle Aufmerksamkeit schenken; :
denn sollte es gelingen diese wichtige Fischnahrung in andere Teiche
zu versetzen, dann dürfte man dieselben auch mit einer’ grösseren
Zahl von Karpfen besetzen, was fůr den Ertrag der Fischwirthschaft ©
im ganzen südlichen Böhmen von ungemein grosser Wichtigkeit‘ wäre.
Auch mit‘ der: Uebertragung der Alge in die Böhmerwaldseen,
namentlich in den Plöckensteiner See: sollte man einen VEIEUER Be
machen.
Das Wasser ist theils rates aus dem Gebirge bei Netolitz, theils ©
weiches aus Feldern sich sammelndes.
Die sandigen Ufer hatten nur spársame Crustaceen :
Cyclops, serrulatus Lynceus,ovatus .
Bosmina longirostris Lynceus nanus.
45
RS Die bewachsenen Ufer lieferten:
Cyclops serrulatus ; Daphnia quadrangula
Cypris vidua © Hyalodaphnia
Sida brachyura Bosmina longirostris
Daphnia mucronata Lynceus ovatus.
\ Beim Schöpfen in der Tiefe von 3“ erhielt man das Netz
voll von der grünen Alge, doch bemerkte man im Glase ‚schon die
Bewegungen, die von den grossen Armen der unsichtbaren Leptodora
© stammen. |
- In der Tiefe von 6‘ war das Wasser schon rein und enthielt :
Cyclops serrulatus Hyalodaphnia
Sida brachyura Leptodora hyalina.
er Bei 12° Tiefe unweit der Schlägelgrube enthielt das Netz bloss
Sida brachyura | Leptodora hyalina.
ls)‘
Beko A | F
1 | Cyclops serrulatus + | | | A |
2 | Cypris vidua ++
3 | Sida brachyura . + = | 4
4 | Daphnia mucronata +
5 | Daphnia quadrangula . 4
6 | Hyalodaphnia By fa + ba a
7 | Bosmina longirostrs . . . -|-|
5.8. | Bosmina longispina ie
| 9 | Lynceus affinis . a zybezke
10 | Lyneeus ovatus. . - -< -< |-|-
11 | Lynceus quadrangularis . eh
12 | Lynceus nanus . . . - . + +
13 Lynceus sp. . IR; -E
14 | Macrothrix laticornis . + |
15 | Leptodora hyalina . + | ++-
| | +) 8. 8:1 2a
© Die Vertheilung der Arten nach den untersuchten Teichen er-
gibt sich aus nachstehender Tabelle, in der auch das Verhältniss
zur Fauna der Böhmerwaldseen ersichtlich gemacht ist.
Cyclops tenuicornis .
Cyclops brevicaudatus
Cyclops serrulatus
Diaptomus castor
Cypris ornata .
Cypris vidua
Cypris monacha
Sida crystallina
Sida brachyura .
|Daphnia sima .
Daphnia quadrangula
Daphnia mucronata .
Daphnia rotunda .
Hyalodaphnia sp. a).
Hyalodaphnia sp. b).
Macrothrix laticornis
Bosmina longirostris
Bosmina longispina .
Lynceus lamellatus .
Lynceus leucocephal.
Lynceus affınis
Lynceus quadrangul. .
Lynceus ovatus
Lynceus globosus.
Lynceus sphaericus .
26 |Lynceus nanus
27 |Polyphemus oculus .
Leptodora hyalina
29 |Argulus foliaceus.
ar
++++ ++ +
ZA PPK AES vety JO ABT AOK
=
Bedenkt man, dass die hier dargestellten Verhältnisse des“ en,
Crustaceenlebens nur ein Moment darstellen, wie sich dasselbe eben ir
Jordan- ©
Teich
Svět-Teich
Opatowitzer
Teich
Rosenberger
Teich
+ ++ +
—
Lipicer
Himmelteich
Judenteich
PHE O.
- A5
++
+ ++
+| + + ++
+|+
+ | +
+ +++
Ta
+++) | +
+|+
+
F P
ap |
+ es
ul |
rg +
=
712112144 10
zur Sommerzeit darbot, so gewinnt man die Ueberzeugung, dass
47
eine fortgesetzte Untersuchung der Crustaceenfauna zu verschiedenen
Jahreszeiten gewiss das entworfene Bild sehr vervollständ’gen möchte.
und es wäre für, einen, in der Gegend lebenden Naturforscher eine
- dankbare Aufgabe, das zu vervollständigen, was ich durch diese erste
Untersuchung angebahnt habe.
Über Leucaspius delineatus,
| eine für Böhmen neue Fischart.
: | Von Dr. Ant. Frič.
> Dieser kleine Fisch, der einer jungen Laube sehr ähnlich ist,
-- wurde zuerst von Heckel auf dem Fischmarkte zu Lemberg entdeckt
-und mit dem Namen Leucaspius abruptus belegt. Ich habe bereits
vor 14 Jahren bei der Bearbeitung der Fische Böhmens darauf auf-
merksam gemacht, dass diese Art vielleicht in Böhmen vorkömmt,
aber bisher übersehen wurde.*)
Seit der Zeit wurde er an mehreren Orten, in Mähren, in
Niederösterreich, so wie in Schleswig-Holstein gefunden, wo man
ihn „Moderliesken“ nennt,
Als ich im vergangenen Sommer die Gegend von Wittingau
- untersuchte, überzeugte ich mich, dass die Fischchen, welche in den
sogenannten Himmelteichen zwischen der Karpfenbrut vorkamen,
nichts anderes sind, als Leucaspius delineatus.
Dieselben werden hier „Slunka“, Sonnenfischehen genannt, und
wurden in dem Werke: Die Teichwirthschaft von Horäk mit dem
lateinischen Namen Phoxinus laevis angeführt, welcher Name aber
der Ellritze (Strevle) unserer Gebirgsbäche angehört, welche im
Deutschen auch zuweilen Sonnenfischchen genannt wird.
Ich verdanke Herrn Fischmeister Horák viele interessante Mit-
theilungen über die Lebensweise dieses Sonnenfischchens, welche ich
hier mittheilen will.
In der Umgegend von Wittingau sind die Sonnenfischchen bloss
in den Himmelteichen anzutreffen, d. h. in Teichen, welche keinen
Zufluss haben und nur von Regenwasser und Quellen gespeist werden.
j Diese Teiche, welche dazu bestimmt sind, dass die Brutkarpfen
hier den Läich lassen sollen, werden von Zeit zu Zeit trocken gelegt,
0%) České ryby. Živa 1859, Lotos Kritische Uebersicht der ‘Fische Böhmens.
R > :
OV a m,
48 Ů zi N;
k : Pg. al
damit man sicher ist, dass kein Hecht zugegen ist, in dessen Gegen- {" >
wart die Karpfen den Laich nicht lassen würden. Während dieses
Trockenlegens ziehen sich die Sonnenfischchen in die Abzugsröhre
zurück, wo immer etwas Wasser stehen bleibt und warten da, bis ©
der Teich wieder gespannt wird. Sie zeichnen sich durch eine grosse
Lebenszähigkeit aus; denn in strengen Wintern, wo die Karpfenbrut
und alle Wasserinsekten zu Grunde gingen, die Sonnenfisch-
chen wohlerhalten.
Siebold *). beschreibt diesen Fisch ausführlich und vereinigt mit
ihm auch eine andere Art, die von Heckel aus Syrien beschrieben _
war, nämlich den Squalius delineatus, der auch die kurze Seitenlinie
besitzt, aber die Schlundzähne in doppelter Reihe hat.
‚ Die Diagnose der Gattung Leucaspius lautetnun
nach Siebold: :
„Schlundzähne bald in einfacher, bald in doppelter Reihe, die _
innere Reihe rechts mit vier, links mit fünf Zähnen, selten auf beiden —
Seiten mit fünf Zähnen. Vor der linken inneren Zahnreihe steht
häufig ein kleiner, einfacher Zahn, nur äussert selten ein doppelter
Zahn, zuweilen steht auch vor der rechten inneren Zahnreihe ein
kleiner Zahn; die Kronen der inneren Zahnreihe sind compri-
mirt, sägeförmig gekerbt und an der Spitze hackenförmig umgebogen ;
das etwas verdickte Kinn greift in eine schwache Vertiefung der Zwi- ©
schenkiefer ein; die Rückenflosse mit kurzer Basis; die Afterflosse mit
etwas verlängerter Basis. Die radienlosen Schuppen ungemein leicht
abfallend; der Bauch bildet zwischen Bauchflossen und After eine Kante.
Leucaspius delineatus, Sieb. deutsch: Moderlieske, russ.
Owsianka, böhm. Slunka. Mund endständig mit steil aufwärts ge-
richteter Spalte ; der mehr oder weniger gestreckte Leib etwas seit- ©
lich zusammengedrückt; Seitenlinie nur auf die ersten 8 bis 12
Schuppen beschränkt; die Afterflosse, 11 bis 13 weiche Strahlen
enthaltend, beginnt unter dem Ende der Rückenflosse. 4 JB
D. 3/8 P 1/13 V. 2/8. A. 3/11 C. 19. u
Unsere böhmischen Exemplare stimmen mit obiger Diagnose Der,
überein und ich will nur wegen der grossen Veránderlichkeit dr ©
Art angeben, welche Eigenthümlichkeiten dieselben besitzen.
In der äusseren Form gleichen sie mehr der Abbildung, welche ©
Heckel von Squalius delineatus gegeben hat, als der, welche er vn
Leucaspius abruptus gab; denn bei letzterer ist namentlich die Form BE vě
*) Die Sůsswasserfsché von Mitteleuropa. Pag. 171.
=
49
© der Mundspalte unklar und die Afterflosse steht unter dem Ende
der Rückenflosse, während sie bei unseren Exemplaren merklich vor
dem Ende der Rückenflosse steht.
Die Schlundzähne stehen in einer Reihe zu 5 auf jeder
= - Seite und haben deutlich gekerbte Ränder. Die Seitenlinie er-
streckt sich constant über 9 Schuppen.
Die Länge der im Juli gefischten Exemplare beträgt 5 cm.
Da man nun bei uns von neuem auf den Fisch aufmerksam ge-
worden ist, so steht zu erwarten, dass über seine Verbreitung in
: Böhmen bald mehr Erfahrungen gesammelt werden.
Med. Cand. Otakar Feistmantel hielt nachstehenden Vor-
‘trag: „Über die Steinkohlenablagerung bei Brandau im Erzgebirge.“
Weit ausserhalb des Hauptzuges der böhmischen Steinkohlen-
gebilde und Permschichten in ihrem innigen Zusammenvorkommen
und ihrer Hauptrichtung von Nord-Ost gegen Süd-West, über die
Braunkoblenlager hinaus, findet sich hart an der böhmisch-sächsischen
Gränze, ganz isolirt im Urgebirgsstocke des Erzgebirges die kleine
-© Ablagerung bei Brandau.
In ähnlicher Weise, wie selbe vereinzelt in seiner Lage mitten
im Urgebirge dasteht, ist es auch in der Litteratur unter den übrigen
"Steinkohlenablagerungen; denn es hat bis jetzt nur eine einmalige
Bearbeitung erlebt und dies im Jahre 1857 von Jokely (Jahrb. d.
_K&.k. geolog. Reichsanstalt 1857, pag. 601). Jokelly hatte die Ver-
hältnisse dieser Ablagerung ziemlich genau schon dargestellt, die bei
= ihrer Einfachheit keiner umfassenden Correktion mehr zu unterliegen
© haben; doch kamen im Laufe der Zeit aufklärende Beobachtungen
hinzu, namentlich betrefis der geologischen Stellung, der diese Ab-
. lagerung zusammensetzenden Schichten und ihr Verbältniss zu ein-
ander, so wie zu den übrigen Complexen im Böhmen, gleichen Alters,
c
- und da ich auch im Stande bin einen kleinen Beitrag zur Flora von
daselbst zu liefern und die von Jokely angeführte etwas zu ver-
mehren, so erachte ich es immerhin der Mühe werth, diese Ablage- ©
rung nochmals zu beschreiben.
Wenn auch bloss sehr klein, wiederholt dennoch diese Ablage-
rung die bei den Hauptcomplexen in Böhmen beobachtete Erscheinung
des innigen Zusammenvorkommens der Steinkohlen- und Permfor-
mation aufs genaueste; der mittlere Theil der Steinkohlenschichten
© ist daselbst nämlich von Permschichten überlagert.
4
W
Er
5% © fórmige, nur gegen Süden ist-es, vielleicht durch den Basalt
5 des sog. Mühlbaches etwas zu Tage, während sie im Westen
- Bohrversuchen erlangten Resultate. A
_ rothe, schieferige Saudsteine und rothe Schiefer, die also schon ae
‚auf. eine Differenz der diesen Complex zusammensetzenden Schichten
-wo es auch immer
ausbeissen ; vielleicht deuten die Nzchbahrken Kohlen
in ar inniger Beziehung zu en FSRel, und wo. nur die an
© Seine Lagerung ist im en eine regelmässige und ı
gehoben, gegen Osten und Norden treten die Schichten im Th le
an den Gneisszug anlegen und im Süden von Wald bedeckt sind.
Zur Erkennung der, diese Ablagerung zusammensetzenden G
steine dient einestheils äussere Berichtigung, _ ae = ei
a "man hamliph von p a DDR ‚gegen. Hirsch-
hindeuten.
Eine weitere, genauere Differenzierung der Schichten in dieser |
Ablagerung ist nachgewiesen durch ein Bohrloch, das im Orte Brandau #
330 Fuss tief niedergestossen wurde und durch welches nachstehende
Schichten durchstossen wurden (ich verdanke diese Angaben Herrn. ;
Hammerwerksdirektor Spath in Kallich): ne
Permschichten, bestehend aus rothen Sandsteinen und ©
Schiefermn, <., . Sia a dea N n PN
dann bunte Thone pre toe o lí MBS L
hierauf bis abwärts wechsellagernd Kohrensand sko oejhteden S PON
thon und KP BE IPE A der ganze BR in der Mächtig-, ©
keit von . . - SL Pain č
beginnen mag,
Ausbisse an.
Es besteht also diese ganze Ablagerung aus Schichten zweic
Formationen, nämlich der Stemkoblen- und Permformation, die jedoch
51
Die Mächtigkeit des hier angefahrenen Anthracit-Kohlenflötzes
- beträgt 3—5 k. Fuss, dasselbe ist jedoch nicht in der ganzen Mäch-
- tigkeit rein, sondern vielfach durch Kohlensandstein und Kohlenschiefer
-+ verunreinigt; es liegt dies erreichte Kohlenflótz im Bereiche des
© Steinkohlencomplexes dieser Ablagerung; nach den bisherigen Er-
fahrungen hat es von West gegen Osten eine Ausdehnung von
-© 120—1409 Länge und geht auf beiden Seiten mit etwa 45°—-50° zu
- "Tage aus, stellt also in diesem Theile von West gegen Ost eine
Mulde dar; im südlichen Theile der Mulde ist es auch gehoben und
-© verflácht gegen Norden und zwar in einer Weise, dass sich das Flótz
in einer Länge von etwa 100° von 5’ Stärke auf 1“ verdüunt. Das
- früher angeführte Bohrloch musste daher ausserhalb dieser beiden
- Richtungen eingestossen worden sein, daher wahrscheinlich viel zu
nördlich von dem Verbreitungsbezirke des Kohlenflötzes.
Wábrend also das Kohlenflótz von Ost gegen West eine ge-
schlossene Mulde bildet, beisst es sich von Süd gegen Nord aus,
eine Erscheinung, die auch an anderen Kohlenvorkommen bekannt ist.
Die Länge dieses Stollens auf das Unterflötz wird auf 190° an-
gegeben.
Ausserdem aber wurde später noch ein zweites Flötz, das Ober-
- flötz angefahren; dieses Flótz ist 10° höher und ist durch Kohlen-
© sandstein und Schiefer vom unteren Flötz getrennt. ©
Dasselbe ist ähnlich gelagert, wie das Unterflötz, führt etwa
© 4/—5‘ Anthracitkohle, die aber durch Schiefer noch mehr verunreinigt
ist, als es im Unterflötze der Fall ist, so dass also jetzt der Berg-
bau bloss auf dem Unterflötze getrieben wird. Ueberlagert ist das
Oberflötz dann von den Rothsandsteinen und Rothschiefern und rechne
ich dies Oberflötz in den Bereich dieser Rothliegendschichten.
Es würde sich demgemäss auch hier, wie anderorts in Böhmen
die Erscheinung zeigen, dass das Oberflötz der Permformation, das
- Unterflötz der Steinkohlenformation angehört.
- Später wurde noch ein 3ter Stollen getrieben piva 10° unter
dem unteren Stollen, doch wurden damit bloss Kohlensandsteine und
- Schiefer durchgefahren, ohne jedoch mehr irgend ein Kohlenflötz zu
treffen.
Der Weiterbau auf die Kohle geschieht dann durch Querschläge
dem Flötze entlang. Die Herausforderung geschieht nur im Wege
der Stollen auf „Hunden“. Was nun die Qualität der Kohle anbe-
- langt, so ist sie im allgemeinen eine mindere zu nennen, nur in
-+ ganz reinen Stücken ist sie schön; doch in den meisten Fällen ist
Ar
thut; doch hat die Kohle een " Schwefoireiän und giebt. a
‚starkem Zuge oder Gebläse eine starke Hitze, wesshalb ihre Ver
wendung meist ale Grhringsrolle,
Brandau
Permformation Steinkohlen-
Basalt
Betreffs Gesteine wäre noch‘ zu Ds
wähnen, dass wo sie fester sind und ge-
wonnen werden können, selbe als Bau- 4
steine benutzt werden. E
formation
Die -das Kohlenflötz begleitenden
Schiefer enthalten Pflanzenreste. Der
Schiefer ist dunkelgrau, so dass also die- ER,
Reste nicht so deutlich sich vom Unter- ©
gestein abheben. Vorwaltend sind die,
Arten der Gattung Sigillaria.
Schon Jokely führt in seinem Be- ©
richte über diese Ablagerung 10 Arten 3
an, darunter 4 Arten von Sigillaria; mir
gelang es 5 neue Arten hinzuzufügen, wor- ©
unter sich 3 Arten von Sigillaria be-
fanden; aber auch die anderen, von Joker 2
angeführten Arten sind mir theilweise Ss
wieder vorgekommen. í
Was die Erhaltungsweise betrifft, so
ist sie grósstentheils eine mangelhafte, ©
da ich die Petrefacte bloss anf der Halde k
sammelte.
Es ergibt sich nun für dieses Becken ©
folgendes ERS von nn JH
Gefunden von: Vorkommen in anderen Becken —
Böhmens
A. Equisetaceae.
Calamites canaeformis
v. Schlth.
Jokely 1857. | Ablagerung am Fusse des Riesen. :
0. Feistmantel | gebirges ; Kladno - Rakonitzer B. %
1872. Liseker B.; Příleper B.; EHRUFE '
A koro 2 B. B
k
53
Gefunden von: '
Vorkommen in anderen Becken
Böhmens.
Calam. Suckowi Bet.
BR Ästerophyllites equiseti-
. formis Bgt.
Sphenophyllum Schlot-
heimi Bot.
B. Filices.
Cyatheites Oreopteridis,
Göpp.
Cyath. aegualis Bgt.
Neuropt. acutifolia Bgt.
C. Sigillarieae.
Sigillaria oculata Bgt.
Sigill. intermedia Bgt.
Sigillaria pes Carreoli
Bgt.
Sigill. tesselata Bgt.
Sig. angusta Bet.
Sigill. Cortei
Sigill, alternans L. & H.
. D. Noggerathieae.
| Cordactes borassifolia
Ung.
| Neuropteris auriculata Bgt.
Jokely 1857.
O, Feistmantel
1872,
O. Feistmantel
1872.
O. Feistmantel
1872.
Joboky 1857.
O. Feistmantel
1872.
Jokely 1857.
Jokely 1857.
Jokely 1857.
„
Jokely 1857.
Jokely 1857.
Jokely 1857.
Jokely 1857.
O. Feistmantel
1872.
O, Feistmantel
1872.
O. Feistmantel
1872.
O. Feistmantel
1872.
O. Feistmantel
1872.
Ablag. am Fusse des Riesengebirces*
Kladno- Rakonitzer Beck; Sisek B. ;
Miresch. B.; Pilsner B.: Merkli-
ner B., Radnic. B.
Ablage. am Fusse des Riesengeh. ;
Kladno- Rakonitzer B., Liseker B
Příleper B., Mireschau. IBS Pilsner
B.; Radnic. B., Merkliner B.
Ablag. am Fusse des Riesengeb,,
Kladno- Rakonitzer B., Liseker. B.,
Mireschaner B., Pilsner B Rad-
nitzer B., Merklin. B.
Ablag. am Fusse d. Riedenkehrtaer,
Kladno- Rakonitz. B., Pfilep. B., Mi-
reschauer B., Pilsner bo Merkliner
B% Radnitzer B;
Radnitzer B,, Pilsner B.
Radnitzer B., Kladno-Rakonitzer B. :
Ablag. am Fusse d. Riesengebirges ;
Liseker B., Pilsner B., Radnitzer
B., Merkliner B.
Radnitzer B., Pilsner B.
Radnitzer B., Kladno-Rakonitzer B.
Ablag. am Fusse d. Riesengebirges ;
Kladno- Rakonitz. B., Radnitz. B.
Radnitzer B., Pilsner B.
Ablag. am Fusse d. Riesengebirges;
Kladno-Rakonitzer B., Liseker B.,
Pilsner B.
Ablag. am Füsse d. Riesengebirges ;
Kladno-Rakonitzer B., Pilsner B.,
Radnitzer B.
Radovenz. Img., Liseker B., Kladno-
Rakonitzer B., Radnitzer B., Pils-
ner B.
Ablag. am Fusse d. Riesengebirges;
Kladno-Rakonitzer B., Příleper B.,
Liseker B., Pilsner B., Radnitzer
B., Merkliner B.
+
et: von Sigillarien vorkommen; doch vermisse ieh. die ailarortsl“ so han
fige Stigmaria gänzlich. ER RR
Was die Sigillarien anbelangt, so werden sich wohl im Laufe
- der Zeit bedeutende Reduktionen vornehmen lassen müssen, da diese,
| “manchmal so staunenswerthe Mannigfaltigkeit gewiss nur auf verschie-
dene Erhaltungs- und Entwickelungsstadien einer und de a
sich wird zurückführen lassen.
Es führt dieses kleine Becken mit einem Unterstützungserund
zu der Ansicht, dass durch ganz Böhmen hindurch sich in den, mn
so naher Beziehung zu einander abgelagerten Steinkohlen- und se 2 2
schichten eine harmonische Zweiheit durchführen lasse, derzufolge © =
die früher zur Steinkohlenformation gerechneten Hangendflötze jm © žá
der That der Permformation angehören und so ein Vermittelungs- ©
glied des Ueberganges von der Steinkohlengruppe zu der eigentlichen: er
- Permformation bilden. ER
Nezení třídy pro filosofii, dejepis a filologii dne 10. února 1873.
Předseda: Tomek. P
Archivář Dr. Emler měl přednášku „0 nejstarších Boh tá
městských v Čechách, zejmena o kmize Pr čsdké staroměstské od
roku 1310 a Bydžovské od roku 1311. = Ad eo
i Přednášející zmíniv se o tom, co příčinou bylo toho, že se s ně- ©
kterými staršími městskými knihami obírati počal, snažil se ukäzati, že ©
převod práva na zboží nemovité dál se v Čechách buď odevzdáním zboží —
„na místě u přítomnosti jistého počtu svědků, aneb u přítomnosti osob,
(soudem k tomu vyslaných, při čemž se i nezřídka hranice zboží tá
hoto naznačovávaly obejitím (circumire), anebo vyhlášením na veřejném ©
soudě anebo konečně pouze před soudem. Af se to však dálo spůsobem
ý tím neb jiným, vždy rálaňelo novému er hlavn& na tom, Be zacho-
AR mělo následky pro majitele, utikäno se k sepsání listin o a
Er práva na osobu jinou — listin buď jen soukromně vyhotovenych a
k úřady (soudy) vydaných. Prynější spůsob zachoval se v mnoh
zemích až na naše časy. Když vydávaly se pap o takovém. =
=
2
v-
55
S
© právním od soudů, nezůstáno při pouhém vydání listiny, ale v měst-
-© ských knihách činívaly se zápisky o tom, že takové listiny byly vy-
dány. S počátku bývaly takové zápisky jen krátké, čím dále tím širší,
© až vydaná listina o převedení jistého práva srovnávala se téměř do-
- -
- cela se zápiskem do soudní knihy. Konecně učiněn poslední krok
tím, že se spokojeno S pouhým zapsáním do kněh a že od vydání
- listiny ještě zvláště docela upuštěno. Zároveň zařizovány pro pořízení
právní tohoto druhu zvláštní knihy, které i bedlivěji byly chovány
a opatrovány než soudní knihy jiných druhů.
Přednášející ukázal pak krok za krokem, jak takovéto vyvino-
-vání se kněh gruntovních viděti při knihách Starého města pražského,
-
kde v nejstarši knize „z r. 1310 přicházejí skutečně jen poznámky
0 tom, Ze tomu neb onomu byl list na svědectví o jistém pořízení
právním, u př. koupi domu neb úroku spečetěn, v druhé knize jdoucí
od r. 1351—1367 učiněno pro zapisování trhů zvláštní oddělení, za-
známky byly širší a širší; a v knize následující, která byla po r. 1367
založena asi jen pro vklady trhů, ale r. 1599 při ohni vzala za své,
-bylo již nejspíše zapisování tak obšírné, jako se s ním v knihách
pozdějších, po ohni znova založených, shledáváme.
-Jiný byl poměr při nejstarší knize bydžovské. V ní se potká-
- váme hned při jejím vzniknutí ihned s tělem docela vyvinutým, jak
to viděti v deskách zemských a jest pravdě podobno, že zařízení zá-
vodu tohoto nezůstalo bez vlivu na zařízení a vedení knihy bydžov-
- ské; jsme k tomu mínění tím více oprávněni, poněvadž při založení
knihy bydžovské měl účastenství přední úředník královský, totiž
vládař (villicus) — z Hradce, kde, jak známo, byly župní dsky zemské
ještě ku konci XIV a na počátku věku XV.
Kniha města Bydžova z r, 1311, „špalíček“ zvaná, čítá 231 listův,
čili jak tuším roku 1819 nebožtík prof. Jandera napočítal 460 stran,
„protože list 7 a S jsou spojeny a při stránkování jen 2 strany místo
4 daly. Listy knihy jsou 17 cent. dlouhé a 13 široké a kromě listů
217 všecky pergamenové v složkách sešité, tak že složky 1, 4—6,
9, 14, 15, 18—25 mají po čtyrech dvojlistech čili 8 listech, složky
2 a: 13 po 2 listech, složka 26 a 28 po 4, 10 a 27 po 6, 8 a 17
-po 10, 11 a 16 po 12 a 30 po 14 listech, sedmá složka jich má 13
(původně bylo také 14), za složku 3. počítán všitý list většího formátu
ale přeložený a takto s knihou co do formátu srovnaný a za složku
> BR 29. jediný papírový list k složce 30. přilepený. Vazba rukopisu jest
— i
jednoduchá, prkénka to bílou koží potažená, nyní již červy zvláště
na první desce velmi rozvrtanä a zetlelá. Mezi složkou 25. a 26.
jest tu mezera přes 8 let, z nich? není. vkladů ar t. j. a
pátku po sv. Martinu 1. 1432 až do středopostí 1. 1441. 5“ :
Jak knihu bydžovskou nyní před sebou máme, nepochází zevní , Br
úprava její z 1. 1311, ale teprv asi z konce XV. věku. Původně ne- u s:
očítala jistě kniha bydžovská více než 4 složky, každou z nich o čtyřech —
dvojlistech, čili v celku 32 listův. Když ty byly popsány, přidáváno © sč -i
asi čtyřikrát nebo pětkrát po jistém počtu listů a teprv potom asi ©
Sure
po 1. 1470 byl „špalíček“ svázán, při čemž některé složky nezůstaly ©
na pravém místě, ale přeložily se; tak náleží strana 1—14 mezi ny- ;
nější stranu 68 a 69 a složka čítající strany 143—166 mezi str. 198,
a 199. Když se kniha r. 1311 zakládala, nečítala zajisté více, než |
32 listův, 4 kvaterny. Začátek její byl na nynější stránce 21, dále ©
šly listy v témž pořádku jako nyní až po stránku 68, načež přišla
složka 5, t. j. listy, které nyní znamenány jsou stránkami 1—14., jak
ukazuje neukončení vkladu na stránce 68 a jeho pokračování na stránce ©
první. Poslední dva listy, nynější první, původně však čtvrté sloäky.
knihy bydžovské, jsou spojeny a bývala na nich přjvěšena pečeť, —
z níž se nyní zachoval jen pramen zeleného hedvábí, otočený kusem
pergamenu, aby déle hedvábný provazec držel. Pečetění stalo se za-
jisté při zakládání knihy a jest to tuším první a jediný příklad ©
o autorizování městských kněh spečetěním.
Vklady do knihy bydžovské dály se od r. 1311—1470, tedy =
téměř po 160 let.
O tom, k čemu kniha byla určena, poučuje nás hned druhá ©-
strana (nyní 22) prvního někdy listu, kde čteme: Incipit liber con-
sciencie. Consciencia vero est anime gubernatrix et magistra, qua
mediante gubernatur anima et magistratus, sic guot inniti soli pure
desiderat veritati; unde libellus iste de nomine consciencie poterit
nominari. Fidorum enim virorum consciencia diligenter circumspecta
et approbata in eo scripta reponuntur, ut a presentibus et futuris ©
rata sint et firmiter observata, ne ab violentis vel versutis vel forsan
obliviosis valeant refragari. Iste enim libellus compositus, ordinatus © ©
et confirmatus est in judicio Bidschouiensi coram judice Friderico ©
et juratis, totague universitate ciuium in Bidschovia a. MCCCXI idibu3 ©
Decembris, videlicet in die s. Lucie. Et iste duas habet distinccion es
prima pars est de vendicione hereditatum et possessionum, secunda
de excessibus.
O zařízení nejstarší této knihy bydžovské dovídáme se dále ná a:
třetím jejím listu, jak následuje: Notum sit universis tam presentibus
=
—
„
n,
\ | 57
quam faturis, quod istud registrum de gratia omnipotentis dei et de gratia
domini nostri serenissimi principis Johannis, dei gratia Bohemie et Polonie
regis, ad honorem predicti regis Bohemie et ad utilitatem civitatis Byd-
schowiensis est inventum, ordinatum et confirmatum in judieio communi
coram quatuor scampnis, vbi omnia jura confirmantur a. d. MCCCXIT?, id. Dec.
in die s. Lucie. — Item istud registrum est confirmatum, ut supra di-
ximus, cum consensu et auxilio Henlini, villici Gradycensis, qui ex parte
d. regis Boh, fuit datus in seniorem et promotorem; et cum consensu
judicis nostri Friderici ac juratorum subscriptorum: Conradum de Mordow,
qui fuit magister civium, Nicolaum filium Arnoldi, Conradum de Wesel,
Henricum de Nechanicz, Heumannum de Landec, Heumannum Salta
Peterman (?), Nycolaum de Trutnow, Rychlinum, Symacum, Jaroslaum,
Herbordum de Grecz, Cristanum filium antigui judieis. — Item novi jurati,
qui tune tempore erant de communitate simili modo cum suprascriptis
antiguis de confirmatione et ordinatione predicti registri promiserunt:
Ludwicus institor, Arnoldus de Grecz, Waltherus Monthanus, Peregrinus,
Henricus dines, Henricus, Heczlinus, Nycolaus Gumpolderi. — Item insuper
cum communitati(s) consensu, qui sunt subscripti: Dusco, Henricum, antiqui
judicis filium, Merclinum Bohemum, Vbislaum, Nycolaum sartorem, Peezoldum
-de Longa villa, Waczslaum pellificem, Henricum de Russnik, Wanconem
filium Dusconis, Hermannum brasiatorem, Pischonem, Heumannum brasia-
torem, Michael Babin, Merclinum pistorem, Marsicum, Chirhorem Malpes,
Conradus pistor de Sitauia, Myroslaum Osidel, Witkonem pistorem, Zdan,
Hermannum pistorem Jan Claudum, Hermannum Knismost, Machkonem,
Walterus carnifex, Bartus Paruum, Swaton Stricz, Merclinum brasiatorem,
Swaton salsatorem, Veterlinum, Petrum Mondus, Jacobum Cecum, Macz-
konem, Stiborus, Jacobum sartorem, Bartussonem filium Milicze, Hawl filius
- Sorsate, Dirsconem sartorem, Karulum, Ticzkonem pistorem, Gan Ran-
kowiezensem, Ticzko de Trutnow, Swaton et Blasiam pistorem, Radon
pistorem, Otto de Smidar, Cigillerum, Hertlinum, Wisconem, Tidricum
carnificem de Grecz, Guntherum sutorem, Andreas brasiator.
Isti omnes suprascripti cum omni communitate, quorum nomina in
registro non continentur fuerunt in ordinatione et confirmatione istius
© registri, fuerunt omnes, qui firmati hereditatibus eorum ad civitatem pro-
miserunt omnes coniuncta manu et fide promissa, omnia, que inserrentur
in registrum, rata et firma debeant obseruare. Illa promiserunt in iudicio
generali, vbi omnia jura habent vigorem et roborantur.
Omnia, que illo tempore suprascripto per iuratos aceusabantur et in
registrum notabatur, habebat vigorem, si sit ad colla hominum sine ad
.
58
© rerum perditionem, rata servabantur, guod illa nemo poterat reuocaře, sed
jure persequebantur. 08
Et quiequid ad registrum intitulatur omni jure im 3
perpetuum est duraturum.
„Ista omnia ordinata sunt et confirmata propter rebelles et malefacto- :
res, quod mala et minus apta delerentur et bona et comoda civitatis augerentur. N: c
Circa talem ordinationem et confirmationem presentis registri et in- RA
seriptionis aceusati sunt viri infrascripti omni jure nostre ciuitatis, ut in pe
registro continetur, filii Wenceslai pellificis, Radmirus cum fratre suo pro, &
furtu et pro excussionibus nocturnalibus. — Item Bohuslaus scolaris ac ©
satus pro furtu et ciuitatis nocumenta. 5
Zprávy tuto položené, jakož i někteří nížepsaní jiní kusové u
nejstarší zápisy knihy bydžovské. Z těchto zpráv a dalšího obsahu
nejstarší knihy bydžovské dá se závěrek učiniti o následujících věcech:
1. Že Bydžov nový byl založen asi za času krále Václava I, ©
aneb aspoň za panování krále tohoto že začalo se s opevňováním ©
města, které snad r. 1311 mělo býti zdí obleháno aneb tohoto leta i
asi neb následujícího mělo se to dokonati. bu
2. Když poměry nově založeného města začaly se Rt
pomýšleno ihned na řádné zařízení a upevnění záležitostí právních.
Tu bylo arciť v první řadě pojistiti si vlastnictví zboží a zabezpečiti
si pokoj v městě. K tomu konci založena byla zvláštní kniha,
snad dle příkladu jiných měst, anebo dle příkladu desk zemských,
které v tehdejší době co do účelu byly dvoje: půhonné k zá- ©
znamenávání průběhův pře a črhové k zaznamenávání nabytých práv
k zboží nemovitému. Velezajímavo jest, jak zřizování to se dálo, jakým ©
spüsobem se to stalo, že knihy takové požívaly tak velké vážnosti
potom a tak zvláštní víry. Kniha bydžovská byla kniha královského
města. K zařízení jí dali svolení král jakožto vrchní pán města, jeho ©
správce příjmů v okresu, kde Bydžov ležel — vládař hradecký, ©
dále rychtář čili hlava soudu bydžovského, konšelé přísedící soudu ako- ©
nečně celá obec. Král schvaloval a upevňoval věrohodnost toho, co ©
se do knihy psäti mělo, konšelé a obec slibovali, že všeho budou ©
šetřiti, co do knihy této se zaznamená, a co tam zapsáno bude, že ©
nikdo toho nemůže odvolati, ať to šlo k hrdlu lidí anebo k ztrátě -©
statků jejich a že každý zápis má na věčné časy trvati, t. j. na tak dlouho, = s
dokavad ten, jemuž zápisem dáno jakés právo, práva toho se nezřekl. © =
3. Co se zapisování do knihy týče, to dälo se při zahájeném ©
soudě, RL rychtářem, N — k veřejně. Do Knihy pe 5 :
a
2 ER RR
59
sběhlá, zřídka jiná právní pořízení. Zprvu dálo se vkládání dosti po-
-— řídku, později když se vklady osvědčily a důvěra občanstva k tako-
vému pojišťování si práva zrostla, teprv hojněji a trvalo to asi delší
čas, než se každá změna majetku do knihy této zanášela. Stal-li se
zápis z kteréko'i příčiny neplatným, byl mřežován (cancellatum), zá-
roveň tu pravidelně podotknuto, kdo mřežování učinil, a někdy také
se připomíná, kdy mřežování se stalo. — Vklady do knihy tnto
činěné jsou latinské až do roku 1432, české od r. 1441; mezi rokem
prvnějším a posledním stala se tato změna, kdy, nemůže se určitě
říci, poněvadž tu asi dvě složky, jak výše podotknuto, scházejí. Něme-
ckých vkladů není.
4. Pro dějiny Bydžova má kniha tato velikou cenu, jest to
pravý poklad, jakým se jiná města královská v Čechách, Prahu arciť
vyjímaje, pochlubiti nemohou. Ze zápisů knihy této viděti první za-
-čátky města, tu aspoň některé zprávy jsou opevnění města se týka-
jící, z nich složiti možno sepis všech rychtářů do této doby padající,
všech konšelů po dobu více než půldruhého století; zde poznati
možno obyvatelstvo usedlé, částečně i zaměstnání jeho, z knihy této
viděti, které statky drželi měšťané bydžovští i v okolí města v sou-
sednich vesnicích, podle knihy této dá se snad sestaviti popis města
v 14. a 15. století, který aspoň poněkud rovnati se bude moci popisu
Prahy, jaký nám ve svém nedostižitelnám díle podal prof. Tomek.*)
- *) Některé zvláště zanímavé kusy města Bydžova se týkající, které také vice
jen pro paměť byly zaznamenány, klademe také i tuto. Jeden z nich zní:
Notum esse volumus, vniuersis, quod a. d. MCCCXI® in die Assump-
cionis b. Maria quod fideiussores d. regis Wenczeslai quondam senioris et
eivitatis in Byczow pro muro eivitatis pro una corda integra et pro religua
aliguantulum non perfecta, primus fideiussor est Nycolaus Arnoldi et Con-
radus Morder et Uimanus Montanus et Adolphus et Merboto institor et
Tylo pistor, illi predicti fideiussores concordanerunt pro fideiussoria predicti
muri cum juratis et communitate; pro muro non perfecto Ulmannus Mon-
- tanus et Adolphus et Tylo pistor et Kernerus, dederunt universi .... (sie)
pro corda muri non perfecta ex integro; Nicolaus Arnoldi et Conradus
d.Morder dederunt pro muro aliguantulum non perfecto in modica parte, de.
derunt unam sexagenam. Et sic de consilio juratorum et communitatis eva-
serunt predicti fideiussores fideiussoriam, pro qua fuerant d. regi guondam
Wenczeslay senioris (sic) et Byczowiensi ciuitati obligati, et illam pecu-
- miam dederunt et mutauerunt ad fossata nova perficienda, per que ciuitas
conuincta et munita.
Jiný kus z téže doby zní, jak následuje: A. d. MCCCXT in die Assump-
eionis s. Marie virginis data libertas a d. ser. principe Johanne, d. gr.
- Bohemie et Polonie rege, cinitati Bydschowiensi. Illo tempore acceperunt
- Sitzung der mathemalisch- naturwissenschaftlichen (lasse am 21. Februar 1873. k
Vorsitz: Krejčí. : :
Prof. Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „ . nene Mi- >
neralvorkommen in der Umgegend von Waltsch.“ RD
»
N
Die Umgegend von Waltsch war seit langem als der Fundort s
ciues dimidium censum, hoc est in die b. Galli XXII marcas sr., de diss 93 i
in effossione fossati dederunt XVI marcas fossoribus pro mercede, reliquas © 7
vero VI marcas ad construccionem propugnali contra Pragram exeundo vel so
intrando porte . . . cinitatis pro lignis et mercede tradiderunt. — Item in ne ER
sequenti b. Martini festo sumpsimus exactionem per unum grossum de marca
et cesserunt XXVIII marce; de illis soluimus pro cereuisia pro XXX vasis ©
mittendis in Podbra(d) dom. regi VIII marcas, — Item pro privilegio laborando et _
acquirendo libertatem dedimus VIII marca. — Item pro berna vel steura
domuum (?), quam euadere opinabamus, eundo Brunnam bis et ad Montes
et ad Pragam expendimus VI marcas minus fertone; quam tamen non -
euasimus, guod erat nobis satis graue et dampnosum. — Item expendimus ©
reformando secundum propugnaculum ciuitatis, quod est contra Grecz, . pro :
una corda plantarum locacione carpiunt VI mar. et ferto. Item dedimus k
bernam plenam sine gracia de laneo "/, sexag. ad cameram d. regis. —
Item sequenti festo paschatis dedimus exactionem de marca unum grossum ©
et cesserunt XXVIII marce cum magna difficultate; de illis dedimus pro.
fossato exfodiendo contra Clumecz XII sexag. — Item dedimus guod sepis
fuit septa contra Grecz III. sexag. — Item dedimus d. episcopo Hermanno
pro consecratione ecelesie ac altarium VII sexag. — Item dedimus pro fossato %
exfodiendo unam marcum et.,. — Item omisimus propugnaculum contra
Slupnam .. . sexag. corp. — Item quod semitas pro fossatis destruxerunt ER
1/, sexag. — Item in sequenti festo b. Georgii sustulimus */, censum et.
accepimus XXII marcas. Istas omnes posuimus super tres cordas fossati -©
pro effodiendo circa fratres Minores. = N
Jiný zápis, týkající se stavby domů, též asi z r. 1311 zní takto:
Notum ete., guod areas desertas quorumdam hominum in civitate jacentes, quas ©
edificare nolebant vel non poterant, que jacuerunt ciuitati in confusionem et
in nocumentum, guas ordinauimus iuxta iuramentum nostrum ad persoluendum
pro precio, prout valebant. — Primo aream Chonradi Gulesilini pro I sexag. gr.
Item Ludmanni aream dimidiam pro f(ertone). Item Cutnalisse aream pro
II sexag, Item Theoderico carnifici ’/, aream pro f(ertone). Item Nunnen
Klophel */„ fert. pro area. Tidrico oleatori pro XII ulnis in latitudine
VII gr. — De istis omnibus areis prosecuti sumus omnia jura, guia mi- ®
simus proclamare in judicio, in ecelesia, in foro tribus vicibus proclamare, AR
ut redirent ad areas reedificandas, nel venderent. Non fuit factum, ut requi- m
simus jure, non aliguis istorum suprascriptorum venit. Tunc nos inito con-
silio et secundum nostram fidem et juramentum posuimus areas supradictas
pro precio supradicto et misimus ipsas edificare, et si veniunt hospites © =
Z illarum arearnm, sumant pecuniam suprascriptam. Podotýkáme tu, že výpisy
PE podány doslovně se všemi zvláštnostmi, jak v orginálu jsme je nalezli. ara
A vk Ei
n
DEE
x
61
schöner Hyalithe (vom Berge Wilif und von der hohen Lauer, nord-
westlich von Waltsch*) und des stängligen und faserigen, blass
violblauen, röthlichen und gelblichweissen Aragon **) bekannt. Be-
kanntlich beschrieb auch von Reuss***) eine interessante Pseudo-
morphose des Wilířer Hyalith in kugeligen, strahligen und faserigen
Aggregaten angeblich nach Natrolith,
Vor etwa 2 Jahren gewaun das böhmische Museum aus der
- Naturalienhandlung des Herrn W. Frič eine Suite der Waltscher
- Minerale, unter denen sich mehre einer näheren Untersuchung werth
>
ne
erwiesen. In einer bald darauf folgenden Sitzung der naturwissen-
schaftlichen Section des böhmischen Museum zeigte ich drei Minerale
der eıwähnten Suite vor, von denen das eine — in winzig kleinen,
meist milchweissen, kurz sáulenformigen Kryställchen von hexagonalem
Habitus und in nierenförmigen krystallinischen Ueberzügen in Gesell-
schaft des Hyalith auftretend — dem Waltscher Basalte, das zweite
— in etwa 1“ dicken, flach schaligen Piatten — den Basaltklůften,
© das dritte — in Form von faustgrossen Knollen — den Tuffen von
Lubigau westlich von Waltsch entstammte. Auf Grundlage der che-
mischen Voruntersuchung bezeichnete ich erstgenanntes Mineral als
dem Apatit, letztere zwei als dem Osteolith am nächsten stehende
Phosphate.
Ein halbes Jahr darauf, am 31. Oktober 1871 berichtete von
Reuss in den Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt über
zwei neue böhmische Mineralvorkommen von Waltsch, über das des
Comptonit in farblosen Krystallen und das des Aragonit in kurzen
sechsseitigen, milchweissen Säulchen.
Letzteres Mineral stimmt der Beschreibung nach mit dem ober-
wähnten Phospate — das in sechsseitigen, manchen Aragonitzwillingen
sehr ähnlichen Kryställchen erscheint — völlig überein und ist als
Apatit (Var. Staffelit)
„zu bezeichnen. Die kleinsten, vereinzelten oder gehäuften Kryställchen
desselben (circa */„—1““ 1.) sind schwach pellucid und glasglánzend; die.
grösseren (bis 6 l ) haben eine schneeweisse oder graulichweisse Farbe
"sind impellucid, matt oder schwach perlmutterglänzend, doch pflegen
im Inneren derselben und in der Mitte der basischen Flächen schwach
*) Zeph. Mineralng. Lex, 296.
u)
$+)
n » n »
» » V) 30.
grůnlichweisse, durchschimmernde Partien Pofherlébiže zu Sein. Dob
Hervortreten winzig kleiner, meist-der Hauptachse parallel aggregirter
Kıystallsäulchen scheinen ihre Seitenflächen sehr stark gerieft zu a
sein; hiedurch erscheint auch die basische Fläche mehr weniger
krummflächig und drusig, so dass die meisten Kryställchen (Aggregate)
fossähnlichen, garbenähnlichen oder wulstförmigen Gebilden ähnela.
Durch vielfache Verwachsung bilden sie sphäroidische Gruppen,
die wiederum in kugelige und traubige Gestalten übergehen; aber
: „auch diese pflegen durch Hervortreten winzig kleiner Kryställ Ichen a
drusig zu sein und erreichen meist nur dann eine völlig Br n
Oberfläche, wenn sie mit einem zarten Hyalithüberzuge versehen
sind. Es kommen auch einzelne und zu traubenförmigen Ueberzügen
vereinigte, nahezu bis erbsengrosse Halbkügelchen recht häufig vor,
die theils grünlichweiss und schwach durchscheinen!, theils milch- +
gelblich- oder graulichweiss und opak, aus dünnen concentrischen
Schalen bestehen, die wiederum mehr weniger deutlich zartfaserig -
sind. Diese Kügelchen brausen an der Oberfläche gar nicht auf;
-© betupít man das Innere mit Säure, so erfolgt ein kurz andauerndes, _
y stůrmisches Blasenwerfen, welches vorwaltend die Schalenconturen ©
markirt. 5
Wie oben erwähnt wurde, erscheinen die krystallinischen Apatit-
überzüge sehr häufig in Gesellschaft des Hyalith. In den meisten =
Fällen bildet eine Druse von zarten Apatitkryställchen die tiefste i ER
Lage; hierauf folgen abwechselnde Hyalith- und Apatitlagen und die ©
jüngsten pflegen die halbkugelförmigen und fein traubigen Gebilde ©
zu sein, welche aus Apatit und Hyalitschalen oder aus einem innigen ©
Gemenge beider Minerale bestehen und sich durch ein opalartiges
Aussehen auszeichnen.
In meiner (zu agronomischen Zwecken abgefassten) Abhandlung
5 „über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in den Ge-
Ri steinen Böhmens,“ deren Druck zu Ende 1871 vollendet war,*) gab —--
ich bereits für den Waltscher Apatit folgende Bestimmungen an: „Die x u
nierenförmigen, grünlichweissen Krusten und milchweissen oder grau-
lichweissen Krystalldrusen, die an den Kluftwänden des Basaltes von
Waltsch vorkommen, bestehen wesentlich aus phosphorsaurem Kalk ©
mit 30-99, Phosphorsäure nebst einer geringen Beimengung von
Thonerde (4:39), kohlensaurem Kalke (2'9°/,) und Kieselerde (0:49 B |
„ *) Archiv der naturwissensch. Landesdurchforschung von Böhmen IL
SS V. Abth. S. 48,
R 63
© Dieselben breiten sich meist auf Hyalithlagen aus oder sind zwischen
denselben eingeschlossen, wodurch letztere milchweiss und uudurch-
- sichtig werden. Die milchweissen perlsinteráhnlichen Ueberzüge sind
von derselben Art.“
Zu diesen Bestimmungen ist noch folgendes hinzuzufügen: Der
"Wassergehalt betrug 0'5°/,; die Lösung erfolgte unter anhaltendem
= schwachen Brausen mit Zurücklassung eines sehr geringen Rückstandes,
und ausser den erwähnten Bestandtheilen (nebst einer geringen Menge
von Alkalien und einer Spur von Magnesia) trat die Fiuormenge,
-die sich durch eine starke Reaction kund gab, in den Vordergrund.
- Chlor fand sich nicht vor.
Diese analytischen Bestimmungen wurden mit einem Materiale
ausgeführt, das zum grösseren Theile aus Fragmenten der undeutlich
strahlig faserigen, grünlichweissen, an der Oberfläche in winzig kleine
Krystállchen auslaufenden Krusten und nur zum geringen Theile aus
Fragmenten der kleinen Kryställchen bestand.
be Das spez. Gewicht einer Probe derselben Art = 3'083 (bestimmt
©. 2.5. Gr.)-
0 Auf mein Ansuchen wurde im Laboratorium des Herrn Prof.
| Safafik durch Herrn Assistenten K. Preis eine partielle Analyse mit
einer neuen Probe ausgeführt, zu welcher nur reine Fragmente der
Krystalldrusen ausgesucht wurden. |
Das Ergebniss dieser Bestimmung in °/, war folgendes:
. Phosporsäure = 3686
Kalkerde 0:0
k: 2 Thonerde
: Kieselerde =o
Legt man die gefundene Gewichtsmenge der Phosphorsáure der
Berechnung des reinen Apatit und der Beimengungen zu Grunde 80
© resultirt folgendes:
x
Sauerstoffverhältnisse
BE IOS al) l 9x A104
> Bee, 1,58... 1246: 3, 6 4194 87:19°/, Apatit.
ta DH 2
u IR
Hiedurch ergibt sich
für die Analyse ein
kk Ueberschuss von
vy Cao 5.419 und dieser enspricht|
Er RRU en bi
BO 4207 ji 66°, kohlens, Kalk.
Ber
Als weitere Beimen-
gungen sind durch die
Analyse bestimmt:
2.019 die vermutlich in Ver- ER
S bindung mit Wasser © R
als Hydrate auftreten.
21.0.)
SO
98:86
Es besteht daher das untersuchte Mineral aus 87199; chlor- ©
freier und fluorhältiger Apatitsubstanz und aus 9669, kohlensaurem x
Kalk; es stimmt also mit dem Staffelit überein.
Herrn Prof. v. Zepharovich, dem ich das beste Stück des e-
JH
wähnten Staffelit vorgezeigt hatte, gelang es unter den vielen nicht ER
messbaren Krystallen einen '/,“ hohen Kr, herauszufinden, an dem —
die — mehr dem Staffelit als dem Apatit sich nähernde — Be-
stimmung "/, P:ao P = 71" 26° (im Mittel mehrer approximativen Mes- ar
sungen) möglich war.
Perimorphosen des Hyalith nach schalig-faserigen Apatitkrusten. ©
Es wurde oben bemerkt, dass auf den Hyalithlagen des Walt-
scher Basaltes auch nieren- und traubenförmige Krusten vorkommen,
die theils aus abwechselnden, dünnen, concentr. Schalen von Apatit
x
X
und Hyalith bestehen, theils concentrisch schalige und zugleich mehr -- |
weniger deutlich strahlige Gemenge beider Minerale darstellen. Offen-
bar rührt diese Texturausbildung nur von dem Apatit her, dem die %
Hyalithpartikeln in den erwähnten Texturrichtungen eingelagert sind.
Nach Zerstörung des Apatit behält der Hyalith die engpngmele BT
schalig-strahlige Textur, wird jedoch schwammig porös.
Das böhm. Museum enthält mehre schöne Exemplare dieser.
Art. Auf völlig frischen dünnen Hyalithlagen des Waltscher Basaltes ©
breitet sich eine circa "/,“ dicke, graulichweisse, schwammig-poróse ©
Hyalithkruste (von nierenförmiger, jedoch zerfressener Oberfläche) -©
aus, an deren Querbruche die schalig-strahlige Textur sehr deutlich ©
hervortritt. Auf anderen Stücken konnte — bei allmähliger Zer- ©
störung der Apatitschalen — die stufenweise Ausbildung UT
Hyalitbform verfolgt werden.
Von gleicher Entstehungsart sind papierdünne, hohle Halb- Er >“
kugeln des Hyalith, deren Oberfläche durch Eindrücke der zarten
Apatitkrystá'lchen, die eingeschlossen gewesen sind, drusig erscheint.
Bemerkenswerth ist auch die Wahrnehmung der (wiewol sehr“ ©
+ ja
ké ya
wenig hervortretenden) strahligen Textur am Rab solcher r Hyalit A
65
Jagen, die sich durch eine sehr schwache opalartige Trübung aus-
zeichnen.
-
Perimorphosen von Hyalith nach Aragonitkrystallen.
| Bekanntlich hat v. Reuss die strahlig aggregirten Hyalithnadeln
5" -als Pseudomorphosen nach Natrolith beschrieben.*)
Beim Zerbrechen einiger dieser Hyalithnadeln, in denen meist
scharf begrenzte — zuweilen mit einer lockeren bräulichen Substanz
- theilweise gefüllte — Hohlräume mit sechseckigem Querschnitte
wahrzunehmen sind, fielen mir die Winkelmasse als mit Natrolith-
guerschnitten nicht übereinstimmend auf. Bekanntlich messen an
-4 den Natrolithkrystallen die vertikalen Prismenkanten 91° und die
© Combinationskanten des Prisma mit dem Brachypinakoid 134° 30’.
Um eine Messung der inneren sechseckigen Querschnitte der
perimorphen Hyalithnadeln vornehmen zu können, war ich anfänglich
bemüht, entsprechende Dünnschliffe herzustellen; allein dies miss-
lang wegen der bröckligen Beschaffenheit der Nadelaggregate. Bald
sah ich auch ein, dass der Versuch gar nicht nothwendig war, da
kleine Fragmente der Hyalithnadel, mit der Hauptachse des sechs-
eckigen Säulchenhohlraumes an ein Glastäfelchen vertikal angeklebt,
sich zur Messung im Mikroskope vollkommen eignen. Eine genau ver-
tikale Stellung wurde jedoch nicht erzielt, weil die Flächen und Kanten
der Hohlräume von der lockeren, staubartigen Substanz mechanisch
nicht befreit werden konnten; daher konnten nur annähernde Be-
stimmungen erreicht werden.
Es wurden drei Querschnitte gemessen. Der
r
w
eine (Fig. 1) hatte die Form eines gedehnten „eko
Sechseckes, die zwei andern ähnelten regelmässigen se
Hexagonen; an allen waren nur drei auf einander ©
fobgende Winkel «, B, « scharf messbar. Das A 'j
Ergebniss war: a) < « = 122" 30“, 3<B—= 1139 40, X" 1289,
74056) 381187, IIB 116" 50, XI u = 124920; c) Ia = 12"
res; IR 1240,
| Es ist einleuchtend, dass sich die Winkelmasse von 113° 40‘,
116° 50“ und 115° oder das durchschnittliche Winkelmass von 115°
_ . 10‘ auf die Kanten der Prismenfláchen und die Winkelmasse von
122° 30, 123° 40%, 118°, 124° 20‘, 121°, 124° oder das durch-
schnittliche Winkelmass von 122° 15“ auf die Combinations-
: „i M
*) Zeph. Miner. Lex. 296,
kanten der Prismenflächen © mit dem Brachypinakoid beziehen.
Während nun diese Ergebnisse der approximativen Messung von den
Winkelangaben des Natrolithes (OP: ooP—= 91" und cooP:
co Poo = 134930) sehr abweichen, stehen sie denen des Aragd-
nites (o0oP:o0o0P = 116" 10“ und 00 P: 00 Poo = 1219 55%) so
nahe, dass an der Bestimmung der Hyalithnadeln als Perimorphosen ně
nach Aragonit — der in ähnlichen Aggregatformen in basaltischen ©
Gosteinen recht häufig ist — kein Zweifel obwalten kann. (Die durch-
schnittliche Differenz für die Prismenkanten gleicht 1° und für die Zt
Combinationskanten mit dem Brachypinakoid nur 20 Und diese so)
Differenz hat nur darin ihren Grund, dass die Vertikalstellung der
Kantenabdrücke wegen der mangelhaften Pelluciditát der Hohlräume - “N
nicht erzielt wurde.) ESTER
Das böhm. Museum besitzt drei Stücke dieser schönen Peri- SR
morphosen. Auf einer reinen Hyalithlage des einen Stückes ruht eine ©
grössere halbkugelförmige, graulich weisse Partie, die aus langen,
strahlenförmig aggregirten Hyalithnadeln besteht, die stellenweise
durch Hyalithsubstanz verkittet sind; neben diesen finden sich mehre :
sternförmig strahlige und faserige Partien, die auf den ersten Blick
an ähnliche Aragonitaggregate erinnern ; auch kleine, milchweisse ©
Hyalithkügelchen erscheinen von strahlig aggregirten BD Er
durchspickt. NER,
Die zuweilen recht langen Nadeln der strahligen Aggregate činů tě
an der Oberfläche rundlich geflossen und höckerig, ihre Hohlräume
jedoch ebenflächig und scharfkantig. — a
Die Substanz, aus der Apatit und Hyalith ihren Une x
nehmen und die ohne Zweifel ein Ausscheidungsprodukt des Ba-
saltes ist, stellt eine gelbliche und bräunliche, bröcklige und ziem- ©
lich weiche, muschlig brechende und schwach wachsglänzende Masse ©
dar, welche die Blasenräume und Hóhlungen des zersetzten Basaltes ©
mandelartig ausfüllt. Wo sie fehlt, da sind die Wandungen der (=
vitäten mit ihren Edukten, dem Hyalith und Apatit bedeckt. RAR,
Nach qualit. Untersuchung ist sie wesentlich ein Gemenge von
amorpher Kieselerde mit Apatitsubstanz. A
Das plattenförmige blasige Basaltgestein (von Wilíř), auf dem
die bisher erwáhnten Minerale vorkommen, ist ein Andesitbasalt, n
dessen Zirkel unter den Feldspathbasalten bereits Dune gethan.
*) Basaltgesteine, S. 123.
: | 67
(Comptonit Phillepsit und Chabasit in Drusenräumen des Leucit-
EN nephelinbasaltes südwesti. von Waltsch.
In den Drusenräumen des in der Umwandlung vorgeschrittenen
ER, Leucit-nephelinbasaltes aus unmittelbarer Nähe südwestl. von Waltsch
- auf denen kleine, vereinzelte
erscheinen mehre von anderen Punkten des böhm. Basaltgebietes
wohl bekannte Minerale, von denen der
Comptonit
R BR bereits von v. Reuss beschrieben wurde. Derselbe erscheint in kleinen,
beinahe farblosen, zu Drusen vereinigten Kryställchen, die nach unten
in faserige Massen übergehen. Die Krystalle stellen die gewöhnliche
Combination o Pw . oaPw.w P mit dem sehr stumpfen Makro-
"doma von 177% 35' dar.
An den im böhm. Museum befindlichen Basaltstücken bildet
-der Comptonit dünne, gelblich- und graulichweisse Krystalidrusen, die
stellenweise mit einem äusserst zarten, dünnen, traubenförmigen, meist
zu Limonit umgewandelten Stilpnosideritüberzuge versehen sind und
Phillipsit-
Krystalle aufsitzen. Dieselben, circa 1 i. und ",““ br., sind theils
farblos, theils schwach milchig oder krhlidhreii "getrüht, ee
zend und häufig an beiden Enden ausgebildet.
Die zarten, netten Kıyställchen stellen die wie einfachen Ks.
stalle erscheinenden, vollkommenen Durchkreuzungszwillinge mit coin-
- eidirenden Hauptachsen der Combination v. Po. wPw .P, wobei *
- die sehr stumpfe Kante, welche die Pyramidenflächen in zwei Felder
theilt, zumeist schwach, aber dennoch deutlich zu sehen ist. Die im
Mikroskope gemessenen Polkanten ergaben die Winkel von 120°35’
und 119°10° (statt 120942“ und 119°18% nach Miller.*) Die Riefung
der Pyramidenflächen, parallel den . Combinationskanten mit dem ©
Prisma, wurde nicht bemerkt, dagegen erschienen mehrere zarte
Klůften parallel dem einen Pinakoide. **)
Ausser den mit Comptonit und Phillipsit versehenen fanden sich
in der erwähnten Mineralsuite zwei mit jenen völlig übereinstimmende
Basaltstücke vor, deren Drusenräume mit winzig kleinen, zu Dm
© dicht zusammengeháuften
*) Der Nonius zu der Kreiseintheilung meines Mikroskopes gibt nur '/;“ an.
**) Dieser Phillipsit schmilzt sehr schwer zu einem schwach blasigen, trüben
Glase und wird von Salzsäure unter Abscheidung von pulveriger (nicht.
gelatinöser) Kieselerde zersetzt.
5*
2008
Chabasit- Br | Bu S
krystallen ausgekleidet waren. Diese, meist Durchkreuzuneszwillinee er
von R. (94° 30° im Mikroskope gemessen), sind stellenweise fast ©
farblos, gewöhnlich (von Limonit schwach inprágnirt und hiedurch) —
gelblich oder bräunlich gefärbt und in verschiedenen Graden pel- —
lucid. Ihre Flächen sind meist spiegelnd glatt, seltener federartig —
gerieft. Zwischen denselben fand sich ein winzig kleiner Phillipsit- -
krystall vor, der von ganz kleinen Chabasitkryställchen bedeckt war.
Es besteht somit die paragenetische Reihenfolge: a) Comptonit se
d) Phillipsit, c) Chabasit. s
Osteolith.
Analog dem Vorkommen bei Schönwalde unweit Böhm. Friedland,
finden sich auch in den festen Basalten von Waltsch mehre Zolle
dicke Platten von Osteolith vor, die sich in dünne parallele Schalen
spalten lassen. 2
Die Substanz derselben, weiss oder gelblichweiss, von En
erdigem Bruche, besteht wesentlich aus basisch phosphorsaurem —
Kalke, mit ewas kohlensaurem Kalke gemengt und ist ohne Zweifel
ein Zersetzungsprodukt des im Basalte enthaltenen Apatites.
Eine Probe von 3:8 Gr. ergab das spez. Gew. — 2'831.
Phosphate der basaltischen Tuffe. ;
In meiner Abhandlung „über die Verbreitung des Kali und der. N
Phosphorsäure in böhmischen Gesteinen“ habe ich den verháltniss- —
mässigen Reichthum böhmischer Basalttuffe an phosphorsaurem Kalke
erwähnt und namentlich hervorgehoben, dass in den Tuffen „zuweilen ©
Ausscheidungen des basisch phosphorsauren Kalkes, mit kohlensaurem —
Kalke gemengt, als graulich-, grünlich- oder gelblichweisse,
poröse, feinerdige Massen vorkommen, die in Nestern und
Adern von mehreren Zollen bis über einen Fuss mächtig, die Tufte ©
_ durchsetzen.“ *) E
Ausserdem — erwáhnte ich in der vorgenannten Abhandina = i zl
kommen zuweilen, einzelnweise in den Tuffen eingebettet, röthliche
(eischrothe), röthlich- und gelblichweisse, kompakte Knollen von 5
glatter, schwach fettglänzender und röthlichweisser Oberfläche von, © “
deren matten, flach muschligen Fragmente sich fettig anfůhlen, an zů
der Zunge haften und eine starke Phosphorsáurereaktion geben. ©
Während das Innere mehrer Knollen ziemlich eleicharlig er-
*) Archiv der naturwissenschaftlichen Landesdurchforschung - von (Bal
II. B. V. Abth, S. 49. Ki
69
scheint, bestehen andere aus lichter (gelblich- oder róthlichweiss)
© und dunkler (fleischroth) gefärbten Partien oder auch aus, durch
Aederchen einer erdigen Substanz getrennten, scharfkantigen Stücken.
Die lichten, schwach gelblich- oder röthlichweissen Partien haben
-ein erdiges Aussehen und erinnern an dichten Phosphorit, während
die fleischrothen Partien in den äusseren Merkmalen mit Bol über-
einstimmen.
2 Die Härte der Knollenfragmente — 2 — 3, das spez. Gew. der
‘dunklen, röthlichen Fragmente (mit 6 Gr. bestimmt) — 2'749; das
der lichten röthlichweissen (mit 7 Gr. b.) = 2990.
Auf mein Ansuchen hat Herr K. Preis, Assistent im Labora-
torium des Herrn Prof. Šafařík eine partielle quantitative Analyse
- sowohl der lichten, als auch der fleischrothen Fragmente vorge-
nommen.
Die Analyse ergab in °/,:
für die lichten für die fleischrothen Fragmente
Phosphorsäure — 3409 . . . 2949
Kalkerde = BU ASZ jee 1:43.10
Magnesia = 123.. . . nicht bestimmt
oeerde — 054... . 3%
© Eisenoxyd
- — Unlóslicher
Ha Rückstand? —" "083 322.2 974
P Glülwerlust === 464. 0) 7.66
Kohlensäure == nichtbestimmt . 450 somit erübrigt für die nicht
- bestimmten Be-
-standtheile BHO RE N]
100 100
In Uebereinstimmung mit dem spezifischen Gewichte der lichten
und der fleischrothen Varietät zeigen die analytischen Ergebnisse,
- dass erstere einer reinen Phosphoritsubstanz (der verhältnissmässig
nur eine geringe Menge des Kalkmagnesiakarbonates beigemengt ist)
ziemlich nahe steht, während letztere Varietät ausser den Carbonaten
- auch mit einem bolähnlichen Silikate (circa 14°/,) gemengt ist.
-Zur Messung von Kantenwinkeln an Krystallen im Mikroskope.
Die vorgenommene Messung der Hyalithperimorphosen hat mich
-© zu weiteren Versuchen über die Messung von Kantenwinkeln an
© Krystallen im Mikroskope geführt. Ich habe eine Reihe von winzig
kleinen Krystallen mit bekannten Winkelmassen gemessen und war
Verháltnissen“) möglichen Genauigkeit überrascht.
tikalstellung der Kante, deren Winkel zu messen ist. Zu diesem
Zwecke klebe ich den zu messenden Krystall mittelst (durch Er- a
wärmen dückflüssiger gemachten) Damarralack auf ein dünnes: Glas-
Offenbar handelt es sich (nebst der genauen , Kreiseintheilung n 2
und der entsprechenden Noniusvorrichtung) nur um die genaue Ver-
täfelchen (Deckgläschen) an und erziele mittelst eines untergelegten Er
CBA
(ganz kleinen) Planspiegels (auf dem Tischchen des mom die -
Vertikalstellung der zu messenden Kante.
Hoffentlich würde ein durch Mikrometerschrauben beingelichen? :
Tischehen am Mikroskope oder eine ähnliche Vorrichtung P Hp:
Vertikalstellung der Kante) noch bessere Dienste: leisten. P
Jedenfalls empfiehlt sich diese Methode namentlich für jene
Fälle, wo das Reflexionsgoniometer nicht anwendbar ist.
Prof. Dr. Emil Weyr hielt einen Vortrag: „Über Punkönyeleiht,
anf razionalen Curven“. ij
Es gibt in der Geometrie gewisse Fragen, welche. man als Haupt-
fragen bezeichnen könnte und durch deren Beantwortung eine ganze
Merge anderer spezieller Aufgaben gelöst wird. Zu diesen gehört
unter Anderem die Frage nach den „Erzeugnissen geometrisch
verwandter Punktsysteme auf razionalen Curven“.
Wenn auf einer razionalen ebenen oder räumlichen Curve. G
zwei m — n-deutige Punktsysteme gegeben sind und wenn man, die, A
einander entsprechenden Punkte durch Gerade verbindert, so werden ©
diese im Falle einer ebenen Curve eine Enveloppe und im Falle einer ©
räumlichen Curve eine windschiefe Fläche erzeugen, welche wir als
das Erzeugniss der beiden m — n-deutigen Systeme bezeichnen.
N Um die Natur dieses Erzeugnisses diskutiren zu können, ist
es wichtig, einige andere, sonst auch hervorragende Fragen zu ji
lösen, und Sal zunächst von diesen gesprochen werden. Zunächst die
s
Frage nach der Anzahl der einer quadratischen Involution und zwei :
auf demselben Träger mit ihr befindlichen m — n- deutigen Gebilde. Bi
meinschaftlichen Elementenpaare. Wenn man es so einrichtet, was
unbeschadet der Allgemeinheit der Sache geschehen kann, dass die
en der Involution jene werden, denen die Parameter-
71
RI, @-+y=0
thread die Verwandtschaftsgleichung:
Fesyj= 0
- der beiden m — n-deutigen Gebilde eine algebraische Gleichung ist,
‚welche x im m-ten und y im »-ten Grade enthält. Um die, den
beiden Gebilden und der Involution gemeinschaftlichen Elementer-
paare zu finden, hat man somit in die letzte Gleichung y = — x
einzusetzen. Das wird aber für x zu einer Gleichung führen, welche
offenbar vom (m + n)-ten Grade sein wird, woraus wir demnach
schliessen : Ä
„Dass zwei m — n-deutige mit einer quadratischen
‘Involution auf demselben Träger befindlichen Gebilde
mit dieser (m+n)-Elementenpaare gemein haben“.
Auf Grund dieses Ergebnisses können wir nun leicht nachweisen,
dass das Erzeugniss zweier m—n-deutigen Punkt-
systeme auf einem Kegelschnitte (Träger) eine Curve
(m + n)-ter Classe ist“.
In der That bestimmen die durch einen beliebigen Punkt der
Ebene des Kegelschnittes gehenden Strahlen auf dem Kegelschnitte
eine quadratische Punktinvolution, welche mit den beiden m — n-deutigen
Punktreihen (m —-n) gemeinschaftliche Punktepaare besitzt, welche
"zu ebensoyielen nie: den angenommenen Punkt gehenden en
des Erzeugnisses Veranlassung geben. Weiter folgern wir hieraus,
dass, wenn aufdemselben Träger zweim—n-deutige und
zwei p— g-deutige Elementensysteme gegeben sind, es
immmer (m-+n) (p+g) Elementenpaare gibt, welche
sowohl in den ersten, als auch in den letzten zwei Ge-
bilden Paare entsprechender Elemente sind“. Denn über-
trägt man die vier Systeme als Systeme von Punkten auf einen
Kegelschnitt, so ist das Erzeugniss der ersten zwei eine Curve
(m —+-n)-ter Classe, und das Erzeugniss der beiden anderen eine
- Curve (p — g)-ter Classe. Diese beiden Curven haben (m + 1) (p + 9)
gemeinschaftliche Tangenten , welche zu. ebensovielen den beiden
Gebildepaaren gemeinschaftlichen Paaren entsprechender Elemente
Veranlassung geben. Wenn zwei »-deutige auf demselben , Träger
befindlichen Gebilde die besondere Eigenschaft haben, dass jedem
Elemente, ob man es zu dem einen oder dem anderen Gebilde
rechnet, dieselben n-Elemente entsprechen, so nenren wir das von
den beiden Gebilden dargestellte System ein symmetrisches Ele-
mentensystem »-ten Grades.
=
12
„Das Erzeugniss eines auf einem Kegelschnitte
befindlichen symmetrischen Elementensystemes n-ten Br.
Grades ist eine Curve n-ter Classe“.
Da ein solches System nur ein Speziellfall zweier n — n-deutigen — .“ :
' Punktsysteme ist, so sollte das Erzeugniss eine Curve n + n-ter, d. i. s:
@n-ter Classe sein. Da jedoch die entsprechenden Punkte sich ver-
- tauschungsfähig entsprechen, so stellt die Verbindungslinie je
zweier von ihnen zwei Lagen der Tangente des Erzeugnisses dar, nd ©
das Erzeugniss ist somit wirklich eine. Curve = d. i. n-ter Ulasse.
Hieraus folgt auch, dass „zwei symetrische Elementen-
systeme vom n-ten und m-ten Grade mn gemeinschaftli-
cheElementenpaare besitzen“. Ebenso: „Ein symmetrisches
Elementensystem »-ten Grades hat mit zwei auf dem- .
selben Träger befindlichen p—g-deutigen Gebilden — :
n(p-+ 9)-gemeinschaftlichen Elemehtenpaare“.
Die Involution »-ten Grades ist wieder ein spezieller Fall der =
symmetrischen Elementensysteme ( — 1)-ten Grades und entsteht aus
einem solchen dadurch, dass sich die entsprechenden Elemente in
geschlossene n-elementige Gruppen ordnen. Das Auftreten einer
solchen Gruppe genügt, um ein symmetrisches Elementensystem
(n — 1)-ten Grades zu einer Involution »-ten Grades zu TRADMeN, Aus 2 Ý
obigem geht hervor: ;
„Das Erzeugniss einer Punktinvolution »-ten Gra-
des auf einem Kegelschnitte ist eine Curve (n—1)-ter
Classe*.
Diese Curve nennen wir dann die Involutionscurve.
Ferner folgt aus dem Vorhergehenden: „Zwei auf dem- ©
selben Träger befindliche Involutionen m-ten und n-ten
Grades besitzen (m — 1) n— 1) gemeinschaftliche Ele- = p
mentenpaare“. Ebenso: „Eine Involution ster Ordnung
hatmitzweim—n-deutigenauf demselben Trägerbefind ©
lichen Gebilden (s— 2). (m-+n) Elementenpaare gemein‘.
„Eine Involution s-ter Ordnung hat mit einem, auf
demselben Träger befindlichen symmetrischen Elemen-
tensysteme -ten Grades Ve S
schaftlich“. REM
Es sei nun CÚ; eine razionele höhe Curve s-ter Ordnung, Ri
auf welcher zwei m — »-deutige Punktsysteme sich befinden mögen. i
Wenn man je zwei entsprechende Punkte der beiden Sys mit ko
73
_ einander durch eine Gerade verbindet, so werden alle so erhaltenen
Geraden eine Curve einhüllen, welche wir als das Erzeugniss der
beiden Punktsysteme bezeichnen. Um die Classe des Erzeugnisses
zu bestimmen, fragen wir nach der Zahl der durch einen beliebigen
Punkt gehenden Tangenten desselben. Nun bestimmen aber die durch
einen beliebigen Punkt gehenden Strahlen auf dem Träger C, eine
Punktinvolution s-ten Grades, welche mit den beiden m — n-deutigen
Punktsystemen (s— 1) (mn) Punktepaare gemein hat; jedes der-
selben liefert eine, durch den betreffenden Punkt gehende Tangente
-des Erzeugnisses. Wir haben somit den Satz:
„Zwei m-n-deutige auf einer razionalen ebenen
Curve s-ter Ordnung befindlichen Punktsysteme er-
zeugen eine Curve (s—!) (m--n)-ter Classe“,
Durch eine analoge Betrachtung gelangt man zu den Ergebnissen:
„Ein, auf einer razionalen ebenen Curve s-ter Ordnung,
befindliches symmetrisches Punktsystem »-ten Grades
erzeugt eine Curve n(s— 1)-ter Classe“.
„Eine auf einer razionalen ebenen Curve s-ter
> Öednting befindliche Punktinvolution »-ten ken er-
zeugt eine Curve (1—1) (s—1)-ter Classe“.
' Die Classenzahl des Erzeugnisses reduziert sich, wenn in einem
"oder in mehreren der Doppelpunkte der Grundcurve C, entsprechende
Punkte vereinigt sind. In der That, wenn ein Doppelpunkt der
6-1)6-29)
Er
Punkte der beiden Systeme vereinigt, so ist jede durch ihn gehende
Gerade als Tangente des Erzeugnisses aufzufassen, so dass der
_ Doppelpunkt als Curve erster Classe in das Gesammterzeugniss ein-
geht. Wenn man solche Punkte aus dem Erzeugniss ausscheidet, so
erhält man den Satz:
„Wenn 7 von den Doppelpunkten der Curve C, je
ein Paar entsprechender Punkte enthalten, so ver-
ringert sich die Classenzahl des Erzeugnisses in den
drei letzten Fällen um r Einheiten“.
Es kann auch geschehen, dass die Grundcurve mehrfaehe
Punkte besitzt. Wenn ein solcher p-facher Punkt g einander ent-
sprechende Punkte vereinigt (2 < p) von denen keine zwei auf dem-
selben Curvenzweige liegen, so reduziert dies die Classenzahl des
. Grundcurve | solcher gibt es | zwei etsprechende
Erzevgnisses um ——— -- > Einheiten.
Ebenso leicht lassen sich die Erzeugnisse . Wehen Tan- se
gentensysteme auf einer razionalen ebenen Curve s-ter Classe be-
handeln. Zwei solche m — n deutige Tangentensysteme erzeugen eine ©
Curve (s— 1) (m-+n)-ter Ordüung. Ein symmetrisches Tangenten-
system n-ten Grades erzeugt eine Curve » (s — 1)-ter Ordnuug. Eine ©
Tangenteninvolution n-ten Grades erzeugt eine Curve (1 — 1) (s— Peter
Ordnung. A
Wenn C, eine razionale Raumcurve s-ter Ordnung ist und ich \
auf derselben zwei m — n-deutige Punktsysteme befinden, so wird
das Erzeugniss der beiden Systeme aus der Gesammtheit der ent- —
sprechende Punkte verbindenden geraden Linien bestehen, d.h. eine ©
windschiefe Fläche sein. Um den Grad dieser Fläche zu bestimmen, _
haben wir die Zahl der Erzeugenden zu bestimmen, welche eine will-
kürliche Gerade G treffen d.h. mit ihr in ‚derselben Ebene sich -
befinden: Nun bestimmen die durch G. gehenden ein Ebenenbüschel
bildenden Ebenen auf der Curve C, eine Punktinvolution s-ten Grades,
welche mit den beiden Punktsystemen (s —.1) (m -+ n) gemeinschaft-
liche Punktepaare; besitzt; von denen jedes zu einer die Gerade G
schneidenden Erzeugenden der Regelfläche Veranlassung giebt. ‚Wir
haben somit den Satz: Ren
„Zwei auf einer razionalen Raumcurve s-ter. Ord-
nungbefindlichen m—n-deutigen Punktsysteme erzeugen N
eine Regelfläche (s— 1) (m+n)-ter Ordnung“. PT
Für diese Regelfläche ist die Raumcurve C, eine
(m -+ n)-fache Curve, da durch jeden Punkt derselben (mn)
Erzeugende der Fläche hindurchgehen. Es sind dies diejenigen Ge-
raden, welche den Punkt mit jenen Punkten verbinden, welche ihm
im m-deutigen und im »-deutigen Systeme entsprechen.
Jede Erzeugende der Regelfläche schneidet eine bestimmte Anzahl N
anderer Erzeugenden in Punkten, welche einer Doppelcurve der Fläche ©
entsprechen. Da die, durch irgend eine Erzeugende gehenden Ebenen
auf der Raumcurve C, eine Involution (s — 2)-ter Ordnung bestimmen —
und diese mit den m — n-deutigen Systemen (s— 3) (mn) ge-
meinschaftlichen Elementenpaare besitzt, so erkennen wir: „dass ©
jede Erzeugende der behandelten Regelfläcke 6-3)
(m--n) andere Erzeugende in Punkten einer Dopnek ra
curve schneidet“. va
In ähnlicher Weise ergeben sich die Resultate: n iu ok
„Ein, auf einer razionalen Raumcurve ster Ord- ©
nung befindliches symmetrisches Elementensystem
N
75
n-ten Grades erzeugt eine Regelfláche n(s—1)-ter
Ordnung“.
Für dieselbe ist die Raumeurve eine »-fache Curve
und jede Erzeugende schneidet andere (s—3)m Er-
zeugende in Punkten einer Doppelcurve.
„Bine auf einer razionalen Raumcurve s-ter Ord-
nung befindliche Punktinvolution n-ten Grades er-
zeugt eine Regelfläche (n— 1) (s— 1)-ter Ordnung, für
welche die Raumcurve eine (n — 1)-fache Curve ist. Jede
_ Erzeugende schneidet weitere (s— 3) (n— 1) Erzeugende
in Punkten einer Doppelcurve der Fläche.“
Die einfachsten Raumcurven sind die Raumcurven dritter Ord-
nung. Für diese ergeben sich aus dem Vorstehenden folgende Re-
sultate:
Zwei auf einer Raumcurve 3-ter Ordnung befind-
lichen m—n-deutigen Punkt-Systeme erzeugen eine
Regelfläche 2(m—n)-ter Ordnung, für welche die Raum-
eurve eine (m-+n)-fache Curve ist. Keine Erzeugende
wird von anderen Erzeugenden geschnitten.“
„Ein auf einer Raumcurve dritter Ordnung befind-
liches symmetrisches Punktsystem n-ten Grades er-
zeugt eine Regelfläche M-ten Ordnung, für welche die
- Raumcurve eine n-fache Linie ist. Keine Erzeugende
wird von anderen Erzeugenden geschnitten“
„Eine auf einer Raumcurve dritter Ordnung be-
. findliche Involution »-ten Grades erzeugt eine Regel-
fläche 2(n— 1)-ter Ordnung, für welche die Raumcurve
eine a — 1)-facheLinie ist. Keine Erzeugende wird von.
anderen geschnitten.“
Für besondere Werthe von m und » erhält man folgende be-
merkenswerthen Resultate:
Für mzinz1:
„Zwei projektivische Punktreihen auf einer SLR
curve dritter Ordnung erzeugen eine Regelfläche vier-
ter Ordnung, für welche die Raumcurve eine Doppel-
curveist.“ |
. Ferner: ;
„Ein symmetriches Punktsystem zweiten Grades
auf einer Raumcurve dritter Ordnung erzeugt, eine
de ná
76
Regelfläche vierten Grades, für welche die Raumourve
eine Doppelcurve ist.“ V
„Eine Punkt-Involution zweiten Grades aufeiner ©
omeurve dritter Ordnung erzeugt eine Regelfläche n
zweiten Grades (Hyperboloid).“ :
Umgekehrt kann jede Regelfláche zweiten Grades auf nnendhoh Me.
viele Arten durch quadratische Involutionen von Punkten auf Rum
curven dritter Ordnung erzeugt werden.
„Eine cubische Punktinvolution aufeiner Raum-
curve dritter Ordnung erzeugt eine Regelfläche vier-
ten Grades, für welche die Raumcurve eine Doppel-
curve ist.“ |
- ‚Schliesslich möge noch auf eine besondere Eintheilungsart der
Regelflächen vierter Ordnung aufmerksam gemacht werden.
Bekanntlich besitzt jede Regelfläche vierter Ordnung eine räumliche
Doppelcurve C, dritten Grades. Nun lässt sich leicht nachweisen, dass
durch jeden Punkt x dieser Doppelcurve zwei Erzeugende der Fläche
hindurchgehen müssen. Denn der Kegel, dessen Leitlinie C, und
dessen Scheitel z ist, ist ein Kegel zweiten Grades und wird die —
Fläche daher in einer Curve achter Ordnung schneiden. In diesem
Schnitte ist die Doppelcurve als Bestandtheil 2.3 = 6ter Ordnung
enthalten, so dass noch ein weiterer Theil zweiter Ordnung übrig-
bleibt. Dies können jedoch nur zwei durch x gehende gerade Linien
(Kegelkanten) sein, da, im Falle der Schnitt ein Kegelschnitt wäre,
jede Kante des mehrerwähnten Kegels mit der Regelfläche fünf _
gemeinschafliche Punkte hätte was nicht angeht.
Die beiden durch x gehenden Erzeugenden bestimmen auf G, i
zwei neue Punkte y,y,, welche wir als dem Punkte x entsprechende
Punkte betrachten können.
Da der Punkt z jedem der Punkte y ebenso entspricht, wie
die letzteren dem ersteren, so erhalten wir auf C, offenbar ein sym- ©
metrisches Punktsystem 2ten Grades. Wir seheu somit:
„Die Erzeugenden einer allgemeinen Regelfläche
vierten Grades schneiden die Doppelcurve (dritter © u
Ordnung) in entsprechenden Punkten eines sym
schen Punktsystems zweiten Grades.“ BR
Umgekehrt ist somit das Erzeugniss eines auf einer Rauncurre i P;
dritter Ordnung befindlichen symmetrischen Punktsystems main %
Grades eine allgemeine Regelfläche vierter Ordnung. Ar
Da ein symmetrisches Elementensystem vier Elemente Wi kot.
77
x
“welche sich selbst entsprechen und ferner vier solche Elemente,
denen zusammenfallende Elemente entsprechen, so schliessen wir:
„Unter den Erzeugenden der Regelfläche gibt es
vier, welche die Dop pelcurve C, berühren.“
„Auf der Doppelcurve C, gibt es vier Punkte, durch
welche zusammenfallende nikeuebudt hindurchgehen
(Cuspidalpunkte).“
In ähnlicher Weise liessen šich andere Eigenschaften dieser
Flächen entwickeln. Das symmetrische Punktsystem zweiten Grades,
dessen Erzeugniss die en ist, kann sich in verschiedener
Art spezialisiren.
1) Das symmetrische Punktsystem geht über in eine cubische
Punktinvolution. In diesem Falle gehen die Ebenen, welche durch
die Tripel entsprechender Punkte gelegt werden können, insgesammt
durch eine feste Gerade Z, welche als Leitlinie der Fläche auftritt.
In der That ist die cubische Involution durch zwei Punktegruppen
bestimmt, welche wieder zwei, sich in einer Geraden L o
Ebenen bestimmen.
Jede durch Z gehende Ebene trifft die Raumcurve C; in einem
neuen Tripel entsprechender Punkte, so dass die Regelfláche durch
© Bewegung einer Geraden erzeugt werden kann, welche längs der festen
Geraden L so hingleitet, dass sie die Raumcurve C, zweimal durch-
schneidet. Jede durch Z gehende Ebene ist somit, weil sie drei
Erzeugende enthält, eine dreifach berührende Ebene. Auch hier gibt
es vier die Raumcurve berührende Erzeugende und vier Cuspidal-
punkte, welche in den vier durch Z gehenden Tangentialebenen der
Raumcurve C; liegen.
2) Das symmetrische Punktsystem zweiten Grades wird durch
zwei projektivische Punktsysteme auf C, dargestellt. Denn hat man
zwei solche Systeme auf C,, so kann man jeden Punkt x der Curve
einmal zu dem einen und das anderemal zu dem auderen Systeme
rechnen und erhält so zwei entsprechende Punkte y, %,-
Die beiden Doppelpunkte der projektivischen Punktsysteme sind
hier die Cuspidalpunkte und deren Tangenten sind die, die Raum-
(curve berührenden Erzeugenden. Dieser Fall tritt immer ein, wenn
‘im allgemeinen Falle je zwei Cuspidalpunkte zusammenfallen.
Wir könnten daher die Regelflächen in drei Arten eintheilen:
L Allgemeine (symmetrische) Regelflächen vierter
Ordnung, deren Erzeugende auf der Doppelcurve ein symmetri-
sches Punktsystem zweiten Grades bestimmen. Dieselben haben vier
Ne.
Cnapidalptınkte auf ‚der. Doppelcurve, und vier. diese herührende
Erzeugende.
Als Unterabtheilungen ‚könnten betrachtet Bee
a) Regelfläche mit zwei, zusammenfallenden Cuspidolpunkten
(wobei auch zwei berührende Erzeugende zusammenfallen).
b) Regelfläche mit drei zusammenfallenden Cuspidalpunkten (und.
berührenden Erzeugenden). ; >
c) Regelfläche mit vier zusammenfallenden Cuspidalpunkten (nd
berührenden Erzeugenden). EN >
II Involutorische Regelflächen vierter re = rohe
deren Erzeugende auf der Doppelcurve eine cubische Involution er- u.
zeugen. Je drei Erzeugende liegen in einer durch eine feste Gerade L
gehenden (dreifach berührenden) Ebene. Von den vier Cuspidalpunkten © AN
liegt je einer mit je einer berührenden Erzeugenden in einer durch
L gehenden Ebene. Auch hier hat man Unterabtheilungen: | ER
a) Involutorische Regelfläche mit zwei zusammenfallenden Cuspi- Be
dalpunkten (und berührenden Erzeugenden). Dieser Fall tritt ein,- ©
wenn die cubische Punktinvolution einen dreifachen Punkt besitzt.
Die Gerade L liegt hier in einer Schmiegungsebene der Raumcurve (;. 4
b) Projektivisch-involutorische Regelfláchen. Dieser Fall tritt Ba,
ein, wenn je zwei Cuspidalpunkte (und berührende Erzeugende) 3
zusammenfallen, d. h. wenn die cubische Punktinvolution zwei drei-
fache Punkte besitzt. Iu diesem Falle bildet die Involution zugleich ©
projektivische Reihen. Die Gerade L ist in diesem Falle die Schnitt- © ©
linie zweier Schmiegungsebenen von C,, d.h. eine Axe der Doppelcurve. A
II. Projektivische Regelflächen vierter Ord- Bi
“mung, deren Erzeugende auf der Doppelcurve C, entsprechende ji
Punkte zweier projektivischen Reihen bestimmen. a hat hier zwei
© Cuspidalpunkte und zwei berührende Erzeugende. Dieser Fall tritt
als Spezialfall des allgemeinen Falles (I) auf, wenn von den vier
Cuspidalpunkten je zwei zusammenfallen. Der Specialfall (II, 5) ist
hinwieder ein besonderer Fall dieses Falles (III). Aus der Theorie
der symmetrischen Elementensýsteme zweiten Grades und der cu-
bischen Involutionen folgt:
„Eine allgemeine Regelfläche vierter Or
istbestimmt, sobald man ausser der DOREEN
C, fünf z Pp on kennt.“
„Bineinvolutorische Regelfläche vierter Ord- a
nungistbestimmt, sobald man ausser der Doppeh ©
curve zwei Tripel von Erzeugenden kennt. A:
79
Tripel wird von drei in derselben Ebene gelege-
nen Erzeugenden gebildet. Oder ein Tripel und
zwei Erzeugende Durch die Doppeleurveundvier
V Erzeugendesind zwei involutorische Regelfláchen
. bestimmt.“
Im letzten Falle sind die Linien Z jene zwei Geraden, welche
die vier Erzeugenden gleichzeitig schneiden.
i „Eine projektivisch-involutorische Regelflä-
che vierte Ordnung ist durch ein Tripel von Er-
zeugenden bestimmt.“
Die zugehörige Gerade L ist die in der Ebene des Tripels ge-
legene Axe der Doppelcurve.
„Eine projektivische Regelfläche vierter Ord-
nung ist bestimmt, sobald man ausser der Doppel-
eurvenoch dreiErzeugende kennt“
Da jede Erzeugende eine Sekante der Doppelcurve C, ist und
da durch jeden Punkt des Raumes nur eine einzige Sekante von C,
hindurchgeht, so ist klar, dass man bei den vorhergehenden Bestim-
mungsarten der Regelfläche Erzeugende für Erzeugende durch Punkte
der Fläche ersetzen kann.
Endlich sei noch bemerkt, dass die Developpable der Raum-
curve dritter Ordnung nur ein besonderer Fall der projektivischen
Regelfláchen vierter Ordaung ist, welcher dann eintritt, wenn man
jedem Punkt der Doppelcurve C, den unendlich nahen Nachbarpunkt
entsprechen lässt.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 24. Februar 1873.
Vorsitz: Tomek.
Das a. o. Mitglied H. Dr Joseph Kalousek las den Anfang
einer längeren kritisch-polemischen Abhandlung über Prof. Ottokar
. Lorenz' „Deutsche Geschichte“, insoweit dieses Werk iu die
böhmische Geschichte eingreift. Der Vortragende charakterisirt das-
selbe als ein parteiisches, zu jener Kategorie von Schriften zählendes,
welche die Geschichte Böhmens zu verunstalten trachten. Die Vorein-
genommenheit des Verfassers gegen alles Nichtdeutsche wurde zu-
nächst an einigen der böhmischen Geschichte fremden, zumeist der
Ro
80
ungarischen Geschichte entnommenen Beispielen nachgewiesen. Was
speciell die Behandlung der Geschichte Přemysl Ottokar des II. bec. «
trifft, so habe sich der Verfasser, sowie viele Andere vor ihm, eine
KR
a)
grósstmogliche Herabsetzung dieses böhmischen Königs zur Aufgabe er
gemacht; da aber die alten Vorwürfe und Verleumdungen sich vor
er sich zur Erreichung des vorgestreckten Zieles ein völlig neues Feld
„der modernen Geschichtskritik als unhaltbar erwiesen haben, so habe —
ausersehen, indem er im Gegensatze zu allen Überlieferungen und ©
zur Darstellungsweise sämmtlicher bisheriger Geschichtschreiber steif
und fest behauptet, Ottokar sei kein Feldherr gewesen, und die
kriegerische Popularität, die er bis auf diese Tage genossen hat, sei
eigentlich nur durch systematische Lügen begründet worden. Um
einen allgemeinen Massstab zu finden, womit der Verfasser den Grad
der von ihm entdeckten militärischen Unfähigheit Ottokars messen
mag, hat H. Kalousek die sämmtlichen Feldzüge dieses Königs auf-
gezählt, das jeweilige Resultat hervorgehoben, und dabei das Ver-
halten des H. Lorenz notirt. Hiedurch zeigt sich, dass der Autor bei
allen mislungenen Kriegsunternehmungen des böhmischen Königs sich
höchst nachsichtig erweist, dagegen aber an den gelungenen Feld- _
zügen und gewonnenen Siegen, wenn er letztere zur Abwechselung
nicht abzuläugnen beliebt, eben den Mangel an Feldherrntalent darthut.
So gelangt man zu der Regel, dass Ottokar die angebliche militä-
rische Unfähigkeit nur durch seine Siege verschuldet hat.
Das willkürliche Verfahren des H. Lorenz wurde im Beson-
deren an der Darstellung des ersten Kreuzzuges gegen die heidni-
schen Preussen im Winter 1254—5 umständlich nachgewiesen. Der
Verfasser bemüht sich den Beweis zu liefern, dass König Ottokar
an dem Feldzuge keinen persönlichen Antheil haben, und Samland
damais überhaupt nicht unterwrofen werden konnte. Zu diesem Be-
hufe macht er vornehmlich die Kürze der Zeit geltend, in welcher
ein Heer den Hin- und Rückmarsch kaum vollbracht haben kann, in-
dem der König die Weihnachtstage 1254 noch zu Breslau feierte,
und am 6. Februar 1255 schon von Preussen zurück in Troppau 2
angelangt war. Die Quellen geben jedoch selbst die naheliegende
i
Interpretation an die Hand, dass die Hauptmassen des Kreuzheeres ==
schon früher nach Preussen vorausgeschickt wurden, und der König ©
nach dem unter seiner Leitung in Samland erreichten Erfolge den-
selben nach Hause vorangeeilt war. Um die fast gleichzeitigen Quellen
(die älteste Chronik von Preussen und die Prager Annales On | :
welche die So Penténe Samlands durch Ottokar peně bestimmt k
81
_ weniger glaubwürdig erscheinen zu lassen, wirft sie der Verfasser
- jn einen Topf zusammen mit den theils sagenhaften theils láppischen
Einschaltungen des späteren Peter von Ausburg und mit den ver-
fehlten Zusätzen des noch späteren Pulkava, und ignorirt gänzlich
- die Argumente, durch welche Herr Dr. Hirsch, der Herausgeber der
| Seriptores rerum Prussicarum, das hohe Alter der ältesten Chronik
von Preussen erwiesen hat. Nachdem der Vortragende das Unstatt-
_ _ hafte eines solchen Verfahrens, Ursprüngliches durch Hinzugefügtes
- umstůrzen zu wollen, hervorgehoben hat, zeigte er schliesslich, dass
die Angaben der beiden Originalquellen durch ein (von H. Lorenz
entstellt citirtes) Breve erhärtet und die beiden Haupthesen des
Autors direct widerlegt werden, indem der Papst darin den Böhmen-
könig ausdrücklich dafür lobt, dass er persönlich nach Preussen ge-
zogen sei und die Heiden in Samland durch seine Tapferkeit der
christlichen Herrschaft unterworfen habe (virtute tui brachii.. chri-
stiano dominio subjugasti).
Berichtigung. In Folge Abwesenheit des Verfassers Dr. Otakar Feistmantel
geschah es, dass durch ein Versehen dessen auf S. 49 u. s. f. befindliche Ab-
handlung vor dem Reindrucke nicht corrigirt wurde. Man ersucht daher, folgende
sinnstörende Druckfehler zu berichtigen.
Seite 50, Zeile 10 von oben anstatt „Berichtigung“ soll stehen „‚Besichtigung.‘
»„ 51 ,„ 4 von unten anstatt „Herausforderung“ soll stehen „Heraus-
förderung.“
„ 52 im Holzschnitt ist die Bezeichnung der Steinkohle und des Basaltes
verwechselt.
„»„ 53 Zeile 4 von oben anstatt „Sisek““ soll stehen „„Lisek““.
» 58 „ 15 „ „ anstatt „pes Carrcoli“ soll stehen „pes Capreoli.“
#
Nákladem kr české společnosti nauk. — Tiskem dra. Edv. Grégra v Praze 1873
&
4
© Sitzungsberichte Zprávy o zasedání
der kónigl. © král.
ds (usukulali dr Wisunschalln © české společnosti nauk
in Prag. ie v Praze.
Nr- 1873. Č. E
Ordentliche Sitzung am 8. Januar 1873.
Präsidium: Fr. Palacký.
Nach Vorlesung des Protokolles der letzten Sitzung: und des
Geschäftsberichtes durch den General-Secretär wurden einige minder
wichtige Angelegenheiten, betreffend die Vertheilung der Gesellschafts-
schriften und einzelner Subscriptionen erledigt. Hierauf wurde durch
-den Cassier der Gesellschaft Prof. Dr. Matzka die Rechnung für das
-© abgelaufene Jahr vorgetragen. Darnach betrugen :
a) die sámmtlichen Einnahmen der Ge-
"2 sösellschaft im Jahre 1872 . . . . 4696 fl. 29 kr. 0. W.
-< 8) die sämmtlichen Ausgaben derselben 4120 „ 61 x m
c) das Stammvermögen in Capitalien . 28210 x — » n
-d) disponible Gelder . . .- . . . + 0893, — 1
Sodann berichtete das zu diesem Behufe in der letzten Sitzung
‚gewählte "Comité über eine Veränderung in der Herausgabe der
-© Sitzungsberichte. Die Anträge des Comité's wurden angenommen und
-© beschlossen, dass künftighin die Sitzungsberichte nicht mehr halb-
jährig, wie bisher, sondern in kürzeren Intervallen,
-etwa in 8 bis 9 Nummern jährlich erscheinen sollen. Um
"diesen Beschluss durchführen zu können, sind von allen Vorträgen,
deren Verfasser die Publizirung in den Monatschriften wünschen,
längstens acht Tage, nachdem selbe gehalten wurden, Resumés
oder diese Vorträge selbst den betreffenden Classen- oder dem
SeBena Sekretär druckfertig zu übergeben.
Anmerkung, Alle Vorträge werden © Poznámka, Všechny přednášky se zde
-© o hier in jerer Sprache mitgetheilt, + sdělují v oné řeči, ve které od autora,
jn ar selbe der Vortragende reda zdány byly.
der A € : G or CONGEE
Ns
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Boa BATE
ZOE
ner, Sitzung der mathematisch-nafurwissenschaftlichen Úlasse am 10. Januar 1873.
en Vorsitzender: Krejčí. Ä
DE £ M En
Be Prof. Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „Über die Anthra: © BY
cide des oberen SA debatě in böhmen“ und „ Über den Tachyl v BR
von Kl. Priesen.“ r s
m Das Vorkommen der Anthracide im unteren Silurgebiete Böhmens
| beschränkt sich auf das des Anthracit an wenigen Punkten der
Schichtenetage Barr. D. d, [deren ich bereits in einer früheren Ab- ©
handlung Erwähnung gethan*)] und der Schichtenetage Barr. D. d,**) ©
Weit häufiger ist das Vorkommen der Anthracide im oberen ©
Silurgebiete und zwar vornehmlich in den P Schichten zn
desselben, in der Schichtenetage Barr. er
Anthracit. ;
An den Kluftwánden des in der Verwitterung vorgeschrittenen, Be
an Calcit- und Analcimkörnern reichen und mit Kalkspath impräg-
nirten Diabases von Kuchelbad — der in der Etage Barr. F auftritt, ©
— finden sich recht häufig Drusen von milchweissen, graulich- oder ©
gelblichweissen, selten wasserhellen Analcimkrystallen vor, welche die
gewöhnliche Form 202 oder 202.0» aufweisen und häufig mit
graulich- und gelblichweissem, spáthigem Caleit bedeckt sind. Neuerer
Zeit fand sich auf den Analeimdrusen des Diabases ein eisenschwarzes.
oder graulichschwarzes, metallartig glasgläuzendes Mineral in Blátt-
chen, Körnchen und schuppigkörnigen Partien vor, das — vom Prof.
Šafařík zuerst untersucht***) — sich als Anthracit erwies. =
Der Anthracit erscheint theils zwischen den Analeimkrystallen Bi
eingeklemmt oder einzelne Krystalle einhůllend, theils in den Zwi- ©
schenräumen der Analcimdrusen, kleine Partien bildend, und zeigt nach
Loslösung der Analeimkrystalle völlig glatte Abdrücke derselben. BR N
Auch dem spáthigen Calcit, der die Analcimdrusen stellenweise ie
bedeckt, ist der Anthracit nahe den Contaktstellen vorgenannter =
*) Zur Entwickelungsgeschichte der in dem Schichtenkomplex der silur. iso |
steinlager Böhmens vorkommenden Minerale. Sitzb. d. k. Akad. d. W. vg
Wien 1867. 1. Abth. ApHINSE 8. 15.
k Anthraditiknýci von 2" D. vor.
W **) Nach Mittheilung des Herrn Prof. Šafařík steht dieser Anthracit — =
My chemische Untersuchung darthut — den ältesten Steinkohlen nahe.
a)
a
Minerale eingesprengt. Daselbst erscheint derselbe in äusserst dünnen
Bláttchen, die dem Calcit parallel den Spaltungsrichtungen einge-
- lagert sind und dessen grauliche Färbung bedingen.
In beiden Fällen zeigt sich daher der Anthracit als eine peri-
© morphose Bildung und zwar jünger als der Analcim und nur zum
Theile älter als der Calcit, dessen obere Lagen überall anthracitfrei,
daher gelblich- oder schwach graulichweiss gefärbt sind. Ohne
Zweifel rührt auch die Anthracitsubstanz nicht aus der des Diabases
her, sondern hat in den angrenzenden petrefaktenreichen Schiefern
und Kalksteinen ihren Ursprung.
Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Barrande sind ähnliche
Anthracitpartien in den Höhlungen der silurischen Petrefakte eine
ziemlich häufige Erscheinung.
In den lichtgrauen Kalksteinen von Hlubočep Barr. Et. G. 9,
findet sich der Anthracit an den Kontaktstellen jener Partien, die
durch Umkrystallisiren körnig geworden sind, theils in feinschuppigen
Partien ausgeschieden, theils in den Caleitkörnern der Contaktstellen
eingeklemmt vor. Die Entfärbung der körnigen Calcitpartien zeigt
deutlich genug, dass der ausgeschiedene Anthracit aus der Zersetzung
des organischen Färbestoffes obgenannter Kalksteine hervorging und
als Residuum desselben anzusehen ist.
In grösster Menge kömmt der Anthracit, zuweilen von anderen
Mineralen organischen Ursprungs begleitet, in den knolligen Concre-
tionen der oberen Lagen der Schieferetage Barr. E. vor.
In der an fusslangen Crinoidenstielen reichen Felsenwand an
der Strasse bei Vyskočilka nächst Kuchelbad sind bekanntlich sehr
zahlreiche, kopfgrosse, runde und plattgedrückte Kugeln eingebettet,
die — sehr häufig an ihrer Oberfläche mit Fragmenten von Crinoiden-
stielen versehen — als um Körpertheile des Encrinites elegans ge-
bildete Concretionen angesehen werden.
Nur die äusserste, etwa '/„—'/„“ dicke Zone dieser Kugeln be-
- steht aus grauem krystallinisch dichtem Kalkspathe; das Innere er-
scheint dagegen durch Umkrystallisation mehrfach verändert. Im
-© Durchschnitte einer jeden Kugel zeigen sich kleinere und grössere
Drusenráume, die mit gelblich oder graulichweissen Calcitkrystallen
(R oder R,.R) ausgekleidet, von gröberkörnigem, späthigem und weiter-
bin dunklerem feinkörnigen Kalkspathe mehr weniger deutlich rhom-
boidal umsäumt sind. Das Innere der Drusenräume ist theils leer, theils
von Anthraciden mehr weniger dicht ausgefüllt.
Die Ausfüllungsmasse jener Drusenräume, die nur mit winzig
v 18
-
kleinen, grauen Calcitkryställchen ausgekleidet sind, ohne vom spä-
thigen Calcite umsáumt zu sein, besteht aus einer schwarzen, metall-
artig glasglänzenden, muschlig brechenden Substanz, deren Härte = 2
ist. Dieselbe verglimmt auf Platinblech mit Hinterlassung eines be- -
deutenden Rückstandes von Kalkerde, und gibt im Glaskölbehen kaum
eine Spur brenzlicher Oele; somit ist über ihre Bestimmung als An-
thracitkohle kein Zweifel.
In vielen Drusenräumen dagegen, die vom grösserkörnigem Cal-
cite umsäumt und mit gelblich oder graulichweissen, mehr weniger
pelluciden Calcitkrystállchen ausgekleidet sind, gleicht die schwarze
Ausfůllungsmasse einem lockeren Haufwerke kleiner, pechschwarzer,
metallartig glasglänzender, glatter oder geflossener, z. Th. klebriger
Blättehen und Körnchen von scheinbar krystallinischer Beschaffenheit.
Die meisten dieser Blättchen haben die Form dünner. Tafeln,
deren Umrisse theils regelmässig (dreieckig, rhombisch) theils un-
regelmässig begrenzt sind und zuweilen eine feine Riefung nach einer
Richtung zeigen. Häufig trifft man Táfelchen an, die auf der einen
Fläche spiegelglatt, auf der anderen aber zart nierenförmig und ge-
flossen sind; auch sind unter ihnen Fragmente von perimorphen dünnen-
Rinden wahrzunehmen, die auf der einen Seite erhabene, auf der an-
deren entsprechend vertiefte Kantenwinkel besitzen. Es wurden selbst
einzelne, aus den Hohlräumen emporragende, durch Druck nicht be-
schädigte Aggregate der schwarzen Blättchen vorgefunden, welche ©
sich als Perimorphosen deutlicher Caleitrhomboeder erkennen liessen.
Und bei näherer Untersuchung der einzelnen lockeren Haufwerke
erwiesen sich letztere als ein Gemenge des schwarzen blättrigen
Minerals mit winzig kleinen, farblosen Calcitkrystállchen, die selbst
in den kleinsten Partien der schwarzen Substanz in grosser Menge
eingeschlossen, in derselben die Bildung der perimorphen Täfelchen, _
Blättchen und hohlen Rhomboeder-Fragmente veranlasst haben.
Die chemische Natur dieser schwarzen Substanz ist nicht überall ©
gleichartig. Stellenweise verhält sie sich ähnlich der vorerwähnten -
Anthracitsubstanz, jedoch mit dem Unterschiede, dass sieim Glaskölb- —
chen stets eine geringe Menge brenzlicher Oele ausstösst und auf —
Platinblech sehr schwachen Rückstand hinterlässt. Zum grösseren
Theile ist sie jedoch weicher, an der Oberfläche etwas klebrig und
zuweilen — mit dem Messer plattgedrückt — schwärzlichbraun durch- Fe
scheinend. Die Substanz letzterer Art, auf Platinblech erhitzt, zer-
fliesst zum geringen Theile unter Verbreitung eines aromatischen Ge- č
ruches zu einer dunkelbraunen Flůssigkeit, brennt hierauf m stark ©
5
leuchtender Flamme, schwilit hiebei zu einem mehrfachen Volumen
- an und verwandelt sich in eine poröse, schwammige Masse, die nach
-dem Ausglühen mehr weniger Asche zurücklässt.
In Aether löst sich von der schwarzen Substanz äussert wenig
auf, in Terpentilö! ist sie dagegen um so mehr löslich, je weicher
und klebriger sie ist. Im letzteren Falle bleiben jedoch stets schwarze
Bláttchen und Partikelchen zurück, die dem Anthracit angehören.
Da sich auch solche Partien der schwarzen perimorphen Sub-
stanz vorfanden, die einen deutlichen Uebergang in röthlichbraun durch-
scheinenden Ozokerit verfolgen liessen, so unterliegt es keinem Zweifel
mehr, dass die schwarze perimorphe Substanz einem Gemenge von
Anthracit und Ozokerit (mit dem vorwaltend des einen oder des
anderen Minerales) gleicht.
| Bei einer früheren Gelegenheit*“) habe ich bereits darauf hin-
gewiesen, dass diese schwarze, perimorphe — einem mechanischen
Gemenge von Anthracit und Ozokerit gleichende — Substanz, die
ich anfänglich für eine asphaltáhnliche Masse hielt, mit Helmhackers
© Valait**) völlig übereinstimmt.
Ozokerit.
Vor kurzem wurden mir aus der oberwähnten Localität Knollen-
bruchstücke gebracht, in deren Drusenräumen sich ausser der schwarzen
perimorphen Substanz — dem durch Ozokerit verunreinigten Anthracit
— kleine Partien von reinem Ozokerit und Hatchettin vorfanden.
Beide letztgenannten Minerale, die Mitte der Drusenräume ein-
„nehmend, sind die jüngsten Mineralgebilde derselben; sie pflegen von
- reineren und mehr pelluciden Calcitkrystallen begleitet zu sein, oder
haben eine jüngere Zone von fast durchsichtigen, gelblich oder grau-
lichweissen Calcitkrystallen zur Unterlage.
Der Ozokerit bildet sehr weiche, geschmeidige, biegsame, etwas
klebrige Massen von splittrigem Querbruche und starkem Fettglanz,
die im reflektirten Lichte graubraun, röthlichbraun oder grünlich-
braun, im transmittirten Lichte fast hyazintroth erscheinen. Derselbe
schwimmt auf dem Wasser und schmilzt bei 84° C zu einer bräunli-
chen, klaren, ölartigen Flüssigkeit mit Zurücklassung weniger schwarzen
Partikelchen von Anthracit. In Aether löst sich derselbe sehr wenig
auf, leichter erfolgt die Lösung in Terpentinöl, wobei dasselbe bräun-
liche Färbung annimmt. Zwischen gekreuzten Harapatiten erscheint
*) Lotos, Februar 1869.
**) Jahrb. d. geologl Reichsanst. 17. Bd. 1867. S. 210,
6
der Ozokerit gelblich- oder graulichweiss; ist daher krystallinisch. ra
und nicht amorph.
Einzelne Partien des Ozokerit sind stellenweise oder aha ganzen
Masse nach mehr weniger zusammengeschrumpft, leder- oder haut-
ähnlich und zeigen deutliche Uebergänge in
Hatchettin,
die im allmähligen Zusammenziehen der Ozokeritsubstanz, in der An-
nahme einer haut- oder wallrathähnlichen Beschaffenheit und im Her-
vortreten einer blättrigen Textur bestehen. Hiedurch wird der neu
gebildete Hatchettin deutlicher krystallinisch, fester, aber doch knetbar
und biegsam, gewinnt eine lichte — gelblichweisse oder wachsgelbe
— Farbe, einen schwachen Perlmutterglanz, verliert aber zuweilen an
Pelluciditát und wird oft nur schwach durchscheinend.
Derselbe schwimmt auf dem Wasser und schmilzt bei 85° C,
allein schon bei 81° C scheidet sich aus demselben eine farblose,
ölartige Flüssigkeit aus.
Bei Anbetracht der unbedeutend differirenden
und der deutlichen Uebergänge des Ozokerit in Hatchettin ist es
sehr wahrscheinlich, dass der Hatchettin von Kuchelbad mit dem
Ozokerit derselben Localität eine ziemlich gleiche chemische Zu-,
sammensetzung hat — wie dies von Johnston für die Varietät vom
Loch Fyne nachgewiesen wurde — und dass der Hatchettin
blos die reine, deutlicher krystallinische Varietät
des Ozokerit darstellt.
Ueber die Umwandlung der Kalkknollen und den Entwickelunes-
gang der genannten Minerale lässt sich aus der Beschaffenheit der
Knollenbruchflächen folgendes deduziren:
Da bekanntlich in der an Crinoidenstielen ungemein reichen Fels:
wand keine Crinoidenkörper vorkommen, so wird mit grösster Wahr-
scheinlichkeit angenommen, dass die Kalkknollen, deren Durchmesser
',—1‘ beträgt, durch Kalksubstanz petrefizirte Concretionen der
Crinoidenkörper sind. Betrachtet man die ziemlich gleiche Verthei-
lung der mit Anhäufungen von Anthraciden versehenen und mehr
weniger deutlich rhombisch begrenzten Drusenräume, so kann man
wohl der Vermuthung Raum geben, dass jeder Drusenuraum einem —
Crinoidenkörper entspricht, aus dessen organischer Substanz die An- =
thracide des Drusenraumes stammen. Ohne Zweifel bestand das 0%-
Z
T x
ee
K)
7
ment der Crinoidenkörper aus krystallinisch dichtem Kalksteine, den
noch jede Knollenhülle aufweiset.
Durch Verwesung der organischen Körpertheile entstanden Hohl-
räume, in denen aus dem Residuum der organischen Substanz die
Anthracide ihren Ursprung nahmen. Gleichzeitig begann von jedem
Hohlraume aus das Umkrystallisiren des Kalksteincementes, das Aus-
kleiden der Wandungen mit Calcitdrusen und in der Mitte des Drusen-
raumes die massenhafte Bildung von winzig kleinen farblosen Qalcit-
kryställchen, denen die Anthracit- und Ozokeritkörper ihre perimorphe
Ausbildung verdanken.
Seltener finden sich regelmässig kugelrunde Höhlungen vor,
mit Anthracit, Ozokerit und Hatchettin völlig ausgefüllt, und um diese
pflegt die graue Kalkspathmasse einen körnig-strahligen, von dem an-
grenzenden dichten Kalksteine scharf abgegrenzten Ring*) zu bilden.
Ein ganz analoges Vorkommen von Anthracit, Ozokerit und
Hatchettin ist das im Spaerosiderite der Kohlenformation von Hrub-
schitz in Mähren.
Auch hier erscheint der Anthracit, mit Ozokerit gemengt, als
perimorphe Bildung nach Calcit. Und diese scheinbar krystallinisché
Beschaffenheit gab vermuthlich Helmhacker die Veranlassung zur
Bildung einer neuen Species — des Valait. Das Innere der Drusen-
räume nimmt der Ozokerit und stellenweise der Hatchettin ein; auch
die Bildung des letzteren aus dem Ozokerit lässt sich an manchen
Stellen deutlich verfolgen.
Der Ozokerit von Hrubschitz schmilzt bei 76° C und der Hat-
chettin derselben Localitát bei 78° C; ersterer schliesst nur wenige
Paärtikelchen von Anthraeit ein, die beim Schmelzen sichtbar werden.
Zum Schlusse erlaube ich mir noch zu bemerken, dass auch
das Erdöl und der Bergtheer
in den an thierischen Petrefakten sehr reichen Kalksteinlagern des
oberen Silurgebietes keine Seltenheit sind und zwar vorzugsweise in
dem körnigen, röthlichweissen Marmor der Etage Barr. F.; doch ist
die Menge derselben stets gering. Nach Angabe der Arbeiter in den
Marmorbrüchen von Slivenec wurde zuweilen das Quantum von etwa
-einem halben Seidel reines Erdöl vorgefunden; gewöhnlich sind aber
£ nur kleine Höhlungen mit demselben ausgefüllt; ebenso kommt der
Bergtheer nur in Klüften von geringer Mächtigkeit vor.
*) Vermuthlich entspringt dieser Ring den Kalktafeln des Hautskelettes,
Aus dem über das Vorkommen und die genetischen ked de Bi
der erwähnten Anthracide Angedeuteten kann man folgern:
1) Dass der Anthracit, Ozokerit, Hatchettin, Berkthieet >
Erdöl des Silurgebietes in Böhmen thierischen Ursprungs sind, daher a
"analog den Phytogeniden als Zoogenide bezeichnet werden können. -©
2) Dass aus der organischen Substanz, welche die silurischen
Kalksteine imprägnirt, beim Umkrystallisiren der letzteren meist
nur Anthracit, selten Anthracit und Ozokerit oder Bergöl und p
theer als Residuum verbleibt.
3) Dass der Hatchettin aus dem Ozokerit entsteht und ver- k
muthlich nur die reine, deutlicher krystallinische Varietät desselben
darstellt.
Tachylyt von Klein-Priesen.
Am linken Abhange des Klein-Priesner Thales treten zahlreiche,
meist 2—3“ breite Gänge eines noseanreichen Trachybasaltes im -©
trachytischen Phonolithe auf. Und neben diesen durchziehen die.
Felswand sehr schmale Basalt-Gänge (von einigen Zollen bis etwa
!/,‘ Durchmesser), die sich in mannigfachen Richtungen durchkreuzen
und verzweigen.
Die Basaltmasse dieser schmalen Gänge, dem Aussehen nach
nicht überall gleichartig, theils durch winzig kleine Augit- und Feld-
spathkrystalle porphyrisch, theils völlig dicht, zeigt eine verschiedene
Mikrostruktur an Dünnschliffen, die verschiedenen Gängen entnommen
denen sich erstere als durch Mikrolithe fast völlig entglaste, letztere
als trichit- und staubreiche Magmapartien erweisen; in anderen
Dünnschliffen erscheint dagegen überall eine gleichartige, trübe, im
polarisirten Lichte dunkelgraue Substanz, die schon bei etwa 400 Ef.
Vergrösserung zahlreiche Mikrolithe zeigt und bei etwa 800 £. V.
‘ sind. Mehrere Dünnschliffe zeigen lichtere und dunklere Stellen, von u
einem dichten Mikrolithengewirre gleicht, das in einem graulich- ee
trüben amorphen Magma eingebettet ist.
Die: Wandungen dieser schmalen Basaltgänge — die ich als
Tachylytbasalte bezeichne — sind häufig mit bräunlich-schwarzen,
etwa 3—4““ dicken, stark glasglänzenden, jedoch vom Basalte nicht —
deutlich geschiedenen, sondern in denselben allmählig übergehenden
Krusten bedeckt, die sich im polarisirten Lichte als amorphe Sub-
stanz — als Tachylyv. erwiesen.
9
Härte = 6; spec. Gewicht (der reinen Tachylytfragmente) = 265
(best. m. 0'854 Gr.). Kleine Fragmente schmelzen sehr leicht zu
-© schwach blasigen Kügelchen; die Zersetzung in Salzsäure erfolgt
schwierig und unvollständig, wobei sich etwas flockiger Kieselerde
ausscheidet.
Die mikroskopischen Objekte — wegen der bröckligen Be-
schaffenheit der Krusten und der kaum zu erreichenden Dünne
schwer darstellbar — zeigen eine bräunlichgelbe, staubige, durch
körnig-flockige Ausscheidungen fleckig getrübte Substanz, in der nur
vereinzelte Mikrolithe, sehr sparsame Augitkrystalle und Fragmente
eines triklinen Feldspathes zu bemerken sind.
Durch Umwandlung wird die trübe Glassubstanz orang- oder
eitronengelb, heller und reiner, und im polarisirten Lichte nicht völlig
opak [analog dem Magma des Basaltes von Skalka*)]; zumeist sind
letztere Partien klein, rundlich und strangartig verbunden. Die mikro-
porphyrischen Augit- und Feldspathfragmente stimmen mit denen
der Tachylytbasalte überein.
Prof. Dr. Šafařík hielt einen Vortrag: „Über die ersten Er-
gebnisse der chemischen Untersuchung der Prager Trinkwůsser.“
Schon bei der ersten Versammlung böhmischer Naturforscher
und Freunde der Naturforschung, Ende Mai 1871, stellte Herr Privat-
docent A. Bělohoubek in der chemischen Section den Antrag auf
eine, von den anwesenden Laboratoriumsvorständen gemeinsam anzu-
bahnende chemische Untersuchung der Prager Wässer. Dieser Antrag
wurde angenommen und ein Ausschuss von 6 Mitgliedern mit der
‚Verfolgung dieser Aufgabe betraut. Wenige Monate später berief
der Prager Stadtrath eine Commission zu dem Zwecke einer gründ-
lichen Untersuchung des Zustandes, in welchem sich die Wasserver-
sorgung der Stadt Prag überhaupt befinde; in diese Commission,
welche sich hernach in eine medicinische, geologische, hydrographische
und chemische Section gliederte, wurden für Chemie vier Mitglieder
berufen, welche sich bereits in dem Comité der Naturforscherver-
sammlung befanden, nämlich vom böhmischen Polytechnikum Professor
Štolba und ich, vom Gewerbevereine die Herren Docent Bělohoubek
und Assistent Preis. Ich erbat mir gleich anfangs die Erlaubniss,
*) Sitzesb. der k. höhm. Ges. d. W. 12. Januar 1872,
p:
wegen Geschäftsüberhäufung blos das Referat und die Erhaltung der ©
Einheit in den Untersuchungsmethoden besorgen zu dürfen, wogegen
die. Herren Bölohoubek,. Preis und Štolba sich in die Analysen theilten. sd)
Ich behielt mir vor nur einzelne mich speciell interessirende Quellen
selbst genauer zu untersuchen. Am 27. November 1871 kamen wir
zusammen und einigten uns sowohl über die analytischen Methoden,
als auch über den Arbeitsplan. Es wurde beschlossen: 1) nur die 5
Hauptbestandtheile, aber nicht nach genäherten expeditiven Methoden,
sondern scharf zu bestimmen; 2) nicht alle 1100 Brunnen Prags auf
einmal in Angriff zu nehmen, sondern nur eine Art Exploration vor-
zunehmen, d. h. 50—100 passend über das ganze Areal vertheilte
Brunnen zu untersuchen, einige davon zu wiederholten Malen, um
theils einen Einblick in die Beschaffenheit unserer Trinkwässer über-
haupt zu erhalten, theils zu erfahren, ob und welche Variationen in
der Zusammensetzung unserer Wässer vorkommen. Letzteres konnte
wichtige Anzeigen über den Grund der leider schon vor aller Untersu-
chung bekannten schlechten Beschaffenheit der Prager Quellwasser geben.
Seit dieser Zeit sind etwa 30 Brunnen untersucht worden, von
denen ich hier die Zahlen mittheile. Es ist dies weniger, als ich
anfangs gehofft hatte, in einem Jahre zusammenzubringen, wobei ich
aber erinnern muss, dass dies freiwillige, unentgeltliche Arbeit von
öffentlichen Lehrern und deren Gehilfen ist, welche sämmtlich mit
ihrem Berufe vollauf beladen sind. Es ist bekannt und liegt in der
Natur der Sache, was gegenüber so grossen Aufgaben durch freiwil-
lige Kollaboration im Durchschnitte geleistet werden kann. Es war
auch von Anfang an unsere Absicht, uns auf eine Exploration be-
schränken und später dem Stadtrathe die Anstellung (wenn auch nur
auf Zeit) eines eigenen besoldeten Chemikers vorzuschlagen, wie dies
vor kurzem in lobenswerther Weise die freie Reichsstadt Lübeck ge-
than hat.
bisherigen Arbeiten zur Publikation in beiden Landessprachen ein-
gesendet, weil ich glaube, dass man bei hygienischen Fragen vor
allem. das Interesse der Betheiligten erwecken muss, und desam
leichtesten durch ruhige und klare, aber rückhaltslose Belehrung ge- k
schieht. Auch bin ich wegen Abgabe dieser Berichte unter Hinweis ©
auf, die Ungeduld, des Publikums gemahnt worden; wie ich höre, \
stösst jetzt die Publikation der gedachten Berichte auf das Bedenken,
das Publikum, welches ohnedies durch den schlechten Gesundheits-
ť
Ich habe schon vor lángerer Zeit dem Stadtrathe einen länge- N
ren gemeinverständlich abgefassten Bericht über die Resultate unserer
11
zustand der Hauptstadt erschreckt sei, ‚könnte ob der vollen Wahr-
heit über den schlechten Zustand. unserer Trinkwásser noch mehr
erschrecken. Ich glaube dagegen mit Laplace, dass es sich noch
jedesmal schwer gestraft hat, der Meuschheit zu ihrem eigenen Besten.
die Wahrheit vorzuenthalten; auch bin ich es meinen Mitarbeitern
schuldig, das Ergebniss ihrer Arbeit nicht verloren zu geben, und
erlaube mir daher wenigstens die chemischen Resultate hier mitzu-
theilen.
Bestimmt wurden in den untersuchten Wässern Kalk, Magnesia,
‘Schwefelsäure, Chlor, Salpetersäure, Gesammtrückstand und Glůhver-
"lust. Die ersten vier Bestimmungen geschahen auf bekannte Weise
gewichtsanalytisch im natürlichen, nicht eingedampften Wasser, von
dem wenigstens 100 CC. genommen wurden, nach Bedarf auch mehr.
Die Magnesia wurde in den ersten Analysen erst nach längerem
Stehen in der Kälte gefällt; später wurde das oxalsaure Ammon zum
erwärmten Wasser zugesetzt und bald filtrirt. Einige Ungleichartig-
keit mag dadurch schon in die Resultate gekommen sein.
Die Bestimmung der Salpetersäure sammt der salpetrigen Säure
wurde nach der von Bemmelen verbesserten Marxschen Me-
thode (Zeitschr. f. analyt. Chem. 11, 136) vorgenommen und ergab
sebr übereinstimmende Resultate ; nur durften wegen des kolossalen
Salpetersäuregehaltes unserer Prager Brunnenwásser nie über 10 CC.
oft nur 5 CC. Wasser zur Titration verwendet werden. Salpetersäure
und salpetrige Säure sind zusammengefasst. Auf getrennte Bestim-
mung von Nitraten und Nitriten wurde vorderhand nicht reflektirt.
- Der Gesammtrückstand wurde bei 140° C. getrocknet. Der Glühver-
lust desselben fällt natürlich nicht nur auf die organische Substanz,
die sich oft durch Bräunung oder Verkohlung kundgab, sondern auch
auf die Nitrate; indess gibt er, zusammengehalten mit der vorge-
fundenen Salpetersäuremenge doch einen Anhaltspunkt zur Beurthei-
lung der grösseren oder geringeren Menge organischer Substanzen.
Chlormagnesium wird beim Glühen des Rückstandes unserer Wässer
nicht zersetzt, da dieselben von vornhinein alkalisch sind.
Nach Herrn Stolba entweichen bei Rothglühen im Platintiegel
(über der Bunsenschen Lampe), auch wenn es nur 5 Minuten dauert,
immer merkliche Mengen Chlornatrium und Chlorkalium und konden-
siren sich nur theilweise am Tiegeldeckel.
Von der Titration der organischen Substanzen durch Kalium-
hypermanganat wurde gänzlich abgesehen, da nach den hierüber in
letzter Zeit geführten Diseussionen wohl klar ist, dass diese Methode
Fir
%
12
gar keinen Werth, nicht einmal relativen, beanspruchen kann. Die —
einzige brauchbare Bestimmungsweise, Elementaranalyse im Vacuo ©
der Sprengelschen Luftpumpe und eudiometrische Bestimmung der auf-
gefangenen Gase blieb für uns ausser Frage; wenn Frankland und
Armstrong versichern, die Arbeit sei so bequem und expeditiv, dass
man in 45 Minuten eine Analyse machen könne, so darf man nicht
englische Laboratorien mit den unsrigen vergleichen. Die Neutrali-
sation durch Normalsäure geschah siedendheiss mit Fernambuk als
Indikator.
Herr Stolba hat bei späteren Analysen zur Bestimmung der
organischen Substanzen aus dem Glühverluste des Verdampfungsrück-
| | Tempe- IS
Ort | Tag on | Ca0
Karlsplatz, Fundamente des neuen Denn er
Sehotter). . . . ... r, o BT — 154201
ebd. im Felsen . . by 8 DE # — 1.5950
Böhmisches Polytechnikum, "vordere Pumpe | re „at 8: UE 10390 UJS3500
ebd. hintere Pumpe «. a 53 2.147976 alt) 209100
Hurtische Gasse, „U Šálků“ 2 << << << 4044] 26. Okt. | 1195 | 3600
ebd. Nr. 308 . . te er Ve mare int 90h 009- ORT 10 oe
Karlsplatz Nr. 592... . 3... Vorne 26, ORTE Te
ebd. Kinderspital . . nd Fr SIA ZDÁ DE
Wenzelsbad, laufende Quelle ee en a ona) Op DER nee
Krankenhaus, kleiner HOT 7... ha Va Rh SE DIE R 709
obd.atodser! Hof, Sid: vz 30136719% 10l7851k 0155 Bee. BB
ebd. grosser Hof, DEE p een eure AD, Dec, jk E SNN
Sokolgasse, Haus des Dr. Grégr S E, RAT DESK er OKO A
Gürtlergasse, Haus des Dr. Rieger . . . . . . . .| 8 Dec. | — -| 2040
Breitegasse, Thun'scher Palast - « - «- « « « « «| 30. Dec.| — | 5668
Brenntepusse' Nr. 267.7. a l O ADO 36:8
Opatowitzer Gasse Nr. 158. . . « 2 « «< « « « +) 18, Okt.) — 84
Ben ee ee ekk ee Zo BIER Malo
Husgasse, deutsches Polytechnikum . . . . . . . .[ 11. Okt.| — |101
Kleiner Ring, öffentl. Pampbrunnen. . . . 2... „| 18. Okt. | — | 2000
Leonhardsplatz, dtto. 7. Nov. | — | 1350
Michaelsgasse, Eisernes Thor . . .! 7. Nov. | — | 1600
Bergmannsgasse zur Traube (öffentl. Pumpbrunnen) . „| 4. Nov. | —. | 250
ebd. . ++ (216, Nov. |. — —
Obstmark, Palais Kolowrat (neben dem Vorigen) . -| 16. Nov. | — | 2891
Josephstadt, Hauptstrasse, öffentl. Pumpbrunnen . . 19. Nov. | 85
Josephstadt, EIRBSSERHf?, öffentl. Eumphrannen am alten 285
Friedhof . . . DIET DD NOV ne
Unt. Neustadt, bei St. "Peter, Nr: 186 2.20. #124 Now —| 196
Kleinseite, Badhaus . 6.Nov.| — |363
Kleinseite, off. Pumpbrunnen auf d. "Grandprioratsplatze 6. Nov. | — | 343
13
standes eine ganz neue komplizirte und originelle Methode ange-
wendet; derselbe hat mir auch die Beschreibung seiner neuen ana-
lytischen Methode mitgetheilt, deren Veröffentlichung jedoch füglich
ihrem Urheber überlassen bleiben muss; ich habe die bezüglichen,
mit anderen nicht streng vergleichbaren Zahlen in der Spalte Glüh-
verlust eingeklammert.
Die Zahlenangaben bezeichnen durchaus Milligrammen Substanz
in 1 Litre Wasser. Die Brunnen, bei denen nichts bemerkt ist, sind
Pumpbrunnen, jene der Privathäuser in Hofräumen gelegen.
Professor E. Reichardt, in seinen „Grundlagen zur Beurthei-
lung des Trinkwassers“ (2te A. Jena 1872 p. 31), kommt auf Grund-
«
Gesammt- | 100 C0 neutralisi- |
a ba | :
_Mg0 50, CI | N,0, | Glühverlust | rückstand | ren Normal-Säure | Analytiker
2010 | 6870 | 3390 | stark eisenhaltig 2560 -- Preis
262:0 | 6510 | 3310| — — 2955 — =
99-1 168-1 | 180:0 | 357°2 da 1700 sb
1459 | 2899 | 191:7 | 5087 = 1990 sE r
102:7 | 200:7 | 241°4 | 495°1 — 2120.. | — | a
874| 1755 | 1917 | 5087 = 1830 ur k
1297 | 3345 | 1775| 4167 jé 1870 | = poze
40 875 | 27 97:4 | verkohlt nicht 630 | 0:50 Stolba
432 | 223| 80:3 | 215 dtto. 920 | 0:487 ”
148) 43 | 217| 16'2| (Spuren) 280 0:289 5
105:2 | 1373 | 1345| 194.8 (2482) 996 0224 5
1591 | 410 11995 | 281°4 (222) 1740 0'368 s
101:9| 2952 | 1671| 920 (88) 1480 0:763 A
56:9 | 978 | 1041| 232'7 (19:4) 1088 0'539 =
121°6 | 2043 | 2734| 400°5 | (Spuren) 2470 1531 n
137 58 8:7 | Spuren (480*)) 1560 0'131 3
288 | 223 | 26 — Verkohlt 430 0'263 ji
= 69'4 | 58'6 | 1407 = — 0'394 er
. 61 61 39 119'0 Verkohlt 550 0:283 >
Je k |. 79 975| — Verkohlt 790 0:54 »
21:6| 395 | 497| 1283 a 560 = Preis
30:6 | 515 | 743| 1894 eisenhaltig 810 — by
465 | 125 1713 | 474 (47) 1510 0366 Stolba
nz — 1757| 4742 A JD AV č
601 | 108°1 | 182°3 | 460 (81:5) 1644 0:368 SE:
577 | 1081 | 198'8| 3359 (130) 1470 = Preis
775 | 145'8 | 276°9 | 343'1 (180) 1810 Er OTT
inak 39:4 | 454| 1082 (55) 612 0'342 Stolba
119 1285 |102 | 233 (63) 1330 0.579 x
119 | 299-7 | 128°4 | 281 (72) 1550 0:697 s
| |
*) In Folge verfauiten Pumpenrohres; wurde sofort durch ein neues ersetzt,
a,
+
lage zahlreicher Analysen in verschiedenen Theilen Mitteldeutsch-
lands, namentlich der sächsischen Länder, zum dem Resultate, dass ©
als Gränzen der Güte von Wasser gelten können URN
per 1 Million Wasser 100—500 Gesammtrückstand
180 Kalk und Magnesia (letztere kai Don
auf ihr Aequivalent an Kalk)
4 Salpetersäure, 2:
10—50 organische Substanz (geinessen
durch Chamäleon) HA
2—8 Chlor,
20—63 Schwefelsäure.
Aus der Übersicht unserer Zahlenresultate geht das unerffeu- Be
liche Ergebniss hervor, dass die untersuchten Prager Wässer zu den
allerschlechtesten gehören, indem selbst in den besten derselben die
gefundenen Zahlen kaum unter die obere Grenze herabreichen, -jen-
seits welcher ein Wasser fast nicht mehr als brauchbar zu bezeichnen
ist. Der Gesammtgehalt an festen Bestandtheilen bleibt nur in zwei
Fällen unter Reichardt’s oberer Grenze und übersteigt selbst im —
günstigsten der übrigen Fälle fast das Doppelte des erlaubten Ma-
ximums, in anderen erreicht er das 5fache; ebenso auffallend sin!
die hohen Kalk-, Magnesia- und Chlorgehalte; am meisten aber über-
rascht der kolossale Gehalt an Nitraten. Bisher wurde in Prag nur ©
ein Wasser gefunden, das nur unbestimmbare Spuren von Nitraten °
enthält (Brenntegasse Nr. 46 neu), dagegen eines, welches die riesige
unglaubliche Menge von 1000 Theilen (1 Gramm) N,0, per Litre
enthielt, weshalb der Brunnen, wie mir Prof. Stolba mittheilt,; ‚vom
Besitzer sofort verschlossen wurde. Der kleinste sonst vorgekommene —
N,0,gehalt (16., Theile) übersteigt noch Reichhardt’s obere Grenze
um das 4fache, der grösste (1000 Theile) um das 250fache! Da die
in Gewässern enthaltenen Nitrate woh! durchaus als das letzte Oxy- }
dationsprodukt des Stickstoffes von stickstoffhaltigen organischen
Substanzen, pflanzlichen sowohl als thierischen, zu betrachten sind,
so gibt der Nitrat- resp. Salpetersäuregehalt städtischer Gewässer k
fast direkt das Maass ee Infektion derselben durch animalische 2
Effluvien.
Die gelösten Bestandtherle der natürlichen Gewässer sind nám- ©
lich theils konstante, welche auch fern von Städten vorkommen und ©
dem Boden selbst, sowie der verwesenden Pflanzendecke entstammen, -
theils accessorische, und nur in Folge des Daseins von Menschen N
hineingelangte (Effluvien von Fabriken, vorzugsweise abet Kine er
15
inhalt); letztere treten natürlicherweise in Flusswässern vorzüglich
- und in Brunnenwässern fast ausschliesslich nur innerhalb grösserer
Städte und Ansiedelungen auf. Für Flusswässer haben wir den Nach-
weis, um nur zwei Beispiele zu erwähnen, durch Pelouze, welcher
aus Seinewasser, geschöpft mitten im Strome gegenüber der grossen
Kloake von Asničres, durch Dialyse krystallisirten Harnstoff absondern
konnte, und durch Dr. Jandous, welcher voriges Jahr im Moldau-
wasser und Moldauschlamm, geschöpft unterhalb Smichov, Kupfer,
Blei und Arsen (aus den grossen Färbereien und Druckereien jener
Vorstadt) nachweisen konnte. Für Brunnen ist die Zahl der nachge-
wiesenen Fälle von direkter Verunreinigung durch jene Einflüsse so —
gross und bekannt, das Citate überflüssig wären. Wenn jedes unter-
irdische Wasser nothwendigerweise das Auslaugungsprodukt des
Bodens ist, dem es entspringt, so können auf dem seit Jahrhunderten
dicht besiedelten, in allen Richtungen durchwühlten, von Senkgruben
und Kloaken termitenartig durchlöcherten, in den Hauptstrassen von
thierischen Dejektionen permanent durchtränkten Boden unserer
srossen Städte die Auslaugungsprodukte nur sehr trüber Natur sein.
Zwar können je nach der geologischen Formation auch fern
von Städten sehr schlechte ungeniessbare Wässer vorkommen (na-
-mentlich im Gebiete der Trias, in Folge zu reichlichen Gehaltes an
Gyps, Kochsalz und Chlormagnesium oder in Erzgebirgen, durch Ge-
halt an Eisen-, Zink- und Kupfersalzen, z. B. im Selkethal am Harz
(nach G. Bischof) u. a. m.); ferner hat Herr Ch. Ekin im Jahre 1871
(Journal of the R. Chemical Society N. S. 9, 64) gezeigt, das ein
"stärkerer Salpetersäuregehalt der Quellwässer, ferne von Wohnorten,
mitunter vom Stickstoffgehalt des petrefaktenreichen Bodens ab-
stammen mag, indem er im unteren Oolith von Bath, wo die Quellen
viel Nitrate enthalten, 0'00076 pC Stickstoff nachwies (7:6 Milligram
per Kilo); aber ein ungewöhnlich hoher Gehalt von Nitraten und
Chloriden im Gebiete einer nichtsalzführenden Formation und inner-
halb einer grossen Stadt wird immer zuerst auf Bodenvergiftung
durch Kloakenjauche gedeutet werden. Leider fehlt es bis jetzt an
Analysen von Quellen aus der Umgegend von Prag, entnommen dem-
- selben Terrain, aber fern von Stadt und Dorf, um durch Vergleichung
mit denselben abzuscheiden, was dem Boden als solchem angehört.
Prag steht gänzlich auf untersilurischem Thonschiefer der
Barrande’schen Etage D; die Grenzen der Unterabtheilungen D,,
D,, D,, D, ziehen von Südwest nach Nordost über das Gebiet der
Stadt, und nur die äussersten Grenzen der Stadt auf den Höhen des
16
Laurentiusberges und Schlossberges kommen mit vorgeschobenen
Decken der darübergelagerten Kreideformation (Plánerkalk) in Be- ©
růbrung.. Die Schichten sind durchaus ziemlich steil. aufgerichtet
und nahe senkrecht zur Schieferungsfläche stark zerklüftet, wodurch
das Eindringen der Tagewässer, sowie die Infiltration des Bodens
durch unterirdische Flüssigkeitsadern stark begünstigt wird. Die
Schiefer sind ferner pyrithaltig und sondern an länger der Luft aus-
gesetzten Stellen. reichlich Bittersalz aus, welches im Hohlwege der
Bruska und am Belvederabhang in jedem Frühjahre pfundweise zu
sammeln ist; letzteres ist alkalihaltig, und beim Umkrystallisiren des-
selben erhielt ich treffliche Krystalle von Kali-Magnesiasulfat, fand
jedoch weder Lithium, noch Caesium und Rubidium. Gyps und
Faserkalk sind in den Belvederschichten (D,) ebenfalls reichlich,
ersterer oft in grossen netten Krystallen, zu finden. © Lósliche
Chlormetalle sind zwar nach meinen Versuchen in den Schiefern und
überhaupt in unseren Silurgesteinen (als alten Meeresgebilden) vor-
handen, jedoch in viel zu geringer Menge, um die enormen Chlor-
mengen unserer Brunnenwässer zu erklären; für Stickstoff liegen
noch keine Untersuchungen vor (während Kohlenstoff unzweifelhaft
nachgewiesen ist); doch ist gerade die Zone, auf der Prag steht,
nicht so petrefaktenreich, um namhaften Stickstofigehalt zu erwarten;
und selbst wenn ein Minimum nachgewiesen werden sollte, so ist
erst zu zeigen, dass er in einer Form da ist, in welcher er leicht
in Nitrate übergeht. x =
Wir kónnen demnach nicht sehr fehlgehen, wenn wir von jenen
Bestandtheilen der Prager Brunnen, auf welche sich die Untersuchung
bisher allein erstreckte, die metallischen nebst der Schwefelsäure
dem Boden zuschreiben, das Chlor dagegen vorwiegend der Infiltration
von Aussen, der organischen Substanzen und Nitrate, als selbst-
verständlich, zu geschweigen. Auch den Ursprung der Alkalichloride
aus dem Harne der Kloaken und Senkgruben abzuleiten, liegt ziem-
lich nahe (der Kochsalzgehalt im Harn Erwachsener beträgt 8—20
Gramm per 24 Stunden) ; hiebei ist noch zu bedenken, dass.in älteren.
Zeiten zu Mauerungen, namentlich zu unterirdischen, viel häufiger als.
jetzt der poröse Plänerkalk des Weissen Berges verwendet wurde,
welcher sowohl für Durchsickerung als für Salpeterbildung wie ge-
macht ist.
Wenn wir die mitgetheilten Analysen flüchtig dursehen, so fin- WEG
den wir, dass sie mit dem so eben gesagten im Ganzen genommen ©
gut übereinstimmen. Wir sehen vor Allem, dass die Brunnen der i Be
17
oberen Neustadt, welche theils direkt, theils durch die mässige auf-
gelagerte Diluvialschicht in den Schiefer hinabgehen, viel schlechter
sind, als jene der tiefer gelegenen Stadttheile, welche in das mäch-
tige Alluvium der Moldau, zum grossen Theile unter den Wasser-
‚spiegel des Flusses hinabreichen. In den ersteren haben wir, da der
Boden der Stadt überall zum Flusse hinabfällt, das Auslaugungspro-
dukt des Schieferbodens, in dem letzteren das Produkt der Filtration
des vorigen durch Sand und Kies, ohne Zweifel gemischt mit aus
dem Flusse stammendem mineralärmerem Grundwasser. Das chlor-
-und nitratreiche Wasser Nr. 5 stammt aus dem Brunnen eines ab-
scheulichen schmutzigen Bräuhauses, welcher zunächst dem Stalle
liest und so schlecht verwahrt ist, dass die Stalljauche fast direkt
in den Brunnen sickert; von den beiden Pumpen des böhmischen
Polytechnikums Nr. 3 und 4, liegt die hintere, auffallend unreinere,
nahe an der Rückwand eines grossen Bräuhauses; die gepriesene
fliessende Quelle des Wenzelsbades, dreimal reicher an Chlor und
zweimal reicher an Salpetersäure, als der nur 250 Meter davon ent-
fernte Pumpbrunnen des Kinderspitales, entspringt knapp unterhalb
des Zuchthauses mit nahe 2000 Einwohnern. Die beiden Brunnen
des ehemaligen dichtgedrängten schmutzigen Ghetto, der eine davon
an der Aussenmauer des alten Judenfriedhofes, mit trübem, salzigem
Wasser bilden eine Ausnahme, die wohl keiner Erklärung bedarf;
: auf lokalen Gründen mag es auch beruhen, dass das renommirte und
weither gesuchte Wasser Nr. 15 („zur Traube“) so unrein ist, dass
es — wäre nur ein besseres zur Hand — sogleich gesperrt werden
sollte. Die unvollendeten Analysen des Wassers aus Nachbarhäusern
ergeben leider für diese ganz ähnliche Zahlen.
Indem -ich die Folgerungen, welche aus obigen Angaben in
sanitärer, wirthschaftlicher und anderer Beziehung zu ziehen wären,
den Fachmännern überlasse, muss ich noch erwähnen, was früher
für chemische Analyse der Prager Wässer geschehen ist. 1841 ana-
lysirte Prof. A, Pleischl das Wasser des Pumpbrunnens im Hofe
des Karolinischen Universitätsgebäudes auf der Altstadt und des
Bräuhauses zu Košíř nächst Prag. 1869 publicirten die Herren
Dressler, Fischer und Příbram in der prager medicinischen
Vierteljahrschrift (Bd. 101, p. 1—39) einen „Beitrag zur Kenntniss
des Trinkwassers in der Stadt Prag“; in diesem beschreiben sie
166 Brunnen aus verschiedenen Stadttheilen nach Klarheit, Farbe,
Geruch und Geschmack, Verhalten beim Erhitzen und qualitativer
Reaktion auf Sulfate, Phosphate, Nitrate und Nitrite (vermittelst
2
a yd A
Brucin und Schwefelsäure, nach Kersting), ferner af Hien ad“ ©: 2
Magnesia; quantitativ bestimmten sie in den untersuchten Wässern =
-den Gesammtrůckstand, den Kalk (durch Titration als Oxalat mit ©
Chamaeleon), das Chlor (durch Titration in 50 CC.), endlich die Menge
Chamaeleon, die das stark angesäuerte Wasser beim Sieden entfärbte _
(!/, davon figurirt nach Kubel und Wood als „organische Sub-
stanz“). Ihre Zahlen weichen von den unsrigen durchgängig bedeu-
tend mehr ab, als durch Differenz der Methoden erklärt werden kann;
welche Schlüsse aus diesen Differenzen gezogen werden dürfen, kann ©
erst beurtheilt werden, wenn unsere Analysen nach einiger Zeit we- —
nigstens zum Theil wiederholt sein werden. Die grosse Differenz der
beiden Analysen des Opatowitzer Wassers durch Herrn Prof. Štolba ©
(nach nur zweimonatlichem Intervall) weist darauf hin, dass die
Unterschiede zwischen den Zahlen von 1868 und 1872 grössten
Theiles rell und nicht aus Differenzen der Bestimmungsweise hervor-
segangen sind; auch haben schon die Herren Dressler, Fischer und -
Příbram (1. c. p. 23—24) bedeutende Schwankungen im Gehalte von _
© einigen ihrer Wásser konstatirt. Interessant ist es, dass einige Wässer
seit 1868 sich gebessert, andere verschlechtert haben ; doch dürfte
hierüber Begründetes erst dann zu sagen kein, wenn mehr Daten
gesammelt sein werden.
Prof. Krejčí sdělil následující přípis pana MDra Em. Holuba, S :
kterýž lonsk6ho roku na cesty do jižní Afriky se vydal, v němž ob- _
sažen jest program zamýšlené cesty jeho skrze vnitřní Afriku. ©
Dutoitspan (v jižní Africe) dne 28. září 1872.
Sleduje příklad cestujících jiných národů a drže se, když i na
vlastní útraty cestu konaje, za povinna o výsledku bádání v země- ©
pisném ohledu a o svém účastenství na podnicích do vnitř a k středu JÁ
afrického kontinentu, důležitější obsah svému národu sděliti, podávám ©
zde rozvrh své cesty směrem uvedeným a přislibuji všemožnou pří- ©
ležitostí, vnikna hloub do země, poštou holubí zasýlati krátký pře-
hled vykonaných tur vládou anglickou, podaří-li se mně, ji, k pod- ©
poře toho podniku získati. ní
Vysokým jest sice můj účel, ale spolehám se na svou od ya: x
dosavadních podniků úplně líšící se výpravu, kterouž v onen smyl
zavedu, jak se mně skoumajícímu dobré a zlé stránky cestovních ©
podniků k vnitřku Afriky směřujících, nejvhodnějším byl ukázal. ,..).
Můj účel jest, na nejdelší cestě; z břehu rOrangen 1ÄNERE
19
— střed africký proraziti“, což se mně lepšího výsledku zabez-
pečit zdá, než vniknutí z východního zanzibarského a západního an-
golského břehu, neb od severu Kordofanem a Habešem. Směr tento
chci napořáde sledovati, řídě se pouze dle stavu výpravy a jen
ve dvou případech, a to jen nucen, cd něho se uchýlím. Když totiž
by stav mé výpravy nenadálou příčinou utrpěl pohrom nenapravitel-
ných, obrátil bych se v levo k břehu angolskému, a za druhé, kdy-
bych, než ještě k řece Zambesi dospěji, hojných nabyl etnografických
předmětů a vzácnějších přírodnin, vrátil bych se — nenalezna pří-
ležitosti k jich odeslání, do Dutoitspanu a odtud poznovu ihned zase
nazpět na hlavní cestu.
Heslem mně jest „Vlast.“ Rozvrhl jsem cestu ve tři hlavní
díly; dosáhnu-li prvního, určí stav mé výpravy, zda-li lze druhého —
a dosáhnu-li toho, zda-li třetího lze dosáhnouti.
Dil první (The first principal Division) zaujímá země od
Vaalriveru až k jižnímu břehu jezera Tanganjika, kterýž jest
až dosud od jihu, východu a západu nejvzdáleněji a nejstředněji od
cestovatelů dosáhnutou krajinou. Dle možnosti všem překážkám a pře-
- zbytným pozastávkám se. vyhýbaje, rozvrhl jsem díl první v šesť
oddílů.
Oddíl první (The first tract). Chci ponechati obvyklou turu
přes Kuruman v levo a druhou středem transvaalsk& republiky
v pravo, nýbrž cestuji středem mezi oběma, bych neshledal, co již
— Livingstonem a Mauchem známo se stalo.
Směr budiž tento: Dutoitspan až k pramenům Molopo-
riveru, a sice z Dutoitspanu přes Pniel,a Vaal-river podél
pravého břehu k středu běhu Bamboes-riveru a k pramenům
Maguazie-riveru na vysoké pole k pramenům Molopo-
riveru.
Oddech v pohorním běhu Maguazie-riveru.
Délka tury: Od 28%6 až k 2598 již. šířky.
Oddíl druhý. Prameny Moloporiveru. Říší Setšelovou
přes Marico-river, vrchy Dwars, přes Notuani-river, říší
Bamangualů, přes Sirorume Mahalapi, Tohuani, Se-
rule, Masatze a Molotse-river do říše Sehkomos k pra-
menům — Šašky.
Oddech: na řece Mahalapi.
Délka tury: Od 25°8 k 21" již. šířky.
Oddíl třetí. Od pramenů Šašky západními výběžky Mada-
2 mumbela vrchů západní částí, od Matabelů obývaných krajin,
2%
20
k Luisi a Matsetsi-riveru a k Victoria, pádům královského B
Arambesi, v jehož obvodu pobyt na nejkratší dobu obmeziti chei,
straně se sterých zde cestujícím hrozících pohrom, bych své síly a
stav výpravy na další cestu ušetřil. Buď brodu, buď jiných prostředků ©
k přechodu použiv, vynasnažím se ústí Loamby do Madšily do-
sáhnouti, cestuje říší Sekeletusovou.
Putování říší Mosilikatsovou směrem k Zumbo, ač kratší
dobu vyžaduje, nepodniknu, dílem bych se vyhnul nucenému pobytu
u Matatabele, dílem krajinám od Basisulů, Banyaiů, Babimpů,
Batongců a Basungü obydleným, kde motuba Tsetse řádí.
Oddech neurčitý a 6—8 ang. mil od Zambari, věnován k pří-
pravě přechodu.
Délka tury: 21° až 17" jižní šířky.
Oddíl čtvrtý. Od ústí Loamby do Madšily údolím nas
šily východní říší Sekeletusovou do zemí Banyelů, Bas
lambů a Baluů k pramenu Madšily.
Oddech: Jezero Baba Aihava.
Délka tury: 17°—13°5 aneb 13°.
Oddil pátý. Od pramene MadSily říší Babisů přes Mušing-
vrchy říší Avembů k pramenům Zambesi, kdyby nebylo možno — |
ústí Buarezy do Ruitiquing dostihnouti.
Oddech: Úpatí Mušing vrchů.
Délka tury: Od 13°5 neb 13° až k 12° neb 10%.
Oddíl šestý. Od pramenů řeky Zambesi k jižnímu břehu Tan-
ganjika-jezera, vyhýbaje se tuře Pritově a residenönimu sídlu
Kazemba, pouze směrem jeho říše pásmem hor Gundelungů.
Oddech v Chu m pre-vrchách.
Délka 12° aneb 10°5 až 7°15.
Hlavní účel dílu prvního jest proskoumání dosud méně známých EN
aneb docela neznámých krajin západních a jihozápadních, od
Matabelů obývaných (jihozápadní krajiny říše Mošilikatsové) a území ji
horním a středním během řeky Zambesi a známou turou -
Ritovou ohraničené, prameny řeky Zambesi, pásmo hor
Chi mprových a Gundelungovych.
Dil druhý. Dovolí-li v úvodu podotknuté podmínky další stín“ ;
vezmu směr dílu druhého, a když nebude možným, obrátím se v levo
skrze říše Kazemby, Muatin-Janvy, Kalundy a PT :
k Loange.
Dil druhý rozvrhnut jest na nejméně šest oddílů na západním
břehu Tanganjiky a Luta Nsige (jezera), kdež skoumati hodlám E
21
aeguatorialní jezera a Ciniti pokusy k vniknutí k západoseveru, dle
možnosti až k 43 stup. délky východ. m. od Ferra a 2° Sfr. na sever;
nepoštěstí-li se tento pokus, uzavru díl druhý v nejsevernějším vý-
běžku jezera Luta Nsige a budu skoumati řeky, do něho se
vlévající.
Míním, že díl druhý tutéž dobu vyžadovati bude, jako dvakráte
tak obnášející vzdálenost od Dutoitspan k jezeru Panganjiha. Délka.
tury celého dílce obnáší od 1095 neb 795 již. Š. až 29—3% sev. Sir.
Dil třetí. Ponechaje krajiny Speekem a Grantem obeznámené
v pravo, vezmu — neuskuteční-li se má naděje k západu v předešlé
tuře, poznovu směr k severozápadu k st. 43 od. Ferra a 3—4 sev.
šíř., odkud se chýliti hodlám k severu, k Darkulla neb k Dar-
furu; uskuteční-li se však mé předsevzetí, obrätim se ihned k po-
sledním zemím; Habeš, když mne cesta středem jeho nemožnou bude,
výletem navštívím.
Podobný přípis v anglické řeči zaslal jsem gouvernmentu kap-
skému, žádaje o rekomaudační listy a odporučení na anglické vládě,
spřátelené s náčelníky tmavé pleti; taktéž londýnské geografické spo-
lečnosti s prosbou, by mně zaslala své mínění o směru mé cesty,
an se uvolím směr tento dle přání změniti, kdyby to pro vědu vý-
hodnější bylo.
Výrok slovátného p. Petermanna: Výpravy v úzkém rozměru
dospěly a dospějí často k lepším výsledkům, než mnohé obrovské
expedice“ mysli mé klesnouti nedá.
“ S nejhlubší úctou
Emil C. J. Holub,
doktor lékařství
a člen sboru archaeol. musea, království českého,
Nezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 13. ledna 1873.
Předseda: Tomek.
Prof. Tomek četl článek z III. dílu dějin pražských nadepsaný:
„Osazování úřadů duchownich.*
Článek ten udává předně, komu náleželo w 14. století podací
-právo při rozličných kostelích pražských, farních i kollegiatních,
jedná rovněž o spůsobu volení kanovníků, opatů a jiných církev-
ních důstojníků, o působení králů českých a papežů při osazování
- rozličných beneficií, líčí rozličné nesprávnosti při tom, toho času pa-
p
nující, jedná dále o spüsobu svěcení kněžstva, a. podává konečně
přehled všech znamenitějších osob v duchovenstvu za císaře Karla IV.
1 za Wáclawa IV. až do roku 1393.
Sitzung der mathematisch-nalurwissenschaftlichen Úlasse
am 24. Januar 1873.
Vorsitzender: © Krejčí.
Prof. Dr. Čelakovský machte nachstehende Mittheilungen ©
„über solche neue Pflanzenarten Böhkmens, die in den letzten fünf
Jahren daselbst entdeckt worden sind und als besonders hervorragende
Resultate der botanischen Durchforschung des Landes namhaft ge-
macht zu werden verdienen.“
„Mit Hinsicht auf die Herkunft ihrer Pflanzenarten zerfällt die
böhmische Flora in drei Gruppen, von denen die erste die allgemein
europäischen oder ubiquitären, die zweite die mitteleuropäischen, spe-
ciell mitteldeutschen, in den wärmeren Gegenden Böhmens, in Thü-
ringen, Oesterreich, Ungara etc. wie auch südlicher verbreiteten Arten
begreift. In eine dritte Gruppe gehören solche Bestandtheile der
böhmischen Flora, welche im entfernteren europäischen Norden, Osten,
Süden oder Westen ihre Hauptverbreitung besitzen, in Böhmen aber
ihre äusserste Verbreitungsgränze oder vermittelnde Punkte zu noch
entfernteren sporadischen Punktenihres Vorkommens aufweisen kóanep, -
Dieses ist zugleich die geografisch interessanteste Pflanzengruppe, da
für ihre Arten die Richtung der einstigen Einwanderung in Böhmen
genau bestimmt werden kann, und aus ihrem Vorkommen überhaupt
bisweilen wenn auch nur hypothetische Schlüsse auf frübere Vege-
tationsverhältnisse sich ergeben. Die in den letzten Jahren bei uns
entdeckten Arten gehören sämmtlich zu dieser Categorie, da die ubi- ©
guitáren und auch die grósstentheils mehr verbreiteten mitteleuro- I.
päischen Arten natürlicher Weise schon seit Langem bekannt sind,
während die Arten der mehrgenannten dritten Gruppe zu den sel-
tenen und höchst seltenen Arten bei uns gehören, deren Entdeckung
nur einem glücklichen Zufall oder der genaüeren Durchforschung
mancher noch weniger bekannten Gegenden zu verdanken ist. Nach
der Weltgegend, in der die Hauptverbreitung liegt, geordnet sind es
folgende Arten:
a) Südliche: é
4 Pa.
1) Thesium rostratum Koch. Wurde 1869 auf dem ER RE
23
- Zlín bei Přestic etwa bei 1300“ Meereshöhe gefunden. Sonstige Ver-
breitung: Schweiz, Oberbaiern, Tirol, Salzburg.
2) Anthemis montana L. (A.styriaca Vest.). Verbreitung:
Südliches (selten mittleres) Frankreich, Spanien, Italien, Steiermark,
(Hoher Zinken 5000“ hoch), Banat, Marmaroser Alpen, Siebenbürgen,
Balkanlánder, südliche Krim. Wurde in Böhmen 1871 auf dem fel-
sigen Abhange Chotobuš bei Dobříš ca. 1200° hoch von E. Purkyně
entdeckt. Bemerkenswerth ist, dass diese beiden Arten im Süden
vorzugsweise alpine und subalpine Standorte einnehmen, wenn auch
Thesium rostratum bei München und Anthemis montana im Banat in
die montane Region herabsteigen, dass sie aber in Böhmen in nie-
driger Montanregion 1200—1300“ auf den genannten Standorten zahl-
reich angesiedelt sind. Die südliche Verbreitung der Anthemis mon-
tana ist ganz ähnlich der von Erythronium dens canis L., welches
bekanntlich in derselben Gegend, wie die Anthemis, nur wenige
Stunden von Dobříš entfernt, bei Davle an der Sázava massenhaft
wächst. Wenn wir auch Carex pilosa Scop. in Betracht ziehen, deren
nördliche Vegetationslinie durch Frankreich, Baden, Baiern (Passau),
Niederósterreich geht, so kann man wohl nicht verkennen, dass die
Einwanderung aller vier Arten durch eine gemeinsame Ursache in
gleicher Richtung aus dem Südosten veranlasst worden ist. Erwägt
man ferner, dass diese Arten perennirend sind und mit der Cultur
(gar nichts zu thun haben, ihr vielmehr von Weitem ausweichen und
nur intacten Wald- und Haideboden in Besitz ergreifen, ferner, wie
wenig wahrscheinlich die Uebertragung der Samen auf so grosse
-Entfernungen durch Luftströmungen oder durch Vögel ist, so wird
man die Annahme nicht sofort von der Hand weisen können, dass
„diese Pflanzen Ueberreste einer älteren, kulturlosen Zeit seien, in
welcher die zusammenhängende Verbreitung dieser Arten weiter nach
Norden reichte.
Carex pilosa hat allerdings auch im östlichen Böhmen, bei Leito-
myšl und Chotzen eine Stätte gefunden, ist aber dort offenbar aus
dem Osten eingewandert, da sie eigentlich als zur folgenden Gruppe
gehörig, von Niederösterreich nach Schlesien und Preussen hinein-
reichend, ihre Nordgränze in eine Westgränze verwandelt.
b) Südlich-östliche Arten:
8) Galium aristatum L. Verbreitung von Frankreich
- durch die südliche Schweiz, Italien, Tirol, Kárnthen und Krain, Un-
garn und Siebenbürgen, Galizien, Schlesien, Preussen, Russland (wahr-
- scheinlichst), Türkei. Bis in die neueste Zeit hielt man diese Art
24
für rein südeuropäisch, so dass sie z. B. Neilreich in den „Nach-
trágen“ nur für die südlichsten Länder der österreichischen Monarchie
‚gelten lassen wollte. Die Einwanderung bei uns geschah von Osten
zuge parallelen Streifen vorkommt. Eigentlich ist die Art schon
1837 von Knaf entdeckt worden (als G. polymorphum Kraf n. sp.)
allein, da ich erst in den letzten Jahren ihre wahre Bedeutung nach-
gewiesen habe, so führe ich sie hier mit auf. Dasselbe gilt von
4) Ornithogalum tenuifolium Gussone (O. collinum
- her, da die Art von Leitomyšl bis Niemes in einem dem Sudeten-
i
Koch Syn.), welches wenigstens um Prag häufig auf Anhöhen und ©
Triften wächst und somit zwar längst bekannt ist, jedoch bisher _
immer mit dem bei Prag viel seiteneren O. umbellatum L. für identisch
gehalten worden, bis ich im vorigen Jahre durch Vergleichung beider
Pflanzen in ihren Lebensstadien ihre vollkommene Verschiedenheit er-
kannt und die Gussone’sche Art bestimmt habe. Sonstige Ver-
breitung: Frankreich (nur in der mediterranen Region), Italien, Dal-
matien, Istrien, Krain, Baiern (Reichenhall), Niederösterreich, Schlesien,
Ungarn und Siebenbürgen, Russland (wenn O. ruthenicum Bouché,
wie es sehr wahrscheinlich ist, zur selben Art gehört). Das O. tenui-
folium wird sich wahrscheinlich in Böhmen noch weiter verfolgen
lassen, die einstige Einwanderung dürfte von Niederösterreich oder
Mähren (wo die Pflanze kaum fehlen wird) her erfolgt sein.
5) GCerastium anomalum W. Kit. wurde 1868 zuerst mit
Sicherheit bei Jungbunzlau von Prof. E. Purkyně nachgewiesen, nach-
dem es von Anderen schon früher gesammelt, aber verkannt worden
war, und vor 2 Jahren fand es auch Prof. Pospichal in der südlichen -
Umgegend von Jičín. Die Pflanze ist aber ebenfalls von Osten und
zwar dem Zuge so vieler Arten folgend, von Mähren her einge-
wandert. Die Gesammtverbreitung ist nämlich ähnlich wie die von
Carex pilosa: Ostfrankreich, Elsass, Baden (dort nur einzeln), Italien,
Dalmatien, Niederösterreich, Mähren, Sehlesien, Ungarn, Siebenbürgen,
Thracien, Südrussland.
c) Oestliche.
6) Lathyrus pisiformis L. Von Sibirien durch das mitt- ©
lere und südliche Russland, einzeln im östlichsten Zipfel Galiziens ©
und in Preussen, also bis zur Flussgránze des Dniester und der
Weichsel. Von Prof. Pospichal zuerst im nordöstlichen Böhmen bei
Dymokur gefunden, von mir auch im vorigen Jahre im Thale zwischen 5
Nouzov und der Komárover Můhle als unzweifelhaft wild Tea ji
konstatirt. In derselben Gegend auch
25
7) Hesperis runcinata W. Kit. Verbreitung im süd-
lichen Theile Osteuropas: Türkei, Siebenbürgen, Ungarn, Dalmatien,
- Nieder-Oesterreich. Wurde von mir im Laubgebüsche des Kalk-
hügels Voškovrch bei Poděbrad vor etlichen Jahren wiederholt ge-
funden, auch im Herbar Hippelli’s (als H. matronalis), am Chlum bei
Jungbunzlau schon früher gesammelt, erkannt, und dürfte somit in
dem zwischen Poděbrad und Jungbunzlau gelegenen Striche noch
mehrfach vorkommen. Da diese Race wohl nicht gepflanzt wird, wie
die echte H. matronalis L., so ist eine blose Verwilderung, die am
-Woskowrch übrigens auch sonst durch nichts gerechtfertigt wäre, nicht
anzunehmen. Diese Hesp. runcinata wird hier zum erstenmale als
böhmische Pflanze veröffentlicht.
8. Melampyrum subalpinum Kerner, in Ungarn und
Nieder-Oesterreich einheimisch, tritt in das östliche Böhmen wohl
durch die Einsenkung zwischen dem Glatzer Gebirge und dem Mäh-
rischen Gránzgebirge ein, erscheint aber erst bei Adler-Kostelec,
häufiger aber erst in den Wäldern von Königgrätz, Pardubitz und
Elbe-Teinitz, also in der Elbniederung auf Sandboden. Die Form
verdient bei uns durchaus nicht ihren specif. Beinamen, obwohl sie
in den östlichen Ländern wirklich vorherrschend subalpin auftritt.
9. Silene longiflora Ehrh. ist wie die folgende Art viel
© tiefer im Elbthale vorgedrungen, nämlich bis Leitmeritz, wo sie nebst
der folgenden von A. Mayer aufgefunden und von mir im vorigen
Jahre auch am Standorte gesehen worden ist. Sie ist dort leider
sehr spärlich vorhanden und dürfte mit der immer weiter fortschrei-
tenden Cultur ganz ausgerottet werden. Verbreitung: Südrussland,
Siebenkürgen, Ungarn, Galizien, Dalmatien.
10. Glyceria nemoralis Uechtr. et Körn. Wächst am
- Abhange oberhalb Skalitz bei Leitmeritz in einem Waldsumpfe sehr
zahlreich. Sonstige bekannte Verbreitung: Südrussland (Ukraine),
Posen, Preussen, Schlesien (daselbst zuerst unterschieden).
11. Bidens radiatus Thuill. Diese in neuerer Zeit viel-
besprochene Art gehört ebenfalls noch in diese Gruppe, obwohl sie,
wie es einmal ihre Einjáhrigkeit und dann die Leichtigkeit und Anpas-
sung ihrer Früchtchen an gelegentlichen Transport (die Fruchtgrannen
haben kleine rückwärtsgerichtete Stachelchen) etwa durch Wasser-
vögel mit sich bringt, über Böhmen hinaus nach Westen, zwar nur
sporadisch, vorgedrungen ist. Der Hauptheerd der Art ist Russisch-
Asien, das Wolgagebiet, Nordrussland, von wo sie sogar nach Däne-
mark und das nordöstliche Frankreich (daselbst schon im vorigen
26
Jahrhundert: von Thuillier unterschieden) ihren Weg gefunden hat.
Die Geschichte dieser Art in Böhmen ist folgende. Dr. Ascher-
son erkannte sie zuerst 1869 an den Hirschberger Teichen, nach-
dem sie schon früher Lorinser, irrthümlich für B. tripartitus, daselbst‘
(bei Habstein) gesammelt hatte., Dann fand ich bei Revision der
Gattung Bidens im Museumsherbar den B. radiatus von Opic wieder-
holt (zuerst 1345) an den Moldauufern bei Prag gesammelt und auch
im Seznam als neue Art B. intermedius aufgeführt. Jedoch war in
diesem und dem folgenden Jahre keine Spur von ihr bei Prag, na-
mentlich auch an den von Opic bezeichneten Standorten zu erblicken,
und im J. 1871 wurde auf der Trojainsel nächst der Kaisermühle
(von H. Poläk) ein einziges Exemplar aufgespürt. Somit stellte sie _
sich bei Prag, wie auch bei Kopenhagen, als eine meteorische, d. h.
als eine zeitweilig an bestimmten Lokalitäten erscheinende und wieder
verschwindende Art heraus, und es blieb die Ursache dieser Periodi-
eität auszuforschen. Den Schlüssel zu dem Räthsel fand ich schon
im J. 1870 in Südböhmen, als ich die Pflanze bei Wittingau wieder-
fand. Denn da der grosse Rosenberger Teich, an dem sie hin und
wieder vorkommt, durch die Lužnice mit der Moldau in direkter
Verbindung steht, so erschien mir die Annahme sehr berechtigt,
dass Samen des Bidens bei Hochwässern des Frühjahres bis Prag
herabgeschwemmt werden könnten, wo sie keimen, aber aus irgend
einer Ursache keine bleibende Nachkommenschaft hinterlassen können,
so dass immer neue Zufuhr von Samen nothwendig ist, damit die
Art bei Prag meteorisch werden könne. Diese Hypothese, die ich -
im Prodromus auch andeutete, schien um so einleuchtender, als
wirklich aus dem J. 1845 eine grosse Ueberschwemmung noch heute
bei den Prager Ueberfuhren markirt ist, und da auch für andere
ähnliche Vorkommnisse (z. B. von Limnanthemum und Phyteuma ni-
grum an der Südgränze des Prager Florengebiets) Samentransport
aus Südböhmen als einzig mögliche Ursache erscheint. Die grosse
Maiüberschwemmung des vorigen Jahres hat diese Hypothese sowohl
was die Nothwendigkeit des Transports aus Südböhmen als auch die
Unbeständigkeit der Pflanze bei Prag betrifft, vollkommen bestätigt,
nur dass diessmal die Beroun den Transport aus dem mittleren
Böhmen vermittelte. Es erschien im Herbste darauf der Bidens
radiatus in Unzahl in dem unteren Berounthale bei Radotin, nicht
nur am Flussufer, sondern selbst auf den Wiesen und Aeckern, die
im Mai unter Wasser gestanden waren, auch bei Prag selbst, auf
der Hetzinsel und besonders auf der Trojainsel fehlte er nicht, ja |
27
-nach H. Mayers Mittheilung liess er sich sogar an der Elbe und
Eger bei Leitmeritz sehen. Unzweifelhaft mögen auch an anderen
zwischenliegenden, aber nicht beobachteten Stellen Samen abgela-
- gert worden sein, so dass der Transport aus dem Süden ein ganz
beträchtlicher gewesen sein muss. Die Frage, woher die Samen ge-
kommen, lässt s’ch mit ziemlicher Gewissheit beantworten. Aus
-dem Voseker Teiche bei Rokycan fliesst der Klabavabach in die
Beroun ab; da nun dieser Teich im vorjährigen Inundationsgebiete
liest und ich schon 1871 den Bidens am Ufer desselben ziemlich
zahlreich antraf, so ist eine Samenabschwemmung von daher sehr
wahrscheinlich. Noch mehr wird diese Ansicht durch den Umstand
bestätigt, dass auch Coleanthus subtilis, der bekanntlich zuerst an
den (jetzt bis auf einen trockengelegten) Voseker Teichen vom Ent-
decker Presl gefunden wurde, in Folge der Ueberschwemmung eben-
falls sehr zahlreich auf der Trojaiusel bei Prag (zuerst von H. Poläk
aufgefunden) mit dem Bideus radiatus erschienen ist. Obzwar ich
vordem am Voseker Teiche den Coleanthus nicht mehr bemerkte, 80
ist es doch ganz gut möglich, dass sich derselbe in anderen Jahren
doch einstellt und dass Samen desselben in der Erde gelegen seien,
welche durch das reissende Wasser mit fortgeschwemmt wurden.
Auch die Zbirower Teiche, an deren einem ich den Bidens eben-
falls antraf, könnten, da der Zbirower Bach zur Beroun fliesst, zu '
dem Massentransport beigetragen haben; wie vielleicht auch Teiche
des Pilsner Beckens, für welche der Bidens zwar noch nicht kon-
tastirt, aber doch sehr wahrscheinlich ist. Als nächste Ursache davon,
. dass die Art an den Flussufera keins dauernde Nachkommenschaft
- liefert, ergab sich die, dass an allen untersuchten Exem-
plaren bei Radotin und Troja die Achänen ohne
keimfähigen Samen angetroffen wurden. Die wahr-
scheinlichste Ursache dieser Unfruchtbarkeit ist wohl die, dass diese
Art eine exquisite Teichpflanze ist und dass der Teichboden immer
© mehr mineralische Lösungen, namentlich phosphor und schwefelsaure
. Salze als gewöhnlicher Boden enthält, deren der Bidens radiatus
zur Samenbildung in höherem Masse als die verwandten Bidens tri-
partitus und cernuus bedürftig sein mag, womit er sich analog den
Salzpflanzen verhalten würde. Er kann sich also an Flussufern aus
. weggeschwemmten Samen gut, ja stellenweise sogar ungewöhnlich
üppig entwickeln, findet aber im Boden die zur Samenbildung nö-
- thigen Stoffe nicht hinreichend vor. Diese Erklärung scheint mir
28
der Erfahrung am nächsten zu kommen, müsste sich aber frelich ER
Fr
durch künstliche Aufziehungsexperimente erst erproben. ; A
Bald nachdem der Bidens radiatus in Böhmen zum ersten mie FR
gefunden war, ist er auch in Sachsen und preussisch Schlesiennc
gewiesen worden; doch ist sowohl die Zahl der Standorte, als auch.
die Masse der producirten Individuen ausserhalb Russlands wohl in ©
keinem Lande so gross, als wie in-Böhmen.
d) Nördliche.
12) Stellaria Frieseana Seringe. Verbreitung im Nordens
Skandinavien, nördliches und östliches Deutschland (Schlesien). Ein
ganz isolirter entfernter Standort liegt in Südtirol (nach Facchini).
Neuerdings wurde sie von Göppert und Müncke bei Schwarzbach
am Fusse des Böhmerwaldes (wo sie zwar schon Pfund vor 1847_
: -
nach dem Zeugniss seiner nicht veröffentlichten Flora Bóhmens
kannte) und von mir auf den Wittingauer Torfmooren angetroffen.
Die südböhmischen Standorte fallen in die grosse Lücke zwischen
der nördlichen Heimath und Tirol.
13. Viola epipsila Ledebour. Zusammenhängendes nörd-
liches Wohngebiet: Mittleres Russland, Finnland, Norwegen, Gothland,
Dänemark, Nord- und Ostdeutschland (Schlesien). Ebenso wie Bidens
radiatus von Dänemark nach Frankreich überspringt, so findet auch
"diese Viola an der Creuse im mittleren Frankreich einen isolirten
Standpunkt und findet sich auch gleich der Stellaria Frieseana bis
auf die Alpen (in Salzburg) versprengt. Sie kommt aber auch bei
Wittingau auf Moorbüchen vor, wo ich sie 1870 fand, wovon hier
zum ersten male die Mittheilung gemacht wird. Die gemeinsame
nordische Herkunft dieser und der vorgenannten Art, ihr gemein-
schaftliches Vorkommen auf den Mooren von Wittingau und die ein-
ander nahegelegenen südlichsten alpinen Standorte lassen auf eine
gleichartige Ursache der Wanderung beider Arten schliessen, und
zwar möchte die Übertragung von Samen durch nach Süden zie-
hende Sumpf- und Wasservögel, die um die Wittingauer Teiche gerne 28
auf ihrer Reise rasten mochten, das Wahrscheinlichste sein.
e) Nördlich-westliche. Zu dem schon früher im nördlichsten _
Theile Böhmens bekannten Juncus tenuis Willd. (Schottland, Hol- a
land, Hamburg, Holstein, Hessen, Würtemberg, Lausitz) sind neuestens
hinzugekommen:
14) Epilobium Lamyi Schultz. Verbreitung: England day).
Schweden, Dänemark, Frankreich, Schweiz, Belgien, preuss. Rhein-
provinz, südlich. Hannover. In Böhmen ist diese oft verkannte Art ©
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mehrfach und an weit auseinander liegenden Punkten verbreitet, im
-Osten bei Kopidlno und Jičín (wo ich sie voriges Jahres fand) und
- bei Jaroměř (von Knaf gesammelt), im Westen bei Saaz auf dem
Eichberg (wo ich sie zuerst in Böhmen sah) und in Mittelböhmen
in der Hořovicer Gegend mehrfach (von mir gesammelt).
15. Arctium nemorosum Lejeune (Lappa macrosperma -
Wallr.), bisher in den Niederlanden, im nördlichen und westlichen
Mitteldeutschland beobachtet, allerdings nur Race des Arctium
lappa L., kommt mit der vorigen Art bei Kopidlno und Dymokur
häufig vor, wo ich es im verflossenen Jahre ebenfalls aufgefunden habe. -
f) Südwestliche.
16. Hieracium juranum Fries, bis vor Kurzem nur aus
dem Jura der Dauphinée und der Schweiz und den Alpen Savoyens
bekannt, wurde im August des vorigen Jahres von Karl Knaf fil.,
Assistenten des Museums, im böhmischen Antheile des hohen Riesen-
gebirges an vier Stellen (namentlich dem Kesselberge und Krkonoš)
entdeckt (gleichzeitig und davon unabhängig auch schlesischerseits,
von Fritze) nachdem es merkwürdiger Weise weder Tausch und die
Kablík, noch die schlesischen Botaniker früher beachtet hatten. Die
engere Beziehung zwischen dem Riesengebirge und den westlichen
- Gebirgsstöcken ist sehr auffällig, jedoch ist es mir sehr wahrschein-
lich, dass diese Art der schwierigen, noch immer nicht ganz er-
forschten Hieraciengattung auch in den schweizer und österreichischen
Alpen vorkommt, womit die Herkunft der Riesengebirgspflanze gleich
anderen Arten eher von den Alpen abzuleiten wäre. Das’ Hieracium
prenanthoides — murorum Schultz, im Wallis der Schweiz von Lagger
gesammelt, stimmt nämlich bis auf die kleineren Köpfchen mit
H. juranum überein und ist wohl nur Varietät desselben. Es kommt
nach Neilreich auch in den Tiroler Alpen vor.
Übersehen wir nochmals die besprochenen neuen Aökinlisehien
Arten, so finden wir die grosse Mehrzahl (9) von Osten (über.
Mähren) eingewandert, in Ost- und Nordböhmen angesiedelt; aus
dem Norden nur 2, torfbewohnende, und diese gerade im südlichsten
Punkte angesiedelt; aus dem nordwestlichen Hügellande ebenfalls 2;
aus dem Süden und Südwesten 3, diese vorzugsweise oder aus-
schliesslich Hochgebirg pflanzen,
Assistent K. Preiss sprach: „Über den sogenannten Smeelit
aus Böhmen“, ferner „Über ein amorphes Mineral aus dem Marien-
berge bei Aussig.® -
30.
Předsedal: Kvíčala.
Prof. Tieftrunk četl pojednání o povahopisích v Igoru a
v Zádonštině, přihlížeje spolu „k básnictví staročeskému a k Nibe-
lungam.“
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 21. ledna 1873.: vý
V čtení tom vyloženy nejprvé povahopisy v ruských zpěvích |,
Igoru a Zádonštině, i ukázáno k tomu, jak se liší od karakteristiky —
rukopisu Zelenohorského a Kralodvorského. V nejstarší epice české, ©
jako v Libušině soudě, Záboji a Čestmíru jest líčení povah naprosto A
objektivní, zakládajíc se na řečech a činech osob jednajících; v mlad-
ších pak básních, zejmena v Jaroslavu, Ludiši a Luboru, spatřovati
jest místem také již karakteristiku subjektivní, ač i zde objektivní
spůsob vrch drží. Naproti tomu v obou ruských zpěvích nalézá se
obojí karakteristika téměř v stejné míře. Mladší doba, v nížto po-
vstaly (jmenovitě Zádonština), jakož i patrná náchylnost básníkův
ruských k líčení zevrubnějšímu vedly přirozeně k tomu, že tito, ne-
přestávajíce na prostém vypsání skutkův hrdiuských, rádi se pouštěli ©
do širšího líčení jednajících osob. Vůbec předčí skládání česká nad
ruské větší prostotou a jadrností. Společná pak vlastnost českých
a ruských zpěvů záleží v tom, že motivy činův v obou téměř na-
prosto šlechetné, ano vznešené jsou; v kteréžto příčině znamenitě —
nad Nibelungy vynikají.
V další rozpravě vytknut jest také rozdíl ten, že památky české
a ruské obsahují hojnost rozmanitých ozdob z přírody vzatých, ja-
kýchž v Nibelungách jen velmi málo (v celku asi deset) nacházíme.
Příčinu toho sluší hledati předkem v prvotní rozdílné povaze Němcův
a Slovanův. Germansti národové, jejichž hlavním živlem válka byla,
nehrubě Inuli myslí svou k přírodě, která nad to kolem nich hojné
rozmanitosti namnoze postrádala. Naproti tomu Slované, v úrodných
krajinách východní Evropy obývajíce, provozovali orbu jakožto při-
rozený základ výživy své; protož milerádi přátelili se s přírodou, 13
užívajíce ükazüv jejich spolu i k jasnějšímu naznačování rozličných
výjevův vnitřního a vnějšího života svého.
Nákladem kr. české společnosti nauk. — Tiskem dra. Edv. Gregra v Praze 1873.
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Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
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in Prag.
Jahrgang 1872.
Juli — Dezember.
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- Verlag der königi. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.
1873.
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 1. Juli 1872,
k Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Fr. Palacký,
© Rieger, Toman, Kalousek, Nebeský, Tieftrunk Und Eee
Pazout als Gast.
Herr Dr. Emler las den ersten Theil seiner für die Acten
der Gesellschaft bestimmten Abhandlung : „Über die Kanzlei K. Pre-
mysl Otakar II.“
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Úlasse
am 12. Juli 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, F. Schmidt
von Bergenhold, E. Weyr, Studnička, Novák, Frič,
Kořistka, Šafařík, von Waltenhofen, G. Schmidt, dann
die Herren Helmhacker, Nekut, Domalip, Wesely, Schöbl
als Gäste.
„ Herr Berg-Ingenieur Helmhacker hielt folgenden Vortrag:
„Über neue Petrefacten im Kulm am der schlesisch-polnischen Gränze.“
Die bisher von Dr. Ferdinand Roemer an zwei Orten in Ober-
schlesien nachgewiesene Fauna von Meeresbewohnern in der pro-
duktiven Steinkohlenformation wurde unter den tiefsten Flötzen der
> Hulčíner westlichen Grubenabtheilung von mir aufgefunden.
Die Hulčíner Grube liegt hart an der österreichischen Grenze
am rechten Oderflussufer und haben die Flötze der guten Steinkohle,
1*
Snu“
‚kommen von marinen Thierresten in der oberschlesischen Steinkohlen- Br
welche in Schieferthonen und ndiges Schieferthonen in der west
lichen Grubenabtheilung eingelagert ist, zumeist ein östliches. Ein-
fallen, obwohl bei der schwach wellenförmigen Lagerung das ent- 6
gegengesetzte Einfallen derselben auch zu beobachten ist. Da
den genau von Ost nach West getriebenen Petřkovicer Reichen Flótz ©
Erbstollen, der auf eine Länge von etwa 15% Kilométer aufgefahren -©
ist, wurde von Ost März, April, Mai, Juni 1872 in einem Schiefer-
thon oder sandigen Schieferthon von grau-schwarzer oder schwarz ©
grauer Farbe, die sehr merkwürdige Fauna aufgefunden. |
Roemer versetzt die Schichten, in welchen die Überreste von
marinen Thieren, als in die tiefste Zone der produktiven Steinkohlen-
formation, welche in dem oberschlesischen Becken mit der Zone dr
Sigillarien nach Geinitz, wie sie in Sachsen, Böhmen und an vielen
anderen Orten nachgewiesen ist, zusammenfálit. Da die Sigillarien- -©
zone bisher nur auf Landpflanzenresten, die in derselben vorkommen,
beruht, oder nach denselbeu erkannt wird, so ist es bei der Bestim:
mung des Horizontes, in welchem solche marine Thierreste in der © =
Steinkohlenformation vorkommen, um so misslicher, dass auch nicht -©
Pflanzenreste mit den Thierresten vorkommen, die über die Schichten,
zu welchen diese Reste gehören, etwas mehr Licht verbreiten würden. ©
Roemer führt aus Schlesien nur 3.Pflanzenreste an, welche die Frage, ©
ob die Thierreste in den tiefsten Schichten der Sigillarienzone vor- ©
kommen, unentschieden lassen, trotzdem dass dies von Roemer wahr- ©
Erb einlich gemacht wird.
4
Die Localität bei Petřkovic, welche senkrecht auf die Tages-
oberfläche projicirt, genau in der Mitte des Dreieckes, welches durch
die drei Ortschaften Petřkovic, Ellgoth und Bobrovník bei Hulčín n ©-
Preussisch-Schlesien gebildet wird, liegen würde, wurde von mir aus-
gebeutet und gab neue Belege für das von Roemer beobachtete Vor-
formation. Be
Die Fauna ist auf den ersten Blick ganz derjenigen, wie sie
Dr. Ferd. Roemer in seiner Geologie von Oberschlesien und in der v
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1866 angiebt,
ähnlich. Die meisten Thierformen stimmen mit denen, die schon an
jenigen von der Königshütte mit den bei Petřkovic vorkommenden
len an ný
5
Chonetes, Discina, Bellerophon, Posidonomya, Goniatites, Orthoceras,
Nucula, Pecten, Encrinites, Palaeoniscus, Phillipsia etc.
‘© Wenn nun schon aus der Posidonomya, die ein Leitfossil für
den Culm oder die Zone der Lycopadiaceen ist, sowie nach dem
Vorkommen des Goniatites auf die Zone des Kultus oder der Lyco-
podiaceen geschlossen werden könnte, so entscheiden dennoch’ die
Pflanzenreste, welche mit den Thierresten zusammen vorkommen,
über die Zone, in welche die Schichten zu versetzen sind.
Die Pflanzenreste wurden als- zu Sagenaria cremata, Sagenaria
© Veltheimiana, Calamites transitioais, Sphenopteris elegans, Spheno-
-pteris distans, Trigonocarpus Noeggerathi, Noeggerathia an. palmae-
= formis, Cyatheites asper etc. etc. gehörig erkannt.
Von diesen Pflanzen eignen sich Sphenopteris elegans, distans,
Trigonocarpus Noeggerathi, Noeggerathia an. palmaeformis, zur Be-
stimmung des Horizontes nicht, da sie sowohl in dem Culm, als
auch der Sigillarienzone, ja auch theilweise in der Zone der Filices
vorkommen. Sagenaria cremata ist eine Pflanze, die nur der mittleren
- und oberen Steinkohlenformation eigen ist. Dafür aber lassen Cala-
- mites transitionis, Sagenaria Veltheimiana, Cyatheites asper und noch
andere schon in den Troppauer Kulmdachschiefern von Ettings-
hausen gefundene Pflanzen in Verbindung mit den Posidonomyen und
"anderen Resten ohne allen Zweifel den Horizont dieser Meerescon-
chylien als zum Kulm gehörig erkennen. Wahrscheinlich wird sich
das mit den besseren Aufschlüssen auch bei den andern zwei von
-© Dr. Ferd. Roemer früher schon angegebenen Fundorten ebenso sicher
© beweisen lassen, wie es bei Petřkovic gelungen ist. Noch andere
Pflanzenformen, darunter einige neue, sowie einige andere, darunter
auch neue Thierformen, werden später zur Beleuchtung dieser höchst
interessanten und als Horizont benutzbaren Localität beschrieben
werden.
Herr Prof. Dr. Frič sprach: „Über einen neuen Saurier im
Pläner des weissen Berges.“
; Herr Prof. Dr. Šafařík gab eine vorläufige Notiz: „Über
mikroskopisch-chemische Untersuchungen der silurischen Diabase aus
der Umgegend von Prag.“
Herr Prof. Dr. von Waltenhofen hielt folgenden Vortrag: ©
„Über die Erzeugung des elektrischen Kohlenlichtes mittelst Thermo- a
säulen.“ z 8
Die überraschenden Leistungen der Noč'schen Thermosáulen ©
haben den Erfinder auf den Gedanken geführt, mit denselben uch ©
die Erzeugung des elektrischen Kohlenlichtes zu versuchen, falls de ©
Bedingungen, welchen dabei hinsichtlich der elektromotorischen Kraft JM
und des Widerstandes entsprochen werden müsste, nicht von vorm
herein als unerreichbar sich herausstellen sollten. s
Um darüber mit Sicherheit urtheilen zu können, habe ich dieses v
Problem zum Gegenstande einer näheren Untersuchung gemacht,
deren Resultate ich im Folgenden mittheile: M
Bekanntlich genügt eine Batterie von etwa 30 Bunsen'schen
Elementen, um das elektrische Kohlenlicht in dem Masse zuer-
zeugen, wie es bei Anwendung einer Duboscq’schen Lampe für Ver-
lesungsversuche zu geschehen pflegt. — Da nun, wie meine Messungeu =
ergeben haben, durchschnittlich 20 Noě'sche Elemente die elektro-
- motorische Kraft eines Bunsen’schen ersetzen, so würden — abge-
sehen vom Widerstande — etwa 600 'Thermo-Elemente der besagten
Art zum Betriebe einer Duboseq’schen elektrischen Lampe erforderlich
sein. — Eine solche Thermosäule würde aber, mit Beibehaltung der
bisher in Anwendung gebrachten Dimensionen der einzelnen Elemente,
einen Widerstand von mehr als 30 Siemens’schen Einheiten haben,
während jener einer Bunsen’schen Batterie von gleicher elektro-
motorischer Kraft — bei angemessener Grösse und guter Qualität
der Elemente — höchstens auf ein Viertel dieses Betrages veran- —
schlagt und — durch Anwendung grösserer Elemente — leicht noch
viel kleiner gemacht werden kann. (Nach meinen Messungen beträgt
nämlich der Widerstand eines Noč'schen Elementes in den von mir —
bis jetzt untersuchten Säulen 0.054, während ich bei guten Kohlen- -
zinkketten Widerstände von 0.3 bis 0.06 gefunden habe.)
Es entstand nun die Frage, ob dieser Mehrbetrag des Wider BE
standes auf Seite der Thermosäule dieselbe zur Erzeugung des eek
trischen Kohlenlichtes untauglich mache, — oder ob vielmehr — u
— falls nämlich der Widerstand des Kohlenlichtes vielleicht an sic ©
schon sehr bedeutend sein sollte — jene Differenz hier nicht so
sehr in Betracht komme. Es handelte. sich also zur Entscheidung ©
dieser Frage — mit anderen Worten — um die Kenntniss des Wider-
standes des Kohlenlichtes selbst, des Widerstandes nämlich, der ©
7
durch das Glühen der Kohlenspitzen und das Auftreten des Licht-
bogens zwischen denselben in den Schliessungskreis eingeführt wird.
Da hierüber keine Messungen vorliegen, ja nicht
einmal allgemeine Angaben darüber: ob man es beim
© Kohlenlichte miteinemverhältnissmässig grossen oder
kleinen Widerstande zu thun habe, so war ich genöthigt
selbst Versuche in dieser Richtung anzustellen, die ich denn auch
schon im Mai des vorigen Jahres (1871) ausführte.
Zur Erzeugung des Kohlenlichtes dienten abwechselnd zwei
(von Herrn Prof. Mach gütigst geliehene) Apparate (Regulatoren),
einer von Duboscg und einer von Stöhrer. Die nachstehenden Resultate
beziehdn sich jedoch nur auf die mit dem erstgenannten Apparate
gemachten Versuche. — Das Experimentiren hatte insofern einige
Schwierigkeiten, als ich dabei nur über 20 Kohlenzinkelemente ver-
fügte, deren Strom nicht ausreichend war, den Regulator gehörig
-in Gang zu erhalten. Das Kohlenlicht war daher intermittirend. Doch
gelang es durch stete Nachhilfe am Regulator das Licht mehrmals
so lange constant zu erhalten, dass die nöthigen Ablesungen an der
Tangentenbussole gemacht werden konnten.
Schon der Umstand, dass die (natürlich ohne Unterbrechung des
Schliessungskreises vorgenommene) Einschaltung von 5 bis 10 Wider-
© standseinheiten eine auffallende Abnahme oder wohl gar ein gánzliches
Erlöschen des elektrischen Lichtes bewirkte und dass selbst die Ein-
schaltung von nur 1 oder 2 Einheiten schon eine bemerkbare Störung
hevorzubringen vermochte, liess sofort erkennen, dass man
es hier mit keinem verhältnissmässig grossen Wider-
stande im Schliessungskreise zu thun habe.
In der That ergab die Rechnung aus der bekannten elektro-
motorischen Kraft (400) der Batterie und der beobachteten Strom-
stärke (40 ig 62.°, nach chemischem Masse) einen Gesammtwiderstand
von 5.,, Siemens-Einheiten im Schliessungskreise, von welchem, da die
nach Ausschaltung des Regulators beobachtete Stromstärke (4044 77.°,)
einem Widerstande von 2.,, entsprach, 2.,, Einheiten auf das Kohlen-
licht (mit Einschluss des Regulators) entfallen. (Diese Messung wurde
noch durch andere mit abgeänderten Schliessungswiderständen aus-
geführte controlirt und gut übereinstimmend befunden.)
Eine Messung der (jedenfalls sehr geringen) Entfernung der
Kohlenspitzen beim vollen Glanze des kleinen Lichtbogens konnte
nicht vorgenommen werden, aber es ist wohl von vornherein ein-
leuchtend, dass der Widerstand mit der Ausdehnung des Lichtbogens
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-sehr beträchtlich abnahm, wenn man die Kohlenspitzen so dicht an- f B
‘ging beim Hellglühen mitunter bis auf 40 ig 50° herab. Die oben —
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dáchéch muss, womit denn auch die bei den beschriebenen Vástichén =
beobachtete Thatsache übereinstimmt, dass der Widerstand sofort Be
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einander schob (in Berührung brachte), dass sie nur dunkel glühten.
(Die Stromstärke stieg -beim schwachen Glühen bis 40 ig 74° und Ba
angesetzte Stromstärke 40 tg 62.,° ist die während des Hellglůhens
am häufigsten beobachtete.) Natürlich zeigte sich der Widerstand
auch grösser, so lange die Kohlenspitzen noch dünn waren und nahm -©
mit der Deformation derselben ab. a
Die Untersuchung hat demnach gelehrt, dass der
Widerstand desKohlenlichtes kein verhältnissmässig —
srosserist und (bei geringer Ausdehnung des Lichtbogens) sic
nicht sehr weit vom Widerstande der angewendeten Bunsen’schen
Batterie entfernt hat. Damit ist auch die oben angeregte Frage be-
- antwortet, nämlich dahin, dass zur Erzeugung des elektri-
schen Kohlenlichtes nur Batterien von kleinem Wider- -
stande geeignet sind. Hieraus folgt ferner, dass die früher ©
besprochene Thermosäule von 600 Noč'schen Elementen gewöhnlicher
Grösse zur Erzeugung des Kohlenlichtes nicht tauglich wäre, sondern
zu diesem Zwecke Elemente von wenigstens viermal grösserem Quer-
schnitte, d. i. von wenigstens viermal kleinerem Widerstande něthig ©
sind, was dann entweder durch entsprechende Vergrösserung drEle-
mente bei gleicher Zahl oder durch entsprechende pachjtropischee =
Combination einer mindestens vierfachen Anzahl bei unveränderter
Grösse geschehen könnte. Noch viel kleiner müsste — wie aus dem
Früheren hevorgeht — der Widerstand der Thermosäule- gemacht
werden, wenn sie bei gleicher elektromotorischer Kraft Bunsen’sche
Elemente grösserer Gattung ersetzen soll. 2
Wird aber dieser Bedingung, nämlich der Widerstandsvermin- ©
derung, Genüge geleistet, was bei der Kleinheit der Noč'schen Ele-
mente wohl ausführbar ist, dann unterliegt auch die Erzeugung des ©-
elektrischen Kohlenlichtes keinem Zweifel mehr. a%
In der That hat Herr No& diesen Weg bereits mit Erfolg be-
treten und ist es ihm — bei einem vorderhand noch in kleinem —
Massstabe ausgeführten Versuche — durch Verminderung des Wider- SR
standes der Elemente auch bereits gelungen das elektrische Kohlen- ©
licht zur Erscheinung zu bringen, ein bisher bei Thermosäulen Ba
noch nicht gesehenes Resultat. RER
Da nun sowohl eine weitere Verminderung des Widerstan.
9
als auch die Herstellung von Thermosáulen mit entsprechend grosser
Elementezahl keinen unübersteiglichen Schwierigkeiten unterliegt, so
© kann auch die Erzeugung des elektrischen Kohlenlichtes im Grossen
mittelst solcher Säulen als gesichert betrachtet werden.
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 15. Juli 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Emler, Nebesky, Tomek,
Tieftrunk; Herr PaZaut als Gast.
Dr. Emler setzte seinen Vortrag: „ Über die Kamělei König
Otakars II. von Böhmen“ fort.
Sitzung. der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 18. Oktober 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, E, Weyr, Schöbl,
und die Herren Helmhacker, Salaba, Feistmantel als
Gäste.
Herr Berg-Ingenieur Helmhacker sprach: „Über die geolo-
gische Verbreitung der Gattung Sphenophyllum.“
Herr Prof. Krejčí hielt einen Vortrag: „Über die geologischen
Verhältnisse der Umgebungen von Měcholup im Saazer Kreise.“
Herr Prof. Dr. E. Weyr hielt folgenden Vortrag, welcher von -
ihm in einzelnen Partien in den nachfolgenden Sitzungen fortge-
setzt wurde, welche Fortsetzungen wir aber hier des besseren Ver-
ständnisses und der leichteren Übersicht wegen im Zusammenhange
veröffentlichen.
Ueber razionale Curven.
1. Einleitung.
Ein sehr einfaches, dabei fruchtbares und vielleicht auch genug
interessantes Mittel zum Studium der razionalen Curven besteht darin
ihre Punkte durch Werthe eines eindeutigen Parameters zu bestimmen
und dann Relationen zwischen Parameterwerthen aufzustellen, welche
= .
in algebraischer Weise gewisse gegenseitige Lagen der entsprechenden
Punkte charakterisiren. I
Indem ich im Folgenden einige Beispiele für derartige Behand-
lungen razionaler Curven geben werde, werde ich mich nur mit vor--
züglich bekannteren razionalen Curven beschäftigen.
Die razionale Curve erster Ordnung — die Gerade — über-
gehend, fangen wir zunächst mit den razionalen Curven zweiter
Ordnung, d. i. mit den Kegelschnitten an. :
2. Die Kegelschnitte.
Die Scheitelgleichung der Kegelschnitte lautet:
yž = 2px + ga?
Es sei u; die goniometrische Tangente des Winkels, welchen
der vom Scheitel nach dem Curvenpunkte © gezogene Strahl mit der
x-Axe bildet; dann kann man «; als einen eindeutigen Parameter der |
Punkte (z) des Kegelschnittes betrachten, d. h. als eine Variable, die je 3
sich von Punkt zu Punkt stetig ändert, so zwar, dass jedem Punkte 4
i) der Curve nur ein einziger Werth von «; entspricht, und umge- ©
kehrt, dass jedem Werthe von % nur ein einziger Curvenpun*t (2) © =
zugehört. Die Coordinaten z, y drücken sich als razional-gebrochene
Funktionen des Parameters « aus; denn wir haben der Dodo
von u gemäss \
YZULX i
somit ja
u*a* — 29% + az? c Re
- woraus folst: se
2p N Au
u — a ER
BRK m
u — g : k
0
| DEN Bi
a Be
3. Gerade durch zwei Punkte, Tangente.
Die Gleichung einer Geraden, welche zwei Punkte 1, 9 dos
Kegelschnittes verbindet, lautet bekanntlich y
kol | P
11
oder gemäss den Gleichungen I:
ID y |
| 2p mm |
| w°—g 44 =0
| 2p 2pu, |
| +
oder auch:
RE: RAI
mž—a 2» 2pu|=0
W3— a 2p 2pu,
Wenn man diese Determinante nach den Elementen der ersten
Zeile entwickelt, reduzirt und mit 2» (u, — 4) kürzt, so erhält man
als Gleichung der Geraden 12:
y% +%) — 2 (u -+ a) = 2p (U)
Die Richtungseonstante derselben ist:
— W W Ze q (II)
AM FU
Hieraus folgt ein Ausdruck für die goniom. Tangente des
Winkels «, welchen die geometrische Tangente der Curve im Punkte
(w) mit der x-Axe bildet; man hat nur w,=u, =u zu setzen und
erhält
u?
ige = = 4 (IV)
Die Gleichung der Tangente im P (u) lautet dann nach II.:
2uy — zu -+ a) = 2p (V)
4. Curvenscheitel.
Aus der Formel für ig« lassen sich die Parameterwerthe der
vier Curvenscheitel ableiten; denn für jene der Nebenaxe ist « = 0 also
“"+g9=0
oder
W=TV—4. WE—Vo4
Für die Scheitel der Hauptaxe (x-Axe) ist e= 90°, somit
tg u = O0 oder !
4 Uz == 0) 1400
5. Symmetrische Pumkte.
Zwei Punkte der Curve sind symmetrisch zu einer je beiden
Axen, wenn ihre Verbindungslinie zur anderen parallel ist, d.h. wenn
die Richtungsconstante derselben O oder © ist. Zwei solche Punkte
kif ©:
(u) (0) werden Kom, gemäss der ieieluhg III entweder
Bedingung
Up- a=0 , m. :
genügen, wenn sie symmetrisch zur Nebenaxe sind, oder der Be- ©
dingung z 2
tm=0 _ (VII)
wenn sie symmetrisch zur Hauptaxe liegen. m5: +2
6. Diametrale Punkte. SR ni
Zwei Punkte u, w, sind diametral, wenn der eine mit einem — ©
Punkte w“ symmetrisch zur Hauptaxe ist und der andere mit demselben
Punkte symmetrisch zur Nebenaxe. Diess gibt die Gleichungen
u twW=0 Ben.
WU +g—0O Px
somit durch Elimination von w/ Ha
WU, 4 (VIM) dě
als Bedingung, dass «, und u, zwei diametrale Curvenpunkte sind.
Für den Winkel B, welchen der Diameter u,w, mit der z-Axe -©
einschliesst, findet man nach III Be
job Bee ar Se ger.
„tw gatu am? Si
Aus der Bedingungsgleichung VII folgt sofort, dass die Tanz Z :
genten in diametralen Punkten parallel sind. Denn aus (IV) folgt
g >
a 4 ER
gd bob h
> 24 2 Be
oder nach (VIII) | Be
fo m er
also ist offenbar ige, — ige, oder a, — «,, d. h. die beiden Tangenten RE
in 4, 4, parallel. 3
7. Conjugirte Durchmesser. BR;
Wenn zwei Durchmesser u,4; und «'w, conjugirt sind, 0 ©
muss der eine parallel sein zu den Tangenten in den Endpunkten : iR
des anderen; d. h. es muss nach (IX) und (III): 2
W 4 MU 0 x
i Z Pe ; BE.
sein, wobei die diametralen Punkte u,w, und Pa ‘ nach den Gleir
chungen (VII)
A Ů
13
genügen müssen. Die letzte Gleichung lautet demgemäss auch:
(4 -F 4) 4%‘) = 4 A)
oder zufolge Gleichung IX:
tga tga“ = g (X)
8. Asymptoten.
Wenn zwei conjugirte Durchmesser zusammenfallen, so bilden
sie eine Asymptote. Für die Asymptotenrichtungen haben wir daher
- nach (X“) die Gleichung
|
oder ge Z EV
welche reell sind für g>> 0 (Hyperbel) imaginár, für 9< 0 (Ellipse)
und zusammenfallend für q=0 (Parabel) (art. 8). Die Asymptoten
kann man auch als die Tangenten der unendlich fernen Punkte be-
trachten, woraus dann sofort ihre Gleichung gefolgert werden kann.
Der Punkt (w) wird ein unendlich ferner Punkt, wenn <= ©
y -= o, d. hb. wenn nach I u*— 970 oder uz -EV ist.
Die Parameter der beiden unendlich weiten Punkte sind somit ©
=Zz+VI W=—Vg4
Die Tangente im Punkte + Vg hat nach (V) die Gleichung
| +2Yygqay—-aQ+)=2p
oder aber:
EV a=Pp (V)
Diese Gleichung stellt uns somit die Tangenten in den unend-
lich fernen Punkten der Curve, d. h. die Asymptoten des Kegel-
schnittes dar. Der Durchschnitt der beiden Asymptoten ist der Mittel-
punkt der Curve und hat, wie man sich aus V überzeugt, die Co-
ordinaten
p
yzo ZZ ——
4 g
9. Involutionen auf der Curve. Tangenten durch einen beliebigen
Punkt.
Alle durch einen festen Punkt (z,y) in der Ebene unserer Curve
« gehenden Geraden (ein Strahlenbüschel) bestimmen auf der Curve
Punktepaare (w,u,), welche einer quadratischen Involution angehören.
Die Parameter dieser Punkte u,«, erfüllen die Gleichung (II):
YM — 9,) — (uU, + 4) = 2p
welche zugleich die Gleichung der durch das Strahlenbůschel (z)
auf der Curve bestimmten Punktinvolution ist. Die Projektivität der
Systeme (w,) und (w,) folgt aus der Linearität der letzten Gleichung
Re
=
14
bezüglich “ und bezäßliehi %,; und die Večtiusitkanosmmáná jan N
* volution) folgt aus der Symmetrie dieser Gleichung. k 2
Für die Doppelpunkte der Involution (die wir kurz als die In-:
volution (z,y) bezeichnen werden) erhalten wir 4, = u, —=u setzend ©
die Gleichung: BT,
2yu — zu” + q) = 2 jí
oder:
2 2p + az
CE EEE IE TEE ENT N ee
U = u— == 2
aus welchen für die Parameter «,, u“;„ der Doppelpunkte die Werthe
folgen
nd VE- Pre v +Vy— a — ge?
127. x? x Nv m (XD |
p _9-V PB — ge?
W — F j
Es sind dies offenbar auch die Parameter der Berůhrungspunkte ;
der beiden durch den Punkt (xy) an die Curve gehenden Tangenten, -
deren Gleichungen dann, wenn wir deren laufende Coordinaten mit
É und n bezeichnen, nach V lauten:
+ V y?— px — ax* + Vy?— pa — ae"
Vet (ye VB ay
oder aber : (= Vy — 2pe A) BA |
at Ost z (X)
js ZEN yl —rdpa o áv/) ER
art: &{ až —)Jzp
Die beiden durch (xy) gehenden Tangenten sind reell, zusammen-
fallend oder imaginär, je js
2
= Bpa + ge? wu
ist; dies ist zugleich das en hiefür, ob der Punkt (zy) ausser- ©
halb, auf, oder innerhalb unseres Kegelschnittes liegt. B:
Die Gleichung der Involution, welche der Punkt (zy), d. h. die
durch diesen Punkt gehenden Strahlen auf der Curve bestimmen,
hat nach frůherem die Gleichung: ne
y (ty + W) — a + 0) = N:
(Diese Gleichung geht für z — © smí in a
WW T- 4 n » o
und in der That wird in diesem Falle a Involution aus zur y-Axe
symmetrischen Punktepaaren bestehen, was auch aus der Ge k:
der Involution nach VI hervorgeht.
É
F
15
- Für y== © werden die Punktepaare der Involution symmetrische
- Punkte bezüglich der z-Axe sein und in der That geht die Involu-
tionsgleichung über in
ut% =0
was mit VII vollkommen übereinstimmt.
Wenn der Punkt (xy) [das Centrum der Involution| ein un-
endlich weiter Punkt ist, dessen Richtung mit der x-Axe den Winkel «
bildet, so ist = %,y=, = —tgw, so dass die Involutionsglei-
chung übergeht in:
igu (u, + 4) — (44, +4) = 0
aus welcher wir leicht die Parameter jener zwei Punkte finden kónnen,
in welchen die beiden mit der x-Ax& den Winkel « bildenden Tan-
- genten unsere Curve berühren. Es sind diese Punkte die Doppel-
punkte der Involution und somit haben wir für dieselben die Gleichung
Ztgu. u— WHO
woraus folgt
u—=igu + V igu—g |
Dass diese beiden Punkte diametrale Punkte sind, folgt ana-
lytisch daraus, dass das Produkt ihrer Parameter — g ist (VIII).
Wenn der Curvenmittelpunkt das Centrum der Involution ist,
so sind die diametraien Punkte entsprechende Punkte der Involution.
Und in der That haben wir für diesen Fall y=0, = — ‚somit
-die Involutionsgleichung:
7 W +d=%
oder AA
was mit (VIII) úbereinstimmt.
10. Pol und Polare.
Die Parameter der Berůhrungspunkte der beiden durch den
Punkt (zy) gehenden Tangenten des Kegelschnittes folgen aus der
Gleichung: |
2
ds
so dass, wenn wir sie mit 4, und w,' bezeichnen, nach bekannten
Sätzen über quadratische Gleichungen ist:
2p +10
HA
u — zZ
; 2p + 9%
WU — I
2
WM- = en
16
ieh schliessen wir, dass die Gleichung der Gera (s)
lautet: (vergl. II). \
2p + 9% ke
nt (Ho)
wobei die laufenden Coordinaten mit & und n bezeichnet sind. ©
Diese Gerade — die Polare von (xy) — hat also die Gleichung A:
2ny — š (2p + 2gx7) = 2px
oder:
ny Z P (ě +9) + ge XM °
Wenn der Punkt (xy) auf dem Kegelschnitte liegt, so Fe ‘die.
Polare in dessen Tangente über.
11. Brennpunkte.
Die Brennpunkte sind die Schnittpunkte der durch die imagi- k
náren Kreispunkte gehenden zwei Tangentenpaare des Kegelschnittes.
Um die Gleichungen dieser Tangenten zu finden, setzen wir in
XII z —w,y— vund En = +; schreibt man die Gleichung II in
der Form:
(D22 (Fa
so erhält man als Gleichungen der beiden durch den imaginären Si
Kreispunkt -+ i gehenden Tangenten: 4
nlikV—(G+1W—El1+iV—(G+Dl=»
oder aber, wenn wir die beiden Zeichen trennen
int + Ya +D+E(l+ Ve+D)=p
ini —Vga +) +E1— Yo+d)=p
oder aber
; EEE FREIEN | ?
ande 1+ "8 +1 Gleichungen der durch den Kreispunkt
i gehenden Tangenten.
Ines. 0
Vori +1 J
En dann unmittelbar die Gleichungen der durch den Kreis- ša
punkt — % © Tangenten
Ati yo h den K Kt x
1+YVg-+1 | Gleichungen der durch den reispun 28
— % gehenden Tangenten. i
ER. > p
IE V
| 17
Um nun die Coordinaten der Brennpunkte zu finden, (muss
"man die Schrittpunkte der durch + 7 gehenden SR mit den
durch — 7 gehenden bestimmen.
Die Lösung der betreffenden Gleichungen nach č und n gibt
einmal
Zed a
PVE
& p
= Se
und das anderemal: 3
a
u 2 nei VET
Das erste Werthsystem gehört den beiden reellen auf der z- Axe
liegenden Brennpunkten an (eigentliche Brennpunkte), während das
zweite System den beiden conjugirt imaginären, auf der Nebenaxe
des Kegelschnittes befindlichen Brennpunkten entspricht.
12. Leitlinien.
Die Leitlinien sind die Polaren der Brennpunkte und ihre
Gleichungen können somit unmittelbar nach XIII geschrieben werden:
Wenn wir nur die den reellen Brennpunkten entsprechenden Leitlinien
. ins Auge fassen, so ergeben sich als deren Gleichungen unmittelbar:
P
BYL TALV
43. Eim neues System symmetricher Punkt- und Liniencoordinaten.
Jede Gerade in der Ebene unseres Kegelschnittes Können
© -wir als die Verbindungslinie zweier reellen oder conjugirt imaginären
- ‚Punkte des Kegelschnittes betrachten und können dann die Para-
meter u,, u, dieser Punkte als die Coordinaten der Geraden
u,u, bezeichnen.
=. In dieser Weise gelangen wir zu einem Systeme von Linien-
- eoordinaten (konische Coordinaten), welches offenbar ein ‚symmetri-
- sches sein wird, denn die gerade Linie, deren Coordinaten u, 4, sind,
ist offenbar identisch mit jener, der die Coordinaten u, u, zugehören,
-da sich die Coordinaten dem Wesen nach durchaus nicht unter-
scheiden. s
Wenn die beiden Coordinaten einer Geraden reell sind, so durch-
: Sitzungsberichte VI, 2
4
ab
schneidet dieselbe den Kegelschnitt, welchen wir den or da- A =
mental-Kegelschnitt nennen wollen, in zwei reellen Punkten. 5
-Bind die Coordinaten conjugirt imaginär, so durchschneidet die a
Gerade den F-Kegelschnitt nicht, ist jedoch reell. |
Denn nach Frůherem ist die Gleichung der Geraden u, wu in |
rechtwinkligen Coordinaten 3
Y (W + W) — z (WW, + a) = 2p;
ist nun %, Za+ iß e
U, = a — iß 2
so ist Wm -+ %, =2e und z Be =
WW = a” —+ BR,
somit die Gleichung der Geraden
20y — 2 (a*+B* + a) = 2p
also ist die Gerade reell.
Wenn dagegen die Coordinaten beide (nicht conjugirt) imaginár z
sind oder nur eine reell ist, so ist die Gerade eine imaginäre und hat
einen reellen Punkt. Denn ist z. B.
u, =a+ iß U, — a + ib",
so ist die Gleichung der Geraden «u, : Er
y [le +4) ++ BY] — zla au’ — BB + i (aß + 0B)] = 2p
und dieser Gleichung, welche einer imaginären Geraden entspricht,
genügt offenbar der reelle Durchschnitt der beiden Geraden ;
y(a+ a) — z (4 ea‘ — BP‘) =2p
y(B+B) — z (af + aß) =0
Wenn von den beiden Coordinaten u, u, eine reell und die andere *
imaginär ist, so ist der reelle Punkt der imaginärea Geraden jener
Punkt des F-Kegelschnittes, welchem die reelle Coordinate als Pa.
rameter entspricht.
Wenn die beiden Coordinaten einer Geraden rein imaginär sind;
so ist deren reeller Punkt immer auf der x-Axe gelegen.
Aus den vorhergehenden Artikeln folgt sofori, dass die a
dinaten einer Tangente des F-Kegeschnittes der Bedingung |
BU, 2
genügen müssen. we
Ebenso die Coordinaten eines Durchmessers der Bedin- =
gung: Y
RR) (vergl. Gl. vm)
die Coordinaten einer zur Hauptaxe senkrechten Geraden der Be.
dingung : a
WW —O
19
und die Coordinaten einer zur Nebenaxe senkerechten Geraden der
Bedingung:
A | um += (vergl. Gl. VI.)
.. Nach Artikel (4) folgt, dass die aan der Hauptaxe sind
N, U, ZOO
und die Coordinaten der Nebenaxe:
W=+V—a wW=E—-Vn4
Ferner folgt aus Artikel (8), dass die Cordinaten der unendlich
weiten Geraden sind:
=+Vı w=—V4
14. Neigung zweier Geraden.
Wenn oo‘ die Richtungsconstanten zweier Geraden (%,%,) (%,‘%,‘)
sind, so hat man für deren Neigung r die Formel
| Es BE na“
Nun ist nach Gl. III
— UW- 4 (4M -eg
HM 3 u’ + U,‘
somit
es 4% +4I _ wu, +4
tr „MTM MT Mg‘
= PT (4 -+ 9) (U, “U +9
(uU) (‘+ Us‘)
oder
(My + 9) (U -F M) — HD (Mm + 4)
(0 + 4) (u + %) + (u, + 9) (W %'+qN)
Die Bedingung für das Parallelsein ist somit:
(0 T 9) (m +) = m‘ + 9) (4, + W)
- und für das Senkrechtstehen
(4 + 4) (W“ -T u‘) + (44 + 9) (1"4,“ +0) = 0.
x 15. Gleichung des Punktes.
Wenn die Gerade (u,u,) durch den Punkt (xy) ihindurchgeht,
50 erfüllen die Coordinaten der Geraden die Gleichung (I):
; Y (W T- W) — Z um, + 9) — 2p = 0,
welche man dann als die Gleichung des Punktes (xy) zu betrachten -
hat. Wir sehen somit, dass die allgemeine Punktgleichung in Kegel-
‚schnittscoordinaten die Form hat:
AW 4 + Blu -+ 44) +- C=0 (XIV)
Die rechtwinkeligen Coordinaten x,y des durch diese Gleichung
reprůsentirten Punktes erhalten wir durch Vergleichung der beiden
2*
toe —
sí dý — 0
Für 4-0 hat man
B (u +u)+0=0 oder
W + u, = = = cont=K
“die Gleichung eines auf der y-Axe (Hauptscheiteltangente s F-Kege
schnittes) liegenden Punktes, dessen Ordinate den Werth:
B
x y=—-2 65 = VÉ
besitzt.
Für B=0 st:
E a valy
a Fe
woraus wir schliessen, dass die Gleichung
Au %,+C0=0 oder
y=0
+ Für C=0 hat man
a en SE
j p schliessen wir, dass die Bu
: | Zoo konc hb)
_ 2 'e gezogenen ee Et Dies ist: die Tu en
M DEI ; j >= je
- Für A=0, B=0 erhalten wir als Punktgleichung
60 |
und für die Coordinaten des betreffenden Punktes: 2=0 y=0,
d.h. die Gleichung C0 stellt den Scheitel des Fundamentalkegel-
schnittes dar welchen wir zum Coordinatenanfangspunkt gewählt hatten.
Für B=0 C0=0 lautet die Punktgleichung
AMU, —O
und entspricht jenem Punkte der z-Axe, für welchen = Pit,
-7 di. der zweite Hauptscheitel des #-Kegelschnittes,
Für A=0 €CzO erhält man
B (W +u)=0,
Welches die Gleichung des auf der y- Aa unendlich weiter Punktes
ist, denn man erhält y = Oe.
Aus den Gleichungen für Z und y folgt, dass der Punkt ein
unendlich weiter sein wird, wenn ČC = Ag ist, so dass die Gleichung
eines solchen Punktes lautet
; Au + 9) + B (W--4,)=0
hiebei hat man zur Bestimmung der Richtung, in welcher pok: un-
endlich weite Punkt sich befindet, die Gleichung: il
Ae,
IR
Für die imaginären Kreispunkte muss somit sein
B
Fed = 5
-80 dass deren Gleichung lautet:
4%+I= Hilu + W).
Für die Scheitel der wa haben wir nach Früherem
ia" p
Da
= re g pe
= also die Gleichung Au, u, + B(u, +u,)+C=0 einem der beiden
Nebenscheitel angehören, so muss sein:
dd D5 < OB
7 Adam C z V—a 4A—C
oder aber:
E PA kok ee Ee,
NU, O n)
so dass die Gleichung dieser Scheitel lautet:
1 et 1
ie (1%) + Mas +%)+1=0
* 7 *
v n +
k %
oder : U U, E Vau +4)—a=0, |
woraus folgt u = -+ V —g und u, = beliebig. a
Die Gleichung des Curvenmittelpunktes lautet: u,%, =g, jene ©
des auf der z-Axeoovweiten Punktes 4,4, +g=0 und jene des auf
der y-Axe unendlich weiten Punktes u, +%, =0.
16. Gerade durch zwei Punkte.
Will man die Coordinaten der Geraden bestimmen, welche dural.
zwei Punkte:
1) Au, + By (W +%)C, =0,
(2) A,uu, + B; (u, + 4,) + C, —0
bestimmt ist, so bemerke man, dass dieselben den beiden Punkt- ©
gleichungen genügen müssen. Aus diesen folgt:
“ B,C, — B,C,
= 4 B,—AB, v
A, AO
und hieraus schliessen wir, dass die Coordinaten der Geraden 1,2 -
die Wurzeln der Gleichung: >
4,0, — AC, ee B,0,— B,C, us Be
A,B, — A,B, A, B; — 4, B,
už —
oder aber:
(A,B, — A, By)u* + (A4 C,— A,C,)u + (B,C, — B,C)=0
sind.
Die beiden Wurzeln werden gleich, d. h. die Punkte 1, 2 be-
finden sich auf einer Tangente des Kegelschnittes, wenn:
(4,0, — A,6,)’=4(A, B,— 4,B,)(B,0, — B,C)).
Löst man die Punktgleichung nach «, auf, so ergibt sich
C Z
Z Paz „BMT B 3
= aa B 7. A B T
U F P | 2
P Inst BEE ER
welcher Werth von «, ganz unabhängig sein wird, wenn BDA.
oder B*— AC ist; denn dann ist , = also eine constante
Grösse. Hieraus folgt, dass die Gleichung
Au, + Blu +14) +C=0
3 | Er
- ejnem auf dem F-Kecelschnitte gelegenen Punkte angehört, wenn
B°— AC ist. Bezeichnet man SR mit o, dann ist die Gleichung
er A
des Punktes
4% + 0 (4 -+ 4)-- 0" =
Die rechtwinkeligen Coordinaten werden a
320 = 2po
| B ja. ad:
-© woraus wir sehen, dass es nach I in der Tbat ein Punkt des Fun-
damentalkegelschnittes ist und zwar jener, dessen Parameter o ist..
"Dem Früheren gemäss können wir auch sagen, dass die Gleichung
des Curvenpunktes, dessen Parameter o ist, lautet
U W 0% + 4) T- 0.
17. Fortsetzung.
Den Fundamentalkegelschnitt kann man in änlicher Weise
zur Einführung symmetrischer Punktcoordinaten verwenden,
Jedem Punkte des Fundamentalkegelschnittes entspricht nämlich
ein Parameterwerth, welchen man dann als den Parameter der dem
- Punkte zugehörigen Tangente betrachten kann. Jeder Parameter-
werth (x) bestimmt dann sowohl einen Punkt (vw) des Fundamental-
Kegelschnittes als auch eine Tangente (vw), nämlich jene, welche den
- Punkt (u) zum Berührungspunkte hat. Als Coordinaten irgend einer
Geraden in der Ebene des F'-Kegelschnittes haben wir die Parameter
444, der beiden Punkte gewählt, in denen die Gerade den’ F-Kegel-
„ schnitt triffe. In ähnlicher Weise können wir als symmetrische (ko-
- nische) Coordinaten irgend eines Punktes (xy) in der Ebene des
F-Kegelschnittes die Parameter u,u, der beiden durch den Punkt
an den F-Kegelschnitt gehenden Tangenten betrachten.
Aus der Difinition der Coordinaten folgt sofort, dass der Punkt
(wu) der Pol der Geraden (u,%,) ist. Wenn also
“ F(uu,)=0
in Puňkteoordinaten die Gleichung einer Ortscurve ist, so ist dieselbe
Gleichung, als in Liniencoordinaten lautend aufgefasst die Gleichung
der Umhüllungscurve, welche die Polarfigur jener Ortscurve in Bezug
auf den F-Kegelschnitt ist.
„Nach Gleichung XI Art 9 sind die symmetrischen Coordinaten
eines Punktes (z,y) gegeben durch die Gleichungen:
_Yy+V y? — 2px — ga?
v- &
u
el Bel
% A
Diese Transformationsgleichungen lassen sich vereinfachen, wenn
man sie für symmetrische Gleichungen verwendet; denn in solchen
kann man alle Glieder durch die Summe und das Produkt der beiden
Coordinaten ausdrücken und für diese hat man:
2
“+ = ie
Ein Punkt des F-Kegelschnittes ist charakterisiert durch die
Bedingung:
USW:
Was einige spezielle Punktlagen betrifft, so wären etwa fol-
gende erwähnenswerth.
Die Coordinaten des Mittelpunktes sind
mu=+T Va u =— Va
denn die beiden durch den Mittelpunkt gehenden Tangenten berůhren
den F-Kegelschnitt in den unendlich weiten Punkten, denen die
Parameter +Y g, — V 9 zugehören.
Die Coordinaten der imaginären Kreispunkte erhalten wir, wenn
wr2=00 y=oo und- : — ti setzt; dies gibt für den Kreispunkt
—- die Coordinaten: i
%Zill+ Vga+D
w=zill—Vg+N1)
und für den Kreispunkt —:
u, IA VIE 1)
%Z—il-Vo+D
Die Coordinaten der reellen Brennpunkte erhält man wenn
gesetzt wird; dies gibt
u, =i(Vg+1+1)
%=—i(Vg+1+I1)
-und EM m —=iV ga1— 1)
w=—i(Vg+1—)
Zur Transformation der rechtwinkeligen Coordinanten (7y) in
symmetrische (u,u,) benützen wir die Gleichungen für wu, und
(u 4 uz), aus denen man erhält:
M2
MW —d
_ 2m +%)
P U, U, — 4
Diese Gleichungen gehen sofort in die Gleichungen I über,
wenn 4, = u, = w gesetzt wird.
18. Gleichung einer Geraden.
Aus dem früher gesagten folgt unmittelbar, dass die tak
einer Geraden lautet
Au +-Bu +W)+0=0
und zwar ist es die Gleichung einer Geraden, deren Gleichung in
rechtwinkeligen Coordinaten lautet
2p + az 2y
oder
(Ag + 0) z + 2By + 2Ap=0,
-so dass aiso ihre Richtungsconstante den Werth hat:
-
Ag+C
2B
und die Axenabschnitte:
2Ap Ap-
E AONE Sm
Für die Schnittpunkte der Geraden mit dem F-Kegelschnitte
hat man u, = 4, =u oder also:
Au + 2Bu +- Č=
woraus folgt
— B+ VB*— AČ
A
Die Gerade wird somit eine Tangente, wenn B* — AC, so dass
die Gleichung einer solchen lautet
Au Wy —- AC (m + u) +- CZ 0,
woraus wir, wie im Art. 16, folgern würden, dass u, unabhängig von
u, und constant ist (oder umgekehrt).
uz
-
"Die Gleichung der unendlich fernen Geraden lautet ©
BEN an Um — Ad. '
0.000 Die Gleichung |
Be EIN: Au, + B (M tm) 08 0 |
BE wird einem Durchmesser angehören, wenn die Coordinaten des Mittel- © s
a -© punktes (--V 9,— V g) ihr genügen, dies gibt die ER
G Ag oa OS
80 dass die Gleichung eines Durchmessers lautet: en;
hr A (14 +) + Pu + 4) =0 x ER a
v was mit Art. 15 vollkommen übereinstimmt. še
4 Die Richtungsconstante des Durchmessers hat den Werk:
Ag RR
Es werden somit zwei Durchmesser ee
4% p 0) + B (m + 4) =0 er | #
A (u, r) + By (m +4)=0 0 00
nach Gl. X’ conjugiert sein, wenn SN
AA'g? “ =
- BB? | 22
oder: Vona
BRA z P
: od: = < x
“ Der Durchmesser wird zur Asymptote, wenn Eu
| en TV 3
oder AV — EB Br :
A so dass die Asymptotengleichungen lauten: 1
“B (444 + 9):EVam-+-4)= 0., : 29
19. Gerade durch einen und durch zwei Punkte. €
Die Gleichung einer Geraden, welche durch den gegebenen SR
Punkt (u;“u,“) hindurchgeht, folgt aus den Gleichungen ne
k AMU, + Bu + 4) + C=0 1%
sek Au“ u“ Blu“ + u) C=0 x
denn durch Subtraktion erhált man: ča a
A (u, U, ks IT BI be A + 19]=0.
27
-Anu B (4 +4) +0=0
Au + Buy“ +) H+C0=0
Au, uz“ + Blu‘ +Ww')+0=0
= erhält. Das Resuitat lässt sich schreiben:
1 UT% MW
rn ut, uud
2 x ž 1 uU,” U U,“
Siehe Hesse: Anal. Geom. d. Raum. die Bedingung, dass drei
Paare eine Involution bilden.
„Dies ist auch die Bedingung, dass die drei Punkte (u,«,)
(u,’%,‘) (u,‘‘ u,“) in einer Geraden liegen.
20. Schnittpunkt, Neigung zweier Geraden. Parallele und senkrechte
Gerade.
Zwei Gerade:
Au, + By (u +%)+0,=0
4,0% + By (u +%)+0,=0
hnöiden sich in einem Punkte, dessen Cooidinnten die Wurzeln der
Gleichung
uz AO =Aı% pin — B,C,
A,B, — A,B, A,B, — A,B,
sind (vergl. Art. 16).
Da die Richtungssonstanten der beiden Geraden die Werthe
haben:
=
n 4A,9+6, — r
ZB
so hat man für den Winkel v der in die Gleichung:
Aut. +6 ae Ap+G
ZB 2B,
ea
4B,B,
tgv =
oder aber:
: er (GB, —GB))+ a (A,B, — A,B,)
71 4B,B,T(Aa+0)(4,4+0)
Aus dieser Gleichung folgt als Bedingung für die Parallelität
der Geraden:
(C,B, —G,B,) +4(4,B, — A, B,)=0
-und als Bedingung fůr die Porolrdilenlantat:
4B, By + (A449 + G) (4,4-+ C2) = 0
Setzt man in dieser. Gleichung B, = B; ,=(0, A; = A, 80
SE ka +07=0
BR Sa 21. Entfernung eines Punktes von einer era
2... »Die Gleichung der Geraden
N M= A (u)+ Bíw—-4)+ C=0
lautet in rechtwinkeligen Coordinaten nach früheren:
va (Ag— O)a+2By+2Ap=0
r und wird somit in der Normalform lauten
sn (4+ Ox+2By+24. 00080000
+V4B* + (49+0)? | 9 Re
wobei man das obere oder untere Zeichen zu nehmen hat, denach-
dem A negativ oder positiv ist. :
SUR Die Entfernung irgend eines Punktes x,y, von der Geraden a
© hat dann bekanntlich den Werth: a
: nh: 3 a | (Ag+-C)&, + 2By, + 2Ap k
jha + V4B* =- (49-+0)? jnak
oder: čj Bo
dm pe od Z | 5 3
Varta dh
oder wenn man mit u, ‘u,‘ die symmetrischen Coordinaten des Punktes
bezeichnet da o
a=—| Au, u, + Blu- u) + C ] 2 ER
: + V4B* Z (Ag 0)? WM —a Er :
CoA Dies kann man kürzer schreiben, wena man mit W den Werth
der linken Seite der geraden Gleichung bezeichnet, nachdem in den-
selben statt der laufenden Coordinaten «,u, die Coordinaten uU,‘ :
des betreffenden Punktes gesetzt worden sind. Man hat dann ©
00. schliesslich : | : v
ER M 2p s BA
VY d= 4 ——.
„pad mu —g V4B* + (44+0)?
M wobei jenes Zeichen zu nebmen ist, welches mit dem Vorzeichen vo
FR
A übereinstimmt.
ns N - hält für die Entfernungen der beiden Brennpunkte von der Tanger i
nach der letzten Formel die Ausdrücke:
AMD DI DEN, MK
Wg+t1+1W—a VACTaE0
p A
o (Wa+1—1)— ga V4ACT (44+ 0
und hieraus nach einfacher Umformung
2
PETE RE
q
x
was die bekannte Eigenschaft ist, dass das Rechteck aus den Ent-
fernungen der Tangente von den Brennpunkten constant, nämlich
- dem Quadrate über der halben Nebenaxe gleich ist.
- Aus der Formel für d ergibt sich als Gleichung der Linie,
welche durch den Durchschnittspunkt zweier Linien
M\ı ==0 M0
hindurgeht und ihren Winkel nach dem Verhältnisse K theilt, die
Gleichung:
+ M 2 + KM,
V4B+(A44+0)* k V4B,? + (444 + ©?
Somit die Gleichungen der beiden Winkelhalbierenden
M, W,
oa = Jm Sr =
VA4B?+ (Ag+ 0)? 7 VAB? + (4,440)
Oft könnte es vortheilbaft sein, die Entfernung eines Punktes
von einer Geraden sowohl durch die Coordinaten des Punktes 4,4,
als auch durch jene der Geraden u,“u,“ auszudrücken.
Die Coordinaten u, ‘u,’ der Geraden
o Au Bw +) +0=0
sind die Wurzeln der Gleichung
Au* + 2Bu + C=0
Eon es sind die Parameter der beiden Punkte, in denen die Gerade
- den F-Kegelschnitt schneidet und für diese ist u, = u, = u.
Ebenso wären die Coordinaten des durch die Gleichung
Au, + Blu +u,) + ČZ O0 bestimmten Punktes, die Wurzeln der
Bern Au’ + 2Bu — Č= 0, 2 dass
B
= (u“ + %,‘)
KA = U“
; Die Entfernung des Punktes (u,u,) von der Geraden hat nun
den Werth:
RE Au + B (M+M) C 2p
WU — 4 V4B*F(41+ [0%
oder nachdem man mit A dividirt und für = und SE
gesetzt:
1:
Ao [ ne — +) ++]
0% — 9) Vu“ + WW )’HlgH+ DEN
als Entfernung des Punktes (u,u,) von der Geraden (u“u,'). |
Die Gerade wird die Polare des Punktes, wenn u, =u'w=w'
wird; für die Entfernung des Poles (w,u,) von seiner Polaren haben ERR
wir somit die Gleichung: Or:
— p (u, — WW)?
mov — 9) V444 4) + (4 + M*
Es ist zugleich die Entferaung der Geraden (4%) von
ihrem Pole. i Se
22. Der Ort der Punkte, welche von ihren Poloren constanten ——
Abstand besitzen. ER
Die Gleichung des Ortes jener Punkte, welche von ihren resp.
Polaren den gegebenen constanten Abstand c besitzen, ist nach
obigem sí
RN. Pol —p (m — m)? “
40, — DVA F) +, + FR
Wenn man diese Gleichung zum Quadrate erhebt und dann z
auf rechtwinkelige Coordinaten zurückkehrt mittelst der bekannten ©
Gleichungen
2Vy— 2pa— az?
U + U, == Pe s
Z AES So
2 x N.
UYU Ce PIE rs RR be =
x ER
so erhält man nach leichter Reduktion die Gleichung : : i
a yl —=2pa— 07)
org’ zh
Es ist dies eine Curve vierter Ordnung, welche die unendlich
weite Gerade zur Doppeltangente hat und zwar berührt sie ‚diese č
Gerade in denselben 2 Punkten, in denen diese Gerade von dem
F-Kegelschnitt geschnitten wird. Br:
23. Wir wollen in dem Folgenden zeigen, wie sich die sym z
c
31
trischen Kegelschnittscoordinaten zur Lösung verschiedener Aufgaben
_ verwenden lassen.
Wenn wu, u, drei Punkte des Fundamentalkegelschnittes sind,
so hat man nach der Formel des Artikels (14) für den Winkel
u,uu, die Gleichung:
db (un, + 9) (U 4) — (un, — 9) ut) u
me (4 -+ 4) (u Uz) — (un, — 9) (us, T 9)
(4 — 4) (u? — a)
u (144) (W + 4) (1+ 0) 4-F (ug?)
welche man erhält, wenn man in der Formel des Art. 14 statt
U) U, Ur’, U,‘ TOSP. U, %, U, U, Schreibt.
Wenn der Winkel v ein rechter ist, so muss:
u, IH) (4 +4) (19) u (u* 97) = 0
sein. Diese Gleichung ist für ein constantes « die Gleichung eines
Punktes (in Liniencoordinaten «,%,) und wir haben somit den be-
kannten Satz:
„Dreht sich ein einem Kegelschnitt eingeschriebenes rechtwinke-
liges Dreieck u,wu, um die feste Spitze u des rechten Winkels, so
dreht sich dessen Hypothenuse 4,4, um einen festen Punkt.“
& Die Coordinaten dieses festen Punktes, u“ wollen wir ihn nennen,
sind nach Art. 21. die Wurzeln der Gleichung
w2(1 47) +- 2 (149) u+(w*-+ g)—0
-d.i. also:
Be — d+M EV A-WR-AHNWHN _
= (1-+u°) =
—(I+Nu&:(u”—q)
(1-+ u?)
Für das Produkt und die Summe der Coordinaten dieses Punktes
„u“ haben wir die Ausdrücke
4 ZEHNTE 2(1 = g)u
u 1 Sie U, ge 1 už
; u + 2
so dass also die rechtwinkeligen Coordinaten zy die Werthe haben
2p AU T-w)
Te+r., a-0079
Be = 3 tý Koh „au = tan U DE L
O S kr VER Een, 2
ie An —q !
2u
wg
ist, zum Zeichen,
Richtungsconstante der Geraden wu“ den Werth —
| | "+4
2u
uw die Normale des F-Kegelschnittes im Punkte « ist.
-Der Ort der Punkte w ist, wie aus der Form von U und. v
jene der Tangente von w nach III. ————
Se NA ge. ein Kegelschnitt. -
N Um die Gleichung desselben zu erhalten, müssen wir aus den
# „beiden Gleichungen für x und y den Parameter u Stupno ‚Zus
nächst folgt aus der ersten der beiden Gleichungen : je
heine a ao RAS vn
„A Ina, UsdW—d a
Voka so dass MER
jd Er Y Er ň
u a i | č u Ei
2 ER 1 EE q FA HERR
, Setzt man diesen Werth in den Ausdruck von y, 80 erhält ma \
zunächst die Gleichung: var
| a: ZD PCL 2 RES R
DE ln
rý u
(i)
0... oder nach einfacher I
Re = k = ; h
AA ne : . — 1% ei: Pp sd | i i
. ergeben sich die Werthe:
k PU- 0) p -+ 9)
ZAK er
Saně NB. Die Axen des F-Kegelschnittes sind: -+
3 dass der Ähnlichkeits- Coefficient me ist.
a 33
Auf gabe. Man entwickle die Gleichung des Kegelschnittes,
A welcher von der Geraden M u, eingehüllt wird, wenn der constante,
dem F-Kegelschnitte eingeschriebene Winkel vu, um den festen
waArT
ná a4
Ada S
ur.»
$ »
Scheitel u rotiert.
24. Die Sätze von Pascal und Brianchon.
Ist dem Fundamentäl-Kegelschnitte ein Sechseck 123456 ein-
geschrieben, so liegen die drei Schnittpunkte I, II, III der drei
‚Gegenseitenpaare 12 45; 23 56; 34 , 61 in einer und derselben.Ge- —
raden. Das ist der Satz von Pascal.
- . Wenn wir die Coordinaten der Ecken des Sechsecks kurz mit
pen Ziffern 123456 bezeichnen, so ist die Gleichung des Punktes I,
-da er der Schnittpunkt der Geraden 12 und 45 ist
1 u FU U%,
VSS Z 6 DERART
1 4+5 45
ebenso die Gleichungen von II und III:
1 -FU WW
IM...1 243. 23 =0
1 5-6 56
1 M -FU WU,
I../1 3+4 34|—0
: 1 6+1 61
-© oder aber wenn man entwickelt:
ı.,.d0+29).45 —(4+5)12— (u + u) [45 — 1.2]
m [(4-5)— (1+2]—0...1
| rent 2.3 — (u + 42) [5.6 — 2.3] +
WU [5 +6) — 2@+3)]=0,...U
"844.61— (6+18.4— m -+ u) [6.1 —34]+
mu, [(6+1)—B+41=0.. In
Multiplizirt man diese Gleichungen der Reihe nach mit 3 — 6),
(4— 1), (5— 2) und addirt, so erhält man linkerhand identisch Null
zur Summe zum Zeichen, dass die Punkte I, II, Il in einer und
- derselben Geraden liegen.
Wenn man sich ein dem Kegelschnitte umschriebenes Sechseit
denkt, dessen Seiten die Parameterwerthe 123456 besitzen, so sind
- die Gleichungen I, II, III die Gleichungen der drei Geraden,
‚ welche die Gegeneckenpaare (12) (45); (23) (56); (34) (61) mit ein-
© Sltzungsberichte VI, ; 3
@ ander. erhinden und. es ist somit, das s Vorhergehende | zu leich \
© Beweis des Satzes von Brianchon: i
dů
„Die drei Linien, welche die Gegenecken eines, eine !
s : Die symmetrischen Coordinaten der Pascal- Linie n I um
"© Sechseckes 123456 (oder des Brianchonpunktes des Sechss
s 123456) sind nach Art. 16 die Wurzeln der Gleichung : an
o HB BURN)
hiebei ist
TR en PETER RO EN 56)
ey B=(4+5—1—2)[@+3)5.6— (5+6)2.3]
| 7=(2— 45) [(243)5.6— (5-+6)2.3)
a
für w auch die quadratischen A
(© — a) ur (B —B“)u + (v —7")=0
da (a“— e)u? + (B“ — B)u+ (7 — 7) =0-
=... welche von einander abgezogen geben: s
Pa Haß Hurt) 0
und somit auch: | v
(« -+ 0) už + (PB) u + (y' +7) =
er 3 a) ur (8 p) u- (v it Alm
"2 erhält man für « die Gleichung:
Br (e-Heisne”)u® + Ho re) 5
2 Nun findet man leicht:
c aa -+a“=[12442354346--451 502sh6181,
Es ee — 1242343444556 L61-- ©
ne BFH 2R356 43461 +5
2 E 14(1—4(2—5)+25(8—5)(8—6)+-3868— Bund)
re. 14(8°4-6°)26(4° TO n A 0, jj
Bent + rt el
5612(1—2)--6123(2—3)
se 40 +2s00r +3°+59]
35
| F-Kegelschnitte ein- (um-) schriebenes Dreieck 1 2 3 und es werden
sich die Seiten mit den Tangenten der Gegenecken in drei Punkten
einer Geraden schneiden (0. die Verbindungslinien der Ecken mit
- den Berührungspunkten der Gegenseiten werden durch einen Punkt
gehen), deren (dessen) Coordinaten die Wurzeln der Gleichung sind:
„398 u Za + už- Zy z0
wobei sich leicht ergibt (wenn man 221 43 6—5 setzt und
hierauf statt 135, 123 schreibt):
2« —3[1.2.3] — [1?—+ 2°?—-3?]
2B=—3[123]+-[1+2+3][12-+#23-+31—123]
—3[123(12+23—+31—1?—2°—3?)]
wobei nur die in den eckigen Klammern auftretenden Ziffern als
- Parameterwerthe aufzufassen sind.
25. Durchschnitte des F-Kegelschnittes mit einem beliebigen Kreise.
Um die Parameter der Durchschnittspunkte des F-Kegelschnittes
Mit irgend einem Kreise :
2° 4 y? — 202 — 2ßy+m’—0O
zu finden, führen wir in die Kreisgleichung die Werthe:
2 P — pu
: u —g er
zen wodurch wir zur o ooo von « die Gleichung erhalten:
2
4p 4p*u* = 2D Er = tm=0
= (u — a)" (u — a)" w—g
- oder nach leichter Reduktion:
== lan 2 T
(= (ar)
2 r 208 ‚(te+G ar:
ar (©)
| Die vier Wurzeln u, u, %, u, dieser biguedratischen Gleichung,
- sind die Parameter der Durchschnittspunkte des F-Kegelschnittes
mit obigem Kreise.
Bezeichnet man die Summe dieser vier Parameter mit Z(w) und
die Summe aller Ternen mit Z(uuw), so hat man bekanntlich :
3*
A die vier Pak u, U U, U, des Fregelschnittes auf ©
Me : und demselben Kreise liegen. 6
© Schreibt man die Gleichung (©) in der Form: PR
2 der (Wy W HD; +), T 9) (4, + 4) =O-
1 4 \ 6 i k 4 i
v Eu : } %,%4Q TEEN WV wt4 @)
; ao TR ER ee U + u ES
Pale, =
ei „Je zwei nen des Viereckes u, W U, U ah Scheitel
ee: die. Schnitte eines Kegelschnittes mit irgend ní Kreise sind,
bilden mit den Axen des Kegelschnittes gleiche Winkel.“ N
Es ist bekannt, wie einfach sich aus diesem Satze eine C
„struktion des Krümmungskreises für Kegelschnitte ergibt.
: Wenn man den Kegelschnitt mittelst eines beliebigen. Kreise
-© in den vier Punkten u, u, 4, u, schneidet, ferner durch 4 %, -|
ebenso durch u, «, neue Kanis; legt, welche den Kegelschnitt,
dn U“ 4,‘ und a ši Euimerden mögen, 80 liegen die neuen. V
4 © peripherie.
Br © Denn es ist nach («‘): REN,
Bat U% +4 REN uU, 9 O
dz WW W P
En wat
Be ; U-bW4 MT“ i
á woraus aber sofort folgt, dass auch: bast DOM
ERTL S, 2 N l JP ban A RER
k EO
h., dass auch die vier Punkte m u“ U‘ ui svě uf einen
en Hasler EBEN
37
26. Krümmungskreise der Kegelschnitte.
Wenn von den vier Schnittpunkten 4 4, W; W, drei zusammen-
fallen, so wird der Kreis zum Krümmungskreise des F-Kegelschnittes
-im betreffenden Punkte.
0 Es sei also u = 4; = Us —=u der Parameter des Osculations-
punktes und w, der Parameter des Schnittpunktes des Krümmungs-
kreises mit dem F-Kegelschnitte, dann hat man nach « zwischen «
und «, die Gleichung:
5 už — 3užu, k 394 + 120... (P)
- _ Aus derseiben ergibt sich für den Schnittpunkt u, des Kegel-
schnittes und des Krümmungskreises des Punktes « die Formel:
(u? + 3g)u
+
Der Schnittpunkt u, fällt mit dem Osculationspunkte zu-
sammen für:
UO uzw wztV—g um=—V-g
und in der That sind dies die Parameter der vier Scheitel des
Fundamental-Kegelschnittes.
W=—
2. Fortsetzung.
a Aus der Gleichung (P) folgt auch der bekannte Satz, dass durch
jeden Punkt «x, des F-Kegelschrittes drei Krümmungskreise hin-
- durchgehen, deren Osculationspunkte mit dem Punkte u, abermals
auf einem Kreise liegen.
In der That liefert die Gleichung (B) für irgend ein u, drei
| Werthe von w; es seien 4,4, 4, diese drei Werthe, dann ist be-
kanntermassen:
Uz F 43 -W = — 4
U Uz + Uz u, U, U, 34
Wenn man die erste dieser Gleichungen in der Form schreibt:
ferner die zweite mit «, multiplicirt und zur dritten addirt, so
erhält man
Zum = + 2qu, ;
woraus sofort folgt:
2 Zuuu= g2u =0
zum Zeichen, dass die vier Punkte u, %, 4, %, wirklich auf einem und
demselben Kreise liegen.
RED Sie aus der Gleichung ($) hervorgeht, bilden . die Tripel der.
Fe Punkte (u), welche den einzelnen Punkten u, entsprechen, Eine Une
bische Involution. ; Be.
DS Was ist die Enveloppe der Kreise, welche durch 2 einzeinen. 5
Tripel dieser Involution bestimmt sind? SUR, SE
28. Normalen durch einen Punkt.
Wenn die Gerade, welche den beliebigen Punkt z, y mit dem 3 ; a
Curvenpunkte « verbindet, eine Normale im letzteren sein sol,
so muss: B
2pu IS
“tg | Wa ?
154
Du ER
a
: SRO R
oder nach einfacher Reduktion: :
2(x— +1 2 S
ED) 2(z—P), —2|[£ s n) V
Man erhalt somit für u vier Werthe zum Zeichen, dass duch
jeden Punkt der Ebene eines Kegelschnittes vier Normalen desselben -
hindurchgehen. P:
Wenn wir die Summe der Wurzeln der Gleichung (y) mit (u),
die Summe der Amben mit (4), die der Ternen mit (w), und schliess- ©
lich das Produkt aller mit (u), =, 4,u,u, bezeichnen, so erhält ©
man aus der Gleichung (y) sofort: AV : :
: _ 20 —) ee
(u), a y gb: & er ši
(u), —0 N 3
2) -ae k
; (u), =4 pla 2)r4 | n
e Be
U, 4 U U, = — E. kos
Die beiden Gleichungen: j še
ky (u), =O ie
.Ö
ar, (u); — g? :
welche die Coordinaten des Punktes, aus dem die Normalen gefällt.
wurden, nicht enthalten, drücken eine allgemeine Relation aus zwischen
1 -aus auf den F-Kegelschnitt gefällten Normalen.
ER Wenn zwei von den vier Punkten gegeben sind, so kan. ma
S42 die beiden fehlenden mittelst (0) eindeutig bestimmen. en
Übrigens folgt aus obigen Gleichungen ohne Mühe:
_, (W—a+3W. _ 20V),
a el G, Fate) I
4p (1+1)
Wa),
Auf Grund der vorhergehenden Gleichungen lassen sich nun
verschiedene Fragen beantworten, so z. B.:
„Wann liegen die Fusspunkte der vier von einem Punkte aus
sefällten Normalen in einem Kreise?“
Zu den vorhergehenden Gleichungen kommt für diesen Fall
noch die folgende:
(43 T (u) =0
so dass:
les Y=Xo
wird. Wir sehen also, dass es im Endlichen keine solchen Punkte
gibt. Dagegen hat jeder Punkt der unendlich fernen Geraden die
- Eigenschaft, dass die Fusspunkte der vier von ihm auf den Kegel-
- schnitt gefällten Normalen in einem Kreise liegen. Von diesen vier
Punkten sind zwei die unendlich fernen Punkte des Kegelschnittes
(weil die unendlich ferne Gerade als Doppelnormale zu betrachten
ist) und die beiden übrigen sind zwei diametrale Punkte des Kegel-
- schnittes.
Der betreffende Kreis besteht somit aus der unendlich fernen
Geraden und aus einem Durchmesser des Kegelschnittes:
„Wann sind die Fusspunkte der vier von einem Punkte auf
einen Kegelschnitt gefällten Normalen vier harmonische Punkte?“
Vier Punkte, deren Parameter die Wurzeln der biquadratischen
Gleichung:
Au? — 4Bu* — 6Cu* -+ 4Du + E=0
jm sind, werden harmonisch sein, wenn
| ACE-+2BCD— AD? — EB*— C*—=0
ist. Wir haben nun die biquadratische Gleichung (y) zu verwenden,
welche uns sofort liefert:
W EL
á ade
2 2
60
p- _@tr@+2
ja: 2
E=— wg?
naš Die K omestdnlolnns lautet K: an: o=0 Oi.
era 4D: EB? —0
č 0. ee (+2 =} = nep) ze a
nung. Diese Gleichung lässt sich jedoch ah einfacher nan Bu
Rn schreiben :
BR 2a-+1)y@=--p)=0 ak
woraus wir erkennen, dass der Ort dritter Ordnung in Gen ge
‚Linien zerfällt, nämlich a) die unendlich ferne Gerade, d) die Haupt-
Ra
NS
I axe ı er und c) die Nebenaxe ge +p =0 oder er F
EL „Wann bilden die Fusspunkte der durch einen Punkt auf den i
: Kegelschnitt gefällten vier Normalen ein aeguianharmonisches System ?
"© Die Bedingung, dass die vier, aus der allgemeinen biquadrati-
© schen Gleichung fliessenden Punkte ein aequianharmonisches System ar
bilden, lautet: DS
kb AE — 4BD+-3C*—=0 v Oh o
somit (da C 0): naš
$ i AE — 4BD
„oder aber für unseren Fall: *
těh v-rd=a( = Ea) é z s)
ss oder" : a W
né gy? =(e— pla +p(a+D u
-ein Kegelschnitt, von dem wir uns leicht überzeugen, a
' mit dem F-Kegelschnitt einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt
gemeinsame Axenrichtungen hat. Denn wenn wir eine Coordinat
. verschiebung in der z-Axe um — nr vollführen, so ergibt sich.
Gleichung: |
| ya -04 et]
oder nach einfacher pe :
Bo PT
41
wogegen die Aal ara Sa für. dieselben Axen
lautet: v
= eh C >
Spáter werden wir páka dass der in Frage stehende Kegel-
schnitt die Krümmungsmittelpunkte der Scheitel des Z" Kegelschnittes
zu Scheiteln hat. Wir können demnach sagen:
„Der Ort solcher Punkte, von denen sich auf einen festen
Kegelschnitt Normalen mit ea Em onschén Fusspunktguadrupeln
fállen lassen, ist jener Kegelschnitt, dessen Hauptscheitel die Krům-
mungsmittelpunkte des festen Kegelschnittes in dessen Haupt-
— 2 = 1
“
- peheiteln sind.“
29. Krümmungsmittelpunkt, Evolute.
Der Punkt (xy) wird ein Punkt der Evolute [der Krümmungs-
mittelpunkt eines Punktes « des F"Kegelschnittes], wenn zwei von
den vier durch ihn gehenden Normalen zusammenfallen, d. h. wenn
be:
W U U
wird. Eine leichte Rechnung auf Grund der Gleichungen (9) liefert dann
2 <
MW Z —
2.22:
Wy T 4 = 39
ferner:
du*- g? u*-3gq?
(u), = = > (v); = — -=
: — u?
4, + 4 (u, = = )
und fůr die Coordinaten des Krůmmungmittelpunktes des Punktes
- (%) erhält man:
p BY rg
(1—14 A:
y=8p ee
welches zugleich die Gleichungen der Eyolute sind.
Für den Krümmungsradius findet man (als Entfernung des
Punktes u vom Punkte xy) den Werth:
_ EBV [Wo Mu’)
0 — (už — a)?
N
Für u=0 oder u=o0 erhält man den Krůmmangsradius der P
beiden Hauptscheitel: re
e=p ze
und für „==+Yyg den Krümmungsradius der beiden Nebenscheitel : Bale,
a a
mý ehe 5:
so dass die Entfernungen der nn Krimml
vom Ceetrum des F-Kegelschnittes sind: u 2
p pla) Gt
ER REN; u o Ä er
Va a 8
und dies sind offenbar dieselben Werthe, welche fůr die halben Haupt-
axen des Kegelschnittes im letzten Artikel gefunden worden sind. ©
Hiedurch ist somit der im besagten Artikel ausgesprochene Satz zur :
Gänze bewiesen. |
29. Relation zwischen den Kreisdurchschnitten und den Normal- : ch
fusspunkten.
Zwischen den vier Schnittpunkten des F-Kegelschnittes mit ©
einem Kreise und den Fusspunkten der vier von einem Punkte uf ©
den F-Kegelschnitt gefällten Normalen besteht eine einfache Relation,
welche von Joachimsthal im 26. Bande pag. 175 des Crelle’schen
Journales bewiesen wurde und welche sich leicht aus unseren Grund- —
gleichungen ergibt. jé:
Der Satz lässt sich folgendermassen aussprechen:
„Wenn u, 4434, die Fusspunkte der vier von irgend einm ©
Punkte auf den F-Kegelschnitt gefällten Senkrechten sind, so liegen u:
je drei dieser Punkte mit jenem Punkte, welcher dem vierten dia- ne
metral gegenüberliegt, in einem und demselben Kreise* t =
Es sei z. B. %,‘ der dem Punkte «, diametral gegenüberliegende ©
Punkt. So ist zunächst
und der ersten Annahme gemäss:
U Uz T Ug W T U My HU, (% Un +w) =0
U U W ——g"
43
Setzt man in die letzten zwei Gleichungen Er statt u,, so ergibt
sich zunächst :
% U U" U Uz Uz“ 4 Uz W“ + ++) = 0
ke E U, Uz W + Qu, =
- somit durch Addition:
(ty ly Wy“ U Uz U“ E Wy U Wy“ U % 0) 9 (0 + T 43 +, )—0
- welche Gleichung nach Früherem besagt, dass die Punkte u, 4 u, u,’
in einem und demselben Kreise liegen.
Dasselbe gilt dann von den übrigen drei Tripeln der Punkte
U %, U, U.
30. Schlussbemerkung.
Aus den vorhergehenden Betrachtungen dürfte zur Genüge her-
vorgehen, wie fruchtbar die Benützung eines razionalen Parameters
- bei Behandlung der razionalen ebenen Curven ist.
Wir haben uns zwar nur mit Kegelschnitten beschäftiget und
auch da nur einen sehr kleinen Theil jener Aufgaben behandelt,
- welche durch die auseinandergesetzten Methoden eine einfache und
-© rasche Lösung erhalten, es soll jedoch bei einer nächsten Gelegenheit
gezeigt werden, wie sich ähnliche Principien für höhere Curven, be-
sonders die Focal A noeud, die Lemniscate und die Cardioide verwenden
lassen. |
Schliesslich bemerken wir, dass sich die Einführung des Para-
„meters u bei Kegelschnitten sehr vortheilhaft bei der Behandlung
- .. jener Fragen nachweiset, welche die mehrdeutigen Elementensysteme
- und die höheren Inyolutionen auf Kegelschnitten und auch im Allge-
meinen betreffen.
vby
Pan Helmhacker přednášel: „0 geologickém rozšíření rodu
-© Sphenophyllum.“ |
Posud byly rostliny z rodu Sphenophyllum toliko v kameno-
“ uhelném útvaru a sice v pásmu Sigillarií a pásmu Filices neb ka-
pradin známy, tak že se za to mít mohlo, že rod Sphenophyllum —
jest pro střední a vrchní pásmo kamenouhelného útvaru rozhodně
© významným. Jednostejné jest, v jakém rozměru se jednotlivé druhy
| toho rodu, ať již dle spůsobu Koemansem a Kickxem, aneb spůsobem
-© Geinitzem naznačeným, rozvrhujf.
-© jiného, jak Koemans a Kickx ve svém článku: Monographie de Sphe-
Tyan. “ ee, m Pod PA v7, Tea EA ab, SU Je ová 7 T Ee
k - = A ch 6) o o Er FRE 7 4" ic Re E Er v I stán do 3
: c j = Y
: Od Geinitze ze saského Kulmu, pod jmenem Sphenophyllur |
furcatum uvedený. druh není žádné Sphenophyllum než toliko něco
nophyllum d’Europe uznávají, což i sám Geinitz připouští a jež Ettings- ©
hausen co list z vřeten druhu Calamites transitionis býti seznal ©
Tim by tedy, že rostlina Geinitzem jmenovaná, kteráž ani znaky ©
rodu Sphenophyllum na sobě nenese, z Kulmu vyvržená byla, od
Sphenophyllum toliko obmezen zůstal na pásmo Sigillarií a na pásmo
kapradin. pa
Však podařilo se mi nalézti v Moravské Třebové nový dk :
Sphenophylla, totiž Sphenophyllum binatum Aut. v pásmu Sigillarij ©
později však i v břidlicích nezvratně do pásma Lycopodiaceí nebo
Kulmu náležejících s rostlinami a zvířaty rozhodně ku Kulmu přiná-
‘ leZejieimi. Místo to jest v Petřkovicích v pruském Slezsku PR
© uhelném tak i permském útvaru, tož přece v pásmu druhém a třetím ©
mezi Petřkovicemi a Bobrovníkem.
Römer Geologie von Oberschlesien (Tab. 9., obr. 4.) uvádí ční,
též velmi nezřetelný zbytek Sphenophylla nějakého od Filipovic ne- © a
daleko Krzeszovic v Krakovsku z vápence zrnitého (karniovického), p
kterýž do pásma Walchií nebo do permského útvaru náleží. Weiss
však (Flora der Steinkohlenform. des Rhein Saargebietes) klade toto © ©
Sphenophyllum k druhu emarginatum var. Brongniartisnum dle se- © 6
řadění druhů Koemansem a Kickxem. Že však rostlina tato vele- E
nezřetelně zachovalá jest, tedy by se též za to míti mohlo, že to ©
nějaký jiný rod rostlin jest, kdyby dle zpráv znalců rostlin, kteří ©
lepší otisky než právě ve spisu Römerov& okreslené u něho sa
mého viděli a co Sphenophyllum poznali — to nebylo zaručené. sal
Tím by tedy rod Sphenophyllum se nalézal ve všech , čtyrech ae
pásmech rostlin kamenouhelných a sice v pásmu prvním neb Kulmu ©
(Lycopodiaceí), v pásmu druhém neb Sigillarií, v pásmu třetím neb © js
kapradinovém neb ve vlastním útvaru kamenouhelnem, pak též v pásmu © nd
4tém neb pásmu Walchií nebo permského útvaru. o
Byť tedy nyní rod Sphenophyllum byl poznán jak v kameno- k AA
se nejhojněji nalézá, nebo teprvé v nejnovější době se podařilo
v Kulmu (toliko v horním Slezsku) a permském útvaru (toliko V er,
spřízněné ještě úžeji spojit.
js Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 28. October 1872.
Anwesend die Mitglieder: Emler, Nebesky, Tomek, die
- Herren Cimbura und Pažout als Gäste.
Prof. Tomek las eine Abhandlung: „Über die päpstlichen Ze-
hentregister der Prager Erzdiöcese aus dem 14. und 15. Jahrhun-
+- derte, als Vorrede zur beabsichtigten Herausgabe dieser Register.
Sitzung der mathematisch-nafurwissenschaftlichen Classe
am 15. November 1873.
Anwesend die Mitglieder: Krejčí, Studnička, Boficky,
> Kořistka, E. Weyr, Šafařík und die Herren: Pánek, Pens
Zahrädnik, Weselý, Pelz als Gäste.
Herr Prof. Dr. Studnitka gab folgende Notiz zur Ableitung
der Dreiecksfläche und des Tetraödervolumens aus den Gleichungen
der begrenzenden Elemente.
Soll man aus den Gleichungen der Seiten, die ein Dreieck ein-
schliesen, den Flächeninhalt desselben ableiten, so hat man zuerst
die Coordinaten der Eckpunkte (x, Y,), (2%), (%, Y,) zu bestimmen
und ihre Werthe dann in die bekannte Formel
X, W, l
To: Ya, 1
W Ya; 1
einzusetzen. Ähnlich verhält es sich mit der ähnlichen Aufgabe, aus
den Gleichungen der ein Tetraéder begrenzenden Ebenen dessen
2F — (1)
- Volumen abzuleiten, wobei die analoge Formel
413 Yı» 21
1
Az) Ya) Aa 1
BF = Xz1 Ya) 23; 1 @)
1
pr Yar Pan |
zur Verwendung gelangt.
4.
Obwol nun dieser Weg der direkteste ist, so wird er im Allce-
meinen nicht gewählt, wie die betreffenden Abhandlungen von Min-
hn 405
er Ar > 2 7
0 ding!) und namentlich von OP al,*) am den PR
© späteren, darunter auch Baltzer,*) fast ohne Ausnahme beziehe :
beweisen. Es geschieht dies wahrscheinlich deshalb, weil die Re
"ductionen, die hiebei nothwendig sind, namentlich bei der zweiten ©
-5 oben erwähnten Aufgabe sehr weitláufig und unbequem werden. ©
ee. Indessen lässt sich dies auf eine schr einfache und kurze Weise
bewerkstelligen, wenn man den aus der Determinantentheorie be-
kannten Satz, dass die beigeordnete Determinante nten. Grades a
st der (n—1)ten Potenz der ursprünglichen Determinante we
diesen speciellen Fällen verwendet, wie dies im Folgenden gezeigt,
werden soll. :
I. 2
5 Hat man den. Flächeninhalt eines Dreiecks nee dessen o
Seiten durch die Gleichungen {
act+by+ta=0, = Re
42 + b,y + 0, —0, Be
Gar By- 0; =0, : ER
bestimmt sind, so berechnet man aus diesen System von Gleichungen fo
die Coordinaten der Durchschnittspunkte (z, 4), ( y), (6 v N
wobei sich ergibt
in Ay: en b,
OTO? ALON
B Ý }
m Ya — a © i
A F er
"==
wenn mit A, B, C die zu a, d, c gehörigen Subdeterminanten des“
Systems (3) bezeichnet werden; führt man nun diese Werthe in die :
B Formel (1) ein, so erhält man nsniteibir D9
: Aj B,30, ob)
= AB A
: GOO | 4, B,,0,
ADS Da nun die letzte Determinante Subdeterminanten des ní
Ba > 2F' =
Z
Fr: barycentrischen Caleuls“ Crelles J. V. pag. 397.
2) Sur quelques applications des determinants a la géometrie“ ibid. XL. P
8) „Theorie und Anwendung der Determinanten“ II. Aufl. pag. 183.
4) jbid. pag. 45. und Studnička „Einleitung in die Theorie der Dete
paaien! pag. 39. ch
1.48
systems (3) als Elemente enthält, somit demselben beigeordnet und
im Folge dessen der zweiten Poten“ der Hauptdeterminante
a,b, ©
I— |% De
| 43 by 3 C3
Sich ist, so verwandelt sich unter Anwendung dieses Satzes die
letzte Formel in
A?
7460 n.
welche die Auflösung unserer Aufgabe enthält.
Für den Fall, dass
ee)
ist, erhalten wir zunächst
ACK
und in Folge dessen aus der = Formel die einfachere
la
oF=/ G; G; (6)
welche fůr den Fall anzuwenden ist, wo js Anfangspunkt des Coor-
dinatensystems in einem Durchschnittspunkt von zwei Dreiecksei-
-ten liegt.
Um nun das Verhältniss der Seitenlängen zum Flächeninhalte
anzugeben und vor Allem die Seitenlänge durch dieselben Elemente
wie F auszudrücken, bemerke man, dass
3 SPP E
wenn p, das von (z,y,) auf die gegenüberliegende Seite, deren
Länge L, ist, gefällte Loth bedeutet; da ferner
E tb +
5 V PN RE
oder wenn wir aus (4) die Wertke für x, und y, einsetzen,
„A, +bB-+c0
: C Va*+ Hr dy :
-80 erhalten wir, wenn die Bezeichnung
u = Va?
© eingeführt wird, für den doppelten Flächeninhalt noch den Ausdruck
AL,
ZB k
C; m
pP, —
SS ojnbh die PEHROISUBER in der gewünschten Weise. ausgedrüc
ki
‚erscheinen. > s "
Boz; 102 "Aus diesen Formeln ergibt sich nun © EEE
k E R L,:1,:L, = 0, :0,0, : 0,05;
für den Fall, dass das Dreieck gleichseitig ist, also En
o B=B=n, 00
psí sj eilt die Bedingung B
v s Be Gu=Gu= u mh. (9) VA
00.00 Ebenso findet man durch Vergleichung der Formeln en und
0 für diesen speciellen Fall
Bart, j FA
2x | LM ň
ko -und daher auch endlich | |
x Bet, Pr en | et (11)
Re 8 „was sich durch andere Betrachtungen, wenn auch weitläufigen,
E, falls ableiten liesse. ná
II. ’
X x N A Tetraöder (im allgemeinen Sinne genommen) einschliessen, ( €
© Volumen ableiten, so bestimme man zunáchst aus (dentuá,
EK ACA: az +by+a2z +d=0,
R: -no bbykazhd=0,
A É: db T by a2-d=0,
az- byte tu =0
gegeben: sind, die Coordinaten der 'Durchschnittspunkte
A, B; : C : Hoří
2 — =D "5 D,’ =
; 1
528 C
m oc damy pe
a kam o
p En po
© == m ba
: 4 — P D, + 457 D, 9 = D, ,
und führe sie in die vorkis angeführte Formel (2) ein; man erhált
- hiedurch zunächst © er
wobei die letzte Determinante; deren Elemente die Subdetermi-
- *nanten des Systems (12) bilden, dessen beigeordnete Determinante
vorstellt.
Bezeichnen wir daher die Tem des Systems (12) mit 4,
schreiben also \
abys dr
Gy 1 Bala, d,
Ay, D3) Cz dz
04, D15 C4 > dy
so wird „die beigeordnete Determinante ‘der dritten Potenz dieser
ursprünglichen gleich sein, weshalb ‚die letzte Formel -sich un-
mittelbar in.
vá =
Bi
AE DDDDE 42
verwandelt, welche einfache Formel i Lósung unserer zweiten
Aufgabe liefert.
Wählt man eine Ecke des Tetraöders, z. B. (74%, 2) zum
Anfangspunkt der ‚Coordinaten, so wird, hiedurch
ler, W
im Folge dessen also
V rom) Dá
wodurch sich die letzte Formel in die einfachere
d,: D3?
TD aa;
verwandelt. ee
Sitzungsberichte VI, 4
50
Soll man nun die Flächeninhalte der einzelnen Begrenzungs- F x
flächen ähnlich ausdrücken, so bemerke man, dass
3V= Fm
wenn F; die Fläche, die der Ecke (x, y, 2) gegenůberliegt, und 9,
das von diesem Punkte auf diese Fláche gefállte Loth bezeichnet;
da nun bekanntlich
A A+B%
Varů |
ist, so folgt, wenn wir aus dem System (13) die Werthe für a
Y, , 2, einsetzen und die Bezeichnung
— Var
einführen, dass vor =
2, —
ki
IE dA
DP EN DM, 9 F
daher unter Benůtzung der Formel (14)
4? M,
ld 20 Do Di!
Pen 2
HDD
98.) a (16)
DD?
T M,
DET D, D, Doat
woraus sich schliesslich ergibt, ähnlich wie früher, Re
MBE ZV, MDM DD
Ist nun das Tetraöder ein regelmässiges, von gleichen Flächen
begrenztes, ist also 4
nie ner, 2%
so muss offenbar RER
DM — DENE DM DM, 50 (18) s
sein, woraus sich dann durch Vergleichung der betreffenden Formeln. ER
noch das Verhältniss
V A
T 3K ze
und Ba
Pym bi Di — V
51
und schliesslich für die gleichen Höhen die sehr einfache Formel
4A
=
ergibt.
Wie sich diese Betrachtungen noch weiter ausdehnen liessen,
ist an sich klar und kann daher ganz unterlassen bleiben.
Anmerkung.
Die Ableitung der Formel (2) geschieht am einfachsten dadurch,
dass man die Gleichung der Ebene in der Normalform
(z — T) cos a + (y —y) cos B+ (2, —2)cosy—d—=0
mit dem doppelten Flácheninhalte des durch die Coordinaten der
Eckpunkte x, 4, 2, X.. 2, bestimmten Dreieckes 4 multiplicirt und
hierauf die bekannten Formeln
Yo aA
2 deosau— fi
Yz — Yaı 2%
21088 - | RN,
Az — Bay X3- M
2 4cosy = %, — 13 427 41
i X3 X21 Ya Ya
anwendet; man erhält nach Vereinigung der zugehörigen Determi-
nanten alsogleich
dp by YY 04
2408 =6V= — W% 475W A—A
U — og: K3 421 93%
welche Formel mit (2) identisch ist.*)
I
Herr Prof. Dr. Šafařík hielt folgenden Vortrag: „Beitrag
zur Geschichte des Horizontalpendels.“
Da ich wissenschaftliche Zeitschriften, welche nicht mein
specielles Fach, -die Chemie, behandeln, meist nur spät zu Ge-
sichte bekomme, so lernte ich erst vor Kurzem durch das Philo-
*) Vergleiche Baltzer „Über den Ausdruck des Tetraöders durch die Coor-
dinaten der Eckpunkte“ Leipzig. Ber. der kön. säch, Gesellsch. der Wiss.
1870, pag. 97,
4*
sopbical Magazine "Herrn Zöllners "grosse Abhandlung ‚Ueber běsň I
Ursprung des Erdmagnetismus- und, die magnetischen Beziehungen —
© der Himmelskörper“ kennen. Im S. 24 dieser — wie alles was von --
Herrn Zöllner kommt — geistreichen und tiefsinnigen Abhandlung © je
"finden sich ausführliche Angaben über ein neues Instrument, 'welches
Herr Zölmer schon im November 1869 ‘der königlich sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegt hatte, in einer Abhandlung
„Ueber eine neue Methode zur Messung von anziehenden und ab- —
assenden Kräften,“ die mir unbekannt geblieben war. Herr Zöllner
schlägt vor das neue Instrument Horizontalpendel zu nennen, er-
wähnt auch, dass bereits 1863 Perrot ein auf denselben Principien
beruhendes, Instrument zu denselben Zwecken vorgeschlagen und in
„den Comptes Rendus der pariser Akademie beschrieben habe.
— Es,ist von hohem ‚Interesse, und wird gewiss auch H. Zöllner
interessiren zu erfahren, dass sein Instrument bereits vor mehr als
einem Menschenalter in Deutschland nicht nur beschrieben und
abgebildet, sondern auch zu Versuchen verwendet worden ist, wie wohl
über die Resultate nichts näheres mitgetheilt wird. |
Sonderbarerweise geht die Sache auf einen Mann zurück, dessen
Name in den exakten Wissenschaften keinen guten Klang hat, und
von dem man sie gewiss) am. allerwenigsten erwarten mochte, auf
Gruithuisen in Münehen.: Ich fühle. mich umsomehr verpflichtet ihm
diese spáte Gerechtigkeit zu erweisen, als ich in einem vor sieben
Jahren (in der böhmischen Museumszeitschrift Band 39) publicirten
. längeren Aufsatze- über, den- jetzigen Zustand der Mondforschungen,
den phantasiereichen münchener . Naturforscher - etwas scharf her-
genommen, ihn -segar zum- Selenoprotophantasten promovirt habe.
Ich fühle nunmehr, bei etwas. reiferen Jahren, ‚selbst, dass diese ©
Schärfe gegenüber einem längst im hohen Greisenalter dahingeschie-
denen, der bei allen seinen Extravaganzen doch stets im guten
"Glauben vorging, vielleicht nicht an ihrem Platze war, und nehme.
hiemit von meinen Worten nicht das Wesen, wohl. aber das) allau
scharfe in der Form hiemit gerne zurück. N AR
Schon das erste Heft von Gruithuisens Analekten für Erd- und ©
Himmelskunde (München 1828, 80 p. 8°) wird eróffnet durch eine ©
-45 Seiten lange wahrhaft ‘originelle und merkwürdige Abhandlung —
des Herausgebers „Ueber den Vorschlag durch die Erde ein
"Loch zu graber; ob man nicht das Verhalten: der Luftiin grossen ©
Tiefen auf andere Weise erforschen könnte; von der Durchgrabung a
eines Kanals quer durch ein Gebirge - eine MED.) von der en
58,
catachthonischen Sternwarte, ihren mathematischen und.
optischen Instrumenten, so auch vom Eikysmometer. £ (Die gesperrten.
Worte sind dies auch im Originale.) ET
Zu einer Zeit, wo — allerdings am. meisten ER: die eigene
- Schuld von Gruithuisen und seines Gleichen — alle sogenannte phy-
sische Himmelsforschung in solchen Misskredit gerathen war, dass
— in Folge einer natürlichen Reaktion — die Pochaneronomeh mit
Schärfe darauf bestanden, bloss Örter.und Zeiten, also. bloss Bewe-
gungen und ihre Veränderungen als Inhalt der Astronomie. anzu-
erkennen, dass (um nur ein Beispiel zu nennen) sogar die Entdeckung
des; dunkeln Saturnringes durch Galle zu Berlin (in Mädler’s Gegen-
wart!) und Vico zu Rom (1838) unterdrückt werden oder doch un-
beachtet bleiben konnte (unglaublich aber wahr) , zu einer solchen
Zeit konnte Gruithuisens Abhandlung, ‚nur. ungereimt erscheinen:
heute, wo die Physik des Himmels so viel versprechend sich ent-
wickelt, wird man vieles darin nur mit Staunen lesen. Ich kann -hier
nur andeuten, dass Gruithuisen vorschlägt, theils senkrechte Schachten
von mehreren tausend Fuss Tiefe, theils horizontale Stollen in der
- Richtung einer Chorde (unter den Alpen! bis zu 15 Meilen Länge)
durch “die Erde durchzutreiben und — neben praktischen :lokomo-
torischen Zwecken — zu physikalisch-astronomischen Untersuchungen
zu verwenden. L. c. p. 21 heisst es „Aber bei diesem ist es übrigens
auch geradehin unberechenbar, was der Astronom in
einem solchen mit einem möglichst trockenen Schachte
versehenen Canale für merkwürdige Beobachtungen
anstellen könnte. Der gemeine Mann würde ein entsetzliches
Gelächter aufschlagen, wenn man ihm sagte, dass man unter den
Gebirgen in solchen Tiefen eine vortreffliche Sternwarte, worin Be-
obachtungen von ganz eigener Art zu machen wären, bauen könnte,
die uns höchst erwünschte zu erwartende und eine Menge nützlicher
jetzt noch unbekannter Daten liefern würde, die sowohl der prak-
tischen als theoretischen Astronomie neue Hilfsmittel zu einer noch
viel grösseren geometrischen Genauigkeit und einer. grossen Menge
neuer Resultate verschaffen müsste. Dieser unterweltlichen Štern-
warte will ich den Namen catachthonische Sternwarte,
oder Catachthonium geben'“ Nun, ich glaube, zu der Zeit als. _
obige Worte gedruckt wurden, würden auch noch. andere als bloss
gemeine Leute ein entsetzliches Gelächter. aufgeschlagen haben; wenn:
ihnen Gruithuisen's, Abhandlung zu .Gesichte gekommen- wäre. _
‘Die Hauptinstrumente des Catachthoniums wären.nach Gruithuisen
zweierlei: Erstens grosse, genau abgedrehte Ringe an den Schacht-
öffnungen, um an ihnen, wie an Ringmikrometern aus einer Entfernung
-von 100 bis 2000 Fuss Sterndurchgänge (in Folge der prásumirten Sicht-
barkeit der Sterne aus tiefen Schachten) auch bei Tage zu beobachten,
und (p. 22) „unmittelbar lauter, von der Refraktion völlig
reine, geocentrische Beobachtungen“ zu erhalten. Auf p.28-
heisst es hierüber: „Was schon diese wenigen Instrumente in Bezug
auf die eigene Bewegung vieler Fixsterne, auf das Sol-
stitium, aufPraecession, Nutation, Aberration, Mond-
lauf u. dgl. leisten und berichtigen könnten, davon lässt sich wohl
doch um so vielmehr erwarten, als die Stellung der im höch-
sten Grade einfachen Instrumente die möglichst un-
veränderlichste sein muss, indem hier die Veränder-
lichkeit der Temperatur fast =Oist, so dass die nö-
thigen Uhren nicht einmal der compensirten Pendul
bedürfen, und übrigens gar nichts da ist, was einer nur geringen’
Temperatur-Veränderung unterworfen sein könnte, weshalb eine
solche Sternwarte durch irgend eine, noch so sehr
Alles leistende oberirdische auf keine Weise ersetz-
bar ist.“ Hier haben wir Lamont’s und Carrington’s unterirdische
Observatorien um ein Menschenalter anticipirt.
Das zweite Hauptinstrument des Catachthonium sollten feine
Bleilothe sein, an Dräthen von 150 bis 1500 Fuss Länge aufgehängt,
um daran (nach p. 32) die „Bahnbewegung der Erde“ „und viel-
leicht sogar noch die Verschiedenheit in der jährlichen Geschwindig-
keit dieser Bewegung bemerklich“ zu machen. Aufp. 30 und 31 wird
nämlich gezeigt, dass die Rotationsgeschwindigkeit eines Punktes im -
© Erdáguator sich einmal während jeder Rotation zur Bahngeschwin-
digkeit der Erde addirt, einmal davon subtrahirt, und dass dadurch
Variationen in der horizontalen Componente der Erdschwere ein-
treten, welche von der doppelten Differenz beider Geschwindigkeiten
abhängen. Mit einem, nur 10 Fuss langen Bleiloth machte Gruithuisen
Beobachtungen, welche (1. c. p. 33) bereits in seinem Werke „Lieb-
lingsobjekte auf dem Felde der Naturforschung“, München 1817
(p. 69 sq. 26—77 und 128) angeführt sein sollen. Ich habe mir
dieses Werkchen nicht zur Einsicht verschaffen können. In den M
Analekten 1. c. p. 33—34 heisst es von diesen Beobachtungen: „Schon
bei meinen ersten Versuchen ergab sich, dass dieses Instrument,
welches ich Elkysmometer nannte, Wirkungen äussere, die © ee
nicht von zufälligen Ursachen, sondern von den Wir-
55
kungen derSchwere und Bewegung der Erde und
„von der zunehmenden Näheanderer grosser Welt-
(korper abhángen, welche letztere schon durch die Seiches
sich so real und deutlich ankůndigte, wenn wir auch keine Ebbe
und Fluth hätten. Am auffallendsten war die östliche Abweichung
des Elkysmometerfadens von 8 bis 9 Uhr Morgens . . . Auch
war es nicht zu verkennen, dass der Mond seine Attractionen auf
das Elkysmometer ausübte, besonders am Morgen, wenn er eben
zwischen der Sonne und Erde stand.“ Auch „Erdbeben, selbst aus
anderen Welttheilen her“ zeigte ihm das Elkysmometer an (l. c.
p. 34), und ebd. auf p. 37 wird der Vortheil langer Bleilothe vor
- kurzen ausführlich bewiesen, zum Schlusse sogar eine Tafel für Re-
duktion sehr kleiner Sinus auf Bogen behufs der Beobachtungen an
sehr langen Elkysmometern gegeben.
Bei den I. c. beschriebenen rohen Vorrichtungen Gruithuisens
ist nicht zu bezweifeln, dass seine Resultate auf zufälligen äusseren
Störungen, z. th. wohl auch auf Illusion beruhten, wie denn überhaupt
eine kurze Rechnung hinreicht, um zu zeigen, dass Bleilothe hier
schwerlich jemals zu Resultaten führen werden. Nur der von Gruit-
huisen vorgeschlagene Name (helkysma==der Zug, helko=ich ziehe),
der jedoch unrichtig gebildet ist und Helkometer heissen müsste,
verdient Annahme.
Aber das merkwürdigste kommt erst.
In Gruithuisen’s Neuen Analekten für Erd- und Himmelskunde,
Band I Heft 1, erschienen zu München 1832 (beendet laut p. 72
„am 27 July 1832“), findet sich p. 39 und 40 ein Aufsatz „Ritter
Bessel’s Versuche über die Kraft, mit welcher die Erde Körper
von verschiedener Beschaffenheit anzieht, und von des Herausgebers
Elkysmometer und Hengeller’s Schwungwage.“
‘Nach einem nur 19 Zeilen füllenden Bericht über Bessel’s
Pendelversuche mit Gold, Silber, Blei, Eisen, Zink, Messing, Mar-
mor, Thon, Quarz, Wasser, Meteoreisen und Meteorstein, welche alle
bis auf weniger als "/,,ooo dieselbe Länge des einfachen Sekunden-
pendels ergaben, heisst es nun wörtlich: *)
(„Es ist durch diese Versuche einer meiner sehnlichsten Wünsche
erfüllt. Schon vor 20 Jahren (also 1812) hing ich an mehreren Klafier
langen Metallfäden Körper von verschiedener Beschaffenheit auf, um
Zu versuchen, ob die entgegengesetzte Stellung des Mondes gegen sie
*) Die Abbildung ist ein getreues Facsimile des Originales.
56
keine Abweichung von der Verticallinie bewirke. Da ‚aber -der Ort
- zu solchen Versuchen nicht tadellos war; so "hielt ich auch die Re-
sultate der Beobachtungen der Bekanntmachung; nicht. werth. „Bin se
so langes Pendul, je länger desto besser, nannte ich Elkysmometer,
wenn unten am Metallfaden eine mit einem Fernrohr beobachtbare
ne
Skale angebracht war. Ich glaubte daran den täglich zweimal vor- -©
kommenden Wechsel der Vor- und Rückwärtsbewegung der Erdober-
fläche, in Relation mit der Erdbahnbewegung wahrgenommen zu haben,
und so auch mit aller Gewissheit sehr entfernte Erdbeben ete. Ich —
wünsche, dass jemand Gelegenheit finden möge, in einem Schacht
diese Beobachtungen mit gehöriger Genauigkeit zu machen. Rei--
chenbach hat mir dafür eine sehr grosse Libelle vorgeschlagen
[vgl. A. Wagner's Beobachtungen von Erdbeben in Süd-Europa an
der Libelle des grossen Passageninstrumentes zu Pulkowa]; und ich
glaube, dass die Schwungwage, welche einer meiner Schüler (Namens
Hengeller) ausführte, im Grossen angewandt, vorläufig die besten
Dienste machen dürfte:
Sie besteht aus einem horizontalen Hebel ab von Messing,
woran einerseits eine messingene Kugel c als Last angebracht ist;
d ist ein feiner Metallfaden, an welchem der Hebel oberhalb auf-
gehangen ist; statt des Gegengewichtes ist der andere Hebelarm
durch den Metallfaden e an den Boden befestigt, und dieses Instrument
wird desto empfindlicher, je näher der Faden d dem Faden e kommt.
Die Kugel e kann nur horizontale Schwingungen machen, und wird
sichtbar (zufolge Hengeller’s Versuche) durch eine Kanonenkugel
angezogen. Es würde sehr verdienstlich sein, Beobachtungen an
diesem Instrumente anzustellen. G.“)
Das ist also völlig Zöllner’s Horizontalpendel, schon mit Ska-
lenablesung durch Fernrohr, wenn auch vielleicht nicht Spiegelable-
sung; und es ist nach obigen Anführungen wohl kein Zweifel, dass
Herrn Zöllner’s kühner Gedanke, durch terrestrische Beobachtungen
an einem und demselben Orte die Variationen der Erdschwere und
der kosmischen Attraktionen nachzuweisen, bereits 1817, asoum
volle 52 Jahre früher, von Gruithuisen in München ausgesprochen nd
experimental geprüft wurde; ferner dass das von Herrn Zöllner zu - :
diesem Zwecke.vorgeschlagene Horizontalpendel bereits ‚spätestens. A :
m JV
Pr
1832, also wenigstens volle 37 Jahre vor Zöllner, von einem Mün-
chener Studenten und Schüler Gruithuisen’s, Namens Hengeller,
konstruirt und experimental geprüft wurde, wenn auch leider über
die Beobachtungen nichts weiter mitgetheilt wird, als dass sie die
Brauchbarkeit des Instrumentes zu dem beabsichtigten Zwecke er-
gaben. So ist denn also auch dieser bedeutende Gedanke, wie so
viele ähnliche, nicht mit einem male und vollendet an das Licht ge-
- treten, sondern lange vorher in originellen Köpfen vereinzelt und in
‘weniger vollkommener Gestalt aufgetaucht, aber, weil die Zeit für
ihn nicht reif war, unbeachtet vorübergegangen. Ein scharfer Kopf
muss Hengeller gewesen sein, und da er zwischen 1828 und 1832
in München, wo Gruithuisen Professor war, studirt hat, so wäre es
wohl noch möglich über seine Persönlichkeit etwas näheres zu erfahren.
Schliesslich sprach Herr Prof. Dr. Šafařík noch „Über die
Constitution des Turmalins.“
‚Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 25. November 1872.
Anwesend die Mitglieder: Löwe, Kvíčala, Gabler, Čupr,
Erben, Palacký, Leonhardi, Durdík, Tieftrunk, Emler,
k Doucha, Hattala, Tomek; als Gast H. Pažout.
Prof. Dr. Löwe eröffnete einen in der nächsten Sitzung fort-
zusetzenden Vortrag: „Uber altindindische Philosophie und ihre Ver-
wandtschaft mit späteren Philosophemen des Occidentes.“
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 29. November 1872. ©
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Šafařík, Ko-
"řistka, E. Weyr, Bořický und Herr Zahradník als Gast. —
Herr Prof. Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „Über die
Altersverhältnisse und Verbreitung der Basaltvarietäten Böhmens.*
=... Die tektonischen : Formen, in ‚denen, Basaltgesteine ‚auftreten,
sind bekanntlich Ströme, Decken, Stöcke und Gänge. ;
58
© Im Gebiete böhmischer Basaltgesteine ist das strom- und decken- : Z
fórmige Auftreten so vorwaltend, dass das ganze Basaltgebirge als
Beispiel dieser tektonischen Form gelten kann. In seiner grössten Aus-
dehnung stellt es einen Complex von wechselnden Tuff-, Conglomerat-
und Basaltlagen dar, deren Masse die ihr nun zur Grundlage die-
nenden sedimentären Gesteine zu wiederholtenmalen durchbrochen
und in grösserer oder geringerer Mächtigkeit und Ausdehnung strom-
und deckenförmig überlagert hat.
Jüngeren Ursprungs sind die stock- und gangförmigen Massen,
welche theils als isolirte ‘Kegel, theils als langgestreckte Bera- und
Hügelrücken mit scharfen und zackigen Conturen erscheinend, die ©
Strombasalte durchbrochen und mannigfache Störungen in den La-
gerungsverhältnissen derselben, ihrer Tuffe und der in letzteren ein-
gelagerten Braunkohlenflötze bewirkt haben.
Und als jüngste Basaltgebilde sind unzweifelhaft jene mauer- _
ähnlichen Gänge anzusehen, welche die trachytähnlichen Fhonohého
durchsetzen. :
Diese an die tektonischen Formen geknüpften Altersverschie-
denheiten der Basaltgesteine wurden bereits von Reuss und a
konstatirt.*)
In Betreff der Geotektonik bohmischer Basalte wáre noch folgen-
des zu erwáhnen: Die Berg- und Hůgelketten sind nách ihrer tektoni-
schen Form doppelter Art. Entweder besteht der Basaltberg aus
vertikalen oder gegen die Spitze des Berggipfels mehr weniger ge-
neigten Säulen oder aus einem massiven, festen, zuweilen mit horizon-
talen Gangsäulen abwechselnden und von mächtigen Conglomerät-
lagen bedeckten Basalte. Im ersten Falle ruhen die vertikalen oder
mässig geneigten Säulen auf Conglomeraten, Tuffen oder anderen
sedimentären Gesteinen oder setzen auch in die Tiefe fort und der
Basaltberg erscheint entweder als der Rest eines Stromes oder als
das hervortretende Glied eines mächtigen Stockes, dessen Fortsetzung
zuweilen in mehreren Bergkegeln oder einer Kegelreihe nachweisbar
ist, während im letzteren oben angeführten Falle unter der aus Con-
glomereraten oder aus massigem Strombasalte bestehenden Kuppe i
ein nur wenige Fuss dicker, aus horizontalen oder mässig geneigten
Säulen bestehender Gang mauerähnlich in die Tiefe fortsetzt.
Beispiele von Bergkegeln, die aus Strombasalten bestehend,
keine stielfórmige Fortsetzung in die Tiefe haben, finden sich u {
#) y, Reuss, Umgebung von Teplitz und Bilin. 1840, I. und II, (277). Jokely. Re
vahrb. d. geolog. Reichsaust. IX. 1858. 490. Ba
| ní z vá : 59
„Jokely's Abhandlungen mehrere angeführt vor. Es sind auch Fälle
bekannt, das Basalthügel zur Schotterbereitung gänzlich abgetragen
‚worden sind. (Z. B. bei Weisswasser).
© Bergkegel, die aus vertikalen oder mässig gegen die Bergachse
‚geneigten und in die Tiefe eingreifenden Säulen bestehend als Her-
vorragungen von Stöcken anzusehen sind, bilden die gewöhnliche
(tektonische Form für die in den Randzonen des linken Elbeufers
und nahe dem rechten Elbeufer befindlichen Basaltvarietäten, na-
_ mentlich für die Leucitoidbasalte, Nephelinitoide und Nephelinite
nebst den wenigen (nephelinhältigen, gemeinen) Feldspathbasalten,
wobei zu bemerken ist, dass die Nephelinite, namentlich die fein-
körnigen, die höchsten isolirten Bergkegel zusammensetzen, während
in den vom Elbeflusse entfernteren Basaltbergen und Basaltkegel-
ketten des nordöstlichen Böhmens (namentlich an der südöstlichen
.. Randzone) gewöhnlich die mauerähnlichen Gänge als Fortsetzung in die
Tiefe erscheinen. Basaltkegel letzterer Art sind theils durch eine wellen-
ähnliche, zackige Erhebung des Bodens mit Hervorragungen kleiner
Hügel verbunden, theils vereinzelt; erstere bestehen meist aus festen
© Gonglomeraten, letztere aus massigem Basalte, der mit den horizon-
talen, oft sehr dicken Sáulen fest zusammenhángt, sich jedoch durch
geringere Festigkeit unterscheidet; daher wird in den Steinbrůchen
„nur der festere Basalt der Gánge verwendet. In grossen Basaltkegein,
die. durch Steinbrůche geöffnet, einen gehörigen Einblick in die tek-
tonischen Verhältnisse des inneren Bergkegels gestatten (z. B. in
der Hügelkette ‘von Horka unweit Backofen, in dem hohen Liska-
- berge bei Weisswasser u. a. a. O.) bemerkt man sehr zahlreiche
und mennigfache, dem Gekrösestein ähnliche, fast halbkreisförmige
Windungen des Ganges, der in weiterer Entfernung vom Bergkegel
fast geradlinig fortsetzt. Je ausgedehnter und zahlreicher diese Win-
dungen sind, desto mächtiger und höher erscheint der kegelfórmige
Basaltberg; die äussere Form desselben, ob kegelförmig oder sarg-
ähnlich, scheint mit der Art der Gangwindungen übereinzustimmen,
während die relative Höhe des Gipfels in der Bergkegelkette der
- peripherialen Ausdehnung, der Anzahl der Windungen an der Basis
des Berges und der Stärke der horizontalen Säulen zu entsprechen
scheint.
Wenn der Gang ohne Windungen, somit ohne Bildung von Berg-
kegeln zu einem hohen, gedehnten Bergrücken emporgetreten war
und die Reibungsconglomerate desselben durch Gewässer zerstört
und fortgespült: worden sind, so erhebt sich derselbe, einer künstli-
En
60
chen, aus wagerechten Säulen aufgebauten Mauer völlig gleichend., _
Ein interessantes Beispiel dieser Art bieten die zwei, über eine —
Stunde langen, parallelen, circa 2 ‚breiten‘ Basaltzüge der Teuer
mauer bei Böhm. Aicha.
‘Allein nicht blos die Beobachtung der taktonißohen Form, ; Ri
sondern auch die der Richtung der Basaltzüge ist für die Festsetzung
der relativen Altersfolge derselben von Wichtigkeit. Während das
stromförmige Auftreten nur den ältesten "Basaltgebilden eigen ist,
erscheinen in Stöcken und Gängen Basalte verschiedener Altersstufen;
allein für diese gibt die Richtung das wesentliche Unterscheidungs-
merkmal ab. Und hiemit stimmt auch die auf mikroskopischen und che» —
mischen Verschiedenheiten gegründete Eintheilung der Basaltvarietäten
überein. =
Auf Grundlage der Untersuchung von circa 800 Dünnschliien
aus nahezu 300 Fundstätten böhmischer Basaltgesteine und weiter-
hin gestüzt auf die Interpretation von 17 chem. Analysen, habe ich
böhm. Basaltgesteine in sechs Hauptgruppen eingetheilt, von denen
die meisten in mehrere Untergruppen zerfallen.“)
Folgende Tabelle gibt die Übersicht der Eintheilung an:
| I. Magma-Basalte | Il. Nephelin-Basalte III. Leucit-Basalte
(1) Dunkle, mit bráunlichem,| 1) Nephelinitoide: 1) Leucitoidbasalte
trichitreichem Magma. | © «) sehr feinkörnige a) [sehr] feinkörnige, ©
Der Makrostruktur nach (anamesitartig), b) krystallinisch dichte.
| a) porphyrische u. d) krystallinisch dichte. 2) Peperinbasalte.
| d) krystallinisch-dichte. |2) [Basaltische] Nephelinite| 3) [Basältische) Lena
Der Mikrostruktur nach| © a) körnige (Nephelindo- phyre
©) glasig-porphyrische, lerite), a) kórnige,
B) glasig-körnige, b) [sehr] feinkórnige, b) [sehr] feinkörnige,
y) von ungl. Mikrostr, ©) Neph.-anamesite, c) krystallinisch dichte.|
2) Lichte, mit graulich- o. P) Noseanite,
gelblichweissem, mikro- c) dichte Nephelinite.
lithenreichem o. staubig-
kömigem Magma.
(Sámmtlich krystallinisch- :
dicht).
Der Mikrostruktur nach
| a) glasig-körnige,
| b) [sehr augitreiche] mit
sparsam eingeklemm-
| ten Magma. |
*) Ich erlaube mir zu bemerken, dass die ganze, im Manuskripte bereits, v voll- u
endete Arbeit „Böhmens Basaltgesteine“ im Archiv der nattrwissensch
lichen Landesdurchforschung erscheinen wird. a
61
VI. Tachylytbasalte
V. Trachybasalte
| WV. Feldspathbasalte |
|1) Melaphyrbasalte mit vorwaltendem
a) mit bräunlichgrauem |1) Feldspath
od. grůnlich-grauem |2) Nephelin
: Magma, 8) Nosean
i b) mitfarblosem Magma,
-7 ©) ohne deutlich erkenn-
bares Glasmagma.
2) Feldspathbasalte
[im engeren Sinne]
a) mit bräunlichem, tri-
chitreichem Magma,
[hieher gehören die
Anorthitbasalte),
d) mit graulichweissem,
mehr weniger mikro-
lithenreichem o.stau-
bis-körnigem. Magma
[Oligoklasbasalte].
3) Andesit- und Phonolit-
basalte
© a) körnige (doleritische) |
5) porphyrische [durch
© Hervortreten tafelför-
© miger Oligoglaskry-
- ställchen],
c) äussert feinkörnige u.
krystallinisch dichte
©) feldspathreiche,
£) hauynreiche,
y) leucitreiche,
I. Allgemeines über die Magmabasalte.
Die Klasse der Magmabasalte umfasst alle jene massig und
säulenförmig erstarrten, graulich schwarzen oder schwärzlichgrauen
Basaltvarietáten, deren äusserst feinkörnige oder krystallinisch dichte
Grundmasse nur aus Augit, Magnetit und einem amorphen Glas-
-magma besteht. Nur in wenigen derselben finden sich auch sehr
seltene Feldspathleistchen oder Nephelinskryställchen, oder Andeu-
tungen von Leueitdurchschnitten vor. Nach der Beschaffenheit des
Glasmagma zerfallen die Magmabasalte naturgemäss in zwei Ord-
nungen: in 1) Magmabasalte mit bräunlichem Glascement oder dunkle
-© Magmabasalte und 2) Ma&mabasalte mit einem trichitarmen und mikro-
r
62
lithenreicheren, graulichweissen oder schmutzig grünlichem Glascement
oder lichte Magmabasalte. —
1) Dunkle Magmabasalte oder M. mit bráunlichem trichitrejchem :
Glascement. Basalte dieser Ordnung, deren Grundmasse schwárzlich-
grau oder grůnlichschwarz, durch Verwitterung dunkel, See
wird, sind ihrer Makrostruktur nach entweder
a) durch makroskopische Olivin-, Augit- oder Hypersthenkörner por-
phyrisch oder
b) krystallinisch dicht.
Nach der Mikrostruktur der Grundmasse sind erstere
1, (a) Sr
©) glasig porphyrisch 3
[Mireschowitz, Sauberg, Zinkenstein, Kohlberg b. Milleschau]
B) glasig körnig
[Kamyk b. Vschechlab, Dreiberg, Srbsko, Spojiler Gang],
y) von ungleicher Mikrostruktur, stellenweise mit sehr spar-
samem Nephelin und triklinem Feldspath
[Kahler-Stein bei Böhm. Leipa] und letztere
[1, 5)]
«) glasig porphyrisch
[Skalka, Marschner Wald],
B) glasig körnig
[Schenkelberg bei Kosel, Boreslau, Rücken der Paskopole,
Schöbl’s Steinbruch bei Gabel].
Zu Folge der Intrepretation der chemischen Analysis des Ba-
saltes von Skalka steht das bräunliche, trichitreiche Magma einem
Gemenge von Nephelin und Anorthit (mit dem Vorwiegen des erst-
genannten Bestandtheils) am nächsten.
Das spez. G. der Magmabas. — 2-896—2-983 (nach 5 Bestim- ES
mungen).
Die lichten Magmabasalte oder Magmabasalte mit einem grau-
lichen, gelblichweissen oder schmutzig-grünlichen, mehr weniger
trüben mikrolithenreichen und trichitarmen Glascement sind sämmtlich
krystallinisch dichte und äussert feinkörnige, (lichter) schwärzlich-
graue Basaltvarietäten, die kleine Hügel oder Hügelzüge bildend,
sich an die Basalte mit minder individualisirtem Leucit-Nephelin
lokal anschliessen. Sie sind in der Regel frei von makroskopischen
Olivin- und Angitkrystallen [oder sehr arm daran].
Ihrer Mikrostruktur nach sind sie entweder E n
1) glasig kórnig [mit deutlichen, kleinen Partien des Glnsmagms]
65
© [Pšan; Liebshausen (mit sehr sparsamem Nephelin), Budy bei
Backofen, Altperstein bei Dauba, Limberg bei Wartenbere] oder
<- 2) [sehr augitreich] mil sparsam eingeklemmten Glasmagma ver-
© "sehen [Kuzov, Schenkelberg bei Kosel, Studnay|.
Je mehr das Magma — das ebenfalls einem Gemenge von Ne-
phelin und Anorthit am nächsten zu sein scheint — entwickelt ist,
desto leichter zersetzbar sind diese Basalte; verhältnissmässig sind
sie reicher an Wasser und Carbonaten. nr
II. Nephelinbasalte.
Die Nephelinitoide sind sehr feinkörnige oder krystallinisch-
dichte, schwärzlichgraue oder lichter gefärbte Basaltvarietäten, die
— in ihrer Mikrostruktur am ähnlichsten den Nephelin-, zum Theile
auch den Leucitbasalten — statt des feldspathähnlichen Bestandtheils
-eine farbiose (oder schwach graulich- oder gelblichweisse) Substanz
enthalten, welche zum grössten Theile keine deutlichen, regelmässigen
Umrisse zeigt, keine bestimmt gruppirten Einschlüsse enthält, jedoch
zum grösseren oder geringeren Theile bläulich polarisirt.
.. Dieses Merkmal, sowie die stellenweise dennoch bemerkbaren,
jedoch minder regelmässigen, rektangulären und hexagonalen Um-
„„risse sprechen für die Deutung, dass der polarisirende Antheil dem
Nephelin, der nicht polarisirende theils den Querschnitten des Ne-
phelin, theils dem Leucit angehört.
Das spez. G. der Nephelinitoide = 3'065 — 3:096 (nach drei
Bestimmungen).
Die Nephelinite sind gleichmässig körnige Krystallgemenge
(bäufig mit porphyrisch hervortretenden Olivinkörnern), bestehend
aus Augit, Amphibol, Magnetit (Titaneisen) mit deutlich begrenztem
und meist durch regelmässige Lagerung von Mikrolitheneinschlüssen
charakterisirtem Nephelin, dem sich recht häufig auch Leucit, seltener
Nosean beigesellt. In den krystallinisch dichten Abarten derselben
ist der Olivin reich vorhanden; aber in den deutlich körnigen Va-
rietäten nimmt dessen Menge um so mehr ab, je körniger das Ba- +
sältgestein ist. Fragmente von Biotit pflegen nur selten und SPALHAME
© vorzukommen.
In mehreren Nephelinbasalten tritt auch das bráunliche, trichit-
führende Magma in selbstständigen kleinen Partien, gleichmässig ver-
breitet, auf oder es findet sich in geringer Menge zwischen den Krystallen
eingeklemmt vor; viel häufiger bildet aber das farblose oder graulich-
A
. 7 . A N le
i "
64 P
O ?
‚weisse Magma ein spärliches Cement des Krystallgemenges. Der Feld- ý;
‚spath mangelt in der,Regel gänzlich oder, sein, Auftreten. kosehránké vě
sich nur auf sparsame, trikline Leisten.
Das spez. G. der Nephelinite = 2:839—3 .095 (nach 5 Probe. Best. ) ;
Nach der, Gróssenausbildung der mineral. Bestandtheile der
Grundmasse lassen sich die Nephelinbasalte eintheilen M5 :
a) doleritische,
b) anamesitische, die wiederum in
©) basaltische Noseanite und
ß) Nephelinanamesite
abgetheilt werden können, und
c) krystallinisch dichte Nephelinbasalte.
III. Leucithasalte,
Die Leucitoidbasalte bestehen aus einem mikroskopisch-körnigen
oder porphyrischen Gemenge von Augit oder Amphibol und Magnetit
mit einem meist farblosen, ‘nicht polarisirenden Bestandtheil, zuweilen ©
mit sparsamem, mehr weniger deutlichem Leueit und Nephelin.
Dass auch der nicht polarisirende Bestandtheil von unbestimmten
‚Umrissen dem Leueit angehören mag, dafür sprechen: die stellenweise
recht deutliche, rundliche Begrenzung: durch andere Basaltbestand-
theile, die mehr weniger regelmässig rundliche Anordnung von Augit-
kryställchen, Augitmikrolithen, die peripherialen Einschlüsse der
farblosen, langen, tangentiell gelagerten Mikrolithennadeln und das
häufige Auftreten von rosenkranzähnlich zusammenhängenden Partien;
-denn alle diese Erscheinungen trifft man nur in den Leucitbasalten
neben deutlichen Leucitdurchschnitten’ an.
Nach der Grössenausbildung der‘ deutlich krystallisirten Ge-
mengetheile zerfallen die Leucitoidbasalte in a) [sehr] ee
und 9) krystallinisch dichte.
Das spez. G. = 2'977 — 3061 (nach 2 Bestimmungen).
Die Leucitophyre bestehen sämmtlich aus einem gleichmässig
körnigen Gemenge von Augit und Magnetit mit Leucit und Nephelin;
sie sind verhältnissmässig arm an Olivin, enthalten aber stets mehr
weniger Biotit und Rubellan; namentlich die Peperinbasalte sind es,
in denen makro- und mikroskopische Biotittafeln und Säulchen in
grösster Menge vorkommen. Auch der trikline Feldspath tritt zu-
weilen auf, der Menge nach jedoch sehr untergeordnet. Leucitophyre,
deren Durchschnitte durch Staubkörnerkränzchen geziert sind, "Bin
auch reich an Nephelin, dessen kurze Säulchen meist die Leueit-
65
durchschnitte umschliessen, während derselbe Bestandtheil in den
vorwaltend durch Mikrolithenkránze charakterisirten Leucitbasalten.
weniger vorzukommen scheint; erstere enthalten auch, zahlreiche
rundliche oder rosenkranzähnlich zusammenhängende Partien, in
denen sich nur die tangential gelagerten, langen, dünnen; Mikrolithe
vorfinden; da sich jedoch von den durch Staubkörnerkränze deutlich
individualisirten Leucitdurchschnitten bei allmäliger Abnahme „der
Staubkörner bis in jene farblosen Partien stufenweise :Uebergänge
verfolgen lassen, wobei zuweilen nur die tangential gelagerten: Mikro-
lithe als charakteristisches Merkmal verbleiben, so kann es keinem
Zweifel unterliegen, dass auch diese rundlichen, farblosen Partien
Leucitdurchschnitte sind.
Nach der Grössenausbildung können die Leucitbasalte einge-
theilt werden in:
a) basaltische Leucitophyre, oder körnige Leucitbasalte (mit ma-
kroskopischen Leucitkrystallen) und
b) krystallinisch dichte Leucitbasalte.
Das spez, G. (nach drei BrObERGECHUNURGSH) 75 = 2.900—2- 994,
IV. Feldspathbasalte.
1) Melaphyrbasalte.
Da bereits oben sichergestellt wurde, dass die Feldspathbasalte
in den meisten Fällen Oligoklas führen, gibt es ‚wesentlich keinen
qualitativen Unterschied zyischen der Gruppe der oligoklasführenden
Feldspathbasalte und der jener Melaphyrgesteine, die man als kry-
stallinisches Gemenge von Oligoklas, Augit und Magnetit ansieht.
Die nahen Beziehungen beider Gesteinsarten äussern sich selbst in
dem dem Basalte und den Melaphyrgesteinen gemeinsamen Vorhanden-.
sein des Magma, Olivin und zuweilen auch des Nefelin..
Allein das Quantitätsverhältniss der mineralischen Bestandtheile,
bedingt die wesentlichen Unterschiede, die sowohl durch die mikro-
skopische als chemische Analysis hervortreten. Während der Oligo-
klas der Feldspathbasalte in den meisten Fällen weniger als die
Hälfte der Gesteinsmasse ausmacht und dem augitischen Bestandtheile
der Menge nach weit nachsteht, bildet derselbe den vorwaltenden,
meist ?/, der Gesteinsmasse einnehmenden Bestandtheil der oligo-
klashältigen Melaphyrgesteine. Es gibt aber eine Gruppe von Ba-
saltgesteinen, die in ihrer mikroskopischen und chemischen Beschaf-,
fenheit den Melaphyrgesteinen ähnelnd, nach dem Qualitätsverhält-
nisse der mineralischen Bestandtheile zwischen Basalt und Melaphyr
Sitzungaberlohte VI, 5
66
ihren Platz einnehmen oder sich mehr dem Melaphyr als dem Ba-
salte nähern. Basaltgesteine dieser Art bezeichne ich als Melaphyr-
basalte. th
Die Melephyrbasalte sind meist deutlich krystallinische oder
äusserst feinkörnige (anamesitartige) schwärzlich oder dunkel grünlich-
gelblich- oder bräunlich-graue Feldspathbasalte, in denen die triklinen,
vorwiegend polysynthetisch aggregirten Feldspathkrystalle wenigstens
Hälfte der Basaltmasse ausmachen, während Augit und Magnetit
minder reichlich auftreten und der Olivin nur seltener in makro-
skopischen Krystallen zu bemerken ist. Möglicherweise wird vielleicht
manches der hier behandelten Basaltgesteine nach genauen Unter-
suchungen der Melaphyrgesteine diesen beigezählt werden müssen. ©
In chemischer Beziehung mag der Kieselsäuregehalt der Mela-
phyrbasalte zwischen 44—50°/, variren, während der der Melaphyr-
gesteine 50 °/, übersteigt.
Je nachdem zwischen den Krystallen ein bräunliches oder
farbloses Glasmagma auftritt oder nur so sparsam vorkommt, dass
es beim ersten Anblick zu fehlen scheint, können die Melaphyr-
basalte eingetheilt werden in jene:
a) mit bräunlichem
b) „ farblosem Glasmagma und
c) scheinbar ohne Glascement.
2) Gemeine Feldspathbasalte.
Die Feldspathbasalte im engeren Sinne sind meist krystallinisch
dichte, schwärzlichgraue oder graulichschwarze magnetit- (und titan-
eisen-) reiche Basaltvarietäten, in denen der Feldspath weniger als
die Hälfte der Basaltmasse einnimmt, daher gegenüber dem augiti-
schen Bestandtheil und dem Glasmagma weniger in den Vordergrund
tritt. Nach der Beschaffenheit des mehr weniger entwickelten, jedoch
stets deutlich bemerkbaren Glasmagma kann diese Gruppe. einge-
theilt werden in
a) Feldspathbasalte mit bräunlichem, trichitreichem und
b) i „ graulichweissem, mehr weniger körnigem
Glasmagma.
Ad a) Die Interpretation der chem. Analyse des nephelinfüh-
renden Feldspathbasaltes von Kolosoruk gestattet nur die Annahme
des Vorhandenseins von Anorthit und lässt die Vermuthung zu,, dass,
die meist losen farblosen Leisten, die. — in den nephelinreicheren
Varietáten vorkommend — im polarisirten Lichte trikline Streifung
zeigen, derselben Feldspathspezies angehören, während die zu mehre-
67
ren, parallelen Individuen aggregirten Leisten wahrscheinlich mit
Oligoklas übereinstimmen. Hoffentlich werden Aetzversuche an Dünn-
schliffen näheren Aufschluss geben und die weitere Eintheilung in
Anorthit und Oligoklasbasalte ermöglichen.
Ad b) Die Feldspathbasalte mit graulichweissem, mehr weniger
körnig entglastem Magma bilden den Uebergang zu den Andesit-
basalten. Sie stellen‘ ein (mikroskopisch) ungleichmássig körniges,
verworren gelagertes Krystallgemenge dar, worin neben dem vorwal-
tenden augitischen Bestandtheil und den minder zahlreichen Feld-
spathleisten auch undeutliche Nephelin- und Leucitkryställchen spo-
radisch vorkommen, doch ist das Magma zum grösseren Theile ho-
mogen amorph. Sie sind sämmtlich olivinhältig, mehrere olivinreich
und. der Magnetit pflegt gleichmässig und nicht sehr zahlreich ver-
breitet zu sein.
Die chemische Analyse der makroskopischen Feldspathkörner
aus dem Basalte von Karthaus bei Jičín weist nach, dass der Feld-
spath mit Oligoklas übereinstimmt.
3) Andesit- und Phonolithbasalte.
Die Andesit- und Phonolithbasalte sind theils — durch Her-
vortreten von kurzen triklinen Andesit- oder Oligoklastafeln, zum
‚Theil auch durch Amphibolnadeln — porphyrische, theils äusserst
feinkörnige bis kryst. dichte, sehr feste und lichter gefärbte Basalt-
varietäten, die ihrem äusseren Habitus nach den dunklen Phonolith-
varietäten ähneln, sich jedoch durch den Mangel an wahrnehmbaren
Sanidintafeln unterscheiden. Ihre Grundmasse gleicht einem Magma,
dass durch Ausbildung eines meist gleichartigen, kleinkornigen oder
mikrolithenähnlichen Gemenges von triklinem, zum Theil monoklinem
Feldspath mit Leucit, Nephelin, Hauyn, Augit, Amphibol, Magnetit
mehr weniger entglast worden ist. In dem Krystallgemenge herrscht
der feldspatháhnliche Bestandtheil stets vor oder es tritt das farb-
lose Magmaresiduum deutlicher auf.
Da sich die Natur ihrer Feldspathleistchen in den ře
Fállen als triklin erweist, die Behandlung makroskopischer Feldspath-
kórnchen mit Sáuren auf Oligoklas oder Andesin hinweist und der
Anblick der meisten mikroskopischen Objekte dieser Basaltgruppe einen
an Andesit erinnernden Eindruck macht, deshalb wurde für die ganze
Gruppe die Bezeichnung „Andesitbasalte“ gewählt. Für jene Varie-
täten, in denen der trikline Feldspath minder zahlreich auftritt, sich
dagegen Sanidin bemerkbar macht, wäre die Bezeichnung „Phonolit-
basalte“ zu substituiren.
5*
—
68
Das spez. G. — 2'817 als arithm. Mittel von 8 Bestimmungen,
deren Minima und Maxima — 2759—2-915. Der Kieselerdegehalt
beträgt 45—51 °),-
/ V. Trachybasalte.
Als Trachytbasalte bezeichne ich die jüngsten, in NN trachy-
tischen Phonolithen gangförmig auftretenden Basaltgesteine, die meist
durch rauhe Oberfläche charakterisirt sind. Sie sind theils durch Hervor-
treten von plattenförmigen Augitkrystallen oder von Feldspathleist-
chen oder Nephelinsáulchen porphyrisch, theils krystallinisch dicht
und meist von lichterer Farbe.
Ihre Grundmasse besteht aus einer scheinbar homogenen, grauen
Substanz, die aus der Umwandlung des Nosean hervorgeht und in
der theils deutlicher Nosean, theils trikliner Feldspath, theils Nephelin
vorwiegt, während Amphibolnadeln, Biotitfragmente . und Magnetit-
körner minder zahlreich vorkommen. Wegen ihrer leichteren Zer-
setzbarkeit sind sie meist mit Carbonaten imprägnirt,
Spez. G. = 2:682—2'718 (nach 2 Bestimmungen).
VI. Tachylytbasalte.
Die Tachylytbasalte, mit den Trachybasalten von gleichem Alter
oder noch jünger als diese, treten ebenfalls in den trachytischen Phono-
lithen „auf und bilden oft kaum einige Zolle dünne Adern, die sich
in mannigfachen Richtungen durclikreuzen und verzweigen. Ihre Sub-
stanz stellt ein halbentglastes Magma mit einzelnen Feldspath- und
Augitfragmenten dar, in dem erst. bei etwa 600facher Vergrösserung
ein Mikrolithengewirr hervortritt. Da zuweilen auch die Aderwände dieser
Basaltvarietät mit (einige Linien) dünnen Krusten von Tachylyt über-
zogen sind, deshalb wurde für dieselbe die Bezejahmunk „Lachylyt-
basalt“ gewählt.
Im Gebiete böhmischer Bäsaltgesteine lassen sich im Allge-
meinen drei Richtungen der Eruptionszüge unterscheiden: SW—NO,
SO—NW und N—S und diesen drei Richtungen entsprechen drei
grosse Altersperioden der Eruptionsthätigkeit Böhmens Basaltgesteine.
Die I. Periode umfasst die Leucit-Nephelin-Magma- und z. Th. die ge-
meinen Feldspathbasalte; die II. Periode umfasst die Andesit- und
Phonolith- und die III. Periode die Trachy- und Tachylytbasalte.
1. Altersperiode.
Die Hauptrichtung. bohmischer Basaltmassen ist hčkanntjíů
SW-NO, ziemlich übereinstimmend mit der des Erzgebirges; und
69
dieser Hauptrichtung. folgen die zusammenhängenden Complexe .: und
mächtigen Centralstaecke der Basaltgesteine des böhmischen Mittel-
gebirges, . die ohne Zweifel die ältesten Basaltgebilde Böhmens sind.
Am wenigsten gestört durch Eruption jüngerer Basalte erschienen
die weit ausgebreiteten Ströme der ältesten Centralstaecke, blos durch
zahlreiche Phonolitkegel gehoben, zwischen dem Běla und Elbeflusse
und dicht am rechten Elbeufer' zwischen Leitmeritz und Aussig.
Und die tiefste Kluftspalte des erst genannten Gebietes — das Beet
des Bělaflusses, sowie der Elbetheil zwischen Aussig und Waltýře —
verläuft der Hauptrichtung SW-NO ziemlich parallel.
Die mittelste und höchste, dem Erzgeoirge völlig parallele Partie
dieses Gebietes, vom Schreckenstein über Záhoř, Kletschen, : Mile-
schau, Kostenblatt, Klotzberg, Hořenc wird von Leucitbasalten ein-
senommen, an welche sich in weitem Umkreise die durch eigene
Bildungsart — als erhärteter Lavaschlamm —- charakterisirten,
ebenfalls zu Leucitbasalten gehörigen Peperinbasalte eng anschliessen.
Letztere, bei Schima, Dubic, Kostenblatt und Lukov ziemlich mächtig
auftretend, finden ihre grösste Verbreitung in der Umgebung des
Mileschauer Berges und des Klotzberges. Wirft man nun einen Blick
auf dieses von den höchsten und sehr zahlreichen Phonolithkegeln
((Mileschauer oder Donnersberg, Kletschner, Pilkaner B., Klotzberg, gr.
Franz bei Kostenblatt, Horaberg, Kamený Kluk u. a.) durchsetzte Ge-
biet, so tritt unwillkürlich die Ansicht auf, dass die meist stromförmig
auftretenden Leucit- und Peperinbasalte eben der durch zahlreiche
und im ganzen Mittelgebirge höchste Phonolithkegel erfolgten Hebung
des erwähnten Gebietes ihre grosse Verbreitung daselbst verdanken.
Bemerkenswerth ist die ziemlich geradlinige Richtung. der Leucit-
basalte, die sich aus dem böhm. Mittelgebirge vom Schreckensteine bis
Hořenec und aus dem böhm. Mittelgebirge von Hořenc (bei Kosel) über
Dollanken (bei Podersam) bis in die Waltscher Gegend des Dupaner
Gebirges verfolgen lässt und die sowohl in der Mittelpartie des
Aussig-Tetschner Gebirges am linken Elbeufer (bei Lieben- Spansdorf)
als auch im Erzgebirge (bei böhm. Oberwiesenthal, bei Schönwald,
Hauenstein, Wotsch, Seeberg Kaaden) und weiterhin im Duppauer
Gebirge (Duppau-Dürmaul, Turtsch, Maschau) ihre Parallelen findet,
Als Begrenzung der Leueit- und Peperinbasalte des Bela und
Elbeflussgebietes verlaufen in ziemlich paralleler Richtung die
Leucitoid- und Nephelinbasalte, die sowohl im Innern des erwähnten
Gebietes als auch in der Randzone sehr zahlreich auftreten; nur
am nordwestlichen und südöstlichen Rande treten auch gemeine Feld-
70
spathbásalte mehrfach auf, wie es scheint, dieselbe Hauptrichtung be-
folgend. |
"7 Vom Wostryberge bei Rothaujezd erstrecken sich die Leucitoid-
basalte nach SWS — den Mühlberg bei Libshausen, Liskaberg,
Charvat, Oblik, umfassend, — bis in die Nähe von Laun und treten
im westl. und nordwestlichen Theile, am Chlumberg bei Měcholup,
am Zinkensteine bei Libschitz und am Dobrowitzer Hügel (am Fusse
des Schlossberges bei Teplic) auf; mit diesen wechseln die Nephe-
linitoide von Wranek (bei Meronitz) von Rannay (Laun) und von Lipenay
(Teplitz), die Noseanite vom Dlouhy und Milyberge und die Nephe-
linite aus dem Steingassel bei Rothaujezd, von Běloschic, Skržín u. v.
Wachholderberg bei Teplitz ab. Letztere auch aus dem Innern des
erwáhnten Gebietes von zwei Punkten, v. Kirchberg und Kalamaika
bei Bukovic bekannt, sind auch nahe dem rechten Elbeufer zwischen
Pokratic, Hlinay, Kunratic und Rabenstein recht verbreitet, wáhrend
im südöstlichen Theile des linken Elbeufers, bei Dlaschkovic, Veršetín,
Řežný Újezd, am Loboš und in der Hůgelkette Hasenberg-Blaník
die Nephelinitoide vorherrschen.
Die sůdlichsten Basaltberge des linken Elbeufers, der St. Georgen-
und der Schlanberg bestehen aus deutlich feinkörnigen Noseaniten
und der nahe Winařicer Berg, dessen Basaltgestein dem von Bejkov
bei Jenschovitz und von Chlomek bei Dobrávitz völlig gleicht, aus
feinkörnigem Nephelinitoid.
Im Süden stehen die Feldspathbasalte von Košov, Jeřetin und
Radobyl vereinzelt, während sie im westlichen und nördlichen Theile
(Kolosruk, Panznerhügel und Boratsch bei Bilín, Vrkoč bei Aussig
und oberhalb Aussig am Elbestein) bei ihrer mikroskopischen Ueber-
einstimmung als weit von einander entfernte Glieder eines unter-
irdischen Gangstockes erscheinen.
Die bisher erwähnten Basaltvarietäten treten, wo sie grössere
Complexe bilden, deutlich strom- und stockförmig auf — und diess
ist in der Mittelpartie des Běla- Elbeflussgebietes der Fall —; in den
Randzonen erscheinen sie meist in Form von Berg- und Hügelketten
und am äusersten Rande in Form von isolirten, von einander ziemlich
weit entfernten Kegeln.
Auch Bergkegel, Bergketten und Gänge dieser Art, welche. die-
selbe Hauptrichtung SW-NO befolgen, bestehen zum grössten Theile
aus Nepheliniten, Nephelinitoiden und aus Leucitoidbasalten.
In ähnlicher Art verhält es sich in dem von jüngeren Basalten
und Trachytphonolithen vielfach durchsetzten Aussig-Tetschner Ge-
71
birge des linken Elbeufers, wo am südwestl. Rande, bei Postic, Pokau,
Nephelinitoide, am Südostrande (am Ziegenberge) Nephelinite und
im Innern desseben (bei Schickelmühle — Blankenstein und nahe bei
Lieben) Leucitoidbasalte vorkommen. — Im Duppauer Gebirge treten
Leucitoidbasalte bei Turtsch, Duppau, Dürmaul, bei Maschau, Buchau
(Giesshübel), an der hohen Triebe, bei Schönwald und bei Burberg
(Kaaden) als Begleiter theils von Leueitbasalten theils von jüngeren
Basalten (Andesitbasalten) auf, in diesem Falle als Ueberreste älterer
Ströme, von den jüngeren Basalten gehoben.
Anden vom Elbeflusse weiter entfernten Punkten des rechten Elbe-
ufers und im nordöstl. Theile Böhmens erscheinen die Leucitoid-
basalte, die (meist leucitreichen) Nephelinitoide und die Nephelin-
basalte theils in grösseren Complexen als mächtige Ströme und
Decken, vorzugsweise aber in sehr zahlreichen Berg- und Hügelketten
der (der Hauptrichtung SW—NO parallelen) Randzonen als ziemlich
gerade und mannigfach gewundene Gänge.
‚Nahe dem Elbeflusse tritt der Leucitoidbasalt des Schäferberges
in der Nähe des Schreckensteiner Leucitbasaltes auf; am nordöstl.
Fusse des Kreuzberges erscheinen Leucitbasalte als Ueberreste ein-
stiger Ströme, von jüngeren Basalten in der Ricktung von SOS
noch NWN gehoben. Ebenso gehören auch die Leucitoidbasalte
vom Hutberge bei Petersdorf, vom Binayer Derge bei Hirschberg, vom
Fusse der Kukunella bei Franzenthal, vom Kamnitzer Berge bei
Reichstadt, vom Ladeberge bei Seifersdorf, vom Fusse des grossen
Hirschsteines bei Schwabitz, vom Fusse des Ronberges bei Grabern,
vom Humprechtsberge bei Sobotka, vom Habichtsberge bei Kroh, vom
Gross-Horkaer Steinbruche bei Hiihnerwasser, vom Kácov bei Sichrov
und von Sudka bei Kleinskal zu den ältesten festen Basaltgebilden.
Der relat. Alterstufe dieser Leucitoidbasalte nahe stehend,
erscheinen die Nephelinitoide v. nordwestl. Abhange des Radobyl,
v. hohen Schafberge, von der grossen Berney, von den Kühnelsbergen,
vom Grabberge und dem Sattelberge bei Beschgaben, vom Hutberge-
bei Bensen, von Syarov, vom Fusse des Lindenberges bei Houska
(dessen Gipfel aus Andesitbasalt besteht), vom Vratnyberge, u. vom
Galgenberge bei Mscheno, dann die Nephelinite vom Spitzberge bei
Böhm. Leipa, von Wellnitz, vom Ronberge bei Daun, von den Střimitzer
Bergen, der den Melaphyr überlagernde Strombasalt von Kozäkov,
der mächtige Strombasalt des Mužskýberges, die Nephelinite vom
Spitzberge bei Wartenberg, der südöstlichste Basaltberg (Nephelinit)
vom Koschumberge bei LuZe und die offen zu Tage tretenden Gang-
12
IT
züge (Nephelinite) der Teufelsmauer bei böhm. Aicha. Vereinzelt ,
treten die gemeinen Feldspathbasalte des Elbeufers und des nordostl.“
Böhmens auf. |
Zu den Feldspathbasalten mit braunem (trichitreichem) Glase ge-
hören die basaltischen Gesteine vom Kahler-Steine bei Böhm. Leipa,
vom Schauhübel nahe dem aus Phenolith bestehenden Rollberge bei
Niemes, vom Radechov bei Weisswasser, vom Horkaberge bei München-
grátz, von der Spálovská skála. Und zu den Feldspathbasalten mit
sraulichweissem Magma der Basalt von Zirkovitz, v. Silberstein bei
Seifersdorf, vom Můckenhahn, vom Lettenbüschel bei Markersdorf, von
Schluckenau, v. Dědek bei Kosmanos und vom Karthaus bei Jičín.
Die gemeinen Feldspathbasalte erscheinen meist in Form kegel--
förmiger, vereinzelter Berge, die zuweilen das Aussehen eines Kraters
haben (z. B. der Koschover Berg); sie treten aber auch stromförmig
auf (Vrkoč bei Aussig). Da sie — nach der Richtung: Kolosruk,
Panznerhůgel, Borač, Vrkoč, Elbestein (b. Schönpriesen) zu urtheilen
— die Hauptrichtung der Basaltmassen Böhmens zu befolgen scheinen
und in ihrer mikroskopischen und chemischen Beschaffenheit, nament-
lich im Verhätnisse des feldspathähnlichen zu dem augit- und
magnetitähnlichen Bestandtheil den vorgenaunten Basaltvarietäten, -
vornehmlich den Nepheliniten am nächsten stehen, so kann man auch
der Vermuthung Raum geben, dass sie dem Alter nach in die älteste
Basaltperiode fallen, sich an die vorgenannten Basalte vermuthlich
als jüngste Glieder anschliessend. '
Die sehr sparsamen Melaphyrbasalte treten in vereinzelten
Bergkegeln auf, die meisten (Tolzberg bei Gabel, Hirschkamm und
Weinberg bei Wartenberg, Ivina bei Sichrow) sehr nahe der Mela-
phyrregion.
Die dunklen Magmabasalte treten — meist in Form von säu-
lenförmigen od. massigen Strombasalten — vorwaltend im Běla-Elbe-
flussgebiet auf, die Peperin- und Leucitbasalte umschliessend. Ihre
Fundstätten gruppiren sich naturgemäss zu zwei ziemlich geradli-
nigen, der Hauptrichtung der Basaltmassen parallelen Randzügen der
Leueitbasalte:
Der nördliche Zug umfasst den Sauberg bei Swindschitz, Kanin-
chenberg bei Mireschowitz, Köhlenberg bei Milleschau, Rücken der
Paskopole und Boreslau (Pilkauer Berg) und
der südliche Zug umfasst die Lokalitäten: Zinkenstein und
Schenkelbergel bei Kozel, Kamýk bei Všechlab und Skalka.
Da der nördliche Zug der dunklen Magmabasajte von dem
73
nördlichen parallelen Zuge der Feldspathbasalte mit braunem Glas-
magma nicht weit entfernt ist und die mikroskopische und chemische
Beschaffenheit des Magma beider Basaltvarietäten ziemlich überein-
stimmt, da auch mikroskopische Objekte von anderen Orten
(v. Kahlensteine bei Böhmisch Leipa) Gemenge beider Varietäten
darbieten, so ist die Annahme berechtigt, dass sich die dunklen
Magmabasalte einerseits an die Leucit- und Peperinbasalte, anderer-
seits an die gemeinen Feldspathbasalte mit braunem Glasmagma an-
schliessen.
Die lichten Magmabasalte treten vorwaltend in der äussersten
Peripherialzone der Basaltmassen Böhmens auf, verlaufen parallel
dem Hauptzuge von NO—SW und bilden entweder kleine Hügel, die
aus vertikalen Säulen bestehen (z. B. Pschanhügel bei Laun) oder
mauerähnliche Gänge (Budy bei Backofen) oder erscheinen am Fusse
hoher Berge, durch jüngere Basalt- und Phonolithgesteine emporge-
hoben (südlicher Fuss des aus Phonolith bestehenden Geltschberges,
östlicher Fuss des aus Andesitbasalt bestehenden Friedländer Schloss-
berges), gehören daher ohne Zweifel in die älteste Altersperiode;
‚ihr gangförmiges Auftreten spricht jedoch dafür, dass sie mit gleich-
falls gangförmig auftretenden Nephelinbasalten auf ziemlich gleicher
Altersstufe stehen. Im Allgemeinen beschränkt sich ihr Vorkommen
auf wenige bekannte Lokalitäten (Kreuzberg bei Liebshausen, Kuzov
bei Třiblitz, Altperstein bei Douba, Limberg bei Wartenberg, Rei-
chenau).
II. Altersperiode.
In die zweite Altersperiode fallen die Andesitbasalte: Ueberall
in mächtigen, ausgedehnten und hohen Stöcken auftretend, befolgen
sie die Richtung von NW—SO (also fast parallel dem Riesen-
gebirge). Durch ihre Eruption sind vermuthlich die in gleicher
Richtung verlaufenden Spaltklüfte, Thäler, Bach- und Flussbeete der
Basaltregion entstanden: denn wo diese vorwalten, da herrschen
auch die Andesitbasalte vor. Dies ist namentlich im nördlichen
Theile des rechten Elbeufers der Fall. Die tiefste Spaltkluft des vor-
herrschend von Andesitbasalten eingenommenen Gebietes ist das
Beet des Bolzenflusses, das — von Andesitbasalten umsäumt — fast
von Hühnerwasser (südöstlich von Böhm. Leipa) bis nach Tetschen
die gleiche Richtung von SO—NW ziemlich regelmässig. einhält.
Aus dem Gebiete des Bolzenflusses kennt man Andesitbasalte
vom Petzberge bei Hirschberg (leucitreicher Andesitbasalt), vom
74
Kautner Berge bei Böhm. Leipa, vom Hutberge bei Petersdorf, von
Klein-Bocken, vom Fuchsberge, vom Hannbasch, von Franzensthal,
vom Scharfensteine, von Kleinwöhlen, vom Hutberge und von den
Birkigten Anhöhen. OR
Die nördlichen Parallelen wären durch die Punkte: Oberkam-
nitz, Poppenberg bei Loosdorf, und weiterhin Eichberg bei Gabel,
Zwickau, Röhrsdorf und Pickelstein bei Kreibitz angedeutet. Die
nordöstlichsten Vorkommen sind der Friedländer Schlossberg (nördl.
Abhang) und der Hageberg bei Friedland.
Die dem Bolzenflusse nächste südliche Parallele umfasst die
Lokalitäten: Wernstadtl, Rittersdorf, Sperlingstein. Parallel dem
Kleinpriesen-Thale verläuft die Schlucht am Leichenberge, in der
sich kleinkörnige und äusserst feinkörnige Andesitbasalte vorfinden;
erstere, übereinstimmend mit dem körnigen Andesitbasalte des jen-
seitigen Elbeufers zwischen Poemerle und Rongstock, zeigen unver-
kennbar die Richtung ihres Verlaufes von SO—NW. Im südlichsten
Theile des böhmischen Mittelgebirges am rechten Elbeufer umfasst
der Andesitbasalt den nördlichen Abhang des Kreuzberges, den
Goldberg und den Basalthügel von Oberesel bei Ploschkowitz.
Weiterhin tritt südöstlich die Parallele: Palmberg bei Dauba
(hauynreicher Andesitbasalt), Lindenberg und Veilchenberg bei Houska,
Viná bei Mscheno auf, und vereinzelt erscheinen die Andesitbasalte
von Veseritz, vom Sabenberge bei Vidim, von der Machovskä skäla
bei Rybnic, und den Skokanské skály bei Eisenbrod (der südöstlichste
Andesitbasalt).
Verhältnissmässig sparsam sind die Andesitbasalte am linken
Elbeufer des böhm. Mittelgebirges.
Im Aussig-Tetschner Gebiete bildet der Blankensteiner Berg-
rücken zwischen Lieben, Spandorf und Böhm. Bockau so ziemlich die
Fortsetzung des in der Leichenberger Schlucht und zwischen Poe-
merle und Rongstock auftretenden Andesitbasaltstockes, dem sich
nördlich und südlich über Böhm. Bockau (Schickelmühle), Seesitz und
Gänseberg bei Garditz Parallelen anschliessen. Fast geradlinig und
die Richtung der Andesitbasalte scharf andeutend, verläuft der an
kleinkörnigen, porphyrischen und krystallinisch dichten Andesit- und
Phonolithbasaltvarietäten reiche Střižovitzer Berg mit der geradli-
nigen Fortsetzung der Kulmer Andesitbasalte, durch welche das Kar-
bitz-Türmitzer Becken von dem Garditz-Aussiger geschieden wird..
Ausser dem von Vrba*) beschriebenen und abgebildeten Andesitbasalte
*) Lotos. Augustheft. 1870.
75
von Schönfeld bei Türmitz, der das Becken am Süden begränzt,
treten auch Andesitbasalte östlich von Tůrmitz auf. Im Běla- und
Elbeflussgebiete kommen Andesitbasalte ausser denen von Salezl und
Dubic an der Elbe nur in den Peripherialzonen vor; so die hauyn-
reichen Andesitbasalte von Košťál, Veršetín, Schichhof, der nephelin-
reiche von Scheelkovitz und der augitreiche von Liboschitz-Bilín.
Nach dem zahlreichen Auftreten von Andesit- und Phonolith-
basalten im Duppauer Gebirge und dem fast gänzlichen Mangel an
Phonolithen oder anderen jüngeren Eruptivgesteinen scheinen die
mächtigsten Eruptionen desselben vornehmlich in die zweite Periode
zu fallen.
Das ganze Gebirge ist von Basaltzügen durchsetzt, die vorzugs-
weise zwei fast unter einem rechten Winkel sich kreuzende Rich-
tungen befolgen, und besteht mit den an der Peripherie desselben
zerstreuten Basaltvorkommnissen — nach der jetzigen Kenntniss von
circa 20 Lokalitáten — nur aus Leucit-, Leucitoid- und Andesitbasalten.
Die Leucit- und Leucitoidbasalte liegen in der Hauptrichtung der
Basaltmassen Böhmens und werden vom Andesitbasalte in der Rich-
tung von SO—NW durchsetzt. Letztere, als die jüngsten Eruptivge-
steine des Duppauer Gebietes, nehmen die höchsten Punkte desselben
ein. Auch die tiefsten Kluftspalten des Duppauer Gebirges verlaufen
den genannten zwei Richtungen parallel. Uebereinstimmend mit dem
Vorwalten der Andesitbasalte im südlichen Theile des Duppauer Ge-
birges verlaufen hier die meisten Thäler parallel SO—NW, im
nördlichen Theile, oberhalb Duppau, Turtsch, Maschau, im Gebiete
der Leueit- und Leucitoidbasalte, SW—NO. Bemerkenswerth ist die
plötzliche Ablenkung der südöstlich-nordwestlichen Richtung, die der
Linzer Bach im südlichen Theile des Duppauer Gebirges befolgt,
in SW—NO in der Region der Leucitbasalte nördlich von Duppau, wo
derselbe Aubach genannt wird.
Aus Andesitbasalt besteht die höchste Kuppe und der westliche
Abhang des Liesenergebirges (erstere aus leucitreichem Andesitbasalt),
| das nördliche Gehänge des Cebischberges, der Marktbusch bei Ma-
schau, die hohe Lauer bei Turtsch, das Muttergestein der Hyalithe
bei Waltsch und die Basaltberge von Engelhaus bei Karlsbad.
Ill. Altersperiode.
Die dritte Periode umfasst jene Basaltvarietáten, welche die
Hauptrichtung NS befolgen. Es sind dies die Trachy- und Tachylyt-
basalte. Erstere durchsetzen die trachytischen Phonolithe und andere
Basaltgesteine (selbst die Andesitbasalte) in Form mauerähnlicher,
76
oft zahlreicher, fast paralleler Gänge, meist von 1—3‘ Breite ; letztere
'stellen netzartige Durchkreuzungen von nur wenige Zoll dünnen Gang-
adern dar, die, zuweilen an den Wänden mit Tachylytkrusten bedeckt,
entweder jünger sind als die Trachytbasalte oder mit diesen. ein
gleiches Alter haben. Jedenfalls sind sowohl die Trachybasalte ‚als
auch die Tachylytbasalte die jüngsten Basaltgebilde Böhmens.
Die Trachybasalte treten vorwiegend in dem nördlicheren Theile
des böhmischen Mittelgebirges zwischen Aussig und Tetschen auf,
vorzugsweise in dem Gebiete zwischen Wesseln und Prosseln am
linken und zwischen Grosspriesen und Neschwitz am rechten Elbe-
ufer. Sie sind die gewöhnlichen Begleiter der trachytischen Phono-
lithe, die das erwähnte Gebiet in äusserst zahlreichen Gängen durch-
schwärmen.
Vom linken Elbeufer wurden die Trachybasalte zwischen en.
und Wesseln (im Trachyt-Phonolith) von Nestrsitz, Poemerle und Ron-
stock, von Topkovitz, aus dem Prosselner Thale, der Trachybasalt
von Spansdorf und Blankenstein untersucht; vom rechten Elbeufer
gelangten zur Untersuchung: der Trachybasalt (sog. Dolerit) von
Tichlowitz, der Trachybasalt aus der Schlucht am Leichenberge,
mehrere aus dem Kleinpriesener Thale und der Trachybasalt von
der Bassstreicher Mühle bei Grosspriesen.
Ausser den hier erwähnten Lokalitäten sind in dem Aussig-
Tetschner Gebiete noch mehre Gänge von Trachybasalten, die in theils
trachyt. Phonolithen, theils in anderen Basalten aderbildend auf-
treten, bekannt.
Da in den Trachybasalten bald der Nephelin, bald der Feld-
spath vorwiegt und nur selten beide Bestandtheile in ziemlich gleichem
Masse entwickelt sind, wie z. B. in dem Trachybasalte von Tichlo-
vitz, so können auch Varietäten vorkommen, in denen der eine Be-
standtheil, Nephelin oder Feldspath fast gänzlich fehlt. So können
dann die Trachybasalte auch entweder als fast reine Nephelin- oder
Feldspathbasalte auftreten. Und dieser Umstand bestimmt mich auch
für den körnigen Nephelinit vom Schreckenstein, der daselbst in
4, fast parallelen, circa 20 Schritte von einander entfernten Gängen,
NS auftretend, Leucit- und Andesitbasalte durchsetzt, das Alter der
Trachybasalte festzusetzen.
Ausserhalb des Aussig-Tetschner Gebietes treten Trachybasalte
am Rosensteine bei Grabern (Auscha), bei Oberliebig (Böhm. Leipa)
und bei Presmuth auf und das Basaltgestein des Kunětitzer Berges
stebt ihnen am nächsten.
77
Herr Prof. Dr. Weyr setzte seinen Vortrag: „Über razionale
Curven“ fort. (Siehe die Sitzung vom 18. October.)
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 9. December 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Gabler, Čupr,
Studnička, Lówe, Štulc, E mler, als Gast Herr Jedlička.
Prof. Dr. Löwe setzte den in der náchstfrůhern Classensitzung
begonnenen Vortrag fort: „Uber altindische Philosophie und, ihre
Verwandtschaft mit späteren Philosophemen des Occidents.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 13. December 1872.
Anwesend die Mitglieder: Kořistka, Studnička, Zenger,
G. Schmidt, Weyr, von Waltenhofen, dann die Herren Lip-
pich, Klimeš, Wesely, Pelz, Domalip, Zahradník als
Gäste. |
Herr Prof. Zenger hielt folgenden Vortrag: „Über die. Wir-
kungen von Leitern, welche. symmetrisch angeordnet sind“ , welcher
Vortrag nachstehend in böhmischer Sprache folgt:
- Dopis ku komisi akademie pařížské stran zařízení hromosvodů.
Již dávno známo jest, že statická elektřina vždy jen na po-
vrchu vodičů se nashromažďuje. Z toho následuje, že se mohou vodiči
i nevodiči uchrániti před účinky elektřiny, pokryjou-li se vodičem, na
němž se pak elektřina nashromáždí, je-li v okamžiku výboje elektri-
ckého s tělesem vnitřním ve spojení.
Kdyby totiž byla obě tělesa isolována, nastal by návod; však
ale i tento návod v případě, že jedno těleso má podobu koule, jest
nulou, poněvadž elektrické částice koule zevnější jsou souměrně roz-
loženy kolem povrchů koule vnitřní; pročež nemožno znamenati na-
pnutí elektrické při známém pokusu, vzdalujeme-li pokrývající dvě
polokoule od vnitřní. Veškerá elektřina nachází se pak na těchto
zevnitřních polokoulích. Jest vidno, že podmínky by ani sdělením ani
návodem elektrické napnutí nepovstalo na vnitřním tělese, ať si je
vodičem čili nic, jsou: Za prvé, že v okamžiku nabíjení elektřinou
obě tělesa se v doteku nacházejí neb vodičem spojeny jsou, za druhé
78
by vodič zevnější souměrně byl položen kolem tělesa vnitřního, by
jej chránil před účinkem elektrickým. E
Že tomu tak, dá se dokázati následujícím strojem, který mám
tu čest předložiti akademii, a jenžto byl sestrojen p. Ruhmkorffem.
Uprostřed desky kruhovité, mosazné, podložkou. skleněnou iso-
lované, nachází se velmi citlivý elektroskop s dvěma lístky pozlátko-
vými. Pokrývka elektroskopu jest úplně ze skla. Elektroskop nahoře
končí jako obyčejně kouličkou mosaznou, ku které se dají upevniti
dráty mosazné, rozličně zakřivené. Tyto dráty tvoří části symetri-
ckých křivek, kruhu, elipsy neb paraboly a jsou souměrně k elektro-
skopu rozloženy; tak že jeden každý drát nám představuje jediný
element povrchu tělesa rotačního a symetrického, koule, elipsoidu,
paraboloidu atd. Osa rotační leží ve směru pozlátkových lístků.
Nabíjí-li se souměrný tento drát, který se dotýká spolu koule
elektroskopu, elektřinou, nejeví se i nejmenší účinek na elekroskopu.
Lístky zůstanou i tenkráte nepohnuty, padají-li silné výboje stroje
elektrického na kouli elektroskopu aneb na drát. Příčina tohoto vý-
jevu zakládá se na tom, že veškerá elektřina nejenom na povrchu
se nashromažďuje, nýbrž také souměrné části drátu na protivných
stranách stejné mají náboje a jejich účinky takto vesměs se ničí.
Toto nashromáždění se elektřiny na povrchu a tento účinek souměr-
nosti vodiče očividně dokáže se následujícími pokusy:
Vezmeme kruhovitý drát, uvedeme jej v dotek s koulí elektro-
skopu a necháme pak přeskakovat jiskry elektrické na tuto kouli
aneb i na drát symetrický. — Neobjeví se pražádný účinek ani ten-
kráte, jestli silně elektrisovanou tyčku skleněnou neb kaučukovou,
z níž jiskry srší, uvedeme mezi drát a skleněnou pokrývku elektro-
skopu. Odejme-li se nyní drát, aniž by se tyčka elektrisovaná z položení
svého proti elesktroskopu uvedla, jest účinek velmi silný. Totéž se
stane, nedotýká-li se vodič kruhovitý koule elektroskopu, nakloníme-li -
-ho na př. pod úhlem větším než 60° proti prvotnému položení, kdežto
se koule dotýkal. Účinek jest velmi silný, málo slabší, než kdyby -
drát ten se odstranil. Spojíme-li nyní tento nakloněný drát kruhovitý
pomocí. vodiče s koulí elektroskopu, jest účinek elektřiny znamenati,
ačkoli jest seslaben ; neb obdržíme pak rozdíl účinků při této zrušené
souměrnosti v položení drátu proti lístkům na elektroskopu, který
rozdíl nyní není více nulou.
Tyto pokusy „mohou se taktéž opakovati s dvěma ER
ckými kruhovitými neb parabolickymi dráty, u el tvoří vý
aneb též libovolný úhel. |
79
Máme vždy souměrné a protivné účinky, jejichž výslednice, jest
nulou. Tyto pokusy stanou se ještě důkladnějšími a, očividnějšími,
vezmeme-li místo jednoho dva elektroskopy: Dolejší jest isolován a
končí nahoře deskou kruhovitou a mosaznou, na níž pak se souměrné
dráty upevní tak, že lístky hořejšího elektroskopu zase se nacházejí
ve spojení s drátem a ve směru osy rotační onoho tělesa, jehožto
element povrchový nám drát tento představuje. Tento elektroskop
má úplně skleněnou pokrývku a jest od dolejšího isolátorem odělen.
Opakujeme-li pokusy dříve uvedené, nepohnou, se: lístky hořejšího
elektroskopu, kdežto lístky dolejšího se ihned utrhnou.
Tyto nápadné pokusy mohou být užitečny ohledem sestrojování
hromosvodů, je-li totiž úhlavní vedení hromosvodu souměrně. rozlo-
ženo v podobě kruhovitého, parabolického aneb také eliptického drátu,
přecházeje na př. přes čtyry rohy střechy křížem, tak že spolu, při-
krývají komíny a ve spojení jsou s dobrým vodičem v bodu, kde-se
křížují, k střeše vedeny. Bude účinek elektřiny atmosférické -jistě
lépe zamezen než nynějším spůsobem zařizování úhlavního vedení
hromosvodu. Také přerušení vedení „tohoto souměrného, nestane se
nebezpečné, jako při zařizování nynějším, kdežto sváděcí tyčka pak
přivádí blesk na dům a z místa přetrženého výboj s jistotou očeká-
vati se dá.
Přeřízne-li se drát na stroji dříve uvedeném, jest účinek ještě
nulou, poněvadž takřka jen malá čásť elementů vyňata jest ze sou-
měrného vodiče, čímž se stejnost v napnutí a, vyrovnání se protivných
účinků jen velmi málo ruší.
Ohneme-li pak tento přeříznutý drát, tak že i souměrnost se
ruší, nastane ihned účinek tím větší, čím více symetrie přerušena byla.
Dodatky.
Následkem pokusů dříve naznačených a v sezení akademie pa-
řížské dne 9. září předvedených požádal pan president akademie
Faye pana Ruhmkorffa, by svými znamenitými prostředky experimen-
tálními dále prováděl tyto pokusy. Následkem vybídnutí toho sestrojil
p. Ruhmkorff dráty souměrné v takové velikosti, že je mohl jako
přílbici postavit na hlavu jednoho ze svých dělníků a použíti tak _
hlavu lidskou místo elektroskopu citlivého, by se přesvědčil, zdali
skutečně aneb zdánlivě účinek elektřiny do vnitř zmizí. Na tyto dráty
pak nechal přeskakovat nejmohutnější jiskry obyčejné elektriky, pak
návodící eletriky Holtzové, aniž by byl dělník měl nejmenšího pocitu
při těchto tak značných výbojích. Zcela jinak však se měla věc, jestli
á6
pouštěl místo jisker těchto strojů elektrických jiskry z návodících
strojů dynamoelektrických. Byl by málem zabil dělníka. — Vysvětlení
tohoto tak značného rozdílu podává -však výše uvedená theorie. !
Uvážíme-li totiž, že nejenom elektřina na povrchu se nashro-
máždí, nýbrž také jen jeden druh elektřiny stejnodobě na drátu se
nachází, používáme-li statickou elektřinu. . Docela jinak se věc má,
vezme-li se induktorium Ruhmkorffovo. Nejenom že drát střídavě
kladnou a zápornou elektřinou se nabijí, ale i napnutí obou elektřin
jest rozličné; neb jiné jest napnutí, uzavře-li se proud návodící, než
při přetrhování proudu. Poněvadž ale tyto nestejné výboje velmi
rychle jeden za druhým následují, jest stejné napnutí na povrchu
drátu souměrného nemožné a při pokusu Ruhmkorffově byla tedy po-
stížena hlava dělníkova nejméně rozdílem elektrického napnutí obou
protivných výbojů, obzvláště pak, jestliže nebyl v úplném doteku
s vodičem symetrickým, anebo mohl snad účinek vlasů co soustavy
špiček takový stranní výboj rovněž spůsobiti.
Následkem těchto pokusů Ruhmkorffových chtěl jsem se pře-
svědčit, jaký jest účinek výbojů Ruhmkorffova induktoria největšího,
100.000 metrů drátu obsahujícího, na elektroskop, dělá-li se pokus,
jakýž dříve uveden byl. Co vodiče symetrické používal jsem kru-
hovité, parabolické a v podobě pravouhelníka ohnuté
ij c a, dráty (viz obrazec), aniž by výbojem i v posledním
id případě známka účinků na citlivém clektroskopu se
| | objevila, když stál elektroskop u prostřed a dotýkal
— se drátu v bodu d; stäl-li elektroskop výstředně vy c a d,
byl účinek sice slabý, ale patrný při každém výboji.
Může tedy také býti, že pan Ruhmkorff nepostavil děl-
níka dosti symetricky k vodičům, čímž rozdíl napnutí
povstati může.
Nejsou tedy tyto pokusy Ruhmkorffovy v rozhodném odporu
s theorií nepůsobnosti elektrické, pocházející z nashromáždění elek-
triny na povrchu vodičů souměrných. Chýlím se k náhledu tomu, že by
bylo výhodnější, pro hromosvody používat
souměrného úhlavního vedení v podobě pa-
rabolické, tedy dvojnásobného a křížem
položeného vedení, jak z nákresu vidět,
tak že jeho části se křižují nad komínem
a na místo tyčky sváděcí špičaté, sestrojiti
kouli v bodě 0, totiž v nejvyšším bodě
vedení úhlavního.
81
Bylo by záhodno, takovými domy po-
kus učiniti, které v stejném položení se *“
nacházejí, a jeden obyčejným spůsobem,
druhý pak tímto spůsobem uvedeným
hromosvodem opatřiti. Našlo se totiž při L = a
pokusu, že, používáme-li místo oblaků na- “ B
bytých elektřinou, desku kruhovitou Ruhmkorffového stroje, jiskry
- na špičatého sváděče podají ze vzdálenosti 40—45 cm., kdežto ku
kouli musíme přiblížiti tuto desku při stejném náboji až na 8—10 cm.,
aby přeskočila jiskra na vedení úhlavní hromosvodu.
Herr Prof. Dr. E. Weyr beschloss seinen Vortrag: „Über
rationale Curven“. (Siehe die Sitzung vom 18. Oktober.)
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Genf, Société d’ histoire et d’ archeologie: Mémoires t. 18.
Genf, Société de physique et d’histoire naturelle: Mémoires t. XXL. 2,
Görlitz, Oberlausitz, Gesellschaft der Wissenschaften: Neues lausitz.
Magazin 49 Bd., 1. Heft.
Graz, De rechardeen Verein f. Steiermark: Mittheil. 1872.
Hannover, Naturhistorische Gesellschaft: Jahresbericht 21.
Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde: Archiv 10. Bd.
1 Heft; Jahresbericht 1870—71; Trausch, Schriftsteller-Lexikon
2. Band; Programm des evang. Obergymnasiums A.B. in Bistritz
1870—71; Programm des Gymnasiums A. C, zu Hermannstadt
1870—71; Programm des evang. Gymnasiums ‘in. Schässburg
1870—11.
Kiel, Königl. Universität: Schriften 18. Band.
Kopenhagen, Königl. dänische Gesellschaft für nord. AJtordbarslanél
Aarboger 1872: 1; Mémoires 1870, 1871.
Lemberg, Zaklad HAKD OY imienia Ossoliúskich:, Czasopis 1829: 1—4
zeszyt, 1831: 2—3, 1832: 1—2, 1833: 3—4, 1834: 1—3, 1841: 1;
Biblioteka, 1842: t. I—-IV, 1843 t. V—VII; 1844: t. IX—XII;
1847: zeszyt 1—12, 1848: 1—4; — Stadnicki, O wsiach wolo-
skich; Codex diplomaticus Tynecensis I; Ossoliúski, O rozmaitém
nastepstwie na tron za dynastji Piastöw; Urbanski, Nauka go-
spodarstwa wiejskiego; Ossolinski, Tyta Liwiusza. dzieje rzymskie
t. 1. 2.3.; Chwalibóg, Žiwot wzorowy Józefa Chwoliboga; Zbiór
pamietników historycznych o dáwnej Polscze, t. VI; Przewodnik
wystawy starožytniczej Lwowskiej w r. 1861; Kopia rekopismów |
wlasnorecznych Jana III y xiecia Stanislawa Lubomirskiego...
Lund, Universität: Acta (hist. phil. Abth.) 1869; (math. naturw. Abth,))
1870; (Theol.) 1870; Accessions-Katalog, 1870-1871. 31)
Luxembourg, L' Institut royal grand-ducal: Publications, t: XIL:
Mailand, R. Istituto Lombardo di scienze e lettere:, Reudiconti ©
2. serie, vol. III. fasc. 16—20, IV: 1—20, V: 1—7; „Memorie »
85
(elasse dilett.) XII: 2; Memorie (cl. di scienze mäth.) XII: 2—4;
Cremona, Mehrere mathematische Abhandlungen.
Moskau, Société imp. des Naturalistes: Bulletin 1871 nro. 1.
München, Kónigl. bayer. Akad. d. Wissenschaften: Sitzungsberichte
(philos., philol. und hist. CI.) 1872: 1; (mathem. phys. Cl.) 1872: 1,
Abhandlungen (math. phys. Cl.) 11. Bd. 1. Abth.; Abhandlungen
(philos. philol. C1.) 12. Bd. 2.—3. Abth.; Friedrich, Über die Ge-
schichtsschreibung unter dem Kurfürsten Maximilian I.; Erlen-
mayer, Die Aufgabe des chemischen Unterrichts.
München, Königl. Sternwarte: Annalen XII. Supplement.
Offenbach, Verein für Naturkunde : Berichte 11. 12.
Paris, Société géologigue de France: Bulletin tome XXVIII feuilles
9—24.
St. Petersburg, Academie imp. des sciences: Bulletin t. XVII: 1-3;
Mémoires t. XVII: 11—12, XVII: 1—7.-
St. Petersburg, Observatoire physique central: Repertorium für Me-
teorologie II, 2.
Prag, Gesellschaft des bohm, Museums: Časopis Musea r. 1865 sv. 4,
1866—1871, 1872 sv. 1—2., Sborník vědecký I—IV,; Živa I—X,
Palacký, Dějiny národu českého V, 1—2; Nestorův letopis ruský ;
Výbor z literatury české II, 4; "Tomka Dějepis Prahy IL díl a
Dodatky k I. dílu; Nebeský: Žáby, Bratři; Hanuš, Dodavky
k Jungmannově historii literatury české I.; Malý, Severoamerické
soustátí; Tieftrunk, Odpor stavu českých proti Ferdinandovi I.;
Shakespeare XXI—XXXVI; Malý, Shakespeare a jeho díla.
Prag, Jednota českých mathematiků (Verein böhmischer Mathematiker)
Zpráva 1. 2. 3.; Časopis č. 1—4.
Schwerin, Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthums-
kunde: Urkundenbuch. 7. Bd.
Stockholm, Königl. schwedische Akademie der Wissenschaften: Hand-
lingar VII: 2, VIII, IX; Ofversigt Bd. 26. 27; Meteorologiska
iaktagelse i sverige Bd. 9. 10. 11; Lefnadsteckingar I. Band »
2. Háfte; Carlson; Minnesteckning öfver Erik Gustav Geijer.
Upsala, Regia societas scientiarum : Nova acta vol. VIII fasc. 1;
Bulletin météorologigue mensuel de V observatoire de I univer-
sité d' Upsal vol. I: 1—12; II: 7—12; III: 1—12.
Venedig, Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Atti tomo
XVI: 10; Serie quarta tom. I: 1—4.
Washington, Smithsonian Institution: Annual report 1860; Prelimi-
nary report of the United States geological survey of Montana.
+
86
Wnigerode, Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde: Zeit-
schrift V. Jahrg. 1—2. Heft.
Wien, Kais. Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte (phil.
hist. Cl.) Bd. 68. 2—4 Heft, Bd. 69, 1—3 Heft; (mathem. naturw.
Cl. I Abth.) 64: 1—5, (math. naturw. CI. II. Abth.) 64: 1—5;
Archiv 47 Bd. 2. Heft; Fontes (II. Abth.) 35 Bd.; Denkschriften
(mathem. naturw. Cl) 31 Bd.
Wien, K. k. geologische Reichsanstalt: Jahrbuch XXII.: 2—3; Ver-
handlungen 1872: 10—14.
Wien, Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blätter 5. Jahrgg.;
Topographie von Niederösterreich 2—3. Heft.
Wien, Anthropologische Gesellschaft: Mittheilungen II. Bd. 6—8. Hft.
Frind, Die Kirchengeschichte Böhmens 3. Bd.
Weyr, Cremonovy geometrické transformace útvarů rovinnych.
Cremona, Rappresentazione piana di alcune superficie algebrische
dodate di curve cuspidali. Bologna 1872.
Palacký F., Archiv Český díl VI. svazek 26—27.
— Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Hussitenkrieges I. Band
1. Heft.
Rybička Pravidla přísloví a povědění.
Brandl, Libri citationum et sententiarum, tom. I.
Barrande, Crustacés divers et poissons.
Magnetische und meteorologische Beobachtungen auf der Sternwarte
zu Prag.
Výroční zpráva c. k. vyššího realného gymnasia v Táboře. 1872.
ET Ka
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind ausführlich mitgetheilt.)
Sitzung der Classe für Philosopbie, Geschichte und Philologie am 1. Juli 1872.
Dr. Emler, Ueber die Kanzlei K. Přemysl Otakars II. .
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 12. Juli 1872.
* Berg-Ingenieur Helmhacker, Ueber neue Petrefacten im Kulm an
der schlesisch-polnischen Gränze. >
Prof. Dr. Frič, Ueber einen neuen Saurier im Pláner de weissen ee
Prof Dr. Šafařík, Ueber mikroskopisch-chemische Untersuchungen der
silurischen Diabase aus der Umgegend von Prag :
* Prof. Dr. von Waltenhofen, Ueber die Erzeugung des ea
Kohlenlichtes mittelst Tresen
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 1 15. Juli 1872.
Dr. Emler, Ueber die Kanzlei König Otakars II. von Böhmen .
Sitzung der hem natmústehscháttlicho Classe am 18. Oktober 1872.
Berg-Ingenieur Helmhacker, Ueber die geologische Verbreitung
der Gattung Sphenophyllum
Prof. Krejčí, Ueber die geologischen Verhältnisse de Umgebungen
von Měcholup im Saazer Kreise. i : :
* Prof. Dr. E. Weyr, Ueber razionale euren. i
* Helmhacker, o geologickém rozšíření rodu Sphenophyllum .
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Philologie am 28, Oct. 1872.
Prof. Tomek, Ueber die päpstlichen Zehentregister der Prager Erz-
diöcese aus dem 14. und 15. Jahrhunderte, als Vorrede zur beab-
sichtigten Herausgabe dieser Register . :
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 15. Mo enper 1872.
* Prof. Dr. Studnička, Notiz zur Ableitung der Dreiecksfláche und
des Tetraödervolumens aus den Gleichungen der begrenzenden Elemente
* Prof. Dr. Safarik, Beitrag zur Geschichte des Horizontalpendels .
Prof. Dr. Šafařík, Ueber die Constitution des Turmalins .
Selte
43
45
57
SitŽung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 25. N ovem. 1872.
Prof. Dr. Löwe, Ueber altindische Philosophie und ihre Verwandtschaft
mit späteren Philosophemen des Occidentes . . . rek
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 29. Novel 1872.
* Prof. Dr. Bořický, Ueber die Altersverhältnisse und Verbreitung
der Basaltvarietäten Böhmens :
* Prof. Dr. E. W eyr setzte seinen Vortrag Deber ana, CR fort
(Siehe die Sitzung vom 18. October 1872) i
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 9. Delon 1872.
Seite
57
57
77
Prof. Dr. Löwe, Ueber altindische Philosophie und ihre Verwandtschaft
mit späteren Philosophemen des Occidents (Forts.) .
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 13. December 1872.
* Prof. Zenger, Ueber die Wirkungen von Leitern, welche symmetrisch
angeordnet sind [in böhm. Sprache] :
* Prof. Dr. E. Weyr beschloss seinen Vortrag Uebor ln nen.
[Siehe die Sitzung vom 18. October 1872] .
Verzeichniss der vom 1. Juli bis Ende Dezember 1872 zum Tausche und als
Geschenk eingelangten Druckschriften . . » 2. « ++..
77
77
81
83
ý s er EN können durch die Veriasshnchhandleie „Er. men
Prag bezogen werden:
| A Str 2 NEN čeští od r. 1373 do 1528.—1829. (XVIII und 518 a
„ Cauchy A. L. Mémoire sur la dispersion de la lumiěre. 4. 1836 . . .
Vorträge, gehalten bei der ersten Jubelfeier der Gesellsch. im Sept. 1836. BR S
Hanuš J. Verzeichniss sámmtl. Werke und Abhandlungen der k. böhm. ŘE
k Gesellschaft der Wissenschaften. 1854 . ..... 2 p: RE
x ‘ Bartoš (Bartholomaus von St. Aegydius), Chronik von Pro um) | =
im latein. Text bearbeitet von ‚Böller. ER
Böhm 7. Ballistische Vorsnche cha Studien. 4. 1861. (195. — 3 Taf 6: L
Tomek, p starého místopisu Prahy. 1,28, 4 B B
Aug. Sedláček, Rozvržení sbírek a berní r. 1615.. . . < < « «
Weitenweber R. Repertorium sämmtlicher Schriften der königl. has,
Gesellschaft der Wissensch. vom J. 1769 bis 1868 o er‘ 3
| Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
> GESBLASCHAFT DER WISSENSCHAFTEN |
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Jahrgang 1872.
Januar — Juni.
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PRAG, 1872.
Verlag der k. b. Gesellschaft der Wissenschaften.
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(der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschafte
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Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 8. Januar 1872.
Anwesend die Mitglieder: Emler, Maly, Kalousek, Tomau,
Erben, Doucha; als Gäste die Herren: Petera, Celakovský,
Cimbura.
Es wurde folgende von Herrn k. k. Hofsecretár Anton Rybička
eingesandte Abhandlung: Über die Rechte und Privilegien der boh-
mischen Juden in böhmischer Sprache vorgelesen: „O prävich a vy-
- sadách židů českých.“
K stránkám v dějinách staršího práva domácího až po tu chvíli
ne dosti vysvětleným a přece nemálo důležitým, sluší pokládati také
onu, která se vztahuje k politickému a právnímu zřízení židů českých
a k spůsobu, jak se v příčině sociální a živnostní k jiným obyvatelům
-v Čechách druhdy měli a zachovávali.
Židé, přebývajíce nad pamět lidskou v -městech pražských i na
venku v Čechách a na Moravě, živili se výhradně šmejdem (rozlič-
nými obchody) a lichvami (půjčováním peněz na úroky); avšak nešli
u věci té vždy a všude tak, jak toho slušnost a právo vyhledävalo,
užívajíce rozličných obmyslů a dopouštějíce se nemalých nátisků a ne-
řádů naproti lidu obecnému; pročež byli také od pradávna u'obyva-
"telstva křesťanského u veliké nenávisti a obecném opovržení.
Kyselosti své proti židům dali Pražané i venkované, jakož z dějin ©
domácích jest vyrozuměti, nejedenkráte průchod tím, že domy židov- —
-ské vybíjeli, židy z měst vyháněli i vraždili, a nadto v raddě obecní,
jakož i na sjezdech krajských a sněmích zemských nejedenkráte o tom
jednali a na tom se usnášeli, aby „národ židovský z koruny
české vůbec vypuzen a na věčné trvalé časy odtud vy-
tištěn byl“
1*
Avšak přes to přese všechno zůstali židé i napotom v "nýralých: FE
sídlech svých, a jakmile se pobouřené mysli křesťanů poněkud utišily, ©
provozovali jako před tím své živnosti, anobrž věděli k své ochraně ©
na budoucnost vymoci od králů českých a císařů římských rozličných ©
svobod a privilegií, ježto pak od jich nástupcův čas od času dávali ©
sobě potvrzovati a novými milostmi rozhojňovati. S
Že králové čeští a císařové římští takto židů nemálo se ujímali E
a nad nimi ochranou ruku drželi, vycházelo odtud, že židé a jmění ©
jejich času toho, jako jinde, tak i v Čechách, pokládáni byli“ za.
„komoru královskou“ (camerae servi, k. Kammerknechte); pročež ©
kdykoli pokladnice královská potřebovala peněz na zapravení nákladů -
veřejných a jiných potřeb nuzných a neměla jich právě odkud vzíti,
obracela se na židy pražské a venkovské, kteří hotově a povolně - x
u věci té potřebovati se dávali, zakládajíce komoru královskou budto
penězi hotovými, aneb alespoň klenoty a věcmi od zlata a stříbra,
z nichž pak mince král. peníze raziti dávala. Takováto ochotnost se
strany židů nevycházela ovšem ani z lásky vlastenecké, ani z pří-
chylnosti k domu panujícímu, alebrž zakládala se na nevyhnutelné
potřebě a na tom vědomí, že se jim bohda brzo dostane větší ©
náhrady a výhody, nežli byly oběti, do pokladny královské právě *-
přinešené. | “ren
Touž měrou zachovali se také židé čeští ihned po strašlivé ©
katastrofě, která po osudné bitvě bělohorské (dne 8. listopadu 1620) ©
na zemi českou přišla a samostatnost, moc a platnost národu českého
na budoucno zlomila a zničila. — Sotva byla totiž vítězná vojska
císařská měst pražských se zmocnila a svou hrůzovládu v nich za-
razila, byli starší židé pražští ihned při ruce a podávali pro- ©
středkem známého Jakuba Bassewiho, výsadního žida dvorského —
(hofbefreiten Juden), volně a ochotně vůdcům vítězné strany kato- ©
lické, aby získali sobě přízeň jich, vzácné dary od zlata a stříbra, ©
jakož i založili velikými sumami práznou tehdáž pokladnici císařskou, u
aby jimi výlohy válečné a jiné potřeby nuzné mohla ht A Zd- |
praviti.
Vše to dálo se s strany židů k tomu konci, aby se ek za- ;
chovali a osvobodili od všelikých strastí, nehod, těžkostí a soužení, ©
které tehdáž v míře neobyčejné přišly na odpořilou stranu evange-
lickou, městskou i stavovskou; jednak aby tím dosáhli nejen brzkého
Schválení a potvrzení všech majestátů a privilegií, ježto byli až do-
savade obdrželi, anobrž aby sobě vyžádali a obdrželi ir es
a enge a milosti. |
5
Usiloväni toto nezůstalo tolikéž bez účinku; neboť když všickni
nekatoličtí obyvatelové království českého všeliká práva svá propadli,
a mimo to peněžité pokuty platiti a neobyčejná týrání s strany sol-
datesky císařské snášeti, a někteří z nich i ztrátu hrdla, cti a statku
- svého podniknouti museli: zůstali židé pražští a vůbec čeští präzni
-a svobodní všelikých ztrát a těžkostí takových, anobrž obdrželi to
ještě od císaře Ferdinanda II., že jim nejen všechny dosavadní vý-
sady a milosti znova potvrdil, ale nad to je i velice rozšířil, a k pro-
spěchu jich, židů, vysvětlil a rozhojnil, tak že tehdáž úplný průchod
mělo staré přísloví: „Že nikdy na světě tak zle není,
aby při tom alespoň někomu dobře nebylo!*
Starší židé pražští zjednali sobě totiž k tomu konci z register
zápisů židovských věrný přípis všech privilegif, výsad a listů,
kteréž od předešlých králů českých a císařů římských obdrželi, a na
nichž tak zvaná „práva židovská“ se zakládala a předložili
jej s obšírným promemoria čili vypsáním jedenácti článků, za jichžto
vysvětlení, potvrzení a milostivé darování na místě vší obce
židovské žádali, kr. dvorské kanceláři české.
Získavše starší židé pražští prostředkem výše připomenutého
Jakuba Bassewiho z Treuenberku dobrých přátel u dvorské kanceláře
české — a to mimo jiné osoby znamenitě také tehdejšího sekretáře,
- pověstného Filipa Fabricia z Hohenfallu, pak koncipistu J. Raspera,
anobrž i samého nejv. kancléře p. Zděnka z Lobkovic, — dosáhli toho,
- že žádání jejich v české kanceláři dvorské rychle bylo vyřízeno a obšírná
k jich prospěchu svědčící správa u věci té vzdělána a císaři Ferdi-
nandovi II. podána byla. K správě této vydal císař Ferdinand II.
v Řezně v pondělí po sv. Fabiánu a Šebestiánu, jinak dne 23. m.
- února, r. 1623 majestát v jazyku českém, v kterém k žádosti starších
židů pražských na místě vší obce židovské v dědičném
Království českém všeliké privilegie, výsady a obdarování,
kteréž od předešlých králů českých a císařů římských, počínajíc od
krále Vladislava II. až do císaře Matyáše, sobě nadány měli, nejen
schválil, potvrdil a obnovil, anobrž — pro uvarování všelikých budou-
cích roztržitostí a nesnází mezi židy a křesťany — privilegie a milosti
v nich obsažené, tak jak toho sobě židé žádali, ještě šířeji vysvětlil,
o vyjadřil a rozhojnil. Majestát tento, zavírajíc v sobě, jakož právě
připomenuto, potvrzení a hojnější vysvětlení svobod a milostí obci
židovské v Praze a vůbec v Čechách až do té doby propůjčených,
pokládán byl napotom od židů českých za jakous takous „magnam
charta m“ a za přední důklad veškerého „práva židovského“
6
v koruně české platného a — byv později také od následujících císařů Sn
-a králů českých schválen, — zůstával co obchodu s věcmi některými. ER
(Smejdu) a provozování jistých řemesel, jakož i půjčování peněz na
základ (lichvy) se týče, v plné míře až do konce minulého století. ě.
Již z této příčiny a nad to, že nařízení a opatření v majestátu ©
tom obsažená, — budto potvrzená nebo znovu vysvětlená, — jsou
platnou pomůckou k poznání tehdejšího zřízení soudního a jmenovitě —
bývalého práva židovského, jakož i panujících tehdáž spůsobů
společenských a okolností živnostních; nebude nám to snad na zlou —
stranu vykládáno, když tuto šířeji o tom promluvíme, co majestát
ten v sobě obsahuje a zavírá a tu, kde by potřebí bylo, přičiníme.
náležitých k tomu připomenutí a vysvětlení. :
Privilegie, milosti, výsady a resoluce, kteréž výše připomenutým
majestátem císaře Ferdinanda II. české obci židovské byly schváleny, - 2
potvrzeny a obnoveny, jsou tyto: 1. Privilegium kräle Vladislava I.
strany půjčování peněz křesťanům a lichvy (úroků)
z nich braní; jehož dátum na hradě pražském v pátek před
sv. Trojicí 1. 1497. — Majestät tento obsažen jest dle celého znění ——
v p. Palackého Archivu Č. V. str. 478—480, k čemuž tuto ukazu-
jeme, připomínajíce, že vytištěn tam toliko dle Pernsteinského kopiáře,
tak že se podobá, že p. P. původního jeho vkladu v registfich zá-
pisů židovských u soudu purkrabského chovaných neměl před rukama. 2
Příčiny, z kterých majestát ten židům byl vydán, byly asi tyto:
. Vzchäzely tehdáž bojné žaloby na židy pražské a vůbec české, kterak
lidi k velikým škodám a záhubám nesnesitelnými lichvami připravují A
a tudíž za to důtklivě u krále žádáno, aby židé napotom v koruně
české mezi křesťany nebyli trpěni, anobrž ven ze země vytištěni. —
Král nevyhověl ovšem žádosti té, avšak učinil jistá opatření, jak by
se strany půjčování peněz na základy (fanty, Handpfánder) a brání
z nich lichvy čili úroků i celého spůsobu při půjčování a vymä-
hání peněz, jakož i strany věcí kradených u židů nalezených —
(o kterých se bylo již také na sněmu r. 1494 d. 14. února stalo sne-
šení) a t. p. případností bylo zachovati. — Zajímavé a čtení hodné 2
jest zvláště vyměření v příčině lichvy čili brání úroků, pročež je Br
tuto dle celého znění přivádíme:
„Co se pak lichvy dotýče, jakož prvé bylo, že z. jéé dně BR:
groš do týhodne brávali a nyní po třech penězích brávali, o to takto
usazujem: Kdyby žid půjčil křesťanům sto SBE do ked leta aneb
7
do roka, mají z toho lichvy bräti dvakráte vice než křesťané
berou; totiž to že křesťan béře ze sta kop deset kop do roka a žid
aby bral dvaceti kop, a to proto a z té příčiny: Kdyby žid bral tak
- málo jako křesťan, nemohlby trvati; nebo křesťan béře své svobodně,
a toho požívá; ale žid ne tak, protože žid nejprvé dáti musí, což
jest nám povinen, druhé tomu pánu, kterémuž se poroučí, třetí
úroky, čtvrté, že je s těžkem který úřad, kteréhož potřebují prázdny
pustí, a také musí sami něco míti, čímby S ženami a dětmi živi
- byli. K tomu také křesťan peněz od nich nevezme leč jeho k tomu
veliká potřeba a nouze přižené, jakož když na někoho ležení aneb
- -škody jdou a neví kde jinde peníze vzíti, a při tom se jeden proti
. druhému velmi nekřesťansky zachovává, více škody naň žena a veda,
nežii žid lichvú.“)
2. Obdarování od stavů panského a rytířského království Če-
ského týmž židům učiněné, aby na budoucí časy ze země
vytištění a vypuzeni nebyli a králi J. M. poplatku ročně
platili pět set kop grošů českých rázu pražs. a nad to
všelikých jiných poplatků prázdní byli; jenž jest dáno a psáno při
sněmu obecném na hradě pražském leta 1501 v pátek den sv. Sixta.)
= Sněmovní snešení toto vyšlo, jakož nadepsáno, toliko od stavu
© panského a rytířského. Příčina toho byla ta, že tehdáž krále Vla-
dislava II. v zemi nebylo a jmenovaní od něho nejvyšší hejtmané
zemští čili místodržící pouze nejpilnější věci sami vyřizovali, v jiných
pak dříve k sjezdům krajským a sněmům zemským své zření mívali.
V sjezdech a sněmích těchto sedávali obyčejně toliko páni a ry-
tířstvo, poněvadž za příčinou od drahně let trvajících sporů a kyse-
—- lostí mezi stavy vyššími a stavem městským onino zbraňovali městům
držeti zboží pozemské, sedati na sněmích a mívati vůbec účastenství
-v záležitostech veřejných i činili jim nad to všeliká příkoří. Tim se
- také stalo, že povoleno bylo židům, aby i na budoucno zůstali v zemi -
a nebyli vytištění z koruny české, a to přes všeliké stížnosti a po-
- - křiky, kteréž od lidu obecného a měšťanů pražských i venkovských
- na židy a to ne bez příčiny času toho vycházely. Že pak židé chtíce
tehda žádosti své průchod zjednati, nepřišli s rukama prázdnýma
-K osobám, kteréž času toho u věci té měli slova rozhodného, toho
netřeba zde připomínati; ježto — jakož již výše přivedeno — tehda
-obecný hlas šel, „že žida s těžkem který úřad, jehož on
potřebuje, prázdného pustí.“
8. Čtvero obecných potvrzení všelikých obdaro-
vání židům v království Českém přebývajícím od králů českých,
6 k
císařů římských a vší země daných, a to první list krále Ta 2
-slava II., jehož datum v Olomůci v neděli postní Letare 1510; do
krále Foridinantla I, jehož datum na hradě pražském ve čtvrtek den 8
sv. Benedikta r. 1527 %); třetí císaře Maximiliana II. daný na hradě :
pražském v pátek po slavnosti hodu vzkříšení Páně 1. 1567 a čtvrtý ©
císaře Rudolfa II., jehož datum tolikéž na hradě pražském ve le
den sv. Walcnlina L 1571. Ua
4 List císaře Rudolfa II., jehož datum na hradě Bin ká)
v středu po sv. Kiliánu i. 1584, kterýmžto se nařizuje obyvatelům —
království českého a předkem purkmistru a konšelům měst Žatce, ©
Lüna a Litoměřic, aby židé pražští, kteří v pernatých a cho-
děcích šatech obchod svůj vedou, na jarmarky atrhyijinak.
do měst těch puštěni byli a tam Živnosti a obchody své pro-
vozovati mohli.
5. Resolucí neb poručení téhož císaře Rudolfa II. — dané na.
hradé pražském ve čtvrtek po neděli postní Letare 1. 1585 — purk- ©
mistrům a konšelům všech tří měst pražských, aby židé při svých
starobylých obdarovänich züstaveni a v nic nového pas je
nebývalého potahoväni nebyli.“) ;
6. Dekret daný purkmistrům a konšelům všech tří měst Eh
ských, aby židů mimo náležitost v ničem stěžovati ne-
dovolovali, a to v Praze dne 5. octobris 1. 1585.
7. Přípis poručení J. M, C. Rudolfa II. svědčící Pražanům všech tří
měst opropuštění židům rozličných živností a obchodův ©
a jmenovitě strany svobodného prodávání všelikých věcí krámských
a kupeckých na loty a váhy, též věcí chlupatých od šatův; jehož
datum v Praze dne 27. octobris r. 1585. č
; 8. Přípis resoluce téhož císaře Rudolfa II. strany obch "s
jich židů ve věcech chlupatých a šatech choděcích, kterä ©
jest dána na hradě pražském v pátek po památce slavnosti božího © Se
těla 1. 1595, a to za příčinou sporu a rozepře mezi staršími mistry ©
řemesla kožešnického a krejčovského strany jedné a staršími a jinými = "
židy pražskými strany druhé o prodávání všelikých věcí chlupatých
a šatů chod&eich. ’)
9. List otevřený čili patent císaře Rudolfa II. židům praček
i jiným daný, aby z kočích a koní svých, když po svých ob-
chodech pracují, v městech pražských ani v jiných městech a měste- a:
- čkách na venku cla nebo mýta dávati nebyli povinni a o
i jinak u věci té nebyli stěžováni; jehož dátum na hradě pražském BR
v sobotu po památce navštivení sv. Alžběty 1. 1599.) © Ni
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>. 10. Majestát císaře a krále Matyáše, kterýmžto všeliké na-
- depsané majestáty, privilegie, listy, obdarování a re-
soluce se potvrzují a obnovují, jehož dátum na hradě pražském
V pondělí po sv. Vavřinci r. 1611; pak
: 11. tři resoluce téhož císaře Matyáše, a to první, v nížto se
vyměřuje, aby starší židé pražští, jakožto osoby přísežné a králi
- českému povinností čili přísahou zavázané k útrpnému vyznání
se stavěti povinni nebyli, daná na hradě praž. v pondělí po
s sv. Dorotě, t. j. 8. dne m. února r. 1616; druhá týkající se složení
důkladních peněz k appellacím, jejíž dátum na hradě praž.
7. dne m. Decembris r. 1616 a třetí vyšlá v rozepři mezi nimi
židy s jedné a kupci, krejčími a kožešníky pražskými
strany druhé, jejíž dátum dne 3. m. máje r. 1617.
Císař Ferdinand II. schváliv a obnoviv všeliké tyto nadepsané
majestáty od předešlých králů českých a císařů římských jim židům
pražským a vůbec českým nadané, jakož i všeliké resoluce u věci
té z kanceláře české vyšlé, vysvětlil, vyjádřil a rozhojnil na žádost
- jmenovaných starších židův pražských — jakož výše řečeno — všeliké
tyto majestäty a resoluce pro uvarování budoucích nesnází a roztrži-
tostí mezi nimi židy a křesťany ještě šířeji, jakož se tuto vypisuje:
„Jedno: Aby starší židé pražští, též rychtář židovský při pře-
dešlém jich právu výsadním vždycky züstaveni byli; tak kdožby koliv
z stavův nebo jiných jakýchkoliv osob bez rozdílu ku kterému z židův
buď o dluhy nebo jiné věci hleděti chtěl a skrze to k nim 0 dopo-
možení se dopisoval, aby každý toho žida, ježto by dluhu nebo čemu
na odpor byl, podle sročení starších židův při právě jich neb rychtáře
židovského pořadně vinil a tu v tom sporu pořadně vyslyšán i výpo-
vědí s výhradou vrchního práva vynešenou podělen byl. Pak-li by při
právě jich starších židův, nebo rychtáře židovského žida viniti nechtěl,
- tehdy aby jeho při právě Pražan starého města našeho pražského
vinil, tu slyšán i tolikéž s výhradou vrchního práva rozeznán byl,
mimo to žádného žida v obci jich usedlého nižádnými obstavuňky a
vězením proti náležitosti nestěžujíc. Jest-li že by se pak od kohokoliv
z křesťanův co jiného bezprávního před se bráti chtělo, což by proti
, Židu usedlému čelilo, aby to při žádném právu žádného průchodu a
moci nemělo. Též také aby jak v městech pražských tak i jinde
v král. Našem Českém, kdež by židé bydleli, na žádného žida used-
lého a své zakoupení majícího od žádného z křesťanův pro dluhy i
-© jiné věci rychtářům městským právo zakládáno a bráno nebylo, nýbrž
aby řádně ku právu obsiläni a viněni byli. |
Druhé. Aby jak židé pražští tak jiní v království českém pře-
bývající pro dluby cizí, totiž křesťanské, od jedních druhým povinné ©
tolikéž i od židův mezi křesťany vzdělané, a také křesťané pro dluhy
židovské žádnými obstavuňky, vězením ani ničímž obtěžování a zoumysla
k škodám vedeni nebyli; nýbrž aby jeden každý věřitel dluhu svého
na dlužníku svém podle řádu a obyčeje království českého dobýval a
o to k němu samému a k jinému žádnému hleděti povinen nebyl a ©
pokudž by vždy k jakému obstavuňku přišlo, tehdy aby křesťané pro
dluh křesťanský a žid pro dluh židovský obstavoväni byli. :
Třetí. Aby židé mívajíce při právích křesťanských jakéskoliv
soudní rozepře, což by se odvozování památného od výpovědí vyne-
šených, tolikéž skládání peněz důkladních k apellacím dotýkalo, vedle
taxy předešle Pražanům učiněné, nejinak než jako křesťané züstaveni
byli, ano i jiných beneficií právních všude volně užívali.
Čtvrté. Aby starší židé pražští při vysvědčování jich buď
oustním neb listovním pod pečetí úřadů jich o židech v obci jejich
usedlých a zakoupení své majících, kdyžby koliv jiné židy z vězení
vyrukovali, vedle starobylého spüsobu züstaveni byli, a na tom každý
z křesťanův kromě interesse a jiných věcí Nám a budoucím Našim
římským císařům a králům českým přináležejících aby přestati po-
vinen byl. Též také aby svědomí všechněch židův před soudy ku
potřebám lidským právně tu, kdež náleží, vydaná bez potupných
výkladův proto, že židé jsou (jakž sice vedle správy jich židův
se to místy prvé dálo) při všech soudech v království Českém po- ©
stačovala a vážena byla, též v tom ve všem vedle vyměření práv,
aby kráčeno bývalo.
Páté. Aby starší židé pražští ani rychtář jich k vyhledávání
křesťanům židův, kteříž by se někde skrývali, mezi nimi nebývali, -
nebo k spatření svobodně se na světle neukazovali, potahoväni a
nuceni nebývali; též pro ty a jiné příčiny aby na ně s exekucí kva-
peno ani školy jich zapečetovány nebyly.
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P ae
Šesté. Aby starší židé pražští ani rychtář jich v příčině židův ©
zločincův, když by kterého pro jeho zlé činy do vězení a k strestání
připraviti dali a on potom u práva nebo při examinování jeho z pouhé
zlosti, toliko na vymstění se nad nimi něco smyšleného, postranního ©
proti nim povídal, ku postavení se před téhož zločince nikdy od
žádného práva v městech pražských bez slyšení a dostatečného toho
všeho vyrozumění potahováni nebyli. A jakož jsou sobě ti židé také
stěžovali, že se prvé i ten nespůsob zachovával, že když který zlo-
činec křesťanský buď před trápením nebo po trápení o něčem na a
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žida seznal, povídaje, Ze by toho žida neznal, tehdy rychtářové
městští, napadnouc kterého žida na ulicích, s nimi se do vězení před
-toho zločince vodili, aneb s tím zločincem do ulice mezi židy chodili
a tu se ho, zdaliž by ten který žid byl, na něhož vyznává, dotazo-
„vali; i aby se to budoucně proti úřadu a právu více nedálo, je židé
-tímto lístem Naším opatřovati ráčíme.
Sedmé. Aby židé pražští i jiní pracujíce s čeládkou svou po
-© Zivnüstkäch svých, kdekoliv v království českém mimo výsadní cla,
- kde křesťané toliko od osob svých clo dávati musejí, nikde jinde
z osob svých žádného cla neodvozovali, v městech pak pražských
židé z osob neb z koňův a vozův dokonce žádného cla aby nedávali,
- tak jakž jsou toho jistým obdarováním slavné a svaté paměti císaře
Rudolfa osvobozeni. Také židé pražští kupujice od svobodných mě-
šťanův pražských jakéžkoliv víno, aby při branách ani na mostě z těch
vin žádného cla nevypravovali. Nic méně, aby týmž židům pražským
(poněvadž pod ochranu Naši náleží) od Pražanův strany dodávání
jim do měst pražských k šenku židovskému vin hostinských žádnou
měrou zbraňováno, ani také z takových vin hostinských po vypravení
z nich ungeltu Našeho více od nich nežli jiní měšťané a křesťané
z nich dávají a odvozují, žádáno a bráno nebylo.
Osmé. Jakož strany základův od křešťanův mezi židy zasta-
vených mnohé nesnáze a nedorozumění pocházejí, pro přetržení toho
o tom artikuli takto vyměřovati ráčíme: Jestli že by křesťan od žida
základu svého po vyjití dne a roku od zastavení jeho k tomu ještě
dvou nedělí pořád zběhlých, o nichž by jemu dle starobylého obyčeje
skrze rychtáře městského k výplatě věděti dáno bylo, nevyplatil,
- anebo při nejmenším interese po bílém penízi z každé kopy míš. do
téhodne jemu nevypravil; tehdy aby hned potom takový základ, ja-
kožto v tom čase dokonale prostálý, židovi zůstal, a on vezmouc od
rychtáře městského o tom starodávním spůsobem listovní vysvědčení
a povolení pod pečetí úřadu jeho, s tím základem mohl učiniti kterak
by se mu vidělo jako již svou dědičnou věcí beze vší toho křesťana
i jiného každého člověka odpornosti a překážky. Kdož by pak z kře-
stanüv základy své časně před prostáním u židů vypláceti chtěli, aby
ne jinde (kdež by křesťan chtěl, aby mu se základ od žida nosil a
ukazoval, leč by to žid sám dobrovolně učiniti chtěl), než vlastně
mezi židy, kdež základ zastaven jest, vždycky peníze na něj půjčené
8 lichvou na to vzešlou zouplna židům. odvozovali a potom teprv
základy své od nich vyzdvihovali. A jakož jsou Nám židé i to v po-
níženosti oznámili, že dadouc někdo z křesťanů základ svůj buď
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skrze manželku, syna, dceru, anebo třebas skrze čeledína svého aneb a 5:
někoho jiného u žida zastaviti, po některém čase zašikujíc někam.
pryč od sebe osobu zastavující, přišedše k židu, chtěl na něm základ
svůj uptaný, (povídaje že by mu ukraden byl), darmo bez výplaty ©
míti; i uznávajíce My, že to proti vyměření od slavné paměti krále
Vladislava židům v těch příčinách učiněnému a od předkův Našich
též 1 od Nás potvrzenému patrně čelí, a tudy židé nevinně ouskoky
lidskými ke škodám přivozováni bývají; aby -více takový neřád prů-
chodu neměl, nýbrž chtělliby křesťan u žida. základ svůj uptaný ©
a skrze kohokoliv zastavený zase jmíti, aby jej sobě dle znění syrchu
psaného vyměření krále Vladislava mohl vyplatiti. J-stlizeby se také
kdy trefilo, že by někdo z křesťanův jaké zboží buďto od šatstva
neb jiných věcí někomu též z křesťanův k prodávání nebo jiným ©
spůsobem svěřil, buď na ouvěrek dokonalým trhem pustil a prodal,
zatím ten křesťan, kterýž tak k sobě od druhého ty věci přijal,
u žida by je jako své vlastní zastavil anebo prodal, aby v takových
příčinách ten každý, kdožby základu svého křesťanu jakžpak koliv
svěřil a zanechal, zase k němu vlastně samému jakožto k soukupu
o něj hleděl, ani aby potomně, nemohouc od křesťana svých věcí
dostati aneb jich k zaplacení od něho přijíti, toho žida, kterýž na ©
ně půjčil neb je koupil, pod některým zámyslem o ně stěžovati směl.
Sice jinak mělliby k nim právo a chtěl je od žida, dokudžby se ne-
prostály, jmíti, aby je složením hlavní sumy i s lichvou tolikéž podle
vyměření krále Vladislava vyplatiti povinen byl. Též také kdyby
kdo z křesťanův podle obyčeje předešlého v školách jakou svou věc
stracenou provolati dal a ona by se jakým koliv koupením nebo na
ni půjčováním vynašla a k školníku dostala, tehdy aby tuž jakou- ©
koli věc školník nebyl povinen bez peněz, začby koupena neb za-
stavena byla (pravdu však o tom nezatajujic) vydávati. |
Deváté. Aby všickni židé v městech pražských i jinde v krá-
lovství českém obývající handle, obchody a živnosti své v kupování
a prodávání všelijakých kupeckých a krámských zboží na lokty a váhy —
též metalův rozličných, kteréby od Nás obzvláštně zapověděné nebyly,
svobodně všudy provozovati mohli; též také kůže syrové i vydělané
a jakéžkoliv, tolikéž vlny, obilí, masa i vína pod obruč a všelijaké
jiné věci i pro jich vlastní potřebí a potravy skoupené odjinud do
měst pražských a jinam, kdežby bydleli, bezpečně přivážeti, je pro-
dávati nebo některé z těch věcí co by se jim vidělo, zase ven z měst
a království českého jinam k prodaji a speněžení odvážeti a v tom ©
ve o bez překážky průchod volný jmíti mohli,
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- Desáté. Aby židé vSickni v království českém bydlící i s po-
tomky a budoucími jich vedle privilegijí a obdarování jim od sla-
vných a svatých paměti císařův římských a králův českých prvé jim
© daných na budoucí časy v království českém (nejsouce nikdy ze země
a koruny české vytištění) stále zůstávati a jakož v městech pražských
při ulicích židovských v místech příležitých a jim vyměřených tak
i všudy jinde v městech, městečkách a vesnicích, na panstvích
a gruntech našich handle a obchody dle vyměření výše psaných
obdarování vésti, nic méně kdežby koliv na gruntech kterých osob
i stavův židé od starodávna bývali a dále při jiných osobách ještě
by sobě objednali, aby též v těch místech tak jako tu, kde prvé
bytem zůstávají, při takovém obydlí a živnostech svých beze všeho
odtud vybývání zůstávati mohli.
Chtíce tomu konečně, aby při tom při všem jakž se syrchu
píše v celosti bez přerušení a všelijakých utiskování od jednoho
každého člověka pevně a docela züstaveni a zachování byli“
Mimo toto od císaře Ferdinanda II. židům pražským a vůbec
českým udělené potvrzení, obnovení a vysvětlení všelikých od králů
českých a císařů římských jim propůjčených práv, výsad a milostí
— na něž se napotom jakožto na své „právo židovské“ potaho-
vali a jich se dokládali, — dostalo se židům řečeným v prodlení let
na to příštích jiných ještě milostí a výsad.“) .
Kníže Karel z Lichtensteinu, tehdejší plnomocný místodržící
v Čechách, udělil totiž dne 30. června r. 1623, prohlížeje k tomu, že
židé pražští na zapravení útrat válečných veliké sumy do komory krá-
lovské odvedli, jim židům pražským tu milost, aby několik křesťan-
ských domů na starém M. Praž. ke komoře propadlých a k okršlku
města židovského příležících, koupiti a na budoucno držeti mohli.
Poněvadž nedlouho na to v tehdejších peněžitých nesnázích
komory české židé čeští se zavázali, na zapravení útrat válečných
a jiných potřeb veřejných platiti ročně do pokladnice státní 40000 zl.
© r. a to každé čtvrtletí po 10000 zl. r.; potvrdil císař Ferdinand II.
r. 1627 výše přivedené nadání (Gabbrief) knížete Karla z Lichten-
steina a udělil jim židům nad to ještě tu milost, aby nebyli povinni
platiti jiné ordinární a extraordinární kontribuce a pomůcky, aby se
ve všech městech král. a věnných, kdež až dosavade přebývali, svo-
bodně mohli zdržovati a živnosti své provozovati a všelikým řeme-
slům kromě některých '°) se učiti a je provozovati. Pro trvalou na-
dání tohoto pamět vyšel také z kanceláře české zvláštní majestát
císaře Ferdinanda II., jehož dátum v Znojmě dne 30. června 1. 1628,
14 SR ate
kterýměto se všeliké a jmenovitě právě ade nadání a mile
jim židům propůjčené potvrzují a na všechny židy pražské a vůbec % 2
české, jakož i na židy v knížetství Slezských přebývající, se vztahují
a rozšířují.
Neméně milostivým a laskavým na židy byl nástupce Ferdi-
nanda IL, syn jeho císař Ferdinand III. Panovník tento prohlížeje
k přímluvám od osob vzácných za židy u dvoru císařského předná-
šeným a k službám od nich židů komoře cís. ochotně a platně či-
něným, výdal tolikéž majestát, jehož dátum na hradě pražském dne
8. dubna r. 1648, kterýmžto potvrdil, obnovil a rozšířil všeliké jim
židům — v příčině držení domů, provozování rozličných živností
a obchodů, půjčování peněz na lichvu, vedení práva a vůbec celého
soudního řízení civilního a trestního — nadané milosti, výsady a listy.
Potvrzení a vysvětlení toto zavírá se v 18 artikulích čili kusech,
Z nichž nejdůležitějším jest kus třetí, poněvadž se v něm židům.
dovoluje, půjčovati peníze tolikéž na listy čili zápisy dlužní, kdežto
jak dle staršího (z r. 1550) tak i obnoveného zřízení zemského.
(z r. 1627) židé v Čechách toliko na základy (fanty) a nikoliv na
listy a registra půjčovati mohli a měli.'*) Byloť totiž již patentem.
dne 16. dubna 1644 vyšlým, obnovené zř. z. (©. 69) v tom kusu
v ten rozum vysvětleno, že židé mohou napotom křesťanům půjčo-
vati sumy peněžité na zápisy dlužní, avšak nic výše nežli do 1000 zl.
r., při čemž list dlužní měl zřejmě obsahovati v sobě „causam
debendi“ a podepsán býti od dvou svědků křesťanských a za hy-
poteku nemělo položeno býti nižádné zboží nemovité. Řečeným třetím
kusem majestátu dne 8. dubna r. 1648 vydaného byl jmenovaný
patent strany půjčování peněz na zápisy židům obnoven a na všechny
budoucí časy potvrzen.
Pří těchto svých právích a jich všelikém potvrzení, obnovení
a vysvětlení byli židé pražstí a vůbec čeští také od následujících
císařů římských a králů českých zůstaveni. Jmenovitě potvrdili a
obnovili všeliká tato práva jim židům svědčící: Císař Leopold L ©
majestátem, jehož dátum ve Vídni dne 13. prosince r. 1703, císař
Josef I. majestátem daným tolikéž ve Vídni dne 23. března r. 1708
a císař Karel VI. majestátem, taktéž daným ve Vídni dne 24. čer- —
vence r. 1719.'*)
Kterak neslušně ano zrádně pražští a jiní čeští židé se zacho-
vali na začátku panování císařové M. Terezie (r. 1744—1748), sto-
jice tehdáž k straně jich nepřátelů, a kterak na strestání za toto
nešlechetné a zrádné zachování měli propadnouti práva svá, anobrž _
t
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i měst pražských i veškerých zemí koruny české na věčné trvalé
časy prázdni býti; o tom nebudeme zde slov šířiti, ježto o této ne-
-málo zajímavé věci obšírně a důkladně promluvil již p. archivář dr.
Jos. Emler a to v Čas. Česk. Musea r. 1866, k čemuž váženému
— čtenářstvu tuto ukazujeme.
Připomenutí.
1) U soudu purkrabství pražského, ku kterémuž židé pražští v jistých pří-
činách své zření měli, chovaly se zvláštní registry zápisů židovských,
v nichž byly obsaženy zápisy dlužní od osob stavů vyšších židům učiněné, půhony
od židů na jich věřitele vycházející atd., pak všeliké privilegie, výsady a listy židů
se týkající z kanceláře dvorské vyšlé.*) J. Zlobicky spůsobil sobě přípis pri-
vilegií a listů řečených, kteréhož jsme při vypsání tomto užili.
2) V rozepřích a jednáních týkajících se židů pražských a jiných v století
XVL a XVII. zhusta se dokládáno „práv židovských“. Právy těmito vyrozumívaly
se všeliké privilegie a milosti zvláštní židům pražským a vůbec českým
v příčině jich živností, lichvy, řízení soudního, poplatků atp. od králů českých
a císařů římských nadané a ve výše přivedených registrech purkrabských zapsané.
. — Nejstarší takovéto privilegium jest majestát krále Vladislava II., na hradě
pražském v pátek před sv. Trojicí r. 1497 daný; tudíž se podobá, že všeliké starší
výsady a listy, ač byly-li židům českým propůjčeny, přišly v zapomenutí nebo zka-
* žení, ježto se jich židé sami nikde určitě nedokládali; pročež také jakož všeliká
jiná psaná práva česká tak i psaná práva židovská vzala svůj počátek teprv za
krále Vladislava II. Tak zvaná Lex Judaeorum* *) r. 1254 skrze Přemysla
*) Na ukázku, jak takové zápisy židovské zdělány byly, podáváme tuto dvě
kopie zápisů těchto :
Na léto 1504, v pátek po sv. Martinu.
„Smil Razický ze Vchynic osobně stoje před úřadem na hradě
pražském přiznal se, že jest dlužen Abrahamovi Eliášovi i jeho dě-
dicům pravého a spravedlivého dluhu sto kop gr. miš. A tu sumu slíbil
a má zaplatiti o suchých dnech po sv. Luciji nejprve příští bez lichvy.
Pakli by nezaplatil, tehdy list zatýkací má mu vydán býti; a jest-li že by
se ten dluh dále zaplacením prodlíval, tehdy lichva má na tu summu dále jíti
na zřízení panské. Zavazujíc statek a držitele statku, aby tomu všemu dosti
učiniti povinni byli.“
Na léto 1501 (bez dátum).
„P. Jan Bezdružický z Kolovrat jistec a P. Mikuláš Že-
hrovský z Kolovrat rukojmě jeho osobně stojíce před úřadem na hradě
Pražském přiznali se, že sú dlužní Abrahamovi Eliášovi i jeho dě-
dicům třidceti kop gr. česk., kteréž slíbili a mají zaplatiti na sv. Havla
nejprvé příštího bez lichvy. Pak-li by déle ta summa stála po sv. Havle,
tehdy ta summa státi má na zřízení zemské. A kdyžby Abraham Žid neb
dědici jeho nechtěli déle bez svého býti, bude moci napomínati z toho dluhu
aneb z té sumy oba spolu neb jednoho z nich, kteréhož se jim zdáti bude.
A to právem úřadu purkrabství pražského, zavazujíc při tom statek, dědice
své a držitele k zaplacení.“
**) Viz dra. H. Jirečka Codex jur. boh. L n, 45. p. 130—148.
: plného průchodu, aneb bylo-li tomu tak, záhy ho zase potratila, sice by ži
pražští a vůbec čeští později znamenitě a zřejmě svobod tu obsažených byli se,
doklädali a na ně se potahovali.
S) K porovnání a vyrozumění, kterak se času toho strany lichvy na Mae s
zachováváno, klademe tuto kus z uzavření sněmu brněnského o suchých. -dnech
podzimních 1. 1500 učiněného : RN ©
Svolení obecní zemské o židy a jich lichvy z r. 1500.
„Nejprv aby židé z desíti zlatých jeden zlatý do roka brali a ze sta zla- © ň
tých deset zlatých a tak aby se při velikých i malých sumách zachovali z desíti
jeden berůce do roka a nic více, a takové lichvy aby židům na každého půl leta © k
zpravovány byly. Pak-li by toho kdo neučinil a nezpravil, tehdy to žid foytovi té ©
dědiny, kdež ten dlužník jest, oznámiti má a foyt jemu spravedlivě učiň a dlužníka ©
k tomu drž, aby židu zaplatil. Pak-li by toho foyt učiniti nechtěl, tehdy žid sta-
vovati moci bude každého z té dědiny, dokudž se jemu dosti nestane. ©
Item. Pójčil-li by který žid co na základ (Faustpfand), ten také tím spů-
"sobem lichvu bei jeden z desíti do roka, jakož svrchupsáno jest. Než takový. zá-
klad nejprv má foytovi a konšelóm ukázán býti a oni to v knihy městské zapište.
A přišel-li by kdo a svého co u žida našel, jenžto by jemu ukradeno a židu za- ©
staveno bylo a stal se toho slušný průvod, to má beze všeho vyplacování vráceno
býti tomu, komuž ukradeno jest. A nechtěl-li by kdo z takových základův lichvy. :
na každého půl leta zpraviti a v tom základ se prostál, žid s tím základem bude
učiniti moci podle zdání svého.
Item. Židé nikdež ve vsech bydleti nemají než v městech a městečkách ;
=
pakli by kdo proti tomu ustanovení ve vsi židy chovati chtěl, to žádnému trpěno N
nebuď, než každý za to trestán býti má podle zdání panského a rytirstva.
Item. Jest-li by se kdo z pánův neb rytířstva mezi židy vdlužiti chtěl, ten ©
jim to listem s rukojměmi ujisť, neb lidmi svými dostatečně pod stávkami, bude-li to
žid přijíti chtěti; a jest-li by kdo list pod ležením udělal, má se židóm v městech
panských i rstlěských ležení příti jako jiným se přeje. Stávek také spravedlivých ©
nemá se jim brániti v městech, městečkách i ve vsích, a jest-li by kdo s židy
buďto o jistinu nebo lichvu mimo tento spůsob súditi se chtěl aneb k ortelóm do-
klädati, to se žádnému dopustiti nemá, aby tudy židé z tohoto zřízení měli býti ©
vyvedeni, než každý jim podle tohoto zřízení od sebe dosti čin v jistinách i
v lichvách.“
(Kniha úzká f. 152.)
Později byla lichva židům moravským vyměřena tak, aby z desíti zlatých. fe
mohli bráti dva zlaté a ze sta zlatých dvacet zlatých; avšak nevychází z desk
ani jiných pamětí, kdy a za jakou příčinou takovéto zvýšení lichvy židovské bylo.
povoleno. (Demuth, Geschichte d. mähr. Landtafel, Brünn 1857. Str. 152.)
*) O tomto k poznání tehdejších spůsobů sněmovních a společenských dů- A
ležitém snešení nedočetli jsme se až po tu chvíli jinde správ širších, pročež kla- ©
deme je tuto dle celého znění:
„My Páni a Rytířstvo království českého na obecním sněmu sebraní, kterýž al Fr
jest byl králem J. M. Pánem naším nejmilostivějším položen na hradě pražském
tu středu před svátostí nyní minulou: Známo činíme tímto listem obecně nředě x
všemi, kdež čten anebo čtouc slyšán bude: z
17
Jakož jsou v těchto časech nějací pokřikové vyšli na židy od některých
v království Českem z některých příčin, aby v zemi trp&ni nebyli; i král J. M.
- „pán náš nejm. ráčil jest Nám tu věc poručiti všem pánům a rytířstvu již dotče-
= ného království Českého, předkládaje nám J. M., kterak jsou židé v koruně české
-od starodávna byli za předkův J. M., kdežto na to mají obdarování, práva a mi-
losti královské, abychom tu věc předse vzali a vážili v plném sněmu obecním
| království Č., a jest-li že by židé v koruně české co křesťanům ke škodě byli,
aby to napraveno bylo podle slušného a spravedlivého uvážení, a My také roz-
pomenuli jsme se a vzhledli na to, že jsou židé za předkův krále J. M. slavné
© paměti císařův a králův od dávných časův a mnohých let trpeni a zachoväni
. v koruně české, i tudíž také od předkův našich, jakož pak židé nadepsaní od
-J. M. na to mají práva, výsady a obdarování, že oni při těch svobodách a prävich
skutečně zachování býti mají: to všecko před sebou majíce a vážíce na plném
Bněmu obecním království českého s povolením napřed krále J. M. i vší země,
© přiřkli jsme dobrovolně i mocí listu tohoto přiříkáme a svolujeme konečně a
mocně, že židé mají v koruně české zachování a trpěni býti, tak jakož jsou za-
chováni byli za starodávna, podle jich práv a výsad od předkův J. K. M. i tudíž
- od předkův našich dobré paměti bez všelikého vytištění z země.
A také při tom ustanovili jsme jim týmž židům nadepsaným zřízenost o jich
půjčky a živnosti, kterak a pokud mají půjčovati peněz a se zachovati proti kfe-'
sťanům, aby své živnosti mohli vésti v koruně české, jakož pak ta zřízenost,
kteráž jest námi ustanovena a potvrzena s povolením krále J. M. i vší země v list
vepsána pod zemskou pečetí, kterýž jsou oni k sobě přijali, to vše v sobě šířeji
a plněji zavírá, kdežto křesťané budou moci při tom tak zůstati a židé aby mohli
poplatky králi J. M. do komory, v kterýžto jsou se Jeho Milosti v novotě pod-
volili a podali, platiti; totižto: Pět set kop grošův českých rázu pražského,
každý rok rozdílně; to jest na sv. Havla půl třetího sta kop grošův č. a na Sv.
-Jiří ihned potom budoucího též půl třetího sta kop srošův č. a tak vždy mají
platiti i jiná potomní leta na věčné časy budoucí králům českým potomně. Ale
však s takovouto výminkou, aby jiných žádných úrokův, daní, berní, lozunkův
ani žádných pomocí nedávali, aniž povinnovati byli co dávati, buďto králi J. M.
nebo nám ani žádnému, než aby všeho präzdni byli na věčné časy kromě toho
platu králi J. M. svrchu dotčeného; by pak byly svoleny v koruně české králem
„J. M. nebo vší zemí jakéžkoli berně a kdyzkoli jaké daně, pomoci, lozunky, těch
všech mají präzdni a svobodní býti na věčné časy budoucí, a to proto: poněvadž
- židé podvolili jsou se pod takový znamenitý plat platiti králi J, M. i budoucím
králům českým, ježto jsou prvé toho třetinu nedávali a neplatili, to jsme proto
jim tu milost učinili a je v tom opatřili. :
A také jsou nás prosili tíž židé za opatření laskavé a to v tomto artikuli;
Kdežto nám se zdálo za slušné a za spravedlivé, jest-li že by kdo chtěl židu
jakou vinu dáti, že by některý žid učinil co, ježto by učiniti neměl, a chtěl by
někdo na ně proto pokřiky strojiti v sněmu nebo jinde; — k tomu jsme takto
pustiti ani dopouštěti v budoucích časech věčně: než aby byli někteří z nás
Pánův a z Rytířstva k tomu pánu, kterému jsou poručeni anebo budou poručeni
v ty časy od krále J. M. neb budoucích králův Č., abychom toho žida slyšeli,
-podle práva a spravedlnosti a bude-li v čem neslušném nalezen ten žid kterýžkoli,
- aby trestán byl podle provinění jeho a sám za sebe aby trpěl a jiní židé všickni
- Sitznngaberichte VI, 2
18
a jedenkaždý zvlášt mají toho všeho präzdni býti toho žida každého provinění
všelikým obyčejem a o to nemají žádné nesnáze míti. 8
A protož my nadepsaní páni a rytířstvo již psaného království ča
přiříkáme tímto listem naším a slibujeme sami za se a za naše budoucí nade-
psaným židům koruny české ty všecky artikule svrchu jmenované i všecka jich —
práva a obdarování , kteráž „mají od starodávna ‚od předkův krále J. M. i tudíž |
vsv
B ním krále J. M. i vší země, což by nebylo proti zřízenosti naší nyní jim
v novotě námi ustanovené, že jim to máme i slibujeme zdržeti věrně a právě.
naší potomní budoucí na věčné časy budoucí.
A jest-li že by oni židé jaké jiné svobody aneb zřízení proti tomu svolení
a nynějšímu zřízení anebo listy jakéžkoli těmto protivné měli, v nivec mají obrá-
ceny býti, a jinač nemají půjčovati ani kradených věcí k sobě přijímati ani na
ně půjčovati, než tak a potud se židé k křesťanům mají zachovati, pokudž ta vý-
sada, svolení a zřízenost to všecko sama v sobě drží a ukazuje nyní i budoucně —
pod pokutami v té zřizenosti vloženými. — Než při jiném při všem, což tomu
zřízení nyní učiněnému odporné není a mohou pokázati výsadami svými a zříze-
nostmi, při tom při všem mají býti zachoväni a zvláště aby židé zachování byli
v koruně české beze všech nátiskův a vytištění ze země, jakož jsou byli od staro-
dávních časů zachování bez všeho zmatku na věčné a budoucí časy. Tomu na
svědomí věčné a budoucí paměti pečeť naši zemskou k listu tomuto přivěsiti jsme
rozkázali. Jenž jest dán a psán leta od narození syna božího tisícího ee
prvního, v pátek den svatého Sixta papeže.
*) V listu tomto táhne se král Ferdinand I. také na list od krále Lndvíka
jim židům daný; avšak není tu doloženo, kdy a kde by byl list ten vyšel, a taktéž
nedočítáme se tohoto listu krále Ludvíka „v registrech zápisů židovských.“
5) Resoluce tato jest v nejednom spůsobu nemálo důležitá k poznání sou-
věkých poměrů společenských a právních a pročež klademe ji tuto téměř dle ce-
lého znění:
Rudolff druhý atd. Opatrni, věrní naši milí! Vznesli jsou na nás poníženě ©
stížnosti své starší židé obecní i na místě vší obce židovské zde v Praze:
Jedno. Kterak by z nich mnozí i usedlí od vás bez vyslyšení do vězení
dáváni a sužováni byli.
Druhé. Když z nich kdo komu co dlužen jest, že jakž vás ohradní psaní
dojde, k skutečnému zaplacení přidržáni i do vězení dáni bývají a tu takž dlouho,
až se o takový dluh porovnají nebo zaplatí, se zdržují, jim pak dlužníci jich do-
brovolně platiti nechtějí a žádají-li při vás za takovou příčinou ohradního psaní,
nebo právního dopomožení a opatření, toho že užíti a tak k svým spravedlivým 7
dluhüm přicházeti nemohou.
Třetí. Že mnohý dá skrze jiného základ mezi tím vypůjčiti aneb zastaviti;
potom ten, jemuž základ náleží, přijda oznamuje, že jest mu týž základ vzat neb
ukraden, a když by mu i soukupa postavil a ukázal, tehdy že na tom nechce —
přestati, než hned bez výmluvy a peněz, aby mu jeho základ navrátil, žádati
smí: tu že by z nich mnozí, nechtíc někdy dalších meškání, nesnází a těžkostí ©
dočekati, takové základy navraceli a škodu nesli.
Čtvrté. Že zastavujíc mnohý svůj základ, když jej vyplatiti chce, tehdy x
bez položení peněz co jemu na to půjčeno neb lichvy vzešlo, žádá, aby mu to i
i 19
na právo před rychtářem složeno bylo. Tímto spůsobem že by tolikéž k nemalým
škodám i v nebezpečenství přicházeti musili.
Páté. Kdyžkoli jaké rozepře při právě našem mívají, by pak ten žid dosti
usedlý byl, že ku právu uručiti musí; zase viní-li z nich který dlužníka svého
-buď řemeslníka neb jiného z křesťanův, tehdy že se brání odpovídáním a žádá,
aby rukojmě křesťany stavil, což by jim učiniti možné nebylo, a tak netoliko o své
spravedlivé dluhy, ale i o živnosti přicházeli.
“ Šesté. Že byste jim a jich rychtáři v soudy a rozepře,: kteréž se před
mimi začnou, vkračovali a v tom překážku činili.
© Bedmé. Když se který zločinec do vězení dostane a na trápení vyzná,
tehdy že na jeho takové vyznání veden bývá do židův na tarmark i do domův
jich, k spatření osoby, čehož by prvé nebývalo; neb že by takový zločinec (aby
toliko trápení a vězení pozbyl) na leckohos ukazoval a tu mnozí nevinně k škodám
- a těžkostem přivozováni bývají.
Osmé. Že by se na ně častokráte bez viny právo bralo, když svou ne-
vinu oznamují a na presidenta a raddy naše, jakožto po Nás sobě představenou
vrchnost, se odvolávají, že jim to postačovati nechce, nýbrž hned se do vězení
dávají, skrze což, jakož i také tím, že se jim městský rychtář s písařem a pacholky
svými, když je v čem a někdy v příčinách Nás se dotýkajících potřebují, proti
obyčejné starodávní záplatě propůjčovati nechtí, opět k meškání a škodám přicházejí.
Item, že by v městech pražských při branách, na mostě a přívozích, ne-
obyčejnými a prvé nebývalými cly stěžováni a šacováni byli: prosíce Nás v tom
ve všem za Naše milostivé spravedlivé opatření a ochranu.
I, poněvadž se Nám takové věci proti všemu dobrému spůsobu a obyčeji
a také na nemalou záhubu jich vidí, nechtíce aby ubozi tim stěžováni byli, protož
"Vám poroučeti ráčíme, abyste je ve všech těch nahoře oznámených příčinách
(nic nového a prvé nebývalého na ně bez vědomí Našeho neb dotčených presi-
denta a radd Našich komory české nevymejšlejíce) při předešlém spůsobu a obyčeji
zanechali, jim práva udělovali a nad nimi ochrannou ruku drželi, tak aby sobě
dále neměli slušně co stěžovati a Nás zanepräZdnovati. Na tom jistou vůli Naši
cís. naplníte.
Dán na hradě N. Praž. atd.
7) U věci té vyměřeno takto: Předně, Aby podle předešlé výpovědi, kteráž
se na onen čas v apellacích od zřízených radd stala, židé žádných štolířův, totiž
svých pokoutních kožešníkův a krejčířův, kteříž by jim šaty šili a podšívali, ne-
měli; než což by tak šíti aneb podšívati dáti chtěli, to aby křejčířům a kožeš-
níkům pražským šíti též i vydělávati dali. Proti tomu pak také krejčíři a ko-
- zesniei pražští, aby jim jisté mistry v každém tom řemesle ve dvou nedělích od
resoluce této nařídili, kteří by jim židům z slušných peněz šíti povinni byli; a
tak aby kožešníci pražští podle na to z kanceláře české vyšlých dekretův židům
v prodeji věcí chlupatých buď na syroky*) neb porüzno, též i futer všelikých
překážky žádné nečinili. Strany pak futer polských, o těch jakž kožešníci pražští
zprávu dávají, že tak dobra jako zdejšího vydělávání nejsou, tomu se místo dává.
Avšak poněvadž o tom jistou zprávu míti ráčíme, že se od lidu obecného za mnoho
lacinější peníze než futra kožešníkův zdejších kupují a ne každý snad s to býti
*) Byrok (rusky sorok) jest svazek kůží hladkých nebo srstnatých, 40 kusů
v sobě zavirajici.
Po
-A
ie we
může, aby sobě dobré a drahé futro koupiti mohl; a protož jim židům kožešníci |
pražští, tak i takovych lacinějších, zvláště když jim EO dsňtelán která vydělána
nejsou, vydělávati dáti musejí, prodávati zbraňovati nemají.
Co se šorců a čepic a jiného hotového díla prodávání dotýče, poněvadž :
"toho židé sami nic dělati nedají, než od kožešníkův v dluzích aneb za jiná futra
freimarkem bráti musejí; takové věci tolikéž svobodně prodávati moci budou-
Než kdyby to sami židé na prodej dělati a tudy kožešníkům v řemesle jich pře-
kážeti chtěli, to aby se jim trpěti a přehlídati nemělo a nemá. Také jest-li že-
by židé co kradeného a k nim přinešeného někomu z svých spěšně předělati dali
a tudy tu krádež ukrýti chtěli a to na některého z nich bylo uznáno, ten a ta-
kový má náležitě strestán býti.
8) Z přivedených tuto resolucí a majestátů vyrozuměti jest, že císař Ru-
dolf II. nemálo byl laskav na židy času svého. Příčina toho záležela předkem asi
na tom, že panovník tento, jakož známo, vysoce sobě liboval v klenotech drahých,
ve vzácných věcech uměleckých a řemeslných a v prácech a zkouškách alchy-
© mických, k čemuž potřeboval nemalych sum hotových. Poněvadž jich zhusta v po-
kladnici císařské nebývalo ihned po ruce, nucena se viděl sobě jich vypůjčovati
od cizích i domácích penězoměnců a lichvářů, při čemž se mu starší a jiní židé.
pražští ochotně propůjčovali, začež on zase na vzájem jim samým i celé obci ži-
dovské, kdykoliv jej za to žádali, neváhal uděliti rozličných milostí a nadání.*)
>) Připomínáme, že všeliké napotom židům dané listy a výsady vyšly již
v jazyků německém a nikoliv v českém.
19) V městech horních i napotom nebylo židům dovoleno stále se zdržovati
a tam obchody své vésti; taktéž nebylo jim dovoleno učiti se jistým řemeslům a ©
je provozovati; ná př. řemeslu puškářskému (šiftařskému), platnéřskému, mečíř-
skému a j. v. Taktéž bylo židům přísně zapovědíno cvičiti se v Šermování a
jiných kunštech heroitských a rytířských, a žádný svobodný mistr šer- ©
mířský neměl žida ani zdarma ani z peněz v umění tom cvičiti, a to poby velikan
pokutou peněžitou nebo zastavením mu jeho školy šermířské.
11) V zřízení zemském r. 1550 vydaném vyměřuje se sub Kt. X. ij v pří- _
čině lichvy židovské toto: „Židé toliko na základy aby půjčovali, ale na listy a
na registra nic, a v městech královských, panských, rytířských, městečkách ani
ve vsích židům aby žádných zápisův v registra v kancelářích pražských ani jinde
ani v knihy městské zapisovati ani nikterak jinak nedopousteli. Chtěli-li by kteří _
z židův koho nebo kterou osobu buď z pánů, rytířstva, městského stavu, z se-
dlákův v jaké zápisy uvozovati ; pak-li by se toho který žid dopustil, aby tu sumu,
na kterou kdo zápis udělal, králi J. M. do komory propadl.
*) Zvláště platně a ochotně propůjčovali se císaři Rudolfovi II. u věci té židé
pražští Marek Mardochej Mayzl a po něm Jakub Bassewi
(Batsebu). Za to učinil císař ten Mayzlovi — ovšem tehda jenom co se
osoby jeho týkalo — takových milostí, kterých později císař Ferdinand IE ©
celé obci židovské propůjčil, jakož jsme o tom šířeji promluvili v Lumíru
r. 1858 I, str. 278. a násl. — Jakub Bassewi dosáhl za to teprv od císaře
Ferdinanda II. znamenitých, anobrž — co se židů týče — až dosavade ne-
obyčejných výsad, práv a milostí; byltě povýšen r. 1622 na šlechtictví v sv.
r. říši a r. 1623 tolikéž v zemích koruny české a nadán erbem a titulem
z Treuenberku; nad to obdržel povolení koupiti sobě až do 20.000 zl. —
r. zboží pozemského, půjčovati peníze na statky nemovité, provozovati 8v0- —
bodně některé židům dosavade nepřístupné živnosti, býti prázden o ap
břemen a povinností zemských i obecních a j. v.
21
Totéž vyměřeno jest i v Obn. zřízení zem. r. 1627 vydaném sub lit. Z. 69
„o Židech“.
-© Na Moravě však bylo od pradávna židům dovoleno půjčovati peníze nejen
-na základy, anobrž i na zápisy (registra) a rukojmě, jakož tomu vyrozuměti z toho,
- co jsme v připomenutí 3. u věci té o židech mor. přivedli.
12) Viz majestália císařů těchto v archivu dv. kanc. české,
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Úlasse am 12. Januar 1872.
Anwesend die Mitglieder: Krejčí als vorsitzender Classen-
secretár, Bořický, Kořistka, Küpper, Čelakovský, Beneš,
© und die Herren Šolín, Pelz und Zahradník als Gäste.
Herr Prof. Bořický sprach: „Über Basalte mit mehr weniger
vorwaltendem glasigen Magma.*
Unter den Feldspathbasalten, welche Zirkel nach ihrer Mikro-
“ struktur in vier Hauptgruppen sondert, führt derselbe für die dritte
Gruppe (welche Feldspathbasalte mit einer stark entwickelten, homo-
genen, rein glasigen oder durch Ausscheidung von Trichiten halbglasigen
Grundmasse umfasst) mehre Beispiele von verschiedenen Lokalitäten
ausserhalb Böhmens an und an diese reihen sich auch bereits zahl-
reiche böhmische Vorkommnisse; aber ausser diesen treten am linken
Elbeufer des böhmischen Mittelgebirges auch Basaltgesteine auf, die
sich-von den oberwähnten dadurch unterscheiden, dass sie den vor-
liegenden mikroskopischen Objekten gemäss gar keinen Feldspath oder
feldspathähnlichen Bestandtheil enthalten.
Es sind diess zum grössten Theile an makroskop. Olivin, zum
Theil auch an Amphibolkörnern reiche Basalte, deren Grundmasse,
bei 400 f. V. betrachtet, aus mehr weniger vorwaltender Glasmasse
und lockeren Anhäufungen von Augitkrystallen bestehet.
Diese Glasmasse ist an wenigen der dünnsten Stellen und in
schmalen Zonen um grössere Augitkrystalle herum fast völlig farblos
oder schwach gelblich oder bräunlich, an den meisten und von den Augit-
krystallen entferntesten Stellen, nämlich in der Mitte der Glaspartien
am trübsten, hiedurch am dunkelsten (bräunlich) gefärbt. Und diese
dunkle Färbung und Trübung rührt. von eingestreuten, äusserst zarten
bräunlichschwarzen Staub- und Trichitgebilden her. Die dunklen
-meist bräunlichschwarzen Pünktchen und kurzen Nädelchen derselben
sind theils unregelmässig, theils in mehr weniger lockeren, nahezu
- parallelen Reihen oder in Kreisen, die keilförmigen Nadeln zumeist in
Büscheln, in federartigen oder tannenbaumähnlichen oder in flockenähn-
lichen Formen aggregirt, während die stärkeren geraden Gebilde dieser
Art meist als deutliche Skelettformen von Augitkrystallen auftreten.
Mehre Stellen der verschiedenen Pr¶te geben der ver 5
muthung Raum, dass die bräunliche Glasmasse durch Umwandlung
-eine citronen- oder fast oranggelbe Farbe annimmt, während die ein-
geschlossenen Trichitgebilde verschwinden. Dass diese Umwandlung
die jedenfalls eisenreichen Trichitgebilde betrifit, zeigen die bräunlich- .
gelben Randzonen der letzteren an den halbumgewandelten Stellen.
Das weitere Fortschreiten in der Umwandlung: der bereits in-
tensiv gelb gewordenen Grundmasse wird durch Auftreten von sphä-
rolithischer Struktur angedeutet, wie diess im Basalte von Skalka am
deutlichsten zu verfolgen ist. Daselbst treten meist in der Nähe der
zeolitischen Ausscheidungen sehr zahlreich:, aus vielen (6—10) con-
centrischen, abwechselnd trüben, graulich gelben, wellig faserigen und
fast farblosen Ringen bestehende Sphaerolithgebilde auf, die im po-
larisirten Lichte im verkehrten Verhältniss von dunkel und hell erscheinen
und in der Mitte ein dunkles Kreuz von Büscheln zeigen. Hiedurch ist
die Glassubstanz bereits krystallinisch geworden. — An den dem
Zeolithausscheidunge ı nächsten Stellen bemerkt man weiterhin das
allmälige Hervortretea eines strahlig faserigen Gefüges, durch dessen
weitere Ausbildung der stufenweise Übergang zu den Zeolithgebilden
verfolgt werden kann.
Basalt vom Kaninchenberge bei Mireschovic.
Die dichte Grundmasse dieses Basaltes zeigt, bei 400 f. V. be-
trachtet, vorwaltende Glassubstanz, in der Magnetitkörner, einzelne
Augitkrystalle und mehr weniger lockere Anhäufungen derselben’
ziemlich gleichmässig vertheilt sind. In der Grundmasse treten
zahlreiche makroskopische Augit- u. Olivinkrystalle auf.
Das glasige Magma ist an den dünnsten Stellen der Präparate
fast farblos (mit einem Stich ins Gelbliche oder Bräunliche); an
dickeren Stellen ist es mehr weniger bräunlich gefärbt. Man kann
deutlich beobachten, dass diese Färbung nur von den eingestreuten,
äusserst zarten, oft kaum bemerkbaren, schwarzen und bráunlichen ©
Trichitgebilden herrůhrt, die entweder in mehr weniger lockeren —
Anhäufungen, in Büscheln, in federartigen Formen, in feinen Ske- ©
letten, zumeist dreierlei Richtungen befolgend, mehr weniger zahl- ER k
. reich auftreten. An den in der Glassubstanz sehr spärlich vor
23
kommenden dünnen langen keilförmigen Mikrolithen sind zuweilen
parallele Reihen von Staubkörnern senkrecht angehängt. — Diese
äusserst zarten Körperchen der Glassubstanz sind theils Bläschen,
theils trichitartige Gebilde, welche letzteren zum Theil als Magnetit
von Titaneisen, zum Theil als Skelette von Augitmikrolithen zu
deuten wären.
Von besonderer Schönheit sind grössere, meist rundliche Partien
einnehmende Trichitgebilde, die aus langen, bräunlich schwarzen,
geraden und schwach gebogenen Nadeln bestehen und zumeist die
Richtungen der Augitkanten befolgen.
Durch die in der Glassubstanz vertheilten Aggregate von Augit-
krystallen — die im polarisirten Lichte in dem völlig dunklen
Magma prachtvolle Farben zeigen — werden freie Partien derselben
meist unregelmässig begrenzt. In unmittelbarer Nähe der Augitkry-
stallen ist die Glassubstanz nahezu farblos und frei von den ober-
wáhnten Trichitgebilden, während sich letztere in der Mitte der von
Augitkrystallen freien Glaspartien am meisten anhäufen und letztge-
nannte Stellen dunkel färben.
Basalt vom Sauberge bei Svindschitz.
Dieser an grösseren porphyrischen Körnern von dunkelgrünem
Olivin und von schwarzen stark glänzenden Amphibolkrystallen sehr
reiche Basalt stimmt in der Mikrostruktur seiner Grundmasse mit
dem Basalte vom Kaninchenberge ziemlich überein.
In besonderer Schönheit treten grosse lockere Haufwerke von
Krystallskeletten hervor. Dieselben bestehen aus langen und kurzen,
geraden oder wenig gekrümmten Nadeln und Strichen, die meist be-
stimmte (den Querschnittskanten der Augitkrystalle parallele) Rich-
tungen befolgen. Solche Krystallskelette pflegen vorzugsweise in der
Nähe grosser Olivinkrystalle oder zwischen grossen Olivinkrystallen
eingeklemmt vorzukommen.
Eine ringsherum von Olivin umschlossene Partie enthält ein Hauf-
werk grosser Augitskelette, von denen mehre schwach angedeutet (den
Querschnittskanten von Augitkrystallen parallel), andere fast völlig ge-
schlossen sind, und sich als Kanten eines Augitkrystalles erkennen
lassen; zwischen den Augitskeletten lassen sich einzelne gelblich
grüne Partien unterscheiden, die durch ihre zarte parallel faserige,
zum Theil wellige Beschaffenheit an die Struktur der meisten Olivin-
querschnitte erinnern. Für die D<utung dieser faserigen Partien als
na.
Olivinskelette sprechen auch mehre in derselben Skelettpartie ein“ _
geschlossenen Querschnitte deutlicher, jedoch unvollständig unge Au
deter Olivinkrystalle. R ž
Basalt vom Zinkensteine bei Kosel.
Die krystallinisch dichte Grundmasse dieses an phorphyrisch
eingestreuten Körnern von Olivin und eines dem Bronzit ähnlichen. Mi-
nerals sehr reichen Basaltgesteines erscheint, bei 400 f. V. betrachtet, —
der glasigen, trichitreichen Grundmasse des Basaltes vom Sauberge
sehr ähnlich, und unterscheidet sich nur durch einzelne farblose, an
langen Mikrolithen reiche Partien. ;
In dem glasigen, schwach bräunlich gefärbten (Nadeln und
Härchen enthaltenden) Magma sind grössere Skelettpartien ziemlich
verbreitet. 5
Die spärlichen völlig farblosen Partien, die durch kleine ft 2
kryställchen der Grundmasse meist rundlich begrenzt zu sein pflegen,
enthalten am Rande einzelne lange dünne farblose Mikrolithe und in
der Mitte Anhäufungen von kurzen Augitmikrolithen, wie diess in den
meisten Leucitquerschnitten der Fall ist. Die grossen, graulich weissen,
einen Stich ins Bräunliche verrathenden Bronzittafeln gleichen
denen des Kuzover Basaltes. Sie sind meist scharf begrenzt, rein,
frei von Mikrolithen, und nur dicht am Rande, an dem sich eine
sehr zarte und dichte Riefung zeigt, zuweilen mit kleinen Glasparti-
kelchen versehen; sie zeichnen sich durch einen eigenthůmlichen, ©
schwach seideähnlichen oder metallischen Glanz aus, und weisen nur
einzelne breite Furchen auf. In einigen dieser Tafeln fanden sich
parallele Reihen langgezogener, sehr dünner Glasstreifen von grünlich-
gelber Farbe vor. BR?
Der Basalt von Kamýk bei Všechlab
ähnelt in seiner Mikrostruktur dem Basalte des Sauberges.
In einer schwach bräunlichen, an dunklen Staubkörnern, geraden
und gekrümmten äusserst zarten Trichiten reichen Glassubstanz (die
theils zwischen Krystallen eingeklemmt ist, theils kleine Partien 'ein- ©
nimmt) sind mehr weniger dichte Anhäufungen kleiner Augitkrystalle,, ©
und zahlreiche gleichmässig vertheilte Magnetitkörner N De ne
ji
k
zb by
c
A
25
‚Einzelne grössere (längliche) poryphyrisch hervortretende Am-
phibol-Krystalle sind ziemlich sparsam, dagegen grössere grünlich
weisse, zum Theil trübe Olivin-Krystalle sehr reichlich vorhanden.
Basalt von Borislau.
: Die mikroskopischen Objekte des krystallinisch dichten důnn sáu-
- lenförmigen Basaltgesteins — welches dem auf der linken Seite der
von Lobositz nach Borislau führenden Strasse befindlichen Stein-
- bruche entstammt — bestehen aus vorwaltender, bráunlicher, an dunklen
Punkten, Flecken und dichtem Gewebe winzig kleiner Trichite reicher
Glasmasse, in der einzelne kleine Augitkrystalle und Aggregate
derselben nebst kleinen Magnetitkörnern gleichmässig vertheilt sind.
Sporadisch treten einzelne grünlich oder gelblich gefärbte, auch
nahezu farblose homogene, kleinere und grössere Partien auf, die
zumeist mehr weniger rundlich begrenzt, zuweilen stromartig zusam-
menhängend, nur spärliche Anhäufungen kleiner Augitmikrolithe ein-
schliessen. ©
Einzelne farblose leistenförmige Kryställchen sind äusserst spärlich.
Der Säulenbasalt vom Rücken der Paskapole
stimmt in seiner Mikrostruktur mit dem glasreichen Basalte von Bo-
rislau fast völlig überein; nur sind in der Grundmasse des Basaltes
vom Rücken der Paskapole kleine trübe grünlichgraue Olivin-Krystalle
zu entdecken, ebenso farblose homogene reine Partien, + einer
infiltrirten Substanz ähnlich sehen.
Der Sáulenbasalt vom Kohlberge bei Mileschau
‚ähnelt in seiner Mikrostruktur dem Basalte vom Kaninchenberge bei
Miregchovic.
In einem dichten Gemenge kleiner Augit-Krystalle, in dem zahl-
reiche grosse Olivin-Krystalle verbreitet sind, kömmt überall die bräun-
liche, an Stäubchen und schwarzen Trichitgebilden sehr reiche Glas-
masse, theils zwischen die Krystalle eingeklemmt, theils kleine kry-
26 | Re :
stallfreie Partien einnehmend, reichlich zum Vorschein. ší: ikona N:
Stellen der Glassubstanz treten auch Anhäufungen grösserer Trichit- ©
gebilde und deutlicher Augitskelette auf, während ganz kleine farb-
lose Partien mit farbiosen langen Mikrolithen äusserst spärlich zu
bemerken sind.
Gró sere poryphyrische Amphibolkrystalle (frei von Mikrolithen N
und reich an Glaspartikeln namentlich am Rande) sind seltener zu
finden; aber äusserst zahlreich verbreitet sind grosse völlig farblose
Olivinguerschnitte.
Letztere, parallel den Spaltungsrichtungen mehrfach zerklůftet, ©
enthalten nur hie und da Glaspartikeln mit Gasblä:chen; einige zeich-
nen sich durch längliche und ovale streifenähnliche Einschlüsse von
Basaltmasse (mit Glassubstanz) aus, welche auch am Rande in die
Olivinkrystalle mehrfach und tief eindringt.
Basalt aus der Nähe von Skalka.
Von einem an der Strasse von Veršetín gegen Skalka (näher
dem letzteren Orte) befindlichen Basaltblocke wurde ein Formatstück
abgeschlagen, von dem eine Probe zur Analyse verwendet, und auch
mikroskopische Präparate angefergtigt wurden.
Das äusserst feinkörnige, scheinbar dichte Basaltgestein hat eine
etwas lichtere Farbe mit einem Stich in’s grünlich graue, und enthält
zahlreiche, erbsengrosse zeolitische Secretionen, die zuweilen im.
Innern mit nadelförmigen Kryställchen ausgekleidet sind.
Das mikroskopische Objekt zeigt, bei 400 £f. V. b., ziemlich
lockere Aggregate von Augit-Krystallen und weniger zahlreiche
Magnetitkörner in einer vorwaltenden, gelblich grauen, meist stau-
bigen (an dunkeln Pünktchen, Fleckchen, Nadeln und trichitähnlichen
Gebilden reichen) an zahlreichen Stellen von Augit und Magnetit
Krystallskelette ausgezeichnete, trübe Glassubstanz ist an den zeolith-
reichen Stellen lichter und gelblich gefärbt.
Die graulich gefärbten Augitkrystalle, überall von gleicher aber
besonderer Art, zeigen stets mehre Längsfurchen und zumeist mehr-
fache Zwillingsbildung. Es treten Kontakt- und Durchkreuzungs-
zwillinge auf und fast jeder besteht wiederum aus zahlreichen © N
kleineren Kryställchen oder enthält eine Menge derselben als Mikro= ©
freien Glassubstanz. Diese an vielen Stellen schwach bräunliche,
durch zahlreiche, dunkle, staubartige, trichitähnliche Gebilde und
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27
lithe — den Kanien nahezu parallel gelagert — eingeschlossen ; auch
dunkle und farblose Hexagone deuten Einflüsse von Magnetit Ben
- eisen) und Apatit an.
Lange, dünne, farblose Nadeln und zahlreiche farblose ea
guerschnitte sprechen für die Gegenwart von verhältnissmässig grös-
serer Apatit Menge.
In den spärlichen Partien, die frei sind von Zeolithen, treten
- einzelne, deutlich erkennbare, am Rande trübe, grüulichgraue, innen
weisse Olivindurchschnitte auf; aber in der Nähe der Zeolithausschei-
dungen, an lichteren Stellen der gelblichgrauen homogenen Substanz
sind sehr zahlreiche, aus vielen (6—10) ‚concentrischen, abwechselnd
trüben, dunkel gráuiichgrůnen und lichten, fast farblosen Ringen
© bestehende Gebilde verbreitet. Viele derselben sind nahezu kreis-
rund, andere ähneln Polygonen; sie polarisiren bei gekreuzten Nicols,
die Ringe treten im verkehrten Verbá!tniss von hell und dunkel auf,
und in manchen erscheint ein dunkles Kreuz von Büscheln. Die
_ meisten dieser concentrischen Gebilde sind an den Wandungen der
| 5 zahlreichen, von einer gelblichweissen Infiitrationssubstanz (die sich
durch gewellte und fein gekräuselte Schichtenlinien zu erkennen
gibt) erfüllten Cavitäten des Basalt gesteines am schönsten wahr
zunehmen.
Aehnliche Gebilde beschreibt Zirkel (S. 145 Basalte) als Um-
wandlungsformen des glasigen Magma aus dem Basalte von Steinheim.
So wie es bei Anbetracht der angrenzenden, ziemlich erhaltenen
Olivine und der Beschaffenheit der concentrischen Gebilde keinem
Zweifel unterliegt, dass diese Gebilde nicht einer Umwandlung des
Olivin, sondern des ursprünglich schwach bráunlichea, weiterhin
© eitronengelben und endlich concentrisch faserigen Magma ihren
Ursprung verdanken, ebenso lassen sich fast stufenweise Uebergánge
dieser Gebilde in die mehr weniger rundlichen Zeolitpartien ver-
folgen.
Neben der concentrischen tritt in den in der Umwandlung vor-
geschrittenen Gebilden auch die strahlige Struktur nach und nach
auf und durch allmähliges Vorherrschen derselben wird bereits die
Bildung einer rundlichen Zeolithpartie aus der umgewandelten Glas-
substanz deutlich angedeutet. Einzelne Strahlen treten zu Büscheln .
gruppirt mehr weniger hervor und wachsen zu stärkern Nadeln und ©
Zeolithkrystallea, die sich in die mit Infiltrationssubstanz erfüllten
oder durch Zerstören der letzteren nach und nach freien Cavitäten
erstrecken.
NIE
u
Diese reichlichen Zeolith-Ausscheidungen, die jedes Präparat in ©
mannigfachen Stadien der Ausbildung aufweiset und der ziemlich
grosse Wassergehalt sprechen fůr- einen höheren Grad der a Nr:
lung dieses Basaltes.
Das lichtgraue Pulver dieses Basaltes lässt in Säuren nur ein- A
zelne Blasen von Kohlensäure aufsteigen, ohne zu brausen.
Die chemische Analyse dieses Basaltes, ausgeführt im Labora- :
torium des Herrn Prof. Šafařík, ergab in *;:
Wasserstand
Phosphorsäure . . 13
Kieselerde . . . 425
Lhonerde 4:2) 124
Eisenoxydul. . . 114
Manganoxydul. . 13
Kalkerdeiir ne... 1:
Magnesia. .- . . 68
Alkolicm: .... .:..,,14::,70:08
1014
Herr Prof. Emil Weyr sprach: „Über die Grundaufgabe der
Involutionen dritten Grades.“
1. Ein Kegelschnittsbüschel bestimmt auf einem festen Kegel-
schnitte (Träger) eine allgemeine Punktinvolution vierten Grades.
Umgekehrt kann man eine solche Punktinvolution jedesmal, und zwar
auf unendlich viele Arten durch ein Kegelschnittsbüschel aus dem
festen Kegelschnitte herauschneiden. Eine Involution ist bekanntlich
durch zwei Elementengruppen bestimmt. Es sei nun C, der Träger
— Kegelschnitt und a,, as; A3, a,, By, By, d, d, zwei Gruppen einer
auf diesem Kegelschnitte befindlichen Punktinvolution vierten Grades.
Legt man nun durch die Gruppe («) einen beliebigen Kegelschnitt ©, ©
und durch die Gruppe (b) einen Kegelschnitt ß,, so wird das Kegel-
schnittsbůschel («, ß,), dessen Scheitel die vier Schnittpunkte der
Kegelschnitte «,, P, sind, auf dem Träger C, eine biguadratische
Involution bestimmen, für welche die beiden Gruppen (a), (db) zwi ©
Gruppen entsprechender Punkte sind, und welche Involution somit ©
die durch diese zwei Gruppen bestimmte ist. Da man («,) beliebig _
durch die Punkte der Gruppe (a), und $, beliebig durch jene dr ©
> 29
Gruppe (5) hindurchlegen kann, so ist klar, dass es doppelt unendlich
viele Kegelschnittsbüschel gibt, welche die auf C, gegebene biqua-
dratische Involution liefern.
Anstatt der allgemeinen Kegelschnitte «,, P, kann man in jedem
der beiden vollständigen Vierecke (a, a, a, a,), (db, d, b, b,) ein
‚Paar Gegenseiten wählen, wodurch man die Scheitel des Kegelschnitts-
büschels als die vier Eckpunkte jenes vollständigen Viereckes erhält,
für welches die beiden degenerirten Kegelschnitte ©, B, zwei Paar
Gegenseiten vorstellen. Das dritte Gegenseitenpaar dieses voll-
ständigen Viereckes schneidet dann (als ein Kegelschnitt des Büschels
fe, ß,]) den Träger C, in vier Punkten einer weiteren Gruppe der
gegebenen Involution. In dieser Weise kann man, wenn der Träger
gezeichnet vorliegt, mittelst des Lienals allein beliebig viele Gruppen
der durch die beiden Gruppen (a), (5) bestimmten biquadratischen
-© Involution construiren.
2. Wenn ein Scheitel des Kegelschnittsbůschels («, P,) auf
dem Träger C, liegt, dann wird dieser Scheitel ein Schnittpunkt des
Trägers mit allen Kegelschnitten des Büschels, so dass die Gruppen
der variablen Schnittpunkte nur mehr aus drei Elementen bestehen
und die Involution daher nur mehr vom dritten Grade sein wird.
Es bestimmt somit ein Kegelschnittsbüschel, von dessen vier Scheiteln
einer auf dem Träger C, liegt, auf diesem eine cubische Punktinvo-
lution. Umgekehrt kann man jede cubische Punktinvolution auf dem
Träger C, mittelst eines Kegelschnittsbüschels erzeugen, von dessen
| vier Scheiteln einer ein beliebiger Punkt des Trägers ist, Sind a,
G2 G3, by, d,, db, zwei Punktgruppen einer cubischen Involution auf
C,, so nehme man einen beliebigen Punkt o auf C; an, lege nun
durch 0, dx; a,, a,, einen beliebigen Kegelschnitt «, und durch o,
bi, d,, db, ebenso einen beliebigen Kegelschnitt ß,. Die Kegelschnitte
des Büschels («, P,) bestimmen dann auf C, die übrigen Gruppen
- der cubischen Involution. Man erkennt hier sofort, dass es dreimal
unendlich viele Kegelschnittsbüschel gibt, welche auf einem gegebenen
- Kegelschnitte eine gegebene Involution erzeugen.
9. Es sei C, ein fester Kegelschnitt, o ein Punkt auf dessen
Umfange und s, s, s, ein beliebiges Dreieck in der Ebene des -.
Kegelschnittes. Das Kegelschnittsbüschel, dessen Scheitel die vier
Punkte 0, s,, 5x, s; sind, wird nach Frůherem auf dem Träger C, eine
cubische Punktinvolution bestimmen. Unter den Kegelschnitten des
30
Kelle Büschels gibt es drei Gränzfälle, „welche
- paare dargestellt werden.
-
Es sind dies die Geradenpaare:
0783 Spo
0 59, S; S
0,3 "BhBa, |
V Sa Bezeichnet man also die
jo Dé Schnittpunktepaare der Geraden
ANN \ BE IN VES JÁ PETIT 0 R POS PON eo ke ů
nn V N 5, Sa“ 83 Sn Sn Sa mit dem Kegel-
BEN or \ schnitte C, resp. mit a,, a,; B,
f Er EN ek b,; c, C, und die zweiten Schmitt-
\ Sa es D
Aa EN JB ‘sy punkte des Trägers C, mit den
| DAJI + \ I AT s
Su MAY X ! 2 =
\ yo drei Strahlen 0 s,, 0 S, 0:8, resp.
z / . . .
N , VA / mit a, bz, C, 80 sind die Gruppen
& N \ UNTIN n
3 N \ , x né, VA VA U
PS a By DaB:
ant“ ICA PR AR
1 1 2 3
durch Geraden- m
drei Gruppen einer cubischen Punktinvolution auf C,. Die Punkte
Ay, Da, €, Sind nun offenbar die Projektionen der Scheitel des Dreiecks
(51 S; S) aus dem Purkte o auf den Kegelschnitt C,, während die
Punktepaare a,a,, 5,5, CC, die Schnittpunktepaare der resp. ge-
genůberliegenden Dreiecksseiten mit dem Kegelschnitte C, sind.
Wir können sonach den folgenden fruchtbaren Lehrsatz aussprechen:
„Die Seiten eines beliebigen Dreiecks schneiden
einen beliebigen Kegelschnitt in drei Punktepaare,
welche mit den drei Punkten, in denen sich die Ecken
des Dreiecks aus einem beliebigen Punkte des Kegel-
schnittes auf diesen projiciren, drei B
einer cubischen Involution bilden.“
So wie der Satz vom vollständigen Viereck das naturgemässeste
Mittel zur Vervollständigung der quadratischen Involutionen liefert,
so liefert der eben ausgeprechene Satz das einfachste Mittel zur Ver-
vollständigung cubischer Involutionen auf Kegelschnitten und somit =
der cubischen Involutionen überhaupt. Wir stellen uns daher die fol-
gende Aufgabe:
„Zwei Gruppen entsprechender Punkte 4, Qy 4, di, ir o,
A ERIC M
31
einer cubischen Involution auf dem Kegelschnitte C, sind gegeben
man soll zu irgend einem weiteren Punkte des Trägers C, das Paar
entsprechender Punkte construiren.“
Es sei c, der Punkt, dessen entsprechende Punkte wir con-
struiren sollen. Zieht man die Linien a, a, und 5, b,, so ist deren ©
Schnittpunkt der Punkt s,, welcher mit c; verbunden eine Gerade
liefert, die den Träger zum zweitenmale im Punkte o schneidet. Pro-
jicirt man nun %, aus o auf a, a, so erhält man s,, und ebenso
ist die Projektion von a, aus o auf 5, d,, der Punkte $]. Die Gerade
Sı, S, scheidet dann den Kegelschnitt im gesuchten Punktepaare cy, cz.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 22. Januar 1872.
| Anwesend die Mitglieder: Tomek als vorsitzender Classen-
secretär, Emler, Hattala, Stulc, Zoubek, Bene$, Gabler,
als Gäste die Herren Petera, Seydler, Drübek, Cimbura.
Herr Zoubek hielt einen Vortrag: „Über Prophezeiumgem zur
Zeit des dreissigjährigen Krieges, besonders die der Christine Po-
niatowski, als Beitrag zur Biographie des Amos Komenský,“
Sitzung der mathemalisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 26. Januar 1872.
Anwesend die Mitglieder: Krejčí, Schmidt, Kořistka,
Weyr, Küpper, Tilscher, Erben, und Herr Pelz als Gast.
Herr Prof. Küpper sprach: „Über eine Erzeugung der Raum-
curven der vierten Ordnung.“ (Erscheiut in den Abhandlungen der
Gesellschaft). .
Herr Prof. Kofistka sprach: „Über die graphische Bestimmung
trigonometrisch gemessener Höhen.“
Der Vortragende hatte dabei den Umstand vor Augen, dass
gegenwärtig bei allen Vermessungen, namentlich bei topographischen
Aufnahmen auf die Höhenverhältnisse des Bodens ein viel grösserer
Werth gelegt wird als früher, und daher bei geodätischen Arbeiten
alljährlich viele Tausende von Messungen gemacht werden, welche
berechnet werden sollen. Da für diese Art von Höhenbestimmungen
eine sehr grosse Genauigkeit nicht gefordert wird, und man sich n
der Regel mit der von einem halben Meter begnügen kann, hat der
Vortragende die bekannte Formel: Höhenunterschied — der Distanz
X Tangente des Höhenwinkels + der Correction wegen Refraction .
und scheinbarem Horizont in einem Diagramm dargestellt, in welchem
die Höhenwinkel von Minute zu Minute und die Horizontal-Distanz
von 10 zu 10 Metern die Argumente bilden, welche durch den dazu
gehörenden Höhenunterschied sammt der Correction als Ordinate -
verbunden werden, so dass leztere Grösse sehr schnell durch ein
einmaliges Abgreifen mit dem Zirkel gefunden werden kann.
Sitzung der mathematlisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 9. Februar 1872.
Anwesend die Mitglieder: Krejčí, Weyr, TilSer, Blažek, —
Küpper und die Herren Lieblein, Pelz und Zahradnik als
Gäste.
Herr Prof. Küpper sprach: „Über die Steinerschen Polygone auf
den Ourven dritter Ordnung und die damit zusammenhängenden Sätze.“
(Erscheint in den Abhandlungen.)
Herr Assistent Karl Pelz sprach: „Über die Bestimmung der
Axen von Central-Projektionen des Kreises.“
1. Die Aufgabe der directen Bestimmung der Axen bei der
Central-Projection des Kreises ist nicht nur vom theoretischen son-
dern auch vom praktischen Standpunkte genug wichtig, um die
Aufmerksamkeit des construirenden Geometers auf sich zu lenken.
In der That wurden bereits einige Lösungen dieses Problemes ge-
liefert, welche sich über das gewöhnliche Niveau der elementaren
Entwickelung der centralen Projection erheben. So z. B. enthält der
14. Band der Nouvelles Annales 1855 eine Lösung vom bekannten
Geometer Poudra; eine andere ist in den Sitzungsberichten der k.
Akademie Band LVI enthalten, und rührt von R. Morstadt her, und 2
eine dritte findet man in der Perspective Peschka-Koutny. (Seite 231.}
- Alle diese Lösungen sind, wie man sofort sehen wird, sehr unwesent-
lich von einander verschieden, obwohl jeder der drei Herrn Autoren
in eigener Art zum Ziele gelangt. Es sei mir erlaubt auf diese Con- -
struction in Kürze hinzuweisen. RR
Ist Fig. 1 F'die Fluchtlinie, D die Trace der Ebene des Kreises © 5
K, welcher mit derselben in die Bildebene umgeklappt gedacht wird, WR oa
33
C der Hauptpunkt und C, (C) die Distanz, so projiciren sich be-
"kanntlich nur diejenigen Sehnen des Kreises als Diameter des Bildes,
welche durch den Pol p der Verschwindungslinie V hindurchgehen.
Conjugirt werden dann solche Diameter sein, deren Originale be-
zügslich X conjugirte Linien sind. Nun bilden bekanntlich diese con-
- jugirten durch p gehenden Geraden eine Strahleninvolution, welche
auf der Geraden V eine Punktinvolution, deren Centrum v der Fuss-
punkt der von p auf V gefällten Senkrechten ist. Das Product der
Abstände entsprechender conjugirter Punkte dieser Involution ist ,
nun constant und zwar gleich dem Quadrate der Tangente, welche
von v an K gelegt werden kann. Hieraus folgt bekanntlich, dass die
über den von entsprechenden Punkten begränzten Strecken als Durch-
messer beschriebenen Kreise durch zwei feste Punkte g, g' gehen,
welche auf dem zu V senkrechten Kreisdurchmesser ov liegen, und
welche man erhält, wenn man mit der Länge der erwähnten Tan-
sente aus v einen Kreis beschreibt. Ferner erkennt man, dass alle
diese ein Büschel bildenden Kreise den Kreis X orthogonal durch-
schneiden. Um nun zu den Axen des Bildes zu gelangen, bemerke
man, dass es die Bilder von jenen zwei conjugirten durch p gehenden
Geraden sein werden, welche V in einem solchen Punktepaar r, r’
schneiden, das vom umgelegten Centrum (C) aus unter rechtem
Winkel gesehen wird.
Es ist daher unsere Aufgabe zurückgeführt:
a) entweder auf die Construction eines Kreises, welcher durch q
und (C) geht, und auf W seinen Mittelpunkt hat, oder
5b) auf die Construction eines (desselben) Kreises, welcher durch
(C) geht, auf W seinen Mittelpunkt hat und K rechtwinklig
schneidet.
Die erste Lösungsart hat Poudra und die zweite Morstadt (am
eit. Orte) durchgeführt, wobei nebenher bemerkt sein mag, dass die
erwähnten Autoren eine von obiger abweichende Beweisführuug ge-
brauchten. Wenn wir beachten, dass die Involution conjugirter Strahlen
am Punkte p auch die Trace D in einer Punktinvolution trifft, dass
also auch hier die über den Punktepaaren dieser Involution beschrie-
benen Kreise durch zwei feste Punkte x, z“ gehen, welche man leicht
construiren kann, so erhellet, dass die Lösung unserer Aufgabe auch
darauf hinaus kommt, jenes Paar r,, r‘, der Involution auf D zu
finden, weiches vom Mittelpunkt p‘ des Kreisbildes unter rechtem —
Winkel gesehen wird. Dieser Gedanke liegt der Construction zu
Grunde, welche die H. Peschka und Koutny lieferten.
Sitzungsberichte VI, 3
—
Gegen die eben angeführten Constructionen liesse sich für den a
in der Praxis am meisten auftretenden Fall, wo sich der Kreis als ©
Ellipse darstellt, die Einwendung erheben, dass sie nur dann einfach
durchführbar sind, wenn man mit der ganzen Distanz arbeitet, und
dass sie sich recht complicirt gestalten müssen, wenn nur ein aliquoter _
Theil der Distanz zu Gebote steht.
Aus dem Grunde erlaube ich mir hier auf eine directe Con-
struction aufmerksam zu machen, welche vielleicht auch einiges theo- i
retische Interesse haben důrfte.
Hat man in der Ebene einen Kegelschnitt Z (siehe Fig. 2)
mit dem Mittelpunkte o und den Brennpunkten f, f“ und einen festen.
Punkt p, und dreht sich eine Gerade (G) um p, so durchläuft be-
kanntlich der Pol (9) von (G) die gerade Polare P von p und das
vom Pole (g) zur entsprechenden Polare (G) gefällte Perpendikel
umhüllt eine Parabel II, für welche sich (für specielle Lagen von G)
sehr leicht ergibt, dass sie die beiden Axen A, B von Z, und die
beiden den Winkel /pf“ halbirenden Linien‘ 7, H' zu Tangenten
besitzt. Die Gerade op ist da A L, B und ZH _ LH, ist die Di-
rectrix dieser Parabel und den Brennpunkt der letzteren erhält man
unmittelbar als den Schnittpunkt der Geraden a’, ab’, wenn a,b, .
und a‘, d“ die Schnittpunkte von HZ und JH“ mit den entsprechenden -
Axen sind. Die Parabel 77 ist daher durch die drei Punkte , 9, f
vollkommen bestimmt, und von = selbst durchaus unabhängig, und
ist nicht nur für alle zu & confocalen Kegelschnitte dieselbe, sondern —
bleibt auch ungeändert für jeden Kegelschnitt S, welcher irgend
einen von den zu ZX confocalen derart doppelt berührt, dass die
Berührungssehne die Polare des Punktes p ist. Denn die Winkel-
halbirenden HF, H’ bleiben ungeändert und überdies sind die Nor-
malen des Kegelschnittes in den Contactpunkten (der obigen Erzeu-
gungsart zufolge) Tangenten der Parabel 77. Da jede von den Winkel-
halbirenden Tangente eines und Normale eines zweiten von den
confocalen Kegelschnitten ist, so folgt, dass, wenn man über dem von
diesen Halbirenden und der Nebenaxe von Z gebildeten Dreiseit
pbb‘ einen Kreis beschreibt, derselbe durch die Brennpunkte f, f
hindurchgeht. Da jedoch das erwähnte Dreiseit auch der Parabel 7 _
umgeschrieben ist, so erhellet, dass genannter Kreis auch durch den ©
Brennpunkt x der letzteren geht, und dass selbstverständlich diese
Relation auch für die Kegelschnitte S bestehend bleibt. or
Betrachten wir speciell (siehe Fig. 3) das Punktepaar f, f as © f
einen der confocalen Kegelschnitte, so gelangt man zu dem Resultate,
2 | 35
dass die Parabel IT für alle die Geraden p f, p f in f f' respec. -
berührenden Kegelschnitte (S) dieselbe bleibt, und dass somit die
Axen dieser Kegelschnitte Tangenten von JZ sind. Ein solcher Kegel-
-- schnitt S wird nun vollkommen bestimmt sein, sobald man seinen
Mittelpunkt m, welcher auf o p liegen muss, kennt, denn die von m
an die Parabel IT gezogenen Tangenten sind die Axen dieses Kegel-
schnittes, welche man, da pm die Directrix der Parabel ist, sofort
-als die Halbirenden des Winkels pmx erhält. Die reellen Brenn-
punkte B, ß‘ construirt man nach früherem einfach dadurch, dass
man jenen Kreis X beschreibt, welcher durch x und » geht, und
seinen Mittelpunkt auf einer der construirten Hauptaxen von S hat,
während er die andere in reellen Punkten schneidet. Diese vielleicht
auch an und für sich nicht uninteressanten Ergebnisse lassen sich
nun in folgender Weise für unsere Zwecke vortheilhaft verwenden.
Es sei f, f‘ (siehe Fig. 4) der in der Bildebene liegende Durch-
messer eines central zu projicirenden Kreises XK, dessen Ebene zur
Tafel senkrecht steht.“) Das Bild wird dann offenbar ein Kegelschnitt
sein, welcher die Geraden C f, C f' in den Punkten f, f‘ berührt,
wobei C der Augpunkt ist. Der Mittelpunkt » der Central-Projection
liest somit auf der Geraden Co, welche C mit dem Mittelpunkt o
des Kreises X verbindet, und die ganze Projection wird also voll-
kommen bestimmt sein, sobald wir diesen Mittelpunkt m angeben.
Nun ist aber dieser Mittelpunkt m bekanntlich der Halbirungspunkt
der Projection des zur Tafel senkrechten Durchmessers des Kreises
K, und da die Projection des letzt genannten Durchmessers durch C
geht, so bestimmen wir die Länge dieser Projection für den Fall, als
z. B. mit der halben Distanz gearbeitet wird, dadurch, dass man auf
den umgelesten zu ff‘ senkrecht stehenden Durchmesser beider-
seits den halben Kreisradius aufträgt und die erhaltenen Endpunkte
mit dem umgelesten = verbindet. Es sei nun m der so construirte
Mittelpunkt des Bildkegelschnittes. Um die Axen desselben zu er-
halten, genügt es nach dem früher Entwickelten den Brennpunkt = _
jener Parabel 77 zu construiren, welche durch die Punkte f, f (als
*) Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass die erste Annahme die
Allgemeinheit durchaus nicht beinträchtigt, da man bloss den zur Tafel
parallelen Durchmesser entsprechend zu vergrössern oder zu verkleinern
braucht, und dass die Constructionen fast dieselben bleiben, wenn die Ebene
des Kreises X zur Bildebene geneigt ist.
3*
Brennpunkte confocaler Kegelschnitte) und durch 0) (als Pol) in "=
kannter Weise bestimmt ist. Zu diesem Zwecke werden die Halbirungs- ©
linien 4, H‘ des Winkels /Cf“, und der Kreisdurchmesser ER
nebst an zu ihm senkrechten verwendet. s
Wir machen hier noch darauf aufmerksam, dass die Geraden
b’a (siehe Fig. 3) und a“d, deren Schnittpunkt z ist, auf einander Ú
senkrecht stehen, und dass weiter der Winkel poj“ — dem X fox Et
und der X opa — X apr ist, da man diese Relation dann vor- ©
theilhaft zur Construction des Punktes z benützen kann, wenn etwa
a‘ oder b‘ oder beide zugleich ausserhalb der kicker fallen. ©
Hat man x Fig. 4, so handelt es sich darum, aus m die beiden
Tangenten an die Parabel 77 zu construiren, welche, da m der Di-
rectrix angehört, auf einander senkrecht ae und sich als die '
Halbirungslinien des Winkels Omz ergeben. Um nun schliesslich -
auch die Brennpunkte 6, B“ des Bildes zu finden, genügt es zu be-
merken, dass dieselben nach Früberem in einem Kreise K liegen,
welcher durch x und C geht und dessen Mittelpunkt auf der Nebenaxe ©
des Bildes liegt.
Es sei mir zum Schlusse die Bemerkung erlaubt, dass sich.
dieselben Principien in fast unveränderter Weise für die Axen und
Brennpunktconstructionen der Bilder beliebiger Kegelschnitte in be-
liebiger Lage verwenden lassen, und zwar aus dem Grunde, weil es
nur darauf hinauskommt, irgend zwei Tangenten nebst deren Berüh-
rungspunkten und den Mittelpunkt des Bildes sich zu verschaffen,
was auch in dem Falle, wenn nur ein aliquoter Theil der Distanz
gegeben wäre, leicht zu erreichen ist.
In der beiliegenden Tafel sind auch die Fälle behandelt, wenn
das Bild des Kreises eine Parabel oder Hyperbel wird (siehe Fig. 5
und 6).
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und a
am 19. Februar 1872.
Anwesend die Mitglieder: Tomek, Tieftrunk, Em. Weyr,
Malý, Beneš; als Gáste die Herren T. Weyr, Ed. er 2
Juppa, Pažout. BE
Herr Prof. Maly las einen Vortrag: „Über das o Theater
zur Zeit Shakespeares.“
37
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 23. Februar 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Frič, Küpper,
-Kořistka und Herr O. Novák als Gast.
Herr Prof. Ant. Frič sprach: „Über Palaemon exul, eine neue
Crustacee aus dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin in Böhmen.“
Bei der Durchsicht der reichen Petrefactensammlung des Dr.
E. Holub fand ich auf einem dünnen Blättchen des Polierschiefers
von Kutschlin eine kleine Crustacee, welche eine auffallende Aehn-
lichkeit mit einer Garnelle hatte.
Das Erscheinen eines Meerkrebses auf einer Gebirgsart, in der
wir bisher gewohnt waren, bloss Süsswasserfische und Landpflanzen
zu sehen, bewog mich eine genauere Untersuchung des Petrefacts
vorzunehmen. Dasselbe wurde mir vom Besitzer bereitwillig auf einige
Tage geliehen.
Leider befand sich das Stück in einem beklagenswerthen Zu-
stande, denn es war mit einem dicken unreinen Harzlack überzogen ©
und aus mehreren Stücken zusammengeklebt, doch waren einzelne
Partien so gut erhalten, dass ich mit 30facher Vergrösserung das
Detail untersuchen konnte.
Das Thier liegt auf der Seite, mit nach vorne und aussen ge-
streckten Fühlern, die Füsse der linken Seite in halber Biegung, den
Schwanz gekrümmt, unterschlagen.
Der Thorax ist 8 m. m. lang und etwa 3 m. m. breit; vorne
lauft er in der Mitte in einen erhabenen Kamm aus, der auf seinem
Rücken 6 nach vorne gerichtete Zähne trägt.
Zu jeder Seite des Kammes stehen längliche Körper, welche
wahrscheinlich den Augenstielen entsprechen, auf deren Enden ich
aber nicht die Facetten des Auges gehörig unterscheiden konnte.
Die inneren Fühler haben ein 3gliedriges Basalstůck und von
den Geisseln sind bloss 2 erhalten. Dieselben sind von der Länge
des Thorax und die äussere ist bedeutend stärker als die innere. Von
der dritten Geissel, welche bei den wahren Palaemons noch vorkommt,
sah ich ein Rudiment, welches aber nach einer versuchten Reinigung
der betreffenden Stelle verschwand. ©
Die äusseren Fühler haben eine grosse Basalschuppe, welche
an 10 Fühlerglieder deckt. Die Geissel ist viel stärker als die an den
inneren Fühlern und das erhaltene Fragment 8 m. m. wird etwa die
Hälfte ihrer Gesammtlänge betragen.
=
Das erste Fusspaar war klein und sein Ende ist nicht deutlich. "tá
erhalten. Das 2te ist das stárkste, es trágt eine schmale Schere mit Br,
Fingern, und ragt um 5 m. m. über den Vorderrand des Thorax -©
hervor. Das 3te und 4te Paar ist schwächlich, das 5te von doppelter
Grösse und Stärke der vorhergehenden. we.
Ueber die Schwanzsegmente lässt sich nicht mehr sagen, als dass pe
£ sie in den äusseren Umrissen mit denen des Palaemons überein- |
‚stimmen, ebenso die 5bláttrige Schwanzflosse.
Die Entdeckung dieses exquisiten Seekrebses in Süsswasser-
ablagerungen nöthigt uns zu manchen Erwägungen über die Erklä- n
rung dieser Erscheinung. u. 3
Die jetztige Schöpfung bietet uns einige Beispiele, welche he-
Räthsel zu lösen helfen. Bei -der Erhebung der Continente bleiben —
kleine Binnenseen übrig, die mit der Zeit ihren Salzgehalt verlieren.
Die Seethiere, die daselbst - geblieben waren, sind zum Theil unter-
gangen, zum Theil haben sie sich an das Süsswasser gewöhnt.
So findet man jetzt die Gattungen: Idothaea, Sphaeroma und ©
Gammarus in den süssen Gewässern Toscanas úád Mysis in den |
schwedischen Landseen.
Auch die Adelsberger Grotte hat in ihren Gewässern einen —
blinden Palaemon: Troglocharis Schmidti. Interessant ist es, dass die
soeben vom Ot. Novák bei Waltsch entdeckte Crustacee auch mehr
den Meeresasseln als den Landasseln sich nähert und es ist diess
also das zweite Beispiel, dass wir in unseren tertiären Süsswasser-
ablagerungen Gattungen finden, die sonst in der Regel nur im Meere
leben.
39
‚Herr Otomar Novák sprach: „Über eine neue Isopoden-
Gattung aus dem tertiären Sůsswasser-Kalk von Waltsch.“
Der Süsswasserkalk von Waltsch, eines etwa 6 Stunden süd-
westlich von Saaz gelegenen Ortes, zog schon seit längerer Zeit die
Aufmerksamkeit der Palaeontologen auf sich. Die Ursache lag in
einem höchst interessanten palaeontologischen Funde, dessen bereits
in älteren Werken erwähnt wird. Es war dies ein Nagerskelet, dessen
- Mylius (Memorabilia Saxoniae subterraneae II. 1718), Heben-
- streit (Museum Richterianum 1743), Walch (Naturgeschichte der
Versteinerungen etc. 1769), Cuvier (Ossemens fossiles V. 1. T. 3.
f. 13.) und Andere erwähnen, und welches endlich H. v. Meyer
(Dunker et Meyer: Palaeontographica IV. 1856 p. 75. T. 14.) für
einen Nager aus der Familie der Omnivoren erklárt. Im J. 1852 wird
von Prof. Dr. A. E. Reuss des Sůsswasserkalkes von Waltsch
in der Abhandlung: Geognostische Skizze der tertiáren Süsswasser-
schichten des nördl. Böhmens*) erwähnt, und die dort sehr zahl-
reichen Schneckenschalen von Limnaeusacutus, Braun angeführt.
In der Beschreibung der fossilen Thierreste der tertiaeren Süsswasser-
gebilde des nördl.. Böhmens von A. E. Reuss und H. von Meyer ”*)
werden noch folgende Versteinerungen von der genannten Localitát
angeführt, welche ausschliesslich Süsswasserfische sind, nämlich: Leu-
ciscus Stephani Myr., Leuc. Colei Myr. und Esox Walt-
schanus Myr.
6 Da seit längerer Zeit aus den Waltscher Kalkgruben kein Stein
mehr gewonnen wird, so ist es leicht erklárlich, dass hier keine
Versteinerungen mehr vorgefunden wurden, bis es Dr. Ant. Frič
gelang, in neuester Zeit einen Rhynoceroszahn für die palaeon-
tologischen Sammlungen des Prager Museums zu gewinnen. Derselbe
soll nicht am südwestlichen, sondern am nordöst. Abhange des Walt-
scher Galgenberges vorgefunden worden sein, was bis jetzt noch
einigem Zweifel unterliegen dürfte.
Im Monate Juli des eben verflossenen Jahres wurde ich von
der naturhistorischen Section des Prager Museums beauftragt, wo-
möglich reichliches palaeontologisches Materiale aus der Umgebung
von Waltsch einzusammeln, bei welcher Gelegenheit ich so glücklich
war, nebst der aus dem Süsswasserkalke von Tuchořic be-
reits bekannten, für den Süsswasserkalk von Waltsch jedoch neuen”
*) Dunkler et Meyer: Pal®ontographica 1852 p. 9.
+F) Dunkler et Meyer; Paleontographicá 1852 p. 43.
tenen Isopodenrest zu entdecken, dessen Beschreibung ich hie
folgen lasse.
Das Petrefact stammt aus dem gelblich braunen, festen, porósen.
Kalksteine, welcher in einer Mulde am sůdwestlichen Abhange das
Galgenberges bei Waltsch abgelagert ist, der an Limnaeus.
subpalustris Thom. (L. acutus, Braun) sehr reich ist und.
. dessen Liegendes aus einem weisslich gelben, plattenförmigen, an eini- k
gen Stellen zu Tage tretenden Kalke besteht, dessen einzelne Platten
in sehr dünne Scheiben von 1—2 m. m. Durchmesser gespalten werden ©
Galgenberg I A9
a b c d
Plattenförm. mit Basalt-
Tuff wechselnd. Kalk. Poröser Kalk. Basaltischer Tuff. Basalt.
können. In diesem Kalke wurden nebst vielen Pflanzenabdrücken die vor-
her erwähnten Fischreste vorgefunden. Dieser Kalkstein wechselt, wie
man aus einzelnen grossen Stücken, die in den alten Halden vor-
kommen, schliessen kann, mit dünnen, gelblichen, an braunen Glimmer- A
bláttchen reichen Basalttuffschichten, welcher Umstand an zahl-
reiche Eruptionen erinnert, welche noch vor dem Auftritte der rie-.
sigen Basaltmassen ange, mussten. Die Kalkmulde wird von einer
mächtigen Basalttuffschichte überlagert, in welcher zahlreiche Pflan-
zenreste begraben sind. Das SHE ideale Profil soll die Ver-
hältnisse beleuchten und zugleich versinnlichen , wie der Kalk durch ©
Schachte und Stollen gewonnen wurde. h
Beschreibung des Isopoden.
Der Körper dieses kleinen Krustenthieres ist oval, breit, nach. N
den beiden Enden, besonders aber nach vorn etwas zugespitzt und
*) Nach der Bestimmung des H. Assist. A. Slavík,
EN
R
u
a
=
BR ný“ 5 ba
stark gewölbt. Seine Länge im halbeingeroliten Zustande beträgt
10 m. m. bei 3 m. m. Höhe und 3 m. m. Breite, welche letztere am
fünften, das ist, am breitesten Thoraxsegmente gemessen ist. Die
Totallinge des Thieres im gestreckten Zustande würde 15. m. m.
betragen. Das vordere mehr zugespitzte Ende trägt einen Kopf von
mittlerer Grösse. Derselbe hat eine verticale Lage, ist convex, etwas
weniger breit als die Hälfte des fünften Thoraxsegmentes. Er ist im
Fig. 1. Seitenansicht des Thieres,
Fig. 2. Der Kopf von vorne:
a) Stirnfortsatz.
b) Erstes Fühlerpaar.
© Fig. 3. Das dritte und vierte Thoraxsegment stark vergrössert :
a) Articulationsknie des Mittelstůckes.
b) Articulationsfláche des Epimeraltheiles.
© ©) Epimeralfurche.
d) Abdruck der inneren Schalenfläche.
a) Innere
Fig. 4. Pygidi =
29 ygidium von oben 0 Aumsere
j Lamelle des letzten Abdominalfusspaares,
Fig. 5. Id. Seitenansicht.
' Ganzen sechswinkelig, am inneren Rande sanft eingebuchtet und trägt
seitlich an seinen äussersten Winkeln zwei kleine Augen, die zu-
sammengesetzt zu sein scheinen. und noch in der oberen Hälfte des
Kopfes ihren Platz einnehmen. Dicht über den Augen, jedoch etwas
nach hinten, befindet sich ein kleiner, halbkreisförmiger Fortsatz,
welchem eine Einbuchtung im ersten Thoraxsegmente genau entspricht.
Der äussere Rand des Kopfes besitzt einen seitlich eingeschnittenen,
49
N
zungenförmigen Fortsatz, den sogenannten Stirnfortsatz, welcher
- bei vielen lebenden Isopodengattungen sehr wohl entwickelt _
+
ist und sich mit seinem vorderen Ende an das Epistomum schliesst.
Die eben angeführten Verhältnisse erinnern stark an die Gattung
Sphaeroma. Ueber diesem erwähnten Stirnfortsatze ist eine seichte
Vertiefung des Kopfes, welche sich vom äusseren Rande bis
fast zur mittleren Querlinie halbkreisförmig erstreckt, deutlich wahr-
zunehmen.
Zur linken Seite dieses Stirnfortsatzes bemerkt man den fast
viereckigen, länglichen Basaltheil des ersten Fühlerpaares mit
einem noch nachfolgenden, rundlichen Gliede. Rechts ist gar kein Rest
des eben genannten ersten Fühlerpaares erhalten. Vom zweiten Fühler-
paare ist auch keine Spur wahrzunehmen. Die Breite des Kopfes
beträgt 4 m. m., die Höhe 2°/, m. m.
Der übrige Körper besteht aus 9 scharf abgesonder-.
ten Gliedern, die einander zwar ähnlich sind, jedoch sowie in
ihrer Breite und Länge, als auch in einzelnen Theilen beträchtliche
Verschiedenheiten darbieten, was besonders beim letzten Hinter-
leibsgliede der Fall ist.
Das erste Thoraxglied weicht in seiner Form etwas von ©
den drei nachfolgenden ab, es ist nämlich länger und weniger breit.
Sein äusserer Rand ist halbkreisförmig, vorn stark eingeschnitten,
so dass seitlich zwei, nach vorn ragende zugespitzte Fortsätze ent-
stehen, welche zu beiden Seiten den Kopf umschliessen, wie diess
z. B. bei der Gattung: Percellio Latr., Oniscus Latr. ete. der Fall
ist. Es ist nur noch zu erwähnen, dass das erste Thoraxglied keine
Epimeralfurchen besitzt, welche an den übrigen Segmenten wohl
entwickelt sind.
Die drei nachfolgenden Segmente bieten nichts besonderes dar,
ihre Form ist ganz gleichartig, sie können also gemeinschaftlich be-
schrieben werden; nur sind sie immer ein wenig breiter, je weiter
nach hinten sie zu liegen kommen. Ein jedes derselben ist aus drei
deutlich erkennbaren Theilen zusammengesetzt: aus einem convexen
Mittel- oder Dorsalstücke und aus zwei flachen, nach hinten
gekrümmten Seiten- oder Epimeralstücken, welche durch
eine schwach gebogene Furche vom Mittelstücke getrennt sind. So
wie am Mittelstück, so lassen sich auch an den beiden Epimeralstücken ©
zwei verschiedene Theile unterscheiden: Der eine, dessen Schale
punktirt erscheint, entspricht der äusseren Oberfläche des % A
Thieres, der andere ist ganz glatt, und diess ist die Articulations- k
bb
45
fläche, welche am Mittelstücke aller Körpersegmente
mit dem vorhergehenden, an den beiden Epimeralstücken
des ersten bis vierten Thoraxgliedes jedoch mit dem nach-
folgenden Körpersegmente articulirt. An den Epimeralstücken
ist das Articulationstück von dem, der äusseren Oberfläche entspre-
chenden Stücke durch eine scharfe, längliche Kante getrennt. Bei
den Epimeralstücken des fünften Thoraxgliedes ist zwar ein, den oben
beschriebenen Articulationsflächen analoges Organ vorhanden, aber
es ist keine Articulationsfläche wie die vorerwähnten, da
sich das ganze Epimeralstück in gleichem Maasse über das des vor-
hergehenden, als auch über das des nachfolgenden Kör-
persegmentes blattförmig erhebt. Die längliche Kante, welche bei
den drei vorhergehenden Segmenten die Grenze zwischen dem der
äusseren Oberfläche entsprechenden Stücke und -dem Articulations-
stücke andeutet, ist nicht so scharf ausgebildet, da sie ihrer ganzen
Länge nach abgerundet ist. Uebrigens erscheint auch seine ganze
Oberfläche, so wie die übrige Körperschale fein punktirt, was
bei den Articulationsflächen der vorhergehenden Epimeralstücke nicht
der Fall ist; ein klarer Beweis, dass die eben besprochene Eigen-
thümlichkeit des fünften Thoraxsegmentes nicht etwa durch Zufall
im Versteinerungsprocesse oder noch vor demselben geschehen konnte,
da doch alle Articulationsflächen, um jede Reibung zu verhüten,
glatte Oberflächen besitzen. Demnach können die Epimeralarticu-
lationsflächen der nachfolgenden drei Körpersegmente nicht mehr,
-wie bei den vier ersten Segmenten hinten angebracht sein, sondern
sie sind in umgekehrter Weise vorn angebracht, sie articuliren
also nicht mehr mit dem nachfolgenden, sondern mit dem vorher
gehenden Gliede. Auch die Articulationsfläche des letzten Hinterleibs-
gliedes ist vorn angebracht.
Die zwei letzten Thoraxsegmente sind, was ihre Form anbelangt,
wieder von gleicher Beschaffenheit. Ihre Form ist jedoch anders
beschaffen als die der eben beschriebenen Segmente. Sie sind kürzer
und enger. Die Epimeralstücke biegen sich knapp an ihrem Ursprunge
stark nach hinten, nehmen dann eine horizontale Lage an und
krümmen sich endlich ein wenig nach vorn, also in entgegen-
gesetzter Richtung zu den ersten Thoraxsegmenten. Ausser-
dem ist noch das siebente dicht hinter der Epimeralfurche keilförmig
eingeschnitten.
Der Hinterleib besteht aus zwei Gliedern. Das erste ist so
beschaffen wie die zwei eben beschriebenen letzten Thoraxglieder,
«' "4
ak
nur besitzt es, so wie das erste Thoraxsegment, keine Epimeral-
© furche. Der keilförmige Einschnitt des letzten Thoraxgliedes wird von |
-einem dreieckigen Stücke erfüllt, welches jedoch eher dem ersten
Hinterleibsgliede als dem siebenten Thoraxgliede zugeschrieben werden ©
dürfte. Ausserdem bemerkt man am ersten Hinterleibsgliede einige ©
Querlinien. Diese zwei letzten Eigenthümlichkeiten können darauf
hinweisen, dass das erste Hinterleibsglied aus mehreren Segmenten
verschmolzen sein dürfte.
Das zweite Hinterleibsglied (pygidium) ist gross, schild-
förmig, stark convex, nach hinten etwas zugespitzt, mit fast horizon-
talen seitlich eingeschnittenen Rädern. Zur rechten Seite dieses Ein-
schnittes sind zwei sehr deutliche Lamellen erkennbar. Die
innere (obere) Lamelle ist länglichoval, zu beiden Seiten etwas ein- ©
geschnitten. Von der äusseren (unteren) ist nur ein kleiner Theil
sichtbar, da er von der grösseren (oberen) Lamelle überdeckt wird.
Links ist nur eine Lamelle erhalten. Offenbar sind diese Lamellen
nichts anderes, als das letzte Paar der Afterfüsse, welche _
mit dem letzten Hinterleibsgliede eine grosse Flosse bilden, die _
der ganzen Abtheiluog der Natatoren (I. nageurs des Milne
Edwards) als ein höchst charakteristiches Merkmal dient. Hiemit
wäre auch die Stellung unseres Fossils unter den schwimmenden,
Isopoden mit grösster Sicherheit festgestellt. Die Länge des
pygidiums beträgt 4°), m. m. Die Breite 7 m. m.
Auch die Schale des Thieres besitzt ihre Ejgenthůmlichkeiten ;
sie erscheint nämlich an ihrer ganzen Oberfläche und an den letzten
Abdominalfüssen fein punctirt. Die nur dem bewaffneten Auge
ersichtlichen Grübchen sind dicht neben einander ohne alle Ord-
nung zusammengehäuft und bedecken die ganze Oberfläche. Nur an
den Articulationsflächen, zwischen je zwei Segmenten, ist die
Schale gänzlich glatt. An zwei Stellen, und zwar am Kopfe
und am vierten Thoraxseomende ist die dünne Schale abgesprengt;
darum ist auch der Abdruck der inneren Schalenfläche am Gestein
ersichtlich. Sie zeigt eine ganz eigenthůmliche netzartige Ner-.
vatur.
Nach der Einrichtung der einzelnen Körpersegmente lässt sich
vermuthen, dass sich das Thier nicht vollständig einrollen
konnte.
Nach diesen Eigenthümlichkeiten des Baues ist es klar, dass
dieses fossile Krustenthier vollständig von allen bis jetzt bekannten Be
Isopoden verschieden ist; es dürfte aber der Familie der Sphae-, Er
RR ;
a VB vyapkc s PVENNÉ- Pr 2 ee a EN dan, EN TE 0
45
romidaeen am nächsten stehen. Ich erlaube mir dem Fossile den
Namen Archaeosphaeroma Friči vorzuschlagen.
Herr Prof. Küpper setzte seinen Vortrag: „Über die Steiner-
schen Polygone“ fort.
Sitzung der lasse für Philosophie, Weschichte, Philologie am 4. März 1872,
Anwesend die Mitglieder: Tomek, Hattala, Tilšer,
Kalousek, Erben; als Gäste die Herren: Petera und
P. Macháček.
Prof. Hattala hielt einen Vortrag, in welchem er die in einer
früheren Sitzung angeregte Frage: „Über eine allgemeine slawische
Schriftsprache“ dahin beantwortete, dass dazu noch keine der vor-
- handenen slawischen Schriftsprachen geeignet sei.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen (lasse am 8. März 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Blažek, G. Schmidt,
Mach, Kořistka, Er. Weyr, und die Herren: O. Feistmantel,
Zahradnik und Er. Weyr als Gäste.
Herr Otakar Feistmantel sprach „Über Pflanzenreste aus
dem Steinkohlenbecken von Merklin“ wie folgt:
Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist abermals die Kenntniss
der Petrefacte unserer Steinkohlenformation in einer bisher unbe-
rührten Richtung zu erweitern, nämlich die Petrefacte der Stein-
koblenmulde von Merklin vorzuführen; auf die geologischen Ver-
hältnisse näher einzugehen, gestattet mir der Raum und der Stand-
punkt, den ich einnehme, nicht, da selbe seiner Zeit Herr Professor
Krejčí behandeln wird; ich will sie nur insoweit berühren, als es
das allgemeine Verständniss erfordert.
Das Merkliner Becken bildet den südlichen Schlusstein der
böhmischen Steinkoblenformation in ihrer von Nord-Ost nach Süd-
West gehenden Richtung.
Es gehört diese Mulde zu den kleinen, isolirten Becken, die
in der früher angegebenen Richtung den Hauptcomplex unserer Stein- -
kohlenformation begleiten, zur Zeit ihrer Bildung gewiss mit den
®
Hauptbecken zusammenhingen und erst später durch Hebungen ausser © je
Zusammenhang mit ihnen gebracht wurden und in ihrer jetzigen 2:
Form und Beschaffenheit auftreten.
Es liegt dieses Becken westlich, nicht weit von der Stadt
Merklin, nach der es seinen Namen führt und hat im Ganzen einen.
Flächenraum von etwa '„ [J Meile.
Von dem Hauptcomplex der böhmischen Steinkohlenformation,
die nach Süden mit der Pilsner Ablagerung endet, wird das Merk-
liner Becken durch einen Rücken von Urgebirgsgesteinen getrennt,
deren höchsten Punkt der Berg „Kreuzberg“ bildet.
Was die Kenntniss von diesem Becken anbelangt, so ist sie
eine bloss beschränkte; die vollkommenste und fast einzige Abhand- 2
lung fällt in das Jahr 1856, wo Ferdinand Lidl im Jahrbuche der
geologischen Reichsanstalt, im 2. Hefte, pag. 249 eine Abhandlung
„Kenntniss der Steinkohlenformation im Pilsner Kreise von Böhmen“
veröffentlichte, wo er auch des Merkliner Beckens gedenkt, und zwar
ziemlich genau.
Nach Lidl’s Auffassung bildet diese Ablagerung eine vollkom-
mene Mulde, wo die Schichten vom Rande gegen den Mittelpunkt
hin einfallen und zwar unter einem Winkel von etwa 10—20°,
Die Steinkohlenflötze beginnen aber nach seiner Angabe schon
bei dem Dorfe „Skrchlep“ (bei ihm als „Stirchlowa* angeführt). Die
Ablagerung ist eine im Allgemeinen regelmässige zu nennen, bis auf
eine Verwerfung, beiläufig in der Mitte der Mulde, welche die Schich-
ten um 2—3° verwirft.
Als Hauptgesteine treten hier auf Sandsteine, dann Schiefer
und Kohlenflötze; als untergeordnet führt Lidl auch das Vorkommen
von Sphärosideriten im Hängenden der Kohlenflötze auf.
Dies Becken ist überall auf Urgebirge abgelagert.
Kohlenflötze führt Lidl zwei an, das Oberflötz in einer Mächtig-
keit von 3—6‘, das Unterflótz von '/„—1“.
Was Petrefacte anbelangt, so führt Lidl namentlich keine an,
nur in dem Kohlenschiefer unter dem Unterflötz erwähnt er der
Stigmaria ficoides Bgt.
Eine zweite, kürzere Andeutung über dieses Becken ist ent-
halten in dem Werke von Prof. Geinitz: „Steinkohlen Deutschlands
und anderer Länder Europas“ auf Seite 307; darnach misst dies.
Becken etwa 100 Massen; Steinkohlenflötze sollen drei vorhanden
sein, die zusammen eine Mächtigkeit von etwa 50‘ aufweisen und © eu
die bloss durch sehr schwache Schichten von Schiefer getrennt sind, ©
47
so dass sie eigentlich nur ein einziges Kohlenflötz bilden, das durch
das Einschieben von Schiefer in drei Abtheilungen getrennt ist.
So verhält sich nach Prof. Geinitz's Angabe das Kohlenflötz in
den Bauen, die dem Herrn Ziegler und der Neugedeiner Fabrik
gehören; in den Bauen des Herrn Lambi erreicht der Schiefer
-zwischen den Flótzen bis 12° Máchtigkeit, wo dann scheinbar zwei
| Flótze auftreten.
s Im Jahre 1870 erstreckten sich die Arbeiten der geologischen
Sektion fůr naturhistorische Durchforschung von Bóhmen auf die
Pilsner Mulde; von hier aus wurde auch ein Ausflug in dies kleine
Becken unternommen, und von Herrn Prof. Krejčí, den ich beglei-
tete, geologisch näher untersucht, während ich es mir zur Aufgabe
stellte, die Petrefacte daselbst zu sammeln und zu bestimmen.
Über die geologischen Verhältnisse, wie sie sich erwiesen, will
ich nur folgendes bemerken:
Die Mulde ist auf Urgebirge abgelagert. Die Ablagerung ist
in zwei Abtheilungen getheilt und zwar durch einen Amfibolrücken,
der hinter dem Dorfe Skrchlep auftritt. Die westliche Ablagerung
vor dem Amfibolrücken enthält bloss Kohlensandstein. Die zweite,
östliche Abtheilung, scheint abermals durch einen Hebungsrücken in
zwei kleinere Mulden getrennt zu sein, auf deren östlicheren der
eigentliche Bergbau stattfindet. |
Der Bergbau daselbst ist etwa durch sieben Schächte eröffnet,
die im Betriebe stehen; ihre Teufen sind verschieden. Überall sind
zwei Kohlenflötze vorhanden ; diese sind von einander durch Kohlen-
schiefer, der Petrefacte führt, getrennt; ober dem Oberflötze,
so wie ober dem Unterflötze, kommen auch Sphärosiderite vor, die
ebenfalls Petrefacte führen.
Die Gesteinsarten sind, wie folgt:
Sandstein;
Kohlenschiefer mit Sphärosiderit; beide petrefactenfůhread ;
Koblenflötz ;
Kohlenschiefer mit Sphärosiderit; beide petrefactenführend ;
Kohlenflötz ;
Kohlenschiefer ;
Sandstein.
. 48
"Das Profil nach Prof. Krejčí's Entwurf wäre folgendes:
Výtuma.
Nová hospoda. 3
West. Skrchlep. Soudný. "Ost.
Es Glashütte.
li nM
Steinkohlen- sebe Urgebirge.
Conslomerale ; Sandsteine ; Flötze
und Schiefer.
Was die Kenntniss der Petrefacte von hier anbelangt, so sind.
selbe bisher nirgend angeführt worden, da die Abhandlungen über
dieses Becken überhaupt bloss spärlich sind und selbes wie der-
grösste Theil unserer Steinkohlenformation, bisher fast bloss in
geologischer Hinsicht etwas näher beleuchtet wurde, ohne dass man
der Petrefacte gedachte; denn beide früher genannten Abhandlungen
von Ferdinand Lidl 1856 und von Prof. Geinitz 1865, enthalten zwar
nützliche Daten über die geologische Beschaffenheit des Beckens,
weisen aber keine Petrefacte auf.
Und doch kommen selbe in ziemlich grosser Anzahl vor und
sind von hinreichendem Interesse, da selbe einen Fingerzeig über
die Floraverhältnisse an den äussersten Grenzen des Bereiches wäh-
rend der Steinkohlenbildung in unserem Lande geben.
Auf dem Ausfluge der geologischen Section vom Jahre 1870,
an dem auch ich Theil nahm, wurde ein zahlreiches Materiale ein-
sesammelt, dessen Bestimmung ziemlich zahlreiche Arten aufwies.
Die Orte, die Gelegenheit zum Einsammeln des Materiales
boten, waren die Halden von Schiefer, aufgeführt bei den einzelnen
Schächten. Da die Schächte jedoch schon ziemlich alle bloss in
Kohle arbeiten, so waren zur Zeit, als wir diesen Ort besuchten,
die Schieferhalden grösstentheils verwittert, so dass in dieser Be-
ziehung der Einsammlung ein Hinderniss gesetzt wurde.
Auf diese Weise wurde das Materiale von sieben verschiedenen
Orten eingesammelt und wurde auch für jeden Ort einzeln für sich REN
bestimmt.
í
49
Die Petrefacte kamen meist vor im Kohlenschiefer; ausserdem
kommen hier äber auch Sphärosiderite vor, und zwar ober dem Ober-
und Unterflötze, die auch Petrefacte, wenigstens Spuren hievon enthalten.
Ich will nun die einzelnen Fundorte für sich besprechen:
I. Der erste Fundort von Petrefaeten waren die Halden bei den
Schächten am Soudny; hier ist nach Angahe des Herrn Professor
Krejčí auf das erste Flötz eine Teufe von 8° und auf das zweite
eine Teufe von 10°; beide Flötze sind wie im Hangenden, so im
Liegenden von Kohlenschiefer begleitet.
Die Petrefacte, die hier auftreten, kommen grösstentheils im
-Kobklenschiefer zwischen beiden Kohlenflötzen vor.
Was die Beschaffenheit des Schiefers anbelangt, so können wir zwei
Arten unterscheiden, die nicht bloss physikalisch von einander verschie-
den sind, sondern auch verschiedene Arten von Petrefacten einschliessen.
Diese zwei Arten von Kohlenschiefer sind:
1. Ein blaugrauer, der zugleich ziemlich glimmerhältig ist und
daher auf der Schieferfläche glänzt. ©
2. Ein dunkelgrauer, der mehr von Kohlensubstanz durchsetzt
ist, wodurch auch seine Farbe bedingt ist; diese Abart kommt vor
näher den Kohlenflötzen; ober ihr, und dann zwischen beiden Kohlen-
Hötzen, daher zwischen ihr, kommt dann die frühere Abart vor.
Beide Abarten weisen, wie ich schon früher erwähnt, nach den
bisherigen Beobachtungen, für sie charakteristische Petrefacte auf.
So kommen im dunkelgrauen Schiefer hauptsächlich vor:
Lepidodendron laricinum Stbg.
dichotomum Stbg.
Stigmaria ficoides Bgt.
Cordaites borassifolia Ung.
Die übrigen hier aufgefundenen Arten kommen in der licht-
grauen Abart vor, und zwar an 25 Arten, so dass im Ganzen 27 Arten
von hier bekannt wurden, da Stigmaria ficoides Bgt. und Lepidoden-
dron dichotomum Stbg. beiden Abarten gemeinschaftlich ist.
Die in der lichten Abart vorkommenden Arten sind:
K Equisetaceae:
Calamites Suckowi Bst.
x variet. ramosus Ast.
A rahyllites eguisetiformis Bet. (mit Fruchtáhren).
Asteroph. longifolius Stbg.
Pinnularia copillacea L. H.
Sphenophyllum Schlotheimi Bet.
Stzungšberichto VL 4
b) Filices.
Sphenopteris Hönighausi Bgt.
5 muricata Bgt. *
a elegans Bgt. 1
» tridactylites Bet. © po > =
Hymenophyllites furcatus Bgt.
Neuropteris flexuosa Stbg.
5 angustifolia Bgt.
s acutifolia Bgt. BR
x Loshi Bgt. re
Cyatheites dentatus Göpp. Br
ei Oreopteridis Göpp.
3 Miltoni Gpp.
c) Lycopodiaceae.
Lycopodites Selaginoides Stbg. ER
Lepidodendron dichotomum Stbg. |
Sagenaria elegans L. H. N
Lepidostrobas variabilis L. H. eh,
Bergeria rhombica Presl.
Stigmaria ficoides Bgt.
Carpolithes sp.? —
In diesem Schiefer kommen daher hauptsächlich Farren und
Equisetaceae vor, obzwar auch Lycopodiaceae gefunden
werden aber untergeordneter Natur; nur Lycopodites Sela.
ginoides Stbg., die kriechende Art, kommt etwas häufiger vor,
und kommt nur, wie zu ersehen, in dieser lichteren Abart vor.
Unter den Filices waltet durch Reichthum der Arten die
Neuropteris vor.
Die Petrefacte auf diesem grauen Schiefer sind insgesammt -
überzogen mit einer dünnen Kohlenschicht, der ursprünglichen
Pflanzensubstanz.
Die Kohle von diesem Orte ist eine Glanzkohle; hie und da
kommt auch faseriger Anthraeit darin vor; im Liegenden des Flötzes
kommt dann noch Stigmaria ficoides Bgt. vor. TE
II. Der zweite Fundort waren die alten Lambl’schen Gruben,
hier sind nur wenige Pflanzenreste vorgekommen; darunter keine
Farren; im Ganzen wurden 8 Arten vorgefunden. : TE
Auch hier sind zwei Abarten von Schiefer vorgekommen; und ©
zwar ein lichtgrauer und ein dunkelgrauer; auch hier haben beide A
Arten für sich eigene Petrefacte. E
51
Im lichtgrauen Schiefer sind vorgekommen:
a) Equisetaceae
Calamites Suckowi Bet.
Asterophyllites equisetiformis Bgt.
Sagenaria elegans L. H.
Lepidophyllum majus Bgt.
Die übrigen Arten hierauf sind in der dunkelgrauen Abart vor-
gekommen:
b) Lycopodiaceae.
Lepidodendron dichotomum Stbg.
Bergeria rhombica Presl.
c) Sigillariae.
Stigmaria ficoides Bgt.
d) Nöggerathiae.
-Cordaites borassifolia Ung.
Von hier beobachtete ich auch im Sphärosiderit Spuren von
Petrefacten, die aber so undeutlich waren, dass sie sich nicht be-
stimmen liessen. —
IIL Der dritte Fundort waren die Halden beim Schachte N. VII.
Die Petrefacte von hier sind sehr ähnlich jenen von der ersten
Fundstelle, nämlich vom Soudny. Der Schiefer bietet wieder zwei
Abarten, nämlich eine lichtgraue und eine dunkelgraue.
Die lichtgraue ist ebenso glimmerhältig, wie am ersten Orte.
Die Bestimmung der Überreste wies ebenfalls bloss 8 Arten
-auf.. Doch ist diese geringe Anzahl von hier, so wie vom vorigen
Orte und den folgenden bedingt, nicht vielleicht durch Mangel von
Petrefacten überhaupt, sondern durch Mangel an pflanzenhaltigem
Kohlenschiefer, in dem entweder bloss wenig von demselben aus-
geführt ist oder der ausgeführte durch Einfluss der Witterung derart
© verwittert ist, dass viele der darin enthaltenen Petrefacte unkenntlich
werden und keine Bestimmung zulassen. —
In dem dunklen Schiefer kamen hauptsächlich vor:
Stigmaria ficoides Bot.
unkenntliche Sigillaria-Abdrücke
Cordaites borassifolia Ung.
Die übrigen Arten kamen im lichtgrauen Schiefer vor, als:
a) Equisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt.
Asterophyllites equisetiformis Bgt.
B
b) Filices.
Neuropteris flexuosa Stbg.
c) Lycopodiaceae.
Lepidodendron dichotomum Stbg.
5 laricinum Stbg.
IV. Ein fernerer Fundort war der Kohlenschiefer beim Schachte
Nr. IX, südöstlich vom vorigen Schachte Nr. VII.
An dieser Fundstelle waren im Kohlenschiefer nur sehr wenige
Überreste, und zwsr bloss zwei Arten:
Cordaites borassifolia Ung.
und Stigmaria ficoides Bgt. =
Was die Abart des Kohlenschiefers anbelangt, in welchem diese
Arten vorkamen, so ist zu bemerken, dass selbe bloss in der ©
dunkelgrauen Abart gefunden wurden, während es mir nicht
gelang, aus dem lichtgrauen Schiefer Reste bestimmen zu können.
Die übrigen Arten hierauf, deren Anzahl auf 4 sich beläuft,
wurden aufgefunden im Sphärosiderite; doch kommen hier im Sphäro- —
siderite die Petrefacte nicht so häufig und zahlreich vor, wie ander-
orts z. B. bei Blattnitz im Pilsner Becken, oder in den Pan-
kracgruben bei Nyřan, obschon sie von gleicher Beschaffen-
heit sind. v
Dieser Sphárosiderit ist sehr fest, feinkórnig; verwittert nicht
leicht und deshalb sind die Petrefacte so gut erhalten.
Die 4 Arten, die aus dem Sphärosiderit bekannt wurden, sind 2
Repräsentanten zweier Ordnungen, und zwar:
a) Eguisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt.
Sphenophyllum Schlotheimi Bgt.
b) Lycopodiaceae.
Lycopodites Selaginoides Stbg.
Lepidodendron dichotomum Stbg.
Farrenkráuter fand ich keine vor.
Vergleicht man die Petrefacte aus dem Sphárosiderit mit dans!
aus dem lichtgrauen Kohlenschiefer, so erkennt man alsbald die enge
Analogie beider und es ist kein Zweifel, wenn man auch keine wei-
teren Anhaltspunkte hätte, dass dieser Sphárosiderit durch Umbildung
aus dem lichtgrauen Schiefer entstand. Hiedurch dürfte also die ©
Klassifizirung des Kohlenschiefers in erwähnte zwei Abarten gerecht- R ER
fertigt sein. AR
a p ni
N ap ae
D p) EEE a
53
Es kommt der Sphärosiderit, wie schon erwähnt, ober beiden
Kohlenflötzen, mehr aber ober dem untern vor.
V. Vom vorgenannten Fundorte gelangt man am nächsten zu
einem Schachte, der zwischen dem Schachte Nr. IX und dem Schachte
bei der Glashütte gelegen ist. An diesem Orte war kein gesunder
lichter Kohlenschiefer mehr erhalten; derselbe war schon grössten.
theils verwittert und zerfallen; es war bloss etwas von dem dunkel-
grauen Kohlenschiefer vorhanden, wie es zugleich mit der Kohle
herausbefördert wird.
Aus demselben konnten 8 Arten bestimmt werden, und zwar:
a) Ordnung: Lycopodiaceae.
Lepidodendron dichotomum Stbg.
x laricinum Stbg.
Sagenaria obovata Stbg.
b) Ordnung: Sigellarieae.
Sigillaria Sp. ?
Stigmaria ficoides Bgt.
c) Ordnung: Noggerathieae.
Cordaites borassifolia Ung.
Ausserdem wurden in einem Stück Sphärosiderit von Belt
zwei Arten vorgefunden, und zwar:
Calamites Suckowi Bgt.
Sagenaria obovata Stbg.
Dieser ist daher auch hier Reprásentant des lichten Kohlen-
schiefers, wie aus den Petrefacten zu ersehen ist.
VI. Von dem letzteren Schachte in östlicher Richtung gelangt
. - man zu einem anderen, der in der Nähe der daselbst befindlichen
Glashütte abgeteuft ist. Dieser Schacht ist aber schon verlassen
und der Schiefer daselbst grösstentheils schon verwittert, so dass
es sehr schwer war, aus dem vorfindigen, verwitterten Schiefer irgend
welche Reste von Pflanzen aufzusammeln.
So viel sich jedoch aus dem aufgefundenen sagen lässt, war
auch hier der Kohlenschiefer zweifacher Beschaffenheit: von licht-
grauer und dunkelgrauer Art.
Trotz des geringen Vorrathes habe ich hier dennoch 12 Arten
erkannt, die jedoch nicht alle, wegen der Gebrechlichkeit des Schie-
fers, mitgenommen werden konnten, dennoch aber constatirt sind;
auffallend ist nur, dass von den 12 Arten keine den Farrenkräutern
angehört.
Vertreten sind:
278 a) Eguisetaceae mit 3 žáden: trio lo ez
Calamites Suckowi Bgt. č SE
s var. approximatus Bst. Z malá nS
Asterophyllites eguisetiformis Bgt. ne
b) Lycopodiaceae mit 8 Arten:
Lycopodites Selaginoides Stbg.
kepidodengron dichotomum Stbg.
= lasicinum Stbg.
Sagenaria elegans L. H.
Sagenaria obovata, var.: rimosa Stbg.
i aculeata Stbg.
Lepidostrobus variabilis L. H.
c) Nöggerathieae mit einer Art;
Cordaites borassifolia Ung.
d) Sigellarieae mit einer Art:
Stigmaria ficoides Bgt. |
Unter diesen Petrefacten beobachtete ich in der Ordnung der
Eguisetaceae Exemplare von Calamiten in Form von Stämmchen von- 3
ziemlicher Grósse, grósser als an den anderen Fundstellen. ela
Ausserdem ein Exemplar von Lepidodendron dichotomum Stbg.
mit einer Astnarbe, welche Exemplare früher als eigene Gattung
unter dem Namen Ulodendron beschrieben wurden. —
VII. Der letzte Fundort war ähnlich ausgiebig, besonders was
Zahl der Exemplare anbelangt, wie der erste; es war nämlich der
Schacht bei der Pochmaschine, linkerseits der Strasse nach
Merklin.
Der Kohlenschiefer ist abermals ähnlich jenem am „Soudný“,
und enthält ähnliche Petrefacte wie daselbst; doch nur eine Abart
desselben kam hier vor, nämlich die liehtere, die ebenfalls ziemlich
glimmerhältig und glänzend ist.
Im Ganzen wurden in dem aufgesammelten Materiale 13 Arten,
bestimmt, unter denen die Farren vorwalten und unter diesen aber- —
mals die Neuropteriden.
Die Petrefacte gruppiren sich folgenderweise: ; 3
a) Equisetaceae mit 4 Arten: 90
‚Calamites Suckowi Bgt. ji de
Asterophyllites equisetiformis Bgt. 4 poda
Pinnularia capillacea L. H. ir E
Sphenophyllum Schlotheimi Bgt.
55
b) Filices mit 5 Arten:
Neuropteris flexuosa Stbg.
5 acutifolia Bgt.
Cyclopteris varians Gtb.
Adiantites giganteus Gópp.
Cyatheites dentatus Göpp.
c) Lycopodiaceae mit 1 Art:
Lepidodendron dichotomum Stbg.
d) Nöggerathieae mit 2 Arten:
Cordaites borassifolia Ung.
Nöggerathia sp. ?
e) Sigillarieae mit 1 Art:
Stigmaria ficoides Bgt.
Aus vorstehender Anführung kann man ersehen, dass an allen
Fundorten im Ganzen dieselbe Vertheilung enthalten, und dass auch,
wo die Halden nicht allzu verwittert und zerfallen waren, die dop-
pelte Abart von Schiefer mit charakteristischen Petrefacten unter-
schieden werden konnten. |
Der untersuchten Punkte sind aber hinreichend genug, um
diese Vertheilung fůr das ganze Becken annehmen zu důrfen.
Zur leichteren Übersicht lasse ich hier ein vollständiges Ver-
© „zeichniss der Petrefacte, nach den Fundstellen geordnet, folgen:
Galamites 'Suckowi k
0.8. var. approximatus Bgt.
SD S. var. ramosus Art. . 2.2...
© Asterophyllites eguiseti formis Bgt. (hänfig Frucht-
k s . úhren) zk E ya od
© Asteroph. en Stbe. N er SO SSK 16
- Pinnularia capillacea L. H.. . .........
k Sphenophyllum Schlotheimi Bet.
2 B) Filices.
Sphenopteris muricata Bgt.. .
Honighausi Bgt.
5 elegans Bgt. .
i ‚ tridactylites Bgt.
Aymeophylitčs furcatus Bgt.
Neuropteris flexuosa Stbe. .
angustifolia Bot.
‚acutifolia Bot,
A Boshi Bot. =.
- Eyelopteris varians Gtb. . .
»
Kr. - Adiantites giganteus Gpp.
2 Oyatheites dentatus Göpp -
ZEN,» Oreopteridis Göpp
ER Miltoni Göpp . -
PI +++ +1 +
+hbll+++tt++++ ++++ ++
(Im Sphůrs.)
—
2
(Im Sphad.)
57
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kbd
FA +41 bP+1
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58 ; Be
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Aus dem vorstehenden Verzeichnisse erhellet, dass von den
angeführten Petrefacten bloss 4 Arten, nämlich: Calamites.
Suckowi Bgt, Lepidodendron dichotomum Stbg, ©
Stigmaria ficoides Bgt. und Cordaites borassi-
folia Ung. allen 7 Fundstellen gemeinschaftlich sind; selbe sind ©
daher auch hier wie anderorts in der böhmischen Steinkohlénfonna
tion die verbreitetsten Pflanzenarten.
Die náchst háufigste Form ist Asterophyllites equi-
setiformis Bgt., der auch in der übrigen Steinkohlenformation
Böhmens zu den häufigeren Petrefacten zählt.
Im Sphärosiderit kamen 4 Arten vor, die an anderen Orten in
diesem Becken in der lichtgrauen Schieferabart vorkommen; der
Sphärosiderit ist daher dem Bereiche dieser Abart zugehörig.
Das Merkliner Becken bildet nach den angeführten Daten ein
für sich bestehendes Becken, das der eigentlichen Steinkohlenforma-
tion angehört, und mit dem tieferen, ebenfalls der eigentlichen Stein-
kohlenformation gehörigen Theile der Pilsner Ablagerung
correspondirt, zur Zeit seiner Bildung ohne Zweifel mit ihr zusam-
menhing und erst später durch Hebung des früher erwähnten Granit-
rückens von derselben getrennt wurde; denn die Petrefacte von hier
finden sich im Pilsner Becken wieder.
Von den einzelnen Petrefacten könnte man noch bemerken:
Calamites kommt häufig vor und in schönen Exemplaren,
häufig in plattgedrückten Stámmchen; bald mit eng an einander ge-
rückten Gliedern, bald mit Astnarben versehen.
Von Asterophyllites ist Ast. equisetiformis
ziemlich häufig; mit ihm zugleich kommen häufig genug Frucht-
stadien vor, die ich zu ihm stelle; sie treten 'in ziemlich vollkom-
menen Exemplaren auf, mit 2 bis 3 Wirteln von Fruchtähren, welche
ihrer Stellung nach den Blattwirteln gleichbedeutend sind.
Unter den Filices waltet an Arten- und Exemplaren-.
zahl bedeutend die Gattung Neuropteris vor; nur bezüglich der
Aıtenzahl wetteifert mit ihr die Gattung Sphenopteris; was
die Neuropteris anbelangt, so sind die einzelnen Exemplare
sehr gut erhalten, ziemlich von einander unterscheidbar; dennoch
lässt sich aber nicht recht noch entscheiden, ob die einzelnen Arten
nicht in einem näheren verwandtschaftlichen Verhältnisse zu einander
stehen.
Adiantites giganteus Göpp. kam in schönen em
plaren vor.
59
Die sonst häufigen Arten von Cyatheites zeigen bloss die
3 gewöhnlichsten Vertreter, die jedoch auch nicht häufig vorkommen.
Von den Lycopodiaceae ist bloss Lepidodendron
dichotomum Stbg. allen Fundstellen eigen, während die übrigen
Arten mehr weniger untergeordnet sind.
Ein Exemplar von Lepidodendron wies eine Astnarbe auf.
Den Hauptrepräsentanten der Sigillariae bildet die Stig-
maria ficoides Bot., die allen Fundstellen eigen ist und uns
in derselben Häufigkeit wie anderorts begegnet.
Sigillaria kommt nur in undeutlichen Abdrücken, und zwar
auch in der Kohle selbst, vor.
Unter den Noggerathieae wurde Cordaites boras-
- sifolia Ung. an allen Fundstellen vorgefunden.
Im Ganzen sind 38 Arten von Pflanzenresten vorgekommen.
Die Flora war daher auf dem beschränkten Raume immerhin eine
ziemlich mannigfache. —
Herr Prof. Weyr sprach: „Über die Singularitäten der zwei-
ten Ordnung bei razionalen ebenen Curven“ :
1. Ich hatte bereits einigemale die Gelegenheit zu zeigen, wie
einfach sich die Beantwortung vieler Fragen gestaltet, wenn sie
razionale Curven beliebiger Ordnungen betreffen. So zeigte ich
z. B. in einem, in Schlömilch’s Zeitschrift für Mathematik und
Physik enthaltenen Aufsatze, wie man die Classenzahl einer razio-
nalen ebenen Curve n—ter Ordnung bestimmen könne, so wie auch
wie sich die Zahlen der Inflexions- und Doppeltangenten solcher
Curven ableiten lassen. In einem Aufsatze, welcher in Battag-
linis giornale di matematica (Napoli 1871) enthalten ist, behandle
ich die ähnlichen Fragen für razionale Raumcurven und in
einer kurzen Notiz, die in dn Annali di Matematica
(Milano, 1871) enthalten ist, bestimme ich einige von den sogenann-
ten Singularitäten zweiter Ordnung für derartige Raumcurven.
In dem vorliegenden Aufsatze will ich es versuchen, zu ähn-
lichen, die Singularitäten zweiter Ordnung bei ebenen razionalen
Curven betreffenden Resultaten zu gelangen. Es sei ‚On eine razio-
nale ebene Curve n—ter Ordnung, welche, wie bekannt, von der
A(n—1)ten Classe ist, und eine Zahl von Doppel- und mehrfachen
60
Punkten besitzen muss, welche (1—1) (1—2) Doppelpunkte ersetzen. ©
2
Die Zahl der Inflexionspunkte einer solchen Curve Mi 3(n—2) und“
die Zahl der Doppeltangenten ist 2(1—2) (n—5). |
2. Nehmen wir in der Ebene der Curve On vier beliebige
Punkte a, a, a, a, als Scheitel eines Kegelschnitts-Büschels an,
so werden die Curven dieses Büschels die Curve in Gruppen von
2n Punkten schneiden, welche Gruppen offenbar eine Involution
2n-ten Grundes bilden. Diese Involution hat 2(24—1) Doppelpunkte,
von denen jeder einem die Curve Cn berührenden Kegelschnitte
entspricht, so dass wir zu dem Resultate gelangen:
„Durch vier Punkte (von denen keiner der Curve
l
Cn angehört) gehen A%-—1) die razionale Curve “>
n—ter Ordnung On berührende Kegelschnitte.“
Wenn von den 4 Punkten m [m < 4] auf der Curve liegen,
so wird die besprochene Involution nur mehr vom (2n—m)ten Grade
mit 2[2"—m—1ı] Doppelpunkten, so dass es auch nur so viele
Kegelschnitte des Bůscheis gibt, die die Curve Cr (jedoch in keinem
der Curve angehörenden Scheitel) berühren. Für m = 1, 2, 3, 4,
erhält man folgende Resultate:
„Durch drei beliebige und einen Curvenpunkt
gehen A%—?) = 4(n—1) (die Curve (rn berührende
Kegelschnitte.“
„Durch zwei beliebige und zwei Curvenpunkte
gehen 22n—3) die Curve On berührende Kegel-
schnitte.“
„Durch einen beliebigen und drei Curven-
banfte gehen 2 (%—4) = 4 (n—2) die Curve On ber
rende Kegelschnitte.“ i
„Durch vier der Curve On angehörigen Punkte
3. Es seien a, a, a, beliebig in der Ebene der Curve On ge-
legene Punkte, von denen keiner der Curve On angehört. Jeder
Curvenpunkt ce bestimmt mit den Punkten a, a, a, einen Kegel-
schnitt, welcher On in c berührt und in weiteren (2”—2) Punkten s
schneidet. Umgekehrt gehen durch jeden Curvenpunkt s und durch
die Punkte a, a, a, nach früherem 2(2n—2) Kegelschnitte, welche
On an einer anderen Stelle © berühren. Die Verwandtschaft der
Punkte s und c ist demnach (2n— 2) — AM—A) — Be 89
gehen 2 (2—5) dieselbe berührende Kegelschnitte*
ei in > Zur 47 3 a
N 7 =
61
dass wir (2n—2) + 2(2n—2) die 3(24—2) oder 6(n—1) Doppel-
punkte der beiden mehrdeutigen Punktsysteme erhalten werden, von
denen jeder einem durch a, a, a, gehenden, und die Curve Cn an
der betreffenden Stelle oskulierenden (dreipunktig berührenden) Kegel-
schnitte entspricht. Wir kommen daher zu dem Resultate, dass:
„durch drei nicht der Curve angehörigen Punkte
6n—1) Kegelschnitte hindurchgehen, welche die
Curve oskulieren.“
Wenn von den 3 Punkten a, a, a; einer der Curve On angehört,
dann entspricht jedem c eine Gruppe von (2n—3) Punkten s, während
umgekehrt jedem s nach frůherem 2(24—3) Berührungspunkte c zu-
gehören, so dass wir in diesem Falle (241—5) + 2(2n—3) = 3(2n —3)
Doppeipunkte beider Systeme erhalten, d. h.:
„Durch zweibeliebige und einen Curvenpunkt
gehen 3(2n—3) die Curve an einer anderen Stelle
oskulierende Kegelschnitte hindurch.
Liegen zwei von den 3 Punkten a, a, a, auf der Curve On,
dann entspricht jedem c eine Gruppe von (2”—4) Punkten s, und
jedem Punkte s entsprechen 2(24—4) Berührungspunkte c, so dass
wir (2n—4) + 2 (2n—4) d. i. 6 (n—2) Doppeipunkte beider Systeme
erhalten, d. h.:
„Durch einen beliebigen und durch zwei Curven:
punkte gehen 6(n—2) die Curve oskulierende Kegel-
schnitte hindurch.“
Wenn alle drei Punkte a, a, a, auf der Curve On liegen, dann
ist die Verwandtschaft zwischen c und s 22—5) — (2—5) — deutig,
so dass sich 3(2»—5) Doppelpunkte beider Systeme ergeben, d. h.:
„Durch drei der Curve angehörige Punkte
gehen 3(2"—5) die Curve oskulierenden Kegel-
schnitte hindurch.“
Man überzeugt sich leicht, dass jeder auf die Curve Cr fal-
lende Punkt (a) die Zahl der durch alle drei Punkte gehenden
oskulierenden Kegelschnitte um 3 vermindert, was seinen Grund
darin hat, dass der die Curve Or» in dem betreffenden auf ihr lie-
genden Punkte (a) oskulierende und durch die beiden anderen von
diesen Punkten gehenden Kegelschnitte für drei oskulierende Kegel-
schnitte zu zählen ist. Wir können daher allgemein sagen:
„Durch drei Punkte, von denen m[m S 3] auf
o
der Curve On liegen, gehen > de die eure 5
oskulierende Kegelschnitte hindurch“ a
4. Wenn man durch zwei beliebige Punkte a, a, den Ko z
schnitt legt, welcher On im Punkte c oskuliert, so wird derselbe die ©
Curve in weiteren (2n—8) Punkten s schneiden. Umgekehrt gehen ge :
durch jeden Punkt s der Curve C» und durch die Punkte a, m :
3(2n—3) Kegelschnitte, welche die Curve in eben so vielen Punkten
ce oskulieren. Die Verwandtschaft zwischen s und c ist demnach
(an—3) — 3(2n—3) = deutig, so dass wir (24—3) + 3(2—3)
d. i. 4(2n—3) beiden Punktsystemen gemeinschaftlicher Doppel-
punkte erhalten. Da jeder solcher Doppelpunkt einem Kegelschnitt
entspricht, welcher in ihm die Curve in vier aufeinanderfoleenden ©
unendlich nahen Punkten schneidet (Berührung 3. Ordnung) und
durch die Punkte a, a, hindurchgeht, so haben wir den Satz :
„Durch zwei beliebige Punkte gehen 4(2n—3)
Kegelschnitte, welche. mit. der Curve On einen.
Gontakt dritter Ordnung eingehen“ |
Wenn von den zwei Punkten a, a, mím = 2] auf der Curve
Cn liegen, so ergibt sich sehr leicht, dass die Verwandtschaft zwischen
s und c (an—3—m) — 3(2an—3—m) = deutig ist, so dass 4 (2n—3—m)
Doppelpunkte beider Systeme auftreten, also auch eben so viele
Kegelschnitte, welche durch die Punkte (a) hindurchgehen und die
Curve Cn in vier unendlich nahen Punkten schneiden. Für m = 1,4,
erhält man folgende Resultate: se
„Durch einen beliebigen und einen Curyven
punkt gehen 4Mm—4) d. i. 8 (n—2) Kegelschnitte, welche.
mit der Curve einen Contakt dritter PIA a 8
besitzen.“
„Durch zwei Curvenpunkte gehen 4(%—5) ki
gelschnitte, welche mit der Curve einen tn
dritter Ordnung besitzen“
5. Legt man durch einen festen ausserhalb der N aber in =
deren Ebene gelegenen Punkt e jenen Kegelschnitt, welcher On an
einer Stelle c in vier unendlich nahen Punkten schneidet, so wird er
die Curve in weiteren (3”—4) Punkten s treffen, und umgekehrt a:
gehen durch jeden Curvenpunkt s und durch den Punkt a 4(2n—4) \
"Kegelschnitte, weiche in ebenso vielen Punkten s Sr der Curye ı einen A
63
Contakt dritter Ordnung eingehen, d. h. vier unendlich nahe Punkte
gemeinschaftlich haben.
Die Verwandtschaft der Punktsysteme c und s ist demnach
4n2—4) — 2 (n—4) = deutig, so dass 5(n—4), das ist 10 (n—2)
beiden Systemen gemeinschaftliche Punkte auftreten werden. Jeder
selche Punkt entspricht jedoch einem Kegelschnitte, welcher in ihm mit
der Curve On einen Contakt 4ter Ordnung besitzt, d. h., welcher die
Curve in fünf unendlich nahen Punkten schneidet und der dann über-
diess noch durch den Punkt a hindurchgeht. Wir haben somit
den Satz:
„Durch einenbeliebigen ausserhalb derCurve
On liegenden Punkt gehen 10(n—2) Kegelschnitte,
welche mit der Curve einen Contakt vierter Ord-
nung besitzen.“
Wenn sich der Punkt a auf der Curve On befindet, dann ist
die Verwandtschaft der Punktsysteme ec und s, wie man sich nach
früherem leicht überzeugt 4(24—5) — - (2n—5) = deutig, so dass
die Zahl der Doppelpunkte beider Systeme 5(2n—5) ist, d. h.:
„Durch jedenPunkt der Curve Ungehen 5 (m—5)
o Kegelschnitte, welchemitihr einen Contakt vier-
ter Ordnung an einer aanderen Stelle besitzen.“
6. Jeder Punkt c der Curve On bestimmt einen Kegelschnitt,
welcher mit der Curve an der Stelle c fünf unendlich nahe Punkte
(einen Contakt vierter Ordnung) gemeinschaftlich hat und daher die
Curve in weiteren (24—5) Punkten s schneiden wird. - Umgehehrt
sehen naeh Früherem durch jeden Curvenpunkt s 5(2n--5) Kegel-
schnitte, welche die Curve an einer anderen Stelle c in fünf unendlich
nahen Punkten schneiden. Die Verwandtschaft zwischen e und s ist
demnach 5(2n—5) — (2n—5) — deutig, so dass vier 6(2n—5)
Doppelpunkte beider Systeme erhalten werden. Jeder von diesen
Doppelpunkten hat dann die Eigenschaft, dass ein Kegelschnitt exi-
- stirt, der in ihm mit der Curve einen Contakt fünfter Ordnung eingeht,
d. h. die Curve in sechs unendlich nahen Punkten schneidet. Es gibt
also solcher Kegelschnitte 6(2%—5).
Unter denselben sind jedoch auch die 3(w—?) Inflexionstan-
genten, jede doppelt gezählt mitenthalten. Denn jede von ihnen als
Doppelgerade stellt einen (degenerierten) Kegelschnitt dar, welcher
‚die Curve in sechs unendlich nahen Punkten schneidet. Die Zahl der
eigentlichen mit der Curve On einen 1 Oontakt fünften.
sitzenden Kegelschnitte ist demnach s(n—5) — sm Fi
(8n—8). :
gibt es jaa eigentliche Kegelschnitte, we. I |
dieselbein sechs unendlich nahenPunkten Br
4 masssen in ankeilieher Form aussprechen.
-„Durch B beliebige und Curvenpunkte gehen
kunendlich nahen Punkten Schneiden Haep sind
a, B, kdreiganze positive Zahlen, welche der Be- EN
dingung genüge leisten müssen: UN
B+y+k= 6“
Ráshilnje fůr den Fall, dass man Kegelschnitte Hora čistí k
durch die beiden imagináren unendlich weiten Kreispunkte hindureh- .
die zwei Fälle zu unteren 1) Die Curve On sah nicht duel.
die imagináren unendlich fernen Kreispunkte hindurch. 2) Die Curve x
enthält diese beiden Punkte, d. h. On ist eine ciklische Curve. ae k
letzten Falle ist 5 = 2 und im ersten Falle BZ 2. Die Rusultate
des 2. Artikels drücken sich nun in Bezug auf Kreise als Kegel
3 schnitte folgendermassen aus:
u „Durch zwei beliebige Punkte gehen An-
| die Curve Onberührende Kreise kindurch“ ©
„Durch einen beliebigen und einen Curven-
punkt gehen 4n—1) die Curve On berůhrende Ruine
hindurch.“
„Durch zwei Dane gehen o die
$ Curve berührende Kreise hindurch.“
ciklische Curve Cn bersuhrends Kreise h
durch.“ £
„Durch einen beliebigen und einen (Cary
65
rige Punkte gehen 2%—+5) die Curve berührende
Kreise hindurch.“
9, Artikel 3 gibt folgende Resultate:
„Durch einen beliebigen Punkt gehen 5 (n—1)
Krümmungskreise einer razionalen Curve »-ter
Ordnung Cu hindurch“
„Durch einen der Curve Cn angehörigen Punkt
- gehen 3(2n"—3) Krümmungskreise der Curve hin-
durch.“
„Durch einen beliebigen Punkt gehen 6(n—A)
Krůmmungskreise einer ciklischen Curve Cn hin-
durch.“ KB
„Durch einen der ciklischen Curve On angehö-
rigen Punkt gehen 3(2—5) Krümmungskreise der
Curve hindurch.“
10. Der 4. Artikel liefert uns folgende Sätze:
„Eine ebene razionale Curve On besitzt 4(2n—3)
Scheitel, d.h. solchePunkte, indenen sie voneinem
Kreisein vier unendlich nahen Punkten geschnit-
ten wird.“
„Eine ebene razionale ciklische Curve Ču be-
sitzt 4(2n—5) Scheitel, d. b. u. s. w.“
Herr Prof. Mach legt eine Arbeit des Herrn Assistenten
Dvoräk vor: „Uber Analoga der persönlichen Differenz zwischen
beiden Augen und den Netzhautstellen desselben Auges.“
Lässt man momentane Lichteindrücke nicht auf beide Augen
gleichzeitig, sondern unter einer Zeitdifferenz auf das eine und das
andere Auge wirken, so zeigt sich dabei eine neue Reihe von Er-
scheinungen.
Einer der hierher gehörigen Versuche ist folgender:
A. Auf einem um eine horizontale Axe drehbaren schwarzen
Cylinder (von 9” Durchmesser) sind nahe an einander zwei ('/,‘ breite)
Papierstreifen, deren jeder aus 8 abwechselnd grün und rothen (oder
weiss und schwarzen)"gleich grossen um den Cylinder herum an ein-
ander gereihten Feldern besteht, so angemacht, dass die ungleichen
Felder des einen und des zweiten Streifens neben einander stehen.
‚In dem Augenblicke nun, wo (bei der Rotationsgeschwindigkeit R)
Bitzungsberichte VI, 5
66
das Flimmern eben aufgehört hat und das stereoskopische Bild der ©
beiden zur Deckung gebrachten Streifen gleichmässig grau erscheint,
schliesse man ein Auge. Die Streifen erscheinen flimmernd, sowie
roth und grün gefleckt und werden erst bei etwas grösserer Rota-
tionsgeschwindigkeit R“ wieder gleichmässig.
Dieser Versuch gibt einen Beitrag zu der bekannten Wettstreit-
frage und es scheint, dass bei Wettstreit vielleicht ein kleiner Thei
der Farbe sich mischt, der grössere jedoch unvermischt bleibt.*)
Denn der Wettstreit tritt auch in dem Falle momentaner Reizung,
der hier vorliegt, lebhaft auf, wie dies folgender Versuch zeigt, Durch
eine schwarze Scheibe mit zwei in demselben Radius gelegenen Spalten,
deren eine mit einem blauen, die zweite mit einem complementären
gelben Glase bedeckt ist, blicke man auf eine (1[]“ grosse) helle
Öffnung in einem dünklen (3° entfernten) Schirme, während die Scheibe
mässig rotirt. Das Blau und Gelb der hellen Öffnung sind dann im
lebhaften Wettstreite.**)
B. Auch das stereoskopische Sehen kann durch die Zeitdiffe-
renz der Eindrücke beider Augen beeinflusst werden.
Gesetzt, es sehe das eine Auge momen-
1. je = tan einen Punkt « (Fig. 1), dann nach einem
s, Zeittheilchen das zweite Auge, nachdem der.
KA / 1 Punkt ein wenig seitwárts (nach a“) gerůckt
*)
n;
*
5
Vi A, ist, so erscheint der Punkt näher (in «) oder
A JA ferner (in A) als er wirklich ist, was von der
X Bewegungsrichtung desselben und zugleich
ZX davon abhängt, ob das rechte oder linke Auge
NY den Punkt zuerst gesehen hat; beide Augen
o můssen jedoch unverrůckt bleiben.
Ť Es bewege sich nun der Punkt a (Fig. 1)
continuirlich mit constanter Geschwindigkeit
auf einer geraden Linie weiter und er werde auf den Punkten seiner
Bahn nicht mit beiden Augen gleichzeitig gesehen, sondern s0, dass
eine bestimmte constante Zeitdifferenz zwischen dem Eindrucke des
linken und rechten Auges stattfindet, so kann der Punkt in grösserer
Fig. 1.
*) Durch die Bestimmung der Rotationsgeschwindigkeiten R und R' für die
einzelnen Beobachter liesse sich vielleicht der Grund der so grossen Ver- »
schiedenheit in den Aussagen über den Wettstreit ermitteln. re ře
+*) Ausserdem habe ich auch bei Nachbildern (vermittels des Graf Schafř-
gotsch’en Diploscops Pogg. Annal. LIV, p. 193) lebhaften Wettstreit be-
obachtet,
jr Ar AR
67
oder geringerer Entfernung sich zu bewegen scheinen, als er sich
wirklich bewegt; doch tritt der erste Fall dann ein, wenn die Zeit-
differenz zwischen dem Eindrucke a und a’, die gleich ist der von a,
und a,’, a, und a,‘ etc., kleiner ist als die von a“ und a,, a,‘, und
a, etc., und wenn zugleich das linke Auge den Eindruck a zuerst
empfängt. Man sieht leicht, wann der zweite Fall eintritt. Sind jedoch
beide Zeitdifferenzen gleich, so ist die Auffassung der Entfernung
© unbestimmt.
Die Ausführung des Gesagten ist
nun folgende: in einer Scheibe (Fig. 2),
wobei der Ring PB gegen die Mitte A
so verschiebbar ist, dass beide concen-
trisch bleiben, sind 72 innere und 12
äussere radiale Spalten angebracht
(02 — 24 Cm., ob = 205 Cm., be= df
— 25 Cm., cd — 3:5 Cm., bb’ = 3:5 Mm.)
Ganz nahe vor der Scheibe ist ein
Schirm mit einer horizontalen in der
Höhe des Scheibencentrums befindlichen
Spalte zum Hindurchsehen befestigt.
- Hinter der Scheibe (in 40 Cm. Entfernung) befindet sich ein. -
über zwei Walzen laufender (6 Om. breiter, 20 Cm. langer) mit
Strichen gemerkter Papierstreifen. Die eine Walze ist mit der Scheibe
durch eine Rollenvorrichtung verbunden. Eine Marke, die an den
untern Rand des Streifens reicht, dient zum Fixiren.
Fixirt man nun diese Marke, so sieht man den Streifen je nach
der Stellung der Spalten näher oder entfernter als die Marke selbst,
folgt man jedoch der Bewegung des Streifens mit dem Blicke, so
muss er, wie leicht zu begreifen, in seiner wahren Entfernung er-
scheinen. Sind die Zwischenräume der einen Spaltenreihe durch die
Spalten der andern Reihe gerade halbirt, also die Zeitdifferenzen
alle gleich, so kommt keine bestimmte Auffassung der Entfernung
zu Stande.
Es ist zu beachten, dass man die Scheibe nur langsam zu
- drehen hat, so dass die Zeitdifferenz zwischen zwei Eindrücken, die
zu einem stereoskopischen Bild zusammengefasst werden, noch lange
nicht so klein ist, damit beide Eindrücke, wenn sie auf dieselbe
Netzhautstelle fielen, nicht mehr zeitlich unterschieden werden könnten;
trotzdem ist das stereoskopische Sehen bestimmt und deutlich.
5*
68
Setzen wir an die Stelle des Papierstreifens einen rotirenden ©
Drath (Fig. 3), so haben wir eine Kreisbewegung. Man sieht nun
den Kreis entweder in die Länge gezogen oder platt gedrückt. Der
letztere Fall wird dadurch merkwürdig,
dass die Bilder der hintersten Punkte des
Kreises vor die der vordersten fallen
können: die Bewegung scheint dann im
umgekehrten Sinne vor sich zu
gehen.
Dass dieser Fall eintreten könne,
zeigt eine einfache Rechnung. Es war bei
meinem Versuche 2a (Fig. 4) — der Augen-
distanz — 70m, oß = E = der Entfernung
des äussersten Punktes am Kreise vom Auge — 70Cm, der Kreihalb-
messer + —5Cm; sei nun y der Punkt, wo der Draht dem linken
y', wo er dem rechten
a Auge erscheint, so wird
v „der Draht In der Ent-
= fernung oc gesehen. Da
bei der Scheibe die
innern Spalten nicht
die Zwischenräume der
Fig. 4. äussern in zwei gleiche
Háiften theilen dürfen, weil sonst die stereoskopische Auffassung
unbestimmt wäre, so setzen wir in einen Theil des Zwischenraumes
S
a 0 0
Fig. 3.
= 10 Vom ganzen; dann ist vy“ = =(% 10° 40
setzt, dass die Ve re des Drahtes und der Scheibe
gleich sind; By ist dann = = yy' =% 2rm, welchen Bogen wir als
gerade Linie ansehen können.
EBy _
Nun finden wir aß = By 5 — 730m, also grösser als r = 50m,
Für a“B“ bekommen wir = (E—2r) = — ABC:
Beim Versuche muss der Draht D(Fig. 3) fixirt werden ; trotz-
dem dabei die Bilder nicht in den Horopter von D fallen, so ist der
stereoskopische Eindruck doch deutlich.*) Folgt man dem Drahte ©
*) Siehe Helmholtz, Physiol. Optik p. 720.
:12)2rm = 1 Arm, vorausge- ©
69
mit den Augen, so sieht man sogleich seine wahre Bewegung und so
kann man einen rotirenden Draht je nach Belieben bald in der einen,
bald in der entgegengesetzten Richtung rotiren sehen.
Will man den Kreis verlängert sehen, so ist es besser den zu
fixirenden Draht nach C knapp an den vordersten Punkt der Kreis-
bahn zu setzen.
Aus disen Versuchen lässt sich schliessen, dass man die Distanz
eines bewegten Gegenstandes, dem man mit den Augen folgt, ebenso
gut auffassen kann, wie die eines ruhenden, selbst wenn das eine
Auge zum Percipiren eines Eindruckes beträchtlich mehr Zeit brauchen
würde, als das andere; folgt man jedoch der Bewegung
nicht gut, oder hält die Augen ruhig, so könnte jener
Umstand eine Änderung herbeiführen.
C. Zwischen beiden Augen gibt es eine persönliche Differenz
d. h. zwei ungleichzeitige Eindrücke, von denen jeder einzelne ein
Auge trifit, erscheinen bei einer gewissen Grösse der Zwischenzeit
als gleichzeitig.
Darauf weisen schon die vorangegangenen Versuche hin, doch
zeigt man dies besser auf folgende Art: bei einer schwarzen Scheibe
mit drei Spalten (Fig. 5) (o« — 20Cm, ab
= ed — fg = 2Cm, be = 35Cm, aa“ = 3Mm,
X foa = 309), deren Anordnung aus der
Figur klar ist, verdecke man die Spalte ab
mit einem auf der Rückseite befindlichen
sehr losen Papierschieber A, der durch einen
Faden F mit der Axe O verbunden ist. Hinter
die Scheibe stelle man einen dunklen Schirm
S mit horizontaler zugleich in Bezug auf Fig. 5.
das Scheibencentrum radialer Spalte (Fig. 6) mit der Breite von
3Mm, 28Cm vor der Scheibe ist ebenfalls
ein schwarzer Schirm 9“ mit einer Spalte
zum Hindurchsehen, die mit der Spalte
des ersten Schirmes gleich hoch uud pa-
rallel ist.
Senkrecht auf die Scheibe und den
vorderen Schirm, jedoch dazwischen und
knapp bis an beide reichend steht wieder
ein dunkler vertikaler Schirm Z, der
zwischen die Spalten der Scheibe cd und ab Fig. 6.
einschneidet und den Zweck hat, die Gesichtsfelder beider Augen
70
abzugrenzen. Wird nun die Scheibe (mittels einer kleinen an dert
verlängerten Axe sitzenden Kurbel) so schnell gedreht, bis ed und fa
(Fig. 5) gleichzeitig erscheinen, ohne dass man sie stereoskopisch
zur Deckung bringt, sondern bloss die Mitte zwischen beiden fixirt,
so entferne man mit einem Drahte den Papierschieber, und schliesse
das Auge vor cd. Dann geben ad und fg ein starkes Flimmern.
Um die Grösse dieser Differenz zu bestimmen, nehme man das
Metronom zu Hilfe, nach dessen Takte die Scheibe gedreht wird
(am besten auf 2 Schläge eine Umdrehung).
Hält man Augen und Kopf möglichst ruhig, und bevorzugt kein
Bild vor dem andern dadurch, dass man ihm die Aufmerksamkeit
zuwendet und es fixirt, so sieht man beide Eindrücke gleichzeitig
bei einer Differenz D von = bie Secunde.
Die Zeitdifferenz, bei welcher die Eindrücke bei geöffneter
Spalte ab, während das Auge vor cd geschlossen war, auf derselben
Netzhautstelle verschmolzen, war D’ — Ý Secunde; mithin ist die
persönliche Differenz = D—D‘ = beiläufig 2 Sec.
Fixirt man aber, während noch beide Bilder gleichzeitig er-
scheinen (? = Sec. ), ein Bild, wodurch das zweite auf eine
mehr seitliche Netzhautstelle fällt, und wendet demselben die Auf-
merksamkeit ganz zu, so scheint es früher aufzutreten, selbst wenn
es in Wirklichkeit später da wäre, und zwar oft in auffallender Art.
Es wäre also hiemit eine der bei Aderlässen beobachteten Erschei-
nung ähnliche gefunden, wo man ebenfalls zuerst das Blut aufspritzen,
und dann erst den Schnepper einschlagen sieht.
Bringt man beide Bilder stereoskopisch zur Deckung, so hat
man eine persönliche Differenz zwischen identischen Netzhautstellen;
diese ist beträchtlich kleiner: es war D= = Sec, Dr 4 Sec
Zu bemerken ist, dass das stereoskopische Sehen bei diesem
Falle noch andauert, wenn die Zeitdifferenz zwischen beiden Ein-
drücken grösser ist als D und das Bild stark flimmert.
An obige Versuche reiht sich ein anderer, der nachweisen soll,
dass man zwei getrennte Vorgänge jeden mit einem Auge einzeln l
gleichzeitig nicht genau beobachten kann. Zwei inwendig geschwárzte
mit einander verbundene Röhren sind an einem Ende mit je einem
a. Ch M 0
i
:
11
Fadenkreuze versehen; nahe vor ihnen ist eine dunkle Scheibe mit
zwei feinen Öffnungen, die beim Durchsehen durch beide Röhren
genau mit den Fadenkreuzen zusammenfailen. Dreht man nun langsam
die Scheibe bin und her, so kann man nie beurtheilen, ob beide
Öffnungen genau gleichzeitig an den Fadenkreuzen vorbeigingen.
D. Es gibt auch eine persönliche Differenz zwischen verschie-
denen Netzhautstellen desselben Auges. Entfernt man bei dem in
Fig. 6 dargestellten Apparate den mittleren Schirm Z, fixirt bei ge-
drehter Scheibe die Mitte zwischen beiden Spaltenbildern, so ist
m L
D=7,D = 74 Sec.
Fixirt man aber bei D= = ein Bild ganz ruhig, und schenkt
ihm die ganze Aufmerksamkeit, so erscheint es ebenfalls früher, auch
wenn es in Wirklichkeit später käme.
E. Hierher scheint auch eine von H. Prof. Mach angestellte
Beobachtung zu gehören. Werden nämlich zwei in der Distanz von
8Cm von einander befindliche schön rothe quadratische Felder von
2Cm Seite auf schwarzem Grunde in völliger Dunkelheit mit einem
elektrischen Funken erhellt, der in der Entfernung von 12Cm vor
den Quadraten überspringt und für das Auge verdeckt ist, während
man ein Quadrat fixirt, so erscheint das fixirte roth, das indirect ge-
sehene grün, und zwar oft ganz intensiv.*)
Es wurden nun Felder von nicht gar weissem Papier an die
Stelle der rothen gesetzt, dem Lichte jedoch ein solcher Zutritt ge-
stattet, dass man noch die Felder deutlich sah, hierauf das eine Feld
fixirt, während ein Funke plötzlich beide Felder erleuchtete: das in-
direct gesehene Quadrat verschwand vollständig und es brauchte eine
merkliche Zeit zum Wiederauftauchen.
Prof. Mach bemerkte auch einmal, dass von zwei durch den
Funken erhellten weissen Flecken der direct gesehene scharf auf-
blitzte, während der indirect gesehene gleichsam rasch anschwoll
und wieder einschrumpfte.
Ein (1 Om breiter, 14 Cm langer) rother Streifen war sogar auf
der fixirten Stelle roth zu sehen, von da übergieng die Farbe in ein
entschiedenes Grün; das Zimmer war dabei verdunkelt.
*) Man kann hiebei auch, wie ebenfalls H. Prof. Mach gethan hat, eine Geissler’sche
Röhre, die zwei getrennte rothe Abtheilungen gibt, verwenden, darf jedoch
jedesmal nur einen Funken durchlassen,
12
Der Grund der rothen Quadrate kann auch anders gefärbt, roth,
grün sein, wenn er nur gegen die Quadrate dunkel genug ist. Statt
der rothen Quadrate kann man auch blaue oder andersfärbige nehmen,
>
jedoch zeigt sich die Complementärfarbe bei diesen nicht so deutlich, vě \ "
Das Auftreten dieser Erscheinung scheint durch dasjenige des 4
positiven complementären Nachbildes bedingt zu sein; sie tritt nicht ©
auf, wenn der Funken zu schwach oder zu stark, oder die Quadrate ©
nicht intensiv genug gefärbt sind, und in den Fällen, wo sie am
dentlichsten auftritt, zeigt sich beinahe immer das positive comple-
mentäre Nachbild, das jedoch stets von kurzer Dauer ist*), und zwar
erscheint es an den Seitentheilen der Netzhaut leichter und lebhafter,
als in dem weniger empfindlichen Centrum.
Die ganze Erscheinung macht den Eindruck, als ob nur ein
späteres Erregungsstadium der seitlichen Netzhautstelle (das positive
complementäre Nachbild) zum Bewusstsein käme, weil das frühere
wegen Ableitung der Aufmerksamkeit auf die fixirte Stelle gleichsam
unbemerkt vorübergegangen ist.
Bei dem weissen Quadrate tritt als Nachbild ein schmutziges;
sehr dunkles Grün auf, beinahe ebenso dunkel, wie der schwarze
Grund: das Quadrat muss also verschwinden.
Das verschiedene Verhalten des Centrums und der Seitentheile
zeigt sich auch, wenn man Purkyně's Versuch mit der geschwungenen
Kohle**) so ansteilt, dass man die Kohle mit der Hand hoch von
oben bis tief nach unten an dem Auge einmal vorbeiführt:
man sieht nun zuerst das rothe Band mit dem grünen
Spectrum, sogleich darauf zeigt sich eine schwarze Furche
von einem bláulichen Nebel umgeben (Fig. 7, a), jedoch
im Netzhautcentrum ist die schwarze Furche unterbrochen
und nur der bläuliche Nebel zieht sich durch; dieser schlägt
jedoch sofort über die Furche zusammen (5) und ver-
schwindet allmälig von der Mitte aus nach den Seiten-
i theilen (c). Bedient man sich kleiner spitzer und hellbren-
ii nender Kohlen, so gelingt der Versuch bei ausgeruhten
7. Augen sehr gut.
Die Versuche wurden im Prager physikal. Institut durchgeführt.
-A
be)
ne PORS AMP E n S NN NE
*) Siehe ähnliches bei Aubert, Physiol. der Netzhaut, p. 360.
**) Purkyně Beiträge II, p. 110.
eh
3
73
Prof. Mach übergiebt ferner eine Abhandlung: „Über eine An-
wendung des Gesetzes der gegenseitigen Einwirkung benachbarter
Netzhautstellen“ von V. Dvořák.
Herr Prof. Mach bemerkte an dem Schwingungsfelde einer
Zinke der elektrischen Stimmgabel, an welche ein ausgezacktes ge-
schwärztes Blech befestigt war (Fig. 1) sehr auffallende dunkle und
helle Streifen (a, c, b).
Die Erklärung dieser eingenthümlichen
Erscheinung ergibt sich aus dem von H.
Prof. Mach aufgestellten allgemeinen Con-
trastgesetze (Sitzungsberichte der Wiener
Academie, B. LII: „Über die pkysiolo-
gische Wirkung räumlich vertheilter Licht-
reize‘*).
Die Vertheilung der Lichtintensität 7 nämlich auf der Strecke
von d bis nach f wird gefunden, wenn man die Zeit /, während
welcher ein Punkt g dieser Strecke vom schwarzen Bleche unbedeckt
blieb, und man also auf den weissen Grund hindurchsah, theilt durch
die ganze Zeit T der Bewegung von d bis f (wie bei der Masson’schen
Scheibe). Setzen wir nun dg = s, df = 2a, so ists—a(l—cosyY kb),
l
V*
also? = ; mithin
are cos (1 — =, und T= ——
a k
p Weeos (1— = )
Sr n: T
Den Verlauf von % zeigt die Curve df (Fig.2); gerade dieselbe
Vertheilung der Lichtintensität ist aber auf allen zu df (Fig. 1) pa-
rallelen Linien des Schwingungsfeldes, also auch auf den durch
a, b, c (Fig. 1) gehenden, und es scheint somit kein Grund vor-
handen, dass irgendwo Streifen auftreten.
Hier trifft jedoch das oben angeführte Ge-
setz zu: Verschiebt man nämlich die Curve fh
(Fig. 2) parallel zu sich selbst nach der Linie
dabe, so erhält man die Fläche der Licht- |
vertheilung im ganzen Schwingungsfelde und |
diese bat bei 5 eine Kante, bei a und c einen
scharfen Einschnitt; es mus also bei 5 für die
Netzhaut eine Aufhellung, bei a und c eine
Verdunklung eintreten.
Besonders gut sieht man ausserdem die beschriebene Erscheinung,
1 x DT ts Ki
A r dj né
74
wenn man an das oscillirende Prisma von Münchow ein steifes
Papier, dessen eine Hälfte schwarz, die andere weiss ist, und wo die
- Grenze zwischen Schwarz und Weiss eine Linie wie dabe (Fig. 1)
oder sonst eine passende Curve bildet, parallel zur Schwingungsebene
(ähnlich wie das oben erwähnte Blech an die Stimmgabel) anbringt ;
das Papier darf jedoch in der Schwingungsrichtung nicht zu klein sein.
Herr Prof. Mach theilt schliesslich mit, dass er bei Versuchen
über die Doppelbrechung plastischer durehsichtiger Massen eine
eigenthůmliche Beobachtung gemacht hat. Die Doppelbrechung,
welche man an der syrupartigen Phosphorsäure durch Drücken
hervorbringt und welche auf die Dauer der Daformation beschränkt
ist, unterscheidet sich wesentlich von jener des Glases. Das Glas
wird durch Druck negativ, durch Zug positiv, die Phosphorsäure
umgekekrt durch Druck positiv, durch Zug negativ.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 18. März 1872.
Anwesend die Mitglieder: Tomek, Hattala, Tilšer, Doucha,
Tieftrunk, als Gast Herr Petera.
Prof. Hattala setzte seinen frühern Vortrag darüber fort, dass
keine der jetzigen slawischen Sprachen geeignet sei, eine allgemeine
slawische Schriftsprache zu bilden.
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 22. März 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Kořistka, Čelakovský,
Emil Weyr, Küpper, Studnička und die Herren Zahradnik
und E. Weyr als Gäste.
Herr Prof. Studnička sprach: „Über eine besondere Art
von symmetralen Determinanten und deren Verwendung in der Theorie
der Kettenbrüche.“
Wenn die Elemente der Determinante
l s ST A
fůr jeden Werth der Zeiger p,g der Bedingung
Gp 78
genügen, so heisst sie bekanntlich sym metral (gauche symmétrigue).
75
Sind nun ausserdem für
| Per PVO A EV
S noch die Bedingungen
== ps Oppt — l Uppik —0
erfüllt, so erhält man die eigenthůmliche symmetrale Determinante
a, —1 0
a Po NS)
REP U SAV
(1)
00V Aa
welche in der Theorie der Kettenbrůche eine wichtige Rolle spielt,
wesshalb wir uns im Nachfolgenden mit ihrer Auswerthung beschäf-
tigen wollen, um sie auch praktisch verwenden zu können.
Zu diesem Zwecke drücken wir die Determinante (1) nach be-
kannter“) Formel durch Determinanten mit leerer Diagonale aus und
erhalten hiedurch, da allgemein symmetrale Determinanten mit leerer
Diagonale ungeraden Grades den Werth 0, solche geraden Grades
hingegen Quadrate bildend hier den Werth 0 oder 1 besitzen,
De E06 M4208 (2)
wobei 4°, eine Determinante Akten Grades mit leerer Diagonale und
C- eine Combination, resp. Produkt von % Diagonalelementen be-
zeichnet.
Da hier nur solche Combinationen zu gelten haben, deren zu-
gehörige Determinante nicht den Werth O hat, so handelt es sich
bei der Auswerthung von 4, darum, wie diese am einfachsten ge-
funden werden.
Um dies zu erreichen, stellen wir folgendes Schema zusammen,
das nur Determinanten zweiten Grades enthält, weil sich in diesem
Falle jede Determinante auf diese Art leicht auflösen lässt, und be-
*) Siehe Studnicka „Einleitung in die Theorie der Determinanten“ pag. 26.
76
zeichnen diese untergeordneten Determinanten der Reihe nach m
1282.16
wir erhalten also
Das erste Glied der Reihe (2) enthált das Produkt aller Diago-
nalelemente und ist somit leicht zu berechnen.
Das zweite wird erhalten, wenn man aus der Reihe der Diago-
nalelemente nach einander diejenigen ausscheidet, die in der Deter- ©
minante 1,2,3,....(1—1) enthalten sind; man erhält hiedurch (n—1)
Glieder zu (n—2) Faktoren als 20,» 1%,.
Das dritte Glied oder Z Cx- 2°, wird gebildet, indem man alle
möglichen Amben zwischen den einzelnen Determinanten, die nicht
übereinander greifen, zusammenstellt und die übrigbleibenden auf
diese Art jedesmal ausgeschlossenen Diagonalelemente mit einander
multiplicirt; man erhält hiedurch aus (n—2) Elementen ("5 JAmben,
folglich eben so viele Glieder von der Form C,
Auf diese Art wird weiter fortgefahren, bis man zum Schlusse
bei geradem » auf 2% — 1, beim ungeraden auf 7%, —=0 kommt.
Dass man statt des vorliegenden Schemas das einfachere
sy u Re a Ban BR
zu diesem Zwecke verwenden könnte, ist nach dem Vorangehenden ©
leicht einzusehen. ; ZV
Für den Fall, dass die Diagonalelemente sämmtlich einander
gleich sind, dass also
dy Z el
ist, verwandelt sich C, in x* und wird
Z Ca 4% — (2) p,
77
wodurch sich Formel (2) in die einfachere
ma" Je+ (ep (3)
verwandelt.
Diese Ergebnisse lassen sich nun in der Theorie der Ketten-
brüche sehr gut verwerthen, da bekanntlich Zähler und Nenner der
sogenannten Näherungsbrüche, wenn sie independent dargestellt
werden, die sehr bequeme Form von Determinanten annehmen.
Wird nämlich der Zähler des »ten Näherungsbruches von
mit P., der Nenner mit ©, bezeichnet, so ist
a
B Pen 00
E 100 Ayn (4)
[9 (5)
woraus folgt, dass für den einfacheren Fall, wo
PŘED 0 oh,
was in der Praxis häufiger vorkommt, sich P, in unser 44- und ©, in
"unser <, verwandelt und hiedurch auch eine schnelle independente
Berechnung des nten Näherungsbruches gestattet.
Sehr einfach löst sich diese Aufgabe, wenn sämtliche Theilnenner
‚einander gleich sind; werden sie in diesem Falle kurz mit a be-
- zeichnet, so erhält man die Formel (3) benůtzend
FR Fi 3 a3 + a, u +...
Pa en se 6) a | k arkana
(6)
78
woraus zu sehen ist, dass der »te Näherungsbruch von
K : = a 1
a Ir
Be
eine echt gebrochene rationale algebraische Function des Theil-
nenners « ist. ť
Die Irrationalitát des betreffenden unendlichen Kettenbruches
ergibt sich dann aus Formel (6) von selbst.
Herr Prof. Čelakovský sprach: „Úber Untersuchungen zur
Morphologie der Blůthe.“
Herr Prof. Küpper sprach: „Über Steiner'sche Polygone und
damit zusammenhängende Sätze der Geometrie der Lage.“
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 15. April 1872.
Anwesend die Mitglieder: Emler, Hattala, Doucha, Ko-
märek, Ludwig, Malý; H. Kovář als Gast.
Herr Maly las eine Abhandlung: „Über Shakespeare als
Dichter.“
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen (lasse
am 19. April 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Küpper, Stud- ©
nička Schoebel, Tilšer, G. Shmidt, Emil Weyr, Blažek.
und die Herren F. Novotný und E. Weyr als Gáste.
Herr Med. Dr. Josef Schoebel macht eine vörläufige Mit-
theilung: „Über Nervenendigung an den Tasthaaren der Säugethiere,
sowie über die feinere Structur derselben.“ (Die Arbeit erscheint in
den Abhandlungen.)
Herr Prof. Studnička theilt „einen Beitrag zur Theorie der
Determinanten mit.“
79
Bekanntlich wird der Werth einer Determinante
Ay A333- dm
U Ro +++ Rom
= ; (1)
On,ı» Un s.: Unn
- nicht geändert, wenn man von den Elementen irgend einer Reihe
die entsprechenden Elemente einer Parällelreihe subtrahirt.
Wendet man dieses Verfahren auf die Determinante (1) so an,
dass man von den Elementen der nachfolgenden Colonnen die Elemente
der zunächst vorangehenden subtrabirt und diese Operation an den
erhaltenen Resultaten so lange, jedoch mit immer weiteren Colonnen
beginnend, fortsetzt, bis man zur letzten gelangt, so erhält man, falls
py = Ap,a+ı — Ap
und allgemein
IT Op = M dpi — L“ dp
gesetzt wird, endlich
| =
ns AB ME u
(An In AV 0
DE? (2)
Un 9 A Ant dd | ZA o An,
Wird nun dieselbe Reihe von Operationen mit den Elementen
der Zeilen der Determinante (2) vorgenommen und die analoge Be-
zeichnung
O Ay Aprı,a — Ap
allgemein also
k ab le
i Fa 9" Ar — Ian
eingeführt, so enthält man schliesslich
aa, Km je ya z
0) G1 y) Oda kn 2 O1
Ir ; (3)
|dn—1 W 1 y dn A ar, PO dn-1 1 dıı
welche Formel eine sehr wichtige, bisher unbeachtete Eigenschaft der
Determinanten ausdrückt. :
din 4 oder umgekehrt und aus Formel (3) ení Sieh
- die specielle von H. Hankel*) zuerst mitgetheilte Formel
" : A319 Ls Br 74 ik o
2
May Ta 3.9, LP
Grade, dann ist D=0; denn im ersten Falle hat man
Pa, —=0,
im zweiten hingegen aus demselben Grunde
rý mt
in beiden Fällen werden also die Elemente einer ganzen Reihe Nulle ko
folglich erhält die Determinante selbst den Werth Null.
Ebenso ergibt sich auch Formel (4) der Satz:
Bilden die Elemente einer persymmetrischen De-
terminante eine arithmetische Reihe vom (n—I)ten.
Grade, so ist D=-+ (4"71a,,,)"; denn da alle höheren, recht:
von der Diagonale stehenden Differenzen 0 werden, so reducirt sic
der Werth der Determinante auf das Produkt der » gleichen Dias a
nalelemente.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass man durch wiederholte A
wendung von Formel (2) direkt beweisen kann, dass i
M s ae * (la)
I 50. oky PDT: 0)
. | of
pod, db.
AL
81
-Herr Prof. Kréjčí Nun, wie folgt: „Über eine analoge Be-
IR n nd und Pa by der jaddlalon und rhomboedrischen
En - Kn ystallgestalten.“
Die Analogie der Flächenlage der tesseralen und rhomboedri-
schen Krystallgestalien, wenn man dieselbe auf eine trigonale Axe
bezieht, ist bekanntlich schon längst von Mohs, Naumann und anderen
-© Krystallographen erlaeutert worden.
Für die Berechnung der rhomboedrischen Krystallgestalten er-
% weist sich aber namentlich von Vortheil die Betrachtung dieser Ge-
-© stalten als analog den tesseralen Formen mit Beziehung auf ein
dreiaxiges Axensystem.
Als eine übersichtliche und für alle Krystallsysteme anwend-
bare Bezeichnungsart der Flächenlage liesse sich hiebei die Be-
zeichnung der hexaidischen Flächen mit h, der oktaidischen mit o und
der dodekaidischen mit d anempfehlen. Die Parameterverháltnisse
jeder Fläche lassen sich dann als diesen Buchstaben angehängte
Indices leicht bezeichnen.
1) Es entspricht dieser Anschauung gemäss dem Hexaöder
das Grundrhombočder, und beiden gehört in Vergleichung mit
den Miller’schen Symbolen das Zeichen
h=100.
2) Dem Rhombendodekačder oder Granatoid entspre- *
chen zwei rhomboädrische Formen und zwar das Rhombočder der
Polkanten
d=110
und das hexagonale Prisma der Seitenkanten
m r 9
Nad
es; ;
PH, M
BR VB M
FB Jo >; Ash :
R s RU č
d/=1o.
3) Dem Fluoroid entsprechen zwei Skalenočder und zwar ein
Skalenočder der Polkanten
da =n10
"und ein Skalenoéder der Seitenkanten
d,=n10
Für die Berechnung der Indices aus gegebenen Kanten K im
rhombočdrischen System giebt die analytische Geometrie die Gleichung
F
jí [n ná F B
: VáG
Sitzungsberichte VI, 6
Abe wenn A die Polkante des Grundrhomboeders bedeutet
= aa’ bd" + ee“ — [(b’c + be’) + (ea + ca‘) (a'b-+ ab")] cos 4; ja
a = a*+d* + c? — 2 (ab +- be -+ ca) cos A, EA
G'= a*+db'"-+c*—2(ad'—+ b'c'—+ c/a‘) cos A. s 3
Wendet man diese Gleichung für die Skalenoöder a an, ;
indem man die schärfere Polkante mit 7 und die Sm mit 22
bezeichnet, so erhält man N,
1 A (n—1) R c
cosi H= vr
cosi D= vo“
wobei R=cos’14,
mithin
coaH 3 3 1
c051.D: ;
Dasselbe Resultat gilt für das Fluoroid, wo A=90", H die
hexaedrische Kante, D die dodekačdrische Kante bedeutet.
Ist H=D, verwandelt sich das Skalenočder in eine hexago-
nale Pyramide der Polkanten, und dann ist
n 2;
Das Symbol d, bedeutet also die hexagonale Pyramide der -
Polkanten.
Für das Skalenoöder der Seitenkanten d, ai die
obere Gleichung
cosAH _
cos ıD =
4) Bei der oktaödrischen Flächenlage entspricht dem O ktaöder
das Pinakoid
0=111,
und das Rhombočder der Seitenecken
0 — 111
5) Dem Leucitoid entspricht das Rhomboeder der Pol- #5:
ecken in paralleler Stellung i
Osm = MU,
das Rhombočder der Seitenecken in derselben Stellung
Or == iml,
und das Skalenočder der Diagonale
0m = =
Die Berechnung der abgeleiteten Rhombočder erfolg, wenn S
83
m, */m, "jr die Abschnitte an den Kanten a, 9, © vom Pole aus;
©, ©, r die denselben gegenüberliegenden Winkel zwischen der Tri-
gonalaxe und der Rhomboěderfláche, č die Neigung der Polkante
gegen diese Axe bedeutet, aus der Proportion
Um in: r — Sme , MG , smt
sin(o-+E) ' sin(c+8) sin(r+8)
wobei cote-+coto-- cotr—0.
Für das Leucitoid oder Rhomboöder 0m ist e=r,
coté = Jcotd, woraus
cotd _ m+2
cote m—1'
indem O den Neigungswinkel des Grundrhombočders und © den Nej-
gungswinkel des abgeleiteten Rhomboöders zur Trigonalaxe bedeutet.
Dieselbe Gleichung hat Geltung für das spitze Rhom-
boěder Om.
It » = — 2, so ist cote — 5, d. h., das Rhombočder verwandelt
sich in das hexagonale Prisma der Seitenecken; dessen
Symbol ist demnach
(lt
Für En Skalenoöder der Diagonale O:. ist
cosiH _ m—l
cos 1D an 22
Ist =D, so verwandelt sich dieses Skalenočder in die hexa-
gonale Pyramide der Diagonale, und es ist
m=3,
re das Symbol dieser Pyramide
0, = 113.
6) Dem Galenoid entspricht das Rhombočder der Pol-
ecken in verwendteter Stellung
On = mml,
das Rhomboöder der Seitenecken in derselben Stellung
Om = mml,
und das Skalenočder der Diagonale “
Om = mim
Für das Galenoid oder das Rhombočder 0» ist e=e
r*— 1809 — r, woraus
: cotd _ Am--1
ob T mel?
- wobei O den Neigungswinkel der Neigangswinkel des Grundrhom-
6*
.boöders und z“ den Neigungswinkel des abgeleiteten Ahoribogdere, 8
zur Trigonalaxe bedeutet. BR VRR ©;
Dieselbe Gleichung gilt für das spitze Rhomboöder Om. en Re
It m=—2, so ist cotd = cotr‘, das abgeleitete Rhomboade
ist demnach dem rensienasheöder gleich und unterscheidet
sich vom ihm nur durch seine verwendete Stellung. Sein Symbol ist ©
demnach 0, — 212.
Für das Skalenoöder der Diagonale 0, gilt ebenfalls die
Gleichung
cs37H _ m—1
CORA 00
Ist =D, verwandelt sich dieses Skalenočder in eine hexa- ©
gonale Pyramide der Diagonale, wobeim=3, undihr Symbol
0, 331, |
Man sieht, das 0, und 04, dieselbe Flächenlänge haben, Kb
ihren Flächen eine verschiedene Bedeutung zukömmt.
7) Dem Adamantoid entspricht ein stumpfes Skaleno-
eder
0s = mnl,
wobei sZ=Aım Din C
und drei scharfe Skalenoéder
0sZ mini
für welche s= a + 1/m b + Un C +1 A ý
Aus der oben angeführten Gleichung für die Kanten ergiebt sich
costH — n—m PR,
cos!D 7 I |
Für die weitere Be dient die Lage einer Fiäche, elle
die Kanten H oder D abstumpft und das Symbol O1.‘ oder On‘ hat. :
Für 0!/m‘ giebt die Zonengleichung
a Amy i
ot n
0 / in
während cotd — mMr2 { PR
cot o m — 1 |
wobeich sich © aus H und D bestimmen lässt.
Aus den Polkanten H und D eines jeden Skalenočders as
sich seine Seitenkante S bestimmen.
85
Denn es ist für die Combinationskante des Skalenočders mit
dem Prisma d,
3 (i— m R
05(.S+- HM) = sin} S= m
cos (1 84909 =sin =
fůr die Polkanten
er Ba
V G6:
ne (i—n)R
1,96%
cosi H+ cosi D=sími 8.
Ist H=D, verwandelt sich das Skalenočder in eine hexago-
nale Pyramide der Polecken und es ist
m—+1
a
folglich
WW
Dieselben Gleichungen gelten auch für spitze Skalenoäder
und hexagonale Pyramiden der Seitenecken.
Für die Adamantoide, welche die Kanten des Rhombendodeka-
eders zuschärfen, giebt die Zonengleickung
nz Mm— 1.
Ein spitzes Skalenoöder, für welches »==m— 1 ist, verwandelt
sich in ein zwölfseitiges Prisma, indem es die Kanten des das
Rhombendodekaöder vertretenden hexagonalen Prisma zuschärft.
Eine Zusammenstellung des analogen tesseralen und rhom-
© bočdrischen Gestalten ergiebt also die folgende Übersicht :
A. Gestalten mit hexaidischen Flächen.
1. Hexaeder . „ Grundrhomboéder . . . . A100.
| B. Gestalten mit dodekaidischen Flächen.
2. Granatoid . . Rhomboöder der Polkanten. d=110.
Hexag. Prisma der Seiten-
| | Kanten... dy ED.
2 3. Fluoroid . . Skalenošder der Bolten: da = n10.
TER Hexagon. Pyramide der Pol-
9 kanten. . . . 3 ej lg all.
& Skalenočder der Seitenkanten Le n10.
C. Gestalten mit oktaidischen Flächen.
= COE. 2: Pnakoid 2.0 2 OZE
Rhomboöder der Seitenecken 0, =111.
86
5. Leucitoid .
6. Galenoid
7. Adamantoid
stumpfe Rhomboöder .
spitze Rhomboöder
hexagon. Prisma der Seiten-
ecken
Skalenoöder der Diakannde :
hexagonale Pyramide der
Diagonale .
stumpfe Rhombočder in ver-
kehrter Stellung ;
spitze Rhomboěder in ver-
kehrter Stellung
verkehrtes Grundrhomboeder
Skalenoöder der Diagonale .
hexagonale
Diagonale .
stumpfe Skalenoäder .
spitze Skaleno@der
stumpfe hexagon. Pyramiden
spitze hexagon. Pyramiden .
zwölfseitiges Prisma
Omni.
Pyramide der I
Oym= Iml, BR A a:
04, = 1.
r == lim, P
0s“ =m bř
054 = m.m—1A.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 29. April 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Emler, Hattala,
Nebesky, Gabler, Komärek, Tieftrunk.
„Über die Entwickelung der böhmi- ©
schen Heldensage im Allgemeinen und ihrer jüngeren Fassungen m
den Grünberger und Königinhofer Sammelhandschriften im Besn-
dern, zugleich über deren Veranlassung, Urheber, Chronologie und En
Texteskritik nebst einem Abriss der Geschichte der böhmischen volks-
thümlichen Poesie bis zum 14. Jahrhunderte.“ BL.
Herr Dr. Komärek lass:
87
= : Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Úlasse
E- am 3, Mai 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Küpper, Blažek,
n W eyr, als Gäste die Herren: Šolín und O. Feistmantl.
Herr Prof. Dr. Küpper hielt einen Vortrag: „Über Steinersche
Polygone und damit zusammenhängende Sätze der Geometrie der
Lage. (Fortsetzung).
Prof. Dr, E. Weyr sprach: „Über Curven dritter Ordnung als
Erzeugnisse biguadratischer Involutionen.“ -
Herr Otakar Feistmantel sprach zuerst: „Über die Flora
der Nyřaner Gasschiefer“ ; hierauf hielt derselbe koleenden Vortrag:
„Über die Permformation zwischen Budweis und Frauenberg.*
Zwischen Budweis und Frauenberg liegt ein Schichten-
complex einer Formation abgelagert, die zwar seit etwa 30 Jahren
angeführt wird, deren geologische Stellung aber bis heute unent-
schieden blieb.
Gehen wir auf die Litteratur zurück, so ist die Kenntniss von
Jů derselben eine bloss beschránkte.
In seinem „Gebirgsformationen Böhmens“ 1831 führt Prof. Zippe
diese Formation noch gar nicht an.
In seinem späteren Werkchen „Die Steinkohlen, ihr Werth,
ihre Wichtigkeit ete.“ 1842, pag. 25, führt Prof. Zippe diese For-
mation als „old red sandstone“ an; doch kannte Prof. Zippe selbe
nicht in der vollen Ausdehnung und waren ihm hauptsächlich die’
rothen Schiefer mit den Kalkschichten wechsellagernd nicht bekanut;
er führt diese Formation bloss von Lhotic und Woselno an, wo
sie durch Bergbau aufgeschlossen sein sollte, die Gesteine, die er
anführt, waren Sandsteine grauer, röthlich grauer und gräulich grauer
Farbe, meist mehr feinkörnig als grobkörnig; in diesen liegen
schwarze Schiefer von geringer Mächtigkeit, in welchen keine
Pflanzenabdrücke vorkommen, Es sind dies die Schiefer, auf die man
Bergbau trieb und sich auch noch jetzt von Zeit zu Zeit dazu ver-
leiten lässt.
Prof. Reuss in seiner: „Kurzen Übersicht der geognostischen
Verhältnisse Böhmens 1854“ zählt diesen Schichtencomplex zur Stein- ©
kohlenformation und erwábnt auch der Grubenbaue, durch welche
die hiesigen Schichten aufgeschlossen waren; nach Reuss enthalten ©
selbe mehrere Anthracit-Flötze und Steinkohlenpflanzen ; AIR a: ž
selbe stammen, ist nicht angegeben. oa
Die ersten näheren Angaben über die geologischen Verhältnisse ©
gab Čížek im Jahre 1854 und veröffentlichte selbe im Jahrbuche
der geologischen Reichsanstalt 1854, p. 224.
Hierauf lenkte Prof. Ettingshausen die Aufmerksamkeit der
vaterländischen Forscher bezüglich dieser Ablagerung auf eine ganz .
eigene Formation, betrefis dessen sich im Jahrbuche der geologischen
Reichsanstalt 1854, pag. 196, ein Bericht befindet „Über das Anthra-
citlager von Budweis“, demzufolge Constantin von Ettingshausen seine
Untersuchungen über die Pflanzenreste aus der Antbracitformation
von Budweis mittheilte, von wo im Laufe der geologischen Auf-
nahmen zu damaliger Zeit, H. Bergrath Cizek eine Sammlung ein-
gesendet hatte; woher diese Sammlung stamme, welcher der Fundort
sei, wird nicht erwähnt.
Dieses Vorkommen sollte insofern von einem nicht unbedeuten-
den Interesse sein, als es nebst echten Steinkohlenpflanzen auch ©
eine Anzahl von Arten enthält, welche in der alpinen Anthraeitfor-
mation vorherrschen, und Ettingshausen führt auch die Petrefacte ©
von diesem Orte getrennt fůr beide genannte Formationen. |
Doch wie gesagt, steht nirgend, woher diese Petrefacte stammen |
und sind auch später nicht wieder vorgekommen.
Am Schlusse der Untersuchungen im Steinkohlen- und Perm-
gebiete Böhmens besuchte ich heuer auch genannte Ablagerung, um
selbe näher ins Auge zu fassen und ihre Stellung nach wiederholter
genauer Untersuchung und Vergleichung mit ähnlichen Ablagerungen
anderorten Böhmens, endlich der Wahrheit am nächsten festzustellen.
Vor allem handelte es sich mir um die Begrenzung der Schichten,
die zu dieser Formation gehören und die sich schon durchihreFarbe ©
und dann durch die Lagerůng von den umliegenden deutlich scheiden.
In dieser Beziehung ergab sich, dass die Umgrenzung auf der ©
- Karte der geologischen Reichsanstalt nicht eine ganz richtige sei und
dass das Becken selbst eine weit grössere Ausdehnung zeige. ©
Erst dann verfolgte ich die Schichten des Beckens selbst. ER
Der genannte Schichtencomplex ist. durchwegs auf Urgebirg ab-
gelagert, meist Gneiss in den verschiedensten Varietäten, ‚wie er ©
auch auf der geologischen Karte gezeichnet ist; doch westlicherseits
AR Ee k oo SS
89
© des Beckens findet sich auch eine Strecke Lignit abgelagert, der
gewonnen wird. ©
Geht man nämlich von Frauenberg (resp. Podhrad) lángs
der Strasse, die an Dobreji c vorbeiführt, so überschreitet man an-
dangs Urgebirge; doch bald sieht man noch etwas vor dem Dorfe
Dobiejiec, in einem Thalgarge, der anfangs östlich, später nord-
. östlich sich wendet, alte Halden liegen, die bei näherer Besichtigung
Überreste von Lignit und festerer Braunkohle enthalten; weiter dann,
„zu beiden Seiten der Strasse, unmittelbar an ihr gelegen, befinden
. sich zwei Zechhäuser mit Schächten, die Lignit zu Tage fördern.
Die Gruben gehören Eigenthümern von Budweis; die Teufe
der oberen, an.der Strasse gelegenen ist 8°, bis 9"/,9; für die erst ©
erwähnten, im Thale gelegenen gegen und über 3°.
Die Mächtigkeit dieser Lignitkohle beträgt bis 5‘, die Zwischen-
mittel jedoch eingerechnet. Gegen das Ausgehende ist dieser Zwi-
schenmittelschiefer härter und fester; ober der Kohle lagert aufge-
löster Sandstein und Lehm.
Bei den unteren, früker erwähnten, jetzt nur noch durch da
Vorhandensein von Halden kennbaren Schächten, war die Lignitkohle
nur eine sehr schlechte, die obere Lage nur Moore, ganz ähnlich
einem etwas schwärzeren Torfe und erst dies übergeht in die eigent-
liche Braunkohle. Doch ist selbe, wie gesagt, grösstentheils Lignit
besteht meist aus noch deutlich erhaltenen, wenig veränderten Holz-
stämmen.
Verkauft wird sie meist in die Umgegend und nach Budweis
für die einzelnen Fabriken.
s Petrefacte zu finden ist nicht gelungen; ich sehe die Kohle,
mit ihren noch deutlich erhaltenen Baumstämmen selbst als Petre-
fakt an. Die Stämme darin scheinen gröstentheils Nadelholz gewesen
zu sein.
Diese Lignitformation überschreitet in ihrer Ausdehnung theil-
weise die früher angeführte Strasse und reicht der Länge nach etwa
bis zur Einmündung dieser Strasse in die Hauptstrasse, die von
Budweis, über Nemanic und Bida gegen Schmidtgraben
führt.
Hat man diese Ablagerung überschritten, so folgt abermals
Urgebirge (Gneis), bis zur Grenze der folgenden, in Frage stehenden
Formation.
Um die Schichten dieser Formation, und ihre Folge und Lage-
rung zu erkennen, ist es am besten dieselben in der Richtung von
90
Dobřejic gegen Lhottic, von da gegen Rothoujezd, von hier ©
gegen Libnic, Voselno und Hartovic zu begehen, durch welche x
Begehung man das Becken zweimal quer und einmal theilweise dr _
Länge nach durchwandert hat. ao,
Ferner eine zweite Begehung längs der Strasse von Budweis
nach Schmidtgraben, an den Dörfern Nemanic und Bida
vorbei.
. Geht man von Dobřejic, nachdem man die Hauptstrasse -
von Budweis nach Schmidtgraben überschritten hat, unterhalb
Lhottic, an dem Meierhofe Jednota vorbei, so gelangt man zu
einem, von N. nach 8. ziehenden Bächlein, genannt „Kyselá voda.“
Dieses durchzieht eine Rachel, an deren čstlichem. Gehänge noch
Urgebirg lagert.
Sobald man aber das Bächlein überschritten, so sieht man in.
dem entgegengesetzten, westlich ansteigendem Gebänge alsbald ganz
andere Schichten anstehen. ;
Sie geben sich alseleich durch ihre deutlich schieferige Struktur
und durch ihre Farbe zu erkennen; es sind Schieferschichten, die
man alsbald als einer jüngeren Formation gehörig erkennt.
Der Schiefer, der da auftritt, ist thonig glimmerig, mit ziomlil
grossem Glimmergehalte, wodurch auch seine deutliche Schiefer- _
struktur bedingt wird; die Farbe ist rothbraun, der Strich lichter,
beim Reiben färbt er ab; stellenweise treten auf demselben gräuliche
Punkte und Streifen auf.
An dieser Stelle kann man auch deutlich das Einfallen der
Schichten erkennen und absehen.
Es fällt der Schiefer hier in südöstlicher Richtung ein, unter
beiläufig 30°; das Streichen ist dann selbstverständlich von SW.
nach NO.
Auch erkennt man an dieser Stelle in gewissen Abständen mit
dem Schiefer Schichten eines compakteren Gesteines wechsellagern. -
Es sind dies Schichten von Kalkstein, der beim Zerhauen stark.
bituminösen Geruch verbreitet. |
Die Kalkschichten haben dieselbe Lagerung, wie die Schiefer,
sind 4“—6’mächtig; ihre Farbe ist rothgrau, und zwar so, dass bei
frischeren Stücken die graue Farbe vorherrscht. k
Organische Reste konnte ich weder im Schiefer, noch im Kalk-
stein auffinden. P
Von hier aus geht man weiter über ein bewaldetes Plateau, N
auf dem sich noch etwas der „Moitschberg“ erhebt. x
3 JE: ;
v 54 € « i A
Z a a ho - > a 8
AN sy S 3 = Á x z a dle ; < 2
en, k 6 7 "p h ; č 4 a JE u
ee a . is Bar : „S (dž „V ee Er
91
Brüche oder Einrisse sind hier nicht vorhanden, so dass man
auf dieser Strecke keine Schichten zu Tage anstehen zu Gesichte
bekommt.
: Doch verráth sich das Vorhandensein derselben rothen Schiefer
vom Anfange an durch die charakteristisch rothe Farbe des Bodens,
sowie durch die Plasticitát des Thones, der z. B. in Gráben und Ge-
leisen durch Auflósung des Schiefers durch Wasser entstand; auch
sieht man dann in diesem Produkte zahlreiche Glimmerblättchen im
Sonnenschein dem Auge entgegenglitzern — kein Zweifel daher, dass
diese ganze Strecke dieselben Schichten zu Grunde hat. Auch trifft
man hie und da Stücke früher erwähnten Kalkes herumliegen.
Nachdem man dies Plateau überschritten, gelangt man abermals,
unterhalb Libnič,.zu einer Rachel, die sich von Ost gegen Westen
hinzieht, durchflossen wird sie von einem Bächlein, der sogenannten
„Dobrá voda“, das sich mit dem früher erwähnten, der „Kyselá voda“
zu einem Štamme vereinigt, nachdem es die in Rede stehenden
Schichten theilweise der Quere nach durchschnitten hat. Hier kommen
die Schichten an dem östlichen Gehänge abermals zum Vorschein,
. haben jedoch schon ein entgegengesetztes Einfallen, nemlich gegen
N. W.; die Beschaffenheit dieser Schichten ist-dieselbe, wie ich sie
für die anfangs beobachteten geschildert habe, nämlich rothe, thonig-
glimmerige Schiefer, wechsellagernd mit Schichten von bituminösem
Kalkstein; auch über das Bächlein hinaus im entgegengesetzten, dem
westlichen Gehänge, auf dessen Fortsetzung dann das Dorf Libnič
liegt, beobachtet man dieselbe Beschaffenheit der Schichten, mit dem-
selben Einfallen.
DasžDorf Libnič selbst ist noch grösstentheils auf den rothen
Schichten gelegen. Die Felder, die gerade jetzt, wo ich die Gegend
besuchte, frisch aufgeackert waren, boten eine ganz eigenthümliche,
aber für eine bestimmte Formation charakteristische Färbung.
Auch fand ich hier bei Libnič in den Feldern ganz eigen-
thümliche Gesteine als Gerölle. Sie sind quarziger Natur, auf der
Oberfläche wie zusammengeschmolzen, an den Bruchflächem jedoch
körnige Struktur zeigend; ihre Farbe röthlich gelb; die glatte Ober-
fläche trägt Finger- und Handeindrücken ähnliche Vertiefungen.
Diese Gesteine sind im übrigen Böhmen auch schon bekannt,
und sind stetige Begleiter der Permformation und wir haben sie
zahlreich unter dem Riesengebirge, in der Umgegend von Nyran
und in der Umgegend von Saaz vorgefunden.
Grossen Nachdruck lege ich bei dieser Begehung auf die rothe
Färbung des ganzen Terrains, die sich auch den oberflächlichsten
Schichten mitgetheilt hat, und schon von frühe her bemerkt werden ©
musste, wie auch die Benennung des. nördlich von Libnič gelege- ©
nen Dorfes „Rothaujezd“ hinreichend beweist, ferner auf das Wech-
' sellagern der Schiefer mit Kalksteinschichten.
Ein Piofil durch das jetzt besprochene Terrain würde sich
folgendermassen ausnehmen. z
Die Länge des eben begangenen Terrains EN:
A 3 s
> mag etwas gegen "/, Stunden hetragen. » 7
) Das nördlich, resp. nordöstlich von dieser ©
Begehungstour gelegene Terrain führt die- ©
selben Schichten, wie sie jetzt angegeben wur-
den und ist beiläufig durch die Orte Roth-
oujezd und Lhottic begrenzt, über die es
ein wenig nördlich hinausragt.
'a8drgos1()
M © Bei Lhottic findet sich jedoch eine alte
& Ej Halde, die schwarze Schiefer herausgefórdert
a <| x enthält, längst aber verlassen ist; es war ein
ED JA 58 Versuch Kohle zu erreichen, die durch diese
sl 6 schwarzen Schiefer vorgetäuscht wurde, aber
E. \ nh ji je bis jetzt ausblieb und auch für die Zukunft mit
s Ne N ú = grůsster Wahrscheinlichkeit ausbleiben dürfte;
ge V Mi 2. es gehören vielmehr diese schwarzen Schiefer
© a " zu dem Complexe der rotňen, wie wir selbe
Bla) ' noch weiter südlich und besser kennen lernen —-
B E werden, wesshalb ich mich hier nicht beiihnen ©
| = länger aufhalten will. m
a Über Libnič südöstlich hinaus ist bereits
S Urgebirge abgelagert.
Von Libni südlich an der Grenze Anke M
sů Er trifft man úberali die erwähnten rothen Schiefer | iR
go 5 © mit angegebenem nordwestlichen Einfallen nd ©
B | ji: gelangt endlich auf die Strasse, die von Hurt IR
Bush) == nach Woselno führt. tér
n n Linkerseits dieser Strasse, in einiger Ent- N
fernung von der Überschreitungsstelle der Grenze finden sich de A,
zerfallene Halden, als Spuren einstiger Bergbauversuche. BT.
Das Materiale, das hier herausgefördert liegt und das man ur
noch mit Mühe hinreichend zur Entscheidnng unterscheiden kann,
93
erwähnten rothen Schiefers trägt; er ist thonig-glimmerig, schiefe-
riger Struktur und von demselben Einfallen, nämlich gegen Nord-
West. Er lagert also auf den rothen Schiefern, von kg er sich
nur durch die Färbung unterscheidet.
Auch hier fand ich auf der Halde Stücke von Kalkstein herum-
liegen, der auch grauer war, als der mit den rothen Schiefern
wechsellagernde. Es ist kein Zweifel, dass auch hier der Kalkstein
mit den Schiefern wechsellagert.
Es war dieser Schiefer das Terrain, in dem sich der Bergbau,
ähnlich wie bei Lhottic auf Steinkohlen bewegte, doch wurde er,
-wie dort, auch hier bald nach fruchtiosem Herumsuchen aufgegeben.
Wir werden ihm noch einmal begegnen; das wichtigste Moment
ist das Vorkommen von Kalkschichten in ihm.
a Auf dem Weiterwege nach Voselno erhebt sich linkerseits der
© Strasse, südöstlich von Voselno, über die Fläche der Schiefer ein
kleiner Hügelrücken; die Einsicht in die Gesteinsmasse desselben
ist durch Steinbrüche zugänglich; bei näherer Untersuchung der-
selben erkennt man grob- und feinkörnige Sandsteine vorherrschend
- von grünlicher Farbe, theilweise auch schieferiger Struktur; dies
Vorkommen erinnert mich viel an die permischen Sandsteine bei -
Nyřan. Auch konnte ich das Einfallen daselbst absehen; er zeigt ein
» doppeltes entgegengesetztes Einfallen, so dass er ober dem Schiefer
ein für sich abgeschlossenes Ganze bildet, mit seinen obersten
Schichten aber, wie wir sehen werden, concordant gelagert ist.
Dieser obere Sandstein ist mir bloss hier vorgekommen. Wird
als Baumaterial] benützt.
Von diesem Hügel gelangt man in das Dorf Voselno. Hier
gestatten die Schieferschichten die deutlichste Einsicht in ihre Ver-
hältnisse. Mitten im Dorfe stehen selbe deutlich an und stellen einen
ziemlich mächtigen Complex dar.
Der Schiefer trägt dieselben Eigenschaften, wie von den früheren
Vorkommen; ist thonig-glimmerig, ziemlich feinkörnig, schieferiger
Struktur, von rothbrauner Farbe, wechsellagert mit Kalkstein, der
hier am deutlichsten entwickelt ist. Das Einfallen jedoch ist ein ent-
gegengesetztes zu dem, wie wir es auf der Strecke von Hurr gegen
den Sandsteinhůgel ober Voselno erkannt, so dass die Umkehrung
der Schichten etwa unter dem Sandsteinhügel stattgefunden haben
Pre mochte.
In Voselno liegt also schon der Gegenflügel zu den Schichten
von Rothoujezd und Libnič und hat analoges Einfallen und
- herrscht.
94
Streichen mit den Schichten des allerersten Ausgangspunktes am Ei
Bächlein „Kyselá voda“, unterhalb des Hofes „Jednota“. E
Nahe hinter Voselno, westlich von da sollte nach der geologie ©
schen Karte der k. k. geologischen Reichsanstalt das Ende der For“ ©
mation sein und Urgebirge folgen. Doch ist dem in der That nich
so und schon deutet theilweise die rothe Färbung des Feldbodens ©
auf die Fortsetzung bis über die Strasse nach Budweis hinaus.
Um diese Fortsetzung zu erkennen, unternimmt man eine Be-
gehung längs dieser Strasse an den Dörfern Bida und Nemanic -
vorbei. i i
Man gelangt am bestem auf diese Strasse auf dem Wege, der ©
von Frauenberg an den Lignitbergwerken vorbeiführt und geht dann
in südlicher Richtung gegen das Dorf Bida.
Bis etwa 10 Minuten vor Bida steht Urgebirg angelagert; dann-
folgt endlich rothe Färbung des Bodens. Einige Schritte südwestlich
hinter dem Bidaer Hegerbause sieht man an mehreren Stellen
dunkelrothes, glimmeriges Gestein aufgeführt, das in dieser Gegend
seines eisenhältigen Cementes wegen als Erz herausgenommen wurde;
es ist im ganzen mittelkörnig; doch sind Übergänge zu feinkörnigen
und grobkörnigen Varietäten nicht selten und auch haften einzelnen
Stücken Reste eines gelblichen Sandsteines an, dessen Körner auch
manchmal in das früher erwähnte Gestein übergehen. i
Wie die Stücke da herumliegen, war auf eine schieferige Struktur
zu schliessen.
Wir werden die Gesteine spáter náher kennen lernen. Von hier
aus gelangt man hinter den rechts der Strasse nach Budweis gele-
genen Häusern von Bida zu einer Rachel, deren beiderseitige Ge-
hänge ausgesprochen eine rothe Färbung tragen, die hie und da
durch weissliche Streifen unterbrochen ist; auch führt sie als Gerólle ©
früher erwähnte rothe Gesteine, die auch hie und da im Gehánge ©
eingeschlossen liegen. a
Die Verhältnisse dieser Rachel machten auf mich den Eindruck
wie die in der Rachel oberhalb Kottiken bei Nyřan. BEN
Folgt man der Schlucht aufwärts, so wird sie immer tiefer und +
tiefer und die rothe Färbung der oberen Schichten tritt immer dut-
licher zu Tage, auch festere Schichten kommen zum Vorschein; etwa ©
in */, Stunde gelangt man an das obere Ende der Schlucht und sieht ©
sich plötzlich in einem ausgedehnten Sandsteinwerke, in dem jedoch, ©
wenigstens an den oberen Schichten deutlich die rothe Färbung vor-
95
‚ Es befindet sich an dieser Stelle Hardmuths Schlemmerei,
die aus dem hier befindlichen Sandstein, der kaolinhaltig ist, diesen
gewinnt und dann zu Steingut verarbeitet.
Dieses Vorkommen erinnerte mich alsbald an ein ähnliches bei
- Fřemošna, nördlich von Pilsen, wo aus einem ähnlichen Sand-
stein Kaolin gewonnen wird.
Dieser Sandstein wird hier abraumartig und dann durch Stollen
gewonnen, da er nicht gar tief gelagert, aber doch vorerst vom
fremden Gestein überlagert wird.
An den Abraumwänden kann man deutlich die Folge der Ge-
steine ablesen:
a) Es ist zu oberst die Ackererde, röstlicher Farbe;
b) hierauf ein rother Thon, theilweise glimmerhältig ;
c) ferner ein graulich weisser, kaolinreicher Thon ;
d) dann ein ähnlicher von violetter Farbe.
e) Darunter folgt eine etwa 4“ mächtige Schicht eines festen
glimmerhaltigen, fein- bis mittelkörnigen, manchmal sandstein-
ähnlichen Schiefers, mit Eisencement; es ist dies dasselbe Ge-
stein, dessen ich früher erwähnte, dass es nordwestlich vom
Bidaer Heger als Eisenerz aufgeführt ist. Diese Schichte
findet sich continuirlich in angegebenem Horizonte, variirt je-
doch einigermassen in der Mächtigkeit, wird dünner und stärker,
spaltet sich auch hie und da, was jedoch Modalitäten sind, die
die allgemeinen Verhältnisse nicht einträglich beeinflussen. Da
diese Schichte höchstens 1'/,° unter Tag liegt, so war sie leicht
zugänglich, zumal ihre rothe Farbe und das etwas grössere speci-
fische Gewicht Eisenerz, und bei diesem Hoffnung auf berg-
männische Gewinnungswürdigkeit vortäuschte.
f) Unter dieser Schichte folgt etwa 1?/,‘ bis 2“ mächtig eine Sand-
steinbank, compakter Beschaffenheit, gelblicher bis rothgelber
Farbe, mittelkörniger Struktur, an einigen Stellen ist die früher
erwähnte Schieferschichte nicht ganz getrennt von der Sand-
steinschichte, so dass beim Herausschlagen eines Stückes der
vorigen, an derselben etwas von der letzteren haften bleibt und
man auch ein Übergehen der ersteren in die letztere be-
obachten kann.
g) Unter dieser gelblichen Sandsteinschichte folgt abermals, wie
ober derselben, eine ähnliche rothe Schieferschichte, mit der-
selben Beschaffenheit, wie die vorige, nur mit dem Unterschiede,
-dass ihre Máchtigkeit eine geringere ist.
Die gelbe Sandsteinschicht ist also umfasst, von. diesen Br
beiden angeführten Schieferschichten. © RR
h) Unter dieser letzten Schieferschichte folgt dann endlich ní eigent- jo
liche Sandstein, auf den eigentlich hier Bau getrieben wird.
Er ist von graulich-weisser Farbe, ©
k mittelkörnig, locker gebunden und Kao- ©
cc Ackererde linhältig; was die Mächtigkeit anbelangt, ©
=== so dürfte selbe, wie man hier absehen
kann, bis über 1°—1'/,° betragen.
rother Thon Einen Durchschnitt würde etwa vor-
stehende Zeichnung versinnlichen. (Fig. 2.)
Die Schichten fallen hier südöstic ©
SP SERR ein, fallen also unter die rothen Schiefer ©
oberer rother Yon Voselno und Lhottic ein; auch -*
M fester Schiefer halte ich den rothen Thon ‘ober dem
| gelber Sandstein Sandstein nur für die aufgelösten Schiefer,
unterer rother die dann bei Voselno auftreten. ©
fester Schiefer Diese rothe Färbung des Thones
tritt, wie gesagt, auch in der ganzen
Rachel auf, in welcher auch hie und da
Trümmer des festeren rothen Gesteines
herumliegen.
weisser Sand- Ist man durch die Rachel wieder
BIER, | an die Strasse zurückgelangt, so bemerkt
kaolinhältig : i
PÁDVJDE: man überall deutlich die rothe Färbung —
des Feldbodens, als untrügliches Zeichen.
des Vorhandenseins der rothen Schiefer
oder wenigstens ihrer Auflösungspro-
dukte.
Geht man dann der Strasse gegen
Budweis entlang weiter, so stösst man noch vor der Strasse vn ©
Voselno über Hartovic nach Frauenberg, auf Gruben, n -
denen ähnliche rothe und weisse Thone und darunter der weisse
Sandstein vorkommen, wie an der früher angedeuteten Stelle bei der —
Schlemmhütte nördlich von Bida, kein Zweifel also, dass das her ©
erwähnte nur eine Fortsetzung des früher angeführten ist, da SeLiRE he S
und Reihenfolge dieselbe ist. v
Weiterhin sind dann diese Sandsteine nicht erreicht und. ben
kannt gewon' den.
97
ý : Hartovic nach Frauenberg und stösst gegenüber von Nemanic
abermals auf schwarze Halden, die als Zeichen von stattgehabten
- Bauversuchen übriggeblieben sind.
Auch liegen sie den früher erwähnten alten Halden zwischen
_ Hurr und Voselno in westlicher Richtung
gerade gegenüber, etwa eine Stunde entfernt.
Tritt man näher zur Untersuchung der
Halden, so sucht man vergeblich etwa nach
Kohle, wenn auch die Schächte daselbst zur
bergmännischen Gewinnung der hier vorhan-
den sein sollenden Kohle angelegt wurden.
Die Halden enthalten jedoch nur dun-
kelgrauen Schiefer ausgeführt, gerade mit
- denselben Eigenschaften, wie ich ihn auf der
früher erwähnten alten Halde zwischen Hurr
und Voselno getroffen; er ist thonig glim-
merig, stark schieferig und enthält hie und
da geringe Spuren von Kohlentrümmern —
kurz er trägt dieselben Eigenschaften, wie
die rothen Schiefer von Voselno, unter-
scheidet sich nur duch die rothe Farbe von
ihnen; seine dunkle Farbe, namentlich, wenn
er zu Tage gefördert wird, hatte Kohle vor-
getäuscht und desshalb zu Bauversuchen
Veranlassung gegeben.
Es waren hier zwei Schächte, mit denen
man in 12° und 12'/,° diese Schiefer, die
als Kohlenflötz angesehen wurden, erreicht
hatte.
Das Einfallen dieser Schiefer ist ein
-süd-östliches, entgegengesetzt dem Einfallen
der schwarzen Schiefer in den verlassenen
Schächten zwischen Hurr und Voselno.
Noch eine Strecke hinter Nemanic
und diese Formation hört dann auf.
Diese schwarzen Schiefer lagern auf
rothen, die in dem Theile gegen Bida hin,
zu früher erwähntem rothen Thone aufgelöst
sind und werden wieder von rothen Schiefern
“überlagert.
Bitzungaberichte VI,
Fig. 3.
N. W.
Voselno.
Schlemmhütte.
S
NY
SAVA
N
Rothe Schiefer mit Granlicher Sandstein.
Kalkschichten.
ar ah
REN
Schwarze Shiefer.
Rother und gran-
weisser Thon.
Grauweisser Sandstein,
kaolinhaltig.
AM
Urgebirge.
98
Ein Profil an der Schlemmerei, den Bauen bei Nemanic,
an Voselno vorbei bis gegen Hurr wůrde sich folgendermassen “
präsentiren. (Fig. 3.):
Auf der Karte der geologischen Reichsanstalt ist die Ausdeh- 28
nung dieser Schichten als eine geringere angegeben und zwar die
westliche Grenze schon durch die „Kyselä voda“ und durch das Dorf k
„Voselno“ geführt, während: sich, wie ich hier gezeigt, ergiebt, dass
die Schichten, zu dieser Formation gehörig, noch über die Strasse
hinaus zwischen Bida und Nemanice sich erstrecken und ein Theil
noch längs der Schlucht südlich von Bida hinaufreicht bis fast in die
Nähe von Hossin.
Petrefacte wurden keine gefunden, weder Pflanzen- noch Thier-
reste. Es ist aber dessen ungeachtet nach der Besichtigung und den
geologischen Verhältnissen der Schichten nicht schwer die Stellung -
des bisher unentschieden ‘gebliebenen Schichtencomp!exes zwischen
Frauenberg und Budweis zu constatiren. —
Es hilft dabei natürlich auch die Vergleichung mit ähnlichen
Schichten anderorts.
Eine solche Wechsellagerung von šotkom Schieferschichten mit
Kalksteinschichten, mit Einlagerung von schwarzgrauem Schiefer ©
und mit Unterlagerung und Überlagerung von Sandstein, wiederholt
sich vielfach im übrigen Böhmen in der sogenannten „unteren“ Zone
unserer Permformation, wie wir sie auch anderorts erkannt haben.
So sehen wir diese Wechsellagerung von blättrigem Schiefer,
der roth gefärbt und mit grünlichen Punkten und Streifen versehen,
mit Kalksteinschichten wechsellagert, häufig in der unteren Zone der
Permformation am Fusse des Riesengebirges. Ferner sehen wir etwas
ähnliches bei Böhmisch Brod; ausserdem im Saazer Kreise.
Den kaolinreichen Sandstein, zum Schlemmen verwendet, haben wir k
ziemlich ausgedehnt im Bee Kreis gefunden, bei TEenaa nd.
oberhalb Kottiken etc.
Mit diesem Vorkommen ist dieser Schichhejícv m
plex in der Nähe von Budweis in engste Analogie zu —
bringen und gehört derselbe exguisit der Permforma-
tion an und zwar der „unteren Zone“, der der rothen
Schiefer und rothen Sandsteine. 2
Die Ablagerung, wie sie hier vorkommt, ruht auf Urgebirge,
misst etwa 2 Stunden Länge und etwa 1'/, Stunde grósster Breite; ©
bildet ein vollkommenes Becken mit deutlich gegen das Centrum S
einfallenden Schichten.
99
‚Die ganze von diesem Becken eingenommene Oberfläche trägt
deutlich die charakteristische rothe Färbung der Rothliegendformation,
wie auch die Benennung des Dorfes Rothaujezd gewiss hiervon
stammt, und auch Prof. Zippe fühlte sich vielleicht durch dieses
Moment veranlasst, diesen Compex zum „old red sandstone“ zu
ziehen.
Die in dem rothen eingelagerten schwarzgrauen Schiefer gaben
öfters Veranlassung zu Bergbauversuchen, die aber unter angege-
benen Verhältnissen immer fruchtlos bleiben mussten und es auch
gewiss für die Zukunft bleiben werden.
Das einzige, was dies Becken bieten dürfte, ist bloss der Kao-
lin aus dem kaolinreichen Sandstein und der ober ihm abgelagerte
Fig. 4.
N
\ G GES
NN GG fe
FR m TG
N
NEN IM ZZ
Urgebirge. Permformation. Lignitformation.
Thon; ferner der obere Sandstein bei Voselno, der als Baustein
benützt wird.
Aus dem angeführten sind daher auch die Grabungen nach Erz
bei Bida ohne Nutzen. —
Woher die Petrefacte stammen, die Bergrath Čížek aus dieser
* Gegend nach Wien geschickt haben soll, und die so deutlich gewesen
„AT
Lore?
! Re
Ba DT
Ady Weka ‘ i x
100
‚sein mussten, dass Ettingshausen sogar Pflanzen von zweierlei Forma- NE
tion darin erkannte, nämlich Steinkohlen- und Liaspflanzen 3 P
und auf Grund dessen im J. 1854. dieser Schichtencomplex als zur ©
alpinen Anthracitformation gehörig, erklärt wurde, kann ich nicht © v
absehen, da diese Schiefer auch anderorts in Böhmen nicht Petrefacte ©
führen; und sind mir auch hier, trotz eifrigen Suchens keine zum R
Vorschein gekommen.
Doch sind die geologischen Verhältnisse, die Schichlänfaige ký
die Lagerung, die Gesteinsbeschaffenheit und die Analogie mit an-
deren Ablagerungen so evident, dass ich die oben ausgesprochene Be-
hauptung hinreichend aufrecht zu erhalten vermag.
Als ich bereits meinen Bericht über die bei Budweis er-
langten Resultate fertig hatte, erhielt ich „N. 8 der Verhandlungen
der k.k. geologischen Reichsanstalt“, wo D. Stur einen Bericht ver-
öffentlicht „über die dyadische Flora der Anthracitformation von
Budweis.“
Er berichtete hierüber in einer Zeit, wo ich mich gerade bei
Budweis befand und musste dieser Bericht kurz nach meiner
Rückkehr erscheinen, so dass ich nicht zu rechter Zeit Kunde hievon
erhalten konnte, da ich alsogleich nach der Rückkehr meinen vor-
liegenden Bericht schrieb. Ich schrieb ihn daher fast parallel mit
jenem von D. Stur, da ich ihn bereits am 3ten Mai der Gesellschaft
übergab, schrieb ihn selbständig, nicht beeinflusst von fremden Ansichten»
und erzielte dasselbe Resultat, nämlich, „dass die frühervon
Ettingshausen angeführte Anthracitformation 8
bei Budweis der Permformation angehóre“; wur.
unterscheidet sich meine Aussage insoferne von der des H.D. Stur,
dass ich selbe that gestützt nur auf die geologischen Verhältnisse
der Ablagerung, während Stur bloss mit Rücksicht auf die Flora,
die er von hier anführt, die eben erwähnte Ansicht aufstellt; doch
glaube ich, dass in dieser Weise das eine das andere nur noch
bestärkt.
Ich war genöthigt, in der angegebenen Weise zu schliessen, N
da es mir trotz des eifrigsten Nachsuchens nicht gelang, Rn
welche Reste von Pflanzen zu finden.
Doch würde es jetzt auch einem jeden Andern so gleiten, da
ja die Vorräthe der geolog. Reichsanstalt aus früherer Zeit stammen,
wo sich vielleicht der Versuchbau im Bereiche der Pflanzenreste
enthaltenden Schichten bewegte, die jetzt nicht mehr zu Tage kommen ; B
101
sei dem jedoch wie ihm wolle, ich bin dennoch zu demselben Re-
Sultate gelangt, und ist durch beide Berichte das Gespenst einer
- alpinen Anthracitformation bei Budweis auf immer verscheucht.
Permformation zwischen Beneschau und Vlasim.
Um im Zusammenhang zu sprechen und so viel als möglich
annähernd die Beziehung des eben besprochenen permischen Beckens
‚bei Budweis angeben zu können, willich auch noch der Ablagerung von
rothen Schichten zwischen Beneschau und Vlaším gedenken.
Bei der jetzt in Rede stehenden Ablagerung ist es etwas leichtes
gewesen, die Stellung zu constatiren, da sowohl die Gesteine, die
meist rothe Sandsteine sind, exquisit für die Stellung der Schichten
sprechen, als auch hie und da Anhaltspunkte bezüglich Petrefacten
gegeben sind.
Auch beschrieb schon Herr Prof. Krejčí einen Theil dieser Ab-
lagerung im wahren Sinne. (Verhanding. d. geol. Rehsanstlt. 1868).
Doch da ich betreffs des Zusammenhanges der einzelnen hier
angeführten Ablagerungen berichten kann, so sei mir gestattet, mich
näher hierüber einzulassen. | :
Geht man lángs der Strasse von Beneschau gegen Vlaším,
so trifft man unmittelbar hinter dem Orte Chotěšan abermals auf
die früher so oft angeführte charakteristische rothe Färbung des
Feldbodens, und zwar zu beiden Seiten einer Schlucht, die sich
unterhalb Chotěšan von 8. W. gegen N. O. hinzieht.
Die westliche Grenze ist von Urgebirge gebildet. Gleich an
diesem Orte, etwas seitlich der Strasse, konnte ich in einem Hol-
wege, der nach dem Dorfe Městečko, südlich von Chotěšan
führt, Schichten und das Einfallen derselben beobachten.
Die Schichten sind hier nicht mehr so schiefriger Natur; sie
nähern sich mehr Sandsteinen rothbrauner Farbe, mit grünlichen
Stellen.
Das Einfallen der Schichten ist an dieser Stelle gegen die
‘Schlucht hin, also süd-östlich.
Anderes ist hier an der Oberfläche nicht wahrzunehmen.
Hat man die Schlucht längs der Strasse überschritten, so ist
das Einfallen ein entgegengesetztes, nämlich ein nord-westliches.
Ein kleines Profil dürfte es veranschaulichen.
102
NW.. Fig. 4.
Chotěšan.
Urgebirge. Permschichten.
Bisher wurde diese Ablagerung unterhalb Chotěšan ais eine —
für sich abgeschlossene angenommen — und dann erst wieder nörd-
lich von bier, von ihr getrennt eine zweite bei Divischau und eine
dritte südlich bei dem Dorfe Nesperskä Lhota und Chobot
angeführt, welche letztere besonders H. Prof. Krejčí erwähnt.
Doch reicht eine ganz einfache Begehung, vom Dorfe M&-
stečko, unterhalb Chotěšan, am Meierhofe Věžník vorbei und
dann durch den Wald gerade gegen Chobot hin, sowie der Schlucht -
entlang gegen Divischau, um zu constatiren, dass alle diese
drei Ablagerungen zusammenhängen.
Am besten ist es die Ablagerung unterhalb Chotěšan auf der -
Strasse zu überschreiten, und dann noch ein Stück der Strasse ent-
lang zu gehen und erst dann gegen die Nesperskä Lhota und
Chobot abzubiegen, wo man dann gerade quer auf die Schichten
gelangt.
Die Ablenkung von der Strasse, um nach Lhota und Chobot.
zu gelangen, geschieht am besten von dem an der Strasse gelegenen,
neuen, Auerspergischen Försterhause.
Auf diese Art gelangt man zuerst zu einer Rachel, die von 0.
nach W. zieht; genannt wird sie in der dortigen Gegend „Kladsky
rybník“, da seiner Zeit daselbst ein Teich angehalten war; bis zu
dieser Rachel ist man auf ihrem südlichen Gehänge über Urgebirge
gegangen; auf der gegenüberliegenden Partie tritt uns schon rothe
Färbung des Bodens entgegen.
Auf der nun folgenden Anhöhe liegen die Dörfer Nesperská
Lhota und Chobot, südlich von welchen sich abermals eine Rachel
hinzieht.
‚ Steigt man gegen Lhota an, so treten. alsbald Schichten zu
Tage, und zwar sind es meist Sandsteinschichten; zu oberst ein En
glimmerreicher, mehr noch schie feriger Sandstein, von rothbrauner =
- Farbe, durchsetzt mit grünen Flecken und Streifen; stellenweise sind
103
selbst noch grössere Partien grün gefärbt; manchmal wird dieser
Sandstein grobkörnig, selbst conglomeratisch.
Das Einfallen der Sehichten ist, als am östlichen Rande, ein
nord-westliches. ;
Dieser rothe Sandstein wird schon hier als Baustein gebrochen.
: So geht es bis nach Lhota; von hier eine kurze Strecke ent-
- fernt liegt das Dorf Chobot.
Auch hier fallen die Schichten theilweise noch nord-westlich
ein, und zwar noch unmittelbar vor dem Dorfe, wáhrend, wie wir
sehen werden, sie hinter dem Dorfe dann südöstlich einfallen.
In Chobot wurde sogar auch Bergbau getrieben auf ein ver-
muthetes ausgiebiges Kohlenflötz; doch sind die ganzen Verhältnisse
und die Ergebnisse so wenig Hoffnung erregend, dass auch der hie-
sige Bergbau vernünftiger Weise schon aufgegeben wurde.
Es wurde versucht mit zwei Schächten das Flötz zu erreichen
und zwar war einer von ihnen angelegt östlich vom Dorfe, näher
gegen Lhota, der andere westlich.
Die Teufen der Schächte waren verschieden, obschon beide
dieselben Schichten durchfuhren; das Einfallen der Schichten war in
beiden ein entgegengesetztes.
Der erste der beiden Schächte, der an Lhota nähere, hatte
bis zur Kohle 12° Teufe und durchfuhr, vom Tage nach abwärts
folgende Schichten.
a) Rothen Feldboden ;
b) dann rothe, glimmerige Sandsteine ;
c) grünliche Sandsteine, compact, ebenfalls glimmerig;
d) Schichten von grauschwarzem Kalkstein, an der verwitterten
Oberfläche mit einem rothbraunen Anflug, der beim Durch-
arbeiten stark bituminösen Geruch verbreitet:
- e) darunter ein dunkelgrauer Letten, „midläk“ genannt;
f) ferner ein etwas lichterer Schiefer, der Spuren von Pflanzen
. führt, dort genannt „otisk“;
g) dann eine Schicht eines graulichen Thones ;
k) dann ein harter fester Sandstein, grünlicher Farbe, dort „dreka“
genannt;
7) endlich das Kohlenflötz; in diesem Schachte wurde es jedoch
nicht in seiner Mächtigkeit angefahren, sondern nur in einzelnen
Schnürchen erreicht, da Wasserzudrang weitere Versuche ver-
hinderte. ;
Tiefer ist die Schichtung nicht bekannt geworden.
104 | Be
Der andere Schacht, westlich vom Dorfe, ist weniger tief als Wi
der erste; die Teufe beträgt nur 7°. Wise
Die Schichten zeigen dieselbe Reihenfolge, wie im ersten
Schachte, doch ist die Einfallsrichtung eine entgegengesetzte; hier ki
wurde das Kohlenflötz in grosser, der ganzen Mächtigkeit erreicht ;
doch erreicht sie auch hier kaum 2° und dies ist noch sammt den ©
Zwischenschiefern. ’ ve
Gegen das Dorf Čeliw hin grenzt sich diese Formation an. ©
Urgebirge ab.
Ein Profil durch die hiesige Ablagerung wäre vielleicht dieses:
N. W. Ion. S. 0.
Čeliw. Chobot. Nesperská Lhota. ;
Kladský rybník.
NER Permformation.
Was Petrefacte von hier anbelangt, so sind sie ebenfalls sehr
selten vorgekommen; in den Kalksteinen beobachtete ich Fisch-
schuppen, meist von Palaeöhiscus und einzelne Coprolithen.
Im Schiefer ein Exemplar von Cyatheites arborescens
Gpp., auch mit Fruktifikation; ausserdem noch andere unbestimmbare
Stengel und andere Pflanzenreste. “
Weiter ist ein ähnliches Flótzvorkommen nicht bekannt und
ist auch nicht zu vermuthen. Vl
Wenn auch schon die Lagerung und Aufeinanderfolge, sowie
Beschaffenheit der Gesteine, namentlich das Auftreten von Schichten
von bituminösem Kalke, eingelagert in Sandsteine und Schiefer hin-
reichend berechtigt, die hiesige Ablagerung als permisch fe
anzusprechen, so erhält diese Behauptung hier auch noch eine
Stütze durch das Vorkommen von Palaeoniscus- ae und.
Coprolithen. veň
Für die Entwickelung eines Bergbaues in hiesiger Gegend it
daher unter solchen Umständen nicht viel Hoffnung vorhanden. ©
Diese Ablagerung ist nicht, wie früher dafür gehalten wurde,- ©
hier an der früher erwähnten Rachel, „Kladský rybník“ abgegrenzt, yo
sondern erstreckt sich über diese hinaus in die darauf folgende -
Waldhöhe, wo hie und da durch Steinbrüche die rothen Sandsteine ý
105
zu Gesicht gestellt sind, und geht dann an dem Meierhofe Věžník
vorbei, gegen das Dorf Městečko und hängt hier mit dem früher
erwähnten Theile der permischen Schichten zusammen — haben ja
‚beide auch gleiches Einfallen der Schichten.
Doch auch von hier aus erstreckt sich die Ablagerung weiter
was an der rothen Färbung des Feldbodens zu ersehen ist, und er-
streckt sich bis gegen Divischau, wo sie, nördlich der Stadt, ihre
Abgrenzung findet.
Es hängen also alle drei, bis jetzt als isolirt dargestellte Abla-
gerungen zusammen, und bilden eine einzige, von Divischau, im Nor-
den, an Chotěšan vorbei, bis nach Nesperská Lhota und
Chobot im Sůden hinziehende Ablagerung.
In den Schichten entspricht das Ganze am besten dem Schichten-
- complexe bei Boh mischbrod und Schwarzkostelec und
gehören gewiss alle erwähnten kleinen Ablagerungen derselben Reihe
— die von Böhmischbrod über Divischau an Chotěšan
vorbei, dann über Chejnow bei Tabor bis gegen Budweis
hinzieht; am besten wird diese Reihe mit der Ablagerung permischer
Schichten am Fusse des Riesengebirges in Verbindung zu bringen
sein und es stellen diese kleinen Ablagerungen von Böhmischbrod
bis bei Budweis die Ausdehnung eines Streifens von Permforma-
tion dar, der sich analog dem böhmisch-mährischen Streifen (Rossitz-
Landskron) weit ins Urgebirg, von Nord nach Süd hineinzog, wie
es auch Prof. Krejčí für möglich andeutete. —
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 13. Mai 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Beneš, Malý,
Hattala, Ludwig, Komärek, E. Weyr, Doucha; als Gäste
die Herren Prof. Paič, Kovář, Juppa, Pažout, F. Weyr.
Herr Dr. Komárek setzte den in der vorigen Classensitzung
vom 29. April begonnenen Vortrag: „Über die Entwickelung der
eigenthüimlich böhmischen Heldensage“ fort.
106
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Člasse am 31. Mai 187%.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Küpper, Weyr
als Gäste Zahradnik und O. Feistmantel. 5 Br;
Herr Prof. Küpper setzte seinen Vortrag: „Über die Steiner-
schen Polygone“ fort
Herr Prof. Krejčí sprach: „Ů
birges.“
Über den Bau des Žaltimam Ge-
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 10. Juni 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Komärek, Tief
trunk; die Herren Gebauer, Zdekauer, Kovář als Gäste
Herr Dr. Komärek las eine Fortsetzung seines Vortrages
Über die Entwickelung der böhmischen Heldensage.“
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 24. Juni 1872.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Komärek, Erben
und die Herren Zdekauer, PaZout, Gebauer als Gäste
Dr. Komärek fuhr fort in seinem Vortrage: „Über die Ent-
wickelung der eigenthümlich böhmischen Heldensage.“
Sitzung der mathemalisch-naturwissenschaftlichen Classe |
am 28. Juni 1872.
Anwesend die Mitglieder: Krejčí, Schmidt, Weyr,Ko-
řistka, Šafařík, v. Waltenhofen, Erben und als Gast
Šolín.
Herr Prof. Krejčí hielt einen Vortrag: „Über die ie
linien der böhmischen Gebirge und ihr relatives Alter.“ BER
Herr Prof. Dr. Weyr sprach: „Über in Eigen-
schaften eines windschiefen Sechseckes.“
IE FON
Herr Prof. dr. Kořistka legte mit einigen einleitenden Wörten
folgende Arbeit des Herrn k. k. Geometers Fr. Zrzavý in Wien
vor: „Über die Berechnung des trigonometrischen Netzes der me-
= ten Ordnung.“ *)
In der beiliegenden Figur sind die Punkte 1 und 2 durch ihre
Coordinanten z, 4, und x, y, gegeben; es sollen die Coordinaten
des Punktes 3 aus den gemessenen Richtungen 2.3 und 1.3 ermittelt
werden.
‘Denkt man sich durch die Punkte 1, 2 und 3 die Parallelen
) Beim Kataster ist es das Netz 4. Ordnung, in welchem die Basen für die
Aufnahmssektionen (500 Joch) bestimmt werden,
s 2 5
zu den Coordinatenaxen, so sind: 2a = (ty) - Ey)atm |
1.a=(+2,)— +2) = + m bekamte und 2.c = ab = SE 25) Bi
(Fm), 8e= (by) — (Em), 1B=(tw)— End) ©
— (+y,) unbekannte Grössen. BI.
Weil bei dieser Berechnungsart ein gutes Skelet von Nöthen
ist, und selbst für manche Mängel dieses Skeletes, die gemessenen ©
Richtungen, richtigen Aufschluss über die Lage A Punktes 3in -©
Bezug auf die Punkte 1 und 2 geben, können wir uns erlauben, die
vorerwáhnten 6 Grössen als absolute Zahlen zu betrachten. Dies vor-
ausgesetzt, ist immer: ab +1.b—=m...1) und 3b +3.c.—n...2).
Es sind aber: 35 = 1.019 3.1.5 = (m+ab)tg3.1.b...3) und .e =.
ab tg 32.c = (m + 1.b) tg 3.2.c...4) Funktionen der Unbekannten
a.b oder 1.5; demgemäss ist eine von diesen allererst zu bestimmen.
- Greifen wir die Grösse a.Ď mit dem Zirkel von dem Berech-
nungsskelete ab, nehmen diesen Werth vorläufig für den richtigen
an, setzen denselben in die Gleichungen 3) und 4) und bestimmen .
durch strenge Rechnung die Werthe 3.5 und 3.c, so werden di:se
Werthe, wenn a.b der richtige Werth wäre, der Gleichung 2) Genüge ©
leisten. Das wird aber nie der Fall sein, um dieser Gleichung auf ©
0.01 bis 0'05 der Klafter zu genügen, wenn auch das Skelet noch
so genau ist, man bekommt daher für den rechten Theil der Gleichung ©
statt n, den Werth »n+.a. Offenbar sind die Fehler von ad und von
jenen vorläufigen Werthen 3. und 3.c Funktionen von dieser be-
kannten Grösse a, und es soll hier gezeigt werden, wie man diese ©
Fehler auf eine graphische Art findet. Setzt man den Fehler von ab ©
als bekannt voraus, tragt man denselben in einer grossen Längenein-
heit, von 5=b.d auf und zieht man d.e parallel zu 3. bis zum
Durchschnitte mit den Richtungen 1.3 und 2.3, so ist ef, in derselben
Längeneinheit, nahezu = a, denn es sind, wenn man die Punkte ©
1, 2 und 3 scharf aufgetragen und 3.9 parallel zu 1.@ gezogen hat, —
für die Annahme von ad statt ab, dadurch 35 um fg grösser nd ©
3.c um eg kleiner ausgefallen, daher resultirte aus der Gleichung 2), ©
(34 | gf) — Ge — ge) = n-+a...5), d. i +Heg+yf= prá ee
— fe= + a. za
Demnach sind 39, fg und eg die gesuchten Correctionen, welche ©
an die vorläufigen Werthe ab, 3.0 und 3.c anzubringen sind. 7
Um diesen Correctionen für diese absoluten Zahlen das gehöri
109
© Vorzeichen zu geben, haben wir selbstverständlich die Richtungen
-ab (von a gegen 5), 1.d, 9.3 und c.3 für positiv zu nehmen.
Auch ist zu beachten, dass ef in der Parallelen mit 3% liegt,
und durch die zwei Richtungen 3.2 und 3.1 begrenzt ist; ferner,
dass f und der wahre Punkt 3, in der Richtung 1.f und e mit dem
wahren Punkt 3 in der Richtung 2.e liegen.
Endlich, ist der Winkel 3.2.c >> 3.1.a oder log tg 3.2.0 > log
-dg 3.1.a, ist auch eg>> gf, sind aber diese Winkel gleich, ist auch
ej ef.
Nachdem die Lage der Punkte e und f unbekannt ist, können
wir uns erlauben, für diese den Punkt 3 anzunehmen.
Die Gleichung 5) können wir allgemein auch so schreiben:
(36. 4.07) 3 (304 60) —nT (4:30).
(3b F gf) unb (3c-F eg) sind die bekannten vorläufigen Werthe
und F gf und -F eg für diese die unbekannten Correctionen.
Die Gleichung 6) verbunden mit der Gleichung 2), gibt fůr die
- Correetionen die Gleichung: (F 9gf) £ (F eg) = Fa... 7) die immer
zu erfůllen ist.
Aus dem Skelete ist zu ersehen (und für zweifelhafte Fälle
geben die gegebenen Richtungswinkel den Aufschluss), ob Differenz
oder Summe der beiden Grössen 9.3 und c.3 für die Gleichung 2) zu
bilden ist, und die Logarithmen der Tangenten in den Gl. 3) und 4)
‘geben an, welche von diesen Correctionen gf und eg dem nume-
rischen Werthe nach grösser ist oder ob sie gleich sind. Dies Alles
‚ vorausgesetzt, können wir die Correctionen mit dem N
Vorzeichen auf folgende Art ermitteln.
Wenn die Gleichung 2) die Form hat: 35 — 3c = n und aus der
Gleichung 6) der Werth — a folgt, hat die Gleichung 7) die Form:
(fg) — (e)=—4a...9).
Aussern die Richtungswinkel oder log tg 32c und log tg 31e,
dass fg > eg ist, liegt also der Punkt f in der Richtung, welche den
- grösseren Winkel mit la bildet, oder aus welcher der grössere Lo-
garithmus der Tangente hervorgeht, folgt nothwendigerweise aus 9
für fg das negative Zeichen. Nachdem ganz allgemein, fg in fe liegt,
mag f4 = fe sein, wenn nur fg >eg ist, hat fe mit fg dasselbe
Zeichen. Nimmt man daher den Punkt 3, für den Punkt f, und wird
ah — fe = a in einer grossen Längeneinheit von 3-auf 39 im nega
tiven Sinne (von 3 gegen 5) aufgetragen, und durch A die Parallele
zu 2.3 bis zum Durchschnitte k mit 1.3 gezogen, so ist k der wahre
110 Bar IR
Punkt und mithin — Zk (die_Senkrechte auf 3%) und — 37 beide in.
derselben Längeneinheit wie 3%, die Correctionen für die vorläufigen e
absoluten Werthe 5.3 und 5.1. Gibt man hernach den Richtungen 23 © ;
und 15 das entsprechende Vorzeichen in Bezug auf die Richtungen
der Coordinatenaxen, hat man dann:
»=(+y)4+(453) ud, = (+4) +1).
Anmerkung. Aus 9) für (7 > eg kann das Vorzeichen für eg nicht ermittelt
werden, indem diese Grösse das doppelte Zeichen zulässt, um der Gleichung
Genüge zu thun. Das Zeichen von fe war man im Stande zu eruiren, das-
selbe ergab sich als negativ, also ist ef positiv. Nimmt man daher den.
Punkt 3 für den Punkt e an, macht man 3%’ — ef — a, welche von 3 auf ©
b.3 im positiven Sinne aufzutragen ist, und zieht man dann %‘%‘ parallel zu
3.1 bis zum Durchschnitte k“ mit 2.3, so ist X“ der wahre Punkt und +1k ©
(Senkrechte auf 2.3), + 37‘, sind die Correctionen für die vorläufigen Werthe
2c und 3c.
Ist eg>fg, folgt aus 9) für eg positives Vorzeichen, also ist
ef auch positiv und man hat dann die Correctionen so zu ermitteln,
wie es in der vorhergehenden Anmerkung geschehen ist, es werden
mithin + 7% und +37“ die Correctionen für 2c und 3.c sein.
Deuten die Richtungswinkel an, dass eg =fg sein muss, ergiebt
sich aus 9) für = — x und eg = +5- ě
Analog wird man die Correctionen aufzufinden haben, wenn aus ©
der Gleichung 6) — a resultirt und die Gleichung 2) die Form 34 — 3c — »
erhält. In diesem Falle wird für fg = cg, = + > undeg = — =
Ist » — 0, und ausserdem, wenn die Richtungswinkel angeben,
dass eg = fg wird, folgt für die zwei vorerwähnten Fälle ab =H=$5
und c.3— d.3—= 5 „tg 3.2.c => tg 3.1.0., somit fällt das Aufsuchen
der Correctionen weg. |
Auch für die beiden Werthe + a und — a, welche die Gleichung
6) geben kann, und für die Form der Gleichung 2) 35 — 3c — 1, wo-
durch die Correctionsgleichung (fg) + (eg) = + a... 10) sich ergiebt,
ist immer für den grösseren Werth der Correction von den beiden
fg und eg, das Vorzeichen zu suchen. SR,
Wie schon anfangs erwähnt wurde, ist ef, auf dem Skelete in
-der Linie df, dann = a, wenn die Punkte auf demselben richtig auf- ©
111
Sdkiapen sind; oder, wenn man 34 = 3h’ = a aufträgt, bekommt man
die wahren Punkte % oder %‘ d.i. die Correctionen 37, Zk oder 37, 1%‘
dann genau, wenn die Richtungen 3.2 und 3.1 auf dem Skelete eine
richtige Lage haben. Bei einem bestimmten Fehler in den Richtungen
auf dem Skelete wird der Fehler für die Correctionen desto kleiner,
je kleiner a ist. Man muss daher für a eine gewisse Grenze haben,
die von der Genauigkeit des Skeletes abhängt. (Diese Grenze von a,
für das Skelet 5“ — 1 Meile, könnte man 2 bis 3 Klafter annehmen.
Zum Auftragen von ef und Abtragen der Correctionen wäre die
-Wahl der Längeneinheit 1”=1° zweckmässig.)
Jeder Punkt wird aus 2, meistentheils aus 3 Dreiecken bestimmt
und aus allen Bestimmungen, im Berechnungs-Netze dieser Ordnung,
das arithmetische Mittel genommen.
Wenn der Punkt aus dem ersten Dreiecke berechnet wird, so
kann es sich oft ereignen, dass durch die vorläufige Rechnung, a die
Grösse bis 100° erreicht. In diesem Falle ist die Correction von ad
für die Längeneinheit 3“ = 100° zu ermitteln und mit dem ver-
besserten ab abermals die vorläufige Rechnung zu machen (bei welcher
- die Logarithmen der 7g. bleiben), wodurch a die vorerwähnte Grenze
nicht überschreiten wird.
Die grössere von den Linien a.2 und a.i wird für m gewählt, auf
welcher ab mit dem Zirkel abgegriffen und zur Rechnung für die
Gleichung 3) und 4) gebraucht wird.
Wenn für die Bestimmung des Punktes 3 das Dreieck 3.4.1
das erste sein sollte, würde sich, wenn a“4 und a“4 parallel zu den
Axen gezogen werden, die Grösse u“1 die >> als «al ist, für m nicht
eignen, wenn X 3.4.c““ nahezu 90° wäre, weil ein kleiner Fehler in
der abgegriffenen a“b““, einen grossen Werth von a zur Folge hätte;
in diesem Falle wäre daher besser, a“1 für m zu wählen. Hätte man
den Punkt 3 bereits aus einem Dreiecke 1.2.3. bestimmt, welches
aus dem Berechnungsprotokolle zu ersehen ist, so ist die Bestim-
mung aus den 2 andern Dreiecken nach dieser Methode äusserst
einfach u. z. für das Dreieck 1.3.4, welches mit 3.2.1 die gemeinschaft-
- liche Richtung 1.3. hat, ist : 73 — 1% und d“1 = 3.b. Es ist ferner:
a“b“ — m — 10“ (m = a“1 bekannte Grösse), 3c“/ — a“b“tg 3.4.c“ und
b3— c3— nk a (n= a‘4 bekannte Grösse).
Dieses a, somit auch die Correctionen, werden natůrlich sehr
kleine Grössen sein. Giebt man nun den Richtungen dieser Correc-
tionen das Vorzeichen, bezogen auf die Richtungen der Coordinaten-
>
112
axen, so braucht man jetzt die Coordinaten aus a“b“ und c“3 nicht
zu bilden, sondern es sind diese Correctionen mit ihren Vorzeichen
an die bereits ermittelten Coordinaten des Punktes 3 anzubringen
(nur die Einheiten, Zehntel und Hundertstel in Klaftern sind im x
Resultate auszuschreiben). Diese corrigirten Werthe haben dann für
die Coordinaten des Punktes 3 aus dem Dreiecke 3.4.1 zu gelten.
Z. B. der aus irgend einem Dreiecke ermittelte Punkt liegt im
3. Quadranten, so sind seine beiden Coordinaten negativ, © — — 278457
und y = — 105023.
Nehmen wir an, dass 3.6 parallel mit der Axe y sei, und das
graphische Verfahren zur Auffindung der Correctionswerthe aus dem
Dreiecke 3.2.1 den wahren Punkt in % giebt, dann sind offenbar die
EZ
Richtungen 3.7 und 7.k beide negativ, 2=—012 und k=—035 © 5
daher die corrigirten Coordinaten: x = — 278492 und y = — 1050.35.
Wäre in diesem Dreiecke der wahre Punkt nach Z“ gefallen, dann
ist 37 positiv und 74“ negativ.
Setzt man den Coordinaten, wie auch üblich ist, statt des Vor-
zeichens, die Anfangsbuchstaben der Weltgegenden vor, so dass die
Richtungen dieser so bezeichneten Coordinaten immer vom Anfangs-
punkte nach dieser Weltgegend, die ihnen vorgesetzt ist, zu ver-
stehen sind, wird in unserm Beispiele, wenn für den Punkt 3, die
Abstände 010042 N2760'04 gegeben sind, und die Richtung 53 von
Süd nach Nord ist, /k= 00:15 und 3/— 9011, daher die ganzen
corrigirten Abstände 0100.57 N2759-93. Analog ist mit dem Drei- ©
ecke 3.4.5 zu verfahren, welches mit dem Dreiecke 3.4.1 die Rich-
tung 3.4 gemeinschaftlich hat. Die Correctionen werden in demselben
Sinne, wie vorher, an die Coordinaten der 3 letzen Stellen des aus
dem Dreiecke 3.4.1 bestimmten Punktes 3 angebracht. Diese corri-
girten Coordinaten haben für die Bestimmung aus dem Dreiecke 3.4.5
zu gelten. Aus allen diesen Bestimmungen des Punktes 3 ist dann,
wie schon erwähnt wurde, das arithmetische Mittel zu nehmen. Die
Winkel mit den Coordinatenaxen sind aus den gegebenen Richtungs-
winkeln leicht zu bilden. Z. B. wenn 2a die Richtung der positiven
Axe wäre, ist die Richtung 2.3 — 180 + z daher tg 3.2.c — cotg «.
Für die Richtung 1.3 ist 90-+y, daher tg3.la=tgy. |
Da ein Trigonometer im Laufe eines Sommers 1000 bis 1200
Punkte vom Netze dieser Ordnung bestimmt, so glaube ich, en:
diese Berechnungsart eine Beachtung verdiene.
PASS
4
Verzeichniss der vom 1. Januar bis Ende Jani 1872 zum Tausche und
| als Geschenk eingelangten Druckschriften.
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Wernigerode, Harz-Verein für Gesch. und Alterthumskunde: Zeit-
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Wien, Kais. Aksdemie der Wissenschaften: Sitzungsberichte (phil-
hist. Cl.) 66. Bd. 2—4 Heft, 67 Bd., 68 Bdes. 1 Heft; (mathem.-
naturw. Cl. I Abth.) 62 Bd. 3—5 H-ft. 63 Bd., (math. naturw.
Ci. II. Abth.) 62 Bd. 4—5 Heft, 63 Bd.; Archiv 43 Bd. 2. Hälfte,
45, 46 Bd., 47 Bd. 1. Hälfte; Fontes rerum austriacarum (Di-
plomataria) 31, 32, 34 Bd.; Denkschriften (phil. hist. Classe),
20 Bd.; Almanach 1871; Tabulae codicum manu scriptorum
vol. V.
Wien, K. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen 1871,
Wien, K. K. zoologische Gesellschaft: Verhandlungen 21 Bd., No-
vicki, Über dje Weizenverwůsterin Chlorops taeniopus Mejg.;
v. Frauenfeld, Die Grundlagen des Vogelschutzgesetzes; Kůnstler,
Die unseren Kulturpflanzen schádlichen Insekten.
Wien, K. k. geologische Reichsanstalt: Jahrbuch XXI Bd. 4 Heft,
XXII. Band. 1 Heft; Verhandlungen 1871: No. 14—17, 1872:
No. 1—9; Abhandlungen V. Bd. 3 Heft: Mineralogische Mit-
theilungen 1871, 1 Heft.
Wien, Anthropologische Gesellschaft: Mittheilungen 2 Bd. No. 1—5
Zürich, Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift 15. Jahrgang
1—4 Heft,
Jahresbericht (4.) des akad. Lesevereins in Graz.
Körösi Jos., Vorläufiger Bericht über die Resultate der Pester Volks-
zählung vom J. 1870.
-© metrischer Probleme und ein neues Pistometesh
- Mateka Dr. Wilh., Das Projiciren der Kräfte. ESHRÖSE,
ú + Erben Jos., Statistika král. hlavního města Prahy sv. 1.
BR — . Statistik der königl. Hauptstadt Prag 1. Heft.
© Monumenta Zollerana V, VI, VII Bd. und Register zu Ba. IE
Tomam Dr. H., Das böhmische Staatsrecht. a
Mach, Die Geschichte und Wurzel des Satzes von der Erhal
by der Arbeit. po
“ Palacký Fr., Dějiny národu českého, díl III., částka 1,2% 3, Om
| vení vydání).
; Palacký Dr. Jan, Asie.
: Křížek, Slovo o realných gymnasiích. bí
Fritsch Dr Anton, Cephalopoden der böhm. Kreideformation. Ra
© polytechnischen Instituts des Königreichs Böhmen im Studie
jahre 1870—71.
SL PL SSL
Inhalt.
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind ausführlich mitgethetlt.)
Seite
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 8. Januar 1872.
* Anton Rybička „O prävich a výsadách židů českých“ . :
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 12. Januar 1872.
f * Prof. Boricky, Über Basalte mit mehr weniger vorwaltendem glasigen
Magma. . .
* Prof. Emil Weys, Chen 258 Grandanfzabe a Tarolitionen dritten
Grades jíz 3 (4
Sitzung der Classe für Philosophie, Gesthichte and Phiiplogie am n 22. Janas 1872.
Dir. Zoubek, Über Prophezeiungen zur Zeit des dreissigjährigen Krieges,
besonders die der Christine Poniatowski, als .. zur Biographie
des Amos Komenský. . . - 9
Sitzung der mathem. les p S PK A Olsen am "26. we 1872,
Prof. Küpper, Über eine Erzeugung der Raumcurven der vierten
Ordnung
Prof. Koristka, Über die IBrauheche, Bestimmung es Pr
messener Höhen . . . Erle
Sitzung der mathem, akmsissenkthaftiehen, Ola am 9. mens 1872.
Prof. Küpper, Über die Steiner'schen Polygone auf den Curven dritter
Ordnung und die damit zusammenhängenden Sätze .
*, Assistent Karl Pelz, Über die Bestimmung der Axen von Central-
Projektionen des Kreises :
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte ind Philologie am n 19, Fehruer 1872.
Red. Maly, Über das englische Theater zur Zeit Shakespeares
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 23. Februar 1872.
* Prof. Ant. Frič, Über Palaemon exul, eine neue Crustacee aus dem
Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin in Böhmen . ;
* Otomar Nowäk, Über eine neue Isopoden-Gattung aus dem tertlären
Süsswasser-Kalk von Waltsch . . ... nh
Prof. Kůpper, Úber die Steiner'schen Polyhoné RR sa Je
Sitzung der Classe für Philos., Geschichte und Philologie am 4. März 1872,
Prof, Hattala, Über eine allgemeine slawische Schriftsprache .
MĚ
21
29
: Seite : A
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 8. März 1872.
* Otakar Feistmantel, Über Pflanzenreste aus dem Steinkohlenbecken
von Merklin . . . . > 5
* Prof. Weyr, Über die Sineolasttalen der Freien Ozdlnkire ba razio-
nalen ebenen Curven . . #9
* Assist. Dvořák, Über Amaloca der. ersehen Dikerenz
beiden Augen und den Netzhättstellen desselben Auges . . .- + « 65
* Assist. Dvoräk, Über eine Anwendung des Gesetzes der gegensei-
tigen Einwirkung benachbarter Netzhautstellen . . . 738
* Prof. Mach, Über Beobachtung bei Versuchen über = Do
brechung plastischer durchsichtiger Massen . . 74
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie z am 18. März 1872.
Prof. Hattala darůber, dass keine der jetzigen slawischen Sprachen ge-
eignet sei, eine allgemeine slawische Schriftsprache zu bilden . . . 74
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 22. März 1872.
* Prof. Dr. Studnička, Über eine besondere Art von symmetralen De-
_terminanten und deren Verwendung in der Theorie der Kettenbrüche . 74
Prof. Celakovsky, Über Untersuchungen zur Morphologie der Blüthe 78
Prof. Küpper, Über Steiner’sche Polygone und damit ZU RAnNm DREAM
gende Sätze der Geometrie der Lage. . . a 78
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 15. Ani 1872,
Red. Malý, Über Shakespeare als Dichter. . . . a RKO
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 19. April 1872.
MDr. Josef Schoebel, Über Nervenendigung an den Tasthaaren der
Säugethiere, sowie über die feinere Structur derselben . . . . « 78
* Prof. Studnička, Beitrag zur Theorie der Determinanten . . . 518
* Prof. Krejčí, Über eine analoge Berechnungs- und Bözeichiihee
art der tesseralen und rhomboedrischen Krystallgestalten . . . 81
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 29. April 1872,
Dr. Komárek, Über die Entwickelung der böhmischen Heldensage im
Allgemeinen und ihrer jüngeren Fassungen in den Grünberger und
- Königinhofer Sammelhandschriften im Besondern, zugleich über deren
Veranlassung, Urheber, Chronologie und Texteskritik nebst einem Ab-
riss der Geschichte der böhmischen volksthümlichen Poesie bis zum
14. Jahrhunderte . . . . 180) 70,88
Sitzung der mathem. ndtrrwinsanhchafthiähen Classe am a Mai 1872. :
Prof. Küpper, .Über Steiner’sche Polygone und damit zusammenhän-
gende Sätze der Geometrie der Lage (Forts.) . . . 280
Prof. Dr. E. Weyr, Úber Curven dritter Ordnung als Řehdnprise bie
dratischer Involution . . . v 87
* Otakar Feistmantel, Über die Flora: dei Nykhner akliefer nů -
über die Permformation zwischen Budweis und Fraužnberg . . . . 87
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 13. Mai 1872.
Dr. Komärek, .Über. die Entwickelung der wer böhmischen
Heldensage (Forts. . . .- + » b 3 „105%
Sitznng der malhainatišch/mmturiiásénáchafilichen Glassě am 31. Mai 1872,
Prof. Küpper, Über die Steinerschen Polygone (Forts) . .
. : i . 106.
Seite -
Prof. Krejčí, Über den Bau des Zaltman Gebirges . . . 106
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 10. Juni 1872.
Dr. Komärek, Über die Entwickelung der böhmischen Heldensage (Forts.) 106
Sitzung dor Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 24. Juni 1872.
Dr. Komärek, Über die Entwickelung der eigenthümlich böhmischen
Heldensage (Forts) . . . : . 106
Sitzung der mathematisch- natě isengehnftlichen Classe am 28, Jiní 1872.
Prof. Krejčí, Über die Hebungslinien der böhmischen Gebirge und
ihr relatives Alter . . . re
Prof. Dr. Weyr, Über insolalarische Bienschahen eines en
Sechseckes . . . . 106
* Prof. Kořistka ie, eine Arbeit de ern. Zrzavý 55 Über de
Berechnung des trigonometrischen Netzes der niedrigsten Ordnung . 107
LL LOL nn
Verzeichniss der seit dem 1. Januar bis Ende Juni 1872 zum Tausche und als
Geschenk eingelangten Druckschriften . . . - < 2 220202020. 118
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Sitzungsberichte
Gesellschaft der Wissenschaften
in Prag.
Jahrgang 1371.
Juli — Dezember.
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Verlag der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.
1872.
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28
Sitzung der Ciasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
3. Juli 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Emler, Lepař,
Zoubek; als Gäste die Herren Dvorsky, Cimbura, Suchänek,
Blanda, Vorovka.
H. Director Zoubek beendigte seinen Vortrag über die Schriften
des Comenius.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 15. Juli 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Kořistka, Blažek
Šafařík, Schmidt, Stolba, Tilšer, Waltenhofen, Weyr;
als Gäste die Herren: Sallaba, Solin, Panek, Hellich.
Herr Dr. A. Frič hielt folgenden Vortrag über die Fauna der
Böhmerwald-Seen.
Der Böhmerwald lockte mit seinen Naturschätzen schon manchen
Naturforscher an und keiner von denen, welche sich daselbst mit
gehöriger Ausdauer einem Specialstudium widmeten, ging unbefriedigt
nach Hause.
So wurden nach und nach kostbare Erfahrungen über den bo-
tanischen und-entomologischen Werth des Böhmerwaldes gesammelt.
Wenig oder fast gar nichts wusste man aber bisher von dem
Leben, welches die dortigen Seen in ihren Tiefen bergen.
Ich nahm daher im Juni dieses Jahres im Auftrage des Comités ©
für Landesdurchforschung die Untersuchung der genannten Seen vor
und trat die Reise mit meinem Assistenten H. B. Hellich und mit
dem Sammler des Comités J. Štaska nach Eisenstein an, von wo aus
wir mit den Excursionen begannen.
1*
Wir trafen am Ziele an, einige Tage nachdem der letzte Schnee
gefallen, welcher noch den Gipfel des grossen Arber zierte und erst
an „Johanni dem Taufer“ gänzlich verschwand.
Stetes Regenwetter erschwerte uns die Arbeit und die riesigen
Windbrüche des vorigen Herbstes verwirrten selbst alte erfahrene
Führer bei der Auffindung der ehemaligen Fusssteige, welche nur
nach Anwendung der verschiedensten gymnastischen Productionen
wieder passirbar waren.
Dafür lohnten uns die heiteren Augenblicke vielfach für die
vielen Drangsale und die schönen Regenbogen auf üppig grünem
Hintergrunde bleiben uns auf immer im Gedächtnisse.
Bevor ich zur Schilderung des Lebens in den Seen selbst über-
gehe, muss ich einige Worte über die Thierwelt ihrer Umgebung
vorausschicken.
Die sämmtlichen Schilderungen des Böhmerwaldes heben hervor,
dass in den Waldungen eine auffallende Stille herrscht und nur we-
nige Zeichen des thierischen Lebens sich zeigen.
Eine solche Darstellung mag darin ihren Grund haben, dass die
meisten Naturforscher erst im Herbste ihre Wanderungen nach diesen
Gebirgen machten, zu einer Zeit, wo bekanntlich jeder Wald am
ödesten erscheint.
Sehr auffallend ist jedenfalls der Mangel an Wild, denn wir
bekamen binnen den drei Wochen unserer Kreuz- und Querzüge
auch nicht einen Hasen oder ein Reh zu Gesicht. Selbst Eichkätz-
chen scheinen der Gegend ganz zu fehlen. Von der Gegenwart
zahlreicher Marder belehrte uns die frische Losung, die wir täglich
an den Fusssteigen vorfanden.
Fledermäuse kamen sehr sparsam zum Vorschein.
Viel erfreulicher verhalten sich die Verhältnisse der Vogelwelt,
deren Schilderung ich mit Freuden unternehmen würde, wenn sie
nicht soeben von Bar. Tschusi im Journal für Ornithologie 1870 ge-
geben worden wäre und ich mich desshalb nur ganz kurz fassen kann.
In der Umgebung der Seen steht gegenwärtig meist junger
Wald, der eine Menge von Singvögeln beherbergt, unter denen die
schwarzköpfige Grasmücke und die Waldlaubvögel sich am meisten
bemerkbar machen.
Zuweilen begeguet man den Schneekater (Turdus torquatus).
Die Singdrossel und die Amsel sind die fleissigsten und REES
bigsten em ;
5
Von Raubvögeln traf ich bloss den Wespenbussard an. Den
Ruf des Kukuks hörten wir überall und fast den ganzen Tag.
Längs des Ufers des schwarzen Sees sah ich eine Wasseramsel
fliegen. Im Winter sollen auf die offenen Stellen der Seen auch
verschiedene Wasservögel einfallen.
Von Reptilien ist es die gelbe Eidechse (Zootoca vivipara),
welche zu den typischen Erscheinungen der Umgebung der Böhmer-
waldseen gehört. Bei heiterem Wetter trifft man sie längs der Wege
sich sonnend an, oder behende über die Steinblöcke kletternd; an
kalten regnerischen Tagen verbirgt sie sich hinter die Rinde fauler
Baumstrünke.
Die Kreutzotter hält sich nicht in unmittelbarer Nähe der Seen
auf, weil es da zu kühl und feucht ist; aber als einer ihrer Lieb-
lingsorte wurde mir die sonnige, mit grossen Felsblöcken bedeckte
Lehne bezeichnet, die sich unterhalb des Fahrweges hinzieht, der von
Eisenstein nach dem Seeförster hinfůhrt. An dieser Lokalität hat
der Forstinspektor Lippert auch die schwarze Varität V. prester
gefangen.
Von Batrachiern traf ich in der Umgebung der Seen die gemeine
Kröte und den Grasfrosch an, welche beide auch ihre Quappen an
die stellenweise seichten Ufern der Seen absetzten. Die unzähligen
schwarzen Quappen, die ich an manchen Orten in den Seen vorfand,
gehörten aber dem feuerbauchigen Wassermolch (Triton alpestris,
Laur) an, welchen ich auch im Teufelssee selbst in mehreren Exem-
plaren antraf.
Die Fische der Seen sicherzustellen, war mein sehnlichster
Wunsch, damit ich die älteren Angaben über das Vorkommen der
Saiblinge und Maränen daselbst bestätigen oder definitiv - wider-
legen kann.
Ich stiess dabei auf ungeahnte Hindernisse. Erstens wird an
den Seen gar keine regelmässige Fischerei getrieben, weil man die
Netze wegen der vielen, seit Jahrhunderten in den See herabgestürzten
Baumstämme, nicht auswerfen kann, die besonders längs des Randes
in vielen Schichten übereinander liegen und oft bis über den Wasser-
spiegel hervorragen. Zweitens wollen die wenigen, in den Seen be-
findlichen Fische erfahrungsgemäss an keine Angelvorrichtungen an-
beissen. Höchstens nur in dem ganz seichten Lacka-See kann man
kleine Forellen auf die Mücken fangen.
Von dem Vorhandenséin grosser. Forellen überzeigt man sich
bloss im Oktober, wenn sie in die kleinen, in den See mündenden
hd
6
Báchlein aufsteigen, um daselbst zu laichen. Gerade unter der See-
wand des schwarzen Sees sind zwei Stellen, wo man in den verflos-
senen Jahren Exemplare von 10 bis 15 Pfd. geschossen hat. Diese
Vertilgung der laichenden Forellen ist gewiss geeignet, die Seen
wieder ganz fischleer zu machen, wie sie ursprünglich gewesen sein
sollen. Es geht nämlich die Sage, dass die Forellen aus den Bächen
in den Schwarzen und Teufelsee eingesetzt wurden und dass nament-
lich im letzteren früher gar kein Fisch vorhanden war,
Obzwar die hiesigen Bewohner keinen anderen Fisch als die
Forelle in dem See je gesehen haben, so wäre es nicht unmöglich,
dass in den Tiefen solche Arten leben könnten, welche die Tiefen
nie verlassen. Um darüber Sicherheit zu erlangen, machte ich Ver-
suche mit Dinamitpatronen, die ich mit Steinen beschwert in die
Tiefe herabliess, wo sie explodirten. Der Knall war wegen der
Tiefe nicht stark, darauf stiegen Gase im Umkreise von etwa 10
Klaftern auf und nach einigen Sekunden erst kam ein spruderartiger
Quall des Wassers an die Oberfläche. Nach etwa 9 Versuchen am
Teufels See, Schwarzen See und Stubenbacher-See erhielt ich gar
kein Resultat. Nicht ein einziger Fisch kam zum Vorschein. Es sind
nun zwei Falle möglich: entweder waren im Bereiche der Explosion
wenig Fische (die überdiess noch vor dem Schäumen der Lunte flo-
hen), oder blieben die getödteten am Grunde liegen, wie man das
neuerer Zeit bei ähnlichen Versuchen beobachtet hat.
Vorderhand bleibt doch nur die Forelle sicherer Bewohner
dieser Seen.
Diese Fischarmut der Seen ist aber sehr zu beklagen, denn
diese Gewässer könnten mit der Zeit und einigem Aufwand gut be-
wirthschaftet werden. Vor allem müssten die zahlreichen Baumstämme
mittelst eigener Hebevorrichtungen entfernt und dann die Fische mit
Hilfe der künstlichen Zucht vermehrt werden. Dabei müssten ausser
den Forellenarten, Saiblingen etc. auch zahlreiche Futterfische ein-
gesetzt werden.
Zur weiteren Untersuchung der Seen waren unumgänglich Fahr-
zeuge nöthig, auf denen man auch die Mitte und die Tiefe unter-
suchen könnte. Am grossen waren dieselben bereits in Form eines
bequemen Kahnes vorhanden, aber auf den fünf anderen Seen mussten
erst flossartige Vorrichtungen gebaut werden, die alle sehr schwer-
fällig ausfielen und wir haben es bloss unserem unerschrockenem
und auf dem Wasser erfahrenem Gehilfen J. Staska zu verdanken,
dass wir nicht unverrichteter Sache fortgehen mussten, denn von
7
den dortigen Bewohnern wollte sich Niemand um keinen Preis auf
das „Floss stellen und den See befahren.
Nach vielen Můhsalen, die wir von Nässe und Kälte zu be-
stehen hatten, gelang es doch von allen 6 oben erwähnten Seen ein
befriedigendes Bild ihres Crustaceenlebens zu erlangen, das ich im
Nachstehenden schildern will.
1. Schwarzer See. Dieser grösste und schönste aller Böh-
merwaldseen hat unterhalb der Seewand an manchen Stellen bis
120“ Tiefe, in der Mitte etwa 60“ und am entgegengesetzten Ende
gegen die Schleusse hin wird er immer seichter und seichter, so dass
er da oft nur 10—15' Tiefe hat.
Fischt man am Ufer stehend mit dem Schöpfnetze die reinen
unbewachsenen Stellen ab, so fängt man den grossaugigen Poly-
phemus oculus, dann Cyclops coronatus, Cyclops minu-
tus, Diaptomus castor und zahlreiche Cyclopsbrut.
Als wir auf dem Floss über den See hinüber fuhren, lieferte
die Oberfläche: Diaptomus castor, Cyclops coronatus, Cyclops minu-
tus, Claus, Bosmina longispina und wieder zahlreiche Cyclopsbrut.
Alle diese Arten waren von auffallend lebhafter rother Farbe.
Das grosse Schöpfnetz in einer Tiefe von 3“ unter dem Wasser-
spiegel gehalten erschien etwa nach 5 Minuten mit einer gallertigen
Masse angefüllt, die das Aussehen von gekochtem Sago oder von
farblosen Fischroggen hatte. In ein Glas mit Wasser gethan, liess
sich die Masse als Tausende von Individuen des Holopedium
gibberum erkennen, unter denen fast gar keine der anderen klei-
nen, den See bewohnenden Arten sich befanden. Die ganze unzähl-
bare Menge waren lauter Weibchen.
Dadurch aufgemuntert liessen wir das grosse Schöpfnetz zu einer
Tiefe von circa 15—20“ auf einem Seil herab und fuhren dann über
den See der Länge nach hinüber. Wir erhielten wieder lauter Ho-
lopedium gibberum (Weibchen).
Als das Netz später auf die Tiefe von 60° herabgelassen wurde,
enthielt es fast lauter grosse Daphnia pulex und longispina und nur
einige wenige Holopedien, welche beim Heraufziehen durch die hö-
heren Wasserschichten mögen hineingekommen sein, jedenfalls schei-
nen die Daphnien die alleinigen Bewohner der grössten Tiefen des
schwarzen Sees zu sein. Sie zeichnen sich von den an der Oberfläche
vorkommenden Arten durch Farblosigkeit aus.
Stellt man sich die Vertheilung der verschiedenen Crustaceen-
8
arten des Sees tabellarisch zusammen, ‘gewinnt man nachfolgen“
des Bild: B
Oberfläche.
Polyphemus Cyclops Bosmina Polyphemus
oculus. minutus, coronatus. longigpina, oculus.
Diaptomus castor. Diaptomus castor.
Holopedium gibberum
3—20'.
Daphnia pulex et longispina
40 —60'.
Es wäre sehr zu wünschen, dass der See zu verschiedenen
Jahreszeiten gründlich nach Custraceen hin untersucht werden möchte;
denn, abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, haben beson-
ders die Holopedien wegen ihrer ansehnlichen Grösse als Fischnahrung
eine praktische Bedeutung. Ich wüsste mir in der That nicht recht
zu erklären, wovon die jungen Forellen leben sollten, falls sie diese
Crustaceen verschmähen möchten.
Von Insecten fanden wir im Wasser bloss zahlreiche Phryganäen-
larven, dann Gyrinus natator, Hydroporus palustris, und auf der Ober-
fläche zwei Hydrometra-Arten.
Ausserdem füllte sich gewöhnlich das Schöpfnetz auch mit ver-
schiedenen Käfern, die von den überhängenden Bäumen in’s Wasser
gefallen sind.
Die Würmer waren sparsam durch zwei Blutegel vertreten:
Nephelis vulgaris und Aulacostoma gulo.
2.Der Teufelssee hat schon eine viel geringere Tiefe, stimmt
aber bezüglich der Crustaceen ganz mit dem schwarzen See, nur sind
die Holopedien viel sparsamer vorgefunden worden. Weil die Ufern
gar nicht mit Schilf bewachsen sind, fehlen auch hier die Linceuse ganz.
3. Der grosse Aubersee ist der reichste an Holopedien, in
9
deren Gesellschaft hier auch eine Kugekolonie von Räderthieren vor-
kommt. (Conochylus velvox?) ©
Das am hinteren Theile des Sees stark bewachsene Ufer lieferte:
Lynceus lamellatus, Lynceus lacustris, sehr häufig, L. truncatus und
L. spharicus, beide häufig, dann sparsamer L. ovatus, L. nanus und
L. exiguus, Sida crystallina, Cyclops minutus, C. coronatus, Poly-
phemus oculus, Diaptomus castor.
Die Mitte des Sees in 3° Tiefe gab Holopedium gibberum, Cy-
clops minutus, Daphn. longispina, D. pulex, D. quadrangula.
Von Infusorien wurden hier Stentoren beobachtet, 80 wie einige
von den Flagelliferen.
4. Derkleine Aubersee enthielt längs der bewachsenen Ufern:
Cyplops serrulatus Lynceus spharicus
u coronatus = lamellatus
n minutus 5 nanus
Diaptomus castor a affınis
Polyphemus oculus 5 leucocephalus
Sida crystallina > truncatus
exiguus.
Beim Werfen des grossen Sehönfnefien wurden auch einige
Holopedien erbeutet, und würden gewiss mit Hilfe eines Kahnes
häufig gefangen werden.
5. Der Laca-See macht wegen seiner Seichtheit, die kaum
mehr als 8—10“ betragen mag, einen ganz anderen Eindruck. Es
- fehlt ihm gewiss das Holopedium, und nur der Polyphemus oculus
ist noch als für den Gebirgssee bezeichnend anzusehen. Die übrigen
darin gefundenen Arten werden alle auch im Flachlande gefunden,
und namentlich die ruhigen Stellen und Tümpeln der Elbe stimmen
damit überein. Wir fanden darin:
Daphnia longispina Lynceus leucocephalus
4 sima en affınis
4 quadrangula i spharicus
3 mucronata Macrothrix laticornis
Lynceus lacustris Polyphemus oculus.
i lamellatus
Auffallend ist hier das gánzliche Fehlen der Cyclopse und des
Diaptomus castor, der sonst nirgends fehlt.
6. Der Stubenbacher-See ist etwas tiefer als der Laca-See
(etwa 15), aber es fehlt ihm auch das Holopedium. Da das Floss,
das wir brieflich bestellt haben, aus nassem, frischgefällten Holze
10
gemacht wurde, sank es beim Betreten unter, und nur mit grosser
Noth entkam unser Gehilfe einem bedenklichen Wasserbad.
Um uns von dem Vorhandensein des Holopediums zu über-
zeugen, warfen wir das grosse Schöpfnetz weit in den See und zogen
es dann an das Ufer. Es enthielt keine Holopedien.
Dann zogen wir das unbrauchbare Floss an das Ufer des Sees,
von wo der Wind ging, banden das Schöpfnetz daran, so dass es
etwa 3° tief im Wasser ging und warteten am entgegengesetzten Ufer,
bis es der Wind brachte.
Wir überzeugten uns, dass in der Mitte des Sees in der Tiefe
von 3° das Holopedium gibberum nicht vorkomme. Das Netz ent-
hielt bloss Diaptomus castor.
Sehr reich war die Ausbeute längs der Ufer.
Cyclops serrulatus Lynceus affınis
„| Goronatus „ exiguus
„| minutus „© guadrangularis
Diaptomus castor „ leucocephalus
Daphnia longispina „© exiguus
»„ . quadrangula gemein. » lamellatus
Lynceus truncatus Polyphemus oculus,
» . sphaericus
Tabellarische Übersicht
der in den Böhmerwaldseen vorkommenden Crustaceen.
Fürtrag
© 5 S Kong
So = olto mo Ba a
HR ‘2138 50
3 i ZE E
1 \Cyelops coronatus . |-|- | S | £
2 |Cyclops serrulatus — | piáno |) Se
3 \Cyelops minutus + + +1 +1 - | +
4 |Diaptomus castor . + ||- |=
5 (Sida cristallina. . « — | | —
6 |Holopedium gibberum . + |- -|-| | RR
T |Daphnia pulex . | + +14 | | Bee
ot
o
—
o>
(en)
11
| mer S © < © E © E © S © E ©
| EA | 58 | 48 | 48|88 48
>- Bus ink pošt gäscfi-hin
un
Übertrag . .| 5 6 6 = 3
8 Daphnia longispina . <- || ++ — | + +
9 Daphnia sima . . . © — | - | | - | —
selten gem. | gem
10 Daphnia guadrangula . — | - +! — | +
11 gem.
Daphnia mucronata . <| — | —ı — | —- | —
12 |Macrothrix laticornis . — [or ai a
13 | Bosmina longispina < . + I +1 — | | —
14 Lynceus lamellatus — bo ob o-
15 Lynceus leucocephalus -| — — | —- |- | + | +
häufig
16 Lynceus lacustris . . | —- | —- I + — | +| —
17 Lynceus afnis. . . | —- | - | —- | + | ++
18 Lynceus guadrangularis -| — | — — | - | - | +
gem.
a Lynceus truncatus . -| — | — sE
gem.
20 Lynceus sphericus . . — | - + —
jh Lynceus ovatus ...'— | — | +1 — = | —
22 Lynceus nanus . . . | —- | — +! + — | +
23 ILynceus exiguus . . i — | — | Era Bogee
24 Polyphemus oculus nal SA SST MO
8 | 8 | 16 | 14 | 10 | 14.
Summa . |
Br
Betrachten wir das Zahlenverhältniss der in den einzelnen Seen
vorgefundenen Arten, so sehen wir, dass der grosse Arbersee, der
bei bedeutender Tiefe auch reich mit Schilf bewachsene Ufern hat,
am meisten, nämlich 16 Arten zählt, während der Schwarze und
Teufelssee wegen der Steilheit ihrer Ufern immer nur je 8 Arten
besitzen.
Vergleicht man die Crustaceenfauna der Böhmerwaldseen mit
derjenigen unserer anderen stehenden Gewässer, so ist das Fehlen
des Gammarus pulex, des Asellus aquaticus so wie aller Cyprisarten
sehr auffallend, denn die beiden erstgenannten Arten findet man
sonst regelmässig in allen reinen stehenden Gebirgswässern.
12
Im nächsten Jahre sollen noch die übrigen, im südlichen Theile
des Böhmerwaldes gelegenen Seen untersucht werden, von denen zu
erwarten steht, dass sie, ihrer Seichtheit wegen, eher mit dem Laca
und Stubenbacher See übereinstimmen werden als mit denen, die das
Holopedium führen. Ich werde sodann nicht unterlassen, die gewon-
nenen Resultate hier mitzutheilen.
Herr Prof. Stolba hielt folgenden Vortrag über das Fluor-'
boronkalium.
Die Auffindung einer Methode, welche es ermöglicht, diese
interessante Verbindung in beliebiger Menge aus Flussspath,
Borsäure und Salzsäure darstellen zu können, zugleich die Bemerkung,
dass die Lehrbücher bezüglich dieser Substanz mehrere wesent-
liche Unrichtigkeiten enthalten, gaben Veranlassung zu einer näheren
Untersuchung, deren erste Resultate in Folgendem vorliegen.
1. Neue Darstellungsweise des Fluorboronkaliums.
Lässt man auf ein Gemisch von reinem am besten geschlämm-
ten Flussspath krystallisirte Borsäure und concentrirte (rohe) Salz-
säure nahe der Siedetemperatur einwirken, so bemerkt man eine
auffallende Abnahme des Volums des Flussspathes, und kann
man es bei guter Wahl des Verhältnisses dahin bringen, den Fluss-
spath gänzlich in Lösung zu bringen, und diess im Laufe weniger
Stunden.
Prüft man die erhaltene Flüssigkeit, so ergiebt sich leicht, dass
selbe Fluorborverbindungen enthält, und kann man z. B. durch Zu-
satz von Kaliumsalzen mit Leichtigkeit Fluorboronkalium erhalten,
welches von den kleinen Antheilen des beigemengten Kieselfluor-
kaliums leicht geschieden werden kann.
Man nimmt zur Anstellung des Versuches im Kleinen am besten
einen geräumigen Glaskolben, der mittelst eines Cautchoukstöpsels
mit einem weiten, langen Glasrohre verbunden ist, welches in der
Mitte zu einer geräumigen Kugel aufgeblasen ist.
Ich wende bei meinen Versuchen
156 Gramme geschlämmten reinen Flussspath,
62 “ krystallisirte gewöhnliche Borsäure,
327 6 rohe Salzsäure (von 33°/, Gehalt an HCI),
oder ein Multiplum dieser Zahlenangaben an, und verdünne mit dem
halben Volum Wassers vom Volum der Salzsäure.
13
Ich erwärme auf dem mit Asbest belegten Drahtnetze und
steigere die Temperatur des geneigten Kolbens so hoch, als es
eben angeht, ohne dass Dämpfe aus dem Glasrohre entweichen.
Dieses verhindert überhaupt beim vorsichtigen Erhitzen jeden Ver-
lust an Bor- und Salzsäure, indem sich diese darin condensiren und
zurückfliessen. Wenn nach Verlauf von 2—3 Stunden das Volum
des Flussspathes nicht weiter abnimmt, so lasse ich den Apparat
erkalten, verdünne mit dem halben Volum Wasser und filtrire durch
ein von einem Leinenfilter gestütztes Papierfilter.
Das Filtrat wird so lange mit einer warm gesättigten Salpeter-
oder Chlorkalium-Lösung versetzt, als sich noch ein Nielerschlag
absetzen will — dieser auf einem Leinenfilter oberflächlich ausge-
waschen und hieraut kräftig ausgepresst. Man befeuchtet das Filter
nach dem Pressen mit Wasser, presst wieder aus, und wiederholt
dieses etwa 3mal. Hierauf zerreibt man das gepresste Salz mit
Wasser und wäscht nun so lange, bis die Chlorreaction sehr
schwach wird. Man presst nun abermals aus, und krystallisirt aus
einer siedend gesättigten ammoniakalischen Lösung um. Letz-
teres ist nothwendig, um einen Rückhalt des Kieselfluorkaliums zu
zersetzen.
Die erhaltenen Krystalle werden nach dem Erkalten ausgesüsst
und gepresst, eventuell noch einmal der gleichen Behandlung unter-
zogen.
Auf diese Art soll der Verlust durch Aussüssen möglichst ver-
ringert werden, nachdem das Salz im Wasser merklich löslich ist.
(In 223 Theilen Wassers v. 20° C.)
Die erste saure Mutterlauge mit einer nicht ganz zur Sätti-
gung ausreichenden Menge Kalkspath versetzt, scheidet noch etwas
Fluorborkalium ab, doch steht diese kleine Menge in der Regel
nicht für diese Mühe, ebensowenig wie das Abdampfen der Wasch-
wässer, wenn es nicht ganz kostenlos geschehen kann.
Will man im Grossen operiren, so nimmt man geräumige
Steinkrüge, in denen das betreffende Materiale mittelst heissen
Wassers oder auch noch besser Dampf, der selbe in einem Behälter
umgiebt, erhitzt wird. Auch hier verbindet man die Steinkrüge mit
einem passenden Condensator, der das Verdichtete zeitweilig zurück-
fliessen lässt.
Die beschriebene Methode der Darstellung des Fluorboronkaliums
ist unter allen, zur Zeit bekannten, die vortheilhafteste und giebt
14
eine sehr schöne Ausbeute, indem die obige Mischung 35 Gramme.
reinen Fluorboronkaliums liefert.
Das Fluorboronkalium kann auch durch Einwirkung von Bor-
säure auf Kieselflusssäure in der Wärme und nachherige
Behandlung mit kohlensaurem Kali erhalten werden, doch ist diese
Methode langwierig und liefert keine bedeutende Ausbeute, so dass
ich mich begnügen muss, hievon Erwähnung gethan zu haben.
Die anderen Methoden der Darstellung sind allgemein bekannt.
2. Eigenschaften des Fluorboronkaliums.
Diese Verbindung bildet bekanntlich ein glänzendes krystalli- *
nisches Pulver, an welchem man unter dem Mikroskope deutliche
Krystalle wahrnimmt, welche dem orthorombischen Krystallsystem
anzugehören scheinen. Es muss competenten Krystallographen über-
lassen werden, durch genaue Messungen das Krystallsystem festzu-
stellen, diess um so mehr, da einzelne Krystalle Aehnlichkeit mit
tesseralen Formen zeigen. Man erhält diessfalls die deutlichsten
Krystalle durch freiwilliges Verdunsten der wässerigen Lösung auf
einem Uhrschälchen.
Die Diehte des Fluorboronkaliums wurde wiederholt, und diess
theils mittelst der gesättigten wässerigen Lösung, theils mittelst
Petroleum und zwar mit folgendem Resultate bestimmt.
Mittelst d. wässerigen Lösung an 2°6 Gm. Salz zu 2524) Temperatur
„ Petroleum an 47 Gm. Salz u ... a 20° Celsius.
Die Löslichkeit im Wasser wurde zuerst von Berzelius
ermittelt. Nach diesem lösen 100 Theile kaltes Wasser 1:42 Theile
Salz auf, wonach sich berechnen würde, dass 1 Theil Salz 704 Theile
Wasser zur Lösung erfordern würde.
Ich muss bemerken, dass nach meiner Bestimmung hier ein
Druck- oder Schreibefehler obwalten müsse, und dass es wohl
heissen sollte, 100 Theile Wasser nehmen 0:42 Theile Salz auf.
Ich fand nämlich in einer durch anhaltendes Schütteln
mit Salzüberschuss bereiteten kaltgesättigten Lösung bei 20° C. Tem-
peratur auf 100 Theile Wasser 0'4462 Theile Salz, was von 0'42
nicht viel abweicht, und da man nicht wohl annehmen kann, dass
Berzelius bei der Löslichkeitsbestimmung einen Fehler begangen
habe, so findet die obere Angabe in einem Druck- oder Schreibe-
fehler ibre genügende Erklärung. Ť
15
Nach meiner Zahlenangabe erfordert demnach 1 Theil Salz
223 Theile Wasser von 20° C. Temperatur zu seiner Lösung.
Wird die Lösung der Art bereitet, dass man eine in der Wärme
gesättigte Lösung nach dem vollkommenen Erkalten fleissig schüttelt,
so findet man nun etwas mehr Salz in Lösung, z. B. bei einem Ver-
suche nunmehr auf 100 Theile Wasser von 20° C. 0:48 Gramme Salz,
was darin seinen Grund hat, dass sich ein Theil des Salzes in der
Wärme rasch zersetzt, wie ich später nachweisen werde.
In der Wärme ist die Verbindung bedeutend löslicher, so dass
man selbe durch Krystallisation aus heisser Lösung reinigen kann,
und fand ich, dass eine bei 100° C. gesättigte Lösung auf 45'767
- Gramme Wasser 2'933 Gramme Salz enthielt, wonach sich berechnet,
dass 1 Theil Salz 1594 Theile Wasser v. 100° C. zur Lösung
erfordert.
Bei diesem Versuche der mit 2 anderen sehr nahe überein-
stimmt, wurde die Vorsicht beobachtet, bei der Bestimmung der Lös-
lichkeit die Lösung auf das überschüssige Salz nicht länger einwirken
zu lassen, als es eben der Zweck erforderte.
Der Gehalt der Salzlösung wurde in allen diesen Fällen durch
Eindampfen und Wägen des scharf getrockneten Rückstandes in einer
Platinschale bestimmt.
Die Zersetzbarkeit des Salzes durch Wasser.
Man schreibt bekanntlich allgemein dem Borfluorkalium eine
neutrale Reaction zu, durch welche sich dasselbe von dem Kiesel-
fluorkalium auffallend unterscheidet.
Indessen gerade das Verhalten des Salzes bei Gegenwart von
Wasser gegen die geeigneten Farbstoffe wie Lacmus bietet den Be-
weis, dass dasselbe von dem Wasser theilweise zersetzt wird, und
zwar langsam in der Kälte, rasch beim Erhitzen der Lösung.
Bringt man nämlich zu einer soeben durch Schütteln bei ge-
wöhnlicher Temperatur bereiteten Lösung des Salzes etwas Lacmus-
tinktur, so ist die Reaction anfänglich neutral, wird aber beim
Stehen allmälig sauer. Dasselbe geschieht sogleich, wenn man mit
Wasser verdünnt.
Bringt man zu einer kalt gesättigten Lösung, welche die sauere
Reaction angenommen hatte, tropfenweise titrirte Lauge hinzu, bis
die Reaction wieder eben alkalisch geworden, so wird die Flüssigkeit
nach längerem Stehen abermals sauer, neutralisirt man wieder, so
tritt die sauere Reaction abermals ein und so fort, so dass man im
16
Vorlaufe einiger Tage sehr ansehnliche Mengen CC. ai zur
Sättigung verbraucht.
Nimmt man zu dem Versuche eine gesättigte Löskıtes welche
wochenlang gestanden, so verbraucht man zur Neutralisirung sogleich
ziemlich viel Alkali, z. B. bedürften 50 CC. einer gesättigten Lösung,
die 4 Wochen lang gestanden hatte, 2 CC. Normalnatronlauge zur
Sättigung, und trat beim Erhitzen abermals die saure Reaction ein.
Während also die Zersetzung des Salzes bei gewöhnlicher Tem-
peratur längere Zeit erfordert, ist sie hingegen bei höherer Tempe-
ratur viel auffallender, denn schon eine heiss bereitete Lösung der
Verbindung reagirt sauer.
Als ich 04 Gramme der Verbindung mit 200 CC. Wasser nahe
dem Kochpunkte erhitzte, das verdampfte Wasser zeitweilig ersetzte
und die sauere Reaction mit Normallauge hinwegnahm, verbrauchte
ich für diese kleine Salzmenge im Verlaufe von 8 Tagen 955 CC.
Normallauge, alsdann blieb die Reaction neutral.
Da dieses interessante Verhalten des Fluorboronkaliums bisher
nicht bekannt war und auch nicht vermuthet werden konnte, so habe
ich anfänglich dafür gehalten, dass hier die Kieselerde des Gla-
ses durch Bildung von Kieselfluorkalium ins Spiel komme,
allein diese kommt hier nicht in Betracht, wie sich daraus ergiebt, dass
1 die Erscheinungen in Platingefässen ganz dieselben sind ;
2. aus Kieselfluorgas bereitete, gut ausgesüsste Kieselerde kein
rascheres Eintreten der saueren Reaction bewirkt, wenn man selbe ©
mit der Lösung des Salzes kocht.
Versuche in der Absicht angestellt, um zu sehen, ob diese
Zersetzung durch Zusatz gewisser Neutralsalze z. B. Salpeter hinter-
gehalten werden kann, ergaben ein negatives Resultat.
Auf die Frage, worin die Zersetzung des Fluorboronkaliums
besteht, lässt sich antworten, dass hier höchst wahrscheinlich eine
Spaltung des zersetzten Antheiles in Fluorkalium und freie Borfluor-
wasserstoffsäure eintritt, welche Stoffe sich beim Verdunsten des
Wassers wiederum zu dem ursprünglichen Salz vereinigen.
Lässt man z. B. eine sehr stark saure Lösung auf einem Uhr-
schälche.ı freiwillig verdunsten, so erhält man durchaus nur Krystalle
von Fluorborkalium, nach deren Beseitigung das Glas s
glánzend erscheint.
17
“Verhalten in der Wärme und Flammfärbung.
— Erhitzt man die krystallisirte Verbindung in einem Glaskölb-
chen, so verknistern die Krystalle ziemlich ‚heftig, entwickeln, falls
sie nicht vorher sehr gut ausgetrocknet worden, etwas Wasserdampf,
der sich im kälteren Raume condensirt, und schmelzen endlich sehr
leicht und noch vor Giühhitze zu einer wasssrhellen Masse, die beim
Erkalten milchweiss wird.
Erhitzt man stärker, so, kommt die Masse in der. Glühhitze
'in’s Kochen und entwickelt Fluorborgas, welches an der Luft ste-
hende Dämpfe verbreitet. Der Rückstand, wesentlich Fluorkalium,
zerfliesst an der Luft.
Fasset man etwas der mit Wasser benetzten Verbindung mit
dem Platindraht und lässt die ungefärbte Flamme der Bunsenschen
Lampe einwirken, so wird dieselbe sehr schön grün gefärbt; diese
Färbung macht bald einem Gemisch von grün und viollet Platz,
endlich wenn alles Fluorbor in der Hitze ausgetrieben worden, tritt
die schön viollete Färbung des Fluorkaliums ein. Erhitzt man
lange und hoch genug, so hinterbleibt kein Rückstand.
Durch dieses Verhalten und seine physikalischen Eigenschaften
ist diese Verbindung so bezeichnet, dass man selbe daran sehr leicht
erkennen kann.
Die so prachtvolle Flammfärbung schien es wahrscheinlich zu
machen, dass diese Substanz einer nützlichen Anwendung in der
Feuerwerkerei fähig wäre und stellte ich diessfalls mit Mischungen
verschiedener Art z. B. solchen — die chlorsaures Kali und Schwefel
oder Kohle enthalten, ferner solchen mit salpetersaurem Kali Versuche
an, allein durchwegs ohne günstigen Erfolg. —
An diesem Orte sei auch noch beme:kt, dass die vor dem
Löthrohr am Platindraht erbitzte Perle in keiner Zeit ein beim
Erkalten klares Glas liefert, wie es beim Kieselfluorkalium der
Fall ist.
Zersetzbarkeit durch Kieselflusssäure.
Das Fluorborkalium wird durch Kieselflusssäure unter geeigne-
ten, Verhältnissen in der Wärme sehr leicht zersetzt, indem Kiesel-
fiuorkalium und Fluorborwasserstoffsáure gebildet werden.
R Um die Zersetzung vollständig zu machen, muss man das
Salz in der eben genügenden Menge kochenden Wassers auflösen,
überschüssige Kieselflusssäure zusetzen und nach Erkalten das dop-
2
18
pelte Volum Weingeist zusetzen. In dieser Art wird alles Kali als
Kieselfluorkalium abgeschieden, wie ich mich durch Versuche über-
zeugt habe.
Als ich z. B. 0'4 Gramme der reinen und trockenen Verbindung
in 7 Grammen kochenden Wassers gelöst und mit 10 CC. Kiesel-
flusssäure, enthaltend 058 Gramme (HFl,SiFl,) in der beschriebe-
nen Art zersetzte, entsprach das gefüllte, mit titrirter Lauge gemes-
sene Kieselfluorkalium einem Gehalte von 0'1237 Grammen Kalium,
anstatt den darin enthaltenen 01241 Grammen Kalium.
Bei einem zweiten Versuche gaben 0:45 Gramme Salz mit 20
CC. Kieselflusssäuren enthaltend 1:16 Gramme (HFL,SiFI,) zersetzt
0.1386 Gramme Kalium, anstatt den darin enthaltenen 0.1396 Grammen
Kalium.
Wie sich aus diesen und anderen Versuchen ergiebt, kann
demnach in dieser Art der Gehalt an Kalium leicht und scharf be-
stimmt werden.
Auffallend ist, dass bei dem ersten Versuche schon ein geringer
Überschuss von Kieselflusssäure zur vollständigen Zersetzung
ausreichte, denn der Rechnung zu Folge erfordern 04 Gramme 0'228
Gramme (HFI,SiFl,) zur Zersetzung, während wirklich 058 Gramme
(HFI,SiFl,) genommen wurden.
Einwirkung einer sauren Lösung von Kieselerde.
Es ist bereits angegeben worden, dass Kieselerdehydrat auf
die Verbindung selbst beim Kochen nicht merklich einwirkt.
Lässt man jedoch eine Auflösung von Kieselerdehydrat in Salz-
säure, erhalten durch Zusammenbringen einer verdünnten Wasser-
glaslösung mit Salzsäure, auf Fluorborkalium in der Wärme einwir-
ken, so bemerkt man sehr bald, (bei nicht zu verdünnter Lösung
des Fluorboronkaliums), dass sich das schön opalisirende Kiesel-
fluorkalium absetzt. Bar,
Man verfährt am besten in der Art, dass man zu einer heiss
gesättigten Lösung des Salzes eine entsprechende Menge der Kiesel-
erdelösung hinzufügt und einige Zeit erwärmt.
Man kann nach dem Erkalten durch Zusatz von Weingeist das
gebildete Kieselfluorkalium vollständig, jedoch mit Borfuorkalium ge-
meng, ausfällen und durch Titriren, welches man rasch durchführen
muss, seiner Menge nach sehr angenähert bestimmen.
Die Menge des geblideten Kieselfluorkaliums hängt insbeson-
- P
19
dere von der Dauer der Einwirkung ab, sie ist sehr gering, wenn
diese nur ganz kurze Zeit, z. B. 5 Minuten dauerte.
Beispielweise sei hier angegeb n, dass mir bei einem derartigen
Versuche 0-3 Gramme Fluorboronkaliums 0226 Gramme Kieselfluor-
kaliums lieferten.
Herr Prof. Šolín sprach über graphische Integration. (Dieser
Vortrag wird in den Abhandlungen der Gesellschaft mitgetheilt.)
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und . Philologie am
al. Juli 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Hattala, Emler,
Maly, Tieftrunk, Vrtätko; ferner die Herren: PaZout, Dr.
Geitler, Cimbura, Jezbera, Rank, Patera, Jedlička, Ge-
bauer als Gáste.
Prof. M. Hattala las die Einleitung und die wichtigsten
Partien des historischen Theiles seiner Beiträge zur Kritik der
Königinhofer und Grünberger Handschrift vor.
Jene lautete ihrem Wesen nach folgendermassen:
„Die viel besprochene Streitfrage über die altböhmischen Hand-
schriften überhaupt ist bis heute weder abgethan, noch hinlänglich
aufgeklärt; von jeher hat der zelus daran mehr als die scientia Theil
genommen, und zwar von beiden Seiten; ja selbst die hohe Staats-
polizei blieb ihr nicht fremd.“
So äusserte sich darüber in seinem none Werke *) einer
der hervorragendsten Vertheidiger der angefochtenen altböhmischen
Handschriften, der hochverdiente königlich-böhmische Landes-historio-
graph, Franz Palacký; und man befindet sich leider in der unange-
nehmen Lage, ihm vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus oder
von der hohen Staatspolizei ganz abgesehen nicht nur vollkommen
*) Zur böhmischen Geschichtschreibung. Actenmässige Aufschlüsse und Worte
der Abwehr. Prag 1871. S. 192. Daselbst auf S. 161 bis 176 und in Sybels
Historischer Zeitschrift (München 1859. III, 87 bis 91) sind am eingehend-
sten diejenigen Momente dargelegt, aus welchen die Theilnahme der hohen
Staatspolizei an der Streitfrage hervorgehen soll. Ich glaube darauf um so
weniger anders hinweisen zu sollen, je inniger ich davon überzeugt bin
dass es schon wirklich die höchste Zeit und unerlässlich ist, sich vor allem
mit der Königinhofer Handschrift rein wissenschaftlich zu befaggen.
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beizustimmen, sondern auch entschieden zu behaupten, dass man auch
sonst selbst der Königinhofer Handschrift bis jetzt keine solche Pflege
angedeihen liess, die ihr als dem unstreitig wichtigsten der verdäch-
tigten altböhmischen Denkmäler und den wissenschaftlichen Anfor-
derungen der Gegenwart angemessen wäre.
Um sich davon völlig zu überzeugen, braucht man, zlatě ich,
nur den einzigen Übelstand gehörig in Betracht zu ziehen, dass wir
es bis heute nicht einmal zu einer solchen Ausgabe der Königinhofer
Handschrift gebracht haben, die es verdiente, an die Seite derjenigen
gestellt zu werden, in welcher das Libusa’s Gericht vor 31 Jahren )
erschienen ist.
Am wenigsten können darauf die von W. Hanka vom J. 1819
bis 1861 veranstalteten Ausgaben der Königinhofer Handschrift einen
Anspruch machen. Denn wenn sie auch nicht geradezu unter aller
Kritik stehen, so ist doch ihr wissenschaftlicher Werth ziemlich gering, .
da sie sammt und sonders darauf ausgehen, den Inhalt der Hand-
schrift theils an und für sich, theils und vorzüglich durch. Über-
setzungen dem Publikum zugänglich und geniessbar zu machen.
Ausserdem tragen dieselben ein zu starres Festhalten an den einmal
=
mit mehr Mühe als Geschick gefassten Meinungen zur Schau, als
dass sie selbst ihren eigentlichen Zweck sonderlich erreichen könnten.
Die meisten und bedeutendsten von ibnen sind nämlich so zu sagen
von einem Gusse, der sich am deutlichsten an ihrer Vorrede abspie-
gelt, da dieselbe wenigstens insoweit stereotyp genannt werden kann,
als sie in allen gleich lautet. Mit den alterthümelnden **) Worten „Jako
Hřekové, Plavci Argonští“ anhebend, erörtert sie auf vier nicht vollen
Duodezseiten und in der bereits angedeuteten Weise eine der schwie-
rigsten Fragen, nämlich die über den Verfasser und Sammler der
Königinhofer Gesänge. Dass es wenigstens im J. 1845 schon an der
Zeit gewesen wäre, die besprochene Vorrede wenn nicht ganz auf-
zugeben, so doch wesentlich anders zu verfassen, dafür zeugt unter
andern auch der Umstand, dass sie zum Verständnisse der Hand-
*) Die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache: Libuša's Gericht, Evan-
-
fs
gelinm Johannis, der Leitmeritzer Stiftungsbrief, Glossen der Mater verbo- ©
rum, kritisch beleuchtet von P. J. Šafařík und Fr. Palacky. Prag 1840. 4°.
S. 13—103 und 167-197. Die letzte dieser Stellen ist jedoch dem Libusa’s
Gerichte nicht ganz, sondern.nur vorwiegend gewidmet.
**) Denn Hřek ist schon längst veraltet und durch das etymologisch allerdings .
unrichtige Rek ersetzt, bekanntlich aber „usus tyrannus etiam cornua Sa- :
jr dedolat“.
21
schrift beinahe gar nichts beiträgt. Auch sonst leistete dafür der
Selige weniger, als man es jedesmal zu fordern berechtigt war. Die .
"Lesung und Anordnung des Textes namentlich lassen vieles zu wün-
schen übrig? insbesondere aber den Gedanken, die Handschrift sei
‚ein Machwerk des Seligen, als ganz und gar abgeschmackt erscheinen.
Einige Belege dafür werden gleich nachfolgen.
Was endlich die von Hanka gemachten Übersetzungen oder
eigentlich neubohmischen Metaphrasen anbelangt, die verdienen aller-
dings principiell oder ihrer Anlage nach sogar gelobt zu werden, da
sie nicht metrisch sondern prosaisch sind und da z. B. der Dichter-
fürst Göthe unstreitig Recht hat, indem er sich darüber unter
anderm *) auch so äussert: „Ich ehre den Rhythmus, wie den Reim,
‘_ wodurch Poesie erst zur Poesie wird, aber das eigentlich tief und
gründlich Wirksame, das währhaft Ausbildende und Fördernde ist
dasjenige, was vom Dichter übrig bleibt, wenn er in Prosa übersetzt
wird. Dann bleibt der reine vollkommene Gehalt, der uns ein blen-
dendes Äussere oft, wenn er fehlt, vorzuspiegeln weiss, und, wenn
er gegenwärtig ist, verdeckt.“ Kräftiger und öfter sprach sich dafür
Jacob Grimm, nach Kopitar **) und anderen „einer der grössten Kenner
solcher Schátze“, aus, z. B. in Bezug auf die serbischen Volkslieder
bereits im J. 1815 so: „Eine einfache, wörtlich treue und fast inter-
lineare prosaische übersetzung würde in Deutschland willkommen
und dem studium der serbischen sprache unter uns behülflich sein.
Eine schulgerechte übertragung, die im sinn der neueren inhalt und
form ins deutsche umwandeln zu können %4hnt, möchten wir nicht
einmal fordern, weil wir sie an sich selbst für ein unding erachten“.
Ob sich Hanka dieser Sachlage bewusst war, das ist freilich
sehr schwer zu entscheiden. Ich möchte daran um so mehr zwei-
feln, als es nicht zu leugnen ist, dass ihr selbst Fr. Palacký, trotz-
dem er auf dem Gebiete der Poetik und Aesthetik vom J. 1818 bis
1823 _ sogar schriftstellerisch und zwar, wie er selbst neulichst ***)
meint, eine „ziemliche Sensation erregend und wohl nicht unbedeu-
tend“ thätig war, noch im J. 1829 auch nicht im geringsten Rech-
*) Wem auch daran gelegen sein sollte, den verweise ich auf Homer’s Werke,
prosaisch übersetzt von J. St. Zauper. 3. Aufl. Prag 1852-1856. Vorwort
S. V—VII.
© **) Kleinere schriften von J. Grimm. IV, 427. Der nachfolgende Ausspruch
steht daselbst auf S. 436, womit man insbesondere S. 203 und 420 ver- _
gleichen wolle.
***) Zur böhmischen Geschichtschreibung. S. 175.
1 Heyne Nazi Soho- nají m hádka [sus BY 284-307 a Hi 435)
22 jo. RR a 7
nung trägt. Ich meine seine Anzeige *) der zweiten Ausgabe der — 5
© Königinhofer Handschrift, wo er nicht ansteht zu betheuern, W. A. ©
A Svoboda habe durch seine zweite ebenfalls metrische Übersetzung =
der Handschrift „in der That fast Unglaubliches geleistet; denn kaum ——
' würde man es für glaublich halten, dass jene einfachen aber kräftigen -
Gesänge in fremden Lauten so wörtlich treu, und doch dabei so
zwanglos und kräftig nachgesungen werden können, wenn man nicht
durch die wirkliche Thatsache davon überwiesen wäre. Als Über-
setzung gehört die deutsche Königinhofer Handschrift vielleicht zu -
dem Vollendetsten, was irgend eine Literatur bis jetzt aufzuweisen ©
hat. Nur an sehr wenigen Stellen hat Svoboda den Sinn des Origi-
nals anders gedeutet, als ihn Palacký „deuten měchte“.
Die gleich darauf hervorgehobenen Stellen sind allerdings sehr
unerheblich. Es fehlt aber auch an solchen nicht, welche das dem
Original gerade entgegengesetzte enthalten, wie z. B. der auf S. 83.
stehende Vers aus dem Záboj und Slavoj: „Fahr zum Bjes du Würger!*
ž statt: „Aj ty vraže, běs v t&!“ Dieser Vers ist nämlich :unmöglich
anders zu wiedergeben als so: „Ha, du Mörder, der Teufel (fahre)
in dich!“ Der Teufel ist natürlich heidnisch und nicht christlich zu
fassen, wie es bei der Erörterung des mythologischen Inhaltes der
K. H. des näheren dargethan wird. Hier möchte ich nur noch hin-
zufügen, dass das in Klammern stehende Zeitwort oder „fahre“ im
Original nicht vertreten ist und dass man an der unsinnigen Lesung
des Verses mit vraze statt vraže viel länger und bedenklicher fest-
hielt als dass man darauf nur anspielen dürfte, die K. H. seiein -
Machwerk von Hanka oder von wem immer von seinen Zeitgenossen. ©
Jene Lesung bietet nämlich nicht nur die erwähnte zweite Ausgabe
DIN 38
Den sE S *) Jahrbücher der Literatur. Wien 1829. B. 47, S. 167—169. Nebesky’s Wür-
: Uz Š Sg -- ct digung der bis zum J. 1853 erschienenen Übersetzungen der Königinhofer.
8 rast Handschrift (Časopis musea král. českého. 1853. S. 136—167) dagegen ist —
M eb von dem Vorwurfe wenigstens insoweit frei, als darin unentschieden ge-
Ss SET 7 lassen wird, ob die prosaischen Übersetzungen den metrischen vorzuziehen
S Fr Sg” seien. Er nennt z. B. Siemienski’s polnische Übersetzung nur unter der
3 x E mr ke Bedingung „gelungen, wenn man das Princip, nach welchem sich der Úber-
RŠ LEER setzer richtete, gutheisst. Herr Siemieúski erachtete es nämlich als noth-
BIER „z wendig, die nicht gereimten Verse unserer Handschrift in gereimte zu über-
x a. N ‚setzen und seine Übertragung auch sonst noch zu verzieren.“ Daselbst
ř 3 8 : (1852, H. 3, S. 148; H. 4, S. 130—133 und 1853, S. 346 —349) sind auch
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s; die bis zu der Zeit erschienenen Ausgaben der Königinhofer Handschrift ©
SE z namhaft gemacht und alle als „für wisgenschaftliche Bedürfnisse nicht ein
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sondern auch der „Výbor z literatury české“ (Prag 1845. I, 16) und
die illustrirte Auflage, von der im J. 1861 nur das erste Heft von
Karl J. Erben redigirt erschienen ist.
Um endlich auch die Hanka'schen Metaphrasen noch genauer
zu charakterisiren, bemerke ich, dass darin der besprochene und der
-© folgende Vers so lauten: „Aj ty vrahu, bes v tě! čemu ty naši krev
piješi?“ Dass diess nichts anderes sei als ein abgeschmacktes Kau-
-derwälsch von alten und neuen Wortformen und Wortbedeutungen,
das wird jeder Kenner des Böhmischen obneweiters zugeben und
auch dafür hinlängliche Belege selbst finden, dass beinahe alle schwie- -
rigeren Stellen der Handschrift von Hanka so plump metaphrasirt
wurden. Am Schlusse seiner Ausgaben findet man wohl eine Erklä-
rung von einigen veralteten Wörtern, die ist aber weder so reich-
haltig noch so gelungen, als sie sein müsste, um das Verständnis
der Handschrift selbst annäherungsweise zu ermöglichen.: m vd: z hk
. Um das alles noch mehr zu erläutern und gegen etwaige Zwei- Zn o
fel sicher zu stellen, kann ich zuerst nicht umhin, das von den Ge- eh S
brüdern Jireček*) über Hanka gefällte Urthejl herüberzunehmen. BEN
Nach ihnen „sind Hanka’s prosaische Original-Aufsátze insgesammt As oskar,
sehr kurz und mager, und verrathen durchaus nicht jene Meisterschaft z a
in der Handhabung der Feder, die man bei einem in der Schriftstel-7977 4 A
lerei ergrauten Manne erwarten dürfte. Fülle und Lebendigkeit der RE
Ideen kann man Hanka am wenigsten nachrühmen. Sein wirkliches
Verdienst besteht in der Herausgabe altböhmischer Schriften, obwohl
er auch hierin niemals erhebliche Mängel fern zu halten vermochte.“
Wem der daselbst unter dem Texte stehende Beleg nicht hinreichen |
: sollte, den erlaube ich mir erstens auf die zahllosen Missgriffe auf-
merksam zu machen, die sich Hanka in seiner Ausgabe der Sanct-
1 Veiter Alexandreis **) zu Schulden kommen liess und ich nächstens ***)
ausführlich nachweisen werde. Zweitens erinnere ich an das von Fr.
Palacký +) bei Hanka’s Lebzeiten berichtete und von diesem nirgends
*) Die Echtheit der Königiahofer Handschrift. Kritisch nachgewiesen von Jos.
und Herm. Jireček. Prag 1862. S. 197.
**) Starobylá skládánie. V Praze 1817—1824. II, 151—264.
+4) In der von mir mit A. Patera vorbereiteten Ausgabe der böhm. Alexandreis
überhaupt. Unterdessen möge man S. 65 meiner Schrift über die „Počá-
tečné skupeniny souhlásek československých“, welche in den Abhandlungen
der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vom J. 1870 und auch be-
sonders erschienen ist, nachschlagen. Daselbst auf S. 45 ist auch der oben
beanständete Anlaut des Wortes Hrek Bielanglieh) beleuchtet,
+) Bohemia vom J. 1858. Nr. 292, S. 986.
ph A ; / z / há i
„dl je fwavt mars a] vlayfenechn v ( AR
+4
Au Aprse he BETH Male pferde, 4 Mordes [Panu
v9 CM 1992. obe MD)
24
I
Schriftwesen noch im J. 1826 so gross, dass ihm selbst einfache
Urkunden des XIII Jahrhunderts im Lesen unüberwindliche Schwie-
rigskeiten machten, und er deshalb seine fehlerhaften ° Copien auf
Geheiss der Museumsvorstände, nach Palacky’s Verbesserungen über-
Ť : schreiben musste“. Seit der Zeit soll sich Hanka bis zu seinem
- Tode gegen Palacký als ein „unversöhnlicher Feind“ benommen ha-
ben, indem er gegen diesen „mehr verdeckt als offen aufzutreten
pflegte“ (Zur böhm. Geschichtschreibung S. 193) 'Daseibst wird der
Selige für einen „sehr ehrgeizigen, eifersüchtigen und vielfach ge-
kränkten, aber sonst harmlosen und aufrichtig patriotischen Mann“
erklärt. Ob und inwieweit diese Charakteristik psychologisch und
sonst richtig sei, das mag diessmal dahingestellt bleiben. Nach dem
am meisten gefeierten Slawisten unserer Tage, Fr. Miklosich *) war
Hanka „beispiellos arrogant, verleumderisch, bodenlos unwissend, ein
Idiot, ein geistiger Proletarier“ und dergleichen mehr. Wogegen ich
nicht anstehe ausdrücklich zu bemerken, dass es höchstens dem fa-
natischen Lobhudler Miklosich’s und Schleicher’s, V. Jagic, einfallen
könnte, darin keine masslose Übertreibung di erkennen und sich
damit einverstanden zu erkláren.
Von den übrigen Ausgaben der Königinhofer Handschrift sind
etwa nur die folgenden von höherem wissenschaftlichen und wohl
auch praktischen Werthe als die Hanka’schen:
2 -ne 1) Gedichte aus Böhmens Vorzeit verdeutscht von Joseph Ma-
Ba 19796 jas Grafen von Thun. Mit einer Einleitung von P. J. Šafa-
toweu se. 258řík und Anmerkungen von Fr. Palacky. Prag 1845.
k Ausser der, wie es sich gleich heraustellen wird, epöchema-
eu mine ma chenden Einleitung zeichnet sich die Ausgabe insbesondere dadurch
Jvr.Yar2 aus, dass in ihr der Urtext nicht nur neu orthographirt sondern
auch anders als von Hanka angeordnet wurde, wobei „Safar ik’s An- ©
sichten zur Richtschnur“ dienten. Um. den letzteren Vorzug wenig- -
stens an einem Beispiele zu veranschaulichen und dadurch auch das
in der Hinsicht über Hanka oben gefällte Urtheil zu Ma
verweise ich auf die folgende Stelle (S. 62):
i vyrazi Záboj,
hořúciema očima v Luděk měři:
S
Bei *) Slavische bibliothek. Wien 1851. I, 267—321. Was aber die nachfolgende
Annahme anbelangt, die glaube ich bereits auf S. 30—34 meiner in der
vorletzten Anmerkung angeführten Schrift ee begründet zu haben.
P 7 Vok Jařťn přěnal a Jimem 2 Lehto ppředpěsrcích E č B SH
beanständete Factum. Darnach „war Hanka’s Ungeübtheit im alten
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25
dub protiv dubu zřieti ze vsěho lesa;
Záboj hna protiv Luděku nade vsě voje.
So eingetheilt ist die Stelle leicht verstándlich, namentlich fůr
denjenigen, der meine Ansichten über die sogenannte Antithesis in
der slavischen Poesie überhaupt und der altböhmischen insbesondere
innehat. Der wird nämlich auch in den letzten zwei Versen eine
des negativen Gliedes entblösste Antithese erblicken und die ganze’
Stelle wörtlich etwa so zu übersetzen haben: „und es brach Zäboj
hervor, mit glůhenden Augen mass er Luděk: Eiche gegen
Eiche sieht man vom ganzen Walde heraus; Zäboj rannte gegen
Luděk: allen Kriegern voran.“ Der gräfliche Übersetzer giebt dieselbe
Stelle freilich anders, aber ihrem Wesen nach gewiss richtig wieder,
während sie nach Hanka’s Anordnung für immer ein Räthsel hätte -
bleiben müssen, da sie darnach so gelesen werden soll:
I vyrazi Záboj horiuciema očima
v Luděk. Mieri zlobivo dub protiv dubu,
zrěti ze všeho lesa. Záboj hna
protiv Luděku nade vše voje. |
Übrigens ist im Original „zlobivo“ vor „mieri“ und zwar so | |
ER 1
geschrieben, dass es eigentlich ausgelassen werden muss. Von solchen, /; Páry RE)
ja noch kühneren Interpolationen wimmelt namentlich die zweite Ausgabe“ cela ta a |
der K. H., da in ihr „der Konjekturalkritik zu freier Raum gestattet XVI N
wurde“. Zen sind Palacky’s eigene Worte und sie sind in der oben ange-
führten Anzeige so vollkommen begründet, dass man schon desswegen
‘ das von demselben der Svoboda'schen Übersetzung gespendete Lob als i
ein úbertriebenes bezeichnen muss. Zudem vergleichen die Morgen- JA
lánder nach M. Steinschneider **) ein úbersetztes Gedicht gewiss sehr
treffend mit der Kehrseite eines gestickten Teppichs, auf welcher die
Zeichnung, aber nicht der Farbenglanz sichtbar ist.
2) Die photographische Ausgabe der Königinhofer Hand- |
schrift, welche vom böhmischen Museum veranstaltet und von dem m m,
Oberbibliothekar Ant. Jar. Vrťátko mit einer sehr genauen Beschrei- "“*, 2
‚bung der Handschrift im J. 1862 versehen ist, bietet wirklich‘ die Be Pr
auf 9. 3 hervorgehobenen Vortheile. Namentlich „ist sie um vieles '? *"“ P =
leichter zu lesen als das Original selbst, da darin viele Wörter, welche |
+) Wie ich sie zuerst zur Vertheidigung des Libuša's Gerichtes im Časopis : |
musea král. čes. 1860. S. 77—81 geltend gemacht habe. Im poetischeu |
Theile dieser Beiträge werde ich dieselbe noch eingehender erörtern. |
**) Über die Volkslitteratur der Juden im Archiv der Litteraturgeschichte von -
R. Gosche. Leipzig 1871. II, 3. |
Pá -m
in diesem entweder ganz verwischt oder nur äusserst schwer lesbar
- ‚sind, in voller Deutlichkeit hervortreten“. Als die bedeutendsten der —
dadurch erzielten Berichtigungen sind die Wörter faino und %arno
> zu bezeichnen, da statt ihnen alle vorherigen Ausgaben Zamo und
korenéčíký urno bieten (S. 12 und 19) und zu der Alternative drängen, dass —
FE ‚sich alle vorherigen Leser an den beiden Stellen entweder absichtlich
pe 9) „verstellt haben oder aber wirklich unfähig waren, sie richtig zu lesen.
>ra4An das erstere möge glauben, wer da will, ich halte mich an das
ve SEHR qweite und somit auch an der Echtheit der Handschrift fest.
3) Rukopis Zelenohorsky a Kralodvorský. Text znova přehledl
a výkladem opatřil Josef Kořínek. V Jindřichově Hradci 1864.
Diese Ausgabe fůr Gymnasialschůler zeugt von einem
so fleissigen und erspriesslichen Studium der vorangegangenen For-
schungen, dass sie auch allen gebildeten Böhmen, die zum Lesen
der beiden Handschriften einer Hilfe bedürfen, bestens empfohlen
werden kann.
4) Die Königinhofer Handschrift. Stenografische Ausgabe
mit Zeichuungen von Jos. Scheiwl. Herausgegeben zur fünfzigjährigen
Feier der Auffindung der Handschrift vom ersten Gabelsberger Steno-
grafenvereine zu Prag 1867.
Der Verein wollte sich jedoch „in eine Anpreisung oder kri-
tische Beurtheilung der Handschrift nicht einlassen, oder gar die vor
Jahren aufgeworfene Frage über die Echtheit dieser Blätter einer
neuerlichen Beantwortung unterziehen und die nun schon verstummten
Angriffe Büdingers und Fejfaliks abermals widerlegen. Dieses geschah
seinerzeit von viel kompetenterer Seite und, wie er mit voller Be-
ruhigung sagen zu können meint, in siegreicher Weise durch die
gründlichen Arbeiten eines Palacký, Šafařík, V. Nebeský, Tomek,
Hattala, Erben, Vrťátko und Anderer. Er wollte nichts anderes als
auch seinerseits der hohen Verehrung, die er für diese in ihrer Art
einzigen Überreste altböhmischer Poesie hegt, einen entsprechenden
Ausdruck geben und dieselben, nachdem sie bereits in fast alle
europäischen Sprachen übertragen worden sind, dem Publikum in
einer neuen Form vorführen, die vielleicht eben ihrer Neuheit wegen
manches Auge diesem kostbaren Schatze zuwenden wird, welches
bisher achtlos an ihm vorůberschweifte.“ Zu diesem Behufe wurde
der Text nach dem „Výbor z literatury české“ angeordnet und nach
der photographischen Ausgabe der Handschrift emendirt, von den
deutschen Úbersetzungen aber denjenigen der Vorzug gegeben, die
von deutschen Dichtern herrůhren.
sd
27
Würdiger wurde das fünfzigjährige Jubilaeum der Entdeckung
der K. H. nirgends gefeiert. Es ist also ‚wohl schon die höchste
Zeit und unerlässlich an eine kritische Ausgabe der Handschrift ernst-
liehst zu denken. Eine solche anzubahnen ist der Zweck meiner
Beiträge. Der ist aber selbstverstándlich gar nicht zu erreichen,
wenn man es unterlässt, die vorangegangene Polemik einer kritischen
Würdigung zu unterziehen.
Bekanntlich wurde die K. H. am öftesten. und nachhaltigsten
vom historischen Standpunkte aus betrachtet, angegriffen und ver-
theidigt. Zur Erklärung dieser Thatsache und zur leichteren Bıgrün-
dung der nachfolgenden Vorwürfe scheint es mir unumgänglich noth-
wendig, den gegenwärtigen Zustand der Geschichte überhaupt kurz
in Betracht zu ziehen.
Nach dem fatalistischen, sonst aber ungemein scharfsichtigen
und gelehrten H. Th. Buckle *) „von allen Hauptzweigen mensch-
lichen Wissens ist es die Geschichte, worüber am meisten geschrieben
und die immer am beliebtesten gewesen ist. Auch scheint man all-
gemein überzeugt zu sein, im Ganzen habe der Erfolg der Historiker
ihrem Fleisse entsprochen, und wenn sie viel gearbeitet, so hätten
sie auch viel gelernt. Dieser Glaube an den Werth der Geschichte
ist weit verbreitet; wir sehen wie viel sie gelesen und wie sehr sie
bei allen Erziehungsentwürfen berücksichtigt wird. Und in gewisser
Hinsicht ist wirklich dieser Glaube vollkommen berechtigt. Ein Stoff
ist gesammelt worden, der im Ganzen ein reiches und Achtung gebie-
tendes Ansehen hat.“
Die wissenschaftliche Behandlung des gesammelten Stoffes aber
ist nach demselben noch äusserst primitiv und mangelhaft. „In der
ganzen europäischen Literatur finden sich nicht mehr als drei oder
vier Originalwerke, die wirklich ein systematischer Versuch sind, die
Geschichte der Menschen nach der erschöpfenden Methode zu erfor-
‚schen, die in andern, namentlich aber in den Naturwissenschaften
der Erfolg sicherte, und durch die allein empirische Beobachtungen
zur wissenschaftlichen Wahrheit erhoben werden können. Die übrigen
*) Geschichte der Civilisation in England, übersetzt von Arı. Ruge. Leipzig
und Heidelberg 1860 und 1861. I B. 1 Abth, S. 1—6. Wem auch daran
gelegen sein sollte, zu erfahren, wie ich über Buckle’s fatalistische Theorie
denke, der möge gefälligst S. 49 meiner Replik: August Schleicher und
die slawischen Consonantengruppen (Prag 1869) nachschlagen, i
+
28
Historiker sind so weit davon entfernt, das naturgeschichtliche Ver-
fahren zu dem ihrigen zu machen, dass unter ihnen der sonderbare
Gedanke vorherrscht, ihr Geschäft sei lediglich, Begebenheiten zu
erzählen und diese allenfalls mit passenden sittlichen und politischen .
Betrachtungen zu beleben. Nach diesem Plan ist jeder Schriftsteller
zum Geschichtschreiber befähigt. Sei er auch aus Denkfaulheit oder
natürlicher Beschränktheit unfähig, die höchsten Zwecke des Wissens
zu behandeln; er braucht nur einige Jahre auf das Lesen einer
gewissen Anzahl Bücher zu verwenden, und er mag die Geschichte
eines grossen Volkes schreiben und in seinem Fache ein Ansehen
erlangen.“
Es ist also bis jetzt kaum irgend etwas geschehen, um die Prin- _
cipien zu entdecken, die den Geist und das Schicksal der. Völker
beherrschen. Für alle höheren Richtungen des menschlichen Denkens
liegt die Geschichte noch in einer beklagenswerthen Unvollkommenheit
und bietet eine so verworrene und anarchische Erscheinung dar, wie
es sich nur bei einem Gegenstande erwarten lässt, dessen Gesetze
unbekannt, ja dessen Grund noch nicht gelegt ist.“
Mag nun diese Schilderung an und für sich nicht ohne alle
Übertreibung sein, in Bezug auf das bisherige historische Verfahren
mit der K.H. aber muss sie leider als eine nur zu treue und richtige
anerkannt werden. Dasselbe bietet nämlich in der That eine so ver-
worrene und anarchische Erscheinnng dar, wie es sich nur bei einem
Gegenstande erwarten lässt, dessen Gesetze unbekannt, ja dessen
Grund noch nicht gelegt ist. Je weiter ich darüber namentlich in
polemischer Hinsicht nachdenke, desto unwiderstehlicher werde ich
zu der Ansicht gedrängt, dasselbe nehme sich gegen eine echt wissen-
schaftliche Polemik gerade so aus, wie eine gemeine Schlägerei gegen
ein regelrechtes Duell. So wenig hat man es dabei an zelus und so ©
entsetzlich viel an scientia von beiden Seiten fehlen lassen!
Unglaublich, aber buchstäblich wahr ist es nämlich, dass aus
dem historisch sein sollenden Wirrwarr der sonderbars* en Ansichten
über die K. H. nur eine einzige als solche hervorragt, die wenigstens
dem Wesen nach richtig ist, und dass dieselbe selbst von den
ansehnlichsten Angreifern und Vertheidigern der Handschrift nicht
nur nicht berichtigt, sondern entweder ganz und gar ausser Acht
gelassen oder in der unverantwortlichsten Weise verdreht wurde.
Ich meine die, welche von dem unsterblichen Verfasser der
slawischen Alterthůmer, P. J. Safařík, auf S. 25 bis 30 der Gedichte
.
i : 29
aus Böhmens Vorzeis dargsiegt wurde und deren Kern wörtlich so
lautet: „Wenn wir auch, unserer Ansicht vom Wesen und Natur des
epischen Volksgesanges gemäss, nicht umhin können, das Alter unserer
historischen Gesänge dem Alter ihres Stoffes gleich oder doch fast
gleich zu setzen, so sind wir dennoch weit entfernt zu be-
haupten, dass wir dieselben in ihrer ursprünglichen Gestalt be-
sitzen oder uns ihrer als historischer Denkmäler für die
Zwecke der wahren Geschichte bedienen können. Denn.
was das Erstere anbelangt, so ist es einleuchtend, dass besonders
die ältern darunter im Munde der Volkssänger vielfache Verän-
derungen erleiden «mussten, bevor sie aufgeschriebeu wurden, und
dass sie auch dann gegen absichtliche Interpolationen oder unwill-
"kůrliche Entstellungen nicht gesichert blieben. Was das Zweite, die
geschichtliche Geltung dieser epischen Gesänge anbelangt, so können
wir nicht nachdrücklich genug auf den Unterschied des Epos und
der Historie oder der Dichtkunst und der Wissenschaft aufmerksam
machen, um vor Missverständnissen und Missbräuchen zu warnen.
Wer würde z. B. die wahre Geschichte der Trojer aus der Ilias, oder
des serbischen Befreiungskrieges aus den Heldengesängen über Georg
Petrowič und Miloš Obrenowič lernen wollen? Gewiss nur derjenige,
der das Gebiet der Wirklichkeit und Wahrheit mit dem der Phantasie
und Täuschung, absichtlich oder unbewusst, verwechseln wollte.
© Rechnet man noch hinzu, dass wir (was wohl die wenigsten Schätzer
epischer Volksgesänge bedenken) in den schriftlich aufgefassten und
gedruckten Gesängen meist nur die eine, von dem Sammler entweder
zufällig aufgefasste, oder aus mehreren willkürlich gewählte Formel
besitzen, während im Munde der Volkssänger oft ein Dutzend der
abweichendsten Variationen desselben Gesanges im Schwange ist (wie
denn schon der ehrliche Nestor gestand, dass er über seinen Helden
Kyj die widersprechendsten Sagen, d. i. Heldengesänge, vor-
fand); so muss man gegen alle Versuche, epische Gesänge mit der
wahren Geschichte in allen Puncten in Übereinstimmung zu bringen,
noch misstrauischer werden. Die Gewissheit, dass der Stoff der
Dichtung aus der Reihe wirklich geschehener Thatsachen genommen
gei, möge uns genügen; stimmen Einzelheiten und Nebenumstände
zufällig mit der Geschichte überein, so wollen wir es dankbar hin-
nehmen, aber suchen und verlangen oder gar erkünsteln dürfen wir
- diese Übereinstimmung nicht. Wer mit dem höchsten Zweck der
wahren Dichtkunst, mit dem Genuss der Anschauung einer Welt,
welche der freie menschliche Geist, im Gegensatz zu der ihn oft
-80
beengenden Wirklichkeit, ewig als seine wabre Heimath erkennen
muss, nicht zufrieden ist; wer aus den alten Nationalliedern
und epischen Gesángen durchaus etwas fůr praktische
Zwecke lernen will: der kann noch immer sehr viel“aus -
ihnen lernen, nämlich die Grösse des Geistes seiner
Vorfahren und die Weisen ihres Lebens und Handelns
— was er bekanntlich nicht immer aus andern Büchern zu lerne
vermag.“ s
Nicht ganz richtig nannte ich diese Ausserung erstens dess-
wegen, weil in ihr auch die epischen Gesänge der .K H. als Volks-
Zieder betrachtet werden, während ich sie nach den in dem poetischen
Theile dieser Beiträge dargelegten Gründen für ein Mittelding zwi-
schen der Volks- und Kunstpoesie oder für volksthümliche, volks-
"mássige Kunstepen erklären muss. Zweitens kann ich meinem unver-
gesslichen Landsmanne darin keineswegs beistimmen, die wahre Ge-
schichte habe sich um die von ihm zuletzt hervorgehobenen Zwecke
nichts zu kümmern und könne die Erreichung derselben den daselbst
nicht näher bezeichneten Praktikern, etwa den Archaeologen, füglich _
überlassen. Im Gegentheil ist auch die sogenannte politische Ge-
schichte, die Safařík allein als eine wahre gelten zu lassen scheint,
dieses Epithets ganz und gar unwůrdig, wenn sie sich mit dem _
„Geiste“ der Völker und mit den „Weisen ihres Lebens und Han-
delns“ gar nicht befasst oder, um es mit Buckle richtiger zu sagen,
wenn sie es nicht einmal versucht „die Principien zu entdecken, die
den Geist und das Schicksal der Völker beherrschen“, sondern sich
damit begnügt, bloss die äusseren, bewegteren oder geräuschvolleren
Symptome des politischen Lebens einer Nation: das Leben und
Weben ihrer Fürsten, ihre inneren und äusseren Kriege, ihre Siege
und Niederlagen, ihre jedesmalige geographische Abgränzung und der-
gleichen in der von Buckle und andern gerügten Weise zu erzählen.
Wir können und sollen uns also „der alten Nationallieder und epischen
Gesänge“ auch für die Zwecke der politischen Geschichte allerdings,
aber nur insoweit bedienen, als sich in ihnen „der Geist“ der be-
treffenden Nation und „die Weisen ihres Lebens und Handelns“
wirklich abspiegeln. Zu einer verlässlichen, nach Zeit und Raum
richtigen Schilderung der äusseren Schicksale eines Volkes selbst in
ihren bedeutenderen Zügen dagegen eignen sich dieselben ganz und
gar nicht. ;
So berichtigt, stimmt die Ausicht Šafařík's der Hauptsache nach
selbst mit den neuesten Resultaten der bezüglichen Forschungen vor- —
31
trefflich überein. Nach dem geistvollen G. G. Gervinus *) z. B. „fehlen
in der Sage von Karl dem Grossen die historischen Züge so gut wie
ganz, und doch blickt aus ihr, poetisch quintessenzirt, der ächte Geist
des Zeitalters und der Thaten des Helden rein wie aus der Geschichte,
nur idealer als aus der Geschichte heraus. So würden wir in der
deutschen Heroensage, wenn uns bessere und mehrere alte poetische
Urkunden vorlägen, deutlicher wohl als in dem Erhaltenen ein Abbild
von dem Aus- und Untergang des Heldenzeitalters, von dem Ab-
sterben der grossen Wanderjahre des deutschen Volkes erkennen:
ein. Gemälde, in dem nichts von geschichtlichen Thatsachen, wohl
aber in den erdichteten Thatsachen der Charakter des Volks und
der Zeit in festen und treuen Zügen bewahrt wäre, die man in
den verlässigen Aufzeichnungen der Thatsachen in der dürren
Geschichtschreibung jener Zeiten nur viel mühsamer
herausliest. Die wahre volle Gestalt, den unversehrten Kern
der Heldensage hat daher Uhland weder von Seiten des Geschicht-
lichen noch des,Mythischen, die beide in ihr abgeschliffen sind, er-
schlossen gefunden, sondern in dem ethischen Sinn und Geiste,
der dem Leben, dem Liede und der Geschichte gemeinsam war, eben
auf der Seite des Gegenstandes, wo gerade dasjenige liegt, was ihm
nicht ein bloss wissenschaftlich-antiquarisches, sondern ein
allgemein menschliches, ein poetisches Interesse auf die Dauer si-
chern kann.“
Nach der dazu gemachten Anmerkung „hat Uhland in seinem
Capitel über das Ethische in der germanischen Sage**) ein ächtes
Stück Litteraturgeschichte hinterlassen, das uns schier alle Erträge
unseres philologisch-mythologischen Fleisses aufzuwiegen. scheint. Es
spricht da ein wissenschaftlicher Forscher und ein Poet dazu.“ Es
dürfte also angezeigt sein, die Ansicht Uhlands über das Verhältniss
der germanischen Heldensage zur Geschichte genauer zu kennen,
und zwar um so mehr, als es ausser Zweifel ist, dass sie in dem eben
angeführten Werke von Gervinus befolgt wird.
Dieselbe stimmt nun nach Uhland selbst „mit der von W. Grimm
*) Geschichte der Deutschen Dichtung. Fünfte, gänzlich umgearbeitete Aus»
gabe. Leipzig 1871. I, 94.
**) Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage. Stuttgart 1865
bis 1870. I, 211—348. Das Geschichtliche und Örtliche ist daselbst auf
S. 91—138, das Mythische aber von S. 138—211 erörtert. Die oben nach-
folgenden Belege endlich sind den S. 111, 134—137 und 212 entnommen.
TT u 99 ee
'32
in wesentlichen Puncten“ “überein und lässt sich in Ba Sätze
fassen:
„1. Wir haben es wesentlich mit Poesie zu thun. BS versteht
sich also zum voraus, dass, sofern diese Poesie in Verhältniss mit
der Geschichte tritt, es sich von einer durch die Phantasie erleuch-
teten, durch das Gemüth belebten und erwärmten Auffassung des
Thatsächlichen, von einer vergeistigten Geschichte handeln müsse.
2. Davon ausgehend muss ich mich zuerst gegen die Zweckmässig-
keit und Glaubhaftigkeit allzu specieller historischer Nachweisungen er-
klären. In den Einzelnheiten erscheinen mir die Widersprüche na-
türlicher, als die Übereinstimmungen. Die Personen und Ereignisse
können und sollen also nicht im Einzelnen nachgewiesen werden.
Denn wie die Geschichte selbst nicht bloss äusseres Ereigniss ist,
sondern theils in Thaten ein Erzeugniss des Volksgeistes, theils durch
äussere Einwirkungen, die er in sich verarbeitet, eine Entwicklung
derselben, so sind noch weit mehr der Poesie die geschichtlichen
Bestandtheile nur das Mittel, den Volksgeist zur Erscheinung zu
bringen. Das Einzelne, Vorübergehende, fasst sie als Ausdruck des
Allgemeinen, Dauernden. Nur in Beziehung auf das Letztere kommt
ihr geschichtliche Treue zu, jenes löst sie in diesem auf. Und so
finden wir uns, nicht auf die einzelnen Personen und Begegnisse,
sondern auf das Leben und Sitte des Volkes im Ganzen, als die
Grundlage der epischen Darstellungen verwiesen. Die Gesinnung,
die in einem Volke lebt, ist auf die Dauer mächtiger, als der ge-
waltigste einzelne Held, dieser wird sich in der poetischen Uberlie-
ferung stets nach jener gestalten; die Lebensansicht, die sich durch
Jahrhunderte bildet, überwältigt jede einzelne Thatsache und verar-
beitet sie nach sich.
3. Auf der andern Seite aber kann ich das Geschichtliche, was
in der Sage durchscheint, keineswegs für eine blosse Nomenclatur
ansehen. Die Heldensage hat uns nicht die leeren Namen der Kö-
nige und Völker überliefert, sondern zugleich auch weltgeschichtliche
Umrisse ihrer Stellung und ihres Wirkens, ähnlich jenen Grenzwällen
des Römerreichs, die verschüttet, durchbrochen und überwachsen,
doch in ihren weitgestreckten Riffen noch stets erkennbar sind.
Daher scheint mir z. B. Wilhelm Grimm *) zu weit zu gehen, wenn
*) Die deutsche Heldensage. Göttingen 1829. 5. 336, 337 und 397-899. Zweite
vermehrte und verbesserte Ausgabe von Müllenhoft. Berlin 1867. 8. 346, sr
und 403-406.
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k) : ©
DN
33 (
er behauptet, die historische Erklärung müsste nach wenigen Schritten
schon auf ihrer Bahn einhalten und mehr als ein paar historische
Namen könne sie nicht nachweisen.“
Diese Lehre wurde von Uhland bereits in den dreissiger Jahren
vom Katheder herab verkündigt, gedruckt aber liegt sie erst seit
1865 vor.. Sie war also selbst den neuesten Angreifern und Ver-
theidigern der K. H. nicht zugánelich, wohl aber die Grundlage der-
selben, die bahnbrechenden Forschungen der Gebrüder Grimm über
die Sagen überhaupt und die germanische insbesondere, namentlich
das eben angeführte Haupiwerk darüber: Die deutsche Heldensage
-von W. Grimm und die im J. 1808 und .1813 erschienenen Aufsätze
von J. Grimm: Gedanken wie sich die Sagen zur Poesie und Ge-
schichte verhalten und Gedanken über Mythos, Epos und Geschichte
mit altdeutschen Beispielen *).
Von diesen Gedanken werde ich in den Beiträgen selbst dar-
thun, dass man nach ihnen die besprochene Ansicht Šafařík im
Sinne Uhland’s wohl hätte berichtigen können. Man hat aber nicht
nur das nicht gethan, sondera man liess dieselbe erstens
ganz und gar unbeachtet.
Der hervorragendste von den Vertheidigern der K. H., Fr. Pa- Hay, 2 B
lacký, ging darin den übrigen und am weitesten voran, en ern 2 17
vor allem andern auch nicht den geringsten Anstand nahm, den Úber- 24s i)
fall von Prag im J. 1004 auch nach dem Jaromír und Oldřich OB ae „16
— K.H., die Niederlage der Tataren in Mähren aber auch nach dem “":« ne
-© Jaroslav derselben Handschrift zu erzählen. Noch kühner widersetzte PP A Vom
sich derselbe seinem Freunde, Šafařík, in Bezug auf den Beneš Her- 44 44 “
manóv“und das Ethische der K. H. Jenen lässt er nämlich in ee:
mangelung anderer echt historischen Quellen allein als solche gelten, P
- dieses aber würdigt er kaum einiger flüchtigen Blicke.**) Als es mem: je
- sich um die Vertheidigung der K. H. gegen Max Bůdinger handelte, “ ooo
ermannte sich der hochverdiente Historiograph ***) unter andern auch A“.
zum folgenden Vorwurfe: „Wie kommt es, dass Bůdinger auch das ore Z 72 2
Beste, was bisher über diese Handschrift überhaupt, und in deut- 474 emuz
scher Sprache insbesondere ist geschrieben worden, nämlich Hrn. z 80 A
Šafařík's Einleitung zur Übersetzung des Grafen J. M. Thun im J. 7.4.42, A 4
1845, gänzlich ignorirte?“ Das „wäre bei einem so belesenen Ge- Ho kéhů vlo.
*) Kleinere Schriften von J. Grimm. I, 399—403 und IV, 74—85.
**) Dějiny národu českého. I, 1, 174—221, 285—288 und 2, 116; 174—178.
‘##*) Historische Zeitschrift von H. v. Sybel. 1859. II., 105 und 106.
E # berk,on Bohn 2 ? 4, bb dle F (Hber Je te al ke 2,4, ZI ZG K. 40). A VÝÁ Zuyandam 10% Jé nej
pře " gautarıvah de 2 Sram) Ivy prbého A alas
ram arme. Is pe hl lade ko M, (ru 77 Dr sul. I 7854. V753 P Pera m ent prayde)
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WR 0704 70/2400 r 209) SEHE, ” ; zo kol ko TU a VN Be.
Bi EN | : - A : Be, v k:
3 O
34 sk ana ly,
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lehrten, einem Freunde der Herren Miklosich und Feifalik, unver- © Ja
zeihlich, wenn er von deren Existenz gar nicht gewusst hätte.“ Pa-
lacky hat von der Existenz der Einleitung offenbar gewusst, wie
kommt es daher und wie ist es zu verzeihen, dass er dieselbe Ar- <-
(pere beit seines eigenen Freundes auch bei der Vertheidigung der K. H.
čo ganz und gar ausser Acht liess, dass man sich bei ihm selbst
Se um eine wie immer leise Anspielung auf die Unstatthaftigkeit des
k von den Gegnern gegen dieselbe Handschrift in historischer Beziehung-
eingenommenen Standpunktes ganz umsonst umsehen würde? An eine
Verwahrung dagegen ist in denselben Apologien natürlich ebenso
wenig als an eine Ahnung der Gefahr zu denken, die sich für die.
K. H. daraus ergeben müsste, wenn es gelänge, die epischen Gesänge
derselben mit der Geschichte so in Einklang zu bringen, wie es Pa-
lacky thun zu sollen und zu können meinte, In diesem Falle. müsste
man nämlich wenigstens die epischen Gesäuge von Königinhof unbe-
‚ dingt für ein Falsificat erklären, da die Natur einer fortlebenden
Epik überhaupt einer urkundlichen Auffassung und Bewahrung der
äusseren Geschichte geradezu widerspricht.
Von den übrigen Vertheidigern der K. H. hätte ich eine klare |
Einsicht in diese Sachlage am meisten von W. Nebesky erwartet,
da er in seinem ersten, auch von Palacky an dem eben angeführten d
Orte lobend erwähnten Aufsatze über dieselbe Handschrift (Časopis ©
mus. 1852 und 1855) hier und da nicht nur auf Homer’s Werke und
die serbischen Volkslieder, sondern auch auf das Nibelungenlied Růck- |
sicht nimmt und auch sonst zu den gründlichsten Kennern der Lite-
rargeschichte überhaupt und der böhmischen insbesondere gerechnet
zu werden verdient. Ausserdem kann man wohl auch Männern von,
geringerer wissenschaftlichen Bedeutung ohneweiters so viel Einsicht -
zumuthen, als es nöthig ist, um einzuräumen, dass eine principienlos’
geführte Polemik keine Streitfrage lösen kann, sondern’ dur um 50
mehr verwirren muss, je länger sie darüber von verfehlten Stand-
punkten aus verhandelt und dass sich ein solches Verfahren zu einer
echt wissenschaftlichen Polemik etwa so verhält, wie eine gemeine
Schlägerei zu einem regelrechten Duell. Trotz all dem hat Nebeský
in der daselbst (5. 198—235) im J. 1859 veröffentlichten Apologie
der K. H. gegen M. Büdinger das Principielle der historischen Kri-
tik oder die Äusserung Šafařík's ganz ausser Acht gelassen, wáhrend
es doch sehr nahe lag und gewiss auch zeitgemáss war, nicht nur
einfach darauf einzugehen, sondern darin auch noch mehr, insbeson- © i
dere vergleichend vorzugehen, als es Šafařík fůr gut fand, das heisst: ©
35
wenigstens das Verhältniss des Nibelungenliedes zur Geschichte so
streng in Betracht zu ziehen, wie es M. Büdinger gegen die K. H.
thun zu dürfen meinte. An einem Vorgänger dafür in literarhisto-
rischer Beziehung wenigstens hat es zudem keineswegs gefehlt. Ich
meine den dritten und letzten Theil der von mir in der Prager Mor-
senpost (1859, Nr. 8 und 9) erschienenen Apologie des Libusa’s
Gerichtes. |
Ich verfuhr da nach dem Zeugnisse meines ehrenwerthen Geg-
ners, Joseph Bayer (daselbst Nr. 21), wie „ein gewandter Advokat,
der seines Vortheils gewahr wird, nicht wie ein Forscher, dem es um
die Sache zu thun ist.“ Ich stellte mich nämlich auf den von dem
Anonymus des Tagesboten aus Böhmen gegen das Libuša's Gericht
eingenommenen Standpunkt und that von da aus durch die sogenannte
argumentatio ad absurdum regelrecht dar, das Nibelungenlied sei
auch unecht. Dadurch soll ich „den Gegner allenfalls geschlagen
für die Sache aber nichts bewiesen haben, wenn sie etwa von einem
mehr gerüsteten Widersacher angefochten würde, Es ist doch besser,
meinte Bayer weiter, man stützt den streitigen Gegenstand, für den
' man seine ganze Überzeugung einsetzt, durch seine innere Beweis-
kraft, als dass man bloss die mangelhafte Fechtkunst des Gegners
für sich ausbeutet.“ Im allgemeinen mag das besser sein, dass es
aber auch in diesem Falle gewesen wäre, das hat Bayer nicht nach-
gewiesen, da er sogar die Eigenschaft des Gegners ganz und gar
vnbeachtet liess, während es doch sehr nahe lag zu erwägen, ob
derselbe einer inneren oder eigentlich positiven Beweisführung würdig
und empfänglich gewesen wäre. Bayer nahm ihn ohneweiters als
solchen an und würdigte ihn einer positiven Beweisführung, kann er
sich aber im Ernst eines besseren Erfolges rühmen als ich?
Dieser Widerspruch hätte also Nebesky keineswegs davon ab-
halten solien, an das Nibelungenlied den historischen Maasstab wenig-
stens insoweit anzulegen, als es nöthig war, um den damaligen Resul-
taten der vergleichenden Forschung über die Heldensage überhaupt
und die germanische insbesondere gerecht zu werden. Er hätte die-
selben um so angelegentlicher hervorheben und verwerthen sollen,
je kühuer sich es M. Büdinger herausnahm, sie ebenso zu ignoriren,
wie die Einleitung Šafařík's und auch das Beste davon, was über
die K. H. bis zum J. 1859 böhmisch erschienen ist. Dadurch hätte
er unter andern am schlagendsten nachgewiesen, dass Büdinger selbst
das Wesen einer historischen Kritik von epischen Gesängen entweder
gar hicht kannte oder aber absichtlich verkannte. Denn es ist eine
8*
2.36 | | Z 2
k unbestreitbare Thatsache, dass das Nibelungenlied den historischen
jk Maasstab noch viel weniger erträgt als die K. H. und dass es bis
R jetzt Niemandem eingefalten ist, die Echtheit desselben desswegen 50
in Frage zu stellen, wie es M. Bůdinger und seine Brüder gegen die 8
K. H. thun zu důrfen meinten. :
Trotz aller gut und bös gemeinten Mühe nämlich, die sich die-
selben gegeben haben, ist es ihnen nicht gelungen, selbst einen =
Schatten von so kolcssalen historischen Widersprüchen in ihr aufzu-
decken als es diejenigen sind, von welchen das Nibeiungenlied strotzt.
Der vermeintliche Anachronismus von den Trommeln ist bekanntlich
z längst so gründlich widerlegt, dass ihn schon Feifalik ganz fallen
Čer iens) obgleich er selbst, wie es gleich an einigen Beispielen gezeigt x
T “2 wird, noch kühnere Spiegelfechtereien gegen die K. H. anzustellen,
el kein Bedenken trug. Übrigens habe ich zur Rettung der angerührten
Á fee., Trommeln in der am 6 Feber 1860 abgehaltenen Sitzung unserer
| 7% (p Section (S. 20) durch einige Nachweisungen von budny in den russi-
2 schen Chroniken, wenigstens so mitgewirkt, dass es vielleicht billig
gewesen wäre, wenn die Gebrüder Jireček *) darauf hingewiesen hätten.
Hier erinnere ich erstens nur an die nach W. Grimm **) „rohe,
die nahe liegende Zeitrechnung grell verletzende Einführung des erst *
im zehnten Jahrhundert gestorbenen Bischofs Pilgrim von Passau, ©
als eines Bruders der Königin Ute“ in das Nibelungenlied ; wodurch
Personen, die von einander wenigstens vier Jahrhunderte trennen,
zusammengerückt sind“ Zweitens „es gibt keinen historisch erweis-
baren Rüdiger von Bechelaren und alle Kenntniss von ihm scheint
aus der Sage und Dichtung in das Nibelungenlied geflossen zu sein.“
Drittens die Burgunden wurden von Attila in Gallien vernichtet, nach
dem Nibelungenliede dagegen geschah es in Etzelburg, d. i. nach
Zarncke ***) in Gran: also wenigstens 200 Meilen in der Luftlinie weit
von dem historischen Schauplätze.
Was sind nun dagegen die von Feifalik +) am meisten bean-
Be „se ©. *) Die Echtheit der Königinhofer Handschrift. Prag 1862. S. 144-148, wo
AD EN nicht) Birma die. benätzten Ausgaben namhaft gemacht, von mir dagegen
1. 07,506.25890) 5 = 2 8 ) geg
auch die Seitenzahlen derselben angegeben sind.
**) Die deutsche Heldensage. 1 Ausg. S. 70, 71 und 99; 2 Ausg. 8. 72, 73
und 101. ;
***) Beiträge zur Erklärung und zur Geschichte des Nibelungenliedes in den
Berichten der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig 1856,
VII, 200.
+) Uber die Königinhofer Haudschrift. Wien 1860. S. 45-47 und 92.
aje fa sorýlévní kem/ Věeadoníl U al u : Klemm Klaya ve Irgnise man FR Bynávký a dopuug 4
fe Ze dýtny nem pen Ce É
37
ständeten Umstände? Die kleinsten Mücken gegen die grössten
Elephanten, wenn es sich auch ganz so arg mit ihnen verhielte, wie
er sie gegen die K. H. geltend zu machen wagte. Das ist jedoch
keineswegs der Fall. Kürze halber werde ich diesmal meine bedeu-
tenderen Anstände dagegen nur durch nachgesetzte Parenthesen an-
deuten. Die erste der angeführten Stellen betrifft den Jaromír und
Oldřich. „Hier wird nämlich schon von einem Thore bei der hölzernen
(das Epithet fehlt) Brücke über die Moldau und von Wällen gespro-
chen; der Dichter. stellte sich die Altstadt schon als befestigt vor,
während er sich die Kleinseite noch offen denkt: erstere erhielt aber
ihre Ringmauern nach Tomek erst etwa um 1241, letztere ward von
Přemysl Ottokar II um 1257 befestigt.“ Daraus soll nun folgen:
„dass das Gedicht (wohl nur die bezůglichen Stellen desselben) in
der uns vorliegenden Gestalt unmöglich im 11. Jahrhunderte und
gleichzeitig mit der darin behandelten Begebenheit entstehen konnte.“
Nach der zweiten Stelle „zeigt das Gedicht Jaroslaw, dass es
von einem weit entfernten muss verfasst sein, der die von ihm
geschilderte Localität nie gesehen bat; ihm ist der Berg Hostein ein
nicht hoher Berg und er liegt ihm in der Nähe (vlasť bedeutet sowohl
“in der angeführten Stelle als auch sonst bekanntlich etwas ganz
anderes) von Olmütz. Nun ist aber der Hostein etwa fünf Stunden
von Olmütz entfernt und ein Berg von dritthalb tausend Fuss Höhe;
. auch hat er slavisch nie Hostajnov, sondern immer Hostyn geheissen
(das ist eine rein willkürliche Annahme): jene Namensform hat sich.
der Verfasser des Gedichtes offenbar (etwa um Feifalik die Belege
zu ersparen) nach dem deutschen Hostein, Hostain (falls es ihm
bekannt war) gebildet. Erwägt man die Beschreibung der Örtlichkeit
in dem Gedichte aufmerksamer, so scheint es fast, als ob der Ver-
fasser der K. H. den Hostein mit dem heiligen Berge verwechselt
hätte; dieser letztere liegt allerdings nur etwa °/, Stunden von Olmůtz
und ist nichts mehr als ein Hügel.“ Ei}
Feifalik galt bekanntlich auch als ein hoffnungsvoller Germanist.
Man kann ihm also mit Recht zumuthen, er habe die geschichtlichen
und örtlichen Bezüge der deutschen Heldensage wenigstens so gekannt,
wie sie bereits von W. Grimm erörtert und in der oben berichtigten
Äusserung Šafařík's sicher beachtet worden sind. Wer das letztere
bezweifeln möchte, den erinnere ich kurz daran, dass sich schon die
slawischen Alterthůmer Šafařík's unzähligemal auf Grimm’s deutsche
Heldensage berufen. Und in der That giebt es in Feifalik’s obiger
Schrift eine Stelle (S. 103 und 104), die in uns keinen_Zweifel
38
darüber aufkommen lässt, dass es ihm bei der historischen Kritik
der K. H. mehr an Liebe zur Wahrheit als an der nöthigen Sach-
. kenntniss mangelte. Die Stelle bezieht sich geradezu auf das Geschicht-
iche und Örtliche der K. H. und zeigt zugleich deutlich an, wie
erbärmlich die Resultate der von ihm und andern darüber ange-
stellten Grübeleien sein müssen. da er keinen Anstand nahm, zu
ihrer Bemäntelung die Ausserung Šafařík's in folgender Weise
zu verdrehen statt sie sach- und zeitgewäss zu berichtigen und
‚ sich dann darnách zu richten.
„Man darf, meint er, dem Fälscher, der sich überall als so
vorsichtiger Mann erweist, ja nicht zumuthen, dass er sich in jugend-
licher Übereilung zu genau an die von ibm benutzten Quellen an-
schloss; dadurch hätte er seine Nachahmung zu unverantwortlich
blossgelegt, und das wusste er wohl. Er konnte kühn mit den histo-
rischen Daten, mit den Schilderungen, den Episoden und den Details
umspringen, ohne Verdacht zu erregen, auch das wusste er: stimmte
sein Lied nicht zur Geschichte, wer sollte diess einem Volksliede
verargen wollen, welches Jahrhunderte lang im Volksmunde umge-
gangen war? und vielleicht fanden sich auch dann noch Leute, welche
all das immerhin für baare reine Geschichte ansahen und benutzten,
denn der Liederdichter war ja „gleichzeitig; stimmte sein Gedicht
aber zu den aus Chroniken und Geschichtschreibern bekannten Bege-
benheiten, so würde man diese unerwartete und nicht geforderte
Übereinstimmung dankbar hin nehmen. Der Fälscher hatte also hier
vollkommen freien Spielraum; seine Vorlagen, welche er umdichtete,
verrathen sich eben nur durch solche kleine Züge, wo er durch ein
Wort, ein Bild, einen Zug derselben zu ähnlichen Bildern, zur Ein-
fügung von Episoden und Schilderungen veranlasst ward, wie ich
diess auf den vorangehenden Seiten gezeigt habe.“
Wie wenig Wissen oder Gewissen Feifalik dabei an den Tag
legte, das geht ausser den oben beanständeten Stellen am deutlich-
sten daraus hervor, dass er auf S. 96 und 97 das Gebet der vor
Durst schmachtenden Christen um Regen im Jaroslav in eine Schlacht-
hymne verwandelte!
Sitzung der mathemalisch-naturwissenschaftlichen Classe
am 31. October 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Blažek, Ko- ©
řistka, Küpper, Studnička, Weyr; und die Herren Gäste
39
Zahradník, Strouhal, Feistmantel, Domalíp, Veselý,
Pánek.
Herr Prof. Dr. Fr. Studnička hielt folgenden Vortrag: Bei-
träge zum Operationscaleul.
Hat man ein System von Grössen
Ta; , AA; (1)
E Ala F
und gilt für jeden aus der positiven Zahlenreihe genommenen Werth
von m und £ die Bedingung
Ka — erlag, + LTA: , (2)
so reprásentirt das System bekanntlich arithmetische Reihen und
zwar der (n—i)ten Ordnung für
mt,
sobald für jeden Werth von % noch die weitere Bedingung
Za = 0 (3)
erfůllt ist.
Kennt man nun in diesem System nur Reihen von Gliedern
der einzelnen Zeilen oder Colonnen und will das allgemeine oder
summatorische Glied dieser Zeile oder Colonne erhalten, so gelangt
man in allen vier Fällen am ehesten zum Ziele, wenn man die durch
Gleichung (2) ausgedrückte Eigenschaft des Systems (1) symbolisch
‚ausdrückt einerseits durch
Pan — Ja, (1-+- 4), (4)
- andererseits durch
Jetlg, — Awa, (a—1), (5)
indem man also im ersten Falle
ZP LO ke,
im zweiten bingegen
Aky- dx. 4
schreibt, nach Beendigung der betreffenden Ableitung jedoch die ur-
sprüngliche Bedeutung dieser Symbole restituirt.
$. 1.
Entwickelung des allgemeinen Gliedes einer Zeile.
Setzt man in Formel (4), wo die Symbolisirung das m betrifft,
statt % der Reihe nach
kH1,k+2,...,k+n,
so erhält man eine Reihe von Gleichungen von der Form
Pan = LAH (1+ d);
he u >
ae IR
ht nr BER SR
DP) >)
' 3
\
k
multiplicirt man nun auf beiden Seiten, so ergibt sich aus dieser
Reihe unmittelbar die symbolische Gleichung |
Pan = PA (1+ AP (6)
oder wenn man rechter Hand entwickelt und zur ursprünglichen
Bedeutung zurückkehrt, die Formel :
LAN = 2 AH) det > (7)
welche das (n —+ 1)te Glied einer Zeile als Function von (m = »
Gliede der zugehörigen Colonne ausdrückt.
Für den Fall, dass
WZEOIRE,
ist, liefert diese Formel das allgemeiniä Glied der ersten Zeile naj
der Hauptreihe
yd (8)
$. 2.
Entwickelung des allgemeinen Gliedes einer Colonne.
Fůhrt man in die Formel (5), wo sich die Symbolisirung auf
k bezieht, statt m» der Reihe nach
m+1,m+2,..., man i
ein, so erhält man ebenso eine Beihe von Gleichungen von der Form
AB = Ag (a—1);
die durch beiderseitig ausgeführte Multiplication unmittelbar zur
symbolischen Gleichung
AT, Z 41,% (a—1)" , (9)
hinůberfůhren; kehrt man also nach Entwickelung des Binoms zur
ursprünglichen Bedeutung der Symbole zurück, so erhält man die
Formel
LA = < 7 1 © XL Ak+n—1 2 (10)
welche das (m + 1 + 1)te Glied der (k-- 1)ten Colonne als Function
von (4-1) Gliede der (m + 1)ten Zeile ausdrückt.
Fůr den speciellen Fall, wo :
kz ZER; Bug
ist, liefert diese Gleichung die bekannte Formel
ra = E- W (i)a an
io
A
8. 3!
Entwickelung des summatorischen Gliedes einer Zeile.
Um das summatorische Glied für n nach einander folgende
Werthe irgend einer Zeile zu erhalten, setze man in Formel (6)
statt n der Reihe nach
0,1,2,.. (W)
und bilde so » han von der Porn
; zn Uk+H — Sa; (1 +4);
- summirt man dann auf beiden Seiten, so erhält man unmittelbar
n-—-1 n
Z LAH Jar = — u
oder wenn man rechter Hand die angezeigten Operationen ausführt
und die ursprüngliche Bedeutung der Symbole restituirt,
n—1 n
Sa, (c) LY an, (12)
in welcher Formel die Lösung der vorgelegten Aufgabe enthalten ist.
Setzt man darin
m =30, ,k=i0.-,
so erhält man die bekannte Formel für die Summe der » ersten Glieder
der Hauptreihe, nämlich
n—1 n—1
»> 0 zh
15
ih) T- (13)
S. 4.
Entwickelung des summatorischen Gliedes einer Colonne.
Um endlich die Summe von n nach einander folgenden Gliedern
einer Colonne als Function von n. Gliedern der entsprechenden
Zeile auszudrücken, setze man in die Formel (9) statt m wieder der
Reihe nach
0,1,2,:.., (nl),
und verschaffe sich so » Gleichungen von der Form
Prog Z Ma; (a—1);
summirt man hierauf beiderseits, so ergibt sich unmittelbar
n—1 (a—1)" k
io a—2 :
und wenn rechter Hand die angezeigten Operationen ausgeführt
werden, schliesslich
42
z a ==, 2 A Ark -+n—i (14) :
falls die
A=(—W"|(2)— 21") a 2° (13) ARBEITE
der Kürze halber eingeführt wird.
In dem besonderen Falle, wo
DEI Men
ist, erhält man als Summenformel für die n ersten Glieder der ersten _
Colonne -
Zda = = Zda, (16)
eine Formel, die so wie die vorige meines Wise. nicht angeführt © z
zu werden post.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass man die Werthe der Co&f-
ficienten A,—; unmittelbar aus der bekannten Binomialformel aa)
(I—z)" = 0) + 6 er —
ableiten kann, wenn man darin
B
setzt; man erhált auf diese Weise z. B.
(ll 0, wenn n eine gerade Zahl
— = 4=
oo =, » N „ ungerade „
N
— p.. 0 SOAUP 0
CD 1+ A E
4 1 je
Es 19. Wp ungerade,
n?’—2n hl
(=D —1 +22 (nn) _ m, Wenn 1 eine gerade Za
= N n—1\?
> ‚ wenn » eine unger. Zahl
u. 8. W,
Bemerkt mau überdies, dass allgemein
1
A: cr [(H—A P j (17)
so kann man auch die dependente Bestimmungsweise anwenden, um
die Werthe der eingeführten Coefficienten zu berechnen, da man
den Werth von 4A, sowohl für ein gerades als auch ungerades
n kennt.
43
Anmerkung.
Aus. der Gleichung (2) ergibt sich ausserdem noch als dritte
Relation
Be LP — LOT 3
woraus man auf dieselbe Meise, wie früher, noch die Formel
Z AVT — => Z n — 2 garen (18)
1230 =
ableiten kann; sie drůckt die Summe von M -+ 1) Gliede einer Dia-
"gonale, falls sie nach einander folgen, durch die Differenz der ent-
sprechenden Summen von nacheinander folgenden Gliedern der beiden
Nachbardiagonalen aus.
Aus dieser Formel ergibt sich endlich für den Fall, dass
»—0..,k=0
ist, die einfachere
bo p fi 3 Ian — Zah a, (19)
20 150 155.0
wobei selbstverständlich wie in früheren Fällen auf die Bedingung
(3) Rücksicht zu nehmen ist.
Herr Prof. Dr. Küpper hielt einen Vortrag über die Curven
dritter Ordnung als Einhüllende von Kegelschnitten. (Siehe einen
Auszug davon in der nächsten Sitzung.)
Herr Otakar Feistmantel hielt einen Vortrag über Caulo-
pteris und Megaphytumarten der böhm. Steinkohlenformation. (Siehe
die Abhandlungen der Gesellschaft.)
Herr Assistent Domalip hielt folgenden Vortrag über neuere
Untersuchungen im Gebiete des Electromagnetismus.
Eines der wichtigsten Gesetze, welche Dub über die Abhän-
gigkeit des magnetischen Momentes von den Dimensionen des magne-
tisirten Stabes aufgestellt hat, ist folgendes:
„Der Magnetismus ist ceteris paribus den Qua-
dratwurzeln der Kerndurchmesser genau proportio-
nal, wenn die Kerne symmetrisch bewickelt sind.“
Im Hinblicke auf die Wichtigkeit, welche dieses Gesetz vermöge
der theoretischen Folgerungen, die sich daraus ergeben, und der‘
praktischen Anwendungen, bei denen es in Betracht kommt, immerhin
besitzt, dürfte es nicht unintressant sein, neue Belege für dasselbe
anzuführen, zumal dessen Richtigkeit noch keineswegs allgemein an-
erkannt ist. Dieses Gesetz bezieht sich zunächst auf Spiralen,
44
welche den Kern eng umschliessen und der ganzen Lánge nach
bedecken.
Bei meinen Versuchen, die ursprünglich auf einen anderen
Zweck, von welchem später die Rede sein soll, abzielten, habe ich
Spiralen von einer Drahtlage benützt, die den Eisenstab eng um-
schlossen, und denselben, wenn auch nicht der ganzen Länge nach,
doch soweit bedeckten, wie es bei den Versuchen von Müller in der
Regel der Fall war.
Mit solchen Spiralen habe ich nun Versuche gemacht und zwar:
1. mit Eisenstäben, deren Durchmesser im Verhältnisse von
10=m : ]5am ; 2Qmm variirten bei constanter Länge nnd
2. mit Eisenstäben, deren Durchmesser im Verhältnisse von -
7,; :20,; waren, die Länge war ebenfalls constant.
Die aus diesen Versuchen bestimmten Quotienten 7a (y be-
deutet das beobachtete magnetische Moment und d den Durchmesser
des Stabes) bei constanter Intensität stimmen genau überein. Setzt
man nämlich den kleinsten von diesen Quotienten gleich 100 und
berechnet dann die Werthe für die anderen Spiralen, so finden wir,
dass diese Zahlen kaum um 5°, differiren.
In der zweiten Gruppe von Versuchen stimmen die Werthe
noch genauer, denn die Differenz erreicht hier kaum 1,;%.
Die Übereinstimmung findet aber bloss in dem
Bereiche der Proportionalität des magnetisirenden
Stromes mit dem erzeugten magnetischen Momente
statt. Es stimmen also diese Zahlen nicht bei der Annäherung an
das Maximum und in dem Bereiche der bei sehr kleinen Sättigungs-
graden bekanntlich eintretenden Anomalie.
Die Versuche waren — wie gesagt — ursprünglich zu einem
anderen Zwecke bestimmt. Ich war nämlich durch Herrn Prof. Dr.
v. Waltenhofen angeregt worden, die Constante « in der von ihm
transformirten Müllerschen Gleichung
y = Byarctg R M)
ups
als Function der Dimensionen des Stabes zu bestimmen, und zu
diesem Behufe zunächst Spiralen von einfacher Drahtlage anzu-
wenden, welche die Stäbe eng umschliessend, beinahe auch von
*) Hier bedeuten G und « Constanten, y das in Grammen ausgedrückte Gewicht
des Stabes, © die magnetisirende Kraft.
45
gleicher Länge waren, so nämlich, dass die Stäbe nicht weiter als
bei den übrigen Versuchen von Müller und v. Waltenhofen die Spi-
ralen überragten.
Es zeigte sich nun, dass die Constante e dem Qua-
drate des Durchmessers der Spirale proportionalist,
was aus folgenden Zahlen ersichtlich wird.
| |
|
| me =. 1000 D = 10000
| =
13mm 4,68 10mm 3,37
18,00 | 4,37 13mm 3.39
23, „mm | 4,42 24mm 3,15
In dieser Tabelle bezeichnet D den Durchmesser der Spirale.
Hier muss Ben werden, dass « Daelı der Formel
180 8
rer 86
berechnet wurde, in welcher » die Anzahl der Windungen, r den
Radius der Spirale und das Produkt nxr?’ige die magnetisirende
Kraft bedeutet.
Auch das zweite von Dub angegebene Gesetz, dem zu Folge
der Magnetismus ceteris paribus den Quadratwurzeln der Stablängen
genau proportional ist, weun dieselbe Windungszahl der
Spirale proportional auf den verschiedenen Längen
verbreitet ist, fand eine Bestätigung in meinen Versuchen.
Die Bedingungen, unter welchen meine Versuche zur Ausfüh-
rung kamen, unterscheiden sich von denen, unter welchen dieses
Gesetz Geltung besitzt, darin, dass nicht dieselbe Spirale propor-
tional auf der ganzen Länge des Stabes verbreitet war, sondern
dass die Spirallänge den Längen des eingelegten Stabes proportional
zunahm. Um diesen Fall auf den von Dub bezogenen zurückzuführen,
ee Kar: ig
u mit Y zu unter-
suchen, wo M das magnetische Moment und Z die Länge des Eisen-
stabes bedeutet.
Es zeigte sich nun aus mehreren Versuchen, dass der Quotient
"haben wir die Proportionalität der Ouotienten
M i iz. E
TVT constant ist; denn setzen wir wieder den kleinsten von diesen
46
Quotienten gleich 100, so betragen die Differenzen der gefundene
Zahlen höchstens 11%. © TS
Indem auch aus diesen Versuchen nach der oben aufgestellten, |
Formel « bestimmt wurde, zeigte es sich, dass dieses mit Z
verkehrt proportional ist; denn die exBententel gefundenen
und die unter der Annahme der Proportionalität mit 1 ee
Zablen differiren bloss um 0,0017.
Es wäre somit « als eine einfache Function von den Dimensi-
onen des Elektromagneten zu betrachten, nämlich
2
« Z con.
i
wo D den Durchmesser der Spirale und Z die Länge des Stabes
bedeuten. |
Wenn man die oben angegebene Gleichung, nach welcher die
Berechnung von © vorgenommen a? in der Form
180 ß
Er N Intya
schreibt, wobei tg die magnetisirende Kraft vorstellt, so ergibt
sich « bloss als eine Function von der Länge des Eisenstabes
„Const
DB
i
Ich will noch zeigen, dass man das Dub’sche Gesetz auch di-
rekt aus der Formel .
BO ba k
dk nrer?tge
herleiten kann, wenn man das eben gefundene Gesetz von «
D:
HET 7ER
i
zu Grunde legt, und umgekehrt folgt aus der Annahme des Duby. :
schen Gesetzes die angegebene Gesetzmássigkeit von a. a,
Andert sich der Durchmesser des Stabes bei constanter Lánge,
so ist das magnetische Moment nach der oben aufgestellten Formel
eine Function von d und r, wo d den Durchmesser des Stabes und r
den Radius der Spiralwindung bedentet, nämlich
y—.const.VYd.r*,
ně
denn in y*ist V d enthalten. Besteht nun das Dub’sche Gesetz
y=const.Yd, so hat man diese Formel mit r® zu diyidiren, um }
: :
dát. abso: Nam v vý
LEN“
řasy u Čechů: Sammeı
Posl. Welf: V majoritě jsou takové trhliny,
byste nemohli českou obstrukci provozovati ani
ěsíc. Onehdy jste trochu začali bručeti a již vás
ení | konejšili klerikálové. Na Poláky nemůžete dokonce
10 | spolehati, páni Čechové, každá vláda jako před 10
ne- lety může Poiáky zkrotiti. Každá může je získati a
každá je může do každé majority zařaditi, třeba jen,
yallaby jim jednou rukou kynula a druhou rukou dá-
a |vala zpropitné. Historky o haličské spořitelně jsou
Č-| nejlepším důkazem pro osvědčení křesťanské lásky
© |k bližnímu ze strany německých poplatníků. Jazy-
kové výnosy zrušiti nestačí, „ musí býti zrušeny také
Stremayrovy, ktef& jsou zrovna tak neplatné a proti-
ústavní. Bude-li potom sjednána volná cesta, pak
im
|
3
M
(
|
|
Ei
levším obsahovati státní němčinu (Posměch u Če-
chů.) a to jasnějším způsobem nežli je to ve vlád-
ním prohlášení. Kromě toho musila by se zajistiti
německá država proti záplavě české, proti českým
ice, | školám (Posměch u Čechů), proti českým úřadníkům
P. ja českým duchovním. Musíme žádati záruky v
U . rdnnt řeči, ;
li Posl. Běřeznovský: Vy ještě něco věříte
mí řeči ?
> Posl, Wolf: Namílá-li se, že také za trůnní
č jest zodpovědna vláda, pak odpovídáme, že by-
ehom měli potom strašný agitační prostředek v
Kk že E Sa
ehr «> P jh SMÍ mod + ví A
o bosl. Březnovský: Kauce od koruny byla.
lepší
_ Poslanec Wolf: Panu Březnovskému mohu jen
že také Čechům byla jednou učiněna koncésse
im, že koruna v trůnní řeči udělala poklonu. če-
„se| skému stálnímu právu. edí
st © Přijde-li za nynějším kabinetem feudálně-kleri-
kální my kabinet Liechtensteinův, na který bez
0 již antisemité čekají, potom přijde naše domo-
na a obnoví radikalismus, který. nepozbyl své .
„Pochvala u soudruhů řečníkových.)
ky "Předseda přistupuje k ukončení schůze,
© „Pilné návrhy ná výpomoc v nouzi podali
oslanci: Versegnassi, Heimrich, Czecz,
önig, Biankini a spol.; posl. Hofer a sp,
zan kraslických událostí; posl. Schönerer en
„ na obžalování Thunova ministerstva; posl. Götz.
| Sp. na zrušení erárních mýt.
© Posl. Sehůcker a sp. navrhovali zříditi stální
jslovou školu v Chebu; posl. Schönerer
„zákaz differenční hry, přistěhovalství cizích
, zrušení jazykových výnosů Stremayrových,
ovení státní němčiny, zákona na upravení
ové otázky a odloučení Haliče a Dalmacie od
nec Hořica a soudruzi podali na mi-
brany (dotaz ve příčině. zakročen
(ubo udělá jazykový zákon. Ten by musil pie-
ensemı Als teť hahnzal ts
er u
M NT k) N Sar hlašuje, že tato myšlenka | Evropy. Ale tot, bohužel, tékřka nemožno. Pfilvseho všudy několik
FEUILLETON, > bl vrdí, že myšlenka vše- | veškeré ohebnosti formy, údheře a kráse své skupině slovanských jazy.ü a naučí
-Deck ln MY TE BED Graf be : az) st neudržitelna. Možno | slaroslovanský jazyk jest zýačně chudý pro slo-|není tak nesnadné. Jestliže tímto ©
= a mezislovanském, ale | žitost současného života A jeho potřeby. Bylo budou postupovati též ostatní SI
© všeslovanském jazyku. zyka mení a nikdy nebude, |by nutno uměle jej doplňovat, tvofiti nová slova | totiž bude-li se každý učit svému
Olázka všeslovanského jazyka dostala se t, nýbrž naopak, těšit se |atd. Zůstane toliko jazykem pravoslavné církve|základě srovnávacího ro
dné proto, že ani jeden Slovan na to ne-
oupí. Slovanstvo, toť kytice různotvárných
toť sbor krásných a různotvárných hlasů,
ných a svobodně harmonických. Ale ideál
ich sjednocovatelů, toť německý kolovrätek.«
Toť návrhy ruského autora; jsou praklické,
=
|
| E š k vanů. jazyků ostatních, otázka ns 5 =
v poslední době na program veřejných diskussí 1 sh jest Slovanstvu sou-|u Slovan ; E s pněvadž je lze snadno provést při trošce dobré
Horlivěji než kdykoli jindy podávají a diskutují | sti jazyka obraz svrchovaně Všeslovanského jazyka být nemůže a není sama sebou. Bude to as následovně: Es; ir an ale zdánlivé, jakož. při-
iv plochou šablonu podrobení |toho třeba, avšak každý vzdělaný Slo-|vané se setkají. Každý mluví svým jazy
(jediným, »panujícíme. van povinen jest, znál a dokonale druhý mu úplně rozumí. Každá slovanská k
“nası slovanské filologii není|rozumět všem pěti živým slovanským jazy.|bude přístupna všem Slovanům. “
se vzory západními. Jazyky|kům (rusky, polsky, česky, srbsko-chorvatsky V každém zasedání slovanských čem I;
se nejrůznější návrhy. A jsou to nyní zejmena |.
listy ruské, jež jindy toliko velmi slabě reag
valy na podobné podněty, jež se teď horlivě
účastní diskusse. Nedávno přinesl ruský sborník
jsvěděí každý, kdo třeba dosti povrchně zabýval
2 se studiem slovanských jazyků, Jazyk slovanský
Ivy pravdě toliko jediný; nenaleznete nijakých
[patrných hranic jazykových mezi jednot
ze : i i znát jazyk slaroslovan-|nebo jiných odborníků budou vwäichni mlu E at
»Russkij Trude z péra svého redaklora pana nikterak pouhá místní nářečí,a bulharsky) a třeba i znát jazy| jiný N ili hlavními kmeny slovanskými. A ářeč
si Ye BR: = a Pe ohni sj bez; skými, Avšak nářečí jed-
Šarapova, dobrého znalce slovanských věcí, po- é kulturní jazyky a nejsou mezi|ský. Není to tak nesnadno, jak by se zdálo. rodným jazykem a všichni si budou navzáj (Mlnotlivých hlavních kmenů slovanských dosáhla
poměru jako dolnoněmecký »Kdybychom na místě neplodného zabývání rozuměti. Nebude to mnohem těžší, než
iu anebo patois k literární fran-|se řečtinou a latinoue, přaví pan Šarapov, uměti řeči Malorusa s jeho přízvukem a
mž poměru, jako francouzský, | »uvedli do našich učilišť Kurs ruského g, aneb feči Volgžana, jenž vyslovuje © k E
ský mezi sebou. Nikdo neslyšel jazyka ve spojení seslovanskou|kde Moskvan vyslovuje a. Pfivyknouli 0, on ee area) IE pan
napadlo zasazovat se o lexi-|filologif, oläzka tato byla by rázem roz-/chylkm a výslovnosti nebude těžko. Dluží 1| k lí nv Babě: es = Re a
A Ha: biasnil Fr i 5 Le = 0 i : kov
latinských národů. Frančina jest |lušlěna. Nám by se objasnil a osvěllil náš toliko míli na paměti, Ze, mluvíli Stb o en Slovany v Mist habsburské, již,
čtový, uznaný jazyk diplomacie, |rodný jazyk, jehož učení jest nyní zajisté velmi |vině«, znamená to časopis, a uslyšíte-li © (mimo Chorvaty v království, nemáme svoje
#koly ve svých rukou, není ovšem možno, pů-
rancouzovi nenapadlo —|obtížné, a nám by bez nejmeší práce Poláka slovo »surovýe, značí to »syrovýe. |
0 politické sjednocení latinských ná-|byly srozumitelny hovori písmo »Myslim, že předně bez znalosti a zejme) oe G Bus 3
geh mimo to jedinou eek: každého z našich slovanských bratří. Vzpo- bez hluboké filologické znalosti staroslovans) je ze en ky ns pomoct
ančinu jazykem všelatinským. mínám si, kterak na škole, na níž jsem se učil, |jazyka i nových jazyků slovanských nikd čo, T: ir 2 een BE 9 o Keen sou-
© aulor podává stručnou charakteri:|(nebyla to škola »klasickáe, díky bohu« |) dával! náleží nepoznäme svého ruského jazyka. Ar er AS A SU poznán vlastniho pro:
ich jazyků slovanských a jich [učitel ruského jazyka nám, ještě hochům, ob-| druhé myslím, že ruský jazyk, osamocen zo é
m. Připomíná, že každý z těchto | jasnění, podávaje nám příklady ze slovanských skupiny slovanských jazykův a vydaný i i A zde snad nebude od místa, poukäzati
feich ze společného kořene, za- | nářečí. Byla to pro más velká pochoutka. kullurnímu vlivu jazyků neslovanských, n na základě zkušenosti na vhodný prostředek
blóha:"Pohleďla-na Evropu ie ne P Ee (a zpracoval, samostatně se vy- |Klerak jsme se divili, že v polštině zachovalo | i živých, konečně by se porušil všelikýi nn O an aro slovanských ja-
le adabá her an Ve SEN same jo onu stránku lexikálního bohat-|se dvojné číslo a že bulharský jazyk má člen slovanskými slovy a obraty. (Autor ci éra uslına, ae en se tomuto sna
Book? ohltil veškorá“ kuaiinskk Be | plemene, tak že učenému lin-)a Ze nepalrné přežitky tohoto člena nacházejí následující monstrum »modernfe ruštiny: DO) K te: tu zu n lížné, poskyluje BEN
V. Německu En: BA Hem Dat 1 úplného se příležitost, vystihnouti|se unás ve mluvě lidové (gorod —ot). Neboztik době inlelligentniho progressu, kdy kaž ká. = k en ce slovanskych
F itsastui nad onen 3 Be. ; Sei slovanského plemene, ukázat na bra-| X. dokázal nám na tabuli, kterak možno přepsat viduum pod sankcí imposantních autorit, | jazyků. Jakmile jste dospěli v ruštině tak da-
i o : E č . kyrilicí verše Mickievičovy a my s radostí po- universálního kriteria myšlenky, směle pro; eko, že dovedele bez velkých obtíží poroz-
čími. Pfijmeme-li tuto šablonu v otázce o vše- Sr = R pile 2 | SE a ání A luměti tomu, co čtete, dovedele porozuměti též
Človanském“ jazyků, naskylně "460 nam jWšem se zastancům centralistické | znali, kterak díky toliko jinému pravopisu ne- altruistické a liberální principy vůči im ine; Pp €
as: ee an I aake ae . Naproti nim tvrdi p. Šarapov, | srozumitelné stalo se nám srozumitelným. Toliko adaptův obskurantismu, koalici kasniotüy a jiným a nějším jazykům slovanských a s tro-
Kin ostatní nn any ea azyk je nemožný a prohlasuje, |diky tomuto probuzenému účastenství opatřil, montanským ideám jeví se býli snahy 5 ní a Ban er i hovoru v jiném
An řažitky; jež „ponenáhlů: <vymíat iM jelikolepe. Avšak, kterak mají |jsem si s velkým namáháním polskou a srbskou filů po »očistění< ruského jazyka mon: anském jazyku a dovedete hovořit česky
Se aa en: Sau TÍ Dr bou hovořit? Snad jazykem ně- | mluvnici a kochal se filologickými souzvuky a utopií.c) Za třelí konečně myslím, že t aby vám Slovan porozuměl. Neboť o to tu
Ž šít i šti ba 1 [oposud jest nejvíce rozšířen | rozmýšleními. vnucování rušliny Slovanům ve způsobě vně jde, voliti slova co, nejlépe srozumilelná.
možno; ‚ohejlt sa hoz“ roštiny W KOSky SM »Kofeny slov jsou skorem všude společné. slovanského jazyka toliko prolo, že sm k, učíce se rusky, získáváte nejen přístup
r : i bohatší literalufe slovanské, ale též vítanou
„ abysle porozuměli oslatním jazykům
B.-V,
‚ak značného rozvoje, že je nelze porovnávati
1Elo úvahy; svěděer 0 'ználasti (IRiky AVES O s dialekty jiných jazyků, Um méně odstranit je
slalném uvažování o télo zajímavé olázce.
Pan Sergěj Šarapov může mluviti o tělo I
věci s jakousi kompetencí, neboť mimo svůj
rodný jazyk mluví a piše dvěma jazyky slovan- |
skými a dovede čísli ve všech slovanských j
zycích. A vývody jeho dokazují, že o oläzce
jazyka všeslovanského důkladně a samostatně |-
přemýšlel. Nejprv& kárá dost ostře ony ruské
publicisty, kdož prostě dekretují; »Slované jsou
povinní osvojit si ruský jazyk. Jest nás stoj
millionů a »jich tam« nějaká hrstka. Ale přede-
vším na řešení této olázky jest již hotova ša-
A ae nn N; všeslovanským ja-| Naučit se formám a výslovnosti skorem zby- millionů«, jest neprospěšné a bezvýsledn
- si ruština ostatní jazyky a učiní je zby teöno, Oblíž způsobuje různý význam týchž | »Neprospěšné prolo, že to nesprá!
nými.. .€ > slov. »Pamete srbsky znamená »ume, »milošče jevení hrubé síly, vilözstvi massy,
polsky znamenä’släskae atd Takových slov je většiny v oboru duchovním přímo
r —-- —- - = Tyne WITUU PIUN- (SKEM SpUnupuswwaTowBun
rohlášení o »neutralitöe vlädy, |zákonnému, nespra: jwému a urážejícímu jednání dové. Snad z této spol
ova výbuch české ne.|se strany poštovní správy přítrž učinili a neprodleně vzniknekonečně národním
volali »Bravo, Bravo«, ale tím | nařídili, aby v tomto směru ve všech městech krá- vzejde silné a jednotné
» ,
úaurahsoluci: Nám vytýká, že jeme s
k vůli národnosti velkého hříchu, sám :
počátku řeči doznal, že je mu mnohem m
asy Cena: Sammemucnsens
Posl. Wolf: V majoritě jsou takové trhliny,
byste nemohli českou obstrakci provozovali ani
N Re esic. Onehdy jste trochu začali bručeti a již vás
H : = ň ně N Sch, ; | lovství českého stejná fraxe k platnosti přišla. (Potlesk a pochvala v levo.) RL ONE Já
nepřitel, jen když je Němec, nežli přítel vali jenom. Zivosli. Ministr gesti-| © Poslanec Gross a soudruzi podávají na mi-) — Posl. Mixnreither narážeje na p a etkine Na A: B
kmene cizího. A tu chce býli dr. Luege p , p I jako pře
těl mluviti a řekl prý poslanci D o-|nistra vnitra dolaz v příčině událostí v někte-|se vlády neutrální, dovozuje, že ve sprí
i, že prý se věe lak nemá, že jijrých městech moravských, jimiž, dle inter- | organismu musí pracovati neutrální vlád
ed h: N tisent roz. | pellantů, byly bezpečnost a majetek israelitů ohro-| — pokračuje — jak vláda svůj progta
avšak marná Anas Esa ki ženy, ba poškozeny, Öheenf úřady nemají buď s do-| Němci jsou povděční, že vláda chee
ouře nebylo ani pomyšlení. Poslanec | patek vüle nebo dosti síly, by zabránily výtržnostem | üstayvu a budou ji v lé věci podporoy:
za valekl& vřavy Němců, kterým no-|takovým. Zeměpanské úřady konaly však svoji po- zutsahenß ET Be Mb u
% ji k jú - | vinnost, omim a stální autoritou. Schvalnji, Ze v
ně jakým ul ek před Interpellanti táží se, co chce vláda učinit, aby upevnili slátní autoritu, Vzhledem k od
skončil. © Nová ye zl Přapk boky předešlo se podobným excessům, zejmena pak, aby |stran za posledních bojů musí se prý m
aj! Opčtně chce minisw mluvit, zabránilo se organisaci jejich, a chce-li vláda přimět | menouti. Tyto oběti musí prý přinésti vš
povědí mu zase: Fujl Fuj! Abcůgl|obce, které se provinily, k náhradě škod ? avšak při volbě místopředsedy pravice m
vážným mužem? . M
Vůdce německých velkostatkářů dr. Bi
reither měl dlouhý výklad o otůzce jazy)
o rovnoprávnosti, rovnocennosti, o nezbyln
dorozumívacího jazyka atd. ald.
Dokazoval, že kdyby se stalo co m
chceme, stalo by se pouze to, že vldeňsk
zentralismus byl by nahražen pražským.
lety může Poláky zkrotiti, Každá může je získali a
každá je může do každé majority zařadili, třeba jen,
aby jim jednou rukou kynula a druhou rukou dá-
vala zpropitné. Historky o haličské spořitelně jsou
nejlepším důkazem pro osvědčení křesťanské lásky
k bližnímu ze strany německých poplatníků. Jazy-
kové výnosy zrušili nestačí, musí býli zrušeny také
Slremayrovy, klef& jsou zrovna tak neplatné a proti-
ústavní. Budeli potom sjednána volná cesta, pak
at vláda udělá jazykový zákon. Ten by musil pře-
A A R řádku. valnou ocholu a složením předsednicly: deysim obsahoyati slátní němčinu (Posmech u Ce-
Bylo leccos nesprávného ca tvrdil posl. : Rokuje s6 © vRÁAÍ prohlášení. prý Sr emieak snaze po vělším a chů.) a ae kr způsobem nežli je to ve vlůd-
Bárenreither. Vývody jeho byly přiliš| (om předseda sněmovny se zvedl a pro- Posl. ©kunměvský: Z prohlášení vládního | mentní práce, zejmena Poláci, již rádi I et omě a ho
solistické, avšak jeho řeč měla aspoň tu před- zi za skončenou a odešel. Vi d a | nelze pozorovati, klerak vláda chce upokojiti sku- státní stranu. Domnívá se, že nesmlčlivo Elan (Posměch ELCEERR K rrolirdcko výr ntb
nosť, že nebylo to trivialní přetřásání staré par- (bo finistr, propletl se židle mij|tečnou potřebu a rovnoprávnost. Žádnému národu po | posílí jen svornost na levici, aby umožnila ; au), P ý daizám
a českým duchovním. Musíme žádali záruky v
trůnní řeči,
Od|. Posl. Březnovský: Vy ještě něco věříte
trůnní řeči ?
Posl. Wolf: Namílá-li se, že také za trůnní
řeč jest zodpovědna vláda, pak odpovídáme, že by-
eliom měli potom strašný agilační prostředek w
í iz stránce jazykové neveňe se lak špatně jako rusko- | jíž si národ přeje, {
ie Poem vor = 3 IK: en 2 zB o8 paltdskému zer v obvodu krakovského vrchního Z jazykové otázky musí se nějak w
n. Bo za ohlušnjící vřavy a sonda. Z jazykových zmatků v Rakousku vidno jen |avšak východištěm musí býli poznání pi
ké bonře, kterou sem tam zmí- tolik, Ze tři národové mají vnitřní úřadní řeč; ně. [říjnového diplomu všecky ústavy a vlády
byla všecka sněmovnu.... mecký, polský a vlaský, Minislerstvo mělo ve svém | mezeru ve slátním právu 0 jazykovém pomě
potom nastal klid. prohlášení jíti aspoň tak daleko, by zaručilo nů- | obecná uslanovení nestačí; má-li býli doma
a velikého rozčilení sněmovna jenom po- rodům rovnoprávnost ve vnější službě se stranami, | musí se něco vykonati. Rakousko polřebuj
lamentní veleše, v jakém zejmena libují si de
kadenti v německé straně pokrokové, Mnohé
myšlenky Bárenreitherovy zněly uchi
českému dosti sympalicky. Jeho plán o ná-
rodním smíření v zemích českých obsahoval [i
mnohé dobré jadérko, avšak ani tento muž vy:
ří ij kou.
c která jim podle státních základních zákonů za ve-|dbalé všech poměrů, šetřící všech cilů, vi ru! ž <
jasněného názoru světového, jenž neläpe v ob- ma lu prázdnila. Ubohý parlament! Bude škerých potit) náleží“ Ala ministerstvo o tom ne- | má-moc shromoždovací. Jen, pevné, vlád ní] y by sn Bieznovsky: Kauce od koruny byla
ich nížinách strannického zápasu, neb il E po odvolání jazykových | nařízení | řeklo ani slova. pomohou z nynější krise. Proto nemůže se W A 1 v en v
Se r ” : německé vy H i AR vos h jů a tím. Pan W ol £ a však pře- Posl. Hofmann-Wellenhof: Národní boj|v Rakousku dle programu pravice a je powe Poslanec WWoIf: Panu Březnovskému moh jen
„| říci, že také Čechům byla jednou učiněna koncesse
lim, že korona v trünni řeči udělala poklonu če-
skému stälaimu právu,
Přijde-li za nynějším kabinetem feudálně-kleri-
s|kální černý kabinet Liechtensteinäv, na který bez
toho již antisemité čekají, potom přijde naše damo-
brana a obnoví radikalismus, který nepozbyl své
síly, (Pochvala u soudruhů řečníkových.)
Předseda přistupuje k ukončení schůze.
Pilné návrhy ná výpomoc v nouzi podali
:| poslanci: Versegnassi, Heimrich, Czecz,
ijKónig, Biankini a spol.; posl. Hofer a sp.
stran kraslických událostí; posl. Schönerer a
sp, na obžalování Thunova ministerstva; posl, Götz
A sp. na zrušení erárních mýt.
Posl. Schücker a sp. navrhovali zříditi státní
průmyslovou školu v Chebu; posl. Schönerer
a Sp. zákaz diferenční hry, přistěhovalstvi cizích
židů, zrušení jazykových výnosů Stremayrových,
nstanovení státní němčiny, zákona na upravení
jazykové otázky a odloučení Haliče a Dalmacie od
Rakouska,
Poslanec Hořice a soudruzi podali na mi-
nisira zeměbrany dolaz ve příčině zakročen
po-| vlá ji [nemůže zastavili žádná vláda, avšak ona může|vláda chce se puslili do úpravy jazyková
Kterouž zvláště my Čechové, luk těžce po- eee, vládní menszeric sít třenice M STEOMEMM Být motavon na přic| Ton podnět se vyčká. a polom Nemei zají
eitujeme. ___|pfgce tak příliš neztučněl. rozené základy. Německému národu v Rakousku ná- |slavení, majíce na zřeleli velké nesnä
Stanovisko německých velkoslatkářů vůči r * Pr leží rozhodující vliv. (Sonhlas v levo.) Zprostředko- |v onom díle vyskytují. Spor v Čechách by]
vládě je stanovisko vyčkávavé blahovolnosů.. | . vacím jazykém v Rakousku nemůže býti žádný jiný | snadno odstranil, kdyby bylo shody o pojem
i ; = isk 1 | eda dr Fuchs zahajuje schůzi o půl 12,|nežli německý. (Souhlas v levo.) Vzhledem ke zku- správy. Ta nesmí se opírat o historická pray
Posl. Kink hájil stanovisko 128 enne > šenostem z minulých let chová německý národ nej- | záslěrou národní úločnosti. =
skupiny Mauthnerovy. Na křeslech ministerských Clary, Körber, Kin- | větší nedůvěru, Jest naší povinností této nedůvěře Řečník dovozoval polom nutnost 2
Posledním řečníkem býl Wolf Ch Kniaziolucki, Wiltek, Chledo a dáti zde nepokrytý projev. Na druhé straně vyličuje | stanovení prostředkovací řeči. a
býti patrně jiným Wolfem nežli byl za vlád) ie a galerie jsou velmi skrovně navšlíveny. |se věc tak, jakoby Němci byli dosáhli velikého _ Toto musí se prý považovati za ku
Biěnový a Teer, avšak BlarAtprirgeH Ic. Glary přípisem žádá za proveden i|vitözsivi zrušením EHEN pe a th se dem ame za Kr k
2 3 A < N o delegací. nám bylo dostalo podstatné národní koncese, Tak se| jednával o jazykovém sporu nem: s
na nejednom místě vyrazila z něho silou ele- ea: Způsobím vw léto věci čeho|věci nt Boj 2 posledních letech věnován byl |dříve podceňován český vývoj, nyní ne.
mentární a před námi objevil se starý 2 ovšem jazykovým výnosům, Po té stránce jest jejich | rodní smýšlení v Rakousku se zmohlo
žravý vlk, ni soud v Kontimi žádá za vydání posl,| zrušení taktickým úspěchem naším. Bene üspech ae dana nn
inak a ň , kraji d v Cheb jdání posl. Schö- ohla parlamentní obstrukce, nýbrž hnutí li- | chvala, por není záv:
Jinak ale nebyla řeč. jeho bez ZRADY l en BEN dové, jehož Eon výkrojkem byla obstrukce v [nepřízní vlády. Podaří-li se lokalisovati r
momentů, Nám nejvíce líbilo se místo, k: » Daszynski a soudr. podávají návrh |parlamentě. (Souhlas v levo.) vanské prolivy, prospěje to oběma str
sslálníkům« na levici dokazoval, že vítězstyl alobu proti členům dosavadní Příslušníci národní strany, jako jsme my, musí sluší čekati, až tato velká evropská otáz
které dnes Němci slaví, jeho radikálních sou- bs pro užití $ 14. žádati však ještě něco jiného, Prostředkovací jazyk | bez malých národností, ale o nich.
druhů jest prací. Bez radikálů že by jazyko
nařízení ještě dnes byla v platnosti. Prard
také my tvrdíme, že triumfatorem je
Kaftan, dr. Kurz a soudr. podávají německý jest především potrebou státu. My musíme Němci jsou ochotní k smíru a poda
položiti na to váhu, aby vláda projevila pevný úmysl | poctivě ruku. h z
stou, neustálou prácí vodního družstva pro, zastaviti dosavadní podrývání německé državy státní Řečník pojednává potom o rakouskı
ké řeku Volyňky ve Volyni podačilo se správou, Tento požadavek musíme vyslovili právě | vyrovnání a soudí, že při dnešní ‚aedon
=
\ r
nožno. © ilvseho všud
ädhefe a kráse své skupině slovanských ja:
ačně chudý pro slo- |neni tak nesnadné, Jestli
jeho potřeby. Bylo | budou postupovati též ostat js
at, tvořiti nová slova totiž bude-li se každý učit sv
1 pravoslavné církve základě srovnávacíh
jazyků ostatních, otáz
být nemůže a není sama sebou. Bude to as následov
vzdělaný Slo-|vané se setkají. Každý mluví sv
nát a dokonale druhý mu úplně rozumí. Každá s
m slovanským jazy-|bude přístupna všem Slovanům.
u srbsko-chorvatsky V každém zasedání slovans
; jazyk staroslovan-
jak by se zdálo. rodným jazykem a všichni si bud
neplodného zabývání rozuměti. Nebude to mnohem těžší,
raví pan Sarapov, uměti řeči Malorusa s jeho přízvukem.
kurs ruského g, aneb řeči VolgZana, jenž vyslovuj
se slovanskou|kde Moskvan vyslovuje a. Pfivy $
byla by rázem roz-|chylkám a výslovnosti nebude těžk
asnil a osvětlil náš | toliko míti na paměti, že, mluví-li
‚st nyní zajisté velmi vině«, znamená to časo pis, au
nejmeší práce Poláka slovo »surovýc, značí to
hovori písmo
zých bratří. Vzpo- ‚bez hluboké filologick& znalosti star
na níž jsem se učil, |jazyka i nových jazyků slovanských
„ díky bohue |) dával náleží nepoznáme svého ruského
1, ještě hochům, ob- |druhé myslím, že ruský jazyk, osam
lady ze slovanských skupiny slovanských jazykův a vydan
velká pochoutka., kulturnímu vlivu jazyků neslovanskýc
v polštině zachovalo i živých, konečně by se porušil V
irský jazyk má člen „slovanskými slovy a obraty. (Autor ei
hoto člena nacházejí , následující monstrum »moderní« rušt
orod — ot). Nebožtík | době intelligentního progressu, kdy
kterak možno přepsat viduum pod sankcí imposantních at
a my s radostí po- , universálního kriteria myšlenky, smě
inému pravopisu ne- altruisticke a liberální principy WU
rozumitelným. Toliko adaptüv obskurantismu, koalici kasn:
účastenství opatřil, montanským ideám jeví se býti 8
m polskou a srbskou filů po »očistění« ruského jazy
gickými souzvuky a utopií.«) Za třetí konečně myslír
; vnucování ruštiny Slovanům ve
rem všude společné. slovanského jazyka toliko pro
wwnosti skorem zby- millionůc, jest neprospěšné a b
üzny význam týchž | »Neprospěšné proto, že
ená »um«, »milošče jevení hrubé síly, „vítězství |
d. Takových slov je většiny V oboru duchovním
nemožno.
n
1 ší ©
TP"
==
47
einen richtigen Ausdruck für y zu erhalten, oder was dasselbe ist,
@=const. D* zu setzen.
3 "RR = Ändert sich die Länge des Stabes bei constantem Durchmesser,
= so set die Formel für das ar Moment den Ausdruck
y = const. ie
22 In ř ist die Ir als i enthalten. Besteht nun si Dub'sche
st.
zu setzen.
Ů
2
- Wenn wir nun umgekehrt den gefundenen Ausdruck & =const B
3
že om die Formel
k _ 180 8
RN
© Smbetitiren, und ee nöthigen Rats ausfůhren, 80 erhalten wir
die rssgee von Dub.
nr Eger 2tger
N
7%
-© Näheres behält sich der Verfasser vor in einer demnächst er-
-© Bcheinenden ausführlicheren Abhandlung, von welcher dieser Aufsatz
einen Auszug gibt, mitzutheilen.
k, Sm der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
| Ken niž 6. November 1871.
, ZO Zkavosenů die Bm Mitglieder: Tomek, Hattala, Emler,
RG abler, Tieftrunk, Koläf, Erben; als Gäste die Herren:
© Dvorský, Patera, Gebauer.
I Prof. M. Hattala besprach böhmisch die bisherigen Ver-
suche zur Herstellung einer panslawistischen Schrift-
5 Fi eenche und wies ihre Unzulánglichkeit nach.
2 © Er ging von der Behauptung aus, die neueste Geschichte Fu-
(| Topa’s ‚werde von der Nationalitätsidee getragen und beherrscht.
Sn Mit ‚welch’ kolossalen Wirku ıgen sich diese schon jetzt auszuweisen
py vermöge, das veranschaulichte er an den neuesten Ereignissen in
== Deutschland und Italien. Hierauf wies er bündigst nach, dass die
48
politische Einigung Deutschlands noch. mehr zu wünschen übrig lasse
als die von Italien, trotzdem sich die Italiener mit den Deutschen —
weder physisch noch geistig messen kónnen.
Auf die Slawen übergehend, hob er vor allem andern hervor,
dass sie sich mit so eclatanten Beweisen ihres nationalen Bewusst-
seins noch keineswegs rühmen können, obgleich sie physisch stärker
seien als die Deutschen und Italiener zusammen genommen. Jene
stehen diesen auch darin nach, dass sie es bis jetzt zu einer gemein-
schaftlichen Schriftsprache nicht gebracht haben.
Diess berechtige jedoch auch nicht im geringsten, die Slawen
für eine inferiore und einer eigenthümlichen Cultur unfähige Race
zu halten, wenn man erwäge: 1) dass die Slawen beinahe um tausend
Jahre später auf der Schaubühne der Geschichte erscheinen als ihre
nach den Litauern nächsten Verwandten, die Germanen; 2) dass sie
vom Centrum der europäischen Cultur, von Italien, im ganzen weiter
abliegen als die Germanen und 3) dass diejenigen slawischen Stämme,
die mit dem Westen leichter und anhaltender verkehren konnten,
sich auch mit einer verhältnissmässig frühen und erfreulichen Blüthe
ihres Schriftenthums ausweisen können. So beginnt z. B. das erste
Aufblühen der sůdslawischen Literatur in Ragusa und in einigen
Städten Dalmatiens schon mit dem Ende des XV und dauert bis
in das XVII Jahrhundert. Um einige Decennien später stellte sich
die erste Blüthe der böhmischen und polnischen Literatur ein, wäh-
rend das neuere russische Schriftenthum erst von Lomonosov (1711
bis 1766) begründet wurde.
Hierauf hob Hattala einige derjenigen erfreulicheren Fortschritte |
hervor, welche die Slawen bis jetzt zur gegenseitigen Annäherung‘
in rein literarischer Richtung gemacht haben, namentlich: 1) dass
sich von den lateinisch schreibenden nur noch die Polen sträuben,
die böhmische Schreibweise zu befolgen; 2) dass sich die schwächeren
Stämme an die stärkeren auch sonst noch mehr und mehr anzu-
schliessen streben, wie z. B. die Slowenen, indem sie, um den mei-
sten Slawen verständlicher zu sein, dal, pil, jolša usw. schreiben,
obwohl sie da und in anderen ähnlichen Fällen « statt / zu sprechen
pflegen. Aus demselben Grunde haben sich die Lausitzer Serben
das polnische ? und das böhmische * statt der gesprochenen w oder -
v, 5 und s angeeignet, z. B. in maly, kříž und úři, wofür man many
oder mavy, kšiž und čsi zu sagen pflegt. Die jetzt übliche slowa-
kische Schreibweise ist von H. festgestellt und zeugt von einem
kaum minder aufrichtigen und erfreulichen Streben, die Kluft, durch
49
welche die Slowaken von ihren nächsten Verwandten, den Böhmen,
namentlich von A. Bernoläk und L. Štúr getrennt wurden, wenn nicht
ganz auszufüllen, so doch wenigstens möglichst zu überbrücken.
Das von jeher engere und vielseitigere Zusammengehen der
Slawen, die cyrillisch schreiben, ist schon im „Slovník naučný“ unter
dem Schlagworte „Slované“ hinlänglich nachgewiesen. Noch einge-
hender sind die Fortschritte der Slawistik in Russland von dem jet-
.zigen Rector der Warschauer Universitá', Herrn P, A. Lavrovský im
- Časopis mus. (1860. S. 219—237) geschildert.
Desswegen begnügte sich der Vortragende nur noch darauf
hinzuweisen, dass die unseligen Kämpfe, welche Vuk Stefanovic Ka-
| radžié gegen die Anhänger der älteren, weder echt serbischen noch
kirchenslawischen Schreibweise zu bestehen hatte, beinahe ganz und
zwar für Vuk und die literarische Wechselseitigkeit zwischen den
Serben und Kroaten überhaupt günstig aufgehört haben.
Endlich fehlt es auch an directen Versuchen zur Herstellung
-einer panslawistischen Sprache und Schrift keineswegs.
Der erste von ihnen wurde um das J. 1666 in Russland von
dem kroatischen, römisch-katholischen Priester, Georg Križanié
gemacht und fiel so unglücklich aus, dass wir ihn als solchen erst
seit dem J. 1859 genau kennen, über seinen vielgeprüften und hoch-
verdienten Urheber dagegen lassen uns selbst die neuesten und ein-
gehendsten Forschungen von Peter A. Bezsonov *) und Joh. Kukuljevic
Sakcinski**) sehr vieles zu wünschen übrig.
Die bedeutendsten von ihren Vorgängern: K. Kalajdovič ***)
und P. J. Šafařík +) haben selbst das eigentliche Ziel des bezüglichen
Werkes von Križanié gar nicht erkannt, was damit entschuldigt
werden mag, dass dasselbe ganz erst im J. 1859 zu Moskau unter
folgendem Titel erschienen ist:
Foamarnyno uzkazanje os psckom jezuss, nona Supra Konaannıya
npezsanjem Gepsnmnnnn, means Kunojs u Bsnoje punann, BO Bjesgex
Buxıpa rpaza, okox Assorya, Ozana u Pusunka ocrporog. Mncano un Cusnpu
AHTA .£Zpox. (7174 — 1666).
*) Karoınyeckik cBamemmuksÉ Cep6s (Xopsars) IOpiů Kpiwkauuus, Heómomekih,
ABKAHHIA, PEBHHTEIL NepkBeü u Bcero C1aBAHCTBA BR XVII sbrb. Mocksa 1870.
**) Arkiv za povjestnicu jugoslavensku. U Zagrebu 1869. X, 11—75.
*#%) [oanuz, ekcapx® óozrapckiů. MockBa 1824. 9. 120—123.
T) Geschichte der südslawischen Literatur. Aus dessen handschifklichen Nach-
lasse herausgegeben von J. Jireček, Prag 1864 und 1865. II, 38 und 103.
4
50
Hiernach wäre man geneigt, das Werk für eine russische Gram- ©
matik zu halten. Kalajdovič sah darin eine serbische und Šafařík
eine illyrische Sprachlehre. In der That aber enthält es nichts an-
deres als den ernstlichst gemeinten Versuch, eine panslawistische
Sprache und Schrift herzustellen. Wer darüber zweifeln möchte, den
verweist H. auf das Werk selbst oder auf die von G. Daničié un-
längst*) erschienene Anzeige desselben.
Nach Šafařík „enthält die Grammatik bei manchem Einseitigen
und Excentrischen, was zum Theil dem Entbehren besserer Quellen
und Hilfsmittel in Sibirien **) zuzuschreiben ist, viele helle Blicke,
gesunde Urtheile und originelle Ansichten.“
An Belegen dafür fehlt es in dem Werke keineswegs. Gleich
in der Einleitung zu demselben begegnet man z. B. der gänz rich-
tigen Ansicht, „eine jede Sprache habe ihre eigenen Regeln und
könne nach den Regeln einer anderen nicht gebessert werden.“
Praktisch aber richtet sich Križanié auch nicht im geringsten dar-
nach, da er kein Bedenken trägt, die Laute und Formen der slawi-
schen Dialekte äusserst willkürlich zu vermengen, um so eine Schrift-
sprache für alle Slawen oder, wie er es selbst sagt, „obšči not
jezik“ zu Stande zu bringen.
Natürlich zog dabei Križanié seine Muttersprache, wie sie
während seiner Jugend im heutigen Türkisch-Kroatien zwischen den
Flüssen Kupa und Vuna um Bihaé herum bei den Adeligen üblich
war, allen übrigen Slawinen vor. Die sind nämlich nach ihm mit
Fremdwörtern zu sehr überfüllt und verunstaltet, als dass sie eine
feste Grundlage zur Herstellung einer panslawistischen Schriftsprache
abgeben könnten. Was sich um so naiver herausnimmt, je weniger
es sich leugnen lässt, dass unser adelige Grammatiker keinen An-
stand nahm, alle Slawen von den Russen herzuleiten, somit auch
das Russische als die Mutter aller übrigen slawischen Sprachen gel-
ten zu lassen.
Demgemäss hätte er z. B. wenigstens den von den Russen bis
jetzt ziemlich streng und genau beobachteten Unterschied zwischen
den Lauten von © und % aufrecht erhalten sollen. Er hob ihn
aber eben so unbedenklich auf, wie den zwischen % und č obwal- _
tenden. Er begnügte sich nämlich mit dem seiner Muttersprache
*) Rad jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti. U Zagrebu 1871.
XVI, 159—198.
**) Namentlich in Tobolsk, wohin Križanié verbannt wurde, schwerlich aber -
auch gestorben ist.
"Bl
- eigenthümlichen © sowohl statt y als auch statt č. So liest man
schon in der oben angeführten Aufschrift seiner Grammatik: jeauks,
Pusuuka, pusamn und aura, lateinisch genau transcribiert: jeziku, Ri-
bnika, rikami und lita statt jezyku, Rybnika, rekami und lea.
Übrigens ist seine Orthographie, wie es bereits von Šafařík
richtig bemerkt wurde, gewissermassen das Vorbild der von Vuk
Stefanovic Karadžié festgestellten, obgleich es als gewiss angenommen
werden kann, dass dieser bei der Feststellung seiner Schreibweise
von jenem keine Ahnung hatte. Auch Križanié wirft nämlich das 5
am Ende der Wörter ganz weg, des 5 aber bedient er sich ebenfalls
nur zur Bezeichnung der weichen Consonanten; was jedenfalls nur
zu loben sein dürfte. Das j dagegen haben beide aus dem lateini-
schen Alphabet in das cyrillische ohne Noth herübergenommen, da
das ı des letzteren ursprürglich den Laut j zu bezeichnen hatte, wie
es von H. schon früher *) ausführlich dargethan wurde. Die seit
jeher in der serbichen Cyrillica üblichen und von Vuk zur Bezeich-
nung der Quetschlaute dj und č beibehaltenen Buchstaben 5 und #
endlich scheint Križanié gar nicht gekannt oder ebenso willkürlich,
wie manches andere, verworfen zu haben, da er dafür an den dem
Bulgarischen eigenthümlichen Gruppen žď und 3, dialektisch sc,
festhält, wie z. B. in mess, Komaannya und Ruxym des eben ange-
führten Titels, wo er nach seiner Mundart mebs, Kpnmannka und Ruxba
oder noch richtiger Buwba hätte schreiben sollen.
Der zweite Schöpfer einer panslawistischen Sprache und Schrift
heisst Johann Herkel. Er wurde unweit von Trstena, der Heimath
Hattala's, im Ärvaer Comitat geboren, war Landesadvocat in Pest
und Mitbegründer des längst eingegangenen „Spolek milovnikov reči
a literatury slovenskej.“ Wann und wo er gestorben sei, das konnte
selbst der „Slovník naučný“ nicht angeben. Seine panslawistische
Studie dagegen ist daselbst richtig angeführt als:
Elementa universalis linguae slavicae e vivis dialectis eruta
et sanis logicae principiis suffulta. Budae 1826.
Obgleich Herkel seinen Vorgänger, Križanié, kaum auch dem
Namen nach kannte, so stimmt doch sein Versuch mit dem Križanié-
- schen dem Wesen nach merkwürdig überein. Herkel will nämlich
auch durch eine äusserst willkürliche Vermischung der slawischen
Dialekte eine panslawistische Sprache zu Stande bringen. Seine
*) Im Časopis musea království českého 1864. S. 195 —212 und 227—245 unter
dem Titel: Výsledky historického jazykozpytu a mluvnice ruská.
4*
52
Muttersprache hält er zwar nirgends für so vollkommen oder unver-
sehrt wie Križanié die seinige, sie bildet doch unstreitig die Grund- _
lage seines panslawistisch sein sollendeu Kauderwälsches. Freilich .
ist dieselbe als solche schauderhaft entstellt und zwar aus dem ein-
fachsten Grunde, weil sie Herkel äusserst mangelhaft kannte.
Was aber seine logischen Grundsätze anbelangt, die sind leider
auch keineswegs so gesund, wie sie sein sollten und könnten. Sie
widersprechen sich nämlich selbst in Bezug auf die einfachsten und.
in diesem Falle wichtigsten Dinge. Auf S. 20 z. B. lässt sich Herkel
so vernehmen: „Cultura linguae alia potest esse civilis, alia logiea;
civilis linguae cultura tunc est, dum linguae alicujus usus in societate
civili viget, et quo linguae alicujus usus in pluribus, vel plane omnibus
negotiis occurrit, eo major est etiam ejusdem linguae civilis cultura.
Civilis itaque cultura linguae non est quaerenda in com-
mentis litteratorum, sed in publico usu; frustra litte-
ratus fingit vocabula, si eorum usus non adsit, occupatio
vero varia mox invenit terminum, eumgue ponit ad usum; varia itague
civium occupatio est maxima linguae ditatio, et ideo culturam linguae
civilem esse metiendam a civium numero eorundemgue occupatione,
clarum fit.“ Hier scheint unserem Panslawisten der bekannte Aus-
spruch des Venusiner Dichters, Horatius, über den „usus, guem penes
arbitrium est et jus et norma loquendi“, vorgeschwebt zu haben. Er
hat ihn aber sicher nicht verstanden, denn auch dieser Usus, dieser
Gebrauch, von dem Horatius singt, ist ja keine bewusste 'Verab-
redung; die sogenannte gebildete, die conventielle Sprache ist so
wenig Convention wie der rauheste Bauerndialekt. Die durchge-
schossen gedruckten Sätze Herkels gelten also überhaupt, folglich
auch in Bezug auf die Resultate derjenigen Thätigkeit, die er auf
S. 22 und 23 meinte, indem er schrieb: „Omnes dialecti plus minus
variis onerantur exceptionibus a vago usu ortis: logica itague combi-
natione opus est in cultura linguae slavicae, et tunc orientur regulae
firmae, planae, clarae et hoc ipso et Slavis et exteris hanc linguam
noscere volentibus proficuae. Itague in eo adlaborandum est diale-
cticis, ut dialecti variae velut fluvioli ad unum generalem alveum
dirigantur.“
Die Grundschrift Herkel's ist die lateinische. Nur gegen die
diakritischen Zeichen, gegen ch und ähnliche Combinationen war er
so eingenommen, dass er nur das Tüpfelchen über 7 und 5 unberührt ©
liess; bei 2, dem die Polen Z vorziehen, dagegen ersetzte er es durch
einen Querstrich in der Mitte von 2; č, $ und ch endlich verwarf er ©
gänzlich und führte dafür die russischen Buchstaben u, m und xein. ©
53
Warum ihm auch das russ. x statt ž nicht zusagte, das mag dahin
gestellt bleiben. Es wird hier darauf bloss desswegen angespielt, um
wenigstens an einem Beispiele zu zeigen, wie arg es sich mit den
„sanis logicae principiis“ Herkel’s auch hinsichtlich der Schrift verhalte.
Der dritte Versuch zur Herstellung einer panslawistischen Sprache
und Schrift wurde in der Heimath Kopitar’s und Miklosich’s gemacht
und in Prag, wo die Gründe der slawischen Sprachwissenschaft von
. Dobrovský gelegt wurden, im J. 1863 unter dem folgenden Titel
veröffentlicht:
Y3ajemuı npaBonre CAapjaucrı to je uzajemna slovnica ali
mluvnica slavjanska. Spisal i na světlo izdal Matija Majar
ziljski, župnik v Gorjah.
Diese „wechselseitige slawische Orthographie oder wechselseitige
slawische Grammatik“ ist trotz den eben angedeuteten Fortschritten
- der slawischen Sprachforschung namentlich bei den Slowenen leider
- nicht minder abenteuerlich als die von Križanié und Herkel. Um sich
davon zu überzeugen, braucht man nichts weiter als die Grundsätze
derselben, wie sie auf S. 52 und 53 dargelegt sind, genauer in Be-
tracht zu ziehen.
Darnach „ist die Grundlage einer Schriftsprache die An
des Volkes und die Etymologie — die Etymologie ist keine Bild-
nerin, sondern nur eine Regulatorin der Schriftsprache, desshalb
darf man nicht unbegränzt etymologisieren. Die Gränzen davon
lassen sich keineswegs genau bestimmen, darin muss der slawische
Schriftsteller seine Fähigkeit und Gewandtheit zeigen, es gelten dafür
doch diese zwei Regeln:
1) Wenn alle vier slaw. Hauptsprachen ein Wort gleich zu
schreiben pflegen, so muss man es auch nach der wechselseitigen
‘Orthographie so schreiben und es darf Aut weiter AROlOEIRIER
werden.
2) Wenn die slaw. Sprachen ein Wort verschieden zu schreiben
pflegen, so muss man es nach der wechselseitigen Orthographie so
schreiben, wie es die Etymologie verlangt.“
Was aber die Schrift anbelangt, da zieht Majar die russische
der lateinischen vor, nur möchte er dieselbe mit den altbulgarischen
Lettern « und a den polnischen Nasalvocalen g und e zulieb und
mit dem lateinischen j vermehren, wodurch die russischen Buch-
staben 4 und m, die eigentlich die Sylben ja und ju bezeichnen,
natürlich überflüssig würden.
Gegen diese und ähnliche Versuche zur Herstellung einer pan-
Dr
Br
54
slawistischen Schriftsprache machte Hattala vorzüglich die rolpsnskh
Grůnde geltend.
1) Es giebt weder unter den lebenden noch unter den ausge-
storbenen Schriftsprachen, deren Geschichte wir kennen, eine, die
aus einer so willkürlichen und gewaltsamen Mischung von Dialekten
hervorgegangen wäre. Der Grund, der Kern oder so zu sagen das -
Mark einer jeden von ihnen ist einer ihrer wirklichen Dialekte
oder Unterdialekte, wie z. B. der römische der lateinischen, der
toscanische der italienischen, der pariser der französischen, der ober-
sächsische der deutschen, der präger der böhmischen, der moskau-
ische der russischen usw.
2) Je tiefer wir in die Natur der Sprachen eindringen, desto
bereitwilliger müssen wir dem tiefsinnigsten aller bisherigen Sprach-
forscher, Wilhelm von Humboldt, darin beistimmen, dass keine Sprache
überhaupt ein fertiges Werk, ein &oyov,; sondern eine fortwährende
Wirksamkeit, eine &v&oysıa sei.
In dieser Thätigkeit richtet sich der Mensch allerdings nach
Gesetzen und zwar insgesammt nach so erhabenen oder verborgenen,
dass sie alle selbst der tüchtigste Sprachforscher nicht kennt und
auch nie erkennen wird, sondern er beobachtet sie grösstentheils
nur nach dem Gebrauche, welcher jede Sprache vorzüglich und
unüberwindlich beherrscht. Ein ganz ungebildeter Mensch dagegen
spricht nur nach diesem und zwar in seiner Art ganz regelmässig
oder den Gesetzen seiner eigenen Sprache genau angemessen etwa
so, wie z. B. die Bienen ihre Zellen, ohne es je gelernt zu haben, °
sogar mathematisch genau und regelmässig bauen, wobei sie alle
Bedingungen des Locales und alle Bedürfnisse ihrer Natur, so wie
auch alle Anforderungen der allgemeinen Natur an sie ganz unbewusst
oder instinctiv berücksichtigen.
Wie nun alles in der Welt, so ist nach Max Müller *) und an-
dern nicht minder bewährten Sprachforschern auch die Sprache über-
haupt fortwährend Veränderungen ausgesetzt, aber der Mensch besitzt
nicht die Macht, dieselben hervorzubringen oder zu verhüten. Wir
könnten eben so gut daran denken, die Gesetze, welche unsern Blut-
umlauf beherrschen, zu modificiren oder unserem Körpermaasse einen
einzigen Zoll zuzufügen, als die Gesetze der Sprache abzuändern
*) Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Für das deutsche Pu-
blikum bearbeitet von Dr. Carl Böttger. 2 Auflage. Leipzig 1866. I, 35
und folg.
55
oder nach Belieben neue Wörter zu erfinden. So wie der Mensch
nur über die Natur gebietet, insofern er ihre Gesetze kennt und
sich denselben unterwirft, so werden Dichter, Philosophen und Phi-
lologen nur dann ihre Sprache bemeistern, wenn sie die Gesetze der-
selben kennen und ihnen gehorchen.
Als der Kaiser Tiberius einen Sprachfehler gemacht hatte und
- desshalb vom Marcellus getadelt wurde, so bemerkte ein anderer
zufällig anwesender Grammatiker, Capito, das alles, was der Kaiser
sagte, gutes Latein sei, oder, wenn es das noch nicht wäre, bald
werden würde. Marcellus, mehr Grammatiker als Höfling, erwie-
derte: „Capito ist ein Lügner; denn du kannst, o Caesar, das rö-
mische Bürgerrecht wohl Menschen, aber nicht Worten ertheilen.“
Eine ähnliche Anekdote wird von dem deutschen Kaiser Sigis-
mund erzählt. Als er dem Concilium zu Costnitz praesidirte und
an die Versammlung eine lateinische Rede richtete, in der er sie zu
der Ausrottung des Schismas der Hussiten aufforderte, sagte er:
„Videte, Patres, ut eradicetis schismam Hussitarum!“ Er wurde
ziemlich růcksichtslos von einem Mónch zur Ordnung gerufen, welcher
ausrief: „Serenissime Rex, schisma est generis neutrius!* Der Kaiser
fragte aber, ohne seine Geistesgegenwart zu verlieren, den nase-
weisen Mönch: „Woher weisst du das?“ Der alte böhmische Schul-
meister entgegnete: „Alexander Gallus sagt es.“ „Und wer ist Ale-
xander Gallus?“ fragte der Kaiser weiter. „Er war ein Mönch,“ ant-
wortete der Gefragte. „Gut,“ sagte endlich der Kaiser, „und ich bin
der Kaiser von Rom und mein Wort wird hoffentlich eben so gut
sein, wie das irgend eines Mónches.“ Ohne Zweifel hatte der Kaiser
die Lacher auf seiner Seite, aber trotzdem blieb Schisma ein Neutrum,
und selbst ein Kaiser konnte das Geschlecht und die Endung des
Wortes nicht ändern.
Übrigens ist die Idee, dass die Sprache von den Menschen
verändert und verbessert werden könne, keineswegs neu. Wir wissen,
dass Protagoras, ein griechischer Philosoph des V Jahrhunderts vor
Christus, nachdem er einige Gesetze über das Geschlecht aufgestellt
hatte, wirklich im Texte Homer’s Fehler zu finden anfıng, weil dieser -
mit seinen Regeln nicht übereinstimmte. Aber hier blieb ebenso,
wie in jedem ähnlichen Falle, der Angriff erfolglos. .
Interessante Belege dafür bietet die neueste Geschichte der
böhmischen Schriftsprache. Einer ihrer fleissigsten Pfleger in der
Slowakei, Michael Godra, stellte bereits in den dreissiger Jah-
56
ren *) zu ihrer Vervollkommnung zwei Anträge. Der erste von ihnen
betraf die Orthographie und verlangte, man solle 4 oder ou statt
au, 4 für 5, j für 9, 9 fůr-j und v für w schreiben. Der zweite
aber war vorzüglich gesen das Umlautsgesetz gerichtet und stand für
die Abschaffung desselben oder für die ursprünglichere slowakische
Sprechweise in diesem Falle ein. Man hätte darnach z. B. dusa
und duso für duše, dušu für duši, dušů oder dušou für duší; naro-
zen-je, -ja, -ju für narozená; vidja, chytja, daj, volaj usw. für vidí,
chytí, dej, volej schreiben sollen.
Der erste dieser Anträge wurde nach vielen mehr oder minder
heftigen Erörterungen endlich fast allgemein und ganz angenommen,
d. h. nur 4 und v statt aw und w ausgenommen. Das « nämlich
wird statt aw nur im Anlaute der Wörter allgemein geschrieben,
sonst aber halten am au und am w durchgehends die Herrn Fr. Pa-
lacky und W. Tomek bis heute noch fest, während allen übrigen
Schriftstellern das 04 und v lieb geworden ist, obwohl es den
wenigsten von ibnen bekannt sein dürfte, dass die Böhmen ihr au
nach Laurentius Benedictus Nudožerinus**) bereits vor drei Jabr-
hunderten als 04 zu sprechen pflesten und dass das w nach W.
Wackernagel ***) germanischen Ursprungs ist.
Das Umlautsgesetz dagegen herrscht im Böhmischen eben so
kräftig wie früher, trotzdem es ausser W. Žák, +) Franz Cyr. Kam-
pelik $$) und einigen anderen Böhmen auch der modernste Schöpfer _
von allerlei Grundformen und Ursprachen, August Schleicher, ganz .
aufzuheben bemüht war. Auch eine so mässige und bedächtige Ein-
schränkung desselben Gesetzes, wie es die von H. selbst ff) bean-
tragte unstreitig ist, fand sehr wenig Anklang, worüber er sich gar
nicht, aufhält, da er jetzt innigst davon überzeugt ist, dass der bekannte
Vers: „naturam expellas furca, tamen usque recurret“ auch hinsicht-
lich der Sprache volle Geltung hat.
*) Zora. Almanach na rok 1835. V Budine. 8. 282—284.
**) Grammaticae bohemicae, ad leges naturalis methodi conformatae et notis
numerisgue illustratae ac distinctae, libri duo. Pragae 1603. fol. 2.
***) Geschichte der deutschen Litteratur. Basel 1851. S. 42 und 43.
+) Böhmische Sprachlehre für Deutsche. Brünn 1842, 1846 und 1849.
++) Samovolná germanisace češtiny, moravštiny a slovenštiny kází její lahod-
nou srozumitelnost, čistotu, sílu, ráznost, libozvučnost a jakými opravami
takové nesnázi snadno vyhověti lze. Hradec Králové 1864.
+++) Srovnávací mluvnice jazyka českého a slovenského. V Praze 1857. S. 273
und 274, ns
57
-Zu dieser Überzeugung trug aber der irrsinnig gewordene Ver-
theidiger Schleicher's *) um so gewisser nichts bei, je weniger es
sich läugnen lässt, dass er selbst die re welche
zwischen H. und Schleicher in dieser Hinsicht obwalten, entweder
nicht erkannte oder aber absichtlich unbeachtet liess. Der erste von
ihnen besteht darin, dass sich H. weder an der oben angeführten
Stelle noch sonst wo so weit vergessen hat, um die Böhmen dazu
verleiten zu wollen, dass sie nicht nur ihr Umlautsgesetz sondern
auch ihre längst festgestellte Schriftsprache ganz abschaffen und
durch ein so drolliges Kauderwälsch ersetzen, wie es dasjenige un-
streitig ist, welches Schleicher in dem bezüglichen Offenen Schreiben
vem J. 1849 zur Schau trug, indem er dazumal weder das Umlauts-
gesetz, gegen welches er vorzüglich ankämpt, noch das Mährische
und Slowakische, deren er sich gegen das Böhmische annimmt, noch
_ endlich das letztere so kannte, um darin einige Sätze richtig bilden
zu können. Zweitens H. hielt stets sowohl theoretisch als auch prak- “*
tisch an dem Satze fest, den Schleicher einst so aussprach: „Eine
sprache kann nicht: nachgemacht werden, so wenig als ein natur-
organismus.“ Schleicher dagegen verlegte sich hauptsächlich auf
die abenteuerlichste Bildung von allerlei Ursprachen und er hätte
vielleicht einige von ihnen auch bei der kais. Akademie der Wissen-
schaften zu St. Petersburg vortheilhaft angebracht, wenn ihn der Tod
"in diesem Geschäfte nicht überrascht hätte. Die Gründe wahrlich,
mit welchen H. dagegen schon seit dem J. 1867 **) streitet, hätten
schwerlich vermocht den Nimbus zu zerstreuen, durch welchen die
Ursprachen Schleicher’s in russische Rubeln hätten umgesetzt werden
sollen. Das dagegen kann er mit Vergnügen constatieren, dass sich
jetzt schon auch die eifrigsten Anhänger Schleicher’s scheuen, sich
seiner Grundformen und Ursprachen so anzunehmen, wie sie von ihm
-ursprünglich gemeint wurden; wozu vorzüglich der hochverdiente Mit-
begründer der vergleichenden Sprachforschung, Herr Fr. A. Pott, bei-
*) Beiträge zur vergleichenden sprachforschung. VI, 381—384 gegen $.26 bis
29 der in der folgenden Note an zweiter Stelle genannten Replik.
**) De contiguarum consorantium mutatione in linguis slavicis. p. 9 segu. August
Schleicher und die slawischen Consonantengruppen. Prag 1869. S. 13—24
und 87—91. — O jazykozpytě a přírodozpytě in dem Časopis mus. 1869.
S. 229—236 und 361—365. — Počátečné skupeniny souhlásek českosloven-
ských in den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften
vom J. 1870 und auch besonders abgedruckt. S. 5 und 6,
58
getragen hat, indem er endlich *) nicht umhin konnte, die sogenannte
Glottik Schleicher’s als „eine kecke und für unkundige äusserst ver-
derbliche theorie“, ihre Hauptproducte aber oder die Grundformen
und Ursprachen als „die verkehrtesten und allerabgeschmacktesten
ausgeburten der phantasie, wüste abenteuerlichkeiten, dunstgebilde,
gespenstische gestalten“ und dergleichen zu bezeichnen.
‚ Um die Vergeblichkeit der besprochenen Versuche .noch an
einem Beispiele aus dem Böhmischen zu veranschaulichen, hob H.
schliesslich hervor, dass selbst die hohe Verehrung, welche Johann
Kollär als Dichter mit Recht geniesst, nicht in der Lage war, die
harmlosen Vocale / und 7 um das Leben, dessen sie sich seit un-
denklichen Zeiten erfreuen, zu bringen und statt ihrer die vorzüglich
im Polnischen und Russischen üblichen Sylben el, lu, er, ar und
dergleichen zu beleben. Man schreibt nämlich allgemein Ardlo, hr-
nouti, slza, srdce, umlknouti und so weiter, keineswegs aber hardlo,
hernouti, selza, sardee und umluknouti, wie es von J. Kollär bereits
in der vollständigen Ausgabe seiner „Slávy dcera“ zu Pest 1852
vorgeschlagen wurde. i
Gegen das Ende seines rastlos thätigen Lebens verlegte sich
derselbe Dichter auf die Philologie und eroberte dadurch für die
Slawen nicht nur Altitalien sondern auch mehrere anliegende Länder
und zwar so glücklich, dass man ihm vollkommen beistimmen muss,
indem er von sich selbst singt: „Poesie ist mein ganzes Leben.“ Als
das bedeutendste Product seines philologischen Dichtens oder dichte-
rischen Philologisierens, die „Staroitalia slavjanská“, zu Wien 1853
unter der Aufsicht des Herren A. V. Sembera gedruckt wurde, traf
H. mit diesem zufällig zusamm“n und sprach sich über den Werth
jener unter anderm auch so aus: „Schade um die Mühe und um die
Zeit, welche die Staroitalia gekostet hat. Sie werden, fügte H. noch -
hinzu, wahrscheinlich der erste und letzte sein, der sie ganz gelesen
haben wird und auch diess nur desswegen, weil Sie es thun müssen.“
H. täuschte sich aber leider sehr! Denn nicht lange darauf trat Herr
Sembera nicht nur als Verehrer sondern auch als treuer Nachfolger
Kollär’s als Sprachforschers auf; wobei er sich von diesem nur da-
durch unterscheidet, wodurch er eben muss, da er kein geborener
Dichter ist, wie es Kollär unstreitig war und so lange hätte bleiben
sollen, als es eben möglich war’*) Es fehlt also selbst in der
*) Zeitschrift für vergleichende sprachforschung XIX, 18 und folg. ©
**) Die Belege dafür enthalten die folgenden Abhandlungen Hattala's: O ja-
59
Heimath der slawischen Sprachforschung keineswegs an Philologen,
die sich gar nicht scheuen, mit den Sprachen auch heutzutage noch
so umzugehen, wie es zur Zeit Voltaire’s üblich war, oder bei wel-
chen „les voyelles ne font rien et les cossonnes fort peu de chose“.
In der Heimath der vergleichenden Sprachforschung aber oder in
Deutschland werden von den Anhängern Schleichers auch solche
Krebsgänger noch ohneweiters als Auctoritäten geltend gemacht, wie
namentlich Sembera gegen Hattala. *) Prosit!
Zur Ehre Kollär’s jedoch muss ausdrücklich darauf hinge-
wiesen werden, dass er nie daran dachte, eine panslawistische Sprache
im Sinne Križanié's, Herkel’s und Majar’s herstellen zu wollen. Seine
wahrhaft poetische Natur schauderte allem Anscheine nach vor einer
so grausamen und vergeblichen Misshandlung der Sprache überhaupt.
Gleichwohl hat er nur den vier Hauptdialekten des Slawischen litera-
risches Leben gegönnt. Die Gründe und Vortheile einer solchen
Beschränkung schildert er sehr schön namentlich in der zweiten
Auflage seiner Schrift:
Über die literarische Wechselseitigkeit zwischen den verschie-
denen Stämmen und Mundarten der slawischen Nation. Leipzig 1844.
Die $. 4, 5 und 6 enthalten den Kern der ganzen Schrift. Nach
dem ersten von ihnen „möge ein nicht hochgelehrter, aber doch we-
nigstens auf der ersten Stufe der Bildung und Aufklärung ste-
hender Slawe nur die vier jetzt lebenden gebildeteren Dialekte ken-
nen, in welchen Bücher geschrieben und gedruckt werden, nehmlich:
den russischen, illyrischen, polnischen und böhmisch-
slowakischen. Der gelehrtere und gebildetere Slawe zweiter
Klasse wird sich auch in die kleinern Mundarten und Untermund-
arten einlassen, wie z. B. im Russischen in das Kleinrussische usw.
Der Slawe dritter Klasse oder ein Gelehrter, Sprach- und Ge-
schichtsforscher von Fach soll alle slawische Mundarten ohne Aus-
nahme kennen, die lebenden, wie die bereits ausgestorbenen, die ge-
bildeten wie noch nicht gebildeten, die mit glagolitischen, kyrillischen,
lateinischen und Schwabach-Lettern geschriebenen.*
Aber gleich darauf scheint Kollär geahnt zu haben, dass er zu
viel verlange, denn der S.5 lautet schon so: „Die höhere oder nie-
dere Stufe der Kenntniss der andern slawischen Mundarten hängt
zykozpytě a přírodozpytě (S. 237—243) und Počátečné skupeniny souhlásek
československých (S. 17—21).
*) Beiträge zur vergleichenden sprachforschung. VI, 354 und 384.
ke E I
1
60
von den Personen, deren Zwecke, deren Willen und Vermögen ab;
jedoch soll jeder gebildete Slawe wenigstens eine grammatisch-
lexicalische Kenntniss der Dialekte seiner Mitbrüder haben, das
heisst: die Bedeutung der jedem Dialekte eigenthümlichen Wörter,
die Formen, Declinationen, Conjugationen wissen, in wie fern sie von
den andern Schwestermundarten abweichen. Wir meinen nicht, dass
jeder Slawe alle slawischen Mundarten fertig sprechen oder gar in
allen Bücher schreiben solle, sondern dass er jeden sprechenden .
Mitslawen verstehe, jedes Buch lesen könne. Wir verlangen auch
nicht, dass jeder Slawe alle, in allen Mundarten erscheinende Bücher
und Zeitchriften kaufe, denn dazu würden die Vermögensumstände
der Einzelnen nicht hinreichen ; sondern nur das, was in jeder Art
vortrefflich, klassisch und dem Inhalte nach panslawisch (alle Slawen
betreffend und umfassend) ist.“
Im S. 6 endlich giebt Kollár selbst zu, dass „wir unter den
neueren Völkern nirgends eine solche Wechselseitigkeit finden son: -
dern nur bei den alten Griechen oder Hellenen. Nur dort war
bloss eine Nation und mehrere, nicht nur neben einander lebende
sondern auch sich ausbildende, sich wechselseitig umarmende und
unterstützende Mundarten, nehmlich: die ionische, dieaeolische,
die dorische und die attische Mundart. Bei den Römern und
von neueren Völkern bei den Deutschen, Engländern, Fran-
zosen und Italienern dagegen unterdrückte gleich am Anfange
des Nationallebens eine Mundart alle übrigen.“ |
Das ist zwar dem Wesen nach richtig, aber es reicht an und
für sich keineswegs hin, um die von Kollár angestrebte literarische
Wechselseitigkeit bei den Slawen genügend zu begründen. Andere
Gründe dafür hat er aber weder in dem eben angeführten $ noch auch
sonst wo beigebracht und, was noch bedenklicher ist, sie sind auch
kaum aufzutreiben, während sie für das Gegentheil in grosser Anzahl vor-
liegen. Es genüge diessmal den wichtigsten von ihnen kurz darzulegen.
Man kann vor allem andern nicht umhin einzuräumen, dass die
Hellenen die höchste Stufe ihrer Bildung und Aufklärung während
ihrer dialektischen Geschiedenheit oder früher erreicht haben, als sie
zu einer gemeinsamen Schriftsprache gelangt sind. Dass sie es näm-
lich zu einer solchen nie gebracht hätten, wie es von Kollär im 8. 6
auch ausdrücklich gesagt wird, das ist gar nicht wahr und das Gegen-
theil davon oder die Geschichte der or heutzutage zu bekannt,
als dass es nöthig wäre, auch nur ein Wort darüber weiter zu ver- ©
lieren. Auch das braucht nicht nachgewiesen zu werden, dass die alt-
61
griechische Literatur und Kunst ihre höchste Blüthe im Zeitalter des
Perikles, der im J. 429 vor Chr. gestorben ist, erreicht haben.
Man würde sich jedoch gewiss verrechnen, wenn man die dama-
lige Cultur der Hellenen höher schätzen wollte, als es z. B. von
- Joh. Lepař*) zur Belehrung unserer Gymnasialjugend geschehen ist.
Nach ihm waren nämlich die Griechen dazumal trotz all’ ihrer Bil-
dung merkwürdig abergläubisch. Die Furcht vor Sonnen- und Mond-
finsterniss war namentlich allgemein und wirkte höchst verderblich
selbst auf die wichtigsten Unternehmungen ein. Den tragischesten
Beleg dafür bietet uns der Untergang der athenischen Flotte im Hafen
von Syrakus unter Nikias im J. 413 vor Chr.
Seit der Zeit ist die Menschheit in allen Wissenschaften und
Künsten ohne Zweifel ungemein fortgeschritten. Die Astronomen
z. B. sind schon längst in der Lage, die künftigen Verfinsterungen
nicht nur der Sonne und des Mondes sondern auch anderer Him-
melskörper ganz genau vorherzubestimmen, und es fällt keinem Ge-
bildeten mehr ein, sich vor diesen wann immer zu fürchten, Selbst
in den jüngsten Zweigen des menschlichen Wissens, wie z. B. in der
Philologie und Chemie, hat man es bereits unstreitig so weit gebracht,
dass ein jeder, „der darin über seine Mitarbeiter hervorragen will,-
um vieles mehr Zeit und Fleiss dazu verwenden muss, als dass es
ihm noch möglich wäre, sich so viele, wenn auch sehr verwandte
Sprachen und in so weit anzueignen, wie es Johann Kollär von einem
wechselseitig sein sollenden Slawen verlangt.
Auch den angehenden Slawisten kann nicht genug dringend
anempfohlen werden, gleich auf der Schwelle der slawischen Philo-
logie gegen die Voraussetzung Kollär’s Protest einzuiegen, dass der,
welcher die slawische Sprache studiert, ein grosser Sprachkundiger
sein oder alle ihre Dialekte fertig sprechen und schreiben müsse.
Sprachfertigkeit und Sprachwissenschaft oder Philologie sind nämlich
sehr verschiedene Dinge, und es giebt wohl heutzutage keinen ein-
zigen wahren Sprachforscher, der darüber anders denken würde als
z. B. der geniale Max Müller. Nach ihm**) „ist es wohl wahr, dass
*) Všeobecný dějepis k potřebě žákům na vyšších gymnasiich českoslovanských.
V Praze 1867. I, 120 und 139.
**) Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Leipzig 1866. I, 22 und
23. Aug. Schleicher sprach dieselbe Ansicht (Die deutsche Sprache. Stutt-
gart 1860. S. 121) kürzer so aus: „Gar nicht ins Gebiet der Wissenschaft
gehörig, sondern eine. wesentlich auf dem Talente der Nachahmung und
auf einem guten Gedächtnisse beruhende Kunst ist die das Verständnis
- 62
eine Sprache das Gesammtbild ihres Wunderbaues nur dem Forscher
vollständig entschleiern wird, der sie gründlich und kritisch in einer
Reihe von Literaturwerken, welche die verschiedenen Perioden ihrer
Entwickelung reprasentirea, studirt hat; dessen ungeachtet sind kurze
Listen von Vocabeln und selbst unvollkommene Skitzen einer Gram-
matik in vielen Fällen Alles, was der Sprachforscher zu erlangen er-
warten kann oder das zu bemeistern und für seine Zwecke zu be-
nutzen er hoffen kann. Er muss lernen aus seinen fragmentarischen
Nachrichten und Belehrungen den möglichst grössten Nutzen zu zie-
hen, gleich dem vergleichenden Anatomen, welcher häufig seine Leh-
ren aus den kleinsten Bruchstücken fossiler Knochen oder aus den
ungenügenden Zeichnungen von Thieren schöpft, wie sie unwissen-
schaftliche Reisende aus fernen Ländern mitbringen. Wenn es für
den vergleichenden Philologen nothwendig wäre, sich eine kritische
oder praktische Vertrautheit mit allen den Sprachen zu erwerben,
welche Gegenstand seiner Forschungen sind, so wäre die Wissenschaft
‘der Sprache geradezu eine Unmöglichkeit. Wir verlangen aber eben-
sowenig vom Botaniker, dass er ein erfahrener Gärtner, vom Geo-
logen, dass er ein Bergmann, vom Ichthyologen, dass er ein Fischer
sei. Es wäre jedenfalls unvernünftig, bei der Sprachwissenschaft
gegen eben die Theilung der Arbeit Einwendungen zu machen, welche
für die erfolgreiche Behandlung weit weniger umfassender Gegen-
stände nothwendig ist.“ Mithridates und Mezzofanti sollen viele
Sprachen sehr geläufig gesprochen haben, trotzdem ist es doch bis
jetzt keinem Historiker der Sprachwissenschaft eingefallen, sie als
Sprachforscher gelten zu lassen.
Übrigens wer nur mehrere selbst der gebildetsten Sprachen wie
immer geläufig spricht, der kann eigentlich nicht einmal gebildet
genannt werden. Denn dazu sind bekanntlich auch verschiedene an-
dere Kenntnisse und Fähigkeiten nothwendig. Diese kann sich frei-
lich derjenige leichter erwerben, der mehrere gebildeten Sprachen
innehat als wer nur eine von ihnen kennt, wie etwa derjenige sein
Feld leichter bestellen kann, der mit den dazu nothwendigen Dingen
mehr versehen ist als der andere. Wenn man aber sein Feld stets
bezweckende praktische Fertigkeit im Gebrauche einer oder mehre-
rer fremden Sprachen. Wer nur diese Fertigkeit lehrt, ist kein Mann der
Wissenschaft; wer sie übt, ist ein Künstler. Die praktische Seite der
Sprachwissenschaft ist aber die, dass sie Anweisung geben kann, um leich-
ter und schneller zu dieser nützlichen Fertigkeit gelangen zu können als
auf die bisher beliebten Methoden.“
63
brach liegen lässt, so hat man eigentlich‘ auch nie was zu ernten.
Ähnlich dem ist auch derjenige, der sich ausser Sprachen keine
andern Kenntnisse und Fähigkeiten angeeignet hat, eigentlich selbst
darüber stets in Verlegenheit, was er mit einer einzigen Sprache sa-
gen sollte. Es gilt also von einem solchen Sprachkenner das, was
einst der unsterbliche Dichter des Verlorenen Paradieses, Milton, in
ähnlicher Beziehung geäussert haben soll. Als ihn nämlich seine
Freunde darüber zur Rede stellten, warum er seine Töchter nach der
herrschenden Mode nicht im Französischen und Italienischen unter-
richten lasse, soll er ihnen geantwortet haben, dass die Frauenper-
sonen oft auch an einer einzigen Sprache zu viel haben.
Schliesslich sprach Hattala seine Ansicht über die erörterte An-
gelegenheit dahin aus, dass die Slawen zu einer gemeinschaftlichen
Schriftsprache nie anders gelangen werden, als wenn sie dafür eine
ihrer wirklichen Sprachen annehmen.
Der ganze Vortrag wird in dem neunten Hefte der heurigen
„Osvěta, listy pro rozhled v umění, vědě a politice“ erscheinen.
Sitzung der malhematisch-naturwissenschaftlichen Úlasse am
15. Novemher 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Schmidt, Blažek,
Mach, Kořistka, Zenger, Weyr; und die Herren Gäste: Du-
šánek, Zahradník, Pelz, Novotný, Harlacher.
Herr Professor Karl Kůpper Setzte seinen in der vorigen
Sitzung begonnenen Vortrag fort über Curven dritter Ordnung als
Einhüllende von Kegelschnitten, welcher hier im Auszuge mitge-
theilt wird.
Prof. Küpper betrachtet die Curven 3ter Ordnung C*, sowie
die Curven 4ter Ordnung mit zwei Doppelpunkten als Einhüllende
von Kegelschnitten. Bei jenen gehen diese Kegelschnitte durch zwei
feste Punkte der C®?, und berühren dieselbe noch in zwei andern
Punkten; bei diesen enthalten die Kegelschnitte die Doppelpunkte
der C* und berühren sie sonst noch in zwei Punkten.
I. Die in der Classifikation von Newton als 4ite Art beschrie-
bene Curve 3ter Ordnung, die sogenannte Strophoide wird bei ihrer
Construction unmittelbar als Enveloppe von Kreisen erkannt. Die
Curve enthält die unendlichfernen imaginären Kreispunkte, welche
. «
re
rt
;
64
wir kurz die Punkte: %,, 1, nennen werden. Über die Curven O3,
welche 7, , enthalten, werden geometrisch folgende Sätze bewiesen.
Erster Satz. Jede Curve C*, auf welcher die 7, 4, liegen,
ist sich selbst reciprok in Bezug auf 4 verschiedene auf der Curve
liegende Pole; sie tritt auf vierfache Weise als Einhüllende von
Kreisen auf, welche einen und denselben Kreis rechtwinklig schneiden.
Zweiter Satz. Jede Curve C*, welche sich selbst reziprok
ist für einen auf ihr liegenden Pol c,, enthält die Punkte >,, 7, und
besitzt noch drei Reciprocitátspole c,, C3) C4- Fůr eine allgemeine
Curve 03 gilt:
Dritter Satz: Legt man einen Strahlenbüschel (c)
mit seinem Mittelpunkt c auf eine CČ*, so kann man
unendlich viele Kegelschnitte angeben, von denen je-
der die Punktepaare der C*, welche auf den Strahlen
des Büschels (c) liegen, harmonisch trennt: nämlich
jedem Kegelschnitt, der die Č* in den nämlichen Punk--
ten schneidet, wie die conische Polare con cin Bezng
auf C*, kommt diese Eigenschaft zu.
II.
Prof. Kůpper untersucht sodann ein spezielles Netz von Kegel-
schnitten, das aus den conischen Polaren aller Punkte der Ebene in -
Bezug auf eine Curve 3ter Ordnung mit 2 Doppelpunkten (K, G) ge-
bildet wird. Darüber werden die Sätze abgeleitet,
1. Die Pole aller Geraden der Ebene bilden eine
centrale quadratische Involution mit einem Kegel
schnitt H als Ordnungslinie (Ort der coincidirenden
Pole).
2. Bestimmt man für die Punkte eines Kegel-
schnitts P die Polaren für das System (K,G), sowerden
diese sämmtlich von einer Curve C* eingehüllt, welche
zu Doppelpunkten die Schnittpunkte von K und G hat.
Berůhrt P die Gerade G, so erhält man als Enveloppe
eine Curve C*, welche durch jene Schnittpunkte geht.
3. Umgekehrt, kann man jede vorliegende C® in der vorhin an-
gegebenen Weise als Polarenenveloppe erhalten. Es vertheilen sich ,
die Kegelschnitte, welche durch 2 feste Punkte der CO? gehen und
die Curve noch sonst doppelt berühren, in 4 verschiedene Systeme,
denen ebenso viele Enstehungsarten der C* als Fe
entsprechen. |
65
+ Um von den allgemeinen C* auf diejenigen, welche %,, ©, ent-
halten, übergehen zu können, werden die Polaren aller Punkte der
- Ebene in Bezug auf 2 spezielle Systeme untersucht. Bei dem einen
bildet die unendlich ferne Gerade mit einem reellen Kreise, bei dem
andern dieselbe Gerade mit einem imaginären Kreise die Basis.
Eine neue Construction für die Curven C*, welche auch auf
die Flächen 3ter Ordnung sich ausdehnen lässt, und. mitgetheilt wird,
"soll bei der Betrachtung der Curven C* mit 2 Doppelpunkten, für
welche sie mit einer geringen Modifikation Anwendung findet, ent-
wickelt werden.
HL
Für die Theorie der C* mit 2 Doppelpunkten a, 5 ist ein
Satz von Nutzen, der für eine C® gilt, welche durch a, 5 geht, er
lautet:
1. Nimmt man ausserhalb C* in ihrer Ebene einen
Punkt » willkůhrlich an, so existiren 4 Kegelschnitt-
paare, welche die Punkte a 5 n enthalten und die C® dop-
pelt berühren.
Ein jedes Paar gehört in eines der 4 Systeme doppelt berüh-
render Kegelschnitte, welche nach (II) für C3 Statt haben, durch.
"seine 4 Berührungspunkte auf C® geht ein Kegelschnitt, welcher
auch a, 5 enthält.
2. Es wird gezeigt, dass man jeder C* mit den Doppelpunkten
a, b eine durch a, d gehende C® in einer centralen Involution, wie
die unter II. betrachtete, entsprechen lassen kann, so dass jede der
beiden Curven auf der andern abgebildet ist. Mit Hilfe dieser
zwischen C* und C* etablirten Verwandschaft werden 4 Paare von
Doppeltangenten der C* erkannt, ferner die 16 durch a, 5 gehenden
und die C* sonst noch 4punktig berůhrenden Kegelschnitte nach-
- gewiesen. Über die 16 Berührungspunkte auf C* wird folgender
Satz bewiesen:
Die 16 Punkte zerfallen in 4 Gruppen von je 4
Punkten. Jede dieser Gruppen Gist einem bestimmten
Paare von Doppeltangenten zugewiesen, der Art, dass
der Schnittpunkt » dieser Doppeltangenten zugleich
„der gemeinschaftliche Punkt der Tangenten von C* in
den zu G gehörigen Punkten ist. Nimmt man die
Punkte von G zu Ecken eines vollständigen Vierecks
5
66
so schneiden sich die gegenüberliegenden Seiten des-
selben in den drei Punkten v (d. h. v v“ v“), zu welchen
die drei anderen Gruppen G als Berůhrungspunkte
von Tangenten der Č* gehören.
3. Die involutorische Correlation zwischen C* und C* wird be-
nutzt, eine besondere Art der Erzeugung von C* durch zwei pro- ©
jektivische Kegelschnittbüschel abzuleiten. Die Doppelpunkte a, d
der C* sind 2 Basispunkte eines jeden Büschels, nun wird dargethan,
dass man die beiden fehlenden Paare von Basispunkten etwa 7, 4,-
x, $, stets so wählen kann, dass die 6 Punkte a, 8, 4, y, ©, 9, auf
einem Kegelschnitt K liegen. In diesem Falle müssen sich die Ge-
raden x y, © y in einem der Punkte v, v‘, v“, v“ treffen, welche
die Schnittpunkte der von uns erhaltenen vier Paare Doppeltangenten
sind. Geschieht dies etwa im Punkte v, so ergibt sich ferner, dass
die C* in einer quadratischen Involution mit dem Cen- «
trum v, und einem gewissen Kegelschnitt H als Ord-
nungslinie, sich selbst entspricht. Nennen wir T, 7,5 73, 74,
die Berührungspunkte der von v an C* möglichen Tangenten, wobei
die Doppeltangenten únberůcksichtigt bleiben, so enthält Z diese vier
Punkte und die Doppelpunkte a, 5 der Curve. In Folge dieses -
Satzes zerfallen die vier Curvenpunkte, die auf irgend einem Strahl
von v liegen in 2 Paare, in der Weise, dass die Punkte jedes Paares
durch die auf demselben Strahl befindlichen Punkte des 7 harmonisch
getrennt werden. Aber es tritt noch ein für die C* wichtiger Ke-
gelschnitt O auf, der die Punkte enthält, welche von v durch die
beiden eben erhaltenen Punktepaare der C* harmonisch getrennt —
sind. Liegen die Kegelschnitte JH, O gezeichnet vor, so ist ein-
leuchtend, wie man die vier auf einem beliebigen Strahl von » lie-
genden Punkte der C* construirt; ein besonders einfaches Verfahren
resultirt jedoch, wenn man Ó durch seine Polarfigur © in Bezug auf
H ersetzt. Dasselbe besteht in Folgendem:
Construction für die Curven 4ter Ordnung mit 2 Doppelpunkten, ,
sowie der Curven 3ter Ordnung mittels zweier Kegelschnitte H, ©.
Eine variable Tangente des © möge diese Curve
im Punkte 9 berühren und den Kegelschnitt H in a, fB
schneiden. Projicirt man aisdann o, B aus zweifesten
Punkten a, d des H, so schneiden sich die Projektions- —
ra
strahlen in 2 Punkten r, seiner Curve C*, welches, db
zu Doppelpunkten hat. Bestimmt man noch auf « ß
67
“den Punkt g, der mit q die Strecke « ß harmonisch
theilt, und zieht »9‘, sg‘, so sind diese Geraden Tan-
genten der C* in v, s Ferner gibt es einen Kegel-
schnitt; welcher in a, d die Geraden ag, bgin 7, s aber
die C* berührt.
Trifft «5b den © in z, y und sind X, Y die Tangenten für
© diese Punkte, ist z ihr Durchschnittspunkt, so liefern X, Y, wenn
man sie zur Construction verwendet, die Punktepaare 9,, 05; 0,0,
und es sind dies die Berührungspunkte der Doppeltangenten von v;
demnach gibt es einen Kegelschnitt ©, welcher in a, d die Geraden
az, bz berührt und durch 0, 9,, 03, 0, geht. Die Tangenten der
- C*# im Doppelpunkt a fallen mit den Tangenten von a aus an ©
zusammen, eben so verhält es sich bei d. Hieraus folgt sogleich,
dass az der vierte harmonische Strahl zu da in Bezug auf. das Tan-
gentenpaar in a ist, so dass z unverändert bleibt, wenn wir für v
- einen der drei anderen Punkte v’, v“, v““ setzen.
Anmerkung. Berühren sich ©, H, so wird der Berührungs- -
punkt ein Doppelpunkt für die C*, gibt es zwei Berührungspunkte,
so zerfällt C* in 2 Kegelschnitte. Wenn aber ab eine Tangente von
© ist, so zerfällt C* in eine durch a, 5 gehende allgemeine C* und
die Gerade ad. Dann wird v ein Curvenpunkt, der Kegelschnitt O
-© die conische Polare von v in Bezug auf C*.
4. Aus dem Vorstehenden wird der Satz abgeleitet:
„Jedes der vier Systeme von Kegelschnitten,
welche durch die Doppelpunkte a, deinerC* gehen, und
diese Curve überdies in 2 Punkten berühren, besteht
aus den conischen Polaren der Punkte eines Kegel-
schnitts P in Bezug auf eine Curve 3ter Ordnung mit
den beiden Doppelpunkten a,b. Pist dem von uns mit
© bezeichneten Kegelschnitt involutorisch collinear
für das Centrum vo. und die Axe ad. Sodann werden an die
Bestimmungsweise der 4 Gruppen V,,V“, V“, Y“' von Behrůhrungs-
punkten der Doppeltangeuten mit C* nachstehende Folgerungen
= geknüpft:
a) Je zwei Gruppen kann man für zwei die (* er-
„zeugende Kegelschnittbůschel als Basen verwenden.
b) Ein beliebiger durch V gelegter Kegelschnitt-
hat mit C* vier Punkte W gemein, welche auch mit
jeder der andern Gruppen in je einem Kegelschnitt
liegen; desgleichen mit den Doppelpunkten.
; u ; 5*
68
\o)-Alle solche Punktgruppen W können auch BE? nt
halten werden in den Schnittpunkten von C* undden
Curven 4ter Ordnung, welche 3 beliebige der Gruppen
V enthalten, oder indem man C* mit allen Kegel-
schnitten schneidet, welche in «und einen der durch ©
V und ab gelegten Kegelschnitt berühren Die
Gruppen W bilden eine biquadratische Invölutägne
auf C*.
d) Je zwei so erhaltene Gruppen W, W, können
für zwei die C* erzeugende Kegelschnittbaschel als
Basen genommen werden; unter den Kegelschnitten
des Büschels (W,) gibt es einen, welcher die C* in den.
Basispunkten berührt, ihm entspricht im andern Bü-
schel W, der durch die 8 Punkte W,, W, hindurch-
gehende Kegelschnitt.
Herr Prof. Dr. Mach hielt einen Vortrag über die Geschichte
und die logische Wurzel von der Erhaltung der Arbeit.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am
20. November 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Hattala, Maly,
Tieftrunk; als Gäste die Herren Novotný und Gebauer. _
Prof. Gebauer hielt einen Vortrag über einige Lautänderungen
der Sprache, deren Grund in der Mechanik des Sprachorgans zu
suchen ist.
| Sitzung der mathematisch-nalurwissensehaftlichen Glasse am
29. November 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Studnič ka,
Blazek, TilSer, v. Waltenhofen, Mach, Weyr.
Herr Prof. Dr. Mach setzte seinen in der vorhergehenden
Sitzuug begonnenen Vortrag über die Geschichte und die RE
Wurzel von der Erhaltung der Kraft fort.
Herr Prof. Dr. Küpper beschloss seinen Vortrag über Curven“ Be
dritter Ordnung als Einhüllende von Bert
K od
69
Herr Prof. Dr. Emil Weyr hielt folgenden Vortrag über die
involutorischen Winkelrelationen der Cardioide.
Ex In der Sitzung der naturwissenschaftlich-mathematischen Section
vom 16. Februar 1870 bewies ich im Vortrage „Über höhere Invo-
lutionen“ den Satz:
„Besitzt eine Involutionn-ten Grades zwei n-fache
- Elemente, sogruppieren sich die Elemente sámmtlicher
Gruppen zu projektivischen Gebilden.“
' Gleichzeitig verwies ich auf eine bemerkenswerte Anwendung .
“dieses Theorems auf Curven n-ter Ordnung mit einem (n—1)-fachen
Punkte und zwei Inflexionstangenten (n—2)-ter Ordnung. Dasselbe
Theorem benützte ich in der kurzen Abhandlung „Sopra una
.ecerta curva gobba di quart ordine“ (Rendi Conti del r. Insti-
-tuto Lombardo, Milano 9. marzo 1871) und in der Abhandlung „In-
torno all’ involuzione cubica nella quale hanno luogo
proprietá anarmoniche“ (ebendaselbst, 6. April 1871) machte
ich eine Anwendung des obigen Theoremes auf eine Curve dritter
Ordnung mit einem Doppelpunkte, welche in den imagináren Kreis-
punkten Inflexionspunkte besitzt. Für eine solche Curve ergibt sich
-das Resultat, dass Strahlen, welche durch den (reellen) Schnittpunkt.
der beiden imaginären Inflexionstangenten hindurchgehen, die Curve
in Gruppen von Punkten schneiden, welche vom Doppelpunkte aus
unter Winkeln von 60° gesehen werden. Man gelangt zu diesem
Ergebnisse, wenn man das ausgesprochene Theorem mit folgendem
verbindet, welches ich zuerst in dem Aufsatze: „Die Erzeugung alge-
braischer Curven durch projektivische Involutionen“ (Mathematische
Annalen von Clebsch und Neumann Bd. 3) aussprach:
: „Wenn die zwei dreifachen Strahlen einer cubi-
schen Involution durch die imaginären Kreispunkte
hindurchgehen, so theilen die einzelnen Gruppen den
vollen Winkel am Scheitel der Involution in Winkel
von 60°.“
Eine bemerkenswerthe Anwendung des vorher auseinander Ge-
setzten lässt sich auf die Cardioide machen. Wenn man nämlich
-diese Curve als die Fusspunktcurve eines Kreises vom Mittelpunkte
O betrachtet, wobei der Pol » auf der Kreisperipherie liegen muss,
so ergibt sich nach einer sehr einfachen Betrachtung, dass die Curve
ausser in p auch noch in den imaginären Kreispunkten Rückkehr-
punkte besitzt. Der Schnittpunkt der zugehörigen Rückkehrtangenten
ist der Halbierungspunkt m des Radius op. Die Cardioide ist somit
i
V
o >
AR
KA 70
x
eine Curve dritter Classe, vierter Ordnung mit einer reellen Doppel- =
; tangente, einer reellen und zwei conjugiert imaginären Spitzen. Die
M Verbindungslinie der beiden Letzteren ist die unendlich weite Gerade,
so dass also die durch die einzelnen Punkte dieser Verbindungslinie -
« © gehenden Tangenten parallel zu einander sein werden. Diese Tan- ©
genten bestimmen jedoch auf der Doppeltangente der Curve: eine
cubische Involution, für welche die Shhnittpunkte der Doppeltangente ©-
mit den imaginären Rückkehrtangenten dreifache Punkte sind. Diese
cubische Involution projiciert sich aus dem Punkte min einer cubi-
schen Strahleninvolution, deren zwei dreifache Strahlen offenbar. die
in m sich schneidenden Spitzentangenten sind; und da diese durch
die imaginären Kreispunkte hindurchgehen, so wird die Involution
eine Involution von 60gradigen Winkeln sein. Wir gelangen | daher
zu folgender Eigenschaft der Cardioide:
„Verbindet man die Schnittpunkte der Diáppeloum
gente und dreier untereinander paralleler Tangenten
mit dem Punkte m, so erhält man drei Strahlen, welche
mit einander Winkel von 60° bilden.
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
4. Dezember 1874.
A
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Hattala, Doucha, v
Gabler, Tieftrunk; ferner Herr Gebauer als Gast.
Prof. Tief né las über die dramatischen Partien in’ der ur
Grünberger und Königinhofer Handschrift, im Igor und in der Za- — |
donština. Kt
Sitzung der mathematisch-natnrwissenschaftlichen (lasse am
13. Dezember 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Waltenhofen,
Mach, Kořistka, Schmidt, Bořický, Weyr; und die ©
Herren Gäste: NN otný, Feistmantel, Zahradník, Seydler,
Dvoräk. RS
— Herr Prof. Dr. Mach beschloss seinen Vortrag über die Be =
| schichte und die logische Wurzel von der Erhaltung der Kraft. ae UNA
Milk NE p
Herr Otakar Feistmantel hielt folgenden Vortrag über
„ die Steinkohlenflora der Ablagerung am Fusse des Biesengebnug
-441
Im Folgenden will ich es versuchen, gestützt auf die zahlreichen
und interessanten Ergebnisse in Folge der Arbeiten der Mitglieder
der geologischen Section für Durchforschung von Böhmen, woran
auch ich Theil genommen hatte, ein wo möglich vollkommenes Bild
-der Flora oben genannter Ablagerung zu geben, die, wie wir sehen
- werden, eine ziemlich reichhaltige ist, und ein Mittel: an die Hand
giebt, die Continuität der Schichten, die von SO. nach NW. ziehen,
zu erkennen und annehmen zu dürfen; so mancher Schatz war da
verborgen, aber er blieb unerkannt und wurde erst Jüngster Zeit zu
Tage gefördert.
Doch als Fremde kamen wir in dieses Gebiet und wurden in
unseren Arbeiten von den Herrn Beamten der bezüglichen Bergver-
waltungen auf’s kräftigste unterstützt; mit Ehren muss ich deshalb
der Herren der Bergdirektion zu Schwadowitz, sowie des Herra
Bergdirektors Hermann, des H. Schichtmeisters Venisch gedenken,
die mit grösster Freundlichkeit und Zuvorkommenheit uns aufnahmen
und mit der aufrichtigsten Bereitwilligkeit alles Zugängliche zu Gebote
stellten, wodurch unsere Arbeiten wesentlich erleichtert wurden, wofür
ihnen hier nochmals Dank gesprochen wird.
Die Ablagerung am Fusse des Riesengebirges ist die nördlichst
gelegene unserer böhmischen Steinkohlenformation in der derselben
eigenthümlichen Richtung von NO. nach SW.
Sie ist der südliche Antheil der grossen niederschlesisch-bohmi-
schen Ablagerung, die jedoch ihre Hauptentwickelung in dem nörd-
lichen, nämlich schlesischen Antheile, erreicht.
Der südliche Antheil beginnt bei Straussenei — unweit
. Hronow, — zieht über Schvadovitz, Makrausch gegen Schatz-
Jar, biegt von da über Schwarzwasser etwas NO. gegen Lands-
hut, von wo die Biegung SO. über Waldenburg erfolgt.
Diese Ablagerung erfuhr schon von früher Zeit her manche
Behandlung, und zwar sowohl der böhmische als der schlesische An-
theil für sich getrennt, als auch beide vereint als AR ‚oe
- bohmisches Kohlenbassin“.
Doch will ich hier nur von unserem Antheil sprechen, da es
nicht so sehr meine Aufgabe ist, hier die Verháltnisse dieses darzu-
thun, zu welchem dann, der Vergleichung wegen, auch der schlesische
Zug hinzugezogen werden müsste, was erst seiner Zeit im Archive _
gehörig gewürdigt wird, als vielmehr die Flora unserer Ablagerung
an den einzelnen bis jetzt bekannten Fundorten zu behandeln.
Doch einigermassen muss ich dennoch auf die Verhältnisse ein-
T709.
PB rn | Be,
gehen, wo sie mir etwas bekannter sind, um bei der weiteren Aus-.
einandersetzung mich darauf beziehen zu können. Be
Vieles ist auch in der früheren Auffassungsweise der Verhält- %
nisse in diesem Becken auch durch die nähere: Betrachtung‘ der +
begleitenden Formationen, der Kreide- und Permformation geändert _
worden, wie überhaupt bei uns die Kohlenformation überall mit der —
Perm- (Rothliegend) Formation auf's engste verbunden ist; ich muss-
daher auch auf diese, so weit nöthig, Rücksicht nehmen.
Unsere Ablagerung zählt vorzüglich 3 Orte, von wo ich Pětre-
facte erkannt habe, die jedoch vollkommen hinreichen, die Beziehung
der einzelnen Orte zu einander und zur ganzen Ablagerung zu kon-
statieren, zugleich sind zwei von ihnen vorzügliche Punkte zum Stu
dium der Schichtenbeschaffenheit, wonach der nördlich von Schva-
dovitz gelegene Radovenzer Zug nicht mehr der Kohlenforma- -
tion, sondern als der Permformation gehörig sich erweisen Hariih, Sn
wie aus dem späteren als möglich hervorgehen wird.
Nehmen wir unsere Zuflucht zur Litteratur, wo diese Ablagerung
behandelt wird und die hauptsächlich durch folgende Arbeiten ver-
treten wird: Jokely’s Artikel: „Über Steinkohlenablagerungen von
Schatzlar, Schvadovitz und Hronow etc.“ Jahrbuch d. geolog.
Reichsanst. 1867. pag. 169 und Geinitz’s Abhandlung in seinem
grossen Werke „Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Euro-
pa’s 1865,“ so war die Auffassungsweise, wie mir däucht,. bisher
keine richtige; doch will ich hier nur die von Jokely hervorheben,
der auch zwei Profile giebt, die erst die Unhaltbarkeit im Vergleiche
zu unseren Resultaten vor die Augen treten lassen. Den Knoten-
punkt der zu lösenden Frage bildet Schvadovitz, von wo aus |
südwestlich und nordöstlich die Punkte ebenfalls von Bedeutung
sind. Nach Jokely verhält sich die Lagerung folgendermassen : „Der
Gebirgskamm, den ich hier als „Žaltmann-Růcken“ anfůhre, befindet
sich nicht in natürlicher Lagerung, ebenso wie das Kohlenflötz von _
Radovenz, sondern beide sind durch Verschiebung und Verwerfung
in ihre jetzige Lage gelangt; es wird deshalb das Radovenzer Elótz
als „Radovenzer Zug“ oder „Hangendflötz“ zu den übrigen Zügen
von Schvadovitz, die als „flachfallender“ oder „stehender“ unter dn
3 angeführt werden, als 3tes beigegeben, zugleich wird als Trennungs-
mittel der beiden ersten auch ein Rothliegendzwischenmittel ange-
nommen, das durch eine Nebenverwerfung hineingelangt Bu wovon
wir jedoch keine Spur sahen. n
Um also die Beschaffenheit dieser Ablagerung gehörig zu. ik zk
‚13
kennen, war unser erste Stationspunkt in Schvadovitz von wo
aus südwestlich und nordöstlich das Terrain begangen wurde.
Der Ort Klein-Schvadovitz, der Sitz des Bergwerkes, liegt
-am Fusse eines Gebirgskammes, dessen höchste Spitze „Žaltmann“
genannt wird; am südwestlichen Abhange dieses, schon nahe dem
Fusse liegen dann die erwähnten Kohlengruben, während der nord-
östliche Abhang sich gegen das, etwa 1 Stunde von Schvadovitz
entfernte Dorf Radovenz herabsenkt, hinter welchem sich, in nord-
westlicher Richtung, abermals Gebirgsrücken erheben, die gegen
Schlesien abfallen. Zwischen ersterem und letzterem liegt das Ra-
dovenzer Thal, in welchem sich abermals Steinkohlen befinden, die
aber, wie wir hören werden, einen höheren Horizont einnehmen.
- Auf der entgegengesetzten Seite, südwestlich von Klein-
Schvadovitz breitet sich ebenfalls ein Thal aus, an dessen gegen- -
überliegendem Ufer das Dorf Gross-Schvadovitz liegt, von dem
in südwestlicher Richtung aus sich dann Hügel und Rücken der
Kreide- und Permformation angehörend erheben und nach Böhmen
hinabsenken.
Dieser „Zaltmann-Rücken“, mit den in ihm eingelassenen Stollen
und Schächten, sowie das Schvadovitzer und das darauf folgende
- Radovenzer Thal, geben bei gehöriger Betrachtung richtigen Auf-
- schluss über die hiesigen Verhältnisse und lassen ein Profil con-
struiren, das wahrheitsgetreuer, weil natürlicher, als das vorige ist.
Auf die einzelnen Schichten und Stollen will ich jetzt nicht
näher eingehen, ich werde darauf bei der speciellen Beschreibung
zurückkommen:
Die Begehung ergab folgendes:
Das Thal zwischen Gross- und Klein-Schvadovitz ist
‘in Schichten, die den Plänerkalkschichten angehören, eingewaschen
und selbe hier muldenförmig gelagert; es erstreckt sich nordöstlich
-bis an den Fuss des Zaltmann-Rückens und südwestlich eben-
falls etwas über den Fuss des jenseitigen Begrenzungshügels des
Schvadovitzer Thales, in der Mitte des Thales selbst sind die
Schichten horizontal gelagert, wie noch an zwei stehen gebliebenen
niedrigen Hügeln „na opukách“, und „čertův vrch“ deutlich zu er-
- sehen ist.
Auf den Plänerkalk folst, unter demselben gelagert, in nord-
östlicher Richtung, am südwestlichen Abhange des Zaltmangebirges
eine Schicht meistens hoch gehobenen, selbst senkrecht stehenden
Quadersandsteines; auch auf dem jenseitigen Hügel erhebt sich unter
(A ERS i dě
dem, am Fusse aufsteigenden Pláner derselbe Qundernadens der
auch gehoben und steil aufgerichtet ist und dem am Zaltman vor-
kommenden gegenüber ein entgegengesetztes Einfallen besitzt; es
liest daher in diesem Terrain auch der Quadersandstein muldenförmig,
indem er am „Žaltmanabhance“ südwestlich und am jenseitigen Hü-
selabhange nordöstlich einfällt.
Auf diese Quaderschicht, mit ihr genau concordant zelaené
folgt am „Žaltmanabhange“ abermals eine Schicht Sandstein, der
sich durch seine rotho Fárbung auszeichnet und als permisch anzu-
sprechen ist; er fällt daher auch südwestlich ein; auch am jensei-
tigen Hügel folgen unter dem Quadersandstein mie Sandsteine, die
anfangs ein östliches Einfallen besitzen, am Rücken des Hügels
jedoch sich umbiegen und nach Böhmen zu, nemlich südwestlich,
eintallen.
Wenn wir Gesagtes betrachten, : so ist kein Zweifel darüber
vorhanden, dass der unter dem Pläner am „Zaltmanne“ hervorkom-
mende Quadersandstein sich unter dem Pläner bis zum jenseitigen
Hügel fortsetzt, was dann ebenso von den permischen Sandsteinen gilt!
Der nächstfolgende Theil am „Žaltmannabhange“ gehört der
Steinkohlenformation an. Die Beschaffenheit derselben ist kicht zu *
erkennen bei einer Einfahrt in einen von den zwei daselbst befind-
lichen langen Stollen.
Nachdem man nämlich die rothen permischen Sandsteine mit
erwähntem Einfallen passiert hat, kommt eine Reihe von Gebilden,
die der Steinkohlenformation angehören ; sie bestehen in Sandsteinen,
Schiefern, Flötzen, Schiefern und abermals Sandsteinen. Gleich hinter
den permischen Sandsteinen stehen diese Schichten der Steinkohlen- .
formation senkrechter, als die der permischen, gewinnen in weiterer _
Entfernung immer mehr an senkrechter Stellung, bis sie endlich an
einer Stelle sich fast ganz senkrecht aufstellen; und von dieser
Stelle an haben dann die Schichten ein entgegengesetztes Einfallen,
nämlich nordöstlich, und diese Partie der verkehrt einfallenden Schichten
enthält die Steinkohlenflötze.
Diese bilden den sogenannten liegenden Flötzzug, im Vergleiche ,
zu dem nördlicher gelegenen Flötze bei Radovenz, das, wie wir sehen
» :
werden, als Hangendzug bezeichnet wird.
Dieser liegende Flótzzug heisst auch ;SchvädoritäBiehntelaren
Zug“ und besteht abermals aus zwei Hanpteomplexen) von Kohlen- sk
schichten; der eine, der Stelle der Umkehrung des Einfallens nähere, ©
steht eben deshalb mehr senkrecht als der zweite und heisst des-
=“
75
cn ee Zug“; der nächstfolgende liegt etwas mehr horizontal,
heisst dann M inkěle rar Zug“, und diese Benennung datirt' seit der
Annahme, dass der Radovenžer Zug, als dritter, auch noch zu
diesem Complexe gehört.
Diese Flötzzüg. haben auch noch das eigenthümliche, dass sie
vom Ausgehenden etwas horizontaler verflächen und erst später sich
senkrechter stellen.
_ „Die weiteren Verhältnisse bis gegen Radovenz sind wieder der
‚äusseren Besichtigung zugänglich.
_ Geht man nämlich von den Kohlenbauen bis zur sigentkehen
„Zaltmannspitze“ und über selbe bis ins Radovenzer Thal, so besteht
das begangene Terrain nur aus rothen Sandsteinen, es schónsten
permischen Sandsteine, der hier und etwas weiter bei dem Orte
- „Brenten“ genannt, eine Menge von Araucarites-Stämmen
eingeschlossen enthält; auf diese Orte hat auch Göppert’s Beschrei-
bung des versteinerten böhmischen Waldes Bezug. Die Schichtung
„dieser rothen permischen S+ndsteine ist concordant der unter ihnen
‚liege. ıden Steinkohlenformation, nämlich gegen N: O.
Im Radovenzer Thal befinden sich nun abermals Baue auf Stein-
kohlen ; am Fusse des dem „Žaltmann-Berge gegenüberliegenden
S Hookans befindet sich nämlich I Stollen, der das hier eingelagerte
‚Kohlenflötz zu erreichen hat.
- Dasselbe lagert concordant den darunter vom „Žaltmann-Růcken“
einfallenden permischen Sandsteinen nämlich nordöstlich ; überlagert
wird es ebenfalls vom Rothliegenden, worauf dann Kreideschichten ©
folgen.
Eine Verwerfung oder irgend eine andere Dislocation ist im
Thal von Radovenz nicht bekannt; es ist ein blosses Erosionsthal,
„ebenso wie das Schvadovitzer-Thal.
„Aus dem Gesagten ergiebt sich also die Lagerung etwas anders,
als sie Jokely angeführt hat; es hat nämlich an der Stelle, wo ich, |
„die fast senkrechte Stellung der Steinkohlenschichten angegeben,
zwar eine Hebung statt gefunden, welche die Schichten aufrichtete,
wodurch der „Žaltmannrůcken“ entstand,, der gewiss mit dem am
„Fusse desselben angeführten, mit den Kreideschichten concordant
gelagerten Permschichten zusammenhieng und erst durch diese; He-
-< bung von ihnen getrennt wurde; im, Radovenzer Thal aber fand keine
Störung statt und es ist das Radovenzer Flótz ein viel höheres, für
sich bestehendes und der unteren permischen Formation angehö-
rendes, wenn auch Petrefacte darin enthalten sind,- die bisher nur
#
„
76
bei der Kohlenformation angeführt werden; doch. hier spricht die ; %
Lagerung zu deutlich dafür, als dass man es absprechen könnte.
Weiter will ich auf die Erörterung der Lagerungsverhältnisse
im Allgemeinen nicht eingehen und das Gesagte blos noch durch
ein Profil erläutern; denn näheres wird H. Prof. Krejčí im Archive
der Durchforschung selbst berichten. Nic i
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091A AN)I9)
Wir sehen also aus der gegebenen Profil-
ansicht, dass die Ablagerung bei Schvadovitz
nicht so unregelmässig und von Verwerfungen ©
durchsetzt ist, als früher angeführt wurde;
es ist hier eine einfache Hebung, die sich
hauptsáchlich in der Steinkohlenformation an
der Stelle kund giebt, wo die Schichten fast
senkrecht stehen und ihr Einfallen gegen S. W.
in das entgegengesetzte von, N. O. verändern;
diese Hebung fand erst statt, nachdem schon
auch die Perm- und Kreideformatiou abgela-
gert war, da auch selbe gehoben und theil-
weise durch Durchriss ausser Zusammenhang
gebracht sind, den man jedoch leicht auffinden
kann ; solche Hebungen wiederholen sich in ©
diesem Terrain häufiger und lassen sich leicht
auf das Entstehen und Emporheben der Por-
fyre, Melafyre etc. zurückführen.
Es sind deshalb die Rothliegendsandstein-
schichten am Zaltmann, die ein nordöstliches
Einfallen haben, sehr leicht in Verbindung zu
bringen mit den am südwestlichen Abhange
zum Vorschein kommenden, die ein nord- und.
südwestliches Einfallen haben; dasselbe gilt
von dem Kreidequader und dem Pläner Kalk.
Wie wir gesehen haben, sind die Roth-
liegendsandsteine im Radovenzer Thal, un-
mittelbar unter dem hier vorkommenden Koblen-
flötze, sowie die über ihm vorkommenden, eine
Fortsetzung der Rothsandsteinschichten vom
„Zaltmann“ ; es dürfte daher die Annahme
keine aus der Luft gegriffene sein, wenn man
das hier vorkommende Flötz als der permi- x de
schen Formation gehörig anspricht.
u
r
TB:
Auch erstreckt sich dieser Radovenzer Kohlenzug nicht bis ins
'Schatzlarer Kohlengebiet; nur die Schvadovitzer Flötze setzen: sich
_ hieher fort.
Doch werde ich auch die Petrefacte von bier an diesem Orte
anführen.
k Von Schvadovitz setzen dann die Flótze úber Makrousch
ete. gegen Schatzlar, zerfallen daselbst aber in viel mehr kleinere
Flötzchen, so dass man hier bis über 20 einzelne Flötze zählt; na-
türlich sind selbe verschiedener Mächtigkeit und lohnen nicht alle
bergmännische Gewinnung.
Doch gehören sie sämmtlich zu derselben Periode, da wie wir
-sehen werden von den einzelnen Schächten und Stollen, welche ver-
schiedene Flötze und Horizonte durchbohren, die Petrefacte, sowie
die Gesteinsarten, in den Hauptmerkmalen gleich sind, auch stimmen
selbe ziemlich mit denen von Schvadovitz überein, wodurch auch für
diese beiden Orte der Zusammenhang festgestellt ist. Radovenz liegt
jedenfalls ausser dem Bereiche ihres Horizontes.
Der Gebirgsrůcken „Zaltmann“ besitzt, wie ich sehon früher
erwähnt habe, ehe, an einzelnen Stellen aber insbesondere
sehr zahlreiche Reste von verkieselten Coniferenstämmen der Gattung
Araucarites und er ist es, auf den sich Göppert’s Beschreibungen von
verkieselten Wäldern Böhmens beziehen. Göppert erwähnt ihrer an
N
einzelnen Stellen, so im Jahre 1855 in einer Abhandlung: „Über die
versteinerten Wälder von Böhmen und Schlesien mit 3 Tafeln 1855“
und 1857: „Über die versteinerten Wälder von Radovenz, nebst Be-
Sinkhtungen über den Versteinerungsprocess“, Jahrb. d. geolog. Reichs-
anstalt 1857, pag. 725
Was nun das Vorkommen von Petrefacten in dieser Ablagerung
betrifit, so sind es bloss Pflanzeapetrefacte; animale Reste zu finden,
ist bisher nicht gelungen.
Was ihre Kenntniss anbelangt, so sind die meisten derselben
erst neuerer Zeit durch die Arbeiten der Durchforschung bekannt
. geworden.
Denn wenn wir die Literatur durchgehen, so sind in den ein-
zelnen bestehenden Arbeiten sehr wenig Petrefacte angeführt und
zwar bloss von zwei Orten, nämlich von Schvadovitz und
Schatzlar.
So wird von Schvadovitz bloss einmal, nämlich bei Ettings-
hausen in Seiner „Steinkohlenflora von Radnitz“ in der Abtheilung
M
„Analogie mit anderen Localfloren der Steinkohlenformation® * ‚eine
einzige Art angeführt, nämlich die Art: Annularia minuta Bgt.
Von Schatzlar werden bei Sternberg 5 Arten angeführt. pí
Bei Geinitz hierauf in seinem Werke: „Versteinerungen Kup.
© Steinkohlenformation v. Sachsen“ werden dieselben von hier erwáhnt
und ausserdem noch: „Asterophyllites grandis Stbg., also 6 Arten,
immerhin eine sehr unbedeutende Anzahl.
Durch die Durchforschuogsarbeiten ist ein zahlreiches Material |
« aufgesammelí worden, das eine beträchtliche Anzahl von Arten und
ziemlich interessante Funde ergab, die ich bei den einzelnen Fund“
orten anführen werde.
-
Als Fundorte der Petrefacte fungieren besonders die Orte, wo t
die Kohlen zu Tage gefördert werden und wo daher auch eine ziem-
liche Menge Kohlenschiefers zu Tage kommt, der einzig die Petre»
facte enthält.
-+ Diese Orte sind auf dem Schvadovitz-Schatzlarer Zuge besón- 4
ders Klein-Schvadovitz und Schatzlar; ausserdem Žďárek
bei Hronow; auf dem sogenannten Radovenzer Zuge, dessen Petre-
facte ich auch hier anführen werde, der Ort Radovenz selbst.
Der südlichste von diesen Fundorten ist der Ort Zd árek Bel.
Hronow.
An diesem Orte wird zwar nicht mehr Kohle gewonnen, doch
befinden sich daselbst noch Reste alter Baue mit etwas Kohlenschiefer,
der bei gehöriger Sichtung noch immer Petrefacte liefert.
Der Schiefer, der hier Petrefacte enthält, ist bei näherer Be-
trachtung von zweifacher Beschaffenheit, wozu. verschiedene Dichte, -
Färbung etc. beitragen; nach dieser doppelten Beschaffenheit dieses
Schiefers kann man auch eine verschiedene Gruppierung der Petre-
factenarten bemerken, wonach einige von ihnen, die in der einen Art
von Schiefer vorkommen, in der anderen entweder gar nicht oder
verhältnissmässig seltener angetroffen werden. :
Die eine Kohlenschieferlage, welche die höher gelagerte ist,
A
trägt den Habitus eines grauen Kohlenschiefers, nur ist selber etwas
dichter, kleinkörniger und härter, ähnlicher mehr dem Schleifstein-
c
<
schiefer, bricht muschelig und klingt beim Anschlagen; an den Schicht- 7%
flächen befindet sich reichlich Eisenoxydhydrat eingelassen, das auch
die Petrefacte an diesem Schiefer überzieht; erst am Querbruche
erscheint die graue Farbe; der Schiefer ist nur wenig glimmerhältig.
Die Mächtigkeit liess sich nicht recht ermitteln, auch gehören
die weiteren Verhältnisse mehr dsr geologischen Beschreibung an. _ ;
P
.. 19
Die zweite Schieferschicht ist die tiefere, dem Flötze näher
"oder unmittelbar an ihm angelagerte Schichte von Kohlenschiefer.
Die Farbe dieser Schichte ist dunkelgrau, in’s schwarzgraue, -
was von eingetragenen Kohlentheilchen heriüht, die Masse ist etwäs
glimmerreicher; doch auch diese Art ist gegenüber den ähnlichen
-© Schichten anderer Orte eine feste zu nennen.
+
1 | | scher B., Letkower B.,
Annularia longifolia Bgt.
Was nun die Petrefacte anbelangt, so wurde bisher von diesem
- Fundorte nirgends etwas hievon angeführt; unser Museum besass
aus früheren Zeiten eine Suite ungeordneten und unbestimmten Ma- ©
teriales, ferner wurde durch Herrn Dr. Ant. Frič 1868 eine neue
Partie von Petrefacten für das Museum eirgesammelt.
Die Bestimmung dieser, im Vereine mit den früheren, ergab für
diesen Fundort eine Zahl von 26 Pflanzenarten, die, wie ich schon
früher erwähnt, nicht alle gleichnamig in den beiden erwähnten Kohlen-
schieferarten gleichmässig vertheilt vorko:@men.
So kommt in der Schicht des grauen Schiefers vorzüglich vor:
Calamites Suckowi Bgt., Sphenopteris Hönighausi Bgt., Sphenopt.
Asplenites Gtb., Cyatheites arborescens Göpp., Alethopteris longifolia
Stbg., Čordaités borassifolia Ung.
Die übrigen von den 26 Arten sind in der zweiten Kohlen-
schieferart enthalten.
. Natürlich sind diess bloss Schlüsse, die ich aus den bisherigen
Beobachtungen gezogen, ohne behaupten zu wollen, dass sich später
durch verschiedene Funde die Verhältnisse nicht anders ergeben
könnten.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Arten sind folgende:
Schva-
Andere Becken Böhmens Schlesien
Zdärek |
dovitz
Schatz-
A. Eguisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt . + | + | Kladner B., Liseker | Waldenburg.
| B. ‚Zebräker B., Mire-
=
| Pilsner B., Merk ner,
| | Radnic. B.
„| — |— | — | Kladner B., Liseker
| B., Miresch. B.
+ -| + Kladner B., Lisek. B, | Waldenburg.
N Zebräker B., Pilsner
Cal. Cisti Bgt.
Radnicer B.
Asterophyllites equiseti- Kladner B., Liseker | Waldenburg,
formis Bgt. . ... .| + | — | — | Příleper B., Pilsner
B., Merklíner B., Ra-
| dnicer B. .|
Žďárek:
? ee foliosus
L. u. H. (Fruchtähre) .
Sphonopbyllum Schlothei-
mi Bgt. .
B. Filices.
| 3
Sphenopteris Hönighausi
Bst.
Sphenopteris Asplenites
Ei: RE Tr
Sphenopt. coralloides Gtb.
Cyatheit. arborescens Gpp.
Cyath. Miltoni Göpp. .
Cyath. Oreopteridis Gpp.
Alethopteris pteroides Bgt.
Alethopt. Serli Bgt.
Aleth. longifolia Stbg.
Aleth, aquilina Bgt. . .
Neuropteris heterophylla
Stbg. .
Neuropt. tenuifolia Stbg.
Neuropt. gigantea Stbg. .
Dictyopteris Brongniarti
Odontopt. brittanica Gtb.
C. Lycopodiaceae.
Lepidodendron dichoto-
mum Stbg.. . .
Sagenaria aculeata Stbg.
Cardiocarpnm emargina-
pam Bet... = kb "0
=
++
+ —
++
+ |—
na
++
=
+ |-
—|+
+ +
--
Liseker B.
Kladner B., Pilsner
+ |B, Merkliner B., Ra-
dnicer B, ©
Kladner B., Liseker
— | B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
Kladner B., Liseker
— | B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
— | Kladner B., Liseker
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
+ | Kladner B., Liseker
B., Mireschauer B.,
Pilsner B., Radnic. B.
— | Kladner B., Liseker
B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
— | Kladner B., Příleper
B., Mireschauer B.,
Pilsner B., Merkliner
B., Radnicer B.
— | Kladner B., Miresch.
B., Pilsner B.
— | Kladner B., Liseker
B.,Příleper B., Pilsner
B.. Radnicer B.
Kladner B., Pilsner B.
Miresch. B., Pilsner B.
se
| |
Kladner B., Liseker
B., Mireschauer B.
— | Kladner B., Liseker
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
— | Liseker B., Příleper
B., Zebráker B., Pil-
gner B., Radnicer B.
— Liseker B.
| Kladner B., Liseker
| B., Pilsner B. Merk-
liner B., Radnicer B.
— Kladner B., Liseker
B., Pilsner B., Merk-
Iner B.
Liseker B., Pilsner B.
|
Waldenburg. i
Königshütten. |
Waldenburg:
Waldenburg. |
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg. | |
1
#
'
Žďárek = EE = = Andere Becken. Böhmens Schlesien
am S a E
Stigmaria ficoides Bst. . + + | + | Kladner B., Liseker | Waldenburg.
B., Pilsner B., Merk-
| liner B., Zebräker B..
Mireschauer B., Ho-
| loubkauer B., Letkow.
Et | B., Radnicer B.
< Cordait. borassifolia Ung. + | + | — | Kladner B., Liseker | Waldenburg.
: 3 | ; B., Příleper B., Mi-
| reschauer B., Holoub-
kauer B., Letkower
B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
Aus vorliegendem Verzeichnisse erhellet, dass unter den daselbst
vorkommenden Petrefacten die Eguisetaceae und namentlich die
Filices die bei weitem gróssere Anzahl von Reprásentanten auf-
zuweisen haben.
Aus der Gattung Sigillaria fand sich kein Vertreter vor;
aber Stigmaria nimmt ziemlich Theil an der Petrefactenver-
theilung.
Wie ich glaube, hat Stigmaria überhaupt auf die en,
der Zonen keinen bedeutenden Einfluss.
Die Zonenstellung dieses Ortes werde ich erst in Verbindung
mit den übrigen Fundorten besprechen.
Klein-Schvadovitz.
Der zweite Fundort ist der Ort Schvadovitz und zwar Klein-
Schvadovitz; dieser Ort liegt, wie schon erwähnt, am südwest-
lichen Abhange des „Žaltmannrůckens“.
Dieser Ort ist, wie wir bereits gesehen haben, ein wichtiger
Schlüssel zur Erkenntnis der Beziehung der dortigen Steinkohlen-
zur Permformation.
Der Bergbau ist daselbst vorzüglich in zwei Stollen, dem Ida-
und Erbstollen, sowie in einzelnen Schachten im Betriebe, genannte
Stellen dienten auch als Fundorte von Petrefacten.
Zufällig sind hier die Verhältnisse der Stollen und Schachte
‚etwas bekannter, so dass man also auch die Petrefacte diesem oder
E: jenem Flótze zutheilen kann, und aus den neben einander stehenden
Verzeichnissen beider dann das relative Alter der Flótze beur-
theilen kann.
6
Der erste von der Stollen ist der Idastollen. |
ziemlich lebhaft auf Kohle gearbeitet, so dass der Schiefer, in. dem
zum grössten Theile die Petrefacte vorgefunden werden, noch ziem-
. lich erhalten ist.
Der Idastollen arbeitet im sogenannten „mittleren Zuge“ ret .
Se der „Radovenzer Zug” als dritter angenommen wird) oder ©
„Hangenden des Liegendzuges“ (wo dann der „Radovenzer“ als
„Hongendéug“ aufzufassen wáre) oder im „Hangenden“ des „Schra- :
n Schatzlarer“ Zuges. ž
Dieser Zug selbst zerfällt wieder in drei Flötzchen, das i 2
und 3. Flötz des mittleren (Liegend-) Zuges.
Am besten sind die Petrefacte erhalten in dem grauen Kohlen-
schiefer im „Hangenden“ und „Liegenden“ der Fiötzchen dieses Zuges.
Doch auch hie und da bei der Kohle und auch selbst auf der
Kohle kommen Petrefacte vor.
Die Petrefacte gruppieren sich in diesen 3 are Vor-
kommnissen so, dass in dem grauen Schiefer hauptsächlich Filices
x
und Equisetaceae vorkommen, als hauptsächlich: Calamites, -
Asterophyllites, Sphenophyllum, Cyatheites, Aletho- ..
pteris, Sphenopteris ete.; nur selten Lepidostrobus und ©
hie und da Stigmaria.
In der unmittelbarsten Nähe der Kohlen, wo der Schiefer durch
Aufnahme von Kohlentheilchen dunkler gefärbt ist, befindet, sich
hauptsächlich Cordaites, Lepidodendron, Lepidostrobus,
Sagenaria, Stigmaria (sehr häufig); untergeordnet nur Farren. —
Auf der Kchle hierauf unkenntliche Sigillarien, gering Sa-
genaria, genug häufig Stigmaria.
Unter allen Petrefacten herrscht besonders Stigmaria von, “
ohne verbáltnissmássie häufiges Vorkommen von Sigillaria.
Was die Erhaltung der Petrefacte anbelangt, so können selbe ©
grossen Theils, wenigstens die in dem grauen Schiefer, blos Aus-
fůllungspetrefacte geninnt werden; die Pflanzensubstauz ist nur selten
erhalten; dessenungeachtet sind die einzelnen Fiederchen und Nerven
derselben bei den Farrenarten, sowie die Rippen und Tuberkeln Kal,
den Calamiten gut erhalten. v
Unmittelbar jedoch über der Kohle sind die in einem schwarzen ©
Schiefer erhaltenen Abdrücke von Cordaites mit einer ziemlich ©
starken Kohlenschichte überzogen, die beim Aufschlagen ie öfters,
ablöst.
en
83
-Von dem sogenannten „stehenden Flótzzuge“ ist hier nichts _
herausgefördert und wird auf demselben auch erst im folgenden Stollen,
dem Erbstollen, gearbeitet.
Nach der Vertheilung der Petrefacte, nämlich nach dem Vor-
walten der Equisetacex und Filices im Verhältniss zu den übrigen
- Formen, dürfte dieser Zug wohl einer höheren Zone, etwa der Warren-
zone Geinitz's, angehören.
Was die Petrefacte selbst anbelangt, so lieferte das eingesam-
‚melte Materiale eine nicht unbedeutende Anzahl von Arten, die, wie
wir sehen werden, auch im nächstfolgenden Zuge von hier, nämlich
dem „stehenden“, und auch bei Schatzlar sich wieder vorfanden.
Hervorzuheben ist, wie ich schon erwähnt habe, das Vorwalten
von Arten aus der Reihe der Equisetaceae und Filices.
Besonders schön kommen Calamites-Arten vor, in ganzen
-© Stámmchen, erreichen aber keine bedeutende Grösse.
Nieht gar selten kommt auch Huttonia carinata Germ. vor,
welches Vorkommen mit Calamites Suckowi Bgt. auch für ihre
Zusammengehörigkeit mit vorgenaunter Art, welche ich in meiner
letzten Arbeit über „Fruchtstände der böhm. Steinkohlenformation“
möglich machte, zu sprechen scheint.
Unter den Filices waltet besonders Cyatheites arborescens Gpp.
- und Sphenopteris obtusiloba Bgt. vor, welche letztere die verschie-
densten Stadien der Entwickelung durchmacht.
Unter den folgenden Reihen, den eigentlichen Kohlenbildnern,
haben sich daselbst nur wenige Vertreter vorgefunden; meist sind
: - es bloss die niederen Arten, die daselbst vorkommen.
RR NS
> jr
M he,
Ziemlich háufig ist auch Cordaites.
Ferner muss ich noch eines Petrefactes gedenken, zu dessen
Erkennung ich jedoch erst heuer im Pilsner Becken den Schlüssel fand.
Es stellt nämlich dies Petrefact den Rest eines Stämmchens
© dar und charakterisirt sich, ohne weitere Merkmale, wie Narben oder
ähnliches zu bieten, hauptsächlich durch Streifung der der Rinde
entblössten Oberfläche.
Schon damals glaubte ich als konstatirt annehmen zu können,
-dass diese Streifung von GefässLündeln herrühre und erwähntes Petre-
fact ohne Zweifel einem Farrenstamme zuzuzählen sei, und zwar
-einem sogenannten Baumfarren.
Heuer jedoch sah ich in der Sammlung des Hrn. Bergdirektors
„Pelikán in Nyfan Petrefacte, die meine Meinung bestätigten, und
gehört das erwähnte Petrefact von Schvadovitz zu der Gattung
x es
zeche).
= ‚anführen.
Andere Orte |
Megaphytum, und am ehesten zu der von mir we
tum macrocicatrisatum angeführten Art von Nyřan (Ponik 2 = #
P
Ich will jetzt die Arten vom Idastollen im Verzeichnisse
k
= desselben Andere Becken Böhmens
=) Beckens \
A. Equisetaceae.
Calamites Suckowi Bet. . | + |Scha. Zd.| Kladno-Rakonicer B.,
- Ra. Lis-ker B., Miresch.
B., Pilsner B., Merk-
| liner B., Radnicer B.
a Calamites. approximatus ý Pilsner B, Radnic. B
Bo. :
ER sphenophylloi- 'Liseker B., Pilsner B.
des Zk.. . + k
Annularia longifolia Bet. + | Seba. Zd.| Kladno-Rakonicer B.,
Ra. Liseker B., Zebráker
B., Holoubkauer B.,
Miresch. B., Pilsner
| B., Radnicer B.
Asterophyllites equiseti- | Kladno-Rakonicer B.,
formis Bgt. 4 JF 1 Zd. Ra. | Příleper B., Lisek. B.,
Miresch. B., Pilsner
y B., Radnic. B., Merk-
liner B,
Huttonia carinata Germ. | + Ra. Radnicer B.
Sphenopbyllum © Schlot- Kladno-Rak nicer B.,
heimi Boat.. +4. + | Scha. Zd | Liseker B., Miresch.
Ra. B., Pilsner B., Rad-
nicer B., Merklin. B.
Sphenophyllum N Kladno-Rakonicer B.,
| tum Bgt. i . R Ra. Radnicer B.
B. Filices.
| Cyatheites _arboresceng | 3 Kladno-Rakonicer B.,
ß Göpp. “+ | Zd. Ra. | Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
Cyathei’es Oreopteridis 2 Kladno-Rakonicer B.,
Dan. a SR BEE Zd. Přileper B., Miresch.
B., Pilsner B., Merk-
| liner B., Radnicer B.
Cyatheit:s Milteni Gpp. . | + |Scha. Žd.| Kladno-Rakonicer B.,
: - Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B., Rad-
| nicer B.
Cyatheites dentatus Gpp. | + Scha. Kladno-Rakonicer B.,
| Liseker B., Pilsner
| B., Merklin. B., Rad-
nicer D.
Schlesien
Waldenburg. |
Waldenburg. p
Waldenburg.
Waldenburé' ©
Waldenburg.| ©
Andere Orte |
desselben
Beckeus
Andere Becken Bóhmens Schlesien
Cyatheites Candolleanus
B
gt.
Alethopteris aguilina Bet.
Alethopteris pteroidesBst.
P klothonteria Pluckeneti
Schloth. sp. .
| Pphenopt. obtusiloba Bet.
Sphenopt. latifolia Bgt.
Schizopteris Gutbieriana
Presl. -,.
Odontopteris Reichiana
Gtb.
k Odontopteris | Schlotheimi
| Bet.
4 C. Lycopodiaceae.
TA on Ee kA
Stbs..
Lepidodendron © dichoto-
mum Stbg.. . Sr
Lep:dodendron laricinum
Stbe. . ;
-Bergeria rbombica Presl.
Aspidiaria undulata Stbg.
Lepidostrobus variabilis
a
Lepidophyllum majus Bgt.
| Megaphytum sp.? (viel-
leicht M. macrocicatri-
- .satum O. Feistm.) ?
Rhabdocarpus amygdalae-
formis Göpp. & Berg .
-Cardiocarpum Gutbieri
Gein.. : A
Sigillaria distans Gein.
Cordaites borassifo). Ung.
+
Waldenburg.
id Pilsner B.
Zd. Ra. | Kladno-Rakonicer B., Waldenburg. |
Miresch.B., Pilsner B.
|
Mireschauer B.
Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., ebráker
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
++ +
Scha. Waldenburg.
Kladno-Rakonicer B.,
Pilsner B., Radnic. B.
ina
Scha. Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., Pilsner
185: Merklin. B., Rad-
nicer B.
Kladno-Rakonicer B,
Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B
Kladno-Rakonicer B.,
Příleper B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
Pilsner B.
Kladno-Rakonicer B.,
Pilsner B., Radnic. B.
| Kladno-Rakonicer B.,
ZPA LEPE VSÍ E S PR EVA ar ES ee
Pilsner B., Radnic. B.
Žd. Rx. | Kladno-Rakonicer B.,
Waldenburg.
pš
Žd. Scha.
Scha. Waldenburg.
Scha. Waldenburg.
Miresch. B., Pilsner
B., Radnicer B.
Radnicer B., Pilsner
B., Mireschauer B.
Pilsner B.
Scha. Žd.| Kladno-Rakonicer B.,-
Příleper B., Liseker
B., Pilsner B., Rad-
| nicer B.
Andere Orte "a
desselben Andere Becken Bühmens
| | Beckens er
Ida-
Stollen
Re ? Nöggerathia foliosa Stbg. | "= Kladno-Rakonicer B., LA
3 A | e Radnicer B. EN ER
| Stigmaria ficoides Bet, . | + | Zd. Scha.| Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg |
| Ra. Příleper B., Liseker 9. ko: | JAS
| | B., Pilsner B., Ra? Ja
| | nicer B. Ve,
Eh MUS:
Der zweite Stollen, der von der Thalsohle aus in das Stein- Z
| kohlengebirge getrieben ist, arbeitet in dem sogenannten „stehenden A
un Flótzzuge“. BR
Als wir diesen Ort besuchten, war ziemlich frischer Schiefer ;
noch vorhanden, so dass wir ein g-nug reiches Materiale gewannen;
in demselben sind die Petrefacte sehr gut erhalten ; auch entsprechen
selbe einer höheren Zone.
Vorzüglich walten hier Calamiten und Filices vor; unter letzteren
einmal sehr häufig die Sphenopteris obtusiloba Bgt.; ausser- Te,
dem auch häufig Stigmaria ficoides Bgt., aber keine Sigillaria. k
Dieser Zug ist im Idastollen noch sebr wenig entwickelt, Be Ř
So dass auf demselben nicht gebaut werden kana. BR
Dem Habitus nach entspricht der Schiefer in diesem Stollen
mehr jenem von Schatzlar, er ist nämlich etwas reiner grau gefärbt
und stärker glimmerhältig. AR
Von anderen Petrefacten kommt auch noch sehr häufig vor die ně
Art: Lonchopteris rugosa Bet.
% Im Ganzen kommen daselbst bis jetzt 33 Arten Ya während
2 vom vorigen Orte 35 Artea bekannt wurden. proaěk
Dieser Stollen ist etwas weiter vom Orte Klein- Schvadovitz
- entfernt, etwa eine halbe Stunde, ist aber mittelst einer Pferdebahn |-
beguem zu erreichen, er ist auch viel lánger als der 1 On SL or RER
Die Petrefacte sind folgende: fl 8
id
a BERE EB: = = pr:
ka ra SR.
„
| s 9; Ak
nd 1 >, v
N: \
2
s
de
: E ' Andere Orte |
= =. desselben Andere Becken Bühmens Schlesien
R13 || Beckens A RES PAR ER
a Ka 4 : | | v \ "ru € 23 u "n
bak a A. Eguisetaceae. | | 2 sah
| + | Žd. Scha.| Kladno-Rakonicer B., Waldenburg.
k Calamites Suckowi Bgt. . |
NE Ra. | Liseker B., Miresch.
a, Pilsner B., "Merkliner : T
B., Radnicer B.
87
i „ =| Andere Orte
== desselben | Andere Becken Böhmens Schlesien
F, Beckens
Rn approximalns Pilsner B., Radnic. B.
M!
variet.: nodosus Art. + Rad
Huttonia carinata Germ. + Rad ı Radnicer B.
Asterophyllites equiseti- | L Kladno-Rakonicer B.,
formis Bgt. Mý Dm Zd. Liseker B., Příleper | Waldenburg.
| B., Mireschauer BD.,
| Pilsner B., Radnicer
| I B., Merk'iner B.
Annularia longifolia Bgt. | -+ | Zd. Scha.| Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
| 1 111: Liseker B., Zebräker
l BS Holoubkauer B;,
| | Miresch. B., Pilsner
| B., Radnicer B.
‚Annularia eg | Liseker B., Pilsner B.
des Zenk. . + | Ra.
Sphenophyllum Schlot- | P | Kladno-Rakonicer B.,
heimi Bgt. . . „+ |Zd. Scha.| Liseker B., Miresch. | Waldenburg.
Ra. | B., Pilsner B., Rad-
nicer B, Merklin. B.
B. Filices. |
Cyatheites arborescens | Kladno-Rakonicer B.,
Göpp. ...|+ | Zd. Ra. | Liseker B., Miresch.
| B., Pilsner B., Rad-
i | ká nicer B.
Cyatheites M:ltoni Göpp. | — | Zd. Scha. | Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
; | Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B., Rad-
| nicer B.
Cyatheites Candolleanus | |
SE PR al EE | | Pilsner B., Radnic. B.
Cyatheites dentatus Göpp. + | Scha. | | Kiadne-Rakonicer B.,
| | Liseker B., Pilsner
l | B., Merklin. B., Rad-
| nicer B.
Cyatheites Oreopteridis | i Kladno Rakonicer B.,
KD PAE dd. Příleper B., Miresch. | Waldenburg.
| B., Pilsner B., Merk-
Bi liner B., Radnicer B.
Alsthopteris aquilina Bst. + | Zd. Ra. | Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
| | Pilsner B.
AlethopterispteroidesBgt. + Žd. Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
| 4 Miresch. B., Pilsner B. |
Neuropteris giganteaStbg. | + | Zd. Scha. " Kladno-Rakonicer B., Waldenburg.
B | | Liseker B., Pilsner
| B.,Radnicer B.
Neuropteris acutifolia Bgt. | — | Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
er] B , Radnic. B., Merk-
l liner B
Neuropteris Loshi Bet. -+ | Kladno-Rakonicer B,,
Liseker B., Pilsner “
B., Radnic. B., Merk-
| liner B.
Bade Orte
Schlesien |
ee desselben Andere Becken Böhmens
Z| Beckens
| s
Y
Cyclopteris orbicularis Liseker B., Pilsner x
‚Bet + B., Radnicer B. i Faller
P oatontnsko rugosa Bot. I + Scha. Liseker B., Pilsner | Waldenburg. |
| B., Radnicer B.
Sphenopteris on Liseker B., Pilsner SEN.
Bet, | + Scha. B., Radnic. B. Merk- | Waldenburg. |
liner B. El
Sphenopteris muricataBgt. | + Scha. Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B., Rad-
nicer B.
Sphenopteris delicatula
Stbe. . + Radnicer B.
Hymenophyllites. furcatus Kladno-Rakonicer B.,
Bst. . : bí Scha. | Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
| B., Merklin. B., Rad-
| nicer B.
Schizopteris Gutbieriana Kladno-Rakonicer B.,
Presl. dt sekt Pilsner B., Radnic. B.
C. Lycopodiaceae.
Lepidodendron laricinum | Kladno-Rakonicer B., :
Stbg. . sP světe Ak = Scha. Příleper B., Miresch. | Waldenburg.
B., Pilsner B., Rad- a
nicer B.
Sagenaria obovata Stbg. . | + Scha. | Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
Pilsner B., Radnicer
3 B., Merkliner B.
Lepidostrobus variabilis Kladno-Rakonicer B.,
Lindl und Hutt. . T Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
Lepidophyllum majus Bgt. Scha. | Radnicer B., Miresch.
3 Pilsner B.
Cordaites borassifolia Ung. | + | Zd. Scha.| Kladno-Rakonicer B.,
| Příleper B.. Liseker
B., Pilsner B., Rad-
: nicer B., Merklin. B.
Carpolithes clipeiformis
Gein.. . = s
Stigmaria ficoides Bet. + |Žd. Scha. In allen Becken. | Waldenburg.
Ra.
Die dritte Fundstelle von Petrefacten ist der Schacht Nr. U. ©
Dieser Schacht ist ebenfalls im „Hangendzuge“ des „Liegend- —
zuges* oder des sogenannten „Schatzlar-Schvadovitzer FSB ge- 3
schlagen.
facte am Idastollen vor;
Der Kohlenschiefer, der da herausgefůhrt wird, stimmt nit: jenem 2 ;
vom „Idastollen“ überein, auch kamen alle hier auftretenden Petre- bon
doch ist ihre Anzahl eine viel kleinere _
89
‚als am letzteren Orte, weil hier schon seit längerer Zeit kein frischer
Kohlenschiefer gefördert wurde, und der hier vorhandene in einem
solchen Grade von Zerfall sich befindet, dass man bloss mit Mühe
etwas Petrefacte herausfördert.
Doch gelang es etwa 2! Arten von hier zu bestimmen, sie siud
alle im grauen Schiefer erhalten.
© Von diesem Orte waren mir auch schon 1868, wo ich mit H.
Dr. Ant. Frič diese Gegend besuchte, Petrefacte bekannt geworden,
und zwar war es mir damals gelungen, mehr Petrefacte zu gewinnen,
‚als hierauf 1869, wo ich mit Prof. Krejčí die Gegend besuchte, wo
uns dafür die zwei früher erwähnten Stollen entlohnten.
Ich will die Petrefacte beider Jahre neben einander anführen.
N ochackél Schacht
ebräker
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
Andere Orte |
Nr. I. desselben Andere Becken Bühmens
Ei isesjiseg] | Pt
A. Eguisetaceae.
Calamites Suckowi Kladno-Rakonicer B.,
Bot. 24 <| |Zd. Scha.| Liseker B., Miresch.
Ra. B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
Calamites approximg- Pilsner B., Radnicer
tus Bst. . . + | — B.
Asterophyllites equi- Kladno-Rakonicer B.,
© setiformis Bgt. . + | — | Zda. Ra. | Příleper B., Liseker
B., Miresch. B.. Pil-
sner B., Merklin. B.,
Radnicer B.
Annularia nei Kladno-Rakonicer B.,
Bst. : + | -+ |Žd. Scha.| Liseker B., Pilsner
= Ra. B., Radnicer B Zp-
bráker B. ‚Holoubkau.
B., Miresch. B.
Sphenophyll. Schlot- Kladno- Rakonicer B.,
| "heimi Bst. i -+ | + |Žd. Scha.| Liseker B., Miresch.
Ra. B., Pilsner B., Rad-
nicer B, Merklin. B.
Huttonia carinata Radnicer B.
Germ. . PA I 0 or
B. Filices.
Sphenopteris micro-
loba Göpp. s 4
Sphenopteris obtusi- Kladno-Rakonicer B.,
loba Bgt.. . . .|-+ | — | Scha. | Liseker B.,
Schlesien
Wal !enburg.
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg.
4
| Waldenburg.
Waldenburg.
' Schacht
Andere Orte
Andere Becken Bólmens
I’ Nr. I. desselben
Salat T868|1869| eckens
Cyatheites arbores- { Kladno-Rakonicer B.,
-cens Göpp. . — | + | Zd. Ra. | Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
| nicer B.
Cyatheites Candolle- | Pilsner B., Radnicer
anus Bgt. . — |- k.
Cyatheites Or: opteri- | Mi Kladno-Rakonicer B.,
dis Gpp. E — Zd. Príleper B., Miresch.
B.; Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer By
Cyatheites Miltori > Kladno- Kakonicer B.
Göpp. . i «|— | + 'Zd. Scha.| Liseker B., Pilsner
| B, Merklin. B., Rad-
nicer B.
Alethopteris pterei- | ů Kladno-Rakonicer B,
des Bst. . RN s dla Za. Pilsner B., Miresch.
B.
Alethopteris Serli Bgt. | 4- | — | Zd. Scha.| Kladno-Rakonicer B.,
| Liseker B., Příleper
Piísner B., Merkliner
| B., Radnicer B.
Alethopteris aguilina | ka: Kladno-Rakonicer B,
žáky ooo o BA oa obr es er E oh Pilsner B.
Schizopteris Lactuca | Pilsner B., Radnic, B.
Presl. IF —
Adiantites gicanteus Liseker B., Radnicer
pp. ar? Das B., Pilsner B.
Odontopteris Reichi- |
ana Gtb.. . 17 nade Liseker B.
| |
C. Lycopodiaceae.
Lepidodendron dicho- | vý Kladno-Rakonicer B.,
tomum Stbg. . .| — | —- (Zd. Scha.| Liseker B., Miresch.
| B., Pilsner B., Rad-
| nicer B.
Lepidodendron lari- | Kladno-Rakonicer EB.,
cinum Stbg. + | — | Šcha. Příleper B., Miresch.
| B., Pilsner B., Rad-
| nicer B.
Sigillaria elongata | Kladno-Rakonicer B,,
Bst. AT Příleper B., Miresch.
| B,, Pilsner B, Rad-
nicer B.
Stigmaria ficoides | 4 Überall.
POBER 33. 4, 14 cha;
Cordaites borassifolia | „ Ra Kladno -Rakonicer B.,
, Ung. „+ | + |Zd. Scha.| Příleper B., Liseker
| B., Pilsner B., Rad-
nicer B
Ein Fruchtstand, viel- |
leicht |
Antholithes Pictair- | Liseker B.
niae Lind! u. Hutt + +.
"Waldenburg.
Schlesien |
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg. i
Charlottenbr.|-
Waldenburg.
Waldenburg,
Waldenburg.
Waldenburg.
91
Schatzlar.
-© Viel reger ist der Steinkohlenbergban bei Schatzlar; er ist da-
‚selbst durch viele Schachte und Stollen offen.
Die geologischen Verhältnisse sind hier etwas komplizierter als
bei Schvadovitz, schon durch die grössere Anzahl von Flötzen,
deren man hier 25—26 zählt und ferner durch die vie'fachen Stö-
rungen, denen die Flötze hier unterworfen sind, so dass es einer
längeren Zeit bedarf, die gehörigen Verhältnisse herauszufinden ; selbe
hier zu besprechen, kann ich mich nicht unterfangen, einestheils, weil
diesen geologischen Theil seinerzeit H. Prof. Krejčí liefern wird,
anderntheils, weil die Schilderung mehr Raum erfordern würde, als
-ich für meine diessmalige Aufgabe beanspruche; ich werde mich.
daher bloss darauf beschränken, ebenso wie ich es bei Schvado-
vitz gethan, die einzelnen Fundstellen bloss in BamE auf ihre fos-
-sile Flora zu besprechen.
Wie. auderorts, so waren auch hier die Fundstätten von Petre-
facten, die bei den einzelnen Schachten und Stollen ausgeführten
Halden von Kohlenschiefer, der sich, um es-hier erst im Allgemeinen
zu sagen, von dem bei Schvadovitz durch seine grosse Tendenz
zur Sphärosideritbildung unterscheidet.
Auch diesen Ort hatte ich zweimal besucht, und zwar einmal
1868 mit Dr. Anton Frič; damals bestand das erworbene Mate-
riale grossentheils in einer Schenkung, die uns der dortige Herr
Bergdirektor Heřman machte; diese Petrefacte, die wir damals
geschenkt bekamen, stammten insgesammt vom sogenannten „Georg-
schacht“, von wo ich schon damals einige Petrefacte gewann.
< Zum zweitenmale besuchte ich diesen Ort mit H. Prof. Krejčí
1869 und diessmal sammelten wir von 5 Orten (Stollen und Schächten)
Petrefacte ein, den Georgschacht mit einberechnet. |
Die Hauptausbeute bot auch diesmal der Georgschacht; denn
-das 1869 aufgesammelte Material ergab, nachdem es bestimmt ward,
-29 Arten und das 1868 bot 24 species; darunter waren 19 in beiden
> Jahren gemeinschaftlich und zeigte das 1868 gefundene Materiale 5
species eigen und das von 1869 zeigte deren 10.
Der Kohlenschiefer, der -hier vorkommt, zeichnet sich durch
seinen Glimmergehalt aus, ähnlich wie bei Schvadovitz, ist aber
etwas sandiger und thonhaltiger und hat, wie ich schon erwähnt,
eine grössere Tendenz, sphärosideritisch zu werden, so dass er be-
92
deutend härter als bei Schvadovitz ist; seine vorherrschende Farbe č
ist grau, lichter als bei Schvadovitz.
Die Petrefacte sind bei diesen Umstánden im Ganzen si ea
und auch die Nerven, Narben etc. deutlich sichtbar; gewöhnlich sind
die Petrefacte mit einer ziemlich deutlichen Kohlenschichte überzogen,
als ursprünglicher Pflanzensubstanz ; in der Nähe des Kohlenflötzes ©
ist der Schiefer auch ziemlich mit Kohlensubstanz durchsetzt und
desshalb von dunklerer Farbe und die Abdrücke etwas undeutlicher,
Ich will nun die Petrefacte von hier anführen und zwar die
aus beiden Fundjahren stammenden nebeneinander.
|
Schlesien
| Georg- | Andere Orte
schacht | desselben Andere Becken Bühmens
1868|1869, Berkens
A. Equisetaceae.
Calamites Suckowi „ | Kladno-Rakonicer B.,
Bst. u + 'Schva. Zd.| Liseker B., Miresch.
Ra. B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
variet: ramosus Art. | + | +
Calamites cannaefor- Kladno-Rakonicer B.,
mis v. Schloth.. — Liseker B., Příleper
B., Pilsner B.. Rad-
nicer B.
Huttonia spicata Stbg. | — | + Radnicer B.
Sphenophyll. Sch'ot- S Kladno-Rakonicer B.,
. heimi Bgt. . + | + |2d. Schva.| Liseker B., Miresch.
Ra. B., Pilsner B., Rad-
nicer B., Merklin. B.
Annularia sna Kladno-Rakonicer B.,
Bgt. i + | + Žd. Schva.| Liseker B., Pilsner
Rad. B., Radnicer B,, Ze-
bráker B., Holoubkau.
B., Mireschauer B.
B. Filices.
Sphenopteris muri- Liseker B., Pilsner
cata Bgt. + | Schva. | B., Merklin. B., Rad-
nicer B.
Sphenopteris obtusi- Kladno-Rakonicer B.,
loba Bgt.. . « + | + | Schva. | Liseker B., Žebráker
i B., Pilsner B., Rad-
, nicer B.
Sphenopteris tridac- Liseker B., Pilsner
tylites Bgt. . „= | + | Schva. | B., Radnic. B., Merk-
liner B.
Sphenopteris Meifolia Lisek. B., Radnic. B.
Stbg. sd Mares
Sphenopteris tifoli Radnic. B., Pilsner B.
ta Bot... — |-
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg. |
Waldenburg. |
Waldenburg.
Waldenburg.
Waldenburg.|
Waldenburg.
93
Georg- | Andere Orte |
schacht | desselben Andere Becken Böhmens | Schlesien
[1868|1869, Peokens |
Sphenopteris Schlot- Pilsner B. |
heimi Bgt — | + Waldenburg.
Sphenopteris elegans
Bet. eb
? Hymenophyllites fur- Kladno-Rakonicer B.,
catus Bgt. i + + Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B., Rad-
nicer B.
Hyménophyllites sti- Kladno-Rakonicer B.
pulatus Gtb. — |-
Neuropteris angusti- Liseker B., Pilsner
folia Bgt. + B., Radnie. B., Merk- | Waldenburg.
liner B.
Neuropteris gigantea L Klxdno-Rakonicer B.,
212 1 Re > ara + | Zda. Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
B., Radvie. B. i
Neuropteris acutifolia | Liseker B., Pilsner
Bebe% Zn — + B., Radnic. B., Merk- | Waldenburg.
liner B.
Neuropteris flexuosa Kladno-Rakonicer B.,
Stbg. 2 .— + Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
B., Radnic. B., Mork-
liner B.
Dictyopteris BEN: ? | Liseker B., Příleper
arti Gtb. : m Zd. B., Zebráker B., Pil-
sner B., Radnicer B.
Cyatheites dentatus Kladno-Rakonicer B.,
Bgt. (Gópp.) + |-| Schva. | Liseker B., Pilsner
B., Merklín. B., Rad-
l nicer B.
Cyatheites Miltoni „| Kladno-Rakonicer B.,
Gópp. . -| — | + |Schva. Zd.| Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
B., Merklin. B., Rad-
nicer B.
Lonchopteris Een Liseker B., Pilsner
3 l on né — | + | Schva. B., Radnicer B.
C. Lycopodiaceae.
Lycopodites Selagino- Klsdno-Rakonicer B.,
ides $tbg. + |- Liseker B., Pilsner | Waldenburg.
B., Merklín. B., Rad-
* nicer B.
Lepidodendron dicho- Kladno-Rakonicer B.,
tomum Stbg. + | + (Žd Schva.| Liseker B., Miresch.
; B., Pilsner B., Rad-
4 nicer B.
Lepidoderdron als
Ulodendron . + m a
Sagenaria elegans L. |. Kladno-Rakonicer B.,
H. + (+ Pilsner B., Radnice. B.
Sagenaria rimosa Stb. +|+ Radnic. B.
ev
|" Georg- | Andere: Orte ců
schacht | desselben Andere Becken Bohmens Schlesien | - 1
Iorelııagao| Beckens EM =
gr 1868|1869, 1 jv
Bagenaria obovata | | Kladno-RakonicerB, | md
Stbg. <<- « «". | + | — | Schva. | Pilsner B., Radnicer | Waldenburg.)
| B., Merkliner B.
Sagenaria als: Aspi- | Kladno-Rakonicer B., |
disria undulata | Pilsner B., Radnic. B, 2
Stbe. . - | [ ;
als Sagendri caudata | i
Stb |I—|+ bo
| fodonhylidní majus | | Radnie. B., Miresch.
Bat. + | — | Schva. B., Pilsner B.
Sigillaria angusta Bot. I u Pilsner B., Radnie, B.
| Liseker B.
Sigillaria Cortei Bgt. ' + | — Pilsser B., Radnic. B.,
| ? Kladno-Rakonicer B. v |
Stigmaria ficoides Bot. | — | + |Zd. Schva. Alle Becken. Waldenburg.) -
Ra.
ň
Cordaites borassifo- „ | Kladno-Rakonicer B.,
lia Ung. << <|- | — |Schva. Zd.| Příleper B., Liseker
B., Pilsner B., Rad-
| nicer B., Merklin. B.
Diese Fundstelle am Georgschacht war unter allen die ergie-
bigste, sowohl an Zahl, als auch was Erhaltung der Arten anbelangt.
Sehr schön kommen Calamiten vor, bei denen vielfach die Ast-
narben in den Gelenken erhalten sind; grösstentheils sind sie mit
einer Kohlenschicht bedeckt. :
- Unter den Farren waltet besonders die Gruppe der Sphenopte-
riden vor, welche durch beide, unserer Kohlenformation eigene Arten
Sphenopteris und Hymenophyllites vertreten ist. ©:
Auch die Neurop teris-Gattung hat einige Arten aufzuweisen. ©-
Doch gewinnen in dieser Ablagerusg allmälig die Pflanzen čí
höherer Ordnungen: Lycopodiaceae und Sigillarieae die
Oberhand, so dass diese Ablagerung einer tieferen Zone zuzuzáhlen © ©
sein dürfte, als Schvadovitz, wenigstens vielleicht eine Partie * ©
derselben. N
Die zweite Fundstelle ist der sogenannte Fannischacht. :
Der Kohlenschiefer von hier ist ähnlich beschaffsn, wie am frü-
heren Orte, grau, sandig, glimmerháltig. Die Zabl der Arten ist ©
jedoch eine geringere; denn vom hiesigen Orte záhlen wir bloss 12
Arten; auch kommen sie nicht mehr in der Anzahl der Een
vor, wie am ersteren Orte. : p
Leider konnte bei keinem dieser Orte ermittelt werden, auf,
795
welchem Flötze gebaut wird, um die nähere Beziehung der einzelnen.
zu einander zu ermitteln.
Ich will die Petrefacte von diesem Orte nicht für sich aufzählen,
sondern zugleich mit den übrigen, weil die Anzahl derselben auch —
bloss eine geringe ist.
Der nächstfo!gende Fundort ist der Julienschackt; der
Schiefer stimmt in seiner Beschaffenheit mit dem der früher ge-
nannten Orte überein; auch kommen die hier erscheinenden Petre-
facte dort vor.
Die Artenzahl ist ebenfalls eine geringe und zwar beträgt sie
bloss 8.
Der vierte Fundort ist der Antoni-Schacht. An diesem
' Orte war der eigentliche Schiefer nicht mehr vorhanden, dafür eine
Partie eines mehr von Kohlentheilchen durchdrungenen Schiefers.
Hier hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wie sehr verschieden,
© namentlich Überreste von’ Stämmen im Stadium mit erhaltener Rinde
und im Stadium decorticationis von einander sind; und zwar beob-
achtete ich es an einem Lepidodendron laricinum Stbe. und
-einer Sigillaria Cortei Bgt.
| Das erste stellte ein Exemplar dar, wo die Rinde grossentheils
verloren war; der entrindete Theil zeigte eine glatte Oberfläche mit in
- Rhomben gestellten, punktförmigen Vertiefungen, wie selbe gewönlich
bei den Halonien angeführt werden, welche jedoch, wie ich in
meiner „Steinkohlenflora von Kralup“ gezeigt, höchst wahrscheinlich
mit Lepidodendron zusammenhängen, was auch dies Exemplar
abermals bestätigt; denn der darauf erhaltene Riudenabdruck zeigte
deutlich die Nárbchen von Lepidodendron laricinum Stbg.,
-die früher erwähnten Pünktchen entsprechen genau den Schildchen
in den Lepidodendron-Narben.
Die mit den erwähnten Punkten erhaltenen Abdrücke können .
daher zwei Stadien angehören und zwar der Innenfláche der aus
oder der Oberfläche des Ausfůllungskernes. *
-. Die zweite Art ist eine Sigillaria Cortei Bgt. Auch hier
- war die Rinde bloss theilweise erhalten; der entrindete Theil zeigte
deutlich die den Sigillarien eigenen Längsfurchen; auf denselben
befanden sich in abwechselnder Folge etwas in die Länge gezogene
-rundliche Nárbchen, wie sie z. B. bei der Sigillaria elongata
Bgt. angeführt werden.
Der erhaltene Rindentheil trug grössere Blattnarben, mit den
von Gefässen herstammenden Sunktfärmigen Spuren, 3 an der Zahl;
es waren Narben der Sigillaria Cortei Bgt.
Die früher erwähnten Närbchen an dem entrindeten Theile ent- =
sprachen ganz den letzteren in der Stellung; kein Zweifel also, dass
selbe die gemeinsame Durchtrittsstelle für die Gefässe, die durch die
a
3 Höckerchen in der Blattnarbe zum Blatte zogen, vorstellen — und.
viele decortikat erhaltene Stämme von Sigillaria werden noch als
eigene Arten angeführt, während, wie aus Gesagtem erhellet, selbe
bloss ein anderes Erhaltungsstadium von schon bestehenden Arten
darstellen; die meist in dieser Hinsicht verdächtige species ‚scheint
mir Sigillaria elongata Bgt.
Der letzte Fundort von Petrefacten war der Procopistallen
Hier stellte sich die Artenzahl als die geringste, indem es mir gelang, |
aus dem aufgesammelten Materiale bloss 7 species zu bestimmen.
Was den Kohlenschiefer anbelangt, so stimmt er mit dem der
früher angeführten Fundorte, in Bezug auf seine Zusammensetzung,
überein; ist grau, sandig-thonig, glimmerhältig; auch sphaerosideritisch
wird er stellenweise.
Aus welchen Flötzen die Kohlenschiefer an den einzelnen Fund- i
orten stammen, lässt sich nicht recht bestimmen, da durch grosse.
Anzahl und mithin grössere Nähe der Flötze der Koblenschiefer von
mehreren Flötzen zugleich herausgeführt wird.
Doch so viel lässt sich annehmen, dass die Partie von Flötzen,
auf denen der „Georgschacht“ geschlagen ist, einer älteren Zone an-
gehört, als die übrigen Flötze, auf denen die übrigen angeführten
Schächte und Stollen bauen.
Die Petrefacte der 4 angeführten Orte gruppiren sich folgender-
massen: ge Sl
= | Andere Orte Andere Orte Bůhmens,
= desselben :
= |- Beckens
Fanni- '
| schacht
|
ME
Ir
|
Schatzlar
Schlesien.
Julien-
schacht
Antoni-
schacht
|| Procopi-
|
|
|
|
|
A. Equisetaceae. ša
„Calamites Suckowi Bgt. . | — | — | -+ | — (Žd. Schva.| Kladno-Rakonicer B.,
| | Ra. Liseker B., Miresch.
B., Pilsner: B., Merk-
liner B., Radnicer B.
jes . Waldenburg.
variet.: ramosus Art. . + | — | — | + P ie
| Asterophyllites equiseti- | Kladno-Rakonicer B,
formis Bet. . . < -| — | — | + | = (Žd.Schva.| Příleper B., Liseker'
Pilsner B., Merkl. B.
| Rad. B. Wardenburg:
Ra. B., Mireschauer B., je
Schatzlar
-| Annularia longifolia Bgt.
„Sphenophyllum
Schlot-
-heimi Bgt. . gear
B. Filices.
Sphenopterismuricata Bgt.
Sphenopteris © acutifolia
? Hiokanojienié " latifolia
Ki henophyllilou:farěstná
Bst. . . i
. L . .
-| Neuropteris gigantea Stbe.
Neuropteris
Bst. .
/
angustifolia
Dictyopteris Brongniarti
S:
C. Lycopodiaceae.
"Lepidodendron dichoto- |
- mum Stbg.
Lepidodendron laricinum
Stbg. . EIER
- D. Sigillarieae.
Sagenaria obovata Stbg. |
als caudata Stbg.
| Sigillaria subrotunda Bgt. |
“
+ +++
=
©
—
—
>
De
a
| Audere Orte
desselben
Beckens
Andere Orte Bühmens.
Schlesien.
+
+
Žd. Schva.
Ra.
Žd. Schva.
Ra,
Schva.
Schva.
24. Schva.
| Schva.
Schva.
Kladno-Rakonicer B.,
| Liseker B., Pilsner
B., Radnicer B., Že-
brák. B., Holoubkau.
B., Mireschauer B.
Waldenburg.
Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B., Merklin. B.
Waldenburg.
Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B, Rad-
nicer B.
Waldenburg.
Radnicer B.
Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., Pilsner
B., Merklin. B., Rad-
nicer B.
Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., Pilsner
B., Radnicer B.
Waldenburg.
Liseker B., Pilsner
B., Radnic. B., Merk-
liner B.
Waldenburg.
Liseker B., Piileper
B., Zebräker B., Pil-
sner B., Radnicer B.
Kladno-Rakonicer B.,
Liseker B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B.
Kladno-Rakonicer B,, |-
Prileper B., Miresch.
B., Pilsner B., Rad-
nicer B
Waldenburg.
Kladno-Rakonicer B.,
Pilsner B., Radnicer
B., Merkliner B.
Waldenburg.
E | Z B 4m. a z Andere Orte | Andere Becken Böhmen, |
Schatzlar = S Z 3 | 8 3| 85, desselben ! 1%
z EES ss, Beckens Schlesien.
Stigmaria ficoides Bgt. .| + | + | + | — |Zd. Schra. Alle Becken.
| „ Ra. Waldenburg.
Cordaites borassifol. Une. | + | — | + | — (Zd. Schva.| Kladno-Rakonicer B.,
h Prileper B., Piseker
| B., Pilsner B., Rad-
nicer B., Merklin. B.
| |
Wenn wir nun die Petrefacte der angeführten Orte betrachten,
so lässt sich eine allgemeine Verwandtschaft einestheils zwischen den
Fundstellen eines Ortes untereinander, als auch der einzelnen ange-
führten Orte herausfinden.
Vorerst stimmen alle darin überein, dass die niederen Pflan- %
zenordnungen der Eguisetaceae und Felices vorwalten; dies
deutet also auf eine höhere Zone etwa IV. und V. Zone Geinitz’s;
nur die untere Partie der Schatzlarer Flötze scheint mir etwas älter
zu Sein.
Ferner haben alle 3 Orte eine genug grosse Anzahl von Petre-
facten gemeinschaftlich, die auf den Zusammenhang der erwähnten
3 Orte unzweifelhaft schliessen lassen.
Ausserdem zeigt die ziemliche Übereinstimmung der Petrefacte
von den einzelnen Fundstellen am Orte Schvadovitz und Schatz-
lar, dass die einzelnen Flötze, in Schvadovitz also die zwei er-
wähnten, in Schatzlar dann die grössere Anzahl derselben, die
durch die verschiedenen Schächte und Stollen angefahren und ahgelane k
werden, in naher Beziehung zu einander stehen.
Um die Übereinstimmung an den einzelnen Orten Ra
will ich hier noch ein Verzeichniss von Petrefacten aller 3, bis jetzt
angeführten Orte, folgen lassen, während ich die Übereinstimmung
der. einzelnen Fundstellen der einzelnen betreffenden Se bereits ©
früher angeführt habe.
Andere
Becken Bóhmens
dárek
Schlesien
| |
A. Equisetaceae: | Aus dem
Früheren Frůheren|
Calamites Suckowi Bgt. . + | +
i N zu ersehen.
Calamites approximatus Bet.
Calamites canaeformis Schloth.
ls
zu ersehen. ji
| Aus dem PSC:
199
Andere
Becken Bóhmens
Schlesien
| Huttonia carinata Gtb.
Huttonia spicata Stbg. ;
| Asterophyllites equisetiformis
Bst
? A oronhylišos foliosus L.H.
(Fruchtáhre) :
Annularia longifolia Bet.
Fruchtähre hievon . .
Annularia sphenophylloides
Sphenophyllum Schlotheimi Bst.
Sro n emarginatum
5 Tr ER
B. Filices.
Sphenopteris tridactylites Bgt.
Sphenopteris obtusiloba Bgt.
Sphenopteris muricata Bgt. .
Sphenopteris delicatula Stbg.
Sphenopteris coralloides Gtb. .
Sphenopteris Hönighausi Bet.
Sphenopteris Asplenites Gtb.
| Sphenopteris trifoliata Bgt.
Sphenopteris Schlotheimi Bgt.
Sphenopteris elegans Bgt.
Sphenopteris latifolia Bgt. .
Sphenopteris meifolia Stbg.
Hymenophyllites furcatus Bgt.
Hymenophyllites stipulatus Gtb.
Schizopteris Lactuca Presl.
Schizopteris Gutbieriena Presl,
Neuropteris acutifolia Bgt. .
: Neuropteris angustifolia Bgt. .
Neuropteris flexuosa Stbg. .
| Neuropteris gigantea Stbg. .
Neuropteris heterophylla Stbg.
Neuropteris tenuifolia Stbg.
Dictyopteris Brongniarti Gth. .
Adiantites giganteus Gpp. .
Odontopteris britanica Gtb.
Odontopteris Reichiana Gtb.
Odontopteris Schlotheimi Bgt.
Cyatheites arborescens Göpp.
Cyatheites Miltoni Göpp. .
Cyatheites Oreopteridis Gpp.
Cyatheites dentatus Gpp. Dat.
Cyatheites Caudolleanus Bg'.
Alethopteris Serli Bgt. é
Alethopteris- aguilina Bst.
Alethopteris longifoiia Stbg,
Alethopteris pteroides Bgt..
_Alethopteris Pluckeneti Bst,
Lonchopteris rugosa Bgt.
—
==,
+
+
=
—
=-
FE
—
-r
—
ká
—
—
+
+
--
=-
AH HF
-+
+ ++ ++
L.of 6,
HIT IH HH EFT 4441 H+
Aus dem
Früheren
zu ersehen.
Be ee. táta
|
Aus dem
Frůheren
zu ersehen.
T*
Andere
Becken Böhmens
|
==
C. Lycopodiaceae.
Lycopodites Selaginoides Stbg.
Lepidodendr. dichotomum Stbg.
Lepidodendron laricinum Stbg.
Sagenaria aculeata Stbg.
Sagenaria elegans L. H.
Sagenaria rimosa Stbg.
Sagenaria obovata Stbg..
als: caudata Stbs.. . :
als: Aspidiaria undulata Stbe.
Lepidophyllum majus Bgt.. . |
Lepidostrobus variabilis L. H.
Bergeria rhombica Stbg.
Cardiocarpum emarginatum Bgt.
Cardiocarpum Gutbieri Gein. .
Sigillaria elongata Bgt. .
Sigillaria distans Gein.
Sigillaria angusta Bgt. 5
Sigillaria Cortei Bgt. . . |
Rhodocarpus amygdalaeformis
Gópp. £ Berg. ... 4. .
Stigmaria ficoides Bgt.
Cordaites borassifolia Ung.
? Nöggerathia folicsa Stbg. .
Antholithes Pictairniae Lindl.
I" SHkt.
| Carpolithes clipeiformis "Gein.
Aus dem Aus dem
Früheren Früheren
= rm
ad
44444
FEL +++ +
zu ersehen. zu ersehen.
ae
et best
[++]
Ei
—
me:
- Es sind also durch die Arbeiten der Durchforschungsmitglieder
aus der Ablagerung am Fusse des Riesengebirges (ohne Hinzuziehung
der Radovenzer Arten) 71 Arten von Petrefacten bekannt ge-
worden, während bis neuester Zeit von hier fast gar keine Petrefacte
bekannt waren; denn wie ich schon früher angegeben, wurde bisher
bloss von Schvadovitz bei Ettingshausen (Flora v. Radnitz),
1 Art angeführt; von Schatzlar bei Sternberg 5 Arten, bei
Geinitz (Versteinerungen der Steinkohlenformation von Sachsen) ©
Schlesien >
6 Arten und bei Ettingshausen ebenfalls 5 Arten; von Žďárek A
sind bisher keine Petrefacte bekannt gewesen.
Wie aus dem vorliegenden Verzeichnisse erhellet, haben die
E quisetaceae und Filices bedeutend vorgeherrscht und zwar
ist unter den Farren die Ordnung der Sphenopteridae am stärk- ©
sten vertreten; auch die Neuropteriden zählen ziemlich zahl- ©
reiche Vertreter, ob zwar sich nicht mit Bestimmtheit sagen lässt,
ob nicht etwa die eine oder die andere Species zu einer einzigen -
(101
gehören, so dass dann ihre Zahl nicht so hoch ausfallen würde; vor-
-láufig will ich es noch so bestehen lassen.
Schatzlar und Schvadovitz haben ziemlich viele Arten
gemeinschaftlich, ebenso Schvadovitz und Zdärek, während die
Zahl der allen 3 Orten gemeinschaftlichen Petrefacte nur eine gerin-
gere ist.
Über die einzelnen Petrefacte könnte man in Kürze folgendes
‚erwähnen:
Calamites kommt besonders als Calamites Suckowi Bgt. vor,
und zwar zumeist als Stämmchen, wenn auch häufig genug im Ab-
druck auf Schiefergrundlage ; sehr häufig sind die Exemplare mit Ast-
narben in den Gelenken.
| Huttonia carinata Gtb. ziemlich häufig in hinreichend voll-
ständigen Ähren bei Schvadovitz.
Von Asterophyllites zeichnet sich keiner durch häufiges
Vorkommen aus.
Dagegen kommt Annularia longifolia Bgt. ziemlich häufig
vor und ist allen 3 Fundorten gemeinschaftlich.
- Annularia sphenophylloides Zk. ist ziemlich häufig,
aber nur bei Schvadovitz vorgekommen.
Unter den Arten der Gattung Sphenopteris kommt beson-
ders häufig Sphenopteris obtusiloba Best. vor und zwar häu-
figer bei Schvadovitz, in ziemlich grossen und deutlich erhal-
tenen Wedeln.
Häufiger noch ist die Sphenopteris muricata Bgt., die
besonders bei Schatzlar, namentlich in den etwas spbárosideritischen
-Schiefern ihre schönen Vertreter zählt, die manchmal so deutlich
ausgeprägte Umrisse und Nerven besitzen, dass Gypsabgüsse von
ihnen angefertigt werden können.
Unter den übrigen ist noch Sphenopteris Asplenites
Gtb. ziemlich häufig, ist aber bisher nur bei Zdärek vorgekommen
und zwar ist es eine Form, die alle von anderen Orten bekannten
Exemplare an Grösse übertrifft.
-© Hymenophyllites und Schizopteris zählen nur wenig
zahlreiche Vertreter.
Neuropteris zählt ebenfalls ziemlich zahlreiche Vertreter,
sowohl an Zahl der Arten, als der Exemplare.
Vorwaltend sind Neuropteris angustifolia Bgt. und Neu-
. ropteris acutifolia Bgt.; jedoch selten in ganzen Wedeln meist
bloss in einzelnen Fiederblättchen.
Doch dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen wer-
den, dass einige von den als selbständig angeführten Neuropteris- ©
Arten zu ein und derselben Species gehören, was wohl spätere zon Ar
liche Funde aufhellen dürften. Ý
Dictyopteris Brongniarti Gtb. ziemlich háufig, aber áúch
bloss in einzelnen Fiederbláttchen bei Schatzlar und Žďárek;
S chvadovitz hat selbe nicht aufzuweisen. Se
Adiantites und Odontopteris in wenigen Arten und.
Exemplaren bloss bei Schvadovitz; im Allgemeinen selten.
Die Gattung Cyatheites kommt häufig und in ziemlich schö-
nen Exemplaren an allen 3 Orten vor; doch ist bloss Cyatheites
Miltoni Göpp. allen gemeinschaftlich und Cyatheites Caudol- _
leanus Bgt. kommt bloss bei Schvadovitz und zwar selten vor.
Cyatheites arborescens Göpp. und Cyatheites Oreo-
pteridis Gópp. kommen háufig, aber nur bei ŽďárekundSchva-
dovitz vor; bei Žďárek ist Cyath. arborescens Gópp. be-*
sonders häufig und in schönen Exemplaren vorhanden. |
Dagegen kommt Cyatheites dentatus Bgt. nur bei Schva-
dovitz und Schatzlar vor, an welch’ letzterem Orte er besonders ©
schön und in grossen Wedeln auftritt.
Alethopteris zählt ebenfalls ziemlich zahlreiche Vertreter;
ausser den 4 gewöhnlichen Arten kommt bei Schvadovitz eine.
Art ziemlich häufig vor, die anderorts fast noch gar nicht beobachtet
wurde; es ist die Alethopteris Pluckeneti Bgt.; sie kam in
einigen schönen Exemplaren vor.
"Unter den übrigen sind dann die Alethopteris aquilina
und Al. pteroides Bgt. die häufigsten.
Lonchopteris rugosa Bgt. war bis jetzt sich fast einzig
und allein auf den Fundort Stradonitz bei Beraun beschränkt; — R
doch in diesem Becken findet sie sich auch häufig vor und zwar
letzteres bei Schvadovitz, seltener bei Schatzlar. ' SEN,
Die Lycopodiaceae weisen nicht so zahlreiche Vertreter
auf, wie anderorten Böhmens, namentlich sind die eigentlichen baum- —
förmigen Lycopodiaceae geringer vertreten; nur die niedrigeren
walten vor. en,
Lycopodites Selaginoides Stbe,, ziemlich häufig, na- ©
mentlich bei Schvadovitz; auch bei Schatzlar ziemlich
häufig. JK Äh:
Lepidodendron laricinum Stbg, bei Schatzlar
Schvadovitz, von welch’ letzterem Orte, wie ich früher erwähnte,
103
mir auch Exemplare im „stadio decorticationis“ von dieser Art be-
kannt wurden.
Lepidodendron dichotomum Stbg., an allen 3 Orten
© vorgekommen, aber nicht überall gleich häufig.
Arten der Gattung Sagenaria zeigen ein selteneres Vor-
kommen, als anderorts; doch kommen auch die Fruchtstadien Le pi-
dostrobi und die Blättchen Lepidophylla der Lycopodiaceae
“ hie und da zerstreut vor.
Die Gattung Sigillaria zählt zwar einige, aber nur geringe
Vertreter, die aber immer nur je an einem Orte und nie bei Zdärek
© vorgekommen sind.
Dagegen ist Stigmaria häufig an allen 3 Fundorten vor-
gekommen.
Gordaites borassifolia Ung. ist ebenfalls allen 3 Fund-
orten gemeinschaftlich und kommt ziemlich häufig vor.
Ausserdem kommt noch ein Fruchtstand daselbst vor, der in
verschiedener Grösse und Entwickelung vorgefunden wird; ich konnte -
ihn bis jetzt nicht mit voller Bestimmtheit klassifiziren, eben dieses
verschiedenen Vorkommens wegen; doch scheint es mir zu den Nög-
gerathieae zu gehören, und erinnert an jenen Fruchtstand, den
Göppert in seiner „permischen Flora“ als zu einer Nöggerathia
gehörig anführt, mahnt aber auch lebhaft an Antholites Pictair-
niae L. H., als welches ich ihn angeführt habe.
Nehmen wir daher auf vorstehendes Verzeichniss und die ge-
gebene Erklärung Rücksicht, so ergiebt sich, dass unter den ange-
führten Arten bloss die Alethop, Pluckeneti Bgt. dieser Ab-
lagerung eigen ist, dass aber dessenungeachtet die grösste Anzahl
der Petrefacte erst jetzt constatirt wird.
Aus der Zusammenreihung der Petrefacte und aus dem allge-
meinen Vorwalten der Equisetaceae und Filices ergiebt sich
die Nothwendigkeit, diese Ablagerung, wenigstens bei Zdärek,.
Schvadovitz und in den höheren Flötzen bei Schatzlar den
höheren Zonen Geinitz's, etwa der „Zone IV. und V.“ einzureihen,
während die tieferen Flötze bei Schatzlar immerhin einer tieferen,
etwa der III. Zone angehören könnten.
Radovenz.
Wie ich schon im allgemeinen Theile angegeben, liegt Rado-
venz etwa 1 Stunde NO. von Schvadovitz, über dem Bergrücken
104
„Zaltmann“, im sogenannten „Radovenzer Thal“, wo ebenfalls Kohle ke
zu Tage Bender wird. oa VÁ
-© Jokely beschrieb zuerst diess Vorkommen, Yiigtänd mit den. |
übrigen Flötzen bei Schvadovitz und S uk und erklärte, ©
wie ich auch schon früher angegeben, als zu diesen gehörig, nur ©
‚durch Verwerfungen, deren eine, dasselbe verwerfend, durch’s Rado- —
venzer Thal gehen soll, ausser Zusammenhang mit ihnen gebracht.
Um hier nicht nochmals alles früher angeführte zu wiederholen,
will ich kurz nur nochmals anführen, dass eine solche Verwerfungs-
kluft nicht vorkommt, auch den Bergverstándigen und Bergleuten der
dortigen Gegend gänzlich unbekannt sei, vielmehr sich diese Abla-
gerung völlig concordant mit den, gegen NO. einfallenden er
steinschichten des „Zaltmannrückens“ gelagert zeigt. ©
Über diesem Flötze befinden sich abermals Rothli oe :
sandsteine in derselben Lagerung und erst auf diesen horizontal VE
die Kreideformationsschichten. 2
Es lässt sich daher vielmehr annehmen, dass diese Flótze der
Permformation angehören. (Vide Profil im allgemeinen Theil.)
Der Bergbau ist daselbst in dem sogenannten Barbarastollen
im Betriebe. Die eigentliche Fundstátte ist daselbst, auch wie an-
deroris der ausgeführte Kohlenschiefer; in demselben zeigten sich
als vorwaltend und in bedeutender Menge Pflanzen aus der Gruppe ©
der Asterophylliteae.
Der Schiefer zerfällt leicht auf der Luft, ist von nice Farbe,
mit Kohlenschnürchen durchsetzt, ist glimmerháltig; die Petrefacte —
selbst sind bedeckt mit einer dünnen Kohlenschicht, die |
ziemlich bedeutend erscheint. A
: Einige Stůcke bestehen aus lauter Lagen von Caiuntreh 8
(dicht gedrängt einer auf dem anderen); ebenso sind Spheno- “
phyllum und Annularia sehr háufig. ee
* Dagegen ist Stig maria hier seltener, fast gar nicht in deut- -
lichen Exemplaren vorgekommen, nur die Wurzelfasern derselben.
Sigillarien habe ich selbst nicht beobachtet; ein dortiger
Bergmann jedoch besitzt ein Stück eines Stammes der Sigillaria ©
alternans L. H. von etwa 16“ Länge und 7“ Breite, das seiner
Aussage nach von da stammen soll. A
Ferner sah ich in der Sammlung des Hrn. Bergdirektors Pelikán: u i
von Nyřan Exemplare von Sigill. alternans L. H, die. ‚seiner. A
Behauptung nach auch von Radovenz stammen solldar * en: vš
‘Wenn auch diese beiden Nachrichten verbürgt er 80 sprechen “
’
105
sie, meiner Ansicht nach, doch nicht gegen die früher aufgestellte
Meinung, dass das Radovenzer Flötz der Permformation angehöre.
Als Eigenthümlichkeit unter den Petrefacten von Radovenz führe
ich an das Vorkommen einer Fruchtähre, Huttonia, in Verbindung
mit der Mutterpflanze.
Das Exemplar stellt nämlich einen Calamites. Sheköwi
Bgt. mit zwei Gliedern und einem Gelenke dar.
-© Aus dem Gelenke geht nun ein Stück einer Ähre ab, die sich
als Huttonia carinata Germ. herausstellte.
Das Nähere hierüber mit der zugehörigen Abbildung habe ich
in den „Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften
1872“ veröffentlicht.
In den Schichten des Bergrückens „Žaltmann“ kommen, wie
schon früher erwähnt, zahlreiche Stammstücke verkieselter Coniferen
-aus der Gattung Araucarites vor, und auf diesen Ort beziehen
sich Göpperts Beschreibungen von „versteinten Wäldern“ im böhmi-
schen Riesengebirge. |
Von diesem Orte wurden auch noch nirgends Petrefacte an-
geführt.
„ Ich besuchte ebenfalls 1869 mit Prof. Krejčí diesen Ort. Aus -
dem aufgesammelten Materiale wurden 12 Arten bestimmt; auch hier
walten die Equisetaceae und Filices vor, indem selbe 10 Arten
zählen, während die noch übrigen zwei auf die Sigillarieae zufallen.
|
|
A. Eguisetaceae.
Calamites Suckowi Bgt. . | + | Zd. Schva. Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
' Scha. | Liseker B., Miresch.
| B., Pilsner B., Merk-
liner B., Radnicer B.
| Andere Orte |
| desselben Andere Becken Böhmens Schlesien
Beckens
Radovenz
|
mit: Huttonia carinata
Germ. "|
Annularia longifolia Bet.
++.
| Zd. Schva.| Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
Scha. | Liseker B., Pilsner
B, Radnicer B., Ze-
bráker B., Holoubkau.
B., Miresch. B.
? Bruckmannia tubercu-
lata Sternbg, . . + | Schva. | Radnic. B., Pilsner B.
Annularia sphenophylii
des Lk, in | Schva. | Lisek. B., Pilsner B.
106 ES | | A
k | = | Andere Orte
5 desselben Andere Becken Bóhmens | Schlesien
= Beckens '
Sphenophyllum Schlot- k Kladno-Rakonicer B., 14. hei A ea
heimi Bgt.. . . . . || + | Zd. Schva.| Liseker B., Miresch. | Waldenburg. | sg
Scha. | B., Pilsner B., Rad- |- T-
nicer B., Merklin. B
Sphenophyllum emargina-
tum Bgt. = Schva. | Liseker B , Radnic. B.
Asterophyllites equiseti- 6 Kladno-Rakonicer B., |.
formis Bgt. . . | + | Zd.Schva.| Prileper B., Liseker | Waldenburg. |
B., Mireschauer B.,
Pilsner B., Merklin.
B. Fillces. B., Radnicer B.
Alethopteris aguilina Bgt. | + Zd.Schva. Kladno-Rakonicer B., | Waldenburg.
Pilsner B.
Cyatheites arborescens N | Kladno-Rakonicer B.,
Gópp. « « =» « « «| + |Zd.Schva.| Liseker B., Miresch.
| B., Pilsner B., Rad-
C. Sigillarieae. nicer B.
Sigillaria alternans L. H. | + Liseker B., Kladno- | Waldenburg.
Rakonicer B., Rad-
nicer B., Pilsner B.
Stigmaria ficoides Bgt. . | + ae Überall. Waldenburg.
cha.
Was die Vertheilung der Petrefacte anbelangt, so kommt Cala-
mites Suckowi Bgt. sehr häufig vor, und zwar in der gut aus- ©
gesprochenen Form, die an Calamites decoratus erinnert.
Huttonia carinata Germ. kam nur in dem einen, früher
erwähnten Exemplare, mit Calamites Suckowi Best. vor. EN.
Die übrigen Equisetaceae, Annularia, Spheno- —
phyllum und Asterophyllites kommen ziemlich häufig vor.
Von Filices kommen Alethopteris aquilina Bgt.
uud Cyatheites arborescens Gópp. ziemlich gleich häufig gt
vor; häufig sind sie beide fruktifizirend. BER
Sigillaria alternans L. H. ist nur in beiden früheren ©
Fällen bekannt. SOA
Stigmaria ficoides Bgt.ist, wie frůher erwáhnt wurd, ©
hier seltener als anderorts. Bas
Wenn wir also die Ablagerung am Fusse des Riesengebirges © n
betrachten, so ist selbe eine viel regelmássigere, als aus der Abhand- Fr
der Radovenz er
lung Jokely’s geschlossen werden könnte;
107
P Zug ist kein durch Verwerfung entstandener, sondern ein selbstän-
diger und zwar ein höherer, als die bei Schatzlar und Schva-
dovitz, von welchen er durch den mächtigen Bergrücken von Roth- -
liegendsandsteinen VŽ altmann“ getrennt ist.
Thierspuren wurden bisher nicht aufgefunden.
Herr Prof. Krejčí hielt einen Vortrag über den bon
Character der Zwillingshälften des Quarzes.
Die cirkuláre oder richtiger elliptische Polarisation des Quarzes
hängt, wie in einem früheren Vortrage nachgewiesen wurde, von der
Tetraidform der Krystallmollecuie des Quarzes ab, deren zwei Kan-
tenlängen und zugleich Elasticitátsaxen sich zu einander verhalten,
wie 1:4m, wobei m eine ungeräde rationelle Zahl ist, wie diess
auch an Krystallen des Zuckers und des Seignettesalzes constatirt
© wurde. Eben so wurde nachgewiesen, dass von dieser Tetraidform
der Quarzmolecule die gyroidischen Flächen
zz abc,
ua Jo, u. S. W.
sich ableiten lassen, in denen důs Verháltniss 1:4 vorkömmt.
Easst man analog den gyroidischen Tetartoidgestalten des tes-
- Beralen Systemes, wie sie am chlorsauren Natron vorkommen, die
Krystallgestalten des Quarzes ebenfalls als eine gyroidische Tetarto-
ědrie auf, so zerlegen sich die Rhomboeder, Skalenočder und hexago-
male Pyramiden in hemiedrische und zugleich hemimorphe Flächen-
‘gruppen, welche mit einer eiuzigen positiv oder negativ gelegenen
© Pinakoidfläche sich combiniren können, wodurch eben der hemimorphe ©
Character wie am Turmalin, deutlich zum Ausdruck gelangt, indem
bei der tetraidischen Entwicklung die Pinakoidfläche nur an dem
einen oder dem anderen Pole erscheint.
Die sechsseitigen Protoprismen zerlegen sich hiebei in dreiseitige,
und die zwölfseitigen in symmetrisch sechsseitige Prismen.
Es erscheinen hiemit geneigtflächig (tetračdrisch) und parallel-
Hächig (pyritoidisch) hemiedrische Gestalten in einer Reihe, wie bei
der Tetartoödrie des tesselaren Systemes.
Die einfachen Krystallgestalten des Quarzes erscheinen desshalb
in Folge ihrer gyroidischen Tetartoädrie hemimorph, und in der
That wurde von Des Cloizeaux (Manuel de Mineralogie 1862) ein
solcher hemimorpher Quarzkrystall mit einer einzigen Pinakoidfläche
abgebildet.
Der grösste Theil d«s Quarzkrystall ist aber zwillingsartig ent-
wickelt und erhält: ieh: einen dirhomboödrischen Bee:
wobei wegen der gegenseitig umgekehrten Stellung der Sn
Formen die Hemimorphie derselben verdeckt wird.
Die Ableitung der Quarzgestalten von einem Rhonttesden; lb =
isoklinischer dreiaxiger Grundgestalt, stellt sich demnach naturgemässer —
dar, als die Ableitung aus einer vieraxigen, sechsseitigen Pyramide, —
da eben nur durch eine solche Ableitung das für die eireuläre oder ©
elliptische Polarisation characteristische Parameterverhältniss von 3%
1:4, als auch die hemimorph erscheinende Pinakoidfläche "= er-
kláren lásst.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
18. Dezember 1871. 3 6 2
Anwesend die Herren Mitglieder: Emler, Komárek, Be,
Vrtätko; ferner die Herren: Cimbura, Pažout, Fatsran
als Gäste. =
Doctor Komárek las eine Abhandlung über die Localität da S:
Sachsenschlacht im Liede Beneš Heřmamów und den Ursprung der
Königinhofer Handschrift, nebst Excurs über den Wysegradsagen.. č
cyklus.
52 Verzeichnis der vom 1. Juli bis Ende Dezember 1871 zum Tausche und
u
Boston, American academy of arts and science: Proceedings vol. VIII: je
/
als Geschenk eingelangten Druckschriften.
Amsterdam, Koninklijke Akad. van Wetenschappen: Jaarboek 1870;
Verslagen (Letterkunde II; reeks, 1 deel; Naturkunde 5 deel.)
Processenverbal 1870—71; Verhandelingen 12 deel; (Letterkunde)
6 deel.
Bamberg, Histor. Verein für Oberfranken : 32. Bericht.
Basel, Naturforschende Gesellschaft: Verhandlungen 5. Theil, 3. Hit.
j Batavia, Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen:
Notulen VII: 2—4, VII: 1—2; Tijdschrift 19.
- Berlim, K. preuss. Akad. der Wissenschaften: Monatsberichte Mai —
Aug. 1871; Abhandlungen 1870; Statut fůr das Institut fůr ar-
cháologische Correspondenz.
Berlin, Deutsche geolog. Gesellschaft: Zeitschrift d. d. geol G. 23.
Bd., 2. Heft.
Bonn, Naturhistor. Verein: Verhandlungen, 27. Jahrgang.
Boston, Boston society of natural history: Memoirs vol. II, p. 1; Pro-
ceedings vol. XIII: 15—23 (Bogen).
18—37 (Bogen).
. Bremen, Naturwissenschaftl. Verein: Beilagen zu den Abhandlungen
Nro. 1. (Tabellen über d. Flácheninhalt u. s. w. des Bremischen
Staates.)
Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens: Zeitschrift
-110 Bi. und Register zu Bd. VI—X; Scriptores rerum Silesia-
carum 6 Bd.; Alwin Schulz, Die Schlesischen Siegel.
Brünn, K. k. mähr.-schles. Gesell. für Ackerbau, Natur- und Lan-
deskunde: D’Elvert, Geschichte der Gesellschaft, Brünn 1870;
+110,
C. Diebl, . Landwirthschaftliche. Remuisodnzby und (vue
ete., Brünn 1870. : |
Brodce L'Academie royale des sciences, des lettres et des ben ES :
arts de Belgigue: Annuaire 1871; Bulletins tome 29—30; Mé-
moires (4°) t. 38; Mémoires cauron. t. 35—36. | Be
Cambridge, Association for the advancement of science: 18. Meeting ks:
held Salem, Mass. :
Cambridge, Museum of comparativ Zoölogy: Bulletin vol. II, nr. 18
Dresden, Kais. Leop»ldino Carolinische deutsche Akademie der Na-
kurforscher: Verhandlungen 35. v
Dresden, Verein für Erdkunde: Jahresbericht 6—-7 sammt Nachtrag.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Sitzungsberichte“ er
1870—71. a
Florenz, R. comitato geologico d’Italia: Bolletino, 1871: Nro. 5—10.
Frankfurt a. M., Physikalischer Verein: Jahresbericht 1869—70.
Freiburg, Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften : Be- ir ‚=
richte 3—4. Z
St. Gallen, Naturwissenschaftlicher Verein: Bericht 1869—70, —
Genéve, Société de physigue et d'histoire naturelle: Mémoires t. 0.6.1005
und Table des mémoires von t. I—XX. bo
Gratz, Naturwissenschaftl. Verein für Steiermark: Mitteilungen 9. 5
Bd., 3. Heft. Er
Hasnnbbeh: Histor. Verein für Niedersachsen: Zeitschrift, Jahrgang. ER
1870; Nachrichten 33. VE N
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Helsingfors, Finnländische Gesell. der Wissenschaften: Acta tom. 9 a:
Öfversiet 13; Bidrag till kánnedom of Finlands natur och
folk Hett 16; Bidrag till Finlands officiella statistik, V; 1. z =
Innsbruck, Naturwiss.-medizin. Verein: Berichte I. Jahrgg. 1—2.Hft.
Kassel, Verein für hessische Geschichte: Zeitschrift 3 Bd. 1—4.
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im Regierungsbezirk Cassel. v x
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Kopenhagen, Kčnigl. Akademie der Wissenschaften: Schriften (hist.
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1871 Nro. 1. bk
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Aarboger 1870: 2—4, 1871: 1; Tillaeg 1870. ©
Kronstadt, Verein für sieba nb. Landeskunde: Archiv 9. Bd. čá Hef
Jahresbericht 1869— 70. ER
RE je Es er
EA ae a v SO
BT; 111
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Heft, (mathem. phys. Cl.) 1871: 1 Heft; Abhandlungen (hist. Cl.)
11. Band, 2—3. Abtheil.; (math. phys. Cl.) 10. Bd., 2. Abth.;
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- gazdasägi közlemenyek V: 2, VI: 1—2, VII: 1—2; Archeologiai
közlemenyek VIII: 1—2; Magyarorszägi régészeti emlékek I kótet
Pr 2 rész; Monumenta (diplomataria) 12—15; (scriptores) 20, 25;
Magyar těrténelmi tár XIV—XV; Török-Magyarkori tört6nelmi
emlékek (elsö osztäly: okmánytár) IV—VI; Buda-Pesti szemle
. 1869: 3—10 fůzet; A magyar tudomänyos akadémia Ertesit je
3 evfolyam 9—20 szám, 4 évf. 1—18 az., 5 évf. 1--9 sz.; Ma-
gyar tudom. akademiai Almanach 1870, 1871; Értekezések a
tört6net tudományi osztäly kóréb 1 8—12 szäm; Evkönyvei 13
kötet 1, 2, 4, 5 darab; Rupp, Magyarország helyrajzi törtenete
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en (er IR
A da ER IR je ir 4
D
ai sd o údůsta?
ab AMU 899
SEE SEEN
4 “
Zoodotakkiant: aaa? ker r R ně oil lei ei
N
5
Inhalt.
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind im Auszuge mitgetheilt.)
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 3. Juli 1871.
H. Director Zoubek, Über die Schriften des Comenius :
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 15. Juli 1871.
* H. Dr. A. Frič, Über die Fauna der Böhmerwald-Seen
- * H. Prof. Stolba, Über das Fluorboronkalium
H. Prof. Solin, Über graphische Integration
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Pialolá sie) am 131. mh 1871.
* Prof. M. Hattala, Beitráge zur Kritik der R und Grůn-
berger Handschrift ; IA S
Sitzung der mathematisch- nataryssat chadiichotí ah am 31. Oct. 1871.
* H. Prof. Dr. Fr. Studnicka, Beiträge zum Oprrationscalcul . >
H Prof. Dr. Kůpper, Úber die Curven dritter Ordnung als Einhůl-
lende von Kegelschnitten
H. Otakar Feistmantel, Über E dopterisí an Megophytumarten der
böhmischen Steinkohlenformation
* H. Assistent Domalip, Über neuere Untersdckenpen im obale des
Electromagnetismus
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Elilolaci am n 6. Nov. 1871.
* Prof. M. Hattala, Die bisherigen Versuche zur Herstellung einer pan-
slawistischen Sprache und ihre Unzulänglichkeit .
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 15. Nor 1871.
* H. Prof. Küpper, Über Curven dritter Ordnung als Einhüllende von
Kegelschnitten ;
H. Prof. Dr. Mach, Úber o Eoschichte ad Iogische Wurzel von der
Erhaltung der Kraft . :
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte er Philologie z am 20. Nov. 1871.
Prof. Gebauer, Über einige Lautánderungen der Sprache, wie deren
Grund in der Mechanik des Sprachorgans zu suchen ist © :
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 29. Nov. 1871.
H. Prof. Dr. Mach, Über die Geschichte und die logische Wurzel von
der Erhaltung der Kraft sky EEE
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Seite
3
3
12
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39
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‚Sitzung der Classe für Philosophie, Berbkichte und Philologie am P Des 1871. ae
a, = Prof: Tieftrunk, Über die dramatischen Partien in der Grůnberger nd
2 Königinhofer Handschrift in Igor und in der Zadonština. . . . «
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 13. Dez. 1871.
H. Prof. Dr. Mach, Über die Geschichte und logische Wurzel von der
: Zinhalímný Ber" Kraft U. eko ; i 0 00
žá - * H. Otakar Feistmantel, Über die Steinkohlenflora der Ablagerung
Er am Fusse des Riesengebirgs . < . - < 2 + « + ++.. 09
* H. Prof. Krejčí, Über den hemimorphen Character der Zwillingshálften ©
des Onarzes -3 i 47 ee o
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 18. Dez. 18711. gi i
H. Dr. Komárek, Über die Localitát der Sachsenschlacht im Liede Beneš ©
Heřmanów und den Ursprung der Königinhofer Handschrift nebst ©
Excurs über den Wyšegradsagencyklus . . < . < < < < < + +109
Verzeichniss der vom 1. Juli bis Ende Dezember 1871 eingelangten Druck- | Bas? -
SCHBIEIEN -. 4.2 me O en a ee Me
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Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
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Jahrgang 15371.
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PRAG, 1871.
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Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften
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Januar — Juni.
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Verlag der königi. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.
1571.
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Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königlich
böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 11. Januar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Blažek, A.Frič, Kořistka,
Nowäk, Šafařík, G. Schmidt, Studnička, Tilšer, v. Wal-
tenhofen; als Gäste: Bořický, Dvorský, Rosický.
Herr Prof. Kořistka hielt einen Vortrag über eine ver-
meintliche Bodenhebung im der Umgegend von Plan in Böhmen.
Dr. A. Frič hielt einen Vortrag über neuere paläontologische
Vorkommen in Böhmen.
Prof. BlaZek legt folgende Abhandlung von dem ausserord.
Mitgl. Herrn E. Weyr, d. Z. in Mailand, vor:
Ueber die Fusspunkteurven räumlicher Curven.
1. Bei den räumlichen Curven kann man zwei Arten der Fuss-
punkteurven unterscheiden. Man kann nämlich zunächst eine Raum-
curve C als Enveloppe ihrer Tangenten oder aber als Enveloppe
ihrer Schmiegungsebenen betrachten. Fällt man nun von einem be-
liebig im Raume angenommenen Punkte P — dem Pole — auf alle
Schmiegungsebenen der Curve C Perpendikel, so erfüllen deren Fuss-
punkte d. h. die Schnittpunkte mit den jeweiligen Schmiegungsebenen
eine neue Raumcurve, welche wir als die „Schmiegungs-Fusspunkt-
curve“ von C mit F, bezeichnen wollen. Fällt man vom Pole P
auf die Tangenten von ČC Senkrechte, so werden deren Fusspunkte
eine Carve F; bilden, welche wir zum Unterschiede die „Tangenten-
Fusspunkteurve“ der C nennen wollen. Als nächste Aufgabe stellen
wir uns die Bestimmung der Hauptcharaktere der ersteren Fuss-
© punktcurven.
Dass die Natur der Curve F', abhängig ist vor Allem von der
Beschaffenheit der Grundcurve C, braucht wohl nicht besonders her-
1*
4
vorgehoben zu werden. Die Curve C wird ihrer Natur nach im
Allgemeinen bestimmt sein, wenn wir ihre Ordnung 0, ihre Classe
R und ihren Rang 7 kennen. Die Zahl 0 zeigt an, wie viel Punkte
C mit einer beliebigen Ebene gemein hat; % ist die Zahl der durch
einen beliebigen Punkt gehenden Schmiegungsebenen der Curve C,
und durch 7 soll schliesslich die Zahl der Tangenten von C bezeichnet
werden, welche eine beliebige Gerade durchschneiden. Es ist somit
y gleichzeitig die Ordnung der developpablen Fläche D von C. Die
übrigen charakteristischen Zahlen der Curve C lassen sich nun aus
den drei Zahlen 0, 4, 7, nach bekannten von hast aufgestellten
Formeln ableiten.
Von dem beliebig im Raume gewählten Punkte P fällen wir
auf die einzelnen, den Punkten a,, a,, a,... von C entsprechenden
Schmiegungsebenen 6,, 6,,6, ... die Perpendikel $,, 8,,8,...,
deren Fusspunkte %,,0,,0,... der Fusspunktcurve 7) angehören.
Jede Schmiegungsebene © liefert ein Perpendikel S und einen Punkt
b der Fusspunktcurve. Die sámmtlichen Perpendikel S bilden, da
sie durch einen und denselben Punkt P gehen, einen Kegel, welchen
wir mit X, bezeichnen und später näher untersuchen wollen. Die
Curve F, liegt ihrer ganzen Ausdehnung nach auf dem Kegel K.
Zunächst wollen wir den Grad der Fusspunktcurve F; bestimmen
d. h. die Zahl der Punkte, welche sie mit einer beliebigen Ebene &
gemein hat. Zu dem Behufe denken wir uns vom Punkte P zu jedem
Punkte der Ebene s eine Gerade gezogen und errichten zu ihr im
Endpunkte eine senkrecht stehende Ebene. Alle so erhaltenen Ebenen
umhüllen offenbar ein Rotationsparaboloid, dessen Scheiteltangenten-
ebene s und dessen Brennpunkt der Pol P ist. Umgekehrt ist &
die Fusspunktfläche des Paraboloides bezüglich P als Pol. Das Pa-
raboloid wird mit der developablen Fläche D, da diese von der
kten Classe ist, 2% Tangentenebenen gemeinschaftlich haben, und
da jede solche Tangentenebene zu einem in e liegenden Punkte
von F, Veranlassung gibt, so erkennt man sofort, dass F, eine
Curve 2kter Ordnung ist.
Durch den Punkt P lassen sich wie durch jeden anderen %
Schmiegungsebenen von C legen und für jede ist das von P auf
dieselbe gefällte Perpendikel ein solches, dessen Endpunkt der Pol
P selbst ist. Wir sehen hieraus, dass der Pol P ein kfacher Punkt
der Fusspunktcurve F) ist, und dass seine % Tangenten senkrecht
auf den durch ihn gehenden Schmiegungsebenen von C sind. |
Um die Classenzahl der Fusspunkteurve zu erhalten, bestimmen ©
5
wir die Zahl der durch einen Punkt gehenden Schmiegungsebenen
derselben und verwenden gleich der Einfachheit halber den Pol P
hiezu. Zunächst gehen nach Früherem durch diesen Punkt k Zweige
der Curve F, von denen jeder in Peine Schmiegungsebene besitzt,
welche jedoch, da P der Curve selbst angehört, für drei einfache
eilt; diess gibt zusammen 3% Schmiegungsebenen. Ist nun v z. B.
eine Schmiegungsebene, welche durch P geht, aber die Curve F in
einem anderen Punkte 9 oskulirt, so schneidet o in d die Curve Fi
in drei aufeinander folgenden unendlich nahen Punkten. Die diesen
Punkten entsprechenden drei unendlich nahen Schmiegungsebenen
von © werden dann offenbar (weil P in g liegt) auf © senkrecht
stehen und sich daher successiv in zwei zu einander parallelen
unendlich nahen (und auf @ senkrecht stehenden) Tangenten von
C schneiden; die beiden unendlich nahen parallelen Tangenten
liefern aber einen unendlich weiten Punkt von C, in welchem sie
sich schneiden. Umgekehrt kann man sich sehr leicht überzeugen,
dass jeder unendlich weite Punkt von C, eine durch P gehende
Schmiegungsebene liefert. Da nun C von der oten Ordnung ist, so
besitzt diese Curve o unendlich weite Punkte — ihre Schnitte mit
der unendlich weiten Ebene des Raumes. Diese o Punkte liefern
demnach neue o durch P gehenden Schmiegunsebenen von F. Wir
erkennen hieraus, dass 7, von der (3% + o)ten Classe ist.
Was die unendlich weiten Punkte von F, anbetrifft, so kann
im Vorhinein behauptet werden, dass sie immer sämmtlich imaginär
sein müssen. Man kann folgendermassen zu ihnen gelangen. Boll
der Fusspunkt der von P auf eine Schmiegungsebene von C gefällten
Senkrechten unendlich weit liegen, so muss die letztere zur Schmie-
gungsebene parallel sein, was nur dann eintritt, wenn die Schmie-
gungsebene den imaginären Kugelkreis berührt. Nun schneidet die
developpable Fläche D von C die unendlich weite Ebene in einer
Curve rter Ordnung und kter Classe, welche somit 2% Tangenten
mit dem imäginären Kugelkreise gemein hat. Jede dieser Tangenten
liegt in einer Schmiegungsebene von C und liefert demnach einen
unendlich weiten Punkt von F,. Es ist leicht zu erkennen, dass
dieser unendlich weite Punkt der Berührungspunkt der betreffenden
Tangente mit dem imaginären Kugelkreise ist. Es zeigt sich somit,
dass die 2% unendlich weiten Punkte der Fusspunktcurve sämmtlich
auf dem imaginären Kugelkreise liegen.
Der von den sämmtlichen Perpendikeln S erfüllte Kegel K7,
dessen Scheitel der Pol P ist, ensteht dadurch, dass man P mit
En
k wen
7
6
den, in Bezug auf den imaginären Kugelkreis bestimmten Polen
der Stellungen der einzelnen Schmiegungsebenen 6 verbindet. Die
Richtungen der Kegelkanten S erfüllen sonach die Curve, welche
bezüglich des imaginären Kugelkreises polar ist zur unendlich weiten
Curve der developpablen Fläche D. Die letztere Curve ist jedoch von
der sten Ordnung, der kten Classe und hat o Spitzen. Hieraus folgt
dann sofort, dass X, von der Akten Ordnung, rter Classe und mit
o Inflexionsebenen versehen ist. Das letztere ist eine neue Bestä-
tigung dafür, dass o Schmiegungsebenen der Fusspunkteurve F) durch
P hindurchgehen; jede dieser Schmiegungsebenen ist eine Infle-
xionsebene des Kegels K..
Der Kegel K, hat aber auch eine bestimmte Anzahl von
Doppelkanten. Wenn es nämlich zwei Schmiegungsebenen der
Curve C gibt, welche zu einander parallel sind, d. h. welche sich
in einer der unendlich weiten Ebene des Raumes angehörigen Ge-
raden schneiden, so werden die von P auf diese Ebenen gefällten
Perpendikel identisch sein und ihre Fusspunkte mit P in einer
Geraden — der Doppelkante von K, liegen. Geschieht es nun im
Algemeinen /*)mal, dass sich zwei Schmiegungsebenen von C in
einer Geraden schneiden, welche in einer festen Ebene liegt, so
zeigt die Zahl 7 zugleich die Anzahl der Doppelkanten des KegelsK,
an. Es wird dann das eben Bezeichnete auch /mal für die unendlich
weite Ebene des Raumes eintreten d. h. es gibt / Paare paralleler
Schmiegungsebenen von C, von denen jedes Paar zu einer Doppel-
kante Veranlassung gibt. Diese 7 Doppelkanten schneiden unsere
Fusspunktcurve F, in je (k + 2) Punkten, da sie ausser dem 4fachen
Punkte P noch zwei weitere Punkte mit der Curve gemein haben-
Gehen wir nun dazu über, die Tangente und die Schmiegungs-
ebene der Fusspunktcurve F, in einem ihrer Punkte %, welcher dem
Punkte a von C entspricht, zu construiren. Sei 7 die Tangente und
o die Schmiegungsebene von C in a; dann liegt 7 in G und beide ©
enthalten den Punkt a. Der Punkt % der Fusspunktcurve ist der Fuss-
punkt des von P auf o gefällten Perpendikels S. Zu der, der
Schmiegungsebene © unendlich nahen 6,, gelangt man durch eine
unendlich kleine Drehung von o um 7, da sich zwei unendlich nahe
Schmiegungsebenen in einer Tangente schneiden. Hiebei rückt dann
offenbar der Punkt % zu seinem unendlich nahen Nachbarpunkte b;
*) Z ist eine Zahl, die sich nach den Cayley’schen Gleichungen aus 0, k, r
bestimnien lässt. Vergleiche in dieser Beziehung Salmon-Fiedler. anal
Geom. d. Raumes II. Band Art: 65, 66. h
i
auf einem Kreise K, welcher über dem aus P auf 7 gefällten Perpen-
dikel Pc als Durchmesser beschrieben werden kann. Es ist somit
die Verbindungslinie dd, die Tangente dieses Kreises K im Punkte
b, aber gleichzeitig auch die Tangente unserer Fusspunkteurve.
Um also die Tangente der Fusspunktcurve F, im Punkte 5,
welcher dem Punkte a der Grundcurve C entspricht, zu construiren,
fälle man von P auf die Tangente T von «a die Senkrechte Pg,
beschreibe über derselben als Durchmesser einen Kreis X, welcher
auch 5 enthält und ziehe an diesen Kreis in 9 die Tangente, so ist
diess die verlangte.
Dreht man die Tangente T in der elite G unendlich
wenig um den Curvenpunkt a, so erhält man die der Tangente T
unendlich nahe Tangente T“ von C, welcher eine zur eben bestimmten
Tangente von F) unendlich nahe entsprechen wird. Diese letztere
wird durch den Punkt 5 gehen, da ein Curvenpunkt als Durchschnitt
zweier unendlich nahen Tangenten angesehen werden muss. Die
durch die beiden unendlich nahen, sich in 9 schneidenden Tangenten
von F) gelegte Ebene ist die Schmiegangsebene der Fusspunktcurve
im Punkte 9. Der zweiten Tangete 7“ von C entspricht (analog dem
Kreise K) ein Kreis K‘, welcher in 5 von P berührt wird und das
von P auf T“ gefällte Perpendikel Pe zum Durchmesser hat. Die
vier Punkte a, d, c, c“ liegen auch in einem Kreise da
X abe = X ba = 90°
ist; dieser letztere Kreis gehört der Schmiegungsebene © an und
besitzt ab zum Durchmesser. Ferner wird dieser Kreis von K in
b, c und von X“ in d, c“ geschnitten, während auch K, K“ dass
Punktepaar P,b gemeinsam haben. Durch die drei Kreise lässt sich
somit eine Kugel legen, von der man leicht erkennt, dass sie die
Strecke Pa zum Durchmesser hat, und dass sie nach Früherem die
Schmiegungsebene des Punktes 5 in diesem Punkte berührt.
Um also die Schmiegungsebene der Fusspunktcurve in dem
Punkte 5, welcher dem Punkte a der Grundcurve entspricht, zu
erhalten, beschreibe man über Pa als Durchmesser eine Kugel und
lege an diese in 5 die Tangentialebene, so ist die letztere die Schmie-
gungsebene der Fusspunktcurve im Punkte 4.
2. Wir wollen nun auf einige Spezialfälle übergehen und zwar
zunächst voraussetzen, dass die Grundcurve C eben sei. In diesem
Falle ist ihre Ebene die Schmiegungsebene für alle ihre Punkte und
die Fusspunktcurve F, reducirt sich daher auf einen einzelnen Punkt,
nämlich den Fusspunkt des vom Pole P auf die Curvenebene ge-
8
fällten Perpendikels. Hiemit' wäre dieser Fall vollkommen erledigt.
Als nächsten Sonderfall wollen wir annehmen, dass C eine Kegel-
fläche zur developablen Fläche besitzt; wobei C selbst als einzelner
Punkt — als Scheitel eines Kegels auftritt. Die Kegelkanten er-
scheinen an Stelle der Curventangenten und die Tangentialebenen
des Kegels vertreten die Stelle der Schmiegungsebenen der allgemeinen
Curve. Die Fusspunkteurve F erscheint hier als Ort der Fusspunkte
der von einem festen Punkte P auf die Tangentialebene einer Ke-
gelfläche gefállten Perpendikel. Während die Klassenzahl % jetzt
andeutet, wie viele Tangentenebenen sich durch einen willkürlichen
Punkt an den Kegel legen lassen, und während der Rang 7 hier
die Ordnung oder den Grad der Kegelfläche bezeichnet, . ist die
Ordnung der Grundcurve gleich Null. Die Fusspunktcurve ist somit
von der 2kten Ordnung und der Skten Classe.
Ist der Grundkegel von der zweiten Ordnung also im Allge-
meinen ein elliptischer Kegel, so ist seine Fusspunktcurve 7; von
der vierten Ordnung, der sechsten Classe und besitzt im Pole P
einen Doppelpunkt. Diese Curve ist nur ein collinearer Spezialfall
zu jener Curve, welche als Erzevgniss eines Kantensystems an einem
Kegel zweiten Grades und eines ihm projektivischen Tangenten-
ebenensystems an einem zweiten Kegel derselben Art entsteht. Und
zwar ist der Scheitel jenes Kegels, welcher als Träger der Kanten-
schaar auftritt, der Doppelpunkt der erzeugten Curve. In unserem
Falle ‘ist das Tangentenebenensystem auf dem Grundkegel zu suchen,
während der zweite Kegel der in der allgemeinen Untersuchung mit
K, bezeichnete Kegel ist, welcher hier vom zweiten Grade ist. Ist
der Grundkegel speziell ein Rotationskegel, so ist diess auch der
entsprechende Kegel K,.
Ebenso leicht ist zu erkennen, dass die Fusspunktcurve einer
beliebigen Kegelfläche eine sphärische Curve sein müsse; und zwar
liegt sie auf jener Kugel, welche man über der Verbindungslinie
des Poles mit dem Kegelscheitel als Durchmesser construiren kann.
Umgekehrt kann auch jede sphärische Curve als die Fusspunkteurve
eines Kegels betrachtet werden, dessen Scheitel ein beliebiger Punkt
der die Curve enthaltenden Kugel ist und wobei der Pol dem
Scheitel diamentral auf der Kugel gegenůberliest.
Die einfachsten Raumcurven im eigentlichen Sinne des Wortes
sind die Curven dritter Ordnung, dritter Classe. Ihre Fusspunkt-
curven F; werden nach Frůherem Curven 6ter Ordnung 12ter Classe
sein, welche im Pole einen dreifachen Punkt besitzen. Der Kegel K,
9
ist in diesem Falle ein Kegel dritter Ordnung vierter Classe mit
einer Doppelkante, welche senkrecht steht auf dem Paare paralleler
Schmiesungsebenen der Curve C. Der im Pole P auftretende dreifache
Punkt der Fusspunkteurve hat im Allgemeinen drei von einander
verschiedene Tangenten. Liegt jedoch P auf der developablen Fläche
der Grundeurve, so fallen zwei von den drei Tangenten in einer
zur developablen senkrechten Geraden zusammen; ist schliesslich P
ein Punkt der Grundcurve C selbst, so fallen alle drei Tangenten
zusammen und zwar in eine Gerade, welche zur Schmiegungsebene
von P senkrecht steht.
Aehnliches findet bei speziellen Lagen von P im allgemeinen
Falle statt.
3. Wir hatten früher gezeigt, dass die sämmtlichen unendlich
weiten Punkte einer Schmiegungsfusspunktcurve imaginär sind und
auf dem imaginären Kugelkreise liegen. Hievon tritt eine Ausnahme
in dem Falle ein, wenn die Grundcurve C die unendlich weite Ebene
des Raumes zur Schmiegungsebene besitzt. Das von P auf diese
unendlich weite Schmiegungsebene gefällte Perpendikel wird scheinbar
unbestimmt. Denkt man sich jedoch eine endliche Schmiegungsebene
continuirlich fortbewegt und ohne Aufhören der unendlich weiten
Lage genähert und nimmt man das vom Pole P auf die Ebene ge-
fällte Perpendikel hiebei mit, so wird sich das letztere einer be-
stimmten Grenzlage nähern. Da sich bei dieser Bewegung die Stellung
der Schmiegungsebene jener Tangente nähert, welche der Curve C
in der unendlich weiten Ebene zugehört, so wird die Richtung des
Perpendikels in seiner Grenzlage der Pol der letzterwähnten Tan-
gente in Bezug auf den imaginären Kugelkreis sein. Dieser Pol ist
aber in diesem Falle zugleich der Fusspunkt des Grenzperpendikels,
also der als reel auftretende unendlich weite Punkt der Fusspunkt-
curve. Die Ordnung der Fusspunktcurve ist jedoch in diesem Falle
nicht mehr 2% sondern (2k—1). Denn das Paraboloid, welches wir
zur Bestimmung der Ordnungszahl im allgemeinen Falle verwendet
haben, berührt die unendlich weite Ebene, welche in diesem Falle
als Schmiegungsebenen der Curve abzuscheiden ist, wornach nur
2k—1 solche Tangentialebenen des Paraboloides bleiben, welche Punkte
der Curve F liefern, die in der dem Paraboloide entsprechenden
Ebene liegen.
Würde die Grundcurve C im Allgemeinen » unendlich weite
Punkte besitzen, in denen sie sich der unendlich weiten Ebene des
Raumes anschmieste, so wäre ihre Fusspunktcurve von der (9k—n)ten
10
Ordnung und hätte » reele Punkte im Unendlichen; die übrigen
2 (k—n) unendlich weiten Punkte müssen dann selbstverstándlich dem
imaginären Kugelkreise angehören.
4. Besonderen Singularitäten der Grundcurve C entsprechen
Singularitáten der Schmiegungsfusspunkteurve Fi, von denen die
folgenden Erwähnung finden sollen.
Besitzt die Grundcurve ČC in einem Punkte a eine stationäre
Schmiegungsebene © d. i. eine solche, welche mit der Curve nicht
zwei sondern drei unmittelbar auf einander folgende Elemente gemein
hat, so tritt an der Fusspunktcurve F im entsprechenden Punkte 5
eine Spitze ein. Der Punkt 5 wird ein Rückkehrpunkt von F.
Wenn es an einer Stelle a der Grundcurve C vorkömmt, dass
vier unmittelbar auf einander folgende Schmiegungsebenen ein Ro-
tationsparaboloid berühren, dessen Brennpunkt im Pole P liegt, so
tritt an der entsprechenden Stelle % der Fusspunktcurve C eine
stationäre Schmiegungsebene auf. Diese stationäre Schmiegungsebene
ist die Scheiteltangentenebene des erwähnten Rotationsparaboloides.
Jeder Doppelschmiegungsebene der Curve C (d. h. jeder Ebene,
welche sich der Curve an zwei von einander verschiedenen Stellen
anschmiegt) entspricht ein Doppelpunkt der Fusspunktcurve. Allge-
mein entspricht einer nfachen Schmiegungsebene von C ein nfacher
Punkt von 7".
5. Denkt man sich vier unendlich nahe, unmittelbar aufeinander
folgende Schmiegungsebenen der Grundcurve und ferner jene Rota-
tionsfläche zweiten Grades, welche diese vier Ebenen berührt und
den Pol P zum Brennpunkte*) hat, so wird die Fusspunktfläche
dieser Rotationsfläche bezüglich P als Pol jene Kugel sein, welche
man über der, die Brennpunkte enthaltenden Axe (der Rotationsaxe)
als Durchmesser beschreiben kann. Diese Kugel wird somit auch
die vier Fusspunkte der von P auf die vier unendlich nahen Schmie-
gungsebenen gefällten Perpendikel d. h. vier unmittelbar auf einander
folgende Punkte der Fusspunkteurve enthalten; mit anderen Worten:
die erwähnte über der Rotationaxe der Fläche zweiten Grades als
Durchmesser beschriebene Kugel ist die Schmiegungskugel der Fuss-
punkteurve. Wird die Rotationsfláche ein Paraboloid, so geht die
Schmiegungskugel in eine stationäre Schmiegungsebene über. Die
Fusspunkteurve F, einer Raumcurve dritter Ordnung hat zwölf
*) Also entweder gestrecktes Ellipsoid, ein Hyperbeloid mit zwei Mänteln
oder in einem Spezialfalle ein Rotationsparaboloid.
11
solche stationären Schmiegungsebenen und sechsunddreissig Schmie-
gungsebenen, die an einer zweiten Stelle die Curve berühren. Ferner
gibt es zehn Kugeln, welche die Fusspunkteurve in fünf unendlich
nahen Punkten schneiden, achtzehn Kugeln, welche die Fusspunkt-
curve an zwei Stellen in drei unendlich nahen Punkten schneiden,
und schliesslich gibt es sechzehn Kugeln, welche an einer Stelle
eskuliren und an einer zweiten berühren.
6. Wir hatten gleich Anfangs gesagt, dass die Tangentenfusspunkt-
curve F, einer Raumeurve C dadurch entstehe, dass man auf sámmt-
liche Tangenten von C aus dem Pole P Perpendikel fälle. Seien
@,, @, .. . aufeinanderfolgende Punkte der Grundcurve T, Z,.-.
deren Tangenten, 6,, 6,... ihre Schmiegungsebenen und R, R,...
die von P anf die Tangenten gefällten Senkrechten. Die Fusspunkte
Cx Cx ++.. dieser Perpendikel erfüllen die Fusspunktcurve F.
Da im Allgemeinen keine Tangente von C durch den Pol hin-
durchgehen wird, so ist der Pol nicht ein Punkt der Fusspnuktcurve /).
Um also ihren Grad zu finden, bestimmen wir die Zahl ihrer Punkte,
welche in einer, beliebig durch den Pol P gelegten Ebene e liegen.
Ist z. B. s ein solcher Schnittpunkt, so muss die in s auf Ps senk-
recht errichtete Ebene die Tangente der Grundcurve im entspre-
chenden Punkte enthalten und somit muss die in der Ebene e im
Punkte s auf Ps errichtete Senkrechte eine Tangente der orthogo-
nalen Projektion von C auf e sein. Der Punkt s muss überdiess
in der Schnittlinie der Ebene = mit der developpablen Fläche D
liegen. Die erwähnte Projektion ist nun von der rten Classe und
ihre gewöhnliche Fusspunktcurve bezüglich P als Pol wird daher von
der 2rten Ordnung sein, und da die Devoloppable auch in einer Curve
rter Ordnung von s geschnitten wird, so ergeben sich 27* Schnitt-
punkte der Fusspunktcurve der Projektion mit der Schnittcurve der
developablen Fläche. Jeder solche Punkt hat die Eigenschaft, dass
die durch ihn gezogene, zu seiner Verbindungslinie mit dem Pole P
senkrecht stehende Gerade eine Tangente der Projektion von C auf
e ist. Es ist somit jeder dieser Schnittpunkte ein Punkt s, woraus
folgt: „Die Tangentenfusspunktcurve einer Curve rten Ranges ist
von der 2r*ten Ordnung.“
Bei ebenen Curven ist diese Fusspunktcurve nur von der 2rten
Ordnung, weil hier die developpable Fláche aus 7 zusammenfallenden
Ebenen besteht, so dass jeder Punkt und daher auch die ganze Fuss-
punktcurve rfach gezählt werden muss. Uebrigens ist die Fusspunkt-
curve F, einer ebenen Curve C für einen ausserhalb ihrer Ebene
ee
12
liegenden Pol P identisch mit der Fusspunkteurve bezüglich der
orthogonalen Projektion von P auf die Curvenebene als Pol. Auch
auf den Grenzfall eines Kegels d. h. auf den Fall, in welehem die
Grundcurve in einen einzigen Punkt und die developable Fläche in
eine Kegelfläche degenerirt, stimmt die vorhergehende Bestimmung
der Ordnung der Fusspunktcurve nicht. Es ist nämlich in diesem
Falle die orthogonale Projektion der Grundcurve nicht mehr eine
Curve rter Classe sondern der ersten Classe — ein einzelner Punkt.
Desshalb ist die Fusspunktcurve in diesem Falle nur von der 2rten
Ordnung. Wenn man also auf die sämmtlichen Kanten eines Ke-
gels rter Ordnung aus einem festen Punkte Perpendikel fällt, so er-
füllen deren Fusspunkte eine Curve 2rter Ordnung. Diess ist aber
auch a priori leicht einzusehen; denn diese Fusspunkte sind die
Schnittpunkte des Grundkegels mit der über der Verbindungslinie
des Kegelschnittes und des Poles als. Durchmesser beschriebenen
Kugel. Der Kegelscheitel selbst ist ein zfacher Punkt, dessen sámmt-
liche rTangenten in einer und derselben Ebene liegen, welche auf
dem oben erwähnten Kugeldurchmesser senkrecht steht.
7. Soll ein Punkt der Fusspunktcurve F, unendlich weit lie-
gen, So muss er sich auf einer Tangente der Grundcurve C befinden,
welche Tangente mit dem von P auf sie gefällten Perpendikel pa-
rallel ist. Diess geschieht aber nur dann, wenn diese Tangente den
imaginären Kugelkreis schneidet. Die developable Fläche D von C
schneidet, als eine Fläche der rten Ordnung, die unendlich weite
Ebene des Raumes in einer Curve rter Ordnung, welche wieder dem
imaginären Kugelkreise in 2” Punkten begegnet. Durch jeden dieser
A. Punkte geht eine Curventangente, welche zu einem unendlich
weiten Punkte von F,, nämlich dem auf dem Kugelkreise liegen-
den Veranlassung gibt. Wir sehen also, dass die unendlich weiten
Punkte unserer Fusspunktcurve F, von den 2r Punkten reprásen-
tirt werden, welche der imaginäre Kugelkreis mit der developpablen
D gemeinschaftlich hat. Jeder dieser Punkte stellt aber einen rfachen
Punkt dar, da die Curve F, von der 2r*ten Ordnung ist.
Eine ebene Curve hat auch eine ebene Fusspunktcurve F,,
welche zwei unendlich weite rfache Punkte, die imaginären Kreis-
punkte ihrer Ebenen — besitzt. Im Falle einer Kegelfläche sind
die 2r unendlich weiten Punkte der Fusspunktcurve sámmtlich ein-
fache Punkte.
8. Ist a ein Punkt von C, T seine Tangente und c der Fuss-
punkt des von P auf T gefällten Perpendikels P,, so hat man, um
13
zum unendlich nahen Punkte c’ zu gelangen, die Tangente T um c
in der Schmiegungsebene © um unendlich Weniges in die benach-
barte Lage 7’ ze drehen. Wenn % der Fusspunkt des von P auf o
gefállten Perpendikels ist, so beschreibt offenbar c ein Bogenelement
der Kreisperipherie, welche in der Schmiegungsebene 6 liegt und ab
zum Durchmesser hat. Die in c liegende Tangente ‚dieses Kreises
im Punkte c ist dann offenbar auch die Tangente unserer Fusspunkt-
curve im Punkte c. Die erwähnte Kreisperipherie ist jedoch, wie
man sehr leicht erkennt, nichts anderes als der Schnitt der Schmie-
gungsebene mit der Kugel, welche über Pa als Durchmesser be-
schrieben werden kann. Um also in einem Punkte c der Fusspunkt-
curve F, die Tangnnte zu erhalten, lege man in diesem Punkte die
Tangente an den Kreis, welcher durch die Schmiegungsebene G aus
jener Kugel geschnitten wird, die die Verbindungslinie des Poles P
mit dem, dem Punkte c entsprechenden Punkte a der Grundcurve
zum Durchmesser besitzt.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
| 16. Januar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Gindely, Tomek, Doucha
Tieftrunk, Emler; als Gast Herr Pažout.
Herr Dr. Emler verlas den ersten Theil einer Abhandlung
des Herrn Dr. Kalousek über die Genesis der verneuerten Landes-
ordnung K. Ferdinands II.
Sitzung der mathematisch-natarwissenschaftlichen Olasse am 25. Januar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Kořistka, Joh.
Palacký und Blažek; als Gast Herr Feistmantel.
Herr Dr. Johann Palacký hielt einen Vortrag über die
zoologisch-geographischen Grundzüge von Asien.
Herr Otakar Feistmantel las eine Abhandlung über die
Pflanzenabdrücke aus der Steinkohlenformation bei Kralup an der
Moldau.
(Die Abhandlung wird im diessjährigen Aktenbande der Gesell-
schaft erscheinen.)
14
Sitzung der lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
30. Januar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Franz Palacky, Löwe,
Tomek, Wocel, Beneš, Leonhardi, Tieftrunk, Mach,
Emler, Daucha, Ču pr; als Gäste die Herren Gabler, Dworský.
Herr Prof. Löwe hielt einen Vortrag zur Kritik der metaphy-
sischen Voraussetzungen der Philosophie Herbarts.
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 8. Februar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Studnička, Ko-
řistka, Šafařík, Jos. Erben; als Gast Herr K. Preiss.
Herr Prof. Šafařík hielt einen Vortrag über den Volait und
einige ähnliche Kohlenmineralien aus der silurischen Formation bei
Prag.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
13. Februar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Wocel, Löwe,
Šafařík, Cupr, Emler, Tieftrunk, Leonhardi, Beneš; als
Gast Herr Dr. Š paček.
Herr Prof. Löwe setzte fort den in der Sitzung am 30. Januar
begonnenen Vortrag über die metaphysischen Voraussetzungen der Her-
bartischen Philosophie.
(Der Vortrag wird im diessjährigen Aktenbande der Gesell-
schaft erscheinen.)
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen (lasse am 22. Februar 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Gust. Schmidt,
Blažek, F. Tilšer; als Gäste die Herren Weselý und Pánek.
Herr Prof. Tilšer hielt einen Vortrag über einige Eigen-
schaften der Linien gleicher Lichtintensität auf windschiefen Flächen.
15
Sezeni třídy pro filosofii, dejepis a filologii dne 27. února 1871.
Přítomní páni členové: Tomek, Toman, Beneš, Jos. Emler,
Doucha, Emler; co hosté páni Dr. Kalousek a Pažout.
Pan Dr. Kalousek skončil přednášku svou 0 původu obnove-
ného zřízení zemského království Českého od r. 1627, kteréžto výtah
jest zde podán.
Přednášející oznámil nejprvé, že dějiny vzniku obnoveného zří-
zení zemského, které za jeho nepřítomnosti v třídní schůzi dne
16. ledna t. r. p. dr. Emler z laskavosti čísti počal, jsou počátek
posledního oddílu většího spisu, jenž nákladem J. S. Skrejšovského
nyní vychází pod titulem : „České státní právo,“ a jenž co do vě-
decké stránky chce býti toliko průpravou a předchůdcem k úplné a
soustavné historii veřejného práva koruny České.
Potom stručně reaussumoval obsah dotčené předešlé přednášky,
která nejprvé vyložila stanovisko, z něhož souvěcí Čechové, věrní
domu Rakouskému, hájili nepřetržitosti právní; ukázala dále na vlivy
Římský a Španielský, které zase v opačném smyslu účinkovaly ve
Vídni u dvora; a vypravovala konečně o tom, jaké úmysly měl v té
příčině sám císař Ferdinand II., a jak je kdy jevil nebo tajil. Co
se týče poslednějšího, bylo dotčeno, že císař již čtyři neděle po
bitvě Bělohorské, tázaje se vojvody Bavorského o radu v záležito-
stech Českých, vyslovil v tajnosti zásadu, že Čechové právem války
všechna svá privilegia propadli. V těch časích však ještě nevěděl,
pokud by měl a mohl provésti důsledky této zásady, i bral o to
radu ještě s pány Českými jemu věrnými. Ale již ku konci prvního
pülleti roku 1621 dal sobě výhradně od cizích rádcův vypracovati
dobré zdání o tom, kterak by moc sněmův a rady zemské mohla
býti zlomena a v Čechách téměř úplný absolutismus zaveden; onino
rádcové se obávali odporu proti takové proměně i od těch Če-
chův, kteří povždy zůstávali Ferdinandovi věrni, i radili, aby ten
zámysl jim se neprojevoval, nýbrž aby země znenáhla a dlouho byla
k jeho provedení připravována právě skutečným neobmezeným vla-
dařením. (Což také potom následováno. Císař v prvních čtyřech le-
tech po bitvě Bělohorské neprojevil se Čechům, kterak míní naložiti
s právy zemskými, při svém pobytu v Praze na jaře 1623 obnovil
sice úřady zemské, čímž správa veřejná počala se poněkud vraceti
do starých kolejí; ale misto ústavného purkrabího zůstavil zde
mimořádného místodržícího. — Tim končila se přednáška předešlá.
V dnešní schůzi pokračoval dr. J. Kalousek ve čtení o témž
16
předmětu. Nejprvé vylozil pamětihodnou relaci ke dskäm (ddo. ve
Vídni 20. září 1623), kterouž rada zemská v Praze složila a králi
do Vídně k potvrzení odeslala; nařizuje se v té relaci, aby všecky ©
vklady, které zanešeny byly do desk zemských v čase revoluční
vlády, byly z nich vymazány ; spolu však zavazuje se tu král, že —
ač s výhradou moci své královské a dědičnosti trůnu — chce všecky
stavy tohoto království při jejich právech a spravedlnostech chräniti.
Ferdinand II. podepsav tuto relaci a dav ji vložiti do desk zemských,
povýšil tudy stanovisko České ve sporu o nepřetržitost státního práva
za zákon zemský, který kdyby byl býval dodržen, učinil by násle-
dující převrat ve veřejném právu nemožným. V naději, že svobody
zemské nebudou příliš osekäny, utvrzoval nejvyšší úředníky zemské
rozkaz (o němž víme jen tolik, že vyšel před 13. dubnem 1624), aby
sami přehledli a opravili zřízení zemské k novému vydání. Avšak již
v důtce z dne 16. listopadu 1624, kterou dostala rada zemská od
císaře za remonstraci svou proti ukládání berní mimo sněm, mluví
se o privilegiích zemských jakožto o „domnělých“. Rada zemská
učinila sice důtklivou předstávku (ddo. 14. prosince 1624) proti ta-
kovému uvozování základův veřejného práva v pochybnost, odvolá-
vajíc se zejmena také na opačný slib královský z dne 20. září 1623
ale uspokojivé odpovědi nedosáhla. Když pak nejvyšší úředníci
zemští byli hotovi s uloženou jim revisí zřízení zemského, tu teprv
císař zřídil k též práci docela jinou komissi o osmi členech ve Vídni
(12. března 1625), do kteréž z Čechův byli povoláni toliko knížata
Lichtenstein a Valdštejn. Jednání této Vídeňské komisse objasnil
přednášející ze zasedacích protokolů jejich. Dne 4. dubna 1625 měla
poslední schůzi, ač do té doby prohledla starší zřízení zemské jen
do článku D. 49; ale již den před tím dal císař resoluci svou k je-
jím návrhům, týkajícím se práva veřejného, čímž tento nejdůleži-
tější díl zřízení zemského byl vyřízen. Nevěda o tom, pracoval zase
hr. Bořita z Martinic s jinými Čechy v Praze na jiné revisi zřízení
zemského, maje to sobě nepochybně z nova uloženo ; snažil se, aby
svobody zemské co nejvíce byly zachovány ve starém spůsobu, a
dne 19. dubna 1625 poslal tak opravený od něho začátek zřízení
zemského, jenž týkal se ovšem práva veřejného, kancléři Českému
do Vídně, aby jej odporučil císaři ke schválení. Českou revisi ce-
lého zřízení zemského dokončil pak se dvěma jinými pány a zaslal
do Vídně 1. října 1625. Ještě roku příštího děly se porady 0 chy-
staném obnoveném zřízení zemském ve Vídni, kdež k tomu z Čechův
byl povolán hr. Slavata, a též v Praze ve sboru nejvyšších úřední-
17
kův zemských. V nedostatku místnějších zpráv o tomto pozdějším
jednání možno se toliko domýšleti, že větší částka zřízení zemského,
vydaného potom 10. května 1627, která se týká práva soukromého,
vzata jest z Martinicova elaborátu Pražského; dokázáno však jest,
že začátek toho zákonníka, jenž týká se práva veřejného, zdělán jest
ne-li zcela, aspoň bez mála výhradně dle návrhů Vídeňské revidu-
jící komisse.
Přednášející snaží se ve vypracování svém také dokázati, že
utajování a projevování záměrův u dvora pojatých v příčině svobod
zemských souviselo příčinně s nebezpečenstvím zahraničným a 8 vá-
lečným štěstím zbraní císařských v současných válkách.
Sitzung der matkematiseh-natarwissenschaftlichén lasse am 8. März 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Kořistka, Stu-
dnicka, Safařík, Joh. Palacký, Blažek, Gust. Schmidt, Bo-
řický; als Gáste die Herren Preiss und Wrba.
Herr Dr. J. Palacký sprach über die Verbreitung der Thier-
welt in Asien.
Herr Assistent K. Preiss hielt sodann einen Vortrag über die
Minette aus der Umgebung von Prag.
Südöstlich von Prag zwischen den Dörfern Michle und Strašnic
zieht sich ein von West nach Nordost gedehnter Rücken, Bohdalec
genannt, hauptsächlich aus Grauwackenschiefern und Quarziten ge-
bildet, ausserdem aber ein grobkrystallinisches, durch Glimmerla-
mellen porphyrartiges Gestein einschliesend, welches in Form stark
. verwitterter Blöcke am Fusse des südlichen Abhanges zu Tage tritt.
Eine alte, am Bohdalec selbst sich hinziehende Mauer, zu-
sammengefügt aus demselben Material wie das sonst häufige An-
treffen desselben in Bauten der Umgebung genannter Ortschaften
weisen darauf hin, dass sein Vorkommen ein ziemlich mächtiges
sein müsse. -
Bereits ver Jahren wurde dies Gestein als Minette erkannt und
seine geologischen Verhältnisse näher erörtert, eine chemische und
petrografische Untersuchung desselben aber nicht versucht, erstere
wahrscheinlich aus dem Grunde nicht, weil nur verwittertes, stark
verändertes Material zu Gebote stand.
Sitzungsberichte VI, 2
18
Durch die neue, eben im Bau begriffene Franz-Josefsbahn,
welche längs des nördlichen Bohdalecerabhanges hinläuft, wurden
bisher unbekannte Vorkomnisse der Minette aufgeschlossen, welche
einerseits die Lagerungsverhältnisse derselben viel deutlicher, als
dies bisher möglich war, erkennen lassen, anderseits aber ein frisches,
unzersetztes für weitere spezielle Untersuchungen geeignetes Material
- lieferten.
Die Minette bildet daselbst Lager zwischen den Schichten eines
ausgezeichnet schieferigen, grünli:hgrauen, glimmerigen Grauwacken-
schiefers, welcher an der Luft sehr leicht zerbröckelt. Diese Lager
sind nur untergeordnet ausgebildet und lassen sich blos auf kurze
Strecken verfolgen, indem sie sich beiderseits auskeilen und nur
grosse, gestreckte Linsen bilden. Die Anwesenheit solcher Lager
zwischen den Schichten lässt sich gewöhnlich schon an der Erdober-
fläche vermuthen und erkennen an den sanft hervortretenden, ge-
streckten Erhebungen, entstanden dadurch, dass die ausgehenden,
leicht zerstörbaren Schiefer weggewaschen wurden und das feste
relativ schwer verwitterbare Minettegestein bloslegten.
Die Schiefer gehören höchstwahrscheinlich den Schichten d,
der böhmischen Silurformation an, obzwar keine für sie aliein cha-
rakteristische Petrefakten an Ort und Stelle aufgefunden wurden;
es Jässt sich dies aber einestheils aus der Aehnlichkeit mit zweifel-
losen Schichten d, vermuthen, anderseits daraus, dass in keinem
andern bis jetzt bei uns Minette aufgefunden wurde.
Ausser Minetten sind diesen Schiefern noch Kalksteine einge-
lagert; so liegt im Hangenden eines Minettenlagers eine Schichte
eines dichten, mergeligen, grauschwarzen, -geschichteten Kalksteines,
in dem einige Petrefakten sich vorfanden und zwar Leptaena pseu-
doloricata Barr. Dalmanites socialis var proeva Barr. Fragmente einer
Aeidaspis und eine Terebratula sp. ind.
Auch grössere Concretionen eines anthrakonitischen Kalksteines
sind hie und da den weichen Schiefern eingebettet.
Die in dem Eisenbahndurchschnitte aufgeschlossenen Minetten-
lager, sechs an der Zahl, haben im Mittel eine Mächtigkeit von
2—5 Metres, streichen in A 24, fallen mit etwa 46° gegen Osten
ein und zeigen eine unregelmässig polyedrische Absonderung.
Auf der Oberfläche sind diese Zerklüftungsblöcke auf etwa
Fingerdicke verwittert, während von da ab der Kern frisch und
unversehrt ist, in welchem Zustande die Minette ein Porphyrgestein
bildet, bestehend aus einer dunkel grünlichgrauen, körnig krystal-
19
linischen Grundmasse, mit ausgeschiedenen, unregelmässig vertheilten
stark glänzenden Glimmerlamellen, die oft eine Länge von '/,—?/, CM
erreichen, dieselben besitzen eine rothbraune Farbe, bilden manchmal
regelmässige, sechsseitige Blättchen, welche zuweilen in einer Richtung
gestreckt sind, sind in der Regel sehr dünn und gehen nie in
Säulchen über.
Der Glimmer ist einer der Bestandtheile, welche am hartnäk-
kigsten der Zerstörung widerstehen; selbst beim vollständigen Ver-
wittern des Gesteines findet man die Glimmerblättchen noch wenigstens
in der Form erhalten, während die Substanz mehr oder weniger
eine Aenderung erlitten hat und zwar entweder weiss, perlmutter-
glänzend oder zu braungelben Eisenoxydhydrat geworden ist. Eine
Specialanalyse des Glimmers konnte nicht ausgeführt werden, indem
irgend grössere Anhäufungen desselben in der Minette nicht auf-
gefunden wurden, ein versuchtes Auslesen der höchst dünnen La-
mellen aus dem Gestein sich als vergebliche Mühe erwies.
Ausser dem Glimmer bemerkt man noch in der Grundmasse
Körner von grauer Farbe zweier verschiedenen Nuanzen; die einen
gehören ausgeschiedenem Kalkspathe, leicht erkennbar beim Ueber-
giessen mit verdünnter Salzsäure, während die andern wahrscheinlich
Feldspath sind.
Weil eine mechanische Trennung der einzelnen Bestandtheile
unmöglich war, musste man sich damit begnügen, einerseits eine
Bauschanalyse auszuführen, anderseits durch partielle Zerlegung mit
Säuren irgendwelche Anhaltspunkte für die Deutung des Gesteins
zu gewinnen suchen.
Die qualitalive Analyse ergab ausser Thonerde, beiden Eisen-
oxyden, Mangan, Kalk, Magnesia, Kali, Natron, Wasser, Kieselsäure,
Kohlensäure und Phosphorsäure geringe Mengen von Lithion und
Fluor, ausserdem Spuren von Baryt, Chlor und Schwefelsäure.
Quantitative Bauschanalysen wurden im Ganzen 3 durchgeführt,
welche unter einander gut übereinstimmen und deren Durchschnitts-
zahlen aus folgender Tabelle ersichtlich sind.
In folgender Zusammenstellung sind verzeichnet unter:
I. Die Analyse des Gesammtgesteins.
II. Der nach Abzug des Kalkspathes und Apatites erübrigende Rest.
III. Derselbe auf 100 berechnet.
IV. Sauerstoffmengen.
a%
20
I II II IV
Miekelsáure 1%" 2452329, 15232013960 nam. 18
Whonerde: £).:7. 9209181719181 104617. 1131600
Bisenoxydistty cí naln331 al 312137919
Fisenoxydal'". 77. 14181 3025 472944. 1380 DOB19
Manganoxydul... 0675310411704 0 "| 12,13
Kalklre a „ddzloy girttirmse 19b 16b sa omg
Magnesia ©. © < 472.0 4681. 53,
Haliésiisý 90 99b upilPedh azcbné zo msde
Naáromw . 1100. 1495, OE 2949350965086
Wasseritätt 27000480, 19418 1,68
Kohlensäure . . . 5,62 87,78 106, 00
Phosphorsáure . 10522 |
100,98 98
Kalkspath im Gesammtgestein . . 12,899,
Apatit , 2 0,499,
Aus Obigem ergeben sich folgende Sauerstoffverhältnisse:
Kieselsäure (SiO,) : Monxyd (RO) : Sesquioxyd (R, O,)
— 31,78; 6,15.: 6,00 Bye
Kieselsäure : Basen — 31, 78: 12,13 oder — 32: 12
Sauerstoffguozient = ig = =.0,881.
Die Menge des gefundenen Fluors betrug 0,46%.
In der Hoffnung eine bessere Einsicht in das Wesen. und
vielleicht auch annähernde Mengen der das Gestein zusammen-
setzenden Mineralspezies zu gewinnen, wurde eine grössere, gewo-
gene Menge der gepulverten Substanz mit konzentrirter Salzsäure
etwa 10 Stunden nahe der Kochhitze digerirt, die Lösung vom
Rückstande getrennt, aus letzterem die ausgeschiedene. Kieselsäure
durch kochende Sodalösung ausgezogen und zu dem löslichen Theile
geschlagen. Dieser wurde gewichtsanalytisch bestimmt, während durch
einfache Berechnung unter Zuhilfenahme der Bauschanalyse die Zu-
sammensetzung des unlöslichen Theiles ermittelt werden konnte.
Dabei blieben ungelöst 57,279;
gelöst wurden 42,739,
100,00 4
I. Zusammensetzung des in Salzsäure löslichen Theiles.
II. Zusammensetzung desselben avf 100 berechnet nach ehe
des Kalkspathes und Apatites.
21
II. Zusammensetzung des unlöslichen Theiles.
IV. dtto. auf 100 berechnet.
I II HI IV
Kieselsäute 1325211924435 395621 9440,08:208 212
Thonerde . HR al: Bike 425W 161485
Bischoxydub 9:403322536,7B9.102 1456-01 114045g4910,87
Manganoxydul <. *. 0,64.. 1,26... 0,03... 0,05
Kaboredoldoá "či 1756684. 2388, 900001555
Maenesia 200. 1488051.15;689 . 0,1372 10,24
Kal „siodusasvah ab 3350 teils LBkinoauukOdslo 20T 28
Natron... ‚obs sh Adoza 4202020620139
Phosphorsáure . . 0,22 100,00. HO 1,48 100,00
Kohlensäure . . . 499 5705
4297
Betrachtet man nun näher den berechneten Sauerstoffquo-
tienten, bedenkt weiter, dass einer der Bestandtheile, über dessen
Natur kein Zweifel obwalten kann, der Magnesiaglimmer, um 40%,
herum Kieselsáure enthált, dass weiter einen zweiten Bestandtheil
die ebenfalls relativ kieselsáurearme, mittelst des Mikroskopes nach-
gewiesene Hornblende bildet, so liegt im Hinblick auf die in der
Bauschanalyse gefundene Säuremenge der Schluss nahe, dass ein
stark saures Silikat vorhanden sein müsse, ausgenommen den Fall,
dass freie Kieselsäure in Form von Quarz vorhanden wäre, für deren
Anwesenheit jedoch kein einziger Anhaltspunkt gefunden wurde.
Die Thonerde und Alkalimenge machen es wahrscheinlich, dass dies
eine Orthoklassubstanz sei, obzwar damit noch keineswegs nebenbei
Oligoklas ausgeschlossen ist. _Die Anwesenheit des letzteren schien
um so wahrscheinlicher, als der Natrongehalt gegenüber dem Kali
ein nicht unbedeutender ist und Orthoklasgesteine, welche Magnesia-
glimmer und magnesiareiche Hornblenden führen, gewöhnlich Oligo-
klas enthalten. Es wurde deshalb bei der mikroskopischen Unter-
suchung der Dünnschliffe das Hauptaugenmerk darauf gerichtet, die
Gegenwart eines gestreiften Feldspathes nachzuweisen; ich muss aber
gestehen, dass es mir nur bei einem .einzigen Präparate gelang
- eiwas demselben Aehnliches aufzufinden, nämlich einen Krystal, der
aus drei farblosen, neben einander gereihten Stäbchen zusammen-
gesetzt war, welche im polarisirten Lichte die charakteristische
Farbendifferenz zeigten.
Der Mangel an irgend einer grösseren Menge von Kalk nach
Abzug des Kalkspathes und Apatites und der bedeutende Gehalt an
22
Eisen und Magnesia weisen darauf hin, dass die Hornblende eine
eisenmagnesiahältige sei. Die Färbung des Gesteines rührt ausser-
dem von einem chloritähnlichen Mineral her, indem beim Digeriren
mit kalter Salzsäure unter theilweisem Verblassen die Ausscheidung
einer geringen Menge schmutzig gefärbter Kieselsäureflocken erfolgt.
Die Menge des in der Minette ausgeschiedenen Kalkspathes
ist allen Orten so ziemlich dieselbe; so wurden in Proben verschie-
denen Lagern entnommen, 12,9, 126, 11,5°/, kohlensauren Kalkes
gefunden.
Der Phosphorsäuregehalt weist auf die Anwesenheit von Apatit
hin, welcher auch mikroskopisch nachgewiesen wurde.
Aus den bei der Zerlegung mittelst Salzsäure erzielten Re-
sultaten irgend welche Schlüsse in Bezug auf die Mengenverhält-
nisse der konstituirenden Bestandtheile zu ziehen, wäre da eine ge-
wagte Unternehmung. Man ersieht blos, dass dabei hauptsächlich
der Glimmer und die Hornblende, welch’ letztere bereits eine be-
ginnende Zersetzung erlitten hat, in Lösung gebracht wurden, während
der Rückstand eine dem Orthoklase sich mehr nähernde Zusammen-
setzung angenommen. Annähernd könnte darnach höchstens die
Menge der feldspathigen Grundmasse zu etwa 40°/, angegeben werden.
Beim Digeriren mit kalter Salzsäure braust die Minette vor-
erst stark auf durch entweichende Kohlensäure, der Kalkspath wird
gelöst und die Minette dadurch porös; nach einigen Tagen verliert
die Grundmasse ihre Farbe, wird schmutzig grau und zugleich scheidet
sich eine geringe Menge flockiger Kieselsäure aus; der Glimmer be-
hielt auch nach 3 Wochen seine ursprüngliche Färbung. Von da
ab wird anch dieser immerfort blässer, bis er schliesslich unter Bei-
behaltung seiner Form vollkommen weiss und perlmutterglänzend
wird. Selbst nach einem Jahre verloren die in koazentrirte Salz-
säure gelegten Gesteinsstücke ihren Zusammenhang nicht.
Viel energischer wirkt konzentrirte Schwefelsäure; nach etwa
1, Jahre zerfiel darin die Minette in ein gröbliches Pulver, worin
die inzwischen farblos gewordenen Glimmerblättchen noch ganz
deutlich zu erkennen waren.
Das spezifische Gewicht, welches im Piknometer mit dem gro-
ben Gesteinspulver ermittelt wurde, betrug im Mittel 2,704.
Durch láageres Erhitzen der Minette sintert das Pulver der-
selben zu einer schwärzlichbraunen Masse zusammen, welche bei
Weissglühbitze schmilzt und beim Auskühlen zu einem dunkelbraun-
gefärbten, bei auffallendem Lichte blauem Glase erstarrt. Die Dichtig-
23
keit desselben wurde zu 2,588 bestimmt; weshalb beim Schmelzen
eine Verdichtung um 4,4°/, stattfand. Selbst bei wochenlangem Di-
geriren mit konzentrirter Salzsäure gelatinirt das Glas nicht.
Unter dem Eindusse der Atmosphäralien verwittert die Minette:
Vorerst wird durch das Wasser der Kalkspath ausgelaugt, wodurch
Höhlungen in der ganzen Masse des Gesteines entstehen; gleich-
zeitig wird es schmutzig blassgrün und geht schliesslich in eine
graue Substanz über, in der nur die oberflächlich durch Eisenoxyd-
hydrat rostgelb gefärbten Glimmerblättchen unverändert erhalten
bleiben.
Die Analyse einer solchen verwitterten Minette ergab folgende
Resultate:
Rieselsaurer „u .7..0., 56,80
PEMORGFÁB 273 u 2... AAN
PSEDUNYC eier. 4 0200
BE V026. war N 6026)
„Magnesia r, T200
Manganoxydul . . . 0,40
ner n rar LB
NAELOH 1 nee OA
BET nr 1 ZOP
Kohlensäure . . . . 031
Phosphorsáure . . ., 0,35
101,15
Bei 10stündigem Digeriren mit warmer Salzsäure:
wurden gelöst 34,75
ungelöst blieben 65,25
100,00
Es ist daraus ersichtlich, dass neben dem fast vollständigen
Verschwinden des Kalkspathes und Aufnahme einer geringen Menge
von Wasser (1,17°/,) hauptsächlich eine Zerstörung des färbenden
Prinzips in Folge von Oxydation und gleichzeitiger Auslaugung von
Eisenmagnesiasilikat stattfand.
Irgend welche Konkretionen im Inneren der Minette wurden
nicht aufgefunden. Dieselbe ist blos im frischen Zustande von
schwach róthlichem Kalkspathe mit blättriger Textur und spärlich
eingestreuten Pyritkörnern durchsetzt, welcher kleine Spalten ausfüllt.
Dieser Kalkspath, der schon am Platinblech mit Soda ziemlich starke
Manganreaktion zeigt, besitzt folgende Zusammensetzung:
Kalk ; serrailagd- ER OB
Magnesia. <. 0,3
Manganoxydul . . 22
MISEROXTADL 14 un 7
Kohlensäure _.. . 43.2
Unlöslicher Theil. 0,4
100,4
Bei fortschreitender Zerstörung der Minette, mit der, v wie {cher
angegeben, ein successives Auslaugen des Kalkspathes gleichen
Schritt hält, werden diese Spalten hohl, zugleich aber der Sammel-
platz der verschiedenen Zersetzungsprodukte.
In solchen Hohlräumen wurden aufgefunden: ;
1. Quarzkrystalle von durchschnittlich !;, C. M. Länge, welche
sich dadurch auszeichnen, dass vorherrschend die Pyramiden an ihnen
ausgebildet sind, während die Prismenflächen fast vollständig zurück-
treten und nur in Form schmaler Streifen als Abstumptung der
Seitenkanten der ersteren auftreten.
2. Limonit in Form braungefärbter Krusten, welche die Imen-
wände der Hohlräume überziehen.
3. Basisch schwefelsaures Eisenoxyd als lichtgelbe, erdige Flecken
entstanden aus dem ursprünglich im Kalkspath eingesprengten Pyrit.
Die mikroskopische Untersuchung der Minette soll zum Schlusse
nur kurz berührt werden, indem ich mir die ausführlichere Erörte-
rung derselben bis zu der Zeit vorbehalte, in welcher die bereits
ziemlich vorgeschrittenen Arbeiten über den Glimmerporphyr aus
dem Granitgebiete des südlichen Böhmens vollendet sein werden; es
wird dann zugleich möglich, allgemeinere Schlüsse zu ziehen und
Vergleiche zwischen den Gesteinen aus beiden Formationen anzustellen.
In der farblosen, krystallinischen Grundmasse, welche nach
dem früher Gesagten in ihrer Zusammensetzung sich dem Orthoklase
nähert, sind ausgeschieden:
1. Glimmerlamellen von rothbrauner Farbe, mit regelmässig
sechseckiger Umgrenzung, oft bedeutend in einer Richtung gestreckt.
2, Amphibol, in bräunlich gefärbten, stark gestreiften Prismen.
3. Krystalle, die in ihrer Umgrenzung dem Amphibol gleichen,
ihrer Substanz nach aber ein Agregat von lichtgrü gefärbten Mikro-
lithen und undurchsichtigen Magneteisenkörnern bilden.
4. Ein farbloses Mineral, welches zweierlei Durchschnitte zeigt,
einen quadratischen und einen zweiten, wie ihn F elünpsihg, im ake
schnitte zeigen; ich halte es für Orthoklas.
c
Bo
5
L
5. Apatit in Form kleiner sechseckiger Querschnitte oder langer
farbloser, spárlich eingestreuter Nadeln sichtbar.
6. Kalkspath in ziemlich grossen regelmässig (3- oder 6eckig)
begrenzten Kórnern von lichtgrauer Farbe, welche stets von Amphibol-
sáulchen und Glimmerlamellen in Form eines Kranzes umrahmt sind.
In der Kalkspathsubstanz selbst treten dunkelgefärbte Parthien auf,
die sich bei stärkerer Vergrösserung in ein Gemenge von früher
schon erwähnten grünlichen Mikrolithen und Magneteisenkörnern
auflösen.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am
13. März 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Emler, Doucha;
die Herren Pažout, Petera und Cimbura als Gäste.
Herr Prof. Tomek hielt einen Vortrag über die Familie des
Peter Parler, Baumeisters des Prager Domes, so wie über einige
andere Prager Bůrgerfamilien derselben Zeit.
Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe am 22. März 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder: [Krejčí, Kořistka, Sa-
fařík, Studnička, Blažek; Herren K. Preiss und A.Pozděna
als Gäste.
Herr Dr. Šafařík: las einen Aufsatz über die Konstitution
der chlor- und fluorhaltigen Silikate.
Herr Dr. Blažek trug vor eine vom H. Dr. Emil Weyr ein-
geschickte Abhandlung „Ueber die Fernwirkung elektrischer Solenoide
und materieller ebener Flächen.“
Im fünften Hefte der „Zeitschrift für Mathematik und Physik“
habe ich in dem Aufsatze „Ueber magnetische Fernwirkung elek-
trischer Ströme und Stromringe“ (pag. 429) von Neuem die bekannte
Formel für das Potenzial eines ebenen Stromes entwickelt. Und
zwar wurden daselbst nur die zwei Fälle behandelt in denen die
senkreehte Projektion des affızierten Punktes auf der Stromebene
innerhalb oder ausserhalb des von der Stromcurve umgrenzten
Flächentheiles fällt.
26
Nimmt man an, dass sich die Leitcurve des in der zy— Ebene
eines räumlichen rechtwinkeligen Coordinatensystemes liegeden Stromes
in keinem Punkte selbst durchschneide, und dass die positive 2— Axe
zur Linken einer im Strome schwimmenden und in das Innere der von
ihm umflossenen Fläche blickenden menschlichen Figur sich befinde,
so erhält man für das Potential W des Stromes den Ausdruck :
W=—1y FR -= ER AR (1)
Hiebei ist zu setzen:
R* = (z—a)" + (4—B)* + (2—1)"
df = dz. dý,
und die Integration ist über den von der Stromcurve umflossenen
(endlichen) Theil der «y— Ebene auszudehnen. Die Constanten
a, B, y sind die Coordinaten des affizierten Punktes, welchen wir kurz
mit M bezeichnen wollen.
Das Potential W lässt sich nun bekanntlich in einfacher Weise
auf das Linienintegral:
U JRTFHR
zurückführen. In diesem Integral bedeutet ds ein Bogenelement der
Stromcurve, p das von der xy— Projektion M, des Punktes W auf
die Tangente der Stromcurve (auf die Verlängerung von ds) gefällte
Perpendikel, r die Entfernung des Punktes M, von dem Bogen-
elemente ds und y ist wie früher die Z— Coordinate des affizierten
Punktes M. Die Integration bezieht sich auf die ganze als ge-
schlossen vorausgesetzte Stromcurve.
Wenn man über der Stromcurve als Leitlinie einen zur 2—
Axe parallelen und demnach auf der Stromebene senkrecht stehenden
Cilinder errichtet, so wurde derselbe als der „Stromcilinder“ be-
zeichnet. Liegt nun der Punkt M, in welchem wir uns die magnetische
Einheit (Nordmagnetismus) concentriert denken, innerhalb des Strom-
cilinders, so ist das Potential:
W=zyTV;
befindet sich jedoch JU ausserhalb des Stromcilinders so ist:
W=—2r-+rUV.
Wir wollen nunin Kürze des Falles gedenken, welcher eintritt, wenn
M die Grenzlage zwischen den beiden, jetzt erwähnten Lagen ein-
nimmt d. h. wenn M auf der Oberfläche des Stromcilinders sich
befindet.
Nimmt man in diesem Falle die 7y— Projektion M; von M
27
zum Pole eines in der zy— Ebene liegenden Polarcoordinatensystemes
an, für welches die Tangente der Stromcurve im Punkte W, die
Polaraxe sein mag, so ist:
df=odedp
Ro-
wobei o den Radius-Vektor und e die Anomalie darstelit. Für das
Potential von M erhalten wir:
| do d
N Ten
Jeder unter einem beliebigen Winkel © (welcher, da wir M, nicht
als Inflexionspunkt der Stromcurve voraussetzen wollen, zwischen
o und x liegen muss) gezogene Radius-Vektor wird die Stromcurve
ausser in M, noch in einer ungeraden Anzahl von Punkten schneiden
müssen; wir wollen die, diesen Schnittpunkten entsprechenden Ra-
dien-Vektoren der Reihe nach, wie sie vom Pole M, aus einander
folgen, mit 74, 72,73»... bezeichnen. In dem letzten Doppelintegral
- kann man die Integration nach o vornehmen und zwar hat man zu
integrieren von o bis 7,, von 7, bis r,, von 7, bis 9; u. S. W.
Diess giebt unmittelbar:
| 1 1 1 1 |
nf -+ 2 2 9 | ... ©,
. Yr: v* v 1 Vr? v? V r v?
Ist nun ds das in positiver Stromrichtung gezáhlte Bogen-
element der Stromcurve und © der Winkel desselben mit dem Ra-
dius-Vektor 7, so hat man fůr einen geraden Index von 7:
dočte sm © ds
und fůr einen ungeraden Index dagegen:
sin © ds
dy =- : Zakk
und folglich kann man setzen, (wenn man die sofort durchfůhrbare
Integration des einen Gliedes wirklich vornimmt):
=% Blur v (ZZ ds. sin ©
rYr+y®
Führt man das schon verwendete Perpendickel p ein, so wird:
p ds
W=-—n
Erle er Yrr
oder in anderer Form:
W=-—-xaH-pyV.
28
Man sieht demnach dass der Potentialwerth für den Fall, als der
affizierte Punkt M auf der Mantelfläche des Stromeilinders liegt;
gleich ist dem arithmetischen Mittelaus den beiden Potentialwerthen,
welche einem unendlich nahen ausserhalb und einem solchen inner-
halb des . Stromcilinders liegenden Punkte zukommen. Denn es ist
in der That:
GT) T C 21-h4U)
9
v
jm LV
Wir wollen nun die drei behandelten Fálle nochmals kurz zu-
sammenfassen. Wenn U das in positiver Richtung über die ge-
schlossene Stromcurve ausgedehnte Integral: !
bedeutet, so ist das Potential W:
a) für einen innerhalb des Stromcilinders liegenden Punkt
W-=1U
o) für einen auf dem Stromceilinder liegenden Punkt
W=—1-> U
c) für einen ausserhalb des Stromceilinders liegenden Punkt:
W De :
Wir wollen nun zu dem eigentlichen Zwecke dieser Mittheilung,
nämlich zur Bestimmung der Fernwirkung elektrischer Bolenoile
übergehen. |
Unter einem Solenoide verstehen wir ein System unendlich
vieler nach einem gegebenen Gesetze stetig aufeinander folgender,
linearer Ströme. |
Zunächst wollen wir ausschliesslich cilindrische Solenoide be-
trachten. Denkt man sich einen geschlossenen, durch zwei zu seinen
Kanten senkrechte Ebenen begrenzten Cilinder, und lässt durch
jeden zu den Kanten senkrechten (also, ebenfalls geschlossenen)
Schnitt einen elektrischen Strom von constanter Intensität hindurch-
sehen, so erhält man ein cilindrisches Solenoid.
Wir wollen annehmen, dass das zu Grunde gelegte Coordinaten-
system eine zu den Cilinderkanten parallele z— Axe besitzt, welche
wir überdiess als innerhalb des Solenoidraumes liegend voraussetzen
wollen, was offenbar der Allgemeinheit der Sache nicht zuwiderläuft.
Die zy— Ebene ist somit zu allen Elementarströmen des Solenoides,
beziehlich zu ihren Ebenen parallel. Ferner erkennt man sofort,
dass der nöthigenfalls verlängert gedachte Solenoideilinder gleich-
zeitig der allen Einzelnströmen gemeinschaftliche Stromcilinder ist.
„
29
Die Richtung der einzelnen Ströme möge wie früher, also so sein,
dass eine im Strome schwimmende menschliche Figur gegen die
z— Axe blickend deren positiven Theil zur linken Hand behält.
Betrachten wir nun irgend einen der unendlich vielen, das
Solenoid bildenden Ströme, etwa den Strom S dessen zur &y—Ebene
parallele Ebene Z heissen möge. Um das Potential W von S zu
finden werden wir das Integral
t df
TOU) hd
über die Stromebene & ausdehnen. Diese letztere wird nun durch
den Strom S in zwei Theile zerlegt, einen endlichen geschlossenen
von S umgrenzten Theil und dann den unendlich grossen ausserhalb
S liegenden Theil. Man kann nun das letzte Integral entweder auf
den einen oder den anderen dieser beiden Theile beziehen. Bezeichnet
man im ersten Fall den Werth des Integrales (wo es also auf den
endlichen Theil der Stromebene ZX sich bezieht) mit w, so ist un-
mittelbar
W=w
Bezeichnet man dagegen den Werth desselben, aber auf den ins
Unendliche gehenden Theil von Z bezogenen Integrales mit ww, so ist:
w, — W- Potential eines unendlich weiten die Stromebene
begrenzenden Stromes.
In diesem letzten Falle kann man sich nämlich S allein nicht
als die vollständige Begrenzung’ der Stromebene X vorstellen, sondern
muss sich diese in unendlicher Entfernung durch eine zweite ge-
schlossene Stromcurve abgegrenzt denken, vielleicht durch einen
Kreisstrom von unendlich grossem Radius. Die Richtung dieses
unendlich weiten Stromes muss jedoch entgegengesetzt der Richtung
von SŠ sein.
Das Potential dieses unendlich weiten Grenzstromes ist in fol-
gender Weise leicht zu finden. Wie bekannt wird das Potential
irgend eines Stromes bezüglich eines beliebigen Punktes dargestellt
durch den Flächeninhalt, welchen man auf der, aus dem Punkte mit
dem Radius Eins beschriebenen Kugel erhält, wenn man den Strom
aus dem Punkte auf die Kugel central projiciert.
Für unseren unendlich weiten Gränzstrom wird der projicierende
Kegel offenbar in die durch den affizierten Punkt zur Stromebene
parallel gehende Ebene degenerieren. Somit wird auf der erwähnten
Kugelfläche als Projektion der unendlich weiten Stromcurve ein
grösster Kreis auftreten und ist die so begränzte Fläche gleich der
30
halben Kugeloberfläche also gieich 2x. Es ist somit das Potential
des unendlich weiten Stromes gleich 27 und wir haben daher:
Ww=Wy n
und folglich fůr W:
W=— 2+ W
Wir bemerken hier nochmals, dass w den Werth des Integrales:
tdf
S
bezüglich des inneren Theiles der Stromebene, und w, den Werth
desselben Integrales bezüglich des äusseren Theiles der Stromebene
vorstellt. Wenn z die z—Üoordinate der Stromebene Z (d. i. also
ihren Abstand von der xy — Ebene) bedeutet, so ist zu setzen für w:
tz — (2—7y)
und für 00:
Man hat also:
und:
d
w = — (2&—Y) a -
Daher ist:
d
wen) f a (2)
oder:
W=—2a— (er) [Ge C)
Hiebei bezieht sich in (2) die Integration auf den inneren
Theil und in (3) auf den äusseren, unendlich grossen Theil der
Stromebene.
Denkt man sich nun ein continuirliches System von solchen
ebenen parallelen Strömen S mit derselben zy— Projektion so werden
dieselben einen zur z— Axe parallelen Cilinder erfüllen und das bilden,
was man ein Solenoid nennt. Die Ebenen der Endströme heissen
die Endflächen des Solenoides und mögen die z— Coordinaten c,, ©,
besitzen und kurz mit I, II bezeichnet werden.
Offenbar kann man sich das Solenoid auch in der Art her-
gestellt denken, dass man längs einer Kante eines Cilinders in dessen
Mantelfläche einen Strom einführt, und eben daselbst wieder aus-
treten lässt. Wird dann die Stromintensität, welche der Längeneinheit
31
der Kante entspricht als Intensitätseinheit angenommen, so ist die
Intensität eines zwischen den Ebenen z und 2 + dz liegenden Strom-
streifens offenbar dz und sein Potential ist:
W. dz.
Das Potential des ganzen Solenoides ist somit:
P= f wa.
Fůr W kann man einen der Ausdrůcke (2) oder (3) einsetzen;
diess gibt:
‚oder aber:
Pa — 22 (,—c,) — fen dz SR 9 (5)
Die eine Integration, náálich jene nach z kann man wirklich
verrichten, vorausgesetzt, dass die Ordnung der Integration umgekehrt
werden darf. In dieser Hinsicht wollen wir folgende Lagen des
Punktes M, auf welchen sich das Potential bezieht, von einander
. unterscheiden.
1) M liege nicht zwischen den beiden Endflächen, dieselben
als Ebenen in ihrer ganzen unendlichen Ausdehnung gedacht (ana-
lytisch: der Werth v liegt nicht zwischen c, und c,). Dann sieht
man dass, vb das Flächenintegral auf die inneren oder äusseren
ha der einzelnen Stromebenen bezogen wird, R nie Null, also
š nie unendlich werden könne. Dann kann man ebensowohl in (4)
als auch in (5) die Integrationsordnung umkehren. Es kann demnach
gesetzt werden:
j (6—») de (Tk = f de [a kosa) A
Nun ist jedoch ee
B = (a—a)" + y-P)’ + @— 7)’
ferne fm=- [Hl]
cı
und somit:
2
wobei sich nun R, auf Punkte der einen Endfláche I und R, auf
jene der anderen Endfláche II bezieht. Folglich ist entweder:
d d
r=- (+ ER: (6)
oder aber:
Pu — 2x (c,—c,) + = „E
Die constante Grösse 27 (c,—c,) kann man ohne weiteres unter-
drücken, weil sie weder auf die Kraftcomponenten noch auf die
Niveauflächen von Einfluss ist; desshalb möge an die Stelle der
Gleichung (7) die Gleichung:
Bee;
NEE
treten, wobei
P, = Pr 22 (G—0,)
ist oder, mit 7 die Länge des Solenoides bezeichnet:
P, = Pyl.
Den Gleichungen (6) und (8) kann man (wenn nur im Auge behalten
wird, dass sich in (6) die Integration auf den inneren und in (8)
auf den äusseren Theil der Endflächen bezieht) folgende bekannte
Deutung geben.
Es ist nämlich
das Potential einer nordmagnetischen über die Endfläche IF mit
der Dichte Eins verbreiteten Ladung, und ebenso:
af
m
das Potential einer südmagnetischen Laduvg auf I. Wir wollen z. B.
das Potential einer nordmagnetischen Ladung auf dem inneren
Theile von I mit Vni,, und für eine südmagnetische Ladung mit
Vsi, bezeichnen. , Wäre der äussere Theil von I geladen, so möge
an Stelle des Index % der Index a treten. Träte II an Stelle von I
so soll diess dadurch charakterisiert werden, dass der Index 2 an
Stelle des Index 1 tritt.
Unter Zugrundelegung dieser Bezeichnungsweise lassen sich
die Gleichungen (6) und (8) auch so schreiben:
£— Finy sh MS ska ej (9)
P-= Fa Ina 33 LAN)
33
Diese Gleichungen drücken folgendes Fernwirkungsgesetz eines
elektrischen Solenoides aus:
„Ein Solenoid wirkt auf einen nicht zwischen seinen End-
flächen liegenden Punkt so, wie wenn seine beiden Endflächen inner-
lich oder beide äusserlich mit entgegengesetzten Magnetismen von
der Dichte Eins belegt wären. Wird d.r innere Theil belegt gedacht,
so ist die Nordbelegang auf jener Endfläche, welche von einer im
Strome schwimmenden ins Innere des Solenoides blickenden men-
schlichen Figur zur linken Hand gelassen wird. Diese Endfläche
mag der Kürze halber als die Linke, und die zweite als die Rechte
bezeichnet werden. Will man die äusseren Theile der beiden End-
flächen belegen, so ist die Linke mit Südmagnetismus und die Rechte
mit Nordmagnetismus zu belegen.
2) Der Punkt W liegt zwischen den beiden Endflächen I und
II. d. h: analytisch y liegt zwischen c, und c,. Da hat man wieder
zwei Fälle von einander zu unterscheiden, nämlich: erstlich kann
der Punkt ausserhalb des Solenoidraumes, (derselbe ist jener Raum,
welcher von dem Cilinder und den beiden inneren Endflächen be-
gränzt wird) cder aber er kann innerhalb dieses Raumes liegen.
Für den ersten Fall, wenn der Punkt JW ausserhalb des Sole-
noidraumes liegt, kann in (4) die Integrationsordnung umgekehrt
werden, weil sich hier das He auf die inneren Partien der
Stromebenen bezieht und daher - immer endlich und stetig bleibt,
Nicht mehr so ist cs in (5) weil sich hier das Fláchenintegral
auf die äusseren Theile der Stromebenen bezieht und R in unmit-
2 unendlich gross wird.
Es bleibt somit nur Gleichung (4) in diesem Falle verwendbar, und
man hat, wenn man die Integrationsordnung umkehrt und dann die
Integration nach z wirklich durchführt:
K =.
P=— Ei +
oder bei Zugrundelegung der schon m Bezeichnungsweise :
P=Vni, + Vsů
„Ein Solenoid wirkt auf einen zwischen seinen Endfichen
jedoch ausser des von ihm umgránzteu Raumes liegenden Punkt so,
wie wenn die linke Endfläche innerlich mit Nord- und die rechte
innerlich mit Südmagnetismus von der Dichte Eins geladen wäre.“
Liegt dagegen der Punkt innerhalb des Solenoidraumes, so
Sitzungsberichte VI, a
telbarer Náhe von W unendlich klein, also
34 _
kann aus leicht ersichtlichen Gründen nur die Gleichung (5) zur
Verwendung kommen und man erhält nach. ähnlichen Operationen:
yo P or + Era fl
oder aber gemäss der hingeführten or
PD, = Vsa,-F Vna;;.
„Das Solenoid wirkt auf einen innerhalb seines Raumes lie-
senden Punkt so, wie wenn seine linke Endfläche äusserlich mit
Süd- und die rechte Endfläche äusserlich mit Nordmagnetismus von
der Dichte Eins belegt wäre.“
Das Ergebniss der letzten zwei Fälle kann man auch in fol-
sender Weise in eine etwas andere Gestalt bringen.
Wir haben gesehen, dass im Falle, als der afficierte Punkt M
ausserhalb des Solenoides (jedoch yd beiden Endebene) liegt
sein Potential:
ne af df
u
ist, wobei der Index (7) andeutet, dass sich die Integrale über die
inneren Theile der beiden Endflächen erstrecken. Liegt dagegen der
Punkt M innerhalb des Solenoides so wissen wir, dass letzteres ebenso
wirkt, wie wenn die linke Endfläche II äusserlich mit Süd- und die
rechte Endfläche I äusserlich mit Nordmagnetismus belegt wäre. Denn
man hat hier:
2
(a) (a)
mit Z wie früher die Länge des Solenoides bezeichnet. Der Index
(a) zeigt uns an, dass sich die beiden Integrale auf die äusseren
Theile der beiden Endflächen beziehen.
Offenbar wird in diesem letzteren Falle dieselbe Wirkung er-
zielt, wenn man die ganze unendliche Ebene II mit Südma-
gnetismus und die ganze unendliche Ebene I mit Nordmagnetismus
belegt, aber dann überdiess den inneren Theil von I mit einer
Nordladung und den inneren Theil von I mit einer Südladung belegt.
Alie diese Ladungen selbstverständlich von der Dichte Eins voraus-
gesetzt. Für das Potential des Punktes M hat man nun die Gleichung:
Pr df df
E sta z+t)x+"
wobei. U das Potential p beiden unendlichen Ebenen I und II
> «
=
r 5
"35
bezüglich des zwischen ihnen liegenden Punktes M ist, wenn I mit
Nord- und II mit Südmagnetismus geladen ist.
Den Wert von U bestimmen wir in folgender Weise.
Bezeichnet man den von der &y— Projektion des Punktes M
in der zy— Ebene gezählten Radius-Vektor mit o und dessen Winkel
mit irgend einer in der gy— Ebene gelegenen Axe durch 9, so er-
gibt sich Saar für U der Ausdruck:
o 27
odedy 9 do dp
s 3 3
Jr JJ vte
Verrichtet fn dns beiden Integrationen so, erhált man:
U—2 (Ve tem’ V + me) |
Nun ist der Gränzwert dieses Ausdruckes für e =oogleich Null,
und somit bleibt:
grau oj) [e-» a 0]
U=4my — dnu +6):
Zieht man die Constante 2x (c, +c,) in das Zeichen für das
Potential, so erhalten wir für dieses den Ausdruck:
ha Phi l
P, —Ary — a
Diese Formel drückt, der Anwesenheit des Gliedes 4r7y wegen, den
folgenden Satz aus:
„Wenn ein Punkt innerhalb des Solenoides liegt, so wirkt
dieses auf ihn so, wie wenn die linke Endfläche innerlich mit Nord-
und die rechte innerlich mit Südmagnetismus belegt wäre, aber in
der Axenrichtung des Solenoides von der rechten zur linken Endfläche
eine Kraft 47 wirksam wäre.“
Ganz ebenso erweist man den analogen Satz:
„Wenn ein Punkt zwischen beiden Endflächen aber ausserhalb
des Solenoidraumes liegt, so wirkt das Solenoid so auf den Punkt,
wie wenn die linke Endfläche äusserlich mit Südmagnetismus und
die rechte Endfläche äusserlich mit Nordmagnetismus geladen wäre,
aber überdiess in der Axenrichtung von der linken zur rechten End-
fläche eine Kraft 47 wirksam wäre.“
Denkt man sich insbesondere die linke Endfläche mit Nord-
und die rechte mit Südmagnetismus belegt, so pflegt man die in
ihrer Wirkung gleichzeitig auftretenden zwei Endflächen als die zwei
3*F
96
Polflächen des dem Solenoide aequivalenten Magnetstabes zu bezeichnen.
Wie wir gefunden haben, ersetzt dieser Magnet das Solenoid voll-
kommen nur in dem Falle als der afficierte Punkt ausserhalb des
Solenoidraumes liegt. Befindet sich dagegen der Punkt innerhalb des
Solenoides, so muss zur Wirkung des Magnetstabes noch eine axiale
Kraft 4x in der Richtung von der rechten zur linken Endfláche hin-
zugefügt werden. Wir erinnern, dass festgestellt wurde, sich im
Punkte M Nordmagnetismus concentriert zu denken.
Hat man demnach ein Solenoid und belegt seine linke Enäfläche
innerlich mit Nord- und die rechte innerlich mit Südmagnetismus,
dessen Dichte aeguivalent ist der auf die Lángeneinheit der Solenoid-
kante entfallenlen Stromintensität, und denkt sich ferner in der
Axenrichtung des Solenoides (der Richtung seiner Kanten) eine con-
stante Kraft von der Grösse 4xd, (unter © die magnetische Dich-
tigkeit der Endflächen oder die erwähnte Stromintensität verstanden)
von der ıechten zur linken Endfläche hinwirkend, so wirkt das
Solenoid auf jeden Punkt, in welchem die nordmagnetische Mengen-
einheit concentriert ist und welcher ausserhalb des Solenoidraumes
liegt, so wie die beiden geladenen Endflächen; auf jeden solchen
Punkt in seinem Inneren wie diese beiden geladenen Endflächen
nebst der axialen Kraft.
Bezeichnet man kurz mit V; und V, die Potentiale der beiden
auf die angegebene Art geladenen Endflächen, so ist für ausserhalb
liegende Punkte:
Zn
und für Punkte innerhalb des Solenoidraumes
P=4ny-4V,+),:
Denkt man sich nun die z— Coordinate von M wesentlich
als positiv, legt ferner die Endfläche II in die xy— Ebene, während
man sich das Solenoid in der Richtung der negativen 2— Axe als
unbegränzt denkt, so dass also die Endfláche I unendlich weit liest,
so wird:
lim V ,—0
und daher, weil der Punkt M den gemachten Voraussetzungen gemäss
ausserhalb des Sulenoidraumes liegt:
P=P,,
d. h. das nach der negativen z— Axe ins Unendliche le
Solenoid wirkt auf den Punkt M ebenso wie die mit Südmagnetismus
geladene Fndfláche II.
Diese Bemerkung kann man dazu verwenden das Potential V;
37
einer materiellen Fläche zu bestimmen, wenn sich das Potential P
des ihr substituierten einseitig unbegränzten Solenoides ohne Schwie-
rigkeiten finden lässt.
Wir werden zum Schlusse der Mittheilung ein Beispiel zu dieser
Substitution anführen.
, Zur wirklichen Berechnung des Solenoidpotentiales eignen sich
jedoch die bisher gelieferten Formeln nicht, indem die auftretenden
Flächenintegrale nicht reducibel sind.
Diese Flächenintegrale lassen sich jedoch sehr leicht (wie ich
in dem Anfangs erwähnten, in der „Zeitschrift“ enthaltenen Aufsatze
ausführlich gezeigt habe) auf Linienintegrale reducieren, welche sich
über die, den sämmtlichen das Solenoid kildenden Strömen gemein-
schaftliche zy— Projektion erstrecken. Bezeichnet man nämlich mit
ds ein Bogenelement dieser Curve, mit r den Radius-Vektor in der
xzy— Ebene, gezählt von der zy— Projektion W, des Punktes W,
und mit p das von JM, auf eine Curventangente gefällte Perpen-
dikel, so ist:
p ds.
[= CE jm tep) 0 Ven
wobei das obere Zeichen zu nehmen ist, wenn die xy— Projektion
von W ausserhalb des ven der &y— Projektion des Solenoides um-
schlossenen Theiles der zy— Ebene liegt, und das untere wenn die
Punktprojektion innerhalb dieses Theiles sich befindet.
Das Potential eines Solenoidstreifens, welcher zwischen den
Ebenen z und 2-1 dz liegt, ist also:
(+ 1—1) z d&— (2— 1) o> Tele
Y
und folglich das Potential des Solenoides:
P= (E 1—1) x (G—a) if (2—7) a
p ds
® (ey)?
V 1+ (ep)
Fällt M, nicht auf die &y— Projektion des Solenoides, so behält r
immer einen von Null verschiedenen Wert und man kann daher
die Integrationsordnung umkehren. Zieht man überdiess die Con-
stante in das P, so ergibt sich:
7 —y) p ds dz
k TA
38
Nun ist jedoch: |
= (00)? + y-B)%, |
also von z unabhängig, wesshalb man nach Verrichtung der einen
Integration (jener nach z) erkält:
== 2 32 p dis
P=— /|rP Fe -1r Fe
oder aber wenn man wieder die Grössen R,, R, einführt, welche
sich jetzt jedoch nur auf die Stromeurven in den beiden End-
flächen beziehen:
m [RR = PEK (10)
Wird mit @ der Winkel bezeichnet, welchen 7 mit der — Axe ein-
schliesst, so ist:
und somit:
P=— VE (BB dp ss Bar (10)
Fällt die zy— Projektion M; von M auf die zy— Projektion des
Solenoides, so schneidet jeder durch M, gehende Radius-Vektor die
xy— Projektion ausser in M, noch in einer ungeraden Zahl von
Punkten (wir wollen der Kürze halber einen solchen Schnittpunkt
annehmen). Bezeichnet dann o den Radius-Vektor der xy— Ebene
und r speziell den der zy— Projektion des Solenoides, so ist:
fen Tor
re OVOCE ur rl
Der Winkel g durchlauft wie sich leicht einsehen lässt eine halbe
Peripherie und somit ist:
Rs
nl zd n ty P
und daher das Solenoidpotential:
cz T
2 dp
= ( m IR) = dz = ET
T (,—t,) ft v) ZE
39
ul
Kane)?
z— Axe gebildeten Winkels und bleibt daher immer zwischen den
Gränzen — 1 und — 1 undfolglich ist diese Funktion immer endlich.
Mann kann daher im letzten Doppelintegrale die Integrationsordnung
umkehren und erhält, die Constante x! mit der linken Seite ver-
einigend:
P=— ff @-y).dpde _ 0 (2—y) p ds dz
Jr VrY =) M (2)
cder schliesslich verrichtend:
T
P= — /(8—R) de
welche Gleichung offenbar vollständig mit Gleichung (10) überein-
stimmt, die daher auch in diesem Falle zur Geltung kommt. Der
Winkel w zeigt ein dreifaches Verhalten jenach dem nämlich W;
innerhalb, ausserhalb oder auf der zy— Projektion des Solenoides liegt.
Im ersten Falle durchläuft w ein oder mehrmal alle Werthe
von 0 bis 27; im zweiten Falle hat er dagegen Maximal- und Mini-
malwerte, aber sein Endwerth ist gleich seinem Anfangswerth; im
dritten Falle endlich durchläuft er wie wir bereits gesagt haben die
halbe Peripherie von 0 bis z.
Von besonderem Interesse ist der von uns schon erwähnte
Fall des Unendlichweitliegens einer der beiden Endflächen. Nehmen
wir z. B. an, dass die Endfläche I im Unendlichen in der Richtung
der negativen z— Axe liege, dass also c, = — oo ist. Dann erhält
Jm dp
einen unbestimmten Werth, wenn der Punkt JW, ausserhalb und den
Werth oo, wenn M, innerhalb der zy— Projektion des Solenoides
liegt, weil im letzteren Falle R, unendlich gross und gleichzeitig
alle Glieder des Integrales positiv oder alle negativ sind, da p con-
tinvirlich die Werthe zwischen Null und 2x durchläuft.
Betrachten wir jedoch die Differenzialguotientén dieses Inte-
grales nach ©, B, y welche die von ihm herrührenden Theile der
Wirkungscomponenten des Solenoides sind, so finden wir:
fe: do = — z
Die Grósse
40
u ("gŠ. do
z JB dp=— (dp.
Nun sieht man unmittelbar, dass für « = — oo sich die beiden
ersten Integrale dem Werthe Null nähern wogegen das letzte
fw
zur Gránze hat da man 2 =c, und lém c; = —- O0 zu setzen hat.
Liegt nun der Punkt W, innerhalb der xy— Projektion des Sole-
noides, so ist dieses Integral gleich 2x; liegt M, ausserhalb so ist
es Null; liegt schliesslich W, auf der erwähnten xy-- Projektion
so ist dieses Integral gleich m.
Man hat also, entsprechend den drei Lagen des Punktes W,
eine von den folgenden Gleichungen zu verwenden:
P=2m—\R,dg
P=— Rody
P= ny -G7 dp
jenachdem nämlich M, resp. innerhalb, ausserhalb, oder auf der
xy— Projektion des Solenoides liegt.
Wieder ist hier der Potentialwerth des dritten Falles gleich
dem arithmetischen Mittel aus den Werthen der beiden ersten Fälle.
Es mag zum Schlusse die magnetische Fernwirkung eines kreis-
fórmigen Solenoides näher bestimmt werden.
Für ein Solenoid mit kreisförmiger Basis, dessen Axe die z— Axe
unseres Coordinatensystemes ist und wobei wir die 72— Ebene
als durch den affızierten Punkt M gehend betrachten wollen (so
dass also B = o ist) haben wir nach (10)
Rz
pcs (5 Ras ]
r
Wird aber mit a der Radius des Solenoides und mit © dessen
Winkel mit der negativen z—Axe bezeichnet so ist sofort:
ds =za.dp
=aeosge--a
>= až — a? — 200005
41
Daher ist:
?=|- | wumg+ AV Fa F2ueeosp+ len de),
” «a +a?—+2aacosp
oder in etwas anderer Form:
P=— [= ze aa anaay JV FR Rnaeisp Fein].
Setzt man:
209
4 aa
(a + 0)" + (c—1)"
A ee
— ara?
so erhált man fůr die in P vorkommenden Integrale die nachstehenden
Reduktionen:
k =
wa
ea 2naoosg-He—o)* dy = 2 V (-re)"+(c—y)* \A(k,co) do
o
=2V (ara) + (c—y)*. E (k )
und ebenso:
T ————————
V a"-ra"+2aecosg -(c—y)? = \ ler Pe ae
aa? + 24 a cosg JV a’ +a?+-2aacosp+(c—p)?
T
dp
2 E
e(er) Ne FaFBnue p) Kbaste a c08 E + (c—)*
EN 9 2 do +( ER do
va et V arm nel
Bey "m.(6,3))
Vita Hl ©
und daher ist schliesslich:
een 14
ua 2%) K(k, ren gern) (e—y)? II, (k, J
V(a+o)?+ (cp)? a
42
Die Wirkungscomponenten sind:
dP
k:
F 0
dp
= 4
Um sie jedoch wirklich zu berechnen, ist es vertheilhafter die
Componenten des einzelnen Stromes nach z von c; bis c, zu inte-
grieren. Für die Componente d X eines der das Solenoid bildenden
Stróme hat man:
277
dX = a(2—y) dz BR
Ne E a + Bauens pen
und ähnlich:
27
u (a + acoseg) de
U — de \ [a* + až +2aacosy + (2—y)” |’,
Daher ist wenn man z integrirt:
T =
x- If : cospdp ]
L V aa? 2aacos e + (c—Y)? &
T e
J(a’+a?+2aacosp) V a’+a°+2aacosp+e—y)”,
Setzt man auch hier:
9 = 20
und behált die frůhere Bezeichnung bei, so ergibt sich schliesslich :
T 7 T ez
„fee De
V(a+e)?+ (7)? ®
„I =, my =
V(a+0)?+(-p)? 5
Zum Schlusse mögen noch aus den vorhergehenden Resultaten
das Potential und die Wirkungscomponenten einer mit Masse gleich-
mässig belegten Kreisfläche abgeleitet werden.
Denkt man sich nämlich das Solenoid von der zy— Ebene ©
45
aus nach der negativen z— Axe ins Unendliche verlängert, also
G =—co und c, —0, und y als positiv; so ist das Solenoid wie
wir gesehen haben der Wirkung nach aeguivalent der in der &y—
Ebene liegenden Endfläche wenn sie mit Magnetismus gleichmässig
belegt wird. Daher erhalten wir nach frůherem, und mit Rücksicht
auf das unmittelbar Vorhergehende für das Potential und die Wir-
kungskomponenten die Formeln:
(e?—aR) K- y?II,
P=—2] Vary rE— f ie =]
Vatra) +7?
— a (#8), (Km)
= V(aFa)*+y? Fate Verarr
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 19. April 1871.
Anwesend die Herren Miiglieder: Studnička, Blažek, Bo-
řický, als Gáste die Herren: O. Feistmantel, Dr. Novotný,
K. Preiss und J. Durdík.
. Herr Dr. Fr. Novotný trug vor einige Beiträge zur Ge-
schleite der Zellentheorie.
Herr Otakar Feistmantel hielt folgenden Vortrag über
Fruchtstände fossiller Pflanzen aus der böhmischen Steinkohlenfor-
mation.
Fruchtstände fossiler Pflanzen in unserer Steinkohlenformation
sind kein so seltenes Vorkommen; auch sind selbe von ziemlich
früher Zeit her bekannt; ich erwähne nur der Volkmannia, Huttonia,
Lepidostrobus &e.
Doch wurden sie durch lange Zeit als selbstständige Arten
in den diesbezüglichen Ordnungen, wo selbe bekannt waren, oder als
„Incertae sedis“ in der Literatur angeführt.
Im Laufe der Zeit jedoch, beim Fortschritt der paläontologischen
Forschurg, und namentlich in jüngster Zeit durch die Arbeiten der
einzelnen wissenschaftlichen Vereine, warden die verwandtschaftlichen
Beziehungen, wenigstens der meisten Fruchtstände zu den dies-
bezüglichen Mutterpflanzen näher aufgeklärt.
Diese bei den in der böhmischen Steinkoklenformation vor-
44
kommenden Fruchtständen näher zu beleuchten, habe ich zum Gegen-
stand einer grösseren Arbeit gewählt, deren Resultate ich hier kurz
andeuten will. |
Ich will dabei ordnungsweise vorgehen.
A. Eguisitaceae.
Equisetites Sternberg 1833. Geinitz 1854.
Bisher wurde von Böhmen nur eine Art angeführt, nämlich:
Equisetites infundibuliformis Bat.
Diese Art kam, jedoch ziemlich selten, an einigen Orten vor,
so bei Moštic, Břas, Nyřan; die zugehörige Fruchtábre ist aber
noch nicht bekannt.
Eine zweite Art von Equisetites vermuche ich in einem Exem-
plare, das von Sternberg in seinem Vers. I. fasc. 4. p. XXXIX. als
Conites armatus Stbg. beschrieben und 46. Stb. fig. 1. abgebildet
wurde.
Nach Sternberg sollte dies Exemplar einen Koniferen-Zapfen
darstellen; doch die Vergleichung des Originales mit Prof. Geinitz’s
Abbildung von Equisetites priscus Gein. in „Versteinerungen der
Steinkohlenformation von Sachsen pag. 4. tab, 10 fig. 9“ macht es
möglich, dass der Con. armatıs Stbg. zu dieser Equisetaceen-Art,
oder wenn nicht gerade zu dieser, so doch zu einem anderen Equi-
setiten gehöre.
Ich führe ihn aber indessen als:
Equisetites priscus Gein. an.
Als Fundort führt Sternberg an: „in schistolithanthracum Bohe-
miae prope Radnitz.“ Nach dem Gestein aber zu schliessen stammt
das Exemplar von Svinná bei Radnic.
Nur wegen dieser zweiten Art führte ich die Equisetites auf.
Calamites Suckow 1874.
Die Fruchtáhren dieser Gattung sind uns näher bekannt, Die
Aehren sind walzenförmig, verschiedener Grösse; ihre Axe geglie-
dert; die Sporangien, wie bei den Eguisetaceae in der Mitte des
Gliedes auf einem Mittelsäulchen; doch unterscheiden sie sich von
den Eguisetites-Aehren durch die in den Gelenken angebrachten
Bracteen.
45
Durch die Befestigung der Sporangien jedoch am Mittelsäulchen
unterscheiden sie sich von den Asterophyllites-Aetren, mit denen
sie wieder die Bracteen gemein haben.
Ich ziehe zu den Calamiten 3 Arten von Aehren, und zwar
2 Arten von der Gattung Huttonia; die 3. Art gehörte bisher zu
Volkmannia ; doch da wr sehen werden, dass die Volkmannia-Arten
meist zu Asterophyllites gehören, will ich auch für diese 3. Art den
Gattungsnamen Huttonia in An:pruch nehmen mit Belassung des frü-
heren Artnamens.
Huttonia 1837 Sternberg.
Diese Fruchtähre entspricht der neuen Gattung: Calamostachys,
wie sie E. Weiss in seinem Werke: die Versteinerungen der jüng-
sten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rhein-
gebiete p. 108 fig. 2; dann pag. 112. 113. tab. 18 fig. 36 darstellte.
Von dieser Gattung gehören hieher folgende Arten:
Huttonia spicata Stbg.
1837. Huttonia spicata Sternberg in: Verhandlungen der Gesellschaft
des vater!ändischen Museums in Böhmen; Prag 1837 p. 69. tab I.
Diese Art kann bis jetzt noch nicht mit völliger Sicherheit
irgend einer Calamites-Art zugewiesen werden, da sie noch mit
keiner im. Zusammenhang. gefunden wurde, doch kann sie nur zu
zweien noch gerechnet werden, nämlich entweder zu Cal. canaeformis
von Schlotb. oder zu Cal. Cisti, Bet, da für die 2 übrigen Arten
Cal. approximatus "Bgt. und Calam. Suckowi Bgt. die Aehren be-
kannt sind.
Vorkommen: Radnicer Becken: Vranovic, Svinnä;
Liseker Becken: Zlejčina; Riesengebirgsablagerung: Schatzlar.
Huttonia carinata Germar.
1845. Huttonia carinata Germar in: Petrificata stratorum lithan-
thracum Wettini et Löbejuni p. 90 tab. 32 f. 1. 2.
Die Stellung dieser Art ist jüngster Zeit durch einen glück-
lichen Fund näher aufgeklärt worden.
Im Jalıre 1869 besuchte ich mit Hrn. Prof. Krejčí die Kohlen-
ablagerung am Fusse des Riesengebirges; dabei auch den sogenannten
„Radovenzer Flotzzug.“
Hier fanden wir unter anderen auch ein Exemplar, das einen
Calamites Suekowi Bgt. darstellt, bestehend aus zwei Gliedern und
46
einem Gelenke; aus dem Gelenke nun geht nach links ein Theil
einer Fruchtähre ab, die sich als zu Huttonia carinata Germ. ge-
hörig, ausspricht; es verbreitert sich nämlich das untere Glied im
oberen Theile, dem Gelenke zu, an dieser Stelle, und bildet so
einen Vorsprung, um die Aehre zu tragen.
Es stimmt dies erhaltene Stück Aehre sehr mit dem unteren
Theile des bei Germar tab. XXXII. fig. 2 abgebildeten Exemplares
überein. =
Durch diesen Fund ist daher, wenigstens für jetzt, der Hut-
tonia carinata Germ. ihre Stellung als Fruchtähre bei
Calamites Suckowi Bgt. zugewiesen.
Schimper in seinem neuesten Werke: „Traité de pal. végétale
p. 333“ trennt diese Art von Huttonia und zieht sie zu Equisetites
infundibuliformis Bet., den er jedoch auch unter einem neuen
Namen: Macrostachya infundibuliformis Schimper anführt.
Doch stimmt vieles, auch eben angeführter Fund dagegen; in
meiner nächsten Arbeit will ich es näher besprechen.
Vorkommen: Ablagerung am Fusse des Riesengebirges :
Radvenz(!), Schvadovitz; Radnicer Becken: Vranovic;
Pilsner Becken: Třemošna; Nyřan (Nyfaner Gaasschiefer).
Die zweite Art von Aehre, deren Stellung zu einer Calamites-
Art bekannt ist, und die früher als Volkmannia arborescens
Stbg. in der Literatur aufgeführt wurde, will ich, wie schon früher
erwähnt, auch als Huttonia anführen, mit Belassung des frühern Art-
namens; ich nenne sie daher:
Huttonia (Volkmannia) arborescens Stbg. sp.
1838. Volkmannia arborescens Sternberg Vers II. pag. 52, tab. 14
fig. 1.
Das Exemplar, das Sternberg als diese Art bestimmte, befindet
sich im Besitze unseres Museums.
Sternberg beschrieb es jedoch als selbstständige Art und seine
Beschreibung bezieht sich auf beide im Abdrucke erhaltenen Theile,
nämlich das Stämmchen und die Aehren, die jedoch Sternberg blos
als „ramus foliiferus spicaeformis“ anführt und betrachtet selbe als
zu dem Stämmchen gehörig.
Wenn man aber das Original und auch schon die Abbildung
näher betrachtet, so erkennt man alsbald in dem Stämmchen einen
Calamites approximatus Bgt., zu dem also die im Abdrucke erhal-
tenen Aehren gehören. Auf der Oberfläche des Stämmchens befinden -
47
sich etwa neun grössere Narben in einzelnen Gelenken, die von ab-
gefallenen solchen Aehren herrühren mögen.
Der erste, der auf diese Zusammengehörigkeit von Calamites
approximatus Bst. mit Volkmannia (Huttonia) arboresesns Sternbe.
als Fruchtähre aufmerksam machte, war Prof. Geinitz in seinem
Werke: Versteinerungen der Steinkohlenformation von Sachsen
pag. 8 und bildet tab. 11. fig. 4 eine ähnliche Aehre ab.
„Es gehört also Huttonia (Volkmannia) arbores-
cens Stbg. sp. zu Calamites approximatus Bst. als
Fruchtáhre.“
Vorkommen: Sternberg’s Exemplar stammt von Svinná
beiRadnic; ferner kam sie bei Břas vor, auch bei Třemošna.
| Name der Fruchtähre
Beziehung zu einer Úalamites-Art Fundort
1) Huttonia spicata (om Cisti Bgt. | Vranovic, Svinná, Břas,
Stbe. Calam. cannaeformis | Zlejäina, Schatzlar.
Schloth.
2) Huttonia carinata | Calam. Suckowi Bgt. | Přas; Třemošna, Nyřan,
Germ. Kvilic; Schvadovitz, Rado-
venz.
3) Huttonia (Volk- | Calam. approximatus | Svinná; Břas; Třemošna.
mannia) arborescens Bgt.
Stbg. sp.
B. Asterophylliteae.
Von den zu dieser Ordnung gehörenden Gattungen sind von
Böhmen bisher blos von 2, nämlich Asterophyllites und Annularia
die Aehren bekannt geworden.
Auch sie wurden lange Zeit als selbstständige Arten beschrieben
und erst jüngst konnte ihnen ihre Stellung bei den diesbezüglichen
Mutterpflanzen angewiesen werden.
Asterophyllites 1828. Brongmart.
Die zu dieser Gattung gehörigen Fruchtähren gehören zumeist
zu der, früher als selbstständig angeführten Gattung Volkmannia.
Mit den Calamites-Aehren haben sie die Bracteen im Gelenke
gemein, unterscheiden sich aber dadurch von ihnen, dass ihre Spo-
48
rangien an keinem Mittelsäulchen ruhen, sondern aus dem unteren
Bracteenwinkel hervorkommen; das ist auch der Grund, der Astero-
phyllites als selbstständige Gattung erscheinen lässt.
Die allerhäufigst bei uns vorkommende Fruchtähre ist
Volkmannia gracilis Stbg.
1833. Volkmannia gracilis Sternberg Vers. II. p. 53. tab. 15 £ 1—3.
Diese Fruchtähre nehme ich, als zu Asterophyllites equiseti-
formis Bgt. gehörig an. Dies geht schon auch indireet aus Stern-
bergs Beschreibung hervor, indem er alle 3, auf tab. 15 abgebil-
deten Exemplare, als zu einer Pflanze gehörig betrachtet und wo das
tab. 15 fig. 2 abgebildete Stück nur einen beblätterten Zweig von
Asterophyllites equisetiformis Bgt. darstellt.
Am meisten sprechen Exemplare von dem Fundorte Kralup
dafür. Hier herrscht nämlich unter den Asterophylliteae equisetiformis
Bst. vor; fast ebenso häufig kommt auch eine Fruchtähre daselbst
vor, die sich als Vulkmannia gracilis Stbg. präsentirt; schon durch
dieses häufige Zusammenvorkommen von Ast. equisetiformis Bgt. und
der Aehre Volkmannia gracilis Stbg. würde die Zusammengehörig-
keit beider Arten genügsam einleuchten, wozu noch der Umstand
tritt, dass diese Aehren häufig genug mit Asterophyllitesstengeln in
Verbindung vorkommen.
Darauf habe ich schon auch in meiner „Steinkohlenflora von
Kralup““ in den „Abhandlunngen der böhm. Gesellschaft der Wissen-
schaften 1871“ aufmerksam gemacht.
Durch diese angeführten Umstände, sowie noch in Erwägung
aller übrigen, die ich hier nicht anführen kann, die ich jedoch später
hinlänglich auseinander setzen werde, dürfte die Ansicht ais richtig
sich bestättigen, „dass Volkmannia gracilis Stbg. zu Aste-
rophyllites equisetiformis Bgt. gehöre!*
Vorkommen: Der reichste Fundort ist Kralup im Kladno-
Rakonitzer Becken ; in diesem Becken noch Lubna, ferner Bfaser
Becken und Umgebung: MoStic, Břas; ferner Pfilep; Pil-
sener Becken: Nyřan, Třemošna; endlich Merklin
Volkmannia elongata Presl.
1838. Volkmannia elongata Presl in: Verhandlungen der Gesellschaft
des vaterländischen Museums p. 26 tab. I.
Das Petrefact betrachtet Presl als eine selbstständige Art und
beschreibt es als solche. Ueber die verwandtschaftliche Beziehung
49
desselben- sagt er nur soviel, „dass es zu der, der Vorwelt eigen-
thümlichen Pflänzenordnung der Asterophylliteae gehöre.“
Ebenso führen es als solches alle folgenden Palaeontologen an.
Doch die Vergleichung des Originales und die Erwägung des
Vorkommens dieser Aehre mit Asterophyllites-Arten giebt ein Mittel
an die Hand, die Stellung derselben, wenigsteus mit grosser Wahr-
scheinlichkeit zu bestimmen.
Das Exemplar, welches Presl beschrieb und abbildete, stammte
von Svinná, wo von den Asterophyliten der Asterophyllites grandis
Stbg. ziemlich häufig vorkommt, wie wir ihn auch in unserem Mu-
seum von dort besitzen und auch schon Sternberg von dort beschrieb.
Ferner fand ich in der Sammlung des Herrn Bergdirektor Pe-
likan ein Exemplar, von Votvovic (Minic) stammend, das einen
Theil einer Fruchtähre darstellte; diess erkannte ich als zu Volk-
mannia elongota Pr. gehörig; nun ist aber an diesem Orte der Asteroph.
grandis Abg. ungemein häufig, kommt daselbst auch in sehr schönen
Exemplaren vor; es lässt sich kaum bezweifeln, dass diese Frucht-
ähre zu diesem Asterophylliten gehört.
Ebenso sind ähnliche Verhältnisse auch von andern Orien
bekannt.
Aus diesem Umstande des Zusammenvorkommens von Volkm.
elongata Presl mit Asteroph. grandis Stbg., sowie aus dem, dass für
die úbrigen Asterophyllites-Arten andere Aehren bekannt geworden
sind, důrfen wir wohl mit grósster Wahrscheinlichkeit annehmen,
„dass diese Volkmannia elongata Presl zu Aste-
rophyllites grandis Stbg. gehöre.“
Diess von Presl beschriebene und atgebildete Exemplar ist das
vollkommenste seiner Art, was auch Ernst Weiss in seinem oben
angegebenen Werke pag. 125 anführt.
Vorkommen: Presl’s Exemplar stammt aus dem Radnitzer
Becken von Svinná; ferner kenne ich diese Aehre von'Votvo-
vie im Kladno-Rakonitzer Becken, und von Zebnitz (bei Plas)
aus dem Pilsener Becken.
: Volkmamia distachya Stbg.
1825. Volkmannia distachya Sternberg, Vers. I. fasc. 4. pag. XXX.
tab. 48. fig. 3. a. b. — 1833. Vers II. pag. 52.
Sternberg beschreibt diese Art als eine selbstständige, was auch
die folgenden Palaeontologen thun. Doch durch Professor
Geinitz ist ihr die zugehörige Mutterpflanze angewiesen ‚worden.
Sitzungsberichte VI, 4
50
Er rechnet nämlich 1855 in: Verst. d. Steinkohlenf. v. Sachsen
p. 10 die Volkmannia distachya Stbg. zu Asterophyllites foliosus
L. H.; doch bedeuten die bei Sternberg abgebildeten, ährenförmigen
Organe keine Aehren, sondern blos junge und unentfaltete Zweige.
Aehnliche Stadien der Entwickelung kommen auch bei Asterophyll.
grandis Stbg. vor, so dass sie auch leicht Aehren vortáuschen wie
ich es häufig bei Exemplaren von Svinná, Votvovic, und an Ast.
equisetiformis Bgt. von Kralup, Břas &c. beobachtet habe.
Als Fruchtstand beschreibt Prof. Geinitz eins, etwas anders
aussehende Fruchtähre, die an Sternberg’s. Exemplaren nicht vor-
kommt; er bildet sie auf tab. XXXI, fig. 4. ab. Bei uns in Böhmen
kommt diese Aehre häufig bei Stradonitz (Liseker Becken b. Beraun)
vor, und zwar in Gemeinschaft mit Ast. foliosus L. H.; es kommt
hier zwar ebenso häufig die Annularia longifolia Bgt. vor; aber diese
hat ihre eigene Fruchtáhre. — --
Ich theile daher mit Prof. Geinitz die Ansicht, dass diese
Aehrezu Ast. foliosus L. H. gehöre, und übertrage auf
sie den Namen Volkmannia distachya Stbg.
Vorkommen: Nach Sternberg bei Svinná im Radnitzer
Becken; ferner kommt sie vor bei Stradonitz im Liseker Becken bei
Beraun; in jüngster Zeit kam sie auch bei Žebrák vor.
Bei Břas kommen noch Aehrchen vor, die sich durch ihre
Zartheit auszeichnen ; Etiingshausen bildete ähnliche in seiner „Stein-
kohlenilora v. Radnitz p. 27, tab. 2“ ab, und stellte. sie zu seinem
Calam. tenuifolius Ettingsh.
Doch gehört der Calamites tenuifolius Ettgh., wie Prof. Geinitz
(Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s 1865 p. 310)
anführt, zu Asterophyllites longifolius Stbg. sp.; die erwähnten Aehrchen
sind daher Asterophyllites-Aehren; ich stelle sie daher zu Volk-
mannia, und da sie mit ke'ner bisher bekannten Volkmannia-Art sich
vereinigen lassen, nenne ich sie
Volkmannia tennis m.
Dem eben Gesagten zu Folge gehört diese Volkmannia-.
Art als Fruchtähre zu Asterophyllites longifolius
Stbg.
Vorkommen: im Radnitzer Becken bei Břas; ferner bei
Minic (Votvovic) im Kladno-Rakonitzer Becken.
Annularia 1822 Sternberg.
Wie bei Asterophyllites die Fruchtähren das Unterscheidungs-
51
merkmal von Calamites bilden und die Gattung Asterophyllites als
eine selbstständige hinstellen, so unterscheidet sich auch Annularia
durch ihre Fruchtorgane einestheils von den Asterophylliten, andern-
theils aber auch von den Calamiten, zu denen sie mit. den Astero-
phylliten zugleich nach Carruthers Ansicht zu stellen wäre.
Die Aehren der Annularien besitzen eine dicke gegliederte Axe,
die Gelenke derselben aufgetrieben, die Sporangien kommen ebenfalls
aus einem Bracteenwinkel hervor und sind kreisrund.
Nur ist bisher blos von Annularia longifolia Bst. die Frucht-
hre bekannt; diese wurde bisher angeführt als:
Brukmannia tuberculata Stbg.
1825. Brukmannia tuberculata Sternberg Vers.I.p. XXIX.; tab. 45. fig. 2.
Bis zum J. 1855 stand diese Art als eine selbstständige da;
erst Professor Geinitz wies ihr in diesem Jahre in seinem oben an-
geführten Werke die Stelle bei Annularia longifolia Bst. zu, und
betrachtet sie als ihre Fruchtähre.
Ich kann es nach vielfachen Beispielen bestätigen; der Haupt-
grund ist wieder der des Zusammenvorkommens dieser Aehre mit
Ann. longifolia Bgt. an einem und demselben Orte, wie es bei uus
in Böhmen ziemlich häufig der Fall ist; so bei Schvadovitz, Ra-
dovenz, Stradonic, Nyřan &c.
Von Stradonitz sind mir auch Exemplare bekannt, wo diese
Aehren mit Stengeln in Verbindung stehen.
Diese Aehre trägt den Charakter, wie ich ihn angeführt habe
bei der Allgemeinbeschreibung; nur will ich als Erläuterung bei-
fügen, dass, wie ich Gelegenheit hatte, öfter zu beohachten, auch
hier die Brakteen und mit ihnen die Sporangien um das ganze Gelenk
herumgestellt sind, (die Zweireihigkeit ist bloss eine zufällige) und
dass ferner, wie ich an Exemplaren von Stradonic, Nyřan und
Radovenz absehen konnte, die kreisförmigen Sporagien aus dem
oberen Bracteenwinkel eines Gelenkes abgehen, während bei Volk-
mannia (Asterophyllites) aus dem untern Winkel eifórmige Sporan-
gien hervorkommen. In meiner nächsten Arbeit will ich es gründ-
licher besprechen und durch Abbildungen erläutern.
Vorkommen: Ablagerung am Fusse des eh £
Schvadovitz, Radovenz; Liseker Becken bei Beraun: Stra-
donic; Pilsener Becken: Nyřan (Pankräzzeche).
Sphenophyllum Brongniart 1822
Fruchtähren zu dieser Gattung sind zwar bekannt, aber in
4*
52
Böhmen sind sie noch nicht vorgekommen,
ziemlich häufig: bei uns vorkommt.
Schematische Uebersicht der Fruchtähren
| Name der Fruchtähre
Name der Mutterpflanze
obzwar Sphenophyllum
aus der Ordnung: der
Asterophyliiteae.
Vorkommen
|
| Volkmannia gracilis
Stbg.
| Volkm. elongata Presl.
Volkm. distachya
Stbg.
|
Asterophyllites egui-
setiformis Bgt.
Asterophyll. grandis
Stbe.
| Asterophyll. foliosus
IH
Kralup, Moštic, Bras;
Přílep, Lubna, Merklín.
Svinná, Votvovic, Příčina
b. Lubna, Pankráczeche
bei Nyřan.
Svinná, Stradonic, Sti-
letz b. Žebrák.
Velkm. tenuis m. | Asterophyll. longifo- Břas, Moštic.
lius Stbg. sp.
© Brukmannia tuber- | Annularia longifolia | Nyřan (Pankräzzeche).
culata Stbg. Bat. Stradonic; Schvadovitz,
$ Radovenz.
C. Filices.
Auch bei den Farren wurden die fruktifizierenden Wedel an-
fangs als selbstständige Gattungen und Arten hivgestellt, obzwar sie
nur zu schon bekannten Arten gehörten.
Im Allgemeinen ist jedoch ihr Vorkommen ein seltenes zu
nennen, da fast nur aus der Reihe der Pecopteriden Fruktifikations-
stadien in unserer Steinkohlenformation vorgekommen sind:
Ich will in Kürze die bisher als selbstständig beschriebenen
Arten auf ihre Mutterpflanzen zurückführen und die bekanntgewor-
denen Fruktifikationsstadien systematisch anführen.
a. Sphenopteridae.
Sphenopteris Brongniart 1822.
Aus dieser Gattung würde bisher keine Art mit Fruktifikation
angeführt; nur bei dem von Sternberg als Göppertia polypodiodes
Stbg. bestimmten Fruktificationsstadium bemerkt Prof. Geinitz in
Steinkohlen Deutschlands «c. p. 311: „Fruktifizierende Spheno-
pteris (?)“
Nach wiederholten Vergleichungen- ‚glaube ich, -dass diese
53
Göp pertia als Fruchtstadium von Sphenopteris co-
ralloides Gtb. (Sph. Heidingeri Ettgh.) anzusehen sei.
Es ist nur diess eine Exemplar bekannt.
Vorkommen: Nach Sternberg: „minera ferrea rubra supra
lithanthracem jacente prope Plas,“ doch scheint es mir, dass es eher
vom Weissen Berg bei Pilsen stamme. Nur für diese Spheno-
pteris ist uns in der böhm. Steinkohlenformation das Fruchtstadium
bekannt.
Hymenophyllites Göppert 1836.
Das Fruktifikationsstadium dieser Gattung ist schon seit früher
Zeit her bekannt, indem schon Göppert 1836 bei der Aufstellung
der Diagnose auch die Vertheilung und Anheftung der Sporengehäuse
angiebt.
Mir sind von zwei Arten dieser Gattung aus der böhmischen
Steinkohlenformation Fruchtstadien bekannt, und zwar von:
Hymenophyllites furcatus Bgť. sp. Góppert.
1828. Sphenopteris furcata Bgt.; hist. veg. foss. I. p. 179 tab. 49
fig. 4. 5. ř
1836. Hymenophyllites furcatus Góppert Systema filie. foss. p. 259.
Von Böhmen, wo der Hym. furcatus in der Steinkohlenformation
ungemein verbreitet ist, wurde das Fruchtstadium erst in jüngster
Zeit und nur von einem Orte bekannt, und zwar im J: 1864 von Kralup.
Es sind damals daselbst etwa 3 Exemplare von Fruktifikation
dieser Art vorgekommen; die Exemplare sind sehr zarten Baues mit
ziemlich dünnen Fiederfetzchen; auf den Enden derselben befinden
sich die Sporengehäuse.
Die zweite Art ist der:
Hymenophyllites Phillipsi Göppert.
1828. Sphenopteris hymenophylloides Bot. hist. de végét. foss. p. 189
tab. 65 fig. 4.
1836. Hymenophyllites Phillipsi Göppert, Systema filicum fossilium
p-. 256.
Diese Art kam fruktifizierend vor erst 1870, und zwar in Sphäro-
siderit aus den Pankräc-Gruben bei Nyřan. Es ist ein schönes und
deutlich erhaltenes Exemplar.
54
b. Pecopteridae.
Cyatheites Góppert 1836.
Diese Gattung fasse ich in dem Sinne Geinitz’s, wie er sie in
seinen: „Versteinerungen der Steinkohlenf. v. Sachsen“ schildert, auf.
Aus dieser Gattung sind die meisten Arten in der böhmischen
Steinkohlenformation fruktifizierend aufgefunden worden. E. Weiss
nennt die ihm bekannt gewesenen Fruchtstadien von Cyatheites neu:
Cyathocarpus.
Cyatheites arborescens Góppert 1836.
Diese Art kommt unter den Cyatheiten häufigst fruktifizie-
rend vor.
Doch wurde ihr Fruchtstadium auch manchmal als selbststän-
dige Art beschrieben; so glaube ich, dass Corda’s Senftenbergia ele-
sans Corda (Beiträge p. 91, tab. 57 fig. 1—6) nur ein Fruktifikations-
stadium von diesem Cyatheites sei. ©
Ebenso scheint mir es der Fall zu sein für Cyatheites setosus
Ettingshausen : Steinkohlenflora von Radnic pag. 44. tab. 17. fig. 2.3.
Cyatheites Oreopteridis Göppert 1836.
Das Fruktifikationsstadium dieser Art kommt sehr selten vor;
bisher kenne ich es blos von Wilkyšen, wo dieser Cyatheit sehr
häufig vorkommt.
Ebenso selten kommen die Fruktifikationsstadien von den fol-
senden Cyatheiten:
Cyatheites dentatus, Brongniart sp. 1828; Göppert 1836.
Diese Art kam fruktifizierend blos in wenigen Exemplaren bei
Schatzlar vor.
Cyatheites Condolleanus Brongniart sp. 1828; Góppert 1836.
Ich kenne diese Art im Furktifikationsstadium blos von den „Pan-
krazgruben“ bei Nyřan.
Cyatheites aequalis Brongmart sp. 1828.
Diese Art, überhaupt in Böhmen selten, ist dennoch im Frukti-
fikationsstadium vorgekommen, und zwar in einem kleinen Exemplare
von den „Pankrazeruben“ bei Nyřan.
Oligocarpia Göppert 1841.
In Böhmen kommt blos eine Art dieser Gattung vor, nämlich die
55
Oligocarpia Gutbieri Göppert.
1841. Oligocarpia Gutbieri Göppert, „Gattungen fossiler Pflanzen“
I. pag. 3.
Diese Art ist die am meisten im Fruktifikationsstadium in un-
serer Kohlenformation vorkommende; denn fast überall wo sie vor-
kommt, ist sie im Fruchtstadium vorhanden.
Die von Ettingshausen in seiner „Steinkohlenflora von Radnitz
pag. 40.* als Sacheria asplenioides Ettigh. beschriebene Art dürfte
wohl nur eine Oligocarpia Gutbieri Göpp. sein.
Vorkommen: Radnitzer Becken: Břas, Svinná; Liseker
Becken: Stradonic; Kladno-Rakonitzer Becken: Votvovic
{Minie).
Alethopteris Sternberg 1825.
Auch aus dieser Gattung sind viele bei uns vorkommende
Arten fruktifizierend bekannt geworden.
E. Weiss will neuester Zeit für die fruktifizierenden Wedel der
Alethopteriden den frühern Namen Göpperts: Asterocarpus zur Gel-
tung gebracht haben, wodurch selbe abermals als selbstständige Arten
erscheinen würden, obzwar sie blos zu schon bekannten Arten gehören,
Alethopteris aquilina Brongniart sp. 1828.
Diese Art kommt in Böhmen ausserordentlich häufig vor; doch
bedeutend seltener im Fruchtstadium.
Doch glaube ich, dass das Fruchtstadium dieser Art einigemal
auch als selbständige Art beschrieben wurde.
So beschreibt Göppert das Fruchstadium als Asterocarpus
Sternbergi Göppert, syst. fil. foss. p. 188; tab. 6, fig. 1—3.
Ferner scheint mir, dass Corda'sHawlea pulcherrima Corda,
Beitrg. pag. 90. tab. 57, fig. 5—7, die mit Asteroc. Sternbergi Göpp.
übereinstimmt, auch hieher gehöre. Ebenso möchte ich dasselbe für
die Strephopteris ambigua Presl in Sternberg II. p. 120,
tab. 50, fig. 2. a. b. in Anspruch nehmen.
Vorkommen: Pilsner Becken: Nyřan, Plass (eher vielleicht
Weisser Berg bei Pilsen, für Strephopt. ambigua Pres).); Kladno-
Rakonitzer Becken: Zeměch; Votvovic (für Hawlea pulcherrima
Cda; nach dessen Angabe: circulus beraunensis); Ablagerung am
Fusse des Riesengebirges: Schvadovitz, Radovenz.
Alethopteris pteroides Brongniart sp. 1828.
Kommt noch seltener fruktifizierend vor als erstere. Ich kenne
sie bloss von Schvadovitz am Fusse des Riesengebirges.
Alethopteris erosa Gutbier.
Von dieser Art, die in Böhmen ziemlich häufig vorkommt, wurde
von da erst in neuester Zeit das Fruchtstadium bekannt und dies
nur von einem Fundorte, nämlich von Votvovic (Minic); daselbst
kommt nemlich diese Art ungemein häufig und in schönen Exem-
plaren vor; verhältnissmässig häufig nun kommen auch Fruktifi-
zierende Wedel vor.
Die Zusammenstellung der bis jetzt in der böhmischen Stein-
kohlenformation bekannten fruktifizierenden Farne ergiebt folgendes
Schema:
Name der fruktifizierenden Art Synonyma . Fundort
a. Sphenopte-
ridae. |
Sphenopt. coralloides | Göppertia polypodi- | Plass (Weisser Berg bei
Gtb. oides Stbg. Pilsen).
Hymenophyliites fur- | Sphenopteris furcata Kralup.
catus Bgt. sp. | Bgt.
Hym. Phillipsi Gópp. | Sph. hymenophyli- | Pankrazgruben bei Ny-
| oides Bst. ran (Sphärosiderit.)
b. Pecopteridae |
(Cyatheites Oreopte- | Bei E. Weiss sterile Vilkysen.
ridis Gópp. | Art: Pecopteris Ore-
opteridia Schloth sp.
| Cyath. arborescens | Senftenbergia elegans | Nyřan © (Pankrazzeche)
Göpp. | Cda. Cyath. set osus por er a.
| m Gasschrefer; Lihn,
| Ettgh. Cyathocarpus ns 8 nr
arborescens Schloth. | schau; Zeměch; Schwa-
sp. (E. Weiss) dovitz, Zdärek, Rado-
venz. .
Cyath. dendatus Bgt. | Cyathocarpus - den- Schatzlar.
sp. Gpp. | datus Bet. sp. (E.
Weiss). |
| Cyath. Candolleanus | Cyathocarpus © Can- | Nyřan (Pankrazgruben.)
| Bet. sp. .Göpp. do!leanus Bgt. sp. (E.
+ Weiss).
| Cyath. aequalis Bgt. | ? Asplenites ophio- | Nyřan (Pankrazgruben.)
| sp. dermaticus Gópp. |
' Name der fruktifizierenden Art Synonyma Fundort
| Oligocarpia Gutbieri | Sacheria asplenioi- | Štradonic; Votvovie;
Gópp. des Ettgh. Břas, Svinná,
| Alethopt. aquilina | Hawlea pulcherrima Nyřan (Pankrazgrube)
| Bst. sp. Cda Strephopteris am- | Zemech; Schvadovitz
: Radovenz; Votvovic
bi gua Presl. : (nach Corda: circulus be-
Asterocarpusaguilinus | raunensis für Hawl. pul-
Schloth. (Weiss). | | cherrima Cda.) Plass (viel-
leicht Weisser Berg bei
Pilsen, fůr Strephopt. am-
| bigua Presl.)
Alethopteris pteroi- Asterocarpus pteroi- Schvadovitz.
des Bgt. sp. | des Bgt. sp. (Weiss).
Alethopt. erosa Gtb. | Asplenites Sternbergi Votvovic (Minic).
Ettgh.
Für die Arten aus der Ordnung Filices sind bisher die Fruk-
tifikationsstadien am sichersten nachgewiesen, weil sie immer mit
der Mutterpflanze in Verbindung vorkommen.
D. Lyeopodiaceae.
Die Fruchtstände der Arten aus dieser Ordnung fungieren seit
früher Zeit unter dem Namen Lepidsstrobus. Est ist bisher nicht
gelungen irgend einen mit einer bestimmten Lycopodiacea in Ver-
bindung zu finden; sie wurden daher bis jetzt auch für sich be-
schrieben und nur die Form gab die Art, und konnten auf jede Art
bezogen werden; so der Lepidostrobus variabilis L. H.
Wenn es uns in Böhmen bis jetzt zwar auch nicht gelungen
ist, Lepidostrobus mit Sagenaria oder Lepidodendron in Zusammen-
hang zu finden, so glaube ich kann man wenigstens nach dem Zu-
sammenvorkommen der einzelnen Arten auf ihre Zusammengehörigkeit
schliessen.
Nun sind von Böhmen bis jetzt 4 Arten Lepidostrobus bekannt.
Lepidostrobus variabilis Lindley et Hutton 1831—36.
Dieser kommt an den meisten Orten unserer Steinkohlenfor-
mation mit Lepidodendron dichotomum Stbg. gemeinschaftlich vor;
ich würde ihn daher mit dieser Art vereinigen.
58
Geinitz zieht ihn zu Sag. rimosa Stbg.; doch dies bestätigt
sich bei uns nicht.
Lepidostrobus ornatus' Lindley et Hutton 1831—36.
Dieser kam nur einmal bei Kralup vor; anderorts nicht mehr;
für diesen spricht sich keine verwandtschaftliche Beziehung deutlich
aus; doch glaube ich, dass diese Art vielieicht zur ersteren zu ziehen
sein dürfte.
Lepidostrobus Goldenbergi Schimper 1870.
In der Sammlung des H. Bergdirektor Pelikan sah ich viele
Exemplare eines Lepidostrobus, die mit dem von Schimper in seinem
„Traité de pal. végét.“ unter diesem Namen beschriebenen überein-
stimmten. Diese Exemplare stammen von Steinoujezd bei Nyřan und
kommen daselbst sehr häufig, und zwar mit Sagenaria obovata Stbg,.
und aculeata Stbg. vor; dürften vielleicht zu einer von diesen gehören.
Endlich sınd mir neuester Zeit Lepidostrobus-Arten bekannt
geworden, die sich durch ihre Zartheit und Dünne im Verbáltniss
zur Länge auszeichnen; und dies ist bei ihnen konstant; sie kommen
vor immer mit Lycopodites selaginoides Stbg.; ich halte sie für
die Fruchtähren dieser und nenne sie zum Unterschiede von den
übrigen:
Lepidostrobus Lycopoditis m. wodurch hinlänglich
ihre Stellung angedeutet ist.
E. Sigillarieae.
Den Erfahrungen der neuesten Zeit gemäss schliesst sich diese
Ordnung eng an die der Lycopodiaceae an. Die Rinde, die Blättchen,
die Blattnarben, und die Vertheilung derselben sprechen dafür. Leicht
lässt sich daher auch auf das Fruchtstadium schliessen; lange wurde
keines als solches gefunden. Es waren zwar Fruchtzapfen vorge-
kommen, aber sie sind verkannt und selbstständig beschrieben worden.
Erst durch Prof. Schimper bin ich auf den Gedanken geleitet
worden, dass einige von den unter anderen Namen beschriebenen
Fruchtorganen zu Sigillaria gehören. Es bildet nämlich Schimper
in seinem Werke: Traité de palaeontologie végét. 1870, tab. LXVIL ©
Fig. 13. 14. Fruchtzapfen ab, die er als Sigillariaestrobus hinstellt.
Aehnliche Exemplare nun befinden sich schon seit Stern-
berg’s Zeiten in unserem Museum und wurde von Corda in einem
unveröffentlichen Werke als Embolianthemum beschrieben.
59
Ausserdem befinden sich einige Exemplare einer ähnlichen Frucht-
ähre in meines Vater’s Sammlung und ist eine solche neuerer Zeit
unserem Museum aus Kladno zugekommen. Letztere zwei scheinen
gleich zu sein; die von Corda ist von ihnen verschieden; ich ziehe
sie zu Sigillaria unter dem Namen Sigillariaestrobus; sie näher zu
besprechen gestattet mir die Enge des Raumes nicht. Zu welchen
Arten sie gehören mögen, konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.
Ich will selbe indessen nach den Findern benennen; es dürften
zwei Arten sein:
Sigillariaestrobus Cordai m.
Embolianthemum Corda.
Unregelmässig sechs- oder fünfeckige Brakteenschuppen, welche
die Sporengehäuse und Sporen tragen.
Stammt von Bias.
Sigillariaestrobus Feistmanteli m.
Die Brakteenschuppen rundlich; die Zapfen dünner als vor-
hergehende; Sporangien und Sporen ebenfalls deutlich erhalten. -
Stammt von Břas und Kladno.
Zu dieser Sigillariaestroben, mithin zu Sigillaria gehörig be-
trachte ich auch jene kleinen, carpolithesförmigen Körperchen, die
zahlreich sowohl in der schlechtern Kohle, als im Schiefer bei Rad-
nic, Nyran und Brandeisel vorkommen und die Göppert als Carpo-
lithes coniformis Göpp. beschrieb.
Weiter kann ich diese Arten nicht besprechen.
F. Nöggerathieae.
Diese Orduung ist bei uns in Böhmen seit früher Zeit durch
die Nöggerathia foliosa Stbg. vertreten gewesen, im Laufe der Zeit
kammen noch einzelne Arten hinzu.
Ein Fruchtstand blieb lange unbekannt. Frst neuester Zeit
fand K. Feistmantel bei Rakonitz und dann bei Břas in einer Schicht,
wo Nöggerathia foliosa Stbg. ungemein häufig vorkam eigene frucht-
zapfenähnliche Organe, welche Prof. Geinitz als zur Nöggerathia fo-
liosa Stbg. gehörig bestimmte. Anderorts in Böhmen, und auch in
anderen Ländern sind sie bisher nicht vorgekommen.
Ich will ihn nennen:
Nöggerathiaestrobus bohemicus m. weil er blos ia
Böhmen vorkommt; durch diese Benennung soll nicht etwa eine neue
60
oder selbstständige Art erzielt sein wollen; ich belege ihn blos der
ieichtern Uebersicht wegen mit diesem Namen, und sage: N ögge-
rathiaestrobus bohemicus ist der Fruchtstand von
Nöggerathia foliosa Stbg. In die weitere Besprechung kann
ich mich hier nicht einlassen.
i Auch für Cordaites borassifolia Ung. glaube ich die
Fruchtstände erkannt zu haben; es kommen nämlich bei Schya-
dovitz, Votvovic, Stradonic einzelne Fruchstände vor, deren
Stellung bis jetzt unentschieden blieb; nimmt man jedoch Rücksicht
darauf, dass sie einer höheren Pflanzenfamalie angehören, und an
genannten Orten häufig mit Cordaites borassifolia Ung. zusammen-
vorkommen, während bis jetzt keine andere Pflanze an dieser Stelle
gefunden wurde, zu der sie eher gehören dürften, so wird wohl der
Schluss nicht gar gewagt erscheinen, die Fruchtstände als zu Cor-
daites borassifolia Ung. gehörig anzusprechen, zumal Prof. Göppert
in seiner „permischen Flora“ ähnliche Fruchtstadien für einige Nögge-
rathien in Anspruch nimmt. Ich will sie hier, wegen Beschränkt-
heit des Raumes nicht weiter erörtern und nur hiemit angedeutet
haben ; nächstens will ich sie näher erläutern.
Zu der Ordnung der Nöggerathiae rechne ich auch einen Frucht-
stand, den mein Vater bei Stradonic (bei Beraun) fand, und der
den bei Lindley und Hutton als Antholithes Pictairniae
Lindl. & Hutt. beschriebenen Fruchtstand darstellt: ich ziehe ihn
sammt einem ähnlichen Fruchtstand, den ich an diesem Orte eben-
falls nicht näher besprechen kann, weil ich Abbildungen hiezu geben
muss, von Kralup, zu Cordaites.
Die zwei noch übrig bleibenden Fruchtstánde, die in Böhmen
vorkamen und von Stradonic (bei Beraun) stammen, nämlich Gra-
minites Volkmanni und Antholites triticum Andr. gehören -
wohl beide zu einer und derselben Ordnung; doch ist selbe nicht
mit Sicherheit nachgewiesen. Graminites Volkmanni stand bis jetzt
bei der Ordnung: Gramineae und Anthrolithes triticum stand bei:
Incertae sedis.
Ich ziehe beide zu der Ordnung Gramineae. Vielleicht wird
sich ihre Stellung später hin auch kundthun.
Wenn wir uns die letztbehandelten Petrefacte zusammenstellen,
ergiebt sich folgendes Schema:
Name des Fruchtstandes
Name der Mutterpflauze
61
Fundort
D. Lycopodiaceae.
' Lepidostrobus varia-
| bilis L. H.
| Lepidostr. ornatus
TR
| Lepidostr. Goldenber-
gi Schimp.
Lepidostr. Lycopodi-
tis O. Feistm.
1 E. Sigillarieae.
'Sigillariaestrobus Cor-
dai O. Feistm.
| Sigillariaestr. Feist-
manteli O. Feistm.
F. Nöggerathieae.
Nögsgerathiaestrobus
' bohemicus O. Feistm.
| Pruchtstand von Kralup,
"Antholithes Pictair-
niae L. H.
G. Graminene.
| Graminites Volkmani.
© Antholithes triticum
(And.
|
|
Sagenaria elegans
Stbg. sp.
Lepidodendron dicho-
tomum Stbe.
Sag. aculeata Stbg.
Sag. obovata Stbg.
Nyran, Weisser Berg (b.
Pilsen), Vilkyšen, Mantau,
Steinoujezd, Lihn, Břas,
Miróschau, Zlejčina, Kra-
lup; Zeměch; Schvado-
vitz ; Schatzlar.
Steinoujezd (bei H. Berg-
direktor Pelikán).
Lycopodites Selagino- | Nyřan (Pankrazgruben)
ides Stbg. Steinoujezd © (Lazarus-
Schacht.)
unbekannt Břas.
unbekannt Břas; Kladno.
Noggerathia © foliosa
\
|
|
|
|
Stbg.
Cordaites borassifo-
lia Ung.
unbekannt.
unbekannt.
Břas; Kladno.
Kralup,, Votvovic, : Stra-
donic; Schvadovitz.
Stradonic,
Stradonic.
Das sind die bisher bekannten Fruchtzapfen und Fruchtstände.
Die übrigen noch angeführten wurden auf andere schon. bekannte
zurückgeführt; so hat sich Conites armatus Stbg. als Equisetites,
Conites cernuus Stbg. als entblátterter Lepidostrobus und ebenso
Araucaria Sternbergi Cda (Araucarites Cordai Ung.) ebenfalls
als Lepidostrobus erwiesen; und ähnlich die noch übrigen.
Nächstens werde ich Gelegenheit haben etwas näher darüber
zu berichten.
62
Endlich trug Herr Dr. Bořický vor úber Noseanbasalte des
linken Elbeufers.
Der Nosean ist als vorwiegender Bestandtheil zahlreicher Pho-
nolithe (Noseanphonolithe) bekannt. Von den böhmischen Phono-
lithen erwähne ich z. B. des Phonoliths vom Boänyberge mit äusserst
zahlreichen, ziemlich grossen Noseankrystallen, deren Querschnitte
durch zierliche, schwärzlich graue und bräunliche, stets von farb-
loser Zone umrahmte Strichnetze ausgezeichnet sind, des Phonoliths
von dem zwischen dem Božnýberge und Borislau befindlichen Hügel,
des Phonoliths vom grossen Franz bei Kostenblatt ; aber in basal-
tischen Gesteinen scheint derselbe seltener vorzukommen.: Zirkel
erwähnt des Nephelinbasaltes von Katzenbuckel, in dem der Nosean
zu den vorwaltenden Bestandtheilen, gehört.
Von 74 Lokalitäten des böhmischen Mittelgebirges am linken
Elbeufer fand sich der Nosean nur in den Nephelinbasalten des Rip
(St. Georg), des Schlanberges, des Milý- und Dlouhyberges als! we-
sentlicher Bestandtheil. Der mikroskopischen Zusammensetzung der
letzteren zwei Basaltvarietäten habe ich unter den Nephelinbasalten
des linken Elbeufers Erwähnung gethan, wobei die zuweilen nur mit
lockerem Staub erfüllten meist sechseckigen Noseanguerschnitte auch
zu dem unter allen Bestandtheilen vorwaltenden Nephelin gezählt
wurden. (Ich erlaube mir zu bemerken, dass ich mich bei den ersten
Arbeiten eines kleinen schwach auflösenden Mikroskopes bediente.)
Nach Vergleichung mit den sehr zierlichen und ziemlich grossen
Noseanquerschnitten des Basaltes vom Georgenberge bei Raudnic
fand ich auch die charakteristischen Strichnetze in den centralen
Partien des Nosean vom Milý- und Dlouhyberge. Die Mikrostruktur
und Ze S vinu des Basaltes von dem glockenfórmigen Milý-
und dem etwa eine '/, Stunde entfernten Dlouhýberge (bei Kosel)
scheinen gleichartig zu Sein, denn die mikroskopischen Pepe
sind kaum zu unterscheiden.
Die sehr zahlreichen Noseanguerschnitte derselben sind klein,
meist sechs- und achteckig, seltener quadratisch; Querschnitte von
Zwillingskrystallen kommen seltener vor. Die Centralpartie der
meisten Querschnitte, charakteristische Strichnetze darstellend, pflegt
am dunkeisten gefärbt und scharf umrandet zu sein und ähnelt. zu-
weilen einem Magnetitquerschnitt, der sich erst bei stärkerer Ver-
grösserung in ein dichtes Strichnetz auflöst; dieselbe "umgibt ein
breiter, aus dunkeln Staubkörnern bestehender, bläulichgrauer Hof,
der gegen die Aussenseite lichter wird und minder siharfe Begrän-
65
zung zeigt. Mehre Noseanquerschnitte lassen blos schwache Andeutungen
von Strichnetzen erkennen, oder bestehen nur aus lockeren Staubkörnern
die in der Mitte am dichtesten angehäuft sind. Die dunkelschwarzen
Strichnetze scharf umranderter, centraler Partien vieler Noseanguer-
schnitte sind durch grünlich oder gelblich graue lichtere Bänder
(die zuweilen auch den lichteren staubiggrauen Rand bis zur äusseren
Besränzung durchsetzen und aus Glaskörnern, Bläschen und winzig
kleinen Mikrolithen bestehen) in mehr weniger scharf begrenzte
Theile abgetheilt, oder enthalten ähnliche unregelmässig begrenzte
Partien in der Mitte eingeschlossen. In den unter den Gemeng-
theilen vorwaltenden farblosen kurzen Rechtecken und Sechsecken
des Nephelin pflegen sparsame kurze Mikrolithe den Kanten parallel
gelagert zu sein. Der augitische Bestandtheil kömmt in Form läng-
licher, geriefter, an den Querschnittsbändern grünlichgelb gefärbter
Krystalle vor, die reicher an Glaspartikeln und Bläschen, aber sehr
arm an Mikrolithen sind. Ihre Ränder sind minder geradlinig, zu-
weilen schwach wellenförmig, glasähnlich. Die breiteren Krystaile
pflegen Cumulationen von Magnetitkörnern und Glaspartikeln zu ent-
halten. Ausser den gelblich oder bräunlich gefärbten welligfasrigen
Olivinkrystallen und den minder zahlreichen Magnetitkörnern sind
noch sehr sparsame Fragmente von Biotittafeln zu erwähnen. Farb-
lose Apatitnadeln sind äusserst seltene Erscheinungen; mit molyb-
dänsauren Amon wurden im Basalte des Milýberges nur Spuren von
Phosphorsäure nachgewiesen.
Beobachtungen im polarisirten Lichte und an geätzten Präpa-
raten des Basaltes vom Schlanberge führten mich zu der Ueberzeu-
gung, dass die langen dünnen farblosen oder schwach graulich ge-
färbten und die gestreiften, theils: dünnen langen, theils breiten
Krystalle (und ihre hexagonalen Querschnitte), theils dem Apatit,
dessen Gehalt in dem Basaltgestein (aus dem Phosphorgehalte be-
rechnet) 5:72°/, beträgt, theils dem Nephelin angehören, und da sich
in diesem Basalte auch zahlreiche Noseanquerschnitte (deren Strich-
netze bei stärkerer Vergrösserung deutlich hervortreten) erkennen
lassen, so wäre dieser Basalt als Noseannephelinbasalt zu bestimmen.
Die Noseanquerschnitte dieses Basaltes zeigen: meist Sechs-
ecke (zuweilen in die Länge verzogen), seltener Achtecke oder Quer-
schnitte von Zwillingen mit einspringenden Winkeln (vermuthlich
0) ; sie sind meist trübe, dunkel bläulich oder schwärzlich grau
und stets von einer farblosen Zone mehr weniger scharf umrahmt.
Die dunkelgrauen Strichnetze pflegen bei grösseren Nosean-
64
querschnitten an dem von der farblosen Zone scharf begrenzten
Rande in mehr weniger zusammenhängenden Partien vorzukommen,
während die lichteren centralen Partien zahlreiche, grössere: und
kleinere, grünlich gelbe und bräunliche, mit Gasbläschen ‘versehene
Glaspartikeln, und zuweilen auch dünne Mikrolithe enthalten. In
kleineren Noseanquerschnitten füllen dunkle. Strichnetze die Central-
partie aus, pflegen aber auch in diesem Falle durch lichtere Bänder
und Streifen getheilt zu sein. |
Ein Noseanquerschnitt, ausgezeichnet durch einen dunkeln
Rahmen von Strichnetzen, zeigte eine Cumulation von kurzen Mikro-
lithen in der Centralpartie und zwei Reihen derselben, welche di-
vergirende Richtungen gegen die Querschnittskanten einnahmen.
Der augitische, in langen gerieften schwach .grünlichgelb ge-
färbten Krystallen erscheinende Bestandtheil scheint Amphibol zu sein.
Die schönsten Noseanquerschnitte birgt der Nephelinbasalt des
St. Georgberges bei Raudnic. Der’ äusserst feinkörnige dunkel-
graue Basalt zeigt im Mikroskope ein gleichmässig krystallinisches
Gemenge, das aus Nephelin, einem augitischen Bestandtheil (zum
grossen Theil Amphibol), Nosean, Magnetit und sparsamen Olivin
besteht.
Der Nephelin bildet meist kurze farblose Rechtecke und Sechs-
ecke, mit spärlichen kurzen Mikrolithen. und Glasbläschen, oder
ähnliche Rechtecke, die mit parallelen zarten, aus dunkeln Punkten
bestehenden Streifen versehen sind.
Der augitische Bestandtheil ähnelt dem des Schlanberges. Die
zahlreichen grösseren Noseanquerschnitte, Sechsecke, Achtecke, am
häufigsten aber Querschnitte von Zwillingskrystallen © (wahrscheinlich
oO, {0} sind durch eine grosse dunkle centrale Partie eines: deut-
lichen Strichnetzes, von scharfer Begrenzung, durch mehre ab-
wechselnde helle und dunkle Schichten von Staubkörnern und einen
breiteren farblosen Saum ausgezeichnet. Manche der centralen Par-
tien sind sehr gross im Vergleich'zu den aus Staubkörnern beste-
henden Kränzen, und stellen zusammengesetzte: Strichnetze » dar;
andere sind durch lichtere Streifen abgetheilt oder blos in der Mitte
heller und lassen daselbst, sowie in den helleren Partien kleine Mi-
krelithe und gedehnte Glaspartikeln mit Gasbläschen warnehmen;
zuweilen dehnt sich ein lichterer Streifen, in dem sich eine Reihe
erwähnter Einschlůsse befindet, vom Centrum bis zum äussersten
Rande aus. |
Der Magnetit in quadratischen und sechseckigen Querschnitten,
By
65
‘deren erstere zuweilen am Rande bräunlich und zerfasert erscheinen,
ist gleichmässig vertheilt; grünlich gelbe fasrige inwendig weisse
- pellucide Alwinkıystalle sind spärlich vorhanden.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am
Be | 27. April 1871.
Anwesend die Herren Mitglieder : Löwe, Tomek, Safarik,
5 Čupr, Gabler, Leonhardi, Štulc; die Herren Dvorský ún
© Kuhlmann als Gäste.
‚ Herr Prof. Löwe, beendigte seinen Vortrag zur Kritik der
E Buy o Voraussetzungen der Philosophie Herbarts.
M
\ ý Sg der Ülasse für Philosophie, Geschichte und Philologie am
8. Mai 1871.
"Anwesend die Herren Mitglieder : Tomek, Wocel, Löwe
Kvíčala, Emler, Malý, Gabier und Toman.
Herr Prof. Löwe hielt einen Vortrag über die Identität der
€; Genesis von Denken und. Sprache.
m. der Classe für Er Geschichte und Philologie am
2. Mai 1871.
Anwesend die Herren Mi'glieder: Tomek, Emler, Malý,
> í Toman und Tieftrunk.
‘ Herr Dr. Toman hielt einen Vortrag über die Tragweite der
gesetzgebenden Gewalt des Königs und des Landtages in Böhmen
nach der vernewerten LO. Ferdinand II. und den Deklaratorien
Se III.
(Aus einem grósseren Werke von Dr. Hugo Tomau.)
* In dem Hofkanzleidekrete vom 20. Juli 1845 hat die Regierung dem
königlichen Vorbehalt des jus legis ferendae, die Landesordnung zu
© mehren, zu ändern und zu bessern, wie dieser Vorbehalt in der ver- ©
neuerten LO. zum Ausdrucke gelangt, ohne Rücksicht auf die Wider-
an in die sie sich hiedurch mit der LO. selbst setzte, den
. Siuizungsberichte VI, 5
K dtzetlóbéh werden Eon
Die Haltlosigkeit dieser Auslegung wird sich aus der nachfol-
genden gedrängten Darstellung ergeben. \ KEREM v
Als Quellen der Untersuchung sollen nur jene Anschauungen Ba.
dienen, welche der verneuerten LO. vom 10. Mai 1627, den No-. 3
vellen und Deklaratorien von 1640 und endlich dem Mo
Ferdinands II. vom 29. Mai 1627 zu Grunde liegen, in diesen Ge- -
setzen und staatsrechtlichen Akten selbst niedergelegt sind und nach
dem Kundmachungspatente zur verneuerten LO. die einzige, authen- i
tische Interprátationsguelle bilden sollen. >
Im Kundmachungspatente zur verneuerten LO. wird děs in
Frage stehenden Vorbehaltes gleichfalls erwähnt, und zwar in RE :
‚gendem: vý en
. Auch darbei Uns nicht allein die königliche Macht, oleji; p
Unsere Landesordnung zu mehren, zu ändern, zu bessern, van ws
sonst das jus legis ferendae mit sich bringet, vorbehalten...“ -© 9
Das Recht, die Landesordnung zu mehren, zu a
dern, zu bessern erscheint demnach im jus legis ferendae in- ©
begriffen. | .
Nachdem übrigens das Kundmachungspatent zur verneuerten
LO, seinem ganzen Inhalte nach nicht als ein die LO. in ihrem in KEN
halte ergäuzendes Gesetz, sondern bloss als Ausdruck des kónigl. =
Willens, dass die mitfolgende LO. als Gesetz angesehen werden 5 :
solle, erscheint, da ja dieses Patent einestheils nur die Motive dieses
Willens, andererseits die Erwähnung der leitenden Grundsätze u
deutlicher Hinweisung auf die Landesordnung, in welcher diese
ihren Ausdruck gefunden hätten, enthält: so ist eben nur jene Ge-
setzesstelle der LO., welche diesen Vorbehalt des j. 1. £. enthált,
námlich lit. A/VIII, nicht aber zugleich das erwähnte Kunduneli 5
patent, als authentischer Gesetzestext anzusehen. Pak
Diese Gesetzesstelle lautet: PN
„Wir behalten auch Uns und Unseren Erben, nach konn |
Königen ausdrücklich bevor, in diesem Unsern. Erbkönigreich Ge-
setze und Rechte zu machen und alles dasjenige, was das. ‚June
ferendae mit sich bringet.“ |
Man hat ferner von der irrthümlichen Voraussetzung |
ši
5
| Br
Staatsgrundgesetze, in welchem demzufolge alle Rechte und Pri-
vilegien der Stände enthalten wären, mit weiterer Hinzunahme mo-
© derner Anschauungen über Gesetzgebungsrecht jenen oben erwähnten
. Trugschluss gezogen, es seien durch den Vorbehalt, Gesetze zu
geben, sämmtliche Rechte und Freiheiten der Stände von dem Willen
des Monarchen allein abhängig und in zweiter Linie der vollständige
| ©- Absolutismus des Herrschers begründet.
© Uebrigens lehrte noch im J. 1770 Feigl von Feigelsfeld ex ca-
thedra der prager Universität, es seien die Grundlagen des böhmi-
schen Staatsrechtes nicht allein in der LO., sondern ausserdem in
‚den besonderen ständischen Privilegien und dem allen Herkommen
zu suchen.
-© Nun enthält aber die verneuerte LO, selbst unter lit, A/XXII
folgende Erklärung:
„Obwohl die Privilegia betreffend die Alienation der Güter, so
zum Königreich gehören, voriger Landesordnung mehreren Theils
von Wort zu Wort einverleibt gewesen; weil Wir Uns aber
dieser und anderer Privilegien halber gegen Unsere
gehorsamen Stände absonderlich erklären und resol-
viren wollen; als haben Wir gnädigst befunden, dass es unvon-
- nöten, die Worte derselben Privilegien dies Orts inseriren zu lassen.“
Diese Resolution bezüglich der ständischen Privilegien ergieng
- auch bereits am 29. Mai des J. 1627 in Gestalt eines königlichen
Majestátsbriefes, durch welchen vorerst alle Privilegien der
Stände, welche bis dahin bestanden, insgesammt und insbeson-
. dere, mit Ausnahme des Majestätsbriefes Rudolfs II. über freie
- Religionsübung und mit der Beschränkung, soweit sie „gegen die neue
Landesordnung nicht streiten,“ genehmigt, ‘erneuert und bestätigt
worden sind.
Dann heisst es darin weiter:
„Wir geloben für Uns und Unsere Erben, die künf-
are Könige von Böhmen, dass Wir alle vier Stände
und die ganze Gemeinde dieses Unsern Erbkönig-
greiches, so auch einen jeden Stand insbesondere, bei
‚ihren Rechten, Gerechtigkeiten und der besagten von
"Uns erneuerten Landesordnung schützen und erhalten
wollen.“
Nach dem Wortlaute dieses Majestätsbriefes sowohl, als auch
nach der in der LO. über eine besondere Resolution des Königs be-
m ‚züglich der ee Privilegien euthaltenen Erwähnung, erscheint
5%
Fi beobachteten Sollennitäten nicht blos neben, sondern über de
© "neuerten LO. steht. Dem entspricht nicht nur das feierliche Gelöbni
" derselbe a eine: Königliche Erklärung. be, těh (olaastkén
ní Privilegien xar' ššoyýv als eine Erklůrung, welche nach ‚den
„tür Uns und Unsere Erben, die künftigen Könige
Bohnen die Anhängung des grösseren kaiserlichen Insiegels,
auch die Bezeichnung „Majestätsbrief“ selbst. We
Durch diese feierliche Erklärung wird die a, der st;
dischen dne und en
wichtigste aller aadiesben Rechte — das ausschliesgiiig Recht o ý
Steuerbewilligung — frei und unbedingt den Ständen verbrieft. Hr
Wenn wir nun auch jener erkünstelten Inter pretation. Raum =
geben wollten, als seien die ständischen Rechte und Freiheiten dur |
diese Klausel „insoweit sie nicht gegen die neue LO. streiten“, nicht
nür durch die verneuerte LO. sondern auch durch den in dersel-
ben enthaltenen Vorbehalt des Rechtes legis ferendae bedingt, ‚80
könnte doch diese Schlussfolgerung auf die in dem erwähnten Maje-
státsbriefe frei und unbedingt verbrieften Rechte und namentlich auf
das wichtigste der Steuerbewilligung keinesfalls Bezug haben. © fm
Aus der nachfolgenden Entwickelung des Wesens der. ver-
neuerten LO. gegenüber dem Majestätsbriefe wird hervorgehen, das
der in der ersteren enthaltene Vorbehalt des jus legis, ferendae
Rechte und Freiheiten der Stände keinen Bezug haben kann.
ZO
Ständen sub lit. A a IX mehrere Freiheit bezüglich der Initiativ
im Landtage eingeräumt. a helnéky darin, lepe, anche ei
lichen Proposition etwas, sei es zur ndlliche oder schriftliche
Berathschlagung zu bringen, es dabei „„soviel den sta tum p
blicum““ betriftt, verbleiben ‘würde, was aber geringere Sacl
„„die da Unser Person Hoheit, Authorität, un
\
: | | 69
Aus der in der angeführten Novella enthaltenen Bestimmung
des Umfanges des Begriffes „status publicus“ und somit auch
des jus publicum geht hervor, dass der Gesetzgeber hierunter
eben nur die königlichen Hoheitsrechte und Regalien verstanden hatte.
Andererseits wird in der LO. und zwar in dem der lit. A XLIX
folgenden Anhange der Umfang des jus privatum bestimmt : „dem-
nach bishero von denjenigen Sachen gehandelt, welche mehren-
theils zu dem jure publico gehören, so folget nunmehr das jus
privatum und zwar anfangs die judicialia.“
“+ Geht man die verneuerte LO. von der lit. B ab durch, so findet
man, dass darin formelles und materielles Privat- und Strafrecht,
polizeiliche Vorschriften u. dgl. enthalten sind, nach heutigen Be-
griffen Materien des Privat- und öffentlichen Rechtes, und zwar aber
„ „zum grossen Theile solche, welche dem letzteren zugerechnet werden.
In der lit. A derselben Landesordnug finden wir, entsprechend
der in der Novella A a IX enthaltenen Bestimmung des Begrifis-
„umfanges des jus publicum, bloss die königlichen Hoheitsrechte und
Regalien und die diesen königlichen Vorzugsrechten entsprechenden
= Pflichten der Stände determinirt. Von den ständischen Rechten
: > r
. F
hingegen wird hierin nur nebensächlich und nur in soweit gesprochen,
als die den königlichen Hoheitsrechten und Regalien entsprechenden
ständischen Pflichten mit den Rechten der Stände natürlich zusam-
„menhingen, und diess überhaupt zur Begránzung der königlichen
Rechtssphäre nothwendig erschien.
Die ständischen Rechte und Freiheiten werden somit derselben
Novella A a IX entsprechend als dem Privatrecht zugehörig und
zwar als erworbene Rechte, jura quaesita, aus der lit. A der ver-
neuerten LO. und aus der LO. überhaupt ausgeschieden. Darauf
deutet theilweise auch die oben erwähnte Nachschrift zur lit. A
der LO. mit den Worten: „demnach bishero von denjenigen Sachen
gehandelt, welche mehrentheils zu dem jure publico gehören.“
Die verneuerte Landesordnung enthält somit sub lit. A aus-
schliesslich das jus publicum, d. h. Bestimmungen über königliche
Hoheitsrechte und Regalien, von lit. B ab jedoch das jus privatum
jm damaligen Sinne des Wortes, d. h. das formelle und materielle
Privat- und Strafrecht, polizeiliche Bestimmungen u. dgl.
Diesem vom Gesetzgeber befolgten Rechtssysteme gemäss muss-
ten die Bestimmungen über die Rechte und Freiheiten der Stände ©
„einer besonderen Resolution vorbehalten werden, welche nicht in der
| Ferdinards II. ergiebt m nun manches, o man bisher nicht, pure
klären konnte, oder Na zu erklären unterliess, Z. B. warum
v Privilegien angefůhrt den deren auch in der Landesorduung s ei
Ja freilich nur zum Theile und aus einem andern Gerirhepuenn ei
gedacht wird. č k
So wird in der LO. N: A/XXII „von der Religion“ die “ar
Verpflichtung der Stände, die bisherigen im Interesse pe
katholischen Religion ergangenen Resolutionen fest zu halten, aus.
gesprochen, wáhrend in dem Majestátsbriefe vom 29. Mai 1627 von
derselben Materie gehandelt wird, jedoch aus dem Gesichtspunkte
der Verpflichtung des Königs: „so wollen Wir alle Stände disk
: obbemeldeten Unseres Erbkönigreichs Böhmen in der Einigkeit. der
hl. römisch-katholischen Kirche erhalten und bewahren“ &. —* eg
Dasselbe Verhältniss ergiebt sich auch aus der Bestimmung © © ”
des Majestátsbriefes: „auch wollen wir an keine Person aus’ den 9%
Ständen Unseres Brbkönigreichs Böhmen oder. auf ihre Güter de u
2 facto oder gewaltsam greifen, sondern wollen einen jeden seines © 2,
Rechtes wegen anhören und nach Entscheidung dieses Gegenstandes k
dem Rechte und der Gerechtigkeit gemäss vorgehen“ und der kor- o
respondirenden Bestimmung der LO. sub A/XLIX ; dasselbe aus der-
Bestimmung über die Můnzordnung im Majestátsbriefe und derselben bi
Materie sub lit. A/XXI der LO. ; :
Am deutlichsten springt dieser hervorgehobene Gegensatz in.
5 die Augen bei Vergleichung der lit. A/V der LO. mit „der ale
Bestimmung über das Steuerbewilligungsrecht des Majestätsbriefes. ý
Während dort auf die Anführung über die nur dureh den Landtag 5
zu verlangenden Steuerbewilligungen der Nachsatz folgt, dass diese
durch „keine unbillige Conditiones der Stände durch Suchung von
. Privilegien“ aufgehalten werden, wird hier nicht nur dieser Nachsat
ausgelassen, sondern die den König verpflichtende Bestimmung hi |
zugefügt: und überdies, was und wann die Stände Ver VE EFAIE ibne u
pe keine anderen Steuern auferlegen zu wollen.“ BORN"
Br Ja dass vielmehr bei der Abfassung der lit. A/ der verneher
| LO. die Absicht allein vorwaltete, selbst die königlichen Hoheit j
7 rechte und Regalien nur in so weit zu fixiren, als durch. diese : euer
Be aeg königlicher Machtvollkommenheit (A. sl Graangenen
is
she
auf
OR
pol
hd
kot
IR Ki
7
tutionen im Interesse der königlichen Macht eine Aenderung im bis-
"© herigen Rechte der Stände verfügt werden sollte, geht namentlich
aus der unter lit. A enthaltenen Constitution klar hervor.
- Aus diesem bis zur Evidenz aus der ganzen LO. nachweisbaren
‘Sachverhalte, dass die LO. unter der lit. A/ bloss die königlichen Hoheits-
rechte und Regalien und die diesen entsprechenden Verpflichtungen
der Stände statuirt, und diese selbst nur insoweit, als sie eine Aen-
derung in dem bisherigen jus publicum und den ständischen Gerecht-
samen und Privilegien beinhalteten, im übrigen Theile jedoch das
Privatrecht im damaligen Sinne enthält, erhellet, dass sich der in
lit. A/VIII der LO. enthaltene Vorbehalt des jus legis ferendae auf
-< die Rechte und Privilegien der Stände, welche in der verneuerten
- LO. grundsätzlich gar nicht determinirt werden sollten und thatsächlich
‘auch nicht determinirt wurden, nicht beziehen konnte.
Ferdinand II. hat nämlich als Sieger über die Revolution in
Böhmen‘ durch ein Gesetz, die LO., die königlichen Hoheitsrechte
und Regalien von Neuem fixirt und in derselben LO. das hierin
- vorbehaltene Recht, Gesetze zu geben, durch die in derselben LO.
. "sub lit. B bis Z statuirte jus privatum (im Sinne der damaligen
©- Zeit) thatsáchlich ausgeübt.
Die theilweise Bestátigung, in formali auch Vermehrung der
-— stándischen Gerechtsame erfolgte nicht in Form eines Gesetzes,
‘sondern selbstständig in Form eines königlichen Majestäts-
briefes, eines Privilegiums.
Das Gesetz als eine mit absoluter Macht versehene Norm (Sa-
vigny) enthält in dieser Begriffsbestimmung das Merkmal einer Regel
- einer allgemein für gleiche Verhältnisse giltigen Bestimmung der
gesetzgebenden Gewalt.
: Auch bei einem Spezialgesetze geht dieses Merkmal nicht ver-
-loren. Das Verháltniss, für welches ein Spezialgesetz erlassen wird,
mag noch so eng, noch so spezial sein, es muss als Norm für gleiche
Verhältnisse doch immer seine allgemeine Anwendbarkeit behalten.
i Durch ein Gesetz, eine Norm, werden bestimmte, individuelle
© Rechte nicht unmittelbar erworben. In einem Gesetze können dem-
- gemäss nur allgemeine Befugnisse gegeben und der Modus bestimmt
werden, unter welchem der Erwerb individueller Rechte Platz grei-
fen kann.
Wenden wir diese Begriffsausfůhrung eines Gesetzes auf den
vielerlei verschiedene Begriffe umfassenden terminus, „Privilegium“
-7 an, 80 ergiebt sich die deutliche Unterscheidung, wo ein Priyilegium
als c ein P ékktu, oder als ein von einem ES durchaus.
© denes Pri vilegium im eigentlichen Sinne erscheint.
4 E 8 se -Bo sagt treffend vvi (System, Bd I. S. PB „Solch
Ken von ee ferner die Entstehung durch ai A
RR, rung der gesetzgebenden Gewalt. Allein diese. letzte Aehnlichkı |
ER ist, nur eine zufällige, nicht allgemeine, da sie ja auch durch Ver cr
Wenden wir diese nn eines Geseke auf das ©
sogenannte ständische FE BEIN an, melcLeN auf A
3
7 gien, unter welchen man immer eine einseitige Verleihung es
ER Ausdruck „Gnadenbrief“ in den meisten Fällen nur euphen i
he . sti ch zu Eichen ist. 3
| Die Regenten gaben das in Form eines Gnadenbriefes. 0
Privilegiums, was die Stánde oder Unterthanen, sei es in Folge‘ la
‚ jähriger Rechtsübung, sei es als Postulat neuer Lebens sverháltní
und Bedürfnisse als ihr gutes Recht in Anspruch nahmen. :
E: -© Dies letztere beweist die Entstehungsgeschichte des Privile
PA ‚rechtes der Stände oder Unterthanen im Mittelalter, von der magn
O charta libertatum der Englánder bis zu Ben Majestätsbriefe R 0
j vom Jahre 1609.
i a
0 Demgemäss sind solche „Gnadenakte“ ab Horditáh: cho
einseitige Verbriefungen der Pflichten des Regenten anzusehen
andererseits theils ausdrückliche, theils stillschweigende (
pílichtungen der A oder TREE | ERDE. ,
73
děs königlichen und Se in Böhmen im Jahre 1627
hervor. .
. Es wurde ja der Majestätsbrief, welcher die Rechte der Stände
o und Pflichten des Königs determinirt, von den versammelten Ständen
"auf dem Landtage im J. 1627 seinem ganzen Wortlaute nach in den
«
Landtagsschluss einbezogen.
Mag man nun das Privilegienrecht der Stände und Unter-
- thanen aus einem zweiseitig verbindlichen Vertrage oder aus einer
(© donátio der Regenten ableiten, so viel ist sicher, dass diese Stände-
rechte als erworbene Rechte (jura quaesita) privatre chtlichen
“ Charakters angesehen und der oben aus dem gemeinen Rechte ent-
"wickelten Theorie über Privilegien im eigentlichen Sinne zum Unter-
"schiede von Gesetzen entsprechend behandelt wurden.
Es stand der gesetzgebenden Gewalt nicht zu, sie nach Willkür ©
ändern oder aufheben zu können, und darin tritt der eigentliche
Unterschied in der Wirkung eines Privilegiums im eigentlichen Sinne
. un einem Gesetze zu Tage, welches letztere von der gesetzgebenden
© -Gewalt beliebig geändert und aufgehoben werden kann.
-+ Demgemäss dauerte das Privilegium in so langej.als es seinem
Inhalte nach Giltiskeit haben sollte. HF
Dieselbe Anschauung waltet nun sowohl in der verneuerten
LO., als auch. dem Majestätsbriefe Ferdinands II. vor.
Vor allem werden die Rechte und Privlegien der Stände.
aus dem jus publicum in das Gebiet des jus privatum verwiesen, in-
„welchem Sinne Privilegien ja auch in römischen Rechtsquellen leges
privatae genannt werden.
Der Majestátsbrtef Ferdinand I. stellt sich selbst durch diese
„Seine Bezeichnung als „Gnadenbrief“ unter die Rubrik der Pri-
vilegien und nicht unter die Rubrik der Gesetze.
Durch denselben wird das althergebrachte Recht der Stände
anerkannt und bestätigt mit der Beschränkung, so weit diese Rechte
mit den gegebenen Gesetzen (d. i. der LO.) nicht streiten.
3 Nur eine Aufhebungsart des ständischen, Privilegienrechtes
- gegen den Wilien der Stände, und zwarin Folge der Ver- .
„ wirkung durch Felonie, machen die damaligen Herrscher in ©
Anspruch, welche Theorie als Analogon der revocatio einer Schenkung
- erscheint, da man ja die erworbenen Privilegienrechte der ‘Unter-
- thanen, wie oben angeführt wurde, aus einer landesfürstlichen Schen-
-kung herzuleiten pflegte.
Diese Verwirkungstheorie wird auch im Majestätsbriefe Fer-
25 dinand II. entwickelt, demgemáss Ferdinand I IT. aus k Iiglicher. -Ma ac
© vollkommenheit in der verneuerten LO. seine königlichen Rec
(Theorie über Privilegien begründet war, erstrecken, und die Rechte s
2
auf Kosten des bisher bestehenden Stánderechtes in Gesetzesfo
fixirt, und sich aus denselben Gründen das jus legis ferendac vor-
behalten hat. "ah
Ueber die Rechte und Privilegien der Stände hat er sich jedoch.
in einem Májestátsbriefe, einem Privilegium erklärt, und
durch diesen sich nicht nur für seine eigene Person, sondern auch
für alle nachfolgenden Könige von Böhmen verpflichtet, die durch
diesen Majestätsbrief bestätigten Rechte und Privilegien aufrecht Ki:
zu halten. BIETEN
Der Vorbehalt der verneuerten LO. sub. lit. A/VIII okně
sich somit nur auf das Gebiet der Gesetzgebung beziehen, weichen. he
in der verneuerten LO. erschöpft erscheint, nicht aber auf die
ständischen erworbenen Rechte, welche nicht durch ein Ges etz,
durch die Landesordnung, sondern durch ein Privilegium, dessen
Rechtsbestand auf der gemeinrechtlichen auch damals angeuommenen
und Privilegien der Stände, welche nicht durch ein Gesetz. ent-,
somit auch im Wege eines kölchen nicht willkürlich. kufgehoben‘ h
werden, ausser im Falle einer vorliegenden Verwirkung nach der
von Ferdinand II. selbst geltend gemachten Theorie. C
Im Gebiete des jus publicum wurde das vorbehaltene česala :
gebungsrecht des a durch den ‚der Publikation der LO. nach- BY
Privilegien nicht berührendes Feld beschränkt, demzufolge sich Ms
vorbehaltene Gesetzgebungsrecht Ferdinands II. eigentlich nur auf.
das Gebiet des jus privatum im Sinne der verneuerten LO. und zwar a
nur die daselbst unter der lit. B bis Z behandelten Materien yon
ziehen konnte.
Aus der entgegengesetzten Ansicht entspringen A zu
sende Widersprüche nicht nur mit der verneuerten Hals som
auch mit dem Majestätsbriefe. A
Wie wáre z. B. das in dem letzteren enthaltene Gelöbniss sm
dinands II., die „Stände und die ganze Gemeinde: des ký
15
halten zu wollen“, zu erklären, nachdem dieses Gelöbnis „auf die
Erben und künftigen Könige von Böhmen“ ausgedehnt wird?
Welchen Sinn hätten die bei Gelegenheit der Steuerbewilli-
- gungen nach der Landesordnung und Majestätsbrief von dem Könige
abzugebenden Reverse, „dass die Bewilligung den Privilegien und
Rechten der Stände unnachtheilig sein solle“?
N Die Krönungseide der böhm. Könige auf die Rechte und Pri-
vilegien der Stände und des Landes, als unter dem so gedeuteten
Vorbehalte abgelegt, würden nicht nur vollständig bedeutungslos,
„sondern zu einem blossen eitlen Spiele im Munde des Monarchen
‘geworden sein.
Wir haben gesehen, dass die Gesetzgebung Ferdinands II. nicht
so systemlos war, als dass ihre Konsequenzen auf solche Wider-
sprüche und Blasphemien führen könnten.
Durch die aus der Novella A a IX gewonnene Bestimmung
des Umfanges des Begriffes jus publicum ergiebt sich eine weitere
sichere Grundlage des böhmischen Staatsrechtes gegenüber dem
-+ Monarchen, nämlich die Kompetenz des böhmischen Landtages
seit 1640.
Durch diese erwähite Novella Ferdinands III. vom J. 1640 —
© „wurde dem böhmischen Landtage nicht nur die durch die ver-
neuerte LO. vollständig entzogene Initiative, sondern auch das
Recht Beschlüsse zu fassen wiedergegeben, beziehungsweise
erweitert.
Die Stände durften nämlich von nun ab im Landtage mit Be-
willigung der königlichen Landtagskommissäre in allen Landesan-
- gelesenheiten, in wie weit sie den statum publicum oder nach Er-
klärung derselben Novelle die königlichen Hoheitsrechte und Regalien
nicht betrafen, nicht nur die Initiative ergreifen, sondern über diese
Gegenstände auch Beschlüsse fassen, welche nicht eher zur Druck-
legung d. h. zur Promulgirung als Landtagsschlüsse oder Landes-
- gesetze gelangen sollten, bevor hierüber nicht die königliche Ratifi-
- Kation ergangen war.
} Durch diese Novella ist der sub lit. A/VIII der LO. enthal-
- tene königliche Vorbehaltung des jus legis ferendae dahin derogirt
„worden, dass das bisherige ausschliessliche Gesetzgebungsrecht des
Königs auf dem ganzen Gebiete, auf welches es sich bezog (nämlich
das’ jus privatum der verneuerten Landesordnung) nun auch auf
die Stände übergieng und gemeinschaftlich mit dem Könige, dem
konnte. \
| Das Recht des Königs, aus eigner Initiative und ohne Mit 2
wirkung der Stände gleichfalls Gesetze im Gebiete s
des damaligen Privatrechtes zu geben, war hiemit freilich A
nicht aufgehoben. BL E ň
Es wurde oben ausgeführt, dass der königliche Vorbehalt,
Gesetze zu geben, sich nicht auf das Ständerecht, welches als Grund- © k,
lage der böhmischen Verfassung angesehen werden muss, sich bezog. , 2 i
ne der Aenderungen hierin erscheint demnach der Landtig‘
als diejenige alle Stände vertretende Körperschaft, ohne deren Zu- a
stimmung Aenderungen durch den König nicht vorgenommen werden <-
konnten, wie dies in der Folge durch den von dem Landtage im J. ©
1720 erklärten Beitritt zu der pragmatischen Sanktion deutlich hervor- .
geht. Doch war die Initiative, in söweit die königlichen Hoheits-
rechte. und Regalien in Frage kamen, auch nach Publizirung der,
Novella A/IX den Ständen genommen und dem Könige allein vor-
behalten. nr
Bei der Gesetzgebung im Sinne der Landesordnung von 1627 —
und der Novellen von 1640 hatte der Landtag seit dem letztge-.
nannten Jahre die Initiative wieder erhalten; die diesfälligen Be- ©
schlüsse der Stände unterlagen natürlich der königlichen Sanktion:
Das vorbehaltene königliche Gesetzgebungsrecht äusserte sich
ferner in der Gesetzesinterpretation, welche von nun ab, in soweit ©
die. LO. und zwar diese allein nicht hinreichende Anhaltspunkte - ”
bot, dem Könige zustehen sollte; es äusserte sich aber auch darin.
dass die in der LO. nicht enthaltenen Fälle, welche bisher nicht,
durch geschriebenes Recht, sondern vielmehr nach Befund der Rechts-
beisitzer und nach e{wa vorliegenden Präjudizien erörtert wurden, |
„wann dieselbe, wie allbereit anbefohlen, zusammen getragen und ©
Uns vorbracht worden, durch constitutiones regias zu dezidiren“ seien. k. 2
Durch die Beschránkung der Initiative des Land- 2
tages auf das jus privatum und das für letzteres Ge- ©
biet dem Könige neben dem Landtage zustehende Ge..
setzgebungsrecht war der bedeutendste Eingriff und.
die an Folgen schwerste Veränderung im Interesse der |
- königlichen Macht im bisherigen böhmischen Staats-
rechte geschehen.
x PC Nič : = ir ň > “ M > *
2 . 3 k ho Ru 177
2 ; :
/
Sitzung. der mathen,-naturwissenschaftlichen Olasse am 14. Juni: 1870
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Tilser, Weyr,
- amd als Gäste die Herren: Veselý, Preiss und Pánek.
% Herr Assistent K. Preiss hielt einen Vortrag über einige
x neue Doppelsulphide.
iR, Herr Dr. Emil Weyr sprach hierauf über die ine:
- Abbildung der al gebraischen Flächen auf Ebenen. Der Vortragende
besprach die von den jetzt lebenden Geomstern, insbesondere vou
k: -Cremona und Clebsch in Anwendung gebrachten Methoden zur
© panktweisen Abbildung algebraischer Flächen auf Ebenen. Als
; - Beispiele wurden d'e Flächen zweiten Grades, jene ‚des dritten und
čs -die kiquadratischen Flächen mit einem. Doppelkegelschnitt důrch-
m wobei der Vortragende gleichzeitig über die diese Ge-
-© genstánde betreffenden Vorträge des grossen Geometers Cremona
-zu Mailand referirte. |
-Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 19. června 1870.
2 x Přítomní páni členové: Emler, Malý, Zoubek, a co hosté
páni: Suchánek, Hercík, Cimbura.
& Pan ředitel Zoubek přednášel 0 spisech [omenskeho; pokra-
| čování v tom oznámeno ke schůzi dne 3. července, 2
= ı
“ Sitzung der mathem.-naturwissenschafflichen Classe am 28. Juni 1871.
Rs Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Weyr, Schmidt,
x Blažek, Bořický, Zenger, Štolba und als Gáste die Herren:
/ Preiss, Farský, Helmhacker.
P /Eere Prof! Dr.. A. Šafařík hielt einen Vortrag über silurische.
IR Mineralien und zwar über die erste Abtheilung nämlich über Da-
"tolith, Prehnit und Analkim.
© Herr Ingenieur Rudolf Helmhacker shrkch über einige
neue Vorkommnisfs von böhmischen Mineralien und Petrefakten.
In den Diabastuffen der Silurétage Dd,, welche die eigentlichen
Träger des grossen Erzreichthums Böhmens sind, weil in ihnen die
“ Haematitlager eingelagert vorkommen, findet -sich — besonders in
2 der ‚Nähe der Zoo — ein grasgrünes, etwas durscheinendes amor-
kleinen Kórmet eingesprengt vor. Durch seine Zošámmshácu
unterscheidet sich dieses Mineral, das ein Silicat ist, von allen jetzt
bekannten und wurde wegen eines Vorkommens in der Nähe der
Haematit-Erzlager als Sideroxen bezeichnet. Die Färbung des Side-
roxens ist seinem bedeutenden Halt an Eisenoxydul zuzuschreiben.
Merkwürdig jedoch ist in der Zusammensetzung desselben das spuren- We;
weise Vorhandensein von Kupferoxyd, dem jedoch, eben wegen seiner ©
höchst geringen Menge kein färbender Einfluss zugeschrieben werden SUR
kann. Der Sideroxen färbt gewisse Diabastuffe und Diabastuffschiefer, © u
falls er in denselben fein vertheilt ist, lichterůn und deutet immer
die Nähe, oder wenigstens die Möglichkeit der Nähe eines Haematit- ER
lagers an. In reichen hältigen Erzlagern kommt das grüne Mineral ©
nicht vor, wohl aber in armen, wenig hältigen besonders thonigen © č %
oolithischen Haematiten, die als Übergang der Erzlager in die tauben | 3 ER
Diabastuffschichten angesehen werden könnten. Wie wohl das Mineral ký
im Bereiche des ganzen Diabastuffzuges der Etage d, auftritt, konnten" vý &
doch nur die reinsten Stückchen desselben, welche in der aller © N
nächsten Nähe eines Hangenderzlagers bei Svárov (südlich von Ounošt) Br
vorkommen, zur Bestimmung der Charaktere des Minerals dienen. — ©
In der Lauretan-Phyllitpartie, welche sich von Benešov über Skalie
ausbreitet und in welcher am rechten Ufer der Sázava im. Lager en
von schneeweissem grobkrystallinischen Caleit eingelagert ist, finden Je
sich viele interessante, der náheren Untersuchung harrende Gesteine k =
und Mineralien vor. Besonders die Schieferpartie am rechten. Ufer ©
in der Nähe von Kocerad bei Komorný Hrádek (Kammerburg) ist ©
sehr interessant; es findet sich da im Hangenden des Calcitlagers, V
welches stellenweise ein Pikrosmin oder amphiboláhnliches grünes Br
Mineral begleitet, ein hartes, an feinkörnigen Gneuss bei oberfläch-. Du
licher Betrachtung erinnerndes Gestein, in dessen sehr. zahlreichen
schwachen Klüften tief dunkelgrüner Pistacit und Ampbibol häufig. n
sind. Nordöstlich von Kocerad, in der als Leontinenhöhe bekannten. 4
Anhöhe ist das krystallinische Calcitlager von Schichten eines überaus vis
harten graulichen, feinkörnig kristallinischen Gesteins bedeckt, welches „A
Jem EINEN, dann der Härte und dem a eno Gere von
u
ganz genau in Übereinstimmung ee lässt.
In derselben Schieferpartie, aber am linken Ufer in der Be €
Nähe von Mezihoří (südlich von Benešov) ist in einem máchtig
79
wickelten, krystallinischen Calcitlager im Ostabhange des Chlumberges
ein bis 2 Mětres mächtiger Wadgang eingelagert. Mitten in der
weichen Wadmasse des Ganges ist ein Streifen eines blassbraunen,
‚weichen, mit dem Fingernagel zertheilbären häufig in haselnussgrossen
Concretionen abgesonderten Minerals eingelagert. Das amorphe Mi-
neral, welches durch seine geringe Härte, seinen muscheligen Bruch,
seinen Glanz und sein fettiges Anfühlen, sowie durch reinen Thon-
' geřuch beim Anhauchen ganz an die Mineralien der Classe der An-
- gilite erinnert, kommt seiner Zusammensetzung nach noch dem Smelit
ar
F
besteht vorherrschend aus zu Gruss aufgelöstem Granit, soviel sich
am nächsten. — Die Gegend von Tvořešovic (Tvoršovic) bei Benešov
"an der entblössten Erdoberfläche entnehmen lässt. In der Nähe dieser
‚Ortschaft kommen in dem körnigen nicht sehr festen Granit Gänge
‚von geringer Mächtigkeit vor, die aus grobkörnigem meist Aplit-
- Granit bestehen. In einem solchen, bis etwa !/, Meter mächtigen
-© grosskórnigen Granit mit bis fingerlangen bräunlichschwarzen dünnen
Biotitplatten kamen Partien vor, in welchen Granat und Turmalin —
eingesprengt waren. Im Vorkommen dieser beiden Mineralien liess
- sich die längst erkannte Thatsache nachweisen, dass dieselben nur
in den Granitpartien eingewachsen vorkamen, wo der Biotit fehlte,
dass sie also vicarirende Bestanätheile des Granites statt des Biotits
- sind. Der Granat in der Form des am diesem Mineral so gewöhn-
lichen Leucitoides mit sehr untergeordneter Granatoidfláche bildet
bis wallnussgrosse, stark glänzende durchscheinende bis halbdurch-
Sichtige prächtige Krystalle von bräunlich colombinrother Farbe.
Durch den Fund dieser Granatkrystalle wurde die Zahl der schön
ausgebildeten Mineralien Böhmens um eines vermehrt. Neben dem
© Granat sind kohlschwarze Turmalinkrystalie der Form — '; R. +
oo R — oo entweder als hexagonale stark vertical gestreifte, oder
2 2
als trigonale an den Kanten abgestumpfte Säulen sehr schön, bis
zu starker Fingerdicke ausgebildet; nur fehlt den dickeren kurzen
- Säulen gewöhnlich die Endfláche.
-Das Nähere über die hier nur erwähnten Mineralien sowie ihre
-+ Zusammensetzung wird in dem zweiten Bande des Archives für die
-© Landesdurchforschung Böhmens berichtet werden. —
+, In Zbej$ov ist in der Sohle einer alten Strecke, welche im
; ,
- Kohlenflötz getrieben war, ein eigenthümliches, braunes weiches Mineral
vorgekommen, welches in kurzer Zeit erhärtete und nur mit Mühe
. mit dem Fingernagel zertheilbar wurde. Vor dem Löthrohr und in
3
‘der Glasröhre ergab das Mineral ‘die Reaktion eines ‚organischen,
Körpers, dann Wasser und einen unorganischen Rest. Es ergab eine P
"Untersuchung, dass die braune Masse aus Limonit bestehe, welche
durch und durch mit Naphta imprägnirt ist. Der Limonit ist ein
häufiges Mineral in alten Strecken, weil er sich aus den Gruben- <
wássern durch Oxydation derselben niederschlägt. Die Naphta, welche
den Limonit imprágnirt, ist auch in den ZbejSover Gruben ein nicht
sehr seltenes Mineral, da sie sich mit den schlagenden Wettern
(leichtem Kohlenwasserstoffgas, Grubengas) entwickelt und denselben oe
einen eigenthümlichea Geruch ertheilt. Die Eatwickelung von ae 0 k
init dem Kohlenwasserstofigas wurde oft von mir in den. dortigen ©
Gruben beobachtet. Jedenfalls erhärtet die Naphta mit der Zeit, weil © fe
das anfangs knetbare Gemenge von Limonit-Naphta auch härter wird, © 2
Neue Vorkommnisse von Versteinerungen. DAKAR
In den Versammlungen des „Přírodovědecký odbor českého vé
Musea“ hielt ich einen Vortrag über das Eiseusteinvorkommen in
der böhmischen Silurformation westlich von Prag, in dem besonders et
das Nučicer Chamoisit- und Berthierit-Erzlager als das wiehtigste © ©
und bis in die neueste Zeit in seiner geologischen Lagerung als in
die Etage Dd, gehörig aufgefasste, erwähnt und als einem viel hö- -
heren Horizont, nämlich der Etage d, zugewiesen worden ist, Was. N “
auf Grund paläontologischer und ktřatisěhphiséhéh Belege geschah, © EN
Seit der Zeit hat sich die Zahl der im Chamoisitlager selbst vor- © :
kommenden, also in Erz verwandelten Versteinerungen, durch glůck= © *
liche Funde in den Gruben bei Chrustenic im Sůdabhange des P
Blejskavaberges, dann bei Nučic selbst in den Gruben in der Chras- ©
tice sowie bei Jinočan in der Grube na Škrobech, vermehrt. Viele
von diesen Versteinerungen weisen unwiderleglich darauf hin, dass
das Lager nicht der Etage d, sondern einem viel höheren Horizont.”
zugezählt werden muss, wie: Cheirurus claviger,. Asaphus „nobilis, N
Trinuncleus ornatus, Plumulites bohemicus, Cornulites bohemicus, ©
Conularia grandissima, Conularia fecunda, Rhombifera bohemica, Ortho- ©
ceras bisignatum, Pleurotomaria viator, Orthis macrostoma, Nucula
bohemica, Serpulites bohemicus, Cystidea bohemica, Cystidea Sedge:
wickii und noch andere Species, welche sämmtlich im Erzlager selbst
vorkommen, hinlänglich darthun,
S ie)
L „W =
>
"7 dě 4 81
Natica, die sämmtlich in Chamoisit umgewaidelt sind, vermehrt. Die
merkwürdigsten Reste gehören jedoch zwei neuen noch, unbeschrie-
benen Cystideen an, welche durch unseren hochgelebrten Dr. Joachime
Barrande den Gattungen Echinoencrinus und Echinosphaerites zu-
gerechnet werden. Von beiden Formen ist nur der Abdruck der
- _ äusseren Oberfläche der Schale und der Abdruck der inneren Schalen
höhlung im Steinkern erhalten, indem die Schale selbst gänzlich
zerstört ist.
Die Form von Echinoencrinus nor. sp., wenn dieselbe nicht
zerguetscht ist, ist eine birnförmige, die Grösse selbst derjenigen
"einer kleinen Birne nahe kommend, der sehr kurze Stiel am spitzeren
- = Ende und die Oberfläche mit regelmässigen trigonalen Platten belegt.
7
_
4
1
Die Form von Echinosphaerites nor. sp. kommt der Ge-
stalt einer Citrone sehr nahe und wechselt die Grösse derselbe von
der einer grossen Erbse bis zu der eines Hühnereies. Wahrschein-
lich entsprechen die Grössenverhältnisse dem Alter des Thieres.
Beide Arten sind dadurch ausgezeichnet, dass die Ovarialöft-
nungen an der Unterseite des Thieres in der Nähe des ganz kurzen
- Anwachsstieles zu beobachten sind.
In den Schieferthonen der Steinkohlenformation von Petrovic
- „bei Rakonitz fanä Bergrath Jos. Väla eine Frucht, die mit keiner
bis jetzt beschriebenen verglichen werden kann, also einer neuen
-< Art angehört. Der Grösse nach ist die ganz plattgedrückte Frucht,
:
.
“
welche unten in eine stumpfe Spitze ausláuft einer grossen Hasel-
muss gleichkommend. Die Oberfläche ist mit wenigen schwachen
Rippen, welche durch Anastomisiren ein schütteres Netz bilden, ver-
sehen. Der Form nach dürfte die Frucht bei näherem Studium der
FR Gattung Rhabdocarpus nor. sp. verwandt sein.
p
=
Da aus Mangel an hinreichenden Beobachtungen die Gliederung
der Steinkohlenformation des Rakonitzer Beckens, in dem die mittlere
-und obere Zone der Carbonformation sowie die untere Zone der
Permformation vertreten ist, noch nicht durchgeführt ist, konnte auch
nicht die Zone, in welcher diese Frucht vorgefunden wurde, angedeutet
© werden, jedenfalls aber kommt sie in den Schichten der Carboníor-
+
+
vw
| mation vor.
Eine merkwürdige Flügelfrucht aus den allertiefsten Schichten der
unteren Permformation, welche sich mit den allerhöchsten Schichten
der oberen Steinkohlenformation durch allmähligen Übergang eng
‚anknüpfen, ist die Jordania moravica Ant. Die Frucht selbst
ist eine etwa apfelkerngrosse, jedoch an beiden Enden zugespitzte
"Slaunasboviohte V [6
(Rollo und Oslavan in Mähren. ar
Merkwůrdig ist die bedeutende Aehnlichkeit iger
7 moravica mit einer von Dawson aus den oberen Devonschichte
0 diens angeführten und als Cardiocarpus benannten Flügelfrucht.
0 jetzt ist das Vorkommen von ähnlichen kleineren Jordanien in
Steinkohlenformation noch nicht nachgewiesen worden, wenn von den ©
grösseren der Jordania pyriformis Corda Sp. verwandten Formen P
Aehnliche Fälle von intermittirenden En sind schon en
durch die classischen
in den Mittheilungen des Architekten- und Ingenieur- Vereins
Böhmen. VI. Jahrg. 1. 2. Heft.
Verzeichniss. der vom 1. Januar bis Ende Juni 1871 zum Tausche und ©
als Geschenk eingelangten Druckschriften,
> Aygram s. Zagreb.
Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen: Jaarboek
- 1869; Verslagen (Letterkunde) deel 12. Verslagen (Naturkunde)
deel 4. Processenverbal 1869—70. Verhandelingen (Letterkunde)
5. deel.
Batavia, Koninkl. natuurkundige Vereeniging voor Nederlandsch
Indié: Natuurkundig tijdschrift deel XXIX, afl. 5—6; deel XXX,
(aft. 172; deel XXXI. afl. 4—6.
“ Berlin, K. preuss. Akademie der Wissenschaften: Monatsberichte
Sept.—Dec. 1870; Jan.— April 1871. — Abhandlungen 1869
I. und II; Verzeichniss der Abhandlungen der k. preuss. Akad,
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Berlin, Physikalische Gesellschaft: Fortschritte der Physik, 22. Jahrg.
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Greifswald, Naturwiss. Verein: Mittheilungen, 2. Jahrgang. {
Halle, Naturforschende Gesell.: Abhandlungen, Bd. XI, 2; XII EKO)
; Hannover, Naturhistor. Gesellschaft: Jahresbericht 20. DR Nota
Bu kt x Historischer Verein für Niedersachsen : Nachrichten, 32. ©
Hohenleuben, Voigtländ. Alterthumsverein: Jahresbericht 40. a
Jena, Metizinisch-naturwiss. Gesellschaft: Zeitschrift, Bd. VI. 1-2
dě Kiel, Königl. Universität: Schriften 16. Band. I
\ Kopenhagen, Königl. Akademie der Wissenschaften: Skrifter, oil n)
widenskabelig 08 mathematisk Afdeeling, 9. Bd. DA 1
Oversigt, 1870 No. 2.
Krakau, C. k s oo ABO
i badan starožitnosci; Seredynski, Plone Me
Fe - kowego; Wskazöwka do utrzymywania kosciolow.. ©
Leiden, Maatschappij ‚der nederlandsche letterkunde : Handeling s
M und Levensberichten 1870. ČOS
Linz. Museum Franeisco-Carolinum: 29, Bericht. © ©
London, Royal Society of science: Proceedings vol: 18.
bis 122, vol. 19 nro 123. Philosophical transactio i
ob: 1; BB Venen of scientific DDR volt 9
85
London, Publishing office. of „Nature“ : Nature 59—83.
Magdeburg, Naturwiss. Verein: Sitzungsberichte 1870; Abhandlungen
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| Moskau, Bociété imp. des naturalistes: Bulletin 1870. No. 2;
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- München, K. bayer. Akademie der Wissenschaften; Sitzungsbe-
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- richte 1870 Ii. 1—2.
St. Petersburg, Academie imp. des sciences: Bulletin t. XV. No. 3-5,
t. XVI. No. 1 Mémoires t. XVI. 1—8.
Pisa, R. scuola normale superiore: Annali vol. L.
Posen, Towarzystwo przyjació! nauk: Roczniki tom VI.
Presburg, Verein für Natur- und Heilkunde: Verhandlungen, Neue
- Folge, 1. Heft; Catalog I. der Bibliothek des Vereins.
Schwerin Verein für meklenburg. Geschichte: Urkundenbuch VI. Bd.
Stockholm, Bureau de la recherche geologique de la Bvéde: Sve-
riges geologiska undersökning No. 36—41 (dazu 6 Karten).
Ulm, Verein für Kunst und Alterthum: Verhandlungen 2—3 Heft.
Upsala, Regia societas scientiarum: Nova acta vol. VII. fasc. 2.
Bulletin métérologigue vol. II. No. 1—6.
Venedig, Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Atti,
tomo XV, 2—10, tomo XVI 1—2.; Memorie vol. XIV, 3; XV, 1M
. Washington, Surgeon Generals Office: Circular No. 2.
Wernigerode, Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde:
Zeitschrift III. Jahrgang 2. 3. 4. Heft.
Wien, K. k. geograph. Gesellschaft: Mittheilungen, 1870 N. 1—14.
„ o K. K. zoolog. botan. Gesellschaft: Verhandlungen 20. Band.
„ o K.K. geolog. Reichsanstalt: Jahrbuch Bd. XX, 4; XXI, 1.
„ K. Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte (phil.
hist. C1.) Bd. 63, 64, 65, 66—1 ; (math. naturw. Ci. I. Abth.)
Register von Band 51—60; Band 60, 3—5, 61, 62, 1-3;
(II. Abth.) Band 60, 3-5, 61, 62, 1-3; Archiv Bd. 42, 43—1
44, 1—2, Fontes; Band 30. 33. (2. Abth.); Denkschriften (phil.
hist. Cl.) Bd 19; (math. naturw. Cl.) Bd. 30., Almanach 1870;
Tabulae codicum vol. IV; Fritsch K., Phaenologische Beobach-
tungen aus dem Pflanzen- und Thierreiche, VIII. Heft.
Wien, Anthropolog. Gesellschaft: Mittheilungen I. Band No. 6—9.
Zagreb, Jugoslov. akad. znanosti i umjetnosti: Rad XII-—- XV.
En Netnreehib: der a Burop 8, 5. Avion >
6 XIV. Heft, ‘vo EN Na
Brenbek, Vypsäni hradu Potodstajda v Hradecku. )
nr 6 Yo sationsprojekt zu Frankfurt am Main den städtischen Beh
RN am 24. Sept. 1870 überreichten Gutachtens. — Kant
(© Palacký Fr., Zur böhmischen Geschichtsschreibung. Prag 1871.
0 Studnieka Dr. F. J., Základové vyšší mathematiky. Díl IL. seš. I
Ba V Praze 1871. |
0 Studnička Dr. F. J., Einleitung in die Theorie der Determinante i
; Prag, 1871. ' er
Stránský, Moriz, Grundzüge zur Analyse jd Molecnlárberi
| Brünn 1867.
Viestnik narodnoga zemaljskoga Muzeja u ‚Zagrebu za god 1870.
Dudík, Mährens allgemeine Geschichte V. Band.
Temple, Rud., Bilder aus Galizien.
Hanus, Dodavky a doplüky k Jungmannově ze literatury české,
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 11. Januar 1871.
Inhalt.
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind im Auszuge mitgetheilt.)
Prof. Kořistka, Ueber eine vermeintliche ae, in der Um-
gegend von Plan in Böhmen . .
A. Frič, Ueber neuere paläontologische i ůrikominěn in Böhmen‘.
* E. Weyr, Ueber die Fusspunktcurven räumlicher Curven.
Philosophische Section am 16. Januar.
Dr. Kalousek, Ueber die Genesis der verneuerten Landesordnung K.
Ferdinands II.. . . . i KTE A EEE a
Aaa snachatihéh-mathematischo kan am 25. re
J. Palacky, Ueber die zoologisch-geographischen Grundzüge von Asien
Otakar Feistmantel, Ueber die Pflanzenabdrücke aus der Steinkohlen-
formation bei Kralup an der Moldau
Philosophische Section am 30. Januar.
Prof. Löwe, Zur Kritik der metaphysischen en der Phi-
losophie Herbarts . . . . B:
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 8. Wehran
Prof, Šafařík, Ueber den Volait und einige ähnliche Kohlenmineralien
aus der silurischen Formation bei Prag. . . . 2.2...
Philosophische Section am 13. Februar.
Prof. Löwe, Ueber die meiäphyeischen (FORRBENSIENLERR der Herbar-
tischen Philosophie .
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 29, epkman
Prof. Tilšer, Ueber einige Eigenschaften der Linien gleicher Lichtin-
tensität auf windschiefen Flächen . :
Filosofické sezení dne 27. února.
* Dr. Kalousek, O původu obnoveného zřízení zemského království
ECAROHO: OM 1516229217900 added ve PR AN
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 8. März.
J. Palacky, Die Verbreitung der Thierwelt in Asien .
* K. Preiss, Ueber die Minette aus der Umgebung von Bra
Philosophische Section am 13. März.
Prof. Tomek, Ueber die Familie des Peter Parlers, Baumeister des
Prager Domes, so wie über einige andere Prager Bürgerfamilien
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"Natur öissnschafich-maihomatische Section am 29, März, -E 000 "M
Bde r. Šafařík, Ueber die Konstitution der chlor- und fihoähigen Silikat
Ah sro VÍ i Emil 'Weyr, Ueber die N N Solenoide = Ä
27 materieller ebener Fláchen . . . NN EN 0 SEK RR
je _ Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 19. April. ES o
Re N Dr. Fr. Novotný, Beiträge zur Geschichte der Zellentheorie ... © 48.
f * Otakar Feistmantel, Ueber Fruchtstände fossiler Pflanzen aus der
‘böhmischen Steinkohlenformation . . . . « 2 +.. ++ + «
-* Dr. Bořický, Ueber Noseanbasalte des linken Elbenfers p va V E
Philosophische Section am 27. April. bo
Prof. Lówe, Zur Kritik der metaphysischen Voraussetzungen der Phi- '
Iosophie Herbartá s 4/2. one det en NONE OSR ASNN
Philosophische Section am 8. Mai. Pel
Prof. Lówe, Ueber die Identitát der Genesis von Denken and) Sprache 6:
Philosophische Section am 22. Mai. Bad
'* Dr. Toman, Ueber die Tragweite der gesetzgebenden Gewalt des ©
, Königs und des Landtages in Böhmen nach der verneuerten LO.
M Ferdinand II. und den Deklaratorien Ferdinand II. . < < < © < 65,
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 14 Juni. Ai et
K. Preiss, Ueber einige neue Doppelsulphide. . . . . BR N 4
E. Weyr, Ueber die punktweise Abbildung der äleebrssins Flächen
auf. Ebenen "eh 1% mr wohne ya aa en TE SSB SNN
Filosofick& sezení dne 19. června. k
Ředitel Zoubek o spisech Komenského . » » vun + +++ ©
Naturwissenschaftlich-mathematische Section am 28. Juni. } s
A. Šafařík, Ueber silurische Mineralien © © © nn +470
* Rudolf Helmhacker, einige neue Vorkommnisse von böhmischen a,
Mineralien und Petrefakten . . . - © -see ole o
A. Zenger, Ueber zwei neue hydroelektrische Ketten . » © « <
% Verzeichniss der vom 1. Januar bis Ende Juni 1871 zum Tausche und als
Geschenk eingelangten Druckschriften
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Prag bezogen werden:
Palacký Fr. Würdigung der alten böhm. Geschichtsschreiber. 1830.
Staří letopisové čeští od r. 1373 do 1528.—1829. (XVII und 51
Baal A. L. Mémoire sur la dispersion de la lumičre. 4. 1836 is
Vorträge, gehalten bei der ersten Jubelfeier der Gesellsch. im Sept. 1831
Hanuš J. Verzeichniss sämmtl. Werke und Abhandlungen der k böhm.
Gesellschaft der Wissenschaften. 1854.. . ... BEER.
Bartoš (Bartholomaus von St. Aegydius), Chronik von Peas! a)
im latein. Text pana von en ll NER BER BREUER
Tomek, Základy starého místopisu Prahy. 1, p 3, 4, p. pr
Emler J. Religuiae tabularum terrae citationum olnskissiá 1867 i
Hanuš, Quellenkunde und Bibliographie der böhm. Literaturgeschichte
Aug. Sedláček, Rozvržení sbírek a berní r. 1615.. . . ... Sha
Weitenweber R. Repertorium sämmtlicher Schriften der kont. böhm.
Gesellschaft der Wissensch. vom J. 1769 bis 1868...
Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften
in Prag.
Jahrgang 18370.
Juli — December.
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RE N47 118 4 „£
PRAG.
Verlag der königi. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.
1870.
Nezení třídy pro filosofii, dejepis a filologii dne 4. července 1870.
Přítomní členové: Tomek, Čupr, Zoubek; co hosté pánové:
Dr. Durdík, Herain a Pažout.
Pan Dr. Čupr četl následující úvahy o filosofii staro-
indické.
a) Její porovnání s filosofiů novější, zvlášť s filosofů Spimozovou.
Nejen v politice, nýbrž i ve filosofii možná rozeznávati centra-
lismus, dualismus a též federalismus podlé toho, zdali základ té aneb
oné soustavy filosofické spočívá v jednotě aneb v dvojitosti
aneb v mnohosti, když se jedná o tom, co pravá bytost jest.
Taktéž možná i pěstovatele této' vědy, totiž filosofy, děliti dle spů-
sobu nynějších stran politických v Rakousku: v centralisty, dualisty
a federalisty. Znateli naskytují se ihned obdoby značné. Každý
pochopí starořecké soustavy: Pythagoras a Heraklit, škola
Eleatův, Plato a Aristoteles, škola Stoikův, v novější době
zvlášť Spinoza a soustavy, ježto z něho vyrostly, totiž Kant,
Fichte, Schelling, Hegel že jsou soustavy veskrz centralistické
předpokládajíce jednu jedinou pravou bytost a kladouce vše, co smysly
chápeme, za pouhý relativní zjev její, který ovšem není bytostí pravou,
nýbrž pouhým zdáním naším. V náboženském směru jeví se soustavy
centralistické co pantheismus. Naproti tomu jsou) soustavy:
Anaxagoras*), z velké části středověká scholastika (slouživší pod
práporem víry), v novější době Des Cartes soustavy dualistické
vyznávajíce vedlé pravé bytosti boha (u Řekův vedlé voůg) ještě
jinou pravou bytosť, totiž bytosť hmoty, světa, tvrdíce, že tato
bytost závislá jest na oné. V náboženském směru zakládají aneb
*) Arist. Met. I. 3 a 8.
1*
4
spíše předpokládají dualistické soustavy tyto monotheismus, kte-
rýžto se jeví v náboženství židovském, mohamedánském a křesťan-
ském. Každý znatel tuším dále dosvědčí, že učení atomistův (Le u-
kippa a Demokrita, též Epikura a Lukretia), v novější
době Leibnitz a posléze Herbart jsou soustavy jaksi federali-
stické, doznávajíce více, ano nesčíslné množství pravých bytostí, kte-
réžto ve svém tlaku a vzájemném pronikání se tvoří svět a vše, co
smysly chápeme. Federalistické soustavy tyto připouštějí, že jednotlivé
takovéto pravé bytosti mají své zvláštní jakosti, že jsou vlastně
pouhé jakosti, a že některé z nich mohou býti bytostmi ústředními
(centrálními), kolem nichž se jiné pouhé bytosti usazují a v ně co
ve střed svůj působí, jsouce samy těmito ústředními bytostmi ří-
zeny. Takovéto bytosti centrální jsou na př. duše lidské; ale i každý
jiný tvor, každé zemské a nebeské tělo má svou bytosť centrální,
svou duši, ovšem dle povahy organismu, v kterém se jeví, více méně
vyvinutou. Federalistický systém tento neupírá též možnosti jedné
jediné bytosti arcicentrální, kolem níž se všecky ostatní bytoti cen-
trální, s ní vzájemně se pronikajíce, pohybovati a jako vznášeti
mohou; ano systém ten dotvrzuje, že jakost této arcicentrální by-
tosti může ovšem býti ta nejdokonalejší, nejlepší; těmito koncesemi
však svou zvláštní slabost na jevo dává, navracujíc se zadními jaksi
dvířkami k centralismu absolutnímu, k substanci Spinozově. V ná-
boženském směru nezplodila soustava tato doposud žádného vyznání
zvláštního, leda že bychom za plod ten uznati chtěli prozatím poly-
theismus starověký.
Třeba vyznati, že nejpatrnější düslednost logická se nalezá
v soustavách centralistickych; a pokud logicky důsledně mysliti jest
vůbec filosofovati, může se říci, že soustavy ty jsou vrchem filosofie;
avšak potřebám mysli lidské nečiní proto zadost, že nedovedly po-
sud vysvětliti jasně přechod z jedinosti ku mnohosti, přechod
z jediné pravé bytosti, přechod z boha k rozmanitosti smyslného světa,
a že tudíž buď do náboženského mysticismu na jedné aneb do pře-
hnaného idealismu na druhé straně až posud upadaly. Těmto potře-
bám mohou vyhověti lépe soustavy atomistické čili monadistické
(federalistické). Přijímajíce mnohost pravých bytostí, jejich vzá-
jemnost a rozmanitou jakosť, podávají tím velmi vděčnou látku
ke konstrukcím myšlénkovým a blížíce se takto zároveň k methodě
věd přírodních mají budoucnost mnohoslibnou; avšak v logickém
směru, jak už svrchu podotčeno, pokulhávají. Než filosofický dua-
lismus, jenž dvé pravých bytostí přijímá a o nich tvrdí, že jedna
Ar
5
od druhé z ničeho stvořena čili zplozena jest, opírajíc se hlavně
o víru, úplně propadá před soudem zdravé logiky.
Však právě onen přechod z jedinosti pravé bytosti k rozmani-
tosti světové vede úskalím, o něžto rozumy své brousily od jakživa
nejbystřejší hlavy člověčenstva, kolem něhož meškali v nejpěknějším
vědeckém rozkvětu svém nejzvedenější národové světa. Veškerá filo-
sofie staroindická, všeliké rozbory náboženské starých a nových vě-
kův, nejhlubší a nejvznešenější myšlénky Platona a Aristotela, Xeno-
phona a Empedokla, Stoiküv a Novoplatonikův alexandrinských, ve-
škerá filosofie novověká meškají vůkol tohoto úskalí. To, čehož jiní
pouhým myšlením, jiní mystickým uchvácením chtěli a posud chtějí
se tuto dodělati, to bylo, jest a bude vždy hlavní úlohou filosofie.
V novější době získal sobě veliký myslitel Kant nesmrtelných
zásluh o vědu ne snad tím, že by byl mohutným duchem svým ono
úskalí úplně zporážel, vyrovnal a tak schůdnou cestu myšlení lid-
skému připravil, nýbrž pouze tím, že to úskalí pochodní důmyslu
svého teprv patřičně osvítil a tak vědu filosofii na nesnadnou schůzi
tu určitě upozornil. Vycházeje ze základů už od Kartesia (Des Car-
tesa) a od Spinozy ražených, výhradně subjektivních, totiž z pou-
hého vědomí o sobě, odkryl a nezvratně dokázal, že čas a pro-
stor nenáležejí co podstatné vlastnosti k pravé bytosti, nýbrž že
jsou pouhé „formy smyslného chápání“ které my sami sobě tvoříme
a do věcí vnějších myslí svou vnášíme, kteréžto však na věcech sa-
mých nelpí. (Kant mohl k těmto dvěma formám přidati třetí, totiž
příčinnosť, jak nejnověji ostře a dobře dokázal Schopenhauer.)
Poněvadž ale všeliké věci, celou rozmanitost světovou, kterou smysly
chápeme, v čase, prostoře (a v její vzájemné příčinnosti)
chápeme, poněvadž vlastně jenom vyplněného prostoru v jeho
časové příčinnosti a posloupnosti sobě vědomi stáváme,
proto chápeme výhradně jen plody a „formy“ svých vlastních smyslů,
nikoliv však věci, jaké v skutku jsou. Proto nejsou věci, které
smysly chápeme, pravou bytostí, nýbrž jsou to pouhé poměry
a formy našeho vlastního chápání, objektivní klam. Pravou bytost
nelze jest pouhými smysly pochopiti, poněvadž k ní nepřináleží ani
čas ani prostor (ani pfi&innost), a pouze tyto formy možná
smysly chápati a jiného nic. Tuto pravou bytost nazval Kant dosti
naivně „das Ding an sich,“ zavřel ji do svého -,intelligibilního“ (roz-
umového) prostoru a času, a vyklenul na této smělé velkolepé my-
šlénce budovu své metafysiky.
Nástupci Kantovi, Fichte, Schelling a Hegel nebyli ale
6
spokojeni s pouhým „pojmenováním“ oni chtěli tuto pravou bytost,
toto „Ding an sich“ poznati stůj co stůj skrz naskrz. K tomu účeli
zabrousili se opět až na Kartesia a Spinozu a jali se rozumovati
podlé nich asi takto: (Chce-li člověk filosofovati, musí především
o všem pochybovati, nic za pravdu nemíti. To jest první a nejdůle-
žitější filosofická pravda, že totiž nic pravdivé není. *) Když však
člověk této své první, prozatím jediné pravdy pevně se drží ao všech
všudy věcech pochybuje, myslí, a kdo myslí, ten jest. (Dubito
ergo cogito, cogito ergo sum. Cart.) Já myslím, proto já jsem.
Tu jest zřídlo nevyčerpatelné nových pravd. Fichte a taktéž Schel-
ling kladli hlavní váhu především na toto „ja; to „já“ -pokud
myslí, je ta pravá bytost (das Ding an sich), a vše jest v pravdě
jen pouhé samé „jáství“; Fichte toto jáství v jeho individualní
ovšem jemu nepochopitelnými hranicemi obmezené samostatnosti,
Schelling však už v jeho absolutní, neobmezené, celé veškerenstvo
vyplňující moci, tak jako Spinoza svou substanci, chápal. Locičněji
počínal sobě Hegel. On větší váhu kladl na ono „myslím““ než na
toto „ja.“ Tam kde se vůbec pochybuje, myslí se, a proto myšlení
jest. Heglovi jest mysliti a býti (myšlení a bytí) jedna a táž
věc, jemu jsou tato ponětí totožná (identická). Pravá a jediná bytost,
das Ding an sich, jest tedy my sl sama sebou bez vzhledu k indi-
vidualnosti člověka. A tato bytosť jest věc absolutní (ničím neob-
mezená), jest jednota vší idealnosti a realnosti, jest myšlení, ježto
samo sebe myslí, samo sobě se zjevuje, a tato bytost myslící jest bůh.
Svět jest, pokud a jak naň myslíme, a on není, když naň nemy-
slíme. Vše jest moudré, dobré a rozumné, protože to právě tak
jest, jak to myslíme. Celý svět ve své smyslné rozmanitosti povstává
tím, že bůh, totiž mysl naše, jej myslí, jím vládne, jej myšlením
tvoří. —
Avšak už před Kantem a tudíž 1 před Fichtem a Heglem tvrdil
Spinoza**) zrovna tak rozhodně a určitě, ta pravá bytost že jest
vůle, a ta že sobě teprv sama vytvořuje i přispůsobuje mysl (in-
tellekt) k tomu cíli a konci, aby dosahovala účelův svých. Jedna
každá věc (praví Spinoza I., p. 278) snaží se vytrvati ve své jsouc-
*) Viz Bolzano o tom, co pravda jest.
**) Benedikt (Baruch) Spinoza narozen dne 24. listopadu 1632 v Amsterdamu,
zemřel dne 21. února 1677 v Hagu. Pocházel z rodiny portugesko-židovské.
Vyznání židovského se zřekl, k jiné víře však nepřistoupil. Nabízené mu
profesury filosofické nepřijal. — Citujeme zde z jeho spisův „edito stereo-
typa Tauchnitz jun. 1843“ podlé svazků a stránek.
7
nosti. Tato snaha jest její skutečná bytost. Mysl taktéž snaží se vy-
trvati ve své jsoucnosti nejen pokud jasné a zřetelné, nýbrž i pokud
zmatečné idey má, a jest sobě vědoma této snahy. Tato snaha po-
kud se k mysli nese, jmenuje se vůle (a když se k mysli a k tělu
zároveň vztahuje chtíč). Proto to, co člověk jest, jest samá jeho
vůle, a celý svět a vše, co jest, jest samá, pouhá vůle, poněvadž
vše se snaží vytrvati ve své jsoucnosti. Tato vůle není volná, nýbrž
jest člověku (a všemu ostatnímu) dána, jako jest na př. dána tíže
kamenu. I bůh jest jen pouhá samá vůle, nebo hledí vytrvati ve své
jsoucnosti; než k němu se, co k mysli povšechné (substanci) vše
ostatní nese, u něho jest konečně mysl a vůle jedno a totéž.
Filosofové francouzští a angličtí (zvlášť věku XVIII.) jako Con-
dillac, Bonnet, Diderot a t. p. dříve už Locke, Berkeley, v novější
době Němci Jakobi a Fries uznávali naproti tomu cit (common sense),
povšechné vnímání smyslné za podstatu člověka a všeho, co jest, za
pravou bytost vůbec, ač ne tak logicky ostrým spůsobem, jako ti,
kteří za pravou bytost mysl aneb vůli pokládali, přece však dosti
zřejmě a určitě.
Ejhle tři opět principy, dle nichžto možná rozděliti veškerou
filosofii opět ve tři odbory podlé toho, zdali se pravá bytost ve své
pouhosti (das Ding an sich) považuje buď za mysl, buď za vůli,
buď za cit. Nehodláme se zde pouštěti v podrobné uvažování a po-
rovnávání těchto tří základů, hranice, které jsme tomuto písmu na-
před vytkli, tomu brání. Nehodláme zde také vlastní náhled svůj, ač
krátce jen vykládati, že totiž ze stanoviska pantheistického tyto tři
principy za jeden a tentýž princip, za jedinou nerozdílnou
trojici možná pokládati, v které svrchovaná bytost sama sobě se
zjevuje. Než o tom jinde snad a jindy více.
Dle nadeslaného schematu možná tudíž devatero odlik, soustav
anebo škol filosofických rozeznávati. Soustavy centralistické (pan-
theistické), které pravou bytost pokládají za mysl, které ji poklá-
dají za vůli, za cit. To které rozvržení možná provésti též při sou-
stavách dualistických (monotheistických) i při soustavách federalistických
(polytheistických). Ovšem že systematické rozvržení toto až posud
jenom theoreticky platí a nikoliv prakticky. Nebo až posud jenom
některé z těchto odborů byly skutečně vzdělávány a více méně pro-
vedeny, některé částečně v praktickém provedení jaksi pomíchány
jsou, což však nevylučuje, že by se mohly všecky tyto směry v bu-
doucnosti pěstovati a vzdělávati. Až posud byl obzvlášť centralismus
filosofický, v němžto se mysl, za jedinou pravou bytost klade, jak
8
od starých Řekův tak v novější době od národa německého téměř
výhradně pěstován a dosáhl vyvinutí nejúplnějšího. Jiní národové,
když toho potřebu pocítí, ať se o ostatní zde naznačené směry a od-
bory pokusí.
Po tomtu úvodu dlužno už, obrátiti se k filosofii staro-
indické, ježto jest předmětem badání našeho. Na první pohled
třeba doznati, že filosofie staroindická náleží k soustavám centrali-
stickým, a že proto u porovnání jejím s filosofiemi novověkými mů-
žeme hned napřed mimo sebe pustiti všecky soustavy dualistické
a taktéž federalistické. Však mezi soustavami centralistickými třeba
hlavně přihlednouti k té soustavě, ježto patřičnou váhu klade na
vůli, co jsoucnost pravé bytosti; nebo i staří Hindové, jak z pře-
dešlého „systematického sestavení základních myšlének filosofie staro-
indické““ dosti jasně trvám vysvitá, celou filosofii svou na vůli za-
kládali. "Tato soustava jest filosofie Spinozova, z nížto všecky
ostatní novější soustavy pantheistické čili centralistické skutečně se
vyvinuly. Staří Hindové neznali ovšem filosofie Spinozovy, a Spinoza
neznal, jak určitě lze jest dokázati, spisův staroindických, a přece
jest styčnosť mezi oběma, jak hned uvidíme, znamenitá. Nejlepší to
důkaz, že duch ve své povšechnosti zde vane, duch, jenž nezná ani
času ani prostory ani jiných poměrů pomíjejících, vnějších.
Střed a jako duše veškeré filosofie staroindické jest totiž je-
dinost pravé a pouhé bytosti, kterážto vůli svou jeví a tím ve-
škerý smyslný svět tvoří a řídí, a tento celý svět jest nahodilá forma
jen této vůle její. Spinoza, následovav z počátku šlepějí Des Carte-
sových, zřekl se záhy jeho dualismu a chopil se odhodlaně rázného
centralismu. „Prostornost a myšlení nejsou dvě věci tak roz-
ličné, že by jedna každá z nich tvořila jinou substanci aneb pod-
statu, jako Des Cartes tvrdí, nýbrž obě dvě jsou pouhá atributa
(příznaky) jedné jediné bytosti čili substance.“ A tak, jako filosofie
staroindická klade i Spinoza zvláštní akcent na vůli. On vůli po-
kládá, což jeden z hlavních znaků jeho filosofie jest, za nevolnou
a nutnou zrovna tak jako staří Hindové.*) Dle Spinozy (II. p. 324)
záleží volnost člověka v tom, že dle pouhé nutnosti své přirozenosti
bytuje a koná. Tak také bůh, ačkoliv nutně, přece volně bytuje,
poněvadž dle pouhé nutnosti své přirozenosti bytuje. Tak také bůh
sám sebe a svrchovaně vše volně chápe, poněvadž z pouhé nutnosti
*) In mente nulla est absoluta, sive libera voluntas, sed mens ad hoc vel-illud
volendum determinatur a eausa, quae etiam ab alia determinata est, et
haec iterum ab alia, et sic in infinitum I, p. 226. Srovnej III. p. 67, 88.
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jeho přirozenosti vysleduje, že vše takto chápe. Z toho následuje,
že Spinoza svobodu nikoliv za libovolné rozhodnutí se, nýbrž za
volnou nutnosť považuje. „Pomysleme sobě, praví, že by kámen, když
padá, myslil a vědomým byl, že co možná se snaží, aby v padání
pokračoval. Takovýto kámen bude zajisté mysliti, poněvadž by pouze
své snahy si vědomým byl, a nikterak lhostejným, že jest co nejsvo-
bodnější, a že žádnou jinou příčinou v pohybu netrvá, než že chce.
A to jest právě ta lidská svoboda, kterou že všichni mají, se vy-
chloubají, a kterážto pouze v tom záleží, že lidé sobě vědomi jsou
chtíčů svých a příčin, kterými se ustanovují, neznají. Tak nemluvně
myslí, že volně se shání po mléce, rozzlobený chlapec že pomstu
chce a bojácný útěk. Opilý konečně myslí, že z volného mysli rozhod-
nutí mluví to, o čemž, aby byl pomlčel, chce, když vystřízliví. Tak
šílený aneb člověk mluvka a mnozí jiní toho druhu za to mají, že
dle volného rozhodnutí mysli své jednají a nemyslí, že uchväceni
jsou chtíčem. A poněvadž předsudek ten všem lidem přirozen jest,
proto nesnadno se ho sprošťují.“ (Sp. II. str. 324.) Takto jsou chtíče
a vůle vše, ony jsou člověk sám a jeho celá moc; ustanovují se však
pohnutkami a příčinami vnějšími, které celý člověka obklopující svět
nutně mu podává a vtírá.
Náhled tento jest čistě staroindický, filosofie staroindická jím
jako prosáklá jest. Jest to nutnosť přírody, fatu m, jehož zvlášť-
ním výrazem byla Maja.
Ještě větší styčnosť filosofie staroindické s filosofií Spinozovou
objeví se nám, když přihlédneme k náhledům obou dvou filosofií
o poměru člověka k bohu. Spinozovi jest boha poznávati tolik, jako
jej milovati, „a čím více boha poznáváme, tím více ho pro něho
sama milujeme. Čím více a zevrubněji však věci světské poznáváme,
tim více boha poznáváme.“ I tyto věty docela ve smyslu staroin-
dickém jsou pojaté. „Tato nauka, praví Spinoza, učí, že pouhým vnuk-
nutím boha jednáme, že jsme účastní přirozenosti božské, a to tím
více, čím dokonalejší skutky konáme, čím více a více boha chápeme.
Tato nauka mimo to, že mír v duši naši vůbec skytá, také to do
sebe má, Ze nás učí, v čem. vlastně naše svrchovaná blaženost zá-
leží, totiž v pouhém boha poznání, jímž vedeni býváme, ke skutkům
pouze takovým, ku kterým láska a oddanost nabádá. Odtud jasně
pochopujeme, jak dalece ti od pravé hodnoty ctnosti se vzdalují,
kteří za svou ctnost a své výborné skutky, jako za největší otroctví,
největšími odměnami od boha chtí býti ozdobení, jako by ctnost
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a služba boží sama sebou nebyla blazenost a svrchovaná volnost.“
(I. p. 268.) :
Hlavně směřuje filosofie staroindickä, co se týče praxe životní,
k tomu, aby se člověk zříkal všech půvabů světských, aby žádosti,
chtíče a náruživosti své krotil, aby se cvičil v askesi. Slyšme, co 0
směru tom Spinoza tvrdí: (I. p. 393.) „Každý má moc v sobě,
aby sám sebe a své chtíče, ač ne svrchovaně, přece z části alespoň
jasně a zřetelně pochopil, a v důslednosti aby učinil to, by jimi
méně trpěl. K tomu se má hlavně přihlížeti, abychom každou vášeň
jasně a zřetelně poznali, a tak aby mysl z té vášně vystoupila
a k přemýšlení se ustanovila o tom, co jasně a zřetelně pochopiti
a v čemž úplně může odpočinouti; a to sice tak dalece, aby sám
chtíč od myšlénky o vnější příčině se oddělil a k pravdivým pomy-
slům se přidružil. Tim se stává, že nejen přílišná láska, nenávist atd.
se ruší, nýbrž že i chtíče a žádosti, které z takovýchto vášní po-
vstávají, k výstřednostěm nedospívají. A vždycky se má ostře pozo-
rovati to, že jest to jeden a tentýž chtíč (pud), jímž člověk koná
a zároveň trpí.“ ([. str. 272.)
Tedy poznáním, věděním, vědou tříbí, čistí i konejší se vášně.
Hřích povstává jen z nevědomosti; kdyby všude pravé vědění pano-
valo, nebylo by hříchu. "Tyto veskrz staroindické náhledy zastává
i filosofie Spinozova. Mysl naše, praví Sp. (I. p. 258), pokud pravdu
chápe, jest částí neskonalé mysli božské, a proto nutno jest, že
jasné a zřetelné idey mysli naší pravdivé jsou, tak jako idey bož-
ské. Klam, faleš a hřích (tvrdí dále Sp. na str. I. 264) záležejí ve
zbavení a nedostatku, jenž v sobě zahrnují idey zmatené a kusé.
Celá etika staroindická opírá se o to, co dobro jest. Dobro
záleželo však Hindům v poznání pravdy a poměrův lidských k ve-
škerenstvu. Věda nás spasí, jí staneme se „formou pravdy“ — Brá-
mem. PoslySme, kterak o základní této staroindické myšlénce Spi-
noza ze svého stanoviska hovoří. „Snahou (praví I. 375), která z roz-
umu pochází, chceme dobro a varujeme se zla. Poznání zla jest po-
znání nesrovnalé, neúplné. Z toho následuje, kdyby mysl lidská
pouze srovnalé a jasné idey v sobě chovala, že by ani ponětí o zlu
nemohla si utvořiti (tím méně zlo páchati.) A konečně (I p. 382) celá
naše blaženost není nic jiného, nežli utišení a odpočinutí (po-
klid) ducha pocházející z patrného poznávání boha.“ Svrchované dobro
záleží tedy dle Spinozy v poznávání pravdy, a poněvadž bůh sám je-
diná pravda (forma pravdy) jest, tedy v poznávání boha, a poněvadž
vše co v pravdě jest, bůh jest, tedy v poznávání poměru mysli naší
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k veškerenstvu. Tak i filosofie staroindická všude dokazuje poznání
Brámu a tudíž poznání sebe sama a všehomíra že jest nejvyšší
blaho, cíl a konec všeho filosofování, duší všelikého náboženství, a že
všeliké obřady náboženské hlavně k tomu směřují, aby člověk po-
znal sebe co Bräm.
Však nejen v této hlavní zásadě o tom totiž, co dobro jest,
srovnává se úplně filosofie Spinozova s filosofií staroindickou, anobrž
poněkud i s tou zvláštní modifikací této filosofie, kteroužto brami-
nové ukrývali lidu obecnému, totiž s totožností dobra a zla.
Rozumuje zajisté Spinoza takto: „Skutek jedenkaždý (I. p. 372) jen
potud jmenuje se zlým, pokud z nenávisti aneb jiné zlé vášně po-
vstal. Však nižadný skutek sám v sobě považovaný nemůže býti
dobrý neb zlý, nýbrž jeden a tentýž skutek jest brzy dobrý brzy
zlý. Proto rozumem můžeme poznati skutek, jenž zlý jest, aneb
který z nějaké zlé vášně povstává. Z toho vysvitá, že všeliký chtíč,
jenž z vášně vzniká, totiž z trpení, žádného by neměl vlivu, kdyby
člověk rozumem byl veden. Z toho také vidno, že chtíč neb žádost
pocházející z vášně, totiž z trpění, slepými se nazývají.“ Proto
také nemůže Spinoza (II. p. 222) připustiti, že by hřích a zlo byly
něco positivního, tím pak méně že by se děly proti vůli božské.
Ano my jen nevlastně a dle lidského spůsobu mluvení říkáme, že
proti bohu hřešíme, jako když se řekne, že člověk boha uráží.
Smysl toho jest ten, kdo pravé poznání, kdo celou orga-
nisací takovéhoto poznání, totiž vědu v sobě chová, ten že zlo pá-
chati, ani hřešiti nemůže; jenom ten, kdo poměru mysli naší k veške-
renstvu jasně nepochopil, koho „věda“ (ve smyslu filosofie staroin-
dické) „opouští“ páše zlo, hřeší, poněvadž se vésti dává náruži-
vostmi nejasně poznanými, slepými. Proto jest ze stanoviska Spino-
zova dobro a zlo poměr velmi relativní, nenáležející k podstatě věcí,
jest to poměr v celku nutný a proto také lhostejný, a sice právě
tak lhostejný, jako že některý kámen leží tu a jiný tam, že ně-
jaká řeka teče tudy a nějaká jinde.
Avšak filosofie staroindická ve své neoblomné důslednosti pan-
theistický náhled tento ještě dále provedla. Jí jest rozdíl mezi dobrem
a zlem ne snad pouze jen nahodilým a lhostejným, nýbrž i zcela
nemožným, pouhým přízrakem a klamem smyslným, mohoucím
vznikati jenom tu, kde půda pravou vědou není posud dostatečně
vytříbena a vzdělána. K tomuto náhledu chová filosofie staroindická
doklad mohutný v pantheistické soustavě své, jednotu totiž vůle
jediné možné pravé bytosti, Brámu. Kdyby byl rozdíl mezi dobrem
L0ofG
12
a zlem, musila by býti vůle rozličná, nikoliv však jediná, aby se
proti sobě mohla stavěti. Vůle však rozličná není, nebo není nositel
této vůle bytost rozličná, nýbrž jediná; jestli přece rozdílu mezi
dobrem a zlem, jest to tudíž pouhý mam smyslný, který věda musí
překonati a zničiti. Když pak jej přemůže a zničí, tu se jí objeví
zákonnost jiného světa, kterouž až posud jen bystřejší duchové tuší,
kteráž však jest nezbytnou nutností a účelem veškerenstva.
Determinismus, jenž celou soustavou Spinozovou vládne, tvoří
taktéž značnou obdobu mezi ní a filosofií staroindickou. Starým
Hindům byl veškerý svět živý, vyvinující se, jediný to bůh. Toto
vyvinování jest jeho vůle jevící se smyslům našim tak, jak právě
celý svět jest. Toto vyvinování podléhá však určitým nezvratným
zákonům, kteréžto, pokud je smysly chápeme, zákony přírodními na- -
zýváme. Zákonové ti jsou poměry nutné, o jakési svobodě neb
volnosti v tom smyslu, jako by to, co se děje, býti nemusilo, aneb
jinak býti mohlo, na tomto pouze smyslném (světovém) stanovisku
ani řeč býti nemůže. Jinak se nám, jak už podotčeno, ovšem věc
vyjeví, když tyto zákony přírodní, tento přelud smyslný zakládající
se v pouhé příčinosti myslí svou (jako saniasi svým mašghouli),
když zároveň všeliké jednotnictví a sobectví překonáme a zni-
číme. Tu se nám objeví noví zákonové, vznešenější nežli jsou zá-
kony přírody, kterýmiž se tyto úplně zvracují; jsou to zákonové pravé
bytosti Brámu, zákonové, jenž v sobě zabrnují nejvyšší volnost, nej-
úplnější svobodu, volnosť a svobodu, jejíž formou jest právě Brám.
V tom směru, ač ne takto ostře, filosofuje též Spinoza, zvlášť
ve svém tractatus theologico-politici (n. p. HI. p. 94):
„Ukážu, že uzavření a přikázání boží, a důsledně celá prozřetelnost
božská, nic opravdu není, než pořádek přírody, to jest, kdykoliv
písma svatá praví, že to neb ono bohem aneb vůlí božskou se stalo,
nelze tím opravdu nic mysliti jiného, než že se to stalo podlé zá-
konů a pořádku přírody, nikoliv však, jak lid obecný myslí, že by
příroda tak dlouho v činnosti své byla ustála, aneb že by její řád
na čas byl přerušen.““ My nemůžeme věděti, praví Sp. na jiném místě
(odvolávaje se na Kartesia) (II. p. 244), kterak naše svoboda a vše,
co S nf souvisí, se srovnává s božskou prozřetelností a svobodou,
poněvadž nemůžeme pochopiti, kterak bůh věci stvořil a kterak je
zachovává. „Poněvadž bůh (II. p. 227) nejen věci, nýbrž i jejich po-
hyb i jejich spůsoby (modos) ve svém stavu zachovává, to jest,
jim napamáhá, zdali z toho nenásleduje, aneb že není žádné zlo,
aneb že bůh sám toto zlo vykonává“ Tak namítá jistý dopisovatel
-
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Spinozovi. Načež mohl Sp. pouze odpověditi, že skutečně není
žádného zla, poněvadž vše jest nutnost určení. *) Avšak Spinoza ne-
pronikl ve věci této k výsosti a ryzosti myšlének starých Hindův,
kteří tuto nutnosť, toto určení uznávali pouze ve světě smyslném,
nikoliv však v nadsmyslném. Tím, že Sp. tohoto znamenitého roz-
dílu nešetřil, zabíhá do subtilností tu a tam myslí nedostížných aneb
upadá i v odpory v mysli nesrovnanlivé, nazývaje na př. svobodu
volnoa nutností (libera necessitas). A přece jest první a zá-
kladní ponětí filosofie Spinozovy, totiž ponětí substance věcí
úplně nadsmyslnou. Substancí (podstatou) nazývá Sp. (n. p. II. p. 211)
to, čehož bytosť obsažena jest v jsoucnosti (ad cujus essentiam per-
tinet existentia), to jest, z jehož pouhé myšlénkové jsoucnosti vy-
sleduje výměrem jeho skutečná bytosť (aneb jak na jiných místech
uvozuje: to, co jest příčinou svou, co samo sebou jest, to, čeho po-
nětí nepotřebuje ponětí věci jiné, z něhož by povstalo). Z toho ná-
sleduje, že substancia nemůže býti mnohonásobná, nýbrž jediná. Ko-
nečně se musí všeliká substancia chápati co neskonalá, věčná. Spi--
noza sám nazývá tuto jedinou možnou substanci — bohem, tak jako
staří Hindové nazvali tutéž substanci brámem. Však Hindové v ne-
oblomné a odvážiivé důslednosti své obklopili své Brám zákony
a řády takovými, jimiž se zákonové a řády přírody ruší a co ne-
platné zničují. Tyto zákony a řády jsoucnosti Brámovy poznávají
jenom ti, kteří v neustálém přemyšlení svém (ma$ghouli) takového
stupně vědoucnosti dosahují, že překonavše všeliké jednotnictví a so-
bectví, vnitřním smyslem neprostředně zírati mohou v tento nový
svět jsoucnosti Brámovy, jemuž celá příroda jest poslušna a jímž
její zákonové se přerušnjí, poznávajíce totiž, že člověk sám jest
Brám, vždy a všude jediné a celé. Stejného vznešeného stupně po-
znání lze dosíci i cvičením asketickým odepíráním dojmů světových,
ano i v zápasu smrtelném, anebo na bojišti s mečem v ruce aneb
v zůmyslné samovraždě, když člověk náble a rozhodně celým světem
povrhne a tu najednou smělým a bystrým pomyslem sám sebe co
Brám pozná. K tomuto já řku smělému, ač veskrz důslednému
kroku neodvážil se Spinoza, ač zrovna tak, jako staří Hindové na
stanovisku pantheistickém pevně stojí. Spinoza chtěje vyrovnati pan-
theistické stanoviště své se světem smyslným, chtěje vysvětliti toto
„zjevení božské, “ totiž celou přírodu a takto urovnati onen ne-
*) Srov. II. p. 198. Deum nullo modo fato subjicio, sed omnia inevitabili ne-
cessitate ex dei natura segui concipio eodem modo, ac omnes concipiunt,
ex ipsius Dei natura sequi, ut Deus se ipsum intelligat.
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snadný přechod s jedinosti k mnohosti, kterýžto lze nazvati
filosofickým „salto mortale,“ obklopil k tomu účeli substanci svou
s nesčíslnými „mody a attributy“ svými a přiklopiv ji zvlášť dvěma
attributy, totiž „rozsáhlostí“ a „myšlením“ pantheistickou soustavou
svou takto otupil a ji poněkud do odporů, jak svrchu dotčeno, uvedl.
Aby odlika ta jasněji vysvitla, přihlédněme k některému jednot-
livému příkladu, na př. k náhledu Spinozovu o zázracích. Ačkoliv
věc tato přísně sem nenáleží, přece poslouží k tomu, abychom se
jaksi analytickým spůsobem přesvědčili o rozdílu naznačeném a zá-
roveň o logické pružnosti soustavy staroindické vzhledem k soustavě
Spinozově. Spinoza možnosť zázraků ve smyslu biblickém úplně upírá,
pokládaje je za výtvory pouhé obrazotvornosti lidské. Rozumuje o té
věci (III. p. 86) takto: „Jakož člověk uvykl, nazývati onu vědu,
ježto rozum lidský přesahuje, božskou, taktéž nazývá skutek, jehož ©
příčina vůbec neznámá jest, božským néb skutkem boha. Nebo lid
obecný za to má, že mocnost a prozřetelnost boží co nejjasněji se
ustanovuje, když se ve přírodě něco neobyčejného a proti všemu
nadání děje (zvlášť když se to k jeho zisku neb pohodlí děje),
a myslí, že bytost boha ze žádné věci jasněji nevysvitne, než z toho,
když příroda, jak se domýšlejí, svého pořádku jeho vnuknutím ne-
zachová; proto za to mají, Ze ti vSickni boha aneb alespoň prozře-
telnost božskou ruší, kdo hledí všecky věci a také zázraky příči-
nami přirozenými vysvětliti a pochopiti. Domnívají se totiž, že bůh
tak dlouho ničehož nečiní, dokud příroda v obyčejném pořádku pů-
sobí, a naproti tomu, mocnost přírody a příčiny přirozené že tak
dlouho zahálí, dokud bůh činným jest .. . (III. p. 88.) Jelikož ale
nic pravdivé není, leda jen to, co bůh výhradně určil, tedy z toho co
nejjasněji vysvitá, že jsou všeliké zákony přírodní určení a ustano-
vení boha, ježto vysledují z nutnosti a dokonalosti přirozenosti bož-
ské. Stane-li se tedy něco ve přírodě, což by odporovalo jejím po-
všechným zákonům, musilo by to nutně zároveň odporovati ustanovení,
rozumu a přirozenosti božské; anebo kdyby někdo tvrdil, že bůh
něco proti zákonům přírody vykonává, ten by zároveň musil tvrditi,
že bůh proti své přirozenosti jedná, čehož nic není ošemetnějšího ...
(III. p. 89.) Z toho tedy velmi jasně vysvitá, že slovo zázrak
pouze vzhledem k lidským míněním může pochopeno býti, a že nic
jiného neznamená, než skutek, jehož přirozenou příčinu příkladem
jiné obyčejné věci nelze jest vysvětliti, aneb alespoň ten že to ne-
může učiniti, kdo o zázraku nějakém píše aneb vypravuje.“ S tim
v jistém smyslu souvisí Spinozovo mínění (III. p. 3.), že nejistota
15
a strach jsou hlavním pramenem všelikých pověr (a všelikého näbo-
ženství).
Pantheismus Spinozův, pokládaje zákony přírodní za samu vůli
božskou, za hranice všelikého filosofování, přes které nelze jest jíti
dále, nemohl jinak, než rozhodně zamítati všeliký zázrak, co blud
a pouhý přízrak smyslový aneb dokona co báj a výtvor fantastický.
Jinak filosofie staroindická, kterážto šla (více tisíc let před Spino-
zou) o znamenitý krok dále v zcela důsledném vyvinování panthei-
stickém. Jí nebyly zákony přírody hranice myšlení lidského, přes
které se nemělo jíti dále; naopak ona hleděla právě tyto povaliti
a zprorážeti, aby mohla jíti dále. Jí byly právě tyto zákony přírodní
a vůbec vše, co v příčinnosti smyslné se zakládá, pouhým smysl-
ným mamem a klamem, který se čistou myslí má a musí překonati,
aby tato dospěla k jediné pravé substanci bez všech obalů, totiž
k Brámu. Proto nikde jinde nemohou se zázraky důmyslněji vy-
světlovati, než právě na půdě filosofie staroindické. Ten, kdo usta-
vičným přemítáním myšlénkovým (mašghouli) dospěl tak daleko, že
úplnou nicotu tohoto smyslného světa a svůj pravý poměr k všemu-
míru úplně a jasně poznal, kdo negací světa provede úplně a bez-
ohledně — ten s úžasem shledá, že sám jest Brám, a že všeliké
zákony přírody a všecky ostatní zákonové lidští jsou pouhá nastro-
jenost smyslová, kterou on právě v nivec uvedl podstatným přemý-
šlením svým a úplným pohrdnutim s těmito nicotami světskými —
mocí své vlastní vůle. Na tomto stupni vědomosti, jehož však dle
domnění starých Hindův málo kteří vyvolenci — braminové saniasi
— dosahují, pozná člověk, že nad zákony přírodními horují vyšší
věční zákonové — dobra, krásy, lásky, svobody — jimiž se celá
příroda i se svými řády a zákony zvracuje; na tomto stupni shledá
člověk, že mu jest celá příroda poslušna, a že může, když jen chce,
divy a zázraky tvořiti, jen když pravý stupeň a mocnost vědy má
a nikterak o tom nepochybuje. Tak připouští filosofie staroindická
možnosť zázraků na základě pravé vědy, jako učení křesťanské je
připouští však na základě pravé víry (Markus XI. 23). V křesťanství
víra, když „nepochyboval v srdci svém“ člověk, hory zdvíhala a do
moře vrhala, v náboženství staroindickém činila totéž věda, oboje
však mocí vůle.
Přihledněmež v tomto analytickém odůvodnění k jinému pří-
padu, na př. k náhledu Spinozově o strašidlech. Jakýsi anonymus
tázal se Spinozy v dopise, co by soudil o strašidlech, poněvadž prý
všichni filosofové staří i moderní o tom přesvědčení jsou a za to
16
mají, že duchové a strašidla jsou.*) Na to odpovídá Spinoza II. p. 320:
„Co se týče strašidel a příšer, až posud jsem o nich žádné srozumi-
telné vlastnosti ušima nepojal; ovšem jsem ale o fantasiích slýchával
ježto žádný nemůže pochopiti; když o strašidlech a příšerách tvrdis,
že sestávají z velmi tenké, vzácné a subtilné látky, tož zdáš se mlu-
viti o pavučinách, o vzduchu neb o výparech. Rceš-li, že jsou ne-
viditelné, toť mi tolik platí, jako kdybys řekl, co nejsou, nikoliv ale
to, co jsou; ač nechceš-li snad s tím na jevo dáti, že dle libovůle
se buď viditelnými buď veviditelnými dělají, v čemž však obrazotvor-
nosť, jako i v jiných nemožných věcech s nesnadnostmi se potkává.
V té věci vážnost Platona, Aristotela a Sokrata u mne mnoho ne:
platí. Divil bych se byl, kdyby jsi Epikura, Demokrita, Lukretia aneb
některého z atomistův a obhajcův atomů byl uvedl. Není,se co di-
viti těm, kteří tajné jakosti, umíněné tvary, formy substantialní
a tisíc jiných titěrností vymyslili a babám věřili, aby jen vážnosť
Demokrita zlehčili, jemuž dobrou pověsť tak záviděli, že všecky
jeho knihy, které s takovou slávou vydal, popálili atd.“ Z toho jest
patrně viděti, že Spinoza možnosť strašidel a příšer, s tím však zá-
roveň i možnosť všelikých jiných výjevův světa nadsmyslového roz-
hodně zamítá.
Především jest věc dosti zajímavá, že Spinoza auktoritu Pla-
tona a Aristotela od sebe odmítá, ani jsou tito právě tak jako Spi-
noza filosofičtí centralisté čili pantheisté, uznávajíce jedinost pravé
bytosti, naproti tomu k auktoritě Demokrita a jiných atomistů že se
odvolává, kdežto jsou přece tito filosofickými federalisty, vyznáva-
jícími mnohost pravých bytostí a rozličnosť jejich jakostí. K Epikuru
a ostatním atomistům mohl k dotvrzení náhledů svých odvolávati se
Leibnitz aneb Herbart, nikoliv však Spinoza. A jestliže vy-
týká Sp. zvlášť Platonovi, že titěrnosti, umíněné tvary (species in-
tentionales), totiž idey atp. vymyslil, tož může každý filosofický
dualista a federalista totéž tvrditi o attributech, modech a substan-
ciích Spinozových, aniž by se proto odvolávati musil k Platonu neb
Aristotelu. Ze všeho toho jest patrno, že onen anonymus do prá-
vého udeřil, a že Spinozu takto indirektně vyznati se přinutil, že
*) Plutarchus hujus rei testis est in tractatibus de philosophorum sententiis
et de Socratis genio. Testantur guogue omnes Stoici, Pythagorici, Plato-
nici, Empedocles, Maximus Tyrius, Apulejus aliigue, Ex modernis nemo
spectra negat. Rejice ergo tot sapientes oculatos et auritos testes, tot philo-
sophos, tot historicos talia narrantes; affirma eos omnes cum vulgo stultos
ac insanos esse: licet tuae responsiones non persuadeant etc. II. p. 317.
17
pantheismus jeho není dosti důsledně vyvinut, že jest kusý; nebo
jestli která soustava filosofická k tomu výhradně povolána jest, aby
co možná jasné i jemné světlo vrhala do říše mimosmyslné, aby ne-
snad zrovna „0 strašidlech a příšerách,“ což zde věcí velmi mimotní
jest, nás poučila, anobrž aby zjevy magnetismu, somnambulismu,
deuteroskopie atp., kteréžto nelze jest upříti, poněvadž fakticky jsou,
zevrubně vysvětlila, jestli která soustava filosofická k tomu jest po-
volána, aby důsledně vysvětlila to, co nazýváme divinací (předtu-
chou), instinktem (pudem), sympathií (soucitem) atp., ježto vše v říši
mimosmyslné jest zakotveno, a čímž vědy přírodní se dovršují a ko-
runují, jest to zajisté soustava pantheistická.
Spinoza to vše co pouhé „výpary“ a „fantastické výtvary“ od
sebe odmítl. Jinak filosofie staroindická, ježto jest, jak jsme svrchu
podotkli, důslednější a vyvinutější. Dle nauky filosofie staroindické
možná mocí vůle, vědou a negací světa smyslného v tento svět mimo-
smyslný zírati, jeho vyšší zákonnost tušiti, ano i chápati. A to se,
jak už též podotčeno, děje dvěma cestama: buď ustavičným, silným
přemýšlením — vědou, anebo umořováním těla, všech chtíčů i smyslů
jeho — askesí, kterážto ovšem důsledně i k úplnému těla umo-
ření, k smrti, co „ku bráně velikého poznání“ vede. Ano dle ná-
hledů a výkladů téže filosofie možná onen centralní bod, jenž nás
k poměrům světovým víže, třeba jen na okamžik pošinouti, a takto
do této říše mimosmyslné náhle pohlednouti. Že se takto zvlášt
úkazy deuteroskopie, kde člověk věci a osoby vidí a slyší, jichž
kolem stojící nevidí a neslyší, mohou dobře povysvětliti, není po-
chybno. Zdali tyto úkazy, a taktéž úkazy somnambulismu a magne-
tismu z tělesného neduhu, neb ze zvláštního těla přispůsobení, anebo
také třeba z přemrštěnosti myšlénkové, z blouznění pocházejí, jest
na tomto místě lhostejné; dosti na tom, že jsou, a že žádají býti
vysvětleny, ať filosofií ať vědou přírodní ať spojenýma oběma dvěma.
A tak filosofie staroindická nejen v těchto, nýbrž v mnohých jiných
„záhadách světových,“ které nás obklopují, na nás, jak Herbart tvrdí,
dolehají a nutně vysvětlení svého vyžadují, důslednou pružností svou
dosti může té potřebě vyhověti. Filosofie Spinozova úkolům těm za-
dosť učiniti nemůže.
S tím souvisí nauka o spánku. Tento úkaz každodenní, v němž
čas, prostor i příčinnost smyslná tak jako u boha, mizí,
musil pantheistickými ideami zaujaté mysli starých Hindův nesmírně
dojímati. Nikde v novější filosofii nenalezáme tak důkladných a hlu-
bokých myšlének, takovéhoto zevrubného proskoumání tohoto děje
Sitzungsberichte V, 9
18
jako v spisech staroindickych a zejmena v Oupnekhatu. Starým
Hindům jest spánek navrácení se duše lidské (átma) k svému pů-
vodu, k Brámu ; on jest polozírání do onoho světa, v němž mizí
pouta smyslná a nastává svoboda úplná; ve spánku stane se člověk
„formou vidění“ a vidící a viděné nejsou tu dvě věci, diw átma
svým vlastním světlem k tomu svítí, v tomto stavu člověk ví, že
tento „já“ sám já jsem, že mimo něho není nic, co by skutečně
bylo, že tento „já“ vše jest a vše tvoří atd. (Viz později pře-
klad Ďoutr brámen)
Spinoza jen mimochodem a jen na jediném místě veškerých
pantheistickych spisův svých (I. p. 267) o spánku se zmiňuje. Děje
se to tu, kde hledí vysvětliti, že člověk nejedná svobodně, nýbrž dle
dojmů, které mu svět podává dle percepcí, to jest dle motivů, kte-
rými se vůle jeho nutně řídí a ustanovuje. Tu také Sp. tvrdí, že
jest zastavení úsudku čili pochybnost o nějaké věci skutečná per-
cepcí (jenom dojem) a nikoliv svobodná vůle. Dejme tomu, praví
Spinoza, že si nějaký chlapec koně představuje, chlapec ten 0 by-
tosti tohóto koně nebude pochybovati, ačkoliv o ní není ubezpečen,
poněvadž si nepředstavuje ničeho, co by tuto bytnost rušilo. A to
zakoušíme, praví dále Sp., den co den v spánku, myslím totiž, že
nebude žádný, kdo by za to měl, že může ve spánku pochybovati
o tom, o čem sní, a učiniti, aby o tom nesnil, co se mu právě zdá,
a stane-li se piece, že ve spánku úsudek svůj zastavujeme, totiž
o tom, o čemž sníme, pochybujeme, děje se to jen tenkráte, když
se nám ve spánku zdá, že sníme.*) Tolik Spinoza, co pantheista,
o spánku!
Ještě sluší poznamenati, že Spinoza ve svých rozborech eti-
ckých také idey o národnosti se dotýká a ji lépe, než na tehdejší
*) Při této příležitosti podotýkám co jakési kuriosum, že Sp. na tomto místě
(I. p. 268) ze středověku už známou oslici Buridanovu (asinam Bu-
ridani) za svou vlastní přijímá. Tyrdí totiž, kdyby člověk mezi dva úplně
stejné a shodné dojmy, čili motivy se dostal, žeby ihned musil přestati
jednati a že by na př. hladem a žízní musil zemříti, kdyby mezi dvoje
úplně stejná a sně od něho vzdálená jídla a nápoje přišel, poněvadž by
nebylo příčiny, roč by k jednomu jídlu a nápoji dříve sahal nežli k dru-
hému, a bez příčiny člověk právě jednati nemůže, jelikož nejedná svo-
bodně. K tomu lakonicky dodává Sp. takto: „Kdyby se mne ptali, zdali
takový člověk nemá se považovati spíše za onoho osla než člověka, pravím,
že nevím, jakož také nevím, zač se má považovati onen, kdo se na hlavu
postaví a v rovnováze drží (gui se pensilem facit).“ Jiná otázka jest ovšem,
zdali vůbec dva úplně stejné, shodné motivy býti mohou ?
‘19
věk lze bylo očekávati, naznačuje. Praví totiž (III. p. 239): „Pří-
roda ovšem nestvořuje národův leč individua, která se dělí v národy
jenom rozličností jazyka, zákonův a mravův přijatých. Z těchto dvou
posledních, zákonův totiž a mravův konečně stane se to, že jeden
každý národ má svého zvláštního ducha (ingenium), zvláštní povahu
(conditionem) a posléze zvláštní předsudky (praejudicia).“ Ano, ne-
jen närodnost uznává Spinoza, ale i národní anebo vlastně státní
církve. Praví (III. p. 251): „Hodlám dokázati, že náboženství moc
práva dostává od těch, kteří drží právo vlády, a že bůh žádného
zvláštního panování mezi lidmi nemá, leda jenom pomocí těch, kteří
vládu (světskou) v držení mají, a mimo to, že náboženské boho-
služby a cvičení v pobožnosti se shodovati mají s mírem a užitkem
státu a že tudíž důsledně od těch samých nejvyšších mocností mu-
sejí býti ustanoveny, kteréžto proto také jejich vykladateli býti
mají.. .“ A dále (III. p. 255) dokládá: „Vnější bohoslužba nábo-
ženská a všeliký cvik pobožnosti musí se srovnávati s mírem a drže-
ním (zachováním) státu, jestliže boha patřičně poslusni býti chceme.“
Poněvadž Spinoza při tom filosoficko-physiologickou nutnost předpo-
kládá, že se totiž každý národ ve svůj vlastní stát vyvinul a že tu-
díž nepovstal výbojem a jiným násilím, tedy jsou tyto církve, které
Sp. zde uznává, nejen státní, nýbrž i národní.
Avšak staří Hindové nejen že uznávali národnost a církve ná-
rodní, anobrž oni to vše také měli, oni měli veřejné řády veskrz
národní, oni měli náboženství národní i svou filosofii národní. —
Obrali jsme si velikána, jakým skutečně Spinoza jest mezi filo-
sofy všech věků, abychom na něm ukázali, že filosofie storoindická
jest především skutečná a podstatná filosofie, že výšky filosofie novo-
věké namnoze dosahuje, ano že ji z části i přesahuje a logickou
důsledností svou překonává. Takové mistrnosti slohu a úsečnosti
logické, jakou se novověká filosofie honosí, v ní ovšem hledati ne-
smíme. Rozumí se ostatně, jak se už z počátku podotklo, samo
sebou, že bychom takových obdob, shod a souhlasů našli dosti
1 v ostatních soustavách centralistických, které ze Spinozy jako
vyrostly, zejmena v soustavě Fichteově, Hegelově, Schellingově ba
i Kantově. Kdybychom se však do centralistických systémů staro-
řeckých pustili, kdybychom na př. do školy Eleatův zavítali, třeba
hned k Xenophonu a jeho principu: čv ro xv, kdybychom k Pla-
tonovi zašli a k Stoikům se podívali, kteří na př. dle spůsobu staro-
indického i samovraždu za čin filosofický, za karakternost a důsled-
nost subjektivní ctnosti prohlašovali, kdybychom mezi nové Platoniky
IE
20
se dostali, kteří z části už pod vlivem filosofie orientalské a sice
zrovna staroindické stáli: tu bychom takovýchto shod, srovnalostí
a souzvuků našli věru nesčíslné množství. Ale toho dotud. *)
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am
20. Juli 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Hattala, Wocel, Kolář,
Wrtätko; ferner die Herren Duvernoy, Dr. Jedlička, Kastner,
Kklěijem; Patera, Pažout als Gáste.
Herr Prof. Hattala besprach die bedeutendsten der bisher
veröffentlichten Grammatiken der altbohmischen Sprache nach den.
Andeutungen, welche sich darůber in der Einleitung seiner fůr die
Acten der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften geschrie-
benen Abhandlung „über die anlautenden Consonantengruppen des
Böhmisch-Slowakischen“ vorfinden.
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am
19. Oktober 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Šafařík, Ko-
řistka, Studnička, Durěge, Gust. Schmidt, v. Zepha-
rovich, Blažek, Weyr, als Gáste die Herren u We-
sely und Preis.
Herr Dr. Boficky hielt einen Vortrag: Ueber die Mikro-
struktur und chem. Zusammensetzung des Basaltes vom linken Elbe-
ufer im Süden des böhm. Mittelgebirges.
Auf Grundlage Zirkels lehrreicher Studien über die Mikro-
struktur einzelner Bestandtheile des Basaltes, deren Resultate in dem
ausführlichen Werke: „Untersuchungen über die mikroskopische Zu-
* Arthur Schopenhauer, jehož filosofická soustava ze staroindické
filosofie direktně povstala, a jehož arcidílo: Die Welt als Wille hlavně
spočívá na Oupnekhatu, z úmyslu tuto u porovnání vzat nebyl. On
toho přesvědčení byl, že veškerá filosofie a všeliká náboženská vyznání
k tomuto původnímu zřídlu vědoucnosti a vší vzdělanosti lidské se navrá-
titi a jeho prameny se osvěžiti musí; on žil a „umíral“ ve filosofii a ná-
boženství staroindickém. Tuto se jednalo o to, aby se v parallelu vzala
filosofie, ježto o filosofii staroindické ničeho nevěděla, a ta jest pravě filo-
sofie Spinozova,
21
sammensetzung und Struktur der Basaltgesteine“ niedergelegt sind,
habe ich mir die Aufgabe gestellt, die zahlreichen Basaltvarietäten
des böhm. Mittelgebirges näher kennen zu lernen *) und erlaube mir
über die begonnene Arbeit einige Mittheilungen, die südlichen Ba-
saltvorkommnisse des linken Elbeufers betreffend.
Basalt des Salzberges.
Von den am linken Moldauufer zerstreut auftretenden Basalt-
kuppen ist der Basalt des Salzberges (bei Schlan) durch makrosko-
pischen Apatit, der in Form dünner Nadeln sparsam wahrzunehmen
ist und durch grösseren Gehalt an mikroskopischen Apatit und Ti-
taneisen ausgezeichnet. |
Das graue Pulver des sehr feinkörnigen Basaltes braust in
Säuren nicht auf.
Bei 400facher Vergrösserung zeigt das Präparat einen Feld-
spathbasalt, der aus langen dünnen, zuweilen schwach gerieften Feld-
spath- und länglichen Augitkrystallen besteht, sehr viel Magnetit,
Titaneisen und Apatit und an einigen Stellen grössere, an Mikro-
lithen arme Glaspartien enthält, die auch als spärliche Grundmasse
in dem dicht gedrängten Krystallgemenge zum Vorschein kommen.
Viele Stellen des Präparates zeigen den Apatit als den vor-
iegenden Bestandtheil. Nur winzig kleine Apatitkrystalle sind voll-
kommen farblos; grössere Krystalle sind durch zahlreiche Einschlüsse
mehr weniger dunkel gefärbt und viele nur an einzelnen Stellen (an
der Periferie oder im Centrum) durchscheinend. Sehr häufig tritt der
Fall ein, dass ein völlig schwarzer Hexagonkern (Titaneisen) von
einem farblosen Hexogonringe umgeben ist oder im ersteren an ein-
zelnen Stellen grauliche Apatitsubstanz oder farbloser Apatitquer-
schnitt zum Vorschein kömmt, aber auch der umgekehrte Fall, dass
schwarze Hexagonringe mit graulichweissen abwechselnd einen lichteren
Kern einschliessen; nur selten fanden sich in grösseren Apatitkry-
stallen grünlichgelbe oder bräunliche Krystalleinschüsse vor. Auch
die Längsschnitte grösserer Apatitkrystalle sind meist graulichweiss,
stets ausgezeichnet durch feine, neben einander dicht gedrängte, der
Hauptachse parallele Streifen, die aus schwarzen Punkten und kurzen
*) Von mehr als 50 Localitäten aus dem Mittelg. des linken Elbeufers liegen
bereits zahlreiche mikroskop. Präparate vor, und deren Anfertigung wird
fortgesetzt,
2%
Nädelchen (Magnetit und Titaneisen) bestehen und zuweilen dickere,
dunkelgraue Bänder (meist in der Mitte) darstellen; Körner von
farblose. Apatitmikrolithe, kurze schwarze Säulchen, Nadeln und
Magnetit und Titaneisen pflegen als Einschlůsse der Hauptachse
parallel gelagert zu sein.
Mikroskopische Olivinkrystalle — meist trübe, grünlich, gelblich
gefärbt, zuweilen faserig — sind sparsam vorhanden.
An einigen magnetitreichen Stellen kommen vereinzelte, gelb-
lichbraune mehr weniger durchscheinende (Einschlüsse von Magnetit
und von winzigen farblosen Apatitkrystallchen enthaltende) Hexagone
und aus parallelen Lamellen zusammengesetzte Partien vor, die ver-
muthlich dem Biotit angehören.
Die chem. Analyse dieses Basal es ergab in °%/,:
PO, = 1859
Si0, = 38447-
TiO, -711022
A1,0, = 19'203
Fe,0, = 18-616 *)
Ca0 = 10'478
Mg0 = 0'304 **)
Der gefundene Phosphorsäuregehalt entspricht 572 °/, Apatit.
Der ‘geringe Magnesiagehalt lässt die Annahme zu, dass der Augit
als Eisenpyroxen zugegen ist; in Betreff des Feldspathes werden
hoffentlich die Bestimmungen der Alkalien und vergleichende Unter-
suchungen an geätzten Präparaten Deduktionen zulassen.
Basalt des Hasenberges.
Zwischen Křesen und Sedlec erhebt sich eine Reihe von Ba-
saltbergen (Hasenberg, Jeřetín, Senec, Vysetec, Rohatec), unter denen
der Hasenberg mit der Ruine Hasenburg dominirt. Derselbe besteht
aus fast vertikalen gegen die Spitze des Berges mässig geneigten,
bis 1“ dicken Säulen und ist am Fusse von Reibungsconglommeraten
umgeben.
In dem schwarzgrauen gleichartigen Basaltgestein, (das in Säuren
gar nicht oder nur äusserst schwach aufbraust) lassen sich mit a
waffnetem | Auge nur kleine Olivinkörner erkennen.
*) Das Eisen wurde nur als Eisenoxyd bestimmt.
**) Bestimmung der Alkalien und des Wassergehaltes wird für diese und die
nachfolgenden Analysen nachgetragen.
23
Bei 400facher Vergrösserung zeigt das Präparat ein sehr klein-
förniges Gemenge von bräunlich oder graulich gefärbten Augit- und
einzelnen leistenförmigen Feldspathkryställchen (mit reichlichen Ma-
gnetit und Olivinkörnern), zwischen denen eine an langen dünnen Mi-
krolithen reiche Glassubstanz als Grundmasse zum Vorschein kömmt.
Sehr sparsam treten einzelne grössere Augitkrystalle porphy-
risch auf. Diese, mit Einschlüssen von Augit und Apatitmikrolithen,
mit Körnern von Magnetit und zahlreichen Glasporen versehen, zeigen
stets deutliche Schalenstruktur; auch kommen daselbst grössere
Augitkrystalle vor, die an einem Ende durch unvollkommene Aus-
bildung in mehre kleinere aufgelöst sind. Die Lagerung mehrerer
porphyrisch eingestreuten Augitkrystalle ist zumeist den Krystall-
richtungen des Augits entsprechend, so zwar, dass sie zuweilen als
Kantenrahmen eines grossen Krystalls mit Einschluss von Basaltmasse
mit viel Magnetit erscheinen.
Grössere, porphyrisch auftretende Feldspathkrystalle mit deut-
licher Zwillingsriefung sind seltener aufzufinden. Viele der mannig-
fachsten, namentlich in Sechsecken reichlich vorkommenden Magnetit-
(Titaneisen)-Querschnitte sind zuweilen von einer dünnen farblosen
scharfkantigen Zone (Apatit) umgeben und enthalten Einschlüsse von
grösseren grauen oder von winzig kleinen farblosen Apatitkrystallen,
die ausserdem (in der Basaltmasse) nur sparsam verbreitet sind.
Der sehr reichlich vorkommende Olivin stellt meist regelmässige
Querschnitte dar. Kleinere Olivinkrystalle sind weiss, wolkig, mit
trübem, dunkel grünlichgelbem Rande versehen, seltener in graulich-
grüne, meist parallele Bänder und Fasern umgewandelt; grössere
Olivinquerschnitte pflegen durch trübe, grünliche und gelbliche Streifen
(serpentinähnliche Substanz in den Klüften des Olivins) in lichte
Felder, abgetheilt zu sein, deren Abgrenzungen in den meisten Fällen
den Krystallrichtungen entsprechen.
Die farblose Glassubstanz, welche vorzugsweise grössere Krystalle
umgibt, aber auch zwischen kleineren Krystallen überall zu finden ist
und an manchen Stellen kleinere Partien bildet, ist an den meisten
Punkten mit sparsamen kurzen und zahlreichen langen Mikrolithen
versehen, enthält aber auch vereinzelte Krystalle eingeschlossen
Durch 48stündiges Aetzen des Präparates mit reiner Salzsäure
wurden ausser secundären Gebilden die Glassubstanz und die Olivin-
krystalle am meisten angegriffen; das Präparat gewann an Helle.
Durch Aetzen der Glassubstanz verschwanden die meisten Mikro-
lithe, die sparsam übrig gebliebenen wurden schwächer sichtbar und
24
an einigen Stellen des Präparates traten zahlreiche Trichite als
schwarze Härchen und Nädelchen deutlicher auf. Die trüben dunkeln
Ränder der Olivinkrystalle sind heller geworden, aus den Kluft-
streifen, deren zackige Wandungen deutlicher auftreten, wurde das
serpentinähnliche Umwandlungsproduct grösstentheils entfernt, und in
der Mitte der Krystalle traten Glaspartikeln, zuweilen mit einigen
schwarzen nadelähnlichen Kryställchen reiner hervor.
Die chem. Analyse dieses Basaltes ergab in "/;:
PO, = 0553 E
Si0, = 41794 |
Al,O, = 26218
Fe,0; = 11'751
CaO = 8873
Ms0 = 3'405
Der gefundene Gehalt an Phosphorsäure entspricht 1'148 Apatit.
Basalt des Pšanberges bei Laun.
Etwa eine halbe Stunde südöstlich von Laun erhebt sich ein
Basalthügel, an dessen östlichem Fusse das Dorf Pšan liegt. Wie
die meisten Basaltberge des böhm. Mittelgebirges, besteht auch dieser
aus fast vertikalen Säulen, deren unregelmässige Querschnitte sich
durch Verwitterung zu Kugeln formen und nahe an der Peripherie
durch Neubildung von secundären Produkten in den Spalten (na-
mentlich von faserigem Aragonit) zu einem massigen Gestein ver-
fliessen. Fast in der Mitte des Hügels kömmt eine steile, etwa 1°
breite, an den Rändern scharf abgegrenzte Ader zum Vorschein, die
aus einer schiefrig körnigen, stark zersetzten Basaltmasse besteht.
Das graue, äusserst feinkörnige Gestein des PSanhügels zeigt
in Säuren ein schwaches Aufbrausen, während das der schiefrig-
körnigen Basaltader gar nicht aufbraust.
Bei 400facher Vergrösserung zeigt das Präparat ein Gemenge
vorwiegender kleinerer und grösserer Augitkrystalle mit einzelnen
leistenförmigen Feldspathkrystallen, zwischen denen die an dunklen
Flecken, Punkten und Nadeln und dünnen Mikrolithen reiche Glas-
masse zum Vorschein kömmt. Magnetit ist reichlich, Olivin und
Apatit spärlich vorhanden.
Die Augitkrystalle enthalten zahlreiche Einschlüsse von kurzen,
dicken Augitmikrolithen und Magnetitkörnern, erstere ! meist nahe
25
am Rande, parallel den Kanten gelagert. Durchkreuzungszwillinge
von 2, 3 und mehreren Individuen kommen häufig vor.
Die sparsamer auftretenden leistenähnliche Feldspathkrystalle,
die fein gerieft und treppenförmig übereinander gelagert zu sein
pflegen, enthalten Einschlüsse von Magnetit und spärlichen langen
Mikrolithen,
Magnetit- und Apatitquerschnitte ähneln denen des Salzberges.
Der zu den selteneren Mineralen dieses Basaltes gehörende
Olivin, welcher nur in kleinen mikrskop. Krystallen auftritt, pflegt
mehr weniger in eine grünlichgelbe fein faserige Substanz umge-
wandeit zu sein. Die Absonderung der auf den Kanten senkrecht
stehenden Fasern tritt an den Rändern der meist achteckigen Quer-
schnitte am deutlichsten hervor, während die Mitte noch einen hellen
Längsstreifen zeigt; seltener ist die Anordnung der Fasern stern-
förmig oder strahlig, von der Mitte des Querschnitts ausgehend.
An vielen Stellen zeigt das Präparat eine an den Rändern
grünlich oder gelblichweisse, innen farblose Infiltrationssubstanz, die
in verschieden gekrümmten Zügen eindringt, sich an einzelnen
Stellen mehr weniger ausbreitet und einzelne Krystalle oder ganze
Partien der Basaltmasse umgibt; vermuthlich sind ihr Umwandlungs-
produkt die zahlreich vorkommenden Schnüre und Flecke von Limonit.
Gerade und geschlingelte schwarze nadel- oder haarförmige Ge-
bilde (wahrscheinlich als Krystallskelette und Aggregate von Magnetit)
pflegen, zu einem Haufwerke vereinigt, sporadisch aufzutreten.
Die chem. Analyse dieses Basaltes (ausgeführt mit 39745 gr.)
ergab in °/,:
ag = 2918 (im Kohlensäurestrom bestimmt)
CO, = 0782 (in einer Probe von 3’1945 gr. bestimmt)
PO! We "9563
S10, = 41'690
A],O, = 23-188
Fe,0, = 13-423
GO = 8615
MsO = 451
In einer zweiten Probe. desselben Basaltes wusden 3'379 °/, ag,
0566 °/, Kohlensäure und 40952 9, Kieselerde gefunden. Das Mitell
der gefundenen Kohlensäure von 0669 °/, entspräche 1'520 °/, kohlen-
saueren Kalkes; und der gefundene Gehalt an Phosphorsäure setzt
einen Gehalt von 1'732 °/, Apatit voraus unter der Annahme, dass
26
die Phosphorsäure blos dem Apatit angehört und letzterer chlor-
hältig ist.
Das graue Pulver des schiefrig körnigen Basaltes (aus der Ba-
saltader), das in Säuren nur einzelne Blasen (CO,) aufsteigen liess,
gab, im Kohlensäurestrom geglüht, einen Wassergehalt von 4983 9.
Basalt des Berges Raná und Oblík.
Beide Basaltberge, nördlich von Laun etwa 1 Stunde entfernt,
scheinen Glieder einer Bergkette zu sein (Chlum, Ranay, Oblik, Za-
dov, Charväc, Kreuzberg), welche nahezu die Richtung des Haupt-
zuges der Basaltmasse Böhmens befolgt. Der Basalt des Ranayer
Berges ähnelt dem des Oblík sowol im ‚Aussehen wie in der Mikro-
struktur.
In der äusserst feinkörnigen, schwärzlichgrauen Substanz bei-
der Basalte lassen sich zahlreiche gelbliche und grünliche Olivin-
krystalle (mit feiner Riefung an den Spaltflächen) und spärliche Ma-
gnetit- (und Titaneisen)körner deutlich erkennen.
Bei 400facher Vergrösserung betrachtet, besteht die Basaltsub
stanz aus einem gleichartigen Gemenge von kleinen Augit und Feld-
spathkryställchen, in denen grössere Krystalle derselben Art meist
nur einzeln, seltener in Gruppen, eingestreut vorkommen. Als Grund-
masse tritt eine an sehr langen dünnen Mikrolithen reiche Glassub-
stanz auf. Magnetit ist reichlich, dagegen mikroskopischer Olivin und
Apatit spärlicher vorhanden.
Die meisten porphyrisch eingestreuten, grösseren Augite zeigen
eine durch verschiedene Farbennuancen erkennbare Schalenstruktur
nam entlich in geäzten Präparaten).- In den meisten Fällen sind die
centralen Partien derselben heller (gelblichweiss oder röthlichweiss)
oder es wechseln hellere und dunklere Zonen ab;: aber auch das
Umgekehrte trifft häufig ein, namentlich im: Basalte des Oblik, in
dem grössere an Einschlüssen von Magnetit und Glaspartikeln reiche
Augitkrystalle vorkommen, deren innere Partien weniger pellucid,
bräunlich, grünlichgrau gefärbt sind oder aus einer an Magnetit
reichen Basaltmasse bestehen. Krystalle dieser Art, deren Rand
mit Magnetitkörrnern dicht bestreut zu sein pflegt, sind gewöhn-
lich von einem farblosen Hof umgeben (Glassubstanz), in den zahl-
reiche Mikrolithe hineinragen.
Grössere Feldspathkrystalle sind sparsamer aefzufinden.
27
Unzersetzte (centrale) Partien des Olivin zeichnen sich durch
zahlreiche Glaspartikeln mit Bläschen und eigenthümlichen nadel-
fórmigen Gebilden aus, und mannigfaltig sind die meist zartfase-
rigen Gebilde, die durch Umwandlung des Olivins entstehen.
Basalt des Berges Kosov,
Das Basaltgestein des Košover Berges erscheint als eine schwarz-
graue, sehr feinkörnige homogene Substanz mit zahlreichen makro-
skopischen gelblich, grůnlich oder bräunlich gefärbten Olivinkrystallen ;
aber bei 400facher Vergrösserung kömmt ein Gemenge von grossen
Augit- und Olivin-Krystallen mit weniger zahlreichen dünnen,
fast farblosen Feldspathkrystallen und zahlreichen Magnetitkör-
nern zum Vorschein, zwischen die eine an lang nadelförmigen
Mikrolithen reiche, (grünlichgraue, staubige und trüb gefleckte
Grundmasse eingezwängt ist, die ein deutlicheres Unterscheiden
einzelner Minerale hindert. Die Augitquerschnitte zeigen die aller-
schönste Schalenstruktur, die ich bis jetzt an den Augiten zu
geobachten Gelegenheit hatte. Die Schalen sind stets nahe am
Rande sehr dünn und dicht gedrängt, und daselbst pflegen auch
zahlreiche Magnetitkörner und dünne (meist den Kanten parallel
gelagerte) Mikrolithe vorzukommen; gegen das Innere nimmt die ©
Dicke der Schalen zu, Mikrolithe und Magnetitkörner treten sehr
sparsam auf, dafür aber mehren sich Glaspartikeln mit zahlreichen
Bläschen (zuweilen auch mit einem kurzen schwarzen nadelförmigen
Gebilde) versehen. Die grössten Augitquerschnitte sind am Rande
nelkenbraun oder gelblichbraun (zuweilen mit einem dichten Kranz
von Magnetitkörnern bedeckt), im Innern röthlich oder gelblichweiss,
ihre Schichten zuweilen durch Farbennuaneen abgegrenzt; an Quer-
schnitten kleinerer Augite herrscht bräunlichgelber Farbeton vor.
Die langen dünnen triklinen Feldspathkrystalle, die zuweilen
sparsame Mikrolithe und Streifen der schmutzig grünlichen, staubigen
Grundmasse enthalten, sind innen farblos, an den Kanten grünlich
und trübe und entweder parallel oder strahlig um grössere Au-
git- und Olivinkrystalle angeordnet; namentlich unter den sehr
langen dünnen Feldspathmikrolithen herrscht büschel- und strahlen-
fórmige Anordnung vor.
Grössere Olivinquerschnitte sind meist hell mit grünlichem
trüben Rande versehen und reich an Glaspartien, aber auch grün-
28
liche trůbe und feinfaserige Umwandlungsprodukte des Olivins sind
keine Seltenheit.
Farblose Apatithexagone kommen sehr spärlich vor.
Durch (10tägiges) Aetzen mit chem. reiner Salzssäure wurden
grössere Augitkrystalle bedeutend blässer, ihre Schalenstruktur trat
schöner hervor, an den nun heller gewordenen Rändern kamen ge-
rade und gekrümmte dunkle trichitähnliche Gebilde (erstere zumeist
als Skelette von Mikrolithen) zum Vorschein und manche Augite
schienen in den Centralpartien (wo sich am meisten Einschlüsse von
Glaspartien anzuhäufen pflegen) angegriffen zu sein, während tiefer
liegende Glaspartikeln mit ihren Bläschen deutlicher sichtbar wurden.
An den Feldspathen kann man die polysyntheische Aggregation
vieler dünner Individuen, die durch äusserst dünne Streifen grünlich- -
grauer Grundsubstanz geschieden sind,. reiner wahrnehmen, ebenso
die zahllose Menge der meist strahlig geordneten, mit grünlichgrauem
Staub gemengten Mikrolithe der Grundsubstanz.
Am meisten litt der Olivin unter der Einwirkung der Säure
und bot mannigfache Erossionsformen. Bemerkenswerth erschien
ein Olivinkrystall (?) mit parallelen Reihen von fast rektangulären
Glaspartikeln, von denen die meisten mit einem unbeweglichen Bläs-
chen versehen waren.
Basalt aus der Nähe von Skalka.
Von einem an der Strasse zwischen Veršetín und Skalka (näher
dem letzteren Orte) befindlichen Basaltblock wurde ein Formatstück
abgeschlagen, von dem auch mikroskopischen Präparate angefertigt
wurden. Das scheinbar dichte Basaltgestein hat eine etwas lichtere Farbe
und enthält zahlreiche, erbsengrosse zeolithartige Secretionen, die
zuweilen im Ionern mit nadelförmigen Kryställchen ausgekleidet
sind. In Säuren lässt das Pulver dieses Basaltes nur einzelne Blasen
von Kohlensäure aufsteigen, ohne zu brausen.
Das Präparat zeigt bei 400facher Vergrösserung ziemlich lockere
Aggregate vou Augit, triklinen Feldspathkrystallen und weniger zahl-
reichen Magnetitkörnern in einer vorwaltenden gelblichgrauen, meist
staubigen und fleckigen Substanz vertheilt. Die meisten der gelblich-
oder bränlichgrauen, schwach durchscheinenden, staubigen Gebilde
sind fleckenähnlich, ohne regelmässige Begrenzung, andere derselben
zeigen minder deutliche Sechs- und Rechtecke und erinnern an.
29
ähnliche, jedoch schärfer begrenzte Nephelinquerschnitte, die im
Basalte des Mily- und Dlouhyberges bei Kosel vorkommen. Ausser-
dem erscheinen an lichteren Stellen der gelben homogenen Substanz
sehr zahlreiche aus vielen concentrischen, abwechselnd dunkeln und
lichten Ringen bestehende Querschnitte. Viele derselben sind völlig
kreisrund, andere scheinen concentrischen Polygonen zu ähneln; sie
polarisiren bei gekreuzten Nicols, die Ringe treten im verkehrten
Verhältniss von dunkel und hell auf, und in der Mitte erscheint ein
dunkles Kreuz. Die meisten dieser concentrischen Gebilde sind an
den Wandungen der zahlreichen, von einer gelblichweissen Infiltra-
tionssubstanz (die sich durch gewellte und fein gekräuselte Schichten-
linien zu erkennen gibt) erfüllten Hohlräume sichtbar. Vermuthlich
sind diese Gebilde ein Umwandlungsprodukt, zu dessen Deutung
weitere Untersuchungen gepflogen werden.
Apatit in langen dünnen Kryställchen und völlig farblosen He-
xagonen tritt reichlich auf, der Olivin, fast völlig umgewandelt, ist
nur spärlich zu finden.
Reichliche Zerlithausscheidung, die auch das Präparat aufweist,
zeigen einen hohen Grad der Zersetzung dieses Basaltes.
Darauf hielt Herr Dr. Weyr einen Vortrag über die Krüm-
mung windschiefer Flächen.
< Wenn T eine windschiefe Fläche, und G eine von ihren gerad-
linigen Erzeugenden ist, so ist G für jeden auf G liegenden Punkt
x die eine Haupttangente, während die zweite Haupttangente X in
der Tangentialebenen & von = liegt und daselbst die Curve berührt,
in welcher T von & geschnitten wird. Die beiden Geraden R,, R,,
welche den Winkel (6X) der Haupttangenten halbiren und auf ein-
ander senkrecht stehen, sind die beiden Hauptkrümmungsrichtungen
der Fläche 7’ im Punkte z.
Wir wollen uns nun die Frage stellen: „Was erfüllen die
sämmtlichen den einzelnen Punkten von @ entsprechenden Haupt-
krümmungstangentenpaare?“ Dass dies eine Regelfläche sein wird,
ist im Vorhinein klar. Bei der Beantwortung der gestellten Frage
ist es jedoch nicht nothwendig, von einer beliebigen, also allge-
meinen Regelfläche beliebiger Ordnung auszugehen, sondern es ge-
nügt eine Regelfläche zweiten Grades, also im Allgemeinen ein ein-
schaliges Hyperboloid zu betrachten.
Dreht man nämlich die Ebene & um die Erzeugende G der
30
Fläche 7, so beschreibt bekanntlich die zweite Haupttangente X
ein einschaliges Hyperboloid, welches die Fläche 7, längs; der Er-
zeugenden @ oskulirt, d. h. welches durch @ und die beiden dieser
Erzeugenden unendlich nahen Erzeugenden gelegt werden kann. Wir
wollen dieses Hyperboloid kurz mit 4, bezeichnen. Dieses Hyper-
boloid hat dann offenbar längs der Erzeugenden @ dieselben Krüm-
mungsverhältnisse wie die allgemeinere Fläche 7. Es genügt also
in der That ein Hyperboloid zu untersuchen, um die gestellte Frage
ganz allgemein zu beantworten.
Um zu der fraglichen, von den Hauptkrümmungstangenteu
R,R, erfüllten Fläche, die wir U nennen wollen, zu gelangen, haben
wir nun folgende Construktion durchzuführen. Jede durch G ge-
legte Ebene £ schneidet H, ausser in @ noch in einer zweiten Er-
zeugenden X, welche @ im Berührungspunkte x von 6 und / H,
trifft. R,R, sind dann die Halbirungslinien des Winkels (ER).
Gehen wir dieser Construktion auf den Grund, so finden wir Fol-
gendes:
Das Hyperboloid A, trifft die unendlich weite Ebene des Rau-
mes (in welcher sich der imaginäre Kugelkreis J befindet) in einer
Linie zweiten Grades, welche wir mit V bezeichneu wollen. Auf W
liest der unendlich weite Punkt g der Erzeugenden G, durch welchen
die Stellung S jeder Ebene & des Büschels X hindurch geht. Jede
soıche Stellung trifft W ausser in g noch in einem zweiten Punkte,
nämlich in dem unendlich weiten Punkte x‘ der Erzeugenden X,
welche in der Ebene $ liegt. Durch das Ebenenbůschel (G) wird
die gerade Reihe der Berührungspunkte auf G projektivisch bezogen
auf die krumme Reihe der entsprechenden Richtungen x‘. Jedem
Punkte x auf G entspricht dann ein einziger Punkt z“ auf V, nám-
lich die Richtung der Erzeugenden X, welche in der Tangentialebene
S des Punktes & liegt. Das Erzeugniss dieser beiden projektivischen
Punktsysteme ist das Hyperboloid H,. Um die in einer durch G
gehenden Ebene $ liegenden beiden Erzeugenden R,R, von F zu
erhalten, geht man folgendermassen zu Werke. Die Stellung S der
Ebene & scheidet V in g und x‘, und J in z,%,; man betrachtet nun
diese zwei Punktepaare gx,, %%, als einer Involution zweiten Grades
angehörig und verbindet die Doppelpunkte 0,0, dieser Involution
mit dem Berührungspunkte z der Ebene č. Dán sind zo, und 20,
die beiden in č liegenden Hauptkrümmungstangenten und Erzeu-
genden von F.
Der Ort der Doppelpunrkte 0,0, ist nun bekanntlich eine Cure
31
C, dritter Ordnung, welche durch g hindurchgeht und nichts anderes
ist, als der Ort der Berührungspunkte der von g an das Curven-
büschel (VJ) *) gezogenen Tangenten. Diese Curve C, geht dem-
nach durch die vier Scheitelpunkte des Büschels, in welchen sie
durch g gehende Gerade berührt. Ferner geht C, auch durch das
Diagonaldreieck des Scheitelviereckes, welches Dreieck hier von den
drei Richtungen der drei Axen des Hyperboloides 4, gebildet wird.
Man kann mittelst der Curve C, die Fläche F auch folgender-
massen erhalten. Die Gerade G schneidet C, im Punkte 9 und ist
Axe eines Ebenenbüschels (&), von dessen Ebenen jede die Curve
C, ausser in g in zwei weiteren Punkten (d,d,) schneidet, welche
mit einem auf@ liegenden >- x, der der Ebene č projektivisch
entspricht, verbunden wird.
. Hieraus wird es leicht, den Grad der Fläche F' zu bestimmen,
indem man von folgender ganz allgemeinen Frage und deren Be-
antwortung ausgeht.
„Es ist eine Gerade als Axe eines Ebenenbüschels
und eineraufletzteres projektivisch bezogenen Punkt-
reihe und ferner eine Curve nter Ordnung gegeben.
Jeder Punkt der Punktreihe verbindet man mit den
n-Punkten, in welchendieihm entsprechende Ebene des
Büschels die gegebene Curve schneidet. Was für eine
Fläche erfüllen alle so construirten Geraden?“
Wir wollen mit G die Gerade und mit C, die Curve nter Ord-
nung bezeichnen; ferner sei É eine durch G gehende Ebene und
« der ihr auf G projektivisch entsprechende Punkt. Die Ebene $
schneidet C, in n-Punkten d,d,d,...d., welche mit x verbunden,
n-Strahlen X,X,X,.... X, geben, die der fraglichen Fläche ange-
hören. Diese Fläche wollen wir kurz mit © bezeichnen.
Um den Grad dieser Fläche zu bestimmen, bringen wir sie mit
einer beliebigen Transversalgeraden 7 in Verbindung und fragen
nach der Zahl der Punkte, welche T mit © gemeinsam hat.
Das Ebenenbüschel (£) bestimmt auf T eine zu ihm perspekti-
vische Punktreihe, welche daher zur Punktreihe (r) projektivisch
ist nnd mit dieser daher ein Hyperboloid H erzeugt, welches von C,
als Fläche zweiten Grades in 2» Punkten geschnitten wird. Die
durch diese Punkte gehenden Erzeugenden des zweiten Systemes
*) D.h. an das Curvenbüschel zweiter Ordnung, welches durch die vier
Schnittpunkte des imaginären Kugelkreises J mit der unendlich weiteu
Curve V von H, hindurchgeht,
32
des Hyperboloides gehören offerbar auch der Fläche © an und
schneiden daher T in jenen Punkten, welche sie mit. © gemeinsam
hat. Daher:
„Die Fläche © ist von der 2»-ten Ordnung.“
Durch jeden Punkt von @ gehen, wie aus der Entstehungsart
hervorgeht, » Erzeugende von © und ebenso liegen in jeder durch
G gehende Ebene » Erzeugende der Fläche. Es ist also @ eine
n-fache Linie der Fläche, jedoch von der Art, dass jeder ihrer
Punkte » zusammenfallende Tangentialebenen besitzt und dass jede
durch G gehende Ebene die Fläche © in » zusammenfallenden Punkten
berührt. Das Bůschel der » fachen Tangentenebenen und die Reihe
ihrer Berührungspunkte sind zwei projektivische Systeme auf der
Linie @.
Dagegen geht durch jeden Punkt von C, nur eine Erzeugende,
so dass C, eine einfache Linie von © ist.
Hat die Curve C, mit (č r Punkte gemeinschaftlich, so ist ©
nur von der 2n—rten Ordnung, weil das Hyperboloid HF die besagten
r-Punkte mit C, gemeinsam hat, welche aber zu Schnittpunkten von
© und T nicht Veranlassung geben.
Die durch G gehenden Ebenen & kann man als Tangenten-
ebenen eines Hyperboloides betrachten, welches @ als Erzeugende
enthält und jede Ebene & in dem Punkte z berührt, welcher der
Ebene projektivisch entspricht. Die Erzeugenden der Regelfláche ©
kann man somit als Tangenten des Hyperboloides betrachten. Hieraus
ergibt sich, dass man ® auch in folgender Art erzeugen kann. Wenn
sich eine Gerade X so bewegt, dass sie fortwährend eine Curve
Ca nter Ordnung schneidet und ein Hyperboloid in einem Punkte
einer festen Erzeugenden @ berührt, so erzeugt sie eine Regelfläche
® (2n—r)ter Ordnung, wobei r die Zahl der Punkte ist, welche C, mit
(+ gemein hat. Eine Tangente eines Hyperboloides ist aber eine
Gerade, welche zwei unendlich nahe Kanten desselben schneidet.
Wir können also ® auch dadurch erzeugt denken, dass sich eine
Gerade so bewegt, dass sie fortwährend eine Curve C, und zwei
unendlich nahe windschiefe Gerade schneidet. Diese Fläche © ist
also nur ein Spezialfall jener Fläche, welche durch Bewegung einer
Geraden entsteht, die fortwährend eine Curve C, und zwei wind-
schiefe Gerade schneidet. Die letzteren zwei sind »-fache Linien
der erzeugten Fläche und somit ist für unsere Fläche ® die Gerade
G als ein Paar n-facher Linien anzusehen.
33
Für die Fläche F der Hauptkrůmmungstangenten ist n=3 und
r=1, so dass wir sagen können:
„Die Fläche der in Punkten einer Erzeugenden
einer Regelfläche construirten Hauptkrümmungstan-
gentenist eine Fläche fünfter Ordnung, für welche die
besagte Erzeugende zwei zufammenfallende dreifache
Linien darstellt. Die Fläche der Hauptkrümmungstan-
genten schneidet die unendlich weite Ebene in einer
Curve C, dritter Ordnung und in zwei zusammenfallen-
den Geraden. C, ist der Ort der Berührungspunkte der
Tangenten, die man von der Richtung g der Geraden G
an die Kegelschnitte legen kann, welche durch die vier
Schnittpunkte des imaginären Kugelkreises mit dem
Oskulationshyperboloide der Regelfläche längs der
Erzeugenden @ hindurchgehen. Die Curve berührt
die vier Geraden, welche von g nach den Scheiteln des
ebenerwähnten Kegelschnittbüschels gezogen werden
können, in eben diesen Scheiteln. Die Curve C, geht
auch durch die drei Achsenrichtungen des Oskulations-
hyperboloides. Die Stellung der Tangentialebene der
Regelfláche im unendlich weiten Punkte g von G stellt
diezweizusammenfallenden Geraden vor, in denen die
Fläche der Hauptkrümmungstangenten die unendlich
weite Ebene schneidet.“
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 24. Oktober 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder; Wocel, Doucha, Emler,
Maly, Toman; als Gast Dr. Špaček.
Herr Malý hielt folgenden Vortrag: „Ueber den räthselhaften
Autor Žebrácký und seine Schrift Planctus Glattoviensis.“
Mein Vortrag wird sich weder mit tiefsinnigen Quellenforschungen
noch mit Aufstellung von neuen Hypothesen auf Grundlage scharf-
sinniger Combinationen beschäftigen; er hat einen sehr bescheidenen
Zweck: hinzuweisen auf ein Beispiel leichtfertiger historischer Skri-
blerei, wie aus einem Werke ins andere offenbar wahrheitswidrige
Angaben übergehen, welche nicht selten bis ins Detail geschildert
sind, woraus die Lehre zu entnehmen ist, nicht blindlings alle Daten
Sitzungsberichte V. 3
34
für wahr anzunehmen, welche Compilatoren eines noch so guten
Rufes aufgezeichnet haben, und in dieser Hinsicht glaube ich wird
mein Vortrag nicht ganz nutzlos sein.
Eines solchen guten Rufes erfreut sich mit Recht unser Topo-
graph Sommer, welcher sein umfangreiches Werk mit grosser Ge-
wissenhaftigkeit und gleich grossem Fleisse zusammenstellte, so dass
hie und da bemerkbare Mängel gewöhnlich auf Rechnung "seiner
Helfer gesetzt zu werden pflegen, welche ihn mit dem nothwendigen
Material versahen. Dass aber Sommer selbst nicht von dem Vor-
wurfe eines Mangels an Kritik freigesprochen werden kann, will ich
hier an einem schreienden Beispiele zeigen.
In seiner Beschreibung des Klattauer Kreises, wo er von der
Stadt Klattau handelt, erzählt er S. 11 unter andern folgendes:
„Als im Jahre 1504 die Böhmen in der unglücklichen Schlacht bei
Regensburg, wo sie dem Pfalzgrafen Ruprecht gegen Kaiser Maxi-
milian beistanden, zwar das Los der Besiegten theilen mussten, aber
dem Gegner durch ihre Tapferkeit den Gewinn der Schlacht unge-
mein erschwert hatten, wurde Klattau der Gegenstand, an welchem
die feindlichen Truppen ihre Wuth ausliessen, indem sie die Stadt
in Brand steckten und den grössten Theil der Einwohner ohne he
schied des Alters und Geschlechtes, niedermetzelten.“
Diese kühne Behauptung, hingestellt ohne jegliche Óděileá>
gabe, als ob es sich um eine allgemein bekannte Sache handelte,
muss jeden Leser stutzen machen, welcher auch nur oberflächlich in
der Geschichte Böhmens bewandert ist und folglich weiss, dass seit
den Kriegen mit dem Ungarnkönig Mathias bis zum Jahre 1547,
wo König Ferdinand I. zur Bestrafung der widerspänstigen Stände
fremdes Kriegsvolk ins Land führte, Böhmen durch mehr als 70 Jahre
von jeglichem feindlichen Einfall verschont geblieben war.
Die Schlacht, deren hier Sommer erwähnt, ist der ‘bekannte
ruhmvolle Kampf, den etwas mehr als 3000 Böhmen im ‘Dienste der
Witwe des Pfalzgrafen Ruprecht, welcher gegen den Herzog Albrecht
von Baiern-München die Erbschaft nach der ausgestorbenen ‘Linie
Baiern-Landshut beanspruchte, gegen einen an Zahl weit‘ stärkeren
Feind bestanden hatten. Den Herzog Albrecht unterstützte‘ Kaiser
Maximilian, welcher ihm persönlich mit einem Heere zu Hilfe kam.
Die Schlacht fand statt am 12. September 1504 beim Städtchen
Schönberg unweit Regensburg, und die Böhmen kämpften’ hier, (von
ihren deutschen Anführern verrathen und vom eigenen Kriegsvolke
der Pfalzgräfin verlassen, gegen das 17.000 Mann starke: Heer des
RUF
35
Kaisers Maximilian mit einer solchen Tapferkeit, dass der Kaiser,
welcher sich dabei persönlich in grosser Lebensgefahr befunden
hatte, ihnen seine Bewunderung nicht versagen konnte. Von den
Böhmen, welche einer so grossen feindlichen Uebermacht nicht ge-
wachsen waren, wurden nach Palacky an 1600 getödtet und gegen
700 fielen in Gefangenschaft; die übrigen schlugen sich durch. Die
Gefangenen entliess der Kaiser zuerst auf Ehrenwort mit der Ver-
pflichtung, sich über seine Aufforderung zu stellen; nachdem sie
dieses einigemale nach Rittersitte (jako dobří lidé) gethan, bezeigte
er ihnen seine Gnade dadurch, dass er sie ohne Lösegeld frei gab.
Dies ist in Kurzem die erwähnte Begebenheit, wobei von keinerlei
Erbitterung der Sieger Erwähnung geschieht, wodurch sie sich ver-
anlasst gefunden hätten an den Böhmen für ihren tapfern Widerstand
Rache zu nehmen, vielmehr errang ihnen ihr Heldenmuth die Achtung
des Kaisers, welcher es auch sonst gewiss nicht gestattet hätte, dass
sein Kriegsvolk sich eine solche Rohheit hätte zu Schulden kommen
lassen, als die Einäscherung einer unschuldigen Stadt und die Nieder-
metzelung ihrer Einwohner.
Aber wo ist Regensburg und wo Klattau? Schon diese Ent-
fernung beider Städte, welche kaum geringer ist als die zwischen
Klattau und Prag, hätte den in der Geographie wohl bewanderten
Sommer auf die Unwahrscheinlichkeit dieser ganzen Angabe auf-
merksam machen sollen. Weniger wundere ich mich über seine
Unkenntniss der böhmischen Geschichte als Ausländer, aber um so
eher hätte er, sich dieses Mangels bewusst, die Quelle angeben sollen,
aus welcher er geschöpft hatte.
Eine Möglichkeit gab es die Sache zu erklären; ich gab mir
- alle Mühe zu eruiren, ob sich in der Nähe von Regensburg nicht
irgend ein Ort befinde oder zu damaliger Zeit befunden habe, dessen
Name mit dem Namen Klattau eine Aehnlichkeit hätte, und welcher
von der zügellosen siegreichen Soldateska geplündert und einge-
äschert etwa mit dem -böhmischen Klattau verwechselt worden wäre.
Aber alle meine noch so sorgfältigen Nachforschungen in dieser Be-
ziehung blieben erfolglos.
© Nun hätte ich gerne die Quelle Sommers ausfindig gemacht.
Das Nächste war natürlich Schaller einzusehen, den Sommer be-
kanntlich bis auf den Grund ausgenützt hatte, und siehe da, in
seiner Geschichte der Stadt Klattau las ich folgende Stelle: „Im
Jahre 1504 schickten die Böhmen eine auserlesene Mannschaft von
3000 Fussvolk und 900 Reiter unter dem Kommando, der Herren
a“
36
Kollowrat, Sternberg, Schwihowsky und Zeidlitz nach Baiern dem
Pfalzgrafen Ruprecht zu Hilfe, der mit dem Kaiser Maximilian I: in
einen Krieg verwickelt war. Bei Regensburg stiessen beide Kriegs-
heere zusammen. Die Pfälzer flohen gleich bei dem ersten Angriffe,
und liessen ihre Hilfsvölker im Stiche. Die Böhmen hingegen, die
ein solches zu thun nicht gewohnt waren, machten anfangs dem
Feinde einen tapfern Widerstand und wollten sich keineswegs eher
ergeben, als bis von ihrer Seite 2100 auf dem Schlachtfelde todt
lagen. Hierauf geriethen die kaiserlichen Truppen in die äusserste
Wuth, fielen über die Stadt Klattau her, und richteten daselbst ein
dermassen schreckliches Blutbad an, dass sie sogar die unschuldigen
Kinder geviertheilet, die blutrünstigen Stücke auf ihre Spiesse ge-
steckt, einen grossen Theil der Stadt in Brand gelegt, und keines .
Geschlechts noch Alters verschont haben. (Hammersch. Historia
Clattoviensis ex Planctu Glattoviensi Wenceslai Clementis Žebracky.)
Offenbar war dies die Quelle Sommers, von welcher er übri-
gens darin abgewichen war, dass er von den Böhmen als Mitbe-
siegten der Deutschen spricht („Als die Böhmen das Los der Be-
siegten theilen mussten); während nach Schaller (und auch der
Wahrheit gemäss) einzig und allein die Böhmen die Besiegten waren,
indem ihre deutschen Verbündeten gleich beim Beginn der Schlacht
geflohen waren. Sommer schildert hier die Sache wesentlich anders
als seine Quelle Schaller, und zu seinem ersten Verschulden, seine
Quelle nicht genannt zu haben, tritt ein zweites hinzu, dieselbe falsch
abgeschrieben zu haben.
Uebrigens trifft der Vorwurf der Unkenntniss der böhmischen
Geschichte, so wie der Nichtbeachtung der Entlegenheit Klattaus von
Regensburg, Schaller in gleichem Masse wie Sommer, ja die histo-
rische Ignoranz muss ihm als ein um so grösserer Fehler angerechnet
werden, weil bei ihm Sommers Entschuldigung als Ausländer wegfällt.
Schaller scheint theils aus derselben Quelle wie Pelzel (oder
unmittelbar aus diesem), theils aus Hajek geschöpft zu haben, denn
einestheils stimmen bei ihm die Namen der Führer der böhmischen
Söldlinge mit denen überein, welche Pelzel anführt, *) anderntheils
gibt er dieselbe Anzahl Gefallener an wie Hajek („zbito bylo okolo
jedenmezcítma set“), welche Angabe bei Andern verschieden lautet.
*) Bei Pubitschka lesen wir folgende Namen der Anfůhrer: Kolovrat, Syi-
hovský, von Veitmile, von Boskovic, von Lomnic, Žerotín; Palacký's An-
gabe lautet: „Jindřich a Jetřich bratří z Gutšteina, Albrecht ze Šternberka,
Jan z Veitmile a jini.“
37
Aber weder Pelzel noch Hajek — welcher letztere der Zeit nach
jener Begebenheit genug nahe war und gewiss nicht ermangelt hätte
die Verwüstung Klattaus gebührend zu schildern, wenn er davon
Kenntniss gehabt hätte — erwähnen etwas über einen Einfall des
kaiserlichen Heeres in Böhmen, zu welchem Maximilian auch nicht
die mindeste Ursache gehabt hätte, denn der Zug eines böhmischen
Heerhaufens im Solde des Pfalzgrafen gegen ihn war eine Privat-
unternehmung, wie solche damals üblich waren (nicht selten traf es
sich, dass in irgend einem auswärtigen Kriege Böhmen gegen Böhmen,
im Solde beider Parteien stehend, fochten), und überdiess nahm sich
König Wladislaw selbst in dieser Angelegenheit desselben Práten-
„denten, Albrechts von München an, wie der Kaiser. Wenn daher
Schaller bei Hammerschmid jenen grauenvollen Bericht über das
fürchterliche Unglück Klattaus fand, hätte ihm da nicht der Umstand
auffallen sollen, dass keine andere Quelle davon etwas erwähnt?
Und überdiess ist jene Stelle bei Hammerschmid, auf welche
er sich beruft, ihrem Wortlaute nach so befremdend, dass ein jeder
urtheilsfähige Leser darüber stutzen und Verdacht schöpfen muss.
Hammerschmid schreibt in seiner „Historie Klatovská,“ 4. Theil
4. Kap. folgendermassen: „Léta 1504 ještě za panování téhož krále
začala se vojna v Bavořích, v nížto najatého lidu bylo českého 3000
a 900 jízdných ; jsouce pak na hlavu poraženi od vojska Maximi-
liana císaře, jeho lid dostal se i k městu Klatovům, tu hroznou
ukrutnost provedli nad obyvateli, tak že ani dítkám neodpustíce na
půli je přetínali, a na kopí je berouce semotam projížděli; takové
však tyranství bez vědomí nejvyššího učinili, pro kteroužto příčinu,
ač také byli i trestáni, však ubohým Klatovským přece v tom na-
hraženo nebylo, nýbrž kdo zahynul, ten zahynul a nesl neštěstí.
O tom všem píše M. Václav Klement Žebrácký in Planctu Glatto-
viensi takto:
Potom dále s přespolními
Národy tu okolními
Těžkých jsem válek zkusila,
Neb jsem se hájit musila
Těm, jenž mne chtěli zkaziti
A v otroctví podrobiti. 4
Ač mi mnoho dítek zbili,
Mečem ohněm mne hubili:
Však já posilněna z nebe
Svrhla jsem jho jejich z sebe,
38
A nad nimi zvítězila,
Neb moc boží při mně byla.“ |
Dies ist die ganze Stelle aus Hammerschmid, welcher ‚sich hier
auf einen Autor und dessen Werk beruft, welche anderswoher voll-
kommen unbekannt sind. Trotz den fleissigsten Nachforschungen
konnte ich weder einen M. Václav Kliment Zebräcky noch ein
Planctus Glattoviensis benanntes Werk ausfindig machen, von welchem
letzteren übrigens Hammerschmid nicht angibt, ob es gedruckt oder
Manuskript sei, und nur aus den angeführten Versen erhellt, dass
es in böhmischer Sprache geschrieben ist. Unser: Nationalmuseum
besitzt zwar ein Manuskript mit etwas ähnlichem Titel: „Lamentaei
ohňová, pláč a naříkání král. města Klatov, 8. dne Juli 1689,“
welches eine gewisse Uebersicht der Schicksale Klattaus seit den
ältesten Zeiten bis auf die letzte verderbliche Feuersbrunst bietet.
Den böhmischen Titel des Werkes konnte Hammerschmid nach da-
maligem Gebrauche leicht in den lateinischen Planctus. Glattoviensis
umändern; aber nicht nur ist in der „Lamentaci“. der Autor nicht
genannt (wohl mochte Hammerschmid seinen Namen anderswoher
wissen), sondern in der ganzen Schrift geschieht auch von. „dem
furchtbaren Schicksale Klattaus nicht die geringste Erwähnung, noch
konnte ich darin die von Hammerschmid angeführten Verse. finden,
woraus ersichtlich ist, dass der Planctus Glattoviensis des angeblichen
Žebrácký und diese „Lamentací“ zwei ganz verschiedene. Dinge sind. .
Aber auch angenommen, Hammerschmid hätte in der That den
mehrerwähnten Planctus Glattoviensis vor sich gehabt und aus dem-
selben die obigen 12 Verse abgeschrieben, woher nahm er. die Er-
zählung der von der deutschen Soldateska in Klattau verübten Gräuel-
thaten? Dass er sie nicht dem Planctu Glattoviensi entnommen, dar-
auf deutet; das den citirten Versen vorangeschickte „takto,‘“ wornach
die Erzáhlung in diesen Versen zu suchen wäre. Diese: jedoch ent-
halten nur allgemeine Phrasen, welche überhaupt auf keine bestimmte
Begebenheit bezogen werden können, am: wenigsten aber auf die be-
treffende. Oder erzählt vielleicht der unbekannte M(agister ?) Ze-
bräcky diese Sachen an einer andern Stelle seines eben so unbe-
kannten Werkes? Dann aber hätte Hammerschmid diese rechte
Stelle anführen sollen. Oder aber ist der Kern seines Berichtes
dennoch in diesen 12 Versen zu suchen ? Dies ist schwer glaublich,
ausser wir wollten annehmen, dass Hammerschmid die Verse
„Ač mi mnoho dítek zbili,
Mečem, ohněm mne hubili“
39
gar zu wörtlich genommen und vermöge einer üppigen Phantasie in
das Bild einer gräulichen Verwüstung Klattaus ausgemalt hätte, wo-
bei er unter dem Worte „dítek“ wirkliche kleine Kinder verstand,
wo doch der Autor mit diesem Worte offenbar per tropum über-
haupt Klattauer. Eingeborne meinte. Aber auch wenn wir Hammer-
schmid eine so ungeheuerliche Phantasie wirklich zutrauen wollten,
so bleibt immer noch die Frage übrig, durch was für eine Combi-
- nation er dieses sein Phantasiegebilde mit der Niederlage der boh-
mischen Miethstruppen bei Regensburg im Jahre 1504 in Verbindung
brachte?
Noch Eines ist möglich, ob nicht vielleicht Hammerschmid den
ganzen Žebrácký mit sammt seinem Werke ganz einfach erfunden
habe, um damit seiner Historie Klatovská einen gelehrten Aufputz
zu geben. dem Beispiele Hajeks folgend, welcher eine ganze Reihe
angeblicher, aber nicht existirender Quellen seiner Chronik anführt.
Bekanntlich war Hammerschmid noch unkritischer als Sommer und
Schaller, aber ihn geradezu eines Betruges zu zeihen, scheint uns
denn doch etwas bedenklich zu sein. Ein Grund spricht allerdings
dieser Möglichkeit das Wort, nämlich die Plumpheit des Betruges,
welche mit Hammerschmids literärischem Charakter vollkommen über-
einstimmt.
Mag dem nun so oder so sein, so viel ist sicher, dass wir hier
vor einer Mystification stehen, durch welche Hammerschmid entweder
hinters Licht geführt wurde oder selbst hinters Licht führt.
Von letzterer Anklage könnte er am besten gereinigt werden, wenn
sich in Wirklichkeit irgendwo dieser Planctus Glattoviensis des Ma-
gister Zebräcky fände und eine ausführliche Schilderuug jener grau-
samen Verwüstung Klattaus enthielte, obgleich auch dann Hammer-
schmid von der Schuld eines unrichtigen Citates nicht freigesprochen
werden könnte. —
So unbedeutend auch der Gegenstand ist, mit welchem ich die
verehrte Versammlung beschäftigte, so glaube ich dennoch, dass er
Beachtung verdient als Beispiel, wie blind manchmal ein Autor den
andern abschreibt, und wie sehr man sich in Acht nehmen muss,
nicht gleich alles für wahr zu halten, was dieser oder jener auch
noch so sehr bekannte Autor behauptet, wenn die Behauptung nicht
mit den Zeitverhältnissen übereinstimmt, es wäre denn, dass sie
durch andere über allen Zweifel erhabene Zeugnisse bestätigt würde.
So entnahm diese rein erfundene Verwüstung Klattaus Schaller
dem Hammerschmid, Sommer dem Schaller und — bei geringerer Behut-
40
samkeit der Redaktion — wäre sie, wozu wenig fehlte, auch in den
Slovník naučný übergangen.
(Nachtráglich stellt sich heraus, dass der von Hammerschmid
angefůhrte M. Václav Klement Žebrácký wohl identisch ist mit M.
Venceslao Clemente Zebraceno, dem Verfasser eines „Lugubris lessus
amplis. et vetustis. urbis Glattoviae misere ignibus ardentis, quae
primum anno 1579. 12. Maij, post hoc 1615. Julij 6. inopinato in-
cendio pene tota in cineres reducta etc. (Pragae 1615).“ Diese
Schrift ist ein elegisches Gedicht in lateinischen Hexametern, welches,
gleichwie die oben angefůhrte „Lamentací“, in Kůrze zwar auch die
früheren Schicksale Klattaus berührt, aber über die von Hammer-
schmid geschilderte Verwüstung der Stadt eben so wenig wie die
„Lamentací“ eine Silbe enthält. Hiemit ist die Fälschung Hammer-
schmids erwiesen, und ihre Absichtlichkeit um so unbezweiflicher,
als gegründeter Verdacht vorhanden ist, dieses sei bei ihm nicht
das einzige falsche Citat. Man wird sich demnach künftighin
wohl zu bedenken haben, irgend eine Angabe Hammerschmids blos
auf seine Autorität hin für wahr anzunehmen, ohne sich früher
von der Richtigkeit seiner allenfalls angeführten Quelle zu überzeugen.)
Darauf las Herr Dr. Karl Špaček aus seiner grösseren Ab-
handlung: „Ueber die Strafjury und ihre Entwickelung in England“
— die demnächst in Druck erscheinen wird — eine Untersuchung
über die Jury bei den Slaven. Wir entnehmen dem Vortrage fol-
gendes: Das Wesen der Geschworenengerichte besteht in der Theil-
nahme des Volkes an der Rechtssprechung — jedoch nur in der
Theilnahme, d. h. das Charakteristicon der Jury ist die Verbindung
gelehrter ständiger Staatsrichter mit Vertretern des Volkes zu Einem
Gerichte. Als solche setzt die Jury ein bereits geordnetes organi-
sirtes Staatsleben voraus.
Verfolgen wir demnach den Ursprung der Jury, so dürfen wir
nicht allzuweit in der Vergangenheit zurückgehen, denn rechtsge-
lehrte ständige Richter kommen erst in einem bereits fertigen, ent-
wickelten Staate vor; in einem erst werdenden, unreifen wird man
nur Volks- oder Genossenschaftsgerichte finden.
Forscht man jedoch nach Prämissen, welche als einzelne
Perioden in der Rechtsentwicklung — beiläufig wie Brückenpfeiler
— das Volksbewusstsein zur Constituirung der Jury hinübergeleitet
haben, dann würden allerdings, da Ursachen und Folgen ius Unend-
41
liche verzweigt sind, sowohl der unermüdliche Archaeolog als der flinke
Philosoph der reconstruirenden Schule Hegels ein der Zeit wie dem
Raume nach unendliches Feld für Forschung. Deutung und Rathen
acquiriren.
Dieses Studium muss deshalb sehr vorsichtig betrieben werden.
Aehnlichkeiten in den Rechtsanschauungen junger und besonders
verwandter Völker sind leicht aufgefunden, aber man würde irren,
wenn man schliessen wollte, dass dadurch auch ein pragmatischer
Zusammenhang in der Entwicklung ihrer Rechtsinstitute hergestellt
ist. Namentlich wäre es gewagt, ein Rechtsinstitut, das bei zwei be-
nachbarten Völkern von jeher gemeinsam war, einem von ihnen aus-
schliesslich ins Eigenthum zuzusprechen.
Köstlin stellt in seinem „Standpunkt des deutschen Strafver-
fahrens“ die Jury als Schöpfung des germanischen Rechtsbewusst-
seins dar, er baut die Jury auf die Idee — dass die Ueberzeugung
der Richter von der Schuld und Unschuld des Angeklagten wie in
der Jury so auch in dem altgermanischen Prozesse das Hauptprincip
gewesen sei, und dennoch ist unzweifelhaft wahr, dass die Schuld-
frage erst später durch Einfluss des Christenthums im germanischen
Rechte Geltung bekam. Hiefür zeugt das deutsche Wehrgeld und
die Vorgängerin desselben — die Blutrache, welche beide der That
folgten ohne Rücksicht auf die Schuld.
Wäre also die Derivirung Köstlins wahr, — was sie aber
nicht ist, da ihr zu Folge die Civiljury, die viel früher entstanden
war, unerklärt bleibt, — so müsste man als die Quelle der Jury
das christliche, aber nich“ das ausschliesslich germanische Rechtsbe-
wusstsein bezeichnen, wie denn überhanpt die Hegel’sche Schule die
Worte „christlich“ und „germanisch“ sehr häufig und sehr mit Un-
recht verwechselte.
Coke, Hale und Blackstone, ehrwürdige englische Schriftsteller
halten dafür, dass die Jury vor der Eroberung des Landes durch
die Normanen in England bekannt war, und dass sie angelsächsi-
schen Ursprunges sei. Darauf antwortet Köstlin: „A'le Wurzeln der
Jury ruhen in der angelsächsischen Zeit“ — aber er fügt hinzu,
dass die Jury erst nach der Eroberung durch die Normanen, ja erst
in Folge derselben fertig zu Stande gekommen sei. Phillips und
Maurer und auch Michelsen betrachten die Jury als eine angelsäch-
sische Institution.
Ihnen gegenüber trachtet Biener (Engl. Geschworenengericht
1852) unter steter gewissenhafter Rücksichtnahme auf. die Quellen
42
darzuthun, dass die Jury normanischen Ursprungs sei. Und er ist
nicht vereinzelt; berühmte englische Juristen Hickes, Reeves, Pal-
grave, Starckie, Spence, Hallam, auch Dahlman und Gneisl verlegen
den Anfang der Jury in die normánische Zeit.
Es kann nicht bestritten werden, dass in dem angelsáchsischen
England manche Rechtsinstitute Material für die Jury liefern konnten,
als da sind: Eideshilfe, Gottesgericht, Gesammtbürgschaft. Indessen
das alles zusammen macht noch keine Jury aus, und übrigens ist
die Gesammtbürgschaft nicht nur bei den Germanen, sondern auch
bei den Slaven, in Frankreich, ja selbst bei den Altgriechen (vide
Sophokles Antigone) zu finden, und den Gottesgerichten „plamen
pravdozvěsten“ (die wahrheitskündende Flamme) und „voda svato-
cudna“ (geheiligtes Wasser) begegnen wir in der heidnischen Zeit
auch bei unsern slavischen Vorfahren. (Libušin súd.)
Sowohl bei den Germanen, als bei den Skandinaviern und Sla-
ven hat es an den Bedingungen für die Schöpfung der Jury nicht
gefehlt.
Der Herr Vortragende ging nun daran die ersten Spuren einer
Jury oder juryähnlichen Institution bei den Slaven ans Licht zu ziehen.
Er findet Anhaltspunkte für eine juryähnliche Gerichtverfassung
im Artikel 13 und 14 der Pravda ruská. Diese Artikel verfügen,
dass wenn der unredliche Besitzer einer Sache nicht gleich eruirt
werden kann, der Eigenthümer den unrechten Besitzer zum Zvod
auffordern könne. Zvod ist eine urslavische Institution und ist
nichts anderes als die eingeleitete Nachfrage des Beschädigten bei
den 'successiven Besitzern der Sache nach dem Rechtstitel ihres
Besitzes. Für den Fall wenn der unrechte Besitzer nach dem Rechts-
grunde gefragt zu läugnen beginnt, bestimmt der Artikel 14, dass
er vor den Zvod von 12 Männern treten solle, damit diese über Recht
oder Unrecht entscheiden.
Während bei dem normanischen Volke derlei Prozesse durch
Jurykampf entschieden wurden, beriefen sich die Slaven auf den Zvod
der 12 Männer, der das Recht zu finden hatte.
Wenn wir also in diesem Zvod noch nicht die fertige Jury er-
blicken können, so dürfen wir doch behaupten, dass aus dem Zvod
der 12 Männer unter günstigen Umständen die Jury nicht nur ent-
stehen konnte, sondern musste, und dass sie desshalb mit der Rechts-
anschauung der Slaven auf’s innigste zusammenhängt.
Unzweifelhafte Beweise von der Jury bei den Südslaven finden
wir in dem Gesetzbuche des Caren Stephan Dušan, der ausdrücklich ©
43
von der „porota“ im Gegensatze zum „suď“ spricht (Artikel 150 und
151). Ja S. 152 enthält sogar eine Art Jury — jury per medietatem
linguae —.die in sehr alter Zeit in England auch bekannt ist und sich
dort bis auf unsere Zeit in Uebung erhalten hat; $. 152 lautet náhmlich:
| „Die Fremden und Kaufleute mögen zur Hälfte Serben zur
Hälfte ihre Stammesbrůder (rovně) Geschworne sein, nach dem Gesetze
des Caren.“ — In das Gebiet des altböhmischen Rechtes übertretend,
wies. der Hr. Verfasser namentlich auf die bei den Böhmen heimische
Gesammtbürgschaft (poruka obecní) auf das testimonium vicinorum,
vicinatus testimonium oder testimonium fori communis (svědectví sou-
sedstva nebo obce) und auf den slibný soud (eine Art Friedensgericht)
hin, welche er als Embryonen der Jury bezeichnete. Eine entschieden
fertige Jury findet der Hr. Verfasser in dem von Ottakar II. anno
1266 eingeführten Processverfahren gegen Falschmůnzer. (Siehe das
bezügliche Decret Ottakars II in Jireček's-Codex juris Bohemiae,
Tom I., pag. 157.) Nach diesem Gesetze sollten über die Schuld
der der Falschmünzerei Angeklagten 7 ebenbůrtige Männer vor dem
Landgerichte entscheiden.
Ausser diesem einen echten Beispiel von Jury finden wir leider
kein anderes mehr in Böhmen. Von Ottakars Zeiten an wurde das
böhm. Volk immer mehr und mehr dem gemeinsamen slavischen Rechts-
bewusstsein entfremdet; deutsche. und römische Rechte errangen sich
immer mehr Einfluss. Je mehr das Volk an seiner Freiheit ein-
büsste und je mehr sich seine Rechte in die Hände des privilegirten
Adels ablagerten, desto weniger ‘konnte an eine Jury gedacht werden,
da die Staatsgewalt sich immer růcksichtsloser ausbreitete,. bis. sie
endlich in Einer Person des Königs concentrirt worden ist.
Am Schlusse seines Vortrages. gelangt der Hr. Verfasser zur
nachstehenden Folgerung:
Es, ist ‚leicht begreiflich, dass manche insbesondere deutsche
Gelehrte sich damit abgeplagt haben, um die Quelle der Jury in der
Vergangenheit ihres Volkes aufzudecken, denn es handelt sich hiebei
um ein Institut der Freiheit, daher um die Ehre des Volkes, die doch
ein jeder Patriot mit Freuden fůr sein Volk zu wahren sich bestrebt.
Aber wir glauben, dass bei der gegenseitigen Eifersucht der euro-
päischen Völker diese Ehre nicht wenig an Werth verlöre, wenn sie
sich ‚bewusst würden, dass: die Völker indoeuropäischen ‘Stammes in
grauer; ‚Urzeit. gleiche Rechtsanschauungen aus dem gemeinsamen
Mutterlande herůbergebracht, haben und dass auch die Entwicklung
der Rechtsverfassung bei ihnen, so lange sie im Urzustánde ‚lebten,
44
auf gleiche und ähnliche Art vorsichgehen musste, und dass die Ver:
wandtschaft ihrer Rechtsanschauungen noch lange unter ihnen an-
dauerte, als schon verschiedene Wege und Schicksale, welche die
verwandten Völker in ihren Länder-Gebieten durchmachen mussten,
und neue griechische, römische und christliche Bildung, die an sie
allmählig und nicht gleichzeitig herankam, sie einander entfremdet -
hatten. Wir finden ja bei allen indoeuropäischen Völkern in ältesten
Zeiten Anklänge an die Jury. Bei den slavischen Völkern keimte
der Same und wuchs zu einer wirklichen Jury, aber die Saat ging
wegen ungünstigen Verhältnissen nur sporadisch auf und wurde dann
vollends zu nichte.
Das wirkliche Verdienst um die Förderung der Jury aus dem
mehr oder weniger unbewussten Volksgeiste der Vergangenheit durch
die Nacht des Mittelalters an den Tag der Neuzeit, das Verdienst
um die Rettung der Jury aus den Kämpfen mit den dunklen Mächten
des Despotismus uud Obscurantismus und um die Vermittlung der
Jury an die übrigen europäischen Völker, dieses ehrenvolle Verdienst
gebührt allein dem englischen Volke oder — vielleicht eigentlich nur
der jungfräulichen Insel Albions.
Sitzung der Úlasse für die mathem. und Natarwissenschaften am
8. November 1870.
Anwesend die Herren Krejčí, Šafařík, Durége, Studnička,
Blažek, als Gáste die Herren Preiss, Weselý, Lieblein und
Wenzel.
Herr Prof. Krejčí hielt einen Vortrag: „Über den Zusammen-
hang der gyroidischen Krystallform mit der cirkularen Polarisation.“
Unter den krystallisirten Substanzen zeigen der Quarz, Zin-
nober, der Rohrzucker und die Weinsäure, chlorsaures
und bromsaures Natron, essigsaures Uranoxyd-Natron,
schwefelsaures Strichnin, das Seignette-Salz, Kampfer,
Benzil, unterschwefelsaures Blei, überjodsaures Natron,
so wie etwa noch einige andere das schöne Phänomen der soge-
nannten cirkularen Polarisation.
Der Zusammenhang dieses Phänomens mit der Krystallform der
genannten Substanzen ergibt sich aus der Vergleichung der Axenver-
háltnisse dieser Krystalíe mit den physikalischen Bedingungen der
církularen Polarisation. |
45
Bekanntlich lässt sich der Weg, den ein Lichtstrahl in einem
cirkular polarisirenden Krystall beschreibt, als eine Spirale dar-
stellen, die je nachdem der Krystall rechts oder links drehend ist,
nach rechts oder links sich wendet.
Um demnach das Phänomen der cirkularen Polarisation heryor-
zubringen, muss der Krystall die geradliniege Richtung des ihn durch-
dringenden Lichtstrahles in eine spiralförmige verwandeln, was im
Sinne der Polarisativnstheorie dadurch veranlasst wird, dass zwei
Elasticitátsaxen des Krystalles auf einander senkrecht stehen und
das Verhältniss der Elasticitát nach beiden Axen sich wie 1: '/, m
verhält, wobei m eine ungerade Zahl bedeutet; denn eben. bei
diesem Verhältniss der Komponenten entsteht eine kreisförmige
Bewegung. Eine zweite Bedingung ist dann, dass die Elasticitätsaxen
zur Richtung des Lichtstrahles das angeführte Verhältniss nach
rechts oder nach links besitzen, um entweder eine rechte oder eine
linke Drehung der Lichtspirale zu veranlassen.
Da die krystallographischen Axen dem Verhältnisse der Ela-
sticität proportional sind, so lassen sich die Bedingungen der cirku-
laren Polarisation für einen Krystall schematisch durch eine aus
Elementar-Tetraiden zusammengesetzte Gestalt darstellen, deren zwei
Dimensionen zu einander senkrecht und in dem Verhältnisse von
1:'/,;, m nach rechts oder links sich befinden.
Dieses rechts-linke Verhälthiss ist nur bei der gyroidischen
Entwicklung eines Krystalles möglich, desshalb kann die cirkulare
Polarisation nur in gyroidisch ausgebildeten Krystallen vorkommen.
Unter den genannten Substanzen habe ich vorläufig den Rohr-
zucker, den Quarz und das Seignette-Salz in dem angedeuteten
Sinne untersucht, was zu folgenden Resultaten führte.
Der Rohrzucker krystallisirt in monoklinischen Krystallen,
die sich durch ihre hemimorphe Ausbildung und die damit zusammen-
hängende polare Pyro-Elektricität auszeichnen.
Die Krystalle enthalten gewöhnlich zwei Flächenpaare des
Grundhexaides in Kombination mit dodekaidischen und tetraidischen
Flächen mit rechts entwickeltem Hemimorphismus.
Die wichtigsten Winkel sind nach Emil Wollf:
oo Bony 08
z B3100 B 00-1037. 164
Poor: Boo, 1159164
o, Po :— P © = 1339.19.
Konstruiren wir aus den Pinakoiden das monoklinische Grund-
46
'hexaid mit dem Neigungswinkel 8 = 103° 16‘, so ereibt sich die
hemimorphe Ausbildung als die nothwendige Folge der tetraidisch-
gyroidischen Hemiedrie, indem das monokline Tetraéder in zwei ver-
schiedene Flächenpaare zerfällt, von denen an den Zuckerkrystallen
nur das rechts gelegene auftritt.
Berechnet man aus den gegebenen Winkeln das Verhältniss
der der Tetraid-Fläche entsprechenden Abschnitte an den Kanten
a, b, c, so findet man
WTE UDO RITTER: De
Es ist also für die der Pinakoidfläche „P parallelen Axen das
Verhältniss 1: °/,, und zugleich ihre Rechtwinklichkeit, so wie die
rechts gewendete Lage des Tetraides gegeben, und somit die Grund:
bedingung für die cirkulare Polarisation vorhanden.
Das Seignette-Salz (weinsteinsaures Kali- Natron kıy-
stallisirt in rhombischen, tetračdrisch hemimorphen Gestalten. Eine
von Rammelsberg abgebildete Form enthält das vertikale Prisma mit
den beiden vertikalen Pinakoiden, dann ein Tetraeder und an dem
einen Pole des Krystalles das basische Pinakoid.
Das vertikale Prisma hat den Kantenwinkel 104° 40° und die
Polkante des Tetračders ist — 135° 25, woraus sich das Verhältniss
der Axen
02.020 DUDI0 k. 1
berechnet.
Diese Axenverhältnisse und das gyroidische Tetraäder entspre-
chen demnach den Bedingungen der Cirkular-Polarisation, die auch
in den Lösungen dieses Salzes nachgewiesen ist. Man kann Sich in
den cirkular polarisirenden Lösungen die Salzmoleküle als frei schwe-
bende gyroidische Tetraidkörper vorstellen, während in den festen
Salzkrystallen durch zwillingsartige, Durchwachsung die gyroidische
Molekularanordnung paralisirt wird.
Bei den Quarzkrystallen zeigt bekanntlich die rechte oder
linke Lage der Fläche s, z, w u. s. w., ob der Krystall rechts ‚oder
links drehend ist.
Nehmen wir das Grundrhombočder (P), dessen Polkanten 940 15°
messen als ein Hexaid mit gleichwertigen Kantenlängen ‘(a) an, so
überträgt sich die Naumannsche Bezeichnung
p K:
BR
er ee A
Mako 9
47
=P
„Ps
im Sinne des ee Enntaikd geschrieben, in die Abicheh
Pra; Oy A
2 = aM
r=a, aa
a MEC O0
BED AOA
WZ 054, A, = 4; Aj Wp.
© Den ebenen Winkel am Pole des Giundrhombosdeis; Kerle
man aus den Kantenwinkeln, e =.94° 35° 272.
Da die äussere Krystallform nichts anderes ist, als der Aus-
druck der inneren Molekulkonstitution, so können wir uns den Quarz-
krystall zusammengesetzt denken aus tetraidischen Molekülen, deren
drei in einem Ecke zusammenstossende Kantenlängen den Indices
der Flächen s, x, « entsprechen.
Jeder dieser Moleküle (z. B. das der Fläche x entsprechende)
hat demnach entweder in rechter oder in linker Lage zwei Dimen-
sionen (und zwei derselben proportionale Elasticitátsaxen) in dem
Verhältnisse 1:4, welche parallel sind zu den Kanten des Grund-
rhomboäders und sich deshalb unter dem Winkel von 94° 35'272
schneiden.
Da die cirkulare Polarisation aber die Rechtwinkligkeit der
zwei verschiedenen Axen fordert, so kann die Polarisation des Quarzes
nicht eine cirkulare, sondern sie muss eine elliptische sein (welche
sich aber der cirkularen nähert), was von neueren ee be-
stättigt wird.
Analog diesen Beispielen dürften auch an den nebojím rechts
oder links drehenden Krystallen ähnliche Gyroidflächen mit den'ent-
sprechenden Indices auftreten, worauf hiemit die Aufmerksamkeit der
Krystallographen gelenkt werden möchte.
Darauf hielt Herr Prof. Dr. Durége folgenden Vortrag: „Über
die Kegelschmitte, welche eine Curve dritter Ordnung osculiren.“
Im Jahre 1845 veröffentlichte Steiner (Crelle’s Journ. Bd. 32.
p. 300) ohne Beweis eine Reihe von Sätzen über: die Eigenschaften
der Kegelschnitte, welche eine Curve 3. O. dreipunktig berühren oder
osculiren. Er beginnt mit der Aufstellung des Satzes, dass durch
einen beliebigen Punkt‘ eines Kegelschnittes drei den Kegelschnitt
48
osculirende Kreise (Krümmungskreise) gelegt werden können, und
dass die drei Osculationspunkte derselben mit dem gegebenen Punkte
wieder in einem Kreise liegen, und fügt dann hinzu, dieser Satz sei
gewissermassen ein specieller Fall des folgenden allgemeineren Satzes:
Durch drei beliebige Punkte einer Curve 3. O. lassen sich neun die
Curve osculirende Kegelschnitte legen, von denen drei reell und sechs
imaginár sind. An diesen Hauptsatz schliessen sich sodann weitere
Sätze theils über Gruppirungen dieser osculirenden Kegelschnitte,
theils über Beziehungen zwischen den reellen Osculationspunkten
und den reellen Wendepunkten. Der Hauptsatz wurde im Jahre 1867
von Herrn F. August (Crelle’s Journ. Bd. 68. pag. 235.) bewiesen.
Allein der Zweck dieser Abhandlung geht ausschliesslich dahin, den
Zusammenhang jenes Hauptsatzes mit dem erwähnten Kegelschnitt-
satze aufzudecken. Daher wird der letztere ebenfalls in eingehender
Weise erörtert, und es wird gezeigt, warum derselbe nur „gewisser-
massen“ ein specieller Fall des allgemeineren Hauptsatzes genannt
werden kann. Der übrigen Sätze aber wird weiter keine Erwäh-
nung gethan.
Man kann nun die erwähnten Steiner’schen Sätze in Verbindung
bringen mit einer Betrachtung, die ich einer gütigen Mittheilung
des Herrn Prof. Küpper verdanke, und die sich auf Punktgruppen
bezieht, welche entstehen, wenn man bei einer Curve 3. O. die
reellen Wendepunkte aus einem beliebigen Punkte der Curve auf
die letztere projieirt. Solche drei Punkte hatte Herr Küpper eine
Inflexionsgruppe genannt. Um aber jene Verbindung: herzustellen,
ist es nöthig, auch die imaginären Wendepunkte mit in die Betrach-
tung hineinzuziehen. Dieselbe, wiewohl scheinbar complicirt, zeigt
doch schliesslich sehr einfache Configurationen und führt dann zu
einer Vervollständigung der obigen Steiner’schen Sätze, die sich
ebenfalls nur auf die reellen Wendepunkte beziehen.
1. Ich will die Benennung Inflexionsgruppe ausdehnen
auf eine Gruppe von neun Punkten einer Curve 3. Ordnung, welche
entsteht, wenn man aus einem beliebigen Curvenpunkte p Strahlen
nach den neun Wendepunkten der Curve zieht und die letztere mit
diesen Strahlen auf’s Neue schneidet, oder, wie man auch sagen
kann, wenn man die neun Wendepunkte von p aus auf die Curve
projieirt. Solche drei Punkte einer Inflexionsgruppe aber, welche
die Projectionen von irgend drei in gerader Linie liegen-
49
den Wendepunkten bilden, sollen zum Unterschiede ein Inflexions-
tripel genannt werden. Drei in gerader Linie liegende Wende-
punkte will ich zusammengefasst der Kürze, wegen eine Inflexions-
gerade nennen. !
2. Eine Inflexionsgruppe ist jedenfalls. bestimmt,. wenn einer
ihrer Punkte, z. B.a, und ein Wendepunkt, z. B. 1, gegeben ist; denn
zieht man al, so erbält man den Projectionsmittelpunkt p, und die
von diesem nach den acht übrigen Wendepunkten gehenden Strahlen
liefern die acht übrigen Punkte der Gruppe., Da bei einer Curve
3. O. ohne Doppelpunkt niemals zwei Wendepunkte zusammenfallen,
so fallen auch niemals zwei Punkte einer Inflexionsgruppe zusam-
men, selbst in dem Falle nicht, dass der Projectionsmittelpunkt p
mit zwei Wendepunkten in gerader Linie liest, denn dann ist p
selbst ein Wendepunkt, und es zeigt sich in diesem Falle, dass die
Wendepunkte selbst eine Inflexionsgruppe bilden.
3. Aus der Art, wie die neun Wendepunkte auf zwölf In-
flexionsgeraden vertheilt liegen, folgt, dass in einer Inflexionsgruppe
zwölf Inflexionstripel enthalten sind, indem die neun Punkte einer
Gruppe auf vier verschiedene Arten in drei Tripel zerlegt werden
können. Jeder Punkt einer Inflexionsgruppe gehört gleichzeitig vier
in dieser Gruppe enthaltenen Tripeln an, und greift man aus den
neun Punkten einer Inflexionsgruppe beliebige acht heraus, so lassen
sich diese in vier Paare theilen, so dass jedes Paar mit dem neunten
Punkte der Gruppe ein Tripel bildet. Betrachtet man einen Curven-
punkt a unabhängig von seiner Zusammengehörigkeit mit einer In-
flexionsgruppe, so scheint es, als wenn derselbe gleichzeitig zwölf
Inflexionstripeln angehören müsste, weil es zwölf Inflexionsgeraden
giebt, es wird sich aber zeigen, dass nur vier dieser Tripel von ein-
ander verschieden sind. |
4, Die erste Eigenschaft eines Inflexioustripels, welche Herr
Küpper aufstellte, ist folgende. Seien (Fig. 1, 8.51) 1, 2,3 drei in ge-
rader Linie liegende Wendepunkte, p ein. beliebiger Curvenpunkt,
und die Strahlen p 1, 92, p3 mögen die Curve in den Punkten des
Tripels a, b, c treffen. Zieht man nun aus einem dieser Punkte,
z. B. aus a, Strahlen nach den beiden Wendepunkten 2 und 3, aus
denen a nicht abgeleitet ist, so erhält man zwei neue Punkte pz
und p, von der Eigenschaft, dass die von ihnen nach den. Wende-
punkten 1 2 3 gehenden Strahlen wieder die früheren, Punkte a bc
(abgesehen von der Ordnung) treffen. ©
Beweis. Man hat hier drei durch den Wendepunkt 2 ge-
Sitzungsberichte V, 4
50
hende Strahlen 123, 925, a2p,. Die sechs Schnittpunkte derselben
mit der Curve 13pDb ap, liegen dann nach einem bekannten
Satze in einem Kegelschnitt; aber drei von ihnen 1 p a befinden sich
der Annahme nach in einer Geraden, also auch die drei übrigen
35p,, d. h. der Strahl p, 3 geht durch d. Nun hat man auch drei
durch den Wendepunkt 3 gehende Strahlen 1 23, p 3c, p, 3b, und
von den sechs Schnittpunkten 12pcp,db liegen wieder drei,
nämlich 2 p 5, in einer Geraden, also auch die drei übrigen 1cp,,
d. h. p, 1 geht durch c.
Da sich nun ebenso beweisen lässt, dass die Strahlen 9,3, p,1,
P,2 die Curve resp. in a, bd, c treffen, so erhält man folgende neun
Geraden:
pla m2a 2,34
D20 1235 nm Tb
DICH, ET D, 22T
Die drei Punkte » p, p, haben also die Eigenschaft, dass jeder
von ihnen die Wendepunkte 1 2 3 in dem nämlichen Tripel a d c
projieirt. Ausserdem aber zeigt sich, dass p p, p; gleichzeitig die
Projectionen der nämlichen drei Wendepunkte aus jedem der drei
Punkte des Tripels a b c sind. Also bilden » p, p, selbst ein Tripel,
welches durch die Wendepunkte 1 2 3 inder Weise mit dem ersteren
Tripel a 5 c verbunden ist, dass das eine aus dem anderen entsteht,
wenn man die zugehörigen Wendepunkte aus irgend einem Punkte
des anderen projicirt. Zwei auf diese Art mit einander in Ver-
bindung stehende Tripel hat Herr Küpper connexe Inflexions-
tripel genannt. Man findet nach dem obigen Schema die durch
die Wendepunkte hindurchgehenden Verbindungslinien der Punkte
des einen Tripels mit denen des anderen, wenn man die Punkte des
einen Tripels a d c in ihrer Reihenfolge ungeändert lässt, und die
Wendepunkte cyclisch mit einander vertauscht.
5. Aus dem Vorigen leitete Herr Küpper die folgende Haupt-
eigenschaft eines Tripels ab: Wenn drei Punkte a d c ein Inflexions-
tripel bilden, so liegt der Tangentialpunkt eines jeden auf der Ver-
bindungslinie der beiden anderen, d. h. die Verbindungslinie je
zweier Punkte trifft die Curve in dem nämlichen Punkte, wie die
Tangente in dem dritten Punkte.
Beweis. (Fig. 1.) Jedes Tripel a db c entsteht aus irgend
drei in gerader Linie liegenden Wendepunkten 1 2 3, und vermöge ©
der letzteren gehört ihm ein connexes Tripel p p, p; zu (4). Be-
trachtet man nun das in c sich schneidende Geradenpaar p 3, Da i
51
als einen durch die vier Punkte p 9, 13 gehenden Kegelschnitt, so
trifft dieser die Curve in c in zwei zusammenfallenden Punkten,
folglich geht die Tangente in c durch Be
den den vier Punkten pp, 13 gegen- a
überliegenden Punkt c“, der mithin
der Tangentialpunkt von e ist. Nun
ist aber das Geradenpaar 91, p, 3
ebenfalls ein durch die nämlichen 1/ di
vier Punkte gehender Kegelschnitt, vá bos
und dieser trifft die Curve in a und PPR SŘ ER
b. Also geht die Gerade ad auch nn a
durch ec“. Für die beiden anderen L
Punkteist der Beweisebensozuführen. ” R
6. Da nun jeder Punkt einer Inflexionsgruppe gleichzeitig vier
verschiedenen in der Gruppe enthaltenen Inflexionstripeln angehört,
so folgt: wenn man irgend acht Punkte einer Inflexionsgruppe in
die vier Paare theilt, welche mit dem neunten je ein Tripel bilden
(3), so laufen deren vier Verbindungslinien in demselben Curven-
punkte zusammen, nämlich in dem Tangentialpunkte des neunten
Punktes der Gruppe. Demnach geht eine Gerade, welche den Tan-
gentialpunkt eines Punktes der Gruppe mit einem zweiten verbindet,
stets noch durch einen dritten Punkt der Gruppe. Die Eigenschaft
der Wendepunkte, dass die Verbindungslinie von zweien derselben
allemal durch einen dritten Wendepunkt geht, ist, wie man sieht,
ein specieller Fall des Vorigen. Da ausserdem niemals zwei Punkte
einer Inflexionsgruppe zusammenfallen, so folgt, dass niemals zwei
derselben Inflexionsgruppe angehörige Punkte einen gemeinschaft-
lichen Tangentialpunkt haben können.
7. Zum Beweise des Folgenden sind nun zunächst einige
Sätze einzuschalten, die wir ebenfalls Herrn Küpper verdanken.
Wenn von drei Punkten a b c einer Curve 3. O. zwei die Eigenschaft
haben, dass ihre Tangentialpunkte auf der Ver- Fig. 2.
bindungslinie der beiden anderen liegen, so hat
auch der dritte Punkt die nämliche Eigenschaft.
Beweis. (Fig. “2.) Seien a“ und 5’ die
Tangentialpunkte von a und 4, und liege a“
auf be, b“ auf ca. Schneidet man die Curve
mit ab in ce‘, so ist dieser Punkt der gegen-
überliegende zu ab a‘b‘, denn die Tangenten
a“ a und d' 4 bilden einen durch a b a’ b’ ge-
52
henden Kegelschnitt, der die Curve zum fünften und sechsten Male
in « und 5 trifft. Aber das Geradenpaar ab‘, a“b geht ebenfalls
durch die vier Punkte a b a‘ d“ und trifft die Curve in c in zwei zu-
sammenfallenden Punkten, mithin geht die Tangente in c durch c“.
8. Wenn ein Kegelschnitt eine Curve 3. O. in einem Punkte
a dreipunktig berührt (osculirt) und ausserdem in g7s schneidet,
so ist der den vier Punkten g7 sa gegenüberliegende Punkt der
Tangentialpunkt von a. — Denn der durch g 7 s a gehende und in
a osculirende Kegelschnitt trifft die Curve zum fünften und sechsten
Male in a, daher ist die Verbindungslinie dieser beiden Punkte die
Tangente in a. i
9. Wenn vier Curvenpunkte g 7 s a so liegen, dass ihr gegen-
überliegender Punkt der Tangentialpunkt des einen z. B. a ist, so
giebt es einen Kegelschnitt, der die Curve in a osculirt und in qrs
schneidet. — Denn da die Tangente in a die Curve hier in zwei
zusammenfallenden Punkten trifft, so giebt es einen durch gr sa ge-
henden Kegelschnitt, der in a noch zwei Punkte, also im Ganzen
drei, mit der Curve gemein hat.
10. Wenn drei Curvenpunkte a d c die Eigenschaft haben, dass
der Tangentialpunkt eines jeden auf der Verbindungslinie der beiden
anderen liegt, und man legt durch einen von ihnen, z. B. a, einen
Kegelschnitt, der die Curve in a osculirt, und ausserdem in qrs
schneidet, so geht durch die letzteren drei Punkte auch ein Kegel-
schnitt, der die Curve in d, und einer, der sie in c osculirt.
Beweis. Seien a’b’c’ die Tangentialpunkte von abe, dann
ist a“ der gegenüberliegende Punkt zu qrsa (8). Nun geht aber
der Annahme nach 8 c durch a“ hindurch, also liegen de mit qrsa
in einem neuen Kegelschnitt. Betrachtet man diesen als durch die
vier Punkte qr sb gehend, so liegt diesen derjenige Punkt gegen-
über, in welchem c a die Curve trifft, das aber ist der Annahme
nach 5‘, der Tangentialpunkt von b. Mithin (9) giebt es einen Kegel-
schnitt, der die Curve in d osculirt und in g7 s schneidet. Ebenso
kann der Beweiss für e geführt werden.
Zusatz. Lässt man die Punkte qrs in einen p zusammen-
fallen, so dass ein Kegelschnitt die Curve gleichzeitig in p und a
osceulirt (dies tritt nach einem bekannten Satze ein, wenn » der
Durchschnitt der Curve mit einer durch a und einen Wendepunkt
gezogenen Geraden ist), so folgt, dass dann auch ein zweiter Kegel-
schnitt in p und 4, und ein dritter in p und c oseulirt. Bi:
11. Jetzt kann man die in (5) bewiesene Haupteigenschaft
53
umkehren und folgenden Satz beweisen: Wenn drei Curvenpunkte
a mm die Eigenschaft haben, dass der Tangentialpunkt eines jeden
auf der Verbindungslinie der beiden anderen liegt, so bilden diese
drei Punkte ein Inflexionstripel.
Beweis. (Fig. 3.) Verbindet man a I ”
mit einem beliebigen Wendepunkte « durch
eine Gerade, welche die Curve in p treffe, ve n
so wird die Curve von einem Kegelschnitte Já
in p und a osculirt. Mithin (10. Zusatz) giebt we d
es einen zweiten Kegelschnitt, der in p und Rn
m, und einen dritten, der in p und n oscu- A Rd
lirt. Dann aber treffen nach einem bekannten ©
Satze die Geraden pm und pn die Curve
in zwei Wendepunkten 6 und y. Wenn man
nun, wie Herr Küpper bei dem Beweise dieses Satzes that, nicht
bloss die Punkte a mn, sondern auch den Wendepunkt « als reell
voraussetzt, so folgt, dass auch B und v reell sein müssen, und,
da die drei reellen Wendepunkte in einer Geraden liegen, dass amn
ein Tripel bilden. Es ist aber von Wichtigkeit, dass die Wende-
punkte &ßy auch dann in gerader Linie liegen müssen, wenn
man die Voraussetzung der Realität der Punkte fallen lässt, und na-
mentlich unter dem Punkte « einen ganz beliebigen Wendepunkt
versteht. Zunächst ist klar, dass die Punkte m und » zu der Infle-
xionsgruppe gehören, welche durch a und den Wendepunkt « be-
stimmt wird (2). Wenn nun der mit « und ß in gerader Linie liegende
Wendepunkt nicht der auf p n liegende y, sondern irgend ein anderer
O wäre, so ziehe man po‘ und schneide damit die Curve in d,
dann gehört auch d zu der nämlichen Inflexionsgruppe, wie a, m
und 2; und «md bilden ein Tripel. Also müsste (5) der Tangen-
tialpunkt von d auf am liegen; aber auf a m liegt der Annahme
nach der Tangentialpunkt von », dieser müsste daher mit dem von
d zusammenfallen, und das ist nach (6) nicht möglich. Demnach
liegen die Wendepunkte « By in der That in gerader Linie, und
a mn bilden ein Tripel.
Bemerkung. In dem Vorigen ist zugleich folgender Satz
enthalten: Haben amn die Eigenschaft, dass der Tangentialpunkt
jeder dieser Punkte auf der Verbindungslinie der beiden anderen
liest, und zieht man aus a durch einen beliebigen Wendepunkt «
eine Gerade, welche die Curve in p trifft, so gehen die Strahlen
VE
fi ?
54
pm und pn durch zwei mit « in gerader Linie liegende Wende-
punkte P und v.
12. Bilden drei Punkte a% c ein Inflexionstripel, so haben
ihre Tangentialpunkte a“ b‘ c“ dieselbe Eigenschaft.
Beweis. Wegen (5) liegen a’dbe, b’ ca, cab in je einer
Geraden. Bezeichnet man nun mit a“ d“ c“ die Tangentialpunkte
von a’ b’ c‘, so sind a“ 0“ c“ die Tangentialpunkte von a“ dc und liegen
daher nach einem bekannten Satze ebenso wie diese in einer Ge-
raden. Aus demselben Grunde befinden sich auch 8“ c“ a“, c“ a‘ b“
in je einer Geraden, und folglich (11) bilden a“ d“c“ ein Inflexions-
tripel. (Prof. Küpper.)
13. Zieht man aus jedem Punkte eines Tripels a bc die vier
Tengenten an die Curve, resp. mit den Berührungspunkten 4, a, a, q,,
bb, by bay € Cx C3 €, So bilden diese zwölf Punkte vier Inflexions-
tripel, indem jeder der Berührungspunkte « mit einem (und nur
einem) der Berührungspurskte d, und einem (und nur einem) der Punkte
c ein Tripel bildet.
Beweis. Seien wieder a“ b’ c“ die Tangentialpunkte von abe,
dann liegen d“c a in gerader Linie (5). Zieht man die Tangente
db“ und eine der Tangenten aus c, z. B. cín, so geht nach einem
bekannten Satze die Gerade dc, durch den Berührungspunkt einer
der Tangenten aus a; sei derselbe an, also bc. a, bilden eine Ge-
rade. Ebenso liegen c“ a d auf einer Geraden, und daher trifft die
Verbindungslinie der Berührurgspunkte ce und a, den Berührungs-
punkt einer aus 4 gezogenen Tangente, der mit 4, bezeichnet werden
möge, so dass c and, ebenfalls eine Gerade bilden. Dann haben also
die drei Punkte a, du cu die Eigenschaft, dass die Tangentialpunkte
b und c von 5b, und «, resp. auf cx a, und a, 4, liegen. Demnach
(7) liegt auch der Tangentialpunkt a von a, mit d, c, in einer Ge-
raden, und (11) a, du ©, bilden ein Tripel. — Dieses aber ist das
einzige aus den Berührungspunkten gebildete Tripel, das den Punkt
a, enthält. Denn ist a, dx cy ein solches Tripel, so muss an db, durch
c, und an c, durch 5 gehen, aber die Punkte, in welchen a, c und
a, b die Curve treffen, sind nach den obigen 0, und c, daher fällt
A, mit d,, und c, mit c, zusammen.
14. Wenn ein Kegelschnitt die Curve in einem Punkte «a
eines Tripels ad c osculirt, und ausserdem in g rs schneidet, so
liegen g 7 s mit a bc in einem neuen Kegelschnitte. Denn den vier
Punkten qrsa liegt der Tangentialpunkt a“ von a gegenüber (8),
b c aber geht durch a“ hindurch (5), also liegen bc in einem durch
qr sa gcheuden Kegelschnitte. (Prof. Küpper.)
55
15. Legt man durch die Punkte eines Tripels a 4 c einen be-
liebigen Kegelschnitt, der die Curve ausserdem in qr s schneidet,
so geht durch g 7 s ein Kegelschnitt, der in a, ein zweiter der in
b, und ein dritter der in c osculirt. — Denn schneidet 5 c die Curve
in a‘, so liegt a“ den vier Punkten g7 sa gegenüber und ist zu-
gleich, weil a d c ein Tripel bilden, der Tangentialpunkt von a. Mit-
hin (9) osculirt ein durch g 7 s gehender Kegelschnitt die Curve in
a. Ebenso, oder auch aus (5) und (10), folgt dasselbe für 5 und
c. (Prof. Küpper.)
Zusatz. Fallen g7 s in einen Punkt p zusammen, so folgt:
Geht ein Kegelschnitt ‚durch die Punkte eines Tripels «bc und
osculirt gleichzeitig in p, so wird die Curve auch in p und a, in p
und %, und in p und c von je einem Kegelschnitte osculirt. Und
bieraus folgt weiter nach einem schon in (11) benutzten Satze:
Trifft ein in p osculirender Kegelschnitt die Curve in den Punkten
eines Tripels a d c, so gehen die Strablen p a, pb, pc durch drei
Wendepunkte hindurch.
16. Es sei eine Inflexionsgruppe a dc... durch einen ihrer
Punkte, z. B. a, und durch einen beliebigen Wendepunkt « bestimmt,
indem der Punkt »,, in welchem a « die Curve trifft, der zugehö-
rige Projectionsmittelpunkt sei. Zieht man nun aus a eine Gerade
durch irgend einen anderen Wendepunkt A und schneidet damit die
Curve in p,, so treffen die aus p, nach den neun Wendepunkten
sehenden Strahlen die Curve (abgesehen von der Ordnung) in den
nämlichen neun Punkten adc..., wie die von p, ausgehenden
Strahlen.
Beweis (Fig. 4.) Ist w irgend ein Wendepunkt, und trifft
p,w die Curve in m, so ist zu beweisen, dass m mit irgend einem
der Punkte adc...% zusammenfällt. Dies Fig. 4.
ist zunächst klar, wenn u auf A fällt, denn
dann fällt m auf a. Ist aber u von A
verschieden, so gibt es einen Wendepunkt
v, der mit A u in einer Geraden liegt. Trifft
dann der Strahl 9,v die Curve in », so
bilden a m% ein Tripel. Mithin (5) haben
diese Punkte die Eigenschaft, dass der
Tangentialpunkt eines jeden auf der Ver-
bindungslinie der beiden anderen liegt.
Demnach (11. Bem.) gehen die Strahlen
Pym und 9,n durch zwei mit « in gerader Linie liegende Wende-
56
punkte B und y. Also gehört sowohl m als auch » der Inflexions-
gruppe abe..ian.
Bemerkung. Man kann leicht zeigen, dass wenn die beiden
Inflexionsgeraden A u v und « By einen Wendepunkt gemeinschaft-
lich haben, sie ganz zusammenfallen müssen. Denn ist & dieser ge-
meinschaftliche Wendepunkt, und trifft der Strahl p, č die Curve in
x, so ist x einer der drei Punkte am m. Zieht man nun aus &
Strahlen nach A uv und schneidet damit die Curve in z; Ty Ly, 50
ist P einer dieserdrei Punkte, da einer der drei Strahlen xA, zu, zv
mit einem der drei ace, mB, ny zusammenfállt. Nun bilden aber
1 Ty %, mittelst der Wendepunkte A u v das zu a mm connexe Tripel
(4), daher gehen die von jedem der drei Punkte x, 7, «,, und also
auch von pe nach am m führenden Strahlen durch A av, mithin -
fallen a By mit A w v zusammen. Es kann demnach nur einer der
beiden Fälle stattfinden: entweder fallen. die beiden Inflexionsge-
raden 2 u v und « By ganz zusammen, oder sie haben keinen Wende-
punkt gemeinschaftlich.
17. In Folge des vorigen Satzes ist eine Inflexionsgruppe
abe...i durch einen ihrer Punkte, z. B. a, schon vollkommen be-
stimmt, so dass jeder Curvenpunkt einer und nur einer einzigen
Inflexionsgruppe angehört; denn zieht man aus a Strahlen nach
den neun Wendepunkten und schneidet damit die Curve in 9,933 +- + Po,
so werden die Wendepunkte aus jedem dieser Punkte p in der nám-
lichen Inflexionsgruppe projieirt. Diese Punkte p bilden dann selbst
eine Inflexionsgruppe, die nun ihrerseits wieder aus jedem der
Punkte abe..i als Projectionsmittelpunkt entsteht. Die beiden
Gruppen abe...i und 9 P+... Po Sind hiernach in dem Sinne
von (4) mit einander connex. Die 81 Geraden, welche entstehen,
wenn man jeden Punkt der einen Gruppe mit jedem der anderen
verbindet, schneiden sich daher zu je neun in den neun Wende-
punkten.
18. Wenn ein Punkt, z. B. a, einer Inflexionsgruppe der Be-
rührungspunkt einer von einem Wendepunkte, z. B. 1, ausgehenden
Tangente ist, so fällt der Punkt p, in welchem 1a die Curve
trifft, mit a zusammen, daher fällt auch die connexe Gruppe ganz
auf die ursprüngliche. Jeder Punkt der Gruppe hat dann die näm-
liche Eigenschaft, wie a, nämlich jeder hat einen Wendepunkt zu
seinem Tangentialpunkte. Denn ist a dc irgend ein in der Gruppe
enthaltenes Tripel, entstanden durch den Projectionsmittelpunkt
p (=a) und die Wendepunkte 123, so geht a 2 durch d, und a3
57
durch c, ausserdem liegt 1 als Tangentialpunkt von a auf be, also
liegen 1, 3, 2 resp. auf be, ca, ab und sind daher (5) die Tangen-
tialpunkte von resp. a, d, ec. Jeder Punkt der Gruppe aber gehört
mit a zu irgend einem in der Gruppe entha'tenen Tripel (3).
19. Da ein gegebener Curvenpunkt stets nur einer einzigen
Inflexionsgruppe angehört (17), so kann derselbe auch nur. solchen
Tripeln angehören, welche in dieser Gruppe enthalten sind. Daher
gehört jeder Curvenpunkt gleichzeitig nur vier verschiedenen Tripeln
an, und von den zwölf Tripeln, welche wegen der zwölf Inflexions-
geraden denkbar sind, sind nur vier von einander verschieden. In
der That lässt sich leicht beweisen, dass jedes Tripel gleichzeitig
durch drei verschiedene Inflexionsgeraden erzeugt werden kann, und
zwar durch solche drei, von denen keine zwei einen Wendepunkt
gemeinschaftlich haben, die also zusammen alle neun Wendepunkte
enthalten.
Beweis. Ist amn ein Tripel, erzeugt durch die Inflexions-
Serade A u v und den Projectionsmittelpunkt Pa, und ist © ein von
A uv verschiedener Wendepunkt, so giebt es nach (16) eine zweite
ganz von Auwv verschiedene Inflexionsgerade « By, die das nám-
liche Tripel a m n aus dem Projectionsmittelpunkte p, erzeugt. Ist
dann ferner d ein neuer von A uv und « By verschiedener Wende-
punkt, so giebt es ebenso noch eine dritte, von den beiden vorigen
verschiedene Inflexionsgerade de x, die das gegebene Tripel eben-
falls erzeugt. Es giebt aber auch nicht mehr als diese drei Geraden;
denn ist « einer der Punkte Auv, so erhält man nach (16) keine
neue Gerade. Wählt man aber statt « irgend einen anderen von
A uv verschiedenen Wendepunkt, so gehört derselbe nothwendig
einer der beiden Inflexionsgeraden « By oder de x an und liefert
daher ebenfalls keine neue Gerade.
Zusatz. Da einem Tripel in Verbindung mit einer Inflexions-
geraden, aus der es entsteht, stets ein connexes Tripel zugehört
(4), so folgt, dass jedes Inflexionstripel drei mit ihm connexe Tripel
besitzt; deren neun Punkte bilden dann zusammen die connexe In-
flexionsgruppe zu der, welcher das gegebene Tripel angehört. Dem-
nach kann für ein in einer Inflexionsgruppe enthaltenes Tripel jeder
Punkt der connexen Gruppe als Projectionsmittelpunkt dienen; und um-
gekehrt: von jedem Punkte der connexen Gruppe gehen did Strahlen,
welche nach den Punkten eines in der ursprünglichen Gruppe ent-
haltenen Tripels führen, durch drei in gerader Linie liegende Wende-
punkte.
58
20. Um nun vollständig übersehen zu können, wie die Punkte
einer Inflexionsgruppe mit denen der connexen Gruppe durch die ein-
zelnen Wendepunkte verknüpft sind, bezeichnen wir die Wendepunkte
mit 123456789, gehen von irgend einem, Curvenpunkte «
und einem Wendepunkte 1 aus, schneiden die Curve mit a 1 in py
und bezeichnen die Punkte, nach welchen die Strahlen
m Au ah)
führen, der Reihe nachmitt abcedefghi
und die Punkte, in welchen die Strahlen
Bil Bir Bu 382049)
die Curve treffen, mit‘ 9, 9, Py Vy Vs 29. Py Ds Do:
Es entsteht dann die Aufgabe, wenn irgend einer der Punkte
p und irgend ein Wendepunkt gegeben ist, den Punkt anzugeben, in
welchem die Verbindungslinie beider die Curve trifft. Dazn müssen
noch die Wendepunkte in Beziehung auf ihre Vertheilung auf die
zwölf Inflexionsgeraden in bestimmter Weise bezeichnet werden. Wir
wählen diese Bezeichnung so, dass die zwölf Inflexionsgeraden nach-
stehende sind:
1287 11.421593
456258261 1249
1893691434848 5:1
Man muss nun unterscheiden, ob der gegebene Wendepunkt
der Punkt 1 oder ein anderer ist. Ist 1 gegeben und ausserdem
beispielsweise 9;, so suche man den Wendepunkt, der mit 1 und 5
in gerader Linie liegt, dieser ist 9; und bestimme die Punkte, zu
denen die Strablen p, (15 9) führen: a, e, ©. Dann bilden die Punkte
DP 2; Po, nach denen die Strahlen a (15 9) hingehen, das mit ae?
connexe Tripel. Man kann daher das Schema aufstellen:
Tripel a. BB
Inflexionsgerade 1 5 9
Connexes Tripel 9, 2; P
Diese neun Punkte liegen nun nach der in (4) gegebenen Regel
zu je drei auf folgenden neun Geraden:
Dol a P; 5 a Do
De. 090. m
Pudl © by jdi
mithin führt p, 1 nach 2.
Für den zweiten Fall, dass der gegebene Wendepunkt von 1
verschieden ist, sei derselbe beispielsweise 3, und der gegebene
Punkt » sei wieder p,. Dann sucht man den Wendepunkt, der mit
Sm ©
SS. ©
59
3 und 5 in einer Geraden liegt: 7, und zugleich die beiden Infle-
xionsgeraden, die von der vorigen 3 5 7 voliständig verschieden sind,
nämlich 168 und 249. Von diesen enthält die eine den Wende-
punkt 1, hier 16 8. (Eine Ausnahme hievon tritt nur ein, wenn
die beiden an Stelle von 3 und 5 in Betracht kommenden Wende-
punkte mit 1 in gerader Linie liegen; dann aber kann sofort das
Verfahren des ersten Falles in Anwendung kommen.) Nun gehen
die Strahlen p, (168) durch a, f, A. Das námliche Tripel wird aber
(19) auch durch die Inflexionsgeraden 35 7 und 249 erzeugt. Zu
Projectionsmittelpunkten kann man beideinal jeden der Punkte wählen,
die mit a f g connexe Tripel bilden (19. Zus.); man wird aber diese
Wahl so treffen, dass bei der einen Geraden der gegebene Punkt
p; Projectionsmittelpunkt ist, und bei der anderen der Punkt, der
mit 9, und p, ein Tripel bildet, also hier p,. Man bat dann fol-
gendes Schema:
Tripel asp kose Je ap
Inflexionsgerade E678 Zd
Projektionsmittelpunkt 9, De Do
Da nun in der zweiten Gruppe dieses Schema’s 9; 5 nach
a geht, so hat man nur noch zu entscheiden, ob p, 3 nach f,
oder nach % führt. Zu dem Ende betrachten wir auch das Tripel
Py 2; po. Dieses entsteht ebenfalls durch drei Inflexionsgerade, nám-
lich zuerst durch 15 9 und dann durch die beiden von dieser voll-
ständig verschiedenen Geraden, d. i. 267 und 348. Bei der ersten
ist a Projectionsmittelpunkt, bei der zweiten und dritten aber fund 4,
weil p, 6 und p, 8 nach diesen Punkten führen. Man hat also noch
ein zweites Schema, nämlich:
Tripel Di Ds Ps Pı Ps Do Pı Ps Do
Inflexionsgerade BY BUD D6 DEI 18
Projectionsmittelpunkt « f h
und darin liefert die letzte Gruppe die Entscheidung, dass p; 3 nach A führt.
21. Nach dem Vorigen kann man nun leicht eine Tabelle ent-
werfen, welche die Verknüpfung der Punkte der beiden Inflexions-
gruppen mit den Wendepunkten vollständig darstellt. Dabei liefert
die Anwendung des angegebenen Verfahrens immer gleichzeitig
mehrere Bestimmungen. Die Tabelle wird aber noch beträchtlich
leichter hergestellt, wenn man bemerkt, dass vermöge der für die
Wendepunkte gewählten Bezeichnung die drei Tripel abe, def, ghi
jedes durch die Inflexionsgeraden 123, 456, 789 entsteht, und
dass ferner zu jedem die drei folgenden p, P Px, PP PP Pás
60
als connexe Tripel zugehören. Denn dies hat zur Folge, dass die
Punkte jedes der obigen drei Tripel immer beisammen bleiben und
sich nur cyclisch unter einander vertauschen. Man erhält hiedurch
die erwähnte Verknüpfung vollständig durch folgende leicht verständ-
liche Tabelle dargestellt:
BEE EN en
p\abe def gh
plcab:ifdeiigh
»|bea efd hy)
2%, ghitabeidef
»,\igh cab fde
plhig bca 'efd
pidef ighi abe
Ds fd: V gs ab
Boje i Yin can
22. Irgend zwei Inflexionstripel, welche connexen Inflexions-
gruppen angehören, liegen allemal in einem Kegelschnitte.
Beweis. Ist ade ein der einen Gruppe angehöriges Tripel
und 9, irgend ein Punkt der connexen Gruppe, so gehen die Strahlen
Pa (a bc) durch drei in gerader Linie liegende Wendepunkte (19. Zus.).
Wenn aber die von einem Curvenpunkte p; nach drei anderen Cur-
venpunkten abe gehenden Strahlen die Curve in drei in gerader
Linie liegenden Punkten treffen; so geht nach einem bekannten
Satze durch abe ein Kegelschnitt, der in 2, osculirt. Sind also num
Du und p, zwei Punkte, die mit p, ein Tripel bilden und daher der
connexen Inflexionsgruppe angehören, so liegen py Pu Pr mit abe
in einem Kegelschnitt (14).
23. Wenn zwei Inflexionstripel a be und x y z in einem Kegel-
schnitte liegen, so gehören sie connexen Inflexionsgruppen an.
Beweis. Da durch das Tripel < y z ein Kegelschnitt geht,
der in abc die Curve schneidet, so giebt es drei durch abc ge-
hende Kegelschnitte, die resp. in z, y und z osculiren (15). Da
aber abe selbst ein Tripel bilden, so treffen die von Z, y und z
nach a bc führenden Strahlen die Curve in Wendepunkten (15. Zus.),
und folglich gehören a b c und « y z connexen Inflexionsgruppen an.
24. Indem wir nun wieder zu den osculirenden Kegelschnitten
zurückkehren, können wir jetzt folgendes schliessen: Legt man durch ©
61
einen beliebigen Curvenpunkt a einen in « osculirenden Kegelschnitt,
der die Curve ausserdem in q r s schneidet, so sind die acht Punkte,
welche mit a zusammen eine Inflexionsgruppe bilden, ebenfalls Oscu-
lationspunkte #ür Kegelschnitte, die durch g rs hindurchgehen. —
Denn diese acht Punkte zerfallen in vier Paare, von denen jedes
mit « ein Inflexionstripel bildet (3). Jeder Punkt aber der mit «
zu einem Tripel gehört, ist Osculationspunkt für einen durch qrs
gehenden Kegelschnitt (5. 10).
25. Wenn ein in a osculirender Kegelschnitt die Curve in
gr s schneidet, so giebt es keine anderen durch qrs gehenden
osculirenden Kegelschnitte, als diejenigen, deren Osculationspunkte
mit a zu derselben Inflexionsgruppe gehören.
Beweis. Sei x der Osculationspunkt irgend eines durch gr s
gehenden und osculirenden Kegelschnittes, seien ferner a“ und z“
die Tangentialpunkte von a und z. Dann ist (8)
a“ der gegenüberliegende Punkt zu grsa
X He: Sk 8.
Betrachtet man nun en durch een gehenden Kegelschnitt,
der die Curve zum sechsten Male in y schneiden möge, einmal als
durck die vier Punkte gr sa, und dann als durch qrsx gehend,
so Jaufen die Verbindungslinien
xy durch a’
ay » X,
d. h. die Punkte axy haben die Eigenschaft, dass der Tangential-
punkt von « auf zy, und der von z auf ya liegt, mithin (7) liegt
auch der Tangentialpunkt von y auf a r, und (11) axy bilden ein
Inflexionstripel. Daher befinden sich sowohl z als auch y unter den
Punkten, die mit a zusammen eine Inflexionsgruppe bilden (19).
26. Wenn also durch drei Curvenpunkte gr s ein osculirender
Kegelschnitt gelegt werden kann, so gehen durch diese Punkte neun
solche Kegelschnitte, und nicht mehr als neun, und ihre Osculations-
punkte bilden eine Inflexionsgruppe. Dass nun die osculirenden
Kegelschnitte, immer durch drei beliebig gewählte Punkte g 7 s ge-
legt werden können, hat wie erwähnt, Herr August in der im Ein-
gange citirten Abhandlung bewiesen. Dann folgt aus dem Obigen,
dass durch drei solche angenommenen Punkte qrs die zugehörige
Inflexionsgruppe der Osculationspunkte vollkommen bestimmt ist, da
ein Curvenpunkt nur einer einzigen Inflexionsgruppe angehört. Ist
aber die letzte durch einen ihrer Punkte, a, gegeben, so giebt es un-
‚62
endlich viele Systeme von Punkten, die die Stelle der gr s vertreten
können. Denn ist abe ein in der Inflexionsgruppe enthaltenes
Tripel, so liegen adc mit qrs in einem Kegelschnitt (14). Ver-
bindet man nun zwei der Punkte qrs, z. B. gr durch eine Gerade,
und schneidet die Curve damitin 6, so liegt c den vier Punkten abes
gegenüber; zieht man also durch 6 eine beliebige Gerade, welche
die Curve in g“7“ schneidet, so liegen auch g’r’s mit abc in einem
Kegelschnitt, und daher (15) sind g“7“s wieder drei Punkte, durch
die ein in a osculirender Kegelschnitt gelegt werden kann.
Man kann hiernach durch Wiederholung dieses Verfahrens
nicht allein so viele Punktsysteme qrs finden, als man will, sondern.
es können auch zwei Punkte g7 beliebig angenommen, und dann
das zugehörige s bestimmt werden. Letzteres geschieht noch leichter
mit Anwendung des bekannten schon in (22) benutzten Satzes, dass
wenn drei von einem Punkte a der Curve ausgehende Strahlen ag,
ar, as die Curvein dreiin gerader Linie liegenden Punkten z yz treffen,
durch qrs ein in a osculirender Kegelschnitt gelegt werden kann.
Sind nämlich a, g und 7 gegeben, so schneide man die Curve mit
ag und ar in x und y, und mit xy in z, dann trifit az die Curve
in dem gesuchten Punkte s.
27. Man kann schliesslich auch die Frage beantworten, ob es
unter den einer Inflexionsgruppe abe...‘ zugehörigen Punktsy-
stemen 97 s auch Inflexionstripel geben kann? — Ist nämlich abe
ein in der gegebenen Inflexionsgruppe enthaltenes Tripel, so liegt
jedes System von Punkten qrs mit abc in einem Kegelschnitte
(14). Wenn daher zy z ein unter den Punktsystemen g7s vor-
kommendes Tripel ist, so müssen diese Punkte der zu der Gruppe
abc... connexen Inflexionsgruppe angehören (23). Umgekehrt:
bilden zy2 ein dieser connexen Gruppe angehöriges Tripel, so
liegen sie mit ad c in einem Kegelschnitt (22), also lässt sich durch
x y 2 ein in a osculirender Kegelschnitt legen (15), und mithin ist
xy e eins der Punktsysteme qrs. Demnach sind die zwölf in der
connexen Inflexionsgruppe enthaltenen Tripel die einzigen, die unter
den Punktsystemen g 7 s vorkommen.
63
Sezeni třídy pro filosofii, dejepis a filologii dne 7. listopadu 1870.
Přítomní pánové: Tomek, Tieftrunk, Malý, Emler, Ze-
lený, co host pan Pažout.
Pan prof. Tieftrunk četl rozpravu o jednání Ferdinandal.
se stavy českými v Litoměřicích r. 1547 po bitvě Můhl-
berské.
V rozpravě této vypisuje se nejprv, kterak Ferdinand I. po
vítězství u Můhlberka s lidem svým přes Drážďany a Perno do Li-
toměřic táhl, kteréžto město dne 3. června osadil. Zde pak učinil
první přípravy k přemožení a pokutování stavův českých, kteří mu
ve válce proti Janu Fridrichovi saskému vojenské pomoci odepřeli.
Předkem záleželo králi na tom, aby odporné stavy mezi sebou roz-
dělil a jednotu, jižto byli k hájení svých práv a svobod v měsíci
březnu učinili, zrušil.
Za tou příčinou vydal dne 3. června mandát do všech krajův
království českého, v němž stavům oznamoval, že se po přemožení
odbojného Hanuše Fridricha do Čech vrátil a že hotov jest, stavům
ke všemu tomu, co podlé řádů, práv a svobod království českého
náležité bude, napomähati; že však jim známo bude, co nejedni ze
stavův proti němu předsebrali, zvláštní jednotu proti němu učinivše.
Nad címž že on král žádné těžkosti nemá, jen když se z takových
zápisův, kterýmiž k té jednotě se přiznali a jimž snad mnohý z nich
ani náležitě neporozuměl, propustí ; ano že ochoten jest, ten zápis je-
jich ze strany obbajování řádův, práv a svobod království českého
do desk zemských vložiti, jakmile prokáží, že tak předešle před
ohořením desk v nich zapsán byl. Spolu pak sliboval: „že jakožto
panovník křesťanský a spravedlivý, jakožto milovník
království českého a poddaných svých k tomu hleděti
bude, aby chudému jako bohatému rovná spravedlnost
se udělovala, a stavové i jeden každý při řádu, právu,
svobodách a privilegiich zůstaveni byli“
Týmž mandátem král se stavům zamlouval, že z království če-
ského dříve nevyjde, dokud by všem stavům sněmu obecného nepo-
ložil a toho všeho, což svrchu povědíno, nevyřídil, i což by jeho
i království českého a stavův dobrého a užitečného bylo, nejednal,
tak že sobě žádný ničehož slušně do něho prý stěžovati moci ne-
bude *)
*) Acta Ferdinand. 175 - 179.
64
Nad to král již 30. května rozeslal také psaní k některým 080- |
ham ze stavu panského a rytířského, které se mu dobře zdály, na-
pomínaje jich, aby se v nejbližších dnech do Litoměřic dostavily, že
jim tam oznámeno bude, proč obeslány jsou.
I šlo králi jediné o to, aby vším spůsobem co nejvíce stavův
od pravých původcův celého odporu odvrátil. Psalt zajisté v týž
rozum dne 5. června z Litoměřic i bratru svému Karlu V.: „Vsim_
spůsobem o to dbám, abych dobré od zle smýšlejících stavův odlou-
čil; neboť tím snáze dosáhnu žádoucí pacifikace, když všeobecné od-
puštění ohlásím a jediné hlavních původců té zpoury k potrestání
jiným na výstrahu, sobě zůstavím.“ *)
Takovéto rozdělení stavův podařilo se králi u veliké míře, a to-
jmenovitě tím mandatem, kterýmž dane 30. května některé osoby
z vyšších stavův do Litoměřic obeslal. Neboť nedlouho po rozeslání
jeho dostavilo se asi 200 stavův do téhož města, a dne 13. června
byli společně před krále předpuštěni. I žádal od nich hlavně těchto
tří věcí: aby od jednoty či od zápisu stavův upustili; aby jeho krále,
pak-li by kdo proti němu co nenáležitého předsevzal, neopouštěli ;
a posléze, aby žádný z nich na sněm svatovítský, jejž si stavové
o své újmě byli položili, nejel. V příčině toho zápisu stavové ozná-
mili, že žádným jiným úmyslem k jednotě stavův se nepřiznali, než
pro zachování pokoje a řádu, práv & svobod zemských; a při tom
že státi chtějí. Spolu doložili, že o tom dokonce vědomosti neměli,
aby se tu bylo cosi jednalo proti důstojnosti královské; a že se ji-
náče ku králi chovati nemíní, než jak na věrné poddané sluší. Přes
to však že z toho zápisu propustiti se nemíní; ale poněvadž jim
král připovídá, že všecky svobody a privilegia ve dsky zemské vlo-
žiti dá a jednoho každého z nich při spravedlnosti jeho züstaviti
chce, že tedy o budoucím sněmu chtějí o tom mluviti, pokud by ta-
kové propuštění bez ublížení práv a svobod jejich se státi mohlo.
Tolikéž zběhlo-li by se v tom čase, že by kdo co nenáležitého proti
králi předsevzal, tedy slíbili, že jeho v tom neopustí. Konečně při-
pověděli, že na ten sjezd svatovítský do Prahy nepojedou.
Jakkoli stavové nebyli ve všem králi po vůli, přece spokojil se
s odpovědí dotčenou; stačiloÚ mu na ten čas, že tak veliký počet
stavů vyšších aspoň v příčině sjezdu svatovítského od měst odloučil
a na nich i toho určitého slibu vymohl, že mu pomocní budou proti
každému zjevnému nepřátelství, jehož nejvíce od stavu městského se _
*) Bucholz VI. str. 400..
65
obával. Pročež nenaléhal také víc na stavy, aby ihned zápisův svých,
jimiž k jednotě stavův přistoupiti, nazpět požádali, odloživ konečně
toho vyřízení k sněmu, jejž teprv po pokoření Pražanův a celého stavu
městského vůbec rozepsati chtěl. Vedelt, že potom celá ta věc to-
liko na vůli jeho záviseti bude. I přijav tedy dotčenou odpověď
stavů- s jakousi vděčností, rozkázal je všecky zejmena hned sobě
zapsati, dokládaje, že tak jen proto činí, poněvadž mnohých nezná,
aby tedy věděl, kteří jeho věrní jsou.
Pražané, dověděvše se toho, že v Litoměřicích tak mnoho osob
z panského a rytířského stavu se našlo, těžce to nesli. Tolikéž jim
bylo s nemalým podivením, že královský mandát, do všech krajin
rozeslaný, z rozkazu králova jim ani ohlášen nebyl. Oznámen jim
však přece skrze jistého Kašpara z Granova, jenž týž mandát, do
kraje podbrdského svědčící, některým konšelům přečetl. Z obsahu
jeho vyrozuměli, jak těžká provinění proti králi se jim přičítají,
a nejedni dobře tušili, že slova králova v mandátu, na potrestání
předních původův toho odporu se vztahující, předkem měst praž-
ských se týkají; bylat dávná nechuť králova proti nim vůbec známa.
I povstalo veliké jitření v městech pražských, zvláště mezi obecným
lidem, jenž přímo naléhal na to, aby královský hrad, Strahov i ně-
která jiná příhodnější místa v Praze, tolikéž Bílá Hora branným
lidem se osadila. Avšak i tehdáž opět strana mírná vrchu dostala.
Ukazováno zajisté na to, že Pražané ničím vinni nejsou, a že zastá-
vajíce práv svých, nemají proč hněvu královského se obávati.
Po některých úradách zůstáno na tom, aby Pražané, jakkoli
mandátem královským pominuti, přece jisté osoby z prostředku svého
do Litoměřic k přivítání krále vyslali. Zvoleni k tomu M. Tomáš
z Javořic, M. Václav Medek a Jiřík z Ploskovic.
Vyslaní tito vypravili se dne 9. června do Lišoměřic, kdež však
při králi žádného slyšení dovolati se nemohli; nejsouť před něho
ani dne 13. června puštěni, kde král přece všecky stavy v Litomě-
řicích přítomné v audienci přijal. Po marném čekání podali poslové
Pražan místnou zprávu o meškání svém v Litoměřicích konšelům
svým do Prahy, napomínajíce jich, aby za příčinou toho mandátu,
jejž král všem stavům rozeslal, tolikéž nějaké psaní ku králi učinili.
Ze zprávy svých poslův Pražané vyrozuměli, že král s nimi
žádného smíru nechce, ano že mu jde předkem o isolování stavu
městského, jmenovitě pak hlavy jeho, měst pražských. Byloť jim za-
jisté pokynutím významným, že král poslům jejich ani slyšení nedo-
Sitzungsberichte V, 5
66
přál, kdežto k vyšším stavům se tak přátelsky měl, je dokonce
svými věrnými nazývaje.
Z té příčiny konšelští úřadové měst pražských k žádosti svých
poslův psali okolo 20. června králi list velmi smířlivý, v němž do-
týkajíce mandátu do všech krajův rozeslaného prosili, aby na milo-
stivější prostředek, než který v sobě týž mandát obsahuje, nastou-
pil a vší té věci až do budoucího stavův ohledání poodložil; což že
oni z žádné jiné příčiny nepředkládají, než toliko z té, aby raději
pokoj, láska a dobrá svornost v království českém zachovány byly.
Na konci zakazujíce se poslušností poddanou, žádali krále za milo-
stivou odpověď.
Než ani k tomuto psaní král nic neodpověděl; alebrž nechá-
vaje i Pražan i poslův jejich v úplné nejistotě stran úmyslův svých,
zachystával se pomocí vojenskou, jížto zejmena u kmížete Morice
a napotom i u císaře co nejpilněji vyhledával.
Ferdinand věděl dobře, že i po rozpuštění lidu krajského s pole,
jež nedávno k žádosti jeho vykonali, mohli stavové, jmenovitě města
královská s Prahou v čele, postaviti mu tak veliký počet lidu na
odpor, jemuž by vojsko jeho nikterak nebylo stačilo. Pročež chtěl
hojných posil vojenských hned do Litoměřic dostati.
Největší v tom naději skládal na spojence svého Morice. I psal
mu tedy hned 1. června, jsa ještě na pomezí českém, list, žádaje
ho, aby s pomocí svou jizdnych a pěších k hranicím českým se hnul,
odkud že by pak na požádání královo bez prodlení do země české
vtrhnouti měl. A z Litoměřic poslal dne 8. června Moricovi druhé
psaní, v němž pravil: „že chce ty rebelly v Čechách přísně trestati
a poddané k poslušnosti povinné přivésti, k čemuž že Moricovy po-
moci očekává; že by sice byl ho rád ušetřil, ale že věci v Čechách
tak se mají, že pomoci jeho oželeti nemůže. I žádal na Moricovi co
první pomoc 500 jízdných a 2500 pěších; ostatní lid měl Moric na
pohotově míti, až by ho král potřeboval. V žádosti této odvolával
se Ferdinand I. na přátelskou smlouvu, kterou s Moricem v říjnu
léta minulého byl uzavřel, proti nížto však stavové čeští, hlavně pak
celý stav městský, silně se opřeli.
-Když na to Moric v odpovědi své, předstíraje vlastní nebezpe-
čenství v zemích svých, nemožnost takové pomoci předkládal, tu král
dne 11. června mu opět psal, a nedlouho potom vypravil k němu
dokonce i zvláštního posla, svobodného pána Kašpara z Herberšteina,
jenž se měl o rychlé vypravení té pomoci u Morice co nejsnažněji
zasaditi. Spolu Ferdinand Moricovi zkázal: „pak-li pomoc slíbenou
67
odešle, že on král doufá, že se mu podaří, království české spoko-
jiti a v pořádek uvésti, čímž že oni oba i dědicové jejich pro
budoucnost proti podobným zpourám uhájeni budou. Nad
to že i on král ochotně propůjčí se i Moricovi s pomoc-
ným lidem svým i proti podobným nepokojům podda-
ných jeho.“
A kdyby Moric byl ještě otálel, tu měl vyslaný králův i k tomu
ukazovati, jak ta zpoura v Čechách ze žádné příčiny jiné nepovstala,
než z té, že král Moricovi proti nepřátelům jeho pomáhal ; pročež
že slušno jest, aby zase Moric k potlačení toho pozdvižení českého
ochotně přispěl. Mimo to král se vyjádřil, že po přemožení stavův
českých tu přátelskou smlouvu, již oba panovníci proti vůli mnoha
stavův v loni uzavřeli, stavům českým na obecném snému k stvrzeni
předložiti chce, aby pak jim oběma „nejen k udržení podda-
ných v stálé poslušnosti, ale i k další bezpečnosti
a obraně proti všelikým nesnázím a protivenstvím
sloužila; jinak kdyby totohnízdo nespokojencüv (Čechy)
pokořeno nebylo, tut že má Moric toho povážiti, k jaké
škodě by to i zemím jeho býti mohlo.“
Na konci král skrz posla svého žádal: kdyby Moric snad k smí-
ření sporu českého, jakož se nabízel, jisté kommissaře co smírce
mezi králem a stavy mu poslati chtěl, aby tak nečinil, ješto prý podle
stavu věcí v Čechách se ničehož od takových prostředníkův očekávati
nedá, a že tu jen moci vojenské potřebí jest. *)
Z dotčených listův důvěrných, jež Ferdinand I. Moricovi poslal,
izinstrukcí panu z Herberšteina daných, snadno vyrozuměti jest, že král
celou tu smlouvu s Moricem považoval za věc zcela dynastickou, jen
k tomu konci učiněnou, aby oba panovníci se dokonale zeměmi svými
ujistili, jeden druhému pomáhaje předkem při zpourách vnitřních proti
vlastním poddaným. Stavové tedy vším právem hned s prvopočátku
nedůvěřovali takovému spolku, z něhož hlavní prospěch dynastům,
nikoliv pak zemím a národům, vzejíti měl.
Tolikéž viděti jest, že král i smířlivé narovnání sporu českého
od sebe odmítal; zälezelot mu na tom, aby stavy české mocí na
milost i nemilost sobě podrobil a pak nad nimi svou vůli pro-
váděti mohl.
Týž záměr králův na jevo vychází také z jiných psaní, jimiž
*) Korrespondence tyto v archivu dvorském ve Vídm a v archivu zemském
v Praze, u
H*
68
pomoci vojenské proti Čechům u Karla V. vyhledával. Psalt císaři dne
17. června, aby mu jistý počet žoldnéřů španělských poslal pod vůdcem
markysem z Marignanu, o němž král se pronesl, že by se naň jakožto
na muže zkušeného v předsevzetí svém dobře spolehnouti mohl.
Při tom doložil: že jak stavův potrestá, sněm obecný za podpory
vojska svého držeti chce, na němž že pak mnohé věci dobré se
uzavrou na velikou reputaci jeho královskou.*)
Na takovéto snažné žádosti a vyhledávání dostalo se také králi
na konci měsíce června pomocí potřebných.
Nejprv přitáhl kníže August, bratr Moricův, maje s sebou lidu
jízdného dobře upraveného asi 1000 koní, a za ním táhlo sedm
praporců knechtův. Potom vypravil císař dotčeného markyse z Ma-
rignanu s lidem vojenským, se střelbou a jinými potřebami válečnými,
jež po Labi i po zemi k Litoměřicům se dopravovaly. Také Mora-
vané, Slezáci a Lužičané dostavili se v dosti hojném počtu na obe-
slání královo.
A když král takto vojskem s dostatek opatřen byl, tu teprv
v den před odjezdem svým z Litoměřic, dne 30. června, dal ozná-
miti poslům Pražanův: že psaní jejich dostal; poněvadž však na tom
jest, v brzkých dnech do Prahy přijeti, že pak teprv Pražanům na to
jich psaní odpověď místnou dáti chce. I odbyv takto vyslané měst
Pražských, opustil dne 1. července město Litoměřice a vrátil se do
Prahy, kdež bez prodlení k potrestání a pokutování odporných stavův,
zejmena celého stavu městského, přistoupil.
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Úlasse am 16. November 1870.
Anwesende, die Herren Mitglieder: Krejčí, Kořistka, Ša-
fařík, Gust. Schmidt, Blažek, Tilšer, Zenger; als Gäste
die Herren Dr. Bořický und Veselý.
Herr Jos. Veselý: „Ueber eine graphische Bestimmungsme-
thode der Resultate eines Kräftepaares.“
Herr Prof. Dr. Boricky: „Ueber Dolerite und einige Basalte
des böhm. Mittelgebirges.“
Sodann hielt Herr Prof. K. W. Zenger einen Vortrag über
die Tangentialwage und ihre Anwendung zur Bestimmung der
Dichte fester und flüssiger Körper mittelst direkter Ablesung.“
*) Bucholz VI. str. 403.
69
Indem die nähere Auseinandersetzung der Einrichtung und
Theorie dieser Wage der Abhandlung vorbehalten bleiben soll, welche
im Aktenbande demnächst ercheinen wird, erlaube ich mir der Klasse
anfolgend eine kurze Uebersicht der Einrichtung und Leistung dieser
Wage für die Sitzungsberichte der kön. böhm. Gesellschaft der
Wissenschaften zu unterbreiten. Bekanntlich ist der Empfindlich-
keitsgrad einer Wage, von dem Gewichte des Wagebalkens m, dem
Abstande d des Schwerpunktes von der Umdrehungsaxe desselben,
und endlich von der Länge des Hebelarmes 7 abhängig, bezeichnet
p ein Uebergewicht auf einer Wagschale, und « den Anschlags-
winkel, so ist:
— Př
9 IT nd
Richtet man nun die Wage so ein, dass die Konstante:
l
man!
wird, so ist tgu = p.
Es ist die Tangente des Ausschlagwinkels gleich dem Gewichte p.
Hängt man an einen Arm der Wage mittellst eines Häkchens
und feinen Platindrahtes ein Glasstäbchen, welches in eine Flüssigkeit
z. B. die spezifisch leichteste: Schwefeläther von 0.736 Dichte bei 0°
eintaucht, und an das andere Ende des Wagebalkens ein kleines
Messinggewicht, so justirt, dass der Zeiger der Wage auf den Null-
punkt einspielt, so hat man die Gleichung für den Ablenkungswinkel:
l
19% = PH 4) 3 Berne],
wo p das Gewicht des Messinggewichtchens, z das Gewicht des Glas-
stábchens, y, der Gewichtsverlust derselben im Schwefeláther be-
deuten.
Da der Winkel dann Null sein soll, so muss
0 = pe +%
p=&x—y, sein.
In eine andere Flüssigkeit getaucht, wird bei grösserer Dichte
derselben, der Gewichtsverlust y ein grösserer sein, und der Zeiger
der Wage einen Winkel « anzeigen, man hat dann:
l
tgu = (p—e + y) 3 BEE)
Man kann den Gewichtsverlust y, in zwei Theile zerfällt denken,
nämlich in den Gewichtsverlust in Schwefeláther, mehr dem Ueber-
70
schuss 3, an Gewichtverlust in der dichteren Flüssigkeit, woraus
sich ergibt:
YM“
Y—4 —%
Dadurch erhált man: iu Z (P—2+4+4) 2
l l
(4m od = (y—Y) er
l
Ist nun: na = 1, so folst:
iu —=Yy— Yo;
Die Gewichtsverluste in den Flüssigkeiten y, und y sind aber
die Gewichte gleicher Volumina © von Schwefeläther und einer ©
dichteren Flüssigkeit, es ist sonach:
tgu Zu (Ss — 5%),
wo S, und S die spezifischen Gewichte der beiden Flüssigkeiten
bedeuten.
Ist das Volum der Volumeinheit gleich, so würde man erhalten:
IU=Ss— Sy
und endlich
s—=s, + tgü,
wofür man unter den obigen Voraussetzungen auch schreiben kann,
indem man die Dichten mit d, und d bezeichnet:
d=d, + tgu.
Die Tangentialwage gibt die Dichte, ohne Anwendung von Ge-
wichtssätzen durch blosse Ablesung des Winkels am Zeiger der
Wage, welcher an einem in halbe Grade getheilten fünfzölligen Kreis-
limbus spielt, dessen Mittelpunkt in der Umdrehungsaxe des Wage-
balkens liegt.
Die Wage selbst ist mit einer Schiebervorrichtung versehen,
lässt sich auf- und abschieben, um das Glasstäbchen bequem ein-
senken zu können.
Die Flüssigkeit kommt in ein kleines Bechergläschen, das nicht
mehr als 2—3 Kubikcentimer Flüssigkeit zu fassen braucht, so dass
man mit einem Minimum von Flüssigkeit mit aller Sicherheit ope-
riren kann; die Empfindlichkeit der Wage ist so gross, dass sie bei
einer Ablenkung von 1°, ein Uebergewicht von 17 Milligrammen an-
gibt, da die Theilung bis auf '/,° geht, und man sehr leicht mit
blossem Auge die Zehntel eines Theilstriches abschätzen kann, so
dass '/,,° geschätzt werden kann, zeigt somit die Wage 0.8 mgr. an.
71
Die Dichte einer Flůssigkeit, gemessen an der Tangentialwage,
wird gefunden, indem man zur Dichte des Schwefeláthers, oder
einer anderen Flůssigkeit, welche dem Nullpunkt der Theilung ent-
spricht, die natůrliche Tangente des Ablenkungswinkels addirt, den
der Zeiger der Wage anzeigt, wenn das Glasstäbchen in eine dichtere
Flüssigkeit, als die Normalflüssigkeit (Schwefeläther) taucht.
Ist diese Flüssigkeit z. B. konzentrirte Schwefelsäure, und der
Ablenkungswinkel 48° 0‘, so ist die Dichte:
d = 0:736 4 tg 48%“ = 0'736 + 1:1106 = 18466.
Fůr feste Kórper ist eine Doppelwagschale beigegeben, die
untere taucht man mittelst Senken der Wage in Wasser, die obere
wird mit Stůckchen des festen Kórpers belastet, bis der Zeiger auf
den Nullpunkt einspielt; hierauf bringt man den festen Körper auf
die untere Wagschale unter Wasser. Ist der Ablenkungswinkel der
unbelasteten Wage «, der Winkel den der Zeiger zeigt, wenn der
feste Körper auf der unteren Wagschale in der Flüssigkeit liegt u,
so ist die Dichte:
gu
dm
wenn die Dichte des Wassers als Einheit angenommen wird.
Unbelastet zeigt die Tangentialwage einen Winkel « = 19° 0%,
man legt Granaten auf bis der Zeiger Null zeigt, und bringt diese
hierauf in die untere in Wasser getauchte Wagschale, wo der Zeiger
den Winkel u, = 10° 0° weist, damit ist die Dichte:
1 tg 19° 0° _ 03443
49109047 0:1768’
wofür man schreiben kann:
d = tg 19° 0° cot. 109 0° = 03443 X 5'6713
d — 34697, das Piknometer ergab d — 3470.
Für grössere Dichten wird dieses Verfahren ungenau, daher
man so operirt, dass auf die andere Seite des Wagebalkens ein Zu-
legegewicht angehängt wird, welches den Zeiger auf 45° bis 50°
stellt, wenn die untere Wagschale in Wasser taucht; man legt ein
Stück des Körpers auf die obere Schale, notirt den Winkel «, hier-
auf bringt man ihn in die untere unter die Flüssigkeit, und notirt
jetzt den Winkel «,, ist der Winkel für die unbelastete pink i
so hat man die Dichte:
_ gu, — 941
U tgu 17 bgu
So gaben bei einer Einstellung auf 45° der unhelasteten Wage,
72
drei Granatkrystalle auf der oberen Wagschale u = 40° 10“ auf der
unteren u“ daher — 41° 25%, ist die Dichte:
p- 45° —ig4l025% __ 1-0882
— ig 41° 35° — tg 40° 1097 0'882—0-848
0118
Die beifolgende Tabelle erleichtert die Operation bei Flůssig-
keiten, indem sie für den abgelesenen Winkel die natürliche Tan-
gente und auch die Dichte gibt, wenn die Normalflüssigkeit Schwefel-
äther ist von 0'736 Dichte bei 0°C, eine Differenzentafel für Y/,,°
oder 3“ erleichtert die Interpolation.
Tafel der Dichte der Flüssigkeiten für d, = 0'736.
| |
| u tgu an U tgu | 43“ Dichte| u tgu Ei Diet,
0930“ | 0.00873.4 | 0.745 |17°30° | 0.3158, | 1.051 [34°30° | 0.6873, | 1.423
19 0° | 0.0175; | 0.753 |18° 0° | 0.3249,., | 1.061 [35° 0° | 0.7002,,', 1.436
1030° | 00262,., | 0.762 |18°30° | 0.3340,., | 1.071 |85°30° | 0.7131; | 1.449
20. 0° | 0.0849., | 0.771 |19° 0° | 0.3448,., | 1.080 |36° 0" | 0.7265, ,., | 1.462
| 2030“ | 0.0437,., | 0.780 [19°30' | 0.3451... |1.090 |36°30° | 0.7400,,., | 1.476
39 0° 0.052544 0.789 |20° 0° | 0.3640... | 1.100 |37° 0" | 0.7536,,., | 1.490
930“ | 0.0612; | 0.797 120°30° | 0.8739,0.0 1.110 137030 | 0.7673,4., | 1.508
| 4° 0° 0.069955 | 0.806 [219 0° | 0.3839... | 1 120 |38° 0° | 0.7813,,., | 1.517
4930“ | 0.0787g.3 | 0.815 |21°30‘ | 0.3939,,., | 1.130 |38°30° | 0.7954, ,., | 1531
5° 0° | 0.0875;.g | 0.828 |22° 0“ | 0.4040, ... | 1.140 |39° 0‘ | 0.8098, ,., | 1.546
5930“ | 0.0963;.g | 0.832 |22°30° | 0.4142, ,., | 1.150 |39°30‘ | 0.8243, ,., | 1.560
| 69 0° | 0.1051,., | 0.841 [239 0“ | 0.4245, ,-; | 1.160 |40° 0° | 0.8391, ,., | 1.575
|
|
©
©
©
>
| 0.1139,., | 0.850 [23°30‘ | 0.4348, .., | 1.171 |40930“ | 0.8541,,., | 1.590
0.1228, , | 0.859 [240 0" | 0.4452, ,., | 1.181 [419 0“ | 0.8698,,., | 1.605
7930“ | 0.13175.3 | 0.868 |24°30‘ | 0.4557... | 1.192 41930“ | 0.8847, ,., | 1.621
8° 0° | 0.1405,., | 0.876 |25° 0'| 0.4663,,.; 1.202 [429 0° | 0.9004, ,., | 1.636
8930“ | 0.1495,., | 0.886 [2530 | 0.4770, ..; | 1.213 |42930“ | 0.9168,,., | 1.652
| 90. 0° | 0.1584... | 0.894 [269 0" | 0.4877,,., | 1.224 [439 0 | 0.9325... | 1.668
9930“ | 0.1673,., | 0.903 [26°30° | 0.4986, .., | 1.234 [43980“ | 0.9490, .., | 3.685
‚10° 0° | 0.1764,., | 0.912 |27° 0° 1.245 |44° 0° | 0.9652, ,., | 1.702
10930“ | 0.1853,., | 0.921 |27°30° | 0.5206, 1., | 1.257 |44030‘ | 0.9827,4., | 1.719
[119 0° | 0.1944... | 0.930 |28° «0° | 0.5317,,., 1.268 [459 0" | 1.0000,, | 1.736
11930“ | 0.2035... | 0.939 |28°30‘ | 0.5430, ,., | 1.279 |45°30° | 1.0176,,., | 1.754
112° 0° | 0.2126,., | 0.949 [29° 0“ | 0.5543, ,., | 1.290 |46° 0 | 1.0355,,., |1.771
12930“ | 0.2217,., | 0.958 |29°30° | 0.5658, „| 1.302 |46°30‘ | 1.0538, 9., | 1.790
139 0“ | 0 2309,., | 0.967 |30° 0“ | 0.5774, ,., | 1.318 |47° 0° | 1.0724, 5., | 1.808
13930“ | 0.2401,., | 0.976 |30°30‘ | 0.5890,,.; | 1.325 |47°30° | 1.0913, ,., | 1.827
(0.985 [319 0“ | 0.6009,,. | 1.387 [489 0° | 1.1106,9., | 1.847
14930“ | 0.2586,., | 0.995 |31°30° | 0.6128,,., | 1.349 |48°30° | 1.1308,., | 1.866
15° 0“ | 0.2679,., | 1.004 [32 0° | 0 6249,,., 1.860 [499 0" | 1.1504,.., | 1.886
15930“ | 0.2773,., | 1.013 |32°30° | 0.6371,,., 1.373 [49930“ | 1.1708,,. | 1.907
169 0° | 0.2867,.; | 1.023 [339 0“ | 0.6494,,.. 1.385 [509 0" | 1.1918 | 1928
16930“ | 0.2962,.; | 1.082 [33930 | 0.6619,,., | 1.398
179 0“ | 0.3057, n 34° 0° a en
=
on
©
©
Ot
S
=
Bi
přá bs“
kN
73
Für grössere Dichten als 1.2 wird obige Tafel ungenau, und
hilft man leicht durch ein Zulegegewicht, welcher den Zeiger auf
den Nullpunkt einspielen macht, wenn das Glasstäbchen in Wasser
taucht; wobei die obige Tafel der natürlichen Tangenten so zu ge-
brauchen ist, dass man zur Tangente des Ablenkungswinkels die
Einheit addirt; die Dichte ist:
d—=1- im.
Die Wage kann auch zur Bestimmung der Ausdehnungskoöffi-
cienten von Flüssigkeiten gebraucht werden, man hat nur für zwei
möglichst verschiedene Temperaturen die Dichte zu bestimmen.
Wasser bei 1899 C ergab u = 11935“ d = 0'9996
- BE EN u = 10935“ d“ = 09799
da die Tangentialwage auf die Dichte des absoluten Alkohols 07946
justirt war.
Hieraus sind die Volumina v — 1'000 400
v, = 1002 051
für ft = 509.1 Cist: Av = 0001651
Die Korrektion wegen der Ausdehnung des Glasstäbchens ist
dg — 0000451, somit die wirkliche Ausdehnung:
Av = 0002102; nach Despretz ist das Wasservolum für
189 Cv = 100156
690 v, = 102200
dv — 002044
Prag den 17. Dezember 1870.
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 21. November 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Palacky, Tomek, Wocel,
Maly, Tieftrunk, Stulc, Wrtätko, Zoubek; als Gäste die
Herren Drů bek und Pažout.
Herr Prof. Tomek las: „Ueber die Verhältnisse der böhmischen
und deutschen Nationalität in Prag im 14: und am Anfange des
15. Jahrhundertes.“
n
74
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am
30. November 1870.
Anwesend Herr Krejčí, als Gäste die Herren Bořický
und Preiss.
Herr Dr. Bořický hielt folgenden Vortrag: „Ueber die Ba-
salte des westlichen Theils des böhm. Mittelgebirges (vom linken
Elbeufer).
I. Der Basalt von Dlažkovic, Veršetín und Lobos.
Basalte dieser drei Berge haben eine grosse Aehnlichkeit in
ihrer Mikrostruktur, und stehen auch dem Basalte des Hasenberges
nahe. Sie bestehen (bei 400f. V.) aus einem dicht gedrängten Ge-
menge winzig kleiner (Augit-)Krystállchen (mit gleichmässig vertheiltem
kleinkörnigem Magneteisen), worin makro- und mikroskopischer Olivin
sehr zahlreich und grössere porphyrisch eingestreute Augitkrystalle
sparsam vorkommen. An den dünsten Stellen der Präparate treten
farblose Partien mit zahlreichen längeren Mikrolithen zum Vorschein.
Da der grossen Kleinkörnigkeit wegen entsprechend dünne Objekte
schwierig herzustellen sind, so möge vorläufig nur die Bemerkung
gestattet sein, dass sich in diesen Basalten (sowie in dem des Hasen-
berges) auch winzig kleine Gebilde (aus dunklen Körnern bestehende
Ringe, mit dunklen Staubkörnern gefüllte, achteckige Querschnitte)
befinden, die dem Leucit ähneln. Im Dünnschliffe des Veršetíner Ba-
saltes treten auch grosse, licht bräunlich graue, pellucide, scharf be-
grenzte Tafeln auf, die ich für Diallag ansehe. Dieselben sind meist
völlig frei von Mikrolithen, besitzen zuweilen nur Glaspartikeln und
Magnetitkórner, die auch ihre scharfen Ränder zu bedecken pfle-
gen, und sind fast immer ausgezeichnet durch parallele, gerad-
lienige und continuirliche, mehr weniger dicht an einander ge-
reihte dunkle Streifen (vermuthlich lang gedehnte Höhlungen). Diese
Diallagtafeln kommen in vielen andern Basalten des böhm, Mittelge-
birges zahlreich vor (im Basalte des Kuzover Berges, im Basalte
von Bilinka etc. Im Basalte des Košover Berges fand sich eine
durch schöne Streifung ausgezeichnete Diallagtafel, von Magnetit-
körnern und Glaspartikeln umrahmt, mitten in einem grösseren
Augitkrystalle vor).
75
II. Der Basalt des Honosicer Berges
zeigt bei 400f. V. ein dichtes Gemenge kleiner Augitkryställchen
mit zahlreichen grösseren, an langen Mikrolithen reichen farblosen
Partien. Die meisten derselben sind fast kreisrund, andere ähneln
Sechs- und Achtecken (mit Anhäufungen von Augitkryställchen in
der Mitte), besitzen jedoch nirgends die für die Leucite der nahen
böhm. Basaltvorkommnisse charakteristischen Kränze von dunklen
Körnern und Augitmikrolithen; nur an einigen winzig kleinen Ge-
bilden sind letztere minder deutlich wahrzunehmen. In dem klein-
körnigen Krystallgemenge treten einzelne grössere Augitkrystalle
mit Einschlüssen von Glaspartikeln, Magnetit, Apatit nnd Augit-
mikrolithen zahlreich auf; einige derselben sind von Magnetit
gänzlich erfüllt. Ausserdem zeigen die mikroskop. Objecte zahl-
reiche gelbe Körner und kurze Säulchen, (die als Olivin zu deuten
wären). Feldspath wurde nirgends beobachtet.
II. Leueitbasalt des böhmischen Mittelgebirges am linken
Elbeufer.
Zirkel erwáhnt in seiner Schilderung der Leucitbasalte vom
linken Elbeufer des böhm. Mittelgebirges den Leucitbasalt vom
östl. Abhange des Milleschauer Berges und von Boryslau. An diese
reihen sich die neuen Vorkommnisse von Bilinka, Zahoř, Pa-
Skopola, von Lukov und von Horenc.
Die Grundmasse dieser Basalte stellt (bei 400f. V.) stets ein
kleinkörniges Krystallgemenge dar. Die grössten und reinsten Leu-
citkrystalle dieser neuen Vorkommnisse birgt der Basalt von Pa-
škopola. Viele derselben sind von einem regelmässigen, zuweilen
doppelten Kranze dunkler Körner und Augitmikrolithen begrenzt,
auch in der Centralpartie mit kurzen Augitmikrolithen (sehr häufig
mit einem oder mehreren Durchkreuzungszwillingen) versehen. Aus
der umgebenden kleinkörnigen Grundmasse pflegen in grössere Leu-
citkrystalle lange dünne Mikrolithe hineinzuragen. Nicht selten kommen
Aggregate von zahlreichen kleineren Leucitkrystallen vor und die
kleinsten pflegen von den dunklen Staubkörnern und Augitmikrolithen
gänzlich erfüllt zu sein. Wie in andern Leucitbasalten fehlt auch
hier der Nephelin nicht. Grössere porphyrartig hervortretende Augit-
76
krystalle (nelkenbraun) mit deutlicher Schalenstructur scheinen ausser
verschiedenen Einschlüssen (Mikrolithen, Magnetit, Glaspartikeln) auch
winzig kleine Leucitkrystalle (regelmässige Achtecke) zu enthalten.
Grünliche, trübe Olivine sind spärlich vorhanden. Feldschpathwurde
nicht bemerkt.
Die chem. Zusammensetzung dieses Basaltes in °/,:
PO, — 0107
Si0, — 43-719
TiO, —+ 4610
Al,O, 21 AA
Fe,O, 638)
Ca0 = 1495
MgO —= 1698
Alkalien u. Wasser = 7369
Die in der kleinkörnigen Grundmasse des Basaltes von Bilinka
(bei 400f. V. betrachtet) zahlreich vertheilten Leucitkrystalle sind
sámmtlich klein, aber fast immer mit zierlichen Kránzchen versehen.
Die meisten derselben zeigen in der Centralpartie des Querschnitts
Anhäufungen von kurzen Augitmikrolithen (meist durch Kreuzungs-
zwillinge) mit Glaspartikeln und Magnetitkörneru, seltener kommen
in denselben lange dünne Mikrolithe vor; auch die dnrch staubähnliche
Einschlüsse verdunkelten Leucitguerschnitte sind keine Seltenheit.
Grössere grünlichgraue, meist trübe Olivinkrystalle und ihre faserigen
Umwandlungsprodukte sind sparsam vorhanden. Die mikroskop.
Objekte dieses Basaltes weisen ausser grösseren, porphyrartig her-
vortretenden Augıtkrystallen (gelblich, mit nelkenbraunem Rande) zahl-
reiche ziemlich grosse Diallagtafeln auf, deren Einschlüsse sich nur auf
kleine Glaspartikeln (mit unbeweglichem Gabläschen) und vereinzelte,
spärliche Magnetitkörner beschränken; erstere pflegen zuweilen in
den Parallelstreifen des Diallag vorzukommen, oder dieselbe Richtung
zu befolgen. Ausserdem sparsam verbreiteten Apatit fiindet sich
auch trikliner Feldspath, jedoch in sehr untergeordneter Menge vor.
Dem Leucitbasalte von Bilinka ähnelt der Basalt von Zahoř und
Horenc mit Ausnahme des Ausbleibens oder spärlichen Vorkommens
von Diallag.
Auch der durch seine grossen Amphibolkrystalle und Rubellan-
tafeln bekannte, röthlichbraune, erdige Basalt von Lukov scheint
*) Oxyde des Eisens wurden als Eisenoxyd bestimmt.
77
vorwiegend Leucit- oder Nephelinbasalt zu sein. Wegen der erdigen
Beschaffenheit seiner Grundmasse lassen sich entsprechend pellucide
Präparate kaum herstellen, man muss sich mit durchscheinenden
Partien begnügen. Und diese zeigen (bei 400f V.) eine äusserst klein-
körnige, bräunlich getrübte Grundmasse mit grösseren, minder deut-
lichen hellen sechseckigen und rechteckigen Querschnitten, deren
Mikrolithe mit ihrer den Kanten parallelen Lagerung an Nepheline
erinnern; ausser diesen lassen sich auch grössere farblose Achtecke
mit minder deutlichen Kränzchen entdecken, während winzig kleine,
scharf begrenzte und mit concentrischen Kränzchen gezierte acht-
eckige Querschnitte reichlich vorhanden sind.
Bei Anbetracht der erwähnten Vorkommnisse zeigt ein Blick auf
die Karte, dass die Leucitbasalte von den basaltischen Gesteinen
des linken Elbeufers zwischen dem Eger- und Bialaflusse die mittelste
und höchste Partie (zwischen Hoienc und Zahoř) einnehmen und die
Richtung des Hauptzuges der Basaltmasse zu befolgen scheinen.
LL LL LL
IV. Nephelinbasalte des linken Elbeufers.
Zwischen dem Eger- und Bielaflusse namentlich im westlichen
Theile, in der Umgegend von Kosel ist die Hauptmasse der Ne-
phelinbasalte angesammelt.
Die mikroskop. Objecte von dem oberhalb Skržín sich erhe-
benden Basaltfelsen zeigen eine sehr kleinkrystyllinische Grundmasse
mit vorwiegenden, ganz kleinen, aber vollkommen farblosen Nephelin-
krystallen. Ihre kurzen rechteckigen Querschnitte sind stets mit
farblosen oder schwach grünlich gefärbten meist den Kanten parallel
gelagerten oder im Centrum regellos angehäuften kurzen Augitmi-
krolithen versehen.
Ausser diesen sind winzig kleine Leucitkrystalle sparsam ver-
breitet. Grössere bräunlichgraue Augitkrystalle mit deutlicher Schalen-
struktur, die mit einer farblosen Zone umgeben zu sein pflegen,
treten porphyrartig hervor. Ausser dem reichlich vertheilten Ma-
gnetit sind spärliche kleine Olivinkrystalle zu erwähnen.
Südlich von Skržín zwischen Raná und Bělošic erhebt sich der
glockenfórmige Basaltberg Milý, in dessen Gestein der Nephelin
78
vorwiegender Bestandtheil ist. Seine Krystalle sind grösser, scharf
begrenzt, farblos und mit charakteristischen Augitmikrolithen ver-
sehen oder mit lockerem grauen Staub erfüllt (am dichtesten und
in grössern Körnern in den Centralpartien). Die grünlichgrauen ©
Augitkrystalle und die Magnetitkörner sind mit dem Nephelin in
einer grünlichgelben glasähnlichen Substanz gleichmässig vertheilt.
Feldspath wurde nirgends beobachtet.
In Zusammensetzung und Mikrostruktur stimmt mit dem Ba-
salte des Milýberges der Nephelinbasalt des Dlouhyberges bei Kosel
völlig überein, nur dass in letzterem zahlreichere, durch concentrische
Kränze gezierte Leucitkryställchen zuweilen in den Nephelinrecht-
ecken eingeschlossen beobachtet wurden.
Ein ausgezeichneter Nephelinbasalt ist der körnige Basalt aus
dem Steingassel bei Rothoujezd. Derselbe besitzt grössere an
Glaseinschlüssen (mit unbeweglichen Glasbläschen) reiche Augitkry-
stalle, andere mit schöner Schalenstruktur und zahlreiche blutrothe
Körner. Weiterhin treten die Nephelinbasalte in der Richtung des
Hauptzuges der Basaltmassen bei Bukovic in der Nähe von Kosten-
blatt auf.
Die mikroskop. Objekte des Basaltes von Kirchberg bei
Bukovic ähneln denen von Skržín. In der kleinkörnigen Grund-
masse bemerkt man sehr zahlreiche kleine farblose Nephelinquer-
schnitte mit charakteristischen Augitmikrolithen, spärliche Leucit-
krystalle nebst Diallagtafeln.
Die kleinen Nephelinkrystalle des Basaltes von Kalamaika
schliessen zahlreiche Augitkryställchen ein, so dass zuweilen nur
nahe an den Querschnittskanten die farblose Nephelinsubstanz zum
Vorschein kommt.
Sodann trug Herr K. Preiss vor: „Ueber quantitative Be-
stimmung der Doppelcyamde.“
Bei einer Untersuchung über Eisendoppelcyanure, in deren
Verlauf eine grössere Reihe quantitativer Bestimmungen von Cyan-
verdindungen nothwendig wurde, handelte es sich vorerst darum,
von den bisher bekannten Methoden eine auszuwählen, welche nebst
genauen Resultaten eine grösstmögliche Verkürzung der zu ihrer
Ausführung erforderlichen Zeit zulässt.
Das auf Zersetzung mittelst schwefelsaurem Quecksilberoxyd
beruhende Verfahren entspricht zwar der ersten Anforderung voll-
79
ständig, der zweiten nur theilweise oder wenigstens nicht in dem
Grade, als es wünschenswerth war, obzwar bei den alkalischen Eisen-
cyanuren die Bestimmung der beiden Mineralbestandtheile sich auf
eine blosse Trennung mit Wasser und direkte Wägung der so geschie-
denen Substanzen reduzirt; allein das Operiren mit einem derartigen
Ueberschusse von Quecksilberverbindungen, wie es zur vollständigen
Zersetzung unausweichlich, zeigt sich bald als ein nicht besonders
angenehmes.
Aus dem Grunde wurde versucht, eine andere Substanz aus-
findig zu machen, deren Anwendung womöglich noch eine raschere
Ausführung als nach der eben erwähnten Methode gestattet.
Als eine solche wurde die Oxalsäure gefunden.
Die Eisendoppelcyanure werden beim Erhitzen mit Oxalsäure
derart zersetzt, dass sich oxalsaure Salze bilden, welche beim
nachfolgenden Glühen in Kohlensäuresalze resp. Oxyde oder Metalle
übergehen, weiche vollkommen cyanfrei sind. Enthalten die unter-
suchten Verdindungen Alkalien, so können sie nun in Form löslicher
Kohlensäuresalze durch einfaches Auskochen mit Wasser von dem
Eisenoxyde getrennt werden.
Dass sich die Anwendung der Oxalsáure nicht blos auf die
Zersetzung der alkalischen Cyaneisenverbindungen beschränkt, wird
später gezeigt werden; vorerst wollen wir aber nur diese im Auge
behalten, weil bei ihnen bis jetzt die grösste Anzahl von Beleg-
analysen ausgeführt wurde.
Als Ausgangspunkt diente vollkommen reines, durch wieder-
holte Krystallisation bereitetes Ferrocyankalium. Die angewendete
Oxalsáure war durch Sublimation und nachfolgendes Umkrystallisiren
von den gewöhnlichen Verunreinigungen getrennt, so dass sie nach
dem Erhitzen nur eine Spur eines Rückstandes hinterliess.
Bei der Analyse selbst mischt man eine abgewogene Menge
der zu untersuchenden Substanz im gepulvertem Zustande mit etwa
dem sechsfachen Gewichte ebenfalls gepulverter Oxalsäure in einem
Porzellantiegel mittelst eines Platindrates oder eines dünnen, unten
rund abgeschmolzenen Glasstabchens unter Hinzufügung von wenig
Wasser zu einem dünnen Brei an, setzt sodann den Deckel auf und
erhitzt nun hoch über der Flamme ganz gelinde, bis die Masse
eingetrocknet ist; hauptsächtlich bei dieser Operation ist Vorsicht
anzuempfehlen, weil sonst nicht nur durch Spritzen kleine Verluste
stattfinden können, sondern durch Übersteigen der ziemlich stark
schäumenden Masse die ganze Analyse verdorben werden kann.
80
Diesen Unfällen lässt sich leicht ausweichen durch Wahl eines ge-
räumigen Tiegels und durch Anwendung einer ganz klein gemachten
Flamme; auch sind Porzellantiegeln den Platintiegeln hier vorzuziehen.
Nach dem Eintrocknen steigert man nun allmälig die Tempe-
ratur bis zur Rothgluth, welche man etwa eine Viertelstunde anhält.
Der geglühte Rückstand hat bei gut geleiteter Operation eine
schwärzlichbraune Farbe. Im Falle zu schwachen oder zu kurzen
Erhitzens ist derselbe schwarz; die Zersetzung ist unvollständig,
der Rückstand noch cyanháltig, woran man sich leicht überzeugen
kann beim Auftropfen von Salzsäure, wodurch Blaufärbung eintritt.
Hat man endlich zu stark erhitzt, so ist ein Theil des gebilde-
ten Eisenoxydes so feinpulverig, dass beim nachfolgenden Filtriren
des wässerigen Auszuges dasselbe mit durch das Filter läuft.
Im geglühten Rückstande kann man nun entweder beide Bestand-
theile, Eisen und Alkali, gewichtsanalytisch bestimmen oder nur das
Eisenoxyd wägen und des kohlensauren Alkali titriren.
Im letzteren Falle kocht man die Masse mit Wasser aus
filtrirt die wässerige Lösung ab, wäscht mit heissem Wasser nach
und titrirt die Flüssigkeit nach der Methode, kohlensaure Alkalien
massanalytisch zu bestimmen.
Am Porzellantiegel bleibt gewöhnlich ein kleiner Antheil von
Eisenoxyd haften, welchen man mit Wasser nicht herunterspülen
kann; man löst es zu dem Zwecke in wenig Salzsäure auf, fällt mit
Ammoniak und setzt den Niederschlag zu der Hauptmasse des bereits
am Filter befindlichen, gut ausgewaschenen Eisenoxydes zu.
Bei diesem Verfahren fällt gewöhnlich der Alkaligehalt etwas
zu klein, der Eisengehalt etwas zu gross aus, doch sind die Diffe-
renzen nicht bedeutend, wie dies aus folgenden Beleganalysen er-
sichtlich ist:
0,525 Gramm krystalisirten Ferrocyankaliums lieferten in der
wässerigen Lösung 0,19254 Gr. Kalium anstatt 0,19362 und 0,06935
Gramm Eisen statt 0,06977,
0,25 Gramm derselben Substanz geben 0,09200 Gramm Kalium
statt 0,09225 und 0,0338 Eisen statt 0,0317.
Der theoretischen Berechnung sich noch mehr nähernde Zahlen
erhält man, wenn die geglůh'e Masse in Salzsäure gelöst, das
Eisen durch Ammoniak als Hydrat gefällt und im Filtrat das Alkali
in Form von Chlormetall bestimmt wird.
0,5817 Gramm gelben Blutlaugensalzes auf diese Weise analy-
81
sirt, lieferten 0,4080 Gramm KCI, entsprechend 0,21399 Kalium-
statt 0,21464 und 0,07741 Eisen statt 0,07762.
Ausser dem gelben Blutlaugensalz wurden noch andere Ferro-
und Ferricyanverbindungen, sowohl lösliche als unlösliche, untersucht
und dieselben Resultate erzielt; so wurden namentlich rothes Blut-
laugensalz, Berlinerblau, Ferrocyanbarium u. s. w. zu diesen Arbei-
ten verwendet.
Ebenso vollständig wie bei den Eisencianiden gelingt die Zer-
setzung der Platinocyanide mittelst Oxalsäure.
Die Versuche wurden nur qualitativ ausgeführt, weil das zu
Gebote stehende Material nicht vollkommen rein war. Beim Be-
handeln des Platinocyankaliums nach angegebenen Verfahren mit
dem sechsfachen Gewichte Oxalsäure hinterbleibt ein Gemisch von
Kohlensäurealkali und metalischem Platin; nur ist hier nothwendig
das eingetrocknete Gemisch etwas länger als früher, etwa '/, Stunde
bei nicht zu starker Rothgluth zu erhalten.
Kobalticyanverbindungen im gleichen Sinne zu prüfen, war mir
augenblicklich wegen Mangel an den betreffenden Präparaten nicht
möglich, ich hoffe aber in nächster Zeit Versuch damit anstellen zu
- können, obzwar es nach den bisher gemachten Erfahrungen schon
im Voraus scheint, dass auch hier die Zersetzung mittelst Oxalsäure
vollkommen gelinge.
29, Oktober 1870.
Analytisches Laboratorium am böhmischen Landespolytechnikum
in Prag. Rs Preis,
Assistent.
Sitzung der (lasse für die malhem. und Naturwissenschaflen am
14. Dezember 1870.
Anwesende die Herren: Koristka, v. Waltenhofen, Gu-
stav Schmidt, Studnička, als Gäste die Herren A. Salaba,
Aug. Pánek und O. Weselý.
Herr Prof. v. Waltenhofen hielt zwei Vorträge, und zwar: ©
a) Über eine neue Methode, die Vergrösserung eines Term-
rohrs zu finden.
b) Über Thermoelemente neuerer Construction.
Sitzungsberichte V, 6
82
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am
19. Dezember 1870.
Anwesende, die Herren: Tomek, Wocel, Vrtätko, Čupr,
Emler, Doucha, Malý, als Gäste die Herren Dr. Špaček, J.
Pažout, Fr. Gebauer, A. Pavan.
Herr Prof. Wocel hielt einen Vortrag „Über Welislaw’s Bilder-
bibel aus dem XIII. Jahrh. in der fürstl. Lobkovičschen Bibliothek
zu Prag.“ Die ausführliche Abhandlung über dieses hochwichtige
Kunst- und Culturdenkmal wird, mit dreissig Bildertafeln versehen,
im diesjährigen Aktenbande der Gesellschaft erscheinen.
Verzeichniss der seit dem 1. Juli bis letzten Dezember 1870 eingelangien
Druckschriften.
Von der kais. Akademie zu St. Petersburg:
Mémoires de l’Acad. imp. des sciences de St. Pétersb. T. XIV.
Nro. 8, 9. T. XV. Nro. 1—8.
Bulletin de l’Acad. imp. de sciences de St. Pétersb. T. XIV.
f. 22—36. T. XV. £. 1—16.
Von der Royal Irish Academy zu Dublin:
On the Tides of the Arctic Seas, by Sam. Haughton.
The Transactions of the roy. Irish. Acad. Vol. XXIV. part. 4;
part. 8, 9, 10; 11, 12, 13, 14, 15.
Achtzehnter und neunzehnter Jahresbericht der naturhistor. Ge-
sellsch. zu Hannover, von 1867 bis 1869.
J. A. Grunnert, Theorie des Polarplanimeters. (Geschenk des
H. Verf.)
Centralblatt der gesammten Landeskultur. Juli. 1870.
Hospodářské Noviny. Červenec. 1870.
Vom Landesdurchforschungs-Comite:
Archiv pro přírodovědecké proskoumání Čech, redakcí prof.
Dra. Kořístky a prof. J. Krejčího. 1. díl.
Von der kón. dánischen Gesellsch. der Wissenschaften:
Oversigt over det kongel. danske Videnskabernes Selskabs For-
handlinger i Aaret 1869.
Vidensk. Selsk. Skr. V. Raeke, Naturvidensk. og mathem. Afd.
VIN. Bd. 6, 7; IX. Bd. 1. — Hist. og Philos. Afd. IV., Bd. 4.
Jahresbericht des physik. Central-Observatoriums zu St. Peters-
burg fůr 1869, der Akademie abgestattet von H. Wild.
Jenaische Zeitschrift für Medicin u. Naturwissensch. V. Bd. 3, 4.
Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellsch. XXII Bd., 2. Heft.
Berlin 1870.
Seriptores rerum lusaticarum, herausg. von der Oberlausitzi-
schen Gesellsch. der Wissensch. Neue Folge, 4. Bd. Görlitz 1870.
6*
84
Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van kunsten
en wetensch. Vol. XXXII.
Tijdschrift voor Indische taal-, land- en Volkenkunde. Vol. XVI.,
2—6; Vol. XVII, 1—6; Vol. XVIII., 1.
Notulen van de Vergaderingen van het Bat. Gen. IV.,2.V.,VL,VIL 1.
Katalogus der Ethnolog. Afdeel. van het Museum. — Catalogus
der Numismat. Afdeel. van het Mus.
Vom Bureau de la recherche géologigue de la Suede:
Les livraisons 31—35 de la Carte géol. de la Suede.
Sveriges geologiska undersökning. Nro. 31—35.
Carte generale des formations de la partie orientale du Comté
de Dal.
A. Quetelet, Annales météorologigues de VObservatoire roy. de
Bruxelles. 1870.
Bulletin de la société des sciences natur. de Strasbourg. 1869. No. 10.
Jahres-Bericht des physik. Vereins zu Frankf a. M. f. 1868/69.
Anales del Observatorio de Marina de San Fernando. 1870.
Roczniki Towarzystwa Przyjaciól nauk Poznaúskiego. T. ILL, IV.
Mittheilungen der antiquar. Gesellsch. in Zürich. 1869.
Vom histor. Verein für Steiermark:
Beiträge zur Kunde steiermärk. Geschichtsquellen. 1869.
Von der kön. bayer. Akademie der Wissenschaften:
Abhandlungen der philos.-philolog. Classe. XII. 1. Abth.
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warte in Prag im J. 1869.
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Codex diplomaticus Saxonie regi®e. Zweiter Haupttheil. IX. Bd.
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Oversigt over det kongel. danske Videnskabernes Seskabs For-
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C. Jelínek und Fritsch, Jahrbůcher der k. k. Central-Anstalt
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Rad Jugoslavenske Akademije znanosti a umjetnosti. Kn. III,
BVM XK.
Starine, Kn. II. — Stari pisci Hrvatski. Kn. II.
Monumenta histor. slav. merid. Kn. II.
Aarboger for nordisk Oldkyndighed og Historie, udgivne af det
kong. nordiske Oldskrift-selskab. 1869, 1870.
Tillaeg til Aarboger for nord. Oldkynd. 1869.
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OTyerTs ummep. Apxeoıoruy. Kommuccu Ba 1869 1016 © Arıa-
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zu Bamberg im J. 1868.
A. V. Sembera, Päni z Boskovic. Ve Vidni 1870. (Gesch. des
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NHepnoruuecto cnucanne Ha B5.ITAPCKOTO KHHKOBHO APYiKEeCTBO.
Tozuna L cu. nspBa. Bpauza 1870.
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herausgeg. von Dr. Colmar Grünhagen. 10 Bd. 1 Heft.
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New-Haven.
Bat.
.
Ki MR:
EN.
Par jj
Inhalt.
(Die mit * bezeichneten Vorträge sind ausführlich angezeigt.)
Seite
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii dne 4. července 1870:
* Čupr, Úvahy o filosofii staroindické . . 3
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Philologie am 20. Juli:
Hattala, Ueber die bedeutendsten der bisher veröffentlichten Gramma-
tiken der altböhmischen Sprache 20
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 19. Oktober:
* Boricky, Ueber die Mikrostruktur und chem. Zusammensetzung des
Basaltes vom linken Elbeufer im Süden des böhm. Mittelgebirges 20
* Weyr, Ueber die Krümmung windschiefer Flächen . . 29
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 24. "Oktober:
* Maly, Ueber den räthselhaften Autor m und seine Bu
Planctus Glattoviensis 33
* Špaček, Ueber die Strafjury bei den Slaven 40
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 8. November:
* Krejčí, Ueber den Zusammenhang der ae Krystallform
mit der cirkularen Polarisation . 44
* Durége, Ueber die Kegelschnitte, welche eine Curve dritter Ord-
nung osculiren . 47
Sezeni jřídy pro filosofii, dějepis a filologii (dne 7. listopadu:
* Tieftrunk, O jednání Ferdinanda I. se stavy českými v et,
cích r. 1547 po bitvě Můhlberské . 63
Sitzung der mathem.-naturwissenschaftlichen Classe am 16. November:
Veselý, Ueber eine graphische Bestimmungsmethode der Resultate
eines Kráftepaares : 68
Bořický, Ueber Dolerite und einice Basalte des böhm. "Mittelgebirges 68
* Zenger, Ueber die Tangentialwage und ihre Anwendung zur Be-
stimmung der Dichte fester und flüssiger Körper mittelst direkter
Ablesung ee 68
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 21. November:
Tomek, Ueber die Verbältnisse der böhmischen und deutschen Natio-
nalität in Prag im 14. und am Anfange des 15. Jahrhundertes . 73
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 30. November:
* Bořický, Ueber die Basalte des westlichen Theils des böhm. Mittel-
gebirges (vom linken Elbeufer) . RE č
* Preiss, Ueber quantitative Bestimmung, der Doppeleyanide 8
Sitzung der Classe für die mathem. u Naturwissenschaftén am 14. Dezember:
v. Waltenhofen, Ueber eine neue Methode, die Vergrösserung eines
Fernrohres zu finden. — Ueber Thermoelemente neuerer Con-
struction . . 81
Sitzung der Classe für Philos., Geschichte und Philologie am 19. "Dezember:
Wocel, Ueber Welislaw’s Bilderbibel aus dem XIII. Jahrh. in der
fürstl. Lobkowie’schen Bibliothek 2 Rn: RŠ
Verzeichniss der seit dem 1. Juli bis letzten Dezember 1870 enselngien Druck-
schriften . ARE SE . 3 : 83
Druck von Dr. Ed. Grégr in Prag. 1871.
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Folgende Publicationen der könig]. böhmischen Boal, [
schaften können durch die Verlagsbuchhandlung „Er 01
Prag bezogen werden: ne rs SR
Palacky Fr. Würdigung der alten böhm. Geschichteschreiber. 1880. k
„ Staří letopisové čeští od r. 1373 do 1528. —1829. (XVII und 518 8) 0
« Cochy A. L. Mémoire sur la dispersion de la Jumiere,. 4. 1836 . ERaN bed 3
Vorträge, gehalten bei der ersten Jubelfeier der Gesellsch. im Sept. 1886, 5
Hanuš J. Verzeichniss sámmtl. Werke und Abhandlungen der k. böhm. :
Gesellschaft der Wissenschaften. 1854 . . . . . Br
Bartoš (Bartholomaus von St. Aegydius), Chronik“ v von Prag (50431
im latein. Text bearbeitet von Hófier, 1859. S Čop a
Kulik J, Jahresformen der christl, Zeitrechn. (1000j ähr, Kalender.) a
Böhm J. Ballistische Versuche und Studien. 4. 1861. (195. — 8 Aut).
Tomek, Zäklady star&ho mistopisu Prahy. 1, 2, 3, 4, 5. RN Toy
Emler J. Reliquiae tabularum terrae eitationum vetustissimae. 1867 ; A
Hanus, Quellenkunde und Bibliographie der böhm. Literaturgeschichte |
Aug. Sedláček, Rozvržení sbírek a berní r. 1615, . » . . «
Weitenweber R. Repertorium sämmtlicher Schriften . der kónigl.
Gesellschaft der Wissensch. vom J. 1769 bis 1868 a
‚ Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
| - GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ©
| im Prag.
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Januar — Juni.
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PRAG, 1870. 2
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Sitzungsberichte
der königl. böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften
in Prag.
Jahrgang 1870.
Januar — Juni.
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Verlag der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag.
1870.
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Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 10. Januar 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Doucha, Emler,
Studnička; die Herren Pažout und Toman als Gäste.
Herr Dr. Hugo Toman hielt einen Vortrag „über einige Vor-
schläge, die zur Tilgung der königlichen Schulden am Anfange der
Regierung Rudolfs II. gemacht wurden.
Die Türkenkriege im 16. Jahrhundert gaben Ursache und Vor-
wand, dass von den österreichischen Herrschern Jahr ein Jahr aus
Hilfen von den Ständen der einzelnen Länder begehrt wurden, dass
dies zuletzt Gewohnheit, endlich als eine Art Berechtigung angesehen
wurde. Die Türkenkriege waren auch Ursache jener grossen Schulden,
mit welchen die Herrscher aus dem habsburgischen Hause im 16. Jahr-
hundert beschwert waren.
Selbst Ferdinand I., der ein kluger, sparsamer Regent war, und
den „Nachdruck“ auch im Šteuereintreiben zu üben verstand,
hinterliess dann Schulden, die nach einer approximativen Berechnung
230.000 fl. rh. betrugen. |
In den Regierungsjahren Maximilians II. gieng jährlich an eine
Million Gulden auf den Unterhalt der Grenzfestungen gegen die
Türken, und das Defizit betrug selbst in den Friedensjahren 3 bis
400.000 fl. rh.
Dabei sanken die ordentlichen Einnahmen aus den Lándern der
böhmischen Krone beinahe auf Null, nachdem die meisten königl.
Güter und Einkünfte verkauft oder verpfändet waren, die böhmischen
Bergwerke nunmehr bloss etwa 20.000 Thaler jährlich eintrugen, und
das letzte Mittel, das man in dieser Zeit anwendete — die Ver-
wandlung der Lehen in Allode — wohl keinen bedeutenden Erfolg
auswies.
„Ferner so ist auch den gehorsamen Ständen und dem mehrere
Theil aus ihnen unverborgen, wie gar gering die jetzigen kuniglichen
1*
4
Ordinari-Einkomen nit allein in Böheim, sondern allen incorporirten ©
Landen bei denen zum höchsten abgenommenen Bergwerken dieser
Zeit seien, also dass das Regiment- und Kammerwesen davon Dit -©
unterhalten mag werden, zu geschweigen, woher ein Kuenig in Böheim
darbei bleiben und sein kunigliche Reputation und Hoheit erhalten
kunnt. Daher sich auch diese beschwerliche Schuldenlast, dass Ma-
jestät mehrenteils von dem Geldaufbringen leben müssen, nit um
wenig gemehret hat,“ heisst es in einem deutschen Koncept der Pro-
position an die böhm. Stände im Jahre 1576.“
Es wurden somit Schulden gemacht, die in den ersten Regierungs-
jahren Rudolfs II. auf über 10 Millionen Gulden rh. — eine für die
damalige Zeit unerhörte Summe — sich beliefen.
Es waren dies blos persönliche Schulden des Herrschers, weiche EN:
jedoch auf die königl. Güter und Einkünfte in den einzelnen Ländern
verwiesen wurden. Als aber auch die Kontrahirung neuer Schulden
nicht mehr gelingen wollte, da die Gläubiger ohne hinreichende
Sicherheit zu borgen nicht gewohnt waren, überdies auch keine Güter
und Einkünfte mehr vorhanden waren, auf welche die Gläubiger
hätten verwiesen werden können, mussten die Stände der einzelnen
Länder zu Hilfe gerufen werden. Es wurde den Ländern proponirt,
sich in die Schuldenlast des Regenten zu theilen und dieselbe als
Landesschuld zu übernehmen ; jedoch einigemal ohne Erfolg, bis
man darauf einzugehen sich durch die Verhältnisse doch bewogen
fand. So wurde unter anderem den auf einem allgemeinen (General-)
Landtage versammelten Ständen der böhmischen Länder im Jahre Be:
1579 proponirt, die auf 3,996.496 Schock meiss. sich belaufenden,
auf diese Länder. verwiesenen Schulden mit einer Bewilligung von
5 Millionen Gulden rh. binnen 14 Jahren zu tilgen.
Um die Bedeutung dieser Schulden, welche damals auf dem
Herrscher von Böhmen, Ungarn und Oesterreich lasteten, zu erkennen,
muss das Verhältniss dieser Schulden zu den damaligen Steuerein-
künften dieser Länder näher in Augenschein genommen werden.
Aus den 10 Jahren von 1567 bis 1576 haben sich ziemlich
vollständige Ausweise über die Steuererträgnisse aus Böhmen er- ©
halten. Aus einer detaillirten Rechnung dieser Steuern ergiebt sich ©
eine jährliche Durchschnittssumme von 220.248 Schock meiss. BM) :
Hausstcuer, 30 Pfennig, Biergeld, Schoss der Städte und Zöllen, — ;
Bergewerken, der Steuer aus Eger und Elbogen, aus Böhmen alsoin ©
seiner gegenwärtigen Ausdehnung. Jedoch muss bemerkt werden,
dass darin manche andere Einnahmen von minderer Bedeutung
: : 5
nicht begriffen sind; überdies hat die böhm. Steuer gerade in den
bezogenen Jahren weniger als sonst betragen, und stieg zu Ende
des 16. Jahrhundertes in der Regel auf das doppelte, ja dreifache
dieser gewonnenen Durchschnittssumme. Wir nehmen ferner an, dass
die Steuer aus Böhmen zu jener aus Mähren, Schlesien, den beiden
Lausitzen und Glatz sich wie 1 zu 1 verhielt.
| - Diese Annahme ist nicht nur durch die natürlichen Verhältnisse
dieser Länder, sondern auch durch andere Daten begründet /
| Die Steuern in allen Ländern der böhmischen Krone waren in
der Regel gleichartig, und auch in der Grösse der Steuern wird ein
unserer Annahme sehr nahes Verhältniss wirklich beobachtet.
So wird im Jahre 1579 von den Ständen Böhmens die Ueber-
nahme von Schulden im Betrage von 2,500.000 fl., von den Ständen
Mährens und Schlesiens ebenso viel verlangt.
Ferner, als um das Jahr 1570 die Schlesier gegen eine zu hohe
von ihnen verlangte Steuerleistung sich wehrten, beriefen sie sich
auf einen alten Anschlag, dem zufolge Mähren die Hälfte, Schlesien
ein Drittel der böhmischen Bern reichen sollten.
Darnach würde die alte Steuerquote der böhmischen Länder
gewesen sein:
Böhmen 1 Ganzes, Mähren “/,, Schlesien ?/, und die Lausitzen
vielleicht */,, somit die incorporirten Länder zusammengenommen
auch 1 Ganzes, namentlich wenn zu diesen letzteren auch Glatz zu-
gerechnet wird.
Ueber den Gesammtsteuerertrag aus Böhmen, Ungarn und
Oesterreich befindet sich eine interessante Notiz in der Proposition
an die böhm. Stände aus dem Jahre 1571, der zufolge „die Summe
aller und aller Art Steuern und Hilfen aus Sr. Majestät Königreichen
und Ländern sammt der Hilfe der Stände des Königreiches Ungarn
jährlich 633.666 fl. rh. oder 543.142 Schock meiss. beträgt.“
Wenn wohl angenommen werden muss, dass die Steuererträg-
nisse des Vorjahres als Grundlage dieser Kammerberechnung ge-
braucht wurden, so müssen wir uns die Steuererträgnisse Böhmens
im Jahre 1570 nach den Bewilligungen von 1569 vergegenwärtigen,
um den Vergleich ziehen zu können. Wir nehmen ferner als höchst
wahrscheinlich an, dass die Kammer in der oben angeführten Ge-
sammtsumme der Steuern aus allen Ländern Maximilians bloss die
ausserordentlichen Steuererträgnisse in ihre Berechnung gezogen
hat, um den Ständen die Not recht plausibel zu machen. Wir rechnen
deshalb auch, um mit letzterer Berechnung im Einklange zu bleiben,
zu den Steuerleistungen Böhmens im Jahre 1570 bloss: den Er-
trag der Haussteuer und die 4 Groschen des dem Könige mit Land- 5
tagsbeschluss bewilligten Biergeldes, und sehen von dem Biergroschen ©
der Königin, aus gewissen Gründen auch von dem 30ten Pfennig ©
und von allen übrigen minder bedeutenden Steuerertrágnissen ab, ©
und es ergiebt sich an einer solchen geleisteten Steuer für das Jahr ©
1570 eine Summe von 214.418 Schock meiss.
Nach dem oben ausgemittelten Verhältnisse der Steuerquote
der Länder der böhm. Krone haben alle diese Länder im
Jahre 1570 mehr als °, oder 428.826 Schock meiss. zu
114.316 Schock der Steuern aus Ungarn und Ober- und
Unterösterreich geleistet.
Nimmt man den oben berechneten 10jährigen Durchschnitt der
annähernd sämmtlichen Steuern aus Böhmen als ?/, der Gesammt-
steuer nach dem ausgemittelten Verhältnisse an, so erhält man ein ©
Gesammtdurchschnittsbudget aller Länder Maximilians von 550.620
Schock meiss.
Vergleicht man diese Summe mit der von der Kammer berech-
neten Gesammtsteuer aus 1570, so erscheint die erstere Summe ge-
ringer als man erwarten sollte; indess muss die stetige Abnahme
in den Steuerleistungen Böhmens bis zu Ende des oben angenom-
menen 10 jährigen Lustrums mit in Anschlag genommen werden.
Das jährliche Durchschnittseinkommen aus allen Ländern Maxi-
milians zur Schuldenlast verglichen, ergiebt ein Verhältniss wie 1 zu
15'/,. Und wenn man die jährlichen ordentlichen und ausser-
ordentlichen Steuern und Einkünfte selbst bis auf 10 Millionen
Gulden annähme, so stellt sich das Verhältnis wie 1 zu 10 heraus.
Das Einkommen Oesterreichs zu den österreichischen Staats-
schulden vor 1866 ergiebt aber beiläufig ein Verhältniss von 1 zu 9.
Darnach mag die Bedeutung der Schuldenlast von 1579 für den Be-
herrscher von Böhmen, Ungarn und Oesterreich beurtheilt werden. —
Das Verhältniss der Steuerleistung der böhm. Krone zu den ge-
nannten übrigen Ländern wie etwa */; zu !/,, mag sich wegen
der wiederholten Türkenkriege und Empörungen, und durch andere
Verhältnisse bedingt, wohl kaum wesentlich auf lange Zeiten hin
geändert, öfters wohl noch gesteigert haben. Wenn ferner auch de
angeführten Zahlen durch ausgebreitetere Erfahrungen auf diesem ©
Gebiete mehrfach verändert ausfallen dürften, so bieten sie doch hin: ©
längliche Anhaltspunkte um sagen zu können, dass die böhmische
Krone, wie sie heutzutage das relativ bedeutendste
7
Steuerkontigent liefert, auch in jenen Jahrhunderteu
nicht nur die verlässlichste aber auch die bei Weitem
überwiegende Steuerquote der österreichischen Herr-
scher gewesen war.
Ueber die Mittel zur Bezahlung der erwähnten königl. Schulden,
wie dieselben von der böhm. Kammer ausgearbeitet und vorge-
schlagen wurden, hat sich das bezügliche Schriftstück erhalten,
welches zugleich mit der Proposition den am Generallandtage zu
- Prag versammelten Ständen zur Begutachtung vorgelegt wurde. Das
Schriftstůck ist in Originalkoncept und Abschrift, beides in böhm.
‚Sprache vorhanden.
Dieses Schriftstück ist der Spiegel der Grundsätze über Finanzen
und Oekonomie, welche in der böhm. Kammer — mit modernem
Namen: Finanzministerium der böhm. Krone — vorherrschten, und
die bedeutend kontrastiren mit den oft kindischen Finanzmassregeln,
welche zu jener Zeit in anderen Ländern getroffen wurden.
Die wirklich modernen Grundsätze und Vorschläge, welche in
der genannten Schrift entwickelt werden, geben Zeugniss von der
hohen Entwickelung finanzpolitischer Gedanken in Böhmen.
Vor Allem wird der von der Kammer schon im Jahre 1571
gemachte Vorschlag wiederholt, statt anderer bisheriger Steuern eine
Grundsteuer nach Ausmass und Beschaffenheit des Bodens ein-
zuführen.
Die bedeutendste Steuer in Böhmen zur Zeit Ferdinands I. war
eine Vermögenssteuer, seit 1567 wurde eine Haussteuer von herr-
schaftlichen, städtischen und Unterthanenhäusern oder Feuerstätten
entrichtet. Die Repartition und Einhebung dieser Steuern von den
Unterthanen geschah durch die Obrigkeiten, welche für sich und ihre
Unterthanen Bekenntnissbriefe den Steuereinnehmern vorlegten, auf
deren Grundlage die Steuer entrichtet wurde.
Nach diesem Systeme war der Unterthan nicht nur dem guten
Willen seines Herrn überlassen, aber auch der königl. Fiskus fand
dabei seine Rechnung nicht.
Die Grundsätze der böhm. Kammer über die in Vorschlag ge-
brachte Grundsteuer, wenn wir sie mit jenen im Jahre 1571 ent-
wickelten verbinden, sind folgende:
1. Die Steuer von der Hube (län, 250 auf eine böhm. Quadrat-
8
meile gerechnet) ist allgemein, sie soll gezahlt werden vom Adel ®
und den Bauern, von Städten und Geistlichen ohne Unterschied.
2. Das ganze Land und der Besitz eines jeden Grundbesitzers ER
soll nach Huben vermessen werden.
3. Weil die Beschaffenheit und Güte des Bodens verspůn aj ist,
sollen die Stände besondere Personen erwählen, welche im Laufe des
nächsten Jahres untersuchen sollen, wie viel in einem jeden Kreise an
der Bern (Steuer) von der Hube gezahlt werden sollund wie dies mit
Beobachtung billiger Gleichheit am erspriesslichsten geschehen könnte.
4. Der unterthänige Bauer, der mit anderen Giebigkeiten be-
lastet ist, soll in dieser Beziehung beim Ausmasse der Steuer berück-
sichtigt werden.
Das sind Vorschläge zur Gründung eines ständigen Steuer-
katasters, zur Steuerleistung nach Ausmass und Ertrag des Bodens,
und zur Eruirung dieser Verhältnisse durch Landeskommissionen.
Die Steuer von der Hube oder einem gewissen Bodenmasse
wurde namentlich in Ländern von geringerem Umfange, in Branden-
burg, von Ländern der böhm. Krone in Glatz und anderwärts schon
sehr früh geleistet; der Fortschritt, der sich jedoch in unseren
eitirten Vorschlägen der böhm. Kammer zeigt, liegt nicht nur in dem
Vorschlage zur gleichmässigen Ausmessung der ganzen ausgedehnten
Länder durch die Landesregierung sondern auch und vor Allem in
der beabsichtigten Klassifikation des Bodens.
Auf denselben Grundsätzen beruht auch unsere moderne
Grundsteuer.
Dieser an sich so einfache und richtige Gedanke, einmal als
solcher erkannt, konnte durch dessen Nichtannahme durch die Stände
im Jahre 1571 und 1579 nicht verloren gehen; er lebte auch noch
im 17. Jahrhundert fort.
Die im 16. Jahrhunderte übliche Steuer nach Ansässigkeiten,
wenn man die Ansässigkeit im Ausmasse einer Hube versteht und
beweisen würde, dass das Ausmass einer Hube nach der Boden-
qualität wechselte, würde ein wenn auch noch sehr unvollkommener
Ausdruck der oben entwickelten Gedanken sein.
Im 17. und 18. Jahrhundert berechnete man die Steuer in den
böhmischen Ländern noch immer nach Ansässigkeiten, jedoch wurde
zuletzt ein gewisser Betrag in Geld festgesetzt und durch Division
in den oft sehr willkührlich geschätzten Gesammtertrag des Bodens,
der Häuser, Gewerbe und sonstiger Einkünfte die Anzahl der An ©
sässigkeiten gewonnen.
9
Die Durchführung der modernen Grundsätze bezüglich der
Grundsteuer erfolgte erst durch Josef II.
Der demnächst erste Vorschlag der königl. Kammer zur Be-
zahlung der Schulden Rudolfs II. geht auf die Besteuerung des
Weinausschanks. Der Weinbau wurde damals in Böhmen in ausge-
dehntem Masse betrieben. So haben im Jahre 1577 bei einer aus-
gezeichneten Weinlese bloss die Weingärten der Umgebung Prags einen
Ertrag von 200.000 Eimern geliefert.
Unser Gewährsmann berechnet darnach die Weinproduktion
von ganz Böhmen im genannten Jahre auf 600.000 Eimer; für
mittlere Jahre auf die Hälfte.
Im Ganzen sollten die vom Lande zu übernehmenden Schulden
binnen 14 Jahren bezahlt werden. Für den Fall, als manche Gläu-
biger so lange zu warten sich nicht gedulden wollten, werden den
Ständen einige Finanzoperationen vorgeschlagen, unter denen die
besondere Beachtung verdienende von uns in folgende Punkte ge-
fasst werden kann:
1. Die Stände sollten einen Ausschuss mit einem Direktor aus
ihrer Mitte wählen, und denselben mit einer dauernden Vollmacht
versehen.
2. Der Zweck dieses Ausschusses sollte nicht bloss das Hand-
haben des Steuerwesens sein, sondern auch die Operationen enthalten,
die zum Wohle des Landes und der Einzelnen mit dem Kredite des
Landes unternommen werden sollten.
3. Derselbe Ausschuss soll Gelder auf Zinsen, auch Kapitale
auf ewige 5 prct. Zinsen aufnehmen.
4. Den Bewohnern des Landes zu ihren Bedürfnissen Kapitale
gegen hinreichende Sicherheit — also auf Pfand oder Hypothek —
und gegen Zinsen leihen; und
5. das Grundkapital zu diesen Kreditoperationen durch die
bisher todt erliegenden Waisenkapitalien, die den Waisen verzinst
werden sollten, gewonnen werden.
In diesen fünf Punkten ist der Vorschlag zu einer
Landes-Kredit- und Hypothekenbank vollständig ent-
halten.
Die Hypothekengeschäfte dieses projektirten Institutes hätten
bei dem Bestande der Landtafel als Landesgrundbuch in unserem
Vaterlande einen ebenso bedeutenden Aufschwung als Einfluss auf
die Wohlfahrtsverhältnisse des Landes nehmen müssen, und Böhmen
10
hätte sich eines Fortschrittes rühmen können, der damals in PRE E-
Ländern nicht nur nicht erhört, ja für damals selbst unmöglich war!
Unsere erste Hypothekenbank in Böhmen datirt seit wenigen
Jahren. So viel mir bekannt, wurden die ersten Institute dieser ©
Art in Schlesien zur Zeit Friedrichs II. errichtet. Nicht uninteressant
ist, dass Friedrich II. zur Gründung der berliner Bank ao bu,
die Waisenkapitalen benützte. BR,
Die Verhandlungen, welche über diese Gegenstände im habt “
Generallandtage im Jahre 1579 gepflogen wurden, können wir leider ©
nicht verfolgen, da sich darůber, so viel bekannt, keine Nachrichten
erhalten kaben; ja man scheint ins Detail gar nicht eingegangen zu
sein, weil das Land ohne seinen Rath und Vorwissen gemachte
Schulden nicht übernehmen konnte und wollte. ER
In den beschlossenen Landtagsartikeln heisst es bloss: „Die
Stände hätten nicht finden können, wie sie welche
Schulden S. Majestät übernehmen könnten, dasievor -
Allem darüber, dass diese Schulden in Folge eines Be-
dürfnisses oder Not dieses Landes, oder mit Wissen
des Rates dieser Krone gemacht worden wären, keine
Wissenschaft hätten.“
Sezení třídy pro mathemaliku a vědy přírodní dne 19. ledna 1870.
Přítomní členové: pp. J. Krejčí, K. Zenger, Fr. Studnicka ©
Tilšer, Gust. Schmidt. Hosté: Prof. Dr. Gabr. Blažek, SED |
Vesely, prof. Salaba.
Pan prof. Blažek měl přednášku o osách souměrnosti.
Známá z analytické geometrie poučka, že součet čtverců pravo- ©
úhelných průmětů dané vzdálenosti na dvě pravoúhlé osy v rovině ©
neb na tři pravoúhlé osy v prostoru, rovná se veličině stálé, jest ©
jen zvláštním případem všeobecného pravidla, dle něhož součet © ©
čtverců pravoúhelných průmětů obmezené přímky na souměrné 08 ©
jest veličinou stálou, nazýváme-li totiž osami gouměrnými přímky = a
vedené pevným bodem, jimiž se dělí rovina neb prostor na shodné © ý
úhly neb úhelníky; patrně shodují se osy naše s přímkami vedenými —
skrze středobod a skrze rohy pravidelných mnohoúhelníků M rn
neb mnohostěnů v prostoru.
Abychom dokázali stručně poučku naši, vpišme do va zá
do koule s poloměrem = 1, pravidelný mnohoúhelník neb mnohostě
11
a položme pak do každého rohu hmotu = 4, tak že hmota dvou
bodů protilehlých obnáší 1. Moment setrvalosti X, hmotné této sou-
stavy jest pak s ohledem ke každé středobodem vedené ose tentýž.
Uzavírá-li osa, k níž se vztahuje moment, s přímkami, jež spojují
středobod s rohy, úhly ©, &, « - . An, jest
K, = sim? a, + sin” a, +... + sin? &
veličinou stálou, a tedy, anot sin? « a cos* « se doplňují na -1, jest
taktéž
K = cos? «, -E 608* a, — ... — (08% 01,
veličinou stálou, čímž poučka naše jest dokázána.
Abychom číselnou hodnotu veličiny K pro případ roviny vyme-
zili, promítněmež na osy naše dvě k sobě kolmé přímky, jichž délka
1. obnáší; způsobem tím bude
K = cos? u, + cos? «a, + ... + cos? an,
K = sin? a, + sim? Uz + ... + sin? 0.
Ze součtu obou rovnic následuje bezprostředně
BR u
V prostoru promítněmež tři k sobě kolmé, opět = 1 dlouhé
přímky na osy; uzavírá-li jedna z těchto s oněmi úhly «, B, y, tak
že cos* « + cos? B — cos? y = 1, pak máme
K = cos* a, -F 608? az + ... © (08% m,
K = cos? By + cos? B3 + ... + cos? By,
K = cos? y, + 00s% 43- ... — (08% In,
© z čehož vyplývá sečítáním
W
K:es EUR
Právě dokázané poučky lze upotřebiti k vyvinutí několika vlast-
ností ellipsoidu.
Uzavírá-li poloměr 7 ellipsoidu s poloosami a, d, c s těmito
úhly «, B, y, známo že
1 cos? & cos? cos?
y? = a? R: b? : + ec? : 3
Součet čtverců převrácených hodnot » souměrně položených
-poloměrů v ellipsoidu jest tedy veličinou stálou
n 1 1 1
tar)
c?
Jak již v jiné přednášce praveno, považovati lze každý elipsoid
S poloosami a, b, c za deformací koule s poloměrem © tím způsobem,
12
že ke každému bodu x, y, 2 na kouli náleží na ellipsoidu bod se v
souřadnicemi
ax by cz
73 9ı T 9 Tg
ke každému kolem koule opsanému pravidelnému mnohostěnu patří
podobně kolem ellipsoidu opsaný mnohostěn nejmenšího krychel-
ného obsahu.
Jestli f obsahem mnohoúhelníku na povrchu pravidelného mnoho-
stěnu kolem koule opsaného a zavírá-li kolmice roviny onoho mnoho-
úhelníku s hlavními osami úhly «, B, y; je-li dále f obsahem pří-
slušného mnohoúhelníku na povrchu mnohostěnu ellipsoidu opsaného,
» délkou kolmice spuštěné ze středobodu ellipsoidu na rovinu plochy
f, r poloměrem spojujícím středobod s bodem dotyčným plochy této
a ellipsoidu, následuje
p= (S abc fr } E en « B B ee =’)
008 2 10 cos? ß cos? y
= FR DEE c?
r? — a*costa + b?cos?ß + c?cos?y .
Z rovnic těchto a z pravidla z počátku dokázaného plyne bez-
prostředně poučka:
V každém kolem ellipsoidu opsaném mnohostěnu nejmenšího
krychelného obsahu jest veličinou stálou
1. součet čtverců obsahů ploch mnohostěn obmezujících ;
2. součet čtverců převrácených hodnot kolmic ze středobodu
ellipsoidu na tyto plochy spuštěných ;
9. součet čtverců poloměrů spojujících, středobod s body do-
týčnými mnohostěnu a ellipsoidu.
Z prvního následuje konečně, že povrch naznačeného mnoho-
stěnu bude největším, mají-li plochy jeho vzájemně stejný obsah.
Prof. K. V. Zenger hielt einen Vortrag úber eine Art
von thermoelektrischen Ketten.
Prof. Dr. Fr. Studnička fůgt eine Notiz bei zu seiner frůher
4
mitgetheilten*) Charakteristik der Maxima oder Minima,
von Funktionen mehrerer Variablen.
Ist námlich, wie in der angefůhrten Abhandlung sh
V = fi? T 2 fna 81 & 4 fa13 033 +... fan >
die homogene Funktion zweiten Grades, von deren Zeichen die Ent- >
*) Siehe „Sitzungsbericht vom 16. März 1868.“
13
‚scheidung, ob Maximum oder Minimum, abhängt, so lässt sich die-
selbe nach bekannter Methode auch in eine Summe von Quadraten
-© verwandeln, so dass
V=H,X,’-+ X,
H, H, H,
E Beten
2
wo die Funktionen
N AR,
lineär sind und
BH H;, dr, RE FIR | H,
Invarianten der Funktion V oder in diesem Falle die bekannten
Hesse’schen Determinanten bezeichnen.
Hieraus folgt unmittelbar, dass allgemein
BH > 0,550 ea B 6
sein muss, damit
v>o
werde und ein Minimum eintrete, und dass
> „+ gerade
BEL AH >0,H,—0,..,, HZ, iinéerddě
Sein muss, damit
V<o
werde und ein Maximum von f anzeige, was mit den angefůhrten,
direkt entwickelten Bedingungen der citirten Abhandlung genau
übereinstimmt.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 24. Januar 1870.
Anwesend die Mitglieder: Tomek, Beneš, Daucha, Kolář,
Tieftrunk, Wrtätko.
Herr Professor Tomek hielt einen Vortrag: „Ueber die Ab-
stammung des Prager Erzbischofs Wolfram vom Škvorec, in welchem
er nachwies, dass dieser Erzbischof einer mächtigen Prager Bürger-
familie angehörte, deren Genealogie mit dem Jahre 1264 beginnt,
und welche bei Dalemil um das Jahr 1310 mit dem Namen Olbra-
moviei bezeichnet wird.
14
ER
Sitzung der Úlasse für Philosophie, Geschichte nk Pic E
am 7. Febrmar 1870. bí 19 a
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Beneš, Dau ei air
Koläf, Tieftrunk, Wrtätko. ER
Herr Bibliothekar Wrtätko hielt einen Vortrag: „ Ueber die :
von ihm in einer Taborer Handschrift gefundenen Fragmente eines. Sr
böhmischen Gedichtes aus dem 14. Jahrhunderte.
\
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften u
am 16. Februar. 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Kořistka, Sa
fařík, Mach, Durége; als Gäste die Herren Prof. Kůpýeš. 'Dr;
J. Müller, Dr. Weyr, Salaba, Preiss und Pänek.
Herr Dr. Weyr hielt einen Vortrag „Ueber höhere Imvo-
lutionen.“ I
1. Bedeutet z die Entfernung eines variablen Punktes m einer ©
Geraden G von einem festen Punkte Ó derselben Geraden und A
einen veränderlichen Parameter, so stellt die Gleichung OM
Tr) A pile) — 0 Al) SE
in welcher f und w ganze rationale Pe des nten Grades ER
sind, eine Punktinvolution »ten Grades auf der Geraden G vor © =
Jedem reelen Werte von A zwischen — oo und + 00 ent
spricht eine Gruppe von » Punkten m, m, ... . Mn, deren Parameter a
R 73 -es A die Wurzeln der Annas (1) sind. ae;
Für, A = 0 geht (1) in: £ SG
VA PPR (Ae a
über, woraus folgt, dass (2) auch eine Gruppe von Punkten liefert; Rn
für A = oo ergiebt sich: u
dz V 0bs2) ba
welche Gleichung eine zweite Gruppe von Punkten liefert. Hieraus
folgt, dass eine Involution durch zwei Punktgruppen (überhaupt zwei
Elementengruppen) bestimmt sei. Denn wenn die beiden gegeben RE
Le Gruppen durch die Gleichungen (2) und (3) dargestellt sind, so sh
* Gleichung (1) jede andere Involutionsgruppe dar. Et
2 Die Frage nach den Doppelelementen der Inolation kon
15
(1) zwei gleiche Wurzeln für z liefert. Eine Punktgruppe, in welcher
ein Doppelpunkt vorkommt, nennen wir eine Doppelpunktsgruppe.
Soll (1) eine zweifache Wurzel besitzen, so müssen die
Gleichungen:
f(x) — 4gl(ry) = 0
f'() — 49! (0) = 0
‚gleichzeitig bestehen, aus denen sich durch Elimination von z eine
Gleichung:
; v (A) = 0
ergiebt, welche in A vom 2(» — 1)ten Grade ist und die 2(1 — 1)
- Doppelpunktsgruppen liefert.*)
3. Wir wollen die 2(n — 1) Doppelelemente der Involution in
etwas anderer Weise bestimmen, indem wir eine Gleichung 2(» — 1)ten
Grades bilden werden, deren Wurzeln unmittelbar die Abscissen der
Doppelpunkte sind.
Wir wollen zwei Punkte m, p von G als entsprechende Punkte
bezeichnen, wenn sie einer und derselben Punktgruppe der Involution
angehören. Wenn x die Abscisse von m und % die Abscisse des
ersterem Punkte entsprechenden Punktes » ist, so müssen für ein
und denselben Wert von A die beiden Gleichungen bestehen:
f@) —Ayp(e)= 0 (4)
f(wy—A4g(y= 0"
Durch Elimination von A zwischen diesen beiden Gleichungen
- ergiebt sich eine Beziehung zwischen den Abscissen x, y zweier ent-
sprechenden Punkte; nähmlich:
T)yW)-FWPRA)=-09....:..- (5)
Die linke Seite der letzten Gleichung ändert bei Vertauschung
der Variablen z und y bloss das Zeichen und wird durch die An-
nahme z = y erfüllt. Hieraus folgt, dass
f (z) p (vy) — 1 (m e (z) = (z—y) F (9)
sein müsse, wobei F (<, y) eine symmetrische Funktion von x, y und
zwar vom (n — l)ten Grade ist.
Unterdrůckt man den Faktor (z — y), so ergibt sich als Be-
“ ziehungsgleichung zwischen zwei entsprechenden Punkten:
Fa ek A 5: (6)
Es fällt nieht schwer, die Form der letzten Gleichung im All-
gemeinen so wie in jedem speziellen Falle zu ermitteln.
*) Siehe Cremona’s ebene Curven pag. 28 der deutschen Uebersetzung,
16
Sei:
fo) = m 2" + m- ai.
9 (7) = ba X" + By a1 F 2 :
Dann kommen in dem Produkte f (z) 9 ( zwei Glieder von. ;
der Form:
An Ön_p X YP I Gn Dar K" P
und in f(y) 9 (x) die analogen Glieder:
Pe Die == NTP + np Di yo? gu—r
vor. Diese Glieder liefern für f (z) 9 (v) — f (v) 9 (x) ein Glied:
(An-r Da-p — UAn—p Bn—r) DUTY — (An Bn—p — An-p Dar)
an-P yer
oder:
An—r An—p
na bi
Es sei r<p also etwa 7 = p— s, so lässt sich vorstehender
Ausdruck in folgender Form schreiben :
(z ya? 82 ga—p gr)
An—r An—p
B „ES AU „dk 3 Ha y")
oder:
p ee — 4 a4 —2 s—1
| eat yh 000)
Wir Selle also zunächst, dass für r — p das Glied verschwindet -
(indem s — 0 wird. Es fallen also aus der Grösse f (z) e (4y)—
f (y) p (r) alle Glieder von der Form A ze ye weg. Jedes úbrig —
bleibende Glied enthält den Faktor + (z — y), je nach dem náhmlich —
r < p oder r >p ist. Die nach Unterdrückung des Faktors (z — Y)
zurückbleibende Funktion F (x, y) hat demnach Glieder von
der Form
| An Un—p |
(r <) z Mayer | Tr P (a a GBT72 y =... Pr }
Es 2 also jedes einzelne Glied von F (z, y) eine STERNE 2
Funktion und somit auch F (z, y) selbst. VER
4. Fůr » — 2 d. h. für eine quadratische Involution erhält man $
folgende erh zwischen x und y: EN:
(c++, p. 2,
FH 0+0 i
a, a, | | 42 8
| + FI END, by
x) Zen
17
Für eine eubische Involution erhält man:
A SE a, a, Uz 0,
ro, 2y@tYW)t| 5, by
(z* -+ zy-hy")
a, U
@+n+ b, b,
5. Um die Doppelpunkte der Involution zu erhalten, ist offen-
bar nur nöthig, in Gleichung (6) z = y zu setzen. Man erhält so
eine Gleichung F'(x,x) = 0, welche in x vom 2(n — l)ten Grade ist
und deren Wurzeln unmittelbar die Abscissen der Doppelpunkte
liefern. So ist z. B. die aus (8) entstehende Gleichung wenn 2 = y
gesetzt wird jene, welche die vier Doppelpunkte der cubischen
Involution:
(a, 2 +a,2°+a, 2 +a,)—A(b, 0 — 8,120, a-+4by)=0
liefert.
6. Von besonderem Interesse sind jene Involutionen, welche
„zwei nfache Elemente enthalten.
Wenn wir z. B. voraussetzen, dass im Punkte A, welchem die
Abscisse a zukommt, » Punkte einer Gruppe zusammen fallen, so ist
die Gleichung dieser Gruppe:
(z—a)—0;
ebenso ist die Gleichung einer im Punkte z = 5 vereinigten Gruppe:
(ze — bi = 0
und daher die Gleichung einer Involution welcher die »fachen Ele-
mente a, b angehören:
(£ — a" —-A(r —b" =0..... (9)
Hieraus folgt
a Lov
1a 461
wobei V A m verschiedene Werte annimmt, so dass wirklich jedem
A — Werte n Werte von z d. h. eine Punktgruppe der Involution
Vz
zugehört. Wenn A positiv ıst und der absolute Wert von Y A mit
A“ bezeichnet wird unter der Voraussetzung, dass m ungerade, so
lassen sich die übrigen (1 — 1) Werte von V A in der Form c A‘,
a? A, až A .;... "14° schreiben, wobei
2 II
n
Sitzungsberichte V. O
u = osy -+ 4 sm ist.
18
lan. welche der Reihe nach den Werten ho A jb "20 č ”
sprechen. Für die Abscissen der Punkte dieser Gruppen erhalten FR,
wir nun folgendes Schema:
di a a
Te 1
a BW 1 aa bz 9040000
E byo SAT KONI eu sj PV aky 17 sadě 1,
nen, o a -PRŮM age
: 1—4, 1—ar,. °°® Ia%
ae are S eo
Po ru npu aa een
Bilden wir nun die Doppelverháltnisse aus je vier unter ein-
ander stehenden Punkten so ergibt sich:
MER) de 4 IE 4 : řý
X" — 2% OR W W“ > ky A; 5 A, A,
vr i TBA C VR PBA TREE „M
%, a x, T A, A, A, A,
Wa — 2,°? u — at ah,‘ TR JAKLA
UZ nt Ta a AZ
we A,‘ Mý“ ? ALA
= Rko ASUS u. S W.
Man erhält, (mit [z," z,* w,* x,*] das Doppelverháltniss der ©
Punkte z,* z,* x,° x,* bezeichnet) folgendes Gleichungssystem
1 daly) — (23) Er ut) = (Kg Lila Aa udt. s :
Da man zu demselben Resultate gelangt, wenn man A negativ
und » gerade oder ungerade annimmt, so können wir folgenden be-
merkenswerten Satz aussprechen: „BesitzteineInvolutionnten
Grades zweinfache Elemente, so gruppiren sich die Ele-
mente der sämmtlichen Gruppen zu projektivischen
Gebilden.“
Eine interessante Anwendung des Satzes erhält man für Curven
nter Ordnung mit einem (n — 1)fachen Punkte und zwei (n— 1)-
punktig oskulierenden Geraden.
Legt man nämlich durch den Schnittpunkt dieser geraden
Strahlen, so bestimmen diese auf der Curve »punktige Gruppen,
welche mit dem (n — 1)fachen Punkte verbunden Strahlengruppen
einer Involution nten Grades liefern, für welche die beiden nach den
zwei Oskulationspunkten gehenden Strahlen zwei nfache Strahlen Re
sind. Man wird daher den obigen Satz auf derartige Curven sofort
anwenden können. er
19
Das ordentl. Mitglied Hr. Professor Šafařík hielt darauf folgen-
den Vortrag: Mineralogisch - chemische Mittheilungen
über neuere Vorkommnisse in Böhmen.
I. Der erste böhmische Diamant. Acht Meilen nord-
westlich von Prag, zwischen der Eger und dem Mittelgebirge, liegen
westlich von Libochowitz die bekannten Granatgruben von Dlaz-
kowitz, Podseditz und Triblitz, welche schon seit Langem ausge-
beutet werden, und im J. 1840 von Prof. A. E. Reuss im 1. Bande
seiner geologischen Skizzen aus Böhmen 8. 273—277 gründlich be-
schrieben sind. Es sind dies drei grosse flache Mulden, die grösste
etwa ! Quadratmeile umfassend, die unter einer wenig mächtigen
Rinde von Lehm und Ackerboden von einer 1—2 Klafter starken
Geröllschicht ausgefüllt sind. Das Gerölle besteht vorwiegend aus
Brocken von Basalt, daneben noch Gneiss, Sandstein, Plänerkalk, und
ist gemengt mit Sand und Grus. Letzterer führt neben vorwalten-
den Quarzkörnern auch Körner von Pyrop, Zirkon, Spinell, Korund,
- Chrysolit, Cyanit, selten Turmalin, ferner zahlreiche in Schwefelkies
— pseudomorph in Limonit — verwandelte zierliche Kreideversteine-
rungen. Der Sand wird (gegenwärtig zwischen Podseditz und Chra-
Stan, unweit der Chaussee von Lobositz nach Bilin) in primitiven Gru-
ben gegraben, gewaschen und der Pyrop ausgelesen, um als bekannter
und beliebter Edelstein — böhmischer Granat — verschliffen zu werden ;
die übrigen Steine werden wegen ihrer Unreinheit nicht beachtet, höch-
stens gelangt etwas davon in Mineraliensammlungen. Die Frau Gräfin
von Schönborn lässt indess die seltenen etwas ansehnlicheren Exem-
plare der neben dem Pyrop genannten Edelsteine sammeln, schleifen und
. zu kleinen Bijoux, fassen um sie als böhmische Souvenirs zu verwenden.
Bei den letzten im Spätherbst 1869 vorgenommenen Wäschen wurde
unter anderen lichten Steinchen eines ausgelesen, welches die Aufmerk-
samkeit des herrschaftlichen Steinschleifers, Hrn. Preissler zu
Skalka nächst Dlazkowitz dadurch erregte, dass es vom Schmirgel
nicht angegriffen wurde, im Gegentheile die Scheibe angriff, ja selbst
dem (zum Durchbohren der Pyropen verwendeten) Diamante wider-
stand, was bereits den Gedanken erregte, es könnte Diamant sein.
Herr Hauptkassier Ma$ek brachte das Steinchen im Januar 1870
nach Prag zu meinem Kollegen Herrn Professor Krejčí. Letzterer
- dringend in Anspruch genommen durch die Redaction und den Druck
der wissenschaftlichen Durchforschung von Böhmen, bat mich die
- genaue Untersuchung zu übernehmen, und ich ergreife hiemit die
‘ Gelegenheit Herrn Professor Krejčí meinen besten Dank für Ueber-
9
: lassung einer so interessanten TER ade
vorher von Hrn. Krejčí und Zenger unternommene Prüfung
© Kohinur an mehr als hundert Diamanten ‚gefunden. Auch i h
vorläufige Dichtenbestimmung am 12. Januar in Hrn. Krejčí's
wart unternommen sprach gegen die Diamantnatur, ebenso
larisirten Lichte. Am 13. Januar Morgens überzeugte ich mich.
dessen, dass das Steinchen Topas, Zirkon, Spinell und Chrysobe
ja sogar blauen Korund von Miask mit Leichtigkeit und tief vitz
Jahren zum Glasschneiden vorendě. liess nach jingeen Kahl
Reiben den Dlazkowitzer Stein gänzlich unver sehrt: dieser \
specifische Gewicht und fand im Mittel aus drei Versuchen das er:
solute- Gewicht — 0058 Gramm, den Gewichtsverlust in Wasser
bei + 20° — 00168, das spec. Gewicht —3'48. Auch alle übrigen
Eigenschaften stimmten. Die Farbe unseres Steines ist licht wein-
gelb, seine Form annähernd kubisch, mit sehr unebenen aber den-
noch glatten glänzenden Flächen, der grösste Durchmesser 4 der
kleinste 24 Mm.; auf der einen Seite besitzt er einen einspringen- k
den Winkel von mehr als 90°, was beweist, dass er ein unvollkommen p
ausgebildeter Zwillingskrystall ist; auf einer anderen Fläche trägt ;
er mehrere tiefe polygonale glatte Eindrücke von anderen Krystallen
Mehrzahl der Flächen schuppig oder blättrig mit zahllosen para) r
lelen Streifen (Krystallkanten) etwa wie Salpeter oder. sublimirter
zahlreiche vorragende Oktaöderflächen,
haft Bu ordentlich Are andere aus einem Aeeregato | ii
stört worden sein. Im polarisirten Lichte spielt er schwache
deutliche Farben; aber diese Anomalie hat Sir David Brewst
beim Diamanten schon längst beobachtet, und beim. Studiu
21
und eine geschliffene Raute (mit einem trefflichen federförmigen Ein-
schlusse), die ich verglich, noch schönere und lebhaftere Farben
‚zeigten als unser böhmischer Stein; auch eine grössere Anzahl
Diamantssplitter, wie sie zur Verbrennung in Vorlesungsversuchen
dienen, erschienen bei gekreuzten Nicols sámmtlich fárbig. Mikro- ‘
skopische Höhlungen oder Eiuschůsse konnte ich an unserem Steine
nicht bemerken. Was die Härte betrifft, so finden beim Diamant
bekanntlich zwei merkwürdige Umstände statt. Nicht nur ist das
Intervall zwischen Korund und Diamant unvergleichlich grösser als
zwischen irgend zwei anderen Nachbargraden der Härteskala, son-
dern es sind auch nicht alle Diamanten gleich hart: es gibt welche,
die jedem Schliffe widerstehen (Divelsteene der Holländer). Herr
Lenoir in Wien, von dem ich meinen Diamant vor 10 Jahren kaufte,
sagte mir damals, zum Glasschneiden werde nur ostindischer Diamant
verwendet, indem brasilischer nicht die nöthige Härte besitze. Ich ge-
stehe, dassich immer geneigt war, dieser Angabe zu misstrauen, und
den Unterschied auf eine blosse vortheilhaftere Gestalt der Kanten
zu beziehen; hier musste ich mich vom Gegentheile überzeugen:
ein spitziger brasilianischer Diamantsplitter mit dem ich unseren
Stein zu ritzen versuchte, verlor gänzlich seine Spitze, und selbst
der genannte braune ostindische Diamant scheint beim Reiben gegen
den Dlazkowitzer Stein seine äusserste feinste Kante verloren zu
haben, während der Dlažkowitzer Stein auch unter dem Mikroskope
keine Verletzung zeigte. Ich gab von dem Dlažkowitzer Funde so-
- gleich Nachricht in der Sitzung der naturwissenschaftlichen Sektion
des böhmischen Museums am 14. Januar, so wie in einem Briefe an
Herrn Professor H. Sainte Claire Deville in Paris (abgedruckt
in den Comptes-Rendus der Pariser Akademie vom 24. Januar) und
- an Herrn geheimen Rath G. Rose in Berlin (mitgetheilt in Pog-
gendorfis Analen 1870 Heft 1.), Für mich war an der Natur des
Steines kein Zweifel möglich, und jede weitere Untersuchung über-
flüssig; indess drůckten mir Gelehrte vom höchsten Range wie Herr
H. Sainte Claire Deville, Hr. J. Barrande u. a. den Wunsch aus, ich
möchte doch alle etwaigen Zweifel durch den Fundamentaiversuch,
Verbrennung in Sauerstofigase, heben. Dies geschah am 12. Februar
Vormittags, in meinem Laboratorio; der Erfolg des Versuches be-
stätigte einfach das Resultat der physikalischen Prüfung. Ich lasse
das unmittelbar nach dem Versuch aufgenommene Protokoll folgen.
Anwesend die Herren: Professor Krejčí, Pr ee Rochleder,
Professor Šafařík, Professor von Waltenhofen, Professor Ze
ger, Professor von Be ovich.
ter, von denen der grösste etwa imm. lang war,
Röhre aus hartem Glase in kohlensäurefreiem Sauerstoffgase zum
Rothglühen erhitzt; sie wurden zuerst milchig trübe, entzündeten ©
sich hernach und verbrannten mit glänzendem Lichte völlig ohne
Rest; nur einer der kleinsten Splitter, der nicht genug erhitzt worden 4 |
war, blieb getrübt zurück. Das entweichende Gas trübte deutlich Ba-
rytwasser. | FAR
Herr Krejčí bestätigte dass der Stein derselbe sei, der a jk
vom Kassier des Grafen Schönborn zur Untersuchung übergeben =
und an Hrn. Professor Safarik mitgetheilt war. =
(unterschrieben :) Prof. J. Krejčí. Prof. A. v. Waltenhofen. ©
Prof. Dr. Rochleder. Prof. K. W. Zenger. Ex
Prof. Dr. Šafařík. Prof. VR Zepharovich.
Der Stein hat durch diese Operation nur 2 Milligramme an
Gewicht verloren und ist so gut wie gänzlich unversehrt; der Eigen-
thümer von Dlažkowitz, Se. Erlaucht Graf von Schönborn hat den- ER
selben grossmüthig dem böhmischen Nationalmuseum geschenkt.
Ich habe auch von dem bestätigenden Verbrennungsversuche ©
der Pariser Akademie in der Sitzung vom 21. Februar durch Hons! © Re
Deville Mittheilung gemacht. Ich bedauere in meiner ersten Mitthei- —
lung an die Pariser Akademie ein vielleicht unverháltnissmássiges ©
Gewicht auf den Umstand gelegt zu haben, dass die Begleiter des
Diamants in Dlažkowitz (Zirkon, Korund u. A.) grösstentheis solche 3,
Mineralien seien, welche ursprünglich in Basalt vorkommen (z. B.
bei Expailly im Velay, Unkel am Rheine u. s. w.), und daraus den
Schluss gezogen zu haben, dass das Dlažkowitzer Vorkommen des FR
Diamants von allen bisher bekannten, welche durch ihren geologi- ©
schen Horizont (zwischen metamorphischen und ältesten Sedimen-
társchichten) sowie durch das Mitvorkommen von Gold und Plati
charakteristrt seien, gänzlich abweiche. Diese meine subjektive A
sicht hat nämlich Anlass zu Zweifeln gegeben, ob unser St
23
nicht zufällig anderswoher unter Dlazkowitzer Pyropensand gera-
then sei. Ausdrücklich ist dies z. B. gesagt in Nr. 14 der ausge-
zeichneten englischen Zeitschrift „Nature,“ welcher ich durch den
© berühmten Sonnenforscher Herrn J. N. Lockyer eine Notiz über
unseren Fund zukommen liess. Unglücklicherweise wurden durch
© Missverstándniss in der englischen Uebersetzung die „Granatgruben“
zu „Granitbrüchen“ (granite guarry), was dann natürlich zu gerech- _
tem Zweifel an der Realität eines so unerhört neuen Vorkommens .
Anlass gab. Ich glaube nicht erst versichern zu dürfen, dass ich auf
meine Bemerkung über den Ursprung der Dlažkowitzer Mineralien
gar kein Gewicht lege, um so mehr, als ich vergessen hatte darauf
aufmerksam zu machen, dass wenige Stunden gegen Westen, in
Meronitz, Pyrop mit denselben Begleitern wie zu Dlažkowitz in kom-
pakten Tertiärschichten eingewachsen vorkommt, welche ein kleines
von Basalthügeln umringtes Becken ausfüllen, und aus zersetzten
Brocken von Serpentin und Plánerkalk bestehen, die durch kalkiges
und kieseliges Cement zusammengekittet sind, was darauf hinweist,
dass der Basalt bei seiner wahrscheinlich submarinen Erhebung die
Plänerschichten zertrümmerte, und die in der Tiefe verborgenen Ser-
pentinmassen mitnahm. Herr Professor Reuss, der auch das Me-
ronitzer Vorkommen höchst gründlich beschreibt (I. c. I. 155.)
leitet die mit dem Pyrop vorkommenden Mineralien (den Chrysolit
ausgenommen) mit ebenso viel Recht nicht aus Basalt sondern aus
- Gneiss ab.
Eine „zufällige Beimengung von indischem Diamant zu bohmischem
Pyropensand in der Werkstätte des Steinschneiders“ ist hier ausge-
schlossen, weil der Steinschneider eben herrschaftlicher Steinschnei-
der ist, nur die zu Dlažkowitz gefundenen Steine für Rechnung des
Besitzers von Diažkowitz verarbeitet, und seine Werkstátte im Amts-
gebäude in unmittelbarer Nähe der Kanzleien hat, auch die Steine
von dem rechnungführenden Beamten zugezählt erhält und (was vor
Allem zu beachten ist) in seiner Werkstätte nie mit Diamanten zu
thun hat, jenen einzigen (festgemachten) ausgenommen, mit dem er die
Pyrope durchbohrt, Ich werde übrigens mit Herrn Prof. Krejčí
Dlazkowitz baldigst besuchen, und die nöthigen Schritte thun, um die
Authenticitát des Fundes gerichtlicht zu konstatiren.
Unterdessen bich ich so glücklich mich auf das Urtheil des
ersten Mineralogen Deutschlands, Herrn Geheimen Rath G. Rose in
Berlin berufen zu können, welchem der Dlažkowitzer Fund keinen
Anlass zum Zweifel bot. Am 31. Januar schrieb mir mein hochver-
ehrter Meister in Mineralogie: „Das Vorkommen der ne
Granatenlande Böhmen ist recht interessant, indessen. ist am E
das Vorkommen in Böhmen doch nicht so sehr verschieden von dem
in Brasilien. Die Granaten in Böhmen kommen doch ursprünglich
im Serpentin eingewachsen vor; man findet Serpentinstůcke mit. den
Granaten (Pyropen) in den Gerölllagern. Der Serpentin ist aber nie
ein ursprüngliches Gestein; er kann recht gut aus einem Hornblende-
schiefer oder einem ähnlichen Gestein entstanden sein, das mit dem ©
Itakolumit in Brasilien vorkommt, und worin auch, wieindem .
Itakolumite, Diamanten vorkommen. Hoffentlich wird man ©
in Böhmen bald mehr Diamanten finden, jetzt wo die Aufmerksamkeit
darauf gerichtet ist; wo einer sich findet, finden sich auch mehrere. ©
Die dreieckigen oder rhombischen kleinen Höhlungen auf der Ober-
fläche der Diamanten sind keine ungewöhnliche Erscheinung; ich ©
habe sie häufig bei unseren Diamanten. im mineralogischen Museum *
gesehen; doch finden sie sich hier nur auf den Oktaederflächen, und
ihre Wände gehen den Spaltungsflächen parallel.“ Die Stimme des
Mitentdeckers der uralischen Diamanten hat wohl einiges Gewicht. ©
II. Ueber böhmische Kaoline. Die Herren Johnston
und Blake haben im J. 1867 (Sillimans Journal [2] 43, 351) darauf ©
aufmerksam gemacht, dass die meisten von ihnen untersuchten Kao- ©
line sowie Breithaupts Nakrit und Genths Pholerit unter dm ©
Mikroskope der Hauptmasse nach aus weissen perlglánzenden sechssei- ©
tigen Schuppen bestehen, welche in heisser Salzsäure unlöslich sind, ©
die Dichte 26 und die Zusammensetzung Al, O, 28i0, 2HO = Al, — ;
Si, H, O, haben. Halloyit hat 4HO statt 2HO, und nimmt bei 2129 ©
die Zusammensetzung des Kaolins an; dagegen ist der Pholerit ©
Guillemin’s (1825) ganz anders zusammengesetzt und zwar Al? 0%. ©
3Si0,. 4HO. Hieher gehört der Pholerit von Fins (Frankreich), Naxos, ©
Schemnitz, Chemnitz, der Tuesit aus Schottland, das Steinmark von
Schlackenwald (Rammelsberg) u. s. w. Möglicherweise ist dieser ©
' Pholerit nichts als Kaolin mit freier Kieselsäure gemengt. Die krystal-
linische Basis der Kaoline nennen J. & B. Kaolinit. Ich habe be-
gounen die böhmischen Kaoline zu untersuchen und gefunden, dass ©
sie alle krystallinisch sind. Eine der herrlichsten Erscheinungen ist ©
pulveriger weisser Kaolin von Swarow, den ich Herrn Bergingenieur
Helmhacker verdanke: derselbe besteht ausschliesslich aus
schneeweissen perlglänzenden symmetrisch hexagonalen Blättchen
von 0.007 bis 0.040 Mm. Länge und äusserster Dünne, und ohne
25
Kaolin von Nučitz besteht aus grossen dicken vollkommen durch-
sichtigen Krystallschuppen, die zwischen gekreuzten Nicols kräftig
Farben spielen. Alle übrigen Kaoline, auch gemeine Töpferthone, aus
verschiedenen Gegenden Böhmens, bestehen entweder aus deutlichen
- Krystallen, oder doch aus Krystallkörnern und Krystallfragmenten,
_ die einen apolar wie Swarow, die anderen polarisirend wie Nučitz.
Ich werde den Zusammenhang der Formen und optischen Eigen-
schaften mit der chemischen Zusammensetzung verfolgen und seiner
Zeit darüber berichten.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
vom 21. Februar 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Hattala, Tomek, Beneš,
Daucha, Emler, Tieftrunk, Wrtätko, Zoubek; als Gäste
die Herren Cimbura, Drübek.
Professor Tomek hielt einen Vortrag: „Ueber die Handels-
verhältnisse Prags im 14. und am Anfang des 15. Jahrhunderts.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 7. März 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Hattala, Tomek, Daucha,
Tieftrunk, Wrtätko; als Gast Herr Javürek.
Professor Hattala hielt einen Vortrag: „Ueber die anlauten-
den Consonantengruppen im Böhmischen.“
Sitzung der (lasse für die mathem. und Naturwissenschaften
am 16. März 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, A. Frič, G. Schmidt,
v. Zepharovich, A. Nowak; als Gäste die Herren Em. Weyr,
Dr. Bořický, Dr. Krenner.
Dr. A. Frič hielt einen Vortrag: „Ueber die Vertheilung der
Cephalopoden im böhmischen Kreidegebürge.“
Der Vortragende legte die auf 15 Tafeln befindlichen Ab-
bildungen der Cephalopoden der böhmischen Kreideformation vor, die
26
er mit Dr. Schlönbach publicirt, und gab eine Uebersicht über deren.
Vertheilung in den einzelnen Schichten.
Die Koryeaner Schichten haben eine ganz selbstähldike
Cephalopodenfaune, indem keine der daselbst vorkommenden Arten
in den jüngeren Schichten wiedererscheint.
In den Weissenberger Schichten beginnt das Reich des
hiesigen Ammonites peramplus, welcher dann in den Malnitzer-
Iser- und Teplitzer Schichten überall vorkommt und vielleicht auch
sogar in die Priesener Schichten hinübergreift.
Ebenso geht durch alle diese Schichten auch Nautilus subla-
vigatus.
Die Priesener und Chlomeker Schichten haben viel eigenthům-
liches, was sie von den tiefer liegenden Schichten absondert und sind
besonders durch den Ammonites Dorbiguianus ausgezeichnet.
Die Vertheilung der Genera zeigt folgende Uebersicht:
\
|
|
Ji |
| 8 E če = un = = © s
VA BA š 8 3 ŠÍE n8s
EEENEEEE ==k=
3 S ESS 3 83m ©
po | Z | | 02 DI EHAN
Korycaner Schichten . . . .|1/2/2/1 — —|1[7| 7
Weissenberger Schichten (1 5|—| 1 —| 111191583
Malnitzer Schichten ELE in er ich 1
Iser Schichten . 3)2|—-111—[111178 4
| Teplitzer Schichten 112/211] —- 1-16]. —
| Priesener Schichten 11 7|—| 121,11 1113 8
Chlomeker Schichten . |1|2|8|1/,1|—1,09005
Sitzung der (lasse für die mathem. und Naturwissenschafien
am 30. März 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Tilšer, Stud-
nička und Zenger; als Gäste die Herren Prof. Blažek, A. Sa-
laba und Prof. Hausmann.
Herr Prof. K. W. Zenger hielt einen Vortrag: „Ueber den
von demselben angewendeten Differentialphotometer. (Die Abhandlung
wird im Aktenbande 1870 abgedruckt werden.
27
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 21. März 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Tomek, Doucha, Emler,
Tieftrunk, Zoubek; als Gast Herr H. Dr. Toman.
Dr. Hugo Toman hielt einen Vortrag: „Ueber die Schicksale
des böhmischen Staatsrechtes in den Jahren 1620 bis 1627.
Bisher war die Ansicht allgemein, die böhmische Verfassung
wäre nach dem J. 1620 in Folge der Revolution unterdrückt worden,
und nach einer siebenjährigen Herrschaft des Absolutismus wäre
durch die „verneuerte Landesordnung“ ein Theil des öffentlichen
Rechtes wieder hergestellt worden.
Bei genauer Forschung zeigt sich jedoch die Geschichte der
Jahre 1620 bis 1627 in einem wesentlich anderen Lichte.
Nach einem kurzen Zeitraume der faktischen Militärherrschaft
nach der Schlacht am Weissen Berge treten schon im J. 1622 An-
zeichen zu Tage, dass an einen Umsturz der alten böhmischen Ver-
fassung bisher gar nicht gedacht wurde, ja dass es in der Absicht
der Wiener Regierung lag, das durch den faktischen Kriegszustand
unterbrochene öffentliche Leben dem alten Rechte und der alten Ord-
nung gemäss sich fortentwickeln zu lassen.
Der bisherige königl. Kommissär Fürst von Liechtenstein kehrt
als „Statthalter SM.“ Anfang des J. 1622 von Wien nach Böhmen
zurück, und durch ihn werden nun einige bisher stillstehende Ge-
richte „der alten Ordnung“ gemäss wieder hergestellt, die königlichen
Beamten noch aus König Mathias Zeit werden nach und nach zurück-
berufen, und als endlich K. Ferdinand im Mai des Jahres 1623 per-
sönlich nach Böhmen kommt, werden von ihm (bis auf das Oberst-
burggrafenamt, welches durch den kurz vorher erfolgten Tod Adam.
von Waldstein erledigt wurde, und das in seinem Ressort durch den
Statthalter Liechtenstein gewiss vollständig ersetzt wurde) alle Landes-
ämter nach Anhörung „des Rates“ der Krone, insoweit sie erledigt
waren, wieder besetzt und alle Gerichtshöfe „nach altem Recht und
Herkommen“ wieder eröffnet. In dieser Weise hat auch das Land-
recht, der angesehenste Gerichtshof des Landes, zum erstenmal wieder
nach Wenzeslai des Jahres 1623 getagt, nachdem das königl. Appel-
lationsgericht schon lange vorher seine Thätigkeit begonnen hatte.
Beide Gerichtshöfe wurden erst theils durch die verneuerte
halten, und Kaiser Ferdinand II. hátte dies an jetzt, bei diese
ersten Aufenthalte in Prag höchstwahrscheinlich gethan, wenn
© be
nach Wien gezwungen hátten. Er versprach somit in öffentlichen en
Patenten, er würde noch vor Wenzeslai des Jahres 1623 nach Böhmen. SR
zurückkehren und einen allgemeinen Landtag ausschreiben lassen.
Diese faktische Restituzion der alten Rechtszustände Böhmens
wurde jedoch selbst einer königlichen Sankzion theilhaftig und zwar
durch die solenne Erklärung Kaiser Ferdinands II. vom 20. September
1623, welche verfassungsgemäss in die Landtafel an der Spitze ein
neu angelegten Quaterns einverleibt wurde. Ki
Nachdem in diesem Aktenstück der Wiederherstellung der Dr s“
desverwaltung durch Kaiser Ferdinand II. und zwar „nach altem Ge-
setz und Herkommen“ erwähnt wird, erklärt darin K. Ferdinand IL
. ferner: SR
„Auch sind wir nimmer gesonnen gewesen, ge-
denken auch nicht, unserer dieses Königreiches ge-
treuen Unterthanen Rechte zu vernichten oder zu ver- ©
kleinern, sondern sorgen vielmehreres, dass mit Vor-
behalt Een er königlichen Gewalt und Macht auch h
ohne Beleidigung Unseres Erbrechtes alle Stände
dieses Königreiches beiihren Rechten und Gerechtig-
keiten geschützt werden.“ |
Der einzige Vorbehalt, den K. Ferdinand für sich in Anspruch
nimmt, ist die Erblichkeit des Thrones, welche seit einiger Zeit in
Streit gezogen wurde, und durch die Absetzung K. Ferdinands IL
am entschiedensten von den Ständen bekämpft worden war. Na
Niederwerfung des Aufstandes. war es RE Bash K. Ferdinand
4
5
29
Königs verstanden werden muss, wie sie von dem bisherigen öffent-
lichen Rechte in Böhmen anerkannt war.
Es war somit das öffentliche Recht Böhmens zu dieser Zeit
(nachdem bisher selbst die Religionsfreiheit des Majestätsbriefes ge-
achtet wurde, und einzelne Massregeln, namentlich gegen protestan-
-© tische Prediger und Kalwiner, welche letztere in dem Majestätsbriefe
nicht begriffen waren, allein durch politische Motive entschuldigt
zu werden pflesten), bis auf den erwähnten Vorbehalt der Erblichkeit
der böhmischen Krone faktisch intakt und unbestritten,
aber auch vom Monarchen wieder hergestellt und feier-
lich anerkannt worden.
Dass man diese Ansicht auch noch hundert Jahre später ge-
theilt haben mag, beweist Weingartens Codex vom J. 1720,
. worin pag. 85 dieselbe Urkunde vom 20. September 1623 offenbar
absichtlich gefälscht erscheint. Es heisst dorten anstatt: Wir ge-
denken nicht ... Unserer getreuen Unterthanen Rechte zu vernichten
oder zu verkleinern ete, — Wir gedenken noch nicht ete.
Auch sind dort die Worte „alle Stände dieses König-
reichs“ ausgelassen, welche Fälschungen diese Stellen natürlich in
einem ganz anderen Sinne wiedergeben.
Die betreffende Stelle, wie wir sie oben angeführt haben, ist
wörtlich nach dem böhmischen Originale im Landtagsquaterne vom
Jahre 1623 sub A. 1. übersetzt.
Eine Aenderung in den Absichten der Wiener Regierung be-
züglich des alten böhmischen Verfassungsrechtes lässt sich erst im
Verlaufe des Jahres 1624 nachweisen, wo erst das zweideutige Spiel
von Wien aus beginnt.
Mit einer Revision der böhmischen Landesordnung wurden die
bóhm. obersten Landesbeamten höchst wahrscheinlich bei Kaiser Fer-
dinands II. Anwesenheit in Prag im Jahre 1623 betraut. Noch im
April des darauf folgenden Jahres wird ernstlich wegen Abhaltung
eines allgemeinen Landtages mit dem Fürsten Liechtenstein verhan-.
delt, und es heisst in einem Briefe Ferdinands II. an letzteren, die-
jenigen, welchen die Korrigirung der böhm. Landesordnung über-
tragen worden sei, mögen sich damit aufs äusserste beeilen, „damit
man auf angerestem Landtag (der noch vor dem 28. Oktober 1624
gehalten werden sollte), ohne sonderlichen Saumsal und
Zeitverlierung desto schleuniger fortfahren möge.“
Dies ist zugleich ein Beweiss, dass man zur Zeit an eine Aen-
derung der Landesordnung ohne Mitwirkung des Landtages no an:
nicht gedacht hatte. Bu ©
In der Folge wurde jedoch auch die Ahhallarag dieses Land- : n
tages hintertrieben, und als ‚darauf im realer des Jahres 1624 z
- landtágliche Bewilligung mit Hinweis auf Privilegien He Lade.
rechte sich widersetzt hatten, da wurde in Folge dessen ein Provi- vs
sorium, die sogenannten Zusammenkünfte (sjezdy) zu Hilfe genommen, Be.
wo von nun an die Kontributionen von dem Könige „begehrt“ nd
von den berufenen Landesbeamten und einigen anderen Ständen ds ©
Landes „bewilligt“ werden.
Ein besonderes Interesse gewährt ein bisher unbekanntes Aleten=
‚stück, die Antwort der auf einer solchen Zusammenkunft, versam-
melten Landesbeamten und Stände auf eine zweideutig gehaltene
Instruktion, welche K. Ferdinand II. seinen Kommissären nach Prag Ta
mitgegeben hatte und in der vom „veränderten Status des Königreichs“ ©
nach dem Weissenberger Siege gesprochen und überhaupt die stän-
dischen Privilegien in Zweifel gezogen werden. ER
In dieser ausführlichen Antwort der Landesbeamten, Landrechts-
beisitzer, Räte des Hof- und Kammerrechtes wird unter anderem
gesagt, „sie sprächen nicht etwa, um mit SM. in ein Disput sich ©
einzulassen, sondern um SM. über den Stand der Dinge und Landes- ©
rechte in Böhmen zu informiren. Alle Kontributionen wären von ©
alters her aus der Stände freiem Willen auf öffentlichen Landtagen ©
bewilligt, und es finde sich nicht, dass eine Steuer je durch kaiser- ©
oder königliche, vielweniger Statthalteramtspatenta von den Inwohnern ©
wäre gefordert worden. Nach dem Siege über die Rebellen hätte ©
man sich den Kontributionspatenten des Statthalters der Not halber, ®
da ja das Land theilweise selbst noch in Feindeshänden sich bear
funden, und gutwillig sich akkomodirt. He
Nun aber seien die Rebellen gestraft, und ihres Wissens keine RR
mehr im Lande sesshaft, das ganze Königreich mit getreuen SM. In- ©
wohnern besetzt, und diese getreuen Unterthanen eher einer Belohnung ©
als einer Verminderung ihrer politischen Privilegien gewärtig. 10,59
müsste ihnen um so schwerer und betrübender fallen, wenn ihre Privi- ©
legia in Zweifel gezogen werden sollten, nachdem ja Schlesien und
Mähren, theils ihre Landtage halten, oder ihre Steuern bis dato be-
willigen, die doch ex eodem crimine straffällig geworden. Achnlich
Oesterreich und Ungarn. , či
Die getreuen Inwohner dieses Kónigreiches müssten das 1
ra
31
verlassen und anderswo in SM. Landen, da sie ihre Freiheiten und
Privilegien zu geniessen hátten, sich sesshaft zu machen, Gelegenheit
suchen.
Nachdem SM. nun die Landesámter erneuert, die Land-
tafel purgirt, altes Herkommen und Gewohnheiten
ratifizirt, die Landrechte eröffnet, den Käufern der
konfiszirten Güter ihre früheren Rechte durch Gewähr
der Landtafel versichert: bäten sie allerunterthänigst, SM, ge-
ruhe diese gründliche, gehorsame Information sich nicht zuwider sein
lassen, sondern sie und alle Inwohner SM. treugehorsame Unterthanen
bei eben demselben Statu und ihrer Vorfahren Privilegien, alten löb-
lichen Gewohnheiten, Rechten und Gerechtigkeiten, „weil wir doch
nichts, so wider Gottes Ehreoder EKM. und des hochlöbl.
Haus Oesterreich Gerechtigkeit ist, prätendiren, dessen
EM. sich auch sub dato 20. Sept. 1623 unter EM. Hand und
Siegel gnädigst erboten, und solches durch eine Rela-
tion zur Landtafel gelegt und einverleibt ist, gnädigst
verbleiben und denselben zuwider nichts Neues und
Ungewöhnliches vorgehen lassen.“
Nach dieser Sprache war es noch nicht an der Zeit, ie Wiener
Pläne, die erst mit den siegreichen kaiserlichen Waffen immer deut-
licher und bestimmter hervortraten, jetzt schon offen darzulegen.
Man musste noch warten und temporisiren, bis das Land materiell
und damit auch zuletzt moralisch zu Grunde gerichtet sein würde,
um das widerstandslos ertragen zu können, was man ihm im Jahre
1627 bot.
Böhmen hat seine alte Verfassung durch die Revolution von
1618 weder verwirkt, noch eingebüsst, obschon man die Vergewaltigung
von 1627 mit grosser Mühe mit der Rebellion von 1620 zu recht-
fertigen trachtete.
Böhmen hat seine alte Verfassung durch unberech-
tigte Gewaltakte der damaligen Wiener Regierung ein-
gebüsst, wozu der Gedanke in Wien erst dann sich bot,
als das Waffenglück des Kaisers Macht in Deutschland
gehoben hatte und der rechtverletzenden Gewalt in
Böhmen kein Widerstand entgegengesetzt werden konnte.
32
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften FR:
am 30. März 1870. Wer
N
»
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Zenger, Stud- — :
nička, Tilšer; als Gäste die Herren: Prof. Dr. Blažek, Prof. 5
Hausmann und A. Salaba. Ben
Herr Prof. Tilscher beleuchtete in seinem in bóhmischer
Sprache gehaltenen Vortrage einige wesentliche Mängel, welche der
deskriptiven Geometrie seit ihrem Entstehen anhaften. Hierauf bě-
wies er, wie jene Mängel der Entwickelung der descriptiven Geometrie R
als Wissenschaft nothwendig hinderlich sein mussten, ohne dass bis-
her auch nur von einer Seite ein Versuch gemacht worden wäre —
dieselben zu beseitigen, indem die bisherigen Bemühungen, die descrip-
tive Geometrie methodischwissenschaftlicher zu gestalten, das Wesen
jener Mängel gar nicht beachtend, von eigentlichem Ziele eher abge-
wendet hatten.
Professor Tilscher legte dar, dass die berührten Mängel in der
von Monge eingeführten Methode ihren natürlichen Entstehungsgrund
haben, und führte sodann die Mittel an, durch deren Anwendung die
Methode der descriptiven Geometrie zu einer neuen umgestaltet
werden müsse, um diesem Zweige der Geometrie den Charakter einer
strengen Wissenschaft zu verleihen, ihr die Selbststäudigkeit der
Entwickelungen zu wahren und dieselbe zugleich in. vollkommene
Harmonie mit ihren An werdurgen in allen Spbáren der Industrie
und Kunst zu bringen.
Wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes und um die Einheit
der Entwickelung nicht zu stören, sprach der Vortragende die Ab-
sicht und zugleich den Wunsch aus, die vollständige Begrün-
dungseiner neuen Methode der descriptiven Geometrie in den
Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in
französischer Sprache demnächst zu veröffentlichen. Endlich machte
er die Mitheilung, dass das erste Heft seines auf diese Methode
basirten in böhmischer Sprache gearbeiten Werkes „Soustava deskrip-
tivní geometrie“, das alle .Theile der descriptiven Geometrie umfassen
soll, bereits zur Veröffentlichung gedruckt vorliegt.
neuen Differential-Photometer.“ (Der Vortrag wird in den Abhand-
lungen der Gesellschaft vom Jahre 1870 erscheinen.) :
33
Sezení třídy filologicko-historicke a filosofické dne 4. dubna 1870.
Přítomní členové: Erben, Tomek, Doucha, Emler, Kolář,
Tieftrunk, Vrtätko, Zoubek; co hosté pánové: Drůbek,
Pažout, Perwolf a Petera.
Pan K. J. Erben četl 0 „starých letopisech ruských, pokud se
týkají dějepisu českého doby nejstarší až do vymření Přemyslovcův.“
Výpisky z nich podané svědčí, že tehdáž ještě slovanstvo východní
západnímu tak odcizeno nebylo jako potom za věků pozdějších, nébrž
že vědomí kmenového příbuzenství, zejmena mezi Čechy a Rusy, po
celý ten věk v obou národech mělo ještě pevné kořeny. Doliöujit toho
svazky přátelské knížat a králů českých zejmena s velikými knížaty
kyjevskými a později haličskými, o nichž po celou dobu Přemyslovců
zmínky se činí, i časté výpravy českého lidu válečného do Rus na
pomoc knížatům ruským v jich bojích proti domácím i cizím ne:
přátelům.
Sitzung der mathem. naturhistorischen Úlasse am 27. April 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Safarik, Stud-
nička, Frič, Tilšer, Čelakovský, Blažek und Weyr; als
Gáste die Herren Dr. Bořický und Preiss.
Dr. Ant. Fritsch hielt folgenden Vortrag: „Ueber das Auf-
finden von neuen Thierresten aus der so genannten Brettelkohle von
Nyran bei Pilsen.“
Im Anschluss an meine früheren Mittheilungen über das Vor-
kommen von Fisch- und Saurierresten in den zur permischen Forma-
tion gehörigen Kohlen von Nyřan bin ich heute in der Lage eine
längere Reihe von Arten vorzulegen welche unsere Fauna der Perm-
formation in überraschend interessanter Weise bereichern.
Saurier.
1. Ein schlangenförmiger Saurier aus der Gruppe der
Labyrinthodonten mit zwergartig verkümmerten Vorderextremitäten.
Das beste Exemplar, das mir vom Herrn Bergwerksdirektor Pelikan
zur Untersuchung anvertraut wurde, ist vom Kopf bis zum Becken
80 mm. lang; zeigt einen fast dreieckigen Kopf, 33 Wirbel (bis
zum Becken) mit fast ganz gleich langen Rippen und einer Vorder-
extremitát mit 3 Zehen. Unsere Sammlung besitzt schon auch zahl
Sitzungsberichte IV, er
34
reiche gute Fragmente dieser Art, so dass eine Restaurirung des
ganzen Thieres bald möglich werden wird. Aehnliche Arten solien
in der letzten Zeit auch in England enden und von Prof. Huxley —
beschrieben worden sein.
2. Schädelfragmente eines mit Capitosaurus verwandten
Thieres. Dieselben deuten darauf hin, dass der Schädel beiläufig
10“ Länge gehabt haben muss. Das eine Fragment gehört dem Stirn-
bein an, das zweite zeigt einen Theil. des Augenhöhlenrandes und
beide scheinen von demselben Individuum herzustammen.
Fische.
3. Acanthodes sp. Gut erhaltene Exemplare von 3“ Länge,
mit sehr grossen Flossenstacheln. Die Schuppen sind 0:30““ gross und
an manchen Exemplaren ist auch die Seitenlinie gut erhalten. _
4. Xenacanthus Decheni. Zahlreiche Zähne bis zu einer
Grösse von 1“ nebst Fragmenten vom Kopfskelet.
5. Paläoniscus sp. Eine kleine Art mit grossen Augen.
Selten.
6. Eine Cycloidschuppe von 1“ Durchmesser; sehr dünn
und mit prachtvoll erhaltener Sculptur.
Crustaceen.
7. Estheria sp. 6‘ lang, 3'/,““ breit mit deutlicher Streifung ;
bisher nur in 2 Exemplaren.
8. Gampsonychus. sp. Gut erhaltene Exemplare mit Schale,
die unter dem Mikroskope das feinste Detail der einzelnen zarten
Körpertheile erkennen lassen, und welche eine Restauration möglich
machen werden, die einer nach einem frisch gefangenen Exemplar ge-
machten Zeichnung wohl gleichkommen dürfte.
Schlecht erhaltene Exemplare decken manche Handstücke zu
Hunderten.
Myriapoden.
9. Julus sp. Exemplare von 5 cm. Länge, 4 mm. Breite, mit
prachtvoll erhaltener Sculptur der Schale, die mit der jetzt in Nord-
amerika lebenden Art fast ganz übereinstimmt.
Auch die für jedes Segment zu zwei gehörigen Fusspaare sind
an den Exemplaren wohl erhalten.
10. Julus sp. an. Nov. Genus. ‚ Fragmente von 5 cm.
35
Länge und 8 mm. Breite, zeigen an den Segmenten circa 16 der
Längsachse des Körpers nach gestellte erhabene Leistchen in gleichen
Abständen. Von Kopf und Füssen konnte bisher nichts wahr-
genommen werden.
Da die Pflanzen, die mit diesen Resten vorkommen, nach deu
Untersuchungen des Herrn Ot. Feitsmantel zum Theil typische Formen
der Steinkohlenformation sind, so ist zu hoffen, dass die weiteren
Untersuchungen des Nyřaner Beckens uns wichtige Aufschlüsse über
die Grenzen zwischen der permischen und der Steinkohlenformation
liefern werden.
Die ausführliche Bearbeitung der oben angeführten Thierreste,
deren Zahl hoffentlich in der nächsten Zeit durch die Arbeiten des
Durchforschungs-Comites bedeutend vermehrt werden wird, wird vom
Gefertigten demnächst in Angriff genommen werden, dürfte aber wegen
der zahlreichen nöthigen Zeichnungen wohl längere Zeit in An-
spruch nehmen.
Darauf machte Herr Prof. Dr. Em. Boricky folgende „Mineralo-
gische Mittheilungen.“
ie
1. Uranotil, ein neues Mineralvon Welsendorfin Baiern.
Durch Herrn Dr. Čech kam mir ein feinfaseriges, oranggelbes
Mineral in die Hand, das auf einem körnigen Stücke schwarzblauen
antozonreichen Flussspathes in spärlicher Menge vorkam.
Eine vorläufige Untersuchung ergab, dass dasselbe ausser Spuren
von Chlor und geringen Mengen von Phosphorsäure und Eisenoxyd,
wesentlich Uranoxyd, Kalkerde, Kieselerde und Wasser enthält. Und
dieses Resultat gab der Vermuthung Raum, dass das Mineral ent-
weder ein Gemenge von Uranoxydhydrat und Kieselerde oder ein
wasserhaltiges Uranoxydsilikat sei.
Nach einiger Zeit erhielt ich auf Anregung des Herrn Dr. Čech
vom Herrn Rudolf Freyn, Hüttenassistenten in Sedlec, eine Sendung
kleiner Flussspatbstücke mit Uranmineralen nebst einer brieflichen
Mittheilung, der zu Folge Herr Freyn beim Zerschlagen des für die
hiesigen Hochöfen bestimmten Flussspathes aus Baiern ausser Baryt
und verschieden gefärbten Quarz drei Minerale beobachtete: a). ein
intensiv orangegelbes, faseriges mit frei auslaufenden Krystallspitzen ;
3*
36
b) grünlich gelbe Krystallblättchen (Kalkuranit) und c) violett AolwBRich
theils röthlich schwarze Schüppchen (Eisenrahm).
‚Die. Flussspathstücke mit den erwähnten Uranmineralen ih
sämmtlich mehr weniger schwärzlichblau, antozonreich,*) theils stenglig
und grosskörnig, theils kleinkörnig und dicht, und an den Spaltungs-
flächen‘ mit einem äusserst dünnen, schwärzlichen oder grünlich-
schwarzen, matten Anfluge (vermuthlich Uranpecherz) versehen. Be-
kanntlich ist das dunkle Pigment, das nach Wyrouboff **). von
imprägnirten Kohlenwasserstoffen herrührt, selbst in kleinen Stückchen
nicht gleichmässig vertheilt. Die stengligen und grosskörnigen Partien
sind gewöhnlich am dunkelsten gefärbt, zuweilen cavernös, von
Quarzadern durchzogen oder mit Drusenräumen versehen, deren
Wände mit Quarzrinden ausgekleidet sind. Diese bestehen aus gelb-
lich oder bráunlich gefärbten, selten pelluciden und farblosen Kıy-
ställchen (» P. P.), die je nach der "Beschaffenheit der Wandfláche
parallel oder strahlig, seltener unregelmässig angeordnet sind; auch
kommen dichte und cavernöse Quarzpartien mit Eindrücken von
Fluorit und (vermuthlich) von Baryt, sowie dichte, lamellare und
körnige Quarzadern mit bräunlichem oder lichtgelben Ocker vor.
Auf diesen Quarzdrusen pflegen zwei Minerale aufzutreten: ein
wasserhaltiges Uranoxydkalksilikat. und Uranit; für das erstere,
welches am häufigsten in strahligfaseriger Verietät vorkömmt, erlaube
ich mir — nach dem Vorschlage des Herrn Prof. Krejčí — den
Namen „Uranotil“ zu wählen.
In den mit Quarz ausgekleideten Drusenräumen erscheint der
Uranotil in äusserst feinen, citronengelben, ziemlich pelluciden, etwas
spröden Nadeln, die tkeils strahlig oder sternförmig, zu Büscheln
und Halbkügelchen, theils verworren gruppirt, zuweilen zusammen-
hängende Ueberzüge bilden. Die eingesprengten Partien des Uranotil
sind mehr weniger deutlich körnigstrahlig, beim Zerschlagen in fase-
rige, seidenglänzende Kegelstücke zerfallend, oder dicht, erdig und
matt; erstere sind meist oranggelb gefärbt, letztere lichter, gelb-
lichweiss, und zuweilen mit bräunlichem Ocker, feinkörnigen Fluorit
und Quarz gemenst.
In Betreff der Krystallgestallt der Nädelchen verdanke ich Herrn
Oberbergrath Prof. Dr. Ritter von Zepharovich folgende Mittheilung:
* Schönbein. Naturf. Ges. zu Basel III. 408. Vš EN
=. Wyroubotř. Bull. de la soc. chimique de Paris 1566 Mi 16 wu Bull. de la
(Soc. št de naturlistes de! Moscou. XXXIX. N. 3 199 7 iz
37
Die citronengeiben pellueiden Nädelchen sind höchstens 2 mm.
lang und 0°1--0:03 mm. breit. Unter „dem Mikroskop zeigen die
völlig homogenen, rektangulár begrenzten Nadeln in der Vertical-Zone
zwei paralleie breitere («) zwischen zwei Paaren äusserst; schmaler
Flächen (m); das obere (freie) Ende erscheint durch ein ungemein
schmales Fláchenpaar (%) in einer Zone mit der breiten Vertical-
fláche liegend abgeschlossen, während an dem unteren Ende der
Nadeln häufig ' eine zur Breitfläche senkrechte Spaltfläche auf-
zutreten scheint. Die Kantenwinkel der Verticalflächen liessen sich
an dem grössten und best ausgebildeten Nädelchen‘ mit dem Mit-
scherlichschen Goniometer bei vorgeschobener Lupe durch Einstellen
auf den stärksten Reflex der Flächen eben noch annähernd bestimmen ;
ich fand als Mittel’ aus 25 Messungen:
a:m = 98° mit den Grenzwerthen 979 —- 100°
m mZi164 (i, : 1609 — 170%
An einem Kryställchen wurden drei der Kanten'a : m zwischen 97“
und 999 40‘, die vierte aber 1039 30“, m: m 163° 35“, die paral-
lelen aber 158° gefunden; bei den so geringen Breitedimensionen
der Flächen sind solche Unterschiede in den Kantenwinkeln gewiss
nicht auffallend und darf man wohl diese Krystalle als rhombische
betrachten, als Combinationen von »P(m) und oP% (a) mit einem
nicht messbaren Brachydoma (»); die wahrscheinliche Spaltfläche
wäre nach oP. Mit der Annahme des rhombischen Systems stimmen
auch die unter dem Mikroskop auf den »P& Flächen beobachteten
rectanguláren Vertiefungsgestalten, sowie das Verhalten der doppel-
brechenden Nadeln im polarisirten Lichte, indem sich der Parallelis-
mus einer optischen Hauptschnittsebene und der Prismenkanten
feststellen liess.“
Die zarten Nädelchen sind etwas spröde; die strahlig faserigen
Partien sind mit dem Nagel ritzbar; die dichten, mit feinen Quarz-
und Fluoritkörnern gemensten Partien pflegen härter zu sein. Der
Strich ist lichter als die Farbe des Minerals. Das spez. Gewicht
der strahligfaserigen Partien = 39595.. (ausgeführt mittelst des
Pyknometers mit 0'392 Gr. bei 13° C.).
Eine Gewichtsmenge von 1'3075 Gr. ziemlich reiner Substanz
über Chlorkalzium getrocknet, ergab einen Gewichtsverlust von 0°004 Gr.
Vor dem Löthrohr in der Platinzange geglüht wird der Uranotil
schwarz, die zarten Fasern bleiben unversehrt, und das Pulver des
geglühten Uranotil ist dunkel graugrůn; im Platintiegel geglüht wird
derselbe gelblichbraun, minder pellucid und stärker seidenglänzend.
38
Im Wasserdekokt sind Spuren von Chlor (wahrscheinlich an ein
Alkali gebunden) nachweisbar.
In warmer Salzsäure löst sich der in kleinen Partikeln ange-
wandte Uranotil mit Ausscheidung flockiger Kieselerde leicht auf;
die getrockneten Flocken der Kieselerde zeigen faserige Zusammen-
setzung und Seidenglanz, welche Eigenschaften selbst nach dem
Schmelzen mit zweifach schwefelsaurem Kali (bei gleichbleibendem
Gewichte der Kieselerde nicht verloren gehen *) Die salzsaure Lösung
gibt mit Schwefelwasserstoff einen sehr geringen schwärzlichen
Niederschlag, der aus einer grösseren Menge unreiner Probe gewonnen,
wesentlich aus Schwefelblei bestand; Amon bewirkt einen licht-
gelben Niederschlag, der sich in kohlensaurem Amoniak bis auf einen
je nach der Reinheit der Substanz mehr weniger geringen bräun-
lichen Rückstand vollkommen auflöst.
Die ersten drei Colonnen (I, II., III.) enthalten das Resultat
der Analysen in proc., die IV. C. enthält das arithm. Mittel der
drei Analysen, die V. und VI. die Sauerstoffverhältnisse.
*) Aehnliches über die aus dem Chrysotil ausgeschiedene Kieselerde berichtet
Kobell. Neues Jahrbuch für Min. und G.»1866. 569.
39
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E, o do AT nS 0519
= 687.0 | 9988-0 | "19 86G.T | -SyoTmag
| HUIS0MISAY
HA | TA A "Al DI | II 2!
:[Noueif, sop osSSTUGOBIT oyosıskleuy
40
Aus den Sauerstoffverháltnissen der Colonne VL resultirt die
Formel des reinen Uranotil:
3U,0,. CaO. 3Si0, + 9 HO,
die als isomorphe Mischung. des Singulosilikates mit UrapOS VN
angesehen,
U;0,. 510, + CaO S10, — 3ag + 2[U,0,. 3HO] oder
Ca. U. Si, O; —+3H,0
U, 0; + 6H,0
unter die Halbsilikate (Singulosilikate}: Rammelsbergs VI. Gruppe,
etwa an Thompsonit*) anschliessend, eingereiht werden kann.
Diese Formel erfordert die in der VII. Colonne verzeichneten
proc. Gewichtsantheile, wenn (man von der Vertretung des Uran-
oxydes durch geringe Mengen von Eisenoxyd und Thonerde absieht.
Sowohl in krystallographischer als in chemischer Beziehung
scheint dem Uranotil BER Uranophan**):
[" (R AL, Ši, 0, 080) |
E IRU Si, 0, + H,0|
| 8 U 0,- H,0[,
der bis jetzt nur aus Kupferberg in Schlesien hekannt ist, nahe
zu stehen.
2. Uranit.
In áhnlichen, dunkeln, antozonreichen Flussspathstůcken findet
sich auch der Uranit (Autunit) vor. Ein Fluoritstůck zeigte den-
selben in einer Höhlung, in deren Nähe die Fluoritsubstanz sehwarz
und sehr cavernös war; in einem anderen Stücke sass ein Aggregat
von Uranitbláttchen mitten in einem Drusenraum auf- einer Quarz-
druse, die mit schimmernden röthlichschwarzen Schüppchen (Eisen-
rahm) bestreut war.
Der Uranit erscheint entweder in einzelnen tafelförmigen,
sehr dünnen, zeisiggrünen Krystallen oder in Aggregaten dünner
Täfelchen, die treppenfórmig über einander gelagert sind. Aggregate
grösserer Täfelchen haben eine schwefelgelbe Farbe, die von einer
zwischengedrängten, gelben, fein ockerigen Substanz — welche auch
*) Jahrbuch der deut. geolog. Ges. 1869. 1. H. S. 12.
**) Jahrbuch der deut. geolog. Ges. 1859. S. 384 und
Jahrbuch der deut. geolog. Ges. 1869. S. 92. a
41
ganze Aggregate, sowie die unter ‘ihnen befindlichen Quarzdrusen
theilweise überdeckt — herzurühren scheint. Die dünsten Täfelchen
sind rein und pellucid, auf den basischen Flächen, die sich durch
Perlmutterglanz auszeichnen, fein gerieft.
Grünliche, äusserst dünne Schüppchen und feine erdige Anflüge,
die mit dem Uranit wahrscheinlich identisch sind, erscheinen an den
schwärzlich angeflogenen, matten. Spaltungsflächen des Fluorit und
sind auch anderen Stellen, die sich durch grünlichen Schimmer zu
erkennen geben, fein eingesprengt.
3. Eisenglanz (Eisenglimmer, Eisenrahm).
Eines der Fluoritstücke, ausgezeichnet durch einen mit Uranit-
krystallen versehenen Drusenraum, enthält über einer Quarzrinde
dünne Lage einer fein pulverigen röthlichschwarzen, schimmernden
Substanz, die sich unter der Lupe als Anhäufung von zarten, metal-
lisch glänzenden Schüppchen von röthlichem Strich. erweist und
wesentlich aus Eisenoxyd besteht, daher theils als Eisenglimmer, theils
als Eisenrahm bezeichnet, werden kann. Auch die Quarzkrystalle der
angrenzenden Drusenräume sind mit dem Eisenrahm. spärlich be-
streut und einzeine Höhlungen mit demselben ausgefüllt. Der Eisen-
rahm kommt auch mit violetter Flussspatherde gemengt vor. Des
Eisenglanzes, der zuweilen dem Quarz eingesprengt ist, sowie der
violetten Flussspatherde der Welsenberger Flussspathgänge erwähnt
eine Notiz des Correspondenz-Blattes des zoolog. min. Vereines in
Regensburg, (1855. Flussspathgánge im Granit des Welsenberges.)
In Betreff des Fundortes unterliegt es keinem Zweifel, dass dieser
Fluorit von Welsendorf (in der Nähe der Bahnstation Schwandorf
in Baiern) stammt. Im Gebiete der krystallinischen Gesteine. des;
Oberpfälzischen Gebirges von der Donau an bis zum. Fichtelgebirge
kommen bekanntlich*) Flussspath-Quarz- und Baryt führende Gänge
vielfach vor, die nach Gümbel der sog, barytischen Bleiformation an-
gehören, Der bedeutendste dieser Gangzüge ist der Weidinger Gang-
‚zug, der wesentlich aus Quarz mit einbrechendem Flussspath und
Baryt besteht und hie und da Bleiglanz, Cerussit und Pyromorphit
eingesprengt enthält. In diesem Gangzuge finden sich nur am
7) Gümbel, Geognost. Bemerkungen über das Vorkommen des antozonhaltigen
Flnssipsties am Welsenberg in der Oberpfalz, (Münch. Akad. 1863.); ;
42
Welsenberge Flussspáthe vor, die einigermassen reich an Antozon
sind. Hier treten im Granit zwei Gänge auf: der Welsenberger (am
Gipfel des Berges) und der Welsendorfer (am Fusse des Berges).
Den ersteren bezeichnet C. v. Beust*) als einen Bleiglanz und Kies
führenden, den letzteren als Flussspath, Baryt und Quarz führenden Gang.
Zur Bestimmung des Alters dieser Gänge bemerkt C. v. Beust,
dass der von ihnen bei Pingarten durchsetzte Porfyr — (und durch
Eruption der Porphyre sind nach Gümbel die sich später durch
Mineralabsatz füllenden Gangspalten entstanden) — Sandsteinbrocken
aus dem Rothliegenden und der Kohlenformation einschliesst.
IL.
Fichtelit von Borkovic (im Täbor.-K.)
In den Torflagern von Borkovic. kommen zerklüftete Baum-
stämme vor, die mit einer festen gelblich oder graulichweissen harz-
artigen Substanz imprägnirt und deren Spaltwände mit Krusten und
zusammenhängenden Tiberzügen derselben bedeckt sind. Ein Holz-
stück dieser Art brachte mir Herr Assistent A. Slavík aus dem er-
wähnten Fundorte, der mit dem von Redvitz in Baiern viele Aehn-
lichkeit zu haben scheint.
Die Krusten und Uiberzüge des harzartigen Minerals bestehen
aus dünnen, übereinandergelagerten, nach zwei sich schief kreuzenden
Richtungen spaltbaren Lamellen, die geruchlos, rein weiss, durch-
sichtig und glasglänzend, in zusammenhängenden Uiberzügen jedoch
graulichweiss und perlmutterglänzend sind; zwischen den Fingern
lassen sich dieselben ohne fettiges Anfühlen zerreiben. Das Mineral
schmilzt äusserst leicht zu einer klaren ölartigen Flüssigkeit (bei
etwa 43° C.) welche wieder krystallinisch erstarrt. Vor dem Erstarren
bleibt es längere Zeit halbflüssig und klebrie. Es verbrennt sehr
leicht mit russender Flamme ohne Rückstand.
Reine Partikeln bleiben auf dem Wasser schwimmen; in Wás-
serigem Alkohol fallen sie sogleich zu Boden; auf dem Wasser ge-
schmolzen krystallisiren beim Erstarren grössere Partien in Form
strahliger Aggregate, deren Strahlen aus glasglänzenden, durch-
sichtigen, nadelförmigen Krystallen bestehen; kleinere Partien er-
starren in Form fetter Flecke. Im Aether löst sich das Mineral mit
Hinterlassung des gelblichen oder bräunlichen (organischen) Pigmentes
*) Die Gänge der baryt. Bleiformation (Berg u. Hüttenm, Ztg. XXIII. Nr. 14. 116.)
bh 2
43
leicht auf, wobei anfangs die Lamellen reiner und durchsichtiger
werden und die schiefgekreuzte Riefung deutlicher hervortritt. Nach
Verdunstung der ätherischen Lösung auf dem Uhrelase bleiben
dünne säulenförmige, stark geriefte Krystalle von monoklinischen
Habitus zurück.
In den meisten der erwähnten Eigenschaften stimmt dieses Mi-
neral mit Bromeis Fichtelit übereint.
Schliesslich hielt Herr Dr. Em. Weyr einen Vortrag: „Zur
Geometrie der Ourven dritter Ordmung“.
1. Die Gleichung einer Curve dritter Ordnung, bezogen auf ein
beliebiges schiefwinkeliges Parallelcoordinatensystem lautet:
AX? + bay + czy* + dy? + la? + fay—gy’ + he+iy+k=0... (1)
Soll der Coordinatenanfangspunkt ein Punkt der Curve sein,
so muss:
k=0,
und wenn er überdiess ein Doppelpunkt der Curve sein soll, so muss
auch noch:
== a0
sein, so dass sich die Gleichung einer Curve dritter Ordnung mit
einem Doppelpunkte, wenn man diesen zum Coordinatenanfangspunkt
nimmt, in der Form:
ax? + ba’y + exy” + dy“ + ex" + fay + gy" = 0
schreiben lässt.
Um den Schnittpunkt der Curve mit der Abscissenaxe zu er-
halten, hat man y — 0 zu setzen, was die Gleichung
ax? + ex? — 0
liefert.
Unterdrückt man den vom Doppelpunkte herrührenden Faktor
x”, so bleibt:
a t+e=0
woraus sich:
=
a
ergiebt. Soll nun die Abscissenaxe eine Tangente der Curve im
Doppelpunkte sein, so muss
8 =10
sein. © Ebenso ergibt sich, dass:
g=0
44
sein müsse, wenn auch die Ordinatenaxe eine Tangente der Curve
im Doppelpunkte sein soll. H
Die Gleichung einer Curve dritter Ordnung: mit einem Dopnely
punkte kann demnach, wenn man die Doppelpunktstangenten zu
Coordinatenaxen wählt, in die Form: »1
az? + ba’y + cay? + dy? + fay = 0
gebracht werden.
Setzt man f= — m, so geht die letzte Gleichung über in:
as? + dažy + cxy” + dy = may .... (2)
was also die Gleichung einer Curve dritter Ordnung mit einem Doppel-
punkte ist, wenn man die Doppelpanktstangenten zu Coordinatenaxen,
also den Doppelpunkt selbst zum Coordinatenanfangspunkt nimmt.
2. Eine durch den Doppelpunkt gehende Gerade 7 wird die
Curve dritter Ordnung, ausser im Doppelpunkte noch in einem an-
deren Punkte p schneiden, dessen Coordinaten man leicht wie folgt
bestimmen kann.
Die Gleichung einer durch den Doppelpunkt gehenden Geraden Tist::
y Enid (3)
da der Doppelpunkt zugleich der Coordinatenanfangspunkt ist. Führt
man den Werth von y aus Gleichung (3) in die Gleichung (2) ein, so
ergiebt sich:
w* (a + bt 4 cď* + dt?) = ma’t
und wenn man den vom Doppelpunkte herrührenden Faktor x” unter-
drückt, so bleibt
x (a + bt + ct” + dt?) = mt
woraus sich für die Abseisse des Punktes p der Wert
mí
at re S
ergibt. Gleichung (3) liefert endlich für die Ordinate von p den Ausdruck :
mt*
P ET Te (6)
Die Gleichungen (4) und (5) lehren, dass jedem Werte von 7
ein bestimmter Punkt p der Curve driter Ordnung entspricht, während‘
Gleichung (3) zeigt, dass umgekehrt auch jedem Punkte der Curve
ein bestimmter Wert von 7 entspricht,
Wir wollen der Kürze halber die Grösse č als den ge 15
des entsprechenden Curvenpunktes p bezeichnen. © O
3. Nachdem wir den Begriff des Parameters eines Punktes
unserer Curve festgestellt haben, wollen wir zum Beweise des nach-
stehenden fruchtbaren Satzes schreiten.
en
a,
+ lm dat
45
„Bildet man das Produkt der Parameter der. 3n
Schnittpunkte unserer Curve dritter Ordnung mit
einer beliebigen Curve »nter Ordnung, so ist es allemal
gleich der »-ten Potenz einer constanten, nur von der
Curve dritter Ordnung abhängigen Grösse.*
Ordnet man die allgemeine Gleichung einer Curve nter Ordnung
nach den fallenden Potenzen der Abszisse, so nimmt sie die Form an:
Age + (By + By) a + (G + Úy + Úy") 2...
(Lo+ Ly By*+. Dny) = 0... (6)
Um nun die Parameterwerte der Schnittpunkte dieser. Curve
nter Ordnung mit unserer Curve dritter Ordnung zu erhalten, braucht
man bloss aus (4) und (5) die Werte von x und y nach (6) einzu-
führen. ‘Man erhält auf diese Art die Gleichung:
n zn 2 aya—1l/n—1
de Ů koed
u ul
mt? m?t* met?
(bh nee
wobei der Kürze wegen:
arb He — dě zu
gesetzt wurde.
Schafft man den Nenner w" fort so bleibt:
A, mt (By u + B, mt?) ment. ....
(E W — L m už — .x:2.mt) = 0.
Diese Gleichung ist in é vom Grade 3», wie es auch sein muss,
da eine Curve dritter Ordnung von einer Curve mter Ordnung in 3»
Punkten geschnitten wird.
Der Coöficient von £°* ist, wie man leicht erkennt, die Grösse
Lg d" und das von č freie Glied ist Zp a". Wenn man also das
Produkt der sämmtlichen 34 Wurzeln der obigen Gleichung kurz mit
II (t) bezeichnet, so ist nach einem allgemein bekannten Satze:
„La:
M PTY- DI
11 (£) u ( 1) L, da
oder also: MÁV — 7)
Bezeichnet man die nur von der Curve dritter Ordnung ab-
hängige Constante ( —3) kurz mit % so ist:
JI Oele... (7)
wodurch der von uns aufgestellte Satz bewiesen ist.
4, Der vorstehende Satz lässt eine so vielfache und interessante
46
Anwendung zu, dass sich durch ihn der Geometer wie mit einem
Schlage im Besitze eines alle, die Curven dritter Ordnung mit einem
Doppelpunkte betreffenden Fragen beherrschenden Hilfsmittels be-
findet.
Es mag uns erlaubt sein nur einige der zunächstliegenden An-
wendungen des besagten Satzes zu machen.
Da man aus der Gleichung (7), wenn (34—1) von den Para-
metern bekannt sind, den erübrigenden »ten unzweideutig finden kann,
so liefert diess sofort folgenden auch für Curven dritter Ordnung im
allgemeinen bekannten Satz:
„AlleCurven n-ter Ordnung, welche durch (3r—1) auf
einer Curve dritter Ordnung vierter Classe liegende
Punktehindurchgehen, gehen noch durch einen weiteren
festen Punkt dieser Curve hindurch.“*) i
5. Wenn eine willkürliche Gerade @ unsere Curve dritter
Ordnung in drei Punkte č, 4, t, schneidet, deren drei Parameter
durch dieselben drei Buchstaben bezeichnet sein mögen, so ist:
he... (8)
Ist die Gerade G eine Tangente welche im Punkte 7, berührt,
während sie die Curve überdiess im Punkte , schneidet, so ist 4;
der Tangentialpunkt von 7, und es muss nach (8), wenn man statt č,
und t,, t, setzt und statt 7, dann 4,:
ch ds M (9)
welche Gleichung die Bosičhůng zwischen ( einem Punkte und dessen
Tangentialpunkte darstellt.
l
Aus (9) folgt:
woraus folgt, dass man aus einem Punkte t, der Curve an sie zwei
Tangenten legen könne, deren Berührungspunkte + Vz und Ví
2 2
sind und welche harmonisch liegen bezüglich der beiden Doppel-
punktstangenten.
Wenn G eine Inflexionstangente ist und weun j der Inflexions-
punkt ist, so muss nach (8):
ge
sein. Man erhält also drei Inflexionspunkte nähmlich
3 3 3
ZV: k=aVk ja= Mk
*) Vergleiche Cremona's ebene Curven pag. 65 der deutschen Ausgabe.
47
wobei V k den absoluten Wert der Cubikwurzel aus % vorstellt und
mit « die imagnäre Cubikwurzel der Einheit bezeichnet ist.
Da man:
lada Zk
hat, so folgt sofort der bekannte Satz:
„Die drei Infexionspunkte einer Curve dritter
Ordnung mit einem Doppelpunkte liegen in einer
Geraden.“
Man könnte noch eine ganze Menge von Anwendungen der
Gleichungen (8) und (9) machen, insbesondere auch auf die von Herrn
Prof. Durege behandelten, der Curve dritter Ordnung um- und ein-
geschriebene Vielecke und die Steiner’schen Polygone, doch müssen wir
diess dem Leser überlassen.
6. Wenn unsere Curve dritter Ordnung von einem beliebigen
Kegelschnitt in den sechs Punkten č,, %,, tz, ť,, t5, £, geschnitten
wird, so ist nach (7):
EZ AR A dz -ba l- (10)
Verbindet man die sechs ee durch Gerade,
so erhält man drei neue Schnittpunkte auf der Curve, welche wie
bekannt, in derselben Geraden liegen. Denn die drei Schnittpunkte
der Geraden 7, 4,, t,t,, tt, mit der Curve sind resp. a
ESA
Z T und da das Produkt ihrer Parameter wegen (10)
3.74 ER:
gleich % ist, so folgt nach (8) sofort, dass sie auf einer und derselben
Geraden liegen.
Für die neun Schnittpunkte einer beliebigen Curve dritter
Ordnung mit unserer Curve dritter Ordnung ist nach (7):
NE [>
und wenn also:
al
ist so muss:
zn =
sein was den bekannten Satz liefert:
„Liegen von den neuen. Schnittpunkten zweier
Curvendritter Ordnung sechs auf einem Kegelschnitt, so
liegen die drei übrigen auf einer Geraden.“
48
Um die Mitheilung nicht über die Massen auszudehnen, müsser
wir uns mit den wenigen Sätzen begnügen, aus denen jedoch hervor-
gehen dürfte, wie fruchtbar und leicht verwendbar unser Haupt-
satz ist.
Sitzung der (lasse für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 2. Mai 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Hattala, Tomek, Beneš,
Daucha, Zoubek; als ‚Gäste die Herren: Drůbek, Janda,
Cimbura, Pažaut.
Prof. Tomek bielt einen Vortrag: „Ueber die im 14. Jalu-
hunderte in Prag üblich gewesenen Vor- und Zumamen.“
Sezení třídy pro mathematiku a vedy přírodní dne 25, května 1870.
Přítomní členové: Krejčí, Šafařík, Blažek, Weyr; co
hosté pánové: Helmhacker, Dr. Bořický, prof. Müller a
Preis. | |
Pan Helmhacker přednášel o diadochitech v českém silwr-
ském útvaru.
Sezení třídy pro filosofii, dějepis a filologii, dne 30. května 1870 |
Přítomní členové: Tomek, Wocel, Erben, Emler, Tief-
trunk, Ed. Novotný; co hosté pánové: Pažout a Cimbura.
Pan prof. Tomek četl „o osobě pana Mikoláše, jeně v. 1409
dopomohl mistrům českým k dosažení tří hlasů v učem Pražském.
W Palackého Dějinách národa českého (w díle III. na str. 80)
čte se při wyprawowání o udělení tří hlasů národu českému w učení
Pražském od krále Wáclawa IV. roku 1409, že k uzawření králowu
w té wěci přispěl zwláště mnoho přímluwau swau pan Mikuláš z Lob-
kowic, tehdáž písař urbury králowské na Horách Kutnách.
O žiwotopise tohoto pána, „prwního nám z historie známého
předka slawného rodu někdy panůw, nyní knížat z Lobkowic,“ do-
kládá se při té přiležitosti, že byl synem někdy Marše z Ujezda,
i jsa jmenowán příjmím Chudý, zastáwal auřad swůj při králowské
K on L E OE ee NNN
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urbuře od r. 1406; w listinách Ze se nazýwá také brzy Nicolaus de
Praga, brzy de Miličowes (1407), brzy de Ujezd, od r. 1408 ale,
kdežto se stal pánem na Lobkowicích, nejprw Nicolaus Chudy de
Aujezd, potom jen z prosta Nicolaus de Lobkowic, od r. 1418 pak,
když mu král zastawil hrad Hasišteinský, „de Lobkowic et de Hasi-
stein.“ Roku 1416, prawí se dále, stal se nejwyšším písařem zemským
na místě Mikuláše z Okoře (s kterýmž mnozí ho matau); bojowal
we wálce husitské na straně králowské dosti udatně, a umřel r. 1435.
Dle poznámky na str. 83 nazýwal se také Nicolaus Augustini od domu
swého (řečeného dům Augustinůw) w Praze.
Staré zpráwy, které mluwí o tom, že se pan Mikuláš přičinil
o udělení tří hlasů národu českému, jsau dwě: 1. we wýpowědech
swědků (depositiones testium) sbíraných proti Husowi roku 1415,
kdež jeden, Wácslaw z Woděrad, mezi jiným swědčí, že slyšel Husa
hned brzy po wydání privilegia králowského o třech hlasích, an na
kázání prawil k lidem: „Pueri! laudetur Deus omnipotens, guia Teu-
tonicos exclusimus, et habemus propositum, pro quo institimus et
sumus victores; et specialiter regratiamini domino Nicolao Augustini,
guod iste ad preces nostras coram rege effecit; 2. w důtkliwém spise
proti Husitům (Invectiva contra Hussitas) sepsaném roku 1432, we
kterém se prawí: Item dictum Chudy Mikulaj, protonotarium regni,
gui natioaem eorum, hoc est Boemorum, pestifera dissensionis materia
in universitate tunc Pragensi, rege adhuc Wenceslao vivente, de
vocibus exorta, coram ipso rege totis promovit viribus et desiderium
cordis eorum in effectum perduxit, dignis laudum preconiis attolle-
bant et beatificabant. Tostea vero, guia erroribus ipsorum tune pro
magna parte pullulantibus et crescentibus, et pr&sertim erroribus
circa communionem utriusgue speciei currentibus, repugnavit, graviter
persecuti sunt.
Z jiných, dílem sauwěkých, pamětí dowídáme se, že pan Mi-
kuláš byl netoliko pfimluwcem u krále, aby udělil tří hlasů mistrům
českým, nýbrž potom i wykonatelem wůle králowy. Když totiž
mistři němečtí delší čas wáhali se nowé nařízení zachowáwati a přišel
čas nowých woleb rektora a děkanů fakult, který měl předsewzat
býti nowým řádem, jmenowal král Wácslaw sám nowé předstawené
university a fakult, Mikulášowi pak bylo uloženo jmenowané skutečně
uwésti w jich úřady.
O wykonání jím tohoto rozkazu we fakultě swobodných nauk
dáwá zpráwu matrika této fakulty (Monum. univ. Prag. Tom. I. 403),
kdež praví se: Anno domini 1409 die nona mensis Maji ego Simon
Sitzungsberichte IV, 4
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de Tyssnow, magister in artibus, propter dissensionem et discordias
quatuor nationum in universitate et magistrorum in facultate artium,
qui discordantes in electione decani non poterant pro decano con-
cordare, per serenissimum principem et dominum, dominum Wenceslaum,
Romanorum regem semper Augustum et Boemie regem, sum facul-
tati artium in decanum ejusdem facultatis prasentatus et per scabinos
majoris civitatis Pragensis nec .non per famosum Nicolaum, consilia-
rium pradicti domini regis, tanguam executores regalium literarum,
in possessionem positus et per praedictam facultatem acceptus.
Podobně wyprawuje o dosazení rektora krátká kronika Lipskä:
Anno domini eodem (1409) feria 5. proxima post festum Stanislai,
guod tunc temporis fuit ante dominicam, gua canitur Vocem jocundi-
tatis, (9. Maji) hora XIII. diei vel quasi tradita sunt insignia recto-
ratus per rectorem universitatis studii Pragensis, magistrum Heningum
Baltenhagen, videlicet sieillum universitatis et matrieula; gui metu
compulsus tradidit eadem in stuba facultatis, praesentibus fere ma-
gistris omnium quatuor nationum et omnibus consulibus majoris eivi-
tatis Pragensis, domino Nicolao notario urbarie in Montibus Chutnis.
Post hoc fuit lecta guadam litera domini regis publice in Curia col-
legii Caroli, in qua mandat dominus rex, ut magistrum Zdenkonem
de Labun recipiant in rectorem et magistrum Simonem de Tissnow
in decanum facultatis artium.
S tím pak obojím srownáwá se rukopis Wratislawský od roku
1459, uwedený Palackým (str. 84): Tanta supervenit nomine regis
impressio, ut guidam Johannes (má slauti Nicolaus) Augustini cum
scabinis civitatis Pragensis collegium et stubam facultatis artium in-
trarent armata et magna comitiva... extorserunt claves a rectore
pracedenti, qui fuit Teutonicus, et clenodia universitatis nec non
pecunias fisei facultatis artium una cum clavibus ad librariam rece-
perunt &c.
Prwní dwě zde uwedené zpráwy rozdělují se tim od sebe, Ze
w jedné jmenuje se přímluwce o udělení tří hlasů Mikulášem Augu-
stinowým, we druhé Mikulášem Chudým ; což přirozeně wedlo k do-
mnění, že oba tyto názwy jsau příjmí té samé osoby, poněwadž obě
zpráwy wztahují se k jednomu témuž skutku jisté osoby. Nicméně
zakládá se domnění toto na omyle, ježto jak míním ukázati Mikuláš
Augustinůw a Mikuláš Chudý byli skutečně dwě osoby, od sebe
rozdílné.
Co se předně týče příjmí Mikuláše Augustinowa, není názew
tento wzat wlastně od Augustinowa domu, ač dům ten skutečně ně-
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který čas náležel panu Mikulášowi, nýbrž od jistého Augustina
samého, totiž od Augustina apotekáře, rodem z Florentie, který při-
stěhowaw se do Prahy za času Karla IV, roku 1353 byl přijal
měšťanské práwo na Starém městě Pražském a náležel časem mezi
znamenitější měšťany téhož města. W létech 1378, 1394 i ještě
roku 1399, brzy před swau smrtí, byl konšelem. Od roku 1382 až
do roku 1386 náležel mu dům s winnicí na místě nynějšího kláštera
Alžbětinek na Nowém městě (č. 4418), který sobě kaupil prwé řeče-
ného roku od Onofora apotekáře, potom pak zase prodal měšťanu
Staroměstskému Mikulášowi Ortlowic. Hlawním jeho majetkem na
Starém městě byl dům řečený tehdáž u Mauřenínů (ad Aethiopes)
na nynějším malém náměstí, totiž wýchodně ležící část domu prů-
choditého (č. 459), kterým se chodí z malého náměstí do. ulice
Michalské. Zde nepochybně nacházela se jeho, apotéka. Mimo to
měl také dům w nynější ulici poštowské (č. 317) a za zdí městskau
na -té straně w místech nynějšího nábřeží dwa mlýny na řece Wltawě,
které se dle něho i později nazýwaly mlýny Augustinowými, též mlýn
na břehu Malostranském, který stäwal blíž západního konce nynějšího
železného mostu, ostrow nynější Střelecký s twrzí a zahradami na
něm, který spojowal jezy obojích oněch mlýnů na prawém i na lewém
břehu Wltawy, konečně také winnici na hoře Petříně nad Košíři.
Augustin apotekář zemřel roku 1400, nezůstawiw žádného po-
tomstwa. , Roku 1381 byl se za ním přistěhowal do Prahy, Matěj
z Florentie, syn sestry otce jeho, a přijal měšťanské práwo, k čemuž
Augustin poskyti jemu potřebného zaručení. Tento sestřenec jeho
zemřel wšak nejspíš prwé než on, pročež byla hlawní dědičkau Augu-
stinowau manželka jeho, jménem Woršila. S ní zasnaubil se ještě
téhož roku Mikuláš písař urbury králowské na Horách Kutnäch, a
dle ní jakožto wdowy Augustinowy nazýwal se od té doby Mikulášem
Augustinowým.
O rodu Mikulášowu není nám nic jiného s jistotau známo, nežli
že pocházel z Prahy, protože prwotné jinak se nenazýwal než Miku-
lášem z Prahy (Nicolaus de Praga). W jedné listině, we které by
byl sám měl příležitost uwésti jména swých předků, w zakladací
listině totiž oltáře sw. Kateřiny w kostele Pražském roku 1409, při
kterém nadal rozličné mše zádušní, činí se o nich zmínka jen docela
powšechná; prawí se totiž w listině té o wýročních službách za
Woršilu manželku jeko „a jiné jejich rodiče a předky“ (anniversario
Ursula uxoris Nicolai ac aliorum ipsorum. progenitorum et prade-
cessorum. — Lib. erect. IX. L. 3). Hned pak dále potom ustanowuje
4%
52
se také nadání na wýroční služby za Jana Zärowsk6ho (Henslinus de
Zarow), měšťana Pražského, aniž se co prawí o příbuzenstwí neb
jiném jakém poměru Mikulášowu k němu. W seznamu wšak nowě
přistupujících měšťanů Pražských w nejstarší knize Staroměstské od
r. 1310 nacházíme roku 1385 Mikuláše písaře Henslina Zárowského
(Nicolaus notarius Henslini de Zoraw), který toho roku přijal měšťan-
ské práwo. Možná, že to byl náš Mikuláš z Prahy, že totiž byl we
službě Jana Zárowského jakožto saukromý písař, jakž byl toho času
obyčej, že sobě znamenitější měšťané Pražští držíwali písaře takowé
k swým potřebám.
Později, totiž r. 1400, nacházíme Mikuláše z Prahy co písaře
podkomořího, tehdáž Sigmunda Hulera, rowněž měšťana Pražského,
(w knize Staroměstské od toho roku fol. 3), ještě pak téhož roku již
co písaře urbury králowské na Horách Kutnách (tamže fol. 12). Toho
roku, jak řečeno, zasnaubil se s Woršilau wdowau Augustinowau, a
nabyl tudy znamenitého jmění Augustinowa w Praze, jak jest wýše
popsáno. Woršila postaupila mu předně sama wšelikého swého práwa
na něm; poněwadž pak nejspíš práwo její se potýkalo s práwem krá-
lowským na odůmrť, wyžádal sobě Mikuláš roku 1401 udělení celého
toho jmění od krále, o čemž swědčí listina wložená do desk dwor-
ských i do městské knihy Starého města Pražského. © Mezitím wšak
již byl prodal jeden ze mlýnů Augustinowých hned r. 1400.
Když roku 1402 dne 6. Března král Wácslaw byl zajat od
bratra swého Sigmunda a později (w Čerwnu toho roku) odwezen
do Wídně, kdež wedlé jiného průwodu také podkomoří Sigmund
Huler s ním přebýwal, w Čechách pak byla Sigmundem zřízena jiná
wláda zemská ; není známo, co se za ten čas stalo s Mikulášem,
ježto z doby toho zajetí neděje se o něm nikdež žádná zmínka.
Když se wšak potom král Wácslaw roku 1403 (dne 11. Listop.) ze
zajetí swého wybawil a do Čech se nawrátil, odewzdal Mikulášowi
z Prahy úřad podkomořstwí na čas nepřítomnosti Hulera, který ještě
byl we Wídni zadržán. Mikuláš sprawowal tudy důležitý úřad tento
asi rok, totiž do náwratu Hulera roku 1404, po jehož znowu uwá-
zání se w službu nawrátil se ku předešlému úřadu swému co písař,
jinak nejwyšší písař, urbury králowské. I později býwal wšak odtud
nazýwán dřewním čili někdejším podkomořím králowstwí (antiguus
subcamerarius regni, pridem subcamerarius'), též pak již raddau
l) W knihách Staroměstských častěji w létech 1405, 1406, 1409 na listech
44, 68, 184, též roku 1408 w Lib. vetust. priv. antiquse civ. P. 98.
ŠÍ We
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krälowskau (consiliarius regis). Co takowý bywal při dwoře účasten
wšech rad o důležitých wěcech krälowstwi a užíwáno služeb jeho
při rozličných příležitostech. Tak byl roku 1408 spolu s arcibiskupem
Zbyňkem, Konradem biskupem Werdenským podkomorim, Lackem
z Krawař hofmistrem a Oldřichem z Hasenburka nejwyšším kuch-
mistrem smluwčím mezi králem a odbojným pánem Janem z Wildšteina
a jeho staupenci.!) Téhož roku nacházíme ho co swědka na listině
králowské wydané dne 4 Ledna na Žebráce, opět wedlé Konrada
biskupa Werdenského a hofmistra Lacka z Krawař.“) Roku 1410
smluwil spolu s Petrem Zmrzlíkem ze SwojSina, králowským minc-
mistrem, jednotu mezi Pražany a Horníky, kterau Pražané propustili
Horníkům u obce swobodné prowozowäni obchodů, Horníci pak Pra-
žanům zase dělání hor stříbrných bez obtěžowání jedněch od druhých
daněmi.“) Téhož roku zaneprázdněn byl co radda králowský také
w záležitosti Husowě, když se král Wácslaw dopisowáním ku kardi-
nálowi Odoni de Colonna wynasnažowal o odwolání obsílky do Říma
naň wydané.*) Roku 1411 smluwil spolu s jinými raddami králow-
skými narownání mezi králem Wácslawem IV. a Zbyňkem arcibiskupem
w tehdejších rozepřích pro Husa a knihy Wiklefowy.*) Roku 1413
byl relatorem při udělení důležitého privilegia Staroměstským na
rozličné starší i nowe přidané swobody“). Mezitím byl pak se stal
již roku 1410 nejwyšším písařem králowstwí českého, wedlé kteréhož
úřadu ještě některý čas, ač jak se zdá jen krátký, sprawowal spolu
také písařstwí urbury.
Wýnosné úřady, které zastáwal „opatrný“ čili „poctiwý“, po-
zději wšak již „slowutný“ Mikuláš z Prahy,’) poskytowaly mu mnoho
příležitosti k nabytí wětšího jmění. Již roku 1405 byl prodal ně-
kdejší dům Augustinůw u Mauřenínů za 341 kop grošů, a kaupil
sobě dům proti kostelu sw. Jiljí (č. 241), we kterém se předtím
1 později chowaly desky zemské, od Konrada probošta Mělnického,
prodal jej wšak již roku 1406 zase; nyní pak manželka jeho Wor-
1) Lib vetust. privil. 98.
2) Orig. archivi capituli Pragensis.
9) Lib. vetust. privil. 106.
+) Wiz u Palackého w Dějinách národu českého III—1. 106.
5) Tamže 114. Monum. univ. Prag. Tom. II. Pars II. 18.
6) Lib. vetustiss. privil. 114.
7) Prudens vir, honestus vir, nazýwá se w knize Staroměstské r. 1401, slo-
wutným wšak (famosus) ponejprw r. 1408. Názwy prwnější slušely měšťanům,
poslednější osobám stawu zemanského.
=
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šila kaupila roku 1407 nejprwé dům řečený u Srpü (č. 554, 555)
od syna mistrowa Janowa, kamenníkowa kostela Pražského, za 100
kop a k tomu roku 1410 také wětší wedlejší dům, řečený nyní
Sixtowský (č. 553), na rynku Staroměstském za 350 kop. Již toho
roku, jak se zdá, zemřela Woršila; nebo od roku 1411 byl Mikuláš.
již jediným držitelem domů těchto obau, w nichž nacházel se stálý
jeho příbytek. Roku 1414 prodal dům u Srpü Erhardowi Fictumowi,
wšak s wyminenim některých komnat a jiných částí, které pro po-
hodli swé přiwtělil k swému domu wedlejšímu.
Krom sweho jmění Pražského nabyl wšak Mikuláš mezitím také
jiných důchodů i také statků zemských. Když r: 1409 založil oltář
sw. Kateřiny w kostele Pražském řečený we mříži, obrátil k nadání
jeho platy we Lhotě Widläkow& w krajině u Benešowa, we Měcho-
lupích míli od Prahy, w Strkowicích u Žatče, w Lochynicích u Hradce
Králowé, w Tuchorazi blíž Brodu českého na zboží Petra z Klučowa;
w Malikowicích u Slaného a w Postupicích na zboží Wiléma Kostky.
W listině na toto nadání sepsané jmenuje se Mikuláš z Prahy po-
nejprw odjinud z Wožic, z čehož jest widěti, že musilo mu tehdáž
již náležeti místo toto buď celé buď s některau část. Tak též na-
zýwá se z Wožic i w létech 1410 až 1412, mezitím wšak již roku
1411 i 1412 také Mikulášem z Egerberka dle twrze w kraji Ža-
teckém, od roku pak 1413 prawidelně Mikulášem z Okoře dle zná-
mého zámku toho jména w krajině mezi Prahau a Slaným. W okolí
hradu tohoto náležely mu také Středokluky s twrzí a s podacím ko-
stelním, které wšak prodal roku 1415 měšťanu Pražskému Petrowi
Meziříčskému.“) Jmenowání wšak Mikuláše dle Augustina co prwního
manžela Woršily manželky jeho nepřišlo w zapomenutí ani w těchto
létech nejwětšího jeho powznešení. Jmenujet se ještě roku 1412
w jedné listině slowutným Mikulášem Augustinowým z Egerberka
(famosus vir Nicolaus Augustini de Egerberg).“) Roku 1415 neb 1416
zemřel, zůstawiw pokud známo jedinau dceru Dorotu, která žila ještě
roku 1442.) Hlawním dědicem jeho byl wšak Jindřich z Lažan dle
smlauwy mezi nimi o dědictví zawřené“)
Že Mikuláš z Okoře byl jiná osoba než Mikuláš z Lobkowie,
jest w Palackého dějinách národu českého i jinde dostatečně uká-
v) Archiv český III. 486.
2) Lib, erect. VII. 157.
5) Archiv český III. 526.
© Archiv český II. 193.
55
záno, a plyne to již z toho skutku, Ze Mikuláš z Okoře, jak tuto
powěděno, již roku 1416 byl mezi mrtwými, Mikuláš pak z Lobkowic
byl žiw do roku 1435. Z toho wšak následuje dále, že i jméno Mi-
kuláš Chudý wztahuje se na jinau osobu než jméno Mikuláš Augu-
stinůw. Příjmí Chudý náleží totiž práwě Mikulášowi z Lobkowic,
jak jest widěti k. p. z knih Confirmationum při roce 1412, kdež do-
sazuje se farář w Lobkowicích „de consensu Nicolai Chudy ibidem
de Lobcowicz“, aneb z listiny od roku 1419 w Archiwu Českém
(IV. 376), kdež se mezi jinými pány a zemany českými uwodí také
„Mikuláš z Lobkowic dictus Chudý. Že wšak Mikuláš Augustinůw
nebyl Mikuláš z Lobkowic, nýbrž Mikuláš z Okoře čili z Egerberka,
jest we předcházejícím žiwotopisném nástinu jeho ukázáno.
Jest nyní otázka, který z těchto dwau byl mocným přítelem
mistrů českých, který jim roku 1409 dopomohl tří hlasů w učení
Pražském, když se jím we zpráwách o tom jmenuje jednau Mikuláš
Chudý, jinde zase Mikuláš Augustinüw. Dle nejobeenější zásady
historické kritiky musíme tu zpráwám sauwěkým a starším dáti před-
nost před pozdějšími. Nejstarší a bezprostředný swědek skutku sa-
mého, Jan Hus, jmenuje toho, který přímluwau u krále wěc wymohl,
Mikuláše Augustinowa. Dle knihy děkanské fakulty swobodných umění
dosadil slowutný Mikuláš, radda králowský, prwního děkana této
fakulty dle nowého řádu; wíme pak aspoň, že Mikuláš Augustinůw
byl tehdáž mezi raddami králowými, což o Mikulášowi z Lobkowic
toho času nedá se twrditi. Krátká kronika Lipská prawi, že rektor
Henning z Baltenhagena odewzdal klíče Mikulášowi, písaři urbury na
Horách Kutnách; tím wšak roku 1409 byl Mikuláš Augustinůw, ni-
koli Mikuláš z Lobkowic: rukopis pak Wratislawský wýš oznámený,
ač teprw pozdější (od r. 1459), jmenuje při tomto skutku wýslowně
Jana Augustinowa (owšem mylně místo Mikuláše Augustinowa). Je-
diným tudy zřídlem, které rozhodnau přímluwu u krále Wácslawa
přičítá Mikulášowi Chudemu, to jest Mikulášowi z Lobkowic, jest tak
zwaná Invectiva contra Hussitas, sepsaná jak řečeno r. 1432. Udání
její zakládá se patrně na nějakém omyle. Že skladatel její byl
o osobě pana Mikuláše z Lobkowic wůbec zle zprawen, jest widěti
již z toho, že jej při zmínce o události roku 1409 nazýwá nejwyšším
písařem zemským (protonotarius regni), čímž ani Mikuláš z Lobkowic
ani Mikuláš z Prahy čili z Okoře tehdáž ještě nebyli. Zmatení těch
dwau osob od spisowatele již předce dwě desitileti od času onoho
skutku wzdáleného dá se wšak lehce pochopiti a wyložiti z toho, že
obadwa Mikulášowé bezprostředně následowali po sobě w týchž
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auřadech, tak totiž, že Mikuláš z Lobkowic byl náměstkem Mikuláše
z Okoře jak w písařstwí urbory na Horách Kutnách tak potom
w nejwyšším písařstwí zemském.
Sitzung der Ciasse für die mathem. und Naturwissenschafien
am 15. Juni 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, Šafařík, Stud-
nička, Weyr, als Gáste die Herren: O. Feistmantel, Jos. We-
selý und K. Preis.
Herr O. Feistmantel hielt einen Vortrag: „Ueber Pflanzen-
petrefacte aus dem Nyraner Gasschiefer sowie seine Lagerung und
sein Verhältniss zu den übrigen Schichten.“
In der neuesten Zeit hat der Nyřaner Gasschiefer, der seines
Bitumengehaltes wegen in unserer Hauptstadt Prag als Zusatz bei der
Gasbereitung reichlich in Verwendung steht, und in der Nyřaner Gegend
als „Brettelkohle“ oder „Plattelkohle“ bekannt ist, für die Natur-
wissenschaft überhaupt, und für die Geologie und Palaeontologie in
ihren beiden Zweigen, als Zoo- und Phytopalaeontologie insbesondere,
eine grosse Wichtigkeit erlangt.
Wenn wir uns in der Literatur, die sich auf die Steinkohlen-
formation des Pilsener Kreises bezieht, umsehen, so finden wir, dass
von denen, die bisher etwas über die Steinkohlenformation von Pilsen
oder über Erscheinungen aus derselben berichtet haben — wie Prof.
Zippe 1842, Prof. Krejčí 1853, Miksch 1853, Dr. Smetana 1853,
Prof. Reuss 1854, Prof. Reuss 1855, Wanke (Oberverwalter) 1855,
Lidl 1858, — erst Professor Geinitz im J. 1865 in seinem Werke:
„Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europas, I. Bd. pg.
301“ dieses Vorkommen erwähnt.
Nach ihm gehört dieser Gasschiefer in sein drittes Revier,
nämlich in das Blattnicer Revier; doch führt ihn Prof. Geinitz bloss
aus den Kohlenwerken des H. Pankrac von Nyřan an; er erwähnt
Petrefacte, aber bloss Pflanzenpetrefacte und von diesen wieder bloss
zwei Arten, nämlich: Oligocarpia Gutbieri Göpp. und Sphenopteris
Gravenhorsti Brgt. welche letztere vorwaltet, was auch ich bei meinen
Bestimmungen bestätiget fand. Doch legte Prof. Geinitz diesem
Vorkommen damals noch keine Wichtigkeit bei, weil ihm die übrigen
Pflanzenpetrefacte, sowie die interessanten Thierreste noch nicht bekannt
waren.
57
Doch heut zu Tage ist es anders; für uns hat dieser Gasschiefer
eine andere Wichtigkeit, und zwar hat er sie besonders durch 3 Mo-
mente erlangt, nämlich 1) durch sein Verhältniss zu den übrigen
Schichten 2) durch seine Ausbreitung und 3) durch seine organischen
Überreste.
Um das Verhältniss zu den übrigen Schichten kennen zu
lernen, besuchte ich heuer (1870) diese Gegend und fuhr in die
diessbezüglichen Schachte ein, und zwar zuerst in den Schacht im
Steinoujezd (Kamený Újezd). Da erlangte ich folgende Resultate:
Zu oberst Ackererde .
dann aufgelöster Sandstein
compacter Sandstein . . . . » in einer Gesammtmáchtigkeit von
2 2 CL Ten 2- fe 4 eo a
Kohlenschiefer . i
hierauf das erste Kohlenflötz (Hauptilötz) RAR NLA CHLSKCTLY 797
hierauf Koblenschiefer und Sandstein . ..... Mächtigkeit 15°
hierauf das zweite Flöfz (Umertotz) ... er 9925 Mächtiekeit 25%
hierauf wieder taubes Gestein . . . . . . . . . Mächtigkeit ?/,°
und endlich Grundgebirge, Silurische Sönferer) Etage B.
Hier ist also von dem Gasschiefer noch keine Spur; hier folgt
unter der Kohle sogleich Kohlenschiefer. Die Petrefacte finden sich
und zwar sehr zahlreich in der Firste des Kohlenflötzes, in seiner
unmittelbaren Nähe, vor. Besonders wiegen vor Lycopodiaceae, die
durch fast alle Gattungen vertreten sind und die Sigillariae, die 11
Species aufzuweisen haben, ebenso sind Calamiten ziemlich häufig,
seltener sind Farren.
Die Petrefacte hier kommen durchgehends auf grauem Schiefer
vor und haben, namentlich die Lepidodendra und Sigillariae, ihre
Rindensubstanz gut als Kohlenmasse erhalten.
Ähnlich gestaltet sind die Verhältnisse an dem etwas südlicher,
eiwa eine Viertel Stunde von Kameny Ujezd entfernten „Lazarus-
schachte“ ; hier folgen ebenfalls ganz regelmässig aufeinander Sand-
stein, Conglomerat, Kohlenschiefer, Kohlenflötz, taubes Gestein
und Grundgebirge; nur sind die Maassen in den Schichten etwas ver-
schieden, bedingt durch südliches Einfallen der Schichten, beim Ho-
rizontalbleiben der Oberfläche; auch hier ist vom Gasschiefer
keine Spur.
Der Pflanzenführende Kohlenschiefer ist hier etwas dunkler,
als der von Kamený Újezd.
Anders gestaltet bieten sich die Verháltnisse schon in dem
58
„Humboldschachte“ dar, der noch etwas südlicher gelegen und
wieder etwa eine '/, Stunde vom „Lazarusschachte“ entfernt ist
hier liegen ebenfalls: zu oberst Ackererde
hierauf aufgelöster Sandstein
hierauf compacter Sandstein
hierauf Conglomerat
grauer Kohlenschiefer
hierauf; Köhlenflötz, -kz = un Sale de
dann unmittelbar unter dem Flötze
an dasselbe anliegend der Gasschiefer
(Brettl- oder Plattelkohle) . . 154—18“ mächtig,
hierauf die übrigen Schichten bis auf’s Grundgebirge.
Die Kohle, die hier vorkommt, ist die sog. Glanzkohle, doch
auch sie bleibt in ihrer ganzen Ausdehnung nicht von gleicher Be-
schaffenheit, sondern an Stellen übergeht sie allmälig in eine Abart,
die ihren Glanz verliert, etwas dichter wird, eine etwas ins dunkel-
braune ziehende Farbe annimmt, grossmuscheligen Bruch zeigt und
beim Anschlagen klingt; überhanpt nimmt sie den Character der
engl. Cannelkohle an; aber auch von dieser Abart ist dann der Gas-
schiefer ganz deutlich zu unterscheiden, deren Unterfläche er
anliegt.
Was nun diesen Gasschiefer anbelangt, so ist er auch in seiner
ganzen Mächtigkeit nicht gleich rein, sondern stellenweise tritt in ihm
eine dünne Schicht festen, ziemlich harten Schiefers auf, der hier
„Schleifsteinschiefer“ genannt wird, ausserdem ist er stellenweise von
ganz dünnen Lagen eines bräunlichen Schiefers verunreinigt.
Ausserdem finden sich in ihm zahlreiche Eisenkiesausscheidungen.
Er ist bald von schwarzer, bald von dunkelbrauner Farbe, je-
nachdem er ganz rein oder etwas verunreinigt ist, darnach ist er dann
entweder spröde, wenn er rein und kohlenhaltig ist, oder zäh, wenn
er minder rein ist; beim Anschlagen klingt er; er ist ausserdem so
bitumenreich, dass er vom Kerzenlicht anbrennt.
Unter ähnlichen Verhältnissen tritt dieser Gasschiefer in den
Kohlenwerken des H. Pankrac bei Nyran auf, von hier war er zuerst
bekannt. An anderen Orten ist er bis jetzt nicht bekannt geworden,
selbst an den nächsten nicht, z. B. in Blatnic oder in Wilkischen.
Die grösste Wichtigkeit und das grösste Interesse nun bietet
dieser Schiefer dadurch, dass neben zahlreichen Thierresten, die schon
Herr Dr. Fri& besprach und die grösstentheils permischen Character
tragen, auch zahlreiche Arten von. Pflanzenabdrücken vorkommen,
Etwa über
30° mächtig
59
die aber vorwiegend den Charakter der Kohlenformation führen und
denen von anderen Fundorten der böhmischen Kohlenformation
analog sind.
Bisher habe ich unter den vorgekommenen Resten 44 Arten be-
stimmt, von denen 36 der Kohlenformation zufallen, und blos 8 als
der permischen Formation angehörend angeführt werden, worunter
sich zwar zwei Arten, nämlich: Walchia pinniformis Stbg. und Odon-
topteris Obtusiloba Naum. als Leitpflanzen Geinitz’s befinden.
Uebrigens will ich bemerken, dass, soviel ich gesehen zu haben
glaube, die Petrefacte am meisten in dem von Schieferthon verun-
reinigten Gasschiefer vorkommen, ausserdem will ich als Eigenthüm-
lichkeit hervorheben, dass die Substanz der Petrefacte häufig vom
feinvertheilten Eisenkies durchdrungen ist und sie dann ganz aus
Eisenkies bestehend erscheinen; am häufigsten habe ich es beobachtet
bei der Art: Cyothectes arborescens Göpp. und Lepidophyllum
majus Bgt.
Die Pfianzenpetrefacte sind durch fast alle Ordnungen vertreten,
die wieder die meisten Gattungen aufzuweisen haben. Ich will ver-
suchen sie hier etwas näher zu besprechen.
Die Ordnung der Eguisetaceae und Asterophylliteae ist ziemlich
sparsam vertreten.
Die Gattung Equisetites weist bloss eine Art, die Göppert iu
seiner „permischen Flora“ 1865, p. 29. tb 1 f. 1. und 2. anführt,
auf, nämlich den Equisetites contractus Göpp.
Aus der Gattung Calamites kam bis jetzt bloss Calamites Suckovi
Bgt. vor; und zwar besitzen wir ein gut erhaltenes Exemplar mit
zwei Gliedern und einem Gelenke, wo die Tubercula ziemlich gut
wahrnembar sind; ausserdem andere Exemplare, wo jedoch bloss
Reste der Rippen zu sehen sind. Die Substanz des ersterwähnten
bestebt aus faserigem Anthracit.
Vom Sphenophyllum Bgt. ist bis jetzt bloss eine Art, Spheno-
phyllum Schlothemi Bgt. bekannt, von der wir 3 Exemplare besitzen,
deren jedes aber bloss einen Blattwirtel darstellt; alle 3 Exemplare
stellen die Art mit zerschlitzten Blätterrändern dar.
Aus der Gattung Asterophyllites sind bis jetzt bloss 2 Arten
vorhanden, nämlich: Asterophyllites equisetiformis Bgt.; von der
Pflanze selbst bloss Bruchstücke; dagegen zahlreiche Fruchtähren.
Die 2te Art, Asterophyllites foliosus L. H. ist in einem etwas
vollkommenerem Exemplar vorhanden.
Die Ordnung der Filices ist die reichlichst vertretene; von den
—n te ké a se a er nn en dor zu = k. “ P
60
einzelnen Gattungen hat wieder die Gattung: Sphenopteris die meisten
Arten aufzuweisen. Sie zählt bisher 9 Arten, die der Steinkohlen-
formation angehören und 1 Art, die Göppert in seiner permischen
Flora anführt, nämlich die „Sphenopteris crassinervia Göpp. perm.
Flora 1805.p.90:1b.9" 1.79. 10.
Unter den erst erwähnten 9 Arten wiegt die Sphenopteris
Gravenhosti Bgt. bedeutend vor, was auch schon Geinitz in seinen
„Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europas etc. 1865,
p. 301 I. Bd.“ erwähnt. |
Als das interessanteste Vorkommen scheint mir unter den Sphe-
nopteriden die Art: Sphenopteris Asplenites Gtb. (v. Gubier in Gaea
v. Sachsen 1843, p. 76; Ettingshausen benannte diese alte Art als
eine neue Asplenites elegans Ettingh.; in der Steinkohlenflora von Stra-
donic 1852 p. 15, tb. 3 f. 1—3; tb. 4 f. 1—3) die bei uns in Böhmen
bei Stradonic häufig, bei Swinna bei Radnic selten, und bei Zdärek
bei Hronow ziemlich häufig vorkommt; und dann die Sphenopteris
macilenta L. H. (Lindley «. Hutton flora fossil of great Brittain
1833— 35, V. 2. p. 193 tb. 151; dann: Geinitz: „Versteinerungen
der Steinkohlenformation von Sachsen 1855; p. 14 tb. 23 £. 1.), die
bisher in Böhmen nur bei Stradonic (Liseker Becken) bei Beraun,
und in einem einzigen Fiederchen im Sphoerosiderit vom Weissen
Berge bei Pilsen bekannt war. Interessant scheint mir ihr
Vorkommen desshalb, weil sie bisher als echte Steinkohlenpflanzen
anzusehen waren, um nun mit Palaeoniscen und Xenacathen zu-
sammen vorkommen, wie wir diess noch bei anderen bemerken
werden.
Die Gattung Hymenophyllites hat sich uns in dem Gasschiefer
in 2 Arten erhalten und zwar: Hymenophyllites furcatus Brgt
(früher: Sphenopteris furcata Bgt., Sphenopteris acutiloba Bgt.) und
Hymenophyllites stipulatus Gtb. (früher: Sphenopteris rutaefolia
Gtb.) in ziemlich deutlichen, aber sparsamen Resten; beide Arten
kamen bisher bloss in der Steinkohlenformation vor.
Die Gattung Cyatheites (früher Pecopteris) ist durch 4 Arten
vertreten; unter diesen ist die häufigste Art der Cyatheites arbo-
rescens Göpp. (Pecopteris arborescens Bgt., Filicites arboreus Schlt.
und in permischen Cyathectes Schlotheim Göpp.) kommt zugleich
häufig und in grossen Exemplaren vor, sowol Wedeln als in ein-
zelnen Fiedern. Die Substanz dieser Art ist häufig von fein ver-
theiltem Eisenkies durchdrungen.
Die 3 übrigen Arten: Cyath. ackkast Ger., Cyath. Oreopteridis
61
Göpp. und Cyatheites Miltoni Göpp. hier untergeordneten Vorkommens
Die Gattung Alethopteris weist 3 Arten, die selbst in der übrigen
Kohlenformation nicht gar so häufig vorkommen, ziemlich zahlreich
auf; namentlich gilt dieses von der Alethonteris cristata Göpp. (Pe-
eopteris cristata Gtb.), die aber grösstentheils bloss in einzelnen
Fiederchen, aber ziemlich häufig und charakteristisch vorkommt.
Ebenso kommt die Alethopteris longifolia Stbg. bloss in ein-
zelnen Fiederchen vor, die aber gut erhaltene Nervatur besitzen.
Die 3. Art Alethopteris erosa v. Gtb. kommt etwas seltener als
die 2 früher erwähnten Arten vor, aber wir besitzen von ihr ausser
zahlreichen einzelnen Fiederchen ein gut erhaltenes Stück eines We-
dels mit 7 und 8 seitlichen Fiedern; die Substanz ist bei diesem
Stück in Antrazit verwandelt.
Die Gattung Neuropteris hat bisher bloss 2 Ärten aufgewiesen;
davon ist die eine, Neuropteris acutifolia Bgt. bloss in der Stein-
kohlenformation vorgekommen, und zwar ist sie in ähnlicher Grösse
erhalten, wie sie bisher bloss bei Radnic (in Břas), in Moštic und
dann bei Dibři im Liseker-Steinkohlenbecken bei Beraun vorkam;
erwähntes Exemplar besteht bloss aus einem einzigen Fieder als
Druck und Gegendruck, ist aber von beträchtlicher Grösse.
In der 2. Art glaube ich die Neuropteris umbricata Göpp. er-
kannt zu haben, die Göppert in seiner permischen Flora anführt
(Göppert, permische Flora 1865 p. 100 tb. 10 f. 1. 2).
Die Gattung Dictyopteris ist bloss durch die Dictyopteris Bron-
gniarti Gtb. vertreten und kommt selten vor.
Háufig kommt diese Art in der ganzen Steinkohlenformation
Böhmens vor.
Die Gattung Cyclopteris záhlt 2 Arten: Cyclopteris oblongifolia
Gópp., die aber bisher bloss in 3 Exemplaren vorkam; dann die Cy-
clopteris orbicularis Bgt., die ziemlich häufig auftritt.
Die Gattung Odontopteris ist vertreten durch die Odontopteris
Schlotheimi Brgt., die sowol aus der Steinkohlenformation wie aus
der permischen angeführt wird.
Ausserdem finden sich zahlreiche Reste einer anderen Art vor,
die der Art Odontopteris obtusiloba Naum. sehr nahe kommen; ich
habe sie auch als solche vorgemerkt. Es wäre dieses dann auch eine
von Prof. Geinitz’s Leitzpflanzen der permischen Formation.
Aus der Ordnung der Lycopodiaceen tritt am häufigsten auf
die Gattung Lepidophyllum als: Lepidophyllum majus Brgt. (Ettings-
hausen Lepidophyllum binerve Ettgh.); und zwar kommen daselbst
62
überall noch die Blätterschuppen mit den eigentlichen Bláttehen in
Verbindung vor; sehr häufig ist die Substanz, sowohl die Blatt- als
die Schuppensubstanz, von fein vertheiltem Eisenkies durchdrungen.
Dje übrigen Gattungen der Uycopodiaceae sind bis jetzt ee
selten aufgetreten.
Aus der Ordnung der Sigillareae kam bisher bloss Stiema-
rica ficoides Bgt. vor, die auch hier ohne Sigillaria und zwar ziemlich
häufig und in grossen Exemplaren auftritt, welcher Umstand auch
anderorts in der böhmischen Steinkohlen-Permformation vielfach
beobachtet wird, und den Grundsatz, als gehören die De als
Wurzeln zu den Sigillarien, nicht gerade bestätigt,
In die Ordnung der Palmae stelle ich einen Carpolithen, der
grosse Aehnlichkeit besitzt mit der von Geinitz als Guilielmites
umbonatus Gein. (Carpolithes umbonatus Stbg.) aufgestellten Art,
die er zu den Palmae stellt, und die bei Dobraken sehr häufig
vorkommt.
Ausserdem kommen einige Arten vor, die bis jetzt keinen
ganz bestimmten Rang im Systeme einnahmen ; hauptsächlich gehören
hieher Fruchtstände und Carpolithen.
Vor allem gehört hieher ein Fruchtstand, der die grösste
Aehnlichkeit zeigt mit Schützia anomala Göpp., aber. etwas kleiner
ist als die bisher angeführten und abgebildeten Exemplare in Prof.
Göpperts permischer Flora, 1865, p. 161 tb. 23 f. 1—6; 24 f. 1. 2.
Ich habe ihn als solchen ins Verzeichniss aufgenommen; Göppert stellt
diese Art zu den Monocotylen, aber die Mutterpflanze ist unbekannt.
Ausserdem kommt ein anderer Fruchstand, und zwar ziemlich
häufig vor, der bisher nicht bestimmt ist. Auch sind bisher 2 Car-
polithesarten bekannt.
Endlich ist auch die Ordnung der Coniferae vertreten durch
die Gattung Walchia und die Art Walchia pinniformis Stbg.
Soweit also die Abdrücke, die ich bisher ohne viel Mühe be-
stimmen konnte; ausserdem ist noch reiches Material vorhanden,
das Arten enthält, die noch nicht ganz sicher bestimmt werden
konnten, die aber gewiss noch so manche Art liefern werden, wodurch
ich später das Verzeichniss zu vermehren und vervollkommnen
hoffe. Damit hätte ich also die Pflanzenreste aus dem Gasschiefer
besprochen, der, wie gesagt, unter den Kohlen vorkommt. Aber auch
der Kohlenschiefer, der grau unb glimmerhältig ist, enthält Petre-
facte, die gewöhnliche Kohlenpflanzen darstellen; doch hatte ich
bisher Gelegenheit bloss aus 3 Ordnungen Petrefacte zu sehen und
63
zu bestimmen, aus der Ordnung Calamitae den Calamites Suckovi
Bst., sowol als Stämmchen, als auch als Abdrücke auf Kohlen-
schiefer; ferner aus der Ordnung Asterophylliteae die Gattung und
Art: Annularia longifolia Bgt. und zwar in der grossen Form, wie
sie bei Stradonic (in Böhmen) und auch bei Wettin vorkommt.
Aus der Ordnung der Filices sah ich bisher bloss die Gattung
und Art Cyatheites arborercens Göpp. Doch unterliegt es keinem
Zweifel, dass bei näherer Untersuchung sich auch die übrigen Koh-
lenpflanzen in dem Schiefer ober der Kohle finden werden.
Ich beobachtete diese Petrefacte am Humboldschacht in Stein-
Oujezd unweit Nyřan.
Nun will ich noch ein vollständiges Verzeichniss der bisher ge-
fundene Petrefacte geben, nebst Angabe des Vorkommens der ein-
zelnen Arten an andern Orten der böhmischen Steinkohlenformation.
Pflanzenpetrefacte im Kohlenschiefer ober der Kohle.
Nv. Eosschiefer Vorkom. an anderen Orten
P: nn ‚der böhm. Steinkohlenform.
a) Calamiteae.
Calamites Suckowi |
DL Ten. + Sehr häufig in der übrigen
Formation: Plas, Dobraken,
| Steinoujezd, Wilkischen,
| Třemošna, Blatnic, _ Bras,
| Přilep, Stradonic, Zlejcina,
| Dibři, Hyskow, Žebrák, |-
Kladno, Kralup, Votvovic,
Schwadowitz, Schatzlar,
Radovenz.
b) Astorophylliteae.
Annularia longifolia
Bet. .soltsariatgs —- Sehr häufig: © Třemošna,
Dobraken, Viska, Weisser
Berg bei Pilsen, Jalovčin
| bei Třemošna, Lihn, Stein-
oujezd, Břas, Moštice, Že-
| brák, Stradonic, Dibři, Hý-
skow, Kladno, © Votovic,
Kralup, Schwadowitz,
Schatzlar, Ždárek, Radovenz.
64
| Vorkom. an anderen Orten
| der böhm. Steinkohlenform.
Nyř. Gasschiefer
c) Filices.
|Cyatheites arborescens,
ADRA alba Mert C6 -+ häufig: Viska, Jalovčin bei
| | Třemošna, Břís, Plas, Blat- |
nic, Lihn; Břas, Moštic;
Dibři, Stradonic; Kladno,
Rakonitz, Schvadovic,
Ždárek.
Pflanzenreste im Gasschiefer unter der Kohle (Kohlen-
pflanzen).
Vorkom. an anderen Orten |
Nyř. Gasschiefer | ger bohm. Steinkohlenform.
a) Calamiteae. |
|
Calamites Suckowi = kommt in der übrigen
Bgt. 1828: Brongni- | Substanz bei ei- | Steinkohlenformation sehr
art: Hist.d. veg. foss.
I p. 124: 6. 14f 6;
dí. 15 f. 1—6, 8. 16
be selten. wurden.
nem in Antracit | háufig vor, wie oben die
umgewandelt; | Fundorte schon angeführt
b) Asterophylliteae.
Asterophyllites equi- selten. häufig in der übrigen
setiformis Bet. 1828: Kohlenformation: © Stein-
oujezd, Weiprnic, Třemoš-
ná, Lihn, Břas, Přilep,
Dibři, Zlejcina, © Lubno,
Tuřan, Schlan, © Libovic,
| Zemech, Votvovic, Kralup;
Schwadowic, Zdärek.
Brogn art: Prodrome
p..
65
Asterophyllites fo-
liosus L. H. 1831-32:
Lindiey u. Hutton:
Flora foss. of. gr. Br.
p- 77 tb. 25. 3.
Sphenophyllum
| Schlotheimi Bgt.
drome p. 68.
|
|
|
|
c) Filices.
Sphenopteris Höning-
hausi Bgt. 1828:
Brongniart: Hist. d.
veg foss. I. p. 199 tb.
52.
| Sphenopteris Linki
Pe: 1841: Göppert:
| Gattungen fossiler
| Pflanzen I, p. 7.
Sphenopteris micro-
loba Göpp. 1836: |
Góppert: System. fi-
L lic. foss. p. 238 tb.
Ps £ poiaols.
| Sphenopteris Graven-
horsti Brgt. 1828:
Brongniart: Histoire,
d. veg. foss. L p. |
191.th: 55, 4. 3.
‚1828: Brongniart: Pro-
|
Sitzungsberichte V,
Nyř. Gasschiefer
selten.
selten.
nicht sehr selten.
die häufigste
Farrenart.
Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
Hyskow, Stradonic, Stilec
bei Zebrák.
"häufig: am Weissen Berg
| bei
| kyšen; Břas, Svinna, Zlej-
‚cina; Kralup, Votvovic;
rek, Radovenz.
Votvovic, Lány.
|
|
|
Bisher bloss bei: Zdärek
|
bis jetzt noch nicht vor-
gekommen.
|
|
|
|
Pilsen, Blatnic, Do-
| braken, Steinaujezd, Vil- |
| Schatzlar, Schvadovic, Ždá-
| Auch ziemlich selten: Vra- |
| novic, Stradonic, Zdärek, |
ziemlich selten. | Noch nicht vorgekommen. ;
(bei Hronow) vorgekommen.
Auch seltener in der übri-
gen Kohlenformation: bei
Třemošna, Břas, Swinna,
|
|
N
I
|
|
|
VEE RSA
66
Sphenopteris tridacty-
lites Brgt. 1828:
Brongniart: histoire
de veg. fossil. I. p.
186 tb. 49 £ 1.
Sphenopteris Asple-
nites v. Gtb. 1843:
v. Gutbier in gaea
| von Sachsen p. 76.
Sphenopteris elegans
Bgt. 1828: Brongni-
art: Hist. d. veg. foss.
T" 2002001
i%
| Sphenopteris maci-
lenta L. H. 1833-35:
| Lendley et Hutton:
flora fossil of gr.
Brit. V. 2. p. 193
tb. 151.
| Sphenopteris obtusi-
loba Bst. 1828:
| Brongniart: Hist. d.
| veg. foss. I. p. 204
{6.53 4, 32.
| Hymenophyllites fur-
catus Bgt. 1836: Göp-
pert: Systema filic.
foss. p. 259.
Nyř. Gasschiefer
ziemlich selten.
selten.
selten.
selten.
selten.
selten.
|
Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steiukohlenform.
Auch hier nicht häufig:
Steinaujezd, Stradonic,
Schatzlar.
ziemlich häufig: am Weis-
sen Berge, (bei Pilsen, hier
selten); bei Svinna (sel-
ten); Stradonic (sehr häu-
fig); Dibři (seltener); Hy-
skow (häufig) ; Kladno (sel-
ten) Zdärek (häufig).
häufig: Weisser Berg (bei
Pilsen), Třemošna, Stein-
aujezd, Moštic, Svinna,
Stradonic, Přilep, Žebrák,
Rakonic, Kralup, Schatz-
lar.
Auch hier selten: Weisser
Berg (bei Pilsen), Strado-
nic, Dibři.
häufig bei: Steinaujezd,
Vranovic, Svinna, Chomle,
Břas, Přilep, Zlejcina, Stra-
donic, Kralupy, Votvovic,
Kladno, Schatzlar, Schwa-
dovic.
hier háufig: Weisser Berg
(bei Pilsen), Třemošna,
Steinaujezd, Břas, Zlejcina,
Přilep, Žebrák, Kralup,
Rakonic, Votvovic, Schatz-
lar.
67
Nyr. Gasschiefer
Hymenophyllites sti-
pulatus Gtb. 1836: | ziemlich selten.
Góppert: in Bronn
ind. pal. p. 602.
Cyatheites dentatus
Göpp. Brgt. 1836: | ziemlich selten.
Göppert: Systema fi-
lic. foss. p. 325.
Cyatheites arbores-
cens Göpp. 1836: häufig.
Göppert: Systema fi-
lic. fossil. p. 321.
Cyatheites Oreopte-
rides Göpp. 1836: | hier selten.
Göppert: Systema fi-
lic. fossil. p. 323.
Cyatheites Miltoni
Göpp. 1836: Göppert: selten.
Systema filic. fossil.
p. 324.
Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
Ebenfalls ziemlich selten.
Rakonic, Läna, Kladno,
Votvovic.
Sehr häufig: Veiprnic,
Třemošna, Blatnic, Stein-
aujezd ; Břas, Moštice, Vra-
novic, Svinna, Stradonic,
Zlejeina, Kralup, Votvo-
vic, Kladno, Rakonic,
Lubno, Schlan, Schatzlar,
Schwadowic.
Auch hier ungemein häu-
fig, wie ich es schon frü-
her oben angegeben habe.
Sehr häufig: © Ellhotten,
Tremosna, Steinoujezd,
Dobraken, Vilkyšen, Moštic,
Břas, Svinna, Dibři, Přilep,
Kralup, Koleč, Tuřan,
Votvovic, Zeměch, Läna,
Schwadowitz, Ždárek,
Schatzlar.
Sehr häufig: Weisser
Berg bei Pilsen, Steinau-
jezd, Blatnic, Dobraken,
Třemošna, Lín, Veiprnic,
Viska, Vilkyšen, Vra-
novic, Břas, Svinna, Mo-
štic, Zlejcina, Dibři, Koleč,
Zeměch, Votvovic, Kralup,
Tuřan, Libovic, Kladno,
| Rakonic, Lána, Zdärek,
Schwadowitz, Schatzlar.
5*
68
Alethopteris longifolia
Göpp. 1836: Göppert:
System. fil. fossil p.
308.
Alethopteris erosa
| Gtb.
P35 Od:
Gtb. 1843: Gutbier
(als Pecpt. crist.) in
Gaea v. Sachsen
p. 80.
Oligocarpia Gutbieri
Gtb. 1841: Göppert:
Gattung fossiler
Pflanzen Lief. 1. 2.
Bon Tr, 1.02.
Neuropteris acutifolia |
1843: Gutbier
(als Pecopt. erosa) in
Gaea von Sachsen |
Alethopteris cristata
nicht sehr häufi
Bgt. 1828: Brgt. Hi-
66,7,
arti Gtb. 1835: Gut-
bier in Abdrücke u.
Versteinerungen des
Zwickauer Schwarz- |
stoire de vegét. fos- |
siles I. p. 321 tb. 64
Dictyopteris Brongni- |
kohlen-Gebirges und,
seiner
| %Lup:163, tb, 11 £.
Umgebungen ,
Nyř. Gasschiefer!
häufig.
häufig.
8.
selten.
selten.
Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
ziemlich häufig: Plass, Vi-
ska, Veiprnic, Ellhotten;
Svinna, Vranovic, Moštic,
Ždárek. |
nicht häufig: Blatnic,
| Steinoujezd, Svinna, Rad-
nic, Votvovic, Zebräk.
nicht häufig: Weisser Berg
bei Pilsen, Svinna, Votvo-
Vic.
ziemlich selten: Nyran,
Svinna, Stradonic.
hier häufig: am Weissen
| Berge bei Pilsen, Blatnic,
© Gross-Lochowic; Moštic,
| Břas, Miroschau, Stradonic,
Dibři, Rakonic, Votvovie,
Schatzlar.
| Ziemlich häufig: Weisser
Berg bei Pilsen, Blatnic,
| Svinna, Stradonic, Žebrák,
Přilep; Rakonic, Votvovic
Schatzlar, Zdärek.
Cyclopteris orbicularis
Bgt. 1828: Brongni-
art: Prodrome p. 52.
folia Göpp. 1844:
Uebersicht der Flora
Schlesiens p. 209.
d) Lycopodiaceae.
Lepidodendron di-
chotomum Stbg. 1820.
Stbg.: Vers. I. p. 19.
tb. 1. 2.
n nennen nina
Sagenaria elegans L.
| H. 1833—35 Lindley
u. Hutton fossil flora
of great Brittain tb.
118 u. tb. 119.
Sagenaria obovata
Stbg. 1837: Stbg.:
II. p. 178 tb. 68 f. 6.
Lepidophyllum majus
Bst. 1828 Brongni-
| art: Prodrome p. 87.
|
| Lepidostrobus varia-
|bilis .L. H. 1831:|
| Lindl u. Hutton flora
(fossil of great Brit-
| tain p. 19 tb. 10.
Cyclopteris oblongi- |
Nyř. Gasschiefer
ziemlich häufig.
selten.
selten.
selten.
selten.
häufig.
| ziemlich selten.
|
69
| Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
hier ziemlich selten : Bias,
Dibri, Plass.
Von hier noch nich ange-
| führt.
hier sehr häufig: Steinau-
jezd, Blatnic, Dobraken, Tře-
mošna, Viska, Svinna, Chom-
le, Břasy; Lisek, Zlejeina
Rapic, Rakonic, (Kladno,
Brandeisl, Kralup, Zeměch,
Schatzlar, Schwadowitz,
Ždárek.
hier häufig: Steinaujezd,
Blatnic, Dobraken, Břas,
Moštic, Žebrák, Zeměch,
Rapic, Kladno, Kralup,
Rakonic, Lubno, Schatzlar.
häufig; Steinaujezd, Do-
braken, Blatnic, -Vranovic,
Břas, Svinna, Moštic, Li-
sek, Kladno, © Votvovic,
Rapic, Schatzlar. ©
auch hier ziemlich häufig:
Steinaujezd, Vilkyšen, Břas,
Stradonic, Zlej ina, Kralup,
Schatzlar. |
häufig: Plass, Steinaujezd,
Třemošna, Bias, ‚Chonle,
Stradonic, Kralup, ‚Schwa-
dowitz.
70
e) Palmae.
Guilielmites umbona-
tus Gein. 1865: Gei-
nitz, Steinkohlen
Deutschlands und an-
derer Länder Eu-
ropas p. 314.
f) Sigillarieae.
Stigmaria ficoides
Bgt. 1822: Mémoires
mus. d' histoire des
végétaces fossiles p.
82 u. 88 tb. 7.
9) Carpolithes.
Rhabdocarpus amyg-
dalaeformis Göpp.
et Berg. 1848: Göp-
pert u. Berger: de
fruct. et seminibus
p. 20 tb. 1. J. 8. £ 9.
Carpolithes Corculum
Stbg. 1821: Sternberg,
Ver. LI. 2 tb.'7
1.8.
Nyř. Gasschiefer
selten.
häufig.
selten.
selten.
Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
Auch hier an wenigen Orten;
Dobraken (sehr häufig),
Steinaujezd (selten); Vei-
prnice; Svinna (Stern-
berg).
Auch hier sehr häufig (in
der ganzen Kohlenform.):
Steinaujezd, Blatnic, Vil-
kySen, Viska, Bries, Vra-
novic, Břas, Svinna, Mo-
štic, Stilec (Žebrák), Lisek,
Zlejeina, Přilep, Lubno,
Rakonic, Kladno, Lana,
Votvovic, Zeměch, Buště-
hrad, Kralup, Schwadowitz,
Schaclar, Ždárek.
Auch selten; nur bei Rad-
nic vorgekommen.
hier ebenfalls selten; si
bei Radnic bisher gefunden.
71
Dies wären also die Petrefacte des Gasschiefers, insofern sie
Pflanzenabdrücken entsprechen, die bisher bloss aus der Steinkohlen-
formation angeführt wurden.
Es sind also 36 Arten, mit 18 Gattungen in 6 Ordnungen.
Nun will ich auf ähnliche Weise auch noch die Petrefacten
anführen, die auch in der permischen Formation vorkommen, und
will zugleich noch das Vorkommen an anderen Orten = asie
Formation bemerken.
k Vorkom. an anderen Orten
Nyř. Gasschiefer er böhm. Steinkohlenform.
|
a) Equisetaceae. |
Equisetites contractus selten. in Böhmen noch nicht ge-
Göpp. 1865 Göppert: funden. (Göppert beschreibt
foss. flora der per- diese Art aus Schlesien.)
misch. Formation p.
29.tb..1-f, 1:2,
b) Filices.
Neuropteris imbricata selten. ziemlich selten, bis jetzt
Göpp. 1865: Göppert: nur von Schwarzkosteletz,
Flora der perm. For- Peklov bekannt.
mation p. 100 tb. 10
bl 2
Odontopteris Schlot- selten. diese Art kommt auch
heimi Bgt. 1828: in der bohmischen Kohlen-
Brongniart: histoire formation, aber nicht háu-
de veget. fossil. I. fig vor und zwar bis jetzt
Pp- 256 tb. 78 £. 5. bei : Stradonic u. bei Schwa-
dowitz.
In der permischen Forma-
tion Böhmens noch nicht
bekannt, anderorts wohl,
es gehört daher diese Art
| vielmehr zu den Stein-
| | kohlenpflanzen.
12
| Odontopteris obtusi-
loba Naum.
Sphenopteris crassi-
nervia Göpp. 1865: |
Göppert: Flora der,
perm. Formation p.
10.9 ’1..9.-.10.
Asterocarpus Geinitzi
Gtb. sm. 1865: Göp-
pert: Flora der per-
mischen Formation
P.?128 6:87. 8;
c) Monocotyledones.
Schützia anomala
| Göpp. 1865: Göppert |
Nyř. Gasschiefer
ziemlich selten.
selten.
selten.
selten.
permische Flora p.,
| 161 tb. 23 £ 1-6,
DET 12,
d) Coniferae.
Walchia pinnifor-
mis Stbg. 1825: Vers.
1149.98, |
selten.
| Vorkom. an anderen Orten
der böhm. Steinkohlenform.
nicht so selten; bei Pe- |
| klov, Klobuk, Ploučnic
bei Lomnic u. bei Braunau.
Aus Böhmen noch nicht
bekannt in der permischen
Formation.
Selten; bisher nur am Oel-
berge bei Braunau u. bei
Klobuk vorgekommen.
nau.
Ziemlich häufig in Kosta-
low, Kozinec, Štěpanic,
Ottendorf, Huttendorf,
Kalná, Hermannseifen, |
Braunau. |
Es kommen also neben den 36 Arten Kohlenpflanzen noch 8
Arten permischer Pflanzen vor, die sich auf 7 Gattungen in 4 Ord-
nungen vertheilen.
Der wichtigste und interessanteste Fund bei
dem Ganzen bleibt das Zusammenvorkommen dieser, grösstentheils
Steinkohlenpflanzen, zugleich mit permischen und mit einer grossen
Anzahl von Thierabdrůcken, die fast durchgehends perriische Arten
| Auch nicht häufig ; Brau-
73
sind, durch welchen letzteren Umstand dieser unter der Kohle lie-
.gende Gasschiefer einen bedeutenden Einfluss auf die Stellung der
ganzen über ihm liegenden Formation nimmt.
Über die Reste der Kreideformation bei Kuchelbad.
Bekanntlich erstreckt sich die böhmische Kreideformation bis in
die unmittelbarste Nähe Prags und bedeckt daselbst immer die höheren
Rücken der Anhóhen, die sich längs der Tbäler im silurischen Ge-
birge hinziehen.
So an der Anhöhe des Sarkathales, ferner bei Střešovic, dann
auf der Weissenberger Anhöhe, wo die Kreideformation bis zum
Strahover Thor hinreicht, ferner die Vidvoler Anhöhe, auf deren einen
Seite (nördlich) die Besitzung Cibulka, auf der andern (südlich) das
Dorf Jinonic liegt.
Die Kreideformation ist hier durch 3 Schichten vertreten ; durch
die Perucer Schichten, den Korycaner Quadersandstein und den
Weissenberger Pläner.
Zwei von diesen Schichten, die erste und die letztere, haben
gleiche Wichtigkeit für die Industrie. Der Plánerkalk liefert ein viel
im Gebrauch stehendes Baumaterial ; aie Perucer Schichten, die als
Letten auftreten, sind besonders durch letzteren wichtig, weil er
vielfach als Töpferthon verwendet wird. Dieser Letten kommt überall
an den Gehängen unter dem Pläner und Sandstein zum Vorscheine,
wo er nicht, wie bei den weissenberger Brüchen, durch Plänerschotter
verschüttet ist. Auch ist dieser Letten bezüglich der Wasserleitung
von Wichtigkeit, weil er das von oben her durchsickernde Wasser
aufhält und dieses nun von dort abgeleitet werden kann, wie dies in
Jinonic bei dem dortigen Bräuhause wirklich der Fall ist.
Ebenso sind beide genannten Schichten wichtig für die Wis-
senschaft, und zwar namentlich für die Palaeontologie, weil darin zahl-
reiche Petrefacte sowohl aus dem Thier- wie aus dem Pflanzenreiche
angetroffen werden, und zwar kommen die Thierreste im Pláner
der Weissenberger Brüche vor; die Pflanzenreste meistentheils
in dem Perucer Letten und am häufigsten bei Jinonic; einige
wenige auch im Pläner; unser Museum besitzt von beiden Orten
zahlreiches Material.
Was die Pflanzenreste von Jinonic anbelangt, so sind es be-
sonders Phylliten, die daselbst vorgefunden werden, und zwar auf
74
einem röthlichen ziemlich festen Letten; am Weissen Berge (im Pläner)
neben Phylliten auch noch Confereästchen, nämlich die Art Gei-
nitzia cretacea Göpp.
Unweit Kuchelbad, nur etwa eine halbe Stunde nördlich davon
entfernt, linkerseits von der Strasse an einem Abhange, kommt
ebenfalls ein ähnlicher Letten, zum Theil in Thon schon aufgelöst
zum Vorschein, der erst in der Tiefe fester wird. Er ist hier nicht
mehr vom festen Quadersandstein und Pläner überlagert, sondern
von aufgelöstem Sandstein; ausserdem finden sich auf der entspre-
chenden Anhöhe Blöcke von Sandstein, dessen Bindmittel zum Theil
vom Eisenoxyd gebildet ist; ähnliche Blöcke findet man ausserdem
zerstreut auf dem Kalkplateau bei Butovic, Slivenec, ferner in ein-
zelnen Felsblöcken oberhalb Dejvic bei Prag und auf den Höhen
östlich von Tachlovic; ebenso findet man Reste, wahrscheinlich her-
abgeschwemmt, schon an der Strasse bei Kuchelbad bis zu diesem
Orte; es sind höchst wahrscheinlich Ueberreste von dem tiefsten
Quadersandstein der Kreideformation, wie er an den naken Anhöhen
zu sehen ist. Doch bezüglich der Lettenschichten, die daselbst zum
Vorschein kommen, waren Zweifel eingetreten, weil sie eben nicht
von Quadersandstein und Pläner überlagert sind, ob sie vielleicht
nicht der Tertiärformation angehören.
Zum Glück aber führen diese Schichten in ihrer Tiefe, wo sie
fester werden, Abdrücke, aber bloss Pflanzenabdrücke und zwar
grösstentheils Phylliten. Unser Museum besitzt von diesem Fundorte
seit dem Jahre 1868, wo Dr. Frič daselbst arbeiten liess, ein ziem-
lich reichliches Material, das aber bisher auch nichts entschieden hat,
da die Petrefacte nicht bestimmt waren. Heuer nun wurde mir die
Einreihung derselben übertragen; alsbald erkannte ich darunter die
ausgesprochendste Kreidepflanze, zugleich Leitpflanze, nämlich: Cred-
neria Zenker, die unter den Phylliten an Häufigkeit vorherrscht; sie
ist auch in der übrigen Kreideformation in dem Perucer Letten
häufig vertreten, namentlich kommt sie bei Kounic sehr häufig vor;
ausserdem bei Landsberg und Vyšerovic. Sie ist durch 3 Arten
vertreten.
Ausser dem kommen noch andere Arten von Phylliten vor, denen
ähnliche auch in der übrigen Kreideformation vorkommen, ausserdem
auch etliche Farnarten (Farnwedel).
In dem Jahre 1868, aus dem dieses Material stammt, war an
dieser Stelle ein Bruch offen, etwa 8° tief, aus dessen Lagerung zu
schliessen war, dass daselbst eine Dislocation stattgefunden haben
75
mochte; denn zu oberst lag aufgelöster Quadersandstein, aber nicht
horizontal unten begrenzt, sondern schräg von oben nach unten,
hierauf waren die Letten in Schichten, ebenfalls schräg von oben
nach unten, etwas gewunden, die gegen die Tiefe an Festigkeit zu-
nahmen und hauptsächlich hier die Abdrücke erst enthielten; zugleich
gewannen hier in der Tiefe die Lettenschichten an Ausbreitung; als
untere Begrenzung befand sich dann an der einen Seite abermals
aufgelöster Sandstein, so dass es den Anschein hatte, als ob diese
Schichten hereingefallen, eingekeilt wären.
Doch seit dem 1868 ist der ganze Bruch eingesunken und
verschüttet und erst heuer wird er wieder aufgemacht, aber die Ar-
beiter sind daselbst erst vielleicht in der 2 Klafter, so dass sie noch nicht
sobald auf die Petrefacten führende Schicht kommen dürften, wobei
ihnen auch noch der Umstand die Arbeit erschwert, dass beiläufig
von der 4. Klafter an nach abwärts Wasser aufgestaut sich befindet,
was sie immer herausbefördern müssen.
Ich füge jetzt ein kurzes Verzeichniss der Pflanzenpetre-
facte bei:
| An anderen Orten der|
| Kuchelbad Kreideformation.
Credneria subtriloba Landsberg, Kounic, Vy-
Roh EF page häufig. Serovic.
Credneria denticulata
ee häufig. Kounic.
Credneria integerrima |
a RR seltener. noch nicht vorgekommen.
Phylliten div. spec. . häufig. häufig.
Bllices 3 sp. ... selten. häufig.
Carpolithes 1 sp. . selten. noch nicht vorgekommen.
Durch diesen Fund ist nun diesem Letten von Kuchelbad
eine viel natürlichere Stellung gegeben; er lässt sich dann leicht
mit den übrigen Kreideinseln in der Umgegend Prags in Zusamen-
hang bringen, und präsentirt so vielleicht einen Uferrand des ehe-
maligen böhmischen Kreidenmeeres.
„
N
76
Sodann trug Herr Prof. Dr. Studnička vor: „Beiträge ‚zur
Theorie der Integration von completen linearen Differentialglei-
chungen.“
Soll eine complete lineare Differentialgleichung
k= dy
ZA ie eby
integrirt werden, so verschafft man sich bekanntlich vorerst das
Integral der reducirten I
dy
& X k = m (2)
das durch Summirung ha n particuláren Integrale dieser Gleichung
Yır Yay ++ +» Yan
nachdem sie mit den willkürlichen Constanten
Gl ihr
multiplicirt worden sind, also in der- Form
ea ©)
erhalten wird; fasst man in diesem Integrale der Gleichung (2) die
einzelnen Constanten als Funktionen von z auf und bestimmt sie so,
dass in Folge dessen das Integral (3) der Gleichung (1) genügt, so
ist nach Lagrange’s Vorgang das System der Gleichungen
ZU Um zes
2 (Om Y =D
(4)
zada Fed,
2 Os YnaTd — X
nach den einzelnen C“ aufzulösen, wodurch man allgemein erhält
PR Tha,
und wenn integrirt wird,
Cm Au Pr En.den (5)
wo „Am die neue Integrationsconstante bezeichnet; werden endlich
die so bestimmten Werthe der einzelnen Constanten in die Formel
(3) eingeführt, so erhält man als Integral der completen Gleichung (1)
Y = Z An Yr =o oéu dla (6).
woraus hervorgeht, dass es aus dem Integral der reducirten Glei-
chung und aus einer besonderen Funktion von Z,
77
besteht, welche an und für sich auch der Gleichung (1) genügen
muss, da für den Fall, dass
= E MP U)
gesetzt wird, unmittelbar aus (6)
Y = Zm S čn de = 9 (7)
folgt.
Daraus ergibt sich nun, dass es möglich sein muss, diese so-
genannte Ergänzung des Integrals der reducirten Glei-
chung in einzelnen Fällen selbstständig zu entwickeln und so die
Bildung und Auflösung der beiden Systeme (4) und (5) zu umgehen,
die Methode der Variation der Constanten somit entbehrlich zu
machen.
Zu welchen Resultaten dies in den einfachsten Fällen führt,
soll nun im folgenden angeführt werden.
1.
Sind in der Gleichung (1) die Coěfficienten
3 Aw Agh 4 Xi Ko
constante Gróssen und
aj. Xze+ße ya... k ue, (8)
so hat, wie leicht einzusehen ist, auch 9 (x) dieselbe Form wie X;
setzt man daher
g (z) =A+Bxe+ Ge- .... + Mr (9)
und führt diesen Werth statt y in die Gleichung (1) ein, so be-
stimmen sich nach der Methode der unbestimmten Coöfficienten un-
mittelbar die unbekannten Constanten
2 M Ce 300 M
wodurch auch 9 (x) bestimmt ist, ohne dass man die particulären
Integrale der reducirten Gleichung ern braucht.
Ebenso ist für den Fall, dass
B/. NZ Čebt, (10)
© (z) von derselben Form wie X , daher man
g (z) = Aebr
setzen und durch Einführung dieses Werthes in die Gleichung (1)
das noch unbekannte A bestimmen kann. Mann erhält nähmlich, wenn
XB + X Pt... -X B+ X, =P (1)
gesetzt wird, unmittelbar |
78
(44
A
daher sofort
a =
9 (z) = lh (12)
Ist hiebei B eine Äfache Wurzel k Gleichung !
BS
so wird der Ausdruck (12) unbestimmt, wesshalb der Zähler und
Nenner kmal nach ß derivirt werden muss, wodurch man erhält
a a eßx
PO me (13)
Dass in diesem Falle % en Integrale der reducirten
Gleichung gleich werden und daher ihre Summe durch
eBu (Ci + C, 2 + C, 2° +...+ (a)
zu ersetzen ist, hángt mit der vorigen Erscheinung zusammen.
Fůr den Fall, dass
vl. X=asmnya—> Besyx, (14)
wobei auch « oder = 0 sein kann, muss g (x) aus demselben
Grunde von derselben Form sein.
Setzt man also
p(a)=Asnyz+Becosyx (15)
und führt diesen Werth in die Gleichung (1) ein, so erhält man
durch Vergleichung der Coöfficienten des cos und sin zwei Glei-
chungen, aus denen sich die Werthe für die noch unbestimmten
Grössen A und B leicht ausmitteln lassen.
Setzt man hiebei
eh - X 9+ X9 —
= X7 — X9 + X9 —
so findet man sehr leicht
ví vš, T- bs B Běo Er ad
+ B ne '
woraus folgt, dass in diesem Falle
EE BB: s BE, — 051 =
9 (7) = Er, vz + SE K (16)
Wird ausnahmsweise
Fun le
so erhält man für 9 (7) die einfachere Form
9 (9) = p- sina p- sy, (17)
0
0
welche für den Fall, dass y eine kfache Wurzel der Gleichung
79
56 =0
ist, unbestimmt wird, woraus folgt, dass man wieder Záhler und
Nenner Amal nach v deriviren muss; man erhält sodann
o [e sin (724) + Boos ( ra+ 5]
9 (2) = DE, č . (18)
0
Ist « oder B = 0, so reduciren sich auch dem entsprechend
die Ausdrůcke (16), (17) und (18).
II.
Ganz analog findet die Bestimmung des Ergänzungsgliedes
© (z) statt, wenn in der Gleichung (1) die Coöfficienten
SEE AR ee G
so beschaffen sind, dass allgemein
XL == 0 (a + bx)* 9 (19)
wobei auch a — 0 und 5b=1 sein kann.
ist für diesen Fall
aj. Xze+ße+ty2” +... +um, (20
so hat auch das Ergänzungsglied dieselbe Form wie X, ist also
allgemein
g (X) = A+Br-+ (0x4... + Mr, (21)
wobei die unbestimmten Üoöfficienten
we 5 ee L
wieder auf dieselbe Weise erhalten werden, wie unter I. a.
Hat ferner X er Form wie X, ist also
Bl. = u (a + don, (22)
so wird auch für 9 (x) a Form anzunehmen und desshalb
p (x) = A(a+ ba)”
zu setzen sein, wobei A ebenso zu bestimmen ist wie unter I. B.
Setzt man nämlich
m (m—1)...(m—n+1)®" +... a mo- m = P, (23)
so findet man sehr leicht, dass wieder
[74
A = Bo
daher 9 (z) = Ba (24)
Ist jedoch m eine kfache Wurzel der Gleichung
BU;
80
so ist für diesen speciellen Fall, ähnlich wie früher
m 7k
ee en ma |
da Zähler und Nenner kmal nach m derivirt werden müssen.
Ist hiebei «= 0, d = 1 und dem entsprechend P = P‘, so
verwandeln sich die letzten Ausdrücke in die einfacheren
a
9 (9). br (25)
m /k,
und 9 (7) = DEB (26)
Aus der Formel (25) geht zugleich hervor, dass man in diesem
Falle, wenn X die Form (20) hat, nur diejenigen Potenzen in die
Form (21) aufzunehmen braucht, die (20) besitzt; denn dann gilt
für das Ergänzungsglied die Formel
ed dee din ae ACH;
Für den Fall, dass
y]. X = ae sin gl (y + dx) — B cos al (y — 9x), (28)
ist aus dem Vorangehenden ersichtlich, dass auch
p (z) = Asin al (y + 9x) + B cos gl (y + 9x)
ist, wo die Werthe fůr A und B auf dieselbe Weise gefunden
werden, wie früher unter I. y.
Stellt man nämlich für diesen Fall die analogen Ausdrücke
E, und č, zusammen, so erhält man der Formel (16) zufolge
p (x) = ns sin al (y + da) + = T = cosgl(y-+ 9x), (29)
aus welcher Formel die einfacheren für «e=0 oder B=0 w-
mittelbar folgen.
Wäre hiebei
(27)
čj 220;
so folgt aus derselben Formel
9 (x) =% sin gl (y + dx) + = cos gl (y —- dx). (80)
Ist endlich g eine Afache Wurzel der Gleichung
(p MTS
so muss auch in diesem Falle Zähler und Nenner im Ausdrucke
(30) nach g derivirt werden, wodurch man erhält
“sl k cos gl O)
ge) = SEAL oné Di os gl (p + 02) (31)
81
III.
Für die bisher betrachteten Fälle ist es bekanntlich möglich
die particuláren Integrale der betreffenden reducirten Gleichungen
zu bestimmen und so durch Variation der Constanten auch das In-
tegral der completen Gleichung zu entwickeln.
Schliesslich sei noch ein Fall angeführt, wo man unmittelbar
die Ergänzung auf eine ähnliche Weise wie früher finden, die parti-
eulären Integrale aber allgemein nicht herstellen kann.
Haben nämlich die Coefficienten der Gleichung (1)
DEL VOV „ORIONA RE
allgemein die Form
Xy Z ak + Be at +... + ma (32)
und ist zugleich .
X=a+Br+ ya... + nam, (33)
so hat auch das Ergänzungsglied © (x) dieselbe Form wie X,
ist somit
9(«)=A+Br+ (x... + Ma", (34)
wobei die noch unbestimmten Coöfficienten
u Bas VE dele IM:
dadurch bestimmt werden, dass man diesen Ausdruck statt y in die
Gleichung (1) einführt, nach Potenzen von x ordnet und die Methode
der unbestimmten Coöfficienten anwendet.
Für den Fall, dass allgemein
X, = a, + bir (34)
ist, wobei Laplace’s Methode die partikulären Integrale der redu-
cirten Gleichung finden lehrt, findet dieser Vorgang offenbar nur
dann Anwendung, wenn 8, — 0 ist, der Coöfficient von y also con-
stant wird.
Wie schnell und bequem in praktischen Fällen unsere Formeln
zum Ziele führen, erfährt man am besten, wenn man eine und die-
selbe Gleichung nach beiden Methoden integrirt.
Hätte man z. B. die Gleichung
4 — 6y" | 12 — By = 1 + 2er
zu integriren, so liefert die Anwendung der Formel (8) die Ergän-
zung wegen 1
Sitzungsberichte IV, 6
82
1
Ý (z) — 7m 8 )
und die Formel (13) unmittelbar die Ergänzung wegen 2e*<
Gy PA
ET
so dass man nun als Integral dieser completeu Gleichung erhält ,
E slo A 1
y=e (A +U7+G7 4)
wáhrend die Anwendung der Methode der Variation der Constanten
zu weitläufigen Rechnungen führt, deren Resultate schliesslich auf
dasselbe Integral sich reduciren. |
Es ist ein sicheres Zeichen, wenn im Laufe einer Rechnung: viele
Glieder entwickelt werden, die sich im späteren Verlauf derselben
theilweise aufheben und im Resultate nicht erscheinen, dass es Me-
thoden geben muss, welche die Entwickelung solcher Glieder ver-
meidend rascher zum Ziele führen.
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie
am 20. Juni 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Wocel, Emler und Tief-
trunk; als Gäste die Herren PaZout und Cimbura.
Herr Dr. Emler hielt in bohm. Sprache einen Vortrag: „Ueber
die Hoflehntafel des Königreichs Böhmen,“ nachfolgenden Inhalts:
Beim Samme!n der Ueberreste der am 2. Juni 1541 durch
eine Feuersbrunst zu Grunde gerichteten Landtafel Böhmens fand
ich mich bemüssigt auch die Hoflehentafel einer genauen Durchsicht
zu unterziehen, um die aus der Landtafel in dieselbe übergegangenen
Aufzeichnungen zu excerpiren. Diese Arbeit lieferte nicht nur eine
sehr reiche Ausbeute zu dem eben erwähnten Zwecke (über 2000
Stück ehemaliger Landtafeleintragungen), sondern belehrte mich in
manchen Stücken auch über die Manipulation und Einrichtung der
alten Landtafel, indem die Hoflehentafel sicheren Anhaltspunkten
zufolge nach dem Muster der Landtafel eingerichtet war. Diese Ein-
richtung der Hoflehentafel sowie der Inhalt ihrer Quaterne habe ich
mir zum Gegenstande meiner heutigen Besprechung gemacht.
Die Hoflehentafel steht in demselben Verhältnisse zum Hof-
lehengericht (soud dvorský, judicium curiae regalis) wie die Land-
tafel zum Landrechte; denn auch die Hoflehentafel enthált eine
83
Anzahl von Büchern (Quaternen), in welche man alles dasjenige zu
verzeichnen pflegte, worüber beim Hoflehengericht verhandelt wurde,
und was in Evidenz zu halten oder für die Folgezeit dem Gedächt-
piss der Menschen aufzubewahren war. Es steht also das Institut
der Hoflehentafel im innigsten Zusammenhange mit dem Hoflehen-
gerichte und die Kompetenz dieses Gerichtes determinirt den Inhalt
der Hoflehentafelguaterne.
Der Ursprung des böhm. Hoflehengerichtes ist noch ziemlich
unaufgeklärt, dürfte aber mit den Exemtionen gewisser Personen und
Körperschaften von der Gerichtsbarkeit der Kreisgerichte (cüdy) und
Zuweisung ihrer Rechtsangelegenheiten der jeweiligen Entscheidung
des Königs, dem auch die Gerichtsbarkeit über seine Hofdienerschaft
zustand, nicht ohne allen Zusammenhang sein. Als sich nämlich die
Exemtionen seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehrten,
ernannte der König einen Stellvertreter in der Person des Hoí-
lehenrichters (sudi dvorsky, judex curiae regalis). Sicher ist est,
dass zur Zeit des Königs Ottakars II. dem Hoflehenrichter die Juris-
diktion über die königliche Dienerschaft zustand, und dass in den
Regierungstagen des Königs Johann überdies vor das Forum des
Hoflehengerichtes Rechtsstritte über Devolutionen und Lehengüter
gehörten. Die Kompetenz des Hoflehengerichtes um das Jahr 1350
wird am besten durch folgendes Schriftstück angedeutet, das ich im
30 Quatern der Hoflehentafel gefunden habe. „Za časuov pánov
Jence a Jetřicha řečeného Špaček, někdy sudiech dvora králeva po
Čechách, tito podepsaní súzeni sú:
Najprvé všichni obecně služebníci královi o všecky dluhy, dě-
diny, škody i zmatky, kteréž kolivěk dvorským südem süzeni sů,
kromě hlásných pověžných a vrátných hraduov králových, ti se o malé
věci před purkrabí toho hradu súditi mají.
2. Rychtáři ze vsí. Všichni rychtářové vsí králových, kteříž
jako služebníci královi nazváni sú, súdem dvorským süzeni sú.
3. Židé a křestané o listy. Všichni křesťané i Židé o listy,
o dluhy i o sliby dvorským súdem süzeni sú.
4. Všichni také lidé z králova ukázánie. Všichni také lidé,
kteréhož kolivěk stavu, kteréž král zvláštně na sudieho dvorského
odkázal, ti sú byli süzeni.
5. Mniši a jiní duchovní lidé. Všichni mniši a jiní duchovní
lidé, ježto jim před mnichy pravda se nemohla státi, před dvorským
sudím súdili sú se.
6*
6. Manové větší i menší. Manov& všichni větší i menší i ná-
pravníci suzeni sú bývali sudím dvorským.
7. Násilnicí a výbojníci. Všichni násilníci a výbojníci před
dvorským sudím súzeni sú bývali.
8. Nápadové a odümrti. Nápadové a odümrti všech süzeni býti
mají před sudím dvorským.
9. Nařčení kterýmžkoli právem. Všichni ktož budü nařčeni,
kterýmžkoli právem které dědiny držie, súzeni sů bývali dvor-
ským südem.
In dieser Zeit, also um die Mitte des XIV. Jahrhunderts und
bis zum Anfange der Regierung des Königs Wenzels IV. scheinen
die Lehenverhältnisse Böhmens und auch das böhm. Hoflehengericht
ihre grósste Blůthe erreicht zu haben, denn am Anfange des XV.
Jahrhunderts spricht man schon von dem Verfalle der bohmischen
Lehenverháltnisse. Leider haben sich aus der Zeit der Blüthe des
böhm. Lehenwesens die Bücher des böhm. Hoflehengerichtes (also
die Hoflehentafel) nicht erhalten, auch ist es nicht bekannt, auf welche
Weise sie zu Grunde gegangen sind. Die zwei ältesten Bücher
der Hoflehentafel fangen mit den Jahren 1380 und 1383 an, das eine
ist ein Quatern der Proclamationen, das andere der Citationen. Aber
aus diesem ältesten Proklamationsquatern erfahren wir, dass es noch
ültere Proclamationsquaterne gab. Denn auf dem Blatte 169 dieses
Quaterns lesen wir: Jesco de Zaboklik et Vit de ibidem docuerunt
per tabulas curiae, quod ante XVIII annos (haec bona) fuerint proclamata,
prout in antiquo proclamationum plenius continetur. Und eine
ähnlich lautende Stelle findet man in demselben (ältesten) Quatern
der Hoflehentafel auf dem Blatte 234. Aus diesen zwei Stellen des
nun ältesten Hoflehenquaterns geht deutlich hervor, dass es seiner
Zeit (sicher noch im Jahre 1389) noch ältere Quaterne der Hoflehen-
tafel gab. Ihr Verschwinden fällt in die Zeit zwischen 1389 und
1437. Denn als in dem letztgenannten Jahre die Hoflehentafel von
Bösig, wohin sie zur Zeit der husitischen Unruhen gebracht ward,
nach Prag übertragen wurde, waren diese älteren Quaterne nicht
mehr vorhanden. Ueber diesen Akt findet sich eine interessante
Notiz in einem Hoflehenquatern, wo es heisst: A. d. 1437 veniente
serenissimo principe et domino, domino Sigismundo Romanorum im-
peratore et Boemie rege in regnum Boemie inguisitio facta est per
eundem dominum imperatorem pro libris et tabulis curie, et inventi
sunt libri infrascripti tantum (es ist daraus zu sehen, dass damals
die Anzahl der Quaterne nicht hinreichend, vollzählig abgeliefert
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wurde) et in Pragam de castro Bezdiezy allati per Martinum, no-
tarium tabularum earundem, et nobili domino Alberto de Coldicz,
judici curie supremo, pr&sentati a pr&nominato principe et impera-
tore, domino nostro glorioso:
1. Liber venditionum hereditatum omagialium et seruilium curie
regalis:
Liber proclamationum antiquus de anno 1381— 1395.
. Liber proclamationum secundus de anno 1395 —1410.
. Liber proclamationum tertius de anno 1410.
. Liber citätionum antiquus anno 1383 inchoatus.
. Liber citationum secundus anno 1407 inchoatus.
. Item liber citationum super eos, qui se negant omagiales
esse, feodales aut seruiles; qui Sine consensu regio hereditates oma-
gjales, feodales aut serviles vendunt pro liberis in parte vel in toto;
item qui sine consensu regio hereditates liberas, omagiales aut ser-
viles vendunt aut quouis modo jungunt personis spiritualibns, de
anno 1404.')
8. Liber obligationum, arbitriorum et defensionum, qui intitu-
latur a. d. 1383 inchoatus?).
9. Item tres quaterni, gui vocantur protocolla notarii.
In dieses Verzeichniss der im J. 1437 übergebenen Quaterne
der Hoflehentafel sind zwei Register nicht aufgenommen, die damals
vorhanden waren und sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben,
nämlich der Liber rationis et devolutorum mei Sezeme notarii, in
quo continentur hereditates et bona ad omagium castri Wissegra-
densis data vom J. 1406 (jetzt N. 28) und dann das Registrum, in
quo continentur bona et hereditates ad omagium Wissegradense per
regem Wenceslaum donata vom J. 1416 (jetzt N. 29). Von einer
späteren Hand sind zu den oben aufgezählten 11 Hoflehentafelgua-
ternen noch drei andere spáter angelegte angemerkt worden, ohne
dass man jedoch in der Folgezeit diese löbliche Sitte fortgesetzt
-1 O oi MB om
1) Die unter 7 u. 8 angeführten Bücher sind jetzt nicht mehr vorhanden.
2) In der Schrift „O nešťastné příhodě, kteráž se stala skrze oheň v menším
městě a na hradě pražském i na Hradčanech ]. 1541“ lesen wir darüber
wie folgt: „Královské pokoje nad zelenou světnicí ty také hned shořely,
než toliko světnice zelená ta jest vždy se hájila, že v tom na zejtří v pátek
velmi ráno všecky věci, kteréž k soudu komornímu náležejí, a dvorské dsky
s velkou prací do těch sklepů při té světnici vynesli a opatřili. A při tom
také i privilegia JMKské a tohoto království ty jsou také obhájeny a
opatřeny.“
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hätte. Am 2. Juni 1541 wurde die Hoflehentafel nach einer unge-
heueren Anstrengung dem Verderben durch die wüthenden Flammen
entrissen“) und in der Folgezeit mit neuen Quaternen bereichert, so
dass im J. 1855 (wo das Hauptbuch und die Urkundensammlung an-.
gelegt wurden) die Anzahl der Hoflehentafelquaterne die Ziffer 150
überstiegen hat.
Um eine Uebersicht des in die Hoflehentafel eingetragenen
Stoffes zu geben, dürfte es angemessen erscheinen, die Reihenfolge
der Quaterne in ihrer jetzigen Zusammenstellung mit den jetzigen
Benennungen der einzelnen Quaterne anzufůbren; doch die nicht
immer zutreffende Benennung der Quaterne und die planlose Ver-
mengung der verschiedenen Quaternarten bei der Bildung der Reihen-
folge führen uns hiebei zur Einschlagung eines anderen Weges. —
Der grosse Umschwung, der mit dem Schlusse des XV. Jahr-
hunderts mit den Devolutionen stattfand, und die zahlreichen Er-
9) In früheren Jahrhunderten war die Anzahl der an den König heimgefallenen
Güter nicht unbedeutend, im Laufe der Zeiten wussten jedoch die Stände
die Fälle, wann ein Gut als eine königliche Devolution anzusehen sei, zu
beschränken oder den Prozess zu erschweren und endlich im J. 1497 durch
einen Landtagsschluss die Devolutionen fast auf Null zu reduciren. Vor
dem J. 1454 war die Person, welcher vom Könige die Ansprüche zu einer
Devolution überlassen worden sind, nicht verpflichtet, die Gerichtskosten
der Gegenparthei, die ihr besseres Recht erwiesen hatte, zu tragen. In dem
eben erwähnten Jahre wurde jedoch das Gegentheil bestimmt. Die Bestim-
mung darüber lautet folgends : Item, ktož jest co na králově milosti za
odůmrť uprosil, a to Ze jest již přesúzeno, ta věc buď tak zachována, jakž
přesúzeno jest. A z toho, což jest přesúzeno do této chvíle, nemá býti
pohoněno ze škod, ale buď zaminuto; než což ještě přesúzeno nenie, ob-
drží-li ten právo královo, ktož jest co vyprosil, ten toho poživ, pakli ne-
obdrží, tehdy ze škod muož od toho pohnán býti, na komž jest vyprošeno....
A již po dnešní den ktož která odúmrť uprosí a koho k nákladóm při-
praví a práva králova neprovede a neobdrží, takový každý bude moci z škod
pohnán býti. A jestli že by kto to na králi vyprosil, nemaje nic na dědi-
nách svobodných, a jestli že by sobě to královým dáním chtěl vésti, tehdy
k úřadu pro škody a náklad zaruč. In Folge dieser Eestimmung wurden
viele davon abgehalten sich derartige Güter als vor dem Könige zu erbitten,
ausser wenn sie sicher waren, dass sie ihnen wirklich als devolute Güter
von dem Hoflehengerichte zugesprochen werden. Im J. 1497 würden von
dem Könige die Ansprüche auf Devolutionen förmlich aufgegeben, wenn
Verwandte des Verstorbenen vorhanden waren, und seit dieser Zeit sind die
Prozesse über Devolutionen äusserst selten, d. h. nur auf jene Fälle be-
schränkt, wo keine Verwandte vorhanden waren. Daher hören mit dieser
Zeit die Quaterni proclamationum auf. F. Palacký, Arch. č. V, 467.
a o
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klärungen der Lehengüter für freie Güter unter Wladislaw II. und
Ferdinand I. bilden eine gewisse Epoche in den Annalen des Hof-
lehengerichtes und desshalb auch bei den Büchern dieses Gerichtes.
Desshalb wollen wir uns zuerst mit den älteren d. h. vor die Mitte
des XVI. Jahrhunderts reichenden Hoflehentafelquaternen beschäf-
tigen und dann erst die späteren Quaterne aufzählen.
Aus der älteren Reihe der Hoflehentafelquaterne scheiden wir
zuerst jene Quaterne heraus, in welche Avfzeichnungen über Ver-
handlungen vor dem Hoflehengerichte eingetragen wurden, welche die
an den König heimgefallenen Güter zum Gegenstande hatten; denn
derartige Verhandlungen nahmen das Hoflehengericht zumeist in An-
spruch. Eine kurze Skizze des Prozesses über heimgefallene (devo-
lute) Güter belehrt uns am besten über den Inhalt der hieher ge-
hörigen Quaterne und Quaternarten.
Seit uralten Zeiten bestand in Böhmen der Usus, dass wenn
jemand ohne letztwillige Anordnung gestorben ist, die Güter des-
selben unter gewissen Beschränkungen an den Landesfürsten heim-
gefallen sind. Dieser schlug sie entweder zu den Kammergütern oder
verschenkte seine Ansprüche an andere Personen für bereits gelei-
stete oder noch zu leistende Dienste. Natürlicherweise geschah die
Verschenkung unter der Bedingung, dass andere Personen, die allen-
falls ein besseres Recht zu den Gütern hätten als der König, in
ihren Rechten nicht verkürzt werden sollen. Machten nun dem Kö-
nige gegenüber oder dem der in seine Rechte eintrat andere Per-
sonen ihre Rechte geltend, so wurde darüber der Process bei dem
Hoflehengerichte eingeleitet. Die hiebei eingeschlagenen Wege stellen
sich folgendermassen dar.
Der König richtete an das Hoflehengericht, gewöhnlich an den
Notar dieses Gerichtes, ein Schreiben, in welchem gesagt wurde,
dass nach dem Tode dieser oder jener Person die Güter der-
selben dem Könige zugefallen sind und dass er seine Ansprüche
diesem oder jenem geschenkt habe. Zugleich wurde in diesem königl.
Schreiben der Notar des Hoflehengerichtes aufgefordert, dieser Person
die litera proclamationis auszufolgen und die Bemerkung hinzugefügt,
ob der Beschenkte für die erhaltene Devolution irgend welche Dienste
zu verrichten haben wird (A).. Der Notar des Hoflehengerichtes
fertigte sodann den Proklamationsbrief aus, der auf den Stadtrath
der dem devoluten Gute zunächst liegenden Stadt gerichtet war, und
forderte darin den Stadtrath auf, an drei nach einander folgenden
Markttagen durch den Stadtbüttel dem anwesenden Volke bekannt
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zu geben, dass das betreffende Gut von dem Könige als eine Devo-
lution erklärt wurde und dass diejenigen, die ein grösseres Recht zu
demselben zu haben vermeinen, ihr Recht in der legalen Frist bei
dem Hoflehengerichte geltend machen (B). Die Uebergabe dieser
Zuschrift des Hoflehengerichtes an den betreffenden Stadtrath hatte
die Person, die ihre Ansprüche auf die Devolution vom Könige er-
hielt, entweder selbst oder eine von ihr abgeschickte Person zu über-
mitteln. Nach dreimaliger Proklamirung des heimgefallenen Gutes
stellte der Rath der Stadt, wo die Proklamation stattfand, ein Zeug-
niss über das dreimalige vollgezogene Stattfinden dieses Aktes aus
und übergab es wieder an die Person, der der König seine Ansprüche
übergeben hat oder an ihren Stellvertretter, die das Zeugniss sodann
den Hoflehenbeamten zu übermitteln hatten (C). Wenn binnen 6
Wochen nach der letzten Proklamirung niemand sein Recht zu dem pro-
klamirten Gute geltend gemacht hat, so wurde zu dem jeweiligen Be-
sitzer des Gutes eine Zuschrift des Hoflehengerichtes geschickt, in
welcher ihm die vollbrachte Proklamirung notificirt und die Auffor-
derung zu der Geltendmachung seiner etwaigen Rechte zu dem Gute
beigefügt wurde. Zu dem festgesetzten Termine kamen nun die
Partheien vor das Hoflehengericht und bemühten sich ihre früher an-
gemeldeten Rechte zu beweisen (D). Die einen führten Zeugen vor
(D, a), die anderen brachten Urkunden oder Landtafelextrakte (D, b)
zu Bekráftigung ihrer Angaben herbei, andere suchten ihre Rechte
auf eine andere Weise darzuthun. Wenn die Devolution nicht an-
gefochten oder wenn die Geltendmachung von Ansprüchen auf das de-
volute Gut durch das Hoflehengericht als in den Rechtssatzungen
unbegründet, d. h. wenn die Devolution trotz der dagegen erhobenen
Widersprüche durch das Gericht wirklich für eine solche erklärt
wurde (E), so erfolgte die Einführung in die devoluten Güter, die
mit der Abschätzung derselben endete (F).
Diese gedrängte Uebersicht der gerichtlichen Verhandlung über
devolute Güter gibt uns den Wegweiser bei Zusammenstellung dieser
Abtheilung der Hoflehentafelquaterne. Anfangs waren die Notitzen über
den Verlauf der Verhandlung sehr kurz, wurden mit der Zeit immer
breiter und breiter, so dass man später statt der kurzen Notitz über
das Stattfinden eines Gerichtsaktes die Beweismittel selbst unter die
Aufzeichnungen einrückte und desshalb auch der besseren Uebersicht
wegen für derartige Beilagen besondere Quaterne angelegt hatte.
Die Quaterne Proclamationum primus v. J. 1380—1395
(jetzt N. 13), proclamationum secundus v. J. 1395—1410
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(jetzt N. 14), proclamationum tertius v. J. 1411—1440 (jetzt
N. 15) enthalten noch Aufzeichnungen über alle Stadien des Rechts-
strittes (also von A—F der oben angedeuteten Hauptmomente des
Prozesses), obgleich man schon damals die Literas regales und ein-
zelne des Beweises halber beigebrachte längere Urkunden in die
Protokollquaterne einzutragen pflegte.
Aus den Quaternen proclamationum quartus, v. J. 1453—1480
(jetzt N. 16) und proclamationum quintus v. J. 1481—1497 und
einzelne Rechtsstritte bis 1562 (jetzt N. 17) sind wie oben ange-
deutet wurde, mehrere Arten von Aufzeichnungen ausgeschieden und
in andere Quaterne eingetragen worden, und auf diese Weise ent-
standen andere Qnaternabtheilungen, die gewissermassen nur Ergän-
zungen der @Quaternorum proclamationum sind. So die Quaterni
literarum regalium (A) vom J. 1454—1496 (jetzt N. 26); und vom
J. 1496 bis in die Zeit Ferdinand’s I. reichend (jetzt N. 27); dann
die Extractus tabularum terra (D, b) (jetzt N. 20 u. 21); dann die
Quaterni judiciorum et testimoniorum (D, a) vom J. 1455 —1495
(jetzt N. 33), v. J. 1496—1510 und 1488—1525, (jetzt N. 34), vom
J. 1500—1504 (jetzt N. 35), v. J. 1538—1560 (jetzt N. 37); und
der rubeus inductionum alias rationum tempore Sigismundi impera-
toris inchoatus (F) v. J. 1437—1498 und einzelne Stücke bis zum
J. 1546 (jetzt N. 23). Hier dürften eingereicht werden die zwei oben
erwähnten Register der Devolutionen v. J. 1406 u. 1416, die der
Burg WySehrad vom Könige zugewiesen wurden (jetzt N. 27 u. 28).
Theilweise zu der oben besprochenen Gruppe der Hoflehentafel-
quaterne, theilweise zu den noch später anzuführenden Quaternarten
gehören die Quaterni protocolla, indem sie gewissermassen als Con-
cept- oder Schmierbücher für alle Aufzeichnungen des Hoflehenge-
richtes bestimmt waren, und die meisten dieser Aufzeichnungen aus
diesen Protokollquaternen in besondere Quaterne erst übertragen
wurden. Bis zum 16. Jahrhundert gehören dazu die nun folgends
bezeichneten Quaterne: N. 2 (protocollum antiquissimum et primum
v. J. 1410—1417) N. 3 (vom J. 1418 und 1419), N. 4 vom J. 1419
und 1437, N. 22 (v. J. 1453—1457), N. 5 (v. J. 1457—1482), N. 6
(vom J. 1482—1500). Hieher dürften auch am ehesten die Nummern
30, 31 und 32 zu verweisen sein, die als Handbücher für verschiedene
Notitzen der Beamten bestimmt zu sein scheinen.
Andere Quaternarten der Hoflehentafel sind nicht so zahlreich,
wie die Quaterni proclamationum und die hieher einschlägigen Quatern-
abtheilungen, woraus man wohl schliessen kann, dass die Verhand-
90
lungen über Devolutionen die Thätigkeit des Hoflehengerichtes zu-
meist in Anspruch nahmen. Deshalb haben wir von den älteren,
d. h. nicht viel über die Mitte des XVI. Jahrhunderts reichenden
Quaterne nur folgende anzuführen: Liber eitationum v. J. 1383 bis
1407 (jetzt N. 18), u. Liber citationum v. J. 1407—1530 (jetzt N.
19), in welche Aufzeichnungen über alle anderen Strittsachen, die
vor das Hoflehengericht gehörten, eingetragen wurden, dann die Qua-
terne, in welche Eintragungen von Eigenthumsrechten zu Lehengütern
stattfanden. Den ersten Platz nehmen hier der Liber terra v. J.
1414—1482 (jetzt N. 62) und der Liber hereditatum omagialium v.
J. 1482—1560 (jetzt N. 63) ein, die wir füglich die Kaufquaterne der
Hoflehentafel nennen könnten. Wie die Quaterni proclamationum
und die Libri citationum für die Erkenntniss des böhm. Lehen-
rechtes wichtig sind, ebenso wichtig sind die zwei letztgenannten
Quaterne für die Erkenntniss der Besitzveränderungen in dem Lehen-
besitze. Hieher gehört auch der Liber obligationum v. J. 1445 und
1530. Mit N. 52 der jetzigen Bezeichnung der Hoflehentafel (Dsky
relací listův královských, též od soudův buď komorního neb purkrab-
ství pražského vyšlých; item vkladové správ těch, kdež dědinami
manskými spravují dědiny svobodné) wollen wir die ältere Quatern-
reihe der Hoflehentafell schliessen.
Spätere als oben aufgezählte Quaterne der Hoflehentafel sind:
Protocollum VI de anno 1624—1638 (jetzt N. 7), protocollum VIII
de anno 1660—1665 (jetzt N. 9), protocollum IX de anno — 1666
bis 1672 (jetzt N. 10), protocollum X de anno 1672—1678 (jetzt
N. 11), protocollum XI d. a. 1683—1715 (jetzt N. 12), registra bilä
svědomí soudu dvorského v. J. 1565—1616 (jetzt N. 38), registra
svědomí v. J. 1663 u. 1664 (jetzt N. 39), extractus tabularum terr&
(jetzt N. 40), dsky dvorské půhonů a nálezů III v. J. 1539—1575
(jetzt N. 42), kvatern bílej nálezů v. J. 1535—1617 (jetzt N. 43),
manuale zasednutí král. soudu dvorského I v. J. 1586—1651 (N. 44),
vom J. 1651—1684 (N. 45), und v. J. 1684—1738 (N. 46), manuale
adnot. termin. v. J. 1693 (N. 47), manuale decretorum, consensuum etc.
v. J. 1697—1709 (N. 48), manual relací komorníka v. J. 1654—1688
(N. 49) u. v. J. 1688—1752 (N. 50), registra správní Smědovická
v. J. 1560 (N. 51), dsky relací listův královských v. J. 1589—1656
(N. 53), lvové relací rescriptorum v. J. 1651—1683 (N. 54), grüner
Quatern der Relationen v. J. 1656—1724 (N. 55), kvatern lvové
barvy reskriptů v. J. 1682—1727 (N. 56), kvatern relací druhý lvové
barvy v. J. 1683—1753 (N. 57), kvatern I. práv vedení v. J. 1626
* a
91
bis 1667 (N. 58), kvatern II žluté barvy práv vedení v. J. 1665 bis
1726 (N. 59), II kvatern fialový práv vedení v. J. 1683—1761 (N.
60), kvatern třetí ordinární zápisův (protocollum N. 63) v. J. 1501
bis 1636, kvatern červený zápisní starý v. J. 1536—1671, (N. 64),
kvatern červený zápisní první v. J. 1651—1683 (N. 65), drubý v.
J. 1683—1728 (N. 66), dsky nové památné v. J. 1542 (N. 67), dsky
nové památné bílé v. J. 1623—1740 (N. 68), kvatern nový kropený
přísah lenních, poručenství a poděkování v. J. 1691—1731 (N. 69),
kvatern zelený zpráv ke dvoru a jinam (v. J. 1683—1726 (N. 70),
kvatern obnovení přísah v. J. 1709—1759 (N. 72), protocollum der
der rechtlichen Termine und Anmeldungen v. J. 1709—1728
(N. 73), gesprengtes Protocollum II v.J. 1728 (N. 74), III v. J. 1737
(N. 75), weisses Prot. v. J. 1748 (N. 76), weisses anderes V v. J.
1764 (N. 77), weisses drittes VI v. J. 1777 (N. 78), protocollum
sessionum v. J. 1739—1783 (N. 79), grünes manuale decretorum et
diversorum consensuum et inductionum v. J. 1707—1770 (N. 80),
protocollum decretorum, missivarum, citationum etc. v. J. 1731—1742
(N. 81), v. J. 1742—1767 (N. 82), v. J. 1767—1782 (N. 83), v. J.
1782—1785 (N. 84), manuale consensuum v. J. 1772—1851 (N. 85),
kvatern druhý fialový práv vedení a žalob, zápovědí též inrotulaci etc.
v. J. 1760—1808 (N. 86), kvatern nový druhý červený nálezův a
vejpovědí, v. J. 1676—1779 (N. 87), třetí v. J. 1780—1840 (N. 88),
kvatern bílý k JM. rozličných zpráv, též p. místodržícím insinuatí v.
J. 1725—1736 (N. 89), kvatern bílý II ete. v. J. 1737—1746 (N.
90), kvatern kropenatý I rozličných zpráv ete. v. J. 1753—1767
(N. 91), kv. krop. II etc. 1768—1778 (N. 92), kv. krop. III v. J.
1778—1783 (N. 93), guaternus contractuum nucei coloris v. J. 1726
bis 1751 (N. 94), quaternus contr. ceruleus coelestis coloris v. J.
1751—1764 (N. 95), quat. contr. albus v. J. ‚1764 (N. 96),
guat. argenteus der Nobilitationen v. J. 1721—1850 (N. 97), guat.
aureus contractuum etc. v. J. 1725—1808 (N. 98), quat. fusco-caeru-
leus testamentorum, der Vormundschaften, erblichen Einführungen
v. J. 1728—1809 (N. 99), quat. ruber carmasineus der Vollmachten
und der juramentorum homagialium v. J. 1731—1787 (N. 100), guat.
versicoloris II obligationum et cessionum v. J. 1728—1827 (N. 101)
und III v. J, 1827—1850 (N. 101/a), quat. viridis marini coloris
cautionum v. J. 1731—1833 (N. 102), guat. violacei coloris quietan-
'tiarum v. J. 1728—1829 (N. 103), quat. viol. col. quiet. II v. J.
1829—1850 (N. 103/a), quat. rubei rosacei coloris der Kontrakte
der Karlsteiner Lehen v. J. 1755—1823 (N. 104), eisenfarbener Qua-
92
tern der Vollmachten u. Juramente v. J. 1755—1786 (N. 105), guat.
pomi aurei coloris der Homagialien v. J. 1794—1850 (N. 106), quat.
viridis graminei coloris der Urkunden über die Lehenherzogthümer
Troppau u. Jägerndorf in Schlesien v. J. 1806—1817 (N. 107), kniha
manská karlšteinská v. J. 1605—1626 (N. 111), kniha manskä karl-
šteinská II im J. 1624 anfangend und bis in das 2. Viertel des
XVIII. Jahrhunderts gehend (N. 112), liber feudorum Carlsteinensium
ruber v. J. 1624 (N. 113), liber feudorum Carlsteinensium albus v. J.
1734 (N. 114), liber rescriptorum, decretorum et memorabilium do-
minii Carlsteinensis et Milinensis 1734—1741 (N. 115), Karlsteiner
protocollum sessionum v. J. 1734 (N. 116), Karlst. prot. exhibitorum
v. J. 1734—1735 (N. 117), Karl. prot. commissionum v. J. 1734
(N. 118), Karl. repertorium registrature v. J. 1734 (N. 119), Karl.
repert. actorum v. J. 1740 (N. 120), Rescripta in Lehenssachen an
das k. k. Landesgubernium v. J. 1732 (N. 121), Quatern der Kon-
trakte v. J. 1810—1830 (N. 122), dasselbe v. J. 1830—1850 (N.
122/a), Quatern der Testamente und Erbserklárungen v. J. 1719 bis
1750 (N. 123), Quatern der Vormerkungen v. J. 1809 —1842 (N. 124),
Begránzung und Seperationsguatern v. J. 1827—1837 (N. 125/a),
dasselbe v. J. 1837—1840 (N. 125/b), Quatern der Geldlehen v. J.
1829 (N. 127), Quatern der Emphiteutisirungen v. J. 1830 —1843
(N. 128), blaugesprengter Quatern verschiedener Urkunden v. J.
1805 (N. 129), III. Quatern der Testamente und Erbserklärungen v.
J. 1833 (N. 131), prov. Hauptbuch über das Lehenfürstenthum Olmütz
v. J. 1837 (N. 136), rother Quatern der Sentenzen v. J. 1840 (N.
137), dasselbe der Vormerkungen v. J. 1842 (N. 138), II Quatern
der Emphiteutisirungen v. J. 1843—1846 (N. 139), Vormerkbuch
über Lehensindulte (N. 140), Instrumentenbuch des Lehensfürsten-
thums Olmütz (N. 147, 148), III. Quatern der Emphiteutisirungen
v. J. 1846—1850 (N. 152), Quatern der Kontrakte v. J. 1850—1853
(N. 155), Lehensrepertorium (N. 156). Zur Hoflehentafel von ander-
wärts wurden übertragen: dsky manské Trutnovské v. J. 1445 (N.
23) und der Quatern der Friedländerlehen u. Briefe v. J. 1624.
Auch die oben aufgezählten Quaterne der Karlsteiner Lehen scheinen
auf etwas ähnliches hinzuweisen. Als zur Hoflehentafel nicht gehörig
also nur zufälligerweise in die Aufzählung der Hoflehenquaterne auf-
genommen sind die Quater N. 1. (enthaltend den ältesten Text des
Rechtsbuches des alten Herrn v. Rosenberg und viele Formeln aus
der Mitte des XIV. Jahrhunderts), dana N. 108 (práva zemská král,
93
Českého v. J. 1549), N. 109 (práva městská v. J. 1579) und N. 110
(jus feudale Henrici a Rosenfeld).
Wenn man nur oberflächlich die Quaterne der Hoflehentafel
darchgeht, so muss man über die Reichhaltigkeit des in derselben
enthaltenen Materiales staunen und sich wundern, dass man dasselbe
mit Ausnahme einiger kleineren Anläufe bis auf den heutigen Tag
brach liegen liess. Dieser Umstand bewog mich der Hoflehentafel
mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden und dieselbe bis zum XVI. Jahr-
hundertes sowohl in rechtshistorischer als auch in genealogischer
und topografischer Hinsicht durchzuarbeiten, so dass ich vielleicht
in nicht gar zu langer Zeit die Resultate meiner Arbeit werde der
Oeffentlichkeit übergeben können.
Sitzung der mathem.-naturhistorischen Classe am 28. Juni 1870.
Anwesend die Herren Mitglieder: Krejčí, v. Waltenhofen,
Šafařík, Weyr; als Gast Herr Weselý.
Herr Prof. v. Waltenhofen hielt einen Vortrag: „Ueber
einige Resultate seiner neuesten elektromagnetischen Untersuchungen.
Herr Jos. Wesely las eine Abhandlung: „Ueber die analy-
tisch geometrische Auflösung einiger photometrischen Probleme, und
über ein neues Photometer. (In böhm. Sprache.)
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Verzeichniss der seit dem 1. Januar bis letzten Juni 1870 eingelangten
Druckschriften.
Von der kön. Akademie der Wissenschaften zu München:
Catalogus codicum latinorum bibliothece reg. Monachensis.
4 v vě 08b 1M ,
Sitzungsberichte der k. Akad. der Wiss. zu München 1869.
DAT 1 2.8. 4. 1800.11. |
Zeitschrift des Harz-Vereins für Gesch. u. Alterthumskunde,
2. Jahrgang 4 Heft. 3. Jahrg. 1 Hft. (Werningerode).
Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe
1860. 4 Hit.
Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappij der Neder-
land.-Letterkunde te Leiden. 1869.
Levensberichten der ofgestorvene Medeleden van de Maatsch.
der Nederl. Letterk. 1869.
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landes-
kunde. Neue Folge II. 3. 4. 5. 6. Kassel 1869.
Archiv für hessische Gesch. und Landeskunde XII. B. 5. Hft.
Vom demselben Vereine: Quatuor calendaria pr&sentiarum ec-
elesi® fritzlariensis de annis 1340, 1360, 1390 et 1450. I.
K. V. Zapa Česko-Moravská kronika. Sešit 41. (Geschenk des
H. Verf.)
Nova acta regie societatis scientiarum Upsaliensis. Ser. III.
Vol. I. 1.
Nestors russiske Kronike, oversat of C. W. Smith. (Gesch. des
H. Uebersetzers.)
Catalogue of scientific papers. Publ. by the royal Society of
London. Vol. III. (1869).
Bulletin de la société imp. des naturalistes de Moscou. 1869.
Nr. 1. 2—4.
Atti del reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. T.
XIV., ser .IIL disp. 2. 9. T. XV. ser. 3. disp. 1.
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Nr. 11—18.
95
Jabrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Jahrg. 1869 Nr. 4.
und 1870 Nr. 1.
Bollettino del r. Comitato geologico d'Italia. Nr. 1—6. Fi-
renze 1870.
Annales de Vobservatoire roy. de Bruxelles. 1869 (Schluss) 1870.
Extrait des procés-verbaux des séances de la société des sciences
phys. et natur. de Bordeaux. 1869.
Monatsberichte der k. preuss. Akademie der Wissensch. No-
vember, Dezember 1869. 1870 Januar, Februar, Márz, April.
Sechszehnter Bericht der Philomathie in Neusse. 1869.
Von der k. k. Schulbůcher-Verlags-Direkzion in Wien:
Letture italiane da Fr. Ambrosoli. 3 Theile. — Elementi di Al-
gebra da Toffoli.
Antologia italiana da Fr. Carrara. 5 Thl.
Ruthenische Chrestomathie, Zoologie, Botanik, Mineralogie in
ruth. Sprache.
Denkmáler der sůdslavischen Literatur, serbisches Leseb., 3 Thl.
Slovenisches Lesebuch 4 Thl. Slovenische Reichs- und Lán-
derkunde.
Mitheilungen des historischen Vereins fůr Krain. 1868.
Zeitschrift des histor. Vereins fůr Niedersachsen. Hanover 1868.
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellsch. 4. Heft. Berlin
1869; 1870. 1 Hit.
Nachrichten von der kön. Gesellsch. der Wissensch. und der
Georg-August-Universitát zu Göttingen v. J. 1869.
Roczniki Towarzystwa przyjaciól nauk Poznaúskiego. Tom. V.
Katalog biblioteki Towarz. przyjaciól nauk Pozn.
Preisschriften, herausgeg. von der fůrstl. Jablonowskischen Ge-
sellsch. zu Leipzig. Heft XIV. und XV.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellsch. in
Wien. Jahrg. 1869.
Commelinaceae indicae, imprimis archipelagi Indici, auctore
Carolo Hasskal, Vindob. 1860.
Von der kön. dänischen Gesellsch. der Wissenschaften:
Det kong. Danske Vídenskabernes Selskabs skrifter. IV.
Serie 1, 2.
Abth. für Naturwissensch. u. Mathem. V. Serie 1—5 Bd.
Abth. für Gesch. u. Philos. V. Serie 7 Hefte.
Oversigt over det kgl. danske Videnskab. Selskabs For-
handlinger. 15 Bde. (vom J. 1853 bis 1867.)
96
Archives du Musée Teyler. Vol. II. fasc. 4. Harlem. 1869.
Jahrbücher und Jahresbericht des Vereins für meklenburg.
Geschichte und Alterthumskunde. 34 Jahrg. Schwerin 1869.
Mémoires de la société roy. des antiquaires du Nord. Nouv.
serie 1867 et 1868.
Aarboger for nordisk oldkyndighed og historie, udgivne af det
kong. nordiske Oldskrift—selskab. 1868, 3 und 4 Hft., 1869,
1 und 2 Hit.
Tillaeg til Aarboger for nordisk oldkyndighet og historie. Aarg.
1868. Kjöbenhavn 1869.
Rad jugoslavenske Akademie znanosti i umjetnosti. Kn. IX. X.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande.
Bonn. Hft. 46 u. 47. (1868 u. 1869.)
Mémoires de Académie imp. des sciences de St. Pétersbourg.
VII série. Tome XII. Nr. 8.— T. XIV. Nr. 1—7.
Bulletin de VAcad. imp. des sciences de St. Pétersb. T. XIV.
Feuilles 9, 16, 17—21.
Zpráva českého akadem. spolku ve Vídni. Ročník I.
Die ersten zehn Jahre des Gabelsberger Stenographenvereins
in Prag. Denkschrift. 1870.
Prvni desitileti praäskych stenografü gabelsbergskych.
Rud. Temple, Ueber den Einfluss der Natur auf die Landwirth-
schaft. Pest 1870. (Gesch. des H. Verf.)
Die Fortschritte der Physik im J. 1866. Dargest. von der phy-
sikal. Gesellsch. zu Berlin.
R. Comitato geologico d'Italia. Bolletino. Firenze 1870. Nr. 1—6.
Preudhomme de Borre, Description d’une nouvelle espece du
genre Varan. (Gesch. des H. Verf.)
Dr. Fr. J. Studnička, O.determinantech. V Praze 1870. (Gesch.
des H. Verf.)
E. Bertin, Etude sur la houle et le roulis. Cherbourg 1869.
(Gesch. des H. Verf.)
Centralblatt für die gesammte Landeskultur, herausgeg. von der
k. k. patriot.-ökonom. Gesellsch. im Königr. Böhmen 1870.
Hospodářské Noviny, 1870.
Mitheilungen der k. k. Máhr.-schles. Gesellsch. zur Befórd. des
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Brünn 1869.
Schriften der histor.-statistischen Section der k. k. máhr-schles.
Gesellsch. zur Befórd. des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde.
1:9.-17..18,;19,
97
Notizenblatt der histor.-statist. Section derselben Gesellschaft.
Brünn. 1869.
César Settimanni, D'une seconde nouvelle methode pour déter-
miner la parallaxe du soleil. Florence 1870. (Gesch. des H. Verf.)
Abhandlungen, herausgeg. vom naturwissenschaftl. Vereine zu
Bremen. H. Bd. 2 Hft.
Mémoires et documents publiés par la [Société d'histoire et
d’archeologie de Geněve. T. XVII. Livr. I.
Joachim Barrande, Systeme silurien du centre de la Bohéme.
1. partie: Recherches Paléontologigues. Vol. II. Céphalopodes. 4. série.
Planches 351 ä 460. (Gesch. des H. Verf.)
J. Barrande, Syst&me silurien etc. Céphalopodes. 4. serie. Distri-
bution horizontale et verticale des Céphalopodes dans les contrées
siluriennes. (Gesch. des H. Verf.)
J. Barrande, Distribution des Céphalopodes etc. Extrait du sy-
stěme sillur. (Gesch. des H. Verf.) ©
J. Barrande, Défense des Colonies. IV. (Gesch. d. H. Verf.)
Extrait des proces-verbaux des séances de la société des sciences
phys. et natur. de Bordeaux.
Neues Lausitzisches Magazin. 47. Band. 1 Hft.
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Herausgeg.
von dem naturwissensch. Verein für Sachsen u. Thüringen zu Halle.
Jahrg. 1869.
Annalen der kön. Sternwarte bei München. XVII. Bd.
IX. Supplementband zu den Annalen der Münchner Sternwarte.
Von der k. sächsischen Gesellsch. der Wissensch. zu Leipzig:
Bericht der mathem.-physik. Classe, 1867, II. IV. 1868, I. II.
III. 1869 I.
Bericht úber die Verhandlungen der naturforsch. Gesellsch. zu
Freiburg i. Br. V. 2.
Dr. Ant. Fritsch, Naturgeschichte der Vögel Europa’s sammt
Atlas. (Gesch. des H. Verf.)
Von der kais. Akademie der Wissensch. zu Wien:
Sitzungsberichte der philos.-histor. Classe, LXI. Bd. 2, 3 Hit.
LXII. Bd. 1—3, 4. Hft.
Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe. 1869. I. Abth. 3, +,
6, 7. IL Abth. +, 6, 7.
Denkschriften der philos.-histor. Classe. XVL—XVIH Bd.
Denkschriften der math.-naturw. Classe. XXIX. Bd.
Archiv für Kunde österr. Geschichtsguellen. 41 Bd. 1, 2 Hit.
Sitzungsberichte IV. 7
98
Almanach fůr 1869.
Von der kón. Universitát zu Christiania:
Forhandlinger i Videnskabs-Selskabet. Aar 1868.
Forhandlinger ved de Skandinaviske naturforskeres tiende „móde
i Christiania. 1868.
Nyt Magazin for Naturvideskaberne. Udgiv. af den physiogra-
phiske Forening i Christiania. VI. Bd. 1—4 Hft.
Ebbe Hertzberg, En fremstilling af det norske aristokratis hi-
storie. Christiania 1869.
Det kong. Norske Frederiks Universitets Aarsberetning for 1868.
Index scholarum in Universitate r. Frederic. a. 1869.
La Norvěge litteraire par P. Botten-Hansen. Christ. 1868. '
C. P. Caspari, Ungedruckte Quellen zur Geschichte des Tauf-
symbols u. der Glaubensregel. Christiania 1869.
Achtundzwanzigster Bericht über das Museum Franeisco- Caro-
linum. Linz 1869.
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. IV. Bd.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande.
Heft 47 u. 48.
Vom Ossoliúskischen Institut zu Lemberg:
Slownik jezyka polskiego, przez S. B. Linde. 6 Bände.
Biblioteka Ossolinskich. Poczet nowy. T. L—XII.
Zbiór dokumentów i ustaw dotyczacych Zakladu nar. imienia
Ossoliúskich.
Ustawy zakladu narodn. imienia Ossolinskich.
System wiezien poprawczych Irlandzkich, przez A. hr. Za-
moyskiego.
Mitheilungen der anthropolog. Gesellsch. in Wien. 1870 Nr. 1 2. 3.
Dr. W. Kaulich, Handbuch der Psychologie. Graz 1870. (Gesch.
des H. Verf.)
Dr. Jos. Emler, Reliquie tabularum terra regni Bohemi&. Tom.
I. 1. (Gesch. des H. Verf.)
Bulletin de la Société géologigue de France. Tom. XXVI.
f. 13—56.
Verhandlungen des naturhist. Vereins der preussischen Rhein-
lande u. Westphalens. 26. Jahrg.
Mémoires de la Société des sciences naturelles de Stras-
bourg. Tome VI. 2.
Bulletin de la Société des sciences nat. de Strasb. 1868.
Nr. 1—3 bis 11. 1869 Nr. 1—10.
99
Bulletins de VAcadémie roy. des sciences de Belgique. 2. série.
T. XXVII., XXVIII.
Mémoires couronnés, publ. par VAcad. roy. de sciences de Bel-
gigue. T. XXXIV. — Mém. couronnés (in 8°) T. XXI.
F. A. Snellart, Nederlandsche gedichten uit de veertiende eeuw
van Jan Boendale, Hein van Aken en anderen.
Annuaire de VAcadémie roy. des sciences, des lettres et des
beaux arts de Belgique. 1870.
Ad. Quetelet, Sur les orages observes en Belgique pendant
Vannée 1868.
Ad. Quetelet, Notices sur les aurores boréales de 15 Avr. et
15 Mai 1869.
Ad. Quetelet, Note sur Vaurore boréale du 6 Octob. 1869.
Ad. Quetelet, Sur les étoiles filantes du mois d’Aoüt 1869.
Ad. Quetelet, Sur les orages observés en Belgique. (Geschenke
des H. Verf.)
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrg.
1867 und 1868.
Schriften der königl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu
Königsberg. Zehnter Jahrg. 1. und 2. Abth.
The First Annual Report of the American Museum of Natural
history. New-York. January 1870.
Zehnter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde.
Von der Royal Society zu London:
Philosophical Transations. 1869 Vol. I. II.
Proceedings of the roy. Society. Vol. XVII. Nr. 109, 113. Vol.
XVIII. Nr. 114, 118.
The royal Society, 30. Novemb. 1869.
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Inhalt.
(Die mit * angedeuteten Vorträge sind ausführlich angezeigt.)
Seite
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 10. Januar 1870.
* Toman, Ueber einige Vorschläge, die zur Tilgung der königlichen
Schulden am Anfange der Regierung Rudolfs II. gemacht wurden
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 19. Januar:
* Blažek, O osách souměrnosti . .
Sitzung der Classe fůr Philosopbie, Geschichte und Philologie am 24. Januar:
Tomek, Ueber die Abstammung des Prager Erzbischofs Wolfram
von Škvorec :
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Philologie am 7. Februar:
Wrtä tko, Ueber die von ihm in einer Täborer Handschrift gefundenen
Fragmente eines böhmischen Gedichtes aus dem 14. Jahrhunderte
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 16. Februar:
* Weyr, Ueber höhere Involutionen
* Safařík, Mineralogisch-chemische Mittheilungen über neuere Vor-
kommnisse in Böhmen. (Der erste böhmische Diamant. — Ueber
böhm. Kaoline) .
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 21. er
Tomek, Ueber die Handelsverhältnisse Prags im 14. und am ge
des 15. Jahrhunderts .
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und "Philologie am 7. März:
Hattala, Ueber die anlautenden Consonantengrupp-n im Böhmischen
-= der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 16. März:
* Frič, Ueber die Vertheilung der Cephalopoden im A el Kreide-
gebirge
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 21. März:
* Toman, Ueber die Schicksale des böhmischen Staatsrechtes in den
Jahren 1620 bis 1627 c
Sitzung der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 30. Márz:
Tilsch er, Ueber die Mángel, welche der descriptiven Geometrie an-
haften und über die Mittel durch deren Anwendung die Methode
der descriptiven Geometrie zu einer neuen umgestaltet werden müsse
Zenger, Ueber einen neuen Differential-Photometer . .
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 1. "April:
K. J. Erben, O starych letopisech ruských, pokud se týkají dějepisu
českého doby nejstarší až do vymření Přemyslovcův .. .
Sitzung der Classe fůr die mathem. und Naturwissenschaften am 27. "April:
+ Fritsch, Ueber das Auffinden von neuen Tbierresten aus der so-
genannten Brettelkohle von Nyran bei Pilsen . Mě 5
* Bořický, Mineralogische Mittheilungen .
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 2. Mai:
Tomek, Ueber die im 14. Jahrhunderte in Prag üblich gewe-enen
Vor- und Zunamen i
Sitzung der Classe fůr die mathem. und Naturwissenschaften am 25. Mai:
Helmhacker, O diadochitech v českém silurském útvaru . :
Sitzung der Classe für Philosophie, Geschichte und Philologie am 30. Mai:
* Tomek, O osobě pana Mikoláše, jenž r. 1409 dopomohl mistrům
českým k dosažení tří hlasů v učení Pražském Se sP rok ole
10
Sitzung, der Classe für die mathem. und Naturwissenschaften am 15
vers i * Feistmantel, Ueber Pflanzenpetrefacte aus dem Nyřaner Gass
vé * Studnička, Beiträge zur Theorie der Integration von oo
nearen Differentialeleichungen BEE :
Sitzung der Classe fůr Philosophie, Geschichte und Philologie am 20..
%* Dr. Jos Eml er, Ueber die Hoflehentafel des Königsreichs B Ý
Sitzung der Classe für die mathem, und Naturwissenschaften am 28. Juni: ©
Proť. Dr. v. Waltenhofeu, Ueber emige Resultate seiner neusten
elektromagnetischen Untersuchungen ABER, BE
Wesely, Ueber die analytisch ‘geometrische Auflösung einiger pho
metrischen Probleme, und über ein neues Photometer.
an.
Verzeichniss der seit dem 1. Januar bis letzten Juni 1870 eingelangten , Druck-
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Hands i Torzsiolaid sámmtl. Werke und Auamdiah der k. FR :
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© Bartoš (Bartholomaus von St. Aegydius), Chronik von Prag (1524—31)
im latein. Text bearbeitet von (EORRT: DR so S RER TIA
© Böhm 7. . Ballistische Versuche a Studien. 4. 1861. (195. — 8 Tat).
Tomek, Základy starého mistopisu Prahy. 1, 2, 3,4.. . 2...
- Emler J. Religuiae tabularum terrae citationum vetustissimae. 1867 .
© Hanuš, Quellenkunde und Bibliographie der böhm. Literaturgeschichte . 1.60 ,
- Aug. Sedláček, Rozvržení sbírek a berní r. 1615 . . < < < 2.2... Lo
Weitenweber R. Repertorium sämmtlicher Schriften der königl. böhm. ©
Gesellschaft der Wissensch. vom J. 1769 bis 868... 2...
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